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(Aus den Anatomischen Instituten zu Kiel und Freiburg i. B , Direktor: Prof. WxLmv.M6~m~DO~.) ~BER DIE VER~TDERUNG IN DEN MASSEN DER NIERENKAN~LLCHEN BE[ DER KOMPENSATORISCHEN HYPERTROPHIE. Von csnd. med. ERIKA PETERS. Mit 8 Text~bbildungen. fEinffeganffe~ aM 31. Mai 1928.) Mit der Frage nach dem Verhalten eincr Niere nach vollkommener Zerst6rung der anderen berfihren wit ein Kapitel, das die pathologisch- anatomische Forschung bereits in den Anfii~gen des vorigen Jahrhun- derts beschi~ftigt hat, und fiber deren L~sung noch heute die verschie- denstcn I)eutungen vorliegen. Insbesondere suchte man sich fiber die Natur der Ver~nderungen in den funktionell wichtigsten Teilen der Nierenkan~Ichen: Glomerulus mit anschlieBendem Hsuptstiick bei der kompensatorischen Hypertrophie klar zu werden. Wegen der immerhin seltenen Zerst6rung einer ganzen Niere dutch pathQlogische Prozesse stellte man weitgehende experimentelle Untersuchungen an, indem man Tieren verschiedener Gsttungen eine Niere ganz oder teilweise exstir- pierre; dabei gelangten die Autoren zu den gegens~tzlichsten Ansichten iiber das Geschehen in der hypertrophierten Niere. Msnche Autoren schlossen auf eine Vergr6Berung der Ksn~lchen und ihrer Epithelien, an der sich die Glomeruli und das Bindegewebe nicht beteiligen (BEcKMANN 1857); V. GUVDE~ (1876) ffihrte die Nierenvergr6Berung auf eine Glo- merulusverbreiterung bis anf das Doppelte seincr urspriinglichen Gr6Be zuriick, ohne irgendwelche Andeutung ciner Vermehrung bzw. Vergr6Be- rung der Harnkan~lchen zu finden~ w~hrend wieder andere behaupteten, dab man bei der Nierenhypertr0phie einen Unterschied zwischen iungen und erwachsenen Tieren machen mfisse, und feststellten, dab bei jungen Organen gleichzeitig mit einer Vergr6Berung such eine Neubildung statt- finde, hingegen die Ver~derung in den ausgewachsenen Nieren lediglich auf reiner Vcrgr6Berung der vorhandenen Elemente beruhe (EcgARDT 1888). Auf Veranlassung yon Herrn Prof. v. M6LL~SDO~F~ habe ich diese Untersuchungen sufgenommen, wobei insbesondere festgestellt werden sollte, ob die Kan~lchen sich verl~ngern, auch auf die feineren

Über die Veränderung in den Massen der Nierenkanälchen bei der kompensatorischen Hypertrophie

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(Aus den Anatomischen Instituten zu Kiel und Freiburg i. B, Direktor: Prof. WxLm v.M6~m~DO~.)

~BER DIE VER~TDERUNG IN DEN MASSEN DER NIERENKAN~LLCHEN

BE[ DER KOMPENSATORISCHEN HYPERTROPHIE. Von

csnd. med. ERIKA PETERS. Mit 8 Text~bbildungen.

fEinffeganffe~ aM 31. Mai 1928.)

Mit der Frage nach dem Verhalten eincr Niere nach vollkommener Zerst6rung der anderen berfihren wit ein Kapitel, das die pathologisch- anatomische Forschung bereits in den Anfii~gen des vorigen Jahrhun- derts beschi~ftigt hat, und fiber deren L~sung noch heute die verschie- denstcn I)eutungen vorliegen. Insbesondere suchte man sich fiber die Natur der Ver~nderungen in den funktionell wichtigsten Teilen der Nierenkan~Ichen: Glomerulus mit anschlieBendem Hsuptstiick bei der kompensatorischen Hypertrophie klar zu werden. Wegen der immerhin seltenen Zerst6rung einer ganzen Niere dutch pathQlogische Prozesse stellte man weitgehende experimentelle Untersuchungen an, indem man Tieren verschiedener Gsttungen eine Niere ganz oder teilweise exstir- pierre; dabei gelangten die Autoren zu den gegens~tzlichsten Ansichten iiber das Geschehen in der hypertrophierten Niere. Msnche Autoren schlossen auf eine Vergr6Berung der Ksn~lchen und ihrer Epithelien, an der sich die Glomeruli und das Bindegewebe nicht beteiligen (BEcKMANN 1857); V. GUVDE~ (1876) ffihrte die Nierenvergr6Berung auf eine Glo- merulusverbreiterung bis anf das Doppelte seincr urspriinglichen Gr6Be zuriick, ohne irgendwelche Andeutung ciner Vermehrung bzw. Vergr6Be- rung der Harnkan~lchen zu finden~ w~hrend wieder andere behaupteten, dab man bei der Nierenhypertr0phie einen Unterschied zwischen iungen und erwachsenen Tieren machen mfisse, und feststellten, dab bei jungen Organen gleichzeitig mit einer Vergr6Berung such eine Neubildung statt- finde, hingegen die Ver~derung in den ausgewachsenen Nieren lediglich auf reiner Vcrgr6Berung der vorhandenen Elemente beruhe (EcgARDT 1888). Auf Veranlassung yon Herrn Prof. v. M6LL~SDO~F~ habe ich diese Untersuchungen sufgenommen, wobei insbesondere festgestellt werden sollte, ob die Kan~lchen sich verl~ngern, auch auf die feineren

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64 E. Peters: Uber die Ve~nderung in den M ~ e n

Glomeru lusvera 'nderungen sol l te geach t e t werden (beziiglich der Li te - r a t u r verweise ich auf O. LUBARSCH 1925).

