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164 ~ Wi e diese. Aufnahmen zeigen, fibertrifft dic Senkung des Kaolins in den pathologischen Liquoren schon nach IO bis 15 Minuten mehrfach die Senkung in den normalen. Zut Wiedergabe dieser Unterschiede seien hier noch einige Kurven reprodnziert (Abb. 3 und 4). Die Ausffihrung der Reaktion geschieht folgendermaf3› In einen IVleBkolben von ioo ccm werden 15 g Kaolin eingewogen und mit zweimal destilliertem Wasser bis zur Marke aufgeffillt und krXftig geschfittelt, dal3 auch die unterste87 am ]30- den des Kolbens haften- de Schicht suspendiert wird. Dann schfittehl wir in einem gew6hn- lichen Reagensglas einen KL[NISCHE XVOCHENSCHRIFT. 7. JAtlRGANG. Nf. 35 26. AUGUSTI9e8 Sch0n in 2--3 Minuten kann man beurteilen, in welchem R6hrchen die Senkung schnell vor sich geht, da hier die Kaolin- teilchen koagu!ieren und mit dem unbeWaffnetenAuge sichtbare Elumpen bilden. Wo dagegen die Suspension bis 8 -- IO Mi9 ten homogen bleibt, wird die Senkung langsam. Die physikalisch-chemische ErklArung der Reaktion wird wahrscheinlich durch folgende Erscheinung gegeben. Die t™ verlieren ihre elektrische Ladung und ver- einigen sich zu Aggregaten, da ihre spezifische Oberfl~che ver- ringert und dadurch ihre Senkung beschleunigt wird, : Ein Vorteil der Reaktion ist ihre leichte und schnelle Ausffihrbar9 doch ersetzt sie die Kolloidreaktionen nicht 0 5 10 75 ZO 25 30 35 ~tO Lt5 50 55m/~. ~1 ! ; , ! = - ~ ] ' I \~ , I ! I i ~ I ! I 20 -- X'X,~ - --I "--5-~ ~ !.... ~~_~..':~ 8 80 Abb. 4. Kurve I: Normaler Liquor. Kurve I I: Liquor von einem an Meningltis purulenta leidenden S~iugling. Im Strichpr~parat Pneumokokken. Kurve III: Vom FMI Meningitis epidemiea. Kurve IV: Vom FMI Mening. bas. tubereulosa. Abb. I. Aufnahme nach 20 Mi- nuten. Von links nach rechts: R6hrehen i : Liquor von einem Paralytiker; R6hrchen 2: Liquor von einem Epileptiker, also Li- quor ohne Beflmd; R6hrchen 3: Liquor bei Moe epidemica; R6hrchen 4: Liquor stark blut- haltig. Abb. 2. Aufnahme nach 15 Minuten. Von links naeh rechts: Die ersten :3 R6hrchen zeigen die Sedimentationsreaktion des Li- quors von 3 versehiedenerl Kindern, die alle an Mening. tuberculosa litten. R6hrehen I und 2 enthielten Liquoren vom Anfang der Krankheit. Bel mltBigem Fieber trat ein Er- brechen i- s Tage vor der 1Mnktion auf. R6hrehen 3: Vom 8.bis xo.Tage der Krank- heit. R6hrcheil 4: Vom Fall eines Tumors cerebri. Bei der Sektion wurde ein Gliom gefunden. R6hrehen 5: Normaler Liquor. Goldsolreaktion negativ, N-A: Spur Opal- escenz, einze]ne Zellen. vollstis da bekanntlich die letzteren wenigstens bel einigen Krankheiten spezifische Kurven ergeben. Die Sedi- mentationsreaktion sagt bis auf weiteres soviel aus, ob in dem Liquor eine normale oder eine pathologisch vergr613erte Eiweil3menge vorhanden ist. Die im Gange befindlichen Ver- suche ,lassen aber hoffen, dal3 das beschriebene einfache Ver- fahren mit einiger Modifikation dieselben V0rteile, wi› die Kolloidreaktionen, ergeben wird. In diesem Falle wird uns anstatt der komplizierten, grol3e Erfahrung erheischenden Kolloidreaktionen ein schnelles, durch jedermann ausffihr- bares Verfahren zur Verffigung stehen*. Zum besonderen Danke bin ich dem ungarischen Staate verpflichtet, der durch ein Stipendium ira Collegium Hunga- ricum zu Berlin mir erm6glicht hat, diese Untersuchungen auszuffihren. etwa erbsengrof3en Thymolkrystall mit 157-2o ccm zweimal destilliertem Wasser. Jetzt messen wir in das Reaktionsr6hr- chen 0,6 ccm Liquor und 2 Ccm von der gesAttigten Thymol- 16sung ein. Dabei mul3 man darauf achten, dal3 keine festen 5 70 75 20 25 30 35 90 95 50 55m/Pz z0 ~\ \ ~ ~ ! : 1 .... 30 t : ' " ' : ! 5r~O ~ y --- ' '2~. , I ~[ - 80 Abb. 3. Kurve I: Normaler Liquor. Goldsolreaktion: Normal. N-A: Spur Opalescenz, einzelne Zellen. Kurve II: Goldsol: R6hren I--5: Vollst~indige Ausflockung, Paralyse. WaR.: Ira Liquor -t ! ++. N-A: Starke Trfibung, Zellen vermehrt. Kurve ni: Goldsol. R6hren i--6: Vollstiindige Austlockung. WaR.: Ira Blut und Liquor -!-i";'. N-A. : Starke Trfibung, Zellen stark vermehrt; Paralyse. Kurve IV: GoldsoI; R6hren i--8: Vollst~tndige Ausfloekung. WaR.: Ira Liquor -t--I" ! '-, Zellen leicht bis mittel vermehrt; Paralyse. Thymolteilchen in das Re• gelangen. Nach sorgf~tltigem Durchschfitteln der Kaolinsuspension ffigen wir von dieser 2 ccm m6glichst schnell dem Reaktionsr6hr- chen zu. Dies wird jetzt zugestopft, 2--3mal umgekippt und dann ruhig stehengelassen. Das Kaolinniveau wird nach je 5 Minuten an Millimeterpapier abgelesen. SANOCRYSINBEHANDLUNG. (EIGENE ERGEBNISSE eND NACHUNTERSUCHUNG.) Von Dr. KNCD SECItER. Chefarzt der med. Abteilung C des Bispebjerg Hospitals, Kopenhagen. Wie ich zu wiederholten Malen frfiher betont habe, wird es stets ungeheuer schwierig sein, eine Gesamttibersicht fiber die Ergebnisse der Sanocrysinbehandlung zu erhalten. Die Ergebnisse werden je nach der, Art der behanfielten Kranken und der angewandten Gaben s0 bed• voneinander ab- weichen, dal3 solche Zusammenstellungen wertlos sein werden. Die Ergebnisse der einzelnen Kliniker mfissen ffir Sich beurteilt werden. In der Hlin. Wochenschr. 1927, Nr. 24, tiabe ich die Be- "deutung der Serumbenutzung fiir mein Material nachgewiesen. Ich habe die gemachten D0sierungsv0rschl~ge er6rtert und dargelegt, wie es durch Analyse der F~lle m6glich ist, die Behandlung unter Zugrundelegung einer Dosis von 2 cg Sano- crysin per Kilo K6rpergewicht durchzuffihren, welche Dosie- rung aus Tierversuchen sich als nbtwendig ergeben hatte. Im fibrigen verweise ich FachArzte auf eine Reihe von Spezial- abhandlungen in den Acta tuberculosea. In den verflossenen Jahren habe ich seit 13eginn meiner klinischen Versuche in der klinischen Arbeit das naturwissen- * Der Apparat zur Ausffihrung der Reak~iok ist bei der Firma E~ Leitz. Berlin. zu beziehen.

