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Westfälische Wilhelms- Universität Münster Institut für Didaktik der Chemie Seminar „Schulorientiertes Experimentieren“ Prof. Dr. Harsch und Sebastian Musli Unterrichtsreihe zu dem Thema Die Blue-Bottle-Reaktion Marianne Ostermann [email protected] Anne Kathrin Seibler [email protected]

Unterrichtsreihe zu dem Thema Die Blue-Bottle-Reaktion · 3 1. Einleitung Bei einer chemischen Reaktion finden häufig mehrere Reaktionsschritte statt, die bei vielen Experimenten

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Westfälische Wilhelms- Universität Münster

Institut für Didaktik der Chemie

Seminar „Schulorientiertes Experimentieren“

Prof. Dr. Harsch und Sebastian Musli

Unterrichtsreihe zu dem Thema

Die Blue-Bottle-Reaktion

Marianne Ostermann

[email protected]

Anne Kathrin Seibler

[email protected]

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung Seite 3

2. Die Unterrichtsreihe Seite 4

2.1 Fachliche Voraussetzungen der Schüler Seite 4

2.2 Didaktische Grundlagen der Unterrichtsreihe Seite 5

2.3 Gliederung der Unterrichtsreihe Seite 7

2.3.1 1. Stunde Seite 7

2.3.2 2. Stunde Seite 9

2.3.3 3. Stunde Seite 11

2.3.4 4. Stunde Seite 12

2.3.5 5. Stunde Seite 14

2.3.6 6. Stunde Seite 14

2.3.7 7. Stunde Seite 16

2.3.8 8. Stunde Seite 18

2.3.9 9. Stunde Seite 19

2.3.10 10. Stunde Seite 22

3. Fazit Seite 22

4. Literaturverzeichnis Seite 23

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1. Einleitung

Bei einer chemischen Reaktion finden häufig mehrere Reaktionsschritte statt, die bei vielen

Experimenten nicht sichtbar verlaufen, die den Reaktionsverlauf aber entscheidend

beeinflussen und deren Kenntnis daher notwendig ist, um den Ablauf der Reaktion verstehen

und erklären zu können.

In der Unter- und Mittelstufe steht der Reaktionsmechanismus noch nicht im Vordergrund,

vielmehr werden die Edukte und Produkte einer Reaktion untersucht. In der Oberstufe

dagegen sollte das Augenmerk der Schüler langsam darauf gerichtet werden, dass eine

Reaktion aus zahlreichen Reaktionsschritten zusammengesetzt ist, die mit unterschiedlichen

Geschwindigkeiten ablaufen.

Die Blue-Bottle-Reaktion eignet sich als Farbstoffreaktion besonders gut dazu, die einzelnen

Reaktionsschritte aufzuzeigen, denn diese gehen jeweils mit einer Farbänderung einher.

Die fachlichen Ziele der Unterrichtsreihe zur Blue-Bottle- oder Methylenblau-Reaktion liegen

in dem Rahmen, dass Schüler lernen sollen, komplexe Reaktionsverläufe aufzuschlüsseln und

sie in ihre einzelnen Reaktionsschritte zu zerlegen. Außerdem soll den Schülern die

Möglichkeit gegeben werden, sich grundlegendes Wissen über die Kinetik zu erarbeiten. In

diesem Zusammenhang sollen sie Erfahrungen damit sammeln, einfache chemische

Experimente zur Überprüfung von Hypothesen eigenständig zu planen und durchzuführen.

Auf diese Art und Weise werden sie dazu animiert, bereits vorhandenes Wissen zu aktivieren.

Das forschend- entwickelnde Lernen führt die Schüler überdies in den Prozess der

wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung ein. Praktisch betrachtet, verbessern und vertiefen

die Schüler dabei ihre experimentellen Fähigkeiten. Die Durchführung der Unterrichtsreihe

teils in Gruppen- teils in Partnerarbeit zielt auf die Förderung der sozialen Kompetenzen der

Schüler. Unter Anleitung des Lehrers können sie lernen zu argumentieren, mit anderen zu

diskutieren, sich auf die Ideen anderer einzulassen, um Lösungsmöglichkeiten, die

Versuchsapparatur und die Versuchsdurchführung zu erarbeiten.

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2. Die Unterrichtsreihe

2.1 Fachliche Voraussetzungen der Schüler

Damit die Schüler den Unterricht aktiv mitgestalten können, brauchen sie in bestimmten

Bereichen der Chemie grundlegendes Vorwissen.

Bei Methylenblau handelt es sich um den wichtigsten Farbstoff aus der Gruppe der

Thiazinfarbstoffe, der durch Reduktion von der blauen, oxidierten Form in die farblose

Leukoform überführt werden kann. Um den dahinter stehenden Reaktionsmechanismus

nachvollziehen zu können, müssen die Schüler im Vorfeld den Aufbau von Thiazinfarbstoffen

besprochen haben und Kenntnisse darüber besitzen, welche Reaktionsmechanismen zu einer

Farbänderung führen. Dazu gehört, dass sie wissen, dass Moleküle farbig erscheinen, wenn

sie viele delokalisierte π- Elektronen besitzen, die durch Absorption von Lichtquanten auf ein

höheres Energieniveau gehoben werden können. Methylenblau besitzt in seiner oxidierten

Form ein konjugiertes π- Elektronensystem, das sich über drei aromatische Sechsringe

erstreckt. In der reduzierten Form liegen dagegen nur noch in den zwei äußeren Sechsringen

konjugierte Doppelbindungen vor. In dem mittleren Ring wurde das konjugierte

Doppelbindungssystem unterbrochen, da an das Stickstoffatom ein Wasserstoffatom

gebunden hat, so dass das Stickstoffatom keine Doppelbindung zu einem benachbarten

Kohlenstoffatom mehr ausbilden kann. Das große delokalisierte π- Elektronensystem wurde

damit zerstört, so dass die reduzierte Leukoform nicht mehr farbig erscheint.

