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60 zenabsud chlor-, jod- und bromhiiltig werden, erweisen sich sehr heilsam bei Skrophelnkrankheiten.- Im Kloster des heil. Minas a.uf der Insel Paros befindet sich eine Juglans regia, deren Frtichte kleiner sind als die gewiihnlichen Ntisse nnd deren sehr donne Sehalen sich ganz durchliichert und zerschlitzt bilden. Will man eine solche 1Nuss zum Keimen bringen, so muss man sie in Baum- wolle oder ein Sttickchen Tuch gehtfilt in die Erde legen, damit die Feuchligkeit auf sie langsamer einwirken k5nne. Ohne den Ge- brauch dieser Massregel verfault sie stets im Boden. -- Die Rinde yon Ailanthus glandulosa zeigt sieh sehr wirksam gegen den Band- wurm. Ich habe sehon bei vielen Leuten dieses Mittel mit dem besten Erfolge versucht. -- Es gibt bei uns eine Morus-Art, deren wohlschmeckende Frtichte vom Safte strotzen, aber Finger und Lippen so nachh~ltig rolhblau fiirben, dass man es vorzieht, sie nieht zu geniessen; obwoh| sie sehr ktihlend sind. Sonderbar ist es, (lass die Bliitter des Baumes auch das einzige Mittel bieten, die Farbe zu entfernen, welche augenblicklich verschwindet, wo sie in Bertihrung mit dem Safte dieser Bliitter gebracht wird. -- Aus den gerSsteten Knollen der Asphodelus bereiten die Orientalen eine dextrinh~iltige Substanz~ die yon Schuhmachern, Buchbindern u. a. als Kleister verwend'et wird. Der frische Saft dieser Knollen abet wird vom Volke in Form yon Einreibungen gegen mancherlei Haut- krankheiten gebraucht. F Cony~a squarrosa kommt in Griechen- land a[lenthalben vor und man bentitzt die Pfianze zum Fange yon F10hen und Mticken, die an ihrer klebrigen Oberfi~che hfingen blei- ben. Auf Kreta wird die Pfianze als letztes Mittel gegen t~phSse Fieber angewendet. Zu diesem Zwecke ~ird das Bert des Kranken mit derselben bestreuet und er selbst mit ihr vollkommen bedeckt. Landerer. Versammlung deutscher Naturforseher und Aerzte. Die 41. Versammhmg deutscher Naturtorscher land in Frank- furt a. M. vom i9. his zum 54. Septemberv.J. start. In der Sektion far Botanik kamen nachfolgende Gegenst~nde zur Verhandlung: In der Sitzung am i9. Sept. unter dem Vorsitze yon J. D. Wetterhan wies Pollender, gesttitzt auf den Briefwechsel zwi- schen Malpighi und H. Oidenburg, welcher bei dem Erscheinen yon Malpighi's ,Anatomes plant~rum idea ~' Sekretiir der Royal Society war, die Selbststiindigkeit der Forschungen yon Grew neben denen M alpigh i's ausftihrlich nach und gab sodann einige Bemerkungen tiber seine neueste Arbeit ,tiber das Entstehen und die Bildung der kreisrunden 0effnungen,in der iiusseren Haut

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zenabsud chlor-, jod- und bromhiiltig werden, erweisen sich sehr heilsam bei Skrophe lnkrankhe i ten . - Im Kloster des heil. Minas a.uf der Insel Paros befindet sich eine Juglans regia, deren Frtichte kleiner sind als die gewiihnlichen Ntisse nnd deren sehr donne Sehalen sich ganz durchliichert und zerschlitzt bilden. Will man eine solche 1Nuss zum Keimen bringen, so muss man sie in Baum- wolle oder e i n Sttickchen Tuch gehtfilt in die Erde legen, damit die Feuchligkeit auf sie langsamer einwirken k5nne. Ohne den Ge- brauch dieser Massregel verfault sie stets im Boden. - - Die Rinde yon Ailanthus glandulosa zeigt sieh sehr wirksam gegen den Band- wurm. Ich habe sehon bei vielen Leuten dieses Mittel mit dem besten Erfolge versucht. - - Es gibt bei uns eine Morus-Art, deren wohlschmeckende Frtichte vom Safte strotzen, aber Finger und Lippen so nachh~ltig rolhblau fiirben, dass man es vorzieht, sie nieht zu geniessen; obwoh| sie sehr ktihlend sind. Sonderbar ist es, (lass die Bliitter des Baumes auch das einzige Mittel bieten, die Farbe zu entfernen, welche augenblicklich verschwindet, wo sie in Bertihrung mit dem Safte dieser Bliitter gebracht wird. - - Aus den gerSsteten Knollen der Asphodelus bereiten die Orientalen eine dextrinh~iltige Substanz~ die yon Schuhmachern, Buchbindern u. a. als Kleister verwend'et wird. Der frische Saft dieser Knollen abet wird vom Volke in Form yon Einreibungen gegen mancherlei Haut- krankheiten gebraucht. F Cony~a squarrosa kommt in Griechen- land a[lenthalben vor und man bentitzt die Pfianze zum Fange yon F10hen und Mticken, die an ihrer klebrigen Oberfi~che hfingen blei- ben. Auf Kreta wird die Pfianze als letztes Mittel gegen t~phSse Fieber angewendet. Zu diesem Zwecke ~ird das Bert des Kranken mit derselben bestreuet und er selbst mit ihr vollkommen bedeckt.

L a n d e r e r .

Versammlung deutscher Naturforseher und Aerzte.

Die 41. Versammhmg deutscher Naturtorscher land in Frank- furt a . M. vom i9. his zum 54. Septemberv.J . start. In der Sektion far Botanik kamen nachfolgende Gegenst~nde zur Verhandlung:

In der Sitzung am i9 . Sept. unter dem Vorsitze yon J. D. W e t t e r h a n wies P o l l e n d e r , gesttitzt auf den Briefwechsel zwi- schen M a l p i g h i und H. O i d e n b u r g , welcher bei dem Erscheinen yon M a l p i g h i ' s ,Anatomes plant~rum idea ~' Sekretiir der Royal Society war, die Selbststiindigkeit der Forschungen yon G r e w neben denen M a l p i g h i ' s ausftihrlich nach und gab sodann einige Bemerkungen tiber seine neueste Arbeit , t iber das Entstehen und die Bildung der kreisrunden 0effnungen,in der iiusseren Haