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FACHMAGAZIN FÜR DIE KASTEN–, KÜCHEN–, BÜRO– UND SITZMÖBEL–FERTIGUNG SOWIE DEN INNENAUSBAU · WWW.MATERIAL-TECHNIK.DE · 30835 The magazine for furniture production and related fields Expertenrunde: Holzwerkstoffe punkten mit neuen Features Ligna 2011: Ressourcen schonende Technologien im Fokus Proposte: Schaufenster für edle Polstermöbelbezüge

material + technik möbel Ausgabe 02/2011

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material + technik möbel zählt zu den führenden Fachzeitschriften für die internationalen Entscheidern der Möbel- und Einrichtungsindustrie, des Innenausbaus, des Ladenbaus sowie deren Zulieferern

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The magazine for furniture production and related fields

Expertenrunde: Holzwerkstoffe punkten mit neuen Features

Ligna 2011: Ressourcen schonende Technologien im Fokus

Proposte: Schaufenster für edle Polstermöbelbezüge

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Nürnberger­Expertenrunde

Holzwerkstoffe:Wohin geht die Reise?

Dr. Steffen Körner:„Wir sitzen alle in einem

morschen Boot auf tosender See.“

“We are all in the same rotten, ramshackle boat,

in a stormy sea.”

Claus Seemann:„Mit ‚Balance Board’

reagieren wir auf die Holzverknappung.“

“‘Balance Board’ is our reaction to the wood shortage.” Hans-Helmut Esser:

„Die Branche sollte stärker vernetzt denken.“

“The industry should be more network-minded.”

Dr. Peter Sauerwein:„Erst die stoffliche,

dann die energetische Nutzung von Holz.“

“First the material, then the thermic utilisation of wood.”

„Holzwerkstoffe: Kundenerwartungen und Lösungsansätze der Hersteller“ lautete das Thema der diesjährigen Nürnberger Expertenrunde. Wenige Monate vor dem VHI-Innovationsworkshop am Vorabend der interzum dis-kutierten Vertreter aus der Möbel- und Holzwerkstoffindustrie über die An-forderungen, die an Möbelplatten künftig gestellt werden. Moderiert von Dr. Peter Sauerwein (VHI) und Richard Barth (material+technik möbel) er-örterten Dr. Steffen Körner (Glunz), Claus Seemann (Pfleiderer) sowie der Designer Hans-Helmut Esser (Esser Design EDNetwork) dabei auch die aktuelle Holzverknappung und ihre Folgen für die Preise.

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Nürnberger Expertenrunde

Sauerwein:­Aktuelle­Studien­bele-gen,­dass­wir­in­Europa­in­etwa­10­Jahren­ eine­ Deckungslücke­ zwi-schen­ 136­ Mio.­ m³­ bei­ einer­ ho-hen­ Mobilisierung­ des­ Holzes­ bis­zu­424­Mio.­m³­bei­einer­normalen­oder­ geringen­ Mobilisierung­ des­Holzes­ zu­ erwarten­ haben.­ Herr­Esser,­macht­sich­die­Möbelindus-trie­überhaupt­Gedanken­über­die­Verknappung­ des­ Rohstoffes­Holz?­Esser:­ Meiner­ Meinung­ nach­ be-fasst­ sich­ die­ Möbelindustrie­ nur­marginal­ mit­ der­ Frage­ der­ Ver-knappung­ und­ wie­ man­ mit­ dem­Rohstoff­Holz­umgeht.­Eine­Sensi-bilisierung­ bei­ den­ Produzenten­gelingt­nur,­wenn­der­Druck­durch­den­ Endverbraucher­ stärker­ aus-gebildet­wird.­Körner:­ Im­ Grunde­ sitzen­ Holz-werkstoff-­ und­ Möbelindustrie­ in­einem­ morschen­ Boot­ auf­ einer­tosenden­See­und­müssen­mehre-re­Klippen­umschiffen.­Das­ist­auf­der­einen­Seite­die­Politik­mit­ihren­Subventionen­ zur­ Holzverbren-nung­ und­ die­ Forstwirtschaft­ mit­nicht­ausreichender­Zurverfügung-stellung­von­Holz­und­auf­der­ an-deren­ Seite­ sind­ das­ die­ großen­Handelsketten­ und­ Handelshäu-ser,­ die­ immer­ wieder­ Langfrist-verträge­ anstreben­ mit­ Preisbin-dungen.­ Angesichts­ rasant­ stei-gender­ Rohstoffpreise­ brauchen­wir­ jedoch­ dringend­ Antworten.­Die­ Holzwerkstoffindustrie­ sollte­daher­enger­als­bisher­mit­der­Mö-belindustrie­zusammenarbeiten.

