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(Aas dem Institut fiir Krebsforschung und -behandlung, Ljubljana. Vorstand: Doz. Dr. J. Cholewa.) Methylcholanthrenkrebs der Brust bei weillen M~iusen. Von Doz. Dr. Josip Cholewa. Mit 2 Textabbfldungen. (Eingegangen am 25. Mi~rz 1941.) Zur experimentelien Tumorerzeugung werden, wie allgemein bekannt ist, entweder Hautpinselungen oder subeutane Injekti0nen der be- kannten cancerogenen Kohlenwasserstoffe in verschiedener Konzen- tration, in Benzol oder 01 gelSst, gemacht. Aber auch Ffitterungs- versuche und intratracheale Einblasungen sowie intrakranielle In- jektionen werden gemaeht. Maisin (LSwen) hat bei erblich mit Mamma- tnmoren belasteten M~usen durch Hautpinselungen mit Methylehol- anthren erreicht, dab sich diese Tumoren fiber Erwartung vermehrt haben. Valade (zit nach 'dieser Z. 49, l) hat vergeblich versueht, mit Methylcholanthren Mamma- oder Lebertumoren bei Kaninchen zu erzeugen. Es ist geniigend bekannt, da0 durch Pinselungen mit diesen Stoffen Hautkrebse und dureh Injektionen leieht transplantable Sar- kome, besonders bei Rat.ten, entstehen. Von Interesse sind die meines Wissens nicht naehkontrollierten Untersuchungen yon Bagg (zitiert naeh C. Lewin." Aetiologie bOsart. Geschw., Berlin 1928) fiber die Be- einflussung der Krebsbildung durch hormonale Aktivierung der Mamma. Er nahm sofort nach dem Wnrf yon M&usen einer Zucht, in der Brust- krebs in 5% spontan anftrat, die Jungen fort und lieB die Weibchen neu belegen. Schon nach' dem neunten Wur] sah er Krebsbildung. Nach Exstirpation des Tumors trat nach dem 10. Wurf und wieder nach dem 11. Wurf Tumorbildung auf. Bei alteren Weibchen sah er die Mammatumorentstehung sogar schon naeh dem 4. Wurf. So konnte er schliel~lieh bei einseitiger Ausschaltung der Mamma durch Fortnahme der Jungen oder auch dutch Unterbindung der Milch- gange bei dem Stamm, der sonst nut 5% Mammatumoren zeigte, in 75% die Bildung von bSsartigen Mammatumoren erreiehen. Aul3er Hautkrebs durch solche Pinselnngen ist es mir u. a. gelungen, dutch einmalige Injektion yon 0,0003 g Methylcholanthren in Oliven6l bei der weil3en Maus ein polymorphzelliges Sarkom yon ansehnlicher Gr6Be zu erhalten. Bei wei[ien l~atten wurden durch 6 w(ichentlich ein- malige Injektionen yon 0,20 cem 0,5proz. Methylcholanthren in Benzol oder auch 3mal 0,20 ccm 0,3proz. L6sung in Oliven61 = 18 mg Methyl- cholanthren leicht transplantable Sarkome erhalten. Interessanter

Methylcholanthrenkrebs der Brust bei weißen Mäusen

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Page 1: Methylcholanthrenkrebs der Brust bei weißen Mäusen

(Aas dem Institut fiir Krebsforschung und -behandlung, Ljubljana. Vorstand: Doz. Dr. J. Cholewa.)

Methylcholanthrenkrebs der Brust bei weillen M~iusen. Von

Doz. Dr. Josip Cholewa.

Mit 2 Textabbfldungen. (Eingegangen am 25. Mi~rz 1941.)

Zur experimentelien Tumorerzeugung werden, wie allgemein bekannt ist, entweder Hautpinselungen oder subeutane Injekti0nen der be- kannten cancerogenen Kohlenwasserstoffe in verschiedener Konzen- tration, in Benzol oder 01 gelSst, gemacht. Aber auch Ffitterungs- versuche und intratracheale Einblasungen sowie intrakranielle In- jektionen werden gemaeht. M a i s i n (LSwen) hat bei erblich mit Mamma- tnmoren belasteten M~usen durch Hautpinselungen mit Methylehol- anthren erreicht, dab sich diese Tumoren fiber Erwartung vermehrt haben. Valade (zit nach 'dieser Z. 49, l) hat vergeblich versueht, mit Methylcholanthren Mamma- oder Lebertumoren bei Kaninchen zu erzeugen. Es ist geniigend bekannt, da0 durch Pinselungen mit diesen Stoffen Hautkrebse und dureh Injektionen leieht transplantable Sar- kome, besonders bei Rat.ten, entstehen. Von Interesse sind die meines Wissens nicht naehkontrollierten Untersuchungen yon Bagg (zitiert naeh C. Lewin." Aetiologie bOsart. Geschw., Berlin 1928) fiber die Be- einflussung der Krebsbildung durch hormonale Aktivierung der Mamma. Er nahm sofort nach dem Wnrf yon M&usen einer Zucht, in der Brust- krebs in 5% spontan anftrat, die Jungen fort und lieB die Weibchen neu belegen. Schon nach' dem neunten Wur] sah er Krebsbildung. Nach Exstirpation des Tumors t ra t nach dem 10. Wurf und wieder nach dem 11. Wurf Tumorbildung auf. Bei alteren Weibchen sah er die Mammatumorentstehung sogar schon naeh dem 4. Wurf. So konnte er schliel~lieh bei einseitiger Ausschaltung der Mamma durch Fortnahme der Jungen oder auch dutch Unterbindung der Milch- gange bei dem Stamm, der sonst nut 5% Mammatumoren zeigte, in 75% die Bildung von bSsartigen Mammatumoren erreiehen.