Reduzierte Form Oxidierte Form

Dieses Wissen wäre für die Sek. II wünschenswert, der Versuch kann aber auch in der Sek. I

ohne diese speziellen Kenntnisse durchgeführt werden, allein mit den Begriffen Oxidation

und Reduktion.

Neben dem Farbstoff spielt der Zucker eine wichtige Rolle bei der Methylenblau-Reaktion.

Um die Funktion der Glucose in dem Versuch begreifen zu können, müssen Schüler mit dem

Aufbau von Zuckern vertraut sein. Sie müssen wissen, dass Monosaccharide Aldehyde oder

Ketone mit mindestens zwei Hydroxygruppen sind und dass die D- Glucose eine Aldose ist,

die durch Oxidation in eine Aldonsäure überführt werden kann.

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Eine der wichtigsten Reaktionen, die an den funktionellen Gruppen von Zuckern stattfinden

kann, ist die Redoxreaktion mit Sauerstoff. Den Schülern sollte daher der Redoxbegriff

geläufig sein, was bedeutet, dass sie sowohl die Elektronenübertragungstheorie beherrschen

sollten, als auch mit Oxidationszahlen umgehen können müssen.

Neben diesem theoretischen Vorwissen sollten die Schüler grundlegende Erfahrungen im

Experimentieren haben. Dies schließt mit ein, dass die Schüler eine klare Vorstellung davon

haben, welche Prozesse bei einer chemischen Reaktion von Bedeutung sind.

2.2. Didaktische Grundlagen der Unterrichtsreihe

Die Unterrichtsreihe wird nach dem Prinzip des forschend- entwickelnden Unterrichts-

verfahrens nach Schmidkunz und Lindemann geplant und durchgeführt. Im Folgenden wird

dieses Prinzip erläutert.

Im forschend- entwickelnden Unterricht steht das Lernen aus Problemsituationen hinaus im

Vordergrund. Diese Vorgehensweise ist besonders günstig, da hier die Neugierde der Schüler

geweckt und ihre Eigenaktivität gefordert wird.

Unter dem Begriff „forschend“ wird hierbei der Prozess verstanden, bei dem die Schüler unter

Anwendung des ihnen zur Verfügung stehenden Vorwissens neue Erkenntnisse zu gewinnen

versuchen. Der Begriff „entwickelnd“ weist darauf hin, dass es die Rolle des Lehrers ist,

diesen Lernprozess einzuleiten und weiterzuentwickeln. Der Lehrer soll das Unterrichts-

geschehen regeln und steuern, jedoch sollte die Aktivität konsequent auf die Seite der Schüler

verlagert werden.

Diese aktive Beteiligung der Schüler am Wissenserwerb bewirkt, dass sie das Gelernte viel

besser in ihr Langzeitgedächtnis aufnehmen können. Ausgehend von den konkreten

Aktivitäten können dann jeweils Abstraktionen vorgenommen werden.

Von entscheidender Bedeutung im forschend- entwickelnden Unterricht ist das Experiment.

Es gibt ganz unterschiedliche Situationen, in denen Experimente zum Einsatz kommen

können. Vorstellbar sind Versuche zum Aufzeigen eines Problems, darüber hinaus können

Experimente einen Teil des Problemlösevorgangs darstellen und schließlich lassen sie sich

auch zur Wissenssicherung verwenden.

Insgesamt lässt sich der Unterricht in verschiedene Phasen einteilen, die im Folgenden erörtert

werden.

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Bei der Grobeinteilung wird zwischen fünf Denkstufen unterschieden:

1. Problemgewinnung

2. Überlegungen zur Problemlösung

3. Durchführung eines Problemlösevorschlags

4. Abstraktion der gewonnenen Erkenntnisse

5. Wissenssicherung

An Hand dieser Gliederung lässt sich schon eine grobe Strukturierung des Unterrichts

vornehmen; um eine Stunde konkret zu gestalten, sind in der Regel jedoch weitere

Unterteilungen notwendig. Den Denkstufen werden also jeweils drei Denkphasen untergeord-

net, auf die später im Zusammenhang mit der konkreten Darstellung der Stunden eingegangen

wird.

Allerdings soll an dieser Stelle bemerkt werden, dass bei der Gestaltung des Unterrichts nach

dem forschend- entwickelnden Unterrichtsverfahren sehr gut die vier unterschiedlichen

Kompetenzbereiche (Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung),

die für die Bildungsstandards in den naturwissenschaftlichen Fächern aufgestellt wurden,

angesprochen werden können. Indem viele Experimente in den Unterricht integriert werden,

können die Schüler bestimmte Phänomene selbst beobachten und deren Bedeutung bewerten.

Die Experimente sollen von den Schülern nach Möglichkeit selbst entwickelt und

durchgeführt werden, so dass sie durch eigenständiges Experimentieren neue Erkenntnisse

gewinnen können. Die gemeinsame Planung von Experimenten fördert gleichzeitig die

Kommunikation zwischen den Schülern. Die anschließende Diskussion der Ergebnisse kann

an bereits erlerntes Wissen anknüpfen und neues Fachwissen schaffen.

