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Der Buyer's Guide für den Mann
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Frühling & Sommer 2012
was mann brauchtUnsere Produktentdeckungen der Saison
skate more, work lessSanta Cruz Skateboards – Eine Erfolgsgeschichte
style leagueDer Buyer’ s Guide für den Mann
on the streets of londonUnterwegs in der britischen Metropole
fussball, randale und mode Die Casual Culture in Stadien
neu !Jetzt im gepflegten
Zeitschriftenhandel
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Paul wellerDie feine englische Art
willkommen zur zweiten Ausgabe von Style League.
Wenn es um Stil, Haltung und Coolness geht, macht den Briten so schnell keiner etwas vor. Paul Weller ist ein klassischer Vertreter der feinen englischen Art, immer stilbewußt, immer am Puls der Zeit. Zunächst mit der Band The Jam, danach mit The Style Council und schließlich als Solokünstler erfand der Musiker sich stets neu und blieb sich dennoch treu. Es ist also kein Zufall, dass das Style Council-Album „Our Favourite Shop“ Pate für unsere Shop-Empfehlungsrubrik stand. Wir trafen den Godfather of Britpop zum Interview.
In der englischen Hauptstadt haben wir uns auf die Suche nach den aktuell spannendsten Orten gemacht. Dabei bekamen wir Unterstützung von drei jungen Briten, die auf ihren jeweiligen Gebieten Mode, Werbung und Design, echte Experten sind. Was es Neues aus der Stadt des charmanten Chaos und der Olympischen Spiele 2012 gibt, erfahrt ihr in unserer großen London-Reportage.
Bereits im Juni steht ein weiteres sportliches Großereignis an: Die Fußball-Europameisterschaft. Jenseits von Spielerbeurteilungen, Stationchecks und Prognosen haben wir ein modisches Phänomen beim Fußball unter die Lupe genommen, das seinen Ursprung in englischen Stadien hat: die sogenannte „Casual Culture“.
Außerdem erfahrt ihr, was echten Mezcal so besonders macht, wie Hunter S. Thompson zur Kultfigur wurde, wie sich Santa Cruz zur wohl populärsten Marke der Skateboardwelt entwickelte und vieles andere mehr. Last but not least gibt es auch diesmal wieder die schönsten und aufregendsten Produkte der Saison zu entdecken.
Viel Spaß beim Lesen.
die redaktion
P.S.: Wir haben uns sehr über Anregungen, konstruktive Kritik und Lob via E-Mail und sogar per Telefon gefreut. Wir hoffen, dass euch auch diese Ausgabe gefällt und freuen uns weiterhin über Feedback an [email protected]
STyLE LEAGUE Buyer’s Guide Frühling & Sommer 2012 liebe leser,
Als freischaffender Illustrator bewegt
sich daavid mörtl im Grenzgebiet zwi-
schen eigenständiger künstlerischer
Arbeit und zweckmäßiger Illustration.
Unter seinen Zeichnungen und Aqua-
rellen befinden sich Portraits, Mode-
illustrationen, Architekturvisualisie-
rungen und Interieurbildwelten, die
von Gegenstandsystemen und einer
immerwährenden Präsenz des Meta-
physischen erzählen.
daavidmoertl.com
Jan Joswig lebt in Kreuzberg, solange
er zurückdenken kann, und schreibt
über Menschen, Mode, Motoren. Der
studierte Kunstgeschichtler arbeitet
als freier Autor für diverse Magazine,
hat bei Buchprojekten (zuletzt German
Fashion Design 1946-2012, Distanz Verlag)
mitgewirkt, lehrte Modejournalismus
an der AMD Berlin und durchquerte
im Occupy-Sommer für vier Monate auf
seinem Motorrad Südeuropa.
contribut0rsrobert g. bartholot erzeugt am liebs-
ten grafische und mystisch-ironische
Bildwelten in leuchtenden Farben.
Seine Arbeiten betrachtet er als Stillle-
ben, selbst wenn Menschen darauf zu
sehen sind.Der gelernte Grafiker fand
während eines dreijährigen Aufenthalts
in Madrid zur Fotografie, wo er an der
Seite des spanischen Fotografen Álva-
ro Villarrubia arbeitete. Mittlerweile
fotografiert er unter anderem für den
Architectural Digest, Diesel, das Zeit Ma-
gazin und Playstation.
www.bartholot.net
Jonas gempp arbeitet und lebt seit zehn Jahren in Berlin.
Dort gibt er m
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sprünglich aus Frankfurt komm
end, fühlt er sich seiner
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rückt sich,
neben seiner fanatischen und bed
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Affinität zur Frankfurter Schule aus. In d
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leuchtet er das Phänom
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timo feldhaus wurde vor 31 Jahren
im Norden geboren, an dem Ort in
Deutschland, der am weitesten von ei-
ner Großstadt entfernt liegt. Bis heute
mag er den großen Himmel dort. Er ar-
beitet in Berlin als Journalist, ist Redak-
teur bei De:Bug und schreibt besonders
gerne über Menschen und Mode. Für
diese Ausgabe hat er über die kommen-
de Prada-Kollektion geschrieben.
Foto: Mary Scherpe
4 — Style League Buyer’s Guide
inhaltKURZ GESAGTChristian Kracht: Man darf sich nicht täuschen lassen — Text: Nina Scholz
Mezcal: Das Herz der Agave — Text: Christoph Claudius Petersen
Treehotel: Baumhäuser für Große — Text: André Uhl
Brandt Brauer Frick: Zukunftsmusik — Text: Peyman Farahani
In fünf Schritten... zum selbstgebauten Kanu — Text: André Uhl, Illustration: Daavid Mörtl
Motorcycle Diaries — Text: Jan Joswig, Illustration: Myriam Heinzel
GENAUER BETRACHTETDie feine englische Art: Ein Interview mit Paul Weller — Text: Carlos de Brito, André Uhl On the Streets of London: Unterwegs in der britischen Metropole — Text: Alexandra Plesner
It’s a Casual Life: Fußball, Randale und Mode — Text: Jonas Gempp
Skate More, Work Less: Santa Cruz Skateboards — Text: Renko Heuer
WäRMSTENS EMPFOHLENPicture This: Produktstrecke — Fotos: Robert G. Bartholot
Die besten Produkte der Saison
STILVOLL GEKLEIDETModestrecke: Into the White — Fotos: Jonas Lindström
mit den Schauspielern Werner Daehn, Lars Eidinger, Stipe Erceg, Vinzenz Kiefer und Franz Rogowski
Stilikone: Hunter S. Thompson — Text: Dörte Lange
Objekt der Begierde: Das Hawaiihemd — Text: Paul Schlosser
Our Favourite Shop — Text: Carlos de Brito, André Uhl
Blick in die Zukunft: Prada und die alten Männer — Text: Timo Feldhaus
Hersteller- und Shopverzeichnis
Impressum
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Style League Buyer’s Guide — 5
Endlich kann man wieder vermehrt seine Zeit im Freien verbringen. Zum
Beispiel in seinem eigenen Kanu. Wir erläutern euch, wie man sich selbst eins
baut. Oder auf dem Motorrad. Unser Autor Jan Joswig berichtet von seiner
Zweiradtour in Marokko. Oder draußen im Wald. Wir sagen euch, wo die
besten Schlafplätze hoch über den Bäumen schwedischer Wälder zu fi nden
sind. Darüber hinaus haben wir Christian Krachts Imperium gelesen, die
Besonderheiten von Mezcal erschmeckt und mit Brandt Brauer Frick über
Initialmomente gesprochen. Los geht’s.
Kurz gesagt
10 — Style League Buyer’s Guide
mezcal – Das Herz der Agave
Text christoPh claudius PetersenFoto daniel robeles
Auf dem Weg zu einer Mezcal-Probe in einer Berliner
Mezcal-Bar gehen mir verschiedene Dinge über das edle
Getränk durch den Kopf. Vor allem jede Menge gefähr-
liches Halbwissen, wie sich noch an diesem Abend he-
rausstellen wird. Axel Hahn, Agavenexperte und Chef
der Mezcalería Lupita, gibt sich persönlich die Ehre.
Viele interessante Geschichten über das göttliche Ge-
wächs hat er zu erzählen. Und er will aufklären. Das ist
auch bitter nötig, wie ich kurz darauf erfahre.
Um mit dem ersten Gerücht aufzuräumen: Mezcal ist kein Te-quila. Umgekehrt: Tequila ist ein Agavenbrand und somit eine Mezcal-Art. Der Schnaps wird durch Destillation von Maische aus den gedämpften Herzen verschiedener Agavenarten gewon-nen. Womit wir beim nächsten Punkt wären: Die Agave ist ein Spargelgewächs, kein Kaktus und keine Lilienart, wie oft halb-wissentlich vermutet wird. Historisch gesehen ist Mezcal der Sammelbegriff für alle in Mexiko hergestellten Agavenbrände. Seit 1994 existiert jedoch eine geschützte Herkunftsbezeichnung, welche die Erzeugung von Agavendestillaten unter dem Namen Mezcal auf bestimmte Regionen in Mexiko beschränkt. So ist auch Tequilla ein Agavenbrand, der einem bestimmten Gebiet
zugeordnet sein muss, um diesen Namen tragen zu dürfen – wie etwa Parmesan aus der Region um Parma oder Champagner aus der Champagne. Ebenso wie diese exklusiven Produkte ist auch Mezcal aus reiner Agave kostbar und edel – eine Flasche kostet nicht selten über 100 Euro. Kein Wunder, handelt es sich dabei oft um Erzeugnisse aus Familienbetrieben, hergestellt in Handar-beit und abgefüllt in sehr kleinen Auflagen. Richtige Schätze also. Und wie alle Edelbrände genießt man ihn bei Zimmertemperatur aus einem Gefäß, welches ausreichend Luft an die Oberfläche der Flüssigkeit lässt. Zunächst überwiegt der Geschmack von Rauch und Erde, der vom Dämpfen der Agaven herrührt. Dazu kommen Karamell und Pflanzensaft und – je nach verwendeter Agavenart – verschiedene Aromen wie Zitrusfrüchte, Minze, Vanille, Feigen und viele weitere. Mein persönlicher Favorit: Pierde Almas Joven. Hergestellt von Don Alfonso Sanchez & Familie in San Baltazar Chichicapam, Ocotlan, Oaxaca, Mexiko.
Und dann wäre da noch der Wurm. Das Einzige, wo der Wurm drin ist, ist die Behauptung, dieser müsse in einem guten Mezcal enthalten sein. Abgesehen davon, dass er eigentlich eine Schmet-terlingsraupe der Hypopta agavis ist, hat sie in einem anständigen Agavenbrand nichts verloren. Und wenn wir schon dabei sind: Dieses Insekt hat auch keine psychoaktive Wirkung, genauso we-nig wie der Mezcal selbst. Die sprachliche Nähe zu Meskalin ist eben nur eine solche. ~ www.facebook.com/mezcaleria.lupita
Style League Buyer’s Guide — 11
treehotel – Baumhäuser für Große
Text andré uhlFoto mit freundlicher gebehmigung von treehotel
Wer keine Lust mehr auf langweilige Hotels, muffige
Pensionen oder überfüllte Hostels hat, sollte einen Trip
nach Schweden wagen. Genauer gesagt nach Harads
im Norden des Landes der Elche. Dort, etwa eine hal-
be Autostunde vom Polarkreis entfernt, liegt das Tree-
hotel, hoch in den Baumwipfeln nahe dem Fluss Lule.
Vielreisende, die meinen, schon alles gesehen zu haben,
werden hier eines Besseren belehrt.
