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23. Januar 2008 . Jahrgang 41 UniReport JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN 1 Fortsetzung auf Seite 2 Auf dem Campus Riedberg hat Fi- nanzminister Karlheinz Weimar den ersten ›Spatenstich‹ für das neue Biologicum vorgenommen Mit modernster Abstimmungstech- nik setzt Theo Dingermann neue Ak- zente in seinen preisgekrönten Vor- lesungen Mit unerhörten Dissonanzen schick- te sich Claudio Monteverdi vor rund 400 Jahren an, die Musik zu refor- mieren Faustkeile, Münzen, Skulpturen und mehr finden sich in den faszinieren- den Sammlungen der Frankfurter Archäologen 3 10/11 12 2 GEBAGGERT GEWAGT GESAMMELT RUBRIKEN Alumni ......................... Freunde ....................... Menschen .................... Termine ....................... 16 17 18 20 GETIPPT www.uni-frankfurt.de Johann Wolfgang Goethe-Universität · Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main · Pressesendung · D30699D Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Höhenflüge sind an der Universität Frankfurt ganz selbstverständlich: Regelmäßig hebt die akademische Fliegergruppe Akaflieg vom Flugplatz Schwalmstadt-Ziegenhain ab. Mehr dazu auf Seite13 Der Kristallexperte und Materialfor- scher Prof. Wolf Aßmus (63) ist neuer Vizepräsident der Universität Frankfurt. Im Rahmen einer Sitzung des erweiterten Senats der Hoch- schule wurde Aßmus am 19. De- zember mit nur einer Gegenstimme gewählt. I m sechsköpfigen Präsidium der Goethe-Universität wird Aßmus künftig für die Fachbereiche Geowis- senschaften/Geographie, Informatik und Mathematik sowie Physik zustän- dig sein und sich der weiteren Ent- wicklung des naturwissenschaftlichen Campus Riedberg zuwenden. Er folgt in dieser Position dem Kernphysiker Prof. Horst Stöcker, der sein Vizepräsi- dentenamt mit dem 31. Dezember aufgab. Stöcker führt seit Herbst 2007 die Geschäfte der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt. Aßmus, der von Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg für das Amt vorgeschlagen wurde, tritt sein Amt damit zeitgleich zur offiziellen Um- wandlung der Universität Frankfurt in eine Stiftungshochschule öffentlichen Rechts an. In diesem Umwandlungs- prozess sieht Aßmus große Chancen, die er aktiv nutzen will: »Da ich die Entstehung der Stiftungsuniversität in verschiedenen Gremien aktiv verfolgt und begleitet habe, gilt es jetzt, die immer noch bestehende Skepsis ei- niger Mitglieder unserer Universität abzubau- en«, so der Physiker. »Wenn alle Gruppen an einem Strang ziehen, wird die Stiftungsuni- versität ein guter Erfolg. Dabei sehe ich es als Vorteil an, dass ich im Laufe meiner Berufs- jahre Vertreter verschie- dener Statusgruppen in den akademischen Gre- mien unserer Univer- sität war.« Ebenso möchte der Fest- körperphysiker Frank- furts Ruf als exzellente Forschungsuniversität weiter ausbau- en und stärken, und dies nicht nur durch Unterstützung der in der Exzel- lenzinitiative erfolgreichen Cluster: »Um die Erfolge der Forschungsakti- vität für alle Beteiligten deutlich zu machen, soll auch der Drittmittelbo- nus den Einwerbenden stärker als bis- her zugute kommen.« Speziell im Be- reich der Naturwissenschaften will Aßmus den Ausbau der interdiszi- plinären Forschungskultur fördern: »Hier gilt es, die großen Chancen des Interdisziplinarität stärken Physiker Wolf Aßmus ist neuer Vizepräsident der Universität Frankfurt Rückkehr zu den Wurzeln Universität Frankfurt ist wieder Stiftungshochschule Pünktlich zum 1. Januar 2008 hat sich die Umwandlung der Goethe- Universität in eine Stiftungshoch- schule des öffentlichen Rechts voll- zogen. Der Staat zieht sich damit vollständig aus der Detailsteuerung der fünftgrößten deutschen Univer- sität zurück und gewährt ihr ein bundesweit einmaliges Maß an Autonomie in Forschung, Lehre und Verwaltunge. D ie Universität selbst kehrt mit der Umwandlung zurück zu ihren Wurzeln – war sie doch im Jahre 1914 ausschließlich mit den Mitteln vermögender Frankfurter Bür- ger gegründet und in kürzester Zeit zu einer Hochschule von Weltruhm aus- gebaut worden. Den Weg zu der Organisationsreform hatte der Hessische Landtag in seiner Sitzung am 27. September 2007 frei gemacht, in deren Rahmen die maß- gebliche Novelle des Hessischen Hoch- schulgesetzes verabschiedet wurde. Bereits zuvor hatte der Senat der Goethe-Universität der Umwandlung mit überwältigender Mehrheit zuge- stimmt. »Die Goethe-Universität erlebt heute die tiefgreifendste Veränderung der letzten fünfzig Jahre«, hob Univer- sitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg hervor und dankte der Landesregie- rung und dem Landtag sowie allen be- teiligten Universitäts-Mitgliedern für ihre konstruktive Mitarbeit an der Re- form. »Die Stiftungsuniversität be- schert uns ein bislang ungekanntes Maß an Autonomie und Selbstbestim- mung. Auf dieser Grundlage können wir in den kommenden Jahren Exzel- lenz in Forschung und Lehre verwirk- lichen, wissenschaftliche Breite wah- ren und uns auf den Weg unter die 50 renommiertesten Universitäten der Welt machen.« Die Stiftungsuniver- sität liefere den logistischen Rahmen für diesen ehrgeizigen Plan. Er solle in der kommenden Zeit in dem selben Maße mit Leben gefüllt werden, wie sich die Universität weiter gegenüber Stadt und Region – wie bei ihrer Gründung – öffnen will. In diesem Zusammenhang spielt unter anderem die Besetzung des elfköpfi- gen Hochschulrates eine zentrale Rol- le. Er wird Persönlichkeiten aus Wis- senschaft, Politik und öffentlichem Le- ben vereinen und unter anderem bei der Wahl des Präsidenten beziehungs- weise der Präsidentin mitwirken. Er beruft ferner nach Vorschlag des Präsi- diums das Stiftungskuratorium und stimmt nach dem Beschluss des Präsi- diums und des Senats der Grundord- nung zu. Fünf Mitglieder des Hoch- schulrates werden vom Senat, vier vom Präsidium und einer vom Stif- tungskuratorium vorgeschlagen und vom Hessischen Ministerium für Wis- senschaft und Kunst bestellt. Hinzu kommt ein Landesvertreter. Seitens der Universität werden die Namen voraussichtlich während des ersten Quartals 2008 bekannt gegeben. In- tern wird unter anderem intensiv an einem neuen Tarifvertrag für die Mit- arbeiterInnen der Universität gearbei- tet: Da die Universität mit der Um- wandlung die Tarifvertragsfähigkeit erhalten hat, plant sie den Abschluss eines eigenen Tarifvertrags. Zu diesem Zweck hatte bereits im November 2007 ein erstes Kontaktgespräch mit den Gewerkschaften stattgefunden. Die Tarifverhandlungen werden zeit- nah in diesem Jahr aufgenommen. Zu den ersten Gratulanten gehörte am 1. Januar Hessens Ministerpräsident Roland Koch. Der Landesvater be- zeichnete die erfolgreiche Umwand- lung als beispielhaft: »Jede Hochschu- le muss heute ihr eigenes Profil ent- wickeln. Dafür braucht sie die Freiheit, sich selbst zu organisieren und selbst zu entscheiden, wo sie ihre Schwer- punkte setzt. Zugleich muss sie offen gegenüber ihrer Umgebung sein, offen für Studierende, Forscher und Bürger. So stelle ich mir die Goethe-Univer- sität der Zukunft vor, und ich habe vollste Zuversicht, dass sie diesen Weg gehen wird. Ich spreche der Univer- sität Frankfurt unter der hervorragen- den Leitung von Präsident Steinberg meine Anerkennung für ihre Reform- arbeit der letzten Monate aus. Sie hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie das Vertrauen der Landesre- gierung verdient.« Glückwünsche erreichten die Univer- sität auch aus dem hessischen Ministe- rium für Wissenschaft und Kunst: Foto: Schebitz Riedbergs zu nutzen. Ein vom Land geplan- tes Kompetenzzentrum für Hochleistungsrech- ner wird dabei die At- traktivität des Ried- bergs noch erheblich steigern, denn dieses Kompetenzzentrum wird Fächer übergrei- fende Aktivitäten ent- wickeln, neben Physik, Chemie, Geo- und Bio- wissenschaften auch zu den Wirtschaftswissen- schaften.« Zu Aßmus’ weiteren Zuständigkeiten wer- den das Hochschulre- chenzentrum und die Universitätsbibliothek ge-hören. Ferner will er sich dafür ein- setzen, dass die Prüfungsämter auf dem Campus Riedberg zu einer ge- meinsamen Einheit zusammengefasst und den Studierenden dadurch lange Wege erspart werden. Aßmus will sich ebenso für die langfristige Harmonisie- rung der Bachelor- und Master-Studi- engänge, die Image-Förderung der Lehramtsstudiengänge und den Auf- bau von Schülerlaboren in den natur- wissenschaftlichen Fachbereichen ein- setzen. Prof. Wolf Aßmus Foto: Födisch

Rückkehr zu den Wurzeln

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23. Januar 2008 . Jahrgang 41

UniReportJOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN

1

Fortsetzung auf Seite 2

Auf dem Campus Riedberg hat Fi-nanzminister Karlheinz Weimar denersten ›Spatenstich‹ für das neueBiologicum vorgenommen

Mit modernster Abstimmungstech-nik setzt Theo Dingermann neue Ak-zente in seinen preisgekrönten Vor-lesungen

Mit unerhörten Dissonanzen schick-te sich Claudio Monteverdi vor rund400 Jahren an, die Musik zu refor-mieren

Faustkeile, Münzen, Skulpturen undmehr finden sich in den faszinieren-den Sammlungen der FrankfurterArchäologen

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GEBAGGERT GEWAGT GESAMMELT RUBRIKEN

Alumni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Freunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Johann Wolfgang Goethe-Universität ·Postfach 11 19 3260054 Frankfurt am Main · Pressesendung · D30699DDeutsche Post AG · Entgelt bezahlt

Höhenflüge sind an der Universität Frankfurt ganz selbstverständlich: Regelmäßig hebt die akademische FliegergruppeAkaflieg vom Flugplatz Schwalmstadt-Ziegenhain ab. Mehr dazu auf Seite13

Der Kristallexperte und Materialfor-scher Prof. Wolf Aßmus (63) istneuer Vizepräsident der UniversitätFrankfurt. Im Rahmen einer Sitzungdes erweiterten Senats der Hoch-schule wurde Aßmus am 19. De-zember mit nur einer Gegenstimmegewählt.

Im sechsköpfigen Präsidium derGoethe-Universität wird Aßmuskünftig für die Fachbereiche Geowis-

senschaften/Geographie, Informatikund Mathematik sowie Physik zustän-dig sein und sich der weiteren Ent-wicklung des naturwissenschaftlichenCampus Riedberg zuwenden. Er folgtin dieser Position dem KernphysikerProf. Horst Stöcker, der sein Vizepräsi-dentenamt mit dem 31. Dezemberaufgab. Stöcker führt seit Herbst 2007die Geschäfte der Gesellschaft fürSchwerionenforschung in Darmstadt.Aßmus, der von UniversitätspräsidentProf. Rudolf Steinberg für das Amtvorgeschlagen wurde, tritt sein Amtdamit zeitgleich zur offiziellen Um-wandlung der Universität Frankfurt ineine Stiftungshochschule öffentlichenRechts an. In diesem Umwandlungs-prozess sieht Aßmus große Chancen,die er aktiv nutzen will: »Da ich dieEntstehung der Stiftungsuniversität inverschiedenen Gremien aktiv verfolgt

und begleitet habe, giltes jetzt, die immer nochbestehende Skepsis ei-niger Mitglieder unsererUniversität abzubau-en«, so der Physiker.»Wenn alle Gruppen aneinem Strang ziehen,wird die Stiftungsuni-versität ein guter Erfolg.Dabei sehe ich es alsVorteil an, dass ich imLaufe meiner Berufs-jahre Vertreter verschie-dener Statusgruppen inden akademischen Gre-mien unserer Univer-sität war.«Ebenso möchte der Fest-körperphysiker Frank-furts Ruf als exzellenteForschungsuniversität weiter ausbau-en und stärken, und dies nicht nurdurch Unterstützung der in der Exzel-lenzinitiative erfolgreichen Cluster:»Um die Erfolge der Forschungsakti-vität für alle Beteiligten deutlich zumachen, soll auch der Drittmittelbo-nus den Einwerbenden stärker als bis-her zugute kommen.« Speziell im Be-reich der Naturwissenschaften willAßmus den Ausbau der interdiszi-plinären Forschungskultur fördern:»Hier gilt es, die großen Chancen des

Interdisziplinarität stärkenPhysiker Wolf Aßmus ist neuer Vizepräsident der Universität Frankfurt

Rückkehr zu den WurzelnUniversität Frankfurt ist wieder Stiftungshochschule

Pünktlich zum 1. Januar 2008 hatsich die Umwandlung der Goethe-Universität in eine Stiftungshoch-schule des öffentlichen Rechts voll-zogen. Der Staat zieht sich damitvollständig aus der Detailsteuerung der fünftgrößten deutschen Univer-sität zurück und gewährt ihr einbundesweit einmaliges Maß an Autonomie in Forschung, Lehre undVerwaltunge.

Die Universität selbst kehrt mitder Umwandlung zurück zuihren Wurzeln – war sie doch im

Jahre 1914 ausschließlich mit denMitteln vermögender Frankfurter Bür-ger gegründet und in kürzester Zeit zueiner Hochschule von Weltruhm aus-gebaut worden. Den Weg zu der Organisationsreformhatte der Hessische Landtag in seinerSitzung am 27. September 2007 freigemacht, in deren Rahmen die maß-gebliche Novelle des Hessischen Hoch-schulgesetzes verabschiedet wurde.Bereits zuvor hatte der Senat derGoethe-Universität der Umwandlungmit überwältigender Mehrheit zuge-stimmt. »Die Goethe-Universität erlebt heutedie tiefgreifendste Veränderung derletzten fünfzig Jahre«, hob Univer-sitätspräsident Prof. Rudolf Steinberghervor und dankte der Landesregie-rung und dem Landtag sowie allen be-teiligten Universitäts-Mitgliedern fürihre konstruktive Mitarbeit an der Re-form. »Die Stiftungsuniversität be-schert uns ein bislang ungekanntesMaß an Autonomie und Selbstbestim-mung. Auf dieser Grundlage könnenwir in den kommenden Jahren Exzel-lenz in Forschung und Lehre verwirk-lichen, wissenschaftliche Breite wah-ren und uns auf den Weg unter die 50renommiertesten Universitäten derWelt machen.« Die Stiftungsuniver-sität liefere den logistischen Rahmenfür diesen ehrgeizigen Plan. Er solle inder kommenden Zeit in dem selbenMaße mit Leben gefüllt werden, wie

sich die Universität weiter gegenüberStadt und Region – wie bei ihrerGründung – öffnen will. In diesem Zusammenhang spielt unteranderem die Besetzung des elfköpfi-gen Hochschulrates eine zentrale Rol-le. Er wird Persönlichkeiten aus Wis-senschaft, Politik und öffentlichem Le-ben vereinen und unter anderem beider Wahl des Präsidenten beziehungs-weise der Präsidentin mitwirken. Erberuft ferner nach Vorschlag des Präsi-diums das Stiftungskuratorium undstimmt nach dem Beschluss des Präsi-diums und des Senats der Grundord-nung zu. Fünf Mitglieder des Hoch-schulrates werden vom Senat, viervom Präsidium und einer vom Stif-tungskuratorium vorgeschlagen undvom Hessischen Ministerium für Wis-senschaft und Kunst bestellt. Hinzukommt ein Landesvertreter. Seitensder Universität werden die Namenvoraussichtlich während des erstenQuartals 2008 bekannt gegeben. In-tern wird unter anderem intensiv aneinem neuen Tarifvertrag für die Mit-arbeiterInnen der Universität gearbei-tet: Da die Universität mit der Um-wandlung die Tarifvertragsfähigkeiterhalten hat, plant sie den Abschlusseines eigenen Tarifvertrags. Zu diesemZweck hatte bereits im November2007 ein erstes Kontaktgespräch mitden Gewerkschaften stattgefunden.Die Tarifverhandlungen werden zeit-nah in diesem Jahr aufgenommen.Zu den ersten Gratulanten gehörte am1. Januar Hessens MinisterpräsidentRoland Koch. Der Landesvater be-zeichnete die erfolgreiche Umwand-lung als beispielhaft: »Jede Hochschu-le muss heute ihr eigenes Profil ent-wickeln. Dafür braucht sie die Freiheit,sich selbst zu organisieren und selbstzu entscheiden, wo sie ihre Schwer-punkte setzt. Zugleich muss sie offengegenüber ihrer Umgebung sein, offenfür Studierende, Forscher und Bürger.So stelle ich mir die Goethe-Univer-sität der Zukunft vor, und ich habevollste Zuversicht, dass sie diesen Weggehen wird. Ich spreche der Univer-sität Frankfurt unter der hervorragen-den Leitung von Präsident Steinbergmeine Anerkennung für ihre Reform-arbeit der letzten Monate aus. Sie hateindrucksvoll unter Beweis gestellt,dass sie das Vertrauen der Landesre-gierung verdient.« Glückwünsche erreichten die Univer-sität auch aus dem hessischen Ministe-rium für Wissenschaft und Kunst:

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Riedbergs zu nutzen.Ein vom Land geplan-tes Kompetenzzentrumfür Hochleistungsrech-ner wird dabei die At-traktivität des Ried-bergs noch erheblichsteigern, denn diesesKompetenzzentrumwird Fächer übergrei-fende Aktivitäten ent-wickeln, neben Physik,Chemie, Geo- und Bio-wissenschaften auch zuden Wirtschaftswissen-schaften.« Zu Aßmus’ weiterenZuständigkeiten wer-den das Hochschulre-chenzentrum und dieUniversitätsbibliothek

ge-hören. Ferner will er sich dafür ein-setzen, dass die Prüfungsämter aufdem Campus Riedberg zu einer ge-meinsamen Einheit zusammengefasstund den Studierenden dadurch langeWege erspart werden. Aßmus will sichebenso für die langfristige Harmonisie-rung der Bachelor- und Master-Studi-engänge, die Image-Förderung derLehramtsstudiengänge und den Auf-bau von Schülerlaboren in den natur-wissenschaftlichen Fachbereichen ein-setzen. hü

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2 23. Januar 2008C A M P U S A K T U E L L

»Finanzminister und Wissenschafts-minister ziehen an einem Strang,wenn es darum geht, den Hoch-schulstandort Hessen zu stärken.Der heutige Spatenstich für einenweiteren Neubau der UniversitätFrankfurt ist sichtbarer Ausdruckdieser gemeinsamen Linie.

Es ist meine feste Überzeugung,dass hervorragende Lehr- undForschungsleistungen nur in at-

menden Räumen erbracht werdenkönnen, die eine gleichermaßen ange-nehme wie inspirierende Arbeitsat-mosphäre erzeugen. Deshalb ist diesein guter Tag für den Hochschulstand-ort Hessen und die Universität Frank-furt.« Mit diesen Worten würdigte am10. Dezember der Hessische Ministerder Finanzen, Karlheinz Weimar, denersten Spatenstich für den Neubau desBiologicums auf dem Campus Ried-berg. Das markant-funktionale, von GerberArchitekten (Dortmund) entworfeneGebäude wird in unmittelbarer Nach-barschaft des Biozentrums und desMax-Planck-Instituts für Biophysik er-richtet und bildet den westlichen Ab-schluss des Campus Riedberg. Mehr als10.000 Quadratmeter Hauptnutzflächeverteilen sich auf vier- bis fünfgeschos-sige Gebäuderiegel, die drei Innenhöfeumschließen, und das Tierhaus. Das Investitionsvolumen beträgt etwa64 Millionen Euro; hinzu kommenweitere knapp 8 Millionen Euro fürGeräte. Zum Sommersemester 2010soll das Biologicum in Betrieb gehen.1.400 Studierende sowie 150 wissen-schaftliche Mitarbeiter der Biologieund Bioinformatik werden dann inmodernsten Räumen studieren und ar-beiten. Frankfurts Kulturdezernent Prof. FelixSemmelroth hob in diesem Zusam-menhang auch den Wert des Neubaus

obliegt, nannte diverse Daten rund umdas Gebäude: Das moderate Gefälle desGrundstücks habe seine Planung inForm einer so genannten Kammstruk-tur nahegelegt; eine Erschließungstan-gente vom Haupteingang in der Max-von-Laue-Straße aus bindet so dievier- bis fünfgeschossigen Gebäuderie-gel an. In westlicher Richtung werdendie Querriegel durch ein – bis zweige-schossige Zwischenbauten verbunden.In Unter- und Erdgeschoss sind Funkti-onsräume wie Hörsäle, Seminar- undKursräume sowie die Caféteria vorge-sehen; die Institutsräumlichkeiten mitBüros und Laboren werden in den dar-über liegenden Geschossen eingerich-tet. Bei der Gestaltung der Innenhöfewerden unterschiedliche Themen derBotanik aufgegriffen. UR

Diesmal haben wir bei unseren Stu-dierenden nachgefragt, welche Hoff-nungen und Befürchtungen sie mitder Tatsache verknüpfen, dass dieGoethe-Universität seit dem 1. Januar wieder eine Stiftungshoch-schule ist und damit eine bundes-weit einmalige Autonomie genießt.

Nina Waldschmitt,Mittlere und NeueGeschichteIch denke, dass dieAbsichten, die hin-ter der Umwand-lung zur Stiftungs-uni stehen, gar nichtmal so schlecht sind.

Zusätzliche finanzielle Mittel, die allenBereichen der Uni zugute kommenund ein weiteres Ansteigen der Studi-enbeiträge verhindern könnten, hörensich gut an, aber wahrscheinlich wer-den am Ende doch nur wieder dieFachbereiche davon profitieren, diesowieso schon immer an erster Stellestanden. Und wieso sollte sich die Unizusätzliche Gelder durch immer weitersteigende Studiengebühren entgehenlassen?

Dennis Schnee, PolitologieDie Transformationder Goethe-Univer-sität in eine Stif-tungsuniversitätwürde theoretischfachbereichsüber-greifend für finanzi-

elle Spielräume sorgen und damitmehr Freiheiten in der Lehre schaffen.Faktisch muss verhindert werden, dass

die Stiftungsuniversität als Instrumentder finanziellen Besserstellung bevor-zugter Fachbereiche missbraucht wird,da die meisten Fachbereiche, außerWirtschafts- und Rechtswissenschaf-ten, an einem Mangel interner wie ex-terner Lobby leiden.

Christian Gericke, Jura und Politologie

Theoretisch könn-ten durch zusätzli-che finanzielle Mit-tel alle Fachberei-che weiter gefördertwerden und nichtnur die besondersprestigeträchtigen.Die Frage ist, ob das

eintritt. Personen und Organisationen,die Geld stiften, werden meist einwirtschaftliches Interesse verfolgen.Folglich wird sich die Kluft zwischenschnell wirtschaftlich verwertbarenund eher theoretisch ausgerichtetenDisziplinen weiter vertiefen.

Claudia Schneider, Sportwissen-schaftenEigentlich könnte mir das Thema Stif-tungsuni ja relativ egal sein, da ich so-wieso in spätestens eineinhalb Jahrenfertig bin. Ich werde davon also wederVor- noch Nachteile zu spüren bekom-men, da sich bis dahin nicht viel ver-ändern wird. Unser Fachbereich be-kommt wahrscheinlich sowieso nichtviel von den Geldern ab, die dann inZukunft fließen werden, da wir für diefreie Wirtschaft nicht halb so interes-sant sind wie Medizin, Pharmazie oderBWL. Dennoch finde ich es natürlichnicht gut, dass das freie Studieren in

er wie Südostasienwissenschaften wer-den davon aber vielleicht nicht viel ha-ben. Es sei denn, es gibt irgendein uni-internes Verteilungsverfahren, davonweiß ich aber nichts. Es wäre schongut, wenn es so etwas gäbe. Insgesamtdenke ich aber, dass eine Stiftungsuni-versität schon besser ist als eine öffent-liche, vom Staat finanzierte. Vielleichtwürde dann mehr das gefördert, wasim tatsächlichen Leben auch wirklichverlangt wird – nicht nur von der Wirt-

schaft, sondern auchvon der Öffentlich-keit. Man mag viel-leicht an der Uni einso genanntes Exo-ten-Fach studierthaben, aber im En-deffekt arbeitet mandann doch meistens

in einem Berufsfeld, wo auch noch et-was anderes verlangt wird. Vielleichtkönnte man darauf besser vorbereitetwerden. Ich denke also, dass die Vor-teile einer Stiftungsuni überwiegen,besonders für uns Wirtschaftswissen-schaftler, aber EDVler und Juristenwerden bestimmt auch davon profitie-ren. Wie es natürlich mit Sprach- undKulturwissenschaften aussieht, ist eineandere Frage.

Iman Naghashian, Wirtschaftswis-senschaftenEs wäre schön,wenn sich durch diezusätzlichen Gelderdie Lehre verbes-sert, wobei man inder Hinsicht jaschon jetzt auf diezusätzlichen Ein-

Zukunft dadurchnoch mehr einge-schränkt wird, als esmomentan durchdie Modularisierungsowie Bachelor undMaster schon derFall ist. Am Endegibt es lauter Fach-idioten, die nicht mehr über den eige-nen Tellerrand schauen können. DasStudium war ja ursprünglich mal dazugedacht, das Gegenteil zu bewirken …

Hanna Engler, Biologie & PsychologieDas Problematische an der Stiftungs-uni ist meiner Meinung nach, dassman sich nicht sicher sein kann, wiesich der Einfluss der Wirtschaft auf dasUnigeschehen auswirken wird. Einer-

seits ist es natürlichimmer gut, wennneue Gelder zurVerfügung stehen.Aber wer garantiert,dass die einfließen-den Gelder an denrichtigen Stellenund möglichst allen

Fächern gerecht eingesetzt werden?Und dass dem freien Studium und derfreien Forschung nicht gewisse Gren-zen und Richtungen gesetzt werden,durch den Einfluss, den Unternehmenauf bestimmte Studiengänge ausübenkönnten?

Yann Kissel, Wirtschaftswissen-schaftenEs glaube schon, dass für wirtschaftlichausgerichtete Fächer viele Spendengel-der zusammenkommen werden, Fäch-

Wie hoch ist der Preis für mehr Geld und Freiheit?Mit diesen Gefühlen starten Studierende in die Stiftungsuniversität

nahmen durch die Studiengebührenzurückgreifen könnte. Das Problem istdie Einflussnahme der Wirtschaft. Un-ser Universitätspräsident sagt zwar,dass sich diese in Grenzen halten wird,aber wenn jemand Geld in eine Sachesteckt, erwartet er in der Regel dochauch eine gewisse Gegenleistung ...

Florian Eichhorn, SoziologieIch sehe vor allemdie Neutralität undObjektivität der Leh-re gefährdet, beson-ders in den geistes-wissenschaftlichenFächern. Das sindeben keine hartennaturwissenschaftli-

chen Fächer, wo man Eins und Einszusammenzählt und sich dann alle ei-nig sind, sondern Fächer, die vor allemvon der Debatte leben. Und diese De-batte könnte man eben von außen ge-zielt beeinflussen.

Dennis Kautz, JuraIch erwarte, dass derEinfluss der Wirt-schaft auf die For-schung, die hier be-trieben wird, erheb-lich steigen wirdund der Universitätauf Dauer auch kei-ne höheren finanzi-

ellen Mittel zur Verfügung stehen wer-den, da die Beträge, die die Wirtschaftin die Uni pumpt, auf der anderen Sei-te im Landeshaushalt eingespart wer-den könnten, so dass die Uni am Endeihre Unabhängigkeit verkauft hat, ohnefinanziell etwas davon zu haben. trö

für die Science City Riedberg hervor:»Frankfurt jüngster und dynamischsterStadtteil wird wesentlich durch denCampus Riedberg der Universität ge-prägt. Als Stadt und Betreiber des FIZ –Frankfurter Innovationszentrum Bio-technologie – versprechen wir unsnatürlich nachhaltige Impulse durchintensivere Kooperationsmöglichkei-ten, die sich durch die enge Nachbar-schaft ergeben.«Auch Universitätspräsident Prof. Ru-dolf Steinberg hatte in seiner Be-grüßung auf diesen Punkt hingewie-sen: »Die räumliche Konzentration derbisher an verschiedenen Teilstandortenbefindlichen Einrichtungen der Bio-wissenschaften und die Zusammen-führung mit dem Biozentrum eröffnenhervorragende Perspektiven für Stu-dierende, Lehrende und Forschende.Als ›die‹ Lebenswissenschaft ist die Bio-logie ein unverzichtbares zentrales Ele-ment eines naturwissenschaftlichenCampus. Die Universität ist im Interes-se der Steigerung ihrer wissenschaftli-chen Exzellenz daher sehr froh, dassdie Errichtung des Neubaus im Rah-men der Standortneuordnung vorge-zogen wurde. Die Präsenz der Biologenwird den Campus Riedberg stärken.«Horst Nothnagel, Niederlassungsleiterder Regionalniederlassung Rhein-Maindes Hessischen Baumanagements, wel-cher die Projektleitung für das Objekt

Auftakt zur Realisierung des BiologicumsFinanzminister Weimar setzt ersten Spatenstich

Daten & Fakten Biologicum Planung: Gerber Architekten, DortmundKenndaten:Hauptnutzfläche (HNF): 10.096 m2

Bruttogeschossfläche (BGF): 25.785 m2

Bruttorauminhalt (BRI): 105.000 m2

Gesamtbaukosten: ca. 64 Mio. EuroKosten für Geräte: ca. 7,9 Mio. EuroInbetriebnahme: Sommersemester2010Bauherr: Land Hessen, vertreten durchdas Hessische Ministerium für Wissen-schaft und Kunst

»Die Landesregierung hat die Bestre-bungen der Goethe-Universität, sichin eine Stiftungshochschule mit weit-gehender Autonomie zu wandeln,von Anfang an unterstützt und denparlamentarischen Weg dafür geeb-net«, sagte der Hessische Minister fürWissenschaft und Kunst, Udo Corts.Er sei beeindruckt von dem rasantenTempo, mit dem das Präsidium unddie Gremien der Universität den Wan-del in größter Überlegtheit herbeige-führt hätten. Zuvor, am 30. November2007, hatten Corts und Universität-spräsident Steinberg eine Vereinba-rung unterzeichnet, in der die künfti-ge Finanzierung der UniversitätFrankfurt sowie weitere in Zusam-menhang mit Umwandlung rege-lungsbedürftige Einzelfragen festge-legt und geklärt werden (Details fürHochschulangehörige auf www.stif-

tungsuni.uni-frankfurt.de).Auch der Vorstandsvorsitzende derVereinigung von Freunden und För-derern der Universität Frankfurt(VFF), Hilmar Kopper, beglück-wünschte Steinberg und alle Mitglie-der der Universität: »Die Universitäthat nun die große Chance, wieder zueinem geistigen und wissenschaftli-chen Zentrum mit großer Strahlkraftim In- und Ausland zu werden. Da-von wird letztlich das gesamte Rhein-Main-Gebiet profitieren«, sagte derehemalige Vorstandssprecher derDeutschen Bank. »Um die Entwick-lung jedoch noch weiter vorantreibenzu können, braucht es noch mehrMittel aus privater Hand sowie vonStiftungen. Ich lade deshalb alle Bür-gerinnen und Bürger Frankfurts ein,sich ebenfalls für ihre Universität ein-zusetzen.« hü

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So soll es von außen aussehen: das neue Biologicum auf dem Riedberg

Wissenstransfer fördern Messe Frankfurt stiftet neue Professurfür internationale Wirtschaftspolitik

Aus Anlass des 100. Jahrestages der Neuorganisation des FrankfurterMessenwesens und des 60. Jahrestages der Eröffnung der ersten Frank-furter Exportmesse der Nachkriegszeit hat die Messe Frankfurt der JohannWolfgang Goethe-Universität die Messe Frankfurt-Stiftungsprofessur fürinternationale Wirtschaftspolitik gestiftet. Im Rahmen einer Feierstundeam 5. Dezember 2007 unterzeichnete Universitätspräsident Prof. RudolfSteinberg und der Vorsitzende der Messe-Geschäftsführung, Michael vonZitzewitz, die entsprechende Stiftungsurkunde.Mit Blick auf 60 Jahre Frankfurter Messen nach dem Zweiten Weltkriegsund 60 Jahre Soziale Marktwirtschaft als Ideal der Wirtschaftspolitik inDeutschland will die Messe Frankfurt mit der Stiftungsprofessur dazu be-tragen, die internationale Wirtschaftpolitik und die Rolle der internationa-len Messewirtschaft in der Weltwirtschaft zu erforschen. Dadurch soll inbesonderem Maße die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Pra-xis vertieft und der gegenseitige Wissenstransfer zum Nutzen beider Sei-ten verbessert werden. Durch die Einführung messewirtschaftlicher Fra-gestellungen in Forschung und Lehre des Fachbereichs Wirtschaftswis-senschaften soll dieser Aspekt zudem Bestandteil der studentischen Aus-bildung werden. Die Messe als Stifterin will dadurch einen entsprechendqualifizierten Absolventennachwuchs fördern. Die Lehrtätigkeit soll zumWintersemester 2008 aufgenommen werden. UR

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323. Januar 2008

mache. Und sobald sie vollendet ist,wird sie unter dem Titel ›Seconda pra-tica, overo perfettione della modernamusica‹ erscheinen, ein Titel, über densich vielleicht einige wundern werden,wenn sie glauben, es gäbe keine ande-re Kompositionsweise als die von Zar-lino gelehrte. Sie sollen aber sichersein, dass es – was die Konsonanzenund Dissonanzen anbelangt – auch ei-ne andere Betrachtungsweise gibt, dievon der festgelegten abweicht und dieunter Berücksichtigung der Vernunftund der Empfindung die moderneKompositionsweise verteidigt.« Mon-teverdi hält sich zurück. Und dochverändert sein Vorwort die musikali-sche Welt, denn er benennt Unter-schiede, die fortan die Musikgeschich-te bestimmen. Die »Vernunft« und die»Empfindung« – italienisch: ›ragione‹und ›senso‹ – verteidigen die moderneKompositionsweise: Das entscheiden-de Wort ist hier das »und«. Artusi be-rief sich allein auf die Vernunft, auf dieRatio, das heißt die genau nach Zahlenund Proportionen geordnete Klang-welt, wie sie im Mittelalter von geistli-chen Theoretikern ratifiziert und seit-dem als die ›eine‹ Wahrheit gelehrtworden war. Monteverdi aber beziehtdie Sinne mit ein: die Affekte, die imText enthalten sind und ihn zur Ent-grenzung geradezu nötigen, und dieSinne der Hörer, die gerade an diesemRegelbruch einen tiefen sinnlichenGefallen finden. Monteverdi ist einMann der Praxis, nicht ein Theoreti-ker, so wird ihn später sein Bruder Gi-ulio Cesare verteidigen – und die Ge-schichte gab Monteverdi recht, domi-nierte die von ihm entscheidend ge-prägte neue, ›moderne‹ Kompositions-weise doch bald ganz Italien und brei-tete sich von dort über Europa aus. Bisin unsere Zeit, denn wir teilen das Ver-ständnis von Musik, das Monteverdiin seinem Vorwort postuliert: Musikals ein Ausdruck von Gefühlen, Musikals eine Kunst der Sinne, die die Hörerbezaubern, mitreißen, verändern soll.Monteverdi aber war kein Revolu-tionär in unserem Sinne. Ein solcherRevolutionär hätte alles umgestoßen,hätte das Alte für nichtig erklärt, hätteein Neues, nie Dagewesenes mit Ge-walt durchzusetzen versucht. Monte-verdi war kein Mann der Gewalt, unddarin war er Mensch seiner Zeit, derFrühen Neuzeit: Seine ›Seconda prati-ca‹ basiert auf der ›Prima pratica‹, aufdem, was vorher da war und was sichbewährt hatte – das ›Zweite‹, ›Andere‹seiner Kompositionsweise besteht le-diglich darin, dass er für bestimmte,wohlbegründete Fälle ein Abweichenvon den Regeln als legitim erklärt.