„Die Möbelindustrie macht sich zur Holzverknappung nur

marginal Gedanken“

Barth:­ Offenbar­ ist­ der­ Verbrau-cher­ bei­ diesem­ Zukunftsthema­näher­dran­als­der­Möbelhersteller.­Sollte­ die­ Holzwerkstoffindustrie­vielleicht­ besser­ direkt­ an­ den­Endverbraucher­gehen?­Esser:­Selbst­wenn­der­Möbelpro-duzent­ bereit­ wäre,­ diesbezüglich­so­ viel­ Sensibilität­ zu­ entwickeln,­wird­er­andere­Wege­gehen­müs-sen.­Er­kann­nicht­über­die­Groß-flächenanbieter­ gehen.­ Aus­ mei-ner­Sicht­bleibt­ ihm­nur­die­Mög-lichkeit,­ das­ Medium­ Internet­ zu­benutzen,­ um­ eine­ Endkundennä-he­und­Information­zu­betreiben.­Körner:­ Wir­ bei­ Glunz­ unterneh-men­ auf­ diesem­ Gebiet­ erste­Schritte.­ Unsere­ neue­ Kollektion­

„Innovus“­wird­über­Facebook­er-reichbar­sein.­Wir­haben­eine­App­geschaltet,­die­man­sich­aufs­iPho-ne­oder­noch­besser­ auf­ein­ iPad­herunterladen­ kann­ und­ auf­ der­man­die­neuen­Materialien­und­die­Botschaften,­ die­ wir­ damit­ trans-portieren­ wollen,­ sich­ näher­ an-schauen­ kann.­ Wir­ werden­ zu-nächst­ unseren­ Außendienst­ da-mit­ausrüsten,­damit­er­dies­beim­Kunden­vor­Ort­auch­zur­Präsenta-tion­ nutzen­ kann.­ Aus­ meiner­Sicht­ ist­das­ein­erster­Schritt­hin­zum­Endverbraucher.Sauerwein:­ Wäre­ es­ denn­ ein­Kaufargument­ für­ den­ Verbrau-cher,­wenn­wir­sagen,­ ihr­tut­was­Gutes­ für­ die­ Umwelt,­ indem­ ihr­Holzprodukte­kauft?­Körner:­ Jetzt­spreche­ ich­mal­als­Vorsitzender­ der­ Fachgruppe­Spanplatten­und­MDF­im­VHI.­Das­Thema­ „Holz­ verantwortlich­ nut-zen“­ist­aus­der­aktuellen­Kosten-situation,­ ins­ Leben­­gerufen­ worden.­ Trotz­ unserer­­Bemühungen­ und­ ersten­ Wahr-nehmungs-Erfolgen­ bei­ Entschei-dungsträgern­und­Politikern­ ist­es­uns­ jedoch­ noch­ nicht­ gelungen,­an­ den­ Endkunden­ heranzukom-men,­ weil­ es­ offenbar­ nicht­ ganz­so­einfach­ist,­diese­Argumente­zu­transportieren.­ Wenn­ wir­ das­ als­Holzwerkstoffhersteller­selber­ma-chen­wollten,­müssen­wir­mehre-re­Hürden­nehmen,­nämlich­Holz-werkstoffzulieferer,­ Holzwerk-stoffindustrie,­ Möbelindustrie­ und­Möbelhandel.­Wenn­wir­den­End-verbraucher­ erreichen­ wollen,­dann­ geht­ das­ aus­ meiner­ Sicht­nur,­wenn­wir­die­Händler­mit­ein-beziehen.­­Seemann:­ Es­ ist­ wichtig­ dabei,­dem­Endkunden­die­Sicherheit­zu­geben,­ dass­ er­ beim­ Kauf­ eines­Kastenmöbels­ aus­ Spanplatten­ in­Bezug­ auf­ Nachhaltigkeit­ usw.­kein­ böses­ Erwachen­ zu­ befürch-ten­hat.­Esser:­ Sie­ können­ den­ Benutzer­und­ Käufer­ von­ Möbeln­ nur­ be-dingt­ beeinflussen.­ Ad­ hoc­ sollte­eher­ der­ Kommunikationsprozess­zwischen­ Werkstoffproduzent,­dem­ Möbelproduzenten­ und­ dem­Endverbraucher­ verbessert­ wer-den.­ Das­ ist­ für­ mich­ die­ Primär-kette.­Denn­wenn­diese­Dreierket-te­stimmt,­dann­stellt­sich­die­Ab-hängigkeit­ von­ den­ großen­Handelskonzernen,­die­wir­derzeit­haben,­ zugunsten­ der­ Produzen-

ten­günstiger­dar.­D.­h.­das­ganze­Distributionswesen­ wird­ sich­zwangsläufig­ nach­ den­ Forderun-gen­der­Nutzer­ausrichten.­

„BalanceBoard reduziert die Ab-hängigkeit vom Rohstoff Holz“

Sauerwein:­ Die­ Reaktion­ der­Holzwerkstoffindustrie­ zum­ The-ma­ Holzverknappung­ ist­ sehr­ un-terschiedlich.­ Pfleiderer­ hat­ bei-spielsweise­eine­neue­Platte­„Ba-lance­ Board“­ auf­ den­ Markt­gebracht.Seemann:­ Im­ Grunde­ haben­ wir­als­ Holzwerkstoffindustrie­ in­ der­Vergangenheit­ schon­ versucht,­beispielsweise­mit­Altholz­und­Re-cyclingholz­ die­ Rohstoffbasis­ zu­verbreitern.­ Aus­ dem­ Selbstver-ständnis­ heraus,­ dass­ bereits­ un-serer­ wichtigster­ Rohstoff­ natür-lich­ist,­war­es­für­uns­nur­nahe­lie-gend,­ bei­ der­ Entwicklung­ von­„Balance­Board“­auch­einen­nach-wachsenden­ Rohstoff­ zu­ begüns-tigen­–­und­keine­synthetische­Lö-sung.­ Damit­ haben­ wir­ einen­ in­sich­ homogenen­ Werkstoff,­ der­den­ Anspruch­ Nachhaltigkeit­ er-füllt­ und­ genauso­ weiterverarbei-tet­werden­kann­wie­bislang.­

