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Peru República del Perú (Spa.) Piruw Republika (Ket.) Piruw Suyu (Aym.) Republik Peru Flagge Wappen Amtssprache Spanisch, Ketschua und Aymara Hauptstadt Lima Staatsform semipräsidiale Republik Staatsoberhaupt Präsident Alan García Pérez Regierungschef Ministerpräsident Ángel Javier Velásquez Quesquén Fläche 1.285.220 km² Einwohnerzahl 29.546.963(2009) Bevölkerungsdichte 22 Einwohner pro km² Bruttoinlandsprodukt nomi- nal (2007) 109.069 Mio. US$ (55.) Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 3.886 US$ (87.) Human Development Index 0,773 (87.) Währung 1 Nuevo Sol = 100 Céntimos 1 € = S/. 3,54 (04. Juli 2010) Unabhängigkeit von Spanien am 28. Juli 1821 Nationalhymne Somos libres, seámoslo siempre Nationalfeiertag 28. Juli (1821 – Unabhängigkeit) Zeitzone UTC-5 Kfz-Kennzeichen PE Internet-TLD .pe

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Peru

República del Perú (Spa.)

Piruw Republika (Ket.)

Piruw Suyu (Aym.)

Republik Peru

Flagge Wappen

Amtssprache Spanisch, Ketschua und Aymara

Hauptstadt Lima

Staatsform semipräsidiale Republik

Staatsoberhaupt Präsident Alan García Pérez

Regierungschef

Ministerpräsident Ángel Javier Velásquez Quesquén

Fläche 1.285.220 km²

Einwohnerzahl 29.546.963(2009)

Bevölkerungsdichte 22 Einwohner pro km²

Bruttoinlandsprodukt nomi-nal (2007) 109.069 Mio. US$ (55.)

Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner

3.886 US$ (87.)

Human Development Index 0,773 (87.)

Währung

1 Nuevo Sol = 100 Céntimos 1 € = S/. 3,54 (04. Juli 2010)

Unabhängigkeit von Spanien am 28. Juli 1821

Nationalhymne Somos libres, seámoslo siempre

Nationalfeiertag 28. Juli (1821 – Unabhängigkeit)

Zeitzone UTC-5

Kfz-Kennzeichen PE

Internet-TLD .pe

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Telefonvorwahl +51

Peru (spanisch República del Perú, amtlich Republik Peru) ist ein Staat im westlichen Südamerika und grenzt im Norden an Ecuador und Kolum-bien, im Osten an Brasilien, im Südosten an Bolivien, im Süden an Chile und im Westen an den Pazifik.

Den Namen Peru erhielt das Land erst von den spanischen Eroberern. Seine Herkunft ist nicht endgültig geklärt: Teilweise wird er auf einen gleichnamigen Indianerhäuptling im Gebiet des Isthmus von Darién zu-rückgeführt, von dem die Spanier zum ersten Mal von einem sagenhaften Goldland im Süden erfuhren. Eine andere Theorie erklärt den Namen als Umformung aus dem Wort pelu, das in der Sprache der in Kolumbien le-benden Chibcha „Wasser“ bedeutet.

Geografie

Peru grenzt im Norden an Ecuador mit (1.420 Km) und Kolumbien mit (1.626 Km), im Osten an Brasilien mit (2.995 Km), im Südosten an Boli-vien mit (900 Km), im Süden an Chile mit (160 Km) und im Westen an den Pazifik. Die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 7.101 Kilometer.

Landschaftszonen

Peru liegt in drei unterschiedlichen Klimaregionen:

• Costa (Küste) – ca. 11 % der Staatsfläche • Sierra (Anden, Hochland) – ca. 15 % • Selva (Regenwald) und Montaña (Nebelwald) – ca. 64 %

Costa

Die Costa steht unter dem Einfluss des Humboldtstroms und ist weitge-hend eine Küstenwüste, in der nur entlang der aus den Anden kommen-den Flüsse in Flussoasen Landwirtschaft möglich ist.

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Im Süden Perus an der Grenze zu Chile beginnt die trockenste Wüste der Erde, die Atacama-Wüste. Im südlichen Bereich der Costa bis zur Hauptstadt Lima, die unge-fähr auf der Hälfte des Küstenstreifens liegt, sind Regenfälle im gesamten Jahres-verlauf sehr selten.

Nördlich der Hauptstadt Lima nehmen Bodenqualität und Regenfall etwas zu, so dass Landwirtschaft dort auch außerhalb der Flussoasen möglich ist. Die Temperaturen schwanken zwi-schen 12 °C im Winter und 35 °C im Sommer.

Größere Städte an der Küste nebst Lima sind (eine Auswahl, von Nor-den nach Süden): Tumbes, Sullana, Piura, Chiclayo, Trujillo, Chimbote, Huaral, Pisco, Ica, Nazca.

Sierra

Hinter der schmalen Küstenregion be-ginnt die Sierra. Sie besteht aus mehreren Bergzügen der Anden, die von Längstälern (span. callejón oder valle) unterbrochen werden. Typisch für die gesamte Andenre-gion sind dazu tief eingeschnittene Täler (Canyons) und Durchbrüche der Gebirgs-ketten (span. Pongo) durch große Flüsse, an der West- und Ostseite der Kordillere.

Einen typischen Querschnitt der Anden zeigt sich in der zentralen Region Ancash: Von West nach Ost sind das die „Schwar-zen Kordilleren“ (Cordillera Negra, bis ca. 5.000 m), gefolgt vom Callejón de Huaylas (um 3.000 m). Der nächste Bergzug sind die "Weißen Kordilleren" (Cordillera Blan-ca), hier befindet sich der höchste Berg Pe-rus, der Huascarán (6.768 m). Weiter Richtung Osten erstreckt sich das Callejón de Conchucos (mit dem Fluss Marañón, einem Quellfluss des Amazonas), abgelöst von weiteren Bergketten.

Die höchsten Berge sind Nevado Huascarán (6.768 m), Yerupaja (6.634 m), Coropuna (6.425 m), Ampato (6.310 m), Chachani (6.075 m) und Volcán Misti (5.822 m).

Während im Norden des Landes die Anden nicht bis zur Schneegrenze reichen und sehr vegetationsreich sind (klimatische Zone des Páramo), zeigen sie sich im zentralen Gebiet sehr steil, teilweise mit breiteren Tä-lern und hohen Bergen mit ewigem Schnee und Eis (Gletscher). Im mittle-ren Süden Perus (ab dem Breitengrad der Hauptstadt Lima) zeigt sich die Landschaft eher „hügelig“ zwischen 3.000 und 4.000 Metern, mit wenigen markanten schneebedeckten Bergmassiven über 5.000 Metern.

Ica in der peruanischen Costa

Sierra bei Cuzco

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Ab diesem Breitengrad Richtung Süden treten ebenfalls Vulkankegel mit teilweise sporadischer, vulkanischer Aktivität auf (Ubinas), und die Anden-kette verbreitert sich stark, mit Ausprägung von wenigen steilen Gebirgs-ketten und dazwischenliegenden hügeligen Hochebenen. Im Süden des Landes (in den Regionen Arequipa, Puno, Moquegua und Tacna) zeigt sich insbesondere eine gewisse Abflachung der Hochebene, es bildet sich der sogenannte Altiplano, der seine typische Ausprägung um den Titicacasee erhält.

Die mittlere Jahrestemperatur in 3.300 m Höhe liegt bei 11 °C. Mitunter sind in der eher niederschlagsarmen Region heftige Regenfälle von Okto-ber bis April zu erwarten. Größere Städte in dieser Region sind (eine Aus-wahl, von Norden nach Süden): Cajamarca, Huaraz, Cerro de Pasco, Hu-ancayo, Ayacucho, Cuzco, Puno, Arequipa.