Baumhäuser wecken Erinnerungen an eine Zeit, in der man mit dem besten Freund durch die Nachbarschaft streifte, den Groß-teil des Sommers im Freien verbrachte und sich mit ein paar Bret-tern, rostigen Nägeln und einer Menge Fantasie einen Rückzugs-raum schaffte, zu dem niemand außer einer eingeschworenen Gemeinschaft Zugang hatte. Karten spielen, Pläne schmieden, Playboy lesen, über Mädchen quatschen, sich vor den Hausaufga-ben drücken – alles war im Baumhaus möglich. Und das Tollste: Man saß über allem. Was sich unten in der normalen Welt ab-spielte, konnte einem nichts anhaben.Auch wenn sich die Interessen mit der Zeit ändern, die alte Sehnsucht nach einem eigenen Thron in der Natur, von dem aus man auf den Alltag herabschauen kann, bleibt. Das haben die Macher des Treehotel, Britta und Kent Lindvall, erkannt. Im
schwedischen Harads, einer riesigen Wald- und Seenlandschaft 60 Kilometer südlich des Polarkreises, schufen sie ein Ensemble aus Baumhäusern, das sowohl der alten Sehnsucht nach einem Rückzugsraum in der Natur als auch den veränderten Ansprü-chen großer Jungs (und Mädels) gerecht wird. Jedes der bislang fünf bewohnbaren Baumhäuser wurde von unterschiedlichen Architekten entworfen und ist sowohl das Äußere als auch Innenarchitektur und Möblierung betreffend einzigartig. Die Cabin (siehe Foto) zum Beispiel besteht aus einer länglichen Kapsel, die hoch in den Baumwipfeln am Hang errich-tet wurde. Dem Gast wird so ein einzigartiger Blick auf das Tal des Lule-Flusses ermöglicht. Das Bird’s Nest hingegen bildet einen größtmöglichen Kontrast zwischen äußerlicher Form und Innen-design: Von außen wird es in verblüffender Weise seinem Namen gerecht und passt sich perfekt der natürlichen Umgebung an, in-nen findet der Gast eine hochmoderne Ausstattung vor. Das UFO bildet das Gegenstück zum Bird’s Nest – es wirkt wie geradewegs vom Himmel in die Baumkrone gefallen. Eher traditionell kommt der Blue Cone daher, dessen Material und Design am ehesten an ein Baumhaus aus der Kindheit erinnert. Unangefochtener Star der fünf Häuser ist aber der Mirrorcube, ein von allen Außenseiten verspiegelter Würfel, der sich durch die Reflexion seiner Umge-bung tatsächlich in dieser aufzulösen scheint. Dazu gibt es noch ein sechstes Haus, das für alle Bewohner des Treehotels offen ist und in Schweden natürlich nicht fehlen darf: die Tree Sauna. ~www.treehotel.se
14 — Style League Buyer’s Guide
Text Jan Joswig Illustration myriam heinzel
Motorcycle Diaries
Achtung, jetzt wird es realistisch, nicht mythologisch: Mo-torradfahrer sind nicht frei, sie sind ausgestoßen. Jeder, der schon mal verschmiert vom Straßendreck in insektenleichenver-klebter Ledermontur nach einem Acht-Stunden-Ritt in einer fei-erabendlaunigen Innenstadt steifbeinig vom Bock stakste, kennt dieses Gefühl: Man wirkt wie der Komposthaufen in einem blü-henden Kirschgarten. Crocodile Dundee könnte im Vergleich dazu für Parfüm-Werbung posieren. Der Motorradreisende fällt in ein vor-urbanes Stadium zurück, er wird zum zivilisatorischen Fremdkörper – und er tappst in Fettnäpfchen (zum Glück haben meine Bikerstiefel eine ölresistente Sohle). Nachdem ich in Tanger den schlüpfrigsten Teerbelag der Welt in die Neustadt hinaufgeeiert war, steuerte ich meine alte BMW- Enduro (das typische Berlin-Chamissoplatz-Motorrad für lako-nische Alt-68er) auf eine Pension zu, die mich mit tief hängen-den Kletterpflanzen an der kolonialen Fassade heranwinkte. Ich stellte das Motorrad auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig so ab, dass ich es vom Eingang der Pension Juliette sehen können müsste. All mein Gepäck – die zwei Seitenkoffer und die Quer-rolle – war nur mit Gummischnüren über dem Hinterrad befes-tigt, ein Griff würde ausreichen, um es zu stehlen. Ja, das Gepäck war so wenig gesichert, dass man nicht einmal von Stehlen spre-chen könnte. (Aber anscheinend traut niemand einem Motor-radfahrer zu, etwas Lohnendes mit sich zu führen. Auf meiner viermonatigen Tour wurde mir nie etwas entwendet.) Im dämm-rigen Flur der Pension Juliette saß eine alte Frau auf einem schä-bigen Sofa, flach hingegossen in Kittelschürze, und blinkte mit
ihren Goldzähnen. Ob im ersten Stock die Rezeption sei, fragte ich auf Englisch. Sie deutete mit ihrem Stock auf die Toilettentür ihr gegenüber und nuschelte: „Chambre. Pas des chambres.“ Das Weitere verstand ich nicht. Ich drehte mich leicht zur Eingangs-tür zurück. Die alte Frau rückte höher und versuchte, mit ihrem Stock einen Lichtschalter zu erreichen. Ich sprang herbei und drückte den Schalter. Sie nickte mir hoheitsvoll zu und fiel in ihre alte Position zurück. Ich wendete meinen Oberkörper eine Minute lang (mindestens) zwischen dem Sofa und dem Ausgang hin und her. Das Motorrad stand unverändert gegenüber, die alte Frau hing unverändert auf ihrem Sofa. Auf meine Pantomime kam keine Reaktion. Ich ratschte den Reißverschluss meiner Leder-jacke in der schattigen Stille nach oben, die Wände warfen das Geräusch höhnisch zurück. Im Hotel London um die Ecke war alles klipp und klar, hell und zweckmäßig, ich atmete auf. „Ah, aus der Pension Juliette kommst du“, musterte mich mein neuer Kumpel an der Rezeption, der mir einen Garagenplatz fürs Motorrad empfohlen hatte („If you give money, the garage is guarded, if you don’t give money, your bike is gone …“), und boxte mich gegen den Oberarm: „Aber du weißt schon, dass in Marokko Prostitution verboten ist?“ Ich musste meine Gummikuh erst 6.000 Kilometer gen Süden schau-keln (und ihr bei der Überfahrt nach Afrika beruhigend den Tank tätscheln), um das erste Mal in meinem Leben in einem Puff zu landen – und dann registriere ich es nicht einmal. Was bin ich für ein Teufelskerl! ~
14 — Style League Buyer’s Guide
London erfindet sich immer wieder neu. Aktuelle Trends aus Englands
Metropole erfahrt ihr in unserer großen Reportage. Auch Paul Weller kennt sich
bestens in London aus. Er gab uns Tipps für einen Nachmittag in der britischen
Hauptstadt und sprach mit uns über sein neues Album, sein Verhältnis zu
Mode und seine Arbeit mit beiden Gallagher-Brüdern. Mit It’s a Casual
Life bleiben wir auf der Insel, wo es jenseits von hässlichen Kutten auch
Modebewusstsein auf den Fußballrängen gibt. Jenseits des Atlantiks haben wir
uns in Santa Cruz, Kalifornien umgesehen, wo sich die gleichnamige Firma
Mitte der siebziger Jahre aufmachte, die Skatewelt zu erobern.
Genauer betrachtet
Style League Buyer’s Guide — 17
Die feine englische ArtEin Interview mit Paul Weller
text Carlos de Brito & André Uhl fotos Mit freundlicher Genehmigung von Paul Weller
Die große Rockstarpose ist nicht sein Stil. Mit gepflegtem Understatement und stets gut gekleidet liefert Paul Weller seit mehr als dreißig Jahren kontinuierlich musikalischen Output auf der Höhe der Zeit. Ans Aufhören denkt der ehemalige The Jam- und Style Council-Frontmann noch lange nicht – warum sollte der 53-Jährige auch? Sein aktuelles Album Sonik Kicks ist auf Platz Eins der britischen Charts eingestiegen, zum Tourauftakt war das Londoner Roundhouse fünf Nächte lang ausverkauft. Mit seiner eigenen Kollektion bei Liam Gallaghers Label Pretty Green beweist Weller einmal mehr, dass Musik und Style eine für ihn untrennbare Einheit bilden. Im Interview erklärt uns der Modfather und Godfather of Britpop, wie er ehrfurchtsvoll genannt wird, was ihn immer wieder antreibt.
18 — Style League Buyer’s Guide
Dein aktuelles Album klingt deutlich anders als seine Vorgänger, trotzdem hast du damit die britischen Charts auf Platz Eins gestürmt. Hattest du jemals Zweifel, ob deine Fans die-sen neuen Weg mit dir gehen oder dass dieses Album eventuell zu elektronisch für sie ist?Nun, der Gedanke schwirrt immer ein bisschen im Hinterkopf herum, dass man es etwas zu weit getrieben hat. Aber letzt-endlich mache ich ja ein Album, an das ich glaube und dann hofft man einfach auf das Beste. Ich versuche erstmal meine eigenen Erwartungen zu erfüllen, etwas Anderes, etwas Neues, Intelligentes für mich zu machen. Im Anschluss hofft man dann, dass die Leute es mögen und verstehen. Das weiß man vorher nie.
Beim Tourauftakt zu deinem neuen Album hast du kürzlich fünf aufeinanderfolgende Konzerte im Londoner Roundhouse ausver-kauft. Dabei hast du fast ausschließlich Songs vom neuen Album gespielt. Passen deine älte-ren Songs nicht zum neuen Material oder was war die Idee dahinter?Die Idee dahinter ist ganz einfach: Ich wollte mal etwas anderes machen. Es sind so viele Bands und Künstler unterwegs, die Songs von vor 20 Jahren spielen, die einfach ihre Klassiker herunterleiern. Ich wollte ein Statement setzen und das komplette neue Album spielen. Mir geht es darum, nach vorne und nicht zurück-zuschauen. Das macht es auch spannend für mich und meine Band, das ist sowohl für uns eine Herausforderung, als auch für unser Publikum. Es ist nicht gerade selbstverständlich, von den Leuten zu fordern, dass sie sich 14 brandneue Songs anhören. Das macht sonst kaum jemand.
Du bist demnach nicht wirklich allzu nostal-gisch, oder?Nein, überhaupt nicht. Ich mag natürlich meine alten Songs, aber ich denke vor allem an die Sachen, die ich jeweils in dem Mo-ment mache. Da steckt mein Herzblut drin.
Was für neue Musik inspiriert dich, was hörst du aktuell gerne?Nun, ich höre wirklich eine Menge ver-schiedenes Zeug, aber neue Sachen... Weißt du, es gibt eigentlich immer gute Musik da draußen, man muss sie nur fin-den. Warte mal, was hab ich denn kürz-lich nochmal gehört? Lass mich kurz über-legen... Eine Band, die ich aktuell wirklich
sehr gut finde, ist Erland & The Carnival. Ich mag Baxter Dury, sein letztes Album mag ich sehr. Und Alabama Shakes, die finde ich auch richtig gut. Ansonsten war ich natürlich viel damit beschäftigt, mein Album einzuspielen und zu hören.
Du bist kürzlich erneut Vater geworden. Herzlichen Glückwunsch!Danke sehr.
Man könnte meinen, nachdem du unzählige Alben veröffentlicht hast, seit mehreren Jahr-zehnten auf Tour und damit auch sehr erfolg-reich bist und jetzt kürzlich auch noch Vater geworden bist, du hättest vielleicht genug von dem ganzen Musikzirkus. Was treibt dich ei-gentlich an, immer noch weiterzumachen?Ich liebe es einfach. Ich liebe Musik, ich liebe es zu spielen, ich liebe, es Texte zu schreiben. Und ich glaube, ich habe wirk-lich sehr, sehr viel Glück, das auch so sa-gen zu können. Musik ist eine ständige Inspiration für mich, man kann einfach nie zuviel lernen oder wissen. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Und in die-sem Prozess befinde ich mich auch heute noch. Nach all den Jahren finde ich immer noch neue Dinge heraus und das ist genug Inspiration für mich.
Und was ist mit dem eher anstrengenden Tou-ren, brauchst du den Kontakt zu den Fans? Das ist das, was ich schon immer mache, seit ich 14 oder 15 Jahre alt bin. Und es begeistert mich nach wie vor. An einem guten Abend, wenn der Saal so richtig abhebt und alle fliegen, das ist einfach das beste Gefühl! Du versuchst, die Leute und letztendlich auch dich zu begeistern. Ganz ehrlich, ich kann mir einfach nichts Besseres vorstellen. Und das Gefühl hat für mich nie nachgelassen, es ist immer noch sehr intensiv.
Vor einigen Jahren hast du einen Verdienst-orden des British Empire abgelehnt. Dann meldete sich der konservative David Cameron zu Wort und listete The Eton Rifles von The Jam als seinen Lieblingssong, was bei dir nicht gerade Begeisterung ausgelöst hat, politisch ordnest du dich ja eher links und anti-estab-lishment ein. Wie schützt man sich eigentlich vor Lob von den falschen Leuten?Nun, ich ignoriere es. Oder versuche zu-mindest, es nicht zu beachten. Davon ab-gesehen kann ich nicht viel machen. Ich
ür mich ist die Mod-Musik, der Mod-Look und die
Philosophie dahinter, in die Zukunft zu schauen, immer ein
Antrieb gewesen.“
„FDrei Tipps von Paul Weller
für einen Nachmittag in London:
1. The Golden Hind
Hier gibt es meiner Meinung nach die besten Fish &
Chips in ganz London. Der Laden wird von Griechen
geführt, die haben noch richtig frischen Fisch; nicht
diesen gefrorenen Müll, den man sonst so bekommt.
The Golden Hind, 73 Marylebone Lane,
U-Bahnhof Bond Street
2. Hyde Park
Ein sehr bekannter, aber wie ich finde immer noch
sehr spezieller Ort und wunderschöner Park. Hier
kann man bei einem entspannten Spaziergang seine
Fish & Chips verdauen.
Hyde Park, U-Bahnhof Marble Arch
3. Selfridges & Co
Und danach empfehle ich einen Besuch bei Selfridges,
das sich in Laufweite zum Hyde Park befindet. Ein
riesiges Kaufhaus, das viel Designermode führt. Hier
kann man wunderbar Frustshoppen.
