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Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftenoops.uni-oldenburg.de/99/1/sprnac06.pdf · 2013. 1. 17. · Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

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Page 1: Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftenoops.uni-oldenburg.de/99/1/sprnac06.pdf · 2013. 1. 17. · Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

FFaakkuullttaumlaumltt IIII ffuumluumlrr IInnffoorrmmaattiikk WWiirrttsscchhaaffttss-- uunndd RReecchhttsswwiisssseennsscchhaafftteenn

NNaacchhhhaallttiiggkkeeiittssoorriieennttiieerrtteess

OOppeerraattiioonnaalliissiieerruunnggsssscchheemmaa bbeeii

RRaauummkkoonnfflliikktteenn iinn SScchhuuttzzggeebbiieetteenn ndashndash

MMuullttiikkrriitteerriieennaannaallyyssee ffuumluumlrr ddiiee

AAuusswwaahhll vvoonn NNuuttzzuunnggssiinntteerreesssseenn

vorgelegt von

Han-Chau Springer

zur Erlangung des Grades einesDoktors der Wirtschaftswissenschaften (Dr rer pol)

genehmigte Dissertation

ErstgutachterApl Prof Dr Ulrich ScheeleCarl von Ossietzky Universitaumlt OldenburgInstitut fuumlr Volkswirtschaftslehre und StatistikLehrstuhl fuumlr Wirtschaftspolitik

Vorsitzender des PromotionsausschussesProf Dr Reinhard Pfriem

ZweitgutachterProf Dr Heinz WelschCarl von Ossietzky Universitaumlt OldenburgInstitut fuumlr Volkswirtschaftslehre und StatistikLehrstuhl fuumlr Wirtschaftstheorie

Tag der Disputation22 November 2006

MMeeiinneenn EElltteerrnnuunndd mmeeiinneemm LLeehhrreerrAAuulliiss HHaarrmmooiinneenn daggerdagger

Vorwort

Der groumlszligte Dank fuumlr das Gelingen dieser Arbeit gilt zunaumlchst Herrn Apl Prof Dr Ulrich Scheele der als Erstgutachter das Thema mitentwickelt hat und fuumlr Diskussionen zur Verfuumlgung stand Zu betonen ist die fachlich konstruktive und menschlich angenehme Atmosphaumlre welche sich bereits in der Zusammenarbeit waumlhrend des Studiums gezeigt hat

Des Weiteren ist insbesondere Herrn Prof Dr Heinz Welsch zu danken der sich kurzfristig bereiterklaumlrte das Zweitgutachten zu uumlbernehmen und daruumlber hinaus nuumltzliche Hinweise zur Verbesserung der Arbeit lieferte Anerkennung wird auch Herrn HonProf Dr Helmut Straszliger zuteil der ebenfalls bei der Konzeption der Fragestellung dieser Dissertation beteiligt war Daruumlber hinaus sind aus dieser Kooperation wertvolle inhaltliche Hinweise hervorgegangen welche in die Arbeit eingeflossen sind

Ein besonderes Dankeschoumln geht an Herrn Dipl-Oec Ole Pollem und Frau Dipl-Oec Simone Malz fuumlr die aumluszligerst intensive und kritische Durchsicht des Manuskriptes Zu danken ist ebenso Frau PD Dr Helga Kanning fuumlr die hilfreichen Anmerkungen hinsichtlich der theoretischen Fundierung des Werkes

Schlieszliglich gebuumlhrt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitaumltsbibliothek Oldenburg insbesondere aus der Ebene 2 sowie der Fernleihabteilung der Dank fuumlr die Unterstuumltzung bei der Quellenbeschaffung

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

I

Inhaltsuumlbersicht

Inhaltsverzeichnis II

1 Einfuumlhrung II

2 Einordnung der Arbeit II

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters II

4 Analyse der Nutzungsinteressen III

5 Synthese der Nutzungsinteressen III

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch III

7 SchlussbetrachtungIV

AbkuumlrzungsverzeichnisIV

DarstellungsverzeichnisVII

Anlagenverzeichnis VIII

Anlage164

Quellenverzeichnis 227

II

Inhaltsverzeichnis

1 Einfuumlhrung 111 Ausgangssituation 1

111 Neue naturschutzfachliche Herausforderungen 1112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 3113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 4

12 Forschungsstand 6121 Erste theoretische Zugaumlnge 6122 Einzelne Loumlsungsansaumltze13123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung 17

13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen 25131 Forschungsfragen25132 Methodisches Vorgehen25133 Definitionen 27

2 Einordnung der Arbeit 3021 Theorie der Raumplanung30

211 Grundlegende Aspekte 30212 Formale Aspekte 33213 Uumlbergeordnete Aspekte 35

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen39221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des Modells39222 Verortung im System der Raumplanung40223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen Rechtsquellen 41

23 Definition von Nachhaltigkeit43231 Begriffliche Konzeption43232 Fundamentale Prinzipien 44233 Intradimensionale Abgrenzung 46

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters 4831 Grundannahmen 48

311 Uumlberlegungen zur Modelltheorie 48312 Gesamtbetrachtung der Analysekriterien48313 Skalierung der Nachhaltigkeitsbewertung50

32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen51321 Vorrangigkeit 52322 Ausschlieszliglichkeit 54323 Konfliktlastigkeit58

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien 59331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden59332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser60333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima61334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen 62335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild 62336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen 63337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken64338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit 66339 Akzeptanz in der Gesellschaft 67

III

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen693311 Effekte auf den Arbeitsmarkt 703312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft71

4 Analyse der Nutzungsinteressen7341 Windkraftanlagen73

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz73412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 74

42 Fotovoltaikanlagen76421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz76422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 77

43 Wasserkraftanlagen79431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz79432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 80

44 Erdwaumlrmeanlagen82441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz82442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 84

45 Fernstraszligen 86451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz86452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 87

46 Eisenbahntrassen89461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz89462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 90

47 Schifffahrtskanaumlle92471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz92472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 93

48 Flughaumlfen95481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz95482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 96

49 Rohrfernleitungen98491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz98492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 100

410 Freileitungen 1014101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1014102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 103

411 Tourismus 1054111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1054112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster 106

412 Mineralrohstoffe1084121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1084122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 109

5 Synthese der Nutzungsinteressen 11251 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau11252 Definition von dynamischen Komponenten11453 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation 117

IV

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch 12161 Grunduumlberlegungen121

611 Regionaltheoretischer Hintergrund121612 Methodisches Vorgehen122613 Strukturdaten der Region123

62 Entwicklungsziele und Szenarien130621 Energieerzeugung130622 Verkehrsinfrastruktur 135623 Naturbelassenheit 141

63 Modellapplikation und Interpretation144631 Energieerzeugung144632 Verkehrsinfrastruktur 149633 Naturbelassenheit 153

7 Schlussbetrachtung15871 Fazit 15872 Forschungsperspektiven16073 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen162

Abkuumlrzungsverzeichnis

degC Grad Celsiusa JahrADAC ALLGEMEINER DEUTSCHER AUTOMOBIL-CLUBADV ARBEITSGEMEINSCHAFT DEUTSCHER VERKEHRSFLUGHAumlFENANL AKADEMIE FUumlR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGEARE BUNDESAMT FUumlR RAUMENTWICKLUNG (Schweiz)ARL AKADEMIE FUumlR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNGBBergG BundesberggesetzBBodSchG Gesetz zum Schutz vor schaumldlichen Bodenveraumlnderungen und zur Sanierung von

Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz)BBR BUNDESAMT FUumlR BAUWESEN UND RAUMORDNUNGBBSE BUNDESVERBAND BAUSTOFFE ndash STEINE UND ERDENBDB BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRTBEE BUNDESVERBAND ERNEUERBARE ENERGIEBEI BREMER ENERGIEINSTITUTBEN BIOENERGIE NIEDERSACHSENBFN BUNDESAMT FUumlR NATURSCHUTZBFU BUumlRGER FUumlR UMWELTBGL BUNDESVERBAND GUumlTERKRAFTVERKEHR LOGISTIK UND ENTSORGUNGBGR BUNDESANSTALT FUumlR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFEBGW BUumlRGERINITIATIVE GEGEN DEN WEITERBAU DER A1BJW BUumlRGERINITIATIVE JADE-WESER GEGEN DIE A 22BLU BAYERISCHES LANDESAMT FUumlR UMWELTSCHUTZBLWF BAYERISCHE LANDESANSTALT FUumlR WALD UND FORSTWIRTSCHAFTBMU BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEITBMVBW BUNDESMINISTERIUM FUumlR VERKEHR BAU UND WOHNUNGSWESEN

V

BMWA BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFT UND ARBEITBMZ BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITBNatSchG Gesetz uumlber Naturschutz und Landespflege (Bundesnaturschutzgesetz)BNS BUND NATURSCHUTZ SERVICEBPEM BUumlRGERINITIATIVE PRO ELBE MAGDEBURGBSH BERATUNGSGESELLSCHAFT FUumlR BESCHAumlFTIGUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEINBSI BUNDESVERBAND SOLARINDUSTRIEBUND BUND FUumlR UMWELT UND NATURSCHUTZBUWAL BUNDESAMT FUumlR UMWELT WALD UND LANDSCHAFT (Schweiz)BVU BERATUNGSGRUPPE VERKEHR + UMWELTBWE BUNDESVERBAND WINDENERGIECEVM COMPAGNIE EIFFAGE DU VIADUC DE MILLAUcm ZentimeterCMA CENTRALE MARKETING-GESELLSCHAFT DER DEUTSCHEN AGRARWIRTSCHAFTdb(A) Dezibel (Maszligeinheit fuumlr die Groumlszlige des Schalldrucks einer Quelle im Verhaumlltnis zu

einem Bezugsschalldruck)DIFU DEUTSCHES INSTITUT FUumlR URBANISTIKDIHT DEUTSCHER INDUSTRIE- UND HANDELSTAGDIN DEUTSCHES INSTITUT FUumlR NORMUNGDIW DEUTSCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGDNR DEUTSCHER NATURSCHUTZRINGDWD DEUTSCHER WETTERDIENSTDZT DEUTSCHE ZENTRALE FUumlR TOURISMUSEW EinzelwertFFH-RL Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieFNR FACHAGENTUR NACHWACHSENDE ROHSTOFFEFORSA GESELLSCHAFT FUumlR SOZIALFORSCHUNG UND STATISTISCHE ANALYSENFORWIND ZENTRUM FUumlR WINDENERGIEFORSCHUNGFSV FORSCHUNGSGESELLSCHAFT FUumlR STRASSEN- UND VERKEHRSWESENGFB GESELLSCHAFT ZUR FOumlRDERUNG DES BIOSPHAumlRENRESERVATES SUumlDHARZGG GrundgesetzGJ Gigajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Giga=109)GSTT GERMAN SOCIETY FOR TRENCHLESS TECHNOLOGYGTV GEOTHERMISCHE VEREINIGUNGGW GrundwertGWh Gigawattstundeh Stundeha HektarHz Hertz (Maszligeinheit fuumlr die Frequenz als Schwingung pro Sekunde)IFO INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGIG BAU INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BAU ndash AGRAR ndash UMWELTIG BCE INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BERGBAU CHEMIE ENERGIEIHKB INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER BREMERHAVENITP INTRAPLAN CONSULTIUCN INTERNATIONAL UNION FOR THE CONSERVATION OF NATURE AND NATURAL RESOURCESkm KilometerkV KilovoltkW KilowattkWh Kilowattstunde

VI

kWp Kilowattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)l LiterLFGMV LANDESAMT FUumlR FORSTEN UND GROSSSCHUTZGEBIETE MECKLENBURG-VORPOMMERNLKW Lastkraftwagenμg Mikrogramm (Mikro=10minus6)m Meterm2 Quadratmeterm3 KubikmeterMCW MODELLFLUG CLUB WALSRODEmin MinuteMio Millionmm MillimeterMrd MilliardeMUVBW MINISTERIUM FUumlR UMWELT UND VERKEHR DES LANDES BADEN-WUumlRTTEMBERGMVA MegavoltampereMW MegawattMWp Megawattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)MWV MINERALOumlLWIRTSCHAFTSVERBANDn v nicht vorhandenNABU NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLANDNBH NUumlRTINGER BUumlRGERINITIATIVE GEGEN HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN UumlBER WOHNGEBIETENNCK NAUTIC CLUB KEMBSNIW NIEDERSAumlCHSISCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGNLFB NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR BODENFORSCHUNGNLS NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR STATISTIKNLSV NIEDERSAumlCHSISCHE LANDESBEHOumlRDE FUumlR STRASSENBAU UND VERKEHRNMRELV NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR DEN LAumlNDLICHEN RAUM

ERNAumlHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZNMU NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTNNatG Niedersaumlchsisches NaturschutzgesetzNROG Niedersaumlchsisches Gesetz uumlber die Raumordnung und LandesplanungOECD ORGANISATION FOR ECONOMIC CO-OPERATION AND DEVELOPMENTPCG PLANCO CONSULTING GESELLSCHAFTPIB PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNGPJ Petajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Peta=1015)PKM Personenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Person uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)PKW Personenkraftwagenppm parts per million (Teile pro Million)QLF QualitaumltsfaktorROG RaumordnungsgesetzSMU SAARLAumlNDISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTSUP-RL Strategische Umweltpruumlfungs-Richtlinies SekundeSSUT SENATSVERWALTUNG FUumlR STADTENTWICKLUNG UMWELTSCHUTZ UND TECHNOLOGIE DES LANDES

BERLINt TonneTKM Tonnenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Tonne Nutzlast uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)

VII

TWh TerrawattstundeUFZ UMWELTFORSCHUNGSZENTRUM LEIPZIG-HALLEUVPG Gesetz uumlber die UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungUVS UNTERNEHMENSVEREINIGUNG SOLARWIRTSCHAFTV VoltVCD VERKEHRSCLUB DEUTSCHLANDVCOuml VERKEHRSCLUB OumlSTERREICHVDEW VERBAND DER ELEKTRIZITAumlTSWIRTSCHAFTVDN VERBAND DER NETZBETREIBERVDN VERBAND DEUTSCHER NATURPARKEVDV VERBAND DEUTSCHER VERKEHRSUNTERNEHMENVHDS VEREIN ZUR HEBUNG DER SAALESCHIFFFAHRTVS-RL Vogelschutz-RichtlinieW WattWBGU WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG GLOBALE UMWELTVERAumlNDERUNGENWCED WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENTWSN WASSER- UND SCHIFFFAHRTSDIREKTION NORDWESTWWF WORDL WILDLIFE FUND

Darstellungsverzeichnis

Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand24Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens26Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland28Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse28Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium29Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien49Darst 7 Soziale Analysekriterien 49Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien50Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien51Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien113Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor 114Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert115Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor115Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert116Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert 116Darst 16 Ja-Nein-Faktor 118Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors118Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte118Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte 119Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte119Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte119Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation120Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch124Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch125Darst 25 Geographische Lage der Wesermarsch126Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebiete in der Wesermarsch 127

VIII

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens127Darst 28 Verkehrsinfrastruktur der Wesermarsch 129Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens 130Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch131Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas 133Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch 134Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland136Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn137Darst 35 Moumlgliche Trassen des Jade-Weser-Kanals140Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen145Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen 146Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen145Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung 147Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung148Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen 149Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen150Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle 150Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur151Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur 152Darst 46 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus154Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen154Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit155Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte 156Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit 157

Anlagenverzeichnis

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)164Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)169Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43) 173Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44) 178Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45) 183Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)190Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47) 195Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48) 200Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)205Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)210Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)215Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)220

1

1 Einfuumlhrung

11 Ausgangssituation

111 Neue naturschutzfachliche HerausforderungenBestehende Konzepte fuumlr oumlkologische Schutzgebiete1 haben im Wesentlichen das Ziel einzelne Arten und besondere Areale zu schuumltzen und damit oftmals den Charakter von sbquoInselloumlsungenrsquo2

Diese Form des konventionellen Naturschutzes kann im Extremfall dazu fuumlhren dass bspw der Storch bekaumlmpft wird um den Frosch zu retten3 Bei den besonders schuumltzenswerten Arealen handelt es sich im kleinsten Maszligstab um Naturdenkmaumller welche eine Einzelschoumlpfung der Natur darstellen oder eine entsprechende Flaumlche die maximal 5 ha groszlig ist4 Auf solche Weise ist eine Konzentration auf die oumlkologischen Funktionen von Schutzflaumlchen relativ einfach moumlglichTrotz zunehmender Ausweisung von Schutzgebieten kann der traditionelle Naturschutz nicht uneingeschraumlnkt als erfolgreich bewertet werden da etwa der Artenschwund oder die Monotonisierung der Landschaft vorangeschritten ist5 Gruumlnde fuumlr diese Entwicklung sind darin zu suchen dass bspw eine Mindestgroumlszlige fuumlr die Erhaltung der Schutzgebiete nicht erreicht wurde oder es an einer wirksamen Effizienzkontrolle im Schutzgebietssystem mangelt6 Vor dem Hintergrund dieser Defizite ist auch die Entwicklung des europaumlischen Naturschutzkonzeptes zu sehen wie es im folgenden Absatz vorgestellt wird

Die neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen gehen im Wesentlichen von dem europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 aus welches auf den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten basiert und auf das sich diese Arbeit bezieht Eine weitere neue raum- und umweltplanerische Herausforderung ist das Raumordnungskonzept fuumlr das niedersaumlchsische Kuumlstenmeer welches sich durch eine aumlhnliche Problematik wie das Natura-2000-Konzept auszeichnet7 Da es sich jedoch weitgehend auf das kuumlstennahe Meeresgebiet mit seinen Besonderheiten bezieht besitzt es fuumlr diese Arbeit keine Bedeutung8 Das erwaumlhnte Schutzge-bietssystem Natura 2000 hat zum Ziel ein zusammenhaumlngendes Netz von oumlkologisch bedeutsamen Flaumlchen zu etablieren um das Naturerbe auf dem Gebiet der Europaumlischen Union zu schuumltzen Die Europaumlische Kommission definiert schutzwuumlrdige Lebensraumlume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse anhand derer die Mitgliedsstaaten Gebietsvorschlaumlge unterbrei-ten Dieses Schutzgebietssystem ist konzeptionell ausgereift lediglich bei der Umsetzung gibt es Verzoumlgerungen bzgl der Anmeldung der nationalen Gebiete Das betrifft z B Deutschland welches erst unter Androhung eines Strafgeldes durch die Europaumlische Kommission die geforderte Dokumentation lieferte9 10 Die grundsaumltzliche Problematik und damit die Relevanz fuumlr diese Arbeit ergibt sich nun aufgrund der Unterschiede des Natura-2000-Konzeptes zu dem oben dargestellten des konventionellen Naturschutz welches sich im Wesentlichen an den folgenden neuen Herausforderungen manifestiert

1 Im Folgenden werden aus Gruumlnden der Vereinfachung nur die Begriffe Schutzgebiet o auml verwendet die somit alle Varianten der naturschutzfachlichen Schutzgebietstypen umfassen Siehe Abschnitt 13

2 Vgl ERDMANNBORK (2002) 23 Vgl ERDMANNSPANDAU (1997) 94 Vgl sect 28 BNatSchG5 Vgl SSYMANK (1997) 116 Hinsichtlich weiterer Probleme bei der Gebietsausweisung vgl SSYMANK (1997) 317 Vgl NMRELV (2005a)8 Siehe Abschnitt 2219 Vgl SSYMANK (1998)10 Vgl BFN (o Ja)

2

1 Groszligflaumlchigkeit Das Natura-2000-Konzept erfasst haumlufig wesentlich groumlszligere Areale als dies bei vergleichbaren nationalen Schutzflaumlchen der Fall ist So gilt zwar in den deutschen Naturschutzgebieten und Nationalparken eine strenge Schutzkategorie wie sie auch beiden europaumlischen Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten zutrifft Allerdings ma-chen die deutschen Schutzgebiete einen wesentlichen geringeren Anteil an der Landesflauml-che aus und sind auch in houmlherer Zahl vertreten (jede einzelne Schutzflaumlche ist somit ver-gleichsweise klein) Im Ergebnis sind somit Natura-2000-Gebiete durchschnittlich um ein Vielfaches groumlszliger als nationale Schutzareale11 12 Die Konsequenz daraus ist dass sich der Raum fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten verringert in denen sie frei von naturschutzfachli-chen Beschraumlnkungen realisiert werden koumlnnen Die Problemstellung kann sich weiterhin verschaumlrfen wenn der betroffene Schutzraum sich auf eine groszlige zusammenhaumlnge Flaumlchebezieht wie z B die Insel Ruumlgen Dies wuumlrde dann eine vollstaumlndige Konzentration auf die oumlkologischen Ziele und daher sbquoNatur purrsquo bedeuten was konsequenterweise andere Ziele ausschlieszligt

2 Nachhaltigkeit Fuumlr die Natura-2000-Schutzraumlume gelten einerseits individuelle natur-schutzfachliche Erhaltungsziele was eine Aumlhnlichkeit mit der deutschen Naturschutzkon-zeption aufweist Andererseits heiszligt es in den gesetzlichen Grundlagen fuumlr die europaumli-schen Schutzraumlume dass i S des Prinzips der Nachhaltigkeit innerhalb eines bestimmten Rahmens wirtschaftliche kulturelle regionale soziale und wissenschaftliche Taumltigkeiten erlaubt sind13 Die Schwierigkeit ist nun dass keine Definition von Nachhaltigkeit mitgelie-fert wird allenfalls das grundlegende und sbquoklassischersquo Konzept i S der Beruumlcksichtigung von oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Aspekten ist zu erkennen Es liegt aber keine Konkretisierung in Hinblick darauf vor welche der genannten auszliger-oumlkologischen Taumltigkeiten unter welchen Umstaumlnden als nachhaltig und damit zulaumlssig zu erachten sind In der Folge fuumlhrt diese inhaltliche Luumlcke oftmals zu gerichtlichen Auseinandersetzungen hinsichtlich der Frage kommt ob die betroffene Aktivitaumlt in einem Gebiet mit den jeweili-gen Erhaltungszielen in Einklang zu bringen ist14

3 Konfliktlastigkeit Ein zusaumltzliches Problem das sich als Folge aus der Nicht-Definiertheit des Verstaumlndnisses von Nachhaltigkeit ergibt zeigt sich bei dem Zusammentreffen unter-schiedlichster Eingriffsformen Dieser Sachverhalt zielt zunaumlchst auf die Konfliktkonstellati-on von auszliger-oumlkologischen Anspruumlchen zu denjenigen welche sich aus den oumlkologischen Restriktionen des Schutzgebietes ergeben Aber auch zwischen den auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten selbst sind Konfliktpotenziale denkbar weil sich bestimmte Nutzungsformen ausschlieszligen15 Es fehlt dann an einem Entscheidungsverfahren o auml mit dessen Hilfe die Bevorzugung bestimmter raumlumlicher Anspruumlche gegenuumlber anderen begruumlndet werden kann Die gesamte Problematik der Konfliktlastigkeit stellt sich in diesem Maszlige bei natio-nalen Schutzkonzepten nicht da diese von vornherein weitgehend nur die Verfolgung von oumlkologischen Zielen zulassen Allenfalls kann es zu Situationen kommen in denen zwi-schen mehreren grundsaumltzlich als oumlkologisch wertvoll erachteten Maszlignahmen entschie-den werden muss die sich jedoch nicht alle vollstaumlndig umsetzen lassen

11 Siehe Abschnitt 13312 Diese Gegenuumlberstellung bezieht sich nicht auf andere deutsche Gebietskategorien weil diese sich nicht

eindeutig mit den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten vergleichen lassen So zeichnen sich bspw auch Naturparke durch eine Groszligflaumlchigkeit aus besitzen jedoch nur teilweise eine vergleichbar strenge Schutzkategorie bei Naturdenkmaumllern ist dies genau umgekehrt Vgl DRL (2002) 7

13 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (o J) siehe Abschnitte 223 und 2314 Vgl bspw MAASS (2000) 12215 Siehe Abschnitt 323

3

Ausgehend von den drei skizzierten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen ist es das Ziel dieser Arbeit einen Beitrag zur Loumlsung dieser Problematik zu leisten Zur Verdeutlichung der Problemlage wird in den Abschnitten 112 und 113 jeweils ein Beispiel beleuchtet welches die beiden Enden der sbquoProblemskalarsquo erfasst Vor dem Hintergrund der Eroumlrterung der gesamten Problemkonstellation in den Abschnitten 111 bis 113 werden in Abschnitt 13 die For-schungsfragen dieser Arbeit formuliert

112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargelegte Problematik trifft weniger auf Nutzungsinteressen zu welche sich durch eine vergleichsweise geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur auszeichnen Das ist dann der Fall wenn fuumlr die Realisierung auszliger-oumlkologischer Ziele die intakte Natur eine existenzielle Rolle spielt Der oumlkonomischen Logik folgend bedeutet dies dass dem Schutz und der Pflege dieser Naturflaumlchen eine hohe Prioritaumlt eingeraumlumt wird Tendenziell kann daher eher von einem sbquoGebrauchrsquo von Natur gesprochen werden da im Allgemeinen die Eingriffstiefe in das betroffene Oumlkosystem relativ gering ist Theoretisch ist damit eine vergleichsweise konfliktarme Integrationsolcher Nutzungsarten in die oumlkologischen Ziele eines Schutzgebietes moumlglich was in der Praxis jedoch nicht immer unproblematisch ist So kann bspw eine geringe Eingriffswirkung in ein Oumlkosystem an der betroffenen Stelle hinnehmbar sein aufgrund von Fernwirkungen ist jedoch an anderer Stelle moumlglicherweise ein negativer Effekt festzustellen Ein beispielhafter Bereich in dem die oben beschriebene Konstellation zutrifft ist der Tourismus mit seinen vielfaumlltigen Ausgestaltungsformen In diesem Fall handelt es sich jedoch eindeutig um eine Form von Fremdenverkehr welcher sich hinter den Stichworten naturnaher nachhaltiger oder oumlkologi-scher Tourismus verbirgt Im Folgenden werden anhand eines solchen Tourismuskonzeptes die drei dargelegten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen in Hinblick auf die vergleichsweise geringe Problemdichte verdeutlicht1 Groszligflaumlchigkeit Touristische Angebote sind darauf angewiesen dass sie fuumlr die Besucher

einen Zugang zu der natuumlrlichen Umgebung ermoumlglichen Dafuumlr ist es notwendig ent-sprechende bauliche Infrastrukturen bereitzustellen die sowohl aufgrund ihrer Beschaf-fenheit als auch ihrer Nutzung durch den Menschen zu einer Umweltbelastung fuumlhren So bedeutet bspw der Bau von Uumlbernachtungsunterkuumlnften eine flaumlchenhafte Bodenversie-gelung an der jeweiligen Stelle oder die Einrichtung eines Wanderweges fuumlhrt zu einer Flaumlchenzerschneidung von der eine Barrierewirkung fuumlr wandernde Tierarten ausgeht Die beschriebenen negativen Effekte koumlnnen in vielen Faumlllen sicherlich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausschluss ist jedoch nicht moumlglich Erschwert wird die Vermeidung von Beeintraumlchtigungen dadurch dass die neuen Schutzraumlume so groszlig sind dass ein Auswei-chen auf nicht geschuumltzte Teilareale haumlufig nicht in Frage kommt Daher besteht hinsicht-lich dieses Kriteriums im Vergleich zu den Aspekten Nachhaltigkeit und Konfliktlastigkeit die groumlszligte Herausforderung

2 Nachhaltigkeit Ausgehend von dem beschriebenen sbquoklassischenrsquo Verstaumlndnis von Nachhaltigkeit (Oumlkologie Oumlkonomie Soziales) ist festzustellen dass dieses Beispiel eine relativ einfache Verknuumlpfung der drei Nachhaltigkeitsebenen zulaumlsst Wie im vorherigen und naumlchsten Absatz beschrieben sind die oumlkologischen Anforderungen im Vergleich zu anderen Eingriffsformen weitgehend problemlos zu erfuumlllen Auch der Anspruch positive oumlkonomische Effekte zu erzielen kann in diesem Fall eingeloumlst werden Aufgrund dertouristischen Aktivitaumlten der Gaumlste kommt es zu einer Wertschoumlpfung von der auch regio-nale Unternehmen profitieren wie etwa in der Gastronomie Schlieszliglich werden mit dieser Projektform auch soziale Aspekte angesprochen welche die nicht-materiellen Beduumlrfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellen So kann das touristische Programm vielfaumlltige

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Angebote bereithalten welche der koumlrperlichen Erholung und geistigen Regenerierung der Besucher dienen

3 Konfliktlastigkeit Die touristische Dienstleistung besteht im Allgemeinen aus einem Gesamtpaket unterschiedlicher Komponenten bei der die Nutzung von Natur oftmals ein wesentlicher Aspekt ist Daher benoumltigen touristische Infrastrukturen wie bspw Hotels oder Skilifte immer eine natuumlrliche Umwelt zur Erbringung des Gesamterlebnisses Urlaub In diesen Faumlllen hat gerade unter oumlkonomischen Gesichtspunkten ein sauberer Strand oder ein erosionssicherer Berg eine existenzielle Bedeutung fuumlr die Tourismusanbieter Gemindert ist das Konfliktpotenzial haumlufig bei dieser Form von Fremdenverkehrsangebo-ten das es sich wie oben beschrieben um einen naturnahen Tourismus handelt Ein voumlllig konfliktfreies Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Ziele ist dennoch nicht garantiert da es im Einzelfall oftmals strittig ist wo die Grenze einer naturvertraumlglichen Nutzung liegt16

Ein solches Beispiel wie diese unterschiedlichen Ziele ansatzweise integriert werden koumlnnen ist das Gemeinschaftswerk bdquoFahrtziel Naturldquo (bdquoErholen Erleben Erhaltenldquo) der Deutschen Bahn In Kooperation mit Umweltverbaumlnden und lokalen Verwaltungen von National- und Naturparken Naturschutzgebieten und Biosphaumlrenreservaten zielt dieses Projekt auf eine Foumlrderung des nachhaltigen Tourismus im Inland17 Dieser Fall stellt eine besonders gelungene Verzahnung unterschiedlicher Ziele dar Zum einen werden diese Schutzgebiete als attraktive Reiseziele bekannter gemacht was auch fuumlr die Fremdenverkehrseinrichtungen vor Ort oumlkonomisch bedeutsam ist Zum anderen kann unterstellt werden dass sich durch die touristischen Aktivitaumlten das Bewusstsein der Urlauber fuumlr den Naturschutz erhoumlht Des Weiteren ist einerseits das Ziel den Freizeitverkehr auf der Schiene zu erhoumlhen als klare wirtschaftliche Motivation der Deutschen Bahn zu sehen Andererseits findet eine oumlkologische Entlastung statt weil weniger Besucher auf den umweltschaumldlicheren motorisierten Individualverkehr angewiesen sind

113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargestellte grundsaumltzliche Problematik ist dann besonders gravierend wenn die Umsetzung von Nutzungsinteressen eine hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur voraussetzt oder zur Folge hat und damit zu dem sbquoklassischenrsquo Zielkonflikt zwischen Oumlkologie und Oumlkonomie fuumlhrt In solchen Faumlllen kann oftmals erst durch einen schwerwiegenden Eingriff in ein lokales Oumlkosystem das jeweilige oumlkonomische Ziel erreicht werden Die Natur vor Ort flieszligt in einen wirtschaftlichen Umwandlungsprozess ein und es findet ein sbquoVerbrauchrsquo von Natur statt Oder die Natur wird zumindest so stark veraumlndert dass ihre urspruumlnglichen Eigenschaften unwieder-bringlich verloren gehen Mag in der oben beschriebenen Konstellation eine Entscheidung zu Gunsten der Oumlkologie noch einfach sein so kann es Situationen geben in denen diese Abwaumlgung nicht mehr eindeutig moumlglich ist Auch innerhalb der Oumlkologie sind Zielkonflikte moumlglich welche sich nicht auf den ersten Blick loumlsen lassen Dabei stoszligen haumlufig lokale und globale Ziele aufeinander wenn bspw die Erhaltung eines (Teils des) Schutzraumes imWiderspruch steht zu einer Maszlignahme welche auf die Umsetzung des Klimaschutzes zielt

Zwei beispielhafte Bereiche in denen die beiden oben skizzierten Problemvarianten zu-treffen sind der Abbau von mineralischen Rohstoffen und die Errichtung von Schifffahrtskanauml-len Beide Projektarten werden im Folgenden anhand der drei dargelegten neuen naturschutz-fachlichen Herausforderungen in Hinblick auf ihre vergleichsweise hohe Problemdichte verdeutlicht

16 Siehe Abschnitt 41117 Vgl FAHRTZIEL NATUR (o J)

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1 Groszligflaumlchigkeit Bei der Eingriffsform Schifffahrtskanal kann die Problematik insbesondere darin bestehen dass die Trasse um das Schutzgebiet herum verlegt werden muss Dies wiederum koumlnnte mit houmlheren Kosten aufgrund der laumlngeren Streckenfuumlhrung verbunden sein was einhergeht mit einer laumlngeren Fahrtzeit und damit einer Verringerung der Attrak-tivitaumlt dieses Verkehrssystems Aus diesen Gruumlnden waumlre eine moumlglichst geradlinige Tras-senfuumlhrung durch das betroffene Schutzareal anzustreben Ein daraus resultierender ex-tremer Zerschneidungseffekt koumlnnte allenfalls durch einen Kanalverlauf gemildert werden der um besonders oumlkologisch sensible Punkte innerhalb der Schutzflaumlche herum gefuumlhrt wird Auch bei dem Abbau mineralischer Bodenschaumltze kann die Weitlaumlufigkeit der Schutzzone problematisch sein da dies die Wahrscheinlichkeit erhoumlht dass die Abbaustel-le sich in dem Schutzgebiet befindet Wird festgestellt dass sich foumlrderungswuumlrdige Roh-stoffe in dem betroffenen Schutzareal befinden koumlnnen sie dann auch nur an dieser Stelle abgebaut werden Eine alternative Abbaustelle kommt meistens nicht in Betracht anders als bei einem alternativen Kanalverlauf Am Ergebnis naumlmlich die Verbindung zweier Punkte aumlndert sich nichts

2 Nachhaltigkeit Unter oumlkologischer Nachhaltigkeit sind beide Eingriffsformen sehr unterschiedlich zu bewerten So kann bei dem Abbau von Bodenschaumltzen aufgrund der massiven negativen Umweltwirkungen noch eindeutig von einem Verfehlen dieses Nach-haltigkeitsziels gesprochen werden Bei dem Bau von Schifffahrtskanaumllen ist dies jedoch nicht mehr moumlglich Das Hauptargument fuumlr diese Projektform ist aus oumlkologischer Sicht der vergleichsweise geringe Energieverbrauch pro TKM was als Beitrag zur Minimierung der verkehrsbedingten klimagefaumlhrdenden Emissionen von Bedeutung ist Ebenso erge-ben sich Schwierigkeiten beide Eingriffsarten in oumlkonomischer Hinsicht zweifelsfrei zu beurteilen Bei den Schifffahrtswegen sind moumlglicherweise unguumlnstige Kosten-Nutzen-Relationen in Betracht zu ziehen bei den Bodenschaumltzen laumlsst deren Endlichkeit Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Projektart aufkommen Nicht zuletzt bleiben Fragen offen inwie-fern beide Nutzungsarten eine soziale Dimension von Nachhaltigkeit beruumlhren ndash zumin-dest auf den ersten Anschein ist dies nicht zu erkennen

3 Konfliktlastigkeit Ein hohes Konfliktpotenzial existiert bei der Foumlrderung von Bodenschaumlt-zen da es einen gravierenden Eingriff in das betroffene Oumlkosystem bedeutet Zunaumlchst wird das Abbaugebiet an der Oberflaumlche bearbeitet d h es werden Verkehrsinfrastruktu-ren fuumlr die Baufahrzeuge errichtet sowie die Deckschicht des Bodens entfernt Danach beginnt der eigentliche Prozess der Gewinnung von mineralischen Materialien durch Aushub des Erdreiches sowie schlieszliglich einer landschaftspflegerischen Gestaltung wel-che sich an dem urspruumlnglichen Zustand des betroffenen Gebietes orientiert Auch in dem zweiten Beispiel der Errichtung eines Schifffahrtskanals sind massive Einwirkungen auf den Naturhaushalt unausweichlich Die Belastungen fuumlr die Umwelt sind im Wesentlichen durch den Bau dieser Verkehrsinfrastruktur begruumlndet da eine erhebliche Bodenentnah-me uumlber eine laumlngere Strecke notwendig ist Neben dieser direkten Zerstoumlrung von Bioto-pen bedeutet eine kuumlnstliche Wasserstraszlige auch eine Zerschneidung von Landschaft welche sowohl fuumlr wandernde Tierarten eine Barrierewirkung entfaltet als auch von Men-schen als eine visuelle Beeintraumlchtigung empfunden werden kann18 19

Im Fall der Gewinnung von Bodenschaumltzen wird im Folgenden das Beispiel bdquoGipskarstgebiet bei OsterodeHarzldquo dargestellt welches sich auf ein ca 1400 ha groszliges Gebiet erstreckt Diese Flaumlche wurde aufgrund der dort ansaumlssigen Lebensraumlume und Arten gemaumlszlig EU-Recht als Flora-

18 Siehe Abschnitt 41219 Siehe Abschnitt 47

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Fauna-Habitat-Gebiet gemeldet und besitzt damit eine besondere oumlkologische Sensibilitaumlt20 In diesem Schutzgebiet befinden sich sechs Abbaustaumltten mit einer Gesamtflaumlche von ca 113 ha Bei der Realisierung des Gipsabbaus kommt es bau- und betriebsbedingt zu einer Reihe von Beeintraumlchtigungen in dem Naturschutzraum Es ist daher bspw mit einer Zerstoumlrung der Pflanzendecke einem weitgehenden Verlust der Artenvielfalt LKW-Verkehr beim Bau der Zufahrten sowie Schadstoffemissionen durch Baumaschinen und Transportfahrzeuge zu rechnen21 Im Fall der Errichtung eines Schifffahrtskanals wird im Folgenden exemplarisch die Problematik eines geplanten ca 75 km langen Schleusenkanals kurz dargestellt welche im Rahmen des Ausbaus der Saale fuumlr die Schiffbarmachung zum Tragen kommt Eine grundsaumltzli-che Schwierigkeit ergibt sich bereits daraus dass der vorgesehene Verkehrsweg 2 km oberhalb der Saale-Muumlndung teilweise das Biosphaumlrenreservat bdquoFlusslandschaft Elbeldquo beruumlhrt welches als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet besonderen Schutz genieszligt So wird befuumlrchtet dass die damit beabsichtigte Verkuumlrzung des Schifffahrtsweges um 8 km u a zu einer Vernichtung von Ackerboumlden und zu einer Zerschneidung des Elbe-Saale-Winkel fuumlhrt Die Notwendigkeit der Realisierung dieses Kanals ist daher umstritten was sich u a in diversen organisierten Befuumlrwortern und Gegnern ausdruumlckt22 23 24

Zusammenfassend wird fuumlr Abschnitt 11 die inhaltliche Motivation fuumlr diese Arbeit nochmals anhand der drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen klargemacht Aufgrund der Eigenschaft der Groszligflaumlchigkeit dieser Schutzgebiete wird es schwierigeroumlkologische Restriktionen und auszliger-oumlkologische Eingriffsarten raumlumlich zu trennen und somit relativ unproblematisch gleichzeitig zu realisieren Die Beruumlcksichtigung des Prinzips der Nachhaltigkeit bei der Ausgestaltung solcher Schutzzonen ermoumlglicht es grundsaumltzlich auch auszliger-oumlkologische Projektformen zu realisieren an einer handhabbaren Konkretisierung dieses Prinzips fuumlr den Einzelfalls mangelt es jedoch Schlieszliglich entstehen Situationen die sich durch eine hohe Konfliktlastigkeit auszeichnen da im Extremfall viele unterschiedliche auszliger-oumlkologische Nutzungsinteressen umgesetzt werden sollen und eine eindeutige Prioritaumltenset-zung nicht zwingend moumlglich ist In Abschnitt 12 wird der Forschungsstand zu der aufgeworfe-nen Problemlage aufgearbeitet und bestehende Zugaumlnge Loumlsungsansaumltze und Instrumente in Hinblick auf die Brauchbarkeit fuumlr diese Arbeit bewertet Schlieszliglich werden in Abschnitt 13 die Forschungsfragen fuumlr diese Arbeit gestellt die Methodik beschrieben und zentrale Begriffe definiert

12 Forschungsstand

121 Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und LandschaftsplanungIn Anbetracht der geschilderten Problemlage draumlngt sich die Frage nach dem Zusammenhang zur sbquoklassischenrsquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung auf welche in ihrem Kern die Koordinierung verschiedener Nutzungsinteressen thematisiert So zeichnen sich die Arbeiten aus dem Bereich Raumplanung haumlufig durch eine fundierte Analyse der Einflussfaktoren auf

20 Vgl NMU (o Ja) 521 Vgl ELLWANGER (1999) 478-48422 Vgl VHDS (o J)23 Vgl UFZ (2003) 724 Vgl BUND (o Ja)

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welche auf die Entwicklung von Raumlumen wirken wie etwa infrastrukturelle Standorteigenschaf-ten Oder es werden Erklaumlrungsmuster geliefert wie etwa die Rang-Groumlszlige-Regel mit deren Hilfe die Regelhaftigkeit der Groumlszligenverteilung von Staumldten analysiert werden kann Thematischer Schwerpunkt solcher Quellen ist oftmals die Analyse von staumldtischen Verdichtungsraumlumen mit ihren siedlungsspezifischen Fragestellungen25 Aus diesen Ausfuumlhrungen ist erkennbar dass so gut wie keine Anknuumlpfungspunkte zur eigenen Arbeit abgeleitet werden koumlnnen Lediglich die allgemeine Problematik hinsichtlich der Behandlung unterschiedlicher Nutzungsarten findet sich auch in diesem Werk Des Weiteren gibt es einen geringen Bezug zu der Analyse von raumlumlichen Einflussfaktoren was sich in dieser Abhandlung indirekt durch die Pruumlfspezifika des Nachhaltigkeitsrasters manifestiert26

Bei den Arbeiten zum Thema Regionalplanung liegt der Fokus haumlufig auf der Beschreibungder Organisation und des Aufbaus der Regionalplanung mit ihren institutionellen Einheiten wie z B den Regionalverbaumlnden oder den Planungsbeiraumlten sowie den rechtlichen Grundlagen des Planungssystems Des Weiteren werden detaillierte Ausfuumlhrungen zu den Einflussgroumlszligen der regionalen Entwicklung vorgetragen wie etwa der Stand der Technik oder die natuumlrlichen Ressourcen Die Erlaumluterung der Funktionsweise des regionalen Raumordnungsplanes spielt dabei eine groszlige Rolle in dessen Rahmen bspw auch Bevoumllkerungsprognosen erstellt werden27

Diese Thematik ist ebenfalls wenig geeignet um daraus Bausteine fuumlr die Entwicklung deseigenen Konzeptes zu kreieren Allenfalls weisen die institutionellen Elemente darauf hin dass die mit diesem Modell konzipierten Aussagen als Grundlage fuumlr raumplanerische Abwaumlgungenim Zusammenhang mit kommunalen Entscheidungsgremien zu sehen sind28

Die Publikationen aus der Kategorie Landschaftsplanung sind der Thematik dieser Arbeitschon naumlher da sie in einem viel staumlrkeren Maszlige die oumlkologischen Rahmenbedingungen etwa in Form von Schutzflaumlchen in den Planungsprozess integrieren Hier ist schon eine groumlszligere thematische Naumlhe zu den in dieser Arbeit relevanten Projektformen zu erkennen da die Landschaftsplanung sich auch als Beitrag zur Fachplanung versteht welche etwa beim Straszligenbau zum Tragen kommt Insgesamt greift dieser Planungstypus die aufgeworfene Problemlage am besten auf weil hier die Konfliktkonstellation unterschiedlicher Eingriffsformen im Vordergrund steht29 Letztendlich ist aber zu konstatieren dass alle oben genannten theoretischen Zugaumlnge nur ansatzweise fuumlr das eigene Konzept brauchbar sind da sie weder inhaltlich noch methodisch anschlussfaumlhig sind Das inhaltliche bezieht sich darauf dass sich diese Instrumente weitgehend auf formale und rechtliche Aspekte konzentrieren und somit oumlkologische oumlkonomische und soziale Aspekte von Projektarten nicht ausreichend beruumlcksich-tigen Das methodische zielt darauf dass die dort gemachten Aussagen nur unzureichend fuumlr die Ableitung uumlber Abwaumlgungsentscheidungen zwischen unterschiedlichen Eingriffsformen zu gebrauchen sind30

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte PlanungWie oben vermittelt wurde bietet die sbquoklassischersquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung so gut wie keine Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die eigene Konzeption Daher stellt sich die Frage ob eine Erweiterung um eine oumlkologische Komponente der beschriebenen Problemkonstellation mit den naturschutzfachlichen Restriktionen einer Schutzflaumlche besser gerecht wird Die Literatur zu diesem Thema wird haumlufig unter solchen Stichworten wie z B sbquooumlkologisch

25 Vgl bspw BOumlKEMANN (1999)26 Siehe Abschnitte 11 und 3327 Vgl bspw SEIFERT (1993)28 Siehe Abschnitt 22129 Vgl bspw AUHAGEN U A (2002)30 Siehe Abschnitt 22

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orientierte Planungrsquo bezeichnet und im Folgenden naumlher erlaumlutert Unter diesem Begriff koumlnnen im Allgemeinen Vorgehensweisen verstanden werden die auf den Ergebnissen der landschafts-oumlkologischen Forschung aufbauen und sie mit anthropogenen raumlumlichen Nutzungsanspruuml-chen sowie gesellschaftlichen Wertvorstellungen in Bezug bringen Damit werden zwei Ebenen angesprochen die zunaumlchst keine Verbindung zueinander haben naumlmlich Oumlkologie und Planung So ist die Oumlkologie mit ihren Unterdisziplinen lediglich auf die Beschreibung und Erklaumlrung von natuumlrlichen Strukturen und Funktionen ausgerichtet ohne eine eigene Handlungsaufforderungen zu enthalten Dem steht die Planung gegenuumlber welche einen stufenweisen Entscheidungsprozess darstellt und auf normative Wertvorstellungen aufbaut wie z B der Erhaltung des Naturerbes Beide Ebenen sind jedoch nicht von vornherein getrennt und muumlssen erst durch die oumlkologische Planung zusammengefuumlhrt werden So haben sie etwa hinsichtlich der Entwicklung von normativen Planungszielen einen Beruumlhrungspunkt da die Fundierung solcher Aussagen nicht ohne die Erkenntnisse aus der Oumlkologie moumlglich ist was sich z B auf die Populationsgroumlszlige einer vom Aussterben bedrohten Art bezieht31

Dennoch existieren Publikationen welche uumlber eine solch allgemeine Sichtweise hinaus-gehen und sogar versuchen auszliger-oumlkologische Gesichtspunkte in den Planungsprozess zu integrieren So gibt es bspw eine Handreichung zur Operationalisierung des Nachhaltigkeits-prinzips in der Regionalplanung die hier kurz vorgestellt wird Beginnend mit einer Definition von Nachhaltigkeit und der Abgrenzung der rechtlichen Rahmenbedingungen wird das methodische Vorgehen in Hinblick auf die Operationalisierung der Ziele einer nachhaltigen Regionalplanung erlaumlutert Dabei wird u a auf die Schwerpunktsetzung der oumlkologischen Nachhaltigkeitsdimension hingewiesen und es werden die Anforderungen formuliert die bei der Auswahl von Indikatoren fuumlr die Beurteilung hinsichtlich der Zielerreichung relevant sind Einen groszligen Teil der Abhandlung nimmt die Konkretisierung der schutzgutbezogenen Aspekte ein etwa in Bezug auf die biologische Vielfalt oder das Landschaftsbild Einen ebenso weiten Raum umfasst die Erlaumluterung der nutzungsbezogenen Aspekte was sich bspw auf die Landwirtschaft oder den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe bezieht Fuumlr alle schutzgut- und nutzungsbezogenen Aspekte werden jeweils eine allgemeine Problemstellung des Aspektes eine Spezifizierung des naturwissenschaftlichen Hintergrundes sowie eine Handlungsempfeh-lung fuumlr die Regionalplanung geliefert Des Weiteren wird in dieser Abhandlung die Notwendig-keit vermerkt weitere Akteursgruppen einzubeziehen die nicht in den unmittelbaren Einflussbereich der Regionalplanung fallen wie etwa private Haushalte Auch wird betont dass die gesamte Vorgehensweise nicht fuumlr jede Region gleichermaszligen anwendbar ist und es demnach einer teilraumlumlichen Differenzierung der Nachhaltigkeitsziele bedarf Zusammenfas-send werden generelle Handlungsempfehlungen fuumlr eine nachhaltige Regionalplanung formuliert was sich konkret in der Definition von Pruumlfkriterien darstellt bspw in Hinblick auf oumlkologische Grundregeln32

Die Literatur welche sich mit der oumlkologischen Ausrichtung von Raumplanung beschaumlf-tigt liefert kaum brauchbare Elemente fuumlr diese Arbeit Diese Abhandlungen beinhalten viele Instrumente und Methoden mit denen die oumlkologischen Auswirkungen innerhalb verschiede-ner Arten von Raumnutzung untersucht werden Sie sind jedoch in Hinblick auf die Entschei-dung zwischen diesen Projektformen kaum verwendbar Allenfalls der Hinweis auf diegrundsaumltzliche Trennung der Bereiche in Oumlkologie und Planung weist in die Richtung dereigenen Arbeit So bezieht sich die Deskription der Umwelteffekte von Eingriffsformen auf die Darstellung oumlkologischer Zusammenhaumlnge die Heranziehung von normativen Elementen findet

31 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 15-1932 Vgl bspw ARL (2000)

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sich in Form der anschlieszligenden Bewertung (sbquogering-mittel-hochrsquo) wieder33 Dagegen bietet die Erweiterung der oumlkologischen Ausrichtung von Planung auf eine nachhaltige Perspektive mit der vorgestellten Publikation schon mehr Impulse fuumlr die konzeptionelle Entwicklung der eigenen Arbeit Dies zeigt sich in erster Linie an der Gegenuumlberstellung der oumlkologischen schutzgutbezogenen und den auszliger-oumlkologischen nutzungsbezogenen Aspekten Eine aumlhnliche Trennung findet sich auch in dem eigenen Modell was sich in der Definition der Analysekriterien einerseits und der Analyse der Nutzungsinteressen andererseits manifestiert Auch innerhalb des Bereiches der Eingriffsarten finden sich Merkmale der vorgestellten Vorgehensweise wieder So wird ebenfalls fuumlr ausgewaumlhlte Projektformen zunaumlchst ein Uumlberblick der wichtigsten Eigenschaften geboten auf dem dann die ausfuumlhrliche Erlaumluterung der spezifischen oumlkologi-schen Hintergruumlnde folgt34 Auch die Schwerpunktsetzung auf die oumlkologische Nachhaltigkeits-dimension wird in dem eigenen Konzept aufgegriffen weil soziale und oumlkonomische Aspekte sich auf eine konkrete Weise nur begrenzt mit der Regionalplanung sinnvoll verbinden lassen35

Dagegen sind bzgl der Abwaumlgungsproblematik bei unterschiedlichen Nutzungsinteressen und moumlgliche Loumlsungsansaumltze so gut wie keine Hinweise aus den genannten Quellen fuumlr die eigene Arbeit zu entnehmen

Nachhaltige Raum- und RegionalentwicklungDie Diskussion uumlber eine nachhaltige Raumentwicklung hat maszliggeblich an Intensitaumlt zugenommen seit Mitte der 1990er Jahre in der Politik auf internationaler und nationaler Ebene dieses Thema aufgegriffen wurde Dabei erhoumlht sich die Komplexitaumlt der Thematik dadurch dass neben dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung das Ziel von gleichwertigen regionalen Lebensbedingungen angestrebt wird Mit der Beschreibung dieses Spannungsverhaumlltnisses wird auch einraumlumt dass eine Reihe von raumlumlichen Konflikten existiert Aus dieser Vielzahl von Konfliktkonstellationen treten haumlufig drei Arten in Erscheinung fuumlr die jeweils kurz die Problemlage sowie moumlgliche Loumlsungsansaumltze umrissen werden1 Agglomerationsraumlume Diese Gebiete zeichnen sich oftmals durch eine hohe oumlkonomische

Dynamik aus was haumlufig in Konflikt geraumlt mit einem oumlkologischen Ziel etwa der Verringe-rung des Energieaufwandes sowie einer abgestimmten Arbeitsteilung zwischen Kernstaumld-ten und Umland Selbst in Zeiten des Ruumlckganges des Wirtschaftswachstums kommt es zu einem Anstieg der Flaumlcheninanspruchnahme sowie des motorisierten IndividualverkehrsLoumlsungsansaumltze fuumlr diese Problematik liegen in einer houmlheren Dichte Mischung und Poly-zentralitaumlt der Nutzungsarten

2 Verkehrskorridore Sowohl der Nahverkehr innerhalb der Staumldte wie auch der Fernverkehr zwischen den Staumldten fuumlhren zu hohen Umweltbelastungen die in erster Linie durch den Transport auf der Straszlige verursacht werden Dabei ist die Fahrleistung im Guumlter- und Per-sonenverkehr dort am houmlchsten wo Nah- und Fernverkehr aufeinander treffen Diese Knotenpunkte gelten insbesondere auf europaumlischer Ebene als wichtige Standortvorteile fuumlr Unternehmen um ihre Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte besser zu erreichen Als we-sentliche Loumlsungsstrategien fuumlr diesen Bereich werden ebenfalls eine dezentrale Konzent-ration auf siedlungsstrukturell tragfaumlhigere Orte sowie einer Verkehrsvermeidung bzw Verkehrsverlagerung erachtet

3 Laumlndliche Raumlume Zunaumlchst ist festzustellen dass es den laumlndlichen Raum i S eines Stadt-Land-Gegensatzes mustertypisch nicht gibt sondern eine Vielfalt an Varianten mit unter-schiedlichen raumlumlichen Konfliktpotenzialen existiert Gleichwohl erfuumlllen alle Arten von

33 Siehe Abschnitte 313 und 434 Siehe Abschnitt 435 Siehe Abschnitt 223

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laumlndlichen Gebieten eine Art Ausgleichfunktion fuumlr Ballungsraumlume wie etwa in Form der Naherholung der Sicherstellung der Wasserversorgung oder der Erhaltung der Artenviel-falt Bei der nachhaltigen Entwicklung solcher Areale gilt es das Prinzip der dezentralen Konzentration anzuwenden wonach die wirtschaftlichen Aktivitaumlten auf zentrale und tragfaumlhige Orte und Ortskerne beschraumlnkt werden Auf diese Weise koumlnnen Flaumlchen einge-spart und Landschaften in ihrer oumlkologischen Funktionsfaumlhigkeit erhalten werden36

Als konzeptioneller Kern einer nachhaltigen Regionalentwicklung wird die Sicherstellung einesakzeptablen Wohlstandsniveaus fuumlr die regionale Bevoumllkerung erachtet welches auch fuumlr die kuumlnftigen Generationen erhalten bleiben muss Wie hoch dieses Niveau genau sein soll wird jedoch nicht definiert Allerdings wird eingeschraumlnkt dass es nicht in Konflikt mit der globalen Nachhaltigkeit geraten darf Im Rahmen dieser Vorgabe wird jeder Region zugestanden einen individuellen Weg bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu waumlhlen Demnach fuumlhrt die Summe dieser Wege langfristig zu einer nachhaltigen Entwicklung was allerdings nicht weiter begruumlndet wird Realistischerweise wird jedoch eingestanden dass es moumlglicherweise noumltig ist das Wohlstandsniveau in einzelnen Regionen zu reduzieren Bei der Umsetzung eines solchen regionalen Nachhaltigkeitskonzeptes muumlssen bestimmte Besonderheiten beachtet werden die im Folgenden knapp erlaumlutert werden1 Offenheit Regionen sind offene Systeme die in einer Interaktion mit anderen Regionen

stehen Da globale Entwicklungen in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich wirken muumlssen regionale Nachhaltigkeitskonzepte immer im Zusammenhang mit anderen Regio-nen gesehen werden

2 Identitaumlt Regionen zeichnen sich durch eine regionale Identitaumlt aus welche die Orientierung auf ein gemeinsam definiertes Kollektivwohl erleichtert Besonders wichtig sind dabei informale regionale Institutionen mit denen dann konkrete Projekte und Maszlig-nahmen besonders wirkungsvoll gefoumlrdert werden koumlnnen

3 Rahmenbedingungen Weiterhin gilt es die regionalen Rahmenbedingungen zu beachtenund zu nutzen was sich etwa auf die Bevoumllkerungsdichte den Bildungsstand die Wirt-schaftsstruktur oder das kulturelle Selbstverstaumlndnis bezieht Darauf basierend koumlnnen Regionen im Vergleich zur lokalen Ebene ihre Groumlszlige sbquoausspielenrsquo und Projekte und Maszlig-nahmen in Hinblick auf Stoffkreislaumlufe und Wertschoumlpfungsketten realisieren37

Das Konzept der nachhaltigen Raumentwicklung ist gekennzeichnet durch ein hohes Maszlig an Abstraktheit was seine praktische Umsetzung betrifft Lediglich in Ansaumltzen ist erkennbar wo verwertbare Momente fuumlr das eigene Modell vorliegen So wird auch in diesem Fall die generelle Problematik von raumlumlichen Konflikten thematisiert was jedoch auf einem sehr allgemeinen Niveau geschieht konkrete Hilfen fuumlr das eigene Konzept sind daraus nicht abzuleiten Auch stellt sich dieser theoretische Zugang als ein thematisch sehr weit gefaumlcherter Bereich (wie oben bei der dargestellten Raumplanung schon zu sehen war) dar wie mit den Aspekten Agglomera-tionsraumlume Verkehrskorridore und laumlndliche Raumlume deutlich wurde Allenfalls der letzte Aspekt kann aufgrund seiner houmlheren oumlkologischen Relevanz noch ansatzweise mit der Themenstel-lung dieser Arbeit in Verbindung gebracht werden Somit bietet auch die nachhaltige Raumentwicklung weder methodische noch inhaltliche Komponenten fuumlr die Konzeption des eigenen Modells

Aumlhnlich ist die Situation beim Thema nachhaltige Regionalentwicklung wobei sich an einigen Punkten schon eher ein Bezug zu den in der eigenen Arbeit aufgegriffenen Aspekten herstellen laumlsst So spielen auch hierbei die spezifischen Eigenschaften einer Region eine groszlige Rolle was sich vor allem bei dem in dieser Arbeit aufgegriffenen Fallbeispiel zeigt Es wird

36 Vgl BBR (1998) I72-12637 Vgl bspw THIERSTEINWALSER (2000) 80f

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besonders deutlich dass Region nicht gleich Region ist sondern sowohl die oumlkologischen Rahmenbedingungen als auch die auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen sich ganz entscheidend bei der Anwendung des eigenen Modells auswirken Insgesamt uumlberwiegt bei beiden vorgestellten Konzepten das Manko das sie uumlber eine Beschreibung der Problemlage und der stichwortartigen Praumlsentation von Loumlsungsbegriffen nicht hinauskommen Nicht zuletzt fehlt beiden Forschungsrichtungen der oumlkologische Charakter in Hinblick auf die Groszligflaumlchigkeit einer Schutzzone welche die raumlumliche Grundlage der eigenen Arbeit darstellt38

Regionalwirtschaftliche Entwicklung und Relevanz von SchutzgebietenRegionale Bezuumlge finden sich auch in Publikationen welche die auszliger-oumlkologischen Aspekte von Schutzflaumlchen aufgreifen So findet sich in den Richtlinien der zustaumlndigen Dachverbaumlnde ein entsprechender Hinweis welcher eine solche thematische Verbindung herstellt bdquoSchutzge-biete sind keine isolierten Einheiten sie sind in oumlkologischer wirtschaftlicher politischer und kultureller Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt Aus diesem Grund muumlssen Planung und Management von Schutzgebieten in die Regionalplanung eingebettet sein und daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung seitens der Landesplanung erfahrenldquo39 Aufgrund dieser und weiteren Aussagen aus dieser Quelle lassen sich jedoch keine handhabbaren Loumlsungsansaumltze fuumlr die aufgezeigte Problemlage ableiten

Dennoch gibt es eine Reihe von Arbeiten welche diese Thematik ausfuumlhrlich behandeln Diese Art der detaillierten Auseinandersetzung bezieht sich haumlufig jedoch auf konkrete Beispiele so dass sich daraus ebenso wenig brauchbare Anknuumlpfungspunkte fuumlr die eigene Arbeit herstellen lassen Exemplarisch wird etwa das Schutzareal bdquoFlusslandschaft Elbeldquo analysiert in dem die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Projektarten aus den Bereichen Wasser- Land-und Forstwirtschaft Verkehr und gewerbliche Wirtschaft zu einer Vielzahl von Konfliktkonstellationen fuumlhrt Die in diesem Beispiel vorgeschlagenen Loumlsungswege zeichnen sich dadurch aus dass sie weitgehend auf die spezifischen Rahmenbedingungen dieses Falles ausgerichtet sind So wird bspw als Beitrag zur Loumlsung der Konfliktsituation bzgl der Verkehrsbelastung vorgeschlagen den Schienen- gegenuumlber den Straszligenverkehr baulich zu bevorzugen Dies geht einher mit einer Staumlrkung der oumlffentlichen gegenuumlber den individuellen Transportsystemen Auf diese Weise soll das Mobilitaumltsbeduumlrfnis der Wohnbevoumllkerung und der Besucher befriedigt und gleichzeitig die Belastung der Schutzzone aufgrund von Schadstoffen des Straszligenverkehrs verringert werden40 Hier laumlsst sich nur ansatzweise ein Bezug zu der Vorgehensweise in der eigenen Arbeit entdecken da ebenfalls die Bereiche Schienen- und Straszligenverkehr sowie Tourismus eine groszlige Rolle spielen Die in dem eigenen Modell zu diesen Aspekten gemachten Aussagen gehen tendenziell in die gleiche Richtung wie sie in dem beschriebenen Beispiel angefuumlhrt wurden Allerdings bleibt festzuhalten dass sich aus der genannten Publikation aufgrund der Beschraumlnkung auf die Beschreibung eines Fallbeispielskeine allgemeinguumlltigen Handlungsanweisungen oder dergleichen fuumlr aumlhnlich gelagerte Faumllle zu entnehmen sindJedoch gibt es auch Literatur welche sich auf einer mehr theoretischen Ebene mit den auszliger-oumlkologischen Bedingungen von Schutzarealen auseinandersetzt und somit moumlglicher-weise anschlussfaumlhigere Prinzipien fuumlr das eigene Konzept bietet So wird bspw im Zusammen-hang mit der Schutzkategorie Biosphaumlrenreservate das Drei-Zonen-Modell eingefuumlhrt welches im Kern auf die Abstufung der Schutz- und Entwicklungsfunktion eines solchen Gebietes zielt Demnach ist die Kernzone ausschlieszliglich fuumlr den Schutz der natuumlrlichen Oumlkosysteme vorgese-hen die Uumlbergangszone erfuumlllt eine Puffer- und Pflegefunktion und die Entwicklungszone

38 Siehe Abschnitte 221 und 639 EUROPARCIUCN (2000) 1840 ARL (1997)

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schlieszliglich darf intensiv anthropogen genutzt werden bzw stellt den Siedlungsbereich dar Andere theoretische Grundlagen stellen die regionalen Managementinstrumente dar welche der Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Regional- und Landesentwicklung dienen Eine typische Unterkategorie ist dabei bspw das Interessen- und Potenzialmanagement das die Abstimmung der Interessen und Potenziale der beteiligten Akteure in einem Schutzter-rain thematisiert41 Das Drei-Zonen-Modell stellt einen sehr praktikablen Ansatz fuumlr die Verwaltung von Schutzflaumlchen dar weil auf diese Weise potenziell konflikttraumlchtige Nutzungs-formen raumlumlich leicht getrennt werden koumlnnen Diese Vorgehensweise funktioniert jedoch nur wenn die zu schuumltzende Kernzone nur ein relativ geringes Ausmaszlig annimmt Die in der Ausgangssituation in Abschnitt 11 beschriebenen naturschutzfachlichen Herausforderungenzeichnen sich aber gerade dadurch aus dass sie groumlszligere Areale erfassen welche dann nicht einfach wieder sbquounterzoniertrsquo werden koumlnnen Die Funktionsweise der erwaumlhnten Management-instrumente klingt zunaumlchst einleuchtend offenbart aber bei naumlherer Uumlberpruumlfung ebenfalls Schwaumlchen So bleibt es bspw bei dem genannten Interessen- und Potenzialmanagement aumluszligerst vage wie eine Anwendung in der Praxis aussehen soll Im Kern trifft dies die Problematik der Abwaumlgungsentscheidung zwischen unterschiedlichen Nutzungsformen in einem Schutzgebiet zu der jedoch keine konkrete Hilfestellung geliefert wird

In diesem Abschnitt wurden bisher Konzepte praumlsentiert die darauf ausgerichtet sind die oumlkologischen Eigenschaften von Schutzzonen gegenuumlber auszliger-oumlkologischen sbquoBegehrlichkeitenrsquo zu verteidigen bzw diese nur unter bestimmten Bedingungen zuzulassen Diese Denkweise zielt substanziell auf die sbquoGeschaumlftsgrundlagersquo dieser Arbeit naumlmlich der Annahme dass die Ausweisung von Schutzterrains die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsformen massiv erschweren koumlnnte Hintergrund dieser Uumlberlegung wiederum ist die Auffassung dass auf diese Weise insbesondere die oumlkonomische Entwicklung und damit etwa die Schaffung von Arbeitsplaumltzen kaum noch moumlglich ist Der Vollstaumlndigkeit halber ist jedoch zu erwaumlhnen dass theoretisch auch eine umgekehrte Perspektive denkbar ist wie sie im Folgenden beschrieben wird So koumlnnte es sein dass gerade durch die Ausweisung von Schutzflaumlchen sich positive regionalwirtschaftliche Effekte ergeben und somit die Grundsatzproblematik dieser Arbeit erheblich entschaumlrft wird Uumlberspitzt formuliert stellt sich die Frage ob nicht im Extremfall die Deklaration von Schutzflaumlchen in einem groszligen Umfang das oumlkonomische Nonplusultra bedeutet So wird bspw geschaumltzt dass aufgrund dieser Form der oumlkonomischen Nutzung der kanadischen Schutzgebiete jaumlhrlich 46 Mrd euro an Bruttoinlandsprodukt erwirtschaft wird 159000 Arbeitsplaumltze gesichert und 18 Mrd euro an Steuereinnahmen generiert werden42 Auch fuumlr Natura-2000-Gebiete gibt es Untersuchungen die in einigen Fallstudien positive wirtschaftli-che Auswirkungen fuumlr die betroffene Region feststellen koumlnnen Begruumlndet werden diese Folgen haumlufig damit dass vor allem touristische und landwirtschaftliche Produkte die speziell auf die regional-natuumlrlichen Bedingungen abgestimmt sind von dieser Entwicklung profitieren Dagegen sind aufgrund der Ausgaben fuumlr die Einrichtungen und Erhaltung der Schutzzonen selbst kaum regionalwirtschaftliche Vorteile zu erwarten43 44 Die grundsaumltzliche Moumlglichkeit fuumlr diese wenn auch haumlufig schwach positiven regionaloumlkonomischen Ergebnisse ist nicht zu bestreiten Es sind jedoch zwei Einwaumlnde vorzubringen welche im Einzelfall zum Tragen kommen So wird eingestanden dass quantitative Modellrechnungen fuumlr die Analyse solchkomplexer Sachverhalte methodisch problematisch sind weil die Annahmen uumlber die

41 Vgl HAMMER (2003)42 Vgl IUCN (1998) ix43 Vgl GETZNER U A (2001) 169-172 vgl IUCN (1998)44 Hinsichtlich einer umfassenden oumlkonomischen Bewertung von Schutzgebieten i S des Total Economic Value-

Konzeptes sowie der damit verbundenen methodischen Schwierigkeiten vgl IUCN (1998) 11-13

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zukuumlnftige Entwicklung und die Handlungen der politischen Akteure in der Region nur schwierig abzuschaumltzen sind45 Daruumlber hinaus ist auch ganz grundsaumltzlich einzuwenden dass es Gruumlnde fuumlr die Realisierung von Projektarten gibt die uumlber eine oumlkonomische Betrachtungs-weise hinausgehen So kann bspw die Umsetzung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen auch energie- bzw klimapolitisch motiviert sein da die Installation von Windkraftanlagen (neben moumlglichen arbeitsmarktpolitischen Positiveffekten) als Beitrag gesehen wird von fossilen Energietraumlgern unabhaumlngiger zu werden bzw die schaumldlichen Emissionen im Rahmen des Umwandlungsprozesses zu vermeiden In solchen Faumlllen koumlnnten die beschriebenen regionaloumlkonomischen Effekte noch so hoch sein sie koumlnnen jedoch nicht dazu beitragen die erwaumlhnten energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen

122 Einzelne Loumlsungsansaumltze

Beispielhafte fallbezogene UntersuchungenDie in Abschnitt 121 beschriebenen Ansaumltze betrachten vereinfacht gesagt die Thematik Raumnutzung aus einer integrativen und allgemeinen Perspektive d h fuumlr ihren Zweck beruumlcksichtigen sie unterschiedliche Nutzungsinteressen und sind auf kein bestimmtes Areal beschraumlnkt Diese Konzepte zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Abstraktheit aus ndash die folgenden Zugaumlnge hingegen zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Detailliertheit aus So wird die Problematik anhand einzelner Umweltschutzguumlter und Projektarten wie z B dem Tourismus der Windenergie oder am Beispiel eines bestimmten Areals verdeutlicht wobei es zum ersten Aspekt vergleichsweise viele Publikationen gibt Festzuhalten bleibt dass sich aufgrund der Thematisierung des jeweiligen Einzelfalles kaum verallgemeinbare Schluumlsse ziehen lassen Dennoch ist positiv anzumerken dass solche Untersuchungen die Komplexitaumlt von unterschiedlichen Nutzungsformen unter den oumlkologischen Bedingungen eines Schutzgebietes sehr anschaulich darstellen und damit indirekt auf die Schwierigkeiten fuumlr moumlgliche Loumlsungsan-saumltze hinweisen

So beschaumlftigt sich bspw eine Arbeit mit den touristischen Aspekten von Natura-2000-Gebieten und unterbreitet Vorschlaumlge fuumlr den Umgang mit der Konfliktkonstellation die sich aus dem Zusammentreffen dieser beiden Seiten ergeben Basis dieser Empfehlungen ist eine Befragung von Vertretern unterschiedlichster Institutionen in diesem Gebiet wie etwa den zustaumlndigen Umweltministerien oder den Fremdenverkehrsverbaumlnden Ergaumlnzt werden diese Aussagen durch empirische Informationen welche im Rahmen der Analyse von vier ausgewaumlhl-ten Natura-2000-Gebieten gewonnen wurden Abschlieszligend wurden die Erkenntnisse aus der Befragung der Interessenvertreter und der Bereisung der ausgewaumlhlten Gebiete in einem Expertenworkshop in Hinblick auf moumlgliche Loumlsungsansaumltze diskutiert Daraus entstanden die Forderungen nach einer integrativen Erfassung aller Nutzungsformen einer Ausgestaltung eines partizipatorischen Planungsprozesses sowie die Gewaumlhrleistung des Schutzes und der Sicherung der vereinbarten Ziele der Natura-2000-Gebiete46 Aus dieser Quelle und aumlhnlichen Publikatio-nen lassen sich keine Ideen entwickeln die fuumlr das eigene Modell von Bedeutung sein koumlnnten Dies liegt hauptsaumlchlich daran dass diese Arbeiten keine handhabbaren Elemente beinhalten wie die ausfuumlhrlich dargelegte Konfliktkonstellation geloumlst werden kann Die erwaumlhnten Loumlsungsansaumltze helfen nicht weiter da sie aumluszligerst abstrakt gehalten und somit fuumlr eine praktikable Umsetzung ungeeignet sind Allerdings kommt diese Untersuchung der eigenen Arbeit in dem Punkt sehr nahe welche die naturschutzfachlichen Bedingungen dieses

45 Vgl GETZNER U A (2001) 16946 Vgl bspw BFN (2005c)

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Schutzterrain thematisiert Dies bezieht sich auf die Bandbreite an Umweltschutzguumltern welche durch die touristischen Aktivitaumlten beeintraumlchtigt werden koumlnnen und auch Gegenstand des Analyserasters in diesem Modell ist47

Auch gibt es Abhandlungen welche sich ausfuumlhrlich mit einer bestimmten Konfliktkonstel-lation auseinandersetzen wie es etwa bei der Vogelschlagproblematik von Windkraftanlagen der Fall ist So wird in solchen Studien auf die jeweiligen Beeintraumlchtigungen von Brut- und Gastvoumlgeln eingegangen die bei unterschiedlichen Standorten der Windkraftgeneratoren zu beobachten sind Diese Ergebnisse werden in Hinblick auf die Relevanz der ProblembereicheKollisionsrisiko Barrierewirkung und der Stoumlrung der Avifauna interpretiert Darauf basierend werden Empfehlungen fuumlr die Standortplanung von Windkraftanlagen unterbreitet um das Konfliktpotenzial zu verringern48 Diese Art von Untersuchung ist fuumlr die geschilderte Problem-lage sinnvoll kann sich jedoch in dieser Detailliertheit verstaumlndlicherweise nur auf eine Konfliktkonstellation (von vielen) beschraumlnken In Bezug auf die eigene Arbeit wird in der oben zitierten Studie nur das konfliktlastige Nutzungsinteresse Windkraftanlagen gegenuumlber demeinen Analysekriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgut TierePflanzenldquo betrachtet Aus dieser sbquoGegenuumlberstellungrsquo werden die wesentlichen Erkenntnisse in komprimierter Form in die eigene Arbeit uumlbernommen was aber insgesamt nur einen kleinen Teil ausmacht49 So muss aufgrund der methodischen Vorgehensweise des eigenen Modells auch fuumlr alle anderen aufgestellten Pruumlfmerkmale eine kurze Analyse in Hinblick auf die Relevanz fuumlr Windkraftanla-gen erfolgen Andersherum ist es auch zu sehen dass fuumlr das Untersuchungskriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bzw Voumlgel im Allgemeinen eine sbquoGegenuumlberstellungrsquo mit den uumlbrigen elf konfliktlastigen Eingriffsformen zu erfolgen hat50

Schlieszliglich existiert bspw eine Untersuchung zu Formen Konkurrenzen und Konflikten von raumlumlicher Nutzung die sich auf das Gebiet der Jademuumlndung an der niedersaumlchsischen Nordseekuumlste konzentriert Diese Fallstudie beschreibt u a 14 typische Nutzungsformen in diesem Gebiet wie bspw den Natur- und Landschaftsschutz oder die Fischerei bzw Aquakultur Daruumlber hinaus werden fuumlr diese 14 Eingriffsarten die jeweiligen Nutzungskonkurrenzen analysiert wie sie z B zwischen der Landwirtschaft und der Denkmalpflege bestehen Des Weiteren werden zwei ausgewaumlhlte Nutzungskonkurrenzen vertieft untersucht was sich auf die Ansiedlung eines Chemiewerkes und der Begradigung des Jadefahrwassers bezieht Schlieszliglich werden Loumlsungsvorschlaumlge unterbreitet auf welche Weise das raumlumliche Konfliktpotenzial in diesem Areal gemindert werden kann indem die grundsaumltzlichen Optionen jeder einzelnen Eingriffsart beleuchtet werden51 Diese Fallstudie kommt insgesamt der Problemkonstellation und dem Loumlsungsansatz der eigenen Arbeit schon relativ nahe liefert dennoch nur wenige Punkte die sich fuumlr das eigene Vorhaben fortentwickeln lassen Dies bezieht sich auf die Breite des Spektrums an Eingriffsformen und deren jeweiligen Komplexitaumlt wie sie auch in der Analyse der zwoumllf ausgewaumlhlten Projektarten geschieht52 Allerdings bietet sie keine allgemeinen Ruumlckschluumlsse wie bei aumlhnlichen Problemlagen in anderen Gebieten vorgegangen werden sollte Eine Beruumlcksichtigung aller moumlglichen Nutzungsarten sowie eine faumlcheruumlbergreifende Bearbeitung finden nur ansatzweise statt oder die Untersuchung ist nur auf eine bestimmte Region ausgerichtet

47 Siehe Abschnitt 3348 Vgl bspw REICHENBACH (2003)49 Siehe Abschnitt 41250 Siehe Abschnitt 13251 Vgl bspw KERBECK (1989)52 Siehe Abschnitt 4

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Naturschutzfachliche PlaumlneAndere fallbezogene Instrumente bilden naturschutzfachliche Plaumlne wie etwa der National-parkplan fuumlr die Vorpommersche Boddenlandschaft Basierend auf der Definition eines allgemeinen Leitbildes fuumlr Nationalparke und den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen werden zunaumlchst allgemeine Daten beschrieben was sich z B auf die Lage und Groumlszlige dieses Nationalparks bezieht Einen groszligen Teil in solchen Publikationen nimmt danach die Konkreti-sierung der Leitlinien und Entwicklungsziele fuumlr diese Schutzflaumlche ein was oumlkologische Aspektethematisiert wie bspw den Wasserhaushalt und die Gewaumlsser Daneben werden aber auch auszliger-oumlkologische Projektformen problematisiert die damit in Zusammenhang stehen was sich z B in der Eroumlrterung der Implikationen fuumlr die Fischereiwirtschaft darstellt Schlieszliglich wirdauch ganz grundsaumltzlich die Einbindung des Nationalparks in die Region diskutiert was etwa auf die moumlglichen Kooperationsstrukturen oder die Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zielt53

Andere umweltfachliche Planungsinstrumente fokussieren sich auf ein bestimmtes Um-weltschutzgut in einem Gebiet was z B beim Bewirtschaftungsplan Oker der Fall ist Diese Konzepte konzentrieren sich in einem noch viel staumlrkeren Maszlige als die vorangegangenen Plaumlne auf bestimmte geographische und umweltschutzfachliche Gesichtspunkte So werden die in dem Gebiet der Oker (Niedersachsen) vorhandenen Raumnutzungsanspruumlche beschrieben wie dies z B fuumlr den Bereich Bodenabbau und Abfallwirtschaft geschieht Daneben wird sich mit den hydrologischen Aspekten in diesem Schutzareal auseinandergesetzt was konkret die Entstehung der natuumlrlichen Wasservorkommen die Untersuchung der Gewaumlsserbeschaffenheit sowie die weiteren gewaumlsserbezogenen Nutzungenarten umfasst In einem weiteren Teil wird die Konfliktkonstellation zwischen Wasser und seiner Nutzung aufgegriffen was im Einzelnen die Definition von Nutzungsklassen fuumlr Wasser wie auch fuumlr die Wasserverbraucher sowie die Erarbeitung von wasserbaulichen Maszlignahmen beinhaltet54

Noch spezieller sind naturschutzfachliche Managementplaumlne wie sie z B in Natura-2000-Gebieten vorgeschrieben sind und im Wesentlichen aus folgenden Kerninhalten bestehen Bezogen auf die jeweiligen Schutzobjekte des betroffenen Gebietes sind ihre Erhaltungsziele zu konkretisieren sowie deren Einhaltung zu gewaumlhrleisten und fortzuentwickeln In einem Standartbogen sind dann die Schutzobjekte in Form von Lebensraumtypen sowie Pflanzen- und Tierarten zu spezifizieren Auf dieser Basis muumlssen in diesem Managementplan die Erhaltungs-maszlignahmen festgelegt werden um die Erhaltungsziele der definierten Schutzobjekte umzusetzen Typischerweise bestehen solche Managementplaumlne aus einer Lebensraum- einer Habitat- und einer Erhaltungsmaszlignahmenkarte um die genannten Informationen ergaumlnzend graphisch darzustellen Weitere Bestandteile sind bspw Vorschlaumlge fuumlr das Monitoring der Umsetzung oder etwa Literaturangaben55 56

Alle drei oben skizzierten konzeptionellen Zugaumlnge zeichnen sich dadurch aus dass sie schwerpunktmaumlszligig die oumlkologischen Restriktionen eines untersuchten Gebietes thematisieren wogegen den auszliger-oumlkologischen Aspekten ein geringeres Gewicht zugemessen wird Durch die Beschreibung der Konfliktkonstellation zwischen den naturschutzfachlichen Bedingungen und den oumlkonomischen Aspekten wird auf diese Problematik aufmerksam gemacht eine Loumlsungsstrategie i S einer integrativen Perspektive wird jedoch bestenfalls ansatzweise geboten Neben diesen eher inhaltlich begruumlndeten Defiziten zeigt aber auch das methodische Vorgehen der praumlsentierten Konzepte dass sie in Hinblick auf die formulierte Fragestellungen der eigenen Konzeption wenig zu gebrauchen sind Zwar handelt es sich bei den vorgestellten

53 Vgl bspw LFGMV (2002)54 Vgl bspw BEZIRKSREGIERUNG BRAUNSCHWEIG (1988)55 Vgl Art 2 i V m Art 6 FFH-RL56 Vgl bspw BLWF (2003)

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Plaumlnen lediglich um austauschbare Beispiele so dass ein Nationalparkplan ein Bewirtschaf-tungsplan und ein Managementplan fuumlr andere Areale in Deutschland aumlhnlich aufgebaut waumlren Aber selbst bei Ausblendung dieser fallspezifischen Unterschiede und einer Betrachtung des sbquomethodischen Geruumlstesrsquo sind keine fuumlr die eigene Arbeit verwertbaren Elemente zu erkennen Dieses Manko bezieht sich im Wesentlichen auf die Problematik von Abwaumlgungsentscheidun-gen zwischen oumlkologischen und auszliger-oumlkologischen Aspekten aber auch innerhalb des auszliger-oumlkologischen Bereiches selbst

Integriertes KuumlstenzonenmanagementEin anderer theoretischer Zugang zu dem Forschungsvorhaben bietet das Konzept zum Integrierten Kuumlstenzonenmanagement welches ebenfalls die Problematik unterschiedlicher Nutzungsformen aufgreift die in der Kuumlstenregion besonders stark zum Tragen kommt So zeichnen sich die Kuumlstengebiete weltweit oftmals durch ein starkes Bevoumllkerungswachstum aus bei einer gleichzeitig erhoumlhten Zunahme der lokalen und globalen Umweltbelastungen bspw durch Uumlberbeanspruchung von natuumlrlichen Ressourcen Viele dieser Gebiete sind auch aus oumlkonomischer Perspektive relevant da vor allem sbquowassernahersquo Wirtschaftszweige wie z B Tourismus Fischerei oder Verkehrswirtschaft (Haumlfen Schifffahrtswege) von groszliger gesamtge-sellschaftlicher Bedeutung sind Das o g Konzept greift die skizzierte Problemkonstellation auf und versteht sich allgemeinen als einen dynamischen und kontinuierlichen Prozess durch den das nachhaltige Kuumlstenmanagement gefoumlrdert werden soll Die zentrale Komponente ist dabei die Integration von unterschiedlichsten Perspektiven wie z B Nachhaltigkeitszielen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Instrumenten (bspw Kommunikation Partizipation der Beteiligten) Komponenten des Zielgebietes (terrestrisch maritim) Raumebenen (lokal regional) sowie Zeitebenen (kurzfristig langfristig)57 58 59

Dieser Ansatz ist allerdings nur bedingt fuumlr das eigene Vorhaben geeignet was zunaumlchst daran liegt dass naturgemaumlszlig die maritimen Rahmenbedingungen eine herausragende Rolle spielen dies aber fuumlr die eigene Arbeit allenfalls von untergeordneter Bedeutung ist Insgesamt ist festzustellen dass das Konzept des Integrierten Kuumlstenzonenmanagement zumindest in Deutschland (noch) nicht ausgereift ist Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf im For-schungsbereich da es bisher nur einige Ansaumltze gibt welche isoliert nebeneinander stehen So werden lediglich allgemeine Prinzipien die Notwendigkeit fuumlr ein Integriertes Kuumlstenzonenma-nagement und politische Optionen fuumlr eine solche Strategie dargestellt Auf welche Weise eine operative Umsetzung des Konzeptes aussehen koumlnnte wird jedoch nicht beantwortet bzw es wird wieder auf den angesprochenen Forschungsbedarf verwiesen60 61 Uumlber eine detaillierte Analyse von Nutzungskonflikten in der Kuumlstenregion basierend auf einer Auswertung von praktischen Demonstrationsprojekten kommen die bisherigen Studien nicht hinaus Aus diesen Untersuchungen lassen sich keine allgemeinguumlltigen Orientierungslinien ableiten wie eine naturvertraumlgliche Realisierung auszliger-oumlkologischer Nutzungsinteressen aussehen bzw wie eine Prioritaumltensetzung zwischen konkurrierenden Projektformen erfolgen soll Vielmehr wird eingestanden dass die bisherige Forschung in diesem Bereich oftmals wenig zu der Loumlsung von praktischen Problemen beitraumlgt62

57 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)58 Vgl KANNEN (2000)59 Vgl GLAESER U A (2005)60 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)61 Vgl GLAESER U A (2005)62 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999b)

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123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungAls ein etabliertes Instrument zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Eingriffsinteressen gilt die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die jedoch nicht einheitlich definiert ist und aufgrund der Komplexitaumlt des Anwendungsbereiches kein fertiges Umsetzungskonzept darstellt Jedoch kann auf die Legaldefinition gemaumlszlig des Umweltvertraumlglichkeitspruumlfungsgesetzes zuruumlckgegriffen welches im behoumlrdlichen Genehmigungsverfahren fuumlr raumwirksame Projekte die maszliggebli-chen Vorschriften enthaumllt Gemeinsames Merkmal aller Interpretationen der Umweltvertraumlglich-keitspruumlfung ist Beschreibung und Bewertung der voraussichtlichen Auswirkungen von Vorhaben auf die Umwelt Die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist ein unselbstaumlndiger Teil im Rahmen des verwaltungsbehoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens welche uumlber die Zulaumlssigkeit bestimmter Projekte entscheidet Die Notwendigkeit zur Anwendung dieses Verfahrens ergibt sich aus den entsprechenden gesetzlichen Vorgaben und gilt z B fuumlr den Bau von FlugplaumltzenCharakteristisches Merkmal dieses Instrumentes ist die Fruumlhzeitigkeit der Pruumlfung von Umweltwirkungen und die Entscheidung uumlber ein Vorhabens i S der vorsorglichen Vermeidung von Umweltbelastungen anstelle ihrer nachtraumlglichen Beseitigung Dabei bildet innerhalb der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung den fachwissenschaft-lichen Kern dieses Instrumentes welche die oumlkologischen Auswirkungen des jeweiligen Projektes in der Beziehung Verursacher-Wirkung-Betroffener analysiert Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in einer Umweltvertraumlglichkeitsstudie dargestellt welche somit kein eigenstaumlndiges Instrument der Umweltuntersuchung ist sondern lediglich die Bezeichnung fuumlr die Dokumentation der Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung63 Das gesetzlich strukturierte Verfahren dieses Instrumentes zeichnet sich durch eine Kette von Arbeitsschritten aus die in folgender Reihenfolge aufgebaut sind und fuumlr alle Beteiligte als Arbeitsgrundlage dient1 Vorpruumlfung Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr das betroffene Vorhaben eine gesetzliche

Anwendung dieses Instrumentes zutrifft Dies kann sich auf bestimmte namentliche ge-nannte Vorhaben beziehen oder solche die bestimmte Kriterien erfuumlllen wie z B Groumlszlige

2 Untersuchungsrahmen Ist die vorherige Frage positiv beantwortet wird von der Genehmigungsbehoumlrde festgelegt welche einzelnen oumlkologischen Aspekte im Zusam-menhang mit dem beantragten Projekt relevant sind

3 Hauptpruumlfung In diesem Arbeitsschritt sind die gemaumlszlig Untersuchungsrahmen definierten umweltrelevanten Auswirkungen des Vorhabens zu ermitteln was in der Umweltvertraumlg-lichkeitsstudie zusammengefasst wird

4 Beteiligungsverfahren Nach Pruumlfung der behoumlrdlich geforderten Unterlagen auf Vollstaumlndigkeit sind andere Fachbehoumlrden sowie die Oumlffentlichkeit in diesen Prozess ein-zubinden Dies geschieht indem diesen Institutionen im Rahmen einer Anhoumlrung Gele-genheit gegeben wird sich zu dem Projekt zu aumluszligern

5 Bewertung Die Genehmigungsbehoumlrde erstellt in Verbindung mit den Stellungnahmen aus der Anhoumlrung eine zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens Auf dieser Basis werden die oumlkologischen Effekte in Hinblick auf ihre Erheblich-keit bewertet

6 Entscheidung In diesem Arbeitsschritt wird uumlber die Zulaumlssigkeit des Projektes entschie-den was u U auch eine Teilgenehmigung oder eine Genehmigung unter Auflagen bedeu-ten kann64

63 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 68f vgl VS-RL vgl UVPG vgl HODEK (2003a) 185-194 vgl HODEK (2003b) 189-19564 Vgl REUTERBARSCH (2003) 283-285 vgl GASSNERWINKELBRANDT (1997) 33-43 vgl SSUT (1999) 14f

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Flora-Fauna-Habitat-VertraumlglichkeitspruumlfungEin aumlhnliches Verfahren wie die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung welche sich allerdings auf Eingriffsformen konzentriert die im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten geplant sind Die EU-rechtlichen Normen dieses Instrumentes finden ihren Niederschlag im Bundesnaturschutzgesetz welches fuumlr Projekte und Plaumlne des Bundes unmittelbar gilt ansonsten sind die jeweiligen Landesnaturschutzgesetze heranzuziehen Maszliggeblich hierbei sind die spezifischen Erhaltungsziele in solchen Flaumlchen d h es handelt sich um ein gebietsbezogenes Instrument was ein wesentlicher Unterschied zur oben beschriebenen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist welche flaumlchendeckend die Umwelt als Ganzes im Blick hat Daher muumlssen u U auch Nutzungsarten gepruumlft werden welche auszligerhalbdes Schutzgebietes liegen von denen aber Fernwirkungen ausgehen koumlnnten Daruumlber hinaus sind die Rechtsfolgen dieser Form der Vertraumlglichkeitspruumlfung wesentlicher strenger als es bei der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung der Fall ist Die Vorgehensweise der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung verlaumluft im Wesentlichen in drei Schritten die wie folgt aussehen1 Vorpruumlfung Es ist zu pruumlfen ob der betroffene Plan bzw das Projekt nach seiner

Eigenschaft die gesetzlichen Kriterien fuumlr eine Hauptpruumlfung erfuumlllt und bei seiner Realisie-rung erhebliche Umweltbeeintraumlchtigungen zu erwarten sind Bei einem positiven Ergeb-nis ist keine weitere Pruumlfung notwendig und das Verfahren ist hiermit weitgehend been-det

2 Hauptpruumlfung Bei einem negativen Ergebnis der Vorpruumlfung ist eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung durchzufuumlhren Diese hat zu untersuchen welche relevanten Wirkungen von dem Vorhaben ausgehen und welche Erhaltungsziele fuumlr das betroffene Gebiet und die dafuumlr maszliggeblichen Bestandteile gelten Des Weiteren ist zu pruumlfen wel-che negativen Veraumlnderungen zu erwarten und wie erheblich diese sind Ist nach diesem Pruumlfschritt das Ergebnis positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden

3 Ausnahmeregelung Bei einem negativen Ergebnis der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglich-keitspruumlfung ist das Vorhaben zunaumlchst abzulehnen Es kann aber ein Ausnahmeverfahren eingeleitet werden dass folgende Bedingungen erfuumlllen muss Fehlen von zumutbaren oder vertraumlglicheren Alternativen Geltendmachung von Ausnahmegruumlnden sowie die Moumlglichkeit der Wiederherstellung der Kohaumlrenz des Natura-2000-Gebietes Ist das Ergeb-nis dieses Pruumlfschrittes positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden ande-renfalls erfolgt eine Ablehnung65 66

Strategische UmweltpruumlfungAn das Instrument der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung knuumlpft methodisch die Strategische Umweltpruumlfung an die sich jedoch u a uumlber Einzelprojekte hinaus durch die Einbeziehung von Plaumlnen und Programmen unterscheidet Hauptmerkmal dieser Methode ist der groumlszligere Umfang bzgl der Dokumentation der Umweltwirkungen Generell ist eine houmlhere Komplexitaumltsebene zu erkennen was sich bspw in der groumlszligeren zeitlichen Dimension darstellt und somit eine sehr fruumlhe Einbindung in den planerischen Entscheidungsprozess bedeutet Daruumlber hinaus unterscheidet sich dieses Instrument im Vergleich zur Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung dadurch dass es kumulative Effekte und Wechselwirkungen der Gesamtheit an Einzelvorhaben erfasst67

Insgesamt ist die Strategische Umweltpruumlfung in einem viel staumlrkerem Maszlige darauf aus den Auswirkungen einer Planung entgegenzuwirken was den Umweltvorsorgegedanken in den Mittelpunkt stellt statt lediglich zu reagieren Umfassender ist bei diesem Instrument auch das

65 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-85 vgl Art 6 III FFH-RL vgl sectsect 32-37 BNatSchG66 Vgl PETERS (2004) 298-30767 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)

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Prinzip der Alternativenpruumlfung so dass es generell als Unterstuumltzung einer nachhaltigen Entwicklung betrachtet werden kann da auf diese Weise die Integration oumlkologischer sozialer und oumlkonomischer Interessen vereinfacht wird68 Die Umsetzung der EU-Richtlinie fuumlr die Strategische Umweltpruumlfung in nationales Recht wurde durch die Neufassung des Umweltver-traumlglichkeitspruumlfungsgesetzes im Jahr 2005 und die Aumlnderung des Baugesetzbuches und des Raumordnungsgesetzes im Jahr 2004 vollzogen Die wesentlichen Merkmale dieses Verfahrens lassen sich wie folgt charakterisieren1 Screening Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr die fraglichen Plaumlne bzw Programme

uumlberhaupt eine gesetzliche Pflicht zur Anwendung der Strategischen Umweltpruumlfung besteht

2 Scoping In diesem Schritt muss der Umfang und der Detaillierungsgrad der Umweltpruuml-fung festgelegt werden

3 Umweltbericht In diesem Dokument sind die voraussichtlich erheblichen Umweltauswir-kungen der betroffenen Plaumlne bzw Programme zu ermitteln zu beschreiben und zu be-werten Dieses Vorgehen gilt auch fuumlr in Frage kommende Alternativen

4 Monitoring Die erheblichen Auswirkungen bei der Durchfuumlhrung des Planes bzw Programms muumlssen uumlberwacht werden

5 Konsultationen Der Planungs- bzw Programmentwurf der Umweltbericht sowie weitere relevante Unterlagen muumlssen publiziert und die Stellungnahmen der Umweltbehoumlrden und der Oumlffentlichkeit eingeholt werden Alle wichtigen Dokumente der Planungsendpha-se sowie die Erlaumluterung in Hinblick auf die Auswahl der gepruumlften Alternativen muumlssen oumlffentlich bekannt gemacht werden69

Vergleich zwischen den Pruumlfverfahren untereinander und zur eigenen ArbeitIn der Reihe Umwelt- Flora-Fauna-Habitat- und Strategische Umweltpruumlfung besitzen die beiden zuletzt genannten Instrumente die groumlszligte thematische Naumlhe zu dem eigenen Konzept weswegen sie nochmals gesondert beleuchtet werden So zeichnen sich die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und die Strategische Umweltpruumlfung durch folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus1 Zielsetzung Die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung kann als Teilmenge der

Strategischen Umweltpruumlfung aufgefasst werden Erstes ist speziell auf den Fortbestand oder die Wiederherstellung eines guumlnstigen Erhaltungszustandes Zweites ist jedoch all-gemein auf die Sicherung eines hohen Umweltschutzniveaus ausgerichtet

2 Geltungsbereich Sind die gesetzlichen Bedingungen fuumlr eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung erfuumlllt zwingt dies auch zur Durchfuumlhrung einer Strategischen Umweltpruumlfung Andersherum ist dies jedoch nicht der Fall

3 Betrachtungsgegenstand Die Strategische Umweltpruumlfung untersucht mehr in der Breite d h umfasst eine groumlszligere Zahl an oumlkologischen und sozialen Faktoren Dagegen geht die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung mehr in die Tiefe was sich auf die fundierte Analyse ausgewaumlhlter Lebensraumlume und Arten bezieht

4 Rechtsfolgen Der aufgrund der Strategischen Umweltpruumlfung zu erstellende Umweltbe-richt wird in der Gesetzgebung lediglich beruumlcksichtigt und ist somit abwaumlgungsfaumlhig Hingegen ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung strenger da ein entspre-chend negatives Votum auf jeden Fall zu einer Unzulaumlssigkeit des geplanten Vorhabens fuumlhrt70

68 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-83 vgl WENDE (2004) 269-271 vgl SUP-RL69 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)70 Vgl SCHMIDT (2003) 58

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Die Unterschiede zwischen der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und der Strategi-schen Umweltpruumlfung koumlnnen u U ein relativ groszliges Ausmaszlig einnehmen Bei Hinzuziehung der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung und der Betrachtung dieser drei Instrumente zusammen werden die Differenzen im Vergleich zu der eigenen Konzeption jedoch wesentlich relativiert Daher beschraumlnken sich im Folgenden die Ausfuumlhrungen auch auf diese Unterscheidung wasdie Differenzen innerhalb der Gruppe der drei Pruumlfungsverfahren ausblendet Wie in den anderen Verfahren und Konzepten zu sehen ist wiederholen sich einige Aspekte bei der Gegenuumlberstellung zwischen Forschungsstand und Forschungsvorhaben Von den genannten Instrumenten unterscheidet sich das eigene Modell zunaumlchst in qualitativer Hinsicht was bei den Analysekriterien zu beobachten ist Mit deren Hilfe werden zwar ebenfalls oumlkologische Effekte von Eingriffsarten thematisiert allerdings bezieht sich dies zunaumlchst nur auf standardi-sierte Grundvarianten ohne die Beruumlcksichtigung von Einzelfaumlllen (mittels der Qualitaumltsfaktoren werden in einem spaumlteren Schritt ansatzweise auch die Bedingungen bei Einzelfaumlllen beruumlck-sichtigt) Bei den drei Pruumlfverfahren ist es genau umgekehrt da irgendeine Form der sbquoVorverur-teilungrsquo einer Eingriffsform ausdruumlcklich auszuschlieszligen ist Andererseits werden auch soziale und oumlkonomische Auswirkungen von Nutzungsinteressen beleuchtet was wiederum bei den herkoumlmmlichen Verfahren kaum relevant ist Aber auch in quantitativer Hinsicht sind Unter-schiede auszumachen was sich in der Auswahl der analysierten Nutzungsformen zeigt Diese beschraumlnkt sich im eigenen Modell auf zwoumllf bestimmte Projektformen wogegen die vorgestellten Pruumlfverfahren auf weitaus mehr Nutzungsarten anwendbar sind71

MethodenbausteineDiese Gruppe von Instrumenten umfasst Methodenbausteine wie bspw die oumlkologische Risikoanalyse welche eines der fundiertesten Verfahren zur Bewertung von Nutzungsvertraumlg-lichkeiten ist und anhand der folgenden Arbeitsschritte dargestellt wird1 Zerlegung Das komplexe Wirkungsgefuumlge des Mensch-Umwelt-Systems wird in

weitgehend unabhaumlngige Teilsysteme untergegliedert welche einen natuumlrlichen Faktor oder eine Naturgrundlagenqualitaumlt thematisieren wie z B Wasser oder eine natuumlrliche Erholungseignung In Zusammenhang mit den Beeintraumlchtigungswirkungen von Nut-zungsformen werden diese Teilsysteme als Konfliktbereiche bezeichnet

2 Zusammenfassung auf erster Ebene Diese Beeintraumlchtigungswirkungen innerhalb jedes Konfliktbereiches werden zu einer Groumlszlige aggregiert der sbquoIntensitaumlt potenzieller Beein-traumlchtigungenrsquo

3 Zusammenfassung auf zweiter Ebene Fuumlr jeden Konfliktbereich erfolgt eine Aggregation in Hinblick auf die Beeintraumlchtigungswirkungen und den natuumlrlichen Ressourcen zu einer weiteren Groumlszlige der sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo

4 Verknuumlpfung Schlieszliglich werden die zusammengefassten Faktoren sbquoIntensitaumlt potenzieller Beeintraumlchtigungenrsquo und sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo zur dritten Groumlszlige sbquoRisiko der Beeintraumlchtigungrsquo zusammengefuumlhrt72

Der oumlkologischen Risikoanalyse schlieszligt sich die oumlkologische Wirkungsanalyse an die sich im Wesentlichen aus einem Analyseschritt und einem Prognoseschritt zusammensetzt In dem ersten Schritt werden relevante Informationen gesammelt die sich im Rahmen der Abschaumltzung der Folgen der jeweiligen Vorhaben auf die Umwelt ergeben In dem zweiten Schritt werden Wirkungsketten erstellt die in einem wiederholenden Annaumlherungsprozess die Wirkungen und Folgewirkungen des Vorhabens darstellen Eine Schwaumlche dieses Instrument ist es dass es kausal abgesichertes Wissen uumlber die Beziehungen zwischen den sich beeinflussenden

71 Siehe Abschnitt 3372 Vgl BACHFISCHER (1978) 79f

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Systemen erfordert was nicht immer moumlglich ist Auszligerdem lassen sich aufgrund der Starrheit dieses Verfahrens nur schwierig dynamische Aspekte integrieren so dass es sich in der Praxis kaum durchsetzen konnte Es finden sich jedoch vereinfachte Varianten davon die als Verflechtungsmatrizen bezeichnet werden Diese Instrumente sind zweidimensional angelegt und stellen bspw die potenziellen Auswirkungen einer Eingriffsform den betroffenen Umweltmedien gegenuumlber Diese Verfahren werden bspw fuumlr das Scoping im Rahmen der oben dargelegten Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung angewandt und stellen somit die Grundlage fuumlr eine Prognose der oumlkologischen Beeintraumlchtigungen dar Eine andere vereinfachte Variante der oumlkologischen Wirkungsanalyse sind Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten die auf dem Prinzip beruhen dass von einem Verursacher bestimmte Wirkfaktoren ausgehen Diese beeinflussen die einzelnen Bestandteile der Natur und fuumlhren zu Beeintraumlchtigungen Dabei gibt es Wirkfaktoren die einen strukturellen Effekt haben wie bspw in Form einer Flaumlchenzerschneidung Des Weiteren existieren Wirkfaktoren die eine energetisch-stoffliche Auswirkung beschreiben wie z B bei einer Grundwasserabsenkung73

Eine weitere Option bieten Szenarien die als Prognosemethode auf verbale Weise sowohlsbquohartersquo als auch sbquoweichersquo Informationen integrieren Unter einem Szenario wird das stufenweise Durchdenken eines Systems verstanden um plausible Entwicklungen und Trends herauszuar-beiten Der Vorteil dieses Instrumentariums liegt darin dass es unterschiedliche Informationsar-ten und Methodenbausteine integrieren kann So koumlnnen bspw statistisch-quantitative Angaben mit argumentativ-qualitativen Elementen kombiniert werden Der Nachteil von Szenarien ist aber dass sie den aufbereiteten Ereignissen keine Wahrscheinlichkeiten zumessen koumlnnen An Szenarioarten gibt es zum einen solche die explorativ arbeiten und von gegenwaumlr-tig guumlltigen Rahmenbedingungen ausgehen Zu dieser Kategorie gehoumlrt das Trendszenario das spekulativ die aktuelle Entwicklung verlaumlngert Des Weiteren ist das Alternativszenario zu nennen welches auch eine Fortschreibung einer gegenwaumlrtigen Entwicklung beinhaltet diese jedoch auf Basis unterschiedlicher Ausgangszustaumlnde konzipiert und somit eine Reihe unterschiedlicher Endzustaumlnde ermittelt Schlieszliglich existiert das Status-quo-Szenario das von einer Stetigkeit der Einflussgroumlszligen ausgeht und die Entwicklung der Zukunft so fortsetzt Zum anderen gibt es Szenarioarten welche normativ funktionieren und von festgelegten Zielen aus aktuelle Vorschlaumlge entwickeln In diese Kategorie fallen Kontrastszenarien die bewusst zum gegenwaumlrtigen oder durch das Trendszenario erreichten Zustand voumlllig komplementaumlr sind Zuletzt ist das Strategieszenario zu erwaumlhnen das instrumentelle und raumpolitische Bedingungen formuliert um einer negativen Entwicklung entgegenzusteuern Voraussetzung fuumlr das Arbeiten mit diesen Verfahren ist eine klare Formulierung von Problemlage und Zielstellung sowie in der Darstellung eine eindeutige Trennung zwischen den deskriptiven Zusammenhaumlngen und den normativen Rahmenbedingungen74

In Hinblick auf die Brauchbarkeit der oben dargebotenen Instrumente fuumlr die Entwicklung des eigenen Konzeptes sind deutliche Unterschiede festzustellen So sind die Instrumente oumlkologische Risikoanalyse oumlkologische Wirkungsanalyse Verflechtungsmatrizen sowie Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten kaum in diesem Sinne geeignet bei dem Szenarioin-strument ist dies hingegen weitaus mehr der Fall Die ersten vier genannten Verfahren sind durch ein hohes Maszlig an methodischer Komplexitaumlt gekennzeichnet mit der die oumlkologischen Zusammenhaumlnge von Projektformen und ihrer Umwelt ausgeleuchtet werden Diese Methodik ist fuumlr das eigene Vorhaben nicht nachvollziehbar vielmehr strebt es ja eine Komplexitaumltsreduk-tion bei der Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Eingriffsarten an An diesem Punkt zeigt sich ganz generell dass diese Ansaumltze im Vergleich zu der eigenen Arbeit nach einer

73 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 252-25774 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 257

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anderen Philosophie arbeiten Die vorgestellten Konzepte bilden sbquonurrsquo einen methodischen Rahmen dessen Inhalt bei jedem Einzelfall neu ausgestaltet wird Dagegen ist dieser inhaltliche Aspekt bei dem eigenen Vorhaben weitgehend schon vorhanden bzw stellt eine wesentliche eigene Leistung dar indem fuumlr ausgewaumlhlte Eingriffsformen eine standardisierte Beurteilung nach ihren oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Pruumlfmerkmalen stattfindet75 Wie schon angedeutet bietet die Szenariomethode wesentlich mehr Moumlglichkeiten in dem eigenen Konzept zum Tragen zu kommen was bei der Erarbeitung des praumlsentierten Fallbeispiels in dieser Arbeit zu sehen ist Welche der genannten Szenariovariante dort zu finden ist laumlsst sich nicht eindeutig ausmachen Allerdings wird deutlich dass dort explorative Szenarien und Trendszenarien stark vertreten sind was sich auf die Eroumlrterungen zur Energieerzeugung und Verkehrsinfrastruktur bezieht Dagegen kann die Arbeitsweise des Alternativszenarios den Abhandlungen zur Naturbelassenheit zugeordnet werden welches ja einen deutlichen Kontrast zu dem Gedanken der Fortfuumlhrung der gegenwaumlrtigen Situation im Energie- und Verkehrsbe-reich darstellt76

Multidimensionale InstrumenteSchlieszliglich existieren multidimensionelle- bzw multikriterielle Bewertungsmethoden die an einigen Stellen Uumlberschneidungen mit der Konstruktionslogik der eigenen Arbeit aufweisen Im internationalen Kontext gehoumlren sie in das Fachgebiet der Multi-Attribute Utility Theorie (MAUT) im deutschen Sprachgebrauch stellt die Nutzwertanalyse die bekannteste Variante darIm Gegensatz zur Kosten-Nutzen-Analyse ist es mit diesem Instrumentarium moumlglich auch auszliger-monetaumlre Aspekte zu beruumlcksichtigen Ziel der Nutzwertanalyse ist es anhand verschie-dener Bewertungsdimensionen mit unterschiedlichen Wertdimensionen wie z B Flaumlchengrouml-szligen und Zeiteinheiten Planungsalternativen zu bewerten und in eine Rangfolge zu bringenDen methodischen Kern bilden Transformationsfunktionen die fuumlr ein bestimmtes Kriterium den Zielertrag einem Zielerfuumlllungswert gegenuumlberstellen Dies erfolgt bspw fuumlr das Kriterium Erreichbarkeit eines Oberzentrums indem die benoumltigten Minuten mit einem ordinalen Wert gleichgesetzt werden (je geringer die Fahrtdauer desto houmlher der ordinale Wert) Diese Verfahren sind aber nicht dazu geeignet eine absolute Bewertung innerhalb eines Vorhabens durchzufuumlhren d h die Vor- und Nachteile abzuwaumlgen Sie sind lediglich dafuumlr gedacht zwischen den Vorhaben eine relative Bewertung zu ermitteln wenn grundsaumltzlich alle Vorhaben durchfuumlhrungsfaumlhig sind77

Diese vorgestellten Verfahren lassen eine gewisse inhaltliche Naumlhe zu dem eigenen Kon-zept erkennen Auch hier werden auszliger-monetaumlre Groumlszlige beruumlcksichtigt allerdings bilden sie in Form der sieben oumlkologischen und drei sozialen Pruumlfmerkmale sogar den Schwerpunkt gegenuumlber den zwei oumlkonomischen Untersuchungskriterien Die Funktionsweise der Nutzwert-analyse findet sich in Ansaumltzen auch in dem eigenen Modell wieder da unterschiedliche Nutzungsinteressen wie etwa Windkraftanlagen und Schifffahrtskanaumlle bewertet und als Planungsalternativen in eine Rangfolge gebracht werden In Hinblick auf die absoluten und relativen Bewertungsweisen sind beide Aspekte in der eigenen Arbeit wieder zu finden So wird fuumlr jede der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen anhand des Analyserasters eine Art Grundbewertung gemacht die sich in der Darstellung von aggregierten Prozentwerten niederschlaumlgt was auf diese Weise schon die Erstellung einer groben Rangfolge zwischen diesen Projektformen ermoumlglicht Zusaumltzlich koumlnnen fallspezifische Rahmenbedingungen von

75 Siehe Abschnitte 313 und 476 Siehe Abschnitte 612 und 6277 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 153

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Eingriffsarten beruumlcksichtigt werden indem die Analysemerkmale sbquohaumlrterrsquo oder sbquoweicherrsquo ausgelegt werden was die Grundbewertung wieder relativieren kann78

Weitere Untertypen von mehrdimensionalen Instrumenten werden im Folgenden der Vollstaumlndigkeit halber benannt wobei auf ein Vergleich mit der eigenen Konzeption weitgehend verzichtet wird da die Unterschiede nicht allzu groszlig sind Als Fortentwicklung der Standardver-sion der Nutzwertanalyse gilt die Nutzwertanalyse der zweiten Generation welche in ihrer Formalstruktur wesentlich flexibler ist Allerdings konnte sich auch diese Nachfolgevariante in der raumlumlichen Planung kaum etablieren und wird nur vereinzelt bei sehr anspruchsvollen Gutachten verwendet Daruumlber hinaus wurden vereinfachte nutzwertanalytische Ansaumltzeentwickelt indem etwa die Zahl der Zielerfuumlllungswerte auf drei bis fuumlnf Stufen reduziert wurde Eine aumlhnliche Vereinfachung findet sich auch in Form der Reduktion der Gewichtungsfaktoren auf eine sbquoDreierrsquo-Skala fuumlr die zu untersuchenden Kriterien Zusammenfassend ist festzuhalten dass die Idee der Vereinfachung auch in dem eigenen Modell aufgegriffen wird da auch hier z B jeweils drei Bewertungsstufen fuumlr die Eingriffsformen (sbquogering-mittel-hochrsquo) verwendet werden Zuletzt ist das Instrument des Analytisch-hierarchischen Prozesses zu nennen das bisher vor allem in der Betriebswirtschaftslehre zunehmend aber auch in der Raumplanung zum Einsatz kommt Der wichtigste Vorteil dieses Planungswerkzeugs ist der Verzicht auf eine abstrakte Transformationsfunktion wie sie bei den anderen genannten nutzwertanalytischen Methoden zum Tragen kommt Stattdessen werden die Zielerfuumlllungswerte mit Paarvergleichen im konkreten Einzelfall ermittelt79

Eine andere Variante in dieser Kategorie von Beurteilungsinstrumenten findet sich haumlufig unter dem Begriff Multikriterienanalyse die sich ebenfalls durch die Integration auszliger-oumlkologischer Aspekte auszeichnet und z T EDV-gestuumltzt arbeitet und dem eigenen Modells am nahsten kommt Im Gegensatz zu den ersten beiden Arten von Beurteilungsinstrumenten werden hierbei in einem weitaus groumlszligeren Maszlige zusaumltzlich soziale und oumlkonomische Kriterien einbezogen wie bspw die Bildungschancen fuumlr die lokale Bevoumllkerung oder die Steuerbelas-tung fuumlr die oumlffentlichen Haushalte Das erste Kernelement der Multikriterienanalyse ist das Vorliegen eines Planes oder Maszlignahmenbuumlndels was in der eignen Arbeit dem Set der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen entspricht Das zweite Kernelement ist die Definition bestimmter zu erreichender Ziele was in dieser Abhandlung in der Festlegung der Grenzwerte fuumlr die Nachhaltigkeitsgrade (sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquouumlber 75 ) seine Entsprechung findet Das dritte Kernelement beschreibt die Kriterien anhand derer die zu erreichenden Ziele zu messen sind was in dieser Konzeption mit den zwoumllf Analysekriterien zu vergleichen ist80

Haumlufig arbeiten die Verfahren nach diesem Muster mit mehr als zwoumllf Pruumlfmerkmalen und auf einer Softwarebasis welche uumlber eine Excel-Tabelle hinausgeht Teilweise wird jedoch auch nur mit geschlossenen oder offenen Fragen gearbeitet welche voumlllig auf eine quantitative sbquoUumlbersetzungrsquo verzichten81 Wesentlicher Unterschied ist jedoch das Fehlen einer Vor-Bewertung von Eingriffsarten wie sie nach den Bewertungskategorien sbquogering-mittel-hochrsquo erfolgt82

Zusammenfassend wird auf der naumlchsten Seite eine Grafik praumlsentiert welche den in den Abschnitten 121 bis 123 dargelegten Forschungsstand mit den unterschiedlichen Theorien Konzepten und Instrumenten schlagwortartig aufgreift (Darst 1)

78 Siehe Abschnitte 33 und 579 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 156-15980 Vgl bspw GARETH U A (2000) 15381 Vgl bspw ARE (2004) 13-1782 Siehe Abschnitte 33 und 5

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Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand83

83 Eigene Darstellung

NORMA

Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

Strategische Umweltpruumlfung

Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung

Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung

Multidimensionelle Instrumente

Naturschutzfachliche Plaumlne

Integriertes Kuumlstenzonenmanagement

Einzelne Loumlsungsansaumltze

Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und Landschaftsplanung

Regionalwirtschaftliche Entwicklungund Relevanz von Schutzgebieten

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte Planung

Nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung

Beispielhafte fallbezogene Untersuchungen

Methodenbausteine

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13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen

131 ForschungsfragenAusgehend von der vorangegangenen Eroumlrterung der Problemstellung vor dem Hintergrundder neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen werden die Forschungsfragen entwickelt Dabei werden sie zunaumlchst mit allgemeinen Kategorien (sbquoBeschreibungrsquo sbquoBewertungrsquo sbquoBenutzungrsquo) genannt und danach jeweils als Frageform ausgedruumlckt Daruumlber hinaus werden die drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen jeweils der Forschungsfrage zugeordnet bei der die groumlszligte inhaltliche Naumlhe besteht

1 sbquoBeschreibungrsquo Wie laumlsst sich die Gesamtheit unterschiedlicher Nutzungsinteressen systematisieren (Kriterium der Groszligflaumlchigkeit)

2 sbquoBewertungrsquo Wie wirken sich grundsaumltzlich konfliktlastige Nutzungsinteressen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen aus (Kriterium der Nachhaltigkeit)

3 sbquoBenutzungrsquo Wie koumlnnen konfliktlastige Nutzungsinteressen in die Uumlberlegungen bei raumplanerischen Entscheidungen einflieszligen (Kriterium der Konfliktlastigkeit)

Die Beantwortung der oben notierten Forschungsfragen bildet schlieszliglich die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines Modells welches das Hauptanliegen dieser Arbeit ist In den bisherigen Abschnitten wurde bzw in den folgenden Abschnitten wird daher aus Gruumlnden der sprachli-chen Vereinfachung allgemein von bdquoModellldquo gesprochen was sich jedoch auf diesen speziellen Fall bezieht Somit meint dieser Begriff das in dieser Arbeit zu entwickelnde Modell und kann daher an dieser Stelle noch nicht definiert werden

132 Methodisches VorgehenDas Modell bedient sich beim methodischen Vorgehen im Wesentlichen einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Elementen Das Vorgehen wird an dieser Stelle nur grob skizziert um den Grundgedanken zu verdeutlichen eine detaillierte Erlaumluterung findet sich in den jeweiligen Abschnitten Nach der Nennung des jeweiligen Abschnittes erfolgt eine Erklaumlrung der wesentlichen Funktion jenes Teils der Arbeit (jeweils die Zeile mit dem Pfeil) Zunaumlchst werden einige Grundannahmen getroffen welche fuumlr die gesamte Arbeit gelten Danach werden diejenigen Nutzungsinteressen ausgewaumlhlt welche sich im Allgemeinen durch eine hohe Konfliktlastigkeit in Bezug auf eine Schutzzone ausweisen Anschlieszligend werden zwoumllf Analysekriterien definiert welche fuumlr die Beurteilung des Nachhaltigkeitsgrades von Nutzungs-interessen verwendet werden

Einfuumlhrend wird jede Nutzungsform kurz in Hinblick auf ihre allgemeinen Eigenschaften sowie ihre gesamtwirtschaftliche Relevanz vorgestellt Anhand der definierten Pruumlfmerkmale erfolgt mit Hilfe der einschlaumlgigen Literatur von Umfragen und sonstigen Quellen eine Einschaumltzung fuumlr jede der konfliktlastigen Eingriffsart welche ihre jeweiligen wesentlichen Eigenschaften begutachtet Sind fuumlr ein Analysekriterium keine brauchbaren Publikationen verfuumlgbar wird auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen Die aus diesem Arbeitsschritt hervorgehenden 144 ausfuumlhrlichen Aussagen (zwoumllf Nutzungsinteressen mal zwoumllf Untersuchungsmerkmale) in Form von Zahlen Daten Fakten finden sich in der Anlage zu diesem Werk um den Lesefluss und die Uumlbersichtlichkeit der gesamten Arbeit zu erhoumlhen Es wird nur die komprimierte Bewertung zu jedem Pruumlfmerkmal praumlsentiert um eine Uumlbersetzung von der verbal-argumentativen Ebene in eine ordinale Skalierung zu ermoumlglichen Dieser

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Arbeitsschritt ist notwendig damit die gewonnenen Informationen uumlbersichtlich und graphisch aufbereitet werden koumlnnen

Zum Schluss wird eine statische Gesamtschau der Bewertungen fuumlr alle Projektformen praumlsentiert dynamische Komponenten eingefuumlhrt und das Vorgehen bei der Modellierung von vereinfachten Einzelfaumlllen erlaumlutert Die gesamte Herangehensweise wird schematisch zusammengefasst wobei sie sich auf den Hauptteil des Modells beschraumlnkt (Darst 2) D h der Anfang einige Mittelteile sowie das Ende werden nicht aufgegriffen da diese eher eine inhaltliche Abrundung der Arbeit darstellen

Grundannahmen Abschnitt 31 Theoretische Voruumlberlegungen fuumlr die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters

Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen Abschnitt 32 Auswahl der Nutzungsinteressen mit Konfliktlastigkeit

Analysekriterien Abschnitt 33ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitt 331hellipAbschnitt 3312

Diese Analysekriterien werden definiert

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412Allgemeine Eigenschaften undgesamtwirtschaftliche Relevanz

Abschnitte 4X1(X = eins bis zwoumllf)

Die Nutzungsinteressen werden vorgestellt

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitte 4X2

(X = eins bis zwoumllf) Die Nutzungsinteressen werden den Analysekriterien unterworfen

Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau Abschnitt 51 Die bisher einzeln betrachteten Nutzungsinteressen werden komprimiert

Definition von dynamischen Komponenten Abschnitt 52 Es werden zusaumltzliche Faktoren fuumlr die Modellierung von Einzelfaumlllen eingefuumlhrt

Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation Abschnitt 53 Es wird eine Anleitung fuumlr den Praxisfall erlaumlutert

Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens84

84 Eigene Darstellung

27

133 Definitionen

NORMANachhaltigkeitsorientiertes

Operationalisierungsschema bei

Raumkonflikten in Schutzgebieten ndash

Multikriterienanalyse fuumlr die

Auswahl von Nutzungsinteressen

Das Konzept dieser Arbeit wird aus Gruumlnden der Vereinfachung als Akronym bezeichnet welches als lateinisches Wort soviel bedeutet wie Maszligstab Regel oder Richtschnur Es wird der letzte Begriff bevorzugt da das Konzept nicht den Anspruch hat ein unwiderlegbares Regelwerk zu sein Vielmehr werden Richtwerte geliefert an denen sich Entscheidungen im Einzelfall orientieren koumlnnen Es werden synonym die Begriffe Modell Abhandlung Arbeit u auml verwendet wenn nichts anderes vermerkt ist

SchutzgebietAuf eine Differenzierung der verschiedenen naturschutzfachlichen Gebietskategorien wird aus Gruumlnden der Vereinfachung verzichtet weil in Hinblick auf die oben gestellten Forschungsfra-gen die Beruumlcksichtigung dieser Unterscheidung keinen Erkenntnisgewinn verspricht Es wird daher im Folgenden allgemein von Schutzgebieten bzw Schutzflaumlche u auml gesprochen wobei sich diese Bezeichnung nicht auf die Definition gemaumlszlig Naturschutzrecht85 bezieht sondern alle Formen von groszligflaumlchigen Schutzgebieten umfasst Andersherum bezieht sich die Verwendung von Begriffen wie bspw Naturschutzgebiet explizit auf die Definition nach Naturschutzrecht Es werden nur terrestrische Flaumlchen beruumlcksichtigt da Nutzungsinteressen mit maritimem Bezug in dem Konzept keine Rolle spielen Davon ausgenommen sind jedoch Schutzkategorien welche einzelne und kleinraumlumige Teile der Natur betreffen wie bspw gesetzlich geschuumltzte Biotope Da ihnen der groszligraumlumige Charakter fehlt entziehen sie sich weitgehend der Problematik von Konflikten mit auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen und sind hier nicht aufgefuumlhrt (Darst 3) Gemeinsames Merkmal aller Gebietskategorien ist mit graduellen Unterschieden die Beschraumlnkung auf Nutzungsformen die nicht unmittelbar der oumlkologischen Erhaltung oder Entwicklung solcher Schutzareale dienen

85 Vgl sectsect 23-33 BNatSchG

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TypRechtsgrundlage Anzahl Flaumlchein ha

Anteil Landes-flaumlche in

Schutzgebiete nach nationalem Rechtndash Naturschutzgebieta

ndash Nationalparkb

ndash Biosphaumlrenreservatc

ndash Naturparkd

ndash Landschaftsschutzgebiete

ndash Naturwaldreservatf

Schutzgebiete nach internationalem Rechtndash Flora-Fauna-Habitat-Gebietg

ndash Vogelschutz-Gebieth

ndash Ramsar-Gebieti

Praumldikatsgebietendash Europadiplom-Gebietj

ndash Europareservatk

7278151487

7187629

4596538

32

820

1050000194136

15798288000000

1060000023718

33094872958641

839327

103876268408

290054

ca 30022402970

067

930840238

030080

Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland86

NutzungsinteresseDer Begriff Nutzungsinteresse ist von zentraler Bedeutung da er anfaumlnglich alle Formen von raumplanerischen Eingriffen in die Landschaft beinhaltet Dies konzentriert sich im Laufe der Arbeit jedoch auf die Gruppe der konfliktlastigen Nutzungsinteressen welche aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften Gegenstand der weiteren Untersuchung sind87 Sinnverwandt werden nach dem Prinzip der Kombinatorik andere Bezeichnungen verwendet welche sich aus der Zusammenstellung eines Wortteiles der zweiten mit einem Wortteil der dritten Spalte ergeben (Darst 4)

Nutzungs- interesseProjekt- form(raumlumliches)

Eingriffs- art

Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse88

86 Eigene Zusammenstellung nach a BFN (O Jb) b BFN (O Jc) c BFN (O Jc) d BFN (O Jc) e BFN (O Jc) f BFN (2002) g BFN(2005a) h BFN (2005b) i WWF (2005) j BFN (2002) k BFN (2002) Eine Summenbildung aller Schutzgebiete ist nicht moumlglich da es Uumlberschneidungen zwischen den unterschiedlichen Kategorien gibt was zu Doppelzaumlhlungen fuumlhren wuumlrde

87 Siehe Abschnitte 323 und 4 sowie Anlagen88 Eigene Darstellung

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AnalysekriteriumEbenso bedeutsam ist die Definition des Begriffes Analysekriterium welches das wesentliche Element des Nachhaltigkeitsrasters darstellt Synonym werden ebenfalls nach dem kombinatori-schen Prinzip folgende Ausdruumlcke verwendet die sich aus Wortteilen der zweiten und dritten Spalte zusammensetzen (Darst 5)

Analyse- kriteriumPruumlf- merkmal(nachhaltigkeitsbezogenes)

Untersuchungs- spezifikum

Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium89

BeschreibungsattributDer Begriff Beschreibungsattribut kommt bei einigen Analysekriterien zum Tragen welche sich als besonders facettenreich darstellen Das ist z B bei dem Pruumlfmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquo der Fall welches nur durch unterschiedliche Beschreibungsattribute wie bspw Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaszlig ansatzweise hinreichend abgedeckt werden kann90

89 Eigene Darstellung90 Siehe Abschnitt 336

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2 Einordnung der Arbeit

21 Theorie der Raumplanung

211 Grundlegende AspekteIn Abschnitt 12 wurde der fuumlr dieses Modell relevante Forschungsstand aufgearbeitet und anhand der dort festgestellten Defizite die Notwendigkeit dieser Arbeit zu begruumlndet Uumlber die in Abschnitt 121 dargelegten speziellen Aspekte der Raumplanung hinaus sowie den in den Abschnitten 122 und 123 fachverwandten Themenkreise wird in den Abschnitten 211 bis 213 ganz grundsaumltzlich der theoretische Hintergrund von Raumplanung diskutiert da es das zentrale Fachgebiet dieser Arbeit ist Ziel der Ausfuumlhrungen ist es dieses praxisbezogene Konzept theoretisch zu untermauern bzw zu zeigen an welchen Stellen sich Differenzen zu den theoretischen Fundierungen zeigen Zunaumlchst ist festzustellen dass es nicht die eine Theorie von Raumplanung gibt Es existieren lediglich bestimmte abstrakte raumplanerische Grundsaumlt-ze welche in vielen Publikationen immer wieder aufgegriffen werden Eine sehr uumlbersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Prinzipien bietet z B LENDI welche in den folgenden Eroumlrterungen als Grundlage ergaumlnzt um zusaumltzliche Quellen fuumlr eine Reflektion mit dieser Abhandlung dient91 Die jeweils zuerst dargelegten raumplanerischen Saumltze haben daher einen sehr allgemeinen Charakter eine Konkretisierung erfolgt im Anschluss anhand der spezifischen Merkmale dieser Arbeit Dabei stellt die verwendete Unterteilung des theoretischen Geruumlstes in grundlegende formale und uumlbergeordnete Aspekte nur eine Moumlglichkeit dar und ist nicht als zwingende oder uumlbliche Differenzierungsweise zu erachten

RaumproblematikRaumlume an sich besitzen keine Problematik ndash erst durch die Begrenztheit des Raumes auf der einen Seite und der qualitativ und quantitativ komplexen Anforderungen an den Raum auf der anderen Seite entstehen Konfliktsituationen Aufgabe der Raumplanung ist es dieses Aufeinandertreffen zu steuern und lenkend zu beeinflussen Dabei handelt es sich immer um konkrete und einmalige Konstellationen d h sie treten so in der Wirklichkeit auf Sie sind gebiets- sach- und zeitbezogen aber haumlufig unscharf und vernetzt und somit nicht immer eindeutig definierbar Vor diesem Hintergrund entstehen Entscheidungsprobleme welche nicht auf naturwissenschaftlich exakte Weise zu loumlsen sind sondern lediglich so uumlbersichtlich wie moumlglich erfasst werden koumlnnen Weitere Unsicherheiten bei der Entscheidung im Zusammen-hang mit raumlumlichen Konfliktsituationen entstehen schon bei deren Beschreibung z T auch auf sprachlicher Ebene oder aufgrund der Schwierigkeit des Nicht-Wissens uumlber die Zukunft Um raumplanerische Entscheidungen treffen zu koumlnnen bedarf es der Setzung von Entscheidungs-praumlmissen Trotz der geschilderten Problemlage beinhalten diese raumlumlichen Zusammenhaumlnge eine Handlungsaufforderung zur Loumlsung der jeweiligen Raumproblematik welche mit einer Wirkungs- und Erfolgskontrolle begleitet werden muumlssen92

In dieser Abhandlung entsteht die Konfliktsituation durch die oumlkologischen Restriktionen der Schutzgebiete so dass die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten grundsaumltzlich unzulaumlssig ist Somit ist die Ausgangssituation fuumlr diese Arbeit skizziert deren Hauptanliegen es ist fuumlr reale Situation dieser Art entsprechende Loumlsungsvorschlaumlge zu unterbreiten Loumlsungsvor-schlaumlge welche die Konfliktsituation als solche nicht loumlsen aber das Konfliktpotenzial verringern koumlnnen Die Komplexitaumlt der unterschiedlichen Nutzungsformen erschwert es in diesem Fall die

91 Vgl LENDI (1996)92 Vgl LENDI (1996) 6-1116f22

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raumordnerischen Zusammenhaumlnge darzustellen93 So koumlnnen auch in diesem Modell die z T vielschichtigen raumrelevanten Wirkungen von Projektformen etwa in Form von Wechsel- oder Folgewirkungen nur ansatzweise beschrieben werden Erst m H der drei Gruppierungsprinzi-pien von Nutzungsinteressen und der Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters ist ein Herunter-brechen auf eine handhabbare Ebene moumlglich94 Die Grenzen der sprachlichen Darstellung zeigen sich auch in diesem Fall und eine Verwendung von Zahlenwerten (sbquo1-2-3rsquo) kann dieses Problem nicht umgehen Auch die Schwierigkeit des Nicht-Wissen zeigt sich bspw bei der Beurteilung uumlber die oumlkologischen Risiken der Eingriffsarten da eine Beurteilung uumlber Art und Umfang immer nur auf dem gegenwaumlrtig verfuumlgbaren Kenntnisstand basieren kann95 Die grundlegende Entscheidungspraumlmisse in diesem Modell wird durch die Empfehlung zur Umsetzung einer Eingriffsform beschrieben welche gegeben ist wenn der jeweilige Nachhal-tigkeitsgrad einen bestimmten Mindestwert erreicht96 Dagegen findet eine Wirkungs- und Erfolgskontrolle im Rahmen dieser Arbeit kaum statt da ein solcher Schritt nur im Zusammen-hang in einem tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumordnerischen Fall zum Tragen kommt Das in dieser Arbeit dargestellte Fallbeispiel ist fuumlr diesen Zweck nur sehr eingeschraumlnkt zu gebrau-chen da es sich nur um eine hypothetische Konstellation handelt97

OumlffentlichkeitDie Planung des Lebensraumes betrifft neben der natuumlrlichen Umwelt viele unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Dem Staat kommt dabei eine besondere Rolle zu da er Planungs-raumlume aktiv nutzt um oumlffentliche Aufgaben zu erfuumlllen Diese hoheitliche Aufgabenerfuumlllung kann auch auf passive Weise geschehen indem Planungsraumlume vor weiterer Nutzung freigehalten werden Staatliche Institutionen fungieren dabei nicht nur als Koordinierungsin-stanz zwischen privaten und oumlffentlichen Interessen an der Raumnutzung sondern auch bei widerspruumlchlichen Anforderungen innerhalb des oumlffentlichen Bereiches Diese Koordinierungs-aufgabe kann nur der oumlffentlichen Hand obliegen da eine Prioritaumltensetzung von unterschiedli-chen Raumanspruumlchen unter der Vorgabe der Erhaltung und Gestaltung der Lebensraumlume nicht privatisiert werden kann Gleichwohl bedeutet das nicht dass oumlffentliche Interessen in jedem Fall den privaten vorzuziehen sind Vielmehr besteht ein oumlffentliches Interesse daran dass private Interessen wahrgenommen werden koumlnnen Denn von ihnen gehen kreative Impulse aus welche auf die gesamte Gesellschaft ausstrahlen koumlnnen98 Der Aspekt der Oumlffentlichkeit von Raumplanung liegt nicht nur in diesem eher passiven Sinne weil es sich um eine oumlffentliche Aufgabe handelt Er kann auch in einer eher aktiven Weise verstanden werden indem angenommen wird dass sich interessierte private und juristische Personen an dem Prozess der Raumplanung beteiligen koumlnnen Als die drei wichtigsten Gruumlnde fuumlr eine Oumlffentlichkeitsbeteili-gung wird angefuumlhrt dass sich die Akzeptanz der Raumordnung erhoumlht die Transparenz von Verfahrens- und Entscheidungsprozessen gesteigert und die Motivation regionaler Akteure zur Gestaltung der regionalen Entwicklung geweckt wird Dagegen sprechen hauptsaumlchlich die Erhoumlhung des Arbeitsaufwandes die moumlgliche Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung an die Raumordnung und deren Loumlsungsbefugnisse sowie die Verzoumlgerung des Aufstellungsverfah-rens Als geeignete Formen der Oumlffentlichkeitsbeteiligung wird zwischen Instrumenten zur

93 Siehe Abschnitt 1194 Siehe Abschnitte 32 und 3395 Siehe Abschnitt 33796 Siehe Abschnitt 5397 Siehe Abschnitt 698 Vgl LENDI (1996) 30-33

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Information zur Beteiligung und zur Kooperation der Oumlffentlichkeit im Rahmen des Planungs-prozesses unterschieden99

In dieser Arbeit ist das zentrale Merkmal eines Oumlffentlichkeitscharakters kaum festzustellen was aber auch so gut wie gar nicht moumlglich ist Der Oumlffentlichkeitscharakter bezieht sich auf den Prozess der Raumplanung als solchen und nicht auf ein bestimmtes Instrument hier also das Modell Selbstverstaumlndlich waumlre es bei Anwendung dessen moumlglich die Oumlffentlichkeit uumlber seine Funktionsweise zu informieren und damit die Entscheidung der involvierten Planungsbehoumlrde transparenter zu machen Inwieweit die Oumlffentlichkeit an dem Planungsprozess beteiligt werden kann oder dies sogar in einem kooperativen Sinne moumlglich ist bleibt abzuwarten Auch in diesem Modell kann nicht immer eine klare Unterscheidung zwischen privaten und oumlffentlichen raumplanerischen Interessen stattfinden Zu sehen ist das bspw bei den Eingriffsarten aus dem Energie- und Verkehrsbereich welche zwar haumlufig in unternehmerischer Eigenregie realisiert werden aber zugleich Aufgaben i S einer oumlffentlichen Daseinsvorsorge uumlbernehmen100

PlanungsebenenFuumlr die raumlumliche Entwicklung sind neben der Raumplanung i e S auch Planungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen relevant wie bspw der Umwelt Es gibt viele Bereiche bei denen erst auf den zweiten Blick eine raumlumliche Relevanz erkennbar ist So wie etwa im Fall der Steuerpolitik welche uumlber die Verkehrswertbesteuerung von baureifem Land Einfluss auf die raumlumliche Gestaltung nimmt Die eine Planungsebene betrifft die Fachplanung die den Raum strukturiert und ihm raumwirksame Funktionen zuordnet Die andere Planungsebene bezieht sich auf die Querschnittsplanung welche aus den Fachplanungen sowohl planerische Impulse erhaumllt als auch diese mit eigenen Impulsen befoumlrdert Als Fach- und Querschnittsplanung dient die Raumplanung der politischen Planung welche auf houmlchster Ebene in einem Staat grundsaumltzliche Vorgaben raumplanerischer Art trifft Dabei wird die politische Planung durch das Parlament die Oumlffentlichkeit und interessierten Verbaumlnden beeinflusst welche sich haumlufig mit ihren Partikularinteressen versuchen einzubringen Aufgabe der Raumplanung muss es jedoch sein uumlber den sbquoraumplanerischen Tagrsquo hinaus zu denken und ihren Blick stets auf eine langfristige Perspektive zu setzen101

In diesem Modell ist keine Integration unterschiedlicher Planungsebenen zu erkennen allenfalls kann von einer Fachplanungsebene gesprochen werden welche sich auf das Schutzgebiet konzentriert Eine Einbeziehung zusaumltzlicher Planungsebenen waumlre in den Grenzen dieser Arbeit nicht moumlglich bzw haumltte von vornherein einen anderen methodischen Zugang benoumltigt Nur in Ansaumltzen ist erkennbar dass auch Bezuumlge zu anderen Planungsebenen hergestellt werden wie im behandelten Fallbeispiel dieser Abhandlung zu sehen ist Die Basis der dort vorgestellten raumordnerischen Szenarien und Entwicklungsziele basiert auf dem Regional-Raumordnungsprogramm fuumlr den Landkreis Wesermarsch So wurde eine Uumlberlegung von einer anderen staatlichen Institution aufgegriffen wie z B im Fall des Jade-Weser-Kanals welche auf einer Studie der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord basiert Dass Raumplanung nicht voumlllig frei von externen Einfluumlssen gesellschaftlicher Gruppen sein kann wird ebenfalls indiesem Fallbeispiel dargestellt So existieren organisierte Befuumlrworter und Gegner der geplanten Bundesautobahn 22 welche sich auf unterschiedliche Weise in den Planungsprozess dieses Vorhabens einbringen102 Die Aufgabe der Raumplanung sbquodas groszlige Ganzersquo nicht aus dem Auge zu verlieren ist auch das Anliegen dieses Modells So wird versucht im Fallbeispiel dieses Werkes

99 Vgl BBR (2003) 53-67100 Siehe Abschnitt 4 sowie Anlagen101 Vgl LENDI (1996) 4659147102 Siehe Abschnitt 622

33

moumlglichst alle Facetten einer potenziellen raumlumlichen Entwicklung zu beruumlcksichtigen und auf Basis dieses Abwaumlgens von Argumenten tragfaumlhige raumplanerische Vorschlaumlge zu unterbrei-ten103

212 Formale Aspekte

RechtsverbindlichkeitDas Recht und die Planung stehen in einem Spannungsverhaumlltnis da beide Disziplinen nach einer grundsaumltzlich anderen Philosophie arbeiten So ist das Recht inhaltlich an Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit orientiert und damit dem Postulat der Gerechtigkeit verpflichtet Dagegen zeichnet sich die Planung durch eine inhaltlich nicht verstetigte Ordnung aus weil sie sich an immer neue Probleme anpassen muss Somit spielen konditionale Rechtssaumltze eine weitaus geringere Rolle in der gesamten Raumplanung da sie einen klaren rechtserheblichen Tatbestand mit einer bestimmten Rechtsfolge verknuumlpfen Vielmehr kommen finale Rechtssaumltze zum Tragen die bestimmte Ziele vorgeben ohne die Maszlignahmen festzuschreiben Dennoch ist die Raumplanung auf das Recht angewiesen da es sich um eine staatliche Taumltigkeit handelt die damit ihre Legitimation erhaumllt Auch wird auf diese Weise Rechtsschutz fuumlr den Einzelnen hergestellt welcher es ihm ermoumlglicht sich ggf gegen raumplanerische Entscheidungen gerichtlich zu wehren Als Folge dieses Widerspruches zwischen Recht und Planung kann es dazu kommen dass nicht alle raumplanerischen Sachverhalte gleich bzw ungleiche Zusam-menhaumlnge unterschiedlich behandelt werden Raumplanerische Entscheidungen sind daher immer zweckrational innerhalb eines gewissen Ermessensspielraumes zu faumlllen104 Aber nicht nur zwischen den Bereichen Recht und Planung gibt es problematische Momente sondern auch innerhalb des Raumplanungsrechtes selbst wie im Folgenden kurz angerissen wird So wird fuumlr die Loumlsung raumordnerischer Konflikte vorrangig auf einschlaumlgige gesetzliche Regelungen zuruumlckgegriffen daneben jedoch auch auf ungeschriebene allgemeine Prinzipien Diese Konstellation wird besonders kritisch wenn die Rechtsprechung bspw das allgemeine Prioritaumltsprinzip anwendet Demnach wird demjenigen Planungstraumlger der Vorrang eingeraumlumt der seine Planung zuerst konkretisiert hat Dieses Vorgehen wird allerdings nicht weiter begruumlndet da es sich in diesem Fall nicht auf eine normierte Regelung stuumltzen kann In der Konsequenz koumlnnen diese Maumlngel in der Uneinheitlichkeit der juristischen Beurteilungsweise erhebliche Rechtsunsicherheiten fuumlr die Betroffenen bedeuten105

In diesem Konzept findet sich auch der im oberen Absatz genannte Punkt bzgl der Finali-taumlt von Rechtssaumltzen was in den zitierten Rechtsquellen zum Raumordnungsgesetz oder der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu erkennen ist So wird in diesen Normen ebenfalls nur das Ziel einer allgemein anzustrebenden Nachhaltigkeit von raumlumlicher Entwicklung definiert ohne dabei konkret auf Maszlignahmen Instrumente oder Verfahren einzugehen Diese juristische Unkonkretheit ist gleichzeitig eine wichtige Grundlage dieser Arbeit da somit die Moumlglichkeit fuumlr eine Konkretisierung durch das Modell gegeben wird Dennoch koumlnnen die mit diesem Konzept erarbeiteten Vorschlaumlge nur im zulaumlssigen Rechtsrahmen wirksam sein was ggf einer separaten juristischen Pruumlfung bedarf Andersherum betrachtet koumlnnen die mit diesem Modell entwickelten Entscheidungsgrundlagen moumlglicherweise in einem gutachterlichen Sinne im

103 Siehe Abschnitt 63104 Vgl LENDI (1996) 64-72105 Vgl DURNER (2005) 26-29

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Rahmen einer gerichtlichen Uumlberpruumlfung eine Rolle spielen um die juristischen Interpretations-spielraumlume zu verkleinern106

InstrumenteDas Hauptinstrument der Raumplanung ist (wie der Begriff schon andeutet) der Plan der allgemein eine Zusammenfassung zweckrationaler Zukunftsaussagen darstellt Obwohl es eine Vielzahl von Planarten gibt lassen sich zwei grundsaumltzliche Typen unterscheiden Bei dem einen Typus handelt es sich um Richtung- oder Entwicklungsplaumlne welche die konzeptionelle und programmatische Entwicklung eines Raumes thematisieren Der andere Typus sind Nutzungs-plaumlne die in Form von Bodennutzungsplaumlnen die raumordnerische Festlegungen in einem kleineren zeitlichen und oumlrtlichen Rahmen treffen Der Plan ist die Grundlage des Planungsprozesses so dass aus dem Plan heraus Impulse fuumlr den Planungsprozess erwachsen aus diesem aber ebenso Einfluumlsse auf den Plan hervorgehen Dabei spielen Planungsgrundsaumltze eine wichtige Rolle da sie inhaltliche Vorgaben fuumlr die Raumplanung beinhalten und somit fuumlr das Planungsermessen eine Orientierungshilfe leisten Ein weiteres Instrument stellt das Raumordnungsverfahren dar anhand dessen die Angemessenheit von Vorhaben mit den Plaumlnen uumlberpruumlft wird Auch ist der Raumordnungsbericht zu erwaumlhnen welcher die Planungsgrundlagen und Planungsabsichten und die Ergebnisse der Wirkungs- und Erfolgskontrollen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich macht Uumlber den Plan hinaus werden auch Gesetze als Instrument der Raumplanung aufgefasst wobei sie eine wesentlich kleinere Rolle spielen da ihnen wie erwaumlhnt die dynamische Steuerungskomponente fehlt Sie kommen dann als Instrument zur Geltung wo es sozusagen um die Festlegung einer sbquoNicht-Planungrsquo geht wie etwa bei der Unterschutzstellung eines bestimmten Waldgebietes welches von einer auszliger-oumlkologischen Nutzung freigehalten werden soll107

In dieser Abhandlung finden sich nur bedingt inhaltliche Bezuumlge zu den im oberen Absatz gemachten Ausfuumlhrungen Das liegt zunaumlchst daran dass dieses Modell selbst als Instrument der Raumplanung verstanden wird welches im Planungsprozess vor der Erstellung eines Raumpla-nes zum Tragen kommt Das Konzept soll ja gerade inhaltliche Vorgaben ermoumlglichen welche dann in einem formalen Planungsverfahren zumindest teilweise uumlbernommen werden koumlnnen108 Fuumlr welche Planungsart dieses Konzept eher geeignet ist laumlsst sich nicht eindeutig bestimmen Tendenziell kann wohl eine groumlszligere Naumlhe zu dem Typus der Richtungs- oder Entwicklungsplaumlne vermutet werden wenn als Beleg dafuumlr das erarbeitete Fallbeispiel dieser Abhandlung herangezogen wird So wird mit der Region Wesermarsch ein Areal erfasst welches uumlber dem eines Bodennutzungsplanes hinausgeht und in Zusammenhang mit den entworfenen Szenarien eher eine langfristige Entwicklung dieses Gebietes beschreibt109 Die erwaumlhnten Planungsgrundsaumltze finden in den Grenzwerten fuumlr die Nachhaltigkeitsdimensionen eine gewisse inhaltliche Entsprechung da sie die Entscheidungsgrundlage dafuumlr bieten ob eine Projektform tendenziell realisiert werden soll oder nicht110

BeteiligteDa die Raumplanung eine hoheitliche Aufgabe ist nehmen die staatlichen Institutionen in Gestalt des Bundes der Laumlnder und der Gemeinden aber auch die Planungsbehoumlrden eine herausragende Rolle ein Hierunter sind auch die Parlamente auf allen Ebenen zu zaumlhlen die durch den Erlass raumwirksamer Gesetze die Rechtsgrundlage fuumlr das raumplanerische Handeln

106 Siehe Abschnitt 11107 Vgl LENDI (1996) 80-87108 Siehe Abschnitt 221109 Siehe Abschnitt 6110 Siehe Abschnitt 52

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bereiten Eine prominente Rolle ist auch der Rechtsprechung zugedacht da sie uumlber die Anwendung des Planungsrechtes wacht selbst aber keine planende Funktion uumlbernimmt Auch die Einzelperson ist ein Akteur der Raumplanung da sie durch das Ergreifen von Rechtsmitteln von auszligen auf einen Planungsprozess einwirken kann Das Individuum kann aber ebenso aus sich selbst heraus raumrelevante Wirkungen erzeugen wenn es bspw als Grundeigentuumlmer bestimmte Bodennutzungen ausuumlbt Aumlhnliches gilt fuumlr Unternehmen wobei diese aufgrund ihrer oftmals groumlszligeren personellen und finanziellen Mittel einen staumlrkere Wirkung bei raumrelevanten Entscheidungen besitzen Von Bedeutung sind des Weiteren Verbaumlnde welche fuumlr die Raumplanung sogar rechtlich mitverantwortlich sind wenn sie oumlffentliche Aufgaben raumrelevanter Art erfuumlllen Verfolgen sie ausschlieszliglich private Interessen kann dennoch ihre Hinzuziehung in einem nicht-foumlrmlichen Planungsprozess im Einzelfall sinnvoll sein Die Verbaumlnde besitzen z T das Recht der Verbandsbeschwerde was jedoch auch problematisch sein kann da ihnen auf diese Weise die Wahrung oumlffentlicher Belange zukommt was aber den staatlichen Organen obliegt Schlieszliglich ist auch die Forschung zu erwaumlhnen welche sich in verschiedenen Disziplinen mit der Raumplanung beschaumlftigt und mit ihrem Fachwissen ein qualifiziertes und unabhaumlngiges Urteil zu raumrelevanten Themen liefern kann111

Auch in diesem Modell laumlsst sich an einigen Punkten eine inhaltliche Verknuumlpfung zu den oben genannten Gruppen von Beteiligten in einem Planungsprozess herstellen In Hinblick auf das Fallbeispiel in diesem Werk sind als hoheitliche Institutionen die politischen Gremien auf der Ebene des Landkreises Wesermarsch zu nennen d h konkret etwa der Fachausschuss fuumlr Planen Bauen und Umwelt Von den raumplanerischen Entscheidungen dieser staatlichen Stelle koumlnnen auch Einzelpersonen betroffen sein wenn bspw aufgrund einer Standortausweisung fuumlr Windkraftanlagen erhebliche gesundheitsgefaumlhrdende Effekte fuumlr Anwohner dieses Gebietes zu erwarten sind Genauso koumlnnen Unternehmen ein Interesse daran haben in diesem Beispiel Einfluss auf den Planungsprozess zu nehmen da sie bspw als Energieversorger auf diese Weise den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigern koumlnnen Moumlglicherweise ergibt sich in dieser Konstellation eine unklare Bewertung des sbquoRollenverstaumlndnissesrsquo dieses Beteiligten da es sich um ein erwerbswirtschaftlich und privat gefuumlhrtes Unternehmen handeln koumlnnte welches aber als Energieanbieter einen Auftrag i S der oumlffentlichen Daseinsversorgung zu erfuumlllen hat Auch koumlnnen Verbaumlnde z B in Form eines Naturschutzverbandes ein Interesse daran haben sich in diese raumplanerische Abwaumlgungsentscheidung einzubringen So waumlre es in diesem Fall moumlglich dass bspw naturschutzfachliche Belange als verletzt gesehen werden wenn es infolge des Betriebes der Windkraftgeneratoren zu einem erhoumlhten Vogelschlag kommt112

213 Uumlbergeordnete Aspekte

DenkmusterWie bereits angedeutet handelt es sich bei der Raumplanung um einen dynamischen Prozess so dass auch von einer raumlumlichen Entwicklung gesprochen werden kann Bei einer zeitlich und raumlumlich weit ausgedehnten Betrachtungsweise lassen sich bestimmte Denkmuster herausar-beiten die auf einer wissenschaftstheoretischen Ebene zu lokalisieren sind So kann zunaumlchst unterschieden werden ob es sich um eine eher deskriptisch-analytische oder um eine eher normative Perspektive des raumlumlichen Entwicklungsprozesses handelt Ein weiteres Denkmuster ist die Interdisziplinaritaumlt also der Einbeziehung unterschiedlicher Wissenschaftszweige In der

111 Vgl LENDI (1996) 100-104112 Siehe Abschnitte 221 und 6

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deskriptiv-analytischen Perspektive dominieren die Faumlcher Geographie Soziologie und Politologie in der normativen Perspektive sind mehr die Rechts- Wirtschafts- Umwelt- und Planungswissenschaften vertreten Zu unterscheiden sind weiterhin zwei- und einseitige Theorien deren Kerngedanken im Folgenden kurz erlaumlutert werden Zweiseitige Theorien sind zunaumlchst deskriptisch-analytisch liefern auf dieser Basis aber implizit auch normative Schlussfolgerungen So werden bspw raumbezogene wirtschaftliche Disparitaumlten mit Wanderungen der Menschen erklaumlrt gleichzeitig der Vorschlag unterbreitet dass durch einen Abbau der Disparitaumlten diese Wanderungen zu erschweren sind Einseitige Theorien hingegen sind rein normativ konzipiert wie etwa im Fall der Theorie der dezentralisierten Konzentration Solche Theorien zeichnen sich haumlufig dadurch aus dass sie den Zustand einer funktionierenden Raumordnung in einem finalen Sinne postulieren Ein solches Prinzip ist abzulehnen da es die Freiheit der kuumlnftigen Generationen beschraumlnken wuumlrde Es koumlnnen daher nur Leitbilder akzeptiert werden die eine bestimmte Entwicklungsrichtung als nachhaltig skizzieren Schlieszliglich ist festzuhalten dass es keine Gesetzmaumlszligigkeiten gibt auch wenn die wiederkehren-de Beobachtung vergleichbarer Vorgaumlnge haumlufig darauf schlieszligen lassen koumlnnte Raumlumliche Prozesse sind sozialer und nicht natuumlrlicher Art womit kein klarer Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung unterstellt werden darf113

In diesem Konzept spiegeln sich ebenfalls in Ansaumltzen die im vorherigen Absatz beschrie-benen wissenschaftstheoretischen Uumlberlegungen wieder So handelt es sich bei der Untersu-chung der Eingriffsformen um eine deskriptiv-analytisch Herangehensweise welche allerdings nicht auf die damit in Zusammenhang genannten Disziplinen in Verbindung gebracht werden kann In jenen Teilen der Arbeit sind hauptsaumlchlich die Umweltwissenschaften (oumlkologische Pruumlfmerkmale) gefolgt von den Sozialwissenschaften (soziale Untersuchungskriterien) und Wirtschaftswissenschaften (oumlkonomische Analysespezifika) vertreten114 Dagegen koumlnnen hinsichtlich der normativen Herangehensweise eher die Faumlcher Geographie Politologie und Rechtswissenschaften als theoretischer Hintergrund betrachtet werden In diesen Bereichen des Konzeptes wurde eine ganz grundsaumltzliche Auffassung von raumlumlichen Nutzungsarten unter der Perspektive von Nachhaltigkeit diskutiert115 Die Planungswissenschaften sind als uumlbergeordne-ter Wissenschaftszweig in der gesamten Arbeit implizit und integriert vertreten Dieses Modell hat eindeutig einen zweiseitigen theoretischen Bezug wie an der Formulierung der Forschungs-fragen zu erkennen ist Von daher ist das Anliegen des Konzeptes auch nicht einen bestimmten Zustand von endguumlltiger Raumordnung zu postulieren bspw in der Form dass fuumlr die Energiegewinnung ausschlieszliglich Windkraftanlagen zu verwenden sind Vielmehr handelt es sich sbquonurrsquo um ein Werkzeug welches fuumlr unterschiedliche raumplanerische Situationen die Abwaumlgung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erleichtern soll116 Schlieszliglich ist auch zu konstatieren dass die Arbeitsweise dieses Konzept sich nicht mit dem Prinzip einer Gesetzmauml-szligigkeit o auml beschreiben laumlsst So muumlssen fuumlr einen konkreten raumplanerischen Fall immer die spezifischen Strukturdaten einer Region beruumlcksichtigt werden um keine schematischen und damit moumlglicherweise zu sbquogrobenrsquo Loumlsungen zu generieren117

EthikDie ethische Dimension von Raumplanung beinhaltet im Wesentlichen das Postulat die Freiheit der kommenden Generation in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung zu bewahren was

113 Vgl LENDI (1996) 124-127114 Siehe Abschnitt 33115 Siehe Abschnitte 223 und 23116 Siehe Abschnitte 131 und 221117 Siehe Abschnitte 52 und 6

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gleichzeitig die bereits erwaumlhnte Ablehnung eines finalen Planungszustandes bedeutet Mag eine solche Forderung auf diese Weise noch relativ abstrakt klingen konkretisiert sie sich bei Hinzuziehung der oumlkologischen Rahmenbedingungen eines Raumes Die Leistungsfaumlhigkeit der natuumlrlichen Umwelt ist sowohl in Hinblick auf die Regenerationskraft als auch bzgl der Ressourcenverfuumlgbarkeit zu sehen Fuumlr die Nachfolgenden ist die Einhaltung dieser Grenze existenziell so dass das im Einzelfall den Verzicht auf ein raumplanerisches Projekte bedeuten kann Der zukuumlnftigen Generation darf nicht vorgeschrieben werden wie sie leben soll da die gegenwaumlrtige Generation nicht die Probleme von morgen kennen kann Somit ist die Raumordnung zu einer ethischen Stellungnahme verpflichtet welche zu Aussagen auf der Ebene von Gut und Boumlse fuumlhren Ein solch ausgedehntes Blickfeld der Raumplanung erfordert die Uumlberschreitung des eigenen Fachgebietes und damit die Integration anderer Sichtweisen Insgesamt ist daher eine groumlszligere Zuruumlckhaltung und Besinnung auf das eigene raumplaneri-schen Handeln notwendig um eine Uumlbernutzung des Lebensraumes zu vermeiden118

Geringfuumlgig konkreter lassen sich die folgenden grundlegenden ethischen Prinzipien formulieren welche bei der Erstellung von Plaumlnen zu beruumlcksichtigen sind Die Vermeidung von Schaumlden die Gleichbehandlung von Gleichem die Ungleichbehandlung von Ungleichem ehrbar zu leben sowie faire Verfahren Allerdings zeichnen sich auch diese Leitsaumltze durch Probleme bei ihrer Operationalisierung aus also wie in der praktischen Planungsarbeit dieses im Detail beruumlcksichtigt werden kann Daruumlber hinaus sind ethische Grundlagen als fest gefuumlgte Werte problematisch da sie keinen Spielraum fuumlr eine Abwaumlgung im Planungsfall zulassen119

In dieser Arbeit ist der ethische Bezug durch die Definition von Nachhaltigkeit gegeben welche sich in der Auswahl und Ausgestaltung der oumlkologischen Pruumlfmerkmale konkretisiert Auf diese Weise wird beruumlcksichtigt dass die Nachhaltigkeitsperspektiven Soziales und Oumlkonomie nur auf Basis einer intakten Oumlkologie zum Zuge kommen120 Das Postulat der Freiheit der Nachkommen in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung ihrer Lebensumwelt gilt auch fuumlr dieses Modell da kein bestimmter Endzustand der Gesellschaft vorgegeben wird Auch wird an einigen Stellen der Arbeit ein klarer Standpunkt bezogen wenn es etwa um die Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Projektformen geht Insgesamt muss jedoch festgestellt werdendass die theoretischen Ausfuumlhrungen zur raumplanerischen Ethik in dieser Arbeit sich auf einige wenige Rahmenbedingungen beschraumlnken da das Modell in erster Linie einen praktischen Beitrag zur Loumlsung der skizzierten Problemlage leisten will Auf die Notwendigkeit einer faumlcheruumlbergreifenden Herangehensweise wurde bereits oben hingewiesen an vielen Stellen der Arbeit wird dies auch umgesetzt121 Die anderen formulierten ethischen Prinzipien finden sich ebenfalls nur ansatzweise in diesem Modell wieder was u a daran liegt dass sie sich nur schwierig operationalisieren lassen Dieses Modell hingegen strebt aber an raumplanerische Entscheidungen soweit wie moumlglich praktikabel zu gestalten Demnach sind die oben formulierten Leitsaumltze wie etwa bdquoehrbar zu lebenldquo hochgradig inkompatibel mit diesem Modell

ZeitIn der Raumplanung spielt der Begriff Zeit bisher eine untergeordnete Rolle obwohl er eines der wichtigsten Faktoren der raumlumlichen Entwicklung ist (und im Sprachgebrauch haumlufig das Begriffspaar sbquoRaum und Zeitrsquo verwendet wird) Dennoch lassen sich zwei mittelbare Komponen-ten beschreiben die fuumlr jede raumlumliche Planung von Bedeutung sind Zum einen kann dieser Zusammenhang aus Sicht eines Zeitpunktes betrachtet werden da haumlufig der Endzustand einer

118 Vgl LENDI (1996) 137-143119 Vgl LANGHAGEN-ROHRBACH (2005) 5120 Siehe Abschnitt 23121 Siehe Abschnitt 11

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Planung auf ein bestimmtes Jahr in der Zukunft festgelegt wird also z B wann ein Bauprojekt fertig gestellt werden soll Zum anderen ist die Zeit-Raum-Thematik auch aus der Perspektive eines Zeitraumes (dieser Begriff ist ein weiterer Hinweis auf die enge Verknuumlpfung beider Bereiche) zu betrachten was sich auf den Planungsprozess als solchen bezieht der zumindest bei staatlichen Vorhaben mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann Daruumlber hinaus gibt es zwei unmittelbare Aspekte von Zeit welche einen Bezug zum Raum erkennen lassen und im Folgenden aufgefuumlhrt werden So wird Zeit zum einen als technisch-instrumentelle Ressource verstanden die sich bezogen auf die Lebenszeit des Menschen in verschiedene generative Abschnitte von der Jugend bis zum Alter bzw Tod unterteilen laumlsst Noch genauer laumlsst sich dieser Faktor in Form von Zeiteinheiten wie bspw Stunden oder Jahre objektiv messen Beide Arten der Strukturierung von Zeit haben oftmals einen erheblichen Einfluss auf die unterschied-liche Raumbeanspruchung was z B im Bereich der Arbeit- und Freizeitwelt eine groszlige Rolle spielt Zeit ist in einem erheblichen Maszlig auch eine oumlkonomische Ressource da sie im Sinne der Distanzuumlberwindung Einfluss auf Standort- und Gelegenheitenpotenziale ausuumlbt Schlieszliglich kommt in dieser technisch-instrumentellen Sichtweise auch eine virtuelle Zeitdimension zum Tragen die sich aufgrund der modernen Informations- und Kommunikationsmittel ergibt Inwieweit diese Verschiebung zu einer Zeit-Dominanz Auswirkungen auf Raumnutzungsent-wicklungen haben wird laumlsst sich bisher noch nicht ausmachen In einem unmittelbaren Sinne wird Zeit auch als mentale Ressource aufgefasst die in einem hohen Maszlig der subjektiven Bewertung des Einzelnen unterliegt So wird die Gesamtzeit z B fuumlr einen Tag in Zeitbudgets fuumlr die Bereiche von Arbeit und Nicht-Arbeit unterteilt in denen eine unterschiedliche Zeitverwertung durch das Subjekt stattfindet Dies druumlckt sich bspw darin aus dass der Zeitaufwand zur Erreichung von Freizeitverbringungsorten und -regionen mental anders eingeschaumltzt wird als dies in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz der Fall ist Dagegen werden die Entscheidungen am Arbeitsplatz auf der Ebene der Geschaumlftsfuumlhrung haumlufig nach Gesichtspunkten getroffen welche nur die uumlblichen Standortfaktoren beruumlcksichtigen und weniger die Zeit-Raum-Bewertung der Beschaumlftigten integriert122

In diesem Modell finden sich nur wenige inhaltliche Entsprechungen zu den im oberen Absatz praumlsentierten Verbindungen zwischen Zeit und Raum Dennoch ist dieses Konzept nicht voumlllig sbquozeit-losrsquo wie an den folgenden Ausfuumlhrungen zu erkennen ist Die erwaumlhnte Sichtweise eines Zeitpunktes laumlsst sich am ehesten in Verbindung bringen mit den entwickelten Szenarien in dem Fallbeispiel dieser Arbeit welche von heute aus einen moumlglichen Planungshorizont zwischen den Jahren 2016 und 2026 im Blick haben123 Die Perspektive eines Zeitraumes findet sich allenfalls ansatzweise da dieses Modell dazu beitragen kann die Planungszeit fuumlr die konfliktlastigen Eingriffsarten zu verkuumlrzen124 Auch hinsichtlich der Jahreszeit finden sich Bezuumlge zu dieser Arbeit da im Laufe des Jahres unterschiedliche Wind- und Sonnenbedingun-gen herrschen welche sich auf die Intensitaumlt des Betriebes von bestimmten Projektformen auswirken So kann es im Einzelfall zu lauteren Rotorgeraumluschen oder einer laumlngeren Schatten-wurfdauer von Windkraftanlagen kommen und mit dem Ruumlckgang der Temperatur in den Minusbereich bleiben auch die Besucher im Fremdenverkehr aus125 Die Jahreszeit bestimmt auch den biologischen Rhythmus der Tier- und Pflanzenwelt was sich etwa in einer erhoumlhten Empfindlichkeit einiger Arten waumlhrend der Brutzeit darstellt Diesem Umstand kann im konkreten Fall dadurch Rechnung getragen werden indem der Qualitaumltsfaktor im Analysekrite-rium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bei der Modellapplikation

122 Vgl WOLF (1998) 45-47123 Siehe Abschnitt 62124 Siehe Abschnitt 221125 Siehe Abschnitte 41 und 411 sowie Anlagen

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entsprechend sbquoverschaumlrftrsquo wird126 Der Faktor Zeit spielt moumlglicherweise auch im Zusammen-hang von einzelnen Pruumlfmerkmalen eine Rolle da die Grundlage ihrer Bewertung sich im Zeitverlauf aumlndern kann So ist es bspw denkbar dass eine Verringerung der Akzeptanz in der Gesellschaft zu bestimmten Projektformen in einigen Jahren auftritt oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Erhoumlhung der Belastungen des Umweltschutzgutes Boden bedeuten127

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen

221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des ModellsDiese Arbeit hat nicht den Anspruch das eine optimale Modell fuumlr die dargelegte Problematik zu sein welches endguumlltig und objektiv unwiderlegbare Resultate hervorbringt ndash vielmehr kann nur eine sbquoVerringerung der Subjektivitaumltrsquo das Ziel sein Die Ergebnisse sind daher in Hinblick auf die Forschungsfragen nur i S einer Orientierungshilfe zu verstehen um auszliger-oumlkologische Eingriffsarten in Schutzarealen zu systematisieren unter Nachhaltigkeitsaspekten einzuschaumltzen und die Basis fuumlr eine Entscheidungsempfehlung im Rahmen raumplanerischer Prozesse zu liefern Die Abhandlung dient zunaumlchst der Veranschaulichung dieser Nutzungskonflikte welche sich durch eine zunehmende Schutzgebietsausweisung ergeben koumlnnen Daruumlber hinaus wird dargestellt wie nachhaltig bestimmte Eingriffsarten theoretisch uumlberhaupt sein koumlnnen Schlieszliglich ist das Modell als Argumentationshilfe bei der Raumplanung in sachlicher Perspekti-ve zu verstehen ohne dabei die vorgeschriebenen verfahrensrechtlichen Anforderungen vorwegnehmen zu wollen Die mit dem Modell erstellten Ergebnisse sind als Hilfe bei Abwaumlgungsentscheidungen zwischen Projektformen zu betrachten die Nutzungskonflikte als solche koumlnnen nicht aufgeloumlst werden So ist es bspw unmoumlglich Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen auf derselben Flaumlche zu errichten da beide Eingriffsarten aus Sicher-heitsgruumlnden einen ausreichenden Abstand zueinander benoumltigen Es lassen sich daher lediglich Schlussfolgerungen entnehmen welche Kombinationen von Eingriffsformen grundsaumltzlich nebeneinander realisierbar sind

Schlieszliglich koumlnnen nicht alle theoretisch denkbaren und praktisch vorhandenen Nut-zungsarten beruumlcksichtigt werden Mischformen wie etwa eine Windkraftanlage auf einer landwirtschaftlichen Flaumlche spielen modellbedingt keine Rolle Des Weiteren konzentriert sich die Abhandlung auf bestimmte gemeinsame Aspekte von Nutzungsformen welche in raumplanerischer Hinsicht von Relevanz sind So werden bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters im Rahmen des Eingriffsinteresses Rohrfernleitungen sowohl der Transport von Mineraloumll wie auch der von Erdgas integriert behandelt Eine separate Darstellung beider Energietraumlger waumlre nicht sinnvoll da der Nutzen von moumlglichen Unterschieden in keinem vertretbaren Verhaumlltnis zum Aufwand der Informationsbeschaffung steht Auch einzelne bauliche Maszlignahmen an vorhandenen Nutzungsformen wie bspw die Erweiterung eines Flusses im Rahmen der Schiffbarmachung koumlnnen nicht in das Konzept einflieszligen Aus der Gesamtheit an Projektinteressen werden nur diejenigen in diese Vorsortierung einbezogen welche sich durch eine besondere Konfliktlastigkeit auszeichnen128

Des Weiteren bezieht sich das Konzept ausschlieszliglich auf naturschutzfachliche Rahmen-bedingungen die auf dem Land gelten (wozu auch lokale Binnengewaumlsser zaumlhlen) und beruumlcksichtigt daher nur durch diese Umstaumlnde bedingte Projektarten Im Gegensatz dazu

126 Siehe Abschnitte 334 und 52127 Siehe Abschnitte 331 339 und 72128 Siehe Abschnitt 313

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unterscheiden sich Schutzflaumlchen auf dem Meer in zwei wesentlichen Punkten Zum einen wirkt sich die existenzielle Bedeutung des Meerwassers in einem erheblichem Maszlige auf den umweltrestriktiven Rahmen des maritimen Oumlkosystems aus Dies hat Einfluss bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters da z B das Umweltschutzgut Wasser als Speicher- und Transportmedium eine houmlhere Empfindlichkeit erfaumlhrt Zum anderen beeinflussen die besonderen geophysikalischen Bedingungen der See die moumlglichen Nutzungsarten in quantitativer und qualitativer Hinsicht So spielen etwa Offshore-Windkraftanlagen aufgrund der staumlrkeren Luftstroumlme eine groumlszligere Rolle Dagegen werden einige Projektformen zwangslaumlufig ein- oder ausgeschlossen was bspw bei der Fischerei oder der Errichtung eines Freizeitparks der Fall ist

Ferner wird davon ausgegangen dass das Modell keine Vorpruumlfung von Nutzungsformen hinsichtlich alternativer Standorte und Umsetzungsmoumlglichkeiten leisten kann Es kommen bei der Modellapplikation nur Faumllle von Nutzungsformen in Betracht die alternativ nicht sinnvoll in einem Schutzgebiet realisiert werden koumlnnen Ebenso wenig kann das Modell bereits vorhandene Programme oder Plaumlne beurteilen wie z B den Bundesverkehrswegeplan da diese zu umfangreich und speziell sind Dazu zaumlhlen auch die Vielzahl von Raumplaumlnen wie z B die Landesentwicklungsplaumlne oder die kommunalen Gewerbeflaumlchenplaumlne Es ist lediglich denkbar dass einzelne Komponenten solcher Konzepte sbquoextrahiertrsquo und im Modell beruumlcksichtigt werden um ein vereinfachtes Bewertungsergebnis zu erhalten Denkbar ist jedoch die umgekehrte Blickrichtung Die mittels dieses Konzeptes generierten Ergebnisse koumlnnen als Orientierungs-marken in die Entwicklung von Raumplaumlnen auf unterer Ebene einflieszligen bei denen die Anforderungen von Nachhaltigkeit zu beruumlcksichtigen sind

222 Verortung im System der RaumplanungDieses Modell ist als Instrument der Raumplanung zu verstehen welches hilft zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit eine Abwaumlgungs-entscheidung zur Realisierung zu treffen Die Vielfalt raumplanerischer Verfahren erfordert eine grobe Abgrenzung an welcher Stelle im gesamten Planungssystem dieses Modell zu lokalisieren ist Obwohl auf der Ebene der Bundeslaumlnder innerhalb der Raumplanung keine einheitlichen Bezeichnungen und Strukturen existieren sind bestimmte Gemeinsamkeiten erkennbar auf die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen

Ein groszliger Bereich innerhalb des Planungssystems wird unter dem Begriff Fachplanungzusammengefasst was sich Planungsformen fuumlr gesetzlich oder fachlich definierte Themenfel-der bezieht Darunter fallen Leistungen des Staates fuumlr die Daseinsvorsorge wie es bspw in den Bereichen Infrastruktur Naturschutz oder Landwirtschaft der Fall ist129 Da das Modell eine Vielzahl solcher Sektoren thematisiert kann keine generelle Aussage daruumlber getroffen werden welche Fachplanungen im Einzelfall beruumlhrt werden

Es laumlsst sich jedoch allgemein festmachen auf welcher hierarchischen Ebene die als Ge-samt- oder Querschnittsplanung beschrieben wird das Modell in etwa einzuordnen ist DieserBereich von Planung umfasst sowohl die Raumordnungsprogramme auf der Bundesebene als auch die Bauleitplanungen auf der Gemeindeebene130 Innerhalb dieses Spektrums bilden der Regionalplan und der Flaumlchennutzungsplan die planerische sbquoOber- und Untergrenzersquo die daherim Folgenden naumlher erlaumlutert werden

Der Regionalplan bezieht sich auf die Groumlszlige einer Region eines Landkreises oder eines Regierungsbezirkes und wird meistens im Maszligstab 1 zu 50000 bis 1 zu 100000 erstellt

129 Vgl HODEK (2003c) 26130 Vgl HODEK (2003c) 23f

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Bestandteil des Regionalplanes sind die Landschaftsrahmenplaumlne welche sich auf die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege konzentrieren und daher bspw fuumlr Nationalparke oder Braunkohletagebaugebiete erarbeitet werden131 Auf Basis der raumplaneri-schen Bestandsbewertung sowie der daraus abgeleiteten Entwicklungsziele sind aktuelle und potenzielle Konflikte zu Nutzungsanspruumlchen anderer Fachplanungen herauszuarbeiten und ggf zu vermindern oder zu vermeiden132

Der Flaumlchennutzungsplan hat die jeweilige Gemeinde als Bezugsraum und wird oftmals im Maszligstab 1 zu 5000 bis 1 zu 10000 ausgefertigt Bestandteil des Flaumlchennutzungsplanes ist der Landschaftsplan welcher ebenfalls den Erfordernissen des Naturschutzes sowie der Land-schaftspflege dient und auf oumlrtlicher und kommunaler Ebene den Bauleitplan vorbereitet d hdie bauliche und sonstige Nutzung der Grundstuumlcke vorgibt133 Der Landschaftsplan entspricht inhaltlich dem Landschaftsrahmenplan wobei die raumplanerische Bestandsbewertung sowie die daraus abgeleiteten Entwicklungsziele konkreter sind134

223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen RechtsquellenDie Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen ist im Allgemeinen mit einer Reihe von qualitativ und quantitativ unterschiedlichen Umweltbeeintraumlchtigungen verbunden Diesem Umstand wird durch eine Vielzahl von Gesetzen Rechnung getragen was sich zunaumlchst aus uumlbergeordneten Rechtsquellen ergibt und im etwa Grundgesetz zum Ausdruck kommt bdquoDer Staat schuumltzt auch in Verantwortung fuumlr die kuumlnftigen Generationen die natuumlrlichen Lebens-grundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmaumlszligigen Ordnung durch die Gesetzge-bung und nach Maszliggabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechungldquo135 Aber auch spezielle Normen wie etwa das Bundesbodenschutzgesetz dienen dem Schutz der Umwelt bdquoZweck dieses Gesetzes ist es nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen Hierzu sind schaumldliche Bodenveraumlnderungen abzuwehren der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewaumlsserverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeintraumlchtigungen seiner natuumlrlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte soweit wie moumlglich vermieden werdenldquo136

Diese beiden juristischen Regelungen zeigen beispielhaft dass oftmals ein eher defensiver Charakter dominiert und auf den Schutz der Umwelt gezielt wird d h vorgegeben ist sbquowas nicht gehtrsquo Unabhaumlngig von der Notwendigkeit zur Beachtung dieser Vorschriften ist es mindestens genauso relevant die rechtlichen Spielraumlume fuumlr dieses Modell auszuloten und somit i S eines allgemeinen Konzeptes von Nachhaltigkeit oumlkologische soziale und oumlkonomische Interessen zu verbinden137 Dabei geht es nicht um eine umfassende juristische Analyse da diese uumlber die Art und den Umfang dieser Arbeit weit hinausgehen wuumlrde138 Es besteht lediglich das Ziel zu zeigen dass sich diese Arbeit nicht in einem sbquorechtlichen Vakuumrsquo bewegt Die folgenden gesetzlichen Vorgaben lassen sich daher eher in einem offensiven Sinne interpretieren und tragen implizit den Gedanken einer Nutzung der Umwelt d h sie skizzieren sbquowas gehtrsquo Dabei

131 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 33f132 Vgl SOumlLLNER (2003) 81133 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 34f134 Vgl SOumlLLNER (2003) 82135 Art 20a GG136 sect 1 BBodSchG137 Hinsichtlich einer inhaltlichen Praumlzisierung dieser Dimensionen siehe Abschnitt 23138 Hinsichtlich eines Uumlberblicks uumlber die Verortung des Begriffes Nachhaltigkeit im Recht vgl LANGE (2003)

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handelt es sich um Rechtsquellen die hauptsaumlchlich einen naturschutzfachlichen- oder raumplanerischen Bezug aufweisen und nebensaumlchlich die Moumlglichkeit der Realisierung auszliger-oumlkologischer Belange thematisieren

Das europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 als eines der umfassendsten Schutz-konzepte basiert juristisch im Wesentlichen auf der Flora-Fauna-Habitat- und der Vogelschutz-Richtlinie Diese Rechtsquellen betonen zwar eindeutig den Vorrang des oumlkologischen Zieles bedeuten aber keinen vollstaumlndigen Ausschluss von auszliger-oumlkologischen Optionen So heiszligt es in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bdquoHauptziel dieser Richtlinie ist es die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu foumlrdern wobei jedoch die wirtschaftlichen sozialen kulturellen und regionalen Anforderungen beruumlcksichtigt werden sollen Diese Richtlinie leistet somit einen Beitrag zu dem allgemeinen Ziel einer nachhaltigen Entwicklungldquo139 Eine aumlhnliche Formulierung findet sich in der Vogelschutz-Richtlinie wobei dem Wortlaut nach zu vermuten ist dass die sbquoauszliger-oumlkologische Tuumlrrsquo eindeutig kleiner ist Auffaumlllig ist die explizite Betonung des auszliger-oumlkologischen Bereiches Freizeit dem sowohl eine oumlkonomische wie auch soziale Komponente entnommen werden kann Es kann nur vermutet werden dass auf diese Weise touristischen und aumlhnlichen Aktivitaumlten welche auch zur Foumlrderung der Wohlbefindens der Besucher beitragen eine besondere Rolle zugedacht werden soll bdquoDie Mitgliedsstaaten treffen die erforderlichen Maszlignahmen um die Bestaumlnde aller unter Artikel 1 fallenden Vogelarten auf einem Stand zu halten oder auf einen Stand zu bringen der insbesondere den oumlkologischen wissenschaftlichen und kulturellen Erfordernissen entspricht wobei den wirtschaftlichen und freizeitbedingten Erfordernissen Rechnung getragen wirdldquo140

Die oben dargelegte Oumlffnung des europaumlischen Umweltrechts fuumlr auszliger-oumlkologische Op-tionen findet sich im Kern auch im Bundesnaturschutzgesetz wobei der Begriff Nachhaltigkeit nicht ausdruumlcklich erwaumlhnt wird So heiszligt es dort bdquoAbweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgefuumlhrt werden soweit es1 aus zwingenden Gruumlnden des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich

solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art notwendig ist und2 zumutbare Alternativen den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne

oder mit geringeren Beeintraumlchtigungen zu erreichen nicht gegeben sindldquo141

Die in Punkt 1 genannten Gruumlnde erlauben u U die Realisierung einer Eingriffsform trotz erheblicher Umweltbeeintraumlchtigungen142 Eine nahezu identische Formulierung enthalten auch viele entsprechende rechtliche Regelungen auf der Ebene der Bundeslaumlnder wie bspw das niedersaumlchsische Naturschutzgesetz143

Auch das Raumordnungsgesetz eroumlffnet eine Perspektive zur Verwirklichung auszliger-oumlkologischer Interessen i S einer nachhaltigen Entwicklung bdquoDie Grundsaumltze der Raumordnung sind im Sinne der Leitvorstellung einer nachhaltigen Raumentwicklung nach sect 1 Abs 2 anzuwendenldquo144 Dieser Gedanke wird konkretisiert wobei uumlber Art und Umfang von Nachhal-tigkeit keine Aussagen zu entnehmen sind bdquoLeitvorstellung bei der Erfuumlllung der Aufgabe nach Absatz 1 ist eine nachhaltige Raumentwicklung die die sozialen und wirtschaftlichen Anspruumlche an den Raum mit seinen oumlkologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften groszligraumlumig ausgewogenen Ordnung fuumlhrtldquo145 Diese zentrale Rolle von Nachhaltigkeit findet

139 Vorwort der FFH-RL140 Art 2 VS-RL141 sect 34 III BNatSchG142 Siehe Abschnitt 311143 Vgl sect 34c NNatG144 sect 2 I ROG145 sect 1 II ROG

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sich ebenfalls in einigen Landesplanungsgesetzen wie etwa im niedersaumlchsischen Raumord-nungsgesetz146

23 Definition von Nachhaltigkeit

231 Begriffliche KonzeptionWie im Titel dieser Arbeit zu erkennen ist nimmt das Thema Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle ein was aufgrund der Vielzahl von Interpretationen dieses Begriffes einer Praumlzisierung bedarf Die erste grundlegende Publikation zu diesem Thema wurde von der Weltkommission fuumlr Umwelt und Entwicklung im Auftrag der Vereinten Nationen herausgegeben Die nach der Leiterin der Kommission benannte Veroumlffentlichung der Brundlandt-Bericht enthaumllt die sbquoUr-Formelrsquo des Begriffes von Nachhaltigkeit147 bdquoDauerhafte Entwicklung ist Entwicklung die die Beduumlrfnisse der heutigen Generation befriedigt ohne zu riskieren dass kuumlnftige Generationen ihre eigenen Beduumlrfnisse nicht befriedigen koumlnnenldquo148 149 Diese und andere erste Studien zum Thema Nachhaltigkeit wie etwa die Erklaumlrung von Rio150 behandeln alle wesentlichen Lebensbereiche und haben uumlberwiegend einen normativ-visionaumlren Charakter Fuumlr die Entwicklung eines globalen Leitbildes moumlgen die dort verwendeten Formulierungen angemes-sen sein fuumlr die Ausgestaltung eines lokalen bzw regionalen Raumplanungskonzeptes sind sie jedoch nur eingeschraumlnkt brauchbar Wird ohne Konkretisierung von Nachhaltigkeit oder Nachhaltiger Entwicklung151 gesprochen ist es haumlufig ernuumlchternd festzustellen dass sbquofuumlr jeden etwas dabei ist so dass niemand etwas gegen Nachhaltigkeit haben kannrsquo

Fuumlr diese Arbeit wird auf eine theoretische Auseinandersetzung der zahlreichen Konzepte von Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Bandbreite verzichtet da ein solcher Schritt in Hinblick auf die Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend ist152 Auch eine eigene Definition von Nachhaltigkeit agrave la bdquonachhaltige Raumnutzung bedeutetldquo o auml ist nicht problemadaumlquat weil auch diese sich wieder durch ein hohes Maszlig an Unbestimmtheit auszeichnen wuumlrde Trotzdem existiert in diesem Modell quasi eine integrierte und uumlbergeordnete Definition von Nachhaltigkeit Durch die Auswahl und Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsrasters wird deutlich welche Aspekte aus der reichhaltigen sbquoWelt der Nachhaltigkeitrsquo fuumlr diese Arbeit geeignet sind153 Dieses Nachhaltig-keitsraster dient als Grundlage um entscheiden zu koumlnnen unter welchen Umstaumlnden eine Raumplanung in einem Schutzgebiet zumindest tendenziell nachhaltig ist Konkretisiert wird dies anhand von Grenzwerten die dann Schlussfolgerungen zulassen welche Nutzungsformen bevorzugt werden sollten und welche nicht154 Ziel ist ein konkretes Ergebnis welches aber

146 Vgl sect 1 I NROG147 Vgl WCED (1987)148 HAUFF (1987) 46149 Bereits hier beginnt die sprachliche Unschaumlrfe da der englische Begriff Sustainable Development nicht mit

bdquonachhaltiger Entwicklungldquo sondern mit bdquodauerhafter Entwicklungldquo uumlbersetzt wird Vgl TREMMEL (2003) 91150 Vgl KEATING (1998)151 Alleine im deutschsprachigen Raum existieren mittlerweile uumlber 60 verschiedenen Definitionen von

Nachhaltigkeit welche sich alleine schon in ihrer Wortwahl unterscheiden So ist bspw oftmals von bdquozukunftsfauml-higldquo oder bdquodauerhaftldquo die Rede Aber auch inhaltlich gibt es eine groszlige Bandbreite hinsichtlich der konzeptionel-len Schwerpunkte was das Feld fuumlr ausfuumlhrliche Diskussionen uumlber Staumlrken und Schwaumlchen einzelner Ansaumltze eroumlffnet Vgl TREMMEL (2003) 99-114

152 Es wird daher auf die einschlaumlgige Literatur verwiesen Vgl bspw TREMMEL (2003)153 Siehe Abschnitt 33154 Siehe Abschnitt 52

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zwangslaumlufig nicht sbquofuumlr jeden etwas bringtrsquo ndash Nachhaltigkeit kann nicht die Anforderungen allerNutzungsformen auf jede Weise befriedigen

Dennoch finden sich in vielen relevanten Veroumlffentlichungen neueren Datums Konkretisie-rungen etwa in Hinblick auf uumlberpruumlfbare Ziele und Kriterien wie Nachhaltigkeit aussehen koumlnnte Dies trifft beispielhaft auf folgende Publikationen zu welche aus verschiedenen Autorenkreisen stammen wie etwa Politik Wissenschaft und Nicht-Regierungsorganisation bdquoNachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierungldquo (Politik)155 bdquoNachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet konstitutive Elemente Regeln Indikatorenldquo (Wissenschaft)156 und bdquoZukunftsfaumlhiges Deutschland ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklungldquo (Nicht-Regierungs-organisation)157 So bieten diese Quellen einige fuumlr die eigene Arbeit relevante Ansaumltze welche jedoch noch anschlussfaumlhig gestaltet werden muumlssen Dazu zaumlhlen Ziele wie bspw die sbquoErhaltung von Naturraumlumenrsquo der sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo oder die sbquoBegrenzung der oumlffentlichen Verschuldungrsquo Diese Anschlussfaumlhigkeit wird hergestellt indem fuumlr jedes dieser relevanten Elemente von Nachhaltigkeit dargestellt wird auf welche Weise Eingriffsformen damit in Verbindung stehen Bei dem Aspekt sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo wird bspw der Zusammenhang zu Laumlrmemissionen eroumlrtert welche durch das Befahren einer Eisenbahn-trasse entstehen

232 Fundamentale PrinzipienAus der Vielfalt fundamentaler Prinzipien von Nachhaltigkeit gilt es diejenigen herauszustellen die als theoretische Grundlage fuumlr diese Arbeit von Bedeutung sind So betrifft ein essentielles Prinzip die Verknuumlpfung und Gewichtung unterschiedlicher Dimensionen von Nachhaltigkeit welches auf vielfaumlltige Art interpretiert wird Dabei geht es um die Frage welche Dimension einen Vorrang gegenuumlber den anderen besitzt wobei haumlufig fuumlr die Oumlkologie plaumldiert wird Die Erhaltung der natuumlrlichen Lebensgrundlagen wird als existenziell angesehen ohne deren Sicherung soziale und oumlkonomische Interessen uumlberhaupt nicht verwirklicht werden koumlnnen158

159 Diese Sichtweise spiegelt sich ansatzweise auch in diesem Modell wider da der oumlkologischen Dimension das groumlszligte Gewicht eingeraumlumt wird Die Konkretisierung mit sieben (von zwoumllf) Analysekriterien des Nachhaltigkeitsraster ist als Beruumlcksichtigung der spezifischen Bedingun-gen eines Schutzgebietes zu verstehen160 Die Realisierung von Nutzungsformen in oumlkologisch sensiblen Flaumlchen ist grundsaumltzlich mit staumlrkeren Umweltbelastungen verbunden als in Arealen die eigens fuumlr diese oumlkonomischen Eingriffsarten ausgewiesen wurden wie es bspw bei einem Gewerbegebiet der Fall ist

Die oben beschriebene Problematik hat zur Herausbildung von vier Nachhaltigkeitsgraden gefuumlhrt wobei die oumlkologische Dimension als Variable zu verstehen ist je staumlrker diese ist desto schwaumlcher ist tendenziell die soziale und die oumlkonomische Dimension Die Bandbreite umfasst die Kategorien sehr schwache schwache starke und strikte bzw radikale oumlkologische Nachhaltigkeit161 Eine genaue Entsprechung dieser Arbeit zu einem der genannten Nachhaltig-keitsgrade ist nicht moumlglich da sich diese auf alle gesellschaftlich relevanten Bereiche beziehen

155 Vgl PIB (2002)156 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001)157 Vgl BUNDMISEREOR (1998)158 Hinsichtlich eines Vorranges der oumlkologischen Dimension vgl BUNDMISEREOR (1998) 1226 vgl

UMWELTBUNDESAMT (2002a) 2159 Hinsichtlich einer Gleichbehandlung aller Dimensionen vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 31f vgl OECD (2001)

47160 Siehe Abschnitt 33161 Vgl ROGALL (2000) 29

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und daher allgemeinen Charakter haben Dennoch ist eine ungefaumlhre Verortung des Modells zwischen der schwachen und der starken Kategorie zu rechtfertigen162 Die schwacheNachhaltigkeit laumlsst den Wirtschaftssubjekten einen Spielraum bei ihrem Handeln im Markt akzeptiert aber gleichzeitig staatliches Eingreifen Dies kann bspw in Form von Ge- und Verboten geschehen um besonders wichtige Guumlter zu schuumltzen Ferner wird angenommen dass die Mehrzahl der Umweltprobleme durch technische Verfahren zu loumlsen ist wozu etwa eine oumlffentlich finanzierte Foumlrderung beitragen kann Die starke Nachhaltigkeit hingegen befuumlrwor-tet dass die Souveraumlnitaumlt der Wirtschaftssubjekte weitreichender eingeschraumlnkt wird Anderenfalls wuumlrden nicht substituierbare aber unverzichtbare natuumlrliche Ressourcen verloren gehen die durch den Staat zu schuumltzen sind Es wird einerseits davon ausgegangen dass die Belastungsgrenzen der natuumlrlichen Lebensgrundlagen nahezu erreicht sind Andererseits wird die Regenerationskraft der Natur als groszlig genug erachtet so dass ein sofortiges Umsteuern langfristig zum Erfolg fuumlhrt163

Ein weiteres fundamentales Prinzip im Kontext von Nachhaltigkeit zielt auf die Unterschei-dung zwischen inter- und intragenerativer Gerechtigkeit deren Verhaumlltnis zueinander in der Literatur houmlchst umstritten ist Dabei geht es essentiell um die Frage des solidarischen und verantwortungsvollen Handelns von Menschen im Umgang mit den natuumlrlichen und kuumlnstli-chen Ressourcen in zeitlicher (sbquointerrsquo) und raumlumlicher (sbquointrarsquo) Perspektive Im Folgenden werden die markantesten Positionen skizziert um schlieszliglich den Rahmen fuumlr diese Arbeit zu setzen Die erste Position orientiert sich eng an der Auffassung des Brundtland-Berichtes und erachtet beide Aspekte als gleichrangig was in der internationalen Debatte auch die herrschende Meinung ist Eine Trennung dieser beiden Ebenen wird als inhaltlich nicht sinnvoll gesehen und lediglich analytisch motiviert erklaumlrt Die zweite Position anerkennt zwar eine normative Gleichrangigkeit raumlumt der intergenerativen Variante aber Prioritaumlt ein So sollen zunaumlchst die Rechte zukuumlnftiger Menschen gewahrt werden auf Basis der verbleibenden Moumlglichkeiten ist dann Chancengleich-heit innerhalb der heutigen Generation herzustellen Die dritte Position sieht allein den intergenerativen Ausgleich als konstitutives Element fuumlr das Leitbild der Nachhaltigkeit an Dafuumlr gilt als ausschlieszliglicher Maszligstab die Frage in welchem Umfang und in welcher Art die natuumlrlichen oumlkonomischen sozialen kulturellen und intellektuellen Ressourcen den Nachfahren uumlberlassen werden muumlssen164 Fuumlr diese Arbeit wird auf die erste Position zuruumlckgegriffen da die anderen beiden Auspraumlgungen theoretisch fundiert sein moumlgen aber fuumlr die Beantwortung der oben formulierten Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend erscheinen Gegen diese Festlegung koumlnnte eingebracht werden dass mit der Auswahl und Anzahl der Untersuchungsmerkmale eine Orientierung an die zweite oder dritte Position erfolgt ist So kann den sieben oumlkologischen und zwei oumlkonomischen Pruumlfkriterien ein groumlszligerer intergenerativer Charakter zugeschrieben werden da deren positive Ausgestaltung in der Gegenwart fuumlr kommende Generationen von besonderer Relevanz ist Dagegen koumlnnen die drei sozialen Analysespezifika bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo eher mit einer intragenerativen Eigenschaft charakterisiert werden Ihre positive Realisierung im Heute ist in erster Linie fuumlr die Menschheit der bestehenden Generation von Interesse die Nachfahren werden bspw mit Laumlrmbelaumlstigungen von ehemaligen Anwohnern durch Eisenbahntrassen weniger ein Problem haben Gegen diesen Einwand spricht aber dass sich das beschriebene fundamentale Prinzip auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht Die Auswahl und Anzahl der Analysekriterien hingegen ist fuumlr diese Arbeit sbquomaszligge-

162 Hinsichtlich einer ausfuumlhrlichen Diskussion dieser beiden Positionen vgl DOumlRING (2004)163 Vgl ROGALL (2000) 30164 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 139-143

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schneidertrsquo daraus die Festlegung fuumlr eine der drei Positionen von Gerechtigkeit abzuleiten waumlre zu eng gedacht

233 Intradimensionale AbgrenzungAufgrund der vielfaumlltigen Auspraumlgungen von Nachhaltigkeit bedarf es einer Abgrenzung innerhalb der Dimensionen um klarzustellen welche Aspekte eher eine Rolle spielen und welche eher nicht Dieser Arbeitsschritt ist lediglich als grobe Vorsortierung zu verstehen da eine Konkretisierung der Nachhaltigkeitsdimensionen in dem Nachhaltigkeitsraster erfolgt165

Viele Aspekte werden nicht aufgegriffen da sie nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang zu der Grundproblematik dieser Abhandlung stehen Die thematische Abgrenzung erfolgt zum einen durch die Konzentration auf die am haumlufigsten eroumlrterten Dimensionen von Nachhaltig-keit (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Auf die Diskussion uumlber Ein- oder Mehrdimensionalitaumlt bzw der Integration zusaumltzlicher Dimensionen wie bspw der Kultur wird daher nicht eingegangen da dies fuumlr das Modell nicht relevant erscheint166 Zum anderen findet auch innerhalb der jeweiligen Dimension eine Fokussierung auf die fuumlr diese Arbeit bedeutsamen Aspekte statt

Die oumlkologische Perspektive konzentriert sich in direkter Weise auf Aspekte die zum Tra-gen kommen wenn Nutzungsformen in Schutzterrains realisiert werden sollen Dies beruumlhrt Themen wie z B Flaumlcheninanspruchnahme Bodenversiegelung biologische Vielfalt Erhaltung von natuumlrlichen Lebensraumlumen oder Landschaftsaumlsthetik Auf indirekte Art werden durch die einzelnen Eingriffsarten die jeweiligen spezifischen oumlkologischen Zusammenhaumlnge problemati-siert Dies ist bspw bei der Errichtung von Anlagen zur Energieerzeugung der Fall wo auch die Frage bzgl klimarelevanter Emissionen eroumlrtert wird Daher sind daruumlber hinausgehende oumlkologische Facetten wie z B eine umweltvertraumlgliche Produktgestaltung nicht Gegenstand auf dieser Ebene von Nachhaltigkeit167

Die soziale Ebene ist ebenfalls auf die moumlglichen Implikationen ausgerichtet die sich aus der Realisierung von Eingriffsarten ergeben Allerdings ist hierbei der Zusammenhang zu diesem Modell weitaus schwieriger herstellbar was sich auch in der vergleichsweise geringen Anzahl an Nachhaltigkeitskriterien ausdruumlckt168 Die meisten Eingriffsformen haben einen technisch-infrastrukturellen Charakter d h die anthropogene Komponente spielt eher eine untergeordne-te Rolle Anders waumlre es bei sozialen Gebilden wie bspw einem Unternehmen in dem etwa die betriebliche Mitbestimmung als eine Form von sozialer Nachhaltigkeit von Bedeutung ist Auch andere Themen innerhalb dieser Dimension wie z B die freie Entfaltung der Persoumlnlichkeit oder die Wahrung der Menschenrechte sind nicht sbquoanschlussfaumlhigrsquo zu dieser Arbeit und werden daher ausgeblendet169

Schlieszliglich wird auch die oumlkonomische Dimension auf die Problematik von Projektinteres-sen zugeschnitten Aumlhnlich wie bei der sozialen Dimension sind hier nur wenige Anknuumlpfungs-punkte auszumachen Ganz grundsaumltzlich ist zu argumentieren dass die Verfolgung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsinteressen in Schutzarealen an sich schon eine Art der Beruumlcksichtigung der oumlkonomischen Dimension ist Bei den relevanten Nutzungsformen handelt es sich meistens um einzelwirtschaftliche Phaumlnomene die sich innerhalb eines gesamtwirtschaftlichen Rahmens bewegen Dagegen sind die meisten oumlkonomischen Nachhaltigkeitsaspekte grundlegender Art

165 Siehe Abschnitt 33166 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 47-50167 Hinsichtlich weiterer oumlkologischer Aspekte vgl COENENGRUNWALD (2003) 103-122 vgl LINNESCHWARZ (2003) 235-

378 vgl UMWELTBUNDESAMT (2002a) 281-391168 Siehe Abschnitt 33169 Hinsichtlich weiterer sozialer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 351-363 vgl EMPACHERWEHLING (2002) vgl

KOPFMUumlLLER U A (2001) 67-84

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und betrachten gerade dieses aumluszligere Umfeld d h das gesamte Gesellschaftssystem Dazu zaumlhlen bspw ein funktionierendes Preissystem Rechtssicherheit oder die Frage nach dem Abbau des Defizits der oumlffentlichen Haushalte wobei letzteres am ehesten mit diesem Modell kompatibel ist170

170 Hinsichtlich weiterer oumlkonomischer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 363-377 vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 46-49 vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 84-102

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3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters

31 Grundannahmen

311 Uumlberlegungen zur ModelltheorieDie Entwicklung jedes Modells (und damit auch dieses) ist grundsaumltzlich dadurch gekennzeich-net dass es zwei gegensaumltzliche Anspruumlche erfuumlllen muss Auf der einen Seite soll es maximal allgemeinguumlltig sein so dass es die Gesamtheit aller Einzelfaumllle erklaumlren kann Auf der anderen Seite soll es nur minimal die realen Bedingungen eines Einzelfalles ausblenden damit praxisrelevante Ergebnisse bei der Modellanwendung moumlglich sind Dieser Widerspruch konkretisiert sich in diesem Fall bei der Auswahl der zu beruumlcksichtigenden Datenmenge Sowenig wie moumlglich so viel wie noumltig Daruumlber hinaus muss die Menge der Einflussgroumlszligen ein optimales Verhaumlltnis zwischen dem Aufwand hinsichtlich ihrer Aufbereitung und dem zu erwartenden Ertrag bezuumlglich ihres Erkenntniswertes darstellen Auf Grundlage eines so erstellten Datenpools wird die Entscheidungsempfehlung hinsichtlich der Realisierung von bestimmten Nutzungsinteressen entwickelt

Die modellhafte Vorgehensweise geht davon aus dass sich bestimmte Nutzungsformen durch Gemeinsamkeiten auszeichnen Diese gelten unabhaumlngig von der individuellen Ausgestaltung im Einzelfall was zugegebenermaszligen eine starke methodische Vereinfachung darstellt So basiert bspw die Einschaumltzung von Windkraftanlagen darauf dass sie aufgrund des Turmfuszliges immer eine punktfoumlrmige Belastung des Bodens bedeuten auch wenn das tatsaumlchliche Ausmaszlig typenabhaumlngig um einige Meter variiert Des Weiteren werden alle Nutzungsarten als System betrachtet so dass auch Auswirkungen von notwendigen Teilkompo-nenten beruumlcksichtigt werden Das ist z B bei der Projektart Fernstraszlige der Fall bei der nicht nur der eigentliche Straszligenkoumlrper analysiert wird sondern bspw auch moumlgliche Umwelteffekte der Kraftfahrzeuge betrachtet werden

Aus Gruumlnden der Vereinfachung entfaumlllt auch eine Unterteilung nach den typischen Le-bensphasen Bau Anlage und Betrieb einer Projektart was sich bei der Beurteilung einiger Eingriffsarten stark voneinander unterscheidet Aus demselben Motiv bleiben auch moumlgliche vor- und nachgelagerte Wertschoumlpfungsstufen der Nutzungsinteressen unberuumlcksichtigt was ebenfalls zu weit auseinander liegenden Resultaten fuumlhren kann

312 Gesamtbetrachtung der AnalysekriterienAls Grundlage fuumlr die Entwicklung der Analysekriterien dient die formulierte Definition von Nachhaltigkeit in der die fuumlr diese Arbeit relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen eingegrenzt werden Die vorangegangene inhaltliche Einordnung spiegelt sich im Ansatz bei der Anzahl und Reihenfolge der Pruumlfmerkmale wider obwohl sie formal alle gleichgewichtig sind Auch gilt es bei der Auswahl einerseits ein moumlglichst groszliges Spektrum an unterscheidbaren Nachhaltigkeits-aspekten (innerhalb des vorgegebenen Rahmens) zu integrieren Andererseits kommen nur solche in Frage fuumlr die eine realistische Chance besteht dass fuumlr alle Projektarten genuumlgend Informationen aufbereiten werden koumlnnen (sbquowenn alle Schwaumlne weiszlig sind ist es sinnlos nach unterschiedlichen Farben zu fragenrsquo) Dabei ist die Bewertung der Eingriffsarten anhand der Analysemerkmale eher i S von potenziellen Auswirkungen zu sehen Die Abfolge der Analysekriterien spiegelt die Idee wider einen thematisch moumlglichst gleitenden Uumlbergang zwischen diesen herzustellen Generell basiert dieser Abschnitt auf den Gedanken alle Pruumlfkriterien in einem horizontalen Sinne zu betrachten d h den thematischen Zusammenhang zwischen ihnen darzustellen Im Gegensatz dazu erfolgt an anderer Stelle eine Betrachtung in

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einem vertikalen Sinne also der ausfuumlhrlichen Darstellung jedes einzelnen Untersuchungs-merkmals171

Die oumlkologische Dimension nimmt eine herausragende Rolle ein so dass diese sieben (von zwoumllf) Untersuchungskriterien auch zuerst positioniert sind (Darst 6) Innerhalb dieser Dimension werden mit den ersten fuumlnf Untersuchungsmerkmalen die Belastungen auf die sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter aufgegriffen die von den meisten Nutzungsinteressen ausgehen Anschlieszligend stellt sich die Frage spiegelbildlich zu den Belastungen wie das Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo bei den Projektfor-men aussehen koumlnnte d h wie die festgestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen theoretisch reduzierbar sind Separat wird das Untersuchungsmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquobeleuchtet welches indirekt z T auch die fuumlnf Umweltschutzguumlter beruumlhrt

Analysekriterien331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien172

Danach folgt die soziale Dimension welche weit weniger relevant ist und daher auch nur drei (von zwoumllf) Untersuchungsspezifika beansprucht (Darst 7) An die oumlkologische Dimension knuumlpft das erste soziale Untersuchungskriterium bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo an da dieses oftmals kausal mit den oumlkologischen Belastungen in Verbindung steht Dem schlieszligt sich die Frage nach dem Pruumlfspezifikum bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo an welches auch vom vorherigen Pruumlfmerkmal abhaumlngen kann Anschlieszligend folgt das Untersu-chungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo da es neben einer sozialen auch eine oumlkonomische Komponente besitzt Es ist innerhalb dieser Nachhaltigkeitsdimension als letztes aufgestellt und leitet den Uumlbergang zur oumlkonomischen Dimension ein

Analysekriterien338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit339 Akzeptanz in der Gesellschaft3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

Darst 7 Soziale Analysekriterien173

Beendet wird mit der oumlkonomischen Dimension die nur zwei (von zwoumllf) Untersuchungsmerk-malen beruumlcksichtigt (Darst 8) Da das Pruumlfmerkmal bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo auch einen sozialen Charakter i S v persoumlnlicher Sinnbefriedigung hat begruumlndet dies seine erste Stellung innerhalb dieser Dimension Schlieszliglich wird mit dem letzten Untersuchungsmerkmal bdquoBeitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo ein rein oumlkonomischer Sachverhalt thematisiert

171 Siehe Abschnitt 33172 Eigene Darstellung173 Eigene Darstellung

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Analysekriterien3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien174

313 Skalierung der NachhaltigkeitsbewertungDer Zweck des Nachhaltigkeitsrasters besteht darin von einer verbal-argumentativen zu einer quantitativ-graphischen Ebene zu gelangen um i S einer Datenreduzierung eine komprimierte Gesamtschau aller Nutzungsinteressen zu ermoumlglichen Fuumlr diesen Uumlbergang wird eine Ordinalskala mit den Abstufungen sbquogering-mittel-hochrsquo gewaumlhlt welche ein relatives Rangver-haumlltnis in der Beurteilung des Analysekriteriums innerhalb einer Nutzungsart zulaumlsst

Diese relative Bewertung basiert auch auf der Bewertung zwischen den Eingriffsarten so dass bspw die Einschaumltzung einer sbquohohen Belastung fuumlr das Umweltschutzgut Bodenrsquo bei einer Fernstraszlige auch immer i S eines Vergleichs zu den Bodenbelastungen der anderen Projektfor-men zu sehen ist Diese Skalierungsweise erscheint in Anbetracht der methodischen Schwierig-keiten bei diesem Transformationsschritt am praktikabelsten da sie eine sehr einfache Form der Klassifizierung darstellt (lediglich die Abstufungen nach dem Muster sbquoschlecht-gutrsquo waumlre noch trivialer)175 Basierend auf der Beurteilung der Nutzungsformen anhand eines Pruumlfspezifikums bzw seiner Beschreibungsattribute erfolgt eine Zuordnung zu einem Zahlenwert Dieser Zahlenwert ist umso houmlher je nachhaltiger sich ein Projektinteresse bei dem jeweiligen Pruumlfkriterium darstellt

Dieser Umstand erfordert dementsprechend eine sachgerechte Gleichsetzung von Skalie-rungsabstufung und Zahlenwert So kann bei einem Pruumlfmerkmal die Skalierungsabstufung sbquohochrsquo einen hohen Grad an Nachhaltigkeit bedeuten wie z B beim Analysekriterium bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo bei einem anderen Pruumlfmerkmal ist dies genau umgekehrt wie bspw bei bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Bodenldquo Diese beiden entgegensetzten sbquoBewertungsrich-tungenrsquo werden zusammengefasst und bilden somit die Grundlage fuumlr die Entwicklung einer Abbildung des Modells als Excel-Tabelle (Darst 9)176

174 Eigene Darstellung175 Hinsichtlich der Unterschiede der gebraumluchlichsten Skalierungstypen vgl KNOSPE (1998) 66176 Siehe CD-ROM

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Analysekriterium gering mittel hoch BewertungsrichtungBelastungen desUmweltschutzgutesBoden

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesWasser

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLuftKlima

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesTierePflanzen

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLandschaftsbild

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Moumlglichkeiten zurMinimierung derUmweltbelastungen

1 2 3Je houmlher die Moumlglichkeiten(hellip) desto houmlher der Wert

Ausmaszlig deroumlkologischenRisiken

3 2 1Je geringer das Ausmaszlig (hellip) desto houmlher der Wert

Auswirkungenauf die menschlicheGesundheit

3 2 1Je geringer die Auswirkun-gen (hellip) desto houmlher der Wert

Akzeptanzin derGesellschaft

1 2 3Je houmlher die Akzeptanz (hellip) desto houmlher der Wert

Potenzial zurBefriedigung vonGrundbeduumlrfnissen

1 2 3Je houmlher das Potenzial (hellip) desto houmlher der Wert

Effekte auf denArbeitsmarkt

1 2 3Je houmlher die Effekte (hellip) desto houmlher der Wert

Beitraumlgefuumlr dieGesamtwirtschaft

1 2 3Je houmlher die Beitraumlge (hellip) desto houmlher der Wert

Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien177

32 Gruppierungsprinzipien von NutzungsinteressenAufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Projektarten bietet es sich an diese in bestimmte Klassen zu unterteilen die sich durch gemeinsame Merkmale auszeichnen Diese Gruppierung nach den Prinzipien Vorrangigkeit Ausschlieszliglichkeit und Konfliktlastigkeit stellt eine tragende

177 Eigene Darstellung

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Saumlule im methodischen Vorgehen dieser Arbeit dar Auf diese Weise ist es moumlglich sich in dem Modell auf die sbquoraumlumlichen Problemfaumlllersquo naumlmlich die Eingriffsarten nach dem Prinzip der Konfliktlastigkeit zu konzentrieren Die im Folgenden ausfuumlhrlich erklaumlrten Gruppierungsprinzi-pien und die jeweils darunter fallenden Nutzungsformen sind nicht im logisch zwingenden Sinne zu verstehen sondern lediglich als eine Moumlglichkeit Dabei orientiert sich die Begruumlndung eines Gruppierungsprinzips sowie die Zuordnung der Projektformen an bestehende Unterschei-dungsmerkmale wie sie z B in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu finden sind und werden um eigene Uumlberlegungen ergaumlnzt Allerdings kann eine solche Einteilung nach theoretischkonstruierten Kriterien aufgrund der Fuumllle der praktisch vorhandenen Nutzungsarten nicht immer vollstaumlndig befriedigend bewerkstelligt werden Es wird immer Zweifelsfaumllle geben was bspw die Zuweisung von Eingriffsform zu einem Gruppierungsprinzip angeht Diese Nachteile sind jedoch im Vergleich zu den Vorteilen welche sich aus dieser Vorgehensweise ergeben zu vernachlaumlssigen

321 Vorrangigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Nutzungsinteressen ist anzunehmen dass sie sich der beschriebenen Konfliktkonstellation weitgehend entziehen da ihnen im Rahmen einer Abwaumlgungsentschei-dung eine Vorrangigkeit eingeraumlumt wird Dies kann darin begruumlndet sein dass die Vorteile bei der Realisierung solcher Eingriffsarten fuumlr die Allgemeinheit houmlher wiegen als die Nachteile welche sich aus der Verletzung der individuell definierten Ziele einer bestimmten Schutzzone ergeben Dies umfasst neben eindeutig auszliger-oumlkologischen Projektarten auch solche die zwar jene Ziele beeintraumlchtigen aber in einem uumlbergeordneten Sinne oumlkologisch besonders von Interesse sind

Eine aumlhnliche Argumentation findet sich in den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie welche eine maszliggebliche Rechtsquelle fuumlr das Schutzgebietssystem Natura 2000 darstellt Demnach muumlssen bdquozwingende Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interessesldquo vorliegen die im folgenden Zusammenhang stehen und auch als Mischformen zum Tragen kommen koumlnnen1 Gesundheit des Menschen2 Oumlffentliche Sicherheit3 Maszliggeblich guumlnstige Auswirkungen auf die Umwelt4 Andere Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich solcher sozialer

oder wirtschaftlicher Art178

Die folgenden Nutzungsarten fallen grundsaumltzlich unter dieses Gruppierungsprinzip sind aber lediglich als eine beispielhafte Beschreibung anzusehen Demnach bedarf die Entscheidung daruumlber ob eine konkrete Projektart in diese Kategorie faumlllt einer ausfuumlhrlichen Einzelfallpruuml-fung Fuumlr die ausgewaumlhlten Beispiele werden jeweils kurz ihre schwerpunktmaumlszligigen Aktivitaumlten sowie die moumlglichen Folgen fuumlr die Natur beschrieben Dies gestaltet sich fuumlr den oben genannten Punkt 4 wesentlich schwieriger da sich unter dieser Kategorie eine Vielzahl von konkreten Nutzungsformen subsumieren lassen wenn sie denn als bdquouumlberwiegend oumlffentliches Interesseldquo eingestuft werden koumlnnen179

178 Vgl Art 6 IV FFH-RL179 Die (problematische) juristische Auslegung dieses Begriffes ist nicht Gegenstand dieser Arbeit wenngleich diese

abstrakte Formel durch das Modell im Anwendungsfall mit Argumenten untermauert werden kann Von offiziellen Stellen wird zwar ein Ansatz fuumlr eine Interpretation angeboten dieser bleibt jedoch vage und beschraumlnkt sich u a auf eine Negativdefinition Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2000) 48f Es verbleiben daher Unklarheiten die Gegenstand detaillierter rechtlicher Eroumlrterungen sind Vgl RAMSAUER (2000)

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GesundheitsschutzBei diesen Eingriffsarten kann es sich um Aktivitaumlten handeln welche dem gesundheitlichen Schutz der Bevoumllkerung dienen und daher houmlher zu bewerten sind als der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt Die koumlrperliche Unversehrtheit des Menschen ist als ein Gut zu erachten welches absolut ist und in keinem Fall gegen andere Interessen abzuwaumlgen ist In eine solche Kategorie fallen z B Maszlignahmen zur Aufbereitung von Wasser das mit lebensgefaumlhrlichen Stoffen angereichert ist CLAASSEN U A haben diese Problematik im oumlkologisch wertvollen Gebiet der KalltalsperreNordeifel (Nordrhein-Westfalen) untersucht in welchem dem Trinkwasserschutz gegenuumlber anderen Nutzungen eine hohe oder sogar houmlchste Prioritaumlt eingeraumlumt werden muss So wurde aus diesem Grund bspw eine Hygienisierungsanlage errichtet und das Gebiet durch Entwaumlsserungsmaszlignahmen ausgeweitet und kanalisiert Daruumlber hinaus konnte aufgrund der abwassertechnischen Sanierung des Einzugsgebietes eine weitere bedenkliche Eutrophie-rung der Gewaumlsser verhindert werden so dass das Trinkwasser den allgemeinen Qualitaumltsanfor-derungen entspricht Aufgrund dieser baulichen Maszlignahmen waren partielle Eingriffe in den lokalen Naturhaushalt unvermeidlich180

Militaumlrische ManoumlverDieses Nutzungsinteresse umfasst Gebiete fuumlr Fahr- und Fluguumlbungen Bombenabwuumlrfe sowie Zielzonen fuumlr Schieszligbahnen Die Folgen fuumlr die Natur daraus sind bspw die Verletzung und Verdichtung von Boumlden und Baumlumen Braumlnde oder die Anreicherung mit Totholz181 Weitere Negativauswirkungen auf das lokale Oumlkosystem ergeben sich aufgrund der Laumlrmemissionen sowie der Schadstoffe aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger die manoumlverbedingt entstehen Um das Gelaumlnde militaumlrisch nutzbar zu machen d h bspw stoumlrende Vegetation zu beseitigen werden Chemikalien eingesetzt Dazu gehoumlren neben Wuchshemmern auch Herbizide Insektizide Rodentizide und Fungizide was zu entsprechenden Stoffeintraumlgen in den Boden- und Wasserhaushalt fuumlhrt182

Zivile SicherheitDiese Eingriffsform beinhaltet bspw Maszlignahmen im Zusammenhang mit dem Hochwasser-schutz um moumlgliche Schaumlden von Personen und Sachen zu abzuwehren Obwohl das Phaumlnomen Hochwasser im Wesentlichen natuumlrlichen Ursprungs ist spielt der anthropogene Einfluss eine groszlige Rolle So fuumlhrt z B die Versiegelung der Bodenflaumlche mit Verkehrswegen zu einer Erhoumlhung des Wasserabflusses183 Bei den Gegenmaszlignahmen kann es sich um bauliche Einrichtungen handeln wie etwa Schutzdeiche oder Talsperren Zur Reduktion der Geschwin-digkeit des Wasserabflusses kann auch eine naturnahe Gestaltung der Flieszliggewaumlsser oder die Bereitstellung entsprechend groszliger Uumlberschwemmungsgebiete beitragen184

UmweltschutzBei dieser Nutzungsform handelt es sich um Vorhaben welche uumlber die eher passive Pflege eines Schutzareals hinausgehen und aktiv in die oumlkologischen Funktionen vor Ort eingreifen Damit sind moumlglicherweise andere negative Umwelteffekte verbunden wie etwa die Stoumlrung von laumlrmempfindlichen Tierarten durch Baufahrzeuge Da aber die geplanten baulichen Maszlignahmen einen so hohen oumlkologischen Wert auf das gesamte Areal haben sind moumlgliche einzelne Beeintraumlchtigungen i S einer Abwaumlgungsentscheidung zu akzeptieren So wurde

180 Vgl CLAASSEN U A (2003)181 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 336182 Vgl ACHILLES (1988) 42-64183 Vgl ROTHER (2001) 11184 Vgl BROMBACH U A (2001) 232

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bspw in Braunschweig die Beseitigung einer Faulschlammauflage im Schapenbruchteich durchgefuumlhrt welcher aus oumlkologischer Sicht das mit Abstand wertvollste Gewaumlsser im Umland darstellt Aufgrund der organischen Schlammschicht von bis zu 70 cm Dicke ist es in warmen Sommermonaten zu einer starken mikrobiologischen Aktivitaumlt gekommen die wiederum zu einer kritischen Sauerstoffzehrung und im Extremfall zu einem massiven Fischsterben fuumlhrte Ziel dieser Bemuumlhungen war die Schaffung offener Wasserflaumlchen um sie als Lebensraum fuumlr einheimische Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln185

SozialesDiese Projektart koumlnnte die Erschlieszligung Erforschung und Erhaltung von Kultur- und sonstigen Sachguumltern umfassen welche als historisches Erbe der Menschheit einen hohen sozialen Wert fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen besitzt Zu ihrer Erforschung und ihrem Schutz ist es moumlglich dass bauliche Maszlignahmen ergriffen werden welche zu einer Beeintraumlchtigung der Umweltschutzguumlter Boden Wasser oder Pflanzen und Tiere fuumlhren JESSELTOBIAS nennen bspw fruumlhgeschichtliche Grabhuumlgel Eisenbahnviadukte oder archaumlologische Verdachtsstaumlt-ten186

WirtschaftUnter diesem Eingriffsinteresse koumlnnen Projekte subsumiert werden welche aufgrund ihrer quantitativen und qualitativen Eigenschaften positive Effekte auf andere Bereiche ausstrahlen Das ist dann der Fall wenn bspw bei der Errichtung einer Verkehrsinfrastruktur uumlber die einzelwirtschaftlichen Gewinne fuumlr das Betreiberunternehmen hinaus gesamtwirtschaftliche Beitraumlge fuumlr andere Branchen zu erwarten sind Allerdings zeigt sich hiermit schon ein zentrales Problem da die Bewertung hinsichtlich der Art und des Umfanges eines solchen bdquouumlberwiegend oumlffentlichen Interessesldquo houmlchst problematisch sein kann KUumlFFNER beschreibt diese Konstellation im Fall des bdquoMuumlhlenberger Lochsldquo in der Elbe (Hamburg) welches gemaumlszlig dem Natura-2000-Konzept ein Schutzgebiet darstellt Geplant ist die Zuschuumlttung dieses Suumlszligwasserwatts um das Werksgelaumlnde der Flugzeugwerft EADS zu erweitern und damit die Produktion des Airbus A380 zu ermoumlglichen187 Nach dem bisherigen Stand im Planfeststellungsverfahren bleibt auch weiterhin etwa die Zahl der mit diesem Vorhaben zu erwartenden Arbeitsplaumltze strittig was vermutlich zu einer erneuten gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Befuumlrwortern und Gegner fuumlhren wird188

322 Ausschlieszliglichkeit

GrundmerkmaleAuch bei den folgenden Projektformen ist grundsaumltzlich von einem geringen Konfliktpotenzial auszugehen da sie mehrheitlich in fuumlr diese Zwecke ausgewiesenen Arealen realisiert werden Hierbei ist ebenfalls keine qualitativ und quantitativ umfassende Auflistung aller real denkbaren Nutzungsformen moumlglich sondern lediglich eine grobe Klassifizierung zum Zwecke der Uumlbersicht Dabei handelt es sich um Flaumlchen die keine Schutzgebiete sind und sich somit durch geringe oumlkologische Restriktionen auszeichnen Das bedeutet allerdings keinen Ausschluss jeglicher Umweltstandards da auch in diesen Faumlllen entsprechende Vorschriften zu beachten

185 Vgl STADT BRAUNSCHWEIG (o J)186 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 237-243187 Vgl KUumlFFNER (2003)188 Vgl BUND (2005)

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sind Dementsprechend bleibt eine Pflicht zur Pruumlfung auf die jeweilige Umweltvertraumlglichkeit unter die fast alle der folgenden Eingriffsformen fallen189 Dennoch liegt eine Umkehrung der Betrachtungsweise vor d h dass in jenen Gebieten von vornherein den auszliger-oumlkologischen Projektinteressen Vorrang eingeraumlumt wird Sie lassen sich durch die folgenden Merkmale charakterisieren welche haumlufig im Zusammenspiel in Erscheinung treten1 Geringere Raumproblematik Fuumlr diese Eingriffsarten gelten in einem weitaus geringeren

Maszlige die Merkmale wie sie fuumlr die konfliktlastigen Nutzungsinteressen gelten190 Zwar ist die Umsetzung dieser Eingriffsarten nicht uumlberall moumlglich aber es bestehen mehr Freihei-ten in der Standortwahl Dies trifft z B auf Anlagen der Energiewirtschaft oder der Ver- und Entsorgungswirtschaft zu bei denen der genaue Ort fuumlr eine Realisierung im Wesentlichen von anderen Faktoren abhaumlngt wie bspw geologische Bedingungen oder Zufahrtsstra-szligen

2 Historisch bedingte Disposition Diese Projektformen wurden schon in der Vergangenheit in diesen Raumlumen verwirklicht so dass es sich nur noch um Erweiterungen und bzw oder Ergaumlnzungen handelt Der oumlkologische Wert dieser Areale ist daher tendenziell gering so dass der Aufwand einer Unterschutzstellung in keinem vertretbaren Verhaumlltnis mehr zu einem moumlglichen Ertrag etwa in Form der Wiederansiedlung lokal nicht mehr lebender Arten stehen wuumlrde Beispiele hierfuumlr sind Flaumlchen die schon seit Jahrhunderten besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt werden

3 Systemimmanent hohe Umweltbelastung Die Realisierung dieser Nutzungsarten ist per se in einem so hohen Maszlige mit Umweltbelastung verbunden dass dies nur in oumlkologisch unsensiblen Gebieten stattfinden kann bzw durch eine vorherige Abwaumlgung in Kauf ge-nommen wird Unter diese Kategorie fallen bspw der Bergbau oder bestimmte industrielle Anlagen welche sich durch ein aufwaumlndiges Genehmigungsverfahren und hohe betriebli-chen Sicherheitsvorkehrungen auszeichnen

Staumldtische FlaumlchenZu dieser Eingriffsart zaumlhlen Wohnsiedlungen Verkehrswege (innerorts) Naherholungsflaumlchen Freizeitanlagen oumlffentliche Gebaumlude Buumlros sowie sonstige bauliche Einrichtungen die sich auf einer erschlossenen Stadtflaumlche befinden Hier steht die Nutzung durch den Menschen im Vordergrund naturschutzfachliche Ziele beschraumlnken sich im Allgemeinen auf die Pflege von Gruumlnanlagen zur Erhaltung eines bestimmten Stadtbildes JESSELTOBIAS folgern daraus ein breites Spektrum an Umweltbelastungen wozu als Wichtigste die Versiegelung und Belastung des Bodens zaumlhlt Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf den Wasserhaushalt da es zu einem beschleunigten Abtransport des Wassers nach Niederschlagsereignissen und zur Belastung der angeschlossenen Vorfluter und Flieszliggewaumlsser kommt Langfristig ist daruumlber hinaus mit einer Veraumlnderung des Flora- und Faunagefuumlges zu rechnen da zahlreiche Arten verschwinden waumlhrend andere sich besser entfalten koumlnnen191

Gewerbliche FlaumlchenDiese Nutzungsform buumlndelt alle Arten der gewerblichen Wirtschaft wie bspw kleinindustrielle Lagerhallen aber auch groszligindustrielle Anlagen wie etwa Raffinerien Diese Areale zeichnen sich durch einen Versiegelungsgrad des Bodens von 75 und mehr aus was neben den eigentli-chen Produktionsanlagen oder Werkstaumltten auch durch Hof- Stell- und Lagerflaumlchen sowie Werkstraszligen bedingt wird Des Weiteren hat der Grad der Bodenverdichtung evt vorliegende

189 Vgl Anlage 1 UVPG190 Siehe Abschnitt 313191 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 292f

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Schadstoffkonzentrationen sowie moumlgliche Veraumlnderungen der mikroklimatischen Verhaumlltnisse in der Umgebung der Produktionsstaumltten einen erheblichen Einfluss auf das Arteninventar solcher Gebiete192

Anlagen der EnergiewirtschaftDiese Nutzungsart umfasst Kraftwerke zur Erzeugung von Energie aus Biomasse Uran Gas Oumll Braun- und Steinkohle sowie sonstige energiewirtschaftliche Anlagen wie bspw Blockheiz-kraftwerke Die Stromgewinnung aus Gas Oumll Braun- und Steinkohle fuumlhrt aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger zur Belastung der Luft und des Klimas wobei dieser Effekt beim Gas am geringsten ist193 Beim Umwandlungsprozess von Biomasse kann es gelegentlich zu Geruchsbelaumlstigungen durch die Freisetzung bestimmter gasfoumlrmiger Schadstoffe kommen welche jedoch durch entsprechende technische Schutzvorkehrungen weitgehend auszuschlie-szligen sind194 Als unmittelbarer Umwelteffekt bei der Energiegewinnung aus Uran ist die Beanspruchung lokaler Flieszliggewaumlsser zu nennen welche fuumlr die Kuumlhlung des Reaktors benoumltigt werden Daruumlber hinaus stehen die Problematik der Endlagerung von radiaktiven Abfaumlllen sowie die Gefahr eines Stoumlrfalls (groumlszligter anzunehmender Unfall) im Zentrum der Kritik

Anlagen der VerkehrswirtschaftUnter dieser Projektform werden verkehrstechnische Einrichtungen erfasst welche nicht unter das Gruppierungsprinzip Konfliktlastigkeit fallen Dazu zaumlhlen schifffahrtsbezogene Anlagen wie etwa Haumlfen oder Schiffshebewerke Die Einordnung von Haumlfen in diese Kategorie ist (im wahrsten Sinne des Wortes) als Grenzfall anzusehen da sowohl terrestrische wie auch marine Aspekte beruumlhrt werden Welche Seite uumlberwiegt haumlngt auch davon ab ob es sich um einen Binnen- oder um einen Seehafen handelt Wird ein Binnenhafen betrachtet kann damit argumentiert werden dass diese Einrichtung vermutlich in einer staumldtischen Zone auf einergewerblichen Flaumlche errichtet wird und somit in die oben beschriebene Nutzungsform faumlllt Handelt es sich dagegen um einen Seehafen uumlberwiegt wahrscheinlich die Wasserseite obwohl natuumlrlich auch hier nicht auszuschlieszligen ist dass naturschutzfachlich relevante Gebiete auf dem Land betroffen sind In jedem Fall gehen von dem Bau und Betrieb eines Hafens erhebliche oumlkologische Beeintraumlchtigungen aus die im Wesentlichen auf die Umweltschutzguumlter Boden Wasser und Luft wirken So ist eine Verunreinigung des Erdreiches moumlglich was bspw durch Tropfmengen von Hafenfahrzeugen undichte Tanks und Leitungen oder das (versehentliche) Verschuumltten von umweltschaumldigenden Guumltern verursacht wird Eine Verschmutzung des Grund-und Oberflaumlchenwassers ist denkbar wenn z B Treibstoffe Motor- und Hydraulikoumlle sowie Schiffabwaumlsser austreten Schlieszliglich koumlnnen negative Effekte auf die Atmosphaumlre wirken da Staub Abgase Daumlmpfe und Geruumlche emittiert werden195 Als Anlagen der Verkehrswirtschaft werden auch Guumlterverkehrs- und Guumlterverteilzentren verstanden welche logistische Leistungen aus den Bereichen Lagerung Transport und Umschlag von Waren zusammenfassen In der Konsequenz bedeuten solche Einrichtungen zunaumlchst einen Flaumlchenbedarf fuumlr das Gebaumlude selbst aber auch fuumlr zusaumltzliche Verkehrswege welche an das bestehende Verkehrsnetz angebunden werden muumlssen Daruumlber hinaus entstehen hauptsaumlchlich Schadstoffemissionen aus dem Betrieb der Transportfahrzeuge auf dem Gelaumlnde und den Zufahrtswegen was gleichzeitig mit Laumlrmbelastungen verbunden ist196

192 Vgl BFNDIFU (2002) 197f193 Vgl UEBERHORST (1999) 66f194 Vgl BLU (o J)195 Vgl FRIEDRICHS (2004) 19-30196 Vgl BAUMGARTEN U A (1996) 73-96

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Anlagen der Ver- und EntsorgungswirtschaftDiese Eingriffsform erstreckt sich auf Infrastrukturen zur Frischwassergewinnung bzw Abwasserentsorgung wie etwa Regenwasserruumlckhaltebecken Wasserschutzgebiete und Klaumlranlagen Daneben umfasst dies Anlagen zur Behandlung von Abfaumlllen wie bspw Deponien Muumlllverbrennungsanlagen oder geologische Lagerstaumltten In allen Faumlllen kann es zu erheblichen Wechselwirkungen mit dem lokalen Oumlkosystem kommen wie die folgenden Beispiele zeigen Gemaumlszlig BMZ kann es bei der Frischwassergewinnung zu einer Verringerung der Bodenfeuchte kommen die zu einer Aumlnderung der natuumlrlichen und nutzungsgebundenen Pflanzenwelt fuumlhrt was wiederum Folgewirkungen auf die Tierwelt hat Hingegen kann es bei der Abfallentsorgung auf Deponien aufgrund der Abbauprozesse zur Bildung von Deponiesickerwasser und -gasen kommen welche z T sogar noch nach Betriebsende in geringem Maszlige anfallen197

LandwirtschaftDieses Eingriffsinteresse beinhaltet i w S die Aufzucht und bzw oder Produktion von Nutzpflanzen oder -tieren fuumlr Nahrungs- und Futterzwecke bei der es zu vielfaumlltigen oumlkologi-schen Belastungen kommt Eine wesentliche Folge der Landwirtschaft ist die Bodenerosion welche als solche in der Natur uumlblich ist aber durch die Entfernung der natuumlrlichen und halbnatuumlrlichen Pflanzendecke beschleunigt wird Das darunter liegende Erdreich ist dann dem Einfluss von Regen Sonne und Wind schutzlos ausgesetzt was die Zersetzung des organischen Materials foumlrdert und gleichzeitig die strukturelle Stabilitaumlt des Bodens reduziert Ein anderer negativer Haupteffekt ist die Beeintraumlchtigung und Zerstoumlrung von Lebensraumlumen etwa als Konsequenz von Entwaumlsserungsmaszlignahmen mit denen Feuchtgebiete nutzbar gemacht werden sollen Unmittelbar kann es bspw aufgrund des Einflusses von Weidetieren oder der Abflaumlmmung von Vegetation zu einer Behinderung des Wachstums bzw gebremsten Regeneration von natuumlrlichen Waumlldern kommen Schlieszliglich entstehen Umweltbelastungen bei landwirtschaftlichen Betrieben infolge von chemischer Duumlngung organischer Abfallproduktion und Aussetzung von Pestiziden198

ForstwirtschaftUnter dieser Projektart wird eine Pflanzung von Baumlumen verstanden welche weitgehend vom Menschen gestaltet ist im Extremfall ausschlieszliglich monotype Arten umfasst und in agrotechni-scher Weise erfolgt In Mitteleuropa uumlberwiegt der Bewirtschaftungstyp der schlagweisen Nutzung von Hochwald welcher etwa zu 70 aus den Nadelhoumllzern Fichte und Kiefer besteht Negative Auswirkungen dieser Eingriffsart koumlnnen bspw die Verringerung der Artenvielfalt durch Todholzentnahme sowie ein geringes Baumalter sein Daruumlber hinaus besteht u a ein hohes Schadensrisiko durch Destabilisierung des Altbestandes und die Gefahr eines Verlustes des Innenwaldklimas Indirekte Beeintraumlchtigungen des Oumlkosystems ergeben sich etwa auch durch die Fragmentierung der Waldflaumlche durch Wegenetze welche fuumlr das Befahren mit Kraftfahrzeugen benoumltigt werden199

Nicht-mineralische RohstoffeDiese Projektform umfasst die Gruppe von Rohstoffen aus tief liegenden Lagerstaumltten wie etwa Erdoumll Erdgas Salze Sole Kohlensaumlure oder Steinkohle Diese Materialien werden untertaumlgig durch Schaumlchte Stollen oder Bohrungen gewonnen so dass sich der Flaumlchenbedarf und die Umweltbelastungen auf uumlbertaumlgige Foumlrder- und Verarbeitungsanlagen beschraumlnken Das

197 Vgl BMZ (1993) 211297198 Vgl TIVY (1993) 9293-308199 Vgl SCHERZINGER (1996) 21352-366

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reduziert das Konfliktpotenzial im Vergleich zu den oberflaumlchennahen Rohstoffen erheblich zu denen die in dieser Arbeit ausfuumlhrlich dargelegten Mineralrohstoffe zaumlhlen Obwohl auch Braunkohle zu der Gruppe der oberflaumlchennahen Ausgangsmaterialien zaumlhlen stellt sich das Konfliktpotenzial ebenfalls in einem geringeren Umfang dar200 Die Abbaustaumltten von Braunkohle konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Niederrheinische Bucht (Nordrhein-Westfalen) sowie das Mitteldeutsche und (Sachsen Sachsen-Anhalt Thuumlringen) Lausitzer Revier (Brandenburg) Diese Areale sind somit in erster Linie fuumlr diese Art der Raumnutzung ausgewie-sen naturschutzfachliche Belange spielen somit von vornherein eine weitaus geringere Rolle nachdem eine solche Gebietsausweisung erfolgt ist Auf diese Weise entziehen sich diese Eingriffsarten weitgehend der Konfliktkonstellation aufgrund der oumlkologischen Restriktionen eines Schutzgebietes Dennoch sind auch bei diesen Nutzungsinteressen Umweltbeeintraumlchti-gungen festzustellen die sich schon alleine aus der Schwere des Eingriffes in die Natur und Landschaft ergeben Daruumlber hinaus kommt es bspw auch zur Aufwirbelung von Bodenteilchen bei der Bearbeitung des Erdreiches oder der Emissionen von Schadstoffen bei der Verwendung von Maschinen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren201

323 Konfliktlastigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Eingriffsformen ist zu vermuten dass sie wahrscheinlich in einem erheblichen Konflikt zu den oumlkologischen Restriktionen einer Schutzflaumlche stehen und ihnen daher i S einer Abwaumlgungsentscheidung eine besondere Bedeutung zukommt Sie werden im Folgenden lediglich der Vollstaumlndigkeit halber aufgezaumlhlt um einen Uumlberblick hinsichtlich der Gesamtheit der Nutzungsinteressen zu erhalten und zur Orientierung in drei Bereiche (Energie Verkehr Sonstiges) aufgeteilt Die Eingriffsarten nach diesem Gruppierungsprinzip werden nur mit ihrem jeweiligen Abschnitt benannt da eine ausfuumlhrliche Analyse in Abschnitt 4 erfolgt Grundsaumltzlich zeichnen sich diese Projektformen durch folgende Merkmale aus wobei diese oftmals kombiniert auftreten1 Hohe Raumproblematik Die Eingriffsformen sind aufgrund ihrer Groumlszlige kaum in Raumlumen

zu realisieren welche sonst fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten zur Verfuumlgung stehen So waumlre bspw in einem Gewerbegebiet der Betrieb einer Windkraftanlage weit weniger prob-lematisch da solche Areale sich nicht durch eine hohe oumlkologische Sensibilitaumlt auszeich-nen Dies ist fuumlr die heutigen Anlagen zur Windenergiegewinnung jedoch kaum denkbar da sie u a wegen ihrer groszligen Dimension einen hohen Sicherheitsabstand zu anderen Gewerbebetrieben benoumltigen

2 Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung Bei linienartigen Nutzungsformen besteht haumlufig das Ziel sie als eine Gerade von einem Punkt zum anderen zu realisieren um die Kosten der Ver-bindung gering zu halten Dies fuumlhrt z B bei der Trassenfuumlhrung von Schienenwegen zu Problemen weil die Verlegung um die Schutzzone aus baulichen Gruumlnden aufwaumlndiger ist Aber auch eine vollstaumlndig gerade Linienfuumlhrung durch ein Schutzgebiet ist nicht immer moumlglich da die natuumlrlichen Gegebenheiten wie z B Gebirgslaumlufe eine entsprechende Anpassung der Streckenfuumlhrung erfordern

3 Nutzung der Standortfaktoren Bei punkt- wie auch bei flaumlchenartigen Projektformen besteht oftmals das Motiv die Vorteile der spezifischen Standortfaktoren eines Schutzare-als zu nutzen So kann bspw eine aumlsthetisch besonders wertvolle Gesteinsformation eine

200 Siehe Abschnitt 412201 Vgl WITTENBECHERLANGER (2005) 131 vgl WIKIPEDIA (o Je)

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Attraktion fuumlr Touristen darstellen die es nur an dieser Stelle gibt Solche Charakteristika von Schutzterrains begruumlnden zwar ihre oumlkologische Schutzwuumlrdigkeit wecken aber moumlg-licherweise gleichzeitig den Wunsch der wirtschaftlichen Nutzung

Bereich EnergieWindkraftanlagen (Abschnitt 41)

Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Bereich VerkehrFernstraszligen (Abschnitt 45)

Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Bereich SonstigesRohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Freileitungen (Abschnitt 410)

Tourismus (Abschnitt 411)

Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien

331 Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Boden ist ein nicht vermehrbares Gut welches nach einem langjaumlhrigen natuumlrlichen Entwicklungsprozess entsteht und wichtige oumlkologische Funktionen erfuumlllt So dient er als Lebensraum fuumlr Tiere bzw Pflanzen (und Menschen ndash Ergaumlnz d Verf) und als Speicherraum sowie Filter- Puffer- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Wasser202 Waumlhrend des oben erwaumlhnten Entstehungsprozesses wirken die Faktoren Klima Wasser Luft und Mikroorganismenund Kleinlebewesen wie etwa Pilze und Bakterien auf das Ausgangsgestein Aufgrund dieser physikalischen chemischen und biologischen Verwitterung kommt es zu einer Zerkleinerung und Umwandlung des Gesteins zu Mineralien Des Weiteren werden Ausscheidungen abgebaut sowie tierische und pflanzliche Organismen vermodert Als Ergebnis kommt es zur Bildung von

202 Vgl LANGER (1996) 46f

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Humus welcher den Boden locker und warm haumllt und wesentlich den Grad der Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt203

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die natuumlrliche Bodenvielfalt und ihre Regulationsfaumlhigkeit nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Vermeidung bzw Verminderung von Uumlberbauung Lagerstaumlttenabbau Deponierung Schadstoffeintragung Substanzverlust und Strukturveraumlnderung204

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Boden werden durch die Nutzungsarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Zum einen handelt es sich um mechanisch-physikalische Einwirkungen zu denen Bodenverlust und -abtrag zaumlhlen wie sie z B aufgrund von Wind- und Wassererosion sowie anthropogener Bodenabgrabung vorkommen Als weitere Effekte sind Aufschuumlttung und Umlagerung zu nennen die etwa beim Tiefpfluumlgen entstehen aber auch Bodenverdichtung wie sie bspw durch schwere Arbeitsfahrzeuge oder Skipisten hervorgerufen werden Schlieszliglich kann auch eine Bodenversiegelung auftreten z B in Form von Asphaltierung oder die Ent- und Bewaumlsserung von Boumlden im Falle ihrer Berieselung Des Weiteren koumlnnen chemisch-radiologische Einwirkungen zum Tragen kommen die durch einen anthropogenen Stoffeintrag aus anderen Umweltbereichen stammen Zu den wichtigsten Prozessen dieser Art gehoumlrt die Versauerung durch atmosphaumlrische Schadstoffe und die Eutrophierung durch Stickstoff- und Phosphatverbindungen Zu dieser Wirkungskategorie zaumlhlen ferner die Versalzung aufgrund der Verwendung von salzhaltigem Wasser oder Tausalzen und die Dispersion und Kontamination durch Schwermetalle und toxische Organika205

332 Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDas Wasser ist eines der elementarsten Lebensgrundlagen aller Organismen und ein unentbehr-liches Betriebs- Loumlsungs- und Transportmittel im Koumlrper aller Lebewesen Es uumlbernimmt die oumlkologische Funktion als un- und mittelbares Umweltmedium fuumlr Tiere und Pflanzen sowie als Speicher- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Gase Daruumlber hinaus dient es als Grundlage fuumlr die Gewinnung von Trink- und Brauchwasser und der organischen Produktion weiterhin als Vorfluter fuumlr die Zwecke Freizeit und Erholung Es ist zu unterscheiden zwischen unter- und oberirdischen Gewaumlssern (Grundwasser und Flieszlig- bzw Stillgewaumlsser) sowie Oberflaumlchen- und Sickerwasserabfluss206

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel den Wasserhaushalt qualitativ und quantitativ nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Verbesserung der Grundwasserneubildung und die Regulationsfaumlhigkeit von Oberflaumlchengewaumlssern zu sichern das Grundwasser vor Schadstoffeintraumlgen zu schuumltzen sowie die Verminderung des direkten Oberflaumlchen- und Sickerwasserabflusses zu vermeiden207

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Wasser werden durch die Projektarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Wasserbelastungen koumlnnen grundsaumltzlich chemisch bakteriell-viral thermisch und radiologisch erfolgen Zu dieser Art von Effekten kommt es wenn bspw Auftausalze im Straszligenverkehr benutzt werden was sich auf die Lebewesen im Wasser auswirkt Auch sind Gewaumlsserversauerungen durch emissionsbedingte Belastungen der Atmosphaumlre nicht auszuschlieszligen die sich vorwiegend bei Stillgewaumlssern bemerkbar machen Neben der toxischen Wirkung von Schwermetallen auf Wasserlebewesen

203 Vgl KNOCH (2004) 123204 Vgl LANGER (1996) 46f205 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 307206 Vgl LANGER (1996) 49-51207 Vgl LANGER (1996) 49-51

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sind auch organische Schadstoffe zu nennen unter die z B Erdoumll faumlllt Eine grundlegend andere Form der Wasserbelastungen findet auf mechanische Weise statt welche haumlufig die natuumlrliche Selbstreinigungskraft der Gewaumlsser durch Sedimentation Filtration und Verduumlnnung angreift Dabei handelt es sich um Maszlignahmen zur Gewaumlsserregulierung oder Uferbefestigung sowie um die Verlegung von Rohren und Drainagen208 Schlieszliglich sind auch Effekte wie etwa Uumlberbau-ung Versiegelung oder Zerstoumlrung von Flaumlchen fuumlr die Wasserneubildung durch Lagerstaumltten-abbau und zu intensive Entnahme von Grundwasser zu nennen209

333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie Luft bzw das Klima haben eine existenzielle Bedeutung als unmittelbare Lebensgrundlage fuumlr Pflanzen Tiere und Menschen sowie als Produktionsbedingung fuumlr Land- Forst- und Fischereiwirtschaft Diese oumlkologischen Funktionen werden im Wesentlichen durch die Kalt- und Frischluftproduktion und den Transport in die belasteten Gebiete aufrechterhalten210 Luft setzt sich bis zu einer Houmlhe von etwa 100 km hauptsaumlchlich aus 78 Stickstoff und 21 Sauerstoff zusammen sowie zu einem geringen Anteil aus den Gasen Argon und Kohlendioxid Die Zusammensetzung der Atmosphaumlre ist ein essentieller Klimafaktor neben anderen Einflussgrouml-szligen wie bspw die Sonnenstrahlung oder die Meer-Land-Verteilung Klima kann als statistisches Verhalten der Atmosphaumlre uumlber einen laumlngeren Zeitraum verstanden werden womit es sich vom Wetter unterscheidet welches kurzzeitig groszligen Schwankungen unterliegt211

Somit besteht fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die bioklimatische Regulationsleistung und die Luftqualitaumlt nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der bioklimatischen Ausgleichsraumlume sowie die Vermeidung und Verringerung von Luftverun-reinigungen212

Qualitaumlt und Quantitaumlt der negativen Wirkungen auf das oumlkologischen Schutzgut Luft bzwKlima werden durch die Projektformen auf unterschiedliche Weise bestimmt und koumlnnen sich etwa durch die Veraumlnderung der Bodennutzung und des Bewuchses darstellen Aber auch eine Verkleinerung des Entstehungsgebietes bzw der Transportflaumlche eine Veraumlnderung der Gelaumlndemorphologie und der Lage des Wirkraumes sowie eine Schadstoffeintragung in die Luft sind moumlglich213 Den groumlszligten Teil dieser luftverschmutzenden Substanzen machen Stickoxide das Ozon sowie fluumlchtige organische Substanzen aus wobei der Anteil des zuerst genannten Schadstoffes in den letzten Jahrzehnten aufgrund der staumlrkeren Motorisierung im Verkehr den groumlszligten Zuwachs verzeichnet Stickoxide sind Blut- und Nervengifte die zu Erkrankungen der Atemwege und Schaumlden bei Pflanzen fuumlhren in Verbindung mit Wasser kommt es zur Bildung von Salpetersaumlure welche einen Bestandteil des sauren Regens darstellt Eine aumlhnliche Wirkung hat das Ozon das sich vor allem bei starker Einstrahlung von UV-Licht der Sonne bildet und bereits ab einer Konzentration von 180 μgm3 als Reizgas gesundheitsschaumldlich auf Schleimhaumlu-te Augen und Nase wirkt Der Anteil der fluumlchtigen organischen Substanzen an den Luftschad-stoffen hat sich seit den 1970er Jahren zwar verringert einige Arten dieser Schadstoffkategorie sind aber nach wie vor als Vorlaumlufergase fuumlr die Ozonbildung zu betrachten214 Hinsichtlich derSchaumldigung des Klimas spielt das Kohlendioxid die wichtigste Rolle dessen Menge hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen Es wird geschaumltzt dass mindestens die

208 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 308209 Vgl LANGER (1996) 49-51210 Vgl LANGER (1996) 57f211 Vgl FROumlHLING (1998) 3648 vgl SCHOumlNWIESE (1994) 23212 Vgl LANGER (1996) 57f213 Vgl LANGER (1996) 57f214 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 309f vgl KNOCH (2004) 140-148

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Haumllfte des kuumlnstlichen Treibhauseffektes durch diesen Schadstoff verursacht wird der hauptsaumlchlich bei der Verbrennung fossiler Energietraumlger emittiert wird215

334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenTierePflanzen in ihrer natuumlrlichen Form bzw die entsprechende Lebensraumlume koumlnnen nur dauerhaft existieren wenn die Landschaft es ihnen ermoumlglicht Dies haumlngt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab Die jeweilige Auspraumlgung des abiotischen Milieus und der jeweiligen Art und Intensitaumlt der Flaumlchennutzung216 Zusammengefasst kann auch von einem Oumlkosystem gesprochen werden wie es bspw bei einem Teich der Fall ist TierePflanzen werden dann auch als Biozoumlnose bezeichnet der Lebensraum hingegen als Biotop Eine Biozoumlnose besteht aus Produzenten (Pflanzen die anorganische Naumlhrstoffe in Biomasse umwandeln) und Konsumen-ten (Lebewesen denen die Produzenten als Nahrung dienen) sowie Destruenten (Mikroorga-nismen die organische Substanzen in anorganische umwandeln)217

Das uumlbergeordnete Ziel bei diesem Umweltmedium besteht darin die Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung des Inventars an Arten und Lebensgemeinschaften das fuumlr eine Landschaft charakteristisch ist Ebenso sind die hierfuumlr erforderlichen Lebensraumgroumlszligen und Lagebezie-hungen bedeutsam sie sind zu erhalten bzw zu entwickeln Auch die ErhaltungEntwicklung der Lebensraumqualitaumlten in stofflicher hydrologischer und struktureller Hinsicht ist unter diesem Ziel zu subsumieren218

Hinsichtlich des Niveaus an Biodiversitaumlt sowie der moumlglichen Folgen eines Artenverlustes herrscht Uneinigkeit dagegen spricht eine Reihe von Argumenten deutlich fuumlr ein hohes Maszlig an Artenvielfalt So gibt es zwar keinen einfachen Zusammenhang zwischen biologischer Vielfalt und der Stabilitaumlt von Oumlkosystem aber viele Hinweise lassen dies vermuten Auch die Rolle als Ressource fuumlr genetische Informationen wie z B fuumlr die Entwicklung neuer Medikamente ist von hoher Bedeutung Als Rohstofflieferant sind viele Arten ebenfalls bedeutsam da sie sich nur schwer durch synthetische Stoffe ersetzen lassen Nicht zuletzt ist aus aumlsthetischen kulturellen und wissenschaftlichen Erwaumlgungen ein hohes Niveau an unterschiedlichen Pflanzen- und Tierarten wuumlnschenswert219 Umfang und Form der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes TierePflanzen kann durch die Eingriffsformen verursacht werden und auf vielfaumlltige Weise stattfinden Stoffeintragung Veraumlnderungen des Wasserhaushalts Verlaumlrmung Zerstoumlrung funktionaler Zusammenhaumlnge oder Flaumlchenversiegelung220 Das Ergebnis dieser Einwirkungen auf die Biotope ist die Stoumlrung des Gleichgewichtes innerhalb der Biozoumlnosen mit der Folge dass Arten abwandern oder sterben221

335 Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDas Landschaftsbild ist weniger ein oumlkologisches Element i e S denn mehr ein strukturelles Schutzgut welches auf das sinnliche Erleben durch den Menschen gerichtet ist Die Qualitaumlt und Quantitaumlt der heutigen Raumnutzung fuumlhrt haumlufig dazu dass diese Funktion stark eingeschraumlnkt wird Die Folge ist eine Verringerung der natuumlrlichen und nutzungsbedingten Eigenschaften

215 Vgl FROumlHLING (1998) 48f216 Vgl LANGER (1996) 58-62217 Vgl KNOCH (2004) 30f218 Vgl LANGER (1996) 58-62219 Vgl KLAUER (2001) 60-62220 Vgl LANGER (1996) 58-62221 Vgl KNOCH (2004) 31

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zwischen den verschiedenen Landschaftsraumlumen222 Dieses Umweltschutzgut ist sowohl durch einen objektive wie auch eine subjektive Dimension charakterisiert was die Beantwortung der Frage nach seiner Verletzung erheblich erschwert So gibt es reale anthropogene und natuumlrliche Komponenten wie z B Verkehrswege oder Vegetation Es kommen jedoch auch subjektive Faktoren ins Spiel da das Bild von einer Landschaft beim Betrachter auch bspw aufgrund seiner persoumlnlichen Praumlferenzen entsteht223

Fuumlr dieses Umweltmedium existiert daher das Ziel die landschaftlichen Eigenarten nach-haltig zu sichern Im Einzelnen bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der unterschiedli-chen Landschaftsraumlume sowie der spezifischen Identitaumlt der dazugehoumlrigen strukturellen Voraussetzungen Die Eigenart eines Landschaftsraumes ergibt sich aus den sinnlich wahr-nehmbaren Strukturen die ein solches Areal in besonderer Weise charakterisieren und unverwechselbar machen224

Wie die negativen Effekte auf das oumlkologische Schutzgutes Landschaftsbild konkret ausse-hen wird durch die Projektinteressen auf vielfaumlltige Weise beeinflusst Es laumlsst sich in folgende Dimensionen differenzieren Art Auspraumlgung Anteil raumlumliche Anordnung sowie raumlumliche und zeitliche Konstanz der Strukturen225 Da die Bewertung uumlber den Grad der Beeintraumlchtigung der Landschaft aus aumlsthetischer Perspektive sehr subjektiv ist wird als Konkretisierung die Art des raumlumlichen Eingriffes herangezogen Dabei wird unterschieden zwischen einer punkt-undoder linienfoumlrmigen flaumlchenartigen und vertikalen Dimension deren optische Belastung in dieser Reihenfolge zunimmt Aus Gruumlnden der Vereinfachung wird unterstellt dass es sich bei den ersten beiden Kategorien um zweidimensionale Erscheinungen handelt die dritte Kategorie hingegen bedeutet zusaumltzlich die Beanspruchung der dritten Raumdimension (Houmlhe)

336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Realisierung von Eingriffsarten kann zu erheblichen Beeintraumlchtigungen der Umweltmedien fuumlhren wie es in den Abschnitten 331 bis 335 beschrieben wurde Spiegelbildlich dazu stellt sich die Frage inwieweit diese Auswirkungen grundsaumltzlich minimiert werden koumlnnen Dieser Zusammenhang wird im Naturschutzrecht als Eingriffsregelung bezeichnet allerdings ist das dort vorgesehene Verfahren aufgrund seiner Komplexitaumlt nicht fuumlr dieses Modell zu gebrau-chen226 Fuumlr diese Arbeit ist daher nur von Interesse welche allgemeinen Moumlglichkeiten die verschiedenen Projekttypen aufweisen den mit ihrer Realisierung verbundenen Schaden an der Umwelt zu reduzieren

Es werden jedoch nur Moumlglichkeiten betrachtet die baulich-technischer Art sind und daher von den Betreibern der geplanten Projektart eigenstaumlndig ausgefuumlhrt werden koumlnnen Solche Optionen koumlnnen in unmittelbarer Naumlhe der Eingriffsform realisiert werden und die beschriebenen Umwelteffekte zwar nicht verhindern aber doch verringern Dabei kann es sich z B um die Errichtung von Fischaufstiegstreppen bei Wasserkraftwerken handeln welche die Wanderbewegung dieser Lebewesen trotzt der baulichen Veraumlnderung des Flusses weiterhin ermoumlglicht Demnach werden weitergehende umweltpolitische Instrumente wie etwa die Vorschlaumlge fuumlr eine steuerliche Sanktionierung bestimmter oumlkologisch unvertraumlglicher Effekte nicht thematisiert

222 Vgl LANGER (1996) 63f223 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 216f224 Vgl LANGER (1996) 63f225 Vgl LANGER (1996) 63f226 Vgl sectsect 18-20 BNatSchG

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337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

GrundmerkmalWie dargestellt wurde ist die intergenerative Gerechtigkeit ein wesentliches Merkmal jeder Definition von Nachhaltigkeit227 Damit stellt sich die Frage des Umfanges der moumlglichen Risiken und der potenziellen Chancen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Mit Ruumlcksicht auf die zukuumlnftigen Generationen gilt es daher diese Risiken soweit wie moumlglich zu reduzieren oder auszuschlieszligen wozu dieses Analysekriterium eine Orientierungshilfe liefert Dabei werden als Risiken allgemein bdquoEreignisse bezeichnet bei denen zwar die Informationen bzw Vermutungen uumlber die relative Haumlufigkeit in einem Zeitintervall vorliegen der genaue Zeitpunkt des Eintrittes undoder das Ausmaszlig der Ereignisse aber unbestimmt bleibenldquo228

Obwohl es keinen faumlcheruumlbergreifend einheitlichen Risikobegriff gibt bedient sich vor allem die Naturwissenschaft die Technik und die Versicherungswirtschaft der DIN 31000 welche den Begriff Risiko als Produkt aus Houmlhe des Schadensumfanges und der Wahrscheinlichkeit des Eintretens formuliert229

Die folgenden Ausfuumlhrungen konzentrieren sich auf Risiken die aus dem Umgang mit Technik i w S resultieren da diese Risikokategorie weitgehend auf die beschriebenen Projektarten zutrifft Diese zeichnen sich dadurch aus dass eine technische Einrichtung wie z B eine Hochspannungsleitung undoder menschliche Aktivitaumlten in einem Freizeitpark die moumlglichen Quellen von Risiken fuumlr die Schutzzone sind230 Die Nutzungsinteressen besitzen jeweils ein unterschiedliches Risikopotenzial was sich bei einer beispielhaften Darstellung der moumlglichen Folgen aus Stoumlrfaumlllen ergibt Diese koumlnnen bei der Hochspannungsleitung z B das Versagen einer technischen Komponente sein so dass die Stromversorgung in einem Gebiet unterbrochen wird Die Bereiche des privaten und oumlffentlichen Lebens sind uumlblicherweise nur voruumlbergehend in ihren Aktivitaumlten beeintraumlchtigt wichtige oumlffentliche Einrichtungen wie z B Krankenhaumluser haben Notstromgeneratoren

Dennoch ist auch mit oumlkonomischen Schaumlden zu rechnen etwa in Form von Produktions-ausfaumlllen und der Beschaumldigung der Hochspannungsleitung selbst Um das Risikopotenzial eines Projektinteresses zu beurteilen kann es anhand der folgenden Beschreibungsattribute analysiert werden welche die wesentlichen Risikoaspekte abdecken Das hier entwickelte Analyseraster baut weitgehend auf dem Risikokonzept des WBGU auf und wurde bei Bedarf an entsprechen-der Stelle modifiziert231 Dies betrifft vor allem die Komponente der Abschaumltzungssicherheit Dieser Begriff definiert sich als Grad der Verlaumlsslichkeit der Bestimmung der beiden Risikomerk-male Schadensausmaszlig und Eintrittswahrscheinlichkeit232 Da diese Groumlszlige in den meisten Faumlllen aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen ist muss in der Risikoanalyse einzelner Nutzungsinteressen haumlufig darauf verzichtet werden Ebenso gelten die am Ende der jeweiligen Absaumltze aufgefuumlhr-ten Kategorien als Orientierungshilfe die ggf fuumlr die Analyse der einzelnen Nutzungsinteressen verwendet werden koumlnnen

SchadensausmaszligDas Schadensausmaszlig ist fuumlr die Abschaumltzung des Risikos eine zentrale Groumlszlige Unter Schaden wird im Allgemeinen eine als negativ bewertete Auswirkung einer menschlichen Aktivitaumlt

227 Siehe Abschnitt 23228 GREIVING (2002) 11229 Vgl DIN (1979)230 Hinsichtlich der weiteren Unterscheidung von Risiken aus der Natur Epidemien sowie Kombinationen aller drei

Risikotypen in zeitlicher und raumlumlicher Hinsicht vgl LASS U A (1998) 24231 Vgl WBGU (1999) 36-60232 Vgl WBGU (1999) 37

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verstanden Die Dimension welche ein Schaden verletzt wird als Schutzgut bezeichnet Im Folgenden wird von der Schadenskategorie Realschaden ausgegangen die sich durch Einbuszligen an realen Lebenswerten darstellen Konkret sind dies physische und psychische Beeintraumlchti-gungen des materiellen Reichtums oder des koumlrperlich-seelischen Status233

Die Einschaumltzung uumlber das Schadensausmaszlig kann sich fuumlr Nutzungsformen sehr unter-schiedlich gestalten So ist das moumlgliche oumlkologische Schadensausmaszlig als weit geringer einzustufen wenn bspw einzelne Voumlgel durch den Betrieb einer Windkraftanlage in ihrem Verhalten beeintraumlchtigt werden Dagegen sind die potenziellen Folgen der Kernschmelze eines Atomkraftwerkes wesentlich gravierender

EintrittswahrscheinlichkeitDie Eintrittswahrscheinlichkeit ist (neben dem Schadensausmaszlig) fuumlr die Abschaumltzung des Risikos ebenfalls eine zentrale Groumlszlige Im Gegensatz zur Messung des Schadensausmaszliges gibt es keine eindeutige Methode zur Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlich-keit ist definiert als relative Haumlufigkeit mit der ein bestimmtes Ereignis eintritt bei dem der genaue Zeitpunkt oder das Ausmaszlig von zyklischen Ereignissen jedoch ungewiss bleibt234

UbiquitaumltNeben den beiden o g sbquoklassischenrsquo Kriterien der Risikoabschaumltzung sollten folgende Bewertungselemente fuumlr die Analyse verwendet werden die sich international etabliert haben Eines davon ist die Ubiquitaumlt unter der die raumlumliche Verbreitung des Schadens oder des Schadenspotenzials verstanden wird235

PersistenzPersistenz bezeichnet die zeitliche Ausdehnung des Schadens oder des Schadenspotenzials236

VerzoumlgerungswirkungDie Verzoumlgerungswirkung beschreibt die moumlgliche zeitliche Luumlcke zwischen dem verursachen-den Ereignis und der Schadensfolge Diese Latenzzeit kann physikalischer biologischer chemischer Art sein oder das Ergebnis einer langen Variablenkette wie z B das Aussetzen des Golfstroms aufgrund des Klimawandels237

IrreversibilitaumltAls Irreversibilitaumlt ist der Fall der Nicht-Wiederherstellbarkeit des Zustands vor Schadenseintritt definiert Dieser Zustand ist jedoch im oumlkologisch weit gefassten Sinne zu verstehen d h es geht vorrangig um die typenmaumlszligige Wiederherstellung im Rahmen eines dynamischen Wandels z B in Form einer Wiederaufforstung Nicht unter diesen Begriff faumlllt die individuelle Restaurierung des Urzustandes was bspw beim Erhalt eines bestimmten Baumes der Fall waumlre238

233 Hinsichtlich einer Differenzierung in andere Schadenskategorien (die fuumlr diese Arbeit nicht herangezogen werden) vgl WBGU (1999) 48

234 Vgl WBGU (1999) 37235 Vgl WBGU (1999) 55236 Vgl WBGU (1999) 55237 Vgl WBGU (1999) 55238 Vgl WBGU (1999) 55

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338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

GrundmerkmalUnter der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich auch das Ziel nach Sicherung der Gesundheit des Menschen subsumieren Explizit ist dies im Brundlandt-Bericht formuliert in dem es heiszligt bdquoAlle Menschen haben ein Grundrecht auf eine Umwelt die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen angemessen istldquo239 Diese zentrale Aussage rechtfertigt es diesem Aspekt der Nachhaltigkeit ein eigenes Analysekriterium einzuraumlumen obwohl indirekt auch in den oumlkologischen Pruumlfmerkmalen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit beschrieben werden Angesichts der Unterschiedlichkeit der moumlglichen Nutzungsinteressen stellt sich die Frage inwiefern ihre Realisierung Einfluss auf dieses Ziel hat Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als bdquoZustand des vollstaumlndigen physischen geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechenldquo240 Allerdings ist diese Definition sehr weit gefasst und bedarf daher einer Praumlzisierung fuumlr diese Arbeit

Eine solche Konkretisierung ist zunaumlchst raumlumlicher Art d h es werden nur Beeintraumlchti-gungen gepruumlft welche durch eine Nutzungsform verursacht werden und sich auf einen groumlszligeren Teil der umliegenden Bevoumllkerung auswirken Die individuelle Schaumldigung von Menschen am Arbeitsplatz z B durch gefaumlhrliche Strahlung ist daher nicht Gegenstand des Interesses Weiterhin konzentriert sich dieses Analysekriterium auf Gefahrenpotenziale die unmittelbar durch den Bau die Anlage oder den Betrieb einer Projektart hervorgerufen werden koumlnnen

LaumlrmLaumlrm ist nach herrschender Meinung eine nicht unerhebliche Ursache fuumlr die Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems Auszligerdem wirkt er als Stressfaktor und kann daher auch solche Krankheiten beguumlnstigen welche durch Stress entstehen Die wesentlichen Quellen fuumlr Laumlrm sind neben dem zunehmenden Straszligenverkehr die Bereiche Flugverkehr Industrie und Freizeit241

Persistente organische StoffePersistente organische Stoffe sind bestimmte Substanzen die fast ausschlieszliglich anthropogenen Ursprungs und sehr langlebig sind Im Allgemeinen fallen darunter chlororganische Verbindun-gen die z B in Pestiziden Synthesegrundstoffen und Isoliermitteln verwendet werden oder bei bestimmten industriellen Prozessen entstehen wie z B bei der Muumlllverbrennung Diese Substanzen koumlnnen auch in geringen Mengen das Nerven- und Immunsystem die Reproduktionsfaumlhigkeit den Stoffwechsel oder das Verhalten schaumldigen und die Entstehung von Tumoren beguumlnstigen242

Endokrin wirkende SubstanzenEndokrin wirkende Substanzen sind hormonaumlhnlich wirkende Verbindungen die anthropoge-nen oder natuumlrlichen Ursprungs sein koumlnnen Sie sind bspw in Pflanzenschutzmitteln Pharmaka oder Kunststoffen enthalten Dabei ist ihre schaumldliche Wirkung eher indirekt als eine moumlgliche Vorstufe zu verstehen die zu pathologischen Effekten wie z B Krebs Fertilitaumltsstoumlrungen oder embryonalen Missbildungen fuumlhren Die tatsaumlchlichen Auswirkungen auf die menschliche

239 HAUFF (1987) 387240 WELTGESUNDHEITSORGANISATION (1946) 100241 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196242 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196

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Gesundheit sind nicht zweifelsfrei erwiesen i S eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes empfiehlt es sich jedoch auch dieses Gefahrenpotenzial zu beruumlcksichtigen243

ElektrosmogElektrosmog ist die Sammelbezeichnung fuumlr die Auswirkungen elektromagnetischer Felder mit niedriger Frequenz wie bspw bei Hochspannungsleitungen oder Geraumlten mit hoher Frequenz was z B bei Mobilfunkmasten der Fall ist Als potenzielle gesundheitliche Folgen dieser Strahlung werden u a beschleunigtes Krebswachstum Einfluumlsse auf die Gehirnfunktion oder Schlafstoumlrungen genannt Auch bei diesen Effekten gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse uumlber den Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung jedoch ist es auch hier ratsam diesen Zusammenhang i S der Vorbeugung zu pruumlfen244

Positive EffekteNeben den negativen gesundheitlichen Auswirkungen sind der Vollstaumlndigkeit halber auch positive Effekte zu erwaumlhnen Diese koumlnnen sich z B aufgrund von Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung ergeben und sind als Foumlrderung des menschlichen Wohlergehens i w S zu verstehen Diese erweiterte Sichtweise des Gesundheitsbegriffes hat ihren Ursprung in der Ottawa-Charta die im Jahr 1985 auf der ersten UN-Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung verabschiedet wurde Bezogen auf die oben beschriebene Definition bedeutet Gesundheit mehr als nur die Abwesenheit von medizinisch definierten Krankheiten245 Demnach spielen auch Faktoren wie etwa Belastungsfreiheit Freude Zufriedenheit und Gluumlck eine groszlige Rolle fuumlr das menschliche Wohlbefinden246

339 Akzeptanz in der Gesellschaft

GrundmerkmalDie gesellschaftliche Akzeptanz eines bestimmten Eingriffsinteresses kann i w S mit der Forderung nach Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen in Verbindung gebracht werden Der WBGU versteht unter dem Begriff der gesellschaftlichen Akzeptanz die Verletzung von individuellen sozialen oder kulturellen Interessen und Werten die eine entsprechende Reaktion der Betroffenen ausloumlst Dies kann sich in offenem Protest Vertrauens-entzug gegenuumlber den Entscheidungstraumlgern geheimer Sabotage oder sonstigen Formen der Gegenwehr artikulieren Im Risikokonzept des WBGU entspricht dieses Analysekriterium groumlszligtenteils dem Risikomerkmal Mobilisierungspotenzial Aufgrund des dort beschriebenen Sachverhaltes erscheint es jedoch angemessen ihm ein eigenstaumlndiges Analysekriterium einzuraumlumen247

Grundsaumltzlich koumlnnen im Rahmen des behoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens fuumlr eine Projektform die betroffenen gesellschaftlichen Gruppen Einfluss nehmen Diese Moumlglichkeit wird hier jedoch nicht thematisiert da es ein Instrument ist welches auf jedes raumordnerische Vorhaben zutrifft Solche Verfahren behandeln die Problematik von moumlglichen Nutzungskonflik-ten daher eher auf einer formalen Ebene Das Interesse dieser Arbeit liegt dagegen mehr auf einer Einschaumltzung unterschiedlicher Eingriffsarten hinsichtlich einer inhaltlichen Ebene Demnach wird fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand seiner spezifischen Eigenschaften

243 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196244 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196245 Vgl HURRELMANNLAASER (1998) 395f246 Vgl MAYRING (1991)247 Vgl WBGU (1999) 55

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untersucht wie hoch seine gesellschaftliche Akzeptanz grundsaumltzlich ist Das Ergebnis dieser Analyse ermoumlglicht es im Ansatz Ruumlckschluumlsse daraus ziehen inwiefern solche Arten von Nutzungsinteressen die Zustimmung der Allgemeinheit finden Diese ist bspw bei touristischen Einrichtungen eher anzunehmen als bei der Erweiterung eines Flughafens

Generelle EinschaumltzungRepraumlsentative UmfragenAusgehend von den spezifischen Eigenschaften einer Projektart erfolgt zunaumlchst eine generelle Einschaumltzung hinsichtlich ihrer anzunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz So werden typische Auswirkungen analysiert welche in der Wahrnehmung der Bevoumllkerung haumlufig als stoumlrend empfunden werden was bei Windkraftanlagen bspw die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft betrifft Fundiert wird dieser Schritt durch Umfragen zu dieser Eingriffsform soweit solche vorhanden sind bzw die Fragestellung sich eignet Dabei sind die Ergebnisse von demoskopischen Studien nicht als alleinige Entscheidungshilfe zu verstehen da sie mit einer Vielzahl von beabsichtigten oder unbeabsichtigten methodischen Schwaumlchen verbunden sein koumlnnen GALLUSLUumlHE sehen daher ganz grundsaumltzlich dass die veroumlffentliche Meinung zu einem Thema zumindest nicht als alleinige Legitimationsgrundlage gelten kann sondern allenfalls als Hinweis eines allgemeinen Stimmungsbildes interpretierbar ist Eine ausschlieszligliche Ausrich-tung des politischen Handelns auf sbquoVolkes Stimmersquo birgt die Gefahr dass sich Mandatstraumlger ihrer Verantwortung fuumlr unpopulaumlre aber sachlich begruumlndete Entscheidungen entziehen248

Position von UmweltverbaumlndenEin anderer Beurteilungshinweis ergibt sich aus der Analyse der Position von Umweltverbaumlnden welche zu vielen Nutzungsarten eine dezidierte Meinung vertreten Es wird angenommen dass diese Organisationen grundsaumltzlich eine eher kritische Haltung gegenuumlber Eingriffsformen haben welche nicht den unmittelbaren oumlkologischen Zielen einer Schutzflaumlche entsprechen Der Meinung dieser Verbaumlnde kommt daher ein besonderes Gewicht zu und kann somit im gewissen Sinne als sbquouumlberrepraumlsentativrsquo interpretiert werden So vertritt der Deutsche Natur-schutzring als Dachverband ca 52 Mio Einzelmitglieder welche in 93 Umwelt- und Natur-schutzverbaumlnden vertreten sind249 Auch innerhalb dieser Gruppe gibt es in Orts- und Regionalverbaumlnden abweichende Meinungen so dass eine prinzipielle Bejahung zu einer Nutzungsart u U zu einer Ablehnung im Einzelfall fuumlhren kann Im Vergleich zu anderen groszligen Mitgliederorganisationen wie z B dem ADAC vertreten die Umweltverbaumlnde in einem weitaus staumlrkeren Maszlige gesamtgesellschaftliche Interessen Ihr Anliegen wird daher in der Oumlffentlichkeit laut Umfragen als houmlchst wichtig angesehen so dass diese Institutionen einen Vertrauens- und Sympathievorschuss genieszligen250

Lokal organisierter WiderstandSchlieszliglich wird versucht Art und Umfang eines moumlglichen lokalen Widerstandes gegen bestimmte Nutzungsformen zu beurteilen der sich oftmals in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert Neben den anderen demokratischen Institutionen der Entscheidungsfindung wie z B Parlamente und Parteien spielen sie seit den 1960er Jahren eine wichtige Rolle in der Gesellschaft251 Allerdings haben sich die Erfolgsaussichten dieser Protestform in den letzten Jahren merklich verringert was u a auf das Phaumlnomen Politikverdrossenheit zuruumlckzufuumlhren ist Daneben hat die Komplexitaumlt behoumlrdlicher Planung und Entscheidung zugenommen was wiederum ein groumlszligeres Maszlig an Engagement auf Seiten der organisierten Gegnerschaft

248 Vgl GALLUSLUumlHE (1998) 145-154249 Vgl DNR (2005)250 Vgl CORNELSEN (1991) 149251 Vgl ANDRITZKYWAHL-TERLINDEN (1978) 31f

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erfordert die nicht in jedem Fall aufgebracht werden kann252 Die Buumlrgerinitiative wird als Einzweckbewegung verstanden die spontan auf Fehlverhalten der politisch-administrativen Apparatur reagiert und sich um einzelne prominente Personen herum oder als Gruppe Gleicher organisiert253

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

GrundmerkmalDie soziale Dimension von Nachhaltigkeit kann auch in dem Zusammenhang gesehen werden dass eine Projektart Nutzungsoptionen fuumlr die Oumlffentlichkeit bietet In dieser Uumlberlegung finden sich einige Elemente die in der Diskussion um das Konzept der Grundbeduumlrfnisse eine Rolle spielen Der Zusammenhang mit dem Thema dieser Arbeit ist dadurch abzuleiten dass einige Nutzungsinteressen mehr andere weniger der Befriedigung einiger dieser Beduumlrfnisse dienen Fuumlr solche Beduumlrfnisse laumlsst sich eine thematische Beziehung zu bestimmten Nutzungsarten herstellen wie z B bei Eisenbahntrassen fuumlr den Personenverkehr zu sehen ist da diese Infrastruktur den Ausbau der oumlffentlichen Verkehrsmittel foumlrdert Somit wird es einem groumlszligeren Publikum erlaubt das Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt zu befriedigen was auch sozial benachteiligte Gruppen einschlieszligt Dagegen waumlre die Erweiterung einer Autobahn lediglich fuumlr PKW-Fahrer sowie fuumlr Nutzer des oumlffentlichen Busverkehrs von Vorteil und wuumlrde daher die Einengung auf diesen Nutzerkreis bedeuten

Materielle GrundbeduumlrfnisseBei diesem Aspekt wird davon ausgegangen dass diejenigen Guumlter und Dienstleistungen eine Prioritaumlt haben welche die Beduumlrfnisse der Beduumlrftigsten befriedigen Dazu zaumlhlen dann nicht Projekte die ein hohes Prestige besitzen und in erster Linie den Interessen einer privilegierten sozialen Gruppe dienen Das Konzept der Grundbeduumlrfnisse wird hier nur insoweit im Grundgedanken aufgegriffen wie es fuumlr die Entwicklung dieses Analysekriteriums von Nutzen ist254 Zu diesen Grundbeduumlrfnissen in materieller Hinsicht zaumlhlen die im Folgenden aufgezaumlhl-ten wobei die ersten sieben als die am dringlichsten aufgefasst werden1 Ernaumlhrung2 Unterkunft3 Kleidung4 Versorgung mit hinreichend sauberem Wasser5 Sanitaumlre Einrichtungen6 Gesundheitsversorgung7 Bildung(seinrichtung)8 BrennstoffeBetriebsstoffe9 Oumlffentliche Verkehrsmittel10 HaushaltsausstattungMoumlblierung11 Kontrazeptiva12 Kulturelle Einrichtung13 ErholungsmoumlglichkeitenUnterhaltungsgelegenheiten14 Soziale Absicherung255

252 Vgl OumlKO-TEST (1996) 49-52253 Vgl DIENEL (2002) 52254 Hinsichtlich der Schwierigkeiten einer Definition von Grundbeduumlrfnissen sowie der ausfuumlhrlichen Diskussion

dieses Ansatzes vgl EMPACHERWEHLING (2002) 24-29255 Vgl EMPACHERWEHLING (2002) 25f

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3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt

GrundmerkmalDie Bekaumlmpfung der Arbeitslosigkeit ist eines der zentralen gesellschaftlichen Themen dieser Zeit und wird daher im Rahmen dieser Abhandlung mit einem separaten Analysekriterium gewuumlrdigt Haumlufig wird dieser Aspekt von Nachhaltigkeit in die soziale Dimension aufgenom-men weil das Thema Erwerbsarbeit in seiner ganzen sozialpolitischen Bandbreite erfasst und als bdquozentrales Bindeglied zwischen gesellschaftlicher und individueller Ebeneldquo angesehen wird256

257 Dennoch findet sich auch eine Einordnung in die oumlkonomische Dimension so auch in dieser Arbeit258 Dies ermoumlglicht es einen einfacheren Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung in Hinblick auf die Realisierung von Eingriffsformen und den moumlglichen beschaumlftigungspoliti-schen Implikationen herzustellen

Dieses Untersuchungsmerkmal ist durch das andere oumlkonomische Analysekriterium bdquoBei-traumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo nicht hinreichend gedeckt Aus einer positiven Einschaumltzung jenes Untersuchungsmerkmals lassen sich daher nicht automatisch Schluumlsse ziehen inwieweit sich die Realisierung einer Eingriffsart positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt Generell erfolgt eine Abschaumltzung ob es sich bei dem betroffenen Nutzungsinteresse eher um eine kapital- oder eine arbeitsintensive Wirtschaftsform handelt Dennoch erscheint es sinnvoll fuumlr die Einschaumlt-zung dieses Analysekriteriums die allgemeine Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen einer Projektform zu beleuchten So werden bspw prognostizierte Umsatzzahlen herangezogen oder moumlgliche Gesetzesvorhaben beleuchtet Es wird davon ausgegangen dass sich ein positives Umfeld eines Nutzungsinteresses zumindest ansatzweise auch beschaumlftigungspolitisch beguumlnstigend auswirkt

Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und BeschaumlftigungsentwicklungBei einem Ruumlckgriff auf die wirtschaftswissenschaftliche Theorie findet sich ein aumlhnlicher Zusammenhang zwischen den Faktoren Wirtschaftswachstum und Beschaumlftigungsentwicklung Eine vollstaumlndige Entkopplung dieser beiden Groumlszligen ist zwar nicht festzustellen aber eine Gleichsetzung ist ebenso zu ungenau und fuumlr diese Arbeit ungeeignet So hat sich diese Beziehung seit dem Oumllpreisschock im Jahr 1974 sogar noch deutlich verstaumlrkt was sich im Ruumlckgang der Beschaumlftigungsschwelle ausdruumlckt Dieser Wert gibt das prozentuale Wirtschafts-wachstum an bei dem die Beschaumlftigungssituation in einem Land gleich bleibt und betrug 161 fuumlr die Jahre von 1976 bis 1997259 Dennoch genuumlgt diese Verknuumlpfung nicht fuumlr dieBeantwortung der o g Frage nach dem Potenzial zur Verbesserung der Erwerbssituation weil die dargestellte Kennziffer eine gesamtwirtschaftlich aggregierte Groumlszlige ist D h es werden die erheblichen sektorspezifischen Unterschiede nicht beruumlcksichtigt welche jedoch bei den beschriebenen Nutzungsinteressen eine groszlige Rolle spielen

BeschaumlftigungsstrukturenDa die Realisierung von Eingriffsformen mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Effekten verbunden ist werden zur differenzierten Darstellung allgemeine Kriterien fuumlr ein Qualifikationsprofil herangezogen Auf der ersten Ebene finden sich Berufsgruppen die ohne oder nur mit einem allgemeinbildenden Schulabschluss auskommen Auf der zweiten Ebene gibt es Taumltigkeitsgruppen die eine Berufsausbildung im Dualen System (Berufsschule und

256 EMPACHERWEHLING (2002) 48257 Vgl PIB (2002) 121f258 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 32259 Vgl BUSCHER (2000) 12-70

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Betrieb) benoumltigen wozu auch Abschluumlsse an einer Fach- Meister- oder Technikerschule zaumlhlen Auf der dritten Ebene sind die uumlbrigen houmlherqualifzierten Abschluumlsse anzusiedeln die an Fachhochschulen und Universitaumlten erworben werden260 Dementsprechend werden diese Ebenen der Einfachheit halber im Folgenden einem gering- mittel- und hochqualifizierten Niveau zugeordnet Aufgrund der originaumlren Arbeitsweise der Eingriffsformen wird im jeweiligen Analysekriterium versucht die Qualitaumlt der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse einzuschaumlt-zen Dabei dient diese Klassifizierung lediglich der Beschreibung und nicht der Bevorzugung von hochqualifizierten gegenuumlber geringqualifzierten Arbeitskraumlften

3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

GrundmerkmalDie oumlkonomische Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich vereinfacht als Sicherung der Leistungsfaumlhigkeit des Wirtschaftssystems beschreiben Um dieses Ziel zu erreichen gilt es einige grundlegende Regeln zu beachten uumlber die weitgehend Einigkeit besteht wie z B ein funktionierendes Preissystem261 Die groumlszligte Anschlussfaumlhigkeit besitzen die beiden folgenden Regeln welche die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages vorschlaumlgt Auf dieser Basis werden in den darauf folgenden Absaumltzen zwei eigene Beschreibungsattribute herausge-arbeitet Dabei kann das erste Beschreibungsattribut (bdquoRegionalwirtschaftliche Ausstrahlungldquo) tendenziell als makrooumlkonomische Einnahmenseite gesehen werden da es darum geht wirtschaftliche Aktivitaumlten und damit Geldfluumlsse in der Region zu behalten Das zweite Beschreibungsattribut (bdquoOumlffentliche Finanzierungldquo) dagegen kann verkuumlrzt als Ausgabenseite betrachtet werden da die Kosteneffizienz der Nutzungsformen im Blickpunkt steht1 bdquoDas oumlkonomische System soll individuelle und gesellschaftliche Beduumlrfnisse effizient

befriedigen Dafuumlr ist die Wirtschaftsordnung so zu gestalten daszlig sie die persoumlnliche Initia-tive foumlrdert (Eigenverantwortung) und das Eigeninteresse in den Dienst des Gemeinwohls stellt (Regelverantwortung) um das Wohlergehen der derzeitigen und kuumlnftigen Bevoumllke-rung zu sichern Es soll so organisiert werden daszlig es auch gleichzeitig die uumlbergeordneten Interessen wahrtldquo262

2 bdquoDie oumlkonomische Leistungsfaumlhigkeit einer Gesellschaft und ihr Produktiv- Sozial- und Humankapital muumlssen im Zeitablauf zumindest erhalten werden Sie sollten nicht bloszlig quantitativ vermehrt sondern vor allem auch qualitativ staumlndig verbessert werdenldquo263

Regionalwirtschaftliche Ausstrahlung Der Hauptgedanke dieses Beschreibungsattributes ist die Staumlrkung der regionalen Wirtschafts-aktivitaumlt welche von einer Eingriffsart ausgehen kann Mit der Verfolgung dieses Zieles sind bestimmte Vorzuumlge verbunden welche im Folgenden kurz skizziert werden Zunaumlchst kann grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass eine Regionalisierung die raumlumliche Entfernung zwischen den Akteuren verkuumlrzt und sich somit positiv auf die verkehrsbedingten Schadstoff-emissionen auswirkt264 Vergleichbar ist dies etwa mit dem Prinzip der Annaumlherung von Arbeits-und Wohnstaumltten welches in der Stadtplanung mittlerweile wieder eine groumlszligere Rolle spielt Damit deutet sich an dass dieses Beschreibungsattribut nicht nur einen oumlkonomischen Charakter besitzt sondern auch in oumlkologischer Dimension relevant ist KLUGESCHRAMM sehen

260 Vgl JANSEN (1993) vgl PARMENTIERPLICHT (1993) 56-59261 Hinsichtlich weiterer Regeln vgl bspw KOPFMUumlLLER U A (2001) 96f262 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48263 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48264 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f

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auch die raumlumliche Naumlhe der Produktion und Konsumtion von Guumltern und Dienstleistungen als Vorteil da es zu einer Erhoumlhung der Wertschoumlpfung vor Ort fuumlhren kann wenn regional vorhandene Herstellungs- und Vermarktungskapazitaumlten genutzt werden So kann ein hoher Anteil von Arbeitsplaumltzen und Einkommen gesichert werden was sich auch positiv auf mittelbar abhaumlngige Wirtschaftsbereiche auswirkt wie z B Gastronomie und Baugewerbe265 Schlieszliglich besitzt dieses Beschreibungsattribut auch indirekt einen sozialen Aspekt welcher sich etwa in der Staumlrkung von regionaltypischen Produkten und Eigenheiten darstellt und damit die kulturelle Identifikation der Anwohner erhoumlht Ebenso sind positive Effekte denkbar wenn die persoumlnlichen Beziehungen von regionalen Wirtschaftsakteuren initiiert und genutzt werden266

Oumlffentliche FinanzierungAus den jeweils ersten Saumltzen oben der aufgefuumlhrten Punkte 1 und 2 laumlsst sich ein Postulat fuumlr eine nachhaltige Finanzpolitik ableiten die im Kern darin besteht den Gestaltungsspielraum zukuumlnftiger Generationen in diesem Bereich zu erhalten Die Begruumlndung fuumlr diese Forderung ist der in den letzten Jahrzehnten stetig wachsende Schuldenstand und damit auch der Zinslast in allen staatlichen Haushalten Auf die Gruumlnde dieser Entwicklung im Einzelnen wie etwa die deutsche Wiedervereinigung soll hier nicht eingegangen werden Es wird in einem normativen Sinne angenommen dass ein finanzpolitisches sbquoweiter sorsquo gesamtgesellschaftlich auf Dauer nicht tragfaumlhig ist267 Dieser Zusammenhang spielt bei der Finanzierung bestimmter Projektfor-men eine groszlige Rolle weil die Allgemeinheit sich auf direktem oder indirektem Wege daran beteiligt So werden bspw die Kosten fuumlr Pflege und Verwaltung von Schutzgebieten uumlber Steuern beglichen Es stellt sich daher die Frage inwieweit unter Kosten-Nutzen-Aspekten bestimmte Nutzungsarten effizienter sind als andere

Die oben gemachten Aussagen zur Nachhaltigkeit der Finanzpolitik bewegen sich auf einer sehr abstrakten Ebene und sind daher weitgehend unproblematisch Wird dieserZusammenhang auf eine konkretere Ebene transferiert ist mit einigen methodischen Schwierigkeiten zu rechnen die im Folgenden kurz angerissen werden So sind bspw absolute Verschuldungszahlen fuumlr die tatsaumlchliche Situation eines oumlffentlichen Haushaltes wenig aussagekraumlftig da solche Kennzahlen aufgrund der tendenziell steigenden Inflation bei gleichzeitiger Zunahme des realen Sozialproduktes uumlber einen laumlngeren Zeitraum schlecht vergleichbar sind Daher wird fuumlr die Verwendung von relativen Maszliggroumlszligen plaumldiert wie z B das Verhaumlltnis von Schuldenstand zum Bruttoinlandsprodukt In den letzten Jahren wurden detaillierte Verfahren fuumlr die Messung der Nachhaltigkeit von Finanzpolitik entwickelt auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen wird268 Dies spielt fuumlr diese Arbeit auch keine Rolle da diese Konzepte makrooumlkonomisch ausgerichtet sind und fuumlr die Kosten-Nutzen-Analyse eines einzelnen Projektinteresses nicht anwendbar sind Es kann lediglich darum gehen eine Abschaumltzung zu liefern ob die Realisierung der betrachteten Nutzungsform tendenziell zu einer Ab- oder Zunahme der staatlichen Verschuldung beitraumlgt

265 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f266 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f267 Vgl FALTLHAUSER (2002) 10-1421-28268 Da ist zum einen das von der OECD entwickelte Fiscal Sustainability-Konzept das im Wesentlichen die Ein- und

Auszahlungen des Staates uumlber einen Zeitraum von etwa 30 bis 50 Jahren beruumlcksichtigt Demnach ist eine Finanzpolitik nachhaltig wenn die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben mit der im Ausgangszeitpunkt bestehenden Staatsschuld uumlbereinstimmt Der andere Ansatz wird als Generationenbilanzierung bezeichnet die im Wesentlichen wie das OECD-Konzept funktioniert jedoch die Zahlungsstroumlme den einzelnen Altersjahrgaumln-gen einer Generation zurechnet Pro Generation sind dies 90 und mehr Jahre was insgesamt einen betrachteten Zeithorizont von 200 bis 250 Jahren umfasst Beide Instrumente haben ihre jeweiligen Schwaumlchen die hier jedoch nicht erlaumlutert werden sollen Vgl KITTERERRAFFELHUumlSCHEN (2002)

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4 Analyse der Nutzungsinteressen

41 Windkraftanlagen

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDer Bau von modernen Windkraftanlagen wurde u a durch die Energiekrise Anfang der 1970er Jahre befoumlrdert musste aber in der Zeit danach aufgrund technischer Probleme Ruumlckschlaumlge hinnehmen Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation aufgrund der Weiterentwicklung der Anlagen der Notwendigkeit zu klimafreundlicherer Stromerzeugung sowie der positiven politischen Rahmenbedingungen wie z B das Erneuerbare Energien-Gesetz fuumlr diese Energieform verbessert269

Die haumlufigste Bauart hat eine horizontale Drehachse mit Dreiblattrotoren fuumlr die eine Reihe von technischen Vorteilen spricht270 Heutige Anlagen auf dem Land haben eine Turmhoumlhe sowie einen Rotordurchmesser von bis zu 120 m (die Rotorblaumltter sind 60 m uumlber dem Boden) und besitzen eine maximale Nennleistung von 3 MW271 Die Leistung einer einzelnen Windenergieanlage ist sehr gering ndash im Vergleich etwa zu einem typischen Steinkohlekraftwerk welches eine Strommenge von 600 MW produziert272

Aufgrund der geringen Leistung eines Windaggregates ist eine hohe Anzahl an Generato-ren noumltig um einen nennenswerten Anteil an der Gesamtenergieversorgung zu erreichen Eine dezentrale Errichtung ist oftmals aufgrund der dichten Besiedelung sowie der unguumlnstigen Windverhaumlltnisse nicht uumlberall moumlglich Dementsprechend sind v a die Kuumlstenlaumlnder Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Vorteil auf die ca die Haumllfte der errichteten Anlagen entfaumlllt Die Notwendigkeit der Buumlndelung von Anlagen zu Windfarmen in bestimmten Regionen ist auch kostenguumlnstiger da das Betreiben einer einzelnen Anlage vergleichsweise aufwaumlndig ist273 Daruumlber hinaus zeichnet sich diese Art der Energieerzeugung durch die Problematik aus dass aufgrund der schwankenden Windverhaumlltnisse eine Versorgung mit elektrischer Grundlast nicht moumlglich ist

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 16543 Windkraftanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 16629 MW betrug Im selben Jahr wurden 259 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 55 am Nettoinlandsverbrauch entsprach274 Das atmosphaumlrische Potenzial an Wind uumlbersteigt bei weitem den tatsaumlchlichen Bedarf des Menschen ndash koumlnnten davon weniger als 1 genutzt werden waumlren alle Probleme in Hinblick auf die Stromerzeugung geloumlst Dagegen betraumlgt das technisch-wirtschaftlich nutzbare Energiepotenzial nur einen Bruchteil davon was z B durch die benoumltigte mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von mindestens 4 ms in 10 m Houmlhe bestimmt ist275

Im Jahr 2004 waren in der Windenergiebranche ca 61000 Menschen direkt beschaumlftigt was sich auf die Mitarbeiter bei den Anlagenproduzenten den Komponentenherstellern den

269 Vgl HAU (2003) 2-69270 Vgl HAU (2003) 2-69 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 284271 Vgl HAU (2003) 502511689272 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 27273 Vgl HAU (2003) 575 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 331274 Vgl BWE (o Ja)275 Vgl HAU (2003) 595f

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Projektplanungsgesellschaften und den Serviceunternehmen bezieht In jenem Jahr erwirtschaf-tete die Branche im In- und Ausland einen Umsatz von ca 48 Mrd euro durch den Verkauf sowie 23 Mrd euro durch den Betrieb von Windkraftanlagen Ein Wachstum dieser Branche ist hauptsaumlch-lich im Offshorebereich zu erwarten was sich bis zum Jahr 2030 auf eine Gesamtleistung von 30000 MW kumulieren koumlnnte Hingegen ist im Onshorebereich das Potenzial zu etwa zwei Dritteln ausgeschoumlpft so dass bis zu diesem Zeitpunkt mit einer installieren Kapazitaumlt von insgesamt 23700 MW gerechnet wird276

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wind ist groszligen Variationen unterworfen wobei die houmlchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten im Kuumlstenbereich erreicht werden Im Suumlden Deutschlands finden sich vergleichbare Windvorkommen vorwiegend nur noch auf exponierten Huumlgel- und Kammlagen der Mittelgebirge277 Unter den genannten Einschraumlnkungen und der Unsicherheit von Abschaumltzungen stehen 150000 bis 200000 ha raumplanerisch gesicherter Flaumlche (onshore) zur Verfuumlgung Dieses Areal entspricht einem technischen Endenergiepotenzial von 25 bis 35 TWha wobei in diesem Wert aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt sind278

412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung des Erdreiches eher mechanischer Art ist d h es findet keine Veraumlnderung des Bodens in seiner bio-chemischen Funktionsweise statt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Beeinflussung des unterirdischen Wassers nahezu ausgeschlossen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Effekte fuumlr die Atmosphaumlre neutral und u U sogar geringfuumlgig positiv sein koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Gefahren auf die Vogelwelt beschraumlnken Wie stark diese Beeintraumlchtigung ist haumlngt von der Art und von der Lage der Windkraftanlage ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einer spuumlrbaren Veraumlnderung der landschaftlichen Umgebung kommt Unabhaumlngig von den beschriebenen Faktoren wird es jedoch immer zu einer Beeintraumlchtigung kommen die auch auf

