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Aus den UniversitAts-Augenklinikenzu Kiel und zu Strassburg i. E. f3ber StSrungen der Dunkeladaptation. Von Dr. K. Stargardt, Privatdozent und Oberarzt an der Universitats-Augenkiinik zu Strassburg i. Els. (Direktor: Prof. Dr. Schirmer.) Mit Tar. II--¥I, Tabelle 1--5 und 15 Figuren im Text. ~,inleitung. Unter Dunkeladaptation verstehen wir seit A u b er t die Anpassung des Auges an so schwache Liehtreize, wie sie uns in stark verdunkelten Rfiumen oder in der D~mmerung zur Verffigung stehen. Well in der Abendd~mmerung~ werAgstens in der vorgeschrittenen, ausschliesslich oder fast aussehliesslich nur so schwache Lichtreize vorhanden sind, dass das Auge sich erst auf sie adaptieren muss~ bezeichnen w:r das Sehen unter diesen Bedingungen auch als D~mmerungssehen. Es ist eine allt~gliche Erfahrung~ dass man beim plStzlichen Ubergang aus hellen in stark verdunkelte R~ume (z. B. Zimmer fiir RSntgenuntersuchungea) zuerst gar nichts sieht~ dass erst nach einiger Zeit einzelne Gegenst~nde sichtbar werden, wenn sieh das Auge aa die ,Dunke]heit gewShnt" hat. Da diese ,GewShnung" an die Dunkel- heir oder mit andern Worten die Dunkeladaptation dureh Ver~nde- rungen im Sehorgan bedingt ist, da das Sehorgan sieh demnach in einem verschiedenen Zustande befindet, je nachdem wir uns im Hellen oder im Dunkeln aufhalten, so spricht man aueh yon ,Stimmungen" des Sehorgans. Es ist schon seit langen Zeiten bekannt, dass die Dunkeladaptation gestSrt sein oder auch g~nzlich fehlen kann~ eine Erseheinung, die man ja als Hemeralopie bezeichnet. Genauere Unter- suchungen fiber die StSrungen der Dunkeladaptation liegen aber erst aus den letztea Jahrzehnten vor. Auch der Zweek der vorliegenden Arbeit war es, mit Hilfe aeuer Methoden weJtere Aufschliisse fiber die Art der StSrungen der Dunke]adaptation bei den verschiedensten Augenaffektionen zu erhalten.

Über Störungen der Dunkeladaptation

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Page 1: Über Störungen der Dunkeladaptation

Aus den UniversitAts-Augenkliniken zu Kiel und zu Strassburg i. E.

f3ber StSrungen der Dunkeladaptation.

Von

Dr. K. S t a r g a r d t , Privatdozent und Oberarzt an der Universitats-Augenkiinik zu Strassburg i. Els.

(Direktor: Prof. Dr. Schirmer.)

Mit Tar. II--¥I, Tabelle 1--5 und 15 Figuren im Text.

~,inleitung. Unter Dunkeladaptation verstehen wir seit A u b er t die Anpassung

des Auges an so schwache Liehtreize, wie sie uns in stark verdunkelten Rfiumen oder in der D~mmerung zur Verffigung stehen. Well in der Abendd~mmerung~ werAgstens in der vorgeschrittenen, ausschliesslich oder fast aussehliesslich nur so schwache Lichtreize vorhanden sind, dass das Auge sich erst auf sie adaptieren muss~ bezeichnen w:r das Sehen unter diesen Bedingungen auch als D~mmerungssehen.

Es ist eine allt~gliche Erfahrung~ dass man beim plStzlichen Ubergang aus hellen in stark verdunkelte R~ume (z. B. Zimmer fiir RSntgenuntersuchungea) zuerst gar nichts sieht~ dass erst nach einiger Zeit einzelne Gegenst~nde sichtbar werden, wenn sieh das Auge aa die ,Dunke]heit gewShnt" hat. Da diese ,GewShnung" an die Dunkel- heir oder mit andern Worten die Dunkeladaptation dureh Ver~nde- rungen im Sehorgan bedingt ist, da das Sehorgan sieh demnach in einem verschiedenen Zustande befindet, je nachdem wir uns im Hellen oder im Dunkeln aufhalten, so spricht man aueh yon ,Stimmungen" des Sehorgans. Es ist schon seit langen Zeiten bekannt, dass die Dunkeladaptation gestSrt sein oder auch g~nzlich fehlen kann~ eine Erseheinung, die man ja als Hemeralopie bezeichnet. Genauere Unter- suchungen fiber die StSrungen der Dunkeladaptation liegen aber erst aus den letztea Jahrzehnten vor.

Auch der Zweek der vorliegenden Arbeit war es, mit Hilfe aeuer Methoden weJtere Aufschliisse fiber die Art der StSrungen der Dunke]adaptation bei den verschiedensten Augenaffektionen zu erhalten.

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Wollen wir zu einem Verst~ndnis der StSrungen der Dunkel- adaptation getangen, so miissen wir immer wieder die physiologischen und anatomischen Grundlagen der Dunkeladaptation beriicksichtigen. Leider ist auf diesen beiden Gebieten unser Wissen noch recht liickenhaft.

Bis vor wenigen Jahren galt fiir die Zunahme der Lichtempfind- lichkeit des Auges bei herabgesetzter Beleuchtung (Dunke]adaptation) die yon A u b e r t auigestellte Adaptationsrdgel. Nach dieser sollte die Empfindlichkeit des Auges bei Dunkelaufenthalt in den ersten 5~ hSchstens 10 Minuten rapide ansteigen~ dann ungef~ihr auf gleicher tt5he bleiben, auch bei einem Dunkelaufenthalt yon mehr als zwei Stunden. A u b e r t s (auf S. 37 angebrachten)Knrven zeigen dieses Verhalten in sehr anschauiicher Weise.

Wenn man auch A u b e r t das Verdienst ]assen muss, als erster auf die Bedeutung der Dunkeladaptation hingewiesen zu haben, so kSnnen seine l~esultate heute doch nicht mehr anerkannt werden. Die Schuld daran ist seiner Methode (Beobachtung gliihender Platin- dr~hte) beizumessen, auf deren Fehlerhaftigkeit besonders P ipe r ( l ) hingewiesen hat.

C h a r p e n t i e r (2) kam unsern heutigen Anschauungen schon etwas niiher.

T r e i t e l verhalf durch seine Untersuchungen nur der f~lschlichen Auffassung A u b e r t s zu allgemeinerer Annahme.

1903 hat P i p e r mit einer besonderen Methode (vgl. unten) den Gang der Adaptation genauer gemessen. Er ist dabei zu wesent- lich andern Resultaten als A u b e r t gekommen. Leider ist selbst in neuesten Lehrbfichern (Axenfeld) noch immer nicht auf diese Untersuchungen Riicksicht genommen, und wird noch vielfach die Auber t sehe Adaptationsregel als giiltig angefiihrt.

Seine Untersuehungen sind bisher yon allen :Nachuntersuchern bestatigt women. Auch ich bin, soweit es sich um Untersuchung normaler Augen handelt, zu genau denselben Resultaten gekommen.

Das prinzipiell ~Vichtige in den Untersuchungen P i p e r s liegt darin, dass er naehweisen konnte~ dass die Empfindlichkeit des Auges fiir Lichtreize in den ersten 10 Minuten so gut wie gar nicht, dann aber ziemlieh gleichmitssig his zur 30. oder 45. Minute ansteigt und zwar in dieser Zeit sehr erheblich~ selbst bis auf das 8000fache nnd mehr des Anfangswel~tes. Von diesem Punkte an erfolgte keine weitere Steigerung, die Adaptationskurve blieb jetzt, aueh bei mehr- stiindiger Beobachtung, auf derselben HShe.

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Die Empfindlichkeitszunahme, die sich bei verschiedenen Per- sonen nachweisen liess, war nun durchaus nicht immer die g}eiche, ~.ielmehr fanden sich Werte zwischen einer 1418- und einer 8393fachen Zunahme. Auch der Kurvenverlauf war bei verschiedenen Personen verschieden. Es liessen sich im wesentlichen aber zwei Typen fest- stellen, yon denen der eine durch eine sehr schnelle und meistens auch sehr hochgradige Empfindlichkeitszunahme, der andere durch langsame und in der Regel weniger ausgiebige Adaptation ausge- zeichnet ist. Unabhiingig sind diese Typen, wie P ipe r entgegen Tschermak(1) feststellen konnte, yore Farbensinn und eventuellen FarbensinnstSrungen. HSchstwahrscheinlich handelt es sich hier fiir jedes Auge um eine angeborene spezifische Eigenschaft.

Ist auch jetzt iiber den Gang der normalen Dunkeladaptation Klarheit geschaffen, so ist das leider nicht der Fall in bezug auf die Frage, wie denn der Adaptationsvorgang im Auge sich abspielt, welche anatomischen und physiologischen VerKnderungen im Auge der Dunkeladaptation zugrunde ]iegen.

Hier stehen sich die verschiedensten Ansichten noch schroff gegeniiber.

Die meisten Anhiinger ziihlt heute wohl die ,,Duplizit~tstheorie" (v. Kr ies 1). Nach der ,Duplizit~tstheorie" sind die anatomisch differenten Netzhautelemente (St~bchen und Zapfen) auch als physio- logisch differente Apparate aufzufassen. Die St~bchen, der ,,Di~mme- rungs~pparat" kS~nen ihre Empfindlichkeit durch ,,Dunketadaptation" in ausgiebigstem Masse steigern, sie sind allein im stande, auf sehr schwaehe Reize, die fiir die Zapfen unterschwellig sind~ zu reagieren, und sie reagieren nach Dunkeladaptation relativ viel kr~iftiger auf schwache Reize, als bei Helladaptation auf starke. Sie sind ferner total farbenblind und kSnnen nur quantitativ verschieden stark re- agieren. Die Zapfen, ,,der Hellapparat" sind farbentiichtig, sie reagieren sowohl quantitativ wie qua]itativ verschieden, d. h. sie geben quan- titativ und qualitativ verschiedene Empfindungseffekte. Sie reagieren nur auf starke Reize.

Die l~eizwertrelationen der homogenen Lichter sind fiir Stiibchen und Zapfen ~erschieden. Die Zapfen werden am stfirksten durch die langwelligen Strahlen erregt und zwar maximal yon Licht mit 600 tqt Wellenl~nge (im Spektrum bei Gelborange). Die Sti~bchen d~gegen reagieren maximal auf Licht yon mittlerer Wellenlange, 530 /~ (im Spektrum Stelle des Grfin), dagegen wenig oder gar nicht auf langwellige Strahlen.

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Die Duplizitiitstheorie hat sich sehr tangsam entwickelt, aber mit dem Fortschreiten unserer anatomisehen und physiologischen Kenntnisse allm~hlich immer meh r an Boden gewonnen. Zuriick- zufiihren ist sie in letzter Linie wohl auf Max Schu l t ze , der fiir die anatomische V~erschiedenheit zwischen St~behen und Zapfen eine physiologische Erkliirung suchte.

Auf die Differenz in der Lokalisation der St~behen und Zapfen beim Menschen~ auf die Verschiedenheit der yon den St~bchen und Zapfen ausgehenden zentripetM verlaufenden F~sern (bei Zapfen 2--4 t t dick, bei St~bchen yon kaum messb~rer Diinne), auf das Fehlen der Zapfen bei denjenigen Tieren, ,,die im Dunkeln zu leben vorziehen", auf die geringe Zahl der Zapfen bei der Katze, auf ihre rudiment~re Ausbildung beim K~ninchen, auf den Zapfenreiehtum der TagvSgel~ den i~st vollkommenen Zapfenmangel der NachtvSgel, auf das Fehlen der Stiibehen bei Eidechsen und Schlangen hat Max Schu l t ze seine physiologische Erkl~rung aufgebaut. Die St~bchen besitzen nach ibm fiir ,quantitative Lichtperzeption" einen Vorzug vor den Zapfen (1, S. 252).

~Tehmen wir an, dass der Farbensinn an besondere Nerven- apparate gebunden ist~ so ,,l[isst sich erwarten, dass diese Apparate den ausschliesslich im Dunkeln lebenden Tieren ~bhlen, und so kommen wir folgerichtig auf die Yermutung, die Zapfen mSchten die ~erven- endorgane des Farbensinns sein".

Durch die Entdeekung des Sehpurpurs ist die Max Schul tzesehe Hypothese vonder physiologisch verschiedenen Bedeutung der St~b- chen und Zapfen weite'r gestiitzt worden. Ki ihne weist ganz be- sonders darauf hin, dass yon einer Verwertung der Optographie im Sinne spezifischer Farbenwahrnehmung, wie man anfangs gehofft hatte (ttaab)~ gar keine Rede sein kSnnte. Der Sehpurpur hat mit der Farbenw~hrnehmung nichts zu tun. Mit Hilfe des Purpurs und der St~bchen vermSgen wir das Spektrum zwar wahrzunehmen, aber nur in Grau schattiert, ~hn]ich ,,wie der ]~arbenblinde".

Durch physiologische Untersuchungen haben dann vor allem C h a r p e n t i e r und P a r i n a u d die Duplizit~tstheorie zu stiitzen ge- sucht. C h ~ r p e n t i e r (1--3) unterschied die Empfindung farbloser Helligkeit mit undeutlicher Lokalisation, la perception lumineuse brute, yon der ,,vision nette". Die eine wurde durch die ,616ments photesthgsiques", die andere durch die ,,glgments visue]s proprement dits" vermittelt. Die ersteren erkl~rte er sparer fiir identisch mit den St~bchen, die letzteren mit den Zap£en.

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Pa r inaud stellte sich ganz auf den Boden der Max Sehul tze- schen Theorie. ~Nach Pa r inaud sind die St~tbehen mit dem Seh- purpur die Organe fiir die ,;vision nocturne ou cr4puseulaire", die Zapfen die Organe der exakten Raum- und der Farbenwahrnehmung. Er bezeichnet seine Theorie als die ,thgorie de deux rgtines, celle des c6nes et eelle des b£ton~ets et du pourpre".

Die purpurfreien Zapfen erhalten durch den Liehtreiz eine Er- regung de nature plus spgcialement physique, die St~behen werden nut durch Vermittlung des Sehpurpurs erregt, diese Erregung ist gebunden an einen processus de nature ehimique.

Eine ganz ahnliche Trennung zwischen physikalischer Reizung der Zapfen und chemiseher der St~bchen hat in letzter Zeit Meis- ling vorgenommen. Die Wirkung auf die St~bchen ist nach ihm analog der Wirkung des Lichtes auf eine mit Sehpurpur sensibili- sierte photographische Platte. Die Zapfen fasst er als elektrische fi~r verschiedene Wellen]angen des Lichtes abgestufte Empfangsappa- rate auf, ~hnlich den Antennen der drahtlosen Telegraphie.

In Deutschland ist die Duplizit~itstheorie ganz besonders dutch v. Kries (3) und seine Schiller in einer Reihe yon Arbeiten gesttitzt worden. Jedenfalls ist bis heute ein reiehes Material yon Tatsachen, die ftir die Duplizit~tstheorie spreehen, beigebracht worden (vgl. Piper3). Dahin gehSrt der Nachweis des Fehlens tier Dunkel- adaptation in d e r n u r Zapfen ftihrenden Fovea, der Nachweis der totalen Farbenblindheit der Stabchen (das sog. ,,farblose Intervall" fehlt in der Fovea), der Nachweis~ dass die langwelligen Strahlen beim Dammerungssehea minimalen oder gar keinen Reizwert fiir die Netzhaut haben (Purkinjesches Ph~inomen), der Naehweis der LTber- einstimmung der Kurve der Bleichungswerte der homogenen Lichter ffir Sehpurpur mit der Kurve der nach subjektiver Methode gefundenen Dfimmerungswerte (Trendelenburg), und der Nachweis, dass am helladaptierten Auge die st~rksten AktionsstrSme dutch Reizung mit langwelligen Strahlen, am dunkeladaptierten Auge dagegen durch Reizung mit Strahlen mittlerer Wellenl~nge erzeugt werden.

Trotzdem bleiben noch viele Fragen often. Dahin mSehte ich z. B. die Frage z~Men~ wieweit St~bchen und Zapfen gleichzeitig beim Sehe~ beteiligt sind. Piper(3) nimmt zwar an~ dass ftir ge- w5hnlich die beiden anatomisch und funktionell versehiedenen licht- perzipierenden Apparate gleichzeitig in T~tigkeit sind. Mischt sich nach P iper zu einer Zapfenerregung, die allein die Empfindung einer gesattigten Farbe geben w~irde, die St~bchenerregung, die eine Weiss-

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empfindung auslSst~ so muss der S~ittigungsgrad der Farbe beein- tr~Lchtigt werden, sie muss weisslicher erscheinen~ und zwar soll dies in um so hSherem Grade der Fall sein~ je giinstiger die Bedingungen fiir die Sti~behenfunktion liegen, d. h. je mehr die Netzhaut dunkel- adaptiert ist und je geringer die Reizst~rke ist. Bei herabgesetzter Be]euchtung mag das gelten. Dass aber die St~behen auch bei in- tensiverer Jdeleuchtung zum Sehen beitragen~ daftir fehlt bis heute jeder Beweis. Im Gegenteil sprechen manche Beobaehtungen direkt dagegen, l~etraehtet man die total Farbenblinden als St~bchenseher, so muss gerade deren Verhalten beim helleren Liehte als Gegenbeweis dienen. Viel wahrscheintieher scheint es mir, dass bei heller Be- leuchtung der Sehpurpur ausgebleicht wird und die St~ibehen dadurch ausser Funktion gesetzt werden. Auf dieses Ausbleichen des Seh- purpurs k5nnte man aueh die ]~lendung zuriickftthren, die nach l~ngerem Dunkelaufenthalt beim Heraustreten ins Helle auftritt. Zu der yon vomherein guten Zapfenfhnktion, die man aus der guten Sehsch~rfe und dem Farbensinn schliessen kann, gesellt sieh eine diffuse starke Helligkeitsempfindung (Blendung), die eben durch Aus- bteichen des Sehpurpurs bedingt ist und mit der vSlligen Ausbleichung naeh einigen Minuten erliseht. Deswegen kann man meines Er- achtens nach aueh nieht reeht yon ,,Helladaptation" als von einem zeitliehen Vorgange sprechen. Der Zapfenapparat ist sofort funktions- f~ihig, auch wenn er plStzlich nach ]~ngerem Dunkelanfenthalt in :Ansprueh genommen wird. ~ur wird die Zapfenfunktion dureh die plStzliche starke Ausbleichung des Sehpurpurs etwas gestSrt. Das was L o h m a n n (2) ats ,Helladaptation" messend bestimmt hats ist niehts welter, als die dutch vortibergehende intensivere Belichtung gestSrte und verminderte Dunkeladaptation. Der Zapfenapparat braueht eben nieht eine l~ingere Zeit um funktionsfahig zu werden, sondern er ist es offenbar sofort, wenn genilgend starke Reize auf ihn einwirken.

Eine ganz andere Frage ist es noeh, ob und wieweit die Zapfen iiberhaupt adaptationsf~hig sind.

Die bisher dariiber vorliegenden l~esultate sind yon einer end- giiltigen LSsung der Frage' doch noeh welt entfernt.

Die Schwierigkeiten der Beantwortung liegen darin, dass man zwar den Stiibehenapparat isoliert reizen kann dureh Reizlichter~ die ftir den Zapfenapparat untersehwe]lig sind, class der Zapfenapparat dagegen nur in dem kleinen st~ibchenfreien Bezirk der Fovea eentralis isoliert gereizt werden kann und nur mit sehr hellen Lichtern. Bei

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Untersuohung mit sehr kleinen Objekten, die sich nur in der Fovea abbilden konnten und bei Anwendung yon rein totem Lichte (1Rubin- glas und Methylgriinl5sung-Kombination) fanden N a g el nnd S o h a e fe r nut eine Steigerung der Empfindliohkeit auf den vierfaehen Betrag. Da die Untersuehungen abet immer erst nach der ersten Minute aus- gefiihrt werden konnten, glauben sie, dass dieser Betrag noch h5her ist nnd zwar schiitzungsweise das zwanzigfaohe des Anfangswertes. Mit einer andern Method% Beobaehtung eines rein roten Feldes unter einem Oesiehtswinkel yon 20--300 fanden sie, wenn das Ange nur mgssig helladaptiert war (dureh Anblieken eines aus 1[2m Entfernung yon einer 50kerzigen Gliihlampe bsleuchteten Kartons)~ eine adap- tative Steigerung um das 16- -32f ache, bei starker Helladaptation dagegen (dureh liingeren Aufenthalt im Freien an hellen Tagen) eine Steigernng der Empfindlichkeit auf den etwa 200faehen Betrag des Anfangswertes. Und diese 8teigerung sollte in den ersten 5 Minuten, also vet Beginn des eigentlichen Dgmmerungssehens erreicht werden.

Auch M a y e r und Butz sind der Ansicht, dass der Zapfen- apparat deutlich, aber verhgltnismgssig wenig an der Umstimmnng des Sehorgans beteiligt ist, da die Farbenschwellen bei Dunkeladap- tation heruntergehen nnd zwar in den ersten Minuten betriicht- lich. Aueh Tre i t e I (2) vertrat diesen Standpunkt, doch ist seine Methode, die in der Messung des farblosen Intervalls bestand, nieht zuverl~ssig.

C h a r p e n t i e r und S h e r m a n n hielten die Farbensehwelle far unver~inderlieh. Dass das Optimum des Hellsehens erst naeh ge- wisser Zeit erreieht wird, ist yon S e h i r m e r festgesteltt worden. Auf jeden Fall ergibt si& sehon aus den verschieclenen Resultaten, die man mit versehisdenen Methoden erhiilt, dass ~on einer Klarheit auf diesem Gebiete noeh keine ]~sde sein kann.

Den Anhangern der Duplizit~itstheorie stehen nun eins ganzs Reihe Gegner gegeniJber (Her ing, Hes% Tsehermak) . Sie be- k~impibn vor allem die v. Kriessehe Ansieht vom ,,Doppelweiss" d. h. die Ansieht, dass die Weissempfindung auf zweierlei versehiedene Weisen entstehen sell, einmal als monoehromatisches Weiss durch Reizung der St~ibchen, das andere Mal als trichromatisehes Weiss dureh tleizung der Zapfen. Diese Ansieht widersprieht allerdings aueh der in der Sinnesphysiologie allgemein giiltigen Annahme, class gleiehe Empfindungseffekte auf gleiche Erregung des Sinnesorganes sehliessen lassen.

Ferner sind yon Gegnern der Duplizit~itstheorie einige Gruncl- 6*

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lagen, auf die die Theorie sieh sttitzte, nieht ohne Erfolg angegriffen women, so das angebliehe Fehlen der Dunkeladaptation bei Hiihnern (Hess). H e r i n g (vgl. T s c h e r m a k 1) sueht die Adaptation in letzter Linie auf Stoffweehselvorg~inge zurfiekzuffihren, indem hier, wie aueh bei andern Anpassungen der Organismen~ der Stoffweehsel bei Wechsel der Bedingungen zun~iehst eine StSrung, eine Reizung, erf~hrt~ dann aber wieder ins Gleiehgewicht kommt.

Noch grSssere Schwierigkeiten als die Erkl~irung der physiolo- gischen Dunkeladaptation bietet die ErkI~irung der StSrungen der Adaptation, da unsere positiven Kenntnisse fiber Ver~nderungen in kranken Augen~ die in Beziehung zur Adaptation gebracht werden kSnnten, ausserordentlieh dfirftig sind. Stellen wir uns auf den Boden der Duplizit~tstheoiie, so werden wir in erster Linie das Verhalten des Sehpurpurs za berfieksiehtigen haben.

Uber den Sehpurpur bei pathologisehen Prozessen ]iegen bisher nur Untersuchungen ~Ton A n d o g s k y aus der Leberschen Klinik vor. A n d o g s k y hat das Verbalten des Sehpurpurs bei Netzhaut- ablSsung untersucht und hat dabei gefunden, dass in der abgelSsten Netzhaut sich Sehpurpur nur dann nachweisen lgsst, wenn das zu dem Versuche benutzte Auge sehon vor dem Eintritt der AblSsung im Dunkeln gehalten war und auch nach dem Beginn der AblSsung nicht mehr dem Lichte ausgesetzt wurde. Wurde die Netzhaut dem Lichte ausgesetzt, so verblasste der Sehpnrpur und bi]dete sich nicht wieder.

Rein theoretiseh hat man den Mangel oder das g~nzliche Fehlen des Sehpurpurs ffir eine ganze Reihe yon Adaptationsst5rungen ver- antwortlich gemacht. Da we sich schon klinisch Veriinderungen im Pigmentepithel nachweisen liessen: ist das bis zu einem gewissen Punkte berechtigt. Ganz anders liegt sehon die Sache in den F~illen~ in denen Pigmentepithelver~tnderungen nicht vorhand6n waren, z. B. bei idiopathischer Hemeralopie und gewissen F~llen "~on Ikterus. Auch hier hat man ohne tatsgchliche G rundlagen einfach eine StSrung oder ein gi~nzliches Sistieren der SehpurpurbiIdung angenommen. Ich babe bei experimentellem Ikterus bei Kaninehen (1) nnd bei Hunden ~) eine Anoma]ie in der Sehpurpurbildung nicht finden kSnnen. Weder liess sich ein Unterschied in der Menge des gebildeten Sehpurpurs im Vergleich zum norma]en Auge, noch eine Verlangsamung der Purpurbildung naehweisen.

~) Uber die beim I-Iunde erhaltenen l~esultate werde ich in einer demnlichst erscheinenden Arbeit berichten.

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Die Ansicht yon einer direkten Beeinflussung des Sehpurpurs ohne StSrungen des Pigmentepithels schwebt demnaeh noah vSllig in der Lufto

Auch die Frage, ob und wetche Vorg~nge im Auge wir ausser der Sehpurpurbildung noch fiir AdaptationsstSrungen ~erantwortlich machen kSnnen, ffihrt arts in fast g~nzlich unbekannte Gebiete.- Die Pigmentwanderung kommt ftir den ~'tensehen sicher nicht in Betracht. Aueh bei Albinotischen kgnn sich normale Adaptation und normales DunkelgesichtsfeM (mit unterschwelligen Lichtern geprfift) finden.

Die bei manchen Tieren beobaehteten Zapfengnderungen (Ver- dickung und Verkiirzung der Aussenglieder~ Verkiirzung des Myoids~ Ann~herung des Ellipsoids an die Kugelform) sind beim S~ugetier (van G e n d e r e n Stort), speziell beim Affen (Garten 1) ausser- ordentlieh gering.

Ob sie beim Menschen fiberhaupt vorkommen, ist zum mindesten zweifelhaft (Gar ten 1). Ffir die Dunkeladaptation kommen diese Veranderungen schon deswegen nicht in Frage, wail wit guten Grund zu der Annahme haben, dass die Adaptation der Zapfen nur eine ganz nebensgchliche Rolle spielt. Die Yergnderungen an dan St~tb- chen (Verkfirzung, bzw. Streckung) sind bisher anch nur bei manehen Tieren (Huhn, Bley) beobachtet.

Ob die~ auch beim Menschen beobaehtete (@reeff) Wanderung der ~usseren KSrner fiber die Membrana limitans externa hinaus in Beziehung zum Adaptationsvorgang steht, dar[iber wissen wir eben- falls nichts.

Auch die Vergnderungen des f~rberischen Verhaltens maneher Net~hautelemente bei Belichtung (Garten 1) und der ehemischen Reaktion (Angelucci~ L o d a t o und Maggio, vgL NageI S. 91) lassen einen Zusammenhang mit der Dunkeladaptation nicht erkennem

Klinisehe Untersuchungen fiber die Adaptation nnd ihre StSrungen sind yon einer ganzen Reihe ~-on A utoren ausgefiihrt worden (P a rin an d, FSrs te r , Tre i te l , S c h i r m e r u. Anderen). Doeh haben diese Untersueh~ingen heute nur noch eine beschr~nkte Gfiltigkeit, da sie mit Apparaten ausgefiihrt wurden~ die nieht mehr als einwsmdsfrei gelten kSnnen. Am beliebtesten war frtiher das PSrstersche Photometer (riehtiger eigentlieh Photoptometer). Auf seine Fehler ist sehon friiher wiederholt hingewiesen worden. Urbantseh~tsch zeigte die Differenz in der Beleuehtung der einzelnen Striche~ die sieh aus der schr~igen Lage des Fensters ergab; Wol f fbe rg wies nachdrficklieh auf die Fehler, die sieh aus der ganzen Konstruktion des Beleuchtungsapparates

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ergaben, hin; T re i t e l , M a u t h n e r und Bj e r rum betonten besonders, dass bei der Untersuchung auch Anforderungen an den Raumsinn gestellt wiirden, und L o h m a n n hat in letzter Zeit bel vergleiehenden Untersuchungen mit dem Nagelschen Adaptometer ganz erhebliche Fehler des FSrs tersehen Apparates nachgewiesen.

Neuere Untersnchungen mit einwandfreien Apparaten haben zu einer Reihe neuer Result~te gefiihrt.

Messmer , L o h m a n n nnd H o r n haben sieh des Nagelschen Adaptometers, H e i n r i c h s d o r f des ~lteren Pipersehen Apparates bedient (1)~ Hess hat mit einer besonderen~ eigenen Methode untersueht.

Alle diese Untersuchungen haben nur den Zweck gehabt, den Gang der Adaptation und die naeh einem bestimrnten Dunkelauf- enthalt vorhandene Endschwelle festzustellen.

Daneben hat man aueh versucht, Gesiehtsfeldaufnahmen im Dunkelraum mit Liehtern auszuffihren, die unter der Sehwetle des helladaptierten Auges liegen sollten. So haben W i l b r a n d und Lieb- re eh t eine Reihe yon Untersuchungen mit einem ,Dunke]perimeter :~ ausgefiihrt, bei dem das Objekt aus Leuchtfarbe bestand. Auf das Unzureichende dieser Methode werde ieh noeh sparer n~her eingeheno.

i~ethode.

Meine Untersuchungen erstreckten sich naeh zwei R~chtungen. Erstens babe ich den Gang der Adaptation und die nach

l~ingerem Dunkelaufenthalt (gewShnlich ~I-~ Stunden) vorhandene Em- pfindlichkeit der Netzhaut mit grossen und kleineren Objekten bei den verschiedensten Augenerkrankungen gemessen, und zweitens habe ich Gesichtsfeldaufnahmen im Dunkelzimmer ebenfalls nach guter Dunkeladaptation mit Objekten vorgenommen, die unter der Schwelle des helladaptierten Anges lagen.

Zu dem ersten Tell meiner Untersuchungen bediente ich reich des Piperschen Adaptometers (Piper 4). Im wesentlichen besteht dieser Apparat aus einem 75 cm langen Kasten~ in dessen hinterem gesehlossenen Ende eine 50 kerzige Gl[~hla, mpe brennt. 25 cm davor ist eine Milchglasplatte und unmittelbar vor dieser eine yon aussen verstellbare Auber t sche Blende angebracht. 25 cm vor dieser be- finder sieh eine zweite Milehglasplatte mit Auber t scher Blende~ und wieder 25 cm vor dieser eine dritte Milchglasplatte mit Auber tseher Blende. Die dutch jede Blende gegebene quadratische ()ffnung 15sst sieh yon 100 mm Seitenliinge auf6 mm Seitenl~nge verengern. Die vorderste Milchglasplatte dient als Beobachtungsobjekt. Durch die vor ihr ange-

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brachte Blende kann man dieses Objekt beliebig vergrSssern und ver- kleinern.

