11

Click here to load reader

Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

(Aus den Nervenheilanstalten der Stadt Frankfurt a. M. bei K6ppcrn im Taunus [Direktor: Dr. Max Meyer].)

Leukocytenver~inderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall.

Von Dr. Franz Briihl,

Assistenzarzt.

(Eingegangen am 8. Oldober 1921.)

Wir haben bei 25 Fallen von klinisch zweifelsfreier Epilepsie die quantitative und qualitative Ver~nderung der Leukocyten im Zu- sammenhang mit dem epileptischen An/all untersucht. Das Ergebnis will ich kurz mitteilen.

0

Ohne auf die bisherige Literatur n~her einzugehen, will ich nut dara~ erinnern, dab nach den Untersuchungsergebnissen der meisten Autoren, so vor allem S c h u l z i ) , Rohde~) und J 6 d i c k e 3) als typisches Bild ftir die Epilepsie die A n f a l l s l e u k o c y t o s e gilt.

Diese soll auf Rechnung der l y m p h o c y t ~ r e n Elemonte statt- finden. Im a n f a l l s f r e i e n Stadium soll bei c h r o n i s c h e n F a l l e n eine m~tl~ige r e l a t i v e L y m p h o c y t o s e bestehen. Ferner sollen dem epileptischen Anfall oft stunden- und tagelang prodromale B l u t v e r - ~ n d e r u n g e n vorangehen. Zur Prtifung gerade dieses Punktes sind unsere Untersuchungen noch etwas unzureichend, da wir im anfalls- freien Intervall in den meisten Fallen nur e in Blutbild gemaeht haben. Bei einigen Fallen haben wit al]erdings, wie ich zeigen werde, auch fiber l~ngere Zeitr~ume sich erstreckende fortlaufende Untersuchungen gemacht. Die postparoxysmalen Blutbilder wurden, wenn nicht anders angegeben i m oder u n m i t t e l b a r n a c h dem Anfall vorgenommen. Die F~rbung erfolgte nach May-Gr t i nwa ld . . Es wurden bei jedem Blutbild zwei Ausstricbpraparate angefertigt, jedes auf 200 ausgez~hlt und yon den beiden Ergebnissen der Durchschnitt genommen. Als

1) Monatsschr. f. Psych. u. Neuro]. 64. 1907; Dtsch. med. Wochenschr. 29. 1909 und 41. 1913.

2) Dtsch. Archiv f. Idin. Med. 75, 148. 1908. 3) Miinch. reed. Wochenschr. 1913, Heft 20.

Page 2: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

F. Briihl: Leukocytenverand(~runoen usw. 421

Minimum des Unterschiedes vor und nach dem Anfall wurde eine relative Leukocytenvermehrung yon 1500 und eine Verschiebung der einzelnen Leukocytenar ten von mindestens 10% angesehen.

Nach der Art des Untersuchungsergebnisses kSnnen wir versuchen folgende 5 Gruppen unter unseren F~tllen zu unterscheiden.

1. Solehe FMle bei denen sieh nach dem Anfall weder eine Ge- samtleukocytose noch eine quali tat ive Veriinderung des Blutbildes zeigte.

a) Anfallsfreies Interval l , b) 1. Anfall, e) 2. Anfall, d) 3. Anfal].

[. 1. XI. 5. II.

St. 24. II.

iX. 17. H. Sch. 25. ii.

[IL 6. VIII[. Wa. 8. VIII.