Selfridges, 400 Oxford Street, U-Bahnhof Bond Street
Style League Buyer’s Guide — 19
habe auch nie mit Cameron darüber ge-sprochen. Aber lustigerweise besucht sein Sohn den gleichen Skatepark wie mein Sohn, somit sehe ich ihn manchmal dort. Es ist wirklich fuckin’ weird ihn in einem Skatepark zu sehen. (lacht)
Deine Musik ist seit jeher mit der Mod-Szene in UK verbunden. Was bedeutet Mod Cul-ture für dich heutzutage? Existiert sie noch und inwiefern fühlst du dich ihr verbunden?Ich denke, das ist etwas, für das du dich entscheidest. Entweder du bist es oder du bist es nicht. Für mich ist die Mod-Musik, der Mod-Look und die Philoso-phie dahinter, in die Zukunft zu schauen, immer ein Antrieb gewesen. Und auch wenn es eine klassische Haltung aus der Vergangenheit ist, denke ich, dass sie ad-aptierbar und nachhaltig bleibt. Jede neue Generation stößt darauf. Sie entdeckt sie für sich und verändert sie, spielt mir ihr. Die Mod Culture passt sich neuen Umge-bungen an.
Der Titel The Modfather, wie du oft bezeich-net wirst: Magst du ihn? Empfindest du ihn als Ehre oder eher als Last?Ich weiß nicht, in ein paar Jahren werden sie mich dann wohl The Grandfather nen-nen... Ich denke, es ist nett gemeint, im Grunde genommen ist es ein Kosename. Ich kann mir jedenfalls wesentlich schlim-mere Bezeichnungen vorstellen. Es ärgert mich nicht. Aber ehrlich gesagt, denke ich nicht viel darüber nach, wie ich bezeich-net werde oder was mein Image in der Öffentlichkeit ist. Ich selbst mache und trage, was ich für richtig halte. Letztend-lich entzieht sich die Art, wie ich wahrge-nommen werde, und was Leute über mich denken, meiner Kontrolle.
Kleidung und Style spielen schon eine wichti-ge Rolle für dich, oder?Auf jeden Fall.
Du hast vor einigen Jahren Poloshirts für Fred Perry entworfen und im letzten Jahr für Liam Gallaghers Label Pretty Green eine Kollek-tion veröffentlicht. Wie sind diese Ausflüge in den Fashionbereich zustande gekommen?Ich bin von Fred Perry und den Pretty Green-Leuten jeweils angefragt worden. Es hat mich sehr gefreut, das machen zu dürfen, denn ich liebe Kleidung. So sehr ich von Musik besessen bin, so sehr bin
ich auch von Kleidung besessen. Für mich gehen Kleidung und Musik schon im-mer Hand in Hand. Das sind die beiden Sachen, die mich, seit ich zwölf Jahre alt bin, immer noch am meisten interessieren, mehr als alles andere. Das wird immer so sein, das gehört zur gleichen Kultur. Die Kultur, mit der du aufgewachsen bist, die Musik, die du gehört hast, die Bands, die du mochtest, waren immer mit dem ver-bunden, was du an hattest, wie du deine Haare getragen hast, wie dein ganzer Look aussah.
Gibt es schon weitere Pläne in diese Richtung?Pläne gibt es noch nicht, aber ich würde es natürlich sehr gerne noch mal machen, wenn mich jemand fragt. Irgendwann hät-te ich sogar gerne mein eigenes Label. Mal schauen, wann es soweit ist.
Du bist für einen eleganten, eher dandyhaf-ten Stil bekannt; edle, ausgewählte Anzüge, Einstecktücher... Deine Vorliebe für Poloshirts kommt dem, was man als Street Fashion be-zeichnen würde, noch am nächsten. Würdest du auch mal Sneaker tragen oder ist dir das zu sportlich?Ja, doch. Tatsächlich trage ich gerade wel-che. Ich hab ein Paar Adidas Japan an. Ein frühes Modell aus den Siebzigern, das kürzlich nochmals aufgelegt wurde. Jack Purcells trage ich auch gerne und die wei-ßen Converse Basketballschuhe sind auch sehr cool.
Du hast mit Liam Gallagher an der Pretty Green-Kollektion und mit seinem Bruder Noel als Gastmusiker auf deinem Album ge-arbeitet. Die beiden verstehen sich ja dieser Tage nicht allzu gut. Hat sich einer der beiden dazu geäußert, dass du mit dem jeweils ande-ren kooperiert hast?(lacht) Ehrlich gesagt, hat sich keiner der beiden dazu geäußert. Die beiden haben nie nette Sachen über den anderen zu sa-gen, aber die Arbeit mit dem Bruder wird nie thematisiert. Weißt du, ich bin mit beiden befreundet, das macht die Sache etwas schwierig. Ich denke, sie sind beide großartige Menschen, aber ihr Verhältnis, oder besser ihr Nicht-Verhältnis, ist eine sehr private Angelegenheit. Das kommt bei uns nie zur Sprache.
2012 ist ein wichtiges Sportjahr mit zwei gro-ßen Events: die Fußball-EM in Polen und
der Ukraine steht vor der Tür und später die Olympischen Spiele in London. Interessierst du dich dafür? Kannst du was mit Fußball anfangen?Auf jeden Fall! Ich mag es, wenn Chelsea gewinnt. Ich würde auch gerne sehen, wenn mein Land den Cup holt. Ansonsten Olympia... Könnte interessant werden, ja. In London wird dieses Jahr ganz schön was los sein. Aber ehrlich gesagt, werde ich wohl eher versuchen es zu umgehen und zu flüchten.
Bekommst du die Vorbereitungen zu Olympia bereits mit? Nein, im Moment noch nicht. Das findet sowieso alles eher in East London statt, ich lebe im Westen. Aktuell merke ich kei-nen Unterschied.
Hypothetische letzte Frage: Wenn du deine Karriere noch mal starten könntest, würdest du etwas anders machen?Nein. Ich würde es genauso noch mal ma-chen... allerdings noch mehr davon!
Paul, wir danken dir für dieses Gespräch. ~
Out Now: Paul Weller – Sonik Kicks (Cooperative Music)
28 — Style League Buyer’s Guide
Fußball ist in weiten Teilen Europas Volkssport Nummer Eins. Seit der Professionalisierung des Spielbetriebs Anfang des 20. Jahrhunderts in England und der Mobilisierung der Massen zum Besuch der Stadien entstanden in den Fanblöcken über die Jahrzehnte diverse Subkulturen wie Kutten, Ultras oder Hooligans. Haupterkennungsmerkmal dieser Gruppen war und ist die Kleidung. Die klassischen Kuttenträger der siebziger und achtziger Jahre in Deutschland pflegten den modischen Super-GAU. Mit Aufnähern bestückte Jeanswesten, das ungepflegte, lange Haupthaar, der obligatorische Schnauzbart. Doch aus der Fußballstadionkultur ist auch eine Subkultur hervorgegangen, die sich weniger auffällig kleidet und den gepflegt-arroganten Habitus einer elitären Avantgarde mit teuren Markenklamotten auszudrücken weiß. Die Rede ist von der Casual Culture, die Anfang der achtziger Jahre aus England nach Deutschland herüberschwappte.
FUSSBALL, RANDALE UND MODE
It’s a Casual Lifetext Jonas Gempp
30 — Style League Buyer’s Guide
Von Anfang an spielte hoch emotiona-lisierter Fanatismus beim Fußball eine große Rolle. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es bei Derbys in Groß-britannien zu Ausschreitungen. Später folgten die Jugendrandalen der fünfziger und sechziger Jahre im Rahmen von Rock-konzerten und eben samstags und sonn-tags in den Stadien. Auch in Deutschland kam es vermehrt zu gewaltsamen Ausei-nandersetzungen verfeindeter Fangrup-pen. Als Folge zunehmender Polizeiprä-senz und eines harten Vorgehens gegen die Beteiligten der wochenendlichen Fanausschreitungen Mitte der achtziger Jahre wurde von Teilen der Fanszene – den englischen Vorbildern folgend – die Montur des betrunken grölenden Fuß-ballfans abgelegt, um nicht mehr sofort als potentieller Störenfried ausgemacht zu werden. Ein akkurates Äußeres und Mar-kenkleidung sollten es der Polizei schwer machen, gewaltbereite Fußballfans auf den ersten Blick zu erkennen. Das war die Geburtsstunde der Casual Culture, die vor allem in Großbritannien das Bild der Fan-kultur abseits des normalen Fans prägte.
Der englische Autor und Falkland-Veteran Dougie Brimson ist Anhänger des Watford FC, war jahrelang Hooligan und hat seine Erlebnisse unter anderem in dem Kurz-film It’s A Casual Life verarbeitet. Für den Kinofilm Greenstreet Hooligans mit Elijah Wood assistierte er beim Schreiben des Drehbuchs, er selbst hat drei Romane geschrieben. Anfang der achtziger Jahre kam er das erste Mal mit der Casual Cul-ture in Berührung: „Es muss so um 1980 rum gewesen sein, als ich das erste Mal gut gekleidete Lads im Block sah. Ihr Sty-le überraschte mich, aber es dauerte noch ein Jahr, bis ich begann, mich so zu klei-den und mein erstes Stück zu kaufen: ein gelb-blaues Polohemd von Fila. Es war wunderschön.“ In den folgenden Jahren wurde Brimson ein begeisterter Stadi-ongänger und entwickelte ein Gespür für die spezielle Mode und Marken, die es zu tragen galt. In diesen Tagen war ein gepflegtes Äußeres im Stadion zwangs-läufig mit Hooliganismus verknüpft: „In den Anfangsjahren gehörten Gewalt und Casual Culture fest zusammen. Man muss sich klarmachen, dass es wahrscheinlich die einzige Jugendkultur ist, die nicht auf einen Musikstil zurückgeht, daher waren
Fußball und Randale die Hauptbezugs-punkte.“
Unter dem subkulturellen Aspekt der Aneignung ist das etwa vergleichbar mit der schwarzen amerikanischen HipHop-Kultur, die klassische Preppy-Statussymbole adaptierte, was sich vor allem im Tragen von Tommy Hilfiger-Klamotten Mitte der neunziger Jahre ausdrückte. Auf der Insel kamen und blieben vor allem klassische britische Marken wie Burberry, Aquascutum, Henry Lloyd, Hackett, Paul & Shark oder Lyle & Scott in Mode.
Bis Mitte der achtziger Jahre sprach man in Deutschland von Fußball-Rowdys oder Fußball-Rockern, die für Ausschreitun-gen und Gewalt verantwortlich waren. Mit der Formulierung des Begriffs „Hoo-ligan“ änderte sich das Erscheinungsbild der erlebnisorientierten Fußballfans. Vor-reiter war auch hier der britische Fußball. Schon zehn Jahre zuvor hatten die Fans des FC Liverpool neue, bis dato unbekann-te Marken von Europacupspielen in Italien mitgebracht und für neue modische Im-pulse auf den Rängen gesorgt: „Ich liebte diese Klassiker... Diadora, Fila, Ellesse und Sergio Tacchini, aber natürlich auch die ob-ligatorischen Adidas Trainers“, schwärmt Brimson. Längst diente die bewusste Ausstattung mit teuren Markenklamotten nicht mehr nur dem ursprünglichen Ziel der Tarnung, sondern wurde elementa-rer Bestandteil, sich selbst als Elite zu verstehender Fangruppierungen, die die handfeste Auseinandersetzung mit gegne-rischen Fans suchte.
Die bevorzugten Marken änderten sich im Laufe der Jahre. In Deutschland wurden Anfang der neunziger Jahre zu Adidas-Torsion-Sneakern und Diesel-Saddle-Jeans Chevignon-Jacken über Best-Company- oder Iceberg-Pullovern getragen, in Groß-
Style League Buyer’s Guide — 31
britannien wurde das Augenmerk zuneh-mend auch auf Brands gerichtet, die sich eigentlich an eine solvente, sehr traditio-nalistische Upperclass-Kundschaft wen-deten. Unter dem subkulturellen Aspekt der Aneignung ist das etwa vergleichbar mit der amerikanischen HipHop-Kultur, die klassische Preppy-Statussymbole ad-aptierte, was sich vor allem im Tragen von Tommy-Hilfiger-Klamotten Mitte der neunziger Jahre ausdrückte. Auf der Insel kamen und blieben vor allem klassische britische Marken wie Burberry, Aquascu-tum, Henry Lloyd, Hackett, Paul & Shark oder Lyle & Scott in Mode. Zu zeitlosen Klassikern entwickelten sich aber auch Kleidungsstücke französischer und ita-lienischer Firmen wie Lacoste oder Stone Island, deren charakteristischer Kompass-Badge am linken Ärmel Ende der Neunzi-ger schnell zum Markenzeichen der Casu-al & Hooligan Culture avancierte.
Eine zunehmende Etablierung und Popu-larisierung dieses Kleidungsstils und dem damit verbundenen Hang zur Gewalt-bereitschaft brachte den Casuals einige Schwierigkeiten ein: Ende 2003 begannen Pubbesitzer in England, an Spieltagen An-hängern den Zutritt zu verweigern, wenn sie Logos bestimmter Marken trugen. Da sich inzwischen sogar schon Gruppen gewaltaffiner jugendlicher Anhänger des Portsmouth FC voller Stolz House of Burber-ry nannten, reagierte Burberry, um einen Imageschaden abzuwenden. Sie stellten die Produktion der beliebten Baseballcaps mit dem charakteristischen Nova Check-Muster gänzlich ein. Ganz im Gegensatz zu Stone Island, die ihre treue Teilzielgrup-pe mit einem inzwischen eingestellten Fußballblog zu binden versuchte.