F O R S C H U N G

»Credete che il moderno composito-re fabrica sopra il fondamenti dellaverità – Und vertraut darauf, dassder moderne Komponist auf denGrundlagen der Wahrheit arbeitet.«Der Anspruch auf die ›Wahrheit‹,der Anspruch, ›wahre‹, ›echte‹Kunst zu schaffen – uns erscheintdas heute fast als eine Selbstver-ständlichkeit. Ein Künstler schafftaus sich heraus, aus seiner Inspira-tion, er schafft das, was er als›wahr‹ empfindet. Fast will man sa-gen: Dazu ist er schließlich ein Ge-nie – wenn er eben ein richtigerKünstler ist.

Derjenige aber, der da 1605 die-sen Anspruch erhob, dem warein solches Denken völlig

fremd. Claudio Monteverdi wurde1567 geboren. Mitten in einer Zeit, daes eine Vorstellung von ›autonomer‹Kunst, von ›autonomer‹ Musik nichtgab. Musik hatte zu dienen, hatte ei-ne Funktion, hatte ihren Platz:Sie war fest eingebunden indie frühneuzeitliche Ge-sellschaftsordnung. EinAnspruch auf ›Autono-mie‹ wäre keinemKomponisten in denSinn gekommen. Undso wuchs Monteverdiauch auf: Seiner hohenmusikalischen Bega-bung verdankte derJunge aus dem niederenBürgertum der norditalie-nischen Stadt Cremona dieAufnahme in den Kathedral-chor. Und das bedeutete damals,zur Zeit der Renaissance, eine fundier-te Ausbildung zum professionellenMusiker: Unterricht in Gesang, das Er-lernen verschiedener Instrumente,Musiktheorie, Kontrapunkt, Satztech-nik – und Praxis, Praxis, Praxis. DieMusik, mit der der Knabe Monteverdiaufwuchs, diente Gottes Ehre – undden Menschen zum Wohlgefallen.Monteverdis erste Publikation ist indiese Funktion eingebunden: ›Sacraecantiunculae‹, ›Heilige Gesänglein‹,veröffentlichte der Fünfzehnjährige,dreistimmige Motetten, eigentlichSchülerarbeiten – und doch von so

eleganter Machart, dass der renom-mierte venezianische Verleger AngeloGardano sie in sein Programm auf-nahm.Auf den Dienst in der Kirche folgte derDienst bei Hofe: Um 1590 erhielt derbegabte junge Musiker eine Stelle amHof des Herzogs Vincenzo Gonzaga zuMantua. Es war nicht die erste Bewer-bung des 23-Jährigen: Bei aller Hoch-begabung und obwohl er inzwischenvier Bücher mit Motetten und Madri-galen veröffentlicht hatte – der harteEinstieg in den Musikerberuf bliebauch dem ›großen‹ Monteverdi nichterspart, der nur zwei Jahrzehnte spä-ter als »gloria del nostro secolo«, alsruhmvollster Komponist des Jahrhun-derts bezeichnet werden würde.In Mantua lernte Monteverdi allen

war die Norm – die Dissonanzen dien-ten seiner Hervorhebung, wie dasSchönheitsmal auf der zarten Wangeeiner Frau. Ihr Gebrauch gehörte zurhohen Kunst des Tonsatzes: Dissonan-zen wurden nach strengen Regeln ein-geführt und wieder aufgelöst. Daranhat sich Monteverdi in seinemschmerzvollen Abschiedsgesang durch-aus gehalten. Nicht aber in ›CrudaAmarilli‹, einer anderen Vertonungaus dem ›Pastor fido‹. »Ahi lasso«, soschreit der verschmähte Liebende sei-nen abgrundtiefen Schmerz hinaus –und wie sollte man bei diesemSchmerz noch an Regeln, an recht-mäßige Einführung und Auflösungvon Dissonanzen denken? Montever-dis Vertonung dieses Seufzers durch-bricht die Norm seiner Zeit: Zweimal

springt die Sopranstimme in die Disso-nanz – Ausdruck der menschlichenGefühle, die dem Text innewohnen.Eine musikalische Revolution?Heutigen Hörern ist diese frühneuzeit-liche Klangwelt fremd. Eine Disso-nanz? Im dichten Gewebe der fünfStimmen geht dieser ›Auseinander-Klang‹ der harmonischen Stimmengänzlich verloren, ein flüchtiges Klan-gereignis, kürzer als ein Wimpern-schlag. In der Harmonie, im Schön-klang des Madrigals wird dieser kleine›Satzfehler‹ überhaupt nicht wahrge-nommen – ihn anzuprangern, hießeHaare spalten.In die Fänge genau eines solchenHaarspalters geriet Monteverdi – undum ein Haar hätte es ihn den Kopf ge-kostet. Im Jahr 1600 veröffentlichteein gewisser Giovanni Maria Artusi,Kanoniker an der Kirche San Salvato-re in Bologna, den theoretischen Trak-tat ›L’Artusi, overo Delle imperfettionidella moderna musica – Der Artusioder Von der Unvollkommenheit dermodernen Musik‹. Hier werden, ohneAngabe des Autors, verschiedene un-veröffentlichte Madrigale von ClaudioMonteverdi unter die Lupe genom-men – und in der Luft zerrissen. Unterihnen die skandalöse Dissonanz in›Cruda Amarilli‹. In umfassender Dis-kussion legt der Kirchenmann die in-akzeptablen Fehler einer Satztechnikbloß, die allen Anstands, allen Form-gefühls, aller Maßhaltung, kurz: allerGrundlagen eines geordneten Gesell-schaftssystems entbehrt. Die ›moderneMusik‹ wird in Grund und Boden ver-dammt, denn sie sprengt die Gesell-schaftsordnung der Zeit.Claudio Monteverdi schwieg fünf Jah-re lang. Dann veröffentlichte er seinFünftes Madrigalbuch – und stellteprogrammatisch eben jenes ›CrudaAmarilli‹ an erste Stelle. Der musikali-schen Antwort stellte er eine Vorredean die Seite, wie sie knapper kaumsein könnte: »Ich habe die Antwortgeschrieben, um mitzuteilen, dass ichmeine Sachen nicht aufs Geratewohl

Glanz eines frühneuzeitlichen Fürsten-hofes kennen, und als Instrumentalistund Komponist trug er selbst dazu bei.Sein Dienstherr, Vincenzo Gonzaga,war ein Renaissancefürst, wie er imBuche steht: umfassend gebildet, eingroßer Liebhaber der Kunst, der Lite-ratur und der Musik. Norditalien imspäten 16. Jahrhundert, das war diekünstlerische Avantgarde. Hier wurdeexperimentiert, wurde Literatur mitMusik, Musik mit Kunst, Kunst mitArchitektur verbunden. Hier wurdenGrenzen überschritten: 1589 veröf-fentlichte Giovanni Battista Guarinisein Drama ›Il Pastor fido‹, das überein Jahrzehnt lang gewachsen war,immer wieder geändert, immer wiederverbessert. Tragödie oder Komödie?Guarini gab sich mit den engen Gren-zen, den klaren, eindeutigen und docheinschränkenden Definitionen derwohlgeordneten Künste nicht zufrie-den: Er schuf die Tragikomödie, eine

Mischgattung, die beides bietet,Trauer und Freude, Schmerz

und Glückseligkeit. Und erschuf Poesie vom Feins-

ten: Zahllose Komponi-sten griffen Verse ausdiesem rasch in ganzEuropa berühmtenDrama auf, spürtenden feinen Gefühls-nuancen dieser hoch-stilisierten italieni-schen Dichtung nach,

überhöhten sie durchMusik.

Unter ihnen war ClaudioMonteverdi. ›Ah, dolente

partita‹ der schmerzvolle Ab-schied des liebenden Hirten Mirtillowird hier besungen – Monteverdisfünfstimmiges Madrigal, ein kleinesJuwel der Vokalkunst, setzt mitschneidenden Dissonanzen ein, dieden ganzen Schmerz der beiden Lie-benden in sich bergen. SchneidendeDissonanzen, gleich zu Beginn einesWerkes: So etwas hatte Monteverdi inder Kathedralschule nicht gelernt.Dieses intensive Nachzeichnen der ›af-fetti‹, der im Text verborgenen Gefüh-le, das war die höfische Kunst, dieMonteverdi in Mantua kennen lernte,das waren die Experimente seiner Kol-

legen in Florenz und Ferrara. Die le-gendäre Macht der Musik wieder zuerwecken, das war der Traum der Zeit,und darum entstanden um 1600 indichter Folge mehrere Opern um denmythischen Sänger Orpheus, der mitseinem Gesang Menschen, Tiere, ja so-gar Felsen zu bezaubern vermochte.So ›unerhört‹ der Anfang von ›Ah, do-lente partita‹ jedoch erscheinen mag:Noch hielt sich Monteverdi an die Re-geln, noch ging er mit den Dissonan-zen so um, wie man es ihn gelehrthatte. Die Dissonanzen waren der polyphonen Kompositionskunst des16. Jahrhunderts keineswegs fremd:Sie galten als besondere Würze in ei-nem musikalischen Satz, der ganz aufHarmonie und Ausgewogenheit hin-zielte. Das Schöne, der Wohlklang, das

Claudio Monteverdi oder Die musikalische RevolutionWie ein Italiener im 17. Jahrhundert die Musik veränderte

schwarz pantone 293 U Seite 3schwarz pantone 293 U Seite 3

Oben: Der Gesang des Orpheus bewegt die Massen –Szenenfoto aus der aktuellen›L´Orfeo‹-Produktion der Oper Frankfurt mit ChristianGerhaher (rechts) in der Titelpartie

Links: Claudio Monteverdi (15. Mai 1567 – 29. November1743) auf einem Gemälde von Bernardo Strozzi

Titelblätter historischer Ausgaben berühmter Monte-verdi-Werke. Von links: ›Lamento d’Arianna‹ (1608),›L’Orfeo‹ (1607) und das 5. Madrigalbuch, welches mit dem scharf kritisierten›Cruda Amarilli‹ eröffnet

Fortsetzung auf Seite 4

7. Februar 2008SemesterabschlusskonzertAufführung des ›Lamento d’Arianna‹

von Claudio Monteverdi

mit musikwissenschaftlicher Einführung, dazu Werke von Ravel,Martinu° und anderen

Akademisches Orchester und Akademi-scher Chor der Universität Frankfurt,Solistinnen und SolistenChristian Ridil, Leitung und Klavier

20 Uhr s. t., Campus Bockenheim, Aula, Hauptgebäude, Mertonstraße 17

Lesen Sie hierzu auch das Portrait über Christian Ridil auf Seite 8.

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4 23. Januar 2008F O R S C H U N G

Wo und wie beginnt die Überset-zung des genetischen Codes? Neuer Mechanismus bei Archaea entdeckt

dersetzung. Selbst durch kompositi-onstechnische Details konnte die Mu-sik das Dogma der Kirche gefährden –Grund genug, einen aufsässigen Kom-ponisten durch eine öffentliche Er-mahnung zur Ordnung zu rufen undeinen regelkonformen Satz von ihmzu verlangen.Monteverdi antwortete zurückhal-tend, aber eisern – indem er auch fürseine zweite, andere, moderne Art derKomposition beanspruchte, auf denGrundlagen der Wahrheit zu stehen.Dieser Anspruch macht den Mann, dermitten in der Renaissance geborenund in ihren Traditionen aufgewach-sen ist, zu einem ›hochmodernen‹Mann. Nicht zu einem ›Genie‹ im Sin-ne der Romantik – aber zu einem ei-genständigen Künstler, der um dieAuthentizität seiner künstlerischenAuffassungen weiß und sie selbst imAngesicht der Inquisition verteidigt.Die Geschichte gab Monteverdi recht:Schon zwei, drei Jahre nach Veröffent-lichung seines Manifestes einer ›Se-conda pratica‹ wurde er als der»berühmteste Musiker seiner Zeit« ge-feiert, als Schöpfer einer modernenMusik, die die vielgerühmte Macht derantiken Musik zu neuem Leben er-weckt. Die Werke, mit denen er – zeit-genössischen Berichten zufolge – Tau-sende zu Tränen rührte, sind uns heu-te bekannt, und auch heute vermögensie das Publikum zu Tränen zu rühren:1607 wurde in Mantua die Oper ›L’Or-feo‹ uraufgeführt, 1608, vor genau400 Jahren, die Oper ›L’Arianna‹ mitdem berühmten Klagegesang derAriadne. Hier setzt Monteverdi konse-quent um, was er 1605 postulierte:Der ›Lamento d’Arianna‹ ist ein an-rührender Klagegesang, der von denständigen Dissonanzen zwischen Sing-stimme und Begleitung lebt. Er ist inMusik gesetzte dramatische Rede, er-füllt von Gefühlen, die heute, nach400 Jahren, die Hörer genauso mit-reißen wie damals in Mantua. Die Ge-schichte gab Monteverdi recht: Wirkönnen in Monteverdis Musik bisheute nachvollziehen, dass sie auf den»Fundamenten der Wahrheit« steht.

Linda Maria Koldau

Wie der genetische Code der Lebe-wesen in Proteine übersetzt wird,wie also die so genannte Translati-on funktioniert, das glaubte manseit Jahren perfekt verstanden zuhaben. Doch der Teufel steckt imDetail, fand die Arbeitsgruppe umGenetiker Prof. Jörg Soppa heraus.

An Archaea, die neben den zell-kernlosen Bakterien und zell-kerntragenden Organismen wie

Tieren, Pilzen und Pflanzen (Eucaryo-ta) die dritte Klasse von Lebewesen bil-den, fanden die Forscher eine neue Artder so genannten Translationsinitiati-on. Hinter diesem Begriff verbirgt sichder Mechanismus, der einem Ribosomanzeigt, an welcher Stelle der Code füreine Proteinsequenz auf der mRNA be-ginnt. Ribosomen sind Makromo-leküle, die in den Zellen die Funktionder Proteinfabriken übernehmen, diemRNA (Boten-Ribonukleinsäure odermessenger-RNA) übermittelt ihnen diein der DNA gespeicherte genetische In-formation zur weiteren Verarbeitung.»Es war vollkommen unerwartet, beieiner so zentralen Funktion der Zellewie der Translation, die seit Jahrzehn-ten untersucht wird, auf einen neuenMechanismus zu stoßen«, erklärt Sop-pa, dessen Ergebnisse in der ZeitschriftPLoS Genetics veröffentlicht wurden. Um die in der DNA eines Lebewesensgespeicherte Information in reale Pro-tein-Strukturen umsetzen zu können,muss die DNA zunächst in mRNAsübersetzt werden (Transkription). In

einem zweiten Schritt, der Translation,stellen dann die Ribosomen Proteinegemäß der Informationen der mRNAsher. Bisher war man davon ausgegan-gen, dass die Translationsinitiation beiArchaea ähnlich abläuft wie bei ›nor-malen‹ Bakterien. Dort können mR-NAs mehrere für Proteine kodierendeBereiche enthalten, die jeweils durch

nichtkodierende Bereiche getrenntsind. Die Information, wo die Überset-zung einer mRNA in ein Protein je-weils starten soll, ist im davor liegen-den UTR (einem nicht kodierendenBereich) lokalisiert. Etwa drei bis zehnNukleotide vor dem Translationsstartliegt ein nach seinen Entdeckern Shi-ne-Dalgarno-Sequenz genanntes Mo-tiv, das mit dem Ribosom wechselwirktund dieses für den Beginn der Transla-tion positioniert. Bislang wurde ange-nommen, dass die Shine-Dalgarno-Se-quenz für die Translationsinitiation bei

Es gibt also eine zweite Wahrheit, diedie erste keineswegs außer Kraft setzt.Eine zweite Anschauungsweise derWelt, die die erste nicht umstößt –aber doch etwas Neues, Anderes unddamit potenziell Umstürzlerischeszulässt. Monteverdi war sehr vorsich-tig. Und er war es mit Grund. SeinKontrahent Artusi war Kirchenmann.Artusis bissiger Traktat war ein Auf-tragswerk, und es ist dem Auftragge-ber gewidmet: Kardinal Pompeo Arri-goni. Arrigoni aber war niemand an-deres als der Vorsitzende der Glau-benskongregation – und damit ober-stes Haupt der Inquisition. Wenn erseinen Untergebenen Artusi damit be-auftragte, gegen die ›Imperfektionen‹der modernen Musik ins Feld zu zie-hen, so heißt das, dass die Kirche aufgewisse Tendenzen in der zeitgenössi-schen Komposition aufmerksam ge-worden war, die ihrer Ansicht nachwahrheitszersetzend wirkten. Monte-verdi verstieß mit seiner irregulären –in den Augen Artusis ›willkürlichen‹ –Dissonanzbehandlung gegen die be-währten Zahlenverhältnisse in derMusik. Und damit griff er letzten En-des auch die kirchlich legitimierteWahrheit an. Die Kontroverse um die›Seconda pratica‹ drehte sich nicht umkompositionstechnische Finessen: Hierging es um die ›wahre‹ Lehre, die vonder Kirche eifersüchtig bewacht wur-de. Insofern handelte es sich bei dieserscheinbar so haarspalterischen Fach-kontroverse zwischen einem Theoreti-ker und einem Praktiker um ein (kir-chen-)politisch hochbrisantes Gefecht,das leicht hätte tödlich enden können.Monteverdi riskierte mit seiner ›Secon-da pratica‹ den Kopf – dass er sich zuBeginn seines ›Quinto libro de madri-gali‹ nur so knapp äußerte, dass die an-gekündigte Schrift über die ›Secondapratica‹ nie erschien, dürfte kein Zufallsein: Monteverdi wusste, dass seineExistenz, schlimmstenfalls sogar seinLeben auf dem Spiel standen.Bei der Kontroverse um die ›Secondapratica‹ ging es somit keineswegs nurum Fragen der Kompositionstechnikund musikalischen Ästhetik. Der Streitzwischen Artusi und Monteverdi wareine handfeste politische Auseinan-

Vor knapp zwei Jahren landete die›Stardust‹-Kapsel sicher in der Wüs-te von Utah. Die Doppelmissionbrachte Proben des Kometen Wild 2und Partikel eines durch unser Son-nensystem ziehenden Materiestro-mes mit sich. Bisher wurde nur derKometenstaub von Wissenschaft-lern weltweit untersucht.

Die ›echten‹ Sternenstaubpartikelschlummerten noch sicher imAerogel, mit dem sie aufgefan-

gen wurden. Nach den winzigen kos-mischen Partikeln wurde von über20.000 Laien und Spezialisten, den sogenannten ›Stardustern‹ per Internet-mikroskop (STARDUST@home) inmühsamer Kleinarbeit gesucht. Nunendlich ist es soweit, die Wissenschaftist bereit, die wahrscheinlich nur eini-ge zehntausendstel Millimeter großenKörner chemisch und strukturell zuentschlüsseln. Es ist das erste Malüberhaupt, dass die WissenschaftlerMaterial in den Händen halten, dasnicht aus unserem eigenen Sonnen-system stammt und erst heute aus fer-nen Bereichen der Galaxie an unsvorbeizieht. Die Forscher erwartensich neue Einblicke in die Grundbau-steine unseres Sonnensystems undauch auf die Frage, ob aus den Tiefendes Weltalls organische Verbindungenzu uns gelangen, die die Grundlagefür die Bildung von Leben überall inder Galaxie schaffen könnten.Für die Voruntersuchungen hat dieNASA einen Zeitraum von drei Jah-

Nach den Sternen greifenNeues aus der Kometenforschung

ren eingeplant. Ein relativ kleines For-scherteam wurde zusammengestellt,um die Arbeiten an dem einzigartigenMaterial durchzuführen. Mit ins Bootgeholt wurde erneut das Forscherteamum den Frankfurter Geowissenschaft-ler Prof. Frank E. Brenker, der mit sei-nen belgischen Kollegen Laszlo Vinczeund Bart Vekemans (UniversitätGhent) schon erfolgreich die Partikeldes Kometen Wild 2 vermessen konn-te. Mit der von seiner Arbeitsgruppeentscheidend weiterentwickeltenRöntgenmethode können auch diewinzigen kosmischen Krümel exaktchemisch und strukturell untersuchtwerden. Brenkers internationalesTeam nutzt hierfür eine Art Röntgen-supermikroskop im FranzösischenGrenoble. »Wir sind der Konkurrenzaus den USA und Japan immer nocheine entscheidende Nasenlänge vor-aus«, erklärt Brenker das Interesse derNASA an der Teilnahme seines Teamsschon bei den Voruntersuchungen.»Bisher sind wir die Einzigen, die eineOrtsauflösung von unter 100 Nano-metern nutzen können, um die winzi-gen Partikel und ihre Einschlagspurenexakt zu vermessen. Die Konkurrenzaus den USA ist uns allerdings dichtauf den Fersen.« Im letzten Jahr warSylvia Schmitz, eine Doktorandin ausBrenkers Arbeitsgruppe mit dabei, alsman an der European Synchroton Ra-diation Facility zusammen mit For-schern aus Dresden die weltweit erstenExperimente mit einem Nano-Rönt-genstrahl durchführen konnte. UR

fast allen prokaryontischen mRNAs es-sentiell ist. Als Ausnahmen waren nurmRNAs bekannt, die keine 5’-UTR ent-halten. Der Mechanismus der Transla-tionsinitiation an solchen mRNAs istbislang nur wenig untersucht worden,er unterscheidet sich allerdings deut-lich von dem Mechanismus der Initia-tion an normalen, 5’-UTR-haltigenmRNAs. Soppas Charakterisierung von 40 mR-NAs von Archaea hat nun ergeben,dass die Mehrzahl von ihnen keine 5’-UTR enthält. Untersucht wurden zweiArten halophiler Archaea, die salzrei-che Umgebungen bevorzugen. Zumin-dest bei ihnen bildet der Mechanismusder Translationsregulation, der beiBakterien als Ausnahme betrachtetwird, den Regelfall. Noch überraschen-der war jedoch, dass die mRNAs mit 5’-UTR keine Shine-Dalgarno-Sequenzenthielten. In einer bioinformatischenAnalyse wurde gezeigt, dass dies fürdas gesamte Genom zutrifft und dieAnwesenheit einer Shine-Dalgarno-Sequenz vor einem kodierenden Be-reich bei den untersuchten Arten eineSeltenheit ist. An einigen Beispielenwurde außerdem bewiesen, dass die5’-UTRs ohne Shine-Dalgarno-Se-quenz trotzdem in der Zelle effizient›übersetzt‹ werden. Die Forschungender nächsten Jahre sollen zeigen, wiedieser neue Mechanismus funktioniert,welche Komponenten beteiligt sind,und wie weit verbreitet er in anderenArchaea oder auch in Bakterien ist.

Anne Hardy

Fortsetzung von Seite 3 · Claudio Monteverdi …

Mit einer Feier vor der Kulisse derabendlichen Frankfurter Skyline be-ging die Helmholtz Research Schoolfor Quark Matter Studies in HeavyIon Collisions Anfang Dezemberihren ersten Geburtstag. Dazu hattesie Studierende, Dozenten sowieFreunde und Unterstützer des Pro-jekts in den neuen Faculty-Club aufdem Dach des FIAS-Gebäudes amCampus Riedberg geladen.

Teilnehmer der Schule promovie-ren im Bereich Schwerionen-und Hadronenphysik. Die derzeit

30 ausgewählten Teilnehmer aus 14verschiedenen Ländern beschäftigensich je zur Hälfte mit theoretischenund experimentellen Fragestellungen.Von der Schule sollen neue Impulse inder Doktorandenausbildung ausge-hen. Neben intensivierter fachlicherAusbildung werden verstärkt fach-übergreifende Kenntnisse, so genann-te Schlüsselkompetenzen, vermittelt.Im Oktober 2006 war die neue Schule,gefördert durch eine Initiative derHelmholtz Gemeinschaft zur Dokto-randenausbildung als Kooperationzwischen der Goethe-Universität, derGesellschaft für Schwerionenfor-schung (GSI), Darmstadt, und demFrankfurt Institute for Advanced Stu-dies (FIAS) gegründet worden.In kurzen Ansprachen ließen Prof.Harald Appelshäuser, der Sprecher derSchule, und Dr. Henner Büsching, ihrwissenschaftlicher Koordinator, diezahlreichen Veranstaltungen des ers-ten Jahres Revue passieren. Es sei ge-lungen, die anfängliche Skepsis einerstrukturierten Doktorandenausbil-dung gegenüber zu überwinden. Instetem Austausch zwischen der Lei-tung der Schule, den Studierendenund den beteiligten Professoren war esmöglich, ein Programm zu entwickeln,das nun von allen Beteiligten als einMehrwert in der Doktorandenausbil-dung angesehen wird. »Die eigenstän-dige Forschung der Doktoranden steht

dabei weiterhin an erster Stelle«, sagtAppelshäuser. Diese wird allerdingsdurch spezielle Vorlesungen und Se-minare während des Semesters sowiedurch Blockveranstaltungen in dervorlesungsfreien Zeit unterstützt. Be-sonders gefördert wird die interdiszi-plinäre Zusammenarbeit der Teilneh-mer untereinander und das gemeinsa-me, eigenständige Erarbeiten neuerInhalte. Dabei werden auch unkonventionelleSchritte unternommen, um die Teil-nehmer auf ihre zukünftigen Aufga-ben in Wissenschaft und Wirtschaftvorzubereiten. Im Sommer letztenJahres organisierte die Schule ihr ers-tes ›Soft skill‹-Seminar in Zusammen-arbeit mit dem Imperial College auf ei-nem Landsitz unweit von London. Mitgroßer Offenheit näherten sich dieTeilnehmer ihrem Verhältnis zur Ar-beit und zu Arbeitsgruppen an undlernten, Verhaltensweisen zu analysie-ren und ihre Gruppen schneller zubesseren Ergebnissen zu führen. Fürdie meisten Teilnehmer waren diesneue, ungewohnte Erfahrungen, diesie nun in ihre Forschungsarbeit ein-fließen lassen.

Neue Impulse Helmholtz Research School feiert ersten Geburtstag

Neben kontinuierlichen Anreizendurch Angebote der Schule, sich in-nerhalb des Fachgebiets möglichstbreit zu positionieren und über denTellerrand der eigenen Arbeit zuschauen, fordert die Schule im Gegen-zug ein hohes Maß an Engagementder Teilnehmer und Konzentration aufdie Arbeit. Regelmäßige Treffen vonPromotionskomitees sichern einen ho-hen Qualitätsstandard der Arbeitenund sollen helfen, kurze Promotions-zeiten zu ermöglichen.Auch im neuen Jahr werden neue, in-novative Konzepte erprobt. In ein-wöchigen Intensivkursen mit exter-nen Kursleitern werden sich die Teil-nehmer mit Problemen beschäftigen,bei denen sie nach eigener Einschät-zung hohes Verbesserungspotentialsehen. Die erste Vorlesungsblockver-anstaltung wird dann im Frühjahr indie Eifel führen, die theoretischenPhysiker werden dafür einen Vortragzu einem experimentellen Themavorbereiten und die Experimentalis-ten müssen sich in die Theorie einar-beiten. Dabei werden sie von ihrenMitstreitern natürlich nach Kräftenunterstützt. UR

200.000 Euro für Alzheimer-ForscherDrei Frankfurter Forschungsprojekte sind von der Alzheimer Forschung In-itiative mit einem Fördervolumen von 200.000 Euro bedacht worden. DieProjekte von PD Donat Kögel (Abteilung Experimentelle Neurochirurgie),Dr. Ritva Tikkanen (Institut für Biochemie II) und Prof. Thomas Deller (Insti-tut für klinische Neuroanatomie) wollen für Alzheimer typische Verände-rungen im Gehirn aufklären, die Diagnosestellung erleichtern und denGrundstein für therapeutische Interventionen setzen. Zwei der Projekte be-fassen sich dazu mit dem Amyloid-Vorläufer-Protein (APP), dessen krank-haft veränderte Spaltung zur Bildung von ß-Amyloid führt. Dieses Eiweißlagert sich in Form von Plaques im Gehirn und an den Neuronen ab, tötetschließlich diese Zellen und verursacht so die gefürchtete Neurodegenera-tion. Das dritte Projekt befasst sich mit der molekularen und genetischenGrundlage der Alzheimer-Krankheit.

Kurz notiert

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Prof. Jörg Soppa

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523. Januar 2008 C A M P U S A K T U E L L

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GINKGO Ausländische Studierende besser fördern

Um ausländische Studierende miteinem qualitativ hochwertigen An-gebot zu unterstützen und zu för-dern, hat das International Office inZusammenarbeit mit dem Internatio-nalen Studienzentrum an einer Aus-schreibung des DAAD teilgenom-men und eine einjährige Förderungdes Projektes GINGKO erhalten.

GINKGO (Gruppe Internationali-sierung – Netzwerk und Koordi-nation an der Goethe-Univer-

sität) dient der Vernetzung von Bera-tung und Förderung ausländischer Stu-dierender, die oft nicht wissen, wohinsie sich wenden sollen oder aber voneiner Stelle an die andere verwiesenwerden. Deshalb bemühen sich dieProjektpartner, eine aktive und attrak-tive Betreuung anzubieten und einUmfeld zu schaffen, in dem Studieren-de die verschiedenen Einrichtungengerne und häufig in Anspruch neh-men. So bietet das International Officeauf dem Campus Bockenheim jetztauch Abendsprechstunden an (Mo 16bis 19 Uhr, Raum 133, BockenheimerLandstr. 133; Fr 16 bis 19 Uhr, Raum103, ebenda). GINKGO schafft also Räume für die Be-lange von ausländischen Studierenden.Diese Räume sind einerseits virtuell-ab-strakt, es soll eine neue Website konzi-piert werden, die alle Beratungsange-bote der Universität nach Themen-schwerpunkten vernetzt, andererseitsreal-konkret, beispielsweise durch dasZeitschriftenprojekt Goethe D’ArT, dasausländische Studierende gestalten.

GINKGO soll die sprachliche Vorberei-tung und Begleitung des Studiums ver-bessern beziehungsweise intensivierenund auf die veränderte Studiensituati-on reagieren, indem spezielle Sprach-kurse für Bachelor- und Masterstudi-engänge angeboten werden. Ab demSommersemester entsteht ein Schreib-und Sprechlabor, in dem ausländischeStudierende zu festen Zeiten an Haus-arbeiten, Abschlussarbeiten und natür-lich auch anderen Texten mit Unter-stützung von Lehrkräften arbeiten kön-nen oder ihre Aussprache verbessernlernen. Außerdem werden Workshopsangeboten, um denjenigen, diewährend der Woche wegen vieler Se-minare und Vorlesungen keine Zeit fin-den, an den regulären Kursen teilzu-nehmen, dennoch die Möglichkeit zubieten, ihre Sprachkompetenz zu ver-bessern. Um zu ermitteln, wie die aus-ländischen Studierenden der Univer-sität Frankfurt noch besser unterstütztwerden können, wird derzeit eine um-fangreiche Analyse zu Studienerfolgund -zufriedenheit durchgeführt.GINKGO ist somit der erste großeSchritt bei der Realisierung der Vision,die Universität Frankfurt zu einem Ortumzubauen, an dem alle ausländischeStudierende gerne und nicht mindererfolgreich als ihre deutschen Kommi-litonen studieren. Helga Dormann

Informationen: Dr. Helga Dormann, Internationales Studienzentrum, Tel: 798-23867 [email protected]/international/stk/in-dex.html

Im Juli 2007 übernahm Dr. MartinBickl die Leitung des InternationalOffice der Universität Frankfurt undkoordiert nun von dort aus die In-ternationalisierung der Universität.Der UniReport sprach mit ihm überseine neuen Aufgaben und das Ziel,den weltweiten universitären Aus-tausch noch attraktiver und einfa-cher zu gestalten.

Herr Bickl, in Ihrer neuen Positiontreiben Sie die Internationalisierungder Universität Frankfurt voran. Ha-ben Sie selbst grenzüberschreitendstudiert?Nach einem Bachelor in Geographie inAustralien habe ich an der Techni-schen Universität München Geogra-phie, Betriebswirtschaftslehre, Politiksowie Raumordnung und Landespla-nung studiert. Das ist eine bunte Mi-schung, die mir heute dabei hilft, auchüber Fächergrenzen hinauszusehen.Danach zog es mich wieder ins Aus-land, zur Promotion an die Universityof Durham in England. In New Yorkbei der UNO und in Mexiko habe ichPraktika absolviert. Insgesamt habe ichbis jetzt zehn Jahre im Ausland gelerntund gearbeitet.

Welche Erfahrungen kommen davonIhrer neuen Aufgabe zugute?Meine Neugier – eigentlich ist es fasteine Sucht! –, andere Menschen, Län-der und Kulturen kennen zu lernen,motiviert mich sehr für diese Arbeit.Meine eigenen Auslandsaufenthaltehabe ich alle selbst organisiert, da mirdas Auslandsamt damals leider kaumbehilflich sein konnte. Es war einegroße Herausforderung, und ichmöchte nun viel dafür tun, die Studie-renden bei ihren Auslandsvorhabenzu unterstützen. Hier wird mir sicher-lich meine Erfahrung aus England zu-gute kommen, wo ich in einem Inter-national Office für die Beziehungenmit Indien und Nahost zuständig war.

Welche Leistungen bietet das Inter-national Office konkret an?Wir beraten Frankfurter Studierende,die zum Studium oder Praktikum insAusland wollen. Wir haben über 200

Partnerhochschulen, von Prag bis Phi-ladelphia. Auch sind wir der An-sprechpartner für Studierende undWissenschaftler, die aus anderen Län-dern zu uns nach Frankfurt kommen,sei es für ein Semester oder mehrereJahre. Vom Zulassungsverfahren überVisumsberatung bis zur persönlichenEingewöhnung in Deutschland erhal-ten unsere Gäste unsere volle Unter-stützung. Wir sind dabei Teil einesNetzwerkes, zu dem die Hochschulge-meinden, das WellCome-Projekt, dasPatenschaften zwischen deutschenund ausländischen Studierenden ver-mittelt, und der Verein zur Förderungausländischer Studierender in Notgehören. Dieses Netzwerk gewannübrigens den Integrationspreis derStadt Frankfurt 2007.