Es stehen uns demnach zur Untersuehung quadratisehe Objekte yon 100--4~mm Seiten]a.nge zur Verftigung; die Helligkeit dieser Objekte l~sst sieh dureh (~ffhen oder Schliessen der beiden hintersten Blenden in weiten Grenzen variieren~ so dass die hSchstmSgliche Helligkeit alas 400000 faehe der minimalsten betrggt. Bei der zahlen- m~ssigen Feststellung des Ganges der Adaptation ist nun im Folgen- den so verfahren~ dass die Empfind]iehkeit tier Netzhaut~ die vor- handen sein muss, damit das minimal hell beleuchtete Objekt gerade noch wahrgenommen wird, ~--- 1 gesetzt wird. Wird ein Objekt, das nur 1]1oo dieser Helligkeit besitzt~ wahrgenommen, so wird die Empfind- liehkeit der Netzhaut 100 real so gross sein, wie im ersten Falle usw.

An dem Apparat ist an jeder Blende eine Skala angebracht, die man mit Hilfe einer roten Dunkelkammerlaterne bequem ablesen kann. Aus einer yon P i p e r berechneten Tabelle kann man dana jederzeit den Empfindlichkeitswert, der einem bestimmten Skalenwerte entsprieht~ feststellen.

Die als 1 gesetzte Empfindlichkeit entspricht, wie eine Reihe yon Versuchen an normalen Augen ergeben haben, gerade derjenigen~ die ei~l normales Auge bei maximaler Hel]adaptation besitzt. Als maximale ttelladaptation ist dabei diejenige angesehen, die nach etwa einstt~ndigem Aufenthalt im Freien erreicht wird~ wenn das Auge mSglichst aus- giebig, z. B. dutch Betraehten des Himmels, dem Liehte ausgesetzt war. Bei weaiger ausgiebiger Helladaptation ist der Schwellenwert ein wesentlich niedriger, die Empfindliehkeit der Netzhaut erheblieh hSher.

Da die Empfindlichkeit, die sofort nach Eintritt in das Dunkel- zimmer am Adaptometer geihnden wird, in recht erheblichen Grenzen je naeh der vorausgegangenen Helladaptation variiert~ babe ieh es nicht ftir zweckmgssig gehalten, den naeh bestimmten Zeiten erreichten Empfindlichkeitswer~ durch die Zahl anszudriieken~ welehe angibt, um das wie vielfaehe die Empfindliehkeit im Verhgltnis zur Anfangs- empfindlichkeit gestiegen ist. Im allgemeinen land sich eine Anfangs- empfindliehkeit zwisehen 1 und 5, daneben kommea aber auch eine ganze Reihe yon F~llen vor, in denen aueh das maximal beleuehtete Objekt im Anfang und selbst nach 1--2 Minuten nicht erkannt wurde. In diesen Fgllen bleibt es ungewiss, wo wir die HetlsehweIle zu suchen haben~ und es ist deswegen auch unmSglich, hier die Steigerung der Dunkeladaptation durch den Quotienten zwischen End- und Anfangs- empfindliehkeit auszudrttcken.

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Fiir diese Fille miisste das Adaptometer wesentlich grSssere Lichtstirken liefern, als die jetzige maximale Liehtstirke. Ein weiterer hTachteil des Pipersehen Adaptometers, speziell im ¥ergleieh zum Nagelschen beruht darin~ dass es bisher nieht ausphotometriert ist. Es ist deswegen nieht mSglich, die Helligkeit der benutzten Objekt- fl~che ohne weiteres mit den Yon andern Autoren mit andern Appa- raten gefundenen Werten zu vergleichen.

Der Untersuehung am Adaptometer ging stets eine mSgliehst ausgiebige Helladaptation voraus. Aus ~usseren Griinden konnte diese natiirlich nieht in allen F~llen die gleiehe sein. Meist wurden die Patienten 1/2 Stunde lang ins Freie geschickt und sofort naGh ]3etreten des Zimmers untersueht. Bei schleehtem Wetter wurden sie i]~--1 Stunde vor das ungefihr 4 : 2 m grosse Fenster des HSr- saals gesetzt. In jedem Falle wurden sie veranlasst, ihre Augen mSglichst intensiv, aber o~ane sie zu blenden, dem Lichte auszusetzen.

Im Dunkelzimmer wurde sefort nach dem Eintreten die erste Bestimmung ausgefiihrt. Mit der Art der Untersuehung lwaren die Patienten vor Beginn der He]ladaptation vertraut gemacht worden.

Die Bestimmnngen wurden stets in der Weise ausgeffihrt, dass das Objekt zuerst so hell gezeigt wurde, dass es deutlich gesehen wurde, dann zum Verschwinden gebraeht wurde und nun langsam heller beleuchtet wurde, bis es fiber die Schwelte des Beobachters trat. Dann wurden noch ein oder mehrere Kontrollpriiihngen vorgenommen, indem das Objekt dureh einen genfigend grossen Pappschirm bald verdeckt, bald anfgedeckt wurde. Der zu Untersuchende musste nun jedesmal angeben, ob das 0bjekt siehtbar war oder nicht.

In der ersten halben Stunde, wo die Adaptation mit jedem Moment w~ichst~ verbieten sieh al]zu h~tufige Kontrolluntersuchungen ~on selbst. Der nach 45 Minuten gefundene Endwert wurde aber in jedem Falle durch mehrere ~achprfifungen auf seine Riehtigkeit nnter- sucht. Meist wurde bis zur 30. Minute yon 5 zu 5 Minuten untersucht.

Bei der yon mir angewandten Methode erh~ilt man reckt genaue ]~esultate. Allerdings sind die dabei gehmdenen Werte etwas kleiner, als wenn man das Objekt zun~chst fiberschwellig zeigt, seine Inten- sitar dann alhn~h]ieh verringert und sieh den Augenbliek des Ver- schwindens angeben l~sst (Piper). Diese ]etztere Methode ist zwar fi~r physio]ogische Untersuchungen, wo man es mit gesehulten Be- obachtern zu tun hat~ gedgnet; ffir klinische Zwecke ist sie unbrauchbar. Darauf, dass L o h m a n n nnd H o r n diese Methode anwandten~ ist es wohl auch zur~ckzuffihren, dass sie in manchen F~llen hSehst

Page 13: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 89

sonderbare Kurven erhielten, die nach einem gewissen Anstieg einen Abfall zeigten, um dann wieder zu steigen. Bei H o r n speziell finden sich Kurven mit mehreren solcher Zacken.

Ich selbst habe nicht ein einziges Mal eine ~hnliche Kurve ge- sehen und ich glaube deswegen, dass sie auf die fiir klinische Zwecke ungeeignete Methode zuriickzuftihren sind. Es werden eben bei dieser Methode viel zu hohe Anforderungen an den Patienten gestellt, An- forderungen, denen manche Leute nicht im entferntesten gerecht werden kSnnen (z. B. die Alkoholiker Horns). Natiirlich wird bei Untersuchungen, die mit einer solchen Methode ausgeftihrt sind, auch immer wieder der Verdacht auftauchen, dass auch die andern Re- sulfate nicht ganz einwandfrei sind.

Fiir gewShnlich habe ich ohne Fixierzeichen untersucht~ hSchstens die Patienten dutch Ausstrecken ihrer Hand in der Richtung des Objektes auf dessen Lage aufmerksam gemacht~ wenn es auch bei maximaler Helligkeit nicht sogleich wahrgenommen werden konnte. Nur bei peripheren Untersuchungen wurde das unten noch zu er- wi~hnencie Fixierzeichen benutzt. Fiir die meisten Untersuchungen wurde als ObjektgrSsse ein Quadrat yon 100 mm Seitenl~nge gewghlt, daneben aber auch in einer grossen tleihe yon F~llen vergleichende Untersuchungen mit kleineren Objekten angestellt. Bei monokularen Bestimmungen wurde das zweite Auge mit der Hohlhand verdeckt.

Bei der Untersuchung kranker Angen ist auch die Frage klar- zustellen, ob durch die Untersuchung des einen Auges der Ablauf der Adaptation im andern Auge gestSrt wird. Man ist ja bei klinischen und poliklinischen Patienten meist gezwungen, in einer Sitzung beide Augen zu untersuchen.

Eine Beeinflussung des einen Auges durch Belichtung des andern ist nicht ohne weiteres yon der Hand zu weisen. Hat doch Enge l - m ann bei FrSschen auch Pigmentwanderung auf dem nicht belichteten Auge gefunden, wenn das andere Auge belichtet wurde. Der Sehpurpur wurde allerdings nicht dabei beeinflusst. Analog land auch G r i j n s bei I{eizung der freigelegten Augenbecher der einen Seite durch einen Kochsalzkrystall einen Aktionsstrom im andern Auge.

Anderse~ts kSnnen wir ~uf pathologische F~ille wohl mit gutem Grunde die Resultate der auf diese Frage gerichteten physiologischen Untersuchungen am Menschen anwenden.

GgzA Rgvgsz hat eine Beeinflussung des Adaptationsverlaufes auch dann nicht nachweisen kSnnen, wenn er wiihrend des Versuches das zweite Auge mit intensiven Lichtern reizte.

Page 14: Über Störungen der Dunkeladaptation

90 K. Stargardt

Demgegentiber haben N i k o l a i und R u b i n o w i t s c h einen solchen Einfluss feststellen kSnnen.

Da es sich bei ihren Versuchen aber doch immer um intensivere Reizung des einen Auges handelte~ kommen such ihre Resultate fiir die klinische Untersuchung nicht in Frage.

Die Reize, die bei der Adaptationsprtiflmg eines Auges angewandt werden, haben jedenfhlls keinen Einfluss auf die ,Stimmung" der andern.

An die Prfifung jedes einzelnen Auges schloss sich schliesslich die Prilfung des binokularen Sehens. P i p e r (1) hat ja nachgewiesen, dass fiir das dunkeladaptierte Auge eine Addierung tier Empfindungen der beiden einzelnen Angen eintritt. Dieser Satz der binokularen Reizaddition gilt aber nur ftir das dunkeladaptierte Auge; fiir das helladaptierte Auge ist ein ghnliches Verhalten nicht nachgewiesen. WSl f f l i n hat die Richtigkeit des Satzes yon der Reizaddition be- stritten. Er konnte keine Differenz zwischen monokularen und bin- okularen Schwellenwerten feststellen.

Seine Untersuchungen leiden an dem Pehler~ dass zu .friih~ in der ersten halben Stunde~ auf Reizaddition untersucht wurde, also zu einer Zeit, wo die Adaptation noch wesentlich steigt. Spgter hat P i p e r mit seinem neueren Apparat die Frage noch einmal nach- geprtift und ist zu denselben Resultaten wie friiher gekommen. Auch M e s s m e r hat sich ira selben Sinne ge~ussert.

lJber die Art und Weise des Zustandekommens der Reizaddifion sind wir vor der Hand nur auf' Vermutungen angewiesen.

Der zweite Tell meiner Untersuchungen erstreckte sich auf die Untersuchung des Gesichtsfeldes bei Dunkeladaptation mit Lichtern, die unter der Schwelle des helladaptierten Auges ]iegen.

Ahnliche Untersuchungen sind, wie schon oben erw~hnt~ schon yon W i l b r a n d und L i e b r e c h t ausgefiihrt worden. Sie bedienten sich schwach Ieuchtender Objekte, die sie sich mit Leuchtfarbe her- stellten. ~un besitzt diese Methode aber einen ganz erheblichen Fehler. Die Leuchti'arbe lief'ert zwar, wie schon Nag el nnd S c hae f fe r angeben~ eine Lichtquelle~ die ira dunkeln Raum einen erheblichen D~mmerungswert besitzt uad die unter Umst~nden so schwach leuchtet, dass sie fiir das helladaptierte Auge unterschwellig ist. Anderseits kann das mit Leuchtfarbe hergestellte Objekt auch so hell sein, dass es auch yore helladaptierten Auge sofort wahrgenommen wird~). Ge-

~) Dass das yon Liebrecht benutzte Objekt viel zu hell war, ergibt sich aus seinen eigenen Worten: ,,es dauert bei fast reifer, unkomplizierter Katar~tkt,

Page 15: Über Störungen der Dunkeladaptation

~'ber StOrungen der Dunkeladaptation. 9i

rade wegen dieser Eigensehaft hat man ja die Leuchtfarbe vielfach zur Herstellung yon Fixierzeichen benutzt, also von Zeichen, die nur mit der Fovea wahrgenommen werden sollen.

Da demnaeh die mit Leuehtfarbe hergestellten Objekte je nach der Zeit~ die sie dem Tageslicht ausgesetzt waren, fiir das helladap- tierte Auge bald fiber- bald untersehwellig sJnd, so sind sie gerade filr isolierte Untersuchungen des Hell- bzw. Dunkelapparates des Auges durehaus ungeeignet.

Zu solchen isolierten Untersuehungen kSnnen wir allein Objekte gebrauehen~ yon denen wir sicher wissen, ob sie flit das helladaptierte Auge fiber- oder unterschwellig sind.

Denn aueh ffir die Untersuchung pathologiseher Verh~ltnisse der St~behen- und Zapfenfunktion ist es dringend nStig, dass die Versuehsanordnung oder die Untersuehungsmethode eine solehe ist, dass sie wirklieh die isolierte Untersuehung der Stgbehen- oder der Zapfenfunktion gestattet. Denn wenn Hell- und Dunkelapparat in inkonstantem StarkeverhSltnis am Sehakte teilnehmen, k5nnen wit nnter pathologischen Verhgltnissen ebensowenig konstante Resultate erhalten, wie unter physiologisehen.

Die Untersuehung des Gesiehtsfeldes mit Leuchtfarben kann demnaeh keinen grSsseren Ansprueh auf Genauigkeit machen, als die von anderer Seite getibte Untersuchung des Gesichtsfeldes im Dunkelzimmer bei niedrig gesehraubter Lampe (S eh i rmer , Axenfeld) .

Um exaktere Werte zu erhalten, babe ieh mir einen besonderen Apparat (Dunkelperimeter) konstruieren lassen (sehon publiziert in Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. II. S. 35~. 1906). Als Fixations- objekt im Nullpunkt des Perimeterbogens dient eine kleine 7,5 Volt- lampe, die in einem liehtdiehten K~stchen untergebraeht ist. In die vordere Wand dieses K~istchens wurde eine Rubinglasseheibe ein- gesetzt und diese durch eine Metallblende so weit verdeekt, dass nut eine kleine kreisfSrmige 0ffnung yon 2--3 mm Durehmesser frei- blieb. Das yon dieser Lampe gelieferte Lieht ist aueh ftir das hell- adaptierte Auge tibersehwellig nnd kann deswegen leieht mit der Fo~'ea fixiert werden, undes gesehieht das um so prompter, da nach v. K r i e s (2) die Empfindliehkeit ftir rotes Lieht zentral am hSehsten ist. Anderseits wird yon dieser Liehtquelle die Umgebung der Fovea

wobei noch Finger in 1--'2 m gezahlt werden, ebenso wie bei d[chter Hornhaut- trfibung eine oder mehrere Minuten, his das Leuchtobjekt zeutral gesehen wird." Ein 0bjekt, das in solehen F~illen tiberhaupt nach 1--2 Minuten wahrgenommen wird, ist fiir Prfifung der Dunkeladaptation ganzlich ungeeignet.

Page 16: Über Störungen der Dunkeladaptation

92 K. Stargardt

so gut wie gal" nicht beeinflusst. Das rote Licht hat speziell auch keine Wirkung auf den Sehpurpur und die Sehpurpurbildung.

Als Priifungsobjekt diente eine zweite 7,5 Voltlampe, die eben- falls in ein liehtdiehtes Kistehen eingeschlossen war. In den Deckel dieses K~stchens konnten Blenden verschiedener GrSsse eingesetzt werden. Ffir gewShnIich wurden quadratisehe Blenden yon 1 cm Seitenl~nge benutzt.

Um die Itelligkeit dieser Lampe auf das gewiinschte Mass zu reduzieren, wurden hinter die Blende eine Milchglasseheibe und be- ]iebig viele diinne Kartonbl~tter eingelegt.

Fiir gew5hnlich gen~igten drei Kartonbl~tter; alas yon der kleinen~ sehwaeh brennenden Lampe dureh diese BlOtter und die Milehglas- seheibe hindurchgehende Lieht war so sehwaeh, dass es ~Tom hell- adaptierten Auge iiberhaupt nieht nnd vom dunke]adaptierten Auge auch erst nach etwa 5--10 Minuten langem Dnnkelaufenthalt wahr- genommen werden konnte.

Zur genaueren Bestimmung der Helligkeit wurden jedesmat Vergleiehe mit einem ebenso grossen Fe]de am Adaptometer angestellt. Die meist benutzte t=Ielligkeit des Perimeterobjektes entsprach einer Empfindlichkeit yon 30,2 am Adaptometer. Sollten geringere In- tensitiien angewandt werden, so wurde einfach die Zahl der Eart0n- bl~ttter erhSht oder der Widerstand vergrSssert. In jedem Fa]le wurde aber am Schlusse der Perimeteruntersuehung die Helligkeit des Objektes noch einmal am Adaptometer kontrolliert, urn jede FehlerquelIe zu vermeiden. Der hierbei gefundene Wert, ausgedrfiekt durch die Empfindlichkeit der Netzhaut, ist im fblgenden jedesmal in Klammern angegeben.

Das Priifungsobjekt~ d. h. das K~istehen mit der Lampe, wurde anf einen Holzs~el montiert und freihg,ndig gefiihrt. Zn dieser An- ordnung wurde ieh dureh zwei Grtinde veranlasst. Erstens ziehe i& persSnlieh die freihiindige Objektffihrung bei jeder Art der Peri- metrierung vor, weil man dadureh vSllige Freiheit in bezug auf Richtung, Sehnelligkeit und Art der Objektftihrung gewinnt; zweitens ist es gerade bei Ur~tersuehungen im Dunkelzimmer zweekmgssig, jegliches Geriuseh bei der Bewegung des Objektes zu vermeidenl). Der zu Untersnehende darf nieht hSren, aus weleher Riehtung das Objekt herangeftihrt wird, da er sonst allzu leieht ~erleitet wird, die seharfe Fixation aufzngeben. Lgsst sieh aueh bei der freih~ndigen

~) Das ist bei andern Dunkelperimetern, z. B. dem yon Pollack, fiber dessen Objekthelligkeit und Verwendung niehts Niheres angegeben ist, nieht mSglich.

Page 17: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber St6rungen der Dunkeladaptation. 93

Bewegung nicht jedes Ger~useh vermeiden, und bemerkt man bei Kontrolle des zu untersuehenden Auges mit, der Dunkelkammer- lampe ein 5fteres Abweiehen, so kann man dureh gleichzeitige Be- wegung der freien Hand an irgend einer andern peripheren Stelle den Patienten zuniiehst unsieher maehen. Er weiss dann~ dass er mit dem GehSr doeh niehts Sieheres itber die Riehtung~ aus der das Objekt herangefiihrt wird, herausbekommen kann und fixiert dann im allgemeinen gut. Sollte aueh mit dieser Methode die Fixation nieht sieher sein, so ist der betreffende Patient eben Nr diese Unter- suehung nieht geeigneL. Im fblgenden sind nur solehe Untersuehungen angefiihrt und verwertet worden, bei denen dureh wiederholte Kon- trolle nnd vor allem dutch richtige Angabe des blinden Fleekes die grSsstm6gtiehe Sieherheit ftir richtige Resultate gew~hrleistet war. Um die Stellung des Objektes in dem Augenbliek, wo es gesehen wurde, genau festzustellen, wurde das Objekt lest an den Perimeter- bogen angedriiekt und mit tier andern }land dureh Betasten der yon 10 zu 10 0 am Perimeterbogen angebraehten kleinen Einkerbungen der Oft auf 5 0 genau angegeben.

Far gewShnlieh zeiehnete eine zweite Person, die sieh mbgliehst welt yore Perimeter entfernt anfstellt% beim Seheine einer roten Dunkelkammerlampe die gefundenen Werte sofort in ein Perimeter- schema ein.

Die ganze Gesiehtsfeldauthahme geht auf diese Weise sehr sehnell vor sieh, da man selbst ja ausser dem Fixierzeiehen gar niehts zu sehen und deswegen erst kurz vor der Untersuehung das Dunkelzimmer zu betreten braueht. Untersueht wurde meist naeh

a/~stiindiger Dunkeladaptation und zwar im Ansehluss an die letzte Bestimmung am Adaptometer.

Im folgenden sind der besseren lJbersieht wegen die versehiedenen Affektionen, die zu StSrungen der Dunkeladaptation fiihren k5nnen, in einzelnen Gruppen zusammengefasst.

Einf luss der Refrakt ion auf d ie D u n k e l a d a p t a t i o n .

A. E m m e t r o p i e .

17 emmetropisehe Augen sind im ganzen untersucht worden. Die h5ehste Endempfindliehkeit sehwankte hier zwisehen 8764 und 1626; der Durchsehnittswert betrug 3601. Ein Grund fttr besondere ttShe oder Tiefe der Endempfindlichkeit war weder im Alter noeh in irgendwelehen Besonderheiten der einzelnen Augen~ z .B. Pig- mentiernng oder Pupillenweite~ zu finden. Viehnehr mttssen wir an-

Page 18: Über Störungen der Dunkeladaptation

94 K. Stargardt

nehmen, dass die Adaptationsf~higkeit eine Eigenschaft ist, die jedem Mensehen in verschiedenem Grade angeboren ist. Der Gang der Adaptation~ wie er sich kurvenmiissig feststelIen l~sst, deckt sieh durehaus mit den yon P i p e r gemaehten Angaben. In den ersten 10 Minuten zeigen die £:urven nur einen itusserst geringen Anstieg, zwischen der 10. und 30. Minute finder sieh die grSsste Erhebung, dann haben die meisten Kurven ihr Maximum erreicht und verlaufen nun parallel zur Abseissenaehse welter, nut einige zeigen noch ein geringes Steigen.

Das Dunkelgesiehtsfeld war bei fiinf Personen grSsser als nor- real, wenn man unter normal die in den meisten gebr~uchlichen Sehematen gegebene Aussengrenze versteht. Bei drei Personen war die Aussengrenze am Dunkelperimeter 5 und selbst 10 o welter, als am Hellperimeter. FarBensinn, tte]lgesichtsfeld und SehsehSffe waren bei allen yon mir untersuchten Emmetropen normal.

Es ist nattirlieh nicht mSglieh, aus dieser relativ kleinen Be- obaehtungsreihe an normalen Augen allgemeingi~lt~ge Sc.hltisse zu ziehen. Ieh mSehte das speziel] in bezug auf die Frage, ob die Adaptation dureh das Lebensatter beeinflusst wird, bemerken.

Bei meinen F~llen babe ieh einen solchen Einfluss nieht kon- statieren kSnnen. Es land sich bei einer 64-J~hrigen nach 45 Mi- nuten noeh eine E~272~, bei einem 55-J~hrigen eine E = 5 5 0 5 . Das kSnnen aber Ausnahmen sein. P i p e r ( l ) hat die Frage auch often gelassen; er glaubte auf Orund Yereinzelter Beobachtungen, dass jtingere Personen eine h5here Endempfindlichkeit erreiehen, als g.ltere; eine ghnliche Vermntung steltte Tsche rm ak (2) auf; WSl f f l in hat auf Grund yon Massenuntersuchungen den Einfluss des Lebens- alters auf die Adaptation so gut wie ganz geleugnet~ und nur eine leiehte Abnahme im fiinften und sechsten Deeennium zugegeben.

B. H y p e r m e t r o p i e .

Die Hypermetropen (22 Augen) verhalten sich genau wie die Emmetropen. Die Endempfindlichkeit schwankt bei ihnen zwischen 1626 nnd 16267; als Durchschnittswert ergibt sich 4295. Dieser Durchsehnittswert ist deswegen etwas hSher, als bei den Emmetropen, well sich unter den hypermetropischen Augen zwei mit ganz ausser- gewShnlich hohen Endwerten (16267) fanden. Sieht man yon diesen beiden Augen ab, so ergibt sich nur ein Durchschnittswert yon 3147, der dem der Emmetropen sehr nahe kommt.

Der Grad der Hypermetropie ist ohne Einfluss auf die H5he

Page 19: Über Störungen der Dunkeladaptation

[Jber StSrungen der Dunkeladaptation. 95

der Endempfindlichkeit. Auch bei hSheren Hypermetropien (6D) bewegen sich die Endwerte kaum unter dem Durchschnittswert.

Auch bei den Hypermetropen habe ich einen Einfluss des Alters oder anderer Momente, wie Pigmentreichtum u. dgl., auf den Adap- tationsvorgang nieht feststellen kSnnen.

Die Kurven gleichen durchaus denen der Emmetropen. Ebenso war das Dunkelgesichtsfeld in den meisten FSllen nor-

mal, in ftinf Piitlen mn 5-- t00 grSsser als die normalen Grenzen. Der Frage, ob die allgemeine Pigmentierung und speziell die

Pigmentierung des Auges einen Einfluss auf die Adaptationsf~hig- keit eines Auges austibt, wurde ganz besondere Aufmerksamkeit ge- ~'idmet. Es konnte aber, wie schon oben bemerkt, ein solcher Einfluss weder bei Emmetropen noeh Hypermetropen festgestellt werden. Aueh bei Myopen (vgl. nnten) habe ieh einen solehen Einfluss nicht ge- funden. Es ist aueh sehr unwahrseheinlich, dass die Pigmentierung eine wesenfliehe Rolle spielt, vermSgen doeh selbst ganz pigmentfreie Individuen (.Albinos) zu adaptieren. Allerdings scheint bei diesen die Endempfindtichkeit eine geringere zu sein, als beim Normalen. So land ieh in einem Falle nach 60 Minuten E = 625, bei volI- kommen normalem Dunketgesiehtsfeld (E~-~-42,2) und in einem andern Falle E = 2 1 0 , ebenfalls bei normalem Dunkelgesichtsfeld ( E = 64). Es ist allerdings fraglieh, ob diesen Resultaten Allgemein- giiltigkeit zukommt, denn im ersteren Falle bestand ein sehr lebhafter, grosssehl~giger Nystagmus, im zweiten eine Myopie yon 11 Dioptrien, beides Umst~mde, denen man einen wesentliehen Einfluss auf die Adaptationsbreite nieht abspreehen kann.

Dass sich iiberhaupt beim Albino Dunkeladaptation finder, ist niehts Sonderbares. L~sst sich doeh aueh bei albinotischen Tieren Sehpurpur naehweisen (Oreeff) und hat do& schon Ki ihne (1) auf die ~-511ige Bedeutungslosigkeit des Pigments fiir die Regeneration des Sehpurpurs hingewiesen.

C. Myopic.

Auf ihre Adaptationsf~higkeit untersucht wurden 68 ein- oder beiderseits kurzsiehtige Personen. Bei den meisten wurden beide Augen untersueht, bei einzelnen nur ein Auge. Im ganzen wurden 125 kurzsichtige Augen untersueht. Darunter befinden sieh zwei, an denen die Fuka lasche Operation ausgeftihrt war (Fall 14~ R. und Fall 33 R.), und ein Auge mit sog. Fuehsschem schwarzem Fleck (Fall 4~2 R.). S~mtliche F~tlle sind dem Alter nach geordnet in der

Page 20: Über Störungen der Dunkeladaptation

96 K. Stargardt

Myopie-Tabelle zusammengesteltt. In den sp~iteren Tabellen und Tafeln sind nur 122 Augen benutzt, die drei eben erwi~hnten Augen fortgelassen, aus sparer za erw~hnenden Grtinden.

Die erste uns interessierende Frage ist die, welche maximalen

Myopie-

Grad der S E Staphylom Typus Nr. i~*am e ~ Myopie

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

Helene A.

Frieda S.

Hans D.

Will i K.

Gertrud N.

7 m

t 0

12

12

12

7,0

5,0 2,0

4,0 4,5

18,0 15,0

6,0 6,0

4/25

°/~ %

:/2o

5503

659

1 PD.

1/' 4 PD.

breit ringf6r- mig

~ts PD.

Dora R.

Bruno S.

Johanna S.

Johann W.

Max B.

Walter D.

Frieda K.

Else L.

Anna M.

- - 1 1 , 0 - - 1 0 , 0

cyl. - - 4,0 - - 2,75

- - 1 5 , 0 - - 1 5 , 0

- - 3 , 0

- - 370

- - 6 , 0 (m. eyl.--1,25)

- - 5 , 0 (m. cy1.--1,25)

- - 2 , 0

- - 1 , 5

- - 1 0 , 0 - - 1 3 , 0

- - 1 0 , 0 (m. cy1.--1725)

- - 1 0 , 0 (m. cyl. - - 2,0)

4 , 0 (Fukala) - - '28,0

6]25 ~/~

6/25 ~/~o f.

/o

6/6

6/I 0

6/15

°Ao

7,15o 1626

1/~ PD. I]2 PD. l/~ PD.

Ringstaphyl. 1 PD. breit

Ringstaphyl.

1/2 PD.

RingstaphyL

I/~--IPD.Bds.

N a 7,

.Pa ,7

lVc

,7

lVa

.Nc

~Td

P a

.Pb

Page 21: Über Störungen der Dunkeladaptation

t)ber StSrungen der Dunkeladaptation. 97

Empfindlichkeiten nach 45--60 Minuten langer Adaptation erreicht werden. Das ist zungchst festgestellt mit dem Objekt yon 10cm Seitenl~inge, Die fiir diese ObjektgrSsse gefundenen Werte sind in der nntenstehenden Tabelle angegeben,

T a b e l l e .

Hintergrund Gesiehtsfeld

R. Macula gut pigmentiert, fibriger Fun- dus ausserordentlich pigmentarm, breite, fast weisse Zwischenraume zwischen Aderhautgeffi.ssen.

Macula gut pigmentiert, Fundus sehr schwach.

Macula gut pigmentiert, Fundus leieht atrophisch. Peripherie normal.

Maeula gut pigmentiert, Fundus dunkel- braun, Peripherie getafelt.

Macula dunkelbraun, Fundus gleichmas- sig braun.

Maeula gut pigmentiert, Fundus fast aI- binotiseh, breite Venen (Vortexform).

Macula braunrot.

Macula gut pigmentiert, kein Unterschied zwischen Fundus and Peripherie.

Fundus and Peripherie gleichm~ssig dun- kelbraun.

Fundus dunkelbraan, Peripherie get~tfelt.

Gut pigmentiert.

In Umgebung der Papille diffuse Atrophie, breite Venen, im tibrigen Fundus und Macula gut pigmentiert.

Macula gut pigmentiert, Fundus wie Fall 1. Peripherie normal.

Macula beiderseits fast frei, Umgebung stark atrophisch. 5--8 PD. breiteratro- phiseher Hof um Papille.

Bds. normal.

Bds. temporal und temporal unten um 5 °, temporal oben um 10 o eingeengt.

Bds. temporal und temporal oben um 5--10 0 erweitert.

Bds. normal.

Bds. temporal und temporal unten um 5 o eingeengt.

Bds. in alien Meridianen 5 bis 10 ° vergrSssert.

Bds. nasal and nasal oben 5 ° eingeengt.

Bds. normal.

Bds. normal.

R. temporal und nasal bis auf 30 °, oben and unten auf 200 eingeengt. L. Temporal und temporal unten um 20 °, in allen fibrigen Meridianen um 10 0 eingeengt.

19,9

51,8

19,9

bl,8

29,7

2%7

80,~

19,9

96,0

22,7

v. Graefe's Archly fhr OphthaIraologie. LXXIIL 1. 7

Page 22: Über Störungen der Dunkeladaptation

98 K. Stargardt

Nr.

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16

17

18

19

20

21

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24

25

26

27

29

30

31

32

33

Name

Georg S.

tIeinrich B.

Walter F.

Lotte H.

Karl L.

Wilhelm St.

Albert D.

Woldemar G.

Claudius H.

