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342 RIMPAII, Einteilung der Leptospirosen. Klinische Wochenschrift a) Gleichm~13iges Vorkommen der verschiedenartigen Leptospirentypell, sowohl bei Nagern als bei Menschen. b) Gleichlaufende Besonderheiten des Befundes hinsicht- lich der Leptospirentypell in mehr oder weniger fern von- einander liegellden Gebieten. c) Vorkommen von verschiedenartigen Leptospirentypen bei Iiranken, die aus demselben Reisfeld stammen. d) Vorkommen von serologischen Zeichen voll Infektionen mit 2 Leptospirentypen bei demselben Iiranken. e) Prozentual ullbedeutende Anzahl der Erkrankungen in Verh~iltnis zu der der Exponierten. f) Relative Seltenheit der Infektionen durch L.i.-h., wenn auch die diesen Leptospirentyp beherbergenden Ratten in ziemlich grol3er Zahl in den Zuflul3kan~ilen vorhanden sind und das Wasser verunreinigen m/~gen, das auch zum t~iglichen Abwaschen llach der Arbeit benutzt wird. g) Eng mit der Lebensweise der M~iuse gebundene zeitliche Bedingtheit der dutch diese Tiere verbreiteten Leptospirosen. Aus der hier vercretenen Auffassung sind unschwer mehrere Folgerungen abzuleiten, die zur Losullg weiterer Fragen der Epidemiologie beitragen dtirften. EINE EINTEILUNG DER LEPTOSPIROSEN. Voi1 W. RIMPAU. Aus der Staatl. Bakt. Unters.-Anstalt Munchen. Die wertvollen Forschungen von P. MINO (Zur Epidemio- logie der Leptospirosen, s. vorsteh. Arbeit) setzen die Unter- suchungen fort, die auf den Reisfeldern Japans, den Zucker- rohrfeldern Australiens und in entsprechenden Gegenden der 3/ialayen-Staatell und in NiederUindisch-Indien auf Lepto- spirosen vorgenommen wurden und bringen sie offenbar zu einein gewissen Abschlul3. Es handelt sich hier um groBe Felderkulturen, die zeitweise bzw. regelm/il3ig so bei den Zucker- rohrfeldern Australiens zur Regenzeit, bei den Reisfeldern ki~nstlich und in weitem Um]ange ubersehwemmt und verschlammt werden und eine hervorragende Siedelungsst~itte fiir kleine Nager, Ratten ulld M/iuse, darstellen, ll)berall werden hier, was wichtig ist, oft im gleichen Gebiete mehrere serologisch trenllbare pathogene Leptospirentypen gefunden mit gr613erer oder geringer Neigung, ikterische Iirankheitsbilder zu er- zeugen, und zum Teil waren kleine Nager Siedelungsst~itten ftir die Erreger. Diesen ktinstlich geschaffenen elldemischen Leptospiren- herden stehen gegentlber, epidemiologisch gesehen, die natur- lichen Herde, auf die die Beobachtungen von MINO beztiglich der Nager nicht so ohne weiteres tibertragen werden kSnnen. Auch bier kommt es erstens im Anschlul3 an gelegentliche grol3e i, Jberschwemmungen und Verschlammungen in Strom- und FluBgebieten zu H~ufungen der Wasserin]ektionen dieser Leptospirosen, wie sie ill beredter Weise J. KATnE ftir das Odergebiet ill Schlesien schildert. Auch geringe Uberuferungen selbst eines kleinen Bachtales kbnnen mancherorts lokale Leptospirosen veranlassen. In diesen nattirlichen endemischell Herden kommt es offellbar aber in zahlellm~Big durchaus beachtlicher VVeise noch zu Infektionen vom Erdboden her, die mit 13berschwemmungen und Wasserinfektionen nichts zu tun haben (Bodeninfektionen). Ich habe auf Grund der Erhebungen in Niederbayern 1937 zuerst darauf aufmerksam gemacht. Der Acker- ulld Wiesenboden zeigte normalen Wassergehalt, die Infektionen traten sporadisch und auch geh~Luft das ganze Jahr tiber auf, sie nahmen yon Ende Juni an zu, hatten HShepunkte zur Erntezeit und klangen nach der Kartoffelernte im Dezember aus. Im feldfieberarmen Jahr 1941 wurden aus Stidbayern 129 FeldfieberfS.11e gemeldet (36 positive Blutkulturen), haupts/ichlich sporadische derartige Bodeninfektionen. Ill diesen nattirlichen Herden sind 1Ratten und M/iuse verschiedener Art vorhanden, aber nicht in der Menge, wie in dell ktinstlichen. Aber alle endemische Herd- arten stimmen fiberein im Reichtum der Arten yon patho- 6enen Leptospiren, In seinem gut durchforschten Arbeits- gebiet hat P. MINO 6 Arten festgestellt. Ein Tell derselben ist bisher auch in Deutschland und im fibrigen Europa ge- funden worden. AuBer dem Erreger der Weilschen Krankheit ztmhtete ich in Stiddeutschland