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Konventionelle Nationalökonomie vs. Ökologische Ökonomik LPM-Fortbildung am 10.11.2004 in Dudweiler von StR Patrick Brehm (BBZ Merzig) e-mail: [email protected]

Konventionelle Nationalökonomie vs. Ökologische …¶kologische... · Unternehmen Kreislauf Haushalte Güter Produktionsfaktoren Die präanalytische Vision der ... • Grundlagen

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Konventionelle Nationalökonomievs.

Ökologische Ökonomik

LPM-Fortbildung am

10.11.2004

in Dudweiler

von

StR Patrick Brehm (BBZ Merzig)e-mail: [email protected]

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Ziel der Ökologischen Ökonomik

• Überwindung der

Isolation der

Einzelwissenschaften

• Beachtung der

irdischen Kapazitäten

zur Erhaltung des

Lebens

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Gegenstand derÖkologischen Ökonomik

nach

von

Ökonomische Sektoren Ökologische Sektoren

Ökonomische Sektoren „Konventionelle“

Ökonomik

Neoklassische

Umweltökonomik

Ökologische Sektoren Ressourcenökonomik „Konventionelle“

Ökologie

aus Costanza et al., S. 60.

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Zwei Pioniere der Ökologischen Ökonomik

Nicholas Georgescu-Roegen

1906-1994; arbeitete die

thermodynamische Betrachtungsweise

für die Wirtschaftswissenschaften aus

Abb. aus Piper (1996), S. 261

Herman E. Daly

Schüler von Georgescu-Roegen, Träger

des alternativen Nobelpreises

Abb. aus Kucklick (1999), S.159

Weitere Vertreter: Robert Costanza, Hermann Bartmann.

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Das unvermeidbare Chaos

Thermodynamik als Weltgesetz

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Die Hauptsätze der Thermodynamik

Definition Physikalische Bedeutung Ökonomische

Bedeutung

Erster

Hauptsatz

(Erhaltungs-

satz)

Energie kann in geschlossenen

Systemen weder geschaffen

noch zerstört werden.

Chemische Energie im

Treibstoff wird in

kinetische (Bewegungs-)

Energie verwandelt plus

Verstreuung von CO2 in

die Atmosphäre etc.

Energetisch ist

Überschußproduktion

nicht möglich.

Tauschprozesse ohne

Gewinn oder Verlust.

Zweiter

Hauptsatz

(Entropie-

gesetz)

Der Zustand größter

Unordnung hat die größte

Wahrscheinlichkeit. Daher

muss die Entropie in

geschlossenen Systemen bei

allen Umwandlungsprozessen

wachsen.

Energie kann nur einmal

zur Arbeit genutzt werden.

Transformation

wertvoller Energie in

wertlose Abluft,

Niedrige Entropie

verwandelt sich in

hohe Entropie.

Vierter

Hauptsatz

(Georgescu-

Roegen)

Der zweite Hauptsatz wird

auch auf Stoffflüsse

ausgedehnt.

Stoffe dissipieren bei der

Nutzung.

Kein vollständiges

Recycling möglich.

nach Altvater (verändert)

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Was ist Entropie?

• Entropie ist ein physikalisches Maß für die Unordnung eines Systems.

Lehrbuchbeispiel ist die Diffusion von Gasmolekülen.

Links: zwei Gase durch

Trennwand getrennt

Rechts: Zustand nach Entfernung

der Trennwand

• Ein weiteres Beispiel ist der

Abbau von Lagerstätten

(Öl, Gas, Kohle etc.)!

Abb. aus Hubbert (1993), S. 119, verändert

Abb. aus Christen (1985), S. 280, verändert

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Ausdrucksformen des Entropieanstiegs

• Vermischung von Stoffen und Verlust

nutzbarer Ressourcen

• Thermische Abstrahlung und daher

verringerte Qualität von Energie zur

Leistung von Arbeit

• Steigerung der Toxizität der Umwelt

Nach Altvater.