Sauerwein:­ Wie­ schaffen­ Sie­ es,­diesen­Vorteil­dem­Verbraucher­zu­vermitteln?­Seemann:­Das­ist­der­springende­Punkt.­ Beim­ Verbraucher­ ist­ das­Thema­ Leichtigkeit­ grundsätzlich­präsent.­Beispielsweise:­Wenn­je-mand­ Sport­ betreibt,­ dann­ hat­ er­ein­ Carbon-Rennrad­ oder­ -Moun-tainbike­ und­ ist­ auch­ bereit,­ den­doppelten­Preis­ zu­bezahlen,­weil­das­Thema­Leicht­ für­ ihn­hier­un-mittelbar­ spürbar­ ist.­ Im­ Einrich-tungsbereich­hingegen­hat­er­vom­Leichtbau­ eigentlich­ eher­ mal­ bei­einer­ Tür­ einen­ Nutzen,­ wenn­ er­sie­ ab­ und­ zu­ aushängen­ muss.­Dagegen­ ist­ die­ Entwicklung­ von­leichten­ Möbelplatten­ eher­ von­der­ Rohstoffverfügbarkeit­ und­steigenden­ Transportkosten­ ge-trieben.­

„Der Verbraucher muss aus dem Produkt einen Nutzen

ableiten können“

Sauerwein:­Vielleicht­hat­Herr­Es-ser­eine­Idee,­wie­die­Branche­das­Leichte­als­„wertig“­ rüberbringen­kann?

Esser:­Wenn­ich­über­Möbel­rede­und­ über­ Leichtigkeit,­ muss­ ich­andere­Parameter­entwickeln­und­die­muss­ich­auch­möglichst­in­ei-ner­ allgemeinverständlichen­ Spra-che­an­den­Endverbraucher­heran-bringen.­ Der­ Umweltgedanke­ ist­dabei­ ein­ wichtiges­ Argument,­denn­ bei­ Nahrungsmitteln­ ist­ be-reits­ ein­ hohe­ Sensibilität­ beim­Verbraucher­ erreicht.­ Natürlich­spielt­auch­die­Ästhetik­beim­Ver-kauf­ beim­ Endverbraucher­ eine­Rolle.­ Als­ drittes­ Kriterium­ sollte­ins­ Spiel­ kommen,­ dass­ der­ Ver-braucher­ aus­ dem­ Produkt­ einen­Nutzen­ ableiten­ kann.­ Erweiterte­Funktionen­ von­ Einrichtungs-­ und­Möbel-Designsystemen­ werden­eine­zentrale­Bedeutung­in­der­Zu-kunft­haben.­Körner:­ Wenn­ jemand­ nicht­ ext-rem­ häufig­ umzieht,­ spielt­ das­Thema­„Leicht“­aus­meiner­Sicht­überhaupt­ keine­ Rolle.­ Aber­ die­Einbeziehung­der­von­Herrn­Esser­genannten­ drei­ Ebenen­ sehe­ ich­als­ einen­ sehr­ guten­ Ansatz,­ um­an­ den­ Endverbraucher­ heranzu-kommen.­Wir­müssen­das­Thema­Nachhaltigkeit­vertiefen.­Weiterhin­sind­Gefühle­und­Bedürfnisse­ an-zusprechen­und­nicht­zuletzt­spielt­das­ Design­ eine­ zentrale­ Rolle.­Hier­stellt­ sich­die­Frage,­ob­man­mit­nachhaltig­produzierten­Werk-stoffen,­ mit­ leichten­ Werkstoffen­­ein­ völlig­ anderes­ Design­ errei-chen­ kann.­ Insofern­ müssen­ wir­kommunizieren,­ wozu­ wir­ eigent-lich­das­Leicht­brauchen.Dennoch­ birgt­ der­ Leichtbau­eine­Menge­ Probleme­ in­ sich.­ Leicht­wird­ beim­ Möbelbau­ immer­ noch­mit­„billig“­assoziiert.­Die­ leichte,­herkömmlich­ produzierte­ Span-platte­ stößt­ bei­ etwa­ 450­ kg­ pro­Kubikmeter­ an­ ihre­ physikalische­Grenzen.­Unterhalb­dieser­Grenze­verändern­sich­dann­alle­Plattenei-genschaften­ sehr­ stark­ negativ.­Soll­ diese­ Grenze­ unterschritten­werden,­dann­braucht­man­andere­Techniken,­die­z.­B.­die­Hohlräume­ausfüllen­ oder­ fest­ umschließen.­Das­ können­ Schaumstrukturen­sein,­ sehr­ leichtes­ Füllmaterial­oder­andere­Bindemittel.­Der­Her-stellprozess­ wird­ auf­ jeden­ Fall­deutlich­teurer.­Seemann:­ Interviews­ und­ Aus-wertungen­von­Fachvorträgen­ha-ben­ ergeben,­ dass­ bei­ Endver-brauchern­ bislang­ das­ Thema­Leichtbau­lediglich­im­Türfachhan-

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Interieur­--­Home­&­Contract