Als Leiter des International Officesind Sie auch für die langfristigeAusrichtung des internationalen En-gagements zuständig. Welche Aufga-ben kommen auf Sie zu?Das International Office erarbeitet ge-rade eine Strategie zur Internationali-sierung der Universität Frankfurt, ko-ordiniert deren Umsetzung und berätdabei das Präsidium und die Dekanate.Die entsprechenden Maßnahmen sol-len sich auf die gesamte Universität er-

strecken, von Lehrveranstaltungen bishin zu Mensaspeiseplänen, die dieWünsche ausländischer Studierendereinbeziehen.Ich möchte die Fachbereiche ermuti-gen, stärker als bisher das Fachwissendes International Office zu nutzen.Meine Mitarbeiter und ich sind Exper-ten für ausländische Bildungssystemeund Abschlüsse, was gerade bei denZulassungsverfahren für die neuenMaster- und Promotionsstudiengängewichtig ist. Und wir wissen genau,welche persönliche und akademischeUnterstützung ausländische Studie-rende benötigen. Wir müssen die hoheQuote von Abbrechern senken. Nichtzuletzt zu diesem Zweck haben wir dasProjekt GINKGO ins Leben gerufen.Wir stehen hier noch am Anfang einergroßen Reise, und alle MitarbeiterIn-nen, ob Präsident oder Pförtner, müs-sen ihren Teil dazu beitragen, dass In-ternationalität an der UniversitätFrankfurt immer mehr zur Normalitätwird.

Wie wollen Sie im Ausland stärkerauf die Universität Frankfurt auf-merksam machen?Ich bin gerade dabei, ein Konzept zuerarbeiten, wie die Universität gezieltausländische Studierende anwerbenkann. Wir wollen diejenigen für unsgewinnen, die am besten zu uns pas-sen, unabhängig davon, wo sie derzeitwohnen. Der weltweite Kampf um dieschlauesten Köpfe ist voll entbrannt,und deutsche Universitäten haben ge-genüber der englischsprachigen Kon-kurrenz einiges an Boden gutzuma-chen. Und den Frankfurter Studieren-den wollen wir ein weltumspannendesNetz sehr guter Hochschulen bieten. Eshat durchaus eine Signalwirkung, mitwelchen ausländischen UniversitätenPartnerschaften bestehen. Dadurch,dass wir nun eine Stiftungsuniversitätsind, haben wir die Chance, uns vonanderen Hochschulen abzusetzen undunsere Attraktivität in Deutschlandund im Ausland zu erhöhen.

Die Fragen stellte Stephanie C. Mayer

Informationen: www.uni-frankfurt.de/international

International? – Normal!Martin Bickl ist neuer Leiter des International Office

Die Mongolin Ariunzaya Shagdar,Studentin der Rechtswissenschaf-ten, hat am 6. Dezember 2007 denmit 1.000 Euro dotierten DAAD-Preis für besonders qualifizierteausländische Studierende an derUniversität Frankfurt erhalten.

Der Nominierungsvorschlag vonProf. Regina Ogorek aus demFachbereich Rechtswissenschaft

und die Entscheidung der Vergabe-kommission für Shagdar basierten ei-nerseits auf ihren hervorragenden unddeutlich überdurchschnittlichen Studi-enleistungen, andererseits auf ihrembesonderen sozialen Engagement, na-mentlich als ehrenamtliche Mitarbeite-rin im Frankfurter Rechtshilfekomiteefür Ausländer. Dieser Verein steht Aus-ländern unter anderem in rechtlichenund sozialen Angelegenheiten mit Ratund Tat zur Seite. Auf der Basis ihresim Studium erworbenen juristischenSachverstands nimmt Shagdar an Be-ratungsgesprächen teil, mit hohemVerantwortungsbewusstsein und Ein-fühlungsvermögen für die Klientel. Seit ihrem Studium der Internationa-len Beziehungen an der NationalenUniversität der Mongolei in Ulan-Ba-

tor ist Shagdar politisch und sozial en-gagiert sowie Mitglied der Demokrati-schen Partei der Mongolei und im dor-tigen Verein der demokratischen Ju-gendlichen. Als studentische Hilfskraftan der Professur für Neuere Rechtsge-schichte, Zivilrecht, Rechts- und Jus-tiztheorie einschließlich Methoden-lehre leitet Shagdar Arbeitsgemein-schaften im Fach Rechtsphilosophie.Mit ihrer strukturierten und einfühl-samen Arbeitsweise gelingt es ihr, ihreMitstudierenden zu präziser Analyseund gezielter Diskussion anzuleiten.Sie meistert diese Aufgabe im Deut-schen vorzüglich, obwohl sie erst mitihrer Einreise nach Deutschland imHerbst 2003 mit einem intensivenSprachstudium begann. Der Preis des Deutschen Akademi-schen Austauschdienstes für beson-ders qualifizierte ausländische Studie-rende an deutschen Hochschulen wirdseit 1995 ausgeschrieben und von denHochschulen in eigener Regie verge-ben. Der Preis unterstützt die öffentli-che Würdigung von fachlichen Leis-tungen ausländischer Studierenderund hebt ein besonderes soziales, kul-turelles oder politisches Engagementhervor. Almuth Rhode

RechtshelferinDAAD-Preis 2007 für Ariunzaya Shagdar

Die Philipp-Holzmann-Schule und die Universität Frankfurt haben am 18. Dezember eine weitreichende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.Symbolisch besiegelt wurde dies durch die Übergabe dreier Holzlokomoti-ven an die Kindertagesstätte auf dem Campus Westend. Die Lokomotivenwaren zuvor im Rahmen der Techniker-Meister-Prüfung an der Holzmann-Schule entstanden. Die Vereinbarung mit der im Norden an den CampusWestend angrenzenden größten Berufsschule Hessens sieht unter anderemvor, dass freie Raumkapazitäten der Schule für Seminare und Tutorien derUniversität genutzt werden. Im Gegenzug nutzt die Schule Gewächshaus-flächen im Botanischen Garten für ihre Lernfeldarbeit im Bereich Gartenbau.

Das Netzwerk Ausländerstudium an der Goethe-Universität hat den Inte-grationspreis 2007 der Stadt Frankfurt am Main verliehen bekommen. DerPreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde am 3. Dezember von Oberbür-germeisterin Petra Roth (CDU) im Kaisersaal des Frankfurter Römers über-reicht. Es war dies bereits das zweite Mal, dass das Netzwerk einen Preis er-hält (1999 Preis des Auswärtigen Amtes). Weitere Informationen zur Arbeitdes Preisträgers finden sich unter: www.uni-frankfurt.de/international/stk/Verein_ausl_Stud/index.html

Kurz notiert

Dr. Martin Bickl

Der kritische Blick in die BildungspraxisTagung zur politischen und ökonomischen Bildung

›Politische und Ökonomische Bil-dung in der Schule‹ – so lautete derTitel einer Tagung, die kürzlich vonder DVPB Hessen (Deutsche Verei-nigung für Politische Bildung) unddem Schwerpunkt Politikdidaktikam Fachbereich Gesellschaftswis-senschaften organisiert wurde. Sie war die Fortsetzung zu einerVeranstaltung, die im März 2007 inHeppenheim stattgefundenen.Während in Heppenheim die theo-retische Annäherung über Denk-ansätze und Leitbilder im Zentrumstand, galt es nun, einen Blick in die Praxis zu werfen.

Die Organisatoren hatten einenguten Riecher«, attestiert FrankNonnenmacher, Professor für

Didaktik der Sozialwissenschaften undPolitische Bildung an der UniversitätFrankfurt, den drei jungen InitiatorIn-nen. Für Sara Alfia Greco, JanKozmiensky und Mirjam Prauschke,Studierende und wissenschaftlicheHilfskräfte an der Goethe-Universitätund seit Mitte 2007 neue Vorstands-mitglieder der DVPB Hessen, hatte sichnach der theoretischen Auseinander-setzung mit der Thematik die Fragenach der praktischen Umsetzung ge-stellt. Kurzerhand setzten sie das eige-ne Bedürfnis in die Tat um und trafenins Schwarze – die Veranstaltung war

mit über 50 Interessierten schließlichsogar überbucht. Neben Studierendenund ReferendarInnen nahmen wis-senschaftliche MitarbeiterInnen ver-schiedener Hochschulen ebenso teilwie erfahrene LehrerInnen und Aus-bilderInnen. Politische und Ökonomische Bildung –das Thema ist nicht nur an Hochschu-len und im Wissenschaftsdiskurs aktu-ell und brisant. Die politische Ent-scheidung der CDU-Landesregierungin Hessen, das Fach Sozialkunde in›Politik und Wirtschaft‹ umzubenen-nen, hat nach Einschätzung Nonnen-machers nicht nur eine Namensände-rung, sondern auch einen konzeptio-nellen Kurswechsel eingeläutet. GerdSteffens, Professor für Didaktik der So-zialkunde an der Universität Kassel,sieht in der Einführung des Faches gar»ein doppeltes Problem«: Auf der reinfachlichen Ebene sei es problematisch,dass nun zwei Fachperspektiven unddamit auch zwei Fachlogiken zusam-mengebracht würden, die möglicher-weise gar nicht übereinstimmten. Einweiteres Problem entstehe dadurch,dass das neue Fach in einer Zeit desallgemeinen Paradigmenwechsels ent-standen sei, der auf den Vorrang öko-nomischer Logiken ziele. »Dieser Para-digmenwechsel gibt einen zusätzli-chen Legitimationsschub in Richtungeiner rein ökonomisierten Betrach-

tung auch von Politik«, so Steffens. Erappellierte an die Tagungsgäste, sicheigene Handlungsdimensionen be-wusst zu machen: »Die Arbeit in die-sem Fach bedeutet immer auch, zuschauen, was an Logik unterlegt wird,aus welcher Perspektive argumentiertwird.« Ob und inwieweit eine Verbindungpolitischer und ökonomischer Bildungim Unterricht möglich sein kann, zeig-ten zwei Beispiele aus der Unterrichts-praxis: Karsten Tessmar (Lichtenberg-Oberstufengymnasium Bruchköbel)und Matthias Schäfer (Augustiner-schule Friedberg) stellten eigens kon-zipierte und praktizierte Unterrichts-einheiten vor. Unter der Prämisse, unterschiedlichePerspektiven auf politische Bildungtransparent zu machen, setzten sichdie Teilnehmer in den darauf folgen-den Workshops mit Unterrichtsmate-rialien auseinander. Durch die Analyseund Diskussion von Unterrichtseinhei-ten professioneller Anbieter aus derWirtschaft loteten die Arbeitsgruppenmehr Grenzen als Chancen der im In-ternet publizierten und dort überwie-gend kostenlos verfügbaren Materiali-en aus, darunter Handreichungen der›Initiative neue soziale Marktwirt-schaft‹ und von ›Handelsblatt macht

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6 23. Januar 2008C A M P U S A K T U E L L

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Der Physiologe, Biophysiker und renommierte Hirnforscher Prof. Jo-sef P. Rauschecker von der George-town University in Washington, D. C., (USA), ist im Wintersemester2007/2008 Friedrich Merz-Stiftungs-gastprofessor an der UniversitätFrankfurt.

Die Merz-Stiftungs-gastprofessur willvor allem die För-

derung der internationa-len wissenschaftlichenBeziehungen in den Be-reichen Medizin undPharmazie der Goethe-Universität fördern. Mitihrer Stiftung knüpftedie Firma Merz & Co.1987 an alte TraditionenFrankfurter Mäzenaten-tums an, schon der Fir-mengründer FriedrichMerz war Mitglied derSenckenbergischen Na-turforschenden Gesellschaft. Die Pro-fessur umfasst Forschungs- und Lehr-tätigkeiten sowie die Teilnahme an ei-nem internationalen und interdiszi-plinären Symposium, das dem For-schungsschwerpunkt des Gastprofes-sors gewidmet ist und ebenfalls vonMerz & Co. unterstützt wird.In diesem Jahr widmet sich das Sym-posium dem Thema ›Tinnitus - Audi-tory and Nonauditory Factors‹ und

findet am 26. Februar von 9 bis 17 Uhrim Vortragssaal der Deutschen Natio-nalbibliothek in Frankfurt statt. Mitdem Begriff ›Tinnitus‹ wird gemeinhinein Symptom bezeichnet, bei dem diebetroffene Person Geräusche wahr-nimmt, die keine äußere für anderePersonen wahrnehmbare Quelle besit-zen. Internationale Tinnitus-Experten

wie Prof. Jennifer Mel-cher (Harward MedicalSchool), Dr. Larry Ro-berts (MacMaster Uni-versity, Hamilton), PDMarkus Suckfüll (Lud-wigs-Maximilians-Uni-versität Mün-chen) oderDr. Richard Tyler (Uni-versity of Iowa) werdendas Phänomen im Rah-men der Veranstaltungaus unterschiedlichenPerspektiven beleuchtenund dabei unter ande-rem die Bereiche Psy-choakustik, Hirnstimula-

tion und Tinnitus-Therapie streifen.Seitens der Universität wird die Frie-drich Merz-Stiftungsgastprofessur indiesem Jahr von Prof. WolfgangGstöttner vom Zentrum für Hals-Na-sen-Ohren-Heilkunde begleitet. hü

Informationen: Prof. Wolfgang Gstöttner, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Tel: [email protected]

Geräusche ohne QuelleJosef P. Rauschecker ist Merz-Gastprofessor

Ein Stück Plastik mit MehrwertVorbereitungen für Mitarbeiterkarte Goethe-Cardplus laufen

Die Kleingeldsuche im Portemon-naie vor dem Fahrkartenautomatenfällt möglicherweise künftig flach.Genauso die Überlegung, ob sicheine Tages- oder Monatskarte lohnt.

Denn seit Anfang Januar könnendie Universitätsangehörigen dar-über abstimmen, ob es in Zu-

kunft ein Jobticket geben soll odernicht. »Durch unsere neuen Verhand-lungsmöglichkeiten als Stiftungsuni-versität haben wir erstmals Gelegen-heit, ein Jobticket anbieten zu können,das die Universität finanziell bezu-schusst«, freut sich Kanzler Hans Ge-org Mockel. Denn ohne, dass der Ar-beitgeber einen Anteil der Kostenübernimmt, lässt sich mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) keinAngebot für die MitarbeiterInnen ver-handeln, das einen echten Mehrwertim Vergleich zu regulären Zeitkartendes öffentlichen Nahverkehrs darstellt.»Mehrwert« bedeutet im Fall der Uni-versität, dass die 12-Monats-Karte fürdie Bediensteten nur 45 Prozent desNormalpreises kosten würde. Also zumBeispiel 26 statt 58 Euro für das innereFrankfurter Stadtgebiet. Der Preis desJobtickets der Universität entsprichtdabei dem der Stadt Frankfurt amMain, das den MitarbeiterInnen derehemaligen Stadt- und Universitätsbi-bliothek gemäß Kulturvertrag bereitsjetzt zur Verfügung gestellt wird. DieUniversität ist also gewillt, einen be-

trächtlichen Zuschuss zu geben, umdas Fahren zum Vorzugspreis in die Tatumzusetzen. Entscheider sind jedochdie MitarbeiterInnen selbst: Mindes-tens 40 Prozent müssen ihr Interesseam Jobticket verbindlich kundtun, da-mit die Goethe-Cardplus demnächstden Jobticket-Aufdruck des RMV trägt.Wie der Studienausweis ist auch dieMitarbeiterkarte mit verschiedenenFunktionen ausgestattet. »Die Idee da-hinter ist, den Arbeitsalltag ein Stück zuvereinfachen«, erläutert Dr. Jörn Diek-mann, Informationsmanager der Uni-versität. »Mit der Karte können die Mit-arbeitenden dann zum Beispiel in derMensa bezahlen, Medien in den Uni-versitätsbibliotheken ausleihen, Zugangzum Gebäude oder zur Tiefgarage be-kommen und sich dank Lichtbild alsUniversitätsangehörige ausweisen. Einegroße Erleichterung wird auch die Mög-lichkeit sein, dienstliche Kopien zu Las-ten der eigenen Kostenstelle an allenKopierern zu machen, die schon jetztmit der Goethe-Card nutzbar sind.«Technisches Herz der Goethe-Cardplusist der kontaktlose ›Mifare-Chip‹ im In-nern der Karte. Im Sinne des Daten-schutzes enthält dieser – mit Ausnahmeder Geldbörsenfunktion – nur die In-formationen, die auch auf die Karteaufgedruckt sind: den Namen derHochschule, den Dienststatus, die Bib-liotheks-, Zutritts- und Personalnum-mer sowie, gesondert verschlüsselt, dieGeldbörse. »Mit diesen Daten wird der

Inhaber beziehungsweise die Inhaberinder Karte authentifiziert. Über derenRechte und Pflichten sagt die Kartehingegen nichts aus; folglich könnendiese Informationen auch nicht unbe-rechtigt von der Karte gelesen wer-den«, erklärt Diekmann. Alle Rechteund Pflichten – im allgemeinen auchAutorisierungen genannt – werden anvoneinander getrennten Hintergrund-systemen abgefragt: Fragen zur Kar-tengültigkeit bei der Chipkartendaten-bank, Fragen zum Universitätszutrittbeim Schließsystem und Bibliotheks-kennzeichen beim Lokalen Biblio-thekssystem. Diese Systeme seien, soDiekmann, nach allen Regeln derKunst gegen die Außenwelt abge-schottet. Dadurch können die Kassie-rerInnen in der Mensa zum Beispielnicht die Daten einsehen, die für dieBibliothek relevant sind. Noch sortieren die KollegInnen imHochschulrechenzentrum die Rück-läufe und prüfen, wie viele Bedienste-te ›Ja‹ oder ›Nein‹ zum Jobticket sa-gen. Mitte Februar soll dann festste-hen, ob ein Kleingeldvorrat für denFahrkartenautomat weiterhin ratsamsein könnte oder nicht. Imke Folkerts

Hinweis: Das Jobticket ist zurzeit nur für dieMitarbeiterInnen der Universität vorgese-hen. Die Einbeziehung des Personals desKlinikums, von Emeriti, Persionären undvergleichbare Personen wird noch geklärt.

Informationen für MitarbeiterInnen:http://goethecardplus.uni-frankfurt.de

Nach Ansicht von VizepräsidentProf. Andreas Gold hat die Vor-tragsreihe ›Die Universität der Zu-kunft‹ die in sie gesetzten Erwartun-gen erfüllt.

Bei einem Grußwort anlässlichder Vorstellung des letzten Vor-tragsgastes der Reihe, Prof. And-

reas Pinkwart, sagte Gold: »Hat dieReihe ihr Ziel erreicht, Visionen einerkünftigen Universität vorzustellen?Ich denke ja, wenn man mit dieser Zu-kunft keine utopischen Wolken-kuckucksheime meint, sondern realis-tische Perspektiven und Visionen, diesich zum Teil bereits in der Umsetzungbefinden oder noch auf ihre Umset-zung warten.«Gold nutzte die Gelegenheit für einenRückblick auf die Reihe und ihre pro-minenten Referenten. Nach seinerAnsicht sei es dem ersten Vortragen-den der Reihe, dem ehemaligen nie-dersächsischen WissenschaftsministerThomas Oppermann, zu verdanken,dass in Deutschland die Stiftungsuni-versität wieder salonfähig gewordensei. »Auch wenn das Original der Stif-tungsuniversität 1914 in Frankfurt ge-gründet wurde«, sei der 2004 erfolgteImpuls aus Niedersachsen für die Wei-terentwicklung der aktuellen deut-schen Hochschullandschaft – auch inFrankfurt – entscheidend gewesen.Dass Universitäten sich in Grenzenauch als Unternehmen verstehen kön-nen, dass sie von privater Seite Geldeinnehmen, dass sie Eigentümerin ih-rer Liegenschaften sind usw., diese In-novationen hätte man gerade einer so-zialdemokratischen Landesregierung –wie sie seinerzeit in Niedersachsenamtierte – nicht zugetraut, so Gold. Der zweite Gast , Dr. Konrad Schily –Gründer der Privaten Universität Wit-ten/Herdecke –, setzte sich in seinemVortrag Anfang Juli 2007 für eine Be-sinnung auf Humboldt ein und regtean, ihn mit Blick auf die jüngsten Ent-wicklungen im deutschen Hochschul-wesen weiterzudenken. Wenn Univer-sitäten gegenüber anderen Hochschu-len im Bildungssystem ihr Alleinstel-lungsmerkmal als Orte der Einheit vonLehre und Forschung erhalten und

ellen Reformen an.Prof. Matthias Kleiner, Präsident derDeutschen Forschungsgemeinschaft(DFG), beschrieb Mitte November, wiesich die Wissenschafts- und For-schungslandschaft unter dem Einflussvon Wettbewerb verändert. Schließlich erläuterte als letzter Refe-rent der stellvertretende Ministerpräsi-dent und Innovationsminister desLandes Nordrhein-Westfalen (NRW),Prof. Andreas Pinkwart, die Bedeu-tung des Hochschulfreiheitsgesetzes,das am 1. Januar 2007 in Kraft trat,für die Hochschullandschaft seinesBundeslandes. Es ermöglicht den Uni-versitäten NRWs ebenfalls ein hohesMaß an Autonomie. In Folge zog sichdas Land Nordhein-Westfalen aus derDetailsteuerung seiner Hochschulenzurück. Diese wurden als Körperschaf-ten des öffentlichen Rechts, Kommu-nen vergleichbar, verselbständigt undmit weit reichenden Kompetenzen fürFinanz-, Personal- und Organisations-entscheidungen ausgestattet. Zudemwurde die Basis für neue, starke Lei-tungsstrukturen geschaffen – mit kla-rer Aufgabenverteilung zwischenHochschulleitung und hochschulinter-ner Selbstverantwortung sowie mit ei-ner engeren Anbindung an das gesell-schaftliche Umfeld. ok

An die FreiheitAndreas Pinkwart beschließt »Universität der Zukunft«

weiterentwickeln wollten, müsstekünftig noch mehr der Mensch, derStudierende im Mittelpunkt stehen.Das Feuer der Wissenschaft in jungenMenschen zu entzünden ist auch nachBologna kein Anachronismus, son-dern in Verbindung mit der Vermitt-lung persönlichkeitsbildender Elemen-te ein unveräußerliches Ziel des uni-versitären Daseins.Dr. Arend Oetker, Präsident des Stif-terverbandes für die deutsche Wissen-schaft, konstatierte im Oktober, dieUniversitäten hätten ihre gesellschaft-liche Prägekraft von einst verloren. Erermutigte sie, diese selbstbewusst wie-der zurückzuerobern – etwa wie inFrankfurt, wo sich das Projekt Stif-tungsuniversität auf das engste ver-zahnt mit dem Anspruch, wieder eineBürgeruniversität zu werden, – also ei-ne Universität für die Bürger von Bür-gern. Welche großen Innovationendadurch möglich seien, zeige geradedie Vergangenheit unserer Goethe-Universität: Ohne private Mittel, die1914 die Gründung der Universitätmöglich machten, wäre weder die ers-te naturwissenschaftliche FakultätDeutschlands entstanden noch die ers-te wirtschaftswissenschaftliche und so-ziologische. An diese Wurzeln knüpfedie Goethe-Universität bei ihren aktu-

Formte Nordrhein-Westfalens Hochschulen eine völlig neue Freiheit: Prof. Andreas Pinkwart

Prof. Josef P. Rauschecker

Schule‹. Oberflächlichkeit und die Pro-duktion einer scheinbaren Objektivitätdurch Zahlen zählten noch zu den ge-ringsten Vorwürfen, die den Autorender Einheiten nach der kritischenAnalyse des Materials gemacht wur-den. Inhaltliche Fehler, falsch konstru-ierte Modelle und die Stilisierung vonVorurteilen zu Tatsachen wurden an-hand zahlreicher Beispiele nachgewie-sen. Dass die TagungsteilnehmerInnen dendurch die praktische Analyse gewon-

nenen Erkenntnissen auch Taten fol-gen lassen wollen, machten zahlrei-che, im Abschlussplenum geäußerteVorschläge deutlich, die konkreteIdeen für den zukünftigen Umgangmit Materialien dieser Art aufzeigen.Unter anderem soll das Kultusministe-rium auf das problematische Materialhingewiesen werden, und eine Beob-achtergruppe soll neue Veröffentli-chungen fachlich prüfen. Die DVPBkönnte dafür eine Plattform bieten.

Miriam Kneller

Fortsetzung von Seite 5 · Der kritische Blick …

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723. Januar 2008 K L I N I K U M

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Kampf den HirntumorenDas neue Senckenbergische Institut für Neuroonkologie

Mehr Platz für MedizinerReges Baugeschehen auf dem Campus Niederrad

Zum 300. Geburtstag von JohannChristian Senckenberg, dessen Er-be die Frankfurter Universität bisheute prägt, hat die Dr. Sencken-bergische Stiftung gemeinsam mitder ge-meinnützigen Hertie-Stif-tung der Universität einen neuenSchwerpunkt gestiftet: das Dr.Senckenbergische Institut für Neu-roonkologie (SIN) sowie die dazu-gehörige Stiftungsprofessur fürNeuroonkologie.

Beide Stiftungen beteiligen sichmit je 625.000 Euro an der kli-nischen Neuroonkologie, die an

das Zentrum für Neurologie und Neu-rochirurgie (ZNN) des Universitätskli-nikums angegliedert ist. Ziel ist derAufbau eines klinischen und wissen-schaftlichen überregionalen Hirntu-mor-Zentrums, das unter anderem alsprimäre Anlaufstelle für Hirntumor-Patienten im Universitätsklinikumfungiert. Pünktlich zum Jahreswechsel 2007/08 nahm der neue Leiter des Dr.Senckenbergischen Instituts für Neu-roonkologie und Inhaber der Stif-tungsprofessur, Prof. Joachim Stein-bach, seine Arbeit auf – zunächst mithalber Zeit, denn bis Ende März ist ernoch zur Hälfte an der Universitätskli-nik Tübingen tätig. Ab April wird erdann mit insgesamt vier Mitarbeiternganz nach Frankfurt kommen. Wie erselbst erläutert, sind ihm Forschung

und Therapie gleichermaßen wichtig.Gerade bei der Therapie sei vor allemeine umfassende Begleitung der Kran-ken notwendig, wie sie in Zukunft amSIN möglich sein wird.Von 100.000 Menschen erkrankenjährlich acht bis zwölf an einemprimären Hirntumor. Das sind nahezudoppelt so viele Neuerkrankungenwie bei multipler Sklerose. Über dieHälfte von ihnen leidet an der bösar-tigsten Form, dem Glioblastom. InDeutschland sind dies jährlich 3.000bis 4.000 Menschen. Bis vor einigenJahren war die Lebenserwartung die-ser Patienten selten höher als zwölfMonate, da diese Tumorart sich infil-trierend im Gehirn ausbreitet unddemzufolge sehr schwer zu entfernenist. Seit einiger Zeit gibt es jedoch erst-mals Licht am Ende des Tunnels, wieProf. Helmuth Steinmetz vom Zen-trum der Neurologie und Neurochir-urgie am Universitätsklinikum erläu-tert. Mit einem neuen Chemothera-peutikum könne man seit einiger Zeitzwar den Tod der Patienten in denmeisten Fällen nur hinauszögern.Doch eine Verdoppelung der Zwei-Jahres-Überlebensrate ohne schwer-wiegende Nebenwirkungen sei bereitsein Meilenstein im Kampf gegen einderart bösartiges Leiden. Eine effektive Zusammenführung derNeurowissenschaften und der Onkolo-gie, wie sie in dem noch relativ jungenFach der Neuroonkologie realisiertwird, ist vor diesem Hintergrund be-sonders wichtig. Um die Neuroonkolo-gie jedoch als Forschungs- und Thera-piebereich zu etablieren, ist eine geziel-te Förderung notwendig. Umso glück-licher ist man am Frankfurter Uniklini-kum, dass dies nun gelungen ist. Das neue Fachgebiet ergänzt die inFrankfurt vorhandenen Forschungs-schwerpunkte Onkologie sowie Neu-rowissenschaften ganz hervorragend.Steinmetz, der an dem Zustandekom-men der Förderung maßgeblich betei-ligt war, spricht von einer »Dynamikder jungen Leute«, die insbesondere

Stein für Stein nimmt das Univer-sitätsklinikum seine neue Gestaltan. Im Dezember 2007 wurdengleich drei wichtige Schritte hinzum großen Ziel gemacht. So wur-de am Nikolaustag der neue großeErweiterungsbau Ost eröffnet.

Dies Gebäude ist ein wichtigerBaustein in der Neusortierungund räumlichen Konzentration

des Frankfurter Universitätsklinikums,um es zukunftsgerecht an die funkti-onstechnischen Standards und überge-ordneten politischen und ökonomi-schen Rahmenbedingungen der Maxi-malversorgung anzupassen«, erklärteHessens Wissenschaftsminister UdoCorts (CDU) bei der offiziellen Überga-be. Und Prof. Roland Kaufmann, derVorstandsvorsitzende und Ärztliche Di-rektor des Klinikums, ergänzte: »Mitdem Erweiterungsbau sind wir demZiel ein enormes Stück näher, bisherräumlich verteilte, jedoch disziplinärkooperierende Funktionsbereiche un-ter einem Dach vereinen.«Die Errichtung des viergeschossigenGebäudes umfasst ein Gesamtinvestiti-onsvolumen von 111 Millionen Euro,das von Bund, Land und Klinikum fi-nanziert wurde. Mit einer Nutzflächevon nahezu 14.000 Quadratmeterndient der Erweiterungsbau zugleich alsAusweichquartier für die Kliniken undInstitute in den jetzt zu sanierendenSockelgeschossen des Zentralgebäudes.Der Gesamtkomplex, so das Ziel, sollmit den bereits 2005 fertig gestelltenBauten, dem Forschungs- und Labor-gebäude, dem Neuen Hörsaalgebäudeund weiteren Konzentrationen klini-scher Bereiche um Haus 23 im Jahr2012 vollendet sein. Der neue Erweiterungsbau beinhaltetalle chirurgischen Kliniken und dasneue operative Zentrum des Uniklini-kums. Die Kliniken und Institute er-halten nunmehr die Möglichkeit, Un-tersuchungs- und Behandlungseinhei-ten interdisziplinär zu nutzen.

Neues Studierendenwohnheim

Bereits Ende November voll belegt wardas mit einem Kostenaufwand von 6,7Millionen Euro sanierte und zum Stu-

dierendenwohnheim umgebaute ehe-malige Schwesternwohnheim an derSandhöfer Allee: 165 überwiegendmöblierte Einzimmerappartements mit17 bis 20 Quadratmetern Fläche undeigenem Sanitärbereich sowie Pan-tryküche bieten zeitgemäßen studenti-schen Wohnkomfort. Die monatlichenMietpreise bewegen sich zwischen 275und 295 Euro. Das 1.700 Quadratme-ter große Grundstück hatte das LandHessen dem Studentenwerk Frankfurtam Main unentgeltlich im Wege desErbbaurechtes überlassen.Universitätspräsident Prof. RudolfSteinberg freute sich über die rascheBelegung und lobte: »Das Studenten-werk und die übrigen FrankfurterWohnheimträger sind auf gutem We-ge, das ehrgeizige Ziel von 1.000 zu-sätzlichen Wohneinheiten in Frankfurtam Main zu erreichen.« Dabei wies erauch auf weitere Kapazitäten hin, die2008 neu zur Verfügung stehen wer-den: 425 Wohneinheiten sind dann indem von den Kirchen errichteten Stu-dierendenwohnheim auf dem CampusWestend bezugsfertig. Der Studiendekan des FachbereichsMedizin, Prof. Frank Nürnberger, hobhervor, dass dabei kurze Wege vomWohn- zum Lernort ein wichtiger Fak-tor seien, um ein Studium erfolgreichzu absolvieren. Junge Menschen, dievor der Entscheidung stünden, ob sie

studieren sollen, würden nicht nur aufdie Qualität der Lehre achten, sondernauch auf die sozialen Rahmenbedin-gungen eines Studiums.

Zweiter Bauabschnitt des Klinikums

wird realisiert

Kurz vor Weihnachten schließlich, am20. Dezember 2007, erteilte der Auf-sichtsrat des Universitätsklinikums un-ter dem Vorsitz von Wissenschaftsmini-ster Corts den Auftrag zur Planung deszweiten Bauabschnittes des Klinikums.Dadurch sollen nicht nur die Kranken-versorgung optimiert und weitere klini-sche Fächer konzentriert werden, auchin die bauliche Infrastruktur von For-schung und Lehre wird investiert: Diebevorstehenden Maßnahmen im Rah-men der Akut- und Maximalversor-gung sehen Neubauten südlich desZentralgebäudes vor, die mit einem In-vestitionsaufwand von etwa 150 Mil-lionen Euro bis zum Jahr 2012 errichtetwerden sollen. Forschung und Lehrewerden durch Errichtung eines weite-ren Forschungs-turms in unmittelbarerNachbarschaft des bestehenden Gebäu-des am Main-ufer sowie die Errichtungeiner Zentralen Forschungseinheit(ZFE) gestärkt. Ausgebaut werden auchdie Kapazitäten für die Lehre durch dieErrichtung eines so genannten ›Medi-cums‹, das an das bereits neu errichteteHörsaalzentrum angrenzt. UR

Medizin zum Anfassen: Für Studie-rende der Medizin ist ein plasti-sches und authentisches Bild vonder Anatomie des Menschen einwesentlicher Bestandteil einer ziel-führenden Ausbildung. Zu diesemZweck bietet das Lernstudio desFachbereichs Medizin Studierendender Medizin und Zahnmedizin einRepertoire an Lernmitteln.