haupts~ichlich L. grippo- typhosa, daneben L. Sejrb ulld L. australis B., IiATI~ in Schlesien L. grippo-typhosa und L. bataviae. Der b6hmisch- m~ihrische Herd, der sich dureh jfingste Feldfiebernachweise in den lireisen Regen (Bayr. ~Vald) und Bergreichenstein an den stidbayerischen zwanglos anschlieBt, hat auch L. grippo- typhosa und L. Sejr5 (Drbohav.). Diese bisherigen Fests.tellullgen yon weitgehender ~7ber- einstimmung der Typen l~iBterwarten, dab wir hier nicht nor chaotischen, sondern nor Verh~iltnissen stehen, die Einteilung und Zusammellfassung gestatten. Das Nagerproblem lautet: Silld die Nager infiziert, well primer der Bodell, das Wasser infiziert war, oder ist der Boden, das Wasser infiziert, weil es die zugewallderten Nager warell, und ferner, spielen schlieBlich die Nager ftir die Ver- seuchullg der Bev61kerung eine entscheidende Rolle? Der Hinweis yon MINO auf einell zeitlichell Zusammenhang yon Nestbau der zu 25 % verseuchten Nager an der Reispflanze mit dem Seuchenanfang ist ftir die Epidemiologie des Reis- felderfiebers sehr aufkl/irend. Unsere deutschen Forschungen verftigen noch nicht tiber gentigelld zahlreiche Untersuchungen der Nager bei Feldfieber, auch der Nachweis von L. grippo- typhosa in Feldm/~usen, wie er nach brieflicher Mitteilung SCE/2FFNER in Holland gelang, 16st das Problem ftir natfirliche Leptospirenherde offellbar nicht. Unserer Meinung nach han- delt es sich urn das geo-epidemiologische Problem der Boden- siedelung der Leptospirell, das entscheidend ist und seiner experimentellen L6sung harrt. Natiirlich ist das Nager- problem weitgehendst iiir dell Seuchelldienst wichtig mit Rticksicht auf Bekg~mpfungs- und VerhutungsmaBnahmen. Bei der Weilschell Krankheit wird bekanntlich schon gegen Ratten als l)bertr~tger vorgegallgen. Diese Fragen sollen hier nur kurz mit Rticksicht auf eine Einteilung der Leptospirosen gestreift werdell. Die Entscheidung ist mit Rticksicht auf eine allzustrebende AnzeigevorschriJt ftir Leptospirosen notwendig. P. MINO h~lt es ftir gentigelld, wenn man von Leptospirosen spricht und die einzelnen Typen mit Namen des Fundortes usw. anffihrt, so vermeidet er die Bezeichnung Feldfieber. ~hnlich schreibt 1938 auch SAWERS ill Australien. SCHff~rNER gab auf dem TropeiakongreB ill Amsterdam eine Tabelle mit Tellung in ikterischell und nicht- ikterischen Krankheitsverlauf der einzelnen Typell, /iuf3ert sich aber nicht welter grullds~tzlich dazu. Meiner Meinung nach ist es ftir die ~Lrztliche Praxis, ftir Krankheitslehre, ftir Seuchendiellst und Forschung besser eine Einteilung hier zu haben, auch wenll sie M/ingel hat, als keine. Eine allein mSglich erscheinellde Einteilung der Leptospirosen ist die in eine ikterische Krankheitsgruppe (Leptospiren-Gelbsucht) und eine nicht ikterische Krankheitsgruppe. Sie hat ihre M~ngel, dellll der Ikterus ist ein ullsicheres Symptom, das bei dell ,,ikterischen" Leptospirosen nicht stets vorhallden ist (bei Weilscher Krankheit zu nur etwa 4 ~ %), und das bei der an- ikterischell Gruppe ausnahmsweise vorhanden sein kann (Feldfieber etwa 2 %) und dessen H~Lufigkeit wohl auch vom Erreger nicht allein bestimmt wird. Sie hat aber.dell Vorteil, dal3 der Hinweis auf den Ikterus die /irztliche Praxis anh/ilt auf Leptospiren-Gelbsucht zu achten. So werdell gerade die schweren, d. h. ikterischen Formen zum VorteiI der Krankell erkannt und wird tier Seuchendienst auf endemische Herde leichter hingewiesen. Soll die anikterische Krallkheits~ gruppe untergeteilt werdell ? Zur Zeit handelt es sich bier um zwei der Herkunft der Ansteckung nach zu unterscheidende Infektionen. Die eine wird erworben durch Aufsuchen der Ansteckungsorte draul3en im Freien, im Feld, im Wald und auf der Wiese, durch "vVasser und Bodeninfektionell. Die andere, das Canicolafieber, beruht auf Kontaktinfektion mit kranken Hundell. Das rechtfertigt sicherlich eine Einteilung. Die ,,AuBeninfektionen" dieser Gruppe habell ill Europa wenigstells dell genanllten Typenreichtum. Es ist doch zweifellos ftir alle Beteiligtei1 zweckm~Big, diese verschiedenen Typen nicht einfach nebeneinander aufzuz~hlen, ~onderi~ sie

