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Matin6e mit Liedern und Kammermusik ,,UIT\ GUSCIW MAbßCK' , mit Werken von I Ferdinand Pohl, Xaver Scharwenka, Hans Pfitzner, Gerhard Yon Keiißler und Gustav Mahler mit dem Malinconia-Ensemble Stuttgart Helmut Scheunchen Violoncello unC Leitung Helmut Holzapfel Tenor Ramin Trümpelmann Violine Markus Oertel Viola Gtinter Schmidt Klavier Sonntag, den29. Oktober 200611.00 LIhr Großer Saal Haus der Heimat in Stuugart Prcgnruihc Mrlimonir - Syldw ds Forschu4 Nr. l6d

GUSCIW MAbßCK' I Ferdinand Pohl, Scharwenka, Hans Keiißler · Matin6e mit Liedern und Kammermusik,,UIT\ GUSCIW MAbßCK', mit Werken von I Ferdinand Pohl, Xaver Scharwenka, Hans

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Matin6e mit Liedern und Kammermusik

,,UIT\ GUSCIW MAbßCK', mit Werken von

I Ferdinand Pohl, Xaver Scharwenka,Hans Pfitzner, Gerhard Yon Keiißler

und

Gustav Mahler

mit dem

Malinconia-Ensemble StuttgartHelmut Scheunchen Violoncello unC Leitung

Helmut Holzapfel TenorRamin Trümpelmann Violine

Markus Oertel ViolaGtinter Schmidt Klavier

Sonntag, den29. Oktober 200611.00 LIhrGroßer Saal Haus der Heimat in Stuugart

Prcgnruihc Mrlimonir - Syldw ds Forschu4 Nr. l6d

Programm

Ferdinand PfohlElbogeilEger 1862 - 1949 Hanbtg

. Drei Lieder ftrr Singstimne und Klavier- öei "'t' "t'

*"ttuiTlf.lfJ.i*sffi

"To*"-'.ffi:,ls:"fä:'öff l*il13,'Il$t*.t

*^H::ff!'tY,äf,*,,Quartettff trPianofone,ufiT;,"*1äf"f"violoncelloF-Durop'37

-AdaClo

Allegro vivace - Uotto äeno mosso - ltmp-o- I--,-^

nilee.äää ftötä - un po"o meno mosso - Tempo pnmo

,",#?!;rloi:;"{"r^,,sonate

ry Häii:Hi"X$*filtop,. I ns'morr

Pause

Gerhard von Keußler

Schwanenburg/I'nü)i-iail - tg49 Niederuartha b' Dresden

Zwei Gesänge aus demZyklus ErnteüaumSommermorgenVom Erntetraum

Gustav MahlerKalischy'Böhmen 1860- 19II Wien

Klavierquartett-Satz ( 1 376)

Nichtzuttht"iil';;#itiää*öttumich-Entschlossen

":.ffi

Die Gustav Mahler gewidmete Veranstaltungsreihe im Haus der Heimat, mit einer Ausstellung,

einer Lesung und einem Vortrag, findet mit dem Konzert des Malinconia-Ensembles ,UmMahlef ihren Abschluß. Zu mehreren Klavierliedem und dem einzigen tlberlipferten

Kammermusikwerk Gustev Mahlers, dem Klavierquartett-Satz, gelangen Werke von vierKomponisten ,rUm Mahlerc aus dem Osten, gemäß dem Konzertpodium im Haus der Heimal zur

Auffilhrung. Nach Liedem des böhmischen Landsmanns Ferdinand Pfohl, Wegbegleiter inMahlers Hamburger Zeilfolgt Xaver Scharwenk4 mit dessen Schalfen Mahler fülh bekannt war,

auch hat er Scharwenka bei Klavierkouzßrten als Dirigent begleitet. Zu den Kreis verehrender

Bekanntschaft aus der Prager Zeit gehört der deutschbaltisohe Chorsinfoniker Gerhard v. Keußler.

Mit der Annahme zur Auffilhrung an der Wiener Hofoper und der Leitung der Oper Rose vom

Liebesgarten des in Moskau geborenen Hans .Pfitmer konnte Mahler einen großen Erfolg inPfitzners schwierigen Lebensumständen ermöglichen.In dem Konzert soll auch anklingen, daß Gustav Mahler der letzte große K.u.K.-Kapellmeister'gewesen war, mit seinen Positionen in Prag, Olmtltz, Laibach, Brtinn, Budapest und dann als

Hofoperndirektor in Wien sowie Gastkonzerten in Triest und Lemberg. Anzumerken wäre, daß

Gustav Matrler auch aveimal in Breslau (1905 und 1906) gastiert hatte.

