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218 M. K~ss~c: K)-SSEL, K.: Die N~senheilkunde des 19. Jahrhunderts. Z. Laryng. Rhinol. 7, 695 (1915). K6R~]~, O. : Die Ohrenheilkunde des Hip13okrates. Wiesbaden 1896,13. 9 ft. M~TTL]~R,C. C. : History of Medicine. Philadelphia-Toronto 1947, 13. 1057ff. M:~u It. W. : Gesehichte der Ohrenheilkunde, ]3d. 2, Leipzig 1893, 13. 858 ft. )/[o~oA(~I, G. ]3. : ]~13istolaeanatomicae. Venedig 1740. MORGAG~I,G. ]3. : De sedibus et eausis morborum per anatomen indagatis. Venedig 1761. NEVBV~GV.~, M. : Geschichte der Medizin. ]3d. 1, Stuttgart 1906,13- 3ft. POLITZ]~R,A. : Geschiehte der Ohrenheilkunde, Bd. 1, Stuttgart 1913,13. 13 ft. POLLUX, J. : Onomasticum Graece et Latine... Hrsg. v. J. Ki2n~. Amsterdam 1726, Lib. 4, Cap. 25, 13. 204. Piisc~L, E.: Der ]~nglische SchweiB des Jahres 1529 in Deutsetfland. Sudhoffs Arch. Gesch. Med. Naturw. 42 (1958) 161. R~,ICH, W. : Geschiehtliches zur Anatomie und Physiologie des Ohres. CIBA-Zschr. (Base]) 9, 3741ff. (1946). SC~EI1)ER, C. V. : De catarrhis et qua agitur de s13eciebus eatarrhorum. Witten- berg 1660, Lib. 5, Cap. 1, 13- 125. SC~V~CHv,R, J. : Antike Medizin. ]3d. 1, Berlin 1940, 1o. 18ff. S]:~B]~T~,-~, W. v. : F~rankhei~ als Folge der Siinde. Heilkunde ur~d Geisterwelt, ]3d. 2, Hannover 1950. SOLIs-Co~, J. d. S. : Diseases of the Throat. New York 1872, 13-297ff. STErnER, F. : Uber die Entwieklung der StirnhShlen und deren krankhafte Er- weiterung dutch Ansammlung yon Flfissigkeiten. Arch. klin. Chir. 13 (1872) 144. S~CDE~, J. : Die hi1313okratisehe Heilkunde. CI]3A-Zschr. (Web_v)8~, 2833 (1957). TISSOT, S. A. A. ]). : Trait5 des nerfs et de leurs maladies. Paris 1780. VM~sn_~v~, A. ~.: De aura humana traeSatus... Bologna 1704. u A. : De humani cor13oris fabrica. :Basel 1543, 13.33. 14. M. KRASSNIG-Graz: Pathogenetische Erw~igungen zum Wandel der HST 0- Krankheitsbilder Vor etwa 30 Jahren fiihrte ich eine HNO-Ambulanz mit weitem Einzugsgebiet. Damals war es mir aufgefallen, dab die schweren, zu Verwicklungen fiihrenden Anginen geh~uft im HShepunkt der jeweiligen Grippewellen zu beobach~en w~ren. An einem M~rztage 1930 kamen drei incisionsreife Mandelabscesse zur Behandlung. Seither babe ich auf die AbsceB-Anginen besoncters geach~et. Ich konnte dann elf Patienten mib rezidivierenden Mandelabscessen sam- meln. An diesen beobachtete ich die Verlaufsumstiinde genau und konnte feststellen, dab die jeweiligen Riicks fast in derselben Woche, im HShepunkt einer Grippewelle sich einstellten und dab die Betroffenen aus ganz verschiedenen Orten stammten. Damals zog ich den SchluB, dal~ die iibliche Auffassung yon der An- s~eckung yon Mensch zu Mensch oder yon tier sogenarmten Verktihlung

Pathogenetische Erwägungen zum Wandel der HNO-Krankheitsbilder

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Page 1: Pathogenetische Erwägungen zum Wandel der HNO-Krankheitsbilder

218 M. K ~ s s ~ c :

K)-SSEL, K.: Die N~senheilkunde des 19. Jahrhunderts. Z. Laryng. Rhinol. 7, 695 (1915).

K6R~]~, O. : Die Ohrenheilkunde des Hip13okrates. Wiesbaden 1896,13. 9 ft. M~TTL]~R, C. C. : History of Medicine. Philadelphia-Toronto 1947, 13. 1057ff. M:~u It. W. : Gesehichte der Ohrenheilkunde, ]3d. 2, Leipzig 1893, 13. 858 ft. )/[o~oA(~I, G. ]3. : ]~13istolae anatomicae. Venedig 1740. MORGAG~I, G. ]3. : De sedibus et eausis morborum per anatomen indagatis. Venedig

1761. NEVBV~GV.~, M. : Geschichte der Medizin. ]3d. 1, Stuttgart 1906,13- 3ft. POLITZ]~R, A. : Geschiehte der Ohrenheilkunde, Bd. 1, Stuttgart 1913,13. 13 ft. POLLUX, J. : Onomasticum Graece et La t ine . . . Hrsg. v. J. Ki2n~. Amsterdam

1726, Lib. 4, Cap. 25, 13. 204. Pi isc~L, E.: Der ]~nglische SchweiB des Jahres 1529 in Deutsetfland. Sudhoffs

Arch. Gesch. Med. Naturw. 42 (1958) 161. R~,ICH, W. : Geschiehtliches zur Anatomie und Physiologie des Ohres. CIBA-Zschr.

