3
This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. 656 M. HERBERHOLD UND H. BRABETZ Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylens Transition Metal ^-Complexes of Tetramethoxyethylene M AX HERBERHOLD und H ARTMUT BRABETZ Anorganisch-chemisches Laboratorium der Technischen Universität München (Z. Naturforsch. 26 b, 656—658 [1971] ; eingegangen am 7. April 1971) The tetramethoxyethylene (TME) complexes, Fe(CO) 4 (TME) and C5H5Mn (CO) 2 (TME), have been prepared in which the olefin is symmetrically coordinated. The IR spectra indicate that TME possesses considerable acceptor properties. Die Donator-Akzeptor-Eigenschaften eines ^-ge- bundenen Olefinliganden können durch Substituen- ten an der C = C-Doppelbindung erheblich verändert werden. So wurden in den vergangenen Jahren zahl- reiche Übergangsmetallkomplexe mit „elektronen- armen" Äthylen-Derivaten wie Tetracyanäthylen (NC) 2 C = C(CN) 2 1 oder Tetrafluoräthylen F 2 C = CF 2 beschrieben, in denen die Akzeptorwirkung des per- substituierten Olefinliganden eine entscheidende Rolle spielt 2 . Umgekehrt sind jedoch bis heute keine Metall-01efin-7r-Komplexe mit „elektronen- reichen" Äthylen-Derivaten wie Tetramethoxyäthy- len (MeO) 2 C = C(OMe) 2 oder Tetrakis(dimethyl- amino) äthylen (Me 2 N) 2 C = C(NMe 2 ) 2 bekannt ge- worden. Dies liegt z. T. daran, daß die elektronen- liefernden Substituenten (OMe, NMe 2 ) eine so hohe Elektronendichte zwischen den olefinischen C-Ato- men bewirken, daß die Oxidation des Olefins zum Mono- oder Dikation begünstigt wird; bei der Umsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen (TDAE) mit verschiedenen neutralen Metallcarbo- nyl-Verbindungen wurden Salze des TDAE 2 ^Kat- ions isoliert (TDAE 2 ® [Co(CO) 4 ®]<,, TDAE 2 ®[V (CO) 6 e ]o, TDAE 2 ®[C 5 H 5 Mo(CO) 3 0 ] 2 , TDAE 2 ® [C 5 H 5 W(CO) 3 ®] 2 ) 3 . Darüberhinaus muß mit der Möglichkeit gerech- net werden, daß die Heteroatome der Substituenten (OMe, NMe 2 ) bei der Koordination an ein Metall- atom der C = C-Doppelbindung den Rang ablaufen. Bei der Umsetzung des „elektronenreichen" Ole- fins 4 Tetramethoxyäthylen (TME) mit reaktiven Sonderdruckanforderungen an Dr. MAX HERBERHOLD, An- organisch-Chemisches Laboratorium der Technischen Uni- versität München, D-8000 München 2, Arcisstr. 21. 1 Vgl. W. H. BADDLEY, Inorg. Chim. Acta Rev. 2, 7 [1968]. 2 Eine allgemeine Übersicht über Mono-olefin-Metall-.-r-Kom- plexe findet sich in M. HERBERHOLD, Metal JR-Complexes, Vol. IL, Complexes with Mono-olefinic Ligands, Part 1, Elsevier Publishing Company, Amsterdam 1971, im Druck. 3 R. B. KING, Inorg. Chem. 4,1518 [1965]. Metallcarbonyl-Verbindungen haben wir erstmals beobachtet, daß TME durchaus über die olefinische C = C-Doppelbindung als einzähliger Ligand koordi- niert werden kann. Die Reaktion mit Fe,(CO);, führt nach der Gleichung Fe 2 (CO) 9 + TME Fe (CO) 4 (TME) + Fe(CO) 5 zu einem goldgelben Komplex der Zusammensetzung Fe (CO) 4 (TME), der in organischen Solvenzien gut löslich ist. Das Massenspektrum 5 zeigt eine Reihe charakteristischer Fragmentierungs-Prozesse, die auch bei anderen Verbindungen des Typs Fe(CO) 4 (olefin) beobachtet werden 6 . Primär kommt es zu einer schrittweisen Abspaltung der vier Carbonyl- Liganden; das Molekülion tritt jedoch nur mit sehr geringer Intensität auf (Fe(CO) 4 (TME) ® ( m/e 316, relative Intensität 7 r <0,1), Fe(CO) 3 (TME) ® (m/e 288, 7 r 16,2), Fe (CO) 2 (TME) ® {m/e 260, 7 r 41,7), Fe (CO) (TME) ® (m/e 232, 7 r =100), Fe (TME)® (m/e 204, 7r 29,7)). Neben den CO- Liganden wird Tetramethoxyäthylen aus den CO- ärmeren Fragmentionen abgespalten, wie sich an- hand der Bruchstücke Fe(CO) 3 ® (m/e 140, 7r 0,7), Fe (CO) 2® (m/e 112, 7r 12,8) und Fe(CO)® (m/e 84, 7 r 32) sowie der für die TME-Abspaltung charakteristischen metastabilen Peaks ergibt. Weitere intensive Fragmentionen lassen sich als Fe® (m/e 56, 7r 35), TME® (m/e 148, 7r 41,3) und (TME-CH 3 (m/e 133, 7r 208) identifizieren. Der im Massenspektrum des freien Liganden TME 7 auftretende Verlust von Methylgruppen wird auch 4 R. W. HOFFMANN, Angew. Chem. 80, 823 [1968] ; Angew. Chem. Int. Ed. 7, 754 [1968]. 5 Atlas-CH4, Elektronenstoßionenquelle AN4, 50 eV; Mes- sungen von Dr. J. MÜLLER. 6 E. KOERNER VON GUSTORF, M. C. HENRY u. D. J. MC ADOO, Liebigs Ann. Chem. 707, 190 [1967]. 7 Vgl. R. W. HOFFMANN U. C. WÜNSCHE, Chem. Ber. 100, 943 [1967],

Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylenszfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/26/ZNB-1971-26b-0656.pdfUmsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen (TDAE) mit verschiedenen

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylenszfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/26/ZNB-1971-26b-0656.pdfUmsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen (TDAE) mit verschiedenen

This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

656 M. HERBERHOLD UND H. BRABETZ

Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylens Transition Metal ^ -Complexes of Tetramethoxyethylene

M A X HERBERHOLD u n d HARTMUT BRABETZ

Anorganisch-chemisches Laboratorium der Technischen Universität München

(Z. Naturforsch. 26 b, 656—658 [1971] ; eingegangen am 7. April 1971)

The tetramethoxyethylene (TME) complexes, Fe(CO)4(TME) and C5H5Mn (CO) 2 (TME), have been prepared in which the olefin is symmetrically coordinated. The IR spectra indicate that TME possesses considerable acceptor properties.

Die Donator-Akzeptor-Eigenschaften eines ^-ge-bundenen Olefinliganden können durch Substituen-ten an der C = C-Doppelb indung erheblich verändert werden. So wurden in den vergangenen Jahren zahl-reiche Übergangsmetal lkomplexe mit „elektronen-armen" Äthylen-Derivaten wie Tetracyanäthylen (NC) 2 C = C(CN) 2 1 oder Tetrafluoräthylen F 2 C = CF 2

beschrieben, in denen die Akzeptorwirkung des per-substituierten Olefinliganden eine entscheidende Rol le spie l t 2 . Umgekehrt sind jedoch bis heute keine Metall-01efin-7r-Komplexe mit „elektronen-reichen" Äthylen-Derivaten wie Tetramethoxyäthy-len ( M e O ) 2 C = C ( O M e ) 2 oder Tetrakis(dimethyl-amino) äthylen ( M e 2 N ) 2C = C ( N M e 2 ) 2 bekannt ge-worden. Dies liegt z. T . daran, daß die elektronen-liefernden Substituenten (OMe, N M e 2 ) eine so hohe Elektronendichte zwischen den olefinischen C-Ato-men bewirken, daß die Oxidation des Olefins zum M o n o - oder Dikation begünstigt w i rd ; bei der Umsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen ( T D A E ) mit verschiedenen neutralen Metallcarbo-nyl -Verbindungen wurden Salze des T D A E 2 ^ K a t -ions isoliert ( T D A E 2 ® [ C o ( C O ) 4 ® ] < , , T D A E 2 ® [ V ( C O ) 6 e ] o , T D A E 2 ® [ C 5 H 5 M o ( C O ) 3 0 ] 2 , T D A E 2 ® [ C 5 H 5 W ( C O ) 3 ® ] 2 ) 3 .