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Georgescu-Roegens Sanduhr-Modell

• Beständiger Zufluß an freier (nutzbarer) Energie von der Sonne

• Volumen und Geschwindigkeit nicht beeinflussbar

Abb. aus Daly (1999), S. 49

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Die Schlaraffenlandökonomie

Wirtschaft als Perpetuum Mobile?

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Unternehmen HaushalteKreislauf

Güter

Produktionsfaktoren

Die präanalytische Vision derkonventionellen Nationalökonomie

Wirtschaft als

Kreislauf

Abb. aus Daly (1999), S. 72, verändert

• Wirtschaftsprozeß ist isolierter Kreislauf, ohne Einlaß und Ausgang

• Produktion und Konsum ordnen an sich unzerstörbare Bausteine nur neu an

Nach Daly (1999), S. 253.

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Wirtschaftskreislauf -Präanalytische „Illusion“

Aus Kelly.

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•Niedrige

Entropie

•Hohe Ordnung

•Freie (nutzbare)

Energie

•Ressourcen

•Räumlich eng

umgrenzte

Lagerstätten

•Abbau von Öl,

Gas, Kohle etc.

•Hohe Entropie

•Niedrige

Ordnung

•Gebundene

(nicht nutzbare)

Energie

•Abfall

•Weit im Raum

verteilte

Schadstoffe

•Emissionen von

CO2, NOx, O3,

CH4, FCKW etc.

Die entropische Durchlaufmenge

„Die entropische Durchlaufmenge ist grundlegender als der Kreislauf von Tauschwerten“. Das Kreislaufdiagramm „ist brauchbar für die Analyse des Tausches, aber als Rahmen für die Untersuchung von Produktion und Konsum versagt es vollkommen“ (Daly 1999, S. 254).

Abb. aus Daly (1999), S. 72, ergänzt

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Ökologische Wirtschaftsmodelle im Unterricht:

Wirtschaft als OrganismusStaat

Geldkreislauf

Haushalt

Unternehmen

Ressourcen

(aus Quelle)

Abfall (in Senke)

Quelle = Senke

Markt

Zentralbank

Ausland

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Ökologische Wirtschaftsmodelle im Unterricht:

Wirtschaft als Subsystem des

Wirtschafts-

system

Quellen

Senken

Materialien

und fossile

Brennstoffe

Abfälle und

Schadstoffe

Nutzbare

Energie

Abwärme

Abb. nach Meadows et al.

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Welchen Wert hat ein Sägewerk

ohne Holz?

Zur Frage der Substituierbarkeit der

Produktionsfaktoren

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Substituierbare oder komplementäre

Produktionsfaktoren

Neoklassik:

• Produktionsfaktoren werden als

prinzipiell substituierbar gesehen

(Produktionsfunktion Typ A).

• Bei komplementären

Produktionsfaktoren (limitationale

Produktionsfunktion Typ B) wird

als begrenzender PF idR das

anthropogene Kapital gesehen.

Investitionen in anthropogenes Kapital

Höhere Güterproduktion

Arbeitsproduktivität steigern (A)

zusätzliche Arbeitsplätze zu (B)

Ökologische Ökonomik:

• Kapital und Boden vorwiegend

komplementär.

• Begrenzender Produktionsfaktor ist

(in fortgeschrittenen

Industriegesellschaften) eher der

Faktor Boden (Naturkapital).

Investitionen in Boden:

Regeneration des Naturkapitals

anthropogenes Kapital, um die

Ressourcenproduktivität zu

erhöhen.