In der Nähe Cuzcos liegt auch die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu.

Selva

Östlich der Anden beginnt die Re-genwaldregion („Selva“). Der Übergang ist dabei fließend, da es einen tropi-schen Bergwald gibt, in dem ein milde-res Klima herrscht.

In der durch Tageszeitenklima be-stimmten Region beträgt die Jahres-mitteltemperatur ca. 26 °C und der Jahresniederschlag erreicht bis zu 3.800 mm. Dort entspringen auch weitere Quellflüsse des Amazonas, der durch das Amazonasbecken in Richtung Brasilien fließt.

Der peruanische Regenwald ist dicht und fast undurchdringlich. Die Flüsse, die von den Ketten der Anden in weiten Flussschlingen zum Ama-zonas strömen, sind die einzigen Verkehrsadern durch die weiten Waldge-biete.

Die einzigen größeren und auch für den Tourismus wichtigen Städte in dieser Region sind Iquitos und Puerto Maldonado. Iquitos ist von Lima aus nicht auf dem Landweg erreichbar, sondern nur mit dem Flugzeug oder dem Boot. Puerto Maldonado kann per Boot, Flugzeug (1 ½ h bis Lima; ½ h von Cuzco) und per Lkw (24–60 h) von Cuzco erreicht werden. Weitere größere Städte in dieser Region sind (eine Auswahl, von Norden nach Sü-den) Tarapoto, Tingo María und Pucallpa. Bedeutend ist das größte Natur-schutzgebiet Perus Pacaya-Samiria.

Gewässer

Wichtigste Flüsse in Peru sind der Amazonas und seine Quellflüsse Río Apurímac, Río Urubamba, Río Ucayali und Río Marañón, außerdem die Amazonas-Nebenflüsse Napo, Putumayo und Huallaga.

Die größten und wichtigsten Seen Perus sind der Titicaca-See und der Lago Junín zwischen den Andenketten.

Selva bei Puerto Maldonado

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Flora und Fauna

Die Flora Perus ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. In den trocke-nen und sandigen Küstenebenen wachsen nur wenige Gräser und Sträu-cher. In den Regenwaldregionen findet man hingegen eine große Fülle an Pflanzen. Vertreter dieser Vegetationen sind unter anderem Kautschuk- und Mahagonibäume und Vanillepflanzen. Im Hochgebirge liegt auf Grund der natürlichen Bedingungen nur eine spärliche Pflanzenvielfalt vor. Hier

wachsen hauptsächlich Trockenpflanzen (Xerophyten), wie etwa Kakteen und Mes-quiten.

Perus „Nationalpflanze“ ist die Cantua (Cantua buxifolia), ein zwei bis drei Meter hoher Strauch mit langen, glockenförmigen Blüten aus der Familie der Sperrkrautge-wächse, der in 1200 bis 3800 Meter Höhe wächst.

Ebenso wie die Flora hat auch die Tierwelt Perus eine große Vielfalt zu bieten. In der Küstenebene und auf den Küs-ten vorgelagerten Inseln leben Möwen und Seeschwalben, Eidechsen, Skorpione, Robben und Pinguine. In den peruanischen Küstengewässern findet man unter anderem Sardinen, Hummer und Makrelen. Tiere der fruchtbareren Regionen im Osten sind beispielsweise Gürteltiere, Alligato-ren, Jaguare, Pumas, Papageien und Flamingos. In der Gebirgsregion le-ben die höckerlosen Kamele wie z. B. das Lama und Alpaka. Das National-tier Perus, den roten Felsenhahn (Rupicola peruviana), findet man im Ma-nu-Nationalpark.

Avifauna

Peru gilt als das Land mit der größten Diversität an Vögeln weltweit. Über 1800 Arten (mehr als in Europa + Nordamerika) sind in Peru hei-misch, etliche sind endemisch. In allen Teilen Perus ist die Vogelfauna sehr vielfältig. Selbst in der Millionenstadt Lima werden Perutauben und Morgenammern gesichtet. In den Salzseen des Südens und an der Bolivi-anischen Grenze kommen verschiedene Arten von Flamingos vor. Im Hochland leben verschiedene Ibisarten, Uferwippern, sowie Andengänse, Andenspechte, Andenzeisige und Andenschwalben. Diverse Arten Kollibris kommen bis hinauf an den Titikaka-See und desen Inseln vor.

Trotz der großen Vogelvielfalt gibt es in Peru keine Vogelschutzorgani-sation.

Perus Nationalpflanze Cantuta

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Nationalparks, Schutzgebiete

Schutzgebiete in Peru und wichtigste touristische Tätigkeiten

Die Verfassung von Peru von 1993 erkennt die natürlichen Ressourcen und die Vielfalt der Ökosysteme dieses Landes als nationales Erbe an. Schon im Jahre 1992 wurde das Instituto Nacional de Recursos Naturales als Abteilung des Landwirtschaftsministeriums gegründet. Ihm unterliegt das Sistema Nacional de Áreas Naturales Protegidas por el Estado welches eine Liste von allen Schutzgebieten Perus führt. Betreut werden die Gebie-te vom Servicio Nacional de Areas Naturales Protegidas por el Estado.

Insgesamt werden 63 Gebiete mit total 190'411 km² oder 14,8% der Landesfläche Perus durch die Regierung geschützt: 12 Nationalparks (Par-ques Nacionales), 11 Naturreservate (Reservas Nacionales), 7 Schutzge-biete (Santuarios Nacionales), 4 Historische Schutzgebiete (Santuarios Históricos), 2 Schutzgebiete für die Waldfauna (Refugios de Vida Sil-vestre), 2 Landschaftsschutzgebiete (Reservas Paisajísticas), 6 Wald-schutzgebiete (Bosques de Protección), 7 Kommunale Schutzgebiete für indigene Völker (Refugios Comunales), 2 Jagdgebiete (Cotos de Caza) und 10 weitere Schutzgebiete (Zonas Reservadas).

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Perus Nationalparks sind (in Klammern je das Jahr der Ausweisung als Nationalpark):

• Nationalpark Cutervo (*1961) in Cajamarca • Nationalpark Tingo María (*1965) in Huánuco • Nationalpark Manú (*1973) in Madre de Dios und Cusco • Nationalpark Huascarán (*1975) in der Cordillera Blanca, Ancash • Nationalpark Cerros de Amotape (*1975) in Piura und Tumbes • Nationalpark Rio Abiseo (*1983) in San Martín • Nationalpark Yanachaga–Chemillén (*1986) in Pasco • Nationalpark Bahuaja Sonene (*2000) in Madre de Dios • Nationalpark Cordillera Azul (*2001) • Nationalpark Titicaca (36180 Hektar) vor Puno • Nationalpark Otishi (*2003) • Nationalpark Alto Purus (*2004)

Bevölkerung

Die durch Landflucht ausgelöste hohe Zuwanderung in die Hauptstadt, in der rund ein Drittel der Bevölkerung lebt, hat große soziale Probleme zur Folge: Ein erheblicher Teil vor allem der indigenen Bevölkerung in Li-ma lebt unterhalb bzw. am Rande der Armutsgrenze. Auf Grund von Ge-gensätzen in den ethnischen Kulturen und sozio-politische Disparitäten kommt es zu einer ungenügenden Versorgung der Bevölkerung. Nah-rungsmittelimporte und somit hohe Devisenausgaben folgen.

Schulkinder in Lima

Quechua-Frau bei Pisac

Rund zweieinhalb Millionen peruanische Staatsbürger leben durch eine anhaltenden Auswanderung im Ausland, vor allem in den USA, Europa und Japan.