276 Vgl O V (2004)277 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522278 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 327f

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groszlige Distanz sichtbar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass lediglich durch eine optimale Standortplanung die Beeintraumlchtigung auf die Landschaftsoptik und die Vogelwelt minimiert werden kann Die Wirksamkeit dieser Optionen ist jedoch nur im Einzelfall zu beurteilen technische Maszlignahmen an den Windkraftgeneratoren selbst scheiden weitgehend aus Die Moumlglichkeiten zur der Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Eintreten und Beheben von moumlglichen Schaumlden relativ gut handhabbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einigen Faumlllen die beschriebenen Effekte die Wahrnehmungsgrenze bzgl des Schattenwurfes oder der Rotorge-raumlusche uumlberschreiten und somit als unangenehm empfunden werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine hohe generelle Zustimmung mit einer hohen Ablehnung im Einzelfall einhergehen kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es sich bei Windkraftanlagen um eine mittlerweile etablierte Technologie handelt deren kapitalintensiver Anteil zugenommen hat Positive beschaumlftigungspolitische Implikationen sind daher hauptsaumlch-lich aufgrund von Kapazitaumltsausweitungen zu erklaumlren Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei der Realisierung von Windparks in einem erheblichen Umfang auf lokale Wirtschaftsstrukturen zuruumlckgegriffen wird Die Kosten fuumlr diese Eingriffsart liegen in Relation zu den anderen Formen der alternativen Energieerzeugung in einem konkurrenzfaumlhigen Rahmen Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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42 Fotovoltaikanlagen

421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenBei Fotovoltaikanlagen wird die solare Strahlungsenergie direkt in elektrischen Strom umgewandelt Die andere grundsaumltzliche Art der Energiegewinnung aus der Sonne sind Solarthermische Kraftwerke welche die hohe Direktstrahlung der Sonne mit Hilfe von Konzentratoren einfangen wie z B einer Parabolrinne Diese Energie wird dann fuumlr den Antrieb einer Waumlrmekraftmaschine wie bspw einer Dampf- oder Gasturbine genutzt und kann mit einem thermischen Speicher einige Stunden nutzbar gehalten werden Diese Technologie findet in Deutschland keine Anwendung weil die uumlberwiegend diffuse Sonnenstrahlung dafuumlr ungeeignet ist279 Folglich wird diese Art der Gewinnung von Sonnenenergie in dieser Arbeit nicht thematisiert alle Ausfuumlhrungen beziehen sich auf Fotovoltaikanlagen

Bei Solaranlagen werden die Fotonen als Traumlger der Lichtenergie durch die Elektronen im Solarmodul in potenzielle und kinetische Energie umgewandelt Wesentliche Systemkomponen-ten dieser Technologie sind die Fotovoltaikzelle (bestehend aus Semiconductor-Grade Silizium aus der Halbleiterindustrie) der Wechselrichter (zum Umwandeln der Gleich- in Wechselspan-nung in das oumlffentliche Netz da Solargeneratoren prinzipiell Gleichspannung erzeugen) sowie die Aufstaumlnderung (zur Ausrichtung der Fotovoltaikzelle an die Sonne) Aufgrund der Verluste bei der Energieumwandlung ergeben sich im Jahresmittel Gesamtwirkungsgrade zwischen 9 und 11 280

Aus der Vielzahl von Anlagenkonzepten und Anwendungsbereichen sind fuumlr diese Arbeit ausschlieszliglich netzgekoppelte und zentrale Systeme von Bedeutung die zu Fotovoltaikkraft-werken zusammengeschlossen sind Sie speisen den Strom uumlber einen oder mehrere Wechsel-richter und einen Transformator in die Mittel- oder Hochspannungsebene des oumlffentlichen Netzes ein Diese Anlagen beanspruchen aufgrund ihrer Dimension groumlszligere Freiflaumlchen so dass ihre Errichtung auch mit den oumlkologischen Restriktionen von Schutzflaumlchen kollidieren kann281

Zentrale Fotovoltaikanlagen haben eine Nennleistung von 300 kWp wie etwa das erste Kraftwerk auf der Nordseeinsel Pellworm Das weltweit groumlszligte Kraftwerk steht derzeit auf einem ehemaligen Bergwergsgelaumlnde in Goumlttelborn (Saarland) und liefert eine Leistung von bis zu 82 MWp282 Als Faustregel fuumlr den Flaumlchenbedarf von Fotovoltaikanlagen gilt die Formel pro kWp ca 10 m2 (ohne Freiflaumlchen zwischen den Solarmodulen) so dass eine Anlage mit einer mittleren Groumlszlige von bspw 1 MW auf eine Groumlszlige von ca 1 ha kommt283

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 130000 netzgekoppelte Fotovoltaikanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 768 MWp betrug und eine Flaumlche von 690 ha ergab Im selben Jahr wurden 0488 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 0098 am Bruttoinlandsverbrauch ent-sprach284 Es wird von einem Endenergiepotenzial von 35 TWha ausgegangen wobei dies die Summe der Leistung aus Anlagen auf Daumlchern Fassaden und Freiflaumlchen darstellt Bezogen auf das Jahr 2004 macht dies einen Anteil von ca 57 am Endenergieverbrauch aus Hierin sind

279 Vgl WINTER (1997) 118-121280 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250281 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250282 Vgl SCHOSSIG (2002) 20 vgl SMU (o J)283 Vgl SUNENERGY (o J)284 Vgl BSI (o Ja)

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aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt285

286

Der Markt fuumlr Fotovoltaikanlagen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich vergroumlszligert was alleine fuumlr das Jahr 2004 ein Zuwachs von 140 bzw fuumlr das Jahr 2003 eine Steigerung von 80 ausmachte (bezogen auf die jeweils vorherigen Jahre) Dabei erwirtschafteten die Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges einen Umsatz von 17 Mrd euro Im Jahr 2004 wurden nach Angaben der Solarverbaumlnde 4000 neue Arbeitsplaumltze geschaffen so dass die gesamte Fotovoltaikbranche 16000 Beschaumlftigte zaumlhlte287 Fuumlr die Jahre 2005 und 2006 erwartet der Verband der Solarproduzenten in Deutschland ein Wachstum von 20 jaumlhrlich was eine Verstetigung auf relativ niedrigem Niveau bedeutet Grund dafuumlr sind die derzeitigen Engpaumlsse bei der Produktion des Grundstoffes Silizium so dass erst im Jahr 2007 die Nachfrage voll befriedigt werden kann288

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Fotovoltaik ist kaum wesentlichen Variationen unterworfen was auf die geographische Lage und die vertikale Gebietsausdehnung Deutsch-lands zuruumlckzufuumlhren ist Dabei werden in Suumlddeutschland aufgrund der relativ groumlszligeren Naumlhe zum Aumlquator leicht houmlhere Strahlungssummen gemessen als im Norden des Landes Regionale Unterschiede koumlnnen auch durch ein unguumlnstiges Mikroklima bedingt sein was z B in Gebieten mit einer starken Neigung zur Nebelbildung der Fall ist289

422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine mechanische Einwirkung auf das Erdreich infolge der Aufstaumlnderung sehr gering ist Ein weiterer negativer Effekt ergibt sich aus der Schattenwirkung durch die groszligflaumlchige Abdeckung der Solarmodule was auf indirekte Weise das Bodengefuumlge beeintraumlchtigen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Einwirkung auf den Wasserhaushalt allenfalls im Rahmen von Verschleiszligerscheinungen von Komponenten der Solaranlage zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die minimalen Effekte durch die Abschattung der Solarflaumlchen oumlkologisch eher positiv zu bewerten sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Platzbean-spruchung der Fotovoltaikmodule lokale Lebensraumlume stark eingeschraumlnkt werden was fuumlr

285 Vgl SCHIFFER (2005) 183286 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379287 Vgl EUROPRESSEDIENST (2004)288 Vgl BSI (2005) 1f289 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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einige Arten den Ruumlckzug bedeutet Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass groszlige Fotovoltaikan-lagen eine weitflaumlchige Wirkung haben die sich durch die typische Farbgestaltung der Solarmodule als Fremdkoumlrper in der Umgebung bemerkbar machen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Optionen zur Verringerung der dargestellten Belastungen im Wesentlichen auf die Standortplanung beziehen Unvorteilhafte Effekte welche durch die Anlagen selbst hervorgerufen werden sind dagegen kaum abzumildern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Schadenspoten-zial gering einzuschaumltzen ist und eine moumlgliche Regulierung sich im Fall des Eintretens als relativ problemlos darstellt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Begleiterscheinungen fuumlr Bewohner anliegender Siedlungen nur im Fall einer Stoumlrung bzw im kaum wahrnehmbaren Bereich ergeben Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fotovoltaikanlagen als erneuerbare Energiequelle eine groszlige Sympathie in der Bevoumllkerung genieszligen Im Fall von Projekten auf Freiflaumlchen kann es bei Vernachlaumlssigung der Anwohnerinteressen jedoch zu einer eindeutigen Ablehnung kommen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei Fotovoltaikanla-gen eine hohe Kapital- und Arbeitsintensitaumlt vorliegt und auf beiden Ebenen mit einem zusaumltzlichen Bedarf an Arbeitskraumlften zu rechnen ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einem gewissen Umfang mit positiven regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist In Hinblick auf die

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Kostenhoumlhe liegt diese Projektart eher im oberen Bereich wobei auch zukuumlnftig kaum von einer substanziellen Reduktion auszugehen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

43 Wasserkraftanlagen

431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie potenzielle Energie des Wassers wird schon seit mehr als 2000 Jahren fuumlr die Umwandlung in mechanische Arbeit genutzt etwa zum Heben von Wasser oder zum Mahlen von Getreide290

Moderne Wasserkraftanlagen bestehen uumlblicherweise aus einem Wehr sowie einem Einlaufbau-werk ggf einer Triebwasserleitung und einem Turbinenhaus Uumlber das Einlaufbauwerk und die Leitung aus dem Oberwasser wird das Triebwasser der Turbine zugefuumlhrt und anschlieszligend uumlber den Auslauf an das Unterwasser abgefuumlhrt Wasserkraftanlagen werden unterteilt nach ihrer Fallhoumlhe von 15 bis 2000 m in Nieder- Mittel- und Hochdruckanlagen wobei es keine einheitliche Definition dieser Grenzen gibt291

Des Weiteren wird unterschieden nach dem Typ der Anlage in Lauf- und Speicherwasser-kraftwerke was ebenfalls nicht klar abgrenzbar ist Der erste Typ nutzt im Wesentlichen das zuflieszligende Wasser der zweite einen Speicher der durch eine Talsperre entsteht Beide Bauformen zaumlhlen zu den konventionellen Kleinwasserkraftwerken bei denen die elektrische oder mechanische Energieerzeugung im Vordergrund steht und sich kaum von groszligen Wasserkraftanlagen unterscheidet Dagegen existieren auch Nebenbetriebsanlagen die vordergruumlndig der Reduktion des Energieniveaus des Wassers dienen Anstelle einer Drosselein-richtung wird eine Turbine eingesetzt welche bspw im Rahmen von Trinkwasserversorgungs-netzen oder Abwassersystemen die Wassermenge steuert Da es in der Praxis eine Vielzahl von Mischformen gibt beziehen sich im Weiteren die Ausfuumlhrungen auf diejenigen Eigenschaften die fuumlr alle Bauformen zutreffen292

Die installierte Nenngroumlszlige der uumlblichen Anlagen liegt zwischen 30 kW und 30 MW was hauptsaumlchlich von den folgenden Faktoren beeinflusst wird Die genutzte Wassermenge haumlngt von der Jahreszeit und dem Niederschlag ab welcher bspw in den Sommermonaten geringer ist Die nutzbare Fallhoumlhe bestimmt sich durch die topographischen Bedingungen so dass es sich bei der Mehrzahl der Laufwasserkraftanlagen um Niederdruckanlagen handelt Der Gesamtwirkungsgrad einer Anlage wird bestimmt durch die Umwandlungsverluste der Turbine sowie anderer technischer Komponenten und liegt zwischen 80 und 90 293

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 waren 5171 Wasserkraftanlagen installiert (einschlieszliglich Pumpspeicherkraftwerke mit natuumlrlichem Zufluss) deren Nennleistung zusammen 4958 MW betrug294 Im Jahr 2004 wurden 22 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 37 am Bruttoinlandsverbrauch entsprach295 Die groszlige Mehrheit der Anlagen sind Kleinwasserkraftwerke welche aber lediglich

290 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 375291 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344292 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344293 Vgl HUumlTTE (2000) 152 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 339-359294 Vgl BOumlHMER (2005) 14295 Vgl SCHIFFER (2005) 182

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einen Anteil von ca 8 des Wasserkraftstroms produzieren die Hauptleistung wird von den ca 400 mittleren und groszligen Kraftwerken erbracht Es wird von einigen Tausend Arbeitsplaumltzen in diesem Bereich ausgegangen wobei eine genaue Abschaumltzung schwierig ist Zum einen sind viele deutsche Unternehmen auch im Ausland aktiv zum anderen draumlngen Anbieter aus Oumlsterreich der Schweiz Frankreich Tschechien und Polen auf den deutschen Markt296 Der Branchenverband Erneuerbare Energie spricht dagegen von etwa 8000 Beschaumlftigten wobei eine genaue Aufschluumlsselung dieser Zahl fehlt297 Die Wasserkraftbranche verzeichnet einen Umsatz von etwa 1 Mrd euro pro Jahr wobei der Export mit einer Quote von 80 eine besonders groszlige Rolle spielt298

Das Potenzial zur Nutzung von Flieszliggewaumlssern fuumlr die Energieerzeugung ist weitgehend erschoumlpft lediglich einige Gebiete in den alten Bundeslaumlndern sind grundsaumltzlich fuumlr einen Neubau von Anlagen geeignet Da diese Standorte jedoch die letzten verbliebenen freien Flieszligstrecken beinhalten stoszligen Ausbauplaumlne auf massive Widerstaumlnde in der Bevoumllkerung und bei Umweltverbaumlnden299 Die Abschaumltzung des Bundesverbandes Wasserkraftwerke geht von einem Ausbaupotenzial in einer Groumlszligenordnung von etwa 2000 MW aus was jedoch als nicht umsetzbar zu erachten ist300 Demnach kann von einem realisierbaren Endenergiepotenzial von sbquonurrsquo 24 TWh ausgegangen werden301 Bessere Optionen gibt es zur Reaktivierung Modernisie-rung sowie Um- und Ausbau bestehender Anlagen die meistens eine Leistung von unter 1 MW besitzen Diese Maszlignahmen fuumlhren im Allgemeinen zu einer Steigerung der Strommenge und werden aufgrund der Foumlrderung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz sowie zusaumltzlicher Investitionskostenzuschuumlsse weiter zunehmen302

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wasserkraft ist sehr groszligen Variationen unterwor-fen und beschraumlnkt sich im Wesentlichen auf den Verlauf der Baumlche und Fluumlsse In Norddeutsch-land gibt es nur wenige Anlagen so dass 80 bis 90 der durch Laufwasserkraftwerke erzeugten Leistung in Bayern und Baden-Wuumlrttemberg liegen In diesen Bundeslaumlndern ist aufgrund der Mittelgebirge und der dort hohen Abfluumlsse das houmlchste Wasseraufkommen gegeben303

432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit dem Bau von Wasserkraftanlagen zwangslaumlufig eine massive Veraumlnderung des Erdreiches einhergeht damit die baulichen Hauptkomponenten verankert werden koumlnnen Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb von Wasserkraftgeneratoren zu einer schwerwiegenden Stoumlrung des Oumlkosystems im Fluss fuumlhrt und

296 Vgl BMU (o J)297 Vgl BEE (o Ja) 2298 Vgl BEE (o Jb)299 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522300 Vgl BEE (o Jb)301 In diesem Wert sind aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 3 bis 5

beruumlcksichtigt Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379302 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522303 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522

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den Wasserhaushalt der Umgebung beeintraumlchtigt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart allenfalls unter auszligergewoumlhnlichen biologischen Bedingungen bei einer groszligen Dimensionie-rung eine Beeintraumlchtigung der Atmosphaumlre zur Folge hat Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Wasserkraftanlagen zunaumlchst im Oumlkosystem Fluss eine wesentliche Stoumlrung und Zerstoumlrung der dort lebenden Organismen verursachen Daruumlber hinaus ist mit Folgewirkungen auf die Fauna und Flora in der unmittelbaren Umgebung zu rechnen da die Funktion dieser Biotope angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsform den urspruumlnglichen Zustand einer Flusslandschaft zerstoumlrt Die landschaftliche Umgebung zeichnet sich oftmals durch eine besonders natuumlrliche und als aumlsthetisch wertvoll erachtete Charakteristik aus in der dann ein groszligraumlumiges Bauwerk errichtet wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die negativen Wirkungen eines Wasserkraftwerks nur in Hinblick auf die Tier- und Pflanzenwelt weitgehend minimieren lassen Die anderen Umweltmedien vor allem das Landschaftsbild koumlnnen dagegen kaum entlastet werden Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der groumlszligte denkbare Schaden dieser Projektform durch einen Dammbruch entsteht Die Behebung dieses Schadens kann sich als schwierig gestalten und groszlige Anstrengungen erfordern Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von dieser Nutzungsart so gut wie keine negativen Effekte ausgehen bzw sich nur unter besonderen Bedingungen einstellen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine abstrakte und hohe Zustimmung zu diesem Nutzungsinteresse von einer generell kritischen Haltung der Umweltverbaumlnde sowie einer oftmals groszligen Ablehnung im Einzelfall uumlberlagert wird Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Schaffung von dauerhaften Arbeitsplaumltzen moumlglich ist diese sich jedoch auf die Sicherung des Betriebsablaufes konzentrieren und somit kaum ausbaufaumlhig sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionalpolitische Vorteile in geringem Umfang und hauptsaumlchlich durch die Modernisierung und Reaktivierung von bestehenden Anlagen zu erwarten sind Die Kosten dieser Art der Stromerzeugung liegen eher im unteren Bereich und lassen sich auch nicht mehr erheblich reduzieren Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

44 Erdwaumlrmeanlagen

441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAls Erdwaumlrme wird die gespeicherte Energie bezeichnet welche unterhalb der terrestrischen Bodenflaumlche vorhanden ist und aus der Solarstrahlung (auf die Erde) oder aus dem Erdreich selbst resultiert Die Temperatur im Erdboden nimmt im Mittel um ca 30 degCkm zu wobei bestimmte geologische Formationen wie etwa der Oberrheingraben auch einen Wert von bis zu 100 degCkm ermoumlglichen304 Bei der Anwendung der Geothermie werden im Wesentlichen drei Arten unterschieden die im Folgenden kurz skizziert werden Im Mittelpunkt stehen ausschlieszlig-lich Anlagen zur Nutzung der tiefen Erdwaumlrme was per Definition ab 400 m beginnt (bis zu dieser Grenze wird von oberflaumlchennaher Erdwaumlrme gesprochen)305 Alle weiteren Ausfuumlhrun-gen zu dieser Nutzungsform beruumlcksichtigen allerdings diese technische Differenzierung nicht sondern gehen aus Gruumlnden der Vereinfachung von den Gemeinsamkeiten aller Anlagentypen aus

Eine Moumlglichkeit basiert auf der Nutzung von hydrothermalen Tiefenwaumlssern in einer Tiefe von ca 2450 m aus denen die Waumlrme mit Hilfe einer Foumlrdersonde entzogen und in ein Waumlrmeverteilernetz uumlbertragen wird Danach werden Feststoffe aus der Fluumlssigkeit gefiltert um ein Verstopfen des Leitungssystems zu verhindern Schlieszliglich wird das Wasser mit hohem Druck uumlber eine Injektionssonde wieder den grundwasserfuumlhrenden Gesteinsschichten zugefuumlhrt um die Mengenbilanz im Untergrund auszugleichen Falls notwendig wird die Temperatur des Thermalwassers mittels Waumlrmepumpen erhoumlht welche ihre primaumlrseitige Energie wiederum aus einem mit Erdgas oder leichtem Heizoumll gefeuerten Blockheizkraftwerk beziehen Anlagen nach diesem Prinzip foumlrdern 30 bis 60 m3h an Thermalwasser welches eine

304 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 105305 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 382

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Temperatur von bis zu 100 degC hat und erzeugen eine geothermische Leistung von etwa 34 MW306 307

Auf aumlhnliche Weise funktioniert das Verfahren welches tiefe Erdwaumlrmesonden im Bereich von 1000 bis 4000 m verwendet Vereinfacht betrachtet wird in den Bohrschacht ein groszliges Rohr eingefuumlgt in dem sich wiederum ein kleineres Rohr befindet In den Ringraum zwischen beiden Rohren wird von oben ein Traumlgermedium gepumpt das meistens aus Wasser und Anti-Korrosionsmitteln besteht Uumlber das innere Rohr gelangt dann die mit Erdwaumlrme sbquobeladenersquo Fluumlssigkeit wieder nach oben wobei der Waumlrmeeintrag auf das Traumlgermedium bis zu 200 Wm betragen kann Auch hierbei erfolgt der Waumlrmetraumlgerumlauf m H einer Pumpe bei dem der benoumltigte Druck jedoch geringer ist als bei der ersten Methode da das Wasser in diesem Fall eine geschlossene Rohrleitung durchstroumlmt Dieser Anlagentyp liefert Thermalwasser mit einer Temperatur von bis zu 40 degC das eine geothermische Leistung von 50 bis 400 kW erzeugt308 309

Eine andere Variante arbeitet nach der Hot-Dry-Rock-Technik bei der in einer Tiefe von ca 3000 bis 6000 m mit hohem Druck Wasser in die natuumlrlichen Spalten des Gesteins gepresst wird Aumlhnlich wie bei einem Waumlrmetauscher wird dabei das Fluid in einem geschlossenen Kreislaufbetrieb zwischen mindestens zwei Tiefbohrungen aufbereitet Die uumlbrigen Systemkom-ponenten werden analog der hydrothermalen Erdwaumlrmenutzung eingesetzt Diese Anlagenty-pen foumlrdern eine Menge von 100 m3h an Thermalwasser welches eine Temperatur von 140 bis 200 degC aufweist Dies ermoumlglicht eine geothermische Leistung von 50 bis 100 MW bzw eine elektrische Leistung von 5 bis 10 MW Die Stromerzeugung ist auf Basis der hohen Temperaturen moumlglich indem der heiszlige Wasserdampf m H einer Dampfturbine zunaumlchst in mechanische und anschlieszligend in elektrische Energie umgewandelt wird310 311

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 wurden in 34 groumlszligeren Erdwaumlrmeanlagen ca 16 TWh an Waumlrme produziert wasca 017 des Endenergieverbrauchs entsprach312 Aus oumlkonomischen und oumlkologischen Gruumlnden ist es sinnvoll geothermische Anlagen nach dem Prinzip der Kraft-Waumlrme-Kopplung fuumlr die Gewinnung von Strom und Waumlrme zu nutzen Koumlnnte die aus diesem Prozess gewonnene Gesamtmenge an Niedertemperaturwaumlrme verwendet werden waumlre eine gekoppelte geothermische Stromproduktion von 66 TWha moumlglich Dies setzt allerdings einen erheblichen Ausbau der Waumlrmeverteilernetze voraus was in Zukunft nicht wahrscheinlich ist Wird dagegen sbquonurrsquo in das bestehende Fernwaumlrmenetz eingespeist sind 10 TWha bzw 2 der Bruttostromer-zeugung realistisch313

Fuumlr das Jahr 2005 wird im Rahmen dieser Form der Energiegewinnung mit einem Umsatz von ca 200 Mio euro gerechnet welcher von rund 10000 Beschaumlftigten erwirtschaftet wird Aufgrund der Preisentwicklung beim Erdoumll und Erdgas wird von einer Steigerung der Nachfrage im Bereich oberflaumlchennaher Erdwaumlrmesysteme ausgegangen So waren im Jahr 2004 insgesamt mehr als 10000 Anlagen installiert (im Vergleich zu den o g 34 Groszligprojekten) deren Zahl fuumlr das laufende Jahr vermutlich noch um 50 zunehmen wird Allerdings stoumlszligt die Branche bereits jetzt an ihre Grenzen da sowohl bei den Bohrkapazitaumlten als auch beim Bedienungspersonal Engpaumlsse bestehen Im Segment der tiefen Geothermie kommt hinzu dass ein weiteres

306 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 443-458307 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 236-241308 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 476-478309 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 242-244310 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 487-503311 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 244f312 Vgl BMU (2005) 1118313 Vgl PASCHEN U A (2003) 16

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Wachstum von der Entwicklung der erst kuumlrzlich in Angriff genommenen Vorhaben in Landau und Offenbach (Rheinland-Pfalz) abhaumlngt314

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Erdwaumlrme ist keinen Variationen unterworfen da es grundsaumltzlich mit zunehmender Tiefe gegeben ist Dieser Temperaturanstieg ist jedoch nicht uumlberall gleich und beim Oberrheingraben am houmlchsten was allerdings als geothermische Anomalie gilt Daruumlber hinaus ist nach gegenwaumlrtigem Kenntnisstand eine geothermale Nutzung nur noch im Norddeutschen Becken (etwa die Bundeslaumlnder Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Teile von Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt und Brandenburg) sowie im Molassebecken (suumldliche Teile von Baden-Wuumlrttemberg und Bayern) moumlglich Hinzu kommen noch Gebiete mit potenziellen hydrothermalen Energievor-kommen wie etwa die Suumlddeutsche Senke und das Thuumlringer Becken In der Summe entspricht dies etwa 35 der Gesamtflaumlche Deutschlands obwohl es infolge von geologischen Unregel-maumlszligigkeiten im Traumlgergestein auch auf engem Raum zu signifikanten Angebotsunterschieden kommen kann315

442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Erdreich weitgehend in seinem Urzustand bleibt jedoch bestimmten thermischen und physikalischen Veraumlnderungen unterworfen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die unterirdische Wasserkreislauffuumlhrung nur unter unguumlnstigen Betriebsbedingungen gefaumlhrdet ist Dennoch besteht aufgrund der Eingriffstiefe in das Erdreich die Moumlglichkeit dass eine solche Beeintraumlch-tigung stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einer normalen Betriebsfuumlhrung nur eine minimale Schadstoffbelastung der Atmosphaumlre stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass unmittelbar mit einem Verlust und mittelbar mit einer Stoumlrung bzw Gefaumlhrdung von Biotopen gerechnet werden muss Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl permanent als auch temporaumlr mit einer visuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung zu rechnen ist die sich

314 Vgl GTV (2005)315 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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jedoch auf ein kleines Areal konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschafts-bild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die beschriebenen Umweltbelastungen ansatzweise minimierbar sind Das Nutzungsinteresse Geothermie ist jedoch originaumlr mit einem starken Eingriff in das Erdreich verbunden der sich kaum vermeiden laumlsst Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Art und Umfang der Schaumlden eher zu vernachlaumlssigen sind Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt des Eingriffes ist jedoch zu konstatieren dass der Ursprungszustand des Oumlkosystems kaum wiederherstellbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Betrieb hauptsaumlchlich eine akustische Beeintraumlchtigung stattfindet welche teilweise als unangenehm empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die allgemein kompakte Bauweise von Geothermieanlagen relativ wenige Ablehnungsgruumlnde gegen diese Technologie liefern Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Grundbeduumlrfnisse nicht nur indirekt durch die Energieerzeugung sondern auch direkt uumlber die Bereitstellung von Warmwasser bedient werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte fuumlr den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der hohen Kapitalintensitaumlt die Anzahl an Stellen eher im mittleren Bereich liegt Im Rahmen der Verknuumlpfung dieses Eingriffsinteresses mit anderen Wirtschaftszweigen koumlnnen sich jedoch weitere Impulse fuumlr die Beschaumlftigung ergeben Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionale Impulse wahrscheinlich aber noch nicht abschaumltzbar sind Auch zukuumlnftig wird vermutlich ein hoher Anteil an oumlffentlichen Geldern fuumlr die Errichtung dieser Kraftwerke notwendig sein trotz der zu erwartenden Senkung der Investitionskosten im Rahmen des technischen Fortschrittes Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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45 Fernstraszligen

451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie gesellschaftliche Motivation zur Verbesserung des Straszligennetzes basiert allgemein auf dem Beduumlrfnis die raumlumliche Umwelt zu erschlieszligen und zugaumlnglich zu machen Daraus abgeleitet werden die Ziele verfolgt die Wirtschaftsstruktur in wenig entwickelten Gebieten oder die Erreichbarkeit zentraler Einrichtungen zu verbessern Des Weiteren sollen Erholungsgebiete besser erreicht und generell das Verkehrsbeduumlrfnis durch ein verbessertes Angebot befriedigt werden316

Die genannten Gruumlnde fuumlr den Straszligenbau haben neben anderen Aspekten wie bspw der Finanzlage der oumlffentlichen Haushalte oder dem Umweltschutz maszliggeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Wegenetzes Hinsichtlich der Laumlnge einer Straszlige koumlnnen keine allgemeinen Aussagen getroffen werden wogegen bzgl der Breite je nach Straszligentyp ein Bereich von ca 10 bis 35 m relevant ist317 Die Art der Straszlige also Orts- Land- oder Fernstraszlige schlaumlgt sich in einem unterschiedlichen Aufbau des Straszligenoberbaus nieder wobei der Straszligenkoumlrper als Hauptkomponente des sbquoSystem Straszligersquo uumlberall den gleichen Zweck erfuumlllt318

Der Straszligenkoumlrper besteht aus einer Anzahl uumlbereinander liegender Schichten unter-schiedlicher Baustoffe die zunaumlchst die Funktion haben anfallendes Oberflaumlchenwasser aus dem Unterbau abzufangen und den Entwaumlsserungseinrichtungen zuzufuumlhren Sie bewirken auszligerdem eine Verteilung der auf die Fahrbahn wirkenden Lasten so dass keine Verdruumlckungen oder Bruchschaumlden entstehen Schlieszliglich soll auf diese Weise die Oberflaumlche uumlber einen moumlglichst langen Zeitraum als eben und verkehrssicher erhalten bleiben Fuumlr den Straszligenbau werden uumlberwiegend Mineralstoffe verwendet die zu ca 90 bis 95 aus Gesteinsbaustoffen sowie zu einem geringen Anteil aus Bindemitteln bestehen319

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Straszligenverkehrsnetz eine Gesamtlaumlnge von 231581 km wovon 53283 km Bundesautobahnen und Bundesstraszligen waren Im selben Jahr wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 76 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 57 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Schienen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 291 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 66 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Binnenwasser-straszlige Luft und Rohrleitung)

In den Jahren 2003 bzw 2004 existierten im Straszligenverkehrsgewerbe (in den Bereichen Personen- und Guumlterbefoumlrderung) insgesamt 55586 Unternehmen die mit 593430 Beschaumlftig-ten einen Umsatz von rund 35 Mrd euro erzielten320 Insgesamt ist mit einem weiteren Anstieg des Straszligenverkehrs zu rechnen was u a auf die zunehmende europaumlische Integration zuruumlckzu-fuumlhren ist So wird zwischen den Jahren 2000 bis 2015 mit einem Zuwachs der Verkehrsstroumlme um 50 bis 60 aus noumlrdlicher oumlstlicher suumldlicher und westlicher Richtung in die Bundesrepu-blik gerechnet der Binnenverkehr wird dagegen sbquonurrsquo um 20 zunehmen321

316 Vgl NATZSCHKA (2003) 35317 Vgl NATZSCHKA (2003) 45318 Vgl NATZSCHKA (2003) 370319 Vgl NATZSCHKA (2003) 370320 Vgl VDV (2005) 202443 vgl BGL (o J)321 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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Das Straszligenverkehrsnetz verteilt sich weitgehend gleichmaumlszligig auf das gesamte Bundes-gebiet wobei hinsichtlich der Bundesautobahnen bestimmte Konzentrationen festzustellen sind So ist in den Ballungsraumlumen der alten Bundeslaumlnder eine besonders hohe Verkehrsdichte festzustellen auf dem Beitrittsgebiet ist es vor allem die Umgebung um Berlin In Hinblick auf eine moumlgliche Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten zur Beseitigung von Engpaumlssen (als eines der Mittel zu Loumlsung des Stauproblems) kann dies in Zusammenhang mit oumlkologisch sensiblen Gebieten auszligerhalb von Stadtgebieten neue Konfliktsituationen hervorrufen Betroffen sind hauptsaumlchlich die Verkehrsachsen Hamburg-Dortmund Frankfurt-UlmNuumlrnberg sowie Hannover-Magdeburg322

452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Straszligenbau mit erheblichen mechanischen Einwirkungen auf das Erdreich zu rechnen ist Daruumlber hinaus kommt es beim Betrieb also aufgrund des Befahrens mit Kraftfahrzeugen ineinem hohen Maszlige zu Schadstoffeintraumlgen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hauptsaumlchlich in der Naumlhe von unter- und oberirdischen Gewaumlssern ereignen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Haupteffekt auf die Atmosphaumlre weniger von der Straszlige selbst ausgeht sondern von den Emissionen der motorisierten Kraftfahrzeuge Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die direkten wie auch indirekten Effekte zu einer erheblichen Beeintraumlchtigung von Lebensraumlumen fuumlr die Flora und Fauna fuumlhren und im Extremfall auch deren Verlust hinzunehmen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fernstraszligen eine visuell auffallende Komponente fuumlr die Umgebung darstellen Wie stark dieser Effekt tatsaumlchlich ist haumlngt u a von der Gestaltung im Einzelfall ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei nahezu allen Umweltmedien ansatzweise gute technische Optionen bestehen die negativen Auswirkungen

322 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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zu verringern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich moumlgliche Schaumlden eher mittel- bis langfristig bemerkbar machen und auch in dieser Zeitdimension z T zu beheben sind Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumlt-zen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die hohen Schadstoff- und Laumlrmemissionen ganz erheblich auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken Daruumlber hinaus kann das haumlufige Unfallgeschehen in extremer Weise als Form der Gesundheitsgefaumlhrdung interpretiert werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei groszligen Straszligenprojekten mit einer allgemeinen Ablehnung zu rechnen ist Lediglich im Fall von kleineren Umgehungsstraszligen welche fuumlr die lokale Bevoumllkerung eine Entlastung der Ortschaf-ten bedeuten ist eine Zustimmung wahrscheinlicher Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit der Benutzung von Fernstraszligen in erster Linie ein individuelles Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt befriedigt wird Bei der Personenbefoumlrderung wird nur ein geringer Teil uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel abgewickelt bei der Guumlterbefoumlrderung traumlgt diese Transportart die Hauptlast Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die originaumlre Eigenschaft dieser Eingriffsform kaum nennenswerte beschaumlftigungspolitische Impulse moumlglich und ggf sogar negative Effekte zu erwarten sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven regionaloumlkonomischen Impulse dieses Eingriffsinteresses gering sind und auch aufgrund der angespannten Lage im Verkehrsetat eine ausfuumlhrliche Kosten-Nutzen-Analyse geboten ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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46 Eisenbahntrassen

461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEisenbahntrassen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur fuumlr den Transport von Personen und Guumltern im Bereich des Regional- und Fernverkehrs Auf diesen Verkehrswegen ist fuumlr Reisezuumlge ein Geschwindigkeit von maximal 250 kmh zulaumlssig wobei auf Hochgeschwin-digkeits- bzw Neubaustrecken auch 300 kmh moumlglich sind Fuumlr Guumlterzuumlge liegt der Houmlchstwert bei 120 kmh bei Versuchszuumlgen wurden auch schon 160 kmh erreicht323 Die Zugkraft wirdmittels elektrischer Lokomotiven und Diesellokomotiven auf die Trasse uumlbertragen wobei der uumlberwiegende Teil der Betriebsleistung mit elektrischer Traktion erbracht wird Die Strecken der Deutschen Bahn als Besitzer des groumlszligten Eisenbahnnetzes werden mit Einphasenwechselstrom von ca 16 Hz und einer Spannung von 15000 V elektrifiziert324

Die Spurweite dem Abstand zwischen der Innenflaumlche der Schienenkoumlpfe betraumlgt bei der Regelspur 1435 mm325 Das Lichtraumprofil also der zu einem Gleis gehoumlrende Raum hat Maximalmaszlige von 5340 mm Houmlhe und 5000 mm Breite326 Der Bahnkoumlrper beinhaltet im Wesentlichen einen Untergrund einen Unterbau Schutzschichten und einen Oberbau Der Untergrund besteht aus dem Boden oder Fels der nicht durch bautechnische Maszlignahmen veraumlndert wird Wird er durch Abtragung Aushub oder Planierung gelockert erhoumlht sich sein Volumen was wiederum eine anschlieszligende Verdichtung erfordert Der Unterbau ist ein Erd-oder Kunstbauwerk welches eine verbesserte Dammschuumlttung oder eine Stuumltzmauer darstellt Entwaumlsserungsanlagen wie z B Bahngraumlben und -mulden zaumlhlen ebenfalls zu dieser Hauptkomponente327

Die auf dem Unterbau befindlichen Schutzschichten bestehen i d R aus einem Mineral-stoffgemisch bzw als Sonderausfuumlhrungen aus Geotextilien oder Schaumstoffplatten328 Der Oberbau hat als Grundlage die Fahrbahn welche entweder als Schotterbett mit Betonplatten oder Asphaltschichten verlegt wird Ebenso wichtige Komponenten sind die Schienen und Schwellen die mittels Kleineisen zu Gleisrosten Weichen und Kreuzungen verbunden sind329

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz im Schienenverkehr eine Gesamtlaumlnge von 79138 km wovon 42068 km elektrifiziert waren Im Jahr 2003 wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personen-bereich eine Verkehrsleistung von 71 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 26 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Straszligen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung 78 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 18 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Straszlige Binnenwasserstraszlige Luft und Rohrleitung)330

Im Jahr 2004 existierten im Eisenbahngewerbe (in allen Bereichen) etwa 400 Unternehmen mit ca 331000 Beschaumlftigten die einen Umsatz von rund 30 Mrd euro erwirtschafteten331

Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation in dieser Branche angespannt da der Verkehrstraumlger

323 Vgl MATTHEWS (2003) 70f324 Vgl MATTHEWS (2003) 35325 Vgl MATTHEWS (2003) 27f326 Vgl MATTHEWS (2003) 45-47327 Vgl MATTHEWS (2003) 113f328 Vgl MATTHEWS (2003) 113f329 Vgl MATTHEWS (2003) 123330 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485331 Vgl VDV (2005) 24273739 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)

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Schiene trotz eines allgemein wachsenden Transportmarktes nicht von dieser Entwicklung profitieren kann Dies liegt u a daran dass im Vergleich zum Verkehrssystem Straszlige (noch) nicht in jedem Marktsegment ein preislich und produkttechnisch attraktives Angebot entwickelt wurde Dieses Bild verdeutlichen Kennzahlen wie bspw die Verkehrsleistung und die Umsaumltze bei denen in den letzten zehn Jahren keine Steigerung zu verzeichnen ist Lediglich bei der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer konnte aufgrund von Kosteneinsparungen die Produktivitaumlt und das Betriebsergebnis verbessert werden332

Das deutsche Schienennetz ist mit Ausnahme von einigen regionalen Schwerpunkten weitgehend gleichmaumlszligig uumlber die Landesflaumlche verteilt Im Rahmen der Bahnreform ist seit dem Jahr 1994 die Verantwortlichkeit der Verkehrswege immer mehr auf die privatrechtlich organisierte Netz-Tochter der Deutschen Bahn uumlbergegangen welche aus betriebswirtschaftli-chen Gruumlnden die Streckenstilllegungen vorangetrieben hat (sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo) was sich weitgehend auf regionale Trassen bezieht Auf der anderen Seite werden in den naumlchsten Jahren 27 fest disponierte und 31 geplante Vorhaben realisiert die auch Strecken fuumlr den Fernverkehr umfassen und die der Bund mit ca 30 Mrd euro finanziert333

462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es entlang der Strecke hauptsaumlchlich zu einer Verformung des Erdreiches kommt um eine Verlegung der Trasse auf festem Fundament zu gewaumlhrleisten Eine staumlrkere Beeintraumlchtigung in Form einer Verfestigung und Versiegelung des Untergrundes tritt dagegen nur bei groumlszligeren baulichen Anlagen auf Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein negativer Effekt auf das Wassergefuumlge aufgrund der ausbleibenden Oberflaumlchenversiegelung nicht zu erwarten ist Signifikante Auswirkungen sind allenfalls aufgrund bestimmter baulicher undoder betrieblicher Bedingungen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine atmosphaumlrische Beeintraumlchtigung mit Schadstoffen im Wesentlichen durch das Antriebskonzept der Fahrzeuge zu erklaumlren ist Das tatsaumlchliche Ausmaszlig dieser Emissionen haumlngt jedoch von der Form der Energieerzeugung ab die sich weitgehend auf die Verbrennung fossiler Energietraumlger konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar nur zu einem geringen Verlust von Lebensraumlumen kommt mittelbar jedoch das Zusammenspiel der lokalen Fauna- und Floraarten aufgrund der Barrierewirkung einer Trasse beeintraumlchtigt werden

332 Vgl VDV (2005) 30 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)333 Vgl BMVBW (2004) 10-14 vgl VCD (2004) Anhaumlnge vgl VDV (2005) 12f

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kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei diesem Eingriffsinteresse im Kern zu einer linienartigen Stoumlrung des visuellen Umfeldes kommt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich Minimierungs-optionen in erster Linie auf die Verwendung von laumlrmreduzierenden Bauteilen des Fahrweges wie auch der Fahrzeuge konzentrieren Grundsaumltzlich bietet es sich an die Verlegung von Eisenbahntrassen im Rahmen der Planung anderer Eingriffsformen staumlrker zu beruumlcksichtigen um eine Buumlndelung und damit insgesamt eine Verringerung der negativen Begleiterscheinun-gen zu erreichen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die groumlszligte Schadensdimension innerhalb dieses Verkehrssystems von Gefahrguttransporten ausgeht Die Behebung von moumlglichen Schaumlden ist im Fall der Freisetzung von Gefahrenstoffen u U schwierig die Ruumlckbaubarkeit der Eisenbahntrasse selbst ist relativ leicht moumlglich Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Laumlrmemissionen und die Erschuumltterungen des Fahrgeraumltes zu einer spuumlrbaren Stoumlrung des Wohlbefindens von Anliegern fuumlhren koumlnnen was vor allem nachts der Fall ist Die Auswirkungen auf die menschli-che Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine prinzipiell hohe Zustimmung zu dieser Eingriffsart nicht zwangslaumlufig im konkreten Einzelfall bzw im tatsaumlchlichen Handeln niederschlaumlgt Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Projektform als oumlffentliches Verkehrsmittel einer Vielzahl von Personengruppen offen steht Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Errichtung einer Eisenbahntrasse als solche keine neuen Arbeitskraumlfte benoumltigt werden Allenfalls langfristig und indirekt sind zusaumltzliche Stellen notwendig um eine erhoumlhte Verkehrsleistung abzudecken Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsart mit hohen Kosten verbunden ist die jedoch uumlber eine betriebswirtschaftliche Betrachtung hinausgehen Des Weiteren sind sowohl positive wie auch negative regionaloumlkonomische Effekte moumlglich Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

47 Schifffahrtskanaumlle

471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenSchifffahrtskanaumlle werden angelegt wenn ein natuumlrlicher Wasserlauf nicht moumlglich oder fuumlr den Ausbau nicht geeignet ist und dienen hauptsaumlchlich als Verkehrsweg fuumlr Binnenschiffe Eine Anbindung eines Industriegebietes an eine bestehende Wasserstraszlige wird als Stichkanal bezeichnet Werden mehrere Wasserstraszligen miteinander verknuumlpft handelt es sich um einen Verbindungskanal Sind die schiffbaren Bedingungen eines Flusses unzureichend wird der Kanal parallel gefuumlhrt und als Seitenkanal bezeichnet334

Schifffahrtskanaumlle werden normalerweise in das Gelaumlnde eingeschnitten so dass ihr Was-serspiegel in etwa mit dem Grundwasserpegel uumlbereinstimmt Ist dies jedoch nicht der Fall wird eine spezielle Deckschicht notwendig um die Kanalwandung gegen den hydromechanischen Erosionseffekt zu schuumltzen Daruumlber hinaus ist es erforderlich den Wasserverlust des Kanals zu begrenzen und die Vernaumlssung des lokalen Gelaumlndes zu vermeiden335 Fuumlr diesen Zweck werden haumlufig starre Befestigungen wie etwa Stahlspundwaumlnde oder Beton eingesetzt wenn die Kanaumlle durch bebautes oder industriell genutztes Gebiet verlaufen Daneben kommen Kiesschichten zur Anwendung die bis zu 40 cm dick sind und mit einer 40 bis 60 cm starken Steinschuumlttung uumlberdeckt werden Eine andere Art um den Wasserkoumlrper vom umgebenden Boden zu trennen sind geotextilie Filtermatten die 45 bis 20 mm dick sind und ebenfalls mit einer mindestens 40 cm dicken Steinschuumlttung belegt werden336

Kuumlnstliche Wasserstraszligen haben keine oder nur eine geringe Stroumlmung was auf das feh-lende oder geringe Gefaumllle zwischen den Kanalschleusen zuruumlckzufuumlhren ist Schifffahrtskanaumlle koumlnnen eine Breite von bis 55 m und eine Tiefe von bis zu 5 m erreichen so dass sie von Groszligmotorschiffen mit einer maximalen Laumlnge von 110 m und einer maximalen Breite von 114 m befahren werden koumlnnen337

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Netz im Binnenschifffahrtsverkehr eine Gesamtlaumlnge von 7472 km wovon 1872 km Kanalstrecken waren Im Guumlterbereich338 betrug die Verkehrsleistung ca 58 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 13 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Straszlige Luft und Rohrleitung) Im Jahr 2002 existierten im Binnenschifffahrtsgewerbe 1206 Unternehmen mit 7527 Beschaumlftigten die im selben Jahr einen Umsatz von insgesamt

334 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 204f335 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 213-225336 Vgl GUumlNTHER (1996) 38337 Vgl ZACH (2002) 12-32338 Fuumlr den Personenbereich liegen keine Zahlen vor Da sich die Befoumlrderung per Binnenschiff auf Freizeitfahrten

beschraumlnkt ist von einem zu vernachlaumlssigenden Anteil auszugehen

93

1257 Mrd euro erzielten339 340 Bezogen auf das Jahr 2000 wird bis zum Jahr 2015 mit einem Zuwachs des Guumlterverkehrsaufkommens um 20 gerechnet341

Besonders negativ wirkt sich auf die Branche aus dass sich der Anteil der Transportkosten an den Gesamtkosten eines Gutes verringert hat Ein weiterer Trend in der Transportbranche ist die Zunahme der Haumlufigkeit der Transporte bei gleichzeitiger Abnahme der transportierten Losgroumlszlige342 Die Binnenschifffahrt zeichnet sich durch eine hohe oumlkonomische Effizienz aus welche im Vergleich zur Bahn und zum LKW zu niedrigeren Transportkosten bei Massenguumltern im ungebrochenen Verkehr fuumlhren Dieser Vorteil kommt aber nur zum Tragen wenn Guumlter transportiert werden die ohne feste Transportbehaumllter (Container) direkt im Schiffsraum verstaut werden koumlnnen wie z B Erze343

Die Kanalstrecken des Wasserstraszligennetzes verteilen sich uumlber das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen zwischen Rhein und Elbe sowie dem oumlstlichen Elbgebiet uumlber 60 der Gesamtlaumlnge der Schifffahrtskanaumlle liegen344 Die laumlngste Wasserstraszlige bildet mit 623 km der Rhein welcher jaumlhrlich von fast 200000 Schiffen befahren wird und somit die verkehrsreichste Wasserstraszlige Europas ist Die wichtigste Netzergaumlnzung vollzog sich durch die Fertigstellung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992 so dass seit dem ein 3500 km langer durchgehenderinternationaler Wasserweg von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer besteht345

472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit einer groszligvolu-migen Vernichtung der Lebensgrundlage fuumlr bodennahe Pflanzen und Tiere zu rechnen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei bestimmten Bauweisen auf indirekte Weise zu einer nachteiligen Beeinflussung des unterirdischen Wasserhaushaltes kommen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger in den Antriebsaggregaten zu einer Verschmutzung der Atmosphaumlre mit entsprechenden Schadstoffen kommt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Realisierung dieses Eingriffsinteresses sowohl eine Stoumlrung als auch eine Zerstoumlrung von Lebensraumlumen

339 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485340 Eine Aufschluumlsselung des Anteils der ausschlieszliglich auf die Schifffahrtskanaumlle entfaumlllt ist methodisch nicht

moumlglich341 Vgl PCG (2003a) 41f342 Vgl DIHT (2000) 4f343 Vgl IHDE (2001) 152344 Vgl BDB (o Ja) 2345 Vgl BDB (o Jb)

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darstellt Dies geschieht unmittelbar an der Kanalstrecke aber auch als Folgewirkung in dem naumlheren Oumlkosystem Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine visuelle Stoumlrung der landschaftlichen Umgebung durch einen geraden und baulich monotonen Linienzug hervorgerufen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Zerschnei-dungswirkung von Biotopen aufgrund der Linienfuumlhrung kaum reduzieren laumlsst Dennoch kann dieses Projektinteresse unter oumlkologisch optimalen Bedingungen auch neue Lebensraumlume schaffen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Binnenschiffen ein relativ geringes Risiko ausgeht Dagegen kann es beim Wasserweg selbst zu einem erheblichen Schadensvolumen kommen und der Ruumlckbau dieses Eingriffsinteresses ist mit einem sehr hohen Aufwand verbunden Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei dieser Eingriffsart weder in negativer noch in positiver Hinsicht relevante Gesundheitseffekte zu erwarten sind Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven Umwelteffekte dieses Verkehrssystems nachrangig gegenuumlber den Nachteilen aufgrund der Massivitaumlt des Eingriffes in Landschaft und Natur angesehen werden Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise viele andere Lebensbereiche der Daseinsvorsorge auf die Funktionen von kuumlnstlichen Wasserstraszligen zuruumlckgreifen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der geringe Zuwachs an Verkehrsleistung durch neue kuumlnstliche Wasserwege nicht zu einem erhoumlhten Bedarf an Personal im Rahmen dieses Verkehrssystems fuumlhrt Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass punktuell positive Regionaleffekte moumlglich sind wenn die Verlegung der Trasse uumlber das Prinzip einer Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung hinausgeht Die Kostendeckung dieses Eingriffsinteresses erfolgt nur zu einem geringen Umfang wobei die Kosten auch auszliger-verkehrliche Aufgaben abdecken Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

48 Flughaumlfen

481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenFlugplaumltze stellen im sbquoSystem Luftverkehrrsquo die Quellen und Senken der Transportleistungen dar und uumlbernehmen folgende Hauptfunktionen Die Primaumlrfunktion umfasst die betriebliche Abfertigung des Luftfahrzeuges sowie die verkehrliche Abfertigung von Personen Fracht und Post Fuumlr diesen Zweck stellen die Flughaumlfen technische und betriebliche Anlagen Material und Personal bereit Als Sekundaumlrfunktion werden dagegen alle Aktionen bezeichnet die unterstuumlt-zenden Charakter haben wie z B der Verkauf von Flugscheinen oder die Bereitstellung von Gepaumlckwagen Diese Leistungen koumlnnen z T auch auszligerhalb des Flughafens durch Dritte uumlbernommen werden etwa durch Reisebuumlros Die Tertiaumlrfunktion eines Flughafens wird durch Infrastrukturen erfuumlllt welche die Attraktivitaumlt dieses Verkehrssystems fuumlr Passagiere erhoumlht indem bspw Restaurants oder Geschaumlfte angesiedelt werden346

Die wesentliche Komponente eines Flughafens ist in raumlumlicher Hinsicht die Start- und Landebahn deren Dimension von den zu bedienenden Flugzeugtypen abhaumlngt und eine groszlige Bandbreite umfasst Diese reicht bspw von einer 425 m langen Grasbahn auf der Insel Baltrum fuumlr kleine Flugzeuge mit Kurzstartfaumlhigkeit bis hin zu einer 4000 m langen Asphaltbahn mit dazugehoumlrigen Rollbahnen fuumlr den internationalen Verkehr auf dem Frankfurter Flughafen Fuumlr den Linienluftverkehr mit groszligen Flugzeugen bedarf es mindestens 800 m asphaltierter Piste sowie den technischen Einrichtungen fuumlr das Instrumentenanflugverfahren Unbefestigte Oberflaumlchen wie Gras sind insbesondere bei schwierigen Wetterlagen nur eingeschraumlnkt nutzbar fuumlr einen dauerhaften Betrieb ist daher unbedingt ein Hartbelag aus Asphalt oder Beton notwendig347

Die Gesamtflaumlche eines Flughafens kann minimal ein Areal von ca 44 ha ausmachen wie etwa der Luftlandeplatz in der Duumlshorner Heide (Niedersachsen) Maximal kann sie eine Ausdehnung von ca 2000 ha erreichen wie bspw der internationale Groszligflughafen in Frankfurt348 Der Anteil an befestigten Flaumlchen auf den internationalen Flughaumlfen betraumlgt durchschnittlich 25 so dass der Rest als Biotop von bestimmte Tierarten genutzt werden kann wenn aus Gruumlnden der Verkehrssicherheit die Gruumlnflaumlche nicht gemaumlht werden muss349

346 Vgl MENSEN (2003) 260f347 Vgl ERB (2000) 1397348 Vgl MCW (o J) vgl FRAPORT (o J)349 Vgl ARMBRUSTER (1996) 72

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Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das Netz im Luftverkehr 19 internationale sowie 41 regionale Verkehrs-flughaumlfen350 Im Jahr zuvor wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 43 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 16 ausmacht (im Vergleich zum Schienen- und Straszligenverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 08 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 02 entspricht (bezogen auf die Verkehrstrauml-ger Schiene Straszlige Binnenwasserstraszlige und Rohrleitung)351

Im Jahr 2002 existierten im Flugverkehrsgewerbe 347 Unternehmen mit 52000 Beschaumlftig-ten die einen Umsatz von insgesamt 167 Mrd euro erzielten352 Die Luftverkehrswirtschaft verzeichnete in den letzten beiden Jahrzehnten weltweit ein jaumlhrliches Wachstum von ca 5 womit auch zukuumlnftig zu rechnen ist Selbst negative Einfluumlsse wie etwa die Terroranschlaumlge in den USA sowie gesamtwirtschaftliche Abschwaumlchungen werden diese Entwicklung vermutlich nicht dauerhaft bremsen353 Die Gesamtzahl an direkten und indirekten Arbeitsplaumltzen im Zusammenhang mit dem Flugverkehr wurde im Jahr 2003 nach Angaben des Branchenverban-des auf uumlber 750000 geschaumltzt354 Der enge Zusammenhang von Verkehr und Wirtschaft zeigt sich auch an diesem Nutzungsinteresse was sich darin ausdruumlckt dass die Umsatzsteigerung im Luftverkehr mit einem Faktor von 17 in anderen Wirtschaftsbereichen verbunden ist355

Die wichtigsten Flughaumlfen und Flugplaumltze verteilen sich einigermaszligen gleichmaumlszligig uumlber das Bundesgebiet wobei es eine gewisse Konzentration in den alten Bundeslaumlndern gibt An erster Stelle hinsichtlich der Verkehrsleistung steht das Luftfahrtkreuz Frankfurt an letzter der Flughafen Saarbruumlcken356 So hat Nordrhein-Westfalen (als bevoumllkerungsreichstes Bundesland) vier internationale Flughaumlfen Berlin als Hauptstadt zaumlhlt derer drei Dagegen existieren in Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ausschlieszliglich Regional-flughaumlfen357

482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass fuumlr das Erdreich neben einer anlagebedingten mechanischen Beanspruchung in groszliger Dimension auch eine betriebsbedingte chemische Einwirkung zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein negativer Einfluss auf das unterirdische Wassergefuumlge moumlglicherweise aufgrund der Bauweise des Flughafens und bei bestimmten Betriebsformen ergibt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

350 Vgl ADV (2004) Vorwort351 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485352 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485353 Vgl ADV (2004) 18354 Vgl ADV (2004) 11355 Vgl ARMBRUSTER (1996) 4662356 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 478357 Vgl ADV (2004) Vorwort

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Eingriffsart selbst kaum atmosphaumlrische Beeintraumlchtigungen hervorgerufen werden Dies geschieht dafuumlr umso mehr durch die Antriebsaggregate des Fluggeraumltes sowie der vor- und nachgelagerten Verkehrsstroumlme des Flughafens Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es durch die Eingriffsform zu einem unmittelbaren Verlust von Lebensraumlumen kommt der sich allerdings nicht zwangslaumlufig auf das gesamte Flughafenareal auswirkt Mittelbar sind langfristig Schaumlden an der Vegetation infolge der Schadstoffkonzentrationen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass direkte stoumlrende Effekte sich weitgehend auf den Standort des Flughafens konzentrieren und wegen der fehlenden Houmlhendimension aus groszliger Entfernung kaum wahrnehmbar sind Indirekte Auswirkungen als Ursache des Flugbetriebes sind dagegen eher zu vernachlaumlssigen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Optionen zur Reduktion von negativen Umwelteffekten zuruumlckhaltend zu bewerten ist Sie beschraumlnken sich weitgehend auf technische Emissionsminderungen bei den Antriebsaggregaten des Flughafens und seines Umfeldes Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Belastungen des Flughafengelaumlndes als solches sowie die Zerstoumlrung der Naturflaumlche durch die Infrastruktur selbst eher gering ist dafuumlr aber insgesamt ein groszliges Areal betroffen ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die durch das Fluggeraumlt und die Betriebszeit bedingte Laumlrmbelaumlstigung von der Anwohnerschaft als starke Beeintraumlchtigung empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Meinung zu diesem Eingriffsinteresse nicht eindeutig darstellt Dabei steht einer allgemeinen Zustimmung fuumlr dieses Verkehrsmittel oftmals eine besondere Ablehnung gegenuumlber wenn es um die lokale Betroffenheit von Anwohnern geht Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

98

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Beitrag dieses Projektinteresses zur Befriedung des Beduumlrfnisfeldes Mobilitaumlt nur sehr eingeschraumlnkt gilt Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb dieser Nutzungsart einen hohen personellen Bedarf mit sich bringt Mit beschaumlftigungspolitischen Impulsen ist daruumlber hinaus auch infolge der Ansiedlung weiterer Unternehmen im Umfeld des Flughafens zu rechnen Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Flughaumlfen sowohl ein betraumlchtlicher regionalpolitischer Impuls ausgeht wie auch eine weitgehende Kostendeckung stattfindet Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

49 Rohrfernleitungen

491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenRohrfernleitungen dienen dem Transport von fluumlssigen gasfoumlrmigen und festen Durchflussstof-fen uumlber groszlige Entfernungen wobei zusaumltzliche Baugruppen wie z B Druckerhoumlhungs- oder Druckregelstationen erforderlich sind Da die Uumlberbruumlckung der groszligen Distanz zu Transport-verlusten fuumlhrt muumlssen die Betriebsparameter entsprechend hoch sein um die geforderten Temperaturen und Druumlcke beim Abnehmer zu gewaumlhrleisten Nach dem Durchflussstoff erfolgt eine Unterteilung in Fernwaumlrmeleitungen (Heizwasser oder Dampf) Fernwasserleitungen (Kaltwasser in Form von Trink- Betriebs- oder Loumlschwasser) Feststofffernleitungen (feste schuumlttfaumlhige Stoffe wie z B Kohle oder Kies die mit Wasser oder Luft vermischt und damit transportfaumlhig gemacht werden) Gasfernleitungen (meistens Erdgas) sowie Oumllfernleitungen (Erdoumll oder dessen Veredelungsprodukte)358

Da sich die beiden zuletzt genannten Transportguumlter durch eine vergleichsweise hohe quantitative und qualitative Relevanz auszeichnen stehen sie im Mittelpunkt der Betrachtung dieser Nutzungsform und werden im Folgenden kurz dargestellt Zum einen liegen bei Erdgas und Erdoumll die Produktions- und Konsumtionsorte haumlufig weit auseinander zum anderen zeichnen sich diese Stoffe durch eine potenziell hohe Umweltwirkung aus Erdgase sind Gemische aus Methan sowie Kohlen- und Schwefelwasserstoffen die aus separaten Lagerstaumltten gewonnen werden Hinsichtlich des Anteils an houmlheren Kohlenwasserstoffen kann zwischen trockenen (gering) und nassen Erdgasen (hoch) unterschieden werden Bezuumlglich des Anteils an Schwefelwasserstoffen wird zwischen Suumlszliggas (0 ) Generatorgas (unter 1 ) und Sauergas (uumlber 1 ) differenziert359 Dagegen bestehen Mineraloumlle aus Kohlenwasserstoffverbindungen die bei Umgebungstemperatur in fluumlssiger oder halbfluumlssiger Form in poroumlsen Gesteinsschich-

358 Vgl WOSSOG (2001) 138f359 Vgl HENSING U A (1998) 77

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ten oder aumlhnlichen Formationen lagern Erst nach der Verarbeitung des natuumlrlichen Rohstoffes in einer Raffinerie koumlnnen die Bestandteile wie etwa Benzin oder Bitumen in Herstellungs- und Verbrauchsprozessen eingesetzt werden360

Erdgas wird vorwiegend in Stahlrohrleitungen mit Bitumen- oder Polyethylen-Umhuumlllung transportiert welche einen Durchmesser von 114 bis 1200 mm haben Der Betriebsdruck liegt zwischen 10 und 100 bar was eine Durchflussgeschwindigkeit von 10 bis 20 ms bedingt Die Verlegung erfolgt meistens im Sandbett worauf aus Kostengruumlnden verzichtet werden kann wenn die Leitung mit einer zusaumltzlichen Faserzementmoumlrtel-Umhuumlllung versehen ist361 Der Transport von Erdoumll erfolgt ebenfalls in Stahlrohrleitungen deren Umfang zwischen 219 und 1016 mm liegt Der Betriebsdruck variiert zwischen 60 und 100 bar so dass die Durchflussge-schwindigkeit 05 bis 2 ms betraumlgt Beide Arten von Fernrohrleitungen werden unterirdisch verlegt wobei jedoch beim Erdoumll evt Begleitheizungen notwendig sind um die hohe Viskositaumlt des Materials zu reduzieren362 Die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen sich auf eine offene Bauweise d h es wird ein Graben im Erdreich aufgerissen welcher nach Verlegung der Leitung wieder zugeschuumlttet wird363

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz an Rohrleitungen zum Transport von Erdoumll eine Gesamtlaumlnge von 2966 km Auf dieser Infrastruktur wurde eine Verkehrsleistung von ca 15 Mrd TKM erbracht was einem Anteil von ca 3 (im Vergleich zum Straszligen- und Luftverkehr) ausmacht364

Fuumlr den Transport von Erdgas stand im Jahr 1999 ein uumlberregionales Netz von 60000 km zur Verfuumlgung welches den Transport von ca 100 Mrd m3 ermoumlglichte365 Im Jahr 2004 betrug der Primaumlrenergieverbrauch 5258 PJ an Mineraloumll und 3236 PJ an Erdgas was einem Anteil an der gesamten Menge von 364 und 224 entspricht366 Im Jahr 2003 wurden im Bereich der Erdgas- und Erdoumllgewinnung mit 5300 Beschaumlftigten ein Umsatz von rund 4 Mrd euro erwirtschaf-tet367

Obwohl sich das Netz an Erdgasfernleitungen uumlber das gesamte Bundesgebiet erstreckt konzentriert es sich in einigen Regionen besonders stark Solche Schwerpunkte befinden sich im Nordwesten von Niedersachsen sowie im noumlrdlichen Teil von Bayern Thuumlringen und Sachsen Dabei ist das deutsche Netz Bestandteil des europaumlischen Verbundsystems welches bspw auch die Durchleitung von russischem Erdgas nach Frankreich uumlbernimmt368 Die nachgewiesenen Lagerstaumltten fuumlr Erdgas befinden sich zu 98 in Niedersachsen der Rest verteilt sich auf Gebiete in der Altmark in Thuumlringen und in der Lausitz369 Es wird z Z mit sicheren und wahrscheinli-chen Reserven von 270 Mrd m3 gerechnet was eine statische Reichweite von 133 Jahren bedeutet370

Die groszligen Mineraloumllfernleitungen befinden sich hauptsaumlchlich in den Gegenden Ham-burg-Wilhelmshaven-Ruhrgebiet-RheinMain Karlsruhe-Suumld-Bayern sowie in den neuen

360 Vgl HENSING U A (1998) 60361 Vgl WOSSOG (2001) 158f vgl UEBERHORST (1999) 54f362 Vgl WOSSOG (2001) 162 vgl RIEDER (2002) 1820363 Hinsichtlich einer alternativen Art der Verlegung siehe Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der

Umweltbelastungenldquo in diesem Abschnitt364 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485365 Vgl UEBERHORST (1999) 85366 Vgl AG ENERGIEBILANZEN (2005)367 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485368 Vgl UEBERHORST (1999) 18369 Vgl UEBERHORST (1999) 29f370 Vgl NLFB (2005) 36

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Bundeslaumlndern im Dreieck Rostock-Schwedt-Spergau371 Die sicheren und wahrscheinlichen Lagerstaumltten fuumlr Erdoumll liegen mehrheitlich in Norddeutschland und verteilen sich dabei zu 63 auf Schleswig-Holstein und zu 33 auf Niedersachsen Gegenwaumlrtig wird von sicheren und wahrscheinlichen Reserven in Houmlhe von 51 Mio t ausgegangen die eine statische Reichweite von 145 Jahren haben372

492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Verlegung von Rohrfernleitungen einen quantitativ und qualitativ massiven Eingriff in das Erdreich bedingt Dies ist nur durch einen entsprechend groszligen Aushub von Erde und eine starke mechanische Bearbeitung mit Baumaschinen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Auswirkungen auf das Umgebungswasser moumlglicherweise auftreten jedoch nicht zwangslaumlufig sind Art und Umfang dieser Effekte sind daruumlber hinaus als nicht besonders gravierend zu erachten da das Wasser als solches nicht angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die wesentliche Auswirkung auf einen nicht wahrscheinlichen Stoumlrfall bei Erdgasleitungen beschraumlnkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass oberirdisch kaum negative Auswirkungen fuumlr die belebte und unbelebte Natur zu erkennen sind Dennoch gibt es erhebliche Beeintraumlchtigungen im Bereich der Flora was indirekt zu langfristigen Schaumlden fuumlhrt weil der Wurzelraum der Vegetation angegriffen wird Im Bereich der Fauna kommt es hingegen direkt und kurzfristig zu einem Verlust von Lebensraum fuumlr Organismen im Erdreich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Vergrabung von Pipelines oberflaumlchig nur zu einer minimalen Veraumlnderung der Flaumlchenstruktur fuumlhrt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Belastungen der Umweltmedien durch die grabenlose Bauweise erheblich reduzieren lassen Allerdings

371 Vgl MWV (2005) 17372 Vgl NLFB (2005) 37

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bedeutet auch diese Methode einen erheblichen Eingriff in das Erdreich welcher zu unvermeidbaren Stoumlrungen des Boden- und Wasserhaushaltes fuumlhrt Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher uumlberschaubar ist Kern der Risikobetrachtung ist das Auslaufen von Erdoumll was jedoch relativ selten und in geringem Umfang passiert Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Effekte fuumlr den Menschen lediglich in einer Notfallsituation ergeben koumlnnten Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die von Anwohnern als stoumlrend empfundenen Auswirkungen waumlhrend der Errichtung und der Betriebsphase einer Rohrfernleitung als geringfuumlgig einzustufen sind sofern sie nicht unmittelbar betroffen sind Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl in einigen materiellen wie auch immateriellen Feldern Erdgas und Erdoumll eine wesentliche Rolle spielen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart prinzipiell als eine Art der Produktionsvorleistung und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist welche mit geringeren beschaumlftigungspolitischen Implikationen verbunden ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass einerseits kein Beitrag aus oumlffentlichen Finanzen notwendig ist andererseits auch nicht mit einem Effekt fuumlr die Regionalwirtschaft zu rechnen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

410Freileitungen

4101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAus oumlkonomischen Gruumlnden ist es sinnvoll Kraftwerke zur Stromerzeugung mit einer groszligen Leistung zu bauen was jedoch mit dem Problem der Reservehaltung verbunden ist Fuumlr einen Leistungsaustausch der elektrischen Energie werden Leitungen verwendet welche einen Spannungsbedarf von 1 kVkm besitzen So werden hauptsaumlchlich Freileitungen verwendet auf

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die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen Dagegen werden Kabel im Erdreich oder im Wasser eingesetzt was aber wegen der damit verbundenen houmlheren Kosten seltener der Fall ist373

Die in Deutschland uumlblichen Leitungen haben eine Groumlszligenordnung von 10 kV 20 kV und 30 kV fuumlr Mittelspannung sowie 110 kV 220 kV und 380 kV fuumlr Hoch- und Houmlchstspannung Im Blickpunkt der Untersuchung dieses Nutzungsinteresses stehen jedoch nur Leitungsarten fuumlr die Mittel- und Hochspannung da sie ein groumlszligeres Eingriffspotenzial besitzen374 Dabei dient die 110-kV-Leitung uumlberwiegend als Verbindung zwischen dem Verbundnetz und dem oumlrtlichen Verteilungsnetz sowie der Ableitung von Elektrizitaumlt aus mittelgroszligen Kraftwerken Dagegen haben die 220-kV-Trassen fuumlr den uumlberregionalen Energietransport bspw von Wasserkraftwer-ken aus den Alpen an Bedeutung verloren und werden aus wirtschaftlichen Gruumlnden von den 380-kV-Verbindungen ersetzt Diese Art von Leitungen uumlbernimmt die Uumlbertragung von elektrischem Strom uumlber groszlige Entfernungen und stellt die Verbindung zu den Hochspan-nungsnetzen der Nachbarlaumlnder her375

Eine Leitung besteht im Wesentlichen aus einem Mastfundament Leitungsmasten und Leiterseilen Ist das Mastfundament aus Platten aufgebaut geht es bis in eine Tiefe von 1 m und kann eine Flaumlche von bis zu 16 mal 16 m beanspruchen Ein Stufenfundament ist hingegen besser fuumlr Gehoumllzpflanzungen bzw -wachstum geeignet da es fuumlr das Wurzelwachstum keine Begrenzung nach unten bedeutet Abhaumlngig von Funktion und Standort werden unterschiedli-che Leitungsmasten verwendet welche eine Houmlhe von bis zu 60 m erreichen koumlnnen Die Abstaumlnde zwischen den Leitungen koumlnnen im Mittel bis zu 340 m betragen die Leiterseilebenen ragen maximal 18 m von der Mastmitte zu jeder Seite heraus Die Leiterseile sind i d R aus Aluminium welches billiger und leichter ist als Kupfer aber eine schlechtere Leitfaumlhigkeit besitzt Sie bestehen aus bis zu zwoumllf Leiterseilbuumlndeln auf drei Ebenen und einem Erdseil die zur Erhoumlhung der Biegsamkeit jeweils aus einzelnen verdrillten Draumlhten bestehen376

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das gesamte Netz an Mittel- Hoch- und Houmlchstspannungsleitungen eine Laumlnge von 603000 km wovon uumlber 80 auf die erste Kategorie entfaumlllt Zu dieser Infrastruktur zaumlhlen insgesamt auch 566200 Transformatoren die eine Nennleistung von 839100 MVA besitzen377 Mit diesem Netz wurden uumlber die europaumlischen Nachbarlaumlnder 44213 GWh Strom importiert bzw 51524 GWh Strom exportiert378 In Hinblick auf eine Steigerung des Anteils an Windenergie wird die Ausweitung des Stromnetzes notwendig welches in drei Schritten bis zum Jahr 2015 erfolgen soll Dies erfordert die Verlegung von 380-kV-Leitungen auf einer Laumlnge von 850 km was mit einem Investitionsvolumen von ca 11 Mrd euro verbunden ist379

Die Marktstruktur dieser Branche zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Konzentration aus da das uumlberregionale Leitungsnetz nur von den Energieversorgungsunternehmen EnBW EON RWE und Vattenfall betrieben wird380 Im Jahr 2001 erwirtschafteten in der Elektrizitaumltswirtschaft 919 Unternehmen mit 205863 Beschaumlftigten einen Umsatz von ca 94 Mrd euro381 Allerdings ist davon auszugehen dass sich nur ein kleiner Teil dieser beiden Kennzahlen auf den Teilbereich

373 Vgl SPRING (2003) 152-154374 Vgl SPRING (2003) 152-154375 Vgl KIESSLING U A (2001) 7376 Vgl GERBAULET (1994) 6 vgl SPRING (2003) 154377 Vgl VDN (2004) 49378 Vgl VDN (2005) 27379 Vgl VDN (2004) 37380 Vgl VDN (2005) 25381 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 424

103

der Stromnetze bezieht Im Jahr 2004 wurden nach Branchenangaben 2 Mrd euro in das elektrischeNetz investiert was einem Anteil von 40 der gesamten Investitionen in der Stromwirtschaftentsprach382

Das uumlberregionale Verteilungsnetz mit 220-kV- und 380-kV-Trassen verteilt sich weitge-hend regelmaumlszligig auf das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen Nordwest-Deutschland Ruhrgebiet und Baden-Wuumlrttemberg eine houmlhere Dichte vorliegt Dagegen gibt es einen Nord-Suumld-Korridor mit einer geringeren Netzdichte der sich uumlber das westliche Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt und Thuumlringen erstreckt Daruumlber hinaus existieren bundesweit ca 900 Stromnetzbetreiber deren Netzausdehnung flaumlchenmaumlszligig von der Groumlszlige Hamburgs bis zu der Groumlszlige Hessens reicht383

4102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst zu einer kleinflaumlchigen aber direkten Beanspruchung des Erdreiches durch das Mastfundament kommt Daruumlber hinaus ist lediglich eine mittelflaumlchige und indirekte Beeintraumlchtigung der Erdoberflauml-che in unmittelbarer Naumlhe der Nutzungsform notwendig Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Effekte auf das im Boden befindliche Wasser nur bei Stoumlrfaumlllen auftreten Andere Beeintraumlchtigungen sind nicht wahrscheinlich da die Einwirkung des Mastfundamentes auf den Boden mechanischer Art ist und nur einige Meter tief reicht Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Auswir-kungen des lokalen Klimas infolge bestimmter Konstellationen der Trassenverlegung zu vernachlaumlssigen sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von diesem Nutzungsinteresse erhebliche Gefahrenmomente fuumlr die Vogelwelt ausgehen koumlnnen Die Beeintraumlchtigung der umliegenden Vegetation ist dagegen weniger gravierend weil es sich mehr um mittelbare Reaktionen handelt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Tie-rePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in der Summenwir-kung aller Einzelteile eine laumlngliche dreidimensionale Beanspruchung des Raumes unvermeid-bar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

382 Vgl VDN (2004) 49383 Vgl VDN (2004) 4850

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Maszlignahmen nur eine minimale technische Optimierung an der Freileitung selbst bedeuten Die Verlegung von Leitungen im Boden (welche mit entsprechenden Belastungen verbunden waumlren) haumltte wesentliche groumlszligere Entlastungseffekte bei den anderen Umweltschutzguumltern zur Folge kommt aber aufgrund der hohen Kosten nicht in jedem Fall in Betracht Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Schaumlden weitgehend mechanischer Art sind und sich relativ leicht beheben lassen Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein Gefaumlhr-dungspotenzial fuumlr die Gesundheit nur durch einen Aufenthalt in unmittelbarer Umgebung einer Freileitung oder bei einem Stoumlrfall ergibt Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es ein uneinheitli-ches Meinungsbild hinsichtlich der Akzeptanz gibt Die Notwendigkeit der Stromuumlbertragung fuumlr die Energieerzeugung als solche wird oftmals bejaht eine generell houmlhere Zustimmung laumlsst sich dagegen bei Alternativen in Hinblick auf die Trassenfuumlhrung sowie der Verwendung von Erdkabeln annehmen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise einige Beduumlrfnisfelder abgedeckt werden da Freileitungen fuumlr die Stromversorgung gebraucht werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass neue Technologien und eine moumlgliche Reorganisation der Energiewirtschaft in Verbindung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien bedeutende Einflussgroumlszligen der naumlchsten Jahre fuumlr diese Branche sind Dennoch sind keine zusaumltzlichen Beschaumlftigungseffekte zu erwarten da diese Entwicklungen durch bestehendes Personal der Energieversorgungsunternehmen abgedeckt werden koumlnnen Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der spezifischen Eigenschaften dieser Nutzungsart kaum mit regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist Dagegen erfolgt der Ausbau des Stromnetzes in betriebswirtschaftlicher Eigenstaumln-digkeit der uumlberregionalen Versorgungsunternehmen so dass keine oumlffentlichen Finanzmittel notwendig sind Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

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411Tourismus

4111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEine Haupterscheinungsform des Tourismus ist (neben der Geschaumlftsreise und dem Tagesaus-flug) die Urlaubsreise welche meistens zwischen einer und vier Wochen dauert und der Erholung dient Sie wird auszligerhalb des staumlndigen Wohnsitzes verbracht und um ihrer selbst Willen durchgefuumlhrt wobei die Fahrt und der Aufenthalt vor Ort sbquoverbraucht und konsumiertrsquo werden384 Dabei handelt es sich beim Tourismus generell um ein Buumlndel von Dienstleistungen welches die gesamte touristische Leistungskette beinhaltet Erst im Zusammenspiel der Komponenten Vorbereitung und Anreise Aufenthalt mit Aktivitaumlten Abreise und Erinnerung kann das urspruumlngliche Motiv der Reise befriedigt werden

Diese Definition muss jedoch um die besonderen Bedingungen von Schutzgebieten er-gaumlnzt werden was andere Formen des Massentourismus ausschlieszligt wie z B Freizeit- und Ferienparks sowie flaumlchen- und infrastrukturintensive bzw technische Freizeitnutzungen385

Dementsprechend stehen im Mittelpunkt dieser Tourismusform ausschlieszliglich Freizeitaktivitauml-ten welche einen starken Bezug zu den Merkmalen von Schutzarealen aufweisen wie bspw landschaftliche Schoumlnheit seltene Tier- und Pflanzenarten sowie insgesamt ein hohes Maszlig an sbquoWildnisrsquo386

Solche Aktivitaumlten finden sich in verschiedenen touristischen Angebotsbereichen von denen das Gesamtpaket sbquoErlebnis von Natur und Umweltrsquo als das mit Abstand groumlszligte aufgefasst wird Aber auch Informations- und Bildungsangebote sowie sportliche und gastronomische Angebote bedienen sich der typischen Merkmale von Schutzgebieten Schlieszliglich sind Aktivitaumlten denkbar welche die interkulturelle Begegnung und Verstaumlndigung foumlrdern wie etwa internationale Jugendcamps Besonders positiv fuumlr den Erhaltungszustand des Schutzareals sind oumlkologische Arbeitseinsaumltze zu sehen die eine Kombination von Arbeit und Reise darstellen und sich in den letzten Jahren als eigenes Element im Jugendreisemarkt etabliert haben387

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 gab es mehr als 100 Schutzflaumlchen deren Groumlszlige zwischen 3000 und 441000 ha lag Das gesamte geschuumltzte Areal umfasst ca 110000 km2 was einen Anteil von etwa 30 an der Gesamtflaumlche Deutschlands ausmacht388 Eine Einschaumltzung hinsichtlich der volkswirtschaft-lichen Effekte von Tourismusaktivitaumlten in Schutzgebieten ist kaum moumlglich da lediglich Zahlen vom Verband Deutscher Naturparke vorliegen der nur einen Teil der gesamten Schutzareale repraumlsentiert Fuumlr den gesamten Bereich Fremdenverkehr lag im Jahr 2004 die Wertschoumlpfung bei 94 Mrd euro die von 41 Mio Beschaumlftigten geleistet wurden389 Allgemein haben touristische Aktivitaumlten in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen was auf eine Reihe von Ursachen zuruumlckzufuumlhren ist wie bspw die verbesserte Einkommenssituation eines groszligen Bevoumllkerungs-teils390 Bei einer Bestaumltigung der Trends in der Branche sind zusaumltzliche Impulse fuumlr die touristische Entwicklung auch speziell in Schutzflaumlchen wahrscheinlich Gestuumltzt wird diese

384 Vgl FREYER (1998) 2385 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43386 Vgl MOSE (1998) 106387 Vgl MOSE (1998) 91-98388 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43-46389 Vgl DZT (2005) 68390 Hinsichtlich weiterer Faktoren und ausfuumlhrlicher vgl FREYER (1998) 14-25

106

Einschaumltzung von Umfragen nach denen fuumlr 27 aller Befragten der Natururlaub an erster Stelle der Urlaubswuumlnsche liegt391

Des Weiteren ist in den Jahren von 1999 bis 2002 das Interesse am Wellness- und Gesund-heitstourismus um 125 gestiegen was verglichen mit anderen touristischen Teilbereichen die mit Abstand staumlrkste Steigerungsrate ist Die Gruumlnde hierfuumlr sind u a die gestiegenen Anforderungen der Arbeitswelt und der wachsende Anteil aumllterer Menschen Hinzu kommen einerseits eine Abnahme von oumlffentlichen Gesundheitsleistungen und andererseits eine Zunahme des Gesundheitsbewusstseins392 Alleine die Nationalparke Naturparke und Biosphaumlrenreservate verzeichnen ca 290 Mio Besucher jaumlhrlich sowie rund 50 Mio Uumlbernach-tungen von in- und auslaumlndischen Gaumlsten im Umfeld dieser Gebiete393

Fuumlr die touristische Erschlieszligung bietet die Gesamtheit an Schutzflaumlchen mit zwei Meeren im Norden Seen- und Flusslandschaften im ganzen Land sowie Mittelgebirgen und Alpen in den Hochgebirgen ein breites landschaftliches Spektrum394 395 Dabei stellen Naturschutzgebiete Nationalparke Biosphaumlrenreservate Naturparke und Landschaftsschutzgebiete die wichtigsten Schutzgebietstypen dar und machen in der Summe einen groszligen Anteil an der jeweiligen Flaumlche eines Bundeslandes aus So ist dieser Wert im Saarland mit 93 am houmlchsten und in Thuumlringen mit 44 am niedrigsten was die Stadtstaaten Berlin und Bremen jedoch nicht beruumlcksichtigt (Hamburg erreicht einen Anteil von 61 )396

4112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung der Erdoberflaumlche das schwerwiegendste Problem darstellt Dies bezieht sich sowohl auf mechanische Einwirkungen durch die Urlauber selbst als auch auf die Versiegelung durch linien-und flaumlchenartige Infrastrukturen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine Gefaumlhrdung nahezu ausschlieszliglich auf die oberen Schichten von Gewaumlssern und konzentriert mit Tiefenwirkung im Boden ist dagegen kaum zu rechnen Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die negativsten Effekte durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr hervorgerufen werden Die Belastun-gen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

391 Vgl VDN (2002) 12392 Vgl VDN (2002) 12393 Vgl VDN (2002) 12394 Vgl BFN (2002) 18f395 Hinsichtlich einer Darstellung von quantitativen Eckdaten wie bspw Anzahl und Groumlszlige der Schutzgebiete (wie

es fuumlr alle anderen Nutzungsinteressen erfolgt) siehe Abschnitt 13 Die dort aufgefuumlhrten Aussagen gelten auch fuumlr diese Projektform da touristische Aktivitaumlten grundsaumltzlich in jedem dieser Gebiete moumlglich sind

396 Eigene Berechnungen nach Angaben aus BFN (o Jc)

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Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zwar nicht zu einem Verlust von Lebensraumlumen kommt diese jedoch z T empfindlich gestoumlrt werden koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Beeintraumlchtigungen im Wesentlichen von touristischen Infrastrukturen ausgehen welche jedoch kleinraumlumiger Art sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Belastungen zwar nicht immer vermeidbar aber grundsaumltzlich minimierbar sind Die Moumlglichkei-ten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher klein ist und deren Handhabung durch geeignete Maszlignahmen weitgehend unproblematisch ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein Schutzareal zunaumlchst reine Erholungsmoumlglichkeiten bietet die eher passiven Charakter haben Daruumlber hinaus ist jedoch eine Reihe von touristischen Aktivitaumlten moumlglich welche ganz gezielt der koumlrperlichen Ertuumlchtigung dienen Die (negativen) Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich sowohl positive und negative Effekte in etwa die Waage halten und die Ausgestaltung im Einzelfall beurteilt werden muss Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einigen immateriellen Beduumlrfnistypen ein sehr hoher gesellschaftlicher Beitrag zu erwarten ist Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch touristische Aktivitaumlten originaumlre Beschaumlftigungseffekte zu erwarten sind zumal eine Substitution durch kapitalintensive Maschinen oftmals nicht moumlglich ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit positiven regionalwirtschaftlichen Impulsen zu rechnen ist Dagegen ist der Beitrag der oumlffentlichen Haushalte insgesamt eher gering da die Verwaltung und Pflege von Schutzgebieten ohnehin

108

weitgehend als Hoheitsaufgabe definiert ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

412Mineralrohstoffe

4121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenUnter Mineralrohstoffen werden mehr als 30 oberflaumlchennahe Materialien zusammengefasst die aus unterschiedlichen Lagerstaumltten kommen und von denen im Folgenden die volumenmaumlszligig bedeutendsten genannt werden Dazu zaumlhlen Sand und Kies (die etwa die Haumllfte des Verbrau-ches ausmachen) Natursteine Kalk- und Dolomitsteine einschlieszliglich Zementrohstoffe Bims Gipsstein Ziegelrohstoffe Kaolin Feldspat feuerfeste und keramische Tone sowie Quarz bzw Quarzsand397 Als Rohstoff werden Mineralstoffe in der Baustoffindustrie und in sonstigen Industriezweigen (Glas- Eisen- und Chemische Industrie) verwendet Als Baustoff finden sie sich wieder im Erdbau in Naturwerkgestein in Zuschlaumlgen fuumlr Beton und Moumlrtel in Natursteinen sowie in Trag- und Frostschutzschichten im Verkehrswegebau398

Die aufgezaumlhlten Mineralrohstoffe auch unter dem Begriff Steine und Erden subsumiert werden fast ausnahmslos in Tagebaubetrieben abgebaut399 Dies geschieht im Lockergestein was bspw bei Kies und Sand der Fall ist oder im gewachsenen Feld wie z B bei Naturstein Nur in wenigen Ausnahmefaumlllen erfolgt der Abbau z T untertaumlgig was bei Kalk- und Dolomitstein sowie Dachschiefer Gips- und Anhydritstein moumlglich ist Die wesentlichen Prozessschritte sind das Loumlsen des Gesteins aus dem Untergrund das Laden des mineralischen Stoffes der Transport zu einem Verarbeitungsbetrieb und schlieszliglich die Aufbereitung zu einem verkaufsfaumlhigen Produkt Abgesehen vom ersten Prozessschritt werden diese Betriebsvorgaumlnge abhaumlngig von der Ausstattung mit Betriebsmitteln auch kombiniert durchgefuumlhrt400

In Hinblick auf das Recycling hat die Bauindustrie das mengenmaumlszligig groumlszligte Potenzial was ungebundene Baustoffe vom Typ Straszligenschotter oder hydraulisch gebundene Straszligenbauma-terialien betrifft wie z B Pflaster- und Bordsteine Schon im Jahr 1982 lag die Verwertungsquote bei 45 so dass aufgrund einer verbesserten Technologie und steigenden Deponierungskosten heutzutage ein houmlherer Wert angenommen werden kann401 Unter dem Aspekt der Substitution sind Abfallstoffe bedeutsam welche bei bestimmten Anwendungen den Einsatz von Steine und Erden ersetzen koumlnnen Das quantitativ groumlszligte Potenzial besitzen Berge aus dem Steinkohlen-bergbau die zu etwa 25 verwertet werden koumlnnen Dagegen ist das Aufkommen von Abfallstoffen wie z B Hochofen- und Stahlwerkschlacke wesentlich geringer kann aber fast vollstaumlndig einer anderen Verwendung zugefuumlhrt werden402

397 Vgl BGR (1986) 13-16398 Vgl GILCHERBRUNS (1999) 12-25399 Braunkohle- und Torfvorkommen werden ebenfalls im Tagebau gefoumlrdert sind aber nicht Gegenstand dieser

Untersuchung Sie sind regional begrenzt und fuumlr die Zukunft sind keine groumlszligeren Abbauvorhaben mehr zu erwarten Vgl JESSELTOBIAS (2002) 319

400 Vgl BGR (1986) 374f401 Vgl BGR (1986) 460f402 Vgl BGR (1986) 468

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Gesamtwirtschaftliche RelevanzDie Nachfrage nach Kies und Sand wird hauptsaumlchlich durch die Bauwirtschaft bestimmt die ca 95 der gefoumlrderten Menge abnimmt der Rest wird als Spezialsand in anderen Industriezwei-gen verwendet Die Produktion primaumlrer mineralischer Baurohstoffe hat Anfang der 1970er Jahre mit ca 700 Mio t jaumlhrlich in West-Deutschland ihren Houmlhepunkt erreicht und ist seitdem tendenziell ruumlcklaumlufig Die Gesamtnachfrage wird sich bis zum Jahr 2040 bezogen auf den Wert des Jahres 1995 (und aller Bundeslaumlnder) um 30 verringern403 Einflussfaktoren fuumlr diese Entwicklung sind u a der demographische Wandel (mit Auswirkungen auf den Wohnungsneu-bau) die Sanierung der baulichen Infrastruktur (Erneuerung des Abwassernetzes) sowie die EU-Osterweiterung (Bau zusaumltzlicher Verkehrswege)404 Nach Meinung des Branchenverbandes ist jedoch eher mit einer Zunahme des Baubedarfes und damit einer houmlheren Nachfrage nach Mineralrohstoffen zu rechnen Abhaumlngig von der Baukonjunktur wird daher von einem jaumlhrlichen Verbrauch von 600 bis 700 Mio t ausgegangen wobei sich bis zum Jahr 2040 der Anteil an Recyclingbaustoffen auf ca 60 bis 80 Mio t erhoumlht405

Die Einschaumltzung der wirtschaftlichen Situation dieser Branche ist schwierig da es keine genauen Zahlen fuumlr den Teilbereich Steine und Erden gibt Im Jahr 2004 hat die gesamte Baustoffindustrie mit 132500 Mitarbeitern einen Umsatz von 212 Mrd euro erwirtschaftet Der gesamte Wirtschaftszweig ist weitgehend klein- bis mittelstaumlndisch strukturiert so dass nur ca 5 der Betriebe mehr als 100 Mitarbeiter haben Auf die Teilbereiche Kies Sand Kalk Naturstein Gips Naturwerkstein und Kalksandstein entfiel bezogen auf den Umsatz insgesamt etwa ein Anteil von einem Drittel Da der Umsatz pro Beschaumlftigtem in diesem Marktsegment im Branchendurchschnitt liegt kann von etwa 44000 Beschaumlftigten ausgegangen werden406

Deutschland besitzt vergleichsweise groszlige Vorkommen an mineralischen Rohstoffen so dass sie fuumlr die Bedarfsdeckung kaum importiert werden muumlssen Hinsichtlich Qualitaumlt und Quantitaumlt gibt es regional erheblich Unterschiede und die einzelnen Abbaustaumlttentypen konzentrieren sich stark an einigen Orten Kiese und Sande finden sich hauptsaumlchlich in den Moraumlnenlandschaften Nord- und Ostdeutschlands entlang der Fluumlsse wie z B in der Nieder-rheinischen Bucht und im Oberrheingraben sowie im Alpenvorland zwischen Donau und den Alpen Der Norden ist tendenziell sand- der Suumlden weitgehend kieshaltig407

4122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastung des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar zu massiven Veraumlnderungen der Bodenfunktionen in allen Tiefen des Erdreiches kommt Daruumlber hinaus kann es mittelbar zu Schaumlden zu kommen wenn sich diese Funktionsbeeintraumlchtigungen auf die Standortsicherheit von Anlagen uumlber Tage auswirken Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst in einem hohen Umfang zu Wasserverlusten kommt Daneben ist von einer Belastung des Umweltmedi-

403 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 201205212404 Vgl BBSE (2005a) 30f405 Vgl SCHARECK U A (1998) 323f406 Vgl BBSE (2005b) 6-9407 Vgl SCHULZBRAUS (1998) 329

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ums in Form eines reduzierten pH-Wertes sowie einer allgemeinen Verschmutzung auszugehen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Belastung der Luft hauptsaumlchlich als Folgeeffekt durch die Emissionen aus den Betriebsfahrzeugen sowie bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe entsteht Des Weiteren ist mit mikroklimatischen Beeintraumlchtigungen zu rechnen die infolge der Veraumlnderungen der Umgebungsgestaltung hervorgerufen werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Schwere des Eingriffes in lokale Oumlkosysteme die Lebensgrundlage ortsansaumlssiger Pflanzen- und Tierarten dauerhaft beschaumldigt wird Die partielle Wiederbesiedlung mit neuen Arten ist grundsaumltzlich positiv kann aber nicht annaumlhernd als Ersatz fuumlr den vorherigen Verlust betrachtet werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einem Eingriff flaumlchenhafter Art kommt bei dem zusaumltzlich partiell die Houmlhendimension wirkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die massiven Eingriffe in die Umweltschutzguumlter einerseits kaum auszugleichen sind Andererseits ist es moumlglich durch die Renaturierungsmaszlignahmen Ersatzlebensraumlume zu schaffen die einen erheblichen oumlkologischen Wert aufweisen koumlnnen Es verbleiben keine dauerhaften technischen Infrastrukturen wie es bei anderen Nutzungsformen der Fall ist und allgemein als stoumlrend empfunden wird Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es infolge der Schwere der Einwirkungen in Hinblick auf viele Risikodimensionen zu erheblichen Effekten kommt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in erster Linie Laumlrm-und Luftschadstoffemissionen zu erwarten sind welche die Menschen in der Umgebung in ihrem allgemeinen Wohlbefinden beeintraumlchtigen koumlnnen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der Gesellschaft Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Maumlchtigkeit des Eingriffes in die Landschaft ein erhebliches Konfliktpotenzial vorhanden ist Dem stehen moumlgliche beschaumlftigungspolitische Effekte gegenuumlber so dass nicht von einer

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generellen Ablehnung dieser Nutzungsform ausgegangen werden kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Mineralrohstoffe als Baumaterialien eine wichtige Rolle fuumlr die Befriedigung einiger Grundbeduumlrfnisse erfuumlllen Dies geschieht jedoch auf indirektem Wege uumlber die Bereitstellung von Gebaumluden und baulicher Infrastruktur Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsform Arbeitsplaumltze auf unterschiedlichen Qualifikationsebenen bei den bestehenden Unternehmen sichern kann Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass dieses Eingriffsinte-resse vielfaumlltige Wechselbeziehungen zu der lokalen Wirtschaftsstruktur impliziert Die Unternehmen arbeiten nach dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip ohne oumlffentliche finanzielle Unterstuumltzung Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

112

5 Synthese der Nutzungsinteressen

51 Zusammenstellung einer statischen GesamtschauBisher wurde fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand des Nachhaltigkeitsrasters eine verbal-argumentative Analyse durchgefuumlhrt die jeweils mit einer komprimierten Einschaumltzung in den Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo endete Mit Hilfe des Transformationsschemas408 wurde jede dieser Einschaumltzungen in einen Zahlenwert uumlbersetzt was als Gesamtschau dargestellt ist (Darst 10)409 Diese Zusammenstellung liefert erste Hinweise uumlber Art (welche der zwoumllf Analysekriterien) und Umfang (Abstufung eins bis drei) hinsichtlich des theoretischen Nachhaltigkeitsgrades der untersuchten mustertypischen Eingriffsarten Diese Gesamtschau kann als eine Zielfunktion verstanden werden da es gilt den Nachhaltigkeitsgrad insgesamt zu maximieren410 Im Einzelfall koumlnnte es u U moumlglich bzw noumltig sein bspw durch bestimmte bauliche Maszlignahmen die Bewertung fuumlr das Analysekriterium bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo zu verbessern Ergaumlnzt wird die numerische Aufstellung um eine farbliche Komponente damit die Uumlbersichtlichkeit der Tabelle erhoumlht wird Die Farbbereiche stehen fuumlr die Analysekriterien der Nachhaltigkeitsdimensionen also gruumln fuumlr Oumlkologie gelb fuumlr Soziales und blau fuumlr Oumlkonomie Dabei korrespondieren die Zahlenwerte mit der Intensitaumlt der Farbe je houmlher die Zahl desto dunkler der Farbton

408 Siehe Abschnitt 32409 Siehe Abschnitt 32410 Genau genommen handelt es sich um eine dreiteilige Zielfunktion da fuumlr jeden Nachhaltigkeitsbereich eine

Maximierung des Summenwertes angestrebt wird Eine Maximierung der Punktzahl uumlber alle zwoumllf Analysekrite-rien wuumlrde bestimmte Grenzwerte fuumlr die Perspektiven Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie nicht beruumlcksichtigen Siehe Abschnitt 52

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Windkraftanlagen 3 3 3 2 1 1 3 2 2 3 2 2Fotovoltaikanlagen 2 3 3 2 1 1 3 3 2 3 2 2Wasserkraftanlagen 1 1 3 1 1 2 1 3 1 3 1 2Erdwaumlrmeanlagen 2 2 3 1 2 2 2 3 3 3 3 2Fernstraszligen 1 2 1 1 2 3 2 1 2 2 1 1Eisenbahntrassen 2 3 2 2 2 2 2 2 2 3 1 2Schifffahrtskanaumlle 1 2 2 1 2 3 1 2 1 3 1 2Flughaumlfen 1 2 1 2 2 1 2 1 2 1 3 3Rohrfernleitungen 1 2 3 1 3 2 2 3 2 3 1 2Freileitungen 3 3 3 2 1 2 3 3 2 2 1 2Tourismus 1 3 1 2 3 3 3 3 2 2 3 3Mineralrohstoffe 1 1 2 1 2 2 1 2 2 2 3 3

Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien411

Bewertungsstufen1 gering bzw hoch2 mittel3 hoch bzw gering

411 Eigene Darstellung siehe CD-ROM (dort erweitert)

114

52 Definition von dynamischen KomponentenIm vorherigen Abschnitt wurde eine Gesamtschau der zwoumllf konfliktlastigen Eingriffsarten praumlsentiert anhand derer sich lediglich Tendenzen hinsichtlich der jeweiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen ablesen lassen In Hinblick auf die Erhoumlhung der Praktikabilitaumlt des Modells ist es jedoch erforderlich zusaumltzlich bestimmte Komponenten zu beruumlcksichtigen die in der Realitaumlt eine Rolle spielen Diese Faktoren sowie weitere zentrale Begriffe werden im Folgenden definiert und liefern die Grundlage fuumlr die Erweiterung der bisher statischen Gesamtschau zu einer dynamischen Excel-Tabelle auf welche sich die hier verwendeten Zellen-Angaben und Begriffe beziehen412

Ziel dieses Abschnittes ist daher die Beschreibung dieser Komponenten die Anleitung zu ihrer Benutzung erfolgt im naumlchsten Abschnitt Zur Veranschaulichung wird fuumlr jede Komponen-te ein Ausschnitt aus der Excel-Tabelle gezeigt in dem ein Beispiel dargestellt wird (welches rot eingekreist ist) Wie bei der Transformation des Nachhaltigkeitscharakters in die Skalierung sbquogering-mittel-hochrsquo bzw Uumlbertragung in die Zahlenwerte sbquo1-2-3rsquo handelt es sich bei den folgenden numerischen Abstufungen lediglich um Werte welche die grundsaumltzliche Richtung eines Zusammenhanges angeben Sie sind daher nicht voumlllig willkuumlrlich aber als zwingende Groumlszligen ebenso wenig anzusehen

Ja-Nein-FaktorDer Ja-Nein-Faktor definiert das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein der Nutzungsinteres-sen aufgrund der Annahme dass im Anwendungsfall nicht alle zwoumllf Projektarten tatsaumlchlich zum Tragen kommen (Darst 11) und wird beispielhaft in Zelle B3 gezeigt Die Beruumlcksichtigung eines Quantitaumltsfaktors (analog zu dem spaumlter definierten Qualitaumltsfaktor) ist methodisch nicht durchfuumlhrbar Es wuumlrde sich dann die Frage stellen inwiefern die Menge von unterschiedlichen Eingriffsarten vergleichbar ist So kann bspw ein groszliger Windpark aus mehreren Anlagen nicht zwangslaumlufig mit sbquo1rsquo aber auch nicht eindeutig mit sbquo10rsquo gleichgesetzt werden Hingegen werden etwa Schifffahrtskanaumlle wahrscheinlich nur als Einzelprojekt realisiert bzw eine Transformation in unterschiedliche Mengendimensionen waumlre nicht moumlglich Dennoch laumlsst sich ansatzweise uumlber den Qualitaumltsfaktor die Quantitaumltsdimension beruumlcksichtigen da ein Kausalzusammen-hang zwischen der Verschlechterung bzw Verbesserung des jeweiligen Einzelwertes mit der Groumlszlige eines Nutzungsinteresses plausibel erscheint

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor413

412 Siehe CD-ROMTabelle bdquoVorlageldquo413 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

115

GrundwertDer Grundwert ist eine Zahl welche sich aus der grundlegenden Bewertung der Projektarten anhand des Nachhaltigkeitsrasters ergibt (Darst 12) wie bspw in Zelle C3 zu sehen ist Dieser Wert ist in der Gesamtschau414 notiert und dient als Grundlage fuumlr die weitere Berechnung in der Excel-Tabelle

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert415

QualitaumltsfaktorDer Qualitaumltsfaktor ist eine Einflussgroumlszlige welche die Intensitaumlt der Auswirkungen bei einem Pruumlfmerkmal beruumlcksichtigt (Darst 13) und als Beispiel in Zelle D3 zu erkennen ist Die standardmaumlszligige Einstellung dieser Einflussgroumlszlige ist sbquo1rsquo weil zunaumlchst davon ausgegangen wird dass jeweils ein durchschnittlicher Wert fuumlr die weitere Vorgehensweise ausreicht Kann in einer Situation aber angenommen werden dass das Ausmaszlig hinsichtlich bestimmter Untersu-chungsspezifika von diesem Grundwert abweicht ist der Qualitaumltsfaktor entsprechend zu modifizieren

So ist bspw eine Situation denkbar in der die Verlegung einer Eisenbahntrasse zu einer extrem starken Beeintraumlchtigung von Tieren und Pflanzen fuumlhren wuumlrde welche gemaumlszlig der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als prioritaumlre Arten gelten und daher besonders schuumltzenswert sind Dieser Umstand wird beruumlcksichtigt indem sich ein Anteil von dem Grundwert des Pruumlfmerkmals Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen mittels des Qualitaumltsfaktors im Einzelwert (s u) niederschlaumlgt Andersherum ist es moumlglich dass etwa bei der Errichtung eines Flughafens aufgrund der speziellen Finanzierungsstruktur weitgehend auf oumlffentliche Mittel verzichtet werden kann Diesem Effekt wird Rechnung getragen indem von dem Grundwert des Analysekriteriums Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft mittels des Qualitaumltsfaktors ein Vielfaches in den Einzelwert einflieszligt

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor416

414 Siehe Abschnitt 51415 Eigene Darstellung siehe CD-ROM416 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

116

EinzelwertDer Einzelwert ist eine Zahl welche sich aus der Multiplikation des Ja-Nein-Faktors des Grundwertes und des Qualitaumltsfaktors ergibt (Darst 14) und z B in Zelle E3 praumlsentiert wird Dieser Wert stellt die quantitative Zusammenfassung der Bewertung einer Eingriffsart anhand eines Pruumlfkriteriums dar

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert417

SummenwertDer Summenwert ist eine Zahl welche sich aus der Summe der Einzelwerte pro Nachhaltigkeits-dimension ergibt (Darst 15) Dieser Wert wird zunaumlchst absolut dargestellt und anschlieszligend relativ wie bspw in den Zellen AM3 bzw AN3 zu sehen ist Die Bildung von drei Summenwerten (jeweils einer fuumlr die Bereiche Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie) ist notwendig um fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension Grenzwerte festlegen zu koumlnnen Diese Grenzwerte muumlssen fuumlr alle definierten Perspektiven von Nachhaltigkeit erfuumlllt sein so dass bspw ein niedriger Wert im Bereich Oumlkologie nicht durch einen uumlberproportional hohen Wert im Bereich Oumlkonomie kompensiert werden kann Auf diese Weise wird verhindert dass der Nachhaltigkeitsgrad als Gesamtsumme gezaumlhlt wird was dann zu einer Fehlinterpretation in Hinblick auf die Realisie-rung des jeweiligen Projektinteresses fuumlhren wuumlrde

A B C D E hellip AM AN1 Boden hellip Oumlkologie2 JN GW QLF EW hellip Abs Rel3 Windkraftanlagen 1 3 100 300 hellip 16 78

Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert418

Filterfunktion fuumlr die SummenwerteAnhand der Summenwerte laumlsst sich der summierte Nachhaltigkeitsgrad bei jedem Nutzungsin-teresse fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension ablesen und damit diejenigen Eingriffsinteressen herausfiltern die eine bestimmte Mindest-Prozentzahl nicht erreichen Die aufgeschriebenen Grenzen und Groumlszligen der Klassen ergeben sich nicht zwangslaumlufig sind aber nicht voumlllig willkuumlrlich und orientieren sich an den folgenden Uumlberlegungen Eine Einteilung in drei Klassen ist neben der sbquoZweierrsquo-Skala die einfachste denkbare Moumlglichkeit Eine feinere Einteilung verspricht keinen Erkenntnisgewinn bzw waumlre mit noch groumlszligeren methodischen Problemen verbunden Der untere Wert von 51 basiert auf dem Gedanken dass bei Erreichen der absoluten Mehrheit wenigstens eine eindeutige Aussage hinsichtlich der Tendenz des Nachhaltigkeitsgrades eines Projektinteresses moumlglich ist

Weiterhin ist dies damit zu begruumlnden dass dieser Wert standardmaumlszligig relativ leicht zu erreichen ist d h ein Ja-Nein-Faktor und ein Qualitaumltsfaktor von sbquo1rsquo angenommen wird Demnach liegt der Summenwert pro Nachhaltigkeitsdimension bereits bei 50 wenn im Bereich Oumlkologie die Summenpunktzahl elf (von 21) im Bereich Soziales die Summenpunktzahl

417 Eigene Darstellung siehe CD-ROM418 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

117

fuumlnf (von neun) und im Bereich Soziales die Summenpunktzahl drei (von sechs) erreicht wird Somit fallen alle Werte unterhalb dieser Marke in die Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo Die restlichen 49 verteilen sich gleichmaumlszligig (Rundungsdifferenzen unberuumlcksichtigt) auf die Kategorien sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo

Filterfunktion fuumlr die GrundwerteMit Hilfe der Grundwerte lassen sich einzelne Projektinteressen herausfiltern die bei als wichtig erachteten Analysekriterien bestimmte Grenzwerte nicht erreichen Die Filterung erfolgt nach dem Prinzip eines moumlglichst hohen Nachhaltigkeitsgrades so dass sich nur die beiden sbquooberenrsquoGrundwerte also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo anbieten Die sbquoZwischenklassersquo also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo umfasst beide Grundwerte um Zweifelsfaumllle beruumlcksichtigen zu koumlnnen bzw eine groumlszligere Auswahltoleranz zuzulassen

53 Arbeitsschritte fuumlr die ModellapplikationBasierend auf der Beschreibung der Komponenten der Excel-Tabelle im vorherigen Abschnitt wird in diesem Abschnitt deren Benutzung erklaumlrt Die Einhaltung der vorgeschlagenen Reihenfolge an Arbeitsschritten gewaumlhrleistet dass das Modell auf die immer gleiche Art angewandt wird und somit eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Faumllle moumlglich ist Dieser Hinweis betrifft den Absatz der grundlegenden Arbeitsschritte die sich auch in der Anwendung im Fallbeispiel dieser Arbeit wieder finden419 Fuumlr die optionalen Arbeitsschritte ist die Einhaltung der Reihenfolge nicht zwingend da die Benutzung der einzelnen Komponenten vom Einzelfall abhaumlngt

Grundlegende Arbeitsschritte1 Strukturdaten der Region Als vorbereitenden Arbeitsschritt empfiehlt sich zunaumlchst eine

Aufbereitung der spezifischen Strukturdaten einer Region (Zahlen Daten Fakten) um sie fuumlr die spaumltere Anwendung des Modell sbquoim Hinterkopfrsquo zu haben Dabei kann sich bspw herausstellen dass das Umweltschutzgut Wasser oumlkologisch besonders sensibel ist und daher bei der Anwendung des Modells mittels des Qualitaumltsfaktors entsprechend beruumlck-sichtigt werden muss Auch ergeben sich aus diesen Informationen erste Tendenzen hin-sichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte der in Frage kommenden Nutzungsinteressen welche im Rahmen des nachfolgenden Arbeitsschrittes bedeutsam sind420

2 Entwicklungsziele und Szenarien Daruumlber hinaus ist es hilfreich eine grobe Vorstellung daruumlber zu entwickeln welche Projektarten in dem betroffenen Gebiet grundsaumltzlich bevorzugt werden Fuumlr diese Uumlberlegungen bietet es sich an auf die erwaumlhnten spezifischen Strukturdaten zuruumlckzugreifen da diese tendenzielle Aussagen uumlber die potenziellen Projektformen geben421

3 Ja-Nein-Faktor Es ist eine Entscheidung zu treffen welche uumlber das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein von Nutzungsformen bestimmt (Darst 16)422

419 Siehe Abschnitt 6420 Siehe Abschnitt 612421 Siehe Abschnitte 621 bis 623422 Siehe Abschnitte 631 bis 633

118

JN JaNeinJa 1Nein 0

Darst 16 Ja-Nein-Faktor423

4 Qualitaumltsfaktor Ist nach Sichtung der Informationen uumlber den konkreten Fall davon auszugehen dass bei einigen Analysekriterien von der standardmaumlszligigen Bewertung ab-gewichen wird muss ein entsprechender Qualitaumltsfaktor ausgewaumlhlt werden Dabei wird eine Abweichung in Richtung sbquobesser als Grundwertrsquo mit einem anteiligen Qualitaumltsfaktor eine Abweichung in Richtung sbquoschlechter als Grundwertrsquo mit einem vielfachen Qualitaumltsfak-tor beschrieben Daruumlber hinaus ist abzuschaumltzen welchen Umfang die Abweichung vom Grundwert hat also ob sie gering mittel oder hoch ist Zur Verfuumlgung stehen fuumlr beide Varianten jeweils drei Abstufungen mit einer Differenz von 025 Punkten (Darst 17)424

Abweichung vom GrundwertAnteiliger Qualitaumltsfaktor keine Vielfacher Qualitaumltsfaktorhoch mittel gering n v gering mittel hoch025 050 075 100 125 150 175

Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors425

Optionale Arbeitsschritte1 Filterfunktion fuumlr die Summenwerte Nachfolgend eroumlffnet sich anhand des relativen

Summenwertes die Moumlglichkeit fuumlr eine erste Auswahl von Nutzungsarten Alle Projekt-formen welche unterhalb des definierten Grenzwertes liegen (Darst 18) koumlnnen mit der Filterfunktion ausgesondert werden Fuumlr alle Arbeitsschritte in diesem Abschnitt gilt dass eine Zuruumlcksetzung auf die Ausgangslage bei der Excel-Tabelle durch den folgenden Be-fehl aktiviert wird Menuumlpunkt bdquoDatenldquo bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo

Filterkriterium Summenwertweitgehend abzulehnen unter 50 eingeschraumlnkt Optimierung pruumlfen 51 bis 75 weitgehend zu befuumlrworten 76 bis 100

Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte426

Basierend auf der eigenen Festlegung des Filterkriteriums fuumlr den Summenwert ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren Faktisch spielt die erste Klasse (bdquoweitgehend abzulehnenldquo bzw bdquounter 50 ldquo) keine Rolle da sie alle Projektarten erfasst und somit auch die mit einem besonders niedrigen Nachhaltigkeitsgrad Zur Auswahl zwischen den beiden anderen Klassen ist die gesamte Zeile 2 zu markieren (mit dem Pfeil auf das Feld 2 in der Zeilennummerierung ganz links) Anschlieszligend ist im Menuumlpunkt bdquoDatenldquo der Befehl bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo auszuwaumlhlen woraufhin in jeder Zelle der zweiten

423 Eigene Darstellung siehe CD-ROM424 Siehe Abschnitte 631 bis 633425 Eigene Darstellung siehe CD-ROM426 Eigene Darstellung

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Zeile ein Drop-Down-Menuuml generiert wird (Darst 19) Entscheidend sind jedoch nur die Drop-Down-Menuumls hinsichtlich der prozentualen Summenwerte der drei Nachhaltigkeits-dimensionen Oumlkologie (Zelle AN2) Soziales (Zelle AP2) und Oumlkonomie (Zelle AR2) Abhaumln-gig von der zu betrachtenden Nachhaltigkeitsdimension ist auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck zu klicken so dass sich das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml auflistet aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlhlen ist Anschlieszligend erscheint die Einga-bemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welchem der Summenwert auszuwaumlhlen ist

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

51bdquoist groumlszliger oder gleichldquo76

Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte427

2 Filterfunktion fuumlr die Grundwerte Als Moumlglichkeit fuumlr eine zweite Auswahl also nachdem bereits einige Eingriffsformen aussortiert wurden koumlnnen die Analysekriterien herangezo-gen werden Hier koumlnnen alle Nutzungsinteressen welche unterhalb des definierten Grenzwertes (Darst 20) liegen mit der Filterfunktion eliminiert werden

Filterkriterium Grundwertmittlerer Nachhaltigkeitsgrad 2mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad 2 oder 3hoher Nachhaltigkeitsgrad 3

Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte428

Auf Grundlage der Festlegung des Filterkriteriums ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren wofuumlr zunaumlchst wie oben bei der Filterfunktion fuumlr die Sum-menwerte zu verfahren ist Jetzt kann bei jedem Analysekriterium der Grundwert gefiltert werden indem auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck geklickt wird Es erscheint das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlh-len ist Danach erscheint die Eingabemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welcher der gewuumlnschte Nachhaltigkeitsgrad zu selektieren ist (Darst 21) Die erste bis dritte Zeile bei der Klasseneinteilung fuumlr die Grundwerte entspricht inhaltlich der ersten bis dritten Zeile bei der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

bdquoentsprichtldquo 2bdquoist groumlszliger gleichldquo 2bdquoentsprichtldquo 3

Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte429

427 Eigene Darstellung428 Eigene Darstellung429 Eigene Darstellung

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3 Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl Bevor uumlber eine Auswahl eines oder mehrerer Projektformen entschieden wird ist es angebracht eine retrograde Pruumlfung anhand der tatsaumlchlich vorliegenden Nutzungsinteressen mit ihren spezifischen Eigen-schaften vorzunehmen Ziel dieser Ruumlckkopplung ist es Auswirkungen einer Eingriffsart auf die zwoumllf Nachhaltigkeitskriterien aufzuspuumlren die moumlglicherweise bisher als Zahlen-werte im Rahmen der Anwendung der Excel-Tabelle noch nicht erkennbar waren Dazu bietet es sich an die Effekte in einem konkreten Fall mit den ausgewerteten standardisier-ten Nutzungsformen zu vergleichen Die in der Anlage erlaumluterten potenziellen Auswir-kungen koumlnnen als Anhaltspunkt genutzt werden um die tatsaumlchliche Bewertung im Einzelfall nach sbquoobenrsquo oder nach sbquountenrsquo zu modifizieren In dem Fallbeispiel dieser Arbeit wurde darauf verzichtet da dieser Arbeitschritt weitgehend nur moumlglich ist wenn die Bedingungen eines realen raumordnerischen Verfahrens beruumlcksichtigt werden koumlnnen

Schematische Zusammenfassung der ArbeitsschritteIm Folgenden werden die in den beiden vorherigen Absaumltzen ausfuumlhrlich eroumlrterten grundle-genden wie auch optionalen Arbeitsschritten als sbquoKurzanleitungrsquo schematisch zusammengefasst (Darst 22) Auf der rechten Seite eines Arbeitsschrittes findet sich ein Verweis auf einen entsprechenden Abschnitt in dieser Arbeit bzw eine beispielhafte Zelle in der Excel-Tabelle welche den jeweiligen Arbeitsschritt konkretisiert Der letzte (optionale) Arbeitsschritt ist nur der Vollstaumlndigkeit halber aufgefuumlhrt und hat nur im Rahmen einer detaillierten Fallstudie eine Bedeutung In dieser Arbeit wurde darauf verzichtet weil lediglich ein Fallbeispiel aufgefuumlhrt ist welches fuumlr diesen Arbeitsschritt keine genuumlgende Informationsbasis bietet

Strukturdaten der Region Abschnitt 613 Wie sehen die grundlegenden Merkmale dieser Region aus

Entwicklungsziele und Szenarien Abschnitt 62 Wie koumlnnte diese Region in ferner Zukunft aussehen

Ja-Nein-Faktor z B Zelle B3 in Excel-Tabelle Welche Nutzungsinteressen liegen uumlberhaupt vor

Qualitaumltsfaktor z B Zelle D3 in Excel-Tabelle Liegt eine Abweichung von dem Grundwert bei den Nutzungsinteressen vor

Filterfunktion fuumlr die Summenwerte z B Zelle AN3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen nach der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Filterfunktion fuumlr die Grundwerte z B Zelle C3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen vor der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl (nur im Rahmen einer Fallstudie) Sollen die Ergebnisse der Modellapplikation jetzt als Entscheidungsgrundlage gelten

Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation430

430 Eigene Darstellung

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6 Fallbeispiel Region Wesermarsch

61 Grunduumlberlegungen

611 Regionaltheoretischer Hintergrund Die Entwicklung des Modells hatte bisher einen rein theoretischen Bezug so dass dies die Frage nach seiner praktischen Umsetzbarkeit sowie moumlglichen Ergebnissen im Rahmen einer Anwendung aufwirft Fuumlr die Beantwortung dieser Frage wird im Folgenden ein Fallbeispiel erarbeitet um das Modell in seiner Arbeitsweise zu illustrieren

Fuumlr dieses Fallbeispiel wird eine Region ausgewaumlhlt deren spezifische Eigenschaften und regionalpolitische Rahmenbedingungen analysiert und fuumlr die Handlungsempfehlungen im Rahmen bestimmter Entwicklungsziele und Szenarien ausgesprochen werden431 Der Begriff Region ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich definiert was auch in der Existenz der vielen thematischen Kontexte begruumlndet ist Unabhaumlngig von sozialen politischen oder oumlkonomischen Zusammenhaumlngen wird unter einer Region allgemein ein zusammenhaumlngender Teilraum mittlerer Groumlszligenordnung verstanden der sich aufgrund bestimmter Merkmale von einem Gesamtraum abgrenzen laumlsst432 Ein solcher Teilraum ist der Landkreis welcher sich aufgrund der Flaumlchengroumlszlige fuumlr die Modellapplikation anbietet Ein Landkreis ist ein Zusammen-schluss der Gemeinden (als kleinste verwaltungsrechtliche Einheit) und fuumlr uumlberoumlrtliche Aufgaben zustaumlndig Als naumlchst houmlhere regionalplanerische Ebene kommt unter der Groumlszlige eines Flaumlchen-Bundeslandes die Bezirksregierung (sie wurde in Niedersachsen im Jahr 2005 zu Gunsten eines zweistufigen Verwaltungsaufbaus aufgeloumlst) welche jedoch fuumlr eine Bearbeitung im Rahmen eines Fallbeispiels zu unuumlbersichtlich waumlre433 Die Ausdehnung eines Landkreises ist einerseits klein genug um es im Modell abbilden zu koumlnnen Andererseits ist ein Landkreis auch groszlig genug um die eingangs beschriebene Raumnutzungsproblematik besser zu verdeutlichen als es bspw auf dem Gebiet einer kreisfreien Stadt der Fall waumlre434 435

Als Objekt fuumlr die Untersuchung wird der Landkreis Wesermarsch herangezogen fuumlr den einige Gruumlnde sprechen Als unmittelbare Region in der Nachbarschaft zum Ort der Entstehung dieser Arbeit koumlnnen ggf benoumltigte Informationen von wichtigen Institutionen in diesem Landkreis mit geringem Aufwand beschafft werden In dieser Region stehen die oumlkologischen Besonderheiten im Vordergrund was sich durch eine relative Homogenitaumlt als einheitlicherNaturraum der See- und Flussmarschen darstellt Andere Landkreise lassen sich dagegen vorrangig anhand von historischen demographischen und soziooumlkonomischen bzw strukturel-len Bestimmungsmerkmalen charakterisieren436 Schlieszliglich fiel die Entscheidung zu Gunsten der Wesermarsch weil fuumlr diesen Landkreis ein aktuelles Regional-Raumordnungsprogramm aus dem Jahr 2003 vorliegt was nur fuumlr wenige Landkreise in Niedersachsen der Fall ist437

Die Regional-Raumordnungsprogramme stehen inhaltlich zwischen dem Landes-Raum-ordnungsprogramm und den gemeindlichen Bauleitplaumlnen Sie legen die angestrebte raumlumliche und strukturelle Entwicklung fuumlr den Planungsraum fest Die Regionalplanung ist in Niedersach-sen eine kommunale Aufgabe wofuumlr die Landkreise kreisfreien Staumldte sowie die Region

431 Hinsichtlich der Definition von Szenarien siehe Abschnitt 22432 Vgl SINZ (2005) 921433 Vgl JOHN-KOCH (2005) 1249f434 Siehe Abschnitt 11435 Obwohl es sich im verwaltungsrechtlichen Sinne um einen Landkreis handelt werden im Folgenden die Begriffe

Landkreis und Region aus Gruumlnden der Vereinfachung synonym verwendet436 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 1437 Vgl NMRELV (2005b)

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Hannover und der Zweckverband Groszligraum Braunschweig zustaumlndig sind Die Regionalplanun-gen muumlssen die textlich und zeichnerisch dargestellten Ziele des Landes-Raumordnungspro-grammes uumlbernehmen koumlnnen jedoch um gebietsspezifische eigene Planungsziele ergaumlnzt werden Einer der Schwerpunkte438 der Regionalplanung ist bdquodie Sicherung eines intakten Lebens- und Wirtschaftsraumes und der natuumlrlichen Lebensgrundlagen z B durch Festlegung von Nutzungsvorraumlngenldquo439 was im Zusammenhang mit dieser Arbeit von Bedeutung ist

612 Methodisches VorgehenDie Arbeitsweise des Modells wurde bisher nur theoretisch vorgestellt was an einigen Stellen eine Vereinfachung notwendig machte Fuumlr ein besseres Verstaumlndnis der Erarbeitung des Fallbeispiels werden im Folgenden ein paar Erlaumluterungen gegeben welche den Uumlbergang zwischen Theorie und Praxis erleichtern Auf diese Weise ist ab Abschnitt 62 eine vollstaumlndige Konzentration auf inhaltliche Aspekte moumlglich ohne auf formale Erklaumlrungen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen Dabei wird gemaumlszlig der praumlsentierten vier grundlegenden und drei optionalen Arbeitsschritte vorgegangen welche aus Gruumlnden der besseren Uumlbersicht auf die folgenden Abschnitte verteilt werden Der erste grundlegende Arbeitsschritt wird in Abschnitt 613 behandelt der zweite grundlegende Arbeitsschritt wird in den Abschnitten 621 bis 623 thematisiert der dritte und vierte grundlegende und die drei optionalen Arbeitsschritte werdenin den Abschnitten 631 bis 633 eroumlrtert440

In Abschnitt 613 werden die Strukturdaten der ausgewaumlhlten Region praumlsentiert um einen ersten Uumlberblick uumlber die Rahmenbedingungen fuumlr das Fallbeispiel zu erhalten So liefern diese Informationen fuumlr bestimmte Aspekte der Entwicklungsziele und Szenarien bereits eine Vorentscheidung was bspw die bestehende Verkehrsinfrastruktur betrifft Fuumlr die Auswahl der Strukturdaten gibt es zwar keine festen Regeln dies kann sich aber an den im Modell dargeleg-ten Nachhaltigkeitsdimensionen orientieren Demnach koumlnnen alle Hinweise von Interesse sein welche sich auf die oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Verhaumlltnisse im Landkreis beziehen Auch innerhalb dieser drei Bereiche sind einige Aspekte mehr zu beruumlcksichtigen als andere weil sie fuumlr die Modellapplikation von unterschiedlicher Relevanz sind So ist z B die Heranziehung der Kriminalitaumltsstatistik als Teil der sozialen Nachhaltigkeitsdimension generell moumlglich kommt jedoch fuumlr die Anwendung des Modells nicht in Betracht

In den Abschnitten 621 bis 623 geht es um die Formulierung von Entwicklungszielen sowie die Konzeption von Szenarien welche die Zukunft in zehn bis 20 Jahre im Blick haben Unter Beruumlcksichtigung der Uumlberlegungen aus dem Regional-Raumordnungsprogramm des Landkreises werden eigene Vorschlaumlge erarbeitet wie sich die Region zukuumlnftig entwickeln koumlnnte Es werden Annahmen gemacht welche oftmals spekulativ sind und sich nicht auf gesicherte Erkenntnisse stuumltzen koumlnnen Die Uumlberlegungen in diesem Abschnitt beruhen auf den thematischen Schwerpunkten Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur und Naturbelassen-heit Die Auswahl dieser Schwerpunkte ergibt sich zwar nicht zwangslaumlufig kann aber wie folgt begruumlndet werden Bei der Erlaumluterung der Gruppierungsprinzipien fuumlr konfliktlastige Nutzungsformen kristallisierten sich bereits die Bereiche Energie Verkehr und Sonstiges als sinnvolle Einteilung heraus so dass darauf jetzt zuruumlckgegriffen wird441 Die Einteilung in diese drei Untergruppen vereinfacht es unterschiedliche Projektarten unter eine gemeinsame

438 Andere Schwerpunkte sind i d R die Festlegung von zentralen Orten welche fuumlr Einrichtungen der Grundversorgung vorgesehen sind sowie die Bereitstellung von Wohn- und Gewerbeflaumlchen Vgl NMRELV (o J)

439 Vgl NMRELV (o J)440 Siehe Abschnitt 53441 Siehe Abschnitt 323

123

Uumlberschrift zu stellen So werden pro Untergruppe bzw Szenario-Schwerpunkt einerseits nicht alle konfliktlastigen Nutzungsformen thematisiert andererseits werden auch zusaumltzliche Eingriffsarten beschrieben die nicht originaumlr in diesen Bereich gehoumlren Somit werden Projektarten eroumlrtert welche begruumlndeterweise im Modell keine Rolle spielen jedoch i S der Vollstaumlndigkeit dieses Arbeitsschrittes erwaumlhnt werden muumlssen Die beiden Schwerpunkte Energie und Verkehr haben einen eher sbquoaktivenrsquo Charakter da der Gedanke im Vordergrund steht bestimmte energie- und verkehrstechnische Eingriffsarten in einer groszligen Dimension innerhalb der ausgewaumlhlten Region zu realisieren Dagegen zeichnet sich der Schwerpunkt Sonstiges durch einen eher sbquopassivenrsquo Charakter aus weil es hierbei um die weitgehende Beibehaltung der natuumlrlichen Gegebenheiten der Wesermarsch geht also raumlumliche Nutzungs-interessen nur in einem geringen Umfang umgesetzt werden sollen Im Rahmen dieser Eroumlrterung wird auch auf bestimmte Eingriffsarten eingegangen welche spaumlter bei der Anwendung des Modells zum Tragen kommen Diese Aufteilung in drei Szenarien hat somit methodische Gruumlnde da auf diese Weise die Abhaumlngigkeiten zwischen den einzelnen Nutzungsformen innerhalb eines Szenarios klarer herausgestellt werden koumlnnen Im Falle einer tatsaumlchlichen Anwendung dieses Modells im Rahmen von raumplanerischen Erwaumlgungen ist eine Kombination von Teilen der drei urspruumlnglichen Szenarien moumlglich bzw noumltig

In den Abschnitten 631 bis 633 erfolgt die Modellapplikation i e S sowie die Interpreta-tion der Ergebnisse Als Vorbereitung fuumlr die Modellapplikation werden fuumlr die im vorangegan-genen Arbeitsschritt ausgewaumlhlten Eingriffsformen die jeweiligen Qualitaumltsfaktoren festgelegt Diese Einflussgroumlszligen muumlssen modifiziert werden wenn bei den konkreten Nutzungsinteressenaufgrund der Situation im Einzelfall Abweichungen vom Grundwert im Rahmen der Bewertung anhand der Analysekriterien vorliegen Die Grundlage fuumlr die Auswahl der Qualitaumltsfaktoren bilden die in den vorherigen Abschnitten gemachten Aussagen welche ggf um zusaumltzliche Quellen ergaumlnzt werden Fuumlr jede Szenariovariante (Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur Naturbelassenheit) erfolgt eine Modellapplikation durch die Auswahl des Ja-Nein-Faktors sowie der Qualitaumltsfaktoren (falls diese vom Grundwert abweichen) Bis hier handelt es sich um grundlegende Arbeitsschritte welche bei jeder Modellapplikation zum Tragen kommen

Daruumlber hinaus existieren optionale Arbeitsschritte welche die Moumlglichkeiten zu weiteren Interpretationen zulassen Dazu gehoumlren die Summenwerte fuumlr die drei Nachhaltigkeitsdimensi-onen sowie die Grundwerte fuumlr die einzelnen Analysekriterien Als Interpretationshilfe dienen die entwickelten Filterkriterien mit denen der im Summenwert zusammengefasste Nachhaltig-keitsgrad den Klasseneinteilungen sbquoweitgehend abzulehnenrsquo sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo sowie sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo zugeordnet werden kann Fuumlr die Grundwerte werden die Klasseneinteilungen sbquomittlerer Nachhaltigkeitsgradrsquo sbquomittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgradrsquo sowie sbquohoher Nachhaltigkeitsgradrsquo verwendet442 Auf dieser Basis wird dann eine Entscheidungsgrundlage erstellt und abschlieszligend im Rahmen einer Abwaumlgung aller Argumente ein Resuumlmee der vorgestellten Szenariovarianten gezogen

613 Strukturdaten der Region

VerwaltungsstrukturDie Wesermarsch wurde seit dem 10 Jahrhundert von Friesen besiedelt welche sich mehrmals mit der Aneignung des Gebietes durch fremde Maumlchte konfrontiert sahen Nach verschiedenenVerwaltungsneugliederungen wurde schlieszliglich im Jahr 1933 der Landkreis Wesermarsch gebildet der durch die Gebietsreformen fast unbeschadet in seiner fruumlheren Groumlszlige erhalten

442 Siehe Abschnitt 53

124

blieb443 Auf einer Flaumlche von 82196 km2 leben 94256 Einwohner welche sich auf drei Staumldte (darunter auch die Kreisstadt Brake) und sechs Gemeinden verteilen (Darst 23)

StadtGemeinde Bevoumllkerung (abs) Flaumlche (km2)Nordenham 28134 8729Brake 16426 3818Elsfleth 9105 11515Gemeinde Stadland 7983 11338Gemeinde Lemwerder 7413 3638Gemeinde Berne 7159 8502Gemeinde Butjadingen 6517 12902Gemeinde Jade 5847 9355Gemeinde Ovelgoumlnne 5681 12381Insgesamt 94256 82196

Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch444

443 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)444 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2

125

Siedlungsstruktur und BevoumllkerungsentwicklungEntlang der Weser hat sich eine punktaxiale Besiedlung etabliert in der zwei Drittel der Bevoumllkerung wohnen Der Westen ist durch eine historisch-naturbetonte Kulturlandschaft gepraumlgt und zeichnet sich durch eine disperse Siedlungsstruktur aus445 Die Wesermarsch laumlsst sich damit als Regionstyp eines verstaumldterten Raumes charakterisieren der sich durch eine mittlere Dichte mit mehreren Mittelzentren auszeichnet (Darst 24)446 Die Ausgestaltung der Siedlungsstruktur wird u a von der Bevoumllkerungsentwicklung beeinflusst bei der die Wesermarsch im allgemeinen Negativtrend liegt So wird heute vorausberechnet dass bis zum Jahr 2021 die Bevoumllkerung um 37 auf 90727 sinken wird Im selben Zeitraum wird der Anteil der bis zu 25-jaumlhrigen von 225 auf 253 gestiegen sein der Anteil der uumlber 65-jaumlhrigen wird sich von 20 auf 22 erhoumlht haben447

Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch448

445 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2f446 Vgl BBR (2004) 11447 Vgl NLS (o Ja)448 NLS (o Jb)

126

GeographieDie Wesermarsch liegt im Nordwesten Niedersachsens zwischen den Oberzentren Bremerhaven Bremen Oldenburg und Wilhelmshaven Die Region zeichnet sich durch eine flache freie und offene Landschaft aus in der weite Flaumlchen unter Normalnull liegen449

Kaum ein anderer Landkreis der Bundesrepublik ist so von Wasser umspuumllt wie dieses Gebiet was durch eine 60 km lange Wattenkuumlste sowie 90 km Flussufer an der Weser und Hunte bedingt ist450 Die exponierte Kuumlstenlage bzw halbinselartige Form des Landkreises erfordern rd 160 km Deich entlang der Nordsee dem Jadebusen der Auszligen- und Unterweser sowie der Hunte (Darst 25) Die hohe Bedeutung dieser hydrologischen Bedingungen fuumlhrte zur Errichtung eines insgesamt 20000 km langen Be- und Entwaumlsserungssystems u a mit Graumlben Vorflutern und dem Huntesperrwerk451

Darst 25 Geographische Lageder Wesermarsch452

oacute Bundesautobahnoacute Bundesstraszligeoacute Landstraszlige

SchutzgebieteDie Wesermarsch gehoumlrt zu den landschaftsoumlkologischen Raumeinheiten der Watten und Marsche welche sich weiter in die Lebensraumtypen Gruumlnland-Graben-Areale Still- und Flieszliggewaumlsser unkultivierte Moore Trockenstandorte Gehoumllzbestaumlnde und Kuumlstenbiotope unterteilen lassen Mit einem Flaumlchenanteil von 96 ist der Landkreis eines der groumlszligten zusammenhaumlngenden Gruumlndlandareale Mitteleuropas Im Kontext mit dem oben beschriebenen Be- und Entwaumlsserungssystem hat diese Region eine hohe (inter-)nationale Relevanz als Lebensraum fuumlr Wiesenvoumlgel Auf den Artenbestand haben die Faktoren Tourismus Verkehrs-leistung sowie Windparkausweisung maszliggeblichen Einfluss welche kontinuierlich an Bedeutung gewonnen haben453

449 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2450 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)451 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2452 7-DAYS-WEB (o J)453 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 33f

127

Fuumlr den Schutz von Natur und Landschaft wurden 4489 ha an Vorranggebieten sowie 5516 ha an Vorsorgegebieten ausgewiesen was einem Flaumlchenanteil von 55 bzw 67 bezogen auf den Landkreis ausmacht Vorranggebiete erfuumlllen die Voraussetzungen zur Ausweisung von Schutzgebieten nach dem niedersaumlchsischen Naturrecht so dass andere Nutzungsanspruumlche den oumlkologischen Zielen nicht entgegenwirken duumlrfen454 Dagegen entfalten Vorsorgegebiete eine abgeschwaumlchte Bindungswirkung und sind daher bei konkurrierenden Nutzungsanspruumlchen abwauml-gungsrelevant Werden hingegen alle potenziellen Gebiete erfasst welche fuumlr den Naturschutz als wertvoll angesehen werden vergroumlszligert sich dieses Areal auf etwa die Haumllfte der Flaumlche des Landkreises (Darst 26)455 In Hinblick auf eine moumlgliche Ausweisung von zusaumltzlichen Schutzgebieten nach dem Natura-2000-Konzept sollten diese Flaumlchen bereits in einer fruumlhen Planungsphase beruumlcksichtigt werden

Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebietein der Wesermarsch456

GesamtwirtschaftZur Einschaumltzung der allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Situation der Wesermarsch werden bestimmte Kennziffern herangezogen (Darst 27) Als Vergleichsmaszligstab dient der jeweilige Wert fuumlr Niedersachsen das (nach Aufloumlsung der Regierungsbezirke) die naumlchst- houmlhere Verwaltungsebene darstellt Aus diesen Zahlen ist abzuleiten dass sich die Region in Hinblick auf eine makrooumlkonomische Bewertung etwa auf dem Niveau des Bundeslandes bewegt

Kennziffer Landkreis Wesermarsch Land NiedersachsenBruttoinlandsprodukt(Jahr 2003 euro je Einwohner)

22702 22773

Arbeitslosenquote(Jahr 2004 )

98 101

Steuereinnahmekraft457

(Jahr 2004 euro je Einwohner)557 588

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens458

454 Vgl sect 24 NNatG455 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 42-57456 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jb)457 Die Steuereinnahmekraft fasst die finanzielle Situation der Kommunen zusammen und wird maszliggeblich durch

die Houmlhe der Einnahmen beeinflusst die bspw aus der Gewerbe- und Einkommenssteuer entstehen Vgl NIW(2004) 76

458 Eigene Zusammenstellung und Berechnung nach NLS (o Ja) NLS (o Jc) 3 NIW (2004) 61

128

EnergiegewinnungDie Energieversorgung im Landkreis wird im Wesentlichen durch das Kernkraftwerk in Esensham mit einer Kapazitaumlt von 1350 MW sowie das Gasturbinenkraftwerk in Elsfleth-Huntorf mit einer Leistung von 290 MW getragen Daruumlber hinaus ist ein Beitrag von 150 MW aus Windkraftanla-gen geplant fuumlr die eine Potenzialflaumlche von 13678 km2 vorgesehen ist (in der naturschutzfach-liche Ausschlussgebiete schon beruumlcksichtigt sind) Aufgrund der Kuumlstenlage und der Windhoumlffigkeit ist der Landkreis fuumlr diese Form der Energiegewinnung besonders geeignet Die Transportnetze fuumlr Erdoumll Erdgas Fernwaumlrme sowie elektrische Freileitungen konzentrieren sich auf den oumlstlichen Besiedlungsstreifen entlang der Weser und werden um einige Leitungstrassen als Querverbindung uumlber den Landkreis ergaumlnzt459

RohstoffgewinnungDer Landkreis verfuumlgt aufgrund seiner geologischen Entwicklungsgeschichte nur uumlber geringe Rohstofflagerstaumltten welche sich auf das tiefliegende Salzlager bei Jaderberg sowie die Standorte Nordenham-Blexen (Oumllkaverne) und Elsfleth-Huntorf (Gaskaverne) konzentrieren Die Torfvorkommen beschraumlnken sich auf den westlichen Geestrandbereich sowie die mittlere Wesermarsch und sind nur von geringer Maumlchtigkeit bzw Guumlte Oberflaumlchennahe Tone finden sich in der Naumlhe von Elsfleth Klei steht flaumlchig entlang des Jadebusens im westlichen Kreisgebiet zur Verfuumlgung Dagegen kommen Sandlagerstaumltten unter den Moor- und Tonflaumlchen nur vereinzelt entlang der Weser oder im Geestrandbereich vor460

VerkehrsinfrastrukturWesentlichen Einfluss auf die Verkehrsleistung im Landkreis haben die geographisch abseitige Lage der Wesermarsch in der nordwestlichen Region Niedersachsens sowie die Zaumlsur der Unterweser (Darst 28) Dieser Standortnachteil wird bezogen auf die Verkehrsstroumlme in Ost-West-Richtung durch Faumlhrverbindungen und seit kurzem durch den Wesertunnel teilweise ausgeglichen In Hinblick auf die Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven im Jahr 2010 und die damit verbundenen zusaumltzlichen Verkehrsstroumlme ist jedoch vermutlich mit einer erheblichen Uumlberbeanspruchung der Kapazitaumlten zu rechnen Dagegen sind die groszligen Straszligen in Nord-Suumld-Richtung relativ gut ausgebaut die jedoch auch stark ausgelastet sind461

Im Vergleich zum Straszligenverkehr ist die Infrastruktur im Schienenverkehr insgesamt weni-ger ausgebaut was sich bspw in der Notwendigkeit der Beseitigung von Langsamfahrstrecken ausdruumlckt Mit der Verschlechterung des Angebotes geht ein Ruumlckgang der Nachfrage nach Transportleistung dieses Verkehrstraumlgers einher So haben in den letzten Jahren die Verkehrs-stroumlme zu den Oberzentren auf der Straszlige stark zugenommen was zu einer entsprechenden Belastung der Hauptverkehrstraszligen im Landkreis fuumlhrte und zu Lasten der Schiene ging Die Versorgung der dispersen Siedlungsstruktur im laumlndlichen Bereich durch den oumlffentlichen Personennahverkehr findet lediglich auf unterem Niveau statt was durch die angespannte Finanzsituation der oumlffentlichen Haushalte begruumlndet ist462

459 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2128-132460 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122461 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133 vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7462 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 136

129

Von groszliger Bedeutung fuumlr die Verkehrsin-frastruktur des Landkreises sind auch die seeschifftiefen Haumlfen in Nordenham und Brake sowie die Haumlfen in Elsfleth und Lemwerder Der Guumlterumschlag uumlber die genannten Seehaumlfen hat in den letzten Jahren stark zugenommen wobei der groumlszligte Teil uumlber Brake abgewickelt wird Die wichtigste Wasserstraszlige der Region ist die Weser wobei aufgrund der geringen Tiefe das Befahren mit Schiffen ab 2000 t nicht moumlglich ist Fuumlr den Seehafen in Brake ist die Hunte von Elsfleth bis nach Oldenburg als Hinterlandverbindung von hoher Relevanz jedoch auch hier mit Einschraumlnkungen infolge des begrenzten Zeitraumes des Tidefensters Eine weitere Verkehrsachse ist der Kuumlstenkanal der allerdings bei der Stadtstrecke in Oldenburg fuumlr Binnenschiffe einen Engpass bildet Sowohl die Hunte als auch der Kuumlstenkanal koumlnnen maximal fuumlr Schiffe mit 1350 t Tragfaumlhigkeit ausgebaut werden so dass nur die Erweiterung der Mittelweser zwischen Minden und Weser als Option verbleibt463

Darst 28 Verkehrsinfrastrukturder Wesermarsch464

WirtschaftssektorenIn vielen westlichen Oumlkonomien ist ein Strukturwandel festzustellen der sich im Allgemeinen durch eine Verschiebung des Schwerpunktes der wirtschaftlichen Aktivitaumlt vom ersten (Landwirtschaft) und zweiten (Industrie) zum dritten (Dienstleistung) Sektor ausdruumlckt Im Fall Wesermarsch findet dieses Phaumlnomen seine Entsprechung in der Stagnation bzw in dem Ruumlcklauf der Anzahl an Arbeitsstaumltten in der Hafenwirtschaft und angrenzender Branchen bei einem gleichzeitigen Zuwachs im Dienstleistungsbereich Allgemein steht diese Entwicklung jedoch noch hinter der Situation im Landesdurchschnitt (Darst 29) Insgesamt kann der Landkreis aber als einer der sbquoindustriellen Kernersquo der nordwestlichen Region Niedersachsens bezeichnet werden da die Industriedichte im Regionalvergleich mit ca 32000 Beschaumlftigten im Landkreis uumlberdurchschnittlich ist Dieser Konzentration von gewerblichen Unternehmen entlang der Unterweser steht ein uumlberwiegend landwirtschaftlich genutzter Bereich derwestlichen Wesermarsch gegenuumlber465

463 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 148-150464 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jc) Die gruumlne Linie soll den Grenzverlauf des Landkreises wiedergeben weicht

jedoch etwas von den tatsaumlchlichen Verhaumlltnissen ab465 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 96

130

Wirtschaftsbereich Landkreis Wesermarsch () Land Niedersachsen ()Land- und Forstwirtschaft 66 39Energie Wasser Bergbau 20 14Verarbeitendes Gewerbe 329 230Baugewerbe 69 74Handel 100 155Verkehr Nachrichtenuumlbermittl 61 51Kredit Versicherungsgewerbe 17 30Dienstleistungen 144 187Org ohne Erwerbscharakter 52 59Staatliche Org 142 161Insgesamt 1000 1000

Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens466

62 Entwicklungsziele und Szenarien

621 Energieerzeugung

WindkraftanlagenDieses Szenario basiert auf dem intensiven Ausbau der Windenergie was sich aufgrund der guten Windhoumlffigkeit mit 50 bis 59 ms (in 50 m Houmlhe) des Landkreises anbietet Allerdings liegt die Region etwas von der unmittelbaren Kuumlstenlinie der Deutschen Bucht entfernt die Nachbar-Landkreise Friesland und Cuxhaven dagegen koumlnnen mit 60 bis 69 ms groumlszligere Windge-schwindigkeiten aufweisen Da innerhalb der Wesermarsch die Windausbeute in etwa gleichmaumlszligig verteilt ist kommen grundsaumltzlich alle Teile des Landkreises fuumlr die Aufstellung von Windkraftanlagen in Frage467 Jedoch bietet es sich an aus Gruumlnden des Naturschutzes und des geringeren Konfliktpotenzials mit Anwohnern solche Anlagen auf die Gemeinden Butjadingen Jade und Ovelgoumlnne zu konzentrieren

So ist der Anteil an naturschutzwertvollen Gebieten in allen drei Gemeinden relativ gering wobei in Butjadingen etwa ein Drittel der Flaumlche in dieser Hinsicht beschraumlnkt ist468 Daruumlber hinaus zeichnen sich die drei Verwaltungseinheiten durch eine relative geringe Einwohnerdichte aus welche mit 40 bis 70 pro km2 am unteren Ende der Skala liegt Aus diesem Grund ist zu vermuten dass zumindest in der Tendenz mit einem geringen Protest seitens der Bevoumllkerung gegen diese Eingriffsform zu rechnen ist Somit verbessern sich die Moumlglichkeiten zum Ausweichen auf unbewohntes Gebiet was die Wahrscheinlichkeit fuumlr eine konfliktfreie Realisierung solcher Nutzungsinteressen erhoumlht Fuumlr diese Gemeinden liegen gemaumlszlig aktuellem Raumordnungsprogramm bereits Zuordnungen fuumlr Windenergieleistungen vor welche fuumlr die weitere Entwicklung des Szenarios herangezogen werden (Darst 30)

466 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 95467 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 72468 Siehe Abschnitt 613

131

GemeindeLandkreis

Potenzialflaumlche (km2)

Potenzialflaumlche am Landkreis ()

Energieleistung(MW)

Energieleistungam Landkreis ()

Butjadingen 2083 1523 2284 1523Jade 580 424 634 423Ovelgoumlnne 3452 2524 3786 2524

Landkreis 13678 10000 15000 10000

Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch469

Aus der Verteilung der Windenergieleistung in den drei genannten Gemeinden laumlsst sich ableiten dass vor allem in Jade und z T auch in Butjadingen noch ein groszliges Potenzial fuumlr diese Nutzungsform existiert Liegen keine anderen als die beschriebenen Restriktionen vor koumlnnte eine zusaumltzliche Energieleistung von geschaumltzt maximal 50 MW realisiert werden was auch die Erschlieszligung kleinerer Windparks in den anderen Gemeinden einschlieszligt Diese sehr grobe Schaumltzung beruht auf der Annahme dass dieser Wert eine Erhoumlhung der bisher geplanten Energieleistung des Landkreises um 33 (bezogen auf 150 MW) bedeutet Die Hauptlast bei dieser Erweiterung haumltte die Gemeinde Jade zu leisten da sie bisher die geringste Potenzialflauml-che beansprucht Bei Ausweitung der Windenergie in diesem Umfang ist moumlglicherweise die Errichtung von Hochspannungstrassen notwendig um den zusaumltzlichen Strom in das uumlberregionale Netz einzuspeisen

Druckluftspeicher-Gasturbinen-KraftwerkeNeben der moumlglichen Notwendigkeit der Anbindung von erzeugter Windenergie in das uumlberregionale Stromnetz besteht bei dieser Energieform grundsaumltzlich die Problematik der schwankenden Windverfuumlgbarkeit Eine Loumlsung hierfuumlr koumlnnten Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerke sein die als Spitzenlastkraftwerke nach ca 10 min ihre Maximalleistung zur Verfuumlgung stellen koumlnnen So existiert bereits in Elsfleth-Huntorf eine Anlage welche in Deutschland einmalig ist In einer Tiefe zwischen 650 und ca 800 m wurden zwei Salzkavernen mit einem Gesamtvolumen von ca 300000 m3 ausgespuumllt und das Salz uumlber Rohre in die Hunte bzw die Weser in die Nordsee geleitet In Zeiten mit einem hohen Stromangebot wie etwa bei guten Windverhaumlltnissen wird Luft mit einem Druck von 50 bis 70 bar in die Kavernen gepumpt In Zeiten mit einer hohen Stromnachfrage wird dann die komprimierte Luft aus den Gesteins-kammern in die Brennkammer einer Gasturbine gepresst in der sie wie ein Verdichter funktioniert und somit fuumlr etwa zwei Drittel der Kraftwerksenergie sorgt Gleichzeitig wird uumlber eine Leitung das Erdgas zugefuumlhrt und verbrannt so dass uumlber einen Generator elektrische Energie erzeugt wird470

Insgesamt ist eine qualitative und quantitative Erweiterung dieser Option angebracht d h eine Modernisierung des bestehenden Kraftwerkes sowie der Bau neuer Anlagen So ist mit Hilfe der Waumlrmeruumlckgewinnung eine deutliche Reduktion des Gasverbrauches moumlglich was sich jedoch erst bei einer haumlufigeren und laumlngeren Nutzung des Kraftwerkes amortisiert Daruumlber hinaus wird gegenwaumlrtig an einer Technologie gearbeitet die gaumlnzlich ohne fossile Brennstoffe auskommt und vermutlich in etwa fuumlnf bis zehn Jahren demonstrationsreif ist Auch aus geologischer und geografischer Sicht ist die Kombination dieser Kraftwerksgeneration und Windenergieanlagen realistisch da sich Salzkavernen haumlufig in windreichen Gebieten an der Kuumlste befinden Die Gegend um Huntorf besitzt stabile unterirdische Houmlhlen welche auch zur

469 Eigene Berechnungen und modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 130470 Vgl WIKIPEDIA (o Jd)

132

Speicherung von Erdgas verwendet werden Im Rahmen einer moumlglichen Umstellung auf die erwaumlhnte Zukunftstechnologie ist eine Konversion dieser bisherigen Erdgaslager als Druckluft-speicher denkbar471 Weitere Speichermoumlglichkeiten existieren in den Salzstrukturen in Seefeld und Dedesdorf wobei die letztere Ortschaft im Landkreis Cuxhaven liegt und somit eine Weserquerung erfordern wuumlrde Ein weiteres tiefliegendes Salzlager befindet sich bei Jaderberg sowie eine Oumllkaverne in Nordenham-Blexen welche sich alternativ ggf auch als Druckluftspei-cher eignen472

AtomausstiegEine weitere Facette dieses Szenarios eroumlffnet sich bei Einbeziehung des Endes der atomaren Energiegewinnung was konkret fuumlr das Kernkraftwerk in Esensham ein geplantes Betriebsende im Jahr 2011 bedeutet473 Ein Wegfall dieser Kraftwerkskapazitaumlt heiszligt nicht zwangslaumlufig dass eine alternative Art der Energieerzeugung an gleicher Stelle erfolgen muss Dennoch ist zu uumlberlegen welche weiteren Optionen uumlber die Windenergie hinaus denkbar sind da auch an anderen Orten die wegfallende atomare Kraftwerksleistung zu ersetzen ist Im Fall des o g Kernkraftwerkes sind bspw vier Gaskraftwerke notwendig welche jeweils eine Leistung besitzen die mit der bestehenden Anlage in Elsfleth zu vergleichen ist

Zur Versorgung dieser Energiesysteme mit Brennstoffen ist eine Anbindung an die vor-handenen Gasfernleitungen notwendig wobei es sich vermutlich nur um wenige und kurze Strecken handeln duumlrfte So sind alle groumlszligeren Staumldte sowie die Randgemeinden Butjadingen und Jade welche fuumlr einen dezentralen Kraftwerksneubau in Frage kommen in dieser Hinsicht schon erschlossen Letztendlich sind auch diese Kraftwerkstypen einigen Restriktionen ausgesetzt da Erdgas als fossiler Energietraumlger begrenzt vorhanden ist Des Weiteren ist langfristig mit einem Preisanstieg zu rechnen da neben der Reduktion des Angebotes eine weitere Erhoumlhung der Nachfrage wahrscheinlich ist was auf einem starken Wirtschaftswachstum von groszligen Volkswirtschaften basiert wie etwa China Dies wirft die Frage nach weiteren Handlungsoptionen auf was hauptsaumlchlich die erneuerbaren Energietraumlger betrifft

BiomasseanlagenEine Handlungsoption ist die Energiegewinnung aus Biomasse wofuumlr die weitgehend agrarwirtschaftlich gepraumlgte Struktur des Landkreises grundsaumltzlich eine Perspektive bietet474

Bisher existiert nur eine Biogasanlage in Elsfleth mit einer Kapazitaumlt von unter 1 MW fuumlr die z Z ein Antragsverfahren zur Erweiterung bei der zustaumlndigen Behoumlrde anhaumlngig ist Weitere Anlagen aufgrund von Einzelantraumlgen undoder im Rahmen von staumldtebaurechtlichen Planungen liegen momentan nicht vor bzw sind auch nicht angezeigt475 Gegenwaumlrtig wird in Niedersachsen ca ein Prozent des Primaumlrenergieverbrauches aus bioenergetischen Quellen gedeckt Das Ziel der Europaumlischen Union diesen Anteil bis zum Jahr 2010 auf 8 zu steigern wird auch von der niedersaumlchsischen Politik unterstuumltzt476 So ist die Landesregierung bestrebt die Anzahl der Biogasanlagen von derzeit 280 spaumltestens im Jahr 2007 auf 1000 zu erhoumlhen477

Uumlber die Realisierbarkeit des Anteils an Bioenergie in der Wesermarsch liegen keine Analysen

471 Vgl DIE ZEIT (2005) 32472 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122473 Vgl BEI (2004) 20474 Biomasseanlagen zaumlhlen nicht zu den zwoumllf thematisierten Nutzungsarten weil ihnen weitgehend die raumlumliche

und naturschutzfachliche Relevanz fehlt wie es bspw bei Windkraftanlagen der Fall ist Sie werden daher bei derModellapplikation nicht beruumlcksichtigt Siehe Abschnitt 31

475 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2005)476 Vgl NMU (o Jb)477 Vgl OumlKO-NEWS (2005)

133

vor so dass sich die folgende Abschaumltzung auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen stuumltzt Als Bioenergietraumlger eignen sich grundsaumltzlich Waldholz Landschaftspflegeholz Saumlgereste Recyclingholz Guumllle bzw Mist und Energiepflanzen wie bspw Mais Hanf und Raps478 Hier deuten sich schon die praktischen Grenzen dieser Energiequelle an da der Landkreis mit einem Anteil von lediglich 09 bzw 707 ha Flaumlche zu den waldaumlrmsten Gebieten Niedersachsens zaumlhlt479 Auch das Aufkommen aus den anderen genannten Holztypen duumlrfte u a aufgrund der fehlenden Betriebe in der holzverarbeitenden Branche eher gering sein so dass der Errichtung von Holzkraftwerken insgesamt die Basis fehlt

Etwas besser ist die natuumlrliche Grundlage fuumlr die Gewinnung von Energie aus Guumllle bzw Mist wenn als Orientierungsgroumlszlige der Bestand an Nutztieren genommen wird Die Weser-marsch hat aufgrund der Bodenverhaumlltnisse sehr gute Moumlglichkeiten fuumlr den landwirtschaftli-chen Futterbau (was gleichzeitig die Ungeeignetheit fuumlr andere Agrarprodukte bedeutet) und sich in einem durchschnittlich hohen Rinderbestand von ca 140 Tieren pro Betrieb (bei ca 1200 Betrieben insgesamt) widerspiegelt Die absolute Anzahl an Rindern wird aktuell auf ca 180000 geschaumltzt was verglichen mit den anderen Landkreisen im oberen Bereich liegt Dagegen liegen die Schweine- und Gefluumlgelbestaumlnde am unteren Ende der Skala so dass sich daraus kaum ein nennenswertes Potenzial an tier-organischen Substanzen ergibt480 Hier wird realistischerweise mit einem Mindestanteil von 10 (18000 Rinder) bezogen auf das technisch realisierbare Potenzial gerechnet was bestimmte Beschraumlnkungen beruumlcksichtigt wie etwa eine geringe Umruumlstungsbereitschaft seitens der Agrarbetriebe Daruumlber hinaus wird in diesem Prozentsatz dem Umstand Rechnung getragen dass in der folgenden Abschaumltzung mit Groszligvieheinheiten gearbeitet wird was die absolute Zahl verringert Dabei entspricht eine Groszligvieheinheit in etwa einem ausgewachsenem Rind fuumlnf Kaumllbern sechs Mastschweinen oder 250 Huumlhnern und produziert ca 15 m3 Biogas taumlglich481 Fuumlr die Abschaumltzung wird von folgenden typischen Beispielanlagen ausgegangen welche fuumlr die Ermittlung der Summe an elektrischer Nennleis-tung fuumlr den Landkreis dienen (Darst 31)

Spezifikation Beispielanlage klein Beispielanlage groszligTierbesatz Ca 150 Groszligvieheinheiten 650 Mastschweine

90000 MasthaumlhnchenNachwachsende Rohstoffe Silomais Grassilage Silomais

Weitere Kosubstrate Rasenschnitt Baumlckerhefe Staumlrkeabfaumllle Mayonnaise Fruchtsaft Weizenbrot

Elektrische Nennleistung (kW) 40 550

Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas482

Die Ermittlung des bioenergetischen Potenzials ist auf diese vereinfachte Weise nur als grobe Orientierungsgroumlszlige zu verstehen um eine Vorstellung uumlber die Substitutionsmoumlglichkeiten dieses Energietraumlgers gegenuumlber den konventionellen Kraftwerken zu gewinnen Die maximale Gesamtkapazitaumlt von 20900 kW (209 MW) macht deutlich dass selbst bei einer Verzehnfachung

478 Vgl BEN (o J)479 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 119480 Vgl NIW (2004) 42-45481 Vgl ENERGIEAGENTUR NRW (o J)482 Modifiziert nach SCHATTAUERWEILAND (2005a) 229231

134

dieses Wertes noch nicht einmal die Leistung des bestehenden Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerkes in Elsfleth-Huntorf (290 MW) ersetzt werden kann (Darst 32)

Spezifikation Beispielanlage klein bei 18000 Groszligvieheinheiten

Beispielanlage groszlig bei 18000 Groszligvieheinheiten

s o 650 Mastschweine ograve 108 Groszligvieheinheiten

Umrechnung inGroszligvieheinheiten

s o 90000 Masthuumlhner ograve360 Groszligvieheinheiten

Groszligvieheinheitenpro Betrieb

150 468

Anzahl der Betriebe(18000 150 bzw 468)

120 38

Elektrische Nennleistung(kW) pro Betrieb

40 550

Summe elektrische Nennleis-tung (kW) fuumlr den Landkreis

4800 20900

Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch483

Die Erschlieszligung weiterer Bioenergietraumlger wie bspw organische Haushaltsabfaumllle oder Klaumlrgase ist zu pruumlfen wobei sie vermutlich nur einen bescheidenen Beitrag fuumlr die Gesamtka-pazitaumlt leisten koumlnnen Auch ist es fraglich ob die Errichtung von Biogasanlagen mit einer groumlszligeren Leistung sinnvoll ist da die Menge an verfuumlgbarer Biomasse immer noch als Engpassfaktor wirkt Gegen eine Strategie der groszligen Anlagen koumlnnte auch sprechen dass auf diese Weise mehr Transporte an Biomasse von entfernten Agrarbetrieben noumltig sind um die Auslastung der Kraftwerke zu gewaumlhrleisten Dies wuumlrde aufgrund der zusaumltzlichen Geruchsbe-lastung moumlglicherweise die Akzeptanz in der Bevoumllkerung fuumlr diese Energieform verringern und insgesamt den dezentralen Charakter i S einer autarken Energieversorgung zumindest mindern

Zuruumlckhaltend sind auch die Moumlglichkeiten der Nutzung von Energiepflanzen zu bewer-ten weil weite Teile der Region fuumlr den Futteranbau verwendet werden und somit eine alternative Nutzung kaum in Betracht kommt Im groszligen Stil wuumlrde eine solche Konversion der Ackerflaumlchen den Ruumlckgang der Rinderhaltung bedeuten was allenfalls langfristig im Rahmen des Abbaus der Agrarsubventionen denkbar ist Als Energiepflanzen wuumlrden sich aufgrund der spezifischen Eigenschaften des Marschbodens im Landkreis hauptsaumlchlich Graumlser anbieten wie etwa das Weidelgras welche als Zusatzstoffe ohnehin dem Umwandlungsprozess hinzugefuumlgt werden muumlssen484 Der Anbau und die Nutzung von Grassilage fuumlr die Energieerzeugung sindinsgesamt unproblematisch und pro Jahr sind drei bis fuumlnf Ernten moumlglich Die tatsaumlchlich verwertbare Menge an bioenergetischer Masse ist dabei abhaumlngig von Faktoren wie z B Bodenqualitaumlt Klimabedingungen Pflanzenart und -sorte Reifegrad zum Erntezeitpunkt sowie Art der Konservierung und Lagerung Ein weiterer Vorteil von Gras ist die drei- bis vierfach houmlhere Biogasausbeute (m3t Frischmasse) im Vergleich zu Rinderguumllle bzw Rindermist485 Auf eine Abschaumltzung hinsichtlich des bioenergetischen Potenzials wird verzichtet da aufgrund der

483 Eigene Darstellung484 Vgl CMA (o J) vgl CONERT (2000) 392485 Vgl SCHATTAUERWEILAND (2005b) 8995

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Komplexitaumlt der dargestellten Einflussgroumlszligen eine tiefergehende Analyse notwendig ist welche weit uumlber den Rahmen dieser Arbeit gehen wuumlrde

Wasserkraft- Erdwaumlrme- und FotovoltaikanlagenDie anderen Formen der regenerativen Energiegewinnung wie etwa Wasserkraft Erdwaumlrme und Fotovoltaik kommen nicht oder nur sehr eingeschraumlnkt in Betracht Fuumlr den Bau von Wasserkraftanlagen sind die hydrogeologischen Bedingungen in der Wesermarsch grundsaumltz-lich ungeeignet da es den vorhandenen Fluumlssen aufgrund des fehlenden natuumlrlichen Gefaumllles am noumltigen Wasserdruck mangelt Das bedeutet jedoch nicht dass diese Option voumlllig unrealistisch ist wie das geplante Wasserkraftwerk in Bremen-Hemelingen zeigt Voraussichtlich im Jahr 2007 wird an der Weser neben einem bestehenden Wehr ein Laufwasserkraftwerk in Betrieb gehen das mit einer Leistung von 10 MW den durchschnittlichen Jahresbedarf von etwa 12000 Haushalten abdecken kann486 Es lohnt sich moumlglicherweise weitere Standorte an der Weser zu pruumlfen wobei vermutlich nicht mehr als drei Kraftwerke realistisch sind In der weiteren Betrachtung dieser Szenariovariante wird daher in der Modellapplikation von der Realisierung dieser Eingriffsart ausgegangen

Dagegen gibt es kein Potenzial fuumlr Erdwaumlrmeanlagen da sich die Beschaffenheit des Marschbodens nicht fuumlr eine Erschlieszligung mit der bestehenden Technik eignet Auch die Erdtemperatur von 70 bis 100 degC im noumlrdlichen Teil der Wesermarsch (in 2000 m Tiefe) liegt im mittleren Bereich der Skala und spricht nicht fuumlr eine ertragreiche Realisierung dieser Eingriffs-form487 Schlieszliglich gibt es theoretisch die Moumlglichkeit der fotovoltaischen Energiegewinnung welche in diesem Fall jedoch praktisch keine nennenswerte Rolle spielt So sind die Bedingun-gen der Sonnenstrahlung mit einer mittleren Jahressumme von unter 1000 kWhm2 im gesamten nordwestlichen Niedersachsen besonders schlecht was die Wirtschaftlichkeit dieses Energiesystems erheblich reduziert488 Im Rahmen einer Abwaumlgungsentscheidung wuumlrden die oumlkologischen Vorzuumlge dieses Nutzungsinteresses durch eine Installation auf groszligen Freiflaumlchen die damit verbundenen naturschutzfachlichen Beeintraumlchtigungen nicht aufwiegen Allenfalls ein verstaumlrkter Ausbau von gebaumludeintegrierten Fotovoltaikanlagen ist zu uumlberlegen wobei lediglich 45 des Landkreises Siedlungs- und Gewerbeflaumlchen darstellen489 Dies entspricht ca 37 km2 was sich auf den absoluten Wert der Gesamtflaumlche von 82196 km2 bezieht Realisti-scherweise wird geschaumltzt dass von den 37 km2 nur 10 fuumlr die Errichtung von Solaranlagen in Frage kommen Gemaumlszlig der Faustregel dass fuumlr ein Megawatt installierter Leistung etwa ein Hektar Flaumlche notwendig ist waumlre in diesem Fall ein Potenzial von 370 MW vorhanden

622 Verkehrsinfrastruktur

VerkehrswachstumDieses Szenario basiert auf einer weitergehenden verkehrlichen Erschlieszligung um die unguumlnstige geographische Lage des Landkreises zu kompensieren Eine gute Transportinfra-struktur wird als notwendige aber nicht hinreichende Bedingung fuumlr die Foumlrderung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik gesehen So erachtet auch die zustaumlndige Raumplanungsbe-houmlrde die Moumlglichkeiten zur Guumlter- und Personenbefoumlrderung als wichtigen Baustein fuumlr die Gesamtentwicklung des Landkreises Gleichzeitig wird jedoch auch konstatiert dass die

486 Vgl GREENPEACE ENERGY (2004) vgl PLANET ENERGY (o J)487 Vgl JUNG (2004)488 Vgl DWD (o J)489 Vgl NLS (o Jb)

136

Wesermarsch wie auch die Kuumlstenregion insgesamt aufgrund des Verkehrsanstiegs durch den Jade-Weser-Port infrastrukturell uumlberfordert waumlre490 Diese Einschaumltzung fuumlr den Teilraum erscheint plausibel wenn von einem allgemeinen Anstieg der Verkehrsleistung ausgegangen wird der fuumlr das Jahr 2015 als Prognosekorridor wiedergegeben ist (Darst 33)

Untersuchungsbereich Verkehrsleistungim Jahr 1997

Verkehrsleistungim Jahr 2015

Personenverkehr (Mrd PKM) 942 1055 bis 1157Guumlterverkehr (Mrd TKM) 371 608Kohlendioxid-Emissionen (Mio t) 1727 1538 bis 1847

Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland491

Dieses Verkehrswachstum korrespondiert auch mit der Entwicklung bei den Containerum-schlagkapazitaumlten in den deutschen Seehaumlfen fuumlr die in den naumlchsten zehn Jahren eine Verdopplung vorhergesagt wird492 Dies waumlre Segen und Fluch zugleich Der Jade-Weser-Port wuumlrde sicherlich mit einem erheblichen Anteil an dieser Entwicklung partizipieren was wiederum zusaumltzliche wirtschaftliche Impulse fuumlr die gesamte Nordwest-Region bedeuten wuumlrde Die Distribution der Warenstroumlme ins Hinterland wuumlrde zu einem verstaumlrkten Ver-kehrsaufkommen fuumlhren was vermutlich uumlber die Straszlige abgewickelt wuumlrde und mit den bekannten negativen Begleiterscheinungen verbunden waumlre wie etwa der Emission von klimaschaumldlichen Stoffen

FernstraszligenDas Anwachsen der Verkehrsstroumlme wuumlrde sich vermutlich auch auf die Bundesstraszligen 211 212 und 437 im Landkreis auswirken wobei letztere als Verbindung des Jade-Weser-Ports uumlber die Achse Varel-Schwei-Wesertunnel besonders stark betroffen waumlre Auch vor diesem Hintergrund ist die geplante Bundesautobahn 22Kuumlstenautobahn zu sehen die uumlber eine Laumlnge von ca 116 km eine Verbindung zwischen den Bundesautobahnen 23 (bei Gluumlckstadt) und 28 (bei Westerstede) schaffen soll (Darst 34) Der genaue Verlauf der Trasse wird im Raumordnungsver-fahren unter Beruumlcksichtigung von verkehrlichen oumlkologischen und wirtschaftlichen Aspekten bestimmt493 Den Suumldkorridor (rote Linie) befuumlrworten neben dem Landkreis Wesermarsch zahlreiche andere Gebietskoumlrperschaften und Handelskammern in der Nordwest-Region494 Die Festlegung der exakten Linienfuumlhrung wird raumordnerisch vermutlich erst im Jahr 2008 abgeschlossen sein mit einer Fertigstellung wird erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts gerechnet495

490 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133491 Modifiziert nach BVUIFOITPPCG (2001) IV492 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7493 Vgl NLSV (o Ja)494 Vgl IHKB (2004) 1495 Vgl DIE WELT (2005a)

137

Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn496

Fuumlr die Wesermarsch ist die Kuumlstenautobahn welche seit Jahrzehnten geplant wird das groumlszligte Projekt im Bereich Fernstraszlige Wie oben erlaumlutert befuumlrworten die lokalen Wirtschaftsverbaumlnde das Vorhaben Widerstand gibt es von Gruppen wie z B der Buumlrgerinitiative Jade-Weser gegen die A 22 Das Projekt wird abgelehnt weil die von der geplanten Bundesautobahn betroffenen Gemeinden entweder zukuumlnftig verkehrlich nicht besser erschlossen werden oder gegenwaumlrtig schon optimal an das Verkehrsnetz angebunden sind Des Weiteren verlaumluft die Strecke durch wertvolle Moorgebiete und Feuchtgruumlnlandbereiche in den Flussniederungen von Jade Weser und Elbe was auch eine Kollision mit den Vorgaben des Schutzgebietssystems Natura 2000bedeuten koumlnnte Schlieszliglich waumlren die reinen Baukosten von uumlber 2 Mrd euro (inklusive der Elbquerung) eine zusaumltzliche Belastung fuumlr die permanent angespannten oumlffentlichen Haushalte was auch durch eine moumlgliche Einbeziehung von Mauteinnahmen aufgrund der angenommenen geringen verkehrlichen Auslastung nicht aufgefangen werden koumlnnte497

Die Linienfuumlhrung der A 22 uumlber den Wesertunnel ist aus verkehrlichen Gruumlnden sinnvoll moumlglicherweise jedoch aus anderen Gruumlnden problematisch Aumlhnlich wie der Hamburger Elbtunnel koumlnnte sich diese Unterfuumlhrung langfristig als infrastrukturelles Nadeloumlhr erweisen was eine Ausweitung der Kapazitaumlten erfordern wuumlrde498 Diese Situation liegt im Fall des Wesertunnels jedoch (noch) nicht vor was sich in Hinblick auf die Kuumlstenautobahn aumlndern koumlnnte So zeigt die amtliche Statistik selbst im Urlaubsverkehr sbquonurrsquo eine Durchfahrt von 14000 Fahrzeugen taumlglich obwohl mittelfristig ein Wert von 20800 prognostiziert wurde Gleichzeitig

496 NLSV (o Ja)497 Vgl BJW (o J)498 Vgl DIE WELT (2005b)

138

ist der Verlust von mindestens 70 Arbeitsplaumltzen auf den Weserfaumlhren zu verzeichnen die Generierung neuer Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auf beiden Seiten des Flusses ist dagegen nicht zu belegen499

Uumlber die Nutzung fuumlr den motorisierten Personenverkehr hinaus sind jedoch positive wirtschaftspolitische Effekte in Form einer verbesserten verkehrlichen Anbindung der Industriebetriebe entlang der Unterweser zu erwarten wie etwa im Fall des Airbus-Werkes in Nordenham Oumlkonomische Chancen koumlnnten sich langfristig auch aufgrund der Produktion des neuen Groszligraum-Passagierflugzeuges A380 ergeben wenn durch die verbesserte Straszligeninfra-struktur der Standortvorteil der norddeutschen Airbus-Betriebe insgesamt gestaumlrkt wird500 Auch die Seehafenregion Weser koumlnnte aus dieser Perspektive profitieren was in der Summe die Neuschaffung von ca 29000 Arbeitsplaumltzen bedeutet von denen ein Teil auf die Hafenstaumldte Nordenham und Brake entfallen wuumlrde501

Weitere Maszlignahmen zur Erweiterung des Straszligennetzes in der Dimension der Kuumlstenau-tobahn sind nicht vorgesehen bzw weitgehend schon abgeschlossen Sie beschraumlnken sich im Wesentlichen auf den Bau von Ortsumgehungen und auf eine verbesserte Anbindung von Staumldten an bestehende Bundesstraszligen Konkret betraf das die Bundesstraszlige 211 welche ab Oldenbrok-Mitteldorf nach Nordwesten bis zum Stadtzentrum von Brake fuumlhrt Fuumlr die Bundesstraszlige 437 wurde im Zusammenhang mit dem Bau des Wesertunnels eine Ortsumge-hung geschaffen damit eine zuumlgige Abwicklung des Verkehrs auf dieser Achse ermoumlglicht wird Schlieszliglich ist fuumlr die Bundesstraszlige 212 eine verbesserte Trassierung geplant um Brake und Nordenham bis zum Guumlterverkehrszentrum in Bremen-Niederviehland anzubinden502 Daruumlber hinausgehende Straszligenbauprojekte sind fuumlr die Wesermarsch nicht empfehlenswert da die geringe Dichte in den Siedlungs- und Gewerbegebieten abseits des oumlstlichen Weserufers hierfuumlr keine ausreichende Basis liefert Auch zukuumlnftig ist nicht mit einer anderen Entwicklung zu rechnen da der generelle Bevoumllkerungsruumlckgang vermutlich auch dieses Gebiet betrifft und eine Ansiedlung von produzierenden (und damit transportaffinen) Industrien nicht zu erwarten ist

EisenbahntrassenVor dem Hintergrund des angenommenen Verkehrswachstums durch den Jade-Weser-Port gewinnt besonders der Ausbau der Schienenwege an Bedeutung da eine ausschlieszligliche Abwicklung uumlber das Straszligennetz aus oumlkologischen Gruumlnden nicht zu befuumlrworten ist Auch die Regionalplanung sieht den Nordwest-Raum einer langfristigen verkehrsinfrastrukturellen Uumlberlastung ausgesetzt ohne allerdings i S einer Loumlsungsperspektive eine substanzielle Erweiterung des Eisenbahnnetzes in Erwaumlgung zu ziehen503 So konzentrieren sich die Maszlignahmen bei diesem Verkehrstraumlger auf die Verbesserung der Personenbefoumlrderung auf der Nord-Suumld-Achse Das betrifft die Beseitigung von Langsamfahrstellen welche durch die schlechten Baugrundverhaumlltnisse der Moor- und Marschboumlden entstanden sind In Kombination mit einem Sanierungsbedarf auf diesen Strecken fuumlhrt dies in der Konsequenz zu langen Fahrzeiten Eine Qualitaumltssteigerung wird insgesamt angestrebt indem etwa die betriebsbe-dingten Verspaumltungen oder lange Uumlbergangszeiten zwischen den Bahnen reduziert werden504

Die Rolle des Schienenverkehrs wird seitens der Raumplanung zwar nicht voumlllig verkannt von einer offensiven Herangehensweise kann jedoch genauso wenig gesprochen werden Dies

499 Vgl VCD (2005a)500 Vgl SOMMER (2003)501 Vgl PCG (2003b) 23502 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 146f vgl NLSV (o Jb)503 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133504 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 142-144

139

wird durch die Vorgaben der Landes-Raumordnung als uumlbergeordnete Instanz deutlich welche sich u a fuumlr eine teilweise Verlagerung der Verkehrsmenge von der Straszlige auf die Schiene ausspricht Dementsprechend verlaufen die Entwicklungen auf regionaler Ebene in unterschied-lichen Richtungen wie im Folgenden zu erkennen ist So sind seit mehreren Jahrzehnten einige Streckenverbindungen aufgeloumlst und Bahnhoumlfe bzw Haltepunkte werden nicht mehr angefahren Ein weiterer sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo wird abgelehnt und im Fall einer Streckenstill-legung besteht das Ziel eine Uumlberplanung zu vermeiden um ggf eine Streckenreaktivierung zu ermoumlglichen So wird angestrebt den Schienenpersonennahverkehr verstaumlrkt an die staumldtebau-liche Entwicklung zu orientieren um eine houmlhere Streckenfrequentierung dieser Verkehrssyste-me zu erreichen Insgesamt sieht die Regionalplanung kaum eigene Regelungsmoumlglichkeiten zum Ausbau dieses Transportsystems da die Zustaumlndigkeit hierfuumlr bei den Verkehrsverbuumlnden in Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement des Landkreises liegt505

Uumlber die skizzierten Planungen hinaus gilt es i S eines Szenarios neue Optionen zu entwi-ckeln die im Folgenden vorgestellt werden Hauptgedanke ist die Verlegung einer Eisenbahn-trasse in Y-Form mit einer Gesamtlaumlnge von ca 30 km die quer durch den Landkreis gefuumlhrt wird Im Westen wird der eine Ast von Varel gefuumlhrt (der in Hohenberge bereits ein Anschluss-gleis an ein Gewerbegebiet besitzt) der andere Ast beginnt in Jaderberg (das an die Trasse in Nord-Suumld-Verbindung zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven angebunden ist) Die beiden Teiltrassen wuumlrden sich in Suumlderschweiburg treffen und von dort uumlber Schwei gehen (jeweils mit Bahnhoumlfen bzw Haltestellen) und dann nach Rodenkirchen fuumlhren Aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine solche Linienfuumlhrung vermutlich weitgehend unproblematisch lediglich an einigen Stellen in den Gemeinden Jade und Stadland waumlren oumlkologisch sensible Areale betroffen

Weitergehend auf der bestehenden Nord-Suumld-Verbindung wuumlrde ab Kleinensiel eine zu-saumltzliche Tunnelroumlhre fuumlr die Eisenbahntrasse errichtet und schlieszliglich auf der oumlstlichen Weserseite uumlber Loxstedt an das existierende Gleis angeschlossen Ziel dieses Konzeptes ist es zunaumlchst die Bahn fuumlr die Personenbefoumlrderung allgemein attraktiver zu gestalten indem ohne Umsteigen auf andere Verkehrsmittel eine Querung der Wesermarsch ermoumlglicht wird Daruumlber hinaus wuumlrde diese Verbindung das befuumlrchtete bzw erhoffte Verkehrsaufkommen durch den Jade-Weser-Port bewaumlltigen koumlnnen Dabei wird die Bahn in einem starken Konkurrenzverhaumllt-nis zur Kuumlstenautobahn stehen da die Strecken praktisch parallel gefuumlhrt werden Es gilt daher diesen Verkehrsweg so attraktiv zu gestalten so dass aus betriebswirtschaftlichem Kalkuumll heraus die Schiene gegenuumlber der Straszlige bevorzugt wird Um zwischen den Haumlfen Jade-Weser-Port und Bremerhaven eine optimale logistische Bruumlcke zu schaffen muumlssen die Fahrtzeiten kurz und die Taktung moumlglichst dicht sein Im Rahmen dieses Vorhabens kann es notwendig sein die Strecke zwischen Rodenkirchen und Kleinensiel zweigleisig auszubauen um bei der Guumlterbefoumlrderung einen Engpass zu vermeiden der auf dieser relativ stark befahrenen Linie auftreten kann Ob ein genereller Ausbau um ein zweites Gleis fuumlr die gesamte Nord-Suumld-Trasse gerechtfertigt ist laumlsst sich auf diese Weise jedoch nicht beantworten

505 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 143-145

140

Jade-Weser-KanalDer Gedanke einer starken Querachse durch den Landkreis kann weitergedacht bedeuten dass moumlglicherweise ein Schifffahrtskanal mit einer Laumlnge von 12 bis 23 km zwischen den beiden Hafen-Standorten der Region durch die Gemeinde Butjadingen und die Stadt Nordenham langfristig eine Perspektive besitzt Der Grundgedanke dieses Konzeptes ist die Anbindung des Jade-Weser-Ports an das deutsche Binnenwasserstraszligennetz (Darst 35) Diese Idee wurde bereits in einer Machbarkeits-studie aus dem Jahr 1999 aufgegriffen In der gegenwaumlrtigen oumlffentlichen Diskussion spielt dieses Vorhaben jedoch nur eine geringe Rolle und wird hauptsaumlchlich von Buumlrgerinitiativen thematisiert die sich dagegen aussprechen

Darst 35 Moumlgliche Trassen desJade-Weser-Kanals506

Die Kritik gegen dieses Vorhaben ist u a oumlkologisch motiviert da die Trassen 4 und 5 durch ein Naturschutzgebiet (Nationalpark bdquoSchwimmendes Moorldquo) verlaufen Auch finden sich oumlkonomische Gruumlnde Neben den Herstellungskosten die zwischen ca 50 und 250 Mio euro liegen sind jaumlhrliche Unterhaltungskosten von 2 bis 10 Mio euro zu erwarten Demgegenuumlber steht ein nicht exakt zu beziffernder verkehrlicher und wirtschaftlicher Nutzen so dass auch von Seiten der Raumplanung und Politik (bisher) keine Notwendigkeit fuumlr diesen Kanal gesehen wird507

Dagegen kommt eine Untersuchung der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest zu dem Ergebnis dass ein solches Projekt tendenziell eine hohe Gesamtwirtschaftlichkeit aufweist Grundlage dafuumlr ist ein angenommenes Verkehrswachstum und damit die Erforderlichkeit einer Staumlrkung der Hinterlandverbindungen fuumlr die Seehaumlfen Auf einer uumlbergeordneten Ebene soll der Jade-Weser-Kanal Bestandteil des transeuropaumlischen Verkehrsnetzes werden und insgesamt der Nordwest-Region einen besseren Zugang zum europaumlischen Binnenmarkt ermoumlglichen508

Ohne auf die Argumente beider Seiten im Detail einzugehen stellt sich tatsaumlchlich die Frage ob eine solche Kanalverbindung zu befuumlrworten ist Wird die Laumlnge der moumlglichen Trassen mit der Verbindung uumlber die Nordsee verglichen ergibt sich nicht zwingend ein verkehrlicher Vorteil hinsichtlich einer schnelleren Erreichbarkeit der Haumlfen in Bremerhaven oder Nordenham und der Weser

Trotz der vorgetragenen Einwaumlnde wird im Folgenden perspektivisch von einer Realisie-rung eines Jade-Weser-Kanals ausgegangen um i S eines Szenarios die moumlglichen Auswirkun-gen zu skizzieren Die Grundlage dieses Konzeptes ist eine angenommene erhebliche Steigerung des Containerumschlages und damit eine starke Auslastung der Haumlfen in Wilhelms-haven und Bremerhaven Dabei wuumlrden die Standorte immer mehr zusammenwachsen so dass sie langfristig zu einem Groszlighafen fusionieren und somit auch in der Gemeinde Butjadingen immer mehr Flaumlchen fuumlr die Hafenwirtschaft ausgewiesen werden Diesen Gedanken greifen auch die Vertreter beider Haumlfen auf und zeigen dass die Distanz zwischen beiden Infrastruktu-

506 WSN (1999) o S507 Vgl GEGENWIND (o J)508 Vgl WSN (1999)

141

ren etwa die Dimension des Hafens in Rotterdam besitzt509 Soweit ersichtlich koumlnnte die Linienfuumlhrung so gestaltet werden dass die naturschutzfachlich relevanten Flaumlchen weitgehend unberuumlhrt bleiben Dieser Kanal wuumlrde geografisch in etwa zwischen den moumlglichen Trassen 2 und 3 liegen und auf der oumlstlichen Uferseite des Jadebusens an weitere hafentechnische Anlagen anschlieszligen koumlnnen Der genaue Verlauf der Trasse muumlsste sicherlich gegebene bauliche und natuumlrliche Einschraumlnkungen beruumlcksichtigen wie etwa bestehende Entwaumlsse-rungskanaumlle oder die Eigenschaften des Marschbodens In Bezug auf die anderen verkehrlichen Querverbindungen im Landkreis sind moumlglicherweise Entlastungseffekte zu erwarten wenn sich die Kanalstrecke als konkurrenzfaumlhig gegenuumlber der Kuumlstenautobahn oder der vorgeschlagenen Eisenbahntrasse erweist

623 Naturbelassenheit

ReferenzfallDieses Szenario basiert auf einer strikten Auslegung der bestehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bzw der Annahme einer weitergehenden oumlkologischen Sensibilitaumlt des Landkreises Ziel dieses Szenarios ist es eine Abschaumltzung uumlber die oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Folgen i S eines Referenzfalles zu generieren wenn weder das Energie- noch das Verkehrsszenario zum Tragen kommen So wird davon ausgegangen dass fuumlr die als natur-schutzwertvoll eingestuften Gebiete510 ein absolutes Verschlechterungsgebot besteht und somit auszliger-oumlkologische Projektformen vollstaumlndig ausgeschlossen sind Des Weiteren wird eine Entwicklung angenommen welche bauliche Maszlignahmen erfordert um den besonderen hydrogeologischen Bedingungen des Landkreises Rechnung zu tragen Bei dieser Perspektive handelt es sich nicht um eine naturschutzfachliche Rahmenbedingung i e S sie kann in einer erweiterten Sichtweise jedoch ebenfalls als Umgang mit Naturkraumlften in Form von Wasser- und Bodeneffekten interpretiert werden

Allerdings werden oumlkonomische Belange auch in diesem Szenario nicht voumlllig ausgeblen-det so dass sich die Frage nach den Nutzungsinteressen stellt welche in den anderen beiden Szenarien bisher nicht beruumlcksichtigt wurden Das betrifft die Projektformen Erdwaumlrmeanlagen Flughaumlfen Mineralrohstoffe und Tourismus Die ersten drei Eingriffsarten zeichnen sich durch eine grundsaumltzlich hohe Eingriffsintensitaumlt in den Naturhaushalt aus bzw kommen erst gar nicht in Betracht wie etwa im Fall der Erdwaumlrmeanlagen weil die geologischen Bedingungen hierfuumlr fehlen Somit verbleibt nur der Tourismus welcher in bestimmten abgeschwaumlchten Formen die groumlszligte Kompatibilitaumlt mit dem Referenzfall ermoumlglicht

TourismusAls eine Entwicklungslinie wird der Ausbau des Tourismus gesehen wobei es sich um eine naturkonforme Variante handelt bei der sich das Erleben von Natur und Landschaft auf eine eher passive Form reduziert Somit sind naturintensive fremdenverkehrliche Aktivitaumlten mit Sportgeraumlten ausgeschlossen wie z B Wasserskifahren Fuumlr diese Flaumlchen kommen in erster Linie die Kuumlstenzonen am Jadebusen an der Nordsee und teilweise an der Weser in Frage da diese aufgrund des Zugangs zum Wasser vermutlich das groumlszligte touristische Potenzial besitzen Allerdings zeigen sich hier schon die ersten Probleme weil vor allem am Jadebusen ein Groszligteil des Ufers als naturschutzwertvolles Gebiet eingestuft ist511 Auch die Gemeinde Butjadingen ist

509 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 5510 Siehe Abschnitt 613511 Siehe Abschnitt 613

142

von diesem Umstand besonders betroffen da hier ca 75 aller Hoteluumlbernachtungen des Landkreises erfolgen512

Aufgrund dieser Einschraumlnkungen bieten sich im Wesentlichen Bade- und Strandaktivitauml-ten an deren oumlkologische Beeintraumlchtigungen sich insgesamt besser steuern lassen als es bei den oben beschriebenen Sportaktivitaumlten moumlglich ist Weitere Formen des Tourismus wie etwa Uumlbernachtungsurlaube welche eine Fortbewegung vor Ort mit Raumldern und Pferden kombinie-ren sind ebenfalls in Erwaumlgung zu ziehen Insgesamt steht ein Tourismuskonzept im Vorder-grund welches auf Erholung und Gesundheitsfoumlrderung basiert und somit tendenziell eine geringe Eingriffsintensitaumlt fuumlr die Natur bedeutet Das Problem der Saisonabhaumlngigkeit der Tourismuswirtschaft zeigt sich auch in diesem Fall und die Erweiterung um touristische Angebote fuumlr die kalte Jahreszeit gestaltet sich schwierig So werden in den Monaten Juni bis August die meisten Besucher in der Region gezaumlhlt und das Potenzial fuumlr eine Ausweitung der Saison durch Pauschalangebote ist ebenfalls begrenzt513 Abschlieszligend muss konstatiert werden dass sich der Wirtschaftszweig Fremdenverkehr nur eingeschraumlnkt eignet um dem sich langfristig abzeichnenden Strukturwandel in der Landwirtschaft zu begegnen

Die touristische Erschlieszligung der Wesermarsch bedingt ein zusaumltzliches Verkehrsaufkom-men welches vermutlich hauptsaumlchlich durch PKWs verursacht wird Um eine zusaumltzliche Belastung der Naturflaumlchen zu vermeiden und gleichzeitig die Attraktivitaumlt der Zielgebiete zu erhoumlhen ist moumlglicherweise die Verlegung einer weiteren Eisenbahntrasse sinnvoll Diese koumlnnte von Jade moumlglichst an der Kuumlste verlaufen (parallel zur der bestehenden Kreisstraszlige 197 und den vorhandenen Landstraszligen 859 bzw 858) und somit fuumlr die Straszligenstrecke eine attraktive Konkurrenz darstellen Neben der Befoumlrderung von Feriengaumlsten dient diese Trasse auch als alternatives Verkehrsmittel fuumlr die Bewohner der betroffenen Gemeinden Zu uumlberlegen ist weiterhin ob bestimmte Areale im Landkreis ausschlieszliglich fuumlr Busse und Bahnen sowie nicht-motorisierte Verkehrsmittel freigegeben werden sollten

Kuumlsten- und HochwasserschutzWie oben angedeutet ist es denkbar dass aufgrund veraumlnderter natuumlrlicher Rahmenbedingun-gen des Landkreises in einem verstaumlrkten Umfang bauliche Maszlignahmen notwendig sind Hintergrund dieser Entwicklung ist ein anthropogen verursachter langfristiger Klimawandel dessen genaue Auswirkungen aufgrund der Unsicherheit der Prognosemodelle nicht abschaumltzbar sind Dennoch ist von einer Trendentwicklung in eine negative Richtung auszugehen weil eine klimapolitische Radikalwendung unwahrscheinlich ist Als Vergleichsgrouml-szlige fuumlr die Wesermarsch werden Daten fuumlr die Region Bremen und Bremerhaven herangezogen und auf das Jahr 2050 projiziert (jeweils Durchschnittswerte) Demnach wird mit einer Erhoumlhung der Temperatur um 27 degC gerechnet die mit einer Vergroumlszligerung der Niederschlagsmenge um 986 einhergeht Des Weiteren wird eine Zunahme der Windstaumlrke um 38 sowie eine Steigung des mittleren Meeresspiegels um 55 cm erwartet514

Unabhaumlngig von der oben angedeuteten Entwicklung ist bereits heute an der Unterweser mit houmlheren Wasserstaumlnden als fruumlher zu rechnen so dass entsprechende wasserbauliche Gegenmaszlignahmen nicht an Aktualitaumlt verlieren Die angespannte Situation der oumlffentlichen Finanzen ermoumlglichte nur Baumaszlignahmen welche durch die Extremsturmfluten in der zweiten Haumllfte des vergangenen Jahrhunderts ausgeloumlst wurden Insgesamt besteht daher z T ein groszliges Defizit in Hinblick auf den Deichausbau sowie technische Sonderbauten um zukuumlnftigen Bedrohungen zu begegnen Auch die geologischen Bedingungen des Marschbodens erfordern

512 Vgl WIRTSCHAFTSFOumlRDERUNG WESERMARSCH (2001) 1513 Vgl BAHRENBERG (2001) 28f514 Vgl SCHIRMER (2005) 54f

143

ein permanentes Handeln wie z B die Errichtung von Sielen und Schoumlpfwerken zur Gewaumlhrleis-tung der Be- und Entwaumlsserung der Region Aus naturschutzfachlicher Sicht ist insbesondere die Gewinnung von Klei fuumlr den Deichbau konflikttraumlchtig da dies nur auf wenigen Abbauflaumlchen moumlglich ist Solche Gebiete bestehen jedoch bspw aus Salzwiesen die z T wichtige Rast- und Brutvogelgebiete darstellen oder fuumlr hochwertige Pflanzengesellschaften einen Lebensraum bieten515

Diese Szenariovariante besitzt einen Ausnahmecharakter da sich alle in diesem Rahmen anfallenden Aktivitaumlten grundsaumltzlich als vorrangige Eingriffsform klassifizieren lassen Es handelt sich schlieszliglich um Schutzmaszlignahmen fuumlr Personen und Sachen so dass ihnen gegenuumlber naturschutzfachlichen Belangen Prioritaumlt eingeraumlumt werden kann516 Da sich solche Vorhaben der grundlegenden Konfliktkonstellation entziehen gehoumlren sie auch nicht zu den zwoumllf behandelten Projektformen Dementsprechend sind sie nicht Bestandteil der Modellappli-kation und wurden lediglich zur Vollstaumlndigkeit dieses Szenarios behandelt

NachhaltigkeitsdimensionenDie Besonderheit dieser Szenariovariante liegt wie beschrieben in einem weitgehenden Fehlen von Eingriffsinteressen so dass konsequenterweise die Modellapplikation im kommenden Abschnitt eine kleinere Rolle spielt Stattdessen wird an dieser Stelle eine Perspektive beschrieben welche durch die Bedingungen von weitgehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bestimmt ist Eine solche nahezu vollstaumlndige Unterschutzstellung fuumlr einen Landkreis ist zwar nicht anzunehmen kann jedoch fuumlr eine kleinere Flaumlche realistisch sein wie etwa eine Insel Diese extreme Vorstellung fuumlr die Region dient daher mehr einer plastischen Darstellung als der Annahme einer wahrscheinlichen Entwicklung Aus Gruumlnden der Uumlbersicht-lichkeit orientieren sich die folgenden Absaumltze an den drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) bzw den zwoumllf Pruumlfmerkmalen

In oumlkologischer Hinsicht koumlnnte es zu einer Veraumlnderung der Zusammensetzung von bio-logischen Lebensgemeinschaften kommen Das Fehlen von anthropogenen Einfluumlssen wirkt sich auf das Raumluber-Beute-Schema aus so dass die Groumlszlige der Population von einigen Pflanzen und Tieren einem Wandel unterworfen ist Die moumlgliche Problematik dieser Entwicklung laumlsst sich zwar so einfach nicht abschaumltzen es koumlnnte aber sein dass die Uumlberpopulation einer Art zur Gefaumlhrdung einer anderen (schuumltzenswerten) Art fuumlhrt Ein so umfassender Ausbau der Naturschutzflaumlchen koumlnnte auch i S eines Kompensationspools gesehen werden aus dem im Falle von oumlkologischen Eingriffen an anderer Stelle die Schaumlden an der Natur sbquounterm Strichrsquo begrenzt werden Dieses Prinzip wurde bspw im Fall der Airbus-Werft realisiert bei dem der Eingriff in das schutzwuumlrdige Gebiet bdquoMuumlhlenberger Lochldquo (Hamburg) u a durch die Standorte bdquoHoumlrner Auldquo (Schleswig-Holstein) kompensiert wurde517 Allerdings ist diese Option nur in einem beschraumlnkten Maszlige umsetzbar weil sbquoSchaumldigungsflaumlchersquo und sbquoEntschaumldigungsflaumlchersquo auch naturschutzfachlich kompatibel sein muumlssen Weitere oumlkologische Auswirkungen zumindest negativer Art sind nicht absehbar Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umwelt sind jedoch nicht wahrscheinlich da gerade in dieser Szenariovariante keine auszliger-oumlkologischen Einfluumlsse wie z B Windkraftanlagen zum Tragen kommen

In sozialer Hinsicht koumlnnten theoretisch positive Effekte auf die menschliche Gesundheit angenommen werden weil verkehrsbedingte Emissionen in erheblichem Maszlige wegfallen Davon profitieren jedoch hauptsaumlchlich Bewohner welche fruumlher diesen Belastungen aufgrund der Lage ihres Wohnortes zu Verkehrswegen verstaumlrkt ausgesetzt waren Auch der Einfluss auf

515 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 177-183516 Siehe Abschnitt 311517 Vgl OumlKO-INSTITUT (2004) 121

144

die Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist schwierig abzuschaumltzen da sich bereits im theoretischen Teil des Modells dieses Untersuchungsmerkmal oftmals als schwierig zuoperationalisieren herausstellte Vorstellbar ist allenfalls die vollstaumlndige Sperrung von Schutzgebietsteilen auch fuumlr oumlffentliche Verkehrsmittel und somit eine generelle Einschraumlnkung der Mobilitaumlt Auch sind einerseits negative Effekte auf die gesellschaftliche Akzeptanz denkbar weil die Bewohner persoumlnliche Einschraumlnkungen erfahren So koumlnnten Nutzungseinschraumlnkun-gen in Bezug auf die freie Verkehrsmittelwahl aufgrund der oumlkologischen Sensibilitaumlt den Anwohnern das Gefuumlhl vermitteln in einem sbquoNaturreservatrsquo zu leben Andererseits koumlnnte sich das Konfliktpotenzial auch entschaumlrfen weil der demographische Wandel langfristig die Einwohnerdichte in einigen Gebieten sinken laumlsst

In oumlkonomischer Hinsicht ist es denkbar dass tendenziell eine Konzentration auf Wirt-schaftszweige erfolgt welche auf Produktionsfaktoren aus den Bereichen Energie und Verkehr eher verzichten koumlnnen Da die Realisierung von Projektformen aus diesen Bereichen weitgehend restriktiv gehandhabt wird werden strom- und transportintensive Betriebe von dieser Szenariovariante am staumlrksten negativ betroffen sein Inwiefern diese potenziellen Auswirkungen durch verstaumlrke wirtschaftliche Impulse von Dienstleistungsunternehmen kompensiert werden koumlnnen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen Ohne diese positiven gegenlaumlufigen Effekte ist in der langen Sicht moumlglicherweise mit einer Gefaumlhrdung von Wirtschaftsstrukturen und damit auch Steuereinnahmen und Arbeitsplaumltzen zu rechnen Dagegen sind die evt neuen Beschaumlftigungsverhaumlltnisse der staatlichen Naturschutzverwaltung eher zuruumlckhaltend zu bewerten da sie quantitativ wohl kaum ins Gewicht fallen

63 Modellapplikation und Interpretation

631 Energieerzeugung

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen In Uumlbergangszonen vom Meer zum Land leben viele Vogelarten

was insbesondere in der Gemeinde Butjadigen der Fall ist Das Problem des Vogelschlages ist zwar nicht fuumlr alle Vogelarten gleichermaszligen kritisch aufgrund der insgesamt groumlszligeren Populationen in diesen Gebieten jedoch generell von Bedeu-tung518

050

Landschaftsbild Vor dem Hintergrund der touristischen Nutzung kann diese Nutzungsform von den Besuchern verstaumlrkt als visuelle Beeintraumlch-tigung empfunden werden519

075

Minimierung n v 100Risiken Die houmlhere geologische Dynamik des Marschbodens stellt u U ein 075

518 Vgl UMWELTSTATION IFFENS (o J) vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Jd)519 Siehe Abschnitt 623

145

zusaumltzliches Gefahrenpotenzial dar weil eine stabile Verankerung des Turmfuszliges langfristig beeintraumlchtigt ist520

Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen521

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Das Akzeptanzproblem koumlnnte gemindert sein da sich die

Standorte fuumlr das Projektinteresse an der Weser befinden Diese wird an vielen Stellen bereits heute wasser- und verkehrswirt-schaftlich genutzt so dass eine energiewirtschaftliche Beanspru-chung nicht so stark ins Gewicht faumlllt522

125

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Aufgrund der unguumlnstigen hydrogeologischen Bedingungen der

Region ist mit einer vergleichsweise geringen Energieausbeute zu rechnen der jedoch hohe Investitionskosten gegenuumlberstehen523

075

Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen524

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100

520 Siehe Abschnitt 613521 Eigene Darstellung522 Vgl WESERKONTOR (o J)523 Siehe Abschnitte 613 und 621524 Eigene Darstellung

146

Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen525

525 Eigene Darstellung

147

4 Dynamische Gesamtschau ndash EnergieerzeugungBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 050 100 1 075 075 1 100 100Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 1 1 100 100 1 100 100 3 100 300 1 100 100 1 100 100 2 100 200Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Eisenbahntrassen 0 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 2 100 200Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 075 225 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 14 78 7 78 4 673 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 100 3 100 300 1 125 125 3 100 300 1 100 100 2 075 150 10 48 7 81 3 422 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 1 100 100 2 100 200 17 81 7 72 3 503 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung526

526 Eigene Darstellung

148

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung

Oumlkologie Soziales OumlkonomieWindkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

78 78 67

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

WasserkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

48 81 42

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehendabzulehnen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

FreileitungenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

81 72 50

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung527

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Windkraftanlagen Wasserkraftanlagen Freileitungen Die insgesamt hohen Summenbewertungen fuumlr die ersten beiden Eingriffsarten sind fuumlr das Fallbeispiel von hoher Relevanz da diese Nutzungsformen inhaltlich in einem engen Zusammenhang stehen

Die bei den Windkraftanlagen bzgl der Nachhaltigkeitsdimension Oumlkonomie gemachte Aussage sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo erfordert ein Nachdenken uumlber Optionen welche auf eine Erhoumlhung des Summenwertes zielen Ansatzpunkte hierfuumlr waumlren bspw die Bevorzu-gung von Windparkbetreibern und mit dieser Projektform in Zusammenhang stehende Unternehmen welche aus dem Landkreis kommen Bei den Freileitungen faumlllt besonders derrelativ niedrige Summenwert bei der Nachhaltigkeitsdimensionen Oumlkonomie auf das Nachhaltigkeitskriterium Oumlkologie hat einen relativ hohen Wert und wird daher im Folgenden nicht naumlher betrachtet Fuumlr das Nachhaltigkeitskriterium Soziales liegt der Wert knapp unter der Grenze fuumlr die Klassifizierung als sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo so dass es sich lohnt hierfuumlr Optimierungspotenziale zu pruumlfen

Dabei steht die soziale und die oumlkonomische Dimension vermutlich in einer engen thema-tischen Beziehung Der Summenwert fuumlr das Soziale lieszlige sich vermutlich durch die Verwen-dung von Erdkabeln erhoumlhen da sich auf diese Weise das Protestpotenzial verringern laumlsst Dagegen spricht aufgrund der Erhoumlhung der Baukosten fuumlr diese Technologie eine Senkung des Summenwertes fuumlr das Oumlkonomische In einer Gesamtbetrachtung muumlsste jedoch beruumlcksichtigt werden dass einer solchen Kostensteigerung vermutlich kuumlrzere Genehmigungs-zeiten aufgrund der geringeren Eingriffsintensitaumlt gegenuumlberstehen Dagegen ist die Realisie-

527 Eigene Darstellung

149

rung von Wasserkraftanlagen abzulehnen da bei der oumlkologischen und oumlkonomischen Nachhaltigkeitsdimension ein sehr geringer Summenwert vorliegt Allenfalls bei der sozialenDimension gibt es mit der Aussage sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo ein eindeutiges Votum fuumlr diese Eingriffsform

632 Verkehrsinfrastruktur

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima Das hohe Verkehrswachstums wird zu einem erheblichen Teil von

LKWs verursacht welche fuumlr den Groszligteil der straszligenbedingten Emissionen verantwortlich sind528

050

TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Kuumlstenautobahn wird teilweise privat finanziert wobei dieser

Betrag lediglich ein Drittel der Planungskosten ausmacht529125

Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen530

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen fuumlhrt lediglich geringfuumlgig zu einer Erhoumlhung dervisuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung Eine separate landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet jedoch nicht statt531

075

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100

528 Siehe Abschnitt 622529 Vgl DIE WELT (2005a)530 Eigene Darstellung531 Siehe Abschnitte 613 und 622

150

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Daruumlber hinaus ist die Verlegung einer zweiten Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr mit weiteren Kosten verbunden532

050

Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen533

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlleAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden Auch in diesem Fall haben die besonderen Eigenschaften des Marschbodens Einfluss auf das Projektinteresse Aufgrund der moumlglicherweise zusaumltzlichen Be- und Entwaumlsserungsmaszlignahmen sind auch Boumlden in der Nachbarschaft des Schifffahrtskanals betroffen die nicht durch den eigentlichen Bodenaushub beeintraumlchtigt sind534

050

Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die meisten Varianten eines Schifffahrtskanals verursachen

erhebliche Kosten im Bau was in der Problematik des Marschbo-dens begruumlndet ist Der verkehrliche und volkswirtschaftliche Nutzen ist dagegen verhaumlltnismaumlszligig gering535

050

Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle536

532 Siehe Abschnitte 613 und 622533 Eigene Darstellung534 Siehe Abschnitt 622535 Siehe Abschnitt 622536 Eigene Darstellung

151

4 Dynamische Gesamtschau ndash VerkehrsinfrastrukturBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 1 1 100 100 2 100 200 1 050 050 1 100 100 2 100 200 3 100 300Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 075 150 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 1 1 050 050 2 100 200 2 100 200 1 100 100 2 100 200 3 100 300Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 1 100 100 2 100 200 2 100 200 1 100 100 1 125 125 12 55 5 56 2 382 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 15 69 7 78 2 331 100 100 2 100 200 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 050 100 12 55 6 67 2 332 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur537

537 Eigene Darstellung

152

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur

Oumlkologie Soziales OumlkonomieFernstraszligenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 56 38

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

EisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

69 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

SchifffahrtskanaumlleSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 67 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur538

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Eisenbahntrassen Schifffahrtskanaumlle Fernstraszligen Auffaumlllig ist bei allen dreiEingriffsformen dass die oumlkonomische Dimension besonders schlecht abschneidet da nur knapp ein Drittel der theoretisch moumlglichen Summenbewertung erreicht wird Eine grundsaumltzli-che Idee zur Verbesserung dieser Situation koumlnnte die staumlrkere finanzielle Beteiligung der Nutzer der Fernstraszligen sein Im Rahmen einer privatwirtschaftlichen Betriebsfuumlhrung koumlnnte die Betreibergesellschaft uumlber die Erhebung einer Maut die Einnahmenseite solcher Eingriffsformen verbessern

In Hinblick auf das Projektinteresse Fernstraszligen ist trotz der erheblichen Defizite bei allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen in Form der niedrigen Summenwerte von einer Realisierung auszugehen da konkret das Vorhaben Kuumlstenautobahn weit gediegen ist und nicht mit einer grundsaumltzlichen Ablehnung im weiteren Planungsprozess zu rechnen ist Allenfalls sind Aumlnderungen im Detail denkbar bspw was die genaue Linienfuumlhrung betrifft Von daher kann es nur darum gehen die niedrigen oumlkologischen und sozialen Summenwerte (der oumlkonomische Aspekt wurde im vorherigen Absatz schon eroumlrtert) als Auftrag zu verstehen hier besondere Anstrengungen zu leisten Moumlgliche Ansatzpunkte hierfuumlr sind bauliche Maszlignahmen bei der Fernstraszlige selbst um bspw die Laumlrmemissionen zu vermindern oder die Wirkung der Biotopzerschneidung zu begrenzen

Allerdings sind diese Optionen wiederum mit einer Verschlechterung der oumlkonomischen Seite verbunden da erhebliche zusaumltzliche Kosten fuumlr den oumlffentlichen oder privaten Betreiber der Autobahn entstehen Zu pruumlfen sind auch Optionen fuumlr die sbquoZusammenarbeitrsquo mit der

538 Eigene Darstellung

153

Eingriffsart Eisenbahntrasse welche in diesem Fall weitgehend parallel zur Bundesautobahn 22 verlaufen soll So koumlnnte eine substanzielle Verlagerung von Guumlterverkehr auf die Schiene zu einer oumlkologischen Entlastung bei der Fernstraszlige fuumlhren die ansonsten aufgrund des LKW-Verkehrs eine erhebliche Quelle fuumlr Schadstoffemissionen darstellt Konkrete Maszlignahmen koumlnnten oumlkonomischen oder rechtlichen Charakter aufweisen wie z B ein geringeres Befoumlrderungsentgelt fuumlr den Eisenbahnverkehr im Vergleich zur Maut der Fernstraszlige oder die zeitliche Nutzungseinschraumlnkung der Kuumlstenautobahn in den Nachtstunden um die Belastun-gen fuumlr Natur und Menschen zu minimieren

Das Nutzungsinteresse Schifffahrtskanaumlle ist in der Konsequenz aumlhnlich wie die Projekt-form Fernstraszlige zu interpretieren weil in beiden Faumlllen der oumlkologische Wert gleich ist Als Ansatzpunkt fuumlr die Verbesserung der oumlkologischen Nachhaltigkeit bietet es sich an aus allen vorgeschlagenen Trassenverlaumlufen die Variante mit der geringsten Umweltbeeintraumlchtigung auszuwaumlhlen was vermutlich auf die Trasse 1 (an der Kuumlste entlang) hinauslaufen wuumlrde Auch bei dieser Eingriffsform zeigt sich dann u U das Problem der steigenden Kosten aufgrund aufwaumlndiger baulicher Maszlignahmen was schlieszliglich nur eine Verbesserung des Nachhaltigkeits-grades innerhalb einer Dimension zu Lasten einer anderen bedeuten wuumlrde In letzter Konsequenz koumlnnte das heiszligen dass auch die Nullvariante in Erwaumlgung gezogen werden muss

633 Naturbelassenheit

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen erhoumlht die optische Beeintraumlchtigung der Umgebung nur geringfuumlgig Aufgrund der laumlngeren Strecken (im Vergleich zur Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) verstaumlrkt sich diese Beeintraumlchtigung jedoch in der Summe Eine originaumlre landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet aber nicht statt539

050

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Die Kosten fuumlr eine zweite Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr (wie in der Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) fallen in diesem Fall nicht an Jedoch ist aufgrund der geringen

050

539 Siehe Abschnitt 62 und 623

154

Bevoumllkerungsdichte in den betroffenen Gemeinden mit einer insgesamt niedrigen Auslastung der Zuumlge zu rechnen540

Darst 46 Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen541

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismusAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus542

540 Siehe Abschnitt 62 und 623541 Eigene Darstellung542 Eigene Darstellung

155

3 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 050 100 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 1 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 100 200 3 100 300 3 100 300Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 14 67 7 78 2 331 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 3 100 300 3 100 300 16 76 7 72 6 1001 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit543

543 Eigene Darstellung

156

4 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und GrundwerteBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Fotovoltaikanlagen 1 2 100 200 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 100 200 2 100 200

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 300 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 16 78 7 78 4 673 100 300 3 100 300 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 15 71 8 89 4 672 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 100 200 15 71 7 78 3 50

Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte544

544 Eigene Darstellung

157

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage

Oumlkologie Soziales OumlkonomieEisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

67 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

TourismusSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

76 72 100

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit545

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Tourismus Eisenbahntrassen Auffaumlllig ist im oumlkonomischen Nachhaltig-keitskriterium der besonders hohe Summenwert bei dem Eingriffsinteresse Tourismus im Vergleich zu dem besonders niedrigen Summenwert bei der Nutzungsform Eisenbahntrassen Da beide Projektarten in einer engen thematischen Beziehung stehen kann dieser Zusammen-hang als eine Art Quersubventionierung betrachtet werden

Die bisherigen Arbeitsschritte bei der Modellapplikation waren grundlegender Art und haben erste Ergebnisse geliefert die anschlieszligend interpretiert wurden Daruumlber hinaus existiert die Moumlglichkeit mit Filterkriterien zu arbeiten welche bei Betrachtung aller zwoumllf Nutzungsinte-ressen hinsichtlich der Summenwerte und Grundwerte zusaumltzliche Interpretationsspielraumlume liefern546 So erfolgt fuumlr die Modellapplikation bzgl des Summenwertes die Auswahl eines Filterkriteriums von sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und besser (in der Eingabemaske fuumlr die Summenwerte bdquoist groumlszliger oder gleichldquo und bdquo51ldquo) Hinsichtlich des Filterkriteriums fuumlr den Grundwert wird bei den Analysekriterien bdquoLuftKlimaldquo und bdquoTierePflanzenldquo ein mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad ausgewaumlhlt (in der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte bdquoist groumlszliger gleichldquo und bdquo2ldquo) Die Auswahl dieser beiden Pruumlfmerkmale (die in der Excel-Tabelle mit einem kleinen blauen Dreieck im Drop-Down-Menuuml gekennzeichnet sind) ist beispielhaft und nicht als zwingender Umstand aus den bisherigen Eroumlrterungen zu verstehen Als Ergebnis dieser Modellapplikation verbleiben die Eingriffsformen Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen Werden andere Untersuchungsspezifika als oumlkologisch besonders relevant erachtet muumlsste dies uumlber die entsprechende Auswahl der Grundwerte festgelegt werden Das Ergebnis aus diesem Arbeitsschritt wuumlrde dann vermutlich zu einer anderen Kombination von Eingriffsarten fuumlhren als es in diesem Beispiel mit Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen der Fall ist

545 Eigene Darstellung546 Siehe Abschnitt 53

158

7 Schlussbetrachtung

71 FazitIm Folgenden werden zentrale Gedanken dieser Arbeit zusammengefasst welche insbesondere die Staumlrken dieses Modells herausstreichen die sich im Bezug auf die in Abschnitt 11 skizzierte Problemlage und die in Abschnitt 12 erlaumluterten Konzepte beziehen Dabei ist das Ziel mehr eine bewusst uumlberspitzte Formulierung als eine inhaltlich abgerundete Komprimierung von wesentlichen Aussagen Aus diesem Grund werden begriffliche Gegensatzpaare verwendet welche den jeweiligen Gedanken pointiert verdeutlichen sollen

Wort und BildDas Titelbild spiegelt symbolisch die zentralen Saumltze der Arbeit wieder Die Quadrate entspre-chen den einzelnen Nutzungsinteressen welche auszliger-oumlkologischer Art sind (blau) sich aber in einem oumlkologischen Umfeld befinden (gruumln) Sie sind alle gleich groszlig was als Annahme von standardisierten Projektformen zu sehen ist Ein einzelnes Quadrat ist in stilisierter Weise als nicht-natuumlrliches von Menschen gemachtes Gebilde zu interpretieren was auf alle beschriebe-nen Eingriffsarten zutrifft Die Anordnung der kleinen Quadrate wiederum zu einem groszligen Quadrat ist als Prinzip der Ordnung und Struktur zu verstehen was das Hauptanliegen dieses Modells repraumlsentiert Ordnung und Struktur von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen in oumlkologischen Flaumlchen Die aus der Naumlhe farblich und musterartig unauffaumlllige Gestaltung des gesamten Quadrat-Komplexes ist als Hinweis zu deuten dass erst aus einer gewissen raumlumlichen Distanz der beschriebene Zusammenhang deutlich wird Oder um bei der Begriffswahl dieses Absatzes zu bleiben und die Abgrenzungslinie zu bestehenden Arbeiten klar zu machen Blaue Formen gibt es viele nur sind sie nicht quadratisch und damit unpraktisch fuumlr eine sbquoWeiterver-wendungrsquo in einem solchen Modell Auszligerdem mangelt es den vorhandenen Arbeiten oftmals an einem Ordnungsprinzip die Beziehungen zwischen den Nutzungsformen den Blick auf die Gesamtheit an Quadraten fehlt dabei

Schaumlrfe und UnschaumlrfeZiel dieser Arbeit ist es Raumplanung aus der Perspektive von Nachhaltigkeit zu sehen Diese Perspektive kann nicht sbquoscharfrsquo sein ndash dafuumlr muumlssen zu viele modelltheoretische Einschraumlnkun-gen betrachtet werden Diese Perspektive muss sbquounscharfrsquo sein ndash dafuumlr koumlnnen viele Nutzungsin-teressen betrachtet werden Allerdings erreicht diese sbquoUnschaumlrfersquo nicht das Ausmaszlig wie es in den theoretischen Ansaumltzen etwa zum Thema nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung festzustellen ist So ist in jenen Arbeiten haumlufig nicht klar auszumachen wie diese Nachhaltigkeit zu operationalisieren ist bzw was sie in einen praktischen Anwendungsfall genau zu bedeuten hat Dieses Konzept ist gerade noch so sbquoscharfrsquo dass die Konturen zu erkennen welche fuumlr eine praktikable Anwendung notwendig sind So ist eindeutig zu erfassen welche Nutzungsinteres-sen als nachhaltig gelten koumlnnen und welche nicht Dagegen findet eine sbquoscharfersquo Betrach-tungsweise in vielen Publikationen statt welche sich in aller Ausfuumlhrlichkeit mit einem Detail der Problematik beschaumlftigen Diese sbquoSchaumlrfersquo bezieht sich bspw auf die exakte Auswertung der Anzahl und Arten von Voumlgeln die an den Rotorblaumlttern von Windkraftanlagen verenden Inwieweit diese sbquoscharfe Unschaumlrfersquo noch hinnehmbar ist ohne die Praktikabilitaumlt und den Nutzen des Modells einzuschraumlnken bleibt der Erfahrung damit vorbehalten

Analyse und SyntheseDas Modell basiert im Wesentlichen auf dem Dualismus von Analyse und Synthese Diese Vorgehensweise bezieht sich auf die behandelten Eingriffsformen wobei sich beide Denkmuster

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gegenseitig beeinflussen Dies macht bspw die Anwendung aller zwoumllf Pruumlfspezifika bei jeder Eingriffsart notwendig um die vollstaumlndige Zusammenstellung mit Zahlenwerten zu ermoumlgli-chen In einigen Faumlllen handelt es sich lediglich um Wiederholungen der Bewertungen ohne dass eine erneute Analyse notwendig ist Somit vereint diese Arbeit die typische Herangehens-weise die in vielen Publikationen getrennt erfolgt Selbstverstaumlndlich kann die Summe der Teile von Analyse und Synthese nicht den gleichen Umfang besitzen wie beide Seiten einzeln groszlig sind da eine Vielzahl von Abhandlungen der beiden Typen existiert So gibt es bspw eine groszlige Menge an Literatur zum Tourismus in Schutzarealen welche diesen Nutzungskonflikt in all seinen Facetten ausleuchtet Die Staumlrke dieses Konzeptes ist es aus diesem Fundus jene Aussagen herauszufiltern die relevant sind Die Relevanz richtet sich dabei nach der methodi-schen Vorgehensweise dieser Arbeit was konkret bspw bedeutet dass aus dem gesamten Quellenmaterial alle Aussagen zum Analysemerkmal bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo zusam-mengetragen werden Ebenso gibt es vom Typus Synthese eine groszlige Zahl an Publikationen die sich etwa mit der Integration der drei sbquoklassischenrsquo Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) auseinandersetzen Auch in dieser Hinsicht besteht die Leistung der Arbeit darin diesen sbquoSynthesen-Waldrsquo zu lichten und nur die nach dem Verstaumlndnis dieses Modellswichtigen Prinzipien sbquofreizuschlagenrsquo

Subjektivitaumlt und ObjektivitaumltIm Rahmen des Nachhaltigkeitsrasters wird versucht eine eher subjektive Einschaumltzung in einen objektiven Zahlwert zu sbquouumlbersetzenrsquo Die Projektinteressen werden anhand der definierten Untersuchungsmerkmale verbal-argumentativ analysiert was an einigen Stellen aufgrund der jeweils verfuumlgbaren Informationen einen subjektiven Charakter hat Auf dieser Basis erfolgt eine Zusammenfassung welche in Form der objektivierten Groumlszligen sbquo1-2-3rsquo stattfindet Diese Verknuumlpfung von subjektiver und objektiver Ebene ist ein zentrales Element in der Methodik dieser Arbeit was sich u a durch die umfangreiche Anlage zu jeder Eingriffsform dokumentiert Daher kann dieses Modell keine objektiven Aussagen im naturwissenschaftlich exakten Sinneliefern sie sind aber ebenso wenig voumlllig subjektiv Aber auch vorhandene Untersuchungen welche eine stark objektive Herangehensweise verfolgen koumlnnen dies nicht immer sbquobis zum Schlussrsquo aushalten So koumlnnen z B im Rahmen einer Umweltanalyse die Belastungen einer Projektart auf das Oumlkosystem genau nachgewiesen werden Wie dieser ermittelte Wert aber einzuschaumltzen ist also ob er noch akzeptabel ist laumlsst sich auch anhand von vorher definierten Grenzwerten nicht immer zweifelsfrei sagen da die Setzung des Grenzwertes subjektiven Einfluumlssen unterliegen kann

Theorie und PraxisDas Modell bewegt sich zwischen der Vielzahl theoretischer Ansaumltze und praktischer Einzelfall-untersuchungen Als Modell muss es entsprechende Vereinfachungen von der Realitaumlt vornehmen hat aber den Anspruch einen Beitrag zur Loumlsung der beschriebenen Problemlage zu leisten Dass es an einigen Stellen Schwachpunkte besitzt steht auszliger Frage Es wird insofern weder allen Anspruumlchen an ein vollstaumlndiges Theoriengebaumlude gerecht noch alle Einzelheiten eines konkreten Beispiels beruumlcksichtigen koumlnnen Ob diese Arbeit mehr einen theoretischen oder mehr einen praktischen Bezug hat laumlsst sich nicht eindeutig festlegen Fuumlr einen theoretischen Charakter spricht dass es sich um ein Modell handelt Es ist ein abstraktes Konstrukt welches den Einzelfall der Wirklichkeit nur bedingt wiedergeben kann da es die Gesamtheit der moumlglichen Realsituationen abdecken muss Fuumlr einen praktischen Charakterspricht dagegen dass diese Arbeit als Loumlsungswerkzeug fuumlr eine real existierende Problemlage verstanden wird Das gesamte Vorgehen in dieser Arbeit ist auf dieses Ziel ausgerichtet eine theoretische Fundierung findet nur in einem minimalen Umfang statt Letztendlich ist diese

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Arbeit als Beitrag zu verstehen der fuumlr eine in der Praxis bestehende Problemkonstellation einennach theoretisch orientierten Maszligstaumlben fundierten Loumlsungsvorschlag unterbreitet

Gut und SchlechtDiese Arbeit liefert Argumente fuumlr und gegen bestimmte Nutzungsarten Aufgrund der ausfuumlhrlichen Analyse der betrachteten Eingriffsformen entsteht eine grundsaumltzliche Bewertung die auch im Einzelfall kaum sbquowegzudiskutierenrsquo ist Es wird sbquoFarbe bekanntrsquo welche Projektinte-ressen unter der Perspektive von Nachhaltigkeit zu befuumlrworten sind und welche nicht Auch mit noch soviel Aufwand wird es in vielen Faumlllen nicht moumlglich sein kontraumlre Nutzungsinteressen miteinander zu versoumlhnen Diese klare Positionierung zeichnet das Modell aus und differenziert es von anderen Konzepten wie etwa die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung Diese Instrumente sagen allenfalls indirekt etwas daruumlber aus ob eine Eingriffsform als oumlkologisch gut oder schlecht anzusehen ist Zudem beschraumlnken sie sich haumlufig auf diese Nachhaltigkeitsdimension und blenden die soziale und oumlkonomische Seite weitgehend aus Dieses Modell leistet mit der Untersuchung der ausgewaumlhlten Nutzungsarten eine Vorarbeit auf der dann im Einzelfall aufgebaut werden kann und eine Nachjustierung in Richtung eher gut oder eher schlecht ermoumlglicht wird

Normativitaumlt und DeskriptivitaumltIn wissenschaftstheoretischer Perspektive fundiert diese Arbeit auf normativen Grundannah-men welche zwar begruumlndet werden aber nicht als zwingend und ausschlieszliglich zu betrachten sind Dies betrifft zunaumlchst die Definition eines bestimmten Nachhaltigkeitsverstaumlndnisses auf dem die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters basiert bzw die Auswahl bestimmter Pruumlfmerkmale abgeleitet wird Ein solch normativer Bezug findet sich haumlufig bei sehr theoreti-schen Konzepten wie etwa zum Thema regionale Wirtschaftskreislaumlufe Haumlufig werden die Ziele gut begruumlndet die Wege dorthin allerdings schlecht ausgeleuchtet Innerhalb dieses normierten Rahmens erfolgt eine deskriptive Herangehensweise wie sie bspw bei der Beschreibung der Umweltbelastungen eines Nutzungsinteresses geschieht Diese beschreibenden Elemente dienen dann wiederum als Aussagen uumlber das theoretische Ausmaszlig an Nachhaltigkeit in Form der sbquogering-mittel-hochrsquo-Skala Diese deskriptiven Komponenten sind auch in einigen vorgestellten Instrumenten zu verorten wie etwa bei der oumlkologischen Risikoanalyse In diesen Faumlllen ist die oben erwaumlhnte Weg-Ziel-Konstellation eher andersherum zu deuten Die Funktionsweise dieser Instrumente wird sehr genau beschrieben wie die daraus gewonnen Ergebnisse in einen groumlszligeren Kontext zu sehen dagegen weniger Abschlieszligend laumlsst sich festhalten dass diese Arbeit sowohl normative als auch deskriptive Aspekte besitzt jeweils dort wo sie sich am besten in das Gesamtkonzept einfuumlgen

72 ForschungsperspektivenUumlber die in dieser Arbeit hinaus behandelten Forschungsfragen werden im Folgendenspiegelbildlich zum Forschungsstand in Abschnitt 12 einige Forschungsperspektiven skizziert welche als inhaltliche Weiterentwicklung zu verstehen sind Diese erheben nicht den Anspruch auf quantitative und qualitative Vollstaumlndigkeit sondern koumlnnen nur spekulativen Charakter haben

MethodikEs stellt sich zunaumlchst die Frage ob fuumlr die Beantwortung der Forschungsfragen nicht auch ein grundsaumltzlich anderes methodisches Vorgehen moumlglich ist als das in dieser Arbeit vorgeschla-

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gene Ein solcher Ansatz koumlnnte ein generell mehr EDV-gestuumltztes Verfahren sein wie es bspw mit Entscheidungsunterstuumltzungssystemen (engl decision support systems) moumlglich waumlre Insgesamt laumluft dies auf die Entwicklung eines fallbezogenen Instrumentes hinaus wie es z B das Verfahren der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung darstellt Inwieweit hierbei der Aufwand im Rahmen der Datenaufbereitung fuumlr einen Einzelfall und der Ertrag in Hinblick auf die aus einem solchen Modell ableitbaren Aussagen in einem guumlnstigen Verhaumlltnis stehen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen

NutzungsinteressenDieses Modell betrachtet Projektformen mit ihren typischen Eigenschaften und blendet moumlgliche individuelle Merkmale aus wie z B unterschiedliche technologische Varianten Denkbar ist eine Erweiterung in der Hinsicht dass fuumlr jede Eingriffsart jene Differenzierungs-moumlglichkeiten geschaffen werden Dies koumlnnte geschehen indem zusaumltzliche Variablen eingefuumlhrt werden deren Art und Anzahl moumlglicherweise pro Nutzungsart variiert Auch koumlnnte die Praxis zeigen dass es sinnvoll ist weitere Eingriffsarten auszuwaumlhlen welche als konflikt-lastig zu klassifizieren sind Diese muumlssten dann ebenso anhand der vorgegebenen Pruumlfmerkma-le analysiert und in die Excel-Tabelle aufgenommen werden

SchutzgebieteSpiegelbildlich zur Differenzierung der Nutzungsinteressen ist es denkbar dass die spezifischen Einflussfaktoren einer Schutzzone von Fall zu Fall zum Tragen kommen In dieser Abhandlung wird nur allgemein davon ausgegangen dass sich solche Flaumlchen durch eine besondere Umweltsensibilitaumlt auszeichnen So unterscheiden sich Schutzareale bspw in ihren oumlkologi-schen Restriktionen hinsichtlich des Vorhandenseins von prioritaumlren und nicht-prioritaumlren Arten und Biotopen Dies kann als zusaumltzliche Entscheidungsgroumlszlige einflieszligen so dass etwa im Fall von prioritaumlren Arten keine Realisierung des Eingriffsinteresses befuumlrwortet wird und umgekehrt

WirkungsdimensionenMit dieser Arbeit lassen sich nur die Wirkungen von Projektarten in ihrer Gesamtheit darstellen indem die Effekte pro Analysekriterium einfach summiert werden Es werden jedoch keine Summenwirkungen gezeigt die sich moumlglicherweise unter- oder uumlberproportional additiv ergeben Dies ist aufgrund der Kombination bestimmter Eingriffsarten in Verbindung mit den komplexen oumlkologischen Zusammenhaumlngen denkbar was in dem Spruch bdquodas Ganze mehr ist als die Summe seiner Teileldquo zum Ausdruck kommt (Aristoteles) Des Weiteren stellen moumlglicher-weise Wechsel- Folge- und Fernwirkungen im Zusammenspiel von unterschiedlichen undoder vielen Nutzungsinteressen eine zusaumltzliche Forschungsproblematik dar

InterdisziplinaritaumltDie Weiterentwicklung dieses Modells ist auch in Hinblick auf die Einbeziehung unterschiedli-cher Fachdisziplinen zu sehen welche sich in allen Facetten moumlglicherweise erst im Rahmen einer tatsaumlchlichen Anwendung herausstellen Zwar zeichnet sich diese Arbeit bisher schon dadurch aus dass sie neben sbquoHauptfaumlchernrsquo Volkswirtschaftslehre und Raumplanung auch sbquoNebenfaumlcherrsquo anspricht wie bspw Recht oder Oumlkologie Allerdings geschieht dies nur in einem bescheidenen Umfang da der Forschungscharakter einer Dissertation eine Beschraumlnkung der personellen und zeitlichen Ressourcen bedeutet Andersherum ist es denkbar dass bei einem groumlszligeren Verbundforschungsprojekt in einem quantitativ und qualitativ staumlrkeren Maszlige alle beteiligten Fachgebiete ihren Beitrag fuumlr die Entwicklung des Konzeptes leisten Dies wird mit Sicherheit einen Einfluss auf die Ausgestaltung des einen oder anderen Abschnittes dieser Arbeit haben So koumlnnen bspw juristische Huumlrden die geplante Vorgehensweise dieses Modells

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erschweren die bisher auszliger Acht gelassen wurden oder sich erst durch entsprechende Gerichtsurteile ergeben koumlnnten Auch koumlnnte sich eine groumlszligere Beteiligung der Politologie als sinnvoll erweisen da der Aspekt der administrativen Durchsetzbarkeit dieses Konzept auf kommunalpolitischer Ebene kaum beleuchtet wurde Schlieszliglich koumlnnten auch naturwissen-schaftliche Aspekte eine groumlszligere Rolle spielen was vor allem bei den vielen Projektformen der Fall ist

73 Methodisch bedingte EinschraumlnkungenIn Abschnitt 13 wurde anhand des methodischen Vorgehens erlaumlutert auf welche Weise versucht wird das dargestellte Problem modelltheoretisch zu loumlsen Diese Vorgehensweise ist jedoch mit einigen Einschraumlnkungen verbunden die sich bereits im Laufe der Arbeit manifestiert haben und daruumlber hinaus in der praktischen Anwendung des Modells ergeben koumlnnten Das gesamte Konzept ist daher vor dem Hintergrund der folgenden Restriktionen zu sehen so dass die damit generierten Ergebnisse in ihrer Aussagekraft ggf teilweise relativiert werden muumlssen

FallbeispielZiel des Fallbeispiels dieser Arbeit ist es die Arbeitsweise des Modells praktisch zu illustrieren und moumlgliche Ergebnisse der Modellapplikation darzustellen Eine vollstaumlndige Umsetzung dieses Anspruches kann mit diesem Arbeitsschritt jedoch nicht erreicht werden da diesem Fallbeispiel die sbquoletzte praktische Konsequenzrsquo fehlt Es wird mit realen Rahmenbedingungen gearbeitet aber nicht in einer realen Situation im Rahmen eines tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumplanerischen Prozesses Insofern koumlnnen moumlglicherweise bestimmte Einflussfaktoren nicht beruumlcksichtigt werden welche ansonsten in die Modellapplikation eingeflossen waumlren So sind Einschraumlnkungen hinzunehmen da nicht alle relevanten Daten in Hinblick auf die ausgewaumlhlten Projektformen wie auch die naturschutzfachlichen Bedingungen herangezogen wurden Die Modellapplikation im Rahmen einer so erweiterten Fallstudie haumltte den Rahmen dieser Arbeit bei weitem uumlberschritten

GrenzwerteDas Arbeiten mit Grenzwerten was bei deren Unter- oder Uumlberschreiten zu bestimmtenKonsequenzen fuumlhrt ist grundsaumltzlich mit der Problematik des sbquoGrenzsprungesrsquo behaftet So kann die geringfuumlgige Veraumlnderung des Einzelwertes eines Analysekriteriums in der Excel-Tabelle dazu fuumlhren dass bspw der Summenwert von der Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo(unter 50 ) in sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo (51 bis 75 ) wechselt Besonders kritisch ist hierbei dass der Einzelwert selbst bereits eine relativ groszlige Unsicherheit birgt Er wird seinerseits durch den Grundwert sowie durch den Qualitaumltsfaktor beeinflusst Die Festlegung dieser Faktoren kann modellbedingt nicht vollstaumlndig objektiv sein sondern allenfalls eine Tendenz zum Ausdruck bringen

NutzungsinteressenEin Schwachpunkt dieser Arbeit betrifft die Analyse der Nutzungsinteressen anhand des Nachhaltigkeitsrasters was sich an mehreren Stellen offenbart So ist generell die Einschaumltzung hinsichtlich eines Pruumlfmerkmals mit vielen Unsicherheiten verbunden weil bei den Nutzungs-formen immer eine sbquoStandard-Ausfuumlhrungrsquo angenommen wird Es koumlnnen dabei i S eines allgemeinguumlltigen Modells keine individuellen Besonderheiten wie bspw unterschiedliche Groumlszligenklassen beruumlcksichtigt werden Dies wird durch Formulierungen wie z B bdquokoumlnnteldquo kenntlich gemacht es besteht nur die Moumlglichkeit fuumlr bestimmte Effekte Die Einschaumltzungen

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der ausgewaumlhlten Nutzungsformen sind daher nicht zwangslaumlufig auf einen Einzelfall zu uumlbertragen In der praktischen Anwendung des Ansatzes koumlnnen diese fallspezifischen Unterschiede aber so groszlig sein dass sie zu einer anderen Einschaumltzung bei bestimmten Pruumlfspezifika fuumlhren als dies aufgrund ihrer unterstellten Gemeinsamkeiten der Fall ist

InformationsmengeDie Beurteilung der Nutzungsformen anhand des Nachhaltigkeitsrasters fuumlhrt z T zu einer Wiederholung der Einschaumltzung bei bestimmten Analysemerkmalen weil sich einige Projektar-ten kaum unterscheiden So ist bspw die Einschaumltzung beim Untersuchungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo bei allen Nutzungsarten zur Energieerzeugung gleich Das Prinzip der Gleichbehandlung aller Nutzungsinteressen d h die Anwendung der gleichen Pruumlfkriterien uumlberwiegt eindeutig gegenuumlber einer evt als wuumlnschenswert erachteter Vielfalt von Ergebnissen Eher umgekehrt muss an einigen Stellen eine Konzentration auf die wesentlichen Auswirkungen der Eingriffsarten erfolgen da eine zu ausfuumlhrliche Beschreibung fuumlr die gesamte Arbeit nicht zielfuumlhrend ist Diese Unterschiede sind auch darauf zuruumlckzufuumlh-ren dass zu einigen Untersuchungskriterien eine groumlszligere Quellenbasis vorhanden ist was vor allem fuumlr die Bewertung der sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter zutrifft wie bspw Boden Moumlglicherweise bergen diese inhaltlichen Verkuumlrzungen Unsicherheiten was sich in der abschlieszligenden Bewertung anhand eines Analysekriteriums niederschlaumlgt

AnalysekriterienDie Einschaumltzung einer Nutzungsform mit Hilfe von Analysekriterien in die Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo gestaltet sich haumlufig schwierig da oftmals kaum objektive Eigenschaften einerEingriffsform bewertet werden koumlnnen Dies gelang ansatzweise bspw bei der Beurteilung des Untersuchungskriteriums bdquoBelastung des Umweltschutzgutes Landschaftsbildldquo Hierbei kann eine annaumlhernd eindeutige Klassifizierung getroffen werden ob ein punkt- linien- oder flaumlchenartiger Eingriff vorliegt Aber auch andere Skalierungsweisen wie etwa eine Aufteilung in eine sbquoFuumlnferrsquo-Kategorie waumlren weniger mit einem Informationsgewinn sondern mehr mit einem Komplexitaumltsanstieg verbunden Es ist auch denkbar dass sich nach einer gewissen zeitlichen Distanz und aufgrund von Erfahrungen mit diesem Modell in der praktischen Anwendung bestimmte Einschaumltzungen von Projektarten veraumlndern

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Anlage

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEin direkter Bodenbedarf besteht fuumlr den Turm sowie fuumlr moumlgliche Zuwegungen so dassinsgesamt bis zu 1000 m2 beansprucht werden Dagegen werden fuumlr das Fundament je nach Bauart des Generators 200 bis 400 m2 benoumltigt Die Tiefenwirkung des Fundamentes haumlngt von den Bodenverhaumlltnissen ab welche eine Flach- oder Tiefgruumlndung erfordern Im ersten Fall sind dies einige Meter aufgrund der Fundamentplatte im zweiten Fall werden zusaumltzlich bis zu 20 Rammpfaumlhle verwendet die eine Laumlnge von 20 bis 25 m haben Weitere notwendige technische Einrichtungen sind im Turmfuszlig untergebracht nur bei groumlszligeren Windparks ist ein zusaumltzliches Betriebsgebaumlude notwendig Dies faumlllt jedoch gemessen an der Zahl der Anlagen kaum ins Gewicht547

Gelegentlich wird der Einwand geaumluszligert dass groumlszligere Sicherheitszonen zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen sind damit bspw abbrechende Rotorblaumltter keine Schaumlden anrichten koumlnnen Diese Betrachtung ist insofern inkonsequent da fuumlr andere Projektformen wie z B Flughaumlfen solche Maszligstaumlbe nicht gelten548 Dennoch fuumlhrt dieses Eingriffsinteresse zu einem dauerhaften punktuellen Eingriff in das Erdreich an der betroffenen Stelle was eine Bodenversiegelung und einen Bodenabtrag zur Folge hat

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBasierend auf der Bewertung zum Boden sind keine gravierenden Effekte auf das Umweltmedi-um Wasser festzustellen549 Lediglich aufgrund der erwaumlhnten Rammpfaumlhle sind mechanische Einwirkungen auf unterirdische Gewaumlsser denkbar die jedoch an der betroffenen Stelle wenig relevant sind

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht (wie bei den fossilen Brennstoffen) auf thermischem Wege stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch existiert zuweilen die Befuumlrchtung dass durch ein sbquoAbbremsen der Windgeschwindig-keitrsquo das Umgebungsklima negativ beeinflusst wird Bezogen auf den kinetischen Energieinhalt der Luftstroumlmung liegt die durchschnittliche Verzoumlgerung der Windgeschwindigkeit bei unter 1 Relevant kann dies allenfalls bei einer Windfarm mit vielen Groszliganlagen werden was jedoch auch dann sehr unwahrscheinlich ist550

Eine moumlgliche Luftdurchmischung bei kritischen Wettersituationen ist ebenfalls unprob-lematisch da Windkraftanlagen bei geringen Windgeschwindigkeiten nicht in Betrieb sind Andersherum erwachsen eher aus den hohen Windgeschwindigkeiten Umweltprobleme weil die zunehmende Austrocknung und Rodung der Landschaft in vielen Gebieten zu Bodenerosio-nen fuumlhren Ein minimal betriebsbedingtes Abbremsen der Luftstroumlme ist daher oumlkologisch eher positiv zu bewerten551

547 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324548 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324549 Hinsichtlich der Situation bei Offshoreanlagen siehe Abschnitt 21550 Vgl HAU (2003) 553f551 Vgl HAU (2003) 553f

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Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie unmittelbare Flaumlchenbeanspruchung durch den Turmfuszlig fuumlhrt zu einem geringfuumlgigen Verlust von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen am Boden Dies zeigt sich auch darin dass das heimische Niederwild anfaumlnglich irritiert ist Es gewoumlhnt sich aber relativ schnell an die Windgeneratoren und laumlsst sich durch sie nicht vertreiben Dagegen stellt sich die Beeintraumlchti-gung auf die Avifauna unterschiedlich dar so dass (noch) kein abschlieszligendes Urteil gefaumlllt werden kann552

Waumlhrend sbquoortsansaumlssigersquo Vogelarten sich an die neuen Hindernisse gewoumlhnen und sie umfliegen besteht fuumlr sbquoortsunkundigersquo Zugvoumlgel eher eine Gefahr von Vogelschlag durch die ablenkenden Rotorgeraumlusche Diese Voumlgel fliegen jedoch selten tiefer als 200 m wobei einige Arten empfindlicher reagieren wie z B Moumlwen Bei vielen Vogelarten ist keine auffaumlllige Aumlnderung des Verhaltens festzustellen obwohl auch Studien bekannt sind nach denen bspw Weiszligstoumlrche eine houmlhere Empfindlichkeit in Brutplatznaumlhe aufweisen Wiederum gibt es Faumllle in denen einige Vogelarten ihre Nester im Schutz der Generatorhaumluser bauen waumlhrend andere diese meiden553

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Bewertung der optischen Wirkung einer Windkraftanlage haumlngt zunaumlchst davon ab was der Betrachter selbst mit einer Windenergieanlage assoziiert z B welche Einstellung er gegenuumlber dieser Energieform hat Auch die Art der Landschaft ist relevant d h ob es sich um ein offenes oder geschlossenes Gebiet (bewaldet bzw bebaut) handelt und in welcher Houmlhe sich der Standort befindet Schlieszliglich ist auch die Groumlszlige der Anlage entscheidend so dass meistens erst ab einer Houmlhe von uumlber 50 m das Landschaftsbild uumlber groumlszligere Entfernungen dominiert wird554

Unabhaumlngig von der Ausgestaltung dieser drei Haupteinflussgroumlszligen im Einzelfall ist von einer Zunahme dieser Form der Beeintraumlchtigung auszugehen So wird es vermutlich zu einer weiteren Buumlndelung vieler Anlagen zu Windparks kommen und die Groumlszlige der Anlagen wird zunehmen555 Unbestritten bleibt dass Windkraftanlagen eine dauerhafte punktuelle optische Beeintraumlchtigung darstellen welche zusaumltzlich eine Houmlhendimension erreichen Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Zerstoumlrung des Landschaftsbildes da die Anlagen als solche nur in einem geringen Maszlig in das lokale Oumlkosystem eingreifen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIm Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen die Belastungen der Umweltschutzguumlter Tie-rePflanzen und Landschaftsbild da hier der vergleichsweise groumlszligte Handlungsbedarf besteht Beide Ebenen von Beeintraumlchtigungen koumlnnen im Rahmen der planerischen Praxis bis zu einem gewissen Grad vermindert werden Allen Ansaumltzen ist gemeinsam dass sie im Rahmen der Vorfeldplanung objektive Kriterien benutzen wie z B Mindestabstand oder Verbotszonen Die Wirkungen von Windkraftanlagen auf die raumlumliche Umgebung koumlnnen damit abgeschaumltzt und negative Effekte soweit wie moumlglich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausgleich ist jedoch ausgeschlossen556

Insgesamt sind die Optionen zur Verringerung der Auswirkungen auf die Avifauna und das Landschaftsbild aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen Aumlhnlich wie bei der Beurteilung selbst koumlnnen kaum konkrete Maszligstaumlbe zur Hilfe gezogen werden was eine Objektivierung jedoch erheblich vereinfachen wuumlrde So ist etwa ungeklaumlrt welche Vogelarten in welcher Population eine

552 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f553 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f554 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323555 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323556 Vgl DATTKESPERBER (1994) vgl MIELKE (1996)

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Beruumlcksichtigung bei der Planung des Standortes einer Windenergieanlage rechtfertigen Auch der Vorschlag bei einem Windpark einen Abstand zwischen den Anlagen von acht bis zehn Rotordurchmessern zu halten ist nicht unstrittig Eine solche Anordnung von Windgeneratoren wird fuumlr die meisten Landschaftstypen als akzeptabel erachtet Allerdings werden auch methodische Maumlngel eingeraumlumt da sich diese Uumlberlegung auf statische Gebaumlude bezieht und die Wirkung der drehenden Rotoren nicht beruumlcksichtigt wird557

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenUnter bestimmten meteorologischen Bedingungen koumlnnen sich an den Rotorblaumlttern Eisbrocken bilden die beim Start der Windenergieanlage herunterstuumlrzen Das Risiko eines solchen Eisbruches welches ca 200 m von der Anlage entfernt erfolgen wuumlrde ist jedoch gering und entspricht etwa dem eines Blitzschlages Auch besteht die Moumlglichkeit dass es aufgrund von Braumlnden an der Anlage zu begrenzten Stofffreisetzungen an die Umwelt kommt Derartige Stoumlrfaumllle sind jedoch durch Einhaltung der entsprechenden Vorschriften weitgehend vermeid-bar558 Daruumlber hinaus existiert potenziell das Risiko dass Rotorteile im Fall eines sbquoDurchgehensrsquo des Generators abbrechen oder dass bei extremen Windgeschwindigkeiten die gesamte Anlage umstuumlrzt Das Schadensausmaszlig ist in diesen Faumlllen relativ gering da in erster Linie sbquonurrsquo mit Sachschaumlden zu rechnen ist z B in Form einer Gebaumludezerstoumlrung Die Eintrittswahrscheinlich-keit dafuumlr ist selbst bei einer Massenaufstellung von Windkraftanlagen sehr gering toumldliche Unfaumllle fuumlr Menschen sind noch unwahrscheinlicher559

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist zu bemerken dass sich die Schaumlden in den meisten Faumlllen auf die unmittelbare Umgebung konzentrieren Allenfalls sind Folgewirkungen in der Form denkbar dass bspw durch Schaumlden in den elektrischen Komponenten andere verbundene Anlagen oder das regionale Einspeisenetz beschaumldigt werden Diese Schaumlden besitzen eine geringe Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung beschraumlnkt sich auf den Zeitraum der fuumlr die Behebung notwendig ist Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt sind Windenergiegeneratoren positiv zu beurteilen da sie im Bedarfsfall auf einfache Weise abmontiert werden koumlnnen Sie bestehen groumlszligtenteils aus metallischen Werkstoffen fuumlr die es anerkannte Entsorgungswege gibt Offene Fragen bestehen lediglich hinsichtlich der Rotorblaumltter die aus glasfaserverstaumlrkten Kunststoffen hergestellt sind und bisher nur auf stofflich-thermischem Wege verwertet werden koumlnnen560

Auch in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist diese Eingriffsform vorteilhaft da sich die Schaumlden normalerweise sofort bemerkbar machen Somit besteht keine Unsicherheit uumlber den Zeitpunkt des Wirksamwerdens was die Schadensbehebung erleichtert

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl unmittelbar keine negativen Gefahren fuumlr den Menschen bestehen gibt es einige Effekte die zu einer Beeintraumlchtigung des Wohlbefindens beitragen koumlnnen Von hoher Relevanz ist zunaumlchst der Houmlrschall welcher hauptsaumlchlich durch aerodynamische Geraumlusche an den Rotorblaumlttern entsteht Die Schallquellen Getriebe und Generator sind bei modernen Anlagen so konstruiert dass die Laumlrmemissionen deutlich reduziert sind Bedeutsam sind jedoch nur die Betriebsgeraumlusche bei niedrigen und mittleren Windgeschwindigkeiten da sie sich in diesem Bereich noch von den natuumlrlichen Windgeraumluschen unterscheiden Groszliganlagen koumlnnen einen Schallpegel von uumlber 100 dB(A) erreichen so dass ein entsprechender Mindestabstand

557 Vgl HAU (2003) 552558 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322-325559 Vgl HAU (2003) 526-530560 Vgl KALTSCHMITT (2003) 325

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noumltig ist um 45 dB(A) nicht zu uumlberschreiten die als Richtwert fuumlr reine Wohngebiete gemaumlszlig der Technischen Anleitung Laumlrm gelten561

Daneben gibt es das Phaumlnomen von aerodynamisch bedingtem Infraschall der in einem Frequenzbereich von 06 bis 15 Hz liegt Bei diesen Frequenzen ist die Wahrnehmungsgrenze des Menschen sehr hoch so dass auch noch in einigen hundert Metern Entfernung von der Windkraftanlage Emissionen bemerkbar sind562 Auch gibt es sbquoDiscoeffektersquo welche aber nur zufaumlllig und kurzzeitig wahrnehmbar sind da sie an bestimmte Sonnenstaumlnde gekoppelt sind Sie entstehen durch eine hohe solare Direkteinstrahlung auf die drehenden Rotorblaumltter was zu einer Lichtreflexion an deren Oberflaumlche fuumlhrt Aus allen Einflussfaktoren ergibt sich dass diese Beeintraumlchtigung nicht permanent sondern nur uumlber einige Stunden wirksam ist563

Von hoher Bedeutung ist auch der Schattenwurf der bei Sonnenschein von den Rotorblaumlt-tern und dem Turm ausgeht Dieser Effekt ist u a abhaumlngig von den Witterungsbedingungen dem Sonnenstand sowie der Groumlszlige und dem Betrieb der Anlage Bei einer 15-MW-Anlage kann dieser Schatten eine Reichweite von bis zu 1000 m erreichen und ca 20 der theoretischen Schattenwurfdauer betragen (ein Fuumlnftel der Tageszeit ist somit in der Summe aufgrund des Schattens verdunkelt) Untersuchungen zeigen dass diese Effekte keine erheblichen Belastun-gen auf die Menschen haben die in der Naumlhe von Windgeneratoren leben Dennoch koumlnnen die erhoumlhten Anforderungen die psychischen und physischen Ressourcen der Anwohner beanspruchen so dass kumulative Langzeitwirkungen moumlglich sind welche die Kriterien einer Belaumlstigung erfuumlllen564

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 71 der Befragten der Meinung dass die Windenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte565 Dieser hohe Wert muss jedoch moumlglicherweise reduziert werden wenn das bdquoNIMBYldquo-Phaumlnomen (bdquoNot In My Backyardldquo nicht in meinem Vorgarten) beruumlcksichtigt wird Demnach gibt es Personen die vielleicht grundsaumltzlich nicht gegen die Windkraft sind sie aber auf keinen Fall in ihrem Umfeld haben wollen566

Im Allgemeinen findet sich bei den Umweltverbaumlnden eine groszlige Zustimmung zur Wind-energie da diese Art der Energieerzeugung einen wichtigen Beitrag zur Loumlsung des Klimaprob-lems leisten kann Dabei werden Windkraftanlagen als eine Form der alternativen Stromgewin-nung gesehen die einen Teil einer Gesamtstrategie zur umweltgerechten Energieversorgung darstellt Dazu gehoumlren bspw Maszlignahmen zur Energieeinsparung die Erhoumlhung der Leistungskapazitaumlt aumllterer Windgeneratoren (Repowering) sowie die Einbindung der Energieerzeugung aus Wasser- und Sonnenkraft Des Weiteren sind bei den Verbandspositionen graduelle Unterschiede in Hinblick auf die Beruumlcksichtigung konkurrierender Nutzungsinteressen zu erkennen So fordert etwa Greenpeace zur Erhoumlhung der Akzeptanz dieser Nutzungsform eine staumlrkere Integration der Interessen von betroffenen Bevoumllkerungsteilen Der NABU hingegen spricht sich fuumlr ein gaumlnzliches Bauverbot von Windenergieanlagen in oumlkologisch sensiblen Gebieten aus567

561 Vgl HAU (2003) 537 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 320f562 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321563 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321f564 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322565 Vgl FORSA (2005) 3566 Vgl ALT U A (1998) 19567 Vgl BWE (o Jb)

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Der lokale Widerstand gegen Windkraftanlagen wird haumlufig von Buumlrgerinitiativen gefuumlhrt die gut organisiert sind und z T erheblichen Einfluss auf die lokalen Entscheidungstraumlger ausuumlben koumlnnen Diese Aktivitaumlten sind jedoch nicht immer durch das originaumlre Interesse der Anwohner motiviert die sich moumlglicherweise durch Windenergieanlagen gestoumlrt fuumlhlen In einigen Faumlllen werden diese Buumlrgerinitiativen personell und finanziell durch andere Organisati-onen unterstuumltzt wie z B dem Bundesverband Landschaftsschutz hinter denen sich etablierte Stromkonzerne verbergen wie etwa die VIAG568 Es ist zu vermuten dass hier rein oumlkonomische Interessen im Vordergrund stehen da die Windenergie als Gefaumlhrdung der Marktposition von konventionellen Energietraumlgern gesehen wird569

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenVon den aufgefuumlhrten Grundbeduumlrfnissen ist bei dem Aspekt BrennstoffeBetriebsstoffe der groumlszligte inhaltliche Zusammenhang mit der Windenergie herzustellen da der erzeugte Strom auf aumlhnliche Weise vielseitig verwendet wird Aber auch die Befriedigung der meisten anderen Grundbeduumlrfnisse ist ohne Energie nicht denkbar Elektrische Energie wird meistens nicht als Produkt selbst benoumltigt sondern dient als Inputfaktor fuumlr die Erzeugung einer bestimmten Energiedienstleistung Dabei handelt es sich bspw um die Bereitstellung von Niedertempera-turwaumlrme wie bspw bei einer Heizung die Beleuchtung von Raumlumen wie z B bei Gluumlhlampen oder den Antrieb von stationaumlren Motoren etwa fuumlr Kuumlhlschraumlnke570 Fast alle Produktionspro-zesse sind zumindest indirekt auf Elektrizitaumlt angewiesen was bspw auch bei der Herstellung von Nahrung oder Kleidung der Fall ist

Effekte auf den ArbeitsmarktErfahrungen aus anderen Industriebereichen zeigen dass pro Beschaumlftigtem in der Windener-giebranche jeweils zwei Arbeitsplaumltze hinzugerechnet werden koumlnnen die indirekt im oumlkonomischen Umfeld entstehen wie bspw bei Planungsbuumlros oder Zuliefererfirmen Die Produktivitaumlt dieses Wirtschaftszweiges ist in der Vergangenheit stark gestiegen so dass sich alleine zwischen den Jahren 1990 und 1995 die Anzahl der Arbeitnehmer pro installiertem MW bei den Anlagenproduzenten von zwoumllf auf vier reduziert hat Trotzdem ist ein starker Zuwachs an Arbeitskraumlften zu verzeichnen was sich durch den uumlberproportionalen Anstieg der Gesamtleistung erklaumlrt571 Dabei entstehen die Arbeitsplaumltze abgesehen von einigen Aufgaben in der Forschung und Entwicklung nicht nur in der Groszligindustrie Windkraftanlagen sind Industrieprodukte sbquomittlererrsquo Technologie die von klein- und mittelstaumlndischen Unternehmen hergestellt werden572 Die Arbeitsplaumltze entstehen im Wesentlichen beim Bau von Windkraftag-gregaten der Betrieb hingegen kommt mit relativ wenig Personal aus Fuumlr den Betrieb sind daher vermutlich mittel- bis hochqualifizierte Arbeitskraumlfte notwendig welche fuumlr die Uumlberwachung und Steuerung eines Windparks verantwortlich sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist im Allgemeinen mit erheblichen positiven regionalwirtschaftlichen Effekten verbunden was sich auf die Finanzsituation sowohl von oumlffentlichen wie auch privaten Institutionen bezieht Die folgenden Aussagen beruhen auf einer Untersuchung am Beispiel der Landkreise Cuxhaven und Stade Sie lassen sich nicht zwingend

568 Die VIAG ist seit dem Jahr 2000 durch die Fusion mit dem Energieversorgungsunternehmen VEBA Bestandteil des EON-Konzerns Vgl WIKIPEDIA (o Jf)

569 Vgl FRANKEN (1998)570 Vgl HENSING U A (1998) 14f571 Vgl BMU (2001) 21-24572 Vgl HAU (2003) 761

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verallgemeinern zumal es sich tendenziell um windreiche Regionen handelt In Hinblick auf die Entstehung von Gewerbesteuern als Einnahmequelle fuumlr die kommunalen Haushalte kann aufgrund des Fehlens anderer Publikationen lediglich eine einzelne Meinung eines Betreibers herangezogen werden Demnach ist nach einer Betriebszeit von zehn bis zwoumllf Jahren eine durchschnittliche Gewerbesteuerabgabe von 12000 euro pro MW installierter Leistung zu erwarten was fuumlr beide Landkreise zusammen eine Gesamteinnahme von ca 6 Mio euro jaumlhrlich bedeutet Diese Mittel werden von den beteiligten Betreibergesellschaften und Planungsgesell-schaften aufgebracht bei denen 96 und 48 der Projekte sich in den jeweiligen Gemeinden befinden Die Bereitstellung von Fremdkapital erfolgt etwa zu einem Drittel durch Banken und Sparkassen aus der Region was sich sowohl auf die Anzahl wie auch die Houmlhe der Kredite bezieht Auch andere ortsansaumlssige Dienstleistungsunternehmen profitieren von den Betreibern der Windparks was einen Verbleib der Geldfluumlsse in der Region von durchschnittlich ca 50 bei den einmaligen Investitionsausgaben (ohne die Kosten des Windenergiegenerators) und im Mittel von etwa 16 bei den regelmaumlszligigen Betriebsausgaben bedeutet573

Die Investitionskosten von Windkraftanlagen liegen bei ca 800 bis 1050 euro pro kW wobei die Standortbedingungen einen erheblichen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe haben Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 005 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie z B Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaikanlagen 100 gegenuumlber Wasserkraftanlagen und 40 gegenuumlber Erdwaumlrmeanlagen Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden da zunehmend houmlhere Systemnutzungsgrade realisiert werden Allerdings werden diese aufgrund des bestehenden hohen technischen Niveaus nicht die Groumlszligenordnung der letzten fuumlnf bis zehn Jahre erreichen wahrscheinlicher ist hingegen die Erhoumlhung der installierten Anlagenleistung574

Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte Wirkung auf den Boden ergibt sich aus den Aufstaumlnderungs- bzw Modulmontage-systemen bei Freifeldaufstellungen so dass es z B infolge von Betonfundamenten oder Erdankern zu einer Flaumlchenversiegelung von ca 3 kommt was sich auf das gesamte von einer Fotovoltaikanlage beanspruchte Areal bezieht Eine indirekte Beeinflussung des Bodens erfolgt durch die Abdeckung der Solarmodule so dass sich nur noch bestimmte Tier- und Pflanzenarten in diesem Bereich aufhalten koumlnnen Diese Abschattung betraumlgt brutto etwa ein Drittel der Bodenflaumlche da zwischen den Solarmodulen groszligzuumlgige Abstaumlnde eingehalten werden575 Auch sind aufgrund des veraumlnderten Absorptionsverhaltens Auswirkungen auf das Mikroklima denkbar was jedoch erst bei einer sehr intensiven Nutzung dieser Eingriffsform relevant wird576

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserGrundsaumltzlich besteht keine Gefaumlhrdung des Umweltmediums Wasser da es weder auf der Input- noch auf der Outputseite des Betriebsprozesses von Solaranlagen eine Rolle spielt Es ist

573 Vgl FORWIND (2004) 25-30574 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538575 Vgl KRANE (2004) 23576 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259

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lediglich theoretisch moumlglich dass als Folge von Auswaschungen durch Regen gesundheitsge-faumlhrdende Stoffe wie etwa Cadmium aus den Modulen freigesetzt werden und ins Trinkwasser gelangen577

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon Fotovoltaikanlagen gehen keine luft- und klimagefaumlhrdenden Emissionen aus Allenfalls koumlnnen durch die Abschattung der Module nach kurzer Zeit verschiedene Kleinklimate entstehen Somit wird die lebensraumlumliche Struktur und infolgedessen die Artenvielfalt gefoumlrdert was wiederum fuumlr das gesamte lokale Oumlkosystem vorteilhaft ist

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Installation von Solaranlagen beeintraumlchtigt merklich den Lebensraum fuumlr die Flora und Fauna weil die vormals freie Flaumlche partiell verbaut ist Die veraumlnderten Rahmenbedingungen fuumlhren nicht zu einem voumllligen Verlust dieser Biotope schlieszligen aber bestimmte Tier- und Pflanzenarten aus die sich nicht anpassen koumlnnen Durch die Aufstaumlnderungsbauten wird die Moumlglichkeit fuumlr einen raumlumlichen Verbund von bestimmten Pflanzen- und Tierarten erschwert was die Bildung von Lebensgemeinschaften generell stark beeintraumlchtigt Insgesamt ist langfristig auch eine Aumlnderung der lokalen Biotopzusammensetzung denkbar da minimale Effekte bzgl des Mikroklimas und der Verschattungseffekte zu einer Vergroumlszligerung oder Verringerung der Population bestimmter Arten fuumlhren

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSolarzellen beanspruchen aufgrund ihrer Bauweise groszlige Flaumlchen was insbesondere bei Fotovoltaikkraftwerken der Fall So besitzt bspw die Anlage auf den Daumlchern der Neuen Messe Muumlnchen eine Nennleistung von 1058 MWp und verteilt sich auf einer Flaumlche von 63 ha578 Die Anlagen erreichen normalerweise eine maximale Houmlhe von 4 m was von der Art der Aufstaumlnde-rung abhaumlngt579 Im Gegensatz zu Solarmodulen die in Daumlchern und Fassaden integriert sind fuumlhrt die Nutzung auf freien Flaumlchen zu einer erheblich groumlszligeren visuellen Beeinflussung durch die charakteristische Blaufaumlrbung einer Siliziumsolarzelle

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZentraler Ansatzpunkt fuumlr die Verringerung der beschriebenen negativen Auswirkungen ist die Auswahl eines Standortes der einen vergleichsweise geringen landschaftspraumlgenden Charakter aufweist So sollten bspw Anhoumlhen vermieden werden allgemeinguumlltige Aussagen sind jedoch aufgrund der individuellen Bedingungen von Landschaftsbild und Fotovoltaikanlage kaum moumlglich Eine weitere Moumlglichkeit bieten Standards fuumlr die Errichtung und den Betrieb die i S einer Selbstverpflichtung der Branche zu formulieren sind Diese koumlnnten sich auf bestimmte Kriterien beziehen zu denen bspw eine optimale Groumlszlige die Anlagenabstaumlnde oder die Houmlhe der Aufstaumlnderung zaumlhlen Auch in Hinblick auf die verwendeten Materialien wie etwa den Verzicht auf umweltgefaumlhrdende Chemikalien oder den Einsatz von Duumlngemitteln auf der genutzten Flaumlche sind Optimierungspotenziale vorhanden580

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch Braumlnde bei denen die Solaranlage mit der Gebaumludehuumllle verbrennt Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr

577 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260578 Vgl BSI (o Jb)579 Vgl KRANE (2004) 23580 Vgl UVSNABU (2005)

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ist allgemein als gering einzustufen wenn alle sicherheitsrelevanten Vorschriften eingehalten werden581

Bezogen auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Ein Uumlberspringen des Feuers auf andere Solaranlagen ist unwahrscheinlich und ggf durch Loumlschen begrenzbar Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig nicht gravierend da dies durch die Dauer der Behebung der Brandschaumlden bestimmt wird was meistens innerhalb eines Jahres erfolgt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da Feuer unmittelbar auf die angegriffenen Sachguumlter wirkt Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform positiv zu bewerten weil ein vollstaumlndiges Recycling einer Solaranlage weitgehend moumlglich ist Lediglich bei bestimmten Komponenten aus Schwermetallen die z B aus Cadmium-Tellurit bestehen gibt es noch Unklarheit uumlber die Wiederverwertung Da diese Verfahren noch am Anfang der technischen Entwicklung stehen ist eine Loumlsung dieser Problematik sbquonurrsquo eine Frage der Zeit582

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitInfolge eines moumlglichen Brandes der Solaranlage kann es aufgrund der Verdampfung bestimmter Komponenten zur Freisetzung von giftigen Stoffen kommen wie etwa von Tellur oder Selen Erst bei einer vollstaumlndigen Emission dieser Chemikalien ab einer Anlagengroumlszlige von mehr als 100 kW kann es zu einer gesundheitsgefaumlhrdenden Konzentration in den umliegenden Luftschichten kommen Daruumlber hinaus besteht eine prinzipielle Verletzungsgefahr fuumlr den Menschen durch Herabfallen unsachgemaumlszlig montierter Solarmodule oder Beruumlhrung der elektrischen Spannungen zwischen den stromfuumlhrenden Anschluumlssen Bei Einhaltung der allgemein guumlltigen Standards fuumlr den Bau und Betrieb solcher Anlagen sind diese Auswirkungen jedoch weitgehend vermeidbar Ein weiterer gesundheitsrelevanter Effekt sind elektromagneti-sche Strahlungen welche durch die Gleichstromverkabelung und die groszlige Abstrahlflaumlche des Solargenerators verursacht werden Allerdings handelt es sich um niederfrequente magnetische Felder die deutlich weniger Strahlung emittieren als elektronische Haushaltsgeraumlte wie bspw Fernseher583

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 85 der Befragten der Meinung dass die Sonnenenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte584 Andere Umfragen mit einem Wert von 74 stuumltzen dieses Meinungsbild wobei sich eine groszlige Mehrheit der Befragten in Hinblick auf die Standortwahl fuumlr die Nutzung von Daumlchern und Fassaden ausspricht Es besteht die Vermutung dass Fotovoltaik-Freiflaumlchen-anlagen in industriell gepraumlgten Regionen sowie in ausreichender Entfernung von Wohngebie-ten eine houmlhere Akzeptanz genieszligen585

Die Umweltverbaumlnde stehen dem Ausbau von Fotovoltaikanlagen grundsaumltzlich positiv gegenuumlber was jedoch an einige Bedingungen geknuumlpft ist So verlangt bspw der WWF eine vorrangige Nutzung bestehender Siedlungs- und Verkehrsflaumlchen vor der Erschlieszligung von Freiflaumlchen und lehnt die Installation in Schutzgebieten eindeutig ab586 Im Einzelfall kommt es jedoch zu einem Riss quer durch die Verbaumlnde wie das Beispiel einer geplanten Solaranlage in

581 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260582 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260583 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259f584 Vgl FORSA (2005) 3 585 Vgl BMU (2004) 938586 Vgl WWF (2004) 2f

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Kleinblittersdorf (Saarland) mit einer Leistung von 8 MW zeigt Nach ausfuumlhrlichen Beratungen wurde der entsprechende Bebauungsplan abgelehnt weil die Befuumlrworter aus CDU und NABU sich nicht gegen das Buumlndnis aus SPD Gruumlnen und BUND durchsetzen konnten587

Auch in Hinblick auf den lokal organisierten Widerstand zeigt sich in einigen Beispielen ein betraumlchtliches Ablehnungspotenzial wie im Fall eines erfolgreichen Buumlrgerbegehrens gegen eine Fotovoltaikanlage in Schmiechen (Bayern) Zu dieser Entwicklung hat auch eine restriktive Informationspolitik seitens des Investors und der Gemeinde beigetragen wodurch sich die Gegner in ihrem Misstrauen gegenuumlber der Anlage bestaumltigt fuumlhlten So war geplant das Projekt 250 m suumldlich der naumlchsten Wohnanlage und in einer Houmlhe von 35 m zu installieren Unter diesen Umstaumlnden waumlre es zu einer Verbauung der Aussicht fuumlr die Anwohner sowie zu einer negativen optischen Wirkung in einem sonst sehr flachen Gelaumlnde gekommen588

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenFotovoltaikanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung589

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Auswirkungen verbunden die im Folgenden kurz skizziert werden Bei Fotovoltaikanlagen werden kapitalintensive Fertigungstechnologien verwendet die hinsichtlich des Technologie-grades mit der Computerbranche zu vergleichen sind In diesem Teil der Wertschoumlpfungskette sind in geringem Umfang hochqualifizierte Beschaumlftigungsverhaumlltnisse zu erwarten die auch Aufgaben aus dem Bereich Forschung und Entwicklung uumlbernehmen um noch kostenguumlnstige-re Solarmodule produzieren zu koumlnnen Dagegen bedarf es bei der Installation und Wartung mittelqualifizierte Arbeitskraumlfte die weitgehend durch spezialisierte Handwerksbetriebe bereitgestellt werden Es ist allerdings zukuumlnftig eine Verringerung der Montagekosten zu erwarten da standardisierte Generatorgroumlszligen mit groumlszligeren Modulen verwendet werden Damit geht ein reduzierter Arbeitsaufwand einher welcher nur durch eine uumlberproportionale Ausweitung der Zahl an Anlagen kompensiert werden kann um per Saldo eine positive beschaumlftigungspolitische Wirkung zu erzielen590 Weitere Arbeitsplaumltze sind infolge von Beratungs- und Pruumlfungsleistungen zu erwarten die durch Architekten Bauingenieure und Energieberatungen erbracht werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDa hinsichtlich der regionalwirtschaftlichen Implikationen von Fotovoltaikanlagen keine verwertbaren Studien vorliegen wird im Folgenden auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen So kann angenommen werden dass bei der Installation und Wartung von Solaranlagen auch lokale Unternehmen zum Zuge kommen Diese beziehen zwar die technischen Komponenten von den groszligen internationalen Produzenten wie etwa BP Solar oder Sharp die Zusammenstellung zu einer schluumlsselfertigen Fotovoltaikanlage erfolgt jedoch haumlufig von klein- und mittelstaumlndischen Betrieben Auch in anderen Bereichen der Wertschoumlp-fungskette ist anzunehmen dass eher Unternehmen aus der jeweiligen Region profitieren und somit z B zusaumltzliche Gewerbesteuereinnahmen generieren Dies betrifft bspw die Beratung in

587 Vgl BMU (2004) 37f588 Vgl BMU (2004) 35589 Siehe Abschnitt 412590 Vgl FREUND (1996) 5f

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Bezug auf behoumlrdliche Genehmigungen oder die Finanzierung uumlber die ortsansaumlssigen Kreditinstitute Insgesamt leistet dieses Eingriffsinteresse einen Beitrag zur Foumlrderung der dezentralen Energieversorgung und bietet fuumlr Regionen eine Entwicklungschance die als Standortvorteil sbquonurrsquo viel Sonne anzubieten haben

Die Investitionskosten von Fotovoltaikanlagen liegen bei ca 5000 euro pro kW wobei das solare Strahlungsangebot nur einen geringen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe hat Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 042 bis 045 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 1000 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 700 gegenuumlber Wind 700 gegenuumlber Wasser und 200 gegenuumlber Erdwaumlrme Langfristig kann von einer deutlichen Kostensenkung ausgegangen werden da die Optimierungspotenziale sowohl bei den einzelnen Systemelemen-ten als auch bei der Systemtechnik noch unerschlossenen sind Allerdings wird auch zukuumlnftig diese Art der Energieerzeugung die teuerste Option bleiben wenn keine substanzielle Innovation im Markt zu einer erheblichen Kostenreduktion fuumlhrt591

Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei Wasserkraftanlagen findet durch die Systemkomponenten Wehr und Einlaufbauwerk an der jeweiligen Stelle eine Totalversiegelung des Bodens statt Des Weiteren kann es infolge der Errichtung von Straszligen und Anlagen im Gewaumlsserumfeld zu temporaumlren und bleibendenLebensraumverlusten fuumlr Tiere und Pflanzen kommen wenn etwa uumlberfluumlssige Steine und Boden verfuumlllt werden592 Daruumlber hinaus ist bei Anlagen die mit Speicherwasser arbeiten aufgrund der Uumlberstauung eine zusaumltzliche Beanspruchung von Boden notwendig593

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Aufstauung des Wassers durch die Wehranlagen kann zu einer Vielzahl von Auswirkungen im Flieszliggewaumlsser fuumlhren von denen hier die wichtigsten beschrieben werden So wird bspw durch die Verlangsamung der Flieszliggeschwindigkeit die Schleppkraft des Wassers verringert was wiederum die Grobstrukturen des Flussbettes veraumlndert Auch kann sich die Wassertemperatur erhoumlhen was den Ruumlckgang des Sauerstoffgehaltes in tiefen Stauraumlumen zur Folge hat Des Weiteren kann es in diesem Bereich zur Anlagerung von Schadstoffen oder der Entstehung von Faulgasen durch den Abbau von organischen Ablagerungen kommen Da im Staubereich das grobkoumlrnige Geschiebe (Feststoffe die nur im Bereich der Sohle transportiert werden) zuruumlckgehalten wird fehlt Sohlmaterial unterhalb der Wehranlage Die Konsequenz daraus ist eine Sohlerosion und damit eine Eintiefung des Flussbettes was wiederum zu einer Absenkung des lokalen Grundwasserspiegels fuumlhrt Dies macht sich z B durch eine Trockenlegung von Auenwaumlldern und ihrer veraumlnderten Vegetation bemerkbar Diese Effekte sind besonders gravierend bei einer Hintereinanderschaltung mehrerer Anlagen zu einer Kraftwerkskette so dass die gesamte Flieszliggewaumlssercharakteristik uumlber eine laumlngere Strecke verloren geht594

591 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538592 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 1597593 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 93594 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371

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Wird das Flieszligwasser nicht aufgestaut sondern aus dem urspruumlnglichen Mutterbett ent-nommen koumlnnen sich ebenso massive Veraumlnderungen auf den lokalen Wasserhaushalt ergeben Dies ist bei Ausleitungskraftwerken der Fall wodurch es z B zu einem Verlust der natuumlrlichen jahres- und tageszeitperiodischen Abflussschwankungen oder einer Verlaumlngerung der Niedrigwasserperioden kommt Ebenso kann sich die Wasserqualitaumlt verschlechtern oder das Algenwachstum verstaumlrken und die Stroumlmungsverhaumlltnisse werden insgesamt gestoumlrt595

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht auf thermischem Wege (wie bei den fossilen Brennstoffen) stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch koumlnnen infolge der weitreichenden Veraumlnderungen der oumlkologischen Mechanismen eines Flieszliggewaumlssers Gase freigesetzt werden die fuumlr den Treibhauseffekt eine Rolle spielen So entsteht in anaeroben Gewaumlssern beim Zersetzungsprozess der uumlberschwemmten Vegetation Methan bei verrottenden Pflanzen wird Kohlendioxid emittiert Allerdings ist die Abschaumltzung der daraus resultierenden Schaumlden schwierig und haumlngt von der Menge an Biomasse ab So hat dieser Effekt bei kleinen Wasserkraftanlagen wie sie in Deutschland haumlufig betrieben werden eine weitaus geringere Bedeutung als bei groszligen Stauanlagen wie sie etwa in Brasilien zu finden sind Schlieszliglich sind diese kausalen Zusammenhaumlnge insgesamt zu wenig eindeutig so dass ihre Beruumlcksichtigung nicht sinnvoll erscheint596

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Barrierewirkung der Wehr- und Turbinenanlagen hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Fauna und Flora des betroffenen Flieszliggewaumlssers da die natuumlrlichen Wanderungsbewegungen der Arten eingeschraumlnkt oder verhindert werden Die Folge daraus ist eine Zerteilung und Verkleinerung des Gewaumlsserlebensraumes was sich negativ auf die gesamte Population der aquatischen Lebewesen auswirkt Des Weiteren kommt es zu einer Verringerung der Strouml-mungsgeschwindigkeit in Staubereichen und der Wassertiefe unterhalb des Wehrabsturzes sowie veraumlnderten Druck- und Stroumlmungsverhaumlltnissen in der Naumlhe der Turbine Dies kann bei einigen Fischarten zu Orientierungsproblemen und mechanischen Verletzungen am Fischkoumlrper fuumlhren597

Die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zeigen sich z B in einer Abnahme von Arten bei Wassertiefen uumlber zwei Metern dagegen ist eine Zunahme von Arten bei Wassertiefen unterhalb dieser Grenze zu verzeichnen598 Auch kommt es aufgrund verschlechterter Selbstreinigungskraumlfte des Gewaumlssers zur Bildung von Faulschlamm und einer verstaumlrkten Algenproduktion was wiederum eine Sekundaumlrverschmutzung bedeutet599 Aufgrund der beschriebenen Dynamik des Wasserhaushaltes ist mit Folgewirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt auch im Auenbereich zu rechnen Die dort ansaumlssigen amphibischen und terrestrischen Tierarten ziehen sich zuruumlck und Baumarten wie bspw die Weide werden durch Grauerlen und Eschen verdraumlngt600 Zusammengenommen fuumlhren diese Veraumlnderungen in der Flora und Fauna zu einer Stoumlrung des bisherigen Raumluber-Beute-Schemas und damit zur Verschiebung des standorttypischen Artenspektrums601

595 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371596 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 20597 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371598 Vgl HUumlTTE (2000) 168599 Vgl KLEPSER (1996) 127600 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 75f601 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371

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Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildVon einer Wasserkraftanlage und den baulichen Strukturanpassungen gehen erhebliche sichtbare Beeintraumlchtigungen auf das Oumlkosystem aus wobei das Ausmaszlig von der Bauweise und Groumlszlige der Anlage abhaumlngt Dies macht sich in der Gestalt des Flusses bemerkbar d h in Form und Veraumlnderung seines Bettes der Ufer Arme und Inseln Die treibende Kraft hierfuumlr ist das dynamische Wechselspiel von Hoch- und Niedrigwasser sowie von Erosion und Geschiebetrans-port Ein weiteres Charakteristikum des Flusses ist das Nebeneinander verschiedener Formen auf engstem Raum hinsichtlich Stroumlmungsgeschwindigkeit Wassertiefe Wassertemperatur Sonnenstrahlung und Koumlrnigkeit des Sedimentes Ergebnis des Zusammenspiels dieser Faktoren ist ein dicht verflochtenes Netzwerk von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten602

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenEinige der dargestellten oumlkologischen Belastungen koumlnnen mit bestimmten Maszlignahmen minimiert werden von denen die wichtigsten im Folgenden auf ihre grundsaumltzliche Wirksamkeit untersucht werden Die tatsaumlchliche Effektivitaumlt haumlngt jedoch von einer Vielzahl von lokalen Einflussgroumlszligen bezuumlglich der oumlkologischen Spezifikation des Flieszliggewaumlssers und der Konfigura-tion der Wasserkraftanlage ab Schlieszliglich kann nur durch das Zusammenspiel aller Einzelmaszlignahmen erreicht werden dem urspruumlnglichen Zustand des Flusses moumlglichst nahe zu kommen ohne die damit verbundenen Kosten unverhaumlltnismaumlszligig zu steigern

In Hinblick auf die Sperrwirkung des Wehres kommen Fischtreppen und Umgehungsrin-nen in Betracht welche die Aufstiegsmoumlglichkeit fuumlr aquatische Lebewesen erhalten soll Mehrheitlich wird diese Moumlglichkeit eines Teilausgleiches der Barrierewirkung als positiv betrachtet eine bessere Alternative zum unverbauten Gewaumlsser sind nur noch flach geneigte Sohlrampen um die Durchgaumlngigkeit des Flusses wiederherzustellen Dagegen wird das Problem der Unterbindung des Geschiebetransportes durch das Wehr bspw mit der Stauraum-spuumllung bekaumlmpft Diese findet ein- bis zweimal im Jahr statt und saumlubert den Staubereich von Feinsediment- und Geschiebablagerungen603

Ein weiteres wichtiges Problem findet sich bei Ausleitungskraftwerken aufgrund der Ent-nahme von Flusswasser das uumlber einen Seitenkanal der Anlage zugefuumlhrt wird Dadurch wird die urspruumlngliche Wassermenge des Gewaumlssers verringert was erhebliche oumlkologische Folgen hat wie z B eine Verschlechterung der Gewaumlsserguumlte Dem kann nur durch das Setzen eines Mindestwasserstandes entgegengewirkt werden dessen Festlegung jedoch mit vielen Fragen behaftet ist Auch die Problematik der Fischschaumldigung durch Turbinen kann gemindert werden wenn bspw Rechen benutzt werden was jedoch bei kleinen Fischarten nur begrenzt moumlglich ist Eine weitaus wirksamere Loumlsung ist das Abschalten der Wasserkraftanlage waumlhrend der Fischhauptwanderzeit von bis zu drei Monaten welche aber mit groszligen Unsicherheiten bezuumlglich des Zeitraumes und Zeitpunktes verbunden ist604

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch eine Wasserkraftanlage ergibt sich durch die Freisetzung von Schmierstoffen in das Flieszliggewaumlsser was sich jedoch verringert wenn diese biologisch abbaubar sind Auch laumlsst sich das Risiko minimieren wenn entsprechende Schutzvorrichtungen eingebaut und die Schmierstoffe auszligerhalb des wassergefaumlhrdeten Bereichs gelagert werden Weitere Unwaumlgbarkeiten koumlnnen durch Braumlnde an den elektrischen Anlagen oder Versagen von mechanischen Komponenten entstehen die jedoch nicht spezifisch fuumlr diese Technologie sind

602 Vgl UHRMEISTER (1998) 81603 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31604 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31

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Dagegen ist der potenzielle Schaden durch Versagen eines Staudammes bei Speicherwasser-kraftwerken weitaus groumlszliger was einen totalen Verlust von Natur- und Sachkapital sowie von Menschenleben bedeuten kann605 Daher beziehen sich die folgenden Aussagen weitgehend auf Schaumlden die auf diese Weise hervorgerufen werden Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die erste Schadenskategorie laumlsst sich nur allgemein als eher niedrig einschaumltzen fuumlr den zweiten Fall liegt dieser Wert fuumlr alle nach dem Jahr 1950 gebauten Daumlmme bei 05 606

Bezuumlglich der Ubiquitaumlt ist festzustellen dass sich die Schaumlden aufgrund der Dynamik des Flieszliggewaumlssers sowohl bei einer Freisetzung von Schadstoffen als auch bei einem Dammbruch nicht auf den Standort der Anlage beschraumlnken sondern sich auch uumlber einen regionalen Radius erstrecken koumlnnen Die Persistenz dieser Schaumlden kann mehrere Jahre betragen da der Wiederaufbau von natuumlrlichen und anthropogenen Strukturen in der betroffenen Flaumlche sehr komplex ist Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt kann angenommen werden dass der urspruumlngliche Zustand eines uumlberfluteten Gebietes nur ansatzweise wiederhergestellt werden kann Ebenfalls problematisch ist ein Ruumlckbau der Wasserkraftanlage da die bautechnischen Anlagenteile wie z B Wehre oder Staudaumlmme massiv im Flussbett verankert sind607 Schlieszliglich ist die Verzoumlgerungswirkung gering da die Schaumlden im Fall eines Dammbruches aufgrund der Kraft des flieszligenden Wassers sichtbar werden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbare Beeintraumlchtigungen der Gesundheit des Menschen entstehen durch den Betrieb einer Wasserkraftanlage nicht lediglich die Laumlrmemissionen koumlnnen von den Anwohnern als stoumlrend empfunden werden608 Dagegen werden bei Speicherwasserkraftwerken Stauseen geschaffen die groszlige Flaumlchen mit Wasser bedecken Dies fuumlhrt jedoch nur in den Tropen zu einer erhoumlhten Gefahr fuumlr an Wasser gebundene Infektionskrankheiten und wird daher in dieser Betrachtung nicht weiter beruumlcksichtigt609

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 68 der Befragten der Meinung dass die Wasserkraftenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte610 Dieses grundsaumltzlich positive Votum wird jedoch relativiert wenn Studien herangezogen werden welche in ihren Aussagen uumlber solche Meinungsumfragen hinausgehen So zeigen Untersuchungen im oberbayerischen Alpenraum der aufgrund seiner geologischen Bedingungen besonders geeignet ist ein hohes Konfliktpotenzial im Zusammenhang mit dem Bau von Wasserkraftwerken und Stauseen Sowohl die Energieversorgungsunternehmen als auch die Naturschutzverbaumlnde argumentierten mit dem Gemeinwohlinteresse ndash allerdings aus gegensaumltzlichen Positionen Fuumlr die Befuumlrworter steht die Gewinnung von preiswertem und erneuerbarem Strom im Vordergrund fuumlr die Gegner die Zerstoumlrung von aumlsthetisch wertvollen Flusslandschaften611

Die Zustimmung der Umweltverbaumlnde zu diesem Projektinteresse ist dagegen weniger deutlich Als eine Art der Erzeugung von erneuerbarer Energie wird die Wasserkraft begruumlszligt die damit z T erheblichen Schaumlden an der Natur sind hingegen nicht sbquowegzudiskutierenrsquo Von daher

605 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372606 Vgl WBGU (2003) 58 607 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372608 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 23609 Vgl WBGU (2003) 58610 Vgl FORSA (2005) 3 611 Vgl HASENOumlHRL (2003) 11-15

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wird grundsaumltzlich die Reaktivierung von stillgelegten Anlagen und die Optimierung bestehen-der Kraftwerke gefordert ein Neubau wird nur in Ausnahmefaumlllen befuumlrwortet Insgesamt muumlssen alle Flieszliggewaumlsserbauwerke bestimmte oumlkologische Kriterien erfuumlllen da bspw nur bei Einhaltung einer Mindestrestwassermenge die Umweltschaumlden zu minimieren sind Daruumlber hinaus gibt es die Forderung bestehende Anlagen oumlkologisch aufzuwerten indem z B Fischaufstiegshilfen zur Verbesserung der Flieszliggewaumlsseroumlkologie installiert werden612

Auch die umliegende Bevoumllkerung von Wasserkraftanlagen steht diesem Eingriffsinteresse oftmals sehr skeptisch gegenuumlber was in einigen Faumlllen dann zur Ruumlcknahme von geplanten Projekten fuumlhrt So haben sich bspw ein Dutzend Vereine zur Jagst-Initiative zusammenge-schlossen und Unterschriftensammlungen Pressekampagnen und Eingaben initiiert Auf diese Weise konnte die von der Stadtverwaltung Friedrichshall (Bayern) geplante Aufstauung der Jagst auf zwei Kilometern verhindert werden das zustaumlndige Regierungspraumlsidium lehnte das Vorhaben schlieszliglich ab613

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWasserkraftanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung614

Effekte auf den ArbeitsmarktBei diesem Eingriffsinteresse ist uumlber die Phase der Planung und des Baus hinaus mit zusaumltzli-chen Arbeitsplaumltzen infolge des Betriebs und der Wartung der Wasserkraftanlagen zu rechnen Pro Bauwerk besteht vermutlich ein Bedarf von fuumlnf bis 50 Mitarbeitern wenn als Vergleichsbei-spiel bestehende Anlagen herangezogen werden So wird bspw das groumlszligte deutsche Pumpspeicherkraftwerk in der Naumlhe von Goldisthal (Thuumlringen) von 50 Technikern und Ingenieuren betrieben und erzeugt eine Leistung von 1060 MW615 Aufgrund der hohen Komplexitaumlt der Kraftwerkstechnik ist anzunehmen dass fuumlr diese Aufgaben mittel- bis hochqualifizierte Beschaumlftigte notwendig sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUumlber die regionalpolitischen Implikationen von Wasserkraftanlagen liegen kaum Erkenntnisse vor so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss So handelt es sich bei Wasser zunaumlchst um einen sbquoRohstoffrsquo der nur in bestimmten Regionen verfuumlgbar ist und somit nur punktuell die Energieumwandlung ermoumlglicht Wie beschrieben ist aus naturschutz-fachlichen Gruumlnden nicht mit einem Neubau von Wasserkraftanlagen im groszligen Umfang zu rechnen so dass sich die oumlkonomischen Aktivitaumlten bei diesem Energietraumlger vermutlich auf die Modernisierung bestehender und die Reaktivierung stillgelegter Anlagen konzentriert Es ist denkbar dass lokale Unternehmen aus den Bereichen Planung bauliche Instandsetzung und Betrieb von einer Renaissance dieser Energieanlagen in der Region profitieren Allerdings ist anzunehmen dass im Wesentlichen nur betriebsbedingt hier eine dauerhafte oumlkonomische Struktur befoumlrdert wird Wirtschaftliche Impulse aufgrund der Neuerrichtung von Wasserkraftan-lagen sind somit nicht zu erwarten

Die Investitionskosten von Wasserkraftanlagen liegen bei 4000 bis 10000 euro pro kW wobei die tatsaumlchliche Houmlhe sehr stark von den hydrogeologischen Standortbedingungen beeinflusst

612 Vgl BUND (2002a) vgl NABU (2004)613 Vgl UHRMEISTER (2001)614 Siehe Abschnitt 412615 Vgl WEGERICHHERING (2004) vgl VATTENFALL EUROPE (o J)

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wird Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten von 003 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaik 25 gegenuumlber Erdwaumlrme und 100 gegenuumlber Wind Langfristig kann jedoch nicht von einer wesentlichen Kostensenkung ausgegangen werden da diese Technik seit Jahrzehnten weitgehend ausgereift ist Es ist eher damit zu rechnen dass die Stromgestehungskosten stabil bleiben oder aufgrund von zunehmenden Umweltschutzvorgaben sogar steigen werden616

Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenJede Form der geothermischen Nutzung bedeutet einen Eingriff in das Gleichgewicht der oberen Erdkruste was sich in Form von energetischen und stofflichen Veraumlnderungen Bruchvorgaumlngen sowie im geringen Maszlige auch durch Masseverlagerungen darstellt Im Vergleich zu bergbaulichen Eingriffen ist der Umfang der Wirkungen gering da keine Hohlraumlume entstehen Die Umweltwirkungen konzentrieren sich auf die thermische Beeinflus-sung der Gesteinsschichten im Untergrund welche sich ober- und unterhalb der genutzten wasserfuumlhrenden Lagen befinden Durch die Injektion des abgekuumlhlten Wassers hat sich bspw gezeigt dass nach uumlber 30 Betriebsjahren eine Tiefe von bis zu 160 m thermisch beeinflusst wirdund 70 m unter der Erdoberflaumlche die Temperatur um 10 degC sinkt617

Dagegen kann es infolge der Bohrung zu einer Erwaumlrmung der geologischen Umgebung kommen was einen Umkreis von bis 60 m ausmachen kann In einem Abstand von 10 m um das Bohrloch ist die thermische Wirkung bereits auf ca 56 des urspruumlnglichen Wertes abgeklun-gen und reduziert sich nach 20 m auf ca 34 Des Weiteren sind geomechanische Einfluumlsse moumlglich welche sich um das Injektionsbohrloch herum in Form eines Kaltwasserbereiches bemerkbar machen was zu einer Kontraktion der Speicherschichten fuumlhrt Simulationen haben gezeigt dass als Folge daraus eine Reduktion der Schichtmaumlchtigkeit und damit eine geringe Absenkung der Erdoberflaumlche uumlber einen langen Zeitraum eintreten618

Abhaumlngig von der Art der Geothermieanlage kann auch ein Bodenaushub notwendig sein in dessen Folge das Erdreich abtransportiert wird und somit vollstaumlndig verloren geht Anschlieszligend wird eine ca 30 cm starke Kiesschicht aufgeschuumlttet um das Erdreich gegen das Eindringen kontaminierter Fluide oder anderer Emissionen zu schuumltzen Auf diese Weise werden jedoch die natuumlrlichen Funktionen des Bodens unterbunden wie etwa die als Lebensraum oder als Abbau- Ausgleichs- und Aufbaumedium619

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBei einer unsachgemaumlszligen Re-Injektion des Waumlrmetraumlgermediums kann es zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommen was wiederum zu einer Veraumlnderung des Porendruckes fuumlhrt Die moumlglichen Folgen daraus sind mikroseismische Erscheinungen die bisher allerdings kaum beobachtet wurden Weiterhin ist es moumlglich dass Stoffe wie Methan Ammoniak Schwefelwas-serstoff und Kohlenstoffdioxid emittiert sowie Mineralien freigesetzt werden und sich im

616 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538617 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471618 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471619 Vgl THIELE (2004) 52-55

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Untergrund bei der Wasserzirkulation aufloumlsen Da das Thermalwasser jedoch in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt wird ist im Normalbetrieb nicht mit diesen Effekten zu rechnen Die groumlszligte potenzielle Umweltgefahr geht jedoch von der Abteufung der Bohrungen aus was sich in Form eines hydraulischen Kurzschlusses unterschiedlicher Schichten im Untergrund bemerkbar macht620

Von dem Waumlrmetraumlgermedium gehen keine Gefahren aus da i d R nur Wasser verwendet wird dem allenfalls ein Korrosionsschutzmittel zugesetzt ist621 Daruumlber hinaus kann es durch die Zirkulation des Waumlrmetraumlgermediums in einigen Kilometern Tiefe zu einer geringen Loumlsung von Salzen und Mineralien kommen welche sich im Untergrund befinden Negative Folgen fuumlr die Umwelt sind daraus jedoch nicht abzuleiten da das mit derartigen Stoffen angereicherte Wasser in einem geschlossenen Kreislauf wieder dem Untergrund zugefuumlhrt wird622 Auch der hohe Verbrauch von Wasser kann problematisch sein was bereits fuumlr die Phase der Explorations-und Testbohrungen der Fall ist So koumlnnen geothermische Anlagen eine Menge von bis zu 1000 m3Tag umsetzen was jedoch nur in halbtrockenen und trockenen Gebieten kritisch ist623