Aber auch innerhalb der Casual-Szene wuchs die Abneigung gegenüber einer neuen Generation von Casual-orientierten Burberry Muppets. Deren Markenfimmel sorgt bei Dougie Brimson nur für Kopf-schütteln: „Einige Casuals verstehen ihre eigene Kultur nicht. Bei Casual ging es nie nur und ausschließlich um Labels, son-dern darum smart, selbstbewusst, aber auch arrogant aufzutreten. Es geht nicht darum, die Leute zu informieren, was man trägt, sondern du selber musst wis-sen, was du trägst und wie du es trägst. Ich habe großartig gekleidete Lads gese-
hen, bei denen hast du nirgends ein Logo oder einen Schriftzug erblicken können, aber dennoch ist klar, dass sie einfach gute Stücke tragen, einfach weil sie dem Casual-Gedanken verpflichtet sind. Als Casual geht es um eine gewisse Haltung.“
Auch wenn Brimson inzwischen Famili-envater ist, sich von Gewalt distanziert und nicht mehr jeden neuen Trend mit-macht, spielt die Frage nach der angemes-senen Kleidung für ihn nach wie vor eine große Rolle: „Ich habe die Klassiker der Anfangstage geliebt. Heute trage ich vor-nehmlich Lacoste, denn das ist die einzige Marke, die es geschafft hat, durchgängig hochwertige Sachen zu produzieren. Au-ßerdem sammle ich Adidas Gazelle.“
Beim Schuhwerk gibt es in England kaum eine zweite Meinung. Auch wenn durch-aus Marken wie Clarks, Red Wing oder Timberland getragen werden, ist Adidas in Sachen Sneaker der unangefochtene Liebling der Szene. Das war in Deutsch-land ähnlich: Adidas Torsion, am liebsten in Babyblau, waren in den Neunzigern ein absolutes Muss zur Chevignon-Jacke und der Karottenhose. Seit einigen Jah-ren spielen neben New Balance in allen möglichen Ausführungen auch Nike Air Max eine immer größere Rolle. Vor allem das Auftauchen der Ultras in deutschen Stadien und ihre Dominanz als eine der größten und anziehungsstärksten Sub-kulturen in Deutschland im Jahr 2012 hat die Stadionmode verändert und die An-zahl der gut gekleideten Casuals sinken lassen. Der Einheitslook, bestehend aus Jogginghose, Bauchtasche und schwarzer Überziehjacke dominiert die deutschen Fankurven. In England trauert Dougie Brimson der guten, alten Zeit nach: „Die Szene hat sich komplett verändert. Natür-lich gibt es noch eine Menge Casuals, aber im Vergleich zum Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger ist sie nicht mehr so edgy. Eine Ausnahme sind die besonde-ren Spiele, dann kommen all die Alten aus ihren Löchern und es ist ein bisschen wie früher. Ich liebe solche Tage…“ ~
Auch für diese Ausgabe hat sich unser Team wieder auf die Suche nach
schönen, besonderen und unverzichtbaren Produkten gemacht. Wie zum
Beispiel ein Holzwürfel, der Platz für ganz persönliche Heiligtümer bietet.
Oder ein ganz persönlicher, aus verschiedenen Scotches hergestellter Whisky.
Oder eine Elektrokettensäge aus dem Hause Lamborghini. Oder vieles andere
mehr. Herausragende Produkte, die nicht überall zu haben sind.
Wärmstensempfohlen
42 — Style League Buyer’s Guide
FieldCandy, ein Zelt-Label aus Großbritanni-
en, vertreibt die einfallsreichsten Designs, die
je auf mobile Behausungen gedruckt wurden
– ja, sogar Stencils und Tags von Streetartists
wie Banksy oder BLU sehen neben einem die-
ser Zelte ziemlich langweilig aus! Denn der
FieldCandy-Camper findet sich beispielsweise
plötzlich eingehüllt in einem XXL-Clubsand-
wich. Oder in einer Schafswiese – inklusive den
Tieren. Oder im leicht abgewetzten Union Jack.
Oder in einer Backsteinmauer. Oder in einem
aufgestellten, überdimensionalen Buch. Oder
in einem bereits dreimal um die Welt gereisten
Lederkoffer mit Stickern oder...
Die Designs werden von einem Heer an Gra-
fikern, Künstlern, Artdirectors und anderen
visuellen Gestaltern entworfen. Eines der
neuesten Zelte wurde beispielsweise von Ter-
ry Pastor, der sich mit den Covern von David
Bowies legendären Alben Hunky Dory und Ziggy Stardust einen Namen machte, kreiert. Auch die
Kinderbuchillustratorin Emily Golden Twomey
und der Interaktionsdesigner Jack Maxwell leg-
ten bereits Hand an.
Jedoch geht es bei diesen Zelten nicht nur
darum, die meisten Blicke auf sich zu ziehen,
sondern auch um Funktionalität – schlussend-
lich sollen die Dinger in erster Linie vor Kälte
und Nässe schützen. Und dafür sorgt eine alt-
bekannte Formel: Das Außenzelt der Behau-
sung besteht aus reißfestem und wasser- sowie
winddichtem Polyester, lässt also nichts Uner-
wünschtes ins Zelt eindringen. Das Innenzelt
hingegen wird ausschließlich aus natürlicher
Baumwolle hergestellt; so kann die Luft im
Innern zirkulieren und bleibt entsprechend
frisch. Die Zelte sind im FieldCandy-Webshop
ab 395 Britischen Pfund erhältlich. (RB)
www.fieldcandy.com
süsses auf dem zeltPlatzCampen mit Field Candy
Das Hotel Michelberger ist nicht nur bei Berlin-
Besuchern und Künstlern als Schlafstätte,
sondern auch bei Einheimischen als Party-Lo-
cation beliebt. Was lag da also näher, als einen
hauseigenen Drink zu kreieren? Weil es in der
Hauptstadt schnell gehen muss, gibt man sich
gar nicht erst mit Niedrigprozentigem ab. In
Zusammenarbeit mit der Preußischen Spiritu-osen Manufaktur entstanden so nach uralten
Rezepten zwei Schnäpse: 35 Prozent Alkohol-
gehalt hat der Kräuterlikör, 45 Umdrehungen
der Anis-Schnaps. Ersterer fl ießt mit Enzian,
Koriander und Vanille sanft den Rachen runter,
letzterer peppt Müde mit Anis, Salbei und Pfef-
ferminz wieder auf. Das Design stammt aus den
hauseigenen Studios. Na denn: Prost! Preis: 25
Euro pro Flasche, erhältlich im Michelberger Ho-tel, Warschauer Straße 39-40, Berlin. (BL)
www.michelbergerbooze.com
der hausbrandSchnaps vom Hotel Michelberger
UNSERE FAVORITEN
Tesla Motors wurde 2003 im Silicon Valley von
einer Gruppe unerschrockener Ingenieure mit
dem erklärten Ziel gegründet, Elektroautos
sexy und effi zient zu machen. Mit dem Tesla Model X stellt das mittlerweile 1.400 Mitarbei-
ter starke Unternehmen nun einen Wagen an
der Schnittstelle zwischen SUV und Minivan
vor – mit Elektromotor, versteht sich. Dieser
beschleunigt den Wagen von 0 auf 100 km/h
in lediglich 4,4 Sekunden! Das Beste an Teslas Model X sind aber die Flügeltüren, die den Wa-
gen auch optisch von der Konkurrenz abheben.
Produziert wird leider erst ab Ende 2013, vor-
bestellen kann man aber bereits jetzt. Preis: ab
50.000 US-Dollar. (RB) www.teslamotors.com
suv + minivanTesla Model X
Warum in aller Welt ist es so wahnsinnig
schwierig, eine gute Badehose zu finden,
die Qualität mit schlichtem Design und op-
timaler Passform verbindet? Auf diese heilige
Dreifaltigkeit legen die meisten Männer gro-
ßen Wert. Badehosen müssen perfekt sitzen,
widerstandsfähig sein und natürlich gut aus-
sehen – also keine labbrigen Hawaiishorts,
Klötenkiller oder Ähnliches. Mit Badeshorts
von Onia kann man was dagegen unterneh-
men, zum Beispiel mit der Amaury Board Short in wunderbarem Ozean-Blau, die auch in
Schwarz, Rot oder sonnengegerbtem Orange
erhältlich ist. Preis: 130 US-Dollar. (PF)
www.onia.com
schön wie der ozeanOnia Amaury Board Short
ein vans wird erwachsenThe Pritchard
Du fühlst dich zu alt für einen Skater, aber zu
jung für Ledersohlen an den Füßen? Dann hat
Vans genau das richtige Schuhwerk für dich.
Die Treter der OTW-Linie („Off The Wall“) der
legendären Skate-Brand verfügen zwar über
den lässigen Komfort eines Skate-Schuhs, un-
terscheiden sich aber in Design und Ästhetik
erheblich davon – Vans für Erwachsene sozu-
sagen. Verwendete Materialien sind Glatt- und
Wildleder, für Frühjahr und Sommer 2012 gibt
es neun Modelle. Unser Favorit ist der Pritchard
aus Nubuck und kostet knapp 100 Euro. (BL)
www.vans.de
Style League Buyer’s Guide — 43
44 — Style League Buyer’s Guide
Es war eine erfreuliche Entdeckung, als wir
mehr oder weniger zufällig über die Seite von
Bureau of Trade gestolpert sind. Wir waren
sofort hin und weg, zutiefst begeistert, end-
lich gefunden zu haben, wonach wir schon
immer gesucht haben: ein schön aufbereitetes
Blog, das täglich Seiten wie eBay oder Craigs-list durchkämmt, um solche Schätze zu fi nden
wie zum Beispiel einen 1974 Mercedes Benz S600
Pullmann für stolze 255.000 US-Dollar oder The Black Book von Robert Mapplethorpe für schlap-
pe zehn US-Dollar. (PF)
www.bureauoftrade.com
ein wahrer vintage-finderBureau of Trade
UNSERE FAVORITEN
Grillen ist mehr als Kohle aufschütten und ein
paar Nackensteaks auf den Rost klatschen. Gril-
len ist eine Wissenschaft für sich. Damit nichts
schief geht, das Steak mit der richtigen Flammen-
intensität geküsst wird und der BBQ-Freude
nichts im Wege steht, gibt es den Grillslinger.
Klingt nach wildem Westen, Männerblut und
Gefahr? Zu Recht, denn der Grillslinger ist ein BBQ Belt, dessen Äußeres durchaus an Pistolengürtel
erinnert. Dort fi nden Messer, Zange und Wender
Platz, um bei Bedarf sofort eingreifen zu können.
Außerdem gibt es noch Fächer für Grillgewürze,
Getränke, Handy oder Flaschenöffner. Erhältlich
bei www.bbq-heaven.de für 79,90 Euro. (JG)
alles sofort zur handGrillslinger BBQ Belt
Das Parfumhaus Penhaligon’s wurde unter
Queen Victoria in London in Zeiten purer
Dekadenz gegründet. Wer sonst könnte ein
Eau de Toilette auf den Markt bringen, das
sich laut eigener Beschreibung vor der Ikone
unter den Spirituosen verbeugt, dem Lon-don Dry Gin. Juniper Sling ist eine Hommage
an die Bright Young People, einer Gruppe fei-
erlustiger, aristokratischer Bohemiens im
Machtzentrum des britischen Empire in den
1920ern, zu der zum Beispiel auch der Foto-
graf Cecil Beaton zählte. Das Duftwasser ist
für alle, die den Geist dieser Zeit auch heute
versprühen wollen, ob Mann oder Frau. Die
Kopfnote besteht aus Wacholderbeere, Zimt
und Orange-Brandy, die Herznote kommt
ledrig und pfeffrig daher. Das Ganze wird
unterlegt mit dem Duft von braunem Zucker
und Sauerkirschen. Also genau das Richtige
für Freunde von langen Nächten. Ab sofort
fängt der Aperitif schon beim Zurechtmachen
an. Cheers! Eau de Toilette 50ml für 95 Euro.
(BL) www.penhaligons.com
aPeritif für die hautJuniper Slingverlosung!
Dieses Produkt verlosen wir ab dem 4. 6. 2012 auf
www.styleleague.net
Raf Simons steht für klar defi nierte Mode ohne
Kompromisse. Im vergangenen Jahr wusste der
Jil Sander-Chefdesigner mit einer Kollektion zu
überraschen, die an eine synthetische Eisdiele
erinnerte. Er verteilte im Chaosprinzip Neon-
töne auf Hosen, Hemden und Pullovern, was
bis dato nicht zum sonst für seine Subtilität
bekannten Männerrepertoire des belgischen
Visionärs gehörte. Während er letzten Sommer
für Jil Sander noch den klassischen Derby-Schuh
mit fl uoreszierender Sohle im Farbverständnis
von Walt Disney kombinierte, brilliert die aktu-
elle Variante vor allem durch Understatement,
Maskulinität und unaufgeregten Luxus. Gese-
hen bei Mr Porter für 950 Euro. (PS)
www.mrporter.com
understated blingRaf Simons Chain Derby Shoes
Style League Buyer’s Guide — 45
Unordnung im Koffer: Hate it! Zerknitterte
Hemden tragen, wenn auf Reisen: Hate it! Frem-
de Koffer versehentlich vom Kofferband am
Flughafen mitnehmen, weil einer der anderen
Fluggäste das gleiche Gepäckstück besitzt: Hate
it! Kaputter Reißverschluss am Koffer nach dem
ersten Gebrauch: Hate it! Gepäckbestimmungen
der Fluggesellschaften: Hate it! Die mitreisende
Partnerin hat den Größeren: Hate it!