~ ~ ' i ~ . ~ Bemerkungen

a) 9200 b) 7600 c) 7800

a) 7600 b) 6600

a) 5000 b) 6040

72 22 69 28 72 24

52 45 61 34

43 52 38 57

3 1

1

3 5

4

0,5

- - 3

2 - -

3

- - 1

- - 3 , 5 1

2. Epilepsien mit Vermehrung der Gesamtleukocytenzah] ohne quali tat ive Veri~nderung des Blutbildes.

l l . III. a) 70002741,5 41 15 2,5 XV. 12. IIL b) 9000 37 39,5 12 6,5 Bo. 12. IIL c) 6600 48 16,5 5

I8.11I. d)i2000 37 ! 46,5 9,5 2 i

V. 31. VII a) 6700 54,5 42,5 - - - - 22.VII] b) 13200 47 48 3

Th. 28.VII] c) 18700 59 37 3,5

VI. IO. IIL a) 5600 70 25 3 -- Dr. 6. IV. b) 7400 68 28 2 2

VII. 9. IX. a) 6600 65 32 3 - - A.-Wi. 10. XI. b) 18600 70 28 2

\~XIX. 29. IV. a) 6600 27. IV. b) 98(0 25. V. , c) 5400 He.

]X. E.

14 ;: 3400 18. b) 6800 26. VIL (,) 7800

65 33 2 72 26 2 50 47 3 -

54~5 35~5 7~5 1 61 30 I 8 - 71 28 ~ 1 -

0,5 4 1,5 3,5 2,5

0,5 2

1,5 1

Bemerkungen

1 j (6 Stunden 1,5 ]~ n. Anfall} 1,5

0,5 0,5

Page 3: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

422 F. Briihl :

3. F~l le m i t Ges~mt leukocy tose u n d Versch iebung der e i nze lnen

L e u k o c y t e n a r t e n .

X. 16. XIL ' a) 7200 41 55 I 3 - - 1 - - Hey. 3. IX. b) 14800 ] 22,5 63,5 12,5 0,5 0,5 - -

4. XI. a) 11200 50 43 7 - - -- - - XI. 2. XI. b) 15200 34 62 4 . . . . Le. 10. XI. c) 9200 48 47 / 5 - - - -

Xll . 19. II. a) 7200 70,5 23 %5 - - 4 - -

XIII.

XIV. 8. X.

Schm. 20. u

127. X. XVl. ! 4. Xl. K~. ! 7. XI.

IIii. 27. II. b) 9600

l l . VI. a) 11600 Ott. 26. VI. b) 15100

a) 5900 Ber. 10. X. b) 9600

10. X. c) 6700

XV. 10. V. a) 3800 b) 13800

~t

a) ~400 b) 1 ! 600 c) 11400

53

70 51

71,5 55,5 58,5

36 62

65 4O 82

43 2,5

23 3 37 4

] 9,5 4 31 7 26,5 9,5

57 7 33 2

33 2 55 2 16 2

1 0,5

2 2 3 3

0,5 4,5 - - 3,5 2,5 3,5

1 2

1

B e m e r k u n g e n

1

--- 'Unmittelbar) - - (11/~ Stunde

n. d, Anfall)

2 (Nebonnieren- I exstirpation)

4. Fiil le ohne G e s a m t l e u k o c y t o s e mi t ger inger Ver sch iebung des

q u a l i t a t i v e n Blu tb i ldes .

Nr. ~- ~= ~ "~ ~ .~;a'~ I~ Bemerkungen

XVIL Ki.

XVIlI . Ru.

NIX.

XX. Si.

7. II. 6. III.

14. II. 6. V.

2. I. 7. XI.

6. II. 16. II. 17. III.

19. XII. a) 8000 3.1. b) 7800

a) 7000 59 b) 6800 45 c) 7200 56 d) 7000 59

a) 6400 70 b) 7000 57

a) 12400 80 b) 126O0 55 c) 10600 74

65 50

38 50 41 32

22 38

15 33 20

31 45

3

2 2 2 ---

3 3

3 2 2 - -

3 2 3 5 2 4

4 i -- ~ 05

1 1 3

2 3

3

1

1

1

1

Page 4: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

Leukocytenverimderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall. 423

5. Fi~lle ohne Gesamtleukoeytose mit sti~rkerer Verschiebung des qualitativen Blutbildes.

Nr .

XXL St.