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIm ordnungsgemaumlszligen Betrieb einer Erdwaumlrmeanlage ist nicht mit der Freisetzung von Stoffen oder Partikeln zu rechnen Allenfalls entstehen die uumlblichen klimarelevanten Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger in der Heizzentrale welche zur Deckung von Zusatz- bzw Spitzenlasten benoumltigt werden624 Da bei der geothermischen Stromerzeugung relativ niedrige Temperaturen von 150 bis 250 degC genutzt werden ist der Wirkungsgrad im Vergleich zu konventionellen Waumlrmekraftwerken gering Daraus resultiert eine hohe Abwaumlrmemenge welche die Umgebung belasten kann wenn diese Energie nicht in einer Anlage zur Kraft-Waumlrme-Kopplung aufgefangen oder dem Untergrund zugefuumlhrt wird Im Bereich von unter 200 degC arbeiten diese Anlagen im Allgemeinen mit organischen Kreislaufmedien die oftmals ein hohes Ozonzerstoumlrungs- und Treibhauspotenzial aufweisen Da diese Stoffe in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt werden ist nur im Fall von Leckagen mit ihrer Freisetzung in die Umwelt zu rechnen625

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenAls direkte Folge fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt kommt es zu einem Verlust des jeweiligen Lebensraumes an dem Standort was bei einem standardisierten Bohrplatz eine Flaumlchengroumlszlige von mindestens 2000 m2 ausmacht626 Als indirekte Folge kann es aufgrund der Bohrarbeiten zu Schallemissionen kommen welche sich je nach Tiefe uumlber einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten erstrecken und fuumlr die umgebende Tierwelt eine Laumlrmbelaumlstigung darstellen kann627

Bei groszligen Bohrtiefen werden in einigen Faumlllen Additive wie bspw Lignosulfate und Ligni-te eingesetzt welche bei Temperaturen ab ca 190 degC Schwefelwasserstoffe emittieren Diese greifen nicht nur die die Bohrtechnik an sondern koumlnnen auch die Bodenfauna und -flora sowie das Grundwasser und das Erdreich belasten Auch die akustischen Emissionen beim Betrieb

620 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469f621 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 484622 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511623 Vgl RYBACH (2002) 134624 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469625 Vgl SCHNEIDERKALTSCHMITT (2002) 481626 Vgl THIELE (2004) 55627 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511

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eines Geothermiekraftwerkes stellen Beeintraumlchtigungen fuumlr die Tierwelt dar besonders wenn es sich um stoumlrungsempfindliche Arten handelt628

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie technischen Komponenten einer geothermischen Anlage die sich uumlber Tage befinden wie bspw Bohrtuumlrme Rohrleitungen Kuumlhltuumlrme und Kraftwerkshaumluser stellen eine visuelle Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes dar629 Die Flaumlchenbeanspruchung des Bohrplatzes haumlngt von der Bohrtiefe bzw -technik ab und variiert zwischen 200 und 2500 m2 Das Ausmaszlig der Bohranlage welche ebenfalls von der Bohrtiefe abhaumlngt kann eine Houmlhe von bis zu 54 m erreichen630 Im Vergleich zu fruumlher sind moderne geothermische Anlagen wesentlich kleiner und unauffaumllliger bleiben aber auf jeden Fall sichtbar631

Unmittelbar kann auch von den Kuumlhleinrichtungen eine Beeinflussung des Landschaftsbil-des hervorgerufen werden Art und Umfang dieses Effektes haumlngt von den aufsteigenden Wasserwolken ab welche durch die Wetterlage und den Standort des Kraftwerkes bestimmt werden632 Die beschriebenen Auswirkungen sind das Ergebnis einer Kombination aus mehreren punkt- linien- und flaumlchenartigen Elementen die durch die individuelle Bauweise einer Anlage bedingt sind Sie sind eher kleinraumlumiger Art und beschraumlnken sich auf den unmittelbaren Standort eines Kraftwerkes

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft kann teilweise minimiert werden wenn etwa Rohrleitungen und andere Installationen mit geeigneter Bemalung unauffaumllliger gestaltet werden633 Auch in Hinblick auf die akustischen Effekte gibt es technische Moumlglichkeiten wie etwa Schalldaumlmpfer um die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu minimieren Aumlhnlich sind auch die Folgen bei den Umweltschutzguumltern Wasser TierePflanzen sowie LuftKlima zu bewerten da sie sich grundsaumltzlich durch entsprechende bauliche Einrichtungen eindaumlmmen lassen Dagegen ist bei den anderen Belastungen vor allem bzgl des Bodens eine Entlastungs-wirkung mittels baulicher Maszlignahmen kaum moumlglich

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch dasAustreten der heiszligen Tiefenwaumlsser an die Erdoberflaumlche was bei einer Einleitung in Oberflauml-chengewaumlsser zu einer Schaumldigung der dortigen Tiere und Pflanzen fuumlhrt Auch ein Austreten von Salzen und Mineralstoffen ist moumlglich wenn es bei der Foumlrderung des Waumlrmetraumlgermedi-ums zu Stoumlrungen kommt Daneben ist theoretisch eine Freisetzung von umweltschaumldigenden Chemikalien moumlglich wenn sie zur Beseitigung von Ausfaumlllungen und Verstopfungen der Rohrleitungssysteme verwendet werden Weitere denkbare Effekte sind eine Beschaumldigung der Rohre und als Folge daraus ein hydraulischer Kurzschluss unterschiedlicher wasserfuumlhrender Gesteinsschichten sowie Schadstoffeintraumlge in das Erdreich Im Fall einer fehlerhaften Druckentlastung am Oberflaumlchenleitungssystem kann es zu einer Emission von geringen Mengen geloumlster Gase kommen634 Inwieweit langfristig gravierende Veraumlnderungen der geologischen Umgebung einer Erdwaumlrmeanlage auftreten und ob sich diese negativ auswirken

628 Vgl THIELE (2004) 56629 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 512630 Vgl THIELE (2004) 55-57631 Vgl RYBACH (2002) 129632 Vgl THIELE (2004) 66633 Vgl RYBACH (2002) 129634 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 471485512

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ist bisher nicht abschaumltzbar Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die dargestellten Schaumlden ist allgemein als gering einzustufen weil sich diese durch die Einhaltung entsprechender Sicherheitsvorschriften minimieren laumlsst

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Wie dargestellt wurde ist zwar eine Beeintraumlchtigung des Wassers moumlglich diese wird sich jedoch vermutlich auf das Gebiet beschraumlnken in dem die Geothermieanlage in das Erdreich eingreift Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen Eine Verzoumlgerungs-wirkung ist bei den meisten Schaumlden nicht festzustellen lediglich bei der beschriebenen Belastung fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt ist aufgrund der biochemischen Reaktionen in den Organismen eine zeitversetzte Wirkung denkbar Dagegen ist der Aspekt der Irreversibilitaumlt moumlglicherweise negativ zu bewerten weil der Eingriff in das Erdreich sehr massiv ist und der urspruumlngliche Zustand des Bodens nur schwierig wiederherstellbar ist Dies ist u U nicht durch ein Zuschuumltten des Bohrloches moumlglich und das Zuruumlcksetzen von ehemals verschobenen Gesteinsschichten ist nahezu ausgeschlossen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitGeothermische Kraftwerke emittieren u a Schwefeldioxid was ab einer Menge von 03 ppm den Geruchssinn (Geruch von faulen Eiern) und ab 10 ppm die Gesundheit des Menschen beeintraumlchtigt (bei einer Exposition von mindestens 10 min) Weitere Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden koumlnnen durch Laumlrm entstehen der hauptsaumlchlich waumlhrend der Explorationsphase durch die Bohraktivitaumlten hervorgerufen wird Dabei kann ein Pegel von bis zu 120 db(A) beim Bohren mit Pressluft erreicht werden der sich technisch auf 80 db(A) reduzieren laumlsst Dagegen wird im Normalbetrieb wenig Laumlrm erzeugt der zudem um etwa 6 db(A)km abnimmt Allerdings traumlgt hochfrequenter Laumlrm weiter welcher z B durch Dampfablass entsteht Er wird im Vergleich zu niedrigfrequenten Geraumluschen als unangenehmer empfunden welche bspw durch Bohrdiesel hervorgerufen werden635

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 63 der Befragten der Meinung dass die Erdwaumlrmeenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte636 Die beschriebenen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind vergleichsweise gering was sich vor allem bei der Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes darstellt so dass generell von einer hohen Zustimmung in der Bevoumllkerung ausgegangen werden kann Lediglich die gesundheitsrelevanten Effekte koumlnnten sich negativ auf die Akzeptanz der Anwohner auswirken

Auch die Umweltverbaumlnde in Gestalt von BUND Greenpeace NABU und WWF sehen so gut wie keine oumlkologischen Konflikte was sich auch auf den Vergleich mit den anderen alternativen Formen der Energieerzeugung bezieht Gerade in Hinblick auf das Ziel der Bundesregierung die Geothermie zu einem erheblichen Anteil zur Strom- (25 ) und Waumlrmeerzeugung (30 ) zu nutzen ist eine solche politische Flankierung vorteilhaft637

Von Buumlrgerprotesten gegen geothermische Anlagen ist bisher nichts bekannt was vermut-lich auch zukuumlnftig so sein wird zumindest nicht in dem Maszlige wie es etwa bei Wasserkraftanla-gen oftmals der Fall ist Dies liegt zum einen daran dass es auszliger einigen Versuchsanlagen kaum

635 Vgl RYBACH (2002) 131f636 Vgl FORSA (2005) 3637 Vgl NABU (2003) 1

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groumlszligere Erdwaumlrmekraftwerke in Deutschland gibt Zum anderen ist aufgrund der vergleichswei-se geringen Flaumlchen- und Raumbeanspruchung nicht von einer besonders gravierenden visuellen Stoumlrung des Landschaftsbildes auszugehen wie sie haumlufig als Hauptargument gegen die Installation von Fotovoltaik- oder Windkraftanlagen vorgebracht wird Lediglich in Hinblick auf die Eingriffstiefe in ein lokales Oumlkosystem sind Geothermieanlagen am ehesten mit dem Bau von Wasserkraftwerken vergleichbar was Argumente fuumlr einen Widerstand liefern koumlnnte

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenErdwaumlrmeanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung638 Daruumlber hinaus koumlnnen geothermische Kraftwerke Thermalwasser produzieren welche bei entsprechender Anreicherung mit Mineralien und Salzen fuumlr medizinische Zwecke genutzt werden koumlnnen wie z B fuumlr Heilbaumlder und Krankenhaumluser Auch fuumlr den Einsatz in Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie generell die Bereitstellung von Waumlrme fuumlr Wohnungen und Haumluser gehoumlrt zum Bereich der Sekundaumlrnutzung dieser Projektform639

Effekte auf den ArbeitsmarktGeothermische Anlagen sind aufgrund ihrer komplexen Technik mit den Explorationsverfahren in der Erdoumll- und Erdgasindustrie zu vergleichen welche sich ebenfalls durch eine hohe Kapitalintensitaumlt auszeichnen Aufgrund der hohen technischen Komplexitaumlt von geothermi-schen Kraftwerken ist davon auszugehen dass tendenziell hochqualifiziertes Personal benoumltigt wird Arbeitsplaumltze entstehen bei den Bohrunternehmen beim Brunnenbau der Planung den Waumlrmepumpenherstellern den Produzenten fuumlr Erdwaumlrmesondenmaterialien und weiterer Komponenten Aufgrund der zu erwartenden Steigerung der Nachfrage in dieser Branche besteht weiterhin ein groszliger Bedarf an qualifizierten Arbeitskraumlften vor allem im Bereich der Bedienung und Wartung der Anlagen640 641 Allgemein ist zu beobachten dass der Anteil der Personalkosten bei groumlszligeren Anlagen houmlher ist als bei kleineren Allerdings wird erwartet dass die durchschnittliche Dimension von Groszliganlagen ansteigt so dass auch der Anteil der Personalkosten zunimmt642 Generell wird geschaumltzt dass ca 30 der Gesamtkosten einer Anlage auf Loumlhne und Gehaumllter entfallen Daruumlber hinaus sind auch indirekte Beschaumlftigungs-verhaumlltnisse denkbar wenn Branchen beruumlcksichtigt werden welche erst durch den Einsatz von geothermischer Energie zum Tragen kommen Solche Betriebe finden sich im Bereich Erholung Tourismus Treibhausaufzucht verarbeitende Industrie sowie Aquafarmen und zeichnen sich tendenziell durch eine hohe Arbeitsintensitaumlt aus643

So umfasst bspw die Erdwaumlrmeanlage in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern) welche z Z zu eine der groumlszligten in Deutschland zaumlhlt ein Investitionsvolumen von 93 Mio euro Davon entfielen ca 8 auf die Leistung von Architekten und Ingenieuren 5 auf Forschungs-und Entwicklungskosten und 4 auf das Projektmanagement Unmittelbar waren nennenswer-te beschaumlftigungspolitische Impulse also hauptsaumlchlich in diesen Wertschoumlpfungsbereichen zu registrieren da der uumlberwiegende Anteil der Kosten durch die Anlage bedingt war In diesem

638 Siehe Abschnitt 412639 Vgl GTV (o Ja)640 Vgl GTV (o Jb) vgl GTV (2005)641 Siehe Abschnitt 442642 Vgl HENTRICH U A (2004) 55643 Vgl GTV (o Ja)

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Beispiel sind waumlhrend der Bauphase von zwei Jahren 60 Arbeitsplaumltze entstanden waumlhrend in der Betriebsphase von 30 Jahren mit zehn Stellen zusaumltzlich gerechnet wird644

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftWelche Impulse von Erdwaumlrmekraftwerken fuumlr die Entwicklung einer Region ausgehen laumlsst sich noch nicht genau ableiten Uumlber die Schaffung von Arbeitsplaumltzen und die Generierung von Einnahmen aus der Gewerbesteuer durch den Betreiber einer Anlage hinaus ist jedoch anzunehmen dass in der naumlheren Umgebung wirtschaftliche Dynamik entfaltet wird Dies bezieht sich vor allem auf die Einspeisung von geothermischer Energie welche umso effizienter genutzt werden kann je naumlher die Verbrauchseinheit am Kraftwerk liegt Ergaumlnzend ist eine Modernisierung des Fernwaumlrmenetzes notwendig um die Energie in anderen Regionen nutzen zu koumlnnen Werden fuumlr die Einspeisung ins Stromnetz oumlffentliche Flaumlchen genutzt sind von den Betreibergesellschaften Konzessionsabgaben an die entsprechende Gemeinde zu entrichten645

In den meisten Bundeslaumlndern ist die energetische Nutzung des Erdbodens von der Pflicht zur Zahlung bergrechtlicher Feldes- und Foumlrderabgaben befreit so dass dem Staat auf dieser Ebene keine zusaumltzlichen Einnahmen entstehen646

Da sich die Geothermietechnik noch am Anfang ihrer Entwicklung befindet handelt es sich bei den meisten Anlagen um Demonstrationsprojekte welche in den meisten Faumlllen nicht ohne Foumlrdermittel haumltten realisiert werden koumlnnen647 Die Investitionskosten von Erdwaumlrmeanlagen liegen bei ca 500 bis 750 euro pro kW648 wobei die tatsaumlchliche Houmlhe neben den geologischen Bedingungen von der Verguumltung im Rahmen der gesetzlichen Kraft-Waumlrme-Kopplung abhaumlngt Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten die im Bereich von 013 bis 022 euro pro kWh liegen was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 700 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 300 gegenuumlber Wind 300 gegenuumlber Wasser und 40 gegenuumlber Fotovoltaik Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden wenn sich die abzeichnenden Entwicklungen erfolgreich im Markt etablieren Allerdings wird aufgrund des hohen technischen Aufwandes zum Aufschluss geothermischer Ressourcen auch zukuumlnftig mit hohen Investitionskosten zu rechnen sein649

Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenAls unmittelbare Folge des Straszligenbaus kommt es zu einem Flaumlchenverlust durch Uumlberbauung so dass der Boden an dieser Stelle in seiner Funktion stark eingeschraumlnkt wird Mittelbar ergeben sich aus der Nutzung dieses Verkehrsweges Schadstoffanreicherungen im Erdreich in Form von Schwermetallen Oumllruumlckstaumlnden Tausalzen und Herbiziden Abhaumlngig von den Einflussgroumlszligen Verkehrsdichte PKW-LKW-Anteilen Steigungsverhaumlltnissen Durchschnittsgeschwindigkeiten Hauptwindrichtung Haumlufigkeitsverteilung der Hauptwetterlagen sowie der Grundbelastung des Bodens koumlnnen die Immissionen einen Streifen von bis zu 100 m Breite entlang der Trasse

644 Vgl GTV (o Jb)645 Vgl GTV (2005)646 Vgl GTV (o Jc)647 Vgl HENTRICH (2004) 54f648 Vgl STADTVERWALTUNG OEDERAN (o J)649 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538

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ausmachen Daruumlber hinaus ist von einer Veraumlnderung der Bodenflora und -fauna auszuge-hen650

In direkter Straszligennaumlhe uumlberschreiten die Bodenfeststoffgehalte der Schwermetalle haumlufig die Vorsorgewerte nach dem Bundesbodenschutzgesetz Im Oberboden (0 bis 10 cm Tiefe) von Autobahnen seltener bei Bundesstraszligen finden sich dann Stoffe wie Blei Kadmium Kupfer sowie Zink Besonders die letzten drei Elemente koumlnnen eine kritische Konzentration erreichen und treten mit erhoumlhten Werten in bis zu 5 bis 10 m Entfernung vom Fahrbandrand auf Alles in allem sind jedoch die Loumlsungskonzentrationen der Schwermetalle bezogen auf die gesetzlichen Vorgaben auch auf saurem Boden an stark befahrenen Straszligen als verhaumlltnismaumlszligig zu sehen651

Des Weiteren sind Rutschungen bzw Erosionen an Hangflaumlchen moumlglich vor allem bei fehlendem Schutz der Flaumlchen durch Rasen und Gehoumllzvegetation652

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserAufgrund der Bodenbeanspruchung des Straszligenkoumlrpers verringern sich die versickerungsfaumlhi-gen Flaumlchen mit der Folge einer moumlglichen Absenkung Stauung oder eines Ansteigens des Grundwassers Insbesondere an grundwassernahen Standorten oder im Bereich von Staunaumlsse-boumlden kann dies dauerhaft zu negativen Effekten auf benachbarten Flaumlchen fuumlhren653 Der Oberflaumlchenabfluss versickert i d R in einer 1 m breiten Infiltrationszone und erhoumlht somit die natuumlrliche Grundwasserneubildung um das 13- bis 18-fache Dieser Effekt wird dagegen nur um etwa das 035-fache durch das Spritzwasser bewirkt welches eine ca 4 m breite Zone neben dem Fahrbahnrand beeinflusst654

Die Wahrscheinlichkeit fuumlr das Eintreten der beschriebenen Auswirkungen erhoumlht sich je naumlher sich der Verkehrsweg an stehenden oder flieszligenden Gewaumlssern befindet Aus diesem Grund waumlre ein Bauverbot in einer 50 m breiten Zone um Verkehrsbauten uumlberlegenswert wie es bereits fuumlr Hochbauten vorgeschrieben ist655 Bei den dargelegten Schadstoffanreicherungen im Boden ist davon auszugehen dass diese auch ins Grundwasser gelangen und es verunreini-gen656

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaGroszligraumlumige Veraumlnderungen des Klimas als direkte Auswirkungen des Straszligenbaus sind nicht zu erwarten lediglich im Bereich des Lokalklimas sind einige negative Effekte festzustellen So kann es an der tiefsten Stelle des Gelaumlndes zu einem Kaltluftstau kommen weil die Dammbau-ten der Straszlige den Kaltluftzufluss meistens an einer unguumlnstigen Stelle unterbrechen Eine weitere Folge dieser kuumlnstlichen Luftberuhigung ist eine houmlhere Ausstrahlung was die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nebel erhoumlht Wird dieser Kaltluftstau danach von Kaltluft uumlberflutet ist mit Reif- und Glatteisbildung auf der Fahrbahn zu rechnen Aber auch im flachen Gelaumlnde koumlnnen hohe Dammbauten Beeintraumlchtigungen bedingen wenn z B horizontale Luftaustauschvorgaumlnge behindert werden oder Schlagschatten entstehen657

Eine direkte Beeintraumlchtigung auf das Klima entsteht jedoch langfristig aufgrund der Emis-sionen des Straszligenverkehrs der bei den klimarelevanten Schadstoffen die groumlszligte Emittenten-gruppe darstellt Im Jahr 2001 betraf das hauptsaumlchlich Kohlendioxid (20 ) Kohlenmonoxid

650 Vgl KUumlSTER (1982) 400651 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 172652 Vgl HIERSCHE (1980a) 56653 Vgl HIERSCHE (1980a) 57654 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 71655 Vgl HIERSCHE (1980a) 57656 Vgl KUumlSTER (1982) 400657 Vgl KUumlSTER (1982) 401f

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(47 ) und Stickoxide (53 ) bei Schwefeldioxid (3 ) dagegen war diese Verkehrsart unterrepraumlsentiert658 Dieser Umstand relativiert die bisher aufgrund der oben beschriebenen Beeintraumlchtigungen des Lokalklimas eher geringe Relevanz dieses Pruumlfkriteriums Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Automobilverkehr aumlhnlich wie der Flugverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausga-se und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger659

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEntscheidenden Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt hat die Linienfuumlhrung der Straszlige welche sowohl direkter als auch indirekter Art sein kann Unmittelbar kann es zu einem Flaumlchenverlust aufgrund von Uumlberbauung Aufschuumlttung Talauffuumlllung und Abgrabungen kommen Des Weiteren findet eine Trennung zusammenhaumlngender Lebensraumlume von Flora und Fauna statt so dass z B Feuchtgebiete zerstoumlrt oder Wildwechsel erschwert werden Allgemein ist mit einem Funktionsverlust bzw einer Funktionsbeeintraumlchtigung zu rechnen wenn aufgrund von straszligenbaulichen Maszlignahmen bspw eine Gewaumlssereinschuumlttung noumltig ist660

Auch auf mittelbare Weise kann es zu erheblichen Beeintraumlchtigungen kommen wie sie infolge der beschriebenen Belastung des Bodens des Grundwassers und des Lokalklimas zu erwarten sind Uumlberdies ist mit einer Stoumlrung bzw einem Verlust von Tierpopulationen und Pflanzengesellschaften zu rechnen wenn die Anzahl an Kraftfahrzeugen eine kritische Grenze uumlberschreitet Als moumlgliche Folgewirkung kann es auch zu einer Dezimierung Anhaumlufung oder Aumlnderung der Zusammensetzung von Arten kommen Grundsaumltzlich ist auch langfristig mit einer Minimierung der Regenerationsfaumlhigkeit und der oumlkologischen Stabilitaumlt der Restflaumlchen durch Tangieren von Tabuzonen zu rechnen661

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie skizzierten Auswirkungen auf die anderen Umweltmedien sind haumlufig auch Ursache fuumlr eine Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Die linienfoumlrmige Art von Straszligen fuumlhrt zu einem visuellen Zerschneidungseffekt von naturraumlumlich zusammenhaumlngenden Gebieten Auch wenn die Trassenfuumlhrung bestimmte Merkmale von Naturraumlumen nur tangiert wie z B Gewaumlsserufer oder Waldraumlnder kann dies auf das Landschaftsbild stoumlrend wirken Als optisch negativ kann es sich erweisen dass sich der Verkehrsweg nicht dem natuumlrlichen Gelaumlnderelief und der Landschaftsgliederung anpasst sondern Kuppen und Senken geradlinig schneidet Dieser Effekt kann ebenso von Straszligen in Hanglagen ausgehen vor allem wenn ausgedehnte Erosionser-scheinungen vorliegen oder die Anschnitte weit sichtbar sind662

Verschaumlrft wird diese Situation wenn bauliche Stabilisierungsmaszlignahmen eher technisch ausgestaltet sind wie etwa in Form von Betonstuumltzmauern statt als Lebendverbau ausgefuumlhrt werden Auch einzelne straszligenbedingte Bauwerke wie bspw Bruumlcken Tunnel Laumlrmschutzwaumln-de (besonders auf Bruumlcken) sowie hohe Gebaumlude sind in der Lage das Landschaftsbild zu truumlben Das Ausmaszlig der visuellen Minderung einer Umgebung wird neben dem subjektiven Empfinden auch stark von der Art der Gestaltung solcher Anlagen beeinflusst663 So kann es auch durch die Verwendung bestimmter Materialien und Formen gelingen die Bauwerke als

658 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 322659 Vgl INFRAS (1995) Z-8660 Vgl KUumlSTER (1982) 403f661 Vgl KUumlSTER (1982) 403f662 Vgl HIERSCHE (1980a) 58663 Vgl HIERSCHE (1980a) 58

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eine Bereicherung des Landschaftsbildes zu gestalten Dies ist bspw bei der Bruumlcke uumlber das Tarns-Tal (Frankreich) zu sehen welche im Jahr 2004 eroumlffnetet wurde664

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBezogen auf das Umweltschutzgut Boden bestehen nur wenige Optionen zur Minimierung der Umweltbelastungen wie z B die Verringerung der Boumlschungsflaumlchen durch Bau von steileren Boumlschungen oder die Verwendung von Stuumltzwaumlnden zur Minderung des Flaumlchenverlustes einer Straszlige665 Die anderen Beeintraumlchtigungen auf den Boden sind im Zusammenhang mit Maszlignahmen zum Gewaumlsserschutz zu sehen wie etwa die Anlage eines Regenruumlckhaltebeckens und eines Oumllabscheiders Der Sinn dieser Maszlignahmen ist es die Selbstreinigungskraumlfte des Wassers zu nutzen und eine Pufferungswirkung gegenuumlber wassergefaumlhrdenden Stoffen zu erzeugen666 Im Bereich LuftKlima koumlnnen Durchlaumlsse bei Dammbauten oder eine Aufstaumlnde-rung mit einem Bruumlckenbauwerk die beschriebenen Kaltluftstaus verringern und die Verwirbe-lung der Abgasstoffe foumlrdern Auch die Anlage von Filterpflanzungen wirkt sich positiv auf verkehrsbedingte Luftverunreinigung aus und leistet einen Beitrag zum Luft- und Klimaschutz fuumlr die angrenzenden Flaumlchen667

Zur Reduktion der Beeintraumlchtigungen von Tieren werden im Allgemeinen Maszlignahmenvorgeschlagen die zu einer Verminderung der Isolationswirkung durch Buumlndelung von Verkehrswegen sowie durch eine geeignete Trassenwahl die Vermeidung des direkten Kontaktes zwischen Verkehr und Tierwelt fuumlhren Daruumlber hinaus kann durch die Einrichtung von Verbindungswegen wie bspw Wilddurchlaumlssen mit gleichzeitiger Sperrungs- und Umleitungsvorrichtung in Form von Auffanggraumlben die Kollision von Straszlige und Fauna vermieden werden Handelt es sich bei Pflanzen um Einzelgehoumllze am Bauwerksrand kann deren Beschaumldigung generell durch eine Beruumlcksichtigung in den Ausfuumlhrungsplaumlnen oder durch Einzaumlunung im Bereich der Kronentraufe gemindert werden Des Weiteren gibt es zum Schutz des Wurzelraumes bei unvermeidbarem Uumlberfahren die Moumlglichkeit der Abdeckung mit einer Kiesschicht bzw deren Beluumlftung durch Rohre Bei Gehoumllzbestaumlnden kann zur Vermeidung von Wind- und Strahlungsschaumlden eine Auslichtung und Verjuumlngung des Randbestandes vor Baubeginn stattfinden Andere Mittel sind bspw die Abschraumlgung der Gehoumllze im Randbereich durch Wipfelkoumlpfung sowie eine schrittweise Vorpflanzung in Verbindung mit einem mechani-schen Stammschutz668

Schlieszliglich ist grundsaumltzlich auch ein Ausgleich verloren gegangener Lebensraumlume von Tieren und Pflanzen durch die Schaffung neuer Biotope moumlglich669 Auch in Hinblick auf das Landschaftsbild gibt es eine Reihe von Moumlglichkeiten zur Minderung der Beeintraumlchtigungen wie etwa die Trassierung der Straszlige als Raumkurve um sie soweit wie moumlglich an die natuumlrlichen Gegebenheiten des Gebietes anzunaumlhern Weiterhin empfiehlt sich eine land-schaftsgerechte Umsetzung in Gestaltung und Material d h Hang- und Boumlschungsflaumlchen sowie Stuumltzwaumlnde sollten den natuumlrlichen Verhaumlltnissen angepasst sein und aus Naturwerkstof-fen bestehen670

664 Die Tarns-Tal-Bruumlcke ist mit 2460 m Laumlnge und 343 m Houmlhe die laumlngste Schraumlgseilbruumlcke und die houmlchste Straszligenbruumlcke der Welt Vgl CEVM (o J)

665 Vgl HIERSCHE (1980a) 81666 Vgl HIERSCHE (1980a) 75667 Vgl HIERSCHE (1980a) 74668 Vgl HIERSCHE (1980b) 77669 Vgl HIERSCHE (1980b) 77670 Vgl HIERSCHE (1980b) 80f

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Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Verkehrsweges ergibt zunaumlchst aus einer Beeintraumlchti-gung bzw Zerstoumlrung eines Biotops welches durch die Korrelation seiner Schutzwuumlrdigkeit und dem Nutzungsdruck resultiert Eine andere Schadensart entsteht infolge einer moumlglichen Verunreinigung des lokalen Grundwassers durch Schadstoffe aus dem Straszligenkoumlrper als solchenoder mittels der Emissionen der Kraftfahrzeuge Die Eintrittswahrscheinlichkeiten beider Schadensarten ist schwierig zu ermitteln und haumlngt von vielen lokalen Gegebenheiten ab wobei im Falle des Biotops durch eine entsprechende Trassenfuumlhrung der Nutzungsdruck grundsaumltz-lich verringert werden kann Dagegen ist die Steuerung der Immissionsbelastungen des Grundwassers nahezu unmoumlglich so dass hier moumlglicherweise von einer houmlheren Wahrschein-lichkeit auszugehen ist Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Straszlige liegt bei 300 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht671

Auch hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden gibt es Unterschiede im Falle des Naturraums ist eher von einer lokalen Dimension auszugehen weil i d R nur bestimmte oumlkologisch sensible Stellen betroffen sind Beim Grundwasser kann jedoch auch eine regionale Ausdehnung erreicht werden da das Wasser die Schadstoffe potenzieren koumlnnte In Hinblick auf die Persistenz ist eine dauerhafte Schaumldigung des Biotops moumlglich da von einer permanenten Nutzung der Straszlige auszugehen ist Dagegen koumlnnen die Schaumlden am Grundwasser auch sbquonurrsquo mittelfristiger Natur sein weil das dynamische Oumlkosystem im Erdreich einen allmaumlhlichen Abbau der Belastungen ermoumlglicht Differenziert ist auch die Verzoumlgerungswirkung zu beurteilen da sich natuumlrliche Lebensraumlume haumlufig auch kurzfristig an die Straszlige als Einflussfaktor gewoumlhnen muumlssen Demgegenuumlber kann aufgrund der Filterwirkung des Bodens die Schadstoffbelastung auf das Tiefenwasser moumlglicherweise erst mittelfristig zum Tragen kommen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart als weitgehend bis teilweise wiederherstellbar zu bewerten da mit einigem baulichen Aufwand annaumlhernd der Urzustand vor der Trassenverlegung moumlglich ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie hauptsaumlchlichen Beeintraumlchtigungen dieser Projektart werden weniger durch den eigentlichen Verkehrsweg sondern vielmehr durch die Nutzung mit PKWs und LKWs hervorge-rufen Der erste Ursachenkomplex sind Abgase in Form von Kohlenmonoxid Stickoxid und gesaumlttigtem Kohlenwasserstoff Im stockenden Verkehr kann es zu einer erhoumlhten Schadstoff-konzentration von bis zu 100 ppm an Kohlenmonoxid kommen wogegen diese bei einer gleichmaumlszligigen Fahrgeschwindigkeit von 60 bis 90 kmh am geringsten ist Hinzukommen Staumlube in Form von Ruszligpartikeln die im Verdacht stehen das Krebswachstum zu befoumlrdern672

Im Zusammenspiel koumlnnen die genannten Emissionen zur Erkrankung der Atemwege fuumlhren was insbesondere bei Inversionswetterlagen wahrscheinlich ist Diese klimatische Konstellation kann haumlufig in Tallagen auftreten bei der mit einer Akkumulation der verkehrsbedingten Schadstoffe zu rechnen ist673

Der zweite Ursachenkomplex ist Verkehrslaumlrm der parallel mit der Erhoumlhung der Fahrleis-tung in den letzten Jahren stark zugenommen hat Allgemein wird ein mittlerer Laumlrmpegel ab 65 dB(A) als unbehaglich empfunden bei Straszligenlaumlrm liegt diese Grenze aber bereits bei 57 dB(A) Fuumlr Erholungsgebiete kann angenommen werden dass ab 40 dB(A) der Erholungswert

671 Vgl KLAUS (1999) 7672 Vgl HIERSCHE (1980a) 58f673 Vgl KUumlSTER (1982) 402

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wesentlich abnimmt674 Der dritte Ursachenkomplex sind verkehrsbedingte Unfaumllle bzw im Extremfall Todesopfer welche trotz der Entwicklungen auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik immer noch ein sehr hohes Niveau aufweisen Im Vergleich zu den anderen Verkehrstraumlgern fuumlr den Personentransport schneidet der Straszligenverkehr besonders schlecht ab wie entsprechende Werte aus dem Jahr 2004 zeigen So wurden im Eisenbahn- und Luftverkehr 758 bzw 41 Personen verletzt beim Straszligenverkehr waren es 566 Besonders gravierend sind die Zahlen bzgl der getoumlteten Personen mit 167 bzw 23 zu 5842 wenn lediglich die absoluten quantitati-ven Verhaumlltnisse zwischen den Transportsystemen betrachtet werden675

Akzeptanz in der GesellschaftDas oumlffentliche Meinungsbild uumlber den Straszligenbau ist uneinheitlich was sich durch Differenzen zwischen den Positionen von Interessengruppen aber auch innerhalb dieser darstellt So wird einerseits der weitere Ausbau des Straszligennetzes (vor allem in den alten Bundeslaumlndern) kritisiert da es bereits eine hohe Dichte aufweist und somit die siedlungs- und naturraumlumlichen Konflikte verschaumlrfen wuumlrde Andererseits wird eine Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten gefordert um den Warenverkehr zu verbessern Daruumlber hinaus wird angefuumlhrt dass der engpassbedingte Stau erhebliche volkswirtschaftliche Schaumlden anrichtet was z B zu einem Kraftstoffmehrverbrauch von 14 Mrd l jaumlhrlich fuumlhrt676

Dagegen ist die Position der Umweltverbaumlnde eindeutig gegen einen weiteren Ausbau dieser Verkehrsinfrastruktur gerichtet Der Bau von Umgehungsstraszligen wird nur in Ausnahme-faumlllen und unter der Bedingung akzeptiert dass die urspruumlngliche Ortsdurchfahrt ruumlckgebaut und verkehrsberuhigt wird Insgesamt wird die politische Fokussierung auf das Verkehrssystem Straszlige kritisiert was sich u a bei der finanziellen Bevorzugung im Rahmen des Bundesver-kehrswegeplans zeigt Vielmehr wird eine integrierte Verkehrspolitik gefordert welche sich nicht lediglich am Wachstum des Straszligenverkehrs orientiert sondern i S einer nachhaltigen Mobilitaumlt ausgerichtet ist677

Der Neu- und Ausbau von Bundesfernstraszligen stoumlszligt haumlufig auf Widerstand von unmittelbar und mittelbar betroffenen Buumlrgern Anders als bei der Errichtung von kleineren Umgehungs-straszligen bedeutet ein groszliges Verkehrsprojekt nicht nur eine Entlastung des Ortes sondern moumlglicherweise auch einen massiven Eingriff in ein naturschutzwuumlrdiges Gebiet So ist der organisierte Protest oftmals auch aus uumlbergeordneten Gruumlnden zu erklaumlren wie etwa der Befuumlrchtung einer landschaftsaumlsthetischen Beeintraumlchtigung oder der Abwehr oumlkonomischer Schaumlden welche uumlber eine direkte Laumlrmbelastung der Anwohner hinausgehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die Buumlrgerinitiative in Lommersdorf-Freilingen (Nordrhein-Westfalen) die sich gegen den Weiterbau der Bundesautobahn 1 wehrt678

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenIn der Auflistung von Grundbeduumlrfnissen finden sich auch der Aspekt Verkehrsmittel wozu ebenso das sbquoSystem Straszligersquo zaumlhlt Allerdings gibt es dort den Zusatz bdquooumlffentlichldquo womit im Ansatz schon der Beitrag beschrieben ist den der Straszligenverkehr zur Erfuumlllung dieses Beduumlrfnisfeldes leisten kann Als oumlffentliches Verkehrssystem auf der Straszlige koumlnnen nur Omnibusse bezeichnet werden die jedoch nur einen geringen Anteil an der gesamten Fahrleistung auf der Straszlige ausmachen So betrug im Jahr 2001 der Anteil des oumlffentlichen

674 Vgl HIERSCHE (1980a) 59675 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 480676 Die Houmlhe dieser Schaumlden ist strittig und muss moumlglicherweise als eine interessengeleitete Information der

Automobilwirtschaft betrachtet werden Vgl PETERSEN (1998) 11677 Vgl BUND (2000) 3 vgl NABU (2005a) 2843678 Vgl BGW (o J)

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Straszligenpersonenverkehrs an der gesamten Verkehrsleistung nur 81 mit 788 entfaumlllt der uumlberwiegende Teil der Nutzung auf den motorisierten Individualverkehr679

Nur indirekt hilft der Straszligenverkehr die anderen Grundbeduumlrfnisse zu befriedigen wenn etwa der Transport von Waren als notwendige Vorleistung fuumlr die Produktion von Nahrungsmit-teln verstanden wird Neben der Funktion eines Verkehrsmittels erfuumlllt der PKW oftmals noch eine Reihe weiterer starker emotionaler Beduumlrfnisse wie etwa die Befriedigung des Selbstwert-gefuumlhls Diese Motive spielen in dieser Arbeit jedoch keine Rolle da sie keinen Zusammenhang mit den definierten Grundbeduumlrfnissen aufweisen680

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieser Projektform bedeutet zunaumlchst eine Verbesserung der Verkehrsmoumlglich-keiten in einer Region welche jedoch nicht zu einer positiven Wirkung auf die Beschaumlftigungssi-tuation fuumlhrt Aumlhnlich wie bei der Eingriffsart Eisenbahntrasse steht die Durchquerung eines Gebietes im Vordergrund die nur geringe oumlkonomischen Nebenwirkungen sbquoam Wegesrandrsquo mit sich zieht was bspw beim Bau von Tankstellen und Raststaumltten der Fall ist681 In einigen Faumlllen ist sogar eine negative Beschaumlftigungsentwicklung moumlglich weil die Wirkung von Verkehrspro-jekten in beide Richtungen verlaufen kann So kann die Verbesserung der Moumlglichkeiten fuumlr Arbeitspendler aus anderen Regionen zu einer staumlrkeren Konkurrenz auf dem lokalen Arbeitsmarkt fuumlhren Auch ist ein Verdraumlngungseffekt denkbar wenn Unternehmen von auszligerhalb an ihrem Standort mehr Arbeitskraumlfte einstellen muumlssen um den Markt vor Ort mit ihren konkurrenzfaumlhigeren Produkten zu bedienen682

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Politik Wirtschaft und Medien wird haumlufig die Meinung vertreten dass Investitionen im Straszligenbau automatisch zu einer Verbesserung der regional- und gesamtwirtschaftlichen Situation fuumlhren Das Hauptargument ist die Verkuumlrzung der Fahrtzeit was wiederum etwa die Kosten fuumlr Kraftstoffe und Personal reduziert und neue Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte erschlieszligt Die Mehrzahl der Studien hat diesen Zusammenhang jedoch nicht bestaumltigten koumlnnen bzw kommt zu dem Schluss dass insbesondere beim Autobahnbau die regionalwirt-schaftliche Wirkung neutral ist Auch von positiven Effekten fuumlr lokale Unternehmen im Bereich Straszligenbau kann nicht ausgegangen werden da solche oumlffentlichen Auftraumlge oftmals europaweit ausgeschrieben werden muumlssen So konnte z B fuumlr Ostdeutschland die oben beschriebene Kausalkette empirisch nicht nachgewiesen werden Solche Untersuchungen muumlssen immer vor Ort geschehen und uumlber Prognosen auf Basis von oumlkonometrischen Schaumltzungen hinausgehen683

Der Straszligenverkehr erreichte im Jahr 1997 bezogen auf die Bundesfernstraszligen insgesamt einen Wegekostendeckungsgrad von 2294 (die Kosten wurden somit um 1294 sbquouumlberge-decktrsquo) Der Grund fuumlr diesen im Vergleich zu den Nutzungsarten Eisenbahntrassen und Schifffahrtskanaumlle hohe Wert ist durch eine grundsaumltzlich andere Finanzierungsstruktur beim Verkehrstraumlger Straszlige zu erklaumlren Fuumlr diese Fahrwege werden die Kosten bzgl Bau und Betrieb zu einem groszligen Teil aus den Einnahmen der Kraftfahrzeug- und Mineraloumllsteuer und der LKW-

679 Vgl BMVBW (2002a) 215680 Vgl HILGERS (1998) 24f681 Dieses Phaumlnomen laumlsst sich bspw beim Straszligenguumlterverkehr beobachten wenn LKWs auf mautfreie Strecken

ausweichen So fuumlhrte dieser Effekt zur Neueinstellung von (lediglich) zwei Auszubildenden in einer Tankstelle die an der Kreuzung der Bundesstraszligen 10 und 427 in Hinterweidethal (Rheinland-Pfalz) liegt Vgl DER SPIEGEL

(2005) 62f682 Vgl HETTLICH (o J) 22683 Vgl HETTLICH (o J) 422f

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Maut bestritten684 Es gilt zwar de jure das Non-Affektationsprinzip nach dem auch die o g Steuern grundsaumltzlich nicht zweckgebunden fuumlr die Ausgaben im Verkehrsbereich verwendet werden duumlrfen Aber de facto tragen diese Steuereinnahmen zur Verbesserung der Finanzie-rungsstruktur im Straszligenverkehr bei was jedoch nur wenig an der angespannten Lage im Verkehrsetat aumlndert Alleine fuumlr die Bundesautobahnen wird mit einer Finanzierungsluumlcke von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich uumlber das Jahr 2010 hinaus gerechnet so dass eine weitere Verschiebung von der Steuer- zur Nutzerfinanzierung wahrscheinlich ist und bspw die LKW-Maut langfristig auch auf PKWs ausgeweitet wird685

Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBeim Bau von Eisenbahntrassen kommt es zu Bodenverlagerungen weil Eisenbahndaumlmme aufgeschuumlttet und das dazugehoumlrige Erdreich andernorts entnommen wird Enthaumllt die Stecke einen Tunnelabschnitt bietet es sich an das ausgebrachte Gesteinsmaterial fuumlr diese Zwecke zu verwenden oder anderenfalls umweltfreundlich zu entsorgen Ein moumlglicher weiterer Negativeffekt ist die Erosion freigelegter Boumlden sowie die Bodenversiegelung und -verfestigung durch Uumlberbauung was allerdings nur im Bereich von Eisenbahnanlagen der Fall ist wie etwa bei Bahnhoumlfen686

Eine weitere Beanspruchung dieses Umweltschutzgutes ergibt sich moumlglicherweise auf-grund von Maszlignahmen im Rahmen der Vegetationskontrolle die regelmaumlszligig im Gleisbereich durchzufuumlhren ist Um die Betriebssicherheit des Schienenverkehrs zu gewaumlhrleisten ist es notwendig den Pflanzenbewuchs zu entfernen der anderenfalls bspw zu einer Verschlammung des Schotterbettes fuumlhren koumlnnte Nach Angaben der Deutschen Bahn kann derzeit nicht auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden da alternative mechanische und thermische Verfahren wie etwa die Infrarot-Waumlrmestrahlung aus technischen und wirtschaftlichen Gruumlnden nicht praktikabel sind687

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEisenbahnstrecken benoumltigen eine ausreichende seitliche Entsorgung des Oberflaumlchenwassers d h Wasserlaumlufe und ggf Umlegungen muumlssen entsprechend groszlig sein Im Gegensatz zu anderen Verkehrsanlagen fuumlhrt diese Nutzungsform nicht zu einer Oberflaumlchenversiegelung so dass das Regenwasser weiterhin versickern kann Bei Fehlern in der Auslegung kann es zu Wasseraufstauungen und daraus resultierenden Folgeschaumlden kommen So koumlnnen Brunnen und andere Wasserentnahmestellen verunreinigt werden soweit sie nicht gegen Oberflaumlchen-wasser abgedichtet sind688

Eine geringfuumlgige Gefahr der Verschmutzung von Grundwasser besteht bei Leckagen von Kesselwagen und bei Oumllverlusten von Behaumlltern was jedoch nur bei Versagen der bautechni-schen Schutzvorkehrungen eintritt Da alte Zuumlge noch kein geschlossenes WC-System besitzen werden die Faumlkalien aus den Wagentoiletten ungefiltert abgeleitet Fuumlr das Grundwasser ist dies jedoch unbedenklich da durch die Bakterien ein schneller Abbauprozess in Gang gesetzt wird

684 Vgl DIW (2000) 57f63685 Vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 20686 Vgl BMZ (1993) 440687 Vgl PROGNOS (1995) B150688 Vgl BMZ (1993) 441

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Mit der zunehmenden Modernisierung bzw Umruumlstung der Fahrzeugflotte verliert jedoch dieses Problem an Relevanz689

Daruumlber hinaus sind umweltrelevante Effekte durch den Bau von Tunneln denkbar ob-gleich diese Kunstbauten die Wirkung einer Eisenbahntrasse auf die anderen Umweltschutzguuml-ter vermindern koumlnnen So kann es zu einer voruumlbergehenden Absperrung und ggf dauerhaften Umleitung von Grundwasser kommen wenn bspw ein mit Grundwasser gefuumllltes Gebirge entwaumlssert werden muss Des Weiteren erfordert die Durchfahrung von genutzten Grundwas-servorkommen moumlglicherweise umfangreiche Vorsorge- und Schutzmaszlignahmen um die Wasserversorgung waumlhrend der Bau- und ggf auch der Betriebsphase der Schienenstrecke zu gewaumlhrleisten690

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDer Betrieb von Eisenbahnfahrzeugen und -anlagen fuumlhrt mittelbar zur Emission von Kohlendi-oxid Kohlenmonoxid Schwefeldioxid und Stickstoffoxid da die Bahn ihren Strom in erster Linie aus der Verbrennung von heimischer Kohle gewinnt691 Dagegen wird bei der Traktion durch Dieselmotoren unmittelbar uumlber die oben genannten Schadstoffe hinaus im Wesentlichen Kohlenwasserstoff und Ruszlig emittiert Die Houmlhe dieser Emissionen haumlngt hauptsaumlchlich von der Belastung und Drehzahl des Motors dem Verbrennungs- und Arbeitsverfahren dem Wartungs-zustand sowie der Treibstoffqualitaumlt ab692 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Eisenbahnverkehr aumlhnlich wie der Binnenschifffahrtsverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger693

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenWie jede andere linienfoumlrmige Infrastruktur auch bedeutet die Verlegung einer Eisenbahntrasse auszligerhalb von staumldtischen Flaumlchen eine Zerschneidung eines Lebensraumes von lokalen Tier-und Pflanzenarten Unmittelbar auf der Strecke findet eine Zerstoumlrung dieser Biotope statt welche im Rahmen der Vegetationskontrolle also der sbquoFreihaltungrsquo des Gleisbereiches mittels chemischer thermischer undoder mechanischer Maszlignahmen einen dauerhaften Zustand erfaumlhrt Aber auch mittelbar kann es zu negativen Umwelteffekten kommen da die Schienen-strecken fuumlr einige wandernde Tiere eine unuumlberwindbare Barriere darstellen so dass infolgedessen das System der Nahrungskette beeinflusst wird Daruumlber hinaus ist davon auszugehen dass die beschriebenen Fahrgeraumlusche fuumlr die laumlrmempfindliche Fauna eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten

Der angesprochene Barriereeffekt bezieht sich jedoch nicht nur auf die bodennahen Tier-arten sondern auch auf die Vogelwelt welche die Bahnstrecken nicht einfach sbquoumfliegenrsquo So wurde bspw auf einem 22 km langen Eisenbahnabschnitt im Raum Goumlttingen eine durch-schnittliche Verlustrate von fuumlnf verungluumlckten Voumlgeln pro km und Winterhalbjahr (es wurden drei Zeitperioden untersucht) festgestellt Insgesamt wurden 124 tote Voumlgel aufgefunden welche uumlberproportional zu den Greif- und Eulenarten zaumlhlten694 Diese exemplarische Untersuchung hat gezeigt dass sich die Verluste in der Avifauna nicht auf mehrspurige verkehrsreiche und schnell befahrene Hauptstrecken beschraumlnken Auch haben Bahnboumlschun-

689 Vgl BRAUNE (1999) 377f690 Vgl FIEDLER (2005) 210691 Vgl BRAUNE (1999) 376692 Vgl BMZ (1993) 442693 Vgl INFRAS (1995) Z-8694 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 102f

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gen oder die Dammhoumlhe als alleinige Rahmenbedingung kaum einen Einfluss auf die Unfallrate was sich allerdings im Zusammenwirken mit einem entsprechenden Gelaumlndeeinschnitt aumlndern kann Dies gilt insbesondere fuumlr Aasfresser denen beim ploumltzlichen Auftauchen des Zuges die Fluchtmoumlglichkeiten erschwert sind Ein Ausweichen zur Seite wird durch die Boumlschung ein Ausweichen nach oben durch die Stromleitung eingeschraumlnkt695

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine Eisenbahntrasse benoumltigt aufgrund ihres schmaleren Querschnittes weniger Flaumlche als eine Straszlige die bei vergleichbarer Leistungsfaumlhigkeit vier- oder sechsspurig gebaut werden muumlsste So beansprucht etwa eine zweigleisige Neubaustrecke eine Breite von 137 m eine vierstreifige Autobahn hingegen 29 m Des Weiteren machen der Fahrweg Strecken- und Bahnhofsgleise sowie Randwege nur 40 der gesamten Verkehrsflaumlche aus der Rest sind pflanzen- und tierbesiedelbare Flaumlchen Diese Boumlschungen und Seitenbereiche erfuumlllen aufgrund ihrer Linienstruktur eine oumlkologische Funktion fuumlr die Vernetzung von Lebensraumlumen696 Jedoch sind die notwendigen Trassierungselemente bei der Schiene schwerer in das Gelaumlnde anzupassen was wiederum mehr Bruumlcken und Tunnel erfordert Unter dem Aspekt der minimalen Stoumlrung des Landschaftspanoramas sind Tunnel die beste Loumlsung was allerdings zu Problemen mit dem Grundwasser fuumlhren kann697 698

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZur Minderung der vorgestellten Laumlrmemissionen existieren einige technische Moumlglichkeiten die im Folgenden kurz erlaumlutert werden So kann eine Reduktion um 15 db(A) schon erreicht werden wenn Stahlbruumlcken auf durchgehendem Schotterbett verlegt werden Die Verwendung von scheiben- an Stelle von klotzgebremsten Raumldern senkt den Schallpegel um 7 bis 9 db(A) bei Radblenden mit Absorptionsmaterial sind es 5 bis 8 db(A) Schwingungstilger am Rad fuumlhren zu einer Reduktion um 6 db(A) und schalloptimierte Raumlder bis zu 7 db(A) Daruumlber hinaus kann die Schallemission durch Laumlrmschutzwaumlnde verkleinert werden was eine Verringerung von bis zu 15 db(A) bringt Erschuumltterungen und Koumlrperschallimmissionen koumlnnen minimiert werden wenn der Oberbau optimiert wird indem zwischen den beruumlhrungsfreien Teilen daumlmpfende Zwischenlagen angeordnet werden699

In Hinblick auf die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft ist es moumlglich die Auswirkung dadurch zu minimieren dass nach Moumlglichkeit parallel und in geringem Abstand zu vorhande-nen Verkehrswegen gebaut wird Auf diese Weise wird eine nochmalige Zerschneidung des Landschaftsbildes vermieden und durch die Buumlndelung der Laumlrmquelle mit einer Straszlige die Immission minimiert Uumlber die beschriebene planerische Optimierung an der Trasse kann auch durch bauliche Maszlignahmen die negative Wirkung abgemildert werden So koumlnnen Bahndaumlmme und Einschnitte bepflanzt werden und die Viadukte und Talbruumlcken werden harmonisch in die natuumlrliche Umgebung eingefuumlgt700

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig bei diesem Eingriffsinteresse ergibt sich im Wesentlichen aus einem Unfall des rollenden Materials was zu Schaumlden an Personen und Sachen fuumlhren kann Handelt es sich um einen Gefahrguttransport ist u U zusaumltzlich mit Beeintraumlchtigungen und

695 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 69-74696 Vgl FIEDLER (2005) 437697 Vgl BRAUNE (1999) 375698 Siehe Untersuchungsmerkmal bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Wasserldquo in diesem Abschnitt699 Vgl LICHTBERGER (2004) 87f700 Vgl BRAUNE (1999) 375

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Verlusten im unmittelbaren Oumlkosystem zu rechnen wenn bspw auslaufende Chemikalien in den Boden versickern Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen da der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Schiene bei 40 liegt was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Straszlige (300) und Rohrleitung (1) bezieht701

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Allenfalls bei einer Freisetzung von umweltgefaumlhrdenden Stoffen kann uumlber die Weiterleitung im Grundwasser auch ein benachbartes Gebiet betroffen sein Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da sich die Schadensdauer durch sofortige Bergungsmaszlignahmen weitgehend auf den Zeitraum dieser Maszlignahmen beschraumlnken Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da die Schaumlden bei einem Unfall uumlblicherweise sofort sichtbar werden Bei der Versickerung von Gefahrgutstoffen ist hingegen aufgrund bio-chemischer Prozesse eine gewisse zeitliche Verzoumlgerung moumlglich Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart positiv zu bewerten weil Eisenbahntrassen mit einem vertretbaren Aufwand zuruumlckgebaut werden koumlnnen Die einzelnen Komponenten des Gleiskoumlrpers sind leicht demontierbar und das Schotterbett ist problemlos abzutragen da es nicht fest mit dem Erdreich verbunden ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitAm Beruumlhrungspunkt Rad-Schiene sind folgende Phaumlnomene festzustellen die auf das Wohlbefinden des Menschen einen negativen Einfluss haben Nicht houmlrbare aber fuumlhlbare Erschuumltterungen im Bereich von 0 bis 80 Hz Koumlrperschall im Spektrum von 16 bis 16000 Hz sowie Laumlrmemissionen zwischen 58 und 66 db(A)702 703 Dabei wird das Ausmaszlig der Belaumlstigung von der Fahrzeugart der Oberbautengestaltung der Zugkonfiguration sowie den Betriebspa-rametern bestimmt Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 kmh sind vor allem die Geraumlusche der Motoren der Getriebe der Luumlfter und der Aufbauten ausschlaggebend Daruumlber hinaus sind bei einer Geschwindigkeit von bis zu 300 kmh die Rollgeraumlusche dominant welche maszliggeblich von der Rauhigkeit der Rad- und Schienenoberflaumlche beeinflusst werden Das groumlszligte Problem ist der Guumlterverkehr da er vor allem nachts die Strecken auslastet wenn der Schallgrenzwert um 10 db(A) niedriger ist als tagsuumlber704

Akzeptanz in der GesellschaftAllgemein genieszligt die Eisenbahn eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft was sich bspw bei Meinungsumfragen herausstellt So ist fuumlr 79 der Deutschen die Bahn das umweltfreundlichs-te und fuumlr 43 das sicherste Verkehrsmittel Dagegen gibt es bzgl der Puumlnktlichkeit nur eine Zustimmung von 24 was sich allerdings auf die subjektive Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Transportmitteln bezieht Obwohl die tatsaumlchliche Zuverlaumlssigkeit bei durchschnittlich 90 liegt werden schon wenige Minuten Abweichung als negativ empfunden Erklaumlren laumlsst sich dieser scheinbare Widerspruch damit dass sich der Zugverkehr an einem praumlzisen Fahrplan messen laumlsst waumlhrend Autofahrer selten eine genaue Ankunftszeit festlegen705

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist eine positive Einstellung zum Schienenverkehr festzu-stellen bzw es wird eine Erhoumlhung der Investitionen in diesen Verkehrstraumlger gefordert706 So haben sich u a der BUND der NABU und der VCD sowie weitere Institutionen zur Dachorganisa-

701 Vgl KLAUS (1999) 7702 Vgl LICHTBERGER (2004) 77703 Vgl BLU (2003) 1f704 Vgl LICHTBERGER (2004) 86f705 Vgl THALYS EXPLORER (2002)706 Vgl BUND (2002c) 4

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tion Allianz pro Schiene zusammengeschlossen um den Verkehrtraumlger Schiene zu foumlrdern707

Und auch von Seiten der Politik wird der Schienenverkehr als umweltfreundliche Alternative betrachtet welche die anderen Verkehrswege hauptsaumlchlich die Straszlige entlasten soll708

Allerdings schlaumlgt sich dieser politische Wille nicht unbedingt in der finanziellen Ausstattung der Schieneninfrastruktur nieder was sich etwa an der Ausgestaltung des Bundesverkehrswege-plans 2003 ablesen laumlsst709

Der Bau von Eisenbahntrassen stoumlszligt gelegentlich auf Widerstand von Anwohnern in dem betroffenen Gebiet da mit einer erheblichen Belaumlstigung durch Laumlrm gerechnet wird Weitere Argumente gegen diese Eingriffsform sind im Allgemeinen die bereits eroumlrterten moumlglichen Auswirkungen auf die Umweltschutzguumlter sowie ein genereller Wertverlust fuumlr die Region mit einem etwaigen Arbeitsplatzabbau im Tourismusbereich Das prominenteste Beispiel fuumlr einen organisierten Widerstand gegen ein solches Projekt ist die Y-Trasse eine geplante Hochge-schwindigkeitstrecke der Deutschen Bahn zwischen Hannover Hamburg und Bremen710

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenAls Grundbeduumlrfnis werden oumlffentliche Verkehrsmittel genannt wozu auch die Eisenbahn zu zaumlhlen ist Neben Omnibussen sind Personenzuumlge das einzige Verkehrsmittel fuumlr den regionalen und uumlberregionalen Transport welches allen Menschen offen steht Dieser Verkehrstraumlger bedient somit eine Zielgruppe die ihren Wunsch nach Mobilitaumlt mit dem Auto nicht erfuumlllen kann Dies kann oumlkonomisch begruumlndet sein wenn z B nur ein geringes Einkommen vorhanden ist welches die Anschaffung und den Betrieb eines PKW ausschlieszligt Auch kann es gesundheitli-che Gruumlnde geben wenn etwa alte Menschen koumlrperlich nicht in der Lage sind ein Kraftfahrzeug zu steuern Schlieszliglich koumlnnen auch rechtliche Beschraumlnkungen vorliegen was bspw bei Jugendlichen ohne Fuumlhrerschein der Fall ist

Dagegen kann bezogen auf andere Grundbeduumlrfnisse nur ein mittelbarer Zusammenhang zu dieser Eingriffsform hergestellt werden wenn die Transportleistung als Mittel zum Zweck verstanden wird So nutzen viele Menschen oumlffentliche Verkehrsmittel im Nah- und Fernbereich um kulturellen Einrichtungen Erholungsmoumlglichkeiten sowie Bildungseinrichtungen erreichen zu koumlnnen Generell hat dieses Verkehrssystem einen oumlffentlichen Auftrag der allerdings im Rahmen des privatwirtschaftlichen Betriebes der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer so nicht mehr uneingeschraumlnkt gilt So hat die Bahn in duumlnner besiedelten Gebieten kostspielige Erschlie-szligungsaufgaben zu tragen welche unmittelbar auch zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen beitragen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Entstehung von Arbeitsplaumltzen bei dieser Projektart ist im Wesentlichen in der Bauphase zu vermuten wogegen dies in der Betriebsphase nahezu ausgeschlossen ist Allenfalls kann eine indirekte Wirkung auftreten die durch eine houmlhere Verkehrsleistung bei den Eisenbahnunter-nehmen hervorgerufen wird Aber auch davon ist nicht auszugehen da der Bau einer einzelnen Eisenbahntrasse nicht gleich zu einem erhoumlhten Personalbedarf fuumlhrt Vielmehr ist davonauszugehen dass versucht wird neue Verkehrsverbindungen durch die bestehende Belegschaft zu bedienen

707 Vgl ALLIANZ PRO SCHIENE (o J)708 Vgl BMVBW (2002b) 6f709 Vgl BUND (2004)710 Vgl BFU (o J)

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUnter regionalpolitischer Perspektive ist die Bedeutung dieser Eingriffsform schwierig zu beurteilen da zunaumlchst nur allgemein von Effekten durch die Verkehrserschlieszligung in einem Gebiet ausgegangen werden kann So kann eine bessere Transportinfrastruktur dazu fuumlhren dass z B Unternehmen ihre Waren leichter in anderen Maumlrkten absetzen koumlnnen oder aber dass sich die Pendlerstroumlme verstaumlrken weil die Arbeitsstellen in einer anderen Region nunmehr schneller erreichbar sind Beide Arten von Auswirkungen erfordern jedoch dass die Verlegung der Eisenbahntrasse mit Haltestellen in dem betroffenen Areal verbunden wird Findet lediglich eine Durchquerung des Gebietes statt sind positive regionalwirtschaftliche Begleiterscheinun-gen nahezu undenkbar

Die Bahn erfuumlllt mit ihrem Netz neben der eigentlichen Aufgabe des Transportes von Per-sonen und Guumltern auch struktur- und umweltpolitische Funktionen Die Erbringung dieser umfassenden Leistungen erfordert fuumlr absehbare Zeit Staatszuschuumlsse von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich was einhergeht mit der politischen Ablehnung einer (vom Bahn-Vorstand in den 1970er Jahren geforderten) betriebswirtschaftlichen Fuumlhrung des Fahrweges Selbst bei Beschraumlnkung auf uumlberregional bedeutsame Strecken sowie vor dem Hintergrund der veraumlnderten Rahmenbedin-gungen im Verkehr wird es nicht moumlglich sein die Kosten dieser Infrastruktur durch wettbe-werbsfaumlhige Trassenpreise zu erwirtschaften So bleibt die Houmlhe der Trasseneinnahmen der Fahrwegsgesellschaft der Bahn als privatrechtlicher Betreiber des Schienennetzes weit hinter den Erwartungen zuruumlck711 Aus der Perspektive der Wegekostendeckung kommt der Personenverkehr auf einen Deckungsgrad von 103 waumlhrend diese Kennzahl beim Guumlterver-kehr lediglich bei 158 liegt (somit liegt eine geringe Uumlber- bzw hohe Unterdeckung vor)712

Aus diesem Grund empfiehlt es sich das Netz vom Betrieb zu trennen und die Erhaltung und den Ausbau weitgehend als staatliche Aufgabe zu begreifen Die Einnahmen aus dem Trassenmanagement dienen dann nur noch als nebensaumlchliche Finanzierungsquelle zumal sich die Ausgaben des Netzes nicht genau auf die einzelnen Funktionen aufgliedern lassen

Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDurch den Kanalbau kommt es zu einem direkten Verlust an Boden wobei der Umfang von der Dimensionierung der Trasse abhaumlngt Wird die maximale Ausdehnung einer kuumlnstlichen Wasserstraszlige mit 55 m Breite und 5 m Tiefe angenommen werden pro Streckenkilometer 275000 m3 an Erdreich ausgehoben (bezogen auf das Lichtraumprofil) zu denen allerdings noch Mengen unter der Kanalsohle und an den Ufern hinzukommen Infolge der Verwendung von schwerem Baugeraumlt zur Ausbaggerung des Kanalgrabens sowie der Stabilisierung des Untergrundbodens kommt es in jedem Fall zu einem unwiederbringlichen Verlust an terrestrischen Lebensraumlumen Daruumlber hinaus besteht die Notwendigkeit die ausgeschaufelte Erde zu deponieren bzw fuumlr andere Bauprojekte zu verwenden wenn es die Bodenbeschaffen-heit zulaumlsst713

711 Vgl PAumlLLMANN (2001) 27-30 vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 47-49712 Vgl DIW (2000) 49f713 Vgl ZACH (2002) 12-32

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserWerden zur Sicherung des Ufers Stahlspundwaumlnde eingesetzt kann der Grundwasserspiegel negativ beeinflusst werden da die Durchflusshoumlhen im Grundwasserleiter beeintraumlchtigt sind Die Folge daraus ist moumlglicherweise eine Grundwasseraufstauung (in Flussrichtung) vor dem Kanal und damit einhergehend eine Reduzierung der Grundwasserflurabstaumlnde Gleichzeitig findet eine Grundwassererhoumlhung hinter dem Kanal statt welche wiederum die Erhoumlhung der Grundwasserflurabstaumlnde befoumlrdert Das Endergebnis des gesamten Prozesses sind u U Schaumlden an Bauwerken und der Vegetation714

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaNegative Effekte entstehen bei dieser Eingriffsart hauptsaumlchlich durch die Dieselmotoren der Binnenschiffe welche beim Betrieb Schadstoffe wie Stickoxide Kohlendioxid Schwefeldioxid und Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe emittieren Verschaumlrfend kommt hinzu dass das Durchschnittsalter der deutschen Flotte 49 Jahre betraumlgt und 65 der Motoren aumllter als 36 Jahre ist Daruumlber hinaus mangelt es an Emissionsgrenzwerten wie es bspw bei LKWs oder anderen Verbrennungsaggregaten der Fall ist715 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Binnenschifffahrtsverkehr aumlhnlich wie der Eisenbahnverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger716

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDer Bau von kuumlnstlichen Wasserstraszligen fuumlhrt aufgrund der Schwere des Eingriffes in die Oumlkologie zu einem Verlust an Biotopen was nur zu vernachlaumlssigen ist wenn die Linienfuumlhrung durch bereits erschlossene Areale geht Wasserstraszligen erfuumlllen in erster Linie eine verkehrliche Funktion welche zwangslaumlufig starke schifffahrtsbedingte Effekte mit sich bringt was die Entstehung von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen erschwert So ist etwa die Artenzahl aber auch die Individuendichte im Vergleich zu natuumlrlichen Wasserlaumlufen deutlich reduziert und die vorkommenden Arten sind im Allgemeinen weniger schuumltzenswert717

Daruumlber hinaus bedeuten Schifffahrtskanaumlle fuumlr terrestrische Artengruppen eine unuumlber-windbare Migrationsbarriere718 Im Zusammenhang mit der Sicherstellung der Wasserversor-gung des Kanals kann es zu Veraumlnderungen des Gebietswasserhaushaltes kommen So fuumlhrt bspw die Entwaumlsserung eines Sumpfgebietes moumlglicherweise zu einer vollstaumlndigen Vernichtung von bestimmten Pflanzenarten719

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSchifffahrtskanaumlle fuumlhren zu einem linienartigen Eingriff in das Landschafsbild der aufgrund des Einsatzes von technisch orientierten Bauelementen fuumlr die Ufersicherung negativ zu bewerten ist Besonders auffaumlllig sind oftmals die Spundwaumlnde aus Stahl was insbesondere durch den Begriff sbquoBlechkanalrsquo zum Ausdruck kommt720 Abhaumlngig vom Grad der Gestaltung eines Kanals im Einzelfall mit natuumlrlichen Baustoffen kann diese Beeintraumlchtigung vermindert werden und moumlglicherweise sogar eine landschaftsaumlsthetische Bereicherung darstellen Hingegen ist

714 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35715 Vgl BUND (2001) 9f716 Vgl INFRAS (1995) Z-8717 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 33718 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2002b) 118719 Vgl BMZ (1993) 482720 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35

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aufgrund der haumlufig geraden Streckenfuumlhrung eines Kanals immer ein gewisser optischer Zerschneidungseffekt unvermeidbar der sonst kaum in einer natuumlrlichen Umgebung zu finden ist

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist wie beschrieben mit erheblichen Eingriffen in den Boden- und Wasserhaushalt des betroffenen Gebietes verbunden Dennoch sind bebaute Schifffahrtsstraszligen oumlkologisch nicht als tot anzusehen sondern bieten bestimmten Lebensfor-men die Moumlglichkeit sich auszubreiten Dabei haumlngt das Ausmaszlig der biologischen Vielfalt entscheidend davon ab welche Art von Uferbefestigung verwendet wird Generell ist eine deutliche Abhaumlngigkeit der Biozoumlnose von der Art und Korngroumlszlige des Besiedlungssubstrates festzustellen721

So bieten etwa Bruchsteinschuumlttungen aufgrund ihres groumlszligeren Hohlraumsystems und der dadurch um ein Vielfaches groumlszligeren Besiedlungsflaumlche den Mikro- und Makroorganismen gute Nahrungs- Schutz- und Reproduktionsraumlume Dagegen bedeuten technische Bauelemente wie bspw die erwaumlhnten Stahlspundwaumlnde Betonmauern Asphaltbeton oder Bohrpfahlwaumlnde wegen ihrer glatten und wellenartigen Flaumlchen weitaus schlechtere Lebensbedingungen722

Andererseits ermoumlglichen die Eigenschaften dieser Baumaterialien guumlnstigere fahrdynamischeVerhaumlltnisse was im Gegensatz zu einer naturnahen Bauweise den Vorteil eines geringeren Energieverbrauchs der Antriebsaggregate bedingt723

Ist es unumgaumlnglich Stahlspundwaumlnde fuumlr die Ufersicherung zu verwenden empfiehlt sich eine Absenkung ihrer Oberkante nach Moumlglichkeit unter den Wasserspiegel Ein Verbau uumlber den Wasserspiegel sollte nur in Liege- und Ladestellen sowie in hohen Dammstrecken erfolgen die dann mit Wildausstiegen versehen werden Eine grundsaumltzliche Moumlglichkeit der Eingriffsmi-nimierung bildet der Streckenbau im oumlkologisch vorteilhaften beidseitig geboumlschten Trapezpro-fil der zur Schonung der Fauna und Flora nur auf einer Uferseite erfolgen sollte724

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Nutzungsinteresses bedingt sich hauptsaumlchlich durch die Gefahr eines Durch- oder Sohlbruches des Kanals in Strecken der Aufschuumlttung oder an Kanalbruumlcken725 In einem solchen Fall kann es dann jedoch zu einer Uumlberflutung nahe liegender Gebiete und damit zur Zerstoumlrung von Vermoumlgenswerten kommen Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf dem Wasser liegt bei 3 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Straszlige (300) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht726 Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr Schaumlden an der Trasse laumlsst sich kaum abschaumltzen kann aber auf jeden Fall als nicht unwahrscheinlich bezeichnet werden So kam es in den Jahren 1976 beim Elbe-Seiten-Kanal 1979 beim Main-Donau-Kanal und 2001 beim Rhein-Marne-Kanal zu Dammbruumlchen groumlszligeren Ausmaszliges727

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt ist sogar eine regionale Ausdehnung denkbar wenn aufgrund der Wucht der auslaufenden Wassermassen nicht nur der unmittelbare Streckenabschnitt betroffen ist In Bezug auf die Persistenz ist eher von einer kurzen Frist auszugehen da die Schaumlden durch Wassereinfluss mechanischen Charakter haben und durch Reparatur bzw

721 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35722 Vgl TITIZIERBANNING (1992) 391723 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35724 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 25725 Vgl BMZ (1993) 483726 Vgl KLAUS (1999) 7727 Vgl WIKIPEDIA (o Ja) vgl WIKIPEDIA (o Jb) vgl NCK (o J)

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Neuerrichtung der zerstoumlrten Vermoumlgensgegenstaumlnde relativ schnell zu beheben sind Dieses Eingriffsinteresse zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Irreversibilitaumlt aus da die Zuschuumlttung eines Kanals mit erheblichen wasserbaulichen Anstrengungen verbunden ist Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Moumlglichkeit des Ruumlckbaus bedenklich weil sich uumlber einen langen Zeitraum an und in dem Kanal wertvolle Biotope entwickelt haben koumlnnten Des Weiteren ist in der Praxis bisher ungeklaumlrt mit welchen Auswirkungen auf den Grundwasser-spiegel zu rechnen ist728 Eine Verzoumlgerungswirkung ist kaum wahrscheinlich da unmittelbar mit der Uumlberflutung die Schaumlden durch das eindringende Wasser entstehen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbar negative Auswirkungen gesundheitlicher Art sind von dieser Nutzungsform nicht zu erwarten Auch der von Binnenguumlterschiffen ausgehende Laumlrmpegel von 56 db(A) ist nicht als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens zu werten da dies etwa der Lautstaumlrke einernormalen Unterhaltung in geschlossenen Raumlumen entspricht729 Infolge der Verwendung von Schiffsdiesel treten zwar entsprechende Emissionen auf jedoch nicht in einer gesundheitskriti-schen Menge

Akzeptanz in der GesellschaftBaumaszlignahmen im Zusammenhang mit Wasserstraszligen insbesondere der Aus- bzw Neubau von Schifffahrtskanaumllen werden trotz der oumlkologischen Vorteile dieses Verkehrssystems von Teilen der Oumlffentlichkeit als negativ beurteilt730 Ein allgemeines Votum der Bevoumllkerung in Hinblick auf die Realisierung dieser Eingriffsform liegt nicht vor was u a daran liegen koumlnnte dass dieser Verkehrstraumlger im Bereich Personenverkehr kaum eine Rolle spielt Fuumlr den BereichGuumlterverkehr kann jedoch auf eine Umfrage unter 198 Unternehmen der verladenden Wirtschaft zuruumlckgegriffen werden Demnach lehnen 41 der Betriebe selbst bei konkurrenzfaumlhigen Preisen der Binnenschifffahrt dieses Verkehrsmittel ab nur 22 der Verlader waumlren grundsaumltz-lich bereit die Wasserstraszlige zu nutzen731

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist tendenziell ein eher negatives Meinungsbild zu ver-nehmen da die oumlkologischen Vorteile in Hinblick auf die Schadstoffemissionen den oumlkologi-schen Nachteilen in Bezug auf die Schwere des Landschaftseingriffes als nachrangig beurteilt werden Aber auch aus oumlkonomischen Gruumlnden stehen die Umweltorganisationen diesem Verkehrstraumlger skeptisch gegenuumlber was bspw an der Befreiung von der Mineraloumllsteuer und der allgemein geringen Auslastung der natuumlrlichen und kuumlnstlichen Wasserstraszligen liegt So fordert etwa der BUND einen generellen Baustopp aller Groszlig- und Ausbauvorhaben in der Binnenschifffahrt und eine Herausloumlsung der Wasserstraszligen aus dem Bundesverkehrswegeplan Aumlhnlich kritisch ist die Position des NABU wobei jedoch eine Verlagerung der Binnenschifffahrt von Fluumlssen auf Kanaumlle sowie einen Ausbau der kuumlnstlichen Wasserstraszligen akzeptiert wird732

Auch in konkreten Einzelfaumlllen ist mitunter ein erhebliches Konfliktpotenzial auszumachen was an einer Reihe von Buumlrgerinitiativen gegen einen Aus- oder Neubau von Schifffahrtswegen sichtbar wird Ein Beispiel hierfuumlr ist der organisierte Protest im Fall der Errichtung des Saale-Elbe-Kanals der fuumlr einen ganzjaumlhrigen Verkehr fuumlr Schiffe bis zu 1350 t geplant ist Dieses Projekt wird aus Gruumlnden der fehlenden Wirtschaftlichkeit abgelehnt da bei 100 Mio euro Investitionsvolumen eine angenommene Nutzung von 15 Schiffen monatlich als zu wenig

728 Vgl REINHARDT (1994) 418729 Vgl BLU (2003) 2730 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 26731 Vgl PCG (1999) 824732 Vgl BUND (2001) 21 vgl NABU (2005a) 35-37

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erachtet wird Daruumlber hinaus wird befuumlrchtet dass die geplante Trassierung durch potenzielle Uumlberschwemmungsgebiete dem Hochwasserschutz entgegensteht733

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenKuumlnstliche Wasserstraszligen leisten ansatzweise in einigen Punkten einen Beitrag zur Befriedigung der genannten Grundbeduumlrfnisse wenn neben ihrer originaumlren Aufgabe als Verkehrstraumlger auch die anderen genannten Funktionen herangezogen werden So erfolgt bspw die Wasserversor-gung der Gewerbestandorte im Rhein-Ruhr-Gebiet uumlber das westdeutsche Kanalnetz mit seinen Pumpwerksketten Auch fuumlr die Bereitstellung von Trinkwasser auf dem Wege der Uferfiltration sowie fuumlr die landwirtschaftliche Bewaumlsserung spielt das Wasserdargebot der Schifffahrtskanaumlle eine groszlige Rolle Von groszliger Bedeutung sind kuumlnstliche Wasserstraszligen auch fuumlr Waumlrmekraft-werke welche auf diese Weise ihren Bedarf an Kuumlhlwasser abdecken Ebenso dient diese Projektform der Hochwasserableitung und der Uumlberleitung von Wasser aus Flussgebieten in solche mit Wassermangel Schlieszliglich dienen Binnenwasserwege in zunehmendem Maszlige auch fuumlr Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung wie z B Wassersport Wandern Angeln sowie dem Fremdenverkehr (Fahrgastschifffahrt)734

Effekte auf den ArbeitsmarktBei der Herstellung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist abgesehen von der Bauphase nicht mit nennenswerten beschaumlftigungspolitischen Effekten zu rechnen Aumlhnlich wie bei dem Eingriffsinteresse Eisenbahntrassen ist anzunehmen dass durch die Bereitstellung einer zusaumltzlichen Trasse die Attraktivitaumlt des Verkehrstraumlgers selbst zunimmt Moumlglicherweise fuumlhrt dies auch zu einer Erhoumlhung der Verkehrsleistung diese wird jedoch houmlchstwahrscheinlich von dem bestehenden Personalbestand abgedeckt werden koumlnnen Erst bei einer uumlberproportiona-len Ausweitung der Transportleistung kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Beschaumlftigungsverhaumlltnisse generiert werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftRegionalwirtschaftliche Effekte sind bei dieser Eingriffsform schwierig abzuschaumltzen trotzdem einige Aspekte fuumlr einen positiven Beitrag sprechen koumlnnten So ist es vorstellbar dass auf diese Weise eine verkehrliche Erschlieszligung von Gebieten erfolgt deren Wirtschaftsstruktur auf den Transport von Massenguumltern angewiesen ist was bspw bei Abbaustaumltten fuumlr oberflaumlchennahe Rohstoffe der Fall ist Ein negativer Effekt i S einer sbquoLandfluchtrsquo wie er z B bei Verlegung von Eisenbahntrassen moumlglicherweise der Fall ist ist bei diesem Verkehrsmittel sehr unwahrschein-lich Zusaumltzliche regionalpolitische Impulse fuumlr die lokale Wirtschaft koumlnnten sich daraus ergeben dass an der Wasserstraszlige Umschlagplaumltze errichtet werden Da Schifffahrtskanaumlle wie beschrieben auch auszliger-verkehrliche Funktionen erfuumlllen sind weitere positive Begleiterscheinungen in Form von Aktivitaumlten im Bereich des Wassersports denkbar Hingegen ist das Potenzial fuumlr die Ausweitung von touristischen Maszlignahmen als eher gering einzuschaumltzen da die Eigenschaft dieses Nutzungsinteresses als kuumlnstliches Bauwerk seine Attraktivitaumlt fuumlr die Fahrgastschifffahrt mindert (Monotonie der Streckenfuumlhrung eines sbquoBlechkanalsrsquo)In Hinblick auf das Prinzip der Wegekostendeckung ist diese Verkehrsinfrastruktur eher negativ zu bewerten da gegenwaumlrtig nur ein Deckungsgrad von ca 10 erreicht wird Dies ist u a auf die steuerliche Beguumlnstigung zuruumlckzufuumlhren da Schiffsdiesel von der Mineraloumll- und daher auch von der Oumlkosteuer befreit ist Auch die insgesamt kostenlose Nutzung der Wasserstraszligen festgelegt durch die Mannheimer Akte aus dem Jahr 1868 fuumlhrt zu einem Defizit

733 Vgl BPEM (o J)734 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 24

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auf der Einnahmenseite735 Wie oben beschrieben erfuumlllen Wasserwege auch auszliger-verkehrliche Funktionen die der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen wie etwa bei der Energieversor-gung Von daher kann es nur darum gehen die Kostenstruktur in Richtung privater Finanzierung zu verschieben eine vollstaumlndige Kostendeckung ist aber unwahrscheinlich

Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine Beeintraumlchtigung dieses Umweltschutzgutes ist im Wesentlichen auf versickerndes Kerosin Enteisungsmittel Reifenabrieb sowie Feuerloumlschmittel zuruumlckzufuumlhren Enthalten die Enteisungsmittel Harnstoffe kann es zu einer Anreicherung von Nitraten im Boden kommen Dieser Effekt ist zwar nicht vergleichbar mit den Mengen aus der Landwirtschaft kann jedoch zulokal bedeutenden Belastungen fuumlhren Aumlhnliches gilt fuumlr Metalle Schwermetalle und viele Kohlenwasserstoffverbindungen die der Flughafenbetrieb verursacht736 Des Weiteren ist anlagenbedingt mit einer groszligflaumlchigen Bodenversiegelung durch die Start- und Landebahnen sowie den Abfertigungsgebaumluden auszugehen Auf diese Weise werden die oumlkologischen Funktionen zumindest der oberen Schicht des Erdreiches nahezu ausgeschaltet

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBeim Bau von Flughaumlfen kann eine Senkung des Grundwasserspiegels notwendig sein weil nur auf diese Weise im Winter eine Frostsicherheit der Start- und Landebahnen sowie der Abfertigungsvorfelder gewaumlhrleistet ist Dazu sind u a Entwaumlsserungsgraumlben notwendig welche das Grundwasser auf houmlchstens einen Meter unter die Gelaumlndeoberflaumlche ansteigen laumlsst Um die Auswirkungen dieser Maszlignahme zu mildern werden bspw Vertikalbrunnen angelegt in denen das Wasser versickern kann und dem Grundwasserhaushalt des Bodens wieder zugefuumlhrt wird Dass es hierbei keine Erfolgsgarantie geben kann zeigt das Beispiel des Flughafens in Muumlnchen-Riem wo sich die umliegenden Landwirte seitdem uumlber eine zuneh-mende Austrocknung ihrer Felder durch die Grundwasserabsenkung beklagen737

Weitere Belastungen ergeben sich im Bereich der Abwasserentsorgung da die techni-schen Abwaumlsser groumlszligtenteils mit Kerosin Oumllen und Loumlsungsmitteln verunreinigt sind Die Kontamination mit Kerosin entsteht insbesondere durch Betankungsvorgaumlnge oder aufgrund von Loumlsungsmitteln die beim regelmaumlszligigen Abbeizen der Flugzeuge bei Inspektions- und Wartungsarbeiten freigesetzt werden Des Weiteren werden fuumlr die Raumlumung der festen Bodenflaumlchen von Schnee und Eis oftmals chemische Hilfsmittel verwendet wie bspw technischer Harnstoff oder Glykol die ebenfalls das Grundwasser belasten Zur Enteisung der Flugzeuge im Winter werden i d R Heiszligwasser-Glykolgemische auf die Tragflaumlchen und Leitwerke gespruumlht Die Menge ist dabei abhaumlngig von den Witterungsverhaumlltnissen Wartezei-ten der Flugzeuge und liegt bspw bei der Swissair zwischen 250 und 500 t jaumlhrlich Beim Startvorgang fallen diese Stoffe von der Flugzeughuumllle ab und finden sich in den gesammelten und versickernden Abwaumlssern des Flughafens von denen ein geringer Teil wieder verwertbarist738

735 Vgl BUND (o J) 4736 Vgl VCOuml (1997) 21737 Vgl ARMBRUSTER (1996) 70738 Vgl KAumlFER (1994) 53f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIn der Umgebung des Flughafens kommt es zu Belastungen der Luft durch den Ausstoszlig von Stickoxiden Partikeln und Kohlenwasserstoffen sowie der Bildung des Reizgases Ozon Verursacht wird dies nicht nur durch den Flugverkehr sondern auch durch den Betrieb von Hilfsturbinen waumlhrend der Standzeit und sonstiger Einrichtungen zur Energieversorgung auf dem Gelaumlnde739 Weitere Quellen fuumlr Schadstoffe sind der Kraftfahrzeugverkehr auf der Luftseite (Verkehr auf dem Flughafengelaumlnde) und der Landseite (Zubringerverkehr zum Flughafen) sowie stationaumlre Anlagen wie bspw Heizwerke Zusammen tragen diese Emissionen weniger als 10 zu der Gesamtbelastung einer Region bei wovon etwa ein Drittel in den Flugzeugtrieb-werken erzeugt wird740

Daruumlber hinaus ist eine weitraumlumige Belastung mit Treibhausgasen festzustellen die aus der Verbrennung von Flugzeugtreibstoffen resultiert Der Einsatz von Kerosin fuumlr duumlsengetrie-bene Verkehrsflugzeuge und Flugbenzin fuumlr Propellerflugzeuge fuumlhrt neben der Entstehung von Wasserdampf zur Emission von Kohlenmonoxid Kohlendioxid Schwefeloxiden und Stickoxiden Stickoxide sind Vorlaumlufersubstanzen des Treibhausgases Ozon und bewirken den verstaumlrkten Abbau von Methan welches global zur Abkuumlhlung der Atmosphaumlre beitraumlgt Der Luftverkehr ist fuumlr diese Schadstoffe im Vergleich zu anderen Quellen wie etwa dem Straszligenverkehr bezogen auf die Gesamtmenge nur zu einem Anteil von weniger als 3 verantwortlich Allerdings wird mit einer Zunahme dieses Anteils bei Kohlendioxid und den Stickoxiden um 120 bzw 200 gerechnet was sich auf die Jahre von 1995 bis 2020 bezieht Problematisch ist weiterhin die Freisetzung der Gase in einer Houmlhe von ca 9 bis 13 km wo sie eine relativ lange Verweildauer aufweisen741 742 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Flugverkehr aumlhnlich wie der Automobilverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger743

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenGroszligflughaumlfen umfassen ein Areal von etwa 10 bis 20 km2 und sind eingezaumlunt Dagegen werden bei kleineren Flugplaumltzen keine groumlszligeren Biotope zerschnitten so dass in einem gewissen Umfang standortwechselnde Tierarten kaum unuumlberwindbaren Hindernissen ausgesetzt sind Bei solchen Flaumlchen handelt es sich meistens um Wiesen die zwar gemaumlht werden muumlssen ansonsten aber eine betraumlchtliche Artenvielfalt aufweisen koumlnnen Damit solche Lebensraumlume fuumlr Flugzeuge im Notfall kein Hindernis darstellen muumlssen jedoch Baumlume und Buumlsche in unmittelbarer Naumlhe der Start- und Landebahnen beseitigt werden744

Eine erhoumlhte Belastung von Pflanzen im Umfeld von Flughaumlfen kann bislang nicht festge-stellt werden trotzdem sind schaumldliche Wirkungen durch Stickoxide denkbar Diese Stoffe koumlnnen sehr versteckt auftreten und schon in geringster Konzentration die Schadwirkung anderer Emissionskomponenten verstaumlrken Relevant sind aber auch Folgeprodukte wie bspw Ozon Peroxyacetylnitrat und Smog die z T erst in groumlszligeren Houmlhen entstehen Sie gelangen durch Austauschvorgaumlnge an die Vegetation und koumlnnen zu deutlichen Blattschaumlden fuumlhren745

Welche Auswirkungen die Laumlrmemissionen auf die Tierwelt haben laumlsst sich nicht eindeutig

739 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 15740 Vgl ADV (2003) 21741 Vgl ARMBRUSTER (1996) 98-101742 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 12f743 Vgl INFRAS (1995) Z-8744 Vgl ERB (2000) 158745 Vgl SCHUumlTT (1988) 85

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ausmachen So wurde bspw auf dem Zuumlrcher Flughafen die houmlchste Population an Nachtigallen im ganzen Kanton Zuumlrich festgestellt die Tiere unterbrachen ihren Gesang nur voruumlbergehend waumlhrend der Start- und Landemanoumlver der Flugzeuge746 Andere Beispiele hingegen zeigen negative Effekte was sich etwa in Form einer erhoumlhten Populationsdichte von Hasen und Gaumlnsen oder in der Abnahme der Eierproduktion von Weiszligkopfadlern darstellt747

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine direkte Auswirkung auf dieses Umweltmedium geht von dem Flughafengelaumlnde selbst aus was eine flaumlchenartige Beeintraumlchtigung von einigen bis 2000 ha bedeuten kann Der bei den anderen betrachteten Verkehrstraumlgern festzustellende linienartige Zerschneidungseffekt kommt hier nicht zum Tragen da der eigentliche Verkehrsweg eines Flugzeuges der Luftraum ist Aufgrund der fehlenden baulichen Houmlhenwirkung abgesehen von dem Fluguumlberwachungs-turm ist der optische Effekt dieser Eingriffsform in die Landschaft nicht uumlber eine groumlszligere Distanz wahrnehmbar Dennoch koumlnnen Start- und Landemanoumlver zumindest als temporaumlre Stoumlrung des Landschaftsbildes empfunden werden was aber eher zu vernachlaumlssigen ist

Aumlhnlich untergeordnet ist der Effekt von Kondensstreifen zu beurteilen welche den Him-mel uumlber Europa im Jahresmittel um 05 bzw um 5 bei vielbeflogenen Korridoren bedecken Sie entstehen in einer Houmlhe von 10 bis 12 km verlaufen in einer Breite von bis zu 10 km und koumlnnen sich unter bestimmten meteorologischen Bedingungen bis zu mehren Tagen halten748

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenAls effektivste Maszlignahme zur Reduktion der von Flughaumlfen ausgehenden Schadstoffbelastun-gen gilt die Abwicklung des Zubringerverkehrs uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel Insgesamt besteht die Moumlglichkeit der Reduktion von Emissionen welche nicht von den Triebwerken ausgehen wenn moderne und umweltfreundliche Technik eingesetzt wird So kann etwa die benoumltigte Energie fuumlr die Flughafengebaumlude von Blockheizkraftwerken bezogen und Betriebsfahrzeuge koumlnnen mit Erdgas betrieben werden wie es z B auf dem Flughafen in Muumlnchen-Riem geschieht749

Weitere Optionen zur Verringerung der beschriebenen Beeintraumlchtigungen wie bei den anderen Verkehrsinfrastrukturen sind derzeit nicht in Sicht Im Vergleich zu jenen Eingriffsinte-ressen liegt hier ein weniger gravierender Zerschneidungseffekt bei Biotopen vor Dementspre-chend sind bauliche Maszlignahmen wie etwa Untertunnelungen fuumlr wandernde Tierarten von geringerem Interesse

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig begruumlndet sich im Wesentlichen aus der Belastung des Flughafengelaumlndes wie es bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschrieben wurde Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als mittel einzustufen ist da es trotz aufwaumlndiger technischer Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu solchen Ereignissen kommt

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden kann jedoch nur von einer lokalen Ausdehnung gesprochen werden da sich die freigesetzten Stoffe auf das Betriebsgelaumlnde beschraumlnken In Hinblick auf die Persistenz etwa von Kerosinresten ist eher von einer kurzen Zeitspanne auszugehen Es handelt sich normalerweise um kleine Mengen welche in einer uumlberschaubaren Periode durch die natuumlrlichen Bodenprozesse abgebaut werden Mit einer Verzoumlgerungswir-

746 Vgl INEICHEN (o J)747 Vgl BUSNEL (1978)748 Vgl VCOuml (1997) 13749 Vgl ADV (2003) 21

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kung ist kaum zu rechnen da diese Schadstoffe bei den Freiflaumlchen unmittelbar in das Erdreich gelangen Lediglich bei den asphaltierten Gelaumlndeabschnitten wie etwa den Rollbahnen ist aufgrund der Deckschicht von einer starken Verzoumlgerung wenn nicht sogar mit einem Ausbleiben der Versickerungswirkung auszugehen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart weitgehend kritisch zu bewerten weil sich die beschriebenen Effekte im Boden- und Wasserhaushalt nicht ruumlckgaumlngig machen lassen Daruumlber hinaus ist ein vollstaumlndi-ger Ruumlckbau eines Flughafens zwar nicht unmoumlglich aber mit sehr hohem technischem Aufwand verbunden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDer Betrieb eines Flughafens ist mit diversen Laumlrmemissionen verbunden die von den Anwohnern trotz Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen haumlufig als Belastung ihres physischen und psychischen Wohlbefindens wahrgenommen werden Quellen hierfuumlr sind zunaumlchst der Fluglaumlrm selbst der durch die Starts und Landungen hervorgerufen wird So wird bspw beim Start eines Airbus A320 aus 300 m Entfernung ein Wert von 80 db(A) und aus 700 m noch ein Wert von 70 db(A) gemessen Aber auch auf dem Boden sind Geraumlusche zu vernehmen welche etwa durch die Rollbewegung der Flugzeuge oder den Frachtumschlag entstehen Flug- und Bodenlaumlrm sind problematisch da sie als Schallemissionen in die Umgebung gelangen was bei alten Flugzeugen z B wie einer Boeing 727-200 eine Flaumlche von 1425 km2 belastet Schlieszliglich macht sich auch Anlagenlaumlrm bemerkbar der durch den Betrieb von Gepaumlckfoumlrderanlagen und Passagiertransfersystemen hervorgerufen wird aber fast immer auf das Flughafengelaumlnde beschraumlnkt ist750

Die beschriebenen Phaumlnomene koumlnnen nicht nur subjektiv als Belaumlstigung empfunden werden sondern tatsaumlchlich negativ auf das koumlrperliche Wohlbefinden wirken Dies wird besonders relevant wenn die hohe Laumlrmsensibilitaumlt des Schlafes der Anwohner zusaumltzlich durch eine moumlgliche Ausweitung des Flugbetriebes in die Nachtzeit strapaziert wird Untersuchungen haben gezeigt dass naumlchtlicher Laumlrm den Schlafrhythmus stoumlren kann was in chronischer Form als Gesundheitsbeeintraumlchtigung einzustufen ist Allerdings lassen sich daraus keine eindeuti-gen Immissionsgrenzwerte ableiten so dass immer ein Spielraum fuumlr politische bzw juristische Interpretationen bleibt751 752

Akzeptanz in der GesellschaftDie allgemeine Haltung der Bevoumllkerung zum Bau oder Ausbau von Flughaumlfen ist durch scheinbare Widerspruumlche gekennzeichnet Zum einen hat der Flugverkehr in den letzten Jahren stark zugenommen was sich insbesondere im Wachstum der sbquoBilligfliegerrsquo zeigt die verstaumlrkt auf kostenguumlnstige regionale Flughaumlfen ausweichen753 Aufgrund dieser Zunahme kann von einer hohen Zustimmung der Buumlrger zum Verkehrssystem Flugzeug ausgegangen werden was sich bspw in der durchschnittlichen Zufriedenheitsrate von 72 der EU-Buumlrger zeigt754 Zum

750 Vgl ARMBRUSTER (1996) 74-81751 Vgl MASCHKEHECHT (2003) 41752 Dagegen gibt es moumlglicherweise eine unmittelbare Gefahr fuumlr die Gesundheit des Menschen durch die

Houmlhenstrahlung der Passagiere und Besatzung waumlhrend des Fluges ausgesetzt sind Bei dieser Strahlung handelt es sich um radioaktive Teilchen welche von der Sonne ausgestrahlt werden und wegen der fehlenden Schutzwirkung der Atmosphaumlre menschliche Eiweiszligstrukturen zerstoumlren Inwieweit die aufgenommene Dosis zu tatsaumlchlichen Schaumldigungen fuumlhren ist bisher unbekannt Einzelne Untersuchungen haben jedoch fuumlr Piloten ein erhoumlhtes Krebsrisiko festgestellt obwohl diese Personengruppe berufsbedingt strengere Gesundheitskrite-rien erfuumlllen muss Fuumlr Menschen die nur wenige Fluumlge im Jahr absolvieren sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine gesundheitlichen Folgen zu erwarten Vgl ARMBRUSTER (1996) 95f

753 Vgl BUND (2003a) 3754 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2005) 16

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anderen ist nahezu jede Maszlignahme zur Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr dieses Verkehrsmittel mit erheblichen Protesten von Anwohnern verbunden was im Wesentlichen mit der zu erwartenden Zunahme des Fluglaumlrms zusammenhaumlngt

Auch die Umweltverbaumlnde stehen einer Erweiterung der Fluginfrastruktur ablehnend gegenuumlber was sowohl den Ausbau bestehender groszliger Flughaumlfen betrifft als auch den Neubau von Regionalflughaumlfen Insgesamt wird sogar eine Reduktion dieser Verkehrsleistung angestrebt wie bspw die Forderung nach einem Nachtflugverbot oder der Festlegung vonspeziellen Umweltgrenzwerten fuumlr eine Flughafenregion deutlich macht755 Daruumlber hinaus werden fiskalische Maszlignahmen vorgeschlagen wie z B eine Abgabe auf Kerosin oder die Beseitigung der Mehrwertsteuerbefreiung von Flugscheinen um der Expansion dieses Verkehrssystems entgegenzuwirken756

Auf der politischen Ebene von Buumlrgerinitiativen gibt es viele Beispiele fuumlr den Widerstand gegen die Erweiterung bestehender groumlszligerer Flughaumlfen oder den Neubau von Regionalflughauml-fen So sprich sicht etwa eine Buumlrgervereinigung in Eppstein (Hessen) gegen die Expansion des Frankfurter Flughafens aus was sich sowohl auf die Infrastruktur selbst als auch auf die Erweiterung der Anzahl an Start- und Landevorgaumlngen bezieht757 Aber auch bei kleineren Flughaumlfen wie bspw Blankensee bei Luumlbeck sind erhebliche Kontroversen bei den Buumlrgern zu erwarten In diesem Fall zeigt sich aber auch dass nicht von einem klaren Votum der lokalen Bevoumllkerung auszugehen ist da laut einer Umfrage 47 fuumlr und 53 gegen das Projekt sind758

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDas Flugzeug hat grundsaumltzlich den Charakter eines oumlffentlichen Verkehrstraumlgers (von den wenigen Privatflugzeugen abgesehen) und ist damit grundsaumltzlich positiv zu bewerten Gleichwohl hat es nur in sehr duumlnn besiedelten und weitlaumlufigen Laumlndern die Aufgabe eine Grundversorgung mit Mobilitaumlt sicherzustellen was in Deutschland jedoch nicht der Fall ist759

Das Flugzeug ist mit durchschnittlich 06 Reisen pro Person und Jahr ein relativ wenig benutztes Verkehrsmittel bei der Bahn betraumlgt dieser Wert 164 Erst ab einer Distanz von etwa 500 km kommen die Vorteile des Flugzeuges gegenuumlber den anderen Verkehrstraumlgern hinsichtlich einer geringen Reisezeit zum tragen In dieser Rechnung sind auch die An- und Abfahrtszeiten zum Flughafen sowie die Dauer fuumlr die Abfertigung inbegriffen was bei der Reise mit der Bahn eine weitaus geringere Rolle spielt760

Effekte auf den ArbeitsmarktFlughaumlfen haben aufgrund ihrer komplexen Aufgaben einen Bedarf an qualifizierten Fachkraumlften in fast allen Branchen und Dienstleistungsbereichen so dass bspw das Luftverkehrskreuz Frankfurt die groumlszligte Arbeitsstaumltte in Hessen ist Die Vielfalt an serviceorientierten Taumltigkeiten sowie die zahlreichen Sicherheitsbestimmungen erfordern einen hohen Personalbestand Dabei ist das Verhaumlltnis von Arbeitern zu Angestellten in etwa ausgewogen was bspw beim Flughafen Frankfurt ca 44 zu 46 bedeutet (der Rest verteilt sich auf temporaumlre Arbeitsverhaumlltnisse) Auch hinsichtlich der Verdienstmoumlglichkeiten ergeben sich zumindest in diesem Beispiel relativ geringe Unterschiede zu Gunsten der Angestellten Dies kann u a damit erklaumlrt werden dass die Arbeiter groumlszligtenteils im Schichtdienst taumltig sind und durch entsprechende Zulagen die Differenz z T ausgleichen Im Umfeld von Flughaumlfen siedeln sich oftmals weitere Unternehmen an die

755 Vgl BUND (2000) 2 756 Vgl DNR (2002) 8757 Vgl EPPSTEINER GEGEN FLUGLAumlRM (o J)758 Vgl LUumlBECKER NACHRICHTEN (o J)759 Vgl VCOuml (1997) 8760 Vgl VCOuml (1997) 26-28

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sich durch die zahlreichen Verkehrsanbindungen Zeit- und damit Wettbewerbsvorteile versprechen Untersuchungen haben gezeigt dass zusaumltzlich zu den Arbeitsplaumltzen auf einem Flughafen mit dem 18- bis 29-fachen an Stellen im Umland gerechnet werden kann761

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftVon Flughaumlfen gehen oftmals starke regionale Effekte aus weil uumlberregional taumltige Unterneh-men aufgrund der Verkehrsanbindung raumlumlich expandierende Maumlrkte besser bedienen koumlnnen So haben sich immer mehr Betriebe in den Ballungszentren niedergelassen wie etwa der Rhein-Ruhr-Region da diese uumlber einen Flughafen verfuumlgt Unerwuumlnschte Nebeneffekte waren jedoch z T ein Anstieg der Grundstuumlckspreise und der Mieten sowie einer Reduzierung der Arbeitsplaumltze in den weiter entfernten Regionen Andersherum betrachtet kann gerade ein Flughafen in einem sonst strukturschwachen Gebiet ein positiver Faktor sein um eine gleichmaumlszligige regionale und polyzentrische Standortstruktur zu foumlrdern Dies kann den Abwanderungsbewegungen von Betrieben und Beschaumlftigung in die Ballungszentren entgegenwirken und damit verbundene negative Begleiterscheinungen abmildern wie es etwa beim berufsbedingten Pendelverkehr der Fall ist762

Die Finanzierungsstruktur dieser Projektart zeichnet sich durch ein uneinheitliches Bild aus Zum einen tragen die Fluggesellschaften durch Gebuumlhren fuumlr Start und Landung sowie fuumlr die Flugsicherung zur Deckung der Infrastrukturkosten bei Zum anderen wird auf Kerosin keine Abgabe oder Steuer entrichtet was im Vergleich zu anderen Verkehrstraumlgern nicht gerechtfer-tigt ist763 Daruumlber hinaus werden insbesondere kleinere Flughaumlfen oftmals finanziell von der oumlffentlichen Hand unterstuumltzt was bspw beim Flughafen Charleroi (Belgien) besonders umstritten war Daraufhin hat die Europaumlische Kommission entschieden dass solche Beihilfen nur unter bestimmten Bedingungen zulaumlssig sind und daher teilweise zuruumlckgezahlt werden muumlssen764 Aber auch groszlige Luftverkehrskreuze mussten in der Aufbauphase jahrzehntelang mit Steuergeldern finanziert werden wurden danach haumlufig privatisiert und werfen mittlerweile Gewinne ab765

Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei der Verlegung einer Gaspipeline werden die Rohre vor Ort verschweiszligt und in Graumlben mit mindestens einem Meter Erde uumlberdeckt766 Auf diese Weise wird der Boden in der Tiefe wie auch in der Flaumlche irreversibel in seinem natuumlrlichen Profil und in seiner Struktur zerstoumlrt und geschaumldigt Daruumlber hinaus kommt es zu einem Grundwasserstau infolge von dichten Spundwaumlnden sowie einer Wiederverfuumlllung mit undurchlaumlssigem Boden was u a zu einer Veraumlnderung des pH-Wertes der Erde fuumlhrt Die baubedingten Ruumlttlungen und Rammungen verursachen Schwingungen welche zu Bodenabsackungen sowie zu Verdichtungen mit Sauerstoffmangel fuumlhren767

761 Vgl ARMBRUSTER (1996) 64-66762 Vgl ERB (2000) 160f763 Vgl BUND (2003a) 6764 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2004) 2 vgl VCD (2005b) 2765 Vgl VCOuml (1997) 26766 Vgl UEBERHORST (1999) 55767 Vgl GSTT (1999) 4f

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie bei dieser Eingriffsart verwendete Bauweise kann zu einer Grundwasserabsenkung fuumlhren wenn die Grabensohle tiefer als der Grundwasserspiegel liegt Als Folge daraus ist mit einem Wassermangel sowie einer Zwangsdraumlnagewirkung zu rechnen so dass es insgesamt zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommt768

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa der Transport von Erdoumll und Erdgas in absolut geschlossenen Rohren erfolgt ist bei einem stoumlrungsfreien Betrieb einer Pipeline nicht mit Schadstoffemissionen zu rechnen Lediglich durch ein Leck an Erdgasleitungen kann es zu einer Belastung der lokalen Atmosphaumlre kommen wenn sich das Gas ab einer Temperatur von rund 600 degC entzuumlndet Neben den beschriebenen moumlglichen direkten Effekten auf die Luft bzw das Klima ist zu erwaumlhnen dass sich indirekte Auswirkungen auf dieses Umweltschutzgut aus der Verbrennung jener Rohstoffe ergeben So wird bei der Stromerzeugung mittels dieser Energietraumlger das Treibhausgas Kohlendioxid freigesetzt was einen Wert von 028 kgkWh bei schwerem Heizoumll und 020 kgkWh bei Erdgas ausmacht Erdgas emittiert in dieser Hinsicht nur halb soviel Schadstoffe wie bspw Braunkohle so dass im Fall einer Pipelineverlegung (im Vergleich zu einer Erdoumllfernleitung) dieses Pruumlfspezifikum besonders positiv ausfaumlllt769

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenErfolgt die Verlegung der Rohrleitungen in der Naumlhe von Baumlumen u auml Vegetationsarten kann es zu mechanischen Schaumldigungen im Wurzelbereich kommen so dass die Wasser- und Naumlhrstoffversorgung dieser Organismen sowie ihre Verankerung im Boden gefaumlhrdet sind Die bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschriebenen Beeintraumlchtigungen fuumlhren ebenfalls mittel- bis langfristig zu nachteiligen Auswirkungen auf die Vegetation Solche Schaumlden werden jedoch haumlufig erst Jahre nach Bauende sichtbar und fuumlhren zu einer Verkuumlrzung der Lebensdau-er der Pflanzen oder zu ihrem fruumlhzeitigen Totalausfall770 Insgesamt ist eine Beeintraumlchtigung der Bodenflora und -fauna zu erwarten was im Wesentlichen auf die Bodenbearbeitung mit schweren und rotierenden Maschinen zuruumlckzufuumlhren ist So haben Untersuchungen an Pipelineflaumlchen gezeigt dass dort nur eine maximal halb so hohe Biomasse Artenzahl sowie Haumlufigkeit an Lebewesen im Vergleich zu einer Referenzflaumlche vorzufinden ist771

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDa die Errichtung einer Pipeline in der uumlberwiegenden Mehrzahl der Faumllle unterirdisch erfolgt ist keine linienartige Beeintraumlchtigung der Landschaftsaumlsthetik zu erwarten Wird das offene Bauverfahren angewendet muss das Erdreich einige Meter weit aufgerissen und nach der Verlegung des Rohres wieder verfuumlllt werden Der auf diese Weise entstandene laumlngliche sbquoArbeitsstreifenrsquo ist auch nach Abschluss der Bauarbeiten sichtbar was sich moumlglicherweise vor allem aus groumlszligerer Distanz bemerkbar macht Lediglich fuumlr den Fall dass sich das Erdreich nicht fuumlr einen Aushub eignet bzw die Vegetation zu starke Schaumlden im Wurzelraum erleiden wuumlrde kommt eine uumlberirdische Verlegung ins Spiel Da diese Variante jedoch nur fuumlr wenige Situationen zutrifft wuumlrde eine dadurch bedingte visuelle Stoumlrung sich auf einen geringen Trassenabschnitt beschraumlnken

768 Vgl GSTT (1999) 4769 Vgl UEBERHORST (1999) 66f770 Vgl GSTT (1999) 3f771 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 168

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBisher wurde von der herkoumlmmlichen offenen Bauweise zur Verlegung von Rohrfernleitungen ausgegangen die wie beschrieben mit teilweise erheblichen Auswirkungen auf die Umweltme-dien verbunden sind Alternativ existieren Horizontalbohrverfahren welche mit speziellen Baumaschinen einen Bohrkanal ins Erdreich druumlcken durch den dann die Rohrfernleitung nachgezogen wird Auf diese Weise entfaumlllt die Notwendigkeit fuumlr neue Trassen sowie den Transport von groszligen Bodenmassen Schlieszliglich verringern sich die Bauzeiten und die Wahrscheinlichkeit von Spaumltschaumlden wie bspw aufgrund von Bodenabsenkungen und Beeintraumlchtigungen der Vegetation772 Generell zeichnet sich diese Methode durch einen geringeren Gesamteingriff in das Erdreich aus so dass Boden und Baumwurzeln sehr viel weniger und bestenfalls uumlberhaupt nicht beansprucht werden Diese Technologie ist mit houmlheren Kosten verbunden welche sich allerdings relativieren wenn Gemeinlast- und Folgekosten der konventionellen Bauart beruumlcksichtigt werden So ist alleine die Neupflanzung eines Jungbaumes mit ca 1000 euro zu veranschlagen der Wert von bspw 30 Jahre alten Groszligbaumlumen liegt bei ca 13000 euro773

Neben der technologischen Option gilt es bereits waumlhrend der Planung der Linienfuumlhrung denkbare Belastungen der Umweltmedien soweit wie moumlglich zu vermeiden So koumlnnen Voruntersuchungen zum Wurzelverlauf von Baumlumen bei der Trassierung beruumlcksichtigt werden und auch durch eine geeignete Bauweise selbst sind moumlgliche Beeintraumlchtigungen zu reduzieren774 Prinzipiell sollte eine Verringerung der Eingriffsflaumlche angestrebt werden indem ein moumlglichst schmaler sbquoArbeitsstreifenrsquo verwendet wird775

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch einen Austritt des Transportmediums bezieht sich zunaumlchst auf eine Verunreinigung lokaler Boumlden und Gewaumlsser Infolge der Stoumlrung der natuumlrlichen Lebensvorgaumlnge im Wasser durch Erdoumll kann es zu einer Gefaumlhrdung von Trinkwasser und damit zu Gesundheitsbeeintraumlchtigungen beim Menschen kommen776 Die haumlufigste Ursache fuumlr Oumllaustritte ist die Korrosion des Leitungsmaterials wobei es hierdurch zu relativ geringen Nettoverlusten kommt d h unter Beruumlcksichtigung der aufgefangenenMengen Die groumlszligten Verluste entstehen dagegen durch mechanische Fremdeinwirkung und Materialfehler Insgesamt ist von einer sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeit ausgehen wofuumlr folgende Orientierungsgroumlszligen herangezogen werden Der Anteil an ausgetretenen Oumllfluumlssigkeiten betrug in den Jahren von 1971 bis 1985 im Pipelinenetz West-Europas 00005 wovon uumlber die Haumllfte wieder aufgefangen werden konnte777 Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM in Rohrleitungen liegt bei 1 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswe-gen Wasser (3) Schiene (40) und Straszlige (300) bezieht778

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist anzunehmen dass sich die Schaumlden im Boden und Wasser des betroffenen Oumlkosystems lokal auf dieses Gebiet begrenzen lassen Grundsaumltzlich ist es moumlglich die Schaumlden mit Hilfe von technischen Einrichtungen einzudaumlmmen Sie besitzen vermutlich eine mittlere Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung kann mittel- bis langfristig sein wenn ausgelaufenes Oumll durch die biologischen Prozesse im Erdreich langsam abgebaut wird Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform negativ zu beurteilen da fuumlr

772 Vgl STEINMANN (2000) 27773 Vgl GSTT (1999) 36774 Vgl GSTT (1999) 6775 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 169776 Vgl LEIMBOumlCK (1982) 386f777 Vgl SCHMALLENBACH (1989) 75778 Vgl KLAUS (1999) 7

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den Ruumlckbau von Pipelines aufwaumlndige Ausgrabungsarbeiten mit einer anschlieszligenden Verfuumlllung des Grabens notwendig sind d h der urspruumlngliche Zustand ist als unwiederbring-lich einzustufen In Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist bei dieser Projektart mit einer kurzfristigen Schadenswirkung zu rechnen da sich das ausgetretene Transportmedium unmittelbar an der betroffenen Stelle bemerkbar macht

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitIm Normalbetrieb von Pipelines ist nicht mit Effekten zu rechnen welche fuumlr das Wohlbefinden des Menschen relevant sein koumlnnten Lediglich bei einem Stoumlrfall kann es durch die Kontamina-tion von Wasser mit Oumllen bspw bei der Aufnahme von Trinkwasser zu Beeintraumlchtigungen des menschlichen Koumlrpers kommen Tritt diese Situation in einem Trinkwasserschutzgebiet ein kann durch die Absperrung des betroffenen Gebietes dafuumlr gesorgt werden dass es zu keiner weiteren Wassergewinnung kommt Im Fall einer Emission von Gasen ist ebenfalls eine Gefaumlhrdung des Menschen moumlglich wobei durch die Vermischung mit der Umgebungsluft das Schaumldigungspotenzial verringert wird

Akzeptanz in der GesellschaftEine Abschaumltzung fuumlr dieses Eingriffsinteresse erscheint aufgrund des Mangels an entsprechen-den Quellen aumluszligerst schwierig so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss In Hinblick auf eine generelle Einschaumltzung kann einerseits nicht von hohen Zustimmungsraten fuumlr diese Projektart ausgegangen werden andererseits liegen keine Gruumlnde vor welche eine Ablehnung erklaumlren koumlnnten So kommt bspw der Effekt einer landschaftsaumls-thetischen Beeintraumlchtigung durch das bloszlige Vorhandensein der Projektform kaum zum Tragen wie es dagegen etwa bei Windkraftanlagen der Fall ist Auch die technische Nutzung selbst also der Transport von Erdgas und Erdoumll durch die Pipeline ist fuumlr den Menschen kaum negativwahrzunehmen Anders ist es bspw bei der Befahrung von Schienenwegen was mit erhebli-chen Laumlrmemissionen verbunden sein kann

Von Seiten der Umweltverbaumlnde liegen nur Stellungnahmen vor welche sich indirekt mit diesem Nutzungsinteresse verknuumlpfen lassen So wird von den Umweltverbaumlnden der Energietraumlger Erdgas als relativ umweltfreundlich angesehen so dass es die Substitution von Kohle in der Stromerzeugung rechtfertigt779 Obwohl sich in Bezug auf Mineraloumll keine direkten Meinungsaumluszligerungen finden ist aufgrund der vergleichsweise houmlheren Schadstoffemissionen von einer kritischen Haltung gegenuumlber diesem Energietraumlger auszugehen So wird bspw gefordert dass dieser fossile Energietraumlger durch erneuerbare ersetzt und steuerfreies Flugbenzin den anderen Verkehrstraumlgern fiskalisch gleichgestellt wird780

Die oben gemachten Aussagen in Hinblick auf eine moumlglicherweise positive Einschaumltzung in der Gesellschaft sind zu relativieren wenn Beispiele fuumlr einen lokal organisierten Widerstand gegen solche Nutzungsformen herangezogen werden So beabsichtigen etwa die Firmen Wingas und Ruhrgas eine Gasleitung zu bauen welche Lampertheim (Hessen) und Amerdingen (Bayern) verbindet Dabei wird ein Teil der Leitung uumlber das Rohrbacher Feld gehen (Baden-Wuumlrttemberg) was eine breite Schneise durch die vor Ort befindlichen Weinberge schlagen wuumlrde Die betroffenen Winzer fuumlrchten somit um ihre Existenz da die Wiederherstellung der vollen Ertragskraft der Weinreben viele Jahre dauern wuumlrde Zudem wird bezweifelt ob der empfindliche Boden uumlberhaupt in der urspruumlnglichen Qualitaumlt wieder hergestellt werden kann

779 Vgl DNR (2004) 10780 Vgl BUND (2002b) 6 vgl NABU (2005a) 7

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Neben diesem Motiv gibt es eine allgemeine Ablehnung aus Gruumlnden des Naturschutzes sowie wegen der optischen Stoumlrung waumlhrend der Bauphase781

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenRohrfernleitungen dienen als Infrastruktur fuumlr den Transport von Erdgas und Erdoumll welche wiederum die Ausgangsmaterialen fuumlr eine Vielzahl von grundlegenden Produkten darstellen Dies trifft vor allem auf das Erdoumll zu das in den Bereichen Elektrizitaumlts- und Waumlrmeerzeugung Treibstoff Chemie und Schmiermittel eine groszlige Bedeutung besitzt782 In der Stromerzeu-gung783 liegt der Anteil beider Produkte zusammen bei ca 10 in der Fernwaumlrmeerzeugung waren es im Jahr 2002 etwa 2 beim Mineraloumll und ca 40 beim Naturgas784 Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen bereits eroumlrtert wurde und ansatzweise auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung In Hinblick auf die definiertenGrundbeduumlrfnisse laumlsst sich mit diesem Eingriffsinteresse am ehesten ein Bezug zu den Feldern Unterkunft oumlffentliche Verkehrsmittel sowie BrennstoffeBetriebsstoffe herleiten Fuumlr die ersten beiden Bereiche ist dieser Zusammenhang mittelbarer Art da Erdoumll und Erdgas lediglich einewichtige Komponente darstellt Fuumlr das Beduumlrfnisfeld Unterkunft sind sie fuumlr die Waumlrmeerzeu-gung von Relevanz fuumlr das Beduumlrfnisfeld oumlffentliche Verkehrsmittel sind sie als Treibstoff notwendig

Effekte auf den ArbeitsmarktDa das Rohrfernleitungsnetz fuumlr Erdgas und Erdoumll gut ausgebaut ist kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Transportmengen durch Importe ohne eine Kapazitaumltserweiterung bewaumlltigt werden koumlnnen Lediglich im Rahmen der Erschlieszligung neuer Vorkommen im Inland wird vermutlich die Verlegung neuer Pipelines notwendig sein um einen wirtschaftlichen Transport zum bestehenden Netz zu ermoumlglichen Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einer wesentlichen Erhoumlhung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen da solche Projekte mit den vorhandenen personellen Kapazitaumlten in den Netzbetriebsgesellschaften sowie den Bauunternehmen realisiert werden koumlnnen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Hinblick auf regionalwirtschaftliche Effekte ist bei dieser Eingriffsform mit keinem nennens-werten Beitrag zu rechnen was hauptsaumlchlich in der Linienartigkeit begruumlndet ist Es gilt das Transportgut so schnell wie moumlglich durch ein Gebiet zu befoumlrdern ohne dass es dort zu wirtschaftlichen Aktivitaumlten kommt Notwendige Taumltigkeiten wie bspw Uumlberwachungsmaszlig-nahmen entlang der Pipelinestrecke oder das Eingreifen bei einem akuten Stoumlrfall werden von den Energieversorgungsunternehmen in Eigenregie durchgefuumlhrt und bedingen daher keine positiven Impulse fuumlr lokale Unternehmen

Da der Bau einer Erdgasleitung eine erhebliche Investition fuumlr die Energieunternehmen bedeutet ist dies nur durch einen akzeptablen Amortisationsgrad zu rechtfertigen So kostet z B die Verlegung einer 150 km langen 48-Zoll-Leitung unter einfachen topographischen Bedingungen etwa 200 Mio euro Dieser Wert kann sich jedoch erhoumlhen wenn bspw Verkehrswe-ge gekreuzt Bergregionen umgangen oder Feuchtgebiete durchquert werden muumlssen785

Grundsaumltzlich zeichnet sich dieses Transportsystem durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus da der Transportweg das Transportmittel und das Transportgefaumlszlig eine Einheit bilden Daruumlber

781 Vgl DER PUNKER (2005)782 Vgl HENSING U A (1998) 62783 Siehe Abschnitt 41784 Vgl HENSING U A (1998) 134 vgl BMWA (2005) Tab 25785 Vgl UEBERHORST (1999) 57

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hinaus faumlllt keine Verpackung oder Leergut an und der Betrieb ist unabhaumlngig von Witterungs-einfluumlssen kontinuierlich moumlglich Als einziges Verkehrsmittel sind Rohrfernleitungen in der Lage die groszligen anfallenden Mengen an Erdoumll und Erdgas zu befoumlrdern ohne die bestehenden Verkehrswege zu belasten786 Das Pipelinenetz wird von privaten Unternehmen betrieben zu denen u a die groszligen Energieversorger gehoumlren wie bspw die Rheinisch-Westfaumllischen Elektrizitaumltswerke Es kann daher davon ausgegangen werden dass der Bau und Betrieb dieser Nutzungsform prinzipiell unter erwerbswirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt und eine oumlffentliche Form der Finanzierung keine Rolle spielt

Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte oumlkologische Beeintraumlchtigung ergibt sich aus der Versiegelung des Bodens durch Uumlberbauung oder Fundamentierung mit undurchlaumlssigen Materialen sowie der Vernichtung von Gruumlnland in einem Durchmesser von 20 m und mehr um einen einzelnen Masten787 Unmittelba-re Beeintraumlchtigungen entstehen durch die Errichtung von Straszligen und Pisten welche zum Bau und zur Uumlberwachung der Leitungen notwendig sind Als Folge daraus wird an diesen Stellen evt vorhandener Waldbestand dauerhaft zerstoumlrt so dass ohne den natuumlrlichen Bewuchs die biologische Schutzdecke des Bodens fehlt Damit erhoumlht sich die Erosionsgefahr da die Erdoberflaumlche den klimatischen Wirkungen wie Hitze Frost und Regen zumindest teilweise ungeschuumltzt ausgesetzt ist Dieser Effekt wird noch durch die Bodenverdichtung infolge des Baustellenverkehrs erhoumlht Generell steht die beanspruchte Flaumlche anderen Nutzungen nur noch bedingt zur Verfuumlgung788

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEinzelne Komponenten dieses Nutzungsinteresses wie bspw Transformatoren Kondensatoren Erdungsspulen und z T unterirdisch verlegte Kabel koumlnnen groszlige Mengen an Kuumlhl- und Isoliermittel enthalten Bei Leckagen koumlnnen Mineraloumlle oder andere Fluumlssigkeiten austreten welche u U toxische polychlorierte Biphenyle enthalten und somit den Boden und das Grundwasser verseuchen789

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEine unmittelbare Belastung der Atmosphaumlre ist nicht zu befuumlrchten da von den Stromleitun-gen keine Emissionen ausgehen Es koumlnnen lediglich durch das Aufschlagen von Steilraumlndern ohne natuumlrliche Waldmaumlntel landschaftlich unnatuumlrliche Uumlbergaumlnge geschaffen werden Als Folge kann es zu Veraumlnderungen des Bestandsklimas angrenzender Vegetationsbestaumlnde kommen790 Aufgrund der Koronaeffekte791 an den stromfuumlhrenden Komponenten kommt es zu

786 Vgl KUHLMANN (1982) 28787 Vgl GERBAULET (1994) 18788 Vgl BMZ (1993b) 316789 Vgl BMZ (1993b) 316790 Vgl GERBAULET (1994) 18791 Koronaeffekte entstehen aufgrund einer zunehmenden Spannung auf Seilen und Armaturkanten der Freileitung

und durchschlagen in diesem Bereich die Luft was zu einem blauvioletten Leuchten fuumlhrt Wirkungen sind zusaumltzliche Uumlbertragungsverluste Funkstoumlrungen im unteren Frequenzbereich akustische Geraumlusche sowie die Bildung von Ozon und Stickoxiden Vgl BERNDT (1986) 55f

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einer Konzentrationserhoumlhung von Ozon von unter 1 des natuumlrlichen Wertes was keinen messbaren Einfluss auf den Ozonpegel insgesamt hat792

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEine unmittelbare Gefahr von Stromleitungen geht fuumlr die Avifauna aus was bis zum Unfalltod von Rallen Taucher Rohr- und Laubsaumlnger Grasmuumlcken und Schnaumlpper fuumlhren kann Grund dafuumlr ist der Aufprall der Voumlgel gegen die Leiterseile bei Nachtzug in der Daumlmmerung oder bei nebligem Wetter Kollisionen entstehen auch wenn die Freileitung quer zur Vogelfluglinie oder in der Naumlhe von Rastplaumltzen ziehender Vogelarten steht Da fuumlr Voumlgel geographische Leitlinien eine bedeutsame Rolle spielen ist die Gefahr von Drahtanflug bei gebuumlndelten Leitungen besonders groszlig (bei Erdleitungen ist dies nicht moumlglich) Hingegen sind Todesfaumllle infolge von Stromschlag nahezu ausgeschlossen da ein Erdschluss der Leiterseile durch Voumlgel sehr unwahrscheinlich ist793

Eine weitere moumlgliche Auswirkung auf die Vogelwelt koumlnnte ein vermindertes Brutverhal-ten sehr empfindlicher Arten sein die sich unter der Leitung und im Seitenraum aufhalten In der Pflanzenwelt sind die haumlufigsten negativen Effekte eine Verinselung von Waldflaumlchen durch Aufschlagen von Schneisen mit der Folge einer veraumlnderten Vegetationsstruktur Eine weitere potenzielle Gefahr ist die Aushagerung der Rindenbrand und der Windwurf in angrenzenden Waldbestaumlnden durch das Freistellen von Baumlumen und das Entfernen des schuumltzenden Waldmantels Daneben kommt es im Rahmen der Unterhaltungs- und Sicherheitsmaszlignahmen zu einem periodischen Zuruumlckschneiden von Gehoumllzen im Bereich der Freileitungen Insgesamt kann es zu einer Verschiebung des Artenspektrums von Flora und Fauna kommen wenn eine naturnahe Vegetation beseitigt wird oder sich das Bestandsklima veraumlndert794

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDiese Projektart fuumlhrt aufgrund der Mastfundamente und der Leitungsmasten zu einer punktfoumlrmigen sowie wegen der Leiterseile zu einer linienfoumlrmigen Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Verschaumlrft wird die Situation durch die Beanspruchung der Houmlhendimension so dass auch aus einer groszligen Entfernung Stromleitungen als visuelle Stoumlrung empfunden werden koumlnnen Indirekt kann auch von einer flaumlchenhaften Wirkung gesprochen werden da durch eine Hochspannungsleitung bis zu 1700 m2 Flaumlche anderweitiger Nutzung entzogen oder zumindest beeintraumlchtigt wird Dies ist die Folge einer Beseitigung oder Einschraumlnkung von Gehoumllzstreifen Hecken Baumreihen und -gruppen oder Einzelbaumlumen795 Zusammengenom-men kommt es zu negativen optischen Effekten auf die Landschaftsaumlsthetik angesichts von Eigenartschaumlden Vielfaltstoumlrungen Maszligstabsverlusten Naturverdraumlngung und Strukturbruuml-chen796

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie beschriebenen massiven Beeintraumlchtigungen von Hochspannungsleitungen auf die Umweltschutzguumlter TierePflanzen und Landschaftsbild erfordern vorrangig fuumlr diese Bereiche Maszlignahmen zur Minimierung der negativen Effekte Den Hauptansatzpunkt dafuumlr bildet eine entsprechende Planung der Trassenfuumlhrung welche von vornherein versucht das oumlkologische Konfliktpotenzial zu minimieren Dagegen haben nachtraumlgliche undoder bauliche Aktivitaumlten wie bspw ein Wilddurchlass bei einer Straszlige aufgrund der technischen und wirtschaftlichen

792 Vgl JARASS U A (1989) 71793 Vgl GERBAULET (1994) 18f794 Vgl GERBAULET (1994) 18f795 Vgl GERBAULET (1994) 19796 Vgl NOHL (1993) 33

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Restriktionen weniger Erfolgsaussichten Die groszlige Raumbeanspruchung dieser Nutzungsform wuumlrde ein sbquomit in die Houmlhe wachsenrsquo solcher Maszlignahmen erfordern um bspw den Vogelanflug abzulenken oder einen Strommast mit einem kuumlnstlichen Waldrand abzudecken

Im Rahmen der Planung der Trassenfuumlhrung lassen sich landschaftsaumlsthetische Kompensa-tionsmaszlignahmen in ihrer Funktion unterscheiden nach Praumlgung und Einbettung in Bezug auf die Umgebung Eine praumlgende Maszlignahme foumlrdert das Erlebnis von Eigenart Naturnaumlhe undoder Vielfalt wozu etwa die Verschuumlttung eines (nicht mehr benutzten) Entwaumlsserungsgra-bens zaumlhlt Als eingebettet wird eine Moumlglichkeit verstanden welche die Eingriffsform visuell mit der umgebenden Landschaft sbquoverzahntrsquo was bspw eine Anbindung an einen bestehenden Gehoumllzstreifen meint797 Die wirkungsvollste Schutzmaszlignahme baulicher Art ist die Verlegung von Erdleitungen was aber auch wertvolle Vegetationsbestaumlnde schaumldigen kann und z T mit doppelt so hohen Kosten verbunden ist Daruumlber hinaus kann es zu einer Bodenaustrocknung kommen da die Leitungen eine Waumlrmeabfuhr an die Umgebung benoumltigen Dies wiederum erhoumlht den thermischen Widerstand des Bodens und fuumlhrt zu einer verstaumlrkten Erwaumlrmung des Erdreiches in unmittelbarer Naumlhe des Kabels so dass es zu einem Ruumlckkopplungseffekt kommt798 Weniger aufwaumlndige Maszlignahmen gegen Stromschlag setzen beim Neubau an bzw sind als Umruumlstungsoption bei bestehenden Anlagen zu verstehen Dazu gehoumlrt der Verzicht von gefaumlhrlichen Konstruktionen wie bspw Stehisolatoren oder blanken Uumlberfuumlhrungen bei vertikalen Mastschaltern und bei Masttransformatorenstationen Des Weiteren empfiehlt sich ein Umruumlsten von Stuumltzisolatoren auf Abspann- und Haumlngeisolatoren von ausreichender Laumlnge Hinsichtlich des Problems der Kollision von Voumlgeln mit Freileitungen koumlnnen Markierungen die Verluste minimieren aber nicht voumlllig abstellen799

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles wird im Extremfall durch einen Umsturz eines oder mehrerer Leitungsmasten hervorgerufen was in der Folge auch die Leiterseile beschaumldigen kann Diese mechanische Einwirkung kann unmittelbar zu Schaumlden im natuumlrlichen Umfeld undoder technischen Infrastrukturen fuumlhren indem bspw Baumlume zerstoumlrt oder elektrische Komponenten im Uumlbertragungsnetz in Mitleidenschaft gezogen werden Die Eintrittswahr-scheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen wobei geographische Unterschiede bestehen Wesentliche Einflussgroumlszligen sind dabei die Windstaumlrke und Windhaumlufigkeit die in den Kuumlstengebieten im Allgemeinen houmlher sind als im Binnenland und gemaumlszlig einer Windzonenkarte eingeteilt werden800

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen bis zu einer regio-nalen Verbreitung auszugehen weil die groszlige Anzahl an Leitungsmasten in einem Verbund auf die Uumlbertragung der physischen Kraumlfte bremsend wirkt In Bezug auf die Persistenz eines solchen Vorfalls ist das zeitliche Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da die Raumlumungs- und Reparaturmaszlignahmen fuumlr die Beseitigung von direkten und indirekten Schaumlden in einem uumlberschaubaren Rahmen liegt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da bei einem Umsturz eines Leitungsmastes eine sofortige Beschaumldigung der beschriebenen Guumlter erfolgt Unter der Perspektive der Irreversibilitaumlt ist festzustellen dass in den meisten Faumlllen die Wiederherstellung des urspruumlnglichen Zustandes moumlglich ist da die Leitungsmasten weitgehend problemlos abmontiert werden koumlnnen Lediglich dort wo fuumlr die Verlegung von Freileitungen die Vegetation entfernt wurde kann eine Anpflanzung einige Jahre in Anspruch nehmen

797 Vgl NOHL (1993) 65f798 Vgl JARASS U A (1989) 51f799 Vgl BUWAL (1998) 58f vgl SCHREINER (1986) 100800 Vgl KIESSLING U A (2001) 160

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Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl es keine direkte gesundheitliche Gefaumlhrdung von Hochspannungsleitungen fuumlr den Menschen gibt kann es bei Nichteinhaltung der Sicherheitsvorschriften oder bei technischen Defekten zu erheblichen Verletzungen kommen So ist nicht nur das Beruumlhren von spannungs-fuumlhrenden Anlagenteilen gefaumlhrlich sondern bereits der Aufenthalt in ihrer Naumlhe Es kommt dabei zu einer elektrischen Entladung und der dabei entstehende Lichtbogen kann zu schwersten Verbrennungen fuumlhren Auch bei einem Erdschluss einer Freileitung besteht Lebensgefahr da ein Kontakt mit dem Menschen zu Herzrhythmusstoumlrungen mit Todesfolge fuumlhren kann801 Weitere Effekte wie etwa die von einer 380-kV-Leitung emittierten Geraumlusche koumlnnen nicht als Laumlrm und damit als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens angesehen werden802 Ebenfalls zu vernachlaumlssigen sind elektrische und magnetische Felder und Koronaeffekte da sie nicht oder nur in einem fuumlr den Menschen unbedenklichem Maszlige wirken803

Akzeptanz in der GesellschaftDie Errichtung von Hochspannungsleitungen stoumlszligt haumlufig auf massiven Widerstand der Bevoumllkerung insbesondere von betroffenen Grundstuumlckseigentuumlmern sowie auf erhebliche Bedenken von Naturschutzbehoumlrden und Gebietskoumlrperschaften Die Realisierung dieses Eingriffsinteresses kann deshalb nur mit einer Verzoumlgerung von fuumlnf bis zehn Jahren erfolgen falls es uumlberhaupt moumlglich ist Dies kann sogar dann der Fall sein wenn solche Projekte von der Landesregierung vorbehaltlos unterstuumltzt werden und sie indirekt aus Gruumlnden des Klimaschut-zes noumltig sind weil die bspw von Windkraftanlagen erzeugte Energie in das uumlberregionale Stromnetz eingespeist werden muss804

Von Seiten der Umweltverbaumlnde gibt es zu diesem Eingriffsinteresse nur wenige Aussagen wie etwa eine Pressemitteilung des NABU So wird generell die Verlegung von Freileitungen abgelehnt da sie als Quelle von Beeintraumlchtigungen fuumlr Mensch und Natur erachtet wird Im Zusammenhang mit der Foumlrderung der erneuerbaren Energien und dem damit notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur plaumldiert der Verband fuumlr die Verlegung von Erdkabeln deren Mehrkosten im Vergleich zu konventionellen Hochspannungsleitungen bei ca 30 liegen Positiv zu beruumlcksichtigen ist auszligerdem eine houmlhere Akzeptanz in der Bevoumllkerung sowie ein schnelleres Genehmigungsverfahren805

Auch finden sich Beispiele fuumlr lokal organisierten Widerstand gegen diese Projektformen wobei haumlufig keine grundsaumltzliche Ablehnung vorliegt sondern die spezielle Linienfuumlhrung der Trasse kritisiert wird So wehrt sich etwa eine Buumlrgerinitiative in Nuumlrtingen (Bayern) gegen die Verlegung einer doppelten 380-kV-Leitung durch ein Wohngebiet Als Argumente gegen das Vorhaben werden angefuumlhrt (in dieser Prioritaumltenfolge) Der Schutz des Menschen vor Elektrosmog moumlgliche Mastbruumlche aufgrund von Vereisung sowie die Stoumlrung des Land-schaftsbildes Alternativ wird eine Streckenfuumlhrung um die Wohngebiete herum und uumlber unbewohnte Flaumlchen vorgeschlagen bei der die Kosten nach eigenen Angaben noch nicht einmal halb so hoch sind wie sie von dem Energieversorgungsunternehmen beziffert wurden806

801 Vgl SPRING (2003) 353802 Vgl GERBAULET (1994) 48803 Vgl BERNDT (1986) 55-65804 Vgl JARASSOBERMAIR (2005) 399f805 Vgl NABU (2005b)806 Vgl NBH (o J)

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie Verlegung von Freileitungen dient zwar nicht unmittelbar der Befriedigung von Grundbe-duumlrfnissen ist jedoch unverzichtbar fuumlr den Transport von elektrischer Energie Der auf diese Weise bereitgestellte Strom dient indirekt zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen so dass hinsichtlich dieses Pruumlfkriteriums die gleiche Einschaumltzung erfolgt wie dies bei den anderen Formen der Energiegewinnung geschehen ist807

Effekte auf den ArbeitsmarktVor dem Hintergrund einer weitgehend ausgebauten Infrastruktur ist nicht mit einer Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen Es ist es lediglich denkbar dass durch die Einfuumlhrung neuer Uumlbertragungstechniken wie z B die Supraleitung zusaumltzliches Personal benoumltigt wird Davon ist jedoch zumindest kurzfristig nicht auszugehen da die (noch) hohen Kosten dieser Leitungstechnik und die massive Umweltwirkung fuumlr das Erdreich dem entgegen-stehen Wird mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energietraumlger gerechnet koumlnnten sich auch daraus positive Beschaumlftigungseffekte ergeben Diese Form der Energieerzeugung zeichnet sich u a durch ihre Dezentralitaumlt aus was den Anschluss an das Uumlbertragungsnetz und somit vermutlich die Verlegung neuer Leitungen erfordert Trotzdem ist selbst bei einer positiven Entwicklung der genannten Faktoren keine substanzielle Aumlnderung der Beschaumlfti-gungssituation zu erwarten da die Uumlbertragung von Elektrizitaumlt mehr den Charakter einer Produktionsvorleistung hat und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftHochspannungsleitungen sind in Hinblick auf moumlgliche regionalwirtschaftliche Implikationen mit Rohrfernleitungen zu vergleichen da sich beide Eingriffsarten durch eine aumlhnliche Arbeitsweise auszeichnen Im Vordergrund steht dabei der schnelle Transport von Energietrauml-gern zwischen zwei Punkten also den Anlagen zur Energieumwandlung i w S an denen die eigentliche oumlkonomische Aktivitaumlt stattfindet So wird hauptsaumlchlich an diesen Stellen die Aufbereitung in eine verbrauchsgerechte Form durchgefuumlhrt bzw das Mineraloumll oder Erdgas wird von dem Ort seiner Foumlrderung eingespeist Die wirtschaftlichen Aktivitaumlten entlang einer Hochspannungstrasse sind dagegen wenig relevant da es sich allenfalls um Wartungs- und Reparaturarbeiten handelt Es ist anzunehmen dass diese Maszlignahmen von den Netzbetreibern zentral koordiniert und ausgefuumlhrt werden so dass ein Ruumlckgriff auf regionale Unternehmen unwahrscheinlich ist Andererseits hat die Realisierung dieser Eingriffsform positive Effekte auf die kommunalen Haushalte da die Netzbetreiber Konzessionsabgaben zu entrichten haben Diese stellen die Gegenleistung dar welche der Staat fuumlr die Bereitstellung oumlffentlicher Flaumlchen zur Montage der Mastfundamente erbringt808

Die Investitionskosten fuumlr eine Freileitung haumlngen von einer Reihe von Faktoren ab wobei die wichtigsten die Houmlhe der Uumlbertragungsspannung die Zahl der Stromkreise sowie der Leiterquerschnitt sind Weitere Einflussgroumlszligen sind das Gelaumlnde die klimatischen Bedingungen sowie die unterschiedlichen Anforderungen an die Betriebszuverlaumlssigkeit und -sicherheit Schlieszliglich muumlssen ggf auch Entschaumldigungskosten fuumlr die Inanspruchnahme von fremdem Grundeigentum und Zusatzkosten fuumlr naturschutzrechtliche Ersatz- und Ausgleichsmaszlignahmen beruumlcksichtigt werden Zusammengenommen ist eine Kostenhoumlhe von 125 bis 1200 euro pro km Leitung zu veranschlagen wovon 30 bis 50 auf den eigentlichen Stromkreis entfaumlllt 35 bis

807 Siehe Abschnitt 412808 Vgl WIKIPEDIA (o Jc)

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45 des Etats werden fuumlr die Masten benoumltigt fuumlr die bauliche Gruumlndung 10 bis 25 und schlieszliglich 5 fuumlr die Planung809

Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Bau von Infrastrukturen fuumlr den Verkehr zum und innerhalb der Schutzzone etwa in Form von Radfahrwegen oder Parkplaumltzen fuumlhrt zu einer unmittelbaren Oberflaumlchenversiegelung des Bodens Werden diese vorgegebenen Linien und Flaumlchen von den Touristen verlassen kann es erst recht zu Schaumlden kommen was sich dann bspw in Form von Bodenverdichtung oder Erosion zeigt Eine andere Art der Belastung wird durch einen zu hohen Eintrag von Stickstoffen hervorgerufen der durch Abfaumllle und Faumlkalien entsteht810

Eine mittelbare Beanspruchung des Bodens ergibt sich aus dem Platzbedarf fuumlr Uumlbernach-tungsgaumlste was die allgemeine Problematik der Flaumlcheninanspruchnahme verschaumlrft Ein Freizeittourist benoumltigt fuumlr Ausfluumlge und Kurzreisen im Durchschnitt etwa 100 bis 200 m2 Frei-und Gruumlnflaumlche bei einem Urlaubstouristen sind dies ca 750 m2811 Als positiver Umstand ist jedoch zu erwaumlhnen dass diese Dimension der Bodenbeanspruchung sich nicht vollstaumlndig auf das eigentliche Schutzgebiet bezieht Uumlbernachtungseinrichtungen wie bspw Ferienwohnun-gen oder Zeltplaumltze befinden sich groumlszligtenteils auf dafuumlr ausgewiesenen Bebauungsflaumlchen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserNegative Auswirkungen sind hauptsaumlchlich bei Oberflaumlchengewaumlssern festzustellen wie z B Seen Dabei haumlngt der Schaumldigungsgrad von der jeweiligen Sensibilitaumlt des Oumlkosystems und von der Staumlrke des Eingriffes ab So ergeben sich bei den wassernahen Aktivitaumlten wie etwa Baden oder Schwimmen schon Belastungen aus der hohen Zahl der Touristen was zu einer Erhoumlhung der Stickstoffkonzentration fuumlhrt die auf die Verwendung von Sonnenoumll und Seife zuruumlckzufuumlh-ren ist Dieselbe Wirkung kann durch die Verwendung von Pressluft von Tauchern hervorgerufen werden wenn die ausgeatmete Luft naumlhrstoffreiches Tiefenwasser oder Sedimente nach oben fuumlhrt Der Effekt einer Aufwirbelung von Sedimenten kann sogar von Schnorchlern aufgrund ihrer Bewegungen ausgehen was in der Summe die Stoumlrung des oumlkologischen Gleichgewichts des Gewaumlssers verstaumlrkt812 813

Weitere negative Erscheinungen koumlnnen eine verminderte Fotosynthese sein die durch eine Wassertruumlbung ausgeloumlst wird Nachteile fuumlr Gewaumlsser bewirken auch auslaufendes Oumll und Benzin sowie Antifoulinganstriche von Booten und Ausflugschiffen814 815 Es bleibt jedoch festzuhalten dass sich die meisten Beeintraumlchtigungen auf oberflaumlchennahe Gewaumlsser konzentrieren und eher wenig gravierend in ihrer Wirkung sind Tiefere Gewaumlsserschichten werden hingegen kaum beansprucht weil sich die touristischen Aktivitaumlten weitgehend oberhalb der Erdoberflaumlche abspielen

809 Vgl KIESSLING U A (2001) 18f810 Vgl BECKER U A (1996) 22811 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 126812 Vgl BECKER U A (1996) 27-29813 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f814 Vgl BECKER U A (1996) 27-29815 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon dieser Form des Fremdenverkehrs gehen auf direkte Weise keine Emissionen aus was allerdings stark von der Art der Mobilitaumlt abhaumlngt (und im Wortteil sbquoverkehrrsquo schon angedeutet wird) Dabei steht die Quantitaumlt der Belastungen in einer aumlhnlich groszligen Dimension wie die Quantitaumlt des verursachenden Verkehrsmittels Das Auto emittiert ein Vielfaches an Abgasen wird aber auch um ein Vielfaches haumlufiger fuumlr touristische Zwecke benutzt816 So produzieren PKWs Kohlenmonoxid Kohlenwasserstoffe Stickoxide Schwefeldioxid Ruszlig und Blei Etwa die Haumllfte dieser Luftverschmutzung wird durch den Freizeit- und Urlaubsreiseverkehr verursacht deren Konzentration und Verteilung von der Temperaturentwicklung und den Windverhaumlltnis-sen in dem jeweiligen Gebiet abhaumlngt817

Das Ausmaszlig dieser Belastungen ist jedoch stark abhaumlngig von der Attraktivitaumlt an alterna-tiven (umweltfreundlichen) Mobilitaumltskonzepten sowie der Einflussnahme der Gebietsverwal-tungen auf die Verkehrslenkung Eher zu vernachlaumlssigen sind dagegen Schadstoffbelastungen infolge von Waldbraumlnden die durch Menschen herbeigefuumlhrt werden Von den anderen Aktivitaumlten des Tourismus gehen jedoch uumlblicherweise keine Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umgebung aus

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenSchaumlden koumlnnen schon entstehen wenn bspw geschuumltzte Pflanzen gesammelt oder Tiere in der fuumlr sie vorgesehenen Umgebung gestoumlrt werden Allgemein kommt es aufgrund der vonBesuchern hervorgerufenen Belastungen in Form von Laumlrm Abgasen (falls Verbrennungsmoto-ren erlaubt sind) und Bewegungen zu einer Beunruhigung bzw Stoumlrung der Tier- und Pflanzenwelt Die beim Umweltschutzgut Boden beschriebenen Belastungen koumlnnen sich ebenfalls negativ auf die Pflanzenbestaumlnde auswirken und zumindest die Zusammensetzung der Arten veraumlndern818 819

Ebenfalls kann es fuumlr die Flora und Fauna von Oberflaumlchengewaumlssern eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten wenn sie von zu vielen Touristen genutzt werden Die Konsequen-zen daraus sind moumlglicherweise Schaumlden an der Ufervegetation welche biologisch besonders wertvoll ist sowie eine Stoumlrung von bruumltenden und rastenden Voumlgeln in diesem Bereich Auch von aquatischen Aktivitaumlten wie etwa Schwimmen Tauchen oder Rudern koumlnnen Wassertiere und -pflanzen in Mitleidenschaft gezogen werden Als Folge kann es zu einer Vertreibung Schaumldigung Verschiebung der Zusammensetzung oder sogar zur Dezimierung von Arten kommen820 821 Auch die unsachgemaumlszlige Entsorgung von Freizeitmuumlll stellt ein Problem fuumlr Kleinstlebewesen dar weil bspw Einwegdosen fuumlr Kaumlfer Raupen u a Tiere zur toumldlichen Falle werden koumlnnen822

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Hauptquelle fuumlr negative Beeinflussungen sind Infrastrukturen welche dem Verkehr (zum und innerhalb des Zielgebietes) und dem Aufenthalt von Touristen im Schutzterrain dienen Beispiele hierfuumlr sind Zubringerstraszligen Radwege Parkmoumlglichkeiten Grillplaumltze Aussichtsplatt-formen Unterbringungseinrichtungen oder gastronomische Betriebe So koumlnnen von Aktivitaumlten wie bspw Wandern Bergsteigen und Trekking visuelle Beeintraumlchtigungen fuumlr

816 Vgl BECKER U A (1996) 20-22817 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 130f818 Vgl BECKER U A (1996) 22-26819 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f820 Vgl BECKER U A (1996) 26-30821 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f822 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128

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aumlsthetisch wertvolle Fels- und Gewaumlsserformationen ausgehen Andere Ursachen fuumlr eine negative Auswirkung auf das Landschaftsbild wie z B das Liegenlassen von Abfaumlllen sind meistens punktuell und zeitlich begrenzt823 Generell ist davon auszugehen dass eine groszligflaumlchige Bebauung der Landschaft weitgehend vermieden wird Wuumlrde es zu gravierenden optischen Effekten kommen waumlre die Ressource sbquoschoumlne Naturrsquo angegriffen und somit schwieriger zu vermarkten

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIn Hinblick auf eine Minimierung der dargestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen bietet es sich an zunaumlchst den Verkehrsbereich naumlher zu betrachten In Bezug auf die An- und Abreise-stroumlme in das Schutzterrain sind Strategien auf der technischen und oumlkonomischen Ebene in ihrer Wirkung begrenzt So wird etwa die Verringerung des Schadstoffausstoszliges beim PKW in den letzten Jahren oftmals durch seine erhoumlhte Nutzung (uumlber-)kompensiert Lediglich von attraktiven Angeboten seitens der Bahn- und Busunternehmen koumlnnen erfolgsversprechende Impulse ausgehen was bspw mit dem Konzept bdquoFahrtziel Naturldquo der Deutschen Bahn versucht wird824 Diese Verkehrstraumlger koumlnnen auch fuumlr die Mobilitaumlt innerhalb des Urlaubsgebietes eine positive Rolle spielen wenn sie auf die spezifischen Beduumlrfnisse von Touristen eingehen bspw bezuumlglich bestimmter Tageszeiten Daruumlber hinaus sind jedoch auch Maszlignahmen denkbar die sich auf die Verkehrsregelung oder -technik beziehen wie bspw Zufahrtsbeschraumlnkungen oder die Bevorzugung von emissionsfreien Elektrofahrzeugen825

Einen grundsaumltzlich anderen Ansatzpunkt fuumlr eine Reduktion der Umweltbelastungen bieten Konzepte zur Besucherlenkung welche sich auf die Verhaltensweisen der Touristen konzentrieren Eine Kategorie solcher Maszlignahmen betrifft die Ebene der Raum- und Land-schaftsplanung was sich beim Infrastrukturausbau und in der Zonierung des Areals nieder-schlaumlgt Konkret bedeutet dies eine Steuerung der Anzahl von Urlaubern uumlber die Lage Qualitaumlt und Kapazitaumlt infrastruktureller Einrichtungen sowie uumlber eine raumlumliche Funktionstrennung von Bereichen mit intensiver touristischer Nutzung bis hin zu solchen mit vollstaumlndiger Unantastbarkeit Eine weitere Kategorie von Aktivitaumlten zur Besucherlenkung zielt auf die Objektebene worunter Zwangsmaszlignahmen etwa in Form von Ge- und Verboten Umweltabga-ben fuumlr Nutzer oder Abzaumlunungen zu verstehen sind Auf die Objektebene beziehen sich auch sbquosanftersquo Maszlignahmen welche sich als Mittel der Abschreckung des Anreizes oder der Informati-ons- und Oumlffentlichkeitsarbeit differenzieren Beispiele hierfuumlr sind gezielte Anpflanzungen Wegeruumlckbau Spiel- und Grillplaumltze Hinweisschilder oder Schulungen von Multiplikatoren826 827

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig ergibt sich im Wesentlichen aus einer temporaumlren Beeintraumlch-tigung bzw dauerhaften Zerstoumlrung von Pflanzen und Tieren durch unsachgemaumlszliges Verhalten der Besucher Der moumlgliche Schadensumfang bei den anderen Umweltschutzguumltern ist dagegen in der Summe weniger gravierend da sich die Belastungen weitgehend durch eine geringe Intensitaumlt auszeichnen Anders sieht dies beim Umweltschutzgut LuftKlima aus welches durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr einem groumlszligerem Schaumldigungspotenzial unterworfen ist Bezogen auf die Luft bzw das Klima ist von einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit auszugehen da der Straszligenverkehr bei der Personenbefoumlrderung eindeutig dominiert Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr die anderen genannten Schadensarten ist dagegen allgemein als gering

823 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128f824 Siehe Abschnitt 11825 Vgl BECKER U A (1996) 85-92826 Vgl BECKER U A (1996) 101-106827 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 111f

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einzustufen weil Besucher durch entsprechende bauliche Abtrennungsmaszlignahmen weitge-hend von solchen Handlungen abgehalten werden koumlnnen

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da oftmals kein Traumlgermedium vorhanden ist welches die Schaumlden potenziert Auch im Fall einer Einleitung von Schadstoffen in ein Oberflaumlchengewaumlsser ist der Wirkradius begrenzt lediglich bei der Freisetzung von Emissionen in die Luft kann eine Verbreitung uumlber die unmittelbare Umgebung hinausgehen In Hinblick auf die Persistenz solcher Schaumlden ist auch ein kurz- bis mittelfristiger Zeitraum moumlglich weil die Stoumlrung oumlkologischer Systeme komplexer Natur ist Eine Verzoumlgerungswirkung kann jedoch auch mittel- bis langfristiger Art sein da bestimmte Schaumlden wie etwa Trampelpfade erst langsam entstehen und daher nicht sofort zu erkennen sind Dagegen ist diese Nutzungsart unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt positiv zu bewerten weil durch Ruumlckbau der genannten touristischen Infrastrukturen der Urzustand weitgehend wieder herstellbar ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitEin zentrales Motiv fuumlr touristische Aktivitaumlten ist Erholung wofuumlr die natuumlrlichen und aumlsthetisch wertvollen Rahmenbedingungen einer Schutzflaumlche als Grundlage dienen So sieht auch die wissenschaftliche Theorie neben den mehrheitlich oumlkologischen Funktionen von Schutzzonen wie z B dem Schutz der Artenvielfalt die Erholung als ein Einzelziel828 Diese Funktion wird auch von den Gebietsverwaltungen als eine ihrer wesentlichen Aufgaben angesehen und daruumlber hinaus vom Naturschutzrecht flankiert829 830 Es werden Aktivitaumlten angeboten welche eher mit einem intensiven koumlrperlichen Einsatz verbunden sind wie bspw Nordic Walking Wandern oder Rad fahren Aber auch Angebote aus dem Wellnessbereich haben eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden wozu etwa die Nutzung von natuumlrlichen Heilmitteln (Sole Schwefel Moor) oder von warmen Mineral- und Heilwaumlssern zaumlhlt831

Akzeptanz in der GesellschaftDie Oumlffnung von Schutzflaumlchen fuumlr den Fremdenverkehr kann bei der lokalen Bevoumllkerung zu schwerwiegenden soziokulturellen Effekten fuumlhren wenn ein bestimmtes Ausmaszlig an Tourismus uumlberschritten wird Diese Gefahr ist umso groumlszliger je kleiner und laumlndlicher der Ort ist was schon in der Planungsphase erhebliche Spannungen zwischen Befuumlrwortern und Gegnern eines touristischen Projektes ausloumlsen kann Diese koumlnnen durch bestimmte Baumaszlignahmenhervorgerufen werden die als stoumlrende Veraumlnderung des Ortsbildes empfunden werden oder durch eine hohe Zahl an Besuchern welche ein sbquoUumlberfremdungsgefuumlhlrsquo bei den Einheimischen bewirken Allgemein koumlnnen auch Differenzen aus unterschiedlichen Wertemustern und Verhaltensweisen zwischen den groumlszligtenteils staumldtischen Urlaubern und den traditionell laumlndlich gepraumlgten Einheimischen resultieren832 Allgemein ist festzustellen dass die Bevoumllkerung dieser Eingriffsform positiv gegenuumlber steht da 95 der Bundesbuumlrger Nationalparke fuumlr wichtig halten 70 sind der Auffassung dass noch mehr Flaumlchen unter Schutz gestellt werden sollten und 72 wuumlrden ihren Urlaub in solchen Gebieten verbringen833

Von Seiten der Umweltverbaumlnde kann grundsaumltzlich mit einer Zustimmung zu dieser Ein-griffsform gerechnet werden Im Vergleich zu anderen Tourismusformen wie etwa dem Massentourismus uumlberwiegen die oumlkologischen Vorteile dieser Variante Fuumlr diese Haltung

828 Vgl SSYMANK (1997) 13829 Vgl VDN (2003) 3444830 Vgl sect 27 I BNatSchG831 Vgl VDN (2004) 34832 Vgl BECKER U A (1996) 47f833 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (2002) 24

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spricht die genannte Kooperation bdquoFahrtziel Naturldquo die von den Organisationen VCD BUND NABU WWF und der Deutschen Bahn ins Leben gerufen wurde um den Tourismus in oumlkologisch geschuumltzten Groszligflaumlchengebieten zu erschlieszligen Daruumlber hinaus initiieren die Verbaumlnde auch eigene Projekte bei denen Tochtergesellschaften als Reiseveranstalter auftreten und bspw Fahrrad- und Wandertouren durch landschaftlich besonders schoumlne Gebiete anbieten834

Auf der anderen Seite stehen die positiven Effekte des Tourismus bspw in Form von Steu-ereinnahmen und Arbeitsplaumltzen welche zumindest einem Teil der lokalen Bevoumllkerung zu Gute kommen So beurteilen die Bewohner vor Ort den Fremdenverkehr oftmals voumlllig unterschied-lich was auch von der persoumlnlichen Betroffenheit infolge der touristischen Begleiterscheinun-gen abhaumlngt Es kann sogar zu einem Verdraumlngen dieser Negativeffekte kommen auch wenn sie objektiv nicht mehr zu uumlbersehen sind Die oumlkonomischen Zwaumlnge der sbquoTouristifizierungrsquo koumlnnen so stark sein dass alle anderen Belange dem untergeordnet werden und es zum Verfall von sozialen Strukturen kommt Dennoch kann es Situationen geben in denen sich touristische Initiativen stabilisierend auf den sozialen Zusammenhalt der Einheimischen auswirken835 Art und Umfang der positiven wie auch der negativen Erscheinungen des Tourismus in Schutzge-bieten beeinflussen maszliggeblich die Wahrnehmung durch die heimische Bevoumllkerung Diese Beurteilungen kann als Basis fuumlr die Akzeptanz des Fremdenverkehrs im Allgemeinen verstanden werden was aber aufgrund der dargelegten unterschiedlichen Effekte houmlchst schwierig ist

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenUnmittelbar sind positive Wirkungen zu erwarten da zu den Grundbeduumlrfnissen ebenfalls Erholungsmoumlglichkeiten bzw Unterhaltungsgelegenheiten gezaumlhlt werden Auch zu den Beduumlrfnisfeldern kulturelle Einrichtungen und Bildungseinrichtungen laumlsst sich bei manchen touristischen Aktivitaumlten in Schutzgebieten zumindest ansatzweise ein inhaltlicher Zusammen-hang herstellen Hingegen kann bei anderen Beduumlrfnisfeldern welche in erster Linie eine Befriedigung mit physischen Guumltern verlangen der Tourismus keinen Beitrag leisten

Effekte auf den ArbeitsmarktBei uumlbernachtenden Gaumlsten und den Tagestouristen ist im Schnitt von einer Kaufkraft auszugehen die zwischen 25 und 45 euro pro Tag liegt Dadurch bietet sich gerade fuumlr struktur-schwache Regionen eine Chance den Verlust von Arbeitsplaumltzen in der Landwirtschaft abzumildern Allerdings besteht die Gefahr einer einseitigen Abhaumlngigkeit vom Tourismus wenn die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige vernachlaumlssigt wird Fuumlr die Beschaumlftigungssi-tuation ist weiterhin zu beruumlcksichtigen dass im Fremdenverkehrsgewerbe i d R nicht oder wenig qualifiziertes Personal benoumltigt wird Dieses ist uumlblicherweise durch eine starke Arbeitsbelastung gekennzeichnet und auszligerdem starken saisonalen Schwankungen unterwor-fen was somit nur eine zeitliche Entlastung des Arbeitsmarktes bedeutet836 837

Weitere beschaumlftigungspolitische Impulse finden sich bei den innerhalb der Schutzzonen taumltigen Institutionen wie z B den Verwaltungen oder Informationszentren Fuumlr diese Arbeitgeber bietet es sich an Beschaumlftigte aus der heimischen Bevoumllkerung zu rekrutieren da diese sich uumlblicherweise durch eine eher emotionale und kulturelle Verbindung zum jeweiligen

834 Vgl BNS (o J) vgl NABU (o J)835 So haben bspw zunaumlchst private Fremdenverkehrsprojekte im Peak National Park (Groszligbritannien) die

Entstehung von gemeinschaftlich getragenen Initiativen befoumlrdert Die Folge daraus war eine Verbesserung der kommunalen Infrastruktur die Verschoumlnerung des Ortsbildes und die Pflege von lokalen Traditionen Vgl MOSE

(1998) 8f836 Vgl MOSE (1998) 10837 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 129

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Schutzgebiet auszeichnen Auch mittelbar koumlnnen sich positive Arbeitsmarkteffekte in Organisationen ergeben welche fuumlr die noumltigen Unterhaltungsmaszlignahmen dieser Areale zustaumlndig sind wie etwa Planungs- und Ingenieursbuumlros oder Betriebe aus dem Bereich Landschaftspflege Weitere Impulse fuumlr den lokalen Arbeitsmarkt entstehen aufgrund der Nachfrage der Touristen nach regionaltypischen Produkten die auf diese Weise eine (neue) Chance erhalten im Markt positioniert zu werden838

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftEindeutig positiv sind die wirtschaftlichen Impulse zu sehen welche von einer touristischen Erschlieszligung fuumlr die betroffene Region ausgehen Von so einer Entwicklung koumlnnen gerade Regionen profitieren denen es ansonsten an herausragenden Unternehmen mangelt und die sbquonur die Schoumlnheit ihres Landstrichesrsquo vorweisen koumlnnen So ist in einigen Regionen die Rolle der Landwirtschaft oder einzelner Branchen wie etwa der Textilindustrie stark zuruumlckgegangen Infolgedessen kam es zu einer Abwanderung von Teilen der Bevoumllkerung mit der Konsequenz dass ganze Landstriche veroumldeten Voraussetzung fuumlr eine solche oumlkonomische Dynamik ist die Nutzung vorhandener Potenziale und Institutionen um etwa regionale Wirtschaftskreislaumlufe wieder zu beleben oder typische Regionalprodukte zu vermarkten Dem stehen bspw groszlige Unterbringungseinrichtungen gegenuumlber welche von externen Investoren finanziert werden und in Konkurrenz zu lokalen und privaten Beherbergungsmoumlglichkeiten stehen839

In Hinblick auf den Bedarf an staatlicher Foumlrderung zeigt diese Eingriffsform ein uneinheit-liches Bild was sich an folgenden Punkten darstellt Einzelne touristische Aktivitaumlten wie bspw Uumlbernachtungsmoumlglichkeiten oder die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen moumlgen finanziell selbsttragend sein Die Basis fuumlr diese Leistungen bildet jedoch das Schutzareal selbst welches die Region fuumlr Reisende erst attraktiv gestaltet Andererseits ist davon auszugehen dass die Kosten der Unterhaltung und Pflege dieser Flaumlchen sowieso anfallen da jenes Gebiet als schutzwuumlrdig erachtet wird und damit eine Hoheitsaufgabe der Bundeslaumlnder darstellt Der Bund besitzt beim Naturschutz nur das Recht Rahmenvorschriften zu erlassen welche durch Regelungen der Bundeslaumlnder ausgefuumlllt und umgesetzt werden840 Dennoch kann es hinsichtlich der Betriebskosten eines Schutzterrains Unterschiede geben was von einer vollstaumlndigen Unterschutzstellung bzw einer touristischen Erschlieszligung abhaumlngt Auch bei Analyse anderer Komponenten des Komplexes Tourismus ergeben sich Uumlberschneidungen in Hinblick auf private und oumlffentliche Finanzierungsformen Dies ist bspw bei den oumlffentlichen Verkehrseinrichtungen der Fall die auch von den Besuchern genutzt werden oder Informations-angebote die aus staatlichen Mitteln finanziert werden

Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie Beeintraumlchtigung des Bodens faumlngt mit den vorbereitenden Maszlignahmen des Abbauvor-ganges an wenn es aufgrund der Entfernung der Pflanzendecke zu Erosion Verschlaumlmmung und Verdichtung des verbleibenden Boden kommt Dies fuumlhrt zu einer Stoumlrung der Regelungs- Wasserhaushalts- Produktions- und Lebensraumfunktion des Bodens Uumlber die Wirkungen auf

838 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 126839 Hinsichtlich weiterer Charakteristika und Zielen von regionalen Entwicklungsoptionen vgl REVERMANNPETERMANN

(2003) 143-151840 Vgl Art 75 III GG

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die oberen Bodenschichten hinaus ist mit erheblichen Effekten durch den eigentlichen Abbauprozess zu rechnen der zu einer strukturellen Veraumlnderung der geophysikalischen und geomorphologischen Verhaumlltnisse in der Lithosphaumlre fuumlhrt Die Folge daraus koumlnnen Rutschun-gen Abbruumlche und Erschuumltterungen sein Die daraus resultierende nachlassende Standortsi-cherheit des Untergrundes ist Ursache fuumlr Schaumlden z B an Gebaumluden oder Leitungen Weiterhin werden durch die Entnahme von Deck- und Rohstoffmassen die Flieszlig- und Austauschvorgaumlnge unterbrochen Dies wiederum erhoumlht die Wahrscheinlichkeit von Oxidations- Verwitterungs-und Entgasungsvorgaumlngen so dass das Erdreich austrocknet841

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Veraumlnderung des Wasserhaushaltes ist im Wesentlichen die Folge der Absenkung des Grundwasserstandes beim Trockenabbau sowie der Freilegung des Grundwassers beim Nassabbau Durch die Offenlegung des Grundwassers bilden sich Baggerseen was zu einer quantitativen Beeintraumlchtigung fuumlhrt weil es zu einer erhoumlhten Verdunstung dieses Umweltme-diums an entsprechender Stelle kommt Das abgepumpte Grundwasser sowie der oberflaumlchige Kippenabstrom aus sauer verwitterten Gesteinskoumlrpern bzw Abraummaterialien haben einen sehr niedrigen pH-Wert Somit ist auch eine qualitative Beeintraumlchtigung die Konsequenz die dann moumlglicherweise durch eine wassertechnische Behandlung ausgeglichen werden muss Des Weiteren wird durch eine zu starke Abtragung der schuumltzenden Deckschicht die Puffer- und Filterfunktion des Bodens eingeschraumlnkt so dass sich die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers erhoumlht842

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEin direkter Einfluss auf die Luft entsteht durch die Staubentwicklung infolge des Abbaubetrie-bes sowie die Emissionen der Arbeitsfahrzeuge Indirekte Wirkungen auf die Atmosphaumlre ergeben sich aufgrund des Schadstoffausstoszliges bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe z B in der Zementindustrie Durch die Veraumlnderung des Reliefs der Landschaft kommt es zu kleinraumlumigen Auswirkungen auf das Klima So koumlnnen bspw an den Luvhaumlngen von Abraumhalden verstaumlrkt Luftbewegungen und Starkregen auftreten was wiederum zu houmlheren Verdunstungswerten und Bodenabtrag durch Abspuumllung fuumlhrt Auch eine geaumlnderte Bodenfar-be kann sich mikroklimatisch auswirken wenn sich z B auf schwarzem Haldenmaterial die Strahlungsabsorption erhoumlht Im Nassabbau kann es aufgrund von vergroumlszligerten Wasserflaumlchen zu einem Temperaturausgleich auf die Umgebung kommen Damit verbunden sind die Bildung kleinraumlumiger Windsysteme und die vermehrte Entstehung von Nebel843

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie skizzierten Auswirkungen auf die Umweltmedien Boden Wasser LuftKlima haben eine so groszlige Wirkung dass die urspruumlnglich ansaumlssigen Arten mit ihren Lebensraumlumen vollstaumlndig zerstoumlrt werden Etwas gemildert wird dieser Vorgang lediglich durch den Umstand dass sich auf nicht mehr genutzten Abbauflaumlchen haumlufig neue Tiere und Pflanzen ansiedeln koumlnnen Allerdings koumlnnen sich nur wenige Arten dauerhaft etablieren da diese bdquoNatur aus zweiter Handldquo844 die natuumlrlichen oumlkologischen Bedingungen nicht komplett ersetzen koumlnnen Solche sekundaumlren Biotope zeichnen sich bei ihrer Entstehung anfaumlnglich durch aumlhnliche oumlkologische Prozesse aus wie es bei natuumlrlichen Lebensraumlumen der Fall ist Dieser Zustand wird jedoch durch

841 Vgl WITTENBECHER (1998) 267842 Vgl WITTENBECHER (1998) 268f843 Vgl WITTENBECHER (1998) 268844 WOHLRAB (1995) 92

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die fortschreitende Sukzession845 so beeinflusst dass die Initialstadien langsam verschwinden Um diese Entwicklung aufzuhalten bedarf es des permanenten menschlichen Eingriffes Der Charakter dieser Habitate unterscheidet sich grundlegend von natuumlrlichen Biotopen die eine Regenerationsdauer von mehrere Tausend Jahren erfordern846

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDurch den groszligflaumlchigen Tagebau aber auch die Haumlufung vieler kleiner Abbaustaumltten kommt es zu einer erhebliche Uumlberformung oder sogar Zerstoumlrung der gewachsenen Kulturlandschaft Keine andere Form der Flaumlchennutzung fuumlhrt zu einer so gravierenden Veraumlnderung der Landschaftsgestalt die nur ansatzweise dadurch gemildert wird dass diese Projektart i d R zeitlich begrenzt ist Abbauflaumlchen Aufhaldungen sowie Abbauvorhaben auch geringer Groumlszlige sind besonders wahrnehmbar in exponierten Hang- Kamm- oder Gipfellagen von Houmlhenzuumlgen Das Ergebnis ist in jedem Fall der Verlust des Zusammenspiels von verschiedenen abiotischen und biotischen Faktoren welche in ihrer Gesamtheit eine Landschaft charakterisieren847

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDer durch den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe verursachte Eingriff in das lokale Oumlkosystem wirft die Frage auf wie die Moumlglichkeiten einzuschaumltzen sind die zerstoumlrten natuumlrlichen Funktionen auszugleichen oder zumindest zu ersetzen Dafuumlr kommen grundsaumltzlich die landschaftspflegerischen Maszlignahmen der Rekultivierung und Renaturierung in Betracht Ziel der Rekultivierung ist das Herrichten und die Wiedernutzbarmachung fuumlr eine land- oder forstwirtschaftliche Kultur Da die oumlkonomische Nutzung im Vordergrund steht treten oumlkologische Aspekte weitgehend zuruumlck848 Fuumlr die folgende Analyse wird diese Art von Maszlignahmen somit nicht weiter verfolgt da nur im Rahmen der Renaturierung eine erhebliche Beruumlcksichtigung der oumlkologischen Empfindlichkeiten einer Schutzflaumlche moumlglich ist Demnach spielen auch Folgenutzungskonzepte wie etwa fuumlr Freizeit und Erholung keine Rolle Sie bedeuten z T auch in einem geringeren Umfang als durch den Rohstoffabbau nennenswerte Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem

Ziel der Renaturierung ist es den nicht mehr genutzten Standort eines anthropogenen Eingriffes durch Pflanzen und Tiere wiederzubesiedeln und diese sich im Rahmen der oumlrtlichen Umweltbedingungen entwickeln zu lassen849 Die Ansiedlung von Pflanzen und der notwendi-gen Lebensraumlume ist in den meisten Faumlllen moumlglich die Einbringung von Tieren hingegen nicht Nur in Ausnahmefaumlllen koumlnnen einzelne Tierarten umgesiedelt oder ausgewildert werden was fuumlr jede Spezies individuelle Maszlignahmen erfordert Die beste Foumlrderung ist die Bereitstellung von entsprechenden Biotopen damit Tiere geneigt sind sich von alleine dort anzusiedeln850

Unter bestimmten Voraussetzungen koumlnnen auch ehemalige Abbaustellen Elemente von natuumlrlichen Biotopen enthalten So ist es z B moumlglich dass Steinbruumlche Strukturelemente von offenen Felsformationen enthalten oder Aufschuumlttungen von Abraumhalden Aumlhnlichkeiten mit Duumlnen aufweisen In solchen Arealen koumlnnen sich dann sogar Tier- und Pflanzenarten ansiedeln

845 Sukzession bezeichnet die dynamische Entwicklung bei Lebensgemeinschaften von Pflanzen auf demselben Wuchsort die im Laufe der Zeit aufgrund von Faktoren wie Bodenbildung Beschattung und Konkurrenz beeinflusst wird Vgl GILCHERBRUNS (1999) 90f

846 Vgl WITTENBECHER (1998) 268847 Vgl WITTENBECHER (1998) 263269848 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 49849 Hinsichtlich der einzelnen Renaturierungsverfahren vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50850 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50

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die auf der Roten Liste851 gefuumlhrt werden Die Mehrzahl dieser Arten stammt jedoch meistens aus den Lebensraumlumen in der naumlheren Umgebung die ihrerseits keine Primaumlrbiotope darstellen weil diese weitgehend aus der heutigen Naturlandschaft verschwunden sind Sekundaumlrbiotope haben eine sehr kurze Lebenszeit sind haumlufig labil und nur unvollstaumlndig entwickelt Die Wiederherstellung der oumlkologischen Funktionen einer Abbaustaumltte m H v Renaturierungsmaszlig-nahmen ist tendenziell wahrscheinlicher je kleiner die Eingriffsflaumlche ist Dagegen zeichnen sich die heutzutage uumlblichen Eingriffe dadurch aus dass sie eine Abbaustelle mit moderner Abbautechnik zehn bis hundertfach schneller tiefer und groszligflaumlchiger bearbeiten Dies erschwert den Ausgleich oder Ersatz der verloren gegangenen natuumlrlichen Mechanismen so dass z B eine renaturierte Kiesgrube die urspruumlngliche Flusslandschaft nicht ersetzen kann852

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie oumlkologischen Risiken infolge der Gewinnung von Kiesen und Sanden stehen hauptsaumlchlich in Zusammenhang mit den geschilderten Belastungen auf die Umweltschutzguumlter Boden und Wasser Dabei sind jedoch Aussagen zu Schadensausmaszlig Eintrittswahrscheinlichkeit und Abschaumltzungssicherheit fuumlr den Modellfall nahezu unmoumlglich

Unter dem Gesichtspunkt der Ubiquitaumlt sind die Risiken eher lokaler Art da sich z B die Schaumlden an Gebaumluden durch Bodenabrutschungen oder Veraumlnderung des Grundwasser nur auf die naumlhere Umgebung der Abbaustaumltte beziehen Die Wirkungen koumlnnen allerdings einen mittel- bis langfristigen Zeitraum einnehmen was mit dem Begriff der Persistenz bezeichnet wird Die Behebung solcher Schaumlden m H v baulichen Maszlignahmen hat aufgrund der geologischen Bedingungen (falls dies im Einzelfall uumlberhaupt moumlglich ist) meistens eine lange Vorlaufzeit Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist zu bemerken dass durch die Abbauvorgaumln-ge das lokale Oumlkosystem so gut wie unwiederbringlich verloren geht Schlieszliglich ist in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung dieser Eingriffe eine kurz- bis mittelfristige Dimension wahrschein-lich da die natuumlrlichen Gegebenheiten in unmittelbarer Umgebung in den meisten Faumlllen eine sofortige Verbreitung verhindern

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie Foumlrderung mineralischer Rohstoffe kann beim Abbau bei der Aufbereitung und beim Transport zu Beeintraumlchtigungen des Gesundheitszustandes der umliegenden Bevoumllkerung fuumlhren Diese Effekte aumluszligern sich direkt am Standort z B in Form von Staubaufwirbelung sowie Laumlrm und Erschuumltterungen durch Sprengarbeiten in Steinbruumlchen In der Umgebung des Standortes kann es zu Luftverunreinigung infolge der Weiterverarbeitung der Rohstoffe in den anliegenden Betrieben kommen Ursache fuumlr diese Auswirkungen kann auch die Befoumlrderung des Materials sein welches aufgrund seiner Eigenschaft den Schwerlastverkehr benoumltigt853 Da sich Orte zur Gewinnung von Erden und Steinen meistens nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten befinden gibt es eine raumlumliche Pufferwirkung

Akzeptanz in der GesellschaftStatistische Aussagen hinsichtlich der Haltung der Bevoumllkerung zu diesem Eingriffsinteresse sind kaum heranzuziehen da keine Umfragen bekannt sind welche sbquopassgenaursquo auf diese Thematik zugeschnitten sind Generell ist eher von einem negativen Image dieser Nutzungsform auszugehen wenn als Hinweis dafuumlr der Aufwand an Kommunikationsmaszlignahmen der Branchenverbaumlnde herangezogen wird Mit dieser Oumlffentlichkeitsarbeit versuchen die

851 Die Rote Liste ist ein Verzeichnis mit definierten Arten und Biotopen fuumlr bestimmte Raumeinheiten welche nach Gefaumlhrdungskategorien unterteilt werden Vgl JESSELTOBIAS (2002) 212

852 Vgl LUICKSPAumlTH (1997) 114f vgl GILCHERBRUNS (1999) 211853 Vgl WOHLRAB (1995) 95

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Unternehmen oftmals ein breites Spektrum an Gegnern von ihrem Vorhaben zu uumlberzeugen zu denen oftmals einzelne Fachbehoumlrden als Traumlger oumlffentlicher Belange Kommunalvertretungen Interessenverbaumlnde und Buumlrgerinitiativen zaumlhlen854

Eine starke direkte Betroffenheit von Anwohnern wie es bspw im Fall von groszligraumlumigen Braunkohlerevieren vorkommt ist bei der Gewinnung von Erden und Steinen eher selten Die Foumlrderung mineralischer Rohstoffe ist haumlufig wesentlich kleiner dimensioniert und der gesellschaftliche Widerstand gegen sie laumlsst sich mehr aus landschafts- und umweltpolitischen Gruumlnden erklaumlren Es ist jedoch nicht von einer generellen Entschaumlrfung des Konfliktpotenzials auszugehen selbst wenn es zu einem Ruumlckgang der Nachfrage nach Primaumlrrohstoffen kommt855

Der Grund dafuumlr ist dass konfliktarme und gleichzeitig ergiebige Lagerstaumltten bereits abgebaut werden und daher zukuumlnftig immer mehr auf suboptimale Standorte ausgewichen werden muss856

Aufgrund der hohen Eingriffsintensitaumlt in Landschaft und Natur stehen die Umweltver-baumlnde solchen Vorhaben grundsaumltzlich sehr kritisch gegenuumlber Dabei ist der Hauptkritikpunkt dass diese Nutzungsart auf gar keinen Fall nachhaltig sein kann weil diese Materialien nach ihrer Gewinnung verbraucht werden und nicht vermehrbar sind Generelles Ziel einer nachhaltigen Rohstoffpolitik ist demnach eine Verbrauchsreduktion mittels anderer Strategien wie etwa der Verwendung von Substitutionsstoffen857 Andererseits kann keine durchgaumlngig fundamentale Ablehnung festgestellt werden da es auch Verbaumlnde gibt welche sich auf einen gemeinsamen Standpunkt mit den organisierten Befuumlrwortern von Abbauvorhaben einlassen Diese Annaumlherung ist u a aus der Erkenntnis entstanden dass solche Betriebsstaumltten auch oumlkologisch wertvolle Funktionen erfuumlllen und bspw die Ansiedlung neuer Arten beguumlnstigen Daruumlber hinaus versprechen sich Naturschuumltzer oftmals durch eine Zusammenarbeit mit den Branchen-vertretern ihre umweltfachlichen Belange besser einbringen zu koumlnnen indem z B Maszlignahmen zur Erhoumlhung der Recyclingquote initiiert werden858

Der Abbau von Erden und Steinen ist haumlufig mit einem erheblichen Protest aus der umlie-genden Bevoumllkerung verbunden der sich in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert und oftmals von Umweltverbaumlnden unterstuumltzt wird So wehrt sich bspw ein Verein in Osterode (Nieder-sachsen) gegen einen weiteren Abbau von Gips und Anhydrit in der Gipskarstlandschaft Das von der niedersaumlchsischen Landesregierung unterstuumltzte Naturschutzgroszligprojekt bdquoGipskarst-landschaft Hainholzldquo wird hingegen als nicht ausreichend erachtet da es nur einen unbedeu-tenden Teil der gesamten schutzwuumlrdigen Gesamtflaumlche ausmacht859 Dennoch kann nicht von einer durchgaumlngigen Ablehnung gesprochen werden da die betroffenen Menschen z T auf die Schaffung bzw den Erhalt von Arbeitsplaumltzen hoffen was insbesondere in strukturschwachen Regionen relevant ist860

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWie erwaumlhnt stellen Steine und Erden die hauptsaumlchlichen Ausgangsmaterialien fuumlr vielfaumlltige Anwendungsbereiche in der Bauwirtschaft dar Fuumlr die Befriedigung des Grundbeduumlrfnisses Unterkunft spielen diese Rohstoffe eine wesentliche Rolle da sie beim Bau von Haumlusern und Wohnungen unerlaumlsslich sind Aber auch in den uumlbrigen Beduumlrfnisfeldern wie z B oumlffentliche Verkehrsmittel leisten sie zumindest indirekt ihren Beitrag In diesen Bereichen werden ebenfalls

854 Vgl O V (1998) 15 vgl ARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSTEIN (1998) vgl ANDERS (2001)855 Siehe Abschnitt 4121856 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 215857 Vgl BUND (2003b) 2-5858 Vgl NABU U A (2004)859 Vgl GFB (o J)860 Vgl WITTENBECHER (1998) 269

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Baumaterialien benoumltigt die allerdings mehr den Charakter einer Infrastruktur besitzen und daher noch auf weitere Komponenten angewiesen sind So ist etwa fuumlr den Betrieb der staumldtischen U-Bahn ein entsprechendes Schienennetz genauso notwendig wie die Ausstattung mit Zuumlgen und Betriebspersonal Letztendlich ist auch die Erfuumlllung der uumlbrigen Basisbeduumlrfnis-se ohne die Verwendung von baulichen Einrichtungen undenkbar da bspw auch fuumlr die Herstellung von Nahrungsmitteln Produktionsstaumltten zur Weiterverarbeitung oder fuumlr die Auszahlung von Sozialleistungen Verwaltungsgebaumlude benoumltigt werden

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Foumlrderung von oberflaumlchennahen Rohstoffen ist im Allgemeinen sehr kapitalintensiv da aufwaumlndige Explorationstechniken benoumltigt werden Es besteht daher vermutlich nur ein Bedarf an einigen hochqualifizierten Arbeitskraumlften um die im Vorfeld notwendigen geologischen undgenehmigungsrechtlichen Maszlignahmen auszufuumlhren Ein aumlhnliches Qualifikationsprofil fuumlr eine geringe Anzahl von Arbeitskraumlften wird auch waumlhrend des gesamten Abbauprozesses und bei nachgelagerten Taumltigkeiten benoumltigt wie z B bei der Vermarktung der Produkte Demgegen-uumlber erfordert das Foumlrderverfahren selbst eher mittelqualifizierte Personen welche die technischen Anlagen bedienen und den Rohstoff zu den weiterverarbeitenden Betrieben transportieren Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Abbautaumltigkeit an einem Ort ist davon auszugehen dass auch nur fuumlr diesen Zeitraum neue Beschaumlftigungsverhaumlltnisse entstehen Die positiven Effekte auf den lokalen Arbeitsmarkt werden dadurch geschmaumllert auch wenn in anderen Abbauregionen neue Stellen geschaffen werden und uumlberregional betrachtet die Arbeitsmarktsstatistik nicht ganz so negativ erscheint

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Rohstofffoumlrderung steht aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften in einem direkten Bezug zu der jeweiligen Region da Art und Umfang der Abbaustaumltte maszliggeblich von den oumlrtlichen geologischen Bedingungen bestimmt werden Das Austauschverhaumlltnis ist durch die Entnahme von Produktionsfaktoren in Form von Kiesen und Sanden sowie Steinen und Erden gekenn-zeichnet die haumlufig in anliegenden Rohstoffindustrien weiterverarbeitet werden Das bedeutet dass sich uumlber die Aktivitaumlten der rohstoffabbauenden Unternehmen hinaus innerhalb der Wertschoumlpfungskette Betriebe ansiedeln die weitere positive Effekte hinsichtlich Beschaumlftigung und Wirtschaftskraft beguumlnstigen Es muss aber auch beruumlcksichtigt werden dass die fertigen Baustoffe auch in andere Regionen gebraucht werden da die Rohstoffvorkommen landesweit unregelmaumlszligig verteilt sind Die relativ hohe Transportkostenempfindlichkeit von mineralischen Materialien erhoumlht zwar den Anreiz fuumlr kurze Wege sorgt aber nicht fuumlr den Verbleib in der Region und traumlgt damit nicht nur zur Entwicklung lokaler Wirtschaftsstrukturen bei

Die Foumlrderung von mineralischen Ausgangsstoffen erfolgt in vollstaumlndiger Eigenregie der jeweiligen Unternehmen der staatliche Einfluss beschraumlnkt sich auf genehmigungs- und planungsrechtliche Vorgaben Da es sich im Fall von Steinen und Erden (bei Tagebauweise) um grundeigene Rohstoffe handelt sind keine Zahlungen an den Staat gemaumlszlig Bergrecht in Form einer Feldes- oder Foumlrderabgabe zu entrichten861 Die rohstoffabbauenden Betriebe arbeiten gewinnorientiert eine direkte oder indirekte Form der oumlffentlichen Finanzierung findet nicht statt Eine Beteiligung der oumlffentlichen Hand waumlre auch nicht gerechtfertigt da keine auszliger-oumlkonomischen Aufgaben erfuumlllt werden Anders als bspw bei der Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen welche uumlber die verkehrliche Funktion hinaus eine Rolle spielen etwa im Rahmen der oumlffentlichen Energieversorgung Da diese Projektform mit erheblichen oumlkologi-

861 Vgl sect 3 BBergG

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schen Eingriffen verbunden ist sind auf jeden Fall naturschutzfachliche Ausgleichsmaszlignahmen oder -zahlungen notwendig welche als Kosten in die Kalkulation der Unternehmen einflieszligen

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Erklaumlrung

Die vorliegende Dissertation mit dem Titel

NachhaltigkeitsorientiertesOperationalisierungsschema beiRaumkonflikten in Schutzgebieten ndashMultikriterienanalyse fuumlr dieAuswahl von Nutzungsinteressen

ist von mir ohne fremde Hilfe angefertigt worden Es sind keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet worden Alle Stellen die woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus Veroumlffentlichen entnommen wurden sind als solche kenntlich gemacht

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

Lebenslauf

Persoumlnliche DatenNameGeburtsdatum und -ortE-MailStaatsangehoumlrigkeit

Han-Chau Springer23011976 in Ho-Tschi-Minh-Stadt (Vietnam)han-chauspringergmxdeDeutsch

Schulausbildung1986 bis 1995 Julius-Leber-Schule in Hamburg (Abitur)

Zivildienst1995 bis 1996 Deutsches Rotes Kreuz in Hamburg (Mobiler Sozialdienst)

Berufsausbildung1996 bis 1999 Ausbildung zum Kaufmann im Auszligenhandel bei der Helm AG in

Hamburg und als Betriebswirt im Auszligenhandel an der Auszligen-handelsakademie Hamburg

Studium1999 bis 2003 Wirtschaftswissenschaften mit oumlkologischem Schwerpunkt an der

Carl von Ossietzky Universitaumlt Oldenburg Abschluss als Dipl-Oec

Promotion2004 bis 2006 Wirtschaftswissenschaften an der Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg Abschluss als Dr rer pol

  • Titel
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkuumlrzungsverzeichnis
  • Darstellungsverzeichnis
  • Anlagenverzeichnis
  • 1 Einfuumlhrung
    • 11 Ausgangssituation
    • 12 Forschungsstand
    • 13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen
      • 2 Einordnung der Arbeit
        • 21 Theorie der Raumplanung
        • 22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen
        • 23 Definition von Nachhaltigkeit
          • 3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters
            • 31 Grundannahmen
            • 32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen
            • 33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien
              • 4 Analyse der Nutzungsinteressen
                • 41 Windkraftanlagen
                • 42 Fotovoltaikanlagen
                • 43 Wasserkraftanlagen
                • 44 Erdwaumlrmeanlagen
                • 45 Fernstraszligen
                • 46 Eisenbahntrassen
                • 47 Schifffahrtskanaumlle
                • 48 Flughaumlfen
                • 49 Rohrfernleitungen
                • 410Freileitungen
                • 411Tourismus
                • 412Mineralrohstoffe
                  • 5 Synthese der Nutzungsinteressen
                    • 51 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau
                    • 52 Definition von dynamischen Komponenten
                    • 53 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation
                      • 6 Fallbeispiel Region Wesermarsch
                        • 61 Grunduumlberlegungen
                        • 62 Entwicklungsziele und Szenarien
                        • 63 Modellapplikation und Interpretation
                          • 7 Schlussbetrachtung
                            • 71 Fazit
                            • 72 Forschungsperspektiven
                            • 73 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen
                              • Anlage
                                • Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)
                                • Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)
                                • Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)
                                • Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)
                                • Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)
                                • Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)
                                • Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)
                                • Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)
                                • Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)
                                • Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)
                                • Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)
                                • Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)
                                  • Quellenverzeichnis
                                  • Erklaumlrung
                                  • Lebenslauf
                                      1. link Zur Homepage der Dissertation
Page 2: Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftenoops.uni-oldenburg.de/99/1/sprnac06.pdf · 2013. 1. 17. · Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

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Vorwort

Der groumlszligte Dank fuumlr das Gelingen dieser Arbeit gilt zunaumlchst Herrn Apl Prof Dr Ulrich Scheele der als Erstgutachter das Thema mitentwickelt hat und fuumlr Diskussionen zur Verfuumlgung stand Zu betonen ist die fachlich konstruktive und menschlich angenehme Atmosphaumlre welche sich bereits in der Zusammenarbeit waumlhrend des Studiums gezeigt hat

Des Weiteren ist insbesondere Herrn Prof Dr Heinz Welsch zu danken der sich kurzfristig bereiterklaumlrte das Zweitgutachten zu uumlbernehmen und daruumlber hinaus nuumltzliche Hinweise zur Verbesserung der Arbeit lieferte Anerkennung wird auch Herrn HonProf Dr Helmut Straszliger zuteil der ebenfalls bei der Konzeption der Fragestellung dieser Dissertation beteiligt war Daruumlber hinaus sind aus dieser Kooperation wertvolle inhaltliche Hinweise hervorgegangen welche in die Arbeit eingeflossen sind

Ein besonderes Dankeschoumln geht an Herrn Dipl-Oec Ole Pollem und Frau Dipl-Oec Simone Malz fuumlr die aumluszligerst intensive und kritische Durchsicht des Manuskriptes Zu danken ist ebenso Frau PD Dr Helga Kanning fuumlr die hilfreichen Anmerkungen hinsichtlich der theoretischen Fundierung des Werkes

Schlieszliglich gebuumlhrt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitaumltsbibliothek Oldenburg insbesondere aus der Ebene 2 sowie der Fernleihabteilung der Dank fuumlr die Unterstuumltzung bei der Quellenbeschaffung

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

I

Inhaltsuumlbersicht

Inhaltsverzeichnis II

1 Einfuumlhrung II

2 Einordnung der Arbeit II

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters II

4 Analyse der Nutzungsinteressen III

5 Synthese der Nutzungsinteressen III

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch III

7 SchlussbetrachtungIV

AbkuumlrzungsverzeichnisIV

DarstellungsverzeichnisVII

Anlagenverzeichnis VIII

Anlage164

Quellenverzeichnis 227

II

Inhaltsverzeichnis

1 Einfuumlhrung 111 Ausgangssituation 1

111 Neue naturschutzfachliche Herausforderungen 1112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 3113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 4

12 Forschungsstand 6121 Erste theoretische Zugaumlnge 6122 Einzelne Loumlsungsansaumltze13123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung 17

13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen 25131 Forschungsfragen25132 Methodisches Vorgehen25133 Definitionen 27

2 Einordnung der Arbeit 3021 Theorie der Raumplanung30

211 Grundlegende Aspekte 30212 Formale Aspekte 33213 Uumlbergeordnete Aspekte 35

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen39221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des Modells39222 Verortung im System der Raumplanung40223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen Rechtsquellen 41

23 Definition von Nachhaltigkeit43231 Begriffliche Konzeption43232 Fundamentale Prinzipien 44233 Intradimensionale Abgrenzung 46

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters 4831 Grundannahmen 48

311 Uumlberlegungen zur Modelltheorie 48312 Gesamtbetrachtung der Analysekriterien48313 Skalierung der Nachhaltigkeitsbewertung50

32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen51321 Vorrangigkeit 52322 Ausschlieszliglichkeit 54323 Konfliktlastigkeit58

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien 59331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden59332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser60333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima61334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen 62335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild 62336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen 63337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken64338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit 66339 Akzeptanz in der Gesellschaft 67

III

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen693311 Effekte auf den Arbeitsmarkt 703312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft71

4 Analyse der Nutzungsinteressen7341 Windkraftanlagen73

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz73412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 74

42 Fotovoltaikanlagen76421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz76422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 77

43 Wasserkraftanlagen79431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz79432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 80

44 Erdwaumlrmeanlagen82441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz82442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 84

45 Fernstraszligen 86451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz86452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 87

46 Eisenbahntrassen89461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz89462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 90

47 Schifffahrtskanaumlle92471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz92472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 93

48 Flughaumlfen95481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz95482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 96

49 Rohrfernleitungen98491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz98492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 100

410 Freileitungen 1014101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1014102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 103

411 Tourismus 1054111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1054112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster 106

412 Mineralrohstoffe1084121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1084122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 109

5 Synthese der Nutzungsinteressen 11251 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau11252 Definition von dynamischen Komponenten11453 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation 117

IV

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch 12161 Grunduumlberlegungen121

611 Regionaltheoretischer Hintergrund121612 Methodisches Vorgehen122613 Strukturdaten der Region123

62 Entwicklungsziele und Szenarien130621 Energieerzeugung130622 Verkehrsinfrastruktur 135623 Naturbelassenheit 141

63 Modellapplikation und Interpretation144631 Energieerzeugung144632 Verkehrsinfrastruktur 149633 Naturbelassenheit 153

7 Schlussbetrachtung15871 Fazit 15872 Forschungsperspektiven16073 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen162

Abkuumlrzungsverzeichnis

degC Grad Celsiusa JahrADAC ALLGEMEINER DEUTSCHER AUTOMOBIL-CLUBADV ARBEITSGEMEINSCHAFT DEUTSCHER VERKEHRSFLUGHAumlFENANL AKADEMIE FUumlR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGEARE BUNDESAMT FUumlR RAUMENTWICKLUNG (Schweiz)ARL AKADEMIE FUumlR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNGBBergG BundesberggesetzBBodSchG Gesetz zum Schutz vor schaumldlichen Bodenveraumlnderungen und zur Sanierung von

Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz)BBR BUNDESAMT FUumlR BAUWESEN UND RAUMORDNUNGBBSE BUNDESVERBAND BAUSTOFFE ndash STEINE UND ERDENBDB BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRTBEE BUNDESVERBAND ERNEUERBARE ENERGIEBEI BREMER ENERGIEINSTITUTBEN BIOENERGIE NIEDERSACHSENBFN BUNDESAMT FUumlR NATURSCHUTZBFU BUumlRGER FUumlR UMWELTBGL BUNDESVERBAND GUumlTERKRAFTVERKEHR LOGISTIK UND ENTSORGUNGBGR BUNDESANSTALT FUumlR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFEBGW BUumlRGERINITIATIVE GEGEN DEN WEITERBAU DER A1BJW BUumlRGERINITIATIVE JADE-WESER GEGEN DIE A 22BLU BAYERISCHES LANDESAMT FUumlR UMWELTSCHUTZBLWF BAYERISCHE LANDESANSTALT FUumlR WALD UND FORSTWIRTSCHAFTBMU BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEITBMVBW BUNDESMINISTERIUM FUumlR VERKEHR BAU UND WOHNUNGSWESEN

V

BMWA BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFT UND ARBEITBMZ BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITBNatSchG Gesetz uumlber Naturschutz und Landespflege (Bundesnaturschutzgesetz)BNS BUND NATURSCHUTZ SERVICEBPEM BUumlRGERINITIATIVE PRO ELBE MAGDEBURGBSH BERATUNGSGESELLSCHAFT FUumlR BESCHAumlFTIGUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEINBSI BUNDESVERBAND SOLARINDUSTRIEBUND BUND FUumlR UMWELT UND NATURSCHUTZBUWAL BUNDESAMT FUumlR UMWELT WALD UND LANDSCHAFT (Schweiz)BVU BERATUNGSGRUPPE VERKEHR + UMWELTBWE BUNDESVERBAND WINDENERGIECEVM COMPAGNIE EIFFAGE DU VIADUC DE MILLAUcm ZentimeterCMA CENTRALE MARKETING-GESELLSCHAFT DER DEUTSCHEN AGRARWIRTSCHAFTdb(A) Dezibel (Maszligeinheit fuumlr die Groumlszlige des Schalldrucks einer Quelle im Verhaumlltnis zu

einem Bezugsschalldruck)DIFU DEUTSCHES INSTITUT FUumlR URBANISTIKDIHT DEUTSCHER INDUSTRIE- UND HANDELSTAGDIN DEUTSCHES INSTITUT FUumlR NORMUNGDIW DEUTSCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGDNR DEUTSCHER NATURSCHUTZRINGDWD DEUTSCHER WETTERDIENSTDZT DEUTSCHE ZENTRALE FUumlR TOURISMUSEW EinzelwertFFH-RL Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieFNR FACHAGENTUR NACHWACHSENDE ROHSTOFFEFORSA GESELLSCHAFT FUumlR SOZIALFORSCHUNG UND STATISTISCHE ANALYSENFORWIND ZENTRUM FUumlR WINDENERGIEFORSCHUNGFSV FORSCHUNGSGESELLSCHAFT FUumlR STRASSEN- UND VERKEHRSWESENGFB GESELLSCHAFT ZUR FOumlRDERUNG DES BIOSPHAumlRENRESERVATES SUumlDHARZGG GrundgesetzGJ Gigajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Giga=109)GSTT GERMAN SOCIETY FOR TRENCHLESS TECHNOLOGYGTV GEOTHERMISCHE VEREINIGUNGGW GrundwertGWh Gigawattstundeh Stundeha HektarHz Hertz (Maszligeinheit fuumlr die Frequenz als Schwingung pro Sekunde)IFO INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGIG BAU INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BAU ndash AGRAR ndash UMWELTIG BCE INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BERGBAU CHEMIE ENERGIEIHKB INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER BREMERHAVENITP INTRAPLAN CONSULTIUCN INTERNATIONAL UNION FOR THE CONSERVATION OF NATURE AND NATURAL RESOURCESkm KilometerkV KilovoltkW KilowattkWh Kilowattstunde

VI

kWp Kilowattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)l LiterLFGMV LANDESAMT FUumlR FORSTEN UND GROSSSCHUTZGEBIETE MECKLENBURG-VORPOMMERNLKW Lastkraftwagenμg Mikrogramm (Mikro=10minus6)m Meterm2 Quadratmeterm3 KubikmeterMCW MODELLFLUG CLUB WALSRODEmin MinuteMio Millionmm MillimeterMrd MilliardeMUVBW MINISTERIUM FUumlR UMWELT UND VERKEHR DES LANDES BADEN-WUumlRTTEMBERGMVA MegavoltampereMW MegawattMWp Megawattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)MWV MINERALOumlLWIRTSCHAFTSVERBANDn v nicht vorhandenNABU NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLANDNBH NUumlRTINGER BUumlRGERINITIATIVE GEGEN HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN UumlBER WOHNGEBIETENNCK NAUTIC CLUB KEMBSNIW NIEDERSAumlCHSISCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGNLFB NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR BODENFORSCHUNGNLS NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR STATISTIKNLSV NIEDERSAumlCHSISCHE LANDESBEHOumlRDE FUumlR STRASSENBAU UND VERKEHRNMRELV NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR DEN LAumlNDLICHEN RAUM

ERNAumlHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZNMU NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTNNatG Niedersaumlchsisches NaturschutzgesetzNROG Niedersaumlchsisches Gesetz uumlber die Raumordnung und LandesplanungOECD ORGANISATION FOR ECONOMIC CO-OPERATION AND DEVELOPMENTPCG PLANCO CONSULTING GESELLSCHAFTPIB PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNGPJ Petajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Peta=1015)PKM Personenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Person uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)PKW Personenkraftwagenppm parts per million (Teile pro Million)QLF QualitaumltsfaktorROG RaumordnungsgesetzSMU SAARLAumlNDISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTSUP-RL Strategische Umweltpruumlfungs-Richtlinies SekundeSSUT SENATSVERWALTUNG FUumlR STADTENTWICKLUNG UMWELTSCHUTZ UND TECHNOLOGIE DES LANDES

BERLINt TonneTKM Tonnenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Tonne Nutzlast uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)

VII

TWh TerrawattstundeUFZ UMWELTFORSCHUNGSZENTRUM LEIPZIG-HALLEUVPG Gesetz uumlber die UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungUVS UNTERNEHMENSVEREINIGUNG SOLARWIRTSCHAFTV VoltVCD VERKEHRSCLUB DEUTSCHLANDVCOuml VERKEHRSCLUB OumlSTERREICHVDEW VERBAND DER ELEKTRIZITAumlTSWIRTSCHAFTVDN VERBAND DER NETZBETREIBERVDN VERBAND DEUTSCHER NATURPARKEVDV VERBAND DEUTSCHER VERKEHRSUNTERNEHMENVHDS VEREIN ZUR HEBUNG DER SAALESCHIFFFAHRTVS-RL Vogelschutz-RichtlinieW WattWBGU WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG GLOBALE UMWELTVERAumlNDERUNGENWCED WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENTWSN WASSER- UND SCHIFFFAHRTSDIREKTION NORDWESTWWF WORDL WILDLIFE FUND

Darstellungsverzeichnis

Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand24Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens26Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland28Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse28Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium29Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien49Darst 7 Soziale Analysekriterien 49Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien50Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien51Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien113Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor 114Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert115Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor115Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert116Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert 116Darst 16 Ja-Nein-Faktor 118Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors118Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte118Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte 119Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte119Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte119Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation120Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch124Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch125Darst 25 Geographische Lage der Wesermarsch126Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebiete in der Wesermarsch 127

VIII

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens127Darst 28 Verkehrsinfrastruktur der Wesermarsch 129Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens 130Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch131Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas 133Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch 134Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland136Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn137Darst 35 Moumlgliche Trassen des Jade-Weser-Kanals140Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen145Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen 146Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen145Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung 147Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung148Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen 149Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen150Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle 150Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur151Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur 152Darst 46 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus154Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen154Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit155Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte 156Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit 157

Anlagenverzeichnis

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)164Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)169Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43) 173Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44) 178Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45) 183Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)190Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47) 195Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48) 200Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)205Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)210Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)215Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)220

1

1 Einfuumlhrung

11 Ausgangssituation

111 Neue naturschutzfachliche HerausforderungenBestehende Konzepte fuumlr oumlkologische Schutzgebiete1 haben im Wesentlichen das Ziel einzelne Arten und besondere Areale zu schuumltzen und damit oftmals den Charakter von sbquoInselloumlsungenrsquo2

Diese Form des konventionellen Naturschutzes kann im Extremfall dazu fuumlhren dass bspw der Storch bekaumlmpft wird um den Frosch zu retten3 Bei den besonders schuumltzenswerten Arealen handelt es sich im kleinsten Maszligstab um Naturdenkmaumller welche eine Einzelschoumlpfung der Natur darstellen oder eine entsprechende Flaumlche die maximal 5 ha groszlig ist4 Auf solche Weise ist eine Konzentration auf die oumlkologischen Funktionen von Schutzflaumlchen relativ einfach moumlglichTrotz zunehmender Ausweisung von Schutzgebieten kann der traditionelle Naturschutz nicht uneingeschraumlnkt als erfolgreich bewertet werden da etwa der Artenschwund oder die Monotonisierung der Landschaft vorangeschritten ist5 Gruumlnde fuumlr diese Entwicklung sind darin zu suchen dass bspw eine Mindestgroumlszlige fuumlr die Erhaltung der Schutzgebiete nicht erreicht wurde oder es an einer wirksamen Effizienzkontrolle im Schutzgebietssystem mangelt6 Vor dem Hintergrund dieser Defizite ist auch die Entwicklung des europaumlischen Naturschutzkonzeptes zu sehen wie es im folgenden Absatz vorgestellt wird

Die neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen gehen im Wesentlichen von dem europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 aus welches auf den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten basiert und auf das sich diese Arbeit bezieht Eine weitere neue raum- und umweltplanerische Herausforderung ist das Raumordnungskonzept fuumlr das niedersaumlchsische Kuumlstenmeer welches sich durch eine aumlhnliche Problematik wie das Natura-2000-Konzept auszeichnet7 Da es sich jedoch weitgehend auf das kuumlstennahe Meeresgebiet mit seinen Besonderheiten bezieht besitzt es fuumlr diese Arbeit keine Bedeutung8 Das erwaumlhnte Schutzge-bietssystem Natura 2000 hat zum Ziel ein zusammenhaumlngendes Netz von oumlkologisch bedeutsamen Flaumlchen zu etablieren um das Naturerbe auf dem Gebiet der Europaumlischen Union zu schuumltzen Die Europaumlische Kommission definiert schutzwuumlrdige Lebensraumlume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse anhand derer die Mitgliedsstaaten Gebietsvorschlaumlge unterbrei-ten Dieses Schutzgebietssystem ist konzeptionell ausgereift lediglich bei der Umsetzung gibt es Verzoumlgerungen bzgl der Anmeldung der nationalen Gebiete Das betrifft z B Deutschland welches erst unter Androhung eines Strafgeldes durch die Europaumlische Kommission die geforderte Dokumentation lieferte9 10 Die grundsaumltzliche Problematik und damit die Relevanz fuumlr diese Arbeit ergibt sich nun aufgrund der Unterschiede des Natura-2000-Konzeptes zu dem oben dargestellten des konventionellen Naturschutz welches sich im Wesentlichen an den folgenden neuen Herausforderungen manifestiert

1 Im Folgenden werden aus Gruumlnden der Vereinfachung nur die Begriffe Schutzgebiet o auml verwendet die somit alle Varianten der naturschutzfachlichen Schutzgebietstypen umfassen Siehe Abschnitt 13

2 Vgl ERDMANNBORK (2002) 23 Vgl ERDMANNSPANDAU (1997) 94 Vgl sect 28 BNatSchG5 Vgl SSYMANK (1997) 116 Hinsichtlich weiterer Probleme bei der Gebietsausweisung vgl SSYMANK (1997) 317 Vgl NMRELV (2005a)8 Siehe Abschnitt 2219 Vgl SSYMANK (1998)10 Vgl BFN (o Ja)

2

1 Groszligflaumlchigkeit Das Natura-2000-Konzept erfasst haumlufig wesentlich groumlszligere Areale als dies bei vergleichbaren nationalen Schutzflaumlchen der Fall ist So gilt zwar in den deutschen Naturschutzgebieten und Nationalparken eine strenge Schutzkategorie wie sie auch beiden europaumlischen Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten zutrifft Allerdings ma-chen die deutschen Schutzgebiete einen wesentlichen geringeren Anteil an der Landesflauml-che aus und sind auch in houmlherer Zahl vertreten (jede einzelne Schutzflaumlche ist somit ver-gleichsweise klein) Im Ergebnis sind somit Natura-2000-Gebiete durchschnittlich um ein Vielfaches groumlszliger als nationale Schutzareale11 12 Die Konsequenz daraus ist dass sich der Raum fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten verringert in denen sie frei von naturschutzfachli-chen Beschraumlnkungen realisiert werden koumlnnen Die Problemstellung kann sich weiterhin verschaumlrfen wenn der betroffene Schutzraum sich auf eine groszlige zusammenhaumlnge Flaumlchebezieht wie z B die Insel Ruumlgen Dies wuumlrde dann eine vollstaumlndige Konzentration auf die oumlkologischen Ziele und daher sbquoNatur purrsquo bedeuten was konsequenterweise andere Ziele ausschlieszligt

2 Nachhaltigkeit Fuumlr die Natura-2000-Schutzraumlume gelten einerseits individuelle natur-schutzfachliche Erhaltungsziele was eine Aumlhnlichkeit mit der deutschen Naturschutzkon-zeption aufweist Andererseits heiszligt es in den gesetzlichen Grundlagen fuumlr die europaumli-schen Schutzraumlume dass i S des Prinzips der Nachhaltigkeit innerhalb eines bestimmten Rahmens wirtschaftliche kulturelle regionale soziale und wissenschaftliche Taumltigkeiten erlaubt sind13 Die Schwierigkeit ist nun dass keine Definition von Nachhaltigkeit mitgelie-fert wird allenfalls das grundlegende und sbquoklassischersquo Konzept i S der Beruumlcksichtigung von oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Aspekten ist zu erkennen Es liegt aber keine Konkretisierung in Hinblick darauf vor welche der genannten auszliger-oumlkologischen Taumltigkeiten unter welchen Umstaumlnden als nachhaltig und damit zulaumlssig zu erachten sind In der Folge fuumlhrt diese inhaltliche Luumlcke oftmals zu gerichtlichen Auseinandersetzungen hinsichtlich der Frage kommt ob die betroffene Aktivitaumlt in einem Gebiet mit den jeweili-gen Erhaltungszielen in Einklang zu bringen ist14

3 Konfliktlastigkeit Ein zusaumltzliches Problem das sich als Folge aus der Nicht-Definiertheit des Verstaumlndnisses von Nachhaltigkeit ergibt zeigt sich bei dem Zusammentreffen unter-schiedlichster Eingriffsformen Dieser Sachverhalt zielt zunaumlchst auf die Konfliktkonstellati-on von auszliger-oumlkologischen Anspruumlchen zu denjenigen welche sich aus den oumlkologischen Restriktionen des Schutzgebietes ergeben Aber auch zwischen den auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten selbst sind Konfliktpotenziale denkbar weil sich bestimmte Nutzungsformen ausschlieszligen15 Es fehlt dann an einem Entscheidungsverfahren o auml mit dessen Hilfe die Bevorzugung bestimmter raumlumlicher Anspruumlche gegenuumlber anderen begruumlndet werden kann Die gesamte Problematik der Konfliktlastigkeit stellt sich in diesem Maszlige bei natio-nalen Schutzkonzepten nicht da diese von vornherein weitgehend nur die Verfolgung von oumlkologischen Zielen zulassen Allenfalls kann es zu Situationen kommen in denen zwi-schen mehreren grundsaumltzlich als oumlkologisch wertvoll erachteten Maszlignahmen entschie-den werden muss die sich jedoch nicht alle vollstaumlndig umsetzen lassen

11 Siehe Abschnitt 13312 Diese Gegenuumlberstellung bezieht sich nicht auf andere deutsche Gebietskategorien weil diese sich nicht

eindeutig mit den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten vergleichen lassen So zeichnen sich bspw auch Naturparke durch eine Groszligflaumlchigkeit aus besitzen jedoch nur teilweise eine vergleichbar strenge Schutzkategorie bei Naturdenkmaumllern ist dies genau umgekehrt Vgl DRL (2002) 7

13 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (o J) siehe Abschnitte 223 und 2314 Vgl bspw MAASS (2000) 12215 Siehe Abschnitt 323

3

Ausgehend von den drei skizzierten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen ist es das Ziel dieser Arbeit einen Beitrag zur Loumlsung dieser Problematik zu leisten Zur Verdeutlichung der Problemlage wird in den Abschnitten 112 und 113 jeweils ein Beispiel beleuchtet welches die beiden Enden der sbquoProblemskalarsquo erfasst Vor dem Hintergrund der Eroumlrterung der gesamten Problemkonstellation in den Abschnitten 111 bis 113 werden in Abschnitt 13 die For-schungsfragen dieser Arbeit formuliert

112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargelegte Problematik trifft weniger auf Nutzungsinteressen zu welche sich durch eine vergleichsweise geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur auszeichnen Das ist dann der Fall wenn fuumlr die Realisierung auszliger-oumlkologischer Ziele die intakte Natur eine existenzielle Rolle spielt Der oumlkonomischen Logik folgend bedeutet dies dass dem Schutz und der Pflege dieser Naturflaumlchen eine hohe Prioritaumlt eingeraumlumt wird Tendenziell kann daher eher von einem sbquoGebrauchrsquo von Natur gesprochen werden da im Allgemeinen die Eingriffstiefe in das betroffene Oumlkosystem relativ gering ist Theoretisch ist damit eine vergleichsweise konfliktarme Integrationsolcher Nutzungsarten in die oumlkologischen Ziele eines Schutzgebietes moumlglich was in der Praxis jedoch nicht immer unproblematisch ist So kann bspw eine geringe Eingriffswirkung in ein Oumlkosystem an der betroffenen Stelle hinnehmbar sein aufgrund von Fernwirkungen ist jedoch an anderer Stelle moumlglicherweise ein negativer Effekt festzustellen Ein beispielhafter Bereich in dem die oben beschriebene Konstellation zutrifft ist der Tourismus mit seinen vielfaumlltigen Ausgestaltungsformen In diesem Fall handelt es sich jedoch eindeutig um eine Form von Fremdenverkehr welcher sich hinter den Stichworten naturnaher nachhaltiger oder oumlkologi-scher Tourismus verbirgt Im Folgenden werden anhand eines solchen Tourismuskonzeptes die drei dargelegten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen in Hinblick auf die vergleichsweise geringe Problemdichte verdeutlicht1 Groszligflaumlchigkeit Touristische Angebote sind darauf angewiesen dass sie fuumlr die Besucher

einen Zugang zu der natuumlrlichen Umgebung ermoumlglichen Dafuumlr ist es notwendig ent-sprechende bauliche Infrastrukturen bereitzustellen die sowohl aufgrund ihrer Beschaf-fenheit als auch ihrer Nutzung durch den Menschen zu einer Umweltbelastung fuumlhren So bedeutet bspw der Bau von Uumlbernachtungsunterkuumlnften eine flaumlchenhafte Bodenversie-gelung an der jeweiligen Stelle oder die Einrichtung eines Wanderweges fuumlhrt zu einer Flaumlchenzerschneidung von der eine Barrierewirkung fuumlr wandernde Tierarten ausgeht Die beschriebenen negativen Effekte koumlnnen in vielen Faumlllen sicherlich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausschluss ist jedoch nicht moumlglich Erschwert wird die Vermeidung von Beeintraumlchtigungen dadurch dass die neuen Schutzraumlume so groszlig sind dass ein Auswei-chen auf nicht geschuumltzte Teilareale haumlufig nicht in Frage kommt Daher besteht hinsicht-lich dieses Kriteriums im Vergleich zu den Aspekten Nachhaltigkeit und Konfliktlastigkeit die groumlszligte Herausforderung

2 Nachhaltigkeit Ausgehend von dem beschriebenen sbquoklassischenrsquo Verstaumlndnis von Nachhaltigkeit (Oumlkologie Oumlkonomie Soziales) ist festzustellen dass dieses Beispiel eine relativ einfache Verknuumlpfung der drei Nachhaltigkeitsebenen zulaumlsst Wie im vorherigen und naumlchsten Absatz beschrieben sind die oumlkologischen Anforderungen im Vergleich zu anderen Eingriffsformen weitgehend problemlos zu erfuumlllen Auch der Anspruch positive oumlkonomische Effekte zu erzielen kann in diesem Fall eingeloumlst werden Aufgrund dertouristischen Aktivitaumlten der Gaumlste kommt es zu einer Wertschoumlpfung von der auch regio-nale Unternehmen profitieren wie etwa in der Gastronomie Schlieszliglich werden mit dieser Projektform auch soziale Aspekte angesprochen welche die nicht-materiellen Beduumlrfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellen So kann das touristische Programm vielfaumlltige

4

Angebote bereithalten welche der koumlrperlichen Erholung und geistigen Regenerierung der Besucher dienen

3 Konfliktlastigkeit Die touristische Dienstleistung besteht im Allgemeinen aus einem Gesamtpaket unterschiedlicher Komponenten bei der die Nutzung von Natur oftmals ein wesentlicher Aspekt ist Daher benoumltigen touristische Infrastrukturen wie bspw Hotels oder Skilifte immer eine natuumlrliche Umwelt zur Erbringung des Gesamterlebnisses Urlaub In diesen Faumlllen hat gerade unter oumlkonomischen Gesichtspunkten ein sauberer Strand oder ein erosionssicherer Berg eine existenzielle Bedeutung fuumlr die Tourismusanbieter Gemindert ist das Konfliktpotenzial haumlufig bei dieser Form von Fremdenverkehrsangebo-ten das es sich wie oben beschrieben um einen naturnahen Tourismus handelt Ein voumlllig konfliktfreies Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Ziele ist dennoch nicht garantiert da es im Einzelfall oftmals strittig ist wo die Grenze einer naturvertraumlglichen Nutzung liegt16

Ein solches Beispiel wie diese unterschiedlichen Ziele ansatzweise integriert werden koumlnnen ist das Gemeinschaftswerk bdquoFahrtziel Naturldquo (bdquoErholen Erleben Erhaltenldquo) der Deutschen Bahn In Kooperation mit Umweltverbaumlnden und lokalen Verwaltungen von National- und Naturparken Naturschutzgebieten und Biosphaumlrenreservaten zielt dieses Projekt auf eine Foumlrderung des nachhaltigen Tourismus im Inland17 Dieser Fall stellt eine besonders gelungene Verzahnung unterschiedlicher Ziele dar Zum einen werden diese Schutzgebiete als attraktive Reiseziele bekannter gemacht was auch fuumlr die Fremdenverkehrseinrichtungen vor Ort oumlkonomisch bedeutsam ist Zum anderen kann unterstellt werden dass sich durch die touristischen Aktivitaumlten das Bewusstsein der Urlauber fuumlr den Naturschutz erhoumlht Des Weiteren ist einerseits das Ziel den Freizeitverkehr auf der Schiene zu erhoumlhen als klare wirtschaftliche Motivation der Deutschen Bahn zu sehen Andererseits findet eine oumlkologische Entlastung statt weil weniger Besucher auf den umweltschaumldlicheren motorisierten Individualverkehr angewiesen sind

113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargestellte grundsaumltzliche Problematik ist dann besonders gravierend wenn die Umsetzung von Nutzungsinteressen eine hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur voraussetzt oder zur Folge hat und damit zu dem sbquoklassischenrsquo Zielkonflikt zwischen Oumlkologie und Oumlkonomie fuumlhrt In solchen Faumlllen kann oftmals erst durch einen schwerwiegenden Eingriff in ein lokales Oumlkosystem das jeweilige oumlkonomische Ziel erreicht werden Die Natur vor Ort flieszligt in einen wirtschaftlichen Umwandlungsprozess ein und es findet ein sbquoVerbrauchrsquo von Natur statt Oder die Natur wird zumindest so stark veraumlndert dass ihre urspruumlnglichen Eigenschaften unwieder-bringlich verloren gehen Mag in der oben beschriebenen Konstellation eine Entscheidung zu Gunsten der Oumlkologie noch einfach sein so kann es Situationen geben in denen diese Abwaumlgung nicht mehr eindeutig moumlglich ist Auch innerhalb der Oumlkologie sind Zielkonflikte moumlglich welche sich nicht auf den ersten Blick loumlsen lassen Dabei stoszligen haumlufig lokale und globale Ziele aufeinander wenn bspw die Erhaltung eines (Teils des) Schutzraumes imWiderspruch steht zu einer Maszlignahme welche auf die Umsetzung des Klimaschutzes zielt

Zwei beispielhafte Bereiche in denen die beiden oben skizzierten Problemvarianten zu-treffen sind der Abbau von mineralischen Rohstoffen und die Errichtung von Schifffahrtskanauml-len Beide Projektarten werden im Folgenden anhand der drei dargelegten neuen naturschutz-fachlichen Herausforderungen in Hinblick auf ihre vergleichsweise hohe Problemdichte verdeutlicht

16 Siehe Abschnitt 41117 Vgl FAHRTZIEL NATUR (o J)

5

1 Groszligflaumlchigkeit Bei der Eingriffsform Schifffahrtskanal kann die Problematik insbesondere darin bestehen dass die Trasse um das Schutzgebiet herum verlegt werden muss Dies wiederum koumlnnte mit houmlheren Kosten aufgrund der laumlngeren Streckenfuumlhrung verbunden sein was einhergeht mit einer laumlngeren Fahrtzeit und damit einer Verringerung der Attrak-tivitaumlt dieses Verkehrssystems Aus diesen Gruumlnden waumlre eine moumlglichst geradlinige Tras-senfuumlhrung durch das betroffene Schutzareal anzustreben Ein daraus resultierender ex-tremer Zerschneidungseffekt koumlnnte allenfalls durch einen Kanalverlauf gemildert werden der um besonders oumlkologisch sensible Punkte innerhalb der Schutzflaumlche herum gefuumlhrt wird Auch bei dem Abbau mineralischer Bodenschaumltze kann die Weitlaumlufigkeit der Schutzzone problematisch sein da dies die Wahrscheinlichkeit erhoumlht dass die Abbaustel-le sich in dem Schutzgebiet befindet Wird festgestellt dass sich foumlrderungswuumlrdige Roh-stoffe in dem betroffenen Schutzareal befinden koumlnnen sie dann auch nur an dieser Stelle abgebaut werden Eine alternative Abbaustelle kommt meistens nicht in Betracht anders als bei einem alternativen Kanalverlauf Am Ergebnis naumlmlich die Verbindung zweier Punkte aumlndert sich nichts

2 Nachhaltigkeit Unter oumlkologischer Nachhaltigkeit sind beide Eingriffsformen sehr unterschiedlich zu bewerten So kann bei dem Abbau von Bodenschaumltzen aufgrund der massiven negativen Umweltwirkungen noch eindeutig von einem Verfehlen dieses Nach-haltigkeitsziels gesprochen werden Bei dem Bau von Schifffahrtskanaumllen ist dies jedoch nicht mehr moumlglich Das Hauptargument fuumlr diese Projektform ist aus oumlkologischer Sicht der vergleichsweise geringe Energieverbrauch pro TKM was als Beitrag zur Minimierung der verkehrsbedingten klimagefaumlhrdenden Emissionen von Bedeutung ist Ebenso erge-ben sich Schwierigkeiten beide Eingriffsarten in oumlkonomischer Hinsicht zweifelsfrei zu beurteilen Bei den Schifffahrtswegen sind moumlglicherweise unguumlnstige Kosten-Nutzen-Relationen in Betracht zu ziehen bei den Bodenschaumltzen laumlsst deren Endlichkeit Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Projektart aufkommen Nicht zuletzt bleiben Fragen offen inwie-fern beide Nutzungsarten eine soziale Dimension von Nachhaltigkeit beruumlhren ndash zumin-dest auf den ersten Anschein ist dies nicht zu erkennen

3 Konfliktlastigkeit Ein hohes Konfliktpotenzial existiert bei der Foumlrderung von Bodenschaumlt-zen da es einen gravierenden Eingriff in das betroffene Oumlkosystem bedeutet Zunaumlchst wird das Abbaugebiet an der Oberflaumlche bearbeitet d h es werden Verkehrsinfrastruktu-ren fuumlr die Baufahrzeuge errichtet sowie die Deckschicht des Bodens entfernt Danach beginnt der eigentliche Prozess der Gewinnung von mineralischen Materialien durch Aushub des Erdreiches sowie schlieszliglich einer landschaftspflegerischen Gestaltung wel-che sich an dem urspruumlnglichen Zustand des betroffenen Gebietes orientiert Auch in dem zweiten Beispiel der Errichtung eines Schifffahrtskanals sind massive Einwirkungen auf den Naturhaushalt unausweichlich Die Belastungen fuumlr die Umwelt sind im Wesentlichen durch den Bau dieser Verkehrsinfrastruktur begruumlndet da eine erhebliche Bodenentnah-me uumlber eine laumlngere Strecke notwendig ist Neben dieser direkten Zerstoumlrung von Bioto-pen bedeutet eine kuumlnstliche Wasserstraszlige auch eine Zerschneidung von Landschaft welche sowohl fuumlr wandernde Tierarten eine Barrierewirkung entfaltet als auch von Men-schen als eine visuelle Beeintraumlchtigung empfunden werden kann18 19

Im Fall der Gewinnung von Bodenschaumltzen wird im Folgenden das Beispiel bdquoGipskarstgebiet bei OsterodeHarzldquo dargestellt welches sich auf ein ca 1400 ha groszliges Gebiet erstreckt Diese Flaumlche wurde aufgrund der dort ansaumlssigen Lebensraumlume und Arten gemaumlszlig EU-Recht als Flora-

18 Siehe Abschnitt 41219 Siehe Abschnitt 47

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Fauna-Habitat-Gebiet gemeldet und besitzt damit eine besondere oumlkologische Sensibilitaumlt20 In diesem Schutzgebiet befinden sich sechs Abbaustaumltten mit einer Gesamtflaumlche von ca 113 ha Bei der Realisierung des Gipsabbaus kommt es bau- und betriebsbedingt zu einer Reihe von Beeintraumlchtigungen in dem Naturschutzraum Es ist daher bspw mit einer Zerstoumlrung der Pflanzendecke einem weitgehenden Verlust der Artenvielfalt LKW-Verkehr beim Bau der Zufahrten sowie Schadstoffemissionen durch Baumaschinen und Transportfahrzeuge zu rechnen21 Im Fall der Errichtung eines Schifffahrtskanals wird im Folgenden exemplarisch die Problematik eines geplanten ca 75 km langen Schleusenkanals kurz dargestellt welche im Rahmen des Ausbaus der Saale fuumlr die Schiffbarmachung zum Tragen kommt Eine grundsaumltzli-che Schwierigkeit ergibt sich bereits daraus dass der vorgesehene Verkehrsweg 2 km oberhalb der Saale-Muumlndung teilweise das Biosphaumlrenreservat bdquoFlusslandschaft Elbeldquo beruumlhrt welches als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet besonderen Schutz genieszligt So wird befuumlrchtet dass die damit beabsichtigte Verkuumlrzung des Schifffahrtsweges um 8 km u a zu einer Vernichtung von Ackerboumlden und zu einer Zerschneidung des Elbe-Saale-Winkel fuumlhrt Die Notwendigkeit der Realisierung dieses Kanals ist daher umstritten was sich u a in diversen organisierten Befuumlrwortern und Gegnern ausdruumlckt22 23 24

Zusammenfassend wird fuumlr Abschnitt 11 die inhaltliche Motivation fuumlr diese Arbeit nochmals anhand der drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen klargemacht Aufgrund der Eigenschaft der Groszligflaumlchigkeit dieser Schutzgebiete wird es schwierigeroumlkologische Restriktionen und auszliger-oumlkologische Eingriffsarten raumlumlich zu trennen und somit relativ unproblematisch gleichzeitig zu realisieren Die Beruumlcksichtigung des Prinzips der Nachhaltigkeit bei der Ausgestaltung solcher Schutzzonen ermoumlglicht es grundsaumltzlich auch auszliger-oumlkologische Projektformen zu realisieren an einer handhabbaren Konkretisierung dieses Prinzips fuumlr den Einzelfalls mangelt es jedoch Schlieszliglich entstehen Situationen die sich durch eine hohe Konfliktlastigkeit auszeichnen da im Extremfall viele unterschiedliche auszliger-oumlkologische Nutzungsinteressen umgesetzt werden sollen und eine eindeutige Prioritaumltenset-zung nicht zwingend moumlglich ist In Abschnitt 12 wird der Forschungsstand zu der aufgeworfe-nen Problemlage aufgearbeitet und bestehende Zugaumlnge Loumlsungsansaumltze und Instrumente in Hinblick auf die Brauchbarkeit fuumlr diese Arbeit bewertet Schlieszliglich werden in Abschnitt 13 die Forschungsfragen fuumlr diese Arbeit gestellt die Methodik beschrieben und zentrale Begriffe definiert

12 Forschungsstand

121 Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und LandschaftsplanungIn Anbetracht der geschilderten Problemlage draumlngt sich die Frage nach dem Zusammenhang zur sbquoklassischenrsquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung auf welche in ihrem Kern die Koordinierung verschiedener Nutzungsinteressen thematisiert So zeichnen sich die Arbeiten aus dem Bereich Raumplanung haumlufig durch eine fundierte Analyse der Einflussfaktoren auf

20 Vgl NMU (o Ja) 521 Vgl ELLWANGER (1999) 478-48422 Vgl VHDS (o J)23 Vgl UFZ (2003) 724 Vgl BUND (o Ja)

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welche auf die Entwicklung von Raumlumen wirken wie etwa infrastrukturelle Standorteigenschaf-ten Oder es werden Erklaumlrungsmuster geliefert wie etwa die Rang-Groumlszlige-Regel mit deren Hilfe die Regelhaftigkeit der Groumlszligenverteilung von Staumldten analysiert werden kann Thematischer Schwerpunkt solcher Quellen ist oftmals die Analyse von staumldtischen Verdichtungsraumlumen mit ihren siedlungsspezifischen Fragestellungen25 Aus diesen Ausfuumlhrungen ist erkennbar dass so gut wie keine Anknuumlpfungspunkte zur eigenen Arbeit abgeleitet werden koumlnnen Lediglich die allgemeine Problematik hinsichtlich der Behandlung unterschiedlicher Nutzungsarten findet sich auch in diesem Werk Des Weiteren gibt es einen geringen Bezug zu der Analyse von raumlumlichen Einflussfaktoren was sich in dieser Abhandlung indirekt durch die Pruumlfspezifika des Nachhaltigkeitsrasters manifestiert26

Bei den Arbeiten zum Thema Regionalplanung liegt der Fokus haumlufig auf der Beschreibungder Organisation und des Aufbaus der Regionalplanung mit ihren institutionellen Einheiten wie z B den Regionalverbaumlnden oder den Planungsbeiraumlten sowie den rechtlichen Grundlagen des Planungssystems Des Weiteren werden detaillierte Ausfuumlhrungen zu den Einflussgroumlszligen der regionalen Entwicklung vorgetragen wie etwa der Stand der Technik oder die natuumlrlichen Ressourcen Die Erlaumluterung der Funktionsweise des regionalen Raumordnungsplanes spielt dabei eine groszlige Rolle in dessen Rahmen bspw auch Bevoumllkerungsprognosen erstellt werden27

Diese Thematik ist ebenfalls wenig geeignet um daraus Bausteine fuumlr die Entwicklung deseigenen Konzeptes zu kreieren Allenfalls weisen die institutionellen Elemente darauf hin dass die mit diesem Modell konzipierten Aussagen als Grundlage fuumlr raumplanerische Abwaumlgungenim Zusammenhang mit kommunalen Entscheidungsgremien zu sehen sind28

Die Publikationen aus der Kategorie Landschaftsplanung sind der Thematik dieser Arbeitschon naumlher da sie in einem viel staumlrkeren Maszlige die oumlkologischen Rahmenbedingungen etwa in Form von Schutzflaumlchen in den Planungsprozess integrieren Hier ist schon eine groumlszligere thematische Naumlhe zu den in dieser Arbeit relevanten Projektformen zu erkennen da die Landschaftsplanung sich auch als Beitrag zur Fachplanung versteht welche etwa beim Straszligenbau zum Tragen kommt Insgesamt greift dieser Planungstypus die aufgeworfene Problemlage am besten auf weil hier die Konfliktkonstellation unterschiedlicher Eingriffsformen im Vordergrund steht29 Letztendlich ist aber zu konstatieren dass alle oben genannten theoretischen Zugaumlnge nur ansatzweise fuumlr das eigene Konzept brauchbar sind da sie weder inhaltlich noch methodisch anschlussfaumlhig sind Das inhaltliche bezieht sich darauf dass sich diese Instrumente weitgehend auf formale und rechtliche Aspekte konzentrieren und somit oumlkologische oumlkonomische und soziale Aspekte von Projektarten nicht ausreichend beruumlcksich-tigen Das methodische zielt darauf dass die dort gemachten Aussagen nur unzureichend fuumlr die Ableitung uumlber Abwaumlgungsentscheidungen zwischen unterschiedlichen Eingriffsformen zu gebrauchen sind30

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte PlanungWie oben vermittelt wurde bietet die sbquoklassischersquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung so gut wie keine Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die eigene Konzeption Daher stellt sich die Frage ob eine Erweiterung um eine oumlkologische Komponente der beschriebenen Problemkonstellation mit den naturschutzfachlichen Restriktionen einer Schutzflaumlche besser gerecht wird Die Literatur zu diesem Thema wird haumlufig unter solchen Stichworten wie z B sbquooumlkologisch

25 Vgl bspw BOumlKEMANN (1999)26 Siehe Abschnitte 11 und 3327 Vgl bspw SEIFERT (1993)28 Siehe Abschnitt 22129 Vgl bspw AUHAGEN U A (2002)30 Siehe Abschnitt 22

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orientierte Planungrsquo bezeichnet und im Folgenden naumlher erlaumlutert Unter diesem Begriff koumlnnen im Allgemeinen Vorgehensweisen verstanden werden die auf den Ergebnissen der landschafts-oumlkologischen Forschung aufbauen und sie mit anthropogenen raumlumlichen Nutzungsanspruuml-chen sowie gesellschaftlichen Wertvorstellungen in Bezug bringen Damit werden zwei Ebenen angesprochen die zunaumlchst keine Verbindung zueinander haben naumlmlich Oumlkologie und Planung So ist die Oumlkologie mit ihren Unterdisziplinen lediglich auf die Beschreibung und Erklaumlrung von natuumlrlichen Strukturen und Funktionen ausgerichtet ohne eine eigene Handlungsaufforderungen zu enthalten Dem steht die Planung gegenuumlber welche einen stufenweisen Entscheidungsprozess darstellt und auf normative Wertvorstellungen aufbaut wie z B der Erhaltung des Naturerbes Beide Ebenen sind jedoch nicht von vornherein getrennt und muumlssen erst durch die oumlkologische Planung zusammengefuumlhrt werden So haben sie etwa hinsichtlich der Entwicklung von normativen Planungszielen einen Beruumlhrungspunkt da die Fundierung solcher Aussagen nicht ohne die Erkenntnisse aus der Oumlkologie moumlglich ist was sich z B auf die Populationsgroumlszlige einer vom Aussterben bedrohten Art bezieht31

Dennoch existieren Publikationen welche uumlber eine solch allgemeine Sichtweise hinaus-gehen und sogar versuchen auszliger-oumlkologische Gesichtspunkte in den Planungsprozess zu integrieren So gibt es bspw eine Handreichung zur Operationalisierung des Nachhaltigkeits-prinzips in der Regionalplanung die hier kurz vorgestellt wird Beginnend mit einer Definition von Nachhaltigkeit und der Abgrenzung der rechtlichen Rahmenbedingungen wird das methodische Vorgehen in Hinblick auf die Operationalisierung der Ziele einer nachhaltigen Regionalplanung erlaumlutert Dabei wird u a auf die Schwerpunktsetzung der oumlkologischen Nachhaltigkeitsdimension hingewiesen und es werden die Anforderungen formuliert die bei der Auswahl von Indikatoren fuumlr die Beurteilung hinsichtlich der Zielerreichung relevant sind Einen groszligen Teil der Abhandlung nimmt die Konkretisierung der schutzgutbezogenen Aspekte ein etwa in Bezug auf die biologische Vielfalt oder das Landschaftsbild Einen ebenso weiten Raum umfasst die Erlaumluterung der nutzungsbezogenen Aspekte was sich bspw auf die Landwirtschaft oder den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe bezieht Fuumlr alle schutzgut- und nutzungsbezogenen Aspekte werden jeweils eine allgemeine Problemstellung des Aspektes eine Spezifizierung des naturwissenschaftlichen Hintergrundes sowie eine Handlungsempfeh-lung fuumlr die Regionalplanung geliefert Des Weiteren wird in dieser Abhandlung die Notwendig-keit vermerkt weitere Akteursgruppen einzubeziehen die nicht in den unmittelbaren Einflussbereich der Regionalplanung fallen wie etwa private Haushalte Auch wird betont dass die gesamte Vorgehensweise nicht fuumlr jede Region gleichermaszligen anwendbar ist und es demnach einer teilraumlumlichen Differenzierung der Nachhaltigkeitsziele bedarf Zusammenfas-send werden generelle Handlungsempfehlungen fuumlr eine nachhaltige Regionalplanung formuliert was sich konkret in der Definition von Pruumlfkriterien darstellt bspw in Hinblick auf oumlkologische Grundregeln32

Die Literatur welche sich mit der oumlkologischen Ausrichtung von Raumplanung beschaumlf-tigt liefert kaum brauchbare Elemente fuumlr diese Arbeit Diese Abhandlungen beinhalten viele Instrumente und Methoden mit denen die oumlkologischen Auswirkungen innerhalb verschiede-ner Arten von Raumnutzung untersucht werden Sie sind jedoch in Hinblick auf die Entschei-dung zwischen diesen Projektformen kaum verwendbar Allenfalls der Hinweis auf diegrundsaumltzliche Trennung der Bereiche in Oumlkologie und Planung weist in die Richtung dereigenen Arbeit So bezieht sich die Deskription der Umwelteffekte von Eingriffsformen auf die Darstellung oumlkologischer Zusammenhaumlnge die Heranziehung von normativen Elementen findet

31 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 15-1932 Vgl bspw ARL (2000)

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sich in Form der anschlieszligenden Bewertung (sbquogering-mittel-hochrsquo) wieder33 Dagegen bietet die Erweiterung der oumlkologischen Ausrichtung von Planung auf eine nachhaltige Perspektive mit der vorgestellten Publikation schon mehr Impulse fuumlr die konzeptionelle Entwicklung der eigenen Arbeit Dies zeigt sich in erster Linie an der Gegenuumlberstellung der oumlkologischen schutzgutbezogenen und den auszliger-oumlkologischen nutzungsbezogenen Aspekten Eine aumlhnliche Trennung findet sich auch in dem eigenen Modell was sich in der Definition der Analysekriterien einerseits und der Analyse der Nutzungsinteressen andererseits manifestiert Auch innerhalb des Bereiches der Eingriffsarten finden sich Merkmale der vorgestellten Vorgehensweise wieder So wird ebenfalls fuumlr ausgewaumlhlte Projektformen zunaumlchst ein Uumlberblick der wichtigsten Eigenschaften geboten auf dem dann die ausfuumlhrliche Erlaumluterung der spezifischen oumlkologi-schen Hintergruumlnde folgt34 Auch die Schwerpunktsetzung auf die oumlkologische Nachhaltigkeits-dimension wird in dem eigenen Konzept aufgegriffen weil soziale und oumlkonomische Aspekte sich auf eine konkrete Weise nur begrenzt mit der Regionalplanung sinnvoll verbinden lassen35

Dagegen sind bzgl der Abwaumlgungsproblematik bei unterschiedlichen Nutzungsinteressen und moumlgliche Loumlsungsansaumltze so gut wie keine Hinweise aus den genannten Quellen fuumlr die eigene Arbeit zu entnehmen

Nachhaltige Raum- und RegionalentwicklungDie Diskussion uumlber eine nachhaltige Raumentwicklung hat maszliggeblich an Intensitaumlt zugenommen seit Mitte der 1990er Jahre in der Politik auf internationaler und nationaler Ebene dieses Thema aufgegriffen wurde Dabei erhoumlht sich die Komplexitaumlt der Thematik dadurch dass neben dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung das Ziel von gleichwertigen regionalen Lebensbedingungen angestrebt wird Mit der Beschreibung dieses Spannungsverhaumlltnisses wird auch einraumlumt dass eine Reihe von raumlumlichen Konflikten existiert Aus dieser Vielzahl von Konfliktkonstellationen treten haumlufig drei Arten in Erscheinung fuumlr die jeweils kurz die Problemlage sowie moumlgliche Loumlsungsansaumltze umrissen werden1 Agglomerationsraumlume Diese Gebiete zeichnen sich oftmals durch eine hohe oumlkonomische

Dynamik aus was haumlufig in Konflikt geraumlt mit einem oumlkologischen Ziel etwa der Verringe-rung des Energieaufwandes sowie einer abgestimmten Arbeitsteilung zwischen Kernstaumld-ten und Umland Selbst in Zeiten des Ruumlckganges des Wirtschaftswachstums kommt es zu einem Anstieg der Flaumlcheninanspruchnahme sowie des motorisierten IndividualverkehrsLoumlsungsansaumltze fuumlr diese Problematik liegen in einer houmlheren Dichte Mischung und Poly-zentralitaumlt der Nutzungsarten

2 Verkehrskorridore Sowohl der Nahverkehr innerhalb der Staumldte wie auch der Fernverkehr zwischen den Staumldten fuumlhren zu hohen Umweltbelastungen die in erster Linie durch den Transport auf der Straszlige verursacht werden Dabei ist die Fahrleistung im Guumlter- und Per-sonenverkehr dort am houmlchsten wo Nah- und Fernverkehr aufeinander treffen Diese Knotenpunkte gelten insbesondere auf europaumlischer Ebene als wichtige Standortvorteile fuumlr Unternehmen um ihre Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte besser zu erreichen Als we-sentliche Loumlsungsstrategien fuumlr diesen Bereich werden ebenfalls eine dezentrale Konzent-ration auf siedlungsstrukturell tragfaumlhigere Orte sowie einer Verkehrsvermeidung bzw Verkehrsverlagerung erachtet

3 Laumlndliche Raumlume Zunaumlchst ist festzustellen dass es den laumlndlichen Raum i S eines Stadt-Land-Gegensatzes mustertypisch nicht gibt sondern eine Vielfalt an Varianten mit unter-schiedlichen raumlumlichen Konfliktpotenzialen existiert Gleichwohl erfuumlllen alle Arten von

33 Siehe Abschnitte 313 und 434 Siehe Abschnitt 435 Siehe Abschnitt 223

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laumlndlichen Gebieten eine Art Ausgleichfunktion fuumlr Ballungsraumlume wie etwa in Form der Naherholung der Sicherstellung der Wasserversorgung oder der Erhaltung der Artenviel-falt Bei der nachhaltigen Entwicklung solcher Areale gilt es das Prinzip der dezentralen Konzentration anzuwenden wonach die wirtschaftlichen Aktivitaumlten auf zentrale und tragfaumlhige Orte und Ortskerne beschraumlnkt werden Auf diese Weise koumlnnen Flaumlchen einge-spart und Landschaften in ihrer oumlkologischen Funktionsfaumlhigkeit erhalten werden36

Als konzeptioneller Kern einer nachhaltigen Regionalentwicklung wird die Sicherstellung einesakzeptablen Wohlstandsniveaus fuumlr die regionale Bevoumllkerung erachtet welches auch fuumlr die kuumlnftigen Generationen erhalten bleiben muss Wie hoch dieses Niveau genau sein soll wird jedoch nicht definiert Allerdings wird eingeschraumlnkt dass es nicht in Konflikt mit der globalen Nachhaltigkeit geraten darf Im Rahmen dieser Vorgabe wird jeder Region zugestanden einen individuellen Weg bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu waumlhlen Demnach fuumlhrt die Summe dieser Wege langfristig zu einer nachhaltigen Entwicklung was allerdings nicht weiter begruumlndet wird Realistischerweise wird jedoch eingestanden dass es moumlglicherweise noumltig ist das Wohlstandsniveau in einzelnen Regionen zu reduzieren Bei der Umsetzung eines solchen regionalen Nachhaltigkeitskonzeptes muumlssen bestimmte Besonderheiten beachtet werden die im Folgenden knapp erlaumlutert werden1 Offenheit Regionen sind offene Systeme die in einer Interaktion mit anderen Regionen

stehen Da globale Entwicklungen in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich wirken muumlssen regionale Nachhaltigkeitskonzepte immer im Zusammenhang mit anderen Regio-nen gesehen werden

2 Identitaumlt Regionen zeichnen sich durch eine regionale Identitaumlt aus welche die Orientierung auf ein gemeinsam definiertes Kollektivwohl erleichtert Besonders wichtig sind dabei informale regionale Institutionen mit denen dann konkrete Projekte und Maszlig-nahmen besonders wirkungsvoll gefoumlrdert werden koumlnnen

3 Rahmenbedingungen Weiterhin gilt es die regionalen Rahmenbedingungen zu beachtenund zu nutzen was sich etwa auf die Bevoumllkerungsdichte den Bildungsstand die Wirt-schaftsstruktur oder das kulturelle Selbstverstaumlndnis bezieht Darauf basierend koumlnnen Regionen im Vergleich zur lokalen Ebene ihre Groumlszlige sbquoausspielenrsquo und Projekte und Maszlig-nahmen in Hinblick auf Stoffkreislaumlufe und Wertschoumlpfungsketten realisieren37

Das Konzept der nachhaltigen Raumentwicklung ist gekennzeichnet durch ein hohes Maszlig an Abstraktheit was seine praktische Umsetzung betrifft Lediglich in Ansaumltzen ist erkennbar wo verwertbare Momente fuumlr das eigene Modell vorliegen So wird auch in diesem Fall die generelle Problematik von raumlumlichen Konflikten thematisiert was jedoch auf einem sehr allgemeinen Niveau geschieht konkrete Hilfen fuumlr das eigene Konzept sind daraus nicht abzuleiten Auch stellt sich dieser theoretische Zugang als ein thematisch sehr weit gefaumlcherter Bereich (wie oben bei der dargestellten Raumplanung schon zu sehen war) dar wie mit den Aspekten Agglomera-tionsraumlume Verkehrskorridore und laumlndliche Raumlume deutlich wurde Allenfalls der letzte Aspekt kann aufgrund seiner houmlheren oumlkologischen Relevanz noch ansatzweise mit der Themenstel-lung dieser Arbeit in Verbindung gebracht werden Somit bietet auch die nachhaltige Raumentwicklung weder methodische noch inhaltliche Komponenten fuumlr die Konzeption des eigenen Modells

Aumlhnlich ist die Situation beim Thema nachhaltige Regionalentwicklung wobei sich an einigen Punkten schon eher ein Bezug zu den in der eigenen Arbeit aufgegriffenen Aspekten herstellen laumlsst So spielen auch hierbei die spezifischen Eigenschaften einer Region eine groszlige Rolle was sich vor allem bei dem in dieser Arbeit aufgegriffenen Fallbeispiel zeigt Es wird

36 Vgl BBR (1998) I72-12637 Vgl bspw THIERSTEINWALSER (2000) 80f

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besonders deutlich dass Region nicht gleich Region ist sondern sowohl die oumlkologischen Rahmenbedingungen als auch die auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen sich ganz entscheidend bei der Anwendung des eigenen Modells auswirken Insgesamt uumlberwiegt bei beiden vorgestellten Konzepten das Manko das sie uumlber eine Beschreibung der Problemlage und der stichwortartigen Praumlsentation von Loumlsungsbegriffen nicht hinauskommen Nicht zuletzt fehlt beiden Forschungsrichtungen der oumlkologische Charakter in Hinblick auf die Groszligflaumlchigkeit einer Schutzzone welche die raumlumliche Grundlage der eigenen Arbeit darstellt38

Regionalwirtschaftliche Entwicklung und Relevanz von SchutzgebietenRegionale Bezuumlge finden sich auch in Publikationen welche die auszliger-oumlkologischen Aspekte von Schutzflaumlchen aufgreifen So findet sich in den Richtlinien der zustaumlndigen Dachverbaumlnde ein entsprechender Hinweis welcher eine solche thematische Verbindung herstellt bdquoSchutzge-biete sind keine isolierten Einheiten sie sind in oumlkologischer wirtschaftlicher politischer und kultureller Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt Aus diesem Grund muumlssen Planung und Management von Schutzgebieten in die Regionalplanung eingebettet sein und daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung seitens der Landesplanung erfahrenldquo39 Aufgrund dieser und weiteren Aussagen aus dieser Quelle lassen sich jedoch keine handhabbaren Loumlsungsansaumltze fuumlr die aufgezeigte Problemlage ableiten

Dennoch gibt es eine Reihe von Arbeiten welche diese Thematik ausfuumlhrlich behandeln Diese Art der detaillierten Auseinandersetzung bezieht sich haumlufig jedoch auf konkrete Beispiele so dass sich daraus ebenso wenig brauchbare Anknuumlpfungspunkte fuumlr die eigene Arbeit herstellen lassen Exemplarisch wird etwa das Schutzareal bdquoFlusslandschaft Elbeldquo analysiert in dem die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Projektarten aus den Bereichen Wasser- Land-und Forstwirtschaft Verkehr und gewerbliche Wirtschaft zu einer Vielzahl von Konfliktkonstellationen fuumlhrt Die in diesem Beispiel vorgeschlagenen Loumlsungswege zeichnen sich dadurch aus dass sie weitgehend auf die spezifischen Rahmenbedingungen dieses Falles ausgerichtet sind So wird bspw als Beitrag zur Loumlsung der Konfliktsituation bzgl der Verkehrsbelastung vorgeschlagen den Schienen- gegenuumlber den Straszligenverkehr baulich zu bevorzugen Dies geht einher mit einer Staumlrkung der oumlffentlichen gegenuumlber den individuellen Transportsystemen Auf diese Weise soll das Mobilitaumltsbeduumlrfnis der Wohnbevoumllkerung und der Besucher befriedigt und gleichzeitig die Belastung der Schutzzone aufgrund von Schadstoffen des Straszligenverkehrs verringert werden40 Hier laumlsst sich nur ansatzweise ein Bezug zu der Vorgehensweise in der eigenen Arbeit entdecken da ebenfalls die Bereiche Schienen- und Straszligenverkehr sowie Tourismus eine groszlige Rolle spielen Die in dem eigenen Modell zu diesen Aspekten gemachten Aussagen gehen tendenziell in die gleiche Richtung wie sie in dem beschriebenen Beispiel angefuumlhrt wurden Allerdings bleibt festzuhalten dass sich aus der genannten Publikation aufgrund der Beschraumlnkung auf die Beschreibung eines Fallbeispielskeine allgemeinguumlltigen Handlungsanweisungen oder dergleichen fuumlr aumlhnlich gelagerte Faumllle zu entnehmen sindJedoch gibt es auch Literatur welche sich auf einer mehr theoretischen Ebene mit den auszliger-oumlkologischen Bedingungen von Schutzarealen auseinandersetzt und somit moumlglicher-weise anschlussfaumlhigere Prinzipien fuumlr das eigene Konzept bietet So wird bspw im Zusammen-hang mit der Schutzkategorie Biosphaumlrenreservate das Drei-Zonen-Modell eingefuumlhrt welches im Kern auf die Abstufung der Schutz- und Entwicklungsfunktion eines solchen Gebietes zielt Demnach ist die Kernzone ausschlieszliglich fuumlr den Schutz der natuumlrlichen Oumlkosysteme vorgese-hen die Uumlbergangszone erfuumlllt eine Puffer- und Pflegefunktion und die Entwicklungszone

38 Siehe Abschnitte 221 und 639 EUROPARCIUCN (2000) 1840 ARL (1997)

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schlieszliglich darf intensiv anthropogen genutzt werden bzw stellt den Siedlungsbereich dar Andere theoretische Grundlagen stellen die regionalen Managementinstrumente dar welche der Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Regional- und Landesentwicklung dienen Eine typische Unterkategorie ist dabei bspw das Interessen- und Potenzialmanagement das die Abstimmung der Interessen und Potenziale der beteiligten Akteure in einem Schutzter-rain thematisiert41 Das Drei-Zonen-Modell stellt einen sehr praktikablen Ansatz fuumlr die Verwaltung von Schutzflaumlchen dar weil auf diese Weise potenziell konflikttraumlchtige Nutzungs-formen raumlumlich leicht getrennt werden koumlnnen Diese Vorgehensweise funktioniert jedoch nur wenn die zu schuumltzende Kernzone nur ein relativ geringes Ausmaszlig annimmt Die in der Ausgangssituation in Abschnitt 11 beschriebenen naturschutzfachlichen Herausforderungenzeichnen sich aber gerade dadurch aus dass sie groumlszligere Areale erfassen welche dann nicht einfach wieder sbquounterzoniertrsquo werden koumlnnen Die Funktionsweise der erwaumlhnten Management-instrumente klingt zunaumlchst einleuchtend offenbart aber bei naumlherer Uumlberpruumlfung ebenfalls Schwaumlchen So bleibt es bspw bei dem genannten Interessen- und Potenzialmanagement aumluszligerst vage wie eine Anwendung in der Praxis aussehen soll Im Kern trifft dies die Problematik der Abwaumlgungsentscheidung zwischen unterschiedlichen Nutzungsformen in einem Schutzgebiet zu der jedoch keine konkrete Hilfestellung geliefert wird

In diesem Abschnitt wurden bisher Konzepte praumlsentiert die darauf ausgerichtet sind die oumlkologischen Eigenschaften von Schutzzonen gegenuumlber auszliger-oumlkologischen sbquoBegehrlichkeitenrsquo zu verteidigen bzw diese nur unter bestimmten Bedingungen zuzulassen Diese Denkweise zielt substanziell auf die sbquoGeschaumlftsgrundlagersquo dieser Arbeit naumlmlich der Annahme dass die Ausweisung von Schutzterrains die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsformen massiv erschweren koumlnnte Hintergrund dieser Uumlberlegung wiederum ist die Auffassung dass auf diese Weise insbesondere die oumlkonomische Entwicklung und damit etwa die Schaffung von Arbeitsplaumltzen kaum noch moumlglich ist Der Vollstaumlndigkeit halber ist jedoch zu erwaumlhnen dass theoretisch auch eine umgekehrte Perspektive denkbar ist wie sie im Folgenden beschrieben wird So koumlnnte es sein dass gerade durch die Ausweisung von Schutzflaumlchen sich positive regionalwirtschaftliche Effekte ergeben und somit die Grundsatzproblematik dieser Arbeit erheblich entschaumlrft wird Uumlberspitzt formuliert stellt sich die Frage ob nicht im Extremfall die Deklaration von Schutzflaumlchen in einem groszligen Umfang das oumlkonomische Nonplusultra bedeutet So wird bspw geschaumltzt dass aufgrund dieser Form der oumlkonomischen Nutzung der kanadischen Schutzgebiete jaumlhrlich 46 Mrd euro an Bruttoinlandsprodukt erwirtschaft wird 159000 Arbeitsplaumltze gesichert und 18 Mrd euro an Steuereinnahmen generiert werden42 Auch fuumlr Natura-2000-Gebiete gibt es Untersuchungen die in einigen Fallstudien positive wirtschaftli-che Auswirkungen fuumlr die betroffene Region feststellen koumlnnen Begruumlndet werden diese Folgen haumlufig damit dass vor allem touristische und landwirtschaftliche Produkte die speziell auf die regional-natuumlrlichen Bedingungen abgestimmt sind von dieser Entwicklung profitieren Dagegen sind aufgrund der Ausgaben fuumlr die Einrichtungen und Erhaltung der Schutzzonen selbst kaum regionalwirtschaftliche Vorteile zu erwarten43 44 Die grundsaumltzliche Moumlglichkeit fuumlr diese wenn auch haumlufig schwach positiven regionaloumlkonomischen Ergebnisse ist nicht zu bestreiten Es sind jedoch zwei Einwaumlnde vorzubringen welche im Einzelfall zum Tragen kommen So wird eingestanden dass quantitative Modellrechnungen fuumlr die Analyse solchkomplexer Sachverhalte methodisch problematisch sind weil die Annahmen uumlber die

41 Vgl HAMMER (2003)42 Vgl IUCN (1998) ix43 Vgl GETZNER U A (2001) 169-172 vgl IUCN (1998)44 Hinsichtlich einer umfassenden oumlkonomischen Bewertung von Schutzgebieten i S des Total Economic Value-

Konzeptes sowie der damit verbundenen methodischen Schwierigkeiten vgl IUCN (1998) 11-13

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zukuumlnftige Entwicklung und die Handlungen der politischen Akteure in der Region nur schwierig abzuschaumltzen sind45 Daruumlber hinaus ist auch ganz grundsaumltzlich einzuwenden dass es Gruumlnde fuumlr die Realisierung von Projektarten gibt die uumlber eine oumlkonomische Betrachtungs-weise hinausgehen So kann bspw die Umsetzung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen auch energie- bzw klimapolitisch motiviert sein da die Installation von Windkraftanlagen (neben moumlglichen arbeitsmarktpolitischen Positiveffekten) als Beitrag gesehen wird von fossilen Energietraumlgern unabhaumlngiger zu werden bzw die schaumldlichen Emissionen im Rahmen des Umwandlungsprozesses zu vermeiden In solchen Faumlllen koumlnnten die beschriebenen regionaloumlkonomischen Effekte noch so hoch sein sie koumlnnen jedoch nicht dazu beitragen die erwaumlhnten energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen

122 Einzelne Loumlsungsansaumltze

Beispielhafte fallbezogene UntersuchungenDie in Abschnitt 121 beschriebenen Ansaumltze betrachten vereinfacht gesagt die Thematik Raumnutzung aus einer integrativen und allgemeinen Perspektive d h fuumlr ihren Zweck beruumlcksichtigen sie unterschiedliche Nutzungsinteressen und sind auf kein bestimmtes Areal beschraumlnkt Diese Konzepte zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Abstraktheit aus ndash die folgenden Zugaumlnge hingegen zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Detailliertheit aus So wird die Problematik anhand einzelner Umweltschutzguumlter und Projektarten wie z B dem Tourismus der Windenergie oder am Beispiel eines bestimmten Areals verdeutlicht wobei es zum ersten Aspekt vergleichsweise viele Publikationen gibt Festzuhalten bleibt dass sich aufgrund der Thematisierung des jeweiligen Einzelfalles kaum verallgemeinbare Schluumlsse ziehen lassen Dennoch ist positiv anzumerken dass solche Untersuchungen die Komplexitaumlt von unterschiedlichen Nutzungsformen unter den oumlkologischen Bedingungen eines Schutzgebietes sehr anschaulich darstellen und damit indirekt auf die Schwierigkeiten fuumlr moumlgliche Loumlsungsan-saumltze hinweisen

So beschaumlftigt sich bspw eine Arbeit mit den touristischen Aspekten von Natura-2000-Gebieten und unterbreitet Vorschlaumlge fuumlr den Umgang mit der Konfliktkonstellation die sich aus dem Zusammentreffen dieser beiden Seiten ergeben Basis dieser Empfehlungen ist eine Befragung von Vertretern unterschiedlichster Institutionen in diesem Gebiet wie etwa den zustaumlndigen Umweltministerien oder den Fremdenverkehrsverbaumlnden Ergaumlnzt werden diese Aussagen durch empirische Informationen welche im Rahmen der Analyse von vier ausgewaumlhl-ten Natura-2000-Gebieten gewonnen wurden Abschlieszligend wurden die Erkenntnisse aus der Befragung der Interessenvertreter und der Bereisung der ausgewaumlhlten Gebiete in einem Expertenworkshop in Hinblick auf moumlgliche Loumlsungsansaumltze diskutiert Daraus entstanden die Forderungen nach einer integrativen Erfassung aller Nutzungsformen einer Ausgestaltung eines partizipatorischen Planungsprozesses sowie die Gewaumlhrleistung des Schutzes und der Sicherung der vereinbarten Ziele der Natura-2000-Gebiete46 Aus dieser Quelle und aumlhnlichen Publikatio-nen lassen sich keine Ideen entwickeln die fuumlr das eigene Modell von Bedeutung sein koumlnnten Dies liegt hauptsaumlchlich daran dass diese Arbeiten keine handhabbaren Elemente beinhalten wie die ausfuumlhrlich dargelegte Konfliktkonstellation geloumlst werden kann Die erwaumlhnten Loumlsungsansaumltze helfen nicht weiter da sie aumluszligerst abstrakt gehalten und somit fuumlr eine praktikable Umsetzung ungeeignet sind Allerdings kommt diese Untersuchung der eigenen Arbeit in dem Punkt sehr nahe welche die naturschutzfachlichen Bedingungen dieses

45 Vgl GETZNER U A (2001) 16946 Vgl bspw BFN (2005c)

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Schutzterrain thematisiert Dies bezieht sich auf die Bandbreite an Umweltschutzguumltern welche durch die touristischen Aktivitaumlten beeintraumlchtigt werden koumlnnen und auch Gegenstand des Analyserasters in diesem Modell ist47

Auch gibt es Abhandlungen welche sich ausfuumlhrlich mit einer bestimmten Konfliktkonstel-lation auseinandersetzen wie es etwa bei der Vogelschlagproblematik von Windkraftanlagen der Fall ist So wird in solchen Studien auf die jeweiligen Beeintraumlchtigungen von Brut- und Gastvoumlgeln eingegangen die bei unterschiedlichen Standorten der Windkraftgeneratoren zu beobachten sind Diese Ergebnisse werden in Hinblick auf die Relevanz der ProblembereicheKollisionsrisiko Barrierewirkung und der Stoumlrung der Avifauna interpretiert Darauf basierend werden Empfehlungen fuumlr die Standortplanung von Windkraftanlagen unterbreitet um das Konfliktpotenzial zu verringern48 Diese Art von Untersuchung ist fuumlr die geschilderte Problem-lage sinnvoll kann sich jedoch in dieser Detailliertheit verstaumlndlicherweise nur auf eine Konfliktkonstellation (von vielen) beschraumlnken In Bezug auf die eigene Arbeit wird in der oben zitierten Studie nur das konfliktlastige Nutzungsinteresse Windkraftanlagen gegenuumlber demeinen Analysekriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgut TierePflanzenldquo betrachtet Aus dieser sbquoGegenuumlberstellungrsquo werden die wesentlichen Erkenntnisse in komprimierter Form in die eigene Arbeit uumlbernommen was aber insgesamt nur einen kleinen Teil ausmacht49 So muss aufgrund der methodischen Vorgehensweise des eigenen Modells auch fuumlr alle anderen aufgestellten Pruumlfmerkmale eine kurze Analyse in Hinblick auf die Relevanz fuumlr Windkraftanla-gen erfolgen Andersherum ist es auch zu sehen dass fuumlr das Untersuchungskriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bzw Voumlgel im Allgemeinen eine sbquoGegenuumlberstellungrsquo mit den uumlbrigen elf konfliktlastigen Eingriffsformen zu erfolgen hat50

Schlieszliglich existiert bspw eine Untersuchung zu Formen Konkurrenzen und Konflikten von raumlumlicher Nutzung die sich auf das Gebiet der Jademuumlndung an der niedersaumlchsischen Nordseekuumlste konzentriert Diese Fallstudie beschreibt u a 14 typische Nutzungsformen in diesem Gebiet wie bspw den Natur- und Landschaftsschutz oder die Fischerei bzw Aquakultur Daruumlber hinaus werden fuumlr diese 14 Eingriffsarten die jeweiligen Nutzungskonkurrenzen analysiert wie sie z B zwischen der Landwirtschaft und der Denkmalpflege bestehen Des Weiteren werden zwei ausgewaumlhlte Nutzungskonkurrenzen vertieft untersucht was sich auf die Ansiedlung eines Chemiewerkes und der Begradigung des Jadefahrwassers bezieht Schlieszliglich werden Loumlsungsvorschlaumlge unterbreitet auf welche Weise das raumlumliche Konfliktpotenzial in diesem Areal gemindert werden kann indem die grundsaumltzlichen Optionen jeder einzelnen Eingriffsart beleuchtet werden51 Diese Fallstudie kommt insgesamt der Problemkonstellation und dem Loumlsungsansatz der eigenen Arbeit schon relativ nahe liefert dennoch nur wenige Punkte die sich fuumlr das eigene Vorhaben fortentwickeln lassen Dies bezieht sich auf die Breite des Spektrums an Eingriffsformen und deren jeweiligen Komplexitaumlt wie sie auch in der Analyse der zwoumllf ausgewaumlhlten Projektarten geschieht52 Allerdings bietet sie keine allgemeinen Ruumlckschluumlsse wie bei aumlhnlichen Problemlagen in anderen Gebieten vorgegangen werden sollte Eine Beruumlcksichtigung aller moumlglichen Nutzungsarten sowie eine faumlcheruumlbergreifende Bearbeitung finden nur ansatzweise statt oder die Untersuchung ist nur auf eine bestimmte Region ausgerichtet

47 Siehe Abschnitt 3348 Vgl bspw REICHENBACH (2003)49 Siehe Abschnitt 41250 Siehe Abschnitt 13251 Vgl bspw KERBECK (1989)52 Siehe Abschnitt 4

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Naturschutzfachliche PlaumlneAndere fallbezogene Instrumente bilden naturschutzfachliche Plaumlne wie etwa der National-parkplan fuumlr die Vorpommersche Boddenlandschaft Basierend auf der Definition eines allgemeinen Leitbildes fuumlr Nationalparke und den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen werden zunaumlchst allgemeine Daten beschrieben was sich z B auf die Lage und Groumlszlige dieses Nationalparks bezieht Einen groszligen Teil in solchen Publikationen nimmt danach die Konkreti-sierung der Leitlinien und Entwicklungsziele fuumlr diese Schutzflaumlche ein was oumlkologische Aspektethematisiert wie bspw den Wasserhaushalt und die Gewaumlsser Daneben werden aber auch auszliger-oumlkologische Projektformen problematisiert die damit in Zusammenhang stehen was sich z B in der Eroumlrterung der Implikationen fuumlr die Fischereiwirtschaft darstellt Schlieszliglich wirdauch ganz grundsaumltzlich die Einbindung des Nationalparks in die Region diskutiert was etwa auf die moumlglichen Kooperationsstrukturen oder die Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zielt53

Andere umweltfachliche Planungsinstrumente fokussieren sich auf ein bestimmtes Um-weltschutzgut in einem Gebiet was z B beim Bewirtschaftungsplan Oker der Fall ist Diese Konzepte konzentrieren sich in einem noch viel staumlrkeren Maszlige als die vorangegangenen Plaumlne auf bestimmte geographische und umweltschutzfachliche Gesichtspunkte So werden die in dem Gebiet der Oker (Niedersachsen) vorhandenen Raumnutzungsanspruumlche beschrieben wie dies z B fuumlr den Bereich Bodenabbau und Abfallwirtschaft geschieht Daneben wird sich mit den hydrologischen Aspekten in diesem Schutzareal auseinandergesetzt was konkret die Entstehung der natuumlrlichen Wasservorkommen die Untersuchung der Gewaumlsserbeschaffenheit sowie die weiteren gewaumlsserbezogenen Nutzungenarten umfasst In einem weiteren Teil wird die Konfliktkonstellation zwischen Wasser und seiner Nutzung aufgegriffen was im Einzelnen die Definition von Nutzungsklassen fuumlr Wasser wie auch fuumlr die Wasserverbraucher sowie die Erarbeitung von wasserbaulichen Maszlignahmen beinhaltet54

Noch spezieller sind naturschutzfachliche Managementplaumlne wie sie z B in Natura-2000-Gebieten vorgeschrieben sind und im Wesentlichen aus folgenden Kerninhalten bestehen Bezogen auf die jeweiligen Schutzobjekte des betroffenen Gebietes sind ihre Erhaltungsziele zu konkretisieren sowie deren Einhaltung zu gewaumlhrleisten und fortzuentwickeln In einem Standartbogen sind dann die Schutzobjekte in Form von Lebensraumtypen sowie Pflanzen- und Tierarten zu spezifizieren Auf dieser Basis muumlssen in diesem Managementplan die Erhaltungs-maszlignahmen festgelegt werden um die Erhaltungsziele der definierten Schutzobjekte umzusetzen Typischerweise bestehen solche Managementplaumlne aus einer Lebensraum- einer Habitat- und einer Erhaltungsmaszlignahmenkarte um die genannten Informationen ergaumlnzend graphisch darzustellen Weitere Bestandteile sind bspw Vorschlaumlge fuumlr das Monitoring der Umsetzung oder etwa Literaturangaben55 56

Alle drei oben skizzierten konzeptionellen Zugaumlnge zeichnen sich dadurch aus dass sie schwerpunktmaumlszligig die oumlkologischen Restriktionen eines untersuchten Gebietes thematisieren wogegen den auszliger-oumlkologischen Aspekten ein geringeres Gewicht zugemessen wird Durch die Beschreibung der Konfliktkonstellation zwischen den naturschutzfachlichen Bedingungen und den oumlkonomischen Aspekten wird auf diese Problematik aufmerksam gemacht eine Loumlsungsstrategie i S einer integrativen Perspektive wird jedoch bestenfalls ansatzweise geboten Neben diesen eher inhaltlich begruumlndeten Defiziten zeigt aber auch das methodische Vorgehen der praumlsentierten Konzepte dass sie in Hinblick auf die formulierte Fragestellungen der eigenen Konzeption wenig zu gebrauchen sind Zwar handelt es sich bei den vorgestellten

53 Vgl bspw LFGMV (2002)54 Vgl bspw BEZIRKSREGIERUNG BRAUNSCHWEIG (1988)55 Vgl Art 2 i V m Art 6 FFH-RL56 Vgl bspw BLWF (2003)

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Plaumlnen lediglich um austauschbare Beispiele so dass ein Nationalparkplan ein Bewirtschaf-tungsplan und ein Managementplan fuumlr andere Areale in Deutschland aumlhnlich aufgebaut waumlren Aber selbst bei Ausblendung dieser fallspezifischen Unterschiede und einer Betrachtung des sbquomethodischen Geruumlstesrsquo sind keine fuumlr die eigene Arbeit verwertbaren Elemente zu erkennen Dieses Manko bezieht sich im Wesentlichen auf die Problematik von Abwaumlgungsentscheidun-gen zwischen oumlkologischen und auszliger-oumlkologischen Aspekten aber auch innerhalb des auszliger-oumlkologischen Bereiches selbst

Integriertes KuumlstenzonenmanagementEin anderer theoretischer Zugang zu dem Forschungsvorhaben bietet das Konzept zum Integrierten Kuumlstenzonenmanagement welches ebenfalls die Problematik unterschiedlicher Nutzungsformen aufgreift die in der Kuumlstenregion besonders stark zum Tragen kommt So zeichnen sich die Kuumlstengebiete weltweit oftmals durch ein starkes Bevoumllkerungswachstum aus bei einer gleichzeitig erhoumlhten Zunahme der lokalen und globalen Umweltbelastungen bspw durch Uumlberbeanspruchung von natuumlrlichen Ressourcen Viele dieser Gebiete sind auch aus oumlkonomischer Perspektive relevant da vor allem sbquowassernahersquo Wirtschaftszweige wie z B Tourismus Fischerei oder Verkehrswirtschaft (Haumlfen Schifffahrtswege) von groszliger gesamtge-sellschaftlicher Bedeutung sind Das o g Konzept greift die skizzierte Problemkonstellation auf und versteht sich allgemeinen als einen dynamischen und kontinuierlichen Prozess durch den das nachhaltige Kuumlstenmanagement gefoumlrdert werden soll Die zentrale Komponente ist dabei die Integration von unterschiedlichsten Perspektiven wie z B Nachhaltigkeitszielen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Instrumenten (bspw Kommunikation Partizipation der Beteiligten) Komponenten des Zielgebietes (terrestrisch maritim) Raumebenen (lokal regional) sowie Zeitebenen (kurzfristig langfristig)57 58 59

Dieser Ansatz ist allerdings nur bedingt fuumlr das eigene Vorhaben geeignet was zunaumlchst daran liegt dass naturgemaumlszlig die maritimen Rahmenbedingungen eine herausragende Rolle spielen dies aber fuumlr die eigene Arbeit allenfalls von untergeordneter Bedeutung ist Insgesamt ist festzustellen dass das Konzept des Integrierten Kuumlstenzonenmanagement zumindest in Deutschland (noch) nicht ausgereift ist Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf im For-schungsbereich da es bisher nur einige Ansaumltze gibt welche isoliert nebeneinander stehen So werden lediglich allgemeine Prinzipien die Notwendigkeit fuumlr ein Integriertes Kuumlstenzonenma-nagement und politische Optionen fuumlr eine solche Strategie dargestellt Auf welche Weise eine operative Umsetzung des Konzeptes aussehen koumlnnte wird jedoch nicht beantwortet bzw es wird wieder auf den angesprochenen Forschungsbedarf verwiesen60 61 Uumlber eine detaillierte Analyse von Nutzungskonflikten in der Kuumlstenregion basierend auf einer Auswertung von praktischen Demonstrationsprojekten kommen die bisherigen Studien nicht hinaus Aus diesen Untersuchungen lassen sich keine allgemeinguumlltigen Orientierungslinien ableiten wie eine naturvertraumlgliche Realisierung auszliger-oumlkologischer Nutzungsinteressen aussehen bzw wie eine Prioritaumltensetzung zwischen konkurrierenden Projektformen erfolgen soll Vielmehr wird eingestanden dass die bisherige Forschung in diesem Bereich oftmals wenig zu der Loumlsung von praktischen Problemen beitraumlgt62

57 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)58 Vgl KANNEN (2000)59 Vgl GLAESER U A (2005)60 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)61 Vgl GLAESER U A (2005)62 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999b)

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123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungAls ein etabliertes Instrument zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Eingriffsinteressen gilt die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die jedoch nicht einheitlich definiert ist und aufgrund der Komplexitaumlt des Anwendungsbereiches kein fertiges Umsetzungskonzept darstellt Jedoch kann auf die Legaldefinition gemaumlszlig des Umweltvertraumlglichkeitspruumlfungsgesetzes zuruumlckgegriffen welches im behoumlrdlichen Genehmigungsverfahren fuumlr raumwirksame Projekte die maszliggebli-chen Vorschriften enthaumllt Gemeinsames Merkmal aller Interpretationen der Umweltvertraumlglich-keitspruumlfung ist Beschreibung und Bewertung der voraussichtlichen Auswirkungen von Vorhaben auf die Umwelt Die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist ein unselbstaumlndiger Teil im Rahmen des verwaltungsbehoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens welche uumlber die Zulaumlssigkeit bestimmter Projekte entscheidet Die Notwendigkeit zur Anwendung dieses Verfahrens ergibt sich aus den entsprechenden gesetzlichen Vorgaben und gilt z B fuumlr den Bau von FlugplaumltzenCharakteristisches Merkmal dieses Instrumentes ist die Fruumlhzeitigkeit der Pruumlfung von Umweltwirkungen und die Entscheidung uumlber ein Vorhabens i S der vorsorglichen Vermeidung von Umweltbelastungen anstelle ihrer nachtraumlglichen Beseitigung Dabei bildet innerhalb der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung den fachwissenschaft-lichen Kern dieses Instrumentes welche die oumlkologischen Auswirkungen des jeweiligen Projektes in der Beziehung Verursacher-Wirkung-Betroffener analysiert Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in einer Umweltvertraumlglichkeitsstudie dargestellt welche somit kein eigenstaumlndiges Instrument der Umweltuntersuchung ist sondern lediglich die Bezeichnung fuumlr die Dokumentation der Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung63 Das gesetzlich strukturierte Verfahren dieses Instrumentes zeichnet sich durch eine Kette von Arbeitsschritten aus die in folgender Reihenfolge aufgebaut sind und fuumlr alle Beteiligte als Arbeitsgrundlage dient1 Vorpruumlfung Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr das betroffene Vorhaben eine gesetzliche

Anwendung dieses Instrumentes zutrifft Dies kann sich auf bestimmte namentliche ge-nannte Vorhaben beziehen oder solche die bestimmte Kriterien erfuumlllen wie z B Groumlszlige

2 Untersuchungsrahmen Ist die vorherige Frage positiv beantwortet wird von der Genehmigungsbehoumlrde festgelegt welche einzelnen oumlkologischen Aspekte im Zusam-menhang mit dem beantragten Projekt relevant sind

3 Hauptpruumlfung In diesem Arbeitsschritt sind die gemaumlszlig Untersuchungsrahmen definierten umweltrelevanten Auswirkungen des Vorhabens zu ermitteln was in der Umweltvertraumlg-lichkeitsstudie zusammengefasst wird

4 Beteiligungsverfahren Nach Pruumlfung der behoumlrdlich geforderten Unterlagen auf Vollstaumlndigkeit sind andere Fachbehoumlrden sowie die Oumlffentlichkeit in diesen Prozess ein-zubinden Dies geschieht indem diesen Institutionen im Rahmen einer Anhoumlrung Gele-genheit gegeben wird sich zu dem Projekt zu aumluszligern

5 Bewertung Die Genehmigungsbehoumlrde erstellt in Verbindung mit den Stellungnahmen aus der Anhoumlrung eine zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens Auf dieser Basis werden die oumlkologischen Effekte in Hinblick auf ihre Erheblich-keit bewertet

6 Entscheidung In diesem Arbeitsschritt wird uumlber die Zulaumlssigkeit des Projektes entschie-den was u U auch eine Teilgenehmigung oder eine Genehmigung unter Auflagen bedeu-ten kann64

63 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 68f vgl VS-RL vgl UVPG vgl HODEK (2003a) 185-194 vgl HODEK (2003b) 189-19564 Vgl REUTERBARSCH (2003) 283-285 vgl GASSNERWINKELBRANDT (1997) 33-43 vgl SSUT (1999) 14f

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Flora-Fauna-Habitat-VertraumlglichkeitspruumlfungEin aumlhnliches Verfahren wie die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung welche sich allerdings auf Eingriffsformen konzentriert die im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten geplant sind Die EU-rechtlichen Normen dieses Instrumentes finden ihren Niederschlag im Bundesnaturschutzgesetz welches fuumlr Projekte und Plaumlne des Bundes unmittelbar gilt ansonsten sind die jeweiligen Landesnaturschutzgesetze heranzuziehen Maszliggeblich hierbei sind die spezifischen Erhaltungsziele in solchen Flaumlchen d h es handelt sich um ein gebietsbezogenes Instrument was ein wesentlicher Unterschied zur oben beschriebenen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist welche flaumlchendeckend die Umwelt als Ganzes im Blick hat Daher muumlssen u U auch Nutzungsarten gepruumlft werden welche auszligerhalbdes Schutzgebietes liegen von denen aber Fernwirkungen ausgehen koumlnnten Daruumlber hinaus sind die Rechtsfolgen dieser Form der Vertraumlglichkeitspruumlfung wesentlicher strenger als es bei der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung der Fall ist Die Vorgehensweise der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung verlaumluft im Wesentlichen in drei Schritten die wie folgt aussehen1 Vorpruumlfung Es ist zu pruumlfen ob der betroffene Plan bzw das Projekt nach seiner

Eigenschaft die gesetzlichen Kriterien fuumlr eine Hauptpruumlfung erfuumlllt und bei seiner Realisie-rung erhebliche Umweltbeeintraumlchtigungen zu erwarten sind Bei einem positiven Ergeb-nis ist keine weitere Pruumlfung notwendig und das Verfahren ist hiermit weitgehend been-det

2 Hauptpruumlfung Bei einem negativen Ergebnis der Vorpruumlfung ist eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung durchzufuumlhren Diese hat zu untersuchen welche relevanten Wirkungen von dem Vorhaben ausgehen und welche Erhaltungsziele fuumlr das betroffene Gebiet und die dafuumlr maszliggeblichen Bestandteile gelten Des Weiteren ist zu pruumlfen wel-che negativen Veraumlnderungen zu erwarten und wie erheblich diese sind Ist nach diesem Pruumlfschritt das Ergebnis positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden

3 Ausnahmeregelung Bei einem negativen Ergebnis der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglich-keitspruumlfung ist das Vorhaben zunaumlchst abzulehnen Es kann aber ein Ausnahmeverfahren eingeleitet werden dass folgende Bedingungen erfuumlllen muss Fehlen von zumutbaren oder vertraumlglicheren Alternativen Geltendmachung von Ausnahmegruumlnden sowie die Moumlglichkeit der Wiederherstellung der Kohaumlrenz des Natura-2000-Gebietes Ist das Ergeb-nis dieses Pruumlfschrittes positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden ande-renfalls erfolgt eine Ablehnung65 66

Strategische UmweltpruumlfungAn das Instrument der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung knuumlpft methodisch die Strategische Umweltpruumlfung an die sich jedoch u a uumlber Einzelprojekte hinaus durch die Einbeziehung von Plaumlnen und Programmen unterscheidet Hauptmerkmal dieser Methode ist der groumlszligere Umfang bzgl der Dokumentation der Umweltwirkungen Generell ist eine houmlhere Komplexitaumltsebene zu erkennen was sich bspw in der groumlszligeren zeitlichen Dimension darstellt und somit eine sehr fruumlhe Einbindung in den planerischen Entscheidungsprozess bedeutet Daruumlber hinaus unterscheidet sich dieses Instrument im Vergleich zur Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung dadurch dass es kumulative Effekte und Wechselwirkungen der Gesamtheit an Einzelvorhaben erfasst67

Insgesamt ist die Strategische Umweltpruumlfung in einem viel staumlrkerem Maszlige darauf aus den Auswirkungen einer Planung entgegenzuwirken was den Umweltvorsorgegedanken in den Mittelpunkt stellt statt lediglich zu reagieren Umfassender ist bei diesem Instrument auch das

65 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-85 vgl Art 6 III FFH-RL vgl sectsect 32-37 BNatSchG66 Vgl PETERS (2004) 298-30767 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)

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Prinzip der Alternativenpruumlfung so dass es generell als Unterstuumltzung einer nachhaltigen Entwicklung betrachtet werden kann da auf diese Weise die Integration oumlkologischer sozialer und oumlkonomischer Interessen vereinfacht wird68 Die Umsetzung der EU-Richtlinie fuumlr die Strategische Umweltpruumlfung in nationales Recht wurde durch die Neufassung des Umweltver-traumlglichkeitspruumlfungsgesetzes im Jahr 2005 und die Aumlnderung des Baugesetzbuches und des Raumordnungsgesetzes im Jahr 2004 vollzogen Die wesentlichen Merkmale dieses Verfahrens lassen sich wie folgt charakterisieren1 Screening Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr die fraglichen Plaumlne bzw Programme

uumlberhaupt eine gesetzliche Pflicht zur Anwendung der Strategischen Umweltpruumlfung besteht

2 Scoping In diesem Schritt muss der Umfang und der Detaillierungsgrad der Umweltpruuml-fung festgelegt werden

3 Umweltbericht In diesem Dokument sind die voraussichtlich erheblichen Umweltauswir-kungen der betroffenen Plaumlne bzw Programme zu ermitteln zu beschreiben und zu be-werten Dieses Vorgehen gilt auch fuumlr in Frage kommende Alternativen

4 Monitoring Die erheblichen Auswirkungen bei der Durchfuumlhrung des Planes bzw Programms muumlssen uumlberwacht werden

5 Konsultationen Der Planungs- bzw Programmentwurf der Umweltbericht sowie weitere relevante Unterlagen muumlssen publiziert und die Stellungnahmen der Umweltbehoumlrden und der Oumlffentlichkeit eingeholt werden Alle wichtigen Dokumente der Planungsendpha-se sowie die Erlaumluterung in Hinblick auf die Auswahl der gepruumlften Alternativen muumlssen oumlffentlich bekannt gemacht werden69

Vergleich zwischen den Pruumlfverfahren untereinander und zur eigenen ArbeitIn der Reihe Umwelt- Flora-Fauna-Habitat- und Strategische Umweltpruumlfung besitzen die beiden zuletzt genannten Instrumente die groumlszligte thematische Naumlhe zu dem eigenen Konzept weswegen sie nochmals gesondert beleuchtet werden So zeichnen sich die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und die Strategische Umweltpruumlfung durch folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus1 Zielsetzung Die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung kann als Teilmenge der

Strategischen Umweltpruumlfung aufgefasst werden Erstes ist speziell auf den Fortbestand oder die Wiederherstellung eines guumlnstigen Erhaltungszustandes Zweites ist jedoch all-gemein auf die Sicherung eines hohen Umweltschutzniveaus ausgerichtet

2 Geltungsbereich Sind die gesetzlichen Bedingungen fuumlr eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung erfuumlllt zwingt dies auch zur Durchfuumlhrung einer Strategischen Umweltpruumlfung Andersherum ist dies jedoch nicht der Fall

3 Betrachtungsgegenstand Die Strategische Umweltpruumlfung untersucht mehr in der Breite d h umfasst eine groumlszligere Zahl an oumlkologischen und sozialen Faktoren Dagegen geht die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung mehr in die Tiefe was sich auf die fundierte Analyse ausgewaumlhlter Lebensraumlume und Arten bezieht

4 Rechtsfolgen Der aufgrund der Strategischen Umweltpruumlfung zu erstellende Umweltbe-richt wird in der Gesetzgebung lediglich beruumlcksichtigt und ist somit abwaumlgungsfaumlhig Hingegen ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung strenger da ein entspre-chend negatives Votum auf jeden Fall zu einer Unzulaumlssigkeit des geplanten Vorhabens fuumlhrt70

68 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-83 vgl WENDE (2004) 269-271 vgl SUP-RL69 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)70 Vgl SCHMIDT (2003) 58

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Die Unterschiede zwischen der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und der Strategi-schen Umweltpruumlfung koumlnnen u U ein relativ groszliges Ausmaszlig einnehmen Bei Hinzuziehung der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung und der Betrachtung dieser drei Instrumente zusammen werden die Differenzen im Vergleich zu der eigenen Konzeption jedoch wesentlich relativiert Daher beschraumlnken sich im Folgenden die Ausfuumlhrungen auch auf diese Unterscheidung wasdie Differenzen innerhalb der Gruppe der drei Pruumlfungsverfahren ausblendet Wie in den anderen Verfahren und Konzepten zu sehen ist wiederholen sich einige Aspekte bei der Gegenuumlberstellung zwischen Forschungsstand und Forschungsvorhaben Von den genannten Instrumenten unterscheidet sich das eigene Modell zunaumlchst in qualitativer Hinsicht was bei den Analysekriterien zu beobachten ist Mit deren Hilfe werden zwar ebenfalls oumlkologische Effekte von Eingriffsarten thematisiert allerdings bezieht sich dies zunaumlchst nur auf standardi-sierte Grundvarianten ohne die Beruumlcksichtigung von Einzelfaumlllen (mittels der Qualitaumltsfaktoren werden in einem spaumlteren Schritt ansatzweise auch die Bedingungen bei Einzelfaumlllen beruumlck-sichtigt) Bei den drei Pruumlfverfahren ist es genau umgekehrt da irgendeine Form der sbquoVorverur-teilungrsquo einer Eingriffsform ausdruumlcklich auszuschlieszligen ist Andererseits werden auch soziale und oumlkonomische Auswirkungen von Nutzungsinteressen beleuchtet was wiederum bei den herkoumlmmlichen Verfahren kaum relevant ist Aber auch in quantitativer Hinsicht sind Unter-schiede auszumachen was sich in der Auswahl der analysierten Nutzungsformen zeigt Diese beschraumlnkt sich im eigenen Modell auf zwoumllf bestimmte Projektformen wogegen die vorgestellten Pruumlfverfahren auf weitaus mehr Nutzungsarten anwendbar sind71

MethodenbausteineDiese Gruppe von Instrumenten umfasst Methodenbausteine wie bspw die oumlkologische Risikoanalyse welche eines der fundiertesten Verfahren zur Bewertung von Nutzungsvertraumlg-lichkeiten ist und anhand der folgenden Arbeitsschritte dargestellt wird1 Zerlegung Das komplexe Wirkungsgefuumlge des Mensch-Umwelt-Systems wird in

weitgehend unabhaumlngige Teilsysteme untergegliedert welche einen natuumlrlichen Faktor oder eine Naturgrundlagenqualitaumlt thematisieren wie z B Wasser oder eine natuumlrliche Erholungseignung In Zusammenhang mit den Beeintraumlchtigungswirkungen von Nut-zungsformen werden diese Teilsysteme als Konfliktbereiche bezeichnet

2 Zusammenfassung auf erster Ebene Diese Beeintraumlchtigungswirkungen innerhalb jedes Konfliktbereiches werden zu einer Groumlszlige aggregiert der sbquoIntensitaumlt potenzieller Beein-traumlchtigungenrsquo

3 Zusammenfassung auf zweiter Ebene Fuumlr jeden Konfliktbereich erfolgt eine Aggregation in Hinblick auf die Beeintraumlchtigungswirkungen und den natuumlrlichen Ressourcen zu einer weiteren Groumlszlige der sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo

4 Verknuumlpfung Schlieszliglich werden die zusammengefassten Faktoren sbquoIntensitaumlt potenzieller Beeintraumlchtigungenrsquo und sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo zur dritten Groumlszlige sbquoRisiko der Beeintraumlchtigungrsquo zusammengefuumlhrt72

Der oumlkologischen Risikoanalyse schlieszligt sich die oumlkologische Wirkungsanalyse an die sich im Wesentlichen aus einem Analyseschritt und einem Prognoseschritt zusammensetzt In dem ersten Schritt werden relevante Informationen gesammelt die sich im Rahmen der Abschaumltzung der Folgen der jeweiligen Vorhaben auf die Umwelt ergeben In dem zweiten Schritt werden Wirkungsketten erstellt die in einem wiederholenden Annaumlherungsprozess die Wirkungen und Folgewirkungen des Vorhabens darstellen Eine Schwaumlche dieses Instrument ist es dass es kausal abgesichertes Wissen uumlber die Beziehungen zwischen den sich beeinflussenden

71 Siehe Abschnitt 3372 Vgl BACHFISCHER (1978) 79f

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Systemen erfordert was nicht immer moumlglich ist Auszligerdem lassen sich aufgrund der Starrheit dieses Verfahrens nur schwierig dynamische Aspekte integrieren so dass es sich in der Praxis kaum durchsetzen konnte Es finden sich jedoch vereinfachte Varianten davon die als Verflechtungsmatrizen bezeichnet werden Diese Instrumente sind zweidimensional angelegt und stellen bspw die potenziellen Auswirkungen einer Eingriffsform den betroffenen Umweltmedien gegenuumlber Diese Verfahren werden bspw fuumlr das Scoping im Rahmen der oben dargelegten Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung angewandt und stellen somit die Grundlage fuumlr eine Prognose der oumlkologischen Beeintraumlchtigungen dar Eine andere vereinfachte Variante der oumlkologischen Wirkungsanalyse sind Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten die auf dem Prinzip beruhen dass von einem Verursacher bestimmte Wirkfaktoren ausgehen Diese beeinflussen die einzelnen Bestandteile der Natur und fuumlhren zu Beeintraumlchtigungen Dabei gibt es Wirkfaktoren die einen strukturellen Effekt haben wie bspw in Form einer Flaumlchenzerschneidung Des Weiteren existieren Wirkfaktoren die eine energetisch-stoffliche Auswirkung beschreiben wie z B bei einer Grundwasserabsenkung73

Eine weitere Option bieten Szenarien die als Prognosemethode auf verbale Weise sowohlsbquohartersquo als auch sbquoweichersquo Informationen integrieren Unter einem Szenario wird das stufenweise Durchdenken eines Systems verstanden um plausible Entwicklungen und Trends herauszuar-beiten Der Vorteil dieses Instrumentariums liegt darin dass es unterschiedliche Informationsar-ten und Methodenbausteine integrieren kann So koumlnnen bspw statistisch-quantitative Angaben mit argumentativ-qualitativen Elementen kombiniert werden Der Nachteil von Szenarien ist aber dass sie den aufbereiteten Ereignissen keine Wahrscheinlichkeiten zumessen koumlnnen An Szenarioarten gibt es zum einen solche die explorativ arbeiten und von gegenwaumlr-tig guumlltigen Rahmenbedingungen ausgehen Zu dieser Kategorie gehoumlrt das Trendszenario das spekulativ die aktuelle Entwicklung verlaumlngert Des Weiteren ist das Alternativszenario zu nennen welches auch eine Fortschreibung einer gegenwaumlrtigen Entwicklung beinhaltet diese jedoch auf Basis unterschiedlicher Ausgangszustaumlnde konzipiert und somit eine Reihe unterschiedlicher Endzustaumlnde ermittelt Schlieszliglich existiert das Status-quo-Szenario das von einer Stetigkeit der Einflussgroumlszligen ausgeht und die Entwicklung der Zukunft so fortsetzt Zum anderen gibt es Szenarioarten welche normativ funktionieren und von festgelegten Zielen aus aktuelle Vorschlaumlge entwickeln In diese Kategorie fallen Kontrastszenarien die bewusst zum gegenwaumlrtigen oder durch das Trendszenario erreichten Zustand voumlllig komplementaumlr sind Zuletzt ist das Strategieszenario zu erwaumlhnen das instrumentelle und raumpolitische Bedingungen formuliert um einer negativen Entwicklung entgegenzusteuern Voraussetzung fuumlr das Arbeiten mit diesen Verfahren ist eine klare Formulierung von Problemlage und Zielstellung sowie in der Darstellung eine eindeutige Trennung zwischen den deskriptiven Zusammenhaumlngen und den normativen Rahmenbedingungen74

In Hinblick auf die Brauchbarkeit der oben dargebotenen Instrumente fuumlr die Entwicklung des eigenen Konzeptes sind deutliche Unterschiede festzustellen So sind die Instrumente oumlkologische Risikoanalyse oumlkologische Wirkungsanalyse Verflechtungsmatrizen sowie Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten kaum in diesem Sinne geeignet bei dem Szenarioin-strument ist dies hingegen weitaus mehr der Fall Die ersten vier genannten Verfahren sind durch ein hohes Maszlig an methodischer Komplexitaumlt gekennzeichnet mit der die oumlkologischen Zusammenhaumlnge von Projektformen und ihrer Umwelt ausgeleuchtet werden Diese Methodik ist fuumlr das eigene Vorhaben nicht nachvollziehbar vielmehr strebt es ja eine Komplexitaumltsreduk-tion bei der Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Eingriffsarten an An diesem Punkt zeigt sich ganz generell dass diese Ansaumltze im Vergleich zu der eigenen Arbeit nach einer