All diese Frustrationen, die den Urlaub noch vor
Ankunft am Reiseziel zu einer Enttäuschung ma-
chen können, werden mit einem Journeyman von
Method Furniture ganz einfach aus der Welt ge-
schafft. Natürlich kann dieses Gepäckstück nicht
von der Stange kommen: Die nur auf Anfrage her-
gestellte Seekiste wird aus über 600 Einzelteilen
von Hand zusammengebaut – eine Arbeit, die
locker 300 Stunden dauern kann. Diese Zeit neh-
men sich die Möbelbauer von der schottischen
Schreinerei jedoch gerne, denn Method ist der
Weg genauso wichtig wie das Ziel.
Die Macher des Labels sind übrigens Marissa,
eine nach immer neuen Herausforderungen
suchende Architektin, und Callum, ein traditi-
onsbewusster und materialbewusster Tischler.
Mit dem Projekt Method Furniture versuchen die
beiden scheinbare Gegensätze miteinander zu
verbinden. So steht in dieser Tischlerei Design
auf Augenhöhe mit Handwerk, modern geht
Hand in Hand mit traditionell und ländlich ver-
trägt sich sehr gut mit urban. Diese Verbindun-
gen gelingen allen Kreationen im Portfolio des
schottischen Hauses – sei es der an die Arts and Crafts-Bewegung erinnernde Stuhl Grand Royal, das nach Bauhaus schreiende Sideboard Flux
oder eben der Journeyman. Letzterer ist jedoch
eindeutig Method Furnitures stärkster Wurf:
Einzigartig, robust, geräumig, massiv – also im
Grunde alles, was das Reisegepäck hergeben
muss. Darüber hinaus macht das Stück daheim
als Möbel eine sehr gute Figur. Preis: ab 13.500
Euro. (RB)
www.methodfurniture.co.uk
die rückkehr der seekisteMethod Furnitures Journeyman
52 — Style League Buyer’s Guide
Man sollte keinen Hehl daraus machen: Fi-xies are a hipster’s best friend. Das bedeutet aber
nicht, dass diese Art von Fahrrädern lediglich
ein Mode-Phänomen wäre. Denn lange bevor
sich junge, mit Hornbrille, lustiger Gesichts-
behaarung und farbigen Sneakers ausgerüstete
Menschen für diese Räder interessierten, wur-
den sie in unscheinbaren Werkstätten gefertigt;
natürlich mit viel Liebe zum Detail und unfass-
barem Handwerkswissen und -können. Einer
der Altmeister dieser Disziplin ist der 72-jähri-
ge Japaner Kusaka. In einem kargen Schuppen
irgendwo in Akashi, einer alten Burgstadt an
der Südküste der Präfektur Hyõgo, stellt Kusa-
ka Räder für Keirin-Fahrer (Keirin ist eine aus
Japan stammende Disziplin des Bahnradsports,
die seit 2000 auch bei den Olympischen Spie-
len ausgetragen wird) her. Und das schon seit
Jahrzehnten.
Kein Wunder, dass The Kinfolk Bicycle Co., ein
von vier Freunden aus den USA gegründetes
Unternehmen, das sich den Vertrieb von Qua-
litätsrädern zum Ziel gesetzt hat, auf Kusaka
aufmerksam wurde. Es war Nemoto, selber
ein Fahrradbauer aus Tokio, der wegen eigener
Kapazitätsengpässe die Radenthusiasten von
Kinfolk zu Kusaka schickte. Dieser willigte ei-
ner Zusammenarbeit ein und so entstehen seit
2008 einzigartige und hochwertige Fixies. Zur
Einzigartigkeit trägt mitunter der in Hollywood
ansässige Künstler Tazroc bei – bereits drei Mo-
delle hat dieser von Hand bemalt.
Natürlich wurden Medien wie Treadlie, UK Observer Magazine oder Fixed Magazine auf die
exklusiven Fahrräder von Kinfolk aufmerksam.
Wallpaper* würdigte 2010 die amerikanisch-
japanische Kollaboration mit dem hauseigenen
Design Award in der Kategorie Best Ride. Und
Sportwarenhersteller Nike wiederum wollte un-
bedingt ein Kinfolk Fixie bei dessen interdiszi-
plinären und interkontinentalen Benefi zrennen
Red Tied Together dabei haben.
Fernab und wenig beeindruckt von diesem
Rummel baut die Kinfolk Bicycles-Crew mit
Kusaka und Co. weiterhin Qualitätsräder – auch
dann noch, wenn die Faszination der Hipster
wieder abfl acht, beziehungsweise dem nächs-
ten Objekt gelten wird. Um es mit den (leicht
abgewandelten) Worten der Postrocker von
Mogwai auszudrücken: Fixies never die, but hips-ters will. Erhältlich ab 3.000 Euro. (RB)
www.wegotways.com/kinfolkbicycles/
fixies never die, but hiPsters willThe Kinfolk Bicycle Co.
Mal ehrlich: So manches Gläschen hat uns über
den einen oder anderen Kummer hinweg ge-
tröstet. Mit den Good Grief Glasses lässt sich
die Alkoholmenge je nach Gemütslage dosieren
oder umgekehrt, der Grad der Verstimmung
mithilfe der Messskala ablesen. Die puristi-
schen Whiskygläser aus Kristallglas begleiten
Trauerklöße durch die fünf typischen Phasen
von Kummer – von oben nach unten versteht
sich. Also: Wenn schon Trübsal blasen, dann
mit Stil und nach Maß! 38 US-Dollar. (KG)
www.jackspade.com
exakt trübsal blasenGood Grief Glasses
Gin Mare ist der erste mediterrane Gin welt-
weit. Der edle Tropfen wird in einem kleinen
Fischerdorf südlich von Barcelona hergestellt,
seinen frischen Geschmack erhält er durch die
vier typischen Mittelmeergewächse Rosmarin,
Thymian, Basilikum und Arbequina-Oliven. Gin Mare eignet sich zum Mixen von Longdrinks
und Cocktails, ist aber auch pur ein Hochge-
nuss. Selbst Daniel Brühl kann nicht die Finger
davon lassen und lässt seine Bar Raval in Berlin
mit den Produkten von Vinogusta ausstatten.
39,90 Euro. (KG)
www.vinogusta.com
mediterrane frischeGin Mare aus Spanien
UNSERE FAVORITEN
Style League Buyer’s Guide — 53
hang loose deluxeDedon Nestrest
Da haben sich die Designer Daniel Pouzet und
Fred Frety was ganz Feines einfallen lassen:
Nestrest ist eine Art futuristische Kreuzung aus
Gartensofa und Hängematte, eine durch natür-
liche Formen, Texturen und Farben inspirierte
All-in-One-Ruheoase, die den Ruhesuchenden
auf ultimative Weise „aufhängt“. Dank seiner
organischen, schützenden und gleichzeitig of-
fenen Verarbeitung schickt dieses Objekt die
herkömmlichen gepolsterten Sitzgelegenheiten
in die Dinosaurier-Abteilung und wiegt den
glücklichen Besitzer formvollendet der sorgen-
losen Zukunft entgegen. Die luftige Lounge ist
ein wunderbarer Ort, um sich einfach mal fallen
zu lassen. Zugegeben, fallen wäre unter diesen
Umständen womöglich weniger angenehm,
man lasse vorsichtshalber einfach die Seele bau-
meln. Nestrest gibt es in Weiß oder Beige, zum
Aufhängen oder Hinstellen. 8.400 Euro. (KS)
www.dedon.de
UNSERE FAVORITEN
Nur wenige Schritte von der Isar entfernt liegt
das Münchner Atelier der Schmuckdesignerin
Saskia Diez. An ihrem Ufer werden die Steine
für die gleichnamige Schmuckserie gefunden.
Die Farben variieren dabei von Schwarz über
verschiedene Grauschattierungen bis hin zu
Beige oder Weiß. Mal mit, mal ohne Maserung
werden die Steine in einer Edelsteinschleiferei
geschliffen und poliert und im Anschluss im
Atelier Diez zu Manschettenknöpfen weiterver-
arbeitet. Die Gegenkugel ist aus Silber und je-
des Stück ein Unikat. Wer Glück hat, der fi ndet
ein Paar wie oben abgebildet, das an die legen-
dären Grundig Audiorama-Boxen aus den Sieb-
zigern erinnert. Preis: 129 Euro pro Paar. (BL)
www.saskia-diez.com
obJets trouvésManschettenknöpfe von Saskia Diez
Eines der beeindruckendsten Gadgets in alten
James Bond-Filmen waren Minikameras, die im
Auftrag ihrer Majestät geheime Dokumente ab-
lichteten und sich in Kugelschreibern oder Feu-
erzeugen verbargen. Inzwischen hat auch Otto
Normalverbraucher in seiner Freizeit die Mög-
lichkeit, den Agenten zu spielen oder spontan
Schnappschüsse zu machen, ohne eine normale
Digitalkamera mit sich rumzuschleppen. Zum
Beispiel mit der Clap. Diese überträgt über den
USB-Stick die Fotos in Nullkommanix auf den
Computer und lässt sich über diesen auch auf-
laden. Mit einer 2GB–Speicherkarte lassen sich
rund 8.000 Fotos speichern. Der fröhlichen
Jagd auf Goldfi nger steht also nichts mehr im
Wege. Preis: 45 Euro. (JG) www.superheadz.com
in geheimer missionClap USB-Kamera
oscar wildes rückkehrAcne Dandy Cotton Blazer
Er ist schwarz, hat einen Rückenschlitz, zwei
Blazer-Knöpfe, eine schräge Brusttasche sowie
zwei Pattentaschen und ist innen komplett aus-
gekleidet – ein wunderbar dandyhaftes Klei-
dungsstück mit klassischen Details. Ein Blazer,
den man genauso gut zum Ausgehen tragen
kann, wie auch für den kurzen Sprung zum
Spätkauf. Wir fi nden das Teil verlockend. In
diesem Sinne überlassen wir Oscar Wilde das
Resümee: „Allem kann ich widerstehen, nur
der Versuchung nicht.“ Gesehen im SOTO Store
für 339 Euro. (PF)
www.sotostore.com
56 — Style League Buyer’s Guide
Der Ire J.W. Anderson entwirft genderüber-
greifende Streetwear mit Charakter und Tiefe,
zum Wohlfühlen und miteinander teilen. Die
Kollektionen des Modedesigners stehen unter
dem romantischen Aspekt, dass SIE schon mal
IHM mit ihrer Garderobe aushelfen kann und
umgekehrt. Unisex als Basis für die Liebe.
In Washington D.C. machte der junge Designer
die ersten Erfahrungen mit Mode auf amerika-
nischem Boden. Seine Handschrift lässt sich am
besten als „Uptown-Grunge“ mit einer Prise
Romantik beschreiben. Dabei entzückt er mit
dramatischem Stilgefühl und seiner Vorlie-
be für Kontraste, wie die Ringe aus massivem
Horn mit mal mehr, mal weniger zimperlichen
Gravuren (wie etwa Hate, Assassin, I’m with you, 9¢ off oder wie hier abgebildet I like bikes) un-
ter Beweis stellen. Inzwischen sind sie fester
Bestandteil seiner Kollektion. Trägt man jeden
der jeweils zweieinhalb Zentimeter breiten
Ringe gleichzeitig, läuft man sicher Gefahr, mit
der Werbetafel eines Alanis-Morissette-Songs
verwechselt zu werden. Behutsam eingesetzt
aber sehen sie wahnsinnig cool aus. 55 Britische
Pfund. (PS) www.togsandclogs.com
stimmungsring 2.0I like Bikes
UNSERE FAVORITEN
Wer kennt sie nicht, die ewig nörgelnden Fein-
schmecker: der Fisch zu durch, das Fleisch zu
roh, der Wein zu sauer. Da kann man nur noch
„Dann mach’s halt selbst!“ entgegnen. Aber kein
Problem – zumindest nicht, wenn es um Whis-
ky geht. Beim Whisky Blender stellt jeder seinen
eigenen Blend aus sieben verschiedenen Scot-
ches her. Die Geschmacksrichtungen sind ein-
fach beschrieben und auch für Laien verständ-
lich (Burnt Puddin’ oder Taste of the Sea) und
werden in die maskulinste Flasche abgefüllt, die
ein Whisky je von innen gesehen hat. Ab 45 Bri-
tischen Pfund. (BL) www.whiskyblender.com
die Persönliche noteWhisky Blender
Aus der neuen G-Shock-Kollektion sticht für
Freunde der dezenten Accessoires das soge-
nannte Solid Colours Pack heraus. Neben einer
DW-6900 und der GD-100 (beide ganz in weiß)
und dem schwarzen Hybridmodell GA-120 ge-
hört noch das hier abgebildete, klassische DW-5600-Modell in schön mattem Schwarz dazu.