Sanocrysinbehandlung

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Wi e diese. Aufnahmen zeigen, fibertrifft dic Senkung des Kaolins in den pathologischen Liquoren schon nach IO bis 15 Minuten mehrfach die Senkung i n den normalen. Zut Wiedergabe dieser Unterschiede seien hier noch einige Kurven reprodnziert (Abb. 3 und 4).

Die Ausffihrung der Reaktion geschieht folgendermaf3› In einen IVleBkolben v o n ioo ccm werden 15 g Kaolin eingewogen und mit zweimal destilliertem Wasser bis zur Marke aufgeffillt und krXftig geschfittelt, dal3 auch die unterste�87 am ]30- den des Kolbens haften- de Schicht suspendiert wird. Dann schfittehl wir in einem gew6hn- lichen Reagensglas einen

K L [ N I S C H E X V O C H E N S C H R I F T . 7. J A t l R G A N G . Nf. 35 26. AUGUSTI9e8

Sch0n in 2--3 Minuten kann man beurteilen, in welchem R6hrchen die Senkung schnell vor sich geht, da hier die Kaolin- teilchen koagu!ieren und mit dem unbeWaffneten Auge sichtbare Elumpen bilden. Wo dagegen die Suspension bis 8 -- IO Mi�9 ten homogen bleibt, wird die Senkung langsam.

Die physikalisch-chemische ErklArung der Reaktion wird wahrscheinlich durch folgende Erscheinung gegeben. Die t™ verlieren ihre elektrische Ladung und ver- einigen sich zu Aggregaten, da ihre spezifische Oberfl~che ver- ringert und dadurch ihre Senkung beschleunigt wird, :

Ein Vorteil der Reaktion ist ihre leichte und schnelle Ausffihrbar�9 doch ersetzt sie die Kolloidreaktionen nicht

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Abb. 4. Kurve I: Normaler Liquor. Kurve I I : Liquor von einem an Meningltis purulenta leidenden S~iugling. Im Strichpr~parat Pneumokokken. Kurve I I I : Vom

FMI Meningitis epidemiea. Kurve IV: Vom FMI Mening. bas. tubereulosa.

Abb. I. Aufnahme nach 20 Mi- nuten. Von links nach rechts: R6hrehen i : Liquor von einem Paralytiker; R6hrchen 2: Liquor von einem Epileptiker, also Li- quor ohne Beflmd; R6hrchen 3: Liquor bei Mœ epidemica; R6hrchen 4: Liquor stark blut-

haltig.

Abb. 2. Aufnahme nach 15 Minuten. Von links naeh rechts: Die ersten :3 R6hrchen zeigen die Sedimentationsreaktion des Li- quors von 3 versehiedenerl Kindern, die alle an Mening. tuberculosa litten. R6hrehen I und 2 enthielten Liquoren vom Anfang der Krankheit. Bel mltBigem Fieber trat ein Er- brechen i- s Tage vor der 1Mnktion auf. R6hrehen 3: Vom 8.bis xo.Tage der Krank- heit. R6hrcheil 4: Vom Fall eines Tumors cerebri. Bei der Sektion wurde ein Gliom gefunden. R6hrehen 5: Normaler Liquor. Goldsolreaktion negativ, N-A: Spur Opal-

escenz, einze]ne Zellen.

vollstis da bekanntlich die letzteren wenigstens bel einigen Krankheiten spezifische Kurven ergeben. Die Sedi- mentationsreaktion sagt bis auf weiteres soviel aus, ob in dem Liquor eine normale oder eine pathologisch vergr613erte Eiweil3menge vorhanden ist. Die im Gange befindlichen Ver- suche ,lassen aber hoffen, dal3 das beschriebene einfache Ver- fahren mit einiger Modifikation dieselben V0rteile, wi› die Kolloidreaktionen, ergeben wird. In diesem Falle wird uns ansta t t der komplizierten, grol3e Erfahrung erheischenden Kolloidreaktionen ein schnelles, durch jedermann ausffihr- bares Verfahren zur Verffigung stehen*.

Zum besonderen Danke bin ich dem ungarischen Staate verpflichtet, der durch ein Stipendium ira Collegium Hunga- ricum zu Berlin mir erm6glicht hat, diese Untersuchungen auszuffihren.

etwa erbsengrof3en Thymolkrystall mit 157-2o ccm zweimal destilliertem Wasser. Jetzt messen wir in das Reaktionsr6hr- chen 0,6 ccm Liquor und 2 Ccm von der gesAttigten Thymol- 16sung ein. Dabei mul3 man darauf achten, dal3 keine festen

5 70 75 20 25 30 35 90 95 50 55m/Pz

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80 Abb. 3. Kurve I : Normaler Liquor. Goldsolreaktion: Normal. N-A: Spur Opalescenz, einzelne Zellen. Kurve I I : Goldsol: R6hren I - -5 : Vollst~indige Ausflockung, Paralyse. WaR.: Ira Liquor -t ! + + . N-A: Starke Trfibung, Zellen vermehrt. Kurve n i : Goldsol. R6hren i - - 6 : Vollstiindige Austlockung. WaR.: Ira Blut und Liquor - ! - i " ; ' . N-A. : Starke Trfibung, Zellen stark vermehrt; Paralyse. Kurve IV: GoldsoI; R6hren i - - 8 : Vollst~tndige Ausfloekung. WaR.: Ira Liquor -t--I" ! '-, Zellen leicht bis mittel

vermehrt; Paralyse.

Thymolteilchen in das Re• gelangen. N a c h sorgf~tltigem Durchschfitteln der Kaolinsuspension ffigen wir von dieser 2 ccm m6glichst schnell dem Reaktionsr6hr- chen zu. Dies wird jetzt zugestopft, 2--3mal umgekippt und dann ruhig stehengelassen. Das Kaolinniveau wird nach je 5 Minuten an Millimeterpapier abgelesen.

SANOCRYSINBEHANDLUNG. (EIGENE ERGEBNISSE eND NACHUNTERSUCHUNG.)

V o n

Dr. KNCD SECItER. Chefarzt der med. Abteilung C des Bispebjerg Hospitals, Kopenhagen.