August M.

Grad der Myopie

14 - - 3,0 - - 3 , 0

16 - - 5,0 - - 7,0

- - 4,5

- - 1 4 , 0 -- 1 6 , 0

-- 5 , 5 - - 5 , 5

- - 1 , 0 1 , 0

- - 4 , 0

S

% 14 % %o

E

")724 .)724

,)724 .)724

~)724 .)724

1755 ~755

~745 625

.)067

.)067

~755 i025

1626

')724

Staphyiom

'/s PD.

~/~ PD.

~/s PD.

V~ Po.

Ringstaphyl. 2 PD.

'4 PD.

keine

Martin L.

Klara N.

Frl. T.

Albert B.

Johann T.

Oskar I~L

Adolf N.

Wilhelm P.

B. 20

3,5 2,75

5,0

(m. cyl. -- 1,5) cyl. -~ 270

-- 2 , 0 -- 6,0

-- 1 4 , 0 - - 1 0 , 0

- - 1,75 - - 2,75

- - 970 - - 9 , 0

- - 7 , 0 - - 6 , 0

(m. cyl.--0,75) - - 5,5 - - 6 , 0

- - 7 , 0 - - 8 , 0

% % %

~/'ao.

% 5~

% %

%0

~/~¢

%

~/2~

% o/~

%

V=

6 4 %

% °/,

V,

766 659

1626 1163

2067 2422

1626 1422

1450 1555

625 625

4329 7185

2067 2724

3755 3755

3755 3755

~/4 PD.

keine

1/~ PD. 7'

~/~ PD.

V: PD.

~/~ PD.

~7

Typus

Nd 7~

£Vc

7~

P a

1Va

lVc

Na

- - 6 , 0 - - 5 , 0

+ 0,75 - - 2,25

- - 7 , 0 - - 6 , 0

ohne Glas (Fukala) - - 20,0

% gla ~/~

331

375[

Ringstaphyl.

_Nd

P a

~T b

N d

2gc lga

_Pb

Page 23: Über Störungen der Dunkeladaptation

~Tber StSrungen der Dunkeladaptation. 99

Hintergrund Gesichtsfeld

Ohne Besonderheiten.

Macula besonders gut pigmentiert.

Ohne Besonderheiten.

Macula gut pigmentiert.

Macula gut gefiirbt, aber Lacksprtinge, besonders rechts. Fundus leicht atro- phisch.

Fundus gleichm~ssig rotbraun, Peripherie etwas schwiicher pigmentiert. Gefiisse etwas durchscheinend.

Ohne Besonderheiten.

Peripherie etwas weniger pigmentiert, getfifelt.

Peripherie genau wie Fundus.

Fundus sehr pigmentarm, Gefasse frei auf Sk]era, Peripherie fast albinotisch,

Bds. temporal und temp. unten um 10 °, im iibrigen um 5 0 vergri/ssert.

Bds. normal.

L. temp. u. temp. unten 5 ° ver- grSssert, im fibrigen bds. nor- mal.

I%. konzentrisch um 10--15 o eingeengt. L, nasale Hatfte 10 ° vergrSssert, im fibrigen normal.

Uberal110 ° grSsser als normal.

Bds. normal.

Macula britunlich. Ohne Besonderheiten.

Ohne Besonderheiten.

Ohne Besonderheiten.

Ohne Besonderheiten.

R. in temp. Hi~lfte und L. um 10 ° eingeengt.

Bds. konzentrisch um 5--100 eingeengt.

Macula gut pigmenfiert auf beiden Seiten. R. 19. II. 07 kl. Blutung in Maculagegend, jetzt kl. weisser Herd.

Peripherie sehr schwach pigmentiert, Ge- f/isse tiberall deutlich.

Ohne Besonderheiten.

In n~chster Umgebung der Papille ganz geringe Atrophie. Macula und Fundus dunkelbraun. Peripherie etwas schw/~cher pigmentiert.

Bds. gleichstarke diffuse Atrophie im gan- zen Fundus. Peripherie etwas besser pigmentiert.

Bds. volIkommen normal.

Bds. konzentrisch um 5--100 eingeengt.

Im Yerh~ltnis zu Itellgesichts- feld, vgl. Text.

7*

19,9

22,7

42,2

22,7

42,2

51,8

22,7

42,2

64,0

64,0 U .

21,0

22,7

Page 24: Über Störungen der Dunkeladaptation

100 K. Smrgardt

Nr,

34

35

36

37

38

39

40

41

49

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

Name

J Theodor H.

Frau K.

Wilh. hi.

Luise R.

Christ. P.

Karl B.

K~the J.

Emil H.

Louis M.

Frieda H.

Else Sch.

Wflh. Sch.

I Gustav N

Wilhelm E.

Georg M.

Frau A.

Berta B.

Gertrud Sch.

J , S,

21

21

21

Grad der Myopie

- - 1 8 , 0

- - 1 6 , 0

- - 12,0 - - 12,0

- - 3,5 - - 1,5

- - 12,0 - - 11,0

- - 8,0 - - 3,5

- - 1,75 -- 0,75 - - 3,0 - - 4,0

cyl. - - 3,0 - - 12,0

-- 25,0

E

- - 8,0 - - 8,0

- - 4,0 (m. oyl. - - 2,0)

- - 8,0 (m. c y l . - 2,0)

- - 1,0 - - 1 , 0

- - 11,0

- - 2,5 13,0

- - 12,0 - - 1 5 , o

- - 5,5 - - 4,5

- - 9,0 - - 9,0 -- 19,0 - - 1,0

- - 3,0 - - 2,5

s~ss /~

s/s %

s/~s

s,/~5

°4

~/~o s/is

S/s

. z~,]

%

%o f.

°h %

6/i5

%0 %0 % %

/10 ~/7 f-

E

1626 903

1871 1871

698 766

16267 16267

210 1001 1309 1309

331 210

145 422

1422 331 331

1702

659

967 1626

1309

5503 1077 625 210

718 903

8764 8764

698 2890

2890 2571

Staphylom

1 PD. fast ringf5rm.

1 PD. 1 PD.

I/8 PD.

'/~ PD. D

~ PD.

kein S'taphyl. I/4 PD.

Ringstaphyl. R. Ringstaph. temp. 2 PD. L. kein Staph.

kein Staphyl.

~/s PD.

kein Staphyl.

1 PD.

kein Staphyl.

Ringstaphyt. 1 PD.

Typus

.Pb

_Na.

Nc

N b

_Pa

.Pb

N e

N d

.Na

N d

N c

P ~

Vs PD. Ne

'/4 PD. Nd

Pa. temp. lJ/.~ PD. I . L. kein Staph. t

i 1/s ,PD., _7%,,

Page 25: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber St6rungen der Dunkeladaptation. 101

i

Hintergmnd Gesichtsfe]d

Lackspr/inge hintere Vortexvenen, Um- gebung der Papilte stark atrophisch, fast weiss, etwa 4 PD. yon Papille entfernt Fundus gut pigmentiert (Typus Nc).

In der Macula zah]reiche weisse gl~n- zende Fleckchen, diffuse Atrophie, stark ausgesprochen.

Fundus iiberall gleichmassig gut pigmen- tiert.

Fundus gleichmassig pigmentiert, Peri-

R. 150 konzentriseh. L. in temp. Halffe um 5 o eingeengt.

Bds. vollkommen normal. pherie etwas get,felt.

Peripherie genau wie Fundus.

Ohne Besonderheiten.

Fundus und Peripherie gleich.

Ohne Besonderheiten.

R. 100 konzentriseh eingeengt. L. temp. ttalfte 50 eingeengt.

R. 50 konzentrisch. L. normal.

Bds. 50 konzentrisoh eingeengt.

R. 2 zu 21/~ PD. grosser schwarzer Fleck in Macula, yon 1 PD. breitem weissem Hof umgeben. {Typus Nc.)

Ohne Besonderheiten.

Ohne Besonderheiten.

Peripherie getafelt.

Nachste Umgebung der Papille zeigt zarte Atrophie.

Ohne Besonderheiten.

Zahlreiehe Lackspriinge in der Maeula- gegend, im iibrigen Macula gut pigmen- tiert. Peripherie etwas besser pigmen- tiert, zum Tell leicht getafelt.

Ohne Besonderheiten.

i~/iaculagegend gut pigmentiert. Peripherie etwas schw~cher pigmentiert als Fundus.

R. Diffuse Atrophie im Fundus. Peri- pherie (Typus hrd).

Peripherie etwas schw/~cher pigmentiert.

L. temp. H~lffe 10 ° vergrSssert. R. nasal 50 eingeengt.

R. normal.

R. temp. Halfte 10 ° eingeengt, L. temp. Halfte 15 his 200 eingeengt.

R. temp. u. temp. unten 50 er- weitert. L. normal.

Voltkommen normal.

64,0

26,0

42,2

14,5

22,7

30,2

30,~

51,8

64,0

Page 26: Über Störungen der Dunkeladaptation

102 K. Stargardt

Nr.

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

Name

Frau V.

H~ndler W.

Grad der Myopie

- - 15,0 - - 15,0

-- 24,0

Herm. A.

Emil H.

Herin. Schm.

Fritz V.

Dora F.

Emil It. i

Adolfine L.

Bernhard St.

Otto S.

Hulda B.

Kr.

Pastor H.

Emilie L.

Sophie D.

3'2 I

34

34

36

38

39

39

39

40

47

49

- - 14,0 - - '2,0

- - 7,0 - - 7,0

-- 325 m. cyl. -- 2,0

- - 3,0 m. cyl. -- 2,0

-- 0,75 - - 0,5

- - 1 5 , 0

- - 15,0

- - 4,0 - - 6,0 - - 7,0 - - 8,0 - - 12,0 + 0,5

3,0 2,5

8,0 10,0

9,0 5,0

- - 2,0

- - 8,0 - - 8,0 - - 19,0

- - 1 5 , o

S

~/~o 1/5 0

6/35 %

6/

s/lz 9/2 5

A

~/2 0

9/15

E

331 145

:555

331 ~755

L309 766

,)067

[626

,)422 ,)422

210 145

i871 i309

331 903

i422 5503

1077 272~

331 14[

106 625

145

766 145

210

210

Staphylom

Ringstaphyl. unregelm~ssig

3--5 PD.

Ringstaphyl. temp. 2 PD.

Ringstaphyl. temp. 3 PD. L. kein Staph.

1/~ PD.

kein Staphyl.

Ringstaphyl. ,7

~/~ PD.

I/~ PD.

R. IPD. L. kein Staph.

1/~ PD.

1 PD.

I/, PD.

Typus

.Pd

.Pc

~C

IVb

IVd

Pb

~A Pn

Ringstaphyl. temp. 9 PD., Ringstaphyl.

.Pb

.Pc

Pb

Page 27: Über Störungen der Dunkeladaptation

[Jber St6rungen der Dunkeladaptation. 103

Hintergrund

Fundus fast v511ig atrophiseh, Peripherie besser pigmentiert (etwa Typns Pa).

In der Maeulagegend 2 (2--3 PD. grosse) weisse fIerde u. etwas Pigment. Hin- tere Vortexvenen.

Peripherie get/ifelt, Fundus auf beiden Seiten vollkommen gleich.

Peripherie genau wie Fundus.

L. 1/2 PD. grosser sehwarzer Herd neben Ateria temp. sup. 5 PD. yon Papille ent- fernt.

Bds. Breite Lackspriinge in Macula, zahl- reiche kleine weisse Herde u. Pigment- h~ufchen in Umgebung der Papille. Peri- pherie Typus Nd.

Peripherie etwas schwi~cher pigmentiert als Fundus.

Zahlreiehe Lacksprfinge in Maeula. Fun-

Gesichtsfeld

Bds. konzentrisch 10- -15 ° ein- geengt.

Bds. temp. H~tlfte 5 ° eingeengt.

Temp. H~Ifte 5 ° eingeengt.

R. normal. L. temp. H~Ifte 5 bis 10 ° eingeengt.

Bds. konzentrisch 20--250 ein- dus im iibrigenget~fett, bisanPeripherie, geengi. Vgl. Text.

R. Nur Papillenumgebung u. Macula R. temp. HMfte 15--40~ ° ein- diffus atrophisch, im fibrigen A u g e n - g e e n g t , ffir 81,2 auch nasale hintergrund gleichmassig rotbraun bisl Hi~lfte 10 °. an Peripherie. 1

Peripherie get,felt.

Bds. ringsum Papille zahlreiche 3/1 o bis [Bds. konzentrisch um 10 ° ein- 1/~ PD. grosse weisse tterde mit schwarzen ] geengt. R~ndern, dazw. Fundus gut pigmentiert (Typus Nd). Peripherie get/~felt.

Zahlreiche Lacksprfinge in Macula, .Re- tinalgefiisse an versch. Stellen deutlich verengt [allgem. hochgradige Arterio- sklerose).

8/4PD. langer Riss zwischen Papille u. Macula.

Diffuse Atrophie im Fundus sehr schwa- schen Grades.

Bds. zah]reiche Lacksprfinge und gelb- Iiche runde Herde in Maculagegend. Peripherie Typus Nd.

R. normal. L. temp. HMfte 5 ° vergrOssert.

19,9

64,0

3O2

64,0

42,2

22,7 11.

81,2

51,8

51,8

Page 28: Über Störungen der Dunkeladaptation

104 K. Stargardt,

Die Bedeutung der einzelnen Kolonnen ist wohl ohne weiteres klar. Um eine bessere L~bersicht in bezug auf die Augenhintergrundsver-

~inderungen zu ermSgliehen~ ist in der Tabelle in der 8. Kolonne der Typus jedes Augenhintergrundes dutch eine Abktirzung angegeben. 2( be- deutet normaler~ -P pathologlseher Fundus. Um die versehiedenen Arten des normalen Fundus zu kennzeichnen~ ist mit 2Fa ein gleichm~ssig dunkel- brauner~ mit 2(b ein getafelter~ mit 2(0 ein ziemlieh gleiehmiissig roter Fundus~ bet dem die Aderhantgefiisse gerade kenntlieh sind~ und mit 2(d ein hellroter Fundus bezeiehnet~ bet dem die Aderhautgefitsse dunkel auf hellem Grunde sichtbar sind. Ebenso sind die pathologischen Hintergrtinde in besondere Gruppen geteilt.

Es bedeutet P~ einen sehr pigmentarmen: fast albinotischen Fundus~ bet dem die Zwisehenr~ume zwiseheu den Aderhautgefiissen sehr breit stud. -Pb diffuse Aderhautatrophie; der Hintergrund sieht wie abgesehabt aus, das Pigmentepithel fehlt streckenweis% 'gelbliehe oder rosa metu" oder weniger grosse Fleeke sind siehtbar~ daneben ist eine sehr unregelm~ssige Pigmen- tierung vorhanden; .Pc herdfSrmige Atrophi% weisse scharfrandige~ mehr oder weniger grosse und vereinzelte oder zahh'eiche Herde sind vorhanden; .Pd vSlliger oder fast vSlliger Sehwund der Aderhaut auf grossen Streeken~ so dass die Sklera zum grossen Teil fret liegt.

Diese Einteilung ist natiirlieh eine etwas kiinstlich% da sich all' die versehiedenen Erscheinungen~ die wit im Augenhintergrunde bet Kurz- sichtigen sehgn, nicht ohne Zwang in seharf begrenzte Gruppen bringen lassen. W o e s sich nm wesentliche Abweiehungen yon diesen Typen handelt~ ist das aueh in Tabelle 1 angegeben.

E in B l i ck au f die T a b e l l e I zeigt , class die m u x i m a l e n E m p f i n d l i c h k e i t s w e r t a s ich in sehr w e i t e n G r e n z e n bewegen und es is t de swegen nSt ig , e inmal f e s t zu s t e l l en , ~'on we l chen U r s a c h e n die A d a p t a t i o n s f ~ h i g k e i t abh~ngt . Die e rs te M S g l i c h k e i t w~ire die, dass d~s A l t e r e inen b e s t i m m t e n E i n f l u s s au f die A d ~ p t a t i o n s b r e i t e bet M y o p e n ausiibt .

E i n e b e s s e r e (~bers icht fiber d iesen E i n f l u s s als die Ta- be l le g ib t uns die Taf. I I , in der die m a x i m a l e n E m p f i n d l i c h - k e i t s w e r t e fiir j ades e inze lne Auge e i n g e t r g g e n sind.

In der Abscisse ist das Alter~ in der Ordinate die Empfindlich- keit angegeben. Aus pral~tischen Griindan sind die vier Augen, deren Empfindlichkeitswert mehr als 8000 betr~gt, nicht mit in der Taballe verzeichnet, sondern oberhalb mit der ihnen entsprechenden Empfindlichkeitszahl angefiihrt.

Schon ein Blick auf die Tar. ][I geniigt, um zu zeig~'en, dass ein gesetzmfissiger Untarsehied in der ttShe der Empfindtichkeit in den verschiedenen Lebensaltern bet Myopie nicht besteht.

Wird fiir jades Lebensjuhr der Durchschnittswert aus s~mtlichen Empfindlichkeitswerten berechnet~ die so gefundenen Durchschnitts-

Page 29: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber St0rungen der Dunkeladaptation. 105

werte in die TafeY eingetragen und die eingetragenen Punkte mit- einander verbunden, so ergibt sich eine Kurve, wie sie ebenfalls Taf. I I zeigt (Kurve 1).

Auch aus dieser Kurve ersieht man, dass sich ein fiir alle F~lle gfiltiges Gesetz fiber die Zu- oder Abnahme tier Adaptationsfiihig- keit des kurzsichtigen Auges in den verschiedenen Lebansaltern nicht aufste]len ]~sst.

Es ist allerdings zuzugeben, dass die MSglichkeit, eine in ge- wisser Beziehung konstante Durchschnittskurve zu erhalten~ besteht~ wenn eine bei weitem grSssere Zahl yon Augen der Berechnung zu- grunde gelegt wird.

Hier~ wo im ganzen nur wenige Fille, bisweilen 1 oder 2~ hSchstens abet 11 auf ein Jahr entfallen~ wird die Kurve durch vereinzelt ex- quisit hohe oder niedrige Empfindlichkeitswerte viel zu sehr beeinflussL

Das zeigen ja ~or allem die hohen Anstiege im 7., 21. and 30. Lebensjahre.

Eine Kurve, die schon eine gewisse Gesetzm~ssigkeit erkennen l~isst~ erhilt man, wenn man nicht fiir jedes Lebensalter fiir sich die Durchschnittswerte berechnet, sondern die F~lle aus mehreren Jahrea zusammenfasst.

In der Tar. I I I ist das in der Weise geschehen, class die Fille aus ie 5 Jahren zusammengefasst, der Durchschnittswert aus ihnen berechnet und dieser Durchschnittswert an derjenigen Stelle der Abscissenachse eingetragen ist, die dem Mittelwert der betreffenden 5 Jahre entspricht.

Es sind also (z. B.) die F~lle aus den Jahren 20--25 zusammen- gefasst und ihr Durchschnitt bei 22~[~ eingetragen.

Diese so erhaltene Kurve (1) Tar. t I I zeigt nun ia der Tat eine gewisse Gesetzmfissigkeit.

Sie bleibt bis zum 27. Jahre annfihernd auf gleicher HShe, sinkt dann abet ziemlich gleichm~ssig bis zum 47. Jahre. Die Abnahme vom 27. his 4:7. Jahre ist eine nicht unbetrichtliche, die Durch- schnittsempfindlichkeit sinkt in diesen 20 Jahren ziemlich gleich- m~ssig yon 26~6 auf 332; die Empfindlichkeit ist demnach im Durch- schnitt im 47. Lebensjahre nur noch i[s so gross wie im 27.

Ich glaub% dass durch diese Kurve die Verh~iltnisse in den verschiedenen Lebensaltern ganz gut wiedergegeben werden und ich glaube kaum, class selbst durch Massenuntersuchungen diese Kurve eine wesentliche _~nderung erfahren wird.

Wir ]~Snnen demnach sagen, dass zwar nicht im Einzelfalle

Page 30: Über Störungen der Dunkeladaptation

106 K. Stargardt

eine Abh~ngigkeit der Adaptationsf~higkeit des ~:urzsichtigen Auges yore Lebensalter festzustellen ist, dass aber bei Zugrundetegung einer grSsseren Zahl yon F~llen sich eine durchschnittliche Abnahme der Adaptationsf~higkeit etwa yore 27. Lebensjahre an ergibt.

Es kSnnte sich hier nun noch die Frage erheben, ob der Ver- lauf der zuletzt erw~hnten Durchschnittskurve ffir das Lebensalter bei Myopen nicht auch noch yon andern Umst~nden beeinflusst wird. Es k~men da vor al]em tier Grad der Kurzsichtigkeit (vgl. auch unten) und das Vorhandensein oder Fehlen you Augenhintergrundsver~n- derungen (vgl. ebenfalts unten) als beeinflussende Faktoren in Be- tracht.

Was zun~chst den Einfluss des Kurzsichtigkeitsgrades auf die Alterskurve betrifft, so ist er ganz unwesentlich. Nur ftir die wenigen F~lle jenseits des 4~6 sten Lebensjahres kommt er etwas in Betracht.

Anders steht es mit dem Eiufluss der Augenhintergrundsver- ~nderungen auf die Alterskurve. Kurve 2 gibt die Durchschnitts- werte fiir a]le Augen ohne, Kurve 3 fiir die Augen mit ttinter- grundsver~nderungen an. In beiden Kurven sind analog~ wie bei Kurve 1~ Tar. II]~ stets die in ein Quinquennium gehSrenden F~lle zusammengefasst. Die beiden I~urven zeigen nun einen wesentlich verschiedenen Verlauf. Zwar [iberragt Kurve 3 bis zum 15. Lebens- jahre etwa noch die Kurve 2; dann aber sinkt sie allmg.hlich auf einen Wert~ der yore 27. Lebensjahre an bis zu Ende sich nur ua- erheblich ~ndert. Xurve 2 dagegen zeigt im Anfang der zwanziger Jahre einen starken Anstieg, um dann auch atlm~hlich abzunehmen bis zum 37. Lebensjahre. ]~ber den weiteren Verlauf kann nichts weiteres ausgesagt werden, da diesbez[igliche Beobachtungen fehlen.

Man kSnnte ira I-tinblick auf Kurve 2 und 3 dar[iber streiten, ob es angebracht ist, iiberhaupt yon einer allgemeinen Altersabnahme, wie sie durch Kurve 2 wiedergegeben ist, zu sprechen, und ob es nicht richtiger ist~ ein fiir allemal, zwischen den Augen mit und ohne Hintergrundsver~nderungen eine scharfe Trennung eintreten za lassen.

Diese Frage wird sich meines Erachtens nur an tier Hand eines sehr grossen Materials entscheiden tassen kSnnen. Es muss aber yon vornherein darauf hingewiesen werden, dass gegen eine solche Trennung der Umstand spricht, dass Augen, die in den hSheren Lebensaltern Augenhintergrundsvergnderungen aufweisen, in den ersten Decennien davon frei sein kSnnen~ und dass demnach eine einwandfreie Trennung nicht mSglich ist.

Page 31: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 107

Die zweite Frage w~re nun die, wieweit der Grad der Kurz- sichtigkeit auf das AdaptationsvermSgen einwirkt.

In Tar. IV sind g~nz analog wie in Tar. I I die Empfind]ichkeits- maxima ffir jedes Auge eingetragen, nur stehen hier in der Abscissen- achse die Dioptrienwerte start der JahreszahI.

Aus tier Tafel ergibt sich, dass aueh fiir die einzelnen Dioptrien die Empfindliehkeitswerte ~usserordentlich schwanken. Berechnet m~n f ~ alle, auf jede Dioptrie entfa]lenden Augen den Durch- schnittswert und tr~gt die gefundenen Durchschnittswerte in die Tafel ein, so ergibt sich Kurve 1, Tar. V. Diese Kurve zeigt entgegen dem, was man eigentlich erwarten sollte, ihre h5ehsten Anstiege bei 9 und 11 Dioptrien~ dann einen rapiden Abfall bei 15 Dioptrien.

Dem Kurvenverlauf yon 15--28 Dioptrien brauchen wir keine besondere Bedeutung beizulegen~ da die ffir ihn massgebenden F~lle zu wen~g zahlreich sind.

Die auffallende Erscheinung, d~ss die hSchsten Empfindliehkeits- werte bei 9 bzw. 11 Dioptrien zu finden sind, bteibt aueh dann be- stehen, wenn man nicht ffir jede einzelne Dioptrie, sondern ffir Dioptrien-Gruppen die Durchschnittswerte bestimmt.

Zu dem Zweeke sind bier 18 Augen yon 0,5--2 Dioptrien, 23 yon 2,5--4D, 22 yon 4 ,5- -6D, 17 yon 7 - - 8 D , 21 yon 9 - -12D, 13 yon 13--15 D, schliesslich 8 Augen yon 16--28 Dioptrien zu je einer Gruppe zusammengefasst, ihr Durehsehnittswert berechnet und die so gefundenen Durchschnittswerte in Taft V eingetragen. E s entsteht so die Kurve 2, die ihr Maximum bei etwa 10 Diop- trien hat.

Es ist nun die Fra.g% wie wir uns die Erseheinung, class die hSchsten Empfindlichkeitswerte bei Augen mit 9 bis 12 Dioptrien gefunden werden, zu erld~ren haben.

Die Zahl der beobachteten F~lte kann hier nicht in Betracht kommen, denn es sind nieht weniger als 21 F~lle zwischen 9 und 12 Dioptrien untersueht worden. Dagegen ersehen wir aus der Tafel, dass es sieh im wesentliehen um 4 Augen handelt, yon denen je zwei einer Person angehSren (Fall 50 u. 37), die auf die Durehschnitts- werte gerade an dieser Stelle wesentlieh einwirken.

Lassen wir nur die beiden Augen (Fall 37) mit einer Empfindlieh- keit yon je 16267 fort~ so erhatten wir Ms Durchschnittswert ffir die Gruppe 9--12 Dioptrien einen Wert yon 2353 (Kurve 2b, Tar. V)~ also einen Wert, der den Durehsehnittswerten der Gruppen bis un- gef~ihr 9 Dioptrien gleichkommt. Wir k~nnen diesen Fall 37 des-

Page 32: Über Störungen der Dunkeladaptation

108 K. Stargardt

wegen unberiicksichtigt lassen, weft er, wie schon erwiihnt, ganz ab- norm hohe Werte zeigt.

Es ergibt sich demnach~ dass die Adapt~tionsf~higkeit Yon 0,5 his 12 Dioptrien zwar in den einzelnen F~llen recht erhebliche Schwan- kungen zeigt~ dass aber die aus einer grSsseren Zahl yon Beobach- tungen gewonnenen Durchschnittswerte ziemlich konstant~ bleiben. Von 12 Dioptrien an zeigt sich eine entschiedene Abnahme tier Adap- tationsf~higkeit~ doch ist fiber den Grad derselben, speziell bei den hSchsten Formen der Kurzsichtigkeit, nach den hier vorliegenden Beobachtungen wegen ihrer geringen Zahl nichts Sicheres zu sagen.

~ron gewissem Interesse ist auch die Frage, ob die sogenannten S t a p h y l o m e oder Coni am Sehnerveneintritt einen Einfluss auf die ttShe der Adaptationsf~higkeit des kurzsichtigen Auges haben. Ich habe, urn dieser Frage n~iher zu treten, die 122 Augen in verschie- dene Gruppen eingeteilt (vgl. folgende Seite).

Die erste Gruppe umfasst 16 Augen, bei denen kein Conus nach- weisbar war; die zweite Gruppe diejenigen (60)Augen~ die einen temporalen Conus his zu 1[~ Papillendurchmesserbreite aufwiesen; die dritte Gruppe 12 Augen, mit einem Conus yon 1]~__1]~ Papillendurch- messer Breite; die vierte Gruppe 14~ Augen mit einem Conus yon 1]~ bis 1 Papillendurchmesser Breite; in der fiinften Gruppe sind die 16 Augen mit sogenannten Ringstaphylomen zus~mmengestellt und zwar sind bier nur diejenigen Ringstaphylome eingerechnet, die sich (lurch eine scharfe Grenze yon der umliegenden mehr oder weniger normalen Aderhaut abheben.

Bei allen in dieser Gruppe eingereihten Ringstaphylomen ist der ternporale Tell bedeutend breiter, als der nasale, und variiert zwischen 1 und 3 Papillendurchmesser Breite..

Dieser Unterschied ist aber deswegen nicht welter beriicksichtigt~ well - - wie ich gleich vorwegnehmen mSchte - - dadurch ein Einfluss auf die Adaptationsbreite nicht herbeigeffihrt wird.

In der 6. Gruppe sind schliesslich die F~ille vereinigt (4~ Augen), bei denen das breite Ringstaphylom sich nicht mehr yon tier stark atrophischen Umgebung abgrenzen liess.

Ffir jede dieser Gruppen ist dann der Durchschnittswert tier maximalen Empfindlichkeit berechnet worden. Die sich dabei er- gebenden Zahlen sind aus der nebenstehenden Tabelle zu ersehen. Anf- fallend in dieser Tabelle ist die hohe Zahl fiir Gruppe 3. Es ist aber da- bei zu beachten, dass unter den 12 Augen dieser Gruppe sich die 2 Augen (Fall 37) mit ganz abnorm hoher Empfindlichkeit (16267) befinden.

Page 33: Über Störungen der Dunkeladaptation

Ober St~rungen der Dunkeladaptation. 109

I I1

III

IV V

VI

Zahl der .E

Augen

16 60

12

14 16

4

kein SCaphylom I/4 PD. breite Staph.

1 ,, ,, ,, Ringstaphylome m. scharfen Grenzen

Ringstaphyl. ohne Grenze

2169 2,6 2089 5,3 4120

reduz. 7~8 2050 1155 11~8 1435 14,2

1464 20,0

Durchschnitt Augenhintergrunds-

Dioptrien vergnderungen

0% 200/0

25%

71% 81%

100°/o

Lfisst man diese Augen, die das Resultat ausserordenttich be- einflussen, fort, so ergibt sich auch fiir Gruppe 3 ein bedeutend niedrigerer Wert, 2050.

Betrachten wir nach dieser Reduktion die Tabelle~ so finden wir zwischen den F~llen ohne Staphylom und mit Staphylom bis zu 1]~ Papillendurchmesser Breite ehm auffallende [Tbereinstimmung. Ebenso finden wir eine iibereinstimmende HShe der maximalen Emp- findlichkeit bei den Gruppen 4 bis 6.

Es stehen demnach den Fallen, bei denen kein oder hSchstens ein 1]~ Papillendurchmesser breites Staphylom vorhanden ist, die Falle gegentiber, in denen das Staphylom mehr als 1]~ Papillendurchmesser breit ist.

Man kSnnte demnach glauben, class durch die Conusbildung eine Herabsetzung der Adaptationsf~higkeit bedingt ist. Das ist aber in der Tat nicht der Fall, wie sich aus einer n~heren Betrachtung der in der Tabe]le angegebenen beiden letzten Rubriken ergibt.

In der einen dieser Rubriken ist ftir jede Gruppe der durch- schnittliche Grad der Kurzsichtigkeit in Dioptrien verzeichnet, in der letzten Rubrik ist ftir jede Gruppe der Prozentsatz der Augen ange- geben, bei denen sich Augenhintergrundsvergnderungen finden.

Es finder sich nun fiir Gruppe 1---3 im Durchschnitt nur due Myopie bis 8 Dioptrien, in Gruppe 4- -6 dagegen sehen wir wesentlich hShere Grade, n~mlich 11--20 Dioptrien.

Es finden sich ferner in den 3 ersten Gruppen keine oder h5chstens 25 °/o der F~ille mit Augenhintergrundsver/~nderungen, w~hrend in den Gruppen 4- -6 der-Prozentsatz der Augen mit Hintergrundsver- iinderungen 71--100 ist.