Ferdinand PfohlWurde 1862 in Elbogen an der Eger geboren. Nach der Schulzeit, er machte die Matura am

Benedikfinergrmnasiuh in Braunau, studierte er zunächst Jura in Prag, wandte sich dann aber

endgältig deiMusik zu., seit 1885 in Leipzig, wo er auch Philosophie studierte. Bereits währendder Studienzeit war er als Musil&ritiker flir Leipziger Zeitungen tätig. 1892, ein Jahr nach Mahler,zu dem er bald in näherer Beziehung stand, kam Pfohl nach Hamburg als Kritiker der HamburgerNachrichten, außerdem war er von ß89 bis 1914 Musikredakteur der weit verbreiteten ZeitschriftDaheim. 1908 wurde er Mitdirektor am Vogtschen Konservatorium in Hamburg. l9l3 erhielt erden Professorentitel, 1923 Dr. h.c. der Unlversität Rostock. Ferdinand Pfohl verstarb 1949 in'Hamburg.Sein mulikschriftstellerisches Wirken über viele Jahrzehnte mit einer unvermeßlichen Zahl vonKritiken und Außätzen (wohl ilber 10 000) sowie übere 2000 Briefe an bedeutende Zeitgenossen

lassen Pfohls Bedeutung erkennen. Seit 1924 hat er im Rundfunk Vorträge über Musik gehalten,

die eine große Zuhöreischar fanden. Persönliche Aussprachen und Korespondenzen tlber -ihreArbeiten ünd Pläne ergaben sich mit Edvard Grieg, Jules Massenet, Ambroise Thomas, RichardStrauss, Siegfried Wagner, Giacomo Puccini, Eugen d'Albert und Gustav Mahler. Weit verbreitetwaren seine Flthrer durch Wagners Opern und Beethovens Fidelio. Mehrere Biographien_(Wagner,Beethoven, A. Nikisch) undGustav Mahler. Eindrücke und Erinnerungen aus den HamburgerJahren,1973 aus dem Nachlaß herausgegeben, das zu einer wichtigen Quelle der Mahlerforschunggeworden ist. 2001 erschien eine Biographie Ferdinand Pfohl - ein Böhme in Hamburg vonAndreas Willscher.piofrfr- forp"räotir.h"t Schaffen, das der Spähomantik angehört, ist zrtm größeren Teil (eider

verloren. Ei umfasste Lieder, Klavierstticke sowie mehrere sinfonische Werke. Prominente'Interpreten wie Max Reger, Arthur Nikisch, Felix Mottl u. a. haben von ihm Orchesterwerke

aufgefiihrt. Die auf dem Programm stehenden Lieder, zum Teil bei C. Wild enchienen, entstanden

wohl Anfang der 1890er Jahre, in der Hamburger Zeit Mahlers.Ein großer Publikumserfolg war die Urauffilhrung der L Sinfonie Mahlers in Hamburg. MitEnthusiasmus wurden sogar zwischen den Sätzen da-capo-Rufe laut - aber die Kritik blieb weithinter der ilberaus positiven Reaktion des Publikums zurtlck. nur Ferdinand Pfohl schrieb in den

IIII

| lamlyeer Nachrichten: ,,In der Symphonie steckt eine Flllle bedeutender Gedanken, fast in jedem

I Satz blitzt uns Genie entgegen....Seine Instrumentation ist meisterhaft, von schlagender Scnarfe derI Charakteristilg sein musikalischer Ausdruck ist im hohen Maße beredt, und dort, wo Situation undI Stimmung es verlangen, von dramatischer Leidenschaftlichkeit.,.III XaverScharwenkaI geboren 1850 in SamterPosen, war eine der beliebtesten musikalischen persönlichkeiten des

I yttt:\gischen Zeitalters. Biggryphisch wird Xaver Scharwenka immer in Verbindung mit seinemI Bruder Philipp (geb. Samter 1847) genannt und wie bei den Gebrüdem Grimm möchteäan bei denI Scharwenkas auch von Gebrtldern sprechen, da ilu Leben und Werk sowie ihr Wirken fast eine| ,,Grimmsche" Gleichartigkeit aufiveist. Es entstand bei beiden ein einander venvandtesI kompositoriscles.Werk, ihr Wirken als Pianisten und als gesuchte Pädagogen entsprach auch

S_emein9ary.e1 Tätigkeit, auch -d9:r l.ebensgang und die Ortä ihres Wirkeis-gingen tusammen.