Auf knapp 500 Quadratmeternstehen Phantome und Präparate,anatomische Modelle, eine klei-

ne Präsenzbibliothek mit Büchern, Vi-deofilmen und Lernprogrammen, so-wie Ultraschallgeräte, Mikroskope undUntersuchungsapparate zum Übenpraktischer ärztlicher Tätigkeiten be-reit. Nicht zuletzt sind auch Räume fürGruppenarbeit verfügbar. Den Ausbaudes Bestandes an solchen Lehrelemen-ten und den Betrieb lässt sich der Fach-bereich seit Gründung des Lernstudiosgern 33.000 Euro pro Jahr kosten.Seit dem 5. Dezember ist das Reper-toire des Lernstudios um zahlreicheanatomische und chirurgische Modelleerweitert worden, die ausschließlichaus Studienbeiträgen bezahlt wurden.Neben Muskelmodellen von Beinen,Armen sowie einem komplett zerleg-baren Kopf konnten auch ein neuesSkelett und ein neuroanatomischesModell zum Lernen bereitgestellt wer-den. Diese Ausstattung bildet denGrundstock für einen neuen Lehr-

raum, in dem sich die Studierenden ei-genständig an naturnahen Präparatenauf einen wichtigen Pflichtkurs, dieAnatomie des Bewegungsapparatesvorbereiten können. Nicht zuletzt istdieser Raum auch optimal für die Ein-führung in orthopädische und trauma-tologische Praktika zu nutzen.Zusätzlich zu den Kosten für die ge-schilderte Ausstattung werden auchdie Kosten für längere Öffnungszeitenan den Kernarbeitstagen und die neueingerichtete Samstagsöffnung mit Hil-fe der seit diesem Wintersemester vonden Studierenden zu zahlenden Studi-enbeiträge getragen. Damit beteiligensich die Studierenden in Höhe von ins-gesamt über 35.000 Euro an der Aus-bildungsqualität ›ihres‹ Lernstudios.Das Lernstudio Medizin ist eine Ein-richtung unter studentischer Regie amFachbereich Medizin. Die studenti-schen MitarbeiterInnen führen nichtnur Aufsicht, warten und wahren denBestand des Lernstudios und habenstets ein offenes Ohr für Wünsche undKritik der Frankfurter Medizinstudie-renden, sondern sie beteiligen sichauch an der Ausbildung und ent-wickeln Ideen, die mit Fachvertreternzum Besten der Ausstattung diskutiertund umgesetzt werden. Alle Studie-renden der Medizin und Zahnmedizinkönnen die bestehenden Angebotenutzen, sei es alleine oder in Lerngrup-pen – ein optimaler Einsatz der Studi-enbeiträge. UR

Zum Ins-Herz-GuckenStudienbeiträge für anatomische Modelle

im onkologischen Bereich verstärktinterdisziplinär arbeiten. Schließlichhaben allein in der letzten Zeit dreijunge Onkologieprofessoren ihre Ar-beit am Universitätsklinikum aufge-nommen – mit dem NeuroonkologenSteinbach werden es vier sein. »Damitsind wir in der Onkologie in Frankfurthervorragend aufgestellt und habenein deutschlandweit einzigartiges Um-feld für die Neuroonkologie«, betontSteinmetz. Dabei war es zunächst gar nicht ganzso einfach gewesen, die Neuroonkolo-gie nach Frankfurt zu holen. Angefan-gen hatte das Ganze 2004 mit einerInitiative der Hertiestiftung, die einenbundesweiten Wettbewerb mit demZiel ausgeschrieben hatte, die Einrich-tung von Instituten für Neuroonkolo-gie zu fördern. In diesem Wettbewerbbelegte Frankfurt nach Heidelbergden ehrenvollen zweiten Platz, waszur Folge hatte, dass eine Förderungnur bei Gewinnung zusätzlicher Dritt-mittel in Aussicht gestellt werdenkonnte. Mit der Dr. Senckenbergi-schen Stiftung fand man dann dieideale Co-Stiftung und die Einrich-tung des Instituts für Neuroonkologiewurde möglich. Ganz in der Traditionihres Stifters Johann ChristianSenckenberg hat die Dr. Senckenber-gische Stiftung damit Frankfurt wie-derum eine neue Einrichtung ge-schenkt – schließlich verdankt dieStadt der Stiftung unter anderem be-reits das Bürgerhospial, den Botani-schen Garten, die SenckenbergischeAnatomie, das Institut für Geschichteder Medizin sowie die Universitätsbi-bliothek. Mit dem neuen Schwer-punkt Neuroonkologie wird sich aber-mals Senckenbergs Vision erfüllen:»Meine Stiftung«, so Senckenberg imAugust 1763, »wird von hier aus guteLeute machen, auch gute auswärtigeherbeiführen und hiesige zum Nach-eifern bringen, mir zur Freude, da al-les darauf abzielt, dass der Stadt inmedicis wohl gedient werde.«

Beate Meichsner

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Einer von zehn interdisziplinär genutzten Säle modernster Bauart im ZentralenOP-Bereich des neuen Erweiterungsgebäudes

8 23. Januar 2008P R I S M A

Urnenwahl am Dienstag und Mittwoch, 29. und 30. Januar,

jeweils von 9 bis 15 Uhr.

Fachbereiche Wahllokale

00 Studienkolleg Vorraum Mensa/Sozialzentrum01* Rechtswissenschaft Bockenheim02 Wirtschaftswissenschaften

03 Gesellschaftswissenschaften Turm, Foyer im Erdgeschoss04* Erziehungswissenschaften12 Informatik und Mathematik

05 Psychologie und Dienstag, 29. Januar, Institut fürSportwissenschaften Sportwissenschaften, Ginnheimer

Landstr. 39, Erdgeschoss, Foyer Mittwoch, 30. Januar, Mertonstr. 17,Erdgeschoss, Haupteingang

06 Evangelische Theologie Grüneburgplatz 1, IG Hochhaus,07 Katholische Theologie Haupteingang oder Rotunde08 Philosophie und

Geschichtswissenschaften 09 Sprach- und Kulturwissenschaften10* Neuere Philologien

11 Geowissenschaften und Dienstag, 29. Januar, VorraumGeographie Mensa/Sozialzentrum, Bockenheim

Mittwoch, 30. Januar, Max-von-Laue-Str. 9, Erdgeschoss, vor der Mensa

13 Physik Max-von-Laue-Str. 9,14* Biochemie, Chemie und Pharmazie Erdgeschoss, vor der Mensa

15 Biowissenschaften Dienstag, 29. Januar, Vorraum zumGroßen Hörsaal der Biologischen Institute, Siesmayerstr. 70,Mittwoch, 30. Januar, Max-von-Laue-Str. 9, Erdgeschoss, vor der Mensa

16 Medizin Klinikum, Personalkasino,Haus 35, 2. Obergeschoss

* Federführender Fachbereich

Stimmbezirke für die Wahlen der Studierenden zu den Fachbereichsräten imWintersemester 2007/08

›Willkommen und Abschied‹Universitätsmusikdirektor Christian Ridil im Portrait

In der alten Villa in der Georg-Voigt-Straße 12 sitzt unten im Keller Uni-versitätsmusikdirektor Christian Ri-dil. Der Duft von süßlichem Pfeifen-rauch und die gemütliche Atmo-sphäre des Kerzenlichts umhüllenden Besucher beim Betreten desRaumes. An seinem Schreibtisch imErker sitzt das ehemalige Mitgliedder Regensburger Domspatzen.Hier unten, so sagt er, habe er seineRuhe und Platz für seine unzähligenNoten.

Willkommen und Abschied‹ istnur eines von vielenStücken, die Christian Ridil

seit 1965 komponiert hat. Die Kompo-sition aus dem Jahre 1985 macht dar-auf aufmerksam, was Ridil kurz bevor-steht – der Eintritt in den Ruhestand.Seit 1984 lehrt er an der UniversitätFrankfurt die Fächer Harmonielehreund Tonsatz-Analyse. Im November1994 wurde Ridil zum Universitäts-musikdirektor ernannt, eine Ehrung,welche in Frankfurt 32 Jahre langnicht mehr vergeben worden war.Nun wird er die Universität nach demkommenden Sommersemester verlas-sen und ihr ein Lebenswerk hinter-lassen. 1987 gründete der heute 64-Jährige den Kammerchor der Jo-

hann Wolfgang Goethe-Universität,mit dem er in den letzten Jahren mehrund mehr Beachtung gefunden hat.Der universitäre Kammerchor gab bis-her Konzerte in Polen, Italien, Frank-reich, Ungarn, Belgien und in zahlrei-chen Städten Deutschlands. In Buda-pest wurde er 1991 mit dem GoldenenDiplom beim III. InternationalenChorwettbewerb ausgezeichnet. 1999traten Ridil und der Kammerchor zum50-jährigen Bestehen der VW-Werkein Mexico auf. Viele Uraufführungen,unter anderem beim Mainzer Katholi-kentag 1998, fanden beziehungsweisefinden statt, und mehrere CD- und TV-Produktionen liegen von und mit demKammerchor vor. Ridils Leidenschaft zur Musik begannschon in früher Kindheit. Sein VaterRudolf, Motorspezialist, spielte gerneKlavier und sein Sohn lernte dennauch ab dem siebten Lebensjahr dasGeigenspiel. Für die Familie stand je-doch von Anfang an fest, dass ihrSohn keine höhere Schule besuchen,sondern eine KFZ-Lehre absolvierensolle. Ein Zufall bestimmte denn auchden Werdegang des heute professio-nellen Tenors und Komponisten: BeimEinkaufen wurde seine Mutter Ger-trud von einer Nachbarin angespro-chen, ob sie ihren Sohn nicht zum

Vorsingen am berühmten Musikgym-nasium der Regensburger Domspatzenanmelden wolle. Die Familie Ridil leb-te damals in Regensburg, ihr Sohn warbeim Vorsingen erfolgreich und so ge-schah es, dass Ridil mit elf Jahren zuden Regensburger Domspatzen kam.Eine disziplinierte Musikausbildungbegann. Zweimal die Woche traten dieDomspatzen auf, in der Karwoche je-den Tag, und jede freie Minute wurde

in einem kleinen abgeschlossenenRaum mit Gesangsproben verbracht.Ridil erinnert sich, dass Jungenwährend ihres Stimmbruchs nicht sin-gen durften, die freien Minuten muss-ten sie dann mit Noten lernen verbrin-gen. Nach dem Abitur studierte erSchulmusik und Komposition bei Prof.Günter Bialas an der Staatlichen Mu-sikhochschule in München und absol-vierte beide Staatsexamina. Von 1969

bis 1984 unterrichtete er am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß,parallel dazu studierte er von 1980 bis1986 Musikwissenschaft an der Uni-versität Augsburg. Zahlreiche Prämierungen erhielt Ridilfür sein kompositorisches Werk, bei-spielsweise 1971 in Regensburg, 1984in Bonn, 1989 und 1994 in Stuttgart.1996 wurde seine ›Meyenmusick‹ aufSchloss Raesfeld prämiert, im gleichenJahr erhielt er den 1. Preis beim Com-pania-Wettbewerb in Münster verlie-hen. Viele Kompositionen liegen beimehreren Verlagen gedruckt vor, under hofft nach seiner Emeritierung weitmehr Zeit zum Komponieren zu ha-ben, als dies gegenwärtig der Fall ist. Nach 24 erfolgreichen Jahren wird Ri-dil nun in diesem Jahr die Goethe-Universität verlassen. »Doch sicherlichwerde ich weiterhin meine Wochen-beziehungsweise Wochenendsemina-re, meine Einführungsvorträge ebensowie auch die musica practica wahr-nehmen. Zu tun gibt es genügend«,sagt der Maestro. Wer Lust verspürt,seine Kompositionen zu hören, dersollte mittwochs einmal an denschweren Holztüren der alten Auladen Proben des Kammerchors lau-schen oder eines der sechs Konzerteim Jahr besuchen. Jessica Kuch

In den 1920er- und 1930er-Jahrenwar der Gründer des Frobenius-In-stituts, der Ethnologe Leo Frobeni-us, mit einem Stab von Mitarbeiternund Malern auf abenteuerliche Ex-peditionen nach Afrika ausgezogen.Als einer der Ersten hatte er denkulturgeschichtlichen Wert vonFelsbildern in der Sahara und imsüdlichen Afrika erkannt und ließseine Maler die prähistorischen Motive meist in Originalgröße aufLeinwand bannen.

Später sandte Frobenius weitereFelsbildexpeditionen zu europäi-schen Fundplätzen in Norwe-

gen, Südfrankreich und Ostspanienaus sowie nach Neu Guinea und nachAustralien. So entstand eine faszinie-rende Sammlung von über 4.000 Fels-

bildkopien aus vier Kontinenten, diebisher jedoch nur unvollständig regis-triert und nicht nach wissenschaftli-chen Standards erschlossen war. SeitMitte 2006 finanziert nun die Deut-sche Forschungsgemeinschaft (DFG)die Digitalisierung und Erfassung derBestände. Zur Halbzeit des auf dreiJahre angelegten Projekts wird immerdeutlicher, in welch schlechtem Zu-stand sich besonders die großformati-gen Bilder befanden.Bedenkt man die bewegte Ausstel-lungsgeschichte der bis zu 2 mal 10Meter großen Bilder, kann dies kaumverwundern. Schon vor dem ZweitenWeltkrieg waren Teile der Sammlungauf zahlreichen Ausstellungen gezeigtworden. In verschiedenen deutschenStädten, aber auch in Paris, Brüssel,Amsterdam, Zürich, Johannesburgund New York begeisterten die unge-

wöhnlichen Bilder ein breites Publi-kum. Die Ausstellung von 1937 imNew Yorker Museum of Modern Artwar so erfolgreich, dass die Bilderanschließend auf eine zweijährigeTournee durch 31 US-Städte gingenund sogar in Honolulu gezeigt wur-den – es was das erste Mal, dass dasamerikanische Publikum mit präh-istorischer Kunst in dieser Form inBerührung kam. All dies war vomFrobenius-Institut organisiert worden,das als kleines Forschungsinstitut mu-seale Aufgaben nur eingeschränktwahrnehmen konnte.Schon bei der letzten großen Ausstel-lung der Felsbildkopien im Wiesba-dener Landtag 1997 zeigte sich, dasseine Staubschicht die Exponate ver-dunkelte, dass Ränder eingerissen wa-ren und Farbschichten sich abzulösenbegannen. Die nachteilige Aufbewah-rung der Bilder in den letzten Jahr-zehnten hatte die Situation verschlim-mert. Eine kostspielige Restaurierungschien unumgänglich und die pre-kären Lagerungsbedingungen muss-ten dringend verbessert werden.Da die DFG grundsätzlich keine Gel-der für Restaurierungen und sachge-rechte Lagerung zur Verfügung stellt,galt es, andere Möglichkeiten zu fin-den. Zusammen mit einem renom-mierten Atelier für Papierrestaurie-rung wurde ein Restaurierungskon-zept erarbeitet, und bald darauf warenerste Sponsoren aus der Privatwirt-schaft gefunden. Als besonderes Dan-keschön dürfen die Spender die mitihrer Hilfe restaurierten Bilder für einhalbes Jahr bei sich aufhängen. ZurZeit hängen sechs großformatige Fels-bilder in der Vorstandsetage der AIGEurope Versicherung. Nicht zuletztdurch solche Aktionen gelang es,auch das Hessische Ministerium fürWissenschaft und Kunst von dem Pro-jekt zu überzeugen. Es stellt aktuell90.000 Euro für Restaurierung ge-fährdeter Bilder und neue Plan-schränke für deren Aufbewahrungzur Verfügung. Die Universitätsleitunghat mittlerweile den vorgesehenenArchivraum sachgerecht umgebaut,so dass ab dem kommenden Jahr dasgesamte Felsbildarchiv sowie das eth-nographische Bildarchiv des Frobeni-us-Instituts in einer für universitäreSammlungen vorbildlichen Weise ge-lagert werden können. Richard Kuba

Felsbild-SponsoringDFG-Projekt weckt neue Aufmerksamkeit

Von 25. bis 27. Oktober fand am In-stitut für Archäologische Wissen-schaften, Abteilung II, Archäologieund Geschichte der römischen Pro-vinzen sowie Hilfswissenschaftender Altertumskunde, ein mit derRadboud Universiteit Nijmegen (Nie-derlande) organisiertes internationa-les Kolloquium zum Thema ›Coins inContext. New Approaches in Inter-preting Coin Finds‹ statt.

Die Abteilung des Frankfurter In-stitutes gilt unter anderem auf-grund ihrer Eingebundenheit in

das Projekt ›Fundmünzen der Antike‹der Akademie der Wissenschaften undLiteratur in Mainz als international re-nommiertes Zentrum der Dokumenta-tion und Auswertung antiker Fund-münzen. Wegen der großen Resonanzauf ein Seminar zum Thema ›Münzeund Kontext. Zu den Geldfunktionenantiker Münzen anhand archäologi-scher Befunde‹, das von den beidenKolloquiums-Organisatoren Prof.Hans-Markus von Kaenel (Frankfurt)und Dr. Fleur Kemmers (Nijmegen) imWintersemester 2006/07 angebotenwurde, lag es nahe, die Diskussion zudiesem Thema auch auf breiterer in-ternationaler Ebene zu vertiefen. Da essich abzeichnet, dass kontextbezogeneMaterialstudien in Zukunft nochgrößere Bedeutung erlangen werden,wurden Nachwuchswissenschaftleraus Deutschland, der Schweiz, Öster-reich, den Niederlanden, Dänemark,Schweden und Großbritannien einge-laden, um methodische Probleme derkontextbezogenen Fundinterpretationzu erörtern. Der Kontext bildete denRaum, in dem sich das ›Leben‹ derMünzen abspielte, er stellt daher eineder Grundlagen zur Rekonstruktionder Geldgeschichte der antiken Weltdar. Die Vorträge des Kolloquiums, welcheinhaltlich von der späten La-Tène-Zeitin Zentraleuropa bis zur Wikingerzeitin Skandinavien reichten, machteneindrücklich klar, dass nicht nur derarchäologische Kontext, sondern eineReihe weiterer ›Kontexte‹ die Deutungund Beurteilung numismatischer Fun-de in zukünftiger Spitzenforschungbestimmen werden. So zeigten dieeinzelnen Beiträge vom primärenKontext, der Prägung und deren kul-turellen Verortung, über den sekun-

dären Kontext, dem Transfer und Ge-brauch, bis zum tertiären Kontext, derNiederlegung und dem Nachleben derObjekte, neue methodische Ansätze inder Fundmünzbearbeitung auf. Dietheoretischen Ansätze wurden mit Bei-spielen aus der jeweiligen aktuellenForschungsarbeit der Vortragenden il-lustriert, die Vorträge des Kolloquiumssollen in Form eines Tagungsberichtesvorgelegt werden. Ebenso wurde ein

Coins in ContextInternationales Kolloquium Frankfurter Münzforscher

zweites Kolloquium in absehbarer Zeitvereinbart, um die innovativen Per-spektiven weiter zu fördern und zubündeln. Dass das Institut für Archäo-logische Wissenschaften, Abteilung II,dafür der zentrale Ort sein wird, stehtaufgrund der langjährigen internatio-nal führenden Bedeutung Frankfurtsin der Entwicklung und dem Einsatzneuer Methoden der Fundnumismatikaußer Frage. Michael Nüsse

Ein Schatz aus Afrika: Felsbild-Kopieaus der Frobenius-Sammlung

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Universitätsmusikdirektor Christian Ridil

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923. Januar 2008 P R I S M A

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Der Frankfurter Master of Quan-titative Economics ist im Herbst2007 um eine Marketing-Schie-

ne erweitert worden. Das Programmist für ausgezeichnete Studierende imdeutschsprachigen und internationa-len Raum gedacht, die eine Karriereals Berater oder Marketingwissen-schaftler anstreben. Nach insgesamtvier Semestern Studiendauer wird ein›Master of Science‹ verliehen.Mit Daniel Klapper, Martin Natter,Thomas Otter und Bernd Skiera bildenvier international ausgewiesene Mar-ketingprofessoren das Kernteam derMarketingschiene des Goethe Re-search Master. Dieses Kernteam wirddurch internationale Experten wieProf. Peter Leeflang (Universität Gro-ningen) verstärkt.Der Goethe Research Master in Mar-keting kombiniert Marketing als An-wendung mit einem vorbereitendenMathematik-/Statisik-Camp, Kursenin Mikroökonomie sowie klassischerÖkonometrie. Diese Kombination rüs-tet für die selbständige, sichere undkreative Auseinandersetzung mit qua-litativ formulierter Marketingtheoriemit dem Ziel der Quantifizierung zurEntscheidungsunterstützung. DieMarketingschiene beginnt mit zweiBasiskursen, die die Messung des Bei-trags von Marketingaktivitäten zumUnternehmenserfolg behandeln. Indrei Vertiefungskursen werden dasProblem der Preissetzung, Marketingim Kontext unternehmerischen Wett-bewerbs sowie Bayes Modelle zur Ent-scheidungsunterstützung im Marke-ting praktisch anhand der Analyse em-pirischer Daten und theoretisch be-handelt.Das Ziel der Ausbildung ist eine Kar-riere als Marketingwissenschaftleroder Berater. Der Standort Frankfurtgewährleistet die Unterstützung dieserKarriereziele durch frühzeitigen Kon-takt mit in der hochkarätigen Praxisformulierten Problemstellungen.Sehr guten und hervorragenden Stu-denten wird darüber hinaus schonwährend des Masterstudiums dieMöglichkeit zur eigenen Forschung,betreut von einem Marketingprofes-sor, geboten. Diese selbständige For-schungsarbeit schließt nach insgesamtmindestens vier Jahren (inklusivezwei Jahre Masterprogramm) mit ei-nem PhD im Fach Marketing ab. UR

Informationen: Prof. Thomas Otter, [email protected]

NeuGoethe ResearchMaster in Marketing

Fünf Jahre Institut for Law and Fi-nance (ILF): Seit seiner Gründunghaben 200 Studierende aus 60 Na-tionen an der ein- oder zweijährigenAusbildung zum LL.M. Finance teil-genommen. Das ILF bietet heute ei-ne bundesweit einmalige Verbin-dung von Wirtschafts- und Rechts-wissenschaft im Bereich Finanzen.

Genug Grund zum Feiern also.Nachdem das ILF bereits im Ok-tober ein Geburtstagsfest mit Al-

umni aus aller Welt ausgerichtet hatte,fand am 6. Dezember 2007 eine weite-re Feierlichkeit mit rund 250 Gästenauf dem Campus Westend statt. Einge-leitet von Festreden des hessische Fi-nanzminister Karlheinz Weimar, vonUniversitätspräsident Prof. RudolfSteinberg, dem Vorstandsvorsitzendender Dresdner Bank und ILF-Kuratori-

umsvorsitzenden Dr. Herbert Walterund ILF-Direktor Prof. Andreas Cahnbot das ILF seinen Gästen ein fürDeutschland außergewöhnliches Pro-gramm: Eine Debatte zu dem Thema›Dieses Haus meint, Universitäten soll-ten wie Unternehmen geführt werden‹– und zwar nach dem Stil der OxfordUnion, dem berühmten britischen De-battierclub. Um die Gunst des Publi-kums kämpften vier Redner, von de-nen je zwei den Antrag befürwortetenbeziehungsweise ablehnten. Als Für-sprecher traten Weimar und Walter inErscheinung, ihre »Gegner« warenProf. Peter-Alexis Albrecht und Prof.Stefan Braum. Weimar sah in einer unternehmeri-schen Führung die Chance für Univer-sitäten, finanziell unabhängiger zuwerden. Dies eröffne den »Kampf umdie besten Köpfe«. Zu einem ein-

Universitäten wie Unternehmen führen? ILF schenkte sich zum 5. Geburtstag eine Oxford Union Style Debate

drucksvollen Gegenangriff ging Alb-recht über. Nur wenn der Staat selbstden Universitäten ausreichende Gelderzur Verfügung stelle, ohne dass dieseeiner privatwirtschaftlich gesteuertenGewinnmaximierung unterlägen, wür-de der verfassungsrechtlich verbürgtenWissenschaftsfreiheit Rechnung getra-gen. Wenn Universitäten wie Unter-nehmen geführt würden, bedeute dieseine Abkehr von der kritischen Wahr-heitsforschung. Folge ist »der Tod derWissenschaft, und wir sind auf dem besten Weg dorthin«, so der Professor. Dass aus einer unternehmerischenFührung der Universität die Lehre ge-stärkt hervorgehen kann, betonte derAntragsfürsprecher Walter. Eine besse-re finanzielle Ausstattung fördere dieStudienbedingungen. Die Studentenkönnten intensiver auf ein späteres Be-rufsleben außerhalb der Wissenschaft

Führungskraft, erfolgreich mitten imBerufsleben – und trotzdem wiederim Hörsaal? Die Goethe BusinessSchool (GBS) der Universität Frank-furt bietet zwei Masterstudiengängeund andere Weiterbildungspro-gramme für Berufstätige an.

Junge Manager an einer interna-tional anerkannten BusinessSchool zu Führungspersönlichkei-

ten mit großen Karrierechancen aus-zubilden – das ist das Ziel der GoetheBusiness School, die 2004 als Stiftungder Universität Frankfurt gegründetwurde. An der GBS können Berufstäti-ge aus verschiedenen Wirtschaftsberei-chen und Ländern ihre Fachkenntnissenach dem ersten Hochschulabschlussvertiefen und lernen, wie sie Mitarbei-ter und Unternehmen optimal führen.Akademische Weiterbildung und diekonkrete Arbeit an Projektbeispielenaus dem meist international geprägtenArbeitsalltag der Kursteilnehmer grei-fen dabei eng ineinander. »Die GoetheBusiness School ist der verlängerteArm des Fachbereichs Wirtschaftswis-senschaften, und beide Bereiche profi-

Verpflegung in Frankfurt und in denUSA und Ausstattung mit Lehr-büchern, Unterrichtsmaterialien undSoftwareprogrammen. Diese sind fürdie Module nötig, in denen über dasInternet miteinander gearbeitet wird.Die Kurse, die persönliche Anwesen-heit fordern, finden an Wochenendenoder in rund einwöchigen Blockperi-

Der Master für ManagerLehren und Lernen an der Goethe Business School

tieren stark voneinander«, betont Prof.Andreas Hackethal, der seit Januar2008 die GBS gemeinsam mit demGründungsvorstand Prof. Mark Wah-renburg leitet. Die GBS könne auf be-sonders qualifizierte Professoren ausdem Fachbereich zurückgreifen undüber eine professionelle Vermarktungund Abwicklung hochwertiger Weiter-bildungsprogramme die gesamte Fa-kultät in internationalen Rankings po-sitionieren, so Hackethal. Das Flaggschiff-Angebot der GBS istder Duke Goethe Executive Master ofBusiness Administration (EMBA). 22 Monate lang arbeiten die Studieren-den dieses Programms neben ihremBeruf auf den Master-Abschluss hin.Sie erhalten ihn dann gleich von zweimit einem international anerkanntenGütesiegel ausgezeichneten Institutio-nen: der Universität Frankfurt und derDuke University im amerikanischenNorth Carolina. An der dortigen FuquaSchool of Business findet ein Teil derKurse statt. Allerdings hat auch an derGBS Qualität ihren Preis: Die Ge-bühren für das EMBA-Programm be-laufen sich auf 56.000 Euro, inklusive

oden statt. Allerdings erleichtert dieUnterstützung der jeweiligen Arbeitge-ber die Teilnahme in finanzieller undorganisatorischer Hinsicht enorm. Der36-jährige Björn Abels ist sehr zufrie-den mit der Förderung seines Weiter-bildungs-Engagements durch die Lan-desbank Hessen-Thüringen, bei der erin der Position eines Vice President ar-beitet. Abels stammt aus Frankfurt undhat an der Universität Frankfurt Be-triebswirtschaftslehre studiert. Nachsechs Jahren im Beruf nun wieder ineinen Seminarraum zurückzukehren,erscheint ihm als sehr gute Möglich-keit, seine Karriere weiter voran zutreiben. »Während das BWL-Studiumsehr theoretisch ausgerichtet ist, spezia-lisiert man sich im Job immer weiter.Durch die praktischen Fallbeispiele inden Kursen kann ich mein Arbeits- undWissensspektrum wieder breiter öffnenund meine Denkräume erweitern«,sagt Abels. Trotz der Doppelbelastungvon alltäglichem Berufsleben und Wei-terbildung würde er auf jeden Fall wie-der an dem Programm teilnehmen. Der 34-jährige Amerikaner SkipSchwartz hat an der Stanford-Univer-

sität studiert und arbeitet jetzt inFrankfurt in einem Unternehmen alsSenior Vice President im Bereich Ak-quisition. Neben der Erweiterung sei-nes praktischen Fachwissens ist ihmdie Möglichkeit wichtig, Netzwerkemit den anderen Teilnehmern aufzu-bauen und gegenseitig von den Erfah-rungen im Berufsalltag zu profitieren.Auch das zukünftige Lernumfeld imHouse of Finance war für Schwartz einwichtiger Aspekt, sich für das Pro-gramm zu entscheiden. Nach der Fer-tigstellung voraussichtlich Mitte 2008soll auf dem Campus Westend ein in-ternationales Zentrum unter anderemfür die Bereiche Finanzen, Währungund Unternehmensrecht entstehen, indas auch die GBS einziehen wird. Fürdie Frankfurter Stiftungsuniversitätsind das House of Finance und dieGoethe Business School ambitionierteEinrichtungen, um im internationalenWettbewerb der Universitäten zupunkten. scm

Informationen: Mareile Prüßner, Goethe Business School, Tel: [email protected]

vorbereitet werden. Braum hingegensah bei verstärkter ökonomischerDenkweise an Universitäten die Gefahreiner »intellektuellen Verarmung«.Der wirtschaftliche Reichtum könneden Mangel an Kreativität nicht wett-machen. Geleitet wurde die lebhafteDebatte von Robert von Heusinger,dem Ressortleiter Wirtschaft derFrankfurter Rundschau. Wie bei derOxford Union Style Debate üblich,mussten sich die Diskussionsteilneh-mer einer direkten Erfolgskontrolleunterwerfen: Sowohl vor als auchnach der Debatte stimmte das Publi-kum über den Antrag ab. Während vorden Reden die Zahl der Antragsbefür-worter und –gegner nahezu ausgegli-chen war, mussten die Fürsprechernach Ablauf der Diskussion einigeStimmen einbüßen.

Raphaela Henze

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Prof. Andreas Hackethal

10 23. Januar 2008U N I - R E P O RTA G E

Sonntag, 11 Uhr. Dr. Ursula Mandelhat etwa 20 Stühle in dem Skulptu-rensaal im siebten Stock des IGHochhauses auf dem Campus West-end aufgestellt. Eine Reihe von In-teressierten sind gekommen, umihren Vortrag zu hören. Es geht umAugen – die Augen von Männernund Frauen in der archaischen grie-chischen Kunst.

Männer werden meist nacktdargestellt«, erläutert die Kus-todin der Skulpturensamm-

lung. »Ihre Leistungsbereitschaft undLeistungsfähigkeit werden am athle-tisch trainierten Körper anschaulichgemacht.« Auch in ihrer Körperhal-tung drückt sich dies aus: Ein Fuß istvorgestellt, als ob sie gerade losgehenwollten, erläutert Mandel an einerReihe von Skulpturen, die vor den Zu-schauern stehen. Anders die Frauen:Sie schreiten nicht, und vor allem ha-ben sie die Oberlider ein wenig herab-gelassen, das heißt, den Blick gesenkt.Ihre mandelförmigen Augen, zeigt dieArchäologin an verschiedenenMädchenköpfen, sind flacher geformtund leicht nach unten gerichtet. »Da-gegen treten die Augäpfel bei denMännern regelrecht vor, wieGlupschaugen.« Mandels Erklärung,belegt an verschiedenen Homer-Stel-len: Männern kommt es zu, feurigoder drohend zu blicken. Deswegenwerden ihre Augen in der archaischenKunst groß und kugelig dargestellt,mit weit geöffneten Lidern. Etwa 30 Körperplastiken stehen indem Skulpturensaal, dazu eine Reihevon Köpfen und Wandfriesen. »Essind ausnahmslos Abgüsse«, erläutertMandel später. Sie ist Mitarbeiterin desInstituts für Archäologische Wissen-schaften im Fachbereich 09 (Sprach-und Kulturwissenschaften). Die klassische Antike mit griechischen

und römischen Skulpturen – das ist,was Mandel erforscht. »Wir beschäfti-gen uns hier in der Sammlung vor al-lem unter kunsthistorischen Gesichts-punkten mit der Antike.« Viele stei-nerne Kunstwerke haben die Zeitenüberdauert, während Alltagsgerät ausorganischem Material weitgehend ver-loren ist. Wer Archäologie studiert,muss also die Grundbegriffe derKunstgeschichte kennen. »Wir brin-gen den Studierenden bei, die Skulp-turen richtig anzuschauen und dierichtigen Fragen zu stellen.« Dabei er-geben sich interessante weiterführen-de Ansätze zur Deutung des Beobach-teten – so wie bei der Beschäftigungmit den Gesichtern: Die These, dassMännergesichter nicht von ungefähr›Glupschaugen‹ haben, sondern dassdies ein Zeichen ihrer eher ›aggressi-ven‹ Rolle sei, ihrem zupackenden,losschreitenden Körperhabitus ent-spräche. Und dass sich im gesenkten,zurückgenommenen Blick der Frauenihre Rolle als vornehme Dame spiegel-te, die in der griechischen Öffentlich-keit fast nicht in Erscheinung getretensei. »So überdeutlich wurden dieseUnterschiede allerdings nur in der Ar-chaik gestaltet, als die Kunst noch

nicht bei der widerspruchsfreien Wirk-lichkeitsentsprechung angekommenwar. Damals kam es vorwiegend dar-auf an, die idealtypischen Geschlechts-rollen markant darzustellen. Wir kön-nen hieraus lernen, wie Männer undFrauen in der Öffentlichkeit gesehenwerden sollten und wollten.«Für die Studierenden bietet sich in derAbguss-Sammlung die Möglichkeit,auch die Entwicklung der griechischenKunst zu verfolgen, in Lehrveranstal-tungen wie im Eigenstudium. Der vonMandel an den älteren Skulpturenherausgearbeitete Kontrast von ty-pisch männlichen und typisch weibli-chen Augen wird übrigens in der klas-sischen griechischen Bildhauerei weit-gehend nivelliert. Die geschlechtsspe-zifischen Unterschiede in der Gestal-tung treten zurück, die Darstellung ei-

nes organisch stimmigen Gesichteswird wichtiger. »Gerade an solchenErscheinungen lässt sich Entwicklungin der Antike verfolgen«, betont dieArchäologin. Plastisch wird die Entwicklung der an-tiken Kunst an vielen Beispielen.Schon die Römer stellten von griechi-schen Plastiken Abformungen undVervielfältigungen her. »Einen Philo-sophenkopf haben wir zwei Mal. Essind verschiedene Kopien desselbenOriginals«, sagt Mandel. Dennoch sindbeide Gesichter ziemlich verschieden.Mit ein paar tief eingegrabenen Stirn-falten machte der eine Kopist seinenKopf 20 Jahre älter als der andere. Da-bei sei dies die historisch jüngereNachbildung des Originals.

Insgesamt werden etwa 200 Abgüsseim Skulpturensaal aufbewahrt. Die Fi-guren nehmen einen großen Teil desetwa 250 Quadratmeter großenRaumes ein. »Je nachdem, was inter-essiert, kann man die Figuren ver-schieben, sie ins rechte Licht rücken«,sagt Ursula Mandel. Für sie sind es al-te Vertraute – ihre Lieblingsfigur: einMann, der Gott Hermes, der ein Kindauf dem Arm hat, das Baby Dionysos.Er steht im Schatten, zwischen zweiOberlicht-Fenstern. »Am Bauch sehenSie jetzt nichts«, bemerkt Mandel. DieFläche wirkt glatt und grau. Dannpackt die zierliche Frau zu, schiebt denHermes einen Meter weiter vor, sodass das Licht von oben auf ihn fällt.Zart zeichnen sich plötzlich Bauch-muskeln ab. »Das ist der Unterschied,das muss man sehen und entdeckenlernen.« Es gibt keine bessere Ausstel-lungsfläche als einen Oberlichtsaal. Viele der antiken Figuren sind überle-bensgroß. »Als jüngsten Neuzuganghaben wir einen müden Athleten, dersich Schmutz abwischt.« Mit einemlöffelartigen Metallgerät schabten sichdie Sportler den Staub ab, der auf dereingeölten Haut kleben geblieben war.»Wir haben den Abguss im vergange-

nen Jahr erworben. Er ist entstandennach einer römischen Kopie. Das grie-chische Bronzeoriginal ist verschol-len.«In einem Regal stehen Köpfe. Einer,der schon ein wenig gelblich patiniertist, ist der älteste Gips der Sammlung:Ein Frauenkopf. »Er gehört zu einerberühmten Sitzstatue, vermutlich ei-ner Aphroditedarstellung«, erläutertMandel. »Nur er hat die Bombardie-rung Frankfurts überlebt. Wahrschein-lich stand er auf irgendeinem Schreib-tisch im alten Archäologischen Institutim Jügelhaus. Alles andere wurde amOrt der in der Nazizeit erzwungenenAuslagerung zerstört.«Vor dem Krieg war die Antikensamm-lung in Frankfurt gewaltig. Hundertevon Abgüssen waren in den gut 150Jahren zuvor gesammelt worden.

