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Uber die Bindung der Sterine im Blut. Von Peter Marquardt, Berlin. (Eingegangen am 16. Dezember 1940.) In einer Abhandlung in dieser Zeitschrift st, ellte vor kurzem Scheer 1 lest, daft aueh der Magermilch eine starke antirachRisehe Wirkung zu- kommt. Er beweist einwandfrei, daft der an~h'aehitische Faktor mit Sicherheit nioht nur an das Milehfett, sondorn zum groBen Toil auch an die Komponenten der Magermiloh, also an das Lact~lbnmin gebunden, in der Milch vorkommt. Er hebt hervor, daf hiermit die Theorio yon Supplee und Mitarbeitern 2 stark gestiitzt wfirde, naoh denen ein Symplex zwisehen Sterinen und den Lactalbuminen besteht. Da nun die Bin- dung der Sterine bzw. den zu ihnen gehSrenden antiraehitischen Faktors vorziiglich an die Proteine der Milch gesichert erscheint, diirfte es nieht fiberflfissig sein, an dieser Stelle kurz auf die Bindungsverhaltnisse der Lipoide im Blu~ hinzuweisen. Die Bindungsverhi~lbnisse der Lipoide im Blur sind ausfiihrlioh unter- sucht worden, und zwar vorziiglieh wegen ihres Einflusses auf die Blut- senkungsgesohwindigkeit, da sie eine Bedeutung fiir die Suspensions- stabilit~t haben. Da nun z.B. Cholesterin in Wasser vollkommen un- 15slieh ist, mufes im Blutserum an andere Substanzen gebunden sein. Handowsky 3 untersuehte daher die Verteilung des Cholesterins auf die verschiedenen Eiweiffrak~ionen und kam zu dem Ergebnis, daf 22 bis 25% vom Cholesterin fast an die Globuline gebunden sind, und der Rest, dutch Phosphatide geschfitzt, sich in der Albuminfraktion be- finder. Die Frage der Festigkeit der Cholesterinbindung wurde durch die Messung der Aussehfi~tclbarkei~. mi~ ~ther untersuehb.'" Danach sind 50--60% des gesamten CholesSerins ausschii~telbar. Die Aus. sohfittelbarkei~ nimmt mit steigendem AlbumingehalV zu. Aus Eu- globulinarmen Seren lassen sich grSl~ere, aus Eu-globulinreicheren Seren ldeinere Mengen extrahieren. Danaeh gehSrt das direkt aussehfittel- bare Cholesterin der Albuminfraktion an. Durch geringffigige Ver/~nde- rungen des Serums (Zusa~z yon Salzen oder Traubenzucker) lKl~t sich diese labile Verbindung wenig beeinflussen. Ver/~ndert man die Hydra- Sation der KoUoide dutch Verdfinnung oder Eindicken, so wird die Ausschfittelbarkei~ beeinflu6t. Setzt man Wasser hinzu, so wird sie deutlieh vermindert. Eindickung (fiber Sehwefelst~ure) vermehr~ die Aussehfittelbarkeit. Der Wasser- und Ionengehalt eines Serums ist also ffir den Zustand des Cholesterins im Serum yon wesentlioher Bedeutung. Zu denselben Ergebnissen, d.h. zu einer festen Eiweil~kSrper-Chole- sterin-Bindung bei den Globulinen kommt auch Theorell 4, der seine

Über die Bindung der Sterine im Blut

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Uber die Bindung der Sterine im Blut.

Von Peter Marquardt, Berlin.

(Eingegangen am 16. Dezember 1940.)

In einer Abhandlung in dieser Zeitschrift st, ellte vor kurzem Scheer 1 lest, daft aueh der Magermilch eine starke antirachRisehe Wirkung zu- kommt . Er beweist einwandfrei, daft der an~h'aehitische Fak tor mit Sicherheit nioht nur an das Milehfett, sondorn zum groBen Toil auch an die Komponenten der Magermiloh, also an das Lact~lbnmin gebunden, in der Milch vorkommt. Er hebt hervor, d a f hiermit die Theorio yon Supplee und Mitarbeitern 2 stark gestiitzt wfirde, naoh denen ein Symplex zwisehen Sterinen und den Lactalbuminen besteht. Da nun die Bin- dung der Sterine bzw. den zu ihnen gehSrenden antiraehitischen Faktors vorziiglich an die Proteine der Milch gesichert erscheint, diirfte es nieht fiberflfissig sein, an dieser Stelle kurz auf die Bindungsverhaltnisse der Lipoide im Blu~ hinzuweisen.