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Ethnien

Peru ist neben Bolivien und Guatemala eines der drei Länder Lateiname-rikas mit einem großen Anteil indigener Bevölkerung. 44 Prozent der Ein-wohner sind Mestizen, etwa 31 Prozent indianischer Abstammung. Letzte-re gehören überwiegend zu den Quechua und Aymará sprechenden Völ-kern. 15 Prozent sind europäischer Abstammung und auf sieben Prozent wird der Anteil der Afroperuaner geschätzt. Die übrigen 3 % sind asiati-scher Abstammung. In Pozuzo und Oxapampa im Departement Pasco lebt seit dem 19. Jahrhundert eine assimilierte Minderheit Rheinländer und Ti-roler Siedler, welche überwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-derts ansiedelten.

Im Regenwald an der Grenze zu Ecuador leben rund 15 bisher nicht kontaktierte Indianergruppen, die einen international anerkannten Rechts-anspruch auf Isolierung besitzen, da sie nur eine geringe Resistenz gegen Krankheiten wie Grippe aufweisen. Daher klagt die Indianerorganisation Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana gegen die Ölför-derung des französischen Unternehmens Perenco. Sie fordert die Einrich-tung einer Schutzzone („unberührbare Zone“), wie sie Ecuador 1999 im Umfang von 7500 km² eingerichtet hat.

Sprachen

Die am meisten verbreitete Sprache ist Spanisch, das von ca. 80% der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird, außerdem sind indigene Sprachen verbreitet, von welchen das Quechua und das Aymara die ver-breitetsten sind. Das Spanisch Perus weist vielfältige regionale Färbungen auf. Allen gemein ist jedoch der Seseo.

Religion

Nach dem 2007 erhobenen Zensus beschreiben sich etwa 81,3% der Bevölkerung über zwölf Jahren als katholisch, etwa 12,5% als evangelisch beziehungsweise evangelikal (im Original religión evangélica), 2,9 % ge-ben an, nicht religiös zu sein und 3,3 % geben eine nicht aufgeführte Reli-gion an. Dabei ist der Anteil der Katholiken in ländlichen Regionen etwa 5 Prozentpunkte niedriger als in den Städten. Die überwiegende Mehrheit der Peruaner ist dennoch römisch-katholisch.

Dies ist eine Folge der christlichen Missionierung in der Folge der Erobe-rung durch die Spanier und nach der Unabhängigkeit durch Mission von Missionsgruppen aus Peru selbst, aus Deutschland, den USA, Italien und anderen Ländern. Während des Verlaufes der Konquista wurden Idole und religiöse Objekte fortwährend weiter nach Osten verlagert, um sie den Spaniern zu entziehen. Ausgehend vom Inkanat Vilcabamba (Peru) kam es noch einmal zu einem Aufflackern der alten Kulte. Die spanische Ver-waltung unter Francisco de Toledo reagierte darauf mit der Umsiedlung in Indianerreduktionen. An der Missionstätigkeit waren vor allem Mönche be-teiligt, unter anderem Dominikaner und Franziskaner, später auch Jesui-ten (in Maynas, heute Bistum Chachapoyas). Trotz jahrhundertelanger Bekämpfung indigener Überlieferungen sind nicht zuletzt in ländlichen Ge-bieten die katholisch-christlichen Riten mit religiösen Traditionen aus prä-

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kolumbischer Zeit vermischt (Synkretismus), was sich besonders bei reli-giösen Festen manifestiert.

Wichtige religiöse Ereignisse sind das katholische Fest Señor de los Mi-lagros in Lima und in Cusco das Sonnenfest Inti Raymi. Dieses ursprüng-lich inkaische Fest wurde im Zuge einer wachsenden Rückbesinnung im Jahr 1944 wieder eingerichtet.

Die Indígenas des Amazonas-Tieflands haben weiterhin ihre eigenen Re-ligionen und Vorstellungen, zum Beispiel die Religion der Asháninka.

Wie in vielen lateinamerikanischen Ländern erleben auch in Peru seit ei-nigen Jahrzehnten evangelikale und charismatische Kirchen und Glau-bensgemeinschaften wie Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies of God, die Evangelikale Kirche von Peru, Zeugen Jehovas und Mormonen einen großen Zulauf, die – teilweise finanziell aus den USA unterstützt – aktiv und manchmal auch aggressiv um Mitglieder werben.

Gesundheit

Der nationale Zensus über die indigene Bevölkerung hat 2007 gezeigt, dass fast 60 Prozent der erfassten Gemeinden keinen Zugang zu gesund-heitlichen Einrichtungen haben. In der Gesundheitsversorgung gibt es Dis-kriminierung indigener. Peru hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsra-ten Amerikas. Im Zeitraum 1996-2006 betrug die Säuglingssterblichkeit 21 pro 1000 Geburten.

Geschichte

Präkolumbianische Zeit

Die ersten Einwanderer kamen etwa 20.000 bis 10.000 v. Chr. in das heutige Peru. Die ältesten bisher bekannten Monumentalbauten stammen aus der Zeit um 3200 v. Chr. Stufenförmige Pyramiden, Prozessionsstra-ßen und eingefasste Höfe fanden sich in Sechín Bajo im Casmatal, 370 Ki-lometer nördlich der Hauptstadt Lima. Die 1992 entdeckte Stätte wird seit 2003 von deutschen Archäologen ergraben. Als gesichert kann gelten, dass die Kultur Mais, Erdnüsse, Maniok und Kürbisse anpflanzte und künstliche Bewässerung kannte.

In Grabungsschichten aus der Zeit um 1700 v. Chr. fanden sich zudem zahlreiche Ritzzeichnungen. Sie stellen Mischwesen aus Kaiman und Mensch dar. Da französische Archäologen im Osten Ecuadors Überreste einer Kultur fanden, die gleichfalls den Kaiman darstellte, und die auf 2450 v. Chr. datiert wurden, könnten kulturelle Einflüsse aus dem Dschungelgebiet die Kultur von Sechin inspiriert haben. In den Anden konnten jedenfalls keine Kaimane leben, daher liegt in jedem Fall der Ver-dacht nahe, dass diese Kultur aus den Niederungen am Ostrand der Anden stammte.

Die bis vor wenigen Jahren früheste bekannte Hochkultur war die der Chavín de Huántar, die von ungefähr 800 v. Chr. bis 300 v. Chr. existier-te, die aber inzwischen auch bis etwa 1200 v. Chr. zurückdatiert wurde. Die Nazca-Kultur, heute vor allem durch die Nazca-Linien bekannt, entwi-

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ckelte sich von ca. 200 v. Chr. bis und 600 n. Chr. in der Gegend um Naz-ca. Um den Titicacasee entwickelte sich ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis etwa 1000 n. Chr. die Tiahuanaco-Kultur. An der Küste entstanden im Be-wässerungsgebiet der Andenflüsse im ersten Jahrtausend n. Chr. differen-zierte Kulturen wie die der Moche in der Region um Lambayeque. Vor dem Inkareich war Chan Chan als Hauptstadt der Chimú eine Großstadt mit entwickelter städtischer Kultur.

Das Reich der Inka entstand um 1200 und umspannte bis 1532 große Teile der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argenti-nien und Chile. Die auf den Hochebenen Perus gelegene Stadt Cuzco war die Hauptstadt.

Spanische Eroberung im 16. Jahrhundert

Die Spanier eroberten ab 1532 dieses Land und gründeten für die spa-nische Krone das Vizekönigreich Peru, das auf seinem Höhepunkt vom heutigen Panama bis zum äußersten Süden des Kontinents reichte. Im 18. Jahrhundert wurde es aber durch die Ausgliederung der Vizekönigreiche Neugranada und La Plata verkleinert.