Grundsätzlich wäre zu sagen, daß Xaver, der ja ein weltbertlhmter Pianist war, äerbestimmendereund Philipp, der etwas im Schatten des Bruders stand, der Zurllckhalteniere waf,. Auch ihrkompositorischesWerk hat eine gewisse Atrntictrt<eit. Xaver war der Musikantisctrire,

-pfritipp,

dessen Schaffen etwas umfangreicher isf komponierte mehr verhalten und verinnerlichter.'injungen Jahren kamen die Brüder Scharwenka zur Ausbildung an die Kullaksche Akadernie derTonkunst nach Berlin. Beide Brtlder wurden nach ihrem

-studium am Kullakschen Instituteingestellt. Unter den tlber 40 Musikinstituten in Berlin wurde das von Xaver l88l gegrgnditeScharwenka-Konservatorium, an welchem auch Philipp betgilig war, bald zu einer der gädagtestenLehranstalten. 18-91-ging_Xaver für sieben Jatre in die UfA, wo er ein seinen Namei tralendesKonservatorium in New York gründete, während Philipp ihn in Berlin verhat, ihm aber a:uch inNew York zwei Jahre beistand. 1898 kehrte er nach Beriin zuruck und leitete wieder das BerlinerInstitut' Beide wurden 19l l Mitglieder der Berliner Akademie der Kllnste. Philipp verstarb l9l7 inpad Nauheim, Xaver 1924 hochgeehrt in Berlin. Das Scharwenka-Konservaidriurn bestand bis1960' bis zum Tod von Walter Scharwenk4 einem Sohn Philipps. Der Schwerpunkt des kom-positorischen Schaffens Xaver Scharwenkas, das 90 Opus-Zahlen umfassi lag auf dirKlaviermusik.

- Höhepunkt sind die vier Klavierkonzerte.

- Außerdem sind einige- farnmer-

musikruerke mit Klavier, eine Oper und eine Sinfonie zu nennen.Ein gro,ßer, frilher Erfolg Scharwenkas war sein FranzLiszt gewidmetes l. Klavierkonzert b-moll.Auch Gustav Mahler war von diesem Werk sehr angetan und spielte den ersten Satz diesesKonzertes, das erst kurz zuvor erschienen war, 1877 in *ien bei seinem einzigenAufoitt uts soiistin einem Klavierkonzert. Über die Zusammenarbeit mit Gustav Mahler in Neir, york l9l0 r"tniiUXaver Scharwenka in seiner Autobiographie Ktönge aus meinem tiün:,,ttt OLtoUer-gi"t;;;tliber den-großen Teich, und in New vörhuegann ic-h meine Konzerttour mii aer euenihrüng;;;nlsneuen Klavierkonzertes (]'{t.-a. op. 82 f-moll). Gustav Mahler war damals Dirigent Aer-ptritirar-monischen Konzerte. Er_begleiteie mein Werk in vollendeter Weise und eine Wöche spatei auctrdas Es-Dur Konzert von Beethoven. Hier lvar er - leider - ein anderer. Gewiß nur s"in"mGA*JenZustand - dem Vorboten des ein halbesJahrspätererfolgten Flinsclreiden des groFen mgisiers- ist-ös Zuzuschrelben, daß,er die Tempi fasf bis anäi" ctenrJn aer uogtichleiit"rfoi;;h;;A;fü;;degjasgaggnwgsens forcierte. Den ersten Satz schlug er durchwe! alla breve, so daß ictr nui -iT:'größter Mtlhe dem fieberhaft jagenden Taktstock zu folgen vermoöhte. Mein sarkes ekzintuieren'einzelner Taktteile half nichts, ich mußte die Hetzjagd niiheiten, wenn eine Katastrophe u.t i"a.nwerden sollte."Das Klavierquary?lt--op.3Tcrschien bei Praeger & Meyer 1878 und in einer Neuauflage, heraus- ..gegeben von Philipp Scharwenk4 1899. Das Werk ist Sophie Gouseff, Sclä.*intur ,,,Schrvie_gcrmutter 1u_geeiglet Eine Voraufflihrung fand anläßlich einlr Einladung von franz I-iä',nach Weimar 1877 statt: ,,Der Meister hatte mir den Wunsch ausgedrüdä, mein quarrfüi,