Außerdem ist in dieser Unterrichtsreihe sowohl eine deduktive als auch eine induktive

Vorgehensweise möglich. Wann immer die Schüler so viel Vorwissen aufweisen, dass sie

selbst die Lösung eines Problems vorhersagen könnten, sollte der deduktive Weg beschritten

werden. Ist dagegen abzusehen, dass die Schüler mit der Lösung eines Problems überfordert

sein werden, ist die induktive Vorgehensweise angebracht.

Mit Hilfe der fünf Denkstufen kann der Lehrer dem Unterricht die notwendige Struktur

geben, wobei es sich aber in jedem Fall um ein flexibles Modell handelt, es also auch möglich

ist, einzelne Stufen zu verkürzen oder ganz auszulassen. Die Gesamtheit der Denkstufen kann

in einer einzigen Schulstunde durchlaufen werden, es ist aber auch möglich, eine

Unterrichtseinheit über mehrere Tage hinweg durchzuführen.

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2.3. Gliederung der Unterrichtsreihe

Die Unterrichtsreihe soll sich über circa zwölf Unterrichtsstunden erstrecken, in denen die

fünf Denkstufen des forschend- entwickelnden Unterrichts in leicht abgewandelter Form

aufeinander folgen. Die fünf Stufen werden dabei jeweils in Einheiten von mehreren

Unterrichtsstunden durchlaufen.

Für die Unterrichtstunden werden von dem Lehrer keine Arbeitsblätter konzipiert, da die

Schüler ihr Vorgehen selbst planen sollen. Es ist jedoch von großer Bedeutung, dass der

Lehrer eine klare Vorstellung davon hat, wie der Unterricht in groben Zügen ablaufen soll,

damit er die benötigten Materialien und Chemikalien vor jeder Stunde bereit stellen kann.

Im weiteren Verlauf werden die einzelnen Stunden beschrieben.

In den ersten Stunden wird der Prozess der Blaufärbung untersucht, wobei abschließend das

Ergebnis formuliert werden soll, dass die blaue Farbe durch die Reaktion von Methylenblau

mit Sauerstoff hervorgerufen wird.

In den darauf folgenden Stunden wird die Entfärbung der Lösung genauer betrachtet. Als

Ergebnis dieser Stunden soll festgehalten werden, dass eine Folgereaktion zwischen dem

gebundenen Sauerstoff und der Glucose dafür verantwortlich ist, dass Methylenblau zur

farblosen Leukoform zurückreagiert.

Nachdem der komplette Reaktionsablauf aufgeschlüsselt worden ist, werden die dazugehöri-

gen Reaktionsmechanismen besprochen.

Erst im Anschluss daran wird die Kinetik der Reaktion untersucht. Diese Untersuchung sollte

zu dem Ergebnis führen, dass der langsamste Teilschritt einer Reaktion die Geschwindigkeit

der Gesamtreaktion bestimmt.

2.3.1. 1. Stunde (Einzelstunde)

Am Anfang der Unterrichtsreihe steht die Problemgewinnung. Hierzu soll bereits ein Experi-

ment eingesetzt werden, welches der Lehrer als Demonstrationsexperiment vorführt:

Die Blue-Bottle-Reaktion.

Bei der Durchführung dieses Demonstrationsexperiments wird in großem Maßstab gearbeitet,

damit der Farbeffekt auch für die Schüler in den hinteren Reihen gut zu sehen ist. Diese

Vorgehensweise ist problemlos möglich, da die benötigten Chemikalien nicht sehr teuer sind.

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Versuch

Materialien

Rundkolben (1000 ml) mit Stopfen und Korkring

Messzylinder (500 ml)

Waage, Wägeschälchen

Becherglas (500 ml)

Trichter

Spatel

Pipette

Chemikalien

Natriumhydroxid- Plätzchen R35 S2-26-37/39

1%ige wässrige Methylenblau- Lösung R22

Glucose

Durchführung

In dem Becherglas werden 16 g Natriumhydroxid- Plätzchen in 500 ml Wasser gelöst. Die

Natriumhydroxidlösung wird dann in den Rundkolben gefüllt, wo sie mit 30 g Glucose

versetzt wird. Der Rundkolben wird daraufhin mit dem Stopfen verschlossen und so lange

geschwenkt, bis die Glucose vollständig gelöst ist. Anschließend wird die Lösung mit 2 ml

Methylenblau- Lösung angefärbt und der Rundkolben in den Korkring gestellt.

Beobachtung

Die Lösung ist zunächst blau, entfärbt sich nach einiger Zeit jedoch.

Nach der Durchführung des Experiments sucht der Lehrer mit den Schülern gemeinsam nach

Erklärungsansätzen für die Beobachtung, wobei folgendes Ergebnis festgehalten werden

sollte: � Es ist ein neuer Stoff mit neuen Eigenschaften entstanden.

Es hat also eine chemische Reaktion stattgefunden.

Nachdem diese Feststellung gemacht worden ist, ergibt sich die Frage, welche Prozesse dieser

Reaktion zu Grunde lagen.

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In einem nächsten Schritt werden also Überlegungen zur Lösung dieses Problems angestellt.