XXII. Dh.

i 6 9

52 71 56 84 58,5 82,5

{ ! ::

27 3 -- -- 48 - - - - -

2 5 4 -- -- 36 2 3 3 16 - - -- -- 30 4,5 6,5 6,5 15 0,5 - - - -

27. X. a) 8400 7. VL b) 6200 9. IX. c) 7000 7. XI. d) 5600

11. IX. a) 13600 4 . V . b ) ll000 4. V. c) 8600

0,5 2

B e m e r k u n g e n "

I

(6 Stunden n. d. Anfall)

Fall 23--25 werden s p ~ r besprochen. Was die erste Gruppe anbelangt, so handelt es sich bei Fall 1 um

eine Kranke , die seit ihrem 15. Lebensjahre Anfi~ll~ hat, daneben gelegentlieh Erregungszustii, nde als Aquivalent. Bei dieser Patientin bestanden auBerdem thyreo-toxisehe Symptome. Trotzdem besteht keine relative Lymphocytose, die man schon dieser StSrung wegen er- warren kSnnte. Der 2. Fall, ein konstitutionetler Epileptiker, der im anfallsfreien Stadium eine mi~Bige relative Lymphocytose zeigt, weist nach dem Anfall eher eine Vermenderung der Lymphoeyten auf. Aueh bei dem 3. Fall, einer 24jiihrigen Patientin, mit abseneeartigen Anf~tllen fanden wit nach dem Anfall keine Veri~nderung.

Zur zweiten Gruppe gehSren 6 Fi~lle. Bei Fall 4 handelt es sieh um eine konstitutionelle Epileptikerin mit epileptischer GeistesstSrung, bei Fall 5, 6 und 7 um jugendliehe Epileptikerinnen mit miioBiger Demenz. Bei 3 yon diesen 4 Fallen haben wir eine absolute Leukocytose, bei Fall 6 eine relative Vermehrung der Leukoeyten. Bemerkenswert ist dabei, dab der 1. Fall, bei dem die Leukocytenzahl im anfallsfreien Stadium 7000 betrug, bei einem Anfall eher eine Verminderung der Gesamtleukoeytenzahl zeigte, w~hrend bei den anderen beiden An- f~tllen eine ErhShung auf 9000 bzw. 12 000 verzeichnet wurde. Aueh das qualitative Blutbild, das sieh bei diesen 4 ersten Fi~llen dieser Gruppe dureh die Anfiille nur ganz unwesentlieh verschiebt, ist bei der ersten Patientin insofern auffallend, als sowohl vor wie naeh dem Anfall eine starke Eosinophilie besteht, die, da Helminthiasis, Asthma bronchiale usw. nieht in Frage kommen, vielleieht auf die Brom- medikation zuriiekzuftihren ist, wie dies aueh yon S c h u l z besehrieben wurde. Bei Fall 8 handelt es sieh um eine Patientin, der neben typischen epileptischen Anfallen hysterisehe Ztige und Anfiille nicht fehlen.

Page 5: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

424 F. Brtihl :

Bei fin" linden wir naeh einem typisehen epileptisehen Anfall eine relative Leukoeytenvermehrung auf 9800 ohne qualitative Xnderung des Blut- brides. Bei einem zweiten Anfall, der sicher hysteriseher Natur war, bestand keine Veri~nderung der Gesamtleukocytenzahl, wohl aber eine geringe Lymphoeytose. Bei Fall 9, einem neuropathisehen Kind mit epileptischen Anf~llen, das gegeniiber der auffallend geringen Leuko- eytenzahl im anfallsfreien Stadium nach zwei Anfgllen eine relative Vermehrung der Leukoeyten zeigte, war die vor und bei dem ersten Anfall bestehende Eosinophilie auf die Anwesenheit yon Parasiteneiern zurtiekzuftihren.