Wir werden demnach wohl richtSger die Annahme~ dass das Staphylom einen Einfluss auf die Adaptationsfghigkeit hat, yon der

Page 34: Über Störungen der Dunkeladaptation

110 K. Stargardt

Hand weisen miissen. Vie]mehr ]assen sich die Unterschiede in der Adaptationsbreite auf den verschiedenen Grad der Myopie und vor allem auf das Vorhandensein oder Fehlen yon Augenhintergrunds- ver~nderungen zuriickfiihren.

HSchstens kSnnen wir sagen, dass im allgemeinen ein Staphylom, das breiter als 1].~ Papi]lendurchmesser ist, auf eine geringe Adaptations- fiihigkeit hinweist. Es gilt dies aber nur im allgemeinen.

Im Einzelfalle sehen wir unter Umst~nden selbst bei Ringstaphylom und ausgedehnter peripapill~irer Atrophie hohe Empfindlichkeitswerte (z. B. Fall 33 L. 3755), w~hrend bei F~illen ohne Staphylom und ohne Hintergrundsver~nderungen (z. B. Fall 43 R. u. L.) sich ganz geringe Adaptationsbreiten (331.) finden kSnnen.

fiber die Abh~tngigkeit der Adaptationsf~higkeit yon dem V o r h a n - d e n s e i n oder F e h l e n yon A u g e n h i n t e r g r u n d s v e r ~ n d e r u n g e n gibt auch Tar. IV einen lJberblick. Es sind darin die F~tlle ohne Augen- hintergrundsveri~nderungen durch Punkte, diejenigen mit Augenhinter- grundsver~nderungen durch kleine Kreise angegeben. Man erkennt sofort, dass die geringen Adaptationsbreiten sich vorwiegend bei Augen mit Hintergrundsver~nderungen finden, w~hrend die hSheren Und hSchsten Adaptationsbreiten, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nut yon Augen ohne Hintergrundsveriinderungen erreicht werden.

Um eine genauere Einsicht in diese Verhiiltni~se zu erhalten, ist es zweckmiissig, die beobachteten F~lle in verschiedene Gruppen einzuteilen (vgl. fo]gende Seite).

Ich habe 6 Gruppen gebildet. In der I. Gruppe finden sich die Augen, die eine maximale Empfindlichkeit yon weniger als 500 erreiShen, in der II. Gruppe diejenigen yon 500--1000, in der III . diejenigen yon 1000--2000, in der IV. solche von 2000--4000, in der V. Gruppe diejenigen yon 4000--8000 und in der VI. Gruppe die Augen mit einer Empfindlichkeit yon 8000--16000.

In der I. Gruppe finden sich unter 23 Augen nur 7 ohne Augen- hintergrundsver~nderungen, d. h. 30°/o. In Gruppe I[ finden wir, wie beistehende Tabelle zeigt, schon 57, in Gruppe I I I 68, Gruppe IV 88, Gruppe V 66, Gruppe VI 100. Es ergibt sich hiernach eine dauernde prozentualische Zunahme der F~tle ohne Augenhintergrundsver~iflde- rungen in den Gruppen mit hSheren Empfindlichkeitswerten.

Auffaltend ist immerhin~ dass in der V. Gruppe, also einer Gruppe mit recht hohen Empiindlichkeitswerten, sich noch drei Augen mit Augenhintergrundsver~nderungen finden; das sind die Augen yon ~'all 1 und 13. In beiden Fiillen war die Pigmentierung der Macula

Page 35: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 111

T a b e l l e f iber die B e z i e h u n g e n der A d a p t a t i o n zu den A u g e n h i n t e r g r u n d s v e r ~ n d e r u n g e n bei Myopie .

Gesamt 0hne Nit Augenhintergrundsveranderungen

¢D

max. E. ~ ~ ~ ~ ~ ~

I 500 [I 23 t33J" 12 .Llt27= 30°/oo 20J. ~ 12 16=70°/. 38J. 11 II 500--1000121 25, 70 ~ 57/o 2o. 5,5 9 = 43%to 27, 9 II[ 1000--2000131 23, 8 , 5 2 1 ~ 68% 23, 6 . 5 1 0 ~ 3 2 % 21, 15 IV 2000-40001] 34 20, 4,7 30 = 88% ~1,, ] 3,7 4--~12% 12,5 v 4000-8000H 9 16. 5,5 6 = 66% 18. 3,8 3= 3% 9 VI 8000 bis ' • I

16000 4 25, 10 4~100°/ot25,, i10

eine gleiehm~ssig gnte, tier fibrige Fundus wies deutliche Zeiehen yon Atrophie auf.

Da der gut pigmentierte Bezirk einen Breitendnrchmesser yon etwa 3 PD. und einen HShendurchmesser yon 2 PD. hatte~ so ist es wohl mSglich, dass die Adaptation dieser relativ grossen Stelle eine gute, in der Umgebung dagegen eine schlechtere war. Doch sind Untersuehungen tiber die Empfindliehkeit an versehiedenen Stellen der Netzhaut bei diesen drei Augen nicht angestellL

Aueh bei den beiden Augen~ Fall 3 und Fall 19, linden wir relativ hohe Empfindtiehkeit trotz vorhandener Augenhintergrunds- veriinderung, aber aueh hier ist die Macula gut pigmentiert, wenn sie aueh in einem Falle (Fall 19) Risse aufweist. Ob wir jedoeh die hohe Empfindliehkeit mit der guten Pigmentierung in Zusammenhang bringen diirfen, wird zum mindesten zweifelhaft dureh den Vergleieh mit Fall 33 L. Brier haben wir eine sogar sehr hohe Adaptations- fiihigkeit, obwohl der ganze Fundus mit Einsehluss der Maeula aus- gesproehene Degenerationserseheinungen aufweist.

Wie weir das Alter und die BrShe tier Kurzsiehtigkeit auf die einzelnen Gruppen mit und ohne Augenhintergrundsveri~nderungen wirkt, ergibt sieh aus der obenstehenden Tabelle. Der einzige Ein- fluss, den man hier konstatieren kann, ist der, dass anf die Fiille mit Angenhintergrundsveriinderungen das Alter insofern einen Einfluss ausiibt, als die Empfindliehkeitswerte hier mit zunehmendem Alter ein konstantes Sinken zeigen; ein Verhalten, das wir ja aneh schon in Taf. III , Kurve 1 gesehen haben.

Wir werden also im allgemeinen StSrungen der Adaptation bei Nyopen in erster Linie anf l:Iintergrundsveriimderungen zuriiekfiihren

Page 36: Über Störungen der Dunkeladaptation

112 K. 8targardt

miissen, wenn wir auch nicht in jedem Falle eine genaue ~Jberein- stimmung zwischen AdaptationshShe und objektiv nachweisbaren Ver- ~nderungen finden. Es liegt das offenbar daran, dass wir nicht immer im stande sind, aus dem Augenspiegelbilde sichere Schliisse anf den Grad der degenerativen Prozesse im Auge zu ziehen.

Da yon manchen Seiten behauptet worden ist, dass die allgemeine P ig m e n ti e r u n g des K5rpers einen Einfluss auf die Adaptationsf:~higkeit hat, so mSchte ich auch diese Frage an Hand des daraufhin unter- suchten Materials (64 F~ille) fiir die Kurzsichtigen zu beantworten Sllchen,

Von den 64 Augen gehSren 27 blonden, 26 briinetten und t i schwarzhaarigen Personen an.

Gruppe

I. Blond 19.16 3035

II. Brfinett reduz. tl 193i

IIL Schwarz H 1498

Total

7,5

7,6

6,5

0hne Mit Augenhintergrundsverlinderungen

19 J-. 24 ,,

reduz. 24 J. 27 ,,

1326

317

885

21 J. 2211 5,4 3528 6,9

27,, reduz, reduz. 2254 6,5

31, 1728 4,9

12,5

11,5

9,0

25 ,L

43 ,,

39,,

zeigt recht Eine 0bersicht der Augen der I. Gruppe (blond) grosse Verschiedenheit der Adaptationf~higkeit. Die nach 45 Minuten gefundene Empfindlichkeit schwankt zwischen 145 und 4329. Zieht man den Durchschnitt aus s~mtlichen 27 Augen der I. Gruppe, so erh~ilt man eine Durchschnittsempfindlichkeit yon 1916.

In der IL Gruppe schwanken die nach 45 Minuten gefundenen EmpfindIichkeitswerte zwischen 145 und 16267. Der Durchschnitts- wert betriigt hier 3035.

In der i II . Gruppe tin'den sich Werte yon 331 bis 3755, und als Durchschnittswert 1498.

Vergleichen wir die Werte der drei Gruppen, der I. Gruppe 1916, der II. 3035 and der III . 1498~ so k5nnte es den Anschein haben, als ob bei einer mittelstarken Allgemein-Pigmentierung gerade die hSchsten Adaptationsbreiten vorkiimen: Nun flnden sich aber gerade in der II. Gruppe zwei Augen mit einer ganz abnorm hohen Emp- findlichkeit (16267). Um die in der II. Gruppe gefundenen Werte durch diesen anssergewShnlich selteI)en Fall nicht beeinflussen zu lassen, tun wir gut, die beiden Augen ausser Betracht zu lassen.

Page 37: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber St6rungenoder DunkeIadaptation. 113

Es bleiben dann in der II. Gruppe 24 Augen, fiir die sich ein Durch- sehnittswert yon 1931 findet.

Vergleicht man naeh dieser Reduktion die drei Gruppen mitein- ander, so finder sieh gerade das Umgekehrte dessen, was man eigent- lieh erwartet hatte, ngmlieh die niedrigsten Empfindlichkeitswerte bei sehwarzen~ die hSehsten bei blonden und briinetten Individuen. Es fragt sieh, ob bei Knrzsichtigkeit nieht doeh noeh eine Reihe yon andern Momenten vorhanden sind, die den Zusammenhang zwisehen allgemeiner Pigmentierung bzw. Haarfarbe und Adaptationsbreite versehleiern.

Eine Hauptrolle in dieser Beziehung kSnnten ja die Augen- hintergrundsver[inderungen spielen. Fasst man in jeder Gruppe die Augen mit Hintergrundsveriinderungen und diejenigen ohne Ver~nde- rungen zusammen und bereehnet aus ihnen die Durehsehnittswerte, so ergibt sieh als Durehsehnittswert far Augen mit I{intergrunds- ~'eriinderungen bei Blonden (9 Augen) 1326, bei Brtinetten (4 Augen) 317, bei Sehwarzhaarigen (3 Augen) 885; es ergibt sieh ferner far Augen ohne Hintergrundsver~nderungen bei Blonden (18 Augen) 2211, bei Br[inetten (22 Augen) 3528, oder riehtiger naeh Abzug des abnorm hohen Wertes yon Fall 37 (16267) far 20 Augen 2254, far Schwarzhaarige (8 Augen) als Durehsehnittswert 1728.

Bei der Betraehtung der versehiedenen Gruppen fiillt aneh hier wieder auf, dass bei den Augen mit t{intergrundsver~inderungen die hSehsten Durehschnittswerte bei blonden Individuen zu finden sind, wiihrend bei Augen ohne Augenhi~ergrundsveriinderungen bei Bton- den und Briinetten sich ungef~hr gleich hohe Werte finden, die die bei Sehwarzhaarigen weit iiberragen.

Wie weir der Grad der Kurzsiehtigkeit oder das Alter des be- treffenden Patienten einen Einfluss auf den Zusammenhang zwisehen Adaptationsbreite und t{aarfarbe aus~ibt, ergibt sieh ebenfalls aus der beistehenden Tabelle. Es werden bier fiir die sehon vorhin er- wiihnten Empfindtiehkeitswerte die entspreehenden Durehsehnittswerte sowohl far das Lebensalter als fiir die Zahl der Dioptrien eingetragen. Danach ist ein Einfluss des Grades der Kurzsiehtigkeit nieht zu kon- statieren, denn wir finden gerade bei sehwarzhaarigen Individuen mit den niedrigsten Empfindliehkeitswerten nieht etwa die hSehsten, son- dern umgekehrt die niedrigsten Kurzsieht~gkeitsgrade.

Wir sehen ferner, dass bei Blonden, deren Empfindtiehkeitswerte die der III . Gruppe bei weitem [ibertreffen, das Lebensalter im Durchsehnitt ein geringeres ist, und man kann deswegen wohl daran

v. C~raefe's Archiv fi~r OphthMmologie, LXXIII. 1. 8

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114 I;. Stargardt

denken, dass die hohen Adaptationsgrade bei Blonden dureh das relativ geringe Lebensalter bedingt sind. Ein soleher Einfluss des IJebensalters auf die Adaptationsf~higkeit ist ja in der Ta 4 wie sieh aus der Alterstabelle ergibt, nieht ganz zu leugnen. Dass aber etwa dutch den Einfluss, den das Lebensalter ausfibt, ein Uberwiegen der Adaptationsfghigkeit der stark Pigmentierten vollkommen versehleiert wird, kann man ffir ausgesehlossen erkl~ren.

Naeh alledem l~sst sieh fiber den Einfluss der allgemeinen Pig- mentierung speziell der Itaarfarbe nur sovM sagen, dass eine h5here Adaptationsfahigkeit bei stark pigmentierten Myopen jedenfalls nieht vorhanden ist, vielmehr eher das Gegenteit zuh'~fft.

Der Ver t au f der A d a p t a t i o n s k u r v e n bei Mygpie bietet im ein- zelnen keine Besonderheiten. In den ersten 10 Minuten ist die E sehr gering, um his zur 20. Minute sehon recht erheblieh zu steigen. Der grSsste Anstieg fNlt zwisehen 20 und 30 Minuten. Bei 30 Mi- nuten ist in den meisten FNlen das Maximum sehon erreieht.

In Taf. VI sind einige Kurven abgebildet, die das eben ge- sagte illustrieren. Nur die Kurve yon Fall 33 L. weieht etwas yon den iibrigen ab. Der abnorme Verlauf im Anfangsteil ist wohl dar- auf zurfiekzuNhren, dass an dem Tage, an dem die Kurve aufge- nommen wurde, sehr trfibes regnerisehes Wetter herrsehte, so class eine gute Helladaptation der Anfnahme nieht vorausgehen konnte.

Was das D u n k e l g e s i e h t s f e l d bei M y o p i e betrifft, so ist es bei 71 Augen auf)enommen worden. Eine [~bersieht fiber die dabei gefundenen Vergnderungen ist in Tabetle I gegeben. Normal - - d. h. in der GrSsse, wie die Aussengrenze des Gesiehtsfeldes in den gewShn- lichen G-esiehtsfeldsehematen z. B. yon N i e d e n angegeben w i r d - wurde das Gesiehtsfeld in 23 F~illen gefunden ; vergrSssert bei 12 Angen, eingeengt bei 36 Augen.

Der Grund~ warum das Gesiehtsfeld in dem einen Fall grSsser, im andern kleiner gefunden wurde, l~sst sieh deshalb in den meisten Fallen nieht sieher angeben, weil wit ja nieht in der Lage sind, die entspreehenden peripheren Stellen im Auge zu untersnehen.

Wit sind also auf Vermutungen angewiesen. Immerhin kSnnen wit uns aueh bei diesen Vermutungen auf eine einigermassen siehere Basis stellen, wenn wit den Grad der Kurzsiehtigkeit und das Ver- halten des Augenhintergrundes genauer bertieksiehtigen.

VergrSssert war das Gesiehtsfeld in 12 F~llen; si~mtliehe FNle zeigten vollkommen normalen Hintergrund, mit Ausnahme eines ein- zigen Falles (67 L.); abet aueh in diesem letzteren Falle war der

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l[Tber StSrungen der Dunkeladaptation. 115

Augenhintergrund nur im Fundus" oculi vergndert, die Peripherie war vollkommen normal.

Der Grad der Kurzsichtigkeit schwankte bei den Fgllen mit VergrSsserung zwischen 2 und 9 Dioptrien.

Die VergrSssernng war stets eine sehr geringe, 5, hSchstens 10°; da wir solche Vergr5sserungen auch bei normalen Augen h~iufig finden, kSnnen sie etwas besonderes fiir die Myopie nieht bedeuten, sondern stellen nur eine besonders grosse Form des normalen Dunkel- gesichtsfeldes dar.

Normal war das Gesichtsfeld bei 23 Angen. Auch bier war der Angenhintergrund in der iiberwiegenden Zahl der F~lle (16) votlkommen normal. Da wo sich Augenver~nderungen fanden, waren sie nur im Fundus festzustellen (Fall 3 R. u. L.; 13 R. u..L.; 67 R.), nnr in einem Falie (24 R. u. L.) war die Peripherie sehr pigmentarm, f~st albinotiseh; direkt krankhafte Prozesse waren aber aueh hier an der Peripherie nicht zu finden. Der Grad der Kurz- sichtigkeit schwankte bei den Augeh mit normalem Gesiehtsfeld zwischen 1,5 nnd 14 Dioptrien.

Die Einengung des Gesichtsfeldes war entweder eine konzen- trische oder eine partielle. Die partielle Einengung betraf gewShn- lich die temporale g~lfte (16real) und betrug im allgemeinen nnr 5--10 °. Nur in zwei FNlen (48 L. und 62) w~r sie erheblieher, 15--20, bzw. 15--40 °. In den beiden letzteren F~llen war die st~rkste Einengung im horizontalen Meridian festzustellen, und sie entsprach auf 50 genau der Einengung fth" Weiss des Hellgesichts- feldes. Ein Grund war mit dem Augenspiegel nicht zu entdecken. Eine Einengung nur in der nasalen Hglfte und zwar nm 5 o land sich nur dreimal (10 R. u. L.; 42 R). Bei allen FiLllen mit partieller Einengung wurden periphere Ver'~nderungen von Bedeutung nieht festgestellt.

Konzentrisehe Einengung habe ieh 17mal gesehen. Nur ein- real war die Einengung st~rkeren Grades, 20--250 (Fall 61 R. u. L.), im iibrigen bewegte sie sieh in m~ssigen Grenzen, 5--1.5 °. Neun F/ille zeigten Veriinderungen im Fundus, in keinem einzigen der F~tlle aber waren Ver~nderungen an der Peripherie zu sehen. Aller- dings waren die den Gesiehtsfelddefekten direkt entspreehenden Par- tien mit dem Augenspiegel nieht zu konta'ollieren. Der Grad der Xurzsiehtigkeit sehwankte bei den F~llen mit Einengung des Ge- siehtsfeldes zwisehen 1,5 und 25 Dioptrien.

Ein Einfluss des Grades der Kurzsiehtigkeit auf die GrSsse 8*

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116 K. Stargardt

des Dunkelgesichtsfeldes ist nun sicher vorhanden. W~hrend bei den F~llen mit vergrSssertem Gesichtsfeld die Kurzsichtigkeit im Durchschnitt 5 Dioptrien und bei den Fgllen mit normalen Ge- sichtsfeldern 6 Dioptrien betrggt, finden sich bei den Fgllen mit konzentrisehen Einengungen 8 und bei den mit partiellen, halb- seitigen 11 Dioptrien als Durehschnittswerte.

Im allgemeinen nimmt also die FI~ufigkeit der Gesichtsfeldein- engungen mit der Itgufigkeit yon Augenhintergrundsver~nderungen und mit dem Grade der Kurzsichtigkeit zu. Mit sehr schwachen Lichtern (E---~250--500) finden sich auch am Dunkelperimeter viel hgufiger starkere periphere Einengungen. Wir mtissen daraus schJiessen, dass die Peripherie zwar in solchen Fglleu dunkel adap- tiert, aber schlechter als normal.

Es ist nun yon einem gewissen Interesse, die Vergnderungen des Dunkelgesiehtsfeldes mit denen des Hellgesichtsfeldes zu ver- gleichen.

Einengung des Hellgesichtsfeldes sind schon yon U s c h a k o f f , Reich , Mi tkewi t sch , Lievin , M a u t h n e r , Chauve l , B a a s (Lit. bei Baas), ferner yon L. Weiss und Bul l beschrieben.

Bul l behanptete sogar, dass yon ~--6 Dioptrien stets eine konzentrische Einengung gefunden wurde. Das hat schon B a a s widerlegt, der auch bei vielen F~llen yon hShergradiger und hSehst- gradiger Kurzsichtigkeit normale Aussengrenzen gefunden hat. Ich kann reich der Baasschen Ansicht in bezug auf das Hellgesichts- feld nur anschliessen.

Was ich nun als sehr aufihllende Tatsache konstatieren konnte, ist die in allen meinen Myopie-F~tllen gefandene ~Tbereinstimmung der Aussengrenzen des DunkelgeSichtsf~ldes mit den Aussengrenzen des Heltgesichtsfeldes far Weiss. Diese ~Tbereinstimmung war in alien meinen F~llen bis auf 5 o genau. Abweiehungen um 5 o kSnnen abet meines Erachtens durch die nicht zu umgehenden Fehlerquellen beim Perimetrieren "allein beding~ sein.

Diese Tatsache ist besonders wichtig mit Riicksicht auf den Nachweis einer peripheren Solutio-Retinae (vgl. diese).

Was noch andere Ver~nderungen im Dunkelgesiehtsfeld betrifft, so land sich in einem Fall (~2 R.) mit Fuchsschem ,,schwarzen Fleck" in der Macula ein Zentr~lskotom, einmal (Fall 6~) liess sich auch fgr kleinere Objekte (5 mm Seitenl~nge) das bei Chorioiditis disseminata (vgl. diese) yon mir gefundene ,Tsuchen" des Objekte feststellen.

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lZber Stt~rungen tier Dunkeladaptatiom 117

Nieht ohne Bedeutung ffir die Beurteilung der gefundenen Gesiehtsfeldwerte seheint mir die Frage zu sein, wie es sieh mit dem Grade der Adaptationsf~higkeit der Peripherie bei Myopie verh~ilt.

Geprfift warden mit dem Adaptometer Stetlen, die 30 bzw. 600 seitlich ~,om Zentrum gelegen waren und zwar mit Objekten yon 10 em Seitenl~nge. In etwas fiber 50°/o der FNle wurden peripher etwas hShere Werte gefunden, als zentral. Von diesen Fgllen zeigten die meisten nur m~ssige ErhShungen an der Peripherie, etwa um 20°/o der zentralen Werte. In einigen Fi~llen war aber die Diffe- renz eine erhebliehere, um ungefiihr das doppelte (Fall 50: zentrat 8764, peripher 16267; 61 L.: zentral 903, peripher 1626), ja selbst nm das dreifache (Fail 23 :659 zentral, 1784 oben und 2067 nasM). In Fall 61 kann die Differenz dureh Vergnderungen im Zentrum erkl~irt werden, in den beiden andern Fiillen (23 und 50) fehlten abet derartige Veranderungen. Ob man hier die zentrale Herab- setzung der Adaptation sehon im Sinne beginnender zentraler Er- krankung deuten kann, mSchte ieh dahingestellt sein lassen.

In etwas fiber 30% der FNle waren die Empfindliehkeitswerte an der Peripherie gleieh hoch, wie im Zentrum.

Und in 150/o land sieh ein l~berwiegen der zentraleren Netz- hautteile fiber die Peripherie.

Aneh hier waren die Differenzen reeht geringe. Nut zweimaI (Fall 32 und .48) ihnden sieh grSssere Untersehiede. In Fall 32 land sieh zentral E - - 3750, pelipher nur 331~ ohne dass eine Ur- saehe daffir ge:~hnden werden konnte. In Fall .48 land sieh zentral E = 6 2 5 , peripher nnr 145, ebenfalls ohne ersichtliche Ursaehe.

Bei allen peripheren Priifungen milssen wir daran denken, dass ffir ungefibte Beob~ehter alle Eindrticke, die nieht zentral erfolgen, besonders sehwer zu benrteilen sin& Die meisten Patienten maehten bei der peripheren Sehwellenbestimmung so nngenaue Angaben, dass die l~esultate nieht verwertet werden konnten. Die obigen Angaben beziehen sieh nut auf P, eobaehtungen an 30 Fgllen; bei diesen fanden sieh aueh bei mehrfaehen Kontrollprfifungen immer angen~hert die gleiehen tlesnltate.

Von gewissem Interesse ist aueh die Frage, ob durch die F u k a l a - sehe Operation die Adaptationsf~higkeit eines Auges merklieh be- einflusst wird. Von den beiden wegen Myopie operierten FNlen (1~: und 33), die mir zur Verftigung standen, ist leider nut einer zu verwerten; da in dem andern noeh so dichte Sekund~rkataraktmassen

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118 K. Stargardt

vorhanden waren, dass die Herabsetzung der Empfindlichkeit dadurch allein erklgrt werden konnte.

Im Falle 33 handelte es sich um einen intelligenten 21jg~hrigell jungen Mensehen, bei dem im Jahre 1902 die Linse des rechten Auges wegen hochgradiger Myopie entfernt worden war. 1903 war noch einmal eine Discission ausgefiihrt worden. Zar Zeit der Unter- suchung seiner Adaptation bestand reehts eine Sehsch~trfe yon s]~ o (glatt) ohne Gl~tser. Von der Linse waren nnr noch periphere Reste vor- handen, das Zentrum der Pupille war vollkommen h'ei.

Der Fundus zeJgt auf dem operierten Auge genau dieselben Ver- gnderungen, wie auf dem linken, nicht operierten, auf dem eine Myopie yon 20 D und S ~ s[25 bestand. Es fand sich beiderseits eine diffuse, fiber den ganzen Fundns ansgedehnte Aderhautatrophie mgssigen Grades. Trotzdem stieg auf dem rechten operierten Auge die Emp- findlichkeit nur auf 3317 auf dem linken auf 37557 w~hrend die Anfangsweste (nach 1 Minute) nngef~hr gleich waren (9,59 und 14~,03).

Dass diese Difi~renz sehon vor der Operation bestanden hatte, kann aus zwei Griinden ats sehr unwahrscheinlich gelten. Erstens war sie dem Patienten~ der sich sehr gut selbst beobachtete~ spontan aufgefallen, er kam direkt mit der Klage, dass er in der D~immerung seit der Operation sein rechtes Auge nieht benutzen kSnnte; und zweitens iinden rich bei Augen mit gleich hoher Myopie und gleichen Ver~inderungen im Angenhintergrunde nie derartige Differenzen zwisehen beiden Seiten.

I~ur bei Anisometropie (vgl. diese) kSnnen erhebliche Unterschiede in dem Sinne vorkommen 7 dass auf dem kurzsiehtigeren Auge wesentlich niedrigere Werte gefunden werden (z. B. Fall 25, 517 55~ 62). Im Falle 33 war jedoch vor der Operation die Myopie auf beiden Seiten gleich hoch~ 20 D, und mit dem Augenspiegel liessen rich hie Diffe- renzen zwischen beiden Augen nachweisen.

Wir mfissen also in diesem Falle doch wohl annehmen, dass die tterabsetzung der Adaptationsfghigkeit durch die Operation be- dingt ist. Die feineren Vorggnge, die zu dieser Herabsetzung ffihrten, entziehen sich allerdings nnserer Beurteilung. Erw~thnen mSchte ich hierbei, dass naeh Erfahrungen yon Herrn Prof. Schi rmer , naeh F u k a l a Operierte 5fter fiber SehstSrungen bei herabgesetzter Be-

leuchtung klagen. Im Falle 33 war auch das Dunkelgesichtsfeld merklieh kleiner

als das Hellgesiehtsfeld ffir Weiss. Es ist das woht leicht dutch die peripher noch vorhandenen Linsenreste zu erkl~tren, die bei grSsseren

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Lrber StSrungen der Dunkeladaptation. 119

Helligkeiten noeh Licht genug zu den peripheren Netzhantteilen ge- langen liessen, bei so geringen ttelligkeiten aber, wie sie am DunkeI- perimeter zur Verwendung kommen, nicht mehr geniigend durehli~ssig waren.

Es ist sehr wohl m5glich, dass die Untersuehung der Adaptation bei Myopen auch ffir die Praxis speziell in bezug auf die P r o g n o s e yon grosser Bedeutung wird. So mSchte ich glauben, dass sehlechte Adaptationsf~higkeit vor allem im Kindesalter auf einen malignen Verlauf der Myopie hinweist, Gewissheit kann in dieser Frage aber erst dureh Untersuehnngen gebraeht werden~ die sich fiber Jahre und Jahrzehnte erstrecken.

D. As t igma t i smus .

27 Astigmatismusfglle standen mir zurUntersuehung zur Verfiigung. Die bei ihnen gefundenen Endwerte der Empfindliehkeit sehwankten zwisehen 625 und 8764. Im Durehschnitt fand sieh 345~, also ein Wert der yon dem Durehschnittswert der Emmetropen und Hypermetropen nieht wesentlieh versehieden ist. Aueh bei den Astigmat.ikem war ein Einfluss des Alters, der Haarfarbe und der Augenpigmentierung nieht zu konstatieren. Aueh gleiehen die Kurven in ihrem Verlaufe vSllig den Kurven der Emmetropen und ttypermetropen. Eine an- dere Frage ist die, ob nicht die Art des Astigmatismus einen Ein- fluss auf die Adaptation hat. Als Durehsehnittswert yon 9 hyper- metropischen Astigmatismen land ieh 3~42~ yon 7 zusammengesetzten hypermetropisehen Astigmatismen 5197 oder, wenn man den einen, ausnahmsweise hohen Fall (16267) fortl~sst, 3352; unter 7 einfaehen myopisehen Astigmatismen 3787. Die Dnrchsehnittswerte bewegen sieh also ungef~hr auf gleieher HShe. Eine Ausnahme macht nur der Astigmatismus mixtus. In zwei F~il]en~ in denen in einem Me- ridian eine Myopie yon 3,5 bzw. 270 D und im andern eine Hyper- metropie yon 0,5 bzw. 1 Dioptrie bestand, land sieh zwar eine dureh- aus gute Adaptationsf~higkeit (E~---5503), in zwei Fiillen dagegen war die Adaptationsf~ihigkeit eine sehr sehleehte. Es handelt sieh bier um zwei Augen, die in einem Meridian eine Hypermetropie yon 2,0, im s,ndern eine Myopie yon 3,0 Dioptrien aufwiesen. Tretz Korrektion blieb die Sehgch~rfe eine schlechte (6[~ 5 bzw. S/~o). Irgend- welehe krankhaften Ver~inderungen waren aber nieht nachweisbar. Die Adaptationskurve zeigte nun in beiden Fgllen einen normalen Verlauf; stieg aber trotz 60 Minuten langer Adaptation nur auf 766 bzw. 625. Wir mfissen wohl annehmen, dass die Minderwertigkeit

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yon Augen mit gemisehtem Astigmatismus, die sieh ja in der Un- mSglichkeit, trotz Gl~serkorrektion eine normale Sehsch~h'fe zu er- zielen, zeigt, aneh einen Ausdruek in der Herabsetznng der Adapta- tionsbreite findet.

Was das Dunkelgesichtsfe]d bei Asfigmatismus betrii}%, so war es in den meisten Fiillen normal, in 3 Fgllen sogar etwas iibernormal. Nur in den beiden Augen" mit gemisehtem Astigmatismus land sich eine Einengung um 5--10 °. Diese Einengung stimmte, iihnlieh wie ich es bei Myopie beobaehtet habe, mit der Einengung des Tag- Gesichtsfeldes fiir Weiss ~iberein.

E. Aphakie .

Bei Aphakischen fand ich mehrmals Herabsetzung der Adapta- tionsf~higkeit, trotzdem die iibrigen Funktionen, wie Sehseh~irfe, Ge- sichtsfeld nnd Farbensinn durehaus gute waren. Es war in diesen Fiillen auch gleichgiiltig, ob mit oder ohne Bri]le untersucht wurde. Die AdaptationsstSrungen machten sich immer nur durch eine nied- rige KurvenhShe bemerkbar, das Dunke]gesichtsfeld war in allen Fiillen normal.