Hier sollten die Schüler sich aktiv am Unterrichtsgespräch beteiligen und möglichst viele

Vorschläge einbringen. Der Lehrer sollte in dieser Phase nur moderieren, wenn er jedoch

merkt, dass die Vorschläge der Schüler in die falsche Richtung gehen, muss er lenkend

eingreifen. Dazu ist es wichtig, dass der Lehrer schon eine klare Vorstellung davon hat,

welche Versuche zur Problemlösung durchgeführt werden könnten.

Alle Lösungsvorschläge sollten auf jeden Fall auf der Tafel festgehalten werden. Im

Anschluss daran werden die Vorschläge gemeinsam diskutiert und zusammen mit den

Schülern kann der Lehrer die besten auswählen.

1. Reibung der Moleküle beim Schütteln der Lösung.

2. Temperaturerhöhung beim Schütteln.

3. Innige Mischung von Gas und Lösung beim Schütteln.

In einem nächsten Schritt müssen verschiedene Experimente zur Durchführung der

Lösungsvorschläge geplant werden, wobei es von großer Wichtigkeit ist, dass jeweils nur eine

Variable verändert wird.

2.3.2. 2. Stunde (Doppelstunde)

In der zweiten Stunde steht das Experimentieren im Vordergrund. Die Experimente stellen

einen Teil der Problemlösung dar und sollen von den Schülern selbst geplant und durch-

geführt werden.

Dazu überlegen sich die Schüler zuerst, wie die Experimente konkret durchzuführen sind.

Folgende Versuchsvorschriften sollten anschließend gemeinsam erstellt werden.

Versuch

Materialien

Waage, Wägeschälchen

Messzylinder (500 ml)

Becherglas (1000 ml)

Trichter

Spatel

Pipette

Erlenmeyerkolben (100 ml)

Magnetrührer, Rührfisch

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Thermometer

Strohhalm

evtl. Stahlflaschen mit Sauerstoff und Stickstoff

Chemikalien

Natriumhydroxid- Plätzchen R35 S2-26-37/39

1%ige wässrige Methylenblau- Lösung R22

Glucose

Durchführung

In dem Becherglas wird von einer Schülergruppe oder dem Lehrer die Methylenblau- Lösung

für alle Gruppen angesetzt.

Jede Gruppe holt sich dann in ihrem Erlenmeyerkolben eine kleine Probe der Lösung ab und

führt einen der drei oder auch alle drei Einzelversuche durch.

1. Der Erlenmeyerkolben wird auf einen Magnetrührer gestellt und mit Hilfe eines

Rührfisches wird die Lösung so vorsichtig gerührt, dass keine Luft eingesaugt wird.

2. Die Lösung wird auf einem Magnetrührer erhitzt. Die Temperatur wird dabei ständig mit

einem Thermometer überprüft. Sobald eine Temperaturerhöhung um 3-4 °C stattgefunden

hat, wird das Erhitzen abgebrochen.

3. Mit einem Strohhalm wird Luft in die Lösung gepustet.

Beobachtungen:

1. Die Lösung bleibt farblos, nur an der Grenzschicht zwischen Luft und Lösung bildet sich

ein blauer Film.

2. Die Lösung bleibt farblos.

3. Beim Einblasen der Luft verfärbt sich die Lösung blau.

Anmerkungen

Idealerweise sollten alle Experimente in Gruppenarbeit durchgeführt werden. Wenn jedoch

nicht genügend Materialien zur Verfügung stehen, bietet sich an dieser Stelle ein

arbeitsteiliges Vorgehen an, bei dem pro Gruppe nur ein Teilversuch durchgeführt wird; die

Ergebnisse müssen nach dem Experimentieren ausgetauscht werden.

Bei dem dritten Teilversuch muss der Lehrer darauf achten, dass die Schüler die

Methylenblau- Lösung nicht einsaugen, da sie stark alkalisch ist und somit die Mundschleim-

haut und die Speiseröhre verätzen kann. Er muss daher nachdrücklich darauf hinweisen, dass

sie durch den Strohhalm nicht einatmen dürfen. Wenn der Lehrer unsicher ist, ob er sich auf

die Schüler verlassen kann, muss der Versuch als Lehrerexperiment vorgeführt werden.

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Da es sich bei Luft um ein Gemisch aus verschiedenen Gasen handelt, wird das Ergebnis des

dritten Teilversuchs keine eindeutige Auskunft darüber geben können, welches Gas mit der

Methylenblau- Lösung reagiert hat. Falls die Schule mit Stickstoff- und Sauerstoffflaschen

ausgerüstet ist, würde es sich anbieten, nicht nur Luft in die Lösung zu blasen, sondern auch

noch reinen Stickstoff und reinen Sauerstoff. Dieser Versuch muss von dem Lehrer vorgeführt

werden.

Wurden in dieser Stunde auch Experimente durchgeführt, die rückblickend keinen

Erkenntnisgewinn geliefert haben, oder einfach so nicht geklappt haben, kann mit den

Schülern im Anschluss über die Defizite dieser Experimente diskutiert werden. Auf diese

Weise lernen die Schüler, dass Experimente nicht immer gelingen müssen und dass sie

keineswegs immer die gewünschten Ergebnisse liefern.

Aus den gewünschten Ergebnissen lässt sich dagegen schon zu diesem Stadium eine einfache

Schlussfolgerung ziehen:

Farblose Lösung + Sauerstoff �

Blaue Lösung

2.3.3. 3. Stunde (Einzelstunde)

Nach der Formulierung der Ergebnisse folgt ihre Abstraktion.