kennenzulernen; er lud die Quartettgenossen, unter ihnen den ausge-zeichnet*.9:lq:t-59i9:t]:

ferronti.n ein. irtach einer eingehen{än vorp_ro!9 spieltenwir.in der Hofgärm:t9i q:^1"18:o,!T3'Sat".. nio. hervonagend gutiBowte - an-stelle äes fehlenden vierten Quartettsatze-s,,Yi"*l^t-t1.iint" - hielt uns nöch bii zum anbrechenden Abend beisammen." Die Urauffllhrung d9! yerpwar dann lg78 in f"5rf,'"U.oi"ffr äü S"tr**"nka am Klavier. Das Klavierquartett verbindet, ja

versöhnt die klassischen Linie Beethoven-schumann-Brahms mit den Neudeutschen um Llszt.

euffJfena ist an diesem werk, J"ß sich keinerlei Beztlge zu ,scharwenkas ,,Polnischen Tänz€n"

ii"al", iii r"*i Jio *"r"otü"ü"rElement seines Schafres sind,_nicht nur in der gntspreghelden

fhvieimusitq sondem uu"[ irrarn Klavierkonzerten und anderer Kammermusik. Scharwenka hdte

F;t;dü;äir W"tf," Ch"pilr herausgegeben, sondem auch die.Werke Schumanns' und man

ä0"üti *"in*, Onf er hier liesonders aärn-Letzören natrestand. So-im groß altCPlEen l' Satz.im

;l;;tt-;;i";; trwn"ir"[* Vi"Gitigk"it und Schwerpunktverschiebungcn. Mit F::tr:Y:Tf,t"ti.rrm.t beginnt äas Adagio, das siöh zu e!e1 tynlschgn, geraleT .lt{ggl.!",hry^tS-Tui1fverdichtet, tlematisch an Liszt erinnernd. Von Mendelssohnscher Behendigkeit itt gT f"h:f2, *l3. Satz, desseo Trio sich zwischen Walzer und Barcarole bewegt. Rasant der letzte Satz, der

S"ft*-i*i"f,"n eofr.n*"ng üiigr*O in der Coda ein Element, vön dem die Unterhaltungsmusik

des 20. Jahrhunderts nun schon llber ein Jahrhundert lebt.

Hans PfitznerWurde 1869 in Moskau geboren. Sein Vater, der Schltler von Joseph Joachim inLeipzig gewesen

**, *- in di.r"t Zeit in Orchester in Moskau tätig' Seine lvlutter, Kind Hamburger Eltern, war

Moskauerin. 1872 wurde sein Vater Konzertmeistei in Frankfurt, wo Pfitmer aufgewachsen ist.

1gg6 wurde pfitzner in das Hoch'sche Konservatorium in Fmakfurt aufgenommen, wo er Schliler

von James Kwast (Klavier) und Iwan Knon (Komposition) gewesen ist. Er war Lehrer an

Konservatorien (Kobienz, fia*nrt, Berlin) und als Thäaterkapellmeister tätig (Mainz, Theater des

westens Berlin, Kaim-Orchester München). 1908 bis 1918 wirkte er in Straßburg ais Städtischer

Musikdireltor und Direktor des Konservatoriums, 1909 bis zur Schließung der Oper 1916 auch als

Operndirektor. Seit 1929 leitete er eine Meisterklasse fflr Kornposition an der Berliner Akademie

der KUnste und 1930 bis 1934 war in derselben Position an der Mtinchner Akademie der Tonkunst.

Er war dann viel als Dirigent, Pianist und Regisseur auf Reisen. Nach der Zerstörung seines

Mtinchner Hauses dwch ailiierten Bombenhug.l 19+3' fand er erst kurz vor seinem Tod eine

lleimstatt in Wien und dann in Salzburg. Er setzte damals auch seine Hoffrrungen auf Stuttgart, die

dann OB Klett doch nicht realisierte.