Nach Costanza et al., S. 103ff

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Gesellschaftliches Ziel: Nachhaltigkeit

• Begriffliche Grundlage in der Forstwirtschaft: Innerhalb eines Zeitraums nur

so viel Holz einschlagen, wie nachwachsen kann. (nach Kaiser/Brettschneider,

S. 363)

• 1987: „Brundtland-Bericht“ "Our Common Future":

„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die Bedürfnisse der Gegenwart

befriedigt, ohne zu riskieren, daß zukünftige Generationen ihre eigenen

Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (von Weizsäcker et al., S. 242)

• Formulierung der Nachhaltigkeitsziele auf gesellschaftlicher Ebene:

1) Mehr mit weniger produzieren (erhöhte Ressourceneffizienz, Recycling)

2) Eindämmung der Bevölkerungsexplosion

3) Umverteilung von den Reichen zu den Armen (nach Costanza et al., S. 17)

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Nachhaltige Entwicklung

UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992

ÖkologieSchutz der natürlichen Lebensgrundlagen

Ökonomiestabile wirtschaftliche Entwicklung

Sozialesintra- und intergenerationale

Gerechtigkeit

NE

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NachhaltigkeitskonzepteFrage der Substituierbarkeit zwischen und innerhalb der Kapitalstöcke

Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft.

Starke Nachhaltigkeit (strong

sustainability):

Natur ist in ihrer Gesamtheit praktisch

unersetzbar.

natürliches Kapital muss konstant

gehalten werden.

Schwache Nachhaltigkeit (weak

sustainability):

• Die „verbrauchte“ Natur kann durch

Investitionen in langlebige

Produktionsgüter, Infrastruktur oder

Wissen substituiert werden.

• Die Natur hat und wird sich immer

verändern, und es kommt zu neuen

Gleichgewichtszuständen.

Nach Rumley, sowie Mildner.

Starke Nachhaltigkeit verlangt, dass kein Teilkapitalstock lange Zeit

abnehmen darf. Schwache Nachhaltigkeit stellt diese Bedingung nur für das

gesamte Kapital.

Die Einschätzung Substitutionsmöglichkeiten hängt stark von der

Einschätzung des technischen Fortschritts ab. Schwache Nachhaltigkeit setzt

Technologieoptimismus voraus.

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Ein kurzes Märchen über das Wachstum

Wachstum ist gut, sagte der Luftballon und platzte.

Wachstum ist schlecht, sagte der Riese und fraß die Zwerge.

Wachstum ist gut, sagte das Feuer und hinterließ nur Asche.

Wachstum ist schlecht, sagte der Tod und lachte.

Ich weiß überhaupt nicht, wovon ihr redet, sagte die Raupe

und wurde zum Schmetterling.

Aus: brand eins Wirtschaftsmagazin (03 / April 2003), S. 47

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Thesen derkonventionellen Nationalökonomie

Wachstum ist nötig, um...

... den Wohlstand zu erhöhen,

... ein höheres Güterangebot und damit

eine bessere Güterversorgung zu

gewährleisten,

... Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu

sichern,

... Einkommen und Vermögen leichter

umverteilen zu können

... Staateinnahmen zu erhöhen und

öffentliche Ausgaben zu

finanzieren,

... mehr Umweltschutz betreiben zu

können.

Nach Albers et. al, S. 434, sowie Lippens, S. 201.

Implizite Annahmen:

• BIP ist Wohlstandsindikator

• “Rising tide lifts all boats.“

• Wachstum ist gleichbedeutend mit

mehr Arbeitsplätzen

• Steueraufkommen ist proportional

zum Wachstum

• Umweltschutz ist Kostenfaktor

• Wachstum ist unbegrenzt möglich

Strategien zur Vermeidung des

Widerspruchs:

• „Qualitatives“ oder „nachhaltiges“

Wachstum.

• Glaube an (absolute) Entkopplung

vom Ressourcendurchsatz.

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Wirtschaftswachstum:

Leere oder volle Welt? (1)

• „Leere Welt“: der physische

Umfang des Wirtschaftssystems ist

gering im Vergleich zum

umgebenden Ökosystem.

Anthropogenes Kapital

begrenzender Faktor für die

wirtschaftliche Entwicklung.

• „Volle Welt“: der physische Umfang

des Wirtschaftssystems ist größer im

Vergleich zum umgebenden

Ökosystem.

verbliebene Naturkapital ist

begrenzender Faktor für die

wirtschaftliche Entwicklung.