Die Formulierung: Farblose Lösung + Sauerstoff �

Blaue Lösung

wird dabei folgendermaßen abstrahiert:

MeBI(farblos) + O2 �

MeBI(blau)

Zwei Anschlussfragen sollen nun formuliert werden:

1. Warum entfärbt sich die blaue Lösung stets nach einiger Zeit wieder?

2. Was geschieht mit dem Luftsauerstoff, nachdem die Blaufärbung der Lösung

verschwunden ist?

Diese beiden Fragen lassen sich ebenfalls forschend- entwickelnd lösen. In der zweiten Hälfte

der Unterrichtsstunde sollen daher Überlegungen zur Problemlösung angestellt werden. Am

Ende der Stunde sollten folgende Hypothesen aufgestellt worden sein:

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Die blaue Lösung kann durch verschiedene Reaktionen wieder farblos werden.

1. Es kann eine Rückreaktion stattfinden, bei der die instabile, blaue Verbindung wieder

in ihre Ausgangsstoffe zerfällt. Bei dieser Rückreaktion würde der Sauerstoff wieder

freigesetzt werden.

MeBI(blau) �

MeBI(farblos) + O2

2. Es kann eine Folgereaktion stattfinden, bei der sich die Leukoform des Methylenblaus

zurückbildet. Bei solch einer Reaktion müsste der an der Reaktion beteiligte

Sauerstoff mit einem anderen Stoff X reagieren. Bei diesem Stoff X müsste es sich

also um ein Reduktionsmittel handeln.

MeBI(blau) + X �

MeBI(farblos) + X – O

3. Es entsteht eine ganz neue Verbindung, die farblos ist.

Die dritte Hypothese sollte von dem Lehrer als unwahrscheinlich deklariert werden, so dass

sich die Schüler im weiteren Unterrichtsverlauf nur mit den ersten beiden Hypothesen

befassen.

Um herauszufinden, welcher Reaktionsweg abläuft, müssen erneut Experimente entwickelt

werden, die zur Überprüfung der ersten beiden Hypothesen dienen.

2.3.4. 4. Stunde (Einzelstunde)

In dieser Stunde stehen die konkrete Planung und die Durchführung der Experimente an.

Nachdem bei den Versuchen bisher nur die Farbänderung bei unterschiedlichen Bedingungen

registriert wurde, müssen die Schüler nun messen, ob Sauerstoff bei der Reaktion verbraucht

wird. Die Anforderungen an die Planung der Experimente werden also erhöht. Da die Schüler

wahrscheinlich damit überfordert sein werden, eine Versuchsapparatur zu entwickeln, mit der

der Druck in einem abgeschlossenen Reaktionssystem gemessen werden kann, muss der

Lehrer ihnen nun weiterhelfen, denn nur durch Druckmessung kann herausgefunden werden,

ob Sauerstoff verbraucht wird.

Am Ende der Planung sollte folgende Versuchsvorschrift stehen:

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Versuch

Materialien:

Waage, Wägeschälchen

Messzylinder (500 ml)

Bechergläser (100 ml, 500 ml)

Rundkolben (1000 ml) mit Glashahn und Korkring

Trichter

Spatel

Gummischlauch

Pasteurpipette

Chemikalien:

Frisch angesetzte Methylenblau- Lösung

Gefärbtes Wasser

Durchführung:

Die Methylenblau- Lösung wird in den Rundkolben gefüllt, der daraufhin mit dem Glashahn

verschlossen wird. Die Lösung wird anschließend so lange geschüttelt, bis sie sich blau

gefärbt hat, woraufhin so lange gewartet wird, bis die Blaufärbung vollständig verschwunden

ist, bevor erneut geschüttelt wird. Dieser Vorgang wird einige Male wiederholt, so dass

sichergestellt wird, dass genügend Sauerstoff mit dem Methylenblau reagiert hat.

Danach wird ein kurzer Gummischlauch an den Hahn angeschlossen, an welchem eine

Pasteurpipette befestigt wird. Die Pipette wird in ein kleines Becherglas mit dem gefärbten

Wasser getaucht. Dann wird der Hahn geöffnet.

Beobachtung:

Das gefärbte Wasser steigt in der Pasteurpipette nach oben.

Anmerkung

Da in dem Versuch mit relativ großen Chemikalienmengen gearbeitet wird, soll der Versuch

nicht in Gruppenarbeit durchgeführt werden, sondern entweder vom Lehrer oder von einem

Schüler vorgeführt werden. Die Verwendung großer Chemikalienmengen ist hier notwendig,

da sonst der gewünschte Effekt nicht so gut zu beobachten ist.

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Die Beobachtung liefert ein Indiz dafür, dass der Druck in dem Rundkolben gesunken ist. Der

Sauerstoff aus dem Kolben muss also mit dem Stoff X reagiert haben.

Hypothese 1 scheint also nicht zu stimmen, sondern Hypothese 2.

2.3.5. 5. Stunde (Einzelstunde)

Das Versuchsergebnis kann nun wieder abstrahiert werden.

Blaufärbung:

Farblose Lösung + Sauerstoff �

Blaue Lösung

beziehungsweise

MeBI (farblos) + O2 �

MeBI (blau) - O

Entfärbung:

Blaue Lösung + Stoff X �

Farblose Lösung

MeBI (blau) - O + Stoff X �

MeBI (farblos) + X - O

Gesamtreaktion:

O2 + X �

X - O

Bei der Beschreibung der Gesamtreaktion wird die eigentliche chemische Reaktion, die

Oxidation des Stoffes X, zwar korrekt dargestellt, doch es wird nicht deutlich, dass ein

Zwischenschritt stattgefunden hat.