I . Technik. Die Untersuchungen der hypertrophierten Nieren wurden bisher nur mit der

Schnittmethode durchgeftihrt; diese gestattet allein kein Urtefl tiber die L~ngen- vertLnderungen der Kanitlchen. Wit haben deshalb grundsgtzlich die Hglfte einer Niere nach dem Isolationsveffahren behandelt.

Geschlechtsreffen weiBen Mgusen wurde yore Rtieken aus in ~thernarkose eine Niere exstirpiert; nach Witgung wurde die herausgenommene 1~iere zur Hi~Ifte in Susa (zur Fixation), zur anderen Hglfte in konzentrierte HC1 (zur Isola- tion) iibergefiihrt. ~ach verschiedenen Zeitabstgnden wurden die operierten Tiere dann mit Chloroform get6tet, die hypertrophierten Nieren herausprgpariert und ebenso behandelt wie die normalen. Dabei ergab sich eine Gewichtszunahme der hypertrophierten Nieren, die sich, wie aus den spA.ter folgenden Angaben hrsichtlich ist, hgtdig auf da.s Doppelte des normalen Gewichtes belguft. Leider vaben wit nieht she Tiere vor der Operation gewogen, dtirfen aber wohl aus den dorliegenden Wggeergebnissen den Sehlu~ ziehen, dab aueh das K6rpergewicht eer einzelnen Tiere wghrend der hypertrophischen Vorggnge in der Niere eine Vergr6~erung erf~hrt (vgl. Tabelle 1 und 2), was in erster Linie auf das jugend- liche Alter der verwandten Tiere zuriickzuftihren sein dtiffte.

Was die Isolation der Kanglchen anlangt, so haben wir nur solche Systeme gemessen, bei denen das gesamte Hauptsttick im Zusammenhang mit dem Glome- rulus tibersichtlich herausgel6st war. Zu diesem Zweck wurden die nach einer etwa 5--51/2sttindigen HCI-Einwirkung isolierten Kanglchen mit einer Pipette in Aq. dest. und von da in Glyzeringelatine gebracht. Darauf wurde, um eine weitere Ver~nderung innerhalb der Kanglehen m6glichst auszuschalten, mit dem ABBEschen Zeichenapparat schnell eine Zeichnung derselben angefertigt; an Hand dieser konnten dann die Kanglchen bequem gemessen werden. Ferner wurden zur Bestimmung der Glomerulus- wie Hauptsttickoberflgchen die mitt- leren Durchmesser dieser beiden Teile so festgestellt, dal] vorher eine Messung zweier Glomerulus- wie verschiedener Hauptsttickdurehmesser vorgenommen und mittels einer graduierten Mikrometerschraube die Tiefendimensionen yon Glome- ruIi und Hauptstticken bestimmt wurden. Wit haben aueh den yon v. I~6LLEN- DORFF (1922) angegebenen Index Hauptsttickundangflitehe : Glomerulusober- flgche bestimmt.

II. Befunde. Der e igent l ichen E r6 r t e rung t ier H y p e r t r o p h i e r u n g s v e r g n d e r u n g e n

in den Nie renkang lchen schicken wir zweckmi~Bigerweise eine kurze Da r - steUung der Beobach tungen an den n o r m a l e n Nie ren voraus . Dabe i s ind wi t in unseren Messungen an 26 Kang lchen zu fo lgendem Ergebn i s

gekommen. Schon in den I s o l a t i o n s p r g p a r a t e n erscheinen die Nie renkang lchen

al ler no rma len Nieren als r e l a t i v kurze , d i inne Schlguche, deren Anfang ziemlich kleine b lu t leere Glomeru l i b i lden. Die Messungen zeigen, daft die Nephrone m i t ihrer Lgnge auch in einer normalen , fas t ausgewach- senen Niere erhebl ichen Schwankungen un te rwor fen sind, m i t e iner durchschni t t l i chen Gr6Be yon 4 m m den W e r t e n gleichen, die schon

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der Nierenkan~lchen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 65

Tabelle la.