Wie ich zu wiederholten Malen frfiher betont habe, wird es stets ungeheuer schwierig sein, eine Gesamttibersicht fiber die Ergebnisse der Sanocrysinbehandlung zu erhalten. Die Ergebnisse werden je nach der, Art der behanfielten Kranken und der angewandten Gaben s0 bed• voneinander ab- weichen, dal3 solche Zusammenstellungen wertlos sein werden. Die Ergebnisse der einzelnen Kliniker mfissen ffir Sich beurteilt werden.

In der Hlin. Wochenschr. 1927, Nr. 24, tiabe ich die Be- "deutung der Serumbenutzung fiir mein Material nachgewiesen. Ich habe die gemachten D0sierungsv0rschl~ge er6rtert und dargelegt, wie es durch Analyse der F~lle m6glich ist, die Behandlung unter Zugrundelegung einer Dosis von 2 cg Sano- crysin per Kilo K6rpergewicht durchzuffihren, welche Dosie- rung aus Tierversuchen sich als nbtwendig ergeben hatte. Im fibrigen verweise ich FachArzte auf eine Reihe von Spezial- abhandlungen in den Acta tuberculosea.

In den verflossenen Jahren habe ich seit 13eginn meiner klinischen Versuche in der klinischen Arbeit das naturwissen-

* Der Apparat zur Ausffihrung der Reak~iok ist bei der Firma E~ Leitz. Berlin. zu beziehen.

y AUGUST ~928 K L I N I S C I t E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 35 I64T

schaft l iche exper imente l le Ergebnis als Ausgangspunk t lest- gehalten, u m so mehr, als die ursprfinglichen, von MOLI.GAARD erziel ten Ergebnisse dureh MADSEN und 3IORcH erh~trtet wurden, welche besonders klar die l~edeutung der Gr6ge der Gabe und die Bedeu tung (tes spezifischen Serums nachgewiesen haben. E twas ganz anderes ist es, dag hinsieht l ich der eigent- l ichen W'irkungsweise des Sanocrysins noch Unsicherhe i t herrscht .

Wir werden denn auch sehen, dag BI�87 der einige der besten ls mi t der Sanocrys inbehandlung erzielt hat , in den e in le i tenden Bemerkungen zu seiner Arbe i t mi t SIGGAARD AND�87187 ~ die Bedeu tung der Dosierungsanweisung betont , die in MADSl;N und MORCHS Arbei t gegeben ist, sowie die ra t ionel le Dosierung, die be im Einha l t en dieser Richtungs- l inien erziel t wird. BIE gibt denn auch gelegentl ich groge Gaben : Seite ~29:2 ,5 cg das Kilo, Seite i45: 2,o 2 cg, Seite r54: 2, 3 cg. Da die Tuberku losekranken gew6hnlich ein geringes K6rper- gewicht aufweisen, b rauch t die Einzeldosis nicht besonders gr£ zu sein, um im Einzelfal l eine re la t iv groge Gabe darzu- reichen. CAPUaXI, der so gute Erfolge mi t Sanocrysin gehabt hat , m a c h t in seinen sonst ausffihrlichen Protokol len keine Angaben iiber das Gewicht.

Die Dosierung mur3 sich nach dem einzetnen Kranken r ichten. Ich habe frfiher als Typus eine anf~ingliche Dosis von 5 ~ cg angera ten , nach 2 freien Tagen i g und wieder dieselbe Gabe nach 2 freien Tagen, danach gr6gere Pausen zwischen den In j ekt ionen

Um zu zeigen, wie die Behandlung hier iii der Abte i lung gelei te t wird, habe ich in den Acta tubereulosea Bd. 4 eine Rš von Beispielen ffir die Behand lung der verschiedenen Gruppen von Kranken beschrieben. Eine Durchs ich t der lVttlle wird zeigen, dag ich genau wie friiher, so weit wie m6glich m i t einer konzent r ie r te ren Behandlung beginne, {lm dann spgter die ZwischenrSume zwischen den In jek t ionen j:e nach d e m Zus tande des Kranken und der Art der Reak t i0n gr6f3er werden zu lassen. Wenn ich seinerzeit t i n DosierungssChcma aufstel l te , geschah es nicht, n m einen festen R a h m e n zu geben, sondern u m die von mir benu tz ten Richtungsl in ien anzudeuten . Es ble ibt Sache des Klinikers, die Behandlung den Fordei ungen von FMI zu Fal l anzupassen.

Die Anfangsdosis wird in den al lermeis ten F~tllen ungefithr cg das Ki lo bel der gew6hnlichen ersten Gabe von o, 5 g

ausmachen, h l der wei t i iberwiegenden Anzahl von F~tllen gibt diese Dosis keine Reakt ion , und m a n soll n i c h t mi t einer klei- neren Gabe beginnen, wenn man im iibrigen die Lage iibcr- schen kann. Kleinere Gaben verwende ich in den FXllen, bel denen das Gewicht es forder t oder bedeu tende Al lgemein- reakt ionen, Herdreak t ionen usw. zu erwar ten sind, falls gr6gere Dosen angewandt werden.

Sogar die kleinste Gabe kann zu grog sein. Wenn ich sehon in meiner al lerersten Mit te i lung und sphter ira T r e a t m e n t of Tuberculos is S. 38 einen T p . - � 9 IV besprochen habe, der durch best~indig erh6hte Tš nach I o d e r 2 In jek- t ionen gekennzeiehnet war, So beruh te dies auf Beobaeh tungen sehr schwerer F~ille, ffir welche sich die Behand lung nicht eignete. I ch sah vor kurzer Zeit e ine lange anhal tende Tem- pera tu rs te igerung bel e inem Kranken mi t einer sehr schweren Tuberkulose nach nur IO eg, die hauptsAchlieh solaminis causa gegeben wurden.

D i e Ste igerung der l )osierung h~ingt von der R e a k t i o n nach der le tz ten In jek t ion ab, indem ich nach einer Reak t ion die Gabe n ich t steigere, bevor die angewendete Dosis n ich t m e h r wir!<t.

Nur durch genaue I3erficksichtigung d e r durch die Sano- c rys in in jek t ionen hervorgerufenen Reak t ionen kann m a n die I3ehandlung in r icht ige Bahnen leiten. Schon die e r s t tn kl�9 nischen Beobach tungen z e i g t e n v611ige l [ )bereinst immung m i t den � 9 man ba t eine toxische SanocrySin- wi rknng auf das kranke Gewebe vor slch. Die Deu tung der Ents tehungsweise dieser Wi rkung w u r d e spfiter unsicher~ Man kann aber nur in sehr :seltenen F~illen und naeh langer I3 thandlung viel leicht mi t einer Meta l lverg i f tung rechnen.

Diese Anschauung in Verb indung mi t einer pathologisch- ana tomisehen Bewer tung der Ftille, die sowohl die en t s tande-

Klinische Wochcnschrift, 7. Jahrg.

nen und von mir ausgcsonder ten Krankhe i t sb i lder erklart , als die Dosierung anweist und fiber die Grenzen der Behand lung Auskunf t gibt, is t in der le tz ten Zeit von mi r fes tgehal ten worder… t ro tz der an ihr gei ibten I~ritik. Die von M6LLGAARD2 neuerdings ver6ffent l ichten Versuehe, d i e u . a. auf Absper rung des tuberkul6sen Herdes hinzielen, haben wieder die ur- sprfinglichen Anschauungen erh/ir tet .

