XII,

Aus dem pharm~kologisehen Institut in Wien.

Untersuchungen an groghirnlosen Kaninchen.

III. Mitteihng: Die E i n w i r k u n g z e n t r a l e r E r r e g u n g s m i t t e l au f den Chlora l sch la f .

Von Suketak~ ~ori tu.

Airila(1) hat im hiesigen Institute festgestellt, dab Gifte, welche zentrale sympathische Apparate zu erregen vermSgen, sieh besonders dazu eignen, um einen leichten Chloralhydratsehlaf bei Kaninehen zu durehbrechen. DaMn gehSren Ephedrin nnd/?-Tetrahydronaphthylamin.

Auch Cokain [Mosso(2), Air i la] , Pikrotoxin [Sehmiede- berg (3), Coffein [Binz (4)], Kampfer [Got t l ieb [51) vermSgen experi- mentell erzeugten Schlaf antagonistisch zu beeinfiussen. Da Kanin- chert ohne GroBhirnhemisphitren geeignet schienen, den Angriffspunkt solcher zentral erregender ~{ittel aufkli~ren zu helfen, wurden folgende Versuehe angestellt.

I. fi- Tetrahydronaphthylaminchlorhydrat.

Kaninehen AN~I'. 98~ 3200 g. 14. III. 1914.

4,00 Uhr p.m. Aseptisehe Exstirpation beider Groghirnhemisph~ren.

14. III. 1914. Das Tier ganz taunter. 50 Respirationen pro Minute. 11,00 Uhr a.m. 0~5 g Chloralhydrat pro Kilogra~nm per os mittels

8ehlundsonde. 11,20 Uhr a.m. Sehlaft in Seitenlage. Kornealreflex noeh vor-

handen. 11,40 Uhr a.m. KorneMreflex abgestumpft, reagiert nur wenig auf

miigiges Kneifen der Ohrspitze, richter bei starkem Kneifen des 0hres den Kopf aufi R. ~ 34 pro Minute.

Untersuehungen an grol3hirnlosen Kaninehen. 219

11,45 Uhr a.m. Injektion yon 0,04 g fl-Tetrahydronaphthylamin in die Ohrvene.

Das Tier erwaeht sofort unter Schreien, ist unruhig~ die Pupillen sind erweitert. Der Kopf nach riiekwiirts gestreekt~ es besteht 5~acken- steifigkelt. R. ~ 90 pro Minute.

11,51 Uhr a.m. Steifigkeit ganz gesehwunden. 11,53 Uhr a. In. Das Tier versueht den Kopf aufzurichten, kann

sieh aber sitzend nieht erhalten. 12,00 Uhr. Das Tier rielitet sich spontan auf. R. ~ 51 pro Minute. 12~15 Uhr p.m. Wieder sehliifrig. 12,25 Uhr p.m. Wieder eingesehlafen. Kornealreflex abgestumpft:

reagiert nur wenig auf Kneifen der Ohrspitze. 12:45 Uhr p.m. R. ~--- 35 pro Minute. 1,20 Uhr p. In. Intraveniise Injektion yon 0~04 g fl-Tetrahyflro-

naphthylamin. 'Tod naeh wenigen Minuten.

23. III. 1914. 6~00 Uhr

24. lII. 1914. 10,00 Uhr 10,10 Uhr

Sehlundsonde. 10,25 Uhr 10,40 Uhr

reagiert wenig 11,00 Uhr

vene injiziert.

Kaninehen ~Tr. 49, 1750 g.

p .m. Aseptisehe Exstirpation beider Gro~hirnhemisphiiren. Tier setlr taunter. a .m. R. ~ 58 pro Minute. a .m. 0~5 g Chloralhydrat pro Kilogramm per os mittels

a .m. SehlS.frigkeit, Kornealreflex lebh~ff. a.m. Gut eingeschlafen. Kornealreflex abgestumpff,

auf starkes Kneifen der Ohrspitze. a .m. fl-Tetrahydronaphthylaminehlorhydrat in die Ohr-

Das Tier wird sofort unruhlg, versueht umherzulaufen. sind weir, es besteht Opisthotonus.

11:09 Uhr a.m. Die Naekensteifigkeit versehwindet. Minute.

11,30 Uhr a.m. Das Tier seheint waeh zu seln. 11,50 Uhr a.m. Das Tier in ruhig sitzeuder Stellung, schl~ft nieht

wleder ein,

Die Pupillen

R.---~ 96 pro

IL Coffeinum natrio-benzoicum.

Kaninchen Hr. 21, 1600 g.