,,Oberflächlicher Betrachtung gilt Pfitzner heute nur durch seine musikalische Legende Palestrina

als überragender Meister. Wütiefer geht und sein Lebenswerk besser kennt, weiß ab,er, "'-daß er

fast alle bebiete der Tonkunst mii hochbedeutenden Werken bereichert hat (Hans Renner

Kammermusikflthrer). Dies gilt auch flir die Cellosonate op. I des 2ljährigen,De12t Satz ist ein

hochromantisches Nachtstgcf mit einer feierlichen Einleitung im Klavier, der eine innige Romanze

i"fgi. O"r ii"af,rf"n Melodie fofgt einc mächtige Steigerurfg ia feidenschaftlicfer Bewegdng. Eie

Wiäaertetrr jener Teile findet noc-hmals zu einem ausholenden Ausbrechen, um dann in Zartheit die

ernste StimmungssPhäre zu lösen.

Auf Zureden uon Atrrr" Mahler und Bruno Walter nahm Gustav Mahler Pfitaners Oper Rose vom

Liebesgarten fllr die Wiener Hofoper an und wird unter Mahlers Leitung 1905 in einer

bedeutenden lnszenierung herausgeLracht. Eine Vorstellung dirigierte auch Pfitaner selbst'

Während dieses Wiener Äufenthaltes hatte Pitzner auch seine Cello-Sonate op' I begleitet. Die

Wochen der Rose vom Liebesgarten wurden zu einem Höhepunkt in Pfitzners Leben' Die Oper

stand dann noch mehrere lahre-auf dem Spielplan und wurde später von Bruno Walter dirigiert. Der

80jährige Pfitzner resllmierte, daß die Zeit der Direktion Mahlers ,,im Leben der Wiener Hofoperstets einen Glanz bedeuten...und in meinem Leben ein Licht." 1910 sagte Pfitzner llber Mahler,,Inihm ist Liebe."

Gerhard von Keußlergeboren 1874 in Alt-schwanenburg in Livland als Sohn eines Pastors, erhielt den ersten musikali-schen Unterricht im Elternhause. 1885 siedelte die Famile nach St. Petersburg llber, wo er das St.

Petri-Gymnasium absolvierte. Sein erstes größeres Jugendwerk legte er Anton Rubinstein vor, der

ihn daraufirin zu weiterem Schaffen ermunterte. Er war dann zwei Jahre Hauslehrer bei der Familiev. Wolffin Lettin, wo auch der spätere Komponist Kurt v. Wolff(v. Wolfurt) sein Schtller gewesen

war. Von 1894 bis 1899 studierte er an der Universität Dorpat Botanik. Er ging dann nach Leipzig,wo er bis 1902 amKonservatorium studierte, u. a. bei Cad Reineke (Komposition), Julius Klengel(Violoncello) und Salomon Jadassohn (Kontrapunkt), außerdem seit 1900 an der LeipzigerUniversität Kunstwissenschaft. 1902 promovierte er mit der Schrift ,,Die Grenzen der Aesthetik"'1906 bis 1918 war er Dirigent des Däutschen Singvereins in Prag, später auch des Evangelischen

Gesangvereins, außerdem leitete er die Konzerte des Musikerverbandes. 1908 tat er auch in nähere

Beziehung zu Gustev Mahler, anläßlich der Aufführung von dessen 7. Sinfonie in Prag. In Prag

hielt er auch wiederholt Vorlesungen musikgeschichtlichen und ästhetischen lnhalts. 1913

untemahm er eine Konzertreise mit dem Sänger Alfred Boruttau nach Dorpat, Riga und St'

Petersburg. 1918 ging er nach Hamburg, wo er bis 1922 als Dirigent der Sing-Akademie und der

Philharmonischen Konzerte tätig war. Yon 7922 bis 1933 lebte er dann in Stuttgart. 1926 wurde inPrag und in Stuttgart die ,,Gerhard von Keußler-Gesellschaff'gegründet. Gastspiele ftlhrten ihn inviele deutsche Städte, aber auch in die Tschechoslowakei, nach Lettland und Estland. 1933 ging er

nach Australien, wo er in Melboume tätig war. 1935 kam er nach Deutschland zurtlck. 1936 über-

nahm er eine Meisterklasse ftir Komposition an der Preussischen Akademie der Ktlnste in Berlin.