Die En twick lung ist denn auch so verlaufen, dag man �9 wieder auf die Verwendung gr6gerer Dosen zurfickgegrifIen hat , wodurch der einzige aussiehtsreiche Weg beschr i t ten und die naturwissenschaf t l iche Grund lag t der Behand lung anerkann t w u r d e .

Man wird bel der Benu tzung der von mir angewendeten Behandlungsweise stets Gelegenhei t haben, die so oft geschil- der ten Reak t ionen : Tempera tu r r eak t ionen , E r y t h e m e usw. zu reproduzieren. Diese Reak t ionen fasse ich als Ausdruck fiir das l ' re iwerden von Toxinen auf, also als einen A u s d r u c k ffir die Wi rkung des Stoffes, und die Behand lung m u g so wei t wie m6glich griindlich durchgef i ihr t werden, so dag" selbst die exper imtn te l l fes tgesetzten ku ra t i ven Gaben reakt ionslos bleiben.

Besonders durch die von P]*;RMIX angegebene Dosierungs- form wurde es m6glich, sogar schwere FMle v0n Tuberkulose so zu behandeln, dag die schweren Reak t ionen ausblieben, welche d�9 Kranken n ich t ver t ragen, weil ihr Organismus dadurch einer gesteigerten In tox ika t ion derselben Ar t aus- gesetzt wird, der sie berei ts unterl iegen mfissen. Dies ist sicher g u t , ab• es l iegt kein Grund vor, F~ille, d i t fur die Behandlung besonders gut geeignet sind, in derselben V~reise zu behandeln voie solche, bel denela die Behandlung erfahrungs- gem~ig von vornherein n icht ohne Gefahr ist. Dag man bel schwer angegriffenen Kranken soweit wie m6glich Reak t ionen verfneiden soll, dar i iber herrscht Ein igkei t ; das b ›233 aber nidh~ die gleiche S te l lungnahme zu den ander› Fallen. Bel ~~,iner Durchs ich t der Arbe i t B i t s und SIGGAARD-ANI)t/RSI.;NS wird man bel ihren Kurven dieselben Reak t ionen ,4ehen, m i t denen ich rechne.

Auf Grund diœ Anschauungen mfissen meine Ergebnisse beur te i l t w e r d e n . ])le le tz te f ]bers icht i iber Ergebni™231 wurde 1926 mi tge te i l t ; in der ‡ I sind nun Ergebnisse einer sp~ite-

T a b e l l e 1. " ' :

I Ge- Unver- Gesund I bessert iindert

Leichte t;~ille mit t3acillen . . . . . . . . ' 3 i Leichte lqille ohne Bacillen . . . . . . , I9 Schwerere F~lle mit Bacillen . . . . . . i 4 I 20 Schwerere F~lle ohne Bacillen . . . . . . . 9 I 3 Schwerste Fhlle . . . . . . . . . . . . ~8 Pleuritis l. 24 , 3 Tbc. gland . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kinder unter I5 Jahren . . . . . . . . !, I ] 3

I 64 I 29 I 8

ren Zeit bis zum L Apri l I 9 2 8 dargestel l t . Die Ein te i lung:des Materials is t in derselben Wt i se wie in fr i iheren Mi t te i lungen durchgeff ihr t worden. Wenn die Kr”232 bel der En t l a s sung un te r der Beze ichnung i ,gesund" • werden, gescii ieht dies auf Grund allg'erheiner kl inischer Beobach tung n n d ' d e r R6ntgenunte rsuchung . . . . . . . . .

Von leichteren F~illen sind 2~ behande l t worden, di• als , ,gesund" ent‡ sind. Diese Gruppe k6nnte in i t vo i l™ Rech t durcit viele Fitlle der Gruppe Pleuri t is ve rg r6ge r t werden wegen der Lungenver~nderungen , die h~ufig im Verein mi t Ver~tnderungen der Pleura festgestel l t werden k 6 n n t e n . ]) ie 13ehandlung b ie te t fur diese F~lle ke ine Schwier igkei t und ist in allen F~tllen mi t groBen Dosen bis zur Reak t ions - losigkeit durchgef t ihr t w0rden.

Von schweren FXllen sind T 3 a ls , ,gesun d" entla'ssen worden, bel vieren de r se lben fanden sich Bacillen. Abb. I (FMI 3o~) ze ig t die im Anschlug an die 13ehandlung erzielte bedeu tende r6ntgenologische Aufhel lung.

Von F/il len o h n e 13acillennachweis im S p u t u m 'sind 9 F~ille behande l t worden. Diese ganze Gruppe rePr~isentiert

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sicher ein ffir die Behand lung gtinstiges Stadium, da die ge- schlossenen F~ille das Einkapse ln in den F~illen erleichtern, in denen die Behand lung nicht bis zur endgfil t igen t t e i l ung . durchge �9 werden kann (Abb. 2 zeigt Fa l l 321). Dies sind aber auch die F/ille, die bel for tgese tz ter En twick lung die schweren Tuberkulosen reprlisentieren. Die Kranken be-

Abb. z. Tub. Pneumonie mit Bacillen vor und nach Saaocrysinbehandlung (Fall 3Ol).

Abb. 2. Tub.

ginnen o i t wie hier ihr Pa t ien tendase in in den medizinischen AbteilungeI1, u m dann sp~ter den gew6hnlichen "Weg in die Hei ls t~t te und das Tuberkulosenhospi ta l zu gehen. Es wtirde deshalb von der gr6Bten prophylak t i schen Bedeu tung sein, wenn die medizinischen Abte i lungen die hier geschilderte erfolgreiche Behand lung auf- nehmen wiirden.

Der Ze i tpunk t der Behand lung spielt ftir diese F o r m von Chemotherap ie wie ffir andere (Luesbehandlung z. B.) eine sehr bedeu tende Rolle, und so gute Ergeb- nisse k6nnen n ich t e rwar te t werdœ wenn bei vorgeschr i t tener iKranktleit bereits Bindegewebe usw. gebi ldet wurde. Wieder- hol t habe ich diese ana tomische Auffassung betont , und ich er innere auch an die von THISTED und mi r ausgeIi ihr ten In jekt ions- versuche (siehe Klin. Wochenschr . 1927, Nr. 24). Wir erhal ten dann bei schweren F~illen Wirkungen, die als , ,Besserungen" beze ichnet werden k6nnen.

Zu dieser Gruppe geh6ren 23 t™ von denen 3 keine t3acillen im Auswurf auf- wiesen. Von den 2o Pa t i en t en mi t Bacil len wurden 7 ohne solche ira AuswurI entlassen. W e n n der Zus tand dieser l™ sich auch geb~sse�9 hat te , so ist doch in der groBen Zahl der F~ille ein IRiickfall zu erwarten. Die Nachun te r suchungen sollen zeigen, ob der Prozel3 bei einzelnen dieser Kranken zum St i l l s tand gebracht werden konnte . Aber auch, wenn das For t schre i t en der E r k r a n k u n g nicht ganz aufgehal- ten wird, so kann man ihr durch die Sanocrys inbehandlung einen besseren Ver lauf geben, das Leben des Kranken ver- Eingern. Man hat , wie WORZ~~ treffend in einer Diskussion sagte, der Krankhe i t eine andere R ich tung gegeben.

Diese Behand lung b a t ein pal l ia t ives Gepr~ige, w~hrend die fri iher erw~ihnte eine radikale Hei lung erstrebte. Man wird sie deshalb auch auf andere Weise leiten, m a n wird kleinere Gaben anwenden, n ich t gr6Ber, als daB man eine Besserung in den exsuda t iven Par t i en in den Lungen erwar ten kann. Wie in fr i iheren Arbe i ten erw~ihnt, k6nnen nach wenigen

26. AUGUST I928

Gaben verbre i t e te Rasselger/iusche sehr schnell verschwinden, und dies gab anfangs AnlaB zu zu gfinstiger Deutung . Die Be- hand lung wirk t auf oberfl~ichliche Prozesse, w~ihrend die t ief gelegenen Herde, die den ProzeB aufs neue en t f l ammen k6nnen, n icht h inreichend beeinflul3t werden.

E ine solche vor t ibergehende ]3esserung kann m a n auch bei den a m schwersten Angegriffenen (18 F i l le ) sehen, aber die I3ehandlungs- versuche sind wenig befriš und in den meis ten F~illen wird sie nur solaminis causa eingeleitet .

Die Behand lung der tuberkul6sen Pleuri t i~ mit Sanocrysin b i lde t in der hiesigen Ab- te i lung die Normalmethode , da die Ursache dieser Krankhe i t , wie die E r fah rung gezeigt hat , durch diese ]3ehandlung zu beein- Ilussen ist.

Die tiigliche ]3eschiiftigung mi t dieser Therapie zeigt, in wie hohem Grade der Verlauf einer aku ten Pleuri t is von der Sano- c rys inbehandlung beeinflul3t und abgekfirzt wi rd ; die mona te l angen febri len Anfiille werden g~inzlich vermieden. Es ist sicher erlaubt , zu behaupten, dag gr613ere narbige Ver~nderungen mi t Schrumpfungen dadurch vermieden werden. Der Wer t der Behand- lung geht auch daraus hervor, dal3 es ge- lang, I™ , ,gesund" zu machen, die Monate h indurch -- bis zu 1/2 J a h r -- kon- se rva t iv behande l t worden waren.

Die R6ntgenbi lder zeigen bei den Pleu- ritisfiillen die bedeutende Aufhe!lung, die dem Schwinden des Exsuda t s zu ve rdanken ist; dann aber kann m a n off be- deutende Ver~inderungen in den Drtisen, evtl . im Lungen- gewebe selbst sehen. Dies ist es, was die Behandlung be-

Pneumonie ohne ]Bacillen vor und nach Sanocrysinbehandlung (Fall 32I).

grt indet und die Uberf t ihrung in die Gruppe fiir Lungen- tuberkulose tfir viele FXlle er lauben w~rde.

Bis j e tz t sind 24 Pleur i t i spa t ien ten als , ,gesund" entlassen, 3 als gebessert. 2 dieser le tz teren muBten eher als wtinschens- �87 ent lassen werden; aber sie bef inden sich in for tschrei ten- der Besserung. Der eine war 2 Monate vor der A u f n a h m e febril gewesen. B e r 3 - P a t i e n t ist ein I8j~ihriger Mann, der ara 22. X I I . 1926 nach behande l t em E m p y e m entlassen wurde. E r ist in der Heilst~itte gewesen, aber sp/itere N o t und Unterern~ihrung haben den u komplizier t . Sein Gewicht ist jedoch von 41,7 kg auf 48,5 gestiegen. Seine Senkungszahlen sind immer noch groB (34).

25. AUGUST I928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A t l R G A N G . N r . 35 1643

Von K r a n k e n , die an Dr f i s en tube rku lose l i t ten , s ind 4 im Al te r v o n 2, 9, 13 u n d 23 J a h r e n en t l a s sen worden . In den med iz in i schen A b t e i l u n g e n I inden sich n i e h t se l ten F~ille febr i ler , t u b e r k u l 6 s e r Dr t i sena f fek t ion bei ILrwachsenen, u n d diese F~tlle e ignen sieh auBero rden t l i ch gu t ftir die 13ehand- lung.

V o n K i n d e r n u n t e r 15 J a h r e n s ind 4 ent lassen , eins der- se lben als , ,gesund" . 33ei K i n d e r n i s t eine B e h a n d l u n g al lein d u r c h i n t r a m u s k u l ~ r e I n j e k t i o n m6gl ich, w e n n die V e n e n zu k le in sind.

I n der Tabel le 2 s ind frf iher mi tge t e i l t e F~tlle , ,mediz in i scher T u b e r k u l o s e " z u s a m m e n m i t den n u n en t l a s s enen P a t i e n t e n

Tabelle 2.

Gebesscrt

6 3

Unver~indert oder ver-

schlimmert

62

61 62

Anzahl F~lle per i. IV. i9~8 Gesund

Leichte F~lle ohne Bacillen '~ 4 52 Schwerere F~ille mit Bacillen I: 19/, Schwerere F~lle ohne t3acillen . : i5] 34 Schwerste F•lle . . . . . . . Pleuritis . . . . . . . . . . . 58 Tbc. gland . . . . . . . . . . i I3 Kinder unter 15 Jahren . . . IO

I 167

gesammel t . Die Tabe l l en k 6 n n e n zu , , zah lenm~Bigen" Be- t r a e h t u n g e n ke inen AnlaB geben. ILs k a n n n u r fes tges te l l t werden, daB m a n d u r c h die S a n o c r y s i n b e h a n d l u n g auBer- o rden t l i ch viel e r re ichen k a n n : die B e h a n d l u n g sogar in sons t ho f fnungs losen F~l len zur H e i l ung durchf i ih ren , die t™ h e i t in i h r e m W a e h s t u m a u f h a l t e n u n d d a d u r c h das L e b e n des K r a n k e n ver lgngern , eine pa l l i a t ive W i r k u n g m i t Er le ich te - r u n g des Z u s t a n d e s des P a t i e n t e n er re ichen.

]) te {}bere ins t immung, die sich zwisehen don k l in i schen E r f a h r u n g e n u n d den T i e r e x p e r i m e n t e n f inde t , g ih t ffir die A r b e i t ara IKrankenbe t t eine gu te Grund lage . E ine wi rk l ich du rchge f i i h r t e S a n o c r y s i n b e h a n d l u n g e r fo rde r t A n w e n d u n g der no twend igen , expe r imen te l l nachgewiesenen G a b e n ; d . h . , m a n soll die R i c h t u n g s l i n i e n befolgen, die schon in m e i n e r e r s t en Mi t t e i l ung angegeben wurden .