Unser Favorit ist stoßfest und wasserdicht bis
200 Meter, verfügt neben Stopp- und Timer-
funktion über Multifunktionsalarm, automati-
schem Kalender und einen Illuminator für die
Zeit im Dunkeln. Preis: 89 Euro. (CDB)
www.g-shock.eu
black is beautifulG-Shock Solid Colors Pack
Eine App, die Songplaylisten auf Basis der aktu-
ellen Stimmung erstellt – wie das? Entwickelt
von Gravity Mobile und Gracenote funktioniert
HABU mittels eines Koordinatensystems mit
zwei Achsen, auf der Songs aus der eigenen Mu-
siksammlung je nachdem, ob sie „positiv“ oder
„düster“ (Y-Achse) und „ruhig“ oder „energe-
tisch“ (X-Achse) sind, geordnet werden. Auf
diese Weise muss man selbst nicht mehr suchen,
HABU kümmert sich um die passende Musik
zur gegebenen Gemütslage. Im Android Market
für 0,75 Euro. Bald auch als iPad-App. (PF)
play.google.com
stimmungsgeladenMusikmapping von Habu
Style League Buyer’s Guide — 57
Was haben Mick Jagger, Audrey Hepburn, Sean
Connery, Ernest Hemingway, Mohammed Ali
und Serge Gainsbourg gemeinsam – mal davon
abgesehen, dass sie entweder nicht mehr unter
uns verweilen oder der Zahn der Zeit an ihnen
nagt? Richtig, sie gehören zu jenen Weltstars
aus Film, Musik und Literatur, deren Coolness
auch über ihren Tod hinaus bestehen bleibt.
Getreu dem Motto „Style is knowing who you are, what you want to say and not giving a damn“,
wie einst der US-amerikanische Schriftsteller
und Drehbuchautor Gore Vidal meinte. Gerne
schmücken wir unsere heimischen Wände mit
Bildern eben dieser Stilikonen, um ihnen unse-
re Bewunderung zu zollen. Nicht selten aber
auch in der heimlichen Hoffnung, dass etwas
Glanz auch auf uns abfällt. Bisher gab es die
Porträts unserer Lieblingsstars entweder nur
als billiges Wandposter in minderwertiger Qua-
lität oder als überteuerte, ungerahmte Drucke
aus Galerien. Mit Sonic Editions ändert sich das.
Das Unternehmen arbeitet mit den weltweit
besten Fotografen und Archiven zusammen
und vertreibt in seinem Onlineshop hochwer-
tige Drucke in limitierter Aufl age. Die einzig-
artige Impossible Cool Collection enthält Porträts
berühmter Ikonen, und das in der gleichen Qua-
lität und Berahmung, wie es für Galerien üblich
ist. Vor allem aber sind sie für Normalsterbliche
bezahlbar. Da es von den Fotografi en weltweit
gerade einmal 50 Stück pro Motiv gibt, wird
man sie auch nicht so schnell bei Freunden und
Bekannten hängen sehen. Alle Bilder sind von
Hand gedruckt und gerahmt sowie mit Zer-
tifi zierungsnummer, Namen des Fotografen
und Geschichte des Bildes auf der Rückseite
versehen. Die Drucke sind als Digital C Types
auf Fuji Crystal Archive-Papier oder Gicleés auf
säurefreiem Papier und mit stabilem Holzrah-
men vorrätig. Die Preise variieren zwischen 79
(ungerahmt) und 109 US-Dollar (gerahmt). (KG)
www.SonicEditions.com/ImpossibleCool
starkult für zuhauseThe Impossible Cool – Sonic Editions
Style League Buyer’s Guide — 61
Foto oben links:
ZERSTäUBER UND PARFUMTRICHTER VON ACqUA DI PARMA, 160 Euro
Foto oben rechts:
NAGELKNIPSER VON RUBIS SWITZERLAND, 49 Euro
GRAVEL COLOGNE VON MICHAEL KNUDSEN, 125 Euro
ACqUA DI PARMA LUxUSRASIERSET, 500 Euro
TAILOR OF OLD BOND STREET – RASIERSEIFE IN HOLZSCHALE, 38 Euro
Foto mittig:
HANDGESIEDETE SEIFE VON MUSGO REAL, 10 Euro
FLORIS – SANTAL, AROMATISCHES BATH & SHOWER, 35 Euro
MARVIS-ZAHNCREME – AMARELLI LICORICE, 9,50 Euro
alles gesehen bei www.ausliebezumduft.de
64 — Style League Buyer’s Guide
Ob die USA wirklich das Land der unbegrenz-
ten Möglichkeiten ist, sei dahingestellt. Sicher
ist, dass die 51 Staaten zum Teil so unterschied-
lich sind, wie die beiden Nachbarländer Kana-
da und Mexiko und deshalb Erlebnishungrigen
eine unbegrenzte Vielzahl an spannenden Rei-
sezielen bieten. Von der Wüste über die Berge
bis ans Meer, von schrägen Kleinstädten bis hin
zu den berühmten Metropolen haben Ameri-
kareisende die Qual der Wahl. Wer sich ein-
mal häppchenweise quer durchs Land arbeiten
möchte, dem bietet die wöchentliche Kolumne
36 Hours der New York Times, die nun gesammelt
in einem praktischen Reiseführer erschienen
sind, die Möglichkeit, ein vollgepacktes Zwei-
tageprogramm zu planen.
Die Autoren der New York Times haben für die
gleichnamige Kolumne jeweils 36 Stunden an
150 Orten in den USA und Kanada verbracht.
Beliebig kombiniert, ergeben diese Tipps viele
wunderschöne Kurzreisen. Die Empfehlungen
sind ungewöhnlich und auch so geschrieben.
Vor allem aber schaffen sie es, das Lebensgefühl
des jeweiligen Ziels genau auf den Punkt zu
bringen; stets mit dem Plan, möglichst viel aus
einem Kurzurlaub herauszuholen. So kann man
erfahren, welche Erkundungen der Autor Sam
Sifton in seinem geliebten Brooklyn vorschlägt,
wie sich David Carr in Minneapolis am liebs-
ten die Zeit vertreibt und was John Eligon in
Harlem empfi ehlt. Die Wege führen von ange-
sagten Clubs in New York und Blues-Pinten im
Mississippi-Delta über versteckte architekto-
nische Perlen in den Hügeln Pennsylvanias zur
Steilküste und Hollywood-Coolness Kaliforni-
ens. Zudem fi nden sich auch einige Abstecher
nach Kanada dokumentiert. So wird die Weite
Nordamerikas schnell zur eigenen Westenta-
sche. Wer eine Reise in die USA plant und noch
keinen endgültigen Fahrplan vor Augen hat,
wird im Buch sicherlich die eine oder andere
brauchbare Anregung fi nden.
Untermalt sind die Geschichten mit wunder-
schönen Illustrationen und rund 1.000 Farb-
fotos aus dem Archiv der New York Times; auch
für alle Daheimgebliebenen ein Augenschmaus.
Zusammengestellt von Barbara Ireland ist 36 Hours im TASCHEN Verlag erschienen und kos-
tet 29,99 Euro. (AK)
www.taschen.com
150 wochenenden in den usa und kanadaThe New York Times: 36 Hours
verlosung!Dieses Produkt verlosen wir ab dem 2. 7. 2012 auf
www.styleleague.net
Style League Buyer’s Guide — 65
Es wandert der Mensch schon seit dem Mit-
telalter und im Zuge der Romantik mit stetiger
Begeisterung. Bergwandern ist besonders in
der Schweiz naheliegend und als gebürtigem
Schweizer dürfte dem vielversprechenden
Jungdesigner Julian Zigerli das Wandern qua-
si in die Wiege gelegt worden sein. Seine erste
Sommerkollektion steht ganz im Zeichen des
einsamen Bergbezwingers, dessen naturgewal-
tige Sehnsucht sich weit über die Täler und
Schluchten der modernen Großstadt spannt.
Hyperfunktionale, detailverliebte Sportswear
aus High-Tech-Materialien trifft auf wild ge-
musterte Prints in Flora- und Fauna-Optik,
Gesamtoutfi ts in leuchtendem Blau und Orange
auf kurze Hosen für luftige Beine. Erinnerungen
an Raf Simons’ SS 2008- und Junya Watanabes SS 2003-Kollektionen werden wach. Das High-
light: eine sommerliche Weste mit eingebautem
Rucksack als besonderes Gimmick. 370 Euro.
(DL) www.julianzigerli.com
für den kosmoPolitenwandererRucksackweste von Julian Zigerli
House of Billiam – das hört sich nach Traditi-
on an, was aber nur bedingt stimmt. Falsch
ist, dass es das Label schon seit Generationen
gibt. Erst 2007 hat es im Londoner Bezirk
Hackney seine Pforten eröffnet (siehe auch
Artikel auf Seite 20 ff.). Richtig ist, dass man
sich bei House of Billiam an britischer Klas-
sik orientiert, die aber vor allem auf beliebte
Sportswear-Mode umgelegt wird. So ist eine
Spezialität des Hauses die College-Jacke mit
ihren typischen Kontrastärmeln. Oft ist der
Korpus aus Stoff, die Ärmel aus Leder – matt
versus glänzend. Einen ähnlich anmutenden
Materialmix wenden die Designer nun auch
auf einen anderen Klassiker der britischen
Garderobe an, den Derby-Schuh. Der Twist:
Auf dem Glattleder ist eine Ferse aus Wildle-
der angebracht, die an einen Brogue erinnert.
Und weil Kollaborationen gerade so angesagt
sind, entstanden die Treter in Zusammenar-
beit mit den Londoner Schuhmachern T&F Slack Shoemakers und werden in Walthamstow
in East London gefertigt. Preis: rund 185 Briti-
sche Pfund. (BL)
www.houseofbilliam.com
moderne traditionDerby von House of Billiam
UNSERE FAVORITEN
Style League Buyer’s Guide — 73
Im Uhrzeigersinn von obens:
ONE-TOUCH PREMIUM KUGELGRILL VON WEBER, 140 Euro
GEMüSEGRILLKORB VON WEBER, 40 Euro
LONG-LASTING PREMIUM BRIKETTS VON WEBER, 13 Euro
PAINMAKER WHISKEy BBq SAUCE, 9 Euro
AUSTRALIAN TOMATO KETCHUP FOR GROWNUPS, 6 Euro
FISCHGRILLKORB VON NAPOLEON, 15 Euro
STEVEN RAICHLEN TURBOCHARGER ZUM SCHNELLEN
MARINIEREN, 27 Euro
3-SEITIGE GRILLBüRSTE VON WEBER, 15 Euro
WEBER HOLZKOHLEZANGE, 40 Euro
JACK DANIELS WOOD SMOKING CHIPS, 12 Euro
alles über Grillshop Berlin
Hohenstaufenstr. 42, 10779 Berlin
www.grill-shop-berlin.de
Stilvoll gekleidet
Wenn herausragende Mode auf starke Persönlichkeiten trifft, kann es
passieren, dass die Umgebung verblasst, bisweilen sogar zu verschwinden
scheint. Für unsere Modestrecke haben sich fünf Schauspieler und
Charakterköpfe in Kleider gehüllt, die von Minimalismus und Zeitlosigkeit
geprägt sind. Auch Hunter S. Thompson besaß die Gabe, zum Mittelpunkt des
Geschehens zu werden, nicht zuletzt durch seine prägnanten Hawaiihemden,
die in dieser Saison in überraschend vielen Kollektionen aufgegriffen werden.
Stipe erceg trägt Hemd und Blazer von YOHJi YAMAMOtO, Shorts von YVeS SAiNt LAUreNt und Sandalen von DAMir DOMA.
into the white
MitFOtOgrAF
MODereDAktiON & StYLiNgHAAre & MAke-Up
Stipe Erceg, Vinzenz Kiefer, Lars Eidinger, Werner Daehn, Franz RogowskiJonas Lindström Dörte Lange, Paul SchlosserCatrin Kreyss
ViNzeNz kieFer trägt einen Anzug von DiOr HOMMe, ein Hemd von DAMir DOMA, Schmuck von WerkStAtt MÜNcHeN und Socken von FALke.