Abb. aus Daly (2001), S. 5, verändert

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• Volle Welt: Das physische Ausmaß

des Wirtschaftssystems

(= Bevölkerungszahl mal

Ressourcenverbrauch pro Kopf)

stößt an eine obere Grenze.

• „Wachstum“ = Größenzunahme

relativ zur Umgebung.

Nachhaltiges Wachstum des

Wirtschaftssystems ist unmöglich.

• „Entwicklung“ = gerichtete Folge

qualitativer Veränderungen.

Nachhaltige Entwicklung ist

möglich.

Wirtschaftswachstum:

Leere oder volle Welt? (2)

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Grenznutzen und Grenzkosten des Wachstums

• Die Grenznutzenlehre birgt

wichtige Einsichten, wird aber

sowohl auf die Verteilungs-

(Stichwort Verteilungseffizienz)

als auch auf die ökologische

Problematik zuwenig

angewandt.

• Wächst das Wirtschaftssystem,

gelangen wir an einem Punkt,

an dem der Grenznutzen den

Grenzkosten gleichkommt.

• An diesem Punkt angelangt,

wäre weiteres Wachstum

unwirtschaftlich.

Abb. aus Daly (2001), S. 7

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Entwicklung statt Wachstum

Die ökologische Ökonomik betreibt Wirtschaftswissenschaften im Sinne der

Nachhaltigen Entwicklung.

Optimale Größenordnung “scale“ (nach ökologischen

Kriterien bestimmt)

Effiziente

Allokation

(marktbestimmt)

Gerechte

Verteilung

(politisch bestimmt)

NE

Nach Costanza et al., S. 96ff

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Nachhaltigkeit im Unterricht:Definitionen, Modelle, Strategien

• Erarbeitung des

Nachhaltigkeitsbegriffs

• Anknüpfen an Modell des Öko-

/Wirtschaftssystems („Grenzen des

Wachstums“)

• Abgrenzung zur gesellschaftlichen

Zielsetzung „Wirtschaftswachstum“

• Problematisierung der Ausweitung des

„westlichen Wirtschaftsmodells“

(Stichwort: 3 weitere Erden)

• Nachhaltigkeitsstrategien:

Öko-Effizienz

Öko-Effektivität (Ökologische

Kreislaufwirtschaft)

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Hurra, wieder 2,5% höher.

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Quantitative Mängel des BIP

BIP zu niedrig, weil

- Haushaltsarbeit

- Kindererziehung

- Subsistenzwirtschaft

- Schwarzarbeit

nicht berücksichtigt.

BIP zu hoch, weil

- Umweltschäden

- Krankheitskosten

positiv zu Buche

schlagen.

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Qualitative Mängel des BIP

BIP trifft keine Aussage über

• Einkommensverteilung

• Umweltzustand

• Soziales Klima

• Arbeitsbedingungen

• Persönliches Wohlbefinden (Stress etc.)

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Alternative Wohlstandsindikatoren:GPI (Genuine Progress Indicator)

Berücksichtigt

- Kosten für

... Verkehrsunfälle

... Verschmutzung und dadurch

verursachte Schäden,

... Kriminalität, Scheidungen,

Verlust an Freizeit;

- Zerstörung natürlicher

Ressourcen (Boden,

Feuchtgebiete, Naturwälder,

fossiler Energie und Mineralien)

+ Wert von Hausarbeit,

Ehrenämtern

+ Wert langlebiger Nutzungsgüter.

Nach Cobb et al.

GPI für die USA, 1950-1999

Abb. aus Cobb et al.

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Alternative Wohlstandsindikatoren:

ISEW (Index of Sustainable Economics

Welfare)

Abb. aus Costanza et al., S. 158.

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Wohlfahrtsmessung im Unterricht:Beziehung BIP-Lebensqualität

Ereignis Auswirkungen auf das

BIP

(steigt/fällt/unverändert)

Auswirkungen auf die

Lebensqualität

(steigt/fällt/unverändert)

Auf Grund eines Kriegseinsatzes werden

mehr Panzer produziert.