Repression gegen Indios im 18. Jahrhun-

dert

Im Jahr 1780 entwickelte sich aus Protesten gegen aufgezwungenen Warenkauf (reparto) eine Aufstandsbewegung, deren Führung der Indige-ne José Gabriel Condorcanqui übernahm. Unter Berufung auf seine Ab-stammung vom letzten Inka-Herrscher nannte er sich Tupac Amaru II. Sein Ziel war eine Republik, in der Weiße, Mestizen, Indigene und Schwar-ze gleichberechtigt zusammenleben sollten. Anfänglich wurde die Bewe-gung auch von städtischen Weißen und Priestern unterstützt, diese gingen zu den vergleichsweise radikalen Zielen jedoch schnell auf Distanz. Der Aufstand wurde niedergeworfen, Condorcanqui, seine Frau und seine engsten Mitstreiter in Cusco öffentlich gefoltert und hingerichtet. Anschlie-ßend beraubten die Spanier der indigenen Aristokratie ihrer letzten Privi-legien und verboten den Gebrauch indigener Sprachen und Symbole. Die Befreiung von der Kolonialherrschaft konnte deshalb nur von den Weißen (criollos) vorgenommen werden und kam von außen.

Unabhängigkeit im 19.

Jahrhundert

1821 wurde das Land während der Ex-pedition von San Martín kurzzeitig befreit und erhielt am 28. Juli dieses Jahres seine Unabhängigkeit. Rebellionen und Bürger-kriege verhinderten jedoch die Entwicklung eines modernen Staates. Bolivar, der Peru 1824 endgültig von den Spaniern befreite, schaffte die Tributpflicht von Indigenen ab, deren Land wurde jedoch oft von Groß-grundbesitzern an sich gerissen. Bolívar

Juan Lepiani: San Martín die

Unabhängigkeit Perus ausrufend Museo Nacional de Arqueolo-

gía(Peru)

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versuchte ebenfalls, die allgemeine Abschaffung der Sklaverei in Peru zu erreichen. Die Großgrundbesitzer hatten allerdings eine zu große Macht in der Gesellschaft, als dass nur durch das Gesetz die Sklaverei abgeschafft werden konnte. Erst 1854 erlaubten die Landbesitzer die Verkündung der Abschaffung der Sklaverei. Das Motiv war allerdings, dass eine "freie" Ar-beitskraft zu einem sehr niedrigen Lohn für die Landbesitzer noch billiger war.

Das heutige peruanische Nationalwappen wurde offiziell am 25. Februar 1825 durch Gesetz des Nationalkongresses festgesetzt. Die Zeichnung stammt vom Parlamentarier José Gregorio Paredes. 1879 brach der Salpe-terkrieg aus, weil sich Bolivien und Chile seit den Unabhängigkeitserklä-rungen beider Länder durch O’Higgins in Chile 1817 und Bolivar in Bolivien 1825 über die Region Antofagasta gestritten hatten. Peru besaß mehrere Guano- und Minenunternehmen im umstrittenen Gebiet, Bolivien bot Peru im Falle eines Bündnisses wirtschaftliche Privilegien in Antofagasta an. Außerdem sah Peru seine politische und wirtschaftliche Vormachtstellung, die das Land aus Kolonialzeit als ehemaliges Vizekönigreich Spaniens übernommen hatte, durch Chile im Südpazifik gefährdet. 1874 wurde mit Bolivien ein Geheimpakt gegen Chile geschlossen. Diese Allianz konnte

jedoch den Sieg Chiles nicht verhindern. Bolivien zog sich 1880 nach mehreren verlorenen Schlachten aus dem Krieg zu-rück und verzichtete vollständig auf sei-nen Anspruch auf die Region Antofagasta.

Chile war inzwischen nordwärts in die peruanische Region Tarapaca einmar-schiert und bot Peru den Waffenstillstand und einen Friedensvertrag an. Peru wei-gerte sich jedoch, Tarapaca an Chile ab-

zutreten. Chile startete in den folgenden Jahren einen Invasionskrieg und marschierte 1881 nach der Zerstörung des peruanischen Heeres in die Hauptstadt Lima ein. Die offizielle Regierung wurde aufgelöst, und der chi-lenische General Patricio Lynch wurde als Gouverneur des Landes einge-setzt. Jedoch waren einige peruanische Generäle wie Miguel Iglesias und Andrés Avelino Cáceres entkommen und versuchten, aus der östlichen und nördlichen Sierra einen organisierten Guerillakrieg zu führen, mit eher zweifelhaftem Erfolg. Caceres schaffte es im Juli 1883 noch, eine konven-tionelle Division von 1500 Mann zu stellen, um einen letzten Befreiungs-schlag anzustreben. Allerdings wurden die letzten Hoffnungen in der Schlacht von Huamachuco vom chilenischen Colonel Alejandro Gorostiaga zerstört, der Krieg war endgültig verloren.

Im Vertrag von Ancón im Oktober 1883 wurde das Ende des Krieges besiegelt, Tarapaca und Tacna wurden an Chile abgetreten (Tacna wurde 1929 zurückgegeben), und das chilenische Heer zog sich aus Peru zurück. Grund für die Niederlage war auch das Fehlen eines funktionsfähigen Staatsapparats in Peru. Der Krieg erhöhte die Auslandsverschuldung, die durch Verkauf von Rohstoffkonzessionen und Land an ausländische Ban-ken und Konzerne abgebaut wurde.

Seeschlacht von 1879 zwischen

Chile und Peru um Tarapaca

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Politische Radikalisierung im 20. Jahr-

hundert

Am Anfang des 20. Jahrhunderts entstand die Bewegung des Indige-nismus. Peruanische Intellektuelle wiesen auf die Gefahr der Vernachlässi-gung der indigenen Bevölkerung hin und forderten dazu auf, das indiani-sche Erbe zum Bestandteil einer peruanischen Identität zu machen. Unter den Präsidenten Augusto B. Leguía (1919–1930) und Luis Miguel Sánchez Cerro (1930–1933) wurde das Land zwar modernisiert, aber autoritär ge-führt. Die Opposition wurde von zwei Personen angeführt: zum einen von Víctor Raúl Haya de la Torre, der 1924 die APRA gründete. Diese organi-sierte ihre Anhänger auch außerhalb des politischen Bereichs in Berufs-verbänden und Abendschulen und schuf mit ihren „Volkshäusern“ soziale Einrichtungen, womit es ihr gelang, ihre Organisation im ganzen Land zu verankern. Sie wollte Lateinamerikas Abhängigkeit von den USA durch So-zialreformen und Schaffung einer eigenen Mittelklasse überwinden.

Zum anderen gab es den Marxisten José Carlos Mariátegui, der indigene Elemente der gemeinschaftlichen Wirtschaft in eine sozialistische Gesell-schaft integrieren wollte. Letzterer gab seit 1924 die Zeitschrift Amauta heraus, die als intellektuelles Forum für ganz Lateinamerika bedeutsam war. Nach einem Aufstandsversuch im Jahr 1932 ließ Präsident Cerro in der Nähe der Stadt Trujillo etwa 1000 Anhänger der APRA vom Militär er-schießen. Militär und APRA standen sich seitdem in unversöhnlicher Feind-schaft gegenüber.