I ) ie B e d e u t u n g de r Nachun t e r s uchung von behandelten Pat ien ten b e d a r f h ie r ke iner Begr t indung . Diese N a c h u n t e r - s u c h u n g e n der als , , gesund" en t l a s s enen S a n o c r y s i n p a t i e n t e n s ind es, die uns da r f ibe r aufkl/~ren, inwie fe rn die J3ehand lung h i n r e i c h e n d du rchge f f ih r t worden ist.

Nach E i n f i i h r u n g der S a n o c r y s i n b e h a n d l u n g is t n u n so lange Zei t ve r s t r i ehen , dag eine N a c h u n t e r s u c h u n g von Be- d e u t u n g sein wird, u n d sic i s t s chon von a n d e r e n e inge le i te t worden. I ch will j edoch be tonen , daB das ErgeblfiS e iner so lchen U n t e r s u c h u n g kein endgi i l t iges Ur te i l l iber die ]3ehand lung begr f inden kann , da die zue r s t b e h a n d e l t e n K r a n k e n n i c h t e iner B e h a n d ! u n g u n t e r w o r f e n wurden , wie wir ste n u n d u r c h f i i h r e n ; es w a r die Ze i t der Versuche. D e s h a l b muB m a n auf eine gr6Bere Zah l von Rtickf5.11en gefaBt sein, als e ine bessere B e h a n d l u n g v e r m u t l i c h e rgeben h a b e n wfirde.

Bei e inem Vergle ich de r E rgebn i s se der v e r s c h i e d e n e n Kl in ike r muB m a n a u c h die v o n i h n e n b e n u t z t e n Dosen ver - gleichen. Es is t ganz unm6gl ich , die E rgebn i s se v o n versch ie - d e n e n A u t o r e n zu s a m m e l n u n d auf G r u n d dessen i rgend- welche Schlfisse zu ziehen. I3ei j e d e m e inze lnen FMI muB m a n a u c h u n t e r s u c h e n , ob die B e h a n d l u n g zu E n d e geff ihr t ist . N u r d u r c h solch eine ums ich t ige Ana ly se k a n n m a n zu e i n e m wer tvo l l en E r g e b n i s ge langen.

Die ersten Naehuntersuchungen nach Sanocrysinbehandlung wurden schon im Jahre 1926 von KJER-PETERSEN und ~V-ALDEMAR PE�9 ver6ffentlicht. Diesen Untersuchungen haf te ten die oben genannten Fehlerquellen an, und sic konnten deshalb kein Interesse erregen. Dieselben Verfasser haben in diesem Jahre wieder Ergebnisse von Nachuntersuchungen mi tge te i l t i Sic geben folgende Auskunft i/ber ihr Material: Die Sanocrysinbehandlung ba t in ver- schiedenen d~inischen Krankenhiiusern und t tei lstXtten s ta t tgehabt , am meisten jedoch in der Tuberkulosenabtei lung des Oresunds- hospitals, und zwar gleichm~iBig vertei l t vom Anfang des Jahres 1924 bis Ende 1927; aus diesem letzten Umstand folgt, daB die Sanocrysindosierung von gr6Beren zu kleineren Dosen :i/ber- gegangen ist.

Auf Grund dieses Materials wird Iolgendes geschlossen: wir meinen a lso in nnserem Material kaum in einem Fall nach der Sanocrysinbehandlung derart igen Erfolgen beg• zu sein, als dag wir der ]3ehandlung irgendwelche therapeutische Bedeutung beilegen dflrften. Gin solcher SchluB ist ganz uns ta t thaf t . Diese Untersuchungen zeigen nur, daB man mit unzulhnglicher S• crysinbehandlung nichts erreicht. 1)te Mehrzahl der I/:ranken ist tin Oresundshospital behandel t worden, wo man die Verwendung gr6Berer Gaben verlassen ba t und als Maximum o,5 g gebraueht . Ich habe friiher nachgewiesen, daB diese Dosierung irrationell ist und der experimentellen tgasis der Behandlung widerspricht. I~JER-1DETERSENS nnd V. PETERSENS Arbeit beweist also die Un- zul~mglichkeit in der Verwendung kleiner Gaben; far allgemeine Schli/sse ist ste unbrauchbar .

W™ und SJfIRLEV haben Nachuntersuchungen i/ber das Material vom ~resundshospital mitgetei l t und kommen zu dem Ergebnis, daB die Sanocrysinpat ienten besser abgeschnit ten haben, als dic Kontrollpatienten, d. h. solche, die sich ursprfinglich fi/r dio Behandhmg cigneten, diese aber ablehnten. I)iese VerIasscr be- richten, daB die exsudativen 1;• n icht besser ffir die Behandlnng geeignet scheinen, als die produktiven. Diese t~;rfahrung wider- spricht der aller anderen, die gr6Bere Gaben anwenden, und ste ist fi/r mich ein entsehiedener Beweis dafflr, dal3 die von W13RTZ�87 an- gegebene Dosiœ auf die l )auer keine befriedigende Be- handlung geben kann.

I ch h a b e n u n eine N a c h u n t e r s u c h u n g der v o n m i t b e h a n - de l t en K r a n k e n v o r g e n o m m e n u n d besonde r s der G r u p p e n , die als , , gesund" en t l a s sen wurden , da h ie r Dauere r fo lge zu e r w a r t e n waren . Von den a n d e r e n G r u p p e n k 6 n n e n ke ine E rgebn i s se f iber den W e r t de r B e h a n d l u n g in d ieser H i n s i c h t gewonnen werden . Die N a c h u n t e r s u c h u n g e n umfas sen Pa - t i en t en , die vo r dem I. J a l m a r 1927 en t l a s sen wurden . I n de r l™ werden n u r d ie jen igen K r a n k e n aufgeff ihr t , m i t d e n e n wieder eine V e r b i n d u n g a u f g e n o m m e n werden konn t e . 13et v ie len AusRtndern �87 eine E r m i t t e l u n g ausgeschlossen. Die N u m m e r der K r a n k e n i s t die 13e t l and lungsnummer , die also zeigt, wie frfih er u n t e r B e h a n d l u n g g e k o m m e n ist. ]3et de r N a c h u n t e r s u c h u n g w u r d e n die P a t i e n t e n auscu l t i e r t , gewogen u n d ihre S e n k u n g s z e i t Ies tges te l l t . E i n e R e i h e von K r a n k e n g e s e h i c h t e n s ind be re i t s a. a. O. m i t g e t e i l t w o r d e n ; es wi rd au f -mehre re derse lben verwiesen , so daB T r e a t m e n t S.

Observationszeit I. Leichte Fiille mit Bacillen

4--41/2 Jahre . . . . . . . i 2 (Nr. 12) ! 31/2 - 4 1, ' . . . . . . . . '! 3 3--3 le ,, �9 . . . . . . ,

21/2--3 . . . . . . . . . !i 2__21/2 ,, . . . . . . . I

IU2--2 . . . . . . . . . i 2 Insgesamt . . . . . . . . !! 6 (7)

!