Das Vorhandensein dieses wichtigen Zwischenschrittes konnte überhaupt nur gezeigt werden,

weil das Zwischenprodukt farbig ist.

2.3.6. 6. Stunde (Doppelstunde)

Nachdem die Bedeutung des Stoffes X herausgearbeitet wurde, wird die Frage gestellt, um

welchen Stoff es sich hierbei handelt.

Aus den bisher durchgeführten Experimenten wissen die Schüler, dass sich in dem Reaktions-

gemisch stets die folgenden Stoffe befunden haben:

Luft, Wasser, Methylenblau, Glucose und Natriumhydroxid.

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Da in den vorangegangenen Versuchen bereits Luft und Methylenblau untersucht wurden,

sollten die Schüler nun die Vermutung äußern können, dass Wasser, Glucose,

Natriumhydroxid, oder alle diese Stoffe an der Redoxreaktion mit dem Sauerstoff beteiligt

gewesen sein müssen. Eine Teilnahme des Wassers an der Reaktion sollte an dieser Stelle

von dem Lehrer ausgeschlossen werden. Es wird erklärt, dass Wasser nur das Lösungsmittel

darstellt.

Zur Problemlösung bietet sich also die Durchführung des Versuches ohne Natriumhydroxid

und Zucker an.

Bei der Durchführung der Lösungsvorschläge können die Schüler in Gruppen oder zu zweit

arbeiten, da jeweils nur kleine Ansätze benötigt werden. Folgende Vorgehensweise sollte von

den Schülern befolgt werden.

Versuch

Materialien:

Reagenzgläser mit Stopfen

Pipetten

Chemikalien:

1%ige wässrige Methylenblau- Lösung

Durchführung:

Das Reagenzglas wird bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt, in das mit der Pipette einige Tropfen

Methylenblau- Lösung gegeben werden. Das Reagenzglas wird daraufhin mit einem Stopfen

verschlossen und gut geschüttelt.

Beobachtung:

Die Lösung entfärbt sich nach dem Schütteln nicht wieder.

Mit diesem Ergebnis wird nachgewiesen, dass es sich bei dem Stoff X um die basische

Glucoselösung handeln muss. In dem zweiten Reaktionsschritt muss also die Glucoselösung

von dem blauen Methylenblau oxidiert werden, wobei das farblose Leukomethylenblau

entsteht.

Dieses neu gewonnene Wissen lässt sich wieder abstrahieren. Der Lehrer sollte die

formulierten Abstraktionen an der Tafel festhalten, um so sicherzustellen, dass alle Schüler

sie korrekt in ihre Unterlagen übernehmen.

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Färbung

MeBI (farblos) + O2 �

MeBI (blau) - O

Entfärbung

MeBI (blau) - O + bas. Glucose �

MeBI (farblos) + bas. Glucose- O

________________________________________________________________

Gesamtgleichung

O2 + bas. Glucose �

bas. Glucose - O

2.3.7. 7. Stunde (Einzelstunde)

Nach dieser Abstraktion bietet es sich an, mit den Schülern den Reaktionsmechanismus

genauer zu besprechen. So kann auf schon erlerntes Fachwissen zurückgegriffen werden und

die Schüler bekommen ein tieferes Verständnis für die Reaktion.

Zuerst wird die Oxidation behandelt, bei der die farblose Leukoform in das blaue Methylen-

blau umgewandelt wird.

An Hand der Strukturformeln kann gut gezeigt werden, dass bei dieser Reaktion eine neue

Doppelbindung gebildet wird, so dass ein sich über drei Ringe erstreckendes, delokalisiertes

π- Elektronensystem entsteht.

http://www.fsg-trier.de/projekte/2000muenchen/chem5/methylen.gif

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Anschließend wird die Oxidation des Zuckers besprochen, wobei betont werden sollte, dass

Glucose allein durch den Luftsauerstoff nicht oxidiert werden könnte. Erst nachdem das

Methylenblau durch den Sauerstoff oxidiert wurde, kann es als Oxidationsmittel dienen, um

die Glucose zu Gluconsäure zu oxidieren.

CHOOHHHHOOHHOHH

CH2OHMeBI(blau)-O

MeBI(farblos)

COOHOHHHHOOHHOHH

CH2OH

In wässriger Lösung liegt Glucose nur zum Teil in der offenkettigen Form vor. Ein anderer

Teil der Moleküle liegt in Ringform vor. Es sollte hier erwähnt werden, dass die Oxidation

nur dann stattfinden kann, wenn die Glucose in ihrer offenkettigen Form vorliegt.

An dieser Stelle kann gut wiederholt werden, dass Hydroxygruppen durch Oxidationsmittel

zu Aldehyd- oder Ketogruppen oxidiert werden können. Die Aldehygruppen können weiter zu

Carboxylgruppen oxidiert werden, wie es in diesem Versuch geschehen ist.

Da die ganze Reaktion im basischen Milieu stattgefunden hat, reagiert die Gluconsäure weiter

zu Natriumgluconat.

COOHOHHHHOOHHOHH

CH2OH

Na

COOOHHHHOOHHOHH

CH2OH

Na

OH

H2O

Nachdem die Mechanismen der einzelnen Reaktionsschritte besprochen worden sind, sollte

die Gesamtreaktion formuliert werden:

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Färbung:

MeBl(farblos) + O2 (gelöst) MeBl(blau) - O

Entfärbung:

MeBl(blau) - O + bas. Glucose MeBl(farblos) + Gluconat

_______________________________________________________________________

O2(Luft) + bas. Glucose Gluconat

2.3.8. 8. Stunde (Einzelstunde)

Nachdem die einzelnen Reaktionsschritte und die zu Grunde liegenden Reaktionsmecha-

nismen aufgeschlüsselt worden sind, wird nun die Frage nach dem zeitlichen Ablauf der

aufeinander folgenden Reaktionsschritte gestellt.