Die Iterabsetzung der Endempfindlichkeit war zum Teil eine reeht betriichtliche; in einem Falle yon Aphakie nach traumatiscbem Katarakt 210 (auf dem gesunden Auge 2724:), in einem andern eben- solchen 1077 (auf dem gesunden Auge 5503). In beiden Fiillen liess sich eine Ursache nicht nachweisen. Eine B]ntung ins Auge, an die man ja als adaptationsverminderndes Moment denken kSnnte, hatte auch nieht stattgefunden.

Bei Aphakie nach Operation unkomplizierter Altersstare war die tIerabsetzung ]ange nicht so betr~chtlieh, so land sich in einem :Palle 1038, in einem andern 1309.

Diese immerhin miissigen Herabsetzungen kSnnten dutch gering- fiigige Anomalien in der Breehung oder DureMiissigkeit tier breehen- den Medien ihre Erkl~rung finden.

Often bleibt abel" die Frage naeh einer Erkl~rung fiir die starke t{erabsetzung in dem einen Fall von traumatiseher Katarakt.

F. An i some t rop i e .

Besondere Beaehtung verdienen die Fi~lle yon Anisometropie. Sehon bei Normalen f~illt die individuelle Verschiedenheit in der KurvenhShe und in gewisser Beziehung auch im Kurven~erlauf auf (Piper). Mit diesem individuellen Faktor miissen wir nun auch ill

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Uber St6rungen der Dunkeladaptation. 121

allen pathologisehen F~ilten reehnen. Es wird dadurch die Beurtei- lung, ob wit es mit einer normalen oder pathologisehen Adaptation zu tun haben, wesentlieh ersehwert. Denn es kann die Adaptation dutch irgendwelehe krankhaften Affektionen im Vergleieh zu ihrer frtiher vorhandenen H5he wesentlieh herabgesetzt sein, und doeh kSnnen sieh die gefundenen Werte noeh in normalen Grenzen be- wegen. Wit wissen aber in vielen F~llen nieht, ob die Adaptation friiher besser gewesen ist oder nieht. Gerade in solehen F~tllen gibt nns der Vergleieh mit dem andern Auge manehen Aufsehluss. Abet aueh bier liegt noeh eine Fehlerquelle versteekt. Denn es braneht die Adaptationsfihigkeit anf beiden Augen nieht die gleiehe zu sein.

Bei gleieher Refraktion und im iibrigen gleiehen Aussehen zweier Augen sind die Differenzen in der Adaptationsh5he allerdings nur geringftigige, ja sie liegen meist im Bereieh der Fehlerquellen,~ die der Untersuchung mm einmal anhaften.

Nut bei Myopen kommen aueh bei gleiehem Grade der Myopie auf beiden Augen reeht versehiedene Adaptationsh5hen vor (vgl. Myopie-F~ille 11: tl. 2724~, L. 4329, 56: R. 1309, L. 766, 67: IL 766, L. 145). Es haben aber (vgl. oben) gerade bei Myopie noeh andere Momente, a]s der Grad der Refraktionsanomalie, einen be- stimmenden Einfluss auf die Adaptationsbreite.

Bei Anisometropie kann nun auf beiden Seiten die Dunkel- adaptation vollkommen gteieh sein. So land ieh bei einseitigem Astigmatismus hyperop, yon 2 D E ~ 2067, genau wie auf dem an- dern emmetropisehen Auge. Ebenso kann bei versehieden hohem Grade einer Refraktionsanomalie die Adaptation auf beiden Seiten dieselbe sein (vgl. Myopie-F~ille 2: R. --5,0, L . - - 2 , 0 ; 12: R. - - 1 0 L. --13); dasselbe kann der Fall sein, wenn auf dem einen Auge eine Myopie, auf dem andern eine Hypermetropie oder Astigmatis- mus besteht (vgl. Myopie-Tabe]le Fall 7 und 31).

Viel h~ufiger aber als eine Ubereinstimmung £nden wir bei Anisometropie eine Differenz zwischen beiden Augen in bezug auf die Adaptationsf~higkeit.

Ist die Differenz aueh meist gering (z. B. Myopie-F~lle 23~ 24, 25), so kann sie doeh aueh reeht erheblieh sein.

So finden wit bisweilen die Endempfindliehkeit doppelt so hoeh auf dem einen, als auf dem andern Auge (vgl. Myopie-Tabelle Fall 29 und 34), ja selbst dreifaehe (ebenda Fall 48 und 63), vierfaehe (Fall 62), seehs- und zehnfaehe Werte (vgl. Fall 65, 19 und 55) kSnnen vor-

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kommen. Stets finden sich die hSheren Endempfindlichkeitswerte auf dem Auge mit geringerer Anomalie. Das kommt besonders bei der Myopie zum Ausdruck. Trotzdem kSnnen wir den Grad der Myopie nieht als allein ausschlaggebend fiir die Adaptationsfghigkeit des myopischen Auges ansehen; denn stets fanden sich auf dem schleehteren Auge aueh die stiirkeren objektiven Vergnderungen.

Dass schon geringe Grade yon Anisometropie eine Differenz in der AdaptationshShe bedingen, dafiir mSchte ich einen Fall anfiihren, der wegen der einwandsfreien Beobaehtungsfghigkeit des Untersuehten besondere Beachtung verdient.

Es handelt sieh um einen 31j~hrigen Augenarzt, der auf dem einen Auge eine Hypermetropie yon 0~5, auf dem andern einen ein- fachen hyperopischen Astigmatismus yon 0,75 D aufwies. Mit korri- gierenden Glgsern bestand beiderseits normale Sehschgrfe. Farben- sinn~ Gesichtsfeld, auch Dunkelgesichtsfeld waren normal.

Die Adaptationsknrven aber zeigten eine deutliche Differenz. Wghrend der Anfangswert beiderseits gleieh war (1~025)~ stieg die Kurve in ~5 Minuten R. auf 5500, L. auf 3755. Diese Werte fanden sich ganz konstant, aueh bei wiederholter Naehprffung.

Seh ie l amblyop ie .

Dass Amblyopie auf einem Schielauge hgufig keinen Einfluss auf die Adaptation hat, habe ich ebenso wie L o h m a n n gefunden. In drei F~llen, in denen die Sehsehi~rfe anf dem Sehietauge anf Fingerzghlen gesunken war, war die Endempfindlichkeit dieselbe, wie auf dem besseren Auge. Ia zwei Fgtlen land ich sie aber auf dem Schielauge nur halb so hoeh, in einem Fall ~h und in einem Fall ~[s so hoeh wie auf dem besseren Auge. In alien diesen Fallen war ein Grund zu der Herabsetzung weder in der bestehenden Refraktions- anomalie, noeh in sonstigen Vergndernngen im Auge zu finden. Wir mtissen hier also die Herabsetzung der Adaptationsfi*higkeit in Zu- sammenhang mit der Schielamblyopie bringen. Zeigen sich demnach die Erscheinnngen der Schielamblyopie im wesentlichen am ,,Hell- ange" in Form der tterabsetzung der Sehschgrfe, so bleibt doch auch das ,Dunkelange" nieht immer ganzlich yon StSrungen frei.

Einf luss yon Retinal- uncl Chorioidealerkrankungen auf die Dunkeladaptation.

Bei den Erkrankungen der Netzhaut und Aderhaut finden wir mannigfache AdaptationsstSrungen. Ieh habe beide Gruppen zu-

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Uber StSrungen der Dunkeladaptatiom 123

sammengefasst, da es bei manehen Erkrankungen, z. B. der Retinitis pigmentosa, speziell in bezug auf die Dunkeladaptation zweifelhaft sein kann, ob wit sie mehr zu den Netzhaut- oder den Aderhaut- erkrankungen reehnen sollen.

Von den Netzhauterkrankungen oder Anomalien erwghne ich zuerst M a r k h a l t i g e N e r v e n f a s e r n bei einem Patienten mit sonst gesunden Augen. Die Endempfindlichkeit bet rug hier nut 1001 Reehts und 903 Links (zu Beginn beiderseits 1,0). Es sind das Werte, die entschieden als abnorm niedrig aufgefasst werden miissen. Im iibrigen war der I~urvenverlauf nnd das Dunkelgesiehtsfeld normal. Dass die markhaltigen Nervenfasern auf die Adaptation einen direktea Einfluss haben, ist woht auszusehliessen. Eher kSnnen wir bei solehen Augen, ghnlieh wie bei gewissen astigmatisehen~ yon einer gewissen Minderwertigkeit, die sieh in bezug auf die Adaptation iiussert, spreehen.

In das Gebiet vor[ibergehender Adaptationsstgrungen geh6ren die durch Commot io r e t i nae bedingten StSrungen.

Ieh habe 3 Fiille peripherer Ber l inseher Trt~bung untersueht. In zwei F~llen land sieh mit dem Adaptometer voltkommen

normaler Befund, sowohl zentral, wie peripher (Endwerte 3059 und 4667 und normaler Kurvenverlauf). Die befallenen Teile entzogen sieh der Untersuehung, vor allem wohl wegen zu ungenauer Fixation, dann abet wegen relativer Kleinheit des befallenen Bezirkes. Erst mit dem Dunkelperimeter liess sieh in ihnen ein vSlliges Fehlen der Adaptation naehweisen. Aueh st~rkste Diimmerungswerte wurden nieht erkannt. In dem einen Falle fand sieh an der Stelte des Defektes im Dunkelgesiehtsfeld aneh ein absolutes Skotom im Hell- gesiehtsfeld.

Das Skotom im Hellgesiehtsfeld war naeh zwei Tagen nur noeh ein relatives~ und naeh drei Tagen v511ig verschwunden, das Skotom im Dunkelgesichtsfeld blieb drei Tage unver~ndert und war far sehwiiehere Lichter (E ~--- 30,2) aueh noch naeh 5 Tagen naehweis- bar. [m andern Falle war das Hellgesiehtsfeld auch Nr Farben stets normal. Die Triibung war hier allerdings aueh viel geringer, als im ersten Fatle. Aueh der Defekt im Dunkelgesiehtsfbld war im zweiten Falle sehon naeh zwei Tagen verschwunden.

In einem dritten Falle (vier Tage post trauma) yon BerIinseher Triibung, die ebenfalls an der Peripherie lokalisiert war~ fand sieh eine erhebliehe Herabsetzung der Adaptationsfghigkeit (E = 659 naeh 60 Min. im ganzen Auge). Ein Einfluss der Triibung, der

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fibrigens auch im Dunkelgesichtsfeld ein absolutes Skotom entspraeh, wahrend das ~ellgesichtsfeld normal war, lag hier jedoeh nicht vor.

Vielmehr m~issen wit in diesem Falle einer neben der Papille entstandenen Blutung die Sehuld an der AdaptationsstSrung bei- messen. Es entsprieht das ganz dem Verhalten, das ieh auch sonst bet Netzhautblutungen gefunden habe.

Dass i n t r a o k u l a r e B l u t u n g e n iiberhaupt einen wesentlichen Einfluss auf die Dunkel~daptation ausiiben, ergibt sich aus vier yon meinen Fallen.

1. 16j~hriger Arbeiter. Vor 7 Tagen Traum% Blutung in Vorder- kammer und in GlaskSrper, dieht hinter der Linse. Zur Zeit der Unter- suehung Iris deutlieh grfinlieh verf~rbt, Hyphaema resorbiert~ GlaskSrper Mar. Beiderseits S = s/s. Am Adaptometer nach 50Min. R. 3510~ L. 2303. Diese Werte werden ganz konstant~ auch bei mehrfach wiederholter Pr[ifnng angegeben.

2. 24jahriger Maurer. Vor 14 Tagen Trauma. Grosse Blutung in der Maeulagegend S = 111 o. Am Adaptometer in der Umgebung der Maeula naeh 45 Min. E ~ 2,99~ an der Peripherie nirgends hSher als 625. Auf dem andern Auge mit gleieher Refraktion E ~ 5503. D~mkel- gesiehtsfeld zeigt grosses (25 °) Zentralskotom und temporale Einengung urn 250 .

3. 34j~hrige Lehrerin. 6 Woehen alte Blutlaehe ,con 4 PD. Dureh- messer nasal yon der Papille. Ursaehe unbekannt. Ausser leiehter An~mie, gesteigerten Patellarreflexen und positiv reehtsseitigen Babinski niehts Patho- logisehes naehweisbar. R. S ~ 5]7 ~ L. Ss/to .

Am Adaptometer findet sieh reehts naeh 1 Minute E = 1,154, links ersf noeh 5 Minuten 1,117. Naeh 45 Minuten reehts E = 2724, links 625.

4. 64j~ihrige Sehneiderin; Artel%sklerose, sonst gesund. Grosse Blutung in der Maeulagegend links, fiber deren Dauer niehts Sieheres zu eruieren ist; S = Fingerz~hlen in 2 m.

Am Adaptometer zu Beginn reehts 1~79~ links 1~19, naeh 45 Minuten reehts 2303~ links 967.

Es ergibt sieh aus diesen vier Fallen, dass dureh Blutungea im Glask5rper oder in der Netzhaut die Adaptation nicht nur an der Stelle der Blutung und in deren niiehster Umgebung (Fall 2) hoehgradig gestSrt wird, sondern dass naeh einem gewissen Bestande der Blutung eine St5rung der Adaptation im ganzen Auge eintritt.

Dieser Sehluss, dass die Blutung an der Herabsetzung der Adaptation im ganzen Auge sehuId ist, ist um so zwingender, als es sieh in allen vier Fiillen nur um Blutungen handelte und keinerlei Komplikationen vorhanden waren, aus denen man die StSrung der Adaptation erkl~iren konnte. In einem Falle (3)k5nnte man vielleieht an eine Versp~tung und Verlangsamung des Adaptationsvorganges

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Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 125

denken~ da an dem kranken Auge erst nach fgnf Minuten das maxi- mal helle Feld am Adaptometer erkannt wurde~ ich mSchte aber auch hier annehmen~ dass das einfach auf eine geringere Ordinaten- hShe der Gesamtkurve zuriickzufiihren ist. Auch Fall 4 best~tigt diese Ansicht. Hier waren die Empfindlichkeitswerte auf dem kranken Auge yon Anfang an geringere, als auf dem gesunden, und blieben es auch im ganzen Verlauf.

W~hrend im allgemeinen das Dunkelgesichtsfeld Ausfglle nur an der Stelle der Blutung zeigte~ land sieh in einem Fall auch eine temporale periphere Einengung (Fall 2).

Eine Erklgrung fiir die bei intraokularen Blutungen auftreten- den AdaptationsstSrungen ist meines Erachtens in einer h~matogenen Siderosis zu finden.

Besitzen doch gerade die Pigmentepithelzellen eine ganz be- sondere Affinit~t zu dem aus Blur oder FremdkSrpern stammenden Eisenoxyd (v. Hippel jun . ) .

Die Eisenablagerung in den Pigmentepithelzellen ftihrt zu einer FunktionsstSrung "der Zellen, die sich in hemeralopischen Erschei- nungen ~ussert. Ob nun bestimmte, z. B. die peripheren Zellgruppen besonders empfindlich sind und darauf gewisse G-esichtsfeldstSrungen zuriickzufiihren sind (periphere Einengung in Fall 2), mSchte ich vorl~ufig dahingestellt sein lassen.

Vie1 ausgesprochener und deswegen schon t~nger bekannt sind die durch exogene S ide ros i s - - d. h. durch Siderosis infolge eines yon aussen in das Auge eingedrungenen und allm~hlich der AuflSsung verfallenden Eisenspl i t t e rs - entstandenen Hemeralopien. Ich babe drei derartige F~lle beobaehtet.

In dem einen Falle war dem Patienten yon einer Verletzung gar nichts bekannt. Er kam mit unbestimmten SehstSrungen. Es land sich eine ausgesprochene Siderosis bulbi, veranlasst durch einen mit dem Sideroskop nachweisbaren Splitter an der ~ussersten Peri- pherie unten im GlaskSrper. Sphincter pupillae und Ciliarmuskel waren paretisch, die Iris intensiv verf~rbt, im ttbrigen das Auge norm3~.

Am Adaptometer land sieh erst nach 5 Minuten eine messbare Empfindlichkeit 1~93 und nach 50 Minuten E ~ 331; auf dem andern normalen Ange land sich nach 50 Minuten E ~ 3755 (zu Beginn 1,93).

In dem zweiten FalIe sass ein kteiner sehon stark verrosteter Eisensplitter in der Lins% die Regenbogenhaut war aber noeh nicht verf~rbt. Trotzdem bestand sehon ausgesproehene Hemeralopie. Erst

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nach seehs Minuten wurde iiberhaupt etwas am Adaptometer erkannt (E ~--- 1,154), naeh 50 Minuten war E ~ 81,2 auf dem kranken, 3755 auf dem gesunden Auge (zu Beginn 2,37). Besonders der letzte Fall zeigt, wie friihzeitig das Pigmentepithei der Verrostnng anheimf~llt. Das Gesiehtsfeld a~eh am Dnnkelperimeter zeigte in beiden Fiillen noeh keine wesentlichen Einengungen; auch der kurven- m~issig dargestellte Verlauf der Adaptation liess Besonderheiten nieht erkennen.

Farbensinn und Farbengesiehtsfeld zeigt bei den beiden Fiillen yon exogener Siderosis ebensowenig St~rungen wie in den FNlen intraokularer H~morrhagie. Im dritten Falle bestand ebenfalls sehon ausgesproehene I-Iemeralopie (E ~ 145 nach 45 Min., auf dem ge- sunden Auge 1626), obwohl sich keinerlei Zeiehen einer Siderosis naehweisen liessen. Der Splitter sass in diesem Falle schon seit ! ! Jahren unten an tier Peripherie in der Netzhant oder Aderhaut.

St~rungen der Adaptation habe ieh ebenso wie L o h m a n n und I-Iorn auch b e i R e t i n i t i s a l b u m i n u r i e a beobaehtet. Die St~rungen waren hier am hoehgradigsten im Zentrum, entspreehend dem Haupt- sitz der retinaten Veriinderungen. Aber aueh die mit dem Augen- spiegel frei gefundene Peripherie wies I-Ierabsetzungen der Empfind- lichkei~ aueh bei langem Dunkelaufenthalt auf. So land sieh in einem Falle mit hochgradigen Veriinderungen im Fundus (weisso "Plaques und Blutungen) zentral E ~ 5,26, peripher an einzelnen StelIen 331, an andern 625.

Worauf wir die StSrungen tier Adaptation gerade bei Albumi- nurie zuriiekftihren miissen, ist nieht in jedem Falle ganz ktar. Es kommen hier Yersehiedene Faktoren in Betraeht. Erstens kSnnen die Blutungen einen Einfluss ansiiben, zweitens k~innen die hoeh- gradigen Vergnderungen in der Netzhaut eine lZoile spielen, und drittens kSnnen aueh Aderhautver~nderungen in Betraeht kommen, die zwar mit dem AugenspiegeI nieht naehweisbar, aber doeh im stande sind, das Pigmentepithel in seiner Funktionsf~higkeit wesent- lieh zu seh~digen.

Von R e t i n i t i s p i g m e n t o s a standen mir 7F'~lle aus versehie- denen Stadien der Erkrankung zur ¥erftigung.

1. Z.~ 21jlihriger Landmann. S = ~[~5, Gesiehtsfeld f~r Weiss auf 200 eingeengt, Farben noeh sNrker; typisehe Ret. pigmentosa; Papille stark verf~rbt, ganzer Augenhintergrund zeigt eharakteristisehe F~trbung. Knoehen- k~irperehen sehr reiehlieh his 2 PD. an Papille heran.

Adaptometer naeh 50 Min. noeh ~ = 0.

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l~ber Stiirungen der Dunkeiadaptation. 127

2. Frau S., 38 Jahre alt. S ~ 5/e~; Gesiehisfeld: Aussengrenzen fiir Weiss und Farben normal; absolutes Ringskotom yore 5.--30. Grad nach allen Seiten und temperal bis 40. Grad sieh erstreekend. Papille schon stark verf~rbt, Ret. Arterien fadendtinn, typisehe VerParbung des Fundus, Peripherie frei; zahllose knoehenkSrperehenartige Pigmenthaufen nasal bis 1 PD, temporal bis 4 PD. an Papille heranreiehend.

Adaptometer: zu Beginn ~' ~ 0~ naeh 50 Min. _g' ~ 1~6.

3. Mathilde U., 36 Jahre air, 1 Bruder nadltblind. R. S ~ 6[35, L. S --= slss; Gesiehtsfeld far Weiss 10--150 gross~ fiir Farben etwas enger; reehts unten und temporal noeh eine sehmale periphere Zon% in der Weiss erkannt wird; kleine hintere Polarkatarakt; starke VerSgrbung der Papille, Retinalgefiisse fadendtinn, ganzer Hintergrund typiseh verf~rbt~ KnoehenkSrperdmn his 2 PD. an Papille heranreiehend.

Adaptometer: naeh 1 Stunde E ...... 0, naeh 21]s Stunden 1~35, 18 Stunden 1~44~ naeh 42 Stunden 1,49.

4. Claus T., 17 Jahre alt. Sehwester vgl. Fall 6. S ~ s]s6, Aussen- grenze far Weiss um 20 ° eingeengt, Blau wird nur noeh in einem zentralen 15 o grossen Bezirk erkannt~ Rot und Grtin noeh starker eingeengt.

Typisehe Ret. pigm. Papillen stark verFarbt, 2 - - 3 P D . breite Zone um Papillen noeh relativ gut gefSzbt; yon dort an zeigt der Hintergrund das ebarakteristisehe fahle Aussehen bis an die ausserste Peripherie. Reieh- lieh typiseh% knochenkSrperehenartige Pigmenthaufen~ die nasal bis auf 3~ temporal 6 PD. an die Papille heranreiehen; in der Maeulagegend gelbe Stippehen und unregelmassige Pigmentierung.

Adaptometer: bis 30 Minuten 0~ naeh 22 Stnnden 1,025, naeh 46 Stunden 1.

5. Andreas Seh, 20 Jahre alt~ stud. ] Grossonkel, die Grossmutter~ 30nkel , die Mutter, 2 Briider, 2 Sehwestern nachtblind. R.--2,5~ S --- 617 , L. S----- ¢/15. Gesiehtsfeld fiir Weiss um 20 °, ftir Fsa-ben bis auf 150 ungefithr eingeengt. Papiilen stark verfiirbt, Geflisse sebon reeht eng; Fundus und Peripherie zeigen typisehe VerfSzbung. SpSxliche knoebenkSrpercbenartige Pigmenthaufen.

Adaptometer: zu Beginn ~ = 1,15~, naeh 1 Min. lt154~ naeh 10 Min. 2~60~ naeh 50 Min. 5~26.

6. Emmi T., 12 Jahre air, Schwester yon Pat. Fall 4. Typisehe Ret. pig. S ~---6[~ o beiderseits. Gesiehtsfeld Aussengrenzen fiir Weiss und Farben fast normal. 13her Ringskotom unzuverl~issige Angaben.

Papille noeb gut gefarbt~ Peripherie frei~ zwisehen Papille und Peri- pl)erie breite Zone mit eharakterisfiseher Verf~rbung und reiehlieh typisehen Pigmenthaufen. Rings um Papine aueh sehon kleine, fliegensehmutz~hnliehe Pigmenth~iufehen.

Adaptometer: zu Beginn E = 0, naeb 10 Min. 2,09~ naeh 20 Min. 2,09~ 45 Min. 7~47~ 22 Stunden 22~7~ 55 Stunden 19,9.

7. Heinrieh T., 28 Jahre alt, Geometer; tiber heredit5re Belastung niehts bekannt; seit 1 Jahr Flimmern. R. S = sis. L. S ~ s]lo. Gesiehts-

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reid vgl. Abbildungen. Farbensinn normal, Papillen sehr blass, etwas sehmutzig graugelb verf~irbt, Retinalgefiisse sehon etwas eng; rings um Papille Fnndus normal aussehend~ Aderhautgei~isse gerade durchsehimmernd. 6 PD. yon Papille entfernt beg'innt eine trtibe, typisch bleigrau verfarbte ringfSrmige Zone~ in der sich zahllose~ meist konfiuierende typisehe knoehen- kSrperehenartige Pigmenthaufen finden. Die Peripherie ist wieder frei.

Adaptometer: am 3. XH. 06 finder sich naeh 1]~stiindiger Itelladaptation im Freien~ aber bei triibem Wetter zu Beginn E ----- 2,37, nach 1 Min. 2,60, 3 Min. 2,99~ 5 Min. 2~99, 10 Min. 6,01, 30 Min. 51,8~ 45 Min. 210, 60 Min. 766 zentral und 816 peripher. 0hne dass irgend welche Therapie angewandt worden war, hat sich die Adaptationsfahigkeit in den naehsten Woehen wesenflich ver~Ildert. Am 27. I. 07 land sich naeh 1/2stiindiger Adaptation an einem hellen Sehneetage zu Beginn E - - 2 ~ 0 1 , nach 3 Min. 4~63, 10 M_in. t06~05, 45 Min. 1784= zentral and 3287 peripher.

Aus den vorstehenden F~llen ergibt sich, dass die. Dunkel- adaptation so gut wie stets bei Retinitis pigmentosa herabgesetzt ist. In den hochgradigea Fiillen wird selbst nach 50 Minuten noch nicht ein Objekt erkannt, das gerade nnter der Schwe]le des helladaptierten Auges liegt (Fall 1), oder as steigt die Empfindliehkeit auf minimale Werte (1,6 in 50 Min. in Fall 2).

Die Tatsache, dass nach 30--60 Minuten die Empfindlichkeit noch so gering ist, dass am Adaptometer iiberhaupt noch nichts er- kannt wird, schtiesst eine spiitere Adaptation nicht aus. So finden wir in Fall 3 nach 60 Minuten noeh E so klein, dass sie nieht messbar ist, nach 2~/~ Stunden aber = 1,35; ~hnlich in Fall 4 nach 30 Minuten noch eine so geringe /~, dass am Adaptometer nichts angegeben wird~ nach 22 Stunden 1,025. Diese Tatsache kann leieht dazu verleiten, anzunehmen, dass wi res bei der tletinitis pigmentosa nur mit einer Verlangsamung der Adaptation zu tun haben, dass aber nach liingeren Zeiten vielleicht doch noch normale H5hen er= reicht werden. Dagegen aber sprechen zwei Umst~inde. In Fall 3 konnte eine irgendwie bemerkenswerte Steigerung nach 2112 Sttmden nicht beobachtet werden, ebensowenig tiess sich nach 22 Stunden in Fall 4 und Fall 6 eine Steigerung nachweisen.

Ferner ergibt sich aus Fall 6, class die Steigerung, die jenseits von 45 Minuten auftrat, bis znr 22. bzw. 55. Stunde eine sehr ge- tinge war, um das dreifache in 21 Stunden. Es handelt sieh hier nm ~ um eine Steigerung, wie sie auch sonst, z. B. bei ganz normalen Augen noch nach so Ianger Adaptation beobachtet worden ist (Nagel).

In Fall 3 und 4 li~sst sich tiber die in grSsseren Zeitr~iumen eingetretene Empfindlichkeitszunahme deswegen nichts Bestimmtes aussagen, weil die nach 1/e bzw. 1 Stunde vorhandene Empfindlich-

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Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 129

keit noch so gering war, dass sie der Messung mit dem Adapto- meter nicht zugiinglieh war. JedenfalIs spricht manches aueh bier gegen die Annahme einer wesentlichen Zunahme der Empfindliehkeit.

Aus Beobaehtungen in Fall 7 ergibt sich die sehr merkw~irdige Tatsache, dass die Empfindliehkeit der Netzhaut nieht zu allen Zeiten die gleiche ist. W~hrend sie in dem erw~hnten Falte bei der ersten Untersuchung zentral 766 und peripher 816 betrug, stieg sie ohne Therapie im Ver]auf yon zwei Monaten auf normale ttShe (zentral 1784=, peripher auf 3287). Und diese HShe wurde nieht etwa nach Stunden, sondern schon nach 4~5 Minuten erreicht. Wir sehen also zweifellos Remissionen~ ohne dass wir eine U'rsache daftir angeben kSnnen.

Fall 7 zeigt gleiehzeitig, dass setbst bei ausgesproehener und sehon relativ weit vorgesehrittener Retinitis pigmentosa die Adapta- tion in manchen Bezirken noeh vSllig normal sein kann. Die StSrungen in der Dgmmerung, die trotzdem vorhanden sind, sind in diesen F~illen auf das breite absolute Ringskotom fiir Diimmerungs- werte zuriickzufiihren. In meinem Falle war diese Erseheinung jeden- falls sehr offenkundig.

Am Hellgesiehtsfeld fanden sieh (vgl. Fig. 1). normale Aussen- grenzen far weiss und blau, daneben ein Ringskotom, das far Weiss zum grSssten Teile nur relativ und nur in einer schmalen Zone ab- solut war; am Dunkelperimeter (Fig. 2) dagegen fanden sieh zwar aueh normale und selbst iibernormale Aussengrenzen, aber dann folgte eine breite Ringzone~ in der selbst die st~rksten Di~mmerungs- werte (die etwa einer E ~--- 1,6 entspraehen) nieht erkannt wurden, und dieses Ringskotom liess nur einen kleinen~ 5 o im Durehmesser grossen zentralen Gesiehtsfeldteil frei.

Wiihrend also im Tageslichte das relativ sehmale Ringskotom das Sehen so gut wie gar nicht stSrte, trat in der D~mmerung so- fort die ganze Sehwere der Erkrankung in Erseheinung. Das Di~mme- rungsgesiehtsfeld war so eng, dass de r Patient sieh nieht mehr zu- reeht finden konnte, er bei~nd sieh dann in derselben Lage, wie Xranke in den vorgerticktesten Stadien der Erln'ankung bei hSchst- gradiger Einengung des Tagesgesichtsfeldes. Das periphere Sehen war nur wenig yon Nutzen, ebenso niitzte die hohe Adaptationsfg.hig- keit im Zentrmn gar nichts.

Es ergibt sieh aus dieser Beobaehtung, dass wir allein~ dureh die Messung des Adaptationsveflaufes am Adaptometer, wie sie aueh yon Loh mann , He inr iehsdor f f~ Messmer ausgefiihrt wurd% fiber

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den Grad der StSrung im D~mmerungssehen des Hemeralopen keinen Aufschluss erhalten. Aus dem Vergleich zwisehen dem Hell- und dem Dunkelgesichtsfeld lassen sieh vielleicht auch Schlfisse auf die Art der Ausbreitung des Prozesses ziehen. Manche Autoren (Dufonr und Gonin , He in r i eh sdo r f f ) stehen ja heute auf dem Standpunkte~ dass das Ringskotom eine typisehe Erscheinung bei Retinitis pigmen- tosa darsteUt. Die Erkrankung beginnt danaeh in einer ringf6rmigen Zone zwischen Zentrum und Peripherie.

Mir scheint es das wahrseheinlichste, dass in dieser Ringzone zuerst die Adaptation leidet nnd dass aueh bei der Verbreiterung der erkrankten Zone die StSrung I der Adaptation immer den andern StSrungen ~orausgeht. Erst bei lBngerem Ergriffensein einer be- stimmten Pattie geht d~e Farbenempfindung zugrunde, und sehliess- lieh leidet auch die Weissempfindung, indem zun~chst ein relatives, sp~iter ein absolutes Skotom ftir Weiss entsteht. Fiir diese Art des Verlaufes seheint mirvor allem die in Fall 7 dicht bis an das Zentrum heranreichende Einengung des Dunkelgesichtsfeldes zu spreehen, be- sonders in Anbetracht der Tatsaehe, dass die Grenzen flir Farben bier noch relativ weite waren.