1939 wurde selne Sinfonie Australia im Berliner Funkhaus aufgeftihrt und mit Kurzwellensender

nach Australien ttbertragen, damals die erste Direktüberfragung eines Konzertes nach Austalien.l94l zog er sich nach Niederwartha bei Dr'esden in das Haus seinerjtingsten Schwester zurlick, woer 1949 verstarb.Keußler hat seine Werke vorwiegend selbst dirigiert, ebenso begleitete er meist seine Lieder und

Gesänge am Klavier. Seine Musik ist von einem tiefen Ernst erftillt, der jenseits des Musikanti'

schen und Effektvollen liegt. Darüberhinaus sind die Werke auch schwer verständlich, schwierig

aufzuführän und häufig von der Besetzung her aufuendig. Er ist ,,als einsamer, in Tönen

dichtender Höhem'anderer doch eine besondere Erscheinung'innerhalb der letzten deutschen

Sptitromantik (Erwin Kroll MGG). Sein erfolgreichstes Werk war das Oratorium Jesus aus

Nazareth, das in l2 Städten 23 Aufführungen erlebte.

Der Zyktas Dte Gefrihrtin, znigen Keußler als einen von seinem Anliegen tief durchdrungenen

Dichferkomponisten, in der Form eines so genannten ,,monodran(atischen ZyKus". Seirl Stit istpersönlichst, unververwechselbar und im Abstand zu den geläufigen deutschen Komponisten seiner

Epoche wie Richard Strauss, Max Reger, Gustav Mahler und auch Hans Pfitzner. Der tragische,

tiiftraurige Zyklus besteht aus sechs Gesängen. Der erste Teil zeigt die unfassbare Liebe, der

Sommeriorgen als die Hoffirung auf das gpte Geschick. Nach der Flucht der Absturz aus dem

Gltick in die Gefangenschaft und das Verlassen der Gefllhrtin in der Stunde der Not. Die folgenden

drei Gesänge zeigen den Weg in den Kerker und den Tod und die Hoffnung auf die ,;weite Ruhe"

im Erntetrauzr. Klangmalerische Mittel, Rezitativisches und Vokatives, karge Melismen und

tl

T

*

Inabhängikeit,der Singstimme von der Klavierbesleituns' ?:s::ä::l*ä"ää.äi;ä,rläri'ff"i

"" bis an den Rand der Atonalität' odt

eiÄ as einige Anhaltsp;ä;ö;il. ö* z*r* """r,i""

in den frtlhen 20er Jahren bei Peters

,eipzig im rrr. Band dr;.;ö;;insgesamt läü;ft;-ätä.g". Ein Entstehungsjaly ist nicht

lberliefert.i

[nu,*.n,r.,]o'-Mtl.I.rug.na*ok"nc,ä{ly.;#lll*Xtt;;";rffi,"ffi ygx;:ffi i

h[8ä::t t :'i'm"*Wul"äYi:i:',"1:"ä; ä; Kluui"'qu"täiJ' öä w"'il "nt'to'a

1876 während '"in"'

wiiä!r^stuäiä*.it:*J t"üää#ä!a;1 dr4pn eetunden haben' Das

Werk rvar von Mahler ^'.inäiEäirfont'",,u*" ä;"ÄtiJand geschickt-worden und ist dort

yerloren gegangen. Ir4*- ffi' *otl auuon uurgti.n,.-iöf,"t-uu"niur"rte Manuskript eine

Vorschrift jener verschr"fcä*n"inr"r,rit g"*"rJf"iri.'bi" trt"ä"tit"tt.. etftoAung zeig! bereits

Matrlersche Eigenarten, wie weitgespannte Interväi.;d Ii;gilfi;chseJ im Hauptthema und die

besondere Mahlersche zrrti"it aä, -i"it

"trtt-"t' ä"Ä'u'oitfit"rt"s Musikantentum spricht aus der

Verarbeitung una sachsciäiö.iri är. a", to""uüäun-"äT"il-,8"*rtttossen". Eine Besonderheit

steut die ungewöhnlich#;;;i;;vtiinuar* #ä; ö*üäär 4"rgrc"d ist, daß der s$z fast

keine Bezeichnungen ct'övä",,,it, Aä ettmr"lil";;-^t tieinteitigen Ablauf autueist' Da

Mahlers werke sonst d;i#is;-#;dilöiüä.ä"i"tiJ öät it tnit'"tten' kann man davon

ausgehen. daß das r*,i$.iii;"äöüü;"dj;;I;;sä'üi; r.nil **a"' Der satz wurde erst

f"','"Tt'i),ä:ä"Tällä1:Tiüäfö'*..r .1 1T. *:Y":?:','?fff'ng i:itti:["tr"':;

fand Aufnahme in den 'tiäir-üräi-ira. c"rari), ä;änu[ l:Iiefr' 18e2 bei Schott Mainz

erschien. Mahler n* ^"3iääipiä;;;üJ;;iii.*t* *t Des Knaben tyunderhorn vertont'

die 12 orchesterlieder, d;I-söibi, rsqe "nts#ätn

.iiääit ö-r't"ä* für sinestimme und Klavier

aus den Jahren 1888 uislsgi. o"m letztgenannääiäü;i;i t! -rynen-ebenfalls bei Schott