(Base]) 9, 3741ff. (1946). SC~EI1)ER, C. V. : De catarrhis et qua agitur de s13eciebus eatarrhorum. Witten-

berg 1660, Lib. 5, Cap. 1, 13- 125. SC~V~CHv, R, J. : Antike Medizin. ]3d. 1, Berlin 1940, 1o. 18ff. S]:~B]~T~,-~, W. v. : F~rankhei~ als Folge der Siinde. Heilkunde ur~d Geisterwelt,

]3d. 2, Hannover 1950. SOLIs-Co~, J. d. S. : Diseases of the Throat. New York 1872, 13- 297ff. STErnER, F. : Uber die Entwieklung der StirnhShlen und deren krankhafte Er-

weiterung dutch Ansammlung yon Flfissigkeiten. Arch. klin. Chir. 13 (1872) 144. S~CDE~, J. : Die hi1313okratisehe Heilkunde. CI]3A-Zschr. (Web_v) 8~, 2833 (1957). TISSOT, S. A. A. ]). : Trait5 des nerfs et de leurs maladies. Paris 1780. VM~sn_~v~, A. ~ . : De aura humana traeSatus. . . Bologna 1704. u A. : De humani cor13oris fabrica. :Basel 1543, 13.33.

14. M. KRASSNIG-Graz: Pathogenetische Erw~igungen zum Wandel der HST 0- Krankheitsbilder

Vor etwa 30 J ah ren fi ihrte ich eine H N O - A m b u l a n z mi t weitem Einzugsgebiet . Damals war es mir aufgefallen, dab die schweren, zu Verwicklungen f i ihrenden Anginen geh~uft im HShepunk t der jeweiligen

Grippewellen zu beobach~en w~ren. A n einem M~rztage 1930 kamen drei incisionsreife Mandelabscesse

zur Behandlung . Seither babe ich au f die AbsceB-Anginen besoncters geach~et. Ich

konn te dann elf Pa t i en t en mib rezidivierenden Mandelabscessen sam- meln. An diesen beobachtete ich die Verlaufsumsti inde genau u n d konn te feststellen, dab die jeweiligen Riicks fast in derselben Woche, im HShepunk t einer Grippewelle sich einstel l ten u n d dab die Betroffenen aus ganz verschiedenen Orten s t ammten .

Damals zog ich den SchluB, dal~ die iibliche Auffassung yon der An- s~eckung yon Mensch zu Mensch oder yon tier sogenarmten Verkt ihlung

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Pathogenetische Erwagungen zum Wandel der HNO-Krankheitsbilder 219

zur Erkl~rung hier offenbar nicht ausreicht. Heute, im Zeitalter der Virologie, schlieBe ieh anders:

Da diese schweren Anginen im H6hepunkt der Grippewelle auftreten, mtissen Katarrhviren eine urs~chliche Rolle spielen; da sie fast am selben Tage, an r~umlieh auseinanderliegenden Orten in Erseheinung treten, muB auch ein klimatiseher Faktor herangezogen werden -- denn nur dieser betrifft schlagartig weitere Gebiete; da aber ein MandelabseeB eine Eiterkokkenerkrankung darstellt, so liegt offenbar eine Viruskokken- Mischinfektion vor.

Zur Erkl~rung dieses Krankheitsgesehehens nehme ich also an: In Grippezeiten, besonders wenn die Krankheitswelle ihrem H6hepunkt zustrebt, sind grebe Teile der BevSlkerung Virustr~ger dutch pers6nliche Ansteekung. Kommt nun der Klimafaktor hinzu und zwar nieht : K~lte, Wind, Tiefdruek usw., sondern in erster Linie ist es die ge~nderte Radio- aktivit~t der Atmosph/~re, die das vegetative l~egelungssystem beein- fluBt, dann erkrankt ein Teil der Virustr/~ger sehlagartig und in gebiets- m~Biger Ausdehnung. DaB im EinzelfM1 auch Strapazen (winterliehe Bergtour mit Abkiihlung usw.) eine nrs~ehliche Rolle spielen k6nnen, wird nicht bestritten.

Ist nun der Virusinfekt aktiv geworden, dann setzt er aueh die in den Krypten der AbsceBmandein stets vorhandene Kokkenbesiedlung in Bewegung, wobei der Virusinfekt zum Wegbereiter f/Jr die Eitererreger wird und diesen den Weg in die Lymph- und Blutbahn 6ffnen kann.