Style League Buyer’s Guide — 91
HEMD Ben Sherman
WESTE Chelsea Farmer’s Club
BLAZER Chelsea Farmer’s Club
HOSE Tommy Hilfiger
GUMMISTIEFEL Hunter, www.chelseafarmersclub.de
KRAWATTE Tommy Hilfiger
MANTEL Pendleton
HOSE Acne
STRüMPFE Falke
SCHUHE Thom Browne, www.soto-store.com
BLAZER Chelsea Farmer’s Club
HEMD, KRAWATTE & EINSTECKTUCH Herr von Eden
98 — Style League Buyer’s Guide
Stilikone HUNTER S. THOMPSON
text: Dörte Lange foto: mueredecine@Flickr
Hunter S. Thompson schoss mit Worten wie mit Gewehren und das am liebsten simultan. Er jagte durchs Leben und schrieb, was er lebte: Wild, maßlos, torkelnd, ganz seinen eigenen Gesetzen folgend, angefeuert von Drogen und Alkohol, immer im Zent-rum der Aktion. Journalistische Distanz als Lüge entlarvend, galt für ihn nur das eigene Erleben. Sein hypersubjektiver Reportage-stil wurde als Gonzo-Journalismus berühmt und zur radikalsten Form des New Journalism. Er steckte immer mittendrin. Als dunkler Ritter der Gegenkultur reiste er in die Alpträume der amerikanischen Gesellschaft und feuerte ihr wie ein Hofnarr den Spiegel entgegen. Er soff und prügelte mit den Hell’s Angels,
lebte seine Paranoia im Roman Fear and Loathing in Las Vegas: A Savage Journey to the Heart of the American Dream aus und jagte sein liebstes Hassobjekt Richard Nixon in Fear and Loathing: On the Campaign Trail ‘72 mit scharfen Wortgranaten aus dem Amt. Schon zu Lebzeiten, gleichermaßen gehasst wie verehrt, wurde der grell gekleidete Desperado mit der Aviator-Brille zur Kultfi-gur und in Filmen verewigt. Hunter S. Thompson brannte, bis er ausbrannte und zu alt war, um auf die Jagd zu gehen. 2006 erschoss er sich in seinem Haus in Woody Creek in den Rocky Mountains mit seiner 45er Magnum. Spaß und Schrecken warteten woanders. ~
HUT: Norse Projects, 55 Pfund
www.oki-ni.com
KETTE: Werkstatt München, 390 Euro
www.werkstatt-muenchen.com
DVD: Where the Buffalo Roam, 9 Euro
www.amazon.de
BUCH: The Curse of Lono, 40 Euro
www.amazon.de
SONNENBRILLE:
Mykita No 1 Sun Cassius, 299 Euro
www.mykita.com
POLOHEMD: Kitsuné, 160 Euro
www.mrporter.com
Style League Buyer’s Guide — 99
Objekt der Begierde DAS HAWAIIHEMD
text: Paul Schlosser
Das Hawaiihemd zählte zu Hunter S. Thompsons prägnantesten Wiedererkennungsmerkmalen. Ein markantes Kleidungsstück, dessen Ansehen wie eine Sinuskurve sinkt und steigt. Seine letzte Glanzzeit hatte es in den 80er Jahren. Hier gab Tom Sel-leck als Privatdetektiv Magnum im farbenfrohen Shirt ein polari-sierendes männliches Modevorbild ab. Parker Lewis, der Coole von der Schule, trug es in der gleichnamigen Sitcom zur Ray Ban, Rockabillytolle und weißen Turnschuhen. In den 90ern verhalf Leonardo DiCaprio dem Textil in Romeo and Julia zu einer kurzen Renaissance; nie hat er wieder so gut ausgesehen wie als junger Spross des Montague-Clans im offenen Hemd.Das verschriene Touristenmitbringsel, das einst als Vorbote der Popkultur galt und im Sommerurlaub gerne mal als pfundiger Farbklecks an Touristen wahrgenommen wurde, erlebt diese Sai-son ein gewaltiges Revival. George Clooney verpasste als gehörn-ter Anwalt im Hawaiihemd in The Descendants nur knapp seinen
zweiten Oscar und auch in der Modebranche scheint man Gefal-len an der tropischen Farbpracht gefunden zu haben. Bei Burberry Prorsum kommt es mit afrikanischen Batikmustern zum Einsatz, Prada beweist mit tanzenden ClipArt-Motiven im Retro-Look auf hellblauem Grund Humor und Viktor & Rolf ge-hen mit weißen Delfinen auf Rosa bis an die Grenzen des guten Geschmacks. Klassische Hawaiimotive mit Palmen- und Feuilla-ge-Prints gibt es dagegen bei Kenzo, Moschino und Jean-Paul Gaul-tier. Dagegen wirkt das psychedelische Strelizien-Rorschach-Mo-tiv, das sich konsequent durch die Sommerkollektion Riccardo Tiscis für Givenchy zieht, wiederum sehr futuristisch. Das Shirt mit dem Lebensgefühl der ewigen Freiheit fällt wesent-lich legerer aus als ein Anzughemd und wird für gewöhnlich über der Hose getragen. Kombiniert mit Leinensakko und leichter Chino lassen sich die hochwertigen Neuinterpretationen jedoch ideal in den Büroalltag integrieren. ~
Im Uhrzeigersinn: Prada, George Clooney, Galliano, Givenchy
100 — Style League Buyer’s Guide
OUR FAVOURITE SHOPtexte: Carlos de Brito, André Uhl fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Shops
Hamburg: PLYPLY ist die Kurzform für Plywood, zu deutsch Schichtholz, das häufig beim Bau von Möbeln verwendet wird. Im gleichnamigen Hamburger Store finden Liebhaber des Vintage- und Industrialdesign exklusive Möbel, Lampen und Dekoratives vorrangig aus den zwanziger bis sechziger Jahren. Eine kleine Auswahl an modernen Designerstücken bildet einen hübschen Kontrast zum übrigen Sortiment. Wer einmal in der Nähe ist, sollte PLY unbedingt einen Besuch abstatten, denn hier kann man wunderbar in die Vergangenheit eintauchen. Möbelklassiker mit einer reizvollen Patina aus der Schulzeit der Großeltern, eine aufwendig restaurierte ehemalige Fahrzeughalle und gar eine alte Korrex-Druckmaschine aus den fünfziger Jahren, auf der heute noch Kunstdrucke in li-mitierter Stückzahl gefertigt werden: All dies gibt es an diesem wunderbar nostalgi-scher Ort im Westen Hamburgs zu entdecken. (AU)
PLY unestablished furniture, www.ply.de
Kleine Rainstraße 44a, 22765 Hamburg
Berlin: do you read me?!Für Liebhaber des bunten, bedruckten Papiers ist do you read me?! ein außerordentlich reizvolles, gleichsam gefährliches Pflaster, zumindest wenn Zeit und Geld knapp sind. Der im Herbst 2008 eröffnete Magazinladen mitten im Berliner Scheunenviertel bietet über 700 ausgewählte Titel mit dem Schwerpunkt auf Mode, Architektur, Fotografie, Kunst und Typografie, aber auch Bücher und Zeitschriften aus den Bereichen Musik, Gesellschaft, Sport, Film und Essen & Trinken und Co. sind dort erhältlich; über 75 Prozent stammen davon aus dem Ausland. Seit Ende 2011 gibt es zusätzlich den Reading Room in der Potsdamer Straße, wo sich neben einem weiteren Shop ein Raum mit Prä-senzbibliothek für Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen dazugesellt. Damit hat sich do you read me?! solch einen festen und selbstverständlichen Platz im Herzen der Magazinliebhaber gesichert, dass man sich fragt: Wo habe ich eigentlich vor 2008 meine Zeitschriften gekauft? (CDB)
do you read me?!, www.doyoureadme.de
Shop: Auguststraße 28, 10117 Berlin, Reading Room & Shop: Potsdamer Str. 98, 10785 Berlin
Fulda: 43einhalbLimitierte oder extravagante Sneakers fernab vom Sportladenmainstream, das ist Me-tropolenbusiness. Denkt man jedenfalls. Doch die Macher hinter dem Blog SNEAKE-RIZED, Mischa Krewer & Oliver Baumgart, beweisen mit ihrem im Sommer 2011 eröff-neten Shop 43einhalb in ihrer Heimatstadt Fulda das Gegenteil. In einem kleinen Laden in der Barockstadt bieten sie ein buntes Sortiment, das von Puma x UNDFTD-Collabos, Jeremy Scotts durchgeknallten Entwürfe für Adidas bis zu limitierten Nikes, Asics und New Balances kaum Wünsche offen lässt. Nun mag die osthessische Stadt für viele nicht auf ihrer Route liegen, aber moderne Jäger und Sammler wissen: Wenn in der Metro-pole alles bereits untern Nagel gerissen worden ist, muss man sich jenseits der urbanen Zentren auf die Jagd begeben. Und das ist im digitalen Zeitalter heute nur noch ein bis zwei Klicks entfernt. (CDB)
43einhalb Sneaker Store, www.43einhalb.com
Peterstor 7, 36037 Fulda
DEUTSCHLAND
Style League Buyer’s Guide — 101
Stockholm: Mr Mudd & Mr GoldAufmerksamen Lesern dieses Magazins ist diese Stockholmer Adresse sicherlich ein Begriff, taucht sie doch in beiden bisherigen Ausgaben auf. Benannt nach einem Song des Country- und Folksängers Townes Van Zandt, steht Mr Mudd & Mr Gold geradezu prototypisch für die Verbindung von skandinavischem Minimalismus und hochwerti-gen, zeitlosen Produkten. Das klare, simpel gehaltene Interieur, in dem unbehandeltes Pinienholz dominiert, lässt Raum für eine feine, handverlesene Palette an Männermode, Accessoires und Gadgets mit einer starken Tendenz zu modischer Work- und Army-wear; allesamt von eher unbekannten und seltenen Herstellern wie z.B. Warehouse, Eric Schedin und Albam. Wem ein Aufenthalt in Stockholm nicht vergönnt ist, der kann auch online shoppen. (CDB)
Mr Mudd & Mr Gold, www.mrmuddandmrgold.com
Åsögatan 174, 116 32 Stockholm, Sweden
Amsterdam: 290 square metersConcept Stores gehören mittlerweile zu europäischen Großstädten wie Touristeninfos oder Tiefgaragen. Meistens geht es darum, eine mehr oder weniger gelungene Mischung von ausgewählten Produkten stylisher Brands anzubieten, um so eine Kundschaft anzu-ziehen, die sich zwischen kreativer Avantgarde und modebewussten Young Professionals bewegt. Manchmal ist es aber auch umgekehrt. So hatte Ido, ein Junge aus Amsterdam, 2001 die Idee, einen Raum bereitzustellen, um kreative Talente zusammenzubringen. Im Laufe der Zeit fanden hier immer häufiger Modenschauen, Lesungen, Ausstellun-gen und schließlich Produktpräsentationen statt. Heute, elf Jahre später, ist 290 square meters einer der weltweit angesagtesten Shops, in dem sogar Nike sein berühmtes Nike ID-Projekt launchte. Ein Concept Store, der diese Bezeichnung mehr als verdient. (AU)
290 square meters, www.290sqm.com
Houtkopersdwarsstraat 3, 1011 NK Amsterdam, Niederlande
Wien: KNIZEDunkle Holzbalustraden, ausladende Orientteppiche, gläserne Schaukästen und Mö-bel im Art-deco-Stil. Jedes Detail verströmt den Atem der Geschichte, mehr klassischer Chic geht nicht. Seit über hundert Jahren erfüllt der Herrenausstatter KNIZE im Mode-Salon Am Graben in Wien die Wünsche einer anspruchsvollen Kundschaft. 1922 wurde KNIZE mit Hilfe des Mode-Designers Ernst Dryden als weltweit erstes Herren-Mode-Label der Moderne berühmt. Seit jeher steht das Traditionshaus für Eleganz, Individua-lität und Zeitlosigkeit. Dass hier nach Maß gefertigt wird, versteht sich von selbst. Und wer immer noch nicht weiß, wo er bei der Suche nach dem eigenen Stil anfangen soll, bekommt hier einen guten Rat gratis mit dazu: „Die unausweichliche Frage nach dem eigenen Stil beginnt mit der Überwindung der Mode.“ Wie wahr. (AU)
Mode-Atelier KNIZE, www.knize.at
Graben 13, 1010 Wien, Österreich
EUROPA
104 — Style League Buyer’s Guide
0-914 oz Berlin, www.14oz-berlin.com290 square meters, www.290sqm.com43einhalb, www.43einhalb.com
AA. D. Deertz, www.addeertz.comA Kind of Guise, www.akindofguise.comAcne, www.acnestudios.seAcqua di Parma, www.acquadiparma.itAdidas, www.adidas.comAkai Professional, www.akaiprompc.comAdvance, www.advance.chAmazon, www.amazon.deAMV BBDO, www.amvbbdo.comAnderson & Shephard, www.anderson-sheppard.co.ukAndroid, play.google.comAngels & Bermans, www.angels.uk.comA.P.C., www.apc.frArea Ware, www.areaware.comAudi, www.audi.deAudio Cubes, www.audiocubes.comAus Liebe zum Duft, www.ausliebezumduft.de
BBarbecue Bible, www.barbecuebible.comBBQ Heaven, www.bbq-heaven.deBeyond Retro, www.beyondretro.comBMW, www.bmw.deThe Boomcase, www.theboomcase.comBrembo, www.brembo.comBurberry, www.burberry.comBureau of Trade, www.bureauoftrade.com