73 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 252-25774 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 257

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anderen Philosophie arbeiten Die vorgestellten Konzepte bilden sbquonurrsquo einen methodischen Rahmen dessen Inhalt bei jedem Einzelfall neu ausgestaltet wird Dagegen ist dieser inhaltliche Aspekt bei dem eigenen Vorhaben weitgehend schon vorhanden bzw stellt eine wesentliche eigene Leistung dar indem fuumlr ausgewaumlhlte Eingriffsformen eine standardisierte Beurteilung nach ihren oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Pruumlfmerkmalen stattfindet75 Wie schon angedeutet bietet die Szenariomethode wesentlich mehr Moumlglichkeiten in dem eigenen Konzept zum Tragen zu kommen was bei der Erarbeitung des praumlsentierten Fallbeispiels in dieser Arbeit zu sehen ist Welche der genannten Szenariovariante dort zu finden ist laumlsst sich nicht eindeutig ausmachen Allerdings wird deutlich dass dort explorative Szenarien und Trendszenarien stark vertreten sind was sich auf die Eroumlrterungen zur Energieerzeugung und Verkehrsinfrastruktur bezieht Dagegen kann die Arbeitsweise des Alternativszenarios den Abhandlungen zur Naturbelassenheit zugeordnet werden welches ja einen deutlichen Kontrast zu dem Gedanken der Fortfuumlhrung der gegenwaumlrtigen Situation im Energie- und Verkehrsbe-reich darstellt76

Multidimensionale InstrumenteSchlieszliglich existieren multidimensionelle- bzw multikriterielle Bewertungsmethoden die an einigen Stellen Uumlberschneidungen mit der Konstruktionslogik der eigenen Arbeit aufweisen Im internationalen Kontext gehoumlren sie in das Fachgebiet der Multi-Attribute Utility Theorie (MAUT) im deutschen Sprachgebrauch stellt die Nutzwertanalyse die bekannteste Variante darIm Gegensatz zur Kosten-Nutzen-Analyse ist es mit diesem Instrumentarium moumlglich auch auszliger-monetaumlre Aspekte zu beruumlcksichtigen Ziel der Nutzwertanalyse ist es anhand verschie-dener Bewertungsdimensionen mit unterschiedlichen Wertdimensionen wie z B Flaumlchengrouml-szligen und Zeiteinheiten Planungsalternativen zu bewerten und in eine Rangfolge zu bringenDen methodischen Kern bilden Transformationsfunktionen die fuumlr ein bestimmtes Kriterium den Zielertrag einem Zielerfuumlllungswert gegenuumlberstellen Dies erfolgt bspw fuumlr das Kriterium Erreichbarkeit eines Oberzentrums indem die benoumltigten Minuten mit einem ordinalen Wert gleichgesetzt werden (je geringer die Fahrtdauer desto houmlher der ordinale Wert) Diese Verfahren sind aber nicht dazu geeignet eine absolute Bewertung innerhalb eines Vorhabens durchzufuumlhren d h die Vor- und Nachteile abzuwaumlgen Sie sind lediglich dafuumlr gedacht zwischen den Vorhaben eine relative Bewertung zu ermitteln wenn grundsaumltzlich alle Vorhaben durchfuumlhrungsfaumlhig sind77

Diese vorgestellten Verfahren lassen eine gewisse inhaltliche Naumlhe zu dem eigenen Kon-zept erkennen Auch hier werden auszliger-monetaumlre Groumlszlige beruumlcksichtigt allerdings bilden sie in Form der sieben oumlkologischen und drei sozialen Pruumlfmerkmale sogar den Schwerpunkt gegenuumlber den zwei oumlkonomischen Untersuchungskriterien Die Funktionsweise der Nutzwert-analyse findet sich in Ansaumltzen auch in dem eigenen Modell wieder da unterschiedliche Nutzungsinteressen wie etwa Windkraftanlagen und Schifffahrtskanaumlle bewertet und als Planungsalternativen in eine Rangfolge gebracht werden In Hinblick auf die absoluten und relativen Bewertungsweisen sind beide Aspekte in der eigenen Arbeit wieder zu finden So wird fuumlr jede der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen anhand des Analyserasters eine Art Grundbewertung gemacht die sich in der Darstellung von aggregierten Prozentwerten niederschlaumlgt was auf diese Weise schon die Erstellung einer groben Rangfolge zwischen diesen Projektformen ermoumlglicht Zusaumltzlich koumlnnen fallspezifische Rahmenbedingungen von

75 Siehe Abschnitte 313 und 476 Siehe Abschnitte 612 und 6277 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 153

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Eingriffsarten beruumlcksichtigt werden indem die Analysemerkmale sbquohaumlrterrsquo oder sbquoweicherrsquo ausgelegt werden was die Grundbewertung wieder relativieren kann78

Weitere Untertypen von mehrdimensionalen Instrumenten werden im Folgenden der Vollstaumlndigkeit halber benannt wobei auf ein Vergleich mit der eigenen Konzeption weitgehend verzichtet wird da die Unterschiede nicht allzu groszlig sind Als Fortentwicklung der Standardver-sion der Nutzwertanalyse gilt die Nutzwertanalyse der zweiten Generation welche in ihrer Formalstruktur wesentlich flexibler ist Allerdings konnte sich auch diese Nachfolgevariante in der raumlumlichen Planung kaum etablieren und wird nur vereinzelt bei sehr anspruchsvollen Gutachten verwendet Daruumlber hinaus wurden vereinfachte nutzwertanalytische Ansaumltzeentwickelt indem etwa die Zahl der Zielerfuumlllungswerte auf drei bis fuumlnf Stufen reduziert wurde Eine aumlhnliche Vereinfachung findet sich auch in Form der Reduktion der Gewichtungsfaktoren auf eine sbquoDreierrsquo-Skala fuumlr die zu untersuchenden Kriterien Zusammenfassend ist festzuhalten dass die Idee der Vereinfachung auch in dem eigenen Modell aufgegriffen wird da auch hier z B jeweils drei Bewertungsstufen fuumlr die Eingriffsformen (sbquogering-mittel-hochrsquo) verwendet werden Zuletzt ist das Instrument des Analytisch-hierarchischen Prozesses zu nennen das bisher vor allem in der Betriebswirtschaftslehre zunehmend aber auch in der Raumplanung zum Einsatz kommt Der wichtigste Vorteil dieses Planungswerkzeugs ist der Verzicht auf eine abstrakte Transformationsfunktion wie sie bei den anderen genannten nutzwertanalytischen Methoden zum Tragen kommt Stattdessen werden die Zielerfuumlllungswerte mit Paarvergleichen im konkreten Einzelfall ermittelt79

Eine andere Variante in dieser Kategorie von Beurteilungsinstrumenten findet sich haumlufig unter dem Begriff Multikriterienanalyse die sich ebenfalls durch die Integration auszliger-oumlkologischer Aspekte auszeichnet und z T EDV-gestuumltzt arbeitet und dem eigenen Modells am nahsten kommt Im Gegensatz zu den ersten beiden Arten von Beurteilungsinstrumenten werden hierbei in einem weitaus groumlszligeren Maszlige zusaumltzlich soziale und oumlkonomische Kriterien einbezogen wie bspw die Bildungschancen fuumlr die lokale Bevoumllkerung oder die Steuerbelas-tung fuumlr die oumlffentlichen Haushalte Das erste Kernelement der Multikriterienanalyse ist das Vorliegen eines Planes oder Maszlignahmenbuumlndels was in der eignen Arbeit dem Set der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen entspricht Das zweite Kernelement ist die Definition bestimmter zu erreichender Ziele was in dieser Abhandlung in der Festlegung der Grenzwerte fuumlr die Nachhaltigkeitsgrade (sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquouumlber 75 ) seine Entsprechung findet Das dritte Kernelement beschreibt die Kriterien anhand derer die zu erreichenden Ziele zu messen sind was in dieser Konzeption mit den zwoumllf Analysekriterien zu vergleichen ist80

Haumlufig arbeiten die Verfahren nach diesem Muster mit mehr als zwoumllf Pruumlfmerkmalen und auf einer Softwarebasis welche uumlber eine Excel-Tabelle hinausgeht Teilweise wird jedoch auch nur mit geschlossenen oder offenen Fragen gearbeitet welche voumlllig auf eine quantitative sbquoUumlbersetzungrsquo verzichten81 Wesentlicher Unterschied ist jedoch das Fehlen einer Vor-Bewertung von Eingriffsarten wie sie nach den Bewertungskategorien sbquogering-mittel-hochrsquo erfolgt82

Zusammenfassend wird auf der naumlchsten Seite eine Grafik praumlsentiert welche den in den Abschnitten 121 bis 123 dargelegten Forschungsstand mit den unterschiedlichen Theorien Konzepten und Instrumenten schlagwortartig aufgreift (Darst 1)

78 Siehe Abschnitte 33 und 579 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 156-15980 Vgl bspw GARETH U A (2000) 15381 Vgl bspw ARE (2004) 13-1782 Siehe Abschnitte 33 und 5

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Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand83

83 Eigene Darstellung

NORMA

Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

Strategische Umweltpruumlfung

Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung

Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung

Multidimensionelle Instrumente

Naturschutzfachliche Plaumlne

Integriertes Kuumlstenzonenmanagement

Einzelne Loumlsungsansaumltze

Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und Landschaftsplanung

Regionalwirtschaftliche Entwicklungund Relevanz von Schutzgebieten

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte Planung

Nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung

Beispielhafte fallbezogene Untersuchungen

Methodenbausteine

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13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen

131 ForschungsfragenAusgehend von der vorangegangenen Eroumlrterung der Problemstellung vor dem Hintergrundder neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen werden die Forschungsfragen entwickelt Dabei werden sie zunaumlchst mit allgemeinen Kategorien (sbquoBeschreibungrsquo sbquoBewertungrsquo sbquoBenutzungrsquo) genannt und danach jeweils als Frageform ausgedruumlckt Daruumlber hinaus werden die drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen jeweils der Forschungsfrage zugeordnet bei der die groumlszligte inhaltliche Naumlhe besteht

1 sbquoBeschreibungrsquo Wie laumlsst sich die Gesamtheit unterschiedlicher Nutzungsinteressen systematisieren (Kriterium der Groszligflaumlchigkeit)

2 sbquoBewertungrsquo Wie wirken sich grundsaumltzlich konfliktlastige Nutzungsinteressen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen aus (Kriterium der Nachhaltigkeit)

3 sbquoBenutzungrsquo Wie koumlnnen konfliktlastige Nutzungsinteressen in die Uumlberlegungen bei raumplanerischen Entscheidungen einflieszligen (Kriterium der Konfliktlastigkeit)

Die Beantwortung der oben notierten Forschungsfragen bildet schlieszliglich die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines Modells welches das Hauptanliegen dieser Arbeit ist In den bisherigen Abschnitten wurde bzw in den folgenden Abschnitten wird daher aus Gruumlnden der sprachli-chen Vereinfachung allgemein von bdquoModellldquo gesprochen was sich jedoch auf diesen speziellen Fall bezieht Somit meint dieser Begriff das in dieser Arbeit zu entwickelnde Modell und kann daher an dieser Stelle noch nicht definiert werden

132 Methodisches VorgehenDas Modell bedient sich beim methodischen Vorgehen im Wesentlichen einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Elementen Das Vorgehen wird an dieser Stelle nur grob skizziert um den Grundgedanken zu verdeutlichen eine detaillierte Erlaumluterung findet sich in den jeweiligen Abschnitten Nach der Nennung des jeweiligen Abschnittes erfolgt eine Erklaumlrung der wesentlichen Funktion jenes Teils der Arbeit (jeweils die Zeile mit dem Pfeil) Zunaumlchst werden einige Grundannahmen getroffen welche fuumlr die gesamte Arbeit gelten Danach werden diejenigen Nutzungsinteressen ausgewaumlhlt welche sich im Allgemeinen durch eine hohe Konfliktlastigkeit in Bezug auf eine Schutzzone ausweisen Anschlieszligend werden zwoumllf Analysekriterien definiert welche fuumlr die Beurteilung des Nachhaltigkeitsgrades von Nutzungs-interessen verwendet werden

Einfuumlhrend wird jede Nutzungsform kurz in Hinblick auf ihre allgemeinen Eigenschaften sowie ihre gesamtwirtschaftliche Relevanz vorgestellt Anhand der definierten Pruumlfmerkmale erfolgt mit Hilfe der einschlaumlgigen Literatur von Umfragen und sonstigen Quellen eine Einschaumltzung fuumlr jede der konfliktlastigen Eingriffsart welche ihre jeweiligen wesentlichen Eigenschaften begutachtet Sind fuumlr ein Analysekriterium keine brauchbaren Publikationen verfuumlgbar wird auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen Die aus diesem Arbeitsschritt hervorgehenden 144 ausfuumlhrlichen Aussagen (zwoumllf Nutzungsinteressen mal zwoumllf Untersuchungsmerkmale) in Form von Zahlen Daten Fakten finden sich in der Anlage zu diesem Werk um den Lesefluss und die Uumlbersichtlichkeit der gesamten Arbeit zu erhoumlhen Es wird nur die komprimierte Bewertung zu jedem Pruumlfmerkmal praumlsentiert um eine Uumlbersetzung von der verbal-argumentativen Ebene in eine ordinale Skalierung zu ermoumlglichen Dieser

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Arbeitsschritt ist notwendig damit die gewonnenen Informationen uumlbersichtlich und graphisch aufbereitet werden koumlnnen

Zum Schluss wird eine statische Gesamtschau der Bewertungen fuumlr alle Projektformen praumlsentiert dynamische Komponenten eingefuumlhrt und das Vorgehen bei der Modellierung von vereinfachten Einzelfaumlllen erlaumlutert Die gesamte Herangehensweise wird schematisch zusammengefasst wobei sie sich auf den Hauptteil des Modells beschraumlnkt (Darst 2) D h der Anfang einige Mittelteile sowie das Ende werden nicht aufgegriffen da diese eher eine inhaltliche Abrundung der Arbeit darstellen

Grundannahmen Abschnitt 31 Theoretische Voruumlberlegungen fuumlr die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters

Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen Abschnitt 32 Auswahl der Nutzungsinteressen mit Konfliktlastigkeit

Analysekriterien Abschnitt 33ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitt 331hellipAbschnitt 3312

Diese Analysekriterien werden definiert

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412Allgemeine Eigenschaften undgesamtwirtschaftliche Relevanz

Abschnitte 4X1(X = eins bis zwoumllf)

Die Nutzungsinteressen werden vorgestellt

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitte 4X2

(X = eins bis zwoumllf) Die Nutzungsinteressen werden den Analysekriterien unterworfen

Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau Abschnitt 51 Die bisher einzeln betrachteten Nutzungsinteressen werden komprimiert

Definition von dynamischen Komponenten Abschnitt 52 Es werden zusaumltzliche Faktoren fuumlr die Modellierung von Einzelfaumlllen eingefuumlhrt

Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation Abschnitt 53 Es wird eine Anleitung fuumlr den Praxisfall erlaumlutert

Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens84

84 Eigene Darstellung

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133 Definitionen

NORMANachhaltigkeitsorientiertes

Operationalisierungsschema bei

Raumkonflikten in Schutzgebieten ndash

Multikriterienanalyse fuumlr die

Auswahl von Nutzungsinteressen

Das Konzept dieser Arbeit wird aus Gruumlnden der Vereinfachung als Akronym bezeichnet welches als lateinisches Wort soviel bedeutet wie Maszligstab Regel oder Richtschnur Es wird der letzte Begriff bevorzugt da das Konzept nicht den Anspruch hat ein unwiderlegbares Regelwerk zu sein Vielmehr werden Richtwerte geliefert an denen sich Entscheidungen im Einzelfall orientieren koumlnnen Es werden synonym die Begriffe Modell Abhandlung Arbeit u auml verwendet wenn nichts anderes vermerkt ist

SchutzgebietAuf eine Differenzierung der verschiedenen naturschutzfachlichen Gebietskategorien wird aus Gruumlnden der Vereinfachung verzichtet weil in Hinblick auf die oben gestellten Forschungsfra-gen die Beruumlcksichtigung dieser Unterscheidung keinen Erkenntnisgewinn verspricht Es wird daher im Folgenden allgemein von Schutzgebieten bzw Schutzflaumlche u auml gesprochen wobei sich diese Bezeichnung nicht auf die Definition gemaumlszlig Naturschutzrecht85 bezieht sondern alle Formen von groszligflaumlchigen Schutzgebieten umfasst Andersherum bezieht sich die Verwendung von Begriffen wie bspw Naturschutzgebiet explizit auf die Definition nach Naturschutzrecht Es werden nur terrestrische Flaumlchen beruumlcksichtigt da Nutzungsinteressen mit maritimem Bezug in dem Konzept keine Rolle spielen Davon ausgenommen sind jedoch Schutzkategorien welche einzelne und kleinraumlumige Teile der Natur betreffen wie bspw gesetzlich geschuumltzte Biotope Da ihnen der groszligraumlumige Charakter fehlt entziehen sie sich weitgehend der Problematik von Konflikten mit auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen und sind hier nicht aufgefuumlhrt (Darst 3) Gemeinsames Merkmal aller Gebietskategorien ist mit graduellen Unterschieden die Beschraumlnkung auf Nutzungsformen die nicht unmittelbar der oumlkologischen Erhaltung oder Entwicklung solcher Schutzareale dienen

85 Vgl sectsect 23-33 BNatSchG

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TypRechtsgrundlage Anzahl Flaumlchein ha

Anteil Landes-flaumlche in

Schutzgebiete nach nationalem Rechtndash Naturschutzgebieta

ndash Nationalparkb

ndash Biosphaumlrenreservatc

ndash Naturparkd

ndash Landschaftsschutzgebiete

ndash Naturwaldreservatf

Schutzgebiete nach internationalem Rechtndash Flora-Fauna-Habitat-Gebietg

ndash Vogelschutz-Gebieth

ndash Ramsar-Gebieti

Praumldikatsgebietendash Europadiplom-Gebietj

ndash Europareservatk

7278151487

7187629

4596538

32

820

1050000194136

15798288000000

1060000023718

33094872958641

839327

103876268408

290054

ca 30022402970

067

930840238

030080

Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland86

NutzungsinteresseDer Begriff Nutzungsinteresse ist von zentraler Bedeutung da er anfaumlnglich alle Formen von raumplanerischen Eingriffen in die Landschaft beinhaltet Dies konzentriert sich im Laufe der Arbeit jedoch auf die Gruppe der konfliktlastigen Nutzungsinteressen welche aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften Gegenstand der weiteren Untersuchung sind87 Sinnverwandt werden nach dem Prinzip der Kombinatorik andere Bezeichnungen verwendet welche sich aus der Zusammenstellung eines Wortteiles der zweiten mit einem Wortteil der dritten Spalte ergeben (Darst 4)

Nutzungs- interesseProjekt- form(raumlumliches)

Eingriffs- art

Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse88

86 Eigene Zusammenstellung nach a BFN (O Jb) b BFN (O Jc) c BFN (O Jc) d BFN (O Jc) e BFN (O Jc) f BFN (2002) g BFN(2005a) h BFN (2005b) i WWF (2005) j BFN (2002) k BFN (2002) Eine Summenbildung aller Schutzgebiete ist nicht moumlglich da es Uumlberschneidungen zwischen den unterschiedlichen Kategorien gibt was zu Doppelzaumlhlungen fuumlhren wuumlrde

87 Siehe Abschnitte 323 und 4 sowie Anlagen88 Eigene Darstellung

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AnalysekriteriumEbenso bedeutsam ist die Definition des Begriffes Analysekriterium welches das wesentliche Element des Nachhaltigkeitsrasters darstellt Synonym werden ebenfalls nach dem kombinatori-schen Prinzip folgende Ausdruumlcke verwendet die sich aus Wortteilen der zweiten und dritten Spalte zusammensetzen (Darst 5)

Analyse- kriteriumPruumlf- merkmal(nachhaltigkeitsbezogenes)

Untersuchungs- spezifikum

Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium89

BeschreibungsattributDer Begriff Beschreibungsattribut kommt bei einigen Analysekriterien zum Tragen welche sich als besonders facettenreich darstellen Das ist z B bei dem Pruumlfmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquo der Fall welches nur durch unterschiedliche Beschreibungsattribute wie bspw Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaszlig ansatzweise hinreichend abgedeckt werden kann90

89 Eigene Darstellung90 Siehe Abschnitt 336

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2 Einordnung der Arbeit

21 Theorie der Raumplanung

211 Grundlegende AspekteIn Abschnitt 12 wurde der fuumlr dieses Modell relevante Forschungsstand aufgearbeitet und anhand der dort festgestellten Defizite die Notwendigkeit dieser Arbeit zu begruumlndet Uumlber die in Abschnitt 121 dargelegten speziellen Aspekte der Raumplanung hinaus sowie den in den Abschnitten 122 und 123 fachverwandten Themenkreise wird in den Abschnitten 211 bis 213 ganz grundsaumltzlich der theoretische Hintergrund von Raumplanung diskutiert da es das zentrale Fachgebiet dieser Arbeit ist Ziel der Ausfuumlhrungen ist es dieses praxisbezogene Konzept theoretisch zu untermauern bzw zu zeigen an welchen Stellen sich Differenzen zu den theoretischen Fundierungen zeigen Zunaumlchst ist festzustellen dass es nicht die eine Theorie von Raumplanung gibt Es existieren lediglich bestimmte abstrakte raumplanerische Grundsaumlt-ze welche in vielen Publikationen immer wieder aufgegriffen werden Eine sehr uumlbersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Prinzipien bietet z B LENDI welche in den folgenden Eroumlrterungen als Grundlage ergaumlnzt um zusaumltzliche Quellen fuumlr eine Reflektion mit dieser Abhandlung dient91 Die jeweils zuerst dargelegten raumplanerischen Saumltze haben daher einen sehr allgemeinen Charakter eine Konkretisierung erfolgt im Anschluss anhand der spezifischen Merkmale dieser Arbeit Dabei stellt die verwendete Unterteilung des theoretischen Geruumlstes in grundlegende formale und uumlbergeordnete Aspekte nur eine Moumlglichkeit dar und ist nicht als zwingende oder uumlbliche Differenzierungsweise zu erachten

RaumproblematikRaumlume an sich besitzen keine Problematik ndash erst durch die Begrenztheit des Raumes auf der einen Seite und der qualitativ und quantitativ komplexen Anforderungen an den Raum auf der anderen Seite entstehen Konfliktsituationen Aufgabe der Raumplanung ist es dieses Aufeinandertreffen zu steuern und lenkend zu beeinflussen Dabei handelt es sich immer um konkrete und einmalige Konstellationen d h sie treten so in der Wirklichkeit auf Sie sind gebiets- sach- und zeitbezogen aber haumlufig unscharf und vernetzt und somit nicht immer eindeutig definierbar Vor diesem Hintergrund entstehen Entscheidungsprobleme welche nicht auf naturwissenschaftlich exakte Weise zu loumlsen sind sondern lediglich so uumlbersichtlich wie moumlglich erfasst werden koumlnnen Weitere Unsicherheiten bei der Entscheidung im Zusammen-hang mit raumlumlichen Konfliktsituationen entstehen schon bei deren Beschreibung z T auch auf sprachlicher Ebene oder aufgrund der Schwierigkeit des Nicht-Wissens uumlber die Zukunft Um raumplanerische Entscheidungen treffen zu koumlnnen bedarf es der Setzung von Entscheidungs-praumlmissen Trotz der geschilderten Problemlage beinhalten diese raumlumlichen Zusammenhaumlnge eine Handlungsaufforderung zur Loumlsung der jeweiligen Raumproblematik welche mit einer Wirkungs- und Erfolgskontrolle begleitet werden muumlssen92

In dieser Abhandlung entsteht die Konfliktsituation durch die oumlkologischen Restriktionen der Schutzgebiete so dass die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten grundsaumltzlich unzulaumlssig ist Somit ist die Ausgangssituation fuumlr diese Arbeit skizziert deren Hauptanliegen es ist fuumlr reale Situation dieser Art entsprechende Loumlsungsvorschlaumlge zu unterbreiten Loumlsungsvor-schlaumlge welche die Konfliktsituation als solche nicht loumlsen aber das Konfliktpotenzial verringern koumlnnen Die Komplexitaumlt der unterschiedlichen Nutzungsformen erschwert es in diesem Fall die

91 Vgl LENDI (1996)92 Vgl LENDI (1996) 6-1116f22

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raumordnerischen Zusammenhaumlnge darzustellen93 So koumlnnen auch in diesem Modell die z T vielschichtigen raumrelevanten Wirkungen von Projektformen etwa in Form von Wechsel- oder Folgewirkungen nur ansatzweise beschrieben werden Erst m H der drei Gruppierungsprinzi-pien von Nutzungsinteressen und der Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters ist ein Herunter-brechen auf eine handhabbare Ebene moumlglich94 Die Grenzen der sprachlichen Darstellung zeigen sich auch in diesem Fall und eine Verwendung von Zahlenwerten (sbquo1-2-3rsquo) kann dieses Problem nicht umgehen Auch die Schwierigkeit des Nicht-Wissen zeigt sich bspw bei der Beurteilung uumlber die oumlkologischen Risiken der Eingriffsarten da eine Beurteilung uumlber Art und Umfang immer nur auf dem gegenwaumlrtig verfuumlgbaren Kenntnisstand basieren kann95 Die grundlegende Entscheidungspraumlmisse in diesem Modell wird durch die Empfehlung zur Umsetzung einer Eingriffsform beschrieben welche gegeben ist wenn der jeweilige Nachhal-tigkeitsgrad einen bestimmten Mindestwert erreicht96 Dagegen findet eine Wirkungs- und Erfolgskontrolle im Rahmen dieser Arbeit kaum statt da ein solcher Schritt nur im Zusammen-hang in einem tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumordnerischen Fall zum Tragen kommt Das in dieser Arbeit dargestellte Fallbeispiel ist fuumlr diesen Zweck nur sehr eingeschraumlnkt zu gebrau-chen da es sich nur um eine hypothetische Konstellation handelt97

OumlffentlichkeitDie Planung des Lebensraumes betrifft neben der natuumlrlichen Umwelt viele unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Dem Staat kommt dabei eine besondere Rolle zu da er Planungs-raumlume aktiv nutzt um oumlffentliche Aufgaben zu erfuumlllen Diese hoheitliche Aufgabenerfuumlllung kann auch auf passive Weise geschehen indem Planungsraumlume vor weiterer Nutzung freigehalten werden Staatliche Institutionen fungieren dabei nicht nur als Koordinierungsin-stanz zwischen privaten und oumlffentlichen Interessen an der Raumnutzung sondern auch bei widerspruumlchlichen Anforderungen innerhalb des oumlffentlichen Bereiches Diese Koordinierungs-aufgabe kann nur der oumlffentlichen Hand obliegen da eine Prioritaumltensetzung von unterschiedli-chen Raumanspruumlchen unter der Vorgabe der Erhaltung und Gestaltung der Lebensraumlume nicht privatisiert werden kann Gleichwohl bedeutet das nicht dass oumlffentliche Interessen in jedem Fall den privaten vorzuziehen sind Vielmehr besteht ein oumlffentliches Interesse daran dass private Interessen wahrgenommen werden koumlnnen Denn von ihnen gehen kreative Impulse aus welche auf die gesamte Gesellschaft ausstrahlen koumlnnen98 Der Aspekt der Oumlffentlichkeit von Raumplanung liegt nicht nur in diesem eher passiven Sinne weil es sich um eine oumlffentliche Aufgabe handelt Er kann auch in einer eher aktiven Weise verstanden werden indem angenommen wird dass sich interessierte private und juristische Personen an dem Prozess der Raumplanung beteiligen koumlnnen Als die drei wichtigsten Gruumlnde fuumlr eine Oumlffentlichkeitsbeteili-gung wird angefuumlhrt dass sich die Akzeptanz der Raumordnung erhoumlht die Transparenz von Verfahrens- und Entscheidungsprozessen gesteigert und die Motivation regionaler Akteure zur Gestaltung der regionalen Entwicklung geweckt wird Dagegen sprechen hauptsaumlchlich die Erhoumlhung des Arbeitsaufwandes die moumlgliche Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung an die Raumordnung und deren Loumlsungsbefugnisse sowie die Verzoumlgerung des Aufstellungsverfah-rens Als geeignete Formen der Oumlffentlichkeitsbeteiligung wird zwischen Instrumenten zur

93 Siehe Abschnitt 1194 Siehe Abschnitte 32 und 3395 Siehe Abschnitt 33796 Siehe Abschnitt 5397 Siehe Abschnitt 698 Vgl LENDI (1996) 30-33

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Information zur Beteiligung und zur Kooperation der Oumlffentlichkeit im Rahmen des Planungs-prozesses unterschieden99

In dieser Arbeit ist das zentrale Merkmal eines Oumlffentlichkeitscharakters kaum festzustellen was aber auch so gut wie gar nicht moumlglich ist Der Oumlffentlichkeitscharakter bezieht sich auf den Prozess der Raumplanung als solchen und nicht auf ein bestimmtes Instrument hier also das Modell Selbstverstaumlndlich waumlre es bei Anwendung dessen moumlglich die Oumlffentlichkeit uumlber seine Funktionsweise zu informieren und damit die Entscheidung der involvierten Planungsbehoumlrde transparenter zu machen Inwieweit die Oumlffentlichkeit an dem Planungsprozess beteiligt werden kann oder dies sogar in einem kooperativen Sinne moumlglich ist bleibt abzuwarten Auch in diesem Modell kann nicht immer eine klare Unterscheidung zwischen privaten und oumlffentlichen raumplanerischen Interessen stattfinden Zu sehen ist das bspw bei den Eingriffsarten aus dem Energie- und Verkehrsbereich welche zwar haumlufig in unternehmerischer Eigenregie realisiert werden aber zugleich Aufgaben i S einer oumlffentlichen Daseinsvorsorge uumlbernehmen100

PlanungsebenenFuumlr die raumlumliche Entwicklung sind neben der Raumplanung i e S auch Planungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen relevant wie bspw der Umwelt Es gibt viele Bereiche bei denen erst auf den zweiten Blick eine raumlumliche Relevanz erkennbar ist So wie etwa im Fall der Steuerpolitik welche uumlber die Verkehrswertbesteuerung von baureifem Land Einfluss auf die raumlumliche Gestaltung nimmt Die eine Planungsebene betrifft die Fachplanung die den Raum strukturiert und ihm raumwirksame Funktionen zuordnet Die andere Planungsebene bezieht sich auf die Querschnittsplanung welche aus den Fachplanungen sowohl planerische Impulse erhaumllt als auch diese mit eigenen Impulsen befoumlrdert Als Fach- und Querschnittsplanung dient die Raumplanung der politischen Planung welche auf houmlchster Ebene in einem Staat grundsaumltzliche Vorgaben raumplanerischer Art trifft Dabei wird die politische Planung durch das Parlament die Oumlffentlichkeit und interessierten Verbaumlnden beeinflusst welche sich haumlufig mit ihren Partikularinteressen versuchen einzubringen Aufgabe der Raumplanung muss es jedoch sein uumlber den sbquoraumplanerischen Tagrsquo hinaus zu denken und ihren Blick stets auf eine langfristige Perspektive zu setzen101

In diesem Modell ist keine Integration unterschiedlicher Planungsebenen zu erkennen allenfalls kann von einer Fachplanungsebene gesprochen werden welche sich auf das Schutzgebiet konzentriert Eine Einbeziehung zusaumltzlicher Planungsebenen waumlre in den Grenzen dieser Arbeit nicht moumlglich bzw haumltte von vornherein einen anderen methodischen Zugang benoumltigt Nur in Ansaumltzen ist erkennbar dass auch Bezuumlge zu anderen Planungsebenen hergestellt werden wie im behandelten Fallbeispiel dieser Abhandlung zu sehen ist Die Basis der dort vorgestellten raumordnerischen Szenarien und Entwicklungsziele basiert auf dem Regional-Raumordnungsprogramm fuumlr den Landkreis Wesermarsch So wurde eine Uumlberlegung von einer anderen staatlichen Institution aufgegriffen wie z B im Fall des Jade-Weser-Kanals welche auf einer Studie der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord basiert Dass Raumplanung nicht voumlllig frei von externen Einfluumlssen gesellschaftlicher Gruppen sein kann wird ebenfalls indiesem Fallbeispiel dargestellt So existieren organisierte Befuumlrworter und Gegner der geplanten Bundesautobahn 22 welche sich auf unterschiedliche Weise in den Planungsprozess dieses Vorhabens einbringen102 Die Aufgabe der Raumplanung sbquodas groszlige Ganzersquo nicht aus dem Auge zu verlieren ist auch das Anliegen dieses Modells So wird versucht im Fallbeispiel dieses Werkes

99 Vgl BBR (2003) 53-67100 Siehe Abschnitt 4 sowie Anlagen101 Vgl LENDI (1996) 4659147102 Siehe Abschnitt 622

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moumlglichst alle Facetten einer potenziellen raumlumlichen Entwicklung zu beruumlcksichtigen und auf Basis dieses Abwaumlgens von Argumenten tragfaumlhige raumplanerische Vorschlaumlge zu unterbrei-ten103

212 Formale Aspekte

RechtsverbindlichkeitDas Recht und die Planung stehen in einem Spannungsverhaumlltnis da beide Disziplinen nach einer grundsaumltzlich anderen Philosophie arbeiten So ist das Recht inhaltlich an Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit orientiert und damit dem Postulat der Gerechtigkeit verpflichtet Dagegen zeichnet sich die Planung durch eine inhaltlich nicht verstetigte Ordnung aus weil sie sich an immer neue Probleme anpassen muss Somit spielen konditionale Rechtssaumltze eine weitaus geringere Rolle in der gesamten Raumplanung da sie einen klaren rechtserheblichen Tatbestand mit einer bestimmten Rechtsfolge verknuumlpfen Vielmehr kommen finale Rechtssaumltze zum Tragen die bestimmte Ziele vorgeben ohne die Maszlignahmen festzuschreiben Dennoch ist die Raumplanung auf das Recht angewiesen da es sich um eine staatliche Taumltigkeit handelt die damit ihre Legitimation erhaumllt Auch wird auf diese Weise Rechtsschutz fuumlr den Einzelnen hergestellt welcher es ihm ermoumlglicht sich ggf gegen raumplanerische Entscheidungen gerichtlich zu wehren Als Folge dieses Widerspruches zwischen Recht und Planung kann es dazu kommen dass nicht alle raumplanerischen Sachverhalte gleich bzw ungleiche Zusam-menhaumlnge unterschiedlich behandelt werden Raumplanerische Entscheidungen sind daher immer zweckrational innerhalb eines gewissen Ermessensspielraumes zu faumlllen104 Aber nicht nur zwischen den Bereichen Recht und Planung gibt es problematische Momente sondern auch innerhalb des Raumplanungsrechtes selbst wie im Folgenden kurz angerissen wird So wird fuumlr die Loumlsung raumordnerischer Konflikte vorrangig auf einschlaumlgige gesetzliche Regelungen zuruumlckgegriffen daneben jedoch auch auf ungeschriebene allgemeine Prinzipien Diese Konstellation wird besonders kritisch wenn die Rechtsprechung bspw das allgemeine Prioritaumltsprinzip anwendet Demnach wird demjenigen Planungstraumlger der Vorrang eingeraumlumt der seine Planung zuerst konkretisiert hat Dieses Vorgehen wird allerdings nicht weiter begruumlndet da es sich in diesem Fall nicht auf eine normierte Regelung stuumltzen kann In der Konsequenz koumlnnen diese Maumlngel in der Uneinheitlichkeit der juristischen Beurteilungsweise erhebliche Rechtsunsicherheiten fuumlr die Betroffenen bedeuten105

In diesem Konzept findet sich auch der im oberen Absatz genannte Punkt bzgl der Finali-taumlt von Rechtssaumltzen was in den zitierten Rechtsquellen zum Raumordnungsgesetz oder der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu erkennen ist So wird in diesen Normen ebenfalls nur das Ziel einer allgemein anzustrebenden Nachhaltigkeit von raumlumlicher Entwicklung definiert ohne dabei konkret auf Maszlignahmen Instrumente oder Verfahren einzugehen Diese juristische Unkonkretheit ist gleichzeitig eine wichtige Grundlage dieser Arbeit da somit die Moumlglichkeit fuumlr eine Konkretisierung durch das Modell gegeben wird Dennoch koumlnnen die mit diesem Konzept erarbeiteten Vorschlaumlge nur im zulaumlssigen Rechtsrahmen wirksam sein was ggf einer separaten juristischen Pruumlfung bedarf Andersherum betrachtet koumlnnen die mit diesem Modell entwickelten Entscheidungsgrundlagen moumlglicherweise in einem gutachterlichen Sinne im

103 Siehe Abschnitt 63104 Vgl LENDI (1996) 64-72105 Vgl DURNER (2005) 26-29

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Rahmen einer gerichtlichen Uumlberpruumlfung eine Rolle spielen um die juristischen Interpretations-spielraumlume zu verkleinern106

InstrumenteDas Hauptinstrument der Raumplanung ist (wie der Begriff schon andeutet) der Plan der allgemein eine Zusammenfassung zweckrationaler Zukunftsaussagen darstellt Obwohl es eine Vielzahl von Planarten gibt lassen sich zwei grundsaumltzliche Typen unterscheiden Bei dem einen Typus handelt es sich um Richtung- oder Entwicklungsplaumlne welche die konzeptionelle und programmatische Entwicklung eines Raumes thematisieren Der andere Typus sind Nutzungs-plaumlne die in Form von Bodennutzungsplaumlnen die raumordnerische Festlegungen in einem kleineren zeitlichen und oumlrtlichen Rahmen treffen Der Plan ist die Grundlage des Planungsprozesses so dass aus dem Plan heraus Impulse fuumlr den Planungsprozess erwachsen aus diesem aber ebenso Einfluumlsse auf den Plan hervorgehen Dabei spielen Planungsgrundsaumltze eine wichtige Rolle da sie inhaltliche Vorgaben fuumlr die Raumplanung beinhalten und somit fuumlr das Planungsermessen eine Orientierungshilfe leisten Ein weiteres Instrument stellt das Raumordnungsverfahren dar anhand dessen die Angemessenheit von Vorhaben mit den Plaumlnen uumlberpruumlft wird Auch ist der Raumordnungsbericht zu erwaumlhnen welcher die Planungsgrundlagen und Planungsabsichten und die Ergebnisse der Wirkungs- und Erfolgskontrollen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich macht Uumlber den Plan hinaus werden auch Gesetze als Instrument der Raumplanung aufgefasst wobei sie eine wesentlich kleinere Rolle spielen da ihnen wie erwaumlhnt die dynamische Steuerungskomponente fehlt Sie kommen dann als Instrument zur Geltung wo es sozusagen um die Festlegung einer sbquoNicht-Planungrsquo geht wie etwa bei der Unterschutzstellung eines bestimmten Waldgebietes welches von einer auszliger-oumlkologischen Nutzung freigehalten werden soll107

In dieser Abhandlung finden sich nur bedingt inhaltliche Bezuumlge zu den im oberen Absatz gemachten Ausfuumlhrungen Das liegt zunaumlchst daran dass dieses Modell selbst als Instrument der Raumplanung verstanden wird welches im Planungsprozess vor der Erstellung eines Raumpla-nes zum Tragen kommt Das Konzept soll ja gerade inhaltliche Vorgaben ermoumlglichen welche dann in einem formalen Planungsverfahren zumindest teilweise uumlbernommen werden koumlnnen108 Fuumlr welche Planungsart dieses Konzept eher geeignet ist laumlsst sich nicht eindeutig bestimmen Tendenziell kann wohl eine groumlszligere Naumlhe zu dem Typus der Richtungs- oder Entwicklungsplaumlne vermutet werden wenn als Beleg dafuumlr das erarbeitete Fallbeispiel dieser Abhandlung herangezogen wird So wird mit der Region Wesermarsch ein Areal erfasst welches uumlber dem eines Bodennutzungsplanes hinausgeht und in Zusammenhang mit den entworfenen Szenarien eher eine langfristige Entwicklung dieses Gebietes beschreibt109 Die erwaumlhnten Planungsgrundsaumltze finden in den Grenzwerten fuumlr die Nachhaltigkeitsdimensionen eine gewisse inhaltliche Entsprechung da sie die Entscheidungsgrundlage dafuumlr bieten ob eine Projektform tendenziell realisiert werden soll oder nicht110

BeteiligteDa die Raumplanung eine hoheitliche Aufgabe ist nehmen die staatlichen Institutionen in Gestalt des Bundes der Laumlnder und der Gemeinden aber auch die Planungsbehoumlrden eine herausragende Rolle ein Hierunter sind auch die Parlamente auf allen Ebenen zu zaumlhlen die durch den Erlass raumwirksamer Gesetze die Rechtsgrundlage fuumlr das raumplanerische Handeln

106 Siehe Abschnitt 11107 Vgl LENDI (1996) 80-87108 Siehe Abschnitt 221109 Siehe Abschnitt 6110 Siehe Abschnitt 52

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bereiten Eine prominente Rolle ist auch der Rechtsprechung zugedacht da sie uumlber die Anwendung des Planungsrechtes wacht selbst aber keine planende Funktion uumlbernimmt Auch die Einzelperson ist ein Akteur der Raumplanung da sie durch das Ergreifen von Rechtsmitteln von auszligen auf einen Planungsprozess einwirken kann Das Individuum kann aber ebenso aus sich selbst heraus raumrelevante Wirkungen erzeugen wenn es bspw als Grundeigentuumlmer bestimmte Bodennutzungen ausuumlbt Aumlhnliches gilt fuumlr Unternehmen wobei diese aufgrund ihrer oftmals groumlszligeren personellen und finanziellen Mittel einen staumlrkere Wirkung bei raumrelevanten Entscheidungen besitzen Von Bedeutung sind des Weiteren Verbaumlnde welche fuumlr die Raumplanung sogar rechtlich mitverantwortlich sind wenn sie oumlffentliche Aufgaben raumrelevanter Art erfuumlllen Verfolgen sie ausschlieszliglich private Interessen kann dennoch ihre Hinzuziehung in einem nicht-foumlrmlichen Planungsprozess im Einzelfall sinnvoll sein Die Verbaumlnde besitzen z T das Recht der Verbandsbeschwerde was jedoch auch problematisch sein kann da ihnen auf diese Weise die Wahrung oumlffentlicher Belange zukommt was aber den staatlichen Organen obliegt Schlieszliglich ist auch die Forschung zu erwaumlhnen welche sich in verschiedenen Disziplinen mit der Raumplanung beschaumlftigt und mit ihrem Fachwissen ein qualifiziertes und unabhaumlngiges Urteil zu raumrelevanten Themen liefern kann111

Auch in diesem Modell laumlsst sich an einigen Punkten eine inhaltliche Verknuumlpfung zu den oben genannten Gruppen von Beteiligten in einem Planungsprozess herstellen In Hinblick auf das Fallbeispiel in diesem Werk sind als hoheitliche Institutionen die politischen Gremien auf der Ebene des Landkreises Wesermarsch zu nennen d h konkret etwa der Fachausschuss fuumlr Planen Bauen und Umwelt Von den raumplanerischen Entscheidungen dieser staatlichen Stelle koumlnnen auch Einzelpersonen betroffen sein wenn bspw aufgrund einer Standortausweisung fuumlr Windkraftanlagen erhebliche gesundheitsgefaumlhrdende Effekte fuumlr Anwohner dieses Gebietes zu erwarten sind Genauso koumlnnen Unternehmen ein Interesse daran haben in diesem Beispiel Einfluss auf den Planungsprozess zu nehmen da sie bspw als Energieversorger auf diese Weise den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigern koumlnnen Moumlglicherweise ergibt sich in dieser Konstellation eine unklare Bewertung des sbquoRollenverstaumlndnissesrsquo dieses Beteiligten da es sich um ein erwerbswirtschaftlich und privat gefuumlhrtes Unternehmen handeln koumlnnte welches aber als Energieanbieter einen Auftrag i S der oumlffentlichen Daseinsversorgung zu erfuumlllen hat Auch koumlnnen Verbaumlnde z B in Form eines Naturschutzverbandes ein Interesse daran haben sich in diese raumplanerische Abwaumlgungsentscheidung einzubringen So waumlre es in diesem Fall moumlglich dass bspw naturschutzfachliche Belange als verletzt gesehen werden wenn es infolge des Betriebes der Windkraftgeneratoren zu einem erhoumlhten Vogelschlag kommt112

213 Uumlbergeordnete Aspekte

DenkmusterWie bereits angedeutet handelt es sich bei der Raumplanung um einen dynamischen Prozess so dass auch von einer raumlumlichen Entwicklung gesprochen werden kann Bei einer zeitlich und raumlumlich weit ausgedehnten Betrachtungsweise lassen sich bestimmte Denkmuster herausar-beiten die auf einer wissenschaftstheoretischen Ebene zu lokalisieren sind So kann zunaumlchst unterschieden werden ob es sich um eine eher deskriptisch-analytische oder um eine eher normative Perspektive des raumlumlichen Entwicklungsprozesses handelt Ein weiteres Denkmuster ist die Interdisziplinaritaumlt also der Einbeziehung unterschiedlicher Wissenschaftszweige In der

111 Vgl LENDI (1996) 100-104112 Siehe Abschnitte 221 und 6

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deskriptiv-analytischen Perspektive dominieren die Faumlcher Geographie Soziologie und Politologie in der normativen Perspektive sind mehr die Rechts- Wirtschafts- Umwelt- und Planungswissenschaften vertreten Zu unterscheiden sind weiterhin zwei- und einseitige Theorien deren Kerngedanken im Folgenden kurz erlaumlutert werden Zweiseitige Theorien sind zunaumlchst deskriptisch-analytisch liefern auf dieser Basis aber implizit auch normative Schlussfolgerungen So werden bspw raumbezogene wirtschaftliche Disparitaumlten mit Wanderungen der Menschen erklaumlrt gleichzeitig der Vorschlag unterbreitet dass durch einen Abbau der Disparitaumlten diese Wanderungen zu erschweren sind Einseitige Theorien hingegen sind rein normativ konzipiert wie etwa im Fall der Theorie der dezentralisierten Konzentration Solche Theorien zeichnen sich haumlufig dadurch aus dass sie den Zustand einer funktionierenden Raumordnung in einem finalen Sinne postulieren Ein solches Prinzip ist abzulehnen da es die Freiheit der kuumlnftigen Generationen beschraumlnken wuumlrde Es koumlnnen daher nur Leitbilder akzeptiert werden die eine bestimmte Entwicklungsrichtung als nachhaltig skizzieren Schlieszliglich ist festzuhalten dass es keine Gesetzmaumlszligigkeiten gibt auch wenn die wiederkehren-de Beobachtung vergleichbarer Vorgaumlnge haumlufig darauf schlieszligen lassen koumlnnte Raumlumliche Prozesse sind sozialer und nicht natuumlrlicher Art womit kein klarer Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung unterstellt werden darf113

In diesem Konzept spiegeln sich ebenfalls in Ansaumltzen die im vorherigen Absatz beschrie-benen wissenschaftstheoretischen Uumlberlegungen wieder So handelt es sich bei der Untersu-chung der Eingriffsformen um eine deskriptiv-analytisch Herangehensweise welche allerdings nicht auf die damit in Zusammenhang genannten Disziplinen in Verbindung gebracht werden kann In jenen Teilen der Arbeit sind hauptsaumlchlich die Umweltwissenschaften (oumlkologische Pruumlfmerkmale) gefolgt von den Sozialwissenschaften (soziale Untersuchungskriterien) und Wirtschaftswissenschaften (oumlkonomische Analysespezifika) vertreten114 Dagegen koumlnnen hinsichtlich der normativen Herangehensweise eher die Faumlcher Geographie Politologie und Rechtswissenschaften als theoretischer Hintergrund betrachtet werden In diesen Bereichen des Konzeptes wurde eine ganz grundsaumltzliche Auffassung von raumlumlichen Nutzungsarten unter der Perspektive von Nachhaltigkeit diskutiert115 Die Planungswissenschaften sind als uumlbergeordne-ter Wissenschaftszweig in der gesamten Arbeit implizit und integriert vertreten Dieses Modell hat eindeutig einen zweiseitigen theoretischen Bezug wie an der Formulierung der Forschungs-fragen zu erkennen ist Von daher ist das Anliegen des Konzeptes auch nicht einen bestimmten Zustand von endguumlltiger Raumordnung zu postulieren bspw in der Form dass fuumlr die Energiegewinnung ausschlieszliglich Windkraftanlagen zu verwenden sind Vielmehr handelt es sich sbquonurrsquo um ein Werkzeug welches fuumlr unterschiedliche raumplanerische Situationen die Abwaumlgung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erleichtern soll116 Schlieszliglich ist auch zu konstatieren dass die Arbeitsweise dieses Konzept sich nicht mit dem Prinzip einer Gesetzmauml-szligigkeit o auml beschreiben laumlsst So muumlssen fuumlr einen konkreten raumplanerischen Fall immer die spezifischen Strukturdaten einer Region beruumlcksichtigt werden um keine schematischen und damit moumlglicherweise zu sbquogrobenrsquo Loumlsungen zu generieren117

EthikDie ethische Dimension von Raumplanung beinhaltet im Wesentlichen das Postulat die Freiheit der kommenden Generation in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung zu bewahren was

113 Vgl LENDI (1996) 124-127114 Siehe Abschnitt 33115 Siehe Abschnitte 223 und 23116 Siehe Abschnitte 131 und 221117 Siehe Abschnitte 52 und 6

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gleichzeitig die bereits erwaumlhnte Ablehnung eines finalen Planungszustandes bedeutet Mag eine solche Forderung auf diese Weise noch relativ abstrakt klingen konkretisiert sie sich bei Hinzuziehung der oumlkologischen Rahmenbedingungen eines Raumes Die Leistungsfaumlhigkeit der natuumlrlichen Umwelt ist sowohl in Hinblick auf die Regenerationskraft als auch bzgl der Ressourcenverfuumlgbarkeit zu sehen Fuumlr die Nachfolgenden ist die Einhaltung dieser Grenze existenziell so dass das im Einzelfall den Verzicht auf ein raumplanerisches Projekte bedeuten kann Der zukuumlnftigen Generation darf nicht vorgeschrieben werden wie sie leben soll da die gegenwaumlrtige Generation nicht die Probleme von morgen kennen kann Somit ist die Raumordnung zu einer ethischen Stellungnahme verpflichtet welche zu Aussagen auf der Ebene von Gut und Boumlse fuumlhren Ein solch ausgedehntes Blickfeld der Raumplanung erfordert die Uumlberschreitung des eigenen Fachgebietes und damit die Integration anderer Sichtweisen Insgesamt ist daher eine groumlszligere Zuruumlckhaltung und Besinnung auf das eigene raumplaneri-schen Handeln notwendig um eine Uumlbernutzung des Lebensraumes zu vermeiden118

Geringfuumlgig konkreter lassen sich die folgenden grundlegenden ethischen Prinzipien formulieren welche bei der Erstellung von Plaumlnen zu beruumlcksichtigen sind Die Vermeidung von Schaumlden die Gleichbehandlung von Gleichem die Ungleichbehandlung von Ungleichem ehrbar zu leben sowie faire Verfahren Allerdings zeichnen sich auch diese Leitsaumltze durch Probleme bei ihrer Operationalisierung aus also wie in der praktischen Planungsarbeit dieses im Detail beruumlcksichtigt werden kann Daruumlber hinaus sind ethische Grundlagen als fest gefuumlgte Werte problematisch da sie keinen Spielraum fuumlr eine Abwaumlgung im Planungsfall zulassen119

In dieser Arbeit ist der ethische Bezug durch die Definition von Nachhaltigkeit gegeben welche sich in der Auswahl und Ausgestaltung der oumlkologischen Pruumlfmerkmale konkretisiert Auf diese Weise wird beruumlcksichtigt dass die Nachhaltigkeitsperspektiven Soziales und Oumlkonomie nur auf Basis einer intakten Oumlkologie zum Zuge kommen120 Das Postulat der Freiheit der Nachkommen in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung ihrer Lebensumwelt gilt auch fuumlr dieses Modell da kein bestimmter Endzustand der Gesellschaft vorgegeben wird Auch wird an einigen Stellen der Arbeit ein klarer Standpunkt bezogen wenn es etwa um die Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Projektformen geht Insgesamt muss jedoch festgestellt werdendass die theoretischen Ausfuumlhrungen zur raumplanerischen Ethik in dieser Arbeit sich auf einige wenige Rahmenbedingungen beschraumlnken da das Modell in erster Linie einen praktischen Beitrag zur Loumlsung der skizzierten Problemlage leisten will Auf die Notwendigkeit einer faumlcheruumlbergreifenden Herangehensweise wurde bereits oben hingewiesen an vielen Stellen der Arbeit wird dies auch umgesetzt121 Die anderen formulierten ethischen Prinzipien finden sich ebenfalls nur ansatzweise in diesem Modell wieder was u a daran liegt dass sie sich nur schwierig operationalisieren lassen Dieses Modell hingegen strebt aber an raumplanerische Entscheidungen soweit wie moumlglich praktikabel zu gestalten Demnach sind die oben formulierten Leitsaumltze wie etwa bdquoehrbar zu lebenldquo hochgradig inkompatibel mit diesem Modell

ZeitIn der Raumplanung spielt der Begriff Zeit bisher eine untergeordnete Rolle obwohl er eines der wichtigsten Faktoren der raumlumlichen Entwicklung ist (und im Sprachgebrauch haumlufig das Begriffspaar sbquoRaum und Zeitrsquo verwendet wird) Dennoch lassen sich zwei mittelbare Komponen-ten beschreiben die fuumlr jede raumlumliche Planung von Bedeutung sind Zum einen kann dieser Zusammenhang aus Sicht eines Zeitpunktes betrachtet werden da haumlufig der Endzustand einer

118 Vgl LENDI (1996) 137-143119 Vgl LANGHAGEN-ROHRBACH (2005) 5120 Siehe Abschnitt 23121 Siehe Abschnitt 11

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Planung auf ein bestimmtes Jahr in der Zukunft festgelegt wird also z B wann ein Bauprojekt fertig gestellt werden soll Zum anderen ist die Zeit-Raum-Thematik auch aus der Perspektive eines Zeitraumes (dieser Begriff ist ein weiterer Hinweis auf die enge Verknuumlpfung beider Bereiche) zu betrachten was sich auf den Planungsprozess als solchen bezieht der zumindest bei staatlichen Vorhaben mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann Daruumlber hinaus gibt es zwei unmittelbare Aspekte von Zeit welche einen Bezug zum Raum erkennen lassen und im Folgenden aufgefuumlhrt werden So wird Zeit zum einen als technisch-instrumentelle Ressource verstanden die sich bezogen auf die Lebenszeit des Menschen in verschiedene generative Abschnitte von der Jugend bis zum Alter bzw Tod unterteilen laumlsst Noch genauer laumlsst sich dieser Faktor in Form von Zeiteinheiten wie bspw Stunden oder Jahre objektiv messen Beide Arten der Strukturierung von Zeit haben oftmals einen erheblichen Einfluss auf die unterschied-liche Raumbeanspruchung was z B im Bereich der Arbeit- und Freizeitwelt eine groszlige Rolle spielt Zeit ist in einem erheblichen Maszlig auch eine oumlkonomische Ressource da sie im Sinne der Distanzuumlberwindung Einfluss auf Standort- und Gelegenheitenpotenziale ausuumlbt Schlieszliglich kommt in dieser technisch-instrumentellen Sichtweise auch eine virtuelle Zeitdimension zum Tragen die sich aufgrund der modernen Informations- und Kommunikationsmittel ergibt Inwieweit diese Verschiebung zu einer Zeit-Dominanz Auswirkungen auf Raumnutzungsent-wicklungen haben wird laumlsst sich bisher noch nicht ausmachen In einem unmittelbaren Sinne wird Zeit auch als mentale Ressource aufgefasst die in einem hohen Maszlig der subjektiven Bewertung des Einzelnen unterliegt So wird die Gesamtzeit z B fuumlr einen Tag in Zeitbudgets fuumlr die Bereiche von Arbeit und Nicht-Arbeit unterteilt in denen eine unterschiedliche Zeitverwertung durch das Subjekt stattfindet Dies druumlckt sich bspw darin aus dass der Zeitaufwand zur Erreichung von Freizeitverbringungsorten und -regionen mental anders eingeschaumltzt wird als dies in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz der Fall ist Dagegen werden die Entscheidungen am Arbeitsplatz auf der Ebene der Geschaumlftsfuumlhrung haumlufig nach Gesichtspunkten getroffen welche nur die uumlblichen Standortfaktoren beruumlcksichtigen und weniger die Zeit-Raum-Bewertung der Beschaumlftigten integriert122

In diesem Modell finden sich nur wenige inhaltliche Entsprechungen zu den im oberen Absatz praumlsentierten Verbindungen zwischen Zeit und Raum Dennoch ist dieses Konzept nicht voumlllig sbquozeit-losrsquo wie an den folgenden Ausfuumlhrungen zu erkennen ist Die erwaumlhnte Sichtweise eines Zeitpunktes laumlsst sich am ehesten in Verbindung bringen mit den entwickelten Szenarien in dem Fallbeispiel dieser Arbeit welche von heute aus einen moumlglichen Planungshorizont zwischen den Jahren 2016 und 2026 im Blick haben123 Die Perspektive eines Zeitraumes findet sich allenfalls ansatzweise da dieses Modell dazu beitragen kann die Planungszeit fuumlr die konfliktlastigen Eingriffsarten zu verkuumlrzen124 Auch hinsichtlich der Jahreszeit finden sich Bezuumlge zu dieser Arbeit da im Laufe des Jahres unterschiedliche Wind- und Sonnenbedingun-gen herrschen welche sich auf die Intensitaumlt des Betriebes von bestimmten Projektformen auswirken So kann es im Einzelfall zu lauteren Rotorgeraumluschen oder einer laumlngeren Schatten-wurfdauer von Windkraftanlagen kommen und mit dem Ruumlckgang der Temperatur in den Minusbereich bleiben auch die Besucher im Fremdenverkehr aus125 Die Jahreszeit bestimmt auch den biologischen Rhythmus der Tier- und Pflanzenwelt was sich etwa in einer erhoumlhten Empfindlichkeit einiger Arten waumlhrend der Brutzeit darstellt Diesem Umstand kann im konkreten Fall dadurch Rechnung getragen werden indem der Qualitaumltsfaktor im Analysekrite-rium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bei der Modellapplikation

122 Vgl WOLF (1998) 45-47123 Siehe Abschnitt 62124 Siehe Abschnitt 221125 Siehe Abschnitte 41 und 411 sowie Anlagen

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entsprechend sbquoverschaumlrftrsquo wird126 Der Faktor Zeit spielt moumlglicherweise auch im Zusammen-hang von einzelnen Pruumlfmerkmalen eine Rolle da die Grundlage ihrer Bewertung sich im Zeitverlauf aumlndern kann So ist es bspw denkbar dass eine Verringerung der Akzeptanz in der Gesellschaft zu bestimmten Projektformen in einigen Jahren auftritt oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Erhoumlhung der Belastungen des Umweltschutzgutes Boden bedeuten127

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen

221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des ModellsDiese Arbeit hat nicht den Anspruch das eine optimale Modell fuumlr die dargelegte Problematik zu sein welches endguumlltig und objektiv unwiderlegbare Resultate hervorbringt ndash vielmehr kann nur eine sbquoVerringerung der Subjektivitaumltrsquo das Ziel sein Die Ergebnisse sind daher in Hinblick auf die Forschungsfragen nur i S einer Orientierungshilfe zu verstehen um auszliger-oumlkologische Eingriffsarten in Schutzarealen zu systematisieren unter Nachhaltigkeitsaspekten einzuschaumltzen und die Basis fuumlr eine Entscheidungsempfehlung im Rahmen raumplanerischer Prozesse zu liefern Die Abhandlung dient zunaumlchst der Veranschaulichung dieser Nutzungskonflikte welche sich durch eine zunehmende Schutzgebietsausweisung ergeben koumlnnen Daruumlber hinaus wird dargestellt wie nachhaltig bestimmte Eingriffsarten theoretisch uumlberhaupt sein koumlnnen Schlieszliglich ist das Modell als Argumentationshilfe bei der Raumplanung in sachlicher Perspekti-ve zu verstehen ohne dabei die vorgeschriebenen verfahrensrechtlichen Anforderungen vorwegnehmen zu wollen Die mit dem Modell erstellten Ergebnisse sind als Hilfe bei Abwaumlgungsentscheidungen zwischen Projektformen zu betrachten die Nutzungskonflikte als solche koumlnnen nicht aufgeloumlst werden So ist es bspw unmoumlglich Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen auf derselben Flaumlche zu errichten da beide Eingriffsarten aus Sicher-heitsgruumlnden einen ausreichenden Abstand zueinander benoumltigen Es lassen sich daher lediglich Schlussfolgerungen entnehmen welche Kombinationen von Eingriffsformen grundsaumltzlich nebeneinander realisierbar sind

Schlieszliglich koumlnnen nicht alle theoretisch denkbaren und praktisch vorhandenen Nut-zungsarten beruumlcksichtigt werden Mischformen wie etwa eine Windkraftanlage auf einer landwirtschaftlichen Flaumlche spielen modellbedingt keine Rolle Des Weiteren konzentriert sich die Abhandlung auf bestimmte gemeinsame Aspekte von Nutzungsformen welche in raumplanerischer Hinsicht von Relevanz sind So werden bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters im Rahmen des Eingriffsinteresses Rohrfernleitungen sowohl der Transport von Mineraloumll wie auch der von Erdgas integriert behandelt Eine separate Darstellung beider Energietraumlger waumlre nicht sinnvoll da der Nutzen von moumlglichen Unterschieden in keinem vertretbaren Verhaumlltnis zum Aufwand der Informationsbeschaffung steht Auch einzelne bauliche Maszlignahmen an vorhandenen Nutzungsformen wie bspw die Erweiterung eines Flusses im Rahmen der Schiffbarmachung koumlnnen nicht in das Konzept einflieszligen Aus der Gesamtheit an Projektinteressen werden nur diejenigen in diese Vorsortierung einbezogen welche sich durch eine besondere Konfliktlastigkeit auszeichnen128

Des Weiteren bezieht sich das Konzept ausschlieszliglich auf naturschutzfachliche Rahmen-bedingungen die auf dem Land gelten (wozu auch lokale Binnengewaumlsser zaumlhlen) und beruumlcksichtigt daher nur durch diese Umstaumlnde bedingte Projektarten Im Gegensatz dazu

126 Siehe Abschnitte 334 und 52127 Siehe Abschnitte 331 339 und 72128 Siehe Abschnitt 313

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unterscheiden sich Schutzflaumlchen auf dem Meer in zwei wesentlichen Punkten Zum einen wirkt sich die existenzielle Bedeutung des Meerwassers in einem erheblichem Maszlige auf den umweltrestriktiven Rahmen des maritimen Oumlkosystems aus Dies hat Einfluss bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters da z B das Umweltschutzgut Wasser als Speicher- und Transportmedium eine houmlhere Empfindlichkeit erfaumlhrt Zum anderen beeinflussen die besonderen geophysikalischen Bedingungen der See die moumlglichen Nutzungsarten in quantitativer und qualitativer Hinsicht So spielen etwa Offshore-Windkraftanlagen aufgrund der staumlrkeren Luftstroumlme eine groumlszligere Rolle Dagegen werden einige Projektformen zwangslaumlufig ein- oder ausgeschlossen was bspw bei der Fischerei oder der Errichtung eines Freizeitparks der Fall ist

Ferner wird davon ausgegangen dass das Modell keine Vorpruumlfung von Nutzungsformen hinsichtlich alternativer Standorte und Umsetzungsmoumlglichkeiten leisten kann Es kommen bei der Modellapplikation nur Faumllle von Nutzungsformen in Betracht die alternativ nicht sinnvoll in einem Schutzgebiet realisiert werden koumlnnen Ebenso wenig kann das Modell bereits vorhandene Programme oder Plaumlne beurteilen wie z B den Bundesverkehrswegeplan da diese zu umfangreich und speziell sind Dazu zaumlhlen auch die Vielzahl von Raumplaumlnen wie z B die Landesentwicklungsplaumlne oder die kommunalen Gewerbeflaumlchenplaumlne Es ist lediglich denkbar dass einzelne Komponenten solcher Konzepte sbquoextrahiertrsquo und im Modell beruumlcksichtigt werden um ein vereinfachtes Bewertungsergebnis zu erhalten Denkbar ist jedoch die umgekehrte Blickrichtung Die mittels dieses Konzeptes generierten Ergebnisse koumlnnen als Orientierungs-marken in die Entwicklung von Raumplaumlnen auf unterer Ebene einflieszligen bei denen die Anforderungen von Nachhaltigkeit zu beruumlcksichtigen sind

222 Verortung im System der RaumplanungDieses Modell ist als Instrument der Raumplanung zu verstehen welches hilft zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit eine Abwaumlgungs-entscheidung zur Realisierung zu treffen Die Vielfalt raumplanerischer Verfahren erfordert eine grobe Abgrenzung an welcher Stelle im gesamten Planungssystem dieses Modell zu lokalisieren ist Obwohl auf der Ebene der Bundeslaumlnder innerhalb der Raumplanung keine einheitlichen Bezeichnungen und Strukturen existieren sind bestimmte Gemeinsamkeiten erkennbar auf die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen

Ein groszliger Bereich innerhalb des Planungssystems wird unter dem Begriff Fachplanungzusammengefasst was sich Planungsformen fuumlr gesetzlich oder fachlich definierte Themenfel-der bezieht Darunter fallen Leistungen des Staates fuumlr die Daseinsvorsorge wie es bspw in den Bereichen Infrastruktur Naturschutz oder Landwirtschaft der Fall ist129 Da das Modell eine Vielzahl solcher Sektoren thematisiert kann keine generelle Aussage daruumlber getroffen werden welche Fachplanungen im Einzelfall beruumlhrt werden

Es laumlsst sich jedoch allgemein festmachen auf welcher hierarchischen Ebene die als Ge-samt- oder Querschnittsplanung beschrieben wird das Modell in etwa einzuordnen ist DieserBereich von Planung umfasst sowohl die Raumordnungsprogramme auf der Bundesebene als auch die Bauleitplanungen auf der Gemeindeebene130 Innerhalb dieses Spektrums bilden der Regionalplan und der Flaumlchennutzungsplan die planerische sbquoOber- und Untergrenzersquo die daherim Folgenden naumlher erlaumlutert werden

Der Regionalplan bezieht sich auf die Groumlszlige einer Region eines Landkreises oder eines Regierungsbezirkes und wird meistens im Maszligstab 1 zu 50000 bis 1 zu 100000 erstellt

129 Vgl HODEK (2003c) 26130 Vgl HODEK (2003c) 23f

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Bestandteil des Regionalplanes sind die Landschaftsrahmenplaumlne welche sich auf die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege konzentrieren und daher bspw fuumlr Nationalparke oder Braunkohletagebaugebiete erarbeitet werden131 Auf Basis der raumplaneri-schen Bestandsbewertung sowie der daraus abgeleiteten Entwicklungsziele sind aktuelle und potenzielle Konflikte zu Nutzungsanspruumlchen anderer Fachplanungen herauszuarbeiten und ggf zu vermindern oder zu vermeiden132

Der Flaumlchennutzungsplan hat die jeweilige Gemeinde als Bezugsraum und wird oftmals im Maszligstab 1 zu 5000 bis 1 zu 10000 ausgefertigt Bestandteil des Flaumlchennutzungsplanes ist der Landschaftsplan welcher ebenfalls den Erfordernissen des Naturschutzes sowie der Land-schaftspflege dient und auf oumlrtlicher und kommunaler Ebene den Bauleitplan vorbereitet d hdie bauliche und sonstige Nutzung der Grundstuumlcke vorgibt133 Der Landschaftsplan entspricht inhaltlich dem Landschaftsrahmenplan wobei die raumplanerische Bestandsbewertung sowie die daraus abgeleiteten Entwicklungsziele konkreter sind134

223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen RechtsquellenDie Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen ist im Allgemeinen mit einer Reihe von qualitativ und quantitativ unterschiedlichen Umweltbeeintraumlchtigungen verbunden Diesem Umstand wird durch eine Vielzahl von Gesetzen Rechnung getragen was sich zunaumlchst aus uumlbergeordneten Rechtsquellen ergibt und im etwa Grundgesetz zum Ausdruck kommt bdquoDer Staat schuumltzt auch in Verantwortung fuumlr die kuumlnftigen Generationen die natuumlrlichen Lebens-grundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmaumlszligigen Ordnung durch die Gesetzge-bung und nach Maszliggabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechungldquo135 Aber auch spezielle Normen wie etwa das Bundesbodenschutzgesetz dienen dem Schutz der Umwelt bdquoZweck dieses Gesetzes ist es nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen Hierzu sind schaumldliche Bodenveraumlnderungen abzuwehren der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewaumlsserverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeintraumlchtigungen seiner natuumlrlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte soweit wie moumlglich vermieden werdenldquo136

Diese beiden juristischen Regelungen zeigen beispielhaft dass oftmals ein eher defensiver Charakter dominiert und auf den Schutz der Umwelt gezielt wird d h vorgegeben ist sbquowas nicht gehtrsquo Unabhaumlngig von der Notwendigkeit zur Beachtung dieser Vorschriften ist es mindestens genauso relevant die rechtlichen Spielraumlume fuumlr dieses Modell auszuloten und somit i S eines allgemeinen Konzeptes von Nachhaltigkeit oumlkologische soziale und oumlkonomische Interessen zu verbinden137 Dabei geht es nicht um eine umfassende juristische Analyse da diese uumlber die Art und den Umfang dieser Arbeit weit hinausgehen wuumlrde138 Es besteht lediglich das Ziel zu zeigen dass sich diese Arbeit nicht in einem sbquorechtlichen Vakuumrsquo bewegt Die folgenden gesetzlichen Vorgaben lassen sich daher eher in einem offensiven Sinne interpretieren und tragen implizit den Gedanken einer Nutzung der Umwelt d h sie skizzieren sbquowas gehtrsquo Dabei

131 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 33f132 Vgl SOumlLLNER (2003) 81133 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 34f134 Vgl SOumlLLNER (2003) 82135 Art 20a GG136 sect 1 BBodSchG137 Hinsichtlich einer inhaltlichen Praumlzisierung dieser Dimensionen siehe Abschnitt 23138 Hinsichtlich eines Uumlberblicks uumlber die Verortung des Begriffes Nachhaltigkeit im Recht vgl LANGE (2003)

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handelt es sich um Rechtsquellen die hauptsaumlchlich einen naturschutzfachlichen- oder raumplanerischen Bezug aufweisen und nebensaumlchlich die Moumlglichkeit der Realisierung auszliger-oumlkologischer Belange thematisieren

Das europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 als eines der umfassendsten Schutz-konzepte basiert juristisch im Wesentlichen auf der Flora-Fauna-Habitat- und der Vogelschutz-Richtlinie Diese Rechtsquellen betonen zwar eindeutig den Vorrang des oumlkologischen Zieles bedeuten aber keinen vollstaumlndigen Ausschluss von auszliger-oumlkologischen Optionen So heiszligt es in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bdquoHauptziel dieser Richtlinie ist es die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu foumlrdern wobei jedoch die wirtschaftlichen sozialen kulturellen und regionalen Anforderungen beruumlcksichtigt werden sollen Diese Richtlinie leistet somit einen Beitrag zu dem allgemeinen Ziel einer nachhaltigen Entwicklungldquo139 Eine aumlhnliche Formulierung findet sich in der Vogelschutz-Richtlinie wobei dem Wortlaut nach zu vermuten ist dass die sbquoauszliger-oumlkologische Tuumlrrsquo eindeutig kleiner ist Auffaumlllig ist die explizite Betonung des auszliger-oumlkologischen Bereiches Freizeit dem sowohl eine oumlkonomische wie auch soziale Komponente entnommen werden kann Es kann nur vermutet werden dass auf diese Weise touristischen und aumlhnlichen Aktivitaumlten welche auch zur Foumlrderung der Wohlbefindens der Besucher beitragen eine besondere Rolle zugedacht werden soll bdquoDie Mitgliedsstaaten treffen die erforderlichen Maszlignahmen um die Bestaumlnde aller unter Artikel 1 fallenden Vogelarten auf einem Stand zu halten oder auf einen Stand zu bringen der insbesondere den oumlkologischen wissenschaftlichen und kulturellen Erfordernissen entspricht wobei den wirtschaftlichen und freizeitbedingten Erfordernissen Rechnung getragen wirdldquo140

Die oben dargelegte Oumlffnung des europaumlischen Umweltrechts fuumlr auszliger-oumlkologische Op-tionen findet sich im Kern auch im Bundesnaturschutzgesetz wobei der Begriff Nachhaltigkeit nicht ausdruumlcklich erwaumlhnt wird So heiszligt es dort bdquoAbweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgefuumlhrt werden soweit es1 aus zwingenden Gruumlnden des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich

solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art notwendig ist und2 zumutbare Alternativen den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne

oder mit geringeren Beeintraumlchtigungen zu erreichen nicht gegeben sindldquo141

Die in Punkt 1 genannten Gruumlnde erlauben u U die Realisierung einer Eingriffsform trotz erheblicher Umweltbeeintraumlchtigungen142 Eine nahezu identische Formulierung enthalten auch viele entsprechende rechtliche Regelungen auf der Ebene der Bundeslaumlnder wie bspw das niedersaumlchsische Naturschutzgesetz143

Auch das Raumordnungsgesetz eroumlffnet eine Perspektive zur Verwirklichung auszliger-oumlkologischer Interessen i S einer nachhaltigen Entwicklung bdquoDie Grundsaumltze der Raumordnung sind im Sinne der Leitvorstellung einer nachhaltigen Raumentwicklung nach sect 1 Abs 2 anzuwendenldquo144 Dieser Gedanke wird konkretisiert wobei uumlber Art und Umfang von Nachhal-tigkeit keine Aussagen zu entnehmen sind bdquoLeitvorstellung bei der Erfuumlllung der Aufgabe nach Absatz 1 ist eine nachhaltige Raumentwicklung die die sozialen und wirtschaftlichen Anspruumlche an den Raum mit seinen oumlkologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften groszligraumlumig ausgewogenen Ordnung fuumlhrtldquo145 Diese zentrale Rolle von Nachhaltigkeit findet

139 Vorwort der FFH-RL140 Art 2 VS-RL141 sect 34 III BNatSchG142 Siehe Abschnitt 311143 Vgl sect 34c NNatG144 sect 2 I ROG145 sect 1 II ROG

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sich ebenfalls in einigen Landesplanungsgesetzen wie etwa im niedersaumlchsischen Raumord-nungsgesetz146

23 Definition von Nachhaltigkeit

231 Begriffliche KonzeptionWie im Titel dieser Arbeit zu erkennen ist nimmt das Thema Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle ein was aufgrund der Vielzahl von Interpretationen dieses Begriffes einer Praumlzisierung bedarf Die erste grundlegende Publikation zu diesem Thema wurde von der Weltkommission fuumlr Umwelt und Entwicklung im Auftrag der Vereinten Nationen herausgegeben Die nach der Leiterin der Kommission benannte Veroumlffentlichung der Brundlandt-Bericht enthaumllt die sbquoUr-Formelrsquo des Begriffes von Nachhaltigkeit147 bdquoDauerhafte Entwicklung ist Entwicklung die die Beduumlrfnisse der heutigen Generation befriedigt ohne zu riskieren dass kuumlnftige Generationen ihre eigenen Beduumlrfnisse nicht befriedigen koumlnnenldquo148 149 Diese und andere erste Studien zum Thema Nachhaltigkeit wie etwa die Erklaumlrung von Rio150 behandeln alle wesentlichen Lebensbereiche und haben uumlberwiegend einen normativ-visionaumlren Charakter Fuumlr die Entwicklung eines globalen Leitbildes moumlgen die dort verwendeten Formulierungen angemes-sen sein fuumlr die Ausgestaltung eines lokalen bzw regionalen Raumplanungskonzeptes sind sie jedoch nur eingeschraumlnkt brauchbar Wird ohne Konkretisierung von Nachhaltigkeit oder Nachhaltiger Entwicklung151 gesprochen ist es haumlufig ernuumlchternd festzustellen dass sbquofuumlr jeden etwas dabei ist so dass niemand etwas gegen Nachhaltigkeit haben kannrsquo

Fuumlr diese Arbeit wird auf eine theoretische Auseinandersetzung der zahlreichen Konzepte von Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Bandbreite verzichtet da ein solcher Schritt in Hinblick auf die Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend ist152 Auch eine eigene Definition von Nachhaltigkeit agrave la bdquonachhaltige Raumnutzung bedeutetldquo o auml ist nicht problemadaumlquat weil auch diese sich wieder durch ein hohes Maszlig an Unbestimmtheit auszeichnen wuumlrde Trotzdem existiert in diesem Modell quasi eine integrierte und uumlbergeordnete Definition von Nachhaltigkeit Durch die Auswahl und Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsrasters wird deutlich welche Aspekte aus der reichhaltigen sbquoWelt der Nachhaltigkeitrsquo fuumlr diese Arbeit geeignet sind153 Dieses Nachhaltig-keitsraster dient als Grundlage um entscheiden zu koumlnnen unter welchen Umstaumlnden eine Raumplanung in einem Schutzgebiet zumindest tendenziell nachhaltig ist Konkretisiert wird dies anhand von Grenzwerten die dann Schlussfolgerungen zulassen welche Nutzungsformen bevorzugt werden sollten und welche nicht154 Ziel ist ein konkretes Ergebnis welches aber

146 Vgl sect 1 I NROG147 Vgl WCED (1987)148 HAUFF (1987) 46149 Bereits hier beginnt die sprachliche Unschaumlrfe da der englische Begriff Sustainable Development nicht mit

bdquonachhaltiger Entwicklungldquo sondern mit bdquodauerhafter Entwicklungldquo uumlbersetzt wird Vgl TREMMEL (2003) 91150 Vgl KEATING (1998)151 Alleine im deutschsprachigen Raum existieren mittlerweile uumlber 60 verschiedenen Definitionen von

Nachhaltigkeit welche sich alleine schon in ihrer Wortwahl unterscheiden So ist bspw oftmals von bdquozukunftsfauml-higldquo oder bdquodauerhaftldquo die Rede Aber auch inhaltlich gibt es eine groszlige Bandbreite hinsichtlich der konzeptionel-len Schwerpunkte was das Feld fuumlr ausfuumlhrliche Diskussionen uumlber Staumlrken und Schwaumlchen einzelner Ansaumltze eroumlffnet Vgl TREMMEL (2003) 99-114

152 Es wird daher auf die einschlaumlgige Literatur verwiesen Vgl bspw TREMMEL (2003)153 Siehe Abschnitt 33154 Siehe Abschnitt 52

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zwangslaumlufig nicht sbquofuumlr jeden etwas bringtrsquo ndash Nachhaltigkeit kann nicht die Anforderungen allerNutzungsformen auf jede Weise befriedigen

Dennoch finden sich in vielen relevanten Veroumlffentlichungen neueren Datums Konkretisie-rungen etwa in Hinblick auf uumlberpruumlfbare Ziele und Kriterien wie Nachhaltigkeit aussehen koumlnnte Dies trifft beispielhaft auf folgende Publikationen zu welche aus verschiedenen Autorenkreisen stammen wie etwa Politik Wissenschaft und Nicht-Regierungsorganisation bdquoNachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierungldquo (Politik)155 bdquoNachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet konstitutive Elemente Regeln Indikatorenldquo (Wissenschaft)156 und bdquoZukunftsfaumlhiges Deutschland ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklungldquo (Nicht-Regierungs-organisation)157 So bieten diese Quellen einige fuumlr die eigene Arbeit relevante Ansaumltze welche jedoch noch anschlussfaumlhig gestaltet werden muumlssen Dazu zaumlhlen Ziele wie bspw die sbquoErhaltung von Naturraumlumenrsquo der sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo oder die sbquoBegrenzung der oumlffentlichen Verschuldungrsquo Diese Anschlussfaumlhigkeit wird hergestellt indem fuumlr jedes dieser relevanten Elemente von Nachhaltigkeit dargestellt wird auf welche Weise Eingriffsformen damit in Verbindung stehen Bei dem Aspekt sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo wird bspw der Zusammenhang zu Laumlrmemissionen eroumlrtert welche durch das Befahren einer Eisenbahn-trasse entstehen

232 Fundamentale PrinzipienAus der Vielfalt fundamentaler Prinzipien von Nachhaltigkeit gilt es diejenigen herauszustellen die als theoretische Grundlage fuumlr diese Arbeit von Bedeutung sind So betrifft ein essentielles Prinzip die Verknuumlpfung und Gewichtung unterschiedlicher Dimensionen von Nachhaltigkeit welches auf vielfaumlltige Art interpretiert wird Dabei geht es um die Frage welche Dimension einen Vorrang gegenuumlber den anderen besitzt wobei haumlufig fuumlr die Oumlkologie plaumldiert wird Die Erhaltung der natuumlrlichen Lebensgrundlagen wird als existenziell angesehen ohne deren Sicherung soziale und oumlkonomische Interessen uumlberhaupt nicht verwirklicht werden koumlnnen158

159 Diese Sichtweise spiegelt sich ansatzweise auch in diesem Modell wider da der oumlkologischen Dimension das groumlszligte Gewicht eingeraumlumt wird Die Konkretisierung mit sieben (von zwoumllf) Analysekriterien des Nachhaltigkeitsraster ist als Beruumlcksichtigung der spezifischen Bedingun-gen eines Schutzgebietes zu verstehen160 Die Realisierung von Nutzungsformen in oumlkologisch sensiblen Flaumlchen ist grundsaumltzlich mit staumlrkeren Umweltbelastungen verbunden als in Arealen die eigens fuumlr diese oumlkonomischen Eingriffsarten ausgewiesen wurden wie es bspw bei einem Gewerbegebiet der Fall ist

Die oben beschriebene Problematik hat zur Herausbildung von vier Nachhaltigkeitsgraden gefuumlhrt wobei die oumlkologische Dimension als Variable zu verstehen ist je staumlrker diese ist desto schwaumlcher ist tendenziell die soziale und die oumlkonomische Dimension Die Bandbreite umfasst die Kategorien sehr schwache schwache starke und strikte bzw radikale oumlkologische Nachhaltigkeit161 Eine genaue Entsprechung dieser Arbeit zu einem der genannten Nachhaltig-keitsgrade ist nicht moumlglich da sich diese auf alle gesellschaftlich relevanten Bereiche beziehen

155 Vgl PIB (2002)156 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001)157 Vgl BUNDMISEREOR (1998)158 Hinsichtlich eines Vorranges der oumlkologischen Dimension vgl BUNDMISEREOR (1998) 1226 vgl

UMWELTBUNDESAMT (2002a) 2159 Hinsichtlich einer Gleichbehandlung aller Dimensionen vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 31f vgl OECD (2001)

47160 Siehe Abschnitt 33161 Vgl ROGALL (2000) 29

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und daher allgemeinen Charakter haben Dennoch ist eine ungefaumlhre Verortung des Modells zwischen der schwachen und der starken Kategorie zu rechtfertigen162 Die schwacheNachhaltigkeit laumlsst den Wirtschaftssubjekten einen Spielraum bei ihrem Handeln im Markt akzeptiert aber gleichzeitig staatliches Eingreifen Dies kann bspw in Form von Ge- und Verboten geschehen um besonders wichtige Guumlter zu schuumltzen Ferner wird angenommen dass die Mehrzahl der Umweltprobleme durch technische Verfahren zu loumlsen ist wozu etwa eine oumlffentlich finanzierte Foumlrderung beitragen kann Die starke Nachhaltigkeit hingegen befuumlrwor-tet dass die Souveraumlnitaumlt der Wirtschaftssubjekte weitreichender eingeschraumlnkt wird Anderenfalls wuumlrden nicht substituierbare aber unverzichtbare natuumlrliche Ressourcen verloren gehen die durch den Staat zu schuumltzen sind Es wird einerseits davon ausgegangen dass die Belastungsgrenzen der natuumlrlichen Lebensgrundlagen nahezu erreicht sind Andererseits wird die Regenerationskraft der Natur als groszlig genug erachtet so dass ein sofortiges Umsteuern langfristig zum Erfolg fuumlhrt163

Ein weiteres fundamentales Prinzip im Kontext von Nachhaltigkeit zielt auf die Unterschei-dung zwischen inter- und intragenerativer Gerechtigkeit deren Verhaumlltnis zueinander in der Literatur houmlchst umstritten ist Dabei geht es essentiell um die Frage des solidarischen und verantwortungsvollen Handelns von Menschen im Umgang mit den natuumlrlichen und kuumlnstli-chen Ressourcen in zeitlicher (sbquointerrsquo) und raumlumlicher (sbquointrarsquo) Perspektive Im Folgenden werden die markantesten Positionen skizziert um schlieszliglich den Rahmen fuumlr diese Arbeit zu setzen Die erste Position orientiert sich eng an der Auffassung des Brundtland-Berichtes und erachtet beide Aspekte als gleichrangig was in der internationalen Debatte auch die herrschende Meinung ist Eine Trennung dieser beiden Ebenen wird als inhaltlich nicht sinnvoll gesehen und lediglich analytisch motiviert erklaumlrt Die zweite Position anerkennt zwar eine normative Gleichrangigkeit raumlumt der intergenerativen Variante aber Prioritaumlt ein So sollen zunaumlchst die Rechte zukuumlnftiger Menschen gewahrt werden auf Basis der verbleibenden Moumlglichkeiten ist dann Chancengleich-heit innerhalb der heutigen Generation herzustellen Die dritte Position sieht allein den intergenerativen Ausgleich als konstitutives Element fuumlr das Leitbild der Nachhaltigkeit an Dafuumlr gilt als ausschlieszliglicher Maszligstab die Frage in welchem Umfang und in welcher Art die natuumlrlichen oumlkonomischen sozialen kulturellen und intellektuellen Ressourcen den Nachfahren uumlberlassen werden muumlssen164 Fuumlr diese Arbeit wird auf die erste Position zuruumlckgegriffen da die anderen beiden Auspraumlgungen theoretisch fundiert sein moumlgen aber fuumlr die Beantwortung der oben formulierten Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend erscheinen Gegen diese Festlegung koumlnnte eingebracht werden dass mit der Auswahl und Anzahl der Untersuchungsmerkmale eine Orientierung an die zweite oder dritte Position erfolgt ist So kann den sieben oumlkologischen und zwei oumlkonomischen Pruumlfkriterien ein groumlszligerer intergenerativer Charakter zugeschrieben werden da deren positive Ausgestaltung in der Gegenwart fuumlr kommende Generationen von besonderer Relevanz ist Dagegen koumlnnen die drei sozialen Analysespezifika bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo eher mit einer intragenerativen Eigenschaft charakterisiert werden Ihre positive Realisierung im Heute ist in erster Linie fuumlr die Menschheit der bestehenden Generation von Interesse die Nachfahren werden bspw mit Laumlrmbelaumlstigungen von ehemaligen Anwohnern durch Eisenbahntrassen weniger ein Problem haben Gegen diesen Einwand spricht aber dass sich das beschriebene fundamentale Prinzip auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht Die Auswahl und Anzahl der Analysekriterien hingegen ist fuumlr diese Arbeit sbquomaszligge-

162 Hinsichtlich einer ausfuumlhrlichen Diskussion dieser beiden Positionen vgl DOumlRING (2004)163 Vgl ROGALL (2000) 30164 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 139-143

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schneidertrsquo daraus die Festlegung fuumlr eine der drei Positionen von Gerechtigkeit abzuleiten waumlre zu eng gedacht

233 Intradimensionale AbgrenzungAufgrund der vielfaumlltigen Auspraumlgungen von Nachhaltigkeit bedarf es einer Abgrenzung innerhalb der Dimensionen um klarzustellen welche Aspekte eher eine Rolle spielen und welche eher nicht Dieser Arbeitsschritt ist lediglich als grobe Vorsortierung zu verstehen da eine Konkretisierung der Nachhaltigkeitsdimensionen in dem Nachhaltigkeitsraster erfolgt165

Viele Aspekte werden nicht aufgegriffen da sie nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang zu der Grundproblematik dieser Abhandlung stehen Die thematische Abgrenzung erfolgt zum einen durch die Konzentration auf die am haumlufigsten eroumlrterten Dimensionen von Nachhaltig-keit (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Auf die Diskussion uumlber Ein- oder Mehrdimensionalitaumlt bzw der Integration zusaumltzlicher Dimensionen wie bspw der Kultur wird daher nicht eingegangen da dies fuumlr das Modell nicht relevant erscheint166 Zum anderen findet auch innerhalb der jeweiligen Dimension eine Fokussierung auf die fuumlr diese Arbeit bedeutsamen Aspekte statt

Die oumlkologische Perspektive konzentriert sich in direkter Weise auf Aspekte die zum Tra-gen kommen wenn Nutzungsformen in Schutzterrains realisiert werden sollen Dies beruumlhrt Themen wie z B Flaumlcheninanspruchnahme Bodenversiegelung biologische Vielfalt Erhaltung von natuumlrlichen Lebensraumlumen oder Landschaftsaumlsthetik Auf indirekte Art werden durch die einzelnen Eingriffsarten die jeweiligen spezifischen oumlkologischen Zusammenhaumlnge problemati-siert Dies ist bspw bei der Errichtung von Anlagen zur Energieerzeugung der Fall wo auch die Frage bzgl klimarelevanter Emissionen eroumlrtert wird Daher sind daruumlber hinausgehende oumlkologische Facetten wie z B eine umweltvertraumlgliche Produktgestaltung nicht Gegenstand auf dieser Ebene von Nachhaltigkeit167

Die soziale Ebene ist ebenfalls auf die moumlglichen Implikationen ausgerichtet die sich aus der Realisierung von Eingriffsarten ergeben Allerdings ist hierbei der Zusammenhang zu diesem Modell weitaus schwieriger herstellbar was sich auch in der vergleichsweise geringen Anzahl an Nachhaltigkeitskriterien ausdruumlckt168 Die meisten Eingriffsformen haben einen technisch-infrastrukturellen Charakter d h die anthropogene Komponente spielt eher eine untergeordne-te Rolle Anders waumlre es bei sozialen Gebilden wie bspw einem Unternehmen in dem etwa die betriebliche Mitbestimmung als eine Form von sozialer Nachhaltigkeit von Bedeutung ist Auch andere Themen innerhalb dieser Dimension wie z B die freie Entfaltung der Persoumlnlichkeit oder die Wahrung der Menschenrechte sind nicht sbquoanschlussfaumlhigrsquo zu dieser Arbeit und werden daher ausgeblendet169

Schlieszliglich wird auch die oumlkonomische Dimension auf die Problematik von Projektinteres-sen zugeschnitten Aumlhnlich wie bei der sozialen Dimension sind hier nur wenige Anknuumlpfungs-punkte auszumachen Ganz grundsaumltzlich ist zu argumentieren dass die Verfolgung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsinteressen in Schutzarealen an sich schon eine Art der Beruumlcksichtigung der oumlkonomischen Dimension ist Bei den relevanten Nutzungsformen handelt es sich meistens um einzelwirtschaftliche Phaumlnomene die sich innerhalb eines gesamtwirtschaftlichen Rahmens bewegen Dagegen sind die meisten oumlkonomischen Nachhaltigkeitsaspekte grundlegender Art

165 Siehe Abschnitt 33166 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 47-50167 Hinsichtlich weiterer oumlkologischer Aspekte vgl COENENGRUNWALD (2003) 103-122 vgl LINNESCHWARZ (2003) 235-

378 vgl UMWELTBUNDESAMT (2002a) 281-391168 Siehe Abschnitt 33169 Hinsichtlich weiterer sozialer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 351-363 vgl EMPACHERWEHLING (2002) vgl

KOPFMUumlLLER U A (2001) 67-84

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und betrachten gerade dieses aumluszligere Umfeld d h das gesamte Gesellschaftssystem Dazu zaumlhlen bspw ein funktionierendes Preissystem Rechtssicherheit oder die Frage nach dem Abbau des Defizits der oumlffentlichen Haushalte wobei letzteres am ehesten mit diesem Modell kompatibel ist170

170 Hinsichtlich weiterer oumlkonomischer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 363-377 vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 46-49 vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 84-102

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3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters

31 Grundannahmen

311 Uumlberlegungen zur ModelltheorieDie Entwicklung jedes Modells (und damit auch dieses) ist grundsaumltzlich dadurch gekennzeich-net dass es zwei gegensaumltzliche Anspruumlche erfuumlllen muss Auf der einen Seite soll es maximal allgemeinguumlltig sein so dass es die Gesamtheit aller Einzelfaumllle erklaumlren kann Auf der anderen Seite soll es nur minimal die realen Bedingungen eines Einzelfalles ausblenden damit praxisrelevante Ergebnisse bei der Modellanwendung moumlglich sind Dieser Widerspruch konkretisiert sich in diesem Fall bei der Auswahl der zu beruumlcksichtigenden Datenmenge Sowenig wie moumlglich so viel wie noumltig Daruumlber hinaus muss die Menge der Einflussgroumlszligen ein optimales Verhaumlltnis zwischen dem Aufwand hinsichtlich ihrer Aufbereitung und dem zu erwartenden Ertrag bezuumlglich ihres Erkenntniswertes darstellen Auf Grundlage eines so erstellten Datenpools wird die Entscheidungsempfehlung hinsichtlich der Realisierung von bestimmten Nutzungsinteressen entwickelt

Die modellhafte Vorgehensweise geht davon aus dass sich bestimmte Nutzungsformen durch Gemeinsamkeiten auszeichnen Diese gelten unabhaumlngig von der individuellen Ausgestaltung im Einzelfall was zugegebenermaszligen eine starke methodische Vereinfachung darstellt So basiert bspw die Einschaumltzung von Windkraftanlagen darauf dass sie aufgrund des Turmfuszliges immer eine punktfoumlrmige Belastung des Bodens bedeuten auch wenn das tatsaumlchliche Ausmaszlig typenabhaumlngig um einige Meter variiert Des Weiteren werden alle Nutzungsarten als System betrachtet so dass auch Auswirkungen von notwendigen Teilkompo-nenten beruumlcksichtigt werden Das ist z B bei der Projektart Fernstraszlige der Fall bei der nicht nur der eigentliche Straszligenkoumlrper analysiert wird sondern bspw auch moumlgliche Umwelteffekte der Kraftfahrzeuge betrachtet werden

Aus Gruumlnden der Vereinfachung entfaumlllt auch eine Unterteilung nach den typischen Le-bensphasen Bau Anlage und Betrieb einer Projektart was sich bei der Beurteilung einiger Eingriffsarten stark voneinander unterscheidet Aus demselben Motiv bleiben auch moumlgliche vor- und nachgelagerte Wertschoumlpfungsstufen der Nutzungsinteressen unberuumlcksichtigt was ebenfalls zu weit auseinander liegenden Resultaten fuumlhren kann

312 Gesamtbetrachtung der AnalysekriterienAls Grundlage fuumlr die Entwicklung der Analysekriterien dient die formulierte Definition von Nachhaltigkeit in der die fuumlr diese Arbeit relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen eingegrenzt werden Die vorangegangene inhaltliche Einordnung spiegelt sich im Ansatz bei der Anzahl und Reihenfolge der Pruumlfmerkmale wider obwohl sie formal alle gleichgewichtig sind Auch gilt es bei der Auswahl einerseits ein moumlglichst groszliges Spektrum an unterscheidbaren Nachhaltigkeits-aspekten (innerhalb des vorgegebenen Rahmens) zu integrieren Andererseits kommen nur solche in Frage fuumlr die eine realistische Chance besteht dass fuumlr alle Projektarten genuumlgend Informationen aufbereiten werden koumlnnen (sbquowenn alle Schwaumlne weiszlig sind ist es sinnlos nach unterschiedlichen Farben zu fragenrsquo) Dabei ist die Bewertung der Eingriffsarten anhand der Analysemerkmale eher i S von potenziellen Auswirkungen zu sehen Die Abfolge der Analysekriterien spiegelt die Idee wider einen thematisch moumlglichst gleitenden Uumlbergang zwischen diesen herzustellen Generell basiert dieser Abschnitt auf den Gedanken alle Pruumlfkriterien in einem horizontalen Sinne zu betrachten d h den thematischen Zusammenhang zwischen ihnen darzustellen Im Gegensatz dazu erfolgt an anderer Stelle eine Betrachtung in

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einem vertikalen Sinne also der ausfuumlhrlichen Darstellung jedes einzelnen Untersuchungs-merkmals171

Die oumlkologische Dimension nimmt eine herausragende Rolle ein so dass diese sieben (von zwoumllf) Untersuchungskriterien auch zuerst positioniert sind (Darst 6) Innerhalb dieser Dimension werden mit den ersten fuumlnf Untersuchungsmerkmalen die Belastungen auf die sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter aufgegriffen die von den meisten Nutzungsinteressen ausgehen Anschlieszligend stellt sich die Frage spiegelbildlich zu den Belastungen wie das Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo bei den Projektfor-men aussehen koumlnnte d h wie die festgestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen theoretisch reduzierbar sind Separat wird das Untersuchungsmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquobeleuchtet welches indirekt z T auch die fuumlnf Umweltschutzguumlter beruumlhrt

Analysekriterien331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien172

Danach folgt die soziale Dimension welche weit weniger relevant ist und daher auch nur drei (von zwoumllf) Untersuchungsspezifika beansprucht (Darst 7) An die oumlkologische Dimension knuumlpft das erste soziale Untersuchungskriterium bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo an da dieses oftmals kausal mit den oumlkologischen Belastungen in Verbindung steht Dem schlieszligt sich die Frage nach dem Pruumlfspezifikum bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo an welches auch vom vorherigen Pruumlfmerkmal abhaumlngen kann Anschlieszligend folgt das Untersu-chungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo da es neben einer sozialen auch eine oumlkonomische Komponente besitzt Es ist innerhalb dieser Nachhaltigkeitsdimension als letztes aufgestellt und leitet den Uumlbergang zur oumlkonomischen Dimension ein

Analysekriterien338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit339 Akzeptanz in der Gesellschaft3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

Darst 7 Soziale Analysekriterien173

Beendet wird mit der oumlkonomischen Dimension die nur zwei (von zwoumllf) Untersuchungsmerk-malen beruumlcksichtigt (Darst 8) Da das Pruumlfmerkmal bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo auch einen sozialen Charakter i S v persoumlnlicher Sinnbefriedigung hat begruumlndet dies seine erste Stellung innerhalb dieser Dimension Schlieszliglich wird mit dem letzten Untersuchungsmerkmal bdquoBeitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo ein rein oumlkonomischer Sachverhalt thematisiert

171 Siehe Abschnitt 33172 Eigene Darstellung173 Eigene Darstellung

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Analysekriterien3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien174

313 Skalierung der NachhaltigkeitsbewertungDer Zweck des Nachhaltigkeitsrasters besteht darin von einer verbal-argumentativen zu einer quantitativ-graphischen Ebene zu gelangen um i S einer Datenreduzierung eine komprimierte Gesamtschau aller Nutzungsinteressen zu ermoumlglichen Fuumlr diesen Uumlbergang wird eine Ordinalskala mit den Abstufungen sbquogering-mittel-hochrsquo gewaumlhlt welche ein relatives Rangver-haumlltnis in der Beurteilung des Analysekriteriums innerhalb einer Nutzungsart zulaumlsst

Diese relative Bewertung basiert auch auf der Bewertung zwischen den Eingriffsarten so dass bspw die Einschaumltzung einer sbquohohen Belastung fuumlr das Umweltschutzgut Bodenrsquo bei einer Fernstraszlige auch immer i S eines Vergleichs zu den Bodenbelastungen der anderen Projektfor-men zu sehen ist Diese Skalierungsweise erscheint in Anbetracht der methodischen Schwierig-keiten bei diesem Transformationsschritt am praktikabelsten da sie eine sehr einfache Form der Klassifizierung darstellt (lediglich die Abstufungen nach dem Muster sbquoschlecht-gutrsquo waumlre noch trivialer)175 Basierend auf der Beurteilung der Nutzungsformen anhand eines Pruumlfspezifikums bzw seiner Beschreibungsattribute erfolgt eine Zuordnung zu einem Zahlenwert Dieser Zahlenwert ist umso houmlher je nachhaltiger sich ein Projektinteresse bei dem jeweiligen Pruumlfkriterium darstellt

Dieser Umstand erfordert dementsprechend eine sachgerechte Gleichsetzung von Skalie-rungsabstufung und Zahlenwert So kann bei einem Pruumlfmerkmal die Skalierungsabstufung sbquohochrsquo einen hohen Grad an Nachhaltigkeit bedeuten wie z B beim Analysekriterium bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo bei einem anderen Pruumlfmerkmal ist dies genau umgekehrt wie bspw bei bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Bodenldquo Diese beiden entgegensetzten sbquoBewertungsrich-tungenrsquo werden zusammengefasst und bilden somit die Grundlage fuumlr die Entwicklung einer Abbildung des Modells als Excel-Tabelle (Darst 9)176

174 Eigene Darstellung175 Hinsichtlich der Unterschiede der gebraumluchlichsten Skalierungstypen vgl KNOSPE (1998) 66176 Siehe CD-ROM

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Analysekriterium gering mittel hoch BewertungsrichtungBelastungen desUmweltschutzgutesBoden

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesWasser

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLuftKlima

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesTierePflanzen

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLandschaftsbild

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Moumlglichkeiten zurMinimierung derUmweltbelastungen

1 2 3Je houmlher die Moumlglichkeiten(hellip) desto houmlher der Wert

Ausmaszlig deroumlkologischenRisiken

3 2 1Je geringer das Ausmaszlig (hellip) desto houmlher der Wert

Auswirkungenauf die menschlicheGesundheit

3 2 1Je geringer die Auswirkun-gen (hellip) desto houmlher der Wert

Akzeptanzin derGesellschaft

1 2 3Je houmlher die Akzeptanz (hellip) desto houmlher der Wert

Potenzial zurBefriedigung vonGrundbeduumlrfnissen

1 2 3Je houmlher das Potenzial (hellip) desto houmlher der Wert

Effekte auf denArbeitsmarkt

1 2 3Je houmlher die Effekte (hellip) desto houmlher der Wert

Beitraumlgefuumlr dieGesamtwirtschaft

1 2 3Je houmlher die Beitraumlge (hellip) desto houmlher der Wert

Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien177

32 Gruppierungsprinzipien von NutzungsinteressenAufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Projektarten bietet es sich an diese in bestimmte Klassen zu unterteilen die sich durch gemeinsame Merkmale auszeichnen Diese Gruppierung nach den Prinzipien Vorrangigkeit Ausschlieszliglichkeit und Konfliktlastigkeit stellt eine tragende

177 Eigene Darstellung

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Saumlule im methodischen Vorgehen dieser Arbeit dar Auf diese Weise ist es moumlglich sich in dem Modell auf die sbquoraumlumlichen Problemfaumlllersquo naumlmlich die Eingriffsarten nach dem Prinzip der Konfliktlastigkeit zu konzentrieren Die im Folgenden ausfuumlhrlich erklaumlrten Gruppierungsprinzi-pien und die jeweils darunter fallenden Nutzungsformen sind nicht im logisch zwingenden Sinne zu verstehen sondern lediglich als eine Moumlglichkeit Dabei orientiert sich die Begruumlndung eines Gruppierungsprinzips sowie die Zuordnung der Projektformen an bestehende Unterschei-dungsmerkmale wie sie z B in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu finden sind und werden um eigene Uumlberlegungen ergaumlnzt Allerdings kann eine solche Einteilung nach theoretischkonstruierten Kriterien aufgrund der Fuumllle der praktisch vorhandenen Nutzungsarten nicht immer vollstaumlndig befriedigend bewerkstelligt werden Es wird immer Zweifelsfaumllle geben was bspw die Zuweisung von Eingriffsform zu einem Gruppierungsprinzip angeht Diese Nachteile sind jedoch im Vergleich zu den Vorteilen welche sich aus dieser Vorgehensweise ergeben zu vernachlaumlssigen

321 Vorrangigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Nutzungsinteressen ist anzunehmen dass sie sich der beschriebenen Konfliktkonstellation weitgehend entziehen da ihnen im Rahmen einer Abwaumlgungsentschei-dung eine Vorrangigkeit eingeraumlumt wird Dies kann darin begruumlndet sein dass die Vorteile bei der Realisierung solcher Eingriffsarten fuumlr die Allgemeinheit houmlher wiegen als die Nachteile welche sich aus der Verletzung der individuell definierten Ziele einer bestimmten Schutzzone ergeben Dies umfasst neben eindeutig auszliger-oumlkologischen Projektarten auch solche die zwar jene Ziele beeintraumlchtigen aber in einem uumlbergeordneten Sinne oumlkologisch besonders von Interesse sind

Eine aumlhnliche Argumentation findet sich in den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie welche eine maszliggebliche Rechtsquelle fuumlr das Schutzgebietssystem Natura 2000 darstellt Demnach muumlssen bdquozwingende Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interessesldquo vorliegen die im folgenden Zusammenhang stehen und auch als Mischformen zum Tragen kommen koumlnnen1 Gesundheit des Menschen2 Oumlffentliche Sicherheit3 Maszliggeblich guumlnstige Auswirkungen auf die Umwelt4 Andere Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich solcher sozialer

oder wirtschaftlicher Art178

Die folgenden Nutzungsarten fallen grundsaumltzlich unter dieses Gruppierungsprinzip sind aber lediglich als eine beispielhafte Beschreibung anzusehen Demnach bedarf die Entscheidung daruumlber ob eine konkrete Projektart in diese Kategorie faumlllt einer ausfuumlhrlichen Einzelfallpruuml-fung Fuumlr die ausgewaumlhlten Beispiele werden jeweils kurz ihre schwerpunktmaumlszligigen Aktivitaumlten sowie die moumlglichen Folgen fuumlr die Natur beschrieben Dies gestaltet sich fuumlr den oben genannten Punkt 4 wesentlich schwieriger da sich unter dieser Kategorie eine Vielzahl von konkreten Nutzungsformen subsumieren lassen wenn sie denn als bdquouumlberwiegend oumlffentliches Interesseldquo eingestuft werden koumlnnen179

178 Vgl Art 6 IV FFH-RL179 Die (problematische) juristische Auslegung dieses Begriffes ist nicht Gegenstand dieser Arbeit wenngleich diese

abstrakte Formel durch das Modell im Anwendungsfall mit Argumenten untermauert werden kann Von offiziellen Stellen wird zwar ein Ansatz fuumlr eine Interpretation angeboten dieser bleibt jedoch vage und beschraumlnkt sich u a auf eine Negativdefinition Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2000) 48f Es verbleiben daher Unklarheiten die Gegenstand detaillierter rechtlicher Eroumlrterungen sind Vgl RAMSAUER (2000)

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GesundheitsschutzBei diesen Eingriffsarten kann es sich um Aktivitaumlten handeln welche dem gesundheitlichen Schutz der Bevoumllkerung dienen und daher houmlher zu bewerten sind als der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt Die koumlrperliche Unversehrtheit des Menschen ist als ein Gut zu erachten welches absolut ist und in keinem Fall gegen andere Interessen abzuwaumlgen ist In eine solche Kategorie fallen z B Maszlignahmen zur Aufbereitung von Wasser das mit lebensgefaumlhrlichen Stoffen angereichert ist CLAASSEN U A haben diese Problematik im oumlkologisch wertvollen Gebiet der KalltalsperreNordeifel (Nordrhein-Westfalen) untersucht in welchem dem Trinkwasserschutz gegenuumlber anderen Nutzungen eine hohe oder sogar houmlchste Prioritaumlt eingeraumlumt werden muss So wurde aus diesem Grund bspw eine Hygienisierungsanlage errichtet und das Gebiet durch Entwaumlsserungsmaszlignahmen ausgeweitet und kanalisiert Daruumlber hinaus konnte aufgrund der abwassertechnischen Sanierung des Einzugsgebietes eine weitere bedenkliche Eutrophie-rung der Gewaumlsser verhindert werden so dass das Trinkwasser den allgemeinen Qualitaumltsanfor-derungen entspricht Aufgrund dieser baulichen Maszlignahmen waren partielle Eingriffe in den lokalen Naturhaushalt unvermeidlich180

Militaumlrische ManoumlverDieses Nutzungsinteresse umfasst Gebiete fuumlr Fahr- und Fluguumlbungen Bombenabwuumlrfe sowie Zielzonen fuumlr Schieszligbahnen Die Folgen fuumlr die Natur daraus sind bspw die Verletzung und Verdichtung von Boumlden und Baumlumen Braumlnde oder die Anreicherung mit Totholz181 Weitere Negativauswirkungen auf das lokale Oumlkosystem ergeben sich aufgrund der Laumlrmemissionen sowie der Schadstoffe aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger die manoumlverbedingt entstehen Um das Gelaumlnde militaumlrisch nutzbar zu machen d h bspw stoumlrende Vegetation zu beseitigen werden Chemikalien eingesetzt Dazu gehoumlren neben Wuchshemmern auch Herbizide Insektizide Rodentizide und Fungizide was zu entsprechenden Stoffeintraumlgen in den Boden- und Wasserhaushalt fuumlhrt182

Zivile SicherheitDiese Eingriffsform beinhaltet bspw Maszlignahmen im Zusammenhang mit dem Hochwasser-schutz um moumlgliche Schaumlden von Personen und Sachen zu abzuwehren Obwohl das Phaumlnomen Hochwasser im Wesentlichen natuumlrlichen Ursprungs ist spielt der anthropogene Einfluss eine groszlige Rolle So fuumlhrt z B die Versiegelung der Bodenflaumlche mit Verkehrswegen zu einer Erhoumlhung des Wasserabflusses183 Bei den Gegenmaszlignahmen kann es sich um bauliche Einrichtungen handeln wie etwa Schutzdeiche oder Talsperren Zur Reduktion der Geschwin-digkeit des Wasserabflusses kann auch eine naturnahe Gestaltung der Flieszliggewaumlsser oder die Bereitstellung entsprechend groszliger Uumlberschwemmungsgebiete beitragen184

UmweltschutzBei dieser Nutzungsform handelt es sich um Vorhaben welche uumlber die eher passive Pflege eines Schutzareals hinausgehen und aktiv in die oumlkologischen Funktionen vor Ort eingreifen Damit sind moumlglicherweise andere negative Umwelteffekte verbunden wie etwa die Stoumlrung von laumlrmempfindlichen Tierarten durch Baufahrzeuge Da aber die geplanten baulichen Maszlignahmen einen so hohen oumlkologischen Wert auf das gesamte Areal haben sind moumlgliche einzelne Beeintraumlchtigungen i S einer Abwaumlgungsentscheidung zu akzeptieren So wurde

180 Vgl CLAASSEN U A (2003)181 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 336182 Vgl ACHILLES (1988) 42-64183 Vgl ROTHER (2001) 11184 Vgl BROMBACH U A (2001) 232

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bspw in Braunschweig die Beseitigung einer Faulschlammauflage im Schapenbruchteich durchgefuumlhrt welcher aus oumlkologischer Sicht das mit Abstand wertvollste Gewaumlsser im Umland darstellt Aufgrund der organischen Schlammschicht von bis zu 70 cm Dicke ist es in warmen Sommermonaten zu einer starken mikrobiologischen Aktivitaumlt gekommen die wiederum zu einer kritischen Sauerstoffzehrung und im Extremfall zu einem massiven Fischsterben fuumlhrte Ziel dieser Bemuumlhungen war die Schaffung offener Wasserflaumlchen um sie als Lebensraum fuumlr einheimische Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln185

SozialesDiese Projektart koumlnnte die Erschlieszligung Erforschung und Erhaltung von Kultur- und sonstigen Sachguumltern umfassen welche als historisches Erbe der Menschheit einen hohen sozialen Wert fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen besitzt Zu ihrer Erforschung und ihrem Schutz ist es moumlglich dass bauliche Maszlignahmen ergriffen werden welche zu einer Beeintraumlchtigung der Umweltschutzguumlter Boden Wasser oder Pflanzen und Tiere fuumlhren JESSELTOBIAS nennen bspw fruumlhgeschichtliche Grabhuumlgel Eisenbahnviadukte oder archaumlologische Verdachtsstaumlt-ten186

WirtschaftUnter diesem Eingriffsinteresse koumlnnen Projekte subsumiert werden welche aufgrund ihrer quantitativen und qualitativen Eigenschaften positive Effekte auf andere Bereiche ausstrahlen Das ist dann der Fall wenn bspw bei der Errichtung einer Verkehrsinfrastruktur uumlber die einzelwirtschaftlichen Gewinne fuumlr das Betreiberunternehmen hinaus gesamtwirtschaftliche Beitraumlge fuumlr andere Branchen zu erwarten sind Allerdings zeigt sich hiermit schon ein zentrales Problem da die Bewertung hinsichtlich der Art und des Umfanges eines solchen bdquouumlberwiegend oumlffentlichen Interessesldquo houmlchst problematisch sein kann KUumlFFNER beschreibt diese Konstellation im Fall des bdquoMuumlhlenberger Lochsldquo in der Elbe (Hamburg) welches gemaumlszlig dem Natura-2000-Konzept ein Schutzgebiet darstellt Geplant ist die Zuschuumlttung dieses Suumlszligwasserwatts um das Werksgelaumlnde der Flugzeugwerft EADS zu erweitern und damit die Produktion des Airbus A380 zu ermoumlglichen187 Nach dem bisherigen Stand im Planfeststellungsverfahren bleibt auch weiterhin etwa die Zahl der mit diesem Vorhaben zu erwartenden Arbeitsplaumltze strittig was vermutlich zu einer erneuten gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Befuumlrwortern und Gegner fuumlhren wird188

322 Ausschlieszliglichkeit

GrundmerkmaleAuch bei den folgenden Projektformen ist grundsaumltzlich von einem geringen Konfliktpotenzial auszugehen da sie mehrheitlich in fuumlr diese Zwecke ausgewiesenen Arealen realisiert werden Hierbei ist ebenfalls keine qualitativ und quantitativ umfassende Auflistung aller real denkbaren Nutzungsformen moumlglich sondern lediglich eine grobe Klassifizierung zum Zwecke der Uumlbersicht Dabei handelt es sich um Flaumlchen die keine Schutzgebiete sind und sich somit durch geringe oumlkologische Restriktionen auszeichnen Das bedeutet allerdings keinen Ausschluss jeglicher Umweltstandards da auch in diesen Faumlllen entsprechende Vorschriften zu beachten

185 Vgl STADT BRAUNSCHWEIG (o J)186 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 237-243187 Vgl KUumlFFNER (2003)188 Vgl BUND (2005)

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sind Dementsprechend bleibt eine Pflicht zur Pruumlfung auf die jeweilige Umweltvertraumlglichkeit unter die fast alle der folgenden Eingriffsformen fallen189 Dennoch liegt eine Umkehrung der Betrachtungsweise vor d h dass in jenen Gebieten von vornherein den auszliger-oumlkologischen Projektinteressen Vorrang eingeraumlumt wird Sie lassen sich durch die folgenden Merkmale charakterisieren welche haumlufig im Zusammenspiel in Erscheinung treten1 Geringere Raumproblematik Fuumlr diese Eingriffsarten gelten in einem weitaus geringeren

Maszlige die Merkmale wie sie fuumlr die konfliktlastigen Nutzungsinteressen gelten190 Zwar ist die Umsetzung dieser Eingriffsarten nicht uumlberall moumlglich aber es bestehen mehr Freihei-ten in der Standortwahl Dies trifft z B auf Anlagen der Energiewirtschaft oder der Ver- und Entsorgungswirtschaft zu bei denen der genaue Ort fuumlr eine Realisierung im Wesentlichen von anderen Faktoren abhaumlngt wie bspw geologische Bedingungen oder Zufahrtsstra-szligen

2 Historisch bedingte Disposition Diese Projektformen wurden schon in der Vergangenheit in diesen Raumlumen verwirklicht so dass es sich nur noch um Erweiterungen und bzw oder Ergaumlnzungen handelt Der oumlkologische Wert dieser Areale ist daher tendenziell gering so dass der Aufwand einer Unterschutzstellung in keinem vertretbaren Verhaumlltnis mehr zu einem moumlglichen Ertrag etwa in Form der Wiederansiedlung lokal nicht mehr lebender Arten stehen wuumlrde Beispiele hierfuumlr sind Flaumlchen die schon seit Jahrhunderten besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt werden

3 Systemimmanent hohe Umweltbelastung Die Realisierung dieser Nutzungsarten ist per se in einem so hohen Maszlige mit Umweltbelastung verbunden dass dies nur in oumlkologisch unsensiblen Gebieten stattfinden kann bzw durch eine vorherige Abwaumlgung in Kauf ge-nommen wird Unter diese Kategorie fallen bspw der Bergbau oder bestimmte industrielle Anlagen welche sich durch ein aufwaumlndiges Genehmigungsverfahren und hohe betriebli-chen Sicherheitsvorkehrungen auszeichnen

Staumldtische FlaumlchenZu dieser Eingriffsart zaumlhlen Wohnsiedlungen Verkehrswege (innerorts) Naherholungsflaumlchen Freizeitanlagen oumlffentliche Gebaumlude Buumlros sowie sonstige bauliche Einrichtungen die sich auf einer erschlossenen Stadtflaumlche befinden Hier steht die Nutzung durch den Menschen im Vordergrund naturschutzfachliche Ziele beschraumlnken sich im Allgemeinen auf die Pflege von Gruumlnanlagen zur Erhaltung eines bestimmten Stadtbildes JESSELTOBIAS folgern daraus ein breites Spektrum an Umweltbelastungen wozu als Wichtigste die Versiegelung und Belastung des Bodens zaumlhlt Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf den Wasserhaushalt da es zu einem beschleunigten Abtransport des Wassers nach Niederschlagsereignissen und zur Belastung der angeschlossenen Vorfluter und Flieszliggewaumlsser kommt Langfristig ist daruumlber hinaus mit einer Veraumlnderung des Flora- und Faunagefuumlges zu rechnen da zahlreiche Arten verschwinden waumlhrend andere sich besser entfalten koumlnnen191

Gewerbliche FlaumlchenDiese Nutzungsform buumlndelt alle Arten der gewerblichen Wirtschaft wie bspw kleinindustrielle Lagerhallen aber auch groszligindustrielle Anlagen wie etwa Raffinerien Diese Areale zeichnen sich durch einen Versiegelungsgrad des Bodens von 75 und mehr aus was neben den eigentli-chen Produktionsanlagen oder Werkstaumltten auch durch Hof- Stell- und Lagerflaumlchen sowie Werkstraszligen bedingt wird Des Weiteren hat der Grad der Bodenverdichtung evt vorliegende

189 Vgl Anlage 1 UVPG190 Siehe Abschnitt 313191 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 292f

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Schadstoffkonzentrationen sowie moumlgliche Veraumlnderungen der mikroklimatischen Verhaumlltnisse in der Umgebung der Produktionsstaumltten einen erheblichen Einfluss auf das Arteninventar solcher Gebiete192

Anlagen der EnergiewirtschaftDiese Nutzungsart umfasst Kraftwerke zur Erzeugung von Energie aus Biomasse Uran Gas Oumll Braun- und Steinkohle sowie sonstige energiewirtschaftliche Anlagen wie bspw Blockheiz-kraftwerke Die Stromgewinnung aus Gas Oumll Braun- und Steinkohle fuumlhrt aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger zur Belastung der Luft und des Klimas wobei dieser Effekt beim Gas am geringsten ist193 Beim Umwandlungsprozess von Biomasse kann es gelegentlich zu Geruchsbelaumlstigungen durch die Freisetzung bestimmter gasfoumlrmiger Schadstoffe kommen welche jedoch durch entsprechende technische Schutzvorkehrungen weitgehend auszuschlie-szligen sind194 Als unmittelbarer Umwelteffekt bei der Energiegewinnung aus Uran ist die Beanspruchung lokaler Flieszliggewaumlsser zu nennen welche fuumlr die Kuumlhlung des Reaktors benoumltigt werden Daruumlber hinaus stehen die Problematik der Endlagerung von radiaktiven Abfaumlllen sowie die Gefahr eines Stoumlrfalls (groumlszligter anzunehmender Unfall) im Zentrum der Kritik

Anlagen der VerkehrswirtschaftUnter dieser Projektform werden verkehrstechnische Einrichtungen erfasst welche nicht unter das Gruppierungsprinzip Konfliktlastigkeit fallen Dazu zaumlhlen schifffahrtsbezogene Anlagen wie etwa Haumlfen oder Schiffshebewerke Die Einordnung von Haumlfen in diese Kategorie ist (im wahrsten Sinne des Wortes) als Grenzfall anzusehen da sowohl terrestrische wie auch marine Aspekte beruumlhrt werden Welche Seite uumlberwiegt haumlngt auch davon ab ob es sich um einen Binnen- oder um einen Seehafen handelt Wird ein Binnenhafen betrachtet kann damit argumentiert werden dass diese Einrichtung vermutlich in einer staumldtischen Zone auf einergewerblichen Flaumlche errichtet wird und somit in die oben beschriebene Nutzungsform faumlllt Handelt es sich dagegen um einen Seehafen uumlberwiegt wahrscheinlich die Wasserseite obwohl natuumlrlich auch hier nicht auszuschlieszligen ist dass naturschutzfachlich relevante Gebiete auf dem Land betroffen sind In jedem Fall gehen von dem Bau und Betrieb eines Hafens erhebliche oumlkologische Beeintraumlchtigungen aus die im Wesentlichen auf die Umweltschutzguumlter Boden Wasser und Luft wirken So ist eine Verunreinigung des Erdreiches moumlglich was bspw durch Tropfmengen von Hafenfahrzeugen undichte Tanks und Leitungen oder das (versehentliche) Verschuumltten von umweltschaumldigenden Guumltern verursacht wird Eine Verschmutzung des Grund-und Oberflaumlchenwassers ist denkbar wenn z B Treibstoffe Motor- und Hydraulikoumlle sowie Schiffabwaumlsser austreten Schlieszliglich koumlnnen negative Effekte auf die Atmosphaumlre wirken da Staub Abgase Daumlmpfe und Geruumlche emittiert werden195 Als Anlagen der Verkehrswirtschaft werden auch Guumlterverkehrs- und Guumlterverteilzentren verstanden welche logistische Leistungen aus den Bereichen Lagerung Transport und Umschlag von Waren zusammenfassen In der Konsequenz bedeuten solche Einrichtungen zunaumlchst einen Flaumlchenbedarf fuumlr das Gebaumlude selbst aber auch fuumlr zusaumltzliche Verkehrswege welche an das bestehende Verkehrsnetz angebunden werden muumlssen Daruumlber hinaus entstehen hauptsaumlchlich Schadstoffemissionen aus dem Betrieb der Transportfahrzeuge auf dem Gelaumlnde und den Zufahrtswegen was gleichzeitig mit Laumlrmbelastungen verbunden ist196

192 Vgl BFNDIFU (2002) 197f193 Vgl UEBERHORST (1999) 66f194 Vgl BLU (o J)195 Vgl FRIEDRICHS (2004) 19-30196 Vgl BAUMGARTEN U A (1996) 73-96

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Anlagen der Ver- und EntsorgungswirtschaftDiese Eingriffsform erstreckt sich auf Infrastrukturen zur Frischwassergewinnung bzw Abwasserentsorgung wie etwa Regenwasserruumlckhaltebecken Wasserschutzgebiete und Klaumlranlagen Daneben umfasst dies Anlagen zur Behandlung von Abfaumlllen wie bspw Deponien Muumlllverbrennungsanlagen oder geologische Lagerstaumltten In allen Faumlllen kann es zu erheblichen Wechselwirkungen mit dem lokalen Oumlkosystem kommen wie die folgenden Beispiele zeigen Gemaumlszlig BMZ kann es bei der Frischwassergewinnung zu einer Verringerung der Bodenfeuchte kommen die zu einer Aumlnderung der natuumlrlichen und nutzungsgebundenen Pflanzenwelt fuumlhrt was wiederum Folgewirkungen auf die Tierwelt hat Hingegen kann es bei der Abfallentsorgung auf Deponien aufgrund der Abbauprozesse zur Bildung von Deponiesickerwasser und -gasen kommen welche z T sogar noch nach Betriebsende in geringem Maszlige anfallen197

LandwirtschaftDieses Eingriffsinteresse beinhaltet i w S die Aufzucht und bzw oder Produktion von Nutzpflanzen oder -tieren fuumlr Nahrungs- und Futterzwecke bei der es zu vielfaumlltigen oumlkologi-schen Belastungen kommt Eine wesentliche Folge der Landwirtschaft ist die Bodenerosion welche als solche in der Natur uumlblich ist aber durch die Entfernung der natuumlrlichen und halbnatuumlrlichen Pflanzendecke beschleunigt wird Das darunter liegende Erdreich ist dann dem Einfluss von Regen Sonne und Wind schutzlos ausgesetzt was die Zersetzung des organischen Materials foumlrdert und gleichzeitig die strukturelle Stabilitaumlt des Bodens reduziert Ein anderer negativer Haupteffekt ist die Beeintraumlchtigung und Zerstoumlrung von Lebensraumlumen etwa als Konsequenz von Entwaumlsserungsmaszlignahmen mit denen Feuchtgebiete nutzbar gemacht werden sollen Unmittelbar kann es bspw aufgrund des Einflusses von Weidetieren oder der Abflaumlmmung von Vegetation zu einer Behinderung des Wachstums bzw gebremsten Regeneration von natuumlrlichen Waumlldern kommen Schlieszliglich entstehen Umweltbelastungen bei landwirtschaftlichen Betrieben infolge von chemischer Duumlngung organischer Abfallproduktion und Aussetzung von Pestiziden198

ForstwirtschaftUnter dieser Projektart wird eine Pflanzung von Baumlumen verstanden welche weitgehend vom Menschen gestaltet ist im Extremfall ausschlieszliglich monotype Arten umfasst und in agrotechni-scher Weise erfolgt In Mitteleuropa uumlberwiegt der Bewirtschaftungstyp der schlagweisen Nutzung von Hochwald welcher etwa zu 70 aus den Nadelhoumllzern Fichte und Kiefer besteht Negative Auswirkungen dieser Eingriffsart koumlnnen bspw die Verringerung der Artenvielfalt durch Todholzentnahme sowie ein geringes Baumalter sein Daruumlber hinaus besteht u a ein hohes Schadensrisiko durch Destabilisierung des Altbestandes und die Gefahr eines Verlustes des Innenwaldklimas Indirekte Beeintraumlchtigungen des Oumlkosystems ergeben sich etwa auch durch die Fragmentierung der Waldflaumlche durch Wegenetze welche fuumlr das Befahren mit Kraftfahrzeugen benoumltigt werden199

Nicht-mineralische RohstoffeDiese Projektform umfasst die Gruppe von Rohstoffen aus tief liegenden Lagerstaumltten wie etwa Erdoumll Erdgas Salze Sole Kohlensaumlure oder Steinkohle Diese Materialien werden untertaumlgig durch Schaumlchte Stollen oder Bohrungen gewonnen so dass sich der Flaumlchenbedarf und die Umweltbelastungen auf uumlbertaumlgige Foumlrder- und Verarbeitungsanlagen beschraumlnken Das

197 Vgl BMZ (1993) 211297198 Vgl TIVY (1993) 9293-308199 Vgl SCHERZINGER (1996) 21352-366

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reduziert das Konfliktpotenzial im Vergleich zu den oberflaumlchennahen Rohstoffen erheblich zu denen die in dieser Arbeit ausfuumlhrlich dargelegten Mineralrohstoffe zaumlhlen Obwohl auch Braunkohle zu der Gruppe der oberflaumlchennahen Ausgangsmaterialien zaumlhlen stellt sich das Konfliktpotenzial ebenfalls in einem geringeren Umfang dar200 Die Abbaustaumltten von Braunkohle konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Niederrheinische Bucht (Nordrhein-Westfalen) sowie das Mitteldeutsche und (Sachsen Sachsen-Anhalt Thuumlringen) Lausitzer Revier (Brandenburg) Diese Areale sind somit in erster Linie fuumlr diese Art der Raumnutzung ausgewie-sen naturschutzfachliche Belange spielen somit von vornherein eine weitaus geringere Rolle nachdem eine solche Gebietsausweisung erfolgt ist Auf diese Weise entziehen sich diese Eingriffsarten weitgehend der Konfliktkonstellation aufgrund der oumlkologischen Restriktionen eines Schutzgebietes Dennoch sind auch bei diesen Nutzungsinteressen Umweltbeeintraumlchti-gungen festzustellen die sich schon alleine aus der Schwere des Eingriffes in die Natur und Landschaft ergeben Daruumlber hinaus kommt es bspw auch zur Aufwirbelung von Bodenteilchen bei der Bearbeitung des Erdreiches oder der Emissionen von Schadstoffen bei der Verwendung von Maschinen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren201

323 Konfliktlastigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Eingriffsformen ist zu vermuten dass sie wahrscheinlich in einem erheblichen Konflikt zu den oumlkologischen Restriktionen einer Schutzflaumlche stehen und ihnen daher i S einer Abwaumlgungsentscheidung eine besondere Bedeutung zukommt Sie werden im Folgenden lediglich der Vollstaumlndigkeit halber aufgezaumlhlt um einen Uumlberblick hinsichtlich der Gesamtheit der Nutzungsinteressen zu erhalten und zur Orientierung in drei Bereiche (Energie Verkehr Sonstiges) aufgeteilt Die Eingriffsarten nach diesem Gruppierungsprinzip werden nur mit ihrem jeweiligen Abschnitt benannt da eine ausfuumlhrliche Analyse in Abschnitt 4 erfolgt Grundsaumltzlich zeichnen sich diese Projektformen durch folgende Merkmale aus wobei diese oftmals kombiniert auftreten1 Hohe Raumproblematik Die Eingriffsformen sind aufgrund ihrer Groumlszlige kaum in Raumlumen

zu realisieren welche sonst fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten zur Verfuumlgung stehen So waumlre bspw in einem Gewerbegebiet der Betrieb einer Windkraftanlage weit weniger prob-lematisch da solche Areale sich nicht durch eine hohe oumlkologische Sensibilitaumlt auszeich-nen Dies ist fuumlr die heutigen Anlagen zur Windenergiegewinnung jedoch kaum denkbar da sie u a wegen ihrer groszligen Dimension einen hohen Sicherheitsabstand zu anderen Gewerbebetrieben benoumltigen

2 Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung Bei linienartigen Nutzungsformen besteht haumlufig das Ziel sie als eine Gerade von einem Punkt zum anderen zu realisieren um die Kosten der Ver-bindung gering zu halten Dies fuumlhrt z B bei der Trassenfuumlhrung von Schienenwegen zu Problemen weil die Verlegung um die Schutzzone aus baulichen Gruumlnden aufwaumlndiger ist Aber auch eine vollstaumlndig gerade Linienfuumlhrung durch ein Schutzgebiet ist nicht immer moumlglich da die natuumlrlichen Gegebenheiten wie z B Gebirgslaumlufe eine entsprechende Anpassung der Streckenfuumlhrung erfordern

3 Nutzung der Standortfaktoren Bei punkt- wie auch bei flaumlchenartigen Projektformen besteht oftmals das Motiv die Vorteile der spezifischen Standortfaktoren eines Schutzare-als zu nutzen So kann bspw eine aumlsthetisch besonders wertvolle Gesteinsformation eine

200 Siehe Abschnitt 412201 Vgl WITTENBECHERLANGER (2005) 131 vgl WIKIPEDIA (o Je)

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Attraktion fuumlr Touristen darstellen die es nur an dieser Stelle gibt Solche Charakteristika von Schutzterrains begruumlnden zwar ihre oumlkologische Schutzwuumlrdigkeit wecken aber moumlg-licherweise gleichzeitig den Wunsch der wirtschaftlichen Nutzung

Bereich EnergieWindkraftanlagen (Abschnitt 41)

Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Bereich VerkehrFernstraszligen (Abschnitt 45)

Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Bereich SonstigesRohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Freileitungen (Abschnitt 410)

Tourismus (Abschnitt 411)

Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien

331 Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Boden ist ein nicht vermehrbares Gut welches nach einem langjaumlhrigen natuumlrlichen Entwicklungsprozess entsteht und wichtige oumlkologische Funktionen erfuumlllt So dient er als Lebensraum fuumlr Tiere bzw Pflanzen (und Menschen ndash Ergaumlnz d Verf) und als Speicherraum sowie Filter- Puffer- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Wasser202 Waumlhrend des oben erwaumlhnten Entstehungsprozesses wirken die Faktoren Klima Wasser Luft und Mikroorganismenund Kleinlebewesen wie etwa Pilze und Bakterien auf das Ausgangsgestein Aufgrund dieser physikalischen chemischen und biologischen Verwitterung kommt es zu einer Zerkleinerung und Umwandlung des Gesteins zu Mineralien Des Weiteren werden Ausscheidungen abgebaut sowie tierische und pflanzliche Organismen vermodert Als Ergebnis kommt es zur Bildung von

202 Vgl LANGER (1996) 46f

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Humus welcher den Boden locker und warm haumllt und wesentlich den Grad der Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt203

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die natuumlrliche Bodenvielfalt und ihre Regulationsfaumlhigkeit nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Vermeidung bzw Verminderung von Uumlberbauung Lagerstaumlttenabbau Deponierung Schadstoffeintragung Substanzverlust und Strukturveraumlnderung204

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Boden werden durch die Nutzungsarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Zum einen handelt es sich um mechanisch-physikalische Einwirkungen zu denen Bodenverlust und -abtrag zaumlhlen wie sie z B aufgrund von Wind- und Wassererosion sowie anthropogener Bodenabgrabung vorkommen Als weitere Effekte sind Aufschuumlttung und Umlagerung zu nennen die etwa beim Tiefpfluumlgen entstehen aber auch Bodenverdichtung wie sie bspw durch schwere Arbeitsfahrzeuge oder Skipisten hervorgerufen werden Schlieszliglich kann auch eine Bodenversiegelung auftreten z B in Form von Asphaltierung oder die Ent- und Bewaumlsserung von Boumlden im Falle ihrer Berieselung Des Weiteren koumlnnen chemisch-radiologische Einwirkungen zum Tragen kommen die durch einen anthropogenen Stoffeintrag aus anderen Umweltbereichen stammen Zu den wichtigsten Prozessen dieser Art gehoumlrt die Versauerung durch atmosphaumlrische Schadstoffe und die Eutrophierung durch Stickstoff- und Phosphatverbindungen Zu dieser Wirkungskategorie zaumlhlen ferner die Versalzung aufgrund der Verwendung von salzhaltigem Wasser oder Tausalzen und die Dispersion und Kontamination durch Schwermetalle und toxische Organika205

332 Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDas Wasser ist eines der elementarsten Lebensgrundlagen aller Organismen und ein unentbehr-liches Betriebs- Loumlsungs- und Transportmittel im Koumlrper aller Lebewesen Es uumlbernimmt die oumlkologische Funktion als un- und mittelbares Umweltmedium fuumlr Tiere und Pflanzen sowie als Speicher- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Gase Daruumlber hinaus dient es als Grundlage fuumlr die Gewinnung von Trink- und Brauchwasser und der organischen Produktion weiterhin als Vorfluter fuumlr die Zwecke Freizeit und Erholung Es ist zu unterscheiden zwischen unter- und oberirdischen Gewaumlssern (Grundwasser und Flieszlig- bzw Stillgewaumlsser) sowie Oberflaumlchen- und Sickerwasserabfluss206

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel den Wasserhaushalt qualitativ und quantitativ nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Verbesserung der Grundwasserneubildung und die Regulationsfaumlhigkeit von Oberflaumlchengewaumlssern zu sichern das Grundwasser vor Schadstoffeintraumlgen zu schuumltzen sowie die Verminderung des direkten Oberflaumlchen- und Sickerwasserabflusses zu vermeiden207

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Wasser werden durch die Projektarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Wasserbelastungen koumlnnen grundsaumltzlich chemisch bakteriell-viral thermisch und radiologisch erfolgen Zu dieser Art von Effekten kommt es wenn bspw Auftausalze im Straszligenverkehr benutzt werden was sich auf die Lebewesen im Wasser auswirkt Auch sind Gewaumlsserversauerungen durch emissionsbedingte Belastungen der Atmosphaumlre nicht auszuschlieszligen die sich vorwiegend bei Stillgewaumlssern bemerkbar machen Neben der toxischen Wirkung von Schwermetallen auf Wasserlebewesen

203 Vgl KNOCH (2004) 123204 Vgl LANGER (1996) 46f205 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 307206 Vgl LANGER (1996) 49-51207 Vgl LANGER (1996) 49-51

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sind auch organische Schadstoffe zu nennen unter die z B Erdoumll faumlllt Eine grundlegend andere Form der Wasserbelastungen findet auf mechanische Weise statt welche haumlufig die natuumlrliche Selbstreinigungskraft der Gewaumlsser durch Sedimentation Filtration und Verduumlnnung angreift Dabei handelt es sich um Maszlignahmen zur Gewaumlsserregulierung oder Uferbefestigung sowie um die Verlegung von Rohren und Drainagen208 Schlieszliglich sind auch Effekte wie etwa Uumlberbau-ung Versiegelung oder Zerstoumlrung von Flaumlchen fuumlr die Wasserneubildung durch Lagerstaumltten-abbau und zu intensive Entnahme von Grundwasser zu nennen209

333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie Luft bzw das Klima haben eine existenzielle Bedeutung als unmittelbare Lebensgrundlage fuumlr Pflanzen Tiere und Menschen sowie als Produktionsbedingung fuumlr Land- Forst- und Fischereiwirtschaft Diese oumlkologischen Funktionen werden im Wesentlichen durch die Kalt- und Frischluftproduktion und den Transport in die belasteten Gebiete aufrechterhalten210 Luft setzt sich bis zu einer Houmlhe von etwa 100 km hauptsaumlchlich aus 78 Stickstoff und 21 Sauerstoff zusammen sowie zu einem geringen Anteil aus den Gasen Argon und Kohlendioxid Die Zusammensetzung der Atmosphaumlre ist ein essentieller Klimafaktor neben anderen Einflussgrouml-szligen wie bspw die Sonnenstrahlung oder die Meer-Land-Verteilung Klima kann als statistisches Verhalten der Atmosphaumlre uumlber einen laumlngeren Zeitraum verstanden werden womit es sich vom Wetter unterscheidet welches kurzzeitig groszligen Schwankungen unterliegt211

Somit besteht fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die bioklimatische Regulationsleistung und die Luftqualitaumlt nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der bioklimatischen Ausgleichsraumlume sowie die Vermeidung und Verringerung von Luftverun-reinigungen212

Qualitaumlt und Quantitaumlt der negativen Wirkungen auf das oumlkologischen Schutzgut Luft bzwKlima werden durch die Projektformen auf unterschiedliche Weise bestimmt und koumlnnen sich etwa durch die Veraumlnderung der Bodennutzung und des Bewuchses darstellen Aber auch eine Verkleinerung des Entstehungsgebietes bzw der Transportflaumlche eine Veraumlnderung der Gelaumlndemorphologie und der Lage des Wirkraumes sowie eine Schadstoffeintragung in die Luft sind moumlglich213 Den groumlszligten Teil dieser luftverschmutzenden Substanzen machen Stickoxide das Ozon sowie fluumlchtige organische Substanzen aus wobei der Anteil des zuerst genannten Schadstoffes in den letzten Jahrzehnten aufgrund der staumlrkeren Motorisierung im Verkehr den groumlszligten Zuwachs verzeichnet Stickoxide sind Blut- und Nervengifte die zu Erkrankungen der Atemwege und Schaumlden bei Pflanzen fuumlhren in Verbindung mit Wasser kommt es zur Bildung von Salpetersaumlure welche einen Bestandteil des sauren Regens darstellt Eine aumlhnliche Wirkung hat das Ozon das sich vor allem bei starker Einstrahlung von UV-Licht der Sonne bildet und bereits ab einer Konzentration von 180 μgm3 als Reizgas gesundheitsschaumldlich auf Schleimhaumlu-te Augen und Nase wirkt Der Anteil der fluumlchtigen organischen Substanzen an den Luftschad-stoffen hat sich seit den 1970er Jahren zwar verringert einige Arten dieser Schadstoffkategorie sind aber nach wie vor als Vorlaumlufergase fuumlr die Ozonbildung zu betrachten214 Hinsichtlich derSchaumldigung des Klimas spielt das Kohlendioxid die wichtigste Rolle dessen Menge hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen Es wird geschaumltzt dass mindestens die

208 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 308209 Vgl LANGER (1996) 49-51210 Vgl LANGER (1996) 57f211 Vgl FROumlHLING (1998) 3648 vgl SCHOumlNWIESE (1994) 23212 Vgl LANGER (1996) 57f213 Vgl LANGER (1996) 57f214 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 309f vgl KNOCH (2004) 140-148

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Haumllfte des kuumlnstlichen Treibhauseffektes durch diesen Schadstoff verursacht wird der hauptsaumlchlich bei der Verbrennung fossiler Energietraumlger emittiert wird215

334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenTierePflanzen in ihrer natuumlrlichen Form bzw die entsprechende Lebensraumlume koumlnnen nur dauerhaft existieren wenn die Landschaft es ihnen ermoumlglicht Dies haumlngt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab Die jeweilige Auspraumlgung des abiotischen Milieus und der jeweiligen Art und Intensitaumlt der Flaumlchennutzung216 Zusammengefasst kann auch von einem Oumlkosystem gesprochen werden wie es bspw bei einem Teich der Fall ist TierePflanzen werden dann auch als Biozoumlnose bezeichnet der Lebensraum hingegen als Biotop Eine Biozoumlnose besteht aus Produzenten (Pflanzen die anorganische Naumlhrstoffe in Biomasse umwandeln) und Konsumen-ten (Lebewesen denen die Produzenten als Nahrung dienen) sowie Destruenten (Mikroorga-nismen die organische Substanzen in anorganische umwandeln)217

Das uumlbergeordnete Ziel bei diesem Umweltmedium besteht darin die Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung des Inventars an Arten und Lebensgemeinschaften das fuumlr eine Landschaft charakteristisch ist Ebenso sind die hierfuumlr erforderlichen Lebensraumgroumlszligen und Lagebezie-hungen bedeutsam sie sind zu erhalten bzw zu entwickeln Auch die ErhaltungEntwicklung der Lebensraumqualitaumlten in stofflicher hydrologischer und struktureller Hinsicht ist unter diesem Ziel zu subsumieren218

Hinsichtlich des Niveaus an Biodiversitaumlt sowie der moumlglichen Folgen eines Artenverlustes herrscht Uneinigkeit dagegen spricht eine Reihe von Argumenten deutlich fuumlr ein hohes Maszlig an Artenvielfalt So gibt es zwar keinen einfachen Zusammenhang zwischen biologischer Vielfalt und der Stabilitaumlt von Oumlkosystem aber viele Hinweise lassen dies vermuten Auch die Rolle als Ressource fuumlr genetische Informationen wie z B fuumlr die Entwicklung neuer Medikamente ist von hoher Bedeutung Als Rohstofflieferant sind viele Arten ebenfalls bedeutsam da sie sich nur schwer durch synthetische Stoffe ersetzen lassen Nicht zuletzt ist aus aumlsthetischen kulturellen und wissenschaftlichen Erwaumlgungen ein hohes Niveau an unterschiedlichen Pflanzen- und Tierarten wuumlnschenswert219 Umfang und Form der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes TierePflanzen kann durch die Eingriffsformen verursacht werden und auf vielfaumlltige Weise stattfinden Stoffeintragung Veraumlnderungen des Wasserhaushalts Verlaumlrmung Zerstoumlrung funktionaler Zusammenhaumlnge oder Flaumlchenversiegelung220 Das Ergebnis dieser Einwirkungen auf die Biotope ist die Stoumlrung des Gleichgewichtes innerhalb der Biozoumlnosen mit der Folge dass Arten abwandern oder sterben221

335 Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDas Landschaftsbild ist weniger ein oumlkologisches Element i e S denn mehr ein strukturelles Schutzgut welches auf das sinnliche Erleben durch den Menschen gerichtet ist Die Qualitaumlt und Quantitaumlt der heutigen Raumnutzung fuumlhrt haumlufig dazu dass diese Funktion stark eingeschraumlnkt wird Die Folge ist eine Verringerung der natuumlrlichen und nutzungsbedingten Eigenschaften

215 Vgl FROumlHLING (1998) 48f216 Vgl LANGER (1996) 58-62217 Vgl KNOCH (2004) 30f218 Vgl LANGER (1996) 58-62219 Vgl KLAUER (2001) 60-62220 Vgl LANGER (1996) 58-62221 Vgl KNOCH (2004) 31

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zwischen den verschiedenen Landschaftsraumlumen222 Dieses Umweltschutzgut ist sowohl durch einen objektive wie auch eine subjektive Dimension charakterisiert was die Beantwortung der Frage nach seiner Verletzung erheblich erschwert So gibt es reale anthropogene und natuumlrliche Komponenten wie z B Verkehrswege oder Vegetation Es kommen jedoch auch subjektive Faktoren ins Spiel da das Bild von einer Landschaft beim Betrachter auch bspw aufgrund seiner persoumlnlichen Praumlferenzen entsteht223

Fuumlr dieses Umweltmedium existiert daher das Ziel die landschaftlichen Eigenarten nach-haltig zu sichern Im Einzelnen bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der unterschiedli-chen Landschaftsraumlume sowie der spezifischen Identitaumlt der dazugehoumlrigen strukturellen Voraussetzungen Die Eigenart eines Landschaftsraumes ergibt sich aus den sinnlich wahr-nehmbaren Strukturen die ein solches Areal in besonderer Weise charakterisieren und unverwechselbar machen224

Wie die negativen Effekte auf das oumlkologische Schutzgutes Landschaftsbild konkret ausse-hen wird durch die Projektinteressen auf vielfaumlltige Weise beeinflusst Es laumlsst sich in folgende Dimensionen differenzieren Art Auspraumlgung Anteil raumlumliche Anordnung sowie raumlumliche und zeitliche Konstanz der Strukturen225 Da die Bewertung uumlber den Grad der Beeintraumlchtigung der Landschaft aus aumlsthetischer Perspektive sehr subjektiv ist wird als Konkretisierung die Art des raumlumlichen Eingriffes herangezogen Dabei wird unterschieden zwischen einer punkt-undoder linienfoumlrmigen flaumlchenartigen und vertikalen Dimension deren optische Belastung in dieser Reihenfolge zunimmt Aus Gruumlnden der Vereinfachung wird unterstellt dass es sich bei den ersten beiden Kategorien um zweidimensionale Erscheinungen handelt die dritte Kategorie hingegen bedeutet zusaumltzlich die Beanspruchung der dritten Raumdimension (Houmlhe)

336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Realisierung von Eingriffsarten kann zu erheblichen Beeintraumlchtigungen der Umweltmedien fuumlhren wie es in den Abschnitten 331 bis 335 beschrieben wurde Spiegelbildlich dazu stellt sich die Frage inwieweit diese Auswirkungen grundsaumltzlich minimiert werden koumlnnen Dieser Zusammenhang wird im Naturschutzrecht als Eingriffsregelung bezeichnet allerdings ist das dort vorgesehene Verfahren aufgrund seiner Komplexitaumlt nicht fuumlr dieses Modell zu gebrau-chen226 Fuumlr diese Arbeit ist daher nur von Interesse welche allgemeinen Moumlglichkeiten die verschiedenen Projekttypen aufweisen den mit ihrer Realisierung verbundenen Schaden an der Umwelt zu reduzieren

Es werden jedoch nur Moumlglichkeiten betrachtet die baulich-technischer Art sind und daher von den Betreibern der geplanten Projektart eigenstaumlndig ausgefuumlhrt werden koumlnnen Solche Optionen koumlnnen in unmittelbarer Naumlhe der Eingriffsform realisiert werden und die beschriebenen Umwelteffekte zwar nicht verhindern aber doch verringern Dabei kann es sich z B um die Errichtung von Fischaufstiegstreppen bei Wasserkraftwerken handeln welche die Wanderbewegung dieser Lebewesen trotzt der baulichen Veraumlnderung des Flusses weiterhin ermoumlglicht Demnach werden weitergehende umweltpolitische Instrumente wie etwa die Vorschlaumlge fuumlr eine steuerliche Sanktionierung bestimmter oumlkologisch unvertraumlglicher Effekte nicht thematisiert

222 Vgl LANGER (1996) 63f223 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 216f224 Vgl LANGER (1996) 63f225 Vgl LANGER (1996) 63f226 Vgl sectsect 18-20 BNatSchG

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337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

GrundmerkmalWie dargestellt wurde ist die intergenerative Gerechtigkeit ein wesentliches Merkmal jeder Definition von Nachhaltigkeit227 Damit stellt sich die Frage des Umfanges der moumlglichen Risiken und der potenziellen Chancen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Mit Ruumlcksicht auf die zukuumlnftigen Generationen gilt es daher diese Risiken soweit wie moumlglich zu reduzieren oder auszuschlieszligen wozu dieses Analysekriterium eine Orientierungshilfe liefert Dabei werden als Risiken allgemein bdquoEreignisse bezeichnet bei denen zwar die Informationen bzw Vermutungen uumlber die relative Haumlufigkeit in einem Zeitintervall vorliegen der genaue Zeitpunkt des Eintrittes undoder das Ausmaszlig der Ereignisse aber unbestimmt bleibenldquo228

Obwohl es keinen faumlcheruumlbergreifend einheitlichen Risikobegriff gibt bedient sich vor allem die Naturwissenschaft die Technik und die Versicherungswirtschaft der DIN 31000 welche den Begriff Risiko als Produkt aus Houmlhe des Schadensumfanges und der Wahrscheinlichkeit des Eintretens formuliert229

Die folgenden Ausfuumlhrungen konzentrieren sich auf Risiken die aus dem Umgang mit Technik i w S resultieren da diese Risikokategorie weitgehend auf die beschriebenen Projektarten zutrifft Diese zeichnen sich dadurch aus dass eine technische Einrichtung wie z B eine Hochspannungsleitung undoder menschliche Aktivitaumlten in einem Freizeitpark die moumlglichen Quellen von Risiken fuumlr die Schutzzone sind230 Die Nutzungsinteressen besitzen jeweils ein unterschiedliches Risikopotenzial was sich bei einer beispielhaften Darstellung der moumlglichen Folgen aus Stoumlrfaumlllen ergibt Diese koumlnnen bei der Hochspannungsleitung z B das Versagen einer technischen Komponente sein so dass die Stromversorgung in einem Gebiet unterbrochen wird Die Bereiche des privaten und oumlffentlichen Lebens sind uumlblicherweise nur voruumlbergehend in ihren Aktivitaumlten beeintraumlchtigt wichtige oumlffentliche Einrichtungen wie z B Krankenhaumluser haben Notstromgeneratoren

Dennoch ist auch mit oumlkonomischen Schaumlden zu rechnen etwa in Form von Produktions-ausfaumlllen und der Beschaumldigung der Hochspannungsleitung selbst Um das Risikopotenzial eines Projektinteresses zu beurteilen kann es anhand der folgenden Beschreibungsattribute analysiert werden welche die wesentlichen Risikoaspekte abdecken Das hier entwickelte Analyseraster baut weitgehend auf dem Risikokonzept des WBGU auf und wurde bei Bedarf an entsprechen-der Stelle modifiziert231 Dies betrifft vor allem die Komponente der Abschaumltzungssicherheit Dieser Begriff definiert sich als Grad der Verlaumlsslichkeit der Bestimmung der beiden Risikomerk-male Schadensausmaszlig und Eintrittswahrscheinlichkeit232 Da diese Groumlszlige in den meisten Faumlllen aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen ist muss in der Risikoanalyse einzelner Nutzungsinteressen haumlufig darauf verzichtet werden Ebenso gelten die am Ende der jeweiligen Absaumltze aufgefuumlhr-ten Kategorien als Orientierungshilfe die ggf fuumlr die Analyse der einzelnen Nutzungsinteressen verwendet werden koumlnnen

SchadensausmaszligDas Schadensausmaszlig ist fuumlr die Abschaumltzung des Risikos eine zentrale Groumlszlige Unter Schaden wird im Allgemeinen eine als negativ bewertete Auswirkung einer menschlichen Aktivitaumlt

227 Siehe Abschnitt 23228 GREIVING (2002) 11229 Vgl DIN (1979)230 Hinsichtlich der weiteren Unterscheidung von Risiken aus der Natur Epidemien sowie Kombinationen aller drei

Risikotypen in zeitlicher und raumlumlicher Hinsicht vgl LASS U A (1998) 24231 Vgl WBGU (1999) 36-60232 Vgl WBGU (1999) 37

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verstanden Die Dimension welche ein Schaden verletzt wird als Schutzgut bezeichnet Im Folgenden wird von der Schadenskategorie Realschaden ausgegangen die sich durch Einbuszligen an realen Lebenswerten darstellen Konkret sind dies physische und psychische Beeintraumlchti-gungen des materiellen Reichtums oder des koumlrperlich-seelischen Status233

Die Einschaumltzung uumlber das Schadensausmaszlig kann sich fuumlr Nutzungsformen sehr unter-schiedlich gestalten So ist das moumlgliche oumlkologische Schadensausmaszlig als weit geringer einzustufen wenn bspw einzelne Voumlgel durch den Betrieb einer Windkraftanlage in ihrem Verhalten beeintraumlchtigt werden Dagegen sind die potenziellen Folgen der Kernschmelze eines Atomkraftwerkes wesentlich gravierender

EintrittswahrscheinlichkeitDie Eintrittswahrscheinlichkeit ist (neben dem Schadensausmaszlig) fuumlr die Abschaumltzung des Risikos ebenfalls eine zentrale Groumlszlige Im Gegensatz zur Messung des Schadensausmaszliges gibt es keine eindeutige Methode zur Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlich-keit ist definiert als relative Haumlufigkeit mit der ein bestimmtes Ereignis eintritt bei dem der genaue Zeitpunkt oder das Ausmaszlig von zyklischen Ereignissen jedoch ungewiss bleibt234

UbiquitaumltNeben den beiden o g sbquoklassischenrsquo Kriterien der Risikoabschaumltzung sollten folgende Bewertungselemente fuumlr die Analyse verwendet werden die sich international etabliert haben Eines davon ist die Ubiquitaumlt unter der die raumlumliche Verbreitung des Schadens oder des Schadenspotenzials verstanden wird235

PersistenzPersistenz bezeichnet die zeitliche Ausdehnung des Schadens oder des Schadenspotenzials236

VerzoumlgerungswirkungDie Verzoumlgerungswirkung beschreibt die moumlgliche zeitliche Luumlcke zwischen dem verursachen-den Ereignis und der Schadensfolge Diese Latenzzeit kann physikalischer biologischer chemischer Art sein oder das Ergebnis einer langen Variablenkette wie z B das Aussetzen des Golfstroms aufgrund des Klimawandels237

IrreversibilitaumltAls Irreversibilitaumlt ist der Fall der Nicht-Wiederherstellbarkeit des Zustands vor Schadenseintritt definiert Dieser Zustand ist jedoch im oumlkologisch weit gefassten Sinne zu verstehen d h es geht vorrangig um die typenmaumlszligige Wiederherstellung im Rahmen eines dynamischen Wandels z B in Form einer Wiederaufforstung Nicht unter diesen Begriff faumlllt die individuelle Restaurierung des Urzustandes was bspw beim Erhalt eines bestimmten Baumes der Fall waumlre238

233 Hinsichtlich einer Differenzierung in andere Schadenskategorien (die fuumlr diese Arbeit nicht herangezogen werden) vgl WBGU (1999) 48

234 Vgl WBGU (1999) 37235 Vgl WBGU (1999) 55236 Vgl WBGU (1999) 55237 Vgl WBGU (1999) 55238 Vgl WBGU (1999) 55

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338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

GrundmerkmalUnter der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich auch das Ziel nach Sicherung der Gesundheit des Menschen subsumieren Explizit ist dies im Brundlandt-Bericht formuliert in dem es heiszligt bdquoAlle Menschen haben ein Grundrecht auf eine Umwelt die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen angemessen istldquo239 Diese zentrale Aussage rechtfertigt es diesem Aspekt der Nachhaltigkeit ein eigenes Analysekriterium einzuraumlumen obwohl indirekt auch in den oumlkologischen Pruumlfmerkmalen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit beschrieben werden Angesichts der Unterschiedlichkeit der moumlglichen Nutzungsinteressen stellt sich die Frage inwiefern ihre Realisierung Einfluss auf dieses Ziel hat Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als bdquoZustand des vollstaumlndigen physischen geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechenldquo240 Allerdings ist diese Definition sehr weit gefasst und bedarf daher einer Praumlzisierung fuumlr diese Arbeit

Eine solche Konkretisierung ist zunaumlchst raumlumlicher Art d h es werden nur Beeintraumlchti-gungen gepruumlft welche durch eine Nutzungsform verursacht werden und sich auf einen groumlszligeren Teil der umliegenden Bevoumllkerung auswirken Die individuelle Schaumldigung von Menschen am Arbeitsplatz z B durch gefaumlhrliche Strahlung ist daher nicht Gegenstand des Interesses Weiterhin konzentriert sich dieses Analysekriterium auf Gefahrenpotenziale die unmittelbar durch den Bau die Anlage oder den Betrieb einer Projektart hervorgerufen werden koumlnnen

LaumlrmLaumlrm ist nach herrschender Meinung eine nicht unerhebliche Ursache fuumlr die Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems Auszligerdem wirkt er als Stressfaktor und kann daher auch solche Krankheiten beguumlnstigen welche durch Stress entstehen Die wesentlichen Quellen fuumlr Laumlrm sind neben dem zunehmenden Straszligenverkehr die Bereiche Flugverkehr Industrie und Freizeit241

Persistente organische StoffePersistente organische Stoffe sind bestimmte Substanzen die fast ausschlieszliglich anthropogenen Ursprungs und sehr langlebig sind Im Allgemeinen fallen darunter chlororganische Verbindun-gen die z B in Pestiziden Synthesegrundstoffen und Isoliermitteln verwendet werden oder bei bestimmten industriellen Prozessen entstehen wie z B bei der Muumlllverbrennung Diese Substanzen koumlnnen auch in geringen Mengen das Nerven- und Immunsystem die Reproduktionsfaumlhigkeit den Stoffwechsel oder das Verhalten schaumldigen und die Entstehung von Tumoren beguumlnstigen242

Endokrin wirkende SubstanzenEndokrin wirkende Substanzen sind hormonaumlhnlich wirkende Verbindungen die anthropoge-nen oder natuumlrlichen Ursprungs sein koumlnnen Sie sind bspw in Pflanzenschutzmitteln Pharmaka oder Kunststoffen enthalten Dabei ist ihre schaumldliche Wirkung eher indirekt als eine moumlgliche Vorstufe zu verstehen die zu pathologischen Effekten wie z B Krebs Fertilitaumltsstoumlrungen oder embryonalen Missbildungen fuumlhren Die tatsaumlchlichen Auswirkungen auf die menschliche

239 HAUFF (1987) 387240 WELTGESUNDHEITSORGANISATION (1946) 100241 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196242 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196

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Gesundheit sind nicht zweifelsfrei erwiesen i S eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes empfiehlt es sich jedoch auch dieses Gefahrenpotenzial zu beruumlcksichtigen243

ElektrosmogElektrosmog ist die Sammelbezeichnung fuumlr die Auswirkungen elektromagnetischer Felder mit niedriger Frequenz wie bspw bei Hochspannungsleitungen oder Geraumlten mit hoher Frequenz was z B bei Mobilfunkmasten der Fall ist Als potenzielle gesundheitliche Folgen dieser Strahlung werden u a beschleunigtes Krebswachstum Einfluumlsse auf die Gehirnfunktion oder Schlafstoumlrungen genannt Auch bei diesen Effekten gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse uumlber den Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung jedoch ist es auch hier ratsam diesen Zusammenhang i S der Vorbeugung zu pruumlfen244

Positive EffekteNeben den negativen gesundheitlichen Auswirkungen sind der Vollstaumlndigkeit halber auch positive Effekte zu erwaumlhnen Diese koumlnnen sich z B aufgrund von Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung ergeben und sind als Foumlrderung des menschlichen Wohlergehens i w S zu verstehen Diese erweiterte Sichtweise des Gesundheitsbegriffes hat ihren Ursprung in der Ottawa-Charta die im Jahr 1985 auf der ersten UN-Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung verabschiedet wurde Bezogen auf die oben beschriebene Definition bedeutet Gesundheit mehr als nur die Abwesenheit von medizinisch definierten Krankheiten245 Demnach spielen auch Faktoren wie etwa Belastungsfreiheit Freude Zufriedenheit und Gluumlck eine groszlige Rolle fuumlr das menschliche Wohlbefinden246

339 Akzeptanz in der Gesellschaft

GrundmerkmalDie gesellschaftliche Akzeptanz eines bestimmten Eingriffsinteresses kann i w S mit der Forderung nach Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen in Verbindung gebracht werden Der WBGU versteht unter dem Begriff der gesellschaftlichen Akzeptanz die Verletzung von individuellen sozialen oder kulturellen Interessen und Werten die eine entsprechende Reaktion der Betroffenen ausloumlst Dies kann sich in offenem Protest Vertrauens-entzug gegenuumlber den Entscheidungstraumlgern geheimer Sabotage oder sonstigen Formen der Gegenwehr artikulieren Im Risikokonzept des WBGU entspricht dieses Analysekriterium groumlszligtenteils dem Risikomerkmal Mobilisierungspotenzial Aufgrund des dort beschriebenen Sachverhaltes erscheint es jedoch angemessen ihm ein eigenstaumlndiges Analysekriterium einzuraumlumen247

Grundsaumltzlich koumlnnen im Rahmen des behoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens fuumlr eine Projektform die betroffenen gesellschaftlichen Gruppen Einfluss nehmen Diese Moumlglichkeit wird hier jedoch nicht thematisiert da es ein Instrument ist welches auf jedes raumordnerische Vorhaben zutrifft Solche Verfahren behandeln die Problematik von moumlglichen Nutzungskonflik-ten daher eher auf einer formalen Ebene Das Interesse dieser Arbeit liegt dagegen mehr auf einer Einschaumltzung unterschiedlicher Eingriffsarten hinsichtlich einer inhaltlichen Ebene Demnach wird fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand seiner spezifischen Eigenschaften

243 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196244 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196245 Vgl HURRELMANNLAASER (1998) 395f246 Vgl MAYRING (1991)247 Vgl WBGU (1999) 55

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untersucht wie hoch seine gesellschaftliche Akzeptanz grundsaumltzlich ist Das Ergebnis dieser Analyse ermoumlglicht es im Ansatz Ruumlckschluumlsse daraus ziehen inwiefern solche Arten von Nutzungsinteressen die Zustimmung der Allgemeinheit finden Diese ist bspw bei touristischen Einrichtungen eher anzunehmen als bei der Erweiterung eines Flughafens

Generelle EinschaumltzungRepraumlsentative UmfragenAusgehend von den spezifischen Eigenschaften einer Projektart erfolgt zunaumlchst eine generelle Einschaumltzung hinsichtlich ihrer anzunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz So werden typische Auswirkungen analysiert welche in der Wahrnehmung der Bevoumllkerung haumlufig als stoumlrend empfunden werden was bei Windkraftanlagen bspw die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft betrifft Fundiert wird dieser Schritt durch Umfragen zu dieser Eingriffsform soweit solche vorhanden sind bzw die Fragestellung sich eignet Dabei sind die Ergebnisse von demoskopischen Studien nicht als alleinige Entscheidungshilfe zu verstehen da sie mit einer Vielzahl von beabsichtigten oder unbeabsichtigten methodischen Schwaumlchen verbunden sein koumlnnen GALLUSLUumlHE sehen daher ganz grundsaumltzlich dass die veroumlffentliche Meinung zu einem Thema zumindest nicht als alleinige Legitimationsgrundlage gelten kann sondern allenfalls als Hinweis eines allgemeinen Stimmungsbildes interpretierbar ist Eine ausschlieszligliche Ausrich-tung des politischen Handelns auf sbquoVolkes Stimmersquo birgt die Gefahr dass sich Mandatstraumlger ihrer Verantwortung fuumlr unpopulaumlre aber sachlich begruumlndete Entscheidungen entziehen248

Position von UmweltverbaumlndenEin anderer Beurteilungshinweis ergibt sich aus der Analyse der Position von Umweltverbaumlnden welche zu vielen Nutzungsarten eine dezidierte Meinung vertreten Es wird angenommen dass diese Organisationen grundsaumltzlich eine eher kritische Haltung gegenuumlber Eingriffsformen haben welche nicht den unmittelbaren oumlkologischen Zielen einer Schutzflaumlche entsprechen Der Meinung dieser Verbaumlnde kommt daher ein besonderes Gewicht zu und kann somit im gewissen Sinne als sbquouumlberrepraumlsentativrsquo interpretiert werden So vertritt der Deutsche Natur-schutzring als Dachverband ca 52 Mio Einzelmitglieder welche in 93 Umwelt- und Natur-schutzverbaumlnden vertreten sind249 Auch innerhalb dieser Gruppe gibt es in Orts- und Regionalverbaumlnden abweichende Meinungen so dass eine prinzipielle Bejahung zu einer Nutzungsart u U zu einer Ablehnung im Einzelfall fuumlhren kann Im Vergleich zu anderen groszligen Mitgliederorganisationen wie z B dem ADAC vertreten die Umweltverbaumlnde in einem weitaus staumlrkeren Maszlige gesamtgesellschaftliche Interessen Ihr Anliegen wird daher in der Oumlffentlichkeit laut Umfragen als houmlchst wichtig angesehen so dass diese Institutionen einen Vertrauens- und Sympathievorschuss genieszligen250

Lokal organisierter WiderstandSchlieszliglich wird versucht Art und Umfang eines moumlglichen lokalen Widerstandes gegen bestimmte Nutzungsformen zu beurteilen der sich oftmals in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert Neben den anderen demokratischen Institutionen der Entscheidungsfindung wie z B Parlamente und Parteien spielen sie seit den 1960er Jahren eine wichtige Rolle in der Gesellschaft251 Allerdings haben sich die Erfolgsaussichten dieser Protestform in den letzten Jahren merklich verringert was u a auf das Phaumlnomen Politikverdrossenheit zuruumlckzufuumlhren ist Daneben hat die Komplexitaumlt behoumlrdlicher Planung und Entscheidung zugenommen was wiederum ein groumlszligeres Maszlig an Engagement auf Seiten der organisierten Gegnerschaft

248 Vgl GALLUSLUumlHE (1998) 145-154249 Vgl DNR (2005)250 Vgl CORNELSEN (1991) 149251 Vgl ANDRITZKYWAHL-TERLINDEN (1978) 31f

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erfordert die nicht in jedem Fall aufgebracht werden kann252 Die Buumlrgerinitiative wird als Einzweckbewegung verstanden die spontan auf Fehlverhalten der politisch-administrativen Apparatur reagiert und sich um einzelne prominente Personen herum oder als Gruppe Gleicher organisiert253

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

GrundmerkmalDie soziale Dimension von Nachhaltigkeit kann auch in dem Zusammenhang gesehen werden dass eine Projektart Nutzungsoptionen fuumlr die Oumlffentlichkeit bietet In dieser Uumlberlegung finden sich einige Elemente die in der Diskussion um das Konzept der Grundbeduumlrfnisse eine Rolle spielen Der Zusammenhang mit dem Thema dieser Arbeit ist dadurch abzuleiten dass einige Nutzungsinteressen mehr andere weniger der Befriedigung einiger dieser Beduumlrfnisse dienen Fuumlr solche Beduumlrfnisse laumlsst sich eine thematische Beziehung zu bestimmten Nutzungsarten herstellen wie z B bei Eisenbahntrassen fuumlr den Personenverkehr zu sehen ist da diese Infrastruktur den Ausbau der oumlffentlichen Verkehrsmittel foumlrdert Somit wird es einem groumlszligeren Publikum erlaubt das Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt zu befriedigen was auch sozial benachteiligte Gruppen einschlieszligt Dagegen waumlre die Erweiterung einer Autobahn lediglich fuumlr PKW-Fahrer sowie fuumlr Nutzer des oumlffentlichen Busverkehrs von Vorteil und wuumlrde daher die Einengung auf diesen Nutzerkreis bedeuten

Materielle GrundbeduumlrfnisseBei diesem Aspekt wird davon ausgegangen dass diejenigen Guumlter und Dienstleistungen eine Prioritaumlt haben welche die Beduumlrfnisse der Beduumlrftigsten befriedigen Dazu zaumlhlen dann nicht Projekte die ein hohes Prestige besitzen und in erster Linie den Interessen einer privilegierten sozialen Gruppe dienen Das Konzept der Grundbeduumlrfnisse wird hier nur insoweit im Grundgedanken aufgegriffen wie es fuumlr die Entwicklung dieses Analysekriteriums von Nutzen ist254 Zu diesen Grundbeduumlrfnissen in materieller Hinsicht zaumlhlen die im Folgenden aufgezaumlhl-ten wobei die ersten sieben als die am dringlichsten aufgefasst werden1 Ernaumlhrung2 Unterkunft3 Kleidung4 Versorgung mit hinreichend sauberem Wasser5 Sanitaumlre Einrichtungen6 Gesundheitsversorgung7 Bildung(seinrichtung)8 BrennstoffeBetriebsstoffe9 Oumlffentliche Verkehrsmittel10 HaushaltsausstattungMoumlblierung11 Kontrazeptiva12 Kulturelle Einrichtung13 ErholungsmoumlglichkeitenUnterhaltungsgelegenheiten14 Soziale Absicherung255

252 Vgl OumlKO-TEST (1996) 49-52253 Vgl DIENEL (2002) 52254 Hinsichtlich der Schwierigkeiten einer Definition von Grundbeduumlrfnissen sowie der ausfuumlhrlichen Diskussion

dieses Ansatzes vgl EMPACHERWEHLING (2002) 24-29255 Vgl EMPACHERWEHLING (2002) 25f

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3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt

GrundmerkmalDie Bekaumlmpfung der Arbeitslosigkeit ist eines der zentralen gesellschaftlichen Themen dieser Zeit und wird daher im Rahmen dieser Abhandlung mit einem separaten Analysekriterium gewuumlrdigt Haumlufig wird dieser Aspekt von Nachhaltigkeit in die soziale Dimension aufgenom-men weil das Thema Erwerbsarbeit in seiner ganzen sozialpolitischen Bandbreite erfasst und als bdquozentrales Bindeglied zwischen gesellschaftlicher und individueller Ebeneldquo angesehen wird256

257 Dennoch findet sich auch eine Einordnung in die oumlkonomische Dimension so auch in dieser Arbeit258 Dies ermoumlglicht es einen einfacheren Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung in Hinblick auf die Realisierung von Eingriffsformen und den moumlglichen beschaumlftigungspoliti-schen Implikationen herzustellen

Dieses Untersuchungsmerkmal ist durch das andere oumlkonomische Analysekriterium bdquoBei-traumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo nicht hinreichend gedeckt Aus einer positiven Einschaumltzung jenes Untersuchungsmerkmals lassen sich daher nicht automatisch Schluumlsse ziehen inwieweit sich die Realisierung einer Eingriffsart positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt Generell erfolgt eine Abschaumltzung ob es sich bei dem betroffenen Nutzungsinteresse eher um eine kapital- oder eine arbeitsintensive Wirtschaftsform handelt Dennoch erscheint es sinnvoll fuumlr die Einschaumlt-zung dieses Analysekriteriums die allgemeine Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen einer Projektform zu beleuchten So werden bspw prognostizierte Umsatzzahlen herangezogen oder moumlgliche Gesetzesvorhaben beleuchtet Es wird davon ausgegangen dass sich ein positives Umfeld eines Nutzungsinteresses zumindest ansatzweise auch beschaumlftigungspolitisch beguumlnstigend auswirkt

Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und BeschaumlftigungsentwicklungBei einem Ruumlckgriff auf die wirtschaftswissenschaftliche Theorie findet sich ein aumlhnlicher Zusammenhang zwischen den Faktoren Wirtschaftswachstum und Beschaumlftigungsentwicklung Eine vollstaumlndige Entkopplung dieser beiden Groumlszligen ist zwar nicht festzustellen aber eine Gleichsetzung ist ebenso zu ungenau und fuumlr diese Arbeit ungeeignet So hat sich diese Beziehung seit dem Oumllpreisschock im Jahr 1974 sogar noch deutlich verstaumlrkt was sich im Ruumlckgang der Beschaumlftigungsschwelle ausdruumlckt Dieser Wert gibt das prozentuale Wirtschafts-wachstum an bei dem die Beschaumlftigungssituation in einem Land gleich bleibt und betrug 161 fuumlr die Jahre von 1976 bis 1997259 Dennoch genuumlgt diese Verknuumlpfung nicht fuumlr dieBeantwortung der o g Frage nach dem Potenzial zur Verbesserung der Erwerbssituation weil die dargestellte Kennziffer eine gesamtwirtschaftlich aggregierte Groumlszlige ist D h es werden die erheblichen sektorspezifischen Unterschiede nicht beruumlcksichtigt welche jedoch bei den beschriebenen Nutzungsinteressen eine groszlige Rolle spielen

BeschaumlftigungsstrukturenDa die Realisierung von Eingriffsformen mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Effekten verbunden ist werden zur differenzierten Darstellung allgemeine Kriterien fuumlr ein Qualifikationsprofil herangezogen Auf der ersten Ebene finden sich Berufsgruppen die ohne oder nur mit einem allgemeinbildenden Schulabschluss auskommen Auf der zweiten Ebene gibt es Taumltigkeitsgruppen die eine Berufsausbildung im Dualen System (Berufsschule und

256 EMPACHERWEHLING (2002) 48257 Vgl PIB (2002) 121f258 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 32259 Vgl BUSCHER (2000) 12-70

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Betrieb) benoumltigen wozu auch Abschluumlsse an einer Fach- Meister- oder Technikerschule zaumlhlen Auf der dritten Ebene sind die uumlbrigen houmlherqualifzierten Abschluumlsse anzusiedeln die an Fachhochschulen und Universitaumlten erworben werden260 Dementsprechend werden diese Ebenen der Einfachheit halber im Folgenden einem gering- mittel- und hochqualifizierten Niveau zugeordnet Aufgrund der originaumlren Arbeitsweise der Eingriffsformen wird im jeweiligen Analysekriterium versucht die Qualitaumlt der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse einzuschaumlt-zen Dabei dient diese Klassifizierung lediglich der Beschreibung und nicht der Bevorzugung von hochqualifizierten gegenuumlber geringqualifzierten Arbeitskraumlften

3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

GrundmerkmalDie oumlkonomische Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich vereinfacht als Sicherung der Leistungsfaumlhigkeit des Wirtschaftssystems beschreiben Um dieses Ziel zu erreichen gilt es einige grundlegende Regeln zu beachten uumlber die weitgehend Einigkeit besteht wie z B ein funktionierendes Preissystem261 Die groumlszligte Anschlussfaumlhigkeit besitzen die beiden folgenden Regeln welche die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages vorschlaumlgt Auf dieser Basis werden in den darauf folgenden Absaumltzen zwei eigene Beschreibungsattribute herausge-arbeitet Dabei kann das erste Beschreibungsattribut (bdquoRegionalwirtschaftliche Ausstrahlungldquo) tendenziell als makrooumlkonomische Einnahmenseite gesehen werden da es darum geht wirtschaftliche Aktivitaumlten und damit Geldfluumlsse in der Region zu behalten Das zweite Beschreibungsattribut (bdquoOumlffentliche Finanzierungldquo) dagegen kann verkuumlrzt als Ausgabenseite betrachtet werden da die Kosteneffizienz der Nutzungsformen im Blickpunkt steht1 bdquoDas oumlkonomische System soll individuelle und gesellschaftliche Beduumlrfnisse effizient

befriedigen Dafuumlr ist die Wirtschaftsordnung so zu gestalten daszlig sie die persoumlnliche Initia-tive foumlrdert (Eigenverantwortung) und das Eigeninteresse in den Dienst des Gemeinwohls stellt (Regelverantwortung) um das Wohlergehen der derzeitigen und kuumlnftigen Bevoumllke-rung zu sichern Es soll so organisiert werden daszlig es auch gleichzeitig die uumlbergeordneten Interessen wahrtldquo262

2 bdquoDie oumlkonomische Leistungsfaumlhigkeit einer Gesellschaft und ihr Produktiv- Sozial- und Humankapital muumlssen im Zeitablauf zumindest erhalten werden Sie sollten nicht bloszlig quantitativ vermehrt sondern vor allem auch qualitativ staumlndig verbessert werdenldquo263

Regionalwirtschaftliche Ausstrahlung Der Hauptgedanke dieses Beschreibungsattributes ist die Staumlrkung der regionalen Wirtschafts-aktivitaumlt welche von einer Eingriffsart ausgehen kann Mit der Verfolgung dieses Zieles sind bestimmte Vorzuumlge verbunden welche im Folgenden kurz skizziert werden Zunaumlchst kann grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass eine Regionalisierung die raumlumliche Entfernung zwischen den Akteuren verkuumlrzt und sich somit positiv auf die verkehrsbedingten Schadstoff-emissionen auswirkt264 Vergleichbar ist dies etwa mit dem Prinzip der Annaumlherung von Arbeits-und Wohnstaumltten welches in der Stadtplanung mittlerweile wieder eine groumlszligere Rolle spielt Damit deutet sich an dass dieses Beschreibungsattribut nicht nur einen oumlkonomischen Charakter besitzt sondern auch in oumlkologischer Dimension relevant ist KLUGESCHRAMM sehen

260 Vgl JANSEN (1993) vgl PARMENTIERPLICHT (1993) 56-59261 Hinsichtlich weiterer Regeln vgl bspw KOPFMUumlLLER U A (2001) 96f262 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48263 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48264 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f

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auch die raumlumliche Naumlhe der Produktion und Konsumtion von Guumltern und Dienstleistungen als Vorteil da es zu einer Erhoumlhung der Wertschoumlpfung vor Ort fuumlhren kann wenn regional vorhandene Herstellungs- und Vermarktungskapazitaumlten genutzt werden So kann ein hoher Anteil von Arbeitsplaumltzen und Einkommen gesichert werden was sich auch positiv auf mittelbar abhaumlngige Wirtschaftsbereiche auswirkt wie z B Gastronomie und Baugewerbe265 Schlieszliglich besitzt dieses Beschreibungsattribut auch indirekt einen sozialen Aspekt welcher sich etwa in der Staumlrkung von regionaltypischen Produkten und Eigenheiten darstellt und damit die kulturelle Identifikation der Anwohner erhoumlht Ebenso sind positive Effekte denkbar wenn die persoumlnlichen Beziehungen von regionalen Wirtschaftsakteuren initiiert und genutzt werden266

Oumlffentliche FinanzierungAus den jeweils ersten Saumltzen oben der aufgefuumlhrten Punkte 1 und 2 laumlsst sich ein Postulat fuumlr eine nachhaltige Finanzpolitik ableiten die im Kern darin besteht den Gestaltungsspielraum zukuumlnftiger Generationen in diesem Bereich zu erhalten Die Begruumlndung fuumlr diese Forderung ist der in den letzten Jahrzehnten stetig wachsende Schuldenstand und damit auch der Zinslast in allen staatlichen Haushalten Auf die Gruumlnde dieser Entwicklung im Einzelnen wie etwa die deutsche Wiedervereinigung soll hier nicht eingegangen werden Es wird in einem normativen Sinne angenommen dass ein finanzpolitisches sbquoweiter sorsquo gesamtgesellschaftlich auf Dauer nicht tragfaumlhig ist267 Dieser Zusammenhang spielt bei der Finanzierung bestimmter Projektfor-men eine groszlige Rolle weil die Allgemeinheit sich auf direktem oder indirektem Wege daran beteiligt So werden bspw die Kosten fuumlr Pflege und Verwaltung von Schutzgebieten uumlber Steuern beglichen Es stellt sich daher die Frage inwieweit unter Kosten-Nutzen-Aspekten bestimmte Nutzungsarten effizienter sind als andere

Die oben gemachten Aussagen zur Nachhaltigkeit der Finanzpolitik bewegen sich auf einer sehr abstrakten Ebene und sind daher weitgehend unproblematisch Wird dieserZusammenhang auf eine konkretere Ebene transferiert ist mit einigen methodischen Schwierigkeiten zu rechnen die im Folgenden kurz angerissen werden So sind bspw absolute Verschuldungszahlen fuumlr die tatsaumlchliche Situation eines oumlffentlichen Haushaltes wenig aussagekraumlftig da solche Kennzahlen aufgrund der tendenziell steigenden Inflation bei gleichzeitiger Zunahme des realen Sozialproduktes uumlber einen laumlngeren Zeitraum schlecht vergleichbar sind Daher wird fuumlr die Verwendung von relativen Maszliggroumlszligen plaumldiert wie z B das Verhaumlltnis von Schuldenstand zum Bruttoinlandsprodukt In den letzten Jahren wurden detaillierte Verfahren fuumlr die Messung der Nachhaltigkeit von Finanzpolitik entwickelt auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen wird268 Dies spielt fuumlr diese Arbeit auch keine Rolle da diese Konzepte makrooumlkonomisch ausgerichtet sind und fuumlr die Kosten-Nutzen-Analyse eines einzelnen Projektinteresses nicht anwendbar sind Es kann lediglich darum gehen eine Abschaumltzung zu liefern ob die Realisierung der betrachteten Nutzungsform tendenziell zu einer Ab- oder Zunahme der staatlichen Verschuldung beitraumlgt

265 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f266 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f267 Vgl FALTLHAUSER (2002) 10-1421-28268 Da ist zum einen das von der OECD entwickelte Fiscal Sustainability-Konzept das im Wesentlichen die Ein- und

Auszahlungen des Staates uumlber einen Zeitraum von etwa 30 bis 50 Jahren beruumlcksichtigt Demnach ist eine Finanzpolitik nachhaltig wenn die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben mit der im Ausgangszeitpunkt bestehenden Staatsschuld uumlbereinstimmt Der andere Ansatz wird als Generationenbilanzierung bezeichnet die im Wesentlichen wie das OECD-Konzept funktioniert jedoch die Zahlungsstroumlme den einzelnen Altersjahrgaumln-gen einer Generation zurechnet Pro Generation sind dies 90 und mehr Jahre was insgesamt einen betrachteten Zeithorizont von 200 bis 250 Jahren umfasst Beide Instrumente haben ihre jeweiligen Schwaumlchen die hier jedoch nicht erlaumlutert werden sollen Vgl KITTERERRAFFELHUumlSCHEN (2002)

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4 Analyse der Nutzungsinteressen

41 Windkraftanlagen

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDer Bau von modernen Windkraftanlagen wurde u a durch die Energiekrise Anfang der 1970er Jahre befoumlrdert musste aber in der Zeit danach aufgrund technischer Probleme Ruumlckschlaumlge hinnehmen Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation aufgrund der Weiterentwicklung der Anlagen der Notwendigkeit zu klimafreundlicherer Stromerzeugung sowie der positiven politischen Rahmenbedingungen wie z B das Erneuerbare Energien-Gesetz fuumlr diese Energieform verbessert269

Die haumlufigste Bauart hat eine horizontale Drehachse mit Dreiblattrotoren fuumlr die eine Reihe von technischen Vorteilen spricht270 Heutige Anlagen auf dem Land haben eine Turmhoumlhe sowie einen Rotordurchmesser von bis zu 120 m (die Rotorblaumltter sind 60 m uumlber dem Boden) und besitzen eine maximale Nennleistung von 3 MW271 Die Leistung einer einzelnen Windenergieanlage ist sehr gering ndash im Vergleich etwa zu einem typischen Steinkohlekraftwerk welches eine Strommenge von 600 MW produziert272

Aufgrund der geringen Leistung eines Windaggregates ist eine hohe Anzahl an Generato-ren noumltig um einen nennenswerten Anteil an der Gesamtenergieversorgung zu erreichen Eine dezentrale Errichtung ist oftmals aufgrund der dichten Besiedelung sowie der unguumlnstigen Windverhaumlltnisse nicht uumlberall moumlglich Dementsprechend sind v a die Kuumlstenlaumlnder Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Vorteil auf die ca die Haumllfte der errichteten Anlagen entfaumlllt Die Notwendigkeit der Buumlndelung von Anlagen zu Windfarmen in bestimmten Regionen ist auch kostenguumlnstiger da das Betreiben einer einzelnen Anlage vergleichsweise aufwaumlndig ist273 Daruumlber hinaus zeichnet sich diese Art der Energieerzeugung durch die Problematik aus dass aufgrund der schwankenden Windverhaumlltnisse eine Versorgung mit elektrischer Grundlast nicht moumlglich ist

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 16543 Windkraftanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 16629 MW betrug Im selben Jahr wurden 259 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 55 am Nettoinlandsverbrauch entsprach274 Das atmosphaumlrische Potenzial an Wind uumlbersteigt bei weitem den tatsaumlchlichen Bedarf des Menschen ndash koumlnnten davon weniger als 1 genutzt werden waumlren alle Probleme in Hinblick auf die Stromerzeugung geloumlst Dagegen betraumlgt das technisch-wirtschaftlich nutzbare Energiepotenzial nur einen Bruchteil davon was z B durch die benoumltigte mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von mindestens 4 ms in 10 m Houmlhe bestimmt ist275

Im Jahr 2004 waren in der Windenergiebranche ca 61000 Menschen direkt beschaumlftigt was sich auf die Mitarbeiter bei den Anlagenproduzenten den Komponentenherstellern den

269 Vgl HAU (2003) 2-69270 Vgl HAU (2003) 2-69 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 284271 Vgl HAU (2003) 502511689272 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 27273 Vgl HAU (2003) 575 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 331274 Vgl BWE (o Ja)275 Vgl HAU (2003) 595f

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Projektplanungsgesellschaften und den Serviceunternehmen bezieht In jenem Jahr erwirtschaf-tete die Branche im In- und Ausland einen Umsatz von ca 48 Mrd euro durch den Verkauf sowie 23 Mrd euro durch den Betrieb von Windkraftanlagen Ein Wachstum dieser Branche ist hauptsaumlch-lich im Offshorebereich zu erwarten was sich bis zum Jahr 2030 auf eine Gesamtleistung von 30000 MW kumulieren koumlnnte Hingegen ist im Onshorebereich das Potenzial zu etwa zwei Dritteln ausgeschoumlpft so dass bis zu diesem Zeitpunkt mit einer installieren Kapazitaumlt von insgesamt 23700 MW gerechnet wird276

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wind ist groszligen Variationen unterworfen wobei die houmlchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten im Kuumlstenbereich erreicht werden Im Suumlden Deutschlands finden sich vergleichbare Windvorkommen vorwiegend nur noch auf exponierten Huumlgel- und Kammlagen der Mittelgebirge277 Unter den genannten Einschraumlnkungen und der Unsicherheit von Abschaumltzungen stehen 150000 bis 200000 ha raumplanerisch gesicherter Flaumlche (onshore) zur Verfuumlgung Dieses Areal entspricht einem technischen Endenergiepotenzial von 25 bis 35 TWha wobei in diesem Wert aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt sind278

412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung des Erdreiches eher mechanischer Art ist d h es findet keine Veraumlnderung des Bodens in seiner bio-chemischen Funktionsweise statt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Beeinflussung des unterirdischen Wassers nahezu ausgeschlossen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Effekte fuumlr die Atmosphaumlre neutral und u U sogar geringfuumlgig positiv sein koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Gefahren auf die Vogelwelt beschraumlnken Wie stark diese Beeintraumlchtigung ist haumlngt von der Art und von der Lage der Windkraftanlage ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einer spuumlrbaren Veraumlnderung der landschaftlichen Umgebung kommt Unabhaumlngig von den beschriebenen Faktoren wird es jedoch immer zu einer Beeintraumlchtigung kommen die auch auf

276 Vgl O V (2004)277 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522278 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 327f

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groszlige Distanz sichtbar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass lediglich durch eine optimale Standortplanung die Beeintraumlchtigung auf die Landschaftsoptik und die Vogelwelt minimiert werden kann Die Wirksamkeit dieser Optionen ist jedoch nur im Einzelfall zu beurteilen technische Maszlignahmen an den Windkraftgeneratoren selbst scheiden weitgehend aus Die Moumlglichkeiten zur der Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Eintreten und Beheben von moumlglichen Schaumlden relativ gut handhabbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einigen Faumlllen die beschriebenen Effekte die Wahrnehmungsgrenze bzgl des Schattenwurfes oder der Rotorge-raumlusche uumlberschreiten und somit als unangenehm empfunden werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine hohe generelle Zustimmung mit einer hohen Ablehnung im Einzelfall einhergehen kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es sich bei Windkraftanlagen um eine mittlerweile etablierte Technologie handelt deren kapitalintensiver Anteil zugenommen hat Positive beschaumlftigungspolitische Implikationen sind daher hauptsaumlch-lich aufgrund von Kapazitaumltsausweitungen zu erklaumlren Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei der Realisierung von Windparks in einem erheblichen Umfang auf lokale Wirtschaftsstrukturen zuruumlckgegriffen wird Die Kosten fuumlr diese Eingriffsart liegen in Relation zu den anderen Formen der alternativen Energieerzeugung in einem konkurrenzfaumlhigen Rahmen Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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42 Fotovoltaikanlagen

421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenBei Fotovoltaikanlagen wird die solare Strahlungsenergie direkt in elektrischen Strom umgewandelt Die andere grundsaumltzliche Art der Energiegewinnung aus der Sonne sind Solarthermische Kraftwerke welche die hohe Direktstrahlung der Sonne mit Hilfe von Konzentratoren einfangen wie z B einer Parabolrinne Diese Energie wird dann fuumlr den Antrieb einer Waumlrmekraftmaschine wie bspw einer Dampf- oder Gasturbine genutzt und kann mit einem thermischen Speicher einige Stunden nutzbar gehalten werden Diese Technologie findet in Deutschland keine Anwendung weil die uumlberwiegend diffuse Sonnenstrahlung dafuumlr ungeeignet ist279 Folglich wird diese Art der Gewinnung von Sonnenenergie in dieser Arbeit nicht thematisiert alle Ausfuumlhrungen beziehen sich auf Fotovoltaikanlagen

Bei Solaranlagen werden die Fotonen als Traumlger der Lichtenergie durch die Elektronen im Solarmodul in potenzielle und kinetische Energie umgewandelt Wesentliche Systemkomponen-ten dieser Technologie sind die Fotovoltaikzelle (bestehend aus Semiconductor-Grade Silizium aus der Halbleiterindustrie) der Wechselrichter (zum Umwandeln der Gleich- in Wechselspan-nung in das oumlffentliche Netz da Solargeneratoren prinzipiell Gleichspannung erzeugen) sowie die Aufstaumlnderung (zur Ausrichtung der Fotovoltaikzelle an die Sonne) Aufgrund der Verluste bei der Energieumwandlung ergeben sich im Jahresmittel Gesamtwirkungsgrade zwischen 9 und 11 280

Aus der Vielzahl von Anlagenkonzepten und Anwendungsbereichen sind fuumlr diese Arbeit ausschlieszliglich netzgekoppelte und zentrale Systeme von Bedeutung die zu Fotovoltaikkraft-werken zusammengeschlossen sind Sie speisen den Strom uumlber einen oder mehrere Wechsel-richter und einen Transformator in die Mittel- oder Hochspannungsebene des oumlffentlichen Netzes ein Diese Anlagen beanspruchen aufgrund ihrer Dimension groumlszligere Freiflaumlchen so dass ihre Errichtung auch mit den oumlkologischen Restriktionen von Schutzflaumlchen kollidieren kann281

Zentrale Fotovoltaikanlagen haben eine Nennleistung von 300 kWp wie etwa das erste Kraftwerk auf der Nordseeinsel Pellworm Das weltweit groumlszligte Kraftwerk steht derzeit auf einem ehemaligen Bergwergsgelaumlnde in Goumlttelborn (Saarland) und liefert eine Leistung von bis zu 82 MWp282 Als Faustregel fuumlr den Flaumlchenbedarf von Fotovoltaikanlagen gilt die Formel pro kWp ca 10 m2 (ohne Freiflaumlchen zwischen den Solarmodulen) so dass eine Anlage mit einer mittleren Groumlszlige von bspw 1 MW auf eine Groumlszlige von ca 1 ha kommt283

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 130000 netzgekoppelte Fotovoltaikanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 768 MWp betrug und eine Flaumlche von 690 ha ergab Im selben Jahr wurden 0488 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 0098 am Bruttoinlandsverbrauch ent-sprach284 Es wird von einem Endenergiepotenzial von 35 TWha ausgegangen wobei dies die Summe der Leistung aus Anlagen auf Daumlchern Fassaden und Freiflaumlchen darstellt Bezogen auf das Jahr 2004 macht dies einen Anteil von ca 57 am Endenergieverbrauch aus Hierin sind

279 Vgl WINTER (1997) 118-121280 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250281 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250282 Vgl SCHOSSIG (2002) 20 vgl SMU (o J)283 Vgl SUNENERGY (o J)284 Vgl BSI (o Ja)

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aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt285

286

Der Markt fuumlr Fotovoltaikanlagen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich vergroumlszligert was alleine fuumlr das Jahr 2004 ein Zuwachs von 140 bzw fuumlr das Jahr 2003 eine Steigerung von 80 ausmachte (bezogen auf die jeweils vorherigen Jahre) Dabei erwirtschafteten die Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges einen Umsatz von 17 Mrd euro Im Jahr 2004 wurden nach Angaben der Solarverbaumlnde 4000 neue Arbeitsplaumltze geschaffen so dass die gesamte Fotovoltaikbranche 16000 Beschaumlftigte zaumlhlte287 Fuumlr die Jahre 2005 und 2006 erwartet der Verband der Solarproduzenten in Deutschland ein Wachstum von 20 jaumlhrlich was eine Verstetigung auf relativ niedrigem Niveau bedeutet Grund dafuumlr sind die derzeitigen Engpaumlsse bei der Produktion des Grundstoffes Silizium so dass erst im Jahr 2007 die Nachfrage voll befriedigt werden kann288

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Fotovoltaik ist kaum wesentlichen Variationen unterworfen was auf die geographische Lage und die vertikale Gebietsausdehnung Deutsch-lands zuruumlckzufuumlhren ist Dabei werden in Suumlddeutschland aufgrund der relativ groumlszligeren Naumlhe zum Aumlquator leicht houmlhere Strahlungssummen gemessen als im Norden des Landes Regionale Unterschiede koumlnnen auch durch ein unguumlnstiges Mikroklima bedingt sein was z B in Gebieten mit einer starken Neigung zur Nebelbildung der Fall ist289

422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine mechanische Einwirkung auf das Erdreich infolge der Aufstaumlnderung sehr gering ist Ein weiterer negativer Effekt ergibt sich aus der Schattenwirkung durch die groszligflaumlchige Abdeckung der Solarmodule was auf indirekte Weise das Bodengefuumlge beeintraumlchtigen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Einwirkung auf den Wasserhaushalt allenfalls im Rahmen von Verschleiszligerscheinungen von Komponenten der Solaranlage zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die minimalen Effekte durch die Abschattung der Solarflaumlchen oumlkologisch eher positiv zu bewerten sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Platzbean-spruchung der Fotovoltaikmodule lokale Lebensraumlume stark eingeschraumlnkt werden was fuumlr

285 Vgl SCHIFFER (2005) 183286 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379287 Vgl EUROPRESSEDIENST (2004)288 Vgl BSI (2005) 1f289 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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einige Arten den Ruumlckzug bedeutet Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass groszlige Fotovoltaikan-lagen eine weitflaumlchige Wirkung haben die sich durch die typische Farbgestaltung der Solarmodule als Fremdkoumlrper in der Umgebung bemerkbar machen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Optionen zur Verringerung der dargestellten Belastungen im Wesentlichen auf die Standortplanung beziehen Unvorteilhafte Effekte welche durch die Anlagen selbst hervorgerufen werden sind dagegen kaum abzumildern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Schadenspoten-zial gering einzuschaumltzen ist und eine moumlgliche Regulierung sich im Fall des Eintretens als relativ problemlos darstellt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Begleiterscheinungen fuumlr Bewohner anliegender Siedlungen nur im Fall einer Stoumlrung bzw im kaum wahrnehmbaren Bereich ergeben Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fotovoltaikanlagen als erneuerbare Energiequelle eine groszlige Sympathie in der Bevoumllkerung genieszligen Im Fall von Projekten auf Freiflaumlchen kann es bei Vernachlaumlssigung der Anwohnerinteressen jedoch zu einer eindeutigen Ablehnung kommen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei Fotovoltaikanla-gen eine hohe Kapital- und Arbeitsintensitaumlt vorliegt und auf beiden Ebenen mit einem zusaumltzlichen Bedarf an Arbeitskraumlften zu rechnen ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einem gewissen Umfang mit positiven regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist In Hinblick auf die

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Kostenhoumlhe liegt diese Projektart eher im oberen Bereich wobei auch zukuumlnftig kaum von einer substanziellen Reduktion auszugehen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

43 Wasserkraftanlagen

431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie potenzielle Energie des Wassers wird schon seit mehr als 2000 Jahren fuumlr die Umwandlung in mechanische Arbeit genutzt etwa zum Heben von Wasser oder zum Mahlen von Getreide290

Moderne Wasserkraftanlagen bestehen uumlblicherweise aus einem Wehr sowie einem Einlaufbau-werk ggf einer Triebwasserleitung und einem Turbinenhaus Uumlber das Einlaufbauwerk und die Leitung aus dem Oberwasser wird das Triebwasser der Turbine zugefuumlhrt und anschlieszligend uumlber den Auslauf an das Unterwasser abgefuumlhrt Wasserkraftanlagen werden unterteilt nach ihrer Fallhoumlhe von 15 bis 2000 m in Nieder- Mittel- und Hochdruckanlagen wobei es keine einheitliche Definition dieser Grenzen gibt291

Des Weiteren wird unterschieden nach dem Typ der Anlage in Lauf- und Speicherwasser-kraftwerke was ebenfalls nicht klar abgrenzbar ist Der erste Typ nutzt im Wesentlichen das zuflieszligende Wasser der zweite einen Speicher der durch eine Talsperre entsteht Beide Bauformen zaumlhlen zu den konventionellen Kleinwasserkraftwerken bei denen die elektrische oder mechanische Energieerzeugung im Vordergrund steht und sich kaum von groszligen Wasserkraftanlagen unterscheidet Dagegen existieren auch Nebenbetriebsanlagen die vordergruumlndig der Reduktion des Energieniveaus des Wassers dienen Anstelle einer Drosselein-richtung wird eine Turbine eingesetzt welche bspw im Rahmen von Trinkwasserversorgungs-netzen oder Abwassersystemen die Wassermenge steuert Da es in der Praxis eine Vielzahl von Mischformen gibt beziehen sich im Weiteren die Ausfuumlhrungen auf diejenigen Eigenschaften die fuumlr alle Bauformen zutreffen292

Die installierte Nenngroumlszlige der uumlblichen Anlagen liegt zwischen 30 kW und 30 MW was hauptsaumlchlich von den folgenden Faktoren beeinflusst wird Die genutzte Wassermenge haumlngt von der Jahreszeit und dem Niederschlag ab welcher bspw in den Sommermonaten geringer ist Die nutzbare Fallhoumlhe bestimmt sich durch die topographischen Bedingungen so dass es sich bei der Mehrzahl der Laufwasserkraftanlagen um Niederdruckanlagen handelt Der Gesamtwirkungsgrad einer Anlage wird bestimmt durch die Umwandlungsverluste der Turbine sowie anderer technischer Komponenten und liegt zwischen 80 und 90 293

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 waren 5171 Wasserkraftanlagen installiert (einschlieszliglich Pumpspeicherkraftwerke mit natuumlrlichem Zufluss) deren Nennleistung zusammen 4958 MW betrug294 Im Jahr 2004 wurden 22 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 37 am Bruttoinlandsverbrauch entsprach295 Die groszlige Mehrheit der Anlagen sind Kleinwasserkraftwerke welche aber lediglich

290 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 375291 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344292 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344293 Vgl HUumlTTE (2000) 152 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 339-359294 Vgl BOumlHMER (2005) 14295 Vgl SCHIFFER (2005) 182

80

einen Anteil von ca 8 des Wasserkraftstroms produzieren die Hauptleistung wird von den ca 400 mittleren und groszligen Kraftwerken erbracht Es wird von einigen Tausend Arbeitsplaumltzen in diesem Bereich ausgegangen wobei eine genaue Abschaumltzung schwierig ist Zum einen sind viele deutsche Unternehmen auch im Ausland aktiv zum anderen draumlngen Anbieter aus Oumlsterreich der Schweiz Frankreich Tschechien und Polen auf den deutschen Markt296 Der Branchenverband Erneuerbare Energie spricht dagegen von etwa 8000 Beschaumlftigten wobei eine genaue Aufschluumlsselung dieser Zahl fehlt297 Die Wasserkraftbranche verzeichnet einen Umsatz von etwa 1 Mrd euro pro Jahr wobei der Export mit einer Quote von 80 eine besonders groszlige Rolle spielt298

Das Potenzial zur Nutzung von Flieszliggewaumlssern fuumlr die Energieerzeugung ist weitgehend erschoumlpft lediglich einige Gebiete in den alten Bundeslaumlndern sind grundsaumltzlich fuumlr einen Neubau von Anlagen geeignet Da diese Standorte jedoch die letzten verbliebenen freien Flieszligstrecken beinhalten stoszligen Ausbauplaumlne auf massive Widerstaumlnde in der Bevoumllkerung und bei Umweltverbaumlnden299 Die Abschaumltzung des Bundesverbandes Wasserkraftwerke geht von einem Ausbaupotenzial in einer Groumlszligenordnung von etwa 2000 MW aus was jedoch als nicht umsetzbar zu erachten ist300 Demnach kann von einem realisierbaren Endenergiepotenzial von sbquonurrsquo 24 TWh ausgegangen werden301 Bessere Optionen gibt es zur Reaktivierung Modernisie-rung sowie Um- und Ausbau bestehender Anlagen die meistens eine Leistung von unter 1 MW besitzen Diese Maszlignahmen fuumlhren im Allgemeinen zu einer Steigerung der Strommenge und werden aufgrund der Foumlrderung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz sowie zusaumltzlicher Investitionskostenzuschuumlsse weiter zunehmen302

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wasserkraft ist sehr groszligen Variationen unterwor-fen und beschraumlnkt sich im Wesentlichen auf den Verlauf der Baumlche und Fluumlsse In Norddeutsch-land gibt es nur wenige Anlagen so dass 80 bis 90 der durch Laufwasserkraftwerke erzeugten Leistung in Bayern und Baden-Wuumlrttemberg liegen In diesen Bundeslaumlndern ist aufgrund der Mittelgebirge und der dort hohen Abfluumlsse das houmlchste Wasseraufkommen gegeben303

432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit dem Bau von Wasserkraftanlagen zwangslaumlufig eine massive Veraumlnderung des Erdreiches einhergeht damit die baulichen Hauptkomponenten verankert werden koumlnnen Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb von Wasserkraftgeneratoren zu einer schwerwiegenden Stoumlrung des Oumlkosystems im Fluss fuumlhrt und

296 Vgl BMU (o J)297 Vgl BEE (o Ja) 2298 Vgl BEE (o Jb)299 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522300 Vgl BEE (o Jb)301 In diesem Wert sind aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 3 bis 5

beruumlcksichtigt Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379302 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522303 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522

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den Wasserhaushalt der Umgebung beeintraumlchtigt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart allenfalls unter auszligergewoumlhnlichen biologischen Bedingungen bei einer groszligen Dimensionie-rung eine Beeintraumlchtigung der Atmosphaumlre zur Folge hat Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Wasserkraftanlagen zunaumlchst im Oumlkosystem Fluss eine wesentliche Stoumlrung und Zerstoumlrung der dort lebenden Organismen verursachen Daruumlber hinaus ist mit Folgewirkungen auf die Fauna und Flora in der unmittelbaren Umgebung zu rechnen da die Funktion dieser Biotope angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsform den urspruumlnglichen Zustand einer Flusslandschaft zerstoumlrt Die landschaftliche Umgebung zeichnet sich oftmals durch eine besonders natuumlrliche und als aumlsthetisch wertvoll erachtete Charakteristik aus in der dann ein groszligraumlumiges Bauwerk errichtet wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die negativen Wirkungen eines Wasserkraftwerks nur in Hinblick auf die Tier- und Pflanzenwelt weitgehend minimieren lassen Die anderen Umweltmedien vor allem das Landschaftsbild koumlnnen dagegen kaum entlastet werden Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der groumlszligte denkbare Schaden dieser Projektform durch einen Dammbruch entsteht Die Behebung dieses Schadens kann sich als schwierig gestalten und groszlige Anstrengungen erfordern Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von dieser Nutzungsart so gut wie keine negativen Effekte ausgehen bzw sich nur unter besonderen Bedingungen einstellen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine abstrakte und hohe Zustimmung zu diesem Nutzungsinteresse von einer generell kritischen Haltung der Umweltverbaumlnde sowie einer oftmals groszligen Ablehnung im Einzelfall uumlberlagert wird Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Schaffung von dauerhaften Arbeitsplaumltzen moumlglich ist diese sich jedoch auf die Sicherung des Betriebsablaufes konzentrieren und somit kaum ausbaufaumlhig sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionalpolitische Vorteile in geringem Umfang und hauptsaumlchlich durch die Modernisierung und Reaktivierung von bestehenden Anlagen zu erwarten sind Die Kosten dieser Art der Stromerzeugung liegen eher im unteren Bereich und lassen sich auch nicht mehr erheblich reduzieren Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

44 Erdwaumlrmeanlagen

441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAls Erdwaumlrme wird die gespeicherte Energie bezeichnet welche unterhalb der terrestrischen Bodenflaumlche vorhanden ist und aus der Solarstrahlung (auf die Erde) oder aus dem Erdreich selbst resultiert Die Temperatur im Erdboden nimmt im Mittel um ca 30 degCkm zu wobei bestimmte geologische Formationen wie etwa der Oberrheingraben auch einen Wert von bis zu 100 degCkm ermoumlglichen304 Bei der Anwendung der Geothermie werden im Wesentlichen drei Arten unterschieden die im Folgenden kurz skizziert werden Im Mittelpunkt stehen ausschlieszlig-lich Anlagen zur Nutzung der tiefen Erdwaumlrme was per Definition ab 400 m beginnt (bis zu dieser Grenze wird von oberflaumlchennaher Erdwaumlrme gesprochen)305 Alle weiteren Ausfuumlhrun-gen zu dieser Nutzungsform beruumlcksichtigen allerdings diese technische Differenzierung nicht sondern gehen aus Gruumlnden der Vereinfachung von den Gemeinsamkeiten aller Anlagentypen aus

Eine Moumlglichkeit basiert auf der Nutzung von hydrothermalen Tiefenwaumlssern in einer Tiefe von ca 2450 m aus denen die Waumlrme mit Hilfe einer Foumlrdersonde entzogen und in ein Waumlrmeverteilernetz uumlbertragen wird Danach werden Feststoffe aus der Fluumlssigkeit gefiltert um ein Verstopfen des Leitungssystems zu verhindern Schlieszliglich wird das Wasser mit hohem Druck uumlber eine Injektionssonde wieder den grundwasserfuumlhrenden Gesteinsschichten zugefuumlhrt um die Mengenbilanz im Untergrund auszugleichen Falls notwendig wird die Temperatur des Thermalwassers mittels Waumlrmepumpen erhoumlht welche ihre primaumlrseitige Energie wiederum aus einem mit Erdgas oder leichtem Heizoumll gefeuerten Blockheizkraftwerk beziehen Anlagen nach diesem Prinzip foumlrdern 30 bis 60 m3h an Thermalwasser welches eine

304 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 105305 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 382

83

Temperatur von bis zu 100 degC hat und erzeugen eine geothermische Leistung von etwa 34 MW306 307

Auf aumlhnliche Weise funktioniert das Verfahren welches tiefe Erdwaumlrmesonden im Bereich von 1000 bis 4000 m verwendet Vereinfacht betrachtet wird in den Bohrschacht ein groszliges Rohr eingefuumlgt in dem sich wiederum ein kleineres Rohr befindet In den Ringraum zwischen beiden Rohren wird von oben ein Traumlgermedium gepumpt das meistens aus Wasser und Anti-Korrosionsmitteln besteht Uumlber das innere Rohr gelangt dann die mit Erdwaumlrme sbquobeladenersquo Fluumlssigkeit wieder nach oben wobei der Waumlrmeeintrag auf das Traumlgermedium bis zu 200 Wm betragen kann Auch hierbei erfolgt der Waumlrmetraumlgerumlauf m H einer Pumpe bei dem der benoumltigte Druck jedoch geringer ist als bei der ersten Methode da das Wasser in diesem Fall eine geschlossene Rohrleitung durchstroumlmt Dieser Anlagentyp liefert Thermalwasser mit einer Temperatur von bis zu 40 degC das eine geothermische Leistung von 50 bis 400 kW erzeugt308 309

Eine andere Variante arbeitet nach der Hot-Dry-Rock-Technik bei der in einer Tiefe von ca 3000 bis 6000 m mit hohem Druck Wasser in die natuumlrlichen Spalten des Gesteins gepresst wird Aumlhnlich wie bei einem Waumlrmetauscher wird dabei das Fluid in einem geschlossenen Kreislaufbetrieb zwischen mindestens zwei Tiefbohrungen aufbereitet Die uumlbrigen Systemkom-ponenten werden analog der hydrothermalen Erdwaumlrmenutzung eingesetzt Diese Anlagenty-pen foumlrdern eine Menge von 100 m3h an Thermalwasser welches eine Temperatur von 140 bis 200 degC aufweist Dies ermoumlglicht eine geothermische Leistung von 50 bis 100 MW bzw eine elektrische Leistung von 5 bis 10 MW Die Stromerzeugung ist auf Basis der hohen Temperaturen moumlglich indem der heiszlige Wasserdampf m H einer Dampfturbine zunaumlchst in mechanische und anschlieszligend in elektrische Energie umgewandelt wird310 311

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 wurden in 34 groumlszligeren Erdwaumlrmeanlagen ca 16 TWh an Waumlrme produziert wasca 017 des Endenergieverbrauchs entsprach312 Aus oumlkonomischen und oumlkologischen Gruumlnden ist es sinnvoll geothermische Anlagen nach dem Prinzip der Kraft-Waumlrme-Kopplung fuumlr die Gewinnung von Strom und Waumlrme zu nutzen Koumlnnte die aus diesem Prozess gewonnene Gesamtmenge an Niedertemperaturwaumlrme verwendet werden waumlre eine gekoppelte geothermische Stromproduktion von 66 TWha moumlglich Dies setzt allerdings einen erheblichen Ausbau der Waumlrmeverteilernetze voraus was in Zukunft nicht wahrscheinlich ist Wird dagegen sbquonurrsquo in das bestehende Fernwaumlrmenetz eingespeist sind 10 TWha bzw 2 der Bruttostromer-zeugung realistisch313

Fuumlr das Jahr 2005 wird im Rahmen dieser Form der Energiegewinnung mit einem Umsatz von ca 200 Mio euro gerechnet welcher von rund 10000 Beschaumlftigten erwirtschaftet wird Aufgrund der Preisentwicklung beim Erdoumll und Erdgas wird von einer Steigerung der Nachfrage im Bereich oberflaumlchennaher Erdwaumlrmesysteme ausgegangen So waren im Jahr 2004 insgesamt mehr als 10000 Anlagen installiert (im Vergleich zu den o g 34 Groszligprojekten) deren Zahl fuumlr das laufende Jahr vermutlich noch um 50 zunehmen wird Allerdings stoumlszligt die Branche bereits jetzt an ihre Grenzen da sowohl bei den Bohrkapazitaumlten als auch beim Bedienungspersonal Engpaumlsse bestehen Im Segment der tiefen Geothermie kommt hinzu dass ein weiteres

306 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 443-458307 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 236-241308 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 476-478309 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 242-244310 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 487-503311 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 244f312 Vgl BMU (2005) 1118313 Vgl PASCHEN U A (2003) 16

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Wachstum von der Entwicklung der erst kuumlrzlich in Angriff genommenen Vorhaben in Landau und Offenbach (Rheinland-Pfalz) abhaumlngt314

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Erdwaumlrme ist keinen Variationen unterworfen da es grundsaumltzlich mit zunehmender Tiefe gegeben ist Dieser Temperaturanstieg ist jedoch nicht uumlberall gleich und beim Oberrheingraben am houmlchsten was allerdings als geothermische Anomalie gilt Daruumlber hinaus ist nach gegenwaumlrtigem Kenntnisstand eine geothermale Nutzung nur noch im Norddeutschen Becken (etwa die Bundeslaumlnder Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Teile von Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt und Brandenburg) sowie im Molassebecken (suumldliche Teile von Baden-Wuumlrttemberg und Bayern) moumlglich Hinzu kommen noch Gebiete mit potenziellen hydrothermalen Energievor-kommen wie etwa die Suumlddeutsche Senke und das Thuumlringer Becken In der Summe entspricht dies etwa 35 der Gesamtflaumlche Deutschlands obwohl es infolge von geologischen Unregel-maumlszligigkeiten im Traumlgergestein auch auf engem Raum zu signifikanten Angebotsunterschieden kommen kann315

442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Erdreich weitgehend in seinem Urzustand bleibt jedoch bestimmten thermischen und physikalischen Veraumlnderungen unterworfen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die unterirdische Wasserkreislauffuumlhrung nur unter unguumlnstigen Betriebsbedingungen gefaumlhrdet ist Dennoch besteht aufgrund der Eingriffstiefe in das Erdreich die Moumlglichkeit dass eine solche Beeintraumlch-tigung stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einer normalen Betriebsfuumlhrung nur eine minimale Schadstoffbelastung der Atmosphaumlre stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass unmittelbar mit einem Verlust und mittelbar mit einer Stoumlrung bzw Gefaumlhrdung von Biotopen gerechnet werden muss Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl permanent als auch temporaumlr mit einer visuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung zu rechnen ist die sich

314 Vgl GTV (2005)315 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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jedoch auf ein kleines Areal konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschafts-bild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die beschriebenen Umweltbelastungen ansatzweise minimierbar sind Das Nutzungsinteresse Geothermie ist jedoch originaumlr mit einem starken Eingriff in das Erdreich verbunden der sich kaum vermeiden laumlsst Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Art und Umfang der Schaumlden eher zu vernachlaumlssigen sind Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt des Eingriffes ist jedoch zu konstatieren dass der Ursprungszustand des Oumlkosystems kaum wiederherstellbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Betrieb hauptsaumlchlich eine akustische Beeintraumlchtigung stattfindet welche teilweise als unangenehm empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die allgemein kompakte Bauweise von Geothermieanlagen relativ wenige Ablehnungsgruumlnde gegen diese Technologie liefern Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Grundbeduumlrfnisse nicht nur indirekt durch die Energieerzeugung sondern auch direkt uumlber die Bereitstellung von Warmwasser bedient werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte fuumlr den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der hohen Kapitalintensitaumlt die Anzahl an Stellen eher im mittleren Bereich liegt Im Rahmen der Verknuumlpfung dieses Eingriffsinteresses mit anderen Wirtschaftszweigen koumlnnen sich jedoch weitere Impulse fuumlr die Beschaumlftigung ergeben Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionale Impulse wahrscheinlich aber noch nicht abschaumltzbar sind Auch zukuumlnftig wird vermutlich ein hoher Anteil an oumlffentlichen Geldern fuumlr die Errichtung dieser Kraftwerke notwendig sein trotz der zu erwartenden Senkung der Investitionskosten im Rahmen des technischen Fortschrittes Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

86

45 Fernstraszligen

451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie gesellschaftliche Motivation zur Verbesserung des Straszligennetzes basiert allgemein auf dem Beduumlrfnis die raumlumliche Umwelt zu erschlieszligen und zugaumlnglich zu machen Daraus abgeleitet werden die Ziele verfolgt die Wirtschaftsstruktur in wenig entwickelten Gebieten oder die Erreichbarkeit zentraler Einrichtungen zu verbessern Des Weiteren sollen Erholungsgebiete besser erreicht und generell das Verkehrsbeduumlrfnis durch ein verbessertes Angebot befriedigt werden316

Die genannten Gruumlnde fuumlr den Straszligenbau haben neben anderen Aspekten wie bspw der Finanzlage der oumlffentlichen Haushalte oder dem Umweltschutz maszliggeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Wegenetzes Hinsichtlich der Laumlnge einer Straszlige koumlnnen keine allgemeinen Aussagen getroffen werden wogegen bzgl der Breite je nach Straszligentyp ein Bereich von ca 10 bis 35 m relevant ist317 Die Art der Straszlige also Orts- Land- oder Fernstraszlige schlaumlgt sich in einem unterschiedlichen Aufbau des Straszligenoberbaus nieder wobei der Straszligenkoumlrper als Hauptkomponente des sbquoSystem Straszligersquo uumlberall den gleichen Zweck erfuumlllt318

Der Straszligenkoumlrper besteht aus einer Anzahl uumlbereinander liegender Schichten unter-schiedlicher Baustoffe die zunaumlchst die Funktion haben anfallendes Oberflaumlchenwasser aus dem Unterbau abzufangen und den Entwaumlsserungseinrichtungen zuzufuumlhren Sie bewirken auszligerdem eine Verteilung der auf die Fahrbahn wirkenden Lasten so dass keine Verdruumlckungen oder Bruchschaumlden entstehen Schlieszliglich soll auf diese Weise die Oberflaumlche uumlber einen moumlglichst langen Zeitraum als eben und verkehrssicher erhalten bleiben Fuumlr den Straszligenbau werden uumlberwiegend Mineralstoffe verwendet die zu ca 90 bis 95 aus Gesteinsbaustoffen sowie zu einem geringen Anteil aus Bindemitteln bestehen319

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Straszligenverkehrsnetz eine Gesamtlaumlnge von 231581 km wovon 53283 km Bundesautobahnen und Bundesstraszligen waren Im selben Jahr wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 76 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 57 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Schienen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 291 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 66 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Binnenwasser-straszlige Luft und Rohrleitung)

In den Jahren 2003 bzw 2004 existierten im Straszligenverkehrsgewerbe (in den Bereichen Personen- und Guumlterbefoumlrderung) insgesamt 55586 Unternehmen die mit 593430 Beschaumlftig-ten einen Umsatz von rund 35 Mrd euro erzielten320 Insgesamt ist mit einem weiteren Anstieg des Straszligenverkehrs zu rechnen was u a auf die zunehmende europaumlische Integration zuruumlckzu-fuumlhren ist So wird zwischen den Jahren 2000 bis 2015 mit einem Zuwachs der Verkehrsstroumlme um 50 bis 60 aus noumlrdlicher oumlstlicher suumldlicher und westlicher Richtung in die Bundesrepu-blik gerechnet der Binnenverkehr wird dagegen sbquonurrsquo um 20 zunehmen321

316 Vgl NATZSCHKA (2003) 35317 Vgl NATZSCHKA (2003) 45318 Vgl NATZSCHKA (2003) 370319 Vgl NATZSCHKA (2003) 370320 Vgl VDV (2005) 202443 vgl BGL (o J)321 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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Das Straszligenverkehrsnetz verteilt sich weitgehend gleichmaumlszligig auf das gesamte Bundes-gebiet wobei hinsichtlich der Bundesautobahnen bestimmte Konzentrationen festzustellen sind So ist in den Ballungsraumlumen der alten Bundeslaumlnder eine besonders hohe Verkehrsdichte festzustellen auf dem Beitrittsgebiet ist es vor allem die Umgebung um Berlin In Hinblick auf eine moumlgliche Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten zur Beseitigung von Engpaumlssen (als eines der Mittel zu Loumlsung des Stauproblems) kann dies in Zusammenhang mit oumlkologisch sensiblen Gebieten auszligerhalb von Stadtgebieten neue Konfliktsituationen hervorrufen Betroffen sind hauptsaumlchlich die Verkehrsachsen Hamburg-Dortmund Frankfurt-UlmNuumlrnberg sowie Hannover-Magdeburg322

452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Straszligenbau mit erheblichen mechanischen Einwirkungen auf das Erdreich zu rechnen ist Daruumlber hinaus kommt es beim Betrieb also aufgrund des Befahrens mit Kraftfahrzeugen ineinem hohen Maszlige zu Schadstoffeintraumlgen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hauptsaumlchlich in der Naumlhe von unter- und oberirdischen Gewaumlssern ereignen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Haupteffekt auf die Atmosphaumlre weniger von der Straszlige selbst ausgeht sondern von den Emissionen der motorisierten Kraftfahrzeuge Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die direkten wie auch indirekten Effekte zu einer erheblichen Beeintraumlchtigung von Lebensraumlumen fuumlr die Flora und Fauna fuumlhren und im Extremfall auch deren Verlust hinzunehmen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fernstraszligen eine visuell auffallende Komponente fuumlr die Umgebung darstellen Wie stark dieser Effekt tatsaumlchlich ist haumlngt u a von der Gestaltung im Einzelfall ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei nahezu allen Umweltmedien ansatzweise gute technische Optionen bestehen die negativen Auswirkungen

322 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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zu verringern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich moumlgliche Schaumlden eher mittel- bis langfristig bemerkbar machen und auch in dieser Zeitdimension z T zu beheben sind Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumlt-zen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die hohen Schadstoff- und Laumlrmemissionen ganz erheblich auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken Daruumlber hinaus kann das haumlufige Unfallgeschehen in extremer Weise als Form der Gesundheitsgefaumlhrdung interpretiert werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei groszligen Straszligenprojekten mit einer allgemeinen Ablehnung zu rechnen ist Lediglich im Fall von kleineren Umgehungsstraszligen welche fuumlr die lokale Bevoumllkerung eine Entlastung der Ortschaf-ten bedeuten ist eine Zustimmung wahrscheinlicher Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit der Benutzung von Fernstraszligen in erster Linie ein individuelles Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt befriedigt wird Bei der Personenbefoumlrderung wird nur ein geringer Teil uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel abgewickelt bei der Guumlterbefoumlrderung traumlgt diese Transportart die Hauptlast Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die originaumlre Eigenschaft dieser Eingriffsform kaum nennenswerte beschaumlftigungspolitische Impulse moumlglich und ggf sogar negative Effekte zu erwarten sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven regionaloumlkonomischen Impulse dieses Eingriffsinteresses gering sind und auch aufgrund der angespannten Lage im Verkehrsetat eine ausfuumlhrliche Kosten-Nutzen-Analyse geboten ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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46 Eisenbahntrassen

461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEisenbahntrassen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur fuumlr den Transport von Personen und Guumltern im Bereich des Regional- und Fernverkehrs Auf diesen Verkehrswegen ist fuumlr Reisezuumlge ein Geschwindigkeit von maximal 250 kmh zulaumlssig wobei auf Hochgeschwin-digkeits- bzw Neubaustrecken auch 300 kmh moumlglich sind Fuumlr Guumlterzuumlge liegt der Houmlchstwert bei 120 kmh bei Versuchszuumlgen wurden auch schon 160 kmh erreicht323 Die Zugkraft wirdmittels elektrischer Lokomotiven und Diesellokomotiven auf die Trasse uumlbertragen wobei der uumlberwiegende Teil der Betriebsleistung mit elektrischer Traktion erbracht wird Die Strecken der Deutschen Bahn als Besitzer des groumlszligten Eisenbahnnetzes werden mit Einphasenwechselstrom von ca 16 Hz und einer Spannung von 15000 V elektrifiziert324

Die Spurweite dem Abstand zwischen der Innenflaumlche der Schienenkoumlpfe betraumlgt bei der Regelspur 1435 mm325 Das Lichtraumprofil also der zu einem Gleis gehoumlrende Raum hat Maximalmaszlige von 5340 mm Houmlhe und 5000 mm Breite326 Der Bahnkoumlrper beinhaltet im Wesentlichen einen Untergrund einen Unterbau Schutzschichten und einen Oberbau Der Untergrund besteht aus dem Boden oder Fels der nicht durch bautechnische Maszlignahmen veraumlndert wird Wird er durch Abtragung Aushub oder Planierung gelockert erhoumlht sich sein Volumen was wiederum eine anschlieszligende Verdichtung erfordert Der Unterbau ist ein Erd-oder Kunstbauwerk welches eine verbesserte Dammschuumlttung oder eine Stuumltzmauer darstellt Entwaumlsserungsanlagen wie z B Bahngraumlben und -mulden zaumlhlen ebenfalls zu dieser Hauptkomponente327

Die auf dem Unterbau befindlichen Schutzschichten bestehen i d R aus einem Mineral-stoffgemisch bzw als Sonderausfuumlhrungen aus Geotextilien oder Schaumstoffplatten328 Der Oberbau hat als Grundlage die Fahrbahn welche entweder als Schotterbett mit Betonplatten oder Asphaltschichten verlegt wird Ebenso wichtige Komponenten sind die Schienen und Schwellen die mittels Kleineisen zu Gleisrosten Weichen und Kreuzungen verbunden sind329

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz im Schienenverkehr eine Gesamtlaumlnge von 79138 km wovon 42068 km elektrifiziert waren Im Jahr 2003 wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personen-bereich eine Verkehrsleistung von 71 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 26 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Straszligen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung 78 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 18 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Straszlige Binnenwasserstraszlige Luft und Rohrleitung)330

Im Jahr 2004 existierten im Eisenbahngewerbe (in allen Bereichen) etwa 400 Unternehmen mit ca 331000 Beschaumlftigten die einen Umsatz von rund 30 Mrd euro erwirtschafteten331

Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation in dieser Branche angespannt da der Verkehrstraumlger

323 Vgl MATTHEWS (2003) 70f324 Vgl MATTHEWS (2003) 35325 Vgl MATTHEWS (2003) 27f326 Vgl MATTHEWS (2003) 45-47327 Vgl MATTHEWS (2003) 113f328 Vgl MATTHEWS (2003) 113f329 Vgl MATTHEWS (2003) 123330 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485331 Vgl VDV (2005) 24273739 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)

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Schiene trotz eines allgemein wachsenden Transportmarktes nicht von dieser Entwicklung profitieren kann Dies liegt u a daran dass im Vergleich zum Verkehrssystem Straszlige (noch) nicht in jedem Marktsegment ein preislich und produkttechnisch attraktives Angebot entwickelt wurde Dieses Bild verdeutlichen Kennzahlen wie bspw die Verkehrsleistung und die Umsaumltze bei denen in den letzten zehn Jahren keine Steigerung zu verzeichnen ist Lediglich bei der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer konnte aufgrund von Kosteneinsparungen die Produktivitaumlt und das Betriebsergebnis verbessert werden332

Das deutsche Schienennetz ist mit Ausnahme von einigen regionalen Schwerpunkten weitgehend gleichmaumlszligig uumlber die Landesflaumlche verteilt Im Rahmen der Bahnreform ist seit dem Jahr 1994 die Verantwortlichkeit der Verkehrswege immer mehr auf die privatrechtlich organisierte Netz-Tochter der Deutschen Bahn uumlbergegangen welche aus betriebswirtschaftli-chen Gruumlnden die Streckenstilllegungen vorangetrieben hat (sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo) was sich weitgehend auf regionale Trassen bezieht Auf der anderen Seite werden in den naumlchsten Jahren 27 fest disponierte und 31 geplante Vorhaben realisiert die auch Strecken fuumlr den Fernverkehr umfassen und die der Bund mit ca 30 Mrd euro finanziert333

462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es entlang der Strecke hauptsaumlchlich zu einer Verformung des Erdreiches kommt um eine Verlegung der Trasse auf festem Fundament zu gewaumlhrleisten Eine staumlrkere Beeintraumlchtigung in Form einer Verfestigung und Versiegelung des Untergrundes tritt dagegen nur bei groumlszligeren baulichen Anlagen auf Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein negativer Effekt auf das Wassergefuumlge aufgrund der ausbleibenden Oberflaumlchenversiegelung nicht zu erwarten ist Signifikante Auswirkungen sind allenfalls aufgrund bestimmter baulicher undoder betrieblicher Bedingungen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine atmosphaumlrische Beeintraumlchtigung mit Schadstoffen im Wesentlichen durch das Antriebskonzept der Fahrzeuge zu erklaumlren ist Das tatsaumlchliche Ausmaszlig dieser Emissionen haumlngt jedoch von der Form der Energieerzeugung ab die sich weitgehend auf die Verbrennung fossiler Energietraumlger konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar nur zu einem geringen Verlust von Lebensraumlumen kommt mittelbar jedoch das Zusammenspiel der lokalen Fauna- und Floraarten aufgrund der Barrierewirkung einer Trasse beeintraumlchtigt werden

332 Vgl VDV (2005) 30 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)333 Vgl BMVBW (2004) 10-14 vgl VCD (2004) Anhaumlnge vgl VDV (2005) 12f

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kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei diesem Eingriffsinteresse im Kern zu einer linienartigen Stoumlrung des visuellen Umfeldes kommt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich Minimierungs-optionen in erster Linie auf die Verwendung von laumlrmreduzierenden Bauteilen des Fahrweges wie auch der Fahrzeuge konzentrieren Grundsaumltzlich bietet es sich an die Verlegung von Eisenbahntrassen im Rahmen der Planung anderer Eingriffsformen staumlrker zu beruumlcksichtigen um eine Buumlndelung und damit insgesamt eine Verringerung der negativen Begleiterscheinun-gen zu erreichen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die groumlszligte Schadensdimension innerhalb dieses Verkehrssystems von Gefahrguttransporten ausgeht Die Behebung von moumlglichen Schaumlden ist im Fall der Freisetzung von Gefahrenstoffen u U schwierig die Ruumlckbaubarkeit der Eisenbahntrasse selbst ist relativ leicht moumlglich Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Laumlrmemissionen und die Erschuumltterungen des Fahrgeraumltes zu einer spuumlrbaren Stoumlrung des Wohlbefindens von Anliegern fuumlhren koumlnnen was vor allem nachts der Fall ist Die Auswirkungen auf die menschli-che Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine prinzipiell hohe Zustimmung zu dieser Eingriffsart nicht zwangslaumlufig im konkreten Einzelfall bzw im tatsaumlchlichen Handeln niederschlaumlgt Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Projektform als oumlffentliches Verkehrsmittel einer Vielzahl von Personengruppen offen steht Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Errichtung einer Eisenbahntrasse als solche keine neuen Arbeitskraumlfte benoumltigt werden Allenfalls langfristig und indirekt sind zusaumltzliche Stellen notwendig um eine erhoumlhte Verkehrsleistung abzudecken Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsart mit hohen Kosten verbunden ist die jedoch uumlber eine betriebswirtschaftliche Betrachtung hinausgehen Des Weiteren sind sowohl positive wie auch negative regionaloumlkonomische Effekte moumlglich Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

47 Schifffahrtskanaumlle

471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenSchifffahrtskanaumlle werden angelegt wenn ein natuumlrlicher Wasserlauf nicht moumlglich oder fuumlr den Ausbau nicht geeignet ist und dienen hauptsaumlchlich als Verkehrsweg fuumlr Binnenschiffe Eine Anbindung eines Industriegebietes an eine bestehende Wasserstraszlige wird als Stichkanal bezeichnet Werden mehrere Wasserstraszligen miteinander verknuumlpft handelt es sich um einen Verbindungskanal Sind die schiffbaren Bedingungen eines Flusses unzureichend wird der Kanal parallel gefuumlhrt und als Seitenkanal bezeichnet334

Schifffahrtskanaumlle werden normalerweise in das Gelaumlnde eingeschnitten so dass ihr Was-serspiegel in etwa mit dem Grundwasserpegel uumlbereinstimmt Ist dies jedoch nicht der Fall wird eine spezielle Deckschicht notwendig um die Kanalwandung gegen den hydromechanischen Erosionseffekt zu schuumltzen Daruumlber hinaus ist es erforderlich den Wasserverlust des Kanals zu begrenzen und die Vernaumlssung des lokalen Gelaumlndes zu vermeiden335 Fuumlr diesen Zweck werden haumlufig starre Befestigungen wie etwa Stahlspundwaumlnde oder Beton eingesetzt wenn die Kanaumlle durch bebautes oder industriell genutztes Gebiet verlaufen Daneben kommen Kiesschichten zur Anwendung die bis zu 40 cm dick sind und mit einer 40 bis 60 cm starken Steinschuumlttung uumlberdeckt werden Eine andere Art um den Wasserkoumlrper vom umgebenden Boden zu trennen sind geotextilie Filtermatten die 45 bis 20 mm dick sind und ebenfalls mit einer mindestens 40 cm dicken Steinschuumlttung belegt werden336

Kuumlnstliche Wasserstraszligen haben keine oder nur eine geringe Stroumlmung was auf das feh-lende oder geringe Gefaumllle zwischen den Kanalschleusen zuruumlckzufuumlhren ist Schifffahrtskanaumlle koumlnnen eine Breite von bis 55 m und eine Tiefe von bis zu 5 m erreichen so dass sie von Groszligmotorschiffen mit einer maximalen Laumlnge von 110 m und einer maximalen Breite von 114 m befahren werden koumlnnen337

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Netz im Binnenschifffahrtsverkehr eine Gesamtlaumlnge von 7472 km wovon 1872 km Kanalstrecken waren Im Guumlterbereich338 betrug die Verkehrsleistung ca 58 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 13 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Straszlige Luft und Rohrleitung) Im Jahr 2002 existierten im Binnenschifffahrtsgewerbe 1206 Unternehmen mit 7527 Beschaumlftigten die im selben Jahr einen Umsatz von insgesamt

334 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 204f335 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 213-225336 Vgl GUumlNTHER (1996) 38337 Vgl ZACH (2002) 12-32338 Fuumlr den Personenbereich liegen keine Zahlen vor Da sich die Befoumlrderung per Binnenschiff auf Freizeitfahrten

beschraumlnkt ist von einem zu vernachlaumlssigenden Anteil auszugehen

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1257 Mrd euro erzielten339 340 Bezogen auf das Jahr 2000 wird bis zum Jahr 2015 mit einem Zuwachs des Guumlterverkehrsaufkommens um 20 gerechnet341

Besonders negativ wirkt sich auf die Branche aus dass sich der Anteil der Transportkosten an den Gesamtkosten eines Gutes verringert hat Ein weiterer Trend in der Transportbranche ist die Zunahme der Haumlufigkeit der Transporte bei gleichzeitiger Abnahme der transportierten Losgroumlszlige342 Die Binnenschifffahrt zeichnet sich durch eine hohe oumlkonomische Effizienz aus welche im Vergleich zur Bahn und zum LKW zu niedrigeren Transportkosten bei Massenguumltern im ungebrochenen Verkehr fuumlhren Dieser Vorteil kommt aber nur zum Tragen wenn Guumlter transportiert werden die ohne feste Transportbehaumllter (Container) direkt im Schiffsraum verstaut werden koumlnnen wie z B Erze343

Die Kanalstrecken des Wasserstraszligennetzes verteilen sich uumlber das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen zwischen Rhein und Elbe sowie dem oumlstlichen Elbgebiet uumlber 60 der Gesamtlaumlnge der Schifffahrtskanaumlle liegen344 Die laumlngste Wasserstraszlige bildet mit 623 km der Rhein welcher jaumlhrlich von fast 200000 Schiffen befahren wird und somit die verkehrsreichste Wasserstraszlige Europas ist Die wichtigste Netzergaumlnzung vollzog sich durch die Fertigstellung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992 so dass seit dem ein 3500 km langer durchgehenderinternationaler Wasserweg von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer besteht345

472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit einer groszligvolu-migen Vernichtung der Lebensgrundlage fuumlr bodennahe Pflanzen und Tiere zu rechnen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei bestimmten Bauweisen auf indirekte Weise zu einer nachteiligen Beeinflussung des unterirdischen Wasserhaushaltes kommen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger in den Antriebsaggregaten zu einer Verschmutzung der Atmosphaumlre mit entsprechenden Schadstoffen kommt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Realisierung dieses Eingriffsinteresses sowohl eine Stoumlrung als auch eine Zerstoumlrung von Lebensraumlumen

339 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485340 Eine Aufschluumlsselung des Anteils der ausschlieszliglich auf die Schifffahrtskanaumlle entfaumlllt ist methodisch nicht

moumlglich341 Vgl PCG (2003a) 41f342 Vgl DIHT (2000) 4f343 Vgl IHDE (2001) 152344 Vgl BDB (o Ja) 2345 Vgl BDB (o Jb)

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darstellt Dies geschieht unmittelbar an der Kanalstrecke aber auch als Folgewirkung in dem naumlheren Oumlkosystem Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine visuelle Stoumlrung der landschaftlichen Umgebung durch einen geraden und baulich monotonen Linienzug hervorgerufen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Zerschnei-dungswirkung von Biotopen aufgrund der Linienfuumlhrung kaum reduzieren laumlsst Dennoch kann dieses Projektinteresse unter oumlkologisch optimalen Bedingungen auch neue Lebensraumlume schaffen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Binnenschiffen ein relativ geringes Risiko ausgeht Dagegen kann es beim Wasserweg selbst zu einem erheblichen Schadensvolumen kommen und der Ruumlckbau dieses Eingriffsinteresses ist mit einem sehr hohen Aufwand verbunden Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei dieser Eingriffsart weder in negativer noch in positiver Hinsicht relevante Gesundheitseffekte zu erwarten sind Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven Umwelteffekte dieses Verkehrssystems nachrangig gegenuumlber den Nachteilen aufgrund der Massivitaumlt des Eingriffes in Landschaft und Natur angesehen werden Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise viele andere Lebensbereiche der Daseinsvorsorge auf die Funktionen von kuumlnstlichen Wasserstraszligen zuruumlckgreifen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der geringe Zuwachs an Verkehrsleistung durch neue kuumlnstliche Wasserwege nicht zu einem erhoumlhten Bedarf an Personal im Rahmen dieses Verkehrssystems fuumlhrt Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass punktuell positive Regionaleffekte moumlglich sind wenn die Verlegung der Trasse uumlber das Prinzip einer Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung hinausgeht Die Kostendeckung dieses Eingriffsinteresses erfolgt nur zu einem geringen Umfang wobei die Kosten auch auszliger-verkehrliche Aufgaben abdecken Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

48 Flughaumlfen

481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenFlugplaumltze stellen im sbquoSystem Luftverkehrrsquo die Quellen und Senken der Transportleistungen dar und uumlbernehmen folgende Hauptfunktionen Die Primaumlrfunktion umfasst die betriebliche Abfertigung des Luftfahrzeuges sowie die verkehrliche Abfertigung von Personen Fracht und Post Fuumlr diesen Zweck stellen die Flughaumlfen technische und betriebliche Anlagen Material und Personal bereit Als Sekundaumlrfunktion werden dagegen alle Aktionen bezeichnet die unterstuumlt-zenden Charakter haben wie z B der Verkauf von Flugscheinen oder die Bereitstellung von Gepaumlckwagen Diese Leistungen koumlnnen z T auch auszligerhalb des Flughafens durch Dritte uumlbernommen werden etwa durch Reisebuumlros Die Tertiaumlrfunktion eines Flughafens wird durch Infrastrukturen erfuumlllt welche die Attraktivitaumlt dieses Verkehrssystems fuumlr Passagiere erhoumlht indem bspw Restaurants oder Geschaumlfte angesiedelt werden346

Die wesentliche Komponente eines Flughafens ist in raumlumlicher Hinsicht die Start- und Landebahn deren Dimension von den zu bedienenden Flugzeugtypen abhaumlngt und eine groszlige Bandbreite umfasst Diese reicht bspw von einer 425 m langen Grasbahn auf der Insel Baltrum fuumlr kleine Flugzeuge mit Kurzstartfaumlhigkeit bis hin zu einer 4000 m langen Asphaltbahn mit dazugehoumlrigen Rollbahnen fuumlr den internationalen Verkehr auf dem Frankfurter Flughafen Fuumlr den Linienluftverkehr mit groszligen Flugzeugen bedarf es mindestens 800 m asphaltierter Piste sowie den technischen Einrichtungen fuumlr das Instrumentenanflugverfahren Unbefestigte Oberflaumlchen wie Gras sind insbesondere bei schwierigen Wetterlagen nur eingeschraumlnkt nutzbar fuumlr einen dauerhaften Betrieb ist daher unbedingt ein Hartbelag aus Asphalt oder Beton notwendig347

Die Gesamtflaumlche eines Flughafens kann minimal ein Areal von ca 44 ha ausmachen wie etwa der Luftlandeplatz in der Duumlshorner Heide (Niedersachsen) Maximal kann sie eine Ausdehnung von ca 2000 ha erreichen wie bspw der internationale Groszligflughafen in Frankfurt348 Der Anteil an befestigten Flaumlchen auf den internationalen Flughaumlfen betraumlgt durchschnittlich 25 so dass der Rest als Biotop von bestimmte Tierarten genutzt werden kann wenn aus Gruumlnden der Verkehrssicherheit die Gruumlnflaumlche nicht gemaumlht werden muss349

346 Vgl MENSEN (2003) 260f347 Vgl ERB (2000) 1397348 Vgl MCW (o J) vgl FRAPORT (o J)349 Vgl ARMBRUSTER (1996) 72

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Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das Netz im Luftverkehr 19 internationale sowie 41 regionale Verkehrs-flughaumlfen350 Im Jahr zuvor wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 43 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 16 ausmacht (im Vergleich zum Schienen- und Straszligenverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 08 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 02 entspricht (bezogen auf die Verkehrstrauml-ger Schiene Straszlige Binnenwasserstraszlige und Rohrleitung)351

Im Jahr 2002 existierten im Flugverkehrsgewerbe 347 Unternehmen mit 52000 Beschaumlftig-ten die einen Umsatz von insgesamt 167 Mrd euro erzielten352 Die Luftverkehrswirtschaft verzeichnete in den letzten beiden Jahrzehnten weltweit ein jaumlhrliches Wachstum von ca 5 womit auch zukuumlnftig zu rechnen ist Selbst negative Einfluumlsse wie etwa die Terroranschlaumlge in den USA sowie gesamtwirtschaftliche Abschwaumlchungen werden diese Entwicklung vermutlich nicht dauerhaft bremsen353 Die Gesamtzahl an direkten und indirekten Arbeitsplaumltzen im Zusammenhang mit dem Flugverkehr wurde im Jahr 2003 nach Angaben des Branchenverban-des auf uumlber 750000 geschaumltzt354 Der enge Zusammenhang von Verkehr und Wirtschaft zeigt sich auch an diesem Nutzungsinteresse was sich darin ausdruumlckt dass die Umsatzsteigerung im Luftverkehr mit einem Faktor von 17 in anderen Wirtschaftsbereichen verbunden ist355

Die wichtigsten Flughaumlfen und Flugplaumltze verteilen sich einigermaszligen gleichmaumlszligig uumlber das Bundesgebiet wobei es eine gewisse Konzentration in den alten Bundeslaumlndern gibt An erster Stelle hinsichtlich der Verkehrsleistung steht das Luftfahrtkreuz Frankfurt an letzter der Flughafen Saarbruumlcken356 So hat Nordrhein-Westfalen (als bevoumllkerungsreichstes Bundesland) vier internationale Flughaumlfen Berlin als Hauptstadt zaumlhlt derer drei Dagegen existieren in Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ausschlieszliglich Regional-flughaumlfen357

482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass fuumlr das Erdreich neben einer anlagebedingten mechanischen Beanspruchung in groszliger Dimension auch eine betriebsbedingte chemische Einwirkung zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein negativer Einfluss auf das unterirdische Wassergefuumlge moumlglicherweise aufgrund der Bauweise des Flughafens und bei bestimmten Betriebsformen ergibt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

350 Vgl ADV (2004) Vorwort351 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485352 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485353 Vgl ADV (2004) 18354 Vgl ADV (2004) 11355 Vgl ARMBRUSTER (1996) 4662356 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 478357 Vgl ADV (2004) Vorwort

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Eingriffsart selbst kaum atmosphaumlrische Beeintraumlchtigungen hervorgerufen werden Dies geschieht dafuumlr umso mehr durch die Antriebsaggregate des Fluggeraumltes sowie der vor- und nachgelagerten Verkehrsstroumlme des Flughafens Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es durch die Eingriffsform zu einem unmittelbaren Verlust von Lebensraumlumen kommt der sich allerdings nicht zwangslaumlufig auf das gesamte Flughafenareal auswirkt Mittelbar sind langfristig Schaumlden an der Vegetation infolge der Schadstoffkonzentrationen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass direkte stoumlrende Effekte sich weitgehend auf den Standort des Flughafens konzentrieren und wegen der fehlenden Houmlhendimension aus groszliger Entfernung kaum wahrnehmbar sind Indirekte Auswirkungen als Ursache des Flugbetriebes sind dagegen eher zu vernachlaumlssigen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Optionen zur Reduktion von negativen Umwelteffekten zuruumlckhaltend zu bewerten ist Sie beschraumlnken sich weitgehend auf technische Emissionsminderungen bei den Antriebsaggregaten des Flughafens und seines Umfeldes Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Belastungen des Flughafengelaumlndes als solches sowie die Zerstoumlrung der Naturflaumlche durch die Infrastruktur selbst eher gering ist dafuumlr aber insgesamt ein groszliges Areal betroffen ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die durch das Fluggeraumlt und die Betriebszeit bedingte Laumlrmbelaumlstigung von der Anwohnerschaft als starke Beeintraumlchtigung empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Meinung zu diesem Eingriffsinteresse nicht eindeutig darstellt Dabei steht einer allgemeinen Zustimmung fuumlr dieses Verkehrsmittel oftmals eine besondere Ablehnung gegenuumlber wenn es um die lokale Betroffenheit von Anwohnern geht Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Beitrag dieses Projektinteresses zur Befriedung des Beduumlrfnisfeldes Mobilitaumlt nur sehr eingeschraumlnkt gilt Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb dieser Nutzungsart einen hohen personellen Bedarf mit sich bringt Mit beschaumlftigungspolitischen Impulsen ist daruumlber hinaus auch infolge der Ansiedlung weiterer Unternehmen im Umfeld des Flughafens zu rechnen Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Flughaumlfen sowohl ein betraumlchtlicher regionalpolitischer Impuls ausgeht wie auch eine weitgehende Kostendeckung stattfindet Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

49 Rohrfernleitungen

491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenRohrfernleitungen dienen dem Transport von fluumlssigen gasfoumlrmigen und festen Durchflussstof-fen uumlber groszlige Entfernungen wobei zusaumltzliche Baugruppen wie z B Druckerhoumlhungs- oder Druckregelstationen erforderlich sind Da die Uumlberbruumlckung der groszligen Distanz zu Transport-verlusten fuumlhrt muumlssen die Betriebsparameter entsprechend hoch sein um die geforderten Temperaturen und Druumlcke beim Abnehmer zu gewaumlhrleisten Nach dem Durchflussstoff erfolgt eine Unterteilung in Fernwaumlrmeleitungen (Heizwasser oder Dampf) Fernwasserleitungen (Kaltwasser in Form von Trink- Betriebs- oder Loumlschwasser) Feststofffernleitungen (feste schuumlttfaumlhige Stoffe wie z B Kohle oder Kies die mit Wasser oder Luft vermischt und damit transportfaumlhig gemacht werden) Gasfernleitungen (meistens Erdgas) sowie Oumllfernleitungen (Erdoumll oder dessen Veredelungsprodukte)358

Da sich die beiden zuletzt genannten Transportguumlter durch eine vergleichsweise hohe quantitative und qualitative Relevanz auszeichnen stehen sie im Mittelpunkt der Betrachtung dieser Nutzungsform und werden im Folgenden kurz dargestellt Zum einen liegen bei Erdgas und Erdoumll die Produktions- und Konsumtionsorte haumlufig weit auseinander zum anderen zeichnen sich diese Stoffe durch eine potenziell hohe Umweltwirkung aus Erdgase sind Gemische aus Methan sowie Kohlen- und Schwefelwasserstoffen die aus separaten Lagerstaumltten gewonnen werden Hinsichtlich des Anteils an houmlheren Kohlenwasserstoffen kann zwischen trockenen (gering) und nassen Erdgasen (hoch) unterschieden werden Bezuumlglich des Anteils an Schwefelwasserstoffen wird zwischen Suumlszliggas (0 ) Generatorgas (unter 1 ) und Sauergas (uumlber 1 ) differenziert359 Dagegen bestehen Mineraloumlle aus Kohlenwasserstoffverbindungen die bei Umgebungstemperatur in fluumlssiger oder halbfluumlssiger Form in poroumlsen Gesteinsschich-

358 Vgl WOSSOG (2001) 138f359 Vgl HENSING U A (1998) 77

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ten oder aumlhnlichen Formationen lagern Erst nach der Verarbeitung des natuumlrlichen Rohstoffes in einer Raffinerie koumlnnen die Bestandteile wie etwa Benzin oder Bitumen in Herstellungs- und Verbrauchsprozessen eingesetzt werden360

Erdgas wird vorwiegend in Stahlrohrleitungen mit Bitumen- oder Polyethylen-Umhuumlllung transportiert welche einen Durchmesser von 114 bis 1200 mm haben Der Betriebsdruck liegt zwischen 10 und 100 bar was eine Durchflussgeschwindigkeit von 10 bis 20 ms bedingt Die Verlegung erfolgt meistens im Sandbett worauf aus Kostengruumlnden verzichtet werden kann wenn die Leitung mit einer zusaumltzlichen Faserzementmoumlrtel-Umhuumlllung versehen ist361 Der Transport von Erdoumll erfolgt ebenfalls in Stahlrohrleitungen deren Umfang zwischen 219 und 1016 mm liegt Der Betriebsdruck variiert zwischen 60 und 100 bar so dass die Durchflussge-schwindigkeit 05 bis 2 ms betraumlgt Beide Arten von Fernrohrleitungen werden unterirdisch verlegt wobei jedoch beim Erdoumll evt Begleitheizungen notwendig sind um die hohe Viskositaumlt des Materials zu reduzieren362 Die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen sich auf eine offene Bauweise d h es wird ein Graben im Erdreich aufgerissen welcher nach Verlegung der Leitung wieder zugeschuumlttet wird363

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz an Rohrleitungen zum Transport von Erdoumll eine Gesamtlaumlnge von 2966 km Auf dieser Infrastruktur wurde eine Verkehrsleistung von ca 15 Mrd TKM erbracht was einem Anteil von ca 3 (im Vergleich zum Straszligen- und Luftverkehr) ausmacht364

Fuumlr den Transport von Erdgas stand im Jahr 1999 ein uumlberregionales Netz von 60000 km zur Verfuumlgung welches den Transport von ca 100 Mrd m3 ermoumlglichte365 Im Jahr 2004 betrug der Primaumlrenergieverbrauch 5258 PJ an Mineraloumll und 3236 PJ an Erdgas was einem Anteil an der gesamten Menge von 364 und 224 entspricht366 Im Jahr 2003 wurden im Bereich der Erdgas- und Erdoumllgewinnung mit 5300 Beschaumlftigten ein Umsatz von rund 4 Mrd euro erwirtschaf-tet367

Obwohl sich das Netz an Erdgasfernleitungen uumlber das gesamte Bundesgebiet erstreckt konzentriert es sich in einigen Regionen besonders stark Solche Schwerpunkte befinden sich im Nordwesten von Niedersachsen sowie im noumlrdlichen Teil von Bayern Thuumlringen und Sachsen Dabei ist das deutsche Netz Bestandteil des europaumlischen Verbundsystems welches bspw auch die Durchleitung von russischem Erdgas nach Frankreich uumlbernimmt368 Die nachgewiesenen Lagerstaumltten fuumlr Erdgas befinden sich zu 98 in Niedersachsen der Rest verteilt sich auf Gebiete in der Altmark in Thuumlringen und in der Lausitz369 Es wird z Z mit sicheren und wahrscheinli-chen Reserven von 270 Mrd m3 gerechnet was eine statische Reichweite von 133 Jahren bedeutet370

Die groszligen Mineraloumllfernleitungen befinden sich hauptsaumlchlich in den Gegenden Ham-burg-Wilhelmshaven-Ruhrgebiet-RheinMain Karlsruhe-Suumld-Bayern sowie in den neuen

360 Vgl HENSING U A (1998) 60361 Vgl WOSSOG (2001) 158f vgl UEBERHORST (1999) 54f362 Vgl WOSSOG (2001) 162 vgl RIEDER (2002) 1820363 Hinsichtlich einer alternativen Art der Verlegung siehe Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der

Umweltbelastungenldquo in diesem Abschnitt364 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485365 Vgl UEBERHORST (1999) 85366 Vgl AG ENERGIEBILANZEN (2005)367 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485368 Vgl UEBERHORST (1999) 18369 Vgl UEBERHORST (1999) 29f370 Vgl NLFB (2005) 36

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Bundeslaumlndern im Dreieck Rostock-Schwedt-Spergau371 Die sicheren und wahrscheinlichen Lagerstaumltten fuumlr Erdoumll liegen mehrheitlich in Norddeutschland und verteilen sich dabei zu 63 auf Schleswig-Holstein und zu 33 auf Niedersachsen Gegenwaumlrtig wird von sicheren und wahrscheinlichen Reserven in Houmlhe von 51 Mio t ausgegangen die eine statische Reichweite von 145 Jahren haben372

492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Verlegung von Rohrfernleitungen einen quantitativ und qualitativ massiven Eingriff in das Erdreich bedingt Dies ist nur durch einen entsprechend groszligen Aushub von Erde und eine starke mechanische Bearbeitung mit Baumaschinen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Auswirkungen auf das Umgebungswasser moumlglicherweise auftreten jedoch nicht zwangslaumlufig sind Art und Umfang dieser Effekte sind daruumlber hinaus als nicht besonders gravierend zu erachten da das Wasser als solches nicht angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die wesentliche Auswirkung auf einen nicht wahrscheinlichen Stoumlrfall bei Erdgasleitungen beschraumlnkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass oberirdisch kaum negative Auswirkungen fuumlr die belebte und unbelebte Natur zu erkennen sind Dennoch gibt es erhebliche Beeintraumlchtigungen im Bereich der Flora was indirekt zu langfristigen Schaumlden fuumlhrt weil der Wurzelraum der Vegetation angegriffen wird Im Bereich der Fauna kommt es hingegen direkt und kurzfristig zu einem Verlust von Lebensraum fuumlr Organismen im Erdreich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Vergrabung von Pipelines oberflaumlchig nur zu einer minimalen Veraumlnderung der Flaumlchenstruktur fuumlhrt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Belastungen der Umweltmedien durch die grabenlose Bauweise erheblich reduzieren lassen Allerdings

371 Vgl MWV (2005) 17372 Vgl NLFB (2005) 37

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bedeutet auch diese Methode einen erheblichen Eingriff in das Erdreich welcher zu unvermeidbaren Stoumlrungen des Boden- und Wasserhaushaltes fuumlhrt Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher uumlberschaubar ist Kern der Risikobetrachtung ist das Auslaufen von Erdoumll was jedoch relativ selten und in geringem Umfang passiert Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Effekte fuumlr den Menschen lediglich in einer Notfallsituation ergeben koumlnnten Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die von Anwohnern als stoumlrend empfundenen Auswirkungen waumlhrend der Errichtung und der Betriebsphase einer Rohrfernleitung als geringfuumlgig einzustufen sind sofern sie nicht unmittelbar betroffen sind Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl in einigen materiellen wie auch immateriellen Feldern Erdgas und Erdoumll eine wesentliche Rolle spielen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart prinzipiell als eine Art der Produktionsvorleistung und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist welche mit geringeren beschaumlftigungspolitischen Implikationen verbunden ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass einerseits kein Beitrag aus oumlffentlichen Finanzen notwendig ist andererseits auch nicht mit einem Effekt fuumlr die Regionalwirtschaft zu rechnen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

410Freileitungen

4101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAus oumlkonomischen Gruumlnden ist es sinnvoll Kraftwerke zur Stromerzeugung mit einer groszligen Leistung zu bauen was jedoch mit dem Problem der Reservehaltung verbunden ist Fuumlr einen Leistungsaustausch der elektrischen Energie werden Leitungen verwendet welche einen Spannungsbedarf von 1 kVkm besitzen So werden hauptsaumlchlich Freileitungen verwendet auf

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die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen Dagegen werden Kabel im Erdreich oder im Wasser eingesetzt was aber wegen der damit verbundenen houmlheren Kosten seltener der Fall ist373

Die in Deutschland uumlblichen Leitungen haben eine Groumlszligenordnung von 10 kV 20 kV und 30 kV fuumlr Mittelspannung sowie 110 kV 220 kV und 380 kV fuumlr Hoch- und Houmlchstspannung Im Blickpunkt der Untersuchung dieses Nutzungsinteresses stehen jedoch nur Leitungsarten fuumlr die Mittel- und Hochspannung da sie ein groumlszligeres Eingriffspotenzial besitzen374 Dabei dient die 110-kV-Leitung uumlberwiegend als Verbindung zwischen dem Verbundnetz und dem oumlrtlichen Verteilungsnetz sowie der Ableitung von Elektrizitaumlt aus mittelgroszligen Kraftwerken Dagegen haben die 220-kV-Trassen fuumlr den uumlberregionalen Energietransport bspw von Wasserkraftwer-ken aus den Alpen an Bedeutung verloren und werden aus wirtschaftlichen Gruumlnden von den 380-kV-Verbindungen ersetzt Diese Art von Leitungen uumlbernimmt die Uumlbertragung von elektrischem Strom uumlber groszlige Entfernungen und stellt die Verbindung zu den Hochspan-nungsnetzen der Nachbarlaumlnder her375

Eine Leitung besteht im Wesentlichen aus einem Mastfundament Leitungsmasten und Leiterseilen Ist das Mastfundament aus Platten aufgebaut geht es bis in eine Tiefe von 1 m und kann eine Flaumlche von bis zu 16 mal 16 m beanspruchen Ein Stufenfundament ist hingegen besser fuumlr Gehoumllzpflanzungen bzw -wachstum geeignet da es fuumlr das Wurzelwachstum keine Begrenzung nach unten bedeutet Abhaumlngig von Funktion und Standort werden unterschiedli-che Leitungsmasten verwendet welche eine Houmlhe von bis zu 60 m erreichen koumlnnen Die Abstaumlnde zwischen den Leitungen koumlnnen im Mittel bis zu 340 m betragen die Leiterseilebenen ragen maximal 18 m von der Mastmitte zu jeder Seite heraus Die Leiterseile sind i d R aus Aluminium welches billiger und leichter ist als Kupfer aber eine schlechtere Leitfaumlhigkeit besitzt Sie bestehen aus bis zu zwoumllf Leiterseilbuumlndeln auf drei Ebenen und einem Erdseil die zur Erhoumlhung der Biegsamkeit jeweils aus einzelnen verdrillten Draumlhten bestehen376

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das gesamte Netz an Mittel- Hoch- und Houmlchstspannungsleitungen eine Laumlnge von 603000 km wovon uumlber 80 auf die erste Kategorie entfaumlllt Zu dieser Infrastruktur zaumlhlen insgesamt auch 566200 Transformatoren die eine Nennleistung von 839100 MVA besitzen377 Mit diesem Netz wurden uumlber die europaumlischen Nachbarlaumlnder 44213 GWh Strom importiert bzw 51524 GWh Strom exportiert378 In Hinblick auf eine Steigerung des Anteils an Windenergie wird die Ausweitung des Stromnetzes notwendig welches in drei Schritten bis zum Jahr 2015 erfolgen soll Dies erfordert die Verlegung von 380-kV-Leitungen auf einer Laumlnge von 850 km was mit einem Investitionsvolumen von ca 11 Mrd euro verbunden ist379

Die Marktstruktur dieser Branche zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Konzentration aus da das uumlberregionale Leitungsnetz nur von den Energieversorgungsunternehmen EnBW EON RWE und Vattenfall betrieben wird380 Im Jahr 2001 erwirtschafteten in der Elektrizitaumltswirtschaft 919 Unternehmen mit 205863 Beschaumlftigten einen Umsatz von ca 94 Mrd euro381 Allerdings ist davon auszugehen dass sich nur ein kleiner Teil dieser beiden Kennzahlen auf den Teilbereich

373 Vgl SPRING (2003) 152-154374 Vgl SPRING (2003) 152-154375 Vgl KIESSLING U A (2001) 7376 Vgl GERBAULET (1994) 6 vgl SPRING (2003) 154377 Vgl VDN (2004) 49378 Vgl VDN (2005) 27379 Vgl VDN (2004) 37380 Vgl VDN (2005) 25381 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 424

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der Stromnetze bezieht Im Jahr 2004 wurden nach Branchenangaben 2 Mrd euro in das elektrischeNetz investiert was einem Anteil von 40 der gesamten Investitionen in der Stromwirtschaftentsprach382

Das uumlberregionale Verteilungsnetz mit 220-kV- und 380-kV-Trassen verteilt sich weitge-hend regelmaumlszligig auf das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen Nordwest-Deutschland Ruhrgebiet und Baden-Wuumlrttemberg eine houmlhere Dichte vorliegt Dagegen gibt es einen Nord-Suumld-Korridor mit einer geringeren Netzdichte der sich uumlber das westliche Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt und Thuumlringen erstreckt Daruumlber hinaus existieren bundesweit ca 900 Stromnetzbetreiber deren Netzausdehnung flaumlchenmaumlszligig von der Groumlszlige Hamburgs bis zu der Groumlszlige Hessens reicht383

4102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst zu einer kleinflaumlchigen aber direkten Beanspruchung des Erdreiches durch das Mastfundament kommt Daruumlber hinaus ist lediglich eine mittelflaumlchige und indirekte Beeintraumlchtigung der Erdoberflauml-che in unmittelbarer Naumlhe der Nutzungsform notwendig Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Effekte auf das im Boden befindliche Wasser nur bei Stoumlrfaumlllen auftreten Andere Beeintraumlchtigungen sind nicht wahrscheinlich da die Einwirkung des Mastfundamentes auf den Boden mechanischer Art ist und nur einige Meter tief reicht Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Auswir-kungen des lokalen Klimas infolge bestimmter Konstellationen der Trassenverlegung zu vernachlaumlssigen sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von diesem Nutzungsinteresse erhebliche Gefahrenmomente fuumlr die Vogelwelt ausgehen koumlnnen Die Beeintraumlchtigung der umliegenden Vegetation ist dagegen weniger gravierend weil es sich mehr um mittelbare Reaktionen handelt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Tie-rePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in der Summenwir-kung aller Einzelteile eine laumlngliche dreidimensionale Beanspruchung des Raumes unvermeid-bar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

382 Vgl VDN (2004) 49383 Vgl VDN (2004) 4850

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Maszlignahmen nur eine minimale technische Optimierung an der Freileitung selbst bedeuten Die Verlegung von Leitungen im Boden (welche mit entsprechenden Belastungen verbunden waumlren) haumltte wesentliche groumlszligere Entlastungseffekte bei den anderen Umweltschutzguumltern zur Folge kommt aber aufgrund der hohen Kosten nicht in jedem Fall in Betracht Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Schaumlden weitgehend mechanischer Art sind und sich relativ leicht beheben lassen Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein Gefaumlhr-dungspotenzial fuumlr die Gesundheit nur durch einen Aufenthalt in unmittelbarer Umgebung einer Freileitung oder bei einem Stoumlrfall ergibt Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es ein uneinheitli-ches Meinungsbild hinsichtlich der Akzeptanz gibt Die Notwendigkeit der Stromuumlbertragung fuumlr die Energieerzeugung als solche wird oftmals bejaht eine generell houmlhere Zustimmung laumlsst sich dagegen bei Alternativen in Hinblick auf die Trassenfuumlhrung sowie der Verwendung von Erdkabeln annehmen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise einige Beduumlrfnisfelder abgedeckt werden da Freileitungen fuumlr die Stromversorgung gebraucht werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass neue Technologien und eine moumlgliche Reorganisation der Energiewirtschaft in Verbindung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien bedeutende Einflussgroumlszligen der naumlchsten Jahre fuumlr diese Branche sind Dennoch sind keine zusaumltzlichen Beschaumlftigungseffekte zu erwarten da diese Entwicklungen durch bestehendes Personal der Energieversorgungsunternehmen abgedeckt werden koumlnnen Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der spezifischen Eigenschaften dieser Nutzungsart kaum mit regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist Dagegen erfolgt der Ausbau des Stromnetzes in betriebswirtschaftlicher Eigenstaumln-digkeit der uumlberregionalen Versorgungsunternehmen so dass keine oumlffentlichen Finanzmittel notwendig sind Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

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411Tourismus

4111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEine Haupterscheinungsform des Tourismus ist (neben der Geschaumlftsreise und dem Tagesaus-flug) die Urlaubsreise welche meistens zwischen einer und vier Wochen dauert und der Erholung dient Sie wird auszligerhalb des staumlndigen Wohnsitzes verbracht und um ihrer selbst Willen durchgefuumlhrt wobei die Fahrt und der Aufenthalt vor Ort sbquoverbraucht und konsumiertrsquo werden384 Dabei handelt es sich beim Tourismus generell um ein Buumlndel von Dienstleistungen welches die gesamte touristische Leistungskette beinhaltet Erst im Zusammenspiel der Komponenten Vorbereitung und Anreise Aufenthalt mit Aktivitaumlten Abreise und Erinnerung kann das urspruumlngliche Motiv der Reise befriedigt werden

Diese Definition muss jedoch um die besonderen Bedingungen von Schutzgebieten er-gaumlnzt werden was andere Formen des Massentourismus ausschlieszligt wie z B Freizeit- und Ferienparks sowie flaumlchen- und infrastrukturintensive bzw technische Freizeitnutzungen385

Dementsprechend stehen im Mittelpunkt dieser Tourismusform ausschlieszliglich Freizeitaktivitauml-ten welche einen starken Bezug zu den Merkmalen von Schutzarealen aufweisen wie bspw landschaftliche Schoumlnheit seltene Tier- und Pflanzenarten sowie insgesamt ein hohes Maszlig an sbquoWildnisrsquo386

Solche Aktivitaumlten finden sich in verschiedenen touristischen Angebotsbereichen von denen das Gesamtpaket sbquoErlebnis von Natur und Umweltrsquo als das mit Abstand groumlszligte aufgefasst wird Aber auch Informations- und Bildungsangebote sowie sportliche und gastronomische Angebote bedienen sich der typischen Merkmale von Schutzgebieten Schlieszliglich sind Aktivitaumlten denkbar welche die interkulturelle Begegnung und Verstaumlndigung foumlrdern wie etwa internationale Jugendcamps Besonders positiv fuumlr den Erhaltungszustand des Schutzareals sind oumlkologische Arbeitseinsaumltze zu sehen die eine Kombination von Arbeit und Reise darstellen und sich in den letzten Jahren als eigenes Element im Jugendreisemarkt etabliert haben387

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 gab es mehr als 100 Schutzflaumlchen deren Groumlszlige zwischen 3000 und 441000 ha lag Das gesamte geschuumltzte Areal umfasst ca 110000 km2 was einen Anteil von etwa 30 an der Gesamtflaumlche Deutschlands ausmacht388 Eine Einschaumltzung hinsichtlich der volkswirtschaft-lichen Effekte von Tourismusaktivitaumlten in Schutzgebieten ist kaum moumlglich da lediglich Zahlen vom Verband Deutscher Naturparke vorliegen der nur einen Teil der gesamten Schutzareale repraumlsentiert Fuumlr den gesamten Bereich Fremdenverkehr lag im Jahr 2004 die Wertschoumlpfung bei 94 Mrd euro die von 41 Mio Beschaumlftigten geleistet wurden389 Allgemein haben touristische Aktivitaumlten in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen was auf eine Reihe von Ursachen zuruumlckzufuumlhren ist wie bspw die verbesserte Einkommenssituation eines groszligen Bevoumllkerungs-teils390 Bei einer Bestaumltigung der Trends in der Branche sind zusaumltzliche Impulse fuumlr die touristische Entwicklung auch speziell in Schutzflaumlchen wahrscheinlich Gestuumltzt wird diese

384 Vgl FREYER (1998) 2385 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43386 Vgl MOSE (1998) 106387 Vgl MOSE (1998) 91-98388 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43-46389 Vgl DZT (2005) 68390 Hinsichtlich weiterer Faktoren und ausfuumlhrlicher vgl FREYER (1998) 14-25

106

Einschaumltzung von Umfragen nach denen fuumlr 27 aller Befragten der Natururlaub an erster Stelle der Urlaubswuumlnsche liegt391

Des Weiteren ist in den Jahren von 1999 bis 2002 das Interesse am Wellness- und Gesund-heitstourismus um 125 gestiegen was verglichen mit anderen touristischen Teilbereichen die mit Abstand staumlrkste Steigerungsrate ist Die Gruumlnde hierfuumlr sind u a die gestiegenen Anforderungen der Arbeitswelt und der wachsende Anteil aumllterer Menschen Hinzu kommen einerseits eine Abnahme von oumlffentlichen Gesundheitsleistungen und andererseits eine Zunahme des Gesundheitsbewusstseins392 Alleine die Nationalparke Naturparke und Biosphaumlrenreservate verzeichnen ca 290 Mio Besucher jaumlhrlich sowie rund 50 Mio Uumlbernach-tungen von in- und auslaumlndischen Gaumlsten im Umfeld dieser Gebiete393

Fuumlr die touristische Erschlieszligung bietet die Gesamtheit an Schutzflaumlchen mit zwei Meeren im Norden Seen- und Flusslandschaften im ganzen Land sowie Mittelgebirgen und Alpen in den Hochgebirgen ein breites landschaftliches Spektrum394 395 Dabei stellen Naturschutzgebiete Nationalparke Biosphaumlrenreservate Naturparke und Landschaftsschutzgebiete die wichtigsten Schutzgebietstypen dar und machen in der Summe einen groszligen Anteil an der jeweiligen Flaumlche eines Bundeslandes aus So ist dieser Wert im Saarland mit 93 am houmlchsten und in Thuumlringen mit 44 am niedrigsten was die Stadtstaaten Berlin und Bremen jedoch nicht beruumlcksichtigt (Hamburg erreicht einen Anteil von 61 )396

4112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung der Erdoberflaumlche das schwerwiegendste Problem darstellt Dies bezieht sich sowohl auf mechanische Einwirkungen durch die Urlauber selbst als auch auf die Versiegelung durch linien-und flaumlchenartige Infrastrukturen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine Gefaumlhrdung nahezu ausschlieszliglich auf die oberen Schichten von Gewaumlssern und konzentriert mit Tiefenwirkung im Boden ist dagegen kaum zu rechnen Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die negativsten Effekte durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr hervorgerufen werden Die Belastun-gen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

391 Vgl VDN (2002) 12392 Vgl VDN (2002) 12393 Vgl VDN (2002) 12394 Vgl BFN (2002) 18f395 Hinsichtlich einer Darstellung von quantitativen Eckdaten wie bspw Anzahl und Groumlszlige der Schutzgebiete (wie

es fuumlr alle anderen Nutzungsinteressen erfolgt) siehe Abschnitt 13 Die dort aufgefuumlhrten Aussagen gelten auch fuumlr diese Projektform da touristische Aktivitaumlten grundsaumltzlich in jedem dieser Gebiete moumlglich sind

396 Eigene Berechnungen nach Angaben aus BFN (o Jc)

107

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zwar nicht zu einem Verlust von Lebensraumlumen kommt diese jedoch z T empfindlich gestoumlrt werden koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Beeintraumlchtigungen im Wesentlichen von touristischen Infrastrukturen ausgehen welche jedoch kleinraumlumiger Art sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Belastungen zwar nicht immer vermeidbar aber grundsaumltzlich minimierbar sind Die Moumlglichkei-ten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher klein ist und deren Handhabung durch geeignete Maszlignahmen weitgehend unproblematisch ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein Schutzareal zunaumlchst reine Erholungsmoumlglichkeiten bietet die eher passiven Charakter haben Daruumlber hinaus ist jedoch eine Reihe von touristischen Aktivitaumlten moumlglich welche ganz gezielt der koumlrperlichen Ertuumlchtigung dienen Die (negativen) Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich sowohl positive und negative Effekte in etwa die Waage halten und die Ausgestaltung im Einzelfall beurteilt werden muss Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einigen immateriellen Beduumlrfnistypen ein sehr hoher gesellschaftlicher Beitrag zu erwarten ist Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch touristische Aktivitaumlten originaumlre Beschaumlftigungseffekte zu erwarten sind zumal eine Substitution durch kapitalintensive Maschinen oftmals nicht moumlglich ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit positiven regionalwirtschaftlichen Impulsen zu rechnen ist Dagegen ist der Beitrag der oumlffentlichen Haushalte insgesamt eher gering da die Verwaltung und Pflege von Schutzgebieten ohnehin

108

weitgehend als Hoheitsaufgabe definiert ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

412Mineralrohstoffe

4121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenUnter Mineralrohstoffen werden mehr als 30 oberflaumlchennahe Materialien zusammengefasst die aus unterschiedlichen Lagerstaumltten kommen und von denen im Folgenden die volumenmaumlszligig bedeutendsten genannt werden Dazu zaumlhlen Sand und Kies (die etwa die Haumllfte des Verbrau-ches ausmachen) Natursteine Kalk- und Dolomitsteine einschlieszliglich Zementrohstoffe Bims Gipsstein Ziegelrohstoffe Kaolin Feldspat feuerfeste und keramische Tone sowie Quarz bzw Quarzsand397 Als Rohstoff werden Mineralstoffe in der Baustoffindustrie und in sonstigen Industriezweigen (Glas- Eisen- und Chemische Industrie) verwendet Als Baustoff finden sie sich wieder im Erdbau in Naturwerkgestein in Zuschlaumlgen fuumlr Beton und Moumlrtel in Natursteinen sowie in Trag- und Frostschutzschichten im Verkehrswegebau398

Die aufgezaumlhlten Mineralrohstoffe auch unter dem Begriff Steine und Erden subsumiert werden fast ausnahmslos in Tagebaubetrieben abgebaut399 Dies geschieht im Lockergestein was bspw bei Kies und Sand der Fall ist oder im gewachsenen Feld wie z B bei Naturstein Nur in wenigen Ausnahmefaumlllen erfolgt der Abbau z T untertaumlgig was bei Kalk- und Dolomitstein sowie Dachschiefer Gips- und Anhydritstein moumlglich ist Die wesentlichen Prozessschritte sind das Loumlsen des Gesteins aus dem Untergrund das Laden des mineralischen Stoffes der Transport zu einem Verarbeitungsbetrieb und schlieszliglich die Aufbereitung zu einem verkaufsfaumlhigen Produkt Abgesehen vom ersten Prozessschritt werden diese Betriebsvorgaumlnge abhaumlngig von der Ausstattung mit Betriebsmitteln auch kombiniert durchgefuumlhrt400

In Hinblick auf das Recycling hat die Bauindustrie das mengenmaumlszligig groumlszligte Potenzial was ungebundene Baustoffe vom Typ Straszligenschotter oder hydraulisch gebundene Straszligenbauma-terialien betrifft wie z B Pflaster- und Bordsteine Schon im Jahr 1982 lag die Verwertungsquote bei 45 so dass aufgrund einer verbesserten Technologie und steigenden Deponierungskosten heutzutage ein houmlherer Wert angenommen werden kann401 Unter dem Aspekt der Substitution sind Abfallstoffe bedeutsam welche bei bestimmten Anwendungen den Einsatz von Steine und Erden ersetzen koumlnnen Das quantitativ groumlszligte Potenzial besitzen Berge aus dem Steinkohlen-bergbau die zu etwa 25 verwertet werden koumlnnen Dagegen ist das Aufkommen von Abfallstoffen wie z B Hochofen- und Stahlwerkschlacke wesentlich geringer kann aber fast vollstaumlndig einer anderen Verwendung zugefuumlhrt werden402

397 Vgl BGR (1986) 13-16398 Vgl GILCHERBRUNS (1999) 12-25399 Braunkohle- und Torfvorkommen werden ebenfalls im Tagebau gefoumlrdert sind aber nicht Gegenstand dieser

Untersuchung Sie sind regional begrenzt und fuumlr die Zukunft sind keine groumlszligeren Abbauvorhaben mehr zu erwarten Vgl JESSELTOBIAS (2002) 319

400 Vgl BGR (1986) 374f401 Vgl BGR (1986) 460f402 Vgl BGR (1986) 468

109

Gesamtwirtschaftliche RelevanzDie Nachfrage nach Kies und Sand wird hauptsaumlchlich durch die Bauwirtschaft bestimmt die ca 95 der gefoumlrderten Menge abnimmt der Rest wird als Spezialsand in anderen Industriezwei-gen verwendet Die Produktion primaumlrer mineralischer Baurohstoffe hat Anfang der 1970er Jahre mit ca 700 Mio t jaumlhrlich in West-Deutschland ihren Houmlhepunkt erreicht und ist seitdem tendenziell ruumlcklaumlufig Die Gesamtnachfrage wird sich bis zum Jahr 2040 bezogen auf den Wert des Jahres 1995 (und aller Bundeslaumlnder) um 30 verringern403 Einflussfaktoren fuumlr diese Entwicklung sind u a der demographische Wandel (mit Auswirkungen auf den Wohnungsneu-bau) die Sanierung der baulichen Infrastruktur (Erneuerung des Abwassernetzes) sowie die EU-Osterweiterung (Bau zusaumltzlicher Verkehrswege)404 Nach Meinung des Branchenverbandes ist jedoch eher mit einer Zunahme des Baubedarfes und damit einer houmlheren Nachfrage nach Mineralrohstoffen zu rechnen Abhaumlngig von der Baukonjunktur wird daher von einem jaumlhrlichen Verbrauch von 600 bis 700 Mio t ausgegangen wobei sich bis zum Jahr 2040 der Anteil an Recyclingbaustoffen auf ca 60 bis 80 Mio t erhoumlht405

Die Einschaumltzung der wirtschaftlichen Situation dieser Branche ist schwierig da es keine genauen Zahlen fuumlr den Teilbereich Steine und Erden gibt Im Jahr 2004 hat die gesamte Baustoffindustrie mit 132500 Mitarbeitern einen Umsatz von 212 Mrd euro erwirtschaftet Der gesamte Wirtschaftszweig ist weitgehend klein- bis mittelstaumlndisch strukturiert so dass nur ca 5 der Betriebe mehr als 100 Mitarbeiter haben Auf die Teilbereiche Kies Sand Kalk Naturstein Gips Naturwerkstein und Kalksandstein entfiel bezogen auf den Umsatz insgesamt etwa ein Anteil von einem Drittel Da der Umsatz pro Beschaumlftigtem in diesem Marktsegment im Branchendurchschnitt liegt kann von etwa 44000 Beschaumlftigten ausgegangen werden406

Deutschland besitzt vergleichsweise groszlige Vorkommen an mineralischen Rohstoffen so dass sie fuumlr die Bedarfsdeckung kaum importiert werden muumlssen Hinsichtlich Qualitaumlt und Quantitaumlt gibt es regional erheblich Unterschiede und die einzelnen Abbaustaumlttentypen konzentrieren sich stark an einigen Orten Kiese und Sande finden sich hauptsaumlchlich in den Moraumlnenlandschaften Nord- und Ostdeutschlands entlang der Fluumlsse wie z B in der Nieder-rheinischen Bucht und im Oberrheingraben sowie im Alpenvorland zwischen Donau und den Alpen Der Norden ist tendenziell sand- der Suumlden weitgehend kieshaltig407

4122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastung des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar zu massiven Veraumlnderungen der Bodenfunktionen in allen Tiefen des Erdreiches kommt Daruumlber hinaus kann es mittelbar zu Schaumlden zu kommen wenn sich diese Funktionsbeeintraumlchtigungen auf die Standortsicherheit von Anlagen uumlber Tage auswirken Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst in einem hohen Umfang zu Wasserverlusten kommt Daneben ist von einer Belastung des Umweltmedi-

403 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 201205212404 Vgl BBSE (2005a) 30f405 Vgl SCHARECK U A (1998) 323f406 Vgl BBSE (2005b) 6-9407 Vgl SCHULZBRAUS (1998) 329

110

ums in Form eines reduzierten pH-Wertes sowie einer allgemeinen Verschmutzung auszugehen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Belastung der Luft hauptsaumlchlich als Folgeeffekt durch die Emissionen aus den Betriebsfahrzeugen sowie bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe entsteht Des Weiteren ist mit mikroklimatischen Beeintraumlchtigungen zu rechnen die infolge der Veraumlnderungen der Umgebungsgestaltung hervorgerufen werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Schwere des Eingriffes in lokale Oumlkosysteme die Lebensgrundlage ortsansaumlssiger Pflanzen- und Tierarten dauerhaft beschaumldigt wird Die partielle Wiederbesiedlung mit neuen Arten ist grundsaumltzlich positiv kann aber nicht annaumlhernd als Ersatz fuumlr den vorherigen Verlust betrachtet werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einem Eingriff flaumlchenhafter Art kommt bei dem zusaumltzlich partiell die Houmlhendimension wirkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die massiven Eingriffe in die Umweltschutzguumlter einerseits kaum auszugleichen sind Andererseits ist es moumlglich durch die Renaturierungsmaszlignahmen Ersatzlebensraumlume zu schaffen die einen erheblichen oumlkologischen Wert aufweisen koumlnnen Es verbleiben keine dauerhaften technischen Infrastrukturen wie es bei anderen Nutzungsformen der Fall ist und allgemein als stoumlrend empfunden wird Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es infolge der Schwere der Einwirkungen in Hinblick auf viele Risikodimensionen zu erheblichen Effekten kommt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in erster Linie Laumlrm-und Luftschadstoffemissionen zu erwarten sind welche die Menschen in der Umgebung in ihrem allgemeinen Wohlbefinden beeintraumlchtigen koumlnnen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der Gesellschaft Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Maumlchtigkeit des Eingriffes in die Landschaft ein erhebliches Konfliktpotenzial vorhanden ist Dem stehen moumlgliche beschaumlftigungspolitische Effekte gegenuumlber so dass nicht von einer

111

generellen Ablehnung dieser Nutzungsform ausgegangen werden kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Mineralrohstoffe als Baumaterialien eine wichtige Rolle fuumlr die Befriedigung einiger Grundbeduumlrfnisse erfuumlllen Dies geschieht jedoch auf indirektem Wege uumlber die Bereitstellung von Gebaumluden und baulicher Infrastruktur Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsform Arbeitsplaumltze auf unterschiedlichen Qualifikationsebenen bei den bestehenden Unternehmen sichern kann Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass dieses Eingriffsinte-resse vielfaumlltige Wechselbeziehungen zu der lokalen Wirtschaftsstruktur impliziert Die Unternehmen arbeiten nach dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip ohne oumlffentliche finanzielle Unterstuumltzung Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

112

5 Synthese der Nutzungsinteressen

51 Zusammenstellung einer statischen GesamtschauBisher wurde fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand des Nachhaltigkeitsrasters eine verbal-argumentative Analyse durchgefuumlhrt die jeweils mit einer komprimierten Einschaumltzung in den Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo endete Mit Hilfe des Transformationsschemas408 wurde jede dieser Einschaumltzungen in einen Zahlenwert uumlbersetzt was als Gesamtschau dargestellt ist (Darst 10)409 Diese Zusammenstellung liefert erste Hinweise uumlber Art (welche der zwoumllf Analysekriterien) und Umfang (Abstufung eins bis drei) hinsichtlich des theoretischen Nachhaltigkeitsgrades der untersuchten mustertypischen Eingriffsarten Diese Gesamtschau kann als eine Zielfunktion verstanden werden da es gilt den Nachhaltigkeitsgrad insgesamt zu maximieren410 Im Einzelfall koumlnnte es u U moumlglich bzw noumltig sein bspw durch bestimmte bauliche Maszlignahmen die Bewertung fuumlr das Analysekriterium bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo zu verbessern Ergaumlnzt wird die numerische Aufstellung um eine farbliche Komponente damit die Uumlbersichtlichkeit der Tabelle erhoumlht wird Die Farbbereiche stehen fuumlr die Analysekriterien der Nachhaltigkeitsdimensionen also gruumln fuumlr Oumlkologie gelb fuumlr Soziales und blau fuumlr Oumlkonomie Dabei korrespondieren die Zahlenwerte mit der Intensitaumlt der Farbe je houmlher die Zahl desto dunkler der Farbton

408 Siehe Abschnitt 32409 Siehe Abschnitt 32410 Genau genommen handelt es sich um eine dreiteilige Zielfunktion da fuumlr jeden Nachhaltigkeitsbereich eine

Maximierung des Summenwertes angestrebt wird Eine Maximierung der Punktzahl uumlber alle zwoumllf Analysekrite-rien wuumlrde bestimmte Grenzwerte fuumlr die Perspektiven Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie nicht beruumlcksichtigen Siehe Abschnitt 52

113

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Windkraftanlagen 3 3 3 2 1 1 3 2 2 3 2 2Fotovoltaikanlagen 2 3 3 2 1 1 3 3 2 3 2 2Wasserkraftanlagen 1 1 3 1 1 2 1 3 1 3 1 2Erdwaumlrmeanlagen 2 2 3 1 2 2 2 3 3 3 3 2Fernstraszligen 1 2 1 1 2 3 2 1 2 2 1 1Eisenbahntrassen 2 3 2 2 2 2 2 2 2 3 1 2Schifffahrtskanaumlle 1 2 2 1 2 3 1 2 1 3 1 2Flughaumlfen 1 2 1 2 2 1 2 1 2 1 3 3Rohrfernleitungen 1 2 3 1 3 2 2 3 2 3 1 2Freileitungen 3 3 3 2 1 2 3 3 2 2 1 2Tourismus 1 3 1 2 3 3 3 3 2 2 3 3Mineralrohstoffe 1 1 2 1 2 2 1 2 2 2 3 3

Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien411

Bewertungsstufen1 gering bzw hoch2 mittel3 hoch bzw gering

411 Eigene Darstellung siehe CD-ROM (dort erweitert)

114

52 Definition von dynamischen KomponentenIm vorherigen Abschnitt wurde eine Gesamtschau der zwoumllf konfliktlastigen Eingriffsarten praumlsentiert anhand derer sich lediglich Tendenzen hinsichtlich der jeweiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen ablesen lassen In Hinblick auf die Erhoumlhung der Praktikabilitaumlt des Modells ist es jedoch erforderlich zusaumltzlich bestimmte Komponenten zu beruumlcksichtigen die in der Realitaumlt eine Rolle spielen Diese Faktoren sowie weitere zentrale Begriffe werden im Folgenden definiert und liefern die Grundlage fuumlr die Erweiterung der bisher statischen Gesamtschau zu einer dynamischen Excel-Tabelle auf welche sich die hier verwendeten Zellen-Angaben und Begriffe beziehen412

Ziel dieses Abschnittes ist daher die Beschreibung dieser Komponenten die Anleitung zu ihrer Benutzung erfolgt im naumlchsten Abschnitt Zur Veranschaulichung wird fuumlr jede Komponen-te ein Ausschnitt aus der Excel-Tabelle gezeigt in dem ein Beispiel dargestellt wird (welches rot eingekreist ist) Wie bei der Transformation des Nachhaltigkeitscharakters in die Skalierung sbquogering-mittel-hochrsquo bzw Uumlbertragung in die Zahlenwerte sbquo1-2-3rsquo handelt es sich bei den folgenden numerischen Abstufungen lediglich um Werte welche die grundsaumltzliche Richtung eines Zusammenhanges angeben Sie sind daher nicht voumlllig willkuumlrlich aber als zwingende Groumlszligen ebenso wenig anzusehen

Ja-Nein-FaktorDer Ja-Nein-Faktor definiert das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein der Nutzungsinteres-sen aufgrund der Annahme dass im Anwendungsfall nicht alle zwoumllf Projektarten tatsaumlchlich zum Tragen kommen (Darst 11) und wird beispielhaft in Zelle B3 gezeigt Die Beruumlcksichtigung eines Quantitaumltsfaktors (analog zu dem spaumlter definierten Qualitaumltsfaktor) ist methodisch nicht durchfuumlhrbar Es wuumlrde sich dann die Frage stellen inwiefern die Menge von unterschiedlichen Eingriffsarten vergleichbar ist So kann bspw ein groszliger Windpark aus mehreren Anlagen nicht zwangslaumlufig mit sbquo1rsquo aber auch nicht eindeutig mit sbquo10rsquo gleichgesetzt werden Hingegen werden etwa Schifffahrtskanaumlle wahrscheinlich nur als Einzelprojekt realisiert bzw eine Transformation in unterschiedliche Mengendimensionen waumlre nicht moumlglich Dennoch laumlsst sich ansatzweise uumlber den Qualitaumltsfaktor die Quantitaumltsdimension beruumlcksichtigen da ein Kausalzusammen-hang zwischen der Verschlechterung bzw Verbesserung des jeweiligen Einzelwertes mit der Groumlszlige eines Nutzungsinteresses plausibel erscheint

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor413

412 Siehe CD-ROMTabelle bdquoVorlageldquo413 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

115

GrundwertDer Grundwert ist eine Zahl welche sich aus der grundlegenden Bewertung der Projektarten anhand des Nachhaltigkeitsrasters ergibt (Darst 12) wie bspw in Zelle C3 zu sehen ist Dieser Wert ist in der Gesamtschau414 notiert und dient als Grundlage fuumlr die weitere Berechnung in der Excel-Tabelle

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert415

QualitaumltsfaktorDer Qualitaumltsfaktor ist eine Einflussgroumlszlige welche die Intensitaumlt der Auswirkungen bei einem Pruumlfmerkmal beruumlcksichtigt (Darst 13) und als Beispiel in Zelle D3 zu erkennen ist Die standardmaumlszligige Einstellung dieser Einflussgroumlszlige ist sbquo1rsquo weil zunaumlchst davon ausgegangen wird dass jeweils ein durchschnittlicher Wert fuumlr die weitere Vorgehensweise ausreicht Kann in einer Situation aber angenommen werden dass das Ausmaszlig hinsichtlich bestimmter Untersu-chungsspezifika von diesem Grundwert abweicht ist der Qualitaumltsfaktor entsprechend zu modifizieren

So ist bspw eine Situation denkbar in der die Verlegung einer Eisenbahntrasse zu einer extrem starken Beeintraumlchtigung von Tieren und Pflanzen fuumlhren wuumlrde welche gemaumlszlig der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als prioritaumlre Arten gelten und daher besonders schuumltzenswert sind Dieser Umstand wird beruumlcksichtigt indem sich ein Anteil von dem Grundwert des Pruumlfmerkmals Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen mittels des Qualitaumltsfaktors im Einzelwert (s u) niederschlaumlgt Andersherum ist es moumlglich dass etwa bei der Errichtung eines Flughafens aufgrund der speziellen Finanzierungsstruktur weitgehend auf oumlffentliche Mittel verzichtet werden kann Diesem Effekt wird Rechnung getragen indem von dem Grundwert des Analysekriteriums Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft mittels des Qualitaumltsfaktors ein Vielfaches in den Einzelwert einflieszligt

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor416

414 Siehe Abschnitt 51415 Eigene Darstellung siehe CD-ROM416 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

116

EinzelwertDer Einzelwert ist eine Zahl welche sich aus der Multiplikation des Ja-Nein-Faktors des Grundwertes und des Qualitaumltsfaktors ergibt (Darst 14) und z B in Zelle E3 praumlsentiert wird Dieser Wert stellt die quantitative Zusammenfassung der Bewertung einer Eingriffsart anhand eines Pruumlfkriteriums dar

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert417

SummenwertDer Summenwert ist eine Zahl welche sich aus der Summe der Einzelwerte pro Nachhaltigkeits-dimension ergibt (Darst 15) Dieser Wert wird zunaumlchst absolut dargestellt und anschlieszligend relativ wie bspw in den Zellen AM3 bzw AN3 zu sehen ist Die Bildung von drei Summenwerten (jeweils einer fuumlr die Bereiche Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie) ist notwendig um fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension Grenzwerte festlegen zu koumlnnen Diese Grenzwerte muumlssen fuumlr alle definierten Perspektiven von Nachhaltigkeit erfuumlllt sein so dass bspw ein niedriger Wert im Bereich Oumlkologie nicht durch einen uumlberproportional hohen Wert im Bereich Oumlkonomie kompensiert werden kann Auf diese Weise wird verhindert dass der Nachhaltigkeitsgrad als Gesamtsumme gezaumlhlt wird was dann zu einer Fehlinterpretation in Hinblick auf die Realisie-rung des jeweiligen Projektinteresses fuumlhren wuumlrde

A B C D E hellip AM AN1 Boden hellip Oumlkologie2 JN GW QLF EW hellip Abs Rel3 Windkraftanlagen 1 3 100 300 hellip 16 78

Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert418

Filterfunktion fuumlr die SummenwerteAnhand der Summenwerte laumlsst sich der summierte Nachhaltigkeitsgrad bei jedem Nutzungsin-teresse fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension ablesen und damit diejenigen Eingriffsinteressen herausfiltern die eine bestimmte Mindest-Prozentzahl nicht erreichen Die aufgeschriebenen Grenzen und Groumlszligen der Klassen ergeben sich nicht zwangslaumlufig sind aber nicht voumlllig willkuumlrlich und orientieren sich an den folgenden Uumlberlegungen Eine Einteilung in drei Klassen ist neben der sbquoZweierrsquo-Skala die einfachste denkbare Moumlglichkeit Eine feinere Einteilung verspricht keinen Erkenntnisgewinn bzw waumlre mit noch groumlszligeren methodischen Problemen verbunden Der untere Wert von 51 basiert auf dem Gedanken dass bei Erreichen der absoluten Mehrheit wenigstens eine eindeutige Aussage hinsichtlich der Tendenz des Nachhaltigkeitsgrades eines Projektinteresses moumlglich ist