Mehr als 106.000 Besucher dräng-ten sich auf den Ständen der 2.038 Aussteller und machten die Ausgabe 2011 zur größten Euro-Shop aller Zeiten. Und der Ein-druck der anderen Fachmessen in 2011 wurde hier erneut bestätigt: von Krisen keine Spur mehr zu spüren. Der Handel zeigte sich nach Angaben des Veranstalters in bester Investitionslaune: „Die diesjährige EuroShop ist phäno-menal gelaufen“, zeigte sich Hans Werner Reinhard, stellvertreten-der Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, hoch zufrieden. „Nach der einschneidenden Krise in 2009 war die Terminierung der Euro-Shop in 2011 ein echter Glücksfall für die ausstellende Industrie und für uns als Veranstalter. In allen Branchen-Segmenten geht es dy-namisch bergauf. Die Stimmung in den Hallen war äußerst positiv“, so Reinhard weiter.

Individualisierung ist Trumpf

Was die Zukunft des Handels zu dominieren scheint, ist vor allem die Individualisierung. Dies zeigte sich auch bei den Oberflächen für

Boden und Wand, wo das Thema Digitaldruck den Markt auf breiter Front erobert. Die neue Technik macht es möglich, individuelle Ge-staltungselemente für den Innen-ausbau zu schaffen, um so ein zum Corporate Design des Unter-nehmens passendes Shopkonzept zu entwickeln und umzusetzen. Sehr konsequent verfolgt der Arnsberger Dekordrucker Inter-print diesen Weg, mit „Digital-Print@IP“ stellte man auf der

EuroShop einen eigenen Online-shop für diesen Bereich vor. Egal ob HPL-Schichtstoffplatten, individuelle Dekorpapiere, mela-minbeschichtete MDF-Platten oder Dekorklebefolien, in diesem Onlineshop bekommt der Kunde mit wenigen Mausklicks alles, was er benötigt, selbst das Hoch-laden eigener Fotos als Dekor ist möglich. Auch Schattdecor prä-sentierte auf der EuroShop sei-nen neuen Di gitaldruckbereich

„digitalVISIONS“. Vor zwei Jahren wurde das Thema als Studie auf der interzum vorgestellt, nach zwei Jahren intensiver Entwick-lungsarbeit hat das Produkt jetzt Marktreife erlangt. Durch die nu-ancierte Abstimmung zwischen Papiertyp, Druckfarbe und Digital-drucktechnologie, die sehr viel technisches Know-how erfordert, kann Schattdecor nun Digitaldru-cke in einer Qualität präsentieren, die laut Unter nehmensangaben au-ßergewöhnlich hochwertig ist. Stefan Nepf, Marketingleiter von Wodego, sieht in diesem Zusam-menhang die Bedeutung der Holz-werkstoffe weiter steigen, da die-se den Architekten große Freiheit bei optimaler Wirtschaftlichkeit bieten – egal ob im Digitaldruck oder im klassischen Offsetdruck. Eine Besonderheit im Trend zur in-dividuellen Gestaltung stellt im Übrigen Homapal dar, da hier nicht auf das individuelle Bedrucken der angebotenen Laminate für die ver-

EuroShop der SuperlativeDie Düsseldorfer Messe ist das absolute Mekka für den Handel – schon allein weil diese weltgrößte Fach-messe für den Investitionsbedarf des Handels nur alle drei Jahre stattfindet, hat der Termin besondere Bedeutung. Und auch 2011 lief hier alles wieder rund.

Egger setzte auf der InterShop auf Ambiente und erntete viel Lob für sein Standdesign.At the InterShop, Egger relied upon atmosphere, and gained a great deal of praise for its stand design. Photo: Egger

Das Lichtsystem „Microtools“ erlaubt es, die Ware mit Lichtakzenten hervorzuheben, wobei die Lichtquelle quasi unsichtbar bleibt und dank der geringen Wärmestrahlung auch relativ nah an das Objekt herangegangen werden kann. The “Microtools” lighting system makes it possible to pick out the exhibits with points of light, whereby the light-source remains invisible, as it were, and due to the low degree of heat radiation, the observer can go relatively close to the exhibit.

Photo: Zumtobel

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tikale Fläche gesetzt wird, sondern das Laminat mit ech-ten Holz- oder Metalloberflä-chen versehen wird, was na-türlich eine ganz besondere Wirkung insbesondere auch in der Haptik entfaltet. Interes-sant auch die Möglichkeiten, die Magnethaftplatten von Homapal im Ladenbau bieten

– so ist mit diesen Wänden ei-ne sehr ausgefallene und flexi-ble Warenpräsentation mög-lich. Holzwerkstoffspezialist Egger setzt beim Thema Di-gitaldruck nicht auf die Los-größe 1, sondern auf die kom-petente Umsetzung von Klein-auflagen. Dazu gehört auch, dass die neue Digitaldruckan-lage des Unternehmens auch die aktuell angebotene, maxi-male Plattengröße in einem Arbeitsgang bedrucken kann. Ein ganz anderes System zur Oberflächenveredelung zeigte Midas Surfaces. „Midas Me-tall – die Echtmetallhaut“ ist direkt auf den exklusiven La-den- und Innenausbau abge-stimmt. Mit der Technik lässt sich praktisch jeder Gegen-stand beliebiger Form und Größe mit einer geschlosse-nen Metallhaut überziehen – goldige Zeiten also für den La-denbau. Die Individualisierung im Ladenbau geht im Übrigen

bis in die kleinsten Details. So stellte Emco Bau ein Alumini-um-Eingangsmattensystem mit individueller Motivgestal-tung vor, mit dem sich das Lo-go des Geschäftes schon beim Betreten des Geschäf-tes aufmerksamkeitsstark platzieren lässt. Und das so-wohl im Innen- wie auch im Außenbereich. Selbstver-ständlich ist, dass auch dieses bedruckbare System eine be-trächtliche Strapazierfähigkeit und Reinigungswirkung auf-weist.