IAnge t MIttlerer I Mittlerer I des Hauptstlicks Durchmesserd.Hauptstlicks Durchmesser d.Glomerulus Index

in nun in ~ in

K~rpergewicht: 14 g. Gewicht der exstirpierten Niere: 0,07 g.

im Mittel:

3,24 4,4 4,3 3,7 3,8 2,6 2,9 3,7

3,6

20,92 23,O5 19,74 23,99 21,01 27,95 22,93 23,18

22,85

45,11 58,58 47,37 51,7 42,61 42,65 41,11 49,33

47,31

33,31 29,55 37,83 33,21 43,97 39,95 39,35 35,24

36,55

K6rpergewicht: ]5 g. 3,4 2,8 4,2 4,9 3,1 2,7

im Mittel: 3,5

23,83 26,53 28,55 28,24 20,05 22,86

25,01

Gewicht der exsfirpierten Niere: 0,07 g. 40,75 48,79 52,45 27 45,8 57,17 62,62 35,29 43,33 33,11 49,6 25.09

49,09 37,74

K~rpergewicht und Gewicht der exstirpierten Niere nicht festgestellt.

6,4 4,4 5,3 6,6

im Mittel: 5,7

27,44 27,59 23,99 27,1

26,53

49,99 48,05 61,64 66,16

56,46

70,25 52,58 33,47 40,86

49,29

K~rpergewioht und Gewicht der exstirpierten l~iere nioht festgestellt. 6,4 22,65 48,28 62,19 3,2 23,46 51,99 27,77 3,7 22,96 55,81 28,5 3,8 21,27 44,69 40,47

im Mittel: 4,3 22,59 50,2 39,73

K~rpergewicht: 16 g. 1,98 27,42 2,9 27,72 4,5 27,81 2,9 25,14

im Mittel: 3,1 27,02

Gewicht der exstirpierten Niere: 0,088 g. 44,29 27~68 46,19 37,68 48,73 52,70 48,55 30,93

46,94 37,25

Z. f. Zellforschung u. mikr. Anatomie Bd. 8. 5

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66 E. Peters: Ober die Vergnderung in den MaVen

PETER (1909) und v. MOLL~DO~ (1922) fiir die Nierenkan~lchen in normalen Mitusenieren errechneten; aueh in der Niere einer 20 Tage alten Maus linden sich schon sehr lange Kant~lchen, wie die folgende Tabelle zeigt:

Tabelle lb. I~tnge Mlttlerer MRtlerer I

des Haupts t0ckes Durchmesser d.Hauptsttlcks Durchmesser d. Glomerulus I Index in m m in p in tz

im Mittel:

KSrpergewieht: 5,34 g.

5,5 30,13 4,2 28,96 3,6 26,17 5,5 20,8 2,1 29,21 3,2 25,33 1,4 23,6 3,6 27,74

Gewicht beider Nieren: 0063 g.

50,96 54,22 52,05 55,86 40,25 45,79 38,53

48,24

63,81 41,37 34,78 52,53 37,86 38,66 22,26 41,61

Auffallend sind gegenfber den friiher yon v. M6LL~DOR~F gemachten Erfahrungen die geringen mittleren Durchmesser der Glomeruli, was zum Teil auf die Blutleere der untersuchten Nieren zuriickgefiihrt werden kann. Aber auch bei Berfcksichtigung dieses Umstandes bleibt der Unterschied'gegenfber den ~rfheren MaBen ungekliirt. Die kleinen Glo- merulusmaBe unserer Nieren kommen auch in den groBen Indexzahlen zum Ausdruck. v. M6LLElqDORFF selbst weist (1927) auf die Schwierig- keiten hin, konstante Bedingungen iiir'die Bestimmung des Index zu schaffen; auch wir batten, wie die Tabellen zeigen, sehr schwankende Ergebnisse. Da abet bei der Nierenhypertrophie eine grundlegende ~n- derung im Index nicht auftritt, so haben diese Schwierigkeiten fiir un- sere Ergebnisse keine Bedeutung.

Im fbrigen findet man die MaBe fiir die mittleren Durehmesser yon Glomeruli und Hauptstficken dieser Nieren durch eine Untersuchung der mikroskopischen Schnitte best~tigt.

Die englumigen, mit schmalen Epithelien ausgekleideten Haupt- stfcke, die teilweise geschrumpften Glomeruli rufen im Verein mit der Tatsache, dab Bindegewebe nur sp~rlich in Erscheinung tritt, den Ein- druck einer gewissen ,,Gl~tte" der Nierenschnitte im Beobachter hervor.

Welcher Art sind nun demgegenfber die Ver~nderungen in den kom- pensatorisch hypertrophierten Nieren ? Wir erw~hnen an dieser Stelle, dab MaBangaben fiber die Gr6Benzunahme yon Glomeruli- und Haupt- stfckdurchmessern bereits zahlreich in der t~lteren, als auch in der neue- sten Literatur (siehe z. B. M~UCHLE 1894 und ~xRATAKI 1926) vorliegen, auf die wir spt~ter bei der Beschreibung der einzelnen Nieren noch n~her

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der Nierenkan~lchen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 67

eingehen werden; zu den Angaben fiber die Hypertrophie dieser Nieren- bestandteile gesellen sich in unseren Untersuchungen noch Werte fiir ein L~ugenwachstum der Kan~lchen. Die Ergebnisse unserer Messungen sind folgende:

Tabelle 2.

des Hauptstltcks Durchmesser d. Hauptstlicks Durchmesser d. Glomerulus Index In mm in ~t in Iz