Zu der dritten Gruppe, Epilepsie nfit Gesamtleukocytose und da- neben einer Verschiebung der einzelnen Leukocytenarten, geh6ren 7 Fglle. Die Gesamtleukocytenzahl bewegte sich dabei zwischen 9200 and 15 200, bei 5 Fgllen finden wir daneben eine relative Lymphocytose. Der erste dieser 5 Fglle (Fall 10), ein Junge mit heftigen motorisehen Entladungen bei den Anfgllen mit Demenz, aueh neuropathisehe Er- seheinungen fehlen nicht, hatte nach dem Anfall eine relative Lympho- eytose, daneben eine sehr starke Hypere0sinophilie. Bei dem Jungen war aus therapeutischen Griinden eine Nebennierenexstirpation vor- genommen worden -- nebenbei bemerkt, haben wir mit dieser Therapie bei unseren operierten 3 Fi~llen nut ungiinstige Erfahrungen gemacht. Die Anf/~lle traten nach der Operation in derselben Zahl und Hi~ufigkeit auf wie vorher. Bei dem zweiten Fa]l (Fall 11), einer weiblichen Pa- tientin mit infantilen Ztigen, bei der die Anfi~]le mit der Menstruation in n~herem Zusammenhang standen, fand sich auch im anfallsfreien Intervall eine relative Lymphocytose. Nach einem Anfall wurde die relative Lymphoeytose absolut neben einer starken Vermehrung der Gesamtleukocytenzahl, w~hrend bei dem anderen Anfall keine Ver- i~nderung der Lymphocytenzahl auftrat, die Gesamtleukocytenzahl sich abet etwas verminderte. Bei Fall 12, 13, 14, konstitutionelle Epilepsien mit m~tBiger Demenz, linden wir auch eine relative Lymphocytose. Bei Fall 15 zeigt sieh nach dem Anfall eine starke Vermehrung der Gesamtleukocytenzahl mit einer Vermehrung der neutrophilen Leuko- cy~en yon 36~o auf 62%. Es handelt sich bei der Patientin, bei der auch spasmophile Symptome bestehen, um einen typischen epileptischen Charakter mit Demenz, bei der die AnfNle nicht mit sehr starken motorischen Erscheinungen einhergehen. Fall 16 endlich zeig~ zwei vSllig voneinander abweichende Blutbilder nach zwei verschiedenen AnfNlen. Nach dem einen Anfall besteht eine Leukocytose mit einer relativen Zunahme der neutrophilen Leukoeyten, bei dem anderen dagegen neben der Vermehrung der Gesamtleukocytenzahl eine relative Lymphocytose von 55% gegentiber 33% im anfallsfreien Stadium. Dabei zeigten die Art der Anfiille keine Verschiedenheiten.

Page 6: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

Leukocytenveranderungen iln Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall. 425

Zur vierten Gruppe -- keine Gesamtleukocytose, dabei aber eine geringe Verschiebung der einzelnen Leukocytenarten -- gehSren 4 F~lle. Bei Fall 17 handelt es sich um eine infantile Person bei der eine Ex- stirpation der Nebenniere vorgenommen war. Bei ihr bestand schon im anfallsffeien Stadium eine geringe relative Lymphocytose von 38~/o; fibrigens im Gegensatz zu den Angaben Brf in ings , wonach naeh der Exstirpation die vorher erhShte Lymphocytenzahl auf ihren normalen Stand zurfickgehen sollte. Bei einem Anfall nun stieg die Lymphocytose auf 50%, bei zwei anderen blieb sie auf derselben HShe wie im anfalls- freien Stadium. Dieser Fall zeigte bei den Anf~llen keine starken mo- torischen Erscheinungen. Fall 18 ist eine weibliche Kranke mit starker Demenz. Bei dieser finden wir wieder eine geringe relative Lympho- cytose. Bei Fall 19, einem Jungen mit haufigen Anf~llen von wechseln- der Sehwere und mit Erregungszust~nden, finden wir nur bei einem Anfall eine geringe relative Lymphocytose, bei dem zweiten Anfa]l, bei dem die Untersuchung vorgenommen wurde, keine Ver~nderung des qualitativen Blutbildes. Die Gesamtleukocytenzahl, die schon anfallsfreien Stadium auf 12 000 erhSht war, blieb in beiden nahezu unver~ndert. Bei Fall 20, einer 28j~hrigen l~tientin mit s toker Demenz, finden wir nach dem Anfall ebenfaUs eine m~l~ige relative Lymphocytose. Bei derselben Patientin habe~ ~ bei einem sp~teren Aufenthalt in unserer Anstalt, als Patiently, gl~i~bzeitig gravide war, regelm~tfiige fiber l~ngere Zeit sich erstreckewde Blutuntersuchungen gemacht, auf die ich noch eingehen werde.