Es werde Licht!

Bei den Lichtanbietern war vor allem die Aufwertung der Warenpräsentation mit inno-vativen Beleuchtungskonzep-ten das beherrschende The-ma. Die LED hat den Markt in-zwischen nahezu vollständig erobert, auch bei den Bran-chengrößen wie Philips oder Zumtobel drehte sich alles um die energie- und platzsparen-den Leuchten. Dabei geht es auch darum, durch qualitative Evolution und mit Verbesse-rungen in der Steuertechnik optimale Effekte zu erzielen. So zeigte Zumtobel mit „Tuna-ble White“ ein Konzept, bei dem die Lichttemperatur ver-ändert werden kann. Dies kann zum einen manuell ge-schehen, um beispielsweise die Lichtfarbe der präsentier-ten Ware anzupassen und da-mit für besondere Highlights zur sorgen. Aber es ist auch möglich, die gesamte Shopbe-leuchtung von der Lichtfarbe her dem Verlauf des Tages-

EuroShop of superlativesThe EuroShop fair is held in Duesseldorf every three years and is tremendously important for the trade. In 2011, more than 106,000 visitors pushed their way to the stands of the 2,038 exhibitors – a new record. According to the organiser of the fair, the visitors were in an excellent mood for investment, so that the talk everywhere was of high order levels. One of the major themes was that of individualisation. Particularly with surface design, this was evident from the omnipresent topic Digital Printing in surface design – for example, with Schattdecor, Egger and Interprint. The quality of the product presentation has to be right, where business in the future is concerned. A great deal can be achieved by means of light; meanwhile LEDs have overrun the market almost completely, and are still being further developed. Thanks to digital control and flexible lighting colours even with white light, emphasis can be placed on many different areas, as was evident not only among the big players Zumtobel and Philips. In shop furnishing, too, the sustainability of the materials used and the energy concepts are becoming more and more important, a fact tak-en into account by many exhibitors.

Partnerschaft-liche Effizienz„Wer alleine arbeitet addiert, wer zusammen arbeitet multipliziert.“ Arabisches Sprichwort

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Bei Philips erschien die Ware ständig in neuem Licht – wie bei dieser Präsentation, bei der das Kleid im Vorder-grund je nach Lichtfarbe mal golden (warmweiß) und mal silbern (kaltweiß) glitzerte.At the Philips’ stand, the exhibits were continually seen in a new light – as in this presentation, in which the dress in the foreground glittered according to the colour of the light – now golden (warm white), now silver (cold white).

Photo: Philips

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Mehr Vielfalt auf deutschen FußbödenDie Fußbodenindustrie nutzte in diesem Jahr gleich drei Bühnen für das Debüt ihrer Neuent-wicklungen: die Domotex in Hannover, die BAU in München und erstmals auch die imm cologne. Im dortigen Möbelumfeld hatte Parador seine neuen Laminatböden ausgelegt.

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Interieur -- Home & Contract

Angesichts­ von­ 1.350­ Ausstellern­auf­der­Domotex­in­Hannover­und­2.058­ Anbietern­ auf­ der­ BAU­ in­München­stellten­Hartboden-Belä-ge­auf­beiden­Veranstaltungen­nur­einen­ Teil­ des­ Gesamtangebots­dar.­ Zumal­ einige­ Unternehmen­wie­die­Meisterwerke­und­Parador­sich­auf­keiner­dieser­beiden­Mes-sen­ zeigten.­ Die­ Meisterwerke­hatten­ zuvor­ einen­ Lizenzvertrag­mit­der­schwedischen­Firma­Välin-ge­ geschlossen­ und­ wollen­ des-sen­„Powder-Technologie“­weiter-entwickeln­ und­ neuartige­ Fußbo-den-Beläge­entwickeln.­Bei­dieser­„papierfreien“­ Technologie­ wird­ein­Pulvergemisch­aus­Holzfasern,­Korund,­Pigment­ und­Bindern­un-ter­Druck­und­Hitze­wie­bei­einem­DPL-Boden­ auf­ den­ Träger­ ge-presst­ und­ gleichzeitig­ mit­ einem­Dekor-­ und­ Strukturmuster­ verse-hen.­ Erste­ Böden­ mit­ einer­ sol-chen­ keramikartigen­ Oberfläche­waren­ 2010­ bereits­ bei­ Kronotex­zu­ sehen­ und­ feierten­ unter­ dem­Namen­ „Tekstone“­ nun­ bei­ Tar-kett­Premiere.­­Parador­ hatte­ seine­ Neuentwick-lungen­im­Januar­auf­seiner­Haus-messe­ „Paravision“­ vorgestellt­und­ präsentierte­ die­ neuen­ Pro-dukte­zusätzlich­auf­der­imm­colo-gne.­Mit­Hilfe­von­Digitaldruck­und­seinem­patentierten­„ArtPrint-Ver-fahren“­ zeigte­ das­ Unternehmen­dort­ Bodenbeläge,­ die­ von­ welt-weit­renommierten­Designern­kre-iert­wurden.­