Außenpolitisch unterhielt Cerro gute Beziehungen zu Francos Spanien und dem nationalsozialistischen Deutschland. Sein Nachfolger Manuel Pra-do (1939–1945) brach mit dieser Politik. Peru unterstützte die Alliierten im Zweiten Weltkrieg mit Rohstofflieferungen. Der Kriegseintritt erfolgte erst am 12. Februar 1945, was aber doch zur Folge hatte, dass sich alle Deutschen für ein paar Monate nur noch in Lima aufhalten durften, darun-ter auch Maria Reiche, die Dresdner Kartografin der Nasca-Linien. Zuvor jedoch, im 1941 marschierte die peruanische Armee in den Süden von Ecuador ein und löste damit den Peruanisch-Ecuadorianischen Krieg aus. Das peruanische Militär brannte die Stadt Santa Rosa nieder, besetzte den wichtigen Bananenhafen Machala und bedrohte Guayaquil. Ecuador muss-te daraufhin 1942 im Vertrag von Rio de Janeiro die Hälfte seines verblie-benen Territoriums an Peru abgeben, zum großen Teil Gebiete vor allem im Osten und Südosten am Amazonas um Iquitos.

Der letzte Grenzkrieg mit Peru um das Gebiet der Cordillera del Condor am Río Cenepa, entzündete sich 1995 an Streitigkeiten um die Auslegung dieses Vertrages und wurde offiziell erst 1999 durch einen nunmehr als 'endgültig' bezeichneten Grenz- und Friedensvertrag beendet.

1945 wurde der von der APRA unterstützte José Luis Bustamante y Ri-vero Präsident, der soziale Reformen und Hilfsprogramme für die städti-schen Armen umsetzte. Er wurde nach einem apristischen (von Linksab-weichlern der APRA) Rebellionsversuch 1948 von General Manuel Odría gestürzt. Dieser verbot die APRA und andere linke Organisationen, ver-folgte im wirtschaftlichen Bereich aber ein Programm der importsubstituie-

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renden Industrialisierung. Diese beschränkte sich auf Lima und die Pazi-fikküste, sodass die Hochlandbevölkerung massiv dorthin abwanderte. Neue Parteien entstanden, so die bürgerliche Acción Popular Fernando Be-laúnde Terrys, der als Sieger aus den 1963 abgehaltenen Präsident-schaftswahlen hervorging. Gleichzeitig entstand eine Protestbewegung der Bauern gegen US-amerikanische und einheimische Großgrundbesitzer, die jedoch vom Militär gewaltsam zerschlagen wurde. Auf der 1953 gegründe-ten Militärhochschule konnten auch Kinder von Arbeitern und Bauern stu-dieren und anschließend eine Militärlaufbahn einschlagen.

Militärregierung ab 1968

Unzufriedenheit unter den jüngeren Militärs mit der Belaúnde-Regierung, vor allem über die Kontrolle des Erdöls durch eine nordameri-kanische Gesellschaft, führte 1968 zu einem neuen Staatsstreich. Eine Mi-litärjunta unter Juan Velasco Alvarado übernahm die Regierung.

Diese versuchte, durch Boden- und Wirtschaftsreformen ein gemischt-wirtschaftliches System zu etablieren. Zur Nationalisierung der Erdölvor-kommen wurde die noch heute existierende Gesellschaft Petroperú ge-gründet, ausländische Unternehmen wurden teilweise enteignet, aber ent-schädigt und bei Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den staatlichen In-stitutionen sogar zu Investitionen ermutigt. Der Aufbau einer Grundstoff-industrie wurde vom Staat in die Hand genommen. Der Arbeitsschutz wurde verbessert, mit einer Landreform die Eigentumsverhältnisse auf dem Land radikal verändert. Der enteignete Großgrundbesitz wurde in ge-nossenschaftliches Eigentum überführt. Weil der Großgrundbesitz im Hochland aber oft den Dorfgemeinschaften geraubt worden war, wurden die Genossenschaften dort nicht akzeptiert, sondern als Fortsetzung des Landraubs aufgefasst.

Ziel der Militärs war ein Dritter Weg zwischen Kapitalismus und Kom-munismus. Das Schulwesen wurde ausgebaut, das indigene Erbe wurde popularisiert, Ziel war die Entwicklung eines am Mestizentum orientierten gesellschaftlichen Bewusstseins. Quechua wurde zweite Amtssprache, da-mit war Peru ein Vorreiter in Südamerika. Außenpolitisch engagierte sich Peru in der Bewegung der Blockfreien, was zu Spannungen mit den USA führte.

General Velasco wurde 1975 durch General Francisco Morales Bermúdez gestürzt, der wieder einen konservativeren politischen Kurs einschlug. 1980 übernahm der 1968 gestürzte Fernando Belaúnde Terry als gewähl-ter Präsident erneut die Macht und übergab die verstaatlichten Unterneh-men wieder in Privatbesitz.

In den 1980er-Jahren begann die linksgerichtete Guerilla-Organisation Sendero Luminoso („Leuchtender Pfad“) einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung. Beide Seiten verübten grausame Massaker an der Zivilbe-völkerung, um diese zu disziplinieren. Die Aktivität der Sendero Luminoso dauerte bis in die 1990er-Jahre. Die andere linke Guerilla des Landes,

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Politik

Die Regierung ist repräsentativ, dezentralisiert und nach dem Prinzip der Gewaltenteilung aufgebaut. Zu den vorrangigen Interessen des Staa-tes gehören die Verteidigung der staatlichen Souveränität, der Schutz der Bevölkerung vor Bedrohung ihrer Sicherheit sowie die Förderung des All-gemeinwohls. In der Realität jedoch bestehen trotz einiger außenwirt-schaftlicher Erfolge schwerwiegende politische, soziale und wirtschaftliche Probleme.

Demokratiedefizite

In Peru, das sich seit 1980 als Präsidialrepublik bezeichnet, ist der De-mokratisierungsprozess bis heute wenig gefestigt. So musste die Interna-tionale Förderung für Menschenrechte während der Wahlkampagnen im Jahr 2000 erhebliche Unregelmäßigkeiten feststellen. Zur Finanzierung der Wahlkampagnen wurden Steuergelder verwendet und auch das Militär war nicht nur als neutraler Beobachter vor Ort.

Zudem ist die angestrebte Dezentralisierung und Regionalisierung des Landes bisher nicht über Ansätze hinweggekommen. Die staatlichen Ein-künfte fließen weiterhin nach Lima und werden von den dortigen staatli-chen Organisationen den einzelnen Gemeinden zugeteilt. Von der ange-strebten Dezentralisierung verspricht sich der Staat eine Entlastung der Zentralregierung und durch die regionale Unabhängigkeit einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Aufgabe des Präsidenten

Nach der Verfassung von 1993 wird alle fünf Jahre ein Staatspräsident vom Volk gewählt, der nicht wiedergewählt werden kann. Seit Juli 2006 ist Alan García von der APRA-Partei Präsident der Republik Peru. Zu den weit-reichenden Aufgabengebieten des Präsidenten gehören die Vertretung des Staates nach innen und außen, die Führung der allgemeinen Regierungs-politik, die Einberufung der Wahlen zum Amt des Präsidenten und des Kongresses sowie die Erfüllung und Wahrung der Verfassung und der Ge-setze.

Ministerpräsident und Regierung

Der Ministerpräsident (Premier, Premierminister oder Canciller) in Peru ist der Koordinator im Ministerkabinett. Genau wie in den USA gibt es in Peru eine präsidiale Republik (keine semipräsidiale Republik). Das heißt, dass der Staatspräsident auch Regierungschef in Peru ist, nämlich Alan García.

Im Oktober 2008 traten Ministerpräsident Jorge del Castillo und das ge-samte Kabinett nach Korruptionsvorwürfen zurück. Präsident Alan Garcia akzeptierte das Rücktrittsgesuch seines "Premier". Neuer Premierminister des Landes wurde im Oktober 2008 Yehude Simon. Nach gewaltsamen Protesten der indigenen Bevölkerung und deren brutalen Niederschlagung trat Simon im Juli 2009 zurück. Präsident Alan García ernannte im Rah-

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men einer Kabinettsumbildung Javier Velásquez Quesquén zum neuen Premierminister.