Am Anfang der kinetischen Untersuchungen steht wieder die Problemgewinnung. Während

der bisher durchgeführten Versuche haben die Schüler möglicherweise bemerkt, dass die

Farbtiefe der Methylenblaulösung immer gleich blieb, wohingegen die Farbdauer variieren

konnte.

Es soll also einerseits untersucht werden, ob es ein bestimmtes Verhältnis zwischen

Schütteldauer und Farbdauer gibt. Andererseits muss geklärt werden, warum sich die

Farbdauer ändert, die Farbtiefe aber nicht.

Das Verhältnis von Schütteldauer und Farbdauer sollen die Schüler mit Hilfe von

quantitativen Untersuchungen eigenständig bestimmen.

Der Lehrer kann sie jedoch schon darauf hinweisen, dass die Schütteldauer im Experiment

weder zu kurz noch zu lang sein sollte. Nach dem Schütteln tritt die Blaufärbung nicht sofort

ein und auch die Entfärbung tritt erst nach einer kurzen Verzögerung ein. Je kürzer nun die

Schütteldauer ist, desto kürzer wird auch die Farbdauer sein und desto mehr

Messungenauigkeiten werden auftreten. Eine zu lange Schütteldauer würde das Ergebnis

ebenfalls verfälschen, da die Lösungskapazität der Methylenblau- Lösung für Sauerstoff

begrenzt ist. Ab einer bestimmten Schütteldauer kann daher kein zusätzlicher Sauerstoff mehr

in der Methylenblau- Lösung gelöst werden und die Farbdauer wird sich trotz längeren

Schüttelns nicht mehr verändern.

Bei der Durchführung des Lösungsvorschlags können die Schüler in Gruppen oder sogar

einzeln arbeiten, da dieser Versuch mit Reagenzgläsern durchgeführt wird, die an einer

Schule ausreichend zur Verfügung stehen sollten.

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Versuch

Materialien

Waage, Wägepapier

Messzylinder (500 ml)

Becherglas (1000 ml)

Trichter

Spatel

Pipette

Reagenzgläser mit Stopfen

Reagenzglasständer

Chemikalien

Frisch angesetzte Methylenblaulösung

Durchführung:

Ein Reagenzglas wird mit ca. 10 ml Methylenblaulösung gefüllt. Danach wird es mit dem

Stopfen verschlossen und nach einer festgelegten Schüttelmethode drei Sekunden lang

geschüttelt. Es wird die Farbdauer protokolliert. Anschließend wird der Stopfen kurz entfernt,

so dass wieder „frische Luft“ in das Reagenzglas gelangen kann. Danach wird das

Reagenzglas noch jeweils für vier, fünf und sechs Sekunden geschüttelt. Die Farbdauer wird

jeweils in eine Tabelle eingetragen.

Beobachtung:

Die Farbdauer nimmt kontinuierlich mit der Schütteldauer zu, wobei das Verhältnis von

Farbdauer und Schütteldauer konstant bleibt.

Die Farbintensität bleibt in der Hauptphase immer gleich.

Anmerkung

Aus allen Messergebnissen für die Farbdauer nach einer bestimmten Schütteldauer wird ein

Mittelwert gebildet.

2.3.9. 9. Stunde (Doppelstunde)

Die Ergebnisse aus der Messung der Farbdauer sollten zu der Erkenntnis führen, dass die

Dauer der Färbung direkt proportional zur Schütteldauer ist. Es handelt sich also um eine

Reaktion 1. Ordnung.

Dies zeigt sich auch sehr schön in der graphischen Darstellung der Messergebnisse:

20

Abhängigkeit der Farbdauer von der Schütteldauer

0

10

20

30

40

50

60

0 2 4 6 8

Schütteldauer [s]

Far

bdau

er [s

Reihe1

Die Farbtiefe erreichte stets nach kürzester Zeit ihre größtmögliche Intensität, die sich dann

bis zur Entfärbung nicht weiter veränderte.

Diese beiden Erkenntnisse müssen von den Schülern mit Hilfe des Lehrers in Einklang

gebracht werden. Dazu wird zuerst festgehalten, dass durch das Schütteln Sauerstoff aus der

Gasphase in die Methylenblau- Lösung gelangt und dort gelöst wird. Je länger nun geschüttelt

wird, desto mehr Sauerstoff kann sich lösen, bis schließlich die Gaslöslichkeitskapazität

erreicht ist.

Der Sauerstoff in der Lösung kann dann mit dem farblosen Leukomethylenblau zu blauem

Methylenblau reagieren. Die Tatsache, dass die endgültige Farbtiefe recht schnell erreicht ist,

kann damit erklärt werden, dass die Methylenblau- Konzentration viel geringer als die

Sauerstoffkonzentration ist, so dass nach kurzer Zeit sämtliche Methylenblaumoleküle

oxidiert sind.