Eine Einteilung der Leptospirosen

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Page 1: Eine Einteilung der Leptospirosen

342 RIMPAII, Einteilung der Leptospirosen. Klinische Wochenschrift

a) Gleichm~13iges Vorkommen der verschiedenartigen Leptospirentypell, sowohl bei Nagern als bei Menschen.

b) Gleichlaufende Besonderheiten des Befundes hinsicht- lich der Leptospirentypell in mehr oder weniger fern von- einander liegellden Gebieten.

c) Vorkommen von verschiedenartigen Leptospirentypen bei Iiranken, die aus demselben Reisfeld stammen.

d) Vorkommen von serologischen Zeichen voll Infektionen mit 2 Leptospirentypen bei demselben Iiranken.

e) Prozentual ullbedeutende Anzahl der Erkrankungen in Verh~iltnis zu der der Exponierten.

f) Relative Seltenheit der Infektionen durch L.i.-h., wenn auch die diesen Leptospirentyp beherbergenden Rat ten in ziemlich grol3er Zahl in den Zuflul3kan~ilen vorhanden sind und das Wasser verunreinigen m/~gen, das auch zum t~iglichen Abwaschen llach der Arbeit benutzt wird.

g) Eng mit der Lebensweise der M~iuse gebundene zeitliche Bedingtheit der dutch diese Tiere verbreiteten Leptospirosen. Aus der hier vercretenen Auffassung sind unschwer mehrere Folgerungen abzuleiten, die zur Losullg weiterer Fragen der Epidemiologie beitragen dtirften.

EINE EINTEILUNG DER LEPTOSPIROSEN.

Voi1 W. RIMPAU.