Zur letzten Gruppe, keine Gesamtleukocytose mit st~rkerer quali- tativer Ver~nderung des Blutbildes, gehSren 2 F~lle. Bei Fall 21, es ha~delt sich um eine 20j~hrige Epileptikerin mit h~ufigen und sehweren Anf~llen, finder sich bei einem Anfall eine st~rkere relative Lympho- cytose yon 48%, bei den beiden anderen keine wesentliehe Ver~nderung. Bei Fall 22 haben wir unmittelbar na~h dem Anfall wieder eine relative Lymphocytose, die einige Stunden na~h dem Anfall wieder versah~J~det. Es handelt sich um eine 29 j~hrige Kranke mit h~ufigen, seit dem 19. Jahr bestehenden Anf~llen.

Ieh ffige nun noch einige F~lle hinzu, bei denen wir die Blutunter- suchung sehr ausffihrlich und h~ufig gemacht haben. Fall 23 - - A. L. M. 23 Jahre alt -- Anf~lle seit 8 Jahren, epileptische Charakterver~nde- rungen (TabeUe umstehend).

Wir haben also bei zwei Anf~llen keine Ver~nderungen sowohl in der Gesamtleukocytenzahl wie im qualitativen Blutbild, bei zwei an- deren eine allgemeine Leukoeytose mit einer starken relativen Zunahme der Lymphocyten. Auffallend ist bei einem Anfall die relativ starke Zahl der Ubergangsformen. AuBerhalb der Anf~lle zeigt das Blutbild keine groBen Sehwankungen.

Page 7: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

426 F. Brtihl :

Datum

2 P ~

2. VIII. 6. VIII. 7. VIII�9

14. VIII. 15. VIII. 10. X. 10. X. 10. X. l l . X . 12. X. 12. X. 13. X.

9800 9000. 91(0 7600 6800

10:~00 12200 11000 78OO 870O

14700 i 9800!

64 58 72 67,5 72 41 64 63,5 67,o 72 50 68,0

33 0,5 37,5 1,5 25 29 i,5 25 0,5 47,5 %0 27 2,5 32 1,5 21 4,5 25 0,5 44 3,5 26 2,5

- - 3 1 2,0 0,5 2,5 1 1

- - 2 , 5

- - 9,0 6,5

0,5 2,5 0,5 7,0

- - 2,5 - - 2,5 1,0 2,5

. m

Bemerkungen

Unmittelbar nach Anfall

Unmittelbar uach Anfall

Unmittelbar nach Anfall 6 Stunden nach Anfall 10 Stunden nach Anfall

8 Stunden vor dem Anfall Unmittelbar nach Anfall

Bei Fa l l 20 von Gruppe vier, der do r t gegentiber dem anfal lsfreien S t a d i u m eine re la t ive L y m p h o c y t o s e zeigte bei g le ichble ibender Gesamt- l eukocy tenzah l , h a b e n wir, als Pa t i en t i n mehrere Monate spEter in g r a v i d e m Zus t and noch e inmal in unsere Behand lung kam, fortlaufend(~ B lu tun te r suchungen gemacht .

Datum

22. VI. 2:L VI. 24. VI. 27. VI. 29. VL 30. VI. 2. VII. 4. VII. 5. VII. 7. VIL 9. VH.

] 1. VII.