Wenn ieh nun solehe Patienten a) ektomiere, b) die leichter Erkrank- ten antibiotiseh behandle, und dieses Experiment haben die I-INO- J~rzte durehgefiihrt, so ist es ftir mich klar, dab wir jetzt ein ganz ge- ~ndertes Krankheitsbild ve t uns haben, bei dem der virusbedingte Anteil des Krankheitsgesohehens im Vordergrund steht und die drama- tischen kokkenbedingten Prozesse zuriiektreten.

W/~hrend die Pathologen die Formen der eitrigen Komplikationen sehon weitgehend aufk]~ren konnten, sind wir bez/iglieh der Katarrh- viren noeh nicht so welt.

Aber auBer diesem Gedankengang muB ieh noeh eine These auf- stellen, wenn ieh die verschiedenen Wandlungen verstehen will:

Hierzu eine Beobaehtung veto J~nner 1961, yon drei ganz/~hnliohen Verl/~ufen wird einer angeffihrt:

Stets gesunder Sehlosser, 28 Jahre alt, erkrankte vor einer Woehe an Sehnupfen, der ihn bisher nicht st6rte. Vet drei Tagen etwas verlegte Ohren und Schwellung und N~ssen im re. Nasenloch, in der Naeht veto 7. zum 8. Krankheitstag starke Sehlafst6rung, es fliel]en beide Ohren und das stark verlegte Geh6r ffihrt ihn zum Arzt.

Befund: Beiderseits stark n~ssender Geh6rgang, naeh Reinigung die Trommelfelle intakt, matt , das Geh6r fiir die Fltisterspraehe auf 2--3 m

15"

Page 3: Pathogenetische Erwägungen zum Wandel der HNO-Krankheitsbilder

220 R. HERR~NN :

vermindert, der Tubenkatheter ergibt einen serSsen Katarrh und eine GehSrsverbesserung auf 5--6 m.

Naseneingangsekzem rechts, sichere Herpesblasen auf der Oberlippe, die Kieferh6hlenpunktion, nur rechts durehgeffihrt, ergibt eine Sehleim- fahne.

Analyse : Das Vorliegen eines grippalen Infektes kann kaum bestritten werden: DaB die Mittelohr-Tubenerkrankung, weiters die beiderseitigen Geh6rgangsentzfindung, aber auch der Kieferh6hlenkatarrh urs/~ehlieh mit dem Virusinfekt zusammenhgngen, ist sehon naeh dem zeitlichen Ablauf gesichert, aber wie ist dieses Krankheitsgeschehen pathogene- tisch zu verstehen ? Jedenfalls kann die ser6se Mittelohrentzfindung und das beiderseitige GehSrgangsekzem nie dureh eine flgehenhafte Ausbrei- tung dureh das gesunde Trommelfell verstanden werden, wohl aber iihn- lieh, wie wir heute ~ls gesiehert den Herpes labialis fiber die Trigeminus- /~ste gelenkt annehmen. Das eben gesehilderte Krankheitsgesehehen kann also naeh meinem Ermessen nur so verstanden werden, dab nach Irdektion der Trigeminusganglien, in diesem Falle des Ganglion oticum und pterygopalatinum, auf neuralem Wege die peripheren Bezirke: Tube-Mittelohr, Geh6rgang, KieferhShle-Naseneingang entzfindlieh er- kranken, ob es sieh dabei lediglich um gest6rte trophisehe Funktion han- delt oder ob das Virus auch in der Peripherie nachweisbar ist, steht hier nicht zttr Entseheidung. Jedenfalls aber ist der obige Fall mi~ dem siche- ten Herpes labialis und dem durehaus herpess Effloreseenzen im Naseneingang ein klarer Hinweis wie im Experiment, wie am besten aueh das beidseitige und gleiehzeitig aufgetretene Geh6rg~ngsekzem zu deuten ist.

Zu~ammen]assung Fiir die Wandiung bei unseren Krankheitsbfldern sind mithin folgende

Umst/inde wirksam : 1. Das k]are Hervortreten der vorwiegend virusbedingten Katarrhe

dureh das Zurficktreten der Mischinfektion dutch die Eiterkokken. 2. Die neurale Steuerung des Virusinfektes fiber den Ganglienapparat. 3. Diese aufgezeigten pathogenetischen Momente bew/ihren sich nach

meiner sorgf/fltigen Beobaehtung bei allen akutkatarrhalischen Erkran- kungen unseres Faches.

15. R. HERR~_W~-Tfibingen: Kritische Betrachtungen zur Pathologie und Chemotherapie der Schleimhautentziindungen (Mit 3 Textabbfidungen)

Entzfindungen der Schleimh/~ute stellen im HNO-Bereich eines der wichtigsten Krankheitsgesehehen dar, deren Hiiufigkeit alleLu auf ihre Bedeutung hinweist. Als wichtigste Formen dieser Erkrankung unter- seheiden wit bekanntlich im klimschen Sprachgebrauoh sehr oft den