Aus der Staatl. Bakt. Unters.-Anstalt Munchen.

Die wertvollen Forschungen von P. MINO (Zur Epidemio- logie der Leptospirosen, s. vorsteh. Arbeit) setzen die Unter- suchungen fort, die auf den Reisfeldern Japans, den Zucker- rohrfeldern Australiens und in entsprechenden Gegenden der 3/ialayen-Staatell und in NiederUindisch-Indien auf Lepto- spirosen vorgenommen wurden und bringen sie offenbar zu einein gewissen Abschlul3. Es handelt sich hier um groBe Felderkulturen, die zeitweise bzw. regelm/il3ig so bei den Zucker- rohrfeldern Australiens zur Regenzeit, bei den Reisfeldern ki~nstlich und in weitem Um]ange ubersehwemmt und verschlammt werden und eine hervorragende Siedelungsst~itte fiir kleine Nager, Rat ten ulld M/iuse, darstellen, ll)berall werden hier, was wichtig ist, oft im gleichen Gebiete mehrere serologisch trenllbare pathogene Leptospirentypen gefunden mit gr613erer oder geringer Neigung, ikterische Iirankheitsbilder zu er- zeugen, und zum Teil waren kleine Nager Siedelungsst~itten ftir die Erreger.

Diesen ktinstlich geschaffenen elldemischen Leptospiren- herden stehen gegentlber, epidemiologisch gesehen, die natur- lichen Herde, auf die die Beobachtungen von MINO beztiglich der Nager nicht so ohne weiteres tibertragen werden kSnnen. Auch bier kommt es erstens im Anschlul3 an gelegentliche grol3e i, Jberschwemmungen und Verschlammungen in Strom- und FluBgebieten zu H~ufungen der Wasserin]ektionen dieser Leptospirosen, wie sie ill beredter Weise J. KATnE ftir das Odergebiet ill Schlesien schildert. Auch geringe Uberuferungen selbst eines kleinen Bachtales kbnnen mancherorts lokale Leptospirosen veranlassen. In diesen nattirlichen endemischell Herden kommt es offellbar aber in zahlellm~Big durchaus beachtlicher VVeise noch zu Infektionen vom Erdboden her, die mit 13berschwemmungen und Wasserinfektionen nichts zu tun haben (Bodeninfektionen). Ich habe auf Grund der Erhebungen in Niederbayern 1937 zuerst darauf aufmerksam gemacht. Der Acker- ulld Wiesenboden zeigte normalen Wassergehalt, die Infektionen traten sporadisch und auch geh~Luft das ganze Jahr tiber auf, sie nahmen yon Ende Juni an zu, hat ten HShepunkte zur Erntezei t und klangen nach der Kartoffelernte im Dezember aus. Im feldfieberarmen Jahr 1941 wurden aus Stidbayern 129 FeldfieberfS.11e gemeldet (36 positive Blutkulturen), haupts/ichlich sporadische derartige Bodeninfektionen. Ill diesen nattirlichen Herden sind 1Ratten und M/iuse verschiedener Art vorhanden, aber nicht in der Menge, wie in dell ktinstlichen. Aber alle endemische Herd- arten st immen fiberein im Reichtum der Arten yon patho- 6enen Leptospiren, In seinem gut durchforschten Arbeits-

gebiet hat P. MINO 6 Arten festgestellt. Ein Tell derselben ist bisher auch in Deutschland und im fibrigen Europa ge- funden worden. AuBer dem Erreger der Weilschen Krankheit ztmhtete ich in Stiddeutschland haupts~ichlich L. grippo- typhosa, daneben L. Sejrb ulld L. australis B., IiATI~ in Schlesien L. grippo-typhosa und L. bataviae. Der b6hmisch- m~ihrische Herd, der sich dureh jfingste Feldfiebernachweise in den lireisen Regen (Bayr. ~Vald) und Bergreichenstein an den stidbayerischen zwanglos anschlieBt, hat auch L. grippo- typhosa und L. Sejr5 (Drbohav.).