Ein kostengünstiges Medikament gegen

eine Krankheit wird erfunden, so dass eine

kostspielige Behandlung überflüssig wird.

Aufgrund gestiegener Lohnkosten steigt der

Anteil an Schwarzarbeit.

Eine neue Generation benzinsparender und

damit schadstoffreduzierter Autos kommt

auf den Markt.

Die Arbeitszeit wird ohne Lohnausgleich

verlängert.

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Qualitat ive Entwicklung

1. Nebenstehend findet sich die

Entwicklung des GPI (Genuine

Progress Indicator) in den USA,

eines alternativen Indikators für

die Wohlstandsmessung, der im

Gegensatz zum BIP versucht,

Naturzerstörung und soziale

Kosten der Produktion zu

berücksichtigen. Was lässt sich

daran erkennen?

2. Überlege, welcher Indikator als Messgröße für qualitative Entwicklung in jeweils

einem der acht Hauptzielbereiche der OECD (Organisation for Economic

Cooperation and Development) in Frage kommen könnte. (Bsp.

Alphabetisierungsquote für den Bereich Lernen und Ausbildung:).

Hauptzielbereiche der OECD Soziale Indikatoren (Beispiele)

___________________________

3. Welche Nachteile hat die Wohlstandsmessung durch den GPI oder mehrere soziale

Indikatoren?

Gesundheit ___________________________

Soziale Beteiligungschancen/

gesellschaftliche Einbindung

Persönliche Sicherheit

Physische Umwelt

Freizeit und Zeiteinteilung

Wirtschaftliche Situation und

Kaufkraft

Qualität des Arbeitslebens

Lernen und Ausbildung ___________________________

___________________________

___________________________

___________________________

___________________________

___________________________

___________________________

Wohlfahrtsmessung im Unterricht:Alternative

Indikatoren

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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"Free trade is heart-breaking nonsense."George Bernard Shaw

"Free trade is foreign

trade not subject to

regulation by the

nation´s government."John Mathew Culbertson

Aus Lang/Hines, S. 1

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Abb. aus Daly (1993), S. 26

Die Freihandelsdoktrin (1)

• „Freihandel“ = unbeschränkterzwischenstaatlicher Güteraustausch. (Das Gegenteil ist nicht die Abwesenheit von Güteraustausch, sondern einen Austausch von Gütern, der von der jeweiligen Region festgelegten Schutzzöllen oder Ein- und Ausfuhrbeschränkungen unterliegt.)

• Die positiven Folgen des Freihandels werden durch David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile begründet.

• Kann ein Land 1 Gut A relativ billiger herstellen als Gut B und ist das in Land 2 umgekehrt, sollte sich Land 1 auf Gut A und Land 2 auf Gut B spezialisieren.

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Abb. aus Daly (1993), S. 26

Die Freihandelsdoktrin (2)

• Spezialisierung auch dann von Vorteil, wenn Land 1 beide Güter jeweils absolut billiger produzieren kann als Land 2.

• Ricardo setzte dabei aber voraus, das Kapital sei international unbeweglich.

• Heutzutage ist es international beweglich, und das Kapital folgt dem absoluten Kostenvorteil.

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Folgen des Freihandels (1)

Freihandel steht im Widerspruch zur Preisberichtigung:

• Internalisiert ein Land A externe (soziale und Umwelt-) Kosten und ein Land B nicht, können Firmen aus Land B die gleichen Produkte billiger anbieten als Firmen aus Land A, so daß letztere auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind. Das führt zum globalen Standardsenkungswettbewerb.

• Um dem zu entgehen, müßten sich alle „Handel treibenden Nationen auf gemeinsame Regeln für die Definition, die Bewertung und die Internalisierung von externen Kosten einigen“ (Daly 1999, S. 218).