Solange gelöster Sauerstoff in der Lösung vorhanden ist, kann die farblose Leukoform

oxidiert werden. Da das oxidierte Methylenblau jedoch ständig wieder reduziert wird, indem

es den gebundenen Sauerstoff an die Glucose abgibt, sinkt die Sauerstoffkonzentration

kontinuierlich. Wenn schließlich die letzten freien Sauerstoffmoleküle mit der farblosen

Leukoform reagiert haben, beginnt sich die Lösung langsam wieder zu entfärben.

Diese Überlegungen sollten nun wieder abstrahiert werden.

Hierbei wird nun zwischen drei verschiedenen Reaktionsschritten unterschieden. Der zweite

und der dritte Reaktionsschritt sind schon bekannt, bei ihnen handelt es sich um die Oxidation

von Leukomethylenblau beziehungsweise von Glucose. Vor diesen beiden Reaktionsschritten

muss aber noch die Lösung des Sauerstoffs stattfinden. Diese physikalische Reaktion findet

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während des Schüttelns statt und bildet die Voraussetzung für die beiden weiteren

Reaktionsschritte.

In dem Gespräch mit den Schülern sollte besonderes Augenmerk auf die Tatsache gelegt

werden, dass die einzelnen Reaktionsschritte sich stark in ihrer Geschwindigkeit

unterscheiden. Die ersten beiden Schritte erfolgen nämlich relativ schnell, wohingegen der

dritte Schritt mit der geringsten Geschwindigkeit abläuft.

Diese Erkenntnis kann nun folgendermaßen abstrahiert werden:

Färbung: schnell

MeBl(farblos) + O2 (gelöst) MeBl(blau) -O

Entfärbung: langsam

MeBl(blau) - O + bas. Glucose MeBl(farblos) + Gluconat

______________________________________________________________

Gesamtreaktion langsam

O2(Luft) + bas. Glucose Gluconat

Zusammenfassend können mit den Schülern folgende Aussagen festgehalten werden:

1. Es ist nicht möglich, dass mehr blaues Methylenblau gebildet wird, als der

Konzentration der farblosen Leukoform entspricht. Daher kann die Farbintensität auch

durch eine längere Schütteldauer nicht gesteigert werden.

2. Da die endgültige Farbintensität schon nach kurzem Schütteln erreicht wird, muss die

Konzentration an Methylenblau geringer sein als die Konzentration an gelöstem

Sauerstoff: c (O2 (gelöst) ) > c (MeBl).

3. Wurde viel Sauerstoff in der Flüssigkeit gelöst, so kann die farblose Leukoform

MeBI(farblos) immer wieder zu blauem Methylenblau MeBI(blau) oxidiert werden,

wobei diese Reaktion nur so rasch stattfinden kann, wie MeBI(blau) reduziert wird. Es

zeigt sich hier also, dass die langsamste Teilreaktion die Geschwindigkeit der

Gesamtreaktion bestimmt.

An dieser Stelle bietet sich die Formulierung eines Merksatzes an: � Die langsamste Teilreaktion bestimmt die Geschwindigkeit der Gesamtreaktion.

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2.3.10. 10. Stunde (Einzelstunde)

Am Ende der Unterrichtsreihe steht eine umfassende Wissenssicherung.

Dazu wird von den Schülern zuerst eine Transferleistung zur Sicherung des erlernten Wissens

verlangt. Da die Erkenntnis, dass die langsamste Teilreaktion die Geschwindigkeit der

Gesamtreaktion bestimmt, nicht nur auf die Chemie beschränkt ist, können auch

Anwendungsbeispiele aus dem alltäglichen Leben gewählt werden.

So könnten die Schüler zum Beispiel erläutern, warum sich der Umsatz eines Kaufhauses

trotz wachsender Zahl an Konsumenten nicht steigern lässt, wenn nur eine Kasse besetzt ist.

Die Abfertigung an der Kasse stellt hier den langsamsten Reaktionsschritt dar, so dass sie im

Endeffekt den Gesamtumsatz bestimmt.

Sinnvoll ist auch eine Wiederholung all der Teilreaktionen. Auf diese Wiederholung können

Erweiterungsexperimente folgen, mit denen die bereits getroffenen Aussagen noch weiter

erhärtet werden können.

So kann zum Beispiel in einem Experiment die Methylenblaukonzentration erhöht werden,

was dann dazu führen sollte, dass die Farbtiefe intensiver wird.

3. Fazit

Die Unterrichtsreihe zur Blue-Bottle- oder Methylenblau-Reaktion bildet eine in sich

geschlossene Einheit, innerhalb derer die beiden wichtigsten Reaktionstypen, Säure-Base-

Reaktionen und Redoxreaktionen, wiederholt werden können. Außerdem können Spezial-

themen wie die Zuckerchemie und die Chemie der Farbstoffe rekapituliert werden. Darüber

hinaus bietet die Unterrichtsreihe einen guten Anknüpfungspunkt für weitere kinetische

Untersuchungen.

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4. Literaturverzeichnis

Literatur

• Büttner, Dieter: Kinetik und Mechanismus chemischer Reaktionen am Beispiel der

Methylenblau- Reaktion in elementarer Darstellung

• Problemorientierter, forschend entwickelnder Unterricht nach Schmidtkunz/Lindmann

aus: Pfeifer, P. u.a.: Konkrete Fachdidaktik Chemie. Neuauflage. München:

Oldenbourg 1997

• Funktionen des Experiments im Unterricht aus: Pfeifer, P. u.a.: Konkrete Fachdidaktik

Chemie. Neuauflage. München: Oldenbourg 1997

Internetrecherche

http://www.fsg-trier.de/projekte/2000muenchen/chem5/methylen.gif