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Frühlings- ERWACHEN Der BOTANISCHE GARTEN GAMBAROGNO ist ein blühendes Kleinod. Gegenüber von Locarno entfaltet sich hier die grösste Magnoliensammlung der Welt zu einer betörenden Pracht. Text Gabriela Bonin Fotos Reto Albertalli Grossartige Aussicht: Blick über den Lago Maggiore. Farbtupfer im Grünen: Edgeworthia Red Dragon. Schweizer Familie 12/2014 38 SCHÖNER LEBEN

Frühlings- ERWACHEN - BONIN communications · Ruhe. Wie nur, fragt er sich, soll es auf Dauer erhalten bleiben? Die Einnahmen der Besucher reichen knapp zum Unter- ... Schon als

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Frühlings- ERWACHEN

Der BOTANISCHE GARTEN GAMBAROGNO ist ein blühendes Kleinod. Gegenüber von Locarno entfaltet

sich hier die grösste Magnoliensammlung der Welt zu einer betörenden Pracht.

Text Gabriela Bonin Fotos Reto Albertalli

Grossartige Aussicht: Blick über den Lago Maggiore.

Farbtupfer im Grünen: Edgeworthia Red Dragon.

Schweizer Familie 12/201438

SCHÖNER LEBEN

Ästen hängen. Eidechsen rascheln vorbei, Schmetterlinge flattern daher; es summt und zirpt, quakt und krächzt.

Handtellergrosse Magnolienblätter schweben wie von Elfen verlorene Flügel zu Boden, dort steht ein japanischer Na-delbaum dünn und knochig wie ein Greis mit dürrem Barthaar. Eine Hummel brummelt vor sich hin, ein zittriges Flug-wesen wird von einem Lüftchen davon- getragen. Schwarze Ameisen glänzen in der Sonne und verrichten ihre Arbeit. Es scheint, als ob dieser Garten Eden auf rund 20 000 Quadratmetern allen winter-müden Wesen neues Leben einhauche – allem voran den Besuchern: Man ver-nimmt «Ahs!» und «Ohs!» aus allen Richtungen; Fremde kommen miteinander ins Gespräch, teilen ihre Bewunderung, fachsimpeln über Farbnuancen oder mög-liche Frostschäden. Fotoapparate klicken.

Einige der Besucher sitzen mit einem Lächeln auf einer Bank, lassen in aller Ruhe die Blütenpracht auf sich wirken: Hier gedeihen über 1000 Sorten Kamelien und über 500 verschiedene Magnolien –

der Botanische Garten Gambarogno be-herbergt die grösste Magnoliensamm-lung der Welt. Auch Azaleen, Glyzinien, Pfingst rosen und Rhododendren erfreuen die Besucher. Und zudem wartet hier eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Zitruspflanzen auf. Dazwischen wach-sen seltene exotische Laub- und Nadel-gehölze. Zwei Bäche und winzige Wasser-fälle gurgeln über moosbewachsene Steine; mit Holzschnitzeln bestreute Pfade dämp-fen die Schritte; Holzbänke und Granit-tische unterstreichen das lokale Flair. Jetzt, im Tessiner Frühling, zeigt sich die Magnolienblüte besonders farbenpräch-tig: «Schauen Sie hier, die Princess Mar-garet steht in voller Blüte», sagt Gärtner Otto Eisenhut, der 83-jährige Gründer des Parks, und zeigt auf einen Magnolien-baum voller zarter Rosatöne: «Mit ihr hat alles angefangen …»

Otto Eisenhuts Blick schweift in die Ferne. Gebückt und sichtlich müde steht er da. Schmerzende Kniescheiben, ver-schlissen von der Arbeit an den steilen Hängen, und eine Diabeteserkrankung

zwingen den Witwer zum Müssiggang – zu einer Untätigkeit, die er sich zuvor nie erlaubt hätte. Und auch die Lunge tut nicht mehr recht. Mittlerweile hat Eisen-hut das Rauchen aufgegeben. Früher, so sagt er, sei die Zigarettenpause eben die einzige Pause gewesen, die man sich bei der Arbeit gegönnt habe.