Nach'alledem kSnnen wir wohl sagen, dass die Adaptation in fast allen vorgesehritteneren FNlen yon Retinitis pigmentosa wesentlieh herabgesetzt ist, dass es sieh aber nieht etwa nur um eine sehr ver- langsamte Steigerung der Empfindlichkeit handelt.

Die Empfin[lliehkeit steigt zwar naeh 1 Stunde in den ersten 24 Stunden noch, aber die Steigerung iibertrifft nieht das Mass dessen, was man auch bei normalen FNlen in dieser Zeit sieht d. h. das dreifache des nach 45--60 Min. gefundenen Wertes.

In bestimmten Fgllen kann die Steigerung der Adaptation schon in den ersten 45 Minuten eine vSllig normale sein, und doeh kSnnen die Kranken hochgradig in der Dammerung gestSrt sein. Es riihrt das davon her~ dass sich schon friihzeitig fiir Diimmerungswerte ein breites Ringskotom ausbildet~ das nur ein sehr kleines Zentrum fi°ei l~isst. Dieses Ringskotom kann fiir Dgmmerungswerte absolut sein~ auch wenn die Adaptation ira Zentrum und an der Peripherie noch normal ist.

Sichere Seh]iisse in bezug auf die Frage, ob das PrimBre bei der 1Retinitis pigmentosa in einer Erkrankung der Aderhaut, speziell der Choriocapitlaris, zu suchen ist, oder in einer Erkrankung des Neuro- epithels, lassen sich ans den AdaptationsstSrungen nicht ziehen. Doch scheint mir gerade der Umstand, dass die Adaptation zuerst leidet, dafiir

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132 If. Stargardt

zu sprechen, dass zuerst die Stiibehen~ dann die Zapfen in bestimmten :Bezirken ergriffen werden. Und da ffir die St~ibehen StSrungen der Funktionen des Pigmentepithels, die ja wohl im allgemeinen ira An- schluss an Erkrankungen der Choriocapillaris entstehen~ viol mehr ins Gewieht fa]]en, als ftir die Zapfen, mSchte ich glauben, (lass die FunktionsstSrungen eher auf eine priiniire Erkrankung der Aderhaut hinweisen.

Von S o l u t i o r e t i n a e sind insgesamt 15 Fiille untersueht. Uber vier yon dieseu F~llen babe ich schon frtiher (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 06. Bd. II , S. 353) kurz berichtet. Da in diesen Fiillen die sehon damals angekiindigte, genauere I-Ielligkeitsbestimmung der am Dunkelperimeter angewandten Objekte dureh Vergleieh mit dem Adaptometer naehtriigheh ausgefiihrt worden ist, und da ein Toil der F~ille sp~iter noch wetter verfolgt werden konnte, ftihre ich sie noch" einmal kurz an.

Fall I. D., 52j~ihriger Tisehler. Juli 1905 Sttiek Holz gegen reehtes Auge geflogen. 22. IX. 05 S ~ sis 5. Solutio unten und temporal. 23. IX. und 9. X. 05. Punktion naeh Deutsehmann. 13. X. nirgends Solutio mit Augenspiegel naetlweisbar.

2. II. 06. Ausgedehnte Solutio. Nur oberer nasaler Quadrant fret. Gesichtsfeld far Weiss normal, far Farben nur geringe periphere Einengung an der Stelle der Solutio (urn 10°).

Gesichtsfeld bei Dunkeladaptation (30 Min.) mit Objekten~ deren Helllg- keit unter der Sehwelle des helladaptiertea Auges liegen (naehtri~glieh wurde (lurch Yergleieh mit dem Adaptometer festgestellt~ dass die Helligkeit einer

yon 14~03 entspraeh): nur im unteren temporalen Quadranten und dessen nliehster Umgebung werden die far das Hellauge untersehwelligen 0bjekte erkannt.

Fall IL B, 17 JalJre alter, intelligenter Gymnasiast. 4. I. 06. Sehnee- ball gegen rechtes Auge: S sofort sehleehter. 28. V. 06. Totale Solutio: toils flaeh~ tells in stark prominenten Falten.

Gesiehtsfeld fiir Weiss, vollkommen normal~ far Blau, Rot und Grtin iiberall in ziemlieh gleieher StS.rke eingeengt~ oben~ nasal und unten auf 25 o oben temporal anf 30 °, temporal auf 45°~ unten temporal normal. Trotz 3/astiindigen Dunkelaufenthaltes ist keine Spur yon Adaptation naehzuweisen£ selbst Objekt% deren Hetligkeiten der maximalen Helligkeit des Adapto- meters entspreehen~ werden nieht erkannt. Linkes Auge kommt auf N' unget~ihr 8000. Das SehvermSgen auf dem rechten Auge ist spS~ter infolge einer Glask6rperblutung nach Punktion thst voUkommen verloren gegangen.

Fall III. Adolf B, 47 Jahre alter Kneeht. Seit 1 Jahr S auf beiden Augen sehleehter. Beiderseits Solutio retinae infolge aiter~ chroniseher Chorioiditis. Dureh die abgelSste und zum grSssten Toil sehr klare Retina sieht man noch die grossen~ alton Aderhautherde.

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~ber StSrungen der Dunkeladaptation. 133

Am 20. VI. 06 bestand reehts Solutio, die nut den oberen nasalen Quadranten fi'eiliess. Gesiehtsfeld war fiir Weiss normal, fiir Blau~ Rot und Griin in der nasalen tt~ilfte um 1 0 - - 1 5 °, fiir Griin auch unten etwas eingeengt. Bet Dunkeladaptation finder sieh mit ftir das Itellauge unter- schwelligen Objekten (E- - - -ungef i ih r 1~19) nur noch unten temporal ein Gesiehtsfeldrest~ der ungefithr einem Quadranten entspricht. 8. VI. 06 Punktlon naeh D e u t s c h m a n n rechts. Danaeh AblSsnng wesenflieh kleiner. 26. VII. 06 besteht nur noch flache Solutio im oberen temporalen Qua- dranten.

Gesichtsfeld ftir Weiss und Farben ist jetzt viillig normal. Am Dunkel- perimeter (~7 ~ 30~2 ganz dasselbe Resultat mit ~E ~--- 1~23) finder sich nur noch ein sektorfSrmiger Dei~kt~ etwas mehr als den unteren nasalen Quadranten des Gesiehtsfeldes einnehmend.

Es hat sieh also die Dunkeladaptation oben und unten nasal wieder hergestellt. Am 18. II. 07 wurde B. wieder aufgenommen. Es war wieder eine Versehlechterung eingetreten. Der GlaskSrper war jetzt etwas trtiber, einzelne Floeken lagen vor der Papille. Die Netzhaut hat sich auch unten temporal wieder vSllig abgeliist und die AblSsung hat sich aueh noeh welt auf den unteren nasalen Quadranten ausgedehnt. Das Gesiehtsfbld fiir Weiss ist noch normal, das ftir Farben in der nasalen H~lfte stark ein- geengt~ bis 30 und selhst 10 ° an den Fixierpunkt. Am Dnnkelperimeter finder sich ein Defekt in der ganzen nasalen tt~tlfte u n d e s fehlt die an- grenzende ttalfte des oberen temporalen Quadranten. Am Adaptometer ergab sieh eine E ~ 3755 (die Herabsetzung gegen sparer ist wohl auf die Glaskiirpertrtibung zuriiekzuftihren). Unter Bettruhc~ Druekverband und Jodkali trat eine Besserung ein.

Am 5. III. 07 land sieh am Adaptometer naeh 70 Minuten rechts E ~ - 5503, Gesiehtsfeld fiir Weiss und Farben so gut wie normal; am Dunkelperimeter (6 ~ 42,2 nnd dasselbe Resultat mit 10~45) fehlt der Quadrant nasal unten. Die Solutio ist genau die gleiche, wie am 26. VII. 06~ d. h. es ist nur der obere temporale Quadrant abgeliist. Es hat sich demnach zum zweiten Male dureh Wiederanlegen der Netzhaut die Dunkel- adaptation in einem grossen Bezirke wieder hergestellt.

Auf dem linken Auge des Patienten war eine genaue Aufhahme des Hell- und Dunkelgesiehtsfeldes infblge yon hSchst mangelhafter Fixation (S nur Fingerziihlen in i m exeentriseh) nieht mSglich. Doeh ergab sieh auch hier~ dass die Weiss- und Farbengrenzen sich noch iiber weite Teile des Gesichtsfeldes erstreckten, die schon abgel(isten :Netzhautteilen entspreehen. Am Dunkelperimeter (E-~- 42~2) fand sieh dagegen nur noch ein schmaler Sektor nnterhalb der Mitte erhalten. Am Adaptometer ergab sich nach 70 Min. eine .E ~ 3755. Aueh hier entspraeh die GrSsse des Dunkel- gesiehtsfeldes ziemlich genau dem anliegenden Netzhautbezirk. Eine genane Ubereinstimmung war bet der sehleehten Fixation auch nicht zu erwarten.

Fall IV. Frau D, 31 Jahre. Stets knrzsichtig. Seit 2 Jahren reehts~ seit 6 - - 8 Wochen links SehvermSgen sehleehter. 1. VIII. 06. Rechts: Amauros% alte, totale Solutio. Links: Myopie 7 .D; S ~ 2]5o; fast totale Soluti% nut in einem sehmalen, sektorenfSrmigen Gebiete oberhalb der

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13~ K. Stargardt

Papille liegt die Netzhaut noeh an. Unten stark prominente Falten. Ge- siehtsfeld (vgl. meine frfihere Publikation) ftir weiss normal, ffir Farben fehlt der ganze Quadrant oben nasal und dieser Detekt dehnt sieh noeh fiber die H~ilfte der beiden benachbarten Quadranten aus. Am Dunkel- perimeter (E ----- 30~2) findet sich nur noeh unterhalb der Mitre ein schmaler, sektorenfiirmiger Rest des Gesichtsfeldes~ der yon der Peripherie bis 50 yore MitteIptmkt sieh erstreekt. Unter Jodnatr., Sehwitzen und Druekver- band tritt in 2 Monaten eine niebt unwesentliche Besserung ein, indem die Netzhaat sich oben wetter aniegt und zwar naeh beiden Seiten yon der aueh anfangs anliegenden Stelle nasal bis fast zum horizontalen Meri- dian, temporal nur halb so welt. Ganz entspreehend dieser Anlegu~g debut sich das Dtmkelgesiehtsfeld (.E = 30~2) nach beiden Seiten und zwar temporal bis zur ttorizontalen aus. Dabei bleibt eine periphere Einengung his 60 o bestehen.

Das Hellgesichtsfeld zeigt entsprechend der Anlegung gar keine Ver- ~nderungen, da es an den Stellen, we die Anlegung erfolgte, auch sehon vorher ftir Weiss und Farben normal win'. Im iibrigen weist es eher eine Vertdeinerung auf, speziell oben streekenweise his ant 30 °, ohne dass daffir Ver~inderungen im Fundus verantwortlieh gemacbt werden konnten.

Fall V. Otto A., 27 Jahre. R. Strabismus diverg. 25 o (seit friihester Jugend)~ S ~ 0~ totale Solufio infolge holler Myopie. L. vor angeblich 8 Wochen Stoss gegen das Auge~ seitdem S sch|echter. 2. L 07. S t ~ - Fingerz~hlen in 2]2 Meter, mit - - 18,0 S ~ 3]20. Breites~ fast ringfSrmiges Staphytom, ausgedehnte Maculadegeneration, Lackspriinge; Solutio retinae, die nur einen sektorenfSrmigen Streifen oberhalb der Papille bis zur Peri- pherie freil~tsst (Fig. 3).

Adaptometer: typischer Kurvenverlauf; naeh 45 Min. ~ : - 1450 fiir al|e Objekte yon 2 - - 1 0 cm Seitenl~inge, fiir 4 mm Seitenl[inge .E nur ~--- 22,7.

Hellgesichtsfeld: Ffir Weiss nur unbedeutende Einengung oben. Farben- gesiehtsfeld fehlt in der oberen Halite fast ganz, u n d e s greift der Defekt noch ant den unteren nasalen Quadranten fiber (Fig. 4).

Das Dunkelpegmeter ( ~ = 19,9) zeigt nur noch einen Rest unterhalb der Mitre bis zur Peripherie, etwas fiber 1]s des Gesiehtsfeldes einnehmend (Fig. 5).

Fall VI. Elsabe F., 53 Jahre air. 12. II. 07. Links: Maeulae corneae, sehmales temporales Staphylom; mit eyl. - - 3,0 "~ - - 1,5 S : s]35. Rechts: GI ....... ~/~0~ mit - - 6 , 0 S : 2/s5, Maculae corneae, objektiv Myopie 8 D; breites, ringftirmiges Staphylom; ikst totale Solutio retinae, nur oben nasal finder sicb noeh eine anliegende Stelle (Fig. 6).

Adaptometer: Rechts: Ant. E---~ 3,31~ naeh 45 Min. 331, Links: Anti E ~--- 3,87, naeh 45 Min. 1555.

Hellgesichtsfeld vgl. Fig. 7. Dunkelgesichtsfeld (E ~--- 26~0) vgl. Fig. 8. Es findet sieh hier demnach eine ziemlieb weitgehende (~bereinstimmung

zwisehen Dunkelgesichtsfeld und Gesichtsfeld fiir Blau.

Fall VII. Karl V., 42 Jahre. Seit 17. Jahre Brille. Am Tage der Aufnahme 10. I I I . 07 bemerkte ¥.~ dass er mit dem linken Auge nieht

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Uber St~rungen der Dunkeladaptation.

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136 K. Stargardt

mehr deutlieh sah. Reehts: - - 6~0 S ~ silo; Links: Fingerz~hlen in 11[e m; Gl~ser bessern nicht. Totale Solufio, stark prominente Falten. Druek- verband~ Betti~uhe; 21. III . oben kleine Stelle angelegt, Falten flacher. 25. I lL Punktion naeh D e u t s c h m a n n . Aus be;den Stiehstellen tritt reich- lieh ]~]iissigkeit unter die Bindehaut~ Bettruhe~ Druekverband. 28. I I I . fiber- all Solntio flaeher. 4. VII. 07 mehrere dichte GlaskSrperfloeken, Ring- staphylom~ ausgedehnte ChorioideaIatrophie um Papille rings 4 - - 6 PD. we;t, Maculadegeneration in Form yon Lacksprtingen. Auch an der P eripherie starke diffuse Atrophie der Aderhaut. Nirgends Solutio mehr naehweisbar. Mit - - 10,0 S ~--- 5/s5.

Dunkelgesichtsfeld: 21. III . 07: entsprechend der kleinen angelegten Netzhautstelle findet sieh ein etwa 10 ° grosses Gesiehtsfeld fiir E ~ 19,9 unten zwisehen 3 0 - - 4 0 °. Ganz analog ;st das Gesiehtsfeld fiir Farben~ wKhrend alas Gesichtsfeld ftir Weiss fast in der ganzen unteren Halite fl'ei ;st.

Am 5. VII. 07~ also naeh Anlegen der gesamten Retina finder sieh links am Adaptometer naeh 60"Minuten E ~--- 22,7~ dasselbe naeh 3 Stunden. V. erhalt einen lichtdiehten Verband, nach 28 Stunden finder sich E ~ 15,6~ naeh 48 Stunden ~ ~---22,7. Auf dem rechten Auge f~nd sieh naeh 60 Minuten E ~ 1555, nach 3 S~nden 2 4 2 2 .

Das Gesicbtsfeld war am 5. VII. 07 far Weiss fast norma b nur unteu nasal bestand ein sektorenf~rmiger Defekt. Blau, Rot und Grfin wurden nur im temporalen unteren Quadranten erkannt. Am Dunkelperimeter (.E ~ 17~7) fund sieh nur ein kleiner Gesiehtsfeldrest im unteren tempo- ralen Quadraten,. ungefahr dem Rotgesiebtsfeld entspreehend, w~ihrend der Bezirk~ in dem Blau und Grtin erkannt wird, viel kleiner ist~ als alas Dunket- gesiehtsfeld.

Fall VIII . Frau Sch., 55 J., stets kurzsiehtig, seit 1]~ Jahr reehtes Auge schlechter. 11. I. 07. Reehts S ~ 1125 ~ Myopie nngefiihr 10 D , totale Solnfio, unten dicke Falten, oben fiache. Links - - 10,0 S ---- ~/~5, Ringstaphylom, ausgedehnte Maeuladegeneration. Adaptometer: Reehts nach 45 Min. E ~--- 0~ links ~ ~--- 903. Hellgesiehtsfeld: Grenze fiir Weiss oben bis fast zur Horizontalen eingeengt, Griin wird nicht erkannt~ Rot nur in der unteren H~ilfte naeh alien Seiten 3 0 - - 4 0 ° yore Nullpunkt. Blau noeh sfftrker eingeengt auf 2 0 - - 3 0 °. 26. I. 07. Punktion R. 28. I. Falten flacher, oberbalb der Papille kleiner Bezirk angelegt. Adaptometer _E ~--- 26,0; am Dunkelperimeter (E ~ 22,71) nur kleiner Fleck, ungeflihr dem Blaugesichtsield entspreehend. Hellgesiehtsfeld unverandert. Links zeigte das Dunkelgesichtsfeld (E ~ - 3 0 , 2 ) ebenso wie das Hellgesiebtsfeld stets normale Aussengrenzen. Adaptometer links stets unveriindert, E ~ 903.

Fall IX. Louis A.~ 22 Jahr% stud. jur.~ stets kurzsiehfig, 1892 in Heidelberg links F u k a l a s e h e Operation; seit 1903 Solutio retinae. 25. IV. 07: Rechts mit - - 22,0 S ~ ~]2o, Links: ohne Glas S1 ~ - ~[~5, mit -~-3~0 S ~ s]5o; mit -}-7,0 S e h w e i g g e r IV in 18 era. In der ganzen nnteren Halfle nnd oben temporal Solutio retina% wenig promi- nente~ sehleeht durchseheinende Falten.

Adaptometer zu Beginn beiderseits 0, naeh 45 Min. Recbts E ---~ 3755, Links 1309. Dunkelperimeter ( E ~ 26~0) Rechts temporal und temporal

Page 61: Über Störungen der Dunkeladaptation

Uber StSrungen der Dunkeladaptation. 137

unten EinsehrS~nkung auf 70, bzw. 80 o. Links: Grosser Defekt, der die ganze obere H~lfte des Gesiehts~Ides, f'erner die obere H~lfte des nasalen unteren Quadranten und die Peripherie des unteren temporalen Quadranten bis zum 60. bzw. 70. Grad einnimmt.

Hellgesiehtsfeld fiir Weiss nur oben unbedeutend eingeengt, Blau ant- sprieht ungei~hr dem Dunkelgesiehtsfeld, Rot und Grfin sind etwas grSsser.

Fall X. Frau J., 53 Jahre. 3. X. 06. Reehts Katarakt ohne be- kannte Ursaehe, gute Q.-L. und P~'ojektion. Links: Hyperopio 3~5 D, S ~ S/lo, Ange normal. 5. X. 06. Kataraktextraktion; Heilung unter ganz geringen Reizerseheinungen. 19. XL Discission der diehten Sekun- d~irkaiarakt. 24. XI. S nur Q.-L. Glaskiirper getrfibt, Solutio retinae. 18. I. 07. Glaskiirper etwas klarer~ totale Solutio (vermuflich Folge chron. Chorioidifis). Adaptationsprtifung ergibt, dass nur ein Licht~ das 219mal so hell~ wie die maximale Helligkdt des Adaptometers ist, wahrgenommen wird. Eine hShere Empfindliehkeit wird atlch nach zweistfindigem Dunkel- aufenthalt nieht erziclt.

Fall XI. Gustav M., 36 J. Seit 14 Tagen S auf dam linken Auge schlechter; keine Allgemeinerkrankung nachweisbar. 19. I. 07. Rechts S ~ sis ~ L. S ~ Fingerz~ihlen in 1 m. Reehts einzelne GlaskSrpertrtibungen, Links: mit binok. Mikroskop (35 facbe Vergr.) deutliche Stippung des ganzen Endothels, GlaskSrper sehr triibe besonders zentral, Netzhaut in der unteren HSlfte vSllig, im oberen nasalen Quadranten etwa zur HSlfte abgelSst~ ebenso greitt die AblSsung wait auf den oberen temporalen Quadranten tiber. Alt-Tuberkulin positiv, abet keine Lokah'eaktion. Adaptomcter: Reehts naeh 50 Min. zv ~ 55007 Links zentral E ~ 64, peripher oben 331. Hellgesiehtsf'eld ffir Weiss ~bhlt fast die ganze obere Gesichtsfeldhalfte, vom unteren temporalen Quadranten fchlt die 5ussere Hiilfte. Blau und Rot werden nur mit Mfihe in einem ganz umschriebenen, kleinen Bezirk (von 20 o Durchmesser) 300 unterhalb der Mitre erkannt. Dunkclperimeter (£ ~ 26~0): Das Gesichtsfeld zeigt einen zentralen Defekt yon 10 o Aus- debnung; der Defekt breitet sich yon bier fiber die ganze obere Hiilfte des Gesiehtsfeldes und fiber den griissten Tell der beiden unteren Qua.dranten aus, so dass nut noeh 1]t des ganzen Gesichtsfeldes freibleibt. In seiner GrSsse stimmt es durchaus mit dem anliegenden Tell der Netzhaut fiberein.

Fall XII. Fritz B., 23 Jahre. Als Kind Verletzung des linken Auges. 16. IX. 07 reehts m i t - - 0 , 5 S ~ 6]~ Auge normal; links mit eyl - - 1,0 S ~ 6]~. Papilla normal, Netzhaut in Maculagegend auffaltend stark reflektierend und etwas trtiber~ als an andem Stellen~ und grosser, deutlicher~ zentraler roter FLeck. 3 - - 4 PD. yon Papille entfernt~ beginnt temporal eine halbkuglige NetzhautablSsung. Retina ist hier zart gran- weiss getrfibty an einzelnen Stellen abet sehr ktar. Rand der Solutio scharf~ halbkreisfSrmig, yon Pigment und hellrosa Aderhautherden gebildet. An einzelnen Stellen schimmern dutch die Netzhaut gTosse, gelbliche Ader- hautherde hindurch; dichte weisse Strange liegen vor und in der Retina. [Tbriger Fundus normal (Fig. 9).

Adaptometer: Rechts nach 45 Min. ~ 7 = 8764~ links ~ 1077. Dnnkel-

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gesiehtsfeld (Fig. 11) (E :- 42,2): rechts normal, links zeigt es genau den gleichen halbkreisfSrmigen, bis 200 :an die Mitre heranreiehenden Defekt~ wie das Hellgesiehtsfeld (Fig. 10) ftir Weiss und s~imtliehe Farben.

Fall XIII. Martin H.~ 55 Jahre, Zimmermann. Seit 1/3 Jahr rechtes Auge schleehter. Ursache nieht sieher festzustellen, wahrscheinlich einmal Verletzung im Beruf. Linkes Auge normal. Reehts mit -+-075 S = s/2 o. Ausgedehnte Solutio, die nur den oberen nasalen Quadranten und die un- mittelbar angrenzenden Partien fret l~st. Macula mit abgelSst.

Gesiehtsfeld fiir Weiss zeigt nnr einen Defekt oben nasal; fiir BIau ist die Einengung fast die gIeiehe nnd Rot und Grfin zeigen nur geringe Abweiehungen. Es debnt sich also das Farbengesicbtsfeld fiber den ganzen nnteren nasalen Quadranten und fiber die H~ilfte des temporalen oberen aus, also fiber Gebiete, die ohne Zweifel abgelSsten Netzhautpartien ent- spreehen.

Das Dunkelgesiebtst~ld (.E--- 26,0) ist wesentlieh kleiner und greift kaum auf temporalen oberen und nasalen unleren Quadranten fiber. Es entsprieht demnaeh vollkommen der Ausdehnung tier Solutio.

Fall XIV. Frau Friederike D , 53 Jahre air. Seit ~/~ Jahr reehtes Auge scbleeht. 11. I. 07. Links: ~ 1,5 ~O eyl = %5 S ~ Silo; abge- sehen yore Astigmatismus normal. Reehts: S = FingerzS~hlen exeentriseh in 3/~m. Auge ~iusserlieh normal. Ausgedehnte Solntio. I)ieke, stark prominente, graugrfine undurchsiehtige Falten, zum Tell schon die Papille bedeckend; flaehere AblSsung im fibrigen Teit. Fret geblieben ist nur ein peripherer Sektor oben und temporal; abet aueh dieser ist dutch eine 5 - - 6 P D . breite Zone, in der die Netzhaut flaeh abgel~st ist, yon der Papille getrennt (Fig. 12). Mit Langeseher Lampe erhlilt man zwar fiber- all roten Reflex, aber beim Anlegen an eine Stelle unten 5 mm hinter dem Hornhautrande nur iiusserst sehwaches Licht~ so dass der Verdacht auf Tumor eine ziemliebe Bereehfigung besitzt.

Am Adaptometer findet sich reehts beim Blick geradeaus auch naeh 45 Min. E = 0; bet Untersuchung der peripheren anliegenden Netzhaut- stelle naeh 1 Min. E ~--- 12,7, 7 Min. 106,3, 15 Min. 210, 25 Min. 625, 45 Min. 3755. Das entspricht fastganz genau dem Untersuehungsergebnis am andern Auge, wo ebenfalls eine Endempfiudliehkeit yon 3755 ge- iunden wurde. Am Hellperimeter finder sich fiir Weiss ein fast die ganze obere tIiilfe einnebmender Defekt, Rot und Blau finden sich nur noeh in einem Bezirk vom 10--500 abw~rts yon der Papille (Fig. 13). Am Dunkel- perimeter (E = 30~2) sieht man einen Gesiehtsfeldrest, der sich naeh unten und unten nasal bis zum 70 o erstreekt, naeh oben bis zum 30 o (Fig. 14).

Fall XV. Heinrieh G., 70 Jahre. Seit 1 Jahr angeblieh erst linkes Auge sebleehter. 2. VI. 07. Reehts '~: -4- 1,0 S = G]ls; normal, nnr Halo. senilis. Adaptometer naeh 50 Min'. ~ ~ 331. Links Q.-L., schleehte Projoktion; Farben werden nieht wahrgenommen. Am Ad@tometer aueh nach 60 Min. 0; es wird fiberhaupt nur noeh das Lieht ether Kerze in 25 em Entfernung erkannt; aueh naeh t~tngerer Adaptation kann die Ent- fernung nieht vergrSssert werden, ohne dass die Liehtempfindung sofort

Page 63: Über Störungen der Dunkeladaptation

~ber St6rungen der Dunkeladaptation. 139

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Fig. 12.

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Fig. 10. Fig. 13.

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Fig. 11. Fig. 14.

Page 64: Über Störungen der Dunkeladaptation

140 K. Stargardt

aufhSrt. E s besteht totale Solutio~ fast triehterfSrmig, sehmutzig graugrtine Trtibung der ganzen Retina.

Ursache nicht sieher festzustelleu, es ist nur hoehgradige Arterio- sklerose naehweisbar.

Zur Beurteilung des Verhaltens der Dunkeladaptation bei Netz- hautablSsung standen mir also 15 Fglle zur Verfiigung. Die Atio- logie der Erkrankung war in diesen Ffillen eine recht verschiedene.

Trauma lag in Fall I , II~ X I I und wahrscheinlich auch X I I I vor, und zwar handelte es sieh stets urn vorher gesunde Augen, nur in Fall I I bestand eine geringe Myopie yon 1,75 D ohne irgendwelche myopische Ver~nderungen.

Chronische ~iquatoriale Chorioiditis war in 2 F~llen (II I u. X) die Ursache der Solutio, in 1 Fall (XI) lag eine chronische Ent- zfindung des ganzen Uvealtractus, wahrscheinlich auf tuberkulSser Basis "~or. Vermutlich dutch Gefassvergnderungen info]ge yon all- gemeiner Arteliosklerose war die AblSsung in Fall XV bedingt. Ein intraokularer Tumor musste in Fall X I V angenommen werden. In sechs F~llen (4, 5, 6, 7, 8, 9) hatte Myopie zur Solutio geffihrt. Fall IV, V und VII zeigten hochgradige myopische Aderhautvergnde- rungen; im Fall VII I waren sie nur wenig ausgesproehen, bei 6 fand sich nur ein Ringstaphylom. Im Falle IX handelte es sich um eine Solutio, die 11 Jahre nach einer aufgetreten war.

Die Atiologie ist insofern nicht ohne die neben der ~etzhautablSsung im Auge Stt~rungen der Dunkeladaptation bedingt

In den Fgllen, in denen die yon

Myopie-Operation (Fukala)

Bedeutung, weil auch durch bestehenden Ver~nderungen sein kSnnen. der NetzhautablSsung ver-

schonten Teile auch sonst vSllig normal sind, ist hier auch die Adaptation eine v511ig normale. So land sich im Fall I I I L. in der nicht abgelSsten Partie eine E ~- 5503, die nur voriibergehend infolge yon diffuser GlaskSrpertriibung auf 3755 sank; in Fall X I V (Tumor?) an der kleinen peripheren Stelle, wo die Netzhaut anlag, E ~--- 3755, genau wie auf dem andern Auge, das abgesehen yon Astigmatismus v511ig normM war.

In den F~llen dagegen, in denen die yon der NetzhautablSsung verschonten Stellen Ver~nderungen aufwiesen, die an sich die Adap- ration beeini]ussen kSnnen, fanden sieh selbstverst~ndlich auch der- artige StSrungen.

So ergab sich in Fall IV nur eine E = 1450 infoIge yon myopischen Aderhautvergnderungen, in Fall VI nur eine E = 331

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Uber StSruugen der Dunkeladaptation. i~I

infblge yon myopischen Verfinderungen und Maculae corneae. ]E[och- gradige myopische Ver~nderungen setzten in Fall VII und VI I I (lie E sogar auf 22~7 und 26,0 herab. Auch an dem wegen hochgradiger Myopie operierten Auge (Fall IX) wurde die E nur ~ 1309 gefunden, eben wegen der myopischen Veriinderungen.

GlaskSrpertriibung bedingte in Fall I I I L. voriibergehende Herab- setzung yon 5503 auf 3755; in Fall X I war die Triibung des Glas- kSrpers eine so erhebliche, dass die E zentral nur auf 64~ peripher, wo die Triibung etwas geringer war, auf 331 stieg.

Nicht ganz klar war der Zusammenhang zwischen altem Trauma (vor 20 Jahren) und Herabsetzung der Adaptation (E ~ 1077) in Fall XII. Doeh miissen wir hier wohl aus der leichten Triibung und dem auffallend starken Reflektieren der :Netzhaut auf irgend- welehe durch das Trauma entstand6ne~ wenn auch nieht n~iher zu definierende anatomische Ver~inderungen schliessen.

In allen F~llen liessen sich also dort~ wo AdaptationsstSrungen an Stellen vorhanden waren, die yon der NetzhautablSsung verschont waren~ andere Affektionen nachweisen~ aus denen die StSrungen zwanglos erkl~rt werden konnten.