Lobbygruppen

Die sich aus den Großgrundbesitzern des Hochlands und der Küste rek-rutierende peruanische Elite hat über Jahrhunderte als Oligarchie das Land regiert, erst durch die Agrarreform von 1969 unter General Juan Velasco Alvarado wurde ihr ihre Machtgrundlage entzogen. In den Jahren danach kamen neue Machtgruppen hinzu, die sich auf Industrie und Finanzaktivi-täten konzentrierten, zu einem großen Teil europäischer Abstammung wa-ren und vom Protektionismus des Staates lebten.

Fujimoris Einstieg in die Politik und die konsequente Durchsetzung einer neoliberalen Wirtschaftspolitik auf südamerikanischem Boden führte zu einer Neustrukturierung des Machtblocks: Während manche Gruppen an Gewicht verloren, traten neue, wettbewerbsfähigere Gruppen auf. Heutzu-tage gibt es circa zehn ökonomische Gruppen, die einen starken Einfluss auf Wirtschaft und Politik ausüben.

Administrative Gliederung

Peru ist in 24 Departamentos, 195 Provinzen (Provincias) und 1.828 Be-zirke (Distritos) gegliedert. Seit der Regionalisierung des Landes im Jahre 2002 sind die Departamentos Selbstverwaltungseinheiten mit direkt ge-wählten Organen. Die ersten landesweiten Regionalwahlen fanden im No-vember 2002 statt. Geplant war auch die Gliederung des Landes in Regio-nen (Regiones). Bei einem Referendum am 30. Oktober 2005 sprachen sich 78 Prozent der Bevölkerung von 16 Departamentos gegen ihre Zu-sammenlegung zu fünf Regionen (Norte, Nor Centro Oriente, Ica-Huancavelica-Ayacucho, Cusco-Apurímac und Arequipa-Puno-Tacna) aus.

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Regionen Perus

• Amazonas • Ancash • Apurímac • Arequipa • Ayacucho • Cajamarca • Callao • Cusco • Huancavelica • Huánuco • Ica • Junín • La Libertad

• Lambayeque • Lima (Region) • Loreto • Madre de Dios • Moquegua • Pasco • Piura • Puno • San Martín • Tacna • Tumbes

• Ucayali

Städte

Die größten Städte sind Lima (7.363.069 Einw.), Trujillo (861.044), Arequipa (860.000), Callao (824.329), Chiclayo (634.600) und Iquitos (400.000).

Wirtschaft

Obstverkäuferin in typischer Kleidung auf

dem Markt in Ayacucho Straßenhändler beim Verkauf von Orangen

im Zentrum Limas

Kathedrale von Lima bei Nacht

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Volkswirtschaftliche Lage

Eine neoliberale Wirtschaftspolitik hat dazu geführt, dass vor allem nordamerikanische Konzerne und europäische Firmen den Markt beherr-schen. Teilweise ist der Zustand monopolartig. Erwähnt sei zum Beispiel die beherrschende Stellung spanischer Firmen im Telekommunikationsbe-reich. Das Land ist reich an Bodenschätzen, vor allem Gold und Kupfer, die durch internationale Konsortien ausgebeutet und exportiert werden. Zusätzlich spielen die Fischerei und Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Neben Zuckerrohr wird viel Kaffee ausgeführt. Diese Produkte werden vor allem in den bewohnten Gebieten im Westen angebaut, in denen nur durch künstliche Bewässerung Landwirtschaft betrieben werden kann. Die großen Gebiete der Selva werden hingegen kaum landwirtschaftlich ge-nutzt. Dort wird größtenteils Subsistenzwirtschaft betrieben. Die Industrie konzentriert sich auf die Küste und dort vor allem auf Lima. Die restlichen Gebiete sind, außer bei Bodenschätzen, untergeordnet.

Kennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real

in % gegenüber dem Vorjahr

Jahr 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Veränderung in % gg. Vj.

0,9 3,0 0,2 5,0 4,0 5,0 6,8 7,7 8,9 9,8 0,9

Quelle: IWF

Entwicklung des BIP (nominal)

absolut (in Mrd. US$) je Einwohner (in Tsd. US$)

Jahr 2005 2006 2007 Jahr 2005 2006 2007

BIP in Mrd. US$

79 93 108,6

(Progn) BIP je Einw. (in Tsd.

US$) 2,9 3,3

3,6 (Progn)

Quelle: bfai

Entstehung und Verwendung des BIP (2005)

Entstehung des BIP (in %) Verwendung des BIP (in %)

Industrie 15 öffentlicher Verbrauch 9

Baugewerbe 5 privater Verbrauch 68

Handel 14 Bruttoanlageinvestitionen 22

Landwirtschaft 8

Bergbau 6

sonstige Dienstleistungen 38

Quelle: bfai

Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos

in % des BIP

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("minus" bedeutet Defizit im Staatshaushalt)

Jahr 2004 2005 2006 2007 Jahr 2004 2005 2006 2007

Inflationsrate 3,7 1,6 2,0 ~ 1,5 Haushaltssaldo -1,3 -0,7 -1,4 ~ -,0

Quelle: bfa ~ = geschätzt

Haupthandelspartner (2005)

Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von

USA 24 USA 18

VR China 10 VR China 10

Schweiz 7 Brasilien 10

Kanada 7 Ecuador 7

Chile 6 Kolumbien 6

Japan 5 Argentinien 6

Brasilien 3 Chile 6

Deutschland 3 Mexiko 4

Quelle: bfai

Produkte des Außenhandels (2005)

Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)

Bergbauprodukte 61 Rohstoffe und Halbfabrikate 54

Agrarerzeugnisse 8 Kapitalgüter 28

Fisch 7 Konsumgüter 18

Erdöl 7

Textilien 6

Quelle: bfai

Entwicklung des Außenhandels

in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

2004 2005 2006

Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj.

Einfuhr 9,8 19 12,0 23 14,9 23

Ausfuhr 12,8 40 17,3 36 23,8 37

Saldo 3,0

5,3

8,9

Quelle: bfai

Der Gini-Koeffizient, der die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums misst, lag im Jahr 2000 bei 0,498.

Schattenwirtschaft

Perus informeller Sektor ist ausgeprägt, und ein wichtiger Bestandteil der Schattenwirtschaft ist der Kokastrauch. Seine Blätter dienen vor allem der indigenen Bevölkerung als Genuss- und Nahrungsergänzungsmittel, weil das Kauen der Kokablätter Hunger, Müdigkeit, Kälte und Höhen-krankheit verdrängt. Die Anbaufläche dieser Pflanze beträgt ca.

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121.000 ha. Nach den Angaben der nationalen Behörde zum Kampf gegen Drogen, der Comisión Nacional para el Desarrollo y Vida sin Drogas, wur-den im Jahr 2004 110.000 Tonnen Kokablätter in Peru geerntet. Damit liegt Peru mit einem Anteil von 30 % an der weltweiten Koka-Ernte (Stand 2005) auf dem zweiten Platz hinter Kolumbien mit 54 % und vor Bolivien mit 16 %. Ungefähr 85 % des Kokaanbaus sind für die illegale Produktion bestimmt. Die Erlöse aus dem illegalen Export übertreffen die des legalen bei Weitem.