CChampion, www.championusa.comChevignon, www.chevignon.comClarks, www.clarks.deClear, www.realmacsoftware.comCocktail Kingdom, www.cocktailkingdom.com Cocktailian, www.cocktailian.deCollection Rolf Heyne,www.collection-rolf-heyne.deCopenhagen Parts, www.copenhagenparts.comCorpse Corps, www.corpsecorpsboards.comCreature Skateboards, www.creatureskateboards.com
DDamir Doma, www.damirdoma.comDedon, www.dedon.deDeja Vu Refinery, www.dejavurefinery.comDiadora, www.diadora.comDiesel, www.diesel.comDior Homme, www.dior.comDodge, www.dodge.deDover Street Market, www.doverstreetmarket.comdo you read me?!, www.doyoureadme.deDries Van Noten, www.driesvannoten.be
EEllesse, www.ellesse.comEstudio Estres, www.estudioestres.com
FFalke, www.falke.comFerrari, www.ferrari.comFieldCandy, www.fieldcandy.comFila, www.fila.comFilson, www.filson.comFleet Ilya, shop.fleetilya.comFLIP, www.flipskateboards.comFord, www.ford.deFortnum & Mason, www.fortnumandmason.com
GGeorge, Gina & Lucy, www.george-gina-lucy.comGestalten Verlag, www. gestalten.com Goms, www.goms.chGravity Mobile, www.gravitymobile.comGrill Shop Berlin, www.grill-shop-berlin.deGrillslinger, www.grillslinger.com
HHackett, www.hackett.comHamboards, www.hamboards.comHenry Lloyd, www.henrilloyd.comHHV, www.hhv.deHostem, www.hostem.co.ukHouse of Billiam, www.houseofbilliam.com
IIceberg, www.iceberg.comI Don’t Like Mondays, www.idontlikemondays.us
JJack Daniels, www.jackdaniels.comJack Spade, www.jackspade.comJil Sander, www.jilsander.comJulian Zigerli, www.julianzigerli.comJuniper Ridge, www.juniperridge.com
KKasumi, via www.kochmesser.de Kex Hostel, www.kexhostel.is Kitsuné, www.kitsune.frKnize, www.knize.atKoji Tatsuno, www.kojitatsuno.comKruz, www.santacruzskateboards.com
LLabour & Wait, www.labourandwait.co.ukLacoste, www.lacoste.comLazareth, www.lazareth.frles halles, www.les-halles.chLevi’s, www.levis.comLes Ateliers Ruby, www.rubyrider.com
Liberty, www.liberty.co.uk Lillet, www.lillet.comLiving Art Museum, www.nylo.isLN-CC, www.ln-cc.comLogic3, www.logic3.comLookk, www.lookk.comLouis Vuitton, www.louisvuitton.comLove Hulten, www.lovehulten.comLyle & Scott, www.lyleandscott.eu
MMaglite, www.maglite.comMcQ, www.m-c-q.comMerz b. Schwanen, www.merz-schwanen.comMercedes-Benz, www.mercedes-benz.deMesser Freund, www.messerfreund.deMethod Furniture, www.methodfurniture.co.ukMark McNairy, www.markmcnairy.comMichelberger Booze, www.michelbergerbooze.comMidori, www.midori-japan.co.jp Motto Distribution, www.mottodistribution.comMöve, www.moeve-shop.deMr Mudd & Mr Gold, www.mrmuddandmrgold.comMr Porter, www.mrporter.comMulberry, www.mulberry.com Murmann Verlag, www.murmann-verlag.deMykita, www.mykita.com
NNanamica, www.nanamica.comNapoleon, www.napoleongrills.com Net-A-Porter, www.net-a-porter.comNew Balance, www.newbalance.deNike, www.nike.comNikon, www.nikon.deNorse Projects, www.norsestore.com
OOi Polloi, www.oipolloi.comOld Truman Brewery, www.trumanbrewery.comOnia, www.onia.comOnepiece, www.onepiece.comoki-ni, www.oki-ni.com
PPaul & Shark, www.paulshark.itPanta Rhei, www.panta-rhei.esPenfriend, www.penfriend.co.ukPenhaligon’s, www.penhaligons.comPLY, www.ply.dePukka Dank, www.pukkadank.comPyrolia, www.pyrolia.com
RRaf Simons, www.rafsimons.comRCR, www.rcrcrystal.com Red Wing, www.redwingshoes.comRimowa, www.rimowa.deRubis Switzerland, www.rubis.ch
SSandqvist, www.sandqvist.netSaskia Diez, www.saskia-diez.comSchoolhouse Electric, www.schoolhouseelectric.comSchumanns, www.schumanns.deShoreditch House, www.shoreditchhouse.comSleaze, www.sleazemag.deSonic Editions, www.soniceditions.comSony, www.sony.deSoto Store, www.sotostore.com Ssense, www.ssense.comSuper Headz, www.superheadz.com
TTaschen Verlag, www.taschen.com, Tesla Motors, www.teslamotors.comThames & Hudson, www.thamesandhudson.comThe Boundary, www.theboundary.co.ukThe Kinfolk Bicycle Co., www.wegotways.comThe North Face, www.thenorthface.comThe Original Australian, www.shop.all-australian.comThe White Cube, www.whitecube.comTimberland, www.timberland.comTogs and Clogs, www.togsandclogs.comTommy Hilfiger, www.tommy.comTonino Lamborghini, www.tonino-lamborghini-garden.comToshiba, www.toshiba.deTown Hall Hotel, www.townhallhotel.comTreehotel, www.treehotel.seTrès Bien Shop, www.tresbienshop.comTsovet, www.tsovet.com
VVanmoof, www.vanmoof.comVans, www.vans.deVetted, www.vettedshop.comVogue, www.vogue.deVictor&Rolf, www.viktor-rolf.comVino Gusta, www.vinogusta.comVision Street Wear, www.visionstreetwear.comVizio, www.vizio.comVolkswagen, www.volkswagen.deVoo Berlin, www.vooberlin.com
WWeber, www.weberstephen.deWe Got Ways, www.wegotways.comWenger, www.wenger.chWerkstatt München, www.werkstatt-muenchen.comWhisky Blender, www.whiskyblender.comWood Wood, www.woodwood.dk
yYohji Yamamoto, www.yohjiyamamoto.co.jpYoung Vic, www.youngvic.orgYves Saint Laurent, www.ysl.com
HERSTELLER- UND SHOPVERZEICHNIS
Style League Buyer’s Guide — 105
HERAUSGEBERToni Kappesz
VERLAGVollstrudel GmbH — Schröderstraße 12, 10115 Berlin, +49 30 84 71 21 08-31
CHEFREDAKTIONCarlos de Brito — [email protected], André Uhl — [email protected]
ARTDIRECTION & MODEREDAKTIONDörte Lange — [email protected]
GRAFIKDESIGN & BILDRECHERCHEMichael McDonnell, Nicole Pieloth
TExTRemo Bitzi, Carlos de Brito, Peyman Farahani, Timo Feldhaus, Katharina Geißler, Jonas Gempp, Renko Heuer, Jan Joswig, Anne Kammerzelt, Dörte Lange, Björn Lüdtke, Christoph Claudius Petersen, Alexandra Plesner, Paul Schlosser, Nina Scholz, Ksenia Stroganova, André Uhl
FOTOGRAFIE, ILLUSTRATION, STyLING, HAARE & MAKE-UPRobert G. Bartholot, Kat Easthope, Myriam Heinzel, Catrin Kreyss, Jonas Lindström, Daavid Mörtl, Paul Schlosser
ANZEIGENAnzeigenleitung: Tina Fraas — [email protected], +49 30 84 71 21 08-34
Nielsen 1: Dirk Struwe — [email protected], +49 40 28 05 80-80
Nielsen 2: Andreas Fuchs — [email protected], +49 21 31 40 63-70
Nielsen 3a: Helmut Weipert jun. — [email protected], +49 61 73 32 50 97-0
Nielsen 4: Bruno Machenbach — [email protected], +49 89 43 08 85-55
PR-KONTAKTPelén Boramir — [email protected], +49 30 28 87 77-20
WEBSEITEwww.styleleague.net
DRUCKHofmann Druck Nürnberg GmbH & Co. KG, Nürnberg — www.hofmann-infocom.de
VERTRIEBDPV Network GmbH, Hamburg — www.dpv.de
DANK AN:Tina Adams, Thomas Bird, Brandt Brauer Frick, Dougie Brimson, Becky Burchell, Werner Daehn, Lars Eidinger, Franka Eisenschenk, Stipe Erceg, Axel Hahn, Leonard Jakovina, Vinzenz Kiefer, Pete Lewis, Tamas Locher, Ken Nordheider, Bianca Richter, Franz Rogowski, Alfonso Ruano Canales, James Wignall, Paul Weller
© 2012 Vollstrudel GmbH. Der Nachdruck unserer Artikel und Bilder – auch im Internet und auch nur auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher
Genehmigung der Redaktion gestattet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Verlages oder der Redaktion
wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Aufträge zur Erstellung von Fotos und Texten werden
schriftlich erteilt. Erscheinungsweise: halbjährlich. Heftpreis: 6 Euro.
IMPRESSUMFrühling & Sommer 2012
106 — Style League Buyer’s Guide
Hans ist ein sehr gut aussehender Mann. Er trägt seit einiger Zeit einen schönen Schnäuzer, überhaupt sieht er ein biss-chen altdeutsch aus, irgendwie klassisch. Ein Gesicht wie geschnitzt aus einem Stück Kantholz. Und doch habe ich mich gewundert, als er im Januar über den Lauf-steg der Prada-Show fl anierte. Ein absolut außergewöhnlicher Laufsteg obendrein, der aus einem 20 mal 35 Meter großen roten Teppich bestand, wie ein drei Ten-nisplätze großes Art-Deco-Quadrat. Hans ist weit über dreißig, er ist Familienvater und Künstler. Diesen Sommer verbringt er mit seiner Frau für ein Stipendium in der Villa Romana in Florenz. Er freut sich schon sehr darauf, erzählt er mir kürzlich in Berlin bei einer Vernissage in der italie-nischen Galerie Isabella Bortolozzi.
Von den Männermodeschauen der letzten Monate wurde die Prada-Show Il Palazzo. A Palace of Role Play mit Abstand am meis-ten diskutiert. Wenn Hollywood in Fa-shion hereinragt, dann wird es gerne groß. Mode mag Celebrities, das ist spätestens so, seit Anna Wintour Ende der Achtzi-ger damit begann, Schauspielerinnen auf das Cover der amerikanische Vogue zu hieven. Bei Prada liefen insgesamt neun Schauspieler über den Teppich, zum Ende die große Parade, die mit Adrien Brody, Willem Dafoe und Gary Oldman stilsi-cher schloss. Letztere zogen es offenbar vor, diesen Teppich zu begehen, statt den ebenso roten in Los Angeles, wo zeit-gleich die Golden Globes stattfanden.
Hans wurde lange nicht für solch einen Auftritt gebucht. Eigentlich ist er eh zu alt zum Modeln. Bei Prada fungierte er allerdings als ästhetische Verbindung von den honigsüßen Jungsmodels hin zu den älteren Herren. Der Clou der Prada-Show: zum einen der Einsatz der Holly-woodstars, zum zweiten aber der Einsatz älterer Typen, die eben nicht nur schil-lernde Figuren und erfolgreiche Schau-spieler sind, sondern vor allem alt und gut aussehend. Oder sagen wir mal: Echt aussehend.
Dieser Trend ist auch anderorts festzu-stellen: Der New Yorker Ari Seth Cohen dokumentiert auf seinem Blog Advanced Style seit einiger Zeit jene schicken Spa-ziergänger, die siebzig, achtzig oder gar neunzig Jahre alt sind. Die ältere Genera-tion rückt in den Fokus, weil die immer-gleichen glatten Gesichter, die aus den zahllosen Fashion-Blogs und -Magazinen herausschauen, uns zu langweilen begin-nen. Der Designer Umit Benan Sahin prä-sentiert seine Kollektionen schon seit ei-niger Zeit an älteren Männern, auch über ihn wurde in Mailand viel gesprochen. Wie Prada konzentrierte er sich auf einen Wachruf des Militärischen in der Män-nermode.
Ebenso wie seine strahlte die Prada-Kol-lektion pure Männlichkeit aus, vor allem gedeckte Farben, formidables Layering, klassische Silhouetten, an den Füßen Brogues und Wingtips. Zweireihige Anzü-
ge und Nadelstreifen mit einer Blume im Knopfl och, Mäntel, die Astrachan-Krägen zierten, wie man sie vor allem von Win-ston Churchill oder dem Duke of Wind-sor kennt – all das erzählte auf den ersten Blick von einer fast historistischen Mode. Es schien geradezu, als würden die Män-ner eine Rolle spielen in einer queeren Mi-litäroperette. Denn queer war es allemal: Auf den zweiten Blick nämlich eröffnete sich eine Welt, die Miuccia Prada wohl meinte, als sie Backstage von einer „Paro-die männlicher Macht“ sprach.
Da wunderte man sich plötzlich über die weißen Unterbuchsen auf dem Lauf-steg. Genau wie über die runden, leicht schwachsinnigen Sonnenbrillen, die durch rot gefärbte Gläser bestachen und aus den Taschen der Models schauten. Bei genauem Hinschauen war nichts mehr, wie es zunächst schien: Formelle Kleidung aus dunklem Denim, auf den Hemden Muster, die aus klitzekleinen lächerlichen American-Football-Helmen oder Indianerschmuck bestanden – selt-same Ornamente der Macht, an denen die oft bunten Turtle Necks wie ironische Fälschungen daherkamen. Die Show war eine hintergründige Highbrow-Vorstellung perfekten Wissens, die an Grünschnäbeln kaum gut gewirkt hätte. Es bleibt abzu-warten, ob sich die grandiose Verbin-dung, die Prada und Umit Benan Sahin in Mailand vorgestellt haben, Schule macht. Zu wünschen ist es. ~
text: Timo Feldhaus foto: Mit freundlicher Genehmigung von Prada
Blick in die Zukunft
PRADA UND DIE ALTEN MäNNER