Gespaltene Präsenz

Generell­ konnten­ die­ Besucher­feststellen,­ dass­ Anbieter­ mit­ ei-gener­Holzwerkstoff-Fertigung­der­BAU­ in­München­erneut­den­Vor-zug­ gaben.­ Dort­ waren­ beispiels-weise­ Egger­ und­ Pfleiderer­ anzu-treffen.­ Aber­ auch­ Haro-Hamber-ger­nutzte­seinen­Heimvorteil­aus­und­entschied­sich­für­die­Präsenz­in­München.­In­Hannover­hingegen­hatten­sich­vor­ allem­Unternehmen­eingefun-den,­die­ ihre­Produkte­hauptsäch-lich­ im­ Bodenbelags-Fachhandel­vertreiben,­ so­ wie­ Classen­ bei-spielsweise.­Aber­auch­zahlreiche­ausländische­ Anbieter­ wie­ Berry-Alloc,­ Frati­ und­ Tarkett­ waren­ in­Hannover­präsent.­

Laminat für die Wand

Während­auf­der­Domotex­die­ge-samte­Spannbreite­der­Fußboden-

1| Die Kombination macht‘s: unten Holz, oben Vinyl.

It’s the combination that does it – wood on top, vinyl below.

Photo: Kronotex

2| Mit dem Laminat für die Wand wollen die Herstel-

ler neue Absatzmärkte erschließen.

With laminates as wall coverings, laminate manufac-

turers aim to open up new markets. Photo: Witex

3| Esche zählt zu den Favori-ten bei Holzdekoren und

kommt vielfach im „used look“ daher.

Ash is a favourite among wood decors and is fre-

quently to be found with the “used look”. Photo: Parador

4| Der Einsatz von Kork sorgt für ein neues Laufgefühl.

The use of cork creates an entirely new walking feeling.

Photo: Egger

beläge­ anzutreffen­ war,­ konzent-rierte­ sich­ das­ Angebot­ auf­ der­Bau­ auf­ Bodenbeläge­ aus­ Holz­und­ Holzwerkstoffen­ sowie­ aus­Kunststoff-Materialien­ (Vinyl).­ Ori-entteppiche­ und­ Teppichböden­zählten­nicht­zu­den­Angeboten­in­München.­Besucher­ beider­ Veranstaltungen­konnten­ feststellen,­ dass­das­An-gebot­in­Bezug­auf­die­verwende-ten­Materialien­immer­breiter­wird­und­ dass­ neben­ neuen­ Produkti-onsverfahren­vor­allem­Kombinati-onen­unterschiedlicher­Materialien­zum­Einsatz­kommen.­Diese­neu-en­ Bodenbeläge­ verbinden­ die­Vorteile­ der­ einzelnen­ Materialien­und­ ermöglichen­ den­ Herstellern­solcher­ Böden­ neue­ Absatzmärk-te.­Apropos­ neue­ Absatzmärkte:­ In­jüngster­Zeit­propagieren­die­Lami-natboden-Produzenten­ zusehends­den­ Einsatz­ ihrer­ Paneele­ an­ der­Wand.­ Sowohl­ in­ Hannover­ als­auch­ in­ München­ stellten­ prak-tisch­ alle­ führenden­ Anbieter­ Lö-sungen­für­die­Wand­vor,­die­einen­

zusätzlichen­ gestalterischen­ Ein-satz­ für­ ihre­ Produkte­ beinhalten.­In­ Verbindung­ mit­ ausgeklügelten­Trägersystemen,­in­die­sich­die­Pa-neele­ mühelos­ einklipsen­ lassen,­stellten­FN­Neuhofer,­HDM,­Berry-Alloc­ und­ Witex­ attraktive­ Lösun-gen­ für­ dekorative­ Wandpaneele­im­Wohneinsatz­oder­als­Nischen-lösung­ in­ der­ Küche­ vor.­ „active­wall“­nennt­Witex­z.­B.­sein­Profil-system,­ mit­ dem­ sich­ die­ Witex-Böden­als­dekorative­Elemente­an­die­ Wand­ montieren­ lassen.­ Fuß-boden­ und­ Wand­ lassen­ sich­ so­mit­ demselben­ Dekor­ gestalten,­aber­es­ lassen­sich­auch­Akzente­setzen.­Die­Paneele­werden­dabei­in­Aluminiumprofile­eingeschoben­und­ bei­ Bedarf­ durch­ Zubehör-komponenten­wie­TV-Halterungen­ergänzen.­Mit­der­„Cinewall“­bie-tet­ HDM­ eine­ TV-Wand­ für­ den­Objektbereich,­ bei­ der­ Wandpa-neele­aus­verschiedenen­Materia-lien­zum­Einsatz­kommen­können.­Beim­ „Deco-Shelf-System“­ von­FN­Neuhofer­können­ebenfalls­un-terschiedlichste­ Materialien­ zur­