Außenhandel

Am 12. April 2006 hat Peru ein bilaterales Freihandelsabkommen mit den USA unterzeichnet. Ein solches Abkommen mit der Volksrepublik Chi-na ist am 1. März 2010 in Kraft getreten, ein weiteres mit der EU gilt ab 2012. Im Jahre 2009 beliefen sich die Exporte in die EU Staaten auf 4178 Millionen US Dollar, wichtigstes Exportgut war der Kupfer. Wichtigster eu-ropäischer Handelspartner Perus ist Deutschland wohin Waren im Ge-samtwert von 1041 Millionen US Dollar exportiert wurden. 11 % aller Im-porte Perus kommen aus Europa, wohin 15,7 % aller Exporte gehen. Für 2010 werden Ausfuhren nach China im Wert von 4079 Millionen Dollar er-wartet. 2011 wird China die USA als Perus Haupthandelspartner verdrän-gen.

Tourismus

Im Jahre 2009 ist die Anzahl der Touristen trotz der Wirtschaftskrise um 4 % gestiegen (2.023.967 ausländische Touristen). Insgesamt bescherte der Tourismus Einkünfte in Höhe von 2.247 Millionen US $. Für 2010 wer-den 10 % mehr Touristen erwartet. Hauptherkunftsländer sind die Verei-nigten Staaten und Chile. 47 % der Touristen kommen aus Lateinamerika.

Ökotourismus bietet sich an, da es viel unberührte Natur gibt, vor allem im Regenwald im Osten des Landes. Die Anden bieten Wanderungen bei Huaraz und Cuzco sowie Machu Picchu, eine der beliebtesten archäologi-schen Stätten Südamerikas. Auch der Titicacasee ist ein touristisches Highlight.

Das Land ist mit einem dichten Straßennetz gut erschlossen, doch ab-seits der wichtigsten Verkehrsrouten sind die meisten Straßen nicht as-phaltiert, rumpelig und in der Regenzeit häufig unpassierbar. Auch die Gebirgslage und die großen Entfernungen können das Reisen auf dem Land beschwerlicher als in Europa machen.

Infrastruktur

Die wichtigsten Verkehrswege für das Land sind die Panamericana und die Seewege nach Nordamerika, Ostasien und Europa.

Der wichtigste internationale Flughafen von Peru befindet sich in Callao bei Lima. Außerdem gibt es noch eine Reihe kleiner Flughäfen für den In-landsverkehr.

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Durch die extrem großen Höhenunterschiede der Anden bestehen grö-ßere infrastrukturelle Probleme vor allem entlang der West-Ost-Achse. Dies zeigt sich am geringen Anteil der gepflasterten Autostraßen, der ge-rade einmal 9.331 km bzw. 13 % beträgt. Dadurch verstärkt sich der pe-riphere Charakter der Selva-Region, die kaum besiedelt ist, was wiederum bedeutet, dass die Landbevölkerung in diesen Gebieten nicht von dem wirtschaftlichen Aufschwung der Küstenregionen profitiert. So ist die ein-zige Landverbindung zwischen Peru und Brasilien nicht bei jeder Wetterla-ge und eigentlich nur für geländegängige Fahrzeuge passierbar.

Eisenbahn

Peru besitzt knapp 2300 km Eisenbahnstrecke und 72.900 km Straßen. Das peruanische Schienennetz besteht aus mehreren nicht miteinander

verbundenen Teilnetzen. Derzeit sind zwischen 2200 und 2300 km in Be-trieb. Etwa ebenso viele Bahnkilometer wurden irgendwann stillgelegt. Die drei größten Netze wurden jahrzehntelang von der staatlichen Bahngesell-schaft ENAFER betrieben, in den 1990er Jahren aber größtenteils privati-siert. Der Bau einer die meisten Einzelstrecken verbindenden Bahnlinie entlang der Küste wurde einmal begonnen, macht aber kaum Fortschritte. Eine der bekanntesten Bahnstrecken Perus und eine der wenigen profitab-len ist die Strecke der Andenbahn ins Urubamba-Tal nach Machu Picchu.

Kultur

Das kulturelle Leben ist vornehmlich auf wenige große Städte konzent-riert, vor allem auf die Hauptstadt Lima. Weite Bereiche der Kultur sind heute geprägt durch die importierte Kultur der spanischen Eroberer und der von ihnen repräsentierten Religion.

Nazca-Linien

Uros, Titicaca-See Schamane der Urarina Machu Picchu

Kunst

Die Stadt Cusco, in der viele indiani-sche Künstler lebten, war in der spani-schen Kolonialzeit ein wichtiges Zentrum der religiösen Malerei für ganz Südameri-ka. Gold- und Silberschmiede arbeiteten dort und in Lima vor allem für den euro-päischen Markt. Die Maler kopierten zu-nächst europäische Werke. Sie entwickel-

Gemälde der Cusco-Schule, ano-

nym, 17. Jahrhundert

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ten jedoch einen eigenen Stil, indem sie vor allem Heilige, die in Beglei-tung von Tieren dargestellt wurden, wie Johannes den Täufer mit dem Lamm oder St. Markus mit dem Löwen, mit Szenen aus dem Leben der Hirten des Andenhochlands kombinierten. Diese Bilder wurden von den Hirten bei wichtigen Anlässen (z. B. Schafschur) mitgeführt. Mit ähnlichen Motiven wurden auch Figuren aus Stein oder Gips hergestellt (retablos) und in kleinen Holzkästchen, den cajas de Sanmarcos, aufgestellt.

Ein anderer Schwerpunkt der peruani-schen Volkskunst war die Kürbisschnitze-rei. Sie erlebte im 19. Jahrhundert eine Blüte: Schmuckkästchen, Puder- und Zu-ckerdosen wurden mit Szenen aus dem städtischen Leben dekoriert. Zentrum der Herstellung von Schnitzereien und re-tablos war die Stadt Ayacucho. In ihrer Region wurden als Schutzsymbole kleine Kirchen aus Ton auf den Hausdächern an-gebracht. Daraus entwickelte sich, beson-ders im Ort La Quina, ein eigener kerami-scher Stil: Rote Töpferware wurde nicht glasiert und ausschließlich mit weißer Far-be bemalt. Aus der präkolumbischen Zeit hielt sich die Herstellung kleiner Opfertie-re aus Ton, der conopas, meist Lamas oder Alpakas, denen Alkohol oder Koka-blätter in eine Vertiefung auf den Rücken

gelegt wurde. Peru hat eine alte Tradition der Textilherstellung, meist in Heimarbeit.

Zur Kolonialzeit dienten die Verzierungen und Muster auf den Kleidern und Wandbehängen auch als Priestern und Behörden nicht verständliche Ge-heimsprache. Nach dem Aufstand Tupac Amarus II. im Jahr 1781 wurden indianisch aussehende Kleidungs- und Gebrauchsgegenstände von den Spaniern verboten. Durch die Bewegung des Indigenismus wurden viele präkolumbische Kunstfertigkeiten seit Beginn des 20. Jahrhunderts neu belebt; später kam Nachfrage durch Touristen hinzu.

Auch zwei bekannte peruanische Maler der Gegenwart, Amilcar Salomón Zorilla und Florentino Laime Mantilla verwenden indianisch beeinflusste Motive. Die Volkskunst dient auch dem Ausdruck politischer Konflikte: Ni-cario Jiménez und andere Künstler schufen in den 1980er Jahren retablos, Skulpturen und Wandbehänge, in denen die von beiden Seiten verübte Gewalt des Krieges mit dem Sendero Luminoso dargestellt wurde, über die zu sprechen zu diesem Zeitpunkt lebensgefährlich sein konnte.

Bildung

Schulen in Städten haben Schüler mit durchschnittlich mehr Wissen als Schulen im ländlichen Raum Es gibt einen Zusammenhang zwischen Man-gelernährung und schlechterer Schulleistung. Das Einkommen von Men-schen korreliert positiv mit ihrer Bildung.