Diese bisherigen Fests.tellullgen yon weitgehender ~7ber- einstimmung der Typen l~iBt erwarten, dab wir hier nicht nor chaotischen, sondern nor Verh~iltnissen stehen, die Einteilung und Zusammellfassung gestatten.

Das Nagerproblem lautet : Silld die Nager infiziert, well primer der Bodell, das Wasser infiziert war, oder ist der Boden, das Wasser infiziert, weil es die zugewallderten Nager warell, und ferner, spielen schlieBlich die Nager ftir die Ver- seuchullg der Bev61kerung eine entscheidende Rolle? Der Hinweis yon MINO auf einell zeitlichell Zusammenhang yon Nestbau der zu 25 % verseuchten Nager an der Reispflanze mit dem Seuchenanfang ist ftir die Epidemiologie des Reis- felderfiebers sehr aufkl/irend. Unsere deutschen Forschungen verftigen noch nicht tiber gentigelld zahlreiche Untersuchungen der Nager bei Feldfieber, auch der Nachweis von L. grippo- typhosa in Feldm/~usen, wie er nach brieflicher Mitteilung SCE/2FFNER in Holland gelang, 16st das Problem ftir natfirliche Leptospirenherde offellbar nicht. Unserer Meinung nach han- delt es sich urn das geo-epidemiologische Problem der Boden- siedelung der Leptospirell, das entscheidend ist und seiner experimentellen L6sung harrt. Natiirlich ist das Nager- problem weitgehendst iiir dell Seuchelldienst wichtig mit Rticksicht auf Bekg~mpfungs- und VerhutungsmaBnahmen. Bei der Weilschell Krankheit wird bekanntlich schon gegen Rat ten als l)bertr~tger vorgegallgen.

Diese Fragen sollen hier nur kurz mit Rticksicht auf eine Einteilung der Leptospirosen gestreift werdell. Die Entscheidung ist mit Rticksicht auf eine allzustrebende AnzeigevorschriJt ftir Leptospirosen notwendig. P. MINO h~lt es ftir gentigelld, wenn man von Leptospirosen spricht und die einzelnen Typen mit Namen des Fundortes usw. anffihrt, so vermeidet er die Bezeichnung Feldfieber. ~hnlich schreibt 1938 auch SAWERS ill Australien. SCHff~rNER gab auf dem TropeiakongreB ill Amsterdam eine Tabelle mit Tellung in ikterischell und nicht- ikterischen Krankheitsverlauf der einzelnen Typell, /iuf3ert sich aber nicht welter grullds~tzlich dazu. Meiner Meinung nach ist es ftir die ~Lrztliche Praxis, ftir Krankheitslehre, ftir Seuchendiellst und Forschung besser eine Einteilung hier zu haben, auch wenll sie M/ingel hat, als keine. Eine allein mSglich erscheinellde Einteilung der Leptospirosen ist die in eine ikterische Krankheitsgruppe (Leptospiren-Gelbsucht) und eine nicht ikterische Krankheitsgruppe. Sie hat ihre M~ngel, dellll der Ikterus ist ein ullsicheres Symptom, das bei dell ,,ikterischen" Leptospirosen nicht stets vorhallden ist (bei Weilscher Krankheit zu nur etwa 4 ~ %), und das bei der an- ikterischell Gruppe ausnahmsweise vorhanden sein kann (Feldfieber etwa 2 %) und dessen H~Lufigkeit wohl auch vom Erreger nicht allein bestimmt wird. Sie hat aber.dell Vorteil, dal3 der Hinweis auf den Ikterus die /irztliche Praxis anh/ilt auf Leptospiren-Gelbsucht zu achten. So werdell gerade die schweren, d. h. ikterischen Formen zum VorteiI der Krankell erkannt und wird tier Seuchendienst auf endemische Herde leichter hingewiesen. Soll die anikterische Krallkheits~ gruppe untergeteilt werdell ? Zur Zeit handelt es sich bier um zwei der Herkunft der Ansteckung nach zu unterscheidende Infektionen. Die eine wird erworben durch Aufsuchen der Ansteckungsorte draul3en im Freien, im Feld, im Wald und auf der Wiese, durch "vVasser und Bodeninfektionell. Die andere, das Canicolafieber, beruht auf Kontaktinfektion mit kranken Hundell. Das rechtfertigt sicherlich eine Einteilung. Die ,,AuBeninfektionen" dieser Gruppe habell ill Europa wenigstells dell genanllten Typenreichtum. Es ist doch zweifellos ftir alle Beteiligtei1 zweckm~Big, diese verschiedenen Typen nicht einfach nebeneinander aufzuz~hlen, ~onderi~ sie