6 Tage naeh der Operation. K6rpergewicht: 14,5 g. Gewicht der hypertrophierten Niere: 0,11 g.

3,3 3,2 4 3,2 3,6 2,3 3,7

im Mitteh 3,3

3O,23 23,26 29,78 31,86 30,56 30,29 26,32

52,09 53,63 55,5 47,65 50,82 50,14 53,75

36,77 25,88 38,67 44,9 42,89 27,71 33,71

13 Tage nach der Operation. K~rpergewicht: 15,5

28,9 51,94 35,79

g. Gewieht der hypertrophierten Niere: 0,18 g. 3,8 4,3 5,9 3,6 5,4 4,6 3,7 4,5 4,5

34,3 33,71 32,19 31,84 34,49 30,61 30,72 34,21 29,57

81,2 63,06 64,38 55,32 50,86 59,66 54,39 62,37 56,86

19,77 36,45 45,82 37,46 57,61 39,56 38,42 39,57 41,16

im Mitteh 4,5 32,4 61,57 38,42

13 Tage naeh der Operation. K~rpergewioht: 17,5 g. Gewioht der hypertrophierten Niere: 0,24 g.

6,2 8,5

lO,28 5,6 9,8 9,7

im Mittel: 8,3

37,5 38,19 38,86 30,38 32,05 40,93

36,24

82 87,85 09,05 78,52 89,83 79,92

81,2

5*

34,58 42,1 83,79 27,59 38,93 62,16

48,2

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68

IAnge des Hauptstl icks

in m m

E. Peters: ~ber die Ver~nderung in den MaBen

Tabelle 2. (Fortsetzung.) Mlttlerer [ Mittlerer

Durchmesser d.Hauptst l tcks Durchmesser d. Glomerulus Index in ~ in #

24 Tage nach der Operation. K~rpergewieht: 15 g. Gewieht der hypertrophierten Niere: 0,19 g.

5,3 5 3,5 4 3,6 5,7 5,3

29,84 29,23 29,7 27,34 24,44 30,94 32,O3

62,62 56,O4 49,33 49,73 49,05 55,22 51,06

40,33 46,54 42,72 44,22 36,57 57,83 65,16

im Mittel: 4,6 29,08 53,29 47,62

29 Tage nach der Operation. KSrpergewioht: 21 g. Gewicht der hypertrophierten Niere: 0,225 g.

5,9 4,9 4,8 5,2 6,3 5,5

30,85 27,55 34 35,02 28,83 36,52

66,13 59,66 52,03 57,51 64,3 76,06

41,62 37,93 60,29 55,06 43,93 34,72

im Mitteh 5,4 32,13 62,53 45,71

2 Monate nach der Operation. K6rpergewieht: 20,5 g. Gewicht der hypertrophierten Niere: 0,33 g.

5,1 6,9 8,1 4,4 5,3 7,6 8,7 5,8 7,3

24,86 30,79 30,92 23,03 23,7 31,96 33,78 24,36 30,31

52,32 68,82 68,92 58,98 62,52 67,82 75,62 46,23 55,o8

46,32 44,86 52,73 29,13, 32,14 52,81 51,39 66,11 72,93

im Mitteh 6,6 28,19 61,81 49,82

3 Monate nach der Operation. K~rpergewicht: 23 g. Gewieht der hypertrophierten Niere: 0,275 g.

4,4. 6,1 6,04 6,4 6,9 8,1 7,6 6,6

im Mittel: 6,5

23,91 33,32 30,9 28,69 33,06 27,22 29,58 25,2 28,99

50,02 83,13 66,26 65,66 68,88 82,28 64,38 47,33 64,74

42,15 29,41 42,51 42,59 48,08 32,57 54,24 74,24 45,72

Page 7: Über die Veränderung in den Massen der Nierenkanälchen bei der kompensatorischen Hypertrophie

der Nierenkan~lohen bei der kompensatorischen Hypertrophic.

Tabelle 2. (Fortsetzung.)

IAnge I Mittlerer I Mlttlerer I des Hauptstltcks Durchmesser d.Hauptsttleks Durchmesser d. Olomerulus Index

in mm in p in p

51/m Monate nach tier Operation. KSrpergewicht: 17 g. Gewioht der hypertrophierten Niere: 0,30 g.

8,2 e,8 4,8 5,1 6,1 4,5 5,7 2,5

im Mitteh 5,4

3o,25 23,28 27,06 27,93 28,Ol 26,92 25,93 31,97

27,67

78,18 64,66 66,84 59,70 70,76 59,54 64,46 75,08 66,15

39 ,66 37 ,86 29,07 39,97 34,12 34,17 49,83 14,18 34,86

6 9

Aus den Messungen geht hervor, dab ein gewisser Anstieg in der Ver- gr6Berung dutch die Hypertrophie zuniichst stattfindet, dab aber ein Stillstand in den Ver~nderungen nach einer gewissen Zeit der Hyper- trophie - - nach den sparer fo|genden mikroskopisch wahrnehmbaren Ver~nderungen im zweiten Monat nach der Operation m eintritt. Diese Tatsache finder man begreiflich durch die ~berlegung, dab eine be- stimmte Zeit lang nach der Herausnahme einer Niere die iibrigbleibende auf den stark vermehrten Stoffzustrom reagieren muB und dies nur in der Weise kann, da0 flare Kan~lchen sich vergr6Bern - - oder, wie ein Tell der Autoren annimmt, sich neue Kan~lchen bilden (digs k~nnen wit aber nicht best~tigen) m w~hrend nach erfolgter Einstellung der Niere auf die st~rkere Produktion yon Harnsubstanzen eine Umwandlung im Aufbau ihrer Nephrone nicht mehr erforderlich ist.