Darüberhinaus m u ß mit der Möglichkeit gerech-net werden, daß die Heteroatome der Substituenten (OMe , N M e 2 ) bei der Koordinat ion an ein Metall-atom der C = C-Doppelb indung den Rang ablaufen.

Bei der Umsetzung des „elektronenreichen" Ole-fins 4 Tetramethoxyäthylen ( T M E ) mit reaktiven

Sonderdruckanforderungen an Dr . M A X HERBERHOLD, A n -organisch-Chemisches Laboratorium der Technischen Uni-versität München, D-8000 München 2, Arcisstr. 21.

1 Vgl. W. H. BADDLEY, Inorg. Chim. Acta Rev. 2, 7 [1968]. 2 Eine allgemeine Übersicht über Mono-olefin-Metall-.-r-Kom-

plexe findet sich in M. HERBERHOLD, Metal JR-Complexes, Vol. IL, Complexes with Mono-olefinic Ligands, Part 1, Elsevier Publishing Company, Amsterdam 1971, im Druck.

3 R. B. KING, Inorg. Chem. 4,1518 [1965].

Metal lcarbonyl -Verbindungen haben wir erstmals beobachtet, daß T M E durchaus über die olefinische C = C-Doppe lb indung als einzähliger L igand koordi -niert werden kann. Die Reaktion mit F e , ( C O ) ; , führt nach der Gleichung

F e 2 ( C O ) 9 + T M E Fe (CO) 4 (TME) + Fe (CO) 5

zu einem goldgelben Komplex der Zusammensetzung Fe ( C O ) 4 ( T M E ) , der in organischen Solvenzien gut löslich ist. Das Massenspektrum 5 zeigt eine Reihe charakteristischer Fragmentierungs-Prozesse, die auch bei anderen Verbindungen des Typs F e ( C O ) 4

(o lef in) beobachtet w e r d e n 6 . Pr imär kommt es zu einer schrittweisen Abspaltung der vier Carbonyl-L iganden ; das Molekül ion tritt jedoch nur mit sehr geringer Intensität auf ( F e ( C O ) 4 ( T M E ) ® ( m / e 3 1 6 , relative Intensität 7r < 0 , 1 ) , F e ( C O ) 3 ( T M E ) ® (m/e 2 8 8 , 7r 1 6 , 2 ) , Fe ( C O ) 2 ( T M E ) ® {m/e 2 6 0 , 7r 4 1 , 7 ) , Fe ( C O ) ( T M E ) ® (m/e 2 3 2 , 7 r = 1 0 0 ) , Fe ( T M E ) ® (m/e 2 0 4 , 7r 2 9 , 7 ) ) . Neben den CO-Liganden wird Tetramethoxyäthylen aus den CO-ärmeren Fragmentionen abgespalten, wie sich an-hand der Bruchstücke F e ( C O ) 3 ® (m/e 140 , 7r 0 , 7 ) , Fe ( C O ) 2® (m/e 112 , 7r 12 ,8 ) und F e ( C O ) ® (m/e 84 , 7r 3 2 ) sowie der für die TME-Abspaltung charakteristischen metastabilen Peaks ergibt. Weitere intensive Fragmentionen lassen sich als Fe® (m/e 56 , 7r 3 5 ) , T M E ® (m/e 148 , 7r 4 1 , 3 ) und ( T M E - C H 3 ) ® (m/e 133 , 7r 2 0 8 ) identifizieren. Der im Massenspektrum des freien Liganden T M E 7

auftretende Verlust von Methylgruppen wird auch

4 R. W. HOFFMANN, Angew. Chem. 80, 823 [1968] ; Angew. Chem. Int. Ed. 7, 754 [1968].

5 Atlas-CH4, Elektronenstoßionenquelle AN4, 50 eV; Mes-s u n g e n von Dr . J. MÜLLER.

6 E . KOERNER VON GUSTORF, M . C. HENRY u. D . J. M C ADOO, Liebigs Ann. Chem. 707, 190 [1967].

7 V g l . R . W . HOFFMANN U. C. WÜNSCHE, C h e m . Ber. 1 0 0 , 943 [1967],

Page 2: Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylenszfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/26/ZNB-1971-26b-0656.pdfUmsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen (TDAE) mit verschiedenen

UBERGANGSMETALL-jr-KOMPLEXE 657

für das Fragment F e ( T M E ) ® beobachtet ( F e ( T M E - C H 3 ) e ( m / e 189 , 7r 8 4 , 4 ) , F e ( T M E - 2 C H 3 ) ® ( m / e 174, 7r 1 4 , 4 ) ) .

Das 1 H-NMR-Spektrum von F e ( C O ) 4 ( T M E ) zeigt nur ein scharfes Signal für die Methoxyproto -nen (r = 6 ,45 in A c e t o n - d 6 , au fgenommen bei 0 ° ) . Im IR-Spektrum treten in Lösung vier C = 0 - V a -lenzschwingungen auf ( J > ( C = 0 ) 2 0 9 6 , 2 0 2 8 , 2 0 1 8

und 1980 c m - 1 in C y c l o h e x a n ) . Dieses für eine F e ( C O ) 4 - G r u p p i e r u n g der lokalen Symmetrie C%v

charakteristische Muster weist darauf hin, daß F e ( C O ) 4 ( T M E ) — wie alle anderen bekannten Mono-olefin-Ti-Komplexe des Typs Fe ( C O ) 4 (o lef in) (vgl . 1. c . 6 ' 8 _ 1 3 ) — eine trigonal-bipyramidale Struktur besitzt, die sich von F e ( C O ) 5 f o rmal durch die Substitution einer äquatorialen CO-Gruppe ab-leitet. Die Frequenz der kurzwelligsten C = 0 - V a -lenzabsorption, die üblicherweise einer vol lsymme-trischen Schwingung der Rasse zugeordnet wird, läßt sich in erster Näherung als Sonde für die La-dungsdichte am Zentralmetall und damit als relatives Maß für die Donor-Akzeptor-Eigenschaften des Ole-fins verwenden. Es ist bekannt, daß die Frequenz dieser A 1 -Schwingung bei Fe ( C O ) 4 ( o l e f in ) -Komple -xen im Bereich von 2 0 8 0 - 2 1 3 0 c m - 1 au f tr i t t 6 ; sie liegt um so höher, je weniger die vier CO-Ligan-den in die Metal l -Ligand-Rückbindung einbezogen werden, je stärker also die Akzeptorwirkung des Olefinliganden zur Verr ingerung der Ladungsdichte am Metallatom beiträgt.

Überraschenderweise liegt die A 1 -Frequenz in F e ( C O ) 4 ( T M E ) ( 2 1 0 1 c m " 1 ( K B r ) , 2 0 9 6 c m " 1

( C y c l o h e x a n ) ) deutlich höher als in den F e ( C O ) 4

( o l e f in ) -Komplexen der ungesättigten Kohlenwas-serstoffe (olef in = Äthylen ( 2 0 8 8 c m - 1 , F i l m ) 8 , Propen ( 2 0 8 5 c m - 1 , F i l m ) 1 4 , Styrol ( 2 0 8 8 c m - 1 , F i lm) 1 4 ) oder des Vinyläthyläthers ( 2 0 8 4 cm 1 , F i lm) 1 4 . Das bedeutet, daß die Ladungsdichte am Zentralmetall im Tetramethoxyäthylen-Komplex F e ( C O ) 4 ( T M E ) niedriger ist als in den analogen Komplexen der genannten Olefine und sich am ehe-sten mit den Fe ( C O ) 4 ( o l e f in ) -Verb indungen der Vinylhalogenide (olefin = Vinylchlorid ( 2 0 9 6 c m - 1 ,

8 H. D. MURDOCH u. E. WEISS, Helv. chim. Acta 46, 1588 [1963].

9 E . WEISS, K . STARK, J. E . LANCASTER u. H . D . MURDOCH, Helv. chim. Acta 46, 288 [1963].

1 0 M . I. DAVIS u. C . S . SPEED, J. organometal . C h e m . 2 1 , 4 0 1 [1970].

11 A. R. LUXMORE U. M. R. TRUTER, Acta crystallogr. [Copen-hagen] 15, 1117 [1962].

Film) 1 4 , V iny lbromid ( 2 0 9 8 c m - 1 , Fi lm, vgl . I . e . 6 ) ) , des Acrole ins ( 2 1 0 0 c m - 1 , K B r ) 9 , des Acrylamids ( 2 1 0 0 c m - 1 , K B r ) 9 und der Acrylester [Methylacrylat ( 2 1 0 1 c m - 1 , Heptan) , Äthylacry-lat 2 1 0 0 c m - 1 , H e p t a n ) ] 9 vergleichen läßt. Mit anderen Worten, Tetramethoxyäthylen spielt im Komplex F e ( C O ) 4 ( T M E ) nicht nur die Rol le eines „elektronenreichen" Donor l iganden, sondern übt auch eine überraschend große Akzeptorwirkung aus.

Dieser Befund läßt sich anhand des Komplexes C 5 H 5 M n (CO) 2 ( T M E ) bestätigen, der über eine photoinduzierte Substitutionsreaktion aus C 5 H 5 M n ( C O ) 3 dargestellt werden kann:

C 5 H 5 M n ( C O ) 3 + TME C 5H 5Mn (CO) 2 (TME) + C O .

Die gelbe Verbindung ist in organischen Lösungs-mitteln gut löslich, die Lösungen zersetzen sich je-doch bereits bei Raumtemperatur allmählich. Im 1 H-NMR-Spektrum (in Benzol-d6 , au fgenommen bei 1 0 ° ) finden sich zwei Singuletts bei r = 5 ,72 und 6 , 5 7 (Intensitätsverhältnis 5 : 1 2 ) , die den Cyclo -pentadienyl-Ringprotonen des ^-gebundenen Fünf-rings und den Protonen der vier äquivalenten Meth-oxygruppen entsprechen; die Signale sind durch die beginnende Zersetzung des Komplexes etwas ver-breitert. Die chemische Verschiebung der Methoxy-protonen des Tetramethoxyäthylens ändert sich praktisch nicht, wenn das Olefin an das koordinativ ungesättigte Fragment [ C 5 H 5 M n ( C O ) 2 ] angelagert wird (r = 6 ,57 in Benzo l -d 6 ) .

\ / \ / OCH3

avyU Das IR-Spektrum von C 5 H 5 M n ( C O ) 2 ( T M E )

zeigt im Bereich der C = O-Valenzschwingungen die erwarteten zwei Absorpt ionen der Rasse bzw. B j ( 1 9 8 4 und 1 9 2 5 c m - 1 , in C y c l o h e x a n ) . Wieder lie-gen die v ( C = 0 ) -Frequenzen deutlich höher als im Falle der Stammverbindung mit ^ -gebundenem Äthylen, C 5 H 5 M n ( C O ) 2 ( C 2 H 4 ) ( 1 9 7 6 und 1 9 1 6

1 2 P . CORRADINI, C. PEDONE U. A . SIRIGU, C h e m . C o m m u n . 1 9 6 6 , 3 4 1 ; C. PEDONE U. A . SIRIGU, A c t a crystallogr. [Copenhagen] 23, 759 [1967].

1 3 P . CORRADINI, C . PEDONE U. A . SIRIGU, C h e m . C o m m u n . 1 9 6 8 , 2 7 5 ; C . PEDONE U. A . SIRIGU, Inorg . C h e m . 7 , 2 6 1 4 [1968].

1 4 E . KOERNER VON GUSTORF, M . C. HENRY U. C. DIPIETRO, Z. Naturforsch. 21 b, 42 [1966].

Page 3: Übergangsmetall-7r-Komplexe des Tetramethoxyäthylenszfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/26/ZNB-1971-26b-0656.pdfUmsetzung von Tetrakis (dimethylamino) äthylen (TDAE) mit verschiedenen

6 5 8 ÜBERGANGSMETALL-TT-KOMPLEXE

c m - 1 , in Cyc lohexan) 1 5 . Insgesamt überträgt so-mit das Olefin Äthylen bei der Komplexbi ldung etwas mehr Ladung auf das Komplexbruchstück: [ C 5 H 5 M n ( C O ) 2 ] als das sogenannte „elektronen-reiche" Olefin Tetramethoxyäthylen. Dies läßt sich nur mit einer beträchtlichen M n —> TME-Rückbin-dung erklären.

Experimenteller Teil

Alle Umsetzungen wurden in N2-Atmosphäre durch-geführt; die Lösungsmittel waren N2-gesättigt.