Page 2: Eine Einteilung der Leptospirosen

Jg. 2x, Heft x5 IVANOVICS, Wirkungsweise der Salicylsi~ure. 343 II. April x942

un te r eine Sammelbeze ichnung zu br ingen. Solange m a n keinen Einb l ick hier ha t te , waren 6rt l iche Beze ichnungen der be t ref fenden Gegend fiblich: Erntef ieber , Schlammfieber , Wasserfieber, Reisfelder-Fieber , Charentef ieber , F ieber der Zuckerrohrfelder , Siebentagef ieber usw. Aber keine dieser lokalen Beze ichnungen ist umfassend genug, manche sogar be tonen eine In fek t ionsa r t zu einseit ig und sind als H in le i tung zur Xrztlichen Diagnose sogar sch/idhch. Ste l l t m a n sich auf , ,E rn te f i ebe r" ein, werden le icht die E r k r a n k u n g e n in den W i n t e r m o n a t e n usw. dbersehen, s tel l t m a n sich auf ,,Schlamm- f leber" ein, ist dieses bei t3odeninfektionen zu beffirchten. Keine dieser Beze ichnungen ha t sich auch a l lgemein ein- g e b t i r g e r t , t~IMPAU, SCHLOSSBERGER und KATHE schlugen 1938 ftir die In fek t ionen mi t L. g r ippo- typhosa die Bezeich- nung , ,Fe ldf ieber" vor, was die He rkun f t der In fek t ionen yore Fre ien her be tonen und yon , ,Ern te f ieber" und , ,Schlamm- f ieber" befreien sollte. E in besserer Vorschlag ist bisher n ich t gemach t worden. Ich habe dann, als in Sf idbayern durch den Befund yon L. Sejr6 als zwei ten dor t igen Typ der A r t r e i c h t u m auch ftir deutsche endemische Herde e rkann t wurde, den Begriff ,,Feld]ieber" erwei te r t zu einem klinisch-epidemiolo- gischen Begri/] ffir In fek t ionen m i t in der Regel gu ta r t igem, n ich t ik te r i schem Verlauf, die bei der Feldarbei t , ferner be im Arbe i ten in Schlamm, in ~be r schwemmungsgeb ie t en , be im Baden ents tehen. D a m i t war auch der Gegensa tz zu dem im al lgemeinen schweren und ikter ischen Verlauf der Wei lschen Krankhe i t und zu der anscheinend stets unmi t t e l ba r en 1Jber- t ragung des Canicolafiebers v o m Hunde her b e t o n t (Erg. inn. Med. 51).

Was nun dm akute, n icht ans teckende Leptosp i ren- Gelbsucht (Leberentzt indung) betr iff t , die yon der aku ten ans teckenden Virus (?) ~ Gelbsucht (Hepat i t i s epidemica) zu t r ennen ist, so ist bier offenbar der Er rege r der klassischen Wei l -E rk rankung nicht mehr allein einzureihen.