Rezidive . . . . . . . . . I (Nr. 12)

Fehlen . . . . . . . . . . 2

q'abelle 3.

II. Lcichtc Fiillc ohne Bacillcn

I ( N r . 32) 7 4 3 (Nr. 234 ) 3 2

2 0

2 (Nr. 32,234)

III . Schwere F~lle

3 (Nr. I23) 3 (Nr-.I39) 4 (Nr. 188) 3 (Nr. 219) 2

I5

4 (Nr. I23,139, I88,219)

i l

V. Pleuritis i

8 I

7 i 5 8 i 2 (Nr. 24o ) i 4 I

34

I (Nr. 24 o)

VI. a Kinder- tubcrkulose

4

2 (Nr. 153 ) I

I

8

1 ( N r . 153 )

4

VI. b l)ri~sen- tubcrkulose, Mi- liartuberkulose

7 (Nr. 82b)

I

2

I

II

I (82b)

I

i o 5 "

1644 K L I N I S C I I E - W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 35 26. AUGUST 1928

die Seite in m e i n e m T r e a t m e n t of S a n o c r y s i n 1926 b e d e u t e t ; I n t e r e s s i e r t e k 6 n n e n do r t die K r a n k e n g e s c h i c h t e n e insehen .

Die IIauptergebnisse sind in der Tabelle 3 gesammelt . In der Gruppe I finden sich 6 Kranke. u diesen ha t einer, Pat. Nr. 12, einen Riickfall gehabt, ist aber mehr als 3 Jahre nach der 2. t~e- handlung gesund gewesen; dieser Pat. t r i t t deshalb in der � 9 2 mai auf.

Gruppe II, die leiehteren abacill~ren I,'~lle, haben 2 RackfXllc aufzuweisen. Der Kranke Nf. 32 wurde am 25. II. ~924 entlassen. Er ist fraher in der Heilst~tte gewesen. Mach der Behandlung gesund bis 1926, ist er nun ira Tuberkulosehospital . Der andere Kranke mit Rezidiv (Nr. 234 ) wurde als gesund am 3. X. 1925 entlassen. Nun h6rt man Rasselger~usche aber dem 1. Apex, Senkungszahl 35- Die Behandlung dieser t™ geht gew6hnlich schnell vor sich und karz t den ganzen Krankhei tsver lauf sehr ab. Einer dieser I™ ist bemerkenswert : Nr. 93, Beobachtungszeit 3'�9 Jahr. Die Pat. ist zwei Saisons in Davos gewesen ohne Erfolg; bei der R6ntgen- m~tersuchung findet man m m nur Spuren des Prozesses.

In der Gruppe III, den schweren F~llen, muB ma n von vorn- herein die gr6Bte Anzahl von RflckfMligen erwarten, namentl ich in diesem Versuehsmaterial . Ich habe 4 gefumten, wahrscheinlich finden sich noch mehr. Nf. 123, Fall einer fibr6sen Phthisis, be- sprochen Acta tub. 2, 339. Bei der Untersuchung h6rt man noch vereinzelte Rasselger~usche, und im spXrlichen Auswurf siml I~aeillen. Nr. 139 wurde Dezember 1924 entlassen. Der Kranke arbeitet als Tischler, vereinzelte RasselgerXusche nachweisbar und t3acillen im Auswurf, di t Senkungszahl nur I2. Die Kranke Nr. 188 (s. Trea tment S. 181 und Acta tub. 2, 34 o) beIindet sich nun v611ig wohl, nachdem der Rt~ckfatl mit P �87 behandeit wurde. Senkungszahl I, sic kann ihre Hausarbei t verrichten. Pat. Nf. 219 wurde mm 2o. VI. I926 aus der Heilst~ttte entlassen mit Rassel- ger~uschen und ]~acillen, spXter verstorben.

Von den Gesunden soll Nr. lO8 ( 's S. 178 ) erw'~hnt werden. Der Kranke kam in die Abteilung, nachdem er von den Arzten seines Landes aufgegeben war. Er ist seit der Ent lassung am 13 . XI. 1924 gesund gewesen und ist selbst Arzt. Nr. I24, Krankenschwester (Treatment S. 34), am 29. X[. 1924 entlassen. Sie ha t im verflossenen Jahre als Krankenschwester gearbeitet. Nr. 195 ist im Trea tment S. 137 beschrieben. Abgesehen von einigen der Riickf~lligen ist diese Gruppe Iriiher sehr schwcr an- gegriffener t �9 v611ig arbeitsfithig.

Gruppe IV, gebesserte schwer Angegriffene, i indet sich nicht in der Tabelle, in der n u r d i e als gesund Entlassenen verzeichnet sind. Diese Grupt�87 kann natiirlich nur zeigen, daB die erzielte Besserung kflrzere oder l~mgere Zeit anhalten wird ; die Krankhei t bricht wieder hervor und f~hrt zum Tode. Trotzdem wird man unter diesen Kranken eine Reihe finden, denen die Behandlu�9 (tas Leben ver- lXngert oder Heilung gebracht hat. Dies ist von Pat. Nr. 23 mit einer schweren doppelseitigen Tuberkulose zu sagen, entlassen 4. V. 1924. Sic ist immer noch wohlauf ohne ]iassclger~usch. Nr. 35, entlassen ara 25. V. �87 heiratete sp~ter und ist nieder- gekommen. Nr. 52, entlasseu am io. IV. 1924, arbeitet als Tischler, noch beiderseitige Rasselgerausche. Auch Nr. 77, eutlassen am 19. VII. 1924 und Nf. 148, entlassen ara 7. II. 1925, sind arbeits- fXhig.

Pat. 17o, entlassen ana 28. IX. 1925, ist in den Acta fui�87 2, 337 besprochen. Durch eine langwierige euergische l lehandlung mit ])osen bis auf 1, 5 g wurde er wesentlich gebessert. Er ist jetzt v611ig arbeitsf~thig (Zollbeamter), seit 2 Jahren keine Bmcillen, seine Senkungszahl be~cr~gt 3-

Pat. 19o (s. Trea tment S. 186) wurde wegen schwerer Tuber- kulose behandelt (Rezidiv), es war aber ein einzelner IIerd mit RasselgerXusehen erhalten and Bacillen ira Auswurf. E s war also nicht gehmgen, durch diesen IIerd durchzudringen, was mit meinen Anschauungen ~~ber die Bedeutung der pathologisch-anatomischen u iibereinstimmt. An c�9 t™ wurde sp~ter eine Thorakoplast ik in der HeilstXtte Vejlefjord Sanatorium vor- genommen, die das Zusammenfal len des Herdes bewirkte. Er ist jetzt gesund und arbeitsf~hJg (englischer Arzt).

Grappe V, Pleuritis, ha t nur ein Rezidiv aufzuweisen. Der eine Kranke, Nr. 24o, war nicht durchbehandel t worden ; naeh der letzten Einspri tzung war die Tempera tur sehr gestiegen. Pa t wurde am 12. II. 1926 entlasseu und mm 15. VI. mit 1-Iamoptysis und Miliar- tuberkulose wieder aufgenommen (s. Acta tub. 2, 34o).