Leidenschaft fürs VeredelnEisenhut reist in Gedanken zurück in die Vergangenheit, erinnert sich, wie er 1955 dieses Stück Land erstanden hatte, um sich als Gärtner selbständig zu machen. «Es war ein uralter Rebberg mit vielen Steinen und Glump», erzählt er. «Viel

chrampfed» habe er, bis er das Land für eine Gärtnerei samt Baumschule urbar ge-macht habe. Noch ahnte er nichts von sei-ner Bestimmung, zu einem der weltbesten Magnolien- und Kamelienzüchter heran-zuwachsen und dereinst Gartenpreise zu gewinnen, die mit einer Goldmedaille an der Olympiade vergleichbar sind: etwa die «Gold Veitch Memorial Medal», die ihm 2006 von der englischen Royal Horticul-tural Society (RHS) verliehen wurde. Fünf Jahre zuvor hatte er bereits den «Schult-hess-Gartenpreis» des Schweizerischen Heimatschutzes erhalten. 2003 dann den renommierten «Rudolf Maag-Preis», der Persönlichkeiten ehrt, die sich «in beson-

derer Weise um die Pflege und Förderung der Pflanze verdient gemacht haben».

Alles fing damit an, dass in den 60er-Jahren die Magnolia Campbellii Princess Margaret erkrankte. Sie stand im Garten des englischen Gentleman Sir Peter Smi-thers, eines ranghohen Diplomaten und Politikers, der in der Luganeser Gemeinde Vico Morcote einen prächtigen Garten angelegt hatte. Sir Peter bat Eisenhut, aus dem bestmöglichen Material dieser Pflan-ze Veredlungen zu machen. «Ich war skeptisch», erinnert sich Eisenhut. Er ver-suchte es dennoch mit einigen Magnolia-Kobus-Sämlingen aus seiner Baumschule – und schaffte es, Princess Margaret neue Lebenskraft zu verleihen.

Das war der Moment, in dem Eisen-huts Leidenschaft für das Veredeln weite-rer Sorten geweckt wurde. Der Tüftler in ihm trieb ihn fortan an. Man möchte glau-ben, ein Gärtner, der einen Park voller Zauber und Schönheit erschaffe, habe eine romantische Ader, doch weit gefehlt: Eisenhut liebt seine Pflanzen zwar und findet sie durchaus schön, was ihn aber

Die Berge im Hintergrund tragen noch Weiss, aber hier im Gam-barogno, auf der Südseite des

Lago Maggiore, überwältigt den Besucher ein Farbenmeer aus Rot und Rosa, Weiss und Zartgrün. Es sind die Magnolien in Otto Eisenhuts botanischem Garten. Sie gehören zu den ersten Blumen, die im Tessin blühen.

Auf der Hügelterrasse zwischen Piaz-zogna und Vairano pilgern Naturfreunde aus aller Welt zum Botanischen Garten Gambarogno. Ein Rundgang durch den Park kommt einem Sinnesrausch gleich: Alle paar Schritte steigen einem betörende Düfte in die Nase: Auf variantenreiche Süsse folgen zitronige Frische und eine feine Würze. Wohin man blickt, leuchten die Farben, als ob sie alles Wintergrau ver-gessen machen wollten. Mal sind es wuch-tige Kamelienknospen in tiefstem Rot, dann flimmern filigrane weisse Daphne-sterne durchs Grün. Gelbe Blüten in Glo-ckenform (Beales Mahonie) baumeln neben rosa-weissen Blüten, die wie zier-liche Trauben (Pieris japonica) an den

Prachtvolle Blüten: Magnolia Vairano.

Zarte Knospe: Magnolia denudata.

Otto Eisenhut ist einer der weltbesten Magnolien-

und Kamelienzüchter.

Intensives Dunkelrosa: Magnolia Apollo.

Reto Eisenhut zeigt eine Zitrusveredelung.

Parkgründer Otto Eisenhut mit Sohn Reto.

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wirklich mit Stolz erfüllt, ist das «Erschaf-fen von Neuem» und – so profan das klin-gen mag – «das Produkt, das ich verkau-fen kann», denn daran misst er seine Kompetenz und Geschäftstüchtigkeit. «Ich bin halt einfach ein Gärtner», sagt er beinahe entschuldigend.

Sir Peter Smithers ermutigte Eisenhut, die Veredlung von weiteren Sorten zu ver-suchen, da diese auf der halben Welt be-gehrt waren. Der Gärtner und der eng-lische Adelige wurden Freunde. Otto Eisenhut entwickelte immer mehr Freude am Forschen, Versuchen und Veredeln. Er importierte für riskant hohe Summen neue Sorten und Arten, erst aus England, schliesslich auch aus Übersee. Über das Internet fand Sir Peter für Eisenhut «das Beste vom Besten».