Weiterhin ist dies damit zu begruumlnden dass dieser Wert standardmaumlszligig relativ leicht zu erreichen ist d h ein Ja-Nein-Faktor und ein Qualitaumltsfaktor von sbquo1rsquo angenommen wird Demnach liegt der Summenwert pro Nachhaltigkeitsdimension bereits bei 50 wenn im Bereich Oumlkologie die Summenpunktzahl elf (von 21) im Bereich Soziales die Summenpunktzahl

417 Eigene Darstellung siehe CD-ROM418 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

117

fuumlnf (von neun) und im Bereich Soziales die Summenpunktzahl drei (von sechs) erreicht wird Somit fallen alle Werte unterhalb dieser Marke in die Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo Die restlichen 49 verteilen sich gleichmaumlszligig (Rundungsdifferenzen unberuumlcksichtigt) auf die Kategorien sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo

Filterfunktion fuumlr die GrundwerteMit Hilfe der Grundwerte lassen sich einzelne Projektinteressen herausfiltern die bei als wichtig erachteten Analysekriterien bestimmte Grenzwerte nicht erreichen Die Filterung erfolgt nach dem Prinzip eines moumlglichst hohen Nachhaltigkeitsgrades so dass sich nur die beiden sbquooberenrsquoGrundwerte also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo anbieten Die sbquoZwischenklassersquo also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo umfasst beide Grundwerte um Zweifelsfaumllle beruumlcksichtigen zu koumlnnen bzw eine groumlszligere Auswahltoleranz zuzulassen

53 Arbeitsschritte fuumlr die ModellapplikationBasierend auf der Beschreibung der Komponenten der Excel-Tabelle im vorherigen Abschnitt wird in diesem Abschnitt deren Benutzung erklaumlrt Die Einhaltung der vorgeschlagenen Reihenfolge an Arbeitsschritten gewaumlhrleistet dass das Modell auf die immer gleiche Art angewandt wird und somit eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Faumllle moumlglich ist Dieser Hinweis betrifft den Absatz der grundlegenden Arbeitsschritte die sich auch in der Anwendung im Fallbeispiel dieser Arbeit wieder finden419 Fuumlr die optionalen Arbeitsschritte ist die Einhaltung der Reihenfolge nicht zwingend da die Benutzung der einzelnen Komponenten vom Einzelfall abhaumlngt

Grundlegende Arbeitsschritte1 Strukturdaten der Region Als vorbereitenden Arbeitsschritt empfiehlt sich zunaumlchst eine

Aufbereitung der spezifischen Strukturdaten einer Region (Zahlen Daten Fakten) um sie fuumlr die spaumltere Anwendung des Modell sbquoim Hinterkopfrsquo zu haben Dabei kann sich bspw herausstellen dass das Umweltschutzgut Wasser oumlkologisch besonders sensibel ist und daher bei der Anwendung des Modells mittels des Qualitaumltsfaktors entsprechend beruumlck-sichtigt werden muss Auch ergeben sich aus diesen Informationen erste Tendenzen hin-sichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte der in Frage kommenden Nutzungsinteressen welche im Rahmen des nachfolgenden Arbeitsschrittes bedeutsam sind420

2 Entwicklungsziele und Szenarien Daruumlber hinaus ist es hilfreich eine grobe Vorstellung daruumlber zu entwickeln welche Projektarten in dem betroffenen Gebiet grundsaumltzlich bevorzugt werden Fuumlr diese Uumlberlegungen bietet es sich an auf die erwaumlhnten spezifischen Strukturdaten zuruumlckzugreifen da diese tendenzielle Aussagen uumlber die potenziellen Projektformen geben421

3 Ja-Nein-Faktor Es ist eine Entscheidung zu treffen welche uumlber das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein von Nutzungsformen bestimmt (Darst 16)422

419 Siehe Abschnitt 6420 Siehe Abschnitt 612421 Siehe Abschnitte 621 bis 623422 Siehe Abschnitte 631 bis 633

118

JN JaNeinJa 1Nein 0

Darst 16 Ja-Nein-Faktor423

4 Qualitaumltsfaktor Ist nach Sichtung der Informationen uumlber den konkreten Fall davon auszugehen dass bei einigen Analysekriterien von der standardmaumlszligigen Bewertung ab-gewichen wird muss ein entsprechender Qualitaumltsfaktor ausgewaumlhlt werden Dabei wird eine Abweichung in Richtung sbquobesser als Grundwertrsquo mit einem anteiligen Qualitaumltsfaktor eine Abweichung in Richtung sbquoschlechter als Grundwertrsquo mit einem vielfachen Qualitaumltsfak-tor beschrieben Daruumlber hinaus ist abzuschaumltzen welchen Umfang die Abweichung vom Grundwert hat also ob sie gering mittel oder hoch ist Zur Verfuumlgung stehen fuumlr beide Varianten jeweils drei Abstufungen mit einer Differenz von 025 Punkten (Darst 17)424

Abweichung vom GrundwertAnteiliger Qualitaumltsfaktor keine Vielfacher Qualitaumltsfaktorhoch mittel gering n v gering mittel hoch025 050 075 100 125 150 175

Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors425

Optionale Arbeitsschritte1 Filterfunktion fuumlr die Summenwerte Nachfolgend eroumlffnet sich anhand des relativen

Summenwertes die Moumlglichkeit fuumlr eine erste Auswahl von Nutzungsarten Alle Projekt-formen welche unterhalb des definierten Grenzwertes liegen (Darst 18) koumlnnen mit der Filterfunktion ausgesondert werden Fuumlr alle Arbeitsschritte in diesem Abschnitt gilt dass eine Zuruumlcksetzung auf die Ausgangslage bei der Excel-Tabelle durch den folgenden Be-fehl aktiviert wird Menuumlpunkt bdquoDatenldquo bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo

Filterkriterium Summenwertweitgehend abzulehnen unter 50 eingeschraumlnkt Optimierung pruumlfen 51 bis 75 weitgehend zu befuumlrworten 76 bis 100

Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte426

Basierend auf der eigenen Festlegung des Filterkriteriums fuumlr den Summenwert ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren Faktisch spielt die erste Klasse (bdquoweitgehend abzulehnenldquo bzw bdquounter 50 ldquo) keine Rolle da sie alle Projektarten erfasst und somit auch die mit einem besonders niedrigen Nachhaltigkeitsgrad Zur Auswahl zwischen den beiden anderen Klassen ist die gesamte Zeile 2 zu markieren (mit dem Pfeil auf das Feld 2 in der Zeilennummerierung ganz links) Anschlieszligend ist im Menuumlpunkt bdquoDatenldquo der Befehl bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo auszuwaumlhlen woraufhin in jeder Zelle der zweiten

423 Eigene Darstellung siehe CD-ROM424 Siehe Abschnitte 631 bis 633425 Eigene Darstellung siehe CD-ROM426 Eigene Darstellung

119

Zeile ein Drop-Down-Menuuml generiert wird (Darst 19) Entscheidend sind jedoch nur die Drop-Down-Menuumls hinsichtlich der prozentualen Summenwerte der drei Nachhaltigkeits-dimensionen Oumlkologie (Zelle AN2) Soziales (Zelle AP2) und Oumlkonomie (Zelle AR2) Abhaumln-gig von der zu betrachtenden Nachhaltigkeitsdimension ist auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck zu klicken so dass sich das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml auflistet aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlhlen ist Anschlieszligend erscheint die Einga-bemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welchem der Summenwert auszuwaumlhlen ist

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

51bdquoist groumlszliger oder gleichldquo76

Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte427

2 Filterfunktion fuumlr die Grundwerte Als Moumlglichkeit fuumlr eine zweite Auswahl also nachdem bereits einige Eingriffsformen aussortiert wurden koumlnnen die Analysekriterien herangezo-gen werden Hier koumlnnen alle Nutzungsinteressen welche unterhalb des definierten Grenzwertes (Darst 20) liegen mit der Filterfunktion eliminiert werden

Filterkriterium Grundwertmittlerer Nachhaltigkeitsgrad 2mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad 2 oder 3hoher Nachhaltigkeitsgrad 3

Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte428

Auf Grundlage der Festlegung des Filterkriteriums ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren wofuumlr zunaumlchst wie oben bei der Filterfunktion fuumlr die Sum-menwerte zu verfahren ist Jetzt kann bei jedem Analysekriterium der Grundwert gefiltert werden indem auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck geklickt wird Es erscheint das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlh-len ist Danach erscheint die Eingabemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welcher der gewuumlnschte Nachhaltigkeitsgrad zu selektieren ist (Darst 21) Die erste bis dritte Zeile bei der Klasseneinteilung fuumlr die Grundwerte entspricht inhaltlich der ersten bis dritten Zeile bei der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

bdquoentsprichtldquo 2bdquoist groumlszliger gleichldquo 2bdquoentsprichtldquo 3

Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte429

427 Eigene Darstellung428 Eigene Darstellung429 Eigene Darstellung

120

3 Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl Bevor uumlber eine Auswahl eines oder mehrerer Projektformen entschieden wird ist es angebracht eine retrograde Pruumlfung anhand der tatsaumlchlich vorliegenden Nutzungsinteressen mit ihren spezifischen Eigen-schaften vorzunehmen Ziel dieser Ruumlckkopplung ist es Auswirkungen einer Eingriffsart auf die zwoumllf Nachhaltigkeitskriterien aufzuspuumlren die moumlglicherweise bisher als Zahlen-werte im Rahmen der Anwendung der Excel-Tabelle noch nicht erkennbar waren Dazu bietet es sich an die Effekte in einem konkreten Fall mit den ausgewerteten standardisier-ten Nutzungsformen zu vergleichen Die in der Anlage erlaumluterten potenziellen Auswir-kungen koumlnnen als Anhaltspunkt genutzt werden um die tatsaumlchliche Bewertung im Einzelfall nach sbquoobenrsquo oder nach sbquountenrsquo zu modifizieren In dem Fallbeispiel dieser Arbeit wurde darauf verzichtet da dieser Arbeitschritt weitgehend nur moumlglich ist wenn die Bedingungen eines realen raumordnerischen Verfahrens beruumlcksichtigt werden koumlnnen

Schematische Zusammenfassung der ArbeitsschritteIm Folgenden werden die in den beiden vorherigen Absaumltzen ausfuumlhrlich eroumlrterten grundle-genden wie auch optionalen Arbeitsschritten als sbquoKurzanleitungrsquo schematisch zusammengefasst (Darst 22) Auf der rechten Seite eines Arbeitsschrittes findet sich ein Verweis auf einen entsprechenden Abschnitt in dieser Arbeit bzw eine beispielhafte Zelle in der Excel-Tabelle welche den jeweiligen Arbeitsschritt konkretisiert Der letzte (optionale) Arbeitsschritt ist nur der Vollstaumlndigkeit halber aufgefuumlhrt und hat nur im Rahmen einer detaillierten Fallstudie eine Bedeutung In dieser Arbeit wurde darauf verzichtet weil lediglich ein Fallbeispiel aufgefuumlhrt ist welches fuumlr diesen Arbeitsschritt keine genuumlgende Informationsbasis bietet

Strukturdaten der Region Abschnitt 613 Wie sehen die grundlegenden Merkmale dieser Region aus

Entwicklungsziele und Szenarien Abschnitt 62 Wie koumlnnte diese Region in ferner Zukunft aussehen

Ja-Nein-Faktor z B Zelle B3 in Excel-Tabelle Welche Nutzungsinteressen liegen uumlberhaupt vor

Qualitaumltsfaktor z B Zelle D3 in Excel-Tabelle Liegt eine Abweichung von dem Grundwert bei den Nutzungsinteressen vor

Filterfunktion fuumlr die Summenwerte z B Zelle AN3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen nach der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Filterfunktion fuumlr die Grundwerte z B Zelle C3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen vor der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl (nur im Rahmen einer Fallstudie) Sollen die Ergebnisse der Modellapplikation jetzt als Entscheidungsgrundlage gelten

Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation430

430 Eigene Darstellung

121

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch

61 Grunduumlberlegungen

611 Regionaltheoretischer Hintergrund Die Entwicklung des Modells hatte bisher einen rein theoretischen Bezug so dass dies die Frage nach seiner praktischen Umsetzbarkeit sowie moumlglichen Ergebnissen im Rahmen einer Anwendung aufwirft Fuumlr die Beantwortung dieser Frage wird im Folgenden ein Fallbeispiel erarbeitet um das Modell in seiner Arbeitsweise zu illustrieren

Fuumlr dieses Fallbeispiel wird eine Region ausgewaumlhlt deren spezifische Eigenschaften und regionalpolitische Rahmenbedingungen analysiert und fuumlr die Handlungsempfehlungen im Rahmen bestimmter Entwicklungsziele und Szenarien ausgesprochen werden431 Der Begriff Region ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich definiert was auch in der Existenz der vielen thematischen Kontexte begruumlndet ist Unabhaumlngig von sozialen politischen oder oumlkonomischen Zusammenhaumlngen wird unter einer Region allgemein ein zusammenhaumlngender Teilraum mittlerer Groumlszligenordnung verstanden der sich aufgrund bestimmter Merkmale von einem Gesamtraum abgrenzen laumlsst432 Ein solcher Teilraum ist der Landkreis welcher sich aufgrund der Flaumlchengroumlszlige fuumlr die Modellapplikation anbietet Ein Landkreis ist ein Zusammen-schluss der Gemeinden (als kleinste verwaltungsrechtliche Einheit) und fuumlr uumlberoumlrtliche Aufgaben zustaumlndig Als naumlchst houmlhere regionalplanerische Ebene kommt unter der Groumlszlige eines Flaumlchen-Bundeslandes die Bezirksregierung (sie wurde in Niedersachsen im Jahr 2005 zu Gunsten eines zweistufigen Verwaltungsaufbaus aufgeloumlst) welche jedoch fuumlr eine Bearbeitung im Rahmen eines Fallbeispiels zu unuumlbersichtlich waumlre433 Die Ausdehnung eines Landkreises ist einerseits klein genug um es im Modell abbilden zu koumlnnen Andererseits ist ein Landkreis auch groszlig genug um die eingangs beschriebene Raumnutzungsproblematik besser zu verdeutlichen als es bspw auf dem Gebiet einer kreisfreien Stadt der Fall waumlre434 435

Als Objekt fuumlr die Untersuchung wird der Landkreis Wesermarsch herangezogen fuumlr den einige Gruumlnde sprechen Als unmittelbare Region in der Nachbarschaft zum Ort der Entstehung dieser Arbeit koumlnnen ggf benoumltigte Informationen von wichtigen Institutionen in diesem Landkreis mit geringem Aufwand beschafft werden In dieser Region stehen die oumlkologischen Besonderheiten im Vordergrund was sich durch eine relative Homogenitaumlt als einheitlicherNaturraum der See- und Flussmarschen darstellt Andere Landkreise lassen sich dagegen vorrangig anhand von historischen demographischen und soziooumlkonomischen bzw strukturel-len Bestimmungsmerkmalen charakterisieren436 Schlieszliglich fiel die Entscheidung zu Gunsten der Wesermarsch weil fuumlr diesen Landkreis ein aktuelles Regional-Raumordnungsprogramm aus dem Jahr 2003 vorliegt was nur fuumlr wenige Landkreise in Niedersachsen der Fall ist437

Die Regional-Raumordnungsprogramme stehen inhaltlich zwischen dem Landes-Raum-ordnungsprogramm und den gemeindlichen Bauleitplaumlnen Sie legen die angestrebte raumlumliche und strukturelle Entwicklung fuumlr den Planungsraum fest Die Regionalplanung ist in Niedersach-sen eine kommunale Aufgabe wofuumlr die Landkreise kreisfreien Staumldte sowie die Region

431 Hinsichtlich der Definition von Szenarien siehe Abschnitt 22432 Vgl SINZ (2005) 921433 Vgl JOHN-KOCH (2005) 1249f434 Siehe Abschnitt 11435 Obwohl es sich im verwaltungsrechtlichen Sinne um einen Landkreis handelt werden im Folgenden die Begriffe

Landkreis und Region aus Gruumlnden der Vereinfachung synonym verwendet436 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 1437 Vgl NMRELV (2005b)

122

Hannover und der Zweckverband Groszligraum Braunschweig zustaumlndig sind Die Regionalplanun-gen muumlssen die textlich und zeichnerisch dargestellten Ziele des Landes-Raumordnungspro-grammes uumlbernehmen koumlnnen jedoch um gebietsspezifische eigene Planungsziele ergaumlnzt werden Einer der Schwerpunkte438 der Regionalplanung ist bdquodie Sicherung eines intakten Lebens- und Wirtschaftsraumes und der natuumlrlichen Lebensgrundlagen z B durch Festlegung von Nutzungsvorraumlngenldquo439 was im Zusammenhang mit dieser Arbeit von Bedeutung ist

612 Methodisches VorgehenDie Arbeitsweise des Modells wurde bisher nur theoretisch vorgestellt was an einigen Stellen eine Vereinfachung notwendig machte Fuumlr ein besseres Verstaumlndnis der Erarbeitung des Fallbeispiels werden im Folgenden ein paar Erlaumluterungen gegeben welche den Uumlbergang zwischen Theorie und Praxis erleichtern Auf diese Weise ist ab Abschnitt 62 eine vollstaumlndige Konzentration auf inhaltliche Aspekte moumlglich ohne auf formale Erklaumlrungen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen Dabei wird gemaumlszlig der praumlsentierten vier grundlegenden und drei optionalen Arbeitsschritte vorgegangen welche aus Gruumlnden der besseren Uumlbersicht auf die folgenden Abschnitte verteilt werden Der erste grundlegende Arbeitsschritt wird in Abschnitt 613 behandelt der zweite grundlegende Arbeitsschritt wird in den Abschnitten 621 bis 623 thematisiert der dritte und vierte grundlegende und die drei optionalen Arbeitsschritte werdenin den Abschnitten 631 bis 633 eroumlrtert440

In Abschnitt 613 werden die Strukturdaten der ausgewaumlhlten Region praumlsentiert um einen ersten Uumlberblick uumlber die Rahmenbedingungen fuumlr das Fallbeispiel zu erhalten So liefern diese Informationen fuumlr bestimmte Aspekte der Entwicklungsziele und Szenarien bereits eine Vorentscheidung was bspw die bestehende Verkehrsinfrastruktur betrifft Fuumlr die Auswahl der Strukturdaten gibt es zwar keine festen Regeln dies kann sich aber an den im Modell dargeleg-ten Nachhaltigkeitsdimensionen orientieren Demnach koumlnnen alle Hinweise von Interesse sein welche sich auf die oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Verhaumlltnisse im Landkreis beziehen Auch innerhalb dieser drei Bereiche sind einige Aspekte mehr zu beruumlcksichtigen als andere weil sie fuumlr die Modellapplikation von unterschiedlicher Relevanz sind So ist z B die Heranziehung der Kriminalitaumltsstatistik als Teil der sozialen Nachhaltigkeitsdimension generell moumlglich kommt jedoch fuumlr die Anwendung des Modells nicht in Betracht

In den Abschnitten 621 bis 623 geht es um die Formulierung von Entwicklungszielen sowie die Konzeption von Szenarien welche die Zukunft in zehn bis 20 Jahre im Blick haben Unter Beruumlcksichtigung der Uumlberlegungen aus dem Regional-Raumordnungsprogramm des Landkreises werden eigene Vorschlaumlge erarbeitet wie sich die Region zukuumlnftig entwickeln koumlnnte Es werden Annahmen gemacht welche oftmals spekulativ sind und sich nicht auf gesicherte Erkenntnisse stuumltzen koumlnnen Die Uumlberlegungen in diesem Abschnitt beruhen auf den thematischen Schwerpunkten Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur und Naturbelassen-heit Die Auswahl dieser Schwerpunkte ergibt sich zwar nicht zwangslaumlufig kann aber wie folgt begruumlndet werden Bei der Erlaumluterung der Gruppierungsprinzipien fuumlr konfliktlastige Nutzungsformen kristallisierten sich bereits die Bereiche Energie Verkehr und Sonstiges als sinnvolle Einteilung heraus so dass darauf jetzt zuruumlckgegriffen wird441 Die Einteilung in diese drei Untergruppen vereinfacht es unterschiedliche Projektarten unter eine gemeinsame

438 Andere Schwerpunkte sind i d R die Festlegung von zentralen Orten welche fuumlr Einrichtungen der Grundversorgung vorgesehen sind sowie die Bereitstellung von Wohn- und Gewerbeflaumlchen Vgl NMRELV (o J)

439 Vgl NMRELV (o J)440 Siehe Abschnitt 53441 Siehe Abschnitt 323

123

Uumlberschrift zu stellen So werden pro Untergruppe bzw Szenario-Schwerpunkt einerseits nicht alle konfliktlastigen Nutzungsformen thematisiert andererseits werden auch zusaumltzliche Eingriffsarten beschrieben die nicht originaumlr in diesen Bereich gehoumlren Somit werden Projektarten eroumlrtert welche begruumlndeterweise im Modell keine Rolle spielen jedoch i S der Vollstaumlndigkeit dieses Arbeitsschrittes erwaumlhnt werden muumlssen Die beiden Schwerpunkte Energie und Verkehr haben einen eher sbquoaktivenrsquo Charakter da der Gedanke im Vordergrund steht bestimmte energie- und verkehrstechnische Eingriffsarten in einer groszligen Dimension innerhalb der ausgewaumlhlten Region zu realisieren Dagegen zeichnet sich der Schwerpunkt Sonstiges durch einen eher sbquopassivenrsquo Charakter aus weil es hierbei um die weitgehende Beibehaltung der natuumlrlichen Gegebenheiten der Wesermarsch geht also raumlumliche Nutzungs-interessen nur in einem geringen Umfang umgesetzt werden sollen Im Rahmen dieser Eroumlrterung wird auch auf bestimmte Eingriffsarten eingegangen welche spaumlter bei der Anwendung des Modells zum Tragen kommen Diese Aufteilung in drei Szenarien hat somit methodische Gruumlnde da auf diese Weise die Abhaumlngigkeiten zwischen den einzelnen Nutzungsformen innerhalb eines Szenarios klarer herausgestellt werden koumlnnen Im Falle einer tatsaumlchlichen Anwendung dieses Modells im Rahmen von raumplanerischen Erwaumlgungen ist eine Kombination von Teilen der drei urspruumlnglichen Szenarien moumlglich bzw noumltig

In den Abschnitten 631 bis 633 erfolgt die Modellapplikation i e S sowie die Interpreta-tion der Ergebnisse Als Vorbereitung fuumlr die Modellapplikation werden fuumlr die im vorangegan-genen Arbeitsschritt ausgewaumlhlten Eingriffsformen die jeweiligen Qualitaumltsfaktoren festgelegt Diese Einflussgroumlszligen muumlssen modifiziert werden wenn bei den konkreten Nutzungsinteressenaufgrund der Situation im Einzelfall Abweichungen vom Grundwert im Rahmen der Bewertung anhand der Analysekriterien vorliegen Die Grundlage fuumlr die Auswahl der Qualitaumltsfaktoren bilden die in den vorherigen Abschnitten gemachten Aussagen welche ggf um zusaumltzliche Quellen ergaumlnzt werden Fuumlr jede Szenariovariante (Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur Naturbelassenheit) erfolgt eine Modellapplikation durch die Auswahl des Ja-Nein-Faktors sowie der Qualitaumltsfaktoren (falls diese vom Grundwert abweichen) Bis hier handelt es sich um grundlegende Arbeitsschritte welche bei jeder Modellapplikation zum Tragen kommen

Daruumlber hinaus existieren optionale Arbeitsschritte welche die Moumlglichkeiten zu weiteren Interpretationen zulassen Dazu gehoumlren die Summenwerte fuumlr die drei Nachhaltigkeitsdimensi-onen sowie die Grundwerte fuumlr die einzelnen Analysekriterien Als Interpretationshilfe dienen die entwickelten Filterkriterien mit denen der im Summenwert zusammengefasste Nachhaltig-keitsgrad den Klasseneinteilungen sbquoweitgehend abzulehnenrsquo sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo sowie sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo zugeordnet werden kann Fuumlr die Grundwerte werden die Klasseneinteilungen sbquomittlerer Nachhaltigkeitsgradrsquo sbquomittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgradrsquo sowie sbquohoher Nachhaltigkeitsgradrsquo verwendet442 Auf dieser Basis wird dann eine Entscheidungsgrundlage erstellt und abschlieszligend im Rahmen einer Abwaumlgung aller Argumente ein Resuumlmee der vorgestellten Szenariovarianten gezogen

613 Strukturdaten der Region

VerwaltungsstrukturDie Wesermarsch wurde seit dem 10 Jahrhundert von Friesen besiedelt welche sich mehrmals mit der Aneignung des Gebietes durch fremde Maumlchte konfrontiert sahen Nach verschiedenenVerwaltungsneugliederungen wurde schlieszliglich im Jahr 1933 der Landkreis Wesermarsch gebildet der durch die Gebietsreformen fast unbeschadet in seiner fruumlheren Groumlszlige erhalten

442 Siehe Abschnitt 53

124

blieb443 Auf einer Flaumlche von 82196 km2 leben 94256 Einwohner welche sich auf drei Staumldte (darunter auch die Kreisstadt Brake) und sechs Gemeinden verteilen (Darst 23)

StadtGemeinde Bevoumllkerung (abs) Flaumlche (km2)Nordenham 28134 8729Brake 16426 3818Elsfleth 9105 11515Gemeinde Stadland 7983 11338Gemeinde Lemwerder 7413 3638Gemeinde Berne 7159 8502Gemeinde Butjadingen 6517 12902Gemeinde Jade 5847 9355Gemeinde Ovelgoumlnne 5681 12381Insgesamt 94256 82196

Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch444

443 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)444 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2

125

Siedlungsstruktur und BevoumllkerungsentwicklungEntlang der Weser hat sich eine punktaxiale Besiedlung etabliert in der zwei Drittel der Bevoumllkerung wohnen Der Westen ist durch eine historisch-naturbetonte Kulturlandschaft gepraumlgt und zeichnet sich durch eine disperse Siedlungsstruktur aus445 Die Wesermarsch laumlsst sich damit als Regionstyp eines verstaumldterten Raumes charakterisieren der sich durch eine mittlere Dichte mit mehreren Mittelzentren auszeichnet (Darst 24)446 Die Ausgestaltung der Siedlungsstruktur wird u a von der Bevoumllkerungsentwicklung beeinflusst bei der die Wesermarsch im allgemeinen Negativtrend liegt So wird heute vorausberechnet dass bis zum Jahr 2021 die Bevoumllkerung um 37 auf 90727 sinken wird Im selben Zeitraum wird der Anteil der bis zu 25-jaumlhrigen von 225 auf 253 gestiegen sein der Anteil der uumlber 65-jaumlhrigen wird sich von 20 auf 22 erhoumlht haben447

Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch448

445 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2f446 Vgl BBR (2004) 11447 Vgl NLS (o Ja)448 NLS (o Jb)

126

GeographieDie Wesermarsch liegt im Nordwesten Niedersachsens zwischen den Oberzentren Bremerhaven Bremen Oldenburg und Wilhelmshaven Die Region zeichnet sich durch eine flache freie und offene Landschaft aus in der weite Flaumlchen unter Normalnull liegen449

Kaum ein anderer Landkreis der Bundesrepublik ist so von Wasser umspuumllt wie dieses Gebiet was durch eine 60 km lange Wattenkuumlste sowie 90 km Flussufer an der Weser und Hunte bedingt ist450 Die exponierte Kuumlstenlage bzw halbinselartige Form des Landkreises erfordern rd 160 km Deich entlang der Nordsee dem Jadebusen der Auszligen- und Unterweser sowie der Hunte (Darst 25) Die hohe Bedeutung dieser hydrologischen Bedingungen fuumlhrte zur Errichtung eines insgesamt 20000 km langen Be- und Entwaumlsserungssystems u a mit Graumlben Vorflutern und dem Huntesperrwerk451

Darst 25 Geographische Lageder Wesermarsch452

oacute Bundesautobahnoacute Bundesstraszligeoacute Landstraszlige

SchutzgebieteDie Wesermarsch gehoumlrt zu den landschaftsoumlkologischen Raumeinheiten der Watten und Marsche welche sich weiter in die Lebensraumtypen Gruumlnland-Graben-Areale Still- und Flieszliggewaumlsser unkultivierte Moore Trockenstandorte Gehoumllzbestaumlnde und Kuumlstenbiotope unterteilen lassen Mit einem Flaumlchenanteil von 96 ist der Landkreis eines der groumlszligten zusammenhaumlngenden Gruumlndlandareale Mitteleuropas Im Kontext mit dem oben beschriebenen Be- und Entwaumlsserungssystem hat diese Region eine hohe (inter-)nationale Relevanz als Lebensraum fuumlr Wiesenvoumlgel Auf den Artenbestand haben die Faktoren Tourismus Verkehrs-leistung sowie Windparkausweisung maszliggeblichen Einfluss welche kontinuierlich an Bedeutung gewonnen haben453

449 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2450 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)451 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2452 7-DAYS-WEB (o J)453 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 33f

127

Fuumlr den Schutz von Natur und Landschaft wurden 4489 ha an Vorranggebieten sowie 5516 ha an Vorsorgegebieten ausgewiesen was einem Flaumlchenanteil von 55 bzw 67 bezogen auf den Landkreis ausmacht Vorranggebiete erfuumlllen die Voraussetzungen zur Ausweisung von Schutzgebieten nach dem niedersaumlchsischen Naturrecht so dass andere Nutzungsanspruumlche den oumlkologischen Zielen nicht entgegenwirken duumlrfen454 Dagegen entfalten Vorsorgegebiete eine abgeschwaumlchte Bindungswirkung und sind daher bei konkurrierenden Nutzungsanspruumlchen abwauml-gungsrelevant Werden hingegen alle potenziellen Gebiete erfasst welche fuumlr den Naturschutz als wertvoll angesehen werden vergroumlszligert sich dieses Areal auf etwa die Haumllfte der Flaumlche des Landkreises (Darst 26)455 In Hinblick auf eine moumlgliche Ausweisung von zusaumltzlichen Schutzgebieten nach dem Natura-2000-Konzept sollten diese Flaumlchen bereits in einer fruumlhen Planungsphase beruumlcksichtigt werden

Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebietein der Wesermarsch456

GesamtwirtschaftZur Einschaumltzung der allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Situation der Wesermarsch werden bestimmte Kennziffern herangezogen (Darst 27) Als Vergleichsmaszligstab dient der jeweilige Wert fuumlr Niedersachsen das (nach Aufloumlsung der Regierungsbezirke) die naumlchst- houmlhere Verwaltungsebene darstellt Aus diesen Zahlen ist abzuleiten dass sich die Region in Hinblick auf eine makrooumlkonomische Bewertung etwa auf dem Niveau des Bundeslandes bewegt

Kennziffer Landkreis Wesermarsch Land NiedersachsenBruttoinlandsprodukt(Jahr 2003 euro je Einwohner)

22702 22773

Arbeitslosenquote(Jahr 2004 )

98 101

Steuereinnahmekraft457

(Jahr 2004 euro je Einwohner)557 588

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens458

454 Vgl sect 24 NNatG455 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 42-57456 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jb)457 Die Steuereinnahmekraft fasst die finanzielle Situation der Kommunen zusammen und wird maszliggeblich durch

die Houmlhe der Einnahmen beeinflusst die bspw aus der Gewerbe- und Einkommenssteuer entstehen Vgl NIW(2004) 76

458 Eigene Zusammenstellung und Berechnung nach NLS (o Ja) NLS (o Jc) 3 NIW (2004) 61

128

EnergiegewinnungDie Energieversorgung im Landkreis wird im Wesentlichen durch das Kernkraftwerk in Esensham mit einer Kapazitaumlt von 1350 MW sowie das Gasturbinenkraftwerk in Elsfleth-Huntorf mit einer Leistung von 290 MW getragen Daruumlber hinaus ist ein Beitrag von 150 MW aus Windkraftanla-gen geplant fuumlr die eine Potenzialflaumlche von 13678 km2 vorgesehen ist (in der naturschutzfach-liche Ausschlussgebiete schon beruumlcksichtigt sind) Aufgrund der Kuumlstenlage und der Windhoumlffigkeit ist der Landkreis fuumlr diese Form der Energiegewinnung besonders geeignet Die Transportnetze fuumlr Erdoumll Erdgas Fernwaumlrme sowie elektrische Freileitungen konzentrieren sich auf den oumlstlichen Besiedlungsstreifen entlang der Weser und werden um einige Leitungstrassen als Querverbindung uumlber den Landkreis ergaumlnzt459

RohstoffgewinnungDer Landkreis verfuumlgt aufgrund seiner geologischen Entwicklungsgeschichte nur uumlber geringe Rohstofflagerstaumltten welche sich auf das tiefliegende Salzlager bei Jaderberg sowie die Standorte Nordenham-Blexen (Oumllkaverne) und Elsfleth-Huntorf (Gaskaverne) konzentrieren Die Torfvorkommen beschraumlnken sich auf den westlichen Geestrandbereich sowie die mittlere Wesermarsch und sind nur von geringer Maumlchtigkeit bzw Guumlte Oberflaumlchennahe Tone finden sich in der Naumlhe von Elsfleth Klei steht flaumlchig entlang des Jadebusens im westlichen Kreisgebiet zur Verfuumlgung Dagegen kommen Sandlagerstaumltten unter den Moor- und Tonflaumlchen nur vereinzelt entlang der Weser oder im Geestrandbereich vor460

VerkehrsinfrastrukturWesentlichen Einfluss auf die Verkehrsleistung im Landkreis haben die geographisch abseitige Lage der Wesermarsch in der nordwestlichen Region Niedersachsens sowie die Zaumlsur der Unterweser (Darst 28) Dieser Standortnachteil wird bezogen auf die Verkehrsstroumlme in Ost-West-Richtung durch Faumlhrverbindungen und seit kurzem durch den Wesertunnel teilweise ausgeglichen In Hinblick auf die Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven im Jahr 2010 und die damit verbundenen zusaumltzlichen Verkehrsstroumlme ist jedoch vermutlich mit einer erheblichen Uumlberbeanspruchung der Kapazitaumlten zu rechnen Dagegen sind die groszligen Straszligen in Nord-Suumld-Richtung relativ gut ausgebaut die jedoch auch stark ausgelastet sind461

Im Vergleich zum Straszligenverkehr ist die Infrastruktur im Schienenverkehr insgesamt weni-ger ausgebaut was sich bspw in der Notwendigkeit der Beseitigung von Langsamfahrstrecken ausdruumlckt Mit der Verschlechterung des Angebotes geht ein Ruumlckgang der Nachfrage nach Transportleistung dieses Verkehrstraumlgers einher So haben in den letzten Jahren die Verkehrs-stroumlme zu den Oberzentren auf der Straszlige stark zugenommen was zu einer entsprechenden Belastung der Hauptverkehrstraszligen im Landkreis fuumlhrte und zu Lasten der Schiene ging Die Versorgung der dispersen Siedlungsstruktur im laumlndlichen Bereich durch den oumlffentlichen Personennahverkehr findet lediglich auf unterem Niveau statt was durch die angespannte Finanzsituation der oumlffentlichen Haushalte begruumlndet ist462

459 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2128-132460 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122461 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133 vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7462 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 136

129

Von groszliger Bedeutung fuumlr die Verkehrsin-frastruktur des Landkreises sind auch die seeschifftiefen Haumlfen in Nordenham und Brake sowie die Haumlfen in Elsfleth und Lemwerder Der Guumlterumschlag uumlber die genannten Seehaumlfen hat in den letzten Jahren stark zugenommen wobei der groumlszligte Teil uumlber Brake abgewickelt wird Die wichtigste Wasserstraszlige der Region ist die Weser wobei aufgrund der geringen Tiefe das Befahren mit Schiffen ab 2000 t nicht moumlglich ist Fuumlr den Seehafen in Brake ist die Hunte von Elsfleth bis nach Oldenburg als Hinterlandverbindung von hoher Relevanz jedoch auch hier mit Einschraumlnkungen infolge des begrenzten Zeitraumes des Tidefensters Eine weitere Verkehrsachse ist der Kuumlstenkanal der allerdings bei der Stadtstrecke in Oldenburg fuumlr Binnenschiffe einen Engpass bildet Sowohl die Hunte als auch der Kuumlstenkanal koumlnnen maximal fuumlr Schiffe mit 1350 t Tragfaumlhigkeit ausgebaut werden so dass nur die Erweiterung der Mittelweser zwischen Minden und Weser als Option verbleibt463

Darst 28 Verkehrsinfrastrukturder Wesermarsch464

WirtschaftssektorenIn vielen westlichen Oumlkonomien ist ein Strukturwandel festzustellen der sich im Allgemeinen durch eine Verschiebung des Schwerpunktes der wirtschaftlichen Aktivitaumlt vom ersten (Landwirtschaft) und zweiten (Industrie) zum dritten (Dienstleistung) Sektor ausdruumlckt Im Fall Wesermarsch findet dieses Phaumlnomen seine Entsprechung in der Stagnation bzw in dem Ruumlcklauf der Anzahl an Arbeitsstaumltten in der Hafenwirtschaft und angrenzender Branchen bei einem gleichzeitigen Zuwachs im Dienstleistungsbereich Allgemein steht diese Entwicklung jedoch noch hinter der Situation im Landesdurchschnitt (Darst 29) Insgesamt kann der Landkreis aber als einer der sbquoindustriellen Kernersquo der nordwestlichen Region Niedersachsens bezeichnet werden da die Industriedichte im Regionalvergleich mit ca 32000 Beschaumlftigten im Landkreis uumlberdurchschnittlich ist Dieser Konzentration von gewerblichen Unternehmen entlang der Unterweser steht ein uumlberwiegend landwirtschaftlich genutzter Bereich derwestlichen Wesermarsch gegenuumlber465

463 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 148-150464 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jc) Die gruumlne Linie soll den Grenzverlauf des Landkreises wiedergeben weicht

jedoch etwas von den tatsaumlchlichen Verhaumlltnissen ab465 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 96

130

Wirtschaftsbereich Landkreis Wesermarsch () Land Niedersachsen ()Land- und Forstwirtschaft 66 39Energie Wasser Bergbau 20 14Verarbeitendes Gewerbe 329 230Baugewerbe 69 74Handel 100 155Verkehr Nachrichtenuumlbermittl 61 51Kredit Versicherungsgewerbe 17 30Dienstleistungen 144 187Org ohne Erwerbscharakter 52 59Staatliche Org 142 161Insgesamt 1000 1000

Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens466

62 Entwicklungsziele und Szenarien

621 Energieerzeugung

WindkraftanlagenDieses Szenario basiert auf dem intensiven Ausbau der Windenergie was sich aufgrund der guten Windhoumlffigkeit mit 50 bis 59 ms (in 50 m Houmlhe) des Landkreises anbietet Allerdings liegt die Region etwas von der unmittelbaren Kuumlstenlinie der Deutschen Bucht entfernt die Nachbar-Landkreise Friesland und Cuxhaven dagegen koumlnnen mit 60 bis 69 ms groumlszligere Windge-schwindigkeiten aufweisen Da innerhalb der Wesermarsch die Windausbeute in etwa gleichmaumlszligig verteilt ist kommen grundsaumltzlich alle Teile des Landkreises fuumlr die Aufstellung von Windkraftanlagen in Frage467 Jedoch bietet es sich an aus Gruumlnden des Naturschutzes und des geringeren Konfliktpotenzials mit Anwohnern solche Anlagen auf die Gemeinden Butjadingen Jade und Ovelgoumlnne zu konzentrieren

So ist der Anteil an naturschutzwertvollen Gebieten in allen drei Gemeinden relativ gering wobei in Butjadingen etwa ein Drittel der Flaumlche in dieser Hinsicht beschraumlnkt ist468 Daruumlber hinaus zeichnen sich die drei Verwaltungseinheiten durch eine relative geringe Einwohnerdichte aus welche mit 40 bis 70 pro km2 am unteren Ende der Skala liegt Aus diesem Grund ist zu vermuten dass zumindest in der Tendenz mit einem geringen Protest seitens der Bevoumllkerung gegen diese Eingriffsform zu rechnen ist Somit verbessern sich die Moumlglichkeiten zum Ausweichen auf unbewohntes Gebiet was die Wahrscheinlichkeit fuumlr eine konfliktfreie Realisierung solcher Nutzungsinteressen erhoumlht Fuumlr diese Gemeinden liegen gemaumlszlig aktuellem Raumordnungsprogramm bereits Zuordnungen fuumlr Windenergieleistungen vor welche fuumlr die weitere Entwicklung des Szenarios herangezogen werden (Darst 30)

466 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 95467 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 72468 Siehe Abschnitt 613

131

GemeindeLandkreis

Potenzialflaumlche (km2)

Potenzialflaumlche am Landkreis ()

Energieleistung(MW)

Energieleistungam Landkreis ()

Butjadingen 2083 1523 2284 1523Jade 580 424 634 423Ovelgoumlnne 3452 2524 3786 2524

Landkreis 13678 10000 15000 10000

Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch469

Aus der Verteilung der Windenergieleistung in den drei genannten Gemeinden laumlsst sich ableiten dass vor allem in Jade und z T auch in Butjadingen noch ein groszliges Potenzial fuumlr diese Nutzungsform existiert Liegen keine anderen als die beschriebenen Restriktionen vor koumlnnte eine zusaumltzliche Energieleistung von geschaumltzt maximal 50 MW realisiert werden was auch die Erschlieszligung kleinerer Windparks in den anderen Gemeinden einschlieszligt Diese sehr grobe Schaumltzung beruht auf der Annahme dass dieser Wert eine Erhoumlhung der bisher geplanten Energieleistung des Landkreises um 33 (bezogen auf 150 MW) bedeutet Die Hauptlast bei dieser Erweiterung haumltte die Gemeinde Jade zu leisten da sie bisher die geringste Potenzialflauml-che beansprucht Bei Ausweitung der Windenergie in diesem Umfang ist moumlglicherweise die Errichtung von Hochspannungstrassen notwendig um den zusaumltzlichen Strom in das uumlberregionale Netz einzuspeisen

Druckluftspeicher-Gasturbinen-KraftwerkeNeben der moumlglichen Notwendigkeit der Anbindung von erzeugter Windenergie in das uumlberregionale Stromnetz besteht bei dieser Energieform grundsaumltzlich die Problematik der schwankenden Windverfuumlgbarkeit Eine Loumlsung hierfuumlr koumlnnten Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerke sein die als Spitzenlastkraftwerke nach ca 10 min ihre Maximalleistung zur Verfuumlgung stellen koumlnnen So existiert bereits in Elsfleth-Huntorf eine Anlage welche in Deutschland einmalig ist In einer Tiefe zwischen 650 und ca 800 m wurden zwei Salzkavernen mit einem Gesamtvolumen von ca 300000 m3 ausgespuumllt und das Salz uumlber Rohre in die Hunte bzw die Weser in die Nordsee geleitet In Zeiten mit einem hohen Stromangebot wie etwa bei guten Windverhaumlltnissen wird Luft mit einem Druck von 50 bis 70 bar in die Kavernen gepumpt In Zeiten mit einer hohen Stromnachfrage wird dann die komprimierte Luft aus den Gesteins-kammern in die Brennkammer einer Gasturbine gepresst in der sie wie ein Verdichter funktioniert und somit fuumlr etwa zwei Drittel der Kraftwerksenergie sorgt Gleichzeitig wird uumlber eine Leitung das Erdgas zugefuumlhrt und verbrannt so dass uumlber einen Generator elektrische Energie erzeugt wird470

Insgesamt ist eine qualitative und quantitative Erweiterung dieser Option angebracht d h eine Modernisierung des bestehenden Kraftwerkes sowie der Bau neuer Anlagen So ist mit Hilfe der Waumlrmeruumlckgewinnung eine deutliche Reduktion des Gasverbrauches moumlglich was sich jedoch erst bei einer haumlufigeren und laumlngeren Nutzung des Kraftwerkes amortisiert Daruumlber hinaus wird gegenwaumlrtig an einer Technologie gearbeitet die gaumlnzlich ohne fossile Brennstoffe auskommt und vermutlich in etwa fuumlnf bis zehn Jahren demonstrationsreif ist Auch aus geologischer und geografischer Sicht ist die Kombination dieser Kraftwerksgeneration und Windenergieanlagen realistisch da sich Salzkavernen haumlufig in windreichen Gebieten an der Kuumlste befinden Die Gegend um Huntorf besitzt stabile unterirdische Houmlhlen welche auch zur

469 Eigene Berechnungen und modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 130470 Vgl WIKIPEDIA (o Jd)

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Speicherung von Erdgas verwendet werden Im Rahmen einer moumlglichen Umstellung auf die erwaumlhnte Zukunftstechnologie ist eine Konversion dieser bisherigen Erdgaslager als Druckluft-speicher denkbar471 Weitere Speichermoumlglichkeiten existieren in den Salzstrukturen in Seefeld und Dedesdorf wobei die letztere Ortschaft im Landkreis Cuxhaven liegt und somit eine Weserquerung erfordern wuumlrde Ein weiteres tiefliegendes Salzlager befindet sich bei Jaderberg sowie eine Oumllkaverne in Nordenham-Blexen welche sich alternativ ggf auch als Druckluftspei-cher eignen472

AtomausstiegEine weitere Facette dieses Szenarios eroumlffnet sich bei Einbeziehung des Endes der atomaren Energiegewinnung was konkret fuumlr das Kernkraftwerk in Esensham ein geplantes Betriebsende im Jahr 2011 bedeutet473 Ein Wegfall dieser Kraftwerkskapazitaumlt heiszligt nicht zwangslaumlufig dass eine alternative Art der Energieerzeugung an gleicher Stelle erfolgen muss Dennoch ist zu uumlberlegen welche weiteren Optionen uumlber die Windenergie hinaus denkbar sind da auch an anderen Orten die wegfallende atomare Kraftwerksleistung zu ersetzen ist Im Fall des o g Kernkraftwerkes sind bspw vier Gaskraftwerke notwendig welche jeweils eine Leistung besitzen die mit der bestehenden Anlage in Elsfleth zu vergleichen ist

Zur Versorgung dieser Energiesysteme mit Brennstoffen ist eine Anbindung an die vor-handenen Gasfernleitungen notwendig wobei es sich vermutlich nur um wenige und kurze Strecken handeln duumlrfte So sind alle groumlszligeren Staumldte sowie die Randgemeinden Butjadingen und Jade welche fuumlr einen dezentralen Kraftwerksneubau in Frage kommen in dieser Hinsicht schon erschlossen Letztendlich sind auch diese Kraftwerkstypen einigen Restriktionen ausgesetzt da Erdgas als fossiler Energietraumlger begrenzt vorhanden ist Des Weiteren ist langfristig mit einem Preisanstieg zu rechnen da neben der Reduktion des Angebotes eine weitere Erhoumlhung der Nachfrage wahrscheinlich ist was auf einem starken Wirtschaftswachstum von groszligen Volkswirtschaften basiert wie etwa China Dies wirft die Frage nach weiteren Handlungsoptionen auf was hauptsaumlchlich die erneuerbaren Energietraumlger betrifft

BiomasseanlagenEine Handlungsoption ist die Energiegewinnung aus Biomasse wofuumlr die weitgehend agrarwirtschaftlich gepraumlgte Struktur des Landkreises grundsaumltzlich eine Perspektive bietet474

Bisher existiert nur eine Biogasanlage in Elsfleth mit einer Kapazitaumlt von unter 1 MW fuumlr die z Z ein Antragsverfahren zur Erweiterung bei der zustaumlndigen Behoumlrde anhaumlngig ist Weitere Anlagen aufgrund von Einzelantraumlgen undoder im Rahmen von staumldtebaurechtlichen Planungen liegen momentan nicht vor bzw sind auch nicht angezeigt475 Gegenwaumlrtig wird in Niedersachsen ca ein Prozent des Primaumlrenergieverbrauches aus bioenergetischen Quellen gedeckt Das Ziel der Europaumlischen Union diesen Anteil bis zum Jahr 2010 auf 8 zu steigern wird auch von der niedersaumlchsischen Politik unterstuumltzt476 So ist die Landesregierung bestrebt die Anzahl der Biogasanlagen von derzeit 280 spaumltestens im Jahr 2007 auf 1000 zu erhoumlhen477

Uumlber die Realisierbarkeit des Anteils an Bioenergie in der Wesermarsch liegen keine Analysen

471 Vgl DIE ZEIT (2005) 32472 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122473 Vgl BEI (2004) 20474 Biomasseanlagen zaumlhlen nicht zu den zwoumllf thematisierten Nutzungsarten weil ihnen weitgehend die raumlumliche

und naturschutzfachliche Relevanz fehlt wie es bspw bei Windkraftanlagen der Fall ist Sie werden daher bei derModellapplikation nicht beruumlcksichtigt Siehe Abschnitt 31

475 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2005)476 Vgl NMU (o Jb)477 Vgl OumlKO-NEWS (2005)

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vor so dass sich die folgende Abschaumltzung auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen stuumltzt Als Bioenergietraumlger eignen sich grundsaumltzlich Waldholz Landschaftspflegeholz Saumlgereste Recyclingholz Guumllle bzw Mist und Energiepflanzen wie bspw Mais Hanf und Raps478 Hier deuten sich schon die praktischen Grenzen dieser Energiequelle an da der Landkreis mit einem Anteil von lediglich 09 bzw 707 ha Flaumlche zu den waldaumlrmsten Gebieten Niedersachsens zaumlhlt479 Auch das Aufkommen aus den anderen genannten Holztypen duumlrfte u a aufgrund der fehlenden Betriebe in der holzverarbeitenden Branche eher gering sein so dass der Errichtung von Holzkraftwerken insgesamt die Basis fehlt

Etwas besser ist die natuumlrliche Grundlage fuumlr die Gewinnung von Energie aus Guumllle bzw Mist wenn als Orientierungsgroumlszlige der Bestand an Nutztieren genommen wird Die Weser-marsch hat aufgrund der Bodenverhaumlltnisse sehr gute Moumlglichkeiten fuumlr den landwirtschaftli-chen Futterbau (was gleichzeitig die Ungeeignetheit fuumlr andere Agrarprodukte bedeutet) und sich in einem durchschnittlich hohen Rinderbestand von ca 140 Tieren pro Betrieb (bei ca 1200 Betrieben insgesamt) widerspiegelt Die absolute Anzahl an Rindern wird aktuell auf ca 180000 geschaumltzt was verglichen mit den anderen Landkreisen im oberen Bereich liegt Dagegen liegen die Schweine- und Gefluumlgelbestaumlnde am unteren Ende der Skala so dass sich daraus kaum ein nennenswertes Potenzial an tier-organischen Substanzen ergibt480 Hier wird realistischerweise mit einem Mindestanteil von 10 (18000 Rinder) bezogen auf das technisch realisierbare Potenzial gerechnet was bestimmte Beschraumlnkungen beruumlcksichtigt wie etwa eine geringe Umruumlstungsbereitschaft seitens der Agrarbetriebe Daruumlber hinaus wird in diesem Prozentsatz dem Umstand Rechnung getragen dass in der folgenden Abschaumltzung mit Groszligvieheinheiten gearbeitet wird was die absolute Zahl verringert Dabei entspricht eine Groszligvieheinheit in etwa einem ausgewachsenem Rind fuumlnf Kaumllbern sechs Mastschweinen oder 250 Huumlhnern und produziert ca 15 m3 Biogas taumlglich481 Fuumlr die Abschaumltzung wird von folgenden typischen Beispielanlagen ausgegangen welche fuumlr die Ermittlung der Summe an elektrischer Nennleis-tung fuumlr den Landkreis dienen (Darst 31)

Spezifikation Beispielanlage klein Beispielanlage groszligTierbesatz Ca 150 Groszligvieheinheiten 650 Mastschweine

90000 MasthaumlhnchenNachwachsende Rohstoffe Silomais Grassilage Silomais

Weitere Kosubstrate Rasenschnitt Baumlckerhefe Staumlrkeabfaumllle Mayonnaise Fruchtsaft Weizenbrot

Elektrische Nennleistung (kW) 40 550

Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas482

Die Ermittlung des bioenergetischen Potenzials ist auf diese vereinfachte Weise nur als grobe Orientierungsgroumlszlige zu verstehen um eine Vorstellung uumlber die Substitutionsmoumlglichkeiten dieses Energietraumlgers gegenuumlber den konventionellen Kraftwerken zu gewinnen Die maximale Gesamtkapazitaumlt von 20900 kW (209 MW) macht deutlich dass selbst bei einer Verzehnfachung

478 Vgl BEN (o J)479 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 119480 Vgl NIW (2004) 42-45481 Vgl ENERGIEAGENTUR NRW (o J)482 Modifiziert nach SCHATTAUERWEILAND (2005a) 229231

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dieses Wertes noch nicht einmal die Leistung des bestehenden Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerkes in Elsfleth-Huntorf (290 MW) ersetzt werden kann (Darst 32)

Spezifikation Beispielanlage klein bei 18000 Groszligvieheinheiten

Beispielanlage groszlig bei 18000 Groszligvieheinheiten

s o 650 Mastschweine ograve 108 Groszligvieheinheiten

Umrechnung inGroszligvieheinheiten

s o 90000 Masthuumlhner ograve360 Groszligvieheinheiten

Groszligvieheinheitenpro Betrieb

150 468

Anzahl der Betriebe(18000 150 bzw 468)

120 38

Elektrische Nennleistung(kW) pro Betrieb

40 550

Summe elektrische Nennleis-tung (kW) fuumlr den Landkreis

4800 20900

Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch483

Die Erschlieszligung weiterer Bioenergietraumlger wie bspw organische Haushaltsabfaumllle oder Klaumlrgase ist zu pruumlfen wobei sie vermutlich nur einen bescheidenen Beitrag fuumlr die Gesamtka-pazitaumlt leisten koumlnnen Auch ist es fraglich ob die Errichtung von Biogasanlagen mit einer groumlszligeren Leistung sinnvoll ist da die Menge an verfuumlgbarer Biomasse immer noch als Engpassfaktor wirkt Gegen eine Strategie der groszligen Anlagen koumlnnte auch sprechen dass auf diese Weise mehr Transporte an Biomasse von entfernten Agrarbetrieben noumltig sind um die Auslastung der Kraftwerke zu gewaumlhrleisten Dies wuumlrde aufgrund der zusaumltzlichen Geruchsbe-lastung moumlglicherweise die Akzeptanz in der Bevoumllkerung fuumlr diese Energieform verringern und insgesamt den dezentralen Charakter i S einer autarken Energieversorgung zumindest mindern

Zuruumlckhaltend sind auch die Moumlglichkeiten der Nutzung von Energiepflanzen zu bewer-ten weil weite Teile der Region fuumlr den Futteranbau verwendet werden und somit eine alternative Nutzung kaum in Betracht kommt Im groszligen Stil wuumlrde eine solche Konversion der Ackerflaumlchen den Ruumlckgang der Rinderhaltung bedeuten was allenfalls langfristig im Rahmen des Abbaus der Agrarsubventionen denkbar ist Als Energiepflanzen wuumlrden sich aufgrund der spezifischen Eigenschaften des Marschbodens im Landkreis hauptsaumlchlich Graumlser anbieten wie etwa das Weidelgras welche als Zusatzstoffe ohnehin dem Umwandlungsprozess hinzugefuumlgt werden muumlssen484 Der Anbau und die Nutzung von Grassilage fuumlr die Energieerzeugung sindinsgesamt unproblematisch und pro Jahr sind drei bis fuumlnf Ernten moumlglich Die tatsaumlchlich verwertbare Menge an bioenergetischer Masse ist dabei abhaumlngig von Faktoren wie z B Bodenqualitaumlt Klimabedingungen Pflanzenart und -sorte Reifegrad zum Erntezeitpunkt sowie Art der Konservierung und Lagerung Ein weiterer Vorteil von Gras ist die drei- bis vierfach houmlhere Biogasausbeute (m3t Frischmasse) im Vergleich zu Rinderguumllle bzw Rindermist485 Auf eine Abschaumltzung hinsichtlich des bioenergetischen Potenzials wird verzichtet da aufgrund der

483 Eigene Darstellung484 Vgl CMA (o J) vgl CONERT (2000) 392485 Vgl SCHATTAUERWEILAND (2005b) 8995

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Komplexitaumlt der dargestellten Einflussgroumlszligen eine tiefergehende Analyse notwendig ist welche weit uumlber den Rahmen dieser Arbeit gehen wuumlrde

Wasserkraft- Erdwaumlrme- und FotovoltaikanlagenDie anderen Formen der regenerativen Energiegewinnung wie etwa Wasserkraft Erdwaumlrme und Fotovoltaik kommen nicht oder nur sehr eingeschraumlnkt in Betracht Fuumlr den Bau von Wasserkraftanlagen sind die hydrogeologischen Bedingungen in der Wesermarsch grundsaumltz-lich ungeeignet da es den vorhandenen Fluumlssen aufgrund des fehlenden natuumlrlichen Gefaumllles am noumltigen Wasserdruck mangelt Das bedeutet jedoch nicht dass diese Option voumlllig unrealistisch ist wie das geplante Wasserkraftwerk in Bremen-Hemelingen zeigt Voraussichtlich im Jahr 2007 wird an der Weser neben einem bestehenden Wehr ein Laufwasserkraftwerk in Betrieb gehen das mit einer Leistung von 10 MW den durchschnittlichen Jahresbedarf von etwa 12000 Haushalten abdecken kann486 Es lohnt sich moumlglicherweise weitere Standorte an der Weser zu pruumlfen wobei vermutlich nicht mehr als drei Kraftwerke realistisch sind In der weiteren Betrachtung dieser Szenariovariante wird daher in der Modellapplikation von der Realisierung dieser Eingriffsart ausgegangen

Dagegen gibt es kein Potenzial fuumlr Erdwaumlrmeanlagen da sich die Beschaffenheit des Marschbodens nicht fuumlr eine Erschlieszligung mit der bestehenden Technik eignet Auch die Erdtemperatur von 70 bis 100 degC im noumlrdlichen Teil der Wesermarsch (in 2000 m Tiefe) liegt im mittleren Bereich der Skala und spricht nicht fuumlr eine ertragreiche Realisierung dieser Eingriffs-form487 Schlieszliglich gibt es theoretisch die Moumlglichkeit der fotovoltaischen Energiegewinnung welche in diesem Fall jedoch praktisch keine nennenswerte Rolle spielt So sind die Bedingun-gen der Sonnenstrahlung mit einer mittleren Jahressumme von unter 1000 kWhm2 im gesamten nordwestlichen Niedersachsen besonders schlecht was die Wirtschaftlichkeit dieses Energiesystems erheblich reduziert488 Im Rahmen einer Abwaumlgungsentscheidung wuumlrden die oumlkologischen Vorzuumlge dieses Nutzungsinteresses durch eine Installation auf groszligen Freiflaumlchen die damit verbundenen naturschutzfachlichen Beeintraumlchtigungen nicht aufwiegen Allenfalls ein verstaumlrkter Ausbau von gebaumludeintegrierten Fotovoltaikanlagen ist zu uumlberlegen wobei lediglich 45 des Landkreises Siedlungs- und Gewerbeflaumlchen darstellen489 Dies entspricht ca 37 km2 was sich auf den absoluten Wert der Gesamtflaumlche von 82196 km2 bezieht Realisti-scherweise wird geschaumltzt dass von den 37 km2 nur 10 fuumlr die Errichtung von Solaranlagen in Frage kommen Gemaumlszlig der Faustregel dass fuumlr ein Megawatt installierter Leistung etwa ein Hektar Flaumlche notwendig ist waumlre in diesem Fall ein Potenzial von 370 MW vorhanden

622 Verkehrsinfrastruktur

VerkehrswachstumDieses Szenario basiert auf einer weitergehenden verkehrlichen Erschlieszligung um die unguumlnstige geographische Lage des Landkreises zu kompensieren Eine gute Transportinfra-struktur wird als notwendige aber nicht hinreichende Bedingung fuumlr die Foumlrderung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik gesehen So erachtet auch die zustaumlndige Raumplanungsbe-houmlrde die Moumlglichkeiten zur Guumlter- und Personenbefoumlrderung als wichtigen Baustein fuumlr die Gesamtentwicklung des Landkreises Gleichzeitig wird jedoch auch konstatiert dass die

486 Vgl GREENPEACE ENERGY (2004) vgl PLANET ENERGY (o J)487 Vgl JUNG (2004)488 Vgl DWD (o J)489 Vgl NLS (o Jb)

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Wesermarsch wie auch die Kuumlstenregion insgesamt aufgrund des Verkehrsanstiegs durch den Jade-Weser-Port infrastrukturell uumlberfordert waumlre490 Diese Einschaumltzung fuumlr den Teilraum erscheint plausibel wenn von einem allgemeinen Anstieg der Verkehrsleistung ausgegangen wird der fuumlr das Jahr 2015 als Prognosekorridor wiedergegeben ist (Darst 33)

Untersuchungsbereich Verkehrsleistungim Jahr 1997

Verkehrsleistungim Jahr 2015

Personenverkehr (Mrd PKM) 942 1055 bis 1157Guumlterverkehr (Mrd TKM) 371 608Kohlendioxid-Emissionen (Mio t) 1727 1538 bis 1847

Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland491

Dieses Verkehrswachstum korrespondiert auch mit der Entwicklung bei den Containerum-schlagkapazitaumlten in den deutschen Seehaumlfen fuumlr die in den naumlchsten zehn Jahren eine Verdopplung vorhergesagt wird492 Dies waumlre Segen und Fluch zugleich Der Jade-Weser-Port wuumlrde sicherlich mit einem erheblichen Anteil an dieser Entwicklung partizipieren was wiederum zusaumltzliche wirtschaftliche Impulse fuumlr die gesamte Nordwest-Region bedeuten wuumlrde Die Distribution der Warenstroumlme ins Hinterland wuumlrde zu einem verstaumlrkten Ver-kehrsaufkommen fuumlhren was vermutlich uumlber die Straszlige abgewickelt wuumlrde und mit den bekannten negativen Begleiterscheinungen verbunden waumlre wie etwa der Emission von klimaschaumldlichen Stoffen

FernstraszligenDas Anwachsen der Verkehrsstroumlme wuumlrde sich vermutlich auch auf die Bundesstraszligen 211 212 und 437 im Landkreis auswirken wobei letztere als Verbindung des Jade-Weser-Ports uumlber die Achse Varel-Schwei-Wesertunnel besonders stark betroffen waumlre Auch vor diesem Hintergrund ist die geplante Bundesautobahn 22Kuumlstenautobahn zu sehen die uumlber eine Laumlnge von ca 116 km eine Verbindung zwischen den Bundesautobahnen 23 (bei Gluumlckstadt) und 28 (bei Westerstede) schaffen soll (Darst 34) Der genaue Verlauf der Trasse wird im Raumordnungsver-fahren unter Beruumlcksichtigung von verkehrlichen oumlkologischen und wirtschaftlichen Aspekten bestimmt493 Den Suumldkorridor (rote Linie) befuumlrworten neben dem Landkreis Wesermarsch zahlreiche andere Gebietskoumlrperschaften und Handelskammern in der Nordwest-Region494 Die Festlegung der exakten Linienfuumlhrung wird raumordnerisch vermutlich erst im Jahr 2008 abgeschlossen sein mit einer Fertigstellung wird erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts gerechnet495

490 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133491 Modifiziert nach BVUIFOITPPCG (2001) IV492 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7493 Vgl NLSV (o Ja)494 Vgl IHKB (2004) 1495 Vgl DIE WELT (2005a)

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Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn496

Fuumlr die Wesermarsch ist die Kuumlstenautobahn welche seit Jahrzehnten geplant wird das groumlszligte Projekt im Bereich Fernstraszlige Wie oben erlaumlutert befuumlrworten die lokalen Wirtschaftsverbaumlnde das Vorhaben Widerstand gibt es von Gruppen wie z B der Buumlrgerinitiative Jade-Weser gegen die A 22 Das Projekt wird abgelehnt weil die von der geplanten Bundesautobahn betroffenen Gemeinden entweder zukuumlnftig verkehrlich nicht besser erschlossen werden oder gegenwaumlrtig schon optimal an das Verkehrsnetz angebunden sind Des Weiteren verlaumluft die Strecke durch wertvolle Moorgebiete und Feuchtgruumlnlandbereiche in den Flussniederungen von Jade Weser und Elbe was auch eine Kollision mit den Vorgaben des Schutzgebietssystems Natura 2000bedeuten koumlnnte Schlieszliglich waumlren die reinen Baukosten von uumlber 2 Mrd euro (inklusive der Elbquerung) eine zusaumltzliche Belastung fuumlr die permanent angespannten oumlffentlichen Haushalte was auch durch eine moumlgliche Einbeziehung von Mauteinnahmen aufgrund der angenommenen geringen verkehrlichen Auslastung nicht aufgefangen werden koumlnnte497

Die Linienfuumlhrung der A 22 uumlber den Wesertunnel ist aus verkehrlichen Gruumlnden sinnvoll moumlglicherweise jedoch aus anderen Gruumlnden problematisch Aumlhnlich wie der Hamburger Elbtunnel koumlnnte sich diese Unterfuumlhrung langfristig als infrastrukturelles Nadeloumlhr erweisen was eine Ausweitung der Kapazitaumlten erfordern wuumlrde498 Diese Situation liegt im Fall des Wesertunnels jedoch (noch) nicht vor was sich in Hinblick auf die Kuumlstenautobahn aumlndern koumlnnte So zeigt die amtliche Statistik selbst im Urlaubsverkehr sbquonurrsquo eine Durchfahrt von 14000 Fahrzeugen taumlglich obwohl mittelfristig ein Wert von 20800 prognostiziert wurde Gleichzeitig

496 NLSV (o Ja)497 Vgl BJW (o J)498 Vgl DIE WELT (2005b)

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ist der Verlust von mindestens 70 Arbeitsplaumltzen auf den Weserfaumlhren zu verzeichnen die Generierung neuer Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auf beiden Seiten des Flusses ist dagegen nicht zu belegen499

Uumlber die Nutzung fuumlr den motorisierten Personenverkehr hinaus sind jedoch positive wirtschaftspolitische Effekte in Form einer verbesserten verkehrlichen Anbindung der Industriebetriebe entlang der Unterweser zu erwarten wie etwa im Fall des Airbus-Werkes in Nordenham Oumlkonomische Chancen koumlnnten sich langfristig auch aufgrund der Produktion des neuen Groszligraum-Passagierflugzeuges A380 ergeben wenn durch die verbesserte Straszligeninfra-struktur der Standortvorteil der norddeutschen Airbus-Betriebe insgesamt gestaumlrkt wird500 Auch die Seehafenregion Weser koumlnnte aus dieser Perspektive profitieren was in der Summe die Neuschaffung von ca 29000 Arbeitsplaumltzen bedeutet von denen ein Teil auf die Hafenstaumldte Nordenham und Brake entfallen wuumlrde501

Weitere Maszlignahmen zur Erweiterung des Straszligennetzes in der Dimension der Kuumlstenau-tobahn sind nicht vorgesehen bzw weitgehend schon abgeschlossen Sie beschraumlnken sich im Wesentlichen auf den Bau von Ortsumgehungen und auf eine verbesserte Anbindung von Staumldten an bestehende Bundesstraszligen Konkret betraf das die Bundesstraszlige 211 welche ab Oldenbrok-Mitteldorf nach Nordwesten bis zum Stadtzentrum von Brake fuumlhrt Fuumlr die Bundesstraszlige 437 wurde im Zusammenhang mit dem Bau des Wesertunnels eine Ortsumge-hung geschaffen damit eine zuumlgige Abwicklung des Verkehrs auf dieser Achse ermoumlglicht wird Schlieszliglich ist fuumlr die Bundesstraszlige 212 eine verbesserte Trassierung geplant um Brake und Nordenham bis zum Guumlterverkehrszentrum in Bremen-Niederviehland anzubinden502 Daruumlber hinausgehende Straszligenbauprojekte sind fuumlr die Wesermarsch nicht empfehlenswert da die geringe Dichte in den Siedlungs- und Gewerbegebieten abseits des oumlstlichen Weserufers hierfuumlr keine ausreichende Basis liefert Auch zukuumlnftig ist nicht mit einer anderen Entwicklung zu rechnen da der generelle Bevoumllkerungsruumlckgang vermutlich auch dieses Gebiet betrifft und eine Ansiedlung von produzierenden (und damit transportaffinen) Industrien nicht zu erwarten ist

EisenbahntrassenVor dem Hintergrund des angenommenen Verkehrswachstums durch den Jade-Weser-Port gewinnt besonders der Ausbau der Schienenwege an Bedeutung da eine ausschlieszligliche Abwicklung uumlber das Straszligennetz aus oumlkologischen Gruumlnden nicht zu befuumlrworten ist Auch die Regionalplanung sieht den Nordwest-Raum einer langfristigen verkehrsinfrastrukturellen Uumlberlastung ausgesetzt ohne allerdings i S einer Loumlsungsperspektive eine substanzielle Erweiterung des Eisenbahnnetzes in Erwaumlgung zu ziehen503 So konzentrieren sich die Maszlignahmen bei diesem Verkehrstraumlger auf die Verbesserung der Personenbefoumlrderung auf der Nord-Suumld-Achse Das betrifft die Beseitigung von Langsamfahrstellen welche durch die schlechten Baugrundverhaumlltnisse der Moor- und Marschboumlden entstanden sind In Kombination mit einem Sanierungsbedarf auf diesen Strecken fuumlhrt dies in der Konsequenz zu langen Fahrzeiten Eine Qualitaumltssteigerung wird insgesamt angestrebt indem etwa die betriebsbe-dingten Verspaumltungen oder lange Uumlbergangszeiten zwischen den Bahnen reduziert werden504

Die Rolle des Schienenverkehrs wird seitens der Raumplanung zwar nicht voumlllig verkannt von einer offensiven Herangehensweise kann jedoch genauso wenig gesprochen werden Dies

499 Vgl VCD (2005a)500 Vgl SOMMER (2003)501 Vgl PCG (2003b) 23502 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 146f vgl NLSV (o Jb)503 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133504 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 142-144

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wird durch die Vorgaben der Landes-Raumordnung als uumlbergeordnete Instanz deutlich welche sich u a fuumlr eine teilweise Verlagerung der Verkehrsmenge von der Straszlige auf die Schiene ausspricht Dementsprechend verlaufen die Entwicklungen auf regionaler Ebene in unterschied-lichen Richtungen wie im Folgenden zu erkennen ist So sind seit mehreren Jahrzehnten einige Streckenverbindungen aufgeloumlst und Bahnhoumlfe bzw Haltepunkte werden nicht mehr angefahren Ein weiterer sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo wird abgelehnt und im Fall einer Streckenstill-legung besteht das Ziel eine Uumlberplanung zu vermeiden um ggf eine Streckenreaktivierung zu ermoumlglichen So wird angestrebt den Schienenpersonennahverkehr verstaumlrkt an die staumldtebau-liche Entwicklung zu orientieren um eine houmlhere Streckenfrequentierung dieser Verkehrssyste-me zu erreichen Insgesamt sieht die Regionalplanung kaum eigene Regelungsmoumlglichkeiten zum Ausbau dieses Transportsystems da die Zustaumlndigkeit hierfuumlr bei den Verkehrsverbuumlnden in Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement des Landkreises liegt505

Uumlber die skizzierten Planungen hinaus gilt es i S eines Szenarios neue Optionen zu entwi-ckeln die im Folgenden vorgestellt werden Hauptgedanke ist die Verlegung einer Eisenbahn-trasse in Y-Form mit einer Gesamtlaumlnge von ca 30 km die quer durch den Landkreis gefuumlhrt wird Im Westen wird der eine Ast von Varel gefuumlhrt (der in Hohenberge bereits ein Anschluss-gleis an ein Gewerbegebiet besitzt) der andere Ast beginnt in Jaderberg (das an die Trasse in Nord-Suumld-Verbindung zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven angebunden ist) Die beiden Teiltrassen wuumlrden sich in Suumlderschweiburg treffen und von dort uumlber Schwei gehen (jeweils mit Bahnhoumlfen bzw Haltestellen) und dann nach Rodenkirchen fuumlhren Aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine solche Linienfuumlhrung vermutlich weitgehend unproblematisch lediglich an einigen Stellen in den Gemeinden Jade und Stadland waumlren oumlkologisch sensible Areale betroffen

Weitergehend auf der bestehenden Nord-Suumld-Verbindung wuumlrde ab Kleinensiel eine zu-saumltzliche Tunnelroumlhre fuumlr die Eisenbahntrasse errichtet und schlieszliglich auf der oumlstlichen Weserseite uumlber Loxstedt an das existierende Gleis angeschlossen Ziel dieses Konzeptes ist es zunaumlchst die Bahn fuumlr die Personenbefoumlrderung allgemein attraktiver zu gestalten indem ohne Umsteigen auf andere Verkehrsmittel eine Querung der Wesermarsch ermoumlglicht wird Daruumlber hinaus wuumlrde diese Verbindung das befuumlrchtete bzw erhoffte Verkehrsaufkommen durch den Jade-Weser-Port bewaumlltigen koumlnnen Dabei wird die Bahn in einem starken Konkurrenzverhaumllt-nis zur Kuumlstenautobahn stehen da die Strecken praktisch parallel gefuumlhrt werden Es gilt daher diesen Verkehrsweg so attraktiv zu gestalten so dass aus betriebswirtschaftlichem Kalkuumll heraus die Schiene gegenuumlber der Straszlige bevorzugt wird Um zwischen den Haumlfen Jade-Weser-Port und Bremerhaven eine optimale logistische Bruumlcke zu schaffen muumlssen die Fahrtzeiten kurz und die Taktung moumlglichst dicht sein Im Rahmen dieses Vorhabens kann es notwendig sein die Strecke zwischen Rodenkirchen und Kleinensiel zweigleisig auszubauen um bei der Guumlterbefoumlrderung einen Engpass zu vermeiden der auf dieser relativ stark befahrenen Linie auftreten kann Ob ein genereller Ausbau um ein zweites Gleis fuumlr die gesamte Nord-Suumld-Trasse gerechtfertigt ist laumlsst sich auf diese Weise jedoch nicht beantworten

505 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 143-145

140

Jade-Weser-KanalDer Gedanke einer starken Querachse durch den Landkreis kann weitergedacht bedeuten dass moumlglicherweise ein Schifffahrtskanal mit einer Laumlnge von 12 bis 23 km zwischen den beiden Hafen-Standorten der Region durch die Gemeinde Butjadingen und die Stadt Nordenham langfristig eine Perspektive besitzt Der Grundgedanke dieses Konzeptes ist die Anbindung des Jade-Weser-Ports an das deutsche Binnenwasserstraszligennetz (Darst 35) Diese Idee wurde bereits in einer Machbarkeits-studie aus dem Jahr 1999 aufgegriffen In der gegenwaumlrtigen oumlffentlichen Diskussion spielt dieses Vorhaben jedoch nur eine geringe Rolle und wird hauptsaumlchlich von Buumlrgerinitiativen thematisiert die sich dagegen aussprechen

Darst 35 Moumlgliche Trassen desJade-Weser-Kanals506

Die Kritik gegen dieses Vorhaben ist u a oumlkologisch motiviert da die Trassen 4 und 5 durch ein Naturschutzgebiet (Nationalpark bdquoSchwimmendes Moorldquo) verlaufen Auch finden sich oumlkonomische Gruumlnde Neben den Herstellungskosten die zwischen ca 50 und 250 Mio euro liegen sind jaumlhrliche Unterhaltungskosten von 2 bis 10 Mio euro zu erwarten Demgegenuumlber steht ein nicht exakt zu beziffernder verkehrlicher und wirtschaftlicher Nutzen so dass auch von Seiten der Raumplanung und Politik (bisher) keine Notwendigkeit fuumlr diesen Kanal gesehen wird507

Dagegen kommt eine Untersuchung der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest zu dem Ergebnis dass ein solches Projekt tendenziell eine hohe Gesamtwirtschaftlichkeit aufweist Grundlage dafuumlr ist ein angenommenes Verkehrswachstum und damit die Erforderlichkeit einer Staumlrkung der Hinterlandverbindungen fuumlr die Seehaumlfen Auf einer uumlbergeordneten Ebene soll der Jade-Weser-Kanal Bestandteil des transeuropaumlischen Verkehrsnetzes werden und insgesamt der Nordwest-Region einen besseren Zugang zum europaumlischen Binnenmarkt ermoumlglichen508

Ohne auf die Argumente beider Seiten im Detail einzugehen stellt sich tatsaumlchlich die Frage ob eine solche Kanalverbindung zu befuumlrworten ist Wird die Laumlnge der moumlglichen Trassen mit der Verbindung uumlber die Nordsee verglichen ergibt sich nicht zwingend ein verkehrlicher Vorteil hinsichtlich einer schnelleren Erreichbarkeit der Haumlfen in Bremerhaven oder Nordenham und der Weser

Trotz der vorgetragenen Einwaumlnde wird im Folgenden perspektivisch von einer Realisie-rung eines Jade-Weser-Kanals ausgegangen um i S eines Szenarios die moumlglichen Auswirkun-gen zu skizzieren Die Grundlage dieses Konzeptes ist eine angenommene erhebliche Steigerung des Containerumschlages und damit eine starke Auslastung der Haumlfen in Wilhelms-haven und Bremerhaven Dabei wuumlrden die Standorte immer mehr zusammenwachsen so dass sie langfristig zu einem Groszlighafen fusionieren und somit auch in der Gemeinde Butjadingen immer mehr Flaumlchen fuumlr die Hafenwirtschaft ausgewiesen werden Diesen Gedanken greifen auch die Vertreter beider Haumlfen auf und zeigen dass die Distanz zwischen beiden Infrastruktu-

506 WSN (1999) o S507 Vgl GEGENWIND (o J)508 Vgl WSN (1999)

141

ren etwa die Dimension des Hafens in Rotterdam besitzt509 Soweit ersichtlich koumlnnte die Linienfuumlhrung so gestaltet werden dass die naturschutzfachlich relevanten Flaumlchen weitgehend unberuumlhrt bleiben Dieser Kanal wuumlrde geografisch in etwa zwischen den moumlglichen Trassen 2 und 3 liegen und auf der oumlstlichen Uferseite des Jadebusens an weitere hafentechnische Anlagen anschlieszligen koumlnnen Der genaue Verlauf der Trasse muumlsste sicherlich gegebene bauliche und natuumlrliche Einschraumlnkungen beruumlcksichtigen wie etwa bestehende Entwaumlsse-rungskanaumlle oder die Eigenschaften des Marschbodens In Bezug auf die anderen verkehrlichen Querverbindungen im Landkreis sind moumlglicherweise Entlastungseffekte zu erwarten wenn sich die Kanalstrecke als konkurrenzfaumlhig gegenuumlber der Kuumlstenautobahn oder der vorgeschlagenen Eisenbahntrasse erweist

623 Naturbelassenheit

ReferenzfallDieses Szenario basiert auf einer strikten Auslegung der bestehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bzw der Annahme einer weitergehenden oumlkologischen Sensibilitaumlt des Landkreises Ziel dieses Szenarios ist es eine Abschaumltzung uumlber die oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Folgen i S eines Referenzfalles zu generieren wenn weder das Energie- noch das Verkehrsszenario zum Tragen kommen So wird davon ausgegangen dass fuumlr die als natur-schutzwertvoll eingestuften Gebiete510 ein absolutes Verschlechterungsgebot besteht und somit auszliger-oumlkologische Projektformen vollstaumlndig ausgeschlossen sind Des Weiteren wird eine Entwicklung angenommen welche bauliche Maszlignahmen erfordert um den besonderen hydrogeologischen Bedingungen des Landkreises Rechnung zu tragen Bei dieser Perspektive handelt es sich nicht um eine naturschutzfachliche Rahmenbedingung i e S sie kann in einer erweiterten Sichtweise jedoch ebenfalls als Umgang mit Naturkraumlften in Form von Wasser- und Bodeneffekten interpretiert werden

Allerdings werden oumlkonomische Belange auch in diesem Szenario nicht voumlllig ausgeblen-det so dass sich die Frage nach den Nutzungsinteressen stellt welche in den anderen beiden Szenarien bisher nicht beruumlcksichtigt wurden Das betrifft die Projektformen Erdwaumlrmeanlagen Flughaumlfen Mineralrohstoffe und Tourismus Die ersten drei Eingriffsarten zeichnen sich durch eine grundsaumltzlich hohe Eingriffsintensitaumlt in den Naturhaushalt aus bzw kommen erst gar nicht in Betracht wie etwa im Fall der Erdwaumlrmeanlagen weil die geologischen Bedingungen hierfuumlr fehlen Somit verbleibt nur der Tourismus welcher in bestimmten abgeschwaumlchten Formen die groumlszligte Kompatibilitaumlt mit dem Referenzfall ermoumlglicht

TourismusAls eine Entwicklungslinie wird der Ausbau des Tourismus gesehen wobei es sich um eine naturkonforme Variante handelt bei der sich das Erleben von Natur und Landschaft auf eine eher passive Form reduziert Somit sind naturintensive fremdenverkehrliche Aktivitaumlten mit Sportgeraumlten ausgeschlossen wie z B Wasserskifahren Fuumlr diese Flaumlchen kommen in erster Linie die Kuumlstenzonen am Jadebusen an der Nordsee und teilweise an der Weser in Frage da diese aufgrund des Zugangs zum Wasser vermutlich das groumlszligte touristische Potenzial besitzen Allerdings zeigen sich hier schon die ersten Probleme weil vor allem am Jadebusen ein Groszligteil des Ufers als naturschutzwertvolles Gebiet eingestuft ist511 Auch die Gemeinde Butjadingen ist

509 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 5510 Siehe Abschnitt 613511 Siehe Abschnitt 613

142

von diesem Umstand besonders betroffen da hier ca 75 aller Hoteluumlbernachtungen des Landkreises erfolgen512

Aufgrund dieser Einschraumlnkungen bieten sich im Wesentlichen Bade- und Strandaktivitauml-ten an deren oumlkologische Beeintraumlchtigungen sich insgesamt besser steuern lassen als es bei den oben beschriebenen Sportaktivitaumlten moumlglich ist Weitere Formen des Tourismus wie etwa Uumlbernachtungsurlaube welche eine Fortbewegung vor Ort mit Raumldern und Pferden kombinie-ren sind ebenfalls in Erwaumlgung zu ziehen Insgesamt steht ein Tourismuskonzept im Vorder-grund welches auf Erholung und Gesundheitsfoumlrderung basiert und somit tendenziell eine geringe Eingriffsintensitaumlt fuumlr die Natur bedeutet Das Problem der Saisonabhaumlngigkeit der Tourismuswirtschaft zeigt sich auch in diesem Fall und die Erweiterung um touristische Angebote fuumlr die kalte Jahreszeit gestaltet sich schwierig So werden in den Monaten Juni bis August die meisten Besucher in der Region gezaumlhlt und das Potenzial fuumlr eine Ausweitung der Saison durch Pauschalangebote ist ebenfalls begrenzt513 Abschlieszligend muss konstatiert werden dass sich der Wirtschaftszweig Fremdenverkehr nur eingeschraumlnkt eignet um dem sich langfristig abzeichnenden Strukturwandel in der Landwirtschaft zu begegnen

Die touristische Erschlieszligung der Wesermarsch bedingt ein zusaumltzliches Verkehrsaufkom-men welches vermutlich hauptsaumlchlich durch PKWs verursacht wird Um eine zusaumltzliche Belastung der Naturflaumlchen zu vermeiden und gleichzeitig die Attraktivitaumlt der Zielgebiete zu erhoumlhen ist moumlglicherweise die Verlegung einer weiteren Eisenbahntrasse sinnvoll Diese koumlnnte von Jade moumlglichst an der Kuumlste verlaufen (parallel zur der bestehenden Kreisstraszlige 197 und den vorhandenen Landstraszligen 859 bzw 858) und somit fuumlr die Straszligenstrecke eine attraktive Konkurrenz darstellen Neben der Befoumlrderung von Feriengaumlsten dient diese Trasse auch als alternatives Verkehrsmittel fuumlr die Bewohner der betroffenen Gemeinden Zu uumlberlegen ist weiterhin ob bestimmte Areale im Landkreis ausschlieszliglich fuumlr Busse und Bahnen sowie nicht-motorisierte Verkehrsmittel freigegeben werden sollten

Kuumlsten- und HochwasserschutzWie oben angedeutet ist es denkbar dass aufgrund veraumlnderter natuumlrlicher Rahmenbedingun-gen des Landkreises in einem verstaumlrkten Umfang bauliche Maszlignahmen notwendig sind Hintergrund dieser Entwicklung ist ein anthropogen verursachter langfristiger Klimawandel dessen genaue Auswirkungen aufgrund der Unsicherheit der Prognosemodelle nicht abschaumltzbar sind Dennoch ist von einer Trendentwicklung in eine negative Richtung auszugehen weil eine klimapolitische Radikalwendung unwahrscheinlich ist Als Vergleichsgrouml-szlige fuumlr die Wesermarsch werden Daten fuumlr die Region Bremen und Bremerhaven herangezogen und auf das Jahr 2050 projiziert (jeweils Durchschnittswerte) Demnach wird mit einer Erhoumlhung der Temperatur um 27 degC gerechnet die mit einer Vergroumlszligerung der Niederschlagsmenge um 986 einhergeht Des Weiteren wird eine Zunahme der Windstaumlrke um 38 sowie eine Steigung des mittleren Meeresspiegels um 55 cm erwartet514

Unabhaumlngig von der oben angedeuteten Entwicklung ist bereits heute an der Unterweser mit houmlheren Wasserstaumlnden als fruumlher zu rechnen so dass entsprechende wasserbauliche Gegenmaszlignahmen nicht an Aktualitaumlt verlieren Die angespannte Situation der oumlffentlichen Finanzen ermoumlglichte nur Baumaszlignahmen welche durch die Extremsturmfluten in der zweiten Haumllfte des vergangenen Jahrhunderts ausgeloumlst wurden Insgesamt besteht daher z T ein groszliges Defizit in Hinblick auf den Deichausbau sowie technische Sonderbauten um zukuumlnftigen Bedrohungen zu begegnen Auch die geologischen Bedingungen des Marschbodens erfordern

512 Vgl WIRTSCHAFTSFOumlRDERUNG WESERMARSCH (2001) 1513 Vgl BAHRENBERG (2001) 28f514 Vgl SCHIRMER (2005) 54f

143

ein permanentes Handeln wie z B die Errichtung von Sielen und Schoumlpfwerken zur Gewaumlhrleis-tung der Be- und Entwaumlsserung der Region Aus naturschutzfachlicher Sicht ist insbesondere die Gewinnung von Klei fuumlr den Deichbau konflikttraumlchtig da dies nur auf wenigen Abbauflaumlchen moumlglich ist Solche Gebiete bestehen jedoch bspw aus Salzwiesen die z T wichtige Rast- und Brutvogelgebiete darstellen oder fuumlr hochwertige Pflanzengesellschaften einen Lebensraum bieten515

Diese Szenariovariante besitzt einen Ausnahmecharakter da sich alle in diesem Rahmen anfallenden Aktivitaumlten grundsaumltzlich als vorrangige Eingriffsform klassifizieren lassen Es handelt sich schlieszliglich um Schutzmaszlignahmen fuumlr Personen und Sachen so dass ihnen gegenuumlber naturschutzfachlichen Belangen Prioritaumlt eingeraumlumt werden kann516 Da sich solche Vorhaben der grundlegenden Konfliktkonstellation entziehen gehoumlren sie auch nicht zu den zwoumllf behandelten Projektformen Dementsprechend sind sie nicht Bestandteil der Modellappli-kation und wurden lediglich zur Vollstaumlndigkeit dieses Szenarios behandelt

NachhaltigkeitsdimensionenDie Besonderheit dieser Szenariovariante liegt wie beschrieben in einem weitgehenden Fehlen von Eingriffsinteressen so dass konsequenterweise die Modellapplikation im kommenden Abschnitt eine kleinere Rolle spielt Stattdessen wird an dieser Stelle eine Perspektive beschrieben welche durch die Bedingungen von weitgehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bestimmt ist Eine solche nahezu vollstaumlndige Unterschutzstellung fuumlr einen Landkreis ist zwar nicht anzunehmen kann jedoch fuumlr eine kleinere Flaumlche realistisch sein wie etwa eine Insel Diese extreme Vorstellung fuumlr die Region dient daher mehr einer plastischen Darstellung als der Annahme einer wahrscheinlichen Entwicklung Aus Gruumlnden der Uumlbersicht-lichkeit orientieren sich die folgenden Absaumltze an den drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) bzw den zwoumllf Pruumlfmerkmalen

In oumlkologischer Hinsicht koumlnnte es zu einer Veraumlnderung der Zusammensetzung von bio-logischen Lebensgemeinschaften kommen Das Fehlen von anthropogenen Einfluumlssen wirkt sich auf das Raumluber-Beute-Schema aus so dass die Groumlszlige der Population von einigen Pflanzen und Tieren einem Wandel unterworfen ist Die moumlgliche Problematik dieser Entwicklung laumlsst sich zwar so einfach nicht abschaumltzen es koumlnnte aber sein dass die Uumlberpopulation einer Art zur Gefaumlhrdung einer anderen (schuumltzenswerten) Art fuumlhrt Ein so umfassender Ausbau der Naturschutzflaumlchen koumlnnte auch i S eines Kompensationspools gesehen werden aus dem im Falle von oumlkologischen Eingriffen an anderer Stelle die Schaumlden an der Natur sbquounterm Strichrsquo begrenzt werden Dieses Prinzip wurde bspw im Fall der Airbus-Werft realisiert bei dem der Eingriff in das schutzwuumlrdige Gebiet bdquoMuumlhlenberger Lochldquo (Hamburg) u a durch die Standorte bdquoHoumlrner Auldquo (Schleswig-Holstein) kompensiert wurde517 Allerdings ist diese Option nur in einem beschraumlnkten Maszlige umsetzbar weil sbquoSchaumldigungsflaumlchersquo und sbquoEntschaumldigungsflaumlchersquo auch naturschutzfachlich kompatibel sein muumlssen Weitere oumlkologische Auswirkungen zumindest negativer Art sind nicht absehbar Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umwelt sind jedoch nicht wahrscheinlich da gerade in dieser Szenariovariante keine auszliger-oumlkologischen Einfluumlsse wie z B Windkraftanlagen zum Tragen kommen

In sozialer Hinsicht koumlnnten theoretisch positive Effekte auf die menschliche Gesundheit angenommen werden weil verkehrsbedingte Emissionen in erheblichem Maszlige wegfallen Davon profitieren jedoch hauptsaumlchlich Bewohner welche fruumlher diesen Belastungen aufgrund der Lage ihres Wohnortes zu Verkehrswegen verstaumlrkt ausgesetzt waren Auch der Einfluss auf

515 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 177-183516 Siehe Abschnitt 311517 Vgl OumlKO-INSTITUT (2004) 121

144

die Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist schwierig abzuschaumltzen da sich bereits im theoretischen Teil des Modells dieses Untersuchungsmerkmal oftmals als schwierig zuoperationalisieren herausstellte Vorstellbar ist allenfalls die vollstaumlndige Sperrung von Schutzgebietsteilen auch fuumlr oumlffentliche Verkehrsmittel und somit eine generelle Einschraumlnkung der Mobilitaumlt Auch sind einerseits negative Effekte auf die gesellschaftliche Akzeptanz denkbar weil die Bewohner persoumlnliche Einschraumlnkungen erfahren So koumlnnten Nutzungseinschraumlnkun-gen in Bezug auf die freie Verkehrsmittelwahl aufgrund der oumlkologischen Sensibilitaumlt den Anwohnern das Gefuumlhl vermitteln in einem sbquoNaturreservatrsquo zu leben Andererseits koumlnnte sich das Konfliktpotenzial auch entschaumlrfen weil der demographische Wandel langfristig die Einwohnerdichte in einigen Gebieten sinken laumlsst

In oumlkonomischer Hinsicht ist es denkbar dass tendenziell eine Konzentration auf Wirt-schaftszweige erfolgt welche auf Produktionsfaktoren aus den Bereichen Energie und Verkehr eher verzichten koumlnnen Da die Realisierung von Projektformen aus diesen Bereichen weitgehend restriktiv gehandhabt wird werden strom- und transportintensive Betriebe von dieser Szenariovariante am staumlrksten negativ betroffen sein Inwiefern diese potenziellen Auswirkungen durch verstaumlrke wirtschaftliche Impulse von Dienstleistungsunternehmen kompensiert werden koumlnnen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen Ohne diese positiven gegenlaumlufigen Effekte ist in der langen Sicht moumlglicherweise mit einer Gefaumlhrdung von Wirtschaftsstrukturen und damit auch Steuereinnahmen und Arbeitsplaumltzen zu rechnen Dagegen sind die evt neuen Beschaumlftigungsverhaumlltnisse der staatlichen Naturschutzverwaltung eher zuruumlckhaltend zu bewerten da sie quantitativ wohl kaum ins Gewicht fallen

63 Modellapplikation und Interpretation

631 Energieerzeugung

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen In Uumlbergangszonen vom Meer zum Land leben viele Vogelarten

was insbesondere in der Gemeinde Butjadigen der Fall ist Das Problem des Vogelschlages ist zwar nicht fuumlr alle Vogelarten gleichermaszligen kritisch aufgrund der insgesamt groumlszligeren Populationen in diesen Gebieten jedoch generell von Bedeu-tung518

050

Landschaftsbild Vor dem Hintergrund der touristischen Nutzung kann diese Nutzungsform von den Besuchern verstaumlrkt als visuelle Beeintraumlch-tigung empfunden werden519

075

Minimierung n v 100Risiken Die houmlhere geologische Dynamik des Marschbodens stellt u U ein 075

518 Vgl UMWELTSTATION IFFENS (o J) vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Jd)519 Siehe Abschnitt 623

145

zusaumltzliches Gefahrenpotenzial dar weil eine stabile Verankerung des Turmfuszliges langfristig beeintraumlchtigt ist520

Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen521

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Das Akzeptanzproblem koumlnnte gemindert sein da sich die

Standorte fuumlr das Projektinteresse an der Weser befinden Diese wird an vielen Stellen bereits heute wasser- und verkehrswirt-schaftlich genutzt so dass eine energiewirtschaftliche Beanspru-chung nicht so stark ins Gewicht faumlllt522

125

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Aufgrund der unguumlnstigen hydrogeologischen Bedingungen der

Region ist mit einer vergleichsweise geringen Energieausbeute zu rechnen der jedoch hohe Investitionskosten gegenuumlberstehen523

075

Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen524

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100

520 Siehe Abschnitt 613521 Eigene Darstellung522 Vgl WESERKONTOR (o J)523 Siehe Abschnitte 613 und 621524 Eigene Darstellung

146

Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen525

525 Eigene Darstellung

147

4 Dynamische Gesamtschau ndash EnergieerzeugungBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 050 100 1 075 075 1 100 100Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 1 1 100 100 1 100 100 3 100 300 1 100 100 1 100 100 2 100 200Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Eisenbahntrassen 0 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 2 100 200Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 075 225 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 14 78 7 78 4 673 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 100 3 100 300 1 125 125 3 100 300 1 100 100 2 075 150 10 48 7 81 3 422 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 1 100 100 2 100 200 17 81 7 72 3 503 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung526

526 Eigene Darstellung

148

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung

Oumlkologie Soziales OumlkonomieWindkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

78 78 67

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

WasserkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

48 81 42

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehendabzulehnen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

FreileitungenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

81 72 50

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung527

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Windkraftanlagen Wasserkraftanlagen Freileitungen Die insgesamt hohen Summenbewertungen fuumlr die ersten beiden Eingriffsarten sind fuumlr das Fallbeispiel von hoher Relevanz da diese Nutzungsformen inhaltlich in einem engen Zusammenhang stehen

Die bei den Windkraftanlagen bzgl der Nachhaltigkeitsdimension Oumlkonomie gemachte Aussage sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo erfordert ein Nachdenken uumlber Optionen welche auf eine Erhoumlhung des Summenwertes zielen Ansatzpunkte hierfuumlr waumlren bspw die Bevorzu-gung von Windparkbetreibern und mit dieser Projektform in Zusammenhang stehende Unternehmen welche aus dem Landkreis kommen Bei den Freileitungen faumlllt besonders derrelativ niedrige Summenwert bei der Nachhaltigkeitsdimensionen Oumlkonomie auf das Nachhaltigkeitskriterium Oumlkologie hat einen relativ hohen Wert und wird daher im Folgenden nicht naumlher betrachtet Fuumlr das Nachhaltigkeitskriterium Soziales liegt der Wert knapp unter der Grenze fuumlr die Klassifizierung als sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo so dass es sich lohnt hierfuumlr Optimierungspotenziale zu pruumlfen

Dabei steht die soziale und die oumlkonomische Dimension vermutlich in einer engen thema-tischen Beziehung Der Summenwert fuumlr das Soziale lieszlige sich vermutlich durch die Verwen-dung von Erdkabeln erhoumlhen da sich auf diese Weise das Protestpotenzial verringern laumlsst Dagegen spricht aufgrund der Erhoumlhung der Baukosten fuumlr diese Technologie eine Senkung des Summenwertes fuumlr das Oumlkonomische In einer Gesamtbetrachtung muumlsste jedoch beruumlcksichtigt werden dass einer solchen Kostensteigerung vermutlich kuumlrzere Genehmigungs-zeiten aufgrund der geringeren Eingriffsintensitaumlt gegenuumlberstehen Dagegen ist die Realisie-

527 Eigene Darstellung

149

rung von Wasserkraftanlagen abzulehnen da bei der oumlkologischen und oumlkonomischen Nachhaltigkeitsdimension ein sehr geringer Summenwert vorliegt Allenfalls bei der sozialenDimension gibt es mit der Aussage sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo ein eindeutiges Votum fuumlr diese Eingriffsform

632 Verkehrsinfrastruktur

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima Das hohe Verkehrswachstums wird zu einem erheblichen Teil von

LKWs verursacht welche fuumlr den Groszligteil der straszligenbedingten Emissionen verantwortlich sind528

050

TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Kuumlstenautobahn wird teilweise privat finanziert wobei dieser

Betrag lediglich ein Drittel der Planungskosten ausmacht529125

Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen530

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen fuumlhrt lediglich geringfuumlgig zu einer Erhoumlhung dervisuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung Eine separate landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet jedoch nicht statt531

075

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100

528 Siehe Abschnitt 622529 Vgl DIE WELT (2005a)530 Eigene Darstellung531 Siehe Abschnitte 613 und 622

150

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Daruumlber hinaus ist die Verlegung einer zweiten Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr mit weiteren Kosten verbunden532

050

Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen533

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlleAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden Auch in diesem Fall haben die besonderen Eigenschaften des Marschbodens Einfluss auf das Projektinteresse Aufgrund der moumlglicherweise zusaumltzlichen Be- und Entwaumlsserungsmaszlignahmen sind auch Boumlden in der Nachbarschaft des Schifffahrtskanals betroffen die nicht durch den eigentlichen Bodenaushub beeintraumlchtigt sind534

050

Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die meisten Varianten eines Schifffahrtskanals verursachen

erhebliche Kosten im Bau was in der Problematik des Marschbo-dens begruumlndet ist Der verkehrliche und volkswirtschaftliche Nutzen ist dagegen verhaumlltnismaumlszligig gering535

050

Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle536

532 Siehe Abschnitte 613 und 622533 Eigene Darstellung534 Siehe Abschnitt 622535 Siehe Abschnitt 622536 Eigene Darstellung

151

4 Dynamische Gesamtschau ndash VerkehrsinfrastrukturBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 1 1 100 100 2 100 200 1 050 050 1 100 100 2 100 200 3 100 300Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 075 150 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 1 1 050 050 2 100 200 2 100 200 1 100 100 2 100 200 3 100 300Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 1 100 100 2 100 200 2 100 200 1 100 100 1 125 125 12 55 5 56 2 382 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 15 69 7 78 2 331 100 100 2 100 200 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 050 100 12 55 6 67 2 332 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur537

537 Eigene Darstellung

152

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur

Oumlkologie Soziales OumlkonomieFernstraszligenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 56 38

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

EisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

69 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

SchifffahrtskanaumlleSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 67 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur538

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Eisenbahntrassen Schifffahrtskanaumlle Fernstraszligen Auffaumlllig ist bei allen dreiEingriffsformen dass die oumlkonomische Dimension besonders schlecht abschneidet da nur knapp ein Drittel der theoretisch moumlglichen Summenbewertung erreicht wird Eine grundsaumltzli-che Idee zur Verbesserung dieser Situation koumlnnte die staumlrkere finanzielle Beteiligung der Nutzer der Fernstraszligen sein Im Rahmen einer privatwirtschaftlichen Betriebsfuumlhrung koumlnnte die Betreibergesellschaft uumlber die Erhebung einer Maut die Einnahmenseite solcher Eingriffsformen verbessern

In Hinblick auf das Projektinteresse Fernstraszligen ist trotz der erheblichen Defizite bei allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen in Form der niedrigen Summenwerte von einer Realisierung auszugehen da konkret das Vorhaben Kuumlstenautobahn weit gediegen ist und nicht mit einer grundsaumltzlichen Ablehnung im weiteren Planungsprozess zu rechnen ist Allenfalls sind Aumlnderungen im Detail denkbar bspw was die genaue Linienfuumlhrung betrifft Von daher kann es nur darum gehen die niedrigen oumlkologischen und sozialen Summenwerte (der oumlkonomische Aspekt wurde im vorherigen Absatz schon eroumlrtert) als Auftrag zu verstehen hier besondere Anstrengungen zu leisten Moumlgliche Ansatzpunkte hierfuumlr sind bauliche Maszlignahmen bei der Fernstraszlige selbst um bspw die Laumlrmemissionen zu vermindern oder die Wirkung der Biotopzerschneidung zu begrenzen

Allerdings sind diese Optionen wiederum mit einer Verschlechterung der oumlkonomischen Seite verbunden da erhebliche zusaumltzliche Kosten fuumlr den oumlffentlichen oder privaten Betreiber der Autobahn entstehen Zu pruumlfen sind auch Optionen fuumlr die sbquoZusammenarbeitrsquo mit der

538 Eigene Darstellung

153

Eingriffsart Eisenbahntrasse welche in diesem Fall weitgehend parallel zur Bundesautobahn 22 verlaufen soll So koumlnnte eine substanzielle Verlagerung von Guumlterverkehr auf die Schiene zu einer oumlkologischen Entlastung bei der Fernstraszlige fuumlhren die ansonsten aufgrund des LKW-Verkehrs eine erhebliche Quelle fuumlr Schadstoffemissionen darstellt Konkrete Maszlignahmen koumlnnten oumlkonomischen oder rechtlichen Charakter aufweisen wie z B ein geringeres Befoumlrderungsentgelt fuumlr den Eisenbahnverkehr im Vergleich zur Maut der Fernstraszlige oder die zeitliche Nutzungseinschraumlnkung der Kuumlstenautobahn in den Nachtstunden um die Belastun-gen fuumlr Natur und Menschen zu minimieren

Das Nutzungsinteresse Schifffahrtskanaumlle ist in der Konsequenz aumlhnlich wie die Projekt-form Fernstraszlige zu interpretieren weil in beiden Faumlllen der oumlkologische Wert gleich ist Als Ansatzpunkt fuumlr die Verbesserung der oumlkologischen Nachhaltigkeit bietet es sich an aus allen vorgeschlagenen Trassenverlaumlufen die Variante mit der geringsten Umweltbeeintraumlchtigung auszuwaumlhlen was vermutlich auf die Trasse 1 (an der Kuumlste entlang) hinauslaufen wuumlrde Auch bei dieser Eingriffsform zeigt sich dann u U das Problem der steigenden Kosten aufgrund aufwaumlndiger baulicher Maszlignahmen was schlieszliglich nur eine Verbesserung des Nachhaltigkeits-grades innerhalb einer Dimension zu Lasten einer anderen bedeuten wuumlrde In letzter Konsequenz koumlnnte das heiszligen dass auch die Nullvariante in Erwaumlgung gezogen werden muss

633 Naturbelassenheit

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen erhoumlht die optische Beeintraumlchtigung der Umgebung nur geringfuumlgig Aufgrund der laumlngeren Strecken (im Vergleich zur Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) verstaumlrkt sich diese Beeintraumlchtigung jedoch in der Summe Eine originaumlre landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet aber nicht statt539

050

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Die Kosten fuumlr eine zweite Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr (wie in der Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) fallen in diesem Fall nicht an Jedoch ist aufgrund der geringen

050

539 Siehe Abschnitt 62 und 623

154

Bevoumllkerungsdichte in den betroffenen Gemeinden mit einer insgesamt niedrigen Auslastung der Zuumlge zu rechnen540

Darst 46 Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen541

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismusAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus542

540 Siehe Abschnitt 62 und 623541 Eigene Darstellung542 Eigene Darstellung

155

3 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 050 100 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 1 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 100 200 3 100 300 3 100 300Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 14 67 7 78 2 331 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 3 100 300 3 100 300 16 76 7 72 6 1001 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit543

543 Eigene Darstellung

156

4 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und GrundwerteBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Fotovoltaikanlagen 1 2 100 200 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 100 200 2 100 200

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 300 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 16 78 7 78 4 673 100 300 3 100 300 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 15 71 8 89 4 672 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 100 200 15 71 7 78 3 50

Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte544

544 Eigene Darstellung

157

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage

Oumlkologie Soziales OumlkonomieEisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

67 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

TourismusSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

76 72 100

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit545

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Tourismus Eisenbahntrassen Auffaumlllig ist im oumlkonomischen Nachhaltig-keitskriterium der besonders hohe Summenwert bei dem Eingriffsinteresse Tourismus im Vergleich zu dem besonders niedrigen Summenwert bei der Nutzungsform Eisenbahntrassen Da beide Projektarten in einer engen thematischen Beziehung stehen kann dieser Zusammen-hang als eine Art Quersubventionierung betrachtet werden

Die bisherigen Arbeitsschritte bei der Modellapplikation waren grundlegender Art und haben erste Ergebnisse geliefert die anschlieszligend interpretiert wurden Daruumlber hinaus existiert die Moumlglichkeit mit Filterkriterien zu arbeiten welche bei Betrachtung aller zwoumllf Nutzungsinte-ressen hinsichtlich der Summenwerte und Grundwerte zusaumltzliche Interpretationsspielraumlume liefern546 So erfolgt fuumlr die Modellapplikation bzgl des Summenwertes die Auswahl eines Filterkriteriums von sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und besser (in der Eingabemaske fuumlr die Summenwerte bdquoist groumlszliger oder gleichldquo und bdquo51ldquo) Hinsichtlich des Filterkriteriums fuumlr den Grundwert wird bei den Analysekriterien bdquoLuftKlimaldquo und bdquoTierePflanzenldquo ein mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad ausgewaumlhlt (in der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte bdquoist groumlszliger gleichldquo und bdquo2ldquo) Die Auswahl dieser beiden Pruumlfmerkmale (die in der Excel-Tabelle mit einem kleinen blauen Dreieck im Drop-Down-Menuuml gekennzeichnet sind) ist beispielhaft und nicht als zwingender Umstand aus den bisherigen Eroumlrterungen zu verstehen Als Ergebnis dieser Modellapplikation verbleiben die Eingriffsformen Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen Werden andere Untersuchungsspezifika als oumlkologisch besonders relevant erachtet muumlsste dies uumlber die entsprechende Auswahl der Grundwerte festgelegt werden Das Ergebnis aus diesem Arbeitsschritt wuumlrde dann vermutlich zu einer anderen Kombination von Eingriffsarten fuumlhren als es in diesem Beispiel mit Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen der Fall ist

545 Eigene Darstellung546 Siehe Abschnitt 53

158

7 Schlussbetrachtung

71 FazitIm Folgenden werden zentrale Gedanken dieser Arbeit zusammengefasst welche insbesondere die Staumlrken dieses Modells herausstreichen die sich im Bezug auf die in Abschnitt 11 skizzierte Problemlage und die in Abschnitt 12 erlaumluterten Konzepte beziehen Dabei ist das Ziel mehr eine bewusst uumlberspitzte Formulierung als eine inhaltlich abgerundete Komprimierung von wesentlichen Aussagen Aus diesem Grund werden begriffliche Gegensatzpaare verwendet welche den jeweiligen Gedanken pointiert verdeutlichen sollen

Wort und BildDas Titelbild spiegelt symbolisch die zentralen Saumltze der Arbeit wieder Die Quadrate entspre-chen den einzelnen Nutzungsinteressen welche auszliger-oumlkologischer Art sind (blau) sich aber in einem oumlkologischen Umfeld befinden (gruumln) Sie sind alle gleich groszlig was als Annahme von standardisierten Projektformen zu sehen ist Ein einzelnes Quadrat ist in stilisierter Weise als nicht-natuumlrliches von Menschen gemachtes Gebilde zu interpretieren was auf alle beschriebe-nen Eingriffsarten zutrifft Die Anordnung der kleinen Quadrate wiederum zu einem groszligen Quadrat ist als Prinzip der Ordnung und Struktur zu verstehen was das Hauptanliegen dieses Modells repraumlsentiert Ordnung und Struktur von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen in oumlkologischen Flaumlchen Die aus der Naumlhe farblich und musterartig unauffaumlllige Gestaltung des gesamten Quadrat-Komplexes ist als Hinweis zu deuten dass erst aus einer gewissen raumlumlichen Distanz der beschriebene Zusammenhang deutlich wird Oder um bei der Begriffswahl dieses Absatzes zu bleiben und die Abgrenzungslinie zu bestehenden Arbeiten klar zu machen Blaue Formen gibt es viele nur sind sie nicht quadratisch und damit unpraktisch fuumlr eine sbquoWeiterver-wendungrsquo in einem solchen Modell Auszligerdem mangelt es den vorhandenen Arbeiten oftmals an einem Ordnungsprinzip die Beziehungen zwischen den Nutzungsformen den Blick auf die Gesamtheit an Quadraten fehlt dabei

Schaumlrfe und UnschaumlrfeZiel dieser Arbeit ist es Raumplanung aus der Perspektive von Nachhaltigkeit zu sehen Diese Perspektive kann nicht sbquoscharfrsquo sein ndash dafuumlr muumlssen zu viele modelltheoretische Einschraumlnkun-gen betrachtet werden Diese Perspektive muss sbquounscharfrsquo sein ndash dafuumlr koumlnnen viele Nutzungsin-teressen betrachtet werden Allerdings erreicht diese sbquoUnschaumlrfersquo nicht das Ausmaszlig wie es in den theoretischen Ansaumltzen etwa zum Thema nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung festzustellen ist So ist in jenen Arbeiten haumlufig nicht klar auszumachen wie diese Nachhaltigkeit zu operationalisieren ist bzw was sie in einen praktischen Anwendungsfall genau zu bedeuten hat Dieses Konzept ist gerade noch so sbquoscharfrsquo dass die Konturen zu erkennen welche fuumlr eine praktikable Anwendung notwendig sind So ist eindeutig zu erfassen welche Nutzungsinteres-sen als nachhaltig gelten koumlnnen und welche nicht Dagegen findet eine sbquoscharfersquo Betrach-tungsweise in vielen Publikationen statt welche sich in aller Ausfuumlhrlichkeit mit einem Detail der Problematik beschaumlftigen Diese sbquoSchaumlrfersquo bezieht sich bspw auf die exakte Auswertung der Anzahl und Arten von Voumlgeln die an den Rotorblaumlttern von Windkraftanlagen verenden Inwieweit diese sbquoscharfe Unschaumlrfersquo noch hinnehmbar ist ohne die Praktikabilitaumlt und den Nutzen des Modells einzuschraumlnken bleibt der Erfahrung damit vorbehalten

Analyse und SyntheseDas Modell basiert im Wesentlichen auf dem Dualismus von Analyse und Synthese Diese Vorgehensweise bezieht sich auf die behandelten Eingriffsformen wobei sich beide Denkmuster

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gegenseitig beeinflussen Dies macht bspw die Anwendung aller zwoumllf Pruumlfspezifika bei jeder Eingriffsart notwendig um die vollstaumlndige Zusammenstellung mit Zahlenwerten zu ermoumlgli-chen In einigen Faumlllen handelt es sich lediglich um Wiederholungen der Bewertungen ohne dass eine erneute Analyse notwendig ist Somit vereint diese Arbeit die typische Herangehens-weise die in vielen Publikationen getrennt erfolgt Selbstverstaumlndlich kann die Summe der Teile von Analyse und Synthese nicht den gleichen Umfang besitzen wie beide Seiten einzeln groszlig sind da eine Vielzahl von Abhandlungen der beiden Typen existiert So gibt es bspw eine groszlige Menge an Literatur zum Tourismus in Schutzarealen welche diesen Nutzungskonflikt in all seinen Facetten ausleuchtet Die Staumlrke dieses Konzeptes ist es aus diesem Fundus jene Aussagen herauszufiltern die relevant sind Die Relevanz richtet sich dabei nach der methodi-schen Vorgehensweise dieser Arbeit was konkret bspw bedeutet dass aus dem gesamten Quellenmaterial alle Aussagen zum Analysemerkmal bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo zusam-mengetragen werden Ebenso gibt es vom Typus Synthese eine groszlige Zahl an Publikationen die sich etwa mit der Integration der drei sbquoklassischenrsquo Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) auseinandersetzen Auch in dieser Hinsicht besteht die Leistung der Arbeit darin diesen sbquoSynthesen-Waldrsquo zu lichten und nur die nach dem Verstaumlndnis dieses Modellswichtigen Prinzipien sbquofreizuschlagenrsquo

Subjektivitaumlt und ObjektivitaumltIm Rahmen des Nachhaltigkeitsrasters wird versucht eine eher subjektive Einschaumltzung in einen objektiven Zahlwert zu sbquouumlbersetzenrsquo Die Projektinteressen werden anhand der definierten Untersuchungsmerkmale verbal-argumentativ analysiert was an einigen Stellen aufgrund der jeweils verfuumlgbaren Informationen einen subjektiven Charakter hat Auf dieser Basis erfolgt eine Zusammenfassung welche in Form der objektivierten Groumlszligen sbquo1-2-3rsquo stattfindet Diese Verknuumlpfung von subjektiver und objektiver Ebene ist ein zentrales Element in der Methodik dieser Arbeit was sich u a durch die umfangreiche Anlage zu jeder Eingriffsform dokumentiert Daher kann dieses Modell keine objektiven Aussagen im naturwissenschaftlich exakten Sinneliefern sie sind aber ebenso wenig voumlllig subjektiv Aber auch vorhandene Untersuchungen welche eine stark objektive Herangehensweise verfolgen koumlnnen dies nicht immer sbquobis zum Schlussrsquo aushalten So koumlnnen z B im Rahmen einer Umweltanalyse die Belastungen einer Projektart auf das Oumlkosystem genau nachgewiesen werden Wie dieser ermittelte Wert aber einzuschaumltzen ist also ob er noch akzeptabel ist laumlsst sich auch anhand von vorher definierten Grenzwerten nicht immer zweifelsfrei sagen da die Setzung des Grenzwertes subjektiven Einfluumlssen unterliegen kann

Theorie und PraxisDas Modell bewegt sich zwischen der Vielzahl theoretischer Ansaumltze und praktischer Einzelfall-untersuchungen Als Modell muss es entsprechende Vereinfachungen von der Realitaumlt vornehmen hat aber den Anspruch einen Beitrag zur Loumlsung der beschriebenen Problemlage zu leisten Dass es an einigen Stellen Schwachpunkte besitzt steht auszliger Frage Es wird insofern weder allen Anspruumlchen an ein vollstaumlndiges Theoriengebaumlude gerecht noch alle Einzelheiten eines konkreten Beispiels beruumlcksichtigen koumlnnen Ob diese Arbeit mehr einen theoretischen oder mehr einen praktischen Bezug hat laumlsst sich nicht eindeutig festlegen Fuumlr einen theoretischen Charakter spricht dass es sich um ein Modell handelt Es ist ein abstraktes Konstrukt welches den Einzelfall der Wirklichkeit nur bedingt wiedergeben kann da es die Gesamtheit der moumlglichen Realsituationen abdecken muss Fuumlr einen praktischen Charakterspricht dagegen dass diese Arbeit als Loumlsungswerkzeug fuumlr eine real existierende Problemlage verstanden wird Das gesamte Vorgehen in dieser Arbeit ist auf dieses Ziel ausgerichtet eine theoretische Fundierung findet nur in einem minimalen Umfang statt Letztendlich ist diese

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Arbeit als Beitrag zu verstehen der fuumlr eine in der Praxis bestehende Problemkonstellation einennach theoretisch orientierten Maszligstaumlben fundierten Loumlsungsvorschlag unterbreitet

Gut und SchlechtDiese Arbeit liefert Argumente fuumlr und gegen bestimmte Nutzungsarten Aufgrund der ausfuumlhrlichen Analyse der betrachteten Eingriffsformen entsteht eine grundsaumltzliche Bewertung die auch im Einzelfall kaum sbquowegzudiskutierenrsquo ist Es wird sbquoFarbe bekanntrsquo welche Projektinte-ressen unter der Perspektive von Nachhaltigkeit zu befuumlrworten sind und welche nicht Auch mit noch soviel Aufwand wird es in vielen Faumlllen nicht moumlglich sein kontraumlre Nutzungsinteressen miteinander zu versoumlhnen Diese klare Positionierung zeichnet das Modell aus und differenziert es von anderen Konzepten wie etwa die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung Diese Instrumente sagen allenfalls indirekt etwas daruumlber aus ob eine Eingriffsform als oumlkologisch gut oder schlecht anzusehen ist Zudem beschraumlnken sie sich haumlufig auf diese Nachhaltigkeitsdimension und blenden die soziale und oumlkonomische Seite weitgehend aus Dieses Modell leistet mit der Untersuchung der ausgewaumlhlten Nutzungsarten eine Vorarbeit auf der dann im Einzelfall aufgebaut werden kann und eine Nachjustierung in Richtung eher gut oder eher schlecht ermoumlglicht wird

Normativitaumlt und DeskriptivitaumltIn wissenschaftstheoretischer Perspektive fundiert diese Arbeit auf normativen Grundannah-men welche zwar begruumlndet werden aber nicht als zwingend und ausschlieszliglich zu betrachten sind Dies betrifft zunaumlchst die Definition eines bestimmten Nachhaltigkeitsverstaumlndnisses auf dem die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters basiert bzw die Auswahl bestimmter Pruumlfmerkmale abgeleitet wird Ein solch normativer Bezug findet sich haumlufig bei sehr theoreti-schen Konzepten wie etwa zum Thema regionale Wirtschaftskreislaumlufe Haumlufig werden die Ziele gut begruumlndet die Wege dorthin allerdings schlecht ausgeleuchtet Innerhalb dieses normierten Rahmens erfolgt eine deskriptive Herangehensweise wie sie bspw bei der Beschreibung der Umweltbelastungen eines Nutzungsinteresses geschieht Diese beschreibenden Elemente dienen dann wiederum als Aussagen uumlber das theoretische Ausmaszlig an Nachhaltigkeit in Form der sbquogering-mittel-hochrsquo-Skala Diese deskriptiven Komponenten sind auch in einigen vorgestellten Instrumenten zu verorten wie etwa bei der oumlkologischen Risikoanalyse In diesen Faumlllen ist die oben erwaumlhnte Weg-Ziel-Konstellation eher andersherum zu deuten Die Funktionsweise dieser Instrumente wird sehr genau beschrieben wie die daraus gewonnen Ergebnisse in einen groumlszligeren Kontext zu sehen dagegen weniger Abschlieszligend laumlsst sich festhalten dass diese Arbeit sowohl normative als auch deskriptive Aspekte besitzt jeweils dort wo sie sich am besten in das Gesamtkonzept einfuumlgen

72 ForschungsperspektivenUumlber die in dieser Arbeit hinaus behandelten Forschungsfragen werden im Folgendenspiegelbildlich zum Forschungsstand in Abschnitt 12 einige Forschungsperspektiven skizziert welche als inhaltliche Weiterentwicklung zu verstehen sind Diese erheben nicht den Anspruch auf quantitative und qualitative Vollstaumlndigkeit sondern koumlnnen nur spekulativen Charakter haben

MethodikEs stellt sich zunaumlchst die Frage ob fuumlr die Beantwortung der Forschungsfragen nicht auch ein grundsaumltzlich anderes methodisches Vorgehen moumlglich ist als das in dieser Arbeit vorgeschla-

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gene Ein solcher Ansatz koumlnnte ein generell mehr EDV-gestuumltztes Verfahren sein wie es bspw mit Entscheidungsunterstuumltzungssystemen (engl decision support systems) moumlglich waumlre Insgesamt laumluft dies auf die Entwicklung eines fallbezogenen Instrumentes hinaus wie es z B das Verfahren der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung darstellt Inwieweit hierbei der Aufwand im Rahmen der Datenaufbereitung fuumlr einen Einzelfall und der Ertrag in Hinblick auf die aus einem solchen Modell ableitbaren Aussagen in einem guumlnstigen Verhaumlltnis stehen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen

NutzungsinteressenDieses Modell betrachtet Projektformen mit ihren typischen Eigenschaften und blendet moumlgliche individuelle Merkmale aus wie z B unterschiedliche technologische Varianten Denkbar ist eine Erweiterung in der Hinsicht dass fuumlr jede Eingriffsart jene Differenzierungs-moumlglichkeiten geschaffen werden Dies koumlnnte geschehen indem zusaumltzliche Variablen eingefuumlhrt werden deren Art und Anzahl moumlglicherweise pro Nutzungsart variiert Auch koumlnnte die Praxis zeigen dass es sinnvoll ist weitere Eingriffsarten auszuwaumlhlen welche als konflikt-lastig zu klassifizieren sind Diese muumlssten dann ebenso anhand der vorgegebenen Pruumlfmerkma-le analysiert und in die Excel-Tabelle aufgenommen werden

SchutzgebieteSpiegelbildlich zur Differenzierung der Nutzungsinteressen ist es denkbar dass die spezifischen Einflussfaktoren einer Schutzzone von Fall zu Fall zum Tragen kommen In dieser Abhandlung wird nur allgemein davon ausgegangen dass sich solche Flaumlchen durch eine besondere Umweltsensibilitaumlt auszeichnen So unterscheiden sich Schutzareale bspw in ihren oumlkologi-schen Restriktionen hinsichtlich des Vorhandenseins von prioritaumlren und nicht-prioritaumlren Arten und Biotopen Dies kann als zusaumltzliche Entscheidungsgroumlszlige einflieszligen so dass etwa im Fall von prioritaumlren Arten keine Realisierung des Eingriffsinteresses befuumlrwortet wird und umgekehrt

WirkungsdimensionenMit dieser Arbeit lassen sich nur die Wirkungen von Projektarten in ihrer Gesamtheit darstellen indem die Effekte pro Analysekriterium einfach summiert werden Es werden jedoch keine Summenwirkungen gezeigt die sich moumlglicherweise unter- oder uumlberproportional additiv ergeben Dies ist aufgrund der Kombination bestimmter Eingriffsarten in Verbindung mit den komplexen oumlkologischen Zusammenhaumlngen denkbar was in dem Spruch bdquodas Ganze mehr ist als die Summe seiner Teileldquo zum Ausdruck kommt (Aristoteles) Des Weiteren stellen moumlglicher-weise Wechsel- Folge- und Fernwirkungen im Zusammenspiel von unterschiedlichen undoder vielen Nutzungsinteressen eine zusaumltzliche Forschungsproblematik dar

InterdisziplinaritaumltDie Weiterentwicklung dieses Modells ist auch in Hinblick auf die Einbeziehung unterschiedli-cher Fachdisziplinen zu sehen welche sich in allen Facetten moumlglicherweise erst im Rahmen einer tatsaumlchlichen Anwendung herausstellen Zwar zeichnet sich diese Arbeit bisher schon dadurch aus dass sie neben sbquoHauptfaumlchernrsquo Volkswirtschaftslehre und Raumplanung auch sbquoNebenfaumlcherrsquo anspricht wie bspw Recht oder Oumlkologie Allerdings geschieht dies nur in einem bescheidenen Umfang da der Forschungscharakter einer Dissertation eine Beschraumlnkung der personellen und zeitlichen Ressourcen bedeutet Andersherum ist es denkbar dass bei einem groumlszligeren Verbundforschungsprojekt in einem quantitativ und qualitativ staumlrkeren Maszlige alle beteiligten Fachgebiete ihren Beitrag fuumlr die Entwicklung des Konzeptes leisten Dies wird mit Sicherheit einen Einfluss auf die Ausgestaltung des einen oder anderen Abschnittes dieser Arbeit haben So koumlnnen bspw juristische Huumlrden die geplante Vorgehensweise dieses Modells

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erschweren die bisher auszliger Acht gelassen wurden oder sich erst durch entsprechende Gerichtsurteile ergeben koumlnnten Auch koumlnnte sich eine groumlszligere Beteiligung der Politologie als sinnvoll erweisen da der Aspekt der administrativen Durchsetzbarkeit dieses Konzept auf kommunalpolitischer Ebene kaum beleuchtet wurde Schlieszliglich koumlnnten auch naturwissen-schaftliche Aspekte eine groumlszligere Rolle spielen was vor allem bei den vielen Projektformen der Fall ist

73 Methodisch bedingte EinschraumlnkungenIn Abschnitt 13 wurde anhand des methodischen Vorgehens erlaumlutert auf welche Weise versucht wird das dargestellte Problem modelltheoretisch zu loumlsen Diese Vorgehensweise ist jedoch mit einigen Einschraumlnkungen verbunden die sich bereits im Laufe der Arbeit manifestiert haben und daruumlber hinaus in der praktischen Anwendung des Modells ergeben koumlnnten Das gesamte Konzept ist daher vor dem Hintergrund der folgenden Restriktionen zu sehen so dass die damit generierten Ergebnisse in ihrer Aussagekraft ggf teilweise relativiert werden muumlssen

FallbeispielZiel des Fallbeispiels dieser Arbeit ist es die Arbeitsweise des Modells praktisch zu illustrieren und moumlgliche Ergebnisse der Modellapplikation darzustellen Eine vollstaumlndige Umsetzung dieses Anspruches kann mit diesem Arbeitsschritt jedoch nicht erreicht werden da diesem Fallbeispiel die sbquoletzte praktische Konsequenzrsquo fehlt Es wird mit realen Rahmenbedingungen gearbeitet aber nicht in einer realen Situation im Rahmen eines tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumplanerischen Prozesses Insofern koumlnnen moumlglicherweise bestimmte Einflussfaktoren nicht beruumlcksichtigt werden welche ansonsten in die Modellapplikation eingeflossen waumlren So sind Einschraumlnkungen hinzunehmen da nicht alle relevanten Daten in Hinblick auf die ausgewaumlhlten Projektformen wie auch die naturschutzfachlichen Bedingungen herangezogen wurden Die Modellapplikation im Rahmen einer so erweiterten Fallstudie haumltte den Rahmen dieser Arbeit bei weitem uumlberschritten

GrenzwerteDas Arbeiten mit Grenzwerten was bei deren Unter- oder Uumlberschreiten zu bestimmtenKonsequenzen fuumlhrt ist grundsaumltzlich mit der Problematik des sbquoGrenzsprungesrsquo behaftet So kann die geringfuumlgige Veraumlnderung des Einzelwertes eines Analysekriteriums in der Excel-Tabelle dazu fuumlhren dass bspw der Summenwert von der Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo(unter 50 ) in sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo (51 bis 75 ) wechselt Besonders kritisch ist hierbei dass der Einzelwert selbst bereits eine relativ groszlige Unsicherheit birgt Er wird seinerseits durch den Grundwert sowie durch den Qualitaumltsfaktor beeinflusst Die Festlegung dieser Faktoren kann modellbedingt nicht vollstaumlndig objektiv sein sondern allenfalls eine Tendenz zum Ausdruck bringen

NutzungsinteressenEin Schwachpunkt dieser Arbeit betrifft die Analyse der Nutzungsinteressen anhand des Nachhaltigkeitsrasters was sich an mehreren Stellen offenbart So ist generell die Einschaumltzung hinsichtlich eines Pruumlfmerkmals mit vielen Unsicherheiten verbunden weil bei den Nutzungs-formen immer eine sbquoStandard-Ausfuumlhrungrsquo angenommen wird Es koumlnnen dabei i S eines allgemeinguumlltigen Modells keine individuellen Besonderheiten wie bspw unterschiedliche Groumlszligenklassen beruumlcksichtigt werden Dies wird durch Formulierungen wie z B bdquokoumlnnteldquo kenntlich gemacht es besteht nur die Moumlglichkeit fuumlr bestimmte Effekte Die Einschaumltzungen

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der ausgewaumlhlten Nutzungsformen sind daher nicht zwangslaumlufig auf einen Einzelfall zu uumlbertragen In der praktischen Anwendung des Ansatzes koumlnnen diese fallspezifischen Unterschiede aber so groszlig sein dass sie zu einer anderen Einschaumltzung bei bestimmten Pruumlfspezifika fuumlhren als dies aufgrund ihrer unterstellten Gemeinsamkeiten der Fall ist

InformationsmengeDie Beurteilung der Nutzungsformen anhand des Nachhaltigkeitsrasters fuumlhrt z T zu einer Wiederholung der Einschaumltzung bei bestimmten Analysemerkmalen weil sich einige Projektar-ten kaum unterscheiden So ist bspw die Einschaumltzung beim Untersuchungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo bei allen Nutzungsarten zur Energieerzeugung gleich Das Prinzip der Gleichbehandlung aller Nutzungsinteressen d h die Anwendung der gleichen Pruumlfkriterien uumlberwiegt eindeutig gegenuumlber einer evt als wuumlnschenswert erachteter Vielfalt von Ergebnissen Eher umgekehrt muss an einigen Stellen eine Konzentration auf die wesentlichen Auswirkungen der Eingriffsarten erfolgen da eine zu ausfuumlhrliche Beschreibung fuumlr die gesamte Arbeit nicht zielfuumlhrend ist Diese Unterschiede sind auch darauf zuruumlckzufuumlh-ren dass zu einigen Untersuchungskriterien eine groumlszligere Quellenbasis vorhanden ist was vor allem fuumlr die Bewertung der sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter zutrifft wie bspw Boden Moumlglicherweise bergen diese inhaltlichen Verkuumlrzungen Unsicherheiten was sich in der abschlieszligenden Bewertung anhand eines Analysekriteriums niederschlaumlgt

AnalysekriterienDie Einschaumltzung einer Nutzungsform mit Hilfe von Analysekriterien in die Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo gestaltet sich haumlufig schwierig da oftmals kaum objektive Eigenschaften einerEingriffsform bewertet werden koumlnnen Dies gelang ansatzweise bspw bei der Beurteilung des Untersuchungskriteriums bdquoBelastung des Umweltschutzgutes Landschaftsbildldquo Hierbei kann eine annaumlhernd eindeutige Klassifizierung getroffen werden ob ein punkt- linien- oder flaumlchenartiger Eingriff vorliegt Aber auch andere Skalierungsweisen wie etwa eine Aufteilung in eine sbquoFuumlnferrsquo-Kategorie waumlren weniger mit einem Informationsgewinn sondern mehr mit einem Komplexitaumltsanstieg verbunden Es ist auch denkbar dass sich nach einer gewissen zeitlichen Distanz und aufgrund von Erfahrungen mit diesem Modell in der praktischen Anwendung bestimmte Einschaumltzungen von Projektarten veraumlndern

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Anlage

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEin direkter Bodenbedarf besteht fuumlr den Turm sowie fuumlr moumlgliche Zuwegungen so dassinsgesamt bis zu 1000 m2 beansprucht werden Dagegen werden fuumlr das Fundament je nach Bauart des Generators 200 bis 400 m2 benoumltigt Die Tiefenwirkung des Fundamentes haumlngt von den Bodenverhaumlltnissen ab welche eine Flach- oder Tiefgruumlndung erfordern Im ersten Fall sind dies einige Meter aufgrund der Fundamentplatte im zweiten Fall werden zusaumltzlich bis zu 20 Rammpfaumlhle verwendet die eine Laumlnge von 20 bis 25 m haben Weitere notwendige technische Einrichtungen sind im Turmfuszlig untergebracht nur bei groumlszligeren Windparks ist ein zusaumltzliches Betriebsgebaumlude notwendig Dies faumlllt jedoch gemessen an der Zahl der Anlagen kaum ins Gewicht547

Gelegentlich wird der Einwand geaumluszligert dass groumlszligere Sicherheitszonen zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen sind damit bspw abbrechende Rotorblaumltter keine Schaumlden anrichten koumlnnen Diese Betrachtung ist insofern inkonsequent da fuumlr andere Projektformen wie z B Flughaumlfen solche Maszligstaumlbe nicht gelten548 Dennoch fuumlhrt dieses Eingriffsinteresse zu einem dauerhaften punktuellen Eingriff in das Erdreich an der betroffenen Stelle was eine Bodenversiegelung und einen Bodenabtrag zur Folge hat

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBasierend auf der Bewertung zum Boden sind keine gravierenden Effekte auf das Umweltmedi-um Wasser festzustellen549 Lediglich aufgrund der erwaumlhnten Rammpfaumlhle sind mechanische Einwirkungen auf unterirdische Gewaumlsser denkbar die jedoch an der betroffenen Stelle wenig relevant sind

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht (wie bei den fossilen Brennstoffen) auf thermischem Wege stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch existiert zuweilen die Befuumlrchtung dass durch ein sbquoAbbremsen der Windgeschwindig-keitrsquo das Umgebungsklima negativ beeinflusst wird Bezogen auf den kinetischen Energieinhalt der Luftstroumlmung liegt die durchschnittliche Verzoumlgerung der Windgeschwindigkeit bei unter 1 Relevant kann dies allenfalls bei einer Windfarm mit vielen Groszliganlagen werden was jedoch auch dann sehr unwahrscheinlich ist550

Eine moumlgliche Luftdurchmischung bei kritischen Wettersituationen ist ebenfalls unprob-lematisch da Windkraftanlagen bei geringen Windgeschwindigkeiten nicht in Betrieb sind Andersherum erwachsen eher aus den hohen Windgeschwindigkeiten Umweltprobleme weil die zunehmende Austrocknung und Rodung der Landschaft in vielen Gebieten zu Bodenerosio-nen fuumlhren Ein minimal betriebsbedingtes Abbremsen der Luftstroumlme ist daher oumlkologisch eher positiv zu bewerten551

547 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324548 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324549 Hinsichtlich der Situation bei Offshoreanlagen siehe Abschnitt 21550 Vgl HAU (2003) 553f551 Vgl HAU (2003) 553f

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Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie unmittelbare Flaumlchenbeanspruchung durch den Turmfuszlig fuumlhrt zu einem geringfuumlgigen Verlust von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen am Boden Dies zeigt sich auch darin dass das heimische Niederwild anfaumlnglich irritiert ist Es gewoumlhnt sich aber relativ schnell an die Windgeneratoren und laumlsst sich durch sie nicht vertreiben Dagegen stellt sich die Beeintraumlchti-gung auf die Avifauna unterschiedlich dar so dass (noch) kein abschlieszligendes Urteil gefaumlllt werden kann552

Waumlhrend sbquoortsansaumlssigersquo Vogelarten sich an die neuen Hindernisse gewoumlhnen und sie umfliegen besteht fuumlr sbquoortsunkundigersquo Zugvoumlgel eher eine Gefahr von Vogelschlag durch die ablenkenden Rotorgeraumlusche Diese Voumlgel fliegen jedoch selten tiefer als 200 m wobei einige Arten empfindlicher reagieren wie z B Moumlwen Bei vielen Vogelarten ist keine auffaumlllige Aumlnderung des Verhaltens festzustellen obwohl auch Studien bekannt sind nach denen bspw Weiszligstoumlrche eine houmlhere Empfindlichkeit in Brutplatznaumlhe aufweisen Wiederum gibt es Faumllle in denen einige Vogelarten ihre Nester im Schutz der Generatorhaumluser bauen waumlhrend andere diese meiden553

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Bewertung der optischen Wirkung einer Windkraftanlage haumlngt zunaumlchst davon ab was der Betrachter selbst mit einer Windenergieanlage assoziiert z B welche Einstellung er gegenuumlber dieser Energieform hat Auch die Art der Landschaft ist relevant d h ob es sich um ein offenes oder geschlossenes Gebiet (bewaldet bzw bebaut) handelt und in welcher Houmlhe sich der Standort befindet Schlieszliglich ist auch die Groumlszlige der Anlage entscheidend so dass meistens erst ab einer Houmlhe von uumlber 50 m das Landschaftsbild uumlber groumlszligere Entfernungen dominiert wird554

Unabhaumlngig von der Ausgestaltung dieser drei Haupteinflussgroumlszligen im Einzelfall ist von einer Zunahme dieser Form der Beeintraumlchtigung auszugehen So wird es vermutlich zu einer weiteren Buumlndelung vieler Anlagen zu Windparks kommen und die Groumlszlige der Anlagen wird zunehmen555 Unbestritten bleibt dass Windkraftanlagen eine dauerhafte punktuelle optische Beeintraumlchtigung darstellen welche zusaumltzlich eine Houmlhendimension erreichen Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Zerstoumlrung des Landschaftsbildes da die Anlagen als solche nur in einem geringen Maszlig in das lokale Oumlkosystem eingreifen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIm Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen die Belastungen der Umweltschutzguumlter Tie-rePflanzen und Landschaftsbild da hier der vergleichsweise groumlszligte Handlungsbedarf besteht Beide Ebenen von Beeintraumlchtigungen koumlnnen im Rahmen der planerischen Praxis bis zu einem gewissen Grad vermindert werden Allen Ansaumltzen ist gemeinsam dass sie im Rahmen der Vorfeldplanung objektive Kriterien benutzen wie z B Mindestabstand oder Verbotszonen Die Wirkungen von Windkraftanlagen auf die raumlumliche Umgebung koumlnnen damit abgeschaumltzt und negative Effekte soweit wie moumlglich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausgleich ist jedoch ausgeschlossen556

Insgesamt sind die Optionen zur Verringerung der Auswirkungen auf die Avifauna und das Landschaftsbild aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen Aumlhnlich wie bei der Beurteilung selbst koumlnnen kaum konkrete Maszligstaumlbe zur Hilfe gezogen werden was eine Objektivierung jedoch erheblich vereinfachen wuumlrde So ist etwa ungeklaumlrt welche Vogelarten in welcher Population eine

552 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f553 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f554 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323555 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323556 Vgl DATTKESPERBER (1994) vgl MIELKE (1996)

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Beruumlcksichtigung bei der Planung des Standortes einer Windenergieanlage rechtfertigen Auch der Vorschlag bei einem Windpark einen Abstand zwischen den Anlagen von acht bis zehn Rotordurchmessern zu halten ist nicht unstrittig Eine solche Anordnung von Windgeneratoren wird fuumlr die meisten Landschaftstypen als akzeptabel erachtet Allerdings werden auch methodische Maumlngel eingeraumlumt da sich diese Uumlberlegung auf statische Gebaumlude bezieht und die Wirkung der drehenden Rotoren nicht beruumlcksichtigt wird557

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenUnter bestimmten meteorologischen Bedingungen koumlnnen sich an den Rotorblaumlttern Eisbrocken bilden die beim Start der Windenergieanlage herunterstuumlrzen Das Risiko eines solchen Eisbruches welches ca 200 m von der Anlage entfernt erfolgen wuumlrde ist jedoch gering und entspricht etwa dem eines Blitzschlages Auch besteht die Moumlglichkeit dass es aufgrund von Braumlnden an der Anlage zu begrenzten Stofffreisetzungen an die Umwelt kommt Derartige Stoumlrfaumllle sind jedoch durch Einhaltung der entsprechenden Vorschriften weitgehend vermeid-bar558 Daruumlber hinaus existiert potenziell das Risiko dass Rotorteile im Fall eines sbquoDurchgehensrsquo des Generators abbrechen oder dass bei extremen Windgeschwindigkeiten die gesamte Anlage umstuumlrzt Das Schadensausmaszlig ist in diesen Faumlllen relativ gering da in erster Linie sbquonurrsquo mit Sachschaumlden zu rechnen ist z B in Form einer Gebaumludezerstoumlrung Die Eintrittswahrscheinlich-keit dafuumlr ist selbst bei einer Massenaufstellung von Windkraftanlagen sehr gering toumldliche Unfaumllle fuumlr Menschen sind noch unwahrscheinlicher559

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist zu bemerken dass sich die Schaumlden in den meisten Faumlllen auf die unmittelbare Umgebung konzentrieren Allenfalls sind Folgewirkungen in der Form denkbar dass bspw durch Schaumlden in den elektrischen Komponenten andere verbundene Anlagen oder das regionale Einspeisenetz beschaumldigt werden Diese Schaumlden besitzen eine geringe Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung beschraumlnkt sich auf den Zeitraum der fuumlr die Behebung notwendig ist Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt sind Windenergiegeneratoren positiv zu beurteilen da sie im Bedarfsfall auf einfache Weise abmontiert werden koumlnnen Sie bestehen groumlszligtenteils aus metallischen Werkstoffen fuumlr die es anerkannte Entsorgungswege gibt Offene Fragen bestehen lediglich hinsichtlich der Rotorblaumltter die aus glasfaserverstaumlrkten Kunststoffen hergestellt sind und bisher nur auf stofflich-thermischem Wege verwertet werden koumlnnen560

Auch in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist diese Eingriffsform vorteilhaft da sich die Schaumlden normalerweise sofort bemerkbar machen Somit besteht keine Unsicherheit uumlber den Zeitpunkt des Wirksamwerdens was die Schadensbehebung erleichtert

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl unmittelbar keine negativen Gefahren fuumlr den Menschen bestehen gibt es einige Effekte die zu einer Beeintraumlchtigung des Wohlbefindens beitragen koumlnnen Von hoher Relevanz ist zunaumlchst der Houmlrschall welcher hauptsaumlchlich durch aerodynamische Geraumlusche an den Rotorblaumlttern entsteht Die Schallquellen Getriebe und Generator sind bei modernen Anlagen so konstruiert dass die Laumlrmemissionen deutlich reduziert sind Bedeutsam sind jedoch nur die Betriebsgeraumlusche bei niedrigen und mittleren Windgeschwindigkeiten da sie sich in diesem Bereich noch von den natuumlrlichen Windgeraumluschen unterscheiden Groszliganlagen koumlnnen einen Schallpegel von uumlber 100 dB(A) erreichen so dass ein entsprechender Mindestabstand

557 Vgl HAU (2003) 552558 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322-325559 Vgl HAU (2003) 526-530560 Vgl KALTSCHMITT (2003) 325

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noumltig ist um 45 dB(A) nicht zu uumlberschreiten die als Richtwert fuumlr reine Wohngebiete gemaumlszlig der Technischen Anleitung Laumlrm gelten561

Daneben gibt es das Phaumlnomen von aerodynamisch bedingtem Infraschall der in einem Frequenzbereich von 06 bis 15 Hz liegt Bei diesen Frequenzen ist die Wahrnehmungsgrenze des Menschen sehr hoch so dass auch noch in einigen hundert Metern Entfernung von der Windkraftanlage Emissionen bemerkbar sind562 Auch gibt es sbquoDiscoeffektersquo welche aber nur zufaumlllig und kurzzeitig wahrnehmbar sind da sie an bestimmte Sonnenstaumlnde gekoppelt sind Sie entstehen durch eine hohe solare Direkteinstrahlung auf die drehenden Rotorblaumltter was zu einer Lichtreflexion an deren Oberflaumlche fuumlhrt Aus allen Einflussfaktoren ergibt sich dass diese Beeintraumlchtigung nicht permanent sondern nur uumlber einige Stunden wirksam ist563

Von hoher Bedeutung ist auch der Schattenwurf der bei Sonnenschein von den Rotorblaumlt-tern und dem Turm ausgeht Dieser Effekt ist u a abhaumlngig von den Witterungsbedingungen dem Sonnenstand sowie der Groumlszlige und dem Betrieb der Anlage Bei einer 15-MW-Anlage kann dieser Schatten eine Reichweite von bis zu 1000 m erreichen und ca 20 der theoretischen Schattenwurfdauer betragen (ein Fuumlnftel der Tageszeit ist somit in der Summe aufgrund des Schattens verdunkelt) Untersuchungen zeigen dass diese Effekte keine erheblichen Belastun-gen auf die Menschen haben die in der Naumlhe von Windgeneratoren leben Dennoch koumlnnen die erhoumlhten Anforderungen die psychischen und physischen Ressourcen der Anwohner beanspruchen so dass kumulative Langzeitwirkungen moumlglich sind welche die Kriterien einer Belaumlstigung erfuumlllen564

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 71 der Befragten der Meinung dass die Windenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte565 Dieser hohe Wert muss jedoch moumlglicherweise reduziert werden wenn das bdquoNIMBYldquo-Phaumlnomen (bdquoNot In My Backyardldquo nicht in meinem Vorgarten) beruumlcksichtigt wird Demnach gibt es Personen die vielleicht grundsaumltzlich nicht gegen die Windkraft sind sie aber auf keinen Fall in ihrem Umfeld haben wollen566

Im Allgemeinen findet sich bei den Umweltverbaumlnden eine groszlige Zustimmung zur Wind-energie da diese Art der Energieerzeugung einen wichtigen Beitrag zur Loumlsung des Klimaprob-lems leisten kann Dabei werden Windkraftanlagen als eine Form der alternativen Stromgewin-nung gesehen die einen Teil einer Gesamtstrategie zur umweltgerechten Energieversorgung darstellt Dazu gehoumlren bspw Maszlignahmen zur Energieeinsparung die Erhoumlhung der Leistungskapazitaumlt aumllterer Windgeneratoren (Repowering) sowie die Einbindung der Energieerzeugung aus Wasser- und Sonnenkraft Des Weiteren sind bei den Verbandspositionen graduelle Unterschiede in Hinblick auf die Beruumlcksichtigung konkurrierender Nutzungsinteressen zu erkennen So fordert etwa Greenpeace zur Erhoumlhung der Akzeptanz dieser Nutzungsform eine staumlrkere Integration der Interessen von betroffenen Bevoumllkerungsteilen Der NABU hingegen spricht sich fuumlr ein gaumlnzliches Bauverbot von Windenergieanlagen in oumlkologisch sensiblen Gebieten aus567

561 Vgl HAU (2003) 537 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 320f562 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321563 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321f564 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322565 Vgl FORSA (2005) 3566 Vgl ALT U A (1998) 19567 Vgl BWE (o Jb)

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Der lokale Widerstand gegen Windkraftanlagen wird haumlufig von Buumlrgerinitiativen gefuumlhrt die gut organisiert sind und z T erheblichen Einfluss auf die lokalen Entscheidungstraumlger ausuumlben koumlnnen Diese Aktivitaumlten sind jedoch nicht immer durch das originaumlre Interesse der Anwohner motiviert die sich moumlglicherweise durch Windenergieanlagen gestoumlrt fuumlhlen In einigen Faumlllen werden diese Buumlrgerinitiativen personell und finanziell durch andere Organisati-onen unterstuumltzt wie z B dem Bundesverband Landschaftsschutz hinter denen sich etablierte Stromkonzerne verbergen wie etwa die VIAG568 Es ist zu vermuten dass hier rein oumlkonomische Interessen im Vordergrund stehen da die Windenergie als Gefaumlhrdung der Marktposition von konventionellen Energietraumlgern gesehen wird569

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenVon den aufgefuumlhrten Grundbeduumlrfnissen ist bei dem Aspekt BrennstoffeBetriebsstoffe der groumlszligte inhaltliche Zusammenhang mit der Windenergie herzustellen da der erzeugte Strom auf aumlhnliche Weise vielseitig verwendet wird Aber auch die Befriedigung der meisten anderen Grundbeduumlrfnisse ist ohne Energie nicht denkbar Elektrische Energie wird meistens nicht als Produkt selbst benoumltigt sondern dient als Inputfaktor fuumlr die Erzeugung einer bestimmten Energiedienstleistung Dabei handelt es sich bspw um die Bereitstellung von Niedertempera-turwaumlrme wie bspw bei einer Heizung die Beleuchtung von Raumlumen wie z B bei Gluumlhlampen oder den Antrieb von stationaumlren Motoren etwa fuumlr Kuumlhlschraumlnke570 Fast alle Produktionspro-zesse sind zumindest indirekt auf Elektrizitaumlt angewiesen was bspw auch bei der Herstellung von Nahrung oder Kleidung der Fall ist

Effekte auf den ArbeitsmarktErfahrungen aus anderen Industriebereichen zeigen dass pro Beschaumlftigtem in der Windener-giebranche jeweils zwei Arbeitsplaumltze hinzugerechnet werden koumlnnen die indirekt im oumlkonomischen Umfeld entstehen wie bspw bei Planungsbuumlros oder Zuliefererfirmen Die Produktivitaumlt dieses Wirtschaftszweiges ist in der Vergangenheit stark gestiegen so dass sich alleine zwischen den Jahren 1990 und 1995 die Anzahl der Arbeitnehmer pro installiertem MW bei den Anlagenproduzenten von zwoumllf auf vier reduziert hat Trotzdem ist ein starker Zuwachs an Arbeitskraumlften zu verzeichnen was sich durch den uumlberproportionalen Anstieg der Gesamtleistung erklaumlrt571 Dabei entstehen die Arbeitsplaumltze abgesehen von einigen Aufgaben in der Forschung und Entwicklung nicht nur in der Groszligindustrie Windkraftanlagen sind Industrieprodukte sbquomittlererrsquo Technologie die von klein- und mittelstaumlndischen Unternehmen hergestellt werden572 Die Arbeitsplaumltze entstehen im Wesentlichen beim Bau von Windkraftag-gregaten der Betrieb hingegen kommt mit relativ wenig Personal aus Fuumlr den Betrieb sind daher vermutlich mittel- bis hochqualifizierte Arbeitskraumlfte notwendig welche fuumlr die Uumlberwachung und Steuerung eines Windparks verantwortlich sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist im Allgemeinen mit erheblichen positiven regionalwirtschaftlichen Effekten verbunden was sich auf die Finanzsituation sowohl von oumlffentlichen wie auch privaten Institutionen bezieht Die folgenden Aussagen beruhen auf einer Untersuchung am Beispiel der Landkreise Cuxhaven und Stade Sie lassen sich nicht zwingend

568 Die VIAG ist seit dem Jahr 2000 durch die Fusion mit dem Energieversorgungsunternehmen VEBA Bestandteil des EON-Konzerns Vgl WIKIPEDIA (o Jf)

569 Vgl FRANKEN (1998)570 Vgl HENSING U A (1998) 14f571 Vgl BMU (2001) 21-24572 Vgl HAU (2003) 761

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verallgemeinern zumal es sich tendenziell um windreiche Regionen handelt In Hinblick auf die Entstehung von Gewerbesteuern als Einnahmequelle fuumlr die kommunalen Haushalte kann aufgrund des Fehlens anderer Publikationen lediglich eine einzelne Meinung eines Betreibers herangezogen werden Demnach ist nach einer Betriebszeit von zehn bis zwoumllf Jahren eine durchschnittliche Gewerbesteuerabgabe von 12000 euro pro MW installierter Leistung zu erwarten was fuumlr beide Landkreise zusammen eine Gesamteinnahme von ca 6 Mio euro jaumlhrlich bedeutet Diese Mittel werden von den beteiligten Betreibergesellschaften und Planungsgesell-schaften aufgebracht bei denen 96 und 48 der Projekte sich in den jeweiligen Gemeinden befinden Die Bereitstellung von Fremdkapital erfolgt etwa zu einem Drittel durch Banken und Sparkassen aus der Region was sich sowohl auf die Anzahl wie auch die Houmlhe der Kredite bezieht Auch andere ortsansaumlssige Dienstleistungsunternehmen profitieren von den Betreibern der Windparks was einen Verbleib der Geldfluumlsse in der Region von durchschnittlich ca 50 bei den einmaligen Investitionsausgaben (ohne die Kosten des Windenergiegenerators) und im Mittel von etwa 16 bei den regelmaumlszligigen Betriebsausgaben bedeutet573

Die Investitionskosten von Windkraftanlagen liegen bei ca 800 bis 1050 euro pro kW wobei die Standortbedingungen einen erheblichen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe haben Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 005 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie z B Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaikanlagen 100 gegenuumlber Wasserkraftanlagen und 40 gegenuumlber Erdwaumlrmeanlagen Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden da zunehmend houmlhere Systemnutzungsgrade realisiert werden Allerdings werden diese aufgrund des bestehenden hohen technischen Niveaus nicht die Groumlszligenordnung der letzten fuumlnf bis zehn Jahre erreichen wahrscheinlicher ist hingegen die Erhoumlhung der installierten Anlagenleistung574

Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte Wirkung auf den Boden ergibt sich aus den Aufstaumlnderungs- bzw Modulmontage-systemen bei Freifeldaufstellungen so dass es z B infolge von Betonfundamenten oder Erdankern zu einer Flaumlchenversiegelung von ca 3 kommt was sich auf das gesamte von einer Fotovoltaikanlage beanspruchte Areal bezieht Eine indirekte Beeinflussung des Bodens erfolgt durch die Abdeckung der Solarmodule so dass sich nur noch bestimmte Tier- und Pflanzenarten in diesem Bereich aufhalten koumlnnen Diese Abschattung betraumlgt brutto etwa ein Drittel der Bodenflaumlche da zwischen den Solarmodulen groszligzuumlgige Abstaumlnde eingehalten werden575 Auch sind aufgrund des veraumlnderten Absorptionsverhaltens Auswirkungen auf das Mikroklima denkbar was jedoch erst bei einer sehr intensiven Nutzung dieser Eingriffsform relevant wird576

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserGrundsaumltzlich besteht keine Gefaumlhrdung des Umweltmediums Wasser da es weder auf der Input- noch auf der Outputseite des Betriebsprozesses von Solaranlagen eine Rolle spielt Es ist

573 Vgl FORWIND (2004) 25-30574 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538575 Vgl KRANE (2004) 23576 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259

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lediglich theoretisch moumlglich dass als Folge von Auswaschungen durch Regen gesundheitsge-faumlhrdende Stoffe wie etwa Cadmium aus den Modulen freigesetzt werden und ins Trinkwasser gelangen577

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon Fotovoltaikanlagen gehen keine luft- und klimagefaumlhrdenden Emissionen aus Allenfalls koumlnnen durch die Abschattung der Module nach kurzer Zeit verschiedene Kleinklimate entstehen Somit wird die lebensraumlumliche Struktur und infolgedessen die Artenvielfalt gefoumlrdert was wiederum fuumlr das gesamte lokale Oumlkosystem vorteilhaft ist

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Installation von Solaranlagen beeintraumlchtigt merklich den Lebensraum fuumlr die Flora und Fauna weil die vormals freie Flaumlche partiell verbaut ist Die veraumlnderten Rahmenbedingungen fuumlhren nicht zu einem voumllligen Verlust dieser Biotope schlieszligen aber bestimmte Tier- und Pflanzenarten aus die sich nicht anpassen koumlnnen Durch die Aufstaumlnderungsbauten wird die Moumlglichkeit fuumlr einen raumlumlichen Verbund von bestimmten Pflanzen- und Tierarten erschwert was die Bildung von Lebensgemeinschaften generell stark beeintraumlchtigt Insgesamt ist langfristig auch eine Aumlnderung der lokalen Biotopzusammensetzung denkbar da minimale Effekte bzgl des Mikroklimas und der Verschattungseffekte zu einer Vergroumlszligerung oder Verringerung der Population bestimmter Arten fuumlhren

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSolarzellen beanspruchen aufgrund ihrer Bauweise groszlige Flaumlchen was insbesondere bei Fotovoltaikkraftwerken der Fall So besitzt bspw die Anlage auf den Daumlchern der Neuen Messe Muumlnchen eine Nennleistung von 1058 MWp und verteilt sich auf einer Flaumlche von 63 ha578 Die Anlagen erreichen normalerweise eine maximale Houmlhe von 4 m was von der Art der Aufstaumlnde-rung abhaumlngt579 Im Gegensatz zu Solarmodulen die in Daumlchern und Fassaden integriert sind fuumlhrt die Nutzung auf freien Flaumlchen zu einer erheblich groumlszligeren visuellen Beeinflussung durch die charakteristische Blaufaumlrbung einer Siliziumsolarzelle

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZentraler Ansatzpunkt fuumlr die Verringerung der beschriebenen negativen Auswirkungen ist die Auswahl eines Standortes der einen vergleichsweise geringen landschaftspraumlgenden Charakter aufweist So sollten bspw Anhoumlhen vermieden werden allgemeinguumlltige Aussagen sind jedoch aufgrund der individuellen Bedingungen von Landschaftsbild und Fotovoltaikanlage kaum moumlglich Eine weitere Moumlglichkeit bieten Standards fuumlr die Errichtung und den Betrieb die i S einer Selbstverpflichtung der Branche zu formulieren sind Diese koumlnnten sich auf bestimmte Kriterien beziehen zu denen bspw eine optimale Groumlszlige die Anlagenabstaumlnde oder die Houmlhe der Aufstaumlnderung zaumlhlen Auch in Hinblick auf die verwendeten Materialien wie etwa den Verzicht auf umweltgefaumlhrdende Chemikalien oder den Einsatz von Duumlngemitteln auf der genutzten Flaumlche sind Optimierungspotenziale vorhanden580

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch Braumlnde bei denen die Solaranlage mit der Gebaumludehuumllle verbrennt Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr

577 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260578 Vgl BSI (o Jb)579 Vgl KRANE (2004) 23580 Vgl UVSNABU (2005)

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ist allgemein als gering einzustufen wenn alle sicherheitsrelevanten Vorschriften eingehalten werden581

Bezogen auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Ein Uumlberspringen des Feuers auf andere Solaranlagen ist unwahrscheinlich und ggf durch Loumlschen begrenzbar Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig nicht gravierend da dies durch die Dauer der Behebung der Brandschaumlden bestimmt wird was meistens innerhalb eines Jahres erfolgt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da Feuer unmittelbar auf die angegriffenen Sachguumlter wirkt Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform positiv zu bewerten weil ein vollstaumlndiges Recycling einer Solaranlage weitgehend moumlglich ist Lediglich bei bestimmten Komponenten aus Schwermetallen die z B aus Cadmium-Tellurit bestehen gibt es noch Unklarheit uumlber die Wiederverwertung Da diese Verfahren noch am Anfang der technischen Entwicklung stehen ist eine Loumlsung dieser Problematik sbquonurrsquo eine Frage der Zeit582

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitInfolge eines moumlglichen Brandes der Solaranlage kann es aufgrund der Verdampfung bestimmter Komponenten zur Freisetzung von giftigen Stoffen kommen wie etwa von Tellur oder Selen Erst bei einer vollstaumlndigen Emission dieser Chemikalien ab einer Anlagengroumlszlige von mehr als 100 kW kann es zu einer gesundheitsgefaumlhrdenden Konzentration in den umliegenden Luftschichten kommen Daruumlber hinaus besteht eine prinzipielle Verletzungsgefahr fuumlr den Menschen durch Herabfallen unsachgemaumlszlig montierter Solarmodule oder Beruumlhrung der elektrischen Spannungen zwischen den stromfuumlhrenden Anschluumlssen Bei Einhaltung der allgemein guumlltigen Standards fuumlr den Bau und Betrieb solcher Anlagen sind diese Auswirkungen jedoch weitgehend vermeidbar Ein weiterer gesundheitsrelevanter Effekt sind elektromagneti-sche Strahlungen welche durch die Gleichstromverkabelung und die groszlige Abstrahlflaumlche des Solargenerators verursacht werden Allerdings handelt es sich um niederfrequente magnetische Felder die deutlich weniger Strahlung emittieren als elektronische Haushaltsgeraumlte wie bspw Fernseher583

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 85 der Befragten der Meinung dass die Sonnenenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte584 Andere Umfragen mit einem Wert von 74 stuumltzen dieses Meinungsbild wobei sich eine groszlige Mehrheit der Befragten in Hinblick auf die Standortwahl fuumlr die Nutzung von Daumlchern und Fassaden ausspricht Es besteht die Vermutung dass Fotovoltaik-Freiflaumlchen-anlagen in industriell gepraumlgten Regionen sowie in ausreichender Entfernung von Wohngebie-ten eine houmlhere Akzeptanz genieszligen585

Die Umweltverbaumlnde stehen dem Ausbau von Fotovoltaikanlagen grundsaumltzlich positiv gegenuumlber was jedoch an einige Bedingungen geknuumlpft ist So verlangt bspw der WWF eine vorrangige Nutzung bestehender Siedlungs- und Verkehrsflaumlchen vor der Erschlieszligung von Freiflaumlchen und lehnt die Installation in Schutzgebieten eindeutig ab586 Im Einzelfall kommt es jedoch zu einem Riss quer durch die Verbaumlnde wie das Beispiel einer geplanten Solaranlage in

581 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260582 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260583 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259f584 Vgl FORSA (2005) 3 585 Vgl BMU (2004) 938586 Vgl WWF (2004) 2f

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Kleinblittersdorf (Saarland) mit einer Leistung von 8 MW zeigt Nach ausfuumlhrlichen Beratungen wurde der entsprechende Bebauungsplan abgelehnt weil die Befuumlrworter aus CDU und NABU sich nicht gegen das Buumlndnis aus SPD Gruumlnen und BUND durchsetzen konnten587

Auch in Hinblick auf den lokal organisierten Widerstand zeigt sich in einigen Beispielen ein betraumlchtliches Ablehnungspotenzial wie im Fall eines erfolgreichen Buumlrgerbegehrens gegen eine Fotovoltaikanlage in Schmiechen (Bayern) Zu dieser Entwicklung hat auch eine restriktive Informationspolitik seitens des Investors und der Gemeinde beigetragen wodurch sich die Gegner in ihrem Misstrauen gegenuumlber der Anlage bestaumltigt fuumlhlten So war geplant das Projekt 250 m suumldlich der naumlchsten Wohnanlage und in einer Houmlhe von 35 m zu installieren Unter diesen Umstaumlnden waumlre es zu einer Verbauung der Aussicht fuumlr die Anwohner sowie zu einer negativen optischen Wirkung in einem sonst sehr flachen Gelaumlnde gekommen588

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenFotovoltaikanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung589

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Auswirkungen verbunden die im Folgenden kurz skizziert werden Bei Fotovoltaikanlagen werden kapitalintensive Fertigungstechnologien verwendet die hinsichtlich des Technologie-grades mit der Computerbranche zu vergleichen sind In diesem Teil der Wertschoumlpfungskette sind in geringem Umfang hochqualifizierte Beschaumlftigungsverhaumlltnisse zu erwarten die auch Aufgaben aus dem Bereich Forschung und Entwicklung uumlbernehmen um noch kostenguumlnstige-re Solarmodule produzieren zu koumlnnen Dagegen bedarf es bei der Installation und Wartung mittelqualifizierte Arbeitskraumlfte die weitgehend durch spezialisierte Handwerksbetriebe bereitgestellt werden Es ist allerdings zukuumlnftig eine Verringerung der Montagekosten zu erwarten da standardisierte Generatorgroumlszligen mit groumlszligeren Modulen verwendet werden Damit geht ein reduzierter Arbeitsaufwand einher welcher nur durch eine uumlberproportionale Ausweitung der Zahl an Anlagen kompensiert werden kann um per Saldo eine positive beschaumlftigungspolitische Wirkung zu erzielen590 Weitere Arbeitsplaumltze sind infolge von Beratungs- und Pruumlfungsleistungen zu erwarten die durch Architekten Bauingenieure und Energieberatungen erbracht werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDa hinsichtlich der regionalwirtschaftlichen Implikationen von Fotovoltaikanlagen keine verwertbaren Studien vorliegen wird im Folgenden auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen So kann angenommen werden dass bei der Installation und Wartung von Solaranlagen auch lokale Unternehmen zum Zuge kommen Diese beziehen zwar die technischen Komponenten von den groszligen internationalen Produzenten wie etwa BP Solar oder Sharp die Zusammenstellung zu einer schluumlsselfertigen Fotovoltaikanlage erfolgt jedoch haumlufig von klein- und mittelstaumlndischen Betrieben Auch in anderen Bereichen der Wertschoumlp-fungskette ist anzunehmen dass eher Unternehmen aus der jeweiligen Region profitieren und somit z B zusaumltzliche Gewerbesteuereinnahmen generieren Dies betrifft bspw die Beratung in

587 Vgl BMU (2004) 37f588 Vgl BMU (2004) 35589 Siehe Abschnitt 412590 Vgl FREUND (1996) 5f

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Bezug auf behoumlrdliche Genehmigungen oder die Finanzierung uumlber die ortsansaumlssigen Kreditinstitute Insgesamt leistet dieses Eingriffsinteresse einen Beitrag zur Foumlrderung der dezentralen Energieversorgung und bietet fuumlr Regionen eine Entwicklungschance die als Standortvorteil sbquonurrsquo viel Sonne anzubieten haben

Die Investitionskosten von Fotovoltaikanlagen liegen bei ca 5000 euro pro kW wobei das solare Strahlungsangebot nur einen geringen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe hat Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 042 bis 045 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 1000 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 700 gegenuumlber Wind 700 gegenuumlber Wasser und 200 gegenuumlber Erdwaumlrme Langfristig kann von einer deutlichen Kostensenkung ausgegangen werden da die Optimierungspotenziale sowohl bei den einzelnen Systemelemen-ten als auch bei der Systemtechnik noch unerschlossenen sind Allerdings wird auch zukuumlnftig diese Art der Energieerzeugung die teuerste Option bleiben wenn keine substanzielle Innovation im Markt zu einer erheblichen Kostenreduktion fuumlhrt591

Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei Wasserkraftanlagen findet durch die Systemkomponenten Wehr und Einlaufbauwerk an der jeweiligen Stelle eine Totalversiegelung des Bodens statt Des Weiteren kann es infolge der Errichtung von Straszligen und Anlagen im Gewaumlsserumfeld zu temporaumlren und bleibendenLebensraumverlusten fuumlr Tiere und Pflanzen kommen wenn etwa uumlberfluumlssige Steine und Boden verfuumlllt werden592 Daruumlber hinaus ist bei Anlagen die mit Speicherwasser arbeiten aufgrund der Uumlberstauung eine zusaumltzliche Beanspruchung von Boden notwendig593

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Aufstauung des Wassers durch die Wehranlagen kann zu einer Vielzahl von Auswirkungen im Flieszliggewaumlsser fuumlhren von denen hier die wichtigsten beschrieben werden So wird bspw durch die Verlangsamung der Flieszliggeschwindigkeit die Schleppkraft des Wassers verringert was wiederum die Grobstrukturen des Flussbettes veraumlndert Auch kann sich die Wassertemperatur erhoumlhen was den Ruumlckgang des Sauerstoffgehaltes in tiefen Stauraumlumen zur Folge hat Des Weiteren kann es in diesem Bereich zur Anlagerung von Schadstoffen oder der Entstehung von Faulgasen durch den Abbau von organischen Ablagerungen kommen Da im Staubereich das grobkoumlrnige Geschiebe (Feststoffe die nur im Bereich der Sohle transportiert werden) zuruumlckgehalten wird fehlt Sohlmaterial unterhalb der Wehranlage Die Konsequenz daraus ist eine Sohlerosion und damit eine Eintiefung des Flussbettes was wiederum zu einer Absenkung des lokalen Grundwasserspiegels fuumlhrt Dies macht sich z B durch eine Trockenlegung von Auenwaumlldern und ihrer veraumlnderten Vegetation bemerkbar Diese Effekte sind besonders gravierend bei einer Hintereinanderschaltung mehrerer Anlagen zu einer Kraftwerkskette so dass die gesamte Flieszliggewaumlssercharakteristik uumlber eine laumlngere Strecke verloren geht594

591 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538592 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 1597593 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 93594 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371

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Wird das Flieszligwasser nicht aufgestaut sondern aus dem urspruumlnglichen Mutterbett ent-nommen koumlnnen sich ebenso massive Veraumlnderungen auf den lokalen Wasserhaushalt ergeben Dies ist bei Ausleitungskraftwerken der Fall wodurch es z B zu einem Verlust der natuumlrlichen jahres- und tageszeitperiodischen Abflussschwankungen oder einer Verlaumlngerung der Niedrigwasserperioden kommt Ebenso kann sich die Wasserqualitaumlt verschlechtern oder das Algenwachstum verstaumlrken und die Stroumlmungsverhaumlltnisse werden insgesamt gestoumlrt595

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht auf thermischem Wege (wie bei den fossilen Brennstoffen) stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch koumlnnen infolge der weitreichenden Veraumlnderungen der oumlkologischen Mechanismen eines Flieszliggewaumlssers Gase freigesetzt werden die fuumlr den Treibhauseffekt eine Rolle spielen So entsteht in anaeroben Gewaumlssern beim Zersetzungsprozess der uumlberschwemmten Vegetation Methan bei verrottenden Pflanzen wird Kohlendioxid emittiert Allerdings ist die Abschaumltzung der daraus resultierenden Schaumlden schwierig und haumlngt von der Menge an Biomasse ab So hat dieser Effekt bei kleinen Wasserkraftanlagen wie sie in Deutschland haumlufig betrieben werden eine weitaus geringere Bedeutung als bei groszligen Stauanlagen wie sie etwa in Brasilien zu finden sind Schlieszliglich sind diese kausalen Zusammenhaumlnge insgesamt zu wenig eindeutig so dass ihre Beruumlcksichtigung nicht sinnvoll erscheint596

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Barrierewirkung der Wehr- und Turbinenanlagen hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Fauna und Flora des betroffenen Flieszliggewaumlssers da die natuumlrlichen Wanderungsbewegungen der Arten eingeschraumlnkt oder verhindert werden Die Folge daraus ist eine Zerteilung und Verkleinerung des Gewaumlsserlebensraumes was sich negativ auf die gesamte Population der aquatischen Lebewesen auswirkt Des Weiteren kommt es zu einer Verringerung der Strouml-mungsgeschwindigkeit in Staubereichen und der Wassertiefe unterhalb des Wehrabsturzes sowie veraumlnderten Druck- und Stroumlmungsverhaumlltnissen in der Naumlhe der Turbine Dies kann bei einigen Fischarten zu Orientierungsproblemen und mechanischen Verletzungen am Fischkoumlrper fuumlhren597

Die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zeigen sich z B in einer Abnahme von Arten bei Wassertiefen uumlber zwei Metern dagegen ist eine Zunahme von Arten bei Wassertiefen unterhalb dieser Grenze zu verzeichnen598 Auch kommt es aufgrund verschlechterter Selbstreinigungskraumlfte des Gewaumlssers zur Bildung von Faulschlamm und einer verstaumlrkten Algenproduktion was wiederum eine Sekundaumlrverschmutzung bedeutet599 Aufgrund der beschriebenen Dynamik des Wasserhaushaltes ist mit Folgewirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt auch im Auenbereich zu rechnen Die dort ansaumlssigen amphibischen und terrestrischen Tierarten ziehen sich zuruumlck und Baumarten wie bspw die Weide werden durch Grauerlen und Eschen verdraumlngt600 Zusammengenommen fuumlhren diese Veraumlnderungen in der Flora und Fauna zu einer Stoumlrung des bisherigen Raumluber-Beute-Schemas und damit zur Verschiebung des standorttypischen Artenspektrums601

595 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371596 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 20597 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371598 Vgl HUumlTTE (2000) 168599 Vgl KLEPSER (1996) 127600 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 75f601 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371

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Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildVon einer Wasserkraftanlage und den baulichen Strukturanpassungen gehen erhebliche sichtbare Beeintraumlchtigungen auf das Oumlkosystem aus wobei das Ausmaszlig von der Bauweise und Groumlszlige der Anlage abhaumlngt Dies macht sich in der Gestalt des Flusses bemerkbar d h in Form und Veraumlnderung seines Bettes der Ufer Arme und Inseln Die treibende Kraft hierfuumlr ist das dynamische Wechselspiel von Hoch- und Niedrigwasser sowie von Erosion und Geschiebetrans-port Ein weiteres Charakteristikum des Flusses ist das Nebeneinander verschiedener Formen auf engstem Raum hinsichtlich Stroumlmungsgeschwindigkeit Wassertiefe Wassertemperatur Sonnenstrahlung und Koumlrnigkeit des Sedimentes Ergebnis des Zusammenspiels dieser Faktoren ist ein dicht verflochtenes Netzwerk von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten602

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenEinige der dargestellten oumlkologischen Belastungen koumlnnen mit bestimmten Maszlignahmen minimiert werden von denen die wichtigsten im Folgenden auf ihre grundsaumltzliche Wirksamkeit untersucht werden Die tatsaumlchliche Effektivitaumlt haumlngt jedoch von einer Vielzahl von lokalen Einflussgroumlszligen bezuumlglich der oumlkologischen Spezifikation des Flieszliggewaumlssers und der Konfigura-tion der Wasserkraftanlage ab Schlieszliglich kann nur durch das Zusammenspiel aller Einzelmaszlignahmen erreicht werden dem urspruumlnglichen Zustand des Flusses moumlglichst nahe zu kommen ohne die damit verbundenen Kosten unverhaumlltnismaumlszligig zu steigern

In Hinblick auf die Sperrwirkung des Wehres kommen Fischtreppen und Umgehungsrin-nen in Betracht welche die Aufstiegsmoumlglichkeit fuumlr aquatische Lebewesen erhalten soll Mehrheitlich wird diese Moumlglichkeit eines Teilausgleiches der Barrierewirkung als positiv betrachtet eine bessere Alternative zum unverbauten Gewaumlsser sind nur noch flach geneigte Sohlrampen um die Durchgaumlngigkeit des Flusses wiederherzustellen Dagegen wird das Problem der Unterbindung des Geschiebetransportes durch das Wehr bspw mit der Stauraum-spuumllung bekaumlmpft Diese findet ein- bis zweimal im Jahr statt und saumlubert den Staubereich von Feinsediment- und Geschiebablagerungen603

Ein weiteres wichtiges Problem findet sich bei Ausleitungskraftwerken aufgrund der Ent-nahme von Flusswasser das uumlber einen Seitenkanal der Anlage zugefuumlhrt wird Dadurch wird die urspruumlngliche Wassermenge des Gewaumlssers verringert was erhebliche oumlkologische Folgen hat wie z B eine Verschlechterung der Gewaumlsserguumlte Dem kann nur durch das Setzen eines Mindestwasserstandes entgegengewirkt werden dessen Festlegung jedoch mit vielen Fragen behaftet ist Auch die Problematik der Fischschaumldigung durch Turbinen kann gemindert werden wenn bspw Rechen benutzt werden was jedoch bei kleinen Fischarten nur begrenzt moumlglich ist Eine weitaus wirksamere Loumlsung ist das Abschalten der Wasserkraftanlage waumlhrend der Fischhauptwanderzeit von bis zu drei Monaten welche aber mit groszligen Unsicherheiten bezuumlglich des Zeitraumes und Zeitpunktes verbunden ist604

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch eine Wasserkraftanlage ergibt sich durch die Freisetzung von Schmierstoffen in das Flieszliggewaumlsser was sich jedoch verringert wenn diese biologisch abbaubar sind Auch laumlsst sich das Risiko minimieren wenn entsprechende Schutzvorrichtungen eingebaut und die Schmierstoffe auszligerhalb des wassergefaumlhrdeten Bereichs gelagert werden Weitere Unwaumlgbarkeiten koumlnnen durch Braumlnde an den elektrischen Anlagen oder Versagen von mechanischen Komponenten entstehen die jedoch nicht spezifisch fuumlr diese Technologie sind

602 Vgl UHRMEISTER (1998) 81603 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31604 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31

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Dagegen ist der potenzielle Schaden durch Versagen eines Staudammes bei Speicherwasser-kraftwerken weitaus groumlszliger was einen totalen Verlust von Natur- und Sachkapital sowie von Menschenleben bedeuten kann605 Daher beziehen sich die folgenden Aussagen weitgehend auf Schaumlden die auf diese Weise hervorgerufen werden Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die erste Schadenskategorie laumlsst sich nur allgemein als eher niedrig einschaumltzen fuumlr den zweiten Fall liegt dieser Wert fuumlr alle nach dem Jahr 1950 gebauten Daumlmme bei 05 606

Bezuumlglich der Ubiquitaumlt ist festzustellen dass sich die Schaumlden aufgrund der Dynamik des Flieszliggewaumlssers sowohl bei einer Freisetzung von Schadstoffen als auch bei einem Dammbruch nicht auf den Standort der Anlage beschraumlnken sondern sich auch uumlber einen regionalen Radius erstrecken koumlnnen Die Persistenz dieser Schaumlden kann mehrere Jahre betragen da der Wiederaufbau von natuumlrlichen und anthropogenen Strukturen in der betroffenen Flaumlche sehr komplex ist Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt kann angenommen werden dass der urspruumlngliche Zustand eines uumlberfluteten Gebietes nur ansatzweise wiederhergestellt werden kann Ebenfalls problematisch ist ein Ruumlckbau der Wasserkraftanlage da die bautechnischen Anlagenteile wie z B Wehre oder Staudaumlmme massiv im Flussbett verankert sind607 Schlieszliglich ist die Verzoumlgerungswirkung gering da die Schaumlden im Fall eines Dammbruches aufgrund der Kraft des flieszligenden Wassers sichtbar werden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbare Beeintraumlchtigungen der Gesundheit des Menschen entstehen durch den Betrieb einer Wasserkraftanlage nicht lediglich die Laumlrmemissionen koumlnnen von den Anwohnern als stoumlrend empfunden werden608 Dagegen werden bei Speicherwasserkraftwerken Stauseen geschaffen die groszlige Flaumlchen mit Wasser bedecken Dies fuumlhrt jedoch nur in den Tropen zu einer erhoumlhten Gefahr fuumlr an Wasser gebundene Infektionskrankheiten und wird daher in dieser Betrachtung nicht weiter beruumlcksichtigt609

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 68 der Befragten der Meinung dass die Wasserkraftenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte610 Dieses grundsaumltzlich positive Votum wird jedoch relativiert wenn Studien herangezogen werden welche in ihren Aussagen uumlber solche Meinungsumfragen hinausgehen So zeigen Untersuchungen im oberbayerischen Alpenraum der aufgrund seiner geologischen Bedingungen besonders geeignet ist ein hohes Konfliktpotenzial im Zusammenhang mit dem Bau von Wasserkraftwerken und Stauseen Sowohl die Energieversorgungsunternehmen als auch die Naturschutzverbaumlnde argumentierten mit dem Gemeinwohlinteresse ndash allerdings aus gegensaumltzlichen Positionen Fuumlr die Befuumlrworter steht die Gewinnung von preiswertem und erneuerbarem Strom im Vordergrund fuumlr die Gegner die Zerstoumlrung von aumlsthetisch wertvollen Flusslandschaften611

Die Zustimmung der Umweltverbaumlnde zu diesem Projektinteresse ist dagegen weniger deutlich Als eine Art der Erzeugung von erneuerbarer Energie wird die Wasserkraft begruumlszligt die damit z T erheblichen Schaumlden an der Natur sind hingegen nicht sbquowegzudiskutierenrsquo Von daher

605 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372606 Vgl WBGU (2003) 58 607 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372608 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 23609 Vgl WBGU (2003) 58610 Vgl FORSA (2005) 3 611 Vgl HASENOumlHRL (2003) 11-15

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wird grundsaumltzlich die Reaktivierung von stillgelegten Anlagen und die Optimierung bestehen-der Kraftwerke gefordert ein Neubau wird nur in Ausnahmefaumlllen befuumlrwortet Insgesamt muumlssen alle Flieszliggewaumlsserbauwerke bestimmte oumlkologische Kriterien erfuumlllen da bspw nur bei Einhaltung einer Mindestrestwassermenge die Umweltschaumlden zu minimieren sind Daruumlber hinaus gibt es die Forderung bestehende Anlagen oumlkologisch aufzuwerten indem z B Fischaufstiegshilfen zur Verbesserung der Flieszliggewaumlsseroumlkologie installiert werden612

Auch die umliegende Bevoumllkerung von Wasserkraftanlagen steht diesem Eingriffsinteresse oftmals sehr skeptisch gegenuumlber was in einigen Faumlllen dann zur Ruumlcknahme von geplanten Projekten fuumlhrt So haben sich bspw ein Dutzend Vereine zur Jagst-Initiative zusammenge-schlossen und Unterschriftensammlungen Pressekampagnen und Eingaben initiiert Auf diese Weise konnte die von der Stadtverwaltung Friedrichshall (Bayern) geplante Aufstauung der Jagst auf zwei Kilometern verhindert werden das zustaumlndige Regierungspraumlsidium lehnte das Vorhaben schlieszliglich ab613

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWasserkraftanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung614

Effekte auf den ArbeitsmarktBei diesem Eingriffsinteresse ist uumlber die Phase der Planung und des Baus hinaus mit zusaumltzli-chen Arbeitsplaumltzen infolge des Betriebs und der Wartung der Wasserkraftanlagen zu rechnen Pro Bauwerk besteht vermutlich ein Bedarf von fuumlnf bis 50 Mitarbeitern wenn als Vergleichsbei-spiel bestehende Anlagen herangezogen werden So wird bspw das groumlszligte deutsche Pumpspeicherkraftwerk in der Naumlhe von Goldisthal (Thuumlringen) von 50 Technikern und Ingenieuren betrieben und erzeugt eine Leistung von 1060 MW615 Aufgrund der hohen Komplexitaumlt der Kraftwerkstechnik ist anzunehmen dass fuumlr diese Aufgaben mittel- bis hochqualifizierte Beschaumlftigte notwendig sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUumlber die regionalpolitischen Implikationen von Wasserkraftanlagen liegen kaum Erkenntnisse vor so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss So handelt es sich bei Wasser zunaumlchst um einen sbquoRohstoffrsquo der nur in bestimmten Regionen verfuumlgbar ist und somit nur punktuell die Energieumwandlung ermoumlglicht Wie beschrieben ist aus naturschutz-fachlichen Gruumlnden nicht mit einem Neubau von Wasserkraftanlagen im groszligen Umfang zu rechnen so dass sich die oumlkonomischen Aktivitaumlten bei diesem Energietraumlger vermutlich auf die Modernisierung bestehender und die Reaktivierung stillgelegter Anlagen konzentriert Es ist denkbar dass lokale Unternehmen aus den Bereichen Planung bauliche Instandsetzung und Betrieb von einer Renaissance dieser Energieanlagen in der Region profitieren Allerdings ist anzunehmen dass im Wesentlichen nur betriebsbedingt hier eine dauerhafte oumlkonomische Struktur befoumlrdert wird Wirtschaftliche Impulse aufgrund der Neuerrichtung von Wasserkraftan-lagen sind somit nicht zu erwarten

Die Investitionskosten von Wasserkraftanlagen liegen bei 4000 bis 10000 euro pro kW wobei die tatsaumlchliche Houmlhe sehr stark von den hydrogeologischen Standortbedingungen beeinflusst

612 Vgl BUND (2002a) vgl NABU (2004)613 Vgl UHRMEISTER (2001)614 Siehe Abschnitt 412615 Vgl WEGERICHHERING (2004) vgl VATTENFALL EUROPE (o J)

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wird Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten von 003 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaik 25 gegenuumlber Erdwaumlrme und 100 gegenuumlber Wind Langfristig kann jedoch nicht von einer wesentlichen Kostensenkung ausgegangen werden da diese Technik seit Jahrzehnten weitgehend ausgereift ist Es ist eher damit zu rechnen dass die Stromgestehungskosten stabil bleiben oder aufgrund von zunehmenden Umweltschutzvorgaben sogar steigen werden616

Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenJede Form der geothermischen Nutzung bedeutet einen Eingriff in das Gleichgewicht der oberen Erdkruste was sich in Form von energetischen und stofflichen Veraumlnderungen Bruchvorgaumlngen sowie im geringen Maszlige auch durch Masseverlagerungen darstellt Im Vergleich zu bergbaulichen Eingriffen ist der Umfang der Wirkungen gering da keine Hohlraumlume entstehen Die Umweltwirkungen konzentrieren sich auf die thermische Beeinflus-sung der Gesteinsschichten im Untergrund welche sich ober- und unterhalb der genutzten wasserfuumlhrenden Lagen befinden Durch die Injektion des abgekuumlhlten Wassers hat sich bspw gezeigt dass nach uumlber 30 Betriebsjahren eine Tiefe von bis zu 160 m thermisch beeinflusst wirdund 70 m unter der Erdoberflaumlche die Temperatur um 10 degC sinkt617

Dagegen kann es infolge der Bohrung zu einer Erwaumlrmung der geologischen Umgebung kommen was einen Umkreis von bis 60 m ausmachen kann In einem Abstand von 10 m um das Bohrloch ist die thermische Wirkung bereits auf ca 56 des urspruumlnglichen Wertes abgeklun-gen und reduziert sich nach 20 m auf ca 34 Des Weiteren sind geomechanische Einfluumlsse moumlglich welche sich um das Injektionsbohrloch herum in Form eines Kaltwasserbereiches bemerkbar machen was zu einer Kontraktion der Speicherschichten fuumlhrt Simulationen haben gezeigt dass als Folge daraus eine Reduktion der Schichtmaumlchtigkeit und damit eine geringe Absenkung der Erdoberflaumlche uumlber einen langen Zeitraum eintreten618

Abhaumlngig von der Art der Geothermieanlage kann auch ein Bodenaushub notwendig sein in dessen Folge das Erdreich abtransportiert wird und somit vollstaumlndig verloren geht Anschlieszligend wird eine ca 30 cm starke Kiesschicht aufgeschuumlttet um das Erdreich gegen das Eindringen kontaminierter Fluide oder anderer Emissionen zu schuumltzen Auf diese Weise werden jedoch die natuumlrlichen Funktionen des Bodens unterbunden wie etwa die als Lebensraum oder als Abbau- Ausgleichs- und Aufbaumedium619

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBei einer unsachgemaumlszligen Re-Injektion des Waumlrmetraumlgermediums kann es zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommen was wiederum zu einer Veraumlnderung des Porendruckes fuumlhrt Die moumlglichen Folgen daraus sind mikroseismische Erscheinungen die bisher allerdings kaum beobachtet wurden Weiterhin ist es moumlglich dass Stoffe wie Methan Ammoniak Schwefelwas-serstoff und Kohlenstoffdioxid emittiert sowie Mineralien freigesetzt werden und sich im

616 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538617 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471618 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471619 Vgl THIELE (2004) 52-55

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Untergrund bei der Wasserzirkulation aufloumlsen Da das Thermalwasser jedoch in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt wird ist im Normalbetrieb nicht mit diesen Effekten zu rechnen Die groumlszligte potenzielle Umweltgefahr geht jedoch von der Abteufung der Bohrungen aus was sich in Form eines hydraulischen Kurzschlusses unterschiedlicher Schichten im Untergrund bemerkbar macht620

Von dem Waumlrmetraumlgermedium gehen keine Gefahren aus da i d R nur Wasser verwendet wird dem allenfalls ein Korrosionsschutzmittel zugesetzt ist621 Daruumlber hinaus kann es durch die Zirkulation des Waumlrmetraumlgermediums in einigen Kilometern Tiefe zu einer geringen Loumlsung von Salzen und Mineralien kommen welche sich im Untergrund befinden Negative Folgen fuumlr die Umwelt sind daraus jedoch nicht abzuleiten da das mit derartigen Stoffen angereicherte Wasser in einem geschlossenen Kreislauf wieder dem Untergrund zugefuumlhrt wird622 Auch der hohe Verbrauch von Wasser kann problematisch sein was bereits fuumlr die Phase der Explorations-und Testbohrungen der Fall ist So koumlnnen geothermische Anlagen eine Menge von bis zu 1000 m3Tag umsetzen was jedoch nur in halbtrockenen und trockenen Gebieten kritisch ist623

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIm ordnungsgemaumlszligen Betrieb einer Erdwaumlrmeanlage ist nicht mit der Freisetzung von Stoffen oder Partikeln zu rechnen Allenfalls entstehen die uumlblichen klimarelevanten Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger in der Heizzentrale welche zur Deckung von Zusatz- bzw Spitzenlasten benoumltigt werden624 Da bei der geothermischen Stromerzeugung relativ niedrige Temperaturen von 150 bis 250 degC genutzt werden ist der Wirkungsgrad im Vergleich zu konventionellen Waumlrmekraftwerken gering Daraus resultiert eine hohe Abwaumlrmemenge welche die Umgebung belasten kann wenn diese Energie nicht in einer Anlage zur Kraft-Waumlrme-Kopplung aufgefangen oder dem Untergrund zugefuumlhrt wird Im Bereich von unter 200 degC arbeiten diese Anlagen im Allgemeinen mit organischen Kreislaufmedien die oftmals ein hohes Ozonzerstoumlrungs- und Treibhauspotenzial aufweisen Da diese Stoffe in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt werden ist nur im Fall von Leckagen mit ihrer Freisetzung in die Umwelt zu rechnen625

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenAls direkte Folge fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt kommt es zu einem Verlust des jeweiligen Lebensraumes an dem Standort was bei einem standardisierten Bohrplatz eine Flaumlchengroumlszlige von mindestens 2000 m2 ausmacht626 Als indirekte Folge kann es aufgrund der Bohrarbeiten zu Schallemissionen kommen welche sich je nach Tiefe uumlber einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten erstrecken und fuumlr die umgebende Tierwelt eine Laumlrmbelaumlstigung darstellen kann627

Bei groszligen Bohrtiefen werden in einigen Faumlllen Additive wie bspw Lignosulfate und Ligni-te eingesetzt welche bei Temperaturen ab ca 190 degC Schwefelwasserstoffe emittieren Diese greifen nicht nur die die Bohrtechnik an sondern koumlnnen auch die Bodenfauna und -flora sowie das Grundwasser und das Erdreich belasten Auch die akustischen Emissionen beim Betrieb

620 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469f621 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 484622 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511623 Vgl RYBACH (2002) 134624 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469625 Vgl SCHNEIDERKALTSCHMITT (2002) 481626 Vgl THIELE (2004) 55627 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511

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eines Geothermiekraftwerkes stellen Beeintraumlchtigungen fuumlr die Tierwelt dar besonders wenn es sich um stoumlrungsempfindliche Arten handelt628

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie technischen Komponenten einer geothermischen Anlage die sich uumlber Tage befinden wie bspw Bohrtuumlrme Rohrleitungen Kuumlhltuumlrme und Kraftwerkshaumluser stellen eine visuelle Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes dar629 Die Flaumlchenbeanspruchung des Bohrplatzes haumlngt von der Bohrtiefe bzw -technik ab und variiert zwischen 200 und 2500 m2 Das Ausmaszlig der Bohranlage welche ebenfalls von der Bohrtiefe abhaumlngt kann eine Houmlhe von bis zu 54 m erreichen630 Im Vergleich zu fruumlher sind moderne geothermische Anlagen wesentlich kleiner und unauffaumllliger bleiben aber auf jeden Fall sichtbar631

Unmittelbar kann auch von den Kuumlhleinrichtungen eine Beeinflussung des Landschaftsbil-des hervorgerufen werden Art und Umfang dieses Effektes haumlngt von den aufsteigenden Wasserwolken ab welche durch die Wetterlage und den Standort des Kraftwerkes bestimmt werden632 Die beschriebenen Auswirkungen sind das Ergebnis einer Kombination aus mehreren punkt- linien- und flaumlchenartigen Elementen die durch die individuelle Bauweise einer Anlage bedingt sind Sie sind eher kleinraumlumiger Art und beschraumlnken sich auf den unmittelbaren Standort eines Kraftwerkes

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft kann teilweise minimiert werden wenn etwa Rohrleitungen und andere Installationen mit geeigneter Bemalung unauffaumllliger gestaltet werden633 Auch in Hinblick auf die akustischen Effekte gibt es technische Moumlglichkeiten wie etwa Schalldaumlmpfer um die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu minimieren Aumlhnlich sind auch die Folgen bei den Umweltschutzguumltern Wasser TierePflanzen sowie LuftKlima zu bewerten da sie sich grundsaumltzlich durch entsprechende bauliche Einrichtungen eindaumlmmen lassen Dagegen ist bei den anderen Belastungen vor allem bzgl des Bodens eine Entlastungs-wirkung mittels baulicher Maszlignahmen kaum moumlglich

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch dasAustreten der heiszligen Tiefenwaumlsser an die Erdoberflaumlche was bei einer Einleitung in Oberflauml-chengewaumlsser zu einer Schaumldigung der dortigen Tiere und Pflanzen fuumlhrt Auch ein Austreten von Salzen und Mineralstoffen ist moumlglich wenn es bei der Foumlrderung des Waumlrmetraumlgermedi-ums zu Stoumlrungen kommt Daneben ist theoretisch eine Freisetzung von umweltschaumldigenden Chemikalien moumlglich wenn sie zur Beseitigung von Ausfaumlllungen und Verstopfungen der Rohrleitungssysteme verwendet werden Weitere denkbare Effekte sind eine Beschaumldigung der Rohre und als Folge daraus ein hydraulischer Kurzschluss unterschiedlicher wasserfuumlhrender Gesteinsschichten sowie Schadstoffeintraumlge in das Erdreich Im Fall einer fehlerhaften Druckentlastung am Oberflaumlchenleitungssystem kann es zu einer Emission von geringen Mengen geloumlster Gase kommen634 Inwieweit langfristig gravierende Veraumlnderungen der geologischen Umgebung einer Erdwaumlrmeanlage auftreten und ob sich diese negativ auswirken

628 Vgl THIELE (2004) 56629 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 512630 Vgl THIELE (2004) 55-57631 Vgl RYBACH (2002) 129632 Vgl THIELE (2004) 66633 Vgl RYBACH (2002) 129634 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 471485512

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ist bisher nicht abschaumltzbar Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die dargestellten Schaumlden ist allgemein als gering einzustufen weil sich diese durch die Einhaltung entsprechender Sicherheitsvorschriften minimieren laumlsst

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Wie dargestellt wurde ist zwar eine Beeintraumlchtigung des Wassers moumlglich diese wird sich jedoch vermutlich auf das Gebiet beschraumlnken in dem die Geothermieanlage in das Erdreich eingreift Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen Eine Verzoumlgerungs-wirkung ist bei den meisten Schaumlden nicht festzustellen lediglich bei der beschriebenen Belastung fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt ist aufgrund der biochemischen Reaktionen in den Organismen eine zeitversetzte Wirkung denkbar Dagegen ist der Aspekt der Irreversibilitaumlt moumlglicherweise negativ zu bewerten weil der Eingriff in das Erdreich sehr massiv ist und der urspruumlngliche Zustand des Bodens nur schwierig wiederherstellbar ist Dies ist u U nicht durch ein Zuschuumltten des Bohrloches moumlglich und das Zuruumlcksetzen von ehemals verschobenen Gesteinsschichten ist nahezu ausgeschlossen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitGeothermische Kraftwerke emittieren u a Schwefeldioxid was ab einer Menge von 03 ppm den Geruchssinn (Geruch von faulen Eiern) und ab 10 ppm die Gesundheit des Menschen beeintraumlchtigt (bei einer Exposition von mindestens 10 min) Weitere Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden koumlnnen durch Laumlrm entstehen der hauptsaumlchlich waumlhrend der Explorationsphase durch die Bohraktivitaumlten hervorgerufen wird Dabei kann ein Pegel von bis zu 120 db(A) beim Bohren mit Pressluft erreicht werden der sich technisch auf 80 db(A) reduzieren laumlsst Dagegen wird im Normalbetrieb wenig Laumlrm erzeugt der zudem um etwa 6 db(A)km abnimmt Allerdings traumlgt hochfrequenter Laumlrm weiter welcher z B durch Dampfablass entsteht Er wird im Vergleich zu niedrigfrequenten Geraumluschen als unangenehmer empfunden welche bspw durch Bohrdiesel hervorgerufen werden635

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 63 der Befragten der Meinung dass die Erdwaumlrmeenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte636 Die beschriebenen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind vergleichsweise gering was sich vor allem bei der Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes darstellt so dass generell von einer hohen Zustimmung in der Bevoumllkerung ausgegangen werden kann Lediglich die gesundheitsrelevanten Effekte koumlnnten sich negativ auf die Akzeptanz der Anwohner auswirken

Auch die Umweltverbaumlnde in Gestalt von BUND Greenpeace NABU und WWF sehen so gut wie keine oumlkologischen Konflikte was sich auch auf den Vergleich mit den anderen alternativen Formen der Energieerzeugung bezieht Gerade in Hinblick auf das Ziel der Bundesregierung die Geothermie zu einem erheblichen Anteil zur Strom- (25 ) und Waumlrmeerzeugung (30 ) zu nutzen ist eine solche politische Flankierung vorteilhaft637

Von Buumlrgerprotesten gegen geothermische Anlagen ist bisher nichts bekannt was vermut-lich auch zukuumlnftig so sein wird zumindest nicht in dem Maszlige wie es etwa bei Wasserkraftanla-gen oftmals der Fall ist Dies liegt zum einen daran dass es auszliger einigen Versuchsanlagen kaum

635 Vgl RYBACH (2002) 131f636 Vgl FORSA (2005) 3637 Vgl NABU (2003) 1

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groumlszligere Erdwaumlrmekraftwerke in Deutschland gibt Zum anderen ist aufgrund der vergleichswei-se geringen Flaumlchen- und Raumbeanspruchung nicht von einer besonders gravierenden visuellen Stoumlrung des Landschaftsbildes auszugehen wie sie haumlufig als Hauptargument gegen die Installation von Fotovoltaik- oder Windkraftanlagen vorgebracht wird Lediglich in Hinblick auf die Eingriffstiefe in ein lokales Oumlkosystem sind Geothermieanlagen am ehesten mit dem Bau von Wasserkraftwerken vergleichbar was Argumente fuumlr einen Widerstand liefern koumlnnte

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenErdwaumlrmeanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung638 Daruumlber hinaus koumlnnen geothermische Kraftwerke Thermalwasser produzieren welche bei entsprechender Anreicherung mit Mineralien und Salzen fuumlr medizinische Zwecke genutzt werden koumlnnen wie z B fuumlr Heilbaumlder und Krankenhaumluser Auch fuumlr den Einsatz in Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie generell die Bereitstellung von Waumlrme fuumlr Wohnungen und Haumluser gehoumlrt zum Bereich der Sekundaumlrnutzung dieser Projektform639

Effekte auf den ArbeitsmarktGeothermische Anlagen sind aufgrund ihrer komplexen Technik mit den Explorationsverfahren in der Erdoumll- und Erdgasindustrie zu vergleichen welche sich ebenfalls durch eine hohe Kapitalintensitaumlt auszeichnen Aufgrund der hohen technischen Komplexitaumlt von geothermi-schen Kraftwerken ist davon auszugehen dass tendenziell hochqualifiziertes Personal benoumltigt wird Arbeitsplaumltze entstehen bei den Bohrunternehmen beim Brunnenbau der Planung den Waumlrmepumpenherstellern den Produzenten fuumlr Erdwaumlrmesondenmaterialien und weiterer Komponenten Aufgrund der zu erwartenden Steigerung der Nachfrage in dieser Branche besteht weiterhin ein groszliger Bedarf an qualifizierten Arbeitskraumlften vor allem im Bereich der Bedienung und Wartung der Anlagen640 641 Allgemein ist zu beobachten dass der Anteil der Personalkosten bei groumlszligeren Anlagen houmlher ist als bei kleineren Allerdings wird erwartet dass die durchschnittliche Dimension von Groszliganlagen ansteigt so dass auch der Anteil der Personalkosten zunimmt642 Generell wird geschaumltzt dass ca 30 der Gesamtkosten einer Anlage auf Loumlhne und Gehaumllter entfallen Daruumlber hinaus sind auch indirekte Beschaumlftigungs-verhaumlltnisse denkbar wenn Branchen beruumlcksichtigt werden welche erst durch den Einsatz von geothermischer Energie zum Tragen kommen Solche Betriebe finden sich im Bereich Erholung Tourismus Treibhausaufzucht verarbeitende Industrie sowie Aquafarmen und zeichnen sich tendenziell durch eine hohe Arbeitsintensitaumlt aus643

So umfasst bspw die Erdwaumlrmeanlage in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern) welche z Z zu eine der groumlszligten in Deutschland zaumlhlt ein Investitionsvolumen von 93 Mio euro Davon entfielen ca 8 auf die Leistung von Architekten und Ingenieuren 5 auf Forschungs-und Entwicklungskosten und 4 auf das Projektmanagement Unmittelbar waren nennenswer-te beschaumlftigungspolitische Impulse also hauptsaumlchlich in diesen Wertschoumlpfungsbereichen zu registrieren da der uumlberwiegende Anteil der Kosten durch die Anlage bedingt war In diesem

638 Siehe Abschnitt 412639 Vgl GTV (o Ja)640 Vgl GTV (o Jb) vgl GTV (2005)641 Siehe Abschnitt 442642 Vgl HENTRICH U A (2004) 55643 Vgl GTV (o Ja)

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Beispiel sind waumlhrend der Bauphase von zwei Jahren 60 Arbeitsplaumltze entstanden waumlhrend in der Betriebsphase von 30 Jahren mit zehn Stellen zusaumltzlich gerechnet wird644

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftWelche Impulse von Erdwaumlrmekraftwerken fuumlr die Entwicklung einer Region ausgehen laumlsst sich noch nicht genau ableiten Uumlber die Schaffung von Arbeitsplaumltzen und die Generierung von Einnahmen aus der Gewerbesteuer durch den Betreiber einer Anlage hinaus ist jedoch anzunehmen dass in der naumlheren Umgebung wirtschaftliche Dynamik entfaltet wird Dies bezieht sich vor allem auf die Einspeisung von geothermischer Energie welche umso effizienter genutzt werden kann je naumlher die Verbrauchseinheit am Kraftwerk liegt Ergaumlnzend ist eine Modernisierung des Fernwaumlrmenetzes notwendig um die Energie in anderen Regionen nutzen zu koumlnnen Werden fuumlr die Einspeisung ins Stromnetz oumlffentliche Flaumlchen genutzt sind von den Betreibergesellschaften Konzessionsabgaben an die entsprechende Gemeinde zu entrichten645

In den meisten Bundeslaumlndern ist die energetische Nutzung des Erdbodens von der Pflicht zur Zahlung bergrechtlicher Feldes- und Foumlrderabgaben befreit so dass dem Staat auf dieser Ebene keine zusaumltzlichen Einnahmen entstehen646

Da sich die Geothermietechnik noch am Anfang ihrer Entwicklung befindet handelt es sich bei den meisten Anlagen um Demonstrationsprojekte welche in den meisten Faumlllen nicht ohne Foumlrdermittel haumltten realisiert werden koumlnnen647 Die Investitionskosten von Erdwaumlrmeanlagen liegen bei ca 500 bis 750 euro pro kW648 wobei die tatsaumlchliche Houmlhe neben den geologischen Bedingungen von der Verguumltung im Rahmen der gesetzlichen Kraft-Waumlrme-Kopplung abhaumlngt Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten die im Bereich von 013 bis 022 euro pro kWh liegen was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 700 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 300 gegenuumlber Wind 300 gegenuumlber Wasser und 40 gegenuumlber Fotovoltaik Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden wenn sich die abzeichnenden Entwicklungen erfolgreich im Markt etablieren Allerdings wird aufgrund des hohen technischen Aufwandes zum Aufschluss geothermischer Ressourcen auch zukuumlnftig mit hohen Investitionskosten zu rechnen sein649

Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenAls unmittelbare Folge des Straszligenbaus kommt es zu einem Flaumlchenverlust durch Uumlberbauung so dass der Boden an dieser Stelle in seiner Funktion stark eingeschraumlnkt wird Mittelbar ergeben sich aus der Nutzung dieses Verkehrsweges Schadstoffanreicherungen im Erdreich in Form von Schwermetallen Oumllruumlckstaumlnden Tausalzen und Herbiziden Abhaumlngig von den Einflussgroumlszligen Verkehrsdichte PKW-LKW-Anteilen Steigungsverhaumlltnissen Durchschnittsgeschwindigkeiten Hauptwindrichtung Haumlufigkeitsverteilung der Hauptwetterlagen sowie der Grundbelastung des Bodens koumlnnen die Immissionen einen Streifen von bis zu 100 m Breite entlang der Trasse

644 Vgl GTV (o Jb)645 Vgl GTV (2005)646 Vgl GTV (o Jc)647 Vgl HENTRICH (2004) 54f648 Vgl STADTVERWALTUNG OEDERAN (o J)649 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538

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ausmachen Daruumlber hinaus ist von einer Veraumlnderung der Bodenflora und -fauna auszuge-hen650

In direkter Straszligennaumlhe uumlberschreiten die Bodenfeststoffgehalte der Schwermetalle haumlufig die Vorsorgewerte nach dem Bundesbodenschutzgesetz Im Oberboden (0 bis 10 cm Tiefe) von Autobahnen seltener bei Bundesstraszligen finden sich dann Stoffe wie Blei Kadmium Kupfer sowie Zink Besonders die letzten drei Elemente koumlnnen eine kritische Konzentration erreichen und treten mit erhoumlhten Werten in bis zu 5 bis 10 m Entfernung vom Fahrbandrand auf Alles in allem sind jedoch die Loumlsungskonzentrationen der Schwermetalle bezogen auf die gesetzlichen Vorgaben auch auf saurem Boden an stark befahrenen Straszligen als verhaumlltnismaumlszligig zu sehen651

Des Weiteren sind Rutschungen bzw Erosionen an Hangflaumlchen moumlglich vor allem bei fehlendem Schutz der Flaumlchen durch Rasen und Gehoumllzvegetation652

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserAufgrund der Bodenbeanspruchung des Straszligenkoumlrpers verringern sich die versickerungsfaumlhi-gen Flaumlchen mit der Folge einer moumlglichen Absenkung Stauung oder eines Ansteigens des Grundwassers Insbesondere an grundwassernahen Standorten oder im Bereich von Staunaumlsse-boumlden kann dies dauerhaft zu negativen Effekten auf benachbarten Flaumlchen fuumlhren653 Der Oberflaumlchenabfluss versickert i d R in einer 1 m breiten Infiltrationszone und erhoumlht somit die natuumlrliche Grundwasserneubildung um das 13- bis 18-fache Dieser Effekt wird dagegen nur um etwa das 035-fache durch das Spritzwasser bewirkt welches eine ca 4 m breite Zone neben dem Fahrbahnrand beeinflusst654

Die Wahrscheinlichkeit fuumlr das Eintreten der beschriebenen Auswirkungen erhoumlht sich je naumlher sich der Verkehrsweg an stehenden oder flieszligenden Gewaumlssern befindet Aus diesem Grund waumlre ein Bauverbot in einer 50 m breiten Zone um Verkehrsbauten uumlberlegenswert wie es bereits fuumlr Hochbauten vorgeschrieben ist655 Bei den dargelegten Schadstoffanreicherungen im Boden ist davon auszugehen dass diese auch ins Grundwasser gelangen und es verunreini-gen656

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaGroszligraumlumige Veraumlnderungen des Klimas als direkte Auswirkungen des Straszligenbaus sind nicht zu erwarten lediglich im Bereich des Lokalklimas sind einige negative Effekte festzustellen So kann es an der tiefsten Stelle des Gelaumlndes zu einem Kaltluftstau kommen weil die Dammbau-ten der Straszlige den Kaltluftzufluss meistens an einer unguumlnstigen Stelle unterbrechen Eine weitere Folge dieser kuumlnstlichen Luftberuhigung ist eine houmlhere Ausstrahlung was die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nebel erhoumlht Wird dieser Kaltluftstau danach von Kaltluft uumlberflutet ist mit Reif- und Glatteisbildung auf der Fahrbahn zu rechnen Aber auch im flachen Gelaumlnde koumlnnen hohe Dammbauten Beeintraumlchtigungen bedingen wenn z B horizontale Luftaustauschvorgaumlnge behindert werden oder Schlagschatten entstehen657

Eine direkte Beeintraumlchtigung auf das Klima entsteht jedoch langfristig aufgrund der Emis-sionen des Straszligenverkehrs der bei den klimarelevanten Schadstoffen die groumlszligte Emittenten-gruppe darstellt Im Jahr 2001 betraf das hauptsaumlchlich Kohlendioxid (20 ) Kohlenmonoxid

650 Vgl KUumlSTER (1982) 400651 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 172652 Vgl HIERSCHE (1980a) 56653 Vgl HIERSCHE (1980a) 57654 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 71655 Vgl HIERSCHE (1980a) 57656 Vgl KUumlSTER (1982) 400657 Vgl KUumlSTER (1982) 401f

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(47 ) und Stickoxide (53 ) bei Schwefeldioxid (3 ) dagegen war diese Verkehrsart unterrepraumlsentiert658 Dieser Umstand relativiert die bisher aufgrund der oben beschriebenen Beeintraumlchtigungen des Lokalklimas eher geringe Relevanz dieses Pruumlfkriteriums Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Automobilverkehr aumlhnlich wie der Flugverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausga-se und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger659

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEntscheidenden Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt hat die Linienfuumlhrung der Straszlige welche sowohl direkter als auch indirekter Art sein kann Unmittelbar kann es zu einem Flaumlchenverlust aufgrund von Uumlberbauung Aufschuumlttung Talauffuumlllung und Abgrabungen kommen Des Weiteren findet eine Trennung zusammenhaumlngender Lebensraumlume von Flora und Fauna statt so dass z B Feuchtgebiete zerstoumlrt oder Wildwechsel erschwert werden Allgemein ist mit einem Funktionsverlust bzw einer Funktionsbeeintraumlchtigung zu rechnen wenn aufgrund von straszligenbaulichen Maszlignahmen bspw eine Gewaumlssereinschuumlttung noumltig ist660

Auch auf mittelbare Weise kann es zu erheblichen Beeintraumlchtigungen kommen wie sie infolge der beschriebenen Belastung des Bodens des Grundwassers und des Lokalklimas zu erwarten sind Uumlberdies ist mit einer Stoumlrung bzw einem Verlust von Tierpopulationen und Pflanzengesellschaften zu rechnen wenn die Anzahl an Kraftfahrzeugen eine kritische Grenze uumlberschreitet Als moumlgliche Folgewirkung kann es auch zu einer Dezimierung Anhaumlufung oder Aumlnderung der Zusammensetzung von Arten kommen Grundsaumltzlich ist auch langfristig mit einer Minimierung der Regenerationsfaumlhigkeit und der oumlkologischen Stabilitaumlt der Restflaumlchen durch Tangieren von Tabuzonen zu rechnen661

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie skizzierten Auswirkungen auf die anderen Umweltmedien sind haumlufig auch Ursache fuumlr eine Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Die linienfoumlrmige Art von Straszligen fuumlhrt zu einem visuellen Zerschneidungseffekt von naturraumlumlich zusammenhaumlngenden Gebieten Auch wenn die Trassenfuumlhrung bestimmte Merkmale von Naturraumlumen nur tangiert wie z B Gewaumlsserufer oder Waldraumlnder kann dies auf das Landschaftsbild stoumlrend wirken Als optisch negativ kann es sich erweisen dass sich der Verkehrsweg nicht dem natuumlrlichen Gelaumlnderelief und der Landschaftsgliederung anpasst sondern Kuppen und Senken geradlinig schneidet Dieser Effekt kann ebenso von Straszligen in Hanglagen ausgehen vor allem wenn ausgedehnte Erosionser-scheinungen vorliegen oder die Anschnitte weit sichtbar sind662

Verschaumlrft wird diese Situation wenn bauliche Stabilisierungsmaszlignahmen eher technisch ausgestaltet sind wie etwa in Form von Betonstuumltzmauern statt als Lebendverbau ausgefuumlhrt werden Auch einzelne straszligenbedingte Bauwerke wie bspw Bruumlcken Tunnel Laumlrmschutzwaumln-de (besonders auf Bruumlcken) sowie hohe Gebaumlude sind in der Lage das Landschaftsbild zu truumlben Das Ausmaszlig der visuellen Minderung einer Umgebung wird neben dem subjektiven Empfinden auch stark von der Art der Gestaltung solcher Anlagen beeinflusst663 So kann es auch durch die Verwendung bestimmter Materialien und Formen gelingen die Bauwerke als

658 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 322659 Vgl INFRAS (1995) Z-8660 Vgl KUumlSTER (1982) 403f661 Vgl KUumlSTER (1982) 403f662 Vgl HIERSCHE (1980a) 58663 Vgl HIERSCHE (1980a) 58

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eine Bereicherung des Landschaftsbildes zu gestalten Dies ist bspw bei der Bruumlcke uumlber das Tarns-Tal (Frankreich) zu sehen welche im Jahr 2004 eroumlffnetet wurde664

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBezogen auf das Umweltschutzgut Boden bestehen nur wenige Optionen zur Minimierung der Umweltbelastungen wie z B die Verringerung der Boumlschungsflaumlchen durch Bau von steileren Boumlschungen oder die Verwendung von Stuumltzwaumlnden zur Minderung des Flaumlchenverlustes einer Straszlige665 Die anderen Beeintraumlchtigungen auf den Boden sind im Zusammenhang mit Maszlignahmen zum Gewaumlsserschutz zu sehen wie etwa die Anlage eines Regenruumlckhaltebeckens und eines Oumllabscheiders Der Sinn dieser Maszlignahmen ist es die Selbstreinigungskraumlfte des Wassers zu nutzen und eine Pufferungswirkung gegenuumlber wassergefaumlhrdenden Stoffen zu erzeugen666 Im Bereich LuftKlima koumlnnen Durchlaumlsse bei Dammbauten oder eine Aufstaumlnde-rung mit einem Bruumlckenbauwerk die beschriebenen Kaltluftstaus verringern und die Verwirbe-lung der Abgasstoffe foumlrdern Auch die Anlage von Filterpflanzungen wirkt sich positiv auf verkehrsbedingte Luftverunreinigung aus und leistet einen Beitrag zum Luft- und Klimaschutz fuumlr die angrenzenden Flaumlchen667

Zur Reduktion der Beeintraumlchtigungen von Tieren werden im Allgemeinen Maszlignahmenvorgeschlagen die zu einer Verminderung der Isolationswirkung durch Buumlndelung von Verkehrswegen sowie durch eine geeignete Trassenwahl die Vermeidung des direkten Kontaktes zwischen Verkehr und Tierwelt fuumlhren Daruumlber hinaus kann durch die Einrichtung von Verbindungswegen wie bspw Wilddurchlaumlssen mit gleichzeitiger Sperrungs- und Umleitungsvorrichtung in Form von Auffanggraumlben die Kollision von Straszlige und Fauna vermieden werden Handelt es sich bei Pflanzen um Einzelgehoumllze am Bauwerksrand kann deren Beschaumldigung generell durch eine Beruumlcksichtigung in den Ausfuumlhrungsplaumlnen oder durch Einzaumlunung im Bereich der Kronentraufe gemindert werden Des Weiteren gibt es zum Schutz des Wurzelraumes bei unvermeidbarem Uumlberfahren die Moumlglichkeit der Abdeckung mit einer Kiesschicht bzw deren Beluumlftung durch Rohre Bei Gehoumllzbestaumlnden kann zur Vermeidung von Wind- und Strahlungsschaumlden eine Auslichtung und Verjuumlngung des Randbestandes vor Baubeginn stattfinden Andere Mittel sind bspw die Abschraumlgung der Gehoumllze im Randbereich durch Wipfelkoumlpfung sowie eine schrittweise Vorpflanzung in Verbindung mit einem mechani-schen Stammschutz668

Schlieszliglich ist grundsaumltzlich auch ein Ausgleich verloren gegangener Lebensraumlume von Tieren und Pflanzen durch die Schaffung neuer Biotope moumlglich669 Auch in Hinblick auf das Landschaftsbild gibt es eine Reihe von Moumlglichkeiten zur Minderung der Beeintraumlchtigungen wie etwa die Trassierung der Straszlige als Raumkurve um sie soweit wie moumlglich an die natuumlrlichen Gegebenheiten des Gebietes anzunaumlhern Weiterhin empfiehlt sich eine land-schaftsgerechte Umsetzung in Gestaltung und Material d h Hang- und Boumlschungsflaumlchen sowie Stuumltzwaumlnde sollten den natuumlrlichen Verhaumlltnissen angepasst sein und aus Naturwerkstof-fen bestehen670

664 Die Tarns-Tal-Bruumlcke ist mit 2460 m Laumlnge und 343 m Houmlhe die laumlngste Schraumlgseilbruumlcke und die houmlchste Straszligenbruumlcke der Welt Vgl CEVM (o J)

665 Vgl HIERSCHE (1980a) 81666 Vgl HIERSCHE (1980a) 75667 Vgl HIERSCHE (1980a) 74668 Vgl HIERSCHE (1980b) 77669 Vgl HIERSCHE (1980b) 77670 Vgl HIERSCHE (1980b) 80f

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Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Verkehrsweges ergibt zunaumlchst aus einer Beeintraumlchti-gung bzw Zerstoumlrung eines Biotops welches durch die Korrelation seiner Schutzwuumlrdigkeit und dem Nutzungsdruck resultiert Eine andere Schadensart entsteht infolge einer moumlglichen Verunreinigung des lokalen Grundwassers durch Schadstoffe aus dem Straszligenkoumlrper als solchenoder mittels der Emissionen der Kraftfahrzeuge Die Eintrittswahrscheinlichkeiten beider Schadensarten ist schwierig zu ermitteln und haumlngt von vielen lokalen Gegebenheiten ab wobei im Falle des Biotops durch eine entsprechende Trassenfuumlhrung der Nutzungsdruck grundsaumltz-lich verringert werden kann Dagegen ist die Steuerung der Immissionsbelastungen des Grundwassers nahezu unmoumlglich so dass hier moumlglicherweise von einer houmlheren Wahrschein-lichkeit auszugehen ist Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Straszlige liegt bei 300 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht671

Auch hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden gibt es Unterschiede im Falle des Naturraums ist eher von einer lokalen Dimension auszugehen weil i d R nur bestimmte oumlkologisch sensible Stellen betroffen sind Beim Grundwasser kann jedoch auch eine regionale Ausdehnung erreicht werden da das Wasser die Schadstoffe potenzieren koumlnnte In Hinblick auf die Persistenz ist eine dauerhafte Schaumldigung des Biotops moumlglich da von einer permanenten Nutzung der Straszlige auszugehen ist Dagegen koumlnnen die Schaumlden am Grundwasser auch sbquonurrsquo mittelfristiger Natur sein weil das dynamische Oumlkosystem im Erdreich einen allmaumlhlichen Abbau der Belastungen ermoumlglicht Differenziert ist auch die Verzoumlgerungswirkung zu beurteilen da sich natuumlrliche Lebensraumlume haumlufig auch kurzfristig an die Straszlige als Einflussfaktor gewoumlhnen muumlssen Demgegenuumlber kann aufgrund der Filterwirkung des Bodens die Schadstoffbelastung auf das Tiefenwasser moumlglicherweise erst mittelfristig zum Tragen kommen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart als weitgehend bis teilweise wiederherstellbar zu bewerten da mit einigem baulichen Aufwand annaumlhernd der Urzustand vor der Trassenverlegung moumlglich ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie hauptsaumlchlichen Beeintraumlchtigungen dieser Projektart werden weniger durch den eigentlichen Verkehrsweg sondern vielmehr durch die Nutzung mit PKWs und LKWs hervorge-rufen Der erste Ursachenkomplex sind Abgase in Form von Kohlenmonoxid Stickoxid und gesaumlttigtem Kohlenwasserstoff Im stockenden Verkehr kann es zu einer erhoumlhten Schadstoff-konzentration von bis zu 100 ppm an Kohlenmonoxid kommen wogegen diese bei einer gleichmaumlszligigen Fahrgeschwindigkeit von 60 bis 90 kmh am geringsten ist Hinzukommen Staumlube in Form von Ruszligpartikeln die im Verdacht stehen das Krebswachstum zu befoumlrdern672

Im Zusammenspiel koumlnnen die genannten Emissionen zur Erkrankung der Atemwege fuumlhren was insbesondere bei Inversionswetterlagen wahrscheinlich ist Diese klimatische Konstellation kann haumlufig in Tallagen auftreten bei der mit einer Akkumulation der verkehrsbedingten Schadstoffe zu rechnen ist673

Der zweite Ursachenkomplex ist Verkehrslaumlrm der parallel mit der Erhoumlhung der Fahrleis-tung in den letzten Jahren stark zugenommen hat Allgemein wird ein mittlerer Laumlrmpegel ab 65 dB(A) als unbehaglich empfunden bei Straszligenlaumlrm liegt diese Grenze aber bereits bei 57 dB(A) Fuumlr Erholungsgebiete kann angenommen werden dass ab 40 dB(A) der Erholungswert

671 Vgl KLAUS (1999) 7672 Vgl HIERSCHE (1980a) 58f673 Vgl KUumlSTER (1982) 402

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wesentlich abnimmt674 Der dritte Ursachenkomplex sind verkehrsbedingte Unfaumllle bzw im Extremfall Todesopfer welche trotz der Entwicklungen auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik immer noch ein sehr hohes Niveau aufweisen Im Vergleich zu den anderen Verkehrstraumlgern fuumlr den Personentransport schneidet der Straszligenverkehr besonders schlecht ab wie entsprechende Werte aus dem Jahr 2004 zeigen So wurden im Eisenbahn- und Luftverkehr 758 bzw 41 Personen verletzt beim Straszligenverkehr waren es 566 Besonders gravierend sind die Zahlen bzgl der getoumlteten Personen mit 167 bzw 23 zu 5842 wenn lediglich die absoluten quantitati-ven Verhaumlltnisse zwischen den Transportsystemen betrachtet werden675

Akzeptanz in der GesellschaftDas oumlffentliche Meinungsbild uumlber den Straszligenbau ist uneinheitlich was sich durch Differenzen zwischen den Positionen von Interessengruppen aber auch innerhalb dieser darstellt So wird einerseits der weitere Ausbau des Straszligennetzes (vor allem in den alten Bundeslaumlndern) kritisiert da es bereits eine hohe Dichte aufweist und somit die siedlungs- und naturraumlumlichen Konflikte verschaumlrfen wuumlrde Andererseits wird eine Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten gefordert um den Warenverkehr zu verbessern Daruumlber hinaus wird angefuumlhrt dass der engpassbedingte Stau erhebliche volkswirtschaftliche Schaumlden anrichtet was z B zu einem Kraftstoffmehrverbrauch von 14 Mrd l jaumlhrlich fuumlhrt676

Dagegen ist die Position der Umweltverbaumlnde eindeutig gegen einen weiteren Ausbau dieser Verkehrsinfrastruktur gerichtet Der Bau von Umgehungsstraszligen wird nur in Ausnahme-faumlllen und unter der Bedingung akzeptiert dass die urspruumlngliche Ortsdurchfahrt ruumlckgebaut und verkehrsberuhigt wird Insgesamt wird die politische Fokussierung auf das Verkehrssystem Straszlige kritisiert was sich u a bei der finanziellen Bevorzugung im Rahmen des Bundesver-kehrswegeplans zeigt Vielmehr wird eine integrierte Verkehrspolitik gefordert welche sich nicht lediglich am Wachstum des Straszligenverkehrs orientiert sondern i S einer nachhaltigen Mobilitaumlt ausgerichtet ist677

Der Neu- und Ausbau von Bundesfernstraszligen stoumlszligt haumlufig auf Widerstand von unmittelbar und mittelbar betroffenen Buumlrgern Anders als bei der Errichtung von kleineren Umgehungs-straszligen bedeutet ein groszliges Verkehrsprojekt nicht nur eine Entlastung des Ortes sondern moumlglicherweise auch einen massiven Eingriff in ein naturschutzwuumlrdiges Gebiet So ist der organisierte Protest oftmals auch aus uumlbergeordneten Gruumlnden zu erklaumlren wie etwa der Befuumlrchtung einer landschaftsaumlsthetischen Beeintraumlchtigung oder der Abwehr oumlkonomischer Schaumlden welche uumlber eine direkte Laumlrmbelastung der Anwohner hinausgehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die Buumlrgerinitiative in Lommersdorf-Freilingen (Nordrhein-Westfalen) die sich gegen den Weiterbau der Bundesautobahn 1 wehrt678

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenIn der Auflistung von Grundbeduumlrfnissen finden sich auch der Aspekt Verkehrsmittel wozu ebenso das sbquoSystem Straszligersquo zaumlhlt Allerdings gibt es dort den Zusatz bdquooumlffentlichldquo womit im Ansatz schon der Beitrag beschrieben ist den der Straszligenverkehr zur Erfuumlllung dieses Beduumlrfnisfeldes leisten kann Als oumlffentliches Verkehrssystem auf der Straszlige koumlnnen nur Omnibusse bezeichnet werden die jedoch nur einen geringen Anteil an der gesamten Fahrleistung auf der Straszlige ausmachen So betrug im Jahr 2001 der Anteil des oumlffentlichen

674 Vgl HIERSCHE (1980a) 59675 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 480676 Die Houmlhe dieser Schaumlden ist strittig und muss moumlglicherweise als eine interessengeleitete Information der

Automobilwirtschaft betrachtet werden Vgl PETERSEN (1998) 11677 Vgl BUND (2000) 3 vgl NABU (2005a) 2843678 Vgl BGW (o J)

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Straszligenpersonenverkehrs an der gesamten Verkehrsleistung nur 81 mit 788 entfaumlllt der uumlberwiegende Teil der Nutzung auf den motorisierten Individualverkehr679

Nur indirekt hilft der Straszligenverkehr die anderen Grundbeduumlrfnisse zu befriedigen wenn etwa der Transport von Waren als notwendige Vorleistung fuumlr die Produktion von Nahrungsmit-teln verstanden wird Neben der Funktion eines Verkehrsmittels erfuumlllt der PKW oftmals noch eine Reihe weiterer starker emotionaler Beduumlrfnisse wie etwa die Befriedigung des Selbstwert-gefuumlhls Diese Motive spielen in dieser Arbeit jedoch keine Rolle da sie keinen Zusammenhang mit den definierten Grundbeduumlrfnissen aufweisen680

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieser Projektform bedeutet zunaumlchst eine Verbesserung der Verkehrsmoumlglich-keiten in einer Region welche jedoch nicht zu einer positiven Wirkung auf die Beschaumlftigungssi-tuation fuumlhrt Aumlhnlich wie bei der Eingriffsart Eisenbahntrasse steht die Durchquerung eines Gebietes im Vordergrund die nur geringe oumlkonomischen Nebenwirkungen sbquoam Wegesrandrsquo mit sich zieht was bspw beim Bau von Tankstellen und Raststaumltten der Fall ist681 In einigen Faumlllen ist sogar eine negative Beschaumlftigungsentwicklung moumlglich weil die Wirkung von Verkehrspro-jekten in beide Richtungen verlaufen kann So kann die Verbesserung der Moumlglichkeiten fuumlr Arbeitspendler aus anderen Regionen zu einer staumlrkeren Konkurrenz auf dem lokalen Arbeitsmarkt fuumlhren Auch ist ein Verdraumlngungseffekt denkbar wenn Unternehmen von auszligerhalb an ihrem Standort mehr Arbeitskraumlfte einstellen muumlssen um den Markt vor Ort mit ihren konkurrenzfaumlhigeren Produkten zu bedienen682

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Politik Wirtschaft und Medien wird haumlufig die Meinung vertreten dass Investitionen im Straszligenbau automatisch zu einer Verbesserung der regional- und gesamtwirtschaftlichen Situation fuumlhren Das Hauptargument ist die Verkuumlrzung der Fahrtzeit was wiederum etwa die Kosten fuumlr Kraftstoffe und Personal reduziert und neue Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte erschlieszligt Die Mehrzahl der Studien hat diesen Zusammenhang jedoch nicht bestaumltigten koumlnnen bzw kommt zu dem Schluss dass insbesondere beim Autobahnbau die regionalwirt-schaftliche Wirkung neutral ist Auch von positiven Effekten fuumlr lokale Unternehmen im Bereich Straszligenbau kann nicht ausgegangen werden da solche oumlffentlichen Auftraumlge oftmals europaweit ausgeschrieben werden muumlssen So konnte z B fuumlr Ostdeutschland die oben beschriebene Kausalkette empirisch nicht nachgewiesen werden Solche Untersuchungen muumlssen immer vor Ort geschehen und uumlber Prognosen auf Basis von oumlkonometrischen Schaumltzungen hinausgehen683

Der Straszligenverkehr erreichte im Jahr 1997 bezogen auf die Bundesfernstraszligen insgesamt einen Wegekostendeckungsgrad von 2294 (die Kosten wurden somit um 1294 sbquouumlberge-decktrsquo) Der Grund fuumlr diesen im Vergleich zu den Nutzungsarten Eisenbahntrassen und Schifffahrtskanaumlle hohe Wert ist durch eine grundsaumltzlich andere Finanzierungsstruktur beim Verkehrstraumlger Straszlige zu erklaumlren Fuumlr diese Fahrwege werden die Kosten bzgl Bau und Betrieb zu einem groszligen Teil aus den Einnahmen der Kraftfahrzeug- und Mineraloumllsteuer und der LKW-

679 Vgl BMVBW (2002a) 215680 Vgl HILGERS (1998) 24f681 Dieses Phaumlnomen laumlsst sich bspw beim Straszligenguumlterverkehr beobachten wenn LKWs auf mautfreie Strecken

ausweichen So fuumlhrte dieser Effekt zur Neueinstellung von (lediglich) zwei Auszubildenden in einer Tankstelle die an der Kreuzung der Bundesstraszligen 10 und 427 in Hinterweidethal (Rheinland-Pfalz) liegt Vgl DER SPIEGEL

(2005) 62f682 Vgl HETTLICH (o J) 22683 Vgl HETTLICH (o J) 422f

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Maut bestritten684 Es gilt zwar de jure das Non-Affektationsprinzip nach dem auch die o g Steuern grundsaumltzlich nicht zweckgebunden fuumlr die Ausgaben im Verkehrsbereich verwendet werden duumlrfen Aber de facto tragen diese Steuereinnahmen zur Verbesserung der Finanzie-rungsstruktur im Straszligenverkehr bei was jedoch nur wenig an der angespannten Lage im Verkehrsetat aumlndert Alleine fuumlr die Bundesautobahnen wird mit einer Finanzierungsluumlcke von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich uumlber das Jahr 2010 hinaus gerechnet so dass eine weitere Verschiebung von der Steuer- zur Nutzerfinanzierung wahrscheinlich ist und bspw die LKW-Maut langfristig auch auf PKWs ausgeweitet wird685

Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBeim Bau von Eisenbahntrassen kommt es zu Bodenverlagerungen weil Eisenbahndaumlmme aufgeschuumlttet und das dazugehoumlrige Erdreich andernorts entnommen wird Enthaumllt die Stecke einen Tunnelabschnitt bietet es sich an das ausgebrachte Gesteinsmaterial fuumlr diese Zwecke zu verwenden oder anderenfalls umweltfreundlich zu entsorgen Ein moumlglicher weiterer Negativeffekt ist die Erosion freigelegter Boumlden sowie die Bodenversiegelung und -verfestigung durch Uumlberbauung was allerdings nur im Bereich von Eisenbahnanlagen der Fall ist wie etwa bei Bahnhoumlfen686

Eine weitere Beanspruchung dieses Umweltschutzgutes ergibt sich moumlglicherweise auf-grund von Maszlignahmen im Rahmen der Vegetationskontrolle die regelmaumlszligig im Gleisbereich durchzufuumlhren ist Um die Betriebssicherheit des Schienenverkehrs zu gewaumlhrleisten ist es notwendig den Pflanzenbewuchs zu entfernen der anderenfalls bspw zu einer Verschlammung des Schotterbettes fuumlhren koumlnnte Nach Angaben der Deutschen Bahn kann derzeit nicht auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden da alternative mechanische und thermische Verfahren wie etwa die Infrarot-Waumlrmestrahlung aus technischen und wirtschaftlichen Gruumlnden nicht praktikabel sind687

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEisenbahnstrecken benoumltigen eine ausreichende seitliche Entsorgung des Oberflaumlchenwassers d h Wasserlaumlufe und ggf Umlegungen muumlssen entsprechend groszlig sein Im Gegensatz zu anderen Verkehrsanlagen fuumlhrt diese Nutzungsform nicht zu einer Oberflaumlchenversiegelung so dass das Regenwasser weiterhin versickern kann Bei Fehlern in der Auslegung kann es zu Wasseraufstauungen und daraus resultierenden Folgeschaumlden kommen So koumlnnen Brunnen und andere Wasserentnahmestellen verunreinigt werden soweit sie nicht gegen Oberflaumlchen-wasser abgedichtet sind688

Eine geringfuumlgige Gefahr der Verschmutzung von Grundwasser besteht bei Leckagen von Kesselwagen und bei Oumllverlusten von Behaumlltern was jedoch nur bei Versagen der bautechni-schen Schutzvorkehrungen eintritt Da alte Zuumlge noch kein geschlossenes WC-System besitzen werden die Faumlkalien aus den Wagentoiletten ungefiltert abgeleitet Fuumlr das Grundwasser ist dies jedoch unbedenklich da durch die Bakterien ein schneller Abbauprozess in Gang gesetzt wird

684 Vgl DIW (2000) 57f63685 Vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 20686 Vgl BMZ (1993) 440687 Vgl PROGNOS (1995) B150688 Vgl BMZ (1993) 441

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Mit der zunehmenden Modernisierung bzw Umruumlstung der Fahrzeugflotte verliert jedoch dieses Problem an Relevanz689

Daruumlber hinaus sind umweltrelevante Effekte durch den Bau von Tunneln denkbar ob-gleich diese Kunstbauten die Wirkung einer Eisenbahntrasse auf die anderen Umweltschutzguuml-ter vermindern koumlnnen So kann es zu einer voruumlbergehenden Absperrung und ggf dauerhaften Umleitung von Grundwasser kommen wenn bspw ein mit Grundwasser gefuumllltes Gebirge entwaumlssert werden muss Des Weiteren erfordert die Durchfahrung von genutzten Grundwas-servorkommen moumlglicherweise umfangreiche Vorsorge- und Schutzmaszlignahmen um die Wasserversorgung waumlhrend der Bau- und ggf auch der Betriebsphase der Schienenstrecke zu gewaumlhrleisten690

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDer Betrieb von Eisenbahnfahrzeugen und -anlagen fuumlhrt mittelbar zur Emission von Kohlendi-oxid Kohlenmonoxid Schwefeldioxid und Stickstoffoxid da die Bahn ihren Strom in erster Linie aus der Verbrennung von heimischer Kohle gewinnt691 Dagegen wird bei der Traktion durch Dieselmotoren unmittelbar uumlber die oben genannten Schadstoffe hinaus im Wesentlichen Kohlenwasserstoff und Ruszlig emittiert Die Houmlhe dieser Emissionen haumlngt hauptsaumlchlich von der Belastung und Drehzahl des Motors dem Verbrennungs- und Arbeitsverfahren dem Wartungs-zustand sowie der Treibstoffqualitaumlt ab692 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Eisenbahnverkehr aumlhnlich wie der Binnenschifffahrtsverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger693

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenWie jede andere linienfoumlrmige Infrastruktur auch bedeutet die Verlegung einer Eisenbahntrasse auszligerhalb von staumldtischen Flaumlchen eine Zerschneidung eines Lebensraumes von lokalen Tier-und Pflanzenarten Unmittelbar auf der Strecke findet eine Zerstoumlrung dieser Biotope statt welche im Rahmen der Vegetationskontrolle also der sbquoFreihaltungrsquo des Gleisbereiches mittels chemischer thermischer undoder mechanischer Maszlignahmen einen dauerhaften Zustand erfaumlhrt Aber auch mittelbar kann es zu negativen Umwelteffekten kommen da die Schienen-strecken fuumlr einige wandernde Tiere eine unuumlberwindbare Barriere darstellen so dass infolgedessen das System der Nahrungskette beeinflusst wird Daruumlber hinaus ist davon auszugehen dass die beschriebenen Fahrgeraumlusche fuumlr die laumlrmempfindliche Fauna eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten

Der angesprochene Barriereeffekt bezieht sich jedoch nicht nur auf die bodennahen Tier-arten sondern auch auf die Vogelwelt welche die Bahnstrecken nicht einfach sbquoumfliegenrsquo So wurde bspw auf einem 22 km langen Eisenbahnabschnitt im Raum Goumlttingen eine durch-schnittliche Verlustrate von fuumlnf verungluumlckten Voumlgeln pro km und Winterhalbjahr (es wurden drei Zeitperioden untersucht) festgestellt Insgesamt wurden 124 tote Voumlgel aufgefunden welche uumlberproportional zu den Greif- und Eulenarten zaumlhlten694 Diese exemplarische Untersuchung hat gezeigt dass sich die Verluste in der Avifauna nicht auf mehrspurige verkehrsreiche und schnell befahrene Hauptstrecken beschraumlnken Auch haben Bahnboumlschun-

689 Vgl BRAUNE (1999) 377f690 Vgl FIEDLER (2005) 210691 Vgl BRAUNE (1999) 376692 Vgl BMZ (1993) 442693 Vgl INFRAS (1995) Z-8694 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 102f

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gen oder die Dammhoumlhe als alleinige Rahmenbedingung kaum einen Einfluss auf die Unfallrate was sich allerdings im Zusammenwirken mit einem entsprechenden Gelaumlndeeinschnitt aumlndern kann Dies gilt insbesondere fuumlr Aasfresser denen beim ploumltzlichen Auftauchen des Zuges die Fluchtmoumlglichkeiten erschwert sind Ein Ausweichen zur Seite wird durch die Boumlschung ein Ausweichen nach oben durch die Stromleitung eingeschraumlnkt695

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine Eisenbahntrasse benoumltigt aufgrund ihres schmaleren Querschnittes weniger Flaumlche als eine Straszlige die bei vergleichbarer Leistungsfaumlhigkeit vier- oder sechsspurig gebaut werden muumlsste So beansprucht etwa eine zweigleisige Neubaustrecke eine Breite von 137 m eine vierstreifige Autobahn hingegen 29 m Des Weiteren machen der Fahrweg Strecken- und Bahnhofsgleise sowie Randwege nur 40 der gesamten Verkehrsflaumlche aus der Rest sind pflanzen- und tierbesiedelbare Flaumlchen Diese Boumlschungen und Seitenbereiche erfuumlllen aufgrund ihrer Linienstruktur eine oumlkologische Funktion fuumlr die Vernetzung von Lebensraumlumen696 Jedoch sind die notwendigen Trassierungselemente bei der Schiene schwerer in das Gelaumlnde anzupassen was wiederum mehr Bruumlcken und Tunnel erfordert Unter dem Aspekt der minimalen Stoumlrung des Landschaftspanoramas sind Tunnel die beste Loumlsung was allerdings zu Problemen mit dem Grundwasser fuumlhren kann697 698

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZur Minderung der vorgestellten Laumlrmemissionen existieren einige technische Moumlglichkeiten die im Folgenden kurz erlaumlutert werden So kann eine Reduktion um 15 db(A) schon erreicht werden wenn Stahlbruumlcken auf durchgehendem Schotterbett verlegt werden Die Verwendung von scheiben- an Stelle von klotzgebremsten Raumldern senkt den Schallpegel um 7 bis 9 db(A) bei Radblenden mit Absorptionsmaterial sind es 5 bis 8 db(A) Schwingungstilger am Rad fuumlhren zu einer Reduktion um 6 db(A) und schalloptimierte Raumlder bis zu 7 db(A) Daruumlber hinaus kann die Schallemission durch Laumlrmschutzwaumlnde verkleinert werden was eine Verringerung von bis zu 15 db(A) bringt Erschuumltterungen und Koumlrperschallimmissionen koumlnnen minimiert werden wenn der Oberbau optimiert wird indem zwischen den beruumlhrungsfreien Teilen daumlmpfende Zwischenlagen angeordnet werden699

In Hinblick auf die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft ist es moumlglich die Auswirkung dadurch zu minimieren dass nach Moumlglichkeit parallel und in geringem Abstand zu vorhande-nen Verkehrswegen gebaut wird Auf diese Weise wird eine nochmalige Zerschneidung des Landschaftsbildes vermieden und durch die Buumlndelung der Laumlrmquelle mit einer Straszlige die Immission minimiert Uumlber die beschriebene planerische Optimierung an der Trasse kann auch durch bauliche Maszlignahmen die negative Wirkung abgemildert werden So koumlnnen Bahndaumlmme und Einschnitte bepflanzt werden und die Viadukte und Talbruumlcken werden harmonisch in die natuumlrliche Umgebung eingefuumlgt700

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig bei diesem Eingriffsinteresse ergibt sich im Wesentlichen aus einem Unfall des rollenden Materials was zu Schaumlden an Personen und Sachen fuumlhren kann Handelt es sich um einen Gefahrguttransport ist u U zusaumltzlich mit Beeintraumlchtigungen und

695 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 69-74696 Vgl FIEDLER (2005) 437697 Vgl BRAUNE (1999) 375698 Siehe Untersuchungsmerkmal bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Wasserldquo in diesem Abschnitt699 Vgl LICHTBERGER (2004) 87f700 Vgl BRAUNE (1999) 375

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Verlusten im unmittelbaren Oumlkosystem zu rechnen wenn bspw auslaufende Chemikalien in den Boden versickern Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen da der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Schiene bei 40 liegt was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Straszlige (300) und Rohrleitung (1) bezieht701

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Allenfalls bei einer Freisetzung von umweltgefaumlhrdenden Stoffen kann uumlber die Weiterleitung im Grundwasser auch ein benachbartes Gebiet betroffen sein Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da sich die Schadensdauer durch sofortige Bergungsmaszlignahmen weitgehend auf den Zeitraum dieser Maszlignahmen beschraumlnken Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da die Schaumlden bei einem Unfall uumlblicherweise sofort sichtbar werden Bei der Versickerung von Gefahrgutstoffen ist hingegen aufgrund bio-chemischer Prozesse eine gewisse zeitliche Verzoumlgerung moumlglich Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart positiv zu bewerten weil Eisenbahntrassen mit einem vertretbaren Aufwand zuruumlckgebaut werden koumlnnen Die einzelnen Komponenten des Gleiskoumlrpers sind leicht demontierbar und das Schotterbett ist problemlos abzutragen da es nicht fest mit dem Erdreich verbunden ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitAm Beruumlhrungspunkt Rad-Schiene sind folgende Phaumlnomene festzustellen die auf das Wohlbefinden des Menschen einen negativen Einfluss haben Nicht houmlrbare aber fuumlhlbare Erschuumltterungen im Bereich von 0 bis 80 Hz Koumlrperschall im Spektrum von 16 bis 16000 Hz sowie Laumlrmemissionen zwischen 58 und 66 db(A)702 703 Dabei wird das Ausmaszlig der Belaumlstigung von der Fahrzeugart der Oberbautengestaltung der Zugkonfiguration sowie den Betriebspa-rametern bestimmt Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 kmh sind vor allem die Geraumlusche der Motoren der Getriebe der Luumlfter und der Aufbauten ausschlaggebend Daruumlber hinaus sind bei einer Geschwindigkeit von bis zu 300 kmh die Rollgeraumlusche dominant welche maszliggeblich von der Rauhigkeit der Rad- und Schienenoberflaumlche beeinflusst werden Das groumlszligte Problem ist der Guumlterverkehr da er vor allem nachts die Strecken auslastet wenn der Schallgrenzwert um 10 db(A) niedriger ist als tagsuumlber704

Akzeptanz in der GesellschaftAllgemein genieszligt die Eisenbahn eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft was sich bspw bei Meinungsumfragen herausstellt So ist fuumlr 79 der Deutschen die Bahn das umweltfreundlichs-te und fuumlr 43 das sicherste Verkehrsmittel Dagegen gibt es bzgl der Puumlnktlichkeit nur eine Zustimmung von 24 was sich allerdings auf die subjektive Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Transportmitteln bezieht Obwohl die tatsaumlchliche Zuverlaumlssigkeit bei durchschnittlich 90 liegt werden schon wenige Minuten Abweichung als negativ empfunden Erklaumlren laumlsst sich dieser scheinbare Widerspruch damit dass sich der Zugverkehr an einem praumlzisen Fahrplan messen laumlsst waumlhrend Autofahrer selten eine genaue Ankunftszeit festlegen705

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist eine positive Einstellung zum Schienenverkehr festzu-stellen bzw es wird eine Erhoumlhung der Investitionen in diesen Verkehrstraumlger gefordert706 So haben sich u a der BUND der NABU und der VCD sowie weitere Institutionen zur Dachorganisa-

701 Vgl KLAUS (1999) 7702 Vgl LICHTBERGER (2004) 77703 Vgl BLU (2003) 1f704 Vgl LICHTBERGER (2004) 86f705 Vgl THALYS EXPLORER (2002)706 Vgl BUND (2002c) 4

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tion Allianz pro Schiene zusammengeschlossen um den Verkehrtraumlger Schiene zu foumlrdern707

Und auch von Seiten der Politik wird der Schienenverkehr als umweltfreundliche Alternative betrachtet welche die anderen Verkehrswege hauptsaumlchlich die Straszlige entlasten soll708

Allerdings schlaumlgt sich dieser politische Wille nicht unbedingt in der finanziellen Ausstattung der Schieneninfrastruktur nieder was sich etwa an der Ausgestaltung des Bundesverkehrswege-plans 2003 ablesen laumlsst709

Der Bau von Eisenbahntrassen stoumlszligt gelegentlich auf Widerstand von Anwohnern in dem betroffenen Gebiet da mit einer erheblichen Belaumlstigung durch Laumlrm gerechnet wird Weitere Argumente gegen diese Eingriffsform sind im Allgemeinen die bereits eroumlrterten moumlglichen Auswirkungen auf die Umweltschutzguumlter sowie ein genereller Wertverlust fuumlr die Region mit einem etwaigen Arbeitsplatzabbau im Tourismusbereich Das prominenteste Beispiel fuumlr einen organisierten Widerstand gegen ein solches Projekt ist die Y-Trasse eine geplante Hochge-schwindigkeitstrecke der Deutschen Bahn zwischen Hannover Hamburg und Bremen710

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenAls Grundbeduumlrfnis werden oumlffentliche Verkehrsmittel genannt wozu auch die Eisenbahn zu zaumlhlen ist Neben Omnibussen sind Personenzuumlge das einzige Verkehrsmittel fuumlr den regionalen und uumlberregionalen Transport welches allen Menschen offen steht Dieser Verkehrstraumlger bedient somit eine Zielgruppe die ihren Wunsch nach Mobilitaumlt mit dem Auto nicht erfuumlllen kann Dies kann oumlkonomisch begruumlndet sein wenn z B nur ein geringes Einkommen vorhanden ist welches die Anschaffung und den Betrieb eines PKW ausschlieszligt Auch kann es gesundheitli-che Gruumlnde geben wenn etwa alte Menschen koumlrperlich nicht in der Lage sind ein Kraftfahrzeug zu steuern Schlieszliglich koumlnnen auch rechtliche Beschraumlnkungen vorliegen was bspw bei Jugendlichen ohne Fuumlhrerschein der Fall ist

Dagegen kann bezogen auf andere Grundbeduumlrfnisse nur ein mittelbarer Zusammenhang zu dieser Eingriffsform hergestellt werden wenn die Transportleistung als Mittel zum Zweck verstanden wird So nutzen viele Menschen oumlffentliche Verkehrsmittel im Nah- und Fernbereich um kulturellen Einrichtungen Erholungsmoumlglichkeiten sowie Bildungseinrichtungen erreichen zu koumlnnen Generell hat dieses Verkehrssystem einen oumlffentlichen Auftrag der allerdings im Rahmen des privatwirtschaftlichen Betriebes der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer so nicht mehr uneingeschraumlnkt gilt So hat die Bahn in duumlnner besiedelten Gebieten kostspielige Erschlie-szligungsaufgaben zu tragen welche unmittelbar auch zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen beitragen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Entstehung von Arbeitsplaumltzen bei dieser Projektart ist im Wesentlichen in der Bauphase zu vermuten wogegen dies in der Betriebsphase nahezu ausgeschlossen ist Allenfalls kann eine indirekte Wirkung auftreten die durch eine houmlhere Verkehrsleistung bei den Eisenbahnunter-nehmen hervorgerufen wird Aber auch davon ist nicht auszugehen da der Bau einer einzelnen Eisenbahntrasse nicht gleich zu einem erhoumlhten Personalbedarf fuumlhrt Vielmehr ist davonauszugehen dass versucht wird neue Verkehrsverbindungen durch die bestehende Belegschaft zu bedienen

707 Vgl ALLIANZ PRO SCHIENE (o J)708 Vgl BMVBW (2002b) 6f709 Vgl BUND (2004)710 Vgl BFU (o J)

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUnter regionalpolitischer Perspektive ist die Bedeutung dieser Eingriffsform schwierig zu beurteilen da zunaumlchst nur allgemein von Effekten durch die Verkehrserschlieszligung in einem Gebiet ausgegangen werden kann So kann eine bessere Transportinfrastruktur dazu fuumlhren dass z B Unternehmen ihre Waren leichter in anderen Maumlrkten absetzen koumlnnen oder aber dass sich die Pendlerstroumlme verstaumlrken weil die Arbeitsstellen in einer anderen Region nunmehr schneller erreichbar sind Beide Arten von Auswirkungen erfordern jedoch dass die Verlegung der Eisenbahntrasse mit Haltestellen in dem betroffenen Areal verbunden wird Findet lediglich eine Durchquerung des Gebietes statt sind positive regionalwirtschaftliche Begleiterscheinun-gen nahezu undenkbar

Die Bahn erfuumlllt mit ihrem Netz neben der eigentlichen Aufgabe des Transportes von Per-sonen und Guumltern auch struktur- und umweltpolitische Funktionen Die Erbringung dieser umfassenden Leistungen erfordert fuumlr absehbare Zeit Staatszuschuumlsse von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich was einhergeht mit der politischen Ablehnung einer (vom Bahn-Vorstand in den 1970er Jahren geforderten) betriebswirtschaftlichen Fuumlhrung des Fahrweges Selbst bei Beschraumlnkung auf uumlberregional bedeutsame Strecken sowie vor dem Hintergrund der veraumlnderten Rahmenbedin-gungen im Verkehr wird es nicht moumlglich sein die Kosten dieser Infrastruktur durch wettbe-werbsfaumlhige Trassenpreise zu erwirtschaften So bleibt die Houmlhe der Trasseneinnahmen der Fahrwegsgesellschaft der Bahn als privatrechtlicher Betreiber des Schienennetzes weit hinter den Erwartungen zuruumlck711 Aus der Perspektive der Wegekostendeckung kommt der Personenverkehr auf einen Deckungsgrad von 103 waumlhrend diese Kennzahl beim Guumlterver-kehr lediglich bei 158 liegt (somit liegt eine geringe Uumlber- bzw hohe Unterdeckung vor)712

Aus diesem Grund empfiehlt es sich das Netz vom Betrieb zu trennen und die Erhaltung und den Ausbau weitgehend als staatliche Aufgabe zu begreifen Die Einnahmen aus dem Trassenmanagement dienen dann nur noch als nebensaumlchliche Finanzierungsquelle zumal sich die Ausgaben des Netzes nicht genau auf die einzelnen Funktionen aufgliedern lassen

Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDurch den Kanalbau kommt es zu einem direkten Verlust an Boden wobei der Umfang von der Dimensionierung der Trasse abhaumlngt Wird die maximale Ausdehnung einer kuumlnstlichen Wasserstraszlige mit 55 m Breite und 5 m Tiefe angenommen werden pro Streckenkilometer 275000 m3 an Erdreich ausgehoben (bezogen auf das Lichtraumprofil) zu denen allerdings noch Mengen unter der Kanalsohle und an den Ufern hinzukommen Infolge der Verwendung von schwerem Baugeraumlt zur Ausbaggerung des Kanalgrabens sowie der Stabilisierung des Untergrundbodens kommt es in jedem Fall zu einem unwiederbringlichen Verlust an terrestrischen Lebensraumlumen Daruumlber hinaus besteht die Notwendigkeit die ausgeschaufelte Erde zu deponieren bzw fuumlr andere Bauprojekte zu verwenden wenn es die Bodenbeschaffen-heit zulaumlsst713

711 Vgl PAumlLLMANN (2001) 27-30 vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 47-49712 Vgl DIW (2000) 49f713 Vgl ZACH (2002) 12-32

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserWerden zur Sicherung des Ufers Stahlspundwaumlnde eingesetzt kann der Grundwasserspiegel negativ beeinflusst werden da die Durchflusshoumlhen im Grundwasserleiter beeintraumlchtigt sind Die Folge daraus ist moumlglicherweise eine Grundwasseraufstauung (in Flussrichtung) vor dem Kanal und damit einhergehend eine Reduzierung der Grundwasserflurabstaumlnde Gleichzeitig findet eine Grundwassererhoumlhung hinter dem Kanal statt welche wiederum die Erhoumlhung der Grundwasserflurabstaumlnde befoumlrdert Das Endergebnis des gesamten Prozesses sind u U Schaumlden an Bauwerken und der Vegetation714

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaNegative Effekte entstehen bei dieser Eingriffsart hauptsaumlchlich durch die Dieselmotoren der Binnenschiffe welche beim Betrieb Schadstoffe wie Stickoxide Kohlendioxid Schwefeldioxid und Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe emittieren Verschaumlrfend kommt hinzu dass das Durchschnittsalter der deutschen Flotte 49 Jahre betraumlgt und 65 der Motoren aumllter als 36 Jahre ist Daruumlber hinaus mangelt es an Emissionsgrenzwerten wie es bspw bei LKWs oder anderen Verbrennungsaggregaten der Fall ist715 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Binnenschifffahrtsverkehr aumlhnlich wie der Eisenbahnverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger716

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDer Bau von kuumlnstlichen Wasserstraszligen fuumlhrt aufgrund der Schwere des Eingriffes in die Oumlkologie zu einem Verlust an Biotopen was nur zu vernachlaumlssigen ist wenn die Linienfuumlhrung durch bereits erschlossene Areale geht Wasserstraszligen erfuumlllen in erster Linie eine verkehrliche Funktion welche zwangslaumlufig starke schifffahrtsbedingte Effekte mit sich bringt was die Entstehung von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen erschwert So ist etwa die Artenzahl aber auch die Individuendichte im Vergleich zu natuumlrlichen Wasserlaumlufen deutlich reduziert und die vorkommenden Arten sind im Allgemeinen weniger schuumltzenswert717

Daruumlber hinaus bedeuten Schifffahrtskanaumlle fuumlr terrestrische Artengruppen eine unuumlber-windbare Migrationsbarriere718 Im Zusammenhang mit der Sicherstellung der Wasserversor-gung des Kanals kann es zu Veraumlnderungen des Gebietswasserhaushaltes kommen So fuumlhrt bspw die Entwaumlsserung eines Sumpfgebietes moumlglicherweise zu einer vollstaumlndigen Vernichtung von bestimmten Pflanzenarten719

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSchifffahrtskanaumlle fuumlhren zu einem linienartigen Eingriff in das Landschafsbild der aufgrund des Einsatzes von technisch orientierten Bauelementen fuumlr die Ufersicherung negativ zu bewerten ist Besonders auffaumlllig sind oftmals die Spundwaumlnde aus Stahl was insbesondere durch den Begriff sbquoBlechkanalrsquo zum Ausdruck kommt720 Abhaumlngig vom Grad der Gestaltung eines Kanals im Einzelfall mit natuumlrlichen Baustoffen kann diese Beeintraumlchtigung vermindert werden und moumlglicherweise sogar eine landschaftsaumlsthetische Bereicherung darstellen Hingegen ist

714 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35715 Vgl BUND (2001) 9f716 Vgl INFRAS (1995) Z-8717 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 33718 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2002b) 118719 Vgl BMZ (1993) 482720 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35

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aufgrund der haumlufig geraden Streckenfuumlhrung eines Kanals immer ein gewisser optischer Zerschneidungseffekt unvermeidbar der sonst kaum in einer natuumlrlichen Umgebung zu finden ist

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist wie beschrieben mit erheblichen Eingriffen in den Boden- und Wasserhaushalt des betroffenen Gebietes verbunden Dennoch sind bebaute Schifffahrtsstraszligen oumlkologisch nicht als tot anzusehen sondern bieten bestimmten Lebensfor-men die Moumlglichkeit sich auszubreiten Dabei haumlngt das Ausmaszlig der biologischen Vielfalt entscheidend davon ab welche Art von Uferbefestigung verwendet wird Generell ist eine deutliche Abhaumlngigkeit der Biozoumlnose von der Art und Korngroumlszlige des Besiedlungssubstrates festzustellen721

So bieten etwa Bruchsteinschuumlttungen aufgrund ihres groumlszligeren Hohlraumsystems und der dadurch um ein Vielfaches groumlszligeren Besiedlungsflaumlche den Mikro- und Makroorganismen gute Nahrungs- Schutz- und Reproduktionsraumlume Dagegen bedeuten technische Bauelemente wie bspw die erwaumlhnten Stahlspundwaumlnde Betonmauern Asphaltbeton oder Bohrpfahlwaumlnde wegen ihrer glatten und wellenartigen Flaumlchen weitaus schlechtere Lebensbedingungen722

Andererseits ermoumlglichen die Eigenschaften dieser Baumaterialien guumlnstigere fahrdynamischeVerhaumlltnisse was im Gegensatz zu einer naturnahen Bauweise den Vorteil eines geringeren Energieverbrauchs der Antriebsaggregate bedingt723

Ist es unumgaumlnglich Stahlspundwaumlnde fuumlr die Ufersicherung zu verwenden empfiehlt sich eine Absenkung ihrer Oberkante nach Moumlglichkeit unter den Wasserspiegel Ein Verbau uumlber den Wasserspiegel sollte nur in Liege- und Ladestellen sowie in hohen Dammstrecken erfolgen die dann mit Wildausstiegen versehen werden Eine grundsaumltzliche Moumlglichkeit der Eingriffsmi-nimierung bildet der Streckenbau im oumlkologisch vorteilhaften beidseitig geboumlschten Trapezpro-fil der zur Schonung der Fauna und Flora nur auf einer Uferseite erfolgen sollte724

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Nutzungsinteresses bedingt sich hauptsaumlchlich durch die Gefahr eines Durch- oder Sohlbruches des Kanals in Strecken der Aufschuumlttung oder an Kanalbruumlcken725 In einem solchen Fall kann es dann jedoch zu einer Uumlberflutung nahe liegender Gebiete und damit zur Zerstoumlrung von Vermoumlgenswerten kommen Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf dem Wasser liegt bei 3 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Straszlige (300) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht726 Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr Schaumlden an der Trasse laumlsst sich kaum abschaumltzen kann aber auf jeden Fall als nicht unwahrscheinlich bezeichnet werden So kam es in den Jahren 1976 beim Elbe-Seiten-Kanal 1979 beim Main-Donau-Kanal und 2001 beim Rhein-Marne-Kanal zu Dammbruumlchen groumlszligeren Ausmaszliges727

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt ist sogar eine regionale Ausdehnung denkbar wenn aufgrund der Wucht der auslaufenden Wassermassen nicht nur der unmittelbare Streckenabschnitt betroffen ist In Bezug auf die Persistenz ist eher von einer kurzen Frist auszugehen da die Schaumlden durch Wassereinfluss mechanischen Charakter haben und durch Reparatur bzw

721 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35722 Vgl TITIZIERBANNING (1992) 391723 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35724 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 25725 Vgl BMZ (1993) 483726 Vgl KLAUS (1999) 7727 Vgl WIKIPEDIA (o Ja) vgl WIKIPEDIA (o Jb) vgl NCK (o J)

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Neuerrichtung der zerstoumlrten Vermoumlgensgegenstaumlnde relativ schnell zu beheben sind Dieses Eingriffsinteresse zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Irreversibilitaumlt aus da die Zuschuumlttung eines Kanals mit erheblichen wasserbaulichen Anstrengungen verbunden ist Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Moumlglichkeit des Ruumlckbaus bedenklich weil sich uumlber einen langen Zeitraum an und in dem Kanal wertvolle Biotope entwickelt haben koumlnnten Des Weiteren ist in der Praxis bisher ungeklaumlrt mit welchen Auswirkungen auf den Grundwasser-spiegel zu rechnen ist728 Eine Verzoumlgerungswirkung ist kaum wahrscheinlich da unmittelbar mit der Uumlberflutung die Schaumlden durch das eindringende Wasser entstehen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbar negative Auswirkungen gesundheitlicher Art sind von dieser Nutzungsform nicht zu erwarten Auch der von Binnenguumlterschiffen ausgehende Laumlrmpegel von 56 db(A) ist nicht als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens zu werten da dies etwa der Lautstaumlrke einernormalen Unterhaltung in geschlossenen Raumlumen entspricht729 Infolge der Verwendung von Schiffsdiesel treten zwar entsprechende Emissionen auf jedoch nicht in einer gesundheitskriti-schen Menge

Akzeptanz in der GesellschaftBaumaszlignahmen im Zusammenhang mit Wasserstraszligen insbesondere der Aus- bzw Neubau von Schifffahrtskanaumllen werden trotz der oumlkologischen Vorteile dieses Verkehrssystems von Teilen der Oumlffentlichkeit als negativ beurteilt730 Ein allgemeines Votum der Bevoumllkerung in Hinblick auf die Realisierung dieser Eingriffsform liegt nicht vor was u a daran liegen koumlnnte dass dieser Verkehrstraumlger im Bereich Personenverkehr kaum eine Rolle spielt Fuumlr den BereichGuumlterverkehr kann jedoch auf eine Umfrage unter 198 Unternehmen der verladenden Wirtschaft zuruumlckgegriffen werden Demnach lehnen 41 der Betriebe selbst bei konkurrenzfaumlhigen Preisen der Binnenschifffahrt dieses Verkehrsmittel ab nur 22 der Verlader waumlren grundsaumltz-lich bereit die Wasserstraszlige zu nutzen731

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist tendenziell ein eher negatives Meinungsbild zu ver-nehmen da die oumlkologischen Vorteile in Hinblick auf die Schadstoffemissionen den oumlkologi-schen Nachteilen in Bezug auf die Schwere des Landschaftseingriffes als nachrangig beurteilt werden Aber auch aus oumlkonomischen Gruumlnden stehen die Umweltorganisationen diesem Verkehrstraumlger skeptisch gegenuumlber was bspw an der Befreiung von der Mineraloumllsteuer und der allgemein geringen Auslastung der natuumlrlichen und kuumlnstlichen Wasserstraszligen liegt So fordert etwa der BUND einen generellen Baustopp aller Groszlig- und Ausbauvorhaben in der Binnenschifffahrt und eine Herausloumlsung der Wasserstraszligen aus dem Bundesverkehrswegeplan Aumlhnlich kritisch ist die Position des NABU wobei jedoch eine Verlagerung der Binnenschifffahrt von Fluumlssen auf Kanaumlle sowie einen Ausbau der kuumlnstlichen Wasserstraszligen akzeptiert wird732

Auch in konkreten Einzelfaumlllen ist mitunter ein erhebliches Konfliktpotenzial auszumachen was an einer Reihe von Buumlrgerinitiativen gegen einen Aus- oder Neubau von Schifffahrtswegen sichtbar wird Ein Beispiel hierfuumlr ist der organisierte Protest im Fall der Errichtung des Saale-Elbe-Kanals der fuumlr einen ganzjaumlhrigen Verkehr fuumlr Schiffe bis zu 1350 t geplant ist Dieses Projekt wird aus Gruumlnden der fehlenden Wirtschaftlichkeit abgelehnt da bei 100 Mio euro Investitionsvolumen eine angenommene Nutzung von 15 Schiffen monatlich als zu wenig

728 Vgl REINHARDT (1994) 418729 Vgl BLU (2003) 2730 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 26731 Vgl PCG (1999) 824732 Vgl BUND (2001) 21 vgl NABU (2005a) 35-37

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erachtet wird Daruumlber hinaus wird befuumlrchtet dass die geplante Trassierung durch potenzielle Uumlberschwemmungsgebiete dem Hochwasserschutz entgegensteht733

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenKuumlnstliche Wasserstraszligen leisten ansatzweise in einigen Punkten einen Beitrag zur Befriedigung der genannten Grundbeduumlrfnisse wenn neben ihrer originaumlren Aufgabe als Verkehrstraumlger auch die anderen genannten Funktionen herangezogen werden So erfolgt bspw die Wasserversor-gung der Gewerbestandorte im Rhein-Ruhr-Gebiet uumlber das westdeutsche Kanalnetz mit seinen Pumpwerksketten Auch fuumlr die Bereitstellung von Trinkwasser auf dem Wege der Uferfiltration sowie fuumlr die landwirtschaftliche Bewaumlsserung spielt das Wasserdargebot der Schifffahrtskanaumlle eine groszlige Rolle Von groszliger Bedeutung sind kuumlnstliche Wasserstraszligen auch fuumlr Waumlrmekraft-werke welche auf diese Weise ihren Bedarf an Kuumlhlwasser abdecken Ebenso dient diese Projektform der Hochwasserableitung und der Uumlberleitung von Wasser aus Flussgebieten in solche mit Wassermangel Schlieszliglich dienen Binnenwasserwege in zunehmendem Maszlige auch fuumlr Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung wie z B Wassersport Wandern Angeln sowie dem Fremdenverkehr (Fahrgastschifffahrt)734

Effekte auf den ArbeitsmarktBei der Herstellung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist abgesehen von der Bauphase nicht mit nennenswerten beschaumlftigungspolitischen Effekten zu rechnen Aumlhnlich wie bei dem Eingriffsinteresse Eisenbahntrassen ist anzunehmen dass durch die Bereitstellung einer zusaumltzlichen Trasse die Attraktivitaumlt des Verkehrstraumlgers selbst zunimmt Moumlglicherweise fuumlhrt dies auch zu einer Erhoumlhung der Verkehrsleistung diese wird jedoch houmlchstwahrscheinlich von dem bestehenden Personalbestand abgedeckt werden koumlnnen Erst bei einer uumlberproportiona-len Ausweitung der Transportleistung kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Beschaumlftigungsverhaumlltnisse generiert werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftRegionalwirtschaftliche Effekte sind bei dieser Eingriffsform schwierig abzuschaumltzen trotzdem einige Aspekte fuumlr einen positiven Beitrag sprechen koumlnnten So ist es vorstellbar dass auf diese Weise eine verkehrliche Erschlieszligung von Gebieten erfolgt deren Wirtschaftsstruktur auf den Transport von Massenguumltern angewiesen ist was bspw bei Abbaustaumltten fuumlr oberflaumlchennahe Rohstoffe der Fall ist Ein negativer Effekt i S einer sbquoLandfluchtrsquo wie er z B bei Verlegung von Eisenbahntrassen moumlglicherweise der Fall ist ist bei diesem Verkehrsmittel sehr unwahrschein-lich Zusaumltzliche regionalpolitische Impulse fuumlr die lokale Wirtschaft koumlnnten sich daraus ergeben dass an der Wasserstraszlige Umschlagplaumltze errichtet werden Da Schifffahrtskanaumlle wie beschrieben auch auszliger-verkehrliche Funktionen erfuumlllen sind weitere positive Begleiterscheinungen in Form von Aktivitaumlten im Bereich des Wassersports denkbar Hingegen ist das Potenzial fuumlr die Ausweitung von touristischen Maszlignahmen als eher gering einzuschaumltzen da die Eigenschaft dieses Nutzungsinteresses als kuumlnstliches Bauwerk seine Attraktivitaumlt fuumlr die Fahrgastschifffahrt mindert (Monotonie der Streckenfuumlhrung eines sbquoBlechkanalsrsquo)In Hinblick auf das Prinzip der Wegekostendeckung ist diese Verkehrsinfrastruktur eher negativ zu bewerten da gegenwaumlrtig nur ein Deckungsgrad von ca 10 erreicht wird Dies ist u a auf die steuerliche Beguumlnstigung zuruumlckzufuumlhren da Schiffsdiesel von der Mineraloumll- und daher auch von der Oumlkosteuer befreit ist Auch die insgesamt kostenlose Nutzung der Wasserstraszligen festgelegt durch die Mannheimer Akte aus dem Jahr 1868 fuumlhrt zu einem Defizit

733 Vgl BPEM (o J)734 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 24

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auf der Einnahmenseite735 Wie oben beschrieben erfuumlllen Wasserwege auch auszliger-verkehrliche Funktionen die der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen wie etwa bei der Energieversor-gung Von daher kann es nur darum gehen die Kostenstruktur in Richtung privater Finanzierung zu verschieben eine vollstaumlndige Kostendeckung ist aber unwahrscheinlich

Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine Beeintraumlchtigung dieses Umweltschutzgutes ist im Wesentlichen auf versickerndes Kerosin Enteisungsmittel Reifenabrieb sowie Feuerloumlschmittel zuruumlckzufuumlhren Enthalten die Enteisungsmittel Harnstoffe kann es zu einer Anreicherung von Nitraten im Boden kommen Dieser Effekt ist zwar nicht vergleichbar mit den Mengen aus der Landwirtschaft kann jedoch zulokal bedeutenden Belastungen fuumlhren Aumlhnliches gilt fuumlr Metalle Schwermetalle und viele Kohlenwasserstoffverbindungen die der Flughafenbetrieb verursacht736 Des Weiteren ist anlagenbedingt mit einer groszligflaumlchigen Bodenversiegelung durch die Start- und Landebahnen sowie den Abfertigungsgebaumluden auszugehen Auf diese Weise werden die oumlkologischen Funktionen zumindest der oberen Schicht des Erdreiches nahezu ausgeschaltet

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBeim Bau von Flughaumlfen kann eine Senkung des Grundwasserspiegels notwendig sein weil nur auf diese Weise im Winter eine Frostsicherheit der Start- und Landebahnen sowie der Abfertigungsvorfelder gewaumlhrleistet ist Dazu sind u a Entwaumlsserungsgraumlben notwendig welche das Grundwasser auf houmlchstens einen Meter unter die Gelaumlndeoberflaumlche ansteigen laumlsst Um die Auswirkungen dieser Maszlignahme zu mildern werden bspw Vertikalbrunnen angelegt in denen das Wasser versickern kann und dem Grundwasserhaushalt des Bodens wieder zugefuumlhrt wird Dass es hierbei keine Erfolgsgarantie geben kann zeigt das Beispiel des Flughafens in Muumlnchen-Riem wo sich die umliegenden Landwirte seitdem uumlber eine zuneh-mende Austrocknung ihrer Felder durch die Grundwasserabsenkung beklagen737

Weitere Belastungen ergeben sich im Bereich der Abwasserentsorgung da die techni-schen Abwaumlsser groumlszligtenteils mit Kerosin Oumllen und Loumlsungsmitteln verunreinigt sind Die Kontamination mit Kerosin entsteht insbesondere durch Betankungsvorgaumlnge oder aufgrund von Loumlsungsmitteln die beim regelmaumlszligigen Abbeizen der Flugzeuge bei Inspektions- und Wartungsarbeiten freigesetzt werden Des Weiteren werden fuumlr die Raumlumung der festen Bodenflaumlchen von Schnee und Eis oftmals chemische Hilfsmittel verwendet wie bspw technischer Harnstoff oder Glykol die ebenfalls das Grundwasser belasten Zur Enteisung der Flugzeuge im Winter werden i d R Heiszligwasser-Glykolgemische auf die Tragflaumlchen und Leitwerke gespruumlht Die Menge ist dabei abhaumlngig von den Witterungsverhaumlltnissen Wartezei-ten der Flugzeuge und liegt bspw bei der Swissair zwischen 250 und 500 t jaumlhrlich Beim Startvorgang fallen diese Stoffe von der Flugzeughuumllle ab und finden sich in den gesammelten und versickernden Abwaumlssern des Flughafens von denen ein geringer Teil wieder verwertbarist738

735 Vgl BUND (o J) 4736 Vgl VCOuml (1997) 21737 Vgl ARMBRUSTER (1996) 70738 Vgl KAumlFER (1994) 53f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIn der Umgebung des Flughafens kommt es zu Belastungen der Luft durch den Ausstoszlig von Stickoxiden Partikeln und Kohlenwasserstoffen sowie der Bildung des Reizgases Ozon Verursacht wird dies nicht nur durch den Flugverkehr sondern auch durch den Betrieb von Hilfsturbinen waumlhrend der Standzeit und sonstiger Einrichtungen zur Energieversorgung auf dem Gelaumlnde739 Weitere Quellen fuumlr Schadstoffe sind der Kraftfahrzeugverkehr auf der Luftseite (Verkehr auf dem Flughafengelaumlnde) und der Landseite (Zubringerverkehr zum Flughafen) sowie stationaumlre Anlagen wie bspw Heizwerke Zusammen tragen diese Emissionen weniger als 10 zu der Gesamtbelastung einer Region bei wovon etwa ein Drittel in den Flugzeugtrieb-werken erzeugt wird740

Daruumlber hinaus ist eine weitraumlumige Belastung mit Treibhausgasen festzustellen die aus der Verbrennung von Flugzeugtreibstoffen resultiert Der Einsatz von Kerosin fuumlr duumlsengetrie-bene Verkehrsflugzeuge und Flugbenzin fuumlr Propellerflugzeuge fuumlhrt neben der Entstehung von Wasserdampf zur Emission von Kohlenmonoxid Kohlendioxid Schwefeloxiden und Stickoxiden Stickoxide sind Vorlaumlufersubstanzen des Treibhausgases Ozon und bewirken den verstaumlrkten Abbau von Methan welches global zur Abkuumlhlung der Atmosphaumlre beitraumlgt Der Luftverkehr ist fuumlr diese Schadstoffe im Vergleich zu anderen Quellen wie etwa dem Straszligenverkehr bezogen auf die Gesamtmenge nur zu einem Anteil von weniger als 3 verantwortlich Allerdings wird mit einer Zunahme dieses Anteils bei Kohlendioxid und den Stickoxiden um 120 bzw 200 gerechnet was sich auf die Jahre von 1995 bis 2020 bezieht Problematisch ist weiterhin die Freisetzung der Gase in einer Houmlhe von ca 9 bis 13 km wo sie eine relativ lange Verweildauer aufweisen741 742 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Flugverkehr aumlhnlich wie der Automobilverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger743

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenGroszligflughaumlfen umfassen ein Areal von etwa 10 bis 20 km2 und sind eingezaumlunt Dagegen werden bei kleineren Flugplaumltzen keine groumlszligeren Biotope zerschnitten so dass in einem gewissen Umfang standortwechselnde Tierarten kaum unuumlberwindbaren Hindernissen ausgesetzt sind Bei solchen Flaumlchen handelt es sich meistens um Wiesen die zwar gemaumlht werden muumlssen ansonsten aber eine betraumlchtliche Artenvielfalt aufweisen koumlnnen Damit solche Lebensraumlume fuumlr Flugzeuge im Notfall kein Hindernis darstellen muumlssen jedoch Baumlume und Buumlsche in unmittelbarer Naumlhe der Start- und Landebahnen beseitigt werden744

Eine erhoumlhte Belastung von Pflanzen im Umfeld von Flughaumlfen kann bislang nicht festge-stellt werden trotzdem sind schaumldliche Wirkungen durch Stickoxide denkbar Diese Stoffe koumlnnen sehr versteckt auftreten und schon in geringster Konzentration die Schadwirkung anderer Emissionskomponenten verstaumlrken Relevant sind aber auch Folgeprodukte wie bspw Ozon Peroxyacetylnitrat und Smog die z T erst in groumlszligeren Houmlhen entstehen Sie gelangen durch Austauschvorgaumlnge an die Vegetation und koumlnnen zu deutlichen Blattschaumlden fuumlhren745

Welche Auswirkungen die Laumlrmemissionen auf die Tierwelt haben laumlsst sich nicht eindeutig

739 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 15740 Vgl ADV (2003) 21741 Vgl ARMBRUSTER (1996) 98-101742 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 12f743 Vgl INFRAS (1995) Z-8744 Vgl ERB (2000) 158745 Vgl SCHUumlTT (1988) 85

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ausmachen So wurde bspw auf dem Zuumlrcher Flughafen die houmlchste Population an Nachtigallen im ganzen Kanton Zuumlrich festgestellt die Tiere unterbrachen ihren Gesang nur voruumlbergehend waumlhrend der Start- und Landemanoumlver der Flugzeuge746 Andere Beispiele hingegen zeigen negative Effekte was sich etwa in Form einer erhoumlhten Populationsdichte von Hasen und Gaumlnsen oder in der Abnahme der Eierproduktion von Weiszligkopfadlern darstellt747

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine direkte Auswirkung auf dieses Umweltmedium geht von dem Flughafengelaumlnde selbst aus was eine flaumlchenartige Beeintraumlchtigung von einigen bis 2000 ha bedeuten kann Der bei den anderen betrachteten Verkehrstraumlgern festzustellende linienartige Zerschneidungseffekt kommt hier nicht zum Tragen da der eigentliche Verkehrsweg eines Flugzeuges der Luftraum ist Aufgrund der fehlenden baulichen Houmlhenwirkung abgesehen von dem Fluguumlberwachungs-turm ist der optische Effekt dieser Eingriffsform in die Landschaft nicht uumlber eine groumlszligere Distanz wahrnehmbar Dennoch koumlnnen Start- und Landemanoumlver zumindest als temporaumlre Stoumlrung des Landschaftsbildes empfunden werden was aber eher zu vernachlaumlssigen ist

Aumlhnlich untergeordnet ist der Effekt von Kondensstreifen zu beurteilen welche den Him-mel uumlber Europa im Jahresmittel um 05 bzw um 5 bei vielbeflogenen Korridoren bedecken Sie entstehen in einer Houmlhe von 10 bis 12 km verlaufen in einer Breite von bis zu 10 km und koumlnnen sich unter bestimmten meteorologischen Bedingungen bis zu mehren Tagen halten748

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenAls effektivste Maszlignahme zur Reduktion der von Flughaumlfen ausgehenden Schadstoffbelastun-gen gilt die Abwicklung des Zubringerverkehrs uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel Insgesamt besteht die Moumlglichkeit der Reduktion von Emissionen welche nicht von den Triebwerken ausgehen wenn moderne und umweltfreundliche Technik eingesetzt wird So kann etwa die benoumltigte Energie fuumlr die Flughafengebaumlude von Blockheizkraftwerken bezogen und Betriebsfahrzeuge koumlnnen mit Erdgas betrieben werden wie es z B auf dem Flughafen in Muumlnchen-Riem geschieht749

Weitere Optionen zur Verringerung der beschriebenen Beeintraumlchtigungen wie bei den anderen Verkehrsinfrastrukturen sind derzeit nicht in Sicht Im Vergleich zu jenen Eingriffsinte-ressen liegt hier ein weniger gravierender Zerschneidungseffekt bei Biotopen vor Dementspre-chend sind bauliche Maszlignahmen wie etwa Untertunnelungen fuumlr wandernde Tierarten von geringerem Interesse

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig begruumlndet sich im Wesentlichen aus der Belastung des Flughafengelaumlndes wie es bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschrieben wurde Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als mittel einzustufen ist da es trotz aufwaumlndiger technischer Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu solchen Ereignissen kommt

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden kann jedoch nur von einer lokalen Ausdehnung gesprochen werden da sich die freigesetzten Stoffe auf das Betriebsgelaumlnde beschraumlnken In Hinblick auf die Persistenz etwa von Kerosinresten ist eher von einer kurzen Zeitspanne auszugehen Es handelt sich normalerweise um kleine Mengen welche in einer uumlberschaubaren Periode durch die natuumlrlichen Bodenprozesse abgebaut werden Mit einer Verzoumlgerungswir-

746 Vgl INEICHEN (o J)747 Vgl BUSNEL (1978)748 Vgl VCOuml (1997) 13749 Vgl ADV (2003) 21

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kung ist kaum zu rechnen da diese Schadstoffe bei den Freiflaumlchen unmittelbar in das Erdreich gelangen Lediglich bei den asphaltierten Gelaumlndeabschnitten wie etwa den Rollbahnen ist aufgrund der Deckschicht von einer starken Verzoumlgerung wenn nicht sogar mit einem Ausbleiben der Versickerungswirkung auszugehen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart weitgehend kritisch zu bewerten weil sich die beschriebenen Effekte im Boden- und Wasserhaushalt nicht ruumlckgaumlngig machen lassen Daruumlber hinaus ist ein vollstaumlndi-ger Ruumlckbau eines Flughafens zwar nicht unmoumlglich aber mit sehr hohem technischem Aufwand verbunden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDer Betrieb eines Flughafens ist mit diversen Laumlrmemissionen verbunden die von den Anwohnern trotz Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen haumlufig als Belastung ihres physischen und psychischen Wohlbefindens wahrgenommen werden Quellen hierfuumlr sind zunaumlchst der Fluglaumlrm selbst der durch die Starts und Landungen hervorgerufen wird So wird bspw beim Start eines Airbus A320 aus 300 m Entfernung ein Wert von 80 db(A) und aus 700 m noch ein Wert von 70 db(A) gemessen Aber auch auf dem Boden sind Geraumlusche zu vernehmen welche etwa durch die Rollbewegung der Flugzeuge oder den Frachtumschlag entstehen Flug- und Bodenlaumlrm sind problematisch da sie als Schallemissionen in die Umgebung gelangen was bei alten Flugzeugen z B wie einer Boeing 727-200 eine Flaumlche von 1425 km2 belastet Schlieszliglich macht sich auch Anlagenlaumlrm bemerkbar der durch den Betrieb von Gepaumlckfoumlrderanlagen und Passagiertransfersystemen hervorgerufen wird aber fast immer auf das Flughafengelaumlnde beschraumlnkt ist750

Die beschriebenen Phaumlnomene koumlnnen nicht nur subjektiv als Belaumlstigung empfunden werden sondern tatsaumlchlich negativ auf das koumlrperliche Wohlbefinden wirken Dies wird besonders relevant wenn die hohe Laumlrmsensibilitaumlt des Schlafes der Anwohner zusaumltzlich durch eine moumlgliche Ausweitung des Flugbetriebes in die Nachtzeit strapaziert wird Untersuchungen haben gezeigt dass naumlchtlicher Laumlrm den Schlafrhythmus stoumlren kann was in chronischer Form als Gesundheitsbeeintraumlchtigung einzustufen ist Allerdings lassen sich daraus keine eindeuti-gen Immissionsgrenzwerte ableiten so dass immer ein Spielraum fuumlr politische bzw juristische Interpretationen bleibt751 752

Akzeptanz in der GesellschaftDie allgemeine Haltung der Bevoumllkerung zum Bau oder Ausbau von Flughaumlfen ist durch scheinbare Widerspruumlche gekennzeichnet Zum einen hat der Flugverkehr in den letzten Jahren stark zugenommen was sich insbesondere im Wachstum der sbquoBilligfliegerrsquo zeigt die verstaumlrkt auf kostenguumlnstige regionale Flughaumlfen ausweichen753 Aufgrund dieser Zunahme kann von einer hohen Zustimmung der Buumlrger zum Verkehrssystem Flugzeug ausgegangen werden was sich bspw in der durchschnittlichen Zufriedenheitsrate von 72 der EU-Buumlrger zeigt754 Zum

750 Vgl ARMBRUSTER (1996) 74-81751 Vgl MASCHKEHECHT (2003) 41752 Dagegen gibt es moumlglicherweise eine unmittelbare Gefahr fuumlr die Gesundheit des Menschen durch die

Houmlhenstrahlung der Passagiere und Besatzung waumlhrend des Fluges ausgesetzt sind Bei dieser Strahlung handelt es sich um radioaktive Teilchen welche von der Sonne ausgestrahlt werden und wegen der fehlenden Schutzwirkung der Atmosphaumlre menschliche Eiweiszligstrukturen zerstoumlren Inwieweit die aufgenommene Dosis zu tatsaumlchlichen Schaumldigungen fuumlhren ist bisher unbekannt Einzelne Untersuchungen haben jedoch fuumlr Piloten ein erhoumlhtes Krebsrisiko festgestellt obwohl diese Personengruppe berufsbedingt strengere Gesundheitskrite-rien erfuumlllen muss Fuumlr Menschen die nur wenige Fluumlge im Jahr absolvieren sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine gesundheitlichen Folgen zu erwarten Vgl ARMBRUSTER (1996) 95f

753 Vgl BUND (2003a) 3754 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2005) 16

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anderen ist nahezu jede Maszlignahme zur Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr dieses Verkehrsmittel mit erheblichen Protesten von Anwohnern verbunden was im Wesentlichen mit der zu erwartenden Zunahme des Fluglaumlrms zusammenhaumlngt

Auch die Umweltverbaumlnde stehen einer Erweiterung der Fluginfrastruktur ablehnend gegenuumlber was sowohl den Ausbau bestehender groszliger Flughaumlfen betrifft als auch den Neubau von Regionalflughaumlfen Insgesamt wird sogar eine Reduktion dieser Verkehrsleistung angestrebt wie bspw die Forderung nach einem Nachtflugverbot oder der Festlegung vonspeziellen Umweltgrenzwerten fuumlr eine Flughafenregion deutlich macht755 Daruumlber hinaus werden fiskalische Maszlignahmen vorgeschlagen wie z B eine Abgabe auf Kerosin oder die Beseitigung der Mehrwertsteuerbefreiung von Flugscheinen um der Expansion dieses Verkehrssystems entgegenzuwirken756

Auf der politischen Ebene von Buumlrgerinitiativen gibt es viele Beispiele fuumlr den Widerstand gegen die Erweiterung bestehender groumlszligerer Flughaumlfen oder den Neubau von Regionalflughauml-fen So sprich sicht etwa eine Buumlrgervereinigung in Eppstein (Hessen) gegen die Expansion des Frankfurter Flughafens aus was sich sowohl auf die Infrastruktur selbst als auch auf die Erweiterung der Anzahl an Start- und Landevorgaumlngen bezieht757 Aber auch bei kleineren Flughaumlfen wie bspw Blankensee bei Luumlbeck sind erhebliche Kontroversen bei den Buumlrgern zu erwarten In diesem Fall zeigt sich aber auch dass nicht von einem klaren Votum der lokalen Bevoumllkerung auszugehen ist da laut einer Umfrage 47 fuumlr und 53 gegen das Projekt sind758

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDas Flugzeug hat grundsaumltzlich den Charakter eines oumlffentlichen Verkehrstraumlgers (von den wenigen Privatflugzeugen abgesehen) und ist damit grundsaumltzlich positiv zu bewerten Gleichwohl hat es nur in sehr duumlnn besiedelten und weitlaumlufigen Laumlndern die Aufgabe eine Grundversorgung mit Mobilitaumlt sicherzustellen was in Deutschland jedoch nicht der Fall ist759

Das Flugzeug ist mit durchschnittlich 06 Reisen pro Person und Jahr ein relativ wenig benutztes Verkehrsmittel bei der Bahn betraumlgt dieser Wert 164 Erst ab einer Distanz von etwa 500 km kommen die Vorteile des Flugzeuges gegenuumlber den anderen Verkehrstraumlgern hinsichtlich einer geringen Reisezeit zum tragen In dieser Rechnung sind auch die An- und Abfahrtszeiten zum Flughafen sowie die Dauer fuumlr die Abfertigung inbegriffen was bei der Reise mit der Bahn eine weitaus geringere Rolle spielt760

Effekte auf den ArbeitsmarktFlughaumlfen haben aufgrund ihrer komplexen Aufgaben einen Bedarf an qualifizierten Fachkraumlften in fast allen Branchen und Dienstleistungsbereichen so dass bspw das Luftverkehrskreuz Frankfurt die groumlszligte Arbeitsstaumltte in Hessen ist Die Vielfalt an serviceorientierten Taumltigkeiten sowie die zahlreichen Sicherheitsbestimmungen erfordern einen hohen Personalbestand Dabei ist das Verhaumlltnis von Arbeitern zu Angestellten in etwa ausgewogen was bspw beim Flughafen Frankfurt ca 44 zu 46 bedeutet (der Rest verteilt sich auf temporaumlre Arbeitsverhaumlltnisse) Auch hinsichtlich der Verdienstmoumlglichkeiten ergeben sich zumindest in diesem Beispiel relativ geringe Unterschiede zu Gunsten der Angestellten Dies kann u a damit erklaumlrt werden dass die Arbeiter groumlszligtenteils im Schichtdienst taumltig sind und durch entsprechende Zulagen die Differenz z T ausgleichen Im Umfeld von Flughaumlfen siedeln sich oftmals weitere Unternehmen an die

755 Vgl BUND (2000) 2 756 Vgl DNR (2002) 8757 Vgl EPPSTEINER GEGEN FLUGLAumlRM (o J)758 Vgl LUumlBECKER NACHRICHTEN (o J)759 Vgl VCOuml (1997) 8760 Vgl VCOuml (1997) 26-28

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sich durch die zahlreichen Verkehrsanbindungen Zeit- und damit Wettbewerbsvorteile versprechen Untersuchungen haben gezeigt dass zusaumltzlich zu den Arbeitsplaumltzen auf einem Flughafen mit dem 18- bis 29-fachen an Stellen im Umland gerechnet werden kann761

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftVon Flughaumlfen gehen oftmals starke regionale Effekte aus weil uumlberregional taumltige Unterneh-men aufgrund der Verkehrsanbindung raumlumlich expandierende Maumlrkte besser bedienen koumlnnen So haben sich immer mehr Betriebe in den Ballungszentren niedergelassen wie etwa der Rhein-Ruhr-Region da diese uumlber einen Flughafen verfuumlgt Unerwuumlnschte Nebeneffekte waren jedoch z T ein Anstieg der Grundstuumlckspreise und der Mieten sowie einer Reduzierung der Arbeitsplaumltze in den weiter entfernten Regionen Andersherum betrachtet kann gerade ein Flughafen in einem sonst strukturschwachen Gebiet ein positiver Faktor sein um eine gleichmaumlszligige regionale und polyzentrische Standortstruktur zu foumlrdern Dies kann den Abwanderungsbewegungen von Betrieben und Beschaumlftigung in die Ballungszentren entgegenwirken und damit verbundene negative Begleiterscheinungen abmildern wie es etwa beim berufsbedingten Pendelverkehr der Fall ist762

Die Finanzierungsstruktur dieser Projektart zeichnet sich durch ein uneinheitliches Bild aus Zum einen tragen die Fluggesellschaften durch Gebuumlhren fuumlr Start und Landung sowie fuumlr die Flugsicherung zur Deckung der Infrastrukturkosten bei Zum anderen wird auf Kerosin keine Abgabe oder Steuer entrichtet was im Vergleich zu anderen Verkehrstraumlgern nicht gerechtfer-tigt ist763 Daruumlber hinaus werden insbesondere kleinere Flughaumlfen oftmals finanziell von der oumlffentlichen Hand unterstuumltzt was bspw beim Flughafen Charleroi (Belgien) besonders umstritten war Daraufhin hat die Europaumlische Kommission entschieden dass solche Beihilfen nur unter bestimmten Bedingungen zulaumlssig sind und daher teilweise zuruumlckgezahlt werden muumlssen764 Aber auch groszlige Luftverkehrskreuze mussten in der Aufbauphase jahrzehntelang mit Steuergeldern finanziert werden wurden danach haumlufig privatisiert und werfen mittlerweile Gewinne ab765

Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei der Verlegung einer Gaspipeline werden die Rohre vor Ort verschweiszligt und in Graumlben mit mindestens einem Meter Erde uumlberdeckt766 Auf diese Weise wird der Boden in der Tiefe wie auch in der Flaumlche irreversibel in seinem natuumlrlichen Profil und in seiner Struktur zerstoumlrt und geschaumldigt Daruumlber hinaus kommt es zu einem Grundwasserstau infolge von dichten Spundwaumlnden sowie einer Wiederverfuumlllung mit undurchlaumlssigem Boden was u a zu einer Veraumlnderung des pH-Wertes der Erde fuumlhrt Die baubedingten Ruumlttlungen und Rammungen verursachen Schwingungen welche zu Bodenabsackungen sowie zu Verdichtungen mit Sauerstoffmangel fuumlhren767

761 Vgl ARMBRUSTER (1996) 64-66762 Vgl ERB (2000) 160f763 Vgl BUND (2003a) 6764 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2004) 2 vgl VCD (2005b) 2765 Vgl VCOuml (1997) 26766 Vgl UEBERHORST (1999) 55767 Vgl GSTT (1999) 4f

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie bei dieser Eingriffsart verwendete Bauweise kann zu einer Grundwasserabsenkung fuumlhren wenn die Grabensohle tiefer als der Grundwasserspiegel liegt Als Folge daraus ist mit einem Wassermangel sowie einer Zwangsdraumlnagewirkung zu rechnen so dass es insgesamt zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommt768

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa der Transport von Erdoumll und Erdgas in absolut geschlossenen Rohren erfolgt ist bei einem stoumlrungsfreien Betrieb einer Pipeline nicht mit Schadstoffemissionen zu rechnen Lediglich durch ein Leck an Erdgasleitungen kann es zu einer Belastung der lokalen Atmosphaumlre kommen wenn sich das Gas ab einer Temperatur von rund 600 degC entzuumlndet Neben den beschriebenen moumlglichen direkten Effekten auf die Luft bzw das Klima ist zu erwaumlhnen dass sich indirekte Auswirkungen auf dieses Umweltschutzgut aus der Verbrennung jener Rohstoffe ergeben So wird bei der Stromerzeugung mittels dieser Energietraumlger das Treibhausgas Kohlendioxid freigesetzt was einen Wert von 028 kgkWh bei schwerem Heizoumll und 020 kgkWh bei Erdgas ausmacht Erdgas emittiert in dieser Hinsicht nur halb soviel Schadstoffe wie bspw Braunkohle so dass im Fall einer Pipelineverlegung (im Vergleich zu einer Erdoumllfernleitung) dieses Pruumlfspezifikum besonders positiv ausfaumlllt769