5

9000 9800 9000

10900 11700 12400 11700 11900 9400

14900 14500 13900

51 50,5 65 50 40 66 33 55,5 41,5 52 47 51 46 49 46 55 43 58 37 54 40

Bemerkungen

44 3 ! 1 - - 48 3 - - 1 5 Minuten nach Alffall 45

3 2 - - 1

~ ,5 0,5 - -

2 1 2 2 - -

5 3

Auffi~llig is t hier die fas t daue rnd vorhandene Leukocytose , die wohl vorwiegend auf die Sehwangerschaf t zur t ickzuft ihren ist , daneben eine sti~ndige re la t ive Vermehrung der L y m p h o c y t e n . Beim Anfal l f inder sich keine Veranderung.

Page 8: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

Leukocytenveriinderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall. 427

Fall 25 L. E., jugendlicher Epileptiker mit thyreotoxischen Be-. gleiterscheinungen :

Datum : .~ e l = " t "~ [ ~ + Bemerkungen

4. VII. 5. VII. 6. VII. 8. VII.

13. VII. 14. VII. l 5. VII. 16. VII. 18. VII. 20. VII. 22. VII. 25. VII.

78O0 7400 6400 6900 5000 5500 6000 5700 5500 5700 6300 5800

67 50 58 55 62 58 64 62 52 5 9 59 55

32 46 38 44 31 39 33 35 44 38 37 38

2 - -

1 3

1 - -

1 2 2

Unmittelbar nach Anfall

8 Stunden vor At,fall

Wir sehen auch bier keine groBen Schwankungen und nach dem Anfall keine Anderung des Blutbildes.

Wenn wir unsere Untersuchungen zusammenfassend betrachten, so finden wir, dab sie bei unseren 25 Fi~llen kein einheitliches Bild zeigen, dab von einer Gesetzmi~Bigkeit keine Rede sein kann. Sie zeigen viel- mehr, dab bei dem epileptischen Anfall verschiedenartige Blutbilder auftreten k6nnen, so dab das Blutbild fiir den epileptischen Anfall nur mit Vorsicht differentialdiagnostisch zu verwerten ist.

In Prozentzahlen ausgedriickt haben wir bei unseren 25 F~llen folgendcs Ergebnis :

a) Gesamtleukocytose und qualitative Ver~nderung des Blutbildes 7 F~lle = 28 %.

b) Gesamtleukocytose, keine qualitative Ver~nderung des Blutbildcs 6 F~lle ~ 24 %.

c) Keine Gesamtleukocytose, geringe Veri~nderung des Blutbildes 4 F~lle ~ 16 %.

d) Keine Gesamtleukocytose, st~rkere Ver~nderung des Blutbildes 2 F~lle ~ 8 %.

e) Keine Gesamtleukocytose, keine Vergnderung des Blutbildes 5 Falle = 20 %.

f) Bei verschiedenen Anf~llen verschiedenes Verhalten sowohl der Gesamtleukocytosenzahl wie auch des quali tat iven Blutbildes 1 F a n = 4 %.

Wir hat ten versucht, zwischen den Ver~tnderungen des Blutbildes und gewissen Spielarten der Epilepsie Beziehungen herzustellen. Wir

Z. f. d. g. Neut. u. Psych. LXXIV. 28

Page 9: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

428 F. Bruhl:

haben z .B. die F~lle, wo die Epilepsie mit innersekretorischen Vor- g~ngen noch in niiherem Zusammenhang steht, wo z .B. die Anfiille Beziehungen zu den Menses haben, wo thyreotoxische Symptome be- stehen oder Zeichen der spasmophilen Diathese vorhanden sind, be- sonders betrachtet. Ebenso haben wir die rein konstitutionellen Fi~lle wo auch z. B. in der Aszendenz Belastendes vorhanden war, zusammen- gestellt, fanden aber auch innerhalb solcher Kategorien vSllig verschie- dene Blutbilder. Auch unsere Gruppeneinteilung, die wir nach der Art des Untersuchungsresultates getroffen haben, entbehr t sonstiger ein- heitlieher Gesiehtspunkte.