Um die Zukunft seiner Sammlung zu sichern, gründete Eisenhut im Jahr 1999 die Stiftung «Parco botanico del Gambarogno», die sein Lebenswerk seit-her betreut und fördert – allerdings mit minimalen finanziellen Mitteln. 2000 übernahm Eisenhuts Sohn Reto die Gärt-nerei, die weiterhin dem eigentlichen Lebensunterhalt dient. Kann Otto Eisen-hut nun seinen Ruhestand geniessen? Nein, sein Lebenswerk lässt ihm keine Ruhe. Wie nur, fragt er sich, soll es auf Dauer erhalten bleiben? Die Einnahmen der Besucher reichen knapp zum Unter-

halt der bestehenden Pflanzen. Doch der Park benötigt neues Land, denn es wird eng für die Pflanzen. Und er bräuchte sehr viel engagierte Pflege.

Wunschberuf GärtnerSohn Reto hat alle Hände voll zu tun mit dem Gärtnereibetrieb. Sein Vater wünsch-te, er könnte ihm ein halbes Jahrhundert an Erfahrung und Fachwissen vererben, sieht aber ein, dass dies nur sehr be-schränkt möglich ist. Auch seien die Zei-ten inzwischen anders, sagt Otto Eisenhut, denn heutige Gärtner und Hilfsarbeiter seien nicht mehr, wie einst er, zu härtester Knochenarbeit gewillt. Schon als kleiner Bub drängte es Otto Eisenhut, Gärtner zu werden.

Sein Vater hatte indes andere Pläne. Er betrieb die Turngerätefabrik Alder und Eisenhut, die damals im toggenburgi-schen Kappel jene Turnmatten fabrizierte, die jedes Schweizer Schulkind kennt. Otto sollte nach Wunsch seines Vaters ebenfalls in die Fabrik einsteigen. Widerwillig tat er dies als junger Mann, konnte schliesslich aber doch durchsetzen, dass er in Horgen ZH eine Gärtnerlehre machen durfte.

«Die Zeiten waren schwierig», erinnert er sich: Als er trotz Aus- und verschie-densten Weiterbildungen in der Deutsch-schweiz keine Stelle fand, ergatterte er einen Job im Tessin – und blieb. Ihm hatte

es das Klima angetan: Die Hügel, an denen seine Gärtnerei und der botanische Gar-ten liegen, sind von einer lange dauernden Winterruhe geprägt. Anfang November – früher als auf der gegenüberliegenden Seite bei Locarno – schafft es die Sonne nicht mehr über den Monte Gambarogno und den Monte Tamaro hinaus. Fortan dämmern Flora und Fauna für einige Monate im Schatten. Im Winter sinkt das Thermometer nicht unter fünf Grad, im Sommer steigt es kaum über dreissig. Ein subtropisches Klima, ideal für Eisenhuts grosse Liebe, die Magnolien.

«Früher war für uns Gärtner das Klima wichtiger als heute», erzählt er. Deshalb hat er hier im Gambarogno alles aufge-baut, aber heute, so sagt er, mache sich halt jeder Gärtner sein Klima selbst: «Dafür reichen einige Plastikplanen und Gewächshäuser, die man heutzutage billig einsetzen kann.» Dennoch bleibt Eisenhut das Verdienst, ein einzigartiges Kulturgut aufgebaut zu haben – bislang hat es noch keiner geschafft, sein Magnolienmekka zu überbieten.

Sie lieben das subtropische Klima im Tessin: Magnolia Mag’s Pirouette (l.), Magnolia Vairano (M.) und Camellia japonica Chandleri Elegans (r.).

«Was mich mit Stolz erfüllt, ist das Erschaffen von Neuem und das Produkt, das ich verkaufen kann.»

Otto Eisenhut, Gründer des Parco Botanico del Gambarogno

Wissenswertes für BesucherInformationen über den Botanischen Garten Gambarogno, www.parcobotanico.ch Gärtnerei und BaumschuleEisenhut-Vivaio-Baumschule mit vielen Bildern, www.eisenhut.ch/parcobotanico

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