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenErfolgt die Verlegung der Rohrleitungen in der Naumlhe von Baumlumen u auml Vegetationsarten kann es zu mechanischen Schaumldigungen im Wurzelbereich kommen so dass die Wasser- und Naumlhrstoffversorgung dieser Organismen sowie ihre Verankerung im Boden gefaumlhrdet sind Die bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschriebenen Beeintraumlchtigungen fuumlhren ebenfalls mittel- bis langfristig zu nachteiligen Auswirkungen auf die Vegetation Solche Schaumlden werden jedoch haumlufig erst Jahre nach Bauende sichtbar und fuumlhren zu einer Verkuumlrzung der Lebensdau-er der Pflanzen oder zu ihrem fruumlhzeitigen Totalausfall770 Insgesamt ist eine Beeintraumlchtigung der Bodenflora und -fauna zu erwarten was im Wesentlichen auf die Bodenbearbeitung mit schweren und rotierenden Maschinen zuruumlckzufuumlhren ist So haben Untersuchungen an Pipelineflaumlchen gezeigt dass dort nur eine maximal halb so hohe Biomasse Artenzahl sowie Haumlufigkeit an Lebewesen im Vergleich zu einer Referenzflaumlche vorzufinden ist771

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDa die Errichtung einer Pipeline in der uumlberwiegenden Mehrzahl der Faumllle unterirdisch erfolgt ist keine linienartige Beeintraumlchtigung der Landschaftsaumlsthetik zu erwarten Wird das offene Bauverfahren angewendet muss das Erdreich einige Meter weit aufgerissen und nach der Verlegung des Rohres wieder verfuumlllt werden Der auf diese Weise entstandene laumlngliche sbquoArbeitsstreifenrsquo ist auch nach Abschluss der Bauarbeiten sichtbar was sich moumlglicherweise vor allem aus groumlszligerer Distanz bemerkbar macht Lediglich fuumlr den Fall dass sich das Erdreich nicht fuumlr einen Aushub eignet bzw die Vegetation zu starke Schaumlden im Wurzelraum erleiden wuumlrde kommt eine uumlberirdische Verlegung ins Spiel Da diese Variante jedoch nur fuumlr wenige Situationen zutrifft wuumlrde eine dadurch bedingte visuelle Stoumlrung sich auf einen geringen Trassenabschnitt beschraumlnken

768 Vgl GSTT (1999) 4769 Vgl UEBERHORST (1999) 66f770 Vgl GSTT (1999) 3f771 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 168

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBisher wurde von der herkoumlmmlichen offenen Bauweise zur Verlegung von Rohrfernleitungen ausgegangen die wie beschrieben mit teilweise erheblichen Auswirkungen auf die Umweltme-dien verbunden sind Alternativ existieren Horizontalbohrverfahren welche mit speziellen Baumaschinen einen Bohrkanal ins Erdreich druumlcken durch den dann die Rohrfernleitung nachgezogen wird Auf diese Weise entfaumlllt die Notwendigkeit fuumlr neue Trassen sowie den Transport von groszligen Bodenmassen Schlieszliglich verringern sich die Bauzeiten und die Wahrscheinlichkeit von Spaumltschaumlden wie bspw aufgrund von Bodenabsenkungen und Beeintraumlchtigungen der Vegetation772 Generell zeichnet sich diese Methode durch einen geringeren Gesamteingriff in das Erdreich aus so dass Boden und Baumwurzeln sehr viel weniger und bestenfalls uumlberhaupt nicht beansprucht werden Diese Technologie ist mit houmlheren Kosten verbunden welche sich allerdings relativieren wenn Gemeinlast- und Folgekosten der konventionellen Bauart beruumlcksichtigt werden So ist alleine die Neupflanzung eines Jungbaumes mit ca 1000 euro zu veranschlagen der Wert von bspw 30 Jahre alten Groszligbaumlumen liegt bei ca 13000 euro773

Neben der technologischen Option gilt es bereits waumlhrend der Planung der Linienfuumlhrung denkbare Belastungen der Umweltmedien soweit wie moumlglich zu vermeiden So koumlnnen Voruntersuchungen zum Wurzelverlauf von Baumlumen bei der Trassierung beruumlcksichtigt werden und auch durch eine geeignete Bauweise selbst sind moumlgliche Beeintraumlchtigungen zu reduzieren774 Prinzipiell sollte eine Verringerung der Eingriffsflaumlche angestrebt werden indem ein moumlglichst schmaler sbquoArbeitsstreifenrsquo verwendet wird775

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch einen Austritt des Transportmediums bezieht sich zunaumlchst auf eine Verunreinigung lokaler Boumlden und Gewaumlsser Infolge der Stoumlrung der natuumlrlichen Lebensvorgaumlnge im Wasser durch Erdoumll kann es zu einer Gefaumlhrdung von Trinkwasser und damit zu Gesundheitsbeeintraumlchtigungen beim Menschen kommen776 Die haumlufigste Ursache fuumlr Oumllaustritte ist die Korrosion des Leitungsmaterials wobei es hierdurch zu relativ geringen Nettoverlusten kommt d h unter Beruumlcksichtigung der aufgefangenenMengen Die groumlszligten Verluste entstehen dagegen durch mechanische Fremdeinwirkung und Materialfehler Insgesamt ist von einer sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeit ausgehen wofuumlr folgende Orientierungsgroumlszligen herangezogen werden Der Anteil an ausgetretenen Oumllfluumlssigkeiten betrug in den Jahren von 1971 bis 1985 im Pipelinenetz West-Europas 00005 wovon uumlber die Haumllfte wieder aufgefangen werden konnte777 Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM in Rohrleitungen liegt bei 1 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswe-gen Wasser (3) Schiene (40) und Straszlige (300) bezieht778

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist anzunehmen dass sich die Schaumlden im Boden und Wasser des betroffenen Oumlkosystems lokal auf dieses Gebiet begrenzen lassen Grundsaumltzlich ist es moumlglich die Schaumlden mit Hilfe von technischen Einrichtungen einzudaumlmmen Sie besitzen vermutlich eine mittlere Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung kann mittel- bis langfristig sein wenn ausgelaufenes Oumll durch die biologischen Prozesse im Erdreich langsam abgebaut wird Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform negativ zu beurteilen da fuumlr

772 Vgl STEINMANN (2000) 27773 Vgl GSTT (1999) 36774 Vgl GSTT (1999) 6775 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 169776 Vgl LEIMBOumlCK (1982) 386f777 Vgl SCHMALLENBACH (1989) 75778 Vgl KLAUS (1999) 7

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den Ruumlckbau von Pipelines aufwaumlndige Ausgrabungsarbeiten mit einer anschlieszligenden Verfuumlllung des Grabens notwendig sind d h der urspruumlngliche Zustand ist als unwiederbring-lich einzustufen In Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist bei dieser Projektart mit einer kurzfristigen Schadenswirkung zu rechnen da sich das ausgetretene Transportmedium unmittelbar an der betroffenen Stelle bemerkbar macht

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitIm Normalbetrieb von Pipelines ist nicht mit Effekten zu rechnen welche fuumlr das Wohlbefinden des Menschen relevant sein koumlnnten Lediglich bei einem Stoumlrfall kann es durch die Kontamina-tion von Wasser mit Oumllen bspw bei der Aufnahme von Trinkwasser zu Beeintraumlchtigungen des menschlichen Koumlrpers kommen Tritt diese Situation in einem Trinkwasserschutzgebiet ein kann durch die Absperrung des betroffenen Gebietes dafuumlr gesorgt werden dass es zu keiner weiteren Wassergewinnung kommt Im Fall einer Emission von Gasen ist ebenfalls eine Gefaumlhrdung des Menschen moumlglich wobei durch die Vermischung mit der Umgebungsluft das Schaumldigungspotenzial verringert wird

Akzeptanz in der GesellschaftEine Abschaumltzung fuumlr dieses Eingriffsinteresse erscheint aufgrund des Mangels an entsprechen-den Quellen aumluszligerst schwierig so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss In Hinblick auf eine generelle Einschaumltzung kann einerseits nicht von hohen Zustimmungsraten fuumlr diese Projektart ausgegangen werden andererseits liegen keine Gruumlnde vor welche eine Ablehnung erklaumlren koumlnnten So kommt bspw der Effekt einer landschaftsaumls-thetischen Beeintraumlchtigung durch das bloszlige Vorhandensein der Projektform kaum zum Tragen wie es dagegen etwa bei Windkraftanlagen der Fall ist Auch die technische Nutzung selbst also der Transport von Erdgas und Erdoumll durch die Pipeline ist fuumlr den Menschen kaum negativwahrzunehmen Anders ist es bspw bei der Befahrung von Schienenwegen was mit erhebli-chen Laumlrmemissionen verbunden sein kann

Von Seiten der Umweltverbaumlnde liegen nur Stellungnahmen vor welche sich indirekt mit diesem Nutzungsinteresse verknuumlpfen lassen So wird von den Umweltverbaumlnden der Energietraumlger Erdgas als relativ umweltfreundlich angesehen so dass es die Substitution von Kohle in der Stromerzeugung rechtfertigt779 Obwohl sich in Bezug auf Mineraloumll keine direkten Meinungsaumluszligerungen finden ist aufgrund der vergleichsweise houmlheren Schadstoffemissionen von einer kritischen Haltung gegenuumlber diesem Energietraumlger auszugehen So wird bspw gefordert dass dieser fossile Energietraumlger durch erneuerbare ersetzt und steuerfreies Flugbenzin den anderen Verkehrstraumlgern fiskalisch gleichgestellt wird780

Die oben gemachten Aussagen in Hinblick auf eine moumlglicherweise positive Einschaumltzung in der Gesellschaft sind zu relativieren wenn Beispiele fuumlr einen lokal organisierten Widerstand gegen solche Nutzungsformen herangezogen werden So beabsichtigen etwa die Firmen Wingas und Ruhrgas eine Gasleitung zu bauen welche Lampertheim (Hessen) und Amerdingen (Bayern) verbindet Dabei wird ein Teil der Leitung uumlber das Rohrbacher Feld gehen (Baden-Wuumlrttemberg) was eine breite Schneise durch die vor Ort befindlichen Weinberge schlagen wuumlrde Die betroffenen Winzer fuumlrchten somit um ihre Existenz da die Wiederherstellung der vollen Ertragskraft der Weinreben viele Jahre dauern wuumlrde Zudem wird bezweifelt ob der empfindliche Boden uumlberhaupt in der urspruumlnglichen Qualitaumlt wieder hergestellt werden kann

779 Vgl DNR (2004) 10780 Vgl BUND (2002b) 6 vgl NABU (2005a) 7

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Neben diesem Motiv gibt es eine allgemeine Ablehnung aus Gruumlnden des Naturschutzes sowie wegen der optischen Stoumlrung waumlhrend der Bauphase781

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenRohrfernleitungen dienen als Infrastruktur fuumlr den Transport von Erdgas und Erdoumll welche wiederum die Ausgangsmaterialen fuumlr eine Vielzahl von grundlegenden Produkten darstellen Dies trifft vor allem auf das Erdoumll zu das in den Bereichen Elektrizitaumlts- und Waumlrmeerzeugung Treibstoff Chemie und Schmiermittel eine groszlige Bedeutung besitzt782 In der Stromerzeu-gung783 liegt der Anteil beider Produkte zusammen bei ca 10 in der Fernwaumlrmeerzeugung waren es im Jahr 2002 etwa 2 beim Mineraloumll und ca 40 beim Naturgas784 Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen bereits eroumlrtert wurde und ansatzweise auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung In Hinblick auf die definiertenGrundbeduumlrfnisse laumlsst sich mit diesem Eingriffsinteresse am ehesten ein Bezug zu den Feldern Unterkunft oumlffentliche Verkehrsmittel sowie BrennstoffeBetriebsstoffe herleiten Fuumlr die ersten beiden Bereiche ist dieser Zusammenhang mittelbarer Art da Erdoumll und Erdgas lediglich einewichtige Komponente darstellt Fuumlr das Beduumlrfnisfeld Unterkunft sind sie fuumlr die Waumlrmeerzeu-gung von Relevanz fuumlr das Beduumlrfnisfeld oumlffentliche Verkehrsmittel sind sie als Treibstoff notwendig

Effekte auf den ArbeitsmarktDa das Rohrfernleitungsnetz fuumlr Erdgas und Erdoumll gut ausgebaut ist kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Transportmengen durch Importe ohne eine Kapazitaumltserweiterung bewaumlltigt werden koumlnnen Lediglich im Rahmen der Erschlieszligung neuer Vorkommen im Inland wird vermutlich die Verlegung neuer Pipelines notwendig sein um einen wirtschaftlichen Transport zum bestehenden Netz zu ermoumlglichen Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einer wesentlichen Erhoumlhung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen da solche Projekte mit den vorhandenen personellen Kapazitaumlten in den Netzbetriebsgesellschaften sowie den Bauunternehmen realisiert werden koumlnnen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Hinblick auf regionalwirtschaftliche Effekte ist bei dieser Eingriffsform mit keinem nennens-werten Beitrag zu rechnen was hauptsaumlchlich in der Linienartigkeit begruumlndet ist Es gilt das Transportgut so schnell wie moumlglich durch ein Gebiet zu befoumlrdern ohne dass es dort zu wirtschaftlichen Aktivitaumlten kommt Notwendige Taumltigkeiten wie bspw Uumlberwachungsmaszlig-nahmen entlang der Pipelinestrecke oder das Eingreifen bei einem akuten Stoumlrfall werden von den Energieversorgungsunternehmen in Eigenregie durchgefuumlhrt und bedingen daher keine positiven Impulse fuumlr lokale Unternehmen

Da der Bau einer Erdgasleitung eine erhebliche Investition fuumlr die Energieunternehmen bedeutet ist dies nur durch einen akzeptablen Amortisationsgrad zu rechtfertigen So kostet z B die Verlegung einer 150 km langen 48-Zoll-Leitung unter einfachen topographischen Bedingungen etwa 200 Mio euro Dieser Wert kann sich jedoch erhoumlhen wenn bspw Verkehrswe-ge gekreuzt Bergregionen umgangen oder Feuchtgebiete durchquert werden muumlssen785

Grundsaumltzlich zeichnet sich dieses Transportsystem durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus da der Transportweg das Transportmittel und das Transportgefaumlszlig eine Einheit bilden Daruumlber

781 Vgl DER PUNKER (2005)782 Vgl HENSING U A (1998) 62783 Siehe Abschnitt 41784 Vgl HENSING U A (1998) 134 vgl BMWA (2005) Tab 25785 Vgl UEBERHORST (1999) 57

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hinaus faumlllt keine Verpackung oder Leergut an und der Betrieb ist unabhaumlngig von Witterungs-einfluumlssen kontinuierlich moumlglich Als einziges Verkehrsmittel sind Rohrfernleitungen in der Lage die groszligen anfallenden Mengen an Erdoumll und Erdgas zu befoumlrdern ohne die bestehenden Verkehrswege zu belasten786 Das Pipelinenetz wird von privaten Unternehmen betrieben zu denen u a die groszligen Energieversorger gehoumlren wie bspw die Rheinisch-Westfaumllischen Elektrizitaumltswerke Es kann daher davon ausgegangen werden dass der Bau und Betrieb dieser Nutzungsform prinzipiell unter erwerbswirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt und eine oumlffentliche Form der Finanzierung keine Rolle spielt

Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte oumlkologische Beeintraumlchtigung ergibt sich aus der Versiegelung des Bodens durch Uumlberbauung oder Fundamentierung mit undurchlaumlssigen Materialen sowie der Vernichtung von Gruumlnland in einem Durchmesser von 20 m und mehr um einen einzelnen Masten787 Unmittelba-re Beeintraumlchtigungen entstehen durch die Errichtung von Straszligen und Pisten welche zum Bau und zur Uumlberwachung der Leitungen notwendig sind Als Folge daraus wird an diesen Stellen evt vorhandener Waldbestand dauerhaft zerstoumlrt so dass ohne den natuumlrlichen Bewuchs die biologische Schutzdecke des Bodens fehlt Damit erhoumlht sich die Erosionsgefahr da die Erdoberflaumlche den klimatischen Wirkungen wie Hitze Frost und Regen zumindest teilweise ungeschuumltzt ausgesetzt ist Dieser Effekt wird noch durch die Bodenverdichtung infolge des Baustellenverkehrs erhoumlht Generell steht die beanspruchte Flaumlche anderen Nutzungen nur noch bedingt zur Verfuumlgung788

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEinzelne Komponenten dieses Nutzungsinteresses wie bspw Transformatoren Kondensatoren Erdungsspulen und z T unterirdisch verlegte Kabel koumlnnen groszlige Mengen an Kuumlhl- und Isoliermittel enthalten Bei Leckagen koumlnnen Mineraloumlle oder andere Fluumlssigkeiten austreten welche u U toxische polychlorierte Biphenyle enthalten und somit den Boden und das Grundwasser verseuchen789

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEine unmittelbare Belastung der Atmosphaumlre ist nicht zu befuumlrchten da von den Stromleitun-gen keine Emissionen ausgehen Es koumlnnen lediglich durch das Aufschlagen von Steilraumlndern ohne natuumlrliche Waldmaumlntel landschaftlich unnatuumlrliche Uumlbergaumlnge geschaffen werden Als Folge kann es zu Veraumlnderungen des Bestandsklimas angrenzender Vegetationsbestaumlnde kommen790 Aufgrund der Koronaeffekte791 an den stromfuumlhrenden Komponenten kommt es zu

786 Vgl KUHLMANN (1982) 28787 Vgl GERBAULET (1994) 18788 Vgl BMZ (1993b) 316789 Vgl BMZ (1993b) 316790 Vgl GERBAULET (1994) 18791 Koronaeffekte entstehen aufgrund einer zunehmenden Spannung auf Seilen und Armaturkanten der Freileitung

und durchschlagen in diesem Bereich die Luft was zu einem blauvioletten Leuchten fuumlhrt Wirkungen sind zusaumltzliche Uumlbertragungsverluste Funkstoumlrungen im unteren Frequenzbereich akustische Geraumlusche sowie die Bildung von Ozon und Stickoxiden Vgl BERNDT (1986) 55f

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einer Konzentrationserhoumlhung von Ozon von unter 1 des natuumlrlichen Wertes was keinen messbaren Einfluss auf den Ozonpegel insgesamt hat792

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEine unmittelbare Gefahr von Stromleitungen geht fuumlr die Avifauna aus was bis zum Unfalltod von Rallen Taucher Rohr- und Laubsaumlnger Grasmuumlcken und Schnaumlpper fuumlhren kann Grund dafuumlr ist der Aufprall der Voumlgel gegen die Leiterseile bei Nachtzug in der Daumlmmerung oder bei nebligem Wetter Kollisionen entstehen auch wenn die Freileitung quer zur Vogelfluglinie oder in der Naumlhe von Rastplaumltzen ziehender Vogelarten steht Da fuumlr Voumlgel geographische Leitlinien eine bedeutsame Rolle spielen ist die Gefahr von Drahtanflug bei gebuumlndelten Leitungen besonders groszlig (bei Erdleitungen ist dies nicht moumlglich) Hingegen sind Todesfaumllle infolge von Stromschlag nahezu ausgeschlossen da ein Erdschluss der Leiterseile durch Voumlgel sehr unwahrscheinlich ist793

Eine weitere moumlgliche Auswirkung auf die Vogelwelt koumlnnte ein vermindertes Brutverhal-ten sehr empfindlicher Arten sein die sich unter der Leitung und im Seitenraum aufhalten In der Pflanzenwelt sind die haumlufigsten negativen Effekte eine Verinselung von Waldflaumlchen durch Aufschlagen von Schneisen mit der Folge einer veraumlnderten Vegetationsstruktur Eine weitere potenzielle Gefahr ist die Aushagerung der Rindenbrand und der Windwurf in angrenzenden Waldbestaumlnden durch das Freistellen von Baumlumen und das Entfernen des schuumltzenden Waldmantels Daneben kommt es im Rahmen der Unterhaltungs- und Sicherheitsmaszlignahmen zu einem periodischen Zuruumlckschneiden von Gehoumllzen im Bereich der Freileitungen Insgesamt kann es zu einer Verschiebung des Artenspektrums von Flora und Fauna kommen wenn eine naturnahe Vegetation beseitigt wird oder sich das Bestandsklima veraumlndert794

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDiese Projektart fuumlhrt aufgrund der Mastfundamente und der Leitungsmasten zu einer punktfoumlrmigen sowie wegen der Leiterseile zu einer linienfoumlrmigen Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Verschaumlrft wird die Situation durch die Beanspruchung der Houmlhendimension so dass auch aus einer groszligen Entfernung Stromleitungen als visuelle Stoumlrung empfunden werden koumlnnen Indirekt kann auch von einer flaumlchenhaften Wirkung gesprochen werden da durch eine Hochspannungsleitung bis zu 1700 m2 Flaumlche anderweitiger Nutzung entzogen oder zumindest beeintraumlchtigt wird Dies ist die Folge einer Beseitigung oder Einschraumlnkung von Gehoumllzstreifen Hecken Baumreihen und -gruppen oder Einzelbaumlumen795 Zusammengenom-men kommt es zu negativen optischen Effekten auf die Landschaftsaumlsthetik angesichts von Eigenartschaumlden Vielfaltstoumlrungen Maszligstabsverlusten Naturverdraumlngung und Strukturbruuml-chen796

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie beschriebenen massiven Beeintraumlchtigungen von Hochspannungsleitungen auf die Umweltschutzguumlter TierePflanzen und Landschaftsbild erfordern vorrangig fuumlr diese Bereiche Maszlignahmen zur Minimierung der negativen Effekte Den Hauptansatzpunkt dafuumlr bildet eine entsprechende Planung der Trassenfuumlhrung welche von vornherein versucht das oumlkologische Konfliktpotenzial zu minimieren Dagegen haben nachtraumlgliche undoder bauliche Aktivitaumlten wie bspw ein Wilddurchlass bei einer Straszlige aufgrund der technischen und wirtschaftlichen

792 Vgl JARASS U A (1989) 71793 Vgl GERBAULET (1994) 18f794 Vgl GERBAULET (1994) 18f795 Vgl GERBAULET (1994) 19796 Vgl NOHL (1993) 33

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Restriktionen weniger Erfolgsaussichten Die groszlige Raumbeanspruchung dieser Nutzungsform wuumlrde ein sbquomit in die Houmlhe wachsenrsquo solcher Maszlignahmen erfordern um bspw den Vogelanflug abzulenken oder einen Strommast mit einem kuumlnstlichen Waldrand abzudecken

Im Rahmen der Planung der Trassenfuumlhrung lassen sich landschaftsaumlsthetische Kompensa-tionsmaszlignahmen in ihrer Funktion unterscheiden nach Praumlgung und Einbettung in Bezug auf die Umgebung Eine praumlgende Maszlignahme foumlrdert das Erlebnis von Eigenart Naturnaumlhe undoder Vielfalt wozu etwa die Verschuumlttung eines (nicht mehr benutzten) Entwaumlsserungsgra-bens zaumlhlt Als eingebettet wird eine Moumlglichkeit verstanden welche die Eingriffsform visuell mit der umgebenden Landschaft sbquoverzahntrsquo was bspw eine Anbindung an einen bestehenden Gehoumllzstreifen meint797 Die wirkungsvollste Schutzmaszlignahme baulicher Art ist die Verlegung von Erdleitungen was aber auch wertvolle Vegetationsbestaumlnde schaumldigen kann und z T mit doppelt so hohen Kosten verbunden ist Daruumlber hinaus kann es zu einer Bodenaustrocknung kommen da die Leitungen eine Waumlrmeabfuhr an die Umgebung benoumltigen Dies wiederum erhoumlht den thermischen Widerstand des Bodens und fuumlhrt zu einer verstaumlrkten Erwaumlrmung des Erdreiches in unmittelbarer Naumlhe des Kabels so dass es zu einem Ruumlckkopplungseffekt kommt798 Weniger aufwaumlndige Maszlignahmen gegen Stromschlag setzen beim Neubau an bzw sind als Umruumlstungsoption bei bestehenden Anlagen zu verstehen Dazu gehoumlrt der Verzicht von gefaumlhrlichen Konstruktionen wie bspw Stehisolatoren oder blanken Uumlberfuumlhrungen bei vertikalen Mastschaltern und bei Masttransformatorenstationen Des Weiteren empfiehlt sich ein Umruumlsten von Stuumltzisolatoren auf Abspann- und Haumlngeisolatoren von ausreichender Laumlnge Hinsichtlich des Problems der Kollision von Voumlgeln mit Freileitungen koumlnnen Markierungen die Verluste minimieren aber nicht voumlllig abstellen799

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles wird im Extremfall durch einen Umsturz eines oder mehrerer Leitungsmasten hervorgerufen was in der Folge auch die Leiterseile beschaumldigen kann Diese mechanische Einwirkung kann unmittelbar zu Schaumlden im natuumlrlichen Umfeld undoder technischen Infrastrukturen fuumlhren indem bspw Baumlume zerstoumlrt oder elektrische Komponenten im Uumlbertragungsnetz in Mitleidenschaft gezogen werden Die Eintrittswahr-scheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen wobei geographische Unterschiede bestehen Wesentliche Einflussgroumlszligen sind dabei die Windstaumlrke und Windhaumlufigkeit die in den Kuumlstengebieten im Allgemeinen houmlher sind als im Binnenland und gemaumlszlig einer Windzonenkarte eingeteilt werden800

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen bis zu einer regio-nalen Verbreitung auszugehen weil die groszlige Anzahl an Leitungsmasten in einem Verbund auf die Uumlbertragung der physischen Kraumlfte bremsend wirkt In Bezug auf die Persistenz eines solchen Vorfalls ist das zeitliche Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da die Raumlumungs- und Reparaturmaszlignahmen fuumlr die Beseitigung von direkten und indirekten Schaumlden in einem uumlberschaubaren Rahmen liegt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da bei einem Umsturz eines Leitungsmastes eine sofortige Beschaumldigung der beschriebenen Guumlter erfolgt Unter der Perspektive der Irreversibilitaumlt ist festzustellen dass in den meisten Faumlllen die Wiederherstellung des urspruumlnglichen Zustandes moumlglich ist da die Leitungsmasten weitgehend problemlos abmontiert werden koumlnnen Lediglich dort wo fuumlr die Verlegung von Freileitungen die Vegetation entfernt wurde kann eine Anpflanzung einige Jahre in Anspruch nehmen

797 Vgl NOHL (1993) 65f798 Vgl JARASS U A (1989) 51f799 Vgl BUWAL (1998) 58f vgl SCHREINER (1986) 100800 Vgl KIESSLING U A (2001) 160

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Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl es keine direkte gesundheitliche Gefaumlhrdung von Hochspannungsleitungen fuumlr den Menschen gibt kann es bei Nichteinhaltung der Sicherheitsvorschriften oder bei technischen Defekten zu erheblichen Verletzungen kommen So ist nicht nur das Beruumlhren von spannungs-fuumlhrenden Anlagenteilen gefaumlhrlich sondern bereits der Aufenthalt in ihrer Naumlhe Es kommt dabei zu einer elektrischen Entladung und der dabei entstehende Lichtbogen kann zu schwersten Verbrennungen fuumlhren Auch bei einem Erdschluss einer Freileitung besteht Lebensgefahr da ein Kontakt mit dem Menschen zu Herzrhythmusstoumlrungen mit Todesfolge fuumlhren kann801 Weitere Effekte wie etwa die von einer 380-kV-Leitung emittierten Geraumlusche koumlnnen nicht als Laumlrm und damit als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens angesehen werden802 Ebenfalls zu vernachlaumlssigen sind elektrische und magnetische Felder und Koronaeffekte da sie nicht oder nur in einem fuumlr den Menschen unbedenklichem Maszlige wirken803

Akzeptanz in der GesellschaftDie Errichtung von Hochspannungsleitungen stoumlszligt haumlufig auf massiven Widerstand der Bevoumllkerung insbesondere von betroffenen Grundstuumlckseigentuumlmern sowie auf erhebliche Bedenken von Naturschutzbehoumlrden und Gebietskoumlrperschaften Die Realisierung dieses Eingriffsinteresses kann deshalb nur mit einer Verzoumlgerung von fuumlnf bis zehn Jahren erfolgen falls es uumlberhaupt moumlglich ist Dies kann sogar dann der Fall sein wenn solche Projekte von der Landesregierung vorbehaltlos unterstuumltzt werden und sie indirekt aus Gruumlnden des Klimaschut-zes noumltig sind weil die bspw von Windkraftanlagen erzeugte Energie in das uumlberregionale Stromnetz eingespeist werden muss804

Von Seiten der Umweltverbaumlnde gibt es zu diesem Eingriffsinteresse nur wenige Aussagen wie etwa eine Pressemitteilung des NABU So wird generell die Verlegung von Freileitungen abgelehnt da sie als Quelle von Beeintraumlchtigungen fuumlr Mensch und Natur erachtet wird Im Zusammenhang mit der Foumlrderung der erneuerbaren Energien und dem damit notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur plaumldiert der Verband fuumlr die Verlegung von Erdkabeln deren Mehrkosten im Vergleich zu konventionellen Hochspannungsleitungen bei ca 30 liegen Positiv zu beruumlcksichtigen ist auszligerdem eine houmlhere Akzeptanz in der Bevoumllkerung sowie ein schnelleres Genehmigungsverfahren805

Auch finden sich Beispiele fuumlr lokal organisierten Widerstand gegen diese Projektformen wobei haumlufig keine grundsaumltzliche Ablehnung vorliegt sondern die spezielle Linienfuumlhrung der Trasse kritisiert wird So wehrt sich etwa eine Buumlrgerinitiative in Nuumlrtingen (Bayern) gegen die Verlegung einer doppelten 380-kV-Leitung durch ein Wohngebiet Als Argumente gegen das Vorhaben werden angefuumlhrt (in dieser Prioritaumltenfolge) Der Schutz des Menschen vor Elektrosmog moumlgliche Mastbruumlche aufgrund von Vereisung sowie die Stoumlrung des Land-schaftsbildes Alternativ wird eine Streckenfuumlhrung um die Wohngebiete herum und uumlber unbewohnte Flaumlchen vorgeschlagen bei der die Kosten nach eigenen Angaben noch nicht einmal halb so hoch sind wie sie von dem Energieversorgungsunternehmen beziffert wurden806

801 Vgl SPRING (2003) 353802 Vgl GERBAULET (1994) 48803 Vgl BERNDT (1986) 55-65804 Vgl JARASSOBERMAIR (2005) 399f805 Vgl NABU (2005b)806 Vgl NBH (o J)

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie Verlegung von Freileitungen dient zwar nicht unmittelbar der Befriedigung von Grundbe-duumlrfnissen ist jedoch unverzichtbar fuumlr den Transport von elektrischer Energie Der auf diese Weise bereitgestellte Strom dient indirekt zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen so dass hinsichtlich dieses Pruumlfkriteriums die gleiche Einschaumltzung erfolgt wie dies bei den anderen Formen der Energiegewinnung geschehen ist807

Effekte auf den ArbeitsmarktVor dem Hintergrund einer weitgehend ausgebauten Infrastruktur ist nicht mit einer Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen Es ist es lediglich denkbar dass durch die Einfuumlhrung neuer Uumlbertragungstechniken wie z B die Supraleitung zusaumltzliches Personal benoumltigt wird Davon ist jedoch zumindest kurzfristig nicht auszugehen da die (noch) hohen Kosten dieser Leitungstechnik und die massive Umweltwirkung fuumlr das Erdreich dem entgegen-stehen Wird mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energietraumlger gerechnet koumlnnten sich auch daraus positive Beschaumlftigungseffekte ergeben Diese Form der Energieerzeugung zeichnet sich u a durch ihre Dezentralitaumlt aus was den Anschluss an das Uumlbertragungsnetz und somit vermutlich die Verlegung neuer Leitungen erfordert Trotzdem ist selbst bei einer positiven Entwicklung der genannten Faktoren keine substanzielle Aumlnderung der Beschaumlfti-gungssituation zu erwarten da die Uumlbertragung von Elektrizitaumlt mehr den Charakter einer Produktionsvorleistung hat und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftHochspannungsleitungen sind in Hinblick auf moumlgliche regionalwirtschaftliche Implikationen mit Rohrfernleitungen zu vergleichen da sich beide Eingriffsarten durch eine aumlhnliche Arbeitsweise auszeichnen Im Vordergrund steht dabei der schnelle Transport von Energietrauml-gern zwischen zwei Punkten also den Anlagen zur Energieumwandlung i w S an denen die eigentliche oumlkonomische Aktivitaumlt stattfindet So wird hauptsaumlchlich an diesen Stellen die Aufbereitung in eine verbrauchsgerechte Form durchgefuumlhrt bzw das Mineraloumll oder Erdgas wird von dem Ort seiner Foumlrderung eingespeist Die wirtschaftlichen Aktivitaumlten entlang einer Hochspannungstrasse sind dagegen wenig relevant da es sich allenfalls um Wartungs- und Reparaturarbeiten handelt Es ist anzunehmen dass diese Maszlignahmen von den Netzbetreibern zentral koordiniert und ausgefuumlhrt werden so dass ein Ruumlckgriff auf regionale Unternehmen unwahrscheinlich ist Andererseits hat die Realisierung dieser Eingriffsform positive Effekte auf die kommunalen Haushalte da die Netzbetreiber Konzessionsabgaben zu entrichten haben Diese stellen die Gegenleistung dar welche der Staat fuumlr die Bereitstellung oumlffentlicher Flaumlchen zur Montage der Mastfundamente erbringt808

Die Investitionskosten fuumlr eine Freileitung haumlngen von einer Reihe von Faktoren ab wobei die wichtigsten die Houmlhe der Uumlbertragungsspannung die Zahl der Stromkreise sowie der Leiterquerschnitt sind Weitere Einflussgroumlszligen sind das Gelaumlnde die klimatischen Bedingungen sowie die unterschiedlichen Anforderungen an die Betriebszuverlaumlssigkeit und -sicherheit Schlieszliglich muumlssen ggf auch Entschaumldigungskosten fuumlr die Inanspruchnahme von fremdem Grundeigentum und Zusatzkosten fuumlr naturschutzrechtliche Ersatz- und Ausgleichsmaszlignahmen beruumlcksichtigt werden Zusammengenommen ist eine Kostenhoumlhe von 125 bis 1200 euro pro km Leitung zu veranschlagen wovon 30 bis 50 auf den eigentlichen Stromkreis entfaumlllt 35 bis

807 Siehe Abschnitt 412808 Vgl WIKIPEDIA (o Jc)

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45 des Etats werden fuumlr die Masten benoumltigt fuumlr die bauliche Gruumlndung 10 bis 25 und schlieszliglich 5 fuumlr die Planung809

Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Bau von Infrastrukturen fuumlr den Verkehr zum und innerhalb der Schutzzone etwa in Form von Radfahrwegen oder Parkplaumltzen fuumlhrt zu einer unmittelbaren Oberflaumlchenversiegelung des Bodens Werden diese vorgegebenen Linien und Flaumlchen von den Touristen verlassen kann es erst recht zu Schaumlden kommen was sich dann bspw in Form von Bodenverdichtung oder Erosion zeigt Eine andere Art der Belastung wird durch einen zu hohen Eintrag von Stickstoffen hervorgerufen der durch Abfaumllle und Faumlkalien entsteht810

Eine mittelbare Beanspruchung des Bodens ergibt sich aus dem Platzbedarf fuumlr Uumlbernach-tungsgaumlste was die allgemeine Problematik der Flaumlcheninanspruchnahme verschaumlrft Ein Freizeittourist benoumltigt fuumlr Ausfluumlge und Kurzreisen im Durchschnitt etwa 100 bis 200 m2 Frei-und Gruumlnflaumlche bei einem Urlaubstouristen sind dies ca 750 m2811 Als positiver Umstand ist jedoch zu erwaumlhnen dass diese Dimension der Bodenbeanspruchung sich nicht vollstaumlndig auf das eigentliche Schutzgebiet bezieht Uumlbernachtungseinrichtungen wie bspw Ferienwohnun-gen oder Zeltplaumltze befinden sich groumlszligtenteils auf dafuumlr ausgewiesenen Bebauungsflaumlchen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserNegative Auswirkungen sind hauptsaumlchlich bei Oberflaumlchengewaumlssern festzustellen wie z B Seen Dabei haumlngt der Schaumldigungsgrad von der jeweiligen Sensibilitaumlt des Oumlkosystems und von der Staumlrke des Eingriffes ab So ergeben sich bei den wassernahen Aktivitaumlten wie etwa Baden oder Schwimmen schon Belastungen aus der hohen Zahl der Touristen was zu einer Erhoumlhung der Stickstoffkonzentration fuumlhrt die auf die Verwendung von Sonnenoumll und Seife zuruumlckzufuumlh-ren ist Dieselbe Wirkung kann durch die Verwendung von Pressluft von Tauchern hervorgerufen werden wenn die ausgeatmete Luft naumlhrstoffreiches Tiefenwasser oder Sedimente nach oben fuumlhrt Der Effekt einer Aufwirbelung von Sedimenten kann sogar von Schnorchlern aufgrund ihrer Bewegungen ausgehen was in der Summe die Stoumlrung des oumlkologischen Gleichgewichts des Gewaumlssers verstaumlrkt812 813

Weitere negative Erscheinungen koumlnnen eine verminderte Fotosynthese sein die durch eine Wassertruumlbung ausgeloumlst wird Nachteile fuumlr Gewaumlsser bewirken auch auslaufendes Oumll und Benzin sowie Antifoulinganstriche von Booten und Ausflugschiffen814 815 Es bleibt jedoch festzuhalten dass sich die meisten Beeintraumlchtigungen auf oberflaumlchennahe Gewaumlsser konzentrieren und eher wenig gravierend in ihrer Wirkung sind Tiefere Gewaumlsserschichten werden hingegen kaum beansprucht weil sich die touristischen Aktivitaumlten weitgehend oberhalb der Erdoberflaumlche abspielen

809 Vgl KIESSLING U A (2001) 18f810 Vgl BECKER U A (1996) 22811 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 126812 Vgl BECKER U A (1996) 27-29813 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f814 Vgl BECKER U A (1996) 27-29815 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon dieser Form des Fremdenverkehrs gehen auf direkte Weise keine Emissionen aus was allerdings stark von der Art der Mobilitaumlt abhaumlngt (und im Wortteil sbquoverkehrrsquo schon angedeutet wird) Dabei steht die Quantitaumlt der Belastungen in einer aumlhnlich groszligen Dimension wie die Quantitaumlt des verursachenden Verkehrsmittels Das Auto emittiert ein Vielfaches an Abgasen wird aber auch um ein Vielfaches haumlufiger fuumlr touristische Zwecke benutzt816 So produzieren PKWs Kohlenmonoxid Kohlenwasserstoffe Stickoxide Schwefeldioxid Ruszlig und Blei Etwa die Haumllfte dieser Luftverschmutzung wird durch den Freizeit- und Urlaubsreiseverkehr verursacht deren Konzentration und Verteilung von der Temperaturentwicklung und den Windverhaumlltnis-sen in dem jeweiligen Gebiet abhaumlngt817

Das Ausmaszlig dieser Belastungen ist jedoch stark abhaumlngig von der Attraktivitaumlt an alterna-tiven (umweltfreundlichen) Mobilitaumltskonzepten sowie der Einflussnahme der Gebietsverwal-tungen auf die Verkehrslenkung Eher zu vernachlaumlssigen sind dagegen Schadstoffbelastungen infolge von Waldbraumlnden die durch Menschen herbeigefuumlhrt werden Von den anderen Aktivitaumlten des Tourismus gehen jedoch uumlblicherweise keine Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umgebung aus

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenSchaumlden koumlnnen schon entstehen wenn bspw geschuumltzte Pflanzen gesammelt oder Tiere in der fuumlr sie vorgesehenen Umgebung gestoumlrt werden Allgemein kommt es aufgrund der vonBesuchern hervorgerufenen Belastungen in Form von Laumlrm Abgasen (falls Verbrennungsmoto-ren erlaubt sind) und Bewegungen zu einer Beunruhigung bzw Stoumlrung der Tier- und Pflanzenwelt Die beim Umweltschutzgut Boden beschriebenen Belastungen koumlnnen sich ebenfalls negativ auf die Pflanzenbestaumlnde auswirken und zumindest die Zusammensetzung der Arten veraumlndern818 819

Ebenfalls kann es fuumlr die Flora und Fauna von Oberflaumlchengewaumlssern eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten wenn sie von zu vielen Touristen genutzt werden Die Konsequen-zen daraus sind moumlglicherweise Schaumlden an der Ufervegetation welche biologisch besonders wertvoll ist sowie eine Stoumlrung von bruumltenden und rastenden Voumlgeln in diesem Bereich Auch von aquatischen Aktivitaumlten wie etwa Schwimmen Tauchen oder Rudern koumlnnen Wassertiere und -pflanzen in Mitleidenschaft gezogen werden Als Folge kann es zu einer Vertreibung Schaumldigung Verschiebung der Zusammensetzung oder sogar zur Dezimierung von Arten kommen820 821 Auch die unsachgemaumlszlige Entsorgung von Freizeitmuumlll stellt ein Problem fuumlr Kleinstlebewesen dar weil bspw Einwegdosen fuumlr Kaumlfer Raupen u a Tiere zur toumldlichen Falle werden koumlnnen822

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Hauptquelle fuumlr negative Beeinflussungen sind Infrastrukturen welche dem Verkehr (zum und innerhalb des Zielgebietes) und dem Aufenthalt von Touristen im Schutzterrain dienen Beispiele hierfuumlr sind Zubringerstraszligen Radwege Parkmoumlglichkeiten Grillplaumltze Aussichtsplatt-formen Unterbringungseinrichtungen oder gastronomische Betriebe So koumlnnen von Aktivitaumlten wie bspw Wandern Bergsteigen und Trekking visuelle Beeintraumlchtigungen fuumlr

816 Vgl BECKER U A (1996) 20-22817 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 130f818 Vgl BECKER U A (1996) 22-26819 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f820 Vgl BECKER U A (1996) 26-30821 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f822 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128

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aumlsthetisch wertvolle Fels- und Gewaumlsserformationen ausgehen Andere Ursachen fuumlr eine negative Auswirkung auf das Landschaftsbild wie z B das Liegenlassen von Abfaumlllen sind meistens punktuell und zeitlich begrenzt823 Generell ist davon auszugehen dass eine groszligflaumlchige Bebauung der Landschaft weitgehend vermieden wird Wuumlrde es zu gravierenden optischen Effekten kommen waumlre die Ressource sbquoschoumlne Naturrsquo angegriffen und somit schwieriger zu vermarkten

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIn Hinblick auf eine Minimierung der dargestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen bietet es sich an zunaumlchst den Verkehrsbereich naumlher zu betrachten In Bezug auf die An- und Abreise-stroumlme in das Schutzterrain sind Strategien auf der technischen und oumlkonomischen Ebene in ihrer Wirkung begrenzt So wird etwa die Verringerung des Schadstoffausstoszliges beim PKW in den letzten Jahren oftmals durch seine erhoumlhte Nutzung (uumlber-)kompensiert Lediglich von attraktiven Angeboten seitens der Bahn- und Busunternehmen koumlnnen erfolgsversprechende Impulse ausgehen was bspw mit dem Konzept bdquoFahrtziel Naturldquo der Deutschen Bahn versucht wird824 Diese Verkehrstraumlger koumlnnen auch fuumlr die Mobilitaumlt innerhalb des Urlaubsgebietes eine positive Rolle spielen wenn sie auf die spezifischen Beduumlrfnisse von Touristen eingehen bspw bezuumlglich bestimmter Tageszeiten Daruumlber hinaus sind jedoch auch Maszlignahmen denkbar die sich auf die Verkehrsregelung oder -technik beziehen wie bspw Zufahrtsbeschraumlnkungen oder die Bevorzugung von emissionsfreien Elektrofahrzeugen825

Einen grundsaumltzlich anderen Ansatzpunkt fuumlr eine Reduktion der Umweltbelastungen bieten Konzepte zur Besucherlenkung welche sich auf die Verhaltensweisen der Touristen konzentrieren Eine Kategorie solcher Maszlignahmen betrifft die Ebene der Raum- und Land-schaftsplanung was sich beim Infrastrukturausbau und in der Zonierung des Areals nieder-schlaumlgt Konkret bedeutet dies eine Steuerung der Anzahl von Urlaubern uumlber die Lage Qualitaumlt und Kapazitaumlt infrastruktureller Einrichtungen sowie uumlber eine raumlumliche Funktionstrennung von Bereichen mit intensiver touristischer Nutzung bis hin zu solchen mit vollstaumlndiger Unantastbarkeit Eine weitere Kategorie von Aktivitaumlten zur Besucherlenkung zielt auf die Objektebene worunter Zwangsmaszlignahmen etwa in Form von Ge- und Verboten Umweltabga-ben fuumlr Nutzer oder Abzaumlunungen zu verstehen sind Auf die Objektebene beziehen sich auch sbquosanftersquo Maszlignahmen welche sich als Mittel der Abschreckung des Anreizes oder der Informati-ons- und Oumlffentlichkeitsarbeit differenzieren Beispiele hierfuumlr sind gezielte Anpflanzungen Wegeruumlckbau Spiel- und Grillplaumltze Hinweisschilder oder Schulungen von Multiplikatoren826 827

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig ergibt sich im Wesentlichen aus einer temporaumlren Beeintraumlch-tigung bzw dauerhaften Zerstoumlrung von Pflanzen und Tieren durch unsachgemaumlszliges Verhalten der Besucher Der moumlgliche Schadensumfang bei den anderen Umweltschutzguumltern ist dagegen in der Summe weniger gravierend da sich die Belastungen weitgehend durch eine geringe Intensitaumlt auszeichnen Anders sieht dies beim Umweltschutzgut LuftKlima aus welches durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr einem groumlszligerem Schaumldigungspotenzial unterworfen ist Bezogen auf die Luft bzw das Klima ist von einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit auszugehen da der Straszligenverkehr bei der Personenbefoumlrderung eindeutig dominiert Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr die anderen genannten Schadensarten ist dagegen allgemein als gering

823 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128f824 Siehe Abschnitt 11825 Vgl BECKER U A (1996) 85-92826 Vgl BECKER U A (1996) 101-106827 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 111f

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einzustufen weil Besucher durch entsprechende bauliche Abtrennungsmaszlignahmen weitge-hend von solchen Handlungen abgehalten werden koumlnnen

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da oftmals kein Traumlgermedium vorhanden ist welches die Schaumlden potenziert Auch im Fall einer Einleitung von Schadstoffen in ein Oberflaumlchengewaumlsser ist der Wirkradius begrenzt lediglich bei der Freisetzung von Emissionen in die Luft kann eine Verbreitung uumlber die unmittelbare Umgebung hinausgehen In Hinblick auf die Persistenz solcher Schaumlden ist auch ein kurz- bis mittelfristiger Zeitraum moumlglich weil die Stoumlrung oumlkologischer Systeme komplexer Natur ist Eine Verzoumlgerungswirkung kann jedoch auch mittel- bis langfristiger Art sein da bestimmte Schaumlden wie etwa Trampelpfade erst langsam entstehen und daher nicht sofort zu erkennen sind Dagegen ist diese Nutzungsart unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt positiv zu bewerten weil durch Ruumlckbau der genannten touristischen Infrastrukturen der Urzustand weitgehend wieder herstellbar ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitEin zentrales Motiv fuumlr touristische Aktivitaumlten ist Erholung wofuumlr die natuumlrlichen und aumlsthetisch wertvollen Rahmenbedingungen einer Schutzflaumlche als Grundlage dienen So sieht auch die wissenschaftliche Theorie neben den mehrheitlich oumlkologischen Funktionen von Schutzzonen wie z B dem Schutz der Artenvielfalt die Erholung als ein Einzelziel828 Diese Funktion wird auch von den Gebietsverwaltungen als eine ihrer wesentlichen Aufgaben angesehen und daruumlber hinaus vom Naturschutzrecht flankiert829 830 Es werden Aktivitaumlten angeboten welche eher mit einem intensiven koumlrperlichen Einsatz verbunden sind wie bspw Nordic Walking Wandern oder Rad fahren Aber auch Angebote aus dem Wellnessbereich haben eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden wozu etwa die Nutzung von natuumlrlichen Heilmitteln (Sole Schwefel Moor) oder von warmen Mineral- und Heilwaumlssern zaumlhlt831

Akzeptanz in der GesellschaftDie Oumlffnung von Schutzflaumlchen fuumlr den Fremdenverkehr kann bei der lokalen Bevoumllkerung zu schwerwiegenden soziokulturellen Effekten fuumlhren wenn ein bestimmtes Ausmaszlig an Tourismus uumlberschritten wird Diese Gefahr ist umso groumlszliger je kleiner und laumlndlicher der Ort ist was schon in der Planungsphase erhebliche Spannungen zwischen Befuumlrwortern und Gegnern eines touristischen Projektes ausloumlsen kann Diese koumlnnen durch bestimmte Baumaszlignahmenhervorgerufen werden die als stoumlrende Veraumlnderung des Ortsbildes empfunden werden oder durch eine hohe Zahl an Besuchern welche ein sbquoUumlberfremdungsgefuumlhlrsquo bei den Einheimischen bewirken Allgemein koumlnnen auch Differenzen aus unterschiedlichen Wertemustern und Verhaltensweisen zwischen den groumlszligtenteils staumldtischen Urlaubern und den traditionell laumlndlich gepraumlgten Einheimischen resultieren832 Allgemein ist festzustellen dass die Bevoumllkerung dieser Eingriffsform positiv gegenuumlber steht da 95 der Bundesbuumlrger Nationalparke fuumlr wichtig halten 70 sind der Auffassung dass noch mehr Flaumlchen unter Schutz gestellt werden sollten und 72 wuumlrden ihren Urlaub in solchen Gebieten verbringen833

Von Seiten der Umweltverbaumlnde kann grundsaumltzlich mit einer Zustimmung zu dieser Ein-griffsform gerechnet werden Im Vergleich zu anderen Tourismusformen wie etwa dem Massentourismus uumlberwiegen die oumlkologischen Vorteile dieser Variante Fuumlr diese Haltung

828 Vgl SSYMANK (1997) 13829 Vgl VDN (2003) 3444830 Vgl sect 27 I BNatSchG831 Vgl VDN (2004) 34832 Vgl BECKER U A (1996) 47f833 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (2002) 24

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spricht die genannte Kooperation bdquoFahrtziel Naturldquo die von den Organisationen VCD BUND NABU WWF und der Deutschen Bahn ins Leben gerufen wurde um den Tourismus in oumlkologisch geschuumltzten Groszligflaumlchengebieten zu erschlieszligen Daruumlber hinaus initiieren die Verbaumlnde auch eigene Projekte bei denen Tochtergesellschaften als Reiseveranstalter auftreten und bspw Fahrrad- und Wandertouren durch landschaftlich besonders schoumlne Gebiete anbieten834

Auf der anderen Seite stehen die positiven Effekte des Tourismus bspw in Form von Steu-ereinnahmen und Arbeitsplaumltzen welche zumindest einem Teil der lokalen Bevoumllkerung zu Gute kommen So beurteilen die Bewohner vor Ort den Fremdenverkehr oftmals voumlllig unterschied-lich was auch von der persoumlnlichen Betroffenheit infolge der touristischen Begleiterscheinun-gen abhaumlngt Es kann sogar zu einem Verdraumlngen dieser Negativeffekte kommen auch wenn sie objektiv nicht mehr zu uumlbersehen sind Die oumlkonomischen Zwaumlnge der sbquoTouristifizierungrsquo koumlnnen so stark sein dass alle anderen Belange dem untergeordnet werden und es zum Verfall von sozialen Strukturen kommt Dennoch kann es Situationen geben in denen sich touristische Initiativen stabilisierend auf den sozialen Zusammenhalt der Einheimischen auswirken835 Art und Umfang der positiven wie auch der negativen Erscheinungen des Tourismus in Schutzge-bieten beeinflussen maszliggeblich die Wahrnehmung durch die heimische Bevoumllkerung Diese Beurteilungen kann als Basis fuumlr die Akzeptanz des Fremdenverkehrs im Allgemeinen verstanden werden was aber aufgrund der dargelegten unterschiedlichen Effekte houmlchst schwierig ist

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenUnmittelbar sind positive Wirkungen zu erwarten da zu den Grundbeduumlrfnissen ebenfalls Erholungsmoumlglichkeiten bzw Unterhaltungsgelegenheiten gezaumlhlt werden Auch zu den Beduumlrfnisfeldern kulturelle Einrichtungen und Bildungseinrichtungen laumlsst sich bei manchen touristischen Aktivitaumlten in Schutzgebieten zumindest ansatzweise ein inhaltlicher Zusammen-hang herstellen Hingegen kann bei anderen Beduumlrfnisfeldern welche in erster Linie eine Befriedigung mit physischen Guumltern verlangen der Tourismus keinen Beitrag leisten

Effekte auf den ArbeitsmarktBei uumlbernachtenden Gaumlsten und den Tagestouristen ist im Schnitt von einer Kaufkraft auszugehen die zwischen 25 und 45 euro pro Tag liegt Dadurch bietet sich gerade fuumlr struktur-schwache Regionen eine Chance den Verlust von Arbeitsplaumltzen in der Landwirtschaft abzumildern Allerdings besteht die Gefahr einer einseitigen Abhaumlngigkeit vom Tourismus wenn die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige vernachlaumlssigt wird Fuumlr die Beschaumlftigungssi-tuation ist weiterhin zu beruumlcksichtigen dass im Fremdenverkehrsgewerbe i d R nicht oder wenig qualifiziertes Personal benoumltigt wird Dieses ist uumlblicherweise durch eine starke Arbeitsbelastung gekennzeichnet und auszligerdem starken saisonalen Schwankungen unterwor-fen was somit nur eine zeitliche Entlastung des Arbeitsmarktes bedeutet836 837

Weitere beschaumlftigungspolitische Impulse finden sich bei den innerhalb der Schutzzonen taumltigen Institutionen wie z B den Verwaltungen oder Informationszentren Fuumlr diese Arbeitgeber bietet es sich an Beschaumlftigte aus der heimischen Bevoumllkerung zu rekrutieren da diese sich uumlblicherweise durch eine eher emotionale und kulturelle Verbindung zum jeweiligen

834 Vgl BNS (o J) vgl NABU (o J)835 So haben bspw zunaumlchst private Fremdenverkehrsprojekte im Peak National Park (Groszligbritannien) die

Entstehung von gemeinschaftlich getragenen Initiativen befoumlrdert Die Folge daraus war eine Verbesserung der kommunalen Infrastruktur die Verschoumlnerung des Ortsbildes und die Pflege von lokalen Traditionen Vgl MOSE

(1998) 8f836 Vgl MOSE (1998) 10837 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 129

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Schutzgebiet auszeichnen Auch mittelbar koumlnnen sich positive Arbeitsmarkteffekte in Organisationen ergeben welche fuumlr die noumltigen Unterhaltungsmaszlignahmen dieser Areale zustaumlndig sind wie etwa Planungs- und Ingenieursbuumlros oder Betriebe aus dem Bereich Landschaftspflege Weitere Impulse fuumlr den lokalen Arbeitsmarkt entstehen aufgrund der Nachfrage der Touristen nach regionaltypischen Produkten die auf diese Weise eine (neue) Chance erhalten im Markt positioniert zu werden838

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftEindeutig positiv sind die wirtschaftlichen Impulse zu sehen welche von einer touristischen Erschlieszligung fuumlr die betroffene Region ausgehen Von so einer Entwicklung koumlnnen gerade Regionen profitieren denen es ansonsten an herausragenden Unternehmen mangelt und die sbquonur die Schoumlnheit ihres Landstrichesrsquo vorweisen koumlnnen So ist in einigen Regionen die Rolle der Landwirtschaft oder einzelner Branchen wie etwa der Textilindustrie stark zuruumlckgegangen Infolgedessen kam es zu einer Abwanderung von Teilen der Bevoumllkerung mit der Konsequenz dass ganze Landstriche veroumldeten Voraussetzung fuumlr eine solche oumlkonomische Dynamik ist die Nutzung vorhandener Potenziale und Institutionen um etwa regionale Wirtschaftskreislaumlufe wieder zu beleben oder typische Regionalprodukte zu vermarkten Dem stehen bspw groszlige Unterbringungseinrichtungen gegenuumlber welche von externen Investoren finanziert werden und in Konkurrenz zu lokalen und privaten Beherbergungsmoumlglichkeiten stehen839

In Hinblick auf den Bedarf an staatlicher Foumlrderung zeigt diese Eingriffsform ein uneinheit-liches Bild was sich an folgenden Punkten darstellt Einzelne touristische Aktivitaumlten wie bspw Uumlbernachtungsmoumlglichkeiten oder die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen moumlgen finanziell selbsttragend sein Die Basis fuumlr diese Leistungen bildet jedoch das Schutzareal selbst welches die Region fuumlr Reisende erst attraktiv gestaltet Andererseits ist davon auszugehen dass die Kosten der Unterhaltung und Pflege dieser Flaumlchen sowieso anfallen da jenes Gebiet als schutzwuumlrdig erachtet wird und damit eine Hoheitsaufgabe der Bundeslaumlnder darstellt Der Bund besitzt beim Naturschutz nur das Recht Rahmenvorschriften zu erlassen welche durch Regelungen der Bundeslaumlnder ausgefuumlllt und umgesetzt werden840 Dennoch kann es hinsichtlich der Betriebskosten eines Schutzterrains Unterschiede geben was von einer vollstaumlndigen Unterschutzstellung bzw einer touristischen Erschlieszligung abhaumlngt Auch bei Analyse anderer Komponenten des Komplexes Tourismus ergeben sich Uumlberschneidungen in Hinblick auf private und oumlffentliche Finanzierungsformen Dies ist bspw bei den oumlffentlichen Verkehrseinrichtungen der Fall die auch von den Besuchern genutzt werden oder Informations-angebote die aus staatlichen Mitteln finanziert werden

Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie Beeintraumlchtigung des Bodens faumlngt mit den vorbereitenden Maszlignahmen des Abbauvor-ganges an wenn es aufgrund der Entfernung der Pflanzendecke zu Erosion Verschlaumlmmung und Verdichtung des verbleibenden Boden kommt Dies fuumlhrt zu einer Stoumlrung der Regelungs- Wasserhaushalts- Produktions- und Lebensraumfunktion des Bodens Uumlber die Wirkungen auf

838 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 126839 Hinsichtlich weiterer Charakteristika und Zielen von regionalen Entwicklungsoptionen vgl REVERMANNPETERMANN

(2003) 143-151840 Vgl Art 75 III GG

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die oberen Bodenschichten hinaus ist mit erheblichen Effekten durch den eigentlichen Abbauprozess zu rechnen der zu einer strukturellen Veraumlnderung der geophysikalischen und geomorphologischen Verhaumlltnisse in der Lithosphaumlre fuumlhrt Die Folge daraus koumlnnen Rutschun-gen Abbruumlche und Erschuumltterungen sein Die daraus resultierende nachlassende Standortsi-cherheit des Untergrundes ist Ursache fuumlr Schaumlden z B an Gebaumluden oder Leitungen Weiterhin werden durch die Entnahme von Deck- und Rohstoffmassen die Flieszlig- und Austauschvorgaumlnge unterbrochen Dies wiederum erhoumlht die Wahrscheinlichkeit von Oxidations- Verwitterungs-und Entgasungsvorgaumlngen so dass das Erdreich austrocknet841

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Veraumlnderung des Wasserhaushaltes ist im Wesentlichen die Folge der Absenkung des Grundwasserstandes beim Trockenabbau sowie der Freilegung des Grundwassers beim Nassabbau Durch die Offenlegung des Grundwassers bilden sich Baggerseen was zu einer quantitativen Beeintraumlchtigung fuumlhrt weil es zu einer erhoumlhten Verdunstung dieses Umweltme-diums an entsprechender Stelle kommt Das abgepumpte Grundwasser sowie der oberflaumlchige Kippenabstrom aus sauer verwitterten Gesteinskoumlrpern bzw Abraummaterialien haben einen sehr niedrigen pH-Wert Somit ist auch eine qualitative Beeintraumlchtigung die Konsequenz die dann moumlglicherweise durch eine wassertechnische Behandlung ausgeglichen werden muss Des Weiteren wird durch eine zu starke Abtragung der schuumltzenden Deckschicht die Puffer- und Filterfunktion des Bodens eingeschraumlnkt so dass sich die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers erhoumlht842

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEin direkter Einfluss auf die Luft entsteht durch die Staubentwicklung infolge des Abbaubetrie-bes sowie die Emissionen der Arbeitsfahrzeuge Indirekte Wirkungen auf die Atmosphaumlre ergeben sich aufgrund des Schadstoffausstoszliges bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe z B in der Zementindustrie Durch die Veraumlnderung des Reliefs der Landschaft kommt es zu kleinraumlumigen Auswirkungen auf das Klima So koumlnnen bspw an den Luvhaumlngen von Abraumhalden verstaumlrkt Luftbewegungen und Starkregen auftreten was wiederum zu houmlheren Verdunstungswerten und Bodenabtrag durch Abspuumllung fuumlhrt Auch eine geaumlnderte Bodenfar-be kann sich mikroklimatisch auswirken wenn sich z B auf schwarzem Haldenmaterial die Strahlungsabsorption erhoumlht Im Nassabbau kann es aufgrund von vergroumlszligerten Wasserflaumlchen zu einem Temperaturausgleich auf die Umgebung kommen Damit verbunden sind die Bildung kleinraumlumiger Windsysteme und die vermehrte Entstehung von Nebel843

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie skizzierten Auswirkungen auf die Umweltmedien Boden Wasser LuftKlima haben eine so groszlige Wirkung dass die urspruumlnglich ansaumlssigen Arten mit ihren Lebensraumlumen vollstaumlndig zerstoumlrt werden Etwas gemildert wird dieser Vorgang lediglich durch den Umstand dass sich auf nicht mehr genutzten Abbauflaumlchen haumlufig neue Tiere und Pflanzen ansiedeln koumlnnen Allerdings koumlnnen sich nur wenige Arten dauerhaft etablieren da diese bdquoNatur aus zweiter Handldquo844 die natuumlrlichen oumlkologischen Bedingungen nicht komplett ersetzen koumlnnen Solche sekundaumlren Biotope zeichnen sich bei ihrer Entstehung anfaumlnglich durch aumlhnliche oumlkologische Prozesse aus wie es bei natuumlrlichen Lebensraumlumen der Fall ist Dieser Zustand wird jedoch durch

841 Vgl WITTENBECHER (1998) 267842 Vgl WITTENBECHER (1998) 268f843 Vgl WITTENBECHER (1998) 268844 WOHLRAB (1995) 92

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die fortschreitende Sukzession845 so beeinflusst dass die Initialstadien langsam verschwinden Um diese Entwicklung aufzuhalten bedarf es des permanenten menschlichen Eingriffes Der Charakter dieser Habitate unterscheidet sich grundlegend von natuumlrlichen Biotopen die eine Regenerationsdauer von mehrere Tausend Jahren erfordern846

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDurch den groszligflaumlchigen Tagebau aber auch die Haumlufung vieler kleiner Abbaustaumltten kommt es zu einer erhebliche Uumlberformung oder sogar Zerstoumlrung der gewachsenen Kulturlandschaft Keine andere Form der Flaumlchennutzung fuumlhrt zu einer so gravierenden Veraumlnderung der Landschaftsgestalt die nur ansatzweise dadurch gemildert wird dass diese Projektart i d R zeitlich begrenzt ist Abbauflaumlchen Aufhaldungen sowie Abbauvorhaben auch geringer Groumlszlige sind besonders wahrnehmbar in exponierten Hang- Kamm- oder Gipfellagen von Houmlhenzuumlgen Das Ergebnis ist in jedem Fall der Verlust des Zusammenspiels von verschiedenen abiotischen und biotischen Faktoren welche in ihrer Gesamtheit eine Landschaft charakterisieren847

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDer durch den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe verursachte Eingriff in das lokale Oumlkosystem wirft die Frage auf wie die Moumlglichkeiten einzuschaumltzen sind die zerstoumlrten natuumlrlichen Funktionen auszugleichen oder zumindest zu ersetzen Dafuumlr kommen grundsaumltzlich die landschaftspflegerischen Maszlignahmen der Rekultivierung und Renaturierung in Betracht Ziel der Rekultivierung ist das Herrichten und die Wiedernutzbarmachung fuumlr eine land- oder forstwirtschaftliche Kultur Da die oumlkonomische Nutzung im Vordergrund steht treten oumlkologische Aspekte weitgehend zuruumlck848 Fuumlr die folgende Analyse wird diese Art von Maszlignahmen somit nicht weiter verfolgt da nur im Rahmen der Renaturierung eine erhebliche Beruumlcksichtigung der oumlkologischen Empfindlichkeiten einer Schutzflaumlche moumlglich ist Demnach spielen auch Folgenutzungskonzepte wie etwa fuumlr Freizeit und Erholung keine Rolle Sie bedeuten z T auch in einem geringeren Umfang als durch den Rohstoffabbau nennenswerte Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem

Ziel der Renaturierung ist es den nicht mehr genutzten Standort eines anthropogenen Eingriffes durch Pflanzen und Tiere wiederzubesiedeln und diese sich im Rahmen der oumlrtlichen Umweltbedingungen entwickeln zu lassen849 Die Ansiedlung von Pflanzen und der notwendi-gen Lebensraumlume ist in den meisten Faumlllen moumlglich die Einbringung von Tieren hingegen nicht Nur in Ausnahmefaumlllen koumlnnen einzelne Tierarten umgesiedelt oder ausgewildert werden was fuumlr jede Spezies individuelle Maszlignahmen erfordert Die beste Foumlrderung ist die Bereitstellung von entsprechenden Biotopen damit Tiere geneigt sind sich von alleine dort anzusiedeln850

Unter bestimmten Voraussetzungen koumlnnen auch ehemalige Abbaustellen Elemente von natuumlrlichen Biotopen enthalten So ist es z B moumlglich dass Steinbruumlche Strukturelemente von offenen Felsformationen enthalten oder Aufschuumlttungen von Abraumhalden Aumlhnlichkeiten mit Duumlnen aufweisen In solchen Arealen koumlnnen sich dann sogar Tier- und Pflanzenarten ansiedeln

845 Sukzession bezeichnet die dynamische Entwicklung bei Lebensgemeinschaften von Pflanzen auf demselben Wuchsort die im Laufe der Zeit aufgrund von Faktoren wie Bodenbildung Beschattung und Konkurrenz beeinflusst wird Vgl GILCHERBRUNS (1999) 90f

846 Vgl WITTENBECHER (1998) 268847 Vgl WITTENBECHER (1998) 263269848 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 49849 Hinsichtlich der einzelnen Renaturierungsverfahren vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50850 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50

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die auf der Roten Liste851 gefuumlhrt werden Die Mehrzahl dieser Arten stammt jedoch meistens aus den Lebensraumlumen in der naumlheren Umgebung die ihrerseits keine Primaumlrbiotope darstellen weil diese weitgehend aus der heutigen Naturlandschaft verschwunden sind Sekundaumlrbiotope haben eine sehr kurze Lebenszeit sind haumlufig labil und nur unvollstaumlndig entwickelt Die Wiederherstellung der oumlkologischen Funktionen einer Abbaustaumltte m H v Renaturierungsmaszlig-nahmen ist tendenziell wahrscheinlicher je kleiner die Eingriffsflaumlche ist Dagegen zeichnen sich die heutzutage uumlblichen Eingriffe dadurch aus dass sie eine Abbaustelle mit moderner Abbautechnik zehn bis hundertfach schneller tiefer und groszligflaumlchiger bearbeiten Dies erschwert den Ausgleich oder Ersatz der verloren gegangenen natuumlrlichen Mechanismen so dass z B eine renaturierte Kiesgrube die urspruumlngliche Flusslandschaft nicht ersetzen kann852

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie oumlkologischen Risiken infolge der Gewinnung von Kiesen und Sanden stehen hauptsaumlchlich in Zusammenhang mit den geschilderten Belastungen auf die Umweltschutzguumlter Boden und Wasser Dabei sind jedoch Aussagen zu Schadensausmaszlig Eintrittswahrscheinlichkeit und Abschaumltzungssicherheit fuumlr den Modellfall nahezu unmoumlglich

Unter dem Gesichtspunkt der Ubiquitaumlt sind die Risiken eher lokaler Art da sich z B die Schaumlden an Gebaumluden durch Bodenabrutschungen oder Veraumlnderung des Grundwasser nur auf die naumlhere Umgebung der Abbaustaumltte beziehen Die Wirkungen koumlnnen allerdings einen mittel- bis langfristigen Zeitraum einnehmen was mit dem Begriff der Persistenz bezeichnet wird Die Behebung solcher Schaumlden m H v baulichen Maszlignahmen hat aufgrund der geologischen Bedingungen (falls dies im Einzelfall uumlberhaupt moumlglich ist) meistens eine lange Vorlaufzeit Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist zu bemerken dass durch die Abbauvorgaumln-ge das lokale Oumlkosystem so gut wie unwiederbringlich verloren geht Schlieszliglich ist in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung dieser Eingriffe eine kurz- bis mittelfristige Dimension wahrschein-lich da die natuumlrlichen Gegebenheiten in unmittelbarer Umgebung in den meisten Faumlllen eine sofortige Verbreitung verhindern

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie Foumlrderung mineralischer Rohstoffe kann beim Abbau bei der Aufbereitung und beim Transport zu Beeintraumlchtigungen des Gesundheitszustandes der umliegenden Bevoumllkerung fuumlhren Diese Effekte aumluszligern sich direkt am Standort z B in Form von Staubaufwirbelung sowie Laumlrm und Erschuumltterungen durch Sprengarbeiten in Steinbruumlchen In der Umgebung des Standortes kann es zu Luftverunreinigung infolge der Weiterverarbeitung der Rohstoffe in den anliegenden Betrieben kommen Ursache fuumlr diese Auswirkungen kann auch die Befoumlrderung des Materials sein welches aufgrund seiner Eigenschaft den Schwerlastverkehr benoumltigt853 Da sich Orte zur Gewinnung von Erden und Steinen meistens nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten befinden gibt es eine raumlumliche Pufferwirkung

Akzeptanz in der GesellschaftStatistische Aussagen hinsichtlich der Haltung der Bevoumllkerung zu diesem Eingriffsinteresse sind kaum heranzuziehen da keine Umfragen bekannt sind welche sbquopassgenaursquo auf diese Thematik zugeschnitten sind Generell ist eher von einem negativen Image dieser Nutzungsform auszugehen wenn als Hinweis dafuumlr der Aufwand an Kommunikationsmaszlignahmen der Branchenverbaumlnde herangezogen wird Mit dieser Oumlffentlichkeitsarbeit versuchen die

851 Die Rote Liste ist ein Verzeichnis mit definierten Arten und Biotopen fuumlr bestimmte Raumeinheiten welche nach Gefaumlhrdungskategorien unterteilt werden Vgl JESSELTOBIAS (2002) 212

852 Vgl LUICKSPAumlTH (1997) 114f vgl GILCHERBRUNS (1999) 211853 Vgl WOHLRAB (1995) 95

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Unternehmen oftmals ein breites Spektrum an Gegnern von ihrem Vorhaben zu uumlberzeugen zu denen oftmals einzelne Fachbehoumlrden als Traumlger oumlffentlicher Belange Kommunalvertretungen Interessenverbaumlnde und Buumlrgerinitiativen zaumlhlen854

Eine starke direkte Betroffenheit von Anwohnern wie es bspw im Fall von groszligraumlumigen Braunkohlerevieren vorkommt ist bei der Gewinnung von Erden und Steinen eher selten Die Foumlrderung mineralischer Rohstoffe ist haumlufig wesentlich kleiner dimensioniert und der gesellschaftliche Widerstand gegen sie laumlsst sich mehr aus landschafts- und umweltpolitischen Gruumlnden erklaumlren Es ist jedoch nicht von einer generellen Entschaumlrfung des Konfliktpotenzials auszugehen selbst wenn es zu einem Ruumlckgang der Nachfrage nach Primaumlrrohstoffen kommt855

Der Grund dafuumlr ist dass konfliktarme und gleichzeitig ergiebige Lagerstaumltten bereits abgebaut werden und daher zukuumlnftig immer mehr auf suboptimale Standorte ausgewichen werden muss856

Aufgrund der hohen Eingriffsintensitaumlt in Landschaft und Natur stehen die Umweltver-baumlnde solchen Vorhaben grundsaumltzlich sehr kritisch gegenuumlber Dabei ist der Hauptkritikpunkt dass diese Nutzungsart auf gar keinen Fall nachhaltig sein kann weil diese Materialien nach ihrer Gewinnung verbraucht werden und nicht vermehrbar sind Generelles Ziel einer nachhaltigen Rohstoffpolitik ist demnach eine Verbrauchsreduktion mittels anderer Strategien wie etwa der Verwendung von Substitutionsstoffen857 Andererseits kann keine durchgaumlngig fundamentale Ablehnung festgestellt werden da es auch Verbaumlnde gibt welche sich auf einen gemeinsamen Standpunkt mit den organisierten Befuumlrwortern von Abbauvorhaben einlassen Diese Annaumlherung ist u a aus der Erkenntnis entstanden dass solche Betriebsstaumltten auch oumlkologisch wertvolle Funktionen erfuumlllen und bspw die Ansiedlung neuer Arten beguumlnstigen Daruumlber hinaus versprechen sich Naturschuumltzer oftmals durch eine Zusammenarbeit mit den Branchen-vertretern ihre umweltfachlichen Belange besser einbringen zu koumlnnen indem z B Maszlignahmen zur Erhoumlhung der Recyclingquote initiiert werden858

Der Abbau von Erden und Steinen ist haumlufig mit einem erheblichen Protest aus der umlie-genden Bevoumllkerung verbunden der sich in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert und oftmals von Umweltverbaumlnden unterstuumltzt wird So wehrt sich bspw ein Verein in Osterode (Nieder-sachsen) gegen einen weiteren Abbau von Gips und Anhydrit in der Gipskarstlandschaft Das von der niedersaumlchsischen Landesregierung unterstuumltzte Naturschutzgroszligprojekt bdquoGipskarst-landschaft Hainholzldquo wird hingegen als nicht ausreichend erachtet da es nur einen unbedeu-tenden Teil der gesamten schutzwuumlrdigen Gesamtflaumlche ausmacht859 Dennoch kann nicht von einer durchgaumlngigen Ablehnung gesprochen werden da die betroffenen Menschen z T auf die Schaffung bzw den Erhalt von Arbeitsplaumltzen hoffen was insbesondere in strukturschwachen Regionen relevant ist860

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWie erwaumlhnt stellen Steine und Erden die hauptsaumlchlichen Ausgangsmaterialien fuumlr vielfaumlltige Anwendungsbereiche in der Bauwirtschaft dar Fuumlr die Befriedigung des Grundbeduumlrfnisses Unterkunft spielen diese Rohstoffe eine wesentliche Rolle da sie beim Bau von Haumlusern und Wohnungen unerlaumlsslich sind Aber auch in den uumlbrigen Beduumlrfnisfeldern wie z B oumlffentliche Verkehrsmittel leisten sie zumindest indirekt ihren Beitrag In diesen Bereichen werden ebenfalls

854 Vgl O V (1998) 15 vgl ARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSTEIN (1998) vgl ANDERS (2001)855 Siehe Abschnitt 4121856 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 215857 Vgl BUND (2003b) 2-5858 Vgl NABU U A (2004)859 Vgl GFB (o J)860 Vgl WITTENBECHER (1998) 269

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Baumaterialien benoumltigt die allerdings mehr den Charakter einer Infrastruktur besitzen und daher noch auf weitere Komponenten angewiesen sind So ist etwa fuumlr den Betrieb der staumldtischen U-Bahn ein entsprechendes Schienennetz genauso notwendig wie die Ausstattung mit Zuumlgen und Betriebspersonal Letztendlich ist auch die Erfuumlllung der uumlbrigen Basisbeduumlrfnis-se ohne die Verwendung von baulichen Einrichtungen undenkbar da bspw auch fuumlr die Herstellung von Nahrungsmitteln Produktionsstaumltten zur Weiterverarbeitung oder fuumlr die Auszahlung von Sozialleistungen Verwaltungsgebaumlude benoumltigt werden

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Foumlrderung von oberflaumlchennahen Rohstoffen ist im Allgemeinen sehr kapitalintensiv da aufwaumlndige Explorationstechniken benoumltigt werden Es besteht daher vermutlich nur ein Bedarf an einigen hochqualifizierten Arbeitskraumlften um die im Vorfeld notwendigen geologischen undgenehmigungsrechtlichen Maszlignahmen auszufuumlhren Ein aumlhnliches Qualifikationsprofil fuumlr eine geringe Anzahl von Arbeitskraumlften wird auch waumlhrend des gesamten Abbauprozesses und bei nachgelagerten Taumltigkeiten benoumltigt wie z B bei der Vermarktung der Produkte Demgegen-uumlber erfordert das Foumlrderverfahren selbst eher mittelqualifizierte Personen welche die technischen Anlagen bedienen und den Rohstoff zu den weiterverarbeitenden Betrieben transportieren Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Abbautaumltigkeit an einem Ort ist davon auszugehen dass auch nur fuumlr diesen Zeitraum neue Beschaumlftigungsverhaumlltnisse entstehen Die positiven Effekte auf den lokalen Arbeitsmarkt werden dadurch geschmaumllert auch wenn in anderen Abbauregionen neue Stellen geschaffen werden und uumlberregional betrachtet die Arbeitsmarktsstatistik nicht ganz so negativ erscheint

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Rohstofffoumlrderung steht aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften in einem direkten Bezug zu der jeweiligen Region da Art und Umfang der Abbaustaumltte maszliggeblich von den oumlrtlichen geologischen Bedingungen bestimmt werden Das Austauschverhaumlltnis ist durch die Entnahme von Produktionsfaktoren in Form von Kiesen und Sanden sowie Steinen und Erden gekenn-zeichnet die haumlufig in anliegenden Rohstoffindustrien weiterverarbeitet werden Das bedeutet dass sich uumlber die Aktivitaumlten der rohstoffabbauenden Unternehmen hinaus innerhalb der Wertschoumlpfungskette Betriebe ansiedeln die weitere positive Effekte hinsichtlich Beschaumlftigung und Wirtschaftskraft beguumlnstigen Es muss aber auch beruumlcksichtigt werden dass die fertigen Baustoffe auch in andere Regionen gebraucht werden da die Rohstoffvorkommen landesweit unregelmaumlszligig verteilt sind Die relativ hohe Transportkostenempfindlichkeit von mineralischen Materialien erhoumlht zwar den Anreiz fuumlr kurze Wege sorgt aber nicht fuumlr den Verbleib in der Region und traumlgt damit nicht nur zur Entwicklung lokaler Wirtschaftsstrukturen bei

Die Foumlrderung von mineralischen Ausgangsstoffen erfolgt in vollstaumlndiger Eigenregie der jeweiligen Unternehmen der staatliche Einfluss beschraumlnkt sich auf genehmigungs- und planungsrechtliche Vorgaben Da es sich im Fall von Steinen und Erden (bei Tagebauweise) um grundeigene Rohstoffe handelt sind keine Zahlungen an den Staat gemaumlszlig Bergrecht in Form einer Feldes- oder Foumlrderabgabe zu entrichten861 Die rohstoffabbauenden Betriebe arbeiten gewinnorientiert eine direkte oder indirekte Form der oumlffentlichen Finanzierung findet nicht statt Eine Beteiligung der oumlffentlichen Hand waumlre auch nicht gerechtfertigt da keine auszliger-oumlkonomischen Aufgaben erfuumlllt werden Anders als bspw bei der Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen welche uumlber die verkehrliche Funktion hinaus eine Rolle spielen etwa im Rahmen der oumlffentlichen Energieversorgung Da diese Projektform mit erheblichen oumlkologi-

861 Vgl sect 3 BBergG

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schen Eingriffen verbunden ist sind auf jeden Fall naturschutzfachliche Ausgleichsmaszlignahmen oder -zahlungen notwendig welche als Kosten in die Kalkulation der Unternehmen einflieszligen

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Erklaumlrung

Die vorliegende Dissertation mit dem Titel

NachhaltigkeitsorientiertesOperationalisierungsschema beiRaumkonflikten in Schutzgebieten ndashMultikriterienanalyse fuumlr dieAuswahl von Nutzungsinteressen

ist von mir ohne fremde Hilfe angefertigt worden Es sind keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet worden Alle Stellen die woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus Veroumlffentlichen entnommen wurden sind als solche kenntlich gemacht

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

Lebenslauf

Persoumlnliche DatenNameGeburtsdatum und -ortE-MailStaatsangehoumlrigkeit

Han-Chau Springer23011976 in Ho-Tschi-Minh-Stadt (Vietnam)han-chauspringergmxdeDeutsch

Schulausbildung1986 bis 1995 Julius-Leber-Schule in Hamburg (Abitur)

Zivildienst1995 bis 1996 Deutsches Rotes Kreuz in Hamburg (Mobiler Sozialdienst)

Berufsausbildung1996 bis 1999 Ausbildung zum Kaufmann im Auszligenhandel bei der Helm AG in

Hamburg und als Betriebswirt im Auszligenhandel an der Auszligen-handelsakademie Hamburg

Studium1999 bis 2003 Wirtschaftswissenschaften mit oumlkologischem Schwerpunkt an der

Carl von Ossietzky Universitaumlt Oldenburg Abschluss als Dipl-Oec

Promotion2004 bis 2006 Wirtschaftswissenschaften an der Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg Abschluss als Dr rer pol

  • Titel
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkuumlrzungsverzeichnis
  • Darstellungsverzeichnis
  • Anlagenverzeichnis
  • 1 Einfuumlhrung
    • 11 Ausgangssituation
    • 12 Forschungsstand
    • 13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen
      • 2 Einordnung der Arbeit
        • 21 Theorie der Raumplanung
        • 22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen
        • 23 Definition von Nachhaltigkeit
          • 3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters
            • 31 Grundannahmen
            • 32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen
            • 33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien
              • 4 Analyse der Nutzungsinteressen
                • 41 Windkraftanlagen
                • 42 Fotovoltaikanlagen
                • 43 Wasserkraftanlagen
                • 44 Erdwaumlrmeanlagen
                • 45 Fernstraszligen
                • 46 Eisenbahntrassen
                • 47 Schifffahrtskanaumlle
                • 48 Flughaumlfen
                • 49 Rohrfernleitungen
                • 410Freileitungen
                • 411Tourismus
                • 412Mineralrohstoffe
                  • 5 Synthese der Nutzungsinteressen
                    • 51 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau
                    • 52 Definition von dynamischen Komponenten
                    • 53 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation
                      • 6 Fallbeispiel Region Wesermarsch
                        • 61 Grunduumlberlegungen
                        • 62 Entwicklungsziele und Szenarien
                        • 63 Modellapplikation und Interpretation
                          • 7 Schlussbetrachtung
                            • 71 Fazit
                            • 72 Forschungsperspektiven
                            • 73 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen
                              • Anlage
                                • Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)
                                • Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)
                                • Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)
                                • Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)
                                • Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)
                                • Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)
                                • Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)
                                • Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)
                                • Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)
                                • Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)
                                • Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)
                                • Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)
                                  • Quellenverzeichnis
                                  • Erklaumlrung
                                  • Lebenslauf
                                      1. link Zur Homepage der Dissertation
Page 3: Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftenoops.uni-oldenburg.de/99/1/sprnac06.pdf · 2013. 1. 17. · Fakultät II für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

Vorwort

Der groumlszligte Dank fuumlr das Gelingen dieser Arbeit gilt zunaumlchst Herrn Apl Prof Dr Ulrich Scheele der als Erstgutachter das Thema mitentwickelt hat und fuumlr Diskussionen zur Verfuumlgung stand Zu betonen ist die fachlich konstruktive und menschlich angenehme Atmosphaumlre welche sich bereits in der Zusammenarbeit waumlhrend des Studiums gezeigt hat

Des Weiteren ist insbesondere Herrn Prof Dr Heinz Welsch zu danken der sich kurzfristig bereiterklaumlrte das Zweitgutachten zu uumlbernehmen und daruumlber hinaus nuumltzliche Hinweise zur Verbesserung der Arbeit lieferte Anerkennung wird auch Herrn HonProf Dr Helmut Straszliger zuteil der ebenfalls bei der Konzeption der Fragestellung dieser Dissertation beteiligt war Daruumlber hinaus sind aus dieser Kooperation wertvolle inhaltliche Hinweise hervorgegangen welche in die Arbeit eingeflossen sind

Ein besonderes Dankeschoumln geht an Herrn Dipl-Oec Ole Pollem und Frau Dipl-Oec Simone Malz fuumlr die aumluszligerst intensive und kritische Durchsicht des Manuskriptes Zu danken ist ebenso Frau PD Dr Helga Kanning fuumlr die hilfreichen Anmerkungen hinsichtlich der theoretischen Fundierung des Werkes

Schlieszliglich gebuumlhrt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitaumltsbibliothek Oldenburg insbesondere aus der Ebene 2 sowie der Fernleihabteilung der Dank fuumlr die Unterstuumltzung bei der Quellenbeschaffung

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

I

Inhaltsuumlbersicht

Inhaltsverzeichnis II

1 Einfuumlhrung II

2 Einordnung der Arbeit II

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters II

4 Analyse der Nutzungsinteressen III

5 Synthese der Nutzungsinteressen III

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch III

7 SchlussbetrachtungIV

AbkuumlrzungsverzeichnisIV

DarstellungsverzeichnisVII

Anlagenverzeichnis VIII

Anlage164

Quellenverzeichnis 227

II

Inhaltsverzeichnis

1 Einfuumlhrung 111 Ausgangssituation 1

111 Neue naturschutzfachliche Herausforderungen 1112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 3113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur 4

12 Forschungsstand 6121 Erste theoretische Zugaumlnge 6122 Einzelne Loumlsungsansaumltze13123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung 17

13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen 25131 Forschungsfragen25132 Methodisches Vorgehen25133 Definitionen 27

2 Einordnung der Arbeit 3021 Theorie der Raumplanung30

211 Grundlegende Aspekte 30212 Formale Aspekte 33213 Uumlbergeordnete Aspekte 35

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen39221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des Modells39222 Verortung im System der Raumplanung40223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen Rechtsquellen 41

23 Definition von Nachhaltigkeit43231 Begriffliche Konzeption43232 Fundamentale Prinzipien 44233 Intradimensionale Abgrenzung 46

3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters 4831 Grundannahmen 48

311 Uumlberlegungen zur Modelltheorie 48312 Gesamtbetrachtung der Analysekriterien48313 Skalierung der Nachhaltigkeitsbewertung50

32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen51321 Vorrangigkeit 52322 Ausschlieszliglichkeit 54323 Konfliktlastigkeit58

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien 59331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden59332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser60333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima61334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen 62335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild 62336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen 63337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken64338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit 66339 Akzeptanz in der Gesellschaft 67

III

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen693311 Effekte auf den Arbeitsmarkt 703312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft71

4 Analyse der Nutzungsinteressen7341 Windkraftanlagen73

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz73412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 74

42 Fotovoltaikanlagen76421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz76422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 77

43 Wasserkraftanlagen79431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz79432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 80

44 Erdwaumlrmeanlagen82441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz82442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 84

45 Fernstraszligen 86451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz86452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 87

46 Eisenbahntrassen89461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz89462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 90

47 Schifffahrtskanaumlle92471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz92472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 93

48 Flughaumlfen95481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz95482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 96

49 Rohrfernleitungen98491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz98492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 100

410 Freileitungen 1014101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1014102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 103

411 Tourismus 1054111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1054112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster 106

412 Mineralrohstoffe1084121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz1084122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters 109

5 Synthese der Nutzungsinteressen 11251 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau11252 Definition von dynamischen Komponenten11453 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation 117

IV

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch 12161 Grunduumlberlegungen121

611 Regionaltheoretischer Hintergrund121612 Methodisches Vorgehen122613 Strukturdaten der Region123

62 Entwicklungsziele und Szenarien130621 Energieerzeugung130622 Verkehrsinfrastruktur 135623 Naturbelassenheit 141

63 Modellapplikation und Interpretation144631 Energieerzeugung144632 Verkehrsinfrastruktur 149633 Naturbelassenheit 153

7 Schlussbetrachtung15871 Fazit 15872 Forschungsperspektiven16073 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen162

Abkuumlrzungsverzeichnis

degC Grad Celsiusa JahrADAC ALLGEMEINER DEUTSCHER AUTOMOBIL-CLUBADV ARBEITSGEMEINSCHAFT DEUTSCHER VERKEHRSFLUGHAumlFENANL AKADEMIE FUumlR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGEARE BUNDESAMT FUumlR RAUMENTWICKLUNG (Schweiz)ARL AKADEMIE FUumlR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNGBBergG BundesberggesetzBBodSchG Gesetz zum Schutz vor schaumldlichen Bodenveraumlnderungen und zur Sanierung von

Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz)BBR BUNDESAMT FUumlR BAUWESEN UND RAUMORDNUNGBBSE BUNDESVERBAND BAUSTOFFE ndash STEINE UND ERDENBDB BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRTBEE BUNDESVERBAND ERNEUERBARE ENERGIEBEI BREMER ENERGIEINSTITUTBEN BIOENERGIE NIEDERSACHSENBFN BUNDESAMT FUumlR NATURSCHUTZBFU BUumlRGER FUumlR UMWELTBGL BUNDESVERBAND GUumlTERKRAFTVERKEHR LOGISTIK UND ENTSORGUNGBGR BUNDESANSTALT FUumlR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFEBGW BUumlRGERINITIATIVE GEGEN DEN WEITERBAU DER A1BJW BUumlRGERINITIATIVE JADE-WESER GEGEN DIE A 22BLU BAYERISCHES LANDESAMT FUumlR UMWELTSCHUTZBLWF BAYERISCHE LANDESANSTALT FUumlR WALD UND FORSTWIRTSCHAFTBMU BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEITBMVBW BUNDESMINISTERIUM FUumlR VERKEHR BAU UND WOHNUNGSWESEN

V

BMWA BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFT UND ARBEITBMZ BUNDESMINISTERIUM FUumlR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITBNatSchG Gesetz uumlber Naturschutz und Landespflege (Bundesnaturschutzgesetz)BNS BUND NATURSCHUTZ SERVICEBPEM BUumlRGERINITIATIVE PRO ELBE MAGDEBURGBSH BERATUNGSGESELLSCHAFT FUumlR BESCHAumlFTIGUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEINBSI BUNDESVERBAND SOLARINDUSTRIEBUND BUND FUumlR UMWELT UND NATURSCHUTZBUWAL BUNDESAMT FUumlR UMWELT WALD UND LANDSCHAFT (Schweiz)BVU BERATUNGSGRUPPE VERKEHR + UMWELTBWE BUNDESVERBAND WINDENERGIECEVM COMPAGNIE EIFFAGE DU VIADUC DE MILLAUcm ZentimeterCMA CENTRALE MARKETING-GESELLSCHAFT DER DEUTSCHEN AGRARWIRTSCHAFTdb(A) Dezibel (Maszligeinheit fuumlr die Groumlszlige des Schalldrucks einer Quelle im Verhaumlltnis zu

einem Bezugsschalldruck)DIFU DEUTSCHES INSTITUT FUumlR URBANISTIKDIHT DEUTSCHER INDUSTRIE- UND HANDELSTAGDIN DEUTSCHES INSTITUT FUumlR NORMUNGDIW DEUTSCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGDNR DEUTSCHER NATURSCHUTZRINGDWD DEUTSCHER WETTERDIENSTDZT DEUTSCHE ZENTRALE FUumlR TOURISMUSEW EinzelwertFFH-RL Flora-Fauna-Habitat-RichtlinieFNR FACHAGENTUR NACHWACHSENDE ROHSTOFFEFORSA GESELLSCHAFT FUumlR SOZIALFORSCHUNG UND STATISTISCHE ANALYSENFORWIND ZENTRUM FUumlR WINDENERGIEFORSCHUNGFSV FORSCHUNGSGESELLSCHAFT FUumlR STRASSEN- UND VERKEHRSWESENGFB GESELLSCHAFT ZUR FOumlRDERUNG DES BIOSPHAumlRENRESERVATES SUumlDHARZGG GrundgesetzGJ Gigajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Giga=109)GSTT GERMAN SOCIETY FOR TRENCHLESS TECHNOLOGYGTV GEOTHERMISCHE VEREINIGUNGGW GrundwertGWh Gigawattstundeh Stundeha HektarHz Hertz (Maszligeinheit fuumlr die Frequenz als Schwingung pro Sekunde)IFO INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGIG BAU INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BAU ndash AGRAR ndash UMWELTIG BCE INDUSTRIEGEWERKSCHAFT BERGBAU CHEMIE ENERGIEIHKB INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER BREMERHAVENITP INTRAPLAN CONSULTIUCN INTERNATIONAL UNION FOR THE CONSERVATION OF NATURE AND NATURAL RESOURCESkm KilometerkV KilovoltkW KilowattkWh Kilowattstunde

VI

kWp Kilowattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)l LiterLFGMV LANDESAMT FUumlR FORSTEN UND GROSSSCHUTZGEBIETE MECKLENBURG-VORPOMMERNLKW Lastkraftwagenμg Mikrogramm (Mikro=10minus6)m Meterm2 Quadratmeterm3 KubikmeterMCW MODELLFLUG CLUB WALSRODEmin MinuteMio Millionmm MillimeterMrd MilliardeMUVBW MINISTERIUM FUumlR UMWELT UND VERKEHR DES LANDES BADEN-WUumlRTTEMBERGMVA MegavoltampereMW MegawattMWp Megawattpeak (Nennleistung einer Anlage unter Normbedingungen)MWV MINERALOumlLWIRTSCHAFTSVERBANDn v nicht vorhandenNABU NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLANDNBH NUumlRTINGER BUumlRGERINITIATIVE GEGEN HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN UumlBER WOHNGEBIETENNCK NAUTIC CLUB KEMBSNIW NIEDERSAumlCHSISCHES INSTITUT FUumlR WIRTSCHAFTSFORSCHUNGNLFB NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR BODENFORSCHUNGNLS NIEDERSAumlCHSISCHES LANDESAMT FUumlR STATISTIKNLSV NIEDERSAumlCHSISCHE LANDESBEHOumlRDE FUumlR STRASSENBAU UND VERKEHRNMRELV NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR DEN LAumlNDLICHEN RAUM

ERNAumlHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZNMU NIEDERSAumlCHSISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTNNatG Niedersaumlchsisches NaturschutzgesetzNROG Niedersaumlchsisches Gesetz uumlber die Raumordnung und LandesplanungOECD ORGANISATION FOR ECONOMIC CO-OPERATION AND DEVELOPMENTPCG PLANCO CONSULTING GESELLSCHAFTPIB PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNGPJ Petajoule (Maszligeinheit fuumlr Energie Arbeit und Waumlrmemenge Peta=1015)PKM Personenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Person uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)PKW Personenkraftwagenppm parts per million (Teile pro Million)QLF QualitaumltsfaktorROG RaumordnungsgesetzSMU SAARLAumlNDISCHES MINISTERIUM FUumlR UMWELTSUP-RL Strategische Umweltpruumlfungs-Richtlinies SekundeSSUT SENATSVERWALTUNG FUumlR STADTENTWICKLUNG UMWELTSCHUTZ UND TECHNOLOGIE DES LANDES

BERLINt TonneTKM Tonnenkilometer (Maszligeinheit fuumlr die Befoumlrderung einer Tonne Nutzlast uumlber eine

Entfernung von einem Kilometer)

VII

TWh TerrawattstundeUFZ UMWELTFORSCHUNGSZENTRUM LEIPZIG-HALLEUVPG Gesetz uumlber die UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungUVS UNTERNEHMENSVEREINIGUNG SOLARWIRTSCHAFTV VoltVCD VERKEHRSCLUB DEUTSCHLANDVCOuml VERKEHRSCLUB OumlSTERREICHVDEW VERBAND DER ELEKTRIZITAumlTSWIRTSCHAFTVDN VERBAND DER NETZBETREIBERVDN VERBAND DEUTSCHER NATURPARKEVDV VERBAND DEUTSCHER VERKEHRSUNTERNEHMENVHDS VEREIN ZUR HEBUNG DER SAALESCHIFFFAHRTVS-RL Vogelschutz-RichtlinieW WattWBGU WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG GLOBALE UMWELTVERAumlNDERUNGENWCED WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENTWSN WASSER- UND SCHIFFFAHRTSDIREKTION NORDWESTWWF WORDL WILDLIFE FUND

Darstellungsverzeichnis

Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand24Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens26Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland28Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse28Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium29Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien49Darst 7 Soziale Analysekriterien 49Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien50Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien51Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien113Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor 114Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert115Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor115Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert116Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert 116Darst 16 Ja-Nein-Faktor 118Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors118Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte118Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte 119Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte119Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte119Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation120Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch124Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch125Darst 25 Geographische Lage der Wesermarsch126Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebiete in der Wesermarsch 127

VIII

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens127Darst 28 Verkehrsinfrastruktur der Wesermarsch 129Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens 130Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch131Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas 133Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch 134Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland136Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn137Darst 35 Moumlgliche Trassen des Jade-Weser-Kanals140Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen145Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen 146Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen145Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung 147Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung148Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen 149Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen150Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle 150Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur151Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur 152Darst 46 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus154Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen154Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit155Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte 156Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit 157

Anlagenverzeichnis

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)164Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)169Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43) 173Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44) 178Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45) 183Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)190Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47) 195Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48) 200Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)205Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)210Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)215Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)220

1

1 Einfuumlhrung

11 Ausgangssituation

111 Neue naturschutzfachliche HerausforderungenBestehende Konzepte fuumlr oumlkologische Schutzgebiete1 haben im Wesentlichen das Ziel einzelne Arten und besondere Areale zu schuumltzen und damit oftmals den Charakter von sbquoInselloumlsungenrsquo2

Diese Form des konventionellen Naturschutzes kann im Extremfall dazu fuumlhren dass bspw der Storch bekaumlmpft wird um den Frosch zu retten3 Bei den besonders schuumltzenswerten Arealen handelt es sich im kleinsten Maszligstab um Naturdenkmaumller welche eine Einzelschoumlpfung der Natur darstellen oder eine entsprechende Flaumlche die maximal 5 ha groszlig ist4 Auf solche Weise ist eine Konzentration auf die oumlkologischen Funktionen von Schutzflaumlchen relativ einfach moumlglichTrotz zunehmender Ausweisung von Schutzgebieten kann der traditionelle Naturschutz nicht uneingeschraumlnkt als erfolgreich bewertet werden da etwa der Artenschwund oder die Monotonisierung der Landschaft vorangeschritten ist5 Gruumlnde fuumlr diese Entwicklung sind darin zu suchen dass bspw eine Mindestgroumlszlige fuumlr die Erhaltung der Schutzgebiete nicht erreicht wurde oder es an einer wirksamen Effizienzkontrolle im Schutzgebietssystem mangelt6 Vor dem Hintergrund dieser Defizite ist auch die Entwicklung des europaumlischen Naturschutzkonzeptes zu sehen wie es im folgenden Absatz vorgestellt wird

Die neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen gehen im Wesentlichen von dem europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 aus welches auf den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten basiert und auf das sich diese Arbeit bezieht Eine weitere neue raum- und umweltplanerische Herausforderung ist das Raumordnungskonzept fuumlr das niedersaumlchsische Kuumlstenmeer welches sich durch eine aumlhnliche Problematik wie das Natura-2000-Konzept auszeichnet7 Da es sich jedoch weitgehend auf das kuumlstennahe Meeresgebiet mit seinen Besonderheiten bezieht besitzt es fuumlr diese Arbeit keine Bedeutung8 Das erwaumlhnte Schutzge-bietssystem Natura 2000 hat zum Ziel ein zusammenhaumlngendes Netz von oumlkologisch bedeutsamen Flaumlchen zu etablieren um das Naturerbe auf dem Gebiet der Europaumlischen Union zu schuumltzen Die Europaumlische Kommission definiert schutzwuumlrdige Lebensraumlume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse anhand derer die Mitgliedsstaaten Gebietsvorschlaumlge unterbrei-ten Dieses Schutzgebietssystem ist konzeptionell ausgereift lediglich bei der Umsetzung gibt es Verzoumlgerungen bzgl der Anmeldung der nationalen Gebiete Das betrifft z B Deutschland welches erst unter Androhung eines Strafgeldes durch die Europaumlische Kommission die geforderte Dokumentation lieferte9 10 Die grundsaumltzliche Problematik und damit die Relevanz fuumlr diese Arbeit ergibt sich nun aufgrund der Unterschiede des Natura-2000-Konzeptes zu dem oben dargestellten des konventionellen Naturschutz welches sich im Wesentlichen an den folgenden neuen Herausforderungen manifestiert

1 Im Folgenden werden aus Gruumlnden der Vereinfachung nur die Begriffe Schutzgebiet o auml verwendet die somit alle Varianten der naturschutzfachlichen Schutzgebietstypen umfassen Siehe Abschnitt 13

2 Vgl ERDMANNBORK (2002) 23 Vgl ERDMANNSPANDAU (1997) 94 Vgl sect 28 BNatSchG5 Vgl SSYMANK (1997) 116 Hinsichtlich weiterer Probleme bei der Gebietsausweisung vgl SSYMANK (1997) 317 Vgl NMRELV (2005a)8 Siehe Abschnitt 2219 Vgl SSYMANK (1998)10 Vgl BFN (o Ja)

2

1 Groszligflaumlchigkeit Das Natura-2000-Konzept erfasst haumlufig wesentlich groumlszligere Areale als dies bei vergleichbaren nationalen Schutzflaumlchen der Fall ist So gilt zwar in den deutschen Naturschutzgebieten und Nationalparken eine strenge Schutzkategorie wie sie auch beiden europaumlischen Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten zutrifft Allerdings ma-chen die deutschen Schutzgebiete einen wesentlichen geringeren Anteil an der Landesflauml-che aus und sind auch in houmlherer Zahl vertreten (jede einzelne Schutzflaumlche ist somit ver-gleichsweise klein) Im Ergebnis sind somit Natura-2000-Gebiete durchschnittlich um ein Vielfaches groumlszliger als nationale Schutzareale11 12 Die Konsequenz daraus ist dass sich der Raum fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten verringert in denen sie frei von naturschutzfachli-chen Beschraumlnkungen realisiert werden koumlnnen Die Problemstellung kann sich weiterhin verschaumlrfen wenn der betroffene Schutzraum sich auf eine groszlige zusammenhaumlnge Flaumlchebezieht wie z B die Insel Ruumlgen Dies wuumlrde dann eine vollstaumlndige Konzentration auf die oumlkologischen Ziele und daher sbquoNatur purrsquo bedeuten was konsequenterweise andere Ziele ausschlieszligt

2 Nachhaltigkeit Fuumlr die Natura-2000-Schutzraumlume gelten einerseits individuelle natur-schutzfachliche Erhaltungsziele was eine Aumlhnlichkeit mit der deutschen Naturschutzkon-zeption aufweist Andererseits heiszligt es in den gesetzlichen Grundlagen fuumlr die europaumli-schen Schutzraumlume dass i S des Prinzips der Nachhaltigkeit innerhalb eines bestimmten Rahmens wirtschaftliche kulturelle regionale soziale und wissenschaftliche Taumltigkeiten erlaubt sind13 Die Schwierigkeit ist nun dass keine Definition von Nachhaltigkeit mitgelie-fert wird allenfalls das grundlegende und sbquoklassischersquo Konzept i S der Beruumlcksichtigung von oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Aspekten ist zu erkennen Es liegt aber keine Konkretisierung in Hinblick darauf vor welche der genannten auszliger-oumlkologischen Taumltigkeiten unter welchen Umstaumlnden als nachhaltig und damit zulaumlssig zu erachten sind In der Folge fuumlhrt diese inhaltliche Luumlcke oftmals zu gerichtlichen Auseinandersetzungen hinsichtlich der Frage kommt ob die betroffene Aktivitaumlt in einem Gebiet mit den jeweili-gen Erhaltungszielen in Einklang zu bringen ist14

3 Konfliktlastigkeit Ein zusaumltzliches Problem das sich als Folge aus der Nicht-Definiertheit des Verstaumlndnisses von Nachhaltigkeit ergibt zeigt sich bei dem Zusammentreffen unter-schiedlichster Eingriffsformen Dieser Sachverhalt zielt zunaumlchst auf die Konfliktkonstellati-on von auszliger-oumlkologischen Anspruumlchen zu denjenigen welche sich aus den oumlkologischen Restriktionen des Schutzgebietes ergeben Aber auch zwischen den auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten selbst sind Konfliktpotenziale denkbar weil sich bestimmte Nutzungsformen ausschlieszligen15 Es fehlt dann an einem Entscheidungsverfahren o auml mit dessen Hilfe die Bevorzugung bestimmter raumlumlicher Anspruumlche gegenuumlber anderen begruumlndet werden kann Die gesamte Problematik der Konfliktlastigkeit stellt sich in diesem Maszlige bei natio-nalen Schutzkonzepten nicht da diese von vornherein weitgehend nur die Verfolgung von oumlkologischen Zielen zulassen Allenfalls kann es zu Situationen kommen in denen zwi-schen mehreren grundsaumltzlich als oumlkologisch wertvoll erachteten Maszlignahmen entschie-den werden muss die sich jedoch nicht alle vollstaumlndig umsetzen lassen

11 Siehe Abschnitt 13312 Diese Gegenuumlberstellung bezieht sich nicht auf andere deutsche Gebietskategorien weil diese sich nicht

eindeutig mit den Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebieten vergleichen lassen So zeichnen sich bspw auch Naturparke durch eine Groszligflaumlchigkeit aus besitzen jedoch nur teilweise eine vergleichbar strenge Schutzkategorie bei Naturdenkmaumllern ist dies genau umgekehrt Vgl DRL (2002) 7

13 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (o J) siehe Abschnitte 223 und 2314 Vgl bspw MAASS (2000) 12215 Siehe Abschnitt 323

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Ausgehend von den drei skizzierten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen ist es das Ziel dieser Arbeit einen Beitrag zur Loumlsung dieser Problematik zu leisten Zur Verdeutlichung der Problemlage wird in den Abschnitten 112 und 113 jeweils ein Beispiel beleuchtet welches die beiden Enden der sbquoProblemskalarsquo erfasst Vor dem Hintergrund der Eroumlrterung der gesamten Problemkonstellation in den Abschnitten 111 bis 113 werden in Abschnitt 13 die For-schungsfragen dieser Arbeit formuliert

112 Geringe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargelegte Problematik trifft weniger auf Nutzungsinteressen zu welche sich durch eine vergleichsweise geringe Eingriffsintensitaumlt in die Natur auszeichnen Das ist dann der Fall wenn fuumlr die Realisierung auszliger-oumlkologischer Ziele die intakte Natur eine existenzielle Rolle spielt Der oumlkonomischen Logik folgend bedeutet dies dass dem Schutz und der Pflege dieser Naturflaumlchen eine hohe Prioritaumlt eingeraumlumt wird Tendenziell kann daher eher von einem sbquoGebrauchrsquo von Natur gesprochen werden da im Allgemeinen die Eingriffstiefe in das betroffene Oumlkosystem relativ gering ist Theoretisch ist damit eine vergleichsweise konfliktarme Integrationsolcher Nutzungsarten in die oumlkologischen Ziele eines Schutzgebietes moumlglich was in der Praxis jedoch nicht immer unproblematisch ist So kann bspw eine geringe Eingriffswirkung in ein Oumlkosystem an der betroffenen Stelle hinnehmbar sein aufgrund von Fernwirkungen ist jedoch an anderer Stelle moumlglicherweise ein negativer Effekt festzustellen Ein beispielhafter Bereich in dem die oben beschriebene Konstellation zutrifft ist der Tourismus mit seinen vielfaumlltigen Ausgestaltungsformen In diesem Fall handelt es sich jedoch eindeutig um eine Form von Fremdenverkehr welcher sich hinter den Stichworten naturnaher nachhaltiger oder oumlkologi-scher Tourismus verbirgt Im Folgenden werden anhand eines solchen Tourismuskonzeptes die drei dargelegten neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen in Hinblick auf die vergleichsweise geringe Problemdichte verdeutlicht1 Groszligflaumlchigkeit Touristische Angebote sind darauf angewiesen dass sie fuumlr die Besucher

einen Zugang zu der natuumlrlichen Umgebung ermoumlglichen Dafuumlr ist es notwendig ent-sprechende bauliche Infrastrukturen bereitzustellen die sowohl aufgrund ihrer Beschaf-fenheit als auch ihrer Nutzung durch den Menschen zu einer Umweltbelastung fuumlhren So bedeutet bspw der Bau von Uumlbernachtungsunterkuumlnften eine flaumlchenhafte Bodenversie-gelung an der jeweiligen Stelle oder die Einrichtung eines Wanderweges fuumlhrt zu einer Flaumlchenzerschneidung von der eine Barrierewirkung fuumlr wandernde Tierarten ausgeht Die beschriebenen negativen Effekte koumlnnen in vielen Faumlllen sicherlich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausschluss ist jedoch nicht moumlglich Erschwert wird die Vermeidung von Beeintraumlchtigungen dadurch dass die neuen Schutzraumlume so groszlig sind dass ein Auswei-chen auf nicht geschuumltzte Teilareale haumlufig nicht in Frage kommt Daher besteht hinsicht-lich dieses Kriteriums im Vergleich zu den Aspekten Nachhaltigkeit und Konfliktlastigkeit die groumlszligte Herausforderung

2 Nachhaltigkeit Ausgehend von dem beschriebenen sbquoklassischenrsquo Verstaumlndnis von Nachhaltigkeit (Oumlkologie Oumlkonomie Soziales) ist festzustellen dass dieses Beispiel eine relativ einfache Verknuumlpfung der drei Nachhaltigkeitsebenen zulaumlsst Wie im vorherigen und naumlchsten Absatz beschrieben sind die oumlkologischen Anforderungen im Vergleich zu anderen Eingriffsformen weitgehend problemlos zu erfuumlllen Auch der Anspruch positive oumlkonomische Effekte zu erzielen kann in diesem Fall eingeloumlst werden Aufgrund dertouristischen Aktivitaumlten der Gaumlste kommt es zu einer Wertschoumlpfung von der auch regio-nale Unternehmen profitieren wie etwa in der Gastronomie Schlieszliglich werden mit dieser Projektform auch soziale Aspekte angesprochen welche die nicht-materiellen Beduumlrfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellen So kann das touristische Programm vielfaumlltige

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Angebote bereithalten welche der koumlrperlichen Erholung und geistigen Regenerierung der Besucher dienen

3 Konfliktlastigkeit Die touristische Dienstleistung besteht im Allgemeinen aus einem Gesamtpaket unterschiedlicher Komponenten bei der die Nutzung von Natur oftmals ein wesentlicher Aspekt ist Daher benoumltigen touristische Infrastrukturen wie bspw Hotels oder Skilifte immer eine natuumlrliche Umwelt zur Erbringung des Gesamterlebnisses Urlaub In diesen Faumlllen hat gerade unter oumlkonomischen Gesichtspunkten ein sauberer Strand oder ein erosionssicherer Berg eine existenzielle Bedeutung fuumlr die Tourismusanbieter Gemindert ist das Konfliktpotenzial haumlufig bei dieser Form von Fremdenverkehrsangebo-ten das es sich wie oben beschrieben um einen naturnahen Tourismus handelt Ein voumlllig konfliktfreies Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Ziele ist dennoch nicht garantiert da es im Einzelfall oftmals strittig ist wo die Grenze einer naturvertraumlglichen Nutzung liegt16

Ein solches Beispiel wie diese unterschiedlichen Ziele ansatzweise integriert werden koumlnnen ist das Gemeinschaftswerk bdquoFahrtziel Naturldquo (bdquoErholen Erleben Erhaltenldquo) der Deutschen Bahn In Kooperation mit Umweltverbaumlnden und lokalen Verwaltungen von National- und Naturparken Naturschutzgebieten und Biosphaumlrenreservaten zielt dieses Projekt auf eine Foumlrderung des nachhaltigen Tourismus im Inland17 Dieser Fall stellt eine besonders gelungene Verzahnung unterschiedlicher Ziele dar Zum einen werden diese Schutzgebiete als attraktive Reiseziele bekannter gemacht was auch fuumlr die Fremdenverkehrseinrichtungen vor Ort oumlkonomisch bedeutsam ist Zum anderen kann unterstellt werden dass sich durch die touristischen Aktivitaumlten das Bewusstsein der Urlauber fuumlr den Naturschutz erhoumlht Des Weiteren ist einerseits das Ziel den Freizeitverkehr auf der Schiene zu erhoumlhen als klare wirtschaftliche Motivation der Deutschen Bahn zu sehen Andererseits findet eine oumlkologische Entlastung statt weil weniger Besucher auf den umweltschaumldlicheren motorisierten Individualverkehr angewiesen sind

113 Hohe Eingriffsintensitaumlt in die NaturDie oben dargestellte grundsaumltzliche Problematik ist dann besonders gravierend wenn die Umsetzung von Nutzungsinteressen eine hohe Eingriffsintensitaumlt in die Natur voraussetzt oder zur Folge hat und damit zu dem sbquoklassischenrsquo Zielkonflikt zwischen Oumlkologie und Oumlkonomie fuumlhrt In solchen Faumlllen kann oftmals erst durch einen schwerwiegenden Eingriff in ein lokales Oumlkosystem das jeweilige oumlkonomische Ziel erreicht werden Die Natur vor Ort flieszligt in einen wirtschaftlichen Umwandlungsprozess ein und es findet ein sbquoVerbrauchrsquo von Natur statt Oder die Natur wird zumindest so stark veraumlndert dass ihre urspruumlnglichen Eigenschaften unwieder-bringlich verloren gehen Mag in der oben beschriebenen Konstellation eine Entscheidung zu Gunsten der Oumlkologie noch einfach sein so kann es Situationen geben in denen diese Abwaumlgung nicht mehr eindeutig moumlglich ist Auch innerhalb der Oumlkologie sind Zielkonflikte moumlglich welche sich nicht auf den ersten Blick loumlsen lassen Dabei stoszligen haumlufig lokale und globale Ziele aufeinander wenn bspw die Erhaltung eines (Teils des) Schutzraumes imWiderspruch steht zu einer Maszlignahme welche auf die Umsetzung des Klimaschutzes zielt

Zwei beispielhafte Bereiche in denen die beiden oben skizzierten Problemvarianten zu-treffen sind der Abbau von mineralischen Rohstoffen und die Errichtung von Schifffahrtskanauml-len Beide Projektarten werden im Folgenden anhand der drei dargelegten neuen naturschutz-fachlichen Herausforderungen in Hinblick auf ihre vergleichsweise hohe Problemdichte verdeutlicht

16 Siehe Abschnitt 41117 Vgl FAHRTZIEL NATUR (o J)

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1 Groszligflaumlchigkeit Bei der Eingriffsform Schifffahrtskanal kann die Problematik insbesondere darin bestehen dass die Trasse um das Schutzgebiet herum verlegt werden muss Dies wiederum koumlnnte mit houmlheren Kosten aufgrund der laumlngeren Streckenfuumlhrung verbunden sein was einhergeht mit einer laumlngeren Fahrtzeit und damit einer Verringerung der Attrak-tivitaumlt dieses Verkehrssystems Aus diesen Gruumlnden waumlre eine moumlglichst geradlinige Tras-senfuumlhrung durch das betroffene Schutzareal anzustreben Ein daraus resultierender ex-tremer Zerschneidungseffekt koumlnnte allenfalls durch einen Kanalverlauf gemildert werden der um besonders oumlkologisch sensible Punkte innerhalb der Schutzflaumlche herum gefuumlhrt wird Auch bei dem Abbau mineralischer Bodenschaumltze kann die Weitlaumlufigkeit der Schutzzone problematisch sein da dies die Wahrscheinlichkeit erhoumlht dass die Abbaustel-le sich in dem Schutzgebiet befindet Wird festgestellt dass sich foumlrderungswuumlrdige Roh-stoffe in dem betroffenen Schutzareal befinden koumlnnen sie dann auch nur an dieser Stelle abgebaut werden Eine alternative Abbaustelle kommt meistens nicht in Betracht anders als bei einem alternativen Kanalverlauf Am Ergebnis naumlmlich die Verbindung zweier Punkte aumlndert sich nichts

2 Nachhaltigkeit Unter oumlkologischer Nachhaltigkeit sind beide Eingriffsformen sehr unterschiedlich zu bewerten So kann bei dem Abbau von Bodenschaumltzen aufgrund der massiven negativen Umweltwirkungen noch eindeutig von einem Verfehlen dieses Nach-haltigkeitsziels gesprochen werden Bei dem Bau von Schifffahrtskanaumllen ist dies jedoch nicht mehr moumlglich Das Hauptargument fuumlr diese Projektform ist aus oumlkologischer Sicht der vergleichsweise geringe Energieverbrauch pro TKM was als Beitrag zur Minimierung der verkehrsbedingten klimagefaumlhrdenden Emissionen von Bedeutung ist Ebenso erge-ben sich Schwierigkeiten beide Eingriffsarten in oumlkonomischer Hinsicht zweifelsfrei zu beurteilen Bei den Schifffahrtswegen sind moumlglicherweise unguumlnstige Kosten-Nutzen-Relationen in Betracht zu ziehen bei den Bodenschaumltzen laumlsst deren Endlichkeit Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Projektart aufkommen Nicht zuletzt bleiben Fragen offen inwie-fern beide Nutzungsarten eine soziale Dimension von Nachhaltigkeit beruumlhren ndash zumin-dest auf den ersten Anschein ist dies nicht zu erkennen

3 Konfliktlastigkeit Ein hohes Konfliktpotenzial existiert bei der Foumlrderung von Bodenschaumlt-zen da es einen gravierenden Eingriff in das betroffene Oumlkosystem bedeutet Zunaumlchst wird das Abbaugebiet an der Oberflaumlche bearbeitet d h es werden Verkehrsinfrastruktu-ren fuumlr die Baufahrzeuge errichtet sowie die Deckschicht des Bodens entfernt Danach beginnt der eigentliche Prozess der Gewinnung von mineralischen Materialien durch Aushub des Erdreiches sowie schlieszliglich einer landschaftspflegerischen Gestaltung wel-che sich an dem urspruumlnglichen Zustand des betroffenen Gebietes orientiert Auch in dem zweiten Beispiel der Errichtung eines Schifffahrtskanals sind massive Einwirkungen auf den Naturhaushalt unausweichlich Die Belastungen fuumlr die Umwelt sind im Wesentlichen durch den Bau dieser Verkehrsinfrastruktur begruumlndet da eine erhebliche Bodenentnah-me uumlber eine laumlngere Strecke notwendig ist Neben dieser direkten Zerstoumlrung von Bioto-pen bedeutet eine kuumlnstliche Wasserstraszlige auch eine Zerschneidung von Landschaft welche sowohl fuumlr wandernde Tierarten eine Barrierewirkung entfaltet als auch von Men-schen als eine visuelle Beeintraumlchtigung empfunden werden kann18 19

Im Fall der Gewinnung von Bodenschaumltzen wird im Folgenden das Beispiel bdquoGipskarstgebiet bei OsterodeHarzldquo dargestellt welches sich auf ein ca 1400 ha groszliges Gebiet erstreckt Diese Flaumlche wurde aufgrund der dort ansaumlssigen Lebensraumlume und Arten gemaumlszlig EU-Recht als Flora-

18 Siehe Abschnitt 41219 Siehe Abschnitt 47

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Fauna-Habitat-Gebiet gemeldet und besitzt damit eine besondere oumlkologische Sensibilitaumlt20 In diesem Schutzgebiet befinden sich sechs Abbaustaumltten mit einer Gesamtflaumlche von ca 113 ha Bei der Realisierung des Gipsabbaus kommt es bau- und betriebsbedingt zu einer Reihe von Beeintraumlchtigungen in dem Naturschutzraum Es ist daher bspw mit einer Zerstoumlrung der Pflanzendecke einem weitgehenden Verlust der Artenvielfalt LKW-Verkehr beim Bau der Zufahrten sowie Schadstoffemissionen durch Baumaschinen und Transportfahrzeuge zu rechnen21 Im Fall der Errichtung eines Schifffahrtskanals wird im Folgenden exemplarisch die Problematik eines geplanten ca 75 km langen Schleusenkanals kurz dargestellt welche im Rahmen des Ausbaus der Saale fuumlr die Schiffbarmachung zum Tragen kommt Eine grundsaumltzli-che Schwierigkeit ergibt sich bereits daraus dass der vorgesehene Verkehrsweg 2 km oberhalb der Saale-Muumlndung teilweise das Biosphaumlrenreservat bdquoFlusslandschaft Elbeldquo beruumlhrt welches als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet besonderen Schutz genieszligt So wird befuumlrchtet dass die damit beabsichtigte Verkuumlrzung des Schifffahrtsweges um 8 km u a zu einer Vernichtung von Ackerboumlden und zu einer Zerschneidung des Elbe-Saale-Winkel fuumlhrt Die Notwendigkeit der Realisierung dieses Kanals ist daher umstritten was sich u a in diversen organisierten Befuumlrwortern und Gegnern ausdruumlckt22 23 24

Zusammenfassend wird fuumlr Abschnitt 11 die inhaltliche Motivation fuumlr diese Arbeit nochmals anhand der drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen klargemacht Aufgrund der Eigenschaft der Groszligflaumlchigkeit dieser Schutzgebiete wird es schwierigeroumlkologische Restriktionen und auszliger-oumlkologische Eingriffsarten raumlumlich zu trennen und somit relativ unproblematisch gleichzeitig zu realisieren Die Beruumlcksichtigung des Prinzips der Nachhaltigkeit bei der Ausgestaltung solcher Schutzzonen ermoumlglicht es grundsaumltzlich auch auszliger-oumlkologische Projektformen zu realisieren an einer handhabbaren Konkretisierung dieses Prinzips fuumlr den Einzelfalls mangelt es jedoch Schlieszliglich entstehen Situationen die sich durch eine hohe Konfliktlastigkeit auszeichnen da im Extremfall viele unterschiedliche auszliger-oumlkologische Nutzungsinteressen umgesetzt werden sollen und eine eindeutige Prioritaumltenset-zung nicht zwingend moumlglich ist In Abschnitt 12 wird der Forschungsstand zu der aufgeworfe-nen Problemlage aufgearbeitet und bestehende Zugaumlnge Loumlsungsansaumltze und Instrumente in Hinblick auf die Brauchbarkeit fuumlr diese Arbeit bewertet Schlieszliglich werden in Abschnitt 13 die Forschungsfragen fuumlr diese Arbeit gestellt die Methodik beschrieben und zentrale Begriffe definiert

12 Forschungsstand

121 Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und LandschaftsplanungIn Anbetracht der geschilderten Problemlage draumlngt sich die Frage nach dem Zusammenhang zur sbquoklassischenrsquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung auf welche in ihrem Kern die Koordinierung verschiedener Nutzungsinteressen thematisiert So zeichnen sich die Arbeiten aus dem Bereich Raumplanung haumlufig durch eine fundierte Analyse der Einflussfaktoren auf

20 Vgl NMU (o Ja) 521 Vgl ELLWANGER (1999) 478-48422 Vgl VHDS (o J)23 Vgl UFZ (2003) 724 Vgl BUND (o Ja)

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welche auf die Entwicklung von Raumlumen wirken wie etwa infrastrukturelle Standorteigenschaf-ten Oder es werden Erklaumlrungsmuster geliefert wie etwa die Rang-Groumlszlige-Regel mit deren Hilfe die Regelhaftigkeit der Groumlszligenverteilung von Staumldten analysiert werden kann Thematischer Schwerpunkt solcher Quellen ist oftmals die Analyse von staumldtischen Verdichtungsraumlumen mit ihren siedlungsspezifischen Fragestellungen25 Aus diesen Ausfuumlhrungen ist erkennbar dass so gut wie keine Anknuumlpfungspunkte zur eigenen Arbeit abgeleitet werden koumlnnen Lediglich die allgemeine Problematik hinsichtlich der Behandlung unterschiedlicher Nutzungsarten findet sich auch in diesem Werk Des Weiteren gibt es einen geringen Bezug zu der Analyse von raumlumlichen Einflussfaktoren was sich in dieser Abhandlung indirekt durch die Pruumlfspezifika des Nachhaltigkeitsrasters manifestiert26

Bei den Arbeiten zum Thema Regionalplanung liegt der Fokus haumlufig auf der Beschreibungder Organisation und des Aufbaus der Regionalplanung mit ihren institutionellen Einheiten wie z B den Regionalverbaumlnden oder den Planungsbeiraumlten sowie den rechtlichen Grundlagen des Planungssystems Des Weiteren werden detaillierte Ausfuumlhrungen zu den Einflussgroumlszligen der regionalen Entwicklung vorgetragen wie etwa der Stand der Technik oder die natuumlrlichen Ressourcen Die Erlaumluterung der Funktionsweise des regionalen Raumordnungsplanes spielt dabei eine groszlige Rolle in dessen Rahmen bspw auch Bevoumllkerungsprognosen erstellt werden27

Diese Thematik ist ebenfalls wenig geeignet um daraus Bausteine fuumlr die Entwicklung deseigenen Konzeptes zu kreieren Allenfalls weisen die institutionellen Elemente darauf hin dass die mit diesem Modell konzipierten Aussagen als Grundlage fuumlr raumplanerische Abwaumlgungenim Zusammenhang mit kommunalen Entscheidungsgremien zu sehen sind28

Die Publikationen aus der Kategorie Landschaftsplanung sind der Thematik dieser Arbeitschon naumlher da sie in einem viel staumlrkeren Maszlige die oumlkologischen Rahmenbedingungen etwa in Form von Schutzflaumlchen in den Planungsprozess integrieren Hier ist schon eine groumlszligere thematische Naumlhe zu den in dieser Arbeit relevanten Projektformen zu erkennen da die Landschaftsplanung sich auch als Beitrag zur Fachplanung versteht welche etwa beim Straszligenbau zum Tragen kommt Insgesamt greift dieser Planungstypus die aufgeworfene Problemlage am besten auf weil hier die Konfliktkonstellation unterschiedlicher Eingriffsformen im Vordergrund steht29 Letztendlich ist aber zu konstatieren dass alle oben genannten theoretischen Zugaumlnge nur ansatzweise fuumlr das eigene Konzept brauchbar sind da sie weder inhaltlich noch methodisch anschlussfaumlhig sind Das inhaltliche bezieht sich darauf dass sich diese Instrumente weitgehend auf formale und rechtliche Aspekte konzentrieren und somit oumlkologische oumlkonomische und soziale Aspekte von Projektarten nicht ausreichend beruumlcksich-tigen Das methodische zielt darauf dass die dort gemachten Aussagen nur unzureichend fuumlr die Ableitung uumlber Abwaumlgungsentscheidungen zwischen unterschiedlichen Eingriffsformen zu gebrauchen sind30

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte PlanungWie oben vermittelt wurde bietet die sbquoklassischersquo Raum- Regional- und Landschaftsplanung so gut wie keine Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die eigene Konzeption Daher stellt sich die Frage ob eine Erweiterung um eine oumlkologische Komponente der beschriebenen Problemkonstellation mit den naturschutzfachlichen Restriktionen einer Schutzflaumlche besser gerecht wird Die Literatur zu diesem Thema wird haumlufig unter solchen Stichworten wie z B sbquooumlkologisch

25 Vgl bspw BOumlKEMANN (1999)26 Siehe Abschnitte 11 und 3327 Vgl bspw SEIFERT (1993)28 Siehe Abschnitt 22129 Vgl bspw AUHAGEN U A (2002)30 Siehe Abschnitt 22

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orientierte Planungrsquo bezeichnet und im Folgenden naumlher erlaumlutert Unter diesem Begriff koumlnnen im Allgemeinen Vorgehensweisen verstanden werden die auf den Ergebnissen der landschafts-oumlkologischen Forschung aufbauen und sie mit anthropogenen raumlumlichen Nutzungsanspruuml-chen sowie gesellschaftlichen Wertvorstellungen in Bezug bringen Damit werden zwei Ebenen angesprochen die zunaumlchst keine Verbindung zueinander haben naumlmlich Oumlkologie und Planung So ist die Oumlkologie mit ihren Unterdisziplinen lediglich auf die Beschreibung und Erklaumlrung von natuumlrlichen Strukturen und Funktionen ausgerichtet ohne eine eigene Handlungsaufforderungen zu enthalten Dem steht die Planung gegenuumlber welche einen stufenweisen Entscheidungsprozess darstellt und auf normative Wertvorstellungen aufbaut wie z B der Erhaltung des Naturerbes Beide Ebenen sind jedoch nicht von vornherein getrennt und muumlssen erst durch die oumlkologische Planung zusammengefuumlhrt werden So haben sie etwa hinsichtlich der Entwicklung von normativen Planungszielen einen Beruumlhrungspunkt da die Fundierung solcher Aussagen nicht ohne die Erkenntnisse aus der Oumlkologie moumlglich ist was sich z B auf die Populationsgroumlszlige einer vom Aussterben bedrohten Art bezieht31

Dennoch existieren Publikationen welche uumlber eine solch allgemeine Sichtweise hinaus-gehen und sogar versuchen auszliger-oumlkologische Gesichtspunkte in den Planungsprozess zu integrieren So gibt es bspw eine Handreichung zur Operationalisierung des Nachhaltigkeits-prinzips in der Regionalplanung die hier kurz vorgestellt wird Beginnend mit einer Definition von Nachhaltigkeit und der Abgrenzung der rechtlichen Rahmenbedingungen wird das methodische Vorgehen in Hinblick auf die Operationalisierung der Ziele einer nachhaltigen Regionalplanung erlaumlutert Dabei wird u a auf die Schwerpunktsetzung der oumlkologischen Nachhaltigkeitsdimension hingewiesen und es werden die Anforderungen formuliert die bei der Auswahl von Indikatoren fuumlr die Beurteilung hinsichtlich der Zielerreichung relevant sind Einen groszligen Teil der Abhandlung nimmt die Konkretisierung der schutzgutbezogenen Aspekte ein etwa in Bezug auf die biologische Vielfalt oder das Landschaftsbild Einen ebenso weiten Raum umfasst die Erlaumluterung der nutzungsbezogenen Aspekte was sich bspw auf die Landwirtschaft oder den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe bezieht Fuumlr alle schutzgut- und nutzungsbezogenen Aspekte werden jeweils eine allgemeine Problemstellung des Aspektes eine Spezifizierung des naturwissenschaftlichen Hintergrundes sowie eine Handlungsempfeh-lung fuumlr die Regionalplanung geliefert Des Weiteren wird in dieser Abhandlung die Notwendig-keit vermerkt weitere Akteursgruppen einzubeziehen die nicht in den unmittelbaren Einflussbereich der Regionalplanung fallen wie etwa private Haushalte Auch wird betont dass die gesamte Vorgehensweise nicht fuumlr jede Region gleichermaszligen anwendbar ist und es demnach einer teilraumlumlichen Differenzierung der Nachhaltigkeitsziele bedarf Zusammenfas-send werden generelle Handlungsempfehlungen fuumlr eine nachhaltige Regionalplanung formuliert was sich konkret in der Definition von Pruumlfkriterien darstellt bspw in Hinblick auf oumlkologische Grundregeln32

Die Literatur welche sich mit der oumlkologischen Ausrichtung von Raumplanung beschaumlf-tigt liefert kaum brauchbare Elemente fuumlr diese Arbeit Diese Abhandlungen beinhalten viele Instrumente und Methoden mit denen die oumlkologischen Auswirkungen innerhalb verschiede-ner Arten von Raumnutzung untersucht werden Sie sind jedoch in Hinblick auf die Entschei-dung zwischen diesen Projektformen kaum verwendbar Allenfalls der Hinweis auf diegrundsaumltzliche Trennung der Bereiche in Oumlkologie und Planung weist in die Richtung dereigenen Arbeit So bezieht sich die Deskription der Umwelteffekte von Eingriffsformen auf die Darstellung oumlkologischer Zusammenhaumlnge die Heranziehung von normativen Elementen findet

31 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 15-1932 Vgl bspw ARL (2000)

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sich in Form der anschlieszligenden Bewertung (sbquogering-mittel-hochrsquo) wieder33 Dagegen bietet die Erweiterung der oumlkologischen Ausrichtung von Planung auf eine nachhaltige Perspektive mit der vorgestellten Publikation schon mehr Impulse fuumlr die konzeptionelle Entwicklung der eigenen Arbeit Dies zeigt sich in erster Linie an der Gegenuumlberstellung der oumlkologischen schutzgutbezogenen und den auszliger-oumlkologischen nutzungsbezogenen Aspekten Eine aumlhnliche Trennung findet sich auch in dem eigenen Modell was sich in der Definition der Analysekriterien einerseits und der Analyse der Nutzungsinteressen andererseits manifestiert Auch innerhalb des Bereiches der Eingriffsarten finden sich Merkmale der vorgestellten Vorgehensweise wieder So wird ebenfalls fuumlr ausgewaumlhlte Projektformen zunaumlchst ein Uumlberblick der wichtigsten Eigenschaften geboten auf dem dann die ausfuumlhrliche Erlaumluterung der spezifischen oumlkologi-schen Hintergruumlnde folgt34 Auch die Schwerpunktsetzung auf die oumlkologische Nachhaltigkeits-dimension wird in dem eigenen Konzept aufgegriffen weil soziale und oumlkonomische Aspekte sich auf eine konkrete Weise nur begrenzt mit der Regionalplanung sinnvoll verbinden lassen35

Dagegen sind bzgl der Abwaumlgungsproblematik bei unterschiedlichen Nutzungsinteressen und moumlgliche Loumlsungsansaumltze so gut wie keine Hinweise aus den genannten Quellen fuumlr die eigene Arbeit zu entnehmen

Nachhaltige Raum- und RegionalentwicklungDie Diskussion uumlber eine nachhaltige Raumentwicklung hat maszliggeblich an Intensitaumlt zugenommen seit Mitte der 1990er Jahre in der Politik auf internationaler und nationaler Ebene dieses Thema aufgegriffen wurde Dabei erhoumlht sich die Komplexitaumlt der Thematik dadurch dass neben dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung das Ziel von gleichwertigen regionalen Lebensbedingungen angestrebt wird Mit der Beschreibung dieses Spannungsverhaumlltnisses wird auch einraumlumt dass eine Reihe von raumlumlichen Konflikten existiert Aus dieser Vielzahl von Konfliktkonstellationen treten haumlufig drei Arten in Erscheinung fuumlr die jeweils kurz die Problemlage sowie moumlgliche Loumlsungsansaumltze umrissen werden1 Agglomerationsraumlume Diese Gebiete zeichnen sich oftmals durch eine hohe oumlkonomische

Dynamik aus was haumlufig in Konflikt geraumlt mit einem oumlkologischen Ziel etwa der Verringe-rung des Energieaufwandes sowie einer abgestimmten Arbeitsteilung zwischen Kernstaumld-ten und Umland Selbst in Zeiten des Ruumlckganges des Wirtschaftswachstums kommt es zu einem Anstieg der Flaumlcheninanspruchnahme sowie des motorisierten IndividualverkehrsLoumlsungsansaumltze fuumlr diese Problematik liegen in einer houmlheren Dichte Mischung und Poly-zentralitaumlt der Nutzungsarten

2 Verkehrskorridore Sowohl der Nahverkehr innerhalb der Staumldte wie auch der Fernverkehr zwischen den Staumldten fuumlhren zu hohen Umweltbelastungen die in erster Linie durch den Transport auf der Straszlige verursacht werden Dabei ist die Fahrleistung im Guumlter- und Per-sonenverkehr dort am houmlchsten wo Nah- und Fernverkehr aufeinander treffen Diese Knotenpunkte gelten insbesondere auf europaumlischer Ebene als wichtige Standortvorteile fuumlr Unternehmen um ihre Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte besser zu erreichen Als we-sentliche Loumlsungsstrategien fuumlr diesen Bereich werden ebenfalls eine dezentrale Konzent-ration auf siedlungsstrukturell tragfaumlhigere Orte sowie einer Verkehrsvermeidung bzw Verkehrsverlagerung erachtet

3 Laumlndliche Raumlume Zunaumlchst ist festzustellen dass es den laumlndlichen Raum i S eines Stadt-Land-Gegensatzes mustertypisch nicht gibt sondern eine Vielfalt an Varianten mit unter-schiedlichen raumlumlichen Konfliktpotenzialen existiert Gleichwohl erfuumlllen alle Arten von

33 Siehe Abschnitte 313 und 434 Siehe Abschnitt 435 Siehe Abschnitt 223

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laumlndlichen Gebieten eine Art Ausgleichfunktion fuumlr Ballungsraumlume wie etwa in Form der Naherholung der Sicherstellung der Wasserversorgung oder der Erhaltung der Artenviel-falt Bei der nachhaltigen Entwicklung solcher Areale gilt es das Prinzip der dezentralen Konzentration anzuwenden wonach die wirtschaftlichen Aktivitaumlten auf zentrale und tragfaumlhige Orte und Ortskerne beschraumlnkt werden Auf diese Weise koumlnnen Flaumlchen einge-spart und Landschaften in ihrer oumlkologischen Funktionsfaumlhigkeit erhalten werden36

Als konzeptioneller Kern einer nachhaltigen Regionalentwicklung wird die Sicherstellung einesakzeptablen Wohlstandsniveaus fuumlr die regionale Bevoumllkerung erachtet welches auch fuumlr die kuumlnftigen Generationen erhalten bleiben muss Wie hoch dieses Niveau genau sein soll wird jedoch nicht definiert Allerdings wird eingeschraumlnkt dass es nicht in Konflikt mit der globalen Nachhaltigkeit geraten darf Im Rahmen dieser Vorgabe wird jeder Region zugestanden einen individuellen Weg bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu waumlhlen Demnach fuumlhrt die Summe dieser Wege langfristig zu einer nachhaltigen Entwicklung was allerdings nicht weiter begruumlndet wird Realistischerweise wird jedoch eingestanden dass es moumlglicherweise noumltig ist das Wohlstandsniveau in einzelnen Regionen zu reduzieren Bei der Umsetzung eines solchen regionalen Nachhaltigkeitskonzeptes muumlssen bestimmte Besonderheiten beachtet werden die im Folgenden knapp erlaumlutert werden1 Offenheit Regionen sind offene Systeme die in einer Interaktion mit anderen Regionen

stehen Da globale Entwicklungen in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich wirken muumlssen regionale Nachhaltigkeitskonzepte immer im Zusammenhang mit anderen Regio-nen gesehen werden

2 Identitaumlt Regionen zeichnen sich durch eine regionale Identitaumlt aus welche die Orientierung auf ein gemeinsam definiertes Kollektivwohl erleichtert Besonders wichtig sind dabei informale regionale Institutionen mit denen dann konkrete Projekte und Maszlig-nahmen besonders wirkungsvoll gefoumlrdert werden koumlnnen

3 Rahmenbedingungen Weiterhin gilt es die regionalen Rahmenbedingungen zu beachtenund zu nutzen was sich etwa auf die Bevoumllkerungsdichte den Bildungsstand die Wirt-schaftsstruktur oder das kulturelle Selbstverstaumlndnis bezieht Darauf basierend koumlnnen Regionen im Vergleich zur lokalen Ebene ihre Groumlszlige sbquoausspielenrsquo und Projekte und Maszlig-nahmen in Hinblick auf Stoffkreislaumlufe und Wertschoumlpfungsketten realisieren37

Das Konzept der nachhaltigen Raumentwicklung ist gekennzeichnet durch ein hohes Maszlig an Abstraktheit was seine praktische Umsetzung betrifft Lediglich in Ansaumltzen ist erkennbar wo verwertbare Momente fuumlr das eigene Modell vorliegen So wird auch in diesem Fall die generelle Problematik von raumlumlichen Konflikten thematisiert was jedoch auf einem sehr allgemeinen Niveau geschieht konkrete Hilfen fuumlr das eigene Konzept sind daraus nicht abzuleiten Auch stellt sich dieser theoretische Zugang als ein thematisch sehr weit gefaumlcherter Bereich (wie oben bei der dargestellten Raumplanung schon zu sehen war) dar wie mit den Aspekten Agglomera-tionsraumlume Verkehrskorridore und laumlndliche Raumlume deutlich wurde Allenfalls der letzte Aspekt kann aufgrund seiner houmlheren oumlkologischen Relevanz noch ansatzweise mit der Themenstel-lung dieser Arbeit in Verbindung gebracht werden Somit bietet auch die nachhaltige Raumentwicklung weder methodische noch inhaltliche Komponenten fuumlr die Konzeption des eigenen Modells

Aumlhnlich ist die Situation beim Thema nachhaltige Regionalentwicklung wobei sich an einigen Punkten schon eher ein Bezug zu den in der eigenen Arbeit aufgegriffenen Aspekten herstellen laumlsst So spielen auch hierbei die spezifischen Eigenschaften einer Region eine groszlige Rolle was sich vor allem bei dem in dieser Arbeit aufgegriffenen Fallbeispiel zeigt Es wird

36 Vgl BBR (1998) I72-12637 Vgl bspw THIERSTEINWALSER (2000) 80f

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besonders deutlich dass Region nicht gleich Region ist sondern sowohl die oumlkologischen Rahmenbedingungen als auch die auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen sich ganz entscheidend bei der Anwendung des eigenen Modells auswirken Insgesamt uumlberwiegt bei beiden vorgestellten Konzepten das Manko das sie uumlber eine Beschreibung der Problemlage und der stichwortartigen Praumlsentation von Loumlsungsbegriffen nicht hinauskommen Nicht zuletzt fehlt beiden Forschungsrichtungen der oumlkologische Charakter in Hinblick auf die Groszligflaumlchigkeit einer Schutzzone welche die raumlumliche Grundlage der eigenen Arbeit darstellt38

Regionalwirtschaftliche Entwicklung und Relevanz von SchutzgebietenRegionale Bezuumlge finden sich auch in Publikationen welche die auszliger-oumlkologischen Aspekte von Schutzflaumlchen aufgreifen So findet sich in den Richtlinien der zustaumlndigen Dachverbaumlnde ein entsprechender Hinweis welcher eine solche thematische Verbindung herstellt bdquoSchutzge-biete sind keine isolierten Einheiten sie sind in oumlkologischer wirtschaftlicher politischer und kultureller Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt Aus diesem Grund muumlssen Planung und Management von Schutzgebieten in die Regionalplanung eingebettet sein und daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung seitens der Landesplanung erfahrenldquo39 Aufgrund dieser und weiteren Aussagen aus dieser Quelle lassen sich jedoch keine handhabbaren Loumlsungsansaumltze fuumlr die aufgezeigte Problemlage ableiten

Dennoch gibt es eine Reihe von Arbeiten welche diese Thematik ausfuumlhrlich behandeln Diese Art der detaillierten Auseinandersetzung bezieht sich haumlufig jedoch auf konkrete Beispiele so dass sich daraus ebenso wenig brauchbare Anknuumlpfungspunkte fuumlr die eigene Arbeit herstellen lassen Exemplarisch wird etwa das Schutzareal bdquoFlusslandschaft Elbeldquo analysiert in dem die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Projektarten aus den Bereichen Wasser- Land-und Forstwirtschaft Verkehr und gewerbliche Wirtschaft zu einer Vielzahl von Konfliktkonstellationen fuumlhrt Die in diesem Beispiel vorgeschlagenen Loumlsungswege zeichnen sich dadurch aus dass sie weitgehend auf die spezifischen Rahmenbedingungen dieses Falles ausgerichtet sind So wird bspw als Beitrag zur Loumlsung der Konfliktsituation bzgl der Verkehrsbelastung vorgeschlagen den Schienen- gegenuumlber den Straszligenverkehr baulich zu bevorzugen Dies geht einher mit einer Staumlrkung der oumlffentlichen gegenuumlber den individuellen Transportsystemen Auf diese Weise soll das Mobilitaumltsbeduumlrfnis der Wohnbevoumllkerung und der Besucher befriedigt und gleichzeitig die Belastung der Schutzzone aufgrund von Schadstoffen des Straszligenverkehrs verringert werden40 Hier laumlsst sich nur ansatzweise ein Bezug zu der Vorgehensweise in der eigenen Arbeit entdecken da ebenfalls die Bereiche Schienen- und Straszligenverkehr sowie Tourismus eine groszlige Rolle spielen Die in dem eigenen Modell zu diesen Aspekten gemachten Aussagen gehen tendenziell in die gleiche Richtung wie sie in dem beschriebenen Beispiel angefuumlhrt wurden Allerdings bleibt festzuhalten dass sich aus der genannten Publikation aufgrund der Beschraumlnkung auf die Beschreibung eines Fallbeispielskeine allgemeinguumlltigen Handlungsanweisungen oder dergleichen fuumlr aumlhnlich gelagerte Faumllle zu entnehmen sindJedoch gibt es auch Literatur welche sich auf einer mehr theoretischen Ebene mit den auszliger-oumlkologischen Bedingungen von Schutzarealen auseinandersetzt und somit moumlglicher-weise anschlussfaumlhigere Prinzipien fuumlr das eigene Konzept bietet So wird bspw im Zusammen-hang mit der Schutzkategorie Biosphaumlrenreservate das Drei-Zonen-Modell eingefuumlhrt welches im Kern auf die Abstufung der Schutz- und Entwicklungsfunktion eines solchen Gebietes zielt Demnach ist die Kernzone ausschlieszliglich fuumlr den Schutz der natuumlrlichen Oumlkosysteme vorgese-hen die Uumlbergangszone erfuumlllt eine Puffer- und Pflegefunktion und die Entwicklungszone

38 Siehe Abschnitte 221 und 639 EUROPARCIUCN (2000) 1840 ARL (1997)

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schlieszliglich darf intensiv anthropogen genutzt werden bzw stellt den Siedlungsbereich dar Andere theoretische Grundlagen stellen die regionalen Managementinstrumente dar welche der Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Regional- und Landesentwicklung dienen Eine typische Unterkategorie ist dabei bspw das Interessen- und Potenzialmanagement das die Abstimmung der Interessen und Potenziale der beteiligten Akteure in einem Schutzter-rain thematisiert41 Das Drei-Zonen-Modell stellt einen sehr praktikablen Ansatz fuumlr die Verwaltung von Schutzflaumlchen dar weil auf diese Weise potenziell konflikttraumlchtige Nutzungs-formen raumlumlich leicht getrennt werden koumlnnen Diese Vorgehensweise funktioniert jedoch nur wenn die zu schuumltzende Kernzone nur ein relativ geringes Ausmaszlig annimmt Die in der Ausgangssituation in Abschnitt 11 beschriebenen naturschutzfachlichen Herausforderungenzeichnen sich aber gerade dadurch aus dass sie groumlszligere Areale erfassen welche dann nicht einfach wieder sbquounterzoniertrsquo werden koumlnnen Die Funktionsweise der erwaumlhnten Management-instrumente klingt zunaumlchst einleuchtend offenbart aber bei naumlherer Uumlberpruumlfung ebenfalls Schwaumlchen So bleibt es bspw bei dem genannten Interessen- und Potenzialmanagement aumluszligerst vage wie eine Anwendung in der Praxis aussehen soll Im Kern trifft dies die Problematik der Abwaumlgungsentscheidung zwischen unterschiedlichen Nutzungsformen in einem Schutzgebiet zu der jedoch keine konkrete Hilfestellung geliefert wird

In diesem Abschnitt wurden bisher Konzepte praumlsentiert die darauf ausgerichtet sind die oumlkologischen Eigenschaften von Schutzzonen gegenuumlber auszliger-oumlkologischen sbquoBegehrlichkeitenrsquo zu verteidigen bzw diese nur unter bestimmten Bedingungen zuzulassen Diese Denkweise zielt substanziell auf die sbquoGeschaumlftsgrundlagersquo dieser Arbeit naumlmlich der Annahme dass die Ausweisung von Schutzterrains die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsformen massiv erschweren koumlnnte Hintergrund dieser Uumlberlegung wiederum ist die Auffassung dass auf diese Weise insbesondere die oumlkonomische Entwicklung und damit etwa die Schaffung von Arbeitsplaumltzen kaum noch moumlglich ist Der Vollstaumlndigkeit halber ist jedoch zu erwaumlhnen dass theoretisch auch eine umgekehrte Perspektive denkbar ist wie sie im Folgenden beschrieben wird So koumlnnte es sein dass gerade durch die Ausweisung von Schutzflaumlchen sich positive regionalwirtschaftliche Effekte ergeben und somit die Grundsatzproblematik dieser Arbeit erheblich entschaumlrft wird Uumlberspitzt formuliert stellt sich die Frage ob nicht im Extremfall die Deklaration von Schutzflaumlchen in einem groszligen Umfang das oumlkonomische Nonplusultra bedeutet So wird bspw geschaumltzt dass aufgrund dieser Form der oumlkonomischen Nutzung der kanadischen Schutzgebiete jaumlhrlich 46 Mrd euro an Bruttoinlandsprodukt erwirtschaft wird 159000 Arbeitsplaumltze gesichert und 18 Mrd euro an Steuereinnahmen generiert werden42 Auch fuumlr Natura-2000-Gebiete gibt es Untersuchungen die in einigen Fallstudien positive wirtschaftli-che Auswirkungen fuumlr die betroffene Region feststellen koumlnnen Begruumlndet werden diese Folgen haumlufig damit dass vor allem touristische und landwirtschaftliche Produkte die speziell auf die regional-natuumlrlichen Bedingungen abgestimmt sind von dieser Entwicklung profitieren Dagegen sind aufgrund der Ausgaben fuumlr die Einrichtungen und Erhaltung der Schutzzonen selbst kaum regionalwirtschaftliche Vorteile zu erwarten43 44 Die grundsaumltzliche Moumlglichkeit fuumlr diese wenn auch haumlufig schwach positiven regionaloumlkonomischen Ergebnisse ist nicht zu bestreiten Es sind jedoch zwei Einwaumlnde vorzubringen welche im Einzelfall zum Tragen kommen So wird eingestanden dass quantitative Modellrechnungen fuumlr die Analyse solchkomplexer Sachverhalte methodisch problematisch sind weil die Annahmen uumlber die

41 Vgl HAMMER (2003)42 Vgl IUCN (1998) ix43 Vgl GETZNER U A (2001) 169-172 vgl IUCN (1998)44 Hinsichtlich einer umfassenden oumlkonomischen Bewertung von Schutzgebieten i S des Total Economic Value-

Konzeptes sowie der damit verbundenen methodischen Schwierigkeiten vgl IUCN (1998) 11-13

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zukuumlnftige Entwicklung und die Handlungen der politischen Akteure in der Region nur schwierig abzuschaumltzen sind45 Daruumlber hinaus ist auch ganz grundsaumltzlich einzuwenden dass es Gruumlnde fuumlr die Realisierung von Projektarten gibt die uumlber eine oumlkonomische Betrachtungs-weise hinausgehen So kann bspw die Umsetzung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen auch energie- bzw klimapolitisch motiviert sein da die Installation von Windkraftanlagen (neben moumlglichen arbeitsmarktpolitischen Positiveffekten) als Beitrag gesehen wird von fossilen Energietraumlgern unabhaumlngiger zu werden bzw die schaumldlichen Emissionen im Rahmen des Umwandlungsprozesses zu vermeiden In solchen Faumlllen koumlnnten die beschriebenen regionaloumlkonomischen Effekte noch so hoch sein sie koumlnnen jedoch nicht dazu beitragen die erwaumlhnten energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen

122 Einzelne Loumlsungsansaumltze

Beispielhafte fallbezogene UntersuchungenDie in Abschnitt 121 beschriebenen Ansaumltze betrachten vereinfacht gesagt die Thematik Raumnutzung aus einer integrativen und allgemeinen Perspektive d h fuumlr ihren Zweck beruumlcksichtigen sie unterschiedliche Nutzungsinteressen und sind auf kein bestimmtes Areal beschraumlnkt Diese Konzepte zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Abstraktheit aus ndash die folgenden Zugaumlnge hingegen zeichnen sich durch ein zu hohes Maszlig an Detailliertheit aus So wird die Problematik anhand einzelner Umweltschutzguumlter und Projektarten wie z B dem Tourismus der Windenergie oder am Beispiel eines bestimmten Areals verdeutlicht wobei es zum ersten Aspekt vergleichsweise viele Publikationen gibt Festzuhalten bleibt dass sich aufgrund der Thematisierung des jeweiligen Einzelfalles kaum verallgemeinbare Schluumlsse ziehen lassen Dennoch ist positiv anzumerken dass solche Untersuchungen die Komplexitaumlt von unterschiedlichen Nutzungsformen unter den oumlkologischen Bedingungen eines Schutzgebietes sehr anschaulich darstellen und damit indirekt auf die Schwierigkeiten fuumlr moumlgliche Loumlsungsan-saumltze hinweisen

So beschaumlftigt sich bspw eine Arbeit mit den touristischen Aspekten von Natura-2000-Gebieten und unterbreitet Vorschlaumlge fuumlr den Umgang mit der Konfliktkonstellation die sich aus dem Zusammentreffen dieser beiden Seiten ergeben Basis dieser Empfehlungen ist eine Befragung von Vertretern unterschiedlichster Institutionen in diesem Gebiet wie etwa den zustaumlndigen Umweltministerien oder den Fremdenverkehrsverbaumlnden Ergaumlnzt werden diese Aussagen durch empirische Informationen welche im Rahmen der Analyse von vier ausgewaumlhl-ten Natura-2000-Gebieten gewonnen wurden Abschlieszligend wurden die Erkenntnisse aus der Befragung der Interessenvertreter und der Bereisung der ausgewaumlhlten Gebiete in einem Expertenworkshop in Hinblick auf moumlgliche Loumlsungsansaumltze diskutiert Daraus entstanden die Forderungen nach einer integrativen Erfassung aller Nutzungsformen einer Ausgestaltung eines partizipatorischen Planungsprozesses sowie die Gewaumlhrleistung des Schutzes und der Sicherung der vereinbarten Ziele der Natura-2000-Gebiete46 Aus dieser Quelle und aumlhnlichen Publikatio-nen lassen sich keine Ideen entwickeln die fuumlr das eigene Modell von Bedeutung sein koumlnnten Dies liegt hauptsaumlchlich daran dass diese Arbeiten keine handhabbaren Elemente beinhalten wie die ausfuumlhrlich dargelegte Konfliktkonstellation geloumlst werden kann Die erwaumlhnten Loumlsungsansaumltze helfen nicht weiter da sie aumluszligerst abstrakt gehalten und somit fuumlr eine praktikable Umsetzung ungeeignet sind Allerdings kommt diese Untersuchung der eigenen Arbeit in dem Punkt sehr nahe welche die naturschutzfachlichen Bedingungen dieses

45 Vgl GETZNER U A (2001) 16946 Vgl bspw BFN (2005c)

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Schutzterrain thematisiert Dies bezieht sich auf die Bandbreite an Umweltschutzguumltern welche durch die touristischen Aktivitaumlten beeintraumlchtigt werden koumlnnen und auch Gegenstand des Analyserasters in diesem Modell ist47

Auch gibt es Abhandlungen welche sich ausfuumlhrlich mit einer bestimmten Konfliktkonstel-lation auseinandersetzen wie es etwa bei der Vogelschlagproblematik von Windkraftanlagen der Fall ist So wird in solchen Studien auf die jeweiligen Beeintraumlchtigungen von Brut- und Gastvoumlgeln eingegangen die bei unterschiedlichen Standorten der Windkraftgeneratoren zu beobachten sind Diese Ergebnisse werden in Hinblick auf die Relevanz der ProblembereicheKollisionsrisiko Barrierewirkung und der Stoumlrung der Avifauna interpretiert Darauf basierend werden Empfehlungen fuumlr die Standortplanung von Windkraftanlagen unterbreitet um das Konfliktpotenzial zu verringern48 Diese Art von Untersuchung ist fuumlr die geschilderte Problem-lage sinnvoll kann sich jedoch in dieser Detailliertheit verstaumlndlicherweise nur auf eine Konfliktkonstellation (von vielen) beschraumlnken In Bezug auf die eigene Arbeit wird in der oben zitierten Studie nur das konfliktlastige Nutzungsinteresse Windkraftanlagen gegenuumlber demeinen Analysekriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgut TierePflanzenldquo betrachtet Aus dieser sbquoGegenuumlberstellungrsquo werden die wesentlichen Erkenntnisse in komprimierter Form in die eigene Arbeit uumlbernommen was aber insgesamt nur einen kleinen Teil ausmacht49 So muss aufgrund der methodischen Vorgehensweise des eigenen Modells auch fuumlr alle anderen aufgestellten Pruumlfmerkmale eine kurze Analyse in Hinblick auf die Relevanz fuumlr Windkraftanla-gen erfolgen Andersherum ist es auch zu sehen dass fuumlr das Untersuchungskriterium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bzw Voumlgel im Allgemeinen eine sbquoGegenuumlberstellungrsquo mit den uumlbrigen elf konfliktlastigen Eingriffsformen zu erfolgen hat50

Schlieszliglich existiert bspw eine Untersuchung zu Formen Konkurrenzen und Konflikten von raumlumlicher Nutzung die sich auf das Gebiet der Jademuumlndung an der niedersaumlchsischen Nordseekuumlste konzentriert Diese Fallstudie beschreibt u a 14 typische Nutzungsformen in diesem Gebiet wie bspw den Natur- und Landschaftsschutz oder die Fischerei bzw Aquakultur Daruumlber hinaus werden fuumlr diese 14 Eingriffsarten die jeweiligen Nutzungskonkurrenzen analysiert wie sie z B zwischen der Landwirtschaft und der Denkmalpflege bestehen Des Weiteren werden zwei ausgewaumlhlte Nutzungskonkurrenzen vertieft untersucht was sich auf die Ansiedlung eines Chemiewerkes und der Begradigung des Jadefahrwassers bezieht Schlieszliglich werden Loumlsungsvorschlaumlge unterbreitet auf welche Weise das raumlumliche Konfliktpotenzial in diesem Areal gemindert werden kann indem die grundsaumltzlichen Optionen jeder einzelnen Eingriffsart beleuchtet werden51 Diese Fallstudie kommt insgesamt der Problemkonstellation und dem Loumlsungsansatz der eigenen Arbeit schon relativ nahe liefert dennoch nur wenige Punkte die sich fuumlr das eigene Vorhaben fortentwickeln lassen Dies bezieht sich auf die Breite des Spektrums an Eingriffsformen und deren jeweiligen Komplexitaumlt wie sie auch in der Analyse der zwoumllf ausgewaumlhlten Projektarten geschieht52 Allerdings bietet sie keine allgemeinen Ruumlckschluumlsse wie bei aumlhnlichen Problemlagen in anderen Gebieten vorgegangen werden sollte Eine Beruumlcksichtigung aller moumlglichen Nutzungsarten sowie eine faumlcheruumlbergreifende Bearbeitung finden nur ansatzweise statt oder die Untersuchung ist nur auf eine bestimmte Region ausgerichtet

47 Siehe Abschnitt 3348 Vgl bspw REICHENBACH (2003)49 Siehe Abschnitt 41250 Siehe Abschnitt 13251 Vgl bspw KERBECK (1989)52 Siehe Abschnitt 4

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Naturschutzfachliche PlaumlneAndere fallbezogene Instrumente bilden naturschutzfachliche Plaumlne wie etwa der National-parkplan fuumlr die Vorpommersche Boddenlandschaft Basierend auf der Definition eines allgemeinen Leitbildes fuumlr Nationalparke und den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen werden zunaumlchst allgemeine Daten beschrieben was sich z B auf die Lage und Groumlszlige dieses Nationalparks bezieht Einen groszligen Teil in solchen Publikationen nimmt danach die Konkreti-sierung der Leitlinien und Entwicklungsziele fuumlr diese Schutzflaumlche ein was oumlkologische Aspektethematisiert wie bspw den Wasserhaushalt und die Gewaumlsser Daneben werden aber auch auszliger-oumlkologische Projektformen problematisiert die damit in Zusammenhang stehen was sich z B in der Eroumlrterung der Implikationen fuumlr die Fischereiwirtschaft darstellt Schlieszliglich wirdauch ganz grundsaumltzlich die Einbindung des Nationalparks in die Region diskutiert was etwa auf die moumlglichen Kooperationsstrukturen oder die Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zielt53

Andere umweltfachliche Planungsinstrumente fokussieren sich auf ein bestimmtes Um-weltschutzgut in einem Gebiet was z B beim Bewirtschaftungsplan Oker der Fall ist Diese Konzepte konzentrieren sich in einem noch viel staumlrkeren Maszlige als die vorangegangenen Plaumlne auf bestimmte geographische und umweltschutzfachliche Gesichtspunkte So werden die in dem Gebiet der Oker (Niedersachsen) vorhandenen Raumnutzungsanspruumlche beschrieben wie dies z B fuumlr den Bereich Bodenabbau und Abfallwirtschaft geschieht Daneben wird sich mit den hydrologischen Aspekten in diesem Schutzareal auseinandergesetzt was konkret die Entstehung der natuumlrlichen Wasservorkommen die Untersuchung der Gewaumlsserbeschaffenheit sowie die weiteren gewaumlsserbezogenen Nutzungenarten umfasst In einem weiteren Teil wird die Konfliktkonstellation zwischen Wasser und seiner Nutzung aufgegriffen was im Einzelnen die Definition von Nutzungsklassen fuumlr Wasser wie auch fuumlr die Wasserverbraucher sowie die Erarbeitung von wasserbaulichen Maszlignahmen beinhaltet54

Noch spezieller sind naturschutzfachliche Managementplaumlne wie sie z B in Natura-2000-Gebieten vorgeschrieben sind und im Wesentlichen aus folgenden Kerninhalten bestehen Bezogen auf die jeweiligen Schutzobjekte des betroffenen Gebietes sind ihre Erhaltungsziele zu konkretisieren sowie deren Einhaltung zu gewaumlhrleisten und fortzuentwickeln In einem Standartbogen sind dann die Schutzobjekte in Form von Lebensraumtypen sowie Pflanzen- und Tierarten zu spezifizieren Auf dieser Basis muumlssen in diesem Managementplan die Erhaltungs-maszlignahmen festgelegt werden um die Erhaltungsziele der definierten Schutzobjekte umzusetzen Typischerweise bestehen solche Managementplaumlne aus einer Lebensraum- einer Habitat- und einer Erhaltungsmaszlignahmenkarte um die genannten Informationen ergaumlnzend graphisch darzustellen Weitere Bestandteile sind bspw Vorschlaumlge fuumlr das Monitoring der Umsetzung oder etwa Literaturangaben55 56

Alle drei oben skizzierten konzeptionellen Zugaumlnge zeichnen sich dadurch aus dass sie schwerpunktmaumlszligig die oumlkologischen Restriktionen eines untersuchten Gebietes thematisieren wogegen den auszliger-oumlkologischen Aspekten ein geringeres Gewicht zugemessen wird Durch die Beschreibung der Konfliktkonstellation zwischen den naturschutzfachlichen Bedingungen und den oumlkonomischen Aspekten wird auf diese Problematik aufmerksam gemacht eine Loumlsungsstrategie i S einer integrativen Perspektive wird jedoch bestenfalls ansatzweise geboten Neben diesen eher inhaltlich begruumlndeten Defiziten zeigt aber auch das methodische Vorgehen der praumlsentierten Konzepte dass sie in Hinblick auf die formulierte Fragestellungen der eigenen Konzeption wenig zu gebrauchen sind Zwar handelt es sich bei den vorgestellten

53 Vgl bspw LFGMV (2002)54 Vgl bspw BEZIRKSREGIERUNG BRAUNSCHWEIG (1988)55 Vgl Art 2 i V m Art 6 FFH-RL56 Vgl bspw BLWF (2003)

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Plaumlnen lediglich um austauschbare Beispiele so dass ein Nationalparkplan ein Bewirtschaf-tungsplan und ein Managementplan fuumlr andere Areale in Deutschland aumlhnlich aufgebaut waumlren Aber selbst bei Ausblendung dieser fallspezifischen Unterschiede und einer Betrachtung des sbquomethodischen Geruumlstesrsquo sind keine fuumlr die eigene Arbeit verwertbaren Elemente zu erkennen Dieses Manko bezieht sich im Wesentlichen auf die Problematik von Abwaumlgungsentscheidun-gen zwischen oumlkologischen und auszliger-oumlkologischen Aspekten aber auch innerhalb des auszliger-oumlkologischen Bereiches selbst

Integriertes KuumlstenzonenmanagementEin anderer theoretischer Zugang zu dem Forschungsvorhaben bietet das Konzept zum Integrierten Kuumlstenzonenmanagement welches ebenfalls die Problematik unterschiedlicher Nutzungsformen aufgreift die in der Kuumlstenregion besonders stark zum Tragen kommt So zeichnen sich die Kuumlstengebiete weltweit oftmals durch ein starkes Bevoumllkerungswachstum aus bei einer gleichzeitig erhoumlhten Zunahme der lokalen und globalen Umweltbelastungen bspw durch Uumlberbeanspruchung von natuumlrlichen Ressourcen Viele dieser Gebiete sind auch aus oumlkonomischer Perspektive relevant da vor allem sbquowassernahersquo Wirtschaftszweige wie z B Tourismus Fischerei oder Verkehrswirtschaft (Haumlfen Schifffahrtswege) von groszliger gesamtge-sellschaftlicher Bedeutung sind Das o g Konzept greift die skizzierte Problemkonstellation auf und versteht sich allgemeinen als einen dynamischen und kontinuierlichen Prozess durch den das nachhaltige Kuumlstenmanagement gefoumlrdert werden soll Die zentrale Komponente ist dabei die Integration von unterschiedlichsten Perspektiven wie z B Nachhaltigkeitszielen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Instrumenten (bspw Kommunikation Partizipation der Beteiligten) Komponenten des Zielgebietes (terrestrisch maritim) Raumebenen (lokal regional) sowie Zeitebenen (kurzfristig langfristig)57 58 59

Dieser Ansatz ist allerdings nur bedingt fuumlr das eigene Vorhaben geeignet was zunaumlchst daran liegt dass naturgemaumlszlig die maritimen Rahmenbedingungen eine herausragende Rolle spielen dies aber fuumlr die eigene Arbeit allenfalls von untergeordneter Bedeutung ist Insgesamt ist festzustellen dass das Konzept des Integrierten Kuumlstenzonenmanagement zumindest in Deutschland (noch) nicht ausgereift ist Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf im For-schungsbereich da es bisher nur einige Ansaumltze gibt welche isoliert nebeneinander stehen So werden lediglich allgemeine Prinzipien die Notwendigkeit fuumlr ein Integriertes Kuumlstenzonenma-nagement und politische Optionen fuumlr eine solche Strategie dargestellt Auf welche Weise eine operative Umsetzung des Konzeptes aussehen koumlnnte wird jedoch nicht beantwortet bzw es wird wieder auf den angesprochenen Forschungsbedarf verwiesen60 61 Uumlber eine detaillierte Analyse von Nutzungskonflikten in der Kuumlstenregion basierend auf einer Auswertung von praktischen Demonstrationsprojekten kommen die bisherigen Studien nicht hinaus Aus diesen Untersuchungen lassen sich keine allgemeinguumlltigen Orientierungslinien ableiten wie eine naturvertraumlgliche Realisierung auszliger-oumlkologischer Nutzungsinteressen aussehen bzw wie eine Prioritaumltensetzung zwischen konkurrierenden Projektformen erfolgen soll Vielmehr wird eingestanden dass die bisherige Forschung in diesem Bereich oftmals wenig zu der Loumlsung von praktischen Problemen beitraumlgt62

57 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)58 Vgl KANNEN (2000)59 Vgl GLAESER U A (2005)60 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999a)61 Vgl GLAESER U A (2005)62 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (1999b)

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123 Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

UmweltvertraumlglichkeitspruumlfungAls ein etabliertes Instrument zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Eingriffsinteressen gilt die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die jedoch nicht einheitlich definiert ist und aufgrund der Komplexitaumlt des Anwendungsbereiches kein fertiges Umsetzungskonzept darstellt Jedoch kann auf die Legaldefinition gemaumlszlig des Umweltvertraumlglichkeitspruumlfungsgesetzes zuruumlckgegriffen welches im behoumlrdlichen Genehmigungsverfahren fuumlr raumwirksame Projekte die maszliggebli-chen Vorschriften enthaumllt Gemeinsames Merkmal aller Interpretationen der Umweltvertraumlglich-keitspruumlfung ist Beschreibung und Bewertung der voraussichtlichen Auswirkungen von Vorhaben auf die Umwelt Die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist ein unselbstaumlndiger Teil im Rahmen des verwaltungsbehoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens welche uumlber die Zulaumlssigkeit bestimmter Projekte entscheidet Die Notwendigkeit zur Anwendung dieses Verfahrens ergibt sich aus den entsprechenden gesetzlichen Vorgaben und gilt z B fuumlr den Bau von FlugplaumltzenCharakteristisches Merkmal dieses Instrumentes ist die Fruumlhzeitigkeit der Pruumlfung von Umweltwirkungen und die Entscheidung uumlber ein Vorhabens i S der vorsorglichen Vermeidung von Umweltbelastungen anstelle ihrer nachtraumlglichen Beseitigung Dabei bildet innerhalb der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung die Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung den fachwissenschaft-lichen Kern dieses Instrumentes welche die oumlkologischen Auswirkungen des jeweiligen Projektes in der Beziehung Verursacher-Wirkung-Betroffener analysiert Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in einer Umweltvertraumlglichkeitsstudie dargestellt welche somit kein eigenstaumlndiges Instrument der Umweltuntersuchung ist sondern lediglich die Bezeichnung fuumlr die Dokumentation der Umweltvertraumlglichkeitsuntersuchung63 Das gesetzlich strukturierte Verfahren dieses Instrumentes zeichnet sich durch eine Kette von Arbeitsschritten aus die in folgender Reihenfolge aufgebaut sind und fuumlr alle Beteiligte als Arbeitsgrundlage dient1 Vorpruumlfung Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr das betroffene Vorhaben eine gesetzliche

Anwendung dieses Instrumentes zutrifft Dies kann sich auf bestimmte namentliche ge-nannte Vorhaben beziehen oder solche die bestimmte Kriterien erfuumlllen wie z B Groumlszlige

2 Untersuchungsrahmen Ist die vorherige Frage positiv beantwortet wird von der Genehmigungsbehoumlrde festgelegt welche einzelnen oumlkologischen Aspekte im Zusam-menhang mit dem beantragten Projekt relevant sind

3 Hauptpruumlfung In diesem Arbeitsschritt sind die gemaumlszlig Untersuchungsrahmen definierten umweltrelevanten Auswirkungen des Vorhabens zu ermitteln was in der Umweltvertraumlg-lichkeitsstudie zusammengefasst wird

4 Beteiligungsverfahren Nach Pruumlfung der behoumlrdlich geforderten Unterlagen auf Vollstaumlndigkeit sind andere Fachbehoumlrden sowie die Oumlffentlichkeit in diesen Prozess ein-zubinden Dies geschieht indem diesen Institutionen im Rahmen einer Anhoumlrung Gele-genheit gegeben wird sich zu dem Projekt zu aumluszligern

5 Bewertung Die Genehmigungsbehoumlrde erstellt in Verbindung mit den Stellungnahmen aus der Anhoumlrung eine zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens Auf dieser Basis werden die oumlkologischen Effekte in Hinblick auf ihre Erheblich-keit bewertet

6 Entscheidung In diesem Arbeitsschritt wird uumlber die Zulaumlssigkeit des Projektes entschie-den was u U auch eine Teilgenehmigung oder eine Genehmigung unter Auflagen bedeu-ten kann64

63 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 68f vgl VS-RL vgl UVPG vgl HODEK (2003a) 185-194 vgl HODEK (2003b) 189-19564 Vgl REUTERBARSCH (2003) 283-285 vgl GASSNERWINKELBRANDT (1997) 33-43 vgl SSUT (1999) 14f

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Flora-Fauna-Habitat-VertraumlglichkeitspruumlfungEin aumlhnliches Verfahren wie die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung welche sich allerdings auf Eingriffsformen konzentriert die im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten geplant sind Die EU-rechtlichen Normen dieses Instrumentes finden ihren Niederschlag im Bundesnaturschutzgesetz welches fuumlr Projekte und Plaumlne des Bundes unmittelbar gilt ansonsten sind die jeweiligen Landesnaturschutzgesetze heranzuziehen Maszliggeblich hierbei sind die spezifischen Erhaltungsziele in solchen Flaumlchen d h es handelt sich um ein gebietsbezogenes Instrument was ein wesentlicher Unterschied zur oben beschriebenen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung ist welche flaumlchendeckend die Umwelt als Ganzes im Blick hat Daher muumlssen u U auch Nutzungsarten gepruumlft werden welche auszligerhalbdes Schutzgebietes liegen von denen aber Fernwirkungen ausgehen koumlnnten Daruumlber hinaus sind die Rechtsfolgen dieser Form der Vertraumlglichkeitspruumlfung wesentlicher strenger als es bei der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung der Fall ist Die Vorgehensweise der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung verlaumluft im Wesentlichen in drei Schritten die wie folgt aussehen1 Vorpruumlfung Es ist zu pruumlfen ob der betroffene Plan bzw das Projekt nach seiner

Eigenschaft die gesetzlichen Kriterien fuumlr eine Hauptpruumlfung erfuumlllt und bei seiner Realisie-rung erhebliche Umweltbeeintraumlchtigungen zu erwarten sind Bei einem positiven Ergeb-nis ist keine weitere Pruumlfung notwendig und das Verfahren ist hiermit weitgehend been-det

2 Hauptpruumlfung Bei einem negativen Ergebnis der Vorpruumlfung ist eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung durchzufuumlhren Diese hat zu untersuchen welche relevanten Wirkungen von dem Vorhaben ausgehen und welche Erhaltungsziele fuumlr das betroffene Gebiet und die dafuumlr maszliggeblichen Bestandteile gelten Des Weiteren ist zu pruumlfen wel-che negativen Veraumlnderungen zu erwarten und wie erheblich diese sind Ist nach diesem Pruumlfschritt das Ergebnis positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden

3 Ausnahmeregelung Bei einem negativen Ergebnis der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglich-keitspruumlfung ist das Vorhaben zunaumlchst abzulehnen Es kann aber ein Ausnahmeverfahren eingeleitet werden dass folgende Bedingungen erfuumlllen muss Fehlen von zumutbaren oder vertraumlglicheren Alternativen Geltendmachung von Ausnahmegruumlnden sowie die Moumlglichkeit der Wiederherstellung der Kohaumlrenz des Natura-2000-Gebietes Ist das Ergeb-nis dieses Pruumlfschrittes positiv kann das Projekt bzw der Plan zugelassen werden ande-renfalls erfolgt eine Ablehnung65 66

Strategische UmweltpruumlfungAn das Instrument der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung knuumlpft methodisch die Strategische Umweltpruumlfung an die sich jedoch u a uumlber Einzelprojekte hinaus durch die Einbeziehung von Plaumlnen und Programmen unterscheidet Hauptmerkmal dieser Methode ist der groumlszligere Umfang bzgl der Dokumentation der Umweltwirkungen Generell ist eine houmlhere Komplexitaumltsebene zu erkennen was sich bspw in der groumlszligeren zeitlichen Dimension darstellt und somit eine sehr fruumlhe Einbindung in den planerischen Entscheidungsprozess bedeutet Daruumlber hinaus unterscheidet sich dieses Instrument im Vergleich zur Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung dadurch dass es kumulative Effekte und Wechselwirkungen der Gesamtheit an Einzelvorhaben erfasst67

Insgesamt ist die Strategische Umweltpruumlfung in einem viel staumlrkerem Maszlige darauf aus den Auswirkungen einer Planung entgegenzuwirken was den Umweltvorsorgegedanken in den Mittelpunkt stellt statt lediglich zu reagieren Umfassender ist bei diesem Instrument auch das

65 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-85 vgl Art 6 III FFH-RL vgl sectsect 32-37 BNatSchG66 Vgl PETERS (2004) 298-30767 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)

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Prinzip der Alternativenpruumlfung so dass es generell als Unterstuumltzung einer nachhaltigen Entwicklung betrachtet werden kann da auf diese Weise die Integration oumlkologischer sozialer und oumlkonomischer Interessen vereinfacht wird68 Die Umsetzung der EU-Richtlinie fuumlr die Strategische Umweltpruumlfung in nationales Recht wurde durch die Neufassung des Umweltver-traumlglichkeitspruumlfungsgesetzes im Jahr 2005 und die Aumlnderung des Baugesetzbuches und des Raumordnungsgesetzes im Jahr 2004 vollzogen Die wesentlichen Merkmale dieses Verfahrens lassen sich wie folgt charakterisieren1 Screening Zunaumlchst ist festzustellen ob fuumlr die fraglichen Plaumlne bzw Programme

uumlberhaupt eine gesetzliche Pflicht zur Anwendung der Strategischen Umweltpruumlfung besteht

2 Scoping In diesem Schritt muss der Umfang und der Detaillierungsgrad der Umweltpruuml-fung festgelegt werden

3 Umweltbericht In diesem Dokument sind die voraussichtlich erheblichen Umweltauswir-kungen der betroffenen Plaumlne bzw Programme zu ermitteln zu beschreiben und zu be-werten Dieses Vorgehen gilt auch fuumlr in Frage kommende Alternativen

4 Monitoring Die erheblichen Auswirkungen bei der Durchfuumlhrung des Planes bzw Programms muumlssen uumlberwacht werden

5 Konsultationen Der Planungs- bzw Programmentwurf der Umweltbericht sowie weitere relevante Unterlagen muumlssen publiziert und die Stellungnahmen der Umweltbehoumlrden und der Oumlffentlichkeit eingeholt werden Alle wichtigen Dokumente der Planungsendpha-se sowie die Erlaumluterung in Hinblick auf die Auswahl der gepruumlften Alternativen muumlssen oumlffentlich bekannt gemacht werden69

Vergleich zwischen den Pruumlfverfahren untereinander und zur eigenen ArbeitIn der Reihe Umwelt- Flora-Fauna-Habitat- und Strategische Umweltpruumlfung besitzen die beiden zuletzt genannten Instrumente die groumlszligte thematische Naumlhe zu dem eigenen Konzept weswegen sie nochmals gesondert beleuchtet werden So zeichnen sich die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und die Strategische Umweltpruumlfung durch folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus1 Zielsetzung Die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung kann als Teilmenge der

Strategischen Umweltpruumlfung aufgefasst werden Erstes ist speziell auf den Fortbestand oder die Wiederherstellung eines guumlnstigen Erhaltungszustandes Zweites ist jedoch all-gemein auf die Sicherung eines hohen Umweltschutzniveaus ausgerichtet

2 Geltungsbereich Sind die gesetzlichen Bedingungen fuumlr eine Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung erfuumlllt zwingt dies auch zur Durchfuumlhrung einer Strategischen Umweltpruumlfung Andersherum ist dies jedoch nicht der Fall

3 Betrachtungsgegenstand Die Strategische Umweltpruumlfung untersucht mehr in der Breite d h umfasst eine groumlszligere Zahl an oumlkologischen und sozialen Faktoren Dagegen geht die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung mehr in die Tiefe was sich auf die fundierte Analyse ausgewaumlhlter Lebensraumlume und Arten bezieht

4 Rechtsfolgen Der aufgrund der Strategischen Umweltpruumlfung zu erstellende Umweltbe-richt wird in der Gesetzgebung lediglich beruumlcksichtigt und ist somit abwaumlgungsfaumlhig Hingegen ist die Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung strenger da ein entspre-chend negatives Votum auf jeden Fall zu einer Unzulaumlssigkeit des geplanten Vorhabens fuumlhrt70

68 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 80-83 vgl WENDE (2004) 269-271 vgl SUP-RL69 Vgl PLANUNG+UMWELT (o J)70 Vgl SCHMIDT (2003) 58

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Die Unterschiede zwischen der Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung und der Strategi-schen Umweltpruumlfung koumlnnen u U ein relativ groszliges Ausmaszlig einnehmen Bei Hinzuziehung der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung und der Betrachtung dieser drei Instrumente zusammen werden die Differenzen im Vergleich zu der eigenen Konzeption jedoch wesentlich relativiert Daher beschraumlnken sich im Folgenden die Ausfuumlhrungen auch auf diese Unterscheidung wasdie Differenzen innerhalb der Gruppe der drei Pruumlfungsverfahren ausblendet Wie in den anderen Verfahren und Konzepten zu sehen ist wiederholen sich einige Aspekte bei der Gegenuumlberstellung zwischen Forschungsstand und Forschungsvorhaben Von den genannten Instrumenten unterscheidet sich das eigene Modell zunaumlchst in qualitativer Hinsicht was bei den Analysekriterien zu beobachten ist Mit deren Hilfe werden zwar ebenfalls oumlkologische Effekte von Eingriffsarten thematisiert allerdings bezieht sich dies zunaumlchst nur auf standardi-sierte Grundvarianten ohne die Beruumlcksichtigung von Einzelfaumlllen (mittels der Qualitaumltsfaktoren werden in einem spaumlteren Schritt ansatzweise auch die Bedingungen bei Einzelfaumlllen beruumlck-sichtigt) Bei den drei Pruumlfverfahren ist es genau umgekehrt da irgendeine Form der sbquoVorverur-teilungrsquo einer Eingriffsform ausdruumlcklich auszuschlieszligen ist Andererseits werden auch soziale und oumlkonomische Auswirkungen von Nutzungsinteressen beleuchtet was wiederum bei den herkoumlmmlichen Verfahren kaum relevant ist Aber auch in quantitativer Hinsicht sind Unter-schiede auszumachen was sich in der Auswahl der analysierten Nutzungsformen zeigt Diese beschraumlnkt sich im eigenen Modell auf zwoumllf bestimmte Projektformen wogegen die vorgestellten Pruumlfverfahren auf weitaus mehr Nutzungsarten anwendbar sind71

MethodenbausteineDiese Gruppe von Instrumenten umfasst Methodenbausteine wie bspw die oumlkologische Risikoanalyse welche eines der fundiertesten Verfahren zur Bewertung von Nutzungsvertraumlg-lichkeiten ist und anhand der folgenden Arbeitsschritte dargestellt wird1 Zerlegung Das komplexe Wirkungsgefuumlge des Mensch-Umwelt-Systems wird in

weitgehend unabhaumlngige Teilsysteme untergegliedert welche einen natuumlrlichen Faktor oder eine Naturgrundlagenqualitaumlt thematisieren wie z B Wasser oder eine natuumlrliche Erholungseignung In Zusammenhang mit den Beeintraumlchtigungswirkungen von Nut-zungsformen werden diese Teilsysteme als Konfliktbereiche bezeichnet

2 Zusammenfassung auf erster Ebene Diese Beeintraumlchtigungswirkungen innerhalb jedes Konfliktbereiches werden zu einer Groumlszlige aggregiert der sbquoIntensitaumlt potenzieller Beein-traumlchtigungenrsquo

3 Zusammenfassung auf zweiter Ebene Fuumlr jeden Konfliktbereich erfolgt eine Aggregation in Hinblick auf die Beeintraumlchtigungswirkungen und den natuumlrlichen Ressourcen zu einer weiteren Groumlszlige der sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo

4 Verknuumlpfung Schlieszliglich werden die zusammengefassten Faktoren sbquoIntensitaumlt potenzieller Beeintraumlchtigungenrsquo und sbquoEmpfindlichkeit gegenuumlber Beeintraumlchtigungenrsquo zur dritten Groumlszlige sbquoRisiko der Beeintraumlchtigungrsquo zusammengefuumlhrt72

Der oumlkologischen Risikoanalyse schlieszligt sich die oumlkologische Wirkungsanalyse an die sich im Wesentlichen aus einem Analyseschritt und einem Prognoseschritt zusammensetzt In dem ersten Schritt werden relevante Informationen gesammelt die sich im Rahmen der Abschaumltzung der Folgen der jeweiligen Vorhaben auf die Umwelt ergeben In dem zweiten Schritt werden Wirkungsketten erstellt die in einem wiederholenden Annaumlherungsprozess die Wirkungen und Folgewirkungen des Vorhabens darstellen Eine Schwaumlche dieses Instrument ist es dass es kausal abgesichertes Wissen uumlber die Beziehungen zwischen den sich beeinflussenden

71 Siehe Abschnitt 3372 Vgl BACHFISCHER (1978) 79f

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Systemen erfordert was nicht immer moumlglich ist Auszligerdem lassen sich aufgrund der Starrheit dieses Verfahrens nur schwierig dynamische Aspekte integrieren so dass es sich in der Praxis kaum durchsetzen konnte Es finden sich jedoch vereinfachte Varianten davon die als Verflechtungsmatrizen bezeichnet werden Diese Instrumente sind zweidimensional angelegt und stellen bspw die potenziellen Auswirkungen einer Eingriffsform den betroffenen Umweltmedien gegenuumlber Diese Verfahren werden bspw fuumlr das Scoping im Rahmen der oben dargelegten Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung angewandt und stellen somit die Grundlage fuumlr eine Prognose der oumlkologischen Beeintraumlchtigungen dar Eine andere vereinfachte Variante der oumlkologischen Wirkungsanalyse sind Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten die auf dem Prinzip beruhen dass von einem Verursacher bestimmte Wirkfaktoren ausgehen Diese beeinflussen die einzelnen Bestandteile der Natur und fuumlhren zu Beeintraumlchtigungen Dabei gibt es Wirkfaktoren die einen strukturellen Effekt haben wie bspw in Form einer Flaumlchenzerschneidung Des Weiteren existieren Wirkfaktoren die eine energetisch-stoffliche Auswirkung beschreiben wie z B bei einer Grundwasserabsenkung73

Eine weitere Option bieten Szenarien die als Prognosemethode auf verbale Weise sowohlsbquohartersquo als auch sbquoweichersquo Informationen integrieren Unter einem Szenario wird das stufenweise Durchdenken eines Systems verstanden um plausible Entwicklungen und Trends herauszuar-beiten Der Vorteil dieses Instrumentariums liegt darin dass es unterschiedliche Informationsar-ten und Methodenbausteine integrieren kann So koumlnnen bspw statistisch-quantitative Angaben mit argumentativ-qualitativen Elementen kombiniert werden Der Nachteil von Szenarien ist aber dass sie den aufbereiteten Ereignissen keine Wahrscheinlichkeiten zumessen koumlnnen An Szenarioarten gibt es zum einen solche die explorativ arbeiten und von gegenwaumlr-tig guumlltigen Rahmenbedingungen ausgehen Zu dieser Kategorie gehoumlrt das Trendszenario das spekulativ die aktuelle Entwicklung verlaumlngert Des Weiteren ist das Alternativszenario zu nennen welches auch eine Fortschreibung einer gegenwaumlrtigen Entwicklung beinhaltet diese jedoch auf Basis unterschiedlicher Ausgangszustaumlnde konzipiert und somit eine Reihe unterschiedlicher Endzustaumlnde ermittelt Schlieszliglich existiert das Status-quo-Szenario das von einer Stetigkeit der Einflussgroumlszligen ausgeht und die Entwicklung der Zukunft so fortsetzt Zum anderen gibt es Szenarioarten welche normativ funktionieren und von festgelegten Zielen aus aktuelle Vorschlaumlge entwickeln In diese Kategorie fallen Kontrastszenarien die bewusst zum gegenwaumlrtigen oder durch das Trendszenario erreichten Zustand voumlllig komplementaumlr sind Zuletzt ist das Strategieszenario zu erwaumlhnen das instrumentelle und raumpolitische Bedingungen formuliert um einer negativen Entwicklung entgegenzusteuern Voraussetzung fuumlr das Arbeiten mit diesen Verfahren ist eine klare Formulierung von Problemlage und Zielstellung sowie in der Darstellung eine eindeutige Trennung zwischen den deskriptiven Zusammenhaumlngen und den normativen Rahmenbedingungen74

In Hinblick auf die Brauchbarkeit der oben dargebotenen Instrumente fuumlr die Entwicklung des eigenen Konzeptes sind deutliche Unterschiede festzustellen So sind die Instrumente oumlkologische Risikoanalyse oumlkologische Wirkungsanalyse Verflechtungsmatrizen sowie Wirkfaktoren-Beeintraumlchtigungsketten kaum in diesem Sinne geeignet bei dem Szenarioin-strument ist dies hingegen weitaus mehr der Fall Die ersten vier genannten Verfahren sind durch ein hohes Maszlig an methodischer Komplexitaumlt gekennzeichnet mit der die oumlkologischen Zusammenhaumlnge von Projektformen und ihrer Umwelt ausgeleuchtet werden Diese Methodik ist fuumlr das eigene Vorhaben nicht nachvollziehbar vielmehr strebt es ja eine Komplexitaumltsreduk-tion bei der Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Eingriffsarten an An diesem Punkt zeigt sich ganz generell dass diese Ansaumltze im Vergleich zu der eigenen Arbeit nach einer

73 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 252-25774 Vgl bspw JESSELTOBIAS (2002) 257

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anderen Philosophie arbeiten Die vorgestellten Konzepte bilden sbquonurrsquo einen methodischen Rahmen dessen Inhalt bei jedem Einzelfall neu ausgestaltet wird Dagegen ist dieser inhaltliche Aspekt bei dem eigenen Vorhaben weitgehend schon vorhanden bzw stellt eine wesentliche eigene Leistung dar indem fuumlr ausgewaumlhlte Eingriffsformen eine standardisierte Beurteilung nach ihren oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Pruumlfmerkmalen stattfindet75 Wie schon angedeutet bietet die Szenariomethode wesentlich mehr Moumlglichkeiten in dem eigenen Konzept zum Tragen zu kommen was bei der Erarbeitung des praumlsentierten Fallbeispiels in dieser Arbeit zu sehen ist Welche der genannten Szenariovariante dort zu finden ist laumlsst sich nicht eindeutig ausmachen Allerdings wird deutlich dass dort explorative Szenarien und Trendszenarien stark vertreten sind was sich auf die Eroumlrterungen zur Energieerzeugung und Verkehrsinfrastruktur bezieht Dagegen kann die Arbeitsweise des Alternativszenarios den Abhandlungen zur Naturbelassenheit zugeordnet werden welches ja einen deutlichen Kontrast zu dem Gedanken der Fortfuumlhrung der gegenwaumlrtigen Situation im Energie- und Verkehrsbe-reich darstellt76

Multidimensionale InstrumenteSchlieszliglich existieren multidimensionelle- bzw multikriterielle Bewertungsmethoden die an einigen Stellen Uumlberschneidungen mit der Konstruktionslogik der eigenen Arbeit aufweisen Im internationalen Kontext gehoumlren sie in das Fachgebiet der Multi-Attribute Utility Theorie (MAUT) im deutschen Sprachgebrauch stellt die Nutzwertanalyse die bekannteste Variante darIm Gegensatz zur Kosten-Nutzen-Analyse ist es mit diesem Instrumentarium moumlglich auch auszliger-monetaumlre Aspekte zu beruumlcksichtigen Ziel der Nutzwertanalyse ist es anhand verschie-dener Bewertungsdimensionen mit unterschiedlichen Wertdimensionen wie z B Flaumlchengrouml-szligen und Zeiteinheiten Planungsalternativen zu bewerten und in eine Rangfolge zu bringenDen methodischen Kern bilden Transformationsfunktionen die fuumlr ein bestimmtes Kriterium den Zielertrag einem Zielerfuumlllungswert gegenuumlberstellen Dies erfolgt bspw fuumlr das Kriterium Erreichbarkeit eines Oberzentrums indem die benoumltigten Minuten mit einem ordinalen Wert gleichgesetzt werden (je geringer die Fahrtdauer desto houmlher der ordinale Wert) Diese Verfahren sind aber nicht dazu geeignet eine absolute Bewertung innerhalb eines Vorhabens durchzufuumlhren d h die Vor- und Nachteile abzuwaumlgen Sie sind lediglich dafuumlr gedacht zwischen den Vorhaben eine relative Bewertung zu ermitteln wenn grundsaumltzlich alle Vorhaben durchfuumlhrungsfaumlhig sind77

Diese vorgestellten Verfahren lassen eine gewisse inhaltliche Naumlhe zu dem eigenen Kon-zept erkennen Auch hier werden auszliger-monetaumlre Groumlszlige beruumlcksichtigt allerdings bilden sie in Form der sieben oumlkologischen und drei sozialen Pruumlfmerkmale sogar den Schwerpunkt gegenuumlber den zwei oumlkonomischen Untersuchungskriterien Die Funktionsweise der Nutzwert-analyse findet sich in Ansaumltzen auch in dem eigenen Modell wieder da unterschiedliche Nutzungsinteressen wie etwa Windkraftanlagen und Schifffahrtskanaumlle bewertet und als Planungsalternativen in eine Rangfolge gebracht werden In Hinblick auf die absoluten und relativen Bewertungsweisen sind beide Aspekte in der eigenen Arbeit wieder zu finden So wird fuumlr jede der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen anhand des Analyserasters eine Art Grundbewertung gemacht die sich in der Darstellung von aggregierten Prozentwerten niederschlaumlgt was auf diese Weise schon die Erstellung einer groben Rangfolge zwischen diesen Projektformen ermoumlglicht Zusaumltzlich koumlnnen fallspezifische Rahmenbedingungen von

75 Siehe Abschnitte 313 und 476 Siehe Abschnitte 612 und 6277 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 153

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Eingriffsarten beruumlcksichtigt werden indem die Analysemerkmale sbquohaumlrterrsquo oder sbquoweicherrsquo ausgelegt werden was die Grundbewertung wieder relativieren kann78

Weitere Untertypen von mehrdimensionalen Instrumenten werden im Folgenden der Vollstaumlndigkeit halber benannt wobei auf ein Vergleich mit der eigenen Konzeption weitgehend verzichtet wird da die Unterschiede nicht allzu groszlig sind Als Fortentwicklung der Standardver-sion der Nutzwertanalyse gilt die Nutzwertanalyse der zweiten Generation welche in ihrer Formalstruktur wesentlich flexibler ist Allerdings konnte sich auch diese Nachfolgevariante in der raumlumlichen Planung kaum etablieren und wird nur vereinzelt bei sehr anspruchsvollen Gutachten verwendet Daruumlber hinaus wurden vereinfachte nutzwertanalytische Ansaumltzeentwickelt indem etwa die Zahl der Zielerfuumlllungswerte auf drei bis fuumlnf Stufen reduziert wurde Eine aumlhnliche Vereinfachung findet sich auch in Form der Reduktion der Gewichtungsfaktoren auf eine sbquoDreierrsquo-Skala fuumlr die zu untersuchenden Kriterien Zusammenfassend ist festzuhalten dass die Idee der Vereinfachung auch in dem eigenen Modell aufgegriffen wird da auch hier z B jeweils drei Bewertungsstufen fuumlr die Eingriffsformen (sbquogering-mittel-hochrsquo) verwendet werden Zuletzt ist das Instrument des Analytisch-hierarchischen Prozesses zu nennen das bisher vor allem in der Betriebswirtschaftslehre zunehmend aber auch in der Raumplanung zum Einsatz kommt Der wichtigste Vorteil dieses Planungswerkzeugs ist der Verzicht auf eine abstrakte Transformationsfunktion wie sie bei den anderen genannten nutzwertanalytischen Methoden zum Tragen kommt Stattdessen werden die Zielerfuumlllungswerte mit Paarvergleichen im konkreten Einzelfall ermittelt79

Eine andere Variante in dieser Kategorie von Beurteilungsinstrumenten findet sich haumlufig unter dem Begriff Multikriterienanalyse die sich ebenfalls durch die Integration auszliger-oumlkologischer Aspekte auszeichnet und z T EDV-gestuumltzt arbeitet und dem eigenen Modells am nahsten kommt Im Gegensatz zu den ersten beiden Arten von Beurteilungsinstrumenten werden hierbei in einem weitaus groumlszligeren Maszlige zusaumltzlich soziale und oumlkonomische Kriterien einbezogen wie bspw die Bildungschancen fuumlr die lokale Bevoumllkerung oder die Steuerbelas-tung fuumlr die oumlffentlichen Haushalte Das erste Kernelement der Multikriterienanalyse ist das Vorliegen eines Planes oder Maszlignahmenbuumlndels was in der eignen Arbeit dem Set der zwoumllf ausgewaumlhlten Nutzungsinteressen entspricht Das zweite Kernelement ist die Definition bestimmter zu erreichender Ziele was in dieser Abhandlung in der Festlegung der Grenzwerte fuumlr die Nachhaltigkeitsgrade (sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquouumlber 75 ) seine Entsprechung findet Das dritte Kernelement beschreibt die Kriterien anhand derer die zu erreichenden Ziele zu messen sind was in dieser Konzeption mit den zwoumllf Analysekriterien zu vergleichen ist80

Haumlufig arbeiten die Verfahren nach diesem Muster mit mehr als zwoumllf Pruumlfmerkmalen und auf einer Softwarebasis welche uumlber eine Excel-Tabelle hinausgeht Teilweise wird jedoch auch nur mit geschlossenen oder offenen Fragen gearbeitet welche voumlllig auf eine quantitative sbquoUumlbersetzungrsquo verzichten81 Wesentlicher Unterschied ist jedoch das Fehlen einer Vor-Bewertung von Eingriffsarten wie sie nach den Bewertungskategorien sbquogering-mittel-hochrsquo erfolgt82

Zusammenfassend wird auf der naumlchsten Seite eine Grafik praumlsentiert welche den in den Abschnitten 121 bis 123 dargelegten Forschungsstand mit den unterschiedlichen Theorien Konzepten und Instrumenten schlagwortartig aufgreift (Darst 1)

78 Siehe Abschnitte 33 und 579 Vgl bspw JACOBYKISTENMACHER (1998) 156-15980 Vgl bspw GARETH U A (2000) 15381 Vgl bspw ARE (2004) 13-1782 Siehe Abschnitte 33 und 5

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Darst 1 Einordnung der eigenen Arbeit in den Forschungsstand83

83 Eigene Darstellung

NORMA

Instrumente zur Nachhaltigkeitsbeurteilung

Strategische Umweltpruumlfung

Flora-Fauna-Habitat-Vertraumlglichkeitspruumlfung

Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung

Multidimensionelle Instrumente

Naturschutzfachliche Plaumlne

Integriertes Kuumlstenzonenmanagement

Einzelne Loumlsungsansaumltze

Erste theoretische Zugaumlnge

Raum- Regional- und Landschaftsplanung

Regionalwirtschaftliche Entwicklungund Relevanz von Schutzgebieten

Oumlkologische und nachhaltigkeitsorientierte Planung

Nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung

Beispielhafte fallbezogene Untersuchungen

Methodenbausteine

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13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen

131 ForschungsfragenAusgehend von der vorangegangenen Eroumlrterung der Problemstellung vor dem Hintergrundder neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen werden die Forschungsfragen entwickelt Dabei werden sie zunaumlchst mit allgemeinen Kategorien (sbquoBeschreibungrsquo sbquoBewertungrsquo sbquoBenutzungrsquo) genannt und danach jeweils als Frageform ausgedruumlckt Daruumlber hinaus werden die drei neuen naturschutzfachlichen Herausforderungen jeweils der Forschungsfrage zugeordnet bei der die groumlszligte inhaltliche Naumlhe besteht

1 sbquoBeschreibungrsquo Wie laumlsst sich die Gesamtheit unterschiedlicher Nutzungsinteressen systematisieren (Kriterium der Groszligflaumlchigkeit)

2 sbquoBewertungrsquo Wie wirken sich grundsaumltzlich konfliktlastige Nutzungsinteressen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen aus (Kriterium der Nachhaltigkeit)

3 sbquoBenutzungrsquo Wie koumlnnen konfliktlastige Nutzungsinteressen in die Uumlberlegungen bei raumplanerischen Entscheidungen einflieszligen (Kriterium der Konfliktlastigkeit)

Die Beantwortung der oben notierten Forschungsfragen bildet schlieszliglich die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines Modells welches das Hauptanliegen dieser Arbeit ist In den bisherigen Abschnitten wurde bzw in den folgenden Abschnitten wird daher aus Gruumlnden der sprachli-chen Vereinfachung allgemein von bdquoModellldquo gesprochen was sich jedoch auf diesen speziellen Fall bezieht Somit meint dieser Begriff das in dieser Arbeit zu entwickelnde Modell und kann daher an dieser Stelle noch nicht definiert werden

132 Methodisches VorgehenDas Modell bedient sich beim methodischen Vorgehen im Wesentlichen einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Elementen Das Vorgehen wird an dieser Stelle nur grob skizziert um den Grundgedanken zu verdeutlichen eine detaillierte Erlaumluterung findet sich in den jeweiligen Abschnitten Nach der Nennung des jeweiligen Abschnittes erfolgt eine Erklaumlrung der wesentlichen Funktion jenes Teils der Arbeit (jeweils die Zeile mit dem Pfeil) Zunaumlchst werden einige Grundannahmen getroffen welche fuumlr die gesamte Arbeit gelten Danach werden diejenigen Nutzungsinteressen ausgewaumlhlt welche sich im Allgemeinen durch eine hohe Konfliktlastigkeit in Bezug auf eine Schutzzone ausweisen Anschlieszligend werden zwoumllf Analysekriterien definiert welche fuumlr die Beurteilung des Nachhaltigkeitsgrades von Nutzungs-interessen verwendet werden

Einfuumlhrend wird jede Nutzungsform kurz in Hinblick auf ihre allgemeinen Eigenschaften sowie ihre gesamtwirtschaftliche Relevanz vorgestellt Anhand der definierten Pruumlfmerkmale erfolgt mit Hilfe der einschlaumlgigen Literatur von Umfragen und sonstigen Quellen eine Einschaumltzung fuumlr jede der konfliktlastigen Eingriffsart welche ihre jeweiligen wesentlichen Eigenschaften begutachtet Sind fuumlr ein Analysekriterium keine brauchbaren Publikationen verfuumlgbar wird auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen Die aus diesem Arbeitsschritt hervorgehenden 144 ausfuumlhrlichen Aussagen (zwoumllf Nutzungsinteressen mal zwoumllf Untersuchungsmerkmale) in Form von Zahlen Daten Fakten finden sich in der Anlage zu diesem Werk um den Lesefluss und die Uumlbersichtlichkeit der gesamten Arbeit zu erhoumlhen Es wird nur die komprimierte Bewertung zu jedem Pruumlfmerkmal praumlsentiert um eine Uumlbersetzung von der verbal-argumentativen Ebene in eine ordinale Skalierung zu ermoumlglichen Dieser

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Arbeitsschritt ist notwendig damit die gewonnenen Informationen uumlbersichtlich und graphisch aufbereitet werden koumlnnen

Zum Schluss wird eine statische Gesamtschau der Bewertungen fuumlr alle Projektformen praumlsentiert dynamische Komponenten eingefuumlhrt und das Vorgehen bei der Modellierung von vereinfachten Einzelfaumlllen erlaumlutert Die gesamte Herangehensweise wird schematisch zusammengefasst wobei sie sich auf den Hauptteil des Modells beschraumlnkt (Darst 2) D h der Anfang einige Mittelteile sowie das Ende werden nicht aufgegriffen da diese eher eine inhaltliche Abrundung der Arbeit darstellen

Grundannahmen Abschnitt 31 Theoretische Voruumlberlegungen fuumlr die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters

Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen Abschnitt 32 Auswahl der Nutzungsinteressen mit Konfliktlastigkeit

Analysekriterien Abschnitt 33ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitt 331hellipAbschnitt 3312

Diese Analysekriterien werden definiert

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412Allgemeine Eigenschaften undgesamtwirtschaftliche Relevanz

Abschnitte 4X1(X = eins bis zwoumllf)

Die Nutzungsinteressen werden vorgestellt

Analyse der Nutzungsinteressen Abschnitte 41 bis 412ndash Belastungen des Umweltschutzgutes Bodenhellipndash Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Abschnitte 4X2

(X = eins bis zwoumllf) Die Nutzungsinteressen werden den Analysekriterien unterworfen

Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau Abschnitt 51 Die bisher einzeln betrachteten Nutzungsinteressen werden komprimiert

Definition von dynamischen Komponenten Abschnitt 52 Es werden zusaumltzliche Faktoren fuumlr die Modellierung von Einzelfaumlllen eingefuumlhrt

Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation Abschnitt 53 Es wird eine Anleitung fuumlr den Praxisfall erlaumlutert

Darst 2 Wesentliche Schritte des methodischen Vorgehens84

84 Eigene Darstellung

27

133 Definitionen

NORMANachhaltigkeitsorientiertes

Operationalisierungsschema bei

Raumkonflikten in Schutzgebieten ndash

Multikriterienanalyse fuumlr die

Auswahl von Nutzungsinteressen

Das Konzept dieser Arbeit wird aus Gruumlnden der Vereinfachung als Akronym bezeichnet welches als lateinisches Wort soviel bedeutet wie Maszligstab Regel oder Richtschnur Es wird der letzte Begriff bevorzugt da das Konzept nicht den Anspruch hat ein unwiderlegbares Regelwerk zu sein Vielmehr werden Richtwerte geliefert an denen sich Entscheidungen im Einzelfall orientieren koumlnnen Es werden synonym die Begriffe Modell Abhandlung Arbeit u auml verwendet wenn nichts anderes vermerkt ist

SchutzgebietAuf eine Differenzierung der verschiedenen naturschutzfachlichen Gebietskategorien wird aus Gruumlnden der Vereinfachung verzichtet weil in Hinblick auf die oben gestellten Forschungsfra-gen die Beruumlcksichtigung dieser Unterscheidung keinen Erkenntnisgewinn verspricht Es wird daher im Folgenden allgemein von Schutzgebieten bzw Schutzflaumlche u auml gesprochen wobei sich diese Bezeichnung nicht auf die Definition gemaumlszlig Naturschutzrecht85 bezieht sondern alle Formen von groszligflaumlchigen Schutzgebieten umfasst Andersherum bezieht sich die Verwendung von Begriffen wie bspw Naturschutzgebiet explizit auf die Definition nach Naturschutzrecht Es werden nur terrestrische Flaumlchen beruumlcksichtigt da Nutzungsinteressen mit maritimem Bezug in dem Konzept keine Rolle spielen Davon ausgenommen sind jedoch Schutzkategorien welche einzelne und kleinraumlumige Teile der Natur betreffen wie bspw gesetzlich geschuumltzte Biotope Da ihnen der groszligraumlumige Charakter fehlt entziehen sie sich weitgehend der Problematik von Konflikten mit auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen und sind hier nicht aufgefuumlhrt (Darst 3) Gemeinsames Merkmal aller Gebietskategorien ist mit graduellen Unterschieden die Beschraumlnkung auf Nutzungsformen die nicht unmittelbar der oumlkologischen Erhaltung oder Entwicklung solcher Schutzareale dienen

85 Vgl sectsect 23-33 BNatSchG

28

TypRechtsgrundlage Anzahl Flaumlchein ha

Anteil Landes-flaumlche in

Schutzgebiete nach nationalem Rechtndash Naturschutzgebieta

ndash Nationalparkb

ndash Biosphaumlrenreservatc

ndash Naturparkd

ndash Landschaftsschutzgebiete

ndash Naturwaldreservatf

Schutzgebiete nach internationalem Rechtndash Flora-Fauna-Habitat-Gebietg

ndash Vogelschutz-Gebieth

ndash Ramsar-Gebieti

Praumldikatsgebietendash Europadiplom-Gebietj

ndash Europareservatk

7278151487

7187629

4596538

32

820

1050000194136

15798288000000

1060000023718

33094872958641

839327

103876268408

290054

ca 30022402970

067

930840238

030080

Darst 3 Gebietsschutz in Deutschland86

NutzungsinteresseDer Begriff Nutzungsinteresse ist von zentraler Bedeutung da er anfaumlnglich alle Formen von raumplanerischen Eingriffen in die Landschaft beinhaltet Dies konzentriert sich im Laufe der Arbeit jedoch auf die Gruppe der konfliktlastigen Nutzungsinteressen welche aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften Gegenstand der weiteren Untersuchung sind87 Sinnverwandt werden nach dem Prinzip der Kombinatorik andere Bezeichnungen verwendet welche sich aus der Zusammenstellung eines Wortteiles der zweiten mit einem Wortteil der dritten Spalte ergeben (Darst 4)

Nutzungs- interesseProjekt- form(raumlumliches)

Eingriffs- art

Darst 4 Alternativen fuumlr den Begriff Nutzungsinteresse88

86 Eigene Zusammenstellung nach a BFN (O Jb) b BFN (O Jc) c BFN (O Jc) d BFN (O Jc) e BFN (O Jc) f BFN (2002) g BFN(2005a) h BFN (2005b) i WWF (2005) j BFN (2002) k BFN (2002) Eine Summenbildung aller Schutzgebiete ist nicht moumlglich da es Uumlberschneidungen zwischen den unterschiedlichen Kategorien gibt was zu Doppelzaumlhlungen fuumlhren wuumlrde

87 Siehe Abschnitte 323 und 4 sowie Anlagen88 Eigene Darstellung

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AnalysekriteriumEbenso bedeutsam ist die Definition des Begriffes Analysekriterium welches das wesentliche Element des Nachhaltigkeitsrasters darstellt Synonym werden ebenfalls nach dem kombinatori-schen Prinzip folgende Ausdruumlcke verwendet die sich aus Wortteilen der zweiten und dritten Spalte zusammensetzen (Darst 5)

Analyse- kriteriumPruumlf- merkmal(nachhaltigkeitsbezogenes)

Untersuchungs- spezifikum

Darst 5 Alternativen fuumlr den Begriff Analysekriterium89

BeschreibungsattributDer Begriff Beschreibungsattribut kommt bei einigen Analysekriterien zum Tragen welche sich als besonders facettenreich darstellen Das ist z B bei dem Pruumlfmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquo der Fall welches nur durch unterschiedliche Beschreibungsattribute wie bspw Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaszlig ansatzweise hinreichend abgedeckt werden kann90

89 Eigene Darstellung90 Siehe Abschnitt 336

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2 Einordnung der Arbeit

21 Theorie der Raumplanung

211 Grundlegende AspekteIn Abschnitt 12 wurde der fuumlr dieses Modell relevante Forschungsstand aufgearbeitet und anhand der dort festgestellten Defizite die Notwendigkeit dieser Arbeit zu begruumlndet Uumlber die in Abschnitt 121 dargelegten speziellen Aspekte der Raumplanung hinaus sowie den in den Abschnitten 122 und 123 fachverwandten Themenkreise wird in den Abschnitten 211 bis 213 ganz grundsaumltzlich der theoretische Hintergrund von Raumplanung diskutiert da es das zentrale Fachgebiet dieser Arbeit ist Ziel der Ausfuumlhrungen ist es dieses praxisbezogene Konzept theoretisch zu untermauern bzw zu zeigen an welchen Stellen sich Differenzen zu den theoretischen Fundierungen zeigen Zunaumlchst ist festzustellen dass es nicht die eine Theorie von Raumplanung gibt Es existieren lediglich bestimmte abstrakte raumplanerische Grundsaumlt-ze welche in vielen Publikationen immer wieder aufgegriffen werden Eine sehr uumlbersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Prinzipien bietet z B LENDI welche in den folgenden Eroumlrterungen als Grundlage ergaumlnzt um zusaumltzliche Quellen fuumlr eine Reflektion mit dieser Abhandlung dient91 Die jeweils zuerst dargelegten raumplanerischen Saumltze haben daher einen sehr allgemeinen Charakter eine Konkretisierung erfolgt im Anschluss anhand der spezifischen Merkmale dieser Arbeit Dabei stellt die verwendete Unterteilung des theoretischen Geruumlstes in grundlegende formale und uumlbergeordnete Aspekte nur eine Moumlglichkeit dar und ist nicht als zwingende oder uumlbliche Differenzierungsweise zu erachten

RaumproblematikRaumlume an sich besitzen keine Problematik ndash erst durch die Begrenztheit des Raumes auf der einen Seite und der qualitativ und quantitativ komplexen Anforderungen an den Raum auf der anderen Seite entstehen Konfliktsituationen Aufgabe der Raumplanung ist es dieses Aufeinandertreffen zu steuern und lenkend zu beeinflussen Dabei handelt es sich immer um konkrete und einmalige Konstellationen d h sie treten so in der Wirklichkeit auf Sie sind gebiets- sach- und zeitbezogen aber haumlufig unscharf und vernetzt und somit nicht immer eindeutig definierbar Vor diesem Hintergrund entstehen Entscheidungsprobleme welche nicht auf naturwissenschaftlich exakte Weise zu loumlsen sind sondern lediglich so uumlbersichtlich wie moumlglich erfasst werden koumlnnen Weitere Unsicherheiten bei der Entscheidung im Zusammen-hang mit raumlumlichen Konfliktsituationen entstehen schon bei deren Beschreibung z T auch auf sprachlicher Ebene oder aufgrund der Schwierigkeit des Nicht-Wissens uumlber die Zukunft Um raumplanerische Entscheidungen treffen zu koumlnnen bedarf es der Setzung von Entscheidungs-praumlmissen Trotz der geschilderten Problemlage beinhalten diese raumlumlichen Zusammenhaumlnge eine Handlungsaufforderung zur Loumlsung der jeweiligen Raumproblematik welche mit einer Wirkungs- und Erfolgskontrolle begleitet werden muumlssen92

In dieser Abhandlung entsteht die Konfliktsituation durch die oumlkologischen Restriktionen der Schutzgebiete so dass die Realisierung von auszliger-oumlkologischen Aktivitaumlten grundsaumltzlich unzulaumlssig ist Somit ist die Ausgangssituation fuumlr diese Arbeit skizziert deren Hauptanliegen es ist fuumlr reale Situation dieser Art entsprechende Loumlsungsvorschlaumlge zu unterbreiten Loumlsungsvor-schlaumlge welche die Konfliktsituation als solche nicht loumlsen aber das Konfliktpotenzial verringern koumlnnen Die Komplexitaumlt der unterschiedlichen Nutzungsformen erschwert es in diesem Fall die

91 Vgl LENDI (1996)92 Vgl LENDI (1996) 6-1116f22

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raumordnerischen Zusammenhaumlnge darzustellen93 So koumlnnen auch in diesem Modell die z T vielschichtigen raumrelevanten Wirkungen von Projektformen etwa in Form von Wechsel- oder Folgewirkungen nur ansatzweise beschrieben werden Erst m H der drei Gruppierungsprinzi-pien von Nutzungsinteressen und der Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters ist ein Herunter-brechen auf eine handhabbare Ebene moumlglich94 Die Grenzen der sprachlichen Darstellung zeigen sich auch in diesem Fall und eine Verwendung von Zahlenwerten (sbquo1-2-3rsquo) kann dieses Problem nicht umgehen Auch die Schwierigkeit des Nicht-Wissen zeigt sich bspw bei der Beurteilung uumlber die oumlkologischen Risiken der Eingriffsarten da eine Beurteilung uumlber Art und Umfang immer nur auf dem gegenwaumlrtig verfuumlgbaren Kenntnisstand basieren kann95 Die grundlegende Entscheidungspraumlmisse in diesem Modell wird durch die Empfehlung zur Umsetzung einer Eingriffsform beschrieben welche gegeben ist wenn der jeweilige Nachhal-tigkeitsgrad einen bestimmten Mindestwert erreicht96 Dagegen findet eine Wirkungs- und Erfolgskontrolle im Rahmen dieser Arbeit kaum statt da ein solcher Schritt nur im Zusammen-hang in einem tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumordnerischen Fall zum Tragen kommt Das in dieser Arbeit dargestellte Fallbeispiel ist fuumlr diesen Zweck nur sehr eingeschraumlnkt zu gebrau-chen da es sich nur um eine hypothetische Konstellation handelt97

OumlffentlichkeitDie Planung des Lebensraumes betrifft neben der natuumlrlichen Umwelt viele unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Dem Staat kommt dabei eine besondere Rolle zu da er Planungs-raumlume aktiv nutzt um oumlffentliche Aufgaben zu erfuumlllen Diese hoheitliche Aufgabenerfuumlllung kann auch auf passive Weise geschehen indem Planungsraumlume vor weiterer Nutzung freigehalten werden Staatliche Institutionen fungieren dabei nicht nur als Koordinierungsin-stanz zwischen privaten und oumlffentlichen Interessen an der Raumnutzung sondern auch bei widerspruumlchlichen Anforderungen innerhalb des oumlffentlichen Bereiches Diese Koordinierungs-aufgabe kann nur der oumlffentlichen Hand obliegen da eine Prioritaumltensetzung von unterschiedli-chen Raumanspruumlchen unter der Vorgabe der Erhaltung und Gestaltung der Lebensraumlume nicht privatisiert werden kann Gleichwohl bedeutet das nicht dass oumlffentliche Interessen in jedem Fall den privaten vorzuziehen sind Vielmehr besteht ein oumlffentliches Interesse daran dass private Interessen wahrgenommen werden koumlnnen Denn von ihnen gehen kreative Impulse aus welche auf die gesamte Gesellschaft ausstrahlen koumlnnen98 Der Aspekt der Oumlffentlichkeit von Raumplanung liegt nicht nur in diesem eher passiven Sinne weil es sich um eine oumlffentliche Aufgabe handelt Er kann auch in einer eher aktiven Weise verstanden werden indem angenommen wird dass sich interessierte private und juristische Personen an dem Prozess der Raumplanung beteiligen koumlnnen Als die drei wichtigsten Gruumlnde fuumlr eine Oumlffentlichkeitsbeteili-gung wird angefuumlhrt dass sich die Akzeptanz der Raumordnung erhoumlht die Transparenz von Verfahrens- und Entscheidungsprozessen gesteigert und die Motivation regionaler Akteure zur Gestaltung der regionalen Entwicklung geweckt wird Dagegen sprechen hauptsaumlchlich die Erhoumlhung des Arbeitsaufwandes die moumlgliche Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung an die Raumordnung und deren Loumlsungsbefugnisse sowie die Verzoumlgerung des Aufstellungsverfah-rens Als geeignete Formen der Oumlffentlichkeitsbeteiligung wird zwischen Instrumenten zur

93 Siehe Abschnitt 1194 Siehe Abschnitte 32 und 3395 Siehe Abschnitt 33796 Siehe Abschnitt 5397 Siehe Abschnitt 698 Vgl LENDI (1996) 30-33

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Information zur Beteiligung und zur Kooperation der Oumlffentlichkeit im Rahmen des Planungs-prozesses unterschieden99

In dieser Arbeit ist das zentrale Merkmal eines Oumlffentlichkeitscharakters kaum festzustellen was aber auch so gut wie gar nicht moumlglich ist Der Oumlffentlichkeitscharakter bezieht sich auf den Prozess der Raumplanung als solchen und nicht auf ein bestimmtes Instrument hier also das Modell Selbstverstaumlndlich waumlre es bei Anwendung dessen moumlglich die Oumlffentlichkeit uumlber seine Funktionsweise zu informieren und damit die Entscheidung der involvierten Planungsbehoumlrde transparenter zu machen Inwieweit die Oumlffentlichkeit an dem Planungsprozess beteiligt werden kann oder dies sogar in einem kooperativen Sinne moumlglich ist bleibt abzuwarten Auch in diesem Modell kann nicht immer eine klare Unterscheidung zwischen privaten und oumlffentlichen raumplanerischen Interessen stattfinden Zu sehen ist das bspw bei den Eingriffsarten aus dem Energie- und Verkehrsbereich welche zwar haumlufig in unternehmerischer Eigenregie realisiert werden aber zugleich Aufgaben i S einer oumlffentlichen Daseinsvorsorge uumlbernehmen100

PlanungsebenenFuumlr die raumlumliche Entwicklung sind neben der Raumplanung i e S auch Planungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen relevant wie bspw der Umwelt Es gibt viele Bereiche bei denen erst auf den zweiten Blick eine raumlumliche Relevanz erkennbar ist So wie etwa im Fall der Steuerpolitik welche uumlber die Verkehrswertbesteuerung von baureifem Land Einfluss auf die raumlumliche Gestaltung nimmt Die eine Planungsebene betrifft die Fachplanung die den Raum strukturiert und ihm raumwirksame Funktionen zuordnet Die andere Planungsebene bezieht sich auf die Querschnittsplanung welche aus den Fachplanungen sowohl planerische Impulse erhaumllt als auch diese mit eigenen Impulsen befoumlrdert Als Fach- und Querschnittsplanung dient die Raumplanung der politischen Planung welche auf houmlchster Ebene in einem Staat grundsaumltzliche Vorgaben raumplanerischer Art trifft Dabei wird die politische Planung durch das Parlament die Oumlffentlichkeit und interessierten Verbaumlnden beeinflusst welche sich haumlufig mit ihren Partikularinteressen versuchen einzubringen Aufgabe der Raumplanung muss es jedoch sein uumlber den sbquoraumplanerischen Tagrsquo hinaus zu denken und ihren Blick stets auf eine langfristige Perspektive zu setzen101

In diesem Modell ist keine Integration unterschiedlicher Planungsebenen zu erkennen allenfalls kann von einer Fachplanungsebene gesprochen werden welche sich auf das Schutzgebiet konzentriert Eine Einbeziehung zusaumltzlicher Planungsebenen waumlre in den Grenzen dieser Arbeit nicht moumlglich bzw haumltte von vornherein einen anderen methodischen Zugang benoumltigt Nur in Ansaumltzen ist erkennbar dass auch Bezuumlge zu anderen Planungsebenen hergestellt werden wie im behandelten Fallbeispiel dieser Abhandlung zu sehen ist Die Basis der dort vorgestellten raumordnerischen Szenarien und Entwicklungsziele basiert auf dem Regional-Raumordnungsprogramm fuumlr den Landkreis Wesermarsch So wurde eine Uumlberlegung von einer anderen staatlichen Institution aufgegriffen wie z B im Fall des Jade-Weser-Kanals welche auf einer Studie der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord basiert Dass Raumplanung nicht voumlllig frei von externen Einfluumlssen gesellschaftlicher Gruppen sein kann wird ebenfalls indiesem Fallbeispiel dargestellt So existieren organisierte Befuumlrworter und Gegner der geplanten Bundesautobahn 22 welche sich auf unterschiedliche Weise in den Planungsprozess dieses Vorhabens einbringen102 Die Aufgabe der Raumplanung sbquodas groszlige Ganzersquo nicht aus dem Auge zu verlieren ist auch das Anliegen dieses Modells So wird versucht im Fallbeispiel dieses Werkes

99 Vgl BBR (2003) 53-67100 Siehe Abschnitt 4 sowie Anlagen101 Vgl LENDI (1996) 4659147102 Siehe Abschnitt 622

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moumlglichst alle Facetten einer potenziellen raumlumlichen Entwicklung zu beruumlcksichtigen und auf Basis dieses Abwaumlgens von Argumenten tragfaumlhige raumplanerische Vorschlaumlge zu unterbrei-ten103

212 Formale Aspekte

RechtsverbindlichkeitDas Recht und die Planung stehen in einem Spannungsverhaumlltnis da beide Disziplinen nach einer grundsaumltzlich anderen Philosophie arbeiten So ist das Recht inhaltlich an Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit orientiert und damit dem Postulat der Gerechtigkeit verpflichtet Dagegen zeichnet sich die Planung durch eine inhaltlich nicht verstetigte Ordnung aus weil sie sich an immer neue Probleme anpassen muss Somit spielen konditionale Rechtssaumltze eine weitaus geringere Rolle in der gesamten Raumplanung da sie einen klaren rechtserheblichen Tatbestand mit einer bestimmten Rechtsfolge verknuumlpfen Vielmehr kommen finale Rechtssaumltze zum Tragen die bestimmte Ziele vorgeben ohne die Maszlignahmen festzuschreiben Dennoch ist die Raumplanung auf das Recht angewiesen da es sich um eine staatliche Taumltigkeit handelt die damit ihre Legitimation erhaumllt Auch wird auf diese Weise Rechtsschutz fuumlr den Einzelnen hergestellt welcher es ihm ermoumlglicht sich ggf gegen raumplanerische Entscheidungen gerichtlich zu wehren Als Folge dieses Widerspruches zwischen Recht und Planung kann es dazu kommen dass nicht alle raumplanerischen Sachverhalte gleich bzw ungleiche Zusam-menhaumlnge unterschiedlich behandelt werden Raumplanerische Entscheidungen sind daher immer zweckrational innerhalb eines gewissen Ermessensspielraumes zu faumlllen104 Aber nicht nur zwischen den Bereichen Recht und Planung gibt es problematische Momente sondern auch innerhalb des Raumplanungsrechtes selbst wie im Folgenden kurz angerissen wird So wird fuumlr die Loumlsung raumordnerischer Konflikte vorrangig auf einschlaumlgige gesetzliche Regelungen zuruumlckgegriffen daneben jedoch auch auf ungeschriebene allgemeine Prinzipien Diese Konstellation wird besonders kritisch wenn die Rechtsprechung bspw das allgemeine Prioritaumltsprinzip anwendet Demnach wird demjenigen Planungstraumlger der Vorrang eingeraumlumt der seine Planung zuerst konkretisiert hat Dieses Vorgehen wird allerdings nicht weiter begruumlndet da es sich in diesem Fall nicht auf eine normierte Regelung stuumltzen kann In der Konsequenz koumlnnen diese Maumlngel in der Uneinheitlichkeit der juristischen Beurteilungsweise erhebliche Rechtsunsicherheiten fuumlr die Betroffenen bedeuten105

In diesem Konzept findet sich auch der im oberen Absatz genannte Punkt bzgl der Finali-taumlt von Rechtssaumltzen was in den zitierten Rechtsquellen zum Raumordnungsgesetz oder der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu erkennen ist So wird in diesen Normen ebenfalls nur das Ziel einer allgemein anzustrebenden Nachhaltigkeit von raumlumlicher Entwicklung definiert ohne dabei konkret auf Maszlignahmen Instrumente oder Verfahren einzugehen Diese juristische Unkonkretheit ist gleichzeitig eine wichtige Grundlage dieser Arbeit da somit die Moumlglichkeit fuumlr eine Konkretisierung durch das Modell gegeben wird Dennoch koumlnnen die mit diesem Konzept erarbeiteten Vorschlaumlge nur im zulaumlssigen Rechtsrahmen wirksam sein was ggf einer separaten juristischen Pruumlfung bedarf Andersherum betrachtet koumlnnen die mit diesem Modell entwickelten Entscheidungsgrundlagen moumlglicherweise in einem gutachterlichen Sinne im

103 Siehe Abschnitt 63104 Vgl LENDI (1996) 64-72105 Vgl DURNER (2005) 26-29

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Rahmen einer gerichtlichen Uumlberpruumlfung eine Rolle spielen um die juristischen Interpretations-spielraumlume zu verkleinern106

InstrumenteDas Hauptinstrument der Raumplanung ist (wie der Begriff schon andeutet) der Plan der allgemein eine Zusammenfassung zweckrationaler Zukunftsaussagen darstellt Obwohl es eine Vielzahl von Planarten gibt lassen sich zwei grundsaumltzliche Typen unterscheiden Bei dem einen Typus handelt es sich um Richtung- oder Entwicklungsplaumlne welche die konzeptionelle und programmatische Entwicklung eines Raumes thematisieren Der andere Typus sind Nutzungs-plaumlne die in Form von Bodennutzungsplaumlnen die raumordnerische Festlegungen in einem kleineren zeitlichen und oumlrtlichen Rahmen treffen Der Plan ist die Grundlage des Planungsprozesses so dass aus dem Plan heraus Impulse fuumlr den Planungsprozess erwachsen aus diesem aber ebenso Einfluumlsse auf den Plan hervorgehen Dabei spielen Planungsgrundsaumltze eine wichtige Rolle da sie inhaltliche Vorgaben fuumlr die Raumplanung beinhalten und somit fuumlr das Planungsermessen eine Orientierungshilfe leisten Ein weiteres Instrument stellt das Raumordnungsverfahren dar anhand dessen die Angemessenheit von Vorhaben mit den Plaumlnen uumlberpruumlft wird Auch ist der Raumordnungsbericht zu erwaumlhnen welcher die Planungsgrundlagen und Planungsabsichten und die Ergebnisse der Wirkungs- und Erfolgskontrollen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich macht Uumlber den Plan hinaus werden auch Gesetze als Instrument der Raumplanung aufgefasst wobei sie eine wesentlich kleinere Rolle spielen da ihnen wie erwaumlhnt die dynamische Steuerungskomponente fehlt Sie kommen dann als Instrument zur Geltung wo es sozusagen um die Festlegung einer sbquoNicht-Planungrsquo geht wie etwa bei der Unterschutzstellung eines bestimmten Waldgebietes welches von einer auszliger-oumlkologischen Nutzung freigehalten werden soll107

In dieser Abhandlung finden sich nur bedingt inhaltliche Bezuumlge zu den im oberen Absatz gemachten Ausfuumlhrungen Das liegt zunaumlchst daran dass dieses Modell selbst als Instrument der Raumplanung verstanden wird welches im Planungsprozess vor der Erstellung eines Raumpla-nes zum Tragen kommt Das Konzept soll ja gerade inhaltliche Vorgaben ermoumlglichen welche dann in einem formalen Planungsverfahren zumindest teilweise uumlbernommen werden koumlnnen108 Fuumlr welche Planungsart dieses Konzept eher geeignet ist laumlsst sich nicht eindeutig bestimmen Tendenziell kann wohl eine groumlszligere Naumlhe zu dem Typus der Richtungs- oder Entwicklungsplaumlne vermutet werden wenn als Beleg dafuumlr das erarbeitete Fallbeispiel dieser Abhandlung herangezogen wird So wird mit der Region Wesermarsch ein Areal erfasst welches uumlber dem eines Bodennutzungsplanes hinausgeht und in Zusammenhang mit den entworfenen Szenarien eher eine langfristige Entwicklung dieses Gebietes beschreibt109 Die erwaumlhnten Planungsgrundsaumltze finden in den Grenzwerten fuumlr die Nachhaltigkeitsdimensionen eine gewisse inhaltliche Entsprechung da sie die Entscheidungsgrundlage dafuumlr bieten ob eine Projektform tendenziell realisiert werden soll oder nicht110

BeteiligteDa die Raumplanung eine hoheitliche Aufgabe ist nehmen die staatlichen Institutionen in Gestalt des Bundes der Laumlnder und der Gemeinden aber auch die Planungsbehoumlrden eine herausragende Rolle ein Hierunter sind auch die Parlamente auf allen Ebenen zu zaumlhlen die durch den Erlass raumwirksamer Gesetze die Rechtsgrundlage fuumlr das raumplanerische Handeln

106 Siehe Abschnitt 11107 Vgl LENDI (1996) 80-87108 Siehe Abschnitt 221109 Siehe Abschnitt 6110 Siehe Abschnitt 52

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bereiten Eine prominente Rolle ist auch der Rechtsprechung zugedacht da sie uumlber die Anwendung des Planungsrechtes wacht selbst aber keine planende Funktion uumlbernimmt Auch die Einzelperson ist ein Akteur der Raumplanung da sie durch das Ergreifen von Rechtsmitteln von auszligen auf einen Planungsprozess einwirken kann Das Individuum kann aber ebenso aus sich selbst heraus raumrelevante Wirkungen erzeugen wenn es bspw als Grundeigentuumlmer bestimmte Bodennutzungen ausuumlbt Aumlhnliches gilt fuumlr Unternehmen wobei diese aufgrund ihrer oftmals groumlszligeren personellen und finanziellen Mittel einen staumlrkere Wirkung bei raumrelevanten Entscheidungen besitzen Von Bedeutung sind des Weiteren Verbaumlnde welche fuumlr die Raumplanung sogar rechtlich mitverantwortlich sind wenn sie oumlffentliche Aufgaben raumrelevanter Art erfuumlllen Verfolgen sie ausschlieszliglich private Interessen kann dennoch ihre Hinzuziehung in einem nicht-foumlrmlichen Planungsprozess im Einzelfall sinnvoll sein Die Verbaumlnde besitzen z T das Recht der Verbandsbeschwerde was jedoch auch problematisch sein kann da ihnen auf diese Weise die Wahrung oumlffentlicher Belange zukommt was aber den staatlichen Organen obliegt Schlieszliglich ist auch die Forschung zu erwaumlhnen welche sich in verschiedenen Disziplinen mit der Raumplanung beschaumlftigt und mit ihrem Fachwissen ein qualifiziertes und unabhaumlngiges Urteil zu raumrelevanten Themen liefern kann111

Auch in diesem Modell laumlsst sich an einigen Punkten eine inhaltliche Verknuumlpfung zu den oben genannten Gruppen von Beteiligten in einem Planungsprozess herstellen In Hinblick auf das Fallbeispiel in diesem Werk sind als hoheitliche Institutionen die politischen Gremien auf der Ebene des Landkreises Wesermarsch zu nennen d h konkret etwa der Fachausschuss fuumlr Planen Bauen und Umwelt Von den raumplanerischen Entscheidungen dieser staatlichen Stelle koumlnnen auch Einzelpersonen betroffen sein wenn bspw aufgrund einer Standortausweisung fuumlr Windkraftanlagen erhebliche gesundheitsgefaumlhrdende Effekte fuumlr Anwohner dieses Gebietes zu erwarten sind Genauso koumlnnen Unternehmen ein Interesse daran haben in diesem Beispiel Einfluss auf den Planungsprozess zu nehmen da sie bspw als Energieversorger auf diese Weise den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigern koumlnnen Moumlglicherweise ergibt sich in dieser Konstellation eine unklare Bewertung des sbquoRollenverstaumlndnissesrsquo dieses Beteiligten da es sich um ein erwerbswirtschaftlich und privat gefuumlhrtes Unternehmen handeln koumlnnte welches aber als Energieanbieter einen Auftrag i S der oumlffentlichen Daseinsversorgung zu erfuumlllen hat Auch koumlnnen Verbaumlnde z B in Form eines Naturschutzverbandes ein Interesse daran haben sich in diese raumplanerische Abwaumlgungsentscheidung einzubringen So waumlre es in diesem Fall moumlglich dass bspw naturschutzfachliche Belange als verletzt gesehen werden wenn es infolge des Betriebes der Windkraftgeneratoren zu einem erhoumlhten Vogelschlag kommt112

213 Uumlbergeordnete Aspekte

DenkmusterWie bereits angedeutet handelt es sich bei der Raumplanung um einen dynamischen Prozess so dass auch von einer raumlumlichen Entwicklung gesprochen werden kann Bei einer zeitlich und raumlumlich weit ausgedehnten Betrachtungsweise lassen sich bestimmte Denkmuster herausar-beiten die auf einer wissenschaftstheoretischen Ebene zu lokalisieren sind So kann zunaumlchst unterschieden werden ob es sich um eine eher deskriptisch-analytische oder um eine eher normative Perspektive des raumlumlichen Entwicklungsprozesses handelt Ein weiteres Denkmuster ist die Interdisziplinaritaumlt also der Einbeziehung unterschiedlicher Wissenschaftszweige In der

111 Vgl LENDI (1996) 100-104112 Siehe Abschnitte 221 und 6

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deskriptiv-analytischen Perspektive dominieren die Faumlcher Geographie Soziologie und Politologie in der normativen Perspektive sind mehr die Rechts- Wirtschafts- Umwelt- und Planungswissenschaften vertreten Zu unterscheiden sind weiterhin zwei- und einseitige Theorien deren Kerngedanken im Folgenden kurz erlaumlutert werden Zweiseitige Theorien sind zunaumlchst deskriptisch-analytisch liefern auf dieser Basis aber implizit auch normative Schlussfolgerungen So werden bspw raumbezogene wirtschaftliche Disparitaumlten mit Wanderungen der Menschen erklaumlrt gleichzeitig der Vorschlag unterbreitet dass durch einen Abbau der Disparitaumlten diese Wanderungen zu erschweren sind Einseitige Theorien hingegen sind rein normativ konzipiert wie etwa im Fall der Theorie der dezentralisierten Konzentration Solche Theorien zeichnen sich haumlufig dadurch aus dass sie den Zustand einer funktionierenden Raumordnung in einem finalen Sinne postulieren Ein solches Prinzip ist abzulehnen da es die Freiheit der kuumlnftigen Generationen beschraumlnken wuumlrde Es koumlnnen daher nur Leitbilder akzeptiert werden die eine bestimmte Entwicklungsrichtung als nachhaltig skizzieren Schlieszliglich ist festzuhalten dass es keine Gesetzmaumlszligigkeiten gibt auch wenn die wiederkehren-de Beobachtung vergleichbarer Vorgaumlnge haumlufig darauf schlieszligen lassen koumlnnte Raumlumliche Prozesse sind sozialer und nicht natuumlrlicher Art womit kein klarer Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung unterstellt werden darf113

In diesem Konzept spiegeln sich ebenfalls in Ansaumltzen die im vorherigen Absatz beschrie-benen wissenschaftstheoretischen Uumlberlegungen wieder So handelt es sich bei der Untersu-chung der Eingriffsformen um eine deskriptiv-analytisch Herangehensweise welche allerdings nicht auf die damit in Zusammenhang genannten Disziplinen in Verbindung gebracht werden kann In jenen Teilen der Arbeit sind hauptsaumlchlich die Umweltwissenschaften (oumlkologische Pruumlfmerkmale) gefolgt von den Sozialwissenschaften (soziale Untersuchungskriterien) und Wirtschaftswissenschaften (oumlkonomische Analysespezifika) vertreten114 Dagegen koumlnnen hinsichtlich der normativen Herangehensweise eher die Faumlcher Geographie Politologie und Rechtswissenschaften als theoretischer Hintergrund betrachtet werden In diesen Bereichen des Konzeptes wurde eine ganz grundsaumltzliche Auffassung von raumlumlichen Nutzungsarten unter der Perspektive von Nachhaltigkeit diskutiert115 Die Planungswissenschaften sind als uumlbergeordne-ter Wissenschaftszweig in der gesamten Arbeit implizit und integriert vertreten Dieses Modell hat eindeutig einen zweiseitigen theoretischen Bezug wie an der Formulierung der Forschungs-fragen zu erkennen ist Von daher ist das Anliegen des Konzeptes auch nicht einen bestimmten Zustand von endguumlltiger Raumordnung zu postulieren bspw in der Form dass fuumlr die Energiegewinnung ausschlieszliglich Windkraftanlagen zu verwenden sind Vielmehr handelt es sich sbquonurrsquo um ein Werkzeug welches fuumlr unterschiedliche raumplanerische Situationen die Abwaumlgung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erleichtern soll116 Schlieszliglich ist auch zu konstatieren dass die Arbeitsweise dieses Konzept sich nicht mit dem Prinzip einer Gesetzmauml-szligigkeit o auml beschreiben laumlsst So muumlssen fuumlr einen konkreten raumplanerischen Fall immer die spezifischen Strukturdaten einer Region beruumlcksichtigt werden um keine schematischen und damit moumlglicherweise zu sbquogrobenrsquo Loumlsungen zu generieren117

EthikDie ethische Dimension von Raumplanung beinhaltet im Wesentlichen das Postulat die Freiheit der kommenden Generation in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung zu bewahren was

113 Vgl LENDI (1996) 124-127114 Siehe Abschnitt 33115 Siehe Abschnitte 223 und 23116 Siehe Abschnitte 131 und 221117 Siehe Abschnitte 52 und 6

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gleichzeitig die bereits erwaumlhnte Ablehnung eines finalen Planungszustandes bedeutet Mag eine solche Forderung auf diese Weise noch relativ abstrakt klingen konkretisiert sie sich bei Hinzuziehung der oumlkologischen Rahmenbedingungen eines Raumes Die Leistungsfaumlhigkeit der natuumlrlichen Umwelt ist sowohl in Hinblick auf die Regenerationskraft als auch bzgl der Ressourcenverfuumlgbarkeit zu sehen Fuumlr die Nachfolgenden ist die Einhaltung dieser Grenze existenziell so dass das im Einzelfall den Verzicht auf ein raumplanerisches Projekte bedeuten kann Der zukuumlnftigen Generation darf nicht vorgeschrieben werden wie sie leben soll da die gegenwaumlrtige Generation nicht die Probleme von morgen kennen kann Somit ist die Raumordnung zu einer ethischen Stellungnahme verpflichtet welche zu Aussagen auf der Ebene von Gut und Boumlse fuumlhren Ein solch ausgedehntes Blickfeld der Raumplanung erfordert die Uumlberschreitung des eigenen Fachgebietes und damit die Integration anderer Sichtweisen Insgesamt ist daher eine groumlszligere Zuruumlckhaltung und Besinnung auf das eigene raumplaneri-schen Handeln notwendig um eine Uumlbernutzung des Lebensraumes zu vermeiden118

Geringfuumlgig konkreter lassen sich die folgenden grundlegenden ethischen Prinzipien formulieren welche bei der Erstellung von Plaumlnen zu beruumlcksichtigen sind Die Vermeidung von Schaumlden die Gleichbehandlung von Gleichem die Ungleichbehandlung von Ungleichem ehrbar zu leben sowie faire Verfahren Allerdings zeichnen sich auch diese Leitsaumltze durch Probleme bei ihrer Operationalisierung aus also wie in der praktischen Planungsarbeit dieses im Detail beruumlcksichtigt werden kann Daruumlber hinaus sind ethische Grundlagen als fest gefuumlgte Werte problematisch da sie keinen Spielraum fuumlr eine Abwaumlgung im Planungsfall zulassen119

In dieser Arbeit ist der ethische Bezug durch die Definition von Nachhaltigkeit gegeben welche sich in der Auswahl und Ausgestaltung der oumlkologischen Pruumlfmerkmale konkretisiert Auf diese Weise wird beruumlcksichtigt dass die Nachhaltigkeitsperspektiven Soziales und Oumlkonomie nur auf Basis einer intakten Oumlkologie zum Zuge kommen120 Das Postulat der Freiheit der Nachkommen in Hinblick auf die raumlumliche Entwicklung ihrer Lebensumwelt gilt auch fuumlr dieses Modell da kein bestimmter Endzustand der Gesellschaft vorgegeben wird Auch wird an einigen Stellen der Arbeit ein klarer Standpunkt bezogen wenn es etwa um die Bewertung der umweltrelevanten Effekte von Projektformen geht Insgesamt muss jedoch festgestellt werdendass die theoretischen Ausfuumlhrungen zur raumplanerischen Ethik in dieser Arbeit sich auf einige wenige Rahmenbedingungen beschraumlnken da das Modell in erster Linie einen praktischen Beitrag zur Loumlsung der skizzierten Problemlage leisten will Auf die Notwendigkeit einer faumlcheruumlbergreifenden Herangehensweise wurde bereits oben hingewiesen an vielen Stellen der Arbeit wird dies auch umgesetzt121 Die anderen formulierten ethischen Prinzipien finden sich ebenfalls nur ansatzweise in diesem Modell wieder was u a daran liegt dass sie sich nur schwierig operationalisieren lassen Dieses Modell hingegen strebt aber an raumplanerische Entscheidungen soweit wie moumlglich praktikabel zu gestalten Demnach sind die oben formulierten Leitsaumltze wie etwa bdquoehrbar zu lebenldquo hochgradig inkompatibel mit diesem Modell

ZeitIn der Raumplanung spielt der Begriff Zeit bisher eine untergeordnete Rolle obwohl er eines der wichtigsten Faktoren der raumlumlichen Entwicklung ist (und im Sprachgebrauch haumlufig das Begriffspaar sbquoRaum und Zeitrsquo verwendet wird) Dennoch lassen sich zwei mittelbare Komponen-ten beschreiben die fuumlr jede raumlumliche Planung von Bedeutung sind Zum einen kann dieser Zusammenhang aus Sicht eines Zeitpunktes betrachtet werden da haumlufig der Endzustand einer

118 Vgl LENDI (1996) 137-143119 Vgl LANGHAGEN-ROHRBACH (2005) 5120 Siehe Abschnitt 23121 Siehe Abschnitt 11

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Planung auf ein bestimmtes Jahr in der Zukunft festgelegt wird also z B wann ein Bauprojekt fertig gestellt werden soll Zum anderen ist die Zeit-Raum-Thematik auch aus der Perspektive eines Zeitraumes (dieser Begriff ist ein weiterer Hinweis auf die enge Verknuumlpfung beider Bereiche) zu betrachten was sich auf den Planungsprozess als solchen bezieht der zumindest bei staatlichen Vorhaben mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann Daruumlber hinaus gibt es zwei unmittelbare Aspekte von Zeit welche einen Bezug zum Raum erkennen lassen und im Folgenden aufgefuumlhrt werden So wird Zeit zum einen als technisch-instrumentelle Ressource verstanden die sich bezogen auf die Lebenszeit des Menschen in verschiedene generative Abschnitte von der Jugend bis zum Alter bzw Tod unterteilen laumlsst Noch genauer laumlsst sich dieser Faktor in Form von Zeiteinheiten wie bspw Stunden oder Jahre objektiv messen Beide Arten der Strukturierung von Zeit haben oftmals einen erheblichen Einfluss auf die unterschied-liche Raumbeanspruchung was z B im Bereich der Arbeit- und Freizeitwelt eine groszlige Rolle spielt Zeit ist in einem erheblichen Maszlig auch eine oumlkonomische Ressource da sie im Sinne der Distanzuumlberwindung Einfluss auf Standort- und Gelegenheitenpotenziale ausuumlbt Schlieszliglich kommt in dieser technisch-instrumentellen Sichtweise auch eine virtuelle Zeitdimension zum Tragen die sich aufgrund der modernen Informations- und Kommunikationsmittel ergibt Inwieweit diese Verschiebung zu einer Zeit-Dominanz Auswirkungen auf Raumnutzungsent-wicklungen haben wird laumlsst sich bisher noch nicht ausmachen In einem unmittelbaren Sinne wird Zeit auch als mentale Ressource aufgefasst die in einem hohen Maszlig der subjektiven Bewertung des Einzelnen unterliegt So wird die Gesamtzeit z B fuumlr einen Tag in Zeitbudgets fuumlr die Bereiche von Arbeit und Nicht-Arbeit unterteilt in denen eine unterschiedliche Zeitverwertung durch das Subjekt stattfindet Dies druumlckt sich bspw darin aus dass der Zeitaufwand zur Erreichung von Freizeitverbringungsorten und -regionen mental anders eingeschaumltzt wird als dies in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz der Fall ist Dagegen werden die Entscheidungen am Arbeitsplatz auf der Ebene der Geschaumlftsfuumlhrung haumlufig nach Gesichtspunkten getroffen welche nur die uumlblichen Standortfaktoren beruumlcksichtigen und weniger die Zeit-Raum-Bewertung der Beschaumlftigten integriert122

In diesem Modell finden sich nur wenige inhaltliche Entsprechungen zu den im oberen Absatz praumlsentierten Verbindungen zwischen Zeit und Raum Dennoch ist dieses Konzept nicht voumlllig sbquozeit-losrsquo wie an den folgenden Ausfuumlhrungen zu erkennen ist Die erwaumlhnte Sichtweise eines Zeitpunktes laumlsst sich am ehesten in Verbindung bringen mit den entwickelten Szenarien in dem Fallbeispiel dieser Arbeit welche von heute aus einen moumlglichen Planungshorizont zwischen den Jahren 2016 und 2026 im Blick haben123 Die Perspektive eines Zeitraumes findet sich allenfalls ansatzweise da dieses Modell dazu beitragen kann die Planungszeit fuumlr die konfliktlastigen Eingriffsarten zu verkuumlrzen124 Auch hinsichtlich der Jahreszeit finden sich Bezuumlge zu dieser Arbeit da im Laufe des Jahres unterschiedliche Wind- und Sonnenbedingun-gen herrschen welche sich auf die Intensitaumlt des Betriebes von bestimmten Projektformen auswirken So kann es im Einzelfall zu lauteren Rotorgeraumluschen oder einer laumlngeren Schatten-wurfdauer von Windkraftanlagen kommen und mit dem Ruumlckgang der Temperatur in den Minusbereich bleiben auch die Besucher im Fremdenverkehr aus125 Die Jahreszeit bestimmt auch den biologischen Rhythmus der Tier- und Pflanzenwelt was sich etwa in einer erhoumlhten Empfindlichkeit einiger Arten waumlhrend der Brutzeit darstellt Diesem Umstand kann im konkreten Fall dadurch Rechnung getragen werden indem der Qualitaumltsfaktor im Analysekrite-rium bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenldquo bei der Modellapplikation

122 Vgl WOLF (1998) 45-47123 Siehe Abschnitt 62124 Siehe Abschnitt 221125 Siehe Abschnitte 41 und 411 sowie Anlagen

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entsprechend sbquoverschaumlrftrsquo wird126 Der Faktor Zeit spielt moumlglicherweise auch im Zusammen-hang von einzelnen Pruumlfmerkmalen eine Rolle da die Grundlage ihrer Bewertung sich im Zeitverlauf aumlndern kann So ist es bspw denkbar dass eine Verringerung der Akzeptanz in der Gesellschaft zu bestimmten Projektformen in einigen Jahren auftritt oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Erhoumlhung der Belastungen des Umweltschutzgutes Boden bedeuten127

22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen

221 Konzeptionelle Leistungsfaumlhigkeit des ModellsDiese Arbeit hat nicht den Anspruch das eine optimale Modell fuumlr die dargelegte Problematik zu sein welches endguumlltig und objektiv unwiderlegbare Resultate hervorbringt ndash vielmehr kann nur eine sbquoVerringerung der Subjektivitaumltrsquo das Ziel sein Die Ergebnisse sind daher in Hinblick auf die Forschungsfragen nur i S einer Orientierungshilfe zu verstehen um auszliger-oumlkologische Eingriffsarten in Schutzarealen zu systematisieren unter Nachhaltigkeitsaspekten einzuschaumltzen und die Basis fuumlr eine Entscheidungsempfehlung im Rahmen raumplanerischer Prozesse zu liefern Die Abhandlung dient zunaumlchst der Veranschaulichung dieser Nutzungskonflikte welche sich durch eine zunehmende Schutzgebietsausweisung ergeben koumlnnen Daruumlber hinaus wird dargestellt wie nachhaltig bestimmte Eingriffsarten theoretisch uumlberhaupt sein koumlnnen Schlieszliglich ist das Modell als Argumentationshilfe bei der Raumplanung in sachlicher Perspekti-ve zu verstehen ohne dabei die vorgeschriebenen verfahrensrechtlichen Anforderungen vorwegnehmen zu wollen Die mit dem Modell erstellten Ergebnisse sind als Hilfe bei Abwaumlgungsentscheidungen zwischen Projektformen zu betrachten die Nutzungskonflikte als solche koumlnnen nicht aufgeloumlst werden So ist es bspw unmoumlglich Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen auf derselben Flaumlche zu errichten da beide Eingriffsarten aus Sicher-heitsgruumlnden einen ausreichenden Abstand zueinander benoumltigen Es lassen sich daher lediglich Schlussfolgerungen entnehmen welche Kombinationen von Eingriffsformen grundsaumltzlich nebeneinander realisierbar sind

Schlieszliglich koumlnnen nicht alle theoretisch denkbaren und praktisch vorhandenen Nut-zungsarten beruumlcksichtigt werden Mischformen wie etwa eine Windkraftanlage auf einer landwirtschaftlichen Flaumlche spielen modellbedingt keine Rolle Des Weiteren konzentriert sich die Abhandlung auf bestimmte gemeinsame Aspekte von Nutzungsformen welche in raumplanerischer Hinsicht von Relevanz sind So werden bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters im Rahmen des Eingriffsinteresses Rohrfernleitungen sowohl der Transport von Mineraloumll wie auch der von Erdgas integriert behandelt Eine separate Darstellung beider Energietraumlger waumlre nicht sinnvoll da der Nutzen von moumlglichen Unterschieden in keinem vertretbaren Verhaumlltnis zum Aufwand der Informationsbeschaffung steht Auch einzelne bauliche Maszlignahmen an vorhandenen Nutzungsformen wie bspw die Erweiterung eines Flusses im Rahmen der Schiffbarmachung koumlnnen nicht in das Konzept einflieszligen Aus der Gesamtheit an Projektinteressen werden nur diejenigen in diese Vorsortierung einbezogen welche sich durch eine besondere Konfliktlastigkeit auszeichnen128

Des Weiteren bezieht sich das Konzept ausschlieszliglich auf naturschutzfachliche Rahmen-bedingungen die auf dem Land gelten (wozu auch lokale Binnengewaumlsser zaumlhlen) und beruumlcksichtigt daher nur durch diese Umstaumlnde bedingte Projektarten Im Gegensatz dazu

126 Siehe Abschnitte 334 und 52127 Siehe Abschnitte 331 339 und 72128 Siehe Abschnitt 313

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unterscheiden sich Schutzflaumlchen auf dem Meer in zwei wesentlichen Punkten Zum einen wirkt sich die existenzielle Bedeutung des Meerwassers in einem erheblichem Maszlige auf den umweltrestriktiven Rahmen des maritimen Oumlkosystems aus Dies hat Einfluss bei der Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters da z B das Umweltschutzgut Wasser als Speicher- und Transportmedium eine houmlhere Empfindlichkeit erfaumlhrt Zum anderen beeinflussen die besonderen geophysikalischen Bedingungen der See die moumlglichen Nutzungsarten in quantitativer und qualitativer Hinsicht So spielen etwa Offshore-Windkraftanlagen aufgrund der staumlrkeren Luftstroumlme eine groumlszligere Rolle Dagegen werden einige Projektformen zwangslaumlufig ein- oder ausgeschlossen was bspw bei der Fischerei oder der Errichtung eines Freizeitparks der Fall ist

Ferner wird davon ausgegangen dass das Modell keine Vorpruumlfung von Nutzungsformen hinsichtlich alternativer Standorte und Umsetzungsmoumlglichkeiten leisten kann Es kommen bei der Modellapplikation nur Faumllle von Nutzungsformen in Betracht die alternativ nicht sinnvoll in einem Schutzgebiet realisiert werden koumlnnen Ebenso wenig kann das Modell bereits vorhandene Programme oder Plaumlne beurteilen wie z B den Bundesverkehrswegeplan da diese zu umfangreich und speziell sind Dazu zaumlhlen auch die Vielzahl von Raumplaumlnen wie z B die Landesentwicklungsplaumlne oder die kommunalen Gewerbeflaumlchenplaumlne Es ist lediglich denkbar dass einzelne Komponenten solcher Konzepte sbquoextrahiertrsquo und im Modell beruumlcksichtigt werden um ein vereinfachtes Bewertungsergebnis zu erhalten Denkbar ist jedoch die umgekehrte Blickrichtung Die mittels dieses Konzeptes generierten Ergebnisse koumlnnen als Orientierungs-marken in die Entwicklung von Raumplaumlnen auf unterer Ebene einflieszligen bei denen die Anforderungen von Nachhaltigkeit zu beruumlcksichtigen sind

222 Verortung im System der RaumplanungDieses Modell ist als Instrument der Raumplanung zu verstehen welches hilft zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit eine Abwaumlgungs-entscheidung zur Realisierung zu treffen Die Vielfalt raumplanerischer Verfahren erfordert eine grobe Abgrenzung an welcher Stelle im gesamten Planungssystem dieses Modell zu lokalisieren ist Obwohl auf der Ebene der Bundeslaumlnder innerhalb der Raumplanung keine einheitlichen Bezeichnungen und Strukturen existieren sind bestimmte Gemeinsamkeiten erkennbar auf die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen

Ein groszliger Bereich innerhalb des Planungssystems wird unter dem Begriff Fachplanungzusammengefasst was sich Planungsformen fuumlr gesetzlich oder fachlich definierte Themenfel-der bezieht Darunter fallen Leistungen des Staates fuumlr die Daseinsvorsorge wie es bspw in den Bereichen Infrastruktur Naturschutz oder Landwirtschaft der Fall ist129 Da das Modell eine Vielzahl solcher Sektoren thematisiert kann keine generelle Aussage daruumlber getroffen werden welche Fachplanungen im Einzelfall beruumlhrt werden

Es laumlsst sich jedoch allgemein festmachen auf welcher hierarchischen Ebene die als Ge-samt- oder Querschnittsplanung beschrieben wird das Modell in etwa einzuordnen ist DieserBereich von Planung umfasst sowohl die Raumordnungsprogramme auf der Bundesebene als auch die Bauleitplanungen auf der Gemeindeebene130 Innerhalb dieses Spektrums bilden der Regionalplan und der Flaumlchennutzungsplan die planerische sbquoOber- und Untergrenzersquo die daherim Folgenden naumlher erlaumlutert werden

Der Regionalplan bezieht sich auf die Groumlszlige einer Region eines Landkreises oder eines Regierungsbezirkes und wird meistens im Maszligstab 1 zu 50000 bis 1 zu 100000 erstellt

129 Vgl HODEK (2003c) 26130 Vgl HODEK (2003c) 23f

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Bestandteil des Regionalplanes sind die Landschaftsrahmenplaumlne welche sich auf die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege konzentrieren und daher bspw fuumlr Nationalparke oder Braunkohletagebaugebiete erarbeitet werden131 Auf Basis der raumplaneri-schen Bestandsbewertung sowie der daraus abgeleiteten Entwicklungsziele sind aktuelle und potenzielle Konflikte zu Nutzungsanspruumlchen anderer Fachplanungen herauszuarbeiten und ggf zu vermindern oder zu vermeiden132

Der Flaumlchennutzungsplan hat die jeweilige Gemeinde als Bezugsraum und wird oftmals im Maszligstab 1 zu 5000 bis 1 zu 10000 ausgefertigt Bestandteil des Flaumlchennutzungsplanes ist der Landschaftsplan welcher ebenfalls den Erfordernissen des Naturschutzes sowie der Land-schaftspflege dient und auf oumlrtlicher und kommunaler Ebene den Bauleitplan vorbereitet d hdie bauliche und sonstige Nutzung der Grundstuumlcke vorgibt133 Der Landschaftsplan entspricht inhaltlich dem Landschaftsrahmenplan wobei die raumplanerische Bestandsbewertung sowie die daraus abgeleiteten Entwicklungsziele konkreter sind134

223 Nachhaltigkeit in maszliggeblichen RechtsquellenDie Realisierung von auszliger-oumlkologischen Eingriffsinteressen ist im Allgemeinen mit einer Reihe von qualitativ und quantitativ unterschiedlichen Umweltbeeintraumlchtigungen verbunden Diesem Umstand wird durch eine Vielzahl von Gesetzen Rechnung getragen was sich zunaumlchst aus uumlbergeordneten Rechtsquellen ergibt und im etwa Grundgesetz zum Ausdruck kommt bdquoDer Staat schuumltzt auch in Verantwortung fuumlr die kuumlnftigen Generationen die natuumlrlichen Lebens-grundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmaumlszligigen Ordnung durch die Gesetzge-bung und nach Maszliggabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechungldquo135 Aber auch spezielle Normen wie etwa das Bundesbodenschutzgesetz dienen dem Schutz der Umwelt bdquoZweck dieses Gesetzes ist es nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen Hierzu sind schaumldliche Bodenveraumlnderungen abzuwehren der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewaumlsserverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeintraumlchtigungen seiner natuumlrlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte soweit wie moumlglich vermieden werdenldquo136

Diese beiden juristischen Regelungen zeigen beispielhaft dass oftmals ein eher defensiver Charakter dominiert und auf den Schutz der Umwelt gezielt wird d h vorgegeben ist sbquowas nicht gehtrsquo Unabhaumlngig von der Notwendigkeit zur Beachtung dieser Vorschriften ist es mindestens genauso relevant die rechtlichen Spielraumlume fuumlr dieses Modell auszuloten und somit i S eines allgemeinen Konzeptes von Nachhaltigkeit oumlkologische soziale und oumlkonomische Interessen zu verbinden137 Dabei geht es nicht um eine umfassende juristische Analyse da diese uumlber die Art und den Umfang dieser Arbeit weit hinausgehen wuumlrde138 Es besteht lediglich das Ziel zu zeigen dass sich diese Arbeit nicht in einem sbquorechtlichen Vakuumrsquo bewegt Die folgenden gesetzlichen Vorgaben lassen sich daher eher in einem offensiven Sinne interpretieren und tragen implizit den Gedanken einer Nutzung der Umwelt d h sie skizzieren sbquowas gehtrsquo Dabei

131 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 33f132 Vgl SOumlLLNER (2003) 81133 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 34f134 Vgl SOumlLLNER (2003) 82135 Art 20a GG136 sect 1 BBodSchG137 Hinsichtlich einer inhaltlichen Praumlzisierung dieser Dimensionen siehe Abschnitt 23138 Hinsichtlich eines Uumlberblicks uumlber die Verortung des Begriffes Nachhaltigkeit im Recht vgl LANGE (2003)

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handelt es sich um Rechtsquellen die hauptsaumlchlich einen naturschutzfachlichen- oder raumplanerischen Bezug aufweisen und nebensaumlchlich die Moumlglichkeit der Realisierung auszliger-oumlkologischer Belange thematisieren

Das europaumlische Schutzgebietssystem Natura 2000 als eines der umfassendsten Schutz-konzepte basiert juristisch im Wesentlichen auf der Flora-Fauna-Habitat- und der Vogelschutz-Richtlinie Diese Rechtsquellen betonen zwar eindeutig den Vorrang des oumlkologischen Zieles bedeuten aber keinen vollstaumlndigen Ausschluss von auszliger-oumlkologischen Optionen So heiszligt es in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bdquoHauptziel dieser Richtlinie ist es die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu foumlrdern wobei jedoch die wirtschaftlichen sozialen kulturellen und regionalen Anforderungen beruumlcksichtigt werden sollen Diese Richtlinie leistet somit einen Beitrag zu dem allgemeinen Ziel einer nachhaltigen Entwicklungldquo139 Eine aumlhnliche Formulierung findet sich in der Vogelschutz-Richtlinie wobei dem Wortlaut nach zu vermuten ist dass die sbquoauszliger-oumlkologische Tuumlrrsquo eindeutig kleiner ist Auffaumlllig ist die explizite Betonung des auszliger-oumlkologischen Bereiches Freizeit dem sowohl eine oumlkonomische wie auch soziale Komponente entnommen werden kann Es kann nur vermutet werden dass auf diese Weise touristischen und aumlhnlichen Aktivitaumlten welche auch zur Foumlrderung der Wohlbefindens der Besucher beitragen eine besondere Rolle zugedacht werden soll bdquoDie Mitgliedsstaaten treffen die erforderlichen Maszlignahmen um die Bestaumlnde aller unter Artikel 1 fallenden Vogelarten auf einem Stand zu halten oder auf einen Stand zu bringen der insbesondere den oumlkologischen wissenschaftlichen und kulturellen Erfordernissen entspricht wobei den wirtschaftlichen und freizeitbedingten Erfordernissen Rechnung getragen wirdldquo140

Die oben dargelegte Oumlffnung des europaumlischen Umweltrechts fuumlr auszliger-oumlkologische Op-tionen findet sich im Kern auch im Bundesnaturschutzgesetz wobei der Begriff Nachhaltigkeit nicht ausdruumlcklich erwaumlhnt wird So heiszligt es dort bdquoAbweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgefuumlhrt werden soweit es1 aus zwingenden Gruumlnden des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich

solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art notwendig ist und2 zumutbare Alternativen den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne

oder mit geringeren Beeintraumlchtigungen zu erreichen nicht gegeben sindldquo141

Die in Punkt 1 genannten Gruumlnde erlauben u U die Realisierung einer Eingriffsform trotz erheblicher Umweltbeeintraumlchtigungen142 Eine nahezu identische Formulierung enthalten auch viele entsprechende rechtliche Regelungen auf der Ebene der Bundeslaumlnder wie bspw das niedersaumlchsische Naturschutzgesetz143

Auch das Raumordnungsgesetz eroumlffnet eine Perspektive zur Verwirklichung auszliger-oumlkologischer Interessen i S einer nachhaltigen Entwicklung bdquoDie Grundsaumltze der Raumordnung sind im Sinne der Leitvorstellung einer nachhaltigen Raumentwicklung nach sect 1 Abs 2 anzuwendenldquo144 Dieser Gedanke wird konkretisiert wobei uumlber Art und Umfang von Nachhal-tigkeit keine Aussagen zu entnehmen sind bdquoLeitvorstellung bei der Erfuumlllung der Aufgabe nach Absatz 1 ist eine nachhaltige Raumentwicklung die die sozialen und wirtschaftlichen Anspruumlche an den Raum mit seinen oumlkologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften groszligraumlumig ausgewogenen Ordnung fuumlhrtldquo145 Diese zentrale Rolle von Nachhaltigkeit findet

139 Vorwort der FFH-RL140 Art 2 VS-RL141 sect 34 III BNatSchG142 Siehe Abschnitt 311143 Vgl sect 34c NNatG144 sect 2 I ROG145 sect 1 II ROG

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sich ebenfalls in einigen Landesplanungsgesetzen wie etwa im niedersaumlchsischen Raumord-nungsgesetz146

23 Definition von Nachhaltigkeit

231 Begriffliche KonzeptionWie im Titel dieser Arbeit zu erkennen ist nimmt das Thema Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle ein was aufgrund der Vielzahl von Interpretationen dieses Begriffes einer Praumlzisierung bedarf Die erste grundlegende Publikation zu diesem Thema wurde von der Weltkommission fuumlr Umwelt und Entwicklung im Auftrag der Vereinten Nationen herausgegeben Die nach der Leiterin der Kommission benannte Veroumlffentlichung der Brundlandt-Bericht enthaumllt die sbquoUr-Formelrsquo des Begriffes von Nachhaltigkeit147 bdquoDauerhafte Entwicklung ist Entwicklung die die Beduumlrfnisse der heutigen Generation befriedigt ohne zu riskieren dass kuumlnftige Generationen ihre eigenen Beduumlrfnisse nicht befriedigen koumlnnenldquo148 149 Diese und andere erste Studien zum Thema Nachhaltigkeit wie etwa die Erklaumlrung von Rio150 behandeln alle wesentlichen Lebensbereiche und haben uumlberwiegend einen normativ-visionaumlren Charakter Fuumlr die Entwicklung eines globalen Leitbildes moumlgen die dort verwendeten Formulierungen angemes-sen sein fuumlr die Ausgestaltung eines lokalen bzw regionalen Raumplanungskonzeptes sind sie jedoch nur eingeschraumlnkt brauchbar Wird ohne Konkretisierung von Nachhaltigkeit oder Nachhaltiger Entwicklung151 gesprochen ist es haumlufig ernuumlchternd festzustellen dass sbquofuumlr jeden etwas dabei ist so dass niemand etwas gegen Nachhaltigkeit haben kannrsquo

Fuumlr diese Arbeit wird auf eine theoretische Auseinandersetzung der zahlreichen Konzepte von Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Bandbreite verzichtet da ein solcher Schritt in Hinblick auf die Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend ist152 Auch eine eigene Definition von Nachhaltigkeit agrave la bdquonachhaltige Raumnutzung bedeutetldquo o auml ist nicht problemadaumlquat weil auch diese sich wieder durch ein hohes Maszlig an Unbestimmtheit auszeichnen wuumlrde Trotzdem existiert in diesem Modell quasi eine integrierte und uumlbergeordnete Definition von Nachhaltigkeit Durch die Auswahl und Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsrasters wird deutlich welche Aspekte aus der reichhaltigen sbquoWelt der Nachhaltigkeitrsquo fuumlr diese Arbeit geeignet sind153 Dieses Nachhaltig-keitsraster dient als Grundlage um entscheiden zu koumlnnen unter welchen Umstaumlnden eine Raumplanung in einem Schutzgebiet zumindest tendenziell nachhaltig ist Konkretisiert wird dies anhand von Grenzwerten die dann Schlussfolgerungen zulassen welche Nutzungsformen bevorzugt werden sollten und welche nicht154 Ziel ist ein konkretes Ergebnis welches aber

146 Vgl sect 1 I NROG147 Vgl WCED (1987)148 HAUFF (1987) 46149 Bereits hier beginnt die sprachliche Unschaumlrfe da der englische Begriff Sustainable Development nicht mit

bdquonachhaltiger Entwicklungldquo sondern mit bdquodauerhafter Entwicklungldquo uumlbersetzt wird Vgl TREMMEL (2003) 91150 Vgl KEATING (1998)151 Alleine im deutschsprachigen Raum existieren mittlerweile uumlber 60 verschiedenen Definitionen von

Nachhaltigkeit welche sich alleine schon in ihrer Wortwahl unterscheiden So ist bspw oftmals von bdquozukunftsfauml-higldquo oder bdquodauerhaftldquo die Rede Aber auch inhaltlich gibt es eine groszlige Bandbreite hinsichtlich der konzeptionel-len Schwerpunkte was das Feld fuumlr ausfuumlhrliche Diskussionen uumlber Staumlrken und Schwaumlchen einzelner Ansaumltze eroumlffnet Vgl TREMMEL (2003) 99-114

152 Es wird daher auf die einschlaumlgige Literatur verwiesen Vgl bspw TREMMEL (2003)153 Siehe Abschnitt 33154 Siehe Abschnitt 52

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zwangslaumlufig nicht sbquofuumlr jeden etwas bringtrsquo ndash Nachhaltigkeit kann nicht die Anforderungen allerNutzungsformen auf jede Weise befriedigen

Dennoch finden sich in vielen relevanten Veroumlffentlichungen neueren Datums Konkretisie-rungen etwa in Hinblick auf uumlberpruumlfbare Ziele und Kriterien wie Nachhaltigkeit aussehen koumlnnte Dies trifft beispielhaft auf folgende Publikationen zu welche aus verschiedenen Autorenkreisen stammen wie etwa Politik Wissenschaft und Nicht-Regierungsorganisation bdquoNachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierungldquo (Politik)155 bdquoNachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet konstitutive Elemente Regeln Indikatorenldquo (Wissenschaft)156 und bdquoZukunftsfaumlhiges Deutschland ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklungldquo (Nicht-Regierungs-organisation)157 So bieten diese Quellen einige fuumlr die eigene Arbeit relevante Ansaumltze welche jedoch noch anschlussfaumlhig gestaltet werden muumlssen Dazu zaumlhlen Ziele wie bspw die sbquoErhaltung von Naturraumlumenrsquo der sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo oder die sbquoBegrenzung der oumlffentlichen Verschuldungrsquo Diese Anschlussfaumlhigkeit wird hergestellt indem fuumlr jedes dieser relevanten Elemente von Nachhaltigkeit dargestellt wird auf welche Weise Eingriffsformen damit in Verbindung stehen Bei dem Aspekt sbquoSchutz der menschlichen Gesundheitrsquo wird bspw der Zusammenhang zu Laumlrmemissionen eroumlrtert welche durch das Befahren einer Eisenbahn-trasse entstehen

232 Fundamentale PrinzipienAus der Vielfalt fundamentaler Prinzipien von Nachhaltigkeit gilt es diejenigen herauszustellen die als theoretische Grundlage fuumlr diese Arbeit von Bedeutung sind So betrifft ein essentielles Prinzip die Verknuumlpfung und Gewichtung unterschiedlicher Dimensionen von Nachhaltigkeit welches auf vielfaumlltige Art interpretiert wird Dabei geht es um die Frage welche Dimension einen Vorrang gegenuumlber den anderen besitzt wobei haumlufig fuumlr die Oumlkologie plaumldiert wird Die Erhaltung der natuumlrlichen Lebensgrundlagen wird als existenziell angesehen ohne deren Sicherung soziale und oumlkonomische Interessen uumlberhaupt nicht verwirklicht werden koumlnnen158

159 Diese Sichtweise spiegelt sich ansatzweise auch in diesem Modell wider da der oumlkologischen Dimension das groumlszligte Gewicht eingeraumlumt wird Die Konkretisierung mit sieben (von zwoumllf) Analysekriterien des Nachhaltigkeitsraster ist als Beruumlcksichtigung der spezifischen Bedingun-gen eines Schutzgebietes zu verstehen160 Die Realisierung von Nutzungsformen in oumlkologisch sensiblen Flaumlchen ist grundsaumltzlich mit staumlrkeren Umweltbelastungen verbunden als in Arealen die eigens fuumlr diese oumlkonomischen Eingriffsarten ausgewiesen wurden wie es bspw bei einem Gewerbegebiet der Fall ist

Die oben beschriebene Problematik hat zur Herausbildung von vier Nachhaltigkeitsgraden gefuumlhrt wobei die oumlkologische Dimension als Variable zu verstehen ist je staumlrker diese ist desto schwaumlcher ist tendenziell die soziale und die oumlkonomische Dimension Die Bandbreite umfasst die Kategorien sehr schwache schwache starke und strikte bzw radikale oumlkologische Nachhaltigkeit161 Eine genaue Entsprechung dieser Arbeit zu einem der genannten Nachhaltig-keitsgrade ist nicht moumlglich da sich diese auf alle gesellschaftlich relevanten Bereiche beziehen

155 Vgl PIB (2002)156 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001)157 Vgl BUNDMISEREOR (1998)158 Hinsichtlich eines Vorranges der oumlkologischen Dimension vgl BUNDMISEREOR (1998) 1226 vgl

UMWELTBUNDESAMT (2002a) 2159 Hinsichtlich einer Gleichbehandlung aller Dimensionen vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 31f vgl OECD (2001)

47160 Siehe Abschnitt 33161 Vgl ROGALL (2000) 29

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und daher allgemeinen Charakter haben Dennoch ist eine ungefaumlhre Verortung des Modells zwischen der schwachen und der starken Kategorie zu rechtfertigen162 Die schwacheNachhaltigkeit laumlsst den Wirtschaftssubjekten einen Spielraum bei ihrem Handeln im Markt akzeptiert aber gleichzeitig staatliches Eingreifen Dies kann bspw in Form von Ge- und Verboten geschehen um besonders wichtige Guumlter zu schuumltzen Ferner wird angenommen dass die Mehrzahl der Umweltprobleme durch technische Verfahren zu loumlsen ist wozu etwa eine oumlffentlich finanzierte Foumlrderung beitragen kann Die starke Nachhaltigkeit hingegen befuumlrwor-tet dass die Souveraumlnitaumlt der Wirtschaftssubjekte weitreichender eingeschraumlnkt wird Anderenfalls wuumlrden nicht substituierbare aber unverzichtbare natuumlrliche Ressourcen verloren gehen die durch den Staat zu schuumltzen sind Es wird einerseits davon ausgegangen dass die Belastungsgrenzen der natuumlrlichen Lebensgrundlagen nahezu erreicht sind Andererseits wird die Regenerationskraft der Natur als groszlig genug erachtet so dass ein sofortiges Umsteuern langfristig zum Erfolg fuumlhrt163

Ein weiteres fundamentales Prinzip im Kontext von Nachhaltigkeit zielt auf die Unterschei-dung zwischen inter- und intragenerativer Gerechtigkeit deren Verhaumlltnis zueinander in der Literatur houmlchst umstritten ist Dabei geht es essentiell um die Frage des solidarischen und verantwortungsvollen Handelns von Menschen im Umgang mit den natuumlrlichen und kuumlnstli-chen Ressourcen in zeitlicher (sbquointerrsquo) und raumlumlicher (sbquointrarsquo) Perspektive Im Folgenden werden die markantesten Positionen skizziert um schlieszliglich den Rahmen fuumlr diese Arbeit zu setzen Die erste Position orientiert sich eng an der Auffassung des Brundtland-Berichtes und erachtet beide Aspekte als gleichrangig was in der internationalen Debatte auch die herrschende Meinung ist Eine Trennung dieser beiden Ebenen wird als inhaltlich nicht sinnvoll gesehen und lediglich analytisch motiviert erklaumlrt Die zweite Position anerkennt zwar eine normative Gleichrangigkeit raumlumt der intergenerativen Variante aber Prioritaumlt ein So sollen zunaumlchst die Rechte zukuumlnftiger Menschen gewahrt werden auf Basis der verbleibenden Moumlglichkeiten ist dann Chancengleich-heit innerhalb der heutigen Generation herzustellen Die dritte Position sieht allein den intergenerativen Ausgleich als konstitutives Element fuumlr das Leitbild der Nachhaltigkeit an Dafuumlr gilt als ausschlieszliglicher Maszligstab die Frage in welchem Umfang und in welcher Art die natuumlrlichen oumlkonomischen sozialen kulturellen und intellektuellen Ressourcen den Nachfahren uumlberlassen werden muumlssen164 Fuumlr diese Arbeit wird auf die erste Position zuruumlckgegriffen da die anderen beiden Auspraumlgungen theoretisch fundiert sein moumlgen aber fuumlr die Beantwortung der oben formulierten Forschungsfragen nicht zielfuumlhrend erscheinen Gegen diese Festlegung koumlnnte eingebracht werden dass mit der Auswahl und Anzahl der Untersuchungsmerkmale eine Orientierung an die zweite oder dritte Position erfolgt ist So kann den sieben oumlkologischen und zwei oumlkonomischen Pruumlfkriterien ein groumlszligerer intergenerativer Charakter zugeschrieben werden da deren positive Ausgestaltung in der Gegenwart fuumlr kommende Generationen von besonderer Relevanz ist Dagegen koumlnnen die drei sozialen Analysespezifika bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo eher mit einer intragenerativen Eigenschaft charakterisiert werden Ihre positive Realisierung im Heute ist in erster Linie fuumlr die Menschheit der bestehenden Generation von Interesse die Nachfahren werden bspw mit Laumlrmbelaumlstigungen von ehemaligen Anwohnern durch Eisenbahntrassen weniger ein Problem haben Gegen diesen Einwand spricht aber dass sich das beschriebene fundamentale Prinzip auf alle gesellschaftlichen Bereiche bezieht Die Auswahl und Anzahl der Analysekriterien hingegen ist fuumlr diese Arbeit sbquomaszligge-

162 Hinsichtlich einer ausfuumlhrlichen Diskussion dieser beiden Positionen vgl DOumlRING (2004)163 Vgl ROGALL (2000) 30164 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 139-143

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schneidertrsquo daraus die Festlegung fuumlr eine der drei Positionen von Gerechtigkeit abzuleiten waumlre zu eng gedacht

233 Intradimensionale AbgrenzungAufgrund der vielfaumlltigen Auspraumlgungen von Nachhaltigkeit bedarf es einer Abgrenzung innerhalb der Dimensionen um klarzustellen welche Aspekte eher eine Rolle spielen und welche eher nicht Dieser Arbeitsschritt ist lediglich als grobe Vorsortierung zu verstehen da eine Konkretisierung der Nachhaltigkeitsdimensionen in dem Nachhaltigkeitsraster erfolgt165

Viele Aspekte werden nicht aufgegriffen da sie nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang zu der Grundproblematik dieser Abhandlung stehen Die thematische Abgrenzung erfolgt zum einen durch die Konzentration auf die am haumlufigsten eroumlrterten Dimensionen von Nachhaltig-keit (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) Auf die Diskussion uumlber Ein- oder Mehrdimensionalitaumlt bzw der Integration zusaumltzlicher Dimensionen wie bspw der Kultur wird daher nicht eingegangen da dies fuumlr das Modell nicht relevant erscheint166 Zum anderen findet auch innerhalb der jeweiligen Dimension eine Fokussierung auf die fuumlr diese Arbeit bedeutsamen Aspekte statt

Die oumlkologische Perspektive konzentriert sich in direkter Weise auf Aspekte die zum Tra-gen kommen wenn Nutzungsformen in Schutzterrains realisiert werden sollen Dies beruumlhrt Themen wie z B Flaumlcheninanspruchnahme Bodenversiegelung biologische Vielfalt Erhaltung von natuumlrlichen Lebensraumlumen oder Landschaftsaumlsthetik Auf indirekte Art werden durch die einzelnen Eingriffsarten die jeweiligen spezifischen oumlkologischen Zusammenhaumlnge problemati-siert Dies ist bspw bei der Errichtung von Anlagen zur Energieerzeugung der Fall wo auch die Frage bzgl klimarelevanter Emissionen eroumlrtert wird Daher sind daruumlber hinausgehende oumlkologische Facetten wie z B eine umweltvertraumlgliche Produktgestaltung nicht Gegenstand auf dieser Ebene von Nachhaltigkeit167

Die soziale Ebene ist ebenfalls auf die moumlglichen Implikationen ausgerichtet die sich aus der Realisierung von Eingriffsarten ergeben Allerdings ist hierbei der Zusammenhang zu diesem Modell weitaus schwieriger herstellbar was sich auch in der vergleichsweise geringen Anzahl an Nachhaltigkeitskriterien ausdruumlckt168 Die meisten Eingriffsformen haben einen technisch-infrastrukturellen Charakter d h die anthropogene Komponente spielt eher eine untergeordne-te Rolle Anders waumlre es bei sozialen Gebilden wie bspw einem Unternehmen in dem etwa die betriebliche Mitbestimmung als eine Form von sozialer Nachhaltigkeit von Bedeutung ist Auch andere Themen innerhalb dieser Dimension wie z B die freie Entfaltung der Persoumlnlichkeit oder die Wahrung der Menschenrechte sind nicht sbquoanschlussfaumlhigrsquo zu dieser Arbeit und werden daher ausgeblendet169

Schlieszliglich wird auch die oumlkonomische Dimension auf die Problematik von Projektinteres-sen zugeschnitten Aumlhnlich wie bei der sozialen Dimension sind hier nur wenige Anknuumlpfungs-punkte auszumachen Ganz grundsaumltzlich ist zu argumentieren dass die Verfolgung von auszliger-oumlkologischen Nutzungsinteressen in Schutzarealen an sich schon eine Art der Beruumlcksichtigung der oumlkonomischen Dimension ist Bei den relevanten Nutzungsformen handelt es sich meistens um einzelwirtschaftliche Phaumlnomene die sich innerhalb eines gesamtwirtschaftlichen Rahmens bewegen Dagegen sind die meisten oumlkonomischen Nachhaltigkeitsaspekte grundlegender Art

165 Siehe Abschnitt 33166 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 47-50167 Hinsichtlich weiterer oumlkologischer Aspekte vgl COENENGRUNWALD (2003) 103-122 vgl LINNESCHWARZ (2003) 235-

378 vgl UMWELTBUNDESAMT (2002a) 281-391168 Siehe Abschnitt 33169 Hinsichtlich weiterer sozialer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 351-363 vgl EMPACHERWEHLING (2002) vgl

KOPFMUumlLLER U A (2001) 67-84

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und betrachten gerade dieses aumluszligere Umfeld d h das gesamte Gesellschaftssystem Dazu zaumlhlen bspw ein funktionierendes Preissystem Rechtssicherheit oder die Frage nach dem Abbau des Defizits der oumlffentlichen Haushalte wobei letzteres am ehesten mit diesem Modell kompatibel ist170

170 Hinsichtlich weiterer oumlkonomischer Aspekte vgl BUNDMISEREOR (1998) 363-377 vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 46-49 vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 84-102

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3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters

31 Grundannahmen

311 Uumlberlegungen zur ModelltheorieDie Entwicklung jedes Modells (und damit auch dieses) ist grundsaumltzlich dadurch gekennzeich-net dass es zwei gegensaumltzliche Anspruumlche erfuumlllen muss Auf der einen Seite soll es maximal allgemeinguumlltig sein so dass es die Gesamtheit aller Einzelfaumllle erklaumlren kann Auf der anderen Seite soll es nur minimal die realen Bedingungen eines Einzelfalles ausblenden damit praxisrelevante Ergebnisse bei der Modellanwendung moumlglich sind Dieser Widerspruch konkretisiert sich in diesem Fall bei der Auswahl der zu beruumlcksichtigenden Datenmenge Sowenig wie moumlglich so viel wie noumltig Daruumlber hinaus muss die Menge der Einflussgroumlszligen ein optimales Verhaumlltnis zwischen dem Aufwand hinsichtlich ihrer Aufbereitung und dem zu erwartenden Ertrag bezuumlglich ihres Erkenntniswertes darstellen Auf Grundlage eines so erstellten Datenpools wird die Entscheidungsempfehlung hinsichtlich der Realisierung von bestimmten Nutzungsinteressen entwickelt

Die modellhafte Vorgehensweise geht davon aus dass sich bestimmte Nutzungsformen durch Gemeinsamkeiten auszeichnen Diese gelten unabhaumlngig von der individuellen Ausgestaltung im Einzelfall was zugegebenermaszligen eine starke methodische Vereinfachung darstellt So basiert bspw die Einschaumltzung von Windkraftanlagen darauf dass sie aufgrund des Turmfuszliges immer eine punktfoumlrmige Belastung des Bodens bedeuten auch wenn das tatsaumlchliche Ausmaszlig typenabhaumlngig um einige Meter variiert Des Weiteren werden alle Nutzungsarten als System betrachtet so dass auch Auswirkungen von notwendigen Teilkompo-nenten beruumlcksichtigt werden Das ist z B bei der Projektart Fernstraszlige der Fall bei der nicht nur der eigentliche Straszligenkoumlrper analysiert wird sondern bspw auch moumlgliche Umwelteffekte der Kraftfahrzeuge betrachtet werden

Aus Gruumlnden der Vereinfachung entfaumlllt auch eine Unterteilung nach den typischen Le-bensphasen Bau Anlage und Betrieb einer Projektart was sich bei der Beurteilung einiger Eingriffsarten stark voneinander unterscheidet Aus demselben Motiv bleiben auch moumlgliche vor- und nachgelagerte Wertschoumlpfungsstufen der Nutzungsinteressen unberuumlcksichtigt was ebenfalls zu weit auseinander liegenden Resultaten fuumlhren kann

312 Gesamtbetrachtung der AnalysekriterienAls Grundlage fuumlr die Entwicklung der Analysekriterien dient die formulierte Definition von Nachhaltigkeit in der die fuumlr diese Arbeit relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen eingegrenzt werden Die vorangegangene inhaltliche Einordnung spiegelt sich im Ansatz bei der Anzahl und Reihenfolge der Pruumlfmerkmale wider obwohl sie formal alle gleichgewichtig sind Auch gilt es bei der Auswahl einerseits ein moumlglichst groszliges Spektrum an unterscheidbaren Nachhaltigkeits-aspekten (innerhalb des vorgegebenen Rahmens) zu integrieren Andererseits kommen nur solche in Frage fuumlr die eine realistische Chance besteht dass fuumlr alle Projektarten genuumlgend Informationen aufbereiten werden koumlnnen (sbquowenn alle Schwaumlne weiszlig sind ist es sinnlos nach unterschiedlichen Farben zu fragenrsquo) Dabei ist die Bewertung der Eingriffsarten anhand der Analysemerkmale eher i S von potenziellen Auswirkungen zu sehen Die Abfolge der Analysekriterien spiegelt die Idee wider einen thematisch moumlglichst gleitenden Uumlbergang zwischen diesen herzustellen Generell basiert dieser Abschnitt auf den Gedanken alle Pruumlfkriterien in einem horizontalen Sinne zu betrachten d h den thematischen Zusammenhang zwischen ihnen darzustellen Im Gegensatz dazu erfolgt an anderer Stelle eine Betrachtung in

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einem vertikalen Sinne also der ausfuumlhrlichen Darstellung jedes einzelnen Untersuchungs-merkmals171

Die oumlkologische Dimension nimmt eine herausragende Rolle ein so dass diese sieben (von zwoumllf) Untersuchungskriterien auch zuerst positioniert sind (Darst 6) Innerhalb dieser Dimension werden mit den ersten fuumlnf Untersuchungsmerkmalen die Belastungen auf die sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter aufgegriffen die von den meisten Nutzungsinteressen ausgehen Anschlieszligend stellt sich die Frage spiegelbildlich zu den Belastungen wie das Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo bei den Projektfor-men aussehen koumlnnte d h wie die festgestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen theoretisch reduzierbar sind Separat wird das Untersuchungsmerkmal bdquoAusmaszlig der oumlkologischen Risikenldquobeleuchtet welches indirekt z T auch die fuumlnf Umweltschutzguumlter beruumlhrt

Analysekriterien331 Belastungen des Umweltschutzgutes Boden332 Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen335 Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

Darst 6 Oumlkologische Analysekriterien172

Danach folgt die soziale Dimension welche weit weniger relevant ist und daher auch nur drei (von zwoumllf) Untersuchungsspezifika beansprucht (Darst 7) An die oumlkologische Dimension knuumlpft das erste soziale Untersuchungskriterium bdquoAuswirkungen auf die menschliche Gesundheitldquo an da dieses oftmals kausal mit den oumlkologischen Belastungen in Verbindung steht Dem schlieszligt sich die Frage nach dem Pruumlfspezifikum bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo an welches auch vom vorherigen Pruumlfmerkmal abhaumlngen kann Anschlieszligend folgt das Untersu-chungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo da es neben einer sozialen auch eine oumlkonomische Komponente besitzt Es ist innerhalb dieser Nachhaltigkeitsdimension als letztes aufgestellt und leitet den Uumlbergang zur oumlkonomischen Dimension ein

Analysekriterien338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit339 Akzeptanz in der Gesellschaft3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

Darst 7 Soziale Analysekriterien173

Beendet wird mit der oumlkonomischen Dimension die nur zwei (von zwoumllf) Untersuchungsmerk-malen beruumlcksichtigt (Darst 8) Da das Pruumlfmerkmal bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo auch einen sozialen Charakter i S v persoumlnlicher Sinnbefriedigung hat begruumlndet dies seine erste Stellung innerhalb dieser Dimension Schlieszliglich wird mit dem letzten Untersuchungsmerkmal bdquoBeitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo ein rein oumlkonomischer Sachverhalt thematisiert

171 Siehe Abschnitt 33172 Eigene Darstellung173 Eigene Darstellung

50

Analysekriterien3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

Darst 8 Oumlkonomische Analysekriterien174

313 Skalierung der NachhaltigkeitsbewertungDer Zweck des Nachhaltigkeitsrasters besteht darin von einer verbal-argumentativen zu einer quantitativ-graphischen Ebene zu gelangen um i S einer Datenreduzierung eine komprimierte Gesamtschau aller Nutzungsinteressen zu ermoumlglichen Fuumlr diesen Uumlbergang wird eine Ordinalskala mit den Abstufungen sbquogering-mittel-hochrsquo gewaumlhlt welche ein relatives Rangver-haumlltnis in der Beurteilung des Analysekriteriums innerhalb einer Nutzungsart zulaumlsst

Diese relative Bewertung basiert auch auf der Bewertung zwischen den Eingriffsarten so dass bspw die Einschaumltzung einer sbquohohen Belastung fuumlr das Umweltschutzgut Bodenrsquo bei einer Fernstraszlige auch immer i S eines Vergleichs zu den Bodenbelastungen der anderen Projektfor-men zu sehen ist Diese Skalierungsweise erscheint in Anbetracht der methodischen Schwierig-keiten bei diesem Transformationsschritt am praktikabelsten da sie eine sehr einfache Form der Klassifizierung darstellt (lediglich die Abstufungen nach dem Muster sbquoschlecht-gutrsquo waumlre noch trivialer)175 Basierend auf der Beurteilung der Nutzungsformen anhand eines Pruumlfspezifikums bzw seiner Beschreibungsattribute erfolgt eine Zuordnung zu einem Zahlenwert Dieser Zahlenwert ist umso houmlher je nachhaltiger sich ein Projektinteresse bei dem jeweiligen Pruumlfkriterium darstellt

Dieser Umstand erfordert dementsprechend eine sachgerechte Gleichsetzung von Skalie-rungsabstufung und Zahlenwert So kann bei einem Pruumlfmerkmal die Skalierungsabstufung sbquohochrsquo einen hohen Grad an Nachhaltigkeit bedeuten wie z B beim Analysekriterium bdquoEffekte auf den Arbeitsmarktldquo bei einem anderen Pruumlfmerkmal ist dies genau umgekehrt wie bspw bei bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Bodenldquo Diese beiden entgegensetzten sbquoBewertungsrich-tungenrsquo werden zusammengefasst und bilden somit die Grundlage fuumlr die Entwicklung einer Abbildung des Modells als Excel-Tabelle (Darst 9)176

174 Eigene Darstellung175 Hinsichtlich der Unterschiede der gebraumluchlichsten Skalierungstypen vgl KNOSPE (1998) 66176 Siehe CD-ROM

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Analysekriterium gering mittel hoch BewertungsrichtungBelastungen desUmweltschutzgutesBoden

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesWasser

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLuftKlima

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesTierePflanzen

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Belastungen desUmweltschutzgutesLandschaftsbild

3 2 1Je geringer die Belastungen (hellip) desto houmlher der Wert

Moumlglichkeiten zurMinimierung derUmweltbelastungen

1 2 3Je houmlher die Moumlglichkeiten(hellip) desto houmlher der Wert

Ausmaszlig deroumlkologischenRisiken

3 2 1Je geringer das Ausmaszlig (hellip) desto houmlher der Wert

Auswirkungenauf die menschlicheGesundheit

3 2 1Je geringer die Auswirkun-gen (hellip) desto houmlher der Wert

Akzeptanzin derGesellschaft

1 2 3Je houmlher die Akzeptanz (hellip) desto houmlher der Wert

Potenzial zurBefriedigung vonGrundbeduumlrfnissen

1 2 3Je houmlher das Potenzial (hellip) desto houmlher der Wert

Effekte auf denArbeitsmarkt

1 2 3Je houmlher die Effekte (hellip) desto houmlher der Wert

Beitraumlgefuumlr dieGesamtwirtschaft

1 2 3Je houmlher die Beitraumlge (hellip) desto houmlher der Wert

Darst 9 Transformationsschema fuumlr die Bewertung der Analysekriterien177

32 Gruppierungsprinzipien von NutzungsinteressenAufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Projektarten bietet es sich an diese in bestimmte Klassen zu unterteilen die sich durch gemeinsame Merkmale auszeichnen Diese Gruppierung nach den Prinzipien Vorrangigkeit Ausschlieszliglichkeit und Konfliktlastigkeit stellt eine tragende