Ich gehe nun auf einige Mischformen von Epilepsie und Hysterie ein. Bei Fall 8 handelt es sich, wie schon erwi~hnt, um eine Mischform. Wir fanden damals bei einem An/all von sieherer hysterischer Natur, Patientin hatte einen Weinkrampf mit psychogen ausgelbsten Kon- vulsionen, keine Veriinderung der Gesamtleukocytenzahl, dabei eine geringe relative Lymphoeytose.

Uber die Anl~lle bei Hysterischen liegt eine Arbeit von J S d i e k e vor, der die BlutkSrperchen nach hysterisehen Zust~nden stets in der Reihe der Norm gefunden hat. Die postparoxysmale Leukocytose hat er nur bei Epilepsie gefunden und bezeichnet sie ,,als ein sicheres nicht nachzuahmendes Zeichen, ob w i r e s mit einem epileptisehen Krampf zu tun haben oder nicht".

Bei der Patientin die wir jetzt betrachten wollen, handelt es sich um eine 38j~hrige Frau mit Anfitllen leichterer und schwererer Natur, die sowohl epileptischen wie hysterisehen Typ boten.

Frl. K.

3. IX. ! 10800 35,5 62,5 1 0,5 0,5 Unmittelbar nach Anfall 5. IX. 6200 72,5 24,0 1 0,5 1,0 Unmittelbar nach Anfall

18. X. ] 5100 48 ,0 42,5 3,5 - - 6,0 5 Minuten nach Anfall 19. X. i 5100 60,0 32,5 1,0 0,5 6,0 13. XH. 10000 30~0 63,0 3,0 1,0 3,0 Umaittelbar nach Anfall

Der erste Anfall war ein kurz dauernder abseneeartiger Schwindel- zustand, die beiden anderen bestanden in einer kurz dauernden leichten BewuBtseinstriibung, die nieht ganz einwanclfreier epfleptiseher Natur war. Der letzte Anfall war ein sehwerer epileptischer von halbstiindiger Dauer. Naeh einem Anfall, dem zweiten, finden wir nun keine wesent- liche Veri~nderung des Blutbildes. Nach dem ersten und letzten finden wir eine Vermehrung der Gesamtleukocytenzahl und eine absolute

Page 10: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

Leukocytenverlinderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall. 429

Lymphocytose, bei dem dritten keine Ver~nderung der Gesamtleuko- cytenmenge, dagegen eine relative Vermehrung der Lymphoeyten gegenfiber dem anfallsfreien Stadium.

Datum

9 . 5 .

16. X. 7. XI.

" 3200 66 3200 44 3000 31

Ida. W.

23 6 -- 5 45 10 1 -- 63 6

Karl H.

m

Bemerkungen

Vor dem Anfall Naeh dem Anfall

4. XI. 1820072,5 21 2,5 3,5 0,5 -- Vor dem Anfall 4. XI. 10200 49 45 1,5 1,5 1,5 1~5 .Nach dem Anfall

Bei Patientin W. handelt es sich um ein 21ji~hriges Mi~dehen, das an kurzdauernden absence~hnlichen Anf~llen yon nicht vSllig gekl~rter ~tiologie litt. Die klinische Diagnose schwankte zwisehen Epilepsie und ttysterie. 1Yach einem Anfall t ra t eine relative Lymphocytose auf, nach einem anderen eine Umkehr des Blutbildes mit absoluter Lympho- cytose. Dabei keine Ver~nderung der Gesamtleukocytenzahl. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um einen 36j~hrigen Kriegsbeschi~digten; )9ei dem man bei der Beurteilung seiner Anf~lle in verschiedenen An- stalten zu verschiedener Diagnose gelangt war. Auch er zeigt nach dem Anfall eine relative Lymphocytose. Zum Vergleieh bringe ich nun 2 F/~lle von Hysterie.