Die GrSsse des Bez i rkes , in dem die N e t z h a u t anlag , s t immte mit A u s n a h m e eines Fa t l e s (.VII) (vgl. unten) s te ts genau mit der GrSsse des am D u n k e l p e r i m e t e r nach 45 Mi- n u t e n l a n g e r D u n k e l a d ~ p t a t i o n g e f u n d e n e n G e s i e h t s f e l d e s i iberein (vgl. die Abbitdungen). ~attirlieh sind der Untersuchung~ wie welt bier die Genauigkeit geht, gewisse Grenzen gezogen. Wir sind ja nieht immer in der Lage, die Grenze zwischen anliegender Lind abgelSster Netzhaut ganz genau mit dem Augenspiegel zu sehen und anzugeben, ferner vermSgen wir fiber eine gewisse periphere Zone mit dem Augenspiegel iiberhaupt keinen Aufschluss zu erhalten (Fall IX L.). Mit dieser Einschriinkung kann also der oben auf- gestellte Satz yon der Ubereinstimmung zwischen der OrSsse des Dunkelgesichtsfeldes und des Bezirkes, in dem die Netzhaut anliegt, tiberhaupt nut gelten. Auch in F~llen schlechter Fixation (HI L.) kann die Ubereinstimmung nur eine ann~hernde sein.

Sehr wichtig ist der Naehweis, dass die Adaptation wiederkehrt, wenn die Netzhaut sich anlegt (Fall IV, VII, VII I , I I I R.). Im letzteren Falle konnte sogar die Wiederkehr der Adaptation zweimal beobaehtet werden. Hier hatte sich im Anschluss an Punktion (nach D e u t s e h m a n n ) die Netzh~ut auf weite Strecken angelegt~ sieben Monate sp~ter war sie wieder abgelSst. Auch jetzt ge]ang es wieder,

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~ 2 K. Stargardt

sie durch Bettruhe und Druckverband zur Anlegung zu bringen. Beidemale trat mit der Anlegung eine entsprechende VergrSsserung des Dunkelgesichtsfetdes ein.

Im Fall VII kehrte die Adaptation trotz totaler tteilung der Solutio nur in einem kleinen Bezirke wieder. Es ist das darauf zurfickzuffihren, class hier tier Aderhautschwund ein so hochgradiger war~ dass fiber weite Streeken fiberhaupt nichts mehr von Aderhaut zu sehen war, mit Ausnahme einiger grSsserer Gef~sse.

Die MSglichkeit solcher hochgradigen Ver~nderungen, dutch die die Adaptation vSllig vernichtet werden kann, ist besonders bei den- jenigen Netzhantstellen zu beachten, fiber deren Verhalten wir mit dem Angenspiegel keinen Aufschluss erhalten k5nnen, d. h. bei peri- pheren Netzhautstellen.

Hier kSnnen wit aus einem Gesiehtsfeldausfall am Dunkelperimeter nieht ohne weiteres auf SoIutio schtiessen. Es finden sich vielmehr, gerade bei Myopie (vgl. diese), periphere, zum Tell sogar recht er- hebliehe Einschr~nkungen.

Aber auch bei Myopie kSnnen wit aus dem Ve~rgleich des Dunkelgesichtsfeldes mit dem ~ellgesichtsfelde noeh weitgehende Schliisse auf das Vorhandensein einer Solutio ziehen.

Ich habe oben gezeigt, class die dureh die Myopie allein be- dingten peripheren Einengungen das Dunkelgesiehtsfeld bis auf 5 0 genau mit den Einengungen des Hellgesichtsfeldes ffir Weiss fiber- einstimmen.

ttaben wir also eine solche Ubereinstimmung, dann ksnnen wir Solutio mit grSsster Wahrscheinliehkeit aassehliessen; fiberragt da- gegen die Einengung des Dunke]gesichtsfetdes erheblieher die des Weissgesichtsfeldes, oder findet sich nur eine Einengung des Dunkel- gesichtsfeldes, so liegt mit grSsster Wahrseheinlichkeit eine periphere NetzhautablSsung vor. Ein normales Dunkelgesichtsfeld spricht mit Sicherheit gegen eine AblSsung.

Es erhebt sich nun die interessante Frage, wie welt mit diesen ]~efunden auch sonst die Resultate der Gesiehtsfelduntersuchung f'fir Weiss und Farben bei Tageslicht iibereinstimmen.

Aus den oben angeffihrten Krankengeschichten ergibt sich die ja aneh sonst schon bekannte, aber nicht immer geniigend gewfirdigte Tatsache, dass aus dem Gesichtsfeld ffir Weiss so gut wie keine Schliisse auf die GrSsse, ja selbst nicht einmal auf das Vorhanden- sein einer Solutio retinae zu ziehen sind. Das Gesichtsfeld ffir Weiss kann bei totaler Solut5o (Fall ]iI) vollkommen normal sein;

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Uber StSrungea der Dunkeladaptation. 143

es kann vollkommen normal sein, wenn fast die ganze Netzhaut ab- gelSst ist und nnr noeh kleine Teite der Netzhaut anliegen (Fall I, l i t R , ~ L.). Ebenso kSnnen grSssere AblSsungen vollkommen ver- borgen bteiben (Fall I I I R.). Bisweilen finden sich auch bei frischeren AblSsungen Einengungen {Fall V), aber sie entsprechen nieht im geringsten der GrSsse der AblSsung. Auch fiber die Wiederanlegung l~sst sich aus dem Weissgesiehtsfeld meist nichts erschliessen (IV L.), da es ja sehon w~hrend der AblSsung h~ufig gar keine Defekte aufweist.

Nur bei ~lteren AblSsungen (Fall VII, IX~ X I u. XIV) treten st~rkere Einengungen auf~ aber ohne Beziehung zur GrSsse der Ab- 15sung. Solehe Einengungen kSnnen nach Anlegen in seltenen F~itleu wieder kleiner werden (Fall VII). Eine Ubereinstimmung des Weiss- gesiehtsfeldes mit der Gr5sse der AblSsung seheint sieh nur bei ganz slten, partiell gebliebenen NetzhautablSsungen (Fall XI I , 20 Jahre alte partielle Solutio) zu finden.

In solehen Fiillen seheint dann aueh mit dem Weissgesiehts- feld das Dunkelgesiehtsfeld und das Farbengesiehtsfeld iibereinzu- stimmen. Wenigstens ist das der einzige Fall, in dem ieh eine solehe Kongruenz gefunden habe. Und sie 15sst sich hier sehr leicht dadureh erkl~ren, dass in der fast halbkuglig abgehobenen Netzhaut allm~ihlieh alle Funktionen erloschen sind, w~ihrend die unmittelbar angrenzende anliegende Netzhaut in ihrer Funktionsfiihigkeit nut wenig gestSrt ist.

Aueh das Farbengesiehtsfeld gibt uns nut in Ausnahmef5llen Aufsehluss tiber die GrSsse einer AblSsung. Zwar treten bier sehon viel friiher als beim Weissgesiehtsfeld Defekte auf, abet die Defekte sind im Anfang viel kleiner als die AblSsung (z. B. Fall I, II, I II , IV, XIII). Aueh kann sehon dutch Flaeherwerden einer Abl~sungs z. B. naeh Punktion (Fall III), das vorher eingeengte Farbengesiehtsfeld normal werden.

Eine ungefiihre lJbereinstimmung zeigte sieh in Fall X I V (Tumor ?). Eine vSllige ist hier aueh nieht zu erwarten, da ja sehon normaler- weise das Dunkelgesiehtsfetd bis an die ~usserste Peripherie des Hell- gesiehtsfeldes und selbst dartiber hinaus reieht, w/ihrend die Farben- grenzen weir yon der Peripherie entfemt bleiben. In zwei Fgtlen ergab sich zwar eine erhebliehe Inkongruenz zwisehen dem Dunkel- gesiehtsfeld nnd den Rot- und Griingrenzen, dagegen eine sehr gute Ubereinstimmung zwisehen dem DunkelgesiehtsMd und den Blau- grenzen.

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1 ~ K. Stargardt

Nur in zwei F~llen war das Farbengesichtsfeld kleiner, als das Dunkelgesichtsfeld (Fall VII u. XI). In beiden F~llen hatte offenbar der Farbensinn an den betreffenden Stellen stiirker gelitten, als die Dunkeladaptation. Als (]rund dafiir finden wir das eine Mal (Fall VII) hochgradigen Aderhautsehwund, das andere Mal (XI) eine ehronisehe Uveitis (tuberkulSser Natur?).

Aber auch in dem letzteren Falle gab das Dunkelgesiehtsfeld die Grenzen der AbtSsung riehtig an. In dem andern Falle (VII) handelte es sieh um totale Wiederanlegung der Retina, ohne dass die Adaptation sieh wieder herstellte, was, wie schon oben angeftihrt, auf die hoehgradige Aderhautatrophie zur[iekzuft~hren war.

Es ergibt sieh aus dem vorstehenden, dass 1. die GrSsse des Dunke lges i ch t s f e lde s (nach 45 Minuten

langer Dunkeladaptation mit Objekten, deren Helligkeit unter der Schwelle des helladaptierten Auges liegt~ aufgenommen) mit der GrSsse der N e t z h a u t a b l S s u n g i ibere ins t immt , soweit n i ch t noch andere i n t r a o k u l a r e E r k r a n k u n g e n eine E i n s c h r ~ n - kung bedingen;

2. dass ein no rma le s Dunke lges i ch t s fe ld den s i e h e r e n Schluss auf Feh len yon N e t z h a u t a b l S s u n g zulgsst;

3. dass das Wei s sges i ch t s f e ld in den meis ten F~ l l en weder e inen Schluss anf die GrSsse, noeh ~iberhaupt au f das V o r h a n d e n s e i n einer N e t z h a u t a b l S s u n g zul~sst;

4. dass das F a r b e n g e s i c h t s f e l d ebenfal ls in den me i s t en F~l len unzuver l~ss ig ist und nur in wenigen F~l len eine U b e r e i n s t i m m u n g zwisehen dem Blauges ich t s fe ld und der GrSsse der Ab lSsung besteht .

Was den Verlauf der StSrungen bei Solutio retinae betrifft, so haben~ wir ihn uns wohl so vorzustellen, dass in dem Augenbliek, wo die NetzhautablSsung eintritt, falls das Auge nieht im Dunkeln gehalten wird, die Dunkeladaptation an der abgelSsten Stelle erliseht und darauf eine Einengung des Dunkelgesiehtsfeldes folgt. Erst viel sparer zeigen sieh Einengungen am Farbengesichtsf%ld. Zeitweise kann dann sp~ter das Blaugesiehtsfeld mit dem Dunkelgesiehtsf%ld iibereinstimmen. Erst bei iilteren AblSsungen folgt eine Beeintr~eh- tigung des Weissgesichtsfeldes.

Die Vorg~nge, die diesen Erseheinungen zugrunde liegen, lassen sich nach der Duphzit~tstheo~e ganz gut erkl~ren. Sobald die Netz- haut abgelSst ist und der etwa in ihr noeh vorhandene Sehpurpur ausgebleicht ist, h5rt die Dunkeladaptation auf, da sich der Seh-

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Uber StOrungen der Dunkeladaptation. 145

purpur in der veto Pigmentepithel getrennten Retina nieht wieder bildet. Die Zapfen dagegen bleiben zungehst noeh funktionsfghig, erst bei liingerer AblSsung erl5schen auch in ihnen die feineren Funktionen (Grtin-, Rot- und Blauempfindlichkeit) nnd es tritt bei Reizung nur noch eine farblose Empfindung auf, bis auch diese schliesslieh, allerdings meist erst nach sehr langem Bestande der AblSsung, erlischt. Durch Wiederanlegen der noch nicht zu lange abgelSsten Netzhaut kann die Adaptation wiedergewonnen werden, indem ein Kontakt zwischen Stgbchen und Pigmentepithel hergestellt und so die Stgbchen wieder mit Sehpurpur oder den zu seiner Bil- dung nStigen Stoffen versorgt werden. Dass auch die Zapfenfunk- t~onen wieder bessere werden, wenn die ~,Tetzhaut sich anlegt, ist wohl durch die auf diese Weise auch ftir die Zapfen geschaffenen besseren ErnKhrungsbedingungen zuriickzufiihren.

Durch meine Untersuchungen finden auch einige frfihere Be- obachtungen eine Erkl~rung und Bestgtigung, so die bisweilen vor- handene Ubereinstimmung des Blangesichtsfeldes mit der GrSsse der Solutio (Axenfeld) , ferner manche bei stark herabgenetzter Beteueh- tung erhaltenen Resultate (Sch i rmer , A x e n f e l d , L iebrech t ) .

Dass speziel! mit der Methode, bei niedrig geschraubter Lampe zu untersuchen ( S c h i r m e r , Axenfe ld) , nur unsichere Resultate zu erhalten sind, liegt einmal darin, dass wit nicht in jedem Falle mit Sicherheit sagen k5nnen, ob wit wirklich mit Objekten untersuchen, deren t:Ieltigkeit unter der Schwelle des helladaptierten Auges hegt, ferner darin, dass bei dieser Methode eine gleichmgssige Beleuchtung tier Objekte am Perimeter nicht zu erzielen int. Die Einwi~nde, die gegen dan yon W i l b r a n d und L i e b r e c h t geiibte Verfahren, mit Objekten aus Leuchtfarbe zu untersuchen, zu erheben sind, babe ich sehon oben angefiihrt.

Ob man die mit friiheren Methoden (niedrig geschraubte Eampe) nach langerem Dunkelaufenthalt gefundenen Erweiterungen des Ge- sichtsfeldes auf adaptative Vorggnge zuriickfiihren kann, erseheint mir zweifelhaft. Soweit sich die frfiheren Methoden beurteilen lassen, haben die bei ihnen angewandten Objekte im allgemeinen Hellig- keiten besessen, die fiber der Schwelle des helladaptierten Anges liegen. Es kann sich bier also sehr wohl um eine ,,Zapfenerholung" handeln.

In jfingster Zeit hat L o h m a n n das Verhalten der abgelSsten Netzhaut untersucht mit Hilfe des Nagelschen Adaptometers. Er hat einmal ein Auge mit ,,sozusagen totaler NetzhautablSsung" unter-

v. Graefe's Archly flit Ophthalmotogie. LXXIIL 1. 10

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sucht, bei dem ,,sich nur oben innen ganz geringgradige Anlegungen zeigten". An einem sonnigen Tage land er gar keine Adaptation, an einem wolkigen Tage nut eine ganz geringe Adaptation, 0,147 nach 2 und 0,417 nach 42 Minuten. Darauf verband er das Auge sorgfiiltig mit Watte und schwarzem Taffet und untersuchte nun nach 24, 48, 72 und 117 Stunden; dabei land er eilie Empfindlich- keit yon 12~5, 100, 357 und nach 117 Stunden 1428.

Dieses Resultat steht zu meinen Resu]taten in schroffem Wider- spruch. U n d e s erhebt sich zuniichst die Frage, ob die yon Lob- mann angewandte Methode einwandsfrei war. L o h m a n n hat, wie sehon gesagt, das ~Nagelsche Adaptometer benutzt. Das Adapto- meter ist nun aber nach meinen Erfahrungen hSchst ungeeignet zur Untersuchung bestimmter Netzhautstellen. Selbst wenn man Fixier- zeichen anwendet, irrt das Auge des Untersuchers yon der angegebenen l~ichtung sehr leicht ab. Es ist das eine bei allen Untersuchungen im Dunkelzimmer immer wieder festzustellende Tatsache. Ich habe deswegen zur Beobachtung des zu untersuchenden Auges stets eine rote Dunkelkammerlampe benutzt, die einen Einfluss auf die Dunkel- adaptation nicht ausiibt. Bei den yon mir am Adaptometer vor- genommenen Untersuchungen peripherer Netzhautteile babe ich alle Fi~lle ausgeschaltet, bei deuen die Fixation nieht einwandsfrei war. Von den untersuchten Personen waren iiber 70o/0 zu solchen peri- pheren Untersuchungen nicht brauchbar. Trotz wiederholter Be- lehrung wandten sie immer wieder ihr Auge yon dem Fixationsobjekt ab und dem Adaptometer zu, dessen Stellung sie kannten oder aus dem Ger~usch bei der Blendenbewegung ersehlossen.

Ganz im Gegensatz dazu ist am Dunke]perimeter die Fixation im allgemeinen eine gute und zwar deswegen~ weft die zu unter- suchende Person nieht weiss, aus welcher Richtung das Objekt heran- gefiihrt wird, und well sie bei der yon mir getroffenen Anordnung auch yon der Objektbewegung niehts hSrt.

Es liegt also zweifellos die MSglichkeit vor, dass der Loh - mannsche Patient eine anliegende Ste]le seiner ~etzhaut bei der Untersuchung benutzt hat.

Zweitens ist es durchaus denkbar, dass unter dem Verbande die Netzhaut sich welter angelegt hat. Ein eklatantes Beispiel fiir diese MSglichkeit haben wir ja in dem Falle Wesse lys . Eine Kontrolle mit dem Augenspiegel ist aber nicht ausgeftihl~ worden und konnte es ja auch nicht, da dadurch die Dunkeladaptation ge- stSrt worden w~re. Dass die Netzhaut abet, wenn sic sich wie-

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Uber Stsrungen der Dunkeladaptation. 147

der anlegt~ wieder dunkel adaptiert, habe ieh schon frfiher nach- gewiesen.

Nach al]edem muss ich auf Grund der yon mir untersuchteu F~ille eine Dunkeladaptation der abgelSsten und einmal beliehteten Netzhant entsehieden yon der Hand weisen. Der Lohmannsche Fall kann nur aus den oben erwiihnten Grfinden nicht als beweisend ffir das Gegenteil gelten. Wfirde in der Tat in der abgelSsten Netz- haut eine Anpassung an Lichtreize, die ffir das helladaptierte Auge unterschwellig sind~ gefunden, so wfirde in der Duplizit~itstheorie eine Erkliirung dafiir nieht gefunden werden kSnnen. Die Lohmannsehe Theorie, dass der Sehpurpnr ja einfach durch alas subretinale Trans- sudat in die abgelSste 1NTetzhaut hineindiffundieren kSnnte, steht mit den Tatsaehen in direktem Widerspruch.

Gerade das Verhalten des Sehpurpurs bei NetzhautablSsung ist in sehr exakter Weise yon A n d o g s k y in der Lebersehen Klinik untersucht worden. A n d o g s k y land nur dann Sehpurpur in der abgelSsten Netzhaut~ wenn das zu dem Versuche benutzte Auge schon vor dem Eintritt der AblSsung im Dunkeln gehalten war und auch naeh dem Beginn der AblSsung nicht mehr dem Lichte ausgesetzt wurde. Wurde die l~etzhaut dem Liehte ausgesetzt, so verblasste tier Sehpurpur und bildete sich nicht wieder.

Aus diesen Versuehen ergibt sieh aueh, dass nieht einmal au eine Autoregeneration des Sehpurpurs (Kiihne, Gar ten) zu denken ist~ die ja unter gewissen Umstanden aueh in der isolierten und selbst abgestorbenen Netzhaut beobaehtet wurde. Diese Autoregeneration ist allerdings auch aus andern Grfinden in dem Lohmannscheu Fa]le auszuschliessen. In der yore Pigmentepithel getrennten I~etz- haut ist eine Regeneration des Purpurs nach J~fihne nur naeh vor- iibergehender AusbIeiehung mSglich~ nach intensiver besonders aber an mehreren Tagen wiederho]ter Ausbleichung tritt aber eine Wieder- bildung des Sehpurpurs nicht mehr ein. In dem Lohmannschen Falle ist aber der Prfifung der Dunkeladaptation eine Helladaptation an ,sonnigem Tage" vorausgegangen. Dadurch ist die MSglichkeit der Regeneration ein ffir alle MaI aufgehoben worden.

Auch der Gedanke L o h m a n u s , dass die angeblich in der abgelSsten :Nelzhaut auf 1~28 gestiegene Empfindliehkeit eventuell auf Rechnung der Zapfen zu setzen sei, ist wohl nicht ernst zu nehmen, da aus allen bisherigen Untersuchungen fiber die Zapfen- adaptation sich erstens nur eine geringe Adaptafiousf~ihigkeit ergab nnd zweitens die Adaptation der Zapfen stets in den ersten 5--10 Mi-

10 *

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nuten des Dunkelaufsnthaltes vor sich ging. Uber eine Zapfen- adaptation, die sich bis zu 117 Stunden ausdehnt, ist bisher nichts bekannt. Der 1Xlachweis des Fehlens einer Dunkeladaptation in der abgelSsten :Netzhaut, wie ich ihn vor 3 Jahren erbraeht habe und durch meine jetzigen Untersuchungen best~tigen kann, bildet zweifel- los eine Sttitze f~r die Duplizitgtstheorie. Wiirde sich mit einwands- freier Methode der Beweis fiir sine ausgiebigere DunkeIadaptation, die nicht dursh die gerings Anpassung der Zapfsn zu erkl~ren wfire, in der abgelSsten Netzhaut erbringen lassen, so w~irde die Duplizit~[ts- theorie dadureh einen sehweren Stoss erleiden.

12 Augen mit A d e r h a u t e n t z i i n d u n g e n wurden auf Adap- tationsstSrungen untersucht. Die F~lls waren ~itiologisch zum grSssten Teil unklar, oder wenigstens nieht sieher. In der Mehrzahl hat wohl sine chronische Tuberkulose die Grundlage tier Erkrankung abgegeben. Das klinische Bild war in allen F~illen verschisden; ebenso waren die Ergebnisse der Punktionspriifung sehr versehisdsn. Ich verzichte deswegen darauf, die FSlIe hier in extenso anzufiihren~ und gehe nnr auf die Hauptpunkte ein. Die Untersuchung am Adaptometer ergab sehr wechselnde Befunde. Die niedrigsten Werte fanden sieh bei Maeulaherden ()~ ~ 5,26, 30,2~ 1,93 naeh 45 und selbst 90 Minuten).

In einem Falle war der Maculaherd so gross, dass bei dem Versuch~ die Mitte des Adaptometerfeldes zu fixieren, das ganze 0bjekt yon 10 cm Seitenliinge verschwand. Aufnahmen mit dem Dunkel- perimeter ergaben, dass in solehen Maculaherden iiberhaupt nicht adaptiert wurde. Das was man mit dem Adaptometer misst, ist nur die Empfindliehkeit tier Umgebung des Herdes. Auffallend ist dabei der Umstand, dass bei frisehen zentralen Herden aueh die Adapta- tion in tier niichsten Umgebung hochgradig gestSrt ist~ wenn dagegen die Entz[indung zuriickgegangen ist und sich eine Narbe an Stetle des alten Herdes finder, so kann die Adaptationsf~higkeit in der Umgebung wieder annghernd normal werden. So land sieh in .einem Falle w~thrend des entziindlichen Stadiums zentral E : 30,2, naeh Abheilung des Herdes an derselben Stelle i555.

Die Werte, die man mit dem Adap(ometer erh~lt, hgngen wesentlieh yon der GrSsse und der mehr oder weniger dichten Lage tier einzelnen Herde ab. Selbst kliniseh gleichs Stellen geben aber aueh verschieden hohe Werte (z. B. an einer Stelle 331 und an einer andern~ die dasselbe Aussehen zeigt, 1309).

Die Ursache ftir diese Erscheinung mtissen wir wohl darin suchen~

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(lass wir aus dem Augenspiegelbefunde doch nur relativ ann~ihernden Aufschluss fiber die wirklich vorliegenden Vefiinderungen erhalten kSnnen und dass schon erhebliche StSrungen uns g~inzlieh entgehen kSnnen. In manchen F~illen kSnnen auch normale Werte (2067 und mehr) an Stellen erhalten werden, an denen schon zablreiche frische Herde liegen. Es ist also nieht immer bei Chorioiditis, wie Loh- mann und Morn behaupten, mit dem Adaptometer eine StSrung nachweisbar.

¥ieI e!ndeutiger a]s die Adaptometerbeihnde sind die Befunde am Dunkelperimeter. Hier finden wir bei allen gr5sseren Herden Skotome. Diese Skotome sind in den meisten F~illen absolut aueh fiir sehr hohe D~immerungswerte und fiir grSssere Objekte. In einem Falle versehwand ja sogar das ganze Adaptometerfeld, trotz seiner 10 cm Seitenl~nge.

In einze]nen F~illen musste man aber geringere Helligkeiten (z. B. einer E ~on 30,2 entsprechend) anwenden, um Skotome nach- zuweisen. Mit kleinen sehr lichtsehwachen Objekten (E ---~ 30,2 und eventuell weniger) liess sieh in mehreren F~il]en mit zahlreichen Herden eine charakteristisehe Erseheinung nachweisen, alas Objekt versehwand an verschiedenen Stelten und tauehte bei Weiterbe- wegung wieder auf. Diese Erscheinung hat offenbar viel Ahnlichkeit mit dem aueh yon normalen Augen wahrnehmbaren Punkttauehen (Hensen). Nur dass es sieh bei diesem um minimal k]eine 0bjekte handelt, die zwischen zwei Zapfen verschwinden, w~hrend bei der disseminierten Chorioiditis die Objekte viel grSsser sind, anderseits aber aueh die Liicken zwisehen versehiedenen funktionierenden Stellen entsprechend gr5sser sind.

Dass bei Aderhautentziindungen in erster Linie das Pigment- epithel fiber den Herden geseh~digt ist und darauf das Fehlen jeg- licher Adaptation an der Stelle der Herde zuriickzufiihren ist, seheint mir das wahrscheinlichste. In vielen F~llen kommt es fiber dem Herde dann ja auch zu einer Schiidigung der Zapfen und infolge- (lessen zu Skotomen aueh am Tagesgesiehtsfeld.

Ahnliehe Wirkung auf die Adaptation, wie dureh Erkrankungen tier Netzhaut und der Aderhaut, k5nnen auch dureh pathologische Zusammensetzung des Blutes bedingt werden. Bei Ikterus haben P a r in a u d und Andere h~ufiger ausgesprochene Hemeralopie gefnnden.

Bei Leuk~imie habe ich etwas ~ihnliches beobachtet. Es handelte sich um einen 51j~hrigen Arbeiter mit linealer Leu-

k~imie und kotossaler MflzvergrSsserung (Hiimoglobin 60 °]o , Erythro-

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cyten 3700000, Leukocyten 32~000). Der Augenhinter~und zeigte das charakteristisehe Bild (L i eb re i ch Atlas). Am Adaptometer land sich zu Beginn E ~ 1,6 nach 90 Min. auf dem einen Aug%/~ ~ 331 auf dem andern, 625 zentral~ peripher waren die Werte wesentlich hSher (1163, 1209, 1~22 und selbst 1620). Dass hier auch sonst das Zentrum ganz besonders geseh~digt war, ergab sich aus der tterabsetzung der Sehseh~ir£e (~/z0). Das Dunkelgesiehtsfeld (E ~ 51,8) war vollkommen normal.

Hemeralopie ohne objektive Ver~nderungen.

Von angeborener, bzw. erworbener ttemeralopie habe ich nur zwei F~lte zur Verffigung gehabt.

In dem einen Falle handelte es sieh urn angeborene Hemeralopie bei einem 20j~hrigen Knecht~ dessen Vater und ein Vetter an der- selben Erkrankung leiden sollten. W~hrend alle iibrigen Funktionen sich als normal erwiesen (Gesichtsfeld~ Farbensinn), war die Ad~p-

tationsbreite wesenttich herabgesetzt. Es fand sich zwar gleich bei Beginn 1~ ~ 1,35, auch zeigte die Kurve die normalen Krtimmungen, abet die Werte blieben guf sehr geringer HShe, so dass selbst nach 60 Minuten nnr eine Empfindlichkei~ rechts ~ 42,2, links ~ 38,0 resultierte.

Bei einem andern q:5jahrigen Patienten konnte ebenfMls ein vollkommen normaler objektiver Befund erhoben werden; auch waren Sehsch~rfe~ ttellgesichtsfeld und Farbensinn normal; am Adaptometer dagegen zeigten sich erhebliche StSrungen. Erst nach 30 Minuten wurde iiberhaupt am Adaptometer das grosse Feld erk~mnt ( E ~ 1,95} nnd nach 45 Minuten war die Empfindlichkeit nut auf 2,99 gestiegen. Bei diesem Patienten bestand die ttemerMopie angeblich erst seit sieben Jahren. Er war friiher stets gesund gewesen, musste sich aber 5 Wochen vor der Augenuntersuchung Halsdrfisen entfhrnen lassen, die sieh als melanotisch erwiesen.

Der erste meiner FM]e zeigt eine Anfangsempfindtichkeit, wie wir sie auch bei vSllig normalen Menschen finden; aber die Emp- findlichkeit nimmt nur sehr langsam und in sehr engen Grenzen zu; auch nach 60 Minuten sind erst ]:[5hen erreicht, wie wir sie bei INormalen nach etwa 5 Minuten finden.

Im zweiten F~lle ][~sst sich fiber den Kurvenverlauf ira Anfang iiberhaupt nichts sagen, da das Adaptometer ffir die hier erforder- lichen Itelligkeiten nieht ausreiehte. Jedenfalls war hier auch nach 4L5 Minuten nur eine minimale ttShe erreicht. M e ssmer unterscheidet

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~ber StSrungen der Dunkeladaptation. 151

bei seinen mit dem Nagelsehen Adaptometer untersuchten Hemera- ]open zwei Typen. Bei dem ersten Typus setzt die Adaptation ver- spiitet ein, steigt aber immerhin noch zu guten Endwerten (1250), bei dem zweiten beginnt die Adaptation reehtzeitig, steigt aber nur zu sehr geringer HShe und hiilt sieh dann dauernd nur auf geringer HShe. H e i n r i c h s d o r f f hatte bei seinen Untersuchungen mit dem Piperschen Adaptometer nur den zweiten Typus gefunden, w:,ihrend L o h m a n n auch F~lle yore ersten Typus beschreibt.

Die ~ltere Angabe Tre i t e l s , der aueh Seh i rmer auf Grund yon Untersuehnngen mit dem Foers te rsehen Photometer zustimmte, dass es sich bei der Hemeralopie um eine Adaptationsverlangsamung handelt, besteht demnach ftir gewisse F~ille zu Recht. Fiir andere F~lle aber trifft sie nicht zu. Hess hat speziell selbst bei tagelangem Zuwarten keine Steigerung auf erheb]ichere Werte aufgefunden.

A hnliehes habe ieh selbst bei der Hemeralopie bei der Retinitis pigmentosa beobaehtet (vg]. oben).

Ein Moment scheint mir aueh bei der Beurteilung kliniseh ge- fundener Werte f i r die tIemeralopie yon Bedeutung zu sein, es ist das die MSglichkeit yon Remissionen. Solehe Veriinderung d er Adap- tationsbreite an ~erschiedenen Tagen konnte ich an einem meiner Fglle yon Retinitis pigmentosa naehweisen. Dureh eine solehe Re- mission kSnnte bei einer fiber Tage ausgedehnten Untersuchung eine erst.dureh mehrti~gigen Liehtabsehluss zu stande gekommene Adap- tationshShe vorget~iuseht werden.

Man kann sieh vor einem derartigen Trugschluss nur dadureh sehfitzen~ dass man in einem solehen Falle erst noch einmal ordentlich helladaptieren l~isst~ dann wieder einen geniigenden Grad yon Dunkel- adaptation (45 Minuten) eintreten l~isst und nun die Sehwelle bestimmt.

Erst wenn sich jetzt eine grSssere Differenz mit dem nach mehr- tggiger Dunkeladaptation gefundenen Werte finder, kSnnen wir yon einem fiber mehrere Tage sieh erstreekenden Adaptationsverlaufe sprechen.

0b und welche Ver~inderungen der idiopathisehen HemerMopie zngrunde liegen, wissen wir his heute nicht. Nach der Duplizit~ts- theorie wird man ja zuerst an eine Erkrankung der St~behen oder an eine mar~gelhafte Bildung des Sehpurpurs denken mfissen. Pa r i - naud hat auch tats~ehlieh diesen Gedanken ge[tussert, indem er sich ~'or allem auf die Intaktheit der fovealen Funktionen bei der Heine- ralopie bezieht.