1892 herauskam, sind Aie auf dem Progmmm tiäf'""-ti",' Lieder entnommen' Findet man in dem

Lied serenade nort, "iä,i'u#iü;'"tt;".A;:ffi;i;'i.i-ö ait anderen Lieder bereits das

reflexive Anliegen Mrl,i;: #ä;;ü iü.t ai" frä"Jä"nl1iänilt'"g, daß "Art und ron dieser

poesie ihn seit frilhester Jugend fasziniert it"Ut, *iiiitl;i""h; mehr llatur und Leben als Kunst

genannt werden könnte..'

MALINCONIA-ENSEMBLE STUTTGA+r

Immer wieder *ira aem ,äiiiä"^ zo r,1""";äit#;d;i r"raitr"onia-Ensemble von der Kritik

hohes interpretatorisches "f.ii"J"t'ü.t.ttäinigt unä'Uto;ä;;i;g hinaus von der Musikwissenschaft

<iem Dargebot"""n u"rini:äilil;;k',ffi6tiö;*ü.^öäi'1 größerer Zahl durchsefiihrten

Zentenar[onzerte und Projekte mit regionalmutiüti"rtiättäiÄ"t igtiig.tttemenbezogenen Inhalten

sind oftmals wichtige ne"itrege zur {ezeptions;äffi;ä;; ÄuigefUtrtten' Das Malinconia-En'

semble trägr seinen N"ä!üiäioä;; fi:i'e.lä;iäääbdu'hTi'h* Bezeichnung fltr Musik-

stilcke melancr,orircr,enä|;ffi;;ilt.*:" (it-, üä;;h;iie, Schwermut)' Das von dem cellisten

und Musftforscher HeiriutH#;;ü iürliääJäi.äträleit"r ron"ttuneserträge und zur Er-

innerungän unU"t rniä iliu-ripäit" una u"tg"tt"i" [otpgnistel gegrundäte Ensemble fand in

dem wort Malinconr4 als der tiber arn u"rg".r"",üi";tö'lü;td.dsähwermut' die ihm gemäße

Bezeichnung. pie n*iisiäirä-"nt.rr"ft"iä"t 'i"ft *1t"-ntlich ion jener' sonst bei Kammermusik-

vereinigungen UUlichen,-da projektbezog.r, g"äU;i--"t *ira. fonlterte ohne Neueinstudierungen

eibt es kaum, wegen iliri}träi ,i"iäJrir?Ji"f; füir. ält v"in*ae19n, Erst' und uraufftihrunsen

[ommen häufig vor. w""r,r.rna. Besetzungen, "ää?!"i"**.1]:l die klassischen Kammer-

musikformationen bis zu groß- und gemischtbä,"tZ"n Kammermusikwerken' aber auch Kirchen-

musik und Lieder gelangen zur Aufftlhrung, in einer Spannweite vom.17. Jahrhundert bis zur Ge-

genwart. Wiederho-lt sind Werke fflr das Ensemble. geschrieben *ot:l, von Hans'Georg pyq-fardt, Karl-Heinz Höne und der lettischen Komponistin llona Erege. Neben Konzerten in zahlrei'

rh.n'a"ue"tren Städten, von Flensburg bis Wangen und von Köln bis Görlitz, seien Konzerte in

östeneich, polen, Lettland (1996 Festival ,,Musse-Fesf' Riga mit Rundfunk-Mitschnitt von Lat-

viias-Radio) und Esüand (19b8 Festival ,,Baltikasaksa Muusika Paevad Tallinn" mit Aufnahme des

eitnisctren ilundfunksj sowie in Helsinki (2000) mit Konzerten in der Sibelius'Akademie und der

Ceutsciren Botschaft genannt. 2003 kam das Malinconia-Ensemble einer Einladung_des SWR zu

einer produktion nac[ und spielte Werke von Hans-Georg Burghardt und Walter- Freymann ein.