Retablo aus Ayacucho

Schlinge aus Alpakahaar, Südperu

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Literatur

Eines der ältesten Werke der peruanischen Literatur wie der Quechua-Literatur insgesamt ist Apu Ollan-

tay, ein Drama, dessen mündliche Überlieferung in die Zeit der Inka zurückreicht und das in der Koloni-alzeit in der Quechua-Sprache aufgeschrieben wurde.

Ricardo Palma schuf im 19. Jahrhundert die Literatur-gattung tradiciones, die eine Mischung aus Fiktion und Geschichte darstellt. Clorinda Matto de Turners Romane waren vor allem von der Kultur der Inka ge-prägt. Außergewöhnliche Werke schrieb der Lyriker César Vallejo im 20. Jahrhundert. Besonders bekannt wurde Vallejos Trilce, das erstmals 1922 erschien. Weitere bedeutende peruanische Autoren des 20. Jahrhunderts waren José María Arguedas, Julio Ra-món Ribeyro, Manuel Scorza, Sergio Bambaren, Alf-redo Bryce Echenique und Mario Vargas Llosa.

Musik

Musik ist ein wichtiger Bestandteil der peruanischen Kultur. Die Quena (auch Andenflöte genannt), die Panflöte (Zampoña oder Ziku), der Cajón und die klassische Gitarre sind weit verbreitet.

Das bekannteste Lied Perus ist El Cóndor Pasa des peruanischen Kom-ponisten Daniel Alomía Robles (1913 komponiert), das durch zahlreiche Coverversionen, unter anderem von Simon and Garfunkel, international beliebt wurde. An der Nordküste Perus wird die Marinera getanzt. Neben traditionellen Musikgattungen wie die Musik der Gruppe Cantos del Pueblo ist Rockmusik seit den 1950er Jahren sehr populär. Líbido ist ein Beispiel für eine peruanische Pop/Rockband. Derzeit beliebte peruanische Me-tal/Grunge/Punk/Rockbands sind etwa Ni Voz Ni Voto, Por Hablar, Leuze-mia, La Sarita. In Peru sehr weit verbreitete Musikrichtungen sind auch noch der Huayno und der Cumbia Andina, auch unter dem Namen Chicha bekannt.

Bekannte Musiker und Sänger sind beispielsweise Yma Sumac, Susana Baca, Chacalón, Chabuca Granda, Lucha Reyes, Cantos del Pueblo, Raúl García Zarate, Sonia Morales, Eva Ayllón, Zambo Cavero, Noséquién y Los Nosécuántos, Pedro Suárez-Vértiz, Los Shapis und Agua Marina.

Kulinarisches

Die geografischen Unterschiede zwischen Küste, Hochland und Regenwald und die damit verbundenen Ernährungstraditionen der vorkolumbischen Bewohner Perus verbinden sich mit der zum Teil arabisch beeinflussten Küche der spanischen Eroberer. In der Mitte des neun-zehnten Jahrhunderts entstand durch chinesische Migranten eine peruanisch-chinesische Kü-che (Chifa). Durch schwarze Sklaven wurden auch afrikanische Elemente in die peruanische Küche eingebracht.

Der Lyriker César Vallejo (1892–

1938).

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Typische Gerichte sind:

• Ceviche (Eine Art Geschnetzeltes aus frischem rohen Fisch oder Meeres-früchten, seltener auch Fleisch, das in Limonensaft mariniert und mit ebenfalls sauer marinierten Zwiebeln serviert wird)

• Anticucho (am Spieß gegrilltes Rin-derherz)

• Arroz con Pollo (Reis mit Huhn) so-wie Arroz con Pato (Reis mit Ente)

• Ají de gallina (Hühnerfleisch in einer leicht scharfen, cremigen Chili-Soße)

• Rocoto Relleno (sehr scharfer Paprika mit Rindfleisch gefüllt und Kä-se überbacken)

• Estofado (ein Eintopf aus Fleisch, Kartoffeln, Mais und Möhren mit einer scharfen Käse-Paprika-Sauce)

• Papa a la huancaina (Kartoffelstücke mit einer scharfen Käsesoße) • Carapulcra (Eintopf aus getrockneter Kartoffel und Fleisch) • Albondigas (Fleischbällchen) • Pachamanca (Quechua für „Erdtopf“, in Erdgruben zubereitetes

Fleisch und Gemüse) • Chicharrón de Chancho (geröstetes Schweinefleisch mit einer dicken

Speckschwarte) • Lomo saltado (mit Zwiebeln und Paprika gebratene Rindfleischstü-

cke) • Chupe de Camarones (Suppe aus Garnelen, Kartoffeln und Gemüse) • Sopa a la Criolla (landestypische Nudelsuppe mit Fleischeinlage) • Tacacho (Knödel aus Kochbanane und Speck) • Choclo con queso (gekochter Maiskolben mit Käse) • Cuy chactado (gebratenes Meerschweinchen)

Man verwendet gern Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch (Hühner-, Rind-, Schweine-, auch Meerschweinchen (Cuy)), Reis und verschiedene Sorten Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais, Yuca, Kochbananen. Spezielle Gewürze sind Koriander, vor allem Korianderblätter, die häufig als „Culantro“ be-zeichnet werden, Safran, Kreuzkümmel (= Cumin) und Aji.

Das bekannteste alkoholische Getränk Perus ist der Pisco, ein Brannt-wein, der u. a. Bestandteil von Pisco Sour (Cocktail aus Limonensaft, auf-geschäumtem Eiweiß, mit einigen Tropfen Angostura und etwas Zimt) und Perú Libre (Longdrink aus Pisco und Cola). Weitere in Peru sehr beliebte Getränke sind die Chicha (eine Art Bier auf der Basis von Mais), Chicha Morada (alkoholfreies Getränk aus violettem Mais, gewürzt mit Zimt) und Inca Kola (knallgelbe Limonade)

Pisco

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Sport

Neben dem Nationalsport Fußball ist auch Volleyball beliebt. Die Volley-ball-Nationalmannschaft der Frauen entfesselte in den 1980er Jahren mit ihren internationalen Erfolgen einen in Südamerika ungewöhnlichen Be-geisterungssturm. 1988 gewann sie die olympische Silbermedaille. Außer-dem erwarb Peru mehrere Medaillen, darunter eine Goldmedaille, in olym-pischen Schießwettbewerben.

Peru qualifizierte sich insgesamt viermal für die Fußballweltmeister-schaft und erreichte 1970 und 1978 das Viertelfinale. Beide Male war Teó-filo Cubillas in der Mannschaft, 1972 wurde er zum südamerikanischen Fußballer des Jahres gewählt.

Feiertage

Neben lokalen Erntedank- und Patronatstagen gibt es folgende offiziel-len Feiertage:

• 1. Januar: Neujahr • Februar/März: Carneval (jeden Sonntag) • März/April: Ostern (Gründonnerstag (Jueves Santo) bis Ostersonntag) • 1. Mai: Dia de los Trabajadores (Tag der Arbeit) • Mai/Juni: Dia del Corpus (Fronleichnam) • 14. Juni: Dia de los Campesinos (Tag der Bauern) • 29. Juni: El Día de San Pedro y San Pablo (St. Peter und Paul) • 28. Juli: Unabhängigkeitstag • 29. Juli: Nationalfeiertag • 15. August: Virgen de la Asunción (Mariä Himmelfahrt) • 30. August: Santa Rosa de Lima (Tag der Heiligen Rosa von Lima) • 8. Oktober: Tag der Marine • 1./2. November: Allerheiligen • 8. Dezember: Virgen de la Concepción (Fest der Unbefleckten Empfängnis) • 25. Dezember: Weihnachten • 31. Dezember: Noche de San Silvestre (Silvester)