26. III. 1914. Aseptisehe Exstirpation beider Gro/~hirnhemisph~Lren.

27. III. 1914. Das Tier munter~ keinerlei Zwangsbewegungen. 10,00 Uhr a.m. Rektaltemperatur 40,5 ~ C, R. ~-48--55proMinute. 10,20 Uhr a.m. 0,5 g p. k. Chloralhydrat per os mittels Sehlundso~de. 10,50 Uhr a.m. Fest eingeschlafen. Kornealreflex abgestumpft,

wenig Reaktion auf Kneifen der Ohrspitze. R. ~ 40 pro Minute. 11,10 Uhr a.m. 0,09gCoffein. natrio-benzoie, in dieOhrvene injlziert.

Arehiv fi experiment, ~2ath. u. Pha1"mak~L l~d. 78. 15

220 XII. SUKETAK& ~ORITA.

Das Tier versueht zweimal den Kopf zu erheben. Pupillen etwas erweitert. Kornealreilex ein wenig deutlieher. Doeh sehlifft das Tier in Seitenlage weiter. R. ~ 45 pro Minute.

l l ,25"Uhr a .m. Wieder fest eingesehlafen 7 wie vet der Injektion. 11,30 Uhr a .m. Injektion yon 0~03 g /~-Tetrahydronaphthylamin-

ehlorhydrat in die 0hrvene. Sofort Opisthotonus; das Tier versueht mehrmals den Kopf zu er-

heben. R. ~-- 60- -75 pro Minute. Kornea viel empfindlieher. Pupillen welt. 11~40 Uhr a .m. Das Tier riehtet zeitweise die vorderen Extremi-

ti~ten und den Kopf auf, die hlnteren Extremit~tten paretiseh. 11745 Uhr ~. m. Kopf aufgerichtet, das Tier sehlafsiiehtig. 11,50 Uhr a .m. idem. 12700 Uhr. Das Tier schlaft nieht m~hr, scheint nur noeh etwas

sehliffrig zu sein. Ahnlieh negativ verliefen zwei weitere Versueh% in denen Coffeiu

verwendet wnrde.

I I I . Coca inum h y d r o c h l o r i c u m .

11. III. 1914.

12. III. 1914. bewegungen.

10740 Uhr a. m. 10~45 Uhr a. m. 11725 Uhr a. m.

gestumpft~ das Tier R. ~ 41 pro Minute.

11~35 Uhr a. m.

Kaninehen iNr. 817 2200 g.

Aseptisehe Exstirpation beider Grol~hirnhemisphi~ren.

Das Tier taunter, ohne abnorme Haltung und ohne Zwangs-

R. ~- 57 pro Minute. 075 g p. k. Chloralhydrat mittels Sehlundsonde per os. Schl~tft in Seitenlage. Korneah'eflex sehr ab-

reagiert nur wenig auf Kneifen der 0hrspitze.

IDjektion von 0,018 g Coeainum hydroehlor, ia

1.1,38 Uhr a. m. 11741 Uhr a. m.

handen. 11~47 Uhr a. m. 11,49 Uhr a. m. 12 05 Uhr p. m. 12735 Uhr p. m.

die 0hrvene (Dauer der Injektion 11/2 Minuten). Geringe Steifigkeit im bTaeken und den Extremiti~ten, die naeh kurzer Zeit verschwindet.

Kornealreflex versehwunden. Tier in Seitenlage. Kornealreflex wieder vet-

Das Tier ist wieder eingesehlafen. Kornealreflex sehr abgestumpft. Das Tier schlifft fest. idem.

Im Laufe des ~aehmittags ist das Tier gestorben.

Kaninehen Hr. 57, 1900 g. 1. IV. 1914.

5700 Uhr p .m. Aseptisehe Exstirpation beider Grol~hirnhemisph~iren.

2. IV. 191~t. Das Tier in normaler Haltung, ruhig. 9,40 Uhr a .m. Rektaltemperatur ~ 35 ~ C. R. ~ 53 pro Minute.

10~00 Uhr a .m. 075g p. k. Chloralhydrat per os mittels Schlundsonde.

Untersuehungen an groi3hirnlosen Kaninchen. 221

10fi0 Uhr a .m. Gut eingesehlafen. Kornealreflex sehr abgestumpft. Geringe Reaktion auf Kneifen der 0hrspitze. R. = 39 pro Minute.

10.,50 Uhr a .m. Injektion yon 0,01 g Coeainum hydroehlor, in die 0hrvene.

Sofort geringe raseh vortibergehende lqaekenstarre. Kornealreflex versehwnnden.

10,59 Uhr a .m. Reflexe wieder vorhanden. R. ~--- 54 pro Minute. Das Tier in Seitenlage.