Die Bindungsverhi~lbnisse der Lipoide im Blur sind ausfiihrlioh unter- sucht worden, und zwar vorziiglieh wegen ihres Einflusses auf die Blut- senkungsgesohwindigkeit, da sie eine Bedeutung fiir die Suspensions- stabilit~t haben. Da nun z .B . Cholesterin in Wasser vollkommen un- 15slieh ist, m u f e s im Blutserum an andere Substanzen gebunden sein. Handowsky 3 untersuehte daher die Verteilung des Cholesterins auf die verschiedenen Eiweiffrak~ionen und kam zu dem Ergebnis, d a f 22 bis 25% vom Cholesterin fast an die Globuline gebunden sind, und der Rest, dutch Phosphatide geschfitzt, sich in der Albuminfraktion be- finder. D i e Frage der Festigkeit der Cholesterinbindung wurde durch die Messung der Aussehfi~tclbarkei~. mi~ ~ the r untersuehb.'" Danach sind 50--60% des gesamten CholesSerins ausschii~telbar. Die Aus. sohfittelbarkei~ n immt mit steigendem AlbumingehalV zu. Aus Eu- globulinarmen Seren lassen sich grSl~ere, aus Eu-globulinreicheren Seren ldeinere Mengen extrahieren. Danaeh gehSrt das direkt aussehfittel- bare Cholesterin der Albuminfraktion an. Durch geringffigige Ver/~nde- rungen des Serums (Zusa~z yon Salzen oder Traubenzucker) lKl~t sich diese labile Verbindung wenig beeinflussen. Ver/~ndert man die Hydra- Sat ion der KoUoide dutch Verdfinnung oder Eindicken, so wird die Ausschfittelbarkei~ beeinflu6t. Setzt man Wasser hinzu, so wird sie deutlieh vermindert. Eindickung (fiber Sehwefelst~ure) vermehr~ die Aussehfittelbarkeit. Der Wasser- und Ionengehalt eines Serums ist also ffir den Zustand des Cholesterins im Serum yon wesentlioher Bedeutung.

Zu denselben Ergebnissen, d .h . zu einer festen Eiweil~kSrper-Chole- sterin-Bindung bei den Globulinen kommt auch Theorell 4, der seine

342 Peter Marquardt: ~ber die Bindung der Sterine im Blur.

Ausschiittlungsversuche bei versehiedenen PH anstellte; denn es ist an- zunehmen, daft bei dem isoelektrischen Punkt der Globuline diese Ver- bindung, die dort ja ihr Minimum an elektrischer Ladung haben muB, vollst~ndig dissoziiert ist. Tats~chlich ergab sich, dal3 bei einer Re- aktion, die dem isoelektrischen Punkt der Globuline entspricht, das gesamte Cholesterin ausschiittelbar ist.

Dieser ttinweis mSge genfigen, um darauf aufmerksam zu maehen, dal3 auch im Blute die Bindung an Eiwei~ absolut gesichez~ erscheint, so dab bier eine gewisse Ubereinstimmung in den Priifungsergebnissen zwischen Milch und Blur vorhanden ist.

Literatur. z Scheer: Z. Kinderheilk. 62, T-L 1, 104. - - ~ Su~plee und Mitarb.: J. of biol.

Chem. 105, Mr 2 (1934). - - 3 Handowsky: Handbuch der allgemeinen tt~matologie, Physikalische Chemie des Blutes, 1933 (unter Mitarbeit yon P. Marquardt). 4 TheoreU: Biochem. Z. 223, 66.

Berlin-Wilmersdorf, Kaiserallee 194.