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Folgen des Freihandels (2)

Freihandel steht im Widerspruch zur gerechten Verteilung:

• Wie internationale Arbeitsmobilität wird die Kapitalmobilität zum internationalen Lohnausgleich führen, der angesichts des hohen demographischen Wachstums in der „dritten Welt“ nach unten erfolgen wird. -Ricardo ging von Löhnen auf Subsistenzniveau aus!

• Der neoklassischen Freihandelslehre zufolge wird das durch einen allgemeinen Produktionszuwachs im Zuge des Freihandels kompensiert. Diesen allgemeinen Produktionszuwachs kann es aus ökologischen Gründen gar nicht geben (vgl. Daly 1999, S. 218ff.).

• Um auch diesem Problem zu entgehen, müßten alle Länder ihre Bevölkerungszahl und das absolute physische Ausmaß ihrer Wirtschaft kontrollieren.

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Folgen des Freihandels (3)

Freihandel steht im Widerspruch zur Gemeinschaftspflege:

• Freihandel verlangt mehr Mobilität und verstärkt „die Trennung von Kapital und Kontrolle“ (Daly 1999, S. 222). „Kurze Versorgungswege und relativ ortsgebundene Kontrolle über den Lebensunterhalt der Gemeinschaft sind einleuchtende Vorsichtsmaßnahmen, die [...] eine gewisse Beschränkung des freien Handels erfordern“ (Daly 1999, S. 221).

• Freihandel unterläuft die demokratische Kontrolle der Wirtschaftsprozesse durch die Bürger mittels staatlicher Rahmensetzung (nach Lang/Hines, S. 107).

• „Freier Handel und freie Mobilität des Kapitals erhöhen den Druck in Richtung einer Spezialisierung, die dem (absoluten) Wettbewerbsvorteil entspricht“ (Daly 2001, S. 19), was die Möglichkeiten der Berufswahl stark einschränkt.

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Folgen des Freihandels (4)

Freihandel fördert die Monopolbildung:

• „Die Förderung des globalen Wettbewerbsvorteils dient als Ausrede für die Duldung von Unternehmensfusionierungen und Monopolen in nationalen Märkten“ (Daly 2001, S. 18).

Freihandel widerspricht dem Ziel des optimalen Ausmaßes:

• Die „Beschränkungen, die uns durch die Aufnahme- und Regenerationskapazität der Umwelt auferlegt werden, [...] sind sowohl globaler (Treibhauseffekt, Ozonloch) als auch lokaler Natur (Bodenerosion, Abholzung)“ (Daly 1999, S. 223). Der Import von Umweltleistungen (Abbau-und Aufnahmefähigkeit) ermöglicht es einzelnen Ländern, diese Beschränkungen zu lockern.

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Freihandel im Unterricht:Gegenüberstellung Vor-/Nachteile

This lesson is still under construction.

An dieser Unterrichtseinheit wird noch gearbeitet.

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Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik

• Grundlagen der Thermodynamik

• Präanalytische Visionen

• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren

• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen

• Wohlfahrtsmessung

• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem

• Bevölkerung

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Bevölkerungskontrolle ist notwendig

Es gibt keine rein technische Lösung des Problems:

• Ressourcenverbrauch = Bevölkerung x Pro-Kopf-Konsum x Ressourcenverbrauch pro Konsum-Einheit. (Ehrlich-Gleichung, nach Pimentel).

• Umwelteffizientere Technik ist nötig, kann aber nur den dritten Faktor vermindern und aus rein physikalischen Gründen nicht auf Null setzen (nach Ehrlich et al.).

Der demographische Übergang ist keine Lösung:

• Man kann nicht warten, bis z.B. Indien den Pro-Kopf-Verbrauch von Schweden erreicht, damit dann die Geburtenrate sinkt. Was geschieht dann mit dem indischen Ökosystem? (nach Daly 2001, S. 15)

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for your interest shown

and time spared!

Besonderer Dank an Dr. Markus Göker, Universität Tübingen, für

die Bereitstellung zahlreicher Grafiken für diesen Vortrag.