11,10 Uhr a .m. Tier sehl/~ft ruhig welter. 11~30 Uhr a .m. Injektion van 0:02 g Ephedrin. hydroehlor, in die

0hrvene. Das Tier erwaeht sofort i versucht sich aufzuriehten and Kopf and

Vorderbeine zu erheben. 11,40 Uhr a .m. Kann bereits den K6rper in normaler Lage halten~

seheint aber matt und kraftlos. 11,50 Uhr a .m. Sitzt ruhig in normaler Haltnng, sehlifft nieht welter.

IV. Ephedrinum hydrochloricum.

Kaninehen l~r. 8, 1600 g. 26. III. 1914.

5,30 Uhr p .m. Aseptisehe Exstirpation bekler Grol]hirnhemisph/iren.

27. III. 1914. Tier ganz taunter. Keine St(irung in Haltung oder Be- wegung. Rektaltemperatur ~ 40:5 ~ C.

28. III. 1914. 10:15 Uhr a. m. _ Rektaltemperatur ~- 40~3 ~ C. R. = 60- -65 pro

Minute. 10,30 Uhr a .m. 0,5 g p. k. Chloralhydrat mittelsSchlundsonde per os. 11,10 Uhr a .m. Gut eingesehlafen. Kornealreflex sehr abgesehw/teht.

Wenig Reaktion auf Kneifen der Ohrspitze. R. ~ 47 pro Minute. 11,20 Uhr a .m. Injektion yon 0702 g Ephedrin. hydroehlor, in die

Ohrvene. Das Tier erwaeht sofort, erhebt Kopf and vordere Extremit~ten.

Die ttinterbeine' bleiben noch in Seitenlage liegen. Pupillen erweitert. R. ~ 62 pro Minute.

11,30 a .m. Das Tier ist waeh. Kopf and Vorderbeine werdea normal gehalten. HinterkSrper noeh in Seitenlage.

1. IV. 1914. 5,00 Uhr p. m.

2. IV. 1914. 9,15 Uhr a. m. 9,40 Uhr a. m.

Schlundsonde. 10,35 Uhr a. m.

Kaninchen Iqr. 79, 2750 g.

Aseptisehe Exstirpation beider Grofihirnhemisph/~ren.

Das Tier ganz taunter. R. = 48 pro Minute. 0,5 g Chloralhydrat pro Kilogramm per os~ mittels

Kornealreflex sehr abgestumpft. Das Tier sehl/tft, reagiert nur wenig auf Kneifen der 0hrspitze.

15"

222 XII. SUKETAKA ~[ORITA.

10,40 Uhr a . m . Injektion yon 0,03 g Ephedrin. hydroehlor, in die Ohrvene.

Das Tier erwaeht sofort~ erheb~ Kopf nnd Vorderbeine. Der Hinter- k6rper verharrt noeh in Seitenlage.

10,50 Uhr a . m . Das Tier ist waeh, lagt sich nicht mehr auf die Seite legen.

11,00 Uhr a . m . Es sehl~tft nieht mehr nnd sitzt in normaler Haltung.

Zusamm enf~ssttng.

Von den nntersnchten vier Substanzen: fi-Tetrahydronaphthylamin, Ephedrin, Coffeinum natrio-benzoieum und Kokain erwiesen sich nur dio zwei erstgenannten - - Ephedrin abet welt mehr als fl-Tetra- hydr0naphthy lamin- als imstande einen nicht zu tiefen Chloral- sehlaf (0,5 g pro Kilogramm Tier) bei gro[~hirnhemisph~,trenloscn Tieren zu durchbreehen und die Tiere zu erweeken. Der Angriffspnnkt dieser beiden KSrper mug demnach snbkortikal gelegen sein. Da- gegcn versagte Kokain, welches normale Tiere aus Chloralschlaf zu erwecken vermag (Airila) vSllig bei den ihrer Groghirnhemisphi~ren beraubten Tieren. Daraus muB geschlossen werden, dab die er- regende Wirkung des Kokains rein kortikalen Sitz hat, was im gnten Einklange steht mit den bekannten Wirkungen des Kokains anf die Psyche.

In analoger Weise versagte Coffein bei den Kaninehen ohne Groghirnhemisphiiren, wi~hrend normale Kaninehen dutch Coffein aus leiehter Chloralnarkose erweckt werden kSnnen (Airila).

Literatar. 1. Archives Internation~les de Pharmacodynamie et de Th~rapie Vol. XXIII,

S. 453, 1913. - - 2. Archly f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 23, S. 205, 1887. - - 3. Grund- rib der Pharmakologie, Leipzig 1906, S. 260. - - 4. Archly f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 9, S. 31, 1878. - - 5. Ebendu Bd. 30, S. 39, 1892.