öO-4ufn.n-en Ersteinspietirngen ,,Malinconia-Werke fllr Violoncello und Klavier" (2003)'

,,Mali.nconia-Werke fllr Klaviertrio" (2006).

Helmut Scheunchen - Lcitung u. Violoncello, studierte an der Stuttgarter Musikhochschule und in

Münchsn, seit 1972 Mitglied der Stuttgarter Philharmoniker. Rege kamrnermusikalische Konzert

Rundfunk- und CD-Aufiahmen mit Kammerrnusih umfassende musikwissenschaftliche Arbeit,publikationen (u.a- Lexikon deutschbaltischer Musik 2002), Herausgabevorr Notendrucken, Mitarbeit an

*.L.i"n Lexika und bei musikwissenschaftlichen Konfersnzen und Projekten, auch in Lettland,

Finnland und Estland. Auszeichnungen (Johann-Wenzel-Stamitz-Preis, Georg-Dehio-Wissenschaftspreis,

Ernst-Moritz-Amdt-Medaille) würdigten seine Arbeit.i.f*ut Holzapt'el - Tenor, geboreri in Robertson/Stidafrikq studierte an der Universität Stellenbosch

unJ * der Wiiner Ivlusikhochschule @. Werba). Nach erstem Engagement in Klagenfurt rvirkte er bis

1977 arn Landestheater Innsbruck. ieitdem ist er am Staatstheater Stuttgart. Zahlreiche Gastspiele

ninrt.n ihn an vigle Opernhäuser (Mlinchen, Zürich, Genf, Warschau, Berlin u. a.) und zu Festivals' Er

iri uu"ft ein gefragter öratorienslinger u. Liedinterpret. 1992 promcvierte er in Musikwissenschaft. Seit

1988 ist er dem Malinconia-Ensemble verbunden.

Ramin Trümpelmann - Violine, 1967 in Bayreuth geboren, studierte-an den Konservatorien in

tttUnctren und Äugsburg sowie an der Musikiochschule in Freiburg. Er u'ar Stipendiat der Stiftun^g,'villa

;;i;; unA itt rä, f d: VtitgtieC der Stuttgarter Philharmoniker, außerdem hat er einen Lehrautuag ftirülofin" an der pädagogischei Hochschule Schwäbisch Gmünd. Scine rege kammermusikalische Tätig-

keit erstreckt sich scii 2b04 auch wiederholt auf Mitwirkung irn Malinconia-Ensemble.

fvf"r[ut Oerte! - Viol4 wurde 1965 in Kehl geboren. Er studierto an den Musikhochschulen Karlsruhe

unO trtanntreim. l99l erbielt er sein erstes Engagement bei der Baden-Badener Philharmonie. 1993 bei

J.n Numle.ger Sinfonikem und seit 1995 ist er Mitglied d9r -stuttga{er Philharmoniker. Seine rege

t..."Äuti[aische Tätigkeit erstreckte sich seit 2004 wiederholt auf seine Mitwirkung im Malinconia-

Ensemble.eiil"; Schmidt - Klavier, studierte an der Stuttgarter Musikhochschule. Er hat einen Lehraufoag an der

Musikhochschule in Wtirzburg und enfaltet eine rege Konzerttätigkeit in zatrlreichen Ländern als Solist,

Liettbegleiter und als Kammermusiker, auch ist er ofüzisller Begleiter des ARD'Wettbewerbs in Miln'

"fr.n. f*an *- und Schallplattcn- und CD-Aufrrahmen dokumentieren sein reiches Wirken. Er ist seit

dem Bestehen des Malinconia'Ensembles dessen Mitglied.

Freitae. 3. November 15.30 Bildungshaus Christkönigslaus S.tuEart-H-ohenheim Paracelsussu. 89: Vortrrg Helmut

$h-ffird; ,"D"pp.tt Fedcr, ja dreifache gal'ocutsötrbaltische Doppelbegabungen - Komponisten als Schriftsteller,

20.00 Uhr St. Antonius'Kirche Stgt'Hohenheim Paracelsusst. 87'

K;;il ;; Theina des vornaEs - Lieder, Karnmer- und Klaviermusik von Gustav v. Mengden, Otto Friedrich

ü;l;;; eug*t üi*i.h v. Weyäuch, Cari Hunnius, Woldemar v. Bock, Walter Freymann, Boris v. VietinghoF

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Wulffius, Gregor Heuer, Alexander Maria Schnabel, Walter Freymann'