177 Eigene Darstellung

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Saumlule im methodischen Vorgehen dieser Arbeit dar Auf diese Weise ist es moumlglich sich in dem Modell auf die sbquoraumlumlichen Problemfaumlllersquo naumlmlich die Eingriffsarten nach dem Prinzip der Konfliktlastigkeit zu konzentrieren Die im Folgenden ausfuumlhrlich erklaumlrten Gruppierungsprinzi-pien und die jeweils darunter fallenden Nutzungsformen sind nicht im logisch zwingenden Sinne zu verstehen sondern lediglich als eine Moumlglichkeit Dabei orientiert sich die Begruumlndung eines Gruppierungsprinzips sowie die Zuordnung der Projektformen an bestehende Unterschei-dungsmerkmale wie sie z B in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu finden sind und werden um eigene Uumlberlegungen ergaumlnzt Allerdings kann eine solche Einteilung nach theoretischkonstruierten Kriterien aufgrund der Fuumllle der praktisch vorhandenen Nutzungsarten nicht immer vollstaumlndig befriedigend bewerkstelligt werden Es wird immer Zweifelsfaumllle geben was bspw die Zuweisung von Eingriffsform zu einem Gruppierungsprinzip angeht Diese Nachteile sind jedoch im Vergleich zu den Vorteilen welche sich aus dieser Vorgehensweise ergeben zu vernachlaumlssigen

321 Vorrangigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Nutzungsinteressen ist anzunehmen dass sie sich der beschriebenen Konfliktkonstellation weitgehend entziehen da ihnen im Rahmen einer Abwaumlgungsentschei-dung eine Vorrangigkeit eingeraumlumt wird Dies kann darin begruumlndet sein dass die Vorteile bei der Realisierung solcher Eingriffsarten fuumlr die Allgemeinheit houmlher wiegen als die Nachteile welche sich aus der Verletzung der individuell definierten Ziele einer bestimmten Schutzzone ergeben Dies umfasst neben eindeutig auszliger-oumlkologischen Projektarten auch solche die zwar jene Ziele beeintraumlchtigen aber in einem uumlbergeordneten Sinne oumlkologisch besonders von Interesse sind

Eine aumlhnliche Argumentation findet sich in den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie welche eine maszliggebliche Rechtsquelle fuumlr das Schutzgebietssystem Natura 2000 darstellt Demnach muumlssen bdquozwingende Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interessesldquo vorliegen die im folgenden Zusammenhang stehen und auch als Mischformen zum Tragen kommen koumlnnen1 Gesundheit des Menschen2 Oumlffentliche Sicherheit3 Maszliggeblich guumlnstige Auswirkungen auf die Umwelt4 Andere Gruumlnde des uumlberwiegenden oumlffentlichen Interesses einschlieszliglich solcher sozialer

oder wirtschaftlicher Art178

Die folgenden Nutzungsarten fallen grundsaumltzlich unter dieses Gruppierungsprinzip sind aber lediglich als eine beispielhafte Beschreibung anzusehen Demnach bedarf die Entscheidung daruumlber ob eine konkrete Projektart in diese Kategorie faumlllt einer ausfuumlhrlichen Einzelfallpruuml-fung Fuumlr die ausgewaumlhlten Beispiele werden jeweils kurz ihre schwerpunktmaumlszligigen Aktivitaumlten sowie die moumlglichen Folgen fuumlr die Natur beschrieben Dies gestaltet sich fuumlr den oben genannten Punkt 4 wesentlich schwieriger da sich unter dieser Kategorie eine Vielzahl von konkreten Nutzungsformen subsumieren lassen wenn sie denn als bdquouumlberwiegend oumlffentliches Interesseldquo eingestuft werden koumlnnen179

178 Vgl Art 6 IV FFH-RL179 Die (problematische) juristische Auslegung dieses Begriffes ist nicht Gegenstand dieser Arbeit wenngleich diese

abstrakte Formel durch das Modell im Anwendungsfall mit Argumenten untermauert werden kann Von offiziellen Stellen wird zwar ein Ansatz fuumlr eine Interpretation angeboten dieser bleibt jedoch vage und beschraumlnkt sich u a auf eine Negativdefinition Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2000) 48f Es verbleiben daher Unklarheiten die Gegenstand detaillierter rechtlicher Eroumlrterungen sind Vgl RAMSAUER (2000)

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GesundheitsschutzBei diesen Eingriffsarten kann es sich um Aktivitaumlten handeln welche dem gesundheitlichen Schutz der Bevoumllkerung dienen und daher houmlher zu bewerten sind als der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt Die koumlrperliche Unversehrtheit des Menschen ist als ein Gut zu erachten welches absolut ist und in keinem Fall gegen andere Interessen abzuwaumlgen ist In eine solche Kategorie fallen z B Maszlignahmen zur Aufbereitung von Wasser das mit lebensgefaumlhrlichen Stoffen angereichert ist CLAASSEN U A haben diese Problematik im oumlkologisch wertvollen Gebiet der KalltalsperreNordeifel (Nordrhein-Westfalen) untersucht in welchem dem Trinkwasserschutz gegenuumlber anderen Nutzungen eine hohe oder sogar houmlchste Prioritaumlt eingeraumlumt werden muss So wurde aus diesem Grund bspw eine Hygienisierungsanlage errichtet und das Gebiet durch Entwaumlsserungsmaszlignahmen ausgeweitet und kanalisiert Daruumlber hinaus konnte aufgrund der abwassertechnischen Sanierung des Einzugsgebietes eine weitere bedenkliche Eutrophie-rung der Gewaumlsser verhindert werden so dass das Trinkwasser den allgemeinen Qualitaumltsanfor-derungen entspricht Aufgrund dieser baulichen Maszlignahmen waren partielle Eingriffe in den lokalen Naturhaushalt unvermeidlich180

Militaumlrische ManoumlverDieses Nutzungsinteresse umfasst Gebiete fuumlr Fahr- und Fluguumlbungen Bombenabwuumlrfe sowie Zielzonen fuumlr Schieszligbahnen Die Folgen fuumlr die Natur daraus sind bspw die Verletzung und Verdichtung von Boumlden und Baumlumen Braumlnde oder die Anreicherung mit Totholz181 Weitere Negativauswirkungen auf das lokale Oumlkosystem ergeben sich aufgrund der Laumlrmemissionen sowie der Schadstoffe aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger die manoumlverbedingt entstehen Um das Gelaumlnde militaumlrisch nutzbar zu machen d h bspw stoumlrende Vegetation zu beseitigen werden Chemikalien eingesetzt Dazu gehoumlren neben Wuchshemmern auch Herbizide Insektizide Rodentizide und Fungizide was zu entsprechenden Stoffeintraumlgen in den Boden- und Wasserhaushalt fuumlhrt182

Zivile SicherheitDiese Eingriffsform beinhaltet bspw Maszlignahmen im Zusammenhang mit dem Hochwasser-schutz um moumlgliche Schaumlden von Personen und Sachen zu abzuwehren Obwohl das Phaumlnomen Hochwasser im Wesentlichen natuumlrlichen Ursprungs ist spielt der anthropogene Einfluss eine groszlige Rolle So fuumlhrt z B die Versiegelung der Bodenflaumlche mit Verkehrswegen zu einer Erhoumlhung des Wasserabflusses183 Bei den Gegenmaszlignahmen kann es sich um bauliche Einrichtungen handeln wie etwa Schutzdeiche oder Talsperren Zur Reduktion der Geschwin-digkeit des Wasserabflusses kann auch eine naturnahe Gestaltung der Flieszliggewaumlsser oder die Bereitstellung entsprechend groszliger Uumlberschwemmungsgebiete beitragen184

UmweltschutzBei dieser Nutzungsform handelt es sich um Vorhaben welche uumlber die eher passive Pflege eines Schutzareals hinausgehen und aktiv in die oumlkologischen Funktionen vor Ort eingreifen Damit sind moumlglicherweise andere negative Umwelteffekte verbunden wie etwa die Stoumlrung von laumlrmempfindlichen Tierarten durch Baufahrzeuge Da aber die geplanten baulichen Maszlignahmen einen so hohen oumlkologischen Wert auf das gesamte Areal haben sind moumlgliche einzelne Beeintraumlchtigungen i S einer Abwaumlgungsentscheidung zu akzeptieren So wurde

180 Vgl CLAASSEN U A (2003)181 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 336182 Vgl ACHILLES (1988) 42-64183 Vgl ROTHER (2001) 11184 Vgl BROMBACH U A (2001) 232

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bspw in Braunschweig die Beseitigung einer Faulschlammauflage im Schapenbruchteich durchgefuumlhrt welcher aus oumlkologischer Sicht das mit Abstand wertvollste Gewaumlsser im Umland darstellt Aufgrund der organischen Schlammschicht von bis zu 70 cm Dicke ist es in warmen Sommermonaten zu einer starken mikrobiologischen Aktivitaumlt gekommen die wiederum zu einer kritischen Sauerstoffzehrung und im Extremfall zu einem massiven Fischsterben fuumlhrte Ziel dieser Bemuumlhungen war die Schaffung offener Wasserflaumlchen um sie als Lebensraum fuumlr einheimische Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln185

SozialesDiese Projektart koumlnnte die Erschlieszligung Erforschung und Erhaltung von Kultur- und sonstigen Sachguumltern umfassen welche als historisches Erbe der Menschheit einen hohen sozialen Wert fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen besitzt Zu ihrer Erforschung und ihrem Schutz ist es moumlglich dass bauliche Maszlignahmen ergriffen werden welche zu einer Beeintraumlchtigung der Umweltschutzguumlter Boden Wasser oder Pflanzen und Tiere fuumlhren JESSELTOBIAS nennen bspw fruumlhgeschichtliche Grabhuumlgel Eisenbahnviadukte oder archaumlologische Verdachtsstaumlt-ten186

WirtschaftUnter diesem Eingriffsinteresse koumlnnen Projekte subsumiert werden welche aufgrund ihrer quantitativen und qualitativen Eigenschaften positive Effekte auf andere Bereiche ausstrahlen Das ist dann der Fall wenn bspw bei der Errichtung einer Verkehrsinfrastruktur uumlber die einzelwirtschaftlichen Gewinne fuumlr das Betreiberunternehmen hinaus gesamtwirtschaftliche Beitraumlge fuumlr andere Branchen zu erwarten sind Allerdings zeigt sich hiermit schon ein zentrales Problem da die Bewertung hinsichtlich der Art und des Umfanges eines solchen bdquouumlberwiegend oumlffentlichen Interessesldquo houmlchst problematisch sein kann KUumlFFNER beschreibt diese Konstellation im Fall des bdquoMuumlhlenberger Lochsldquo in der Elbe (Hamburg) welches gemaumlszlig dem Natura-2000-Konzept ein Schutzgebiet darstellt Geplant ist die Zuschuumlttung dieses Suumlszligwasserwatts um das Werksgelaumlnde der Flugzeugwerft EADS zu erweitern und damit die Produktion des Airbus A380 zu ermoumlglichen187 Nach dem bisherigen Stand im Planfeststellungsverfahren bleibt auch weiterhin etwa die Zahl der mit diesem Vorhaben zu erwartenden Arbeitsplaumltze strittig was vermutlich zu einer erneuten gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Befuumlrwortern und Gegner fuumlhren wird188

322 Ausschlieszliglichkeit

GrundmerkmaleAuch bei den folgenden Projektformen ist grundsaumltzlich von einem geringen Konfliktpotenzial auszugehen da sie mehrheitlich in fuumlr diese Zwecke ausgewiesenen Arealen realisiert werden Hierbei ist ebenfalls keine qualitativ und quantitativ umfassende Auflistung aller real denkbaren Nutzungsformen moumlglich sondern lediglich eine grobe Klassifizierung zum Zwecke der Uumlbersicht Dabei handelt es sich um Flaumlchen die keine Schutzgebiete sind und sich somit durch geringe oumlkologische Restriktionen auszeichnen Das bedeutet allerdings keinen Ausschluss jeglicher Umweltstandards da auch in diesen Faumlllen entsprechende Vorschriften zu beachten

185 Vgl STADT BRAUNSCHWEIG (o J)186 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 237-243187 Vgl KUumlFFNER (2003)188 Vgl BUND (2005)

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sind Dementsprechend bleibt eine Pflicht zur Pruumlfung auf die jeweilige Umweltvertraumlglichkeit unter die fast alle der folgenden Eingriffsformen fallen189 Dennoch liegt eine Umkehrung der Betrachtungsweise vor d h dass in jenen Gebieten von vornherein den auszliger-oumlkologischen Projektinteressen Vorrang eingeraumlumt wird Sie lassen sich durch die folgenden Merkmale charakterisieren welche haumlufig im Zusammenspiel in Erscheinung treten1 Geringere Raumproblematik Fuumlr diese Eingriffsarten gelten in einem weitaus geringeren

Maszlige die Merkmale wie sie fuumlr die konfliktlastigen Nutzungsinteressen gelten190 Zwar ist die Umsetzung dieser Eingriffsarten nicht uumlberall moumlglich aber es bestehen mehr Freihei-ten in der Standortwahl Dies trifft z B auf Anlagen der Energiewirtschaft oder der Ver- und Entsorgungswirtschaft zu bei denen der genaue Ort fuumlr eine Realisierung im Wesentlichen von anderen Faktoren abhaumlngt wie bspw geologische Bedingungen oder Zufahrtsstra-szligen

2 Historisch bedingte Disposition Diese Projektformen wurden schon in der Vergangenheit in diesen Raumlumen verwirklicht so dass es sich nur noch um Erweiterungen und bzw oder Ergaumlnzungen handelt Der oumlkologische Wert dieser Areale ist daher tendenziell gering so dass der Aufwand einer Unterschutzstellung in keinem vertretbaren Verhaumlltnis mehr zu einem moumlglichen Ertrag etwa in Form der Wiederansiedlung lokal nicht mehr lebender Arten stehen wuumlrde Beispiele hierfuumlr sind Flaumlchen die schon seit Jahrhunderten besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt werden

3 Systemimmanent hohe Umweltbelastung Die Realisierung dieser Nutzungsarten ist per se in einem so hohen Maszlige mit Umweltbelastung verbunden dass dies nur in oumlkologisch unsensiblen Gebieten stattfinden kann bzw durch eine vorherige Abwaumlgung in Kauf ge-nommen wird Unter diese Kategorie fallen bspw der Bergbau oder bestimmte industrielle Anlagen welche sich durch ein aufwaumlndiges Genehmigungsverfahren und hohe betriebli-chen Sicherheitsvorkehrungen auszeichnen

Staumldtische FlaumlchenZu dieser Eingriffsart zaumlhlen Wohnsiedlungen Verkehrswege (innerorts) Naherholungsflaumlchen Freizeitanlagen oumlffentliche Gebaumlude Buumlros sowie sonstige bauliche Einrichtungen die sich auf einer erschlossenen Stadtflaumlche befinden Hier steht die Nutzung durch den Menschen im Vordergrund naturschutzfachliche Ziele beschraumlnken sich im Allgemeinen auf die Pflege von Gruumlnanlagen zur Erhaltung eines bestimmten Stadtbildes JESSELTOBIAS folgern daraus ein breites Spektrum an Umweltbelastungen wozu als Wichtigste die Versiegelung und Belastung des Bodens zaumlhlt Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf den Wasserhaushalt da es zu einem beschleunigten Abtransport des Wassers nach Niederschlagsereignissen und zur Belastung der angeschlossenen Vorfluter und Flieszliggewaumlsser kommt Langfristig ist daruumlber hinaus mit einer Veraumlnderung des Flora- und Faunagefuumlges zu rechnen da zahlreiche Arten verschwinden waumlhrend andere sich besser entfalten koumlnnen191

Gewerbliche FlaumlchenDiese Nutzungsform buumlndelt alle Arten der gewerblichen Wirtschaft wie bspw kleinindustrielle Lagerhallen aber auch groszligindustrielle Anlagen wie etwa Raffinerien Diese Areale zeichnen sich durch einen Versiegelungsgrad des Bodens von 75 und mehr aus was neben den eigentli-chen Produktionsanlagen oder Werkstaumltten auch durch Hof- Stell- und Lagerflaumlchen sowie Werkstraszligen bedingt wird Des Weiteren hat der Grad der Bodenverdichtung evt vorliegende

189 Vgl Anlage 1 UVPG190 Siehe Abschnitt 313191 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 292f

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Schadstoffkonzentrationen sowie moumlgliche Veraumlnderungen der mikroklimatischen Verhaumlltnisse in der Umgebung der Produktionsstaumltten einen erheblichen Einfluss auf das Arteninventar solcher Gebiete192

Anlagen der EnergiewirtschaftDiese Nutzungsart umfasst Kraftwerke zur Erzeugung von Energie aus Biomasse Uran Gas Oumll Braun- und Steinkohle sowie sonstige energiewirtschaftliche Anlagen wie bspw Blockheiz-kraftwerke Die Stromgewinnung aus Gas Oumll Braun- und Steinkohle fuumlhrt aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger zur Belastung der Luft und des Klimas wobei dieser Effekt beim Gas am geringsten ist193 Beim Umwandlungsprozess von Biomasse kann es gelegentlich zu Geruchsbelaumlstigungen durch die Freisetzung bestimmter gasfoumlrmiger Schadstoffe kommen welche jedoch durch entsprechende technische Schutzvorkehrungen weitgehend auszuschlie-szligen sind194 Als unmittelbarer Umwelteffekt bei der Energiegewinnung aus Uran ist die Beanspruchung lokaler Flieszliggewaumlsser zu nennen welche fuumlr die Kuumlhlung des Reaktors benoumltigt werden Daruumlber hinaus stehen die Problematik der Endlagerung von radiaktiven Abfaumlllen sowie die Gefahr eines Stoumlrfalls (groumlszligter anzunehmender Unfall) im Zentrum der Kritik

Anlagen der VerkehrswirtschaftUnter dieser Projektform werden verkehrstechnische Einrichtungen erfasst welche nicht unter das Gruppierungsprinzip Konfliktlastigkeit fallen Dazu zaumlhlen schifffahrtsbezogene Anlagen wie etwa Haumlfen oder Schiffshebewerke Die Einordnung von Haumlfen in diese Kategorie ist (im wahrsten Sinne des Wortes) als Grenzfall anzusehen da sowohl terrestrische wie auch marine Aspekte beruumlhrt werden Welche Seite uumlberwiegt haumlngt auch davon ab ob es sich um einen Binnen- oder um einen Seehafen handelt Wird ein Binnenhafen betrachtet kann damit argumentiert werden dass diese Einrichtung vermutlich in einer staumldtischen Zone auf einergewerblichen Flaumlche errichtet wird und somit in die oben beschriebene Nutzungsform faumlllt Handelt es sich dagegen um einen Seehafen uumlberwiegt wahrscheinlich die Wasserseite obwohl natuumlrlich auch hier nicht auszuschlieszligen ist dass naturschutzfachlich relevante Gebiete auf dem Land betroffen sind In jedem Fall gehen von dem Bau und Betrieb eines Hafens erhebliche oumlkologische Beeintraumlchtigungen aus die im Wesentlichen auf die Umweltschutzguumlter Boden Wasser und Luft wirken So ist eine Verunreinigung des Erdreiches moumlglich was bspw durch Tropfmengen von Hafenfahrzeugen undichte Tanks und Leitungen oder das (versehentliche) Verschuumltten von umweltschaumldigenden Guumltern verursacht wird Eine Verschmutzung des Grund-und Oberflaumlchenwassers ist denkbar wenn z B Treibstoffe Motor- und Hydraulikoumlle sowie Schiffabwaumlsser austreten Schlieszliglich koumlnnen negative Effekte auf die Atmosphaumlre wirken da Staub Abgase Daumlmpfe und Geruumlche emittiert werden195 Als Anlagen der Verkehrswirtschaft werden auch Guumlterverkehrs- und Guumlterverteilzentren verstanden welche logistische Leistungen aus den Bereichen Lagerung Transport und Umschlag von Waren zusammenfassen In der Konsequenz bedeuten solche Einrichtungen zunaumlchst einen Flaumlchenbedarf fuumlr das Gebaumlude selbst aber auch fuumlr zusaumltzliche Verkehrswege welche an das bestehende Verkehrsnetz angebunden werden muumlssen Daruumlber hinaus entstehen hauptsaumlchlich Schadstoffemissionen aus dem Betrieb der Transportfahrzeuge auf dem Gelaumlnde und den Zufahrtswegen was gleichzeitig mit Laumlrmbelastungen verbunden ist196

192 Vgl BFNDIFU (2002) 197f193 Vgl UEBERHORST (1999) 66f194 Vgl BLU (o J)195 Vgl FRIEDRICHS (2004) 19-30196 Vgl BAUMGARTEN U A (1996) 73-96

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Anlagen der Ver- und EntsorgungswirtschaftDiese Eingriffsform erstreckt sich auf Infrastrukturen zur Frischwassergewinnung bzw Abwasserentsorgung wie etwa Regenwasserruumlckhaltebecken Wasserschutzgebiete und Klaumlranlagen Daneben umfasst dies Anlagen zur Behandlung von Abfaumlllen wie bspw Deponien Muumlllverbrennungsanlagen oder geologische Lagerstaumltten In allen Faumlllen kann es zu erheblichen Wechselwirkungen mit dem lokalen Oumlkosystem kommen wie die folgenden Beispiele zeigen Gemaumlszlig BMZ kann es bei der Frischwassergewinnung zu einer Verringerung der Bodenfeuchte kommen die zu einer Aumlnderung der natuumlrlichen und nutzungsgebundenen Pflanzenwelt fuumlhrt was wiederum Folgewirkungen auf die Tierwelt hat Hingegen kann es bei der Abfallentsorgung auf Deponien aufgrund der Abbauprozesse zur Bildung von Deponiesickerwasser und -gasen kommen welche z T sogar noch nach Betriebsende in geringem Maszlige anfallen197

LandwirtschaftDieses Eingriffsinteresse beinhaltet i w S die Aufzucht und bzw oder Produktion von Nutzpflanzen oder -tieren fuumlr Nahrungs- und Futterzwecke bei der es zu vielfaumlltigen oumlkologi-schen Belastungen kommt Eine wesentliche Folge der Landwirtschaft ist die Bodenerosion welche als solche in der Natur uumlblich ist aber durch die Entfernung der natuumlrlichen und halbnatuumlrlichen Pflanzendecke beschleunigt wird Das darunter liegende Erdreich ist dann dem Einfluss von Regen Sonne und Wind schutzlos ausgesetzt was die Zersetzung des organischen Materials foumlrdert und gleichzeitig die strukturelle Stabilitaumlt des Bodens reduziert Ein anderer negativer Haupteffekt ist die Beeintraumlchtigung und Zerstoumlrung von Lebensraumlumen etwa als Konsequenz von Entwaumlsserungsmaszlignahmen mit denen Feuchtgebiete nutzbar gemacht werden sollen Unmittelbar kann es bspw aufgrund des Einflusses von Weidetieren oder der Abflaumlmmung von Vegetation zu einer Behinderung des Wachstums bzw gebremsten Regeneration von natuumlrlichen Waumlldern kommen Schlieszliglich entstehen Umweltbelastungen bei landwirtschaftlichen Betrieben infolge von chemischer Duumlngung organischer Abfallproduktion und Aussetzung von Pestiziden198

ForstwirtschaftUnter dieser Projektart wird eine Pflanzung von Baumlumen verstanden welche weitgehend vom Menschen gestaltet ist im Extremfall ausschlieszliglich monotype Arten umfasst und in agrotechni-scher Weise erfolgt In Mitteleuropa uumlberwiegt der Bewirtschaftungstyp der schlagweisen Nutzung von Hochwald welcher etwa zu 70 aus den Nadelhoumllzern Fichte und Kiefer besteht Negative Auswirkungen dieser Eingriffsart koumlnnen bspw die Verringerung der Artenvielfalt durch Todholzentnahme sowie ein geringes Baumalter sein Daruumlber hinaus besteht u a ein hohes Schadensrisiko durch Destabilisierung des Altbestandes und die Gefahr eines Verlustes des Innenwaldklimas Indirekte Beeintraumlchtigungen des Oumlkosystems ergeben sich etwa auch durch die Fragmentierung der Waldflaumlche durch Wegenetze welche fuumlr das Befahren mit Kraftfahrzeugen benoumltigt werden199

Nicht-mineralische RohstoffeDiese Projektform umfasst die Gruppe von Rohstoffen aus tief liegenden Lagerstaumltten wie etwa Erdoumll Erdgas Salze Sole Kohlensaumlure oder Steinkohle Diese Materialien werden untertaumlgig durch Schaumlchte Stollen oder Bohrungen gewonnen so dass sich der Flaumlchenbedarf und die Umweltbelastungen auf uumlbertaumlgige Foumlrder- und Verarbeitungsanlagen beschraumlnken Das

197 Vgl BMZ (1993) 211297198 Vgl TIVY (1993) 9293-308199 Vgl SCHERZINGER (1996) 21352-366

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reduziert das Konfliktpotenzial im Vergleich zu den oberflaumlchennahen Rohstoffen erheblich zu denen die in dieser Arbeit ausfuumlhrlich dargelegten Mineralrohstoffe zaumlhlen Obwohl auch Braunkohle zu der Gruppe der oberflaumlchennahen Ausgangsmaterialien zaumlhlen stellt sich das Konfliktpotenzial ebenfalls in einem geringeren Umfang dar200 Die Abbaustaumltten von Braunkohle konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Niederrheinische Bucht (Nordrhein-Westfalen) sowie das Mitteldeutsche und (Sachsen Sachsen-Anhalt Thuumlringen) Lausitzer Revier (Brandenburg) Diese Areale sind somit in erster Linie fuumlr diese Art der Raumnutzung ausgewie-sen naturschutzfachliche Belange spielen somit von vornherein eine weitaus geringere Rolle nachdem eine solche Gebietsausweisung erfolgt ist Auf diese Weise entziehen sich diese Eingriffsarten weitgehend der Konfliktkonstellation aufgrund der oumlkologischen Restriktionen eines Schutzgebietes Dennoch sind auch bei diesen Nutzungsinteressen Umweltbeeintraumlchti-gungen festzustellen die sich schon alleine aus der Schwere des Eingriffes in die Natur und Landschaft ergeben Daruumlber hinaus kommt es bspw auch zur Aufwirbelung von Bodenteilchen bei der Bearbeitung des Erdreiches oder der Emissionen von Schadstoffen bei der Verwendung von Maschinen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren201

323 Konfliktlastigkeit

GrundmerkmaleBei den folgenden Eingriffsformen ist zu vermuten dass sie wahrscheinlich in einem erheblichen Konflikt zu den oumlkologischen Restriktionen einer Schutzflaumlche stehen und ihnen daher i S einer Abwaumlgungsentscheidung eine besondere Bedeutung zukommt Sie werden im Folgenden lediglich der Vollstaumlndigkeit halber aufgezaumlhlt um einen Uumlberblick hinsichtlich der Gesamtheit der Nutzungsinteressen zu erhalten und zur Orientierung in drei Bereiche (Energie Verkehr Sonstiges) aufgeteilt Die Eingriffsarten nach diesem Gruppierungsprinzip werden nur mit ihrem jeweiligen Abschnitt benannt da eine ausfuumlhrliche Analyse in Abschnitt 4 erfolgt Grundsaumltzlich zeichnen sich diese Projektformen durch folgende Merkmale aus wobei diese oftmals kombiniert auftreten1 Hohe Raumproblematik Die Eingriffsformen sind aufgrund ihrer Groumlszlige kaum in Raumlumen

zu realisieren welche sonst fuumlr auszliger-oumlkologische Aktivitaumlten zur Verfuumlgung stehen So waumlre bspw in einem Gewerbegebiet der Betrieb einer Windkraftanlage weit weniger prob-lematisch da solche Areale sich nicht durch eine hohe oumlkologische Sensibilitaumlt auszeich-nen Dies ist fuumlr die heutigen Anlagen zur Windenergiegewinnung jedoch kaum denkbar da sie u a wegen ihrer groszligen Dimension einen hohen Sicherheitsabstand zu anderen Gewerbebetrieben benoumltigen

2 Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung Bei linienartigen Nutzungsformen besteht haumlufig das Ziel sie als eine Gerade von einem Punkt zum anderen zu realisieren um die Kosten der Ver-bindung gering zu halten Dies fuumlhrt z B bei der Trassenfuumlhrung von Schienenwegen zu Problemen weil die Verlegung um die Schutzzone aus baulichen Gruumlnden aufwaumlndiger ist Aber auch eine vollstaumlndig gerade Linienfuumlhrung durch ein Schutzgebiet ist nicht immer moumlglich da die natuumlrlichen Gegebenheiten wie z B Gebirgslaumlufe eine entsprechende Anpassung der Streckenfuumlhrung erfordern

3 Nutzung der Standortfaktoren Bei punkt- wie auch bei flaumlchenartigen Projektformen besteht oftmals das Motiv die Vorteile der spezifischen Standortfaktoren eines Schutzare-als zu nutzen So kann bspw eine aumlsthetisch besonders wertvolle Gesteinsformation eine

200 Siehe Abschnitt 412201 Vgl WITTENBECHERLANGER (2005) 131 vgl WIKIPEDIA (o Je)

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Attraktion fuumlr Touristen darstellen die es nur an dieser Stelle gibt Solche Charakteristika von Schutzterrains begruumlnden zwar ihre oumlkologische Schutzwuumlrdigkeit wecken aber moumlg-licherweise gleichzeitig den Wunsch der wirtschaftlichen Nutzung

Bereich EnergieWindkraftanlagen (Abschnitt 41)

Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Bereich VerkehrFernstraszligen (Abschnitt 45)

Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Bereich SonstigesRohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Freileitungen (Abschnitt 410)

Tourismus (Abschnitt 411)

Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien

331 Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Boden ist ein nicht vermehrbares Gut welches nach einem langjaumlhrigen natuumlrlichen Entwicklungsprozess entsteht und wichtige oumlkologische Funktionen erfuumlllt So dient er als Lebensraum fuumlr Tiere bzw Pflanzen (und Menschen ndash Ergaumlnz d Verf) und als Speicherraum sowie Filter- Puffer- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Wasser202 Waumlhrend des oben erwaumlhnten Entstehungsprozesses wirken die Faktoren Klima Wasser Luft und Mikroorganismenund Kleinlebewesen wie etwa Pilze und Bakterien auf das Ausgangsgestein Aufgrund dieser physikalischen chemischen und biologischen Verwitterung kommt es zu einer Zerkleinerung und Umwandlung des Gesteins zu Mineralien Des Weiteren werden Ausscheidungen abgebaut sowie tierische und pflanzliche Organismen vermodert Als Ergebnis kommt es zur Bildung von

202 Vgl LANGER (1996) 46f

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Humus welcher den Boden locker und warm haumllt und wesentlich den Grad der Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt203

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die natuumlrliche Bodenvielfalt und ihre Regulationsfaumlhigkeit nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Vermeidung bzw Verminderung von Uumlberbauung Lagerstaumlttenabbau Deponierung Schadstoffeintragung Substanzverlust und Strukturveraumlnderung204

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Boden werden durch die Nutzungsarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Zum einen handelt es sich um mechanisch-physikalische Einwirkungen zu denen Bodenverlust und -abtrag zaumlhlen wie sie z B aufgrund von Wind- und Wassererosion sowie anthropogener Bodenabgrabung vorkommen Als weitere Effekte sind Aufschuumlttung und Umlagerung zu nennen die etwa beim Tiefpfluumlgen entstehen aber auch Bodenverdichtung wie sie bspw durch schwere Arbeitsfahrzeuge oder Skipisten hervorgerufen werden Schlieszliglich kann auch eine Bodenversiegelung auftreten z B in Form von Asphaltierung oder die Ent- und Bewaumlsserung von Boumlden im Falle ihrer Berieselung Des Weiteren koumlnnen chemisch-radiologische Einwirkungen zum Tragen kommen die durch einen anthropogenen Stoffeintrag aus anderen Umweltbereichen stammen Zu den wichtigsten Prozessen dieser Art gehoumlrt die Versauerung durch atmosphaumlrische Schadstoffe und die Eutrophierung durch Stickstoff- und Phosphatverbindungen Zu dieser Wirkungskategorie zaumlhlen ferner die Versalzung aufgrund der Verwendung von salzhaltigem Wasser oder Tausalzen und die Dispersion und Kontamination durch Schwermetalle und toxische Organika205

332 Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDas Wasser ist eines der elementarsten Lebensgrundlagen aller Organismen und ein unentbehr-liches Betriebs- Loumlsungs- und Transportmittel im Koumlrper aller Lebewesen Es uumlbernimmt die oumlkologische Funktion als un- und mittelbares Umweltmedium fuumlr Tiere und Pflanzen sowie als Speicher- und Transportsystem fuumlr Stoffe und Gase Daruumlber hinaus dient es als Grundlage fuumlr die Gewinnung von Trink- und Brauchwasser und der organischen Produktion weiterhin als Vorfluter fuumlr die Zwecke Freizeit und Erholung Es ist zu unterscheiden zwischen unter- und oberirdischen Gewaumlssern (Grundwasser und Flieszlig- bzw Stillgewaumlsser) sowie Oberflaumlchen- und Sickerwasserabfluss206

Daraus ergibt sich fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel den Wasserhaushalt qualitativ und quantitativ nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Verbesserung der Grundwasserneubildung und die Regulationsfaumlhigkeit von Oberflaumlchengewaumlssern zu sichern das Grundwasser vor Schadstoffeintraumlgen zu schuumltzen sowie die Verminderung des direkten Oberflaumlchen- und Sickerwasserabflusses zu vermeiden207

Art und Ausmaszlig der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes Wasser werden durch die Projektarten auf unterschiedliche Weise bestimmt Wasserbelastungen koumlnnen grundsaumltzlich chemisch bakteriell-viral thermisch und radiologisch erfolgen Zu dieser Art von Effekten kommt es wenn bspw Auftausalze im Straszligenverkehr benutzt werden was sich auf die Lebewesen im Wasser auswirkt Auch sind Gewaumlsserversauerungen durch emissionsbedingte Belastungen der Atmosphaumlre nicht auszuschlieszligen die sich vorwiegend bei Stillgewaumlssern bemerkbar machen Neben der toxischen Wirkung von Schwermetallen auf Wasserlebewesen

203 Vgl KNOCH (2004) 123204 Vgl LANGER (1996) 46f205 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 307206 Vgl LANGER (1996) 49-51207 Vgl LANGER (1996) 49-51

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sind auch organische Schadstoffe zu nennen unter die z B Erdoumll faumlllt Eine grundlegend andere Form der Wasserbelastungen findet auf mechanische Weise statt welche haumlufig die natuumlrliche Selbstreinigungskraft der Gewaumlsser durch Sedimentation Filtration und Verduumlnnung angreift Dabei handelt es sich um Maszlignahmen zur Gewaumlsserregulierung oder Uferbefestigung sowie um die Verlegung von Rohren und Drainagen208 Schlieszliglich sind auch Effekte wie etwa Uumlberbau-ung Versiegelung oder Zerstoumlrung von Flaumlchen fuumlr die Wasserneubildung durch Lagerstaumltten-abbau und zu intensive Entnahme von Grundwasser zu nennen209

333 Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie Luft bzw das Klima haben eine existenzielle Bedeutung als unmittelbare Lebensgrundlage fuumlr Pflanzen Tiere und Menschen sowie als Produktionsbedingung fuumlr Land- Forst- und Fischereiwirtschaft Diese oumlkologischen Funktionen werden im Wesentlichen durch die Kalt- und Frischluftproduktion und den Transport in die belasteten Gebiete aufrechterhalten210 Luft setzt sich bis zu einer Houmlhe von etwa 100 km hauptsaumlchlich aus 78 Stickstoff und 21 Sauerstoff zusammen sowie zu einem geringen Anteil aus den Gasen Argon und Kohlendioxid Die Zusammensetzung der Atmosphaumlre ist ein essentieller Klimafaktor neben anderen Einflussgrouml-szligen wie bspw die Sonnenstrahlung oder die Meer-Land-Verteilung Klima kann als statistisches Verhalten der Atmosphaumlre uumlber einen laumlngeren Zeitraum verstanden werden womit es sich vom Wetter unterscheidet welches kurzzeitig groszligen Schwankungen unterliegt211

Somit besteht fuumlr dieses Umweltmedium das Ziel die bioklimatische Regulationsleistung und die Luftqualitaumlt nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der bioklimatischen Ausgleichsraumlume sowie die Vermeidung und Verringerung von Luftverun-reinigungen212

Qualitaumlt und Quantitaumlt der negativen Wirkungen auf das oumlkologischen Schutzgut Luft bzwKlima werden durch die Projektformen auf unterschiedliche Weise bestimmt und koumlnnen sich etwa durch die Veraumlnderung der Bodennutzung und des Bewuchses darstellen Aber auch eine Verkleinerung des Entstehungsgebietes bzw der Transportflaumlche eine Veraumlnderung der Gelaumlndemorphologie und der Lage des Wirkraumes sowie eine Schadstoffeintragung in die Luft sind moumlglich213 Den groumlszligten Teil dieser luftverschmutzenden Substanzen machen Stickoxide das Ozon sowie fluumlchtige organische Substanzen aus wobei der Anteil des zuerst genannten Schadstoffes in den letzten Jahrzehnten aufgrund der staumlrkeren Motorisierung im Verkehr den groumlszligten Zuwachs verzeichnet Stickoxide sind Blut- und Nervengifte die zu Erkrankungen der Atemwege und Schaumlden bei Pflanzen fuumlhren in Verbindung mit Wasser kommt es zur Bildung von Salpetersaumlure welche einen Bestandteil des sauren Regens darstellt Eine aumlhnliche Wirkung hat das Ozon das sich vor allem bei starker Einstrahlung von UV-Licht der Sonne bildet und bereits ab einer Konzentration von 180 μgm3 als Reizgas gesundheitsschaumldlich auf Schleimhaumlu-te Augen und Nase wirkt Der Anteil der fluumlchtigen organischen Substanzen an den Luftschad-stoffen hat sich seit den 1970er Jahren zwar verringert einige Arten dieser Schadstoffkategorie sind aber nach wie vor als Vorlaumlufergase fuumlr die Ozonbildung zu betrachten214 Hinsichtlich derSchaumldigung des Klimas spielt das Kohlendioxid die wichtigste Rolle dessen Menge hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen Es wird geschaumltzt dass mindestens die

208 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 308209 Vgl LANGER (1996) 49-51210 Vgl LANGER (1996) 57f211 Vgl FROumlHLING (1998) 3648 vgl SCHOumlNWIESE (1994) 23212 Vgl LANGER (1996) 57f213 Vgl LANGER (1996) 57f214 Vgl KUTTLERSTEINECKE (1995) 309f vgl KNOCH (2004) 140-148

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Haumllfte des kuumlnstlichen Treibhauseffektes durch diesen Schadstoff verursacht wird der hauptsaumlchlich bei der Verbrennung fossiler Energietraumlger emittiert wird215

334 Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenTierePflanzen in ihrer natuumlrlichen Form bzw die entsprechende Lebensraumlume koumlnnen nur dauerhaft existieren wenn die Landschaft es ihnen ermoumlglicht Dies haumlngt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab Die jeweilige Auspraumlgung des abiotischen Milieus und der jeweiligen Art und Intensitaumlt der Flaumlchennutzung216 Zusammengefasst kann auch von einem Oumlkosystem gesprochen werden wie es bspw bei einem Teich der Fall ist TierePflanzen werden dann auch als Biozoumlnose bezeichnet der Lebensraum hingegen als Biotop Eine Biozoumlnose besteht aus Produzenten (Pflanzen die anorganische Naumlhrstoffe in Biomasse umwandeln) und Konsumen-ten (Lebewesen denen die Produzenten als Nahrung dienen) sowie Destruenten (Mikroorga-nismen die organische Substanzen in anorganische umwandeln)217

Das uumlbergeordnete Ziel bei diesem Umweltmedium besteht darin die Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften nachhaltig zu sichern Konkret bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung des Inventars an Arten und Lebensgemeinschaften das fuumlr eine Landschaft charakteristisch ist Ebenso sind die hierfuumlr erforderlichen Lebensraumgroumlszligen und Lagebezie-hungen bedeutsam sie sind zu erhalten bzw zu entwickeln Auch die ErhaltungEntwicklung der Lebensraumqualitaumlten in stofflicher hydrologischer und struktureller Hinsicht ist unter diesem Ziel zu subsumieren218

Hinsichtlich des Niveaus an Biodiversitaumlt sowie der moumlglichen Folgen eines Artenverlustes herrscht Uneinigkeit dagegen spricht eine Reihe von Argumenten deutlich fuumlr ein hohes Maszlig an Artenvielfalt So gibt es zwar keinen einfachen Zusammenhang zwischen biologischer Vielfalt und der Stabilitaumlt von Oumlkosystem aber viele Hinweise lassen dies vermuten Auch die Rolle als Ressource fuumlr genetische Informationen wie z B fuumlr die Entwicklung neuer Medikamente ist von hoher Bedeutung Als Rohstofflieferant sind viele Arten ebenfalls bedeutsam da sie sich nur schwer durch synthetische Stoffe ersetzen lassen Nicht zuletzt ist aus aumlsthetischen kulturellen und wissenschaftlichen Erwaumlgungen ein hohes Niveau an unterschiedlichen Pflanzen- und Tierarten wuumlnschenswert219 Umfang und Form der Beeintraumlchtigungen des oumlkologischen Schutzgutes TierePflanzen kann durch die Eingriffsformen verursacht werden und auf vielfaumlltige Weise stattfinden Stoffeintragung Veraumlnderungen des Wasserhaushalts Verlaumlrmung Zerstoumlrung funktionaler Zusammenhaumlnge oder Flaumlchenversiegelung220 Das Ergebnis dieser Einwirkungen auf die Biotope ist die Stoumlrung des Gleichgewichtes innerhalb der Biozoumlnosen mit der Folge dass Arten abwandern oder sterben221

335 Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDas Landschaftsbild ist weniger ein oumlkologisches Element i e S denn mehr ein strukturelles Schutzgut welches auf das sinnliche Erleben durch den Menschen gerichtet ist Die Qualitaumlt und Quantitaumlt der heutigen Raumnutzung fuumlhrt haumlufig dazu dass diese Funktion stark eingeschraumlnkt wird Die Folge ist eine Verringerung der natuumlrlichen und nutzungsbedingten Eigenschaften

215 Vgl FROumlHLING (1998) 48f216 Vgl LANGER (1996) 58-62217 Vgl KNOCH (2004) 30f218 Vgl LANGER (1996) 58-62219 Vgl KLAUER (2001) 60-62220 Vgl LANGER (1996) 58-62221 Vgl KNOCH (2004) 31

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zwischen den verschiedenen Landschaftsraumlumen222 Dieses Umweltschutzgut ist sowohl durch einen objektive wie auch eine subjektive Dimension charakterisiert was die Beantwortung der Frage nach seiner Verletzung erheblich erschwert So gibt es reale anthropogene und natuumlrliche Komponenten wie z B Verkehrswege oder Vegetation Es kommen jedoch auch subjektive Faktoren ins Spiel da das Bild von einer Landschaft beim Betrachter auch bspw aufgrund seiner persoumlnlichen Praumlferenzen entsteht223

Fuumlr dieses Umweltmedium existiert daher das Ziel die landschaftlichen Eigenarten nach-haltig zu sichern Im Einzelnen bedeutet das die Erhaltung bzw Entwicklung der unterschiedli-chen Landschaftsraumlume sowie der spezifischen Identitaumlt der dazugehoumlrigen strukturellen Voraussetzungen Die Eigenart eines Landschaftsraumes ergibt sich aus den sinnlich wahr-nehmbaren Strukturen die ein solches Areal in besonderer Weise charakterisieren und unverwechselbar machen224

Wie die negativen Effekte auf das oumlkologische Schutzgutes Landschaftsbild konkret ausse-hen wird durch die Projektinteressen auf vielfaumlltige Weise beeinflusst Es laumlsst sich in folgende Dimensionen differenzieren Art Auspraumlgung Anteil raumlumliche Anordnung sowie raumlumliche und zeitliche Konstanz der Strukturen225 Da die Bewertung uumlber den Grad der Beeintraumlchtigung der Landschaft aus aumlsthetischer Perspektive sehr subjektiv ist wird als Konkretisierung die Art des raumlumlichen Eingriffes herangezogen Dabei wird unterschieden zwischen einer punkt-undoder linienfoumlrmigen flaumlchenartigen und vertikalen Dimension deren optische Belastung in dieser Reihenfolge zunimmt Aus Gruumlnden der Vereinfachung wird unterstellt dass es sich bei den ersten beiden Kategorien um zweidimensionale Erscheinungen handelt die dritte Kategorie hingegen bedeutet zusaumltzlich die Beanspruchung der dritten Raumdimension (Houmlhe)

336 Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Realisierung von Eingriffsarten kann zu erheblichen Beeintraumlchtigungen der Umweltmedien fuumlhren wie es in den Abschnitten 331 bis 335 beschrieben wurde Spiegelbildlich dazu stellt sich die Frage inwieweit diese Auswirkungen grundsaumltzlich minimiert werden koumlnnen Dieser Zusammenhang wird im Naturschutzrecht als Eingriffsregelung bezeichnet allerdings ist das dort vorgesehene Verfahren aufgrund seiner Komplexitaumlt nicht fuumlr dieses Modell zu gebrau-chen226 Fuumlr diese Arbeit ist daher nur von Interesse welche allgemeinen Moumlglichkeiten die verschiedenen Projekttypen aufweisen den mit ihrer Realisierung verbundenen Schaden an der Umwelt zu reduzieren

Es werden jedoch nur Moumlglichkeiten betrachtet die baulich-technischer Art sind und daher von den Betreibern der geplanten Projektart eigenstaumlndig ausgefuumlhrt werden koumlnnen Solche Optionen koumlnnen in unmittelbarer Naumlhe der Eingriffsform realisiert werden und die beschriebenen Umwelteffekte zwar nicht verhindern aber doch verringern Dabei kann es sich z B um die Errichtung von Fischaufstiegstreppen bei Wasserkraftwerken handeln welche die Wanderbewegung dieser Lebewesen trotzt der baulichen Veraumlnderung des Flusses weiterhin ermoumlglicht Demnach werden weitergehende umweltpolitische Instrumente wie etwa die Vorschlaumlge fuumlr eine steuerliche Sanktionierung bestimmter oumlkologisch unvertraumlglicher Effekte nicht thematisiert

222 Vgl LANGER (1996) 63f223 Vgl JESSELTOBIAS (2002) 216f224 Vgl LANGER (1996) 63f225 Vgl LANGER (1996) 63f226 Vgl sectsect 18-20 BNatSchG

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337 Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken

GrundmerkmalWie dargestellt wurde ist die intergenerative Gerechtigkeit ein wesentliches Merkmal jeder Definition von Nachhaltigkeit227 Damit stellt sich die Frage des Umfanges der moumlglichen Risiken und der potenziellen Chancen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Mit Ruumlcksicht auf die zukuumlnftigen Generationen gilt es daher diese Risiken soweit wie moumlglich zu reduzieren oder auszuschlieszligen wozu dieses Analysekriterium eine Orientierungshilfe liefert Dabei werden als Risiken allgemein bdquoEreignisse bezeichnet bei denen zwar die Informationen bzw Vermutungen uumlber die relative Haumlufigkeit in einem Zeitintervall vorliegen der genaue Zeitpunkt des Eintrittes undoder das Ausmaszlig der Ereignisse aber unbestimmt bleibenldquo228

Obwohl es keinen faumlcheruumlbergreifend einheitlichen Risikobegriff gibt bedient sich vor allem die Naturwissenschaft die Technik und die Versicherungswirtschaft der DIN 31000 welche den Begriff Risiko als Produkt aus Houmlhe des Schadensumfanges und der Wahrscheinlichkeit des Eintretens formuliert229

Die folgenden Ausfuumlhrungen konzentrieren sich auf Risiken die aus dem Umgang mit Technik i w S resultieren da diese Risikokategorie weitgehend auf die beschriebenen Projektarten zutrifft Diese zeichnen sich dadurch aus dass eine technische Einrichtung wie z B eine Hochspannungsleitung undoder menschliche Aktivitaumlten in einem Freizeitpark die moumlglichen Quellen von Risiken fuumlr die Schutzzone sind230 Die Nutzungsinteressen besitzen jeweils ein unterschiedliches Risikopotenzial was sich bei einer beispielhaften Darstellung der moumlglichen Folgen aus Stoumlrfaumlllen ergibt Diese koumlnnen bei der Hochspannungsleitung z B das Versagen einer technischen Komponente sein so dass die Stromversorgung in einem Gebiet unterbrochen wird Die Bereiche des privaten und oumlffentlichen Lebens sind uumlblicherweise nur voruumlbergehend in ihren Aktivitaumlten beeintraumlchtigt wichtige oumlffentliche Einrichtungen wie z B Krankenhaumluser haben Notstromgeneratoren

Dennoch ist auch mit oumlkonomischen Schaumlden zu rechnen etwa in Form von Produktions-ausfaumlllen und der Beschaumldigung der Hochspannungsleitung selbst Um das Risikopotenzial eines Projektinteresses zu beurteilen kann es anhand der folgenden Beschreibungsattribute analysiert werden welche die wesentlichen Risikoaspekte abdecken Das hier entwickelte Analyseraster baut weitgehend auf dem Risikokonzept des WBGU auf und wurde bei Bedarf an entsprechen-der Stelle modifiziert231 Dies betrifft vor allem die Komponente der Abschaumltzungssicherheit Dieser Begriff definiert sich als Grad der Verlaumlsslichkeit der Bestimmung der beiden Risikomerk-male Schadensausmaszlig und Eintrittswahrscheinlichkeit232 Da diese Groumlszlige in den meisten Faumlllen aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen ist muss in der Risikoanalyse einzelner Nutzungsinteressen haumlufig darauf verzichtet werden Ebenso gelten die am Ende der jeweiligen Absaumltze aufgefuumlhr-ten Kategorien als Orientierungshilfe die ggf fuumlr die Analyse der einzelnen Nutzungsinteressen verwendet werden koumlnnen

SchadensausmaszligDas Schadensausmaszlig ist fuumlr die Abschaumltzung des Risikos eine zentrale Groumlszlige Unter Schaden wird im Allgemeinen eine als negativ bewertete Auswirkung einer menschlichen Aktivitaumlt

227 Siehe Abschnitt 23228 GREIVING (2002) 11229 Vgl DIN (1979)230 Hinsichtlich der weiteren Unterscheidung von Risiken aus der Natur Epidemien sowie Kombinationen aller drei

Risikotypen in zeitlicher und raumlumlicher Hinsicht vgl LASS U A (1998) 24231 Vgl WBGU (1999) 36-60232 Vgl WBGU (1999) 37

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verstanden Die Dimension welche ein Schaden verletzt wird als Schutzgut bezeichnet Im Folgenden wird von der Schadenskategorie Realschaden ausgegangen die sich durch Einbuszligen an realen Lebenswerten darstellen Konkret sind dies physische und psychische Beeintraumlchti-gungen des materiellen Reichtums oder des koumlrperlich-seelischen Status233

Die Einschaumltzung uumlber das Schadensausmaszlig kann sich fuumlr Nutzungsformen sehr unter-schiedlich gestalten So ist das moumlgliche oumlkologische Schadensausmaszlig als weit geringer einzustufen wenn bspw einzelne Voumlgel durch den Betrieb einer Windkraftanlage in ihrem Verhalten beeintraumlchtigt werden Dagegen sind die potenziellen Folgen der Kernschmelze eines Atomkraftwerkes wesentlich gravierender

EintrittswahrscheinlichkeitDie Eintrittswahrscheinlichkeit ist (neben dem Schadensausmaszlig) fuumlr die Abschaumltzung des Risikos ebenfalls eine zentrale Groumlszlige Im Gegensatz zur Messung des Schadensausmaszliges gibt es keine eindeutige Methode zur Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlich-keit ist definiert als relative Haumlufigkeit mit der ein bestimmtes Ereignis eintritt bei dem der genaue Zeitpunkt oder das Ausmaszlig von zyklischen Ereignissen jedoch ungewiss bleibt234

UbiquitaumltNeben den beiden o g sbquoklassischenrsquo Kriterien der Risikoabschaumltzung sollten folgende Bewertungselemente fuumlr die Analyse verwendet werden die sich international etabliert haben Eines davon ist die Ubiquitaumlt unter der die raumlumliche Verbreitung des Schadens oder des Schadenspotenzials verstanden wird235

PersistenzPersistenz bezeichnet die zeitliche Ausdehnung des Schadens oder des Schadenspotenzials236

VerzoumlgerungswirkungDie Verzoumlgerungswirkung beschreibt die moumlgliche zeitliche Luumlcke zwischen dem verursachen-den Ereignis und der Schadensfolge Diese Latenzzeit kann physikalischer biologischer chemischer Art sein oder das Ergebnis einer langen Variablenkette wie z B das Aussetzen des Golfstroms aufgrund des Klimawandels237

IrreversibilitaumltAls Irreversibilitaumlt ist der Fall der Nicht-Wiederherstellbarkeit des Zustands vor Schadenseintritt definiert Dieser Zustand ist jedoch im oumlkologisch weit gefassten Sinne zu verstehen d h es geht vorrangig um die typenmaumlszligige Wiederherstellung im Rahmen eines dynamischen Wandels z B in Form einer Wiederaufforstung Nicht unter diesen Begriff faumlllt die individuelle Restaurierung des Urzustandes was bspw beim Erhalt eines bestimmten Baumes der Fall waumlre238

233 Hinsichtlich einer Differenzierung in andere Schadenskategorien (die fuumlr diese Arbeit nicht herangezogen werden) vgl WBGU (1999) 48

234 Vgl WBGU (1999) 37235 Vgl WBGU (1999) 55236 Vgl WBGU (1999) 55237 Vgl WBGU (1999) 55238 Vgl WBGU (1999) 55

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338 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

GrundmerkmalUnter der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich auch das Ziel nach Sicherung der Gesundheit des Menschen subsumieren Explizit ist dies im Brundlandt-Bericht formuliert in dem es heiszligt bdquoAlle Menschen haben ein Grundrecht auf eine Umwelt die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen angemessen istldquo239 Diese zentrale Aussage rechtfertigt es diesem Aspekt der Nachhaltigkeit ein eigenes Analysekriterium einzuraumlumen obwohl indirekt auch in den oumlkologischen Pruumlfmerkmalen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit beschrieben werden Angesichts der Unterschiedlichkeit der moumlglichen Nutzungsinteressen stellt sich die Frage inwiefern ihre Realisierung Einfluss auf dieses Ziel hat Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als bdquoZustand des vollstaumlndigen physischen geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechenldquo240 Allerdings ist diese Definition sehr weit gefasst und bedarf daher einer Praumlzisierung fuumlr diese Arbeit

Eine solche Konkretisierung ist zunaumlchst raumlumlicher Art d h es werden nur Beeintraumlchti-gungen gepruumlft welche durch eine Nutzungsform verursacht werden und sich auf einen groumlszligeren Teil der umliegenden Bevoumllkerung auswirken Die individuelle Schaumldigung von Menschen am Arbeitsplatz z B durch gefaumlhrliche Strahlung ist daher nicht Gegenstand des Interesses Weiterhin konzentriert sich dieses Analysekriterium auf Gefahrenpotenziale die unmittelbar durch den Bau die Anlage oder den Betrieb einer Projektart hervorgerufen werden koumlnnen

LaumlrmLaumlrm ist nach herrschender Meinung eine nicht unerhebliche Ursache fuumlr die Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems Auszligerdem wirkt er als Stressfaktor und kann daher auch solche Krankheiten beguumlnstigen welche durch Stress entstehen Die wesentlichen Quellen fuumlr Laumlrm sind neben dem zunehmenden Straszligenverkehr die Bereiche Flugverkehr Industrie und Freizeit241

Persistente organische StoffePersistente organische Stoffe sind bestimmte Substanzen die fast ausschlieszliglich anthropogenen Ursprungs und sehr langlebig sind Im Allgemeinen fallen darunter chlororganische Verbindun-gen die z B in Pestiziden Synthesegrundstoffen und Isoliermitteln verwendet werden oder bei bestimmten industriellen Prozessen entstehen wie z B bei der Muumlllverbrennung Diese Substanzen koumlnnen auch in geringen Mengen das Nerven- und Immunsystem die Reproduktionsfaumlhigkeit den Stoffwechsel oder das Verhalten schaumldigen und die Entstehung von Tumoren beguumlnstigen242

Endokrin wirkende SubstanzenEndokrin wirkende Substanzen sind hormonaumlhnlich wirkende Verbindungen die anthropoge-nen oder natuumlrlichen Ursprungs sein koumlnnen Sie sind bspw in Pflanzenschutzmitteln Pharmaka oder Kunststoffen enthalten Dabei ist ihre schaumldliche Wirkung eher indirekt als eine moumlgliche Vorstufe zu verstehen die zu pathologischen Effekten wie z B Krebs Fertilitaumltsstoumlrungen oder embryonalen Missbildungen fuumlhren Die tatsaumlchlichen Auswirkungen auf die menschliche

239 HAUFF (1987) 387240 WELTGESUNDHEITSORGANISATION (1946) 100241 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196242 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196

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Gesundheit sind nicht zweifelsfrei erwiesen i S eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes empfiehlt es sich jedoch auch dieses Gefahrenpotenzial zu beruumlcksichtigen243

ElektrosmogElektrosmog ist die Sammelbezeichnung fuumlr die Auswirkungen elektromagnetischer Felder mit niedriger Frequenz wie bspw bei Hochspannungsleitungen oder Geraumlten mit hoher Frequenz was z B bei Mobilfunkmasten der Fall ist Als potenzielle gesundheitliche Folgen dieser Strahlung werden u a beschleunigtes Krebswachstum Einfluumlsse auf die Gehirnfunktion oder Schlafstoumlrungen genannt Auch bei diesen Effekten gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse uumlber den Mechanismus zwischen Ursache und Wirkung jedoch ist es auch hier ratsam diesen Zusammenhang i S der Vorbeugung zu pruumlfen244

Positive EffekteNeben den negativen gesundheitlichen Auswirkungen sind der Vollstaumlndigkeit halber auch positive Effekte zu erwaumlhnen Diese koumlnnen sich z B aufgrund von Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung ergeben und sind als Foumlrderung des menschlichen Wohlergehens i w S zu verstehen Diese erweiterte Sichtweise des Gesundheitsbegriffes hat ihren Ursprung in der Ottawa-Charta die im Jahr 1985 auf der ersten UN-Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung verabschiedet wurde Bezogen auf die oben beschriebene Definition bedeutet Gesundheit mehr als nur die Abwesenheit von medizinisch definierten Krankheiten245 Demnach spielen auch Faktoren wie etwa Belastungsfreiheit Freude Zufriedenheit und Gluumlck eine groszlige Rolle fuumlr das menschliche Wohlbefinden246

339 Akzeptanz in der Gesellschaft

GrundmerkmalDie gesellschaftliche Akzeptanz eines bestimmten Eingriffsinteresses kann i w S mit der Forderung nach Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen in Verbindung gebracht werden Der WBGU versteht unter dem Begriff der gesellschaftlichen Akzeptanz die Verletzung von individuellen sozialen oder kulturellen Interessen und Werten die eine entsprechende Reaktion der Betroffenen ausloumlst Dies kann sich in offenem Protest Vertrauens-entzug gegenuumlber den Entscheidungstraumlgern geheimer Sabotage oder sonstigen Formen der Gegenwehr artikulieren Im Risikokonzept des WBGU entspricht dieses Analysekriterium groumlszligtenteils dem Risikomerkmal Mobilisierungspotenzial Aufgrund des dort beschriebenen Sachverhaltes erscheint es jedoch angemessen ihm ein eigenstaumlndiges Analysekriterium einzuraumlumen247

Grundsaumltzlich koumlnnen im Rahmen des behoumlrdlichen Genehmigungsverfahrens fuumlr eine Projektform die betroffenen gesellschaftlichen Gruppen Einfluss nehmen Diese Moumlglichkeit wird hier jedoch nicht thematisiert da es ein Instrument ist welches auf jedes raumordnerische Vorhaben zutrifft Solche Verfahren behandeln die Problematik von moumlglichen Nutzungskonflik-ten daher eher auf einer formalen Ebene Das Interesse dieser Arbeit liegt dagegen mehr auf einer Einschaumltzung unterschiedlicher Eingriffsarten hinsichtlich einer inhaltlichen Ebene Demnach wird fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand seiner spezifischen Eigenschaften

243 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196244 Vgl KOPFMUumlLLER U A (2001) 192-196245 Vgl HURRELMANNLAASER (1998) 395f246 Vgl MAYRING (1991)247 Vgl WBGU (1999) 55

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untersucht wie hoch seine gesellschaftliche Akzeptanz grundsaumltzlich ist Das Ergebnis dieser Analyse ermoumlglicht es im Ansatz Ruumlckschluumlsse daraus ziehen inwiefern solche Arten von Nutzungsinteressen die Zustimmung der Allgemeinheit finden Diese ist bspw bei touristischen Einrichtungen eher anzunehmen als bei der Erweiterung eines Flughafens

Generelle EinschaumltzungRepraumlsentative UmfragenAusgehend von den spezifischen Eigenschaften einer Projektart erfolgt zunaumlchst eine generelle Einschaumltzung hinsichtlich ihrer anzunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz So werden typische Auswirkungen analysiert welche in der Wahrnehmung der Bevoumllkerung haumlufig als stoumlrend empfunden werden was bei Windkraftanlagen bspw die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft betrifft Fundiert wird dieser Schritt durch Umfragen zu dieser Eingriffsform soweit solche vorhanden sind bzw die Fragestellung sich eignet Dabei sind die Ergebnisse von demoskopischen Studien nicht als alleinige Entscheidungshilfe zu verstehen da sie mit einer Vielzahl von beabsichtigten oder unbeabsichtigten methodischen Schwaumlchen verbunden sein koumlnnen GALLUSLUumlHE sehen daher ganz grundsaumltzlich dass die veroumlffentliche Meinung zu einem Thema zumindest nicht als alleinige Legitimationsgrundlage gelten kann sondern allenfalls als Hinweis eines allgemeinen Stimmungsbildes interpretierbar ist Eine ausschlieszligliche Ausrich-tung des politischen Handelns auf sbquoVolkes Stimmersquo birgt die Gefahr dass sich Mandatstraumlger ihrer Verantwortung fuumlr unpopulaumlre aber sachlich begruumlndete Entscheidungen entziehen248

Position von UmweltverbaumlndenEin anderer Beurteilungshinweis ergibt sich aus der Analyse der Position von Umweltverbaumlnden welche zu vielen Nutzungsarten eine dezidierte Meinung vertreten Es wird angenommen dass diese Organisationen grundsaumltzlich eine eher kritische Haltung gegenuumlber Eingriffsformen haben welche nicht den unmittelbaren oumlkologischen Zielen einer Schutzflaumlche entsprechen Der Meinung dieser Verbaumlnde kommt daher ein besonderes Gewicht zu und kann somit im gewissen Sinne als sbquouumlberrepraumlsentativrsquo interpretiert werden So vertritt der Deutsche Natur-schutzring als Dachverband ca 52 Mio Einzelmitglieder welche in 93 Umwelt- und Natur-schutzverbaumlnden vertreten sind249 Auch innerhalb dieser Gruppe gibt es in Orts- und Regionalverbaumlnden abweichende Meinungen so dass eine prinzipielle Bejahung zu einer Nutzungsart u U zu einer Ablehnung im Einzelfall fuumlhren kann Im Vergleich zu anderen groszligen Mitgliederorganisationen wie z B dem ADAC vertreten die Umweltverbaumlnde in einem weitaus staumlrkeren Maszlige gesamtgesellschaftliche Interessen Ihr Anliegen wird daher in der Oumlffentlichkeit laut Umfragen als houmlchst wichtig angesehen so dass diese Institutionen einen Vertrauens- und Sympathievorschuss genieszligen250

Lokal organisierter WiderstandSchlieszliglich wird versucht Art und Umfang eines moumlglichen lokalen Widerstandes gegen bestimmte Nutzungsformen zu beurteilen der sich oftmals in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert Neben den anderen demokratischen Institutionen der Entscheidungsfindung wie z B Parlamente und Parteien spielen sie seit den 1960er Jahren eine wichtige Rolle in der Gesellschaft251 Allerdings haben sich die Erfolgsaussichten dieser Protestform in den letzten Jahren merklich verringert was u a auf das Phaumlnomen Politikverdrossenheit zuruumlckzufuumlhren ist Daneben hat die Komplexitaumlt behoumlrdlicher Planung und Entscheidung zugenommen was wiederum ein groumlszligeres Maszlig an Engagement auf Seiten der organisierten Gegnerschaft

248 Vgl GALLUSLUumlHE (1998) 145-154249 Vgl DNR (2005)250 Vgl CORNELSEN (1991) 149251 Vgl ANDRITZKYWAHL-TERLINDEN (1978) 31f

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erfordert die nicht in jedem Fall aufgebracht werden kann252 Die Buumlrgerinitiative wird als Einzweckbewegung verstanden die spontan auf Fehlverhalten der politisch-administrativen Apparatur reagiert und sich um einzelne prominente Personen herum oder als Gruppe Gleicher organisiert253

3310 Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen

GrundmerkmalDie soziale Dimension von Nachhaltigkeit kann auch in dem Zusammenhang gesehen werden dass eine Projektart Nutzungsoptionen fuumlr die Oumlffentlichkeit bietet In dieser Uumlberlegung finden sich einige Elemente die in der Diskussion um das Konzept der Grundbeduumlrfnisse eine Rolle spielen Der Zusammenhang mit dem Thema dieser Arbeit ist dadurch abzuleiten dass einige Nutzungsinteressen mehr andere weniger der Befriedigung einiger dieser Beduumlrfnisse dienen Fuumlr solche Beduumlrfnisse laumlsst sich eine thematische Beziehung zu bestimmten Nutzungsarten herstellen wie z B bei Eisenbahntrassen fuumlr den Personenverkehr zu sehen ist da diese Infrastruktur den Ausbau der oumlffentlichen Verkehrsmittel foumlrdert Somit wird es einem groumlszligeren Publikum erlaubt das Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt zu befriedigen was auch sozial benachteiligte Gruppen einschlieszligt Dagegen waumlre die Erweiterung einer Autobahn lediglich fuumlr PKW-Fahrer sowie fuumlr Nutzer des oumlffentlichen Busverkehrs von Vorteil und wuumlrde daher die Einengung auf diesen Nutzerkreis bedeuten

Materielle GrundbeduumlrfnisseBei diesem Aspekt wird davon ausgegangen dass diejenigen Guumlter und Dienstleistungen eine Prioritaumlt haben welche die Beduumlrfnisse der Beduumlrftigsten befriedigen Dazu zaumlhlen dann nicht Projekte die ein hohes Prestige besitzen und in erster Linie den Interessen einer privilegierten sozialen Gruppe dienen Das Konzept der Grundbeduumlrfnisse wird hier nur insoweit im Grundgedanken aufgegriffen wie es fuumlr die Entwicklung dieses Analysekriteriums von Nutzen ist254 Zu diesen Grundbeduumlrfnissen in materieller Hinsicht zaumlhlen die im Folgenden aufgezaumlhl-ten wobei die ersten sieben als die am dringlichsten aufgefasst werden1 Ernaumlhrung2 Unterkunft3 Kleidung4 Versorgung mit hinreichend sauberem Wasser5 Sanitaumlre Einrichtungen6 Gesundheitsversorgung7 Bildung(seinrichtung)8 BrennstoffeBetriebsstoffe9 Oumlffentliche Verkehrsmittel10 HaushaltsausstattungMoumlblierung11 Kontrazeptiva12 Kulturelle Einrichtung13 ErholungsmoumlglichkeitenUnterhaltungsgelegenheiten14 Soziale Absicherung255

252 Vgl OumlKO-TEST (1996) 49-52253 Vgl DIENEL (2002) 52254 Hinsichtlich der Schwierigkeiten einer Definition von Grundbeduumlrfnissen sowie der ausfuumlhrlichen Diskussion

dieses Ansatzes vgl EMPACHERWEHLING (2002) 24-29255 Vgl EMPACHERWEHLING (2002) 25f

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3311 Effekte auf den Arbeitsmarkt

GrundmerkmalDie Bekaumlmpfung der Arbeitslosigkeit ist eines der zentralen gesellschaftlichen Themen dieser Zeit und wird daher im Rahmen dieser Abhandlung mit einem separaten Analysekriterium gewuumlrdigt Haumlufig wird dieser Aspekt von Nachhaltigkeit in die soziale Dimension aufgenom-men weil das Thema Erwerbsarbeit in seiner ganzen sozialpolitischen Bandbreite erfasst und als bdquozentrales Bindeglied zwischen gesellschaftlicher und individueller Ebeneldquo angesehen wird256

257 Dennoch findet sich auch eine Einordnung in die oumlkonomische Dimension so auch in dieser Arbeit258 Dies ermoumlglicht es einen einfacheren Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung in Hinblick auf die Realisierung von Eingriffsformen und den moumlglichen beschaumlftigungspoliti-schen Implikationen herzustellen

Dieses Untersuchungsmerkmal ist durch das andere oumlkonomische Analysekriterium bdquoBei-traumlge fuumlr die Gesamtwirtschaftldquo nicht hinreichend gedeckt Aus einer positiven Einschaumltzung jenes Untersuchungsmerkmals lassen sich daher nicht automatisch Schluumlsse ziehen inwieweit sich die Realisierung einer Eingriffsart positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt Generell erfolgt eine Abschaumltzung ob es sich bei dem betroffenen Nutzungsinteresse eher um eine kapital- oder eine arbeitsintensive Wirtschaftsform handelt Dennoch erscheint es sinnvoll fuumlr die Einschaumlt-zung dieses Analysekriteriums die allgemeine Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen einer Projektform zu beleuchten So werden bspw prognostizierte Umsatzzahlen herangezogen oder moumlgliche Gesetzesvorhaben beleuchtet Es wird davon ausgegangen dass sich ein positives Umfeld eines Nutzungsinteresses zumindest ansatzweise auch beschaumlftigungspolitisch beguumlnstigend auswirkt

Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und BeschaumlftigungsentwicklungBei einem Ruumlckgriff auf die wirtschaftswissenschaftliche Theorie findet sich ein aumlhnlicher Zusammenhang zwischen den Faktoren Wirtschaftswachstum und Beschaumlftigungsentwicklung Eine vollstaumlndige Entkopplung dieser beiden Groumlszligen ist zwar nicht festzustellen aber eine Gleichsetzung ist ebenso zu ungenau und fuumlr diese Arbeit ungeeignet So hat sich diese Beziehung seit dem Oumllpreisschock im Jahr 1974 sogar noch deutlich verstaumlrkt was sich im Ruumlckgang der Beschaumlftigungsschwelle ausdruumlckt Dieser Wert gibt das prozentuale Wirtschafts-wachstum an bei dem die Beschaumlftigungssituation in einem Land gleich bleibt und betrug 161 fuumlr die Jahre von 1976 bis 1997259 Dennoch genuumlgt diese Verknuumlpfung nicht fuumlr dieBeantwortung der o g Frage nach dem Potenzial zur Verbesserung der Erwerbssituation weil die dargestellte Kennziffer eine gesamtwirtschaftlich aggregierte Groumlszlige ist D h es werden die erheblichen sektorspezifischen Unterschiede nicht beruumlcksichtigt welche jedoch bei den beschriebenen Nutzungsinteressen eine groszlige Rolle spielen

BeschaumlftigungsstrukturenDa die Realisierung von Eingriffsformen mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Effekten verbunden ist werden zur differenzierten Darstellung allgemeine Kriterien fuumlr ein Qualifikationsprofil herangezogen Auf der ersten Ebene finden sich Berufsgruppen die ohne oder nur mit einem allgemeinbildenden Schulabschluss auskommen Auf der zweiten Ebene gibt es Taumltigkeitsgruppen die eine Berufsausbildung im Dualen System (Berufsschule und

256 EMPACHERWEHLING (2002) 48257 Vgl PIB (2002) 121f258 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 32259 Vgl BUSCHER (2000) 12-70

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Betrieb) benoumltigen wozu auch Abschluumlsse an einer Fach- Meister- oder Technikerschule zaumlhlen Auf der dritten Ebene sind die uumlbrigen houmlherqualifzierten Abschluumlsse anzusiedeln die an Fachhochschulen und Universitaumlten erworben werden260 Dementsprechend werden diese Ebenen der Einfachheit halber im Folgenden einem gering- mittel- und hochqualifizierten Niveau zugeordnet Aufgrund der originaumlren Arbeitsweise der Eingriffsformen wird im jeweiligen Analysekriterium versucht die Qualitaumlt der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse einzuschaumlt-zen Dabei dient diese Klassifizierung lediglich der Beschreibung und nicht der Bevorzugung von hochqualifizierten gegenuumlber geringqualifzierten Arbeitskraumlften

3312 Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft

GrundmerkmalDie oumlkonomische Dimension von Nachhaltigkeit laumlsst sich vereinfacht als Sicherung der Leistungsfaumlhigkeit des Wirtschaftssystems beschreiben Um dieses Ziel zu erreichen gilt es einige grundlegende Regeln zu beachten uumlber die weitgehend Einigkeit besteht wie z B ein funktionierendes Preissystem261 Die groumlszligte Anschlussfaumlhigkeit besitzen die beiden folgenden Regeln welche die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages vorschlaumlgt Auf dieser Basis werden in den darauf folgenden Absaumltzen zwei eigene Beschreibungsattribute herausge-arbeitet Dabei kann das erste Beschreibungsattribut (bdquoRegionalwirtschaftliche Ausstrahlungldquo) tendenziell als makrooumlkonomische Einnahmenseite gesehen werden da es darum geht wirtschaftliche Aktivitaumlten und damit Geldfluumlsse in der Region zu behalten Das zweite Beschreibungsattribut (bdquoOumlffentliche Finanzierungldquo) dagegen kann verkuumlrzt als Ausgabenseite betrachtet werden da die Kosteneffizienz der Nutzungsformen im Blickpunkt steht1 bdquoDas oumlkonomische System soll individuelle und gesellschaftliche Beduumlrfnisse effizient

befriedigen Dafuumlr ist die Wirtschaftsordnung so zu gestalten daszlig sie die persoumlnliche Initia-tive foumlrdert (Eigenverantwortung) und das Eigeninteresse in den Dienst des Gemeinwohls stellt (Regelverantwortung) um das Wohlergehen der derzeitigen und kuumlnftigen Bevoumllke-rung zu sichern Es soll so organisiert werden daszlig es auch gleichzeitig die uumlbergeordneten Interessen wahrtldquo262

2 bdquoDie oumlkonomische Leistungsfaumlhigkeit einer Gesellschaft und ihr Produktiv- Sozial- und Humankapital muumlssen im Zeitablauf zumindest erhalten werden Sie sollten nicht bloszlig quantitativ vermehrt sondern vor allem auch qualitativ staumlndig verbessert werdenldquo263

Regionalwirtschaftliche Ausstrahlung Der Hauptgedanke dieses Beschreibungsattributes ist die Staumlrkung der regionalen Wirtschafts-aktivitaumlt welche von einer Eingriffsart ausgehen kann Mit der Verfolgung dieses Zieles sind bestimmte Vorzuumlge verbunden welche im Folgenden kurz skizziert werden Zunaumlchst kann grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass eine Regionalisierung die raumlumliche Entfernung zwischen den Akteuren verkuumlrzt und sich somit positiv auf die verkehrsbedingten Schadstoff-emissionen auswirkt264 Vergleichbar ist dies etwa mit dem Prinzip der Annaumlherung von Arbeits-und Wohnstaumltten welches in der Stadtplanung mittlerweile wieder eine groumlszligere Rolle spielt Damit deutet sich an dass dieses Beschreibungsattribut nicht nur einen oumlkonomischen Charakter besitzt sondern auch in oumlkologischer Dimension relevant ist KLUGESCHRAMM sehen

260 Vgl JANSEN (1993) vgl PARMENTIERPLICHT (1993) 56-59261 Hinsichtlich weiterer Regeln vgl bspw KOPFMUumlLLER U A (2001) 96f262 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48263 DEUTSCHER BUNDESTAG (1998) 48264 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f

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auch die raumlumliche Naumlhe der Produktion und Konsumtion von Guumltern und Dienstleistungen als Vorteil da es zu einer Erhoumlhung der Wertschoumlpfung vor Ort fuumlhren kann wenn regional vorhandene Herstellungs- und Vermarktungskapazitaumlten genutzt werden So kann ein hoher Anteil von Arbeitsplaumltzen und Einkommen gesichert werden was sich auch positiv auf mittelbar abhaumlngige Wirtschaftsbereiche auswirkt wie z B Gastronomie und Baugewerbe265 Schlieszliglich besitzt dieses Beschreibungsattribut auch indirekt einen sozialen Aspekt welcher sich etwa in der Staumlrkung von regionaltypischen Produkten und Eigenheiten darstellt und damit die kulturelle Identifikation der Anwohner erhoumlht Ebenso sind positive Effekte denkbar wenn die persoumlnlichen Beziehungen von regionalen Wirtschaftsakteuren initiiert und genutzt werden266

Oumlffentliche FinanzierungAus den jeweils ersten Saumltzen oben der aufgefuumlhrten Punkte 1 und 2 laumlsst sich ein Postulat fuumlr eine nachhaltige Finanzpolitik ableiten die im Kern darin besteht den Gestaltungsspielraum zukuumlnftiger Generationen in diesem Bereich zu erhalten Die Begruumlndung fuumlr diese Forderung ist der in den letzten Jahrzehnten stetig wachsende Schuldenstand und damit auch der Zinslast in allen staatlichen Haushalten Auf die Gruumlnde dieser Entwicklung im Einzelnen wie etwa die deutsche Wiedervereinigung soll hier nicht eingegangen werden Es wird in einem normativen Sinne angenommen dass ein finanzpolitisches sbquoweiter sorsquo gesamtgesellschaftlich auf Dauer nicht tragfaumlhig ist267 Dieser Zusammenhang spielt bei der Finanzierung bestimmter Projektfor-men eine groszlige Rolle weil die Allgemeinheit sich auf direktem oder indirektem Wege daran beteiligt So werden bspw die Kosten fuumlr Pflege und Verwaltung von Schutzgebieten uumlber Steuern beglichen Es stellt sich daher die Frage inwieweit unter Kosten-Nutzen-Aspekten bestimmte Nutzungsarten effizienter sind als andere

Die oben gemachten Aussagen zur Nachhaltigkeit der Finanzpolitik bewegen sich auf einer sehr abstrakten Ebene und sind daher weitgehend unproblematisch Wird dieserZusammenhang auf eine konkretere Ebene transferiert ist mit einigen methodischen Schwierigkeiten zu rechnen die im Folgenden kurz angerissen werden So sind bspw absolute Verschuldungszahlen fuumlr die tatsaumlchliche Situation eines oumlffentlichen Haushaltes wenig aussagekraumlftig da solche Kennzahlen aufgrund der tendenziell steigenden Inflation bei gleichzeitiger Zunahme des realen Sozialproduktes uumlber einen laumlngeren Zeitraum schlecht vergleichbar sind Daher wird fuumlr die Verwendung von relativen Maszliggroumlszligen plaumldiert wie z B das Verhaumlltnis von Schuldenstand zum Bruttoinlandsprodukt In den letzten Jahren wurden detaillierte Verfahren fuumlr die Messung der Nachhaltigkeit von Finanzpolitik entwickelt auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen wird268 Dies spielt fuumlr diese Arbeit auch keine Rolle da diese Konzepte makrooumlkonomisch ausgerichtet sind und fuumlr die Kosten-Nutzen-Analyse eines einzelnen Projektinteresses nicht anwendbar sind Es kann lediglich darum gehen eine Abschaumltzung zu liefern ob die Realisierung der betrachteten Nutzungsform tendenziell zu einer Ab- oder Zunahme der staatlichen Verschuldung beitraumlgt

265 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f266 Vgl KLUGESCHRAMM (2003) 167f267 Vgl FALTLHAUSER (2002) 10-1421-28268 Da ist zum einen das von der OECD entwickelte Fiscal Sustainability-Konzept das im Wesentlichen die Ein- und

Auszahlungen des Staates uumlber einen Zeitraum von etwa 30 bis 50 Jahren beruumlcksichtigt Demnach ist eine Finanzpolitik nachhaltig wenn die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben mit der im Ausgangszeitpunkt bestehenden Staatsschuld uumlbereinstimmt Der andere Ansatz wird als Generationenbilanzierung bezeichnet die im Wesentlichen wie das OECD-Konzept funktioniert jedoch die Zahlungsstroumlme den einzelnen Altersjahrgaumln-gen einer Generation zurechnet Pro Generation sind dies 90 und mehr Jahre was insgesamt einen betrachteten Zeithorizont von 200 bis 250 Jahren umfasst Beide Instrumente haben ihre jeweiligen Schwaumlchen die hier jedoch nicht erlaumlutert werden sollen Vgl KITTERERRAFFELHUumlSCHEN (2002)

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4 Analyse der Nutzungsinteressen

41 Windkraftanlagen

411 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDer Bau von modernen Windkraftanlagen wurde u a durch die Energiekrise Anfang der 1970er Jahre befoumlrdert musste aber in der Zeit danach aufgrund technischer Probleme Ruumlckschlaumlge hinnehmen Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation aufgrund der Weiterentwicklung der Anlagen der Notwendigkeit zu klimafreundlicherer Stromerzeugung sowie der positiven politischen Rahmenbedingungen wie z B das Erneuerbare Energien-Gesetz fuumlr diese Energieform verbessert269

Die haumlufigste Bauart hat eine horizontale Drehachse mit Dreiblattrotoren fuumlr die eine Reihe von technischen Vorteilen spricht270 Heutige Anlagen auf dem Land haben eine Turmhoumlhe sowie einen Rotordurchmesser von bis zu 120 m (die Rotorblaumltter sind 60 m uumlber dem Boden) und besitzen eine maximale Nennleistung von 3 MW271 Die Leistung einer einzelnen Windenergieanlage ist sehr gering ndash im Vergleich etwa zu einem typischen Steinkohlekraftwerk welches eine Strommenge von 600 MW produziert272

Aufgrund der geringen Leistung eines Windaggregates ist eine hohe Anzahl an Generato-ren noumltig um einen nennenswerten Anteil an der Gesamtenergieversorgung zu erreichen Eine dezentrale Errichtung ist oftmals aufgrund der dichten Besiedelung sowie der unguumlnstigen Windverhaumlltnisse nicht uumlberall moumlglich Dementsprechend sind v a die Kuumlstenlaumlnder Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Vorteil auf die ca die Haumllfte der errichteten Anlagen entfaumlllt Die Notwendigkeit der Buumlndelung von Anlagen zu Windfarmen in bestimmten Regionen ist auch kostenguumlnstiger da das Betreiben einer einzelnen Anlage vergleichsweise aufwaumlndig ist273 Daruumlber hinaus zeichnet sich diese Art der Energieerzeugung durch die Problematik aus dass aufgrund der schwankenden Windverhaumlltnisse eine Versorgung mit elektrischer Grundlast nicht moumlglich ist

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 16543 Windkraftanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 16629 MW betrug Im selben Jahr wurden 259 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 55 am Nettoinlandsverbrauch entsprach274 Das atmosphaumlrische Potenzial an Wind uumlbersteigt bei weitem den tatsaumlchlichen Bedarf des Menschen ndash koumlnnten davon weniger als 1 genutzt werden waumlren alle Probleme in Hinblick auf die Stromerzeugung geloumlst Dagegen betraumlgt das technisch-wirtschaftlich nutzbare Energiepotenzial nur einen Bruchteil davon was z B durch die benoumltigte mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von mindestens 4 ms in 10 m Houmlhe bestimmt ist275

Im Jahr 2004 waren in der Windenergiebranche ca 61000 Menschen direkt beschaumlftigt was sich auf die Mitarbeiter bei den Anlagenproduzenten den Komponentenherstellern den

269 Vgl HAU (2003) 2-69270 Vgl HAU (2003) 2-69 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 284271 Vgl HAU (2003) 502511689272 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 27273 Vgl HAU (2003) 575 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 331274 Vgl BWE (o Ja)275 Vgl HAU (2003) 595f

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Projektplanungsgesellschaften und den Serviceunternehmen bezieht In jenem Jahr erwirtschaf-tete die Branche im In- und Ausland einen Umsatz von ca 48 Mrd euro durch den Verkauf sowie 23 Mrd euro durch den Betrieb von Windkraftanlagen Ein Wachstum dieser Branche ist hauptsaumlch-lich im Offshorebereich zu erwarten was sich bis zum Jahr 2030 auf eine Gesamtleistung von 30000 MW kumulieren koumlnnte Hingegen ist im Onshorebereich das Potenzial zu etwa zwei Dritteln ausgeschoumlpft so dass bis zu diesem Zeitpunkt mit einer installieren Kapazitaumlt von insgesamt 23700 MW gerechnet wird276

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wind ist groszligen Variationen unterworfen wobei die houmlchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten im Kuumlstenbereich erreicht werden Im Suumlden Deutschlands finden sich vergleichbare Windvorkommen vorwiegend nur noch auf exponierten Huumlgel- und Kammlagen der Mittelgebirge277 Unter den genannten Einschraumlnkungen und der Unsicherheit von Abschaumltzungen stehen 150000 bis 200000 ha raumplanerisch gesicherter Flaumlche (onshore) zur Verfuumlgung Dieses Areal entspricht einem technischen Endenergiepotenzial von 25 bis 35 TWha wobei in diesem Wert aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt sind278

412 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung des Erdreiches eher mechanischer Art ist d h es findet keine Veraumlnderung des Bodens in seiner bio-chemischen Funktionsweise statt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Beeinflussung des unterirdischen Wassers nahezu ausgeschlossen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Effekte fuumlr die Atmosphaumlre neutral und u U sogar geringfuumlgig positiv sein koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Gefahren auf die Vogelwelt beschraumlnken Wie stark diese Beeintraumlchtigung ist haumlngt von der Art und von der Lage der Windkraftanlage ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einer spuumlrbaren Veraumlnderung der landschaftlichen Umgebung kommt Unabhaumlngig von den beschriebenen Faktoren wird es jedoch immer zu einer Beeintraumlchtigung kommen die auch auf

276 Vgl O V (2004)277 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522278 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 327f

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groszlige Distanz sichtbar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass lediglich durch eine optimale Standortplanung die Beeintraumlchtigung auf die Landschaftsoptik und die Vogelwelt minimiert werden kann Die Wirksamkeit dieser Optionen ist jedoch nur im Einzelfall zu beurteilen technische Maszlignahmen an den Windkraftgeneratoren selbst scheiden weitgehend aus Die Moumlglichkeiten zur der Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Eintreten und Beheben von moumlglichen Schaumlden relativ gut handhabbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einigen Faumlllen die beschriebenen Effekte die Wahrnehmungsgrenze bzgl des Schattenwurfes oder der Rotorge-raumlusche uumlberschreiten und somit als unangenehm empfunden werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine hohe generelle Zustimmung mit einer hohen Ablehnung im Einzelfall einhergehen kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es sich bei Windkraftanlagen um eine mittlerweile etablierte Technologie handelt deren kapitalintensiver Anteil zugenommen hat Positive beschaumlftigungspolitische Implikationen sind daher hauptsaumlch-lich aufgrund von Kapazitaumltsausweitungen zu erklaumlren Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei der Realisierung von Windparks in einem erheblichen Umfang auf lokale Wirtschaftsstrukturen zuruumlckgegriffen wird Die Kosten fuumlr diese Eingriffsart liegen in Relation zu den anderen Formen der alternativen Energieerzeugung in einem konkurrenzfaumlhigen Rahmen Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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42 Fotovoltaikanlagen

421 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenBei Fotovoltaikanlagen wird die solare Strahlungsenergie direkt in elektrischen Strom umgewandelt Die andere grundsaumltzliche Art der Energiegewinnung aus der Sonne sind Solarthermische Kraftwerke welche die hohe Direktstrahlung der Sonne mit Hilfe von Konzentratoren einfangen wie z B einer Parabolrinne Diese Energie wird dann fuumlr den Antrieb einer Waumlrmekraftmaschine wie bspw einer Dampf- oder Gasturbine genutzt und kann mit einem thermischen Speicher einige Stunden nutzbar gehalten werden Diese Technologie findet in Deutschland keine Anwendung weil die uumlberwiegend diffuse Sonnenstrahlung dafuumlr ungeeignet ist279 Folglich wird diese Art der Gewinnung von Sonnenenergie in dieser Arbeit nicht thematisiert alle Ausfuumlhrungen beziehen sich auf Fotovoltaikanlagen

Bei Solaranlagen werden die Fotonen als Traumlger der Lichtenergie durch die Elektronen im Solarmodul in potenzielle und kinetische Energie umgewandelt Wesentliche Systemkomponen-ten dieser Technologie sind die Fotovoltaikzelle (bestehend aus Semiconductor-Grade Silizium aus der Halbleiterindustrie) der Wechselrichter (zum Umwandeln der Gleich- in Wechselspan-nung in das oumlffentliche Netz da Solargeneratoren prinzipiell Gleichspannung erzeugen) sowie die Aufstaumlnderung (zur Ausrichtung der Fotovoltaikzelle an die Sonne) Aufgrund der Verluste bei der Energieumwandlung ergeben sich im Jahresmittel Gesamtwirkungsgrade zwischen 9 und 11 280

Aus der Vielzahl von Anlagenkonzepten und Anwendungsbereichen sind fuumlr diese Arbeit ausschlieszliglich netzgekoppelte und zentrale Systeme von Bedeutung die zu Fotovoltaikkraft-werken zusammengeschlossen sind Sie speisen den Strom uumlber einen oder mehrere Wechsel-richter und einen Transformator in die Mittel- oder Hochspannungsebene des oumlffentlichen Netzes ein Diese Anlagen beanspruchen aufgrund ihrer Dimension groumlszligere Freiflaumlchen so dass ihre Errichtung auch mit den oumlkologischen Restriktionen von Schutzflaumlchen kollidieren kann281

Zentrale Fotovoltaikanlagen haben eine Nennleistung von 300 kWp wie etwa das erste Kraftwerk auf der Nordseeinsel Pellworm Das weltweit groumlszligte Kraftwerk steht derzeit auf einem ehemaligen Bergwergsgelaumlnde in Goumlttelborn (Saarland) und liefert eine Leistung von bis zu 82 MWp282 Als Faustregel fuumlr den Flaumlchenbedarf von Fotovoltaikanlagen gilt die Formel pro kWp ca 10 m2 (ohne Freiflaumlchen zwischen den Solarmodulen) so dass eine Anlage mit einer mittleren Groumlszlige von bspw 1 MW auf eine Groumlszlige von ca 1 ha kommt283

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 waren 130000 netzgekoppelte Fotovoltaikanlagen installiert deren Nennleistung zusammen 768 MWp betrug und eine Flaumlche von 690 ha ergab Im selben Jahr wurden 0488 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 0098 am Bruttoinlandsverbrauch ent-sprach284 Es wird von einem Endenergiepotenzial von 35 TWha ausgegangen wobei dies die Summe der Leistung aus Anlagen auf Daumlchern Fassaden und Freiflaumlchen darstellt Bezogen auf das Jahr 2004 macht dies einen Anteil von ca 57 am Endenergieverbrauch aus Hierin sind

279 Vgl WINTER (1997) 118-121280 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250281 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 202-250282 Vgl SCHOSSIG (2002) 20 vgl SMU (o J)283 Vgl SUNENERGY (o J)284 Vgl BSI (o Ja)

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aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 5 beruumlcksichtigt285

286

Der Markt fuumlr Fotovoltaikanlagen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich vergroumlszligert was alleine fuumlr das Jahr 2004 ein Zuwachs von 140 bzw fuumlr das Jahr 2003 eine Steigerung von 80 ausmachte (bezogen auf die jeweils vorherigen Jahre) Dabei erwirtschafteten die Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges einen Umsatz von 17 Mrd euro Im Jahr 2004 wurden nach Angaben der Solarverbaumlnde 4000 neue Arbeitsplaumltze geschaffen so dass die gesamte Fotovoltaikbranche 16000 Beschaumlftigte zaumlhlte287 Fuumlr die Jahre 2005 und 2006 erwartet der Verband der Solarproduzenten in Deutschland ein Wachstum von 20 jaumlhrlich was eine Verstetigung auf relativ niedrigem Niveau bedeutet Grund dafuumlr sind die derzeitigen Engpaumlsse bei der Produktion des Grundstoffes Silizium so dass erst im Jahr 2007 die Nachfrage voll befriedigt werden kann288

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Fotovoltaik ist kaum wesentlichen Variationen unterworfen was auf die geographische Lage und die vertikale Gebietsausdehnung Deutsch-lands zuruumlckzufuumlhren ist Dabei werden in Suumlddeutschland aufgrund der relativ groumlszligeren Naumlhe zum Aumlquator leicht houmlhere Strahlungssummen gemessen als im Norden des Landes Regionale Unterschiede koumlnnen auch durch ein unguumlnstiges Mikroklima bedingt sein was z B in Gebieten mit einer starken Neigung zur Nebelbildung der Fall ist289

422 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine mechanische Einwirkung auf das Erdreich infolge der Aufstaumlnderung sehr gering ist Ein weiterer negativer Effekt ergibt sich aus der Schattenwirkung durch die groszligflaumlchige Abdeckung der Solarmodule was auf indirekte Weise das Bodengefuumlge beeintraumlchtigen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Einwirkung auf den Wasserhaushalt allenfalls im Rahmen von Verschleiszligerscheinungen von Komponenten der Solaranlage zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die minimalen Effekte durch die Abschattung der Solarflaumlchen oumlkologisch eher positiv zu bewerten sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Platzbean-spruchung der Fotovoltaikmodule lokale Lebensraumlume stark eingeschraumlnkt werden was fuumlr

285 Vgl SCHIFFER (2005) 183286 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379287 Vgl EUROPRESSEDIENST (2004)288 Vgl BSI (2005) 1f289 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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einige Arten den Ruumlckzug bedeutet Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass groszlige Fotovoltaikan-lagen eine weitflaumlchige Wirkung haben die sich durch die typische Farbgestaltung der Solarmodule als Fremdkoumlrper in der Umgebung bemerkbar machen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Optionen zur Verringerung der dargestellten Belastungen im Wesentlichen auf die Standortplanung beziehen Unvorteilhafte Effekte welche durch die Anlagen selbst hervorgerufen werden sind dagegen kaum abzumildern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Schadenspoten-zial gering einzuschaumltzen ist und eine moumlgliche Regulierung sich im Fall des Eintretens als relativ problemlos darstellt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Begleiterscheinungen fuumlr Bewohner anliegender Siedlungen nur im Fall einer Stoumlrung bzw im kaum wahrnehmbaren Bereich ergeben Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fotovoltaikanlagen als erneuerbare Energiequelle eine groszlige Sympathie in der Bevoumllkerung genieszligen Im Fall von Projekten auf Freiflaumlchen kann es bei Vernachlaumlssigung der Anwohnerinteressen jedoch zu einer eindeutigen Ablehnung kommen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei Fotovoltaikanla-gen eine hohe Kapital- und Arbeitsintensitaumlt vorliegt und auf beiden Ebenen mit einem zusaumltzlichen Bedarf an Arbeitskraumlften zu rechnen ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in einem gewissen Umfang mit positiven regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist In Hinblick auf die

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Kostenhoumlhe liegt diese Projektart eher im oberen Bereich wobei auch zukuumlnftig kaum von einer substanziellen Reduktion auszugehen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

43 Wasserkraftanlagen

431 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie potenzielle Energie des Wassers wird schon seit mehr als 2000 Jahren fuumlr die Umwandlung in mechanische Arbeit genutzt etwa zum Heben von Wasser oder zum Mahlen von Getreide290

Moderne Wasserkraftanlagen bestehen uumlblicherweise aus einem Wehr sowie einem Einlaufbau-werk ggf einer Triebwasserleitung und einem Turbinenhaus Uumlber das Einlaufbauwerk und die Leitung aus dem Oberwasser wird das Triebwasser der Turbine zugefuumlhrt und anschlieszligend uumlber den Auslauf an das Unterwasser abgefuumlhrt Wasserkraftanlagen werden unterteilt nach ihrer Fallhoumlhe von 15 bis 2000 m in Nieder- Mittel- und Hochdruckanlagen wobei es keine einheitliche Definition dieser Grenzen gibt291

Des Weiteren wird unterschieden nach dem Typ der Anlage in Lauf- und Speicherwasser-kraftwerke was ebenfalls nicht klar abgrenzbar ist Der erste Typ nutzt im Wesentlichen das zuflieszligende Wasser der zweite einen Speicher der durch eine Talsperre entsteht Beide Bauformen zaumlhlen zu den konventionellen Kleinwasserkraftwerken bei denen die elektrische oder mechanische Energieerzeugung im Vordergrund steht und sich kaum von groszligen Wasserkraftanlagen unterscheidet Dagegen existieren auch Nebenbetriebsanlagen die vordergruumlndig der Reduktion des Energieniveaus des Wassers dienen Anstelle einer Drosselein-richtung wird eine Turbine eingesetzt welche bspw im Rahmen von Trinkwasserversorgungs-netzen oder Abwassersystemen die Wassermenge steuert Da es in der Praxis eine Vielzahl von Mischformen gibt beziehen sich im Weiteren die Ausfuumlhrungen auf diejenigen Eigenschaften die fuumlr alle Bauformen zutreffen292

Die installierte Nenngroumlszlige der uumlblichen Anlagen liegt zwischen 30 kW und 30 MW was hauptsaumlchlich von den folgenden Faktoren beeinflusst wird Die genutzte Wassermenge haumlngt von der Jahreszeit und dem Niederschlag ab welcher bspw in den Sommermonaten geringer ist Die nutzbare Fallhoumlhe bestimmt sich durch die topographischen Bedingungen so dass es sich bei der Mehrzahl der Laufwasserkraftanlagen um Niederdruckanlagen handelt Der Gesamtwirkungsgrad einer Anlage wird bestimmt durch die Umwandlungsverluste der Turbine sowie anderer technischer Komponenten und liegt zwischen 80 und 90 293

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 waren 5171 Wasserkraftanlagen installiert (einschlieszliglich Pumpspeicherkraftwerke mit natuumlrlichem Zufluss) deren Nennleistung zusammen 4958 MW betrug294 Im Jahr 2004 wurden 22 TWh Strom erzeugt was einem Anteil von 37 am Bruttoinlandsverbrauch entsprach295 Die groszlige Mehrheit der Anlagen sind Kleinwasserkraftwerke welche aber lediglich

290 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 375291 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344292 Vgl HUumlTTE (2000) 152-156 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 338-344293 Vgl HUumlTTE (2000) 152 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 339-359294 Vgl BOumlHMER (2005) 14295 Vgl SCHIFFER (2005) 182

80

einen Anteil von ca 8 des Wasserkraftstroms produzieren die Hauptleistung wird von den ca 400 mittleren und groszligen Kraftwerken erbracht Es wird von einigen Tausend Arbeitsplaumltzen in diesem Bereich ausgegangen wobei eine genaue Abschaumltzung schwierig ist Zum einen sind viele deutsche Unternehmen auch im Ausland aktiv zum anderen draumlngen Anbieter aus Oumlsterreich der Schweiz Frankreich Tschechien und Polen auf den deutschen Markt296 Der Branchenverband Erneuerbare Energie spricht dagegen von etwa 8000 Beschaumlftigten wobei eine genaue Aufschluumlsselung dieser Zahl fehlt297 Die Wasserkraftbranche verzeichnet einen Umsatz von etwa 1 Mrd euro pro Jahr wobei der Export mit einer Quote von 80 eine besonders groszlige Rolle spielt298

Das Potenzial zur Nutzung von Flieszliggewaumlssern fuumlr die Energieerzeugung ist weitgehend erschoumlpft lediglich einige Gebiete in den alten Bundeslaumlndern sind grundsaumltzlich fuumlr einen Neubau von Anlagen geeignet Da diese Standorte jedoch die letzten verbliebenen freien Flieszligstrecken beinhalten stoszligen Ausbauplaumlne auf massive Widerstaumlnde in der Bevoumllkerung und bei Umweltverbaumlnden299 Die Abschaumltzung des Bundesverbandes Wasserkraftwerke geht von einem Ausbaupotenzial in einer Groumlszligenordnung von etwa 2000 MW aus was jedoch als nicht umsetzbar zu erachten ist300 Demnach kann von einem realisierbaren Endenergiepotenzial von sbquonurrsquo 24 TWh ausgegangen werden301 Bessere Optionen gibt es zur Reaktivierung Modernisie-rung sowie Um- und Ausbau bestehender Anlagen die meistens eine Leistung von unter 1 MW besitzen Diese Maszlignahmen fuumlhren im Allgemeinen zu einer Steigerung der Strommenge und werden aufgrund der Foumlrderung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz sowie zusaumltzlicher Investitionskostenzuschuumlsse weiter zunehmen302

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Wasserkraft ist sehr groszligen Variationen unterwor-fen und beschraumlnkt sich im Wesentlichen auf den Verlauf der Baumlche und Fluumlsse In Norddeutsch-land gibt es nur wenige Anlagen so dass 80 bis 90 der durch Laufwasserkraftwerke erzeugten Leistung in Bayern und Baden-Wuumlrttemberg liegen In diesen Bundeslaumlndern ist aufgrund der Mittelgebirge und der dort hohen Abfluumlsse das houmlchste Wasseraufkommen gegeben303

432 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit dem Bau von Wasserkraftanlagen zwangslaumlufig eine massive Veraumlnderung des Erdreiches einhergeht damit die baulichen Hauptkomponenten verankert werden koumlnnen Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb von Wasserkraftgeneratoren zu einer schwerwiegenden Stoumlrung des Oumlkosystems im Fluss fuumlhrt und

296 Vgl BMU (o J)297 Vgl BEE (o Ja) 2298 Vgl BEE (o Jb)299 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522300 Vgl BEE (o Jb)301 In diesem Wert sind aufgrund von netz- und nachfrageseitigen Restriktionen Verluste von ca 3 bis 5

beruumlcksichtigt Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372-379302 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522303 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 377522

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den Wasserhaushalt der Umgebung beeintraumlchtigt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart allenfalls unter auszligergewoumlhnlichen biologischen Bedingungen bei einer groszligen Dimensionie-rung eine Beeintraumlchtigung der Atmosphaumlre zur Folge hat Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Wasserkraftanlagen zunaumlchst im Oumlkosystem Fluss eine wesentliche Stoumlrung und Zerstoumlrung der dort lebenden Organismen verursachen Daruumlber hinaus ist mit Folgewirkungen auf die Fauna und Flora in der unmittelbaren Umgebung zu rechnen da die Funktion dieser Biotope angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsform den urspruumlnglichen Zustand einer Flusslandschaft zerstoumlrt Die landschaftliche Umgebung zeichnet sich oftmals durch eine besonders natuumlrliche und als aumlsthetisch wertvoll erachtete Charakteristik aus in der dann ein groszligraumlumiges Bauwerk errichtet wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die negativen Wirkungen eines Wasserkraftwerks nur in Hinblick auf die Tier- und Pflanzenwelt weitgehend minimieren lassen Die anderen Umweltmedien vor allem das Landschaftsbild koumlnnen dagegen kaum entlastet werden Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der groumlszligte denkbare Schaden dieser Projektform durch einen Dammbruch entsteht Die Behebung dieses Schadens kann sich als schwierig gestalten und groszlige Anstrengungen erfordern Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von dieser Nutzungsart so gut wie keine negativen Effekte ausgehen bzw sich nur unter besonderen Bedingungen einstellen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine abstrakte und hohe Zustimmung zu diesem Nutzungsinteresse von einer generell kritischen Haltung der Umweltverbaumlnde sowie einer oftmals groszligen Ablehnung im Einzelfall uumlberlagert wird Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Basisprodukt Energie in vielen anderen Beduumlrfnisfeldern eine groszlige Rolle spielt Das Potenzial zur Befriedi-gung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Schaffung von dauerhaften Arbeitsplaumltzen moumlglich ist diese sich jedoch auf die Sicherung des Betriebsablaufes konzentrieren und somit kaum ausbaufaumlhig sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionalpolitische Vorteile in geringem Umfang und hauptsaumlchlich durch die Modernisierung und Reaktivierung von bestehenden Anlagen zu erwarten sind Die Kosten dieser Art der Stromerzeugung liegen eher im unteren Bereich und lassen sich auch nicht mehr erheblich reduzieren Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

44 Erdwaumlrmeanlagen

441 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAls Erdwaumlrme wird die gespeicherte Energie bezeichnet welche unterhalb der terrestrischen Bodenflaumlche vorhanden ist und aus der Solarstrahlung (auf die Erde) oder aus dem Erdreich selbst resultiert Die Temperatur im Erdboden nimmt im Mittel um ca 30 degCkm zu wobei bestimmte geologische Formationen wie etwa der Oberrheingraben auch einen Wert von bis zu 100 degCkm ermoumlglichen304 Bei der Anwendung der Geothermie werden im Wesentlichen drei Arten unterschieden die im Folgenden kurz skizziert werden Im Mittelpunkt stehen ausschlieszlig-lich Anlagen zur Nutzung der tiefen Erdwaumlrme was per Definition ab 400 m beginnt (bis zu dieser Grenze wird von oberflaumlchennaher Erdwaumlrme gesprochen)305 Alle weiteren Ausfuumlhrun-gen zu dieser Nutzungsform beruumlcksichtigen allerdings diese technische Differenzierung nicht sondern gehen aus Gruumlnden der Vereinfachung von den Gemeinsamkeiten aller Anlagentypen aus

Eine Moumlglichkeit basiert auf der Nutzung von hydrothermalen Tiefenwaumlssern in einer Tiefe von ca 2450 m aus denen die Waumlrme mit Hilfe einer Foumlrdersonde entzogen und in ein Waumlrmeverteilernetz uumlbertragen wird Danach werden Feststoffe aus der Fluumlssigkeit gefiltert um ein Verstopfen des Leitungssystems zu verhindern Schlieszliglich wird das Wasser mit hohem Druck uumlber eine Injektionssonde wieder den grundwasserfuumlhrenden Gesteinsschichten zugefuumlhrt um die Mengenbilanz im Untergrund auszugleichen Falls notwendig wird die Temperatur des Thermalwassers mittels Waumlrmepumpen erhoumlht welche ihre primaumlrseitige Energie wiederum aus einem mit Erdgas oder leichtem Heizoumll gefeuerten Blockheizkraftwerk beziehen Anlagen nach diesem Prinzip foumlrdern 30 bis 60 m3h an Thermalwasser welches eine

304 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 105305 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 382

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Temperatur von bis zu 100 degC hat und erzeugen eine geothermische Leistung von etwa 34 MW306 307

Auf aumlhnliche Weise funktioniert das Verfahren welches tiefe Erdwaumlrmesonden im Bereich von 1000 bis 4000 m verwendet Vereinfacht betrachtet wird in den Bohrschacht ein groszliges Rohr eingefuumlgt in dem sich wiederum ein kleineres Rohr befindet In den Ringraum zwischen beiden Rohren wird von oben ein Traumlgermedium gepumpt das meistens aus Wasser und Anti-Korrosionsmitteln besteht Uumlber das innere Rohr gelangt dann die mit Erdwaumlrme sbquobeladenersquo Fluumlssigkeit wieder nach oben wobei der Waumlrmeeintrag auf das Traumlgermedium bis zu 200 Wm betragen kann Auch hierbei erfolgt der Waumlrmetraumlgerumlauf m H einer Pumpe bei dem der benoumltigte Druck jedoch geringer ist als bei der ersten Methode da das Wasser in diesem Fall eine geschlossene Rohrleitung durchstroumlmt Dieser Anlagentyp liefert Thermalwasser mit einer Temperatur von bis zu 40 degC das eine geothermische Leistung von 50 bis 400 kW erzeugt308 309

Eine andere Variante arbeitet nach der Hot-Dry-Rock-Technik bei der in einer Tiefe von ca 3000 bis 6000 m mit hohem Druck Wasser in die natuumlrlichen Spalten des Gesteins gepresst wird Aumlhnlich wie bei einem Waumlrmetauscher wird dabei das Fluid in einem geschlossenen Kreislaufbetrieb zwischen mindestens zwei Tiefbohrungen aufbereitet Die uumlbrigen Systemkom-ponenten werden analog der hydrothermalen Erdwaumlrmenutzung eingesetzt Diese Anlagenty-pen foumlrdern eine Menge von 100 m3h an Thermalwasser welches eine Temperatur von 140 bis 200 degC aufweist Dies ermoumlglicht eine geothermische Leistung von 50 bis 100 MW bzw eine elektrische Leistung von 5 bis 10 MW Die Stromerzeugung ist auf Basis der hohen Temperaturen moumlglich indem der heiszlige Wasserdampf m H einer Dampfturbine zunaumlchst in mechanische und anschlieszligend in elektrische Energie umgewandelt wird310 311

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 wurden in 34 groumlszligeren Erdwaumlrmeanlagen ca 16 TWh an Waumlrme produziert wasca 017 des Endenergieverbrauchs entsprach312 Aus oumlkonomischen und oumlkologischen Gruumlnden ist es sinnvoll geothermische Anlagen nach dem Prinzip der Kraft-Waumlrme-Kopplung fuumlr die Gewinnung von Strom und Waumlrme zu nutzen Koumlnnte die aus diesem Prozess gewonnene Gesamtmenge an Niedertemperaturwaumlrme verwendet werden waumlre eine gekoppelte geothermische Stromproduktion von 66 TWha moumlglich Dies setzt allerdings einen erheblichen Ausbau der Waumlrmeverteilernetze voraus was in Zukunft nicht wahrscheinlich ist Wird dagegen sbquonurrsquo in das bestehende Fernwaumlrmenetz eingespeist sind 10 TWha bzw 2 der Bruttostromer-zeugung realistisch313

Fuumlr das Jahr 2005 wird im Rahmen dieser Form der Energiegewinnung mit einem Umsatz von ca 200 Mio euro gerechnet welcher von rund 10000 Beschaumlftigten erwirtschaftet wird Aufgrund der Preisentwicklung beim Erdoumll und Erdgas wird von einer Steigerung der Nachfrage im Bereich oberflaumlchennaher Erdwaumlrmesysteme ausgegangen So waren im Jahr 2004 insgesamt mehr als 10000 Anlagen installiert (im Vergleich zu den o g 34 Groszligprojekten) deren Zahl fuumlr das laufende Jahr vermutlich noch um 50 zunehmen wird Allerdings stoumlszligt die Branche bereits jetzt an ihre Grenzen da sowohl bei den Bohrkapazitaumlten als auch beim Bedienungspersonal Engpaumlsse bestehen Im Segment der tiefen Geothermie kommt hinzu dass ein weiteres

306 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 443-458307 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 236-241308 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 476-478309 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 242-244310 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 487-503311 Vgl KALTSCHMITTROGGE (2002) 244f312 Vgl BMU (2005) 1118313 Vgl PASCHEN U A (2003) 16

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Wachstum von der Entwicklung der erst kuumlrzlich in Angriff genommenen Vorhaben in Landau und Offenbach (Rheinland-Pfalz) abhaumlngt314

Das raumlumliche Angebot an Energie aus Erdwaumlrme ist keinen Variationen unterworfen da es grundsaumltzlich mit zunehmender Tiefe gegeben ist Dieser Temperaturanstieg ist jedoch nicht uumlberall gleich und beim Oberrheingraben am houmlchsten was allerdings als geothermische Anomalie gilt Daruumlber hinaus ist nach gegenwaumlrtigem Kenntnisstand eine geothermale Nutzung nur noch im Norddeutschen Becken (etwa die Bundeslaumlnder Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Teile von Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt und Brandenburg) sowie im Molassebecken (suumldliche Teile von Baden-Wuumlrttemberg und Bayern) moumlglich Hinzu kommen noch Gebiete mit potenziellen hydrothermalen Energievor-kommen wie etwa die Suumlddeutsche Senke und das Thuumlringer Becken In der Summe entspricht dies etwa 35 der Gesamtflaumlche Deutschlands obwohl es infolge von geologischen Unregel-maumlszligigkeiten im Traumlgergestein auch auf engem Raum zu signifikanten Angebotsunterschieden kommen kann315

442 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass das Erdreich weitgehend in seinem Urzustand bleibt jedoch bestimmten thermischen und physikalischen Veraumlnderungen unterworfen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die unterirdische Wasserkreislauffuumlhrung nur unter unguumlnstigen Betriebsbedingungen gefaumlhrdet ist Dennoch besteht aufgrund der Eingriffstiefe in das Erdreich die Moumlglichkeit dass eine solche Beeintraumlch-tigung stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einer normalen Betriebsfuumlhrung nur eine minimale Schadstoffbelastung der Atmosphaumlre stattfindet Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass unmittelbar mit einem Verlust und mittelbar mit einer Stoumlrung bzw Gefaumlhrdung von Biotopen gerechnet werden muss Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl permanent als auch temporaumlr mit einer visuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung zu rechnen ist die sich

314 Vgl GTV (2005)315 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 522552

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jedoch auf ein kleines Areal konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschafts-bild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die beschriebenen Umweltbelastungen ansatzweise minimierbar sind Das Nutzungsinteresse Geothermie ist jedoch originaumlr mit einem starken Eingriff in das Erdreich verbunden der sich kaum vermeiden laumlsst Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Art und Umfang der Schaumlden eher zu vernachlaumlssigen sind Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt des Eingriffes ist jedoch zu konstatieren dass der Ursprungszustand des Oumlkosystems kaum wiederherstellbar ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Betrieb hauptsaumlchlich eine akustische Beeintraumlchtigung stattfindet welche teilweise als unangenehm empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die allgemein kompakte Bauweise von Geothermieanlagen relativ wenige Ablehnungsgruumlnde gegen diese Technologie liefern Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Grundbeduumlrfnisse nicht nur indirekt durch die Energieerzeugung sondern auch direkt uumlber die Bereitstellung von Warmwasser bedient werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte fuumlr den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der hohen Kapitalintensitaumlt die Anzahl an Stellen eher im mittleren Bereich liegt Im Rahmen der Verknuumlpfung dieses Eingriffsinteresses mit anderen Wirtschaftszweigen koumlnnen sich jedoch weitere Impulse fuumlr die Beschaumlftigung ergeben Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass regionale Impulse wahrscheinlich aber noch nicht abschaumltzbar sind Auch zukuumlnftig wird vermutlich ein hoher Anteil an oumlffentlichen Geldern fuumlr die Errichtung dieser Kraftwerke notwendig sein trotz der zu erwartenden Senkung der Investitionskosten im Rahmen des technischen Fortschrittes Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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45 Fernstraszligen

451 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenDie gesellschaftliche Motivation zur Verbesserung des Straszligennetzes basiert allgemein auf dem Beduumlrfnis die raumlumliche Umwelt zu erschlieszligen und zugaumlnglich zu machen Daraus abgeleitet werden die Ziele verfolgt die Wirtschaftsstruktur in wenig entwickelten Gebieten oder die Erreichbarkeit zentraler Einrichtungen zu verbessern Des Weiteren sollen Erholungsgebiete besser erreicht und generell das Verkehrsbeduumlrfnis durch ein verbessertes Angebot befriedigt werden316

Die genannten Gruumlnde fuumlr den Straszligenbau haben neben anderen Aspekten wie bspw der Finanzlage der oumlffentlichen Haushalte oder dem Umweltschutz maszliggeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Wegenetzes Hinsichtlich der Laumlnge einer Straszlige koumlnnen keine allgemeinen Aussagen getroffen werden wogegen bzgl der Breite je nach Straszligentyp ein Bereich von ca 10 bis 35 m relevant ist317 Die Art der Straszlige also Orts- Land- oder Fernstraszlige schlaumlgt sich in einem unterschiedlichen Aufbau des Straszligenoberbaus nieder wobei der Straszligenkoumlrper als Hauptkomponente des sbquoSystem Straszligersquo uumlberall den gleichen Zweck erfuumlllt318

Der Straszligenkoumlrper besteht aus einer Anzahl uumlbereinander liegender Schichten unter-schiedlicher Baustoffe die zunaumlchst die Funktion haben anfallendes Oberflaumlchenwasser aus dem Unterbau abzufangen und den Entwaumlsserungseinrichtungen zuzufuumlhren Sie bewirken auszligerdem eine Verteilung der auf die Fahrbahn wirkenden Lasten so dass keine Verdruumlckungen oder Bruchschaumlden entstehen Schlieszliglich soll auf diese Weise die Oberflaumlche uumlber einen moumlglichst langen Zeitraum als eben und verkehrssicher erhalten bleiben Fuumlr den Straszligenbau werden uumlberwiegend Mineralstoffe verwendet die zu ca 90 bis 95 aus Gesteinsbaustoffen sowie zu einem geringen Anteil aus Bindemitteln bestehen319

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Straszligenverkehrsnetz eine Gesamtlaumlnge von 231581 km wovon 53283 km Bundesautobahnen und Bundesstraszligen waren Im selben Jahr wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 76 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 57 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Schienen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 291 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 66 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Binnenwasser-straszlige Luft und Rohrleitung)

In den Jahren 2003 bzw 2004 existierten im Straszligenverkehrsgewerbe (in den Bereichen Personen- und Guumlterbefoumlrderung) insgesamt 55586 Unternehmen die mit 593430 Beschaumlftig-ten einen Umsatz von rund 35 Mrd euro erzielten320 Insgesamt ist mit einem weiteren Anstieg des Straszligenverkehrs zu rechnen was u a auf die zunehmende europaumlische Integration zuruumlckzu-fuumlhren ist So wird zwischen den Jahren 2000 bis 2015 mit einem Zuwachs der Verkehrsstroumlme um 50 bis 60 aus noumlrdlicher oumlstlicher suumldlicher und westlicher Richtung in die Bundesrepu-blik gerechnet der Binnenverkehr wird dagegen sbquonurrsquo um 20 zunehmen321

316 Vgl NATZSCHKA (2003) 35317 Vgl NATZSCHKA (2003) 45318 Vgl NATZSCHKA (2003) 370319 Vgl NATZSCHKA (2003) 370320 Vgl VDV (2005) 202443 vgl BGL (o J)321 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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Das Straszligenverkehrsnetz verteilt sich weitgehend gleichmaumlszligig auf das gesamte Bundes-gebiet wobei hinsichtlich der Bundesautobahnen bestimmte Konzentrationen festzustellen sind So ist in den Ballungsraumlumen der alten Bundeslaumlnder eine besonders hohe Verkehrsdichte festzustellen auf dem Beitrittsgebiet ist es vor allem die Umgebung um Berlin In Hinblick auf eine moumlgliche Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten zur Beseitigung von Engpaumlssen (als eines der Mittel zu Loumlsung des Stauproblems) kann dies in Zusammenhang mit oumlkologisch sensiblen Gebieten auszligerhalb von Stadtgebieten neue Konfliktsituationen hervorrufen Betroffen sind hauptsaumlchlich die Verkehrsachsen Hamburg-Dortmund Frankfurt-UlmNuumlrnberg sowie Hannover-Magdeburg322

452 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch den Straszligenbau mit erheblichen mechanischen Einwirkungen auf das Erdreich zu rechnen ist Daruumlber hinaus kommt es beim Betrieb also aufgrund des Befahrens mit Kraftfahrzeugen ineinem hohen Maszlige zu Schadstoffeintraumlgen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hauptsaumlchlich in der Naumlhe von unter- und oberirdischen Gewaumlssern ereignen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Haupteffekt auf die Atmosphaumlre weniger von der Straszlige selbst ausgeht sondern von den Emissionen der motorisierten Kraftfahrzeuge Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die direkten wie auch indirekten Effekte zu einer erheblichen Beeintraumlchtigung von Lebensraumlumen fuumlr die Flora und Fauna fuumlhren und im Extremfall auch deren Verlust hinzunehmen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Fernstraszligen eine visuell auffallende Komponente fuumlr die Umgebung darstellen Wie stark dieser Effekt tatsaumlchlich ist haumlngt u a von der Gestaltung im Einzelfall ab Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei nahezu allen Umweltmedien ansatzweise gute technische Optionen bestehen die negativen Auswirkungen

322 Vgl WIRTSCHAFTSWOCHE (2001) 22

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zu verringern Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich moumlgliche Schaumlden eher mittel- bis langfristig bemerkbar machen und auch in dieser Zeitdimension z T zu beheben sind Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumlt-zen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die hohen Schadstoff- und Laumlrmemissionen ganz erheblich auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken Daruumlber hinaus kann das haumlufige Unfallgeschehen in extremer Weise als Form der Gesundheitsgefaumlhrdung interpretiert werden Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei groszligen Straszligenprojekten mit einer allgemeinen Ablehnung zu rechnen ist Lediglich im Fall von kleineren Umgehungsstraszligen welche fuumlr die lokale Bevoumllkerung eine Entlastung der Ortschaf-ten bedeuten ist eine Zustimmung wahrscheinlicher Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit der Benutzung von Fernstraszligen in erster Linie ein individuelles Beduumlrfnis nach Mobilitaumlt befriedigt wird Bei der Personenbefoumlrderung wird nur ein geringer Teil uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel abgewickelt bei der Guumlterbefoumlrderung traumlgt diese Transportart die Hauptlast Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die originaumlre Eigenschaft dieser Eingriffsform kaum nennenswerte beschaumlftigungspolitische Impulse moumlglich und ggf sogar negative Effekte zu erwarten sind Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven regionaloumlkonomischen Impulse dieses Eingriffsinteresses gering sind und auch aufgrund der angespannten Lage im Verkehrsetat eine ausfuumlhrliche Kosten-Nutzen-Analyse geboten ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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46 Eisenbahntrassen

461 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEisenbahntrassen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur fuumlr den Transport von Personen und Guumltern im Bereich des Regional- und Fernverkehrs Auf diesen Verkehrswegen ist fuumlr Reisezuumlge ein Geschwindigkeit von maximal 250 kmh zulaumlssig wobei auf Hochgeschwin-digkeits- bzw Neubaustrecken auch 300 kmh moumlglich sind Fuumlr Guumlterzuumlge liegt der Houmlchstwert bei 120 kmh bei Versuchszuumlgen wurden auch schon 160 kmh erreicht323 Die Zugkraft wirdmittels elektrischer Lokomotiven und Diesellokomotiven auf die Trasse uumlbertragen wobei der uumlberwiegende Teil der Betriebsleistung mit elektrischer Traktion erbracht wird Die Strecken der Deutschen Bahn als Besitzer des groumlszligten Eisenbahnnetzes werden mit Einphasenwechselstrom von ca 16 Hz und einer Spannung von 15000 V elektrifiziert324

Die Spurweite dem Abstand zwischen der Innenflaumlche der Schienenkoumlpfe betraumlgt bei der Regelspur 1435 mm325 Das Lichtraumprofil also der zu einem Gleis gehoumlrende Raum hat Maximalmaszlige von 5340 mm Houmlhe und 5000 mm Breite326 Der Bahnkoumlrper beinhaltet im Wesentlichen einen Untergrund einen Unterbau Schutzschichten und einen Oberbau Der Untergrund besteht aus dem Boden oder Fels der nicht durch bautechnische Maszlignahmen veraumlndert wird Wird er durch Abtragung Aushub oder Planierung gelockert erhoumlht sich sein Volumen was wiederum eine anschlieszligende Verdichtung erfordert Der Unterbau ist ein Erd-oder Kunstbauwerk welches eine verbesserte Dammschuumlttung oder eine Stuumltzmauer darstellt Entwaumlsserungsanlagen wie z B Bahngraumlben und -mulden zaumlhlen ebenfalls zu dieser Hauptkomponente327

Die auf dem Unterbau befindlichen Schutzschichten bestehen i d R aus einem Mineral-stoffgemisch bzw als Sonderausfuumlhrungen aus Geotextilien oder Schaumstoffplatten328 Der Oberbau hat als Grundlage die Fahrbahn welche entweder als Schotterbett mit Betonplatten oder Asphaltschichten verlegt wird Ebenso wichtige Komponenten sind die Schienen und Schwellen die mittels Kleineisen zu Gleisrosten Weichen und Kreuzungen verbunden sind329

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz im Schienenverkehr eine Gesamtlaumlnge von 79138 km wovon 42068 km elektrifiziert waren Im Jahr 2003 wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personen-bereich eine Verkehrsleistung von 71 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 26 ausmacht (der Rest verteilt sich auf den Straszligen- und Luftverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung 78 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 18 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Straszlige Binnenwasserstraszlige Luft und Rohrleitung)330

Im Jahr 2004 existierten im Eisenbahngewerbe (in allen Bereichen) etwa 400 Unternehmen mit ca 331000 Beschaumlftigten die einen Umsatz von rund 30 Mrd euro erwirtschafteten331

Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation in dieser Branche angespannt da der Verkehrstraumlger

323 Vgl MATTHEWS (2003) 70f324 Vgl MATTHEWS (2003) 35325 Vgl MATTHEWS (2003) 27f326 Vgl MATTHEWS (2003) 45-47327 Vgl MATTHEWS (2003) 113f328 Vgl MATTHEWS (2003) 113f329 Vgl MATTHEWS (2003) 123330 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485331 Vgl VDV (2005) 24273739 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)

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Schiene trotz eines allgemein wachsenden Transportmarktes nicht von dieser Entwicklung profitieren kann Dies liegt u a daran dass im Vergleich zum Verkehrssystem Straszlige (noch) nicht in jedem Marktsegment ein preislich und produkttechnisch attraktives Angebot entwickelt wurde Dieses Bild verdeutlichen Kennzahlen wie bspw die Verkehrsleistung und die Umsaumltze bei denen in den letzten zehn Jahren keine Steigerung zu verzeichnen ist Lediglich bei der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer konnte aufgrund von Kosteneinsparungen die Produktivitaumlt und das Betriebsergebnis verbessert werden332

Das deutsche Schienennetz ist mit Ausnahme von einigen regionalen Schwerpunkten weitgehend gleichmaumlszligig uumlber die Landesflaumlche verteilt Im Rahmen der Bahnreform ist seit dem Jahr 1994 die Verantwortlichkeit der Verkehrswege immer mehr auf die privatrechtlich organisierte Netz-Tochter der Deutschen Bahn uumlbergegangen welche aus betriebswirtschaftli-chen Gruumlnden die Streckenstilllegungen vorangetrieben hat (sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo) was sich weitgehend auf regionale Trassen bezieht Auf der anderen Seite werden in den naumlchsten Jahren 27 fest disponierte und 31 geplante Vorhaben realisiert die auch Strecken fuumlr den Fernverkehr umfassen und die der Bund mit ca 30 Mrd euro finanziert333

462 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es entlang der Strecke hauptsaumlchlich zu einer Verformung des Erdreiches kommt um eine Verlegung der Trasse auf festem Fundament zu gewaumlhrleisten Eine staumlrkere Beeintraumlchtigung in Form einer Verfestigung und Versiegelung des Untergrundes tritt dagegen nur bei groumlszligeren baulichen Anlagen auf Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein negativer Effekt auf das Wassergefuumlge aufgrund der ausbleibenden Oberflaumlchenversiegelung nicht zu erwarten ist Signifikante Auswirkungen sind allenfalls aufgrund bestimmter baulicher undoder betrieblicher Bedingungen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine atmosphaumlrische Beeintraumlchtigung mit Schadstoffen im Wesentlichen durch das Antriebskonzept der Fahrzeuge zu erklaumlren ist Das tatsaumlchliche Ausmaszlig dieser Emissionen haumlngt jedoch von der Form der Energieerzeugung ab die sich weitgehend auf die Verbrennung fossiler Energietraumlger konzentriert Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar nur zu einem geringen Verlust von Lebensraumlumen kommt mittelbar jedoch das Zusammenspiel der lokalen Fauna- und Floraarten aufgrund der Barrierewirkung einer Trasse beeintraumlchtigt werden

332 Vgl VDV (2005) 30 vgl DEUTSCHE BAHN (o J)333 Vgl BMVBW (2004) 10-14 vgl VCD (2004) Anhaumlnge vgl VDV (2005) 12f

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kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei diesem Eingriffsinteresse im Kern zu einer linienartigen Stoumlrung des visuellen Umfeldes kommt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich Minimierungs-optionen in erster Linie auf die Verwendung von laumlrmreduzierenden Bauteilen des Fahrweges wie auch der Fahrzeuge konzentrieren Grundsaumltzlich bietet es sich an die Verlegung von Eisenbahntrassen im Rahmen der Planung anderer Eingriffsformen staumlrker zu beruumlcksichtigen um eine Buumlndelung und damit insgesamt eine Verringerung der negativen Begleiterscheinun-gen zu erreichen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die groumlszligte Schadensdimension innerhalb dieses Verkehrssystems von Gefahrguttransporten ausgeht Die Behebung von moumlglichen Schaumlden ist im Fall der Freisetzung von Gefahrenstoffen u U schwierig die Ruumlckbaubarkeit der Eisenbahntrasse selbst ist relativ leicht moumlglich Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Laumlrmemissionen und die Erschuumltterungen des Fahrgeraumltes zu einer spuumlrbaren Stoumlrung des Wohlbefindens von Anliegern fuumlhren koumlnnen was vor allem nachts der Fall ist Die Auswirkungen auf die menschli-che Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine prinzipiell hohe Zustimmung zu dieser Eingriffsart nicht zwangslaumlufig im konkreten Einzelfall bzw im tatsaumlchlichen Handeln niederschlaumlgt Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Projektform als oumlffentliches Verkehrsmittel einer Vielzahl von Personengruppen offen steht Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Errichtung einer Eisenbahntrasse als solche keine neuen Arbeitskraumlfte benoumltigt werden Allenfalls langfristig und indirekt sind zusaumltzliche Stellen notwendig um eine erhoumlhte Verkehrsleistung abzudecken Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Eingriffsart mit hohen Kosten verbunden ist die jedoch uumlber eine betriebswirtschaftliche Betrachtung hinausgehen Des Weiteren sind sowohl positive wie auch negative regionaloumlkonomische Effekte moumlglich Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

47 Schifffahrtskanaumlle

471 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenSchifffahrtskanaumlle werden angelegt wenn ein natuumlrlicher Wasserlauf nicht moumlglich oder fuumlr den Ausbau nicht geeignet ist und dienen hauptsaumlchlich als Verkehrsweg fuumlr Binnenschiffe Eine Anbindung eines Industriegebietes an eine bestehende Wasserstraszlige wird als Stichkanal bezeichnet Werden mehrere Wasserstraszligen miteinander verknuumlpft handelt es sich um einen Verbindungskanal Sind die schiffbaren Bedingungen eines Flusses unzureichend wird der Kanal parallel gefuumlhrt und als Seitenkanal bezeichnet334

Schifffahrtskanaumlle werden normalerweise in das Gelaumlnde eingeschnitten so dass ihr Was-serspiegel in etwa mit dem Grundwasserpegel uumlbereinstimmt Ist dies jedoch nicht der Fall wird eine spezielle Deckschicht notwendig um die Kanalwandung gegen den hydromechanischen Erosionseffekt zu schuumltzen Daruumlber hinaus ist es erforderlich den Wasserverlust des Kanals zu begrenzen und die Vernaumlssung des lokalen Gelaumlndes zu vermeiden335 Fuumlr diesen Zweck werden haumlufig starre Befestigungen wie etwa Stahlspundwaumlnde oder Beton eingesetzt wenn die Kanaumlle durch bebautes oder industriell genutztes Gebiet verlaufen Daneben kommen Kiesschichten zur Anwendung die bis zu 40 cm dick sind und mit einer 40 bis 60 cm starken Steinschuumlttung uumlberdeckt werden Eine andere Art um den Wasserkoumlrper vom umgebenden Boden zu trennen sind geotextilie Filtermatten die 45 bis 20 mm dick sind und ebenfalls mit einer mindestens 40 cm dicken Steinschuumlttung belegt werden336

Kuumlnstliche Wasserstraszligen haben keine oder nur eine geringe Stroumlmung was auf das feh-lende oder geringe Gefaumllle zwischen den Kanalschleusen zuruumlckzufuumlhren ist Schifffahrtskanaumlle koumlnnen eine Breite von bis 55 m und eine Tiefe von bis zu 5 m erreichen so dass sie von Groszligmotorschiffen mit einer maximalen Laumlnge von 110 m und einer maximalen Breite von 114 m befahren werden koumlnnen337

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 umfasste das Netz im Binnenschifffahrtsverkehr eine Gesamtlaumlnge von 7472 km wovon 1872 km Kanalstrecken waren Im Guumlterbereich338 betrug die Verkehrsleistung ca 58 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 13 entspricht (bezogen auf die Verkehrstraumlger Schiene Straszlige Luft und Rohrleitung) Im Jahr 2002 existierten im Binnenschifffahrtsgewerbe 1206 Unternehmen mit 7527 Beschaumlftigten die im selben Jahr einen Umsatz von insgesamt

334 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 204f335 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 213-225336 Vgl GUumlNTHER (1996) 38337 Vgl ZACH (2002) 12-32338 Fuumlr den Personenbereich liegen keine Zahlen vor Da sich die Befoumlrderung per Binnenschiff auf Freizeitfahrten

beschraumlnkt ist von einem zu vernachlaumlssigenden Anteil auszugehen

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1257 Mrd euro erzielten339 340 Bezogen auf das Jahr 2000 wird bis zum Jahr 2015 mit einem Zuwachs des Guumlterverkehrsaufkommens um 20 gerechnet341

Besonders negativ wirkt sich auf die Branche aus dass sich der Anteil der Transportkosten an den Gesamtkosten eines Gutes verringert hat Ein weiterer Trend in der Transportbranche ist die Zunahme der Haumlufigkeit der Transporte bei gleichzeitiger Abnahme der transportierten Losgroumlszlige342 Die Binnenschifffahrt zeichnet sich durch eine hohe oumlkonomische Effizienz aus welche im Vergleich zur Bahn und zum LKW zu niedrigeren Transportkosten bei Massenguumltern im ungebrochenen Verkehr fuumlhren Dieser Vorteil kommt aber nur zum Tragen wenn Guumlter transportiert werden die ohne feste Transportbehaumllter (Container) direkt im Schiffsraum verstaut werden koumlnnen wie z B Erze343

Die Kanalstrecken des Wasserstraszligennetzes verteilen sich uumlber das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen zwischen Rhein und Elbe sowie dem oumlstlichen Elbgebiet uumlber 60 der Gesamtlaumlnge der Schifffahrtskanaumlle liegen344 Die laumlngste Wasserstraszlige bildet mit 623 km der Rhein welcher jaumlhrlich von fast 200000 Schiffen befahren wird und somit die verkehrsreichste Wasserstraszlige Europas ist Die wichtigste Netzergaumlnzung vollzog sich durch die Fertigstellung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992 so dass seit dem ein 3500 km langer durchgehenderinternationaler Wasserweg von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer besteht345

472 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit einer groszligvolu-migen Vernichtung der Lebensgrundlage fuumlr bodennahe Pflanzen und Tiere zu rechnen ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es bei bestimmten Bauweisen auf indirekte Weise zu einer nachteiligen Beeinflussung des unterirdischen Wasserhaushaltes kommen kann Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es aufgrund der Verbrennung fossiler Energietraumlger in den Antriebsaggregaten zu einer Verschmutzung der Atmosphaumlre mit entsprechenden Schadstoffen kommt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Realisierung dieses Eingriffsinteresses sowohl eine Stoumlrung als auch eine Zerstoumlrung von Lebensraumlumen

339 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485340 Eine Aufschluumlsselung des Anteils der ausschlieszliglich auf die Schifffahrtskanaumlle entfaumlllt ist methodisch nicht

moumlglich341 Vgl PCG (2003a) 41f342 Vgl DIHT (2000) 4f343 Vgl IHDE (2001) 152344 Vgl BDB (o Ja) 2345 Vgl BDB (o Jb)

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darstellt Dies geschieht unmittelbar an der Kanalstrecke aber auch als Folgewirkung in dem naumlheren Oumlkosystem Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine visuelle Stoumlrung der landschaftlichen Umgebung durch einen geraden und baulich monotonen Linienzug hervorgerufen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Zerschnei-dungswirkung von Biotopen aufgrund der Linienfuumlhrung kaum reduzieren laumlsst Dennoch kann dieses Projektinteresse unter oumlkologisch optimalen Bedingungen auch neue Lebensraumlume schaffen Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Binnenschiffen ein relativ geringes Risiko ausgeht Dagegen kann es beim Wasserweg selbst zu einem erheblichen Schadensvolumen kommen und der Ruumlckbau dieses Eingriffsinteresses ist mit einem sehr hohen Aufwand verbunden Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei dieser Eingriffsart weder in negativer noch in positiver Hinsicht relevante Gesundheitseffekte zu erwarten sind Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die positiven Umwelteffekte dieses Verkehrssystems nachrangig gegenuumlber den Nachteilen aufgrund der Massivitaumlt des Eingriffes in Landschaft und Natur angesehen werden Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise viele andere Lebensbereiche der Daseinsvorsorge auf die Funktionen von kuumlnstlichen Wasserstraszligen zuruumlckgreifen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der geringe Zuwachs an Verkehrsleistung durch neue kuumlnstliche Wasserwege nicht zu einem erhoumlhten Bedarf an Personal im Rahmen dieses Verkehrssystems fuumlhrt Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass punktuell positive Regionaleffekte moumlglich sind wenn die Verlegung der Trasse uumlber das Prinzip einer Verkuumlrzung der Linienfuumlhrung hinausgeht Die Kostendeckung dieses Eingriffsinteresses erfolgt nur zu einem geringen Umfang wobei die Kosten auch auszliger-verkehrliche Aufgaben abdecken Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

48 Flughaumlfen

481 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenFlugplaumltze stellen im sbquoSystem Luftverkehrrsquo die Quellen und Senken der Transportleistungen dar und uumlbernehmen folgende Hauptfunktionen Die Primaumlrfunktion umfasst die betriebliche Abfertigung des Luftfahrzeuges sowie die verkehrliche Abfertigung von Personen Fracht und Post Fuumlr diesen Zweck stellen die Flughaumlfen technische und betriebliche Anlagen Material und Personal bereit Als Sekundaumlrfunktion werden dagegen alle Aktionen bezeichnet die unterstuumlt-zenden Charakter haben wie z B der Verkauf von Flugscheinen oder die Bereitstellung von Gepaumlckwagen Diese Leistungen koumlnnen z T auch auszligerhalb des Flughafens durch Dritte uumlbernommen werden etwa durch Reisebuumlros Die Tertiaumlrfunktion eines Flughafens wird durch Infrastrukturen erfuumlllt welche die Attraktivitaumlt dieses Verkehrssystems fuumlr Passagiere erhoumlht indem bspw Restaurants oder Geschaumlfte angesiedelt werden346

Die wesentliche Komponente eines Flughafens ist in raumlumlicher Hinsicht die Start- und Landebahn deren Dimension von den zu bedienenden Flugzeugtypen abhaumlngt und eine groszlige Bandbreite umfasst Diese reicht bspw von einer 425 m langen Grasbahn auf der Insel Baltrum fuumlr kleine Flugzeuge mit Kurzstartfaumlhigkeit bis hin zu einer 4000 m langen Asphaltbahn mit dazugehoumlrigen Rollbahnen fuumlr den internationalen Verkehr auf dem Frankfurter Flughafen Fuumlr den Linienluftverkehr mit groszligen Flugzeugen bedarf es mindestens 800 m asphaltierter Piste sowie den technischen Einrichtungen fuumlr das Instrumentenanflugverfahren Unbefestigte Oberflaumlchen wie Gras sind insbesondere bei schwierigen Wetterlagen nur eingeschraumlnkt nutzbar fuumlr einen dauerhaften Betrieb ist daher unbedingt ein Hartbelag aus Asphalt oder Beton notwendig347

Die Gesamtflaumlche eines Flughafens kann minimal ein Areal von ca 44 ha ausmachen wie etwa der Luftlandeplatz in der Duumlshorner Heide (Niedersachsen) Maximal kann sie eine Ausdehnung von ca 2000 ha erreichen wie bspw der internationale Groszligflughafen in Frankfurt348 Der Anteil an befestigten Flaumlchen auf den internationalen Flughaumlfen betraumlgt durchschnittlich 25 so dass der Rest als Biotop von bestimmte Tierarten genutzt werden kann wenn aus Gruumlnden der Verkehrssicherheit die Gruumlnflaumlche nicht gemaumlht werden muss349

346 Vgl MENSEN (2003) 260f347 Vgl ERB (2000) 1397348 Vgl MCW (o J) vgl FRAPORT (o J)349 Vgl ARMBRUSTER (1996) 72

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Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das Netz im Luftverkehr 19 internationale sowie 41 regionale Verkehrs-flughaumlfen350 Im Jahr zuvor wurde auf der gesamten Infrastruktur im Personenbereich eine Verkehrsleistung von ca 43 Mrd PKM erbracht was einem Anteil von ca 16 ausmacht (im Vergleich zum Schienen- und Straszligenverkehr) Im Guumlterbereich betrug die Verkehrsleistung ca 08 Mrd TKM was einem anteiligen Wert von ca 02 entspricht (bezogen auf die Verkehrstrauml-ger Schiene Straszlige Binnenwasserstraszlige und Rohrleitung)351

Im Jahr 2002 existierten im Flugverkehrsgewerbe 347 Unternehmen mit 52000 Beschaumlftig-ten die einen Umsatz von insgesamt 167 Mrd euro erzielten352 Die Luftverkehrswirtschaft verzeichnete in den letzten beiden Jahrzehnten weltweit ein jaumlhrliches Wachstum von ca 5 womit auch zukuumlnftig zu rechnen ist Selbst negative Einfluumlsse wie etwa die Terroranschlaumlge in den USA sowie gesamtwirtschaftliche Abschwaumlchungen werden diese Entwicklung vermutlich nicht dauerhaft bremsen353 Die Gesamtzahl an direkten und indirekten Arbeitsplaumltzen im Zusammenhang mit dem Flugverkehr wurde im Jahr 2003 nach Angaben des Branchenverban-des auf uumlber 750000 geschaumltzt354 Der enge Zusammenhang von Verkehr und Wirtschaft zeigt sich auch an diesem Nutzungsinteresse was sich darin ausdruumlckt dass die Umsatzsteigerung im Luftverkehr mit einem Faktor von 17 in anderen Wirtschaftsbereichen verbunden ist355

Die wichtigsten Flughaumlfen und Flugplaumltze verteilen sich einigermaszligen gleichmaumlszligig uumlber das Bundesgebiet wobei es eine gewisse Konzentration in den alten Bundeslaumlndern gibt An erster Stelle hinsichtlich der Verkehrsleistung steht das Luftfahrtkreuz Frankfurt an letzter der Flughafen Saarbruumlcken356 So hat Nordrhein-Westfalen (als bevoumllkerungsreichstes Bundesland) vier internationale Flughaumlfen Berlin als Hauptstadt zaumlhlt derer drei Dagegen existieren in Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ausschlieszliglich Regional-flughaumlfen357

482 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass fuumlr das Erdreich neben einer anlagebedingten mechanischen Beanspruchung in groszliger Dimension auch eine betriebsbedingte chemische Einwirkung zu erwarten ist Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein negativer Einfluss auf das unterirdische Wassergefuumlge moumlglicherweise aufgrund der Bauweise des Flughafens und bei bestimmten Betriebsformen ergibt Die Belastungen des Umweltschutz-gutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

350 Vgl ADV (2004) Vorwort351 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485352 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485353 Vgl ADV (2004) 18354 Vgl ADV (2004) 11355 Vgl ARMBRUSTER (1996) 4662356 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 478357 Vgl ADV (2004) Vorwort

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch die Eingriffsart selbst kaum atmosphaumlrische Beeintraumlchtigungen hervorgerufen werden Dies geschieht dafuumlr umso mehr durch die Antriebsaggregate des Fluggeraumltes sowie der vor- und nachgelagerten Verkehrsstroumlme des Flughafens Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es durch die Eingriffsform zu einem unmittelbaren Verlust von Lebensraumlumen kommt der sich allerdings nicht zwangslaumlufig auf das gesamte Flughafenareal auswirkt Mittelbar sind langfristig Schaumlden an der Vegetation infolge der Schadstoffkonzentrationen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass direkte stoumlrende Effekte sich weitgehend auf den Standort des Flughafens konzentrieren und wegen der fehlenden Houmlhendimension aus groszliger Entfernung kaum wahrnehmbar sind Indirekte Auswirkungen als Ursache des Flugbetriebes sind dagegen eher zu vernachlaumlssigen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Optionen zur Reduktion von negativen Umwelteffekten zuruumlckhaltend zu bewerten ist Sie beschraumlnken sich weitgehend auf technische Emissionsminderungen bei den Antriebsaggregaten des Flughafens und seines Umfeldes Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Belastungen des Flughafengelaumlndes als solches sowie die Zerstoumlrung der Naturflaumlche durch die Infrastruktur selbst eher gering ist dafuumlr aber insgesamt ein groszliges Areal betroffen ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die durch das Fluggeraumlt und die Betriebszeit bedingte Laumlrmbelaumlstigung von der Anwohnerschaft als starke Beeintraumlchtigung empfunden werden kann Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Meinung zu diesem Eingriffsinteresse nicht eindeutig darstellt Dabei steht einer allgemeinen Zustimmung fuumlr dieses Verkehrsmittel oftmals eine besondere Ablehnung gegenuumlber wenn es um die lokale Betroffenheit von Anwohnern geht Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Beitrag dieses Projektinteresses zur Befriedung des Beduumlrfnisfeldes Mobilitaumlt nur sehr eingeschraumlnkt gilt Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass der Betrieb dieser Nutzungsart einen hohen personellen Bedarf mit sich bringt Mit beschaumlftigungspolitischen Impulsen ist daruumlber hinaus auch infolge der Ansiedlung weiterer Unternehmen im Umfeld des Flughafens zu rechnen Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von Flughaumlfen sowohl ein betraumlchtlicher regionalpolitischer Impuls ausgeht wie auch eine weitgehende Kostendeckung stattfindet Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

49 Rohrfernleitungen

491 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenRohrfernleitungen dienen dem Transport von fluumlssigen gasfoumlrmigen und festen Durchflussstof-fen uumlber groszlige Entfernungen wobei zusaumltzliche Baugruppen wie z B Druckerhoumlhungs- oder Druckregelstationen erforderlich sind Da die Uumlberbruumlckung der groszligen Distanz zu Transport-verlusten fuumlhrt muumlssen die Betriebsparameter entsprechend hoch sein um die geforderten Temperaturen und Druumlcke beim Abnehmer zu gewaumlhrleisten Nach dem Durchflussstoff erfolgt eine Unterteilung in Fernwaumlrmeleitungen (Heizwasser oder Dampf) Fernwasserleitungen (Kaltwasser in Form von Trink- Betriebs- oder Loumlschwasser) Feststofffernleitungen (feste schuumlttfaumlhige Stoffe wie z B Kohle oder Kies die mit Wasser oder Luft vermischt und damit transportfaumlhig gemacht werden) Gasfernleitungen (meistens Erdgas) sowie Oumllfernleitungen (Erdoumll oder dessen Veredelungsprodukte)358

Da sich die beiden zuletzt genannten Transportguumlter durch eine vergleichsweise hohe quantitative und qualitative Relevanz auszeichnen stehen sie im Mittelpunkt der Betrachtung dieser Nutzungsform und werden im Folgenden kurz dargestellt Zum einen liegen bei Erdgas und Erdoumll die Produktions- und Konsumtionsorte haumlufig weit auseinander zum anderen zeichnen sich diese Stoffe durch eine potenziell hohe Umweltwirkung aus Erdgase sind Gemische aus Methan sowie Kohlen- und Schwefelwasserstoffen die aus separaten Lagerstaumltten gewonnen werden Hinsichtlich des Anteils an houmlheren Kohlenwasserstoffen kann zwischen trockenen (gering) und nassen Erdgasen (hoch) unterschieden werden Bezuumlglich des Anteils an Schwefelwasserstoffen wird zwischen Suumlszliggas (0 ) Generatorgas (unter 1 ) und Sauergas (uumlber 1 ) differenziert359 Dagegen bestehen Mineraloumlle aus Kohlenwasserstoffverbindungen die bei Umgebungstemperatur in fluumlssiger oder halbfluumlssiger Form in poroumlsen Gesteinsschich-

358 Vgl WOSSOG (2001) 138f359 Vgl HENSING U A (1998) 77

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ten oder aumlhnlichen Formationen lagern Erst nach der Verarbeitung des natuumlrlichen Rohstoffes in einer Raffinerie koumlnnen die Bestandteile wie etwa Benzin oder Bitumen in Herstellungs- und Verbrauchsprozessen eingesetzt werden360

Erdgas wird vorwiegend in Stahlrohrleitungen mit Bitumen- oder Polyethylen-Umhuumlllung transportiert welche einen Durchmesser von 114 bis 1200 mm haben Der Betriebsdruck liegt zwischen 10 und 100 bar was eine Durchflussgeschwindigkeit von 10 bis 20 ms bedingt Die Verlegung erfolgt meistens im Sandbett worauf aus Kostengruumlnden verzichtet werden kann wenn die Leitung mit einer zusaumltzlichen Faserzementmoumlrtel-Umhuumlllung versehen ist361 Der Transport von Erdoumll erfolgt ebenfalls in Stahlrohrleitungen deren Umfang zwischen 219 und 1016 mm liegt Der Betriebsdruck variiert zwischen 60 und 100 bar so dass die Durchflussge-schwindigkeit 05 bis 2 ms betraumlgt Beide Arten von Fernrohrleitungen werden unterirdisch verlegt wobei jedoch beim Erdoumll evt Begleitheizungen notwendig sind um die hohe Viskositaumlt des Materials zu reduzieren362 Die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen sich auf eine offene Bauweise d h es wird ein Graben im Erdreich aufgerissen welcher nach Verlegung der Leitung wieder zugeschuumlttet wird363

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2002 umfasste das Netz an Rohrleitungen zum Transport von Erdoumll eine Gesamtlaumlnge von 2966 km Auf dieser Infrastruktur wurde eine Verkehrsleistung von ca 15 Mrd TKM erbracht was einem Anteil von ca 3 (im Vergleich zum Straszligen- und Luftverkehr) ausmacht364

Fuumlr den Transport von Erdgas stand im Jahr 1999 ein uumlberregionales Netz von 60000 km zur Verfuumlgung welches den Transport von ca 100 Mrd m3 ermoumlglichte365 Im Jahr 2004 betrug der Primaumlrenergieverbrauch 5258 PJ an Mineraloumll und 3236 PJ an Erdgas was einem Anteil an der gesamten Menge von 364 und 224 entspricht366 Im Jahr 2003 wurden im Bereich der Erdgas- und Erdoumllgewinnung mit 5300 Beschaumlftigten ein Umsatz von rund 4 Mrd euro erwirtschaf-tet367

Obwohl sich das Netz an Erdgasfernleitungen uumlber das gesamte Bundesgebiet erstreckt konzentriert es sich in einigen Regionen besonders stark Solche Schwerpunkte befinden sich im Nordwesten von Niedersachsen sowie im noumlrdlichen Teil von Bayern Thuumlringen und Sachsen Dabei ist das deutsche Netz Bestandteil des europaumlischen Verbundsystems welches bspw auch die Durchleitung von russischem Erdgas nach Frankreich uumlbernimmt368 Die nachgewiesenen Lagerstaumltten fuumlr Erdgas befinden sich zu 98 in Niedersachsen der Rest verteilt sich auf Gebiete in der Altmark in Thuumlringen und in der Lausitz369 Es wird z Z mit sicheren und wahrscheinli-chen Reserven von 270 Mrd m3 gerechnet was eine statische Reichweite von 133 Jahren bedeutet370

Die groszligen Mineraloumllfernleitungen befinden sich hauptsaumlchlich in den Gegenden Ham-burg-Wilhelmshaven-Ruhrgebiet-RheinMain Karlsruhe-Suumld-Bayern sowie in den neuen

360 Vgl HENSING U A (1998) 60361 Vgl WOSSOG (2001) 158f vgl UEBERHORST (1999) 54f362 Vgl WOSSOG (2001) 162 vgl RIEDER (2002) 1820363 Hinsichtlich einer alternativen Art der Verlegung siehe Analysemerkmal bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der

Umweltbelastungenldquo in diesem Abschnitt364 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485365 Vgl UEBERHORST (1999) 85366 Vgl AG ENERGIEBILANZEN (2005)367 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 455-485368 Vgl UEBERHORST (1999) 18369 Vgl UEBERHORST (1999) 29f370 Vgl NLFB (2005) 36

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Bundeslaumlndern im Dreieck Rostock-Schwedt-Spergau371 Die sicheren und wahrscheinlichen Lagerstaumltten fuumlr Erdoumll liegen mehrheitlich in Norddeutschland und verteilen sich dabei zu 63 auf Schleswig-Holstein und zu 33 auf Niedersachsen Gegenwaumlrtig wird von sicheren und wahrscheinlichen Reserven in Houmlhe von 51 Mio t ausgegangen die eine statische Reichweite von 145 Jahren haben372

492 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Verlegung von Rohrfernleitungen einen quantitativ und qualitativ massiven Eingriff in das Erdreich bedingt Dies ist nur durch einen entsprechend groszligen Aushub von Erde und eine starke mechanische Bearbeitung mit Baumaschinen moumlglich Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Auswirkungen auf das Umgebungswasser moumlglicherweise auftreten jedoch nicht zwangslaumlufig sind Art und Umfang dieser Effekte sind daruumlber hinaus als nicht besonders gravierend zu erachten da das Wasser als solches nicht angegriffen wird Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die wesentliche Auswirkung auf einen nicht wahrscheinlichen Stoumlrfall bei Erdgasleitungen beschraumlnkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass oberirdisch kaum negative Auswirkungen fuumlr die belebte und unbelebte Natur zu erkennen sind Dennoch gibt es erhebliche Beeintraumlchtigungen im Bereich der Flora was indirekt zu langfristigen Schaumlden fuumlhrt weil der Wurzelraum der Vegetation angegriffen wird Im Bereich der Fauna kommt es hingegen direkt und kurzfristig zu einem Verlust von Lebensraum fuumlr Organismen im Erdreich Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Vergrabung von Pipelines oberflaumlchig nur zu einer minimalen Veraumlnderung der Flaumlchenstruktur fuumlhrt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich die Belastungen der Umweltmedien durch die grabenlose Bauweise erheblich reduzieren lassen Allerdings

371 Vgl MWV (2005) 17372 Vgl NLFB (2005) 37

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bedeutet auch diese Methode einen erheblichen Eingriff in das Erdreich welcher zu unvermeidbaren Stoumlrungen des Boden- und Wasserhaushaltes fuumlhrt Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher uumlberschaubar ist Kern der Risikobetrachtung ist das Auslaufen von Erdoumll was jedoch relativ selten und in geringem Umfang passiert Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich negative Effekte fuumlr den Menschen lediglich in einer Notfallsituation ergeben koumlnnten Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die von Anwohnern als stoumlrend empfundenen Auswirkungen waumlhrend der Errichtung und der Betriebsphase einer Rohrfernleitung als geringfuumlgig einzustufen sind sofern sie nicht unmittelbar betroffen sind Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sowohl in einigen materiellen wie auch immateriellen Feldern Erdgas und Erdoumll eine wesentliche Rolle spielen Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsart prinzipiell als eine Art der Produktionsvorleistung und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist welche mit geringeren beschaumlftigungspolitischen Implikationen verbunden ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass einerseits kein Beitrag aus oumlffentlichen Finanzen notwendig ist andererseits auch nicht mit einem Effekt fuumlr die Regionalwirtschaft zu rechnen ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

410Freileitungen

4101 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenAus oumlkonomischen Gruumlnden ist es sinnvoll Kraftwerke zur Stromerzeugung mit einer groszligen Leistung zu bauen was jedoch mit dem Problem der Reservehaltung verbunden ist Fuumlr einen Leistungsaustausch der elektrischen Energie werden Leitungen verwendet welche einen Spannungsbedarf von 1 kVkm besitzen So werden hauptsaumlchlich Freileitungen verwendet auf

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die sich die folgenden Ausfuumlhrungen beziehen Dagegen werden Kabel im Erdreich oder im Wasser eingesetzt was aber wegen der damit verbundenen houmlheren Kosten seltener der Fall ist373

Die in Deutschland uumlblichen Leitungen haben eine Groumlszligenordnung von 10 kV 20 kV und 30 kV fuumlr Mittelspannung sowie 110 kV 220 kV und 380 kV fuumlr Hoch- und Houmlchstspannung Im Blickpunkt der Untersuchung dieses Nutzungsinteresses stehen jedoch nur Leitungsarten fuumlr die Mittel- und Hochspannung da sie ein groumlszligeres Eingriffspotenzial besitzen374 Dabei dient die 110-kV-Leitung uumlberwiegend als Verbindung zwischen dem Verbundnetz und dem oumlrtlichen Verteilungsnetz sowie der Ableitung von Elektrizitaumlt aus mittelgroszligen Kraftwerken Dagegen haben die 220-kV-Trassen fuumlr den uumlberregionalen Energietransport bspw von Wasserkraftwer-ken aus den Alpen an Bedeutung verloren und werden aus wirtschaftlichen Gruumlnden von den 380-kV-Verbindungen ersetzt Diese Art von Leitungen uumlbernimmt die Uumlbertragung von elektrischem Strom uumlber groszlige Entfernungen und stellt die Verbindung zu den Hochspan-nungsnetzen der Nachbarlaumlnder her375

Eine Leitung besteht im Wesentlichen aus einem Mastfundament Leitungsmasten und Leiterseilen Ist das Mastfundament aus Platten aufgebaut geht es bis in eine Tiefe von 1 m und kann eine Flaumlche von bis zu 16 mal 16 m beanspruchen Ein Stufenfundament ist hingegen besser fuumlr Gehoumllzpflanzungen bzw -wachstum geeignet da es fuumlr das Wurzelwachstum keine Begrenzung nach unten bedeutet Abhaumlngig von Funktion und Standort werden unterschiedli-che Leitungsmasten verwendet welche eine Houmlhe von bis zu 60 m erreichen koumlnnen Die Abstaumlnde zwischen den Leitungen koumlnnen im Mittel bis zu 340 m betragen die Leiterseilebenen ragen maximal 18 m von der Mastmitte zu jeder Seite heraus Die Leiterseile sind i d R aus Aluminium welches billiger und leichter ist als Kupfer aber eine schlechtere Leitfaumlhigkeit besitzt Sie bestehen aus bis zu zwoumllf Leiterseilbuumlndeln auf drei Ebenen und einem Erdseil die zur Erhoumlhung der Biegsamkeit jeweils aus einzelnen verdrillten Draumlhten bestehen376

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2004 umfasste das gesamte Netz an Mittel- Hoch- und Houmlchstspannungsleitungen eine Laumlnge von 603000 km wovon uumlber 80 auf die erste Kategorie entfaumlllt Zu dieser Infrastruktur zaumlhlen insgesamt auch 566200 Transformatoren die eine Nennleistung von 839100 MVA besitzen377 Mit diesem Netz wurden uumlber die europaumlischen Nachbarlaumlnder 44213 GWh Strom importiert bzw 51524 GWh Strom exportiert378 In Hinblick auf eine Steigerung des Anteils an Windenergie wird die Ausweitung des Stromnetzes notwendig welches in drei Schritten bis zum Jahr 2015 erfolgen soll Dies erfordert die Verlegung von 380-kV-Leitungen auf einer Laumlnge von 850 km was mit einem Investitionsvolumen von ca 11 Mrd euro verbunden ist379

Die Marktstruktur dieser Branche zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Konzentration aus da das uumlberregionale Leitungsnetz nur von den Energieversorgungsunternehmen EnBW EON RWE und Vattenfall betrieben wird380 Im Jahr 2001 erwirtschafteten in der Elektrizitaumltswirtschaft 919 Unternehmen mit 205863 Beschaumlftigten einen Umsatz von ca 94 Mrd euro381 Allerdings ist davon auszugehen dass sich nur ein kleiner Teil dieser beiden Kennzahlen auf den Teilbereich

373 Vgl SPRING (2003) 152-154374 Vgl SPRING (2003) 152-154375 Vgl KIESSLING U A (2001) 7376 Vgl GERBAULET (1994) 6 vgl SPRING (2003) 154377 Vgl VDN (2004) 49378 Vgl VDN (2005) 27379 Vgl VDN (2004) 37380 Vgl VDN (2005) 25381 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 424

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der Stromnetze bezieht Im Jahr 2004 wurden nach Branchenangaben 2 Mrd euro in das elektrischeNetz investiert was einem Anteil von 40 der gesamten Investitionen in der Stromwirtschaftentsprach382

Das uumlberregionale Verteilungsnetz mit 220-kV- und 380-kV-Trassen verteilt sich weitge-hend regelmaumlszligig auf das gesamte Bundesgebiet wobei in den Regionen Nordwest-Deutschland Ruhrgebiet und Baden-Wuumlrttemberg eine houmlhere Dichte vorliegt Dagegen gibt es einen Nord-Suumld-Korridor mit einer geringeren Netzdichte der sich uumlber das westliche Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt und Thuumlringen erstreckt Daruumlber hinaus existieren bundesweit ca 900 Stromnetzbetreiber deren Netzausdehnung flaumlchenmaumlszligig von der Groumlszlige Hamburgs bis zu der Groumlszlige Hessens reicht383

4102 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst zu einer kleinflaumlchigen aber direkten Beanspruchung des Erdreiches durch das Mastfundament kommt Daruumlber hinaus ist lediglich eine mittelflaumlchige und indirekte Beeintraumlchtigung der Erdoberflauml-che in unmittelbarer Naumlhe der Nutzungsform notwendig Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Boden sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Effekte auf das im Boden befindliche Wasser nur bei Stoumlrfaumlllen auftreten Andere Beeintraumlchtigungen sind nicht wahrscheinlich da die Einwirkung des Mastfundamentes auf den Boden mechanischer Art ist und nur einige Meter tief reicht Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Auswir-kungen des lokalen Klimas infolge bestimmter Konstellationen der Trassenverlegung zu vernachlaumlssigen sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass von diesem Nutzungsinteresse erhebliche Gefahrenmomente fuumlr die Vogelwelt ausgehen koumlnnen Die Beeintraumlchtigung der umliegenden Vegetation ist dagegen weniger gravierend weil es sich mehr um mittelbare Reaktionen handelt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Tie-rePflanzen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in der Summenwir-kung aller Einzelteile eine laumlngliche dreidimensionale Beanspruchung des Raumes unvermeid-bar ist Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

382 Vgl VDN (2004) 49383 Vgl VDN (2004) 4850

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Maszlignahmen nur eine minimale technische Optimierung an der Freileitung selbst bedeuten Die Verlegung von Leitungen im Boden (welche mit entsprechenden Belastungen verbunden waumlren) haumltte wesentliche groumlszligere Entlastungseffekte bei den anderen Umweltschutzguumltern zur Folge kommt aber aufgrund der hohen Kosten nicht in jedem Fall in Betracht Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass moumlgliche Schaumlden weitgehend mechanischer Art sind und sich relativ leicht beheben lassen Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich ein Gefaumlhr-dungspotenzial fuumlr die Gesundheit nur durch einen Aufenthalt in unmittelbarer Umgebung einer Freileitung oder bei einem Stoumlrfall ergibt Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es ein uneinheitli-ches Meinungsbild hinsichtlich der Akzeptanz gibt Die Notwendigkeit der Stromuumlbertragung fuumlr die Energieerzeugung als solche wird oftmals bejaht eine generell houmlhere Zustimmung laumlsst sich dagegen bei Alternativen in Hinblick auf die Trassenfuumlhrung sowie der Verwendung von Erdkabeln annehmen Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass auf indirekte Weise einige Beduumlrfnisfelder abgedeckt werden da Freileitungen fuumlr die Stromversorgung gebraucht werden Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass neue Technologien und eine moumlgliche Reorganisation der Energiewirtschaft in Verbindung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien bedeutende Einflussgroumlszligen der naumlchsten Jahre fuumlr diese Branche sind Dennoch sind keine zusaumltzlichen Beschaumlftigungseffekte zu erwarten da diese Entwicklungen durch bestehendes Personal der Energieversorgungsunternehmen abgedeckt werden koumlnnen Die Effekte fuumlr den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der spezifischen Eigenschaften dieser Nutzungsart kaum mit regionalwirtschaftlichen Effekten zu rechnen ist Dagegen erfolgt der Ausbau des Stromnetzes in betriebswirtschaftlicher Eigenstaumln-digkeit der uumlberregionalen Versorgungsunternehmen so dass keine oumlffentlichen Finanzmittel notwendig sind Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

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411Tourismus

4111 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenEine Haupterscheinungsform des Tourismus ist (neben der Geschaumlftsreise und dem Tagesaus-flug) die Urlaubsreise welche meistens zwischen einer und vier Wochen dauert und der Erholung dient Sie wird auszligerhalb des staumlndigen Wohnsitzes verbracht und um ihrer selbst Willen durchgefuumlhrt wobei die Fahrt und der Aufenthalt vor Ort sbquoverbraucht und konsumiertrsquo werden384 Dabei handelt es sich beim Tourismus generell um ein Buumlndel von Dienstleistungen welches die gesamte touristische Leistungskette beinhaltet Erst im Zusammenspiel der Komponenten Vorbereitung und Anreise Aufenthalt mit Aktivitaumlten Abreise und Erinnerung kann das urspruumlngliche Motiv der Reise befriedigt werden

Diese Definition muss jedoch um die besonderen Bedingungen von Schutzgebieten er-gaumlnzt werden was andere Formen des Massentourismus ausschlieszligt wie z B Freizeit- und Ferienparks sowie flaumlchen- und infrastrukturintensive bzw technische Freizeitnutzungen385

Dementsprechend stehen im Mittelpunkt dieser Tourismusform ausschlieszliglich Freizeitaktivitauml-ten welche einen starken Bezug zu den Merkmalen von Schutzarealen aufweisen wie bspw landschaftliche Schoumlnheit seltene Tier- und Pflanzenarten sowie insgesamt ein hohes Maszlig an sbquoWildnisrsquo386

Solche Aktivitaumlten finden sich in verschiedenen touristischen Angebotsbereichen von denen das Gesamtpaket sbquoErlebnis von Natur und Umweltrsquo als das mit Abstand groumlszligte aufgefasst wird Aber auch Informations- und Bildungsangebote sowie sportliche und gastronomische Angebote bedienen sich der typischen Merkmale von Schutzgebieten Schlieszliglich sind Aktivitaumlten denkbar welche die interkulturelle Begegnung und Verstaumlndigung foumlrdern wie etwa internationale Jugendcamps Besonders positiv fuumlr den Erhaltungszustand des Schutzareals sind oumlkologische Arbeitseinsaumltze zu sehen die eine Kombination von Arbeit und Reise darstellen und sich in den letzten Jahren als eigenes Element im Jugendreisemarkt etabliert haben387

Gesamtwirtschaftliche RelevanzIm Jahr 2003 gab es mehr als 100 Schutzflaumlchen deren Groumlszlige zwischen 3000 und 441000 ha lag Das gesamte geschuumltzte Areal umfasst ca 110000 km2 was einen Anteil von etwa 30 an der Gesamtflaumlche Deutschlands ausmacht388 Eine Einschaumltzung hinsichtlich der volkswirtschaft-lichen Effekte von Tourismusaktivitaumlten in Schutzgebieten ist kaum moumlglich da lediglich Zahlen vom Verband Deutscher Naturparke vorliegen der nur einen Teil der gesamten Schutzareale repraumlsentiert Fuumlr den gesamten Bereich Fremdenverkehr lag im Jahr 2004 die Wertschoumlpfung bei 94 Mrd euro die von 41 Mio Beschaumlftigten geleistet wurden389 Allgemein haben touristische Aktivitaumlten in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen was auf eine Reihe von Ursachen zuruumlckzufuumlhren ist wie bspw die verbesserte Einkommenssituation eines groszligen Bevoumllkerungs-teils390 Bei einer Bestaumltigung der Trends in der Branche sind zusaumltzliche Impulse fuumlr die touristische Entwicklung auch speziell in Schutzflaumlchen wahrscheinlich Gestuumltzt wird diese

384 Vgl FREYER (1998) 2385 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43386 Vgl MOSE (1998) 106387 Vgl MOSE (1998) 91-98388 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 43-46389 Vgl DZT (2005) 68390 Hinsichtlich weiterer Faktoren und ausfuumlhrlicher vgl FREYER (1998) 14-25

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Einschaumltzung von Umfragen nach denen fuumlr 27 aller Befragten der Natururlaub an erster Stelle der Urlaubswuumlnsche liegt391

Des Weiteren ist in den Jahren von 1999 bis 2002 das Interesse am Wellness- und Gesund-heitstourismus um 125 gestiegen was verglichen mit anderen touristischen Teilbereichen die mit Abstand staumlrkste Steigerungsrate ist Die Gruumlnde hierfuumlr sind u a die gestiegenen Anforderungen der Arbeitswelt und der wachsende Anteil aumllterer Menschen Hinzu kommen einerseits eine Abnahme von oumlffentlichen Gesundheitsleistungen und andererseits eine Zunahme des Gesundheitsbewusstseins392 Alleine die Nationalparke Naturparke und Biosphaumlrenreservate verzeichnen ca 290 Mio Besucher jaumlhrlich sowie rund 50 Mio Uumlbernach-tungen von in- und auslaumlndischen Gaumlsten im Umfeld dieser Gebiete393

Fuumlr die touristische Erschlieszligung bietet die Gesamtheit an Schutzflaumlchen mit zwei Meeren im Norden Seen- und Flusslandschaften im ganzen Land sowie Mittelgebirgen und Alpen in den Hochgebirgen ein breites landschaftliches Spektrum394 395 Dabei stellen Naturschutzgebiete Nationalparke Biosphaumlrenreservate Naturparke und Landschaftsschutzgebiete die wichtigsten Schutzgebietstypen dar und machen in der Summe einen groszligen Anteil an der jeweiligen Flaumlche eines Bundeslandes aus So ist dieser Wert im Saarland mit 93 am houmlchsten und in Thuumlringen mit 44 am niedrigsten was die Stadtstaaten Berlin und Bremen jedoch nicht beruumlcksichtigt (Hamburg erreicht einen Anteil von 61 )396

4112 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsraster

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Beanspruchung der Erdoberflaumlche das schwerwiegendste Problem darstellt Dies bezieht sich sowohl auf mechanische Einwirkungen durch die Urlauber selbst als auch auf die Versiegelung durch linien-und flaumlchenartige Infrastrukturen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich eine Gefaumlhrdung nahezu ausschlieszliglich auf die oberen Schichten von Gewaumlssern und konzentriert mit Tiefenwirkung im Boden ist dagegen kaum zu rechnen Die Belastungen des Umweltschutzgu-tes Wasser sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die negativsten Effekte durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr hervorgerufen werden Die Belastun-gen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

391 Vgl VDN (2002) 12392 Vgl VDN (2002) 12393 Vgl VDN (2002) 12394 Vgl BFN (2002) 18f395 Hinsichtlich einer Darstellung von quantitativen Eckdaten wie bspw Anzahl und Groumlszlige der Schutzgebiete (wie

es fuumlr alle anderen Nutzungsinteressen erfolgt) siehe Abschnitt 13 Die dort aufgefuumlhrten Aussagen gelten auch fuumlr diese Projektform da touristische Aktivitaumlten grundsaumltzlich in jedem dieser Gebiete moumlglich sind

396 Eigene Berechnungen nach Angaben aus BFN (o Jc)

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Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zwar nicht zu einem Verlust von Lebensraumlumen kommt diese jedoch z T empfindlich gestoumlrt werden koumlnnen Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als mitteleinzuschaumltzen

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Beeintraumlchtigungen im Wesentlichen von touristischen Infrastrukturen ausgehen welche jedoch kleinraumlumiger Art sind Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als geringeinzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die dargestellten Belastungen zwar nicht immer vermeidbar aber grundsaumltzlich minimierbar sind Die Moumlglichkei-ten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die Dimension potenzieller Schaumlden eher klein ist und deren Handhabung durch geeignete Maszlignahmen weitgehend unproblematisch ist Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass ein Schutzareal zunaumlchst reine Erholungsmoumlglichkeiten bietet die eher passiven Charakter haben Daruumlber hinaus ist jedoch eine Reihe von touristischen Aktivitaumlten moumlglich welche ganz gezielt der koumlrperlichen Ertuumlchtigung dienen Die (negativen) Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als gering einzuschaumltzen

Akzeptanz in der GesellschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass sich sowohl positive und negative Effekte in etwa die Waage halten und die Ausgestaltung im Einzelfall beurteilt werden muss Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass bei einigen immateriellen Beduumlrfnistypen ein sehr hoher gesellschaftlicher Beitrag zu erwarten ist Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass durch touristische Aktivitaumlten originaumlre Beschaumlftigungseffekte zu erwarten sind zumal eine Substitution durch kapitalintensive Maschinen oftmals nicht moumlglich ist Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass mit positiven regionalwirtschaftlichen Impulsen zu rechnen ist Dagegen ist der Beitrag der oumlffentlichen Haushalte insgesamt eher gering da die Verwaltung und Pflege von Schutzgebieten ohnehin

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weitgehend als Hoheitsaufgabe definiert ist Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

412Mineralrohstoffe

4121 Allgemeine Eigenschaften und gesamtwirtschaftliche Relevanz

Allgemeine EigenschaftenUnter Mineralrohstoffen werden mehr als 30 oberflaumlchennahe Materialien zusammengefasst die aus unterschiedlichen Lagerstaumltten kommen und von denen im Folgenden die volumenmaumlszligig bedeutendsten genannt werden Dazu zaumlhlen Sand und Kies (die etwa die Haumllfte des Verbrau-ches ausmachen) Natursteine Kalk- und Dolomitsteine einschlieszliglich Zementrohstoffe Bims Gipsstein Ziegelrohstoffe Kaolin Feldspat feuerfeste und keramische Tone sowie Quarz bzw Quarzsand397 Als Rohstoff werden Mineralstoffe in der Baustoffindustrie und in sonstigen Industriezweigen (Glas- Eisen- und Chemische Industrie) verwendet Als Baustoff finden sie sich wieder im Erdbau in Naturwerkgestein in Zuschlaumlgen fuumlr Beton und Moumlrtel in Natursteinen sowie in Trag- und Frostschutzschichten im Verkehrswegebau398

Die aufgezaumlhlten Mineralrohstoffe auch unter dem Begriff Steine und Erden subsumiert werden fast ausnahmslos in Tagebaubetrieben abgebaut399 Dies geschieht im Lockergestein was bspw bei Kies und Sand der Fall ist oder im gewachsenen Feld wie z B bei Naturstein Nur in wenigen Ausnahmefaumlllen erfolgt der Abbau z T untertaumlgig was bei Kalk- und Dolomitstein sowie Dachschiefer Gips- und Anhydritstein moumlglich ist Die wesentlichen Prozessschritte sind das Loumlsen des Gesteins aus dem Untergrund das Laden des mineralischen Stoffes der Transport zu einem Verarbeitungsbetrieb und schlieszliglich die Aufbereitung zu einem verkaufsfaumlhigen Produkt Abgesehen vom ersten Prozessschritt werden diese Betriebsvorgaumlnge abhaumlngig von der Ausstattung mit Betriebsmitteln auch kombiniert durchgefuumlhrt400

In Hinblick auf das Recycling hat die Bauindustrie das mengenmaumlszligig groumlszligte Potenzial was ungebundene Baustoffe vom Typ Straszligenschotter oder hydraulisch gebundene Straszligenbauma-terialien betrifft wie z B Pflaster- und Bordsteine Schon im Jahr 1982 lag die Verwertungsquote bei 45 so dass aufgrund einer verbesserten Technologie und steigenden Deponierungskosten heutzutage ein houmlherer Wert angenommen werden kann401 Unter dem Aspekt der Substitution sind Abfallstoffe bedeutsam welche bei bestimmten Anwendungen den Einsatz von Steine und Erden ersetzen koumlnnen Das quantitativ groumlszligte Potenzial besitzen Berge aus dem Steinkohlen-bergbau die zu etwa 25 verwertet werden koumlnnen Dagegen ist das Aufkommen von Abfallstoffen wie z B Hochofen- und Stahlwerkschlacke wesentlich geringer kann aber fast vollstaumlndig einer anderen Verwendung zugefuumlhrt werden402

397 Vgl BGR (1986) 13-16398 Vgl GILCHERBRUNS (1999) 12-25399 Braunkohle- und Torfvorkommen werden ebenfalls im Tagebau gefoumlrdert sind aber nicht Gegenstand dieser

Untersuchung Sie sind regional begrenzt und fuumlr die Zukunft sind keine groumlszligeren Abbauvorhaben mehr zu erwarten Vgl JESSELTOBIAS (2002) 319

400 Vgl BGR (1986) 374f401 Vgl BGR (1986) 460f402 Vgl BGR (1986) 468

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Gesamtwirtschaftliche RelevanzDie Nachfrage nach Kies und Sand wird hauptsaumlchlich durch die Bauwirtschaft bestimmt die ca 95 der gefoumlrderten Menge abnimmt der Rest wird als Spezialsand in anderen Industriezwei-gen verwendet Die Produktion primaumlrer mineralischer Baurohstoffe hat Anfang der 1970er Jahre mit ca 700 Mio t jaumlhrlich in West-Deutschland ihren Houmlhepunkt erreicht und ist seitdem tendenziell ruumlcklaumlufig Die Gesamtnachfrage wird sich bis zum Jahr 2040 bezogen auf den Wert des Jahres 1995 (und aller Bundeslaumlnder) um 30 verringern403 Einflussfaktoren fuumlr diese Entwicklung sind u a der demographische Wandel (mit Auswirkungen auf den Wohnungsneu-bau) die Sanierung der baulichen Infrastruktur (Erneuerung des Abwassernetzes) sowie die EU-Osterweiterung (Bau zusaumltzlicher Verkehrswege)404 Nach Meinung des Branchenverbandes ist jedoch eher mit einer Zunahme des Baubedarfes und damit einer houmlheren Nachfrage nach Mineralrohstoffen zu rechnen Abhaumlngig von der Baukonjunktur wird daher von einem jaumlhrlichen Verbrauch von 600 bis 700 Mio t ausgegangen wobei sich bis zum Jahr 2040 der Anteil an Recyclingbaustoffen auf ca 60 bis 80 Mio t erhoumlht405

Die Einschaumltzung der wirtschaftlichen Situation dieser Branche ist schwierig da es keine genauen Zahlen fuumlr den Teilbereich Steine und Erden gibt Im Jahr 2004 hat die gesamte Baustoffindustrie mit 132500 Mitarbeitern einen Umsatz von 212 Mrd euro erwirtschaftet Der gesamte Wirtschaftszweig ist weitgehend klein- bis mittelstaumlndisch strukturiert so dass nur ca 5 der Betriebe mehr als 100 Mitarbeiter haben Auf die Teilbereiche Kies Sand Kalk Naturstein Gips Naturwerkstein und Kalksandstein entfiel bezogen auf den Umsatz insgesamt etwa ein Anteil von einem Drittel Da der Umsatz pro Beschaumlftigtem in diesem Marktsegment im Branchendurchschnitt liegt kann von etwa 44000 Beschaumlftigten ausgegangen werden406

Deutschland besitzt vergleichsweise groszlige Vorkommen an mineralischen Rohstoffen so dass sie fuumlr die Bedarfsdeckung kaum importiert werden muumlssen Hinsichtlich Qualitaumlt und Quantitaumlt gibt es regional erheblich Unterschiede und die einzelnen Abbaustaumlttentypen konzentrieren sich stark an einigen Orten Kiese und Sande finden sich hauptsaumlchlich in den Moraumlnenlandschaften Nord- und Ostdeutschlands entlang der Fluumlsse wie z B in der Nieder-rheinischen Bucht und im Oberrheingraben sowie im Alpenvorland zwischen Donau und den Alpen Der Norden ist tendenziell sand- der Suumlden weitgehend kieshaltig407

4122 Beurteilung anhand des Nachhaltigkeitsrasters

Belastung des Umweltschutzgutes BodenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es unmittelbar zu massiven Veraumlnderungen der Bodenfunktionen in allen Tiefen des Erdreiches kommt Daruumlber hinaus kann es mittelbar zu Schaumlden zu kommen wenn sich diese Funktionsbeeintraumlchtigungen auf die Standortsicherheit von Anlagen uumlber Tage auswirken Die Belastungen des Umwelt-schutzgutes Boden sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes WasserDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zunaumlchst in einem hohen Umfang zu Wasserverlusten kommt Daneben ist von einer Belastung des Umweltmedi-

403 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 201205212404 Vgl BBSE (2005a) 30f405 Vgl SCHARECK U A (1998) 323f406 Vgl BBSE (2005b) 6-9407 Vgl SCHULZBRAUS (1998) 329

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ums in Form eines reduzierten pH-Wertes sowie einer allgemeinen Verschmutzung auszugehen Die Belastungen des Umweltschutzgutes Wasser sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LuftKlimaDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass eine Belastung der Luft hauptsaumlchlich als Folgeeffekt durch die Emissionen aus den Betriebsfahrzeugen sowie bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe entsteht Des Weiteren ist mit mikroklimatischen Beeintraumlchtigungen zu rechnen die infolge der Veraumlnderungen der Umgebungsgestaltung hervorgerufen werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlima sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Schwere des Eingriffes in lokale Oumlkosysteme die Lebensgrundlage ortsansaumlssiger Pflanzen- und Tierarten dauerhaft beschaumldigt wird Die partielle Wiederbesiedlung mit neuen Arten ist grundsaumltzlich positiv kann aber nicht annaumlhernd als Ersatz fuumlr den vorherigen Verlust betrachtet werden Die Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen sind daher insgesamt als hocheinzuschaumltzen

Belastung des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es zu einem Eingriff flaumlchenhafter Art kommt bei dem zusaumltzlich partiell die Houmlhendimension wirkt Die Belastungen des Umweltschutzgutes Landschaftsbild sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass die massiven Eingriffe in die Umweltschutzguumlter einerseits kaum auszugleichen sind Andererseits ist es moumlglich durch die Renaturierungsmaszlignahmen Ersatzlebensraumlume zu schaffen die einen erheblichen oumlkologischen Wert aufweisen koumlnnen Es verbleiben keine dauerhaften technischen Infrastrukturen wie es bei anderen Nutzungsformen der Fall ist und allgemein als stoumlrend empfunden wird Die Moumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass es infolge der Schwere der Einwirkungen in Hinblick auf viele Risikodimensionen zu erheblichen Effekten kommt Das Ausmaszlig der oumlkologischen Risiken ist daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass in erster Linie Laumlrm-und Luftschadstoffemissionen zu erwarten sind welche die Menschen in der Umgebung in ihrem allgemeinen Wohlbefinden beeintraumlchtigen koumlnnen Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Akzeptanz in der Gesellschaft Die in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass aufgrund der Maumlchtigkeit des Eingriffes in die Landschaft ein erhebliches Konfliktpotenzial vorhanden ist Dem stehen moumlgliche beschaumlftigungspolitische Effekte gegenuumlber so dass nicht von einer

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generellen Ablehnung dieser Nutzungsform ausgegangen werden kann Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass Mineralrohstoffe als Baumaterialien eine wichtige Rolle fuumlr die Befriedigung einiger Grundbeduumlrfnisse erfuumlllen Dies geschieht jedoch auf indirektem Wege uumlber die Bereitstellung von Gebaumluden und baulicher Infrastruktur Das Potenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist daher insgesamt als mittel einzuschaumltzen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass diese Nutzungsform Arbeitsplaumltze auf unterschiedlichen Qualifikationsebenen bei den bestehenden Unternehmen sichern kann Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind daher insgesamt als hoch einzuschaumltzen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie in der Anlage dargelegten Aussagen bedeuten zusammengefasst dass dieses Eingriffsinte-resse vielfaumlltige Wechselbeziehungen zu der lokalen Wirtschaftsstruktur impliziert Die Unternehmen arbeiten nach dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip ohne oumlffentliche finanzielle Unterstuumltzung Die Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft sind daher insgesamt als hoch einzuschaumlt-zen

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5 Synthese der Nutzungsinteressen

51 Zusammenstellung einer statischen GesamtschauBisher wurde fuumlr jedes Nutzungsinteresse anhand des Nachhaltigkeitsrasters eine verbal-argumentative Analyse durchgefuumlhrt die jeweils mit einer komprimierten Einschaumltzung in den Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo endete Mit Hilfe des Transformationsschemas408 wurde jede dieser Einschaumltzungen in einen Zahlenwert uumlbersetzt was als Gesamtschau dargestellt ist (Darst 10)409 Diese Zusammenstellung liefert erste Hinweise uumlber Art (welche der zwoumllf Analysekriterien) und Umfang (Abstufung eins bis drei) hinsichtlich des theoretischen Nachhaltigkeitsgrades der untersuchten mustertypischen Eingriffsarten Diese Gesamtschau kann als eine Zielfunktion verstanden werden da es gilt den Nachhaltigkeitsgrad insgesamt zu maximieren410 Im Einzelfall koumlnnte es u U moumlglich bzw noumltig sein bspw durch bestimmte bauliche Maszlignahmen die Bewertung fuumlr das Analysekriterium bdquoMoumlglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungenldquo zu verbessern Ergaumlnzt wird die numerische Aufstellung um eine farbliche Komponente damit die Uumlbersichtlichkeit der Tabelle erhoumlht wird Die Farbbereiche stehen fuumlr die Analysekriterien der Nachhaltigkeitsdimensionen also gruumln fuumlr Oumlkologie gelb fuumlr Soziales und blau fuumlr Oumlkonomie Dabei korrespondieren die Zahlenwerte mit der Intensitaumlt der Farbe je houmlher die Zahl desto dunkler der Farbton

408 Siehe Abschnitt 32409 Siehe Abschnitt 32410 Genau genommen handelt es sich um eine dreiteilige Zielfunktion da fuumlr jeden Nachhaltigkeitsbereich eine

Maximierung des Summenwertes angestrebt wird Eine Maximierung der Punktzahl uumlber alle zwoumllf Analysekrite-rien wuumlrde bestimmte Grenzwerte fuumlr die Perspektiven Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie nicht beruumlcksichtigen Siehe Abschnitt 52

113

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Windkraftanlagen 3 3 3 2 1 1 3 2 2 3 2 2Fotovoltaikanlagen 2 3 3 2 1 1 3 3 2 3 2 2Wasserkraftanlagen 1 1 3 1 1 2 1 3 1 3 1 2Erdwaumlrmeanlagen 2 2 3 1 2 2 2 3 3 3 3 2Fernstraszligen 1 2 1 1 2 3 2 1 2 2 1 1Eisenbahntrassen 2 3 2 2 2 2 2 2 2 3 1 2Schifffahrtskanaumlle 1 2 2 1 2 3 1 2 1 3 1 2Flughaumlfen 1 2 1 2 2 1 2 1 2 1 3 3Rohrfernleitungen 1 2 3 1 3 2 2 3 2 3 1 2Freileitungen 3 3 3 2 1 2 3 3 2 2 1 2Tourismus 1 3 1 2 3 3 3 3 2 2 3 3Mineralrohstoffe 1 1 2 1 2 2 1 2 2 2 3 3

Darst 10 Bewertung der Nutzungsinteressen anhand der Analysekriterien411

Bewertungsstufen1 gering bzw hoch2 mittel3 hoch bzw gering

411 Eigene Darstellung siehe CD-ROM (dort erweitert)

114

52 Definition von dynamischen KomponentenIm vorherigen Abschnitt wurde eine Gesamtschau der zwoumllf konfliktlastigen Eingriffsarten praumlsentiert anhand derer sich lediglich Tendenzen hinsichtlich der jeweiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsdimensionen ablesen lassen In Hinblick auf die Erhoumlhung der Praktikabilitaumlt des Modells ist es jedoch erforderlich zusaumltzlich bestimmte Komponenten zu beruumlcksichtigen die in der Realitaumlt eine Rolle spielen Diese Faktoren sowie weitere zentrale Begriffe werden im Folgenden definiert und liefern die Grundlage fuumlr die Erweiterung der bisher statischen Gesamtschau zu einer dynamischen Excel-Tabelle auf welche sich die hier verwendeten Zellen-Angaben und Begriffe beziehen412

Ziel dieses Abschnittes ist daher die Beschreibung dieser Komponenten die Anleitung zu ihrer Benutzung erfolgt im naumlchsten Abschnitt Zur Veranschaulichung wird fuumlr jede Komponen-te ein Ausschnitt aus der Excel-Tabelle gezeigt in dem ein Beispiel dargestellt wird (welches rot eingekreist ist) Wie bei der Transformation des Nachhaltigkeitscharakters in die Skalierung sbquogering-mittel-hochrsquo bzw Uumlbertragung in die Zahlenwerte sbquo1-2-3rsquo handelt es sich bei den folgenden numerischen Abstufungen lediglich um Werte welche die grundsaumltzliche Richtung eines Zusammenhanges angeben Sie sind daher nicht voumlllig willkuumlrlich aber als zwingende Groumlszligen ebenso wenig anzusehen

Ja-Nein-FaktorDer Ja-Nein-Faktor definiert das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein der Nutzungsinteres-sen aufgrund der Annahme dass im Anwendungsfall nicht alle zwoumllf Projektarten tatsaumlchlich zum Tragen kommen (Darst 11) und wird beispielhaft in Zelle B3 gezeigt Die Beruumlcksichtigung eines Quantitaumltsfaktors (analog zu dem spaumlter definierten Qualitaumltsfaktor) ist methodisch nicht durchfuumlhrbar Es wuumlrde sich dann die Frage stellen inwiefern die Menge von unterschiedlichen Eingriffsarten vergleichbar ist So kann bspw ein groszliger Windpark aus mehreren Anlagen nicht zwangslaumlufig mit sbquo1rsquo aber auch nicht eindeutig mit sbquo10rsquo gleichgesetzt werden Hingegen werden etwa Schifffahrtskanaumlle wahrscheinlich nur als Einzelprojekt realisiert bzw eine Transformation in unterschiedliche Mengendimensionen waumlre nicht moumlglich Dennoch laumlsst sich ansatzweise uumlber den Qualitaumltsfaktor die Quantitaumltsdimension beruumlcksichtigen da ein Kausalzusammen-hang zwischen der Verschlechterung bzw Verbesserung des jeweiligen Einzelwertes mit der Groumlszlige eines Nutzungsinteresses plausibel erscheint

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 11 Beispiel fuumlr einen Ja-Nein-Faktor413

412 Siehe CD-ROMTabelle bdquoVorlageldquo413 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

115

GrundwertDer Grundwert ist eine Zahl welche sich aus der grundlegenden Bewertung der Projektarten anhand des Nachhaltigkeitsrasters ergibt (Darst 12) wie bspw in Zelle C3 zu sehen ist Dieser Wert ist in der Gesamtschau414 notiert und dient als Grundlage fuumlr die weitere Berechnung in der Excel-Tabelle

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 12 Beispiel fuumlr einen Grundwert415

QualitaumltsfaktorDer Qualitaumltsfaktor ist eine Einflussgroumlszlige welche die Intensitaumlt der Auswirkungen bei einem Pruumlfmerkmal beruumlcksichtigt (Darst 13) und als Beispiel in Zelle D3 zu erkennen ist Die standardmaumlszligige Einstellung dieser Einflussgroumlszlige ist sbquo1rsquo weil zunaumlchst davon ausgegangen wird dass jeweils ein durchschnittlicher Wert fuumlr die weitere Vorgehensweise ausreicht Kann in einer Situation aber angenommen werden dass das Ausmaszlig hinsichtlich bestimmter Untersu-chungsspezifika von diesem Grundwert abweicht ist der Qualitaumltsfaktor entsprechend zu modifizieren

So ist bspw eine Situation denkbar in der die Verlegung einer Eisenbahntrasse zu einer extrem starken Beeintraumlchtigung von Tieren und Pflanzen fuumlhren wuumlrde welche gemaumlszlig der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als prioritaumlre Arten gelten und daher besonders schuumltzenswert sind Dieser Umstand wird beruumlcksichtigt indem sich ein Anteil von dem Grundwert des Pruumlfmerkmals Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzen mittels des Qualitaumltsfaktors im Einzelwert (s u) niederschlaumlgt Andersherum ist es moumlglich dass etwa bei der Errichtung eines Flughafens aufgrund der speziellen Finanzierungsstruktur weitgehend auf oumlffentliche Mittel verzichtet werden kann Diesem Effekt wird Rechnung getragen indem von dem Grundwert des Analysekriteriums Beitraumlge fuumlr die Gesamtwirtschaft mittels des Qualitaumltsfaktors ein Vielfaches in den Einzelwert einflieszligt

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 13 Beispiel fuumlr einen Qualitaumltsfaktor416

414 Siehe Abschnitt 51415 Eigene Darstellung siehe CD-ROM416 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

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EinzelwertDer Einzelwert ist eine Zahl welche sich aus der Multiplikation des Ja-Nein-Faktors des Grundwertes und des Qualitaumltsfaktors ergibt (Darst 14) und z B in Zelle E3 praumlsentiert wird Dieser Wert stellt die quantitative Zusammenfassung der Bewertung einer Eingriffsart anhand eines Pruumlfkriteriums dar

A B C D E1 Boden2 JN GW QLF EW3 Windkraftanlagen 1 3 100 300

Darst 14 Beispiel fuumlr einen Einzelwert417

SummenwertDer Summenwert ist eine Zahl welche sich aus der Summe der Einzelwerte pro Nachhaltigkeits-dimension ergibt (Darst 15) Dieser Wert wird zunaumlchst absolut dargestellt und anschlieszligend relativ wie bspw in den Zellen AM3 bzw AN3 zu sehen ist Die Bildung von drei Summenwerten (jeweils einer fuumlr die Bereiche Oumlkologie Soziales und Oumlkonomie) ist notwendig um fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension Grenzwerte festlegen zu koumlnnen Diese Grenzwerte muumlssen fuumlr alle definierten Perspektiven von Nachhaltigkeit erfuumlllt sein so dass bspw ein niedriger Wert im Bereich Oumlkologie nicht durch einen uumlberproportional hohen Wert im Bereich Oumlkonomie kompensiert werden kann Auf diese Weise wird verhindert dass der Nachhaltigkeitsgrad als Gesamtsumme gezaumlhlt wird was dann zu einer Fehlinterpretation in Hinblick auf die Realisie-rung des jeweiligen Projektinteresses fuumlhren wuumlrde

A B C D E hellip AM AN1 Boden hellip Oumlkologie2 JN GW QLF EW hellip Abs Rel3 Windkraftanlagen 1 3 100 300 hellip 16 78

Darst 15 Beispiel fuumlr einen Summenwert418

Filterfunktion fuumlr die SummenwerteAnhand der Summenwerte laumlsst sich der summierte Nachhaltigkeitsgrad bei jedem Nutzungsin-teresse fuumlr jede Nachhaltigkeitsdimension ablesen und damit diejenigen Eingriffsinteressen herausfiltern die eine bestimmte Mindest-Prozentzahl nicht erreichen Die aufgeschriebenen Grenzen und Groumlszligen der Klassen ergeben sich nicht zwangslaumlufig sind aber nicht voumlllig willkuumlrlich und orientieren sich an den folgenden Uumlberlegungen Eine Einteilung in drei Klassen ist neben der sbquoZweierrsquo-Skala die einfachste denkbare Moumlglichkeit Eine feinere Einteilung verspricht keinen Erkenntnisgewinn bzw waumlre mit noch groumlszligeren methodischen Problemen verbunden Der untere Wert von 51 basiert auf dem Gedanken dass bei Erreichen der absoluten Mehrheit wenigstens eine eindeutige Aussage hinsichtlich der Tendenz des Nachhaltigkeitsgrades eines Projektinteresses moumlglich ist

Weiterhin ist dies damit zu begruumlnden dass dieser Wert standardmaumlszligig relativ leicht zu erreichen ist d h ein Ja-Nein-Faktor und ein Qualitaumltsfaktor von sbquo1rsquo angenommen wird Demnach liegt der Summenwert pro Nachhaltigkeitsdimension bereits bei 50 wenn im Bereich Oumlkologie die Summenpunktzahl elf (von 21) im Bereich Soziales die Summenpunktzahl

417 Eigene Darstellung siehe CD-ROM418 Eigene Darstellung siehe CD-ROM

117

fuumlnf (von neun) und im Bereich Soziales die Summenpunktzahl drei (von sechs) erreicht wird Somit fallen alle Werte unterhalb dieser Marke in die Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo Die restlichen 49 verteilen sich gleichmaumlszligig (Rundungsdifferenzen unberuumlcksichtigt) auf die Kategorien sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo

Filterfunktion fuumlr die GrundwerteMit Hilfe der Grundwerte lassen sich einzelne Projektinteressen herausfiltern die bei als wichtig erachteten Analysekriterien bestimmte Grenzwerte nicht erreichen Die Filterung erfolgt nach dem Prinzip eines moumlglichst hohen Nachhaltigkeitsgrades so dass sich nur die beiden sbquooberenrsquoGrundwerte also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo anbieten Die sbquoZwischenklassersquo also sbquo3rsquo und sbquo2rsquo umfasst beide Grundwerte um Zweifelsfaumllle beruumlcksichtigen zu koumlnnen bzw eine groumlszligere Auswahltoleranz zuzulassen

53 Arbeitsschritte fuumlr die ModellapplikationBasierend auf der Beschreibung der Komponenten der Excel-Tabelle im vorherigen Abschnitt wird in diesem Abschnitt deren Benutzung erklaumlrt Die Einhaltung der vorgeschlagenen Reihenfolge an Arbeitsschritten gewaumlhrleistet dass das Modell auf die immer gleiche Art angewandt wird und somit eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Faumllle moumlglich ist Dieser Hinweis betrifft den Absatz der grundlegenden Arbeitsschritte die sich auch in der Anwendung im Fallbeispiel dieser Arbeit wieder finden419 Fuumlr die optionalen Arbeitsschritte ist die Einhaltung der Reihenfolge nicht zwingend da die Benutzung der einzelnen Komponenten vom Einzelfall abhaumlngt

Grundlegende Arbeitsschritte1 Strukturdaten der Region Als vorbereitenden Arbeitsschritt empfiehlt sich zunaumlchst eine

Aufbereitung der spezifischen Strukturdaten einer Region (Zahlen Daten Fakten) um sie fuumlr die spaumltere Anwendung des Modell sbquoim Hinterkopfrsquo zu haben Dabei kann sich bspw herausstellen dass das Umweltschutzgut Wasser oumlkologisch besonders sensibel ist und daher bei der Anwendung des Modells mittels des Qualitaumltsfaktors entsprechend beruumlck-sichtigt werden muss Auch ergeben sich aus diesen Informationen erste Tendenzen hin-sichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte der in Frage kommenden Nutzungsinteressen welche im Rahmen des nachfolgenden Arbeitsschrittes bedeutsam sind420

2 Entwicklungsziele und Szenarien Daruumlber hinaus ist es hilfreich eine grobe Vorstellung daruumlber zu entwickeln welche Projektarten in dem betroffenen Gebiet grundsaumltzlich bevorzugt werden Fuumlr diese Uumlberlegungen bietet es sich an auf die erwaumlhnten spezifischen Strukturdaten zuruumlckzugreifen da diese tendenzielle Aussagen uumlber die potenziellen Projektformen geben421

3 Ja-Nein-Faktor Es ist eine Entscheidung zu treffen welche uumlber das Vorhandensein bzw Nicht-Vorhandensein von Nutzungsformen bestimmt (Darst 16)422

419 Siehe Abschnitt 6420 Siehe Abschnitt 612421 Siehe Abschnitte 621 bis 623422 Siehe Abschnitte 631 bis 633

118

JN JaNeinJa 1Nein 0

Darst 16 Ja-Nein-Faktor423

4 Qualitaumltsfaktor Ist nach Sichtung der Informationen uumlber den konkreten Fall davon auszugehen dass bei einigen Analysekriterien von der standardmaumlszligigen Bewertung ab-gewichen wird muss ein entsprechender Qualitaumltsfaktor ausgewaumlhlt werden Dabei wird eine Abweichung in Richtung sbquobesser als Grundwertrsquo mit einem anteiligen Qualitaumltsfaktor eine Abweichung in Richtung sbquoschlechter als Grundwertrsquo mit einem vielfachen Qualitaumltsfak-tor beschrieben Daruumlber hinaus ist abzuschaumltzen welchen Umfang die Abweichung vom Grundwert hat also ob sie gering mittel oder hoch ist Zur Verfuumlgung stehen fuumlr beide Varianten jeweils drei Abstufungen mit einer Differenz von 025 Punkten (Darst 17)424

Abweichung vom GrundwertAnteiliger Qualitaumltsfaktor keine Vielfacher Qualitaumltsfaktorhoch mittel gering n v gering mittel hoch025 050 075 100 125 150 175

Darst 17 Varianten des Qualitaumltsfaktors425

Optionale Arbeitsschritte1 Filterfunktion fuumlr die Summenwerte Nachfolgend eroumlffnet sich anhand des relativen

Summenwertes die Moumlglichkeit fuumlr eine erste Auswahl von Nutzungsarten Alle Projekt-formen welche unterhalb des definierten Grenzwertes liegen (Darst 18) koumlnnen mit der Filterfunktion ausgesondert werden Fuumlr alle Arbeitsschritte in diesem Abschnitt gilt dass eine Zuruumlcksetzung auf die Ausgangslage bei der Excel-Tabelle durch den folgenden Be-fehl aktiviert wird Menuumlpunkt bdquoDatenldquo bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo

Filterkriterium Summenwertweitgehend abzulehnen unter 50 eingeschraumlnkt Optimierung pruumlfen 51 bis 75 weitgehend zu befuumlrworten 76 bis 100

Darst 18 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Summenwerte426

Basierend auf der eigenen Festlegung des Filterkriteriums fuumlr den Summenwert ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren Faktisch spielt die erste Klasse (bdquoweitgehend abzulehnenldquo bzw bdquounter 50 ldquo) keine Rolle da sie alle Projektarten erfasst und somit auch die mit einem besonders niedrigen Nachhaltigkeitsgrad Zur Auswahl zwischen den beiden anderen Klassen ist die gesamte Zeile 2 zu markieren (mit dem Pfeil auf das Feld 2 in der Zeilennummerierung ganz links) Anschlieszligend ist im Menuumlpunkt bdquoDatenldquo der Befehl bdquoFilterldquobdquoAutoFilterldquo auszuwaumlhlen woraufhin in jeder Zelle der zweiten

423 Eigene Darstellung siehe CD-ROM424 Siehe Abschnitte 631 bis 633425 Eigene Darstellung siehe CD-ROM426 Eigene Darstellung

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Zeile ein Drop-Down-Menuuml generiert wird (Darst 19) Entscheidend sind jedoch nur die Drop-Down-Menuumls hinsichtlich der prozentualen Summenwerte der drei Nachhaltigkeits-dimensionen Oumlkologie (Zelle AN2) Soziales (Zelle AP2) und Oumlkonomie (Zelle AR2) Abhaumln-gig von der zu betrachtenden Nachhaltigkeitsdimension ist auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck zu klicken so dass sich das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml auflistet aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlhlen ist Anschlieszligend erscheint die Einga-bemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welchem der Summenwert auszuwaumlhlen ist

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

51bdquoist groumlszliger oder gleichldquo76

Darst 19 Eingabemaske in der Excel-Datei fuumlr die Summenwerte427

2 Filterfunktion fuumlr die Grundwerte Als Moumlglichkeit fuumlr eine zweite Auswahl also nachdem bereits einige Eingriffsformen aussortiert wurden koumlnnen die Analysekriterien herangezo-gen werden Hier koumlnnen alle Nutzungsinteressen welche unterhalb des definierten Grenzwertes (Darst 20) liegen mit der Filterfunktion eliminiert werden

Filterkriterium Grundwertmittlerer Nachhaltigkeitsgrad 2mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad 2 oder 3hoher Nachhaltigkeitsgrad 3

Darst 20 Klasseneinteilung fuumlr die Filterfunktion der Grundwerte428

Auf Grundlage der Festlegung des Filterkriteriums ist der tatsaumlchliche Filtervorgang in der Excel-Tabelle auszufuumlhren wofuumlr zunaumlchst wie oben bei der Filterfunktion fuumlr die Sum-menwerte zu verfahren ist Jetzt kann bei jedem Analysekriterium der Grundwert gefiltert werden indem auf das graue Feld mit dem schwarzen Dreieck geklickt wird Es erscheint das vollstaumlndige Drop-Down-Menuuml aus dem die Kategorie bdquo(Benutzerdefiniert)ldquo zu waumlh-len ist Danach erscheint die Eingabemaske bdquoBenutzerdefinierter AutoFilterldquo in welcher der gewuumlnschte Nachhaltigkeitsgrad zu selektieren ist (Darst 21) Die erste bis dritte Zeile bei der Klasseneinteilung fuumlr die Grundwerte entspricht inhaltlich der ersten bis dritten Zeile bei der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte

Auswahl aus dem Drop-Down-Menuuml(linke Seite oben in der Eingabemaske)

Eingabe in das Drop-Down-Menuuml(rechte Seite oben in der Eingabemaske)

bdquoentsprichtldquo 2bdquoist groumlszliger gleichldquo 2bdquoentsprichtldquo 3

Darst 21 Eingabemaske in der Excel-Tabelle fuumlr die Grundwerte429

427 Eigene Darstellung428 Eigene Darstellung429 Eigene Darstellung

120

3 Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl Bevor uumlber eine Auswahl eines oder mehrerer Projektformen entschieden wird ist es angebracht eine retrograde Pruumlfung anhand der tatsaumlchlich vorliegenden Nutzungsinteressen mit ihren spezifischen Eigen-schaften vorzunehmen Ziel dieser Ruumlckkopplung ist es Auswirkungen einer Eingriffsart auf die zwoumllf Nachhaltigkeitskriterien aufzuspuumlren die moumlglicherweise bisher als Zahlen-werte im Rahmen der Anwendung der Excel-Tabelle noch nicht erkennbar waren Dazu bietet es sich an die Effekte in einem konkreten Fall mit den ausgewerteten standardisier-ten Nutzungsformen zu vergleichen Die in der Anlage erlaumluterten potenziellen Auswir-kungen koumlnnen als Anhaltspunkt genutzt werden um die tatsaumlchliche Bewertung im Einzelfall nach sbquoobenrsquo oder nach sbquountenrsquo zu modifizieren In dem Fallbeispiel dieser Arbeit wurde darauf verzichtet da dieser Arbeitschritt weitgehend nur moumlglich ist wenn die Bedingungen eines realen raumordnerischen Verfahrens beruumlcksichtigt werden koumlnnen

Schematische Zusammenfassung der ArbeitsschritteIm Folgenden werden die in den beiden vorherigen Absaumltzen ausfuumlhrlich eroumlrterten grundle-genden wie auch optionalen Arbeitsschritten als sbquoKurzanleitungrsquo schematisch zusammengefasst (Darst 22) Auf der rechten Seite eines Arbeitsschrittes findet sich ein Verweis auf einen entsprechenden Abschnitt in dieser Arbeit bzw eine beispielhafte Zelle in der Excel-Tabelle welche den jeweiligen Arbeitsschritt konkretisiert Der letzte (optionale) Arbeitsschritt ist nur der Vollstaumlndigkeit halber aufgefuumlhrt und hat nur im Rahmen einer detaillierten Fallstudie eine Bedeutung In dieser Arbeit wurde darauf verzichtet weil lediglich ein Fallbeispiel aufgefuumlhrt ist welches fuumlr diesen Arbeitsschritt keine genuumlgende Informationsbasis bietet

Strukturdaten der Region Abschnitt 613 Wie sehen die grundlegenden Merkmale dieser Region aus

Entwicklungsziele und Szenarien Abschnitt 62 Wie koumlnnte diese Region in ferner Zukunft aussehen

Ja-Nein-Faktor z B Zelle B3 in Excel-Tabelle Welche Nutzungsinteressen liegen uumlberhaupt vor

Qualitaumltsfaktor z B Zelle D3 in Excel-Tabelle Liegt eine Abweichung von dem Grundwert bei den Nutzungsinteressen vor

Filterfunktion fuumlr die Summenwerte z B Zelle AN3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen nach der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Filterfunktion fuumlr die Grundwerte z B Zelle C3 in Excel-Tabelle Sollen bestimmte Nutzungsinteressen vor der Modellapplikation ausgeschlossen werden

Retrograde Pruumlfung der vorlaumlufigen Auswahl (nur im Rahmen einer Fallstudie) Sollen die Ergebnisse der Modellapplikation jetzt als Entscheidungsgrundlage gelten

Darst 22 Wesentliche Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation430

430 Eigene Darstellung

121

6 Fallbeispiel Region Wesermarsch

61 Grunduumlberlegungen

611 Regionaltheoretischer Hintergrund Die Entwicklung des Modells hatte bisher einen rein theoretischen Bezug so dass dies die Frage nach seiner praktischen Umsetzbarkeit sowie moumlglichen Ergebnissen im Rahmen einer Anwendung aufwirft Fuumlr die Beantwortung dieser Frage wird im Folgenden ein Fallbeispiel erarbeitet um das Modell in seiner Arbeitsweise zu illustrieren

Fuumlr dieses Fallbeispiel wird eine Region ausgewaumlhlt deren spezifische Eigenschaften und regionalpolitische Rahmenbedingungen analysiert und fuumlr die Handlungsempfehlungen im Rahmen bestimmter Entwicklungsziele und Szenarien ausgesprochen werden431 Der Begriff Region ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich definiert was auch in der Existenz der vielen thematischen Kontexte begruumlndet ist Unabhaumlngig von sozialen politischen oder oumlkonomischen Zusammenhaumlngen wird unter einer Region allgemein ein zusammenhaumlngender Teilraum mittlerer Groumlszligenordnung verstanden der sich aufgrund bestimmter Merkmale von einem Gesamtraum abgrenzen laumlsst432 Ein solcher Teilraum ist der Landkreis welcher sich aufgrund der Flaumlchengroumlszlige fuumlr die Modellapplikation anbietet Ein Landkreis ist ein Zusammen-schluss der Gemeinden (als kleinste verwaltungsrechtliche Einheit) und fuumlr uumlberoumlrtliche Aufgaben zustaumlndig Als naumlchst houmlhere regionalplanerische Ebene kommt unter der Groumlszlige eines Flaumlchen-Bundeslandes die Bezirksregierung (sie wurde in Niedersachsen im Jahr 2005 zu Gunsten eines zweistufigen Verwaltungsaufbaus aufgeloumlst) welche jedoch fuumlr eine Bearbeitung im Rahmen eines Fallbeispiels zu unuumlbersichtlich waumlre433 Die Ausdehnung eines Landkreises ist einerseits klein genug um es im Modell abbilden zu koumlnnen Andererseits ist ein Landkreis auch groszlig genug um die eingangs beschriebene Raumnutzungsproblematik besser zu verdeutlichen als es bspw auf dem Gebiet einer kreisfreien Stadt der Fall waumlre434 435

Als Objekt fuumlr die Untersuchung wird der Landkreis Wesermarsch herangezogen fuumlr den einige Gruumlnde sprechen Als unmittelbare Region in der Nachbarschaft zum Ort der Entstehung dieser Arbeit koumlnnen ggf benoumltigte Informationen von wichtigen Institutionen in diesem Landkreis mit geringem Aufwand beschafft werden In dieser Region stehen die oumlkologischen Besonderheiten im Vordergrund was sich durch eine relative Homogenitaumlt als einheitlicherNaturraum der See- und Flussmarschen darstellt Andere Landkreise lassen sich dagegen vorrangig anhand von historischen demographischen und soziooumlkonomischen bzw strukturel-len Bestimmungsmerkmalen charakterisieren436 Schlieszliglich fiel die Entscheidung zu Gunsten der Wesermarsch weil fuumlr diesen Landkreis ein aktuelles Regional-Raumordnungsprogramm aus dem Jahr 2003 vorliegt was nur fuumlr wenige Landkreise in Niedersachsen der Fall ist437

Die Regional-Raumordnungsprogramme stehen inhaltlich zwischen dem Landes-Raum-ordnungsprogramm und den gemeindlichen Bauleitplaumlnen Sie legen die angestrebte raumlumliche und strukturelle Entwicklung fuumlr den Planungsraum fest Die Regionalplanung ist in Niedersach-sen eine kommunale Aufgabe wofuumlr die Landkreise kreisfreien Staumldte sowie die Region

431 Hinsichtlich der Definition von Szenarien siehe Abschnitt 22432 Vgl SINZ (2005) 921433 Vgl JOHN-KOCH (2005) 1249f434 Siehe Abschnitt 11435 Obwohl es sich im verwaltungsrechtlichen Sinne um einen Landkreis handelt werden im Folgenden die Begriffe

Landkreis und Region aus Gruumlnden der Vereinfachung synonym verwendet436 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 1437 Vgl NMRELV (2005b)

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Hannover und der Zweckverband Groszligraum Braunschweig zustaumlndig sind Die Regionalplanun-gen muumlssen die textlich und zeichnerisch dargestellten Ziele des Landes-Raumordnungspro-grammes uumlbernehmen koumlnnen jedoch um gebietsspezifische eigene Planungsziele ergaumlnzt werden Einer der Schwerpunkte438 der Regionalplanung ist bdquodie Sicherung eines intakten Lebens- und Wirtschaftsraumes und der natuumlrlichen Lebensgrundlagen z B durch Festlegung von Nutzungsvorraumlngenldquo439 was im Zusammenhang mit dieser Arbeit von Bedeutung ist

612 Methodisches VorgehenDie Arbeitsweise des Modells wurde bisher nur theoretisch vorgestellt was an einigen Stellen eine Vereinfachung notwendig machte Fuumlr ein besseres Verstaumlndnis der Erarbeitung des Fallbeispiels werden im Folgenden ein paar Erlaumluterungen gegeben welche den Uumlbergang zwischen Theorie und Praxis erleichtern Auf diese Weise ist ab Abschnitt 62 eine vollstaumlndige Konzentration auf inhaltliche Aspekte moumlglich ohne auf formale Erklaumlrungen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen Dabei wird gemaumlszlig der praumlsentierten vier grundlegenden und drei optionalen Arbeitsschritte vorgegangen welche aus Gruumlnden der besseren Uumlbersicht auf die folgenden Abschnitte verteilt werden Der erste grundlegende Arbeitsschritt wird in Abschnitt 613 behandelt der zweite grundlegende Arbeitsschritt wird in den Abschnitten 621 bis 623 thematisiert der dritte und vierte grundlegende und die drei optionalen Arbeitsschritte werdenin den Abschnitten 631 bis 633 eroumlrtert440

In Abschnitt 613 werden die Strukturdaten der ausgewaumlhlten Region praumlsentiert um einen ersten Uumlberblick uumlber die Rahmenbedingungen fuumlr das Fallbeispiel zu erhalten So liefern diese Informationen fuumlr bestimmte Aspekte der Entwicklungsziele und Szenarien bereits eine Vorentscheidung was bspw die bestehende Verkehrsinfrastruktur betrifft Fuumlr die Auswahl der Strukturdaten gibt es zwar keine festen Regeln dies kann sich aber an den im Modell dargeleg-ten Nachhaltigkeitsdimensionen orientieren Demnach koumlnnen alle Hinweise von Interesse sein welche sich auf die oumlkologischen sozialen und oumlkonomischen Verhaumlltnisse im Landkreis beziehen Auch innerhalb dieser drei Bereiche sind einige Aspekte mehr zu beruumlcksichtigen als andere weil sie fuumlr die Modellapplikation von unterschiedlicher Relevanz sind So ist z B die Heranziehung der Kriminalitaumltsstatistik als Teil der sozialen Nachhaltigkeitsdimension generell moumlglich kommt jedoch fuumlr die Anwendung des Modells nicht in Betracht

In den Abschnitten 621 bis 623 geht es um die Formulierung von Entwicklungszielen sowie die Konzeption von Szenarien welche die Zukunft in zehn bis 20 Jahre im Blick haben Unter Beruumlcksichtigung der Uumlberlegungen aus dem Regional-Raumordnungsprogramm des Landkreises werden eigene Vorschlaumlge erarbeitet wie sich die Region zukuumlnftig entwickeln koumlnnte Es werden Annahmen gemacht welche oftmals spekulativ sind und sich nicht auf gesicherte Erkenntnisse stuumltzen koumlnnen Die Uumlberlegungen in diesem Abschnitt beruhen auf den thematischen Schwerpunkten Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur und Naturbelassen-heit Die Auswahl dieser Schwerpunkte ergibt sich zwar nicht zwangslaumlufig kann aber wie folgt begruumlndet werden Bei der Erlaumluterung der Gruppierungsprinzipien fuumlr konfliktlastige Nutzungsformen kristallisierten sich bereits die Bereiche Energie Verkehr und Sonstiges als sinnvolle Einteilung heraus so dass darauf jetzt zuruumlckgegriffen wird441 Die Einteilung in diese drei Untergruppen vereinfacht es unterschiedliche Projektarten unter eine gemeinsame

438 Andere Schwerpunkte sind i d R die Festlegung von zentralen Orten welche fuumlr Einrichtungen der Grundversorgung vorgesehen sind sowie die Bereitstellung von Wohn- und Gewerbeflaumlchen Vgl NMRELV (o J)

439 Vgl NMRELV (o J)440 Siehe Abschnitt 53441 Siehe Abschnitt 323

123

Uumlberschrift zu stellen So werden pro Untergruppe bzw Szenario-Schwerpunkt einerseits nicht alle konfliktlastigen Nutzungsformen thematisiert andererseits werden auch zusaumltzliche Eingriffsarten beschrieben die nicht originaumlr in diesen Bereich gehoumlren Somit werden Projektarten eroumlrtert welche begruumlndeterweise im Modell keine Rolle spielen jedoch i S der Vollstaumlndigkeit dieses Arbeitsschrittes erwaumlhnt werden muumlssen Die beiden Schwerpunkte Energie und Verkehr haben einen eher sbquoaktivenrsquo Charakter da der Gedanke im Vordergrund steht bestimmte energie- und verkehrstechnische Eingriffsarten in einer groszligen Dimension innerhalb der ausgewaumlhlten Region zu realisieren Dagegen zeichnet sich der Schwerpunkt Sonstiges durch einen eher sbquopassivenrsquo Charakter aus weil es hierbei um die weitgehende Beibehaltung der natuumlrlichen Gegebenheiten der Wesermarsch geht also raumlumliche Nutzungs-interessen nur in einem geringen Umfang umgesetzt werden sollen Im Rahmen dieser Eroumlrterung wird auch auf bestimmte Eingriffsarten eingegangen welche spaumlter bei der Anwendung des Modells zum Tragen kommen Diese Aufteilung in drei Szenarien hat somit methodische Gruumlnde da auf diese Weise die Abhaumlngigkeiten zwischen den einzelnen Nutzungsformen innerhalb eines Szenarios klarer herausgestellt werden koumlnnen Im Falle einer tatsaumlchlichen Anwendung dieses Modells im Rahmen von raumplanerischen Erwaumlgungen ist eine Kombination von Teilen der drei urspruumlnglichen Szenarien moumlglich bzw noumltig

In den Abschnitten 631 bis 633 erfolgt die Modellapplikation i e S sowie die Interpreta-tion der Ergebnisse Als Vorbereitung fuumlr die Modellapplikation werden fuumlr die im vorangegan-genen Arbeitsschritt ausgewaumlhlten Eingriffsformen die jeweiligen Qualitaumltsfaktoren festgelegt Diese Einflussgroumlszligen muumlssen modifiziert werden wenn bei den konkreten Nutzungsinteressenaufgrund der Situation im Einzelfall Abweichungen vom Grundwert im Rahmen der Bewertung anhand der Analysekriterien vorliegen Die Grundlage fuumlr die Auswahl der Qualitaumltsfaktoren bilden die in den vorherigen Abschnitten gemachten Aussagen welche ggf um zusaumltzliche Quellen ergaumlnzt werden Fuumlr jede Szenariovariante (Energieerzeugung Verkehrsinfrastruktur Naturbelassenheit) erfolgt eine Modellapplikation durch die Auswahl des Ja-Nein-Faktors sowie der Qualitaumltsfaktoren (falls diese vom Grundwert abweichen) Bis hier handelt es sich um grundlegende Arbeitsschritte welche bei jeder Modellapplikation zum Tragen kommen

Daruumlber hinaus existieren optionale Arbeitsschritte welche die Moumlglichkeiten zu weiteren Interpretationen zulassen Dazu gehoumlren die Summenwerte fuumlr die drei Nachhaltigkeitsdimensi-onen sowie die Grundwerte fuumlr die einzelnen Analysekriterien Als Interpretationshilfe dienen die entwickelten Filterkriterien mit denen der im Summenwert zusammengefasste Nachhaltig-keitsgrad den Klasseneinteilungen sbquoweitgehend abzulehnenrsquo sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo sowie sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo zugeordnet werden kann Fuumlr die Grundwerte werden die Klasseneinteilungen sbquomittlerer Nachhaltigkeitsgradrsquo sbquomittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgradrsquo sowie sbquohoher Nachhaltigkeitsgradrsquo verwendet442 Auf dieser Basis wird dann eine Entscheidungsgrundlage erstellt und abschlieszligend im Rahmen einer Abwaumlgung aller Argumente ein Resuumlmee der vorgestellten Szenariovarianten gezogen

613 Strukturdaten der Region

VerwaltungsstrukturDie Wesermarsch wurde seit dem 10 Jahrhundert von Friesen besiedelt welche sich mehrmals mit der Aneignung des Gebietes durch fremde Maumlchte konfrontiert sahen Nach verschiedenenVerwaltungsneugliederungen wurde schlieszliglich im Jahr 1933 der Landkreis Wesermarsch gebildet der durch die Gebietsreformen fast unbeschadet in seiner fruumlheren Groumlszlige erhalten

442 Siehe Abschnitt 53

124

blieb443 Auf einer Flaumlche von 82196 km2 leben 94256 Einwohner welche sich auf drei Staumldte (darunter auch die Kreisstadt Brake) und sechs Gemeinden verteilen (Darst 23)

StadtGemeinde Bevoumllkerung (abs) Flaumlche (km2)Nordenham 28134 8729Brake 16426 3818Elsfleth 9105 11515Gemeinde Stadland 7983 11338Gemeinde Lemwerder 7413 3638Gemeinde Berne 7159 8502Gemeinde Butjadingen 6517 12902Gemeinde Jade 5847 9355Gemeinde Ovelgoumlnne 5681 12381Insgesamt 94256 82196

Darst 23 Bevoumllkerung und Flaumlche der Wesermarsch444

443 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)444 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2

125

Siedlungsstruktur und BevoumllkerungsentwicklungEntlang der Weser hat sich eine punktaxiale Besiedlung etabliert in der zwei Drittel der Bevoumllkerung wohnen Der Westen ist durch eine historisch-naturbetonte Kulturlandschaft gepraumlgt und zeichnet sich durch eine disperse Siedlungsstruktur aus445 Die Wesermarsch laumlsst sich damit als Regionstyp eines verstaumldterten Raumes charakterisieren der sich durch eine mittlere Dichte mit mehreren Mittelzentren auszeichnet (Darst 24)446 Die Ausgestaltung der Siedlungsstruktur wird u a von der Bevoumllkerungsentwicklung beeinflusst bei der die Wesermarsch im allgemeinen Negativtrend liegt So wird heute vorausberechnet dass bis zum Jahr 2021 die Bevoumllkerung um 37 auf 90727 sinken wird Im selben Zeitraum wird der Anteil der bis zu 25-jaumlhrigen von 225 auf 253 gestiegen sein der Anteil der uumlber 65-jaumlhrigen wird sich von 20 auf 22 erhoumlht haben447

Darst 24 StaumldteGemeinden und Einwohnerdichte der Wesermarsch448

445 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2f446 Vgl BBR (2004) 11447 Vgl NLS (o Ja)448 NLS (o Jb)

126

GeographieDie Wesermarsch liegt im Nordwesten Niedersachsens zwischen den Oberzentren Bremerhaven Bremen Oldenburg und Wilhelmshaven Die Region zeichnet sich durch eine flache freie und offene Landschaft aus in der weite Flaumlchen unter Normalnull liegen449

Kaum ein anderer Landkreis der Bundesrepublik ist so von Wasser umspuumllt wie dieses Gebiet was durch eine 60 km lange Wattenkuumlste sowie 90 km Flussufer an der Weser und Hunte bedingt ist450 Die exponierte Kuumlstenlage bzw halbinselartige Form des Landkreises erfordern rd 160 km Deich entlang der Nordsee dem Jadebusen der Auszligen- und Unterweser sowie der Hunte (Darst 25) Die hohe Bedeutung dieser hydrologischen Bedingungen fuumlhrte zur Errichtung eines insgesamt 20000 km langen Be- und Entwaumlsserungssystems u a mit Graumlben Vorflutern und dem Huntesperrwerk451

Darst 25 Geographische Lageder Wesermarsch452

oacute Bundesautobahnoacute Bundesstraszligeoacute Landstraszlige

SchutzgebieteDie Wesermarsch gehoumlrt zu den landschaftsoumlkologischen Raumeinheiten der Watten und Marsche welche sich weiter in die Lebensraumtypen Gruumlnland-Graben-Areale Still- und Flieszliggewaumlsser unkultivierte Moore Trockenstandorte Gehoumllzbestaumlnde und Kuumlstenbiotope unterteilen lassen Mit einem Flaumlchenanteil von 96 ist der Landkreis eines der groumlszligten zusammenhaumlngenden Gruumlndlandareale Mitteleuropas Im Kontext mit dem oben beschriebenen Be- und Entwaumlsserungssystem hat diese Region eine hohe (inter-)nationale Relevanz als Lebensraum fuumlr Wiesenvoumlgel Auf den Artenbestand haben die Faktoren Tourismus Verkehrs-leistung sowie Windparkausweisung maszliggeblichen Einfluss welche kontinuierlich an Bedeutung gewonnen haben453

449 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2450 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Ja)451 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2452 7-DAYS-WEB (o J)453 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 33f

127

Fuumlr den Schutz von Natur und Landschaft wurden 4489 ha an Vorranggebieten sowie 5516 ha an Vorsorgegebieten ausgewiesen was einem Flaumlchenanteil von 55 bzw 67 bezogen auf den Landkreis ausmacht Vorranggebiete erfuumlllen die Voraussetzungen zur Ausweisung von Schutzgebieten nach dem niedersaumlchsischen Naturrecht so dass andere Nutzungsanspruumlche den oumlkologischen Zielen nicht entgegenwirken duumlrfen454 Dagegen entfalten Vorsorgegebiete eine abgeschwaumlchte Bindungswirkung und sind daher bei konkurrierenden Nutzungsanspruumlchen abwauml-gungsrelevant Werden hingegen alle potenziellen Gebiete erfasst welche fuumlr den Naturschutz als wertvoll angesehen werden vergroumlszligert sich dieses Areal auf etwa die Haumllfte der Flaumlche des Landkreises (Darst 26)455 In Hinblick auf eine moumlgliche Ausweisung von zusaumltzlichen Schutzgebieten nach dem Natura-2000-Konzept sollten diese Flaumlchen bereits in einer fruumlhen Planungsphase beruumlcksichtigt werden

Darst 26 Naturschutzwuumlrdige Gebietein der Wesermarsch456

GesamtwirtschaftZur Einschaumltzung der allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Situation der Wesermarsch werden bestimmte Kennziffern herangezogen (Darst 27) Als Vergleichsmaszligstab dient der jeweilige Wert fuumlr Niedersachsen das (nach Aufloumlsung der Regierungsbezirke) die naumlchst- houmlhere Verwaltungsebene darstellt Aus diesen Zahlen ist abzuleiten dass sich die Region in Hinblick auf eine makrooumlkonomische Bewertung etwa auf dem Niveau des Bundeslandes bewegt

Kennziffer Landkreis Wesermarsch Land NiedersachsenBruttoinlandsprodukt(Jahr 2003 euro je Einwohner)

22702 22773

Arbeitslosenquote(Jahr 2004 )

98 101

Steuereinnahmekraft457

(Jahr 2004 euro je Einwohner)557 588

Darst 27 Gesamtwirtschaftliche Kennziffern der Wesermarsch und Niedersachsens458

454 Vgl sect 24 NNatG455 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 42-57456 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jb)457 Die Steuereinnahmekraft fasst die finanzielle Situation der Kommunen zusammen und wird maszliggeblich durch

die Houmlhe der Einnahmen beeinflusst die bspw aus der Gewerbe- und Einkommenssteuer entstehen Vgl NIW(2004) 76

458 Eigene Zusammenstellung und Berechnung nach NLS (o Ja) NLS (o Jc) 3 NIW (2004) 61

128

EnergiegewinnungDie Energieversorgung im Landkreis wird im Wesentlichen durch das Kernkraftwerk in Esensham mit einer Kapazitaumlt von 1350 MW sowie das Gasturbinenkraftwerk in Elsfleth-Huntorf mit einer Leistung von 290 MW getragen Daruumlber hinaus ist ein Beitrag von 150 MW aus Windkraftanla-gen geplant fuumlr die eine Potenzialflaumlche von 13678 km2 vorgesehen ist (in der naturschutzfach-liche Ausschlussgebiete schon beruumlcksichtigt sind) Aufgrund der Kuumlstenlage und der Windhoumlffigkeit ist der Landkreis fuumlr diese Form der Energiegewinnung besonders geeignet Die Transportnetze fuumlr Erdoumll Erdgas Fernwaumlrme sowie elektrische Freileitungen konzentrieren sich auf den oumlstlichen Besiedlungsstreifen entlang der Weser und werden um einige Leitungstrassen als Querverbindung uumlber den Landkreis ergaumlnzt459

RohstoffgewinnungDer Landkreis verfuumlgt aufgrund seiner geologischen Entwicklungsgeschichte nur uumlber geringe Rohstofflagerstaumltten welche sich auf das tiefliegende Salzlager bei Jaderberg sowie die Standorte Nordenham-Blexen (Oumllkaverne) und Elsfleth-Huntorf (Gaskaverne) konzentrieren Die Torfvorkommen beschraumlnken sich auf den westlichen Geestrandbereich sowie die mittlere Wesermarsch und sind nur von geringer Maumlchtigkeit bzw Guumlte Oberflaumlchennahe Tone finden sich in der Naumlhe von Elsfleth Klei steht flaumlchig entlang des Jadebusens im westlichen Kreisgebiet zur Verfuumlgung Dagegen kommen Sandlagerstaumltten unter den Moor- und Tonflaumlchen nur vereinzelt entlang der Weser oder im Geestrandbereich vor460

VerkehrsinfrastrukturWesentlichen Einfluss auf die Verkehrsleistung im Landkreis haben die geographisch abseitige Lage der Wesermarsch in der nordwestlichen Region Niedersachsens sowie die Zaumlsur der Unterweser (Darst 28) Dieser Standortnachteil wird bezogen auf die Verkehrsstroumlme in Ost-West-Richtung durch Faumlhrverbindungen und seit kurzem durch den Wesertunnel teilweise ausgeglichen In Hinblick auf die Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven im Jahr 2010 und die damit verbundenen zusaumltzlichen Verkehrsstroumlme ist jedoch vermutlich mit einer erheblichen Uumlberbeanspruchung der Kapazitaumlten zu rechnen Dagegen sind die groszligen Straszligen in Nord-Suumld-Richtung relativ gut ausgebaut die jedoch auch stark ausgelastet sind461

Im Vergleich zum Straszligenverkehr ist die Infrastruktur im Schienenverkehr insgesamt weni-ger ausgebaut was sich bspw in der Notwendigkeit der Beseitigung von Langsamfahrstrecken ausdruumlckt Mit der Verschlechterung des Angebotes geht ein Ruumlckgang der Nachfrage nach Transportleistung dieses Verkehrstraumlgers einher So haben in den letzten Jahren die Verkehrs-stroumlme zu den Oberzentren auf der Straszlige stark zugenommen was zu einer entsprechenden Belastung der Hauptverkehrstraszligen im Landkreis fuumlhrte und zu Lasten der Schiene ging Die Versorgung der dispersen Siedlungsstruktur im laumlndlichen Bereich durch den oumlffentlichen Personennahverkehr findet lediglich auf unterem Niveau statt was durch die angespannte Finanzsituation der oumlffentlichen Haushalte begruumlndet ist462

459 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 2128-132460 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122461 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133 vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7462 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 136

129

Von groszliger Bedeutung fuumlr die Verkehrsin-frastruktur des Landkreises sind auch die seeschifftiefen Haumlfen in Nordenham und Brake sowie die Haumlfen in Elsfleth und Lemwerder Der Guumlterumschlag uumlber die genannten Seehaumlfen hat in den letzten Jahren stark zugenommen wobei der groumlszligte Teil uumlber Brake abgewickelt wird Die wichtigste Wasserstraszlige der Region ist die Weser wobei aufgrund der geringen Tiefe das Befahren mit Schiffen ab 2000 t nicht moumlglich ist Fuumlr den Seehafen in Brake ist die Hunte von Elsfleth bis nach Oldenburg als Hinterlandverbindung von hoher Relevanz jedoch auch hier mit Einschraumlnkungen infolge des begrenzten Zeitraumes des Tidefensters Eine weitere Verkehrsachse ist der Kuumlstenkanal der allerdings bei der Stadtstrecke in Oldenburg fuumlr Binnenschiffe einen Engpass bildet Sowohl die Hunte als auch der Kuumlstenkanal koumlnnen maximal fuumlr Schiffe mit 1350 t Tragfaumlhigkeit ausgebaut werden so dass nur die Erweiterung der Mittelweser zwischen Minden und Weser als Option verbleibt463

Darst 28 Verkehrsinfrastrukturder Wesermarsch464

WirtschaftssektorenIn vielen westlichen Oumlkonomien ist ein Strukturwandel festzustellen der sich im Allgemeinen durch eine Verschiebung des Schwerpunktes der wirtschaftlichen Aktivitaumlt vom ersten (Landwirtschaft) und zweiten (Industrie) zum dritten (Dienstleistung) Sektor ausdruumlckt Im Fall Wesermarsch findet dieses Phaumlnomen seine Entsprechung in der Stagnation bzw in dem Ruumlcklauf der Anzahl an Arbeitsstaumltten in der Hafenwirtschaft und angrenzender Branchen bei einem gleichzeitigen Zuwachs im Dienstleistungsbereich Allgemein steht diese Entwicklung jedoch noch hinter der Situation im Landesdurchschnitt (Darst 29) Insgesamt kann der Landkreis aber als einer der sbquoindustriellen Kernersquo der nordwestlichen Region Niedersachsens bezeichnet werden da die Industriedichte im Regionalvergleich mit ca 32000 Beschaumlftigten im Landkreis uumlberdurchschnittlich ist Dieser Konzentration von gewerblichen Unternehmen entlang der Unterweser steht ein uumlberwiegend landwirtschaftlich genutzter Bereich derwestlichen Wesermarsch gegenuumlber465

463 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 148-150464 LANDKREIS WESERMARSCH (o Jc) Die gruumlne Linie soll den Grenzverlauf des Landkreises wiedergeben weicht

jedoch etwas von den tatsaumlchlichen Verhaumlltnissen ab465 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 96

130

Wirtschaftsbereich Landkreis Wesermarsch () Land Niedersachsen ()Land- und Forstwirtschaft 66 39Energie Wasser Bergbau 20 14Verarbeitendes Gewerbe 329 230Baugewerbe 69 74Handel 100 155Verkehr Nachrichtenuumlbermittl 61 51Kredit Versicherungsgewerbe 17 30Dienstleistungen 144 187Org ohne Erwerbscharakter 52 59Staatliche Org 142 161Insgesamt 1000 1000

Darst 29 Erwerbstaumltigenstruktur der Wesermarsch und Niedersachsens466

62 Entwicklungsziele und Szenarien

621 Energieerzeugung

WindkraftanlagenDieses Szenario basiert auf dem intensiven Ausbau der Windenergie was sich aufgrund der guten Windhoumlffigkeit mit 50 bis 59 ms (in 50 m Houmlhe) des Landkreises anbietet Allerdings liegt die Region etwas von der unmittelbaren Kuumlstenlinie der Deutschen Bucht entfernt die Nachbar-Landkreise Friesland und Cuxhaven dagegen koumlnnen mit 60 bis 69 ms groumlszligere Windge-schwindigkeiten aufweisen Da innerhalb der Wesermarsch die Windausbeute in etwa gleichmaumlszligig verteilt ist kommen grundsaumltzlich alle Teile des Landkreises fuumlr die Aufstellung von Windkraftanlagen in Frage467 Jedoch bietet es sich an aus Gruumlnden des Naturschutzes und des geringeren Konfliktpotenzials mit Anwohnern solche Anlagen auf die Gemeinden Butjadingen Jade und Ovelgoumlnne zu konzentrieren

So ist der Anteil an naturschutzwertvollen Gebieten in allen drei Gemeinden relativ gering wobei in Butjadingen etwa ein Drittel der Flaumlche in dieser Hinsicht beschraumlnkt ist468 Daruumlber hinaus zeichnen sich die drei Verwaltungseinheiten durch eine relative geringe Einwohnerdichte aus welche mit 40 bis 70 pro km2 am unteren Ende der Skala liegt Aus diesem Grund ist zu vermuten dass zumindest in der Tendenz mit einem geringen Protest seitens der Bevoumllkerung gegen diese Eingriffsform zu rechnen ist Somit verbessern sich die Moumlglichkeiten zum Ausweichen auf unbewohntes Gebiet was die Wahrscheinlichkeit fuumlr eine konfliktfreie Realisierung solcher Nutzungsinteressen erhoumlht Fuumlr diese Gemeinden liegen gemaumlszlig aktuellem Raumordnungsprogramm bereits Zuordnungen fuumlr Windenergieleistungen vor welche fuumlr die weitere Entwicklung des Szenarios herangezogen werden (Darst 30)

466 Modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 95467 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 72468 Siehe Abschnitt 613

131

GemeindeLandkreis

Potenzialflaumlche (km2)

Potenzialflaumlche am Landkreis ()

Energieleistung(MW)

Energieleistungam Landkreis ()

Butjadingen 2083 1523 2284 1523Jade 580 424 634 423Ovelgoumlnne 3452 2524 3786 2524

Landkreis 13678 10000 15000 10000

Darst 30 Windenergieleistung in ausgewaumlhlten Gemeinden der Wesermarsch469

Aus der Verteilung der Windenergieleistung in den drei genannten Gemeinden laumlsst sich ableiten dass vor allem in Jade und z T auch in Butjadingen noch ein groszliges Potenzial fuumlr diese Nutzungsform existiert Liegen keine anderen als die beschriebenen Restriktionen vor koumlnnte eine zusaumltzliche Energieleistung von geschaumltzt maximal 50 MW realisiert werden was auch die Erschlieszligung kleinerer Windparks in den anderen Gemeinden einschlieszligt Diese sehr grobe Schaumltzung beruht auf der Annahme dass dieser Wert eine Erhoumlhung der bisher geplanten Energieleistung des Landkreises um 33 (bezogen auf 150 MW) bedeutet Die Hauptlast bei dieser Erweiterung haumltte die Gemeinde Jade zu leisten da sie bisher die geringste Potenzialflauml-che beansprucht Bei Ausweitung der Windenergie in diesem Umfang ist moumlglicherweise die Errichtung von Hochspannungstrassen notwendig um den zusaumltzlichen Strom in das uumlberregionale Netz einzuspeisen

Druckluftspeicher-Gasturbinen-KraftwerkeNeben der moumlglichen Notwendigkeit der Anbindung von erzeugter Windenergie in das uumlberregionale Stromnetz besteht bei dieser Energieform grundsaumltzlich die Problematik der schwankenden Windverfuumlgbarkeit Eine Loumlsung hierfuumlr koumlnnten Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerke sein die als Spitzenlastkraftwerke nach ca 10 min ihre Maximalleistung zur Verfuumlgung stellen koumlnnen So existiert bereits in Elsfleth-Huntorf eine Anlage welche in Deutschland einmalig ist In einer Tiefe zwischen 650 und ca 800 m wurden zwei Salzkavernen mit einem Gesamtvolumen von ca 300000 m3 ausgespuumllt und das Salz uumlber Rohre in die Hunte bzw die Weser in die Nordsee geleitet In Zeiten mit einem hohen Stromangebot wie etwa bei guten Windverhaumlltnissen wird Luft mit einem Druck von 50 bis 70 bar in die Kavernen gepumpt In Zeiten mit einer hohen Stromnachfrage wird dann die komprimierte Luft aus den Gesteins-kammern in die Brennkammer einer Gasturbine gepresst in der sie wie ein Verdichter funktioniert und somit fuumlr etwa zwei Drittel der Kraftwerksenergie sorgt Gleichzeitig wird uumlber eine Leitung das Erdgas zugefuumlhrt und verbrannt so dass uumlber einen Generator elektrische Energie erzeugt wird470

Insgesamt ist eine qualitative und quantitative Erweiterung dieser Option angebracht d h eine Modernisierung des bestehenden Kraftwerkes sowie der Bau neuer Anlagen So ist mit Hilfe der Waumlrmeruumlckgewinnung eine deutliche Reduktion des Gasverbrauches moumlglich was sich jedoch erst bei einer haumlufigeren und laumlngeren Nutzung des Kraftwerkes amortisiert Daruumlber hinaus wird gegenwaumlrtig an einer Technologie gearbeitet die gaumlnzlich ohne fossile Brennstoffe auskommt und vermutlich in etwa fuumlnf bis zehn Jahren demonstrationsreif ist Auch aus geologischer und geografischer Sicht ist die Kombination dieser Kraftwerksgeneration und Windenergieanlagen realistisch da sich Salzkavernen haumlufig in windreichen Gebieten an der Kuumlste befinden Die Gegend um Huntorf besitzt stabile unterirdische Houmlhlen welche auch zur

469 Eigene Berechnungen und modifiziert nach LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 130470 Vgl WIKIPEDIA (o Jd)

132

Speicherung von Erdgas verwendet werden Im Rahmen einer moumlglichen Umstellung auf die erwaumlhnte Zukunftstechnologie ist eine Konversion dieser bisherigen Erdgaslager als Druckluft-speicher denkbar471 Weitere Speichermoumlglichkeiten existieren in den Salzstrukturen in Seefeld und Dedesdorf wobei die letztere Ortschaft im Landkreis Cuxhaven liegt und somit eine Weserquerung erfordern wuumlrde Ein weiteres tiefliegendes Salzlager befindet sich bei Jaderberg sowie eine Oumllkaverne in Nordenham-Blexen welche sich alternativ ggf auch als Druckluftspei-cher eignen472

AtomausstiegEine weitere Facette dieses Szenarios eroumlffnet sich bei Einbeziehung des Endes der atomaren Energiegewinnung was konkret fuumlr das Kernkraftwerk in Esensham ein geplantes Betriebsende im Jahr 2011 bedeutet473 Ein Wegfall dieser Kraftwerkskapazitaumlt heiszligt nicht zwangslaumlufig dass eine alternative Art der Energieerzeugung an gleicher Stelle erfolgen muss Dennoch ist zu uumlberlegen welche weiteren Optionen uumlber die Windenergie hinaus denkbar sind da auch an anderen Orten die wegfallende atomare Kraftwerksleistung zu ersetzen ist Im Fall des o g Kernkraftwerkes sind bspw vier Gaskraftwerke notwendig welche jeweils eine Leistung besitzen die mit der bestehenden Anlage in Elsfleth zu vergleichen ist

Zur Versorgung dieser Energiesysteme mit Brennstoffen ist eine Anbindung an die vor-handenen Gasfernleitungen notwendig wobei es sich vermutlich nur um wenige und kurze Strecken handeln duumlrfte So sind alle groumlszligeren Staumldte sowie die Randgemeinden Butjadingen und Jade welche fuumlr einen dezentralen Kraftwerksneubau in Frage kommen in dieser Hinsicht schon erschlossen Letztendlich sind auch diese Kraftwerkstypen einigen Restriktionen ausgesetzt da Erdgas als fossiler Energietraumlger begrenzt vorhanden ist Des Weiteren ist langfristig mit einem Preisanstieg zu rechnen da neben der Reduktion des Angebotes eine weitere Erhoumlhung der Nachfrage wahrscheinlich ist was auf einem starken Wirtschaftswachstum von groszligen Volkswirtschaften basiert wie etwa China Dies wirft die Frage nach weiteren Handlungsoptionen auf was hauptsaumlchlich die erneuerbaren Energietraumlger betrifft

BiomasseanlagenEine Handlungsoption ist die Energiegewinnung aus Biomasse wofuumlr die weitgehend agrarwirtschaftlich gepraumlgte Struktur des Landkreises grundsaumltzlich eine Perspektive bietet474

Bisher existiert nur eine Biogasanlage in Elsfleth mit einer Kapazitaumlt von unter 1 MW fuumlr die z Z ein Antragsverfahren zur Erweiterung bei der zustaumlndigen Behoumlrde anhaumlngig ist Weitere Anlagen aufgrund von Einzelantraumlgen undoder im Rahmen von staumldtebaurechtlichen Planungen liegen momentan nicht vor bzw sind auch nicht angezeigt475 Gegenwaumlrtig wird in Niedersachsen ca ein Prozent des Primaumlrenergieverbrauches aus bioenergetischen Quellen gedeckt Das Ziel der Europaumlischen Union diesen Anteil bis zum Jahr 2010 auf 8 zu steigern wird auch von der niedersaumlchsischen Politik unterstuumltzt476 So ist die Landesregierung bestrebt die Anzahl der Biogasanlagen von derzeit 280 spaumltestens im Jahr 2007 auf 1000 zu erhoumlhen477

Uumlber die Realisierbarkeit des Anteils an Bioenergie in der Wesermarsch liegen keine Analysen

471 Vgl DIE ZEIT (2005) 32472 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 122473 Vgl BEI (2004) 20474 Biomasseanlagen zaumlhlen nicht zu den zwoumllf thematisierten Nutzungsarten weil ihnen weitgehend die raumlumliche

und naturschutzfachliche Relevanz fehlt wie es bspw bei Windkraftanlagen der Fall ist Sie werden daher bei derModellapplikation nicht beruumlcksichtigt Siehe Abschnitt 31

475 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2005)476 Vgl NMU (o Jb)477 Vgl OumlKO-NEWS (2005)

133

vor so dass sich die folgende Abschaumltzung auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen stuumltzt Als Bioenergietraumlger eignen sich grundsaumltzlich Waldholz Landschaftspflegeholz Saumlgereste Recyclingholz Guumllle bzw Mist und Energiepflanzen wie bspw Mais Hanf und Raps478 Hier deuten sich schon die praktischen Grenzen dieser Energiequelle an da der Landkreis mit einem Anteil von lediglich 09 bzw 707 ha Flaumlche zu den waldaumlrmsten Gebieten Niedersachsens zaumlhlt479 Auch das Aufkommen aus den anderen genannten Holztypen duumlrfte u a aufgrund der fehlenden Betriebe in der holzverarbeitenden Branche eher gering sein so dass der Errichtung von Holzkraftwerken insgesamt die Basis fehlt

Etwas besser ist die natuumlrliche Grundlage fuumlr die Gewinnung von Energie aus Guumllle bzw Mist wenn als Orientierungsgroumlszlige der Bestand an Nutztieren genommen wird Die Weser-marsch hat aufgrund der Bodenverhaumlltnisse sehr gute Moumlglichkeiten fuumlr den landwirtschaftli-chen Futterbau (was gleichzeitig die Ungeeignetheit fuumlr andere Agrarprodukte bedeutet) und sich in einem durchschnittlich hohen Rinderbestand von ca 140 Tieren pro Betrieb (bei ca 1200 Betrieben insgesamt) widerspiegelt Die absolute Anzahl an Rindern wird aktuell auf ca 180000 geschaumltzt was verglichen mit den anderen Landkreisen im oberen Bereich liegt Dagegen liegen die Schweine- und Gefluumlgelbestaumlnde am unteren Ende der Skala so dass sich daraus kaum ein nennenswertes Potenzial an tier-organischen Substanzen ergibt480 Hier wird realistischerweise mit einem Mindestanteil von 10 (18000 Rinder) bezogen auf das technisch realisierbare Potenzial gerechnet was bestimmte Beschraumlnkungen beruumlcksichtigt wie etwa eine geringe Umruumlstungsbereitschaft seitens der Agrarbetriebe Daruumlber hinaus wird in diesem Prozentsatz dem Umstand Rechnung getragen dass in der folgenden Abschaumltzung mit Groszligvieheinheiten gearbeitet wird was die absolute Zahl verringert Dabei entspricht eine Groszligvieheinheit in etwa einem ausgewachsenem Rind fuumlnf Kaumllbern sechs Mastschweinen oder 250 Huumlhnern und produziert ca 15 m3 Biogas taumlglich481 Fuumlr die Abschaumltzung wird von folgenden typischen Beispielanlagen ausgegangen welche fuumlr die Ermittlung der Summe an elektrischer Nennleis-tung fuumlr den Landkreis dienen (Darst 31)

Spezifikation Beispielanlage klein Beispielanlage groszligTierbesatz Ca 150 Groszligvieheinheiten 650 Mastschweine

90000 MasthaumlhnchenNachwachsende Rohstoffe Silomais Grassilage Silomais

Weitere Kosubstrate Rasenschnitt Baumlckerhefe Staumlrkeabfaumllle Mayonnaise Fruchtsaft Weizenbrot

Elektrische Nennleistung (kW) 40 550

Darst 31 Beispielanlagen zur Erzeugung von Biogas482

Die Ermittlung des bioenergetischen Potenzials ist auf diese vereinfachte Weise nur als grobe Orientierungsgroumlszlige zu verstehen um eine Vorstellung uumlber die Substitutionsmoumlglichkeiten dieses Energietraumlgers gegenuumlber den konventionellen Kraftwerken zu gewinnen Die maximale Gesamtkapazitaumlt von 20900 kW (209 MW) macht deutlich dass selbst bei einer Verzehnfachung

478 Vgl BEN (o J)479 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 119480 Vgl NIW (2004) 42-45481 Vgl ENERGIEAGENTUR NRW (o J)482 Modifiziert nach SCHATTAUERWEILAND (2005a) 229231

134

dieses Wertes noch nicht einmal die Leistung des bestehenden Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerkes in Elsfleth-Huntorf (290 MW) ersetzt werden kann (Darst 32)

Spezifikation Beispielanlage klein bei 18000 Groszligvieheinheiten

Beispielanlage groszlig bei 18000 Groszligvieheinheiten

s o 650 Mastschweine ograve 108 Groszligvieheinheiten

Umrechnung inGroszligvieheinheiten

s o 90000 Masthuumlhner ograve360 Groszligvieheinheiten

Groszligvieheinheitenpro Betrieb

150 468

Anzahl der Betriebe(18000 150 bzw 468)

120 38

Elektrische Nennleistung(kW) pro Betrieb

40 550

Summe elektrische Nennleis-tung (kW) fuumlr den Landkreis

4800 20900

Darst 32 Energiepotenzial aus Biogasanlagen in der Wesermarsch483

Die Erschlieszligung weiterer Bioenergietraumlger wie bspw organische Haushaltsabfaumllle oder Klaumlrgase ist zu pruumlfen wobei sie vermutlich nur einen bescheidenen Beitrag fuumlr die Gesamtka-pazitaumlt leisten koumlnnen Auch ist es fraglich ob die Errichtung von Biogasanlagen mit einer groumlszligeren Leistung sinnvoll ist da die Menge an verfuumlgbarer Biomasse immer noch als Engpassfaktor wirkt Gegen eine Strategie der groszligen Anlagen koumlnnte auch sprechen dass auf diese Weise mehr Transporte an Biomasse von entfernten Agrarbetrieben noumltig sind um die Auslastung der Kraftwerke zu gewaumlhrleisten Dies wuumlrde aufgrund der zusaumltzlichen Geruchsbe-lastung moumlglicherweise die Akzeptanz in der Bevoumllkerung fuumlr diese Energieform verringern und insgesamt den dezentralen Charakter i S einer autarken Energieversorgung zumindest mindern

Zuruumlckhaltend sind auch die Moumlglichkeiten der Nutzung von Energiepflanzen zu bewer-ten weil weite Teile der Region fuumlr den Futteranbau verwendet werden und somit eine alternative Nutzung kaum in Betracht kommt Im groszligen Stil wuumlrde eine solche Konversion der Ackerflaumlchen den Ruumlckgang der Rinderhaltung bedeuten was allenfalls langfristig im Rahmen des Abbaus der Agrarsubventionen denkbar ist Als Energiepflanzen wuumlrden sich aufgrund der spezifischen Eigenschaften des Marschbodens im Landkreis hauptsaumlchlich Graumlser anbieten wie etwa das Weidelgras welche als Zusatzstoffe ohnehin dem Umwandlungsprozess hinzugefuumlgt werden muumlssen484 Der Anbau und die Nutzung von Grassilage fuumlr die Energieerzeugung sindinsgesamt unproblematisch und pro Jahr sind drei bis fuumlnf Ernten moumlglich Die tatsaumlchlich verwertbare Menge an bioenergetischer Masse ist dabei abhaumlngig von Faktoren wie z B Bodenqualitaumlt Klimabedingungen Pflanzenart und -sorte Reifegrad zum Erntezeitpunkt sowie Art der Konservierung und Lagerung Ein weiterer Vorteil von Gras ist die drei- bis vierfach houmlhere Biogasausbeute (m3t Frischmasse) im Vergleich zu Rinderguumllle bzw Rindermist485 Auf eine Abschaumltzung hinsichtlich des bioenergetischen Potenzials wird verzichtet da aufgrund der

483 Eigene Darstellung484 Vgl CMA (o J) vgl CONERT (2000) 392485 Vgl SCHATTAUERWEILAND (2005b) 8995

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Komplexitaumlt der dargestellten Einflussgroumlszligen eine tiefergehende Analyse notwendig ist welche weit uumlber den Rahmen dieser Arbeit gehen wuumlrde

Wasserkraft- Erdwaumlrme- und FotovoltaikanlagenDie anderen Formen der regenerativen Energiegewinnung wie etwa Wasserkraft Erdwaumlrme und Fotovoltaik kommen nicht oder nur sehr eingeschraumlnkt in Betracht Fuumlr den Bau von Wasserkraftanlagen sind die hydrogeologischen Bedingungen in der Wesermarsch grundsaumltz-lich ungeeignet da es den vorhandenen Fluumlssen aufgrund des fehlenden natuumlrlichen Gefaumllles am noumltigen Wasserdruck mangelt Das bedeutet jedoch nicht dass diese Option voumlllig unrealistisch ist wie das geplante Wasserkraftwerk in Bremen-Hemelingen zeigt Voraussichtlich im Jahr 2007 wird an der Weser neben einem bestehenden Wehr ein Laufwasserkraftwerk in Betrieb gehen das mit einer Leistung von 10 MW den durchschnittlichen Jahresbedarf von etwa 12000 Haushalten abdecken kann486 Es lohnt sich moumlglicherweise weitere Standorte an der Weser zu pruumlfen wobei vermutlich nicht mehr als drei Kraftwerke realistisch sind In der weiteren Betrachtung dieser Szenariovariante wird daher in der Modellapplikation von der Realisierung dieser Eingriffsart ausgegangen

Dagegen gibt es kein Potenzial fuumlr Erdwaumlrmeanlagen da sich die Beschaffenheit des Marschbodens nicht fuumlr eine Erschlieszligung mit der bestehenden Technik eignet Auch die Erdtemperatur von 70 bis 100 degC im noumlrdlichen Teil der Wesermarsch (in 2000 m Tiefe) liegt im mittleren Bereich der Skala und spricht nicht fuumlr eine ertragreiche Realisierung dieser Eingriffs-form487 Schlieszliglich gibt es theoretisch die Moumlglichkeit der fotovoltaischen Energiegewinnung welche in diesem Fall jedoch praktisch keine nennenswerte Rolle spielt So sind die Bedingun-gen der Sonnenstrahlung mit einer mittleren Jahressumme von unter 1000 kWhm2 im gesamten nordwestlichen Niedersachsen besonders schlecht was die Wirtschaftlichkeit dieses Energiesystems erheblich reduziert488 Im Rahmen einer Abwaumlgungsentscheidung wuumlrden die oumlkologischen Vorzuumlge dieses Nutzungsinteresses durch eine Installation auf groszligen Freiflaumlchen die damit verbundenen naturschutzfachlichen Beeintraumlchtigungen nicht aufwiegen Allenfalls ein verstaumlrkter Ausbau von gebaumludeintegrierten Fotovoltaikanlagen ist zu uumlberlegen wobei lediglich 45 des Landkreises Siedlungs- und Gewerbeflaumlchen darstellen489 Dies entspricht ca 37 km2 was sich auf den absoluten Wert der Gesamtflaumlche von 82196 km2 bezieht Realisti-scherweise wird geschaumltzt dass von den 37 km2 nur 10 fuumlr die Errichtung von Solaranlagen in Frage kommen Gemaumlszlig der Faustregel dass fuumlr ein Megawatt installierter Leistung etwa ein Hektar Flaumlche notwendig ist waumlre in diesem Fall ein Potenzial von 370 MW vorhanden

622 Verkehrsinfrastruktur

VerkehrswachstumDieses Szenario basiert auf einer weitergehenden verkehrlichen Erschlieszligung um die unguumlnstige geographische Lage des Landkreises zu kompensieren Eine gute Transportinfra-struktur wird als notwendige aber nicht hinreichende Bedingung fuumlr die Foumlrderung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik gesehen So erachtet auch die zustaumlndige Raumplanungsbe-houmlrde die Moumlglichkeiten zur Guumlter- und Personenbefoumlrderung als wichtigen Baustein fuumlr die Gesamtentwicklung des Landkreises Gleichzeitig wird jedoch auch konstatiert dass die

486 Vgl GREENPEACE ENERGY (2004) vgl PLANET ENERGY (o J)487 Vgl JUNG (2004)488 Vgl DWD (o J)489 Vgl NLS (o Jb)

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Wesermarsch wie auch die Kuumlstenregion insgesamt aufgrund des Verkehrsanstiegs durch den Jade-Weser-Port infrastrukturell uumlberfordert waumlre490 Diese Einschaumltzung fuumlr den Teilraum erscheint plausibel wenn von einem allgemeinen Anstieg der Verkehrsleistung ausgegangen wird der fuumlr das Jahr 2015 als Prognosekorridor wiedergegeben ist (Darst 33)

Untersuchungsbereich Verkehrsleistungim Jahr 1997

Verkehrsleistungim Jahr 2015

Personenverkehr (Mrd PKM) 942 1055 bis 1157Guumlterverkehr (Mrd TKM) 371 608Kohlendioxid-Emissionen (Mio t) 1727 1538 bis 1847

Darst 33 Verkehrsleistung und Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland491

Dieses Verkehrswachstum korrespondiert auch mit der Entwicklung bei den Containerum-schlagkapazitaumlten in den deutschen Seehaumlfen fuumlr die in den naumlchsten zehn Jahren eine Verdopplung vorhergesagt wird492 Dies waumlre Segen und Fluch zugleich Der Jade-Weser-Port wuumlrde sicherlich mit einem erheblichen Anteil an dieser Entwicklung partizipieren was wiederum zusaumltzliche wirtschaftliche Impulse fuumlr die gesamte Nordwest-Region bedeuten wuumlrde Die Distribution der Warenstroumlme ins Hinterland wuumlrde zu einem verstaumlrkten Ver-kehrsaufkommen fuumlhren was vermutlich uumlber die Straszlige abgewickelt wuumlrde und mit den bekannten negativen Begleiterscheinungen verbunden waumlre wie etwa der Emission von klimaschaumldlichen Stoffen

FernstraszligenDas Anwachsen der Verkehrsstroumlme wuumlrde sich vermutlich auch auf die Bundesstraszligen 211 212 und 437 im Landkreis auswirken wobei letztere als Verbindung des Jade-Weser-Ports uumlber die Achse Varel-Schwei-Wesertunnel besonders stark betroffen waumlre Auch vor diesem Hintergrund ist die geplante Bundesautobahn 22Kuumlstenautobahn zu sehen die uumlber eine Laumlnge von ca 116 km eine Verbindung zwischen den Bundesautobahnen 23 (bei Gluumlckstadt) und 28 (bei Westerstede) schaffen soll (Darst 34) Der genaue Verlauf der Trasse wird im Raumordnungsver-fahren unter Beruumlcksichtigung von verkehrlichen oumlkologischen und wirtschaftlichen Aspekten bestimmt493 Den Suumldkorridor (rote Linie) befuumlrworten neben dem Landkreis Wesermarsch zahlreiche andere Gebietskoumlrperschaften und Handelskammern in der Nordwest-Region494 Die Festlegung der exakten Linienfuumlhrung wird raumordnerisch vermutlich erst im Jahr 2008 abgeschlossen sein mit einer Fertigstellung wird erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts gerechnet495

490 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133491 Modifiziert nach BVUIFOITPPCG (2001) IV492 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 7493 Vgl NLSV (o Ja)494 Vgl IHKB (2004) 1495 Vgl DIE WELT (2005a)

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Darst 34 Geplanter Verlauf der Kuumlstenautobahn496

Fuumlr die Wesermarsch ist die Kuumlstenautobahn welche seit Jahrzehnten geplant wird das groumlszligte Projekt im Bereich Fernstraszlige Wie oben erlaumlutert befuumlrworten die lokalen Wirtschaftsverbaumlnde das Vorhaben Widerstand gibt es von Gruppen wie z B der Buumlrgerinitiative Jade-Weser gegen die A 22 Das Projekt wird abgelehnt weil die von der geplanten Bundesautobahn betroffenen Gemeinden entweder zukuumlnftig verkehrlich nicht besser erschlossen werden oder gegenwaumlrtig schon optimal an das Verkehrsnetz angebunden sind Des Weiteren verlaumluft die Strecke durch wertvolle Moorgebiete und Feuchtgruumlnlandbereiche in den Flussniederungen von Jade Weser und Elbe was auch eine Kollision mit den Vorgaben des Schutzgebietssystems Natura 2000bedeuten koumlnnte Schlieszliglich waumlren die reinen Baukosten von uumlber 2 Mrd euro (inklusive der Elbquerung) eine zusaumltzliche Belastung fuumlr die permanent angespannten oumlffentlichen Haushalte was auch durch eine moumlgliche Einbeziehung von Mauteinnahmen aufgrund der angenommenen geringen verkehrlichen Auslastung nicht aufgefangen werden koumlnnte497

Die Linienfuumlhrung der A 22 uumlber den Wesertunnel ist aus verkehrlichen Gruumlnden sinnvoll moumlglicherweise jedoch aus anderen Gruumlnden problematisch Aumlhnlich wie der Hamburger Elbtunnel koumlnnte sich diese Unterfuumlhrung langfristig als infrastrukturelles Nadeloumlhr erweisen was eine Ausweitung der Kapazitaumlten erfordern wuumlrde498 Diese Situation liegt im Fall des Wesertunnels jedoch (noch) nicht vor was sich in Hinblick auf die Kuumlstenautobahn aumlndern koumlnnte So zeigt die amtliche Statistik selbst im Urlaubsverkehr sbquonurrsquo eine Durchfahrt von 14000 Fahrzeugen taumlglich obwohl mittelfristig ein Wert von 20800 prognostiziert wurde Gleichzeitig

496 NLSV (o Ja)497 Vgl BJW (o J)498 Vgl DIE WELT (2005b)

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ist der Verlust von mindestens 70 Arbeitsplaumltzen auf den Weserfaumlhren zu verzeichnen die Generierung neuer Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auf beiden Seiten des Flusses ist dagegen nicht zu belegen499

Uumlber die Nutzung fuumlr den motorisierten Personenverkehr hinaus sind jedoch positive wirtschaftspolitische Effekte in Form einer verbesserten verkehrlichen Anbindung der Industriebetriebe entlang der Unterweser zu erwarten wie etwa im Fall des Airbus-Werkes in Nordenham Oumlkonomische Chancen koumlnnten sich langfristig auch aufgrund der Produktion des neuen Groszligraum-Passagierflugzeuges A380 ergeben wenn durch die verbesserte Straszligeninfra-struktur der Standortvorteil der norddeutschen Airbus-Betriebe insgesamt gestaumlrkt wird500 Auch die Seehafenregion Weser koumlnnte aus dieser Perspektive profitieren was in der Summe die Neuschaffung von ca 29000 Arbeitsplaumltzen bedeutet von denen ein Teil auf die Hafenstaumldte Nordenham und Brake entfallen wuumlrde501

Weitere Maszlignahmen zur Erweiterung des Straszligennetzes in der Dimension der Kuumlstenau-tobahn sind nicht vorgesehen bzw weitgehend schon abgeschlossen Sie beschraumlnken sich im Wesentlichen auf den Bau von Ortsumgehungen und auf eine verbesserte Anbindung von Staumldten an bestehende Bundesstraszligen Konkret betraf das die Bundesstraszlige 211 welche ab Oldenbrok-Mitteldorf nach Nordwesten bis zum Stadtzentrum von Brake fuumlhrt Fuumlr die Bundesstraszlige 437 wurde im Zusammenhang mit dem Bau des Wesertunnels eine Ortsumge-hung geschaffen damit eine zuumlgige Abwicklung des Verkehrs auf dieser Achse ermoumlglicht wird Schlieszliglich ist fuumlr die Bundesstraszlige 212 eine verbesserte Trassierung geplant um Brake und Nordenham bis zum Guumlterverkehrszentrum in Bremen-Niederviehland anzubinden502 Daruumlber hinausgehende Straszligenbauprojekte sind fuumlr die Wesermarsch nicht empfehlenswert da die geringe Dichte in den Siedlungs- und Gewerbegebieten abseits des oumlstlichen Weserufers hierfuumlr keine ausreichende Basis liefert Auch zukuumlnftig ist nicht mit einer anderen Entwicklung zu rechnen da der generelle Bevoumllkerungsruumlckgang vermutlich auch dieses Gebiet betrifft und eine Ansiedlung von produzierenden (und damit transportaffinen) Industrien nicht zu erwarten ist

EisenbahntrassenVor dem Hintergrund des angenommenen Verkehrswachstums durch den Jade-Weser-Port gewinnt besonders der Ausbau der Schienenwege an Bedeutung da eine ausschlieszligliche Abwicklung uumlber das Straszligennetz aus oumlkologischen Gruumlnden nicht zu befuumlrworten ist Auch die Regionalplanung sieht den Nordwest-Raum einer langfristigen verkehrsinfrastrukturellen Uumlberlastung ausgesetzt ohne allerdings i S einer Loumlsungsperspektive eine substanzielle Erweiterung des Eisenbahnnetzes in Erwaumlgung zu ziehen503 So konzentrieren sich die Maszlignahmen bei diesem Verkehrstraumlger auf die Verbesserung der Personenbefoumlrderung auf der Nord-Suumld-Achse Das betrifft die Beseitigung von Langsamfahrstellen welche durch die schlechten Baugrundverhaumlltnisse der Moor- und Marschboumlden entstanden sind In Kombination mit einem Sanierungsbedarf auf diesen Strecken fuumlhrt dies in der Konsequenz zu langen Fahrzeiten Eine Qualitaumltssteigerung wird insgesamt angestrebt indem etwa die betriebsbe-dingten Verspaumltungen oder lange Uumlbergangszeiten zwischen den Bahnen reduziert werden504

Die Rolle des Schienenverkehrs wird seitens der Raumplanung zwar nicht voumlllig verkannt von einer offensiven Herangehensweise kann jedoch genauso wenig gesprochen werden Dies

499 Vgl VCD (2005a)500 Vgl SOMMER (2003)501 Vgl PCG (2003b) 23502 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 146f vgl NLSV (o Jb)503 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 133504 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 142-144

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wird durch die Vorgaben der Landes-Raumordnung als uumlbergeordnete Instanz deutlich welche sich u a fuumlr eine teilweise Verlagerung der Verkehrsmenge von der Straszlige auf die Schiene ausspricht Dementsprechend verlaufen die Entwicklungen auf regionaler Ebene in unterschied-lichen Richtungen wie im Folgenden zu erkennen ist So sind seit mehreren Jahrzehnten einige Streckenverbindungen aufgeloumlst und Bahnhoumlfe bzw Haltepunkte werden nicht mehr angefahren Ein weiterer sbquoRuumlckzug aus der Flaumlchersquo wird abgelehnt und im Fall einer Streckenstill-legung besteht das Ziel eine Uumlberplanung zu vermeiden um ggf eine Streckenreaktivierung zu ermoumlglichen So wird angestrebt den Schienenpersonennahverkehr verstaumlrkt an die staumldtebau-liche Entwicklung zu orientieren um eine houmlhere Streckenfrequentierung dieser Verkehrssyste-me zu erreichen Insgesamt sieht die Regionalplanung kaum eigene Regelungsmoumlglichkeiten zum Ausbau dieses Transportsystems da die Zustaumlndigkeit hierfuumlr bei den Verkehrsverbuumlnden in Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement des Landkreises liegt505

Uumlber die skizzierten Planungen hinaus gilt es i S eines Szenarios neue Optionen zu entwi-ckeln die im Folgenden vorgestellt werden Hauptgedanke ist die Verlegung einer Eisenbahn-trasse in Y-Form mit einer Gesamtlaumlnge von ca 30 km die quer durch den Landkreis gefuumlhrt wird Im Westen wird der eine Ast von Varel gefuumlhrt (der in Hohenberge bereits ein Anschluss-gleis an ein Gewerbegebiet besitzt) der andere Ast beginnt in Jaderberg (das an die Trasse in Nord-Suumld-Verbindung zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven angebunden ist) Die beiden Teiltrassen wuumlrden sich in Suumlderschweiburg treffen und von dort uumlber Schwei gehen (jeweils mit Bahnhoumlfen bzw Haltestellen) und dann nach Rodenkirchen fuumlhren Aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine solche Linienfuumlhrung vermutlich weitgehend unproblematisch lediglich an einigen Stellen in den Gemeinden Jade und Stadland waumlren oumlkologisch sensible Areale betroffen

Weitergehend auf der bestehenden Nord-Suumld-Verbindung wuumlrde ab Kleinensiel eine zu-saumltzliche Tunnelroumlhre fuumlr die Eisenbahntrasse errichtet und schlieszliglich auf der oumlstlichen Weserseite uumlber Loxstedt an das existierende Gleis angeschlossen Ziel dieses Konzeptes ist es zunaumlchst die Bahn fuumlr die Personenbefoumlrderung allgemein attraktiver zu gestalten indem ohne Umsteigen auf andere Verkehrsmittel eine Querung der Wesermarsch ermoumlglicht wird Daruumlber hinaus wuumlrde diese Verbindung das befuumlrchtete bzw erhoffte Verkehrsaufkommen durch den Jade-Weser-Port bewaumlltigen koumlnnen Dabei wird die Bahn in einem starken Konkurrenzverhaumllt-nis zur Kuumlstenautobahn stehen da die Strecken praktisch parallel gefuumlhrt werden Es gilt daher diesen Verkehrsweg so attraktiv zu gestalten so dass aus betriebswirtschaftlichem Kalkuumll heraus die Schiene gegenuumlber der Straszlige bevorzugt wird Um zwischen den Haumlfen Jade-Weser-Port und Bremerhaven eine optimale logistische Bruumlcke zu schaffen muumlssen die Fahrtzeiten kurz und die Taktung moumlglichst dicht sein Im Rahmen dieses Vorhabens kann es notwendig sein die Strecke zwischen Rodenkirchen und Kleinensiel zweigleisig auszubauen um bei der Guumlterbefoumlrderung einen Engpass zu vermeiden der auf dieser relativ stark befahrenen Linie auftreten kann Ob ein genereller Ausbau um ein zweites Gleis fuumlr die gesamte Nord-Suumld-Trasse gerechtfertigt ist laumlsst sich auf diese Weise jedoch nicht beantworten

505 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 143-145

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Jade-Weser-KanalDer Gedanke einer starken Querachse durch den Landkreis kann weitergedacht bedeuten dass moumlglicherweise ein Schifffahrtskanal mit einer Laumlnge von 12 bis 23 km zwischen den beiden Hafen-Standorten der Region durch die Gemeinde Butjadingen und die Stadt Nordenham langfristig eine Perspektive besitzt Der Grundgedanke dieses Konzeptes ist die Anbindung des Jade-Weser-Ports an das deutsche Binnenwasserstraszligennetz (Darst 35) Diese Idee wurde bereits in einer Machbarkeits-studie aus dem Jahr 1999 aufgegriffen In der gegenwaumlrtigen oumlffentlichen Diskussion spielt dieses Vorhaben jedoch nur eine geringe Rolle und wird hauptsaumlchlich von Buumlrgerinitiativen thematisiert die sich dagegen aussprechen

Darst 35 Moumlgliche Trassen desJade-Weser-Kanals506

Die Kritik gegen dieses Vorhaben ist u a oumlkologisch motiviert da die Trassen 4 und 5 durch ein Naturschutzgebiet (Nationalpark bdquoSchwimmendes Moorldquo) verlaufen Auch finden sich oumlkonomische Gruumlnde Neben den Herstellungskosten die zwischen ca 50 und 250 Mio euro liegen sind jaumlhrliche Unterhaltungskosten von 2 bis 10 Mio euro zu erwarten Demgegenuumlber steht ein nicht exakt zu beziffernder verkehrlicher und wirtschaftlicher Nutzen so dass auch von Seiten der Raumplanung und Politik (bisher) keine Notwendigkeit fuumlr diesen Kanal gesehen wird507

Dagegen kommt eine Untersuchung der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest zu dem Ergebnis dass ein solches Projekt tendenziell eine hohe Gesamtwirtschaftlichkeit aufweist Grundlage dafuumlr ist ein angenommenes Verkehrswachstum und damit die Erforderlichkeit einer Staumlrkung der Hinterlandverbindungen fuumlr die Seehaumlfen Auf einer uumlbergeordneten Ebene soll der Jade-Weser-Kanal Bestandteil des transeuropaumlischen Verkehrsnetzes werden und insgesamt der Nordwest-Region einen besseren Zugang zum europaumlischen Binnenmarkt ermoumlglichen508

Ohne auf die Argumente beider Seiten im Detail einzugehen stellt sich tatsaumlchlich die Frage ob eine solche Kanalverbindung zu befuumlrworten ist Wird die Laumlnge der moumlglichen Trassen mit der Verbindung uumlber die Nordsee verglichen ergibt sich nicht zwingend ein verkehrlicher Vorteil hinsichtlich einer schnelleren Erreichbarkeit der Haumlfen in Bremerhaven oder Nordenham und der Weser

Trotz der vorgetragenen Einwaumlnde wird im Folgenden perspektivisch von einer Realisie-rung eines Jade-Weser-Kanals ausgegangen um i S eines Szenarios die moumlglichen Auswirkun-gen zu skizzieren Die Grundlage dieses Konzeptes ist eine angenommene erhebliche Steigerung des Containerumschlages und damit eine starke Auslastung der Haumlfen in Wilhelms-haven und Bremerhaven Dabei wuumlrden die Standorte immer mehr zusammenwachsen so dass sie langfristig zu einem Groszlighafen fusionieren und somit auch in der Gemeinde Butjadingen immer mehr Flaumlchen fuumlr die Hafenwirtschaft ausgewiesen werden Diesen Gedanken greifen auch die Vertreter beider Haumlfen auf und zeigen dass die Distanz zwischen beiden Infrastruktu-

506 WSN (1999) o S507 Vgl GEGENWIND (o J)508 Vgl WSN (1999)

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ren etwa die Dimension des Hafens in Rotterdam besitzt509 Soweit ersichtlich koumlnnte die Linienfuumlhrung so gestaltet werden dass die naturschutzfachlich relevanten Flaumlchen weitgehend unberuumlhrt bleiben Dieser Kanal wuumlrde geografisch in etwa zwischen den moumlglichen Trassen 2 und 3 liegen und auf der oumlstlichen Uferseite des Jadebusens an weitere hafentechnische Anlagen anschlieszligen koumlnnen Der genaue Verlauf der Trasse muumlsste sicherlich gegebene bauliche und natuumlrliche Einschraumlnkungen beruumlcksichtigen wie etwa bestehende Entwaumlsse-rungskanaumlle oder die Eigenschaften des Marschbodens In Bezug auf die anderen verkehrlichen Querverbindungen im Landkreis sind moumlglicherweise Entlastungseffekte zu erwarten wenn sich die Kanalstrecke als konkurrenzfaumlhig gegenuumlber der Kuumlstenautobahn oder der vorgeschlagenen Eisenbahntrasse erweist

623 Naturbelassenheit

ReferenzfallDieses Szenario basiert auf einer strikten Auslegung der bestehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bzw der Annahme einer weitergehenden oumlkologischen Sensibilitaumlt des Landkreises Ziel dieses Szenarios ist es eine Abschaumltzung uumlber die oumlkologischen oumlkonomischen und sozialen Folgen i S eines Referenzfalles zu generieren wenn weder das Energie- noch das Verkehrsszenario zum Tragen kommen So wird davon ausgegangen dass fuumlr die als natur-schutzwertvoll eingestuften Gebiete510 ein absolutes Verschlechterungsgebot besteht und somit auszliger-oumlkologische Projektformen vollstaumlndig ausgeschlossen sind Des Weiteren wird eine Entwicklung angenommen welche bauliche Maszlignahmen erfordert um den besonderen hydrogeologischen Bedingungen des Landkreises Rechnung zu tragen Bei dieser Perspektive handelt es sich nicht um eine naturschutzfachliche Rahmenbedingung i e S sie kann in einer erweiterten Sichtweise jedoch ebenfalls als Umgang mit Naturkraumlften in Form von Wasser- und Bodeneffekten interpretiert werden

Allerdings werden oumlkonomische Belange auch in diesem Szenario nicht voumlllig ausgeblen-det so dass sich die Frage nach den Nutzungsinteressen stellt welche in den anderen beiden Szenarien bisher nicht beruumlcksichtigt wurden Das betrifft die Projektformen Erdwaumlrmeanlagen Flughaumlfen Mineralrohstoffe und Tourismus Die ersten drei Eingriffsarten zeichnen sich durch eine grundsaumltzlich hohe Eingriffsintensitaumlt in den Naturhaushalt aus bzw kommen erst gar nicht in Betracht wie etwa im Fall der Erdwaumlrmeanlagen weil die geologischen Bedingungen hierfuumlr fehlen Somit verbleibt nur der Tourismus welcher in bestimmten abgeschwaumlchten Formen die groumlszligte Kompatibilitaumlt mit dem Referenzfall ermoumlglicht

TourismusAls eine Entwicklungslinie wird der Ausbau des Tourismus gesehen wobei es sich um eine naturkonforme Variante handelt bei der sich das Erleben von Natur und Landschaft auf eine eher passive Form reduziert Somit sind naturintensive fremdenverkehrliche Aktivitaumlten mit Sportgeraumlten ausgeschlossen wie z B Wasserskifahren Fuumlr diese Flaumlchen kommen in erster Linie die Kuumlstenzonen am Jadebusen an der Nordsee und teilweise an der Weser in Frage da diese aufgrund des Zugangs zum Wasser vermutlich das groumlszligte touristische Potenzial besitzen Allerdings zeigen sich hier schon die ersten Probleme weil vor allem am Jadebusen ein Groszligteil des Ufers als naturschutzwertvolles Gebiet eingestuft ist511 Auch die Gemeinde Butjadingen ist

509 Vgl BREMENPORTSJADEWESERPORT (2004) 5510 Siehe Abschnitt 613511 Siehe Abschnitt 613

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von diesem Umstand besonders betroffen da hier ca 75 aller Hoteluumlbernachtungen des Landkreises erfolgen512

Aufgrund dieser Einschraumlnkungen bieten sich im Wesentlichen Bade- und Strandaktivitauml-ten an deren oumlkologische Beeintraumlchtigungen sich insgesamt besser steuern lassen als es bei den oben beschriebenen Sportaktivitaumlten moumlglich ist Weitere Formen des Tourismus wie etwa Uumlbernachtungsurlaube welche eine Fortbewegung vor Ort mit Raumldern und Pferden kombinie-ren sind ebenfalls in Erwaumlgung zu ziehen Insgesamt steht ein Tourismuskonzept im Vorder-grund welches auf Erholung und Gesundheitsfoumlrderung basiert und somit tendenziell eine geringe Eingriffsintensitaumlt fuumlr die Natur bedeutet Das Problem der Saisonabhaumlngigkeit der Tourismuswirtschaft zeigt sich auch in diesem Fall und die Erweiterung um touristische Angebote fuumlr die kalte Jahreszeit gestaltet sich schwierig So werden in den Monaten Juni bis August die meisten Besucher in der Region gezaumlhlt und das Potenzial fuumlr eine Ausweitung der Saison durch Pauschalangebote ist ebenfalls begrenzt513 Abschlieszligend muss konstatiert werden dass sich der Wirtschaftszweig Fremdenverkehr nur eingeschraumlnkt eignet um dem sich langfristig abzeichnenden Strukturwandel in der Landwirtschaft zu begegnen

Die touristische Erschlieszligung der Wesermarsch bedingt ein zusaumltzliches Verkehrsaufkom-men welches vermutlich hauptsaumlchlich durch PKWs verursacht wird Um eine zusaumltzliche Belastung der Naturflaumlchen zu vermeiden und gleichzeitig die Attraktivitaumlt der Zielgebiete zu erhoumlhen ist moumlglicherweise die Verlegung einer weiteren Eisenbahntrasse sinnvoll Diese koumlnnte von Jade moumlglichst an der Kuumlste verlaufen (parallel zur der bestehenden Kreisstraszlige 197 und den vorhandenen Landstraszligen 859 bzw 858) und somit fuumlr die Straszligenstrecke eine attraktive Konkurrenz darstellen Neben der Befoumlrderung von Feriengaumlsten dient diese Trasse auch als alternatives Verkehrsmittel fuumlr die Bewohner der betroffenen Gemeinden Zu uumlberlegen ist weiterhin ob bestimmte Areale im Landkreis ausschlieszliglich fuumlr Busse und Bahnen sowie nicht-motorisierte Verkehrsmittel freigegeben werden sollten

Kuumlsten- und HochwasserschutzWie oben angedeutet ist es denkbar dass aufgrund veraumlnderter natuumlrlicher Rahmenbedingun-gen des Landkreises in einem verstaumlrkten Umfang bauliche Maszlignahmen notwendig sind Hintergrund dieser Entwicklung ist ein anthropogen verursachter langfristiger Klimawandel dessen genaue Auswirkungen aufgrund der Unsicherheit der Prognosemodelle nicht abschaumltzbar sind Dennoch ist von einer Trendentwicklung in eine negative Richtung auszugehen weil eine klimapolitische Radikalwendung unwahrscheinlich ist Als Vergleichsgrouml-szlige fuumlr die Wesermarsch werden Daten fuumlr die Region Bremen und Bremerhaven herangezogen und auf das Jahr 2050 projiziert (jeweils Durchschnittswerte) Demnach wird mit einer Erhoumlhung der Temperatur um 27 degC gerechnet die mit einer Vergroumlszligerung der Niederschlagsmenge um 986 einhergeht Des Weiteren wird eine Zunahme der Windstaumlrke um 38 sowie eine Steigung des mittleren Meeresspiegels um 55 cm erwartet514

Unabhaumlngig von der oben angedeuteten Entwicklung ist bereits heute an der Unterweser mit houmlheren Wasserstaumlnden als fruumlher zu rechnen so dass entsprechende wasserbauliche Gegenmaszlignahmen nicht an Aktualitaumlt verlieren Die angespannte Situation der oumlffentlichen Finanzen ermoumlglichte nur Baumaszlignahmen welche durch die Extremsturmfluten in der zweiten Haumllfte des vergangenen Jahrhunderts ausgeloumlst wurden Insgesamt besteht daher z T ein groszliges Defizit in Hinblick auf den Deichausbau sowie technische Sonderbauten um zukuumlnftigen Bedrohungen zu begegnen Auch die geologischen Bedingungen des Marschbodens erfordern

512 Vgl WIRTSCHAFTSFOumlRDERUNG WESERMARSCH (2001) 1513 Vgl BAHRENBERG (2001) 28f514 Vgl SCHIRMER (2005) 54f

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ein permanentes Handeln wie z B die Errichtung von Sielen und Schoumlpfwerken zur Gewaumlhrleis-tung der Be- und Entwaumlsserung der Region Aus naturschutzfachlicher Sicht ist insbesondere die Gewinnung von Klei fuumlr den Deichbau konflikttraumlchtig da dies nur auf wenigen Abbauflaumlchen moumlglich ist Solche Gebiete bestehen jedoch bspw aus Salzwiesen die z T wichtige Rast- und Brutvogelgebiete darstellen oder fuumlr hochwertige Pflanzengesellschaften einen Lebensraum bieten515

Diese Szenariovariante besitzt einen Ausnahmecharakter da sich alle in diesem Rahmen anfallenden Aktivitaumlten grundsaumltzlich als vorrangige Eingriffsform klassifizieren lassen Es handelt sich schlieszliglich um Schutzmaszlignahmen fuumlr Personen und Sachen so dass ihnen gegenuumlber naturschutzfachlichen Belangen Prioritaumlt eingeraumlumt werden kann516 Da sich solche Vorhaben der grundlegenden Konfliktkonstellation entziehen gehoumlren sie auch nicht zu den zwoumllf behandelten Projektformen Dementsprechend sind sie nicht Bestandteil der Modellappli-kation und wurden lediglich zur Vollstaumlndigkeit dieses Szenarios behandelt

NachhaltigkeitsdimensionenDie Besonderheit dieser Szenariovariante liegt wie beschrieben in einem weitgehenden Fehlen von Eingriffsinteressen so dass konsequenterweise die Modellapplikation im kommenden Abschnitt eine kleinere Rolle spielt Stattdessen wird an dieser Stelle eine Perspektive beschrieben welche durch die Bedingungen von weitgehenden naturschutzfachlichen Restriktionen bestimmt ist Eine solche nahezu vollstaumlndige Unterschutzstellung fuumlr einen Landkreis ist zwar nicht anzunehmen kann jedoch fuumlr eine kleinere Flaumlche realistisch sein wie etwa eine Insel Diese extreme Vorstellung fuumlr die Region dient daher mehr einer plastischen Darstellung als der Annahme einer wahrscheinlichen Entwicklung Aus Gruumlnden der Uumlbersicht-lichkeit orientieren sich die folgenden Absaumltze an den drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) bzw den zwoumllf Pruumlfmerkmalen

In oumlkologischer Hinsicht koumlnnte es zu einer Veraumlnderung der Zusammensetzung von bio-logischen Lebensgemeinschaften kommen Das Fehlen von anthropogenen Einfluumlssen wirkt sich auf das Raumluber-Beute-Schema aus so dass die Groumlszlige der Population von einigen Pflanzen und Tieren einem Wandel unterworfen ist Die moumlgliche Problematik dieser Entwicklung laumlsst sich zwar so einfach nicht abschaumltzen es koumlnnte aber sein dass die Uumlberpopulation einer Art zur Gefaumlhrdung einer anderen (schuumltzenswerten) Art fuumlhrt Ein so umfassender Ausbau der Naturschutzflaumlchen koumlnnte auch i S eines Kompensationspools gesehen werden aus dem im Falle von oumlkologischen Eingriffen an anderer Stelle die Schaumlden an der Natur sbquounterm Strichrsquo begrenzt werden Dieses Prinzip wurde bspw im Fall der Airbus-Werft realisiert bei dem der Eingriff in das schutzwuumlrdige Gebiet bdquoMuumlhlenberger Lochldquo (Hamburg) u a durch die Standorte bdquoHoumlrner Auldquo (Schleswig-Holstein) kompensiert wurde517 Allerdings ist diese Option nur in einem beschraumlnkten Maszlige umsetzbar weil sbquoSchaumldigungsflaumlchersquo und sbquoEntschaumldigungsflaumlchersquo auch naturschutzfachlich kompatibel sein muumlssen Weitere oumlkologische Auswirkungen zumindest negativer Art sind nicht absehbar Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umwelt sind jedoch nicht wahrscheinlich da gerade in dieser Szenariovariante keine auszliger-oumlkologischen Einfluumlsse wie z B Windkraftanlagen zum Tragen kommen

In sozialer Hinsicht koumlnnten theoretisch positive Effekte auf die menschliche Gesundheit angenommen werden weil verkehrsbedingte Emissionen in erheblichem Maszlige wegfallen Davon profitieren jedoch hauptsaumlchlich Bewohner welche fruumlher diesen Belastungen aufgrund der Lage ihres Wohnortes zu Verkehrswegen verstaumlrkt ausgesetzt waren Auch der Einfluss auf

515 Vgl LANDKREIS WESERMARSCH (2003) 177-183516 Siehe Abschnitt 311517 Vgl OumlKO-INSTITUT (2004) 121

144

die Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen ist schwierig abzuschaumltzen da sich bereits im theoretischen Teil des Modells dieses Untersuchungsmerkmal oftmals als schwierig zuoperationalisieren herausstellte Vorstellbar ist allenfalls die vollstaumlndige Sperrung von Schutzgebietsteilen auch fuumlr oumlffentliche Verkehrsmittel und somit eine generelle Einschraumlnkung der Mobilitaumlt Auch sind einerseits negative Effekte auf die gesellschaftliche Akzeptanz denkbar weil die Bewohner persoumlnliche Einschraumlnkungen erfahren So koumlnnten Nutzungseinschraumlnkun-gen in Bezug auf die freie Verkehrsmittelwahl aufgrund der oumlkologischen Sensibilitaumlt den Anwohnern das Gefuumlhl vermitteln in einem sbquoNaturreservatrsquo zu leben Andererseits koumlnnte sich das Konfliktpotenzial auch entschaumlrfen weil der demographische Wandel langfristig die Einwohnerdichte in einigen Gebieten sinken laumlsst

In oumlkonomischer Hinsicht ist es denkbar dass tendenziell eine Konzentration auf Wirt-schaftszweige erfolgt welche auf Produktionsfaktoren aus den Bereichen Energie und Verkehr eher verzichten koumlnnen Da die Realisierung von Projektformen aus diesen Bereichen weitgehend restriktiv gehandhabt wird werden strom- und transportintensive Betriebe von dieser Szenariovariante am staumlrksten negativ betroffen sein Inwiefern diese potenziellen Auswirkungen durch verstaumlrke wirtschaftliche Impulse von Dienstleistungsunternehmen kompensiert werden koumlnnen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen Ohne diese positiven gegenlaumlufigen Effekte ist in der langen Sicht moumlglicherweise mit einer Gefaumlhrdung von Wirtschaftsstrukturen und damit auch Steuereinnahmen und Arbeitsplaumltzen zu rechnen Dagegen sind die evt neuen Beschaumlftigungsverhaumlltnisse der staatlichen Naturschutzverwaltung eher zuruumlckhaltend zu bewerten da sie quantitativ wohl kaum ins Gewicht fallen

63 Modellapplikation und Interpretation

631 Energieerzeugung

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen In Uumlbergangszonen vom Meer zum Land leben viele Vogelarten

was insbesondere in der Gemeinde Butjadigen der Fall ist Das Problem des Vogelschlages ist zwar nicht fuumlr alle Vogelarten gleichermaszligen kritisch aufgrund der insgesamt groumlszligeren Populationen in diesen Gebieten jedoch generell von Bedeu-tung518

050

Landschaftsbild Vor dem Hintergrund der touristischen Nutzung kann diese Nutzungsform von den Besuchern verstaumlrkt als visuelle Beeintraumlch-tigung empfunden werden519

075

Minimierung n v 100Risiken Die houmlhere geologische Dynamik des Marschbodens stellt u U ein 075

518 Vgl UMWELTSTATION IFFENS (o J) vgl LANDKREIS WESERMARSCH (o Jd)519 Siehe Abschnitt 623

145

zusaumltzliches Gefahrenpotenzial dar weil eine stabile Verankerung des Turmfuszliges langfristig beeintraumlchtigt ist520

Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 36 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWindkraftanlagen521

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Das Akzeptanzproblem koumlnnte gemindert sein da sich die

Standorte fuumlr das Projektinteresse an der Weser befinden Diese wird an vielen Stellen bereits heute wasser- und verkehrswirt-schaftlich genutzt so dass eine energiewirtschaftliche Beanspru-chung nicht so stark ins Gewicht faumlllt522

125

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Aufgrund der unguumlnstigen hydrogeologischen Bedingungen der

Region ist mit einer vergleichsweise geringen Energieausbeute zu rechnen der jedoch hohe Investitionskosten gegenuumlberstehen523

075

Darst 37 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungWasserkraftanlagen524

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100

520 Siehe Abschnitt 613521 Eigene Darstellung522 Vgl WESERKONTOR (o J)523 Siehe Abschnitte 613 und 621524 Eigene Darstellung

146

Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 38 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash EnergieerzeugungFreileitungen525

525 Eigene Darstellung

147

4 Dynamische Gesamtschau ndash EnergieerzeugungBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 050 100 1 075 075 1 100 100Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 1 1 100 100 1 100 100 3 100 300 1 100 100 1 100 100 2 100 200Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Eisenbahntrassen 0 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 2 100 200Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 075 225 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 14 78 7 78 4 673 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 100 3 100 300 1 125 125 3 100 300 1 100 100 2 075 150 10 48 7 81 3 422 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 1 100 100 2 100 200 17 81 7 72 3 503 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 39 Dynamische Gesamtschau ndash Energieerzeugung526

526 Eigene Darstellung

148

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung

Oumlkologie Soziales OumlkonomieWindkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

78 78 67

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

WasserkraftanlagenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

48 81 42

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehendabzulehnen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

FreileitungenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

81 72 50

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

Darst 40 Entscheidungsgrundlage ndash Energieerzeugung527

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Windkraftanlagen Wasserkraftanlagen Freileitungen Die insgesamt hohen Summenbewertungen fuumlr die ersten beiden Eingriffsarten sind fuumlr das Fallbeispiel von hoher Relevanz da diese Nutzungsformen inhaltlich in einem engen Zusammenhang stehen