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material+technik: Herr Joehnk, welche grundlegenden Trends charakterisieren das aktuelle De-sign neuer Hotels?Joehnk: Ein ganz starker Trend be-steht in der Hinwendung zu Natur und Natürlichkeit. Das ist natürlich in erster Linie eine Frage der Materialien, wo z. B. archaische Strukturen mit modernen Oberflä-chen kombiniert werden. Also ris-siges, massives Eichenholz wird zu glänzenden Lackflächen ge-stellt. Im Prinzip geht dieser Trend aber weiter in Richtung „Weltan-schauung“, wo dann auch Aspek-te der Baubiologie und des Feng Shui eine maßgebliche Rolle spie-len. Neben diesem Megatrend,

der eingebettet in die Wellnessbe-wegung ist, gibt es natürlich noch eine Vielzahl von Trends, die oft in völligem Widerspruch zueinander stehen und vielleicht nicht alle be-sonders langfristig sein werden.

material+technik: Könnten Sie dies unseren Lesern an Beispielen erläutern?Joehnk: Ich denke hierbei an stark strukturierte Oberflächen, die die Materialität wirken lassen. An coole, weiße Hightech-Räume, manchmal auch kombiniert mit ei-ner Akzentfarbe (vorzugsweise Apfelgrün). Gerne werden historische Orna-mente in ihrer Maß stäblichkeit da-

für übertrieben vergrößert und mit „schrägen“ Farben verfremdet. Computeranimierte Muster sind ebenfalls „in“. Holzoberflächen gehören unbedingt dazu.

„Die Zimmer-Atmosphäre wird inzwischen als Verkaufs -

ar gument gesehen“

material+technik: Schicke Materi-alien und tolles Design: Sollte am Ende bei Gästezimmern nicht die Funktionalität im Vordergrund ste-hen?Joehnk: Diese Frage ist gelaufen: Seit die „Boutique Hotels“ (teil-weise mit weißen Teppichen) ein ernstzunehmendes Marktseg-

ment erobert haben, geht Atmo-sphäre vor Funktionalität. Wie so oft im Leben gibt es kein Entwe-der-oder. Natürlich müssen Hotel-zimmer auch funktional für den Gast und das Personal sein!Heute ist es immer noch hilfreich, wenn die Hotelzimmereinrichtung etwas langlebiger konzipiert wur-de als eine Privatwohnung, aber

„Wir arbeiten am liebsten mit ehrlichen Materialien“Der Name JOI-Design steht für kreative Hoteldesigns und zukunftsweisende Raumkonzepte. Mit ihren innovativen Gestaltungsideen verwandeln die Innenarchitekten Corinna Kretschmar-Joehnk und Peter Joehnk weltweit Gästezimmer zu Lebensräumen mit Wohlfühl-Atmosphäre. material+technik möbel ließ sich von Peter Joehnk erläutern, mit welchen Mitteln die beiden Hamburger Hotelmacher Räumen eine eigene Seele einhauchen und wohin die Reise geht.

Corinna Kretschmar-Joehnk und Peter Joehnk von JOI-Design machen Hotelräume zu Wohl-fühloasen. Corinna Kretschmar-Joehnk and Peter Joehnk of JOI-Design transform every hotel room into an oasis of well-being.

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Interieur -- Home & Contract

die­ Atmosphäre­ des­ Hotelzim-mers­wird­inzwischen­generell­als­das­ Verkaufsargument­ gesehen,­welches­ Hotelgäste­ anzieht­ oder­auch­nicht.

„Nadelhölzer werden wieder salonfähig“

material+technik:­Welche­Farben­und­ Hölzer­ bzw.­ Holzdekore­ sind­derzeit­ bei­ der­ Hotelzimmerein-richtung­gefragt?­Joehnk:­ Noch­ immer­ sind­ es­ die­dunklen­ Farben­ und­ Hölzer,­ also­vor­ allem­ Mooreiche,­ Makassar,­Palisander,­Wengé,­die­den­Main-stream­ ausmachen,­ aber­ die­ hel-len­ Hölzer­ sind­ im­ Kommen­ und­sogar­Nadelhölzer­werden­im­Rah-men­ der­ Edel-Rustikalität­ wieder­salonfähig.

material+technik:­Gibt­es­regiona-le­Unterschiede?­Joehnk:­ Die­ weltweiten­ Unter-schiede­ sind­ sehr­ groß:­ Bei­ den­Skandinaviern­gab­es­ immer­helle­Hölzer­und­es­wird­sie­weiter­ge-ben.­ In­den­USA­ ist­ die­gute­ alte­Kirsche­ offensichtlich­ noch­ nicht­so­ abgenutzt­ wie­ bei­ uns­ und­ in­den­ Alpen­ hat­ es­ immer­ Kiefern-möbel­gegeben­und­es­gibt­diese­in­„modern“­noch­immer.­Russen­und­Araber­mögen­es­gern­etwas­opulenter­ und­ da­ kann­ es­ gerne­Mahagoni­ mit­ goldenen­ Fassun-gen­ sein.­ Hierzu­ kommen­ aber­auch­Gestaltungsvorgaben­ für­die­Hotelmarke,­ durch­ die­ sich­ die­Marke­ auch­ in­ der­ Atmosphäre­ausdrückt.

material+technik:­ Dann­ nehmen­also­ die­ Hotelbetreiber­ entschei-denden­ Einfluss­ auf­ die­ Gestal-tung?Joehnk:­„Geld­regiert­die­Welt“­–wir­ können­ natürlich­ nur­ das­ pla-nen,­ was­ der­ Investor­ bereit­ ist­auszugeben­ und­ was­ auch­ wirt-schaftlich­ sinnvoll­ ist.­ Innerhalb­des­ Budgetrahmens­ können­ wir­natürlich­verschiedene­Gewichtun-gen­vornehmen,­aber­die­Spielräu-me­ in­ der­ Hotellerie­ sind­ hier­durchaus­begrenzt.