Zur besseren t)bersicht fiber unsere Merergebnisse m~gen die beiden fo]genden graphischen I)arstellungen dienen (Abb. 1 und 2).

Abb. 1 gibt die absoluten Marie aus allen Versuchen und zeigt die be- tr~chtlichen Schwankungen in den Werten.

In Abb. 2 sind die absoluten Marie aus denjenigen Versuchen gra- phisch dargesteUt, in denen wir die exstirpierte Niere mit der im Tiere verbliebenen haben vergleichen k~nnen. Die Durchmesser der Glome- ruli und des Hauptstiickes sind Mittelwerte und 100real so stark ver- gr6Bert wiedergegeben wie die L~nge des Hauptstiickes. Man kann aus diesen Bildern ohne weiteres das Verh~ltnis der MaBzunahme ablesen. Gestrichelt dargestellt sind die Hypertrophiewerte.

Aus Abb. 1 und 2 ersieht man, dab die Hauptstiicke an Lg~nge pro- zentual in erheblichem Marie zunehmen, dab auch die Glomeruli sich gering vergr6Bern, wii~rend die Hauptstiickdurchmesser anfangs wach- sen, dann aber wieder in dem MaBe abnehmen, dab sie schlieBlich wieder fast den Ausgangspunkt erreichen.

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70 E. Peters: ~ber die Ver~nderung in den MaVen

Die Untersuchung der in Serien geschnittenen Nieren ergibt folgendes: In den ersten 6 Tagen nach der Herausnahme einer Niere ver~ndert sich das Bild gegenfiber der normalen Niere nur wenig. Aus den ~Iessungen

8c

6~

3~

/

6 lJ 2¢ 29~ge 2 j ~ M o n . &bb. 1. Graphische Darstellung der absoluten durchschnittlichen MaBe

yon GlomerulusdurchmesPer ( - - - ~ in ~), Hauptstfickdurchmesser ( - ~ in ~0 und Hauptstlickl~mge ( . . . . . in ram).

geht eine geringe Yergr6Berung der Glomerulusdurchmesser hervor, die 13 Tage nach der Operation infolge der pl6tzlich verst~rkten Stoffzufuhr schon deutlicher wahrnehmbar is~. Auch im Schnittbild zeigt sich jetzt eine sichtbare Verbreiterung der stets blutleeren Glomeruli, die mit einer

I I

. . . . . I

L - - - - - - J

1 ~9 ~ge ~ ~o ~ i

I I

I I

Abb. g. Oraphische Datltellun der relattven Zunahme des Glomerulusdurchmessers, des Haupt- sttlckdurchmessers und der Hauptstackl&nge (letztere 100 X weniger vergrbSert wie die beiden

anderen MaBe).

gering gequollenen BOWMANSChen Kapsel umgeben sind. Die dutch die Art der Herausnahme bedingte Blutleere ist wohl auch als Ursache darer anzusehen, dab 4 Wochen sparer sich die Glomeruli nicht erheblich mehr vergr6Bert haben, vielmehr die Werte fiir ihre mittleren Durch- messer relativ niedrig erscheinen. Immerhin ergibt sich im Vergleich zu den normalen Nieren eine Zunahme um 14,22/~ (als Mittelwert). Von fr~heren Autoren weist RIBB~.RT (1882) eine kompensatorisch hypertro- phische Vergr6Berung bei den NierenkanMchen junger Hunde und Ka-

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der Nierenkan~lchen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 71

ninchen nach; er beobachtete dabei innerhalb 30 Tagen nach der Ope- ration eine Zunahme in der Glomerulusbreite um etwa 31/~ bei Hunden, um etwa 16/~ bei wachsenden Kaninehen. Unter den neueren Unter- suchern dieser Frage hat ARAT~KI (1926) bei den hypertrophierten Nierenkanalchen der wei6en Ratte (er benutzte 20 Tage alte Tiere) eine

Abb. B. ~bers icht Ilber die Nlere einer Maus 6 Tage uach der Exst i rpat ion der anderen. Leichte Erweiterung alIer Hauptst t tcklumina. Zel lansammlung in der Arterlenadventit ia.

Verbreiterung der Glomeruli um 17# in der N~he der Marksubstanz (normale Niere: 65/~, hypertrophische Niere: 82tz ) , u m 24,4/~ in der Nierenrinde (normale Niere: 54/~, hypertrophische Niere: 76,4/~) nach- gewiesen.