1. Tetramethoxyäthylen (TME)

Der Olefinligand T M E läßt sich nach bekannten Ver-fahren 1 6 ' 1 7 durch thermische Zersetzung von 1.2.3.4-Tetrachloro-5-phenyl-7.7-dimethoxy-bicyclo [2.2.1] hepta-dien-2.5 darstellen; das bei der Pyrolyse abgespaltene Dimethoxycarben dimerisiert zu TME.

2. Eisen-tetracarbonyl-tetramethoxyäthylen, Fe(CO)i

(TME)

1,09 g (3 mMol) F e 2 ( C O ) 9 werden in 30 ml Benzol suspendiert. Nach Zugabe von 0,9 ml ( ~ 6 mMol) TME wird das Reaktionsgemisch zwei Stdn. lang bei 30 -40 ° heftig gerührt. Aus der tiefgrünen, klaren Lösung wird im Hochvakuum (HV) bei Raumtemperatur das Solvens, das nicht umgesetzte TME und das entstan-dene Fe (CO) 5 abgezogen. Der grüne Rückstand enthält neben etwas Fe 3 (CO) 1 2 den Komplex Fe (CO) 4 (TME) , der sich im HV bei Raumtemperatur an einen Kühl-finger (10 — 15°) sublimieren läßt. Goldgelbe, glän-zende Kristalle vom Schmelzpunkt 62 — 63° . Ausbeute etwa 25 Prozent.

1 5 E . O . FISCHER U. M . HERBERHOLD, Essays in Coordination Chemistry, Exper. Suppl. IX, 2 5 9 - 3 0 5 (S. 289), Birkhäu-ser Verlag, Basel 1964.

1 6 R . W . HOFFMANN U. H . HÄUSER, Tetrahedron Letters [Lon-don] 1964, 197; Tetrahedron [London] 21, 891 [1965].

FeC10H12O8 (316,17) Ber. Fe 17,67 C 38,01 H 3,82, Gef. Fe 17,73 C 37,96 H 3,76.

3. Cyclopentadienyl-mangan-dicarbonyl-tetramethoxy-äthylen, C-oH5Mn(C0)2(TME)

Die hellgelbe Lösung von 1,02 g (5 mMol) C 5 H 5 Mn(CO) 3 und 1,5 ml 10 mMol) T M E in 50 ml rc-Hexan wird etwa acht Stdn. mit einer Quecksilber-dampflampe (Hanovia S-200W) bestrahlt. Die intensiv gelbe Lösung wird am HV vom Solvens und vom über-schüssigen TME befreit; dabei entsteht unter teilweiser Zersetzung ein braungelber Rückstand, der bei Raum-temperatur so lange am HV belassen wird, bis kein C 5 H 5 Mn(CO) g mehr absublimiert. Das Rohprodukt (Ausbeute 20 — 25%) wird in gekühltem Toluol (— 30° ) gelöst, und die Lösung wird über Filterflok-ken in eine ebenfalls gekühlte Vorlage filtriert. Das tief orange gefärbte Filtrat wird mit überschüssigem Pentan versetzt und auf —78° gekühlt. Nach einiger Zeit fallen hellgelbe Kristalle aus, die im HV getrock-net werden. Zers. 54 — 56° .

MnC 1 3 H 1 7 0 6 (324,22) Ber. Mn 16,94 C 48,16 H 5,29, Gef. Mn 16,75 C 48,41 H 5,31.

Wir danken Herrn Professor Dr. E. O. FISCHER für sein Interesse an dieser Arbeit, Herrn Dozent Dr. J. MÜLLER und H e r r n Dr . C. G . KREITER für d ie A u f -nahme und Interpretation von Spektren, Herrn Dr. D. SELLMANN und H e r r n D i p l . - C h e m . S. SOMMER für wert-volle Diskussionen und die Überlassung der Vorstufe für T M E .

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte unsere Untersuchungen dankenswerterweise durch Per-sonal- und Sachmittel.

1 7 D . M . LEMAL, E . P . GOSSELINK U. A . AULT, Tetrahedron Letters [ L o n d o n ] 1 9 6 4 , 5 7 9 ; D . M . LEMAL, E . P . GOSSE-LINK u. S . D . MCGREGOR, j . A m e r . chem. Soc . 8 8 , 5 8 2 [1966].