Gipsabgüsse herzustellen, damit hat-ten bereits die Wissenschaftler Napo-leons begonnen. Um 1806 beganndann der Frankfurter Bankier Beth-mann, eine eigene Abguss-Sammlungzusammenzutragen. Mit seinem Stif-tungstestament ergriff dann der Kauf-mann Städel eine entsprechende In-itiative, indem er verfügte, dass diejungen Künstler in seinem Kunstinsti-tut an den Skulpturen der Griechenausgebildet werden sollten. So erwarbvor allem das Städelsche Kunstinstitutseit 1817 fortlaufend Abgüsse. Sie sindder Ursprung der Universitätssamm-lung. Denn 1907 gingen die Städel-schen Gipse an die Stadt, 1914schließlich an die neu gegründete Uni-versität. Bis auf die Aphrodite und ei-nen Teil des Parthenonfrieses, der bisheute im Jügel-Haus am Ort der ehe-maligen Abguss-Sammlung des Ar-chäologischen Instituts montiert ist,erinnert nichts mehr daran.In der Nachkriegszeit wurde dieSammlung langsam wieder aufgebaut.Die Technik des Gipsabgusses bliebzunächst die gleiche wie schon 100Jahre zuvor: Die Originalskulptur wirdmit einem Puzzle von vielen aneinan-der passenden Gipsformteilen überzo-gen, deren Grenzen fortschreitenddurch kleine Tondämme bestimmtwerden. Die abgenommenen Teil-Ne-gative werden anschließend wieder zueiner Hohlform zusammengepuzzelt,die dann mit Gips ausgegossen wird.»So kommen die kleinen Wälle aufden Abgüssen zustande«, erläutertMandel. Sie zeugen von den Stoßfu-gen der Teilformen. Heutzutage ver-wendet man Silikonformen, die nurnoch eine umlaufende Naht haben,aber nicht ganz so präzise sind.Abgüsse werden in Spezialwerkstättenhergestellt. Im 19. Jahrhundert wardies ein florierendes Gewerbe. Inzwi-schen sind die alten Formen kaumnoch brauchbar, und zugleich ist esschwieriger geworden, Zugang zu Ori-ginalen zu erhalten. »Meist tun sichmehrere Interessenten zusammen«, soMandel. Bis zu 7.000 Euro kann einAbguss aus einer neu angefertigten Si-likonform heute kosten. »Wir sind aufSpenden angewiesen, um weitere An-schauungsobjekte hinzuzubringen. Oftsind es gerade die Seniorstudenten, diedafür Geld spenden und so helfen, dieSkulpurensammlung auf dem CampusWestend zu vervollständigen.« In einem kleinen Nebenraum werdenauch griechische und römische Origi-nale aufbewahrt. Wulf Raeck, Profes-sor für Klassische Archäologie, be-merkt dazu: »Heute wird der Bestandnicht mehr durch Ankauf erweitert,weil das auf legalem Wege fast garnicht möglich ist. Antiken im Kunst-handel stammen nämlich nahezu voll-

ständig aus illegalen Ausgrabungen.«Dies war sogar Thema eines Kolloqui-ums im April 2007. Früher war esdurchaus üblich, von Reisen oder Ex-kursionen Fundstücke als Anschau-ungsmaterial mitzubringen, und oftgab es sogar eine Fundteilung zwi-schen dem Gastland und den Ausgrä-bern. Das ist aber schon lange nichtmehr so. Einige Länder geben in Aus-nahmefällen leihweise Funde zur Re-staurierung und wissenschaftlichenBearbeitung ab, aber auch das ist sehrselten. Dafür gibt es aber eine hervor-ragende Zusammenarbeit mit ver-schiedenen Museen in Frankfurt, vorallem mit dem Liebighaus. Das Institut für Archäologie verfügtaber über mehr als nur die Abguss-Sammlung. Verschiedene Abteilungenhaben kleiner Spezialsammlungen. Sogibt es in der Abteilung Vor- undFrühgeschichte echte Werkzeuge ausder Frühzeit des Menschen zu ent-decken. Prof. Peter Breunig zeigt sie in

Wo die Antike lebendig wirdZu Besuch in den archäologischen Sammlungen auf dem Campus Westend

Oben: Blick in den Skulptu-rensaal – Gipsabgüssezweier antiker Götterstatu-en. Des Ares ›Borghese‹aus dem Pariser Louvre(hinten links) und des Her-mes mit Baby Dionysosaus Olympia

Mitte: Kustodin UrsulaMandel zwischen Gipsab-güssen archaischerMädchenfiguren aus Athen

Unten: Prof. Peter Breunigpräsentiert den Überrest eines etwa 3.500 Jahre alten Keramikgefäßes ausWestafrika. Mit Genehmi-gung des Landes Nigeriaswertet er derzeit einegroße Sammlung afrikani-scher Keramiken aus

»Wir bringen den Studierenden bei, die Skulpturen richtig anzuschauen und

die richtigen Fragen zu stellen.«

1123. Januar 2008 U N I - R E P O RTA G E

seinem Arbeitszimmer: »Bis 2,5 Mil-lionen Jahre alt«, sagt er und nimmtein bräunliches, so genanntes Geröll-gerät in die Hand. »Über Jahrhundert-tausende hinweg war dies das einzigeWerkzeug der Menschen.« Gefundenhat er einige dieser primitiven Werk-zeuge in Afrika. »Geröllgeräte findeman oft zusammen mit zerschlagenenTierknochen. Die Vermutung lautet,dass Vormenschen sie verwendet ha-ben, um verendete Tier zu zerlegenund an das Knochenmark zu gelan-gen.« Geröllgeräte bestehen aus größerenKieselsteinen, die an einem Ende sobearbeitet wurden, dass eine scharfeKante entstand. Das andere Ende bliebunbearbeitet und lag beim Arbeiten inder Hand. Breunig hat solche Werk-zeuge auch selbst schon hergestellt.»Man probiert es einfach einmal, undmit etwas Erfahrung ist es nicht allzuschwierig.«

Den Faustkeil erkennbar machen

Die Grafikerin Barbara Voss sitzt anihrem Schreibtisch. Vor ihr liegt einFaustkeil. Sie zeichnet ihn mit Tusche

gewissenhaft ab und markiert Ab-schlagflächen durch verschiedeneSchraffuren. »Es ist kompliziert, einenFaustkeil herzustellen«, erläutertBreunig. »Man muss genau wissen,wie der Stein beim Schlagen zer-springt.« Um die Herstellungstechnikdieses – im Vergleich zum Geröllgerät– Hitec-Werkzeugs der Steinzeit zu do-kumentieren, sind die Vor- und Früh-geschichtler noch heute auf guteZeichnungen angewiesen. »In einerFotografie ginge diese Informationverloren«, so Breunig.Steinzeit heißt also keinesfalls Primiti-vität. Breunig zeigt winzige, zwei Zen-timeter lange und höchstens millime-terdicke Pfeilspitzen. Auch sie stam-men aus Afrika. »Es bedurfte großerFertigkeit, eine so feine Spitze aus ei-nem Feuerstein-Abschlag herauszuar-beiten«, sagt er. Sogar kleine Zähn-chen sind an den Kanten zu sehen.»Ich habe einige der Pfeilspitzen auf

einem Markt in Mauretanien gekauft.Das kostet ein paar Euro – für dieNomaden dort viel Geld.« DieseNomaden haben die Pfeilspitzen beiihren Wanderungen durch die Wüsteaufgelesen. Breunig hat ein schlechtesGewissen, wenn er solche Artefakteaus ihren Herkunftsländern mitbringt.»Aber es ist dort buchstäblich auf demMarkt. Wenn so etwas zu uns kommt,können wir es wissenschaftlich aus-werten und Studenten zeigen. WennTouristen es kaufen, ist es weg.«Prof. Jan-Waalke Meyer aus der Abtei-lung für vorderasiatische und klassi-sche Archäologie wiederum hat Schät-ze aus der Bronzezeit in seiner Obhut.In einem relativ kleinen Raum imsiebten Stock des IG Hochhauses ent-steht langsam eine Ausstellung. »Wirbenötigen dringend Vitrinen«, klagt er,»aber dafür ist kein Geld da.« Dabei istseine Sammlung höchst spektakulär:In langen Reihen stehen winzige,höchstens drei Zentimeter große Tier-skulpturen unter einer Glasplatte. Siesind 5.000 Jahre alt. Das älteste Objektseiner Sammlung ist eine etwa 7.500Jahre alte weibliche Figur aus Kera-mik. Sie wurde im türkischen Hacilargefunden. »Ob das eine Fruchtbar-keitsgöttin war?«, wundert sich Meyerund legt sie zurück ins Regal. »Dortunten auf dem Boden stehen Schna-belkannen aus Anatolien, die etwa3.000 Jahre alt sind.«Meyer weiß nicht genau, wie wertvollseine Sammlung ist. Aber es betrübtihn, dass es noch nicht gelungen ist,sie der Öffentlichkeit vorzustellen.»Dafür benötigen wir zumindest Vitri-nen, am besten auch einen größerenRaum und vor allem Sicherheitsein-richtungen.« Denn versichern lässtsich solch eine Sammlung kaum. Eshandelt sich um eine Dauerleihgabe,die Meyer vor etwa zehn Jahren an-vertraut wurde. Mit dem Umzug desInstituts auf den Campus Westendschien eine repräsentative Ausstellungmöglich zu werden. Jetzt, nach eini-

Foto

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Links: Blick in die Original-sammlung der KlassischenArchäologie – bemalte griechische Tongefäße ausdem 6. und 5. Jahrhundertvor Christus

Mitte: Tierskulpturen in derSammlung der ›Vorder-asiatischen und klassischenArchäologie‹

Unten: Ein von Kaiser Augus-tus (27 vor bis 14 nach Chri-stus) sowohl in Gold wie inSilber ausgeprägter Münztyp.Auf der Vorderseite (oben)Bildnis, Name und Titulaturdes Kaisers, auf der Rückseite(unten) die beiden Kronprin-zen Caius und Lucius Caesars

tike Münzen in die Hand nehmen. In einem anderen Raum stehen achtgroße Metall- und zwei Holzschränke.Hier liegen weitere Schätze, die, wür-de es sich um Originale handeln, eineder bedeutendsten Münzsammlungendieses Landes darstellen würden. VonKaenel öffnet einen der beiden Holz-schränke: In seinem oberen Teil befin-den sich 180 kleine Schubladen, je-weils zwei Zentimeter hoch und 27Zentimeter breit. Die Namensschild-chen in den dafür außen angebrach-ten Halterungen tragen die Namen rö-mischer Kaiser, von Augustus bis zuden spätesten im 5. Jahrhundert. Ziehtman eine dieser Schubladen heraus,fällt der Blick auf Gipsabgüsse vonMünzen. Über 6.000 Abgüsse liegenhier fein säuberlich geordnet und mitden zugehörigen Daten versehen inReih und Glied. Doch wozu dientsolch eine Gipssammlung? Auch im Zeitalter der Digitalfotografiekann die numismatische Forschungnicht auf den ›guten, alten‹ Gipsabgussverzichten. Das Foto ist zweidimensio-nal und, je nach Erhaltung, Ober-fläche und Ausleuchtung der Münze,zeigt es die Münze in einer speziellenSicht. Allein der Abguss erlaubt es, al-le Details genauestens zu erkennen –eine unabdingbare Voraussetzung fürwissenschaftliche Studien, welchezum Beispiel den Umfang und den Ab-lauf von Prägevorgängen rekonstru-ieren. Weil der Münzgips also seine Bedeu-tung für Studienzwecke nicht einge-büßt hat, lernen die Studierenden inPraktika, wie man solche Abgüsse her-stellt, ohne die Münzen zu beschädi-gen. Zum Abformen nimmt man heu-te entweder Silikon oder Plastilin, zumAusgießen den weicheren Alabaster-gips oder Schewalin, eine dem Gips

ähnliche Gussmasse. Zwei Räume weiter stehen

wiederum hohe Kartei-schränke, diesmal arg ge-füllt mit Münzfotos. Wereine der vielen Schubla-den herauszieht, stößtauf eingehängte Metall-

kästen, in denen auf Kar-teikarten aufgeklebte Münz-

fotos stecken. Über 400.000solcher Fotos von Münzen

einer kaum überblickbarenZahl an Herrschern undGemeinwesen aus derAntike lagern in diesenKarteischränken. Wissen-schaftler aus ganz Europa

benutzen diese Foto-Sammlung, eine der größten

weltweit. Den Frankfurter Stu-dierenden steht mit ihr ein Bestand anantiken Münzen offen, über die keinMuseum, kein Münzkabinett, keinPrivatsammler verfügt. Neben den Hilfswissenschaften der Al-tertumskunde wird in von KaenelsAbteilung auch ›Archäologie und Ge-schichte der römischen Provinzen‹ ge-lehrt. Ausgrabungen und Geländebe-gehungen gehören zum Studienalltagebenso wie die Bearbeitung von Fun-den. Aus Nida, dem als »deutschesPompeji« bezeichneten römischen Mi-litär- und Siedlungsplatz in Frankfurtam Main-Heddernheim – heute durchdie moderne Nordweststadt überbaut–, besitzt die Abteilung eine Lehr-sammlung von Keramikfunden ausdem 1. bis 3. Jahrhundert nach Chri-stus. »Um später einmal römische Ke-ramikscherben selbst bearbeiten unddatieren zu können, müssen die Stu-dierenden solche Stücke in der Handgehabt haben, sprichwörtlich ›begrei-fen‹, auf welche Merkmale es bei derwissenschaftlichen Bearbeitung an-kommt«, sagt von Kaenel. Und des-halb ist auch diese Sammlung von un-verzichtbarem Wert und ein wichtigerBestandteil in der Archäologen-Aus-bildung an der Frankfurter Univer-sität. Thomas J. Schmidt

gen Jahren, sieht es so aus,als ob ein Teil davon imApril oder Mai gezeigtwerden könnte. In denvergangenen Semesternhaben Studierende be-reits daran gearbeitet, dieSammlung auszuwertenund zu beschreiben. Damit ha-ben Meyers Schätze zumin-dest den Weg in Forschungund Lehre gefunden.Gemessen am Alter derTierskulpturen oder derSchnabelkannen aus derSammlung Meyers mutendie antiken Münzen, dieProf. Hans-Markus von Kae-nel, Leiter der Abteilung ›Ar-chäologie und Geschichte der römi-schen Provinzen sowie Hilfswissen-schaften der Altertumskunde‹, präsen-tieren kann, geradezu jung an. Denndie Münzprägung setzte erst im 6. Jahr-hundert vor Christus in Kleinasien ein. Drei Medien sind es, so von Kaenel,mit denen der Numismatiker, also derMünzforscher, arbeitet: die Original-münze, der Abguss und das Münzfoto.Und weil die Münze ein Serienproduktist, braucht man immer größere Men-gen, um entsprechende Entwicklun-gen nachzuvollziehen. Den Studieren-den stehen drei Münzsammlungen un-terschiedlicher Art zur Verfügung. Daist einmal die von Prof. Konrad Kraft(1920–1970) aufgebaute Lehrsamm-lung mit griechischen, römischen undbyzantinischen Münzen, dann einespezielle Studiensammlung kaiserzeit-licher Münzen mit Gegenstempeln undschließlich der Teil eines spätantikenMünzschatzes vom Balkan, der nurMünzen einer bestimmten Sorte des 4. Jahrhunderts nach Christus umfasst.Die Lehrsammlung, so betont von Kaenel, ist besonders wegen ihrer un-terschiedlichen Münzsorten wichtig.So kann den Studierenden die Vielfaltder Münztypen demonstriert werden,und sie können auch einmal echte an-

Die Sammlung isthöchst spektakulär:In langen Reihenstehen winzigeTierskulpturen un-ter einer Glasplatte.Sie sind 5.000 Jah-re alt. Das ältesteObjekt in Jan-Waalke Meyers Obhut ist eine etwa7.500 Jahre alteweibliche Figur ausKeramik.

12 23. Januar 2008P R I S M A / S P O RT

Wundertüte WinterSnowboard-Kurse am Zentrum für Hochschulsport

Trendsportarten begeisterten imSommer wie im Winter. Lebensge-fühl, Mut zu Neuem, sich auspro-bieren und abgrenzen – viele Be-schreibungen, ein Phänomen. ObTrendsport und Hochschulsport zu-sammenpassen, entscheidet vor al-lem der Gruppenaspekt.

Verschneite Berge, strahlendeSonne und gut präparierte Pis-ten. So soll es aussehen, das

ideale Winterpanorama der kommen-den Wochen und Monate. Snowboar-der, Skifahrer, Rodler, Langläufer oderExtremsportler – sie alle verbindet dieHoffnung, dass dieser Winter kein grü-ner, sondern endlich wieder einweißer Winter wird. Die Rechnung istganz einfach. Je mehr Schnee es gibt,desto mehr Möglichkeiten bieten dieBerge und desto mehr Ideen sorgenfür mehr Vielfalt auf den Pisten. Es istdie Zeit, in der neue Trends geborenund alte abgelöst werden. Obwohl,was ist eigentlich ein Trend? Was eineTrendsportart? Oder was einfach nurtrendy?Snowboarden galt früher einmal alsder Trend schlechthin. Und heute,Jahrzehnte später? Heute fahren fastmehr Leute Snowboard als Ski. DasSnowboard verspricht den diver-sen Herstellern Milliarden-umsätze. Es versprichtprofessionellen Sportlerneine ruhmreiche Kar-riere. Es versprichtfernsehtauglicheWettkämpfe und dieAufnahme ins olympi-sche Programm die An-erkennung, die derSportart einst fehlte. Istdas noch Trend? Eine Defini-tion fällt schwer. Trendsportartensind innovative Bewegungspraktiken,die sich vom klassischen Sport abgren-zen, sich aber über lokale Grenzenhinweg entfalten. Dr. Rolf Krischer,Leiter des Zentrums für Hochschul-sport (ZfH), nennt ein weiteres Kriteri-um: »Trendsportarten müssen denZeitgeschmack treffen.« Das Snowboard ist eine typische Er-

folgsgeschichte und es ist das Vorbildschlechthin. Aus einem Lebensgefühlund gelebter Anarchie wurde durchProfessionalisierung und Kommerziali-sierung eine ›normale‹ Sportart. Indus-trien erkannten diesen Trend und wus-sten ihn zu nutzen. »Unterstützungund Forcierung von verschiedenenSeiten ist zwingend notwendig, umSportarten zu Trends zu machen«, istsich Krischer sicher. Auch der Hoch-

schulsport versucht diese Ent-wicklungen zu berücksichti-

gen und sich allem Neuengrundsätzlich nicht zuverschließen. Aber:Kosten, Aufwand, eingeschultes Personal –all das muss auch imZentrum für Hoch-

schulsport realisierbarsein. Meistens scheitert

der Trend an seiner Indi-vidualisierung.

»Eine Hochschulsportart mussgruppenfähig sein und ein Gruppener-lebnis bieten.« Außerdem muss »dasRisiko für die Teilnehmer abgewogenwerden«, ergänzt Krischer mit Blickauf die Aufnahme neuer Sportarten indas ZfH-Programm. Snowboardenzum Beispiel wurde schon seit es dieersten Bretter gibt von Pionieren desHochschulsports ausprobiert und un-

terrichtet. Der Frankfurter Hochschul-sport kann in dieser Trendsportart aufeine lange Geschichte zurückblicken.An qualifizierten Trainern mangelt esdeshalb nicht. Aber auch der traditio-nelle Skifahrer kommt auf seine Kos-ten. In diesem Winter stehen alleindrei Exkursionen im ZfH-Programm.Geplant sind unter anderem ein-wöchige Fahrten nach Predazzo/Obereggen (Südtirol, 23. Februar bis 1. März) und Chamonix/Mont Blanc(Frankreich, 23. bis 29. März).Vom blutigen Anfänger bis zum win-tererprobten Profi – das Exkursionsan-gebot richtet sich an alle, die es imWinter in die Berge zieht. Allerdingsempfiehlt es sich nach Meinung derSki- und Snowboardlehrer, die Wo-chen bis zur Exkursion zu nutzen undeinen Kurs wie etwa ›Fitnessgym-nastik mit Musik‹ oder ›Fitness Circut‹zu besuchen, die auch im Winterseme-ster wieder traditionell im ZfH-Pro-gramm stehen. Und der Sicherheitsa-spekt? Das Gefahrenpotential ist aufgut gesicherten und gut präpariertenPisten überschaubar. »Aber«, sagt Kri-scher, »die Pisten sind gefährlicher ge-worden. Die Geschwindigkeitenhöher.« Noch mehr Herunterrasendeerhöhen das Risiko.

Andy Opolski & Sebastian Gehrmann

Gut getippt ist halb gewonnenTheo Dingermann lehrt interaktiv – mit TED

Mittwoch morgen, kurz nach acht.Eine kleine Schar Studierender läuftim Morgengrauen von der U-Bahn-Station Niederursel zum Uni-Cam-pus Riedberg den Hang hinauf.Wen der kalte Wind, das emsigeTreiben auf der Baustelle des Biolo-gicums und das Pfützen-Springenauf den schlammigen Wegen nochnicht wach gemacht haben, der be-kommt in der Gentechnik-Vorlesungvon Prof. Theo Dingermann eineweitere Chance.

Jeder holt sich, bevor er sich indem großen Hörsaal B1 einenPlatz sucht, ein Abstimmungs-

gerät von der Größe einer Fernbedie-nung aus einem der beiden Koffer, dieDingermann vorne aufgebaut hat.Diese Geräte mit zehn nummeriertenTasten funktionieren ähnlich wie dieZuschauerbefragungen mittels TED imFernsehen. Sie kommunizieren mit ei-ner zentralen Steuereinheit, die anDingermanns Laptop angeschlossenist. Diese zeigt auf dem Bildschirm so-fort nach der Abstimmung eine grafi-sche Auswertung der Antworten an.Dingermann zögert keinen Momentund steigt in sein aktuelles Thema, diegentechnische Herstellung von Insulindurch das Bakterium Escherichi coli,gleich mit einer Frage ein: »Wie hochschätzen Sie den weltweiten Jahresin-sulinverbrauch ein?« Mögliche Ant-worten: 1. eine Tonne, 2. sechs Ton-nen, 3. zehn Tonnen. Jeder hat eine

Minute Zeit, sich zu entscheiden. Dieabgelaufene Zeit zeigt eine kleineStoppuhr rechts oben auf der Bild-schirm-Präsentation. Gleich daraufmarkieren drei farbige Balken hinterder Nummer der Antwort, wie die zir-ka 45 Anwesenden abgestimmt haben.44 Prozent haben sich für die richtigeAntwort, sechs Tonnen, entschieden.Dingermann kommentiert das Ergeb-nis: »Der derzeitige Insulinbedarf wirdin den kommenden Jahren noch an-steigen. Diabetes mellitus hat schondie Ausmaße einer Epidemie ange-nommen, die sich von Amerika aus-breitet und auch zu uns herüber-schwappt. Mit der steigenden Zahl derübergewichtigen Kinder wird das Pro-blem sich auch in Deutschland ver-schärfen.« Den wachsenden Insulin-bedarf kann man schon längst nichtmehr auf die traditionelle Weise mitder Gewinnung des Hormons aus denBauchspeicheldrüsen von Schweinengewinnen. Denn, so lernen die Höre-rInnen aus der nächsten Abstimmung,um den Jahresbedarf eines Diabetikerszu decken, benötigt man 50 Schweine.»Manchmal frage ich auch, was meineHörerinnen und Hörer erwarten, abernoch nicht wissen können«, erklärtDingermann, »dabei sind gerade diefalschen Antworten interessant, dennsie zeigen, wo die Schwierigkeiten desStoffs liegen. Darauf kann ich dann inder Vorlesung nachdrücklicher einge-hen.« Der Professor für pharmazeuti-sche Biologie wurde unlängst mit dem

1822-Preis für die beste Lehre ausge-zeichnet. Das Preisgeld hat er in dieAnschaffung des Interactive Voting Sys-tem (IVS) gesteckt. Ein Beispiel für ei-ne schwierige Frage ist die, von wievielen Genen das Insulin kodiert wird.Dingermann zeigt in seiner Power-Point-Präsentation die komplizierteStruktur aus zwei Proteinketten, diemiteinander über Sulfidbrücken ver-bunden sind. Hier stimmen 44 Pro-zent der Studierenden für ein Gen, 56Prozent für zwei Gene. Niemand gibt

Fast jeder steckt während seinesStudiums einmal in einer Phase, inder er sich fragt, ob er wirklich dasRichtige studiert. Zu abstrakt erschei-nen irgendwann die Themen, zu we-nig nähert man sich dem, was mansich zu Anfang zum Ziel setzte. Woist der Ausweg aus dem Dilemma?

Allen Zweiflern sei der Besuch einer Weihnachtsvorlesungwärmstens empfohlen. Aller-

dings muss man rechtzeitig erschei-nen, denn die anderen Studierendensind wahrscheinlich schon da und sit-zen gleich neben Professoren und eini-gen Ehemaligen, die vielleicht sogarihre Kinder mitgebracht haben. Sowar es zumindest bei Prof. Theo Din-germann und Prof. Dietrich Steinhil-ber, den beiden Pharmazeuten, die esauf ganz wunderbare Weise schafften,das Thema ›Freddy Mercury: Ein Le-ben mit Aids‹ so darzustellen, dassman sich am Ende fragte, ob man nuneinfach nur traurig über den Tod die-ses großartigen Sängers ist oder viel-leicht auch ein wenig über das Endeeiner Vorlesung, die am Ende amüsan-ter war, als man erwarten konnte. Dieswar vor allem der Person Dinger-manns geschuldet, der die ihm zuge-wiesenen wissenschaftlichen Erläute-rungen mit einer ›Sendung mit derMaus‹-haften Leichtigkeit vortrug, die

sich die Blöße, die dritte Antwort»weiß nicht« zu drücken. In diesemFall liegt die Mehrheit falsch, aberDingermann gibt zu, dass die Antwort»zwei Gene« durchaus plausibel wäre,lernt man doch, dass ein Gen in derRegel ein Protein codiert. Spätestens

jetzt hat jeder im Hörsaal verstanden,dass die Synthese von Insulin als re-kombinantes Protein eine kniffligeAngelegenheit darstellt und man gutdaran tut, in der nächsten halbenStunde aufzupassen.»Gut finde ich, dass man durch dasinteraktive System eingebundenwird«, äußert eine Studentin, »manmuss sich schon während der Vorle-sung Gedanken machen.« Und ihrNachbar ergänzt: »Der Vorteil ist, dassdie Abstimmung vollkommen ano-nym ist. Man hat dann keine Hem-mungen zu antworten.« Und man hatein direktes Feedback, wie gut manden Stoff versteht und an welchenStellen man noch nacharbeiten muss.Bei der Evaluation der Lehre hat Din-germann noch besser abgeschnitten,seitdem er in diesem Semester dasTED-System eingeführt hat. Die Stu-dierenden lobten ihn für die gelungenetechnische Umsetzung und gaben an,dies lockere die Vorlesung auf. Dafürnimmt es der Professor auch gern inKauf, zu jeder Vorlesung mit einemWägelchen voller Elektronik durchdie ›Katakomben‹ des Biozentrums zufahren. Denn die Stufen im Hörsaalkann TED nicht bewältigen.

Anne Hardy

AbenteuerweltenWeihnachtsvorlesungen sind etwas fürJung und Alt, Überzeugte und Zweifler

Das Referat für Forschungs- und Hochschulentwicklung informiertWie im UniReport berichtet, hat sich die Universität Frankfurt dem ›Infor-mationsdienst Forschung, Internationales, Transfer – ›FIT für die Wissen-schaft‹ angeschlossen. Dieser Informationsdienst liefert an Wissenschaftler-Innen die neuesten Informationen zur Förderung von Forschung, interna-tionalen wissenschaftlichen Aktivitäten, zum Wissenstransfer sowie zurWeiterbildung. Dafür ist die Registrierung auf der Webseitewww.forschungsfoerderung.uni-frankfurt.de/fit/

erforderlich. Registrieren können sich alle WissenschaftlerInnen der Univer-sität Frankfurt mit einer E-Mail-Adresse, die mit »uni-frankfurt.de« oder»kgu.de« endet.

Nähere Informationen erhalten Sie bei:

Elke Solonar, Tel: 798-25190, [email protected]

Forschungs- und Nachwuchsförderung

ihn ohne weiteres für ein breiteres,fachfremdes Publikum qualifiziert. ImZusammenspiel mit der von Steinhil-ber vorgetragenen spannenden Le-bensgeschichte Mercurys und zahlrei-chen Musik- und Videoschnipseln einerundum gelungene Veranstaltung.Im Fachbereich Chemie veranstaltetendie Jungchemiker mit dem regulär ander Universität Dortmund lehrendenPhysikprofessor Metin Tolan einenicht weniger aufregende Weih-nachtsvorlesung zum Thema ›JamesBond‹, prüften dessen Agentenspiel-zeuge auf ihre Alltagstauglichkeit undgingen der Frage nach, warum derWodka-Martini geschüttelt und nichtgerührt sein muss. Prof. Fritz Siemsen, Physik-Didaktikerder Universität Frankfurt, beschäftigtesich in seiner Weihnachtsveranstal-tung hingegen mit dem zunächst et-was unspektakulär klingenden Thema›Druck‹, kam dabei aber nicht an flam-menspuckenden Orgelpfeifen, Fakir-betten und Gespenstermessgerätenvorbei, so dass auch in seinem Fall fürSpannung gesorgt war. Am Ende warzwar fast alles wieder entmystifiziert,jedoch wird der ein oder andere sichdaran erinnert haben, warum er da-mals angefangen hat sein Fach zu stu-dieren, und warum es sich lohnenwürde diesen Weg bis zum Ende hinzu gehen. trö

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Prof. Theo Dingermann in Aktion – sein ›TED-Konzept‹ fordert Studierende inungewohnter Form

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1323. Januar 2008

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Studentische Hilfe für Togo10 Jahre Kekeli

Am 15. Dezember 2007 wurde aufdem Campus Westend das 10-jähri-ge Jubiläum von Kekeli gefeiert.Der Verein wurde 1997 von Studie-renden aus Togo gegründet, die inihrem Heimatland Entwicklungspro-jekte initiieren, begleiten und durch-führen wollten.

Francis K. Djomeda. der Vorsitzen-de von Kekeli lieferte zu Beginnder Veranstaltung eine Bilanz der

bisherigen Aktivitäten. Der 33-jährigeEthnologe und promovierende Polito-loge erklärte die diffizilen ökonomi-schen und gesellschaftlichen Bedin-gungen seines Landes, unter denensich die Studierenden aus Togo ver-pflichtet gefühlt hätten, die Organisati-on zu gründen. Seit dem Jahr 2000 hatKekeli regelmäßig in Deutschland ge-spendete Hilfslieferungen von Kran-kenhausmaterial nach Togo verschifftund sie dort im ganzen Land an Basis-krankenhäuser und Nichtregierungsor-ganisationen verteilt. Der Begrüßung folgte ein Vortrag vonProf. Hans-Peter Hahn zum Thema ›To-go-Deutschland: die Geschichte einerFreundschaft‹. Der Ethnologe, dermehrere Jahre in Togo forschte, analy-sierte in einer kritischen Perspektivedie Togo-Deutschland-Beziehung undbrach mit einigen Klischees über dieSelbstwahrnehmung des Images derDeutschen in diesem kleinen westafri-kanischen Land.Das Highlight des Tages war jedoch das›Modenschau-Theater‹, eine Mischungaus Modenschau und Pantomime. In

drei Akten führte Kekeli darin in dasAlltagsleben in Afrika ein. Farben-prächtige Bekleidungen zu unter-schiedlichen Anlässen wurden in eineratemraubenden Inszenierung präsen-tiert. Nach einer Pause, in der das Pu-blikum in den Genuss afrikanischerKöstlichkeiten kam, folgte eine Per-formance einer Trommelgruppe ausSiegen, eine einstündige intensive›Tonführung‹ durch den symbolrei-chen afrikanischen Kontinent. An-schließend demonstrierte der Chor›Stimme Afrikas‹ der UniversitätFrankfurt, eine internationale Gruppe,deren Mitglieder aus unterschiedlichenafrikanischen Ländern kommen, in di-versen Formen des Gesangs die breitePalette ihres musikalischen Talents. Unter dem Titel ›Fremde Blicke. Afri-kanische Studenten nehmen Deutsch-land unter die Lupe‹. wurde parallel ei-ne Fotoausstellung präsentiert, die mitder Unterstützung der EvangelischenStudierendengemeinde organisiertworden war. Afrikanische Studierende

In unserer heutigen Zeit sprichtman immer häufiger von den anBedeutung zunehmenden Beziehun-gen zwischen Deutschland undKorea. Der ›Tigerstaat‹ des fernenOstens spielt schon seit geraumerZeit eine wichtige Rolle bei der Er-schließung der asiatischen Märktefür die Bundesrepublik.

Nun, nach längerem Warten wares soweit. Auch die UniversitätFrankfurt hat sich dazu ›durch-

gerungen‹, die Chancen und Vorteileenger Beziehungen zum Land für sichzu nutzen.Am 29. November 2007 fanddas Fest zur Einführung der Koreastu-dien als Nebenfach an der Goethe-Uni-versität statt. Es war ein ganz besonde-rer Moment, der allein schon organisa-torisch geprägt war von der Idee derVölkerfreundschaft beider Staaten und– sehr wichtig – deren guter Zusam-menarbeit. Beinah symbolisch dafür er-gänzten sich professionelle koreanischeSopranosängerinnen, Sänger und Kla-vierspielerinnen partnerschaftlich mitden Stimmen der Teilnehmer aller Stu-fen des Koreanischunterrichtes, näm-lich im Chor beim Singen von Volkslie-dern aus dem asiatischen Land, und

Die Akaflieg Frankfurt ist eine eherungewöhnliche ›studentische Verei-nigung‹. Sie hat derzeit rund 100Mitglieder und beschäftigt sich sat-zungsgemäß mit ›Luftfahrtfor-schung‹ und ›fliegerischer Ausbil-dung‹. Oder anders gesagt: mit For-schen und Fliegen, vor allem mitdem Segelfliegen

Forschen und Fliegen gehören im-mer irgendwie zusammen. EinForschungsfeld der Akaflieg sind

flugmeteorologische Phänomene, ins-besondere so genannte ›tragende Lini-en‹ wie Wellenaufwinde, Hangaufwin-de oder Thermikaufreihungen. Kurzgefragt: Wie kann man es erreichen,schneller und weiter zu fliegen, als dieTheorie erlaubt?Diese Frage drängt sich auf, seit die Sa-tellitennavigation wie so Vieles auchden Segelflug revolutioniert hat. Wofrüher mit Kerzen und Haarspraymühsam so genannte Barogramme(Höhenaufzeichnungen) erstellt wur-den und man mit Fotokameras nichtimmer erfolgreich versuchte, vorabfestgelegte Geländemarken als Wende-punkte zu fotografieren, tun heutemoderne Satellitennavigationsgeräteihren Dienst,die in Se-kundenab-ständen Höheund Position er-mitteln und auf-zeichnen.