P. MINO h a t in I ta l ien und KATHE auch in Deu t sch land die L. ba t av iae gefunden, die eine erhShte Neigung, ikter ische E r k r a n k u n g e n zu veranlassen, vor al lem in Nieder l . - Ind ien gezeigt hat . Man wird sie wohl zu der jk ter i schen Krankhei t s - gruppe zu z/ihlen haben, so dab sie hier neben der klassischen Wei l infekt ion zu s tehen k/ime, l~ber ihre Gu ta r t igke i t der L. icterogenes gegenfiber ist ein Ur te i l zur Zeit n ich t m6glich. Dasselbe t r i f f t auch ftir dm anderen hierher geh6renden Typen zu.

E ine E in te i lung der Leptospi rosen m i t Rficksicht auf die serologische E igena r t und auf den Infektionstr~Lger ihrer Er - reger zu versuchen, scheitert , da die Er reger wohl lokal ihren spezifischen Tr/iger bei R a t t e oder Maus haben k6nnen, aber offenbar doch n ich t kont inenta l . Der folgende Vorsehlag einer Einteilung der Leptospirosen geht yon den bisher igen For- schungen in Deutsch land aus und ber t icksicht igt die genannte Tabel le von SCHOFFNER und die Befunde von MINO in K l a m m e r gesetzt .

KrankheitsJamilie der Leptospirosen. A. Ikterisehe Krankheitsgruppe (Ikterus h~tufig).

Krankheitsgattung : Leptospi ren-Gelbsucht . Krankheitsarten

a) Weilf ieber (L. icterogenes seu ic te rohaemorrha- giae).

b) Ba tav ia f i ebe r (L. ba~aviae). [Akiyami A (Rachmat) , Sal inem (pyrogenes)].

B. Anikterische Kranlcheitsgruppe ( Ikterus selten). Krankheitsgattung: I. Feldfieber. Krankheitsarten

a) Feldf ieber A (L. gr ippo-typhosa) , b) Feldf ieber B (L. Sejr6), c) Feldf ieber C (L. australis B).

[Hebdomadis (Nanukayami) , Pomona , A n d a m a n A, Djas iman, Kegler, Tuyen Quang, Poi.]

I I . Canicolafieber (L. canicola).

Die ~rztl iche Diagnose wird in der Regel eine Verdachts- diagnose auf Leptospirose oder Lep tosp i remGelbsuch t oder Feldf ieber sein. Nur bei bereits serologisch e rkannten H~u- fungen wird eine begrfindete Krankhei t sd iagnose m6glich

sein. Stets, auch bei klinisch sicher e rscheinenden F~llen, ist B l u t k u l t u r und serologische Un te r suchung notwendig . Der R e i c h t u m an T y p e n mi t Un te r sch ieden in klinischer, epidemiologischer und serologischer H ins i ch t m a c h t eine Anzeigevorsehri]t ffir Leptospirose, s t a t t b isher nur ffir Weft- sche Krankhei t , wtinschenswert . Sie ist durchff ihrbar , da das klinische Bi ld der Leptospirose, besonders zu Beginn, seine E igenhe i t en ha t und da spezifische Ursachen , wie Baden im Freien, Arbe i ten auf Fe lde rn usw. m i t und ohne l )be r schwemmungen , ferner U m g e h e n m i t k r anken Hunden , mi t R a t t e n z u c h t e n usw. deut l iche Hinweise auf eine Lep to - spirose sind. Die T y p e n b e s t i m m u n g ist Ifir die bakt . Dia- gnose, den Seuchendienst , die Epidemiologie , ftir eine Chemo- bez. Se rumtherap ie wichtig, erst in zwei ter Hins ich t ftir die klinische Diagnose.

WORIN BESTEHT DIE ANTISEPTISCHE WIRKUNGSWEISE DER SALICYLS)~URE?

Von

G. IV~N0VICS. Aus dem Instltut fur Allgem. Pathologle und Bakteriologle der kgI ung. N. v. Horthy-

Unlversitat In Szeged/Ungarn (Dir.: Dr. G. IV~NOVICS, b. ao. Prof.).