Hess wendet sich gegen die Annahme einer Erkrankung der

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Stgbehen allein und zwar auf Grund der in seinen Fiillen geihndenen Minderempfindliehkeit aueh des stiibdhenfreien Bezirkes nnd des Vor- handenseins des ,,farblosen Intervalls". Da ieh in meinen FNlen Untersuehungen~ die sieh speziell auf diese beiden Punkte erstreekten, nieht angestellt babe, kann ieh tatsfiehliehes zu dieser Frage nieht vorbringen. Bei den niedrigen Endwerten, die ieh in meinen beiden Fgllen fand, kSnnte man daran denken, dass die Steigerung der Empfindliehkeit allein auf Kosten der Zapfenadaptation erfolgte. Aussehlaggebend ist hier der Naehweis einer binokularen Reizaddition. Finder sieh eine solehe, u n d e s war das in der Tat in meinen Fiillen der Fall (z. B. in Fall 1, R. E = 42,27 L. 3870 binoeulus E = 64), so kSnnen die gefundenen Werte nieht dutch Reizung der Zapfen entstanden sein, da eine binokulgre lteizaddition ftir das 7,Hellauge" nieht besteht.

Dass Klagen fiber Hemeralopie durehaus nieht immer dureh wirkliehe AdaptationsstSrungen bedingt sind, ergibt sieh aus einem yon mir beobaehteten Falle, in dem si& eine vollkommen normale Endempfindliehkeit (2067) und normaler Adaptationsverlauf naeh- weisen liess. Es ist in diesem Falle offenbar die ganz physiologisehe Erseheinung~ dass man beim Ubergang aus hellen in stark verdunkelte Riiume zuniiehst nut sehle&t sieht, als Zeiehen einer Erkrankung aufgefasst worden. Anderseits kann aueh der Vergleieh mit einer Person, die besonders adaptationsfghige Augen, 7,Katzenaugen"-hat, zu der Annahme einer krankhaften StSrung ffihren.

Sehnervenerkrankungen.

¥on Sehnervenerkrankungen babe ieh eine doppelseitige Neuritis optiea aus unbekannter Ursaehe, eine doppelseitige Stauungspapilte, 10 Augen (5 Patienten) mit tabiseher Sehnervenatrophie, I Auge mit Tabakamblyopie, 1 Fall yon retrobulbi~rer Neuritis (rheumatiseh? keine Zeiehen ffir multiple Sklerose) und 6 F~ilte yon multipler Sklerose, ferner 4 Glaukomaugen (2 Patien.ten) untersueht. Bei dem einen Fall yon N e u r i t i s op t iea (deren Atiologie nieht festgestellt werden konnte) fand sieh auf beiden Augen eine vNlig normale Adaptationskurve mit einer Endempfindliehkeit yon 1163 und 1309. Der Fall war dureh eine Nyopie yon 3 D kompliziert und es ist deswegen nieht ganz sieher, ob die geringe Adaptationsf~higkeit der Neuritis allein zur Last gelegt werden kann. Das Dunkelgesiehtsfeld (E 42,2) war normal. In einem Fall yon S t a u u n g s p a p i l l e bei Hirntumor (Lumbatdruek 500ram) fand sieh ebenfalls eine stark

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Uber StSrungen der Dunkeladalotation. 153

herabgesetzte Adaptationsf~higkeit, bis zu 2 Minuten E ~---0, naeh 45 Minuten E m_ 210 reehts und 145 links. Das DunkelgesiehtsMd (1~ 30,2) war links normal, ebenso wie das Weissgesiehtsfeld; auf dem reehten Auge fand sieh eine fast hemianopisehe nasale Ein- engung fiir Weiss und Farben. Das DunkelgesiehtsfeId zeigte hier eine st~rkere Einengung als das Weissgesichtsfeld. Auf beiden Augen war das Farbengesichtsfeld unverhNtnism~ssig stgrker ein- geengt als das Dunkelgesiehtsfeld. Der Farbensinn (Ole Bullsehe Tat?ln) war beiderseits normal, dagegen die Sehseh~irfe auf s]l 5 und s]25 verringert.

Auffallend ist in diesem Falle die geringe AdaptationshShe speziell im Vergleieh zur Farbenempfindung.

In s~mtlichen yon mir untersuehten F~illen yon Atrophia nervi optiei infolge yon Tabes land sieh ebenfalls eine starke Herabsetzung der Adaptationsf~ihigkeit (E naeh 45 Minuten = 210, 81,2, 30,2, und selbst 26). Stets abet liess sieh, solange die Sehseh~rfe noeh nicht nnter Fingerz~iMen in 1]~ m gesunken war, wenigstens an einer Stelle eine gewisse Adaptationsf~higkeit naehweisen. Eine Kon- gruenz zwisehen dem Augenspiegelbilde und der Herabsetzung der Adaptationsf'~higkeit war nieht festzustellen. So konnte sieh bei ganz weisser Papille noeh eine E = 1309 finden, wi~hrend bei kaum siehtbarer Atrophie die E nur 42,2 oder ghnliehe Werte betrug. Ebensowenig bestand eine Beziehung zur zentralen Sehsehiirfe. So land sieh bei einer Sehschgrfe yon FingerzShlen in 1]~ m noeh eine E = 210, wiihrend in einem andern Fatle mit S ~--- 6[s die E naeh 45 Minuten nur 42,2 betrug.

Ebensowenig wie die Adaptationsbreite mit den sonstigen Funk- tionsst6rungen bei der Atrophia nervi optiei parallel ging, liess sieh irgendeine Beziehung zwisehen dem Hell- nnd Dunkelgesiehtsfeld naehweisen. Nur in einemo Falle stimmte das Dunkelgesiehtsfeld mit dem Weissgesiehtsfeld iiberein.

In s~mtlichen andern F~llen land sieh das Gesiehtsfeld am Dunkelperimeter grSsser, als das eingeengte Weissgesiehtsfeld, oder mit andern Worten, das Weissgesiehtsfeld war stgrker eingeengt als das Dunkelgesiehtsfeld. Die Differenz war meist gering (5--10°), betrug aber in einem Fall wesentlieh mehr, 20 und in einzelnen Meridianen selbst 30 o.

War so sehon das Weissgesiehtsfeld ganz bedeutend mehr ge- sehgdigt, als das Dunkelgesiehtsfeld, so galt das in noeh hSherem Grade ~,om Farbengesiehtsfeld. Stets war dieses wesenttieh enger

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als alas Weissgesichtsfeld, yon vier Augen wurde Griin iiberhaupt nicht rnehr erkannt. Es ergibt sich also bei tier tabischen Atrophia nervi optici die auffallende Tatsaehe, class in vielen Fiilien die Weiss- und Farbenernpfindung ganz unverhiiltnisrniissig rnehr und friiher gesch~idigt wird, als die Dunkeladaptation.

In einern Fall ~on akuter re t robulb i~rer N e u r i t i s (wahr- seheinlich irn Zusammenhang rnit einem h~iufig rezidivierenden Ge- lenkrheurnatisrnus stehend, fiir multiple Sklerose keine Anhaltspunkte) bei einer 43j~ihrigen Frau war die Sehsch~rfe auf 1]15 exeentrisch gesunken u n d e s bestand ein Zentralskotorn yon 200 HShe und 350 Breite. In diesern Fall war am Adaptorneter zentral tiberhaupt keine Adaptation naehzuweisen und das Zentralskotorn am Dunkel- perimeter zeigte dieselbe Ausdehnung, wie alas absolute Skotorn des Hellgesichtsfeldes. Die Peripherie war aber in jeder Beziehung frei, die Ernpfindliehkeit erreichte bier dieselbe HShe, wie auf dern ge- sunden Auge (2067). In einern Fall yon T a b a k a m b l y o p i e (bei einern ehernaligen Zigarrenreisenden) land sieh S = 5]10, eine deut- liehe Atrophie der Papille irn ternporalen Quadranten und ein kleines Zentralskotorn fiir Farben. Zurn Naehweis dieses Zentralskotoms rnussten die farbigen Objekte sehr klein gew~ihlt werden, 1/~--1 ram gross. Am Adaptometer zeigte sieh ein zentral norrnaler Kurven- verlauf (zu Beginn E = 3,31 und nach t Stunde eine Ernpfind- lichkeit yon 2422; FeldgrSsse 102crn2). Dieser Wert kSnnte an sich norrnal erscheinen, ist es aber doch nicht, denn die Peripherie- werte iibertrafen ihn urn fast das Vierfache (E = 8764). Die DiiIe- renz zwischen Zentrum und Peripherie wurde noeb auffallender, wenn man die Feld~Ssse verringerte. Mit einem quadratischen Felde yon 2crn Seitenli~nge land sich zentral E-----331, peripher 2067~ also fast das Siebenfache. Am Dunkelperirneter liess sieh rnit sehr schwachen Diirnrnerungswerten ( E ~ 5 0 0 und 2 crn FeldgrSsse) ein deutliches Zentralskotom yon 100 Breite und 60 HShe nachweisen. Mit h5heren Diirnrnerungswerten (E ~ 50 und ~hnlich) war ein Zentralskotom nicht nachweisbar.

Das iibereinstirnrnende Verhalten in bezug auf das Zentralskotom in dern ersten Falle yon retrobulb~er Neuritis ist wohI in dern Sinne aufzufassen, dass die vorn Zentrurn der xNetzhaut starnrnenden Fasern, gleichgiiltig, ob sie in letzter Linie yon St~ibchen oder Zapfen aus- gehen, irn Sehnerven eine gleiche Lage haben, d. h. in einern Biindel verlaufen. Wiirden nun dutch einen schweren entziindlichen Prozess an einer urnschriebenen Stelle im Sehnerven die dort verlaufenden

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Uber St0rungen der Dunkeladapt~tion. 155

Bahnen total unterbrochen, so kommt es zu einem Funktionsausfall sowohl des Hell- wie des Dunkelapparates in dem betreffenden Be- zirk. Stellt sich, wie wit es bei der Tabakamblyopie finden, nach Ablauf der akuteren entzfindlichen Erscheinungen ein Tell der Funk- tion wieder her, so kSnnen einzelne Teile im Zentrum wieder funk- tionsfi~hig werden, dazwischen liegen aber Stellen, in denen das nicht der Fall ist.

Sind diese Stellen nur klein, so werden sie sich am Hellperimeter nut schwer als Skotome nachweisen lassen. So gelang es in meinem Falle nur mit sehr kleinen Objekten (1/2--1 mm)~ Defekte ftir Farben aufzufinden.

Am Dunkelperimeter verhiilt sich die Sache etwas anders. Je grSsser die Feldgr5sse is~, desto ]ichtschw~tchere Objekte werden wahrgenommen. Es kommt bier eben nicht auf das einzelne INetz- hautelement an~ sondern es muss gewisserm~ssen eine Addition sgmt- licher i n einem bestimmten Bezirk hervorgerufener Erregungen ein- treten~ damit tiberhaupt eine Empfindung zu stande kommt. Fehlen in einem bestimmten Bezirk eine Anzahl yon Netzhauteleraenten, oder fehlen sogar ganze Gruppen yon Elementen, so muss der Reiz entsprechend st~trker gew~thlt werden~ damit durch Addition der Er- regungen in den noch vorh~ndenen Netzhautelementen eine Empfin- dung hervorgerufen werden kann.

Daher war aueh in meinem Falle sehon fiir grosse FeldgrSssen im Zentrum eine viermal so intensive Beleuchtung nStig, wie an der Peripherie, um eine Empfindung auszulSsen.

Und daher steigerte sich die Differenz zwisehen Zentrum und Peripherie bei Anwendung kleinerer FeldgrSssen auf das Sieben- fache, da dann nur noch die zentrale StelIe der Netzhaut gereizt wurde, wo offenbar die meisten Lttcken bestanden. Wurde die Feld- grSsse (2 cm) sehliesslich nicht mehr verkleinert, dagegen die Hellig- keit reduziert, dann geniigte die dutch Addition der Erregungen in den noch vorhandenen Netzhautelementen der gereizteu zentralen Stelle erzeugte Gesamterregung nicht mehr, um noch eine Empfin- dung auszulSsen; wghrend das an den unbeschiidigten peripheren Stellen der Fall war.

Ganz ghnliche Erscheinungen wie in den beiden letzten Fgllen zeigten sich bei multipler Skterose. Ich habe bei 6 Personen, bei denen die Diagnose durch Augensymptome und durch den ~Naeh- weis anderweitiger charakteristiseher StSrungen gesichert war~ unter- sueht und zwar jedesmal beide Augen. In zwei Fgllen waren

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sowohI der objektive Befund, wie die Hell- and Dunketfunktionen normal.

In einem dritten FMle bestanden die typisehen Erscheinungen eines frischen retrobulb~ren Herdes, S war auf Fingerz~hlen in I m gesunken, zentral bestand ein absolutes Skotom fiir Weiss von 10 o H(~he and 150 Breite, die Peripherie war frei. Von Farben wuMen nur Blau und l{ot an umsehriebenen Stellen erkannt. Am Adapto- meter land sich zentral E = 1309~ peripher E = 3755. Die Aussen- grenzen des Dunkelgesiehtsfeldes waren normal, ebenso wie die des I-Iellgesichtsfeldes. Auch am Dunkelperimeter liess sieh ein absolutes Skotom yon derselben GrSsse wie im Hellgesichtsfeld nachweisen.

Ein vierter Fall zeigte }ihnliche Erseheinungen auf dem einen Auge, wie die Tabakamb]yopie. Die Papille war deutlich atrophisch ira temporalen Quadranten, S war normal, der zentrale Farbensinn mit Ole Bullscher Tafel 2/2 , keine Zentralskotome am Hellgesiehts- feld nachweisbar.

Am Adaptometer land sich mit 0bjekten yon 10cm Seitenliinge E ~ 55037 mit 2 cm Seitenl~nge E = 1309. Am Dunkelperimeter fanden sich zwar normale Aussengrenzen, aber mit sehr schwaehen ]=telligkeiten (E 625) ein deutliehes Zentra]skotom yon 15:10 °.

Die Erkliirung fiir die in diesem Falle vorliegenden Symptome deckt sich mit der fiir die Tabakamblyopie gegebenen.

In einem liinften Falle, der ebenfalls trotz der Atrophie des temporalen Biindels keine FunktionsstSrungen mit Ansn&hme des zentrMen Farbensinns hot (Ole Bu l l = 1]~), war leider das Zen- trum am Dunkelperimeter mit zu hellen Lichtern untersucht women (E ~-42,2), so dass es fraglich b]eiben muss, ob aueh in diesem Falle mit sehr schwachen Liehtern ein Zentralskotom ' nachweisbar gewesen w~re.

In einem sechsten Falle waren auf dem einen Auge s~mfliche Funktionen trotz deutlicher Abblassung der Papille im temporalen Tell normal (S------ ~]4, Farbensinn normal, kein Zentralskotom, Ge- sichtsfeld fiir Weiss und Farben normal, am Adaptometer naeh ~5 Minuten E = 2724); dagegen land sich am Dunkelperimeter eine Einengung an der Peripherie temporal und oben (vgt. Fig. 15). Diese Einengung wurde ganz konstant an verschiedenen Tagen, bei wiederho]ter'~Nachpriifung angegeben. Aus der genauen Angabe des blinden Fleckes liess sich sehliessen, dass die Angaben des Patienten zu- verl~ssig waren. Da sich derartige Einengungen bei INormalen nie- reals am Dunkelperimeter finden, da ftir eine periphere Solutio re-

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O b e r S t S r u n g e n d e r D u n k e l a d a p t a t i o n . 157

tinae, an die man ja denken miisste~ absolut nichts sprach, so muss man entschieden einen Zusammenhang zwischen dem Gesichtsfeld- defekt und der multiplen Sklerose annehmen. Die grSsste Wahr- scheinlichkeit bietet web1 die Annahme eines peripheren Herdes im Optikus. Auch bier ist es mSglich, dass nur ein Teil der durch den Herd verlaufenden Fasern gesch~digt wurde. Fiir die Wahrnehmung des Objektes am l=fellperimeter gentigten die ¥orhandenen Elemente noch, fiir die Wahrnehmung der lichtschwachen Objekte am Dunkel- perimeter dagegen reichten sie nicht aus.

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75

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180 ~-

Fig. 15.

Zu den Sehnervenerkrankungen gehSrt auch die g 1 auk o m at 5 s e E x c a v a t i o n .

Dass beim Glaukom die D u n k e l a d a p t a t i o n erheblich gestSrt sein kann, haben schon F o e r s t e r , T re i t e l , in neuerer Zeit Lob- mann und H o r n gezeigt.

Ich selbst fand in einem Fall mit tiefer Excavation nur eine minimale AdaptationshShe (nach 60 Minuten E = 3,87), trotzdem die Sehsch~irfe noch 6Is 5 betrug, an einem andern Auge mit tiefer Excavation nnd S = 6Is 5 stieg E' in 60 Minuten bis 210, das Dunkel- gesichtsfeld, ebenso wie das Weissgesichtsfeld war auf 10 und in

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einzetnen Meridianen bis auf 50 eingeengt. Bei zwei andern Augen, die gleiehfalls sehon tiefe Excavationen zeigten, war die Adapta- tionsbreite noch normal (1626 und 1871), da s Dunkelgesiehtsfeld (E ~ 14,03) auf dem einen Auge normal~ auf dem andern Auge um 5--100 eingeengt. Bei diesen beiden Augen war allerdings auch alas Weissgesiehtsfeld noeh fast normal und nur das Farben- gesichtsfeld zeigte sehon erhebliche Einengung.

Triibungen der brechenden lVledien.

Dass Trtibungen der brechenden Medien einen Einfluss auf die Adaptation im Sinne einer Herabdriickung der Empfindlichkeitswerte ausfiben, ist ohne weiteres zu verstehen.

So kSnnen Maculae corneas die AdaptationshShe sehr wesentlich beetnflussen. Es spielt aber bier nicht nur die Mucula selbst eine RoIle, sondern auch die durch sie hervorgerufene unregelm~issige Brechung in den umliegenden Partien der Hornhaut.

Bei Cataracta incipiens und zonularis erhielt ich in gewissen Stadien noch Werte, die sich durehaus in normalen @renzen be- wegten (z. B. 2067 und 2422); trotzdem ist es mSglich, dass wir es bier schon mit I~erabsetzung der Empfind]ichkeitswerte zu tun haben, da dieselben Augen ja ohne Linsentrfibungen erheblich mehr leisten kSnnten. Sehr deutlieh machte sich in einzelnen F~llen der Einfluss der Linsenkernsklerose im Alter auf die AdaptationshShe bemerkbar; es kann hier dureh Absorption und Reflexion soviel Licht verloren gehen, dass die Empfindhchkeit naeh 45 Min. auf ganz geringe Werte herabgedrtiekt wird (100, 42 und ~hnliche). Einen gewissen praktischen Wert hat die Frage, ob bei maturer Alters- katarakt sieh noch adaptative Empfindlichkeitssteigerungen nach- weisen lassen.

Dureh langdauernden Aufenthalt im Hellen kann zweifellos eine tterabsetzung der Empfindliehkeit bedingt werden, vermuthch durch Ausbleichen des Sehpurpurs.

Nach ausgiebiger Helladaptation land ich bei zwei KataraktSsen Empfindlichkeitswerte, die 20 bzw. 30mal geringer waren, als die nach 45 Min. langer Dunkeladaptation. Diese Messungen wurden mit besonderen Liehtquellen ausgeftihrt, da die yore Adaptometer gelieferten Heltigkeiten viel zu gsring waren. Dass auch GlaskSrper- trfibungen tterabsetzung der Adaptationsbreite bedingen, zeigte sich in einem Falle mit peripherer Solutio retinae (vgl. Fall I I I IJ.).

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Uber StSrungen der Duukeladaptation. 159

Einfluss der Objektgrbsse und Reizaddit ion.

Zum Schlusse mSchte ich noch auf zwei Punkte kurz eingehen, den Einfluss der Objektgr5sse auf die Schwellenwerte des dunkel- adaptierten Auges und die sog. ,,Reizaddition".

In den meisten meiner F~lle babe ich die Empfindlichkeit nicht nur mit dem Objekt yon 10 cm Seitenl~nge, sondern auch mit kleineren Objekten geprfift. Am Piperschen Adaptometer sind ver- gleichende Messungen mit verschiedenen FeldgrSssen deswegen be- sonders 1-eicht auszufiihren, well die ObjektgrSsse sich durch eine A ubertsche Blende beliebig verkleinern l~sst.

Nach P ipe r nimmt fiir das normale Auge der Reizwert eines Objektes mit VergrSsserung seiner Fl~chengrSsse nicht unerheblich zu. Es soll der Reizwert eines Objektes proportional der Quadrat- wurzel der FlfichengrSsse des Netzhantbildes sein.

Die Zunahme des Reizwertes babe auch ich in fast allen F~llen feststellen kSnnen. Die Differenzen zwischen den Resultaten bei Anwendung yon Fe]dgrSssen yon 10 bis 3 cm Seitenl~nge sind aber nur geringe, im allgemeinen iiberschreiten sie nicht 1/lo--1]s des End- wertes.

Wird das Feld noch starker verkleinert, so nehmen die Diffe- renzen ganz erheblich zu. Bei 2 cm Seitenl~nge finden wir ~Verte, die nur 1/~, 1/~ und selbst l[~ so hoch sind, wie die Weft% die wir mit Objekten yon 10 cm Seitenl~nge erhalten.

Auch bei diesen Differenzen spielt ein individue]ler Faktor eine gewisse Rolle. Die Beachtung dieses Faktors ist yon Bedeutung bei tier Gesichtsfelduntersuchung am Dunkelperimeter. Denn nach ihm richtet sich bis zu einem gewissen Grade die Helligkeit, die wir dem bei der Dunkelgesichtsfeldaufnahme benutzten Objekte geben miissen. Es ist deswegen in allen F~llen, in denen ein Dunkelgesichtsfeld aufgenommen wurde, zuvor der Empfindlichkeitswert fiir ein Objekt yon 2 bzw. 1 cm Seitenl~nge am Adaptometer festgestellt worden.

Was die Reizaddition betrifft (vgl. auch oben), so liess sie sich in den meisten, auch pathologischen F~llen nachweisen. Bisweilen land sich ein binokularer Wert, der fast genau der Summe tier beiden monokularen Werte entsprach (z. B. Myopie F~lle 50 : 8764 R., 8764 L., 16267 binokular; 52:2890 R, 2571 L.~ 50¢5 binokular, 25:2067 R., 2422 L., 4~329 binokular); in den meisten F~llen trat nur eine Er- hShung ein (z. B. Myopie Fall 39:1309 R., 1309 L., 1626 binokular, 28:625 R., 625 L., 903 binokular~ 21:3755 R., 4025 L., 5500 bin- okular). Diese ErhShung zeigte sich auch dort, wo eine sehr erheb-

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liche Difi°erenz zwisehen den monokularen Werten bestand (z. B. Myopie Fall 67:766 R., 145 L., 967 binokular). Ganz analogeResul- tare fanden sieh aueh bei zahllosen F~llen aus andern Krankheits- gruppen, so dass ieh das Gesetz yon der Reizaddition nur best~tigen kann.

L o h m a n n wilt die Reizaddition ganz besonders auffallend bei Schielenden gefunden haben und erkl~rt das dadurch~ dass dureh Reizung nicht korrespondierender ~etzhautteile das gereizte b]n- okulare Netzhautareal ein grSsseres als bei Niehtsehielenden ist.

Ieh habe bei meinen 7 Sehielf~llen einen Unterschied im Ver- gleich zu andern F~llen nicht gefunden. In einem Falle land sieh eine Addition (3755 R.~ 3755 L., 7185 binokular), in 4 F~llen fand nur eine unwesentliehe ErhShnng des Wertes des st~[rker empfind- lichen Auges start (z. B. R. 3059, L. 4329, binokular 4667)~ und in zwei F~llen iibertraf der binokulare Wert nicht den Wert des starker empfindlichen Auges (1%. 1309~ L. 744~, binokular 1309 und R. 1077, L. 4329~ binokular 4329).

Sch lus s .

l~ehmen wir die Duplizit~tstheorie als richtig an, so m~issen wir auch k]inisch die Prfifung des Hellapparates des Auges yon der Pr~ifung des Dunkelapparates trenne~.

Den ttellapparat priifen wir~ indem wir bei Tageslicht oder kiinstlicher~ heller Beleuchtung Sehsch~rfe, Farbensinn und Gesichts- ~feld, eventuell auch die Reizschwe]le und Unterschiedsschwelle (z. B. mit den Seggelschen Tafetn oder der Massonschen oder Maxwellschen Scheibe) untersuchen.

F~ir die Pr~ifung des Dunkelapparates stehen uns zwei Methoden zur Verf~igung. Die Untersuchung des Ganges der Adaptation und Feststellung der maximalen Empfindlichkeit nach etwa 3hst[indigem Dunketaufenthalt mit ttilfe des N a g e 1 schen oder P ip e r schen Adapto- meters und die Untersuchung des GesichtsfMdes mit Lichtern, die unter der Schwelle des helladaptierten Auges liegen, mit dem yon mir angegebenen Dunkelperimeter.

Wir wissen heute, dass die Dunkeladaptation sich in tier Weise vollzieht~ dass die Empfindlichkeit des Auges in den ersten 10 Mi- nuten nut wenig, in den folgenden 20--25 Minuten sehr erheblich steigt, um dann nur noeh unerheblieh oder gar nicht mehr zuzu- nehmen (Pipersehe Adaptationsregel). Die yon iNagel noch nach Tagen gefundene Steigerung um das dreifache des naeh 4L5 Minuten gefundenen Wertes kommt praktiseh wenig in Betracht, da Unter-

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U b e r S tSrungen der Dunke ladap ta t ion . 161

suchungen, die sich fiber so lange Zeiten ausdehnen, praktisch im alIgemeinen nicht durchffihrbar sind.

Der Gang tier Dunkeladaptation entspricht auch in pathologischen F~llen ira allgemeinen der Piperschen l~egel, nur ist dann die Adaptationskurve insofern ver~ndert, als sie eine sehr niedrige Ordi- natenhShe zeigt. Eine Steigerung der Adaptation noch nach Stunden bzw. Tagen habe ich auch in pathologischen F~llen (es konnten aller- dings nut wenige ~ l l e nach dieser Richtung bin untersucht werden) entweder gar nicht gefunden, oder nur um Betr~ge, ~ e sie auch bei Normalen vorkommen. Bei Normalen ist schon die Steigerung der Empfindlichkeit des Auges eine recht verschiedene. Die geringsten Steigerungen (in ~5 Minuten) bei Normalen betragen das 1600 fache, die hSchsten das 16000fache des Anfangswertes.

Infolge dieser physiologisch sehr weiten Grenzen ist es nicht immer mit Sicherheit fest.zustellen, ob wir es im Einze]falle schon mit einer pathologischen StSrung der Dunkeladaptation zu tun haben. Einen gewissen Anhaltspunkt kSnnen wir bier durch Vergleich mJt dem andern Auge oder mit andern Stellen in dem erkrankten Auge gewinnen. Bei gleicher Refraktion ist die Adaptationsbreite auf beiden Augen so gut wie gleich.

Vergleiche zwischen verschiedenen Stellen in einem Auge sind bei den meisten Personen wegen der mangelnden Ubung im indirekten Beobachten nicht mSglich. StSrungen der Dunkeladaptation iinden wir bei Myopie, gemischten Astigmatismus~ markhaltigen Nerven- fasern~ bei ~lteren intraokularen Blutungen, bei Siderosis infolge yon Eisensplitterverletzung, Retinitis albuminurica, Retinitis pigmentosa, Solutio retinae, bei frischen nnd alten Chorioiditiden~ bei Sehnerven- entziindung, bei Atrophia nervi optici~ sowohl prim~rer ats sekun- d~rer~ bei Glaukom~ bei retrobulb~iren Sehnervenerkrankungen~ bei ttemianopsie und bei Trfibungen der brechenden Medien.

Die StSrungen kSnnen bei diesen verschiedenen Affektionen ein :sehr verschiedenes Aussehen bieten.

Das Adaptometer gestattet uns~ schon geringgradige StSrungen, die bei ~lteren Methoden nicht nachweisbar waren, aufzudecken, es bietet weiter den ¥orzug, dass wir auch die pathologische Adapta- tionsbreite genau in Zahlen ausdrficken nnd den Gang der Adapta- tion kurvenm~ssig feststellen kSnnen. Schon mit dem Adaptometer l~sst sich nachweisen, dass bei pathologischen Prozessen im Auge die Adaptationsf~hJgkeit an verschiedenen Ste]len eine sehr ver- schiedene sein kann, z. B. bei Myopie. Genauen Aufschluss fiber

v, Graefe's Archiv ffir Ophthalmologie. L x x n [ . 1, 11

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die Funktion der verschiedenen Teile des Auges gibt uns aber nur die Aufnahme des Gesichtsfeldes mit Liehtern, die unter der SehwelIe des helladaptierten Auges liegen. Es zeigen sich da eine Reihe sonst nieht naehweisbarer Tatsachen.

Bei Solutio retinae finder sieh~ dass die abgel5ste Netzhaut nicht auf Lichter reagiert, die unter der Sehwelle des helladaptierten Auges liegen, woraus wohl mit Recht der Sehluss gezogen werden kann~ dass die abgelSste Netzhaut fiberhaupt nicht f~hig ist, dunkel zu adaptieren.

Die geringen Empfindlichkeits~ndertmgen der abgelSsten Netz- haut~ die sich nach l~ngerem Dunkelaufenthalt mit Lichtern, die tiber der Sehwe]le des helladaptierten Auges liegen, naehweisen ]assen, kSnnen wir wohl auf Zapfenerholung zuriickfiihren.

Bei Retinitis pigmentosa kann zu gewissen Zeiten an einzelnen Ste]len die Adaptation vo]lkommen normal sein (sog. Retinitis pig- mentosa ohne Hemeralopie), und doch bestehen hochgradige hemera- lopische Erscheinungen, well ftir D~mmerungswerte ein breites Ring- skotom besteht, das nut ein kleines zentrales Gesichtsfe]dareal frei l~isst.

Naeh abgelaufenen retrobulb~ren Neuritiden kSnnen wit mit dem Dunkelperimeter bisweilen noeh grSssere Zentralskotome nachweisen, die sieh mit andern Methoden nieht mehr naehweisen lassen.

Uber periphere Gesiehtsi~ldst5rungen im D~mmerungssehen gibt uns aueh nut das Dunkelperimeter Auskunft.

Besitzen nun eine Reihe yon StSrungen auch nur theoretisehes Interesse, so kSnnen andere doeh auch ein grosses praktisches Inter- esse haben~ ich erinnere da nur an die Tatsaehe, dass die GrSsse e ine r N e t z h a u t a b l S s u n g sieh einzig und a l le in mi t d e m D u n k e l p e r i m e t e r bestimmen I~sst und dass wir fiber gewisse h e m e r a l o p i s e h e S t S r u n g e n (z. B. bei Re t in i t i s p igmen tosa ) aueh nur dann Auf seh tus s e rha l t en , wenn wir n i c h t n u r eine bes t immte Ste l le auf ihre A d a p t a t i o n s f ~ h i g k e i t u n t e r - suehen , sondern den ganzen A u g e n h i n t e r g r u n d be r t i ek - s icht igen .

Herrn Geheimrat Voe leke r s und Herrn Prof. S c h i r m e r sage ich fiir die 17bertassung des Material~ und ihr ii'eundliehes Interess~ meinen besten Dank.

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lJber StSrungen der Dunkeladaptation. 16~

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K, wr~e Z gibt die Du~'chsehnittswerte der Adaptationsh6he /'&r jede Dioplrle ~n. Kurve II die Werte liD' mehrere Gruppen zusarame¢*gefasst; Ha [~r sdmtliche Augen, 1I b nach Abz~g yon Fall 37 wnd 50. (4 A~gen rail abnorm hohen Werten).

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