Heute werdenWettbewerbe bis

hin zu Weltmeister-schaften auf diese Weise

entschieden, und ein zentra-ler Server (www.onlinecontest.org)sammelt auf freiwilliger Basis die Flug-daten zeitnah und weltweit. Diese ein-zigartige Datensammlung eröffnet völ-lig neuartige Möglichkeiten der Analy-se von Überlandflügen ohne Motor-kraft, die nicht selten bis zu 1.000 Kilo-meter lang sind.Im Vordergrund steht dabei die überra-schende Tatsache, dass oft gute Pilotenschneller fliegen als die Theorie er-laubt. Da auch die besten Piloten dieGesetze der Physik nicht außer Kraftsetzen können, ist offenbar die so ge-nannte Sollfahrt-Theorie noch nichtder Weisheit letzter Schluss. Diese gehtnämlich davon aus, dass ein Pilot inaufsteigender Luft stationär kreist, umanschließend in ruhender Luft zumnächsten Thermikschlauch zu fliegenund dort verlorene Höhe wieder zu ge-

winnen. Die Realität ist aber kompli-zierter, als die simple Idee statistischverteilter Thermikgebiete in ansonstenruhiger Luft annimmt. In Wirklichkeitexistiert eine Vielzahl so genannter tra-gender Linien, entlang derer man ohnenennenswerten Höhenverlust oder so-gar mit Höhengewinn voran- fliegenkann. Auf diese Weise konnte in Ar-gentinien der Weltrekord im Segelflugauf die unglaubliche Strecke von über3.000 Kilometern ohne Zwischenstoppgeschraubt werden!Nun sind die Verhältnisse hierzulandeleider nicht so fantastisch gut wie inArgentinien, dafür gibt es aber vielmehr Segelflieger und sehr viel mehrLoggerdaten. Die Akaflieg Frankfurthat daraus bereits 2003 die Logger-basierte Intelligente Frankfurter Ther-mikkarte (LIFT) entwickelt, die ein in-teraktives Durchsuchen einer Ther-mik-Datenbank ermöglicht (www.aka-flieg-frankfurt.de).Darauf aufbauend wurden in den letz-ten zwei Jahren Arbeiten zu Flughöhen

und zu Steig- und Sinkge-schwindigkeiten im

Streckenflug durchgeführt. DieErgebnisse sind für die Strecken-

planung und die Streckenflugvor-hersage vor einem Flug außerordent-

lich wertvoll und wurden bereits mehr-fach auf Workshops der internationalenwissenschaftlich-technischen Segel-

flugvereinigung (OSTIV) präsentiert.Natürlich werden diese am Rechnerund im Büro gewonnenen Ergebnissein der Praxis auf Herz und Nieren ge-prüft. Dafür nehmen die Akafliegermanche Entbehrung und Strapaze aufsich. Jedes Frühjahr, noch bevor derWinter ganz gewichen ist, macht sicheine Gruppe verwegener PilotInnenauf, im Hochgebirge nach atmosphäri-schen Wellen zu suchen. Diese entste-hen bevorzugt in kälterer Jahreszeit,wenn in Höhen von 6.000 Meternoder mehr die Thermometernadel ander unteren Marke von –20 °C an-stößt und der Atem das Cockpit innenvereist. Sauerstoffatmung ist in diesenHöhen unerlässlich. Turbulenzen, dieden Proviant im Cockpit tanzen lassen,mit Steig- und Sinkwerten im raschenWechsel von +30 km/h auf -30 km/hlassen das Fliegen zu einem Rodeorittwerden. Dort halten selbst die Motor-flieger respektvoll Abstand. Für dieAkaflieger jedoch beginnt hier derSpaß – und das nächste Forschungs-projekt. Christof Maul

Informationen: www.akaflieg-frankfurt.de

Fliegen und Forschen Die Akaflieg Frankfurt

Viva Korea!Koreastudien gestartet

den traditionellen Trommelspielerin-nen deutscher Nationalität und korea-nischen Ursprungs. Diese Symbiosehielt bis hin zum Schluss des Festes,bei dem man auch koreanische Ess-kultur, serviert von deutschen Korea-studierenden, genießen konnte.Natürlich war dieser Abend nicht nurvon Vorführungen, sondern auch vonhochschulpolitischen Ambitionen ge-prägt. Vizegeneralkonsul Lee Chung-Seok, der eigens zu diesem Zweck ge-kommen war, sowie Frau Park Hyang-Joo von der Korea Foundation, hobendie Bedeutung der Intensivierung desAngebotes von Veranstaltungen be-züglich Korea hervor. Viele Menschen,die geholfen hatten, den Start derKoreastudien zu ermöglichen und diefür den Gedanken der Brücke zwi-schen den beiden Ländern zusammen-stehen, waren anwesend.Insgesamt war das Fest ein voller Er-folg und hat Lust auf Nachfolgeveran-staltungen gemacht. In Zukunft wirdes sicher aufgrund der zunehmendenVerstärkung der wechselseitigen Be-ziehungen noch genug Anlässe geben,dieses schöne Erlebnis zu ergänzenund aufzufrischen.

Die Studierenden der Koreastudien

zeigten dabei mit ihren Fotos, wie siedie deutsche Gesellschaft wahrneh-men, beispielsweise das Verhältnis ›DieDeutschen und ihre Hunde‹. Hier wur-de nicht nur das besondere Verhältnisvon Deutschen zu ihren Hunden do-kumentiert, sondern auch, wie sichganze Wirtschaftszweige um diesesPhänomen entwickelt haben. Der Jubiläums-Abend wurde mit einerParty inklusive DJ fortgeführt. Neuhei-ten aus der internationalen und vor al-lem afrikanischen Musikwelt und diedazu passenden Tänze hielten die elek-trisierten Tänzer bis in den frühen Mor-gen wach. »Nicht nur ist ein gesundesHumankapital für die Entwicklungwichtig, sondern auch gute Bildung«,so Francis K. Djomeda. Deswegen be-absichtigt Kekeli, seine künftigen Akti-vitäten auch in Richtung Bildung aus-zudehnen. Doch dafür ist der togoischeStudentenverein auf möglichst breiteUnterstützung angewiesen.

Das Kekeli-TeamInformationen: www.kekeli-ev.de

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14 23. Januar 2008P R I S M A

Neue Büchervon Uni-Angehörigen

Viel diskutiert, überlegt und ent-wickelt wurde auf den Eschbor-ner Fachtagen 2007 der GTZ

(Deutsche Gesellschaft für TechnischeZusammenarbeit) mit dem Thema›Capacitiy Development: Vom Kopfauf die Füße gestellt‹. Jährlich greifendie Eschborner Fachtage ein aktuellesThema der weltumspannenden Ent-wicklungszusammenarbeit auf. Inter-nationale ExpertInnen aus Politik,Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesell-schaft und der GTZ tauschen dannWissen, Erkenntnisse und Erfahrun-gen in Podiumsdiskussionen und Fo-ren aus. Am ersten Abend der Veran-staltung lud die GTZ ihre Gäste in dieMensa des Campus Westend ein, wo

Adventskonzert in der historischen Aula

Vor 40 Jahren, erinnert sich Joa-chim C. Martini, sangen er unddie Junge Kantorei zum ersten

Mal an der Universität Frankfurt. Da-mals, so erzählt er, wurden sie vomAStA beauftragt, heute singen sie ein-mal im Jahr im Namen des Präsidiumsfür die Mitglieder der Universität. Dieses alljährliche Adventssingen mitMartini und der Jungen Kantorei fand2007 am zweiten Advent in der Histo-rischen Aula auf dem Campus Bocken-heim statt. Jährlich sucht er bekannteWeihnachtslieder aus, um sie dem Pu-blikum und vor allem den Kindern na-he zu bringen. Manche Liedertexte wie

zum Beispiel ›Der Morgenstern ist auf-gedrungen‹, ›Es ist ein Ros entsprun-gen‹ oder ›Macht hoch die Tür‹ wurdenfür das Publikum zum Mitsingen aus-geteilt. Klein und Groß hörten ent-spannt den Weihnachtsliedern zu undfreuten sich, wenn sie die Lieder mit-singen konnten. Zum ersten Mal wurde dabei mit Un-terstützung von CampuService die Au-la dekorativ der Weihnachtszeit ange-passt. Jeder Fenstersims erstrahlte imKerzenlicht, und der Duft der Tannen-zweige versprühte eine wunderschöneweihnachtliche Atmosphäre.

Jessica Kuch

Globalisierung, Klimawan-del und Demokratie

CampuService für den perfekten logis-tischen Rahmen sorgte. GTZ-Ge-schäftsführer Wolfgang Schmitt be-grüßte dort die Teilnehmer einer Podi-umsdiskussion, die unter anderem mitder ehemaligen Präsidentin von Ir-

land, Mary Robinson, Prof. RitaSüßmuth, Präsidentin des DeutschenBundestages a. D., und dem südafrika-nischen Schriftsteller Achmat Dangothochkarätig besetzt war.

Jessica Kuch

Die Servicegesellschaft derGoethe-Universität Frankfurt

CAMPUSERVICE

Eine wichtige Ergänzung zum Sprachunterricht stellt das Selbst-lernen dar. Deshalb verfügt das Arbeitsfeld Sprachen des Zentrumsfür Weiterbildung seit dem Winter-semester 2005/06 über eine derneuesten elektronischen Sprach-lehranlagen Hessens.

Im Multimedia-Sprachlabor findensich Sprachlernsoftwares unter-schiedlicher Niveaus auf dem aktu-

ellsten technischen und didaktischenStand: Neben den wichtigsten europäi-schen Sprachen (Englisch [auch Busin-ess English], Französisch, Italienisch,Spanisch) gibt es Programme für Ara-bisch, Chinesisch, Deutsch, Japanisch,Niederländisch, Polnisch, Portugie-sisch, Russisch, Schwedisch, Tsche-chisch, Türkisch und Ungarisch. Sieeröffnen alle beste Möglichkeiten, dieeigenen Kenntnisse in einer Fremd-sprache auszubauen, nicht gänzlichaußer Übung zu geraten oder sich eine

neue Sprache zeitlich flexibel und nachindividuellem Lerntempo in einfachenSchritten anzueignen. Man kann nacheinem vorgegebenen Plan arbeiten,den man durch den Einstufungstestdes Programms zusammengestellt be-kommt, oder sich selbstständig Übun-gen aussuchen, um gezielt Aussprache,Grammatik oder nur Hörverständniszu trainieren.Zusätzlich wird eine große Vielfalt anLehrbüchern mit Audiomaterial ange-boten. Darunter befinden sich ebenfallsalle Lehrwerke mit ihren Begleitmate-rialien (Arbeitsbücher, CDs), die in denSprachkursen verwendet werden: DieTeilnehmer können dadurch den Sprachunterricht gezielt unterstützen,indem sie zum Beispiel die Hörübun-gen des Buches wiederholen. Fernerstehen zur Nutzung bereit: Hörbücherin Englisch und Französisch, Materiali-en zur TOEFL-Test-Vorbereitung, Zeit-schriften und DIALANG-Einstufungs-tests für mehrere Sprachen, anhandderer man sein Level gemäß Europäi-schem Referenzrahmen getrennt inden einzelnen Fertigkeiten (Gramma-tik, Lese-, Hörverständnis, schriftlicherAusdruck) in Erfahrung bringen kann.Interessierte Studierende können kos-tenlos und unverbindlich an einer derSchulungen teilnehmen, um sich überdas Angebot vor Ort zu informieren.Wer danach das Sprachlabor regel-mäßig nutzen möchte, muss pro Seme-ster eine Gebühr von 25 Euro entrich-ten. Sandra Luckert

Informationen: Zentrum für Weiterbildung, ArbeitsfeldSprachen, Campus Bockenheim, AfE-Turm,Raum 240, Walter Mendel, Tel: 798-23563

Gut ausgedrücktFremdsprachen lernen im Sprachlabor

Freie Übungszeiten

Mo und Fr: 8.30 bis 16 UhrDi, Mi, Do: 8.30 bis 18 Uhr

Schulungstermine

Di: nachmittags nach VereinbarungFr: 16 bis 17 Uhr

Die Termine werden an die Vorlesungs-zeiten angepasst, so dass zum BeispielSchulungen in den Ferien an anderenTagen stattfinden können. Sollte es zukurzfristigen Änderungen wegen Krank-heit, Urlaub oder Vermietung kommen,werden diese per Aushang oder auf derHomepage www.weiterbildung.uni-frankfurt.de/sprache/index.html bekanntgegeben.

Ulrich E. SchröderGravitation / Spezielle Relativitätstheorie

Die sicherste Art, einen kompli-zierten Stoff zu begreifen, ist einBuch, das man wiederholt stu-dieren kann und das einer gutstrukturierten Universitätsvorle-sung ähnelt. Auf genau dieseWeise nähert sich der Autor inseinem Buch ›Spezielle Relati-vitätstheorie‹ der nicht zuletztdurch Einstein bekannt gewor-denen komplexen Materie. Da-bei streift er die Historie derTheorie ebenso wie Experimentezu ihrer Prüfung, ihren Bezug zuphysikalischen Bereichen wie der relativistischen Mecha-nik, der Elektro- und der Hydrodynamik und nicht zuletztauch ihre Grenzen. Da sich das Buch knapp, aber dennochausführlicher als ein Vorlesungsskript präsentiert, eignet essich gerade für Studierende der Physik auch gut zumSelbststudium. Im Anhang findet der Leser Aufgaben sowieZusammenstellungen von Testtheorien und neuen Experi-menten zur Prüfung der speziellen Relativitätstheorie. Vor-kenntnisse des Themenkomplexes sind jedoch nützlich.Ulrich Schröders in nunmehr vierter Auflage erschienenesLehrbuch ›Gravitation‹ hingegen bietet eine wiederum anVorlesungserfahrungen orientierte Einführung in die phy-sikalischen Grundlagen der relativistischen Gravitations-theorie. Im Gegensatz zu bisherigen Monographien zu die-sem Thema gelingt ihm dabei eine knappe, aber dennochqualitativ hochwertige Zusammenfassung, die auf direk-tem Wege zu den wesentlichen Aussagen der relativisti-schen Gravitationstheorie führt. Als Beispiele der aktuel-len Forschung werden die überprüfbaren Effekte im Son-nensystem und die noch nachzuweisenden Gravitations-wellen behandelt. Das Buch ist zum Selbststudium undzum Gebrauch neben Vorlesungen für Studierende derPhysik, Astrophysik und Mathematik nach dem Vordiplomgeeignet und schließt mit einer nützlichen Zusammenstel-lung von Übungsaufgaben. Da es jedoch Vorkenntnisse inSpezieller Relativitätstheorie voraussetzt, wird der physi-kalische Laie nur bedingt Freude an dem Werk haben.

Jochen Bung, Brian Valerius &Sascha Ziemann (Hg.)Normativität und Rechtskritik

Das Junge Forum Rechtsphilo-sophie (JFR) ist die Vereinigungjunger deutschsprachiger Wis-senschaftlerinnen und Wissen-schaftler aus den BereichenRechts- und Sozialphilosophie,Rechtstheorie und Rechtssozio-logie. Das JFR veranstaltet jähr-liche Tagungen, auf denen dieForschungsprojekte der Mitglie-der vorgestellt und diskutiertwerden können. Der vorliegen-de Band bündelt die Vorträgeder 13. und 14. Jahrestagung in Würzburg 2006 undFrankfurt am Main 2007 zu den Themen ›Normativität‹und ›Rechtskritik‹. Das Themenspektrum deckt dabei fol-gende Bereiche ab: Grundlagen und aktuelle Probleme derNormativität (Normativität des Sozialstaats und des Zivil-rechts, Normativität bei Kant, Normativität und Normtext,›Neuronale‹ Normativität) und Rechtskritik als Kritik desRechts und Kritik durch Recht (Kelsen as reader of Freud,Psychoanalytische Rechtskritik, Kritische Bedeutung vonIdealen und Idealisierungen, Recht auf politischen Streik).

Jochen Bung, Brian Valerius &

Sascha Ziemann (Hg.)

Normativität und Rechtskritik

Tagungen der JFR in der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie (IVR) im September 2006 in Würzburg und im März 2007 in Frankfurt am MainFranz Steiner-Verlag 2007, 269 SeitenBroschiert, 46 EuroISBN 978-3-515-09130-5

Jens WisselDie Transnationalisierung von Herrschaftsverhältnissen

Seit der Krise des Fordismus, ei-ner nach dem ersten Weltkriegetablierten Form der Warenpro-duktion, haben alle gesellschaft-lichen Bereiche grundlegendeVeränderungsprozesse durchlau-fen. In dem vorliegenden Buchwird unter Rückgriff auf diestaats- und klassentheoretischenGrundlegungen von Nicos Pou-lantzas eine spezifische Perspek-tive auf die Umbrüche ent-wickelt. Diese ermöglicht es, dieMehrdimensionalität der Transnationalisierungsprozesseoffen zu legen und die Bedeutung von Macht- und Herr-schaftsbeziehungen hervorzuheben. »Wissel provides anexcellent summary of the key arguments of Poulantzasabout classes in contemporary capitalism, the nature andlimitations of the capitalist state, (…). All of this is tightlypresented, well-argued, and thoughtfully evaluated. Thediscussion of the interior bourgeoisie (innere Bourgeoisie)as a key category rooted in conditions of Atlantic Fordismin the 1960s and 1970s and its potential relevance to the1990s and 2000s was especially well-developed. (…) As aspecialist in the work of Poulantzas, I was gratified by theclarity of argument and surprised by the number of inte-resting new critical comments« (Bob Jessop). Nach derEntwicklung der theoretischen Perspektive werden dieVeränderungen der Transnationalisierungsprozesse an-hand einer Analyse der WTO und ihres institutionellenUmfeldes konkretisiert. Der hier vertretenen These nachist eine transnationale imperiale Netzwerkstruktur ent-standen, in der sich unterschiedliche Regime und Regula-tionsformen mit einer transnationalisierten Ökonomie zueinem flexiblen Netzwerk der Macht verdichten.

Jens Wissel

Die Transnationalisierung von

Herrschaftsverhältnissen

Zur Aktualität von Nicos Poulantzas‘ StaatstheorieNomos Verlag 2007, 229 SeitenBroschiert, 34 EuroISBN 978-3-8329-2689-2

Gudrun Jäger & Liana Novelli-Glaab (Hg.)Judentum und Antisemitismus im modernen Italien

Erstmals liegt ein deutschspra-chiger Überblick über die Ge-schichte des Judentums im mo-dernen Italien vor. Bevor zu Be-ginn der 1990er Jahre eine neueDebatte über den italienischenAntisemitismus einsetzte, vertra-ten die meisten Historiker dieMeinung, dass die für den deut-schen Nationalsozialismus socharakteristischen Judenverfol-gungen und Misshandlungen imitalienischen Faschismus nicht zufinden waren. Das Buch von Jäger und Novelli-Glaab prä-sentiert zu diesem Thema nun die neuesten Forschungser-gebnisse italienischer, deutscher und schweizerischer Zeit-historiker und stellt so frühere Lehrmeinungen und dieBehauptung des Schriftstellers und Holocaust-Überleben-den Primo Levis auf die Probe, dass sich diese Dinge in Ita-lien anders abgespielt hätten. Das Ergebnis fällt differen-ziert aus. Anders als in Deutschland, Frankreich und Eng-land finden sich in der italienischen Kunst des Mittelaltersund der Neuzeit tatsächlich keine klassisch antisemiti-schen Bilder vom ›ewigen Juden‹. Andererseits hat die Rö-mische Kirche durchaus ihren Beitrag zur Verstärkung dergesellschaftlichen Ausgrenzung der Juden geleistet, bis siein der ab 1943 bestehenden norditalienischen Republikvon Salò schließlich gnadenlos verfolgt wurden. Auchwird das Phänomen der italienischen Juden, die sich aktivdem Faschismus angeschlossen hatten, näher untersuchtund über die Reintegration der jüdischen Heimkehrer inder Nachkriegszeit schließlich eine Brücke in die Gegen-wart geschlagen, in der die aktuellen Formen des Antise-mitismus näher beleuchtet werden. trö

Gudrun Jäger & Liana

Novelli-Glaab (Hg.)

Judentum und Antisemitismus im

modernen Italien

Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beiträge. Trafo Verlag 2007, Kartoniert, 290 Seiten, 27,80 EuroISBN 978-3-89626-628-6

Ulrich E. Schröder

Spezielle Relativitätstheorie

Nachdruck der 4. Auflage 2005, Verlag Harri Deutsch 2007, 170 Seiten, Kartoniert, 18,80 EuroISBN 978-3-8171-1724-6

Ulrich E. Schröder

Gravitation. Einführung in die

Allgemeine Relativitätstheorie.

4. Auflage, Verlag Harri Deutsch 2007160 Seiten. Kartoniert, 18,80 EuroISBN 978-3-8171-1798-7

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1523. Januar 2008 P R I S M A

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Neues Internet-FachportalDie Virtuelle Fachbibliothek Medien- und Kommunikations-wissenschaft, Theater- und Filmwissenschaft

Sie haben die digitale Informations-landschaft bereits nachhaltig verän-dert: Die ›Virtuellen Fachbibliothe-ken‹ (kurz ViFa) genannten Fachpor-tale, die gleich ihren ›realen‹ Vorbil-dern zentrale Anlaufstellen für Stu-dierende und Wissenschaftler aufder Suche nach Informationen sind– mit dem Unterschied, dass sieüber das Medium Internet von üb-erall und zu jeder Tages- und Nacht-zeit besucht werden können.

Womit die Vorzüge der ViFaskeinesfalls erschöpfend auf-gezählt wären. Als so ge-

nannte ›vertikale‹, also auf ein abge-grenztes Thema spezialisierte Portalesind sie so etwas wie Leuchttürme inden weiten Meeren der digitalen Infor-mationsflut und lotsen ihre Nutzer mitkomfortablen Recherchemöglichkeitenan konventionelle wie auch digitale In-formationsträger: Seien dies Nachwei-sinformationen für eine ganz ›klas-sisch‹ im Druck erschienene Fachmo-nographie oder der Link auf eine mitallen Features des WEB 2.0 ausgestat-tete Internetpräsenz eines Forschungs-projekts. Mit ›Germanistik im Netz‹ und ›Vifa-Bio‹ hat die Universitätsbibliothek (UB)Frankfurt bereits zwei Virtuelle Fachbi-bliotheken aufgebaut. Seit September2007 kommt eine weitere hinzu: Unterdem Arbeitstitel ViFa KoMFiT entstehtin Kooperation mit der Universitätsbi-bliothek Leipzig (Projektleitung), derHochschule für Film und FernsehenPotsdam sowie der Hochschule fürMusik und Theater Leipzig die Virtuel-le Fachbibliothek Medien- und Kom-munikationswissenschaft, Theater-und Filmwissenschaft. Finanzielle För-derung erhält das Projekt von derDeutschen Forschungsgemeinschaft(DFG), die den Aufbau Virtueller Fach-bibliotheken seit dem Ende der 90er-Jahre mit dem Förderprogramm ›Ver-teilte Digitale Forschungsbibliothek‹unterstützt. Als Betreuerin des von derDFG zur überregionalen Informations-versorgung geförderten Sondersam-melgebiets ›Theater und Filmkunst‹ hatdie UB Frankfurt seit den 50er-Jahreneinen umfangreichen Bestand an Lite-ratur zu diesen beiden Fächern aufge-baut, darunter nicht nur Zeitschriftenund Monographien aus dem In- undAusland, sondern auch so genannte›graue Literatur‹ (wie Theaterzettelund Programmhefte) sowie Antiqua-ria. Entsprechend ist die UB Frankfurtim Projekt ViFa KoMFiT primär für denAufbau des Bereichs Theater- undFilmwissenschaft zuständig.

Für jedes der drei vertretenen Fächer(Theaterwissenschaft, Filmwissen-schaft sowie Medien- und Kommuni-kationswissenschaft) wird die ViFa dreiHauptmodule beinhalten: Mit einerübergreifenden Katalogabfrage kannper Suchmaske in den Fachausschnit-ten der für das jeweilige Gebiet zentra-len Bibliothekskataloge (OPACs) re-cherchiert werden. Am Beispiel derFilmwissenschaft sind diese der OPACder UB Frankfurt und der Verbundka-talog Film, der neben Filmliteraturüber 200.000 Filme (Video/DVD) indeutschen Bibliotheken nachweist.Wer hingegen nach Fachbeiträgen auskonventionellen Zeitschriften sucht,kann in dem Modul Zeitschriftenin-haltsdienst (Online Contents) über ei-ne bibliotheksübliche Suchmaske inden bibliographischen Angaben zuBeiträgen aus etwa 200 Periodika zurTheater- und Filmwissenschaft sowieetwa 250 weiteren Zeitschriften ausden Bereichen Medien- und Kommu-nikationswissenschaft recherchieren.Drittes zentrales Modul ist schließlichder Fachinformationsführer, eineSammlung fachrelevanter Internet-quellen wie beispielsweise Websitesvon Einrichtungen und Projekten, the-matischen Websites, Onlinebibliogra-phien oder elektronischen Publikatio-

nen. Der Fachinforma-tionsführer hebt sichdabei von konventio-nellen Linklisten da-durch ab, dass alleQuellen einer konse-quenten inhaltlichenund formalen Prüfungunterzogen werden,wissenschaftlichen An-sprüchen nicht genü-gende Quellen somitherausgefiltert werden.Nur Quellen, die nichtdurch das Qualitäts-Raster fallen, werdenmit einer Kurzbe-schreibung und ›we-bliografischen‹ Daten(nach den Standardsder Dublin Core Meta-data Initiative) in denFachinformationsfüh-rer übernommen. Umdabei auch auf langeSicht ›tote Links‹ zuvermeiden, wie sie imschnelllebigen MediumInternet leider allzuhäufig anzutreffensind, überwacht die fürdie Internetquellen-sammlung eingesetzte

Datenbank automatisch und kontinu-ierlich die Aktualität und Verfügbarkeitder aufgenommenen Seiten.Im Modul Fachinformationsführer legtdie ViFa besonderen Wert auf die Inter-aktion mit ihren Nutzern: Über ein ein-faches Eingabeformular können URLsowie Titel von interessanten Internet-seiten für die ViFa vorgeschlagen wer-den, die Redaktion nimmt diese dannmit den oben genannten Beschreibun-gen in den Fachinformationsführer auf. Vor allem für den ersten Recherche-Einstieg wird die Quersuche durch alleRessourcen interessant sein: ›mit einemKlick‹ wird nach konventionellen unddigitalen Ressourcen gleichzeitig ge-sucht werden können, eine übergrei-fende Suchfunktion (Metasuche) wirddas simultane Durchforsten aller dreiModule erlauben – fachintern in denBereichen Theater-, Film- oder Medi-en- und Kommunikationswissen-schaft, aber auch fächerübergreifendmit einer alle Bereiche der ViFa durch-suchenden Abfrage.Um die vertretenen Fächer in ihrerganzen Breite darstellen zu könnenund bei neuen Forschungsprojektenund Entwicklungen stets auf demLaufenden zu bleiben, baut die ViFaauf Kooperation mit Fachgesellschaf-ten und Institutionen, wie dem Deut-schen Filminstitut, dem ArbeitskreisFilmbibliotheken, dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung undweiteren mehr. ›Ins Netz gehen‹ wird die ViFa im Spät-sommer 2008. Bis zum Ende der ersten Projektphase im September2009 stehen dann der Ausbau allerModule sowie die funktionale undgrafische Gestaltung des Onlineportalsauf der Agenda. Perspektivisch wer-den anschließend in einer zweitenProjektphase bis 2010 weitere Fachda-tenbanken in das Portal eingebunden,ein Online-Tutorial wird die Nutzerschrittweise in die Funktionen des Vi-Fa einführen und Strategien zur Sucheund Beschaffung von Literatur und In-formationen vermitteln. Bis es soweit ist, informiert unter derAdresse www.vifakomfit.de eine Vor-abwebseite über Inhalte und Ziele desProjekts und nennt Ansprechpartnerfür Fragen und Anregungen.

Simon Rettelbach

Virtuelle Fachbibliotheken an der UB Frank-furt: www.germanistik-im-netz.dewww.vifabio.dewww.vifakomfit.de (ab Spätsommer 2008)

Aus den Bibliotheken

Campus BockenheimUniversitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Informationen: Tel: 798-39205; 39208E-Mail: [email protected] www.ub.uni-frankfurt.de

FB 01: Juristisches Seminar

Informationen: Tel: 798-23196 oder E-Mail: [email protected]/Bibliotheken/Jursem/

FB 02: Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften

Informationen: Tel: 798-23216; 22217 www.bibliotheken.uni-frankfurt.de/bib02/

FB 03/04: Bibliothek Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften (BGE)

Informationen FB 3: Tel: 798-23428Informationen FB 4: Tel: 798-22007www.bibliotheken.uni-frankfurt.de/bge/index.html

FB 05: Institut für Psychologie

Arbeitsbereiche Pädagogische Psychologie und Psychoanalyse

Informationen: Tel: 798-23850 / Informationen: Tel: 798-23726www.psychologie.uni-frankfurt.de/bib/index.html

FB 09: Kunstbibliothek

Informationen: Tel: 798-24979www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/kmbhome.html

Campus WestendFB 06 bis 08; 10: Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften (BzG)

Infotheke im Querbau 1: Tel: 798-32500Infotheke im Querbau 6: Tel: 798-32653www.ub.uni-frankfurt.de/bzg/

Campus RiedbergFB 11, 13 bis 15: Bibliothekszentrum Niederursel (BZNU)

Informationen: Tel: 798-29105www.ub.uni-frankfurt.de/bznu/bznuhome.html

Campus NiederradFB 16: Medizinische Hauptbibliothek (MedHB)

Informationen: Tel: 6301-5058www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html

Kontakte

Literatursuche leicht gemacht – alle Termineauf einen Klick: www.ub.uni-frankfurt.de/

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Neue und veränderte Öffnungszeiten BzG jetzt nicht nur für Nachteulen, sondern auch für Frühaufsteher.Seit dem 21. Januar sind die Lesesäle des Bibliothekszentrums Geisteswis-senschaften montags bis freitags bereits ab 8 Uhr geöffnet – auch in der vor-lesungsfreien Zeit! Die erweiterten Öffnungszeiten werden aus Studien-beiträgen finanziert. Christiane Schaper

FernleiheBücher, die in Frankfurter Bibliotheken nicht vorhanden sind, können Siemit einem Mausklick per Fernleihe aus anderen Bibliotheken bestellen. Wiedas geht, zeigen die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek auf dem CampusBockenheim während Führungen an folgenden Terminen:Montag, 28. Januar, und Montag, 25. Februar: 10.30 UhrDonnerstag, 14. Februar, und Donnerstag, 13. März: 14.30 UhrEine Führung dauert etwa 30 Minuten, Anmeldelisten liegen an der Infor-mationstheke in der Eingangshalle der UB aus (Tel: 798-39205/-39208, [email protected]).

Über die ViFa KoMFiT recherchierbar: Digitalisate ausder Theatersammlung Manskopf und mehr

Vielfalt der SprachenErstes ›Linguistisches Septett‹

Am 22. November 2007 organisier-ten Studierende des Fachbereichs09 (Sprach- und Kulturwissenschaf-ten) im Rahmen des ›Jahres derGeisteswissenschaften‹ ein ›Linguis-tisches Septett‹ in der Universitäts-Aula.

Sonja Gippert-Fritz, Privatdozentinder Vergleichenden Sprachwis-senschaft, eröffnete das ›Septett‹

mit ›Mementos of the Past Make thePresent Perfect‹. Der Vortrag, der zu-gleich die Antrittsvorlesung von SonjaGippert-Fritz darstellte, beleuchtete Ge-schichte und Herkunft der maledivi-schen Sprache Dhivehi. Prof. RainerVoßen (Afrikanische Sprachwissen-schaften) gewährte eine Hörprobe derafrikanischen Klicklaut-Sprachen, de-ren offensichtliche Klangvielfalt undKomplexität die Anwesenden ebensounterhielt wie auch bescheiden stimm-te – angesichts der profunden Kennt-nisse des Vortragenden.Prof. Henning Reetz (Phonetik) zeigtein seiner ausgefeilten Präsentation›Stop! Die Welt der Plosive‹, welche Be-deutung der Verschlussdauer für denKlang eines Verschlusslautes zukommt. Den Plosiven folgte Prof. Jost Gippert(Vergleichende Sprachwissenschaft)mit dem Beitrag ›Wiederentdeckt‹, dernachzeichnete, wie ein im Kathari-nenkloster auf dem Sinai entdeckterPalimpsest die faszinierende Rekon-struktion des ›Albanischen‹ ermöglich-te, einer verloren geglaubten kauka-sischen Sprache. ›1000 Jahre einer Begegnung‹ be-schrieb im Anschluss daran Dr. LuciaRaspe (Judaistik); sie erörterte eine ein-drucksvolle Reihe von Beispielen dergegenseitigen Beeinflussung des Deut-

schen und der Sprache der aschke-nasischen Juden. Es folgte eine stimulierende Analyseder Symposienelegie des Xenophanesdurch Prof. Hans Bernsdorff (KlassischePhilologie); der Wissenschaftler widme-te sich dem Aspekt der Vermenschli-chung der Gegenstände in diesem dich-terischen Werk. ›Knalpot vs. paipekzos‹lautete der originelle Titel des ab-schließenden Vortrags; Prof. Bernd No-thofer (Südostasienwissenschaften) be-handelte hier die aus der Kolonialzeitresultierende Beeinflussung des Wort-bestandes der indonesischen und ma-laysischen Sprache (›knalpot‹, ›paipek-zos‹ = Auspuff) durch das Niederländi-sche und Englische.Allen Vorträgen war gemein, dass diefachliche Präzision des Dargebotenendas nicht nur aus Sprachforschern be-stehende Publikum zu fesseln ver-mochte. Die Anwesenden fanden raschZugang zu den nicht alltäglichen The-men und konnten die Faszination derForschung nachvollziehen. Ein ge-meinsamer Umtrunk wurde von denzahlreichen Gästen gerne wahrgenom-men. So ermöglichte die Veranstaltungin der inspirierenden Atmosphäre derAula nicht nur einen Einblick in dieForschungsgebiete der jeweiligen Refe-renten, sondern gab auch Gelegenheitzum ungezwungenen, bereicherndenGedankenaustausch. Insgesamt war das›Septett‹ ein voller Erfolg, da es die Viel-falt sprach- und literaturwissenschaftli-cher Forschung sowie die Tragweitemanches Forschungsprojektes vor Au-gen führte. Im Rückblick auf das ›Jahrder Geisteswissenschaften‹ wird dieseVeranstaltung als ein Höhepunkt derArbeit des Fachbereichs 09 in Erinne-rung bleiben. Stephan Wilczek

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16 23. Januar 2008A L U M N I

The Chaincourt Theatre Company präsentiert

Mit ›Bartleby, der Schreiber: Eine Geschichte aus der Wall Street‹ präsentiertdie Chaincourt Theatre Company, die Theatergruppe des Instituts für Eng-land- und Amerikastudien, ab dem 31. Januar ihre neuste Produktion. Siefußt auf Hermann Melvilles 1853 erschienener Kurzgeschichte ›Bartleby‹, dieextra für die Frankfurter Aufführungen von Regisseur Nenad Smigoc adap-tiert wurde. Im Mittelpunkt des Stückes steht das Schicksal des SchreibersBartleby, eines Menschen, über den sich nichts sagen lässt, der farblos or-dentlich, mitleiderregend anständig und rettungslos verlassen ist. Ein typi-scher Mensch von heute?Die Chaincourt Theatre Company führt seit rund 40 Jahren erfolgreichklassische und moderne Stücke in englischer Sprache auf. An den Produk-tionen sind Dozenten und Studenten, Muttersprachler und Sprachlernen-de beteiligt. Karten kosten 8 Euro (für Schüler und Studenten: 5 Euro). Siekönnen an der Abendkasse gekauft werden oder im Institutszimmer desInstituts für England- und Amerikastudien: Campus Westend, Raum 3.257,IG Hochhaus, Grüneburgplatz 1 (Mo, Di, Do 10 bis 14 Uhr; Mi 10 bis 16Uhr; Fr 10 bis 12 Uhr; Tel: 798-32550). Am Abend des 31. Januar findet imChaincourt-Theater die Meet-and-greet-Veranstaltung der Calliopean So-ciety, des Alumni-Vereins des IEAS, statt. Karten für Alumni kosten an die-sem Abend 5 Euro.31. Januar, 1. / 2. Februar, 19.30 Uhr s. t., Campus Westend, Raum 1.741(Nebengebäude), IG Hochhaus, Grüneburgplatz 1www.chaincourt.de

Einblick – der kostenlose Alumni-Newsletter

In diesen Tagen erscheint erstmals der neue Newsletter für alle Ehemaligender Universität Frankfurt. Unter dem Namen ›Einblick‹ stellt er den Alum-ni fortan vierteljährlich die wichtigsten aktuellen Information aus ihrer Al-ma mater kurz und knackig zusammen. Hinzu kommen Neuigkeiten ausder Alumni-Arbeit sowie Veranstaltungshinweise. Der neue Newsletter istkostenlos und wird ausschließlich per E-Mail versandt. Interessierte wer-den gebeten, sich unter [email protected] zu registrieren.