1)ieser Fall illustriert u. m. den Nutzen einer zu Ende geftihrten l~ehandlung; man h~tte dann hoffen k6nnen , dag dieser Verlauf vermieden wAre.

Von diesen Kranken ist besonders Nr. 4 und 43 bemerkenswert (s. T rea tmen t S. 2o4). Beide waren vor der Sanocrysinbehandlung monate lang konservat iv behandelt worden, 6 bzw. 4 Monate. Seit

der Ent lassung sind sie gesund gewesen, Nr. 4, ein I4j~hr. Knabe, Gewichtszunahme von 47,5 kg auf 73,4 kg, ha t sich ganz normal entwickelt. Nr. 43 ist Pfarrer in einem anstrengemten Amt auf Island.

Pat. Nr. 138, eine I5j~hr. Frau, die ara 28. III . 1925 entlassen wurde, war 2 Monate vor der t3ehandlung krank gewesen. Sic verlor wXhrend der Behandlung sehr an Gewicht (s. Trea tment S. 65) ; sic wog bei der Ent lassung 47 kg, jetzt 59. Nr. I93, der ara io. VIII . 1925 entlasscn wurde, war auch 2 Monate vor der B e h a n d h m g febril gewesen. Seit der Ent lassung ist er arbeitsf~thig gewescn. Dies gilt abrigens fiir alle Nachuntersuchten dieser Gruppe.

In der Gruppe V I a sind die Ergebnisse der Nachuntersuchungen der Kindertuberkulose gesammelt . IIier findet sieh ein Fall von Rezidiv, Nr. 153.

In dieser Gruppe roui3 man auf eine gewisse Anzahl von IRezi- diven gefM3t sein, so dag die vorliegende Zahl ganstig erseheint. Sowohl die ersten als aueh sp~tere Erfahrungen haben mich ge- lehrt, dal3 eine sehr energische Durchffihrung der Behandlung bei Kindern notwendig ist. In gee~gneten F~tllen vertrmgen sie sehr leicht groBe Gaben.

Die febrilen Fil le von Driisentuberkulose oder andre aktive FMle dieses Leidens sind besonders gut fur Sanocrysinbehandlung geeignet. Itier sind io F~ille gesammelt . In einem Falle bei einer I4j~thr. Frau, die im Juli 1924 entlassen wurde, entwickelte sich im Oktober 1927 eine akute floride Phthisis.

In einem Fall ist ein I™ als gesund entlassen worden nach der Behandlung einer Miliartuberkulose. Er ist spalter gesund geblieben.

Es s ind also N a c h u n t e r s u c h u n g e n iiber 95 P a t i e n t e n ge- s a m m e l t , die m e h r als I1/2 J a h r b e o b a c h t e t s ind. U n t e r d iesen f a n d e n s ich Io F~lle von Rez id iven , d a r u n t e r 4 F~ille in der G ruppe far S c h w e r e r k r a n k t e . W e n n m a n in B e t r a c h t z ieht , daB es s ich u ln die t ( r a n k e n h a n d e l t , die b e h a n d e l t wurden , be vo r m a n sich au f i rgendwelche E r f a h r u n g e n s t i i tzen konn te , zu e inem Z e i t i m n k t e , wo die k l in i schen Bi lder g e f o r m t u n d E r f a h r u n g e n sowohl in be z ug auf I n d i k a t i o n e n u n d D o s i e r u n g g e s a m m e l t w e rde n soll ten, m a n also n i c h t z ie lbewuBt a rbe i t en konn te , i s t da s E r g e b n i s sehr e r m u n t e r n d zu ne nnen , w e n n auy die ge f imdene A n z a h l Rfickfitlle ein M i n i m u m dars te l l t .

Wie ans O b i g e m zu ersehen, u m f a s s e n me ine I ? n t e r s u c h u n - g i n von Daue re r fo lgen n u r d i e 1,'~lle, die als kl inisch g e s u n d en t l a s sen w u r d e n . }�99 u n d V. PETI~;RSEN n e h m e n in der P o l e m i k gegen W™ von e iner so , ,gre l len" A u s w a h l A b s t a n d , i n d e m m a n d a d u r c h ab lehne , die E rgebn i s se der S a n o c r y s i n b e h a n d l u n g t i b e r h a u p t a u f e iner , ,bre i ten u n d b e w e r t e t e n G r u n d l a g e " zu e r6r te rn . KJER-PE�9 u n d V. P*.:TFRS�87 b e a r b e i t e n also (las Mate r ia l ohne R t i cks i ch t a u f den EnLw ic k lungsg ra d der Tuberkn lose , ohne R i i cks i ch t au f die b e n u t z t e Dos ie rung , u n d auf G r u n d dessen z iehen s i t fiir die S a n o c r y s i n b e h a n d l u n g ganz v e r n i c h t e n d e Schltisse. D a s wgre ganz dasselbe , als w e n n m a n alte Opera t ionse rgeb - n isse bel Append ic i t i s s a m m e l t e , ohne Ri~cksicht da rau f , zu we lchem Z e i t p u n k t na c h E n t s t e h u n g der K r a n k h e i t die Ope ra t i on s t a t t g e f u n d e n ha t .

A u f d i t Frage , zu w e l c he m E r g e b n i s die in neue re r Zei t g e w o n n e n e n B e h a n d l u n g s e r f o l g e u n d N a c h u n t e r s u c h u n g e n ff ihren, If.uS die Antwor~ I a u t e n : M a n muB in de r S a n o c r y s i n - b e h a n d l u n g d t r , ,med iz in i schen T u b e r k u l o s e " rien v o n m i r schon in der e r s t en Mi t t e i l ung gegebenen R i c h t u n g s l i n i e n folgen, Ialls m a n eine rad ika le H e i l u n g zu erzielen wt inseh t . Die Arbe i t der ver f losseuen J a h r e h a t u n s gelehrt , die Ind i - ka t ionen e inzusch r~nken , A n p a s s u n g der Dosen, K e n n t n i s der k l in i schen R e a k t i o n e n u n d ihre Erkl~trung. J ede r Fal l zeigt, d a g wir d a n a c h s t r e b e n sollen, die bei den e x p e r i m e n t e l l e n U n t e r s u c h u n g e n g e f u n d e n e n w i r k s a m e n G a b e n v o n ungef&hr 2 cg pro Kilo a n z u w e n d e n oder u n s sowei t wie m6g l i ch in ihrer N ~he zu ha l t en , wie ich es s t e t s e mpfoh l e n habe . 1)ie B e h a n d l u n g gr6Berer R e i h e n v o n ge- e igne ten Ffillen h a t gezeigt , d a g diese B e h a n d l u n g ohnle Schwie- r igke i t d u r c h g e f f i h r t werden k a n n u n d auBero rden t l i ch gu t e Erfolge gibt .

L i t e r a t u r : 1 Acta tuberculosea 3, S. 61. ~ 2 Acta tuber- culosea 3, S. 337.