Die Salicyls~ure wurde bekannt l i ch durch PIRIA 1 im Jah re 1839 en tdeck t und durch KOLBE und LAUT~IA~N 2 im Jah re 186o syn the t i sch hergeste l l t ; in den 8oer J ah ren wurde sie zuerst als An t i s ep t i cum und A n t i r h e u m a t i c u m und zugleich in der Indus t r ie als Konserv ie rmi t t e l verwendet . Tro tz der langj~hr igen und we i tve rb re i t e t en Anwendung dieser Arznei ist fiber ihren Wirkungsmechan i smus nichts N/iheres bekannt , und es gibt auch nur sehr wenig Forschungsber ichte , die die ant i sept i schen ]Eigenschaften dieses Mittels zum Gegens tand haben. Auf Grund der Angaben des einschl/igigen Schrif t- tums ist der Salicyls~ure keine wesent l iche ant isept ische Wirkung zuzusprechen, jedenfalls is t sie bedeu tend geringer, als die der fiblichen Desinfizienzien (Schwermetal le , Fo rma l in USW.). CAMPANINI a - - 1896 - - konn te bei Hefep i l zku l tu ren auch in Gegenwar t von 0, 5 % Sal icyla t deutl iches W a c h s t u m beobachten. Nach den Ergebnissen anderer Verlasser scheint das Mit te l wi rksamer zu sein: EISENBERG 4 zf ichtete 12 ver- schledene Bak te r i ena r t en auf e inem Na t r iumsa l i cy l a t ent- ha l t enden Agarn~hrboden und Iand die W a c h s t u m s h e m m u n g , je nach der be t ref fenden Bakter tenar t , bei einer Konzen- t ra t ion yon o, oo23--o , i98 tool bzw. o ,o4 - -3 ,2%. Die no~c- wendige Sa l icy la tkonzent ra t ion h~Lngt teils yon dem Grad ab, in dem der zu konservierende Stoff m i t Bak te r ien ver- unre in ig t is t (HHEID~ und JAKOBS), teils davon, welcher A r t der zu konser~ierende Stoff is t : gemahlenes Fleisch z. B. kann - - nach CHRISTIAN 6 - - nicht e inmal durch i % Salicyl- s~iure vor der Faulnis bewahr t werden. Aus den Unte r - suchungsergebnissen yon DELANNEY 7 ist darauf zu schliegen, dab die auf das W a c h s t u m der S taphy lpkokken nnd Coli- bacil len ausgefibte hemmende Wirkung der Salicyls/iure kemeswegs zugleich auch die F~ihigkeit des Mit tels bedeute , diese Er reger bei der ve rwende ten Konzen t ra t ion ve rn ich ten zu k6nnen. GAROFFEANU und JOAN s hingegen sehen in der Vern ich tung der Er reger das W'esen der W a e h s t u m s h e m m u n g .

In bezug auf die antiseptische Wirkungsweise der SalicylsXure ist die Auffassung EISENBE~GS t ZU erwAhnen, der die Wirkung der SalicylsAure mit einer Anionwirkung in Zusammenhang brachte. Mit Hilfe der Regel yon KRO•IG und PAUL 9 l~Bt sich die antiseptische Wirkung der Salicyls~ure nicht erklAren, denn einerseits stellt sie eiI1 krAftigeres Antisepticum dar als so manche starker dissoziierte organische S~ure, andererseits verfiigen nicht nur die Si~ure, sondern auch ihre Salze fiber eine antiseptische Wirkungskraft.

AnlXBlich der Nachforschungen, die sich m i t der bakter io- s ta t ischen Wirkung des Sulfani lamids und seiner Der iva t e befal3ten, gewann die seit l angem bekann te Tatsache, dab die bakter ios ta t i sche Wi rkung (d. i. die H e m m u n g des Bakte r ien- wachstums) der ant isept ischen Mit te l in hohem MaBe yon der Zusammense tzung und Qualit~tt des zu den Un te r suchungen ve rwende ten N~thrbodens abh/tnge, neuerdings an Aktualit~Lt.