Aul3er Hautkrebs durch solche Pinselnngen ist es mir u. a. gelungen, dutch einmalige Injektion yon 0,0003 g Methylcholanthren in Oliven6l bei der weil3en Maus ein polymorphzelliges Sarkom yon ansehnlicher Gr6Be zu erhalten. Bei wei[ien l~atten wurden durch 6 w(ichentlich ein- malige Injektionen yon 0,20 cem 0,5proz. Methylcholanthren in Benzol oder auch 3mal 0,20 ccm 0,3proz. L6sung in Oliven61 = 18 mg Methyl- cholanthren leicht transplantable Sarkome erhalten. Interessanter

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jedoch ist ein Versuch an 5 weib- lichen M/~usen eines Stammes, welcher bei jahrelanger Beob- achtung keine Spontuntumoren, noch weniger spontane Mamma- tumoren gezeigt hat.

Vom 17. V. 1940 wurden den Tieren die Jungen gleieh nach dem Wurfe entfernt und yore 3. VI. 1940 die linke Brustseite mit 0,5proz. Benzol-Methyl- cholanthren einmal wSehentlich gepinselt. 2 M/iuse gingen bald nach Beginn des Versuches in- terkurrent ein.

Nach 4 Monaten batten die 3 fiberlebenden Ms unseresVer- suches Mammatumoren, die sieh welch, fast cystiseh anffihlten. Die erste ging am 22. XII . 1960 Abb. 1. Adenocarcinom.

mit einem Tumor des unteren Poles der linken Mamma ein. Sie hat te w/~hrend der Zeit 3 Wfirfe gehabt. Der Tumor war haselnuBgrol~, und die histologisehe Untersuehung zeigte ein Adenocarcinom (Abb. l).

Die zweite ging am 24. I. 1941 zugrunde, und zwar fund sich unter der linken Brusthaut ein gut verschieblicher Tumor yen KirschengrSl3e. Makroskopisch, wie auch im 1. Falle, fanden sieh nirgends Metastasen. Die histologische Untersuchung zeigt hier ein planoepitheliales Carcinom. W/ihrend der Dauer des Experiments hatte diese Maus 6mal Junge geworfen.

Bei der 3. Maus (Abb. 2) zeigte sich im November 1.940 ein Tumor yon Kir- sehengrSf3e, welcher aber anfangs dieses Jahres exuleerierte und derb umwallte R/~nder zeigte. Zu dieser Zeit bemerkten wir im oberen Pole derselben Mamma gegen die Axilla (~) (Abb. 2) einen erbsen- grol3en zweiten Tumor. Die Maus ging am 26. II. d. J., nachdem sie w/~hrend der Zeit wie die erste 3real Junge ge- worfen hatte, zugrunde. Interessanter- Abb. 2. a = Carcinoma planocpi~h.

weise zeigt hier die histologische Unter- # = Carcinoma solidmn.

Zeitsohrif~ fiir Krebsforsehung. 52. Bd. 6

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suchung des exulcerierten unteren Tumors (~) ein planoepithelielles Carcinom, wogegen der obere (hautbedeekte) Tumor ein solides Car- einom zeigt.

So ist es gelungen, dutch Methylcholauthrenpinselnngen Brust- driisenkrebs yon verschiedenem Bau zu erzeugen, bei denen den lokalen Faktor vielleieht eine hormonale Aktivierung der Brustdriise, den allgemeinen Faktor aber eine chronisehe Vergiftung mit Methylchol- anthren bildete.

Das Baggsche Experiment, neu an M~usen derse]ben Zucht und Rat ten angesetzt, abet ohne Pinsehngen, wird uns vielleicht noch weitere Einblieke in das urs~ehliche Geschehen bei der Brustdriisen- krebsentstehung gew~thren.