Datum , I '~ ~ ~ "~ " ~ ~ ~ ! ~ B~merku~gen

L.M. 30. XI. 3800 75 20 2 i -- -- -- i lm anfallsfreiem Stadium 11. I. " 5400 70 28 2 I - - I Unmittelbar nach d. Anfall

Frl. Lu. l l . I . 6600 45 52 3 -- / - - i -- Unmittelbarvordem Anfal[ 26.24" I.I" F11330013400 5461 4032 33 ~ i 34 I Unmittelbar nach d. AnfalI

Der 1. Fall, eine Patientin mit multipler Sklerose und hysterischer Uberlagerung zeigt nach dem Anfall, der jedesmal von einem starken Tremor der oberen und unteren Extremiti~ten begleitet war, keine wesentlichen Veri~nderungen sowohl der Gesamtleukocytenzahl wie auch des qualitativen Blutbildes. Bei der anderen Patientin, bei der die Anfi~lle mit den heftigsten Konvulsionen einhergingen, fanden wir bei zwei AnfSllen eine starke Hyperleukocytose, im qualitativen Blur-

28*

Page 11: Leukocytenveränderungen im Zusammenhang mit dem epileptischen Anfall

430 F. Brtihl : Leukocytenverimderungen usw.

bild eine geringe Zunahme der neutrophilen Leukocyten und eine Ab- nahme der Lymphocyten. Die Patientin hatte im anfallsfreien Stadium eine relative Lymphocytose. Es hat sich bei der Patientin sicher um hysterisehe Erscheinungen gehandelt.

Es ist also nicht immer, wie JSd icke angibt, die ErhShung der Gesamtleukocytenzahl ein sicheres differentialdiagnostisches Zeichen fiir Epilepsie. Etwas anders steht es mit der Vergnderung der einzelnen Leukocytenarten. Wenn wir beim Anfall gegenfiber dem anfMlsfreien Stadium eine starke Zunahme der Lymphocyten haben, ja wenn die Lymphocytose sogar absolut wird, wie dies bei den beiden ersten Fallen unserer Misehformen der Fall ist, so kSnnen wir dies doch wohl gegen die Diagnose Hysterie verwerten.

Zusammenfassend kSnnen wir sagen: Die als de m e pile p t i s ehen Anfa l l e i gen t t im l i eh besch r i ebene V e r m e h r u n g der Gesamt - l e u k o c y t e n z a h l und die r e l a t i ve Z u n a h m e der l y m p h o - c y t g r e n E l e m e n t e k o m m t i n v i e l e n F ~ l l e n vor, aber bei we i t em n i c h t in allen. Es f i n d e n sich v i e lmehr bei dem e p i l e p t i - sehen Anfa l l die v e r s e h i e d e n a r t i g s t e n F o r m e n des Blur - bildes.

Als d i f f e r e n t i a l d i a g n o s t i s c h e s Mi t te l zur A b g r e n z u n g des h y s t e r i s c h e n Anfa l l e s vom e p i l e p t i s e h e n k a n n die H y p e r l e u k o e y ~ o s e als fiir Ep i l eps i e sp r echend n i e h t ver- w e r t e t werden. Sie k o m m t auch be im h y s t e r i s c h e n Anfa l l vor. E ine s t a r k e V e r m e h r u n g der L y m p h o c y t e n , bzw. e ine a b s o l u t e L y m p h o e y t o s e gegent~ber dem a n f a l l s f r e i e n Sta- d i u m k a n n man d i f f e r e n t i a l d i a g n o s t i s c h wohl gegen h y s t e - r i sche Z u s t g n d e verwer ten .

In einer demngchst erscheinenden weiteren Mitteilung will ieh das Ergebnis einer Reihe von serologischen Untersuchungen mitteilen, die zeigen, dab auch in dieser Hinsicht bei der Epilepsie kein einheitliehes Bild besteht.