„Hotels sind nicht mehr ‚everybody‘s darling‘“

material+technik:­ Was­ erwarten­denn­heute­Gäste­von­einem­Ho-telzimmer?­

Joehnk:­Bisher­und­bis­heute­sind­die­ allermeisten­ Hotels­ ganz­ platt­„everybody‘s­ darling“!­ Dass­ sich­Hotels­auf­eine­spezielle­Zielgrup-pe­ einstellen,­ ist­ ein­ Trend,­ der­jetzt­ erst­ langsam­ anfängt­ –­ zu-mindest­in­der­Stadthotellerie.­Ne-ben­ der­ Thematisierung­ prägen­heute­ Regionalität­ und­ ein­ Bezug­zum­ Standort­ ebenfalls­ das­ De-sign.­Bei­den­Ferienhotels­gibt­es­die­Spezialisierung­schon­länger.

material+technik:­ Stichwort­ The-menhotel:­ An­ welchen­ Projekten­arbeiten­Sie­derzeit?Joehnk:­ Unser­ aktuelles­ Projekt­für­ Hilton,­ direkt­ am­ Yachthafen­von­ Split,­ ist­ ganz­ dem­ Wasser-sport­ und­ dem­ Schiffsbau­ gewid-met,­während­wir­für­Swissotel­in­der­ Ukraine­ auch­ etwas­ von­ der­mitteleuropäischen­ „swissness“-

Gastfreundschaft­einbauen.­Unser­Steigenberger­ Grand­ Hotel­ auf­Usedom­reflektiert­die­Bäderarchi-tektur­und­bei­den­Häusern­von­Le­Méridien­ ist­ das­ „Thema“­ Kunst­und­europäische­Kultur.

„Die Materialien müssen pflegeleichter und widerstands-

fähiger als im Privathaushalt sein.“

material+technik:­ Wir­ hörten,­dass­Sie­jüngst­ein­Hotel­mit­spe-ziellen­ Zimmern­ für­ Männer­ und­für­Frauen­konzipiert­haben?Joehnk:­Das­von­Ihnen­angespro-chene­ Projekt­ ist­ vermutlich­ das­relativ­ kleine­ Hotel­ „Gendarm­Nouveau“­ in­ Berlin­ am­ Gendar-menmarkt.­Sie­müssen­hierzu­wis-sen,­ dass­ bei­ uns­ im­ Büro­ sehr­häufig­Räume­entstehen,­die­man­als­ feminin­ oder­ maskulin­ wahr-nimmt.­ Ganz­ ähnlich­ wie­ bei­ den­menschlichen­ Klischees­ sind­ die­femininen­Zimmer­verspielter,­ far-biger,­auch­niedlicher­und­feingeis-tiger.­ Dagegen­ nimmt­ man­ die­Räume­ als­ maskulin­ wahr,­ wenn­sie­ sachlich,­ dunkel­ sind,­ mono-chrom,­ harte­ Formen­ haben­ und­sich­ auf­ wenige­ Materialien­ be-

schränken.­ Im­ besagten­ Hotel­ in­Berlin­ haben­ wir­ ganz­ bewusst­und­ direkt­ mit­ diesen­ Klischees­gespielt.­ Das­ Erstaunliche­ dabei­ist,­ dass­ die­ geschlechterspezifi-sche­Resonanz­gar­nicht­so­unter-schiedlich­ist.

material+technik:­ Welche­ Eigen-schaften­ sollten­ die­ in­ einem­ Ho-telzimmer­ verwendeten­ Materiali-en­generell­aufweisen?Joehnk:­Generell­müssen­Materi-alien­ und­ Möbel­ eines­ Hotelzim-mers­ wesentlich­ pflegeleichter­und­widerstandsfähiger­sein­als­in­einem­Privathaushalt.­Täglich­wird­dort­ immer­ wieder­ über­ die­ glei-che­ Stelle­ gewischt,­ täglich­ wer-den­ die­ Möbel­ benutzt­ und­ zwar­von­ den­ unterschiedlichsten­ Gäs-ten,­die­nicht­ immer­so­vorsichtig­sind,­als­wären­sie­zu­Hause.­Wän-de­müssen­daher­abwischbar­sein,­der­ Teppich­ sollte­ kleine­ Flecken­möglichst­in­seinem­Muster/Farbe­„verschlucken“.­ Von­ Leuchten­wird­ gefordert,­ dass­ sie­ energie-sparend­ sind,­ weil­ sie­ sehr­ lange­brennen.­ Stühle­ müssen­ objekt-tauglich­sein­und­zusätzlichen­Ver-strebungen­ aufweisen.­ Die­ Ober-flächen­sollten­so­beschaffen­sein,­

Mit raffinierten Details wird Hotelräumen eine eigene Seele eingehaucht, die dem Gast Erholung und Entspannung bietet. With sophisticated details, hotel rooms are imbued with a soul of their own, allowing guests to relax and recuperate.

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