Alumni berichten

In der neuen Veranstaltungsreihe ›Alumni berichten‹ stellen künftig dieEhemaligen des Instituts für England- und Amerikastudien Berufsperspek-tiven für Studierende ihres Faches vor. Den Auftakt macht Dr. RichardWagner, Jahrgang 1962, am Donnerstag, den 24. Januar. Er berichtet dannüber seinen Weg »Vom IEAS zur FAZ«. Wagner studierte an der Univer-sität Frankfurt Amerikanistik, Germanistik, Politikwissenschaften und Phi-losophie und lehrte und forschte nach einem Auslandsaufenthalt an derUniversity of Massachusetts am IEAS/ZENAF. Wagner wurde über ›RalphWaldo Emerson und die Geburt des Pragmatismus aus dem Geiste desTranszendentalismus‹ und war von 1995 bis 2004 Politik-Redakteur derFAZ und FAS. Auf diesen Posten kehrte er nach einer dreijährigen Unter-brechung als Kommunikationschef der Geschäftsleitung der BertelsmannStiftung im Juni 2007 zurück. Organisiert wird die neue Reihe von der Cal-liopean Society, dem Verein zur Förderung der England- und Amerikastu-dien an der Universität Frankfurt.24. Januar, 16 Uhr s. t., Campus Westend, Raum 411, IG Hochhaus, Grü-neburgplatz 1

Wir brauchen Sie!

Ihr Alumni-Verein hat gerade eine bemerkenswerte Veranstaltung organi-siert? Er hat Studierende der Universität Frankfurt bei einem Forschungs-projekt unterstützt? Oder Sie wollen Ihren Verein ›einfach so‹ einmal vor-stellen?Für unsere Rubrik ›Alumni‹ suchen wir laufend Artikel, die über das aktu-elle Geschehen in den Frankfurter Alumni-Vereinen berichten. Bitte wen-den Sie sich bei Interesse an:.Stephan M. Hübner, Tel: 798-23753, [email protected] Lentes, Tel: 798-22756, [email protected]

Der Hessische MinisterpräsidentRoland Koch (CDU) studierte an derUniversität Frankfurt Rechtswissen-schaft von 1978 bis zum erstenStaatsexamen 1982. 1985 folgtendas zweite juristische Staatsexamenund die Zulassung zum Rechtsan-walt. Als Spezialist für Wirtschafts-und Wettbewerbsrecht übte er die-sen Beruf bis zu seiner Wahl zumMinisterpräsidenten 1999 aus.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studi-enzeit für Sie aus heutiger Sicht?Obwohl ich mich schon in der Schul-zeit sehr klar entschieden hatte, nichtnur Jurist, sondern Rechtsanwalt zuwerden, und ich daher sehr zielgerich-tet studiert habe, hat mir die Univer-sität viele Perspektiven eröffnet, mitdenen ich nicht gerechnet hatte. Sohatte ich beispielsweise die Chance,auch etwas Volkswirtschaft zu hören.Vor allem aber habe ich manchenHochschullehrer kennen gelernt, dermich unabhängig von seiner fachli-chen Meinung sehr beeindruckt hat.So habe ich es als eine äußerst span-nende Zeit empfunden, auch wenn ichsehr darauf geachtet habe, möglichstschnell die Universität wieder zu ver-lassen. Denn ich wollte ja in den Beruf.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeitist Ihnen in besonderer Erinnerunggeblieben?Meine Seminare im öffentlichen Rechtsind mir am besten in Erinnerung ge-blieben. Die meisten, die ich besuchthabe, hat übrigens der heutige Präsi-dent der Frankfurter Uni, ProfessorRudolf Steinberg, gehalten. Er warmein Lehrer. Dabei habe ich mich un-ter anderem mit Genehmigungsver-fahren für Großanlagen wie Kraftwer-ke oder Flughäfen beschäftigt – offen-sichtlich in weiser Voraussicht.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäf-tigung während des Studiums?Sicherlich ist die meiste Zeit schon da-mals für mein Hobby Politik draufgegan-gen. Und ansonsten war es im Winterdas Skilaufen, im Sommer das Tennis.

Wo trafen Sie sich mit Ihren Kommili-toninnen und Kommilitonen außer-halb der Universitäts-Veranstaltungen?Zwischen dem Frankfurter Wäldchenund Sachsenhausen – wenn ich dafürZeit hatte.

Wo wohnten Sie während Ihres Stu-diums? Wenn es eine WG war – mitwem lebten Sie zusammen?In meinem Elternhaus in Eschborn.

Was war Ihr wichtigster akademi-scher oder beruflicher Erfolg?Zwei juristische Staatsexamen zu be-stehen war sicherlich mein wichtigsterakademischer Erfolg. Mein größter be-ruflicher Erfolg war neben der Tatsache,Ministerpräsident geworden zu sein,eine erfolgreiche Anwaltskanzlei ge-gründet und geführt zu haben.

Welche Eigenschaften sollten Hoch-schullehrer beziehungsweise Studie-rende mitbringen?Ein Hochschullehrer sollte nicht nurfundierte Kenntnisse über sein Fachmitbringen, sondern auch wissen, wieman sie vermittelt. Am leichtesten fälltdies, wenn er mit seiner eigenen Begeis-terung für das Fach die Studentinnenund Studenten dafür anstecken kann.Wenn dann auch noch hinzukommt,dass er stets ein offenes Ohr für die Stu-dierenden hat und ihnen gegenüberaufgeschlossen auftritt, ist das ideal.Studierende wiederum müssen Neu-gier und Wissensdurst mitbringen. En-gagement und Interesse für die ge-wählten Fächer sind unerlässlich, wo-bei ich sehr dazu rate, mal über den ei-genen Tellerrand hinauszuschauen.Gerade die Studienzeit bietet dafür ei-ne Menge Möglichkeiten. Nur sollteman aufpassen, dass man dabei seinZiel nicht aus den Augen verliert.

Was würden Sie heutigen Studieren-den raten, um beruflich erfolgreich zusein?Jeder sollte an seinem gewählten Be-ruf Freude haben. Schließlich nimmt

Alumni im ProfilFragen an Roland Koch

der Job oftmals mehr als acht Stundendes Tages in Anspruch. Daher sollteman vor Studienbeginn gut überlegen,wo die eigenen Interessen, Neigungenund Fähigkeiten liegen. Beratungsan-gebote an der Uni können vielleichtauch darüber aufklären, welche Studi-enrichtungen die besten Chancen aufdem Arbeitsmarkt haben werden. EinAspekt, den man zumindest mit be-denken sollte. Vor allem sollte manneben Studium auch vielfältige prakti-sche Erfahrungen sammeln. Das hilft,den geeigneten Job zu finden und an-deres für sich auszuschließen.

Wie sieht für Sie die Universität derZukunft aus?Die Universität ist und bleibt für michein Ort des Lernens, des Lehrens unddes Forschens. Jede Hochschule solltedabei ihr eigenes Profil entwickeln.Dafür brauchen sie die Freiheit, sichselbst zu organisieren und selbst zuentscheiden, wo sie ihre Schwerpunk-te setzen. Beispiele wie das umgesetztwerden kann, sind das TUD-Gesetzvon 2004, das der Technischen Uni-versität Darmstadt eine bis dahin ein-malige Unabhängigkeit und Eigenver-antwortung eingeräumt hat, und dieUmwandlung der Johann WolfgangGoethe-Universität in eine Stiftungdes öffentlichen Rechts. Zugleich soll-ten die Universitäten offen gegenüberihrer Umwelt sein: für Studenten, For-scher und Dozenten, die vielleichtauch ungewöhnliche Ideen einbrin-gen. Und durch eine verstärkte Zu-sammenarbeit mit Unternehmen undaußeruniversitären Einrichtungenkönnen Forschungsergebnisse dannauch schneller in praktische Anwen-dungen umgesetzt werden.

Wenn Sie einen anderen Beruf ge-wählt hätten – wofür hätten Sie sichentschieden?Als kleiner Junge wollte ich gern Poli-zist werden. Vielleicht hätte ich aberauch mein Hobby zum Beruf gemachtund würde in einem kleinen, aber fei-nen Restaurant leckere Pastagerichteauftischen.

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oderArbeitsmotto?Geht nicht, gibt’s nicht.

Die Fragen stellten Lucia Lentes & Stephan M. Hübner

Ministerpräsident Roland Koch

Per Mausklick zum PraktikumGeoBörse: neuer Praktikumspool für Geowissenschaften

Zettelwust am Schwarzen Brett! Diemeisten Angebote abgelaufen! Vorlauter Aushängen das spannendeAngebot nicht sehen! Dies sind nureinige Probleme, vor denen Studie-rende bei der Suche nach geeigne-ten Praktikumsplätzen stehen. Dochseit dem Wintersemester 2007/08sind diese Schwierigkeiten zumin-dest für Studierende des Fachberei-ches Geowissenschaften/Geographiepassé: Die GeoBörse ist im Netz!

Ein zentraler Bestandteil der Ba-chelor-Studiengänge Geowissen-schaften und Geographie sind

mehrwöchige Berufspraktika. Erfah-rungen aus den Diplom-Studiengän-gen zeigen aber, dass die Suche nachPraktikumsplätzen häufig durch dasFehlen einer zentralen Informations-stelle erschwert wird. Außerdem ent-sprechen die Tätigkeiten, die in denPraktika ausgeführt werden, oft nichtden Erwartungen der Studierenden,so dass der Lerneffekt gering ist. Basie-rend auf diesen Erfahrungen wurdenach über einem Jahr intensiver Vor-bereitung die webbasierte GeoBörsedes Fachbereiches Geowissenschaf-ten/Geographie gestartet. Die Online-börse ist in zwei Bereiche unterteilt:die Suchseiten, welche den Studieren-

den zur Verfügung stehen, und dieAnbieterseiten, in denen Unterneh-men, Forschungseinrichtungen undKommunen ihre Angebote einstellenund verwalten können.Auf den Webseiten für Studierendekann in einem Datenpool nach Prakti-ka und studienbegleitenden Jobs ge-sucht werden. Dabei besteht die Mög-lichkeit, gezielt die gewünschte Fach-richtung, Arbeitsgebiete, Einsatzorte

und Praktikumsdauerauszuwählen. Dadurchwird den Studierendenein lästiges Durchblätternunerwünschter Angeboteerspart, und natürlich ist soauch eine Anzeige aller Prakti-kums- und Jobofferten möglich. Einweiterer Vorteil der GeoBörse ist dieAktualität der Angebote: Anders als beiden Schwarzen Brettern werden alle

Angebote zentral verwaltet und ständigaktualisiert – Angebote, deren Datumüberschritten sind, fliegen automatischraus.Aber nicht nur Studierende haben Vor-teile durch die GeoBörse, auch für diePraktikumsanbieter hat die Onlinebör-se viele Vorzüge. Jedes Unternehmenerhält ein individuelles Passwort zurBearbeitung der eigenen Angebote undKontaktadressen. Mit wenigen Klickskönnen die Gesuche gepflegt, aktiviert,reaktiviert oder gelöscht werden. Dieeingestellten Angebote erscheinen so-fort in den Suchabfragen und gehennicht im Blätterwald der Schwarzen

Bretter unter. Eine Betreuung derAngebote durch den Fach-

bereich ist auf Wunschmöglich. Damit die

Geo-Börse auch in Zu-kunft aktuell bleibtund um weitere An-gebote ergänzt wird,wurde ein Fragebo-

gen für Praktikantenentwickelt, der nach

Abschluss des absolvier-ten Praktikums ausgefüllt

werden soll. Im Fragebogen wirdunter anderem auch die Qualität derPraktikumsplätze bewertet, um länger-fristig Praktikumsplätze auszusortieren,

bei denen Studierende ausschließlichKaffee kochen und kopieren.Die Idee einer online-gestützten Prak-tikumsbörse wurde von der Geo-Agentur des Fachbereiches Geowis-senschaften/Geographie und der Al-umni-Vereinigung Geoprax ins Lebengerufen. Sie wird von den Facheinhei-ten Geologie und Geophysik des Insti-tuts für Geowissenschaften, dem Insti-tut für Physische Geographie und demInstitut für Humangeographie unter-stützt. Die konkrete Umsetzung, dieKommunikation mit den Unterneh-men und Kommunen und die Pflegeder Angebote liegen in der Hand derGeo-Agentur und von Geoprax, dietechnische Unterstützung erfolgtdurch das Hochschulrechenzentrum.Bestehende Kooperationen des Fach-bereiches Geowissenschaften/Geogra-phie wurden für die GeoBörse ge-winnbringend eingesetzt und ausge-baut. Zusätzlich erhoffen sich die Geo-Agentur und Geoprax mit der GeoBör-se den Kontakt zu berufstätigen Ehe-maligen des Fachbereiches zu vertie-fen und so die Bindung an die Univer-sität Frankfurt zu fördern.

Judith Jördens & Verena Schreiber

Informationen: www.geo.uni-frankfurt.de/GeoBoerse

Für Geländevermessung statt Kaffeekochen – die neue GeoBörse

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Kurz notiert

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1723. Januar 2008 F R E U N D E

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Die Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität e.V.

VFF Termine 14. März 2008, 10 UhrVerleihung des Paul Ehrlich und Lud-wig Darmstaedter-Preises, Paulskirche

26. Juni 2008, 16 UhrAkademische Feier, Campus Westend

23. Oktober 2008, 17 UhrMitgliederversammlung, Campus Westend

VFF Kontakt Geschäftsführung

Alexander Trog / Petra Dinges [email protected].: (069) 910-47801 Fax: (069) 910-48700

Für die Stiftung pro universitate:Jörg F. Troester, Tel. (06051) [email protected]

Kontaktstelle in der UniversitätLucia Lentes, Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Postfach 11 19 32, 60054 Frankfurt Tel.: 798-28285, Fax: 798-28530 [email protected]

Für Förderanträge: Beate Braungart, Tel.: [email protected]

VFF AktuellPer E-Mail informieren wir unsere Mit-glieder schnell und aktuell über interes-sante Veranstaltungen an der Univer-sität. Schöner Nebeneffekt: Es entste-hen dabei keine Portokosten. Wenn Sie noch keine E-Mail-Einladung vonuns erhalten haben, teilen Sie uns Ihre E-Mail-Adresse bitte mit:[email protected]

www.muk.uni-frankfurt.de/kfa/vff/index.html

Wir alle durften die Goethe-Universität in den letzten Monaten auf ihrem Wegzur grundlegenden Erneuerung begleiten, auf dem Weg zur Stiftungsuniversität!Mit dem 1. Januar 2008 hat eine neue Zeit im deutschen Hochschulwesen begon-nen. Keine öffentliche Universität in Deutschland verfügt gegenwärtig über ein sohohes Maß an Autonomie. Mit dieser neuen Autonomie wird es der Goethe-Uni-versität gelingen, in den nächsten Jahren ihren Weg an die Spitze der deutschenHochschulen konsequent weiterzugehen. Auf diesem Weg waren wir alle von Anfang an mit dabei, die Vereinigung vonFreunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt amMain – Sie, der Vorstand und das Kuratorium der Vereinigung, alle Förderer undStifter, die Universitätsstiftung. Diese wurde ebenfalls zum 1. Januar 2008 in›Stiftung pro universitate‹ umbenannt, um Verwechslungen mit der großen, neu-en Stiftungsuniversität zu vermeiden. Wir alle begleiten und unterstützen diesenAufbruch in ein neues Zeitalter! Auch heute gilt noch: Die Impulse und Motive zu stiften sind vielfältig und vonpersönlichen Neigungen bestimmt. Sollten Sie sich mit dem Gedanken an eine Zu-stiftung oder die Errichtung einer eigenen Stiftung tragen, so sprechen Sie michbitte an. Gerade die Reform des Spenden- und Gemeinnützigkeitsrechts rückwir-

kend zum 1. Januar 2007 trägt zu einer Stärkung des Stifterwe-sens bei. Wenn Sie Fragen haben, wenn Sie eine Beratungwünschen, wir – meine Kollegen im Vorstand und ich – ste-hen Ihnen jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.Ich möchte nicht versäumen, mich auch im Namen von Vor-stand und Kuratorium bei allen Mitgliedern und den ehren-amtlich Tätigen herzlich zu bedanken. Sie alle haben sich

im vergangenen Jahr erneut mit großem Engagementfür unsere Vereinigung eingesetzt und tragen

dazu bei, Wissenschaft und akademischenNachwuchs und damit auch die RegionFrankfurt zu unterstützen. Helfen Sieuns weiterhin, damit unsere Vereini-gung auch künftig die Goethe-Univer-

sität so vielfältig fördern kann.

Für das Jahr 2008 wünsche ichIhnen alles Gute.

Hilmar KopperVorsitzender des Vorstandes

Liebe Mitglieder der Vereinigung von Freunden undFörderern der Johann Wolfgang Goethe-UniversitätFrankfurt am Main, liebe Freunde,

Annie Get Your Gun(Ent-)Zivilisierungsprozesse in den USA

Vom 22. bis 24 November 2007fand auf dem Campus Westend dieinternationale Konferenz ›Civilizingand Decivilizing Processes: A Figu-rational Approach‹ statt. Ausgerich-tet wurde sie vom Institut für Eng-land- und Amerikastudien und demZentrum für Nordamerikafor-schung. Organisiert wurde sie vonProf. Christa Buschendorf, Prof.Astrid Franke (Tübingen) und Dr.Katja Sarkowsky.

Das Land der unbegrenzten Mög-lichkeiten erscheint den Eu-ropäern stets auch als Land un-

begreiflicher Widersprüche. Wie etwalässt es sich verstehen – so fragte derSoziologe und Eliasforscher StephenMennell (Dublin) –, dass »in weitenTeilen Amerikas Gesetze und Gebräu-che die Menschen nachhaltig daranhindern, sich und anderen Schadendurch Rauchen zuzufügen, währendgleichzeitig Gesetze und Gebräuchedie Menschen kaum daran hindern,sich und anderen durch Feuerwaffenzu schaden, und die Mordrate viermalso hoch ist wie in Westeuropa?«. Der-artige Besonderheiten der amerikani-schen Geschichte und Gesellschaftsuchten VertreterInnen der Diszipli-nen Geschichte, Soziologie, Rechtswis-senschaften, Literatur- und Kulturwis-senschaft unter Rückgriff auf den sogenannten figurationssoziologischenAnsatz zu erklären. Dieser Ansatz ver-bindet die historische Analyse derWechselwirkung von sozio- und psy-chogenetischen Prozessen mit einemsoziologischen Modell von Figuration,das menschliches Zusammenleben alsein »Netz von unabhängigen und zu-gleich auf mehreren Ebenen miteinan-der verwobenen Personen und Institu-tionen« (Loïc Wacquant) versteht unddabei Gewalt und Angst ins Zentrummenschlicher Erfahrung stellt. In denSozial- und Kulturwissenschaften derUSA hat der figurationssoziologische

Ansatz bislang nur wenig Beachtunggefunden, nahezu unbekannt ist er inder Disziplin der ›American Studies‹beiderseits des Atlantiks. Ziel der Ta-gung war es, erstmals eine systemati-sche Diskussion über den figurations-soziologischen Ansatz in der Amerika-nistik in Gang zu setzen. So entstandein lebendiger und fruchtbarer Dialogzwischen bedeutenden Figurationsso-ziologen und AmerikanistInnen, die –teilweise in einem ersten Versuch –das Potential des Ansatzes für die›American Studies‹ ausloteten.In seinem Eröffnungsvortrag ›Decivili-zing the Penal State‹ trug der Soziolo-ge Loïc Wacquant (Berkeley und Paris)die Hauptthesen seiner langjährigen(Feld-)Forschung zum afro-amerika-nischen Ghetto vor. In einem höchstlebendigen und materialgesättigtenVortrag vermittelte er seinem gebanntfolgenden Publikum neuste Ergebnis-se, die er im Januar 2008 auch in sei-nem neuen Buch ›Urban Outcasts: AComparative Sociology of AdvancedMarginality‹ dargelegt hat. Beein-druckend war nicht zuletzt WacquantsInterpretationskunst, mit der er diezahlreichen Statistiken über die Le-bensbedingungen der Ghettobewoh-ner in aussagekräftige Argumente ver-

Zwischen dem AltenZwischen dem Neuen, Hier uns zu freuenSchenkt uns das Glück,Und das VergangneHeißt mit VertrauenVorwärts zu schauen,Schauen zurück.

Stunden der Plage,Leider, sie scheidenTreue von Leiden,Liebe von Lust;Bessere TageSammeln uns wieder, heitere LiederStärken die Brust.

Leiden und Freuden,Jener verschwunden,Sind die VerbundnenFröhlich gedenk.O des GeschickesSeltsamer Windung! Alte Verbindung,Neues Geschenk!

Goethe sagt »Zum Neuen Jahr«:

Grußwort zum Jahreswechsel 2007/08

wandelte. Seine zweifellos provozie-rende Hauptthese ist, dass vom Staatausgehende strukturelle Gewalt fürdie Entzivilisierung des Ghettos ver-antwortlich ist.In drei Sektionen gingen ForscherIn-nen aus Deutschland, Kroatien, denNiederlanden, Rumänien und denUSA dem Zusammenhang zwischenStaatsbildungsprozess und nationalemHabitus, den besonderen Herausforde-rungen des amerikanischen Zivilisa-tionsprozesses, wie zum Beispiel denstarken Machtdifferenzen im Verhält-nis zwischen Etablierten und Außen-seitern (also vor allem der indiani-schen Bevölkerung und den Afro-Amerikanern), sowie speziellen Be-dingungen amerikanischer Zivilisa-tionsprojekte im intellektuellen Feldnach. Den Abschluss der Konferenzbildete der methodenkritische Beitragdes Amerikanisten Winfried Fluck(Freie Universität Berlin), der in Ab-setzung von den postmodernen Theo-rien der Subjektformation die Adä-quatheit des figurationstheoretischenKonzepts der Identitätsbildung erör-terte. Ganz im Sinne der Programma-tik der Konferenz plädierte er damitfür einen Paradigmenwechsel in derAmerikanistik. Christa Buschendorf

Global Players in den TropenReisebericht: Frankfurter Geographiestudent auf den Spuren der Tropenholzwirtschaft

Tropenholzwirtschaft – eine in derdeutschen Medienwelt ange-schwärzte Branche. Sofort denktman an alarmierende Szenarien mitmonströsen Planierraupen, krei-schenden Motorsägen, flüchtendenTieren und brutalen Kahlschlägen.

Das Vorgehen der in den Tropenansässigen Forstunternehmenwird als völlig rücksichtslos dar-

gestellt und wirft die Frage auf, ob unsdie tropischen Regenwälder unter der-artigen Bedingungen überhaupt nochlange erhalten bleiben werden.Tropenholzwirtschaft spielt sich an ei-ner Schnittstelle zwischen Mensch undNatur ab. Im Gegensatz zur nachfolgen-den Tropenholznutzung, werden hierWirkungen menschlicher Aktivitätendirekt im Ökosystem sichtbar. Und ge-nau hier setzt mein Interesse an: Geo-graphie ist eine Schnittstellenwissen-schaft und versucht, über einen räumli-chen Ansatz Interaktionen und Prozes-se zwischen natürlichen und anthropo-genen Systemen zu verstehen. Die Tro-penholzwirtschaft besitzt in diesem Zu-sammenhang eine besondere Brisanz,weil sie mit einem außergewöhnlichsensiblen und vielfältigen Ökosysteminteragiert und gleichzeitig in globaleHandelsströme eingebunden ist. Der erste Teil meines Praktikums fandbei einem deutschen Tropenholzim-porteur in der Nähe von Münster statt,

bei dem ich zwei Monate lang das Im-portgeschäft und die innerdeutscheVermarktung kennen lernen konnte.Der zweite Teil – der mir von denFreunden und Förderern mitfinanziertwurde – führte mich, zusammen miteinem deutschen Tropenholzhändler,zu einem libanesischen Forstunter-nehmen mitten in die Tropenwälderder Zentralafrikanischen Republik.Das Unternehmen hat eine eigeneKonzession, das heißt es besitzt dasRecht, jedes Jahr einen bestimmtenTeil des Waldes abzuernten. Damitsind keine Kahlschläge gemeint, son-dern die selektive Entnahme ver-marktbarer Holzarten ab einem be-stimmten Stammesdurchmesser. Uman das Holz heranzukommen, werdenForstwege in den Wald hineingebaut,auf denen die Lastwagen und Raupen-fahrzeuge zu den Ernteplätzen gelan-gen. Im Wald werden die brauchbarenBäume mit langen Motorsägen gefälltund mit den Seilwinden der Raupenauf die Straßen gezogen, von denenaus sie auf die Lastwagen verladenwerden. Diese fahren, nachdem dieQualität des Holzes begutachtet wur-de, direkt zum nahe gelegenen Säge-werk, wo sie zu Schnittholz weiterver-arbeitet werden. Oder sie begeben sichauf eine dreitägige Reise nach Douala(Kamerun), von wo aus die Stämmeihren Weg in alle Welt per Schiff an-treten.

Außer den Wegen hinterlässt derHolzabbau des libanesischen Unter-nehmens keine verheerenden Spurenim Wald. Insofern kann man hier dasderzeit von diversen Umweltorganisa-tionen gezeichnete Bild nicht übertra-gen. Die Wege werden jedoch von deneinheimischen Bauern genutzt, umtiefer in den Wald vorzudringen undLandwirtschaft zu betreiben. Sie ver-brennen großflächig Bäume, um Nutz-pflanzen auf den Waldböden zu kulti-vieren. In der Nähe des Sägewerkes istso innerhalb der letzten 15 Jahre eingroßes Dorf entstanden.Der tropische Regenwald Zentralafri-kas bildet eine der letzten großflächigzusammenhängenden Waldflächender Erde, seine ökologische Leistungs-fähigkeit und seine regulierende Wir-kung auf das Klima sind entsprechendhoch, seine Schutzwürdigkeit wirdwohl kaum noch in Frage gestellt. Sei-

ne Nutzung, in welcherForm auch immer, redu-ziert die biologische Viel-falt und damit die Leis-tungsvermögen diesestropischen Ökosystems.Im Zuge der derzeitigenDebatte über den Klima-wandel steigt der politi-sche Druck auf die Län-der mit tropischen Re-genwäldern. In Zentral-afrika gibt es bereits

staatliche Reglementierungen, die einerücksichtslose Ausbeutung der Wälderverhindern und bestehende Schutzge-biete sichern sollen. Allerdings wird ei-ne zunehmende forstwirtschaftlicheNutzung der tropischen Urwälderkaum zu verhindern sein, zumal derTropenholzhandel nach wie vor ein lu-kratives Geschäft ist und für die zen-tralafrikanischen Länder eine wichtigeDevisenquelle darstellt. Positiv ist, dassdie staatlichen Vorgaben zumindest anmanchen Stellen zu greifen scheinenund Forstunternehmen die Verantwor-tung auf sich nehmen, diese einzuhal-ten, und den Wald zumindest als›Nutzwald‹ bestehen lassen. Der zen-tralafrikanische Wald würde als solcherweiter bestehen, der klassische ›Ur-wald‹ (Primärwald) aber in seiner jetzi-gen Ausbreitung nicht überleben kön-nen, höchstens als Reservat inmitteneines genutzten Forstes. Stefan Sylla

Straßenszene in einem amerikanischen Ghetto

Holzfäller in der Zentralafrikanischen Republik

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18 23. Januar 2008M E N S C H E N

Personalia

Prof. Ferdinand M. Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin,ist als Vertreter des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierungzur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) einstimmigin den Gesundheitsforschungsrat des Bundesministeriums für Bildung undForschung (BMBF) gewählt worden. Der Gesundheitsforschungsrat berätseit 1990 das BMBF hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung und Ausge-staltung von Förderschwerpunkten zur Gesundheitsforschung.

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Den Cornelia Goethe Preis 2007konnte am 7. Dezember (demGeburtstag Cornelia Goethes)

Dr. Birgit Spengler vom Institut fürEngland- und Amerikastudien derUniversität Frankfurt entgegenneh-men. Der mit 2.000 Euro dotiertePreis wird jährlich vom Förderkreisdes Cornelia Goethe Centrums für ei-ne herausragende Frankfurter Disser-tation auf dem Gebiet der Frauen- undGeschlechterforschung verliehen. DiePreisverleihung findet jeweils im Rah-men des Cornelia Goethe Salons statt,gesponsert wurde die Auszeichnungdieses Mal von der Commerzbank.Ausgezeichnet wurde Spenglers bril-lante literatur- und kulturwissen-schaftliche Studie ›Vision, Gender,and Power in Nineteenth-CenturyAmerican Women’s Writing, 1860-1900‹. Sie untersucht den Zusammen-hang von Sehen, Geschlechterverhält-nissen und Macht in Texten amerika-nischer Erzählerinnen der zweitenHälfte des 19. Jahrhunderts, begin-nend mit der Krisenzeit direkt vor

Cornelia Goethe-Preis

Birgit Spengler

Ausbruch des amerikanischen Bür-gerkriegs. In Anlehnung an MichelFoucault geht Spengler von einemveränderten gesellschaftlichen Dis-kurs in jener Epoche aus, die nichtnur zahlreiche neue Techniken des vi-suellen Observierens und der opti-schen Repräsentation erfindet, son-dern diese auch zu einer stärkeren

Am 20. Juli 2007 ist Gerhard Goebel 75 Jahre alt geworden.Bis zu seiner Emeritierung im

September 2000 hatte er 20 Jahre ander Universität Frankfurt gewirkt undein breites Spektrum der romanisti-schen Literaturwissenschaft vertreten –nicht nur in seinen beiden Hauptfor-schungs- und -lehrgebieten, der fran-zösischen und der italienischen Litera-tur der Neuzeit und der Moderne, son-dern auch mit Ausblicken etwa auf diedeutsche, die spanische und lateiname-rikanische oder katalanische Literatur.International angesehen sind insbe-sondere seine Arbeiten zu Mallarmé,den er auch herausgegeben und her-ausragend übersetzt hat. Ebenso fan-den seine interdisziplinären Forschun-gen, welche die Brücke zwischen Lite-ratur und Architektur (zum Beispiel inden Kirchenbauten Venedigs) sowiezur Musik schlagen, besondere Aner-kennung in der Fachwelt. Sein überden Bereich der romanistischen Lite-raturwissenschaft hinausgreifenderAnsatz wurde auch in den zahlreichenSeminaren deutlich, die er über Jahremit anglistischen oder germanistischenKollegen zusammen durchführte, et-wa mit Prof. Ralph-Rainer Wuthenow.Seine Begabungen haben Goebel wei-ter als nur zur Interpretation von Lite-ratur geführt, ist er doch zu Beginnseiner akademischen Karriere auch alsAutor tätig gewesen, sowohl aufDeutsch als auch auf Französisch. Zuseinen besonderen Erfolgen zählt derRoman ›Landesschule‹, der die Verwir-rungen eines musilschen Internatszög-

75 Jahre

Gerhard Goebellings im Brandenburgischen in denJahren 1948 bis 1950 mit der Souve-ränität eines gestandenen Romancierserzählt.In den letzten Jahrzehnten ist Goebeljedoch zunehmend als Komponisthervorgetreten, etwa mit den in Japanpreisgekrönten Mallarmé-Vertonun-gen oder der Auftragskomposition zurGründung des Estudi d’InvestigacióCatalanística an der Universität Frank-furt, in der er ein katalanisches Volks-liedthema, das zur Lieblingszugabevon Pau Casals bei seinen Konzertengeworden war, in Variationen für Kla-vier, Oboe und Cello verwandelte.Nicht umsonst hatte sich Goebel, derein ausgezeichneter Pianist ist und mitdem zu Musizieren ein Genuss ist,zunächst dem Kirchenmusikstudium(und der evangelischen Theologie!)zugewandt, bevor er Französisch undAnglistik studierte und dann bei Wal-ter Pabst promovierte und sich an derFreien Universität Berlin habilitierte.Seit 1971 war Goebel Professor in Ber-lin, wo er, nach Peter Szondis Tod, von1972 bis 1975 kommissarisch Ge-schäftsführender Direktor des Institutsfür Allgemeine und Vergleichende Li-teraturwissenschaft war. 1975 wurdeer nach Hannover und 1981 nachFrankfurt berufen. Seit seiner Emeritierung hat sich Goe-bel nun ganz dem Komponieren zuge-wandt und eine Fülle seiner neuenKompositionen für die verschiedens-ten Instrumentalbesetzungen harreneiner öffentlichen Uraufführung.