Bei einer 2 Monate nach der Operation herausgenommenen Niere ist, wie aus der weiteren Darstellung noch hervorgehen wird, der H6hepunkt der Hypertrophie erreicht. Besonders auffallend sind zu dieser Zeit riesige, mit geronnenem Inhalt ausgefiillte I~_ALPIGHIsche K6rperchen,

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72 E. Peters: Ober die Ver~nderung in den Mal3en

die auf den Abbau yon Glomeruli hindeuten. Meist befinden sich solche Glomerulusformen eingeschlossen in Bindegewebsherde, auf die wir spa- rer noch zuriickkommen werden. Im weiteren Verlauf der Hypertrophie zeigen sich keine besonders auff~Uigen Ver~nderungen an den Glomeruli, die sich auch kaum mehr vergr6~ert haben.

Abb. 4. Aus der Rinde der gle|chen Niere wie Abb. 8.

Veffolgen wir nun in ~hnlicher Weise die hypertrophischen Besonder- heiten an den Hauptstiicken! Die mikroskopische Untersuchung der Schnitte zeigt nach 6 Tagen eine teilweise Erweiterung der Hauptstiick- lumina an (Abb. 3 und 4), w~hrend eine Verl/~ngerung der Kan~lchen nach den Ergebnissen der Messung noch nicht zu beobachten ist. 13 Tage nach der Operation macht sich die erh6hte Nierent/~tigkeit schon mehr geltend. Hier resultiert bei einem Versuchstier schon aus den MeBergeb- nissen eine deutlich wahrnehmbare Hauptstiickverbreiterung, die Ka-

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der Nierenkan~ilehen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 73

n£1chenl~Lngen sind nur wenig vergr6flert. (Wir haben hierbei stets die hypertrophierte Niere mit der exstirpierten normalen Niere desselben Individuums verglichen.) Diesen Beobaehtungen an den Isolationspr~- paraten entspricht das gegeniiber dem normalen viel unruhiger wirkende mikroskopische Schnittbild. Wit bemerken bier durchgehend eine Vet-

Abb. 5. Aus der Rinde einer Mausniere, 18 Tage nach der Exst i rpat ion der anderen. Starke Zu- nahme der Hauptstiickdorchmesser~ Verdickung der Epithelien, 0bergreif~en derse]ben auf die

BOWMANsche Kapsel (st~lrker wie normal).

breiterung der Hauptstfickepithelien und eine Erweiterung ihrer Lumina (Abb. 5); innerhalb derselben auBerdem eine geringe Bildung yon Ge- rinnseln. Bei einer anderen ebenfalls 13 Tage nach der Operation unter- suchten Niere finden sich die eben gemachten Angaben im wesentlichen best~tigt. Die Verliingerung der Kan~lchen ist hier noch betr~chtlicher ; sie betr~gt 144% yore Ausgangsmittel. Eine Verl~ngerun~ der Kan~lchen nimmt schon JORES (1916) an. ]~berblicken wir jetzt noch einmal die

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Nierengewichte, so sehen wir eine Zunahme um etwa 57% im Gewicht der nach 6 Tagen, um etwa 157% der nach 13 Tagen entfernten Niere; C. ~I. JACKSO~ (1925) steUte bei an Nephritis leidenden Ratten nach Exstirpation einer Niere eine Erh~hung des Nierengewichtes innerhalb 7--48 Tagen nach der Operation um 10--122% fest, w~hrend dasKSrperge-

Abb. 6. tlberSicht llber die Nierenrinde einer Maus, 2 Monate nach der Exstirpation der auderen Nlere. Keil |Srmige Infll trationsherde um zerfallende Nephrone.

wicht dieser Tiere gleichzeitig um 10--38% abnahm. I)emgegeniiber konn- ten wir bei unseren operierten M~usen in derselben Zeit eine K~rperge- wichtszunahme beobachten, wie aus den Angaben in Tabelle la und 2 hervorgeht.

4 Wochen nach der Herausnahme der einen Niere haben sich die Ver- h~ltnisse innerhalb der Nieren insofern ge~ndert, als die pathologischen Ver~nderungen erheblieh welter fortgeschritten sind. Man sieht h~tufiger in den Lumina der Hauptstiicke stechapfelfSrmige Zellreste und allerlei Gerinnsel, so dab man zu der ~berzeugung kommt, daft bei der vet-

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der Nierenkan~lchen bei der kompensatorisehen Hypertrophie. 75

mehrten Dauerbeanspruchung offenbar Nierenkan~lchen zugrunde gehen. Im Vergleich mit den normalen Nieren zeigt sich hier, iihnlich wie bei den Glomeruli, eine VergrSflerung der Hauptstiickdurchmesser um 4,55~u (als Mittelwert). RIBBF~RT land bei seinen Untersuchungen der

regenieren~ Kan2g~hen

f unlctionierende Kandlchen

Abb. 7. AUS dex R |nde der gleichen Niere wie Abb. 6, ~t~rker vergr~13ert. Beachte die Unterschiede zwischen funktlonierenden und regenerierenden Kan~lchen.