Die bei den Windkraftanlagen bzgl der Nachhaltigkeitsdimension Oumlkonomie gemachte Aussage sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo erfordert ein Nachdenken uumlber Optionen welche auf eine Erhoumlhung des Summenwertes zielen Ansatzpunkte hierfuumlr waumlren bspw die Bevorzu-gung von Windparkbetreibern und mit dieser Projektform in Zusammenhang stehende Unternehmen welche aus dem Landkreis kommen Bei den Freileitungen faumlllt besonders derrelativ niedrige Summenwert bei der Nachhaltigkeitsdimensionen Oumlkonomie auf das Nachhaltigkeitskriterium Oumlkologie hat einen relativ hohen Wert und wird daher im Folgenden nicht naumlher betrachtet Fuumlr das Nachhaltigkeitskriterium Soziales liegt der Wert knapp unter der Grenze fuumlr die Klassifizierung als sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo so dass es sich lohnt hierfuumlr Optimierungspotenziale zu pruumlfen

Dabei steht die soziale und die oumlkonomische Dimension vermutlich in einer engen thema-tischen Beziehung Der Summenwert fuumlr das Soziale lieszlige sich vermutlich durch die Verwen-dung von Erdkabeln erhoumlhen da sich auf diese Weise das Protestpotenzial verringern laumlsst Dagegen spricht aufgrund der Erhoumlhung der Baukosten fuumlr diese Technologie eine Senkung des Summenwertes fuumlr das Oumlkonomische In einer Gesamtbetrachtung muumlsste jedoch beruumlcksichtigt werden dass einer solchen Kostensteigerung vermutlich kuumlrzere Genehmigungs-zeiten aufgrund der geringeren Eingriffsintensitaumlt gegenuumlberstehen Dagegen ist die Realisie-

527 Eigene Darstellung

149

rung von Wasserkraftanlagen abzulehnen da bei der oumlkologischen und oumlkonomischen Nachhaltigkeitsdimension ein sehr geringer Summenwert vorliegt Allenfalls bei der sozialenDimension gibt es mit der Aussage sbquoweitgehend zu befuumlrwortenrsquo ein eindeutiges Votum fuumlr diese Eingriffsform

632 Verkehrsinfrastruktur

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr die Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima Das hohe Verkehrswachstums wird zu einem erheblichen Teil von

LKWs verursacht welche fuumlr den Groszligteil der straszligenbedingten Emissionen verantwortlich sind528

050

TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Kuumlstenautobahn wird teilweise privat finanziert wobei dieser

Betrag lediglich ein Drittel der Planungskosten ausmacht529125

Darst 41 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturFernstraszligen530

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassenAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen fuumlhrt lediglich geringfuumlgig zu einer Erhoumlhung dervisuellen Beeintraumlchtigung der Umgebung Eine separate landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet jedoch nicht statt531

075

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100

528 Siehe Abschnitt 622529 Vgl DIE WELT (2005a)530 Eigene Darstellung531 Siehe Abschnitte 613 und 622

150

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Daruumlber hinaus ist die Verlegung einer zweiten Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr mit weiteren Kosten verbunden532

050

Darst 42 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturEisenbahntrassen533

3 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlleAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden Auch in diesem Fall haben die besonderen Eigenschaften des Marschbodens Einfluss auf das Projektinteresse Aufgrund der moumlglicherweise zusaumltzlichen Be- und Entwaumlsserungsmaszlignahmen sind auch Boumlden in der Nachbarschaft des Schifffahrtskanals betroffen die nicht durch den eigentlichen Bodenaushub beeintraumlchtigt sind534

050

Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die meisten Varianten eines Schifffahrtskanals verursachen

erhebliche Kosten im Bau was in der Problematik des Marschbo-dens begruumlndet ist Der verkehrliche und volkswirtschaftliche Nutzen ist dagegen verhaumlltnismaumlszligig gering535

050

Darst 43 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash VerkehrsinfrastrukturSchifffahrtskanaumlle536

532 Siehe Abschnitte 613 und 622533 Eigene Darstellung534 Siehe Abschnitt 622535 Siehe Abschnitt 622536 Eigene Darstellung

151

4 Dynamische Gesamtschau ndash VerkehrsinfrastrukturBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 1 1 100 100 2 100 200 1 050 050 1 100 100 2 100 200 3 100 300Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 075 150 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 1 1 050 050 2 100 200 2 100 200 1 100 100 2 100 200 3 100 300Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 0 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 1 100 100 2 100 200 2 100 200 1 100 100 1 125 125 12 55 5 56 2 382 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 15 69 7 78 2 331 100 100 2 100 200 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 050 100 12 55 6 67 2 332 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 44 Dynamische Gesamtschau ndash Verkehrsinfrastruktur537

537 Eigene Darstellung

152

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur

Oumlkologie Soziales OumlkonomieFernstraszligenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 56 38

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

EisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

69 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

SchifffahrtskanaumlleSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

55 67 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehendabzulehnen

Darst 45 Entscheidungsgrundlage ndash Verkehrsinfrastruktur538

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Eisenbahntrassen Schifffahrtskanaumlle Fernstraszligen Auffaumlllig ist bei allen dreiEingriffsformen dass die oumlkonomische Dimension besonders schlecht abschneidet da nur knapp ein Drittel der theoretisch moumlglichen Summenbewertung erreicht wird Eine grundsaumltzli-che Idee zur Verbesserung dieser Situation koumlnnte die staumlrkere finanzielle Beteiligung der Nutzer der Fernstraszligen sein Im Rahmen einer privatwirtschaftlichen Betriebsfuumlhrung koumlnnte die Betreibergesellschaft uumlber die Erhebung einer Maut die Einnahmenseite solcher Eingriffsformen verbessern

In Hinblick auf das Projektinteresse Fernstraszligen ist trotz der erheblichen Defizite bei allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen in Form der niedrigen Summenwerte von einer Realisierung auszugehen da konkret das Vorhaben Kuumlstenautobahn weit gediegen ist und nicht mit einer grundsaumltzlichen Ablehnung im weiteren Planungsprozess zu rechnen ist Allenfalls sind Aumlnderungen im Detail denkbar bspw was die genaue Linienfuumlhrung betrifft Von daher kann es nur darum gehen die niedrigen oumlkologischen und sozialen Summenwerte (der oumlkonomische Aspekt wurde im vorherigen Absatz schon eroumlrtert) als Auftrag zu verstehen hier besondere Anstrengungen zu leisten Moumlgliche Ansatzpunkte hierfuumlr sind bauliche Maszlignahmen bei der Fernstraszlige selbst um bspw die Laumlrmemissionen zu vermindern oder die Wirkung der Biotopzerschneidung zu begrenzen

Allerdings sind diese Optionen wiederum mit einer Verschlechterung der oumlkonomischen Seite verbunden da erhebliche zusaumltzliche Kosten fuumlr den oumlffentlichen oder privaten Betreiber der Autobahn entstehen Zu pruumlfen sind auch Optionen fuumlr die sbquoZusammenarbeitrsquo mit der

538 Eigene Darstellung

153

Eingriffsart Eisenbahntrasse welche in diesem Fall weitgehend parallel zur Bundesautobahn 22 verlaufen soll So koumlnnte eine substanzielle Verlagerung von Guumlterverkehr auf die Schiene zu einer oumlkologischen Entlastung bei der Fernstraszlige fuumlhren die ansonsten aufgrund des LKW-Verkehrs eine erhebliche Quelle fuumlr Schadstoffemissionen darstellt Konkrete Maszlignahmen koumlnnten oumlkonomischen oder rechtlichen Charakter aufweisen wie z B ein geringeres Befoumlrderungsentgelt fuumlr den Eisenbahnverkehr im Vergleich zur Maut der Fernstraszlige oder die zeitliche Nutzungseinschraumlnkung der Kuumlstenautobahn in den Nachtstunden um die Belastun-gen fuumlr Natur und Menschen zu minimieren

Das Nutzungsinteresse Schifffahrtskanaumlle ist in der Konsequenz aumlhnlich wie die Projekt-form Fernstraszlige zu interpretieren weil in beiden Faumlllen der oumlkologische Wert gleich ist Als Ansatzpunkt fuumlr die Verbesserung der oumlkologischen Nachhaltigkeit bietet es sich an aus allen vorgeschlagenen Trassenverlaumlufen die Variante mit der geringsten Umweltbeeintraumlchtigung auszuwaumlhlen was vermutlich auf die Trasse 1 (an der Kuumlste entlang) hinauslaufen wuumlrde Auch bei dieser Eingriffsform zeigt sich dann u U das Problem der steigenden Kosten aufgrund aufwaumlndiger baulicher Maszlignahmen was schlieszliglich nur eine Verbesserung des Nachhaltigkeits-grades innerhalb einer Dimension zu Lasten einer anderen bedeuten wuumlrde In letzter Konsequenz koumlnnte das heiszligen dass auch die Nullvariante in Erwaumlgung gezogen werden muss

633 Naturbelassenheit

Modellapplikation1 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen

Analysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLFBoden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild Die weitgehende Parallelfuumlhrung der Trassen zu bestehenden

Bundesstraszligen erhoumlht die optische Beeintraumlchtigung der Umgebung nur geringfuumlgig Aufgrund der laumlngeren Strecken (im Vergleich zur Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) verstaumlrkt sich diese Beeintraumlchtigung jedoch in der Summe Eine originaumlre landschaftsaumlsthetische Zerschneidung findet aber nicht statt539

050

Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz n v 100Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft Die Instabilitaumlt des Marschbodens erfordert zusaumltzliche bauliche

Aufwaumlndungen und erhoumlht somit die Kosten beim Bau und Betrieb Die Kosten fuumlr eine zweite Trasse ausschlieszliglich fuumlr den Guumlterverkehr (wie in der Szenariovariante Verkehrsinfrastruktur) fallen in diesem Fall nicht an Jedoch ist aufgrund der geringen

050

539 Siehe Abschnitt 62 und 623

154

Bevoumllkerungsdichte in den betroffenen Gemeinden mit einer insgesamt niedrigen Auslastung der Zuumlge zu rechnen540

Darst 46 Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitEisenbahntrassen541

2 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismusAnalysekriterien Begruumlndung fuumlr Abweichung vom Grundwert QLF

Boden n v 100Wasser n v 100LuftKlima n v 100TierePflanzen n v 100Landschaftsbild n v 100Minimierung n v 100Risiken n v 100Gesundheit n v 100Akzeptanz Eine zusaumltzliche landschaftsaumlsthetische Belastung neben den

Windkraftanlagen minimiert die Akzeptanz fuumlr dieses Nutzungsin-teresse

075

Grundbeduumlrfnisse n v 100Arbeitsmarkt n v 100Gesamtwirtschaft n v 100

Darst 47 Begruumlndung der Qualitaumltsfaktoren ndash NaturbelassenheitTourismus542

540 Siehe Abschnitt 62 und 623541 Eigene Darstellung542 Eigene Darstellung

155

3 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 0 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Fotovoltaikanlagen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000Wasserkraftanlagen 0 1 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Erdwaumlrmeanlagen 0 2 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000Fernstraszligen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 050 100 2 100 200Schifffahrtskanaumlle 0 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 3 100 000Flughaumlfen 0 1 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000Rohrfernleitungen 0 1 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 2 100 000Freileitungen 0 2 100 000 3 100 000 3 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000Tourismus 1 1 100 100 3 100 300 1 100 100 2 100 200 3 100 300 3 100 300Mineralrohstoffe 0 1 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 2 100 000

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 01 100 000 3 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 3 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 1 100 000 0 0 0 0 0 02 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 050 100 14 67 7 78 2 331 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 1 100 000 2 100 000 1 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 02 100 000 3 100 000 2 100 000 3 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 000 3 100 000 2 100 000 2 100 000 1 100 000 2 100 000 0 0 0 0 0 03 100 300 3 100 300 2 075 150 2 100 200 3 100 300 3 100 300 16 76 7 72 6 1001 100 000 2 100 000 2 100 000 2 100 000 3 100 000 3 100 000 0 0 0 0 0 0

Darst 48 Dynamische Gesamtschau ndash Naturbelassenheit543

543 Eigene Darstellung

156

4 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und GrundwerteBoden Wasser LuftKlima TierePflanzen Landschaftsbild Minimierung

JN GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EWWindkraftanlagen 1 3 100 300 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Fotovoltaikanlagen 1 2 100 200 3 100 300 3 100 300 2 100 200 1 100 100 1 100 100Eisenbahntrassen 1 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 2 100 200 2 100 200

Risiken Gesundheit Akzeptanz Grundbeduumlrfnisse Arbeitsmarkt Gesamtwirtschaft Oumlkologie Soziales OumlkonomieGW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW GW QLF EW Abs Rel Abs Rel Abs Rel

3 100 300 2 100 200 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 16 78 7 78 4 673 100 300 3 100 300 2 100 200 3 100 300 2 100 200 2 100 200 15 71 8 89 4 672 100 200 2 100 200 2 100 200 3 100 300 1 100 100 2 100 200 15 71 7 78 3 50

Darst 49 Dynamische Gesamtschau ndash NaturbelassenheitGesamt- und Grundwerte544

544 Eigene Darstellung

157

Interpretation1 Entscheidungsgrundlage

Oumlkologie Soziales OumlkonomieEisenbahntrassenSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

67 78 33

Verbalisierung desSummenwertes

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

weitgehendabzulehnen

TourismusSummenwert (rel) proNachhaltigkeitsdimension

76 72 100

Verbalisierung desSummenwertes

weitgehend zubefuumlrworten

eingeschraumlnktOptimierung pruumlfen

weitgehend zubefuumlrworten

Darst 50 Entscheidungsgrundlage ndash Naturbelassenheit545

2 ResuumlmeeAufgrund der in der Entscheidungsgrundlage fuumlr diese Szenariovariante zusammengefassten Aussagen lassen sich die Nutzungsinteressen nach ihrem Nachhaltigkeitsgrad in folgende Rangfolge bringen Tourismus Eisenbahntrassen Auffaumlllig ist im oumlkonomischen Nachhaltig-keitskriterium der besonders hohe Summenwert bei dem Eingriffsinteresse Tourismus im Vergleich zu dem besonders niedrigen Summenwert bei der Nutzungsform Eisenbahntrassen Da beide Projektarten in einer engen thematischen Beziehung stehen kann dieser Zusammen-hang als eine Art Quersubventionierung betrachtet werden

Die bisherigen Arbeitsschritte bei der Modellapplikation waren grundlegender Art und haben erste Ergebnisse geliefert die anschlieszligend interpretiert wurden Daruumlber hinaus existiert die Moumlglichkeit mit Filterkriterien zu arbeiten welche bei Betrachtung aller zwoumllf Nutzungsinte-ressen hinsichtlich der Summenwerte und Grundwerte zusaumltzliche Interpretationsspielraumlume liefern546 So erfolgt fuumlr die Modellapplikation bzgl des Summenwertes die Auswahl eines Filterkriteriums von sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo und besser (in der Eingabemaske fuumlr die Summenwerte bdquoist groumlszliger oder gleichldquo und bdquo51ldquo) Hinsichtlich des Filterkriteriums fuumlr den Grundwert wird bei den Analysekriterien bdquoLuftKlimaldquo und bdquoTierePflanzenldquo ein mittlerer oder hoher Nachhaltigkeitsgrad ausgewaumlhlt (in der Eingabemaske fuumlr die Grundwerte bdquoist groumlszliger gleichldquo und bdquo2ldquo) Die Auswahl dieser beiden Pruumlfmerkmale (die in der Excel-Tabelle mit einem kleinen blauen Dreieck im Drop-Down-Menuuml gekennzeichnet sind) ist beispielhaft und nicht als zwingender Umstand aus den bisherigen Eroumlrterungen zu verstehen Als Ergebnis dieser Modellapplikation verbleiben die Eingriffsformen Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen Werden andere Untersuchungsspezifika als oumlkologisch besonders relevant erachtet muumlsste dies uumlber die entsprechende Auswahl der Grundwerte festgelegt werden Das Ergebnis aus diesem Arbeitsschritt wuumlrde dann vermutlich zu einer anderen Kombination von Eingriffsarten fuumlhren als es in diesem Beispiel mit Windkraftanlagen Fotovoltaikanlagen und Eisenbahntrassen der Fall ist

545 Eigene Darstellung546 Siehe Abschnitt 53

158

7 Schlussbetrachtung

71 FazitIm Folgenden werden zentrale Gedanken dieser Arbeit zusammengefasst welche insbesondere die Staumlrken dieses Modells herausstreichen die sich im Bezug auf die in Abschnitt 11 skizzierte Problemlage und die in Abschnitt 12 erlaumluterten Konzepte beziehen Dabei ist das Ziel mehr eine bewusst uumlberspitzte Formulierung als eine inhaltlich abgerundete Komprimierung von wesentlichen Aussagen Aus diesem Grund werden begriffliche Gegensatzpaare verwendet welche den jeweiligen Gedanken pointiert verdeutlichen sollen

Wort und BildDas Titelbild spiegelt symbolisch die zentralen Saumltze der Arbeit wieder Die Quadrate entspre-chen den einzelnen Nutzungsinteressen welche auszliger-oumlkologischer Art sind (blau) sich aber in einem oumlkologischen Umfeld befinden (gruumln) Sie sind alle gleich groszlig was als Annahme von standardisierten Projektformen zu sehen ist Ein einzelnes Quadrat ist in stilisierter Weise als nicht-natuumlrliches von Menschen gemachtes Gebilde zu interpretieren was auf alle beschriebe-nen Eingriffsarten zutrifft Die Anordnung der kleinen Quadrate wiederum zu einem groszligen Quadrat ist als Prinzip der Ordnung und Struktur zu verstehen was das Hauptanliegen dieses Modells repraumlsentiert Ordnung und Struktur von auszliger-oumlkologischen Nutzungsformen in oumlkologischen Flaumlchen Die aus der Naumlhe farblich und musterartig unauffaumlllige Gestaltung des gesamten Quadrat-Komplexes ist als Hinweis zu deuten dass erst aus einer gewissen raumlumlichen Distanz der beschriebene Zusammenhang deutlich wird Oder um bei der Begriffswahl dieses Absatzes zu bleiben und die Abgrenzungslinie zu bestehenden Arbeiten klar zu machen Blaue Formen gibt es viele nur sind sie nicht quadratisch und damit unpraktisch fuumlr eine sbquoWeiterver-wendungrsquo in einem solchen Modell Auszligerdem mangelt es den vorhandenen Arbeiten oftmals an einem Ordnungsprinzip die Beziehungen zwischen den Nutzungsformen den Blick auf die Gesamtheit an Quadraten fehlt dabei

Schaumlrfe und UnschaumlrfeZiel dieser Arbeit ist es Raumplanung aus der Perspektive von Nachhaltigkeit zu sehen Diese Perspektive kann nicht sbquoscharfrsquo sein ndash dafuumlr muumlssen zu viele modelltheoretische Einschraumlnkun-gen betrachtet werden Diese Perspektive muss sbquounscharfrsquo sein ndash dafuumlr koumlnnen viele Nutzungsin-teressen betrachtet werden Allerdings erreicht diese sbquoUnschaumlrfersquo nicht das Ausmaszlig wie es in den theoretischen Ansaumltzen etwa zum Thema nachhaltige Raum- und Regionalentwicklung festzustellen ist So ist in jenen Arbeiten haumlufig nicht klar auszumachen wie diese Nachhaltigkeit zu operationalisieren ist bzw was sie in einen praktischen Anwendungsfall genau zu bedeuten hat Dieses Konzept ist gerade noch so sbquoscharfrsquo dass die Konturen zu erkennen welche fuumlr eine praktikable Anwendung notwendig sind So ist eindeutig zu erfassen welche Nutzungsinteres-sen als nachhaltig gelten koumlnnen und welche nicht Dagegen findet eine sbquoscharfersquo Betrach-tungsweise in vielen Publikationen statt welche sich in aller Ausfuumlhrlichkeit mit einem Detail der Problematik beschaumlftigen Diese sbquoSchaumlrfersquo bezieht sich bspw auf die exakte Auswertung der Anzahl und Arten von Voumlgeln die an den Rotorblaumlttern von Windkraftanlagen verenden Inwieweit diese sbquoscharfe Unschaumlrfersquo noch hinnehmbar ist ohne die Praktikabilitaumlt und den Nutzen des Modells einzuschraumlnken bleibt der Erfahrung damit vorbehalten

Analyse und SyntheseDas Modell basiert im Wesentlichen auf dem Dualismus von Analyse und Synthese Diese Vorgehensweise bezieht sich auf die behandelten Eingriffsformen wobei sich beide Denkmuster

159

gegenseitig beeinflussen Dies macht bspw die Anwendung aller zwoumllf Pruumlfspezifika bei jeder Eingriffsart notwendig um die vollstaumlndige Zusammenstellung mit Zahlenwerten zu ermoumlgli-chen In einigen Faumlllen handelt es sich lediglich um Wiederholungen der Bewertungen ohne dass eine erneute Analyse notwendig ist Somit vereint diese Arbeit die typische Herangehens-weise die in vielen Publikationen getrennt erfolgt Selbstverstaumlndlich kann die Summe der Teile von Analyse und Synthese nicht den gleichen Umfang besitzen wie beide Seiten einzeln groszlig sind da eine Vielzahl von Abhandlungen der beiden Typen existiert So gibt es bspw eine groszlige Menge an Literatur zum Tourismus in Schutzarealen welche diesen Nutzungskonflikt in all seinen Facetten ausleuchtet Die Staumlrke dieses Konzeptes ist es aus diesem Fundus jene Aussagen herauszufiltern die relevant sind Die Relevanz richtet sich dabei nach der methodi-schen Vorgehensweise dieser Arbeit was konkret bspw bedeutet dass aus dem gesamten Quellenmaterial alle Aussagen zum Analysemerkmal bdquoAkzeptanz in der Gesellschaftldquo zusam-mengetragen werden Ebenso gibt es vom Typus Synthese eine groszlige Zahl an Publikationen die sich etwa mit der Integration der drei sbquoklassischenrsquo Nachhaltigkeitsdimensionen (Oumlkologie Soziales Oumlkonomie) auseinandersetzen Auch in dieser Hinsicht besteht die Leistung der Arbeit darin diesen sbquoSynthesen-Waldrsquo zu lichten und nur die nach dem Verstaumlndnis dieses Modellswichtigen Prinzipien sbquofreizuschlagenrsquo

Subjektivitaumlt und ObjektivitaumltIm Rahmen des Nachhaltigkeitsrasters wird versucht eine eher subjektive Einschaumltzung in einen objektiven Zahlwert zu sbquouumlbersetzenrsquo Die Projektinteressen werden anhand der definierten Untersuchungsmerkmale verbal-argumentativ analysiert was an einigen Stellen aufgrund der jeweils verfuumlgbaren Informationen einen subjektiven Charakter hat Auf dieser Basis erfolgt eine Zusammenfassung welche in Form der objektivierten Groumlszligen sbquo1-2-3rsquo stattfindet Diese Verknuumlpfung von subjektiver und objektiver Ebene ist ein zentrales Element in der Methodik dieser Arbeit was sich u a durch die umfangreiche Anlage zu jeder Eingriffsform dokumentiert Daher kann dieses Modell keine objektiven Aussagen im naturwissenschaftlich exakten Sinneliefern sie sind aber ebenso wenig voumlllig subjektiv Aber auch vorhandene Untersuchungen welche eine stark objektive Herangehensweise verfolgen koumlnnen dies nicht immer sbquobis zum Schlussrsquo aushalten So koumlnnen z B im Rahmen einer Umweltanalyse die Belastungen einer Projektart auf das Oumlkosystem genau nachgewiesen werden Wie dieser ermittelte Wert aber einzuschaumltzen ist also ob er noch akzeptabel ist laumlsst sich auch anhand von vorher definierten Grenzwerten nicht immer zweifelsfrei sagen da die Setzung des Grenzwertes subjektiven Einfluumlssen unterliegen kann

Theorie und PraxisDas Modell bewegt sich zwischen der Vielzahl theoretischer Ansaumltze und praktischer Einzelfall-untersuchungen Als Modell muss es entsprechende Vereinfachungen von der Realitaumlt vornehmen hat aber den Anspruch einen Beitrag zur Loumlsung der beschriebenen Problemlage zu leisten Dass es an einigen Stellen Schwachpunkte besitzt steht auszliger Frage Es wird insofern weder allen Anspruumlchen an ein vollstaumlndiges Theoriengebaumlude gerecht noch alle Einzelheiten eines konkreten Beispiels beruumlcksichtigen koumlnnen Ob diese Arbeit mehr einen theoretischen oder mehr einen praktischen Bezug hat laumlsst sich nicht eindeutig festlegen Fuumlr einen theoretischen Charakter spricht dass es sich um ein Modell handelt Es ist ein abstraktes Konstrukt welches den Einzelfall der Wirklichkeit nur bedingt wiedergeben kann da es die Gesamtheit der moumlglichen Realsituationen abdecken muss Fuumlr einen praktischen Charakterspricht dagegen dass diese Arbeit als Loumlsungswerkzeug fuumlr eine real existierende Problemlage verstanden wird Das gesamte Vorgehen in dieser Arbeit ist auf dieses Ziel ausgerichtet eine theoretische Fundierung findet nur in einem minimalen Umfang statt Letztendlich ist diese

160

Arbeit als Beitrag zu verstehen der fuumlr eine in der Praxis bestehende Problemkonstellation einennach theoretisch orientierten Maszligstaumlben fundierten Loumlsungsvorschlag unterbreitet

Gut und SchlechtDiese Arbeit liefert Argumente fuumlr und gegen bestimmte Nutzungsarten Aufgrund der ausfuumlhrlichen Analyse der betrachteten Eingriffsformen entsteht eine grundsaumltzliche Bewertung die auch im Einzelfall kaum sbquowegzudiskutierenrsquo ist Es wird sbquoFarbe bekanntrsquo welche Projektinte-ressen unter der Perspektive von Nachhaltigkeit zu befuumlrworten sind und welche nicht Auch mit noch soviel Aufwand wird es in vielen Faumlllen nicht moumlglich sein kontraumlre Nutzungsinteressen miteinander zu versoumlhnen Diese klare Positionierung zeichnet das Modell aus und differenziert es von anderen Konzepten wie etwa die Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung Diese Instrumente sagen allenfalls indirekt etwas daruumlber aus ob eine Eingriffsform als oumlkologisch gut oder schlecht anzusehen ist Zudem beschraumlnken sie sich haumlufig auf diese Nachhaltigkeitsdimension und blenden die soziale und oumlkonomische Seite weitgehend aus Dieses Modell leistet mit der Untersuchung der ausgewaumlhlten Nutzungsarten eine Vorarbeit auf der dann im Einzelfall aufgebaut werden kann und eine Nachjustierung in Richtung eher gut oder eher schlecht ermoumlglicht wird

Normativitaumlt und DeskriptivitaumltIn wissenschaftstheoretischer Perspektive fundiert diese Arbeit auf normativen Grundannah-men welche zwar begruumlndet werden aber nicht als zwingend und ausschlieszliglich zu betrachten sind Dies betrifft zunaumlchst die Definition eines bestimmten Nachhaltigkeitsverstaumlndnisses auf dem die Entwicklung des Nachhaltigkeitsrasters basiert bzw die Auswahl bestimmter Pruumlfmerkmale abgeleitet wird Ein solch normativer Bezug findet sich haumlufig bei sehr theoreti-schen Konzepten wie etwa zum Thema regionale Wirtschaftskreislaumlufe Haumlufig werden die Ziele gut begruumlndet die Wege dorthin allerdings schlecht ausgeleuchtet Innerhalb dieses normierten Rahmens erfolgt eine deskriptive Herangehensweise wie sie bspw bei der Beschreibung der Umweltbelastungen eines Nutzungsinteresses geschieht Diese beschreibenden Elemente dienen dann wiederum als Aussagen uumlber das theoretische Ausmaszlig an Nachhaltigkeit in Form der sbquogering-mittel-hochrsquo-Skala Diese deskriptiven Komponenten sind auch in einigen vorgestellten Instrumenten zu verorten wie etwa bei der oumlkologischen Risikoanalyse In diesen Faumlllen ist die oben erwaumlhnte Weg-Ziel-Konstellation eher andersherum zu deuten Die Funktionsweise dieser Instrumente wird sehr genau beschrieben wie die daraus gewonnen Ergebnisse in einen groumlszligeren Kontext zu sehen dagegen weniger Abschlieszligend laumlsst sich festhalten dass diese Arbeit sowohl normative als auch deskriptive Aspekte besitzt jeweils dort wo sie sich am besten in das Gesamtkonzept einfuumlgen

72 ForschungsperspektivenUumlber die in dieser Arbeit hinaus behandelten Forschungsfragen werden im Folgendenspiegelbildlich zum Forschungsstand in Abschnitt 12 einige Forschungsperspektiven skizziert welche als inhaltliche Weiterentwicklung zu verstehen sind Diese erheben nicht den Anspruch auf quantitative und qualitative Vollstaumlndigkeit sondern koumlnnen nur spekulativen Charakter haben

MethodikEs stellt sich zunaumlchst die Frage ob fuumlr die Beantwortung der Forschungsfragen nicht auch ein grundsaumltzlich anderes methodisches Vorgehen moumlglich ist als das in dieser Arbeit vorgeschla-

161

gene Ein solcher Ansatz koumlnnte ein generell mehr EDV-gestuumltztes Verfahren sein wie es bspw mit Entscheidungsunterstuumltzungssystemen (engl decision support systems) moumlglich waumlre Insgesamt laumluft dies auf die Entwicklung eines fallbezogenen Instrumentes hinaus wie es z B das Verfahren der Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung darstellt Inwieweit hierbei der Aufwand im Rahmen der Datenaufbereitung fuumlr einen Einzelfall und der Ertrag in Hinblick auf die aus einem solchen Modell ableitbaren Aussagen in einem guumlnstigen Verhaumlltnis stehen laumlsst sich jedoch nicht abschaumltzen

NutzungsinteressenDieses Modell betrachtet Projektformen mit ihren typischen Eigenschaften und blendet moumlgliche individuelle Merkmale aus wie z B unterschiedliche technologische Varianten Denkbar ist eine Erweiterung in der Hinsicht dass fuumlr jede Eingriffsart jene Differenzierungs-moumlglichkeiten geschaffen werden Dies koumlnnte geschehen indem zusaumltzliche Variablen eingefuumlhrt werden deren Art und Anzahl moumlglicherweise pro Nutzungsart variiert Auch koumlnnte die Praxis zeigen dass es sinnvoll ist weitere Eingriffsarten auszuwaumlhlen welche als konflikt-lastig zu klassifizieren sind Diese muumlssten dann ebenso anhand der vorgegebenen Pruumlfmerkma-le analysiert und in die Excel-Tabelle aufgenommen werden

SchutzgebieteSpiegelbildlich zur Differenzierung der Nutzungsinteressen ist es denkbar dass die spezifischen Einflussfaktoren einer Schutzzone von Fall zu Fall zum Tragen kommen In dieser Abhandlung wird nur allgemein davon ausgegangen dass sich solche Flaumlchen durch eine besondere Umweltsensibilitaumlt auszeichnen So unterscheiden sich Schutzareale bspw in ihren oumlkologi-schen Restriktionen hinsichtlich des Vorhandenseins von prioritaumlren und nicht-prioritaumlren Arten und Biotopen Dies kann als zusaumltzliche Entscheidungsgroumlszlige einflieszligen so dass etwa im Fall von prioritaumlren Arten keine Realisierung des Eingriffsinteresses befuumlrwortet wird und umgekehrt

WirkungsdimensionenMit dieser Arbeit lassen sich nur die Wirkungen von Projektarten in ihrer Gesamtheit darstellen indem die Effekte pro Analysekriterium einfach summiert werden Es werden jedoch keine Summenwirkungen gezeigt die sich moumlglicherweise unter- oder uumlberproportional additiv ergeben Dies ist aufgrund der Kombination bestimmter Eingriffsarten in Verbindung mit den komplexen oumlkologischen Zusammenhaumlngen denkbar was in dem Spruch bdquodas Ganze mehr ist als die Summe seiner Teileldquo zum Ausdruck kommt (Aristoteles) Des Weiteren stellen moumlglicher-weise Wechsel- Folge- und Fernwirkungen im Zusammenspiel von unterschiedlichen undoder vielen Nutzungsinteressen eine zusaumltzliche Forschungsproblematik dar

InterdisziplinaritaumltDie Weiterentwicklung dieses Modells ist auch in Hinblick auf die Einbeziehung unterschiedli-cher Fachdisziplinen zu sehen welche sich in allen Facetten moumlglicherweise erst im Rahmen einer tatsaumlchlichen Anwendung herausstellen Zwar zeichnet sich diese Arbeit bisher schon dadurch aus dass sie neben sbquoHauptfaumlchernrsquo Volkswirtschaftslehre und Raumplanung auch sbquoNebenfaumlcherrsquo anspricht wie bspw Recht oder Oumlkologie Allerdings geschieht dies nur in einem bescheidenen Umfang da der Forschungscharakter einer Dissertation eine Beschraumlnkung der personellen und zeitlichen Ressourcen bedeutet Andersherum ist es denkbar dass bei einem groumlszligeren Verbundforschungsprojekt in einem quantitativ und qualitativ staumlrkeren Maszlige alle beteiligten Fachgebiete ihren Beitrag fuumlr die Entwicklung des Konzeptes leisten Dies wird mit Sicherheit einen Einfluss auf die Ausgestaltung des einen oder anderen Abschnittes dieser Arbeit haben So koumlnnen bspw juristische Huumlrden die geplante Vorgehensweise dieses Modells

162

erschweren die bisher auszliger Acht gelassen wurden oder sich erst durch entsprechende Gerichtsurteile ergeben koumlnnten Auch koumlnnte sich eine groumlszligere Beteiligung der Politologie als sinnvoll erweisen da der Aspekt der administrativen Durchsetzbarkeit dieses Konzept auf kommunalpolitischer Ebene kaum beleuchtet wurde Schlieszliglich koumlnnten auch naturwissen-schaftliche Aspekte eine groumlszligere Rolle spielen was vor allem bei den vielen Projektformen der Fall ist

73 Methodisch bedingte EinschraumlnkungenIn Abschnitt 13 wurde anhand des methodischen Vorgehens erlaumlutert auf welche Weise versucht wird das dargestellte Problem modelltheoretisch zu loumlsen Diese Vorgehensweise ist jedoch mit einigen Einschraumlnkungen verbunden die sich bereits im Laufe der Arbeit manifestiert haben und daruumlber hinaus in der praktischen Anwendung des Modells ergeben koumlnnten Das gesamte Konzept ist daher vor dem Hintergrund der folgenden Restriktionen zu sehen so dass die damit generierten Ergebnisse in ihrer Aussagekraft ggf teilweise relativiert werden muumlssen

FallbeispielZiel des Fallbeispiels dieser Arbeit ist es die Arbeitsweise des Modells praktisch zu illustrieren und moumlgliche Ergebnisse der Modellapplikation darzustellen Eine vollstaumlndige Umsetzung dieses Anspruches kann mit diesem Arbeitsschritt jedoch nicht erreicht werden da diesem Fallbeispiel die sbquoletzte praktische Konsequenzrsquo fehlt Es wird mit realen Rahmenbedingungen gearbeitet aber nicht in einer realen Situation im Rahmen eines tatsaumlchlich durchgefuumlhrten raumplanerischen Prozesses Insofern koumlnnen moumlglicherweise bestimmte Einflussfaktoren nicht beruumlcksichtigt werden welche ansonsten in die Modellapplikation eingeflossen waumlren So sind Einschraumlnkungen hinzunehmen da nicht alle relevanten Daten in Hinblick auf die ausgewaumlhlten Projektformen wie auch die naturschutzfachlichen Bedingungen herangezogen wurden Die Modellapplikation im Rahmen einer so erweiterten Fallstudie haumltte den Rahmen dieser Arbeit bei weitem uumlberschritten

GrenzwerteDas Arbeiten mit Grenzwerten was bei deren Unter- oder Uumlberschreiten zu bestimmtenKonsequenzen fuumlhrt ist grundsaumltzlich mit der Problematik des sbquoGrenzsprungesrsquo behaftet So kann die geringfuumlgige Veraumlnderung des Einzelwertes eines Analysekriteriums in der Excel-Tabelle dazu fuumlhren dass bspw der Summenwert von der Kategorie sbquoweitgehend abzulehnenrsquo(unter 50 ) in sbquoeingeschraumlnkt Optimierung pruumlfenrsquo (51 bis 75 ) wechselt Besonders kritisch ist hierbei dass der Einzelwert selbst bereits eine relativ groszlige Unsicherheit birgt Er wird seinerseits durch den Grundwert sowie durch den Qualitaumltsfaktor beeinflusst Die Festlegung dieser Faktoren kann modellbedingt nicht vollstaumlndig objektiv sein sondern allenfalls eine Tendenz zum Ausdruck bringen

NutzungsinteressenEin Schwachpunkt dieser Arbeit betrifft die Analyse der Nutzungsinteressen anhand des Nachhaltigkeitsrasters was sich an mehreren Stellen offenbart So ist generell die Einschaumltzung hinsichtlich eines Pruumlfmerkmals mit vielen Unsicherheiten verbunden weil bei den Nutzungs-formen immer eine sbquoStandard-Ausfuumlhrungrsquo angenommen wird Es koumlnnen dabei i S eines allgemeinguumlltigen Modells keine individuellen Besonderheiten wie bspw unterschiedliche Groumlszligenklassen beruumlcksichtigt werden Dies wird durch Formulierungen wie z B bdquokoumlnnteldquo kenntlich gemacht es besteht nur die Moumlglichkeit fuumlr bestimmte Effekte Die Einschaumltzungen

163

der ausgewaumlhlten Nutzungsformen sind daher nicht zwangslaumlufig auf einen Einzelfall zu uumlbertragen In der praktischen Anwendung des Ansatzes koumlnnen diese fallspezifischen Unterschiede aber so groszlig sein dass sie zu einer anderen Einschaumltzung bei bestimmten Pruumlfspezifika fuumlhren als dies aufgrund ihrer unterstellten Gemeinsamkeiten der Fall ist

InformationsmengeDie Beurteilung der Nutzungsformen anhand des Nachhaltigkeitsrasters fuumlhrt z T zu einer Wiederholung der Einschaumltzung bei bestimmten Analysemerkmalen weil sich einige Projektar-ten kaum unterscheiden So ist bspw die Einschaumltzung beim Untersuchungsmerkmal bdquoPotenzial zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissenldquo bei allen Nutzungsarten zur Energieerzeugung gleich Das Prinzip der Gleichbehandlung aller Nutzungsinteressen d h die Anwendung der gleichen Pruumlfkriterien uumlberwiegt eindeutig gegenuumlber einer evt als wuumlnschenswert erachteter Vielfalt von Ergebnissen Eher umgekehrt muss an einigen Stellen eine Konzentration auf die wesentlichen Auswirkungen der Eingriffsarten erfolgen da eine zu ausfuumlhrliche Beschreibung fuumlr die gesamte Arbeit nicht zielfuumlhrend ist Diese Unterschiede sind auch darauf zuruumlckzufuumlh-ren dass zu einigen Untersuchungskriterien eine groumlszligere Quellenbasis vorhanden ist was vor allem fuumlr die Bewertung der sbquoklassischenrsquo Umweltschutzguumlter zutrifft wie bspw Boden Moumlglicherweise bergen diese inhaltlichen Verkuumlrzungen Unsicherheiten was sich in der abschlieszligenden Bewertung anhand eines Analysekriteriums niederschlaumlgt

AnalysekriterienDie Einschaumltzung einer Nutzungsform mit Hilfe von Analysekriterien in die Kategorien sbquogering-mittel-hochrsquo gestaltet sich haumlufig schwierig da oftmals kaum objektive Eigenschaften einerEingriffsform bewertet werden koumlnnen Dies gelang ansatzweise bspw bei der Beurteilung des Untersuchungskriteriums bdquoBelastung des Umweltschutzgutes Landschaftsbildldquo Hierbei kann eine annaumlhernd eindeutige Klassifizierung getroffen werden ob ein punkt- linien- oder flaumlchenartiger Eingriff vorliegt Aber auch andere Skalierungsweisen wie etwa eine Aufteilung in eine sbquoFuumlnferrsquo-Kategorie waumlren weniger mit einem Informationsgewinn sondern mehr mit einem Komplexitaumltsanstieg verbunden Es ist auch denkbar dass sich nach einer gewissen zeitlichen Distanz und aufgrund von Erfahrungen mit diesem Modell in der praktischen Anwendung bestimmte Einschaumltzungen von Projektarten veraumlndern

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Anlage

Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEin direkter Bodenbedarf besteht fuumlr den Turm sowie fuumlr moumlgliche Zuwegungen so dassinsgesamt bis zu 1000 m2 beansprucht werden Dagegen werden fuumlr das Fundament je nach Bauart des Generators 200 bis 400 m2 benoumltigt Die Tiefenwirkung des Fundamentes haumlngt von den Bodenverhaumlltnissen ab welche eine Flach- oder Tiefgruumlndung erfordern Im ersten Fall sind dies einige Meter aufgrund der Fundamentplatte im zweiten Fall werden zusaumltzlich bis zu 20 Rammpfaumlhle verwendet die eine Laumlnge von 20 bis 25 m haben Weitere notwendige technische Einrichtungen sind im Turmfuszlig untergebracht nur bei groumlszligeren Windparks ist ein zusaumltzliches Betriebsgebaumlude notwendig Dies faumlllt jedoch gemessen an der Zahl der Anlagen kaum ins Gewicht547

Gelegentlich wird der Einwand geaumluszligert dass groumlszligere Sicherheitszonen zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen sind damit bspw abbrechende Rotorblaumltter keine Schaumlden anrichten koumlnnen Diese Betrachtung ist insofern inkonsequent da fuumlr andere Projektformen wie z B Flughaumlfen solche Maszligstaumlbe nicht gelten548 Dennoch fuumlhrt dieses Eingriffsinteresse zu einem dauerhaften punktuellen Eingriff in das Erdreich an der betroffenen Stelle was eine Bodenversiegelung und einen Bodenabtrag zur Folge hat

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBasierend auf der Bewertung zum Boden sind keine gravierenden Effekte auf das Umweltmedi-um Wasser festzustellen549 Lediglich aufgrund der erwaumlhnten Rammpfaumlhle sind mechanische Einwirkungen auf unterirdische Gewaumlsser denkbar die jedoch an der betroffenen Stelle wenig relevant sind

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht (wie bei den fossilen Brennstoffen) auf thermischem Wege stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch existiert zuweilen die Befuumlrchtung dass durch ein sbquoAbbremsen der Windgeschwindig-keitrsquo das Umgebungsklima negativ beeinflusst wird Bezogen auf den kinetischen Energieinhalt der Luftstroumlmung liegt die durchschnittliche Verzoumlgerung der Windgeschwindigkeit bei unter 1 Relevant kann dies allenfalls bei einer Windfarm mit vielen Groszliganlagen werden was jedoch auch dann sehr unwahrscheinlich ist550

Eine moumlgliche Luftdurchmischung bei kritischen Wettersituationen ist ebenfalls unprob-lematisch da Windkraftanlagen bei geringen Windgeschwindigkeiten nicht in Betrieb sind Andersherum erwachsen eher aus den hohen Windgeschwindigkeiten Umweltprobleme weil die zunehmende Austrocknung und Rodung der Landschaft in vielen Gebieten zu Bodenerosio-nen fuumlhren Ein minimal betriebsbedingtes Abbremsen der Luftstroumlme ist daher oumlkologisch eher positiv zu bewerten551

547 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324548 Vgl HAU (2003) 443548f vgl KALTSCHMITT U A (2003) 324549 Hinsichtlich der Situation bei Offshoreanlagen siehe Abschnitt 21550 Vgl HAU (2003) 553f551 Vgl HAU (2003) 553f

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Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie unmittelbare Flaumlchenbeanspruchung durch den Turmfuszlig fuumlhrt zu einem geringfuumlgigen Verlust von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen am Boden Dies zeigt sich auch darin dass das heimische Niederwild anfaumlnglich irritiert ist Es gewoumlhnt sich aber relativ schnell an die Windgeneratoren und laumlsst sich durch sie nicht vertreiben Dagegen stellt sich die Beeintraumlchti-gung auf die Avifauna unterschiedlich dar so dass (noch) kein abschlieszligendes Urteil gefaumlllt werden kann552

Waumlhrend sbquoortsansaumlssigersquo Vogelarten sich an die neuen Hindernisse gewoumlhnen und sie umfliegen besteht fuumlr sbquoortsunkundigersquo Zugvoumlgel eher eine Gefahr von Vogelschlag durch die ablenkenden Rotorgeraumlusche Diese Voumlgel fliegen jedoch selten tiefer als 200 m wobei einige Arten empfindlicher reagieren wie z B Moumlwen Bei vielen Vogelarten ist keine auffaumlllige Aumlnderung des Verhaltens festzustellen obwohl auch Studien bekannt sind nach denen bspw Weiszligstoumlrche eine houmlhere Empfindlichkeit in Brutplatznaumlhe aufweisen Wiederum gibt es Faumllle in denen einige Vogelarten ihre Nester im Schutz der Generatorhaumluser bauen waumlhrend andere diese meiden553

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Bewertung der optischen Wirkung einer Windkraftanlage haumlngt zunaumlchst davon ab was der Betrachter selbst mit einer Windenergieanlage assoziiert z B welche Einstellung er gegenuumlber dieser Energieform hat Auch die Art der Landschaft ist relevant d h ob es sich um ein offenes oder geschlossenes Gebiet (bewaldet bzw bebaut) handelt und in welcher Houmlhe sich der Standort befindet Schlieszliglich ist auch die Groumlszlige der Anlage entscheidend so dass meistens erst ab einer Houmlhe von uumlber 50 m das Landschaftsbild uumlber groumlszligere Entfernungen dominiert wird554

Unabhaumlngig von der Ausgestaltung dieser drei Haupteinflussgroumlszligen im Einzelfall ist von einer Zunahme dieser Form der Beeintraumlchtigung auszugehen So wird es vermutlich zu einer weiteren Buumlndelung vieler Anlagen zu Windparks kommen und die Groumlszlige der Anlagen wird zunehmen555 Unbestritten bleibt dass Windkraftanlagen eine dauerhafte punktuelle optische Beeintraumlchtigung darstellen welche zusaumltzlich eine Houmlhendimension erreichen Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Zerstoumlrung des Landschaftsbildes da die Anlagen als solche nur in einem geringen Maszlig in das lokale Oumlkosystem eingreifen

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIm Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen die Belastungen der Umweltschutzguumlter Tie-rePflanzen und Landschaftsbild da hier der vergleichsweise groumlszligte Handlungsbedarf besteht Beide Ebenen von Beeintraumlchtigungen koumlnnen im Rahmen der planerischen Praxis bis zu einem gewissen Grad vermindert werden Allen Ansaumltzen ist gemeinsam dass sie im Rahmen der Vorfeldplanung objektive Kriterien benutzen wie z B Mindestabstand oder Verbotszonen Die Wirkungen von Windkraftanlagen auf die raumlumliche Umgebung koumlnnen damit abgeschaumltzt und negative Effekte soweit wie moumlglich minimiert werden ein vollstaumlndiger Ausgleich ist jedoch ausgeschlossen556

Insgesamt sind die Optionen zur Verringerung der Auswirkungen auf die Avifauna und das Landschaftsbild aumluszligerst schwierig einzuschaumltzen Aumlhnlich wie bei der Beurteilung selbst koumlnnen kaum konkrete Maszligstaumlbe zur Hilfe gezogen werden was eine Objektivierung jedoch erheblich vereinfachen wuumlrde So ist etwa ungeklaumlrt welche Vogelarten in welcher Population eine

552 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f553 Vgl HAU (2003) 547f vgl LOSKE (1999) 43-60 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322f554 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323555 Vgl HAU (2003) 550-552 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 323556 Vgl DATTKESPERBER (1994) vgl MIELKE (1996)

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Beruumlcksichtigung bei der Planung des Standortes einer Windenergieanlage rechtfertigen Auch der Vorschlag bei einem Windpark einen Abstand zwischen den Anlagen von acht bis zehn Rotordurchmessern zu halten ist nicht unstrittig Eine solche Anordnung von Windgeneratoren wird fuumlr die meisten Landschaftstypen als akzeptabel erachtet Allerdings werden auch methodische Maumlngel eingeraumlumt da sich diese Uumlberlegung auf statische Gebaumlude bezieht und die Wirkung der drehenden Rotoren nicht beruumlcksichtigt wird557

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenUnter bestimmten meteorologischen Bedingungen koumlnnen sich an den Rotorblaumlttern Eisbrocken bilden die beim Start der Windenergieanlage herunterstuumlrzen Das Risiko eines solchen Eisbruches welches ca 200 m von der Anlage entfernt erfolgen wuumlrde ist jedoch gering und entspricht etwa dem eines Blitzschlages Auch besteht die Moumlglichkeit dass es aufgrund von Braumlnden an der Anlage zu begrenzten Stofffreisetzungen an die Umwelt kommt Derartige Stoumlrfaumllle sind jedoch durch Einhaltung der entsprechenden Vorschriften weitgehend vermeid-bar558 Daruumlber hinaus existiert potenziell das Risiko dass Rotorteile im Fall eines sbquoDurchgehensrsquo des Generators abbrechen oder dass bei extremen Windgeschwindigkeiten die gesamte Anlage umstuumlrzt Das Schadensausmaszlig ist in diesen Faumlllen relativ gering da in erster Linie sbquonurrsquo mit Sachschaumlden zu rechnen ist z B in Form einer Gebaumludezerstoumlrung Die Eintrittswahrscheinlich-keit dafuumlr ist selbst bei einer Massenaufstellung von Windkraftanlagen sehr gering toumldliche Unfaumllle fuumlr Menschen sind noch unwahrscheinlicher559

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist zu bemerken dass sich die Schaumlden in den meisten Faumlllen auf die unmittelbare Umgebung konzentrieren Allenfalls sind Folgewirkungen in der Form denkbar dass bspw durch Schaumlden in den elektrischen Komponenten andere verbundene Anlagen oder das regionale Einspeisenetz beschaumldigt werden Diese Schaumlden besitzen eine geringe Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung beschraumlnkt sich auf den Zeitraum der fuumlr die Behebung notwendig ist Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt sind Windenergiegeneratoren positiv zu beurteilen da sie im Bedarfsfall auf einfache Weise abmontiert werden koumlnnen Sie bestehen groumlszligtenteils aus metallischen Werkstoffen fuumlr die es anerkannte Entsorgungswege gibt Offene Fragen bestehen lediglich hinsichtlich der Rotorblaumltter die aus glasfaserverstaumlrkten Kunststoffen hergestellt sind und bisher nur auf stofflich-thermischem Wege verwertet werden koumlnnen560

Auch in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist diese Eingriffsform vorteilhaft da sich die Schaumlden normalerweise sofort bemerkbar machen Somit besteht keine Unsicherheit uumlber den Zeitpunkt des Wirksamwerdens was die Schadensbehebung erleichtert

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl unmittelbar keine negativen Gefahren fuumlr den Menschen bestehen gibt es einige Effekte die zu einer Beeintraumlchtigung des Wohlbefindens beitragen koumlnnen Von hoher Relevanz ist zunaumlchst der Houmlrschall welcher hauptsaumlchlich durch aerodynamische Geraumlusche an den Rotorblaumlttern entsteht Die Schallquellen Getriebe und Generator sind bei modernen Anlagen so konstruiert dass die Laumlrmemissionen deutlich reduziert sind Bedeutsam sind jedoch nur die Betriebsgeraumlusche bei niedrigen und mittleren Windgeschwindigkeiten da sie sich in diesem Bereich noch von den natuumlrlichen Windgeraumluschen unterscheiden Groszliganlagen koumlnnen einen Schallpegel von uumlber 100 dB(A) erreichen so dass ein entsprechender Mindestabstand

557 Vgl HAU (2003) 552558 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322-325559 Vgl HAU (2003) 526-530560 Vgl KALTSCHMITT (2003) 325

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noumltig ist um 45 dB(A) nicht zu uumlberschreiten die als Richtwert fuumlr reine Wohngebiete gemaumlszlig der Technischen Anleitung Laumlrm gelten561

Daneben gibt es das Phaumlnomen von aerodynamisch bedingtem Infraschall der in einem Frequenzbereich von 06 bis 15 Hz liegt Bei diesen Frequenzen ist die Wahrnehmungsgrenze des Menschen sehr hoch so dass auch noch in einigen hundert Metern Entfernung von der Windkraftanlage Emissionen bemerkbar sind562 Auch gibt es sbquoDiscoeffektersquo welche aber nur zufaumlllig und kurzzeitig wahrnehmbar sind da sie an bestimmte Sonnenstaumlnde gekoppelt sind Sie entstehen durch eine hohe solare Direkteinstrahlung auf die drehenden Rotorblaumltter was zu einer Lichtreflexion an deren Oberflaumlche fuumlhrt Aus allen Einflussfaktoren ergibt sich dass diese Beeintraumlchtigung nicht permanent sondern nur uumlber einige Stunden wirksam ist563

Von hoher Bedeutung ist auch der Schattenwurf der bei Sonnenschein von den Rotorblaumlt-tern und dem Turm ausgeht Dieser Effekt ist u a abhaumlngig von den Witterungsbedingungen dem Sonnenstand sowie der Groumlszlige und dem Betrieb der Anlage Bei einer 15-MW-Anlage kann dieser Schatten eine Reichweite von bis zu 1000 m erreichen und ca 20 der theoretischen Schattenwurfdauer betragen (ein Fuumlnftel der Tageszeit ist somit in der Summe aufgrund des Schattens verdunkelt) Untersuchungen zeigen dass diese Effekte keine erheblichen Belastun-gen auf die Menschen haben die in der Naumlhe von Windgeneratoren leben Dennoch koumlnnen die erhoumlhten Anforderungen die psychischen und physischen Ressourcen der Anwohner beanspruchen so dass kumulative Langzeitwirkungen moumlglich sind welche die Kriterien einer Belaumlstigung erfuumlllen564

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 71 der Befragten der Meinung dass die Windenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte565 Dieser hohe Wert muss jedoch moumlglicherweise reduziert werden wenn das bdquoNIMBYldquo-Phaumlnomen (bdquoNot In My Backyardldquo nicht in meinem Vorgarten) beruumlcksichtigt wird Demnach gibt es Personen die vielleicht grundsaumltzlich nicht gegen die Windkraft sind sie aber auf keinen Fall in ihrem Umfeld haben wollen566

Im Allgemeinen findet sich bei den Umweltverbaumlnden eine groszlige Zustimmung zur Wind-energie da diese Art der Energieerzeugung einen wichtigen Beitrag zur Loumlsung des Klimaprob-lems leisten kann Dabei werden Windkraftanlagen als eine Form der alternativen Stromgewin-nung gesehen die einen Teil einer Gesamtstrategie zur umweltgerechten Energieversorgung darstellt Dazu gehoumlren bspw Maszlignahmen zur Energieeinsparung die Erhoumlhung der Leistungskapazitaumlt aumllterer Windgeneratoren (Repowering) sowie die Einbindung der Energieerzeugung aus Wasser- und Sonnenkraft Des Weiteren sind bei den Verbandspositionen graduelle Unterschiede in Hinblick auf die Beruumlcksichtigung konkurrierender Nutzungsinteressen zu erkennen So fordert etwa Greenpeace zur Erhoumlhung der Akzeptanz dieser Nutzungsform eine staumlrkere Integration der Interessen von betroffenen Bevoumllkerungsteilen Der NABU hingegen spricht sich fuumlr ein gaumlnzliches Bauverbot von Windenergieanlagen in oumlkologisch sensiblen Gebieten aus567

561 Vgl HAU (2003) 537 vgl KALTSCHMITT U A (2003) 320f562 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321563 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 321f564 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 322565 Vgl FORSA (2005) 3566 Vgl ALT U A (1998) 19567 Vgl BWE (o Jb)

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Der lokale Widerstand gegen Windkraftanlagen wird haumlufig von Buumlrgerinitiativen gefuumlhrt die gut organisiert sind und z T erheblichen Einfluss auf die lokalen Entscheidungstraumlger ausuumlben koumlnnen Diese Aktivitaumlten sind jedoch nicht immer durch das originaumlre Interesse der Anwohner motiviert die sich moumlglicherweise durch Windenergieanlagen gestoumlrt fuumlhlen In einigen Faumlllen werden diese Buumlrgerinitiativen personell und finanziell durch andere Organisati-onen unterstuumltzt wie z B dem Bundesverband Landschaftsschutz hinter denen sich etablierte Stromkonzerne verbergen wie etwa die VIAG568 Es ist zu vermuten dass hier rein oumlkonomische Interessen im Vordergrund stehen da die Windenergie als Gefaumlhrdung der Marktposition von konventionellen Energietraumlgern gesehen wird569

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenVon den aufgefuumlhrten Grundbeduumlrfnissen ist bei dem Aspekt BrennstoffeBetriebsstoffe der groumlszligte inhaltliche Zusammenhang mit der Windenergie herzustellen da der erzeugte Strom auf aumlhnliche Weise vielseitig verwendet wird Aber auch die Befriedigung der meisten anderen Grundbeduumlrfnisse ist ohne Energie nicht denkbar Elektrische Energie wird meistens nicht als Produkt selbst benoumltigt sondern dient als Inputfaktor fuumlr die Erzeugung einer bestimmten Energiedienstleistung Dabei handelt es sich bspw um die Bereitstellung von Niedertempera-turwaumlrme wie bspw bei einer Heizung die Beleuchtung von Raumlumen wie z B bei Gluumlhlampen oder den Antrieb von stationaumlren Motoren etwa fuumlr Kuumlhlschraumlnke570 Fast alle Produktionspro-zesse sind zumindest indirekt auf Elektrizitaumlt angewiesen was bspw auch bei der Herstellung von Nahrung oder Kleidung der Fall ist

Effekte auf den ArbeitsmarktErfahrungen aus anderen Industriebereichen zeigen dass pro Beschaumlftigtem in der Windener-giebranche jeweils zwei Arbeitsplaumltze hinzugerechnet werden koumlnnen die indirekt im oumlkonomischen Umfeld entstehen wie bspw bei Planungsbuumlros oder Zuliefererfirmen Die Produktivitaumlt dieses Wirtschaftszweiges ist in der Vergangenheit stark gestiegen so dass sich alleine zwischen den Jahren 1990 und 1995 die Anzahl der Arbeitnehmer pro installiertem MW bei den Anlagenproduzenten von zwoumllf auf vier reduziert hat Trotzdem ist ein starker Zuwachs an Arbeitskraumlften zu verzeichnen was sich durch den uumlberproportionalen Anstieg der Gesamtleistung erklaumlrt571 Dabei entstehen die Arbeitsplaumltze abgesehen von einigen Aufgaben in der Forschung und Entwicklung nicht nur in der Groszligindustrie Windkraftanlagen sind Industrieprodukte sbquomittlererrsquo Technologie die von klein- und mittelstaumlndischen Unternehmen hergestellt werden572 Die Arbeitsplaumltze entstehen im Wesentlichen beim Bau von Windkraftag-gregaten der Betrieb hingegen kommt mit relativ wenig Personal aus Fuumlr den Betrieb sind daher vermutlich mittel- bis hochqualifizierte Arbeitskraumlfte notwendig welche fuumlr die Uumlberwachung und Steuerung eines Windparks verantwortlich sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist im Allgemeinen mit erheblichen positiven regionalwirtschaftlichen Effekten verbunden was sich auf die Finanzsituation sowohl von oumlffentlichen wie auch privaten Institutionen bezieht Die folgenden Aussagen beruhen auf einer Untersuchung am Beispiel der Landkreise Cuxhaven und Stade Sie lassen sich nicht zwingend

568 Die VIAG ist seit dem Jahr 2000 durch die Fusion mit dem Energieversorgungsunternehmen VEBA Bestandteil des EON-Konzerns Vgl WIKIPEDIA (o Jf)

569 Vgl FRANKEN (1998)570 Vgl HENSING U A (1998) 14f571 Vgl BMU (2001) 21-24572 Vgl HAU (2003) 761

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verallgemeinern zumal es sich tendenziell um windreiche Regionen handelt In Hinblick auf die Entstehung von Gewerbesteuern als Einnahmequelle fuumlr die kommunalen Haushalte kann aufgrund des Fehlens anderer Publikationen lediglich eine einzelne Meinung eines Betreibers herangezogen werden Demnach ist nach einer Betriebszeit von zehn bis zwoumllf Jahren eine durchschnittliche Gewerbesteuerabgabe von 12000 euro pro MW installierter Leistung zu erwarten was fuumlr beide Landkreise zusammen eine Gesamteinnahme von ca 6 Mio euro jaumlhrlich bedeutet Diese Mittel werden von den beteiligten Betreibergesellschaften und Planungsgesell-schaften aufgebracht bei denen 96 und 48 der Projekte sich in den jeweiligen Gemeinden befinden Die Bereitstellung von Fremdkapital erfolgt etwa zu einem Drittel durch Banken und Sparkassen aus der Region was sich sowohl auf die Anzahl wie auch die Houmlhe der Kredite bezieht Auch andere ortsansaumlssige Dienstleistungsunternehmen profitieren von den Betreibern der Windparks was einen Verbleib der Geldfluumlsse in der Region von durchschnittlich ca 50 bei den einmaligen Investitionsausgaben (ohne die Kosten des Windenergiegenerators) und im Mittel von etwa 16 bei den regelmaumlszligigen Betriebsausgaben bedeutet573

Die Investitionskosten von Windkraftanlagen liegen bei ca 800 bis 1050 euro pro kW wobei die Standortbedingungen einen erheblichen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe haben Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 005 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie z B Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaikanlagen 100 gegenuumlber Wasserkraftanlagen und 40 gegenuumlber Erdwaumlrmeanlagen Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden da zunehmend houmlhere Systemnutzungsgrade realisiert werden Allerdings werden diese aufgrund des bestehenden hohen technischen Niveaus nicht die Groumlszligenordnung der letzten fuumlnf bis zehn Jahre erreichen wahrscheinlicher ist hingegen die Erhoumlhung der installierten Anlagenleistung574

Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte Wirkung auf den Boden ergibt sich aus den Aufstaumlnderungs- bzw Modulmontage-systemen bei Freifeldaufstellungen so dass es z B infolge von Betonfundamenten oder Erdankern zu einer Flaumlchenversiegelung von ca 3 kommt was sich auf das gesamte von einer Fotovoltaikanlage beanspruchte Areal bezieht Eine indirekte Beeinflussung des Bodens erfolgt durch die Abdeckung der Solarmodule so dass sich nur noch bestimmte Tier- und Pflanzenarten in diesem Bereich aufhalten koumlnnen Diese Abschattung betraumlgt brutto etwa ein Drittel der Bodenflaumlche da zwischen den Solarmodulen groszligzuumlgige Abstaumlnde eingehalten werden575 Auch sind aufgrund des veraumlnderten Absorptionsverhaltens Auswirkungen auf das Mikroklima denkbar was jedoch erst bei einer sehr intensiven Nutzung dieser Eingriffsform relevant wird576

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserGrundsaumltzlich besteht keine Gefaumlhrdung des Umweltmediums Wasser da es weder auf der Input- noch auf der Outputseite des Betriebsprozesses von Solaranlagen eine Rolle spielt Es ist

573 Vgl FORWIND (2004) 25-30574 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538575 Vgl KRANE (2004) 23576 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259

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lediglich theoretisch moumlglich dass als Folge von Auswaschungen durch Regen gesundheitsge-faumlhrdende Stoffe wie etwa Cadmium aus den Modulen freigesetzt werden und ins Trinkwasser gelangen577

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon Fotovoltaikanlagen gehen keine luft- und klimagefaumlhrdenden Emissionen aus Allenfalls koumlnnen durch die Abschattung der Module nach kurzer Zeit verschiedene Kleinklimate entstehen Somit wird die lebensraumlumliche Struktur und infolgedessen die Artenvielfalt gefoumlrdert was wiederum fuumlr das gesamte lokale Oumlkosystem vorteilhaft ist

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Installation von Solaranlagen beeintraumlchtigt merklich den Lebensraum fuumlr die Flora und Fauna weil die vormals freie Flaumlche partiell verbaut ist Die veraumlnderten Rahmenbedingungen fuumlhren nicht zu einem voumllligen Verlust dieser Biotope schlieszligen aber bestimmte Tier- und Pflanzenarten aus die sich nicht anpassen koumlnnen Durch die Aufstaumlnderungsbauten wird die Moumlglichkeit fuumlr einen raumlumlichen Verbund von bestimmten Pflanzen- und Tierarten erschwert was die Bildung von Lebensgemeinschaften generell stark beeintraumlchtigt Insgesamt ist langfristig auch eine Aumlnderung der lokalen Biotopzusammensetzung denkbar da minimale Effekte bzgl des Mikroklimas und der Verschattungseffekte zu einer Vergroumlszligerung oder Verringerung der Population bestimmter Arten fuumlhren

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSolarzellen beanspruchen aufgrund ihrer Bauweise groszlige Flaumlchen was insbesondere bei Fotovoltaikkraftwerken der Fall So besitzt bspw die Anlage auf den Daumlchern der Neuen Messe Muumlnchen eine Nennleistung von 1058 MWp und verteilt sich auf einer Flaumlche von 63 ha578 Die Anlagen erreichen normalerweise eine maximale Houmlhe von 4 m was von der Art der Aufstaumlnde-rung abhaumlngt579 Im Gegensatz zu Solarmodulen die in Daumlchern und Fassaden integriert sind fuumlhrt die Nutzung auf freien Flaumlchen zu einer erheblich groumlszligeren visuellen Beeinflussung durch die charakteristische Blaufaumlrbung einer Siliziumsolarzelle

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZentraler Ansatzpunkt fuumlr die Verringerung der beschriebenen negativen Auswirkungen ist die Auswahl eines Standortes der einen vergleichsweise geringen landschaftspraumlgenden Charakter aufweist So sollten bspw Anhoumlhen vermieden werden allgemeinguumlltige Aussagen sind jedoch aufgrund der individuellen Bedingungen von Landschaftsbild und Fotovoltaikanlage kaum moumlglich Eine weitere Moumlglichkeit bieten Standards fuumlr die Errichtung und den Betrieb die i S einer Selbstverpflichtung der Branche zu formulieren sind Diese koumlnnten sich auf bestimmte Kriterien beziehen zu denen bspw eine optimale Groumlszlige die Anlagenabstaumlnde oder die Houmlhe der Aufstaumlnderung zaumlhlen Auch in Hinblick auf die verwendeten Materialien wie etwa den Verzicht auf umweltgefaumlhrdende Chemikalien oder den Einsatz von Duumlngemitteln auf der genutzten Flaumlche sind Optimierungspotenziale vorhanden580

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch Braumlnde bei denen die Solaranlage mit der Gebaumludehuumllle verbrennt Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr

577 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260578 Vgl BSI (o Jb)579 Vgl KRANE (2004) 23580 Vgl UVSNABU (2005)

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ist allgemein als gering einzustufen wenn alle sicherheitsrelevanten Vorschriften eingehalten werden581

Bezogen auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Ein Uumlberspringen des Feuers auf andere Solaranlagen ist unwahrscheinlich und ggf durch Loumlschen begrenzbar Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig nicht gravierend da dies durch die Dauer der Behebung der Brandschaumlden bestimmt wird was meistens innerhalb eines Jahres erfolgt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da Feuer unmittelbar auf die angegriffenen Sachguumlter wirkt Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform positiv zu bewerten weil ein vollstaumlndiges Recycling einer Solaranlage weitgehend moumlglich ist Lediglich bei bestimmten Komponenten aus Schwermetallen die z B aus Cadmium-Tellurit bestehen gibt es noch Unklarheit uumlber die Wiederverwertung Da diese Verfahren noch am Anfang der technischen Entwicklung stehen ist eine Loumlsung dieser Problematik sbquonurrsquo eine Frage der Zeit582

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitInfolge eines moumlglichen Brandes der Solaranlage kann es aufgrund der Verdampfung bestimmter Komponenten zur Freisetzung von giftigen Stoffen kommen wie etwa von Tellur oder Selen Erst bei einer vollstaumlndigen Emission dieser Chemikalien ab einer Anlagengroumlszlige von mehr als 100 kW kann es zu einer gesundheitsgefaumlhrdenden Konzentration in den umliegenden Luftschichten kommen Daruumlber hinaus besteht eine prinzipielle Verletzungsgefahr fuumlr den Menschen durch Herabfallen unsachgemaumlszlig montierter Solarmodule oder Beruumlhrung der elektrischen Spannungen zwischen den stromfuumlhrenden Anschluumlssen Bei Einhaltung der allgemein guumlltigen Standards fuumlr den Bau und Betrieb solcher Anlagen sind diese Auswirkungen jedoch weitgehend vermeidbar Ein weiterer gesundheitsrelevanter Effekt sind elektromagneti-sche Strahlungen welche durch die Gleichstromverkabelung und die groszlige Abstrahlflaumlche des Solargenerators verursacht werden Allerdings handelt es sich um niederfrequente magnetische Felder die deutlich weniger Strahlung emittieren als elektronische Haushaltsgeraumlte wie bspw Fernseher583

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 85 der Befragten der Meinung dass die Sonnenenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte584 Andere Umfragen mit einem Wert von 74 stuumltzen dieses Meinungsbild wobei sich eine groszlige Mehrheit der Befragten in Hinblick auf die Standortwahl fuumlr die Nutzung von Daumlchern und Fassaden ausspricht Es besteht die Vermutung dass Fotovoltaik-Freiflaumlchen-anlagen in industriell gepraumlgten Regionen sowie in ausreichender Entfernung von Wohngebie-ten eine houmlhere Akzeptanz genieszligen585

Die Umweltverbaumlnde stehen dem Ausbau von Fotovoltaikanlagen grundsaumltzlich positiv gegenuumlber was jedoch an einige Bedingungen geknuumlpft ist So verlangt bspw der WWF eine vorrangige Nutzung bestehender Siedlungs- und Verkehrsflaumlchen vor der Erschlieszligung von Freiflaumlchen und lehnt die Installation in Schutzgebieten eindeutig ab586 Im Einzelfall kommt es jedoch zu einem Riss quer durch die Verbaumlnde wie das Beispiel einer geplanten Solaranlage in

581 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260582 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 260583 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 259f584 Vgl FORSA (2005) 3 585 Vgl BMU (2004) 938586 Vgl WWF (2004) 2f

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Kleinblittersdorf (Saarland) mit einer Leistung von 8 MW zeigt Nach ausfuumlhrlichen Beratungen wurde der entsprechende Bebauungsplan abgelehnt weil die Befuumlrworter aus CDU und NABU sich nicht gegen das Buumlndnis aus SPD Gruumlnen und BUND durchsetzen konnten587

Auch in Hinblick auf den lokal organisierten Widerstand zeigt sich in einigen Beispielen ein betraumlchtliches Ablehnungspotenzial wie im Fall eines erfolgreichen Buumlrgerbegehrens gegen eine Fotovoltaikanlage in Schmiechen (Bayern) Zu dieser Entwicklung hat auch eine restriktive Informationspolitik seitens des Investors und der Gemeinde beigetragen wodurch sich die Gegner in ihrem Misstrauen gegenuumlber der Anlage bestaumltigt fuumlhlten So war geplant das Projekt 250 m suumldlich der naumlchsten Wohnanlage und in einer Houmlhe von 35 m zu installieren Unter diesen Umstaumlnden waumlre es zu einer Verbauung der Aussicht fuumlr die Anwohner sowie zu einer negativen optischen Wirkung in einem sonst sehr flachen Gelaumlnde gekommen588

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenFotovoltaikanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung589

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieses Eingriffsinteresses ist mit unterschiedlichen beschaumlftigungspolitischen Auswirkungen verbunden die im Folgenden kurz skizziert werden Bei Fotovoltaikanlagen werden kapitalintensive Fertigungstechnologien verwendet die hinsichtlich des Technologie-grades mit der Computerbranche zu vergleichen sind In diesem Teil der Wertschoumlpfungskette sind in geringem Umfang hochqualifizierte Beschaumlftigungsverhaumlltnisse zu erwarten die auch Aufgaben aus dem Bereich Forschung und Entwicklung uumlbernehmen um noch kostenguumlnstige-re Solarmodule produzieren zu koumlnnen Dagegen bedarf es bei der Installation und Wartung mittelqualifizierte Arbeitskraumlfte die weitgehend durch spezialisierte Handwerksbetriebe bereitgestellt werden Es ist allerdings zukuumlnftig eine Verringerung der Montagekosten zu erwarten da standardisierte Generatorgroumlszligen mit groumlszligeren Modulen verwendet werden Damit geht ein reduzierter Arbeitsaufwand einher welcher nur durch eine uumlberproportionale Ausweitung der Zahl an Anlagen kompensiert werden kann um per Saldo eine positive beschaumlftigungspolitische Wirkung zu erzielen590 Weitere Arbeitsplaumltze sind infolge von Beratungs- und Pruumlfungsleistungen zu erwarten die durch Architekten Bauingenieure und Energieberatungen erbracht werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDa hinsichtlich der regionalwirtschaftlichen Implikationen von Fotovoltaikanlagen keine verwertbaren Studien vorliegen wird im Folgenden auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen So kann angenommen werden dass bei der Installation und Wartung von Solaranlagen auch lokale Unternehmen zum Zuge kommen Diese beziehen zwar die technischen Komponenten von den groszligen internationalen Produzenten wie etwa BP Solar oder Sharp die Zusammenstellung zu einer schluumlsselfertigen Fotovoltaikanlage erfolgt jedoch haumlufig von klein- und mittelstaumlndischen Betrieben Auch in anderen Bereichen der Wertschoumlp-fungskette ist anzunehmen dass eher Unternehmen aus der jeweiligen Region profitieren und somit z B zusaumltzliche Gewerbesteuereinnahmen generieren Dies betrifft bspw die Beratung in

587 Vgl BMU (2004) 37f588 Vgl BMU (2004) 35589 Siehe Abschnitt 412590 Vgl FREUND (1996) 5f

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Bezug auf behoumlrdliche Genehmigungen oder die Finanzierung uumlber die ortsansaumlssigen Kreditinstitute Insgesamt leistet dieses Eingriffsinteresse einen Beitrag zur Foumlrderung der dezentralen Energieversorgung und bietet fuumlr Regionen eine Entwicklungschance die als Standortvorteil sbquonurrsquo viel Sonne anzubieten haben

Die Investitionskosten von Fotovoltaikanlagen liegen bei ca 5000 euro pro kW wobei das solare Strahlungsangebot nur einen geringen Einfluss auf die tatsaumlchliche Houmlhe hat Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten im Bereich von 042 bis 045 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 1000 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 700 gegenuumlber Wind 700 gegenuumlber Wasser und 200 gegenuumlber Erdwaumlrme Langfristig kann von einer deutlichen Kostensenkung ausgegangen werden da die Optimierungspotenziale sowohl bei den einzelnen Systemelemen-ten als auch bei der Systemtechnik noch unerschlossenen sind Allerdings wird auch zukuumlnftig diese Art der Energieerzeugung die teuerste Option bleiben wenn keine substanzielle Innovation im Markt zu einer erheblichen Kostenreduktion fuumlhrt591

Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei Wasserkraftanlagen findet durch die Systemkomponenten Wehr und Einlaufbauwerk an der jeweiligen Stelle eine Totalversiegelung des Bodens statt Des Weiteren kann es infolge der Errichtung von Straszligen und Anlagen im Gewaumlsserumfeld zu temporaumlren und bleibendenLebensraumverlusten fuumlr Tiere und Pflanzen kommen wenn etwa uumlberfluumlssige Steine und Boden verfuumlllt werden592 Daruumlber hinaus ist bei Anlagen die mit Speicherwasser arbeiten aufgrund der Uumlberstauung eine zusaumltzliche Beanspruchung von Boden notwendig593

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Aufstauung des Wassers durch die Wehranlagen kann zu einer Vielzahl von Auswirkungen im Flieszliggewaumlsser fuumlhren von denen hier die wichtigsten beschrieben werden So wird bspw durch die Verlangsamung der Flieszliggeschwindigkeit die Schleppkraft des Wassers verringert was wiederum die Grobstrukturen des Flussbettes veraumlndert Auch kann sich die Wassertemperatur erhoumlhen was den Ruumlckgang des Sauerstoffgehaltes in tiefen Stauraumlumen zur Folge hat Des Weiteren kann es in diesem Bereich zur Anlagerung von Schadstoffen oder der Entstehung von Faulgasen durch den Abbau von organischen Ablagerungen kommen Da im Staubereich das grobkoumlrnige Geschiebe (Feststoffe die nur im Bereich der Sohle transportiert werden) zuruumlckgehalten wird fehlt Sohlmaterial unterhalb der Wehranlage Die Konsequenz daraus ist eine Sohlerosion und damit eine Eintiefung des Flussbettes was wiederum zu einer Absenkung des lokalen Grundwasserspiegels fuumlhrt Dies macht sich z B durch eine Trockenlegung von Auenwaumlldern und ihrer veraumlnderten Vegetation bemerkbar Diese Effekte sind besonders gravierend bei einer Hintereinanderschaltung mehrerer Anlagen zu einer Kraftwerkskette so dass die gesamte Flieszliggewaumlssercharakteristik uumlber eine laumlngere Strecke verloren geht594

591 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538592 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 1597593 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 93594 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371

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Wird das Flieszligwasser nicht aufgestaut sondern aus dem urspruumlnglichen Mutterbett ent-nommen koumlnnen sich ebenso massive Veraumlnderungen auf den lokalen Wasserhaushalt ergeben Dies ist bei Ausleitungskraftwerken der Fall wodurch es z B zu einem Verlust der natuumlrlichen jahres- und tageszeitperiodischen Abflussschwankungen oder einer Verlaumlngerung der Niedrigwasserperioden kommt Ebenso kann sich die Wasserqualitaumlt verschlechtern oder das Algenwachstum verstaumlrken und die Stroumlmungsverhaumlltnisse werden insgesamt gestoumlrt595

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa die Energieumwandlung nicht auf thermischem Wege (wie bei den fossilen Brennstoffen) stattfindet gibt es keine Emissionen mit negativen Effekten auf die Luft oder das Klima Dennoch koumlnnen infolge der weitreichenden Veraumlnderungen der oumlkologischen Mechanismen eines Flieszliggewaumlssers Gase freigesetzt werden die fuumlr den Treibhauseffekt eine Rolle spielen So entsteht in anaeroben Gewaumlssern beim Zersetzungsprozess der uumlberschwemmten Vegetation Methan bei verrottenden Pflanzen wird Kohlendioxid emittiert Allerdings ist die Abschaumltzung der daraus resultierenden Schaumlden schwierig und haumlngt von der Menge an Biomasse ab So hat dieser Effekt bei kleinen Wasserkraftanlagen wie sie in Deutschland haumlufig betrieben werden eine weitaus geringere Bedeutung als bei groszligen Stauanlagen wie sie etwa in Brasilien zu finden sind Schlieszliglich sind diese kausalen Zusammenhaumlnge insgesamt zu wenig eindeutig so dass ihre Beruumlcksichtigung nicht sinnvoll erscheint596

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie Barrierewirkung der Wehr- und Turbinenanlagen hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Fauna und Flora des betroffenen Flieszliggewaumlssers da die natuumlrlichen Wanderungsbewegungen der Arten eingeschraumlnkt oder verhindert werden Die Folge daraus ist eine Zerteilung und Verkleinerung des Gewaumlsserlebensraumes was sich negativ auf die gesamte Population der aquatischen Lebewesen auswirkt Des Weiteren kommt es zu einer Verringerung der Strouml-mungsgeschwindigkeit in Staubereichen und der Wassertiefe unterhalb des Wehrabsturzes sowie veraumlnderten Druck- und Stroumlmungsverhaumlltnissen in der Naumlhe der Turbine Dies kann bei einigen Fischarten zu Orientierungsproblemen und mechanischen Verletzungen am Fischkoumlrper fuumlhren597

Die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zeigen sich z B in einer Abnahme von Arten bei Wassertiefen uumlber zwei Metern dagegen ist eine Zunahme von Arten bei Wassertiefen unterhalb dieser Grenze zu verzeichnen598 Auch kommt es aufgrund verschlechterter Selbstreinigungskraumlfte des Gewaumlssers zur Bildung von Faulschlamm und einer verstaumlrkten Algenproduktion was wiederum eine Sekundaumlrverschmutzung bedeutet599 Aufgrund der beschriebenen Dynamik des Wasserhaushaltes ist mit Folgewirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt auch im Auenbereich zu rechnen Die dort ansaumlssigen amphibischen und terrestrischen Tierarten ziehen sich zuruumlck und Baumarten wie bspw die Weide werden durch Grauerlen und Eschen verdraumlngt600 Zusammengenommen fuumlhren diese Veraumlnderungen in der Flora und Fauna zu einer Stoumlrung des bisherigen Raumluber-Beute-Schemas und damit zur Verschiebung des standorttypischen Artenspektrums601

595 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 368-371596 Vgl UMWELTBUNDESAMT (1997) 20597 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371598 Vgl HUumlTTE (2000) 168599 Vgl KLEPSER (1996) 127600 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 75f601 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 369-371

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Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildVon einer Wasserkraftanlage und den baulichen Strukturanpassungen gehen erhebliche sichtbare Beeintraumlchtigungen auf das Oumlkosystem aus wobei das Ausmaszlig von der Bauweise und Groumlszlige der Anlage abhaumlngt Dies macht sich in der Gestalt des Flusses bemerkbar d h in Form und Veraumlnderung seines Bettes der Ufer Arme und Inseln Die treibende Kraft hierfuumlr ist das dynamische Wechselspiel von Hoch- und Niedrigwasser sowie von Erosion und Geschiebetrans-port Ein weiteres Charakteristikum des Flusses ist das Nebeneinander verschiedener Formen auf engstem Raum hinsichtlich Stroumlmungsgeschwindigkeit Wassertiefe Wassertemperatur Sonnenstrahlung und Koumlrnigkeit des Sedimentes Ergebnis des Zusammenspiels dieser Faktoren ist ein dicht verflochtenes Netzwerk von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten602

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenEinige der dargestellten oumlkologischen Belastungen koumlnnen mit bestimmten Maszlignahmen minimiert werden von denen die wichtigsten im Folgenden auf ihre grundsaumltzliche Wirksamkeit untersucht werden Die tatsaumlchliche Effektivitaumlt haumlngt jedoch von einer Vielzahl von lokalen Einflussgroumlszligen bezuumlglich der oumlkologischen Spezifikation des Flieszliggewaumlssers und der Konfigura-tion der Wasserkraftanlage ab Schlieszliglich kann nur durch das Zusammenspiel aller Einzelmaszlignahmen erreicht werden dem urspruumlnglichen Zustand des Flusses moumlglichst nahe zu kommen ohne die damit verbundenen Kosten unverhaumlltnismaumlszligig zu steigern

In Hinblick auf die Sperrwirkung des Wehres kommen Fischtreppen und Umgehungsrin-nen in Betracht welche die Aufstiegsmoumlglichkeit fuumlr aquatische Lebewesen erhalten soll Mehrheitlich wird diese Moumlglichkeit eines Teilausgleiches der Barrierewirkung als positiv betrachtet eine bessere Alternative zum unverbauten Gewaumlsser sind nur noch flach geneigte Sohlrampen um die Durchgaumlngigkeit des Flusses wiederherzustellen Dagegen wird das Problem der Unterbindung des Geschiebetransportes durch das Wehr bspw mit der Stauraum-spuumllung bekaumlmpft Diese findet ein- bis zweimal im Jahr statt und saumlubert den Staubereich von Feinsediment- und Geschiebablagerungen603

Ein weiteres wichtiges Problem findet sich bei Ausleitungskraftwerken aufgrund der Ent-nahme von Flusswasser das uumlber einen Seitenkanal der Anlage zugefuumlhrt wird Dadurch wird die urspruumlngliche Wassermenge des Gewaumlssers verringert was erhebliche oumlkologische Folgen hat wie z B eine Verschlechterung der Gewaumlsserguumlte Dem kann nur durch das Setzen eines Mindestwasserstandes entgegengewirkt werden dessen Festlegung jedoch mit vielen Fragen behaftet ist Auch die Problematik der Fischschaumldigung durch Turbinen kann gemindert werden wenn bspw Rechen benutzt werden was jedoch bei kleinen Fischarten nur begrenzt moumlglich ist Eine weitaus wirksamere Loumlsung ist das Abschalten der Wasserkraftanlage waumlhrend der Fischhauptwanderzeit von bis zu drei Monaten welche aber mit groszligen Unsicherheiten bezuumlglich des Zeitraumes und Zeitpunktes verbunden ist604

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch eine Wasserkraftanlage ergibt sich durch die Freisetzung von Schmierstoffen in das Flieszliggewaumlsser was sich jedoch verringert wenn diese biologisch abbaubar sind Auch laumlsst sich das Risiko minimieren wenn entsprechende Schutzvorrichtungen eingebaut und die Schmierstoffe auszligerhalb des wassergefaumlhrdeten Bereichs gelagert werden Weitere Unwaumlgbarkeiten koumlnnen durch Braumlnde an den elektrischen Anlagen oder Versagen von mechanischen Komponenten entstehen die jedoch nicht spezifisch fuumlr diese Technologie sind

602 Vgl UHRMEISTER (1998) 81603 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31604 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 24-31

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Dagegen ist der potenzielle Schaden durch Versagen eines Staudammes bei Speicherwasser-kraftwerken weitaus groumlszliger was einen totalen Verlust von Natur- und Sachkapital sowie von Menschenleben bedeuten kann605 Daher beziehen sich die folgenden Aussagen weitgehend auf Schaumlden die auf diese Weise hervorgerufen werden Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die erste Schadenskategorie laumlsst sich nur allgemein als eher niedrig einschaumltzen fuumlr den zweiten Fall liegt dieser Wert fuumlr alle nach dem Jahr 1950 gebauten Daumlmme bei 05 606

Bezuumlglich der Ubiquitaumlt ist festzustellen dass sich die Schaumlden aufgrund der Dynamik des Flieszliggewaumlssers sowohl bei einer Freisetzung von Schadstoffen als auch bei einem Dammbruch nicht auf den Standort der Anlage beschraumlnken sondern sich auch uumlber einen regionalen Radius erstrecken koumlnnen Die Persistenz dieser Schaumlden kann mehrere Jahre betragen da der Wiederaufbau von natuumlrlichen und anthropogenen Strukturen in der betroffenen Flaumlche sehr komplex ist Hinsichtlich der Irreversibilitaumlt kann angenommen werden dass der urspruumlngliche Zustand eines uumlberfluteten Gebietes nur ansatzweise wiederhergestellt werden kann Ebenfalls problematisch ist ein Ruumlckbau der Wasserkraftanlage da die bautechnischen Anlagenteile wie z B Wehre oder Staudaumlmme massiv im Flussbett verankert sind607 Schlieszliglich ist die Verzoumlgerungswirkung gering da die Schaumlden im Fall eines Dammbruches aufgrund der Kraft des flieszligenden Wassers sichtbar werden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbare Beeintraumlchtigungen der Gesundheit des Menschen entstehen durch den Betrieb einer Wasserkraftanlage nicht lediglich die Laumlrmemissionen koumlnnen von den Anwohnern als stoumlrend empfunden werden608 Dagegen werden bei Speicherwasserkraftwerken Stauseen geschaffen die groszlige Flaumlchen mit Wasser bedecken Dies fuumlhrt jedoch nur in den Tropen zu einer erhoumlhten Gefahr fuumlr an Wasser gebundene Infektionskrankheiten und wird daher in dieser Betrachtung nicht weiter beruumlcksichtigt609

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 68 der Befragten der Meinung dass die Wasserkraftenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte610 Dieses grundsaumltzlich positive Votum wird jedoch relativiert wenn Studien herangezogen werden welche in ihren Aussagen uumlber solche Meinungsumfragen hinausgehen So zeigen Untersuchungen im oberbayerischen Alpenraum der aufgrund seiner geologischen Bedingungen besonders geeignet ist ein hohes Konfliktpotenzial im Zusammenhang mit dem Bau von Wasserkraftwerken und Stauseen Sowohl die Energieversorgungsunternehmen als auch die Naturschutzverbaumlnde argumentierten mit dem Gemeinwohlinteresse ndash allerdings aus gegensaumltzlichen Positionen Fuumlr die Befuumlrworter steht die Gewinnung von preiswertem und erneuerbarem Strom im Vordergrund fuumlr die Gegner die Zerstoumlrung von aumlsthetisch wertvollen Flusslandschaften611

Die Zustimmung der Umweltverbaumlnde zu diesem Projektinteresse ist dagegen weniger deutlich Als eine Art der Erzeugung von erneuerbarer Energie wird die Wasserkraft begruumlszligt die damit z T erheblichen Schaumlden an der Natur sind hingegen nicht sbquowegzudiskutierenrsquo Von daher

605 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372606 Vgl WBGU (2003) 58 607 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 372608 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2001) 23609 Vgl WBGU (2003) 58610 Vgl FORSA (2005) 3 611 Vgl HASENOumlHRL (2003) 11-15

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wird grundsaumltzlich die Reaktivierung von stillgelegten Anlagen und die Optimierung bestehen-der Kraftwerke gefordert ein Neubau wird nur in Ausnahmefaumlllen befuumlrwortet Insgesamt muumlssen alle Flieszliggewaumlsserbauwerke bestimmte oumlkologische Kriterien erfuumlllen da bspw nur bei Einhaltung einer Mindestrestwassermenge die Umweltschaumlden zu minimieren sind Daruumlber hinaus gibt es die Forderung bestehende Anlagen oumlkologisch aufzuwerten indem z B Fischaufstiegshilfen zur Verbesserung der Flieszliggewaumlsseroumlkologie installiert werden612

Auch die umliegende Bevoumllkerung von Wasserkraftanlagen steht diesem Eingriffsinteresse oftmals sehr skeptisch gegenuumlber was in einigen Faumlllen dann zur Ruumlcknahme von geplanten Projekten fuumlhrt So haben sich bspw ein Dutzend Vereine zur Jagst-Initiative zusammenge-schlossen und Unterschriftensammlungen Pressekampagnen und Eingaben initiiert Auf diese Weise konnte die von der Stadtverwaltung Friedrichshall (Bayern) geplante Aufstauung der Jagst auf zwei Kilometern verhindert werden das zustaumlndige Regierungspraumlsidium lehnte das Vorhaben schlieszliglich ab613

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWasserkraftanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zu derselben Einschaumltzung614

Effekte auf den ArbeitsmarktBei diesem Eingriffsinteresse ist uumlber die Phase der Planung und des Baus hinaus mit zusaumltzli-chen Arbeitsplaumltzen infolge des Betriebs und der Wartung der Wasserkraftanlagen zu rechnen Pro Bauwerk besteht vermutlich ein Bedarf von fuumlnf bis 50 Mitarbeitern wenn als Vergleichsbei-spiel bestehende Anlagen herangezogen werden So wird bspw das groumlszligte deutsche Pumpspeicherkraftwerk in der Naumlhe von Goldisthal (Thuumlringen) von 50 Technikern und Ingenieuren betrieben und erzeugt eine Leistung von 1060 MW615 Aufgrund der hohen Komplexitaumlt der Kraftwerkstechnik ist anzunehmen dass fuumlr diese Aufgaben mittel- bis hochqualifizierte Beschaumlftigte notwendig sind

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUumlber die regionalpolitischen Implikationen von Wasserkraftanlagen liegen kaum Erkenntnisse vor so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss So handelt es sich bei Wasser zunaumlchst um einen sbquoRohstoffrsquo der nur in bestimmten Regionen verfuumlgbar ist und somit nur punktuell die Energieumwandlung ermoumlglicht Wie beschrieben ist aus naturschutz-fachlichen Gruumlnden nicht mit einem Neubau von Wasserkraftanlagen im groszligen Umfang zu rechnen so dass sich die oumlkonomischen Aktivitaumlten bei diesem Energietraumlger vermutlich auf die Modernisierung bestehender und die Reaktivierung stillgelegter Anlagen konzentriert Es ist denkbar dass lokale Unternehmen aus den Bereichen Planung bauliche Instandsetzung und Betrieb von einer Renaissance dieser Energieanlagen in der Region profitieren Allerdings ist anzunehmen dass im Wesentlichen nur betriebsbedingt hier eine dauerhafte oumlkonomische Struktur befoumlrdert wird Wirtschaftliche Impulse aufgrund der Neuerrichtung von Wasserkraftan-lagen sind somit nicht zu erwarten

Die Investitionskosten von Wasserkraftanlagen liegen bei 4000 bis 10000 euro pro kW wobei die tatsaumlchliche Houmlhe sehr stark von den hydrogeologischen Standortbedingungen beeinflusst

612 Vgl BUND (2002a) vgl NABU (2004)613 Vgl UHRMEISTER (2001)614 Siehe Abschnitt 412615 Vgl WEGERICHHERING (2004) vgl VATTENFALL EUROPE (o J)

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wird Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten von 003 bis 008 euro pro kWh was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 200 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 10 gegenuumlber Fotovoltaik 25 gegenuumlber Erdwaumlrme und 100 gegenuumlber Wind Langfristig kann jedoch nicht von einer wesentlichen Kostensenkung ausgegangen werden da diese Technik seit Jahrzehnten weitgehend ausgereift ist Es ist eher damit zu rechnen dass die Stromgestehungskosten stabil bleiben oder aufgrund von zunehmenden Umweltschutzvorgaben sogar steigen werden616

Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenJede Form der geothermischen Nutzung bedeutet einen Eingriff in das Gleichgewicht der oberen Erdkruste was sich in Form von energetischen und stofflichen Veraumlnderungen Bruchvorgaumlngen sowie im geringen Maszlige auch durch Masseverlagerungen darstellt Im Vergleich zu bergbaulichen Eingriffen ist der Umfang der Wirkungen gering da keine Hohlraumlume entstehen Die Umweltwirkungen konzentrieren sich auf die thermische Beeinflus-sung der Gesteinsschichten im Untergrund welche sich ober- und unterhalb der genutzten wasserfuumlhrenden Lagen befinden Durch die Injektion des abgekuumlhlten Wassers hat sich bspw gezeigt dass nach uumlber 30 Betriebsjahren eine Tiefe von bis zu 160 m thermisch beeinflusst wirdund 70 m unter der Erdoberflaumlche die Temperatur um 10 degC sinkt617

Dagegen kann es infolge der Bohrung zu einer Erwaumlrmung der geologischen Umgebung kommen was einen Umkreis von bis 60 m ausmachen kann In einem Abstand von 10 m um das Bohrloch ist die thermische Wirkung bereits auf ca 56 des urspruumlnglichen Wertes abgeklun-gen und reduziert sich nach 20 m auf ca 34 Des Weiteren sind geomechanische Einfluumlsse moumlglich welche sich um das Injektionsbohrloch herum in Form eines Kaltwasserbereiches bemerkbar machen was zu einer Kontraktion der Speicherschichten fuumlhrt Simulationen haben gezeigt dass als Folge daraus eine Reduktion der Schichtmaumlchtigkeit und damit eine geringe Absenkung der Erdoberflaumlche uumlber einen langen Zeitraum eintreten618

Abhaumlngig von der Art der Geothermieanlage kann auch ein Bodenaushub notwendig sein in dessen Folge das Erdreich abtransportiert wird und somit vollstaumlndig verloren geht Anschlieszligend wird eine ca 30 cm starke Kiesschicht aufgeschuumlttet um das Erdreich gegen das Eindringen kontaminierter Fluide oder anderer Emissionen zu schuumltzen Auf diese Weise werden jedoch die natuumlrlichen Funktionen des Bodens unterbunden wie etwa die als Lebensraum oder als Abbau- Ausgleichs- und Aufbaumedium619

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBei einer unsachgemaumlszligen Re-Injektion des Waumlrmetraumlgermediums kann es zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommen was wiederum zu einer Veraumlnderung des Porendruckes fuumlhrt Die moumlglichen Folgen daraus sind mikroseismische Erscheinungen die bisher allerdings kaum beobachtet wurden Weiterhin ist es moumlglich dass Stoffe wie Methan Ammoniak Schwefelwas-serstoff und Kohlenstoffdioxid emittiert sowie Mineralien freigesetzt werden und sich im

616 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538617 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471618 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469-471619 Vgl THIELE (2004) 52-55

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Untergrund bei der Wasserzirkulation aufloumlsen Da das Thermalwasser jedoch in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt wird ist im Normalbetrieb nicht mit diesen Effekten zu rechnen Die groumlszligte potenzielle Umweltgefahr geht jedoch von der Abteufung der Bohrungen aus was sich in Form eines hydraulischen Kurzschlusses unterschiedlicher Schichten im Untergrund bemerkbar macht620

Von dem Waumlrmetraumlgermedium gehen keine Gefahren aus da i d R nur Wasser verwendet wird dem allenfalls ein Korrosionsschutzmittel zugesetzt ist621 Daruumlber hinaus kann es durch die Zirkulation des Waumlrmetraumlgermediums in einigen Kilometern Tiefe zu einer geringen Loumlsung von Salzen und Mineralien kommen welche sich im Untergrund befinden Negative Folgen fuumlr die Umwelt sind daraus jedoch nicht abzuleiten da das mit derartigen Stoffen angereicherte Wasser in einem geschlossenen Kreislauf wieder dem Untergrund zugefuumlhrt wird622 Auch der hohe Verbrauch von Wasser kann problematisch sein was bereits fuumlr die Phase der Explorations-und Testbohrungen der Fall ist So koumlnnen geothermische Anlagen eine Menge von bis zu 1000 m3Tag umsetzen was jedoch nur in halbtrockenen und trockenen Gebieten kritisch ist623

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIm ordnungsgemaumlszligen Betrieb einer Erdwaumlrmeanlage ist nicht mit der Freisetzung von Stoffen oder Partikeln zu rechnen Allenfalls entstehen die uumlblichen klimarelevanten Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energietraumlger in der Heizzentrale welche zur Deckung von Zusatz- bzw Spitzenlasten benoumltigt werden624 Da bei der geothermischen Stromerzeugung relativ niedrige Temperaturen von 150 bis 250 degC genutzt werden ist der Wirkungsgrad im Vergleich zu konventionellen Waumlrmekraftwerken gering Daraus resultiert eine hohe Abwaumlrmemenge welche die Umgebung belasten kann wenn diese Energie nicht in einer Anlage zur Kraft-Waumlrme-Kopplung aufgefangen oder dem Untergrund zugefuumlhrt wird Im Bereich von unter 200 degC arbeiten diese Anlagen im Allgemeinen mit organischen Kreislaufmedien die oftmals ein hohes Ozonzerstoumlrungs- und Treibhauspotenzial aufweisen Da diese Stoffe in einem geschlossenen Kreislauf gefuumlhrt werden ist nur im Fall von Leckagen mit ihrer Freisetzung in die Umwelt zu rechnen625

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenAls direkte Folge fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt kommt es zu einem Verlust des jeweiligen Lebensraumes an dem Standort was bei einem standardisierten Bohrplatz eine Flaumlchengroumlszlige von mindestens 2000 m2 ausmacht626 Als indirekte Folge kann es aufgrund der Bohrarbeiten zu Schallemissionen kommen welche sich je nach Tiefe uumlber einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten erstrecken und fuumlr die umgebende Tierwelt eine Laumlrmbelaumlstigung darstellen kann627

Bei groszligen Bohrtiefen werden in einigen Faumlllen Additive wie bspw Lignosulfate und Ligni-te eingesetzt welche bei Temperaturen ab ca 190 degC Schwefelwasserstoffe emittieren Diese greifen nicht nur die die Bohrtechnik an sondern koumlnnen auch die Bodenfauna und -flora sowie das Grundwasser und das Erdreich belasten Auch die akustischen Emissionen beim Betrieb

620 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469f621 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 484622 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511623 Vgl RYBACH (2002) 134624 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 469625 Vgl SCHNEIDERKALTSCHMITT (2002) 481626 Vgl THIELE (2004) 55627 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 511

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eines Geothermiekraftwerkes stellen Beeintraumlchtigungen fuumlr die Tierwelt dar besonders wenn es sich um stoumlrungsempfindliche Arten handelt628

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie technischen Komponenten einer geothermischen Anlage die sich uumlber Tage befinden wie bspw Bohrtuumlrme Rohrleitungen Kuumlhltuumlrme und Kraftwerkshaumluser stellen eine visuelle Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes dar629 Die Flaumlchenbeanspruchung des Bohrplatzes haumlngt von der Bohrtiefe bzw -technik ab und variiert zwischen 200 und 2500 m2 Das Ausmaszlig der Bohranlage welche ebenfalls von der Bohrtiefe abhaumlngt kann eine Houmlhe von bis zu 54 m erreichen630 Im Vergleich zu fruumlher sind moderne geothermische Anlagen wesentlich kleiner und unauffaumllliger bleiben aber auf jeden Fall sichtbar631

Unmittelbar kann auch von den Kuumlhleinrichtungen eine Beeinflussung des Landschaftsbil-des hervorgerufen werden Art und Umfang dieses Effektes haumlngt von den aufsteigenden Wasserwolken ab welche durch die Wetterlage und den Standort des Kraftwerkes bestimmt werden632 Die beschriebenen Auswirkungen sind das Ergebnis einer Kombination aus mehreren punkt- linien- und flaumlchenartigen Elementen die durch die individuelle Bauweise einer Anlage bedingt sind Sie sind eher kleinraumlumiger Art und beschraumlnken sich auf den unmittelbaren Standort eines Kraftwerkes

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft kann teilweise minimiert werden wenn etwa Rohrleitungen und andere Installationen mit geeigneter Bemalung unauffaumllliger gestaltet werden633 Auch in Hinblick auf die akustischen Effekte gibt es technische Moumlglichkeiten wie etwa Schalldaumlmpfer um die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu minimieren Aumlhnlich sind auch die Folgen bei den Umweltschutzguumltern Wasser TierePflanzen sowie LuftKlima zu bewerten da sie sich grundsaumltzlich durch entsprechende bauliche Einrichtungen eindaumlmmen lassen Dagegen ist bei den anderen Belastungen vor allem bzgl des Bodens eine Entlastungs-wirkung mittels baulicher Maszlignahmen kaum moumlglich

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles ergibt sich im Wesentlichen durch dasAustreten der heiszligen Tiefenwaumlsser an die Erdoberflaumlche was bei einer Einleitung in Oberflauml-chengewaumlsser zu einer Schaumldigung der dortigen Tiere und Pflanzen fuumlhrt Auch ein Austreten von Salzen und Mineralstoffen ist moumlglich wenn es bei der Foumlrderung des Waumlrmetraumlgermedi-ums zu Stoumlrungen kommt Daneben ist theoretisch eine Freisetzung von umweltschaumldigenden Chemikalien moumlglich wenn sie zur Beseitigung von Ausfaumlllungen und Verstopfungen der Rohrleitungssysteme verwendet werden Weitere denkbare Effekte sind eine Beschaumldigung der Rohre und als Folge daraus ein hydraulischer Kurzschluss unterschiedlicher wasserfuumlhrender Gesteinsschichten sowie Schadstoffeintraumlge in das Erdreich Im Fall einer fehlerhaften Druckentlastung am Oberflaumlchenleitungssystem kann es zu einer Emission von geringen Mengen geloumlster Gase kommen634 Inwieweit langfristig gravierende Veraumlnderungen der geologischen Umgebung einer Erdwaumlrmeanlage auftreten und ob sich diese negativ auswirken

628 Vgl THIELE (2004) 56629 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 512630 Vgl THIELE (2004) 55-57631 Vgl RYBACH (2002) 129632 Vgl THIELE (2004) 66633 Vgl RYBACH (2002) 129634 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 471485512

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ist bisher nicht abschaumltzbar Die Eintrittswahrscheinlichkeit fuumlr die dargestellten Schaumlden ist allgemein als gering einzustufen weil sich diese durch die Einhaltung entsprechender Sicherheitsvorschriften minimieren laumlsst

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Wie dargestellt wurde ist zwar eine Beeintraumlchtigung des Wassers moumlglich diese wird sich jedoch vermutlich auf das Gebiet beschraumlnken in dem die Geothermieanlage in das Erdreich eingreift Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen Eine Verzoumlgerungs-wirkung ist bei den meisten Schaumlden nicht festzustellen lediglich bei der beschriebenen Belastung fuumlr die Tier- und Pflanzenwelt ist aufgrund der biochemischen Reaktionen in den Organismen eine zeitversetzte Wirkung denkbar Dagegen ist der Aspekt der Irreversibilitaumlt moumlglicherweise negativ zu bewerten weil der Eingriff in das Erdreich sehr massiv ist und der urspruumlngliche Zustand des Bodens nur schwierig wiederherstellbar ist Dies ist u U nicht durch ein Zuschuumltten des Bohrloches moumlglich und das Zuruumlcksetzen von ehemals verschobenen Gesteinsschichten ist nahezu ausgeschlossen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitGeothermische Kraftwerke emittieren u a Schwefeldioxid was ab einer Menge von 03 ppm den Geruchssinn (Geruch von faulen Eiern) und ab 10 ppm die Gesundheit des Menschen beeintraumlchtigt (bei einer Exposition von mindestens 10 min) Weitere Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden koumlnnen durch Laumlrm entstehen der hauptsaumlchlich waumlhrend der Explorationsphase durch die Bohraktivitaumlten hervorgerufen wird Dabei kann ein Pegel von bis zu 120 db(A) beim Bohren mit Pressluft erreicht werden der sich technisch auf 80 db(A) reduzieren laumlsst Dagegen wird im Normalbetrieb wenig Laumlrm erzeugt der zudem um etwa 6 db(A)km abnimmt Allerdings traumlgt hochfrequenter Laumlrm weiter welcher z B durch Dampfablass entsteht Er wird im Vergleich zu niedrigfrequenten Geraumluschen als unangenehmer empfunden welche bspw durch Bohrdiesel hervorgerufen werden635

Akzeptanz in der GesellschaftDie generelle Zustimmung zu dieser Form der Energieerzeugung ist in der Bevoumllkerung sehr groszlig wie das Ergebnis von Umfragen zeigt Im Jahr 2005 waren 63 der Befragten der Meinung dass die Erdwaumlrmeenergie die Energieversorgung in den naumlchsten 20 bis 30 Jahren sichern sollte636 Die beschriebenen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind vergleichsweise gering was sich vor allem bei der Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes darstellt so dass generell von einer hohen Zustimmung in der Bevoumllkerung ausgegangen werden kann Lediglich die gesundheitsrelevanten Effekte koumlnnten sich negativ auf die Akzeptanz der Anwohner auswirken

Auch die Umweltverbaumlnde in Gestalt von BUND Greenpeace NABU und WWF sehen so gut wie keine oumlkologischen Konflikte was sich auch auf den Vergleich mit den anderen alternativen Formen der Energieerzeugung bezieht Gerade in Hinblick auf das Ziel der Bundesregierung die Geothermie zu einem erheblichen Anteil zur Strom- (25 ) und Waumlrmeerzeugung (30 ) zu nutzen ist eine solche politische Flankierung vorteilhaft637

Von Buumlrgerprotesten gegen geothermische Anlagen ist bisher nichts bekannt was vermut-lich auch zukuumlnftig so sein wird zumindest nicht in dem Maszlige wie es etwa bei Wasserkraftanla-gen oftmals der Fall ist Dies liegt zum einen daran dass es auszliger einigen Versuchsanlagen kaum

635 Vgl RYBACH (2002) 131f636 Vgl FORSA (2005) 3637 Vgl NABU (2003) 1

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groumlszligere Erdwaumlrmekraftwerke in Deutschland gibt Zum anderen ist aufgrund der vergleichswei-se geringen Flaumlchen- und Raumbeanspruchung nicht von einer besonders gravierenden visuellen Stoumlrung des Landschaftsbildes auszugehen wie sie haumlufig als Hauptargument gegen die Installation von Fotovoltaik- oder Windkraftanlagen vorgebracht wird Lediglich in Hinblick auf die Eingriffstiefe in ein lokales Oumlkosystem sind Geothermieanlagen am ehesten mit dem Bau von Wasserkraftwerken vergleichbar was Argumente fuumlr einen Widerstand liefern koumlnnte

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenErdwaumlrmeanlagen liefern wie die anderen in dieser Arbeit betrachteten Arten der Energiege-winnung als Endprodukt Strom Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnis-sen bereits eroumlrtert wurde und auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung638 Daruumlber hinaus koumlnnen geothermische Kraftwerke Thermalwasser produzieren welche bei entsprechender Anreicherung mit Mineralien und Salzen fuumlr medizinische Zwecke genutzt werden koumlnnen wie z B fuumlr Heilbaumlder und Krankenhaumluser Auch fuumlr den Einsatz in Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie generell die Bereitstellung von Waumlrme fuumlr Wohnungen und Haumluser gehoumlrt zum Bereich der Sekundaumlrnutzung dieser Projektform639

Effekte auf den ArbeitsmarktGeothermische Anlagen sind aufgrund ihrer komplexen Technik mit den Explorationsverfahren in der Erdoumll- und Erdgasindustrie zu vergleichen welche sich ebenfalls durch eine hohe Kapitalintensitaumlt auszeichnen Aufgrund der hohen technischen Komplexitaumlt von geothermi-schen Kraftwerken ist davon auszugehen dass tendenziell hochqualifiziertes Personal benoumltigt wird Arbeitsplaumltze entstehen bei den Bohrunternehmen beim Brunnenbau der Planung den Waumlrmepumpenherstellern den Produzenten fuumlr Erdwaumlrmesondenmaterialien und weiterer Komponenten Aufgrund der zu erwartenden Steigerung der Nachfrage in dieser Branche besteht weiterhin ein groszliger Bedarf an qualifizierten Arbeitskraumlften vor allem im Bereich der Bedienung und Wartung der Anlagen640 641 Allgemein ist zu beobachten dass der Anteil der Personalkosten bei groumlszligeren Anlagen houmlher ist als bei kleineren Allerdings wird erwartet dass die durchschnittliche Dimension von Groszliganlagen ansteigt so dass auch der Anteil der Personalkosten zunimmt642 Generell wird geschaumltzt dass ca 30 der Gesamtkosten einer Anlage auf Loumlhne und Gehaumllter entfallen Daruumlber hinaus sind auch indirekte Beschaumlftigungs-verhaumlltnisse denkbar wenn Branchen beruumlcksichtigt werden welche erst durch den Einsatz von geothermischer Energie zum Tragen kommen Solche Betriebe finden sich im Bereich Erholung Tourismus Treibhausaufzucht verarbeitende Industrie sowie Aquafarmen und zeichnen sich tendenziell durch eine hohe Arbeitsintensitaumlt aus643

So umfasst bspw die Erdwaumlrmeanlage in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern) welche z Z zu eine der groumlszligten in Deutschland zaumlhlt ein Investitionsvolumen von 93 Mio euro Davon entfielen ca 8 auf die Leistung von Architekten und Ingenieuren 5 auf Forschungs-und Entwicklungskosten und 4 auf das Projektmanagement Unmittelbar waren nennenswer-te beschaumlftigungspolitische Impulse also hauptsaumlchlich in diesen Wertschoumlpfungsbereichen zu registrieren da der uumlberwiegende Anteil der Kosten durch die Anlage bedingt war In diesem

638 Siehe Abschnitt 412639 Vgl GTV (o Ja)640 Vgl GTV (o Jb) vgl GTV (2005)641 Siehe Abschnitt 442642 Vgl HENTRICH U A (2004) 55643 Vgl GTV (o Ja)

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Beispiel sind waumlhrend der Bauphase von zwei Jahren 60 Arbeitsplaumltze entstanden waumlhrend in der Betriebsphase von 30 Jahren mit zehn Stellen zusaumltzlich gerechnet wird644

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftWelche Impulse von Erdwaumlrmekraftwerken fuumlr die Entwicklung einer Region ausgehen laumlsst sich noch nicht genau ableiten Uumlber die Schaffung von Arbeitsplaumltzen und die Generierung von Einnahmen aus der Gewerbesteuer durch den Betreiber einer Anlage hinaus ist jedoch anzunehmen dass in der naumlheren Umgebung wirtschaftliche Dynamik entfaltet wird Dies bezieht sich vor allem auf die Einspeisung von geothermischer Energie welche umso effizienter genutzt werden kann je naumlher die Verbrauchseinheit am Kraftwerk liegt Ergaumlnzend ist eine Modernisierung des Fernwaumlrmenetzes notwendig um die Energie in anderen Regionen nutzen zu koumlnnen Werden fuumlr die Einspeisung ins Stromnetz oumlffentliche Flaumlchen genutzt sind von den Betreibergesellschaften Konzessionsabgaben an die entsprechende Gemeinde zu entrichten645

In den meisten Bundeslaumlndern ist die energetische Nutzung des Erdbodens von der Pflicht zur Zahlung bergrechtlicher Feldes- und Foumlrderabgaben befreit so dass dem Staat auf dieser Ebene keine zusaumltzlichen Einnahmen entstehen646

Da sich die Geothermietechnik noch am Anfang ihrer Entwicklung befindet handelt es sich bei den meisten Anlagen um Demonstrationsprojekte welche in den meisten Faumlllen nicht ohne Foumlrdermittel haumltten realisiert werden koumlnnen647 Die Investitionskosten von Erdwaumlrmeanlagen liegen bei ca 500 bis 750 euro pro kW648 wobei die tatsaumlchliche Houmlhe neben den geologischen Bedingungen von der Verguumltung im Rahmen der gesetzlichen Kraft-Waumlrme-Kopplung abhaumlngt Daraus ergeben sich Stromgestehungskosten die im Bereich von 013 bis 022 euro pro kWh liegen was gegenuumlber den konventionellen Energietraumlgern wie bspw Steinkohle oder Erdgas in etwa einem Faktor von 700 entspricht Verglichen mit den anderen Formen der erneuerbaren Stromerzeugung ist von folgenden Durchschnittswerten auszugehen 300 gegenuumlber Wind 300 gegenuumlber Wasser und 40 gegenuumlber Fotovoltaik Langfristig kann von einer Kostensenkung ausgegangen werden wenn sich die abzeichnenden Entwicklungen erfolgreich im Markt etablieren Allerdings wird aufgrund des hohen technischen Aufwandes zum Aufschluss geothermischer Ressourcen auch zukuumlnftig mit hohen Investitionskosten zu rechnen sein649

Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenAls unmittelbare Folge des Straszligenbaus kommt es zu einem Flaumlchenverlust durch Uumlberbauung so dass der Boden an dieser Stelle in seiner Funktion stark eingeschraumlnkt wird Mittelbar ergeben sich aus der Nutzung dieses Verkehrsweges Schadstoffanreicherungen im Erdreich in Form von Schwermetallen Oumllruumlckstaumlnden Tausalzen und Herbiziden Abhaumlngig von den Einflussgroumlszligen Verkehrsdichte PKW-LKW-Anteilen Steigungsverhaumlltnissen Durchschnittsgeschwindigkeiten Hauptwindrichtung Haumlufigkeitsverteilung der Hauptwetterlagen sowie der Grundbelastung des Bodens koumlnnen die Immissionen einen Streifen von bis zu 100 m Breite entlang der Trasse

644 Vgl GTV (o Jb)645 Vgl GTV (2005)646 Vgl GTV (o Jc)647 Vgl HENTRICH (2004) 54f648 Vgl STADTVERWALTUNG OEDERAN (o J)649 Vgl KALTSCHMITT U A (2003) 534-538

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ausmachen Daruumlber hinaus ist von einer Veraumlnderung der Bodenflora und -fauna auszuge-hen650

In direkter Straszligennaumlhe uumlberschreiten die Bodenfeststoffgehalte der Schwermetalle haumlufig die Vorsorgewerte nach dem Bundesbodenschutzgesetz Im Oberboden (0 bis 10 cm Tiefe) von Autobahnen seltener bei Bundesstraszligen finden sich dann Stoffe wie Blei Kadmium Kupfer sowie Zink Besonders die letzten drei Elemente koumlnnen eine kritische Konzentration erreichen und treten mit erhoumlhten Werten in bis zu 5 bis 10 m Entfernung vom Fahrbandrand auf Alles in allem sind jedoch die Loumlsungskonzentrationen der Schwermetalle bezogen auf die gesetzlichen Vorgaben auch auf saurem Boden an stark befahrenen Straszligen als verhaumlltnismaumlszligig zu sehen651

Des Weiteren sind Rutschungen bzw Erosionen an Hangflaumlchen moumlglich vor allem bei fehlendem Schutz der Flaumlchen durch Rasen und Gehoumllzvegetation652

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserAufgrund der Bodenbeanspruchung des Straszligenkoumlrpers verringern sich die versickerungsfaumlhi-gen Flaumlchen mit der Folge einer moumlglichen Absenkung Stauung oder eines Ansteigens des Grundwassers Insbesondere an grundwassernahen Standorten oder im Bereich von Staunaumlsse-boumlden kann dies dauerhaft zu negativen Effekten auf benachbarten Flaumlchen fuumlhren653 Der Oberflaumlchenabfluss versickert i d R in einer 1 m breiten Infiltrationszone und erhoumlht somit die natuumlrliche Grundwasserneubildung um das 13- bis 18-fache Dieser Effekt wird dagegen nur um etwa das 035-fache durch das Spritzwasser bewirkt welches eine ca 4 m breite Zone neben dem Fahrbahnrand beeinflusst654

Die Wahrscheinlichkeit fuumlr das Eintreten der beschriebenen Auswirkungen erhoumlht sich je naumlher sich der Verkehrsweg an stehenden oder flieszligenden Gewaumlssern befindet Aus diesem Grund waumlre ein Bauverbot in einer 50 m breiten Zone um Verkehrsbauten uumlberlegenswert wie es bereits fuumlr Hochbauten vorgeschrieben ist655 Bei den dargelegten Schadstoffanreicherungen im Boden ist davon auszugehen dass diese auch ins Grundwasser gelangen und es verunreini-gen656

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaGroszligraumlumige Veraumlnderungen des Klimas als direkte Auswirkungen des Straszligenbaus sind nicht zu erwarten lediglich im Bereich des Lokalklimas sind einige negative Effekte festzustellen So kann es an der tiefsten Stelle des Gelaumlndes zu einem Kaltluftstau kommen weil die Dammbau-ten der Straszlige den Kaltluftzufluss meistens an einer unguumlnstigen Stelle unterbrechen Eine weitere Folge dieser kuumlnstlichen Luftberuhigung ist eine houmlhere Ausstrahlung was die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nebel erhoumlht Wird dieser Kaltluftstau danach von Kaltluft uumlberflutet ist mit Reif- und Glatteisbildung auf der Fahrbahn zu rechnen Aber auch im flachen Gelaumlnde koumlnnen hohe Dammbauten Beeintraumlchtigungen bedingen wenn z B horizontale Luftaustauschvorgaumlnge behindert werden oder Schlagschatten entstehen657

Eine direkte Beeintraumlchtigung auf das Klima entsteht jedoch langfristig aufgrund der Emis-sionen des Straszligenverkehrs der bei den klimarelevanten Schadstoffen die groumlszligte Emittenten-gruppe darstellt Im Jahr 2001 betraf das hauptsaumlchlich Kohlendioxid (20 ) Kohlenmonoxid

650 Vgl KUumlSTER (1982) 400651 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 172652 Vgl HIERSCHE (1980a) 56653 Vgl HIERSCHE (1980a) 57654 Vgl WESSOLEKKOCHER (2003) 71655 Vgl HIERSCHE (1980a) 57656 Vgl KUumlSTER (1982) 400657 Vgl KUumlSTER (1982) 401f

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(47 ) und Stickoxide (53 ) bei Schwefeldioxid (3 ) dagegen war diese Verkehrsart unterrepraumlsentiert658 Dieser Umstand relativiert die bisher aufgrund der oben beschriebenen Beeintraumlchtigungen des Lokalklimas eher geringe Relevanz dieses Pruumlfkriteriums Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Automobilverkehr aumlhnlich wie der Flugverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausga-se und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger659

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEntscheidenden Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt hat die Linienfuumlhrung der Straszlige welche sowohl direkter als auch indirekter Art sein kann Unmittelbar kann es zu einem Flaumlchenverlust aufgrund von Uumlberbauung Aufschuumlttung Talauffuumlllung und Abgrabungen kommen Des Weiteren findet eine Trennung zusammenhaumlngender Lebensraumlume von Flora und Fauna statt so dass z B Feuchtgebiete zerstoumlrt oder Wildwechsel erschwert werden Allgemein ist mit einem Funktionsverlust bzw einer Funktionsbeeintraumlchtigung zu rechnen wenn aufgrund von straszligenbaulichen Maszlignahmen bspw eine Gewaumlssereinschuumlttung noumltig ist660

Auch auf mittelbare Weise kann es zu erheblichen Beeintraumlchtigungen kommen wie sie infolge der beschriebenen Belastung des Bodens des Grundwassers und des Lokalklimas zu erwarten sind Uumlberdies ist mit einer Stoumlrung bzw einem Verlust von Tierpopulationen und Pflanzengesellschaften zu rechnen wenn die Anzahl an Kraftfahrzeugen eine kritische Grenze uumlberschreitet Als moumlgliche Folgewirkung kann es auch zu einer Dezimierung Anhaumlufung oder Aumlnderung der Zusammensetzung von Arten kommen Grundsaumltzlich ist auch langfristig mit einer Minimierung der Regenerationsfaumlhigkeit und der oumlkologischen Stabilitaumlt der Restflaumlchen durch Tangieren von Tabuzonen zu rechnen661

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie skizzierten Auswirkungen auf die anderen Umweltmedien sind haumlufig auch Ursache fuumlr eine Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Die linienfoumlrmige Art von Straszligen fuumlhrt zu einem visuellen Zerschneidungseffekt von naturraumlumlich zusammenhaumlngenden Gebieten Auch wenn die Trassenfuumlhrung bestimmte Merkmale von Naturraumlumen nur tangiert wie z B Gewaumlsserufer oder Waldraumlnder kann dies auf das Landschaftsbild stoumlrend wirken Als optisch negativ kann es sich erweisen dass sich der Verkehrsweg nicht dem natuumlrlichen Gelaumlnderelief und der Landschaftsgliederung anpasst sondern Kuppen und Senken geradlinig schneidet Dieser Effekt kann ebenso von Straszligen in Hanglagen ausgehen vor allem wenn ausgedehnte Erosionser-scheinungen vorliegen oder die Anschnitte weit sichtbar sind662

Verschaumlrft wird diese Situation wenn bauliche Stabilisierungsmaszlignahmen eher technisch ausgestaltet sind wie etwa in Form von Betonstuumltzmauern statt als Lebendverbau ausgefuumlhrt werden Auch einzelne straszligenbedingte Bauwerke wie bspw Bruumlcken Tunnel Laumlrmschutzwaumln-de (besonders auf Bruumlcken) sowie hohe Gebaumlude sind in der Lage das Landschaftsbild zu truumlben Das Ausmaszlig der visuellen Minderung einer Umgebung wird neben dem subjektiven Empfinden auch stark von der Art der Gestaltung solcher Anlagen beeinflusst663 So kann es auch durch die Verwendung bestimmter Materialien und Formen gelingen die Bauwerke als

658 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 322659 Vgl INFRAS (1995) Z-8660 Vgl KUumlSTER (1982) 403f661 Vgl KUumlSTER (1982) 403f662 Vgl HIERSCHE (1980a) 58663 Vgl HIERSCHE (1980a) 58

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eine Bereicherung des Landschaftsbildes zu gestalten Dies ist bspw bei der Bruumlcke uumlber das Tarns-Tal (Frankreich) zu sehen welche im Jahr 2004 eroumlffnetet wurde664

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBezogen auf das Umweltschutzgut Boden bestehen nur wenige Optionen zur Minimierung der Umweltbelastungen wie z B die Verringerung der Boumlschungsflaumlchen durch Bau von steileren Boumlschungen oder die Verwendung von Stuumltzwaumlnden zur Minderung des Flaumlchenverlustes einer Straszlige665 Die anderen Beeintraumlchtigungen auf den Boden sind im Zusammenhang mit Maszlignahmen zum Gewaumlsserschutz zu sehen wie etwa die Anlage eines Regenruumlckhaltebeckens und eines Oumllabscheiders Der Sinn dieser Maszlignahmen ist es die Selbstreinigungskraumlfte des Wassers zu nutzen und eine Pufferungswirkung gegenuumlber wassergefaumlhrdenden Stoffen zu erzeugen666 Im Bereich LuftKlima koumlnnen Durchlaumlsse bei Dammbauten oder eine Aufstaumlnde-rung mit einem Bruumlckenbauwerk die beschriebenen Kaltluftstaus verringern und die Verwirbe-lung der Abgasstoffe foumlrdern Auch die Anlage von Filterpflanzungen wirkt sich positiv auf verkehrsbedingte Luftverunreinigung aus und leistet einen Beitrag zum Luft- und Klimaschutz fuumlr die angrenzenden Flaumlchen667

Zur Reduktion der Beeintraumlchtigungen von Tieren werden im Allgemeinen Maszlignahmenvorgeschlagen die zu einer Verminderung der Isolationswirkung durch Buumlndelung von Verkehrswegen sowie durch eine geeignete Trassenwahl die Vermeidung des direkten Kontaktes zwischen Verkehr und Tierwelt fuumlhren Daruumlber hinaus kann durch die Einrichtung von Verbindungswegen wie bspw Wilddurchlaumlssen mit gleichzeitiger Sperrungs- und Umleitungsvorrichtung in Form von Auffanggraumlben die Kollision von Straszlige und Fauna vermieden werden Handelt es sich bei Pflanzen um Einzelgehoumllze am Bauwerksrand kann deren Beschaumldigung generell durch eine Beruumlcksichtigung in den Ausfuumlhrungsplaumlnen oder durch Einzaumlunung im Bereich der Kronentraufe gemindert werden Des Weiteren gibt es zum Schutz des Wurzelraumes bei unvermeidbarem Uumlberfahren die Moumlglichkeit der Abdeckung mit einer Kiesschicht bzw deren Beluumlftung durch Rohre Bei Gehoumllzbestaumlnden kann zur Vermeidung von Wind- und Strahlungsschaumlden eine Auslichtung und Verjuumlngung des Randbestandes vor Baubeginn stattfinden Andere Mittel sind bspw die Abschraumlgung der Gehoumllze im Randbereich durch Wipfelkoumlpfung sowie eine schrittweise Vorpflanzung in Verbindung mit einem mechani-schen Stammschutz668

Schlieszliglich ist grundsaumltzlich auch ein Ausgleich verloren gegangener Lebensraumlume von Tieren und Pflanzen durch die Schaffung neuer Biotope moumlglich669 Auch in Hinblick auf das Landschaftsbild gibt es eine Reihe von Moumlglichkeiten zur Minderung der Beeintraumlchtigungen wie etwa die Trassierung der Straszlige als Raumkurve um sie soweit wie moumlglich an die natuumlrlichen Gegebenheiten des Gebietes anzunaumlhern Weiterhin empfiehlt sich eine land-schaftsgerechte Umsetzung in Gestaltung und Material d h Hang- und Boumlschungsflaumlchen sowie Stuumltzwaumlnde sollten den natuumlrlichen Verhaumlltnissen angepasst sein und aus Naturwerkstof-fen bestehen670

664 Die Tarns-Tal-Bruumlcke ist mit 2460 m Laumlnge und 343 m Houmlhe die laumlngste Schraumlgseilbruumlcke und die houmlchste Straszligenbruumlcke der Welt Vgl CEVM (o J)

665 Vgl HIERSCHE (1980a) 81666 Vgl HIERSCHE (1980a) 75667 Vgl HIERSCHE (1980a) 74668 Vgl HIERSCHE (1980b) 77669 Vgl HIERSCHE (1980b) 77670 Vgl HIERSCHE (1980b) 80f

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Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Verkehrsweges ergibt zunaumlchst aus einer Beeintraumlchti-gung bzw Zerstoumlrung eines Biotops welches durch die Korrelation seiner Schutzwuumlrdigkeit und dem Nutzungsdruck resultiert Eine andere Schadensart entsteht infolge einer moumlglichen Verunreinigung des lokalen Grundwassers durch Schadstoffe aus dem Straszligenkoumlrper als solchenoder mittels der Emissionen der Kraftfahrzeuge Die Eintrittswahrscheinlichkeiten beider Schadensarten ist schwierig zu ermitteln und haumlngt von vielen lokalen Gegebenheiten ab wobei im Falle des Biotops durch eine entsprechende Trassenfuumlhrung der Nutzungsdruck grundsaumltz-lich verringert werden kann Dagegen ist die Steuerung der Immissionsbelastungen des Grundwassers nahezu unmoumlglich so dass hier moumlglicherweise von einer houmlheren Wahrschein-lichkeit auszugehen ist Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Straszlige liegt bei 300 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht671

Auch hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden gibt es Unterschiede im Falle des Naturraums ist eher von einer lokalen Dimension auszugehen weil i d R nur bestimmte oumlkologisch sensible Stellen betroffen sind Beim Grundwasser kann jedoch auch eine regionale Ausdehnung erreicht werden da das Wasser die Schadstoffe potenzieren koumlnnte In Hinblick auf die Persistenz ist eine dauerhafte Schaumldigung des Biotops moumlglich da von einer permanenten Nutzung der Straszlige auszugehen ist Dagegen koumlnnen die Schaumlden am Grundwasser auch sbquonurrsquo mittelfristiger Natur sein weil das dynamische Oumlkosystem im Erdreich einen allmaumlhlichen Abbau der Belastungen ermoumlglicht Differenziert ist auch die Verzoumlgerungswirkung zu beurteilen da sich natuumlrliche Lebensraumlume haumlufig auch kurzfristig an die Straszlige als Einflussfaktor gewoumlhnen muumlssen Demgegenuumlber kann aufgrund der Filterwirkung des Bodens die Schadstoffbelastung auf das Tiefenwasser moumlglicherweise erst mittelfristig zum Tragen kommen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart als weitgehend bis teilweise wiederherstellbar zu bewerten da mit einigem baulichen Aufwand annaumlhernd der Urzustand vor der Trassenverlegung moumlglich ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie hauptsaumlchlichen Beeintraumlchtigungen dieser Projektart werden weniger durch den eigentlichen Verkehrsweg sondern vielmehr durch die Nutzung mit PKWs und LKWs hervorge-rufen Der erste Ursachenkomplex sind Abgase in Form von Kohlenmonoxid Stickoxid und gesaumlttigtem Kohlenwasserstoff Im stockenden Verkehr kann es zu einer erhoumlhten Schadstoff-konzentration von bis zu 100 ppm an Kohlenmonoxid kommen wogegen diese bei einer gleichmaumlszligigen Fahrgeschwindigkeit von 60 bis 90 kmh am geringsten ist Hinzukommen Staumlube in Form von Ruszligpartikeln die im Verdacht stehen das Krebswachstum zu befoumlrdern672

Im Zusammenspiel koumlnnen die genannten Emissionen zur Erkrankung der Atemwege fuumlhren was insbesondere bei Inversionswetterlagen wahrscheinlich ist Diese klimatische Konstellation kann haumlufig in Tallagen auftreten bei der mit einer Akkumulation der verkehrsbedingten Schadstoffe zu rechnen ist673

Der zweite Ursachenkomplex ist Verkehrslaumlrm der parallel mit der Erhoumlhung der Fahrleis-tung in den letzten Jahren stark zugenommen hat Allgemein wird ein mittlerer Laumlrmpegel ab 65 dB(A) als unbehaglich empfunden bei Straszligenlaumlrm liegt diese Grenze aber bereits bei 57 dB(A) Fuumlr Erholungsgebiete kann angenommen werden dass ab 40 dB(A) der Erholungswert

671 Vgl KLAUS (1999) 7672 Vgl HIERSCHE (1980a) 58f673 Vgl KUumlSTER (1982) 402

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wesentlich abnimmt674 Der dritte Ursachenkomplex sind verkehrsbedingte Unfaumllle bzw im Extremfall Todesopfer welche trotz der Entwicklungen auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik immer noch ein sehr hohes Niveau aufweisen Im Vergleich zu den anderen Verkehrstraumlgern fuumlr den Personentransport schneidet der Straszligenverkehr besonders schlecht ab wie entsprechende Werte aus dem Jahr 2004 zeigen So wurden im Eisenbahn- und Luftverkehr 758 bzw 41 Personen verletzt beim Straszligenverkehr waren es 566 Besonders gravierend sind die Zahlen bzgl der getoumlteten Personen mit 167 bzw 23 zu 5842 wenn lediglich die absoluten quantitati-ven Verhaumlltnisse zwischen den Transportsystemen betrachtet werden675

Akzeptanz in der GesellschaftDas oumlffentliche Meinungsbild uumlber den Straszligenbau ist uneinheitlich was sich durch Differenzen zwischen den Positionen von Interessengruppen aber auch innerhalb dieser darstellt So wird einerseits der weitere Ausbau des Straszligennetzes (vor allem in den alten Bundeslaumlndern) kritisiert da es bereits eine hohe Dichte aufweist und somit die siedlungs- und naturraumlumlichen Konflikte verschaumlrfen wuumlrde Andererseits wird eine Erweiterung der Straszligenkapazitaumlten gefordert um den Warenverkehr zu verbessern Daruumlber hinaus wird angefuumlhrt dass der engpassbedingte Stau erhebliche volkswirtschaftliche Schaumlden anrichtet was z B zu einem Kraftstoffmehrverbrauch von 14 Mrd l jaumlhrlich fuumlhrt676

Dagegen ist die Position der Umweltverbaumlnde eindeutig gegen einen weiteren Ausbau dieser Verkehrsinfrastruktur gerichtet Der Bau von Umgehungsstraszligen wird nur in Ausnahme-faumlllen und unter der Bedingung akzeptiert dass die urspruumlngliche Ortsdurchfahrt ruumlckgebaut und verkehrsberuhigt wird Insgesamt wird die politische Fokussierung auf das Verkehrssystem Straszlige kritisiert was sich u a bei der finanziellen Bevorzugung im Rahmen des Bundesver-kehrswegeplans zeigt Vielmehr wird eine integrierte Verkehrspolitik gefordert welche sich nicht lediglich am Wachstum des Straszligenverkehrs orientiert sondern i S einer nachhaltigen Mobilitaumlt ausgerichtet ist677

Der Neu- und Ausbau von Bundesfernstraszligen stoumlszligt haumlufig auf Widerstand von unmittelbar und mittelbar betroffenen Buumlrgern Anders als bei der Errichtung von kleineren Umgehungs-straszligen bedeutet ein groszliges Verkehrsprojekt nicht nur eine Entlastung des Ortes sondern moumlglicherweise auch einen massiven Eingriff in ein naturschutzwuumlrdiges Gebiet So ist der organisierte Protest oftmals auch aus uumlbergeordneten Gruumlnden zu erklaumlren wie etwa der Befuumlrchtung einer landschaftsaumlsthetischen Beeintraumlchtigung oder der Abwehr oumlkonomischer Schaumlden welche uumlber eine direkte Laumlrmbelastung der Anwohner hinausgehen Ein Beispiel hierfuumlr ist die Buumlrgerinitiative in Lommersdorf-Freilingen (Nordrhein-Westfalen) die sich gegen den Weiterbau der Bundesautobahn 1 wehrt678

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenIn der Auflistung von Grundbeduumlrfnissen finden sich auch der Aspekt Verkehrsmittel wozu ebenso das sbquoSystem Straszligersquo zaumlhlt Allerdings gibt es dort den Zusatz bdquooumlffentlichldquo womit im Ansatz schon der Beitrag beschrieben ist den der Straszligenverkehr zur Erfuumlllung dieses Beduumlrfnisfeldes leisten kann Als oumlffentliches Verkehrssystem auf der Straszlige koumlnnen nur Omnibusse bezeichnet werden die jedoch nur einen geringen Anteil an der gesamten Fahrleistung auf der Straszlige ausmachen So betrug im Jahr 2001 der Anteil des oumlffentlichen

674 Vgl HIERSCHE (1980a) 59675 Vgl STATISTISCHES BUNDESAMT (2004) 480676 Die Houmlhe dieser Schaumlden ist strittig und muss moumlglicherweise als eine interessengeleitete Information der

Automobilwirtschaft betrachtet werden Vgl PETERSEN (1998) 11677 Vgl BUND (2000) 3 vgl NABU (2005a) 2843678 Vgl BGW (o J)

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Straszligenpersonenverkehrs an der gesamten Verkehrsleistung nur 81 mit 788 entfaumlllt der uumlberwiegende Teil der Nutzung auf den motorisierten Individualverkehr679

Nur indirekt hilft der Straszligenverkehr die anderen Grundbeduumlrfnisse zu befriedigen wenn etwa der Transport von Waren als notwendige Vorleistung fuumlr die Produktion von Nahrungsmit-teln verstanden wird Neben der Funktion eines Verkehrsmittels erfuumlllt der PKW oftmals noch eine Reihe weiterer starker emotionaler Beduumlrfnisse wie etwa die Befriedigung des Selbstwert-gefuumlhls Diese Motive spielen in dieser Arbeit jedoch keine Rolle da sie keinen Zusammenhang mit den definierten Grundbeduumlrfnissen aufweisen680

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Realisierung dieser Projektform bedeutet zunaumlchst eine Verbesserung der Verkehrsmoumlglich-keiten in einer Region welche jedoch nicht zu einer positiven Wirkung auf die Beschaumlftigungssi-tuation fuumlhrt Aumlhnlich wie bei der Eingriffsart Eisenbahntrasse steht die Durchquerung eines Gebietes im Vordergrund die nur geringe oumlkonomischen Nebenwirkungen sbquoam Wegesrandrsquo mit sich zieht was bspw beim Bau von Tankstellen und Raststaumltten der Fall ist681 In einigen Faumlllen ist sogar eine negative Beschaumlftigungsentwicklung moumlglich weil die Wirkung von Verkehrspro-jekten in beide Richtungen verlaufen kann So kann die Verbesserung der Moumlglichkeiten fuumlr Arbeitspendler aus anderen Regionen zu einer staumlrkeren Konkurrenz auf dem lokalen Arbeitsmarkt fuumlhren Auch ist ein Verdraumlngungseffekt denkbar wenn Unternehmen von auszligerhalb an ihrem Standort mehr Arbeitskraumlfte einstellen muumlssen um den Markt vor Ort mit ihren konkurrenzfaumlhigeren Produkten zu bedienen682

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Politik Wirtschaft und Medien wird haumlufig die Meinung vertreten dass Investitionen im Straszligenbau automatisch zu einer Verbesserung der regional- und gesamtwirtschaftlichen Situation fuumlhren Das Hauptargument ist die Verkuumlrzung der Fahrtzeit was wiederum etwa die Kosten fuumlr Kraftstoffe und Personal reduziert und neue Beschaffungs- und Absatzmaumlrkte erschlieszligt Die Mehrzahl der Studien hat diesen Zusammenhang jedoch nicht bestaumltigten koumlnnen bzw kommt zu dem Schluss dass insbesondere beim Autobahnbau die regionalwirt-schaftliche Wirkung neutral ist Auch von positiven Effekten fuumlr lokale Unternehmen im Bereich Straszligenbau kann nicht ausgegangen werden da solche oumlffentlichen Auftraumlge oftmals europaweit ausgeschrieben werden muumlssen So konnte z B fuumlr Ostdeutschland die oben beschriebene Kausalkette empirisch nicht nachgewiesen werden Solche Untersuchungen muumlssen immer vor Ort geschehen und uumlber Prognosen auf Basis von oumlkonometrischen Schaumltzungen hinausgehen683

Der Straszligenverkehr erreichte im Jahr 1997 bezogen auf die Bundesfernstraszligen insgesamt einen Wegekostendeckungsgrad von 2294 (die Kosten wurden somit um 1294 sbquouumlberge-decktrsquo) Der Grund fuumlr diesen im Vergleich zu den Nutzungsarten Eisenbahntrassen und Schifffahrtskanaumlle hohe Wert ist durch eine grundsaumltzlich andere Finanzierungsstruktur beim Verkehrstraumlger Straszlige zu erklaumlren Fuumlr diese Fahrwege werden die Kosten bzgl Bau und Betrieb zu einem groszligen Teil aus den Einnahmen der Kraftfahrzeug- und Mineraloumllsteuer und der LKW-

679 Vgl BMVBW (2002a) 215680 Vgl HILGERS (1998) 24f681 Dieses Phaumlnomen laumlsst sich bspw beim Straszligenguumlterverkehr beobachten wenn LKWs auf mautfreie Strecken

ausweichen So fuumlhrte dieser Effekt zur Neueinstellung von (lediglich) zwei Auszubildenden in einer Tankstelle die an der Kreuzung der Bundesstraszligen 10 und 427 in Hinterweidethal (Rheinland-Pfalz) liegt Vgl DER SPIEGEL

(2005) 62f682 Vgl HETTLICH (o J) 22683 Vgl HETTLICH (o J) 422f

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Maut bestritten684 Es gilt zwar de jure das Non-Affektationsprinzip nach dem auch die o g Steuern grundsaumltzlich nicht zweckgebunden fuumlr die Ausgaben im Verkehrsbereich verwendet werden duumlrfen Aber de facto tragen diese Steuereinnahmen zur Verbesserung der Finanzie-rungsstruktur im Straszligenverkehr bei was jedoch nur wenig an der angespannten Lage im Verkehrsetat aumlndert Alleine fuumlr die Bundesautobahnen wird mit einer Finanzierungsluumlcke von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich uumlber das Jahr 2010 hinaus gerechnet so dass eine weitere Verschiebung von der Steuer- zur Nutzerfinanzierung wahrscheinlich ist und bspw die LKW-Maut langfristig auch auf PKWs ausgeweitet wird685

Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBeim Bau von Eisenbahntrassen kommt es zu Bodenverlagerungen weil Eisenbahndaumlmme aufgeschuumlttet und das dazugehoumlrige Erdreich andernorts entnommen wird Enthaumllt die Stecke einen Tunnelabschnitt bietet es sich an das ausgebrachte Gesteinsmaterial fuumlr diese Zwecke zu verwenden oder anderenfalls umweltfreundlich zu entsorgen Ein moumlglicher weiterer Negativeffekt ist die Erosion freigelegter Boumlden sowie die Bodenversiegelung und -verfestigung durch Uumlberbauung was allerdings nur im Bereich von Eisenbahnanlagen der Fall ist wie etwa bei Bahnhoumlfen686

Eine weitere Beanspruchung dieses Umweltschutzgutes ergibt sich moumlglicherweise auf-grund von Maszlignahmen im Rahmen der Vegetationskontrolle die regelmaumlszligig im Gleisbereich durchzufuumlhren ist Um die Betriebssicherheit des Schienenverkehrs zu gewaumlhrleisten ist es notwendig den Pflanzenbewuchs zu entfernen der anderenfalls bspw zu einer Verschlammung des Schotterbettes fuumlhren koumlnnte Nach Angaben der Deutschen Bahn kann derzeit nicht auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden da alternative mechanische und thermische Verfahren wie etwa die Infrarot-Waumlrmestrahlung aus technischen und wirtschaftlichen Gruumlnden nicht praktikabel sind687

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEisenbahnstrecken benoumltigen eine ausreichende seitliche Entsorgung des Oberflaumlchenwassers d h Wasserlaumlufe und ggf Umlegungen muumlssen entsprechend groszlig sein Im Gegensatz zu anderen Verkehrsanlagen fuumlhrt diese Nutzungsform nicht zu einer Oberflaumlchenversiegelung so dass das Regenwasser weiterhin versickern kann Bei Fehlern in der Auslegung kann es zu Wasseraufstauungen und daraus resultierenden Folgeschaumlden kommen So koumlnnen Brunnen und andere Wasserentnahmestellen verunreinigt werden soweit sie nicht gegen Oberflaumlchen-wasser abgedichtet sind688

Eine geringfuumlgige Gefahr der Verschmutzung von Grundwasser besteht bei Leckagen von Kesselwagen und bei Oumllverlusten von Behaumlltern was jedoch nur bei Versagen der bautechni-schen Schutzvorkehrungen eintritt Da alte Zuumlge noch kein geschlossenes WC-System besitzen werden die Faumlkalien aus den Wagentoiletten ungefiltert abgeleitet Fuumlr das Grundwasser ist dies jedoch unbedenklich da durch die Bakterien ein schneller Abbauprozess in Gang gesetzt wird

684 Vgl DIW (2000) 57f63685 Vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 20686 Vgl BMZ (1993) 440687 Vgl PROGNOS (1995) B150688 Vgl BMZ (1993) 441

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Mit der zunehmenden Modernisierung bzw Umruumlstung der Fahrzeugflotte verliert jedoch dieses Problem an Relevanz689

Daruumlber hinaus sind umweltrelevante Effekte durch den Bau von Tunneln denkbar ob-gleich diese Kunstbauten die Wirkung einer Eisenbahntrasse auf die anderen Umweltschutzguuml-ter vermindern koumlnnen So kann es zu einer voruumlbergehenden Absperrung und ggf dauerhaften Umleitung von Grundwasser kommen wenn bspw ein mit Grundwasser gefuumllltes Gebirge entwaumlssert werden muss Des Weiteren erfordert die Durchfahrung von genutzten Grundwas-servorkommen moumlglicherweise umfangreiche Vorsorge- und Schutzmaszlignahmen um die Wasserversorgung waumlhrend der Bau- und ggf auch der Betriebsphase der Schienenstrecke zu gewaumlhrleisten690

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDer Betrieb von Eisenbahnfahrzeugen und -anlagen fuumlhrt mittelbar zur Emission von Kohlendi-oxid Kohlenmonoxid Schwefeldioxid und Stickstoffoxid da die Bahn ihren Strom in erster Linie aus der Verbrennung von heimischer Kohle gewinnt691 Dagegen wird bei der Traktion durch Dieselmotoren unmittelbar uumlber die oben genannten Schadstoffe hinaus im Wesentlichen Kohlenwasserstoff und Ruszlig emittiert Die Houmlhe dieser Emissionen haumlngt hauptsaumlchlich von der Belastung und Drehzahl des Motors dem Verbrennungs- und Arbeitsverfahren dem Wartungs-zustand sowie der Treibstoffqualitaumlt ab692 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Eisenbahnverkehr aumlhnlich wie der Binnenschifffahrtsverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger693

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenWie jede andere linienfoumlrmige Infrastruktur auch bedeutet die Verlegung einer Eisenbahntrasse auszligerhalb von staumldtischen Flaumlchen eine Zerschneidung eines Lebensraumes von lokalen Tier-und Pflanzenarten Unmittelbar auf der Strecke findet eine Zerstoumlrung dieser Biotope statt welche im Rahmen der Vegetationskontrolle also der sbquoFreihaltungrsquo des Gleisbereiches mittels chemischer thermischer undoder mechanischer Maszlignahmen einen dauerhaften Zustand erfaumlhrt Aber auch mittelbar kann es zu negativen Umwelteffekten kommen da die Schienen-strecken fuumlr einige wandernde Tiere eine unuumlberwindbare Barriere darstellen so dass infolgedessen das System der Nahrungskette beeinflusst wird Daruumlber hinaus ist davon auszugehen dass die beschriebenen Fahrgeraumlusche fuumlr die laumlrmempfindliche Fauna eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten

Der angesprochene Barriereeffekt bezieht sich jedoch nicht nur auf die bodennahen Tier-arten sondern auch auf die Vogelwelt welche die Bahnstrecken nicht einfach sbquoumfliegenrsquo So wurde bspw auf einem 22 km langen Eisenbahnabschnitt im Raum Goumlttingen eine durch-schnittliche Verlustrate von fuumlnf verungluumlckten Voumlgeln pro km und Winterhalbjahr (es wurden drei Zeitperioden untersucht) festgestellt Insgesamt wurden 124 tote Voumlgel aufgefunden welche uumlberproportional zu den Greif- und Eulenarten zaumlhlten694 Diese exemplarische Untersuchung hat gezeigt dass sich die Verluste in der Avifauna nicht auf mehrspurige verkehrsreiche und schnell befahrene Hauptstrecken beschraumlnken Auch haben Bahnboumlschun-

689 Vgl BRAUNE (1999) 377f690 Vgl FIEDLER (2005) 210691 Vgl BRAUNE (1999) 376692 Vgl BMZ (1993) 442693 Vgl INFRAS (1995) Z-8694 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 102f

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gen oder die Dammhoumlhe als alleinige Rahmenbedingung kaum einen Einfluss auf die Unfallrate was sich allerdings im Zusammenwirken mit einem entsprechenden Gelaumlndeeinschnitt aumlndern kann Dies gilt insbesondere fuumlr Aasfresser denen beim ploumltzlichen Auftauchen des Zuges die Fluchtmoumlglichkeiten erschwert sind Ein Ausweichen zur Seite wird durch die Boumlschung ein Ausweichen nach oben durch die Stromleitung eingeschraumlnkt695

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine Eisenbahntrasse benoumltigt aufgrund ihres schmaleren Querschnittes weniger Flaumlche als eine Straszlige die bei vergleichbarer Leistungsfaumlhigkeit vier- oder sechsspurig gebaut werden muumlsste So beansprucht etwa eine zweigleisige Neubaustrecke eine Breite von 137 m eine vierstreifige Autobahn hingegen 29 m Des Weiteren machen der Fahrweg Strecken- und Bahnhofsgleise sowie Randwege nur 40 der gesamten Verkehrsflaumlche aus der Rest sind pflanzen- und tierbesiedelbare Flaumlchen Diese Boumlschungen und Seitenbereiche erfuumlllen aufgrund ihrer Linienstruktur eine oumlkologische Funktion fuumlr die Vernetzung von Lebensraumlumen696 Jedoch sind die notwendigen Trassierungselemente bei der Schiene schwerer in das Gelaumlnde anzupassen was wiederum mehr Bruumlcken und Tunnel erfordert Unter dem Aspekt der minimalen Stoumlrung des Landschaftspanoramas sind Tunnel die beste Loumlsung was allerdings zu Problemen mit dem Grundwasser fuumlhren kann697 698

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenZur Minderung der vorgestellten Laumlrmemissionen existieren einige technische Moumlglichkeiten die im Folgenden kurz erlaumlutert werden So kann eine Reduktion um 15 db(A) schon erreicht werden wenn Stahlbruumlcken auf durchgehendem Schotterbett verlegt werden Die Verwendung von scheiben- an Stelle von klotzgebremsten Raumldern senkt den Schallpegel um 7 bis 9 db(A) bei Radblenden mit Absorptionsmaterial sind es 5 bis 8 db(A) Schwingungstilger am Rad fuumlhren zu einer Reduktion um 6 db(A) und schalloptimierte Raumlder bis zu 7 db(A) Daruumlber hinaus kann die Schallemission durch Laumlrmschutzwaumlnde verkleinert werden was eine Verringerung von bis zu 15 db(A) bringt Erschuumltterungen und Koumlrperschallimmissionen koumlnnen minimiert werden wenn der Oberbau optimiert wird indem zwischen den beruumlhrungsfreien Teilen daumlmpfende Zwischenlagen angeordnet werden699

In Hinblick auf die visuelle Beeintraumlchtigung der Landschaft ist es moumlglich die Auswirkung dadurch zu minimieren dass nach Moumlglichkeit parallel und in geringem Abstand zu vorhande-nen Verkehrswegen gebaut wird Auf diese Weise wird eine nochmalige Zerschneidung des Landschaftsbildes vermieden und durch die Buumlndelung der Laumlrmquelle mit einer Straszlige die Immission minimiert Uumlber die beschriebene planerische Optimierung an der Trasse kann auch durch bauliche Maszlignahmen die negative Wirkung abgemildert werden So koumlnnen Bahndaumlmme und Einschnitte bepflanzt werden und die Viadukte und Talbruumlcken werden harmonisch in die natuumlrliche Umgebung eingefuumlgt700

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig bei diesem Eingriffsinteresse ergibt sich im Wesentlichen aus einem Unfall des rollenden Materials was zu Schaumlden an Personen und Sachen fuumlhren kann Handelt es sich um einen Gefahrguttransport ist u U zusaumltzlich mit Beeintraumlchtigungen und

695 Vgl LOumlSEKRUG (1980) 69-74696 Vgl FIEDLER (2005) 437697 Vgl BRAUNE (1999) 375698 Siehe Untersuchungsmerkmal bdquoBelastungen des Umweltschutzgutes Wasserldquo in diesem Abschnitt699 Vgl LICHTBERGER (2004) 87f700 Vgl BRAUNE (1999) 375

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Verlusten im unmittelbaren Oumlkosystem zu rechnen wenn bspw auslaufende Chemikalien in den Boden versickern Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen da der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf der Schiene bei 40 liegt was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Wasser (3) Straszlige (300) und Rohrleitung (1) bezieht701

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da es kein Traumlgermedium gibt welches die Schaumlden potenziert Allenfalls bei einer Freisetzung von umweltgefaumlhrdenden Stoffen kann uumlber die Weiterleitung im Grundwasser auch ein benachbartes Gebiet betroffen sein Auch in Hinblick auf die Persistenz eines Stoumlrfalles ist das Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da sich die Schadensdauer durch sofortige Bergungsmaszlignahmen weitgehend auf den Zeitraum dieser Maszlignahmen beschraumlnken Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da die Schaumlden bei einem Unfall uumlblicherweise sofort sichtbar werden Bei der Versickerung von Gefahrgutstoffen ist hingegen aufgrund bio-chemischer Prozesse eine gewisse zeitliche Verzoumlgerung moumlglich Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart positiv zu bewerten weil Eisenbahntrassen mit einem vertretbaren Aufwand zuruumlckgebaut werden koumlnnen Die einzelnen Komponenten des Gleiskoumlrpers sind leicht demontierbar und das Schotterbett ist problemlos abzutragen da es nicht fest mit dem Erdreich verbunden ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitAm Beruumlhrungspunkt Rad-Schiene sind folgende Phaumlnomene festzustellen die auf das Wohlbefinden des Menschen einen negativen Einfluss haben Nicht houmlrbare aber fuumlhlbare Erschuumltterungen im Bereich von 0 bis 80 Hz Koumlrperschall im Spektrum von 16 bis 16000 Hz sowie Laumlrmemissionen zwischen 58 und 66 db(A)702 703 Dabei wird das Ausmaszlig der Belaumlstigung von der Fahrzeugart der Oberbautengestaltung der Zugkonfiguration sowie den Betriebspa-rametern bestimmt Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 kmh sind vor allem die Geraumlusche der Motoren der Getriebe der Luumlfter und der Aufbauten ausschlaggebend Daruumlber hinaus sind bei einer Geschwindigkeit von bis zu 300 kmh die Rollgeraumlusche dominant welche maszliggeblich von der Rauhigkeit der Rad- und Schienenoberflaumlche beeinflusst werden Das groumlszligte Problem ist der Guumlterverkehr da er vor allem nachts die Strecken auslastet wenn der Schallgrenzwert um 10 db(A) niedriger ist als tagsuumlber704

Akzeptanz in der GesellschaftAllgemein genieszligt die Eisenbahn eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft was sich bspw bei Meinungsumfragen herausstellt So ist fuumlr 79 der Deutschen die Bahn das umweltfreundlichs-te und fuumlr 43 das sicherste Verkehrsmittel Dagegen gibt es bzgl der Puumlnktlichkeit nur eine Zustimmung von 24 was sich allerdings auf die subjektive Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Transportmitteln bezieht Obwohl die tatsaumlchliche Zuverlaumlssigkeit bei durchschnittlich 90 liegt werden schon wenige Minuten Abweichung als negativ empfunden Erklaumlren laumlsst sich dieser scheinbare Widerspruch damit dass sich der Zugverkehr an einem praumlzisen Fahrplan messen laumlsst waumlhrend Autofahrer selten eine genaue Ankunftszeit festlegen705

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist eine positive Einstellung zum Schienenverkehr festzu-stellen bzw es wird eine Erhoumlhung der Investitionen in diesen Verkehrstraumlger gefordert706 So haben sich u a der BUND der NABU und der VCD sowie weitere Institutionen zur Dachorganisa-

701 Vgl KLAUS (1999) 7702 Vgl LICHTBERGER (2004) 77703 Vgl BLU (2003) 1f704 Vgl LICHTBERGER (2004) 86f705 Vgl THALYS EXPLORER (2002)706 Vgl BUND (2002c) 4

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tion Allianz pro Schiene zusammengeschlossen um den Verkehrtraumlger Schiene zu foumlrdern707

Und auch von Seiten der Politik wird der Schienenverkehr als umweltfreundliche Alternative betrachtet welche die anderen Verkehrswege hauptsaumlchlich die Straszlige entlasten soll708

Allerdings schlaumlgt sich dieser politische Wille nicht unbedingt in der finanziellen Ausstattung der Schieneninfrastruktur nieder was sich etwa an der Ausgestaltung des Bundesverkehrswege-plans 2003 ablesen laumlsst709

Der Bau von Eisenbahntrassen stoumlszligt gelegentlich auf Widerstand von Anwohnern in dem betroffenen Gebiet da mit einer erheblichen Belaumlstigung durch Laumlrm gerechnet wird Weitere Argumente gegen diese Eingriffsform sind im Allgemeinen die bereits eroumlrterten moumlglichen Auswirkungen auf die Umweltschutzguumlter sowie ein genereller Wertverlust fuumlr die Region mit einem etwaigen Arbeitsplatzabbau im Tourismusbereich Das prominenteste Beispiel fuumlr einen organisierten Widerstand gegen ein solches Projekt ist die Y-Trasse eine geplante Hochge-schwindigkeitstrecke der Deutschen Bahn zwischen Hannover Hamburg und Bremen710

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenAls Grundbeduumlrfnis werden oumlffentliche Verkehrsmittel genannt wozu auch die Eisenbahn zu zaumlhlen ist Neben Omnibussen sind Personenzuumlge das einzige Verkehrsmittel fuumlr den regionalen und uumlberregionalen Transport welches allen Menschen offen steht Dieser Verkehrstraumlger bedient somit eine Zielgruppe die ihren Wunsch nach Mobilitaumlt mit dem Auto nicht erfuumlllen kann Dies kann oumlkonomisch begruumlndet sein wenn z B nur ein geringes Einkommen vorhanden ist welches die Anschaffung und den Betrieb eines PKW ausschlieszligt Auch kann es gesundheitli-che Gruumlnde geben wenn etwa alte Menschen koumlrperlich nicht in der Lage sind ein Kraftfahrzeug zu steuern Schlieszliglich koumlnnen auch rechtliche Beschraumlnkungen vorliegen was bspw bei Jugendlichen ohne Fuumlhrerschein der Fall ist

Dagegen kann bezogen auf andere Grundbeduumlrfnisse nur ein mittelbarer Zusammenhang zu dieser Eingriffsform hergestellt werden wenn die Transportleistung als Mittel zum Zweck verstanden wird So nutzen viele Menschen oumlffentliche Verkehrsmittel im Nah- und Fernbereich um kulturellen Einrichtungen Erholungsmoumlglichkeiten sowie Bildungseinrichtungen erreichen zu koumlnnen Generell hat dieses Verkehrssystem einen oumlffentlichen Auftrag der allerdings im Rahmen des privatwirtschaftlichen Betriebes der Deutschen Bahn als Marktfuumlhrer so nicht mehr uneingeschraumlnkt gilt So hat die Bahn in duumlnner besiedelten Gebieten kostspielige Erschlie-szligungsaufgaben zu tragen welche unmittelbar auch zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen beitragen

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Entstehung von Arbeitsplaumltzen bei dieser Projektart ist im Wesentlichen in der Bauphase zu vermuten wogegen dies in der Betriebsphase nahezu ausgeschlossen ist Allenfalls kann eine indirekte Wirkung auftreten die durch eine houmlhere Verkehrsleistung bei den Eisenbahnunter-nehmen hervorgerufen wird Aber auch davon ist nicht auszugehen da der Bau einer einzelnen Eisenbahntrasse nicht gleich zu einem erhoumlhten Personalbedarf fuumlhrt Vielmehr ist davonauszugehen dass versucht wird neue Verkehrsverbindungen durch die bestehende Belegschaft zu bedienen

707 Vgl ALLIANZ PRO SCHIENE (o J)708 Vgl BMVBW (2002b) 6f709 Vgl BUND (2004)710 Vgl BFU (o J)

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Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftUnter regionalpolitischer Perspektive ist die Bedeutung dieser Eingriffsform schwierig zu beurteilen da zunaumlchst nur allgemein von Effekten durch die Verkehrserschlieszligung in einem Gebiet ausgegangen werden kann So kann eine bessere Transportinfrastruktur dazu fuumlhren dass z B Unternehmen ihre Waren leichter in anderen Maumlrkten absetzen koumlnnen oder aber dass sich die Pendlerstroumlme verstaumlrken weil die Arbeitsstellen in einer anderen Region nunmehr schneller erreichbar sind Beide Arten von Auswirkungen erfordern jedoch dass die Verlegung der Eisenbahntrasse mit Haltestellen in dem betroffenen Areal verbunden wird Findet lediglich eine Durchquerung des Gebietes statt sind positive regionalwirtschaftliche Begleiterscheinun-gen nahezu undenkbar

Die Bahn erfuumlllt mit ihrem Netz neben der eigentlichen Aufgabe des Transportes von Per-sonen und Guumltern auch struktur- und umweltpolitische Funktionen Die Erbringung dieser umfassenden Leistungen erfordert fuumlr absehbare Zeit Staatszuschuumlsse von ca 10 Mrd euro jaumlhrlich was einhergeht mit der politischen Ablehnung einer (vom Bahn-Vorstand in den 1970er Jahren geforderten) betriebswirtschaftlichen Fuumlhrung des Fahrweges Selbst bei Beschraumlnkung auf uumlberregional bedeutsame Strecken sowie vor dem Hintergrund der veraumlnderten Rahmenbedin-gungen im Verkehr wird es nicht moumlglich sein die Kosten dieser Infrastruktur durch wettbe-werbsfaumlhige Trassenpreise zu erwirtschaften So bleibt die Houmlhe der Trasseneinnahmen der Fahrwegsgesellschaft der Bahn als privatrechtlicher Betreiber des Schienennetzes weit hinter den Erwartungen zuruumlck711 Aus der Perspektive der Wegekostendeckung kommt der Personenverkehr auf einen Deckungsgrad von 103 waumlhrend diese Kennzahl beim Guumlterver-kehr lediglich bei 158 liegt (somit liegt eine geringe Uumlber- bzw hohe Unterdeckung vor)712

Aus diesem Grund empfiehlt es sich das Netz vom Betrieb zu trennen und die Erhaltung und den Ausbau weitgehend als staatliche Aufgabe zu begreifen Die Einnahmen aus dem Trassenmanagement dienen dann nur noch als nebensaumlchliche Finanzierungsquelle zumal sich die Ausgaben des Netzes nicht genau auf die einzelnen Funktionen aufgliedern lassen

Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDurch den Kanalbau kommt es zu einem direkten Verlust an Boden wobei der Umfang von der Dimensionierung der Trasse abhaumlngt Wird die maximale Ausdehnung einer kuumlnstlichen Wasserstraszlige mit 55 m Breite und 5 m Tiefe angenommen werden pro Streckenkilometer 275000 m3 an Erdreich ausgehoben (bezogen auf das Lichtraumprofil) zu denen allerdings noch Mengen unter der Kanalsohle und an den Ufern hinzukommen Infolge der Verwendung von schwerem Baugeraumlt zur Ausbaggerung des Kanalgrabens sowie der Stabilisierung des Untergrundbodens kommt es in jedem Fall zu einem unwiederbringlichen Verlust an terrestrischen Lebensraumlumen Daruumlber hinaus besteht die Notwendigkeit die ausgeschaufelte Erde zu deponieren bzw fuumlr andere Bauprojekte zu verwenden wenn es die Bodenbeschaffen-heit zulaumlsst713

711 Vgl PAumlLLMANN (2001) 27-30 vgl KOMMISSION VERKEHRSINFRASTRUKTURFINANZIERUNG (2000) 47-49712 Vgl DIW (2000) 49f713 Vgl ZACH (2002) 12-32

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserWerden zur Sicherung des Ufers Stahlspundwaumlnde eingesetzt kann der Grundwasserspiegel negativ beeinflusst werden da die Durchflusshoumlhen im Grundwasserleiter beeintraumlchtigt sind Die Folge daraus ist moumlglicherweise eine Grundwasseraufstauung (in Flussrichtung) vor dem Kanal und damit einhergehend eine Reduzierung der Grundwasserflurabstaumlnde Gleichzeitig findet eine Grundwassererhoumlhung hinter dem Kanal statt welche wiederum die Erhoumlhung der Grundwasserflurabstaumlnde befoumlrdert Das Endergebnis des gesamten Prozesses sind u U Schaumlden an Bauwerken und der Vegetation714

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaNegative Effekte entstehen bei dieser Eingriffsart hauptsaumlchlich durch die Dieselmotoren der Binnenschiffe welche beim Betrieb Schadstoffe wie Stickoxide Kohlendioxid Schwefeldioxid und Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe emittieren Verschaumlrfend kommt hinzu dass das Durchschnittsalter der deutschen Flotte 49 Jahre betraumlgt und 65 der Motoren aumllter als 36 Jahre ist Daruumlber hinaus mangelt es an Emissionsgrenzwerten wie es bspw bei LKWs oder anderen Verbrennungsaggregaten der Fall ist715 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Binnenschifffahrtsverkehr aumlhnlich wie der Eisenbahnverkehr vor allem im Vergleich zum Automobil- und Flugverkehr in diesem Punkt erheblich besser abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM nur einen Bruchteil von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger716

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDer Bau von kuumlnstlichen Wasserstraszligen fuumlhrt aufgrund der Schwere des Eingriffes in die Oumlkologie zu einem Verlust an Biotopen was nur zu vernachlaumlssigen ist wenn die Linienfuumlhrung durch bereits erschlossene Areale geht Wasserstraszligen erfuumlllen in erster Linie eine verkehrliche Funktion welche zwangslaumlufig starke schifffahrtsbedingte Effekte mit sich bringt was die Entstehung von Lebensraumlumen fuumlr Tiere und Pflanzen erschwert So ist etwa die Artenzahl aber auch die Individuendichte im Vergleich zu natuumlrlichen Wasserlaumlufen deutlich reduziert und die vorkommenden Arten sind im Allgemeinen weniger schuumltzenswert717

Daruumlber hinaus bedeuten Schifffahrtskanaumlle fuumlr terrestrische Artengruppen eine unuumlber-windbare Migrationsbarriere718 Im Zusammenhang mit der Sicherstellung der Wasserversor-gung des Kanals kann es zu Veraumlnderungen des Gebietswasserhaushaltes kommen So fuumlhrt bspw die Entwaumlsserung eines Sumpfgebietes moumlglicherweise zu einer vollstaumlndigen Vernichtung von bestimmten Pflanzenarten719

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildSchifffahrtskanaumlle fuumlhren zu einem linienartigen Eingriff in das Landschafsbild der aufgrund des Einsatzes von technisch orientierten Bauelementen fuumlr die Ufersicherung negativ zu bewerten ist Besonders auffaumlllig sind oftmals die Spundwaumlnde aus Stahl was insbesondere durch den Begriff sbquoBlechkanalrsquo zum Ausdruck kommt720 Abhaumlngig vom Grad der Gestaltung eines Kanals im Einzelfall mit natuumlrlichen Baustoffen kann diese Beeintraumlchtigung vermindert werden und moumlglicherweise sogar eine landschaftsaumlsthetische Bereicherung darstellen Hingegen ist

714 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35715 Vgl BUND (2001) 9f716 Vgl INFRAS (1995) Z-8717 Vgl SCHROumlDERROumlMISCH (2001) 33718 Vgl UMWELTBUNDESAMT (2002b) 118719 Vgl BMZ (1993) 482720 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35

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aufgrund der haumlufig geraden Streckenfuumlhrung eines Kanals immer ein gewisser optischer Zerschneidungseffekt unvermeidbar der sonst kaum in einer natuumlrlichen Umgebung zu finden ist

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist wie beschrieben mit erheblichen Eingriffen in den Boden- und Wasserhaushalt des betroffenen Gebietes verbunden Dennoch sind bebaute Schifffahrtsstraszligen oumlkologisch nicht als tot anzusehen sondern bieten bestimmten Lebensfor-men die Moumlglichkeit sich auszubreiten Dabei haumlngt das Ausmaszlig der biologischen Vielfalt entscheidend davon ab welche Art von Uferbefestigung verwendet wird Generell ist eine deutliche Abhaumlngigkeit der Biozoumlnose von der Art und Korngroumlszlige des Besiedlungssubstrates festzustellen721

So bieten etwa Bruchsteinschuumlttungen aufgrund ihres groumlszligeren Hohlraumsystems und der dadurch um ein Vielfaches groumlszligeren Besiedlungsflaumlche den Mikro- und Makroorganismen gute Nahrungs- Schutz- und Reproduktionsraumlume Dagegen bedeuten technische Bauelemente wie bspw die erwaumlhnten Stahlspundwaumlnde Betonmauern Asphaltbeton oder Bohrpfahlwaumlnde wegen ihrer glatten und wellenartigen Flaumlchen weitaus schlechtere Lebensbedingungen722

Andererseits ermoumlglichen die Eigenschaften dieser Baumaterialien guumlnstigere fahrdynamischeVerhaumlltnisse was im Gegensatz zu einer naturnahen Bauweise den Vorteil eines geringeren Energieverbrauchs der Antriebsaggregate bedingt723

Ist es unumgaumlnglich Stahlspundwaumlnde fuumlr die Ufersicherung zu verwenden empfiehlt sich eine Absenkung ihrer Oberkante nach Moumlglichkeit unter den Wasserspiegel Ein Verbau uumlber den Wasserspiegel sollte nur in Liege- und Ladestellen sowie in hohen Dammstrecken erfolgen die dann mit Wildausstiegen versehen werden Eine grundsaumltzliche Moumlglichkeit der Eingriffsmi-nimierung bildet der Streckenbau im oumlkologisch vorteilhaften beidseitig geboumlschten Trapezpro-fil der zur Schonung der Fauna und Flora nur auf einer Uferseite erfolgen sollte724

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig dieses Nutzungsinteresses bedingt sich hauptsaumlchlich durch die Gefahr eines Durch- oder Sohlbruches des Kanals in Strecken der Aufschuumlttung oder an Kanalbruumlcken725 In einem solchen Fall kann es dann jedoch zu einer Uumlberflutung nahe liegender Gebiete und damit zur Zerstoumlrung von Vermoumlgenswerten kommen Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM auf dem Wasser liegt bei 3 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswegen Straszlige (300) Schiene (40) und Rohrleitung (1) bezieht726 Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr Schaumlden an der Trasse laumlsst sich kaum abschaumltzen kann aber auf jeden Fall als nicht unwahrscheinlich bezeichnet werden So kam es in den Jahren 1976 beim Elbe-Seiten-Kanal 1979 beim Main-Donau-Kanal und 2001 beim Rhein-Marne-Kanal zu Dammbruumlchen groumlszligeren Ausmaszliges727

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt ist sogar eine regionale Ausdehnung denkbar wenn aufgrund der Wucht der auslaufenden Wassermassen nicht nur der unmittelbare Streckenabschnitt betroffen ist In Bezug auf die Persistenz ist eher von einer kurzen Frist auszugehen da die Schaumlden durch Wassereinfluss mechanischen Charakter haben und durch Reparatur bzw

721 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35722 Vgl TITIZIERBANNING (1992) 391723 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1998) 35724 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 25725 Vgl BMZ (1993) 483726 Vgl KLAUS (1999) 7727 Vgl WIKIPEDIA (o Ja) vgl WIKIPEDIA (o Jb) vgl NCK (o J)

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Neuerrichtung der zerstoumlrten Vermoumlgensgegenstaumlnde relativ schnell zu beheben sind Dieses Eingriffsinteresse zeichnet sich durch ein hohes Maszlig an Irreversibilitaumlt aus da die Zuschuumlttung eines Kanals mit erheblichen wasserbaulichen Anstrengungen verbunden ist Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Moumlglichkeit des Ruumlckbaus bedenklich weil sich uumlber einen langen Zeitraum an und in dem Kanal wertvolle Biotope entwickelt haben koumlnnten Des Weiteren ist in der Praxis bisher ungeklaumlrt mit welchen Auswirkungen auf den Grundwasser-spiegel zu rechnen ist728 Eine Verzoumlgerungswirkung ist kaum wahrscheinlich da unmittelbar mit der Uumlberflutung die Schaumlden durch das eindringende Wasser entstehen

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitUnmittelbar negative Auswirkungen gesundheitlicher Art sind von dieser Nutzungsform nicht zu erwarten Auch der von Binnenguumlterschiffen ausgehende Laumlrmpegel von 56 db(A) ist nicht als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens zu werten da dies etwa der Lautstaumlrke einernormalen Unterhaltung in geschlossenen Raumlumen entspricht729 Infolge der Verwendung von Schiffsdiesel treten zwar entsprechende Emissionen auf jedoch nicht in einer gesundheitskriti-schen Menge

Akzeptanz in der GesellschaftBaumaszlignahmen im Zusammenhang mit Wasserstraszligen insbesondere der Aus- bzw Neubau von Schifffahrtskanaumllen werden trotz der oumlkologischen Vorteile dieses Verkehrssystems von Teilen der Oumlffentlichkeit als negativ beurteilt730 Ein allgemeines Votum der Bevoumllkerung in Hinblick auf die Realisierung dieser Eingriffsform liegt nicht vor was u a daran liegen koumlnnte dass dieser Verkehrstraumlger im Bereich Personenverkehr kaum eine Rolle spielt Fuumlr den BereichGuumlterverkehr kann jedoch auf eine Umfrage unter 198 Unternehmen der verladenden Wirtschaft zuruumlckgegriffen werden Demnach lehnen 41 der Betriebe selbst bei konkurrenzfaumlhigen Preisen der Binnenschifffahrt dieses Verkehrsmittel ab nur 22 der Verlader waumlren grundsaumltz-lich bereit die Wasserstraszlige zu nutzen731

Von Seiten der Umweltverbaumlnde ist tendenziell ein eher negatives Meinungsbild zu ver-nehmen da die oumlkologischen Vorteile in Hinblick auf die Schadstoffemissionen den oumlkologi-schen Nachteilen in Bezug auf die Schwere des Landschaftseingriffes als nachrangig beurteilt werden Aber auch aus oumlkonomischen Gruumlnden stehen die Umweltorganisationen diesem Verkehrstraumlger skeptisch gegenuumlber was bspw an der Befreiung von der Mineraloumllsteuer und der allgemein geringen Auslastung der natuumlrlichen und kuumlnstlichen Wasserstraszligen liegt So fordert etwa der BUND einen generellen Baustopp aller Groszlig- und Ausbauvorhaben in der Binnenschifffahrt und eine Herausloumlsung der Wasserstraszligen aus dem Bundesverkehrswegeplan Aumlhnlich kritisch ist die Position des NABU wobei jedoch eine Verlagerung der Binnenschifffahrt von Fluumlssen auf Kanaumlle sowie einen Ausbau der kuumlnstlichen Wasserstraszligen akzeptiert wird732

Auch in konkreten Einzelfaumlllen ist mitunter ein erhebliches Konfliktpotenzial auszumachen was an einer Reihe von Buumlrgerinitiativen gegen einen Aus- oder Neubau von Schifffahrtswegen sichtbar wird Ein Beispiel hierfuumlr ist der organisierte Protest im Fall der Errichtung des Saale-Elbe-Kanals der fuumlr einen ganzjaumlhrigen Verkehr fuumlr Schiffe bis zu 1350 t geplant ist Dieses Projekt wird aus Gruumlnden der fehlenden Wirtschaftlichkeit abgelehnt da bei 100 Mio euro Investitionsvolumen eine angenommene Nutzung von 15 Schiffen monatlich als zu wenig

728 Vgl REINHARDT (1994) 418729 Vgl BLU (2003) 2730 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 26731 Vgl PCG (1999) 824732 Vgl BUND (2001) 21 vgl NABU (2005a) 35-37

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erachtet wird Daruumlber hinaus wird befuumlrchtet dass die geplante Trassierung durch potenzielle Uumlberschwemmungsgebiete dem Hochwasserschutz entgegensteht733

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenKuumlnstliche Wasserstraszligen leisten ansatzweise in einigen Punkten einen Beitrag zur Befriedigung der genannten Grundbeduumlrfnisse wenn neben ihrer originaumlren Aufgabe als Verkehrstraumlger auch die anderen genannten Funktionen herangezogen werden So erfolgt bspw die Wasserversor-gung der Gewerbestandorte im Rhein-Ruhr-Gebiet uumlber das westdeutsche Kanalnetz mit seinen Pumpwerksketten Auch fuumlr die Bereitstellung von Trinkwasser auf dem Wege der Uferfiltration sowie fuumlr die landwirtschaftliche Bewaumlsserung spielt das Wasserdargebot der Schifffahrtskanaumlle eine groszlige Rolle Von groszliger Bedeutung sind kuumlnstliche Wasserstraszligen auch fuumlr Waumlrmekraft-werke welche auf diese Weise ihren Bedarf an Kuumlhlwasser abdecken Ebenso dient diese Projektform der Hochwasserableitung und der Uumlberleitung von Wasser aus Flussgebieten in solche mit Wassermangel Schlieszliglich dienen Binnenwasserwege in zunehmendem Maszlige auch fuumlr Aktivitaumlten im Bereich Freizeit und Erholung wie z B Wassersport Wandern Angeln sowie dem Fremdenverkehr (Fahrgastschifffahrt)734

Effekte auf den ArbeitsmarktBei der Herstellung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen ist abgesehen von der Bauphase nicht mit nennenswerten beschaumlftigungspolitischen Effekten zu rechnen Aumlhnlich wie bei dem Eingriffsinteresse Eisenbahntrassen ist anzunehmen dass durch die Bereitstellung einer zusaumltzlichen Trasse die Attraktivitaumlt des Verkehrstraumlgers selbst zunimmt Moumlglicherweise fuumlhrt dies auch zu einer Erhoumlhung der Verkehrsleistung diese wird jedoch houmlchstwahrscheinlich von dem bestehenden Personalbestand abgedeckt werden koumlnnen Erst bei einer uumlberproportiona-len Ausweitung der Transportleistung kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Beschaumlftigungsverhaumlltnisse generiert werden

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftRegionalwirtschaftliche Effekte sind bei dieser Eingriffsform schwierig abzuschaumltzen trotzdem einige Aspekte fuumlr einen positiven Beitrag sprechen koumlnnten So ist es vorstellbar dass auf diese Weise eine verkehrliche Erschlieszligung von Gebieten erfolgt deren Wirtschaftsstruktur auf den Transport von Massenguumltern angewiesen ist was bspw bei Abbaustaumltten fuumlr oberflaumlchennahe Rohstoffe der Fall ist Ein negativer Effekt i S einer sbquoLandfluchtrsquo wie er z B bei Verlegung von Eisenbahntrassen moumlglicherweise der Fall ist ist bei diesem Verkehrsmittel sehr unwahrschein-lich Zusaumltzliche regionalpolitische Impulse fuumlr die lokale Wirtschaft koumlnnten sich daraus ergeben dass an der Wasserstraszlige Umschlagplaumltze errichtet werden Da Schifffahrtskanaumlle wie beschrieben auch auszliger-verkehrliche Funktionen erfuumlllen sind weitere positive Begleiterscheinungen in Form von Aktivitaumlten im Bereich des Wassersports denkbar Hingegen ist das Potenzial fuumlr die Ausweitung von touristischen Maszlignahmen als eher gering einzuschaumltzen da die Eigenschaft dieses Nutzungsinteresses als kuumlnstliches Bauwerk seine Attraktivitaumlt fuumlr die Fahrgastschifffahrt mindert (Monotonie der Streckenfuumlhrung eines sbquoBlechkanalsrsquo)In Hinblick auf das Prinzip der Wegekostendeckung ist diese Verkehrsinfrastruktur eher negativ zu bewerten da gegenwaumlrtig nur ein Deckungsgrad von ca 10 erreicht wird Dies ist u a auf die steuerliche Beguumlnstigung zuruumlckzufuumlhren da Schiffsdiesel von der Mineraloumll- und daher auch von der Oumlkosteuer befreit ist Auch die insgesamt kostenlose Nutzung der Wasserstraszligen festgelegt durch die Mannheimer Akte aus dem Jahr 1868 fuumlhrt zu einem Defizit

733 Vgl BPEM (o J)734 Vgl SCHMIDT-VOumlCKS (1996) 24

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auf der Einnahmenseite735 Wie oben beschrieben erfuumlllen Wasserwege auch auszliger-verkehrliche Funktionen die der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen wie etwa bei der Energieversor-gung Von daher kann es nur darum gehen die Kostenstruktur in Richtung privater Finanzierung zu verschieben eine vollstaumlndige Kostendeckung ist aber unwahrscheinlich

Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine Beeintraumlchtigung dieses Umweltschutzgutes ist im Wesentlichen auf versickerndes Kerosin Enteisungsmittel Reifenabrieb sowie Feuerloumlschmittel zuruumlckzufuumlhren Enthalten die Enteisungsmittel Harnstoffe kann es zu einer Anreicherung von Nitraten im Boden kommen Dieser Effekt ist zwar nicht vergleichbar mit den Mengen aus der Landwirtschaft kann jedoch zulokal bedeutenden Belastungen fuumlhren Aumlhnliches gilt fuumlr Metalle Schwermetalle und viele Kohlenwasserstoffverbindungen die der Flughafenbetrieb verursacht736 Des Weiteren ist anlagenbedingt mit einer groszligflaumlchigen Bodenversiegelung durch die Start- und Landebahnen sowie den Abfertigungsgebaumluden auszugehen Auf diese Weise werden die oumlkologischen Funktionen zumindest der oberen Schicht des Erdreiches nahezu ausgeschaltet

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserBeim Bau von Flughaumlfen kann eine Senkung des Grundwasserspiegels notwendig sein weil nur auf diese Weise im Winter eine Frostsicherheit der Start- und Landebahnen sowie der Abfertigungsvorfelder gewaumlhrleistet ist Dazu sind u a Entwaumlsserungsgraumlben notwendig welche das Grundwasser auf houmlchstens einen Meter unter die Gelaumlndeoberflaumlche ansteigen laumlsst Um die Auswirkungen dieser Maszlignahme zu mildern werden bspw Vertikalbrunnen angelegt in denen das Wasser versickern kann und dem Grundwasserhaushalt des Bodens wieder zugefuumlhrt wird Dass es hierbei keine Erfolgsgarantie geben kann zeigt das Beispiel des Flughafens in Muumlnchen-Riem wo sich die umliegenden Landwirte seitdem uumlber eine zuneh-mende Austrocknung ihrer Felder durch die Grundwasserabsenkung beklagen737

Weitere Belastungen ergeben sich im Bereich der Abwasserentsorgung da die techni-schen Abwaumlsser groumlszligtenteils mit Kerosin Oumllen und Loumlsungsmitteln verunreinigt sind Die Kontamination mit Kerosin entsteht insbesondere durch Betankungsvorgaumlnge oder aufgrund von Loumlsungsmitteln die beim regelmaumlszligigen Abbeizen der Flugzeuge bei Inspektions- und Wartungsarbeiten freigesetzt werden Des Weiteren werden fuumlr die Raumlumung der festen Bodenflaumlchen von Schnee und Eis oftmals chemische Hilfsmittel verwendet wie bspw technischer Harnstoff oder Glykol die ebenfalls das Grundwasser belasten Zur Enteisung der Flugzeuge im Winter werden i d R Heiszligwasser-Glykolgemische auf die Tragflaumlchen und Leitwerke gespruumlht Die Menge ist dabei abhaumlngig von den Witterungsverhaumlltnissen Wartezei-ten der Flugzeuge und liegt bspw bei der Swissair zwischen 250 und 500 t jaumlhrlich Beim Startvorgang fallen diese Stoffe von der Flugzeughuumllle ab und finden sich in den gesammelten und versickernden Abwaumlssern des Flughafens von denen ein geringer Teil wieder verwertbarist738

735 Vgl BUND (o J) 4736 Vgl VCOuml (1997) 21737 Vgl ARMBRUSTER (1996) 70738 Vgl KAumlFER (1994) 53f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaIn der Umgebung des Flughafens kommt es zu Belastungen der Luft durch den Ausstoszlig von Stickoxiden Partikeln und Kohlenwasserstoffen sowie der Bildung des Reizgases Ozon Verursacht wird dies nicht nur durch den Flugverkehr sondern auch durch den Betrieb von Hilfsturbinen waumlhrend der Standzeit und sonstiger Einrichtungen zur Energieversorgung auf dem Gelaumlnde739 Weitere Quellen fuumlr Schadstoffe sind der Kraftfahrzeugverkehr auf der Luftseite (Verkehr auf dem Flughafengelaumlnde) und der Landseite (Zubringerverkehr zum Flughafen) sowie stationaumlre Anlagen wie bspw Heizwerke Zusammen tragen diese Emissionen weniger als 10 zu der Gesamtbelastung einer Region bei wovon etwa ein Drittel in den Flugzeugtrieb-werken erzeugt wird740

Daruumlber hinaus ist eine weitraumlumige Belastung mit Treibhausgasen festzustellen die aus der Verbrennung von Flugzeugtreibstoffen resultiert Der Einsatz von Kerosin fuumlr duumlsengetrie-bene Verkehrsflugzeuge und Flugbenzin fuumlr Propellerflugzeuge fuumlhrt neben der Entstehung von Wasserdampf zur Emission von Kohlenmonoxid Kohlendioxid Schwefeloxiden und Stickoxiden Stickoxide sind Vorlaumlufersubstanzen des Treibhausgases Ozon und bewirken den verstaumlrkten Abbau von Methan welches global zur Abkuumlhlung der Atmosphaumlre beitraumlgt Der Luftverkehr ist fuumlr diese Schadstoffe im Vergleich zu anderen Quellen wie etwa dem Straszligenverkehr bezogen auf die Gesamtmenge nur zu einem Anteil von weniger als 3 verantwortlich Allerdings wird mit einer Zunahme dieses Anteils bei Kohlendioxid und den Stickoxiden um 120 bzw 200 gerechnet was sich auf die Jahre von 1995 bis 2020 bezieht Problematisch ist weiterhin die Freisetzung der Gase in einer Houmlhe von ca 9 bis 13 km wo sie eine relativ lange Verweildauer aufweisen741 742 Unabhaumlngig von diesen Einflussgroumlszligen ist jedoch festzustellen dass der Flugverkehr aumlhnlich wie der Automobilverkehr vor allem im Vergleich zum Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsverkehr in diesem Punkt erheblich schlechter abschneidet So betragen die spezifischen Werte fuumlr die Treibhausgase und Luftschadstoffe also pro PKM bzw TKM ein Vielfaches von denen der anderen genannten Verkehrstraumlger743

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenGroszligflughaumlfen umfassen ein Areal von etwa 10 bis 20 km2 und sind eingezaumlunt Dagegen werden bei kleineren Flugplaumltzen keine groumlszligeren Biotope zerschnitten so dass in einem gewissen Umfang standortwechselnde Tierarten kaum unuumlberwindbaren Hindernissen ausgesetzt sind Bei solchen Flaumlchen handelt es sich meistens um Wiesen die zwar gemaumlht werden muumlssen ansonsten aber eine betraumlchtliche Artenvielfalt aufweisen koumlnnen Damit solche Lebensraumlume fuumlr Flugzeuge im Notfall kein Hindernis darstellen muumlssen jedoch Baumlume und Buumlsche in unmittelbarer Naumlhe der Start- und Landebahnen beseitigt werden744

Eine erhoumlhte Belastung von Pflanzen im Umfeld von Flughaumlfen kann bislang nicht festge-stellt werden trotzdem sind schaumldliche Wirkungen durch Stickoxide denkbar Diese Stoffe koumlnnen sehr versteckt auftreten und schon in geringster Konzentration die Schadwirkung anderer Emissionskomponenten verstaumlrken Relevant sind aber auch Folgeprodukte wie bspw Ozon Peroxyacetylnitrat und Smog die z T erst in groumlszligeren Houmlhen entstehen Sie gelangen durch Austauschvorgaumlnge an die Vegetation und koumlnnen zu deutlichen Blattschaumlden fuumlhren745

Welche Auswirkungen die Laumlrmemissionen auf die Tierwelt haben laumlsst sich nicht eindeutig

739 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 15740 Vgl ADV (2003) 21741 Vgl ARMBRUSTER (1996) 98-101742 Vgl FRIEDRICHHEINEN (2005) 12f743 Vgl INFRAS (1995) Z-8744 Vgl ERB (2000) 158745 Vgl SCHUumlTT (1988) 85

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ausmachen So wurde bspw auf dem Zuumlrcher Flughafen die houmlchste Population an Nachtigallen im ganzen Kanton Zuumlrich festgestellt die Tiere unterbrachen ihren Gesang nur voruumlbergehend waumlhrend der Start- und Landemanoumlver der Flugzeuge746 Andere Beispiele hingegen zeigen negative Effekte was sich etwa in Form einer erhoumlhten Populationsdichte von Hasen und Gaumlnsen oder in der Abnahme der Eierproduktion von Weiszligkopfadlern darstellt747

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildEine direkte Auswirkung auf dieses Umweltmedium geht von dem Flughafengelaumlnde selbst aus was eine flaumlchenartige Beeintraumlchtigung von einigen bis 2000 ha bedeuten kann Der bei den anderen betrachteten Verkehrstraumlgern festzustellende linienartige Zerschneidungseffekt kommt hier nicht zum Tragen da der eigentliche Verkehrsweg eines Flugzeuges der Luftraum ist Aufgrund der fehlenden baulichen Houmlhenwirkung abgesehen von dem Fluguumlberwachungs-turm ist der optische Effekt dieser Eingriffsform in die Landschaft nicht uumlber eine groumlszligere Distanz wahrnehmbar Dennoch koumlnnen Start- und Landemanoumlver zumindest als temporaumlre Stoumlrung des Landschaftsbildes empfunden werden was aber eher zu vernachlaumlssigen ist

Aumlhnlich untergeordnet ist der Effekt von Kondensstreifen zu beurteilen welche den Him-mel uumlber Europa im Jahresmittel um 05 bzw um 5 bei vielbeflogenen Korridoren bedecken Sie entstehen in einer Houmlhe von 10 bis 12 km verlaufen in einer Breite von bis zu 10 km und koumlnnen sich unter bestimmten meteorologischen Bedingungen bis zu mehren Tagen halten748

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenAls effektivste Maszlignahme zur Reduktion der von Flughaumlfen ausgehenden Schadstoffbelastun-gen gilt die Abwicklung des Zubringerverkehrs uumlber oumlffentliche Verkehrsmittel Insgesamt besteht die Moumlglichkeit der Reduktion von Emissionen welche nicht von den Triebwerken ausgehen wenn moderne und umweltfreundliche Technik eingesetzt wird So kann etwa die benoumltigte Energie fuumlr die Flughafengebaumlude von Blockheizkraftwerken bezogen und Betriebsfahrzeuge koumlnnen mit Erdgas betrieben werden wie es z B auf dem Flughafen in Muumlnchen-Riem geschieht749

Weitere Optionen zur Verringerung der beschriebenen Beeintraumlchtigungen wie bei den anderen Verkehrsinfrastrukturen sind derzeit nicht in Sicht Im Vergleich zu jenen Eingriffsinte-ressen liegt hier ein weniger gravierender Zerschneidungseffekt bei Biotopen vor Dementspre-chend sind bauliche Maszlignahmen wie etwa Untertunnelungen fuumlr wandernde Tierarten von geringerem Interesse

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig begruumlndet sich im Wesentlichen aus der Belastung des Flughafengelaumlndes wie es bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschrieben wurde Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als mittel einzustufen ist da es trotz aufwaumlndiger technischer Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu solchen Ereignissen kommt

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden kann jedoch nur von einer lokalen Ausdehnung gesprochen werden da sich die freigesetzten Stoffe auf das Betriebsgelaumlnde beschraumlnken In Hinblick auf die Persistenz etwa von Kerosinresten ist eher von einer kurzen Zeitspanne auszugehen Es handelt sich normalerweise um kleine Mengen welche in einer uumlberschaubaren Periode durch die natuumlrlichen Bodenprozesse abgebaut werden Mit einer Verzoumlgerungswir-

746 Vgl INEICHEN (o J)747 Vgl BUSNEL (1978)748 Vgl VCOuml (1997) 13749 Vgl ADV (2003) 21

203

kung ist kaum zu rechnen da diese Schadstoffe bei den Freiflaumlchen unmittelbar in das Erdreich gelangen Lediglich bei den asphaltierten Gelaumlndeabschnitten wie etwa den Rollbahnen ist aufgrund der Deckschicht von einer starken Verzoumlgerung wenn nicht sogar mit einem Ausbleiben der Versickerungswirkung auszugehen Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsart weitgehend kritisch zu bewerten weil sich die beschriebenen Effekte im Boden- und Wasserhaushalt nicht ruumlckgaumlngig machen lassen Daruumlber hinaus ist ein vollstaumlndi-ger Ruumlckbau eines Flughafens zwar nicht unmoumlglich aber mit sehr hohem technischem Aufwand verbunden

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDer Betrieb eines Flughafens ist mit diversen Laumlrmemissionen verbunden die von den Anwohnern trotz Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen haumlufig als Belastung ihres physischen und psychischen Wohlbefindens wahrgenommen werden Quellen hierfuumlr sind zunaumlchst der Fluglaumlrm selbst der durch die Starts und Landungen hervorgerufen wird So wird bspw beim Start eines Airbus A320 aus 300 m Entfernung ein Wert von 80 db(A) und aus 700 m noch ein Wert von 70 db(A) gemessen Aber auch auf dem Boden sind Geraumlusche zu vernehmen welche etwa durch die Rollbewegung der Flugzeuge oder den Frachtumschlag entstehen Flug- und Bodenlaumlrm sind problematisch da sie als Schallemissionen in die Umgebung gelangen was bei alten Flugzeugen z B wie einer Boeing 727-200 eine Flaumlche von 1425 km2 belastet Schlieszliglich macht sich auch Anlagenlaumlrm bemerkbar der durch den Betrieb von Gepaumlckfoumlrderanlagen und Passagiertransfersystemen hervorgerufen wird aber fast immer auf das Flughafengelaumlnde beschraumlnkt ist750

Die beschriebenen Phaumlnomene koumlnnen nicht nur subjektiv als Belaumlstigung empfunden werden sondern tatsaumlchlich negativ auf das koumlrperliche Wohlbefinden wirken Dies wird besonders relevant wenn die hohe Laumlrmsensibilitaumlt des Schlafes der Anwohner zusaumltzlich durch eine moumlgliche Ausweitung des Flugbetriebes in die Nachtzeit strapaziert wird Untersuchungen haben gezeigt dass naumlchtlicher Laumlrm den Schlafrhythmus stoumlren kann was in chronischer Form als Gesundheitsbeeintraumlchtigung einzustufen ist Allerdings lassen sich daraus keine eindeuti-gen Immissionsgrenzwerte ableiten so dass immer ein Spielraum fuumlr politische bzw juristische Interpretationen bleibt751 752

Akzeptanz in der GesellschaftDie allgemeine Haltung der Bevoumllkerung zum Bau oder Ausbau von Flughaumlfen ist durch scheinbare Widerspruumlche gekennzeichnet Zum einen hat der Flugverkehr in den letzten Jahren stark zugenommen was sich insbesondere im Wachstum der sbquoBilligfliegerrsquo zeigt die verstaumlrkt auf kostenguumlnstige regionale Flughaumlfen ausweichen753 Aufgrund dieser Zunahme kann von einer hohen Zustimmung der Buumlrger zum Verkehrssystem Flugzeug ausgegangen werden was sich bspw in der durchschnittlichen Zufriedenheitsrate von 72 der EU-Buumlrger zeigt754 Zum

750 Vgl ARMBRUSTER (1996) 74-81751 Vgl MASCHKEHECHT (2003) 41752 Dagegen gibt es moumlglicherweise eine unmittelbare Gefahr fuumlr die Gesundheit des Menschen durch die

Houmlhenstrahlung der Passagiere und Besatzung waumlhrend des Fluges ausgesetzt sind Bei dieser Strahlung handelt es sich um radioaktive Teilchen welche von der Sonne ausgestrahlt werden und wegen der fehlenden Schutzwirkung der Atmosphaumlre menschliche Eiweiszligstrukturen zerstoumlren Inwieweit die aufgenommene Dosis zu tatsaumlchlichen Schaumldigungen fuumlhren ist bisher unbekannt Einzelne Untersuchungen haben jedoch fuumlr Piloten ein erhoumlhtes Krebsrisiko festgestellt obwohl diese Personengruppe berufsbedingt strengere Gesundheitskrite-rien erfuumlllen muss Fuumlr Menschen die nur wenige Fluumlge im Jahr absolvieren sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine gesundheitlichen Folgen zu erwarten Vgl ARMBRUSTER (1996) 95f

753 Vgl BUND (2003a) 3754 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2005) 16

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anderen ist nahezu jede Maszlignahme zur Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr dieses Verkehrsmittel mit erheblichen Protesten von Anwohnern verbunden was im Wesentlichen mit der zu erwartenden Zunahme des Fluglaumlrms zusammenhaumlngt

Auch die Umweltverbaumlnde stehen einer Erweiterung der Fluginfrastruktur ablehnend gegenuumlber was sowohl den Ausbau bestehender groszliger Flughaumlfen betrifft als auch den Neubau von Regionalflughaumlfen Insgesamt wird sogar eine Reduktion dieser Verkehrsleistung angestrebt wie bspw die Forderung nach einem Nachtflugverbot oder der Festlegung vonspeziellen Umweltgrenzwerten fuumlr eine Flughafenregion deutlich macht755 Daruumlber hinaus werden fiskalische Maszlignahmen vorgeschlagen wie z B eine Abgabe auf Kerosin oder die Beseitigung der Mehrwertsteuerbefreiung von Flugscheinen um der Expansion dieses Verkehrssystems entgegenzuwirken756

Auf der politischen Ebene von Buumlrgerinitiativen gibt es viele Beispiele fuumlr den Widerstand gegen die Erweiterung bestehender groumlszligerer Flughaumlfen oder den Neubau von Regionalflughauml-fen So sprich sicht etwa eine Buumlrgervereinigung in Eppstein (Hessen) gegen die Expansion des Frankfurter Flughafens aus was sich sowohl auf die Infrastruktur selbst als auch auf die Erweiterung der Anzahl an Start- und Landevorgaumlngen bezieht757 Aber auch bei kleineren Flughaumlfen wie bspw Blankensee bei Luumlbeck sind erhebliche Kontroversen bei den Buumlrgern zu erwarten In diesem Fall zeigt sich aber auch dass nicht von einem klaren Votum der lokalen Bevoumllkerung auszugehen ist da laut einer Umfrage 47 fuumlr und 53 gegen das Projekt sind758

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDas Flugzeug hat grundsaumltzlich den Charakter eines oumlffentlichen Verkehrstraumlgers (von den wenigen Privatflugzeugen abgesehen) und ist damit grundsaumltzlich positiv zu bewerten Gleichwohl hat es nur in sehr duumlnn besiedelten und weitlaumlufigen Laumlndern die Aufgabe eine Grundversorgung mit Mobilitaumlt sicherzustellen was in Deutschland jedoch nicht der Fall ist759

Das Flugzeug ist mit durchschnittlich 06 Reisen pro Person und Jahr ein relativ wenig benutztes Verkehrsmittel bei der Bahn betraumlgt dieser Wert 164 Erst ab einer Distanz von etwa 500 km kommen die Vorteile des Flugzeuges gegenuumlber den anderen Verkehrstraumlgern hinsichtlich einer geringen Reisezeit zum tragen In dieser Rechnung sind auch die An- und Abfahrtszeiten zum Flughafen sowie die Dauer fuumlr die Abfertigung inbegriffen was bei der Reise mit der Bahn eine weitaus geringere Rolle spielt760

Effekte auf den ArbeitsmarktFlughaumlfen haben aufgrund ihrer komplexen Aufgaben einen Bedarf an qualifizierten Fachkraumlften in fast allen Branchen und Dienstleistungsbereichen so dass bspw das Luftverkehrskreuz Frankfurt die groumlszligte Arbeitsstaumltte in Hessen ist Die Vielfalt an serviceorientierten Taumltigkeiten sowie die zahlreichen Sicherheitsbestimmungen erfordern einen hohen Personalbestand Dabei ist das Verhaumlltnis von Arbeitern zu Angestellten in etwa ausgewogen was bspw beim Flughafen Frankfurt ca 44 zu 46 bedeutet (der Rest verteilt sich auf temporaumlre Arbeitsverhaumlltnisse) Auch hinsichtlich der Verdienstmoumlglichkeiten ergeben sich zumindest in diesem Beispiel relativ geringe Unterschiede zu Gunsten der Angestellten Dies kann u a damit erklaumlrt werden dass die Arbeiter groumlszligtenteils im Schichtdienst taumltig sind und durch entsprechende Zulagen die Differenz z T ausgleichen Im Umfeld von Flughaumlfen siedeln sich oftmals weitere Unternehmen an die

755 Vgl BUND (2000) 2 756 Vgl DNR (2002) 8757 Vgl EPPSTEINER GEGEN FLUGLAumlRM (o J)758 Vgl LUumlBECKER NACHRICHTEN (o J)759 Vgl VCOuml (1997) 8760 Vgl VCOuml (1997) 26-28

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sich durch die zahlreichen Verkehrsanbindungen Zeit- und damit Wettbewerbsvorteile versprechen Untersuchungen haben gezeigt dass zusaumltzlich zu den Arbeitsplaumltzen auf einem Flughafen mit dem 18- bis 29-fachen an Stellen im Umland gerechnet werden kann761

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftVon Flughaumlfen gehen oftmals starke regionale Effekte aus weil uumlberregional taumltige Unterneh-men aufgrund der Verkehrsanbindung raumlumlich expandierende Maumlrkte besser bedienen koumlnnen So haben sich immer mehr Betriebe in den Ballungszentren niedergelassen wie etwa der Rhein-Ruhr-Region da diese uumlber einen Flughafen verfuumlgt Unerwuumlnschte Nebeneffekte waren jedoch z T ein Anstieg der Grundstuumlckspreise und der Mieten sowie einer Reduzierung der Arbeitsplaumltze in den weiter entfernten Regionen Andersherum betrachtet kann gerade ein Flughafen in einem sonst strukturschwachen Gebiet ein positiver Faktor sein um eine gleichmaumlszligige regionale und polyzentrische Standortstruktur zu foumlrdern Dies kann den Abwanderungsbewegungen von Betrieben und Beschaumlftigung in die Ballungszentren entgegenwirken und damit verbundene negative Begleiterscheinungen abmildern wie es etwa beim berufsbedingten Pendelverkehr der Fall ist762

Die Finanzierungsstruktur dieser Projektart zeichnet sich durch ein uneinheitliches Bild aus Zum einen tragen die Fluggesellschaften durch Gebuumlhren fuumlr Start und Landung sowie fuumlr die Flugsicherung zur Deckung der Infrastrukturkosten bei Zum anderen wird auf Kerosin keine Abgabe oder Steuer entrichtet was im Vergleich zu anderen Verkehrstraumlgern nicht gerechtfer-tigt ist763 Daruumlber hinaus werden insbesondere kleinere Flughaumlfen oftmals finanziell von der oumlffentlichen Hand unterstuumltzt was bspw beim Flughafen Charleroi (Belgien) besonders umstritten war Daraufhin hat die Europaumlische Kommission entschieden dass solche Beihilfen nur unter bestimmten Bedingungen zulaumlssig sind und daher teilweise zuruumlckgezahlt werden muumlssen764 Aber auch groszlige Luftverkehrskreuze mussten in der Aufbauphase jahrzehntelang mit Steuergeldern finanziert werden wurden danach haumlufig privatisiert und werfen mittlerweile Gewinne ab765

Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenBei der Verlegung einer Gaspipeline werden die Rohre vor Ort verschweiszligt und in Graumlben mit mindestens einem Meter Erde uumlberdeckt766 Auf diese Weise wird der Boden in der Tiefe wie auch in der Flaumlche irreversibel in seinem natuumlrlichen Profil und in seiner Struktur zerstoumlrt und geschaumldigt Daruumlber hinaus kommt es zu einem Grundwasserstau infolge von dichten Spundwaumlnden sowie einer Wiederverfuumlllung mit undurchlaumlssigem Boden was u a zu einer Veraumlnderung des pH-Wertes der Erde fuumlhrt Die baubedingten Ruumlttlungen und Rammungen verursachen Schwingungen welche zu Bodenabsackungen sowie zu Verdichtungen mit Sauerstoffmangel fuumlhren767

761 Vgl ARMBRUSTER (1996) 64-66762 Vgl ERB (2000) 160f763 Vgl BUND (2003a) 6764 Vgl EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2004) 2 vgl VCD (2005b) 2765 Vgl VCOuml (1997) 26766 Vgl UEBERHORST (1999) 55767 Vgl GSTT (1999) 4f

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Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie bei dieser Eingriffsart verwendete Bauweise kann zu einer Grundwasserabsenkung fuumlhren wenn die Grabensohle tiefer als der Grundwasserspiegel liegt Als Folge daraus ist mit einem Wassermangel sowie einer Zwangsdraumlnagewirkung zu rechnen so dass es insgesamt zu einer Stoumlrung des Wasserhaushaltes kommt768

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaDa der Transport von Erdoumll und Erdgas in absolut geschlossenen Rohren erfolgt ist bei einem stoumlrungsfreien Betrieb einer Pipeline nicht mit Schadstoffemissionen zu rechnen Lediglich durch ein Leck an Erdgasleitungen kann es zu einer Belastung der lokalen Atmosphaumlre kommen wenn sich das Gas ab einer Temperatur von rund 600 degC entzuumlndet Neben den beschriebenen moumlglichen direkten Effekten auf die Luft bzw das Klima ist zu erwaumlhnen dass sich indirekte Auswirkungen auf dieses Umweltschutzgut aus der Verbrennung jener Rohstoffe ergeben So wird bei der Stromerzeugung mittels dieser Energietraumlger das Treibhausgas Kohlendioxid freigesetzt was einen Wert von 028 kgkWh bei schwerem Heizoumll und 020 kgkWh bei Erdgas ausmacht Erdgas emittiert in dieser Hinsicht nur halb soviel Schadstoffe wie bspw Braunkohle so dass im Fall einer Pipelineverlegung (im Vergleich zu einer Erdoumllfernleitung) dieses Pruumlfspezifikum besonders positiv ausfaumlllt769

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenErfolgt die Verlegung der Rohrleitungen in der Naumlhe von Baumlumen u auml Vegetationsarten kann es zu mechanischen Schaumldigungen im Wurzelbereich kommen so dass die Wasser- und Naumlhrstoffversorgung dieser Organismen sowie ihre Verankerung im Boden gefaumlhrdet sind Die bei den Umweltmedien Boden und Wasser beschriebenen Beeintraumlchtigungen fuumlhren ebenfalls mittel- bis langfristig zu nachteiligen Auswirkungen auf die Vegetation Solche Schaumlden werden jedoch haumlufig erst Jahre nach Bauende sichtbar und fuumlhren zu einer Verkuumlrzung der Lebensdau-er der Pflanzen oder zu ihrem fruumlhzeitigen Totalausfall770 Insgesamt ist eine Beeintraumlchtigung der Bodenflora und -fauna zu erwarten was im Wesentlichen auf die Bodenbearbeitung mit schweren und rotierenden Maschinen zuruumlckzufuumlhren ist So haben Untersuchungen an Pipelineflaumlchen gezeigt dass dort nur eine maximal halb so hohe Biomasse Artenzahl sowie Haumlufigkeit an Lebewesen im Vergleich zu einer Referenzflaumlche vorzufinden ist771

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDa die Errichtung einer Pipeline in der uumlberwiegenden Mehrzahl der Faumllle unterirdisch erfolgt ist keine linienartige Beeintraumlchtigung der Landschaftsaumlsthetik zu erwarten Wird das offene Bauverfahren angewendet muss das Erdreich einige Meter weit aufgerissen und nach der Verlegung des Rohres wieder verfuumlllt werden Der auf diese Weise entstandene laumlngliche sbquoArbeitsstreifenrsquo ist auch nach Abschluss der Bauarbeiten sichtbar was sich moumlglicherweise vor allem aus groumlszligerer Distanz bemerkbar macht Lediglich fuumlr den Fall dass sich das Erdreich nicht fuumlr einen Aushub eignet bzw die Vegetation zu starke Schaumlden im Wurzelraum erleiden wuumlrde kommt eine uumlberirdische Verlegung ins Spiel Da diese Variante jedoch nur fuumlr wenige Situationen zutrifft wuumlrde eine dadurch bedingte visuelle Stoumlrung sich auf einen geringen Trassenabschnitt beschraumlnken

768 Vgl GSTT (1999) 4769 Vgl UEBERHORST (1999) 66f770 Vgl GSTT (1999) 3f771 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 168

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Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenBisher wurde von der herkoumlmmlichen offenen Bauweise zur Verlegung von Rohrfernleitungen ausgegangen die wie beschrieben mit teilweise erheblichen Auswirkungen auf die Umweltme-dien verbunden sind Alternativ existieren Horizontalbohrverfahren welche mit speziellen Baumaschinen einen Bohrkanal ins Erdreich druumlcken durch den dann die Rohrfernleitung nachgezogen wird Auf diese Weise entfaumlllt die Notwendigkeit fuumlr neue Trassen sowie den Transport von groszligen Bodenmassen Schlieszliglich verringern sich die Bauzeiten und die Wahrscheinlichkeit von Spaumltschaumlden wie bspw aufgrund von Bodenabsenkungen und Beeintraumlchtigungen der Vegetation772 Generell zeichnet sich diese Methode durch einen geringeren Gesamteingriff in das Erdreich aus so dass Boden und Baumwurzeln sehr viel weniger und bestenfalls uumlberhaupt nicht beansprucht werden Diese Technologie ist mit houmlheren Kosten verbunden welche sich allerdings relativieren wenn Gemeinlast- und Folgekosten der konventionellen Bauart beruumlcksichtigt werden So ist alleine die Neupflanzung eines Jungbaumes mit ca 1000 euro zu veranschlagen der Wert von bspw 30 Jahre alten Groszligbaumlumen liegt bei ca 13000 euro773

Neben der technologischen Option gilt es bereits waumlhrend der Planung der Linienfuumlhrung denkbare Belastungen der Umweltmedien soweit wie moumlglich zu vermeiden So koumlnnen Voruntersuchungen zum Wurzelverlauf von Baumlumen bei der Trassierung beruumlcksichtigt werden und auch durch eine geeignete Bauweise selbst sind moumlgliche Beeintraumlchtigungen zu reduzieren774 Prinzipiell sollte eine Verringerung der Eingriffsflaumlche angestrebt werden indem ein moumlglichst schmaler sbquoArbeitsstreifenrsquo verwendet wird775

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas moumlgliche Schadensausmaszlig durch einen Austritt des Transportmediums bezieht sich zunaumlchst auf eine Verunreinigung lokaler Boumlden und Gewaumlsser Infolge der Stoumlrung der natuumlrlichen Lebensvorgaumlnge im Wasser durch Erdoumll kann es zu einer Gefaumlhrdung von Trinkwasser und damit zu Gesundheitsbeeintraumlchtigungen beim Menschen kommen776 Die haumlufigste Ursache fuumlr Oumllaustritte ist die Korrosion des Leitungsmaterials wobei es hierdurch zu relativ geringen Nettoverlusten kommt d h unter Beruumlcksichtigung der aufgefangenenMengen Die groumlszligten Verluste entstehen dagegen durch mechanische Fremdeinwirkung und Materialfehler Insgesamt ist von einer sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeit ausgehen wofuumlr folgende Orientierungsgroumlszligen herangezogen werden Der Anteil an ausgetretenen Oumllfluumlssigkeiten betrug in den Jahren von 1971 bis 1985 im Pipelinenetz West-Europas 00005 wovon uumlber die Haumllfte wieder aufgefangen werden konnte777 Der Risikofaktor fuumlr unfallfrei zuruumlckgelegte TKM in Rohrleitungen liegt bei 1 was sich auf den Vergleich zu den Verkehrswe-gen Wasser (3) Schiene (40) und Straszlige (300) bezieht778

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt ist anzunehmen dass sich die Schaumlden im Boden und Wasser des betroffenen Oumlkosystems lokal auf dieses Gebiet begrenzen lassen Grundsaumltzlich ist es moumlglich die Schaumlden mit Hilfe von technischen Einrichtungen einzudaumlmmen Sie besitzen vermutlich eine mittlere Persistenz d h die zeitliche Ausdehnung kann mittel- bis langfristig sein wenn ausgelaufenes Oumll durch die biologischen Prozesse im Erdreich langsam abgebaut wird Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist diese Eingriffsform negativ zu beurteilen da fuumlr

772 Vgl STEINMANN (2000) 27773 Vgl GSTT (1999) 36774 Vgl GSTT (1999) 6775 Vgl SCHUCHARDT U A (1999) 169776 Vgl LEIMBOumlCK (1982) 386f777 Vgl SCHMALLENBACH (1989) 75778 Vgl KLAUS (1999) 7

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den Ruumlckbau von Pipelines aufwaumlndige Ausgrabungsarbeiten mit einer anschlieszligenden Verfuumlllung des Grabens notwendig sind d h der urspruumlngliche Zustand ist als unwiederbring-lich einzustufen In Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung ist bei dieser Projektart mit einer kurzfristigen Schadenswirkung zu rechnen da sich das ausgetretene Transportmedium unmittelbar an der betroffenen Stelle bemerkbar macht

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitIm Normalbetrieb von Pipelines ist nicht mit Effekten zu rechnen welche fuumlr das Wohlbefinden des Menschen relevant sein koumlnnten Lediglich bei einem Stoumlrfall kann es durch die Kontamina-tion von Wasser mit Oumllen bspw bei der Aufnahme von Trinkwasser zu Beeintraumlchtigungen des menschlichen Koumlrpers kommen Tritt diese Situation in einem Trinkwasserschutzgebiet ein kann durch die Absperrung des betroffenen Gebietes dafuumlr gesorgt werden dass es zu keiner weiteren Wassergewinnung kommt Im Fall einer Emission von Gasen ist ebenfalls eine Gefaumlhrdung des Menschen moumlglich wobei durch die Vermischung mit der Umgebungsluft das Schaumldigungspotenzial verringert wird

Akzeptanz in der GesellschaftEine Abschaumltzung fuumlr dieses Eingriffsinteresse erscheint aufgrund des Mangels an entsprechen-den Quellen aumluszligerst schwierig so dass auf eigene Plausibilitaumltsuumlberlegungen zuruumlckgegriffen werden muss In Hinblick auf eine generelle Einschaumltzung kann einerseits nicht von hohen Zustimmungsraten fuumlr diese Projektart ausgegangen werden andererseits liegen keine Gruumlnde vor welche eine Ablehnung erklaumlren koumlnnten So kommt bspw der Effekt einer landschaftsaumls-thetischen Beeintraumlchtigung durch das bloszlige Vorhandensein der Projektform kaum zum Tragen wie es dagegen etwa bei Windkraftanlagen der Fall ist Auch die technische Nutzung selbst also der Transport von Erdgas und Erdoumll durch die Pipeline ist fuumlr den Menschen kaum negativwahrzunehmen Anders ist es bspw bei der Befahrung von Schienenwegen was mit erhebli-chen Laumlrmemissionen verbunden sein kann

Von Seiten der Umweltverbaumlnde liegen nur Stellungnahmen vor welche sich indirekt mit diesem Nutzungsinteresse verknuumlpfen lassen So wird von den Umweltverbaumlnden der Energietraumlger Erdgas als relativ umweltfreundlich angesehen so dass es die Substitution von Kohle in der Stromerzeugung rechtfertigt779 Obwohl sich in Bezug auf Mineraloumll keine direkten Meinungsaumluszligerungen finden ist aufgrund der vergleichsweise houmlheren Schadstoffemissionen von einer kritischen Haltung gegenuumlber diesem Energietraumlger auszugehen So wird bspw gefordert dass dieser fossile Energietraumlger durch erneuerbare ersetzt und steuerfreies Flugbenzin den anderen Verkehrstraumlgern fiskalisch gleichgestellt wird780

Die oben gemachten Aussagen in Hinblick auf eine moumlglicherweise positive Einschaumltzung in der Gesellschaft sind zu relativieren wenn Beispiele fuumlr einen lokal organisierten Widerstand gegen solche Nutzungsformen herangezogen werden So beabsichtigen etwa die Firmen Wingas und Ruhrgas eine Gasleitung zu bauen welche Lampertheim (Hessen) und Amerdingen (Bayern) verbindet Dabei wird ein Teil der Leitung uumlber das Rohrbacher Feld gehen (Baden-Wuumlrttemberg) was eine breite Schneise durch die vor Ort befindlichen Weinberge schlagen wuumlrde Die betroffenen Winzer fuumlrchten somit um ihre Existenz da die Wiederherstellung der vollen Ertragskraft der Weinreben viele Jahre dauern wuumlrde Zudem wird bezweifelt ob der empfindliche Boden uumlberhaupt in der urspruumlnglichen Qualitaumlt wieder hergestellt werden kann

779 Vgl DNR (2004) 10780 Vgl BUND (2002b) 6 vgl NABU (2005a) 7

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Neben diesem Motiv gibt es eine allgemeine Ablehnung aus Gruumlnden des Naturschutzes sowie wegen der optischen Stoumlrung waumlhrend der Bauphase781

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenRohrfernleitungen dienen als Infrastruktur fuumlr den Transport von Erdgas und Erdoumll welche wiederum die Ausgangsmaterialen fuumlr eine Vielzahl von grundlegenden Produkten darstellen Dies trifft vor allem auf das Erdoumll zu das in den Bereichen Elektrizitaumlts- und Waumlrmeerzeugung Treibstoff Chemie und Schmiermittel eine groszlige Bedeutung besitzt782 In der Stromerzeu-gung783 liegt der Anteil beider Produkte zusammen bei ca 10 in der Fernwaumlrmeerzeugung waren es im Jahr 2002 etwa 2 beim Mineraloumll und ca 40 beim Naturgas784 Da die Rolle von Strom zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen bereits eroumlrtert wurde und ansatzweise auch fuumlr diese Nutzungsform gilt fuumlhrt dies zur selben Einschaumltzung In Hinblick auf die definiertenGrundbeduumlrfnisse laumlsst sich mit diesem Eingriffsinteresse am ehesten ein Bezug zu den Feldern Unterkunft oumlffentliche Verkehrsmittel sowie BrennstoffeBetriebsstoffe herleiten Fuumlr die ersten beiden Bereiche ist dieser Zusammenhang mittelbarer Art da Erdoumll und Erdgas lediglich einewichtige Komponente darstellt Fuumlr das Beduumlrfnisfeld Unterkunft sind sie fuumlr die Waumlrmeerzeu-gung von Relevanz fuumlr das Beduumlrfnisfeld oumlffentliche Verkehrsmittel sind sie als Treibstoff notwendig

Effekte auf den ArbeitsmarktDa das Rohrfernleitungsnetz fuumlr Erdgas und Erdoumll gut ausgebaut ist kann davon ausgegangen werden dass zusaumltzliche Transportmengen durch Importe ohne eine Kapazitaumltserweiterung bewaumlltigt werden koumlnnen Lediglich im Rahmen der Erschlieszligung neuer Vorkommen im Inland wird vermutlich die Verlegung neuer Pipelines notwendig sein um einen wirtschaftlichen Transport zum bestehenden Netz zu ermoumlglichen Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einer wesentlichen Erhoumlhung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen da solche Projekte mit den vorhandenen personellen Kapazitaumlten in den Netzbetriebsgesellschaften sowie den Bauunternehmen realisiert werden koumlnnen

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftIn Hinblick auf regionalwirtschaftliche Effekte ist bei dieser Eingriffsform mit keinem nennens-werten Beitrag zu rechnen was hauptsaumlchlich in der Linienartigkeit begruumlndet ist Es gilt das Transportgut so schnell wie moumlglich durch ein Gebiet zu befoumlrdern ohne dass es dort zu wirtschaftlichen Aktivitaumlten kommt Notwendige Taumltigkeiten wie bspw Uumlberwachungsmaszlig-nahmen entlang der Pipelinestrecke oder das Eingreifen bei einem akuten Stoumlrfall werden von den Energieversorgungsunternehmen in Eigenregie durchgefuumlhrt und bedingen daher keine positiven Impulse fuumlr lokale Unternehmen

Da der Bau einer Erdgasleitung eine erhebliche Investition fuumlr die Energieunternehmen bedeutet ist dies nur durch einen akzeptablen Amortisationsgrad zu rechtfertigen So kostet z B die Verlegung einer 150 km langen 48-Zoll-Leitung unter einfachen topographischen Bedingungen etwa 200 Mio euro Dieser Wert kann sich jedoch erhoumlhen wenn bspw Verkehrswe-ge gekreuzt Bergregionen umgangen oder Feuchtgebiete durchquert werden muumlssen785

Grundsaumltzlich zeichnet sich dieses Transportsystem durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus da der Transportweg das Transportmittel und das Transportgefaumlszlig eine Einheit bilden Daruumlber

781 Vgl DER PUNKER (2005)782 Vgl HENSING U A (1998) 62783 Siehe Abschnitt 41784 Vgl HENSING U A (1998) 134 vgl BMWA (2005) Tab 25785 Vgl UEBERHORST (1999) 57

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hinaus faumlllt keine Verpackung oder Leergut an und der Betrieb ist unabhaumlngig von Witterungs-einfluumlssen kontinuierlich moumlglich Als einziges Verkehrsmittel sind Rohrfernleitungen in der Lage die groszligen anfallenden Mengen an Erdoumll und Erdgas zu befoumlrdern ohne die bestehenden Verkehrswege zu belasten786 Das Pipelinenetz wird von privaten Unternehmen betrieben zu denen u a die groszligen Energieversorger gehoumlren wie bspw die Rheinisch-Westfaumllischen Elektrizitaumltswerke Es kann daher davon ausgegangen werden dass der Bau und Betrieb dieser Nutzungsform prinzipiell unter erwerbswirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt und eine oumlffentliche Form der Finanzierung keine Rolle spielt

Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenEine direkte oumlkologische Beeintraumlchtigung ergibt sich aus der Versiegelung des Bodens durch Uumlberbauung oder Fundamentierung mit undurchlaumlssigen Materialen sowie der Vernichtung von Gruumlnland in einem Durchmesser von 20 m und mehr um einen einzelnen Masten787 Unmittelba-re Beeintraumlchtigungen entstehen durch die Errichtung von Straszligen und Pisten welche zum Bau und zur Uumlberwachung der Leitungen notwendig sind Als Folge daraus wird an diesen Stellen evt vorhandener Waldbestand dauerhaft zerstoumlrt so dass ohne den natuumlrlichen Bewuchs die biologische Schutzdecke des Bodens fehlt Damit erhoumlht sich die Erosionsgefahr da die Erdoberflaumlche den klimatischen Wirkungen wie Hitze Frost und Regen zumindest teilweise ungeschuumltzt ausgesetzt ist Dieser Effekt wird noch durch die Bodenverdichtung infolge des Baustellenverkehrs erhoumlht Generell steht die beanspruchte Flaumlche anderen Nutzungen nur noch bedingt zur Verfuumlgung788

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserEinzelne Komponenten dieses Nutzungsinteresses wie bspw Transformatoren Kondensatoren Erdungsspulen und z T unterirdisch verlegte Kabel koumlnnen groszlige Mengen an Kuumlhl- und Isoliermittel enthalten Bei Leckagen koumlnnen Mineraloumlle oder andere Fluumlssigkeiten austreten welche u U toxische polychlorierte Biphenyle enthalten und somit den Boden und das Grundwasser verseuchen789

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEine unmittelbare Belastung der Atmosphaumlre ist nicht zu befuumlrchten da von den Stromleitun-gen keine Emissionen ausgehen Es koumlnnen lediglich durch das Aufschlagen von Steilraumlndern ohne natuumlrliche Waldmaumlntel landschaftlich unnatuumlrliche Uumlbergaumlnge geschaffen werden Als Folge kann es zu Veraumlnderungen des Bestandsklimas angrenzender Vegetationsbestaumlnde kommen790 Aufgrund der Koronaeffekte791 an den stromfuumlhrenden Komponenten kommt es zu

786 Vgl KUHLMANN (1982) 28787 Vgl GERBAULET (1994) 18788 Vgl BMZ (1993b) 316789 Vgl BMZ (1993b) 316790 Vgl GERBAULET (1994) 18791 Koronaeffekte entstehen aufgrund einer zunehmenden Spannung auf Seilen und Armaturkanten der Freileitung

und durchschlagen in diesem Bereich die Luft was zu einem blauvioletten Leuchten fuumlhrt Wirkungen sind zusaumltzliche Uumlbertragungsverluste Funkstoumlrungen im unteren Frequenzbereich akustische Geraumlusche sowie die Bildung von Ozon und Stickoxiden Vgl BERNDT (1986) 55f

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einer Konzentrationserhoumlhung von Ozon von unter 1 des natuumlrlichen Wertes was keinen messbaren Einfluss auf den Ozonpegel insgesamt hat792

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenEine unmittelbare Gefahr von Stromleitungen geht fuumlr die Avifauna aus was bis zum Unfalltod von Rallen Taucher Rohr- und Laubsaumlnger Grasmuumlcken und Schnaumlpper fuumlhren kann Grund dafuumlr ist der Aufprall der Voumlgel gegen die Leiterseile bei Nachtzug in der Daumlmmerung oder bei nebligem Wetter Kollisionen entstehen auch wenn die Freileitung quer zur Vogelfluglinie oder in der Naumlhe von Rastplaumltzen ziehender Vogelarten steht Da fuumlr Voumlgel geographische Leitlinien eine bedeutsame Rolle spielen ist die Gefahr von Drahtanflug bei gebuumlndelten Leitungen besonders groszlig (bei Erdleitungen ist dies nicht moumlglich) Hingegen sind Todesfaumllle infolge von Stromschlag nahezu ausgeschlossen da ein Erdschluss der Leiterseile durch Voumlgel sehr unwahrscheinlich ist793

Eine weitere moumlgliche Auswirkung auf die Vogelwelt koumlnnte ein vermindertes Brutverhal-ten sehr empfindlicher Arten sein die sich unter der Leitung und im Seitenraum aufhalten In der Pflanzenwelt sind die haumlufigsten negativen Effekte eine Verinselung von Waldflaumlchen durch Aufschlagen von Schneisen mit der Folge einer veraumlnderten Vegetationsstruktur Eine weitere potenzielle Gefahr ist die Aushagerung der Rindenbrand und der Windwurf in angrenzenden Waldbestaumlnden durch das Freistellen von Baumlumen und das Entfernen des schuumltzenden Waldmantels Daneben kommt es im Rahmen der Unterhaltungs- und Sicherheitsmaszlignahmen zu einem periodischen Zuruumlckschneiden von Gehoumllzen im Bereich der Freileitungen Insgesamt kann es zu einer Verschiebung des Artenspektrums von Flora und Fauna kommen wenn eine naturnahe Vegetation beseitigt wird oder sich das Bestandsklima veraumlndert794

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDiese Projektart fuumlhrt aufgrund der Mastfundamente und der Leitungsmasten zu einer punktfoumlrmigen sowie wegen der Leiterseile zu einer linienfoumlrmigen Beeintraumlchtigung des Landschaftsbildes Verschaumlrft wird die Situation durch die Beanspruchung der Houmlhendimension so dass auch aus einer groszligen Entfernung Stromleitungen als visuelle Stoumlrung empfunden werden koumlnnen Indirekt kann auch von einer flaumlchenhaften Wirkung gesprochen werden da durch eine Hochspannungsleitung bis zu 1700 m2 Flaumlche anderweitiger Nutzung entzogen oder zumindest beeintraumlchtigt wird Dies ist die Folge einer Beseitigung oder Einschraumlnkung von Gehoumllzstreifen Hecken Baumreihen und -gruppen oder Einzelbaumlumen795 Zusammengenom-men kommt es zu negativen optischen Effekten auf die Landschaftsaumlsthetik angesichts von Eigenartschaumlden Vielfaltstoumlrungen Maszligstabsverlusten Naturverdraumlngung und Strukturbruuml-chen796

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDie beschriebenen massiven Beeintraumlchtigungen von Hochspannungsleitungen auf die Umweltschutzguumlter TierePflanzen und Landschaftsbild erfordern vorrangig fuumlr diese Bereiche Maszlignahmen zur Minimierung der negativen Effekte Den Hauptansatzpunkt dafuumlr bildet eine entsprechende Planung der Trassenfuumlhrung welche von vornherein versucht das oumlkologische Konfliktpotenzial zu minimieren Dagegen haben nachtraumlgliche undoder bauliche Aktivitaumlten wie bspw ein Wilddurchlass bei einer Straszlige aufgrund der technischen und wirtschaftlichen

792 Vgl JARASS U A (1989) 71793 Vgl GERBAULET (1994) 18f794 Vgl GERBAULET (1994) 18f795 Vgl GERBAULET (1994) 19796 Vgl NOHL (1993) 33

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Restriktionen weniger Erfolgsaussichten Die groszlige Raumbeanspruchung dieser Nutzungsform wuumlrde ein sbquomit in die Houmlhe wachsenrsquo solcher Maszlignahmen erfordern um bspw den Vogelanflug abzulenken oder einen Strommast mit einem kuumlnstlichen Waldrand abzudecken

Im Rahmen der Planung der Trassenfuumlhrung lassen sich landschaftsaumlsthetische Kompensa-tionsmaszlignahmen in ihrer Funktion unterscheiden nach Praumlgung und Einbettung in Bezug auf die Umgebung Eine praumlgende Maszlignahme foumlrdert das Erlebnis von Eigenart Naturnaumlhe undoder Vielfalt wozu etwa die Verschuumlttung eines (nicht mehr benutzten) Entwaumlsserungsgra-bens zaumlhlt Als eingebettet wird eine Moumlglichkeit verstanden welche die Eingriffsform visuell mit der umgebenden Landschaft sbquoverzahntrsquo was bspw eine Anbindung an einen bestehenden Gehoumllzstreifen meint797 Die wirkungsvollste Schutzmaszlignahme baulicher Art ist die Verlegung von Erdleitungen was aber auch wertvolle Vegetationsbestaumlnde schaumldigen kann und z T mit doppelt so hohen Kosten verbunden ist Daruumlber hinaus kann es zu einer Bodenaustrocknung kommen da die Leitungen eine Waumlrmeabfuhr an die Umgebung benoumltigen Dies wiederum erhoumlht den thermischen Widerstand des Bodens und fuumlhrt zu einer verstaumlrkten Erwaumlrmung des Erdreiches in unmittelbarer Naumlhe des Kabels so dass es zu einem Ruumlckkopplungseffekt kommt798 Weniger aufwaumlndige Maszlignahmen gegen Stromschlag setzen beim Neubau an bzw sind als Umruumlstungsoption bei bestehenden Anlagen zu verstehen Dazu gehoumlrt der Verzicht von gefaumlhrlichen Konstruktionen wie bspw Stehisolatoren oder blanken Uumlberfuumlhrungen bei vertikalen Mastschaltern und bei Masttransformatorenstationen Des Weiteren empfiehlt sich ein Umruumlsten von Stuumltzisolatoren auf Abspann- und Haumlngeisolatoren von ausreichender Laumlnge Hinsichtlich des Problems der Kollision von Voumlgeln mit Freileitungen koumlnnen Markierungen die Verluste minimieren aber nicht voumlllig abstellen799

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig eines Stoumlrfalles wird im Extremfall durch einen Umsturz eines oder mehrerer Leitungsmasten hervorgerufen was in der Folge auch die Leiterseile beschaumldigen kann Diese mechanische Einwirkung kann unmittelbar zu Schaumlden im natuumlrlichen Umfeld undoder technischen Infrastrukturen fuumlhren indem bspw Baumlume zerstoumlrt oder elektrische Komponenten im Uumlbertragungsnetz in Mitleidenschaft gezogen werden Die Eintrittswahr-scheinlichkeit hierfuumlr ist allgemein als gering einzustufen wobei geographische Unterschiede bestehen Wesentliche Einflussgroumlszligen sind dabei die Windstaumlrke und Windhaumlufigkeit die in den Kuumlstengebieten im Allgemeinen houmlher sind als im Binnenland und gemaumlszlig einer Windzonenkarte eingeteilt werden800

In Hinblick auf die Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen bis zu einer regio-nalen Verbreitung auszugehen weil die groszlige Anzahl an Leitungsmasten in einem Verbund auf die Uumlbertragung der physischen Kraumlfte bremsend wirkt In Bezug auf die Persistenz eines solchen Vorfalls ist das zeitliche Ausmaszlig als eher gering einzuschaumltzen da die Raumlumungs- und Reparaturmaszlignahmen fuumlr die Beseitigung von direkten und indirekten Schaumlden in einem uumlberschaubaren Rahmen liegt Eine Verzoumlgerungswirkung gibt es kaum da bei einem Umsturz eines Leitungsmastes eine sofortige Beschaumldigung der beschriebenen Guumlter erfolgt Unter der Perspektive der Irreversibilitaumlt ist festzustellen dass in den meisten Faumlllen die Wiederherstellung des urspruumlnglichen Zustandes moumlglich ist da die Leitungsmasten weitgehend problemlos abmontiert werden koumlnnen Lediglich dort wo fuumlr die Verlegung von Freileitungen die Vegetation entfernt wurde kann eine Anpflanzung einige Jahre in Anspruch nehmen

797 Vgl NOHL (1993) 65f798 Vgl JARASS U A (1989) 51f799 Vgl BUWAL (1998) 58f vgl SCHREINER (1986) 100800 Vgl KIESSLING U A (2001) 160

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Auswirkungen auf die menschliche GesundheitObwohl es keine direkte gesundheitliche Gefaumlhrdung von Hochspannungsleitungen fuumlr den Menschen gibt kann es bei Nichteinhaltung der Sicherheitsvorschriften oder bei technischen Defekten zu erheblichen Verletzungen kommen So ist nicht nur das Beruumlhren von spannungs-fuumlhrenden Anlagenteilen gefaumlhrlich sondern bereits der Aufenthalt in ihrer Naumlhe Es kommt dabei zu einer elektrischen Entladung und der dabei entstehende Lichtbogen kann zu schwersten Verbrennungen fuumlhren Auch bei einem Erdschluss einer Freileitung besteht Lebensgefahr da ein Kontakt mit dem Menschen zu Herzrhythmusstoumlrungen mit Todesfolge fuumlhren kann801 Weitere Effekte wie etwa die von einer 380-kV-Leitung emittierten Geraumlusche koumlnnen nicht als Laumlrm und damit als Beeintraumlchtigung des menschlichen Wohlbefindens angesehen werden802 Ebenfalls zu vernachlaumlssigen sind elektrische und magnetische Felder und Koronaeffekte da sie nicht oder nur in einem fuumlr den Menschen unbedenklichem Maszlige wirken803

Akzeptanz in der GesellschaftDie Errichtung von Hochspannungsleitungen stoumlszligt haumlufig auf massiven Widerstand der Bevoumllkerung insbesondere von betroffenen Grundstuumlckseigentuumlmern sowie auf erhebliche Bedenken von Naturschutzbehoumlrden und Gebietskoumlrperschaften Die Realisierung dieses Eingriffsinteresses kann deshalb nur mit einer Verzoumlgerung von fuumlnf bis zehn Jahren erfolgen falls es uumlberhaupt moumlglich ist Dies kann sogar dann der Fall sein wenn solche Projekte von der Landesregierung vorbehaltlos unterstuumltzt werden und sie indirekt aus Gruumlnden des Klimaschut-zes noumltig sind weil die bspw von Windkraftanlagen erzeugte Energie in das uumlberregionale Stromnetz eingespeist werden muss804

Von Seiten der Umweltverbaumlnde gibt es zu diesem Eingriffsinteresse nur wenige Aussagen wie etwa eine Pressemitteilung des NABU So wird generell die Verlegung von Freileitungen abgelehnt da sie als Quelle von Beeintraumlchtigungen fuumlr Mensch und Natur erachtet wird Im Zusammenhang mit der Foumlrderung der erneuerbaren Energien und dem damit notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur plaumldiert der Verband fuumlr die Verlegung von Erdkabeln deren Mehrkosten im Vergleich zu konventionellen Hochspannungsleitungen bei ca 30 liegen Positiv zu beruumlcksichtigen ist auszligerdem eine houmlhere Akzeptanz in der Bevoumllkerung sowie ein schnelleres Genehmigungsverfahren805

Auch finden sich Beispiele fuumlr lokal organisierten Widerstand gegen diese Projektformen wobei haumlufig keine grundsaumltzliche Ablehnung vorliegt sondern die spezielle Linienfuumlhrung der Trasse kritisiert wird So wehrt sich etwa eine Buumlrgerinitiative in Nuumlrtingen (Bayern) gegen die Verlegung einer doppelten 380-kV-Leitung durch ein Wohngebiet Als Argumente gegen das Vorhaben werden angefuumlhrt (in dieser Prioritaumltenfolge) Der Schutz des Menschen vor Elektrosmog moumlgliche Mastbruumlche aufgrund von Vereisung sowie die Stoumlrung des Land-schaftsbildes Alternativ wird eine Streckenfuumlhrung um die Wohngebiete herum und uumlber unbewohnte Flaumlchen vorgeschlagen bei der die Kosten nach eigenen Angaben noch nicht einmal halb so hoch sind wie sie von dem Energieversorgungsunternehmen beziffert wurden806

801 Vgl SPRING (2003) 353802 Vgl GERBAULET (1994) 48803 Vgl BERNDT (1986) 55-65804 Vgl JARASSOBERMAIR (2005) 399f805 Vgl NABU (2005b)806 Vgl NBH (o J)

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Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenDie Verlegung von Freileitungen dient zwar nicht unmittelbar der Befriedigung von Grundbe-duumlrfnissen ist jedoch unverzichtbar fuumlr den Transport von elektrischer Energie Der auf diese Weise bereitgestellte Strom dient indirekt zur Befriedigung von Grundbeduumlrfnissen so dass hinsichtlich dieses Pruumlfkriteriums die gleiche Einschaumltzung erfolgt wie dies bei den anderen Formen der Energiegewinnung geschehen ist807

Effekte auf den ArbeitsmarktVor dem Hintergrund einer weitgehend ausgebauten Infrastruktur ist nicht mit einer Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskraumlften zu rechnen Es ist es lediglich denkbar dass durch die Einfuumlhrung neuer Uumlbertragungstechniken wie z B die Supraleitung zusaumltzliches Personal benoumltigt wird Davon ist jedoch zumindest kurzfristig nicht auszugehen da die (noch) hohen Kosten dieser Leitungstechnik und die massive Umweltwirkung fuumlr das Erdreich dem entgegen-stehen Wird mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energietraumlger gerechnet koumlnnten sich auch daraus positive Beschaumlftigungseffekte ergeben Diese Form der Energieerzeugung zeichnet sich u a durch ihre Dezentralitaumlt aus was den Anschluss an das Uumlbertragungsnetz und somit vermutlich die Verlegung neuer Leitungen erfordert Trotzdem ist selbst bei einer positiven Entwicklung der genannten Faktoren keine substanzielle Aumlnderung der Beschaumlfti-gungssituation zu erwarten da die Uumlbertragung von Elektrizitaumlt mehr den Charakter einer Produktionsvorleistung hat und weniger als originaumlre wirtschaftliche Aktivitaumlt zu verstehen ist

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftHochspannungsleitungen sind in Hinblick auf moumlgliche regionalwirtschaftliche Implikationen mit Rohrfernleitungen zu vergleichen da sich beide Eingriffsarten durch eine aumlhnliche Arbeitsweise auszeichnen Im Vordergrund steht dabei der schnelle Transport von Energietrauml-gern zwischen zwei Punkten also den Anlagen zur Energieumwandlung i w S an denen die eigentliche oumlkonomische Aktivitaumlt stattfindet So wird hauptsaumlchlich an diesen Stellen die Aufbereitung in eine verbrauchsgerechte Form durchgefuumlhrt bzw das Mineraloumll oder Erdgas wird von dem Ort seiner Foumlrderung eingespeist Die wirtschaftlichen Aktivitaumlten entlang einer Hochspannungstrasse sind dagegen wenig relevant da es sich allenfalls um Wartungs- und Reparaturarbeiten handelt Es ist anzunehmen dass diese Maszlignahmen von den Netzbetreibern zentral koordiniert und ausgefuumlhrt werden so dass ein Ruumlckgriff auf regionale Unternehmen unwahrscheinlich ist Andererseits hat die Realisierung dieser Eingriffsform positive Effekte auf die kommunalen Haushalte da die Netzbetreiber Konzessionsabgaben zu entrichten haben Diese stellen die Gegenleistung dar welche der Staat fuumlr die Bereitstellung oumlffentlicher Flaumlchen zur Montage der Mastfundamente erbringt808

Die Investitionskosten fuumlr eine Freileitung haumlngen von einer Reihe von Faktoren ab wobei die wichtigsten die Houmlhe der Uumlbertragungsspannung die Zahl der Stromkreise sowie der Leiterquerschnitt sind Weitere Einflussgroumlszligen sind das Gelaumlnde die klimatischen Bedingungen sowie die unterschiedlichen Anforderungen an die Betriebszuverlaumlssigkeit und -sicherheit Schlieszliglich muumlssen ggf auch Entschaumldigungskosten fuumlr die Inanspruchnahme von fremdem Grundeigentum und Zusatzkosten fuumlr naturschutzrechtliche Ersatz- und Ausgleichsmaszlignahmen beruumlcksichtigt werden Zusammengenommen ist eine Kostenhoumlhe von 125 bis 1200 euro pro km Leitung zu veranschlagen wovon 30 bis 50 auf den eigentlichen Stromkreis entfaumlllt 35 bis

807 Siehe Abschnitt 412808 Vgl WIKIPEDIA (o Jc)

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45 des Etats werden fuumlr die Masten benoumltigt fuumlr die bauliche Gruumlndung 10 bis 25 und schlieszliglich 5 fuumlr die Planung809

Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDer Bau von Infrastrukturen fuumlr den Verkehr zum und innerhalb der Schutzzone etwa in Form von Radfahrwegen oder Parkplaumltzen fuumlhrt zu einer unmittelbaren Oberflaumlchenversiegelung des Bodens Werden diese vorgegebenen Linien und Flaumlchen von den Touristen verlassen kann es erst recht zu Schaumlden kommen was sich dann bspw in Form von Bodenverdichtung oder Erosion zeigt Eine andere Art der Belastung wird durch einen zu hohen Eintrag von Stickstoffen hervorgerufen der durch Abfaumllle und Faumlkalien entsteht810

Eine mittelbare Beanspruchung des Bodens ergibt sich aus dem Platzbedarf fuumlr Uumlbernach-tungsgaumlste was die allgemeine Problematik der Flaumlcheninanspruchnahme verschaumlrft Ein Freizeittourist benoumltigt fuumlr Ausfluumlge und Kurzreisen im Durchschnitt etwa 100 bis 200 m2 Frei-und Gruumlnflaumlche bei einem Urlaubstouristen sind dies ca 750 m2811 Als positiver Umstand ist jedoch zu erwaumlhnen dass diese Dimension der Bodenbeanspruchung sich nicht vollstaumlndig auf das eigentliche Schutzgebiet bezieht Uumlbernachtungseinrichtungen wie bspw Ferienwohnun-gen oder Zeltplaumltze befinden sich groumlszligtenteils auf dafuumlr ausgewiesenen Bebauungsflaumlchen

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserNegative Auswirkungen sind hauptsaumlchlich bei Oberflaumlchengewaumlssern festzustellen wie z B Seen Dabei haumlngt der Schaumldigungsgrad von der jeweiligen Sensibilitaumlt des Oumlkosystems und von der Staumlrke des Eingriffes ab So ergeben sich bei den wassernahen Aktivitaumlten wie etwa Baden oder Schwimmen schon Belastungen aus der hohen Zahl der Touristen was zu einer Erhoumlhung der Stickstoffkonzentration fuumlhrt die auf die Verwendung von Sonnenoumll und Seife zuruumlckzufuumlh-ren ist Dieselbe Wirkung kann durch die Verwendung von Pressluft von Tauchern hervorgerufen werden wenn die ausgeatmete Luft naumlhrstoffreiches Tiefenwasser oder Sedimente nach oben fuumlhrt Der Effekt einer Aufwirbelung von Sedimenten kann sogar von Schnorchlern aufgrund ihrer Bewegungen ausgehen was in der Summe die Stoumlrung des oumlkologischen Gleichgewichts des Gewaumlssers verstaumlrkt812 813

Weitere negative Erscheinungen koumlnnen eine verminderte Fotosynthese sein die durch eine Wassertruumlbung ausgeloumlst wird Nachteile fuumlr Gewaumlsser bewirken auch auslaufendes Oumll und Benzin sowie Antifoulinganstriche von Booten und Ausflugschiffen814 815 Es bleibt jedoch festzuhalten dass sich die meisten Beeintraumlchtigungen auf oberflaumlchennahe Gewaumlsser konzentrieren und eher wenig gravierend in ihrer Wirkung sind Tiefere Gewaumlsserschichten werden hingegen kaum beansprucht weil sich die touristischen Aktivitaumlten weitgehend oberhalb der Erdoberflaumlche abspielen

809 Vgl KIESSLING U A (2001) 18f810 Vgl BECKER U A (1996) 22811 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 126812 Vgl BECKER U A (1996) 27-29813 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f814 Vgl BECKER U A (1996) 27-29815 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f

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Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaVon dieser Form des Fremdenverkehrs gehen auf direkte Weise keine Emissionen aus was allerdings stark von der Art der Mobilitaumlt abhaumlngt (und im Wortteil sbquoverkehrrsquo schon angedeutet wird) Dabei steht die Quantitaumlt der Belastungen in einer aumlhnlich groszligen Dimension wie die Quantitaumlt des verursachenden Verkehrsmittels Das Auto emittiert ein Vielfaches an Abgasen wird aber auch um ein Vielfaches haumlufiger fuumlr touristische Zwecke benutzt816 So produzieren PKWs Kohlenmonoxid Kohlenwasserstoffe Stickoxide Schwefeldioxid Ruszlig und Blei Etwa die Haumllfte dieser Luftverschmutzung wird durch den Freizeit- und Urlaubsreiseverkehr verursacht deren Konzentration und Verteilung von der Temperaturentwicklung und den Windverhaumlltnis-sen in dem jeweiligen Gebiet abhaumlngt817

Das Ausmaszlig dieser Belastungen ist jedoch stark abhaumlngig von der Attraktivitaumlt an alterna-tiven (umweltfreundlichen) Mobilitaumltskonzepten sowie der Einflussnahme der Gebietsverwal-tungen auf die Verkehrslenkung Eher zu vernachlaumlssigen sind dagegen Schadstoffbelastungen infolge von Waldbraumlnden die durch Menschen herbeigefuumlhrt werden Von den anderen Aktivitaumlten des Tourismus gehen jedoch uumlblicherweise keine Beeintraumlchtigungen fuumlr die Umgebung aus

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenSchaumlden koumlnnen schon entstehen wenn bspw geschuumltzte Pflanzen gesammelt oder Tiere in der fuumlr sie vorgesehenen Umgebung gestoumlrt werden Allgemein kommt es aufgrund der vonBesuchern hervorgerufenen Belastungen in Form von Laumlrm Abgasen (falls Verbrennungsmoto-ren erlaubt sind) und Bewegungen zu einer Beunruhigung bzw Stoumlrung der Tier- und Pflanzenwelt Die beim Umweltschutzgut Boden beschriebenen Belastungen koumlnnen sich ebenfalls negativ auf die Pflanzenbestaumlnde auswirken und zumindest die Zusammensetzung der Arten veraumlndern818 819

Ebenfalls kann es fuumlr die Flora und Fauna von Oberflaumlchengewaumlssern eine erhebliche Beeintraumlchtigung bedeuten wenn sie von zu vielen Touristen genutzt werden Die Konsequen-zen daraus sind moumlglicherweise Schaumlden an der Ufervegetation welche biologisch besonders wertvoll ist sowie eine Stoumlrung von bruumltenden und rastenden Voumlgeln in diesem Bereich Auch von aquatischen Aktivitaumlten wie etwa Schwimmen Tauchen oder Rudern koumlnnen Wassertiere und -pflanzen in Mitleidenschaft gezogen werden Als Folge kann es zu einer Vertreibung Schaumldigung Verschiebung der Zusammensetzung oder sogar zur Dezimierung von Arten kommen820 821 Auch die unsachgemaumlszlige Entsorgung von Freizeitmuumlll stellt ein Problem fuumlr Kleinstlebewesen dar weil bspw Einwegdosen fuumlr Kaumlfer Raupen u a Tiere zur toumldlichen Falle werden koumlnnen822

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDie Hauptquelle fuumlr negative Beeinflussungen sind Infrastrukturen welche dem Verkehr (zum und innerhalb des Zielgebietes) und dem Aufenthalt von Touristen im Schutzterrain dienen Beispiele hierfuumlr sind Zubringerstraszligen Radwege Parkmoumlglichkeiten Grillplaumltze Aussichtsplatt-formen Unterbringungseinrichtungen oder gastronomische Betriebe So koumlnnen von Aktivitaumlten wie bspw Wandern Bergsteigen und Trekking visuelle Beeintraumlchtigungen fuumlr

816 Vgl BECKER U A (1996) 20-22817 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 130f818 Vgl BECKER U A (1996) 22-26819 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f820 Vgl BECKER U A (1996) 26-30821 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 96f822 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128

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aumlsthetisch wertvolle Fels- und Gewaumlsserformationen ausgehen Andere Ursachen fuumlr eine negative Auswirkung auf das Landschaftsbild wie z B das Liegenlassen von Abfaumlllen sind meistens punktuell und zeitlich begrenzt823 Generell ist davon auszugehen dass eine groszligflaumlchige Bebauung der Landschaft weitgehend vermieden wird Wuumlrde es zu gravierenden optischen Effekten kommen waumlre die Ressource sbquoschoumlne Naturrsquo angegriffen und somit schwieriger zu vermarkten

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenIn Hinblick auf eine Minimierung der dargestellten oumlkologischen Beeintraumlchtigungen bietet es sich an zunaumlchst den Verkehrsbereich naumlher zu betrachten In Bezug auf die An- und Abreise-stroumlme in das Schutzterrain sind Strategien auf der technischen und oumlkonomischen Ebene in ihrer Wirkung begrenzt So wird etwa die Verringerung des Schadstoffausstoszliges beim PKW in den letzten Jahren oftmals durch seine erhoumlhte Nutzung (uumlber-)kompensiert Lediglich von attraktiven Angeboten seitens der Bahn- und Busunternehmen koumlnnen erfolgsversprechende Impulse ausgehen was bspw mit dem Konzept bdquoFahrtziel Naturldquo der Deutschen Bahn versucht wird824 Diese Verkehrstraumlger koumlnnen auch fuumlr die Mobilitaumlt innerhalb des Urlaubsgebietes eine positive Rolle spielen wenn sie auf die spezifischen Beduumlrfnisse von Touristen eingehen bspw bezuumlglich bestimmter Tageszeiten Daruumlber hinaus sind jedoch auch Maszlignahmen denkbar die sich auf die Verkehrsregelung oder -technik beziehen wie bspw Zufahrtsbeschraumlnkungen oder die Bevorzugung von emissionsfreien Elektrofahrzeugen825

Einen grundsaumltzlich anderen Ansatzpunkt fuumlr eine Reduktion der Umweltbelastungen bieten Konzepte zur Besucherlenkung welche sich auf die Verhaltensweisen der Touristen konzentrieren Eine Kategorie solcher Maszlignahmen betrifft die Ebene der Raum- und Land-schaftsplanung was sich beim Infrastrukturausbau und in der Zonierung des Areals nieder-schlaumlgt Konkret bedeutet dies eine Steuerung der Anzahl von Urlaubern uumlber die Lage Qualitaumlt und Kapazitaumlt infrastruktureller Einrichtungen sowie uumlber eine raumlumliche Funktionstrennung von Bereichen mit intensiver touristischer Nutzung bis hin zu solchen mit vollstaumlndiger Unantastbarkeit Eine weitere Kategorie von Aktivitaumlten zur Besucherlenkung zielt auf die Objektebene worunter Zwangsmaszlignahmen etwa in Form von Ge- und Verboten Umweltabga-ben fuumlr Nutzer oder Abzaumlunungen zu verstehen sind Auf die Objektebene beziehen sich auch sbquosanftersquo Maszlignahmen welche sich als Mittel der Abschreckung des Anreizes oder der Informati-ons- und Oumlffentlichkeitsarbeit differenzieren Beispiele hierfuumlr sind gezielte Anpflanzungen Wegeruumlckbau Spiel- und Grillplaumltze Hinweisschilder oder Schulungen von Multiplikatoren826 827

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDas potenzielle Schadensausmaszlig ergibt sich im Wesentlichen aus einer temporaumlren Beeintraumlch-tigung bzw dauerhaften Zerstoumlrung von Pflanzen und Tieren durch unsachgemaumlszliges Verhalten der Besucher Der moumlgliche Schadensumfang bei den anderen Umweltschutzguumltern ist dagegen in der Summe weniger gravierend da sich die Belastungen weitgehend durch eine geringe Intensitaumlt auszeichnen Anders sieht dies beim Umweltschutzgut LuftKlima aus welches durch den motorisierten An- und Abreiseverkehr einem groumlszligerem Schaumldigungspotenzial unterworfen ist Bezogen auf die Luft bzw das Klima ist von einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit auszugehen da der Straszligenverkehr bei der Personenbefoumlrderung eindeutig dominiert Die Eintrittswahr-scheinlichkeit fuumlr die anderen genannten Schadensarten ist dagegen allgemein als gering

823 Vgl OPASCHOWSKI (1999) 128f824 Siehe Abschnitt 11825 Vgl BECKER U A (1996) 85-92826 Vgl BECKER U A (1996) 101-106827 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 111f

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einzustufen weil Besucher durch entsprechende bauliche Abtrennungsmaszlignahmen weitge-hend von solchen Handlungen abgehalten werden koumlnnen

Hinsichtlich der Ubiquitaumlt der Schaumlden ist lediglich von einer lokalen Ausdehnung auszu-gehen da oftmals kein Traumlgermedium vorhanden ist welches die Schaumlden potenziert Auch im Fall einer Einleitung von Schadstoffen in ein Oberflaumlchengewaumlsser ist der Wirkradius begrenzt lediglich bei der Freisetzung von Emissionen in die Luft kann eine Verbreitung uumlber die unmittelbare Umgebung hinausgehen In Hinblick auf die Persistenz solcher Schaumlden ist auch ein kurz- bis mittelfristiger Zeitraum moumlglich weil die Stoumlrung oumlkologischer Systeme komplexer Natur ist Eine Verzoumlgerungswirkung kann jedoch auch mittel- bis langfristiger Art sein da bestimmte Schaumlden wie etwa Trampelpfade erst langsam entstehen und daher nicht sofort zu erkennen sind Dagegen ist diese Nutzungsart unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt positiv zu bewerten weil durch Ruumlckbau der genannten touristischen Infrastrukturen der Urzustand weitgehend wieder herstellbar ist

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitEin zentrales Motiv fuumlr touristische Aktivitaumlten ist Erholung wofuumlr die natuumlrlichen und aumlsthetisch wertvollen Rahmenbedingungen einer Schutzflaumlche als Grundlage dienen So sieht auch die wissenschaftliche Theorie neben den mehrheitlich oumlkologischen Funktionen von Schutzzonen wie z B dem Schutz der Artenvielfalt die Erholung als ein Einzelziel828 Diese Funktion wird auch von den Gebietsverwaltungen als eine ihrer wesentlichen Aufgaben angesehen und daruumlber hinaus vom Naturschutzrecht flankiert829 830 Es werden Aktivitaumlten angeboten welche eher mit einem intensiven koumlrperlichen Einsatz verbunden sind wie bspw Nordic Walking Wandern oder Rad fahren Aber auch Angebote aus dem Wellnessbereich haben eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden wozu etwa die Nutzung von natuumlrlichen Heilmitteln (Sole Schwefel Moor) oder von warmen Mineral- und Heilwaumlssern zaumlhlt831

Akzeptanz in der GesellschaftDie Oumlffnung von Schutzflaumlchen fuumlr den Fremdenverkehr kann bei der lokalen Bevoumllkerung zu schwerwiegenden soziokulturellen Effekten fuumlhren wenn ein bestimmtes Ausmaszlig an Tourismus uumlberschritten wird Diese Gefahr ist umso groumlszliger je kleiner und laumlndlicher der Ort ist was schon in der Planungsphase erhebliche Spannungen zwischen Befuumlrwortern und Gegnern eines touristischen Projektes ausloumlsen kann Diese koumlnnen durch bestimmte Baumaszlignahmenhervorgerufen werden die als stoumlrende Veraumlnderung des Ortsbildes empfunden werden oder durch eine hohe Zahl an Besuchern welche ein sbquoUumlberfremdungsgefuumlhlrsquo bei den Einheimischen bewirken Allgemein koumlnnen auch Differenzen aus unterschiedlichen Wertemustern und Verhaltensweisen zwischen den groumlszligtenteils staumldtischen Urlaubern und den traditionell laumlndlich gepraumlgten Einheimischen resultieren832 Allgemein ist festzustellen dass die Bevoumllkerung dieser Eingriffsform positiv gegenuumlber steht da 95 der Bundesbuumlrger Nationalparke fuumlr wichtig halten 70 sind der Auffassung dass noch mehr Flaumlchen unter Schutz gestellt werden sollten und 72 wuumlrden ihren Urlaub in solchen Gebieten verbringen833

Von Seiten der Umweltverbaumlnde kann grundsaumltzlich mit einer Zustimmung zu dieser Ein-griffsform gerechnet werden Im Vergleich zu anderen Tourismusformen wie etwa dem Massentourismus uumlberwiegen die oumlkologischen Vorteile dieser Variante Fuumlr diese Haltung

828 Vgl SSYMANK (1997) 13829 Vgl VDN (2003) 3444830 Vgl sect 27 I BNatSchG831 Vgl VDN (2004) 34832 Vgl BECKER U A (1996) 47f833 Vgl DEUTSCHER BUNDESTAG (2002) 24

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spricht die genannte Kooperation bdquoFahrtziel Naturldquo die von den Organisationen VCD BUND NABU WWF und der Deutschen Bahn ins Leben gerufen wurde um den Tourismus in oumlkologisch geschuumltzten Groszligflaumlchengebieten zu erschlieszligen Daruumlber hinaus initiieren die Verbaumlnde auch eigene Projekte bei denen Tochtergesellschaften als Reiseveranstalter auftreten und bspw Fahrrad- und Wandertouren durch landschaftlich besonders schoumlne Gebiete anbieten834

Auf der anderen Seite stehen die positiven Effekte des Tourismus bspw in Form von Steu-ereinnahmen und Arbeitsplaumltzen welche zumindest einem Teil der lokalen Bevoumllkerung zu Gute kommen So beurteilen die Bewohner vor Ort den Fremdenverkehr oftmals voumlllig unterschied-lich was auch von der persoumlnlichen Betroffenheit infolge der touristischen Begleiterscheinun-gen abhaumlngt Es kann sogar zu einem Verdraumlngen dieser Negativeffekte kommen auch wenn sie objektiv nicht mehr zu uumlbersehen sind Die oumlkonomischen Zwaumlnge der sbquoTouristifizierungrsquo koumlnnen so stark sein dass alle anderen Belange dem untergeordnet werden und es zum Verfall von sozialen Strukturen kommt Dennoch kann es Situationen geben in denen sich touristische Initiativen stabilisierend auf den sozialen Zusammenhalt der Einheimischen auswirken835 Art und Umfang der positiven wie auch der negativen Erscheinungen des Tourismus in Schutzge-bieten beeinflussen maszliggeblich die Wahrnehmung durch die heimische Bevoumllkerung Diese Beurteilungen kann als Basis fuumlr die Akzeptanz des Fremdenverkehrs im Allgemeinen verstanden werden was aber aufgrund der dargelegten unterschiedlichen Effekte houmlchst schwierig ist

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenUnmittelbar sind positive Wirkungen zu erwarten da zu den Grundbeduumlrfnissen ebenfalls Erholungsmoumlglichkeiten bzw Unterhaltungsgelegenheiten gezaumlhlt werden Auch zu den Beduumlrfnisfeldern kulturelle Einrichtungen und Bildungseinrichtungen laumlsst sich bei manchen touristischen Aktivitaumlten in Schutzgebieten zumindest ansatzweise ein inhaltlicher Zusammen-hang herstellen Hingegen kann bei anderen Beduumlrfnisfeldern welche in erster Linie eine Befriedigung mit physischen Guumltern verlangen der Tourismus keinen Beitrag leisten

Effekte auf den ArbeitsmarktBei uumlbernachtenden Gaumlsten und den Tagestouristen ist im Schnitt von einer Kaufkraft auszugehen die zwischen 25 und 45 euro pro Tag liegt Dadurch bietet sich gerade fuumlr struktur-schwache Regionen eine Chance den Verlust von Arbeitsplaumltzen in der Landwirtschaft abzumildern Allerdings besteht die Gefahr einer einseitigen Abhaumlngigkeit vom Tourismus wenn die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige vernachlaumlssigt wird Fuumlr die Beschaumlftigungssi-tuation ist weiterhin zu beruumlcksichtigen dass im Fremdenverkehrsgewerbe i d R nicht oder wenig qualifiziertes Personal benoumltigt wird Dieses ist uumlblicherweise durch eine starke Arbeitsbelastung gekennzeichnet und auszligerdem starken saisonalen Schwankungen unterwor-fen was somit nur eine zeitliche Entlastung des Arbeitsmarktes bedeutet836 837

Weitere beschaumlftigungspolitische Impulse finden sich bei den innerhalb der Schutzzonen taumltigen Institutionen wie z B den Verwaltungen oder Informationszentren Fuumlr diese Arbeitgeber bietet es sich an Beschaumlftigte aus der heimischen Bevoumllkerung zu rekrutieren da diese sich uumlblicherweise durch eine eher emotionale und kulturelle Verbindung zum jeweiligen

834 Vgl BNS (o J) vgl NABU (o J)835 So haben bspw zunaumlchst private Fremdenverkehrsprojekte im Peak National Park (Groszligbritannien) die

Entstehung von gemeinschaftlich getragenen Initiativen befoumlrdert Die Folge daraus war eine Verbesserung der kommunalen Infrastruktur die Verschoumlnerung des Ortsbildes und die Pflege von lokalen Traditionen Vgl MOSE

(1998) 8f836 Vgl MOSE (1998) 10837 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 129

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Schutzgebiet auszeichnen Auch mittelbar koumlnnen sich positive Arbeitsmarkteffekte in Organisationen ergeben welche fuumlr die noumltigen Unterhaltungsmaszlignahmen dieser Areale zustaumlndig sind wie etwa Planungs- und Ingenieursbuumlros oder Betriebe aus dem Bereich Landschaftspflege Weitere Impulse fuumlr den lokalen Arbeitsmarkt entstehen aufgrund der Nachfrage der Touristen nach regionaltypischen Produkten die auf diese Weise eine (neue) Chance erhalten im Markt positioniert zu werden838

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftEindeutig positiv sind die wirtschaftlichen Impulse zu sehen welche von einer touristischen Erschlieszligung fuumlr die betroffene Region ausgehen Von so einer Entwicklung koumlnnen gerade Regionen profitieren denen es ansonsten an herausragenden Unternehmen mangelt und die sbquonur die Schoumlnheit ihres Landstrichesrsquo vorweisen koumlnnen So ist in einigen Regionen die Rolle der Landwirtschaft oder einzelner Branchen wie etwa der Textilindustrie stark zuruumlckgegangen Infolgedessen kam es zu einer Abwanderung von Teilen der Bevoumllkerung mit der Konsequenz dass ganze Landstriche veroumldeten Voraussetzung fuumlr eine solche oumlkonomische Dynamik ist die Nutzung vorhandener Potenziale und Institutionen um etwa regionale Wirtschaftskreislaumlufe wieder zu beleben oder typische Regionalprodukte zu vermarkten Dem stehen bspw groszlige Unterbringungseinrichtungen gegenuumlber welche von externen Investoren finanziert werden und in Konkurrenz zu lokalen und privaten Beherbergungsmoumlglichkeiten stehen839

In Hinblick auf den Bedarf an staatlicher Foumlrderung zeigt diese Eingriffsform ein uneinheit-liches Bild was sich an folgenden Punkten darstellt Einzelne touristische Aktivitaumlten wie bspw Uumlbernachtungsmoumlglichkeiten oder die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen moumlgen finanziell selbsttragend sein Die Basis fuumlr diese Leistungen bildet jedoch das Schutzareal selbst welches die Region fuumlr Reisende erst attraktiv gestaltet Andererseits ist davon auszugehen dass die Kosten der Unterhaltung und Pflege dieser Flaumlchen sowieso anfallen da jenes Gebiet als schutzwuumlrdig erachtet wird und damit eine Hoheitsaufgabe der Bundeslaumlnder darstellt Der Bund besitzt beim Naturschutz nur das Recht Rahmenvorschriften zu erlassen welche durch Regelungen der Bundeslaumlnder ausgefuumlllt und umgesetzt werden840 Dennoch kann es hinsichtlich der Betriebskosten eines Schutzterrains Unterschiede geben was von einer vollstaumlndigen Unterschutzstellung bzw einer touristischen Erschlieszligung abhaumlngt Auch bei Analyse anderer Komponenten des Komplexes Tourismus ergeben sich Uumlberschneidungen in Hinblick auf private und oumlffentliche Finanzierungsformen Dies ist bspw bei den oumlffentlichen Verkehrseinrichtungen der Fall die auch von den Besuchern genutzt werden oder Informations-angebote die aus staatlichen Mitteln finanziert werden

Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)

Belastungen des Umweltschutzgutes BodenDie Beeintraumlchtigung des Bodens faumlngt mit den vorbereitenden Maszlignahmen des Abbauvor-ganges an wenn es aufgrund der Entfernung der Pflanzendecke zu Erosion Verschlaumlmmung und Verdichtung des verbleibenden Boden kommt Dies fuumlhrt zu einer Stoumlrung der Regelungs- Wasserhaushalts- Produktions- und Lebensraumfunktion des Bodens Uumlber die Wirkungen auf

838 Vgl REVERMANNPETERMANN (2003) 126839 Hinsichtlich weiterer Charakteristika und Zielen von regionalen Entwicklungsoptionen vgl REVERMANNPETERMANN

(2003) 143-151840 Vgl Art 75 III GG

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die oberen Bodenschichten hinaus ist mit erheblichen Effekten durch den eigentlichen Abbauprozess zu rechnen der zu einer strukturellen Veraumlnderung der geophysikalischen und geomorphologischen Verhaumlltnisse in der Lithosphaumlre fuumlhrt Die Folge daraus koumlnnen Rutschun-gen Abbruumlche und Erschuumltterungen sein Die daraus resultierende nachlassende Standortsi-cherheit des Untergrundes ist Ursache fuumlr Schaumlden z B an Gebaumluden oder Leitungen Weiterhin werden durch die Entnahme von Deck- und Rohstoffmassen die Flieszlig- und Austauschvorgaumlnge unterbrochen Dies wiederum erhoumlht die Wahrscheinlichkeit von Oxidations- Verwitterungs-und Entgasungsvorgaumlngen so dass das Erdreich austrocknet841

Belastungen des Umweltschutzgutes WasserDie Veraumlnderung des Wasserhaushaltes ist im Wesentlichen die Folge der Absenkung des Grundwasserstandes beim Trockenabbau sowie der Freilegung des Grundwassers beim Nassabbau Durch die Offenlegung des Grundwassers bilden sich Baggerseen was zu einer quantitativen Beeintraumlchtigung fuumlhrt weil es zu einer erhoumlhten Verdunstung dieses Umweltme-diums an entsprechender Stelle kommt Das abgepumpte Grundwasser sowie der oberflaumlchige Kippenabstrom aus sauer verwitterten Gesteinskoumlrpern bzw Abraummaterialien haben einen sehr niedrigen pH-Wert Somit ist auch eine qualitative Beeintraumlchtigung die Konsequenz die dann moumlglicherweise durch eine wassertechnische Behandlung ausgeglichen werden muss Des Weiteren wird durch eine zu starke Abtragung der schuumltzenden Deckschicht die Puffer- und Filterfunktion des Bodens eingeschraumlnkt so dass sich die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers erhoumlht842

Belastungen des Umweltschutzgutes LuftKlimaEin direkter Einfluss auf die Luft entsteht durch die Staubentwicklung infolge des Abbaubetrie-bes sowie die Emissionen der Arbeitsfahrzeuge Indirekte Wirkungen auf die Atmosphaumlre ergeben sich aufgrund des Schadstoffausstoszliges bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe z B in der Zementindustrie Durch die Veraumlnderung des Reliefs der Landschaft kommt es zu kleinraumlumigen Auswirkungen auf das Klima So koumlnnen bspw an den Luvhaumlngen von Abraumhalden verstaumlrkt Luftbewegungen und Starkregen auftreten was wiederum zu houmlheren Verdunstungswerten und Bodenabtrag durch Abspuumllung fuumlhrt Auch eine geaumlnderte Bodenfar-be kann sich mikroklimatisch auswirken wenn sich z B auf schwarzem Haldenmaterial die Strahlungsabsorption erhoumlht Im Nassabbau kann es aufgrund von vergroumlszligerten Wasserflaumlchen zu einem Temperaturausgleich auf die Umgebung kommen Damit verbunden sind die Bildung kleinraumlumiger Windsysteme und die vermehrte Entstehung von Nebel843

Belastungen des Umweltschutzgutes TierePflanzenDie skizzierten Auswirkungen auf die Umweltmedien Boden Wasser LuftKlima haben eine so groszlige Wirkung dass die urspruumlnglich ansaumlssigen Arten mit ihren Lebensraumlumen vollstaumlndig zerstoumlrt werden Etwas gemildert wird dieser Vorgang lediglich durch den Umstand dass sich auf nicht mehr genutzten Abbauflaumlchen haumlufig neue Tiere und Pflanzen ansiedeln koumlnnen Allerdings koumlnnen sich nur wenige Arten dauerhaft etablieren da diese bdquoNatur aus zweiter Handldquo844 die natuumlrlichen oumlkologischen Bedingungen nicht komplett ersetzen koumlnnen Solche sekundaumlren Biotope zeichnen sich bei ihrer Entstehung anfaumlnglich durch aumlhnliche oumlkologische Prozesse aus wie es bei natuumlrlichen Lebensraumlumen der Fall ist Dieser Zustand wird jedoch durch

841 Vgl WITTENBECHER (1998) 267842 Vgl WITTENBECHER (1998) 268f843 Vgl WITTENBECHER (1998) 268844 WOHLRAB (1995) 92

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die fortschreitende Sukzession845 so beeinflusst dass die Initialstadien langsam verschwinden Um diese Entwicklung aufzuhalten bedarf es des permanenten menschlichen Eingriffes Der Charakter dieser Habitate unterscheidet sich grundlegend von natuumlrlichen Biotopen die eine Regenerationsdauer von mehrere Tausend Jahren erfordern846

Belastungen des Umweltschutzgutes LandschaftsbildDurch den groszligflaumlchigen Tagebau aber auch die Haumlufung vieler kleiner Abbaustaumltten kommt es zu einer erhebliche Uumlberformung oder sogar Zerstoumlrung der gewachsenen Kulturlandschaft Keine andere Form der Flaumlchennutzung fuumlhrt zu einer so gravierenden Veraumlnderung der Landschaftsgestalt die nur ansatzweise dadurch gemildert wird dass diese Projektart i d R zeitlich begrenzt ist Abbauflaumlchen Aufhaldungen sowie Abbauvorhaben auch geringer Groumlszlige sind besonders wahrnehmbar in exponierten Hang- Kamm- oder Gipfellagen von Houmlhenzuumlgen Das Ergebnis ist in jedem Fall der Verlust des Zusammenspiels von verschiedenen abiotischen und biotischen Faktoren welche in ihrer Gesamtheit eine Landschaft charakterisieren847

Moumlglichkeiten zur Minimierung der UmweltbelastungenDer durch den Abbau oberflaumlchennaher Rohstoffe verursachte Eingriff in das lokale Oumlkosystem wirft die Frage auf wie die Moumlglichkeiten einzuschaumltzen sind die zerstoumlrten natuumlrlichen Funktionen auszugleichen oder zumindest zu ersetzen Dafuumlr kommen grundsaumltzlich die landschaftspflegerischen Maszlignahmen der Rekultivierung und Renaturierung in Betracht Ziel der Rekultivierung ist das Herrichten und die Wiedernutzbarmachung fuumlr eine land- oder forstwirtschaftliche Kultur Da die oumlkonomische Nutzung im Vordergrund steht treten oumlkologische Aspekte weitgehend zuruumlck848 Fuumlr die folgende Analyse wird diese Art von Maszlignahmen somit nicht weiter verfolgt da nur im Rahmen der Renaturierung eine erhebliche Beruumlcksichtigung der oumlkologischen Empfindlichkeiten einer Schutzflaumlche moumlglich ist Demnach spielen auch Folgenutzungskonzepte wie etwa fuumlr Freizeit und Erholung keine Rolle Sie bedeuten z T auch in einem geringeren Umfang als durch den Rohstoffabbau nennenswerte Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem

Ziel der Renaturierung ist es den nicht mehr genutzten Standort eines anthropogenen Eingriffes durch Pflanzen und Tiere wiederzubesiedeln und diese sich im Rahmen der oumlrtlichen Umweltbedingungen entwickeln zu lassen849 Die Ansiedlung von Pflanzen und der notwendi-gen Lebensraumlume ist in den meisten Faumlllen moumlglich die Einbringung von Tieren hingegen nicht Nur in Ausnahmefaumlllen koumlnnen einzelne Tierarten umgesiedelt oder ausgewildert werden was fuumlr jede Spezies individuelle Maszlignahmen erfordert Die beste Foumlrderung ist die Bereitstellung von entsprechenden Biotopen damit Tiere geneigt sind sich von alleine dort anzusiedeln850

Unter bestimmten Voraussetzungen koumlnnen auch ehemalige Abbaustellen Elemente von natuumlrlichen Biotopen enthalten So ist es z B moumlglich dass Steinbruumlche Strukturelemente von offenen Felsformationen enthalten oder Aufschuumlttungen von Abraumhalden Aumlhnlichkeiten mit Duumlnen aufweisen In solchen Arealen koumlnnen sich dann sogar Tier- und Pflanzenarten ansiedeln

845 Sukzession bezeichnet die dynamische Entwicklung bei Lebensgemeinschaften von Pflanzen auf demselben Wuchsort die im Laufe der Zeit aufgrund von Faktoren wie Bodenbildung Beschattung und Konkurrenz beeinflusst wird Vgl GILCHERBRUNS (1999) 90f

846 Vgl WITTENBECHER (1998) 268847 Vgl WITTENBECHER (1998) 263269848 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 49849 Hinsichtlich der einzelnen Renaturierungsverfahren vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50850 Vgl TRAumlNKLEBOumlCKER (2001) 50

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die auf der Roten Liste851 gefuumlhrt werden Die Mehrzahl dieser Arten stammt jedoch meistens aus den Lebensraumlumen in der naumlheren Umgebung die ihrerseits keine Primaumlrbiotope darstellen weil diese weitgehend aus der heutigen Naturlandschaft verschwunden sind Sekundaumlrbiotope haben eine sehr kurze Lebenszeit sind haumlufig labil und nur unvollstaumlndig entwickelt Die Wiederherstellung der oumlkologischen Funktionen einer Abbaustaumltte m H v Renaturierungsmaszlig-nahmen ist tendenziell wahrscheinlicher je kleiner die Eingriffsflaumlche ist Dagegen zeichnen sich die heutzutage uumlblichen Eingriffe dadurch aus dass sie eine Abbaustelle mit moderner Abbautechnik zehn bis hundertfach schneller tiefer und groszligflaumlchiger bearbeiten Dies erschwert den Ausgleich oder Ersatz der verloren gegangenen natuumlrlichen Mechanismen so dass z B eine renaturierte Kiesgrube die urspruumlngliche Flusslandschaft nicht ersetzen kann852

Ausmaszlig der oumlkologischen RisikenDie oumlkologischen Risiken infolge der Gewinnung von Kiesen und Sanden stehen hauptsaumlchlich in Zusammenhang mit den geschilderten Belastungen auf die Umweltschutzguumlter Boden und Wasser Dabei sind jedoch Aussagen zu Schadensausmaszlig Eintrittswahrscheinlichkeit und Abschaumltzungssicherheit fuumlr den Modellfall nahezu unmoumlglich

Unter dem Gesichtspunkt der Ubiquitaumlt sind die Risiken eher lokaler Art da sich z B die Schaumlden an Gebaumluden durch Bodenabrutschungen oder Veraumlnderung des Grundwasser nur auf die naumlhere Umgebung der Abbaustaumltte beziehen Die Wirkungen koumlnnen allerdings einen mittel- bis langfristigen Zeitraum einnehmen was mit dem Begriff der Persistenz bezeichnet wird Die Behebung solcher Schaumlden m H v baulichen Maszlignahmen hat aufgrund der geologischen Bedingungen (falls dies im Einzelfall uumlberhaupt moumlglich ist) meistens eine lange Vorlaufzeit Unter dem Aspekt der Irreversibilitaumlt ist zu bemerken dass durch die Abbauvorgaumln-ge das lokale Oumlkosystem so gut wie unwiederbringlich verloren geht Schlieszliglich ist in Hinblick auf die Verzoumlgerungswirkung dieser Eingriffe eine kurz- bis mittelfristige Dimension wahrschein-lich da die natuumlrlichen Gegebenheiten in unmittelbarer Umgebung in den meisten Faumlllen eine sofortige Verbreitung verhindern

Auswirkungen auf die menschliche GesundheitDie Foumlrderung mineralischer Rohstoffe kann beim Abbau bei der Aufbereitung und beim Transport zu Beeintraumlchtigungen des Gesundheitszustandes der umliegenden Bevoumllkerung fuumlhren Diese Effekte aumluszligern sich direkt am Standort z B in Form von Staubaufwirbelung sowie Laumlrm und Erschuumltterungen durch Sprengarbeiten in Steinbruumlchen In der Umgebung des Standortes kann es zu Luftverunreinigung infolge der Weiterverarbeitung der Rohstoffe in den anliegenden Betrieben kommen Ursache fuumlr diese Auswirkungen kann auch die Befoumlrderung des Materials sein welches aufgrund seiner Eigenschaft den Schwerlastverkehr benoumltigt853 Da sich Orte zur Gewinnung von Erden und Steinen meistens nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten befinden gibt es eine raumlumliche Pufferwirkung

Akzeptanz in der GesellschaftStatistische Aussagen hinsichtlich der Haltung der Bevoumllkerung zu diesem Eingriffsinteresse sind kaum heranzuziehen da keine Umfragen bekannt sind welche sbquopassgenaursquo auf diese Thematik zugeschnitten sind Generell ist eher von einem negativen Image dieser Nutzungsform auszugehen wenn als Hinweis dafuumlr der Aufwand an Kommunikationsmaszlignahmen der Branchenverbaumlnde herangezogen wird Mit dieser Oumlffentlichkeitsarbeit versuchen die

851 Die Rote Liste ist ein Verzeichnis mit definierten Arten und Biotopen fuumlr bestimmte Raumeinheiten welche nach Gefaumlhrdungskategorien unterteilt werden Vgl JESSELTOBIAS (2002) 212

852 Vgl LUICKSPAumlTH (1997) 114f vgl GILCHERBRUNS (1999) 211853 Vgl WOHLRAB (1995) 95

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Unternehmen oftmals ein breites Spektrum an Gegnern von ihrem Vorhaben zu uumlberzeugen zu denen oftmals einzelne Fachbehoumlrden als Traumlger oumlffentlicher Belange Kommunalvertretungen Interessenverbaumlnde und Buumlrgerinitiativen zaumlhlen854

Eine starke direkte Betroffenheit von Anwohnern wie es bspw im Fall von groszligraumlumigen Braunkohlerevieren vorkommt ist bei der Gewinnung von Erden und Steinen eher selten Die Foumlrderung mineralischer Rohstoffe ist haumlufig wesentlich kleiner dimensioniert und der gesellschaftliche Widerstand gegen sie laumlsst sich mehr aus landschafts- und umweltpolitischen Gruumlnden erklaumlren Es ist jedoch nicht von einer generellen Entschaumlrfung des Konfliktpotenzials auszugehen selbst wenn es zu einem Ruumlckgang der Nachfrage nach Primaumlrrohstoffen kommt855

Der Grund dafuumlr ist dass konfliktarme und gleichzeitig ergiebige Lagerstaumltten bereits abgebaut werden und daher zukuumlnftig immer mehr auf suboptimale Standorte ausgewichen werden muss856

Aufgrund der hohen Eingriffsintensitaumlt in Landschaft und Natur stehen die Umweltver-baumlnde solchen Vorhaben grundsaumltzlich sehr kritisch gegenuumlber Dabei ist der Hauptkritikpunkt dass diese Nutzungsart auf gar keinen Fall nachhaltig sein kann weil diese Materialien nach ihrer Gewinnung verbraucht werden und nicht vermehrbar sind Generelles Ziel einer nachhaltigen Rohstoffpolitik ist demnach eine Verbrauchsreduktion mittels anderer Strategien wie etwa der Verwendung von Substitutionsstoffen857 Andererseits kann keine durchgaumlngig fundamentale Ablehnung festgestellt werden da es auch Verbaumlnde gibt welche sich auf einen gemeinsamen Standpunkt mit den organisierten Befuumlrwortern von Abbauvorhaben einlassen Diese Annaumlherung ist u a aus der Erkenntnis entstanden dass solche Betriebsstaumltten auch oumlkologisch wertvolle Funktionen erfuumlllen und bspw die Ansiedlung neuer Arten beguumlnstigen Daruumlber hinaus versprechen sich Naturschuumltzer oftmals durch eine Zusammenarbeit mit den Branchen-vertretern ihre umweltfachlichen Belange besser einbringen zu koumlnnen indem z B Maszlignahmen zur Erhoumlhung der Recyclingquote initiiert werden858

Der Abbau von Erden und Steinen ist haumlufig mit einem erheblichen Protest aus der umlie-genden Bevoumllkerung verbunden der sich in Form von Buumlrgerinitiativen organisiert und oftmals von Umweltverbaumlnden unterstuumltzt wird So wehrt sich bspw ein Verein in Osterode (Nieder-sachsen) gegen einen weiteren Abbau von Gips und Anhydrit in der Gipskarstlandschaft Das von der niedersaumlchsischen Landesregierung unterstuumltzte Naturschutzgroszligprojekt bdquoGipskarst-landschaft Hainholzldquo wird hingegen als nicht ausreichend erachtet da es nur einen unbedeu-tenden Teil der gesamten schutzwuumlrdigen Gesamtflaumlche ausmacht859 Dennoch kann nicht von einer durchgaumlngigen Ablehnung gesprochen werden da die betroffenen Menschen z T auf die Schaffung bzw den Erhalt von Arbeitsplaumltzen hoffen was insbesondere in strukturschwachen Regionen relevant ist860

Potenzial zur Befriedigung von GrundbeduumlrfnissenWie erwaumlhnt stellen Steine und Erden die hauptsaumlchlichen Ausgangsmaterialien fuumlr vielfaumlltige Anwendungsbereiche in der Bauwirtschaft dar Fuumlr die Befriedigung des Grundbeduumlrfnisses Unterkunft spielen diese Rohstoffe eine wesentliche Rolle da sie beim Bau von Haumlusern und Wohnungen unerlaumlsslich sind Aber auch in den uumlbrigen Beduumlrfnisfeldern wie z B oumlffentliche Verkehrsmittel leisten sie zumindest indirekt ihren Beitrag In diesen Bereichen werden ebenfalls

854 Vgl O V (1998) 15 vgl ARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSTEIN (1998) vgl ANDERS (2001)855 Siehe Abschnitt 4121856 Vgl FLECKENSTEIN U A (1998) 215857 Vgl BUND (2003b) 2-5858 Vgl NABU U A (2004)859 Vgl GFB (o J)860 Vgl WITTENBECHER (1998) 269

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Baumaterialien benoumltigt die allerdings mehr den Charakter einer Infrastruktur besitzen und daher noch auf weitere Komponenten angewiesen sind So ist etwa fuumlr den Betrieb der staumldtischen U-Bahn ein entsprechendes Schienennetz genauso notwendig wie die Ausstattung mit Zuumlgen und Betriebspersonal Letztendlich ist auch die Erfuumlllung der uumlbrigen Basisbeduumlrfnis-se ohne die Verwendung von baulichen Einrichtungen undenkbar da bspw auch fuumlr die Herstellung von Nahrungsmitteln Produktionsstaumltten zur Weiterverarbeitung oder fuumlr die Auszahlung von Sozialleistungen Verwaltungsgebaumlude benoumltigt werden

Effekte auf den ArbeitsmarktDie Foumlrderung von oberflaumlchennahen Rohstoffen ist im Allgemeinen sehr kapitalintensiv da aufwaumlndige Explorationstechniken benoumltigt werden Es besteht daher vermutlich nur ein Bedarf an einigen hochqualifizierten Arbeitskraumlften um die im Vorfeld notwendigen geologischen undgenehmigungsrechtlichen Maszlignahmen auszufuumlhren Ein aumlhnliches Qualifikationsprofil fuumlr eine geringe Anzahl von Arbeitskraumlften wird auch waumlhrend des gesamten Abbauprozesses und bei nachgelagerten Taumltigkeiten benoumltigt wie z B bei der Vermarktung der Produkte Demgegen-uumlber erfordert das Foumlrderverfahren selbst eher mittelqualifizierte Personen welche die technischen Anlagen bedienen und den Rohstoff zu den weiterverarbeitenden Betrieben transportieren Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Abbautaumltigkeit an einem Ort ist davon auszugehen dass auch nur fuumlr diesen Zeitraum neue Beschaumlftigungsverhaumlltnisse entstehen Die positiven Effekte auf den lokalen Arbeitsmarkt werden dadurch geschmaumllert auch wenn in anderen Abbauregionen neue Stellen geschaffen werden und uumlberregional betrachtet die Arbeitsmarktsstatistik nicht ganz so negativ erscheint

Beitraumlge fuumlr die GesamtwirtschaftDie Rohstofffoumlrderung steht aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften in einem direkten Bezug zu der jeweiligen Region da Art und Umfang der Abbaustaumltte maszliggeblich von den oumlrtlichen geologischen Bedingungen bestimmt werden Das Austauschverhaumlltnis ist durch die Entnahme von Produktionsfaktoren in Form von Kiesen und Sanden sowie Steinen und Erden gekenn-zeichnet die haumlufig in anliegenden Rohstoffindustrien weiterverarbeitet werden Das bedeutet dass sich uumlber die Aktivitaumlten der rohstoffabbauenden Unternehmen hinaus innerhalb der Wertschoumlpfungskette Betriebe ansiedeln die weitere positive Effekte hinsichtlich Beschaumlftigung und Wirtschaftskraft beguumlnstigen Es muss aber auch beruumlcksichtigt werden dass die fertigen Baustoffe auch in andere Regionen gebraucht werden da die Rohstoffvorkommen landesweit unregelmaumlszligig verteilt sind Die relativ hohe Transportkostenempfindlichkeit von mineralischen Materialien erhoumlht zwar den Anreiz fuumlr kurze Wege sorgt aber nicht fuumlr den Verbleib in der Region und traumlgt damit nicht nur zur Entwicklung lokaler Wirtschaftsstrukturen bei

Die Foumlrderung von mineralischen Ausgangsstoffen erfolgt in vollstaumlndiger Eigenregie der jeweiligen Unternehmen der staatliche Einfluss beschraumlnkt sich auf genehmigungs- und planungsrechtliche Vorgaben Da es sich im Fall von Steinen und Erden (bei Tagebauweise) um grundeigene Rohstoffe handelt sind keine Zahlungen an den Staat gemaumlszlig Bergrecht in Form einer Feldes- oder Foumlrderabgabe zu entrichten861 Die rohstoffabbauenden Betriebe arbeiten gewinnorientiert eine direkte oder indirekte Form der oumlffentlichen Finanzierung findet nicht statt Eine Beteiligung der oumlffentlichen Hand waumlre auch nicht gerechtfertigt da keine auszliger-oumlkonomischen Aufgaben erfuumlllt werden Anders als bspw bei der Errichtung von kuumlnstlichen Wasserstraszligen welche uumlber die verkehrliche Funktion hinaus eine Rolle spielen etwa im Rahmen der oumlffentlichen Energieversorgung Da diese Projektform mit erheblichen oumlkologi-

861 Vgl sect 3 BBergG

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schen Eingriffen verbunden ist sind auf jeden Fall naturschutzfachliche Ausgleichsmaszlignahmen oder -zahlungen notwendig welche als Kosten in die Kalkulation der Unternehmen einflieszligen

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Erklaumlrung

Die vorliegende Dissertation mit dem Titel

NachhaltigkeitsorientiertesOperationalisierungsschema beiRaumkonflikten in Schutzgebieten ndashMultikriterienanalyse fuumlr dieAuswahl von Nutzungsinteressen

ist von mir ohne fremde Hilfe angefertigt worden Es sind keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet worden Alle Stellen die woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus Veroumlffentlichen entnommen wurden sind als solche kenntlich gemacht

Oldenburg im Juli 2006Han-Chau Springer

Lebenslauf

Persoumlnliche DatenNameGeburtsdatum und -ortE-MailStaatsangehoumlrigkeit

Han-Chau Springer23011976 in Ho-Tschi-Minh-Stadt (Vietnam)han-chauspringergmxdeDeutsch

Schulausbildung1986 bis 1995 Julius-Leber-Schule in Hamburg (Abitur)

Zivildienst1995 bis 1996 Deutsches Rotes Kreuz in Hamburg (Mobiler Sozialdienst)

Berufsausbildung1996 bis 1999 Ausbildung zum Kaufmann im Auszligenhandel bei der Helm AG in

Hamburg und als Betriebswirt im Auszligenhandel an der Auszligen-handelsakademie Hamburg

Studium1999 bis 2003 Wirtschaftswissenschaften mit oumlkologischem Schwerpunkt an der

Carl von Ossietzky Universitaumlt Oldenburg Abschluss als Dipl-Oec

Promotion2004 bis 2006 Wirtschaftswissenschaften an der Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg Abschluss als Dr rer pol

  • Titel
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkuumlrzungsverzeichnis
  • Darstellungsverzeichnis
  • Anlagenverzeichnis
  • 1 Einfuumlhrung
    • 11 Ausgangssituation
    • 12 Forschungsstand
    • 13 ForschungsfragenMethodisches VorgehenDefinitionen
      • 2 Einordnung der Arbeit
        • 21 Theorie der Raumplanung
        • 22 Konzeptionell-raumplanerisch-rechtlichlicher Rahmen
        • 23 Definition von Nachhaltigkeit
          • 3 Entwicklung eines Nachhaltigkeitsrasters
            • 31 Grundannahmen
            • 32 Gruppierungsprinzipien von Nutzungsinteressen
            • 33 Einzelbetrachtung der Analysekriterien
              • 4 Analyse der Nutzungsinteressen
                • 41 Windkraftanlagen
                • 42 Fotovoltaikanlagen
                • 43 Wasserkraftanlagen
                • 44 Erdwaumlrmeanlagen
                • 45 Fernstraszligen
                • 46 Eisenbahntrassen
                • 47 Schifffahrtskanaumlle
                • 48 Flughaumlfen
                • 49 Rohrfernleitungen
                • 410Freileitungen
                • 411Tourismus
                • 412Mineralrohstoffe
                  • 5 Synthese der Nutzungsinteressen
                    • 51 Zusammenstellung einer statischen Gesamtschau
                    • 52 Definition von dynamischen Komponenten
                    • 53 Arbeitsschritte fuumlr die Modellapplikation
                      • 6 Fallbeispiel Region Wesermarsch
                        • 61 Grunduumlberlegungen
                        • 62 Entwicklungsziele und Szenarien
                        • 63 Modellapplikation und Interpretation
                          • 7 Schlussbetrachtung
                            • 71 Fazit
                            • 72 Forschungsperspektiven
                            • 73 Methodisch bedingte Einschraumlnkungen
                              • Anlage
                                • Anl 1 Windkraftanlagen (Abschnitt 41)
                                • Anl 2 Fotovoltaikanlagen (Abschnitt 42)
                                • Anl 3 Wasserkraftanlagen (Abschnitt 43)
                                • Anl 4 Erdwaumlrmeanlagen (Abschnitt 44)
                                • Anl 5 Fernstraszligen (Abschnitt 45)
                                • Anl 6 Eisenbahntrassen (Abschnitt 46)
                                • Anl 7 Schifffahrtskanaumlle (Abschnitt 47)
                                • Anl 8 Flughaumlfen (Abschnitt 48)
                                • Anl 9 Rohrfernleitungen (Abschnitt 49)
                                • Anl 10 Freileitungen (Abschnitt 410)
                                • Anl 11 Tourismus (Abschnitt 411)
                                • Anl 12 Mineralrohstoffe (Abschnitt 412)
                                  • Quellenverzeichnis
                                  • Erklaumlrung
                                  • Lebenslauf
                                      1. link Zur Homepage der Dissertation
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