Tilbert Dídac Stegmann

Koppelung von Beobachtung undKontrolle, also zur Ausübung vonMacht, verwendet. Spengler zeigt, wiedie gesellschaftlichen Veränderungendes 19. Jahrhunderts, in dem Fraueneinerseits als Objekte des Blicks expo-niert waren, aber anderseits auch ihreSubjekt-Möglichkeiten allmählich er-weiterten, ihren Niederschlag in denuntersuchten Texten finden, wie dieKrisen der Wahrnehmung und die da-durch ausgelösten Verunsicherungenim Geschlechterverhältnis das Sehenals literarische und kulturelle Praxiszum Thema werden ließen. Überreicht wurde der Preis von And-rea von Bethmann, Vorstandsmitglieddes Cornelia Goethe Centrums, dieLaudatio hielt Prof. Marlis Hellingervom Institut für England- und Ameri-kastudien. Künstlerisch umrahmtwurde der Abend im Gästehaus derUniversität durch die junge russischePianistin Swetlana Meermann, dieRachmaninoff und Chopin vortrug,und eine Lesung der Autorin NadjaEinzmann. Julia Guttmann

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Georg Forster-Forschungsstipendiatin

Muhayyo Mirzaeva

deutschen Kunstschulen entwickelt. Das Forschungsvorhaben basiert aufMirzaevas bildungspolitischer Ein-schätzung, dass einer progressivenEntwicklung der Kunst- und Musiker-ziehung in den allgemein bildendenSchulen in Usbekistan wenig Prioritätgegeben wird. Die Einrichtung vonprivaten Jugendkunstschulen bietethier eine sinnvolle Ergänzung und Al-ternative. Allerdings steckt die post-sowjetische Entwicklung der Kunst-schulen in Usbekistan noch in den An-

Seit dem 1. November 2007 ist dieusbekische Kulturwissenschaftle-rin Dr. Muhayyo Mirzaeva zu

Gast am Institut für Kunstpädagogik.Für eine Vergleichsstudie über Kunst-schulen in Deutschland erhielt sie vonder Alexander von Humboldt-Stiftungein Georg Forster-Forschungsstipendi-um – sicher das erste Forschungssti-pendium dieser Art im Fach Kunst-pädagogik. Die Forster-Stipendien wer-den an promovierte und hoch qualifi-zierte junge Wissenschaftler aus Ent-wicklungsländern vergeben. Sie die-nen dem Transfer von Wissen und Me-thoden und sollen damit zur weiterenEntwicklung in den Heimatländernbeitragen. Mirzaeva lehrt an der StaatlichenHochschule für Kultur in Taschkent alsDozentin im Bereich der Kulturpädago-gik. Sie ist dort mit der Forschung zurEntwicklung neuer Lehr- und Studien-programme in verschiedenen Berei-chen der Kulturellen Bildung betraut.Aufgrund ihrer besonderen Eigeninitia-tive hat sie sich mit internationalenEntwicklungen im Bereich der Kunst-und Kulturpädagogik auseinander ge-setzt und auf dieser Basis ihren For-schungsantrag zur Untersuchung der

fängen. Da in diesem Bereich – im Ge-gensatz zum staatlichen Schulsystem –private oder kommunale Initiativensehr große Wirksamkeit entfalten kön-nen, ist Mirzaevas Entscheidung fürdie wissenschaftliche Begründung undUntersuchung von Kunstschulen sehrrealistisch und zugleich zukunftsorien-tiert, denn sie setzt auf eine zuneh-mend demokratisierte und individuali-sierte kulturelle Entwicklung in ihremzentralasiatischen Land.Mit ihrem Forschungsprojekt versuchtMirzaeva, in ihrem kulturpädagogi-schen Arbeitsgebiet eine neue wissen-schaftliche und kunstpädagogischeOrientierung aufzubauen. Innerhalbihrer Hochschule wird dieses Bestre-ben bewundert und unterstützt. Den-noch ist sie in ihrem Fach eine Aus-nahmeerscheinung. Als allein erzie-hende Mutter und Wissenschaftlerinist sie zudem in einer zwar sehr unab-hängigen, aber auch besonders expo-nierten Position in einem Land, das inseiner politischen Neuorientierungnoch nicht stabilisiert ist. Somit hat siezugleich eine besondere Vorbildfunkti-on für eine junge Generation von Wis-senschaftlerinnen und Kunstpädago-ginnen in Usbekistan. Adelheid Sievert

Baker & McKenzie-Preis

Manuela Rottmann

Die Frankfurter Dezernentin fürUmwelt und Gesundheit, Ma-nuela Rottmann, hat den Baker

& McKenzie-Preis 2007 für die bestewirtschaftsrechtliche Dissertation ver-liehen bekommen. Die 35-Jährige,seit 1990 Mitglied der Grünen, nahmdie Auszeichnung am 30. Novemberwährend der Absolventenfeier desFachbereichs Rechtswissenschaft ent-gegen. Rottmann erhält den mit 6.000Euro dotierten Preis für ihre Disserta-tion ›Vom Wettbewerbsrecht zur Ord-nungspolitik Art. 86 Abs. 2 EGV‹. Diemit ›summa cum laude‹ ausgezeichne-te Arbeit haben Prof. Georg Hermesund Prof. Joachim Wieland betreut. Inihren Gutachten betonen sie, dass dieDissertation »höchsten wissenschaftli-chen Ansprüchen« genüge und »inihrem Niveau einer Habilitation be-reits vergleichbar« sei. Rottmann studierte Rechtswissen-schaft und zeitweise Politikwissen-schaften und Soziologie in Würzburg,Frankfurt und Aix-en-Provence. Von1998 bis 2002 war sie wissenschaftli-che Mitarbeiterin am Institut für Öf-

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Im Rahmen eines Festkolloquiumsaus Anlass seines 40-jährigen Dienst-jubiläums wurde Prof. Klaus Wald-

schmidt (Fachbereich Mathematik undInformatik) in den Ruhestand verab-schiedet. Das wissenschaftliche Kollo-quium der Veranstaltung wurde vonfünf ehemaligen Mitarbeitern Wald-schmidts bestritten, die heute Univer-sitätsprofessoren im In-und Auslandsind. Sie berichteten über ihre aktuel-len Forschungsarbeiten und schlugendabei einen Bogen zu ihren früherenArbeiten an der Professur. Mehr alssechzig ehemalige Mitarbeiter undDoktoranden nahmen an der Festver-anstaltung teil und tauschten viele Er-innerungen aus. Waldschmidt studierte an der Techni-schen Universität Berlin Nachrichten-technik und war anschließend amHeinrich Hertz Institut in Berlin, zu-letzt als stellvertretender Abteilungslei-ter, tätig. 1973 erhielt er einen Ruf alswissenschaftlicher Rat und Professoran die Universität Dortmund. Dort lei-tete er die Arbeitsgruppe Schaltungender Datenverarbeitung und war durcheine mehrjährige Mitgliedschaft im Se-nat aktiv am Aufbau der Universitätbeteiligt. 1982 erhielt Waldschmidt einen Ruf andie Universität Frankfurt auf die Pro-fessur für Technische Informatik. Inder folgenden Zeit war er zweimal De-kan des Fachbereichs Informatik undin vielen Ausschüssen der Universitättätig. Daneben war er Fachausschuss-leiter und Fachbereichssprecher Tech-nische Informatik in der ITG/VDE undüber mehrere Jahre FachgutachterTechnische Informatik der DeutschenForschungsgemeinschaft. Ende der

Ruhestand

Klaus Waldschmidt

achtziger Jahre erhielt er jeweils einenRuf zurück an die Universitäten Berlinund Dortmund, er nahm jedoch dasBleibeangebot an und blieb in Frank-furt. Kurz vor dem Eintritt in seinen Ruhe-stand konnte Waldschmidt noch einebesondere Ehrung entgegennehmen,die Gesellschaft für Informatik (GI) er-nannte ihn auf ihrer Jahrestagung2007 zum Fellow. Diesen Titel erhaltenPersonen, die sich in herausragenderWeise um die GI und die Informatikverdient gemacht haben. Im Text derErnennungsurkunde heißt es: »Prof.Waldschmidt hat sich durch seine erst-rangigen Arbeiten über hybride Re-chenelemente und die Simulation vonSchaltungen auf der Grundlage hybri-der Modelle, durch die Entwicklungparalleler Simulatoren, durch seine Ar-beiten über assoziative Speicher undadaptive Systemarchitekturen großeVerdienste um die Technische Informa-tik erworben.« Lars Hedrich

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fentliches Recht der UniversitätFrankfurt. Neben der Arbeit an derDissertation zum Thema öffentlicheDaseinsvorsorge und EuropäischesWettbewerbs- und Binnenmarktrechtbeschäftigte sie sich dort vor allem mitverfassungs-, europa- und wirt-schaftsverwaltungsrechtlichen sowieenergierechtlichen Themen.

Anschließend absolvierte sie den juri-stischen Vorbereitungsdienst inFrankfurt und Berlin. Von 2004 bis2006 war sie wissenschaftliche Mitar-beiterin am Deutschen Institut für Ur-banistik in Berlin im ArbeitsbereichUmwelt und Verkehr. Seit Juli 2006ist Rottmann Dezernentin für Umweltund Gesundheit in Frankfurt.Baker & McKenzie verleiht den Preisseit 1988 jährlich für herausragendeDissertationen oder Habilitationen ausdem Bereich des Wirtschaftsrechts,die am Fachbereich Rechtswissen-schaft entstanden sind. »Dieser Preisist ein wichtiger Teil unseres weltwei-ten Programms zur Förderung des ju-ristischen Nachwuchses und unter-streicht die enge Verbundenheit unse-rer Kanzlei mit der Universität«, be-tonte Prof. Joachim Scherer, Frank-furter Partner der Kanzlei. Um in dieengere Wahl für die Preisverleihungzu kommen, müssen die Werke mit›summa cum laude‹ benotet sein undwirtschaftsrechtliche Themen – idea-lerweise mit internationalem Bezug –beleuchten. Ulrike Jaspers

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1923. Januar 2008 M E N S C H E N

Jubiläen

25-jähriges Dienstjubiläum

Klaus Brose, Abteilung TechnikJanina Schastok, FachbereichGeowissenschaften/Geographie

60. Geburtstag

Prof. Helmut Siekmann, Fachbe-reich Rechtswissenschaft Prof. Gerhard Brey, FachbereichGeowissenschaften/Geographie

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Annette Werner ist seit Oktober2007 Professorin für Algebra amFachbereich Informatik und Ma-

thematik. Werner hat an der Univer-sität Münster erst Germanistik unddann Mathematik studiert. Nach ei-nem Studienjahr am MIT (Cambridge,USA) wurde sie 1995 mit einer Arbeitauf dem Gebiet der AlgebraischenGeometrie promoviert. Es folgten Post-doktorandenstipendien in Münsterund am Max-Planck-Institut für Ma-thematik in Bonn. Im Jahr 1998 wurdesie zur wissenschaftlichen Assistentinin Münster ernannt und habilitiertesich dort im Jahr 2000. Nach einemSemester als Heisenberg-Stipendiatinwurde sie im April 2004 auf eine Pro-fessur an die Universität Siegen und imOktober 2004 auf den Lehrstuhl fürAlgebraische Geometrie und Algebraan der Universität Stuttgart berufen. Das Arbeitsgebiet von Annette Wernerist die Arithmetische AlgebraischeGeometrie. Mit dem im 20. Jahrhun-dert weit entwickelten Apparat der Al-gebraischen Geometrie studiert manLösungen von polynomialen Gleichun-gen über beliebigen Zahlbereichen.Arithmetische Fragen betreffen hierpolynomiale Gleichungen über zahlen-theoretisch interessanten Bereichen,wie etwa den ganzen Zahlen. Mit die-sen Methoden konnten einige jahr-

Neu berufen

Annette Werner

hundertealte zahlentheoretische Pro-bleme, wie etwa die Fermatsche Ver-mutung gelöst werden. Ergebnisse derAlgebraischen Geometrie lassen sichaußerdem erfolgreich auf praktischeFragen der Datensicherheit anwenden.Annette Werner wird sich in Frankfurtgemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe so-wohl mit Grundlagenproblemen derArithmetischen Algebraischen Geome-trie als auch mit Anwendungsfragenbeschäftigen. Ihre wichtigsten For-schungsprojekte befassen sich mit derGeometrie p-adischer Varietäten, mitBruhat-Tits-Gebäuden und mit derTheorie der p-adischen Vektorbündel.

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Friedemann Buddensiek ist seitOktober 2007 Professor für Anti-ke Philosophie am Fachbereich

Philosophie und Geschichtswissen-schaften. Nach einem Magister-Studi-um der Philosophie, der Neueren undder Alten Geschichte sowie der Slawis-tik an der Universität Erlangen-Nürn-berg und einem Promotionsstudium inden Fächern Philosophie, Alte Ge-schichte und Gräzistik wurde er 1997ebendort mit einer Arbeit zur Theoriedes Glücks in Aristoteles’ ›Eudemi-scher Ethik‹ promoviert. 1995/96 warer Visiting Student am Corpus ChristiCollege, Oxford. 1997 trat er eine Stel-le als wissenschaftlicher Mitarbeiter,1999 als Assistent am Erlanger Institutfür Philosophie an. 2002/03 war er Ju-nior Research Fellow am Center forHellenic Studies, Washington, D.C.,2004 habilitierte er sich auf dem Ge-biet der theoretischen Philosophie mitder Arbeit ›Einheit des Individuums:Eine Studie zur Ontologie der Einzel-dinge‹. Im selben Jahr wurde er Obe-rassistent am Institut für Philosophiein Erlangen, 2005 in Würzburg, wo ervon 2006 bis zum Stellenantritt inFrankfurt eine Lehrstuhlvertretungwahrnahm. Seine Interessen gelten,neben der Philosophie als ganzer, der

antiken Philosophie, und hier zur Zeitinsbesondere der klassischen und derhellenistischen Antike. Ein themati-scher Schwerpunkt liegt auf den anti-ken Fragen nach dem Verhältnis vonIndividuum und gutem Leben, demVerhältnis von Individuum und Weltund der Entwicklung der Selbständig-keit des Individuums gegenüber einemkosmologischen und einem sozialenGanzen. Friedemann Buddensiek siehtAntike Philosophie als Teilbereich derPhilosophie ebenso wie als Teil der Al-tertumswissenschaften an. UR

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Friedemann Buddensiek

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Joachim Curtius (geb. 1969) istseit Oktober 2007 als Professorfür ›Experimentelle Atmosphär-

enforschung‹ am Institut für Atmos-phäre und Umwelt des FachbereichsGeowissenschaften/Geographie tätig.Er studierte Physik in Heidelberg undwurde am dortigen Max-Planck-Insti-tut für Kernphysik im Bereich Atmos-phärenphysik mit einer Arbeit zurMessung von Schwefelsäure im Flug-zeugabgas und in troposphärischenAerosolpartikeln promoviert. Nach ei-nem zweijährigen Postdoc-Aufenthaltam Aeronomy Laboratory der Natio-nal Atmospheric and Oceanic Admini-stration (NOAA) in Boulder, Colora-do, wo er sich mit Laboruntersuchun-gen zur Neubildung von Aerosolparti-keln beschäftigte, arbeitete er seit2002 als wissenschaftlicher Assistentund später als akademischer Rat amInstitut für Physik der Atmosphäre ander Universität Mainz. Curtius beschäftigt sich mit der Neu-bildung von Aerosolpartikeln in derAtmosphäre, mit der Rolle von Aero-solpartikeln für das Klima, mit der

Entwicklung von massenspektrome-trischen Verfahren zur Bestimmungder chemischen Komposition von Ae-rosolpartikeln und mit der Charakte-risierung von Eiskeimen, die für dieBildung von Eispartikeln in Wolkeneine maßgebliche Rolle spielen. Er istProjektleiter im Sonderforschungsbe-reich 641 ›Die Troposphärische Eis-

Neu berufen

Joachim Curtiusphase‹ der Universitäten Frankfurtund Mainz und koordinierte im Rah-men des SFBs mehrere Messkampa-gnen an der hochalpinen Forschungs-station Jungfraujoch. Seine Arbeits-gruppe ist an Instrumentenentwick-lungen und geplanten Missionen fürdas neue deutsche Forschungsflug-zeug HALO beteiligt. Einen weiterenSchwerpunkt der Arbeit werden Mes-sungen zur Aerosol- und Wolkenbil-dung am Taunusobservatorium derUniversität spielen. Curtius koordi-niert ferner ein kürzlich bewilligtesMarie-Curie Initial Training Networksim 7. EU-Rahmenprogramm. In die-sem Forschungsprojekt wird in Expe-rimenten an einem Teilchenstrahl amCERN simuliert, inwieweit die kosmi-sche Strahlung die Bildung von Aero-solpartikeln in der Atmosphäre beein-flusst.In der Lehre wird Curtius in der Me-teorologie und im neuen Master-Stu-diengang Umweltwissenschaften Vor-lesungen zur Physik und Chemie derAtmosphäre sowie zur Thematik desKlimawandels anbieten. UR

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Katja Langenbucher

Die Professur für BürgerlichesRecht, Wirtschaftsrecht undBankrecht (Fachbereich Rechts-

wissenschaft) wird seit Beginn desWintersemesters 2007/08 von KatjaLangenbucher bekleidet. Langenbu-cher wurde am 25. Juli 1968 in Stutt-gart geboren. Sie studierte von 1988bis 1992 Rechtswissenschaft und Phi-losophie an den Universitäten Kon-stanz, München, Harvard Law Schoolund University of Cambridge. Im Jah-re 1990 legte sie das Bakkalaureat derPhilosophie ab. Es folgte im Jahre1993 das erste juristische Staatsexa-men in Bayern. Im selben Jahr undauch noch einmal im Jahre 1996 weil-te sie als Research Assistant an derHarvard Law School, USA. 1995 pro-movierte sie an der Juristischen Fakul-tät der Universität München und legteim Jahre 1996 das zweite juristischeStaatsexamen in Bayern ab. 1998 er-warb sie ein Diploma in Legal Studies

Rechtsphilosophie‹. Sie hatte seit 2002die C4-Professur für BürgerlichesRecht, Deutsches und EuropäischesHandels-, Gesellschafts- und Bank-recht an der Universität Marburg inne.Langenbucher ist eine im Zivilrecht,im Bank- und Kapitalmarktrecht her-vorragend ausgewiesene Wissen-schaftlerin. Besonders hervorzuhebenist ihre Habilitationsschrift über ›Risi-kozuordnung im bargeldlosen Zah-lungsverkehr‹, eine Kommentierungdes Vertragskonzernrechts in einemneu erschienen Kommentar zuSE/AktG sowie ein im Erscheinen be-griffenes Lehrbuch zum Aktien- undKapitalmarktrecht. Auch in der Lehredeckt Langenbucher ein vielfältigesSpektrum ab. Es umfasst die verschie-denen Bereiche des zivilrechtlichenPflichtfachprogramms, das Handels-und Gesellschaftsrecht, das Bankrecht,daneben aber auch die Methodenlehreund Rechtsphilosophie. UR

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Bei seiner Emeritierung 1977konnte Prof. Hans Meyers auf ei-ne bewegte Tätigkeit als Kunst-

pädagoge zurückblicken: Kurz vordem zweiten Weltkrieg übernahm derjunge Gymnasiallehrer eine Stelle ander Hochschule für Lehrerinnenbil-dung in Koblenz, und noch im Kriege,den er nur kurz als Soldat miterlebenmusste, konnte er sich seiner kunst-pädagogischen Arbeit an ganz unter-schiedlichen Institutionen und Ortenwidmen. Anfang 1948 gehörte er zuden ersten Dozenten an der Darmstäd-ter Hochschule für Lehrerbildung inSchloss Heiligenberg und prägte, baldin führender Position, die Entwicklungseines Faches im Lande Hessen. Mit ei-ner gewichtigen Dissertation zurzeichnerischen Begabung des Kindes(promoviert durch Albert Wellek inMainz) meldete er sich zu einem zen-tralen Thema des Faches zu Wort, dasals ›Stilkunde der naiven Kunst‹ 1960in Buchform erschien und seither mehere Auflagen erreichte. Meyers festigte seinen Ruf als einerder Nestoren der neu sich formieren-den Musischen Kunsterziehung derNachkriegszeit mit zahlreichen weite-ren Buchpublikationen, in denen erseine kunstpädagogischen Einsichtenweiter ausbreitete; so gewann er einengroßen Anhängerkreis in der hessi-schen Lehrerschaft und darüber hin-aus. Auch im außerschulischen Unter-

95 Jahre

Hans Meyersricht fand er viele (Mal-)Schüler, dievon seinem idealistischen Weltbild inder Nachkriegszeit profitierten, dassich einer ganzheitlichen, eben ›musi-schen‹, Haltung verschrieben hatte,und dabei die noch etwas schmale(Lehrer-)Ausbildung in der jungenBundesrepublik zu kompensieren ver-sprach. In den Folgejahren engagierteer sich, trotz erheblicher Bedenken,bei der Integrierung des Faches Kunst-pädagogik innerhalb der Lehrerbil-dung in die Goethe-Universität. DieStürme der Studentenunruhen nach1968 erlebte er schmerzhaft als Gene-rationenkonflikt, denn sowohl dieForm der täglichen Auseinanderset-zungen war ihm unerträglich als auchanderseits der von ihm so geseheneWerteverfall in Kultur und Gesell-schaft. Ein einjähriger Aufenthalt inTrenton befreite Meyers zunächst vonden heimischen Querelen und eröff-nete ihm zum Abschluss seiner akti-ven Lehrtätigkeit den Fachhorizontum die Einsicht in die US-amerikani-sche Ausbildungssituation. Nach sei-ner Rückkehr und anschließendenEmeritierung setzte er seine wöchent-lichen Vorlesungen bis 1992 fort, inder er eloquent für seine ›Didaktik‹warb, die unterdessen in zwei gewich-tigen Bänden vorlag. Aber dann bracher seine Zelte in Frankfurt beziehungs-weise in Darmstadt, wo er lange Jahrewohnte, ab und zog mit seiner Frau in

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Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mitglieder der VFF ist der Versandpreis im Mitglieds-beitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinungdes Herausgebers und der Redaktion wieder. Der UniReport erscheint in der Regel acht Mal pro Jahr mit Ausnahme der Semesterferien. DieAuflage von 15.000 Exemplaren wird an die Mitglieder der Universität Frankfurt verteilt. Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Die Redaktionbehält sich Kürzungen vor.

UniReport. Zeitung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Herausgeber Der Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main • V.i.S.d.P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) • Redaktion Stephan M. Hübner (hü, UR), [email protected]; Caroline Richter (Assistenz), [email protected]; Elke Födisch (Bildre-daktion), [email protected]. Abteilung Marketing und Kommunikation, Sencken-berganlage 31, 60325 Frankfurt am Main. Tel: (069) 798-23753 /-23819 /-22472, Fax: (069) 798-28530, [email protected], www.uni-frankfurt.de • Freie Mitarbeit Daniela Halder (dh),Stephanie C. Mayer (scm), Tobias Röben (trö) • Anzeigenverwaltung CampuService, Birgit Wol-lenweber, Beethovenplatz 1, 60325 Frankfurt am Main. Tel: (069) 715857-15; Fax: (069) 715857-10, [email protected] • Gestaltung Jutta Schneider, Basaltstr. 21, 60487 Frank-furt am Main • Druck Caro-Druck GmbH, Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt am Main. Tel: (069)792097-21, Fax: (069) 792097-29 • Vertrieb HRZ Druckzentrum der Universität, Senckenberg-anlage 31, 60325 Frankfurt am Main. Tel: (069) 798-23111

Impressum

Die nächste Ausgabe des UniReports (2/2008)

erscheint am 27. März 2008. Redaktionsschluss für die

kommende Ausgabe ist der 5. März 2008.

das Senioren-Wohnheim Ratzeburg,wo er sich bis heute hochaktiv seinerMalerei widmet. Auch hier verfolgt ermit seinen ideal-schönen Figurenbil-dern eine dem Zeitgeist trotzendeKunstauffassung, in der er seinen seitfast siebzig Jahren dauernden Dialogmit den wechselnden Kunstströmun-gen sichtbar macht. Wie wichtig ihmdiese Auseinandersetzung auch intel-lektuell geblieben ist, scheint im Titelseiner jüngsten Veröffentlichung auf:›Blick zurück - Das Jahrhundert -Fragwürdigkeiten, Stellungnahmen -und die Kunst.‹ Ein Grund mehr, sichals Nachgeborene seiner Lebenslei-stung mit Hochachtung zu erinnern.

Otfried Schütz

an der University of Cambridge. ImJahre 2001 habilitierte sie an der Ju-ristischen Fakultät der UniversitätMünchen für die Fächer ›BürgerlichesRecht, Handelsrecht, Gesellschafts-recht, Europarecht, Arbeitsrecht und

20 23. Januar 2008

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T E R M I N E

Termine: Ausgewählte Veranstaltungen ❯ 27. Januar bis 30. März 2008Umfassende Informationen zu den vielfältigen täglichen Veranstaltungen an der Universität: http://univis.uni-frankfurt.de/go/cal

❯ 6. Februar 2008

Arbeitsgespräch und Ausstellung

Wagner, die Edda und dieMedienDie Götter und Helden nordisch-ger-manischer Mythen sind in unserenVorstellungen mit einer Fülle an Bil-dern, filmischen oder theatralen Ins-zenierungen und Musik verknüpft.Heute erscheint es uns selbstverständ-lich, dass die zunächst in altisländi-schen Texten wie Liederedda undSnorra Edda überlieferten Mythen invisuelle und auditive Medien trans-formiert werden. Dies fand einenfrühen Ausdruck in Richard WagnersOperntetralogie ›Der Ring des Nibe-lungen‹ (1876): Die bis dahin vor-wiegend textorientierte Rezeption der Edda explodierte förmlich zur (inter-)medialen Vielfalt.Das Arbeitsgespräch und die Begleit-ausstellung ›Der Ring in Bildern‹ wid-men sich der medialen Transformati-on nordisch-germanischer Mythen inWagners ›Ring‹ und dessen histori-schem Kontext. Die Vorträge widmensich Themen wie der Rezeption nordi-scher Mythen im ›Ring‹ sowie weite-ren Zeugnissen intermedialer Rezepti-on nordischer Mythen, die neben undnach Wagner entstanden – in derOper, im Oratorium und in anderenMedien.Veranstalter: Institut für Skandinavistik

10 bis 18 Uhr, Campus Westend,Raum 1.801 (Casino), IG Hochhaus,Grüneburgplatz 1

www.skandinavistik.uni-frank-furt.de/rezeption/index.html

❯ 26. Februar 2008

ProProfessur

Mentoring und Intensiv-training für Wissenschaft-lerinnen Mit ProProfessur starten die Univer-sität Frankfurt und die TechnischeUniversität Darmstadt erstmals einhochkarätiges Projekt für sehr gutqualifizierte Postdoktorandinnen undHabilitandinnen aller Fachrichtungenmit dem Berufsziel Professur. Das 18-monatige Programm bestehtaus drei Bausteinen: Mentoring-Be-

❯ 27. Januar 2008

Vortrag

Auschwitz: Eine Stadt und›ihr‹ KonzentrationslagerDr. Sybille Steinbacher, Jena

Zu den vornehmen Selbstverpflich-tungen der christlichen Hochschulge-meinden in Frankfurt gehört es, dieErinnerung an die Opfer deutscherKonzentrationslager im Zweiten Welt-krieg wachzuhalten. In Zusammenar-beit mit dem Jüdischen Museum la-den deshalb das Wohnheimreferat desFriedrich-Dessauer-Hauses, die Evan-gelische Studierenden- und die Katho-lische Hochschulgemeinde am 27. Ja-nuar, dem 63. Jahrestag der Befreiungdes Konzentrationslagers Auschwitz,zum ›Gedenken in zwei Schritten‹ ein.Zunächst spricht Dr. Sybille Steinba-cher im Museum Judengasse über»Auschwitz: eine Stadt und ›ihr‹ Kon-zentrationslager«. Steinbacher ist wis-senschaftliche Assistentin am Lehr-stuhl für Neuere und Neueste Ge-schichte der Friedrich-Schiller-Univer-sität Jena. Ihr Buch ›Auschwitz. Ge-schichte und Nachgeschichte‹ liegt in-zwischen in der zweiten deutschenAuflage vor und wird in Übersetzun-gen in den USA, Kanada, England,Italien, den Niederlanden und Finn-land rezipiert. Im Anschluss an denVortrag findet ein öffentliches Geden-ken in Worten und Gesten auf demNeuen Börneplatz statt Veranstalter: Evangelische Hochschulge-meinde

Vortrag: 17.30 Uhr, Museum Juden-gasse, Kurt-Schumacher-Str. 10Öffentliches Gedenken: 18.45 Uhr,Neuer Börneplatz

www.esg.uni-frankfurt.de

❯ 5. bis 7. Februar 2008

Ausstellung

Semesterabschlussder KunstpädagogikDie traditionelle Semesterabschluss-ausstellung der Kunstpädagogik ver-teilt sich in diesem Jahr auf zweiStandorte: Auf dem Gelände der altenFabrik in der Sophienstraße (inklusiveder Ausstellungshalle) präsentierendie Abschlussklassen der BereichePlastik, Grafik und Malerei Gemälde,Rauminstallationen, Fotografien undZeichnungen. Die Hauptklasse NeueMedien präsentiert hingegen Ab-schlussarbeiten aus den Bereichen Fo-tografie, Video und Installation imStudierendenhaus KoZ. Durchweghandelt es sich um Arbeiten, die sorg-fältig den schmalen Grad auslotenzwischen einer authentischen Äuße-rung, einem persönlichen und unver-wechselbaren Standpunkt und demAnspruch gesellschaftlicher Relevanz.Außerdem gewährt die Ausstellungauch für angehende Kunsterzieher in-teressante Einblicke in die Vielfalt derAnsätze und Arbeitsweisen der fach-didaktischen Bereiche des kunst-pädagogischen Instituts.Veranstalter: Institut für Kunstpädagogik

Täglich 10 bis 18 Uhr, CampusBockenheim, Ausstellungshalle, Sophienstr. 1–3 und Studierenden-haus KoZ, Mertonstr. 26–28. Vernissage: 4. Februar 2008, 18 Uhr, Campus Bockenheim, Ausstellungs-halle, Sophienstr. 1–3.

www.izn.uni-frankfurt.de

ziehung, Trainings für Forschungs-,Führungs- und Managementaufgabenim Wissenschaftsbetrieb sowie strate-gisches Networking. Über das konkre-te Angebot und die Bewerbungsmo-dalitäten erhalten alle Interessentin-nen in der Informationsveranstaltungam 26. Februar nähere Auskünfte.Das Projekt wird aus Mitteln des Hes-sischen Ministeriums für Wissenschaftund Kunst und den beteiligten Hoch-schulen finanziert. Die Leitung desProjektes haben die Frauenbeauftrag-ten Dr. Anja Wolde (Frankfurt) undDr. Uta Zybell (Darmstadt). Veranstalter: Büro der Frauenbeauftragten

17 Uhr s. t., Campus Westend, Raum 1.801 (Casino), IG Hochhaus,Grüneburgplatz 1

www.frauenbeauftragte.uni-frankfurt.de

❯ 10. März 2008

Vortrag

Wer regiert im Gehirn?Prof. Wolf Singer (Frankfurt)

Der Direktor des Max-Planck-Institutsfür Hirnforschung und Mitbegründerdes Frankfurt Institute für AdvancedStudies (FIAS) wird aufzeigen, dassneurobiologische Erkenntnisse überdie Funktionsweise unseres Gehirnsunserer Intuition widersprechen. Nacheiner Schilderung der funktionellenOrganisation des Gehirns unternimmter den Versuch, die Folgen neurobio-logischer Erkenntnisse für unserSelbstverständnis zu untersuchen.Singer ist einer der angesehenstendeutschen Wissenschaftler. Ausdruckdieses Renommees sind unter ande-rem die Mitgliedschaften in vielenHerausgebergremien von Fachzeit-schriften zur Hirnforschung und zahl-reiche internationale Preise, die er alsForscher und Wissenschaftskommuni-kator erhielt (unter anderem ErnstJung Prize for Science and Research,Max-Planck-Prize for Public Science,Hessischer Kulturpreis, Communica-tor Prize des Stifterverbandes). Veranstalter: Interdisziplinäres Zentrumfür Neurowissenschaft (IZN)

18 Uhr c. t., Campus Niederrad, Hör-saal 1, Haus 22; Klinikum, Theodor-Stern-Kai 7

www.izn.uni-frankfurt.de

❯ 10. bis 28. März 2008

Ferienkurs

Chinesisch für AnfängerDie Olympischen Spiele in Peking imAugust 2008 rücken China schon jetztverstärkt in den Blickpunkt des öf-fentlichen Interesses. Sie bieten einenzusätzlichen Anlass, sich mit der chi-nesischen Sprache zu beschäftigen.Der Fachbereich Wirtschaftswissen-schaften bietet deshalb Sprachkursefür Anfänger ohne Vorkenntnisse inder vorlesungsfreien Zeit jeweils nachdem Wintersemester und nach demSommersemester an. Diese Intensiv-kurse sind offen für Studierende undMitarbeiter aller Fachbereiche. DieKursgebühr beträgt120 Euro, dieMindesteilnehmerzahl 12 Personen.Nach erfolgreichem Abschluss kannman den Anschlusskurs im Sommer-semester belegen. Anmeldeschluss istder 5. März.Im Herbst bietet der Fachbereich zu-dem vom 6. bis 26. SeptemberSprachanfängern die Gelegenheit,›Chinesisch in China‹ zu lernen, ander renommierten und traditionsrei-chen Peking Universität. Anmelde-schluss ist der 29. Februar. Veranstalter: Fachbereich Wirtschafts-wissenschaften, Programm Wirtschafts-chinesisch

Orte und Zeiten werden nach derAnmeldung mitgeteilt.

www.wiwi.uni-frankfurt.de

❯ Weitere Veranstaltungen

❯ Zentrale EinrichtungenInternational Office www.uni.frankfurt.de/internationalZentrum für Weiterbildung: www.weiterbildung.uni-frankfurt.de

❯ FachbereicheColloquium Linguisticum Africanum www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/afr/Neue archäologische Funde und Forschungenweb.uni-frankfurt.de/fb09/klassarch/Lehre.htmlInstitut für molekulare Biowissenschaftenwww.uni-frankfurt.de/fb/fb15/institute/inst-3-mol-biowiss/kolloquiumWeitere Kolloquien der biowissenschaftlichen Institute:www.bio.uni-frankfurt.de/zool/

❯ Sonderforschungsbereiche / GraduiertenkollegsGraduiertenkolleg ›Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung‹web.uni-frankfurt.de/fb10/grakozeit/Graduiertenkolleg ›Politische Kommunikation von der Antike bis in das 20. Jahrhundert‹ web.uni-frankfurt.de/fb08/HS/Schorn/IGKSonderforschungsbereich / Forschungskolleg 435 ›Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel‹ web.uni-frankfurt.de/SFB435/Sonderforschungsbereich 472 ›Molekulare Bioenergetik‹www.sfb472.uni-frankfurt.de/Sonderforschungsbereich 579 ›RNA-Liganden-Wechselwirkungen‹www.sfb579.uni-frankfurt.de/Sonderforschungsbereich 628 ›Functional Membrane Proteomics‹www.sfb628.de/Überblick über alle Kollegs / Programmewww.uni-frankfurt.de/forschung/profil/gr/

❯ Interdisziplinäre EinrichtungenZentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) www.ziaf.de

❯ KirchenEvangelische Hochschulgemeinde www.esg-uni-frankfurt.deKatholische Hochschulgemeinde www.khg-frankfurt.de

❯ SonstigeGoethe Finance Association www.gfa-frankfurt.orgPupille – Kino in der Uni www.pupille.orgUniversität des 3. Lebensalters www.u3l.uni-frankfurt.de

❯ AußeruniversitärFrankfurter Geographische Gesellschaft: www.fgg-info.de.Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichtewww.mpier.uni-frankfurt.dePaul-Ehrlich-Institut www.pei.dePhysikalischer Verein www.physikalischer-verein.dePolytechnische Gesellschaftwww.fraspa1822.de/index.html#url=/cbd980bea985557c/pb8.htm Te

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❯ 13. bis 15 März 2008

Symposium

Konjunkturen der HöflichkeitDas Thema ›Höflichkeit‹ hat gegen-wärtig Konjunktur. Doch ist dies einAusdruck wachsender Einsicht in dieKontingenz aller historischen und ak-tuellen Umgangsformen? Oder signa-lisiert es eher die Fluchtbewegung ei-ner Elite aus der globalen Misere dermeisten? Das Symposium will in die-ser Situation nicht nur auf die Wie-derkehr des Interesses an Höflichkeitin der europäischen Geschichte auf-merksam machen. Es will auch mitihrem gewählten zeitlichen Schwer-punkt, der Frühen Neuzeit, eine jenerPerioden ins Zentrum stellen, die dieVielschichtigkeit solcher Konjunktu-ren besonders gut thematisierbarmacht. Höflichkeit ist schon seit län-gerem ein Thema vieler Disziplinen.Es fehlt aber bislang eine Verständi-gung dieser unterschiedlichen Fächerüber den Gegenstand. Hierzu möchtedie Konferenz beitragen. Die Teilnah-me ist kostenfrei.Veranstalter: Zentrum zur Erforschung derfrühen Neuzeit

Ganztägig, Campus Westend, Raum1.741a (Nebengebäude; 13. März)und Raum 1.314 (Eisenhower-Raum; 14. & 15. März), IG Hoch-haus, Grüneburgplatz 1

www.uni-frankfurt.de/org/we/ri/Veran/index.html

Redaktionsschluss-Termine

im Sommersemester 2008

Nr. 2 ❯❯❯ 5. März

ERSCHEINT AM 27. MÄRZ

Nr. 3 ❯❯❯ 11. April

ERSCHEINT AM 30. APRIL

Nr. 4 ❯❯❯ 6. Mai

ERSCHEINT AM 28. MAI

Nr. 5 ❯❯❯ 6. Juni

ERSCHEINT AM 25. JUNI

Fotos und Abbildungen bitte ab sofort

nur noch vierfarbig einreichen!

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