kompensatorischen Hypertrophie eine Verbreiterung der Tubuli con- torti bei Hunden um etwa 6---8p, bei Kaninchen um durchschnittlich 6,4p; ARAT~KI (1926) land eine Hauptstiickverbreiterung um 7,6p bei den hypertrophierten Nierenkan~lchen der weirien Ratte. Die bisher auf- gefiihrten Veriinderungen zeigen sich in verst~rktem Marie in der nach 2 Monaten entfernten Niere (Abb. 6). Neben den genannten abgebauten Glomeruli treten in den bindegewebigen Wucherungen ziemlich lange, englumige Hauptstiicke auf, deren Epithel mit zahllosen, dieht anein-

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ander gelagerten Kernen ausgestattet ist; ~ier handelt es sich um rege- nerierende Kan~lehen (Abb. 7). Erw~hnenswer~ ist weiter, da~ im Laufe der Hypertrophie das Hauptstiickepithel starker als sonst auf die B o ~ s c h e Kapsel des Glomerulus fibergreift, wie aus den Abb. 4 und 5 deutlich ersichtlich ist.

Von diesem Zeitpunkt ab nehmen die genannten Ver~nderungen in den Nierenkan~lchen wieder ab: die Degenerationserscheinungen in den Hauptstficken werden geringer, die bis zu 1 Monat so starke Quellung der Hauptstfickepithelzellen kling~ mehr und mehr ab und aueh in den Bindegewebsherden sieht man einen Rfickgang eintreten. Die Niere be- ginnt, sich auf die verst~rkte Exkretion yon Harnsubstanzen einzu- stellen (Abb. 8).

Wie kommt nun die aus den Messungen klar hervortretende Verl~nge. rung der Nierenkan~lchen zustande ? Durch die anf~ngliche deutliche Quellung der Hauptstfickepithelien und die sichtbare VergrS~erung ein- zelner Kerne sind wir wohl zu der Annahme berechtigt, die hypertrophi- sche VergrSBerung der Nierenkan~lchen zum Teil auf eine ZellvergrS~e- rung zuriickzuffihren, die yon den ~lteren Autoren auch schon RIBBERT und LORENZ erw~hnen, wobei LORENZ allerdings eine Zellvermehrung nicht ausschlie~t; auch SACERDOTTI (1896) land bei seinen Untersuchun- gen zahlreiche Mitesen und faBte sie als Folge des vermehrten Stoff- zustromes auf. In allen hypertrophierten Nieren haben wir selbst aber trotz besonderer Bemiihungen Mitosen nut auBerordentlich selten nach- weisen kSnnen. Auch amitotische Kernformen findet man in unseren Pr~paraten wenig. Wenn man bedenkt, dab die Nierenepithelien doppelt so stark beansprucht sind wie normal und den Gedankeng~ngen yon MEwEs und PETER {1926) folgt, SO erscheint das Fehlen yon Kerntei- lungsfiguren in diesen besonders stark arbeitenden Zellen begreiflich. Immerhin wird man eine Neubildung yon Epithelzellen nicht yon der Hand weisen k6nnen ; denn sollte die Verl~ngerung allein auf reiner Zell- vergr6Berung beruhen, so mfiBte diese in viel st~rkerem AusmaBe vor sich gehen, als wir haben beobachten k6nnen. Auch die Lage der Zell- kerne h~tte sich so ~ndern miissen, dai] man an Stelle der aus den Abb. 4 und 5 deutlichen Kernverdichtung im Verlaufe der Hypertrophie eine Entfernung der Zellkerne voneinander h~tte feststellen miissen.

Mit der Frage nach der Neuentstehung yon NierenkanElchen werden wir zun~chst noch auf das Auftreten yon den schon erw~hnten Binde- gewebswucherungen in den hypertrophierten Nieren aufmerksam ge- macht. Es handelt sich hierbei um eine vermehrte interstitieUe Zellen- bildung, die sich schon 6 Tage nach der Operation bier und da an ein- zelnen Stellen der Nierenrinde bemerkbar maeht, meist in der Umgebung kleinerer Venen, aueh Arterien, auftr i t t und als Anzeichen f/ir gewisse pathologische VorgEnge bei der Nierenhypertrophie gewertet werden

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der Niere~kan~ilchen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 77

muB (Abb. 3). Diese Bindegewebsherde sind besonders stark ausgepr~gt auf der H6he der Hypertrophie, wo sie durch ihre strangf6rmige Anord- nung auf den ersten Blick den Eindruck einer gewissen IA~ppcheneintei- lung der Niere hervorrufen (Abb. 6 und 8). F/Jr die Neubildung yon Kan~lchen spricht nun das Auftreten yon kleinen, offenbar durch Re-

Abb. 8. ~bersicht ~iber die Nierenrinde einer Maus, 3 Monate nach der Exstirpatton der auderen N|ere. Die Infiltrate sind geringer als in Abb. 6.

generation gebildeten Hauptstiicken innerha|b dieser Herde. Dutch die dichte Lagerung der Zellkerne ~hneln diese Kan~lchen embryonalen For- men, die noch nicht in Funktion genommen shad. Wir k6nnen sicher annehmen, da[3 es sich bei diesen Bildungen um regenerierte Kan~lchen handelt, wenn auch das nach TILP (1912) wichtigste Merkmal der Re- generation, die Mitose, in diesen herdf6rmigen Nierenbezirken nicht be- obachtet worden ist. Wir glauben als wahrschein|ich annehmen zu k(innen, dab es sich hier um Nephrone handelt, die vorher zugrunde ge-

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gangen waren. Von Epithelresten mag dann die Regeneration ausge. gangen sein. N~here Ausfiihrungen woUen wir unterlassen, well fiir diese Frage unser Material nicht ausreicht.

Als Ergebnis unserer Untersuchungen an M/~usen ergibt sich also: 1. Die kompensatorische Nierenhypertroph~ ~U~ert sich zun/ichst in

einem geringen, abet kontinuierlichen Wachstum der Glomeruli, wie aus den Messungen hervorgeht. Die mikroskopische Untersuchung zeigt Ab- bauerscheinungen in einem Tell der ]KaL~GHIschen K~rperchen, im iibrigen keine besonderen Ver~nderungen.

2. Die Hauptstiicke weisen eine anf~nglich mel3bare Verbreiterung (siehe die Kurven) auf, die im weiteren Verlauf der Hypertrophie wieder abklingt. Mikroskopisch zeigt sich eine vor/ibergehende Schwellung der Hauptstiickepithelien, ferner Abstol3ungserscheinungen in den Lumina, nach Erreichung des H~hepunktes dann eine Regeneration yon Kan~l- chela, die wohl sicher nur den Ersatz gesch/idigter, nicht eine Vermehrung der Nephrone zum Ziel hat.

3. Als wichtigstes Ergebnis stellen wir eine mel3bare Verl~ngerung der Nierenkan~lchen lest, die zum Teil auf einer Zellvergr~Berung, sicher aber auch auf einer Zellvermehrung beruht.

Es w~re welter interessant, die Untersuchungen auch auf die iibrigen Bestandteile der Nierenkan/~lchen auszudehnen, die sich allerdings mit der yon uns angewandten Isolationstechnik selten so isolieren lassen, da~ eine Aussicht auf erfolgreiche Messungen besteht.

Wir haben, um den feinen Ver'~uderungen innerhalb der Glomeru|i auf die Spur zu kommen, noch an einer gr~Beren Reihe yon Meerschwein- chen Untersuchungen angestellt. Auch diesen wurde eine Niere entfernt; nach bestimmten Zeiten wurde dann das Tier in tiefer Chloroformnarkose vom Blutgef~13system aus mit Ringer durchspiilt, hieratd zur Fixierung ~qu~ injiziert. Man erh/ilt so neben einer vollkommenen Fixierung der Kan~lchenepithelien auch sehr iiberslchtliche Glomerulusbilder. Bei diesen Untersuchungen stellte es sich aber heraus, dab beim Meerschwein- chen die iibrigbleibende Niere die Arbeit viel miiheloser bew~ltigt, und dal3 bier die bei M/~usen mikroskopisch feststellbaren Ver~nderungen so gut wie vollst~ndig fehlen. Isolationsmessungen haben wir bei diesen Tieren nicht gemacht - - mit der Tiergr6fle steigern sich ja die Schwierig- keiten, vollst~ndige Hauptstiicke zu isolieren.

• Auf den Schnitten lassen sich zuverl~ssige Messungen nut sehr schwer durchfiihren. Wir k6nnen deshalb bestimmte Angaben hieriiber nicht machen. Lediglich die Hauptstiickdurchmesser sind erkennbar vergr6- Bert. Bei den Glomeruli ist eine Vergr6Berung jedenfalls nicht sehr be- tr~chtlich.

Entz/indliche Erscheinungen fehlen aber bei Meerschweinchen so gut wie vollst~udig; auch haben wir in unseren zahlreichen Pr~paraten (yon

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der Nierenk~n~lchen bei der kompensatorischen Hypertrophie. 79

3 Tagen his 3 Monaten nach der Operation) keinen einzigen zugrunde gegangenen Glomerulus oder am Epithel gesch~digte Hauptstiicke ge- sehen.

Demnach mu~ man wohl auch bei der Maus unter den festgesteUten Ver~nderungen zwei Gruppen unterscheiden. Einmal solche, die ent- z~ndlicher Natur sind, und auf eine d~ekte ~berbeans~cl~g der Niere zuriickzufiihren sind: hierher geh6rt die gewaltige Aufschwellung des Hauptstiickepithels, die Zellabstol3ung, das Zugrundegehen yon Ne- phronen mit nachfolgender Regeneration. Die Hypertrophie als Dauer- anpassung an die vermehrte Funktion dagegen besteht in einer Steige- rung der GlomerulusmaBe und in einer Verl~ngerung der Hauptstiicke. Hierbei ist aber durchaus nicht gekl~rt, wie sich eine Verl~ingerung der Hauptstiicke eigentlich in der Architektur der Niere durchfiihren 1/~13t. Ebensowenig ist die Frage gekl~rt, ob Zellvermehrung und auf welche Weise eine solche zustande kommt.

Zum Schlufl m~chte ich nicht vers~umen, Herrn Prof. v. M~LLE~- DO~F~ meinen herzlichsten Dank auszusprechen fiir die Anregung zu dieser Arbeit und die stets bereitwillige Hilfe, die er mir bei ihrer Fertig- stellung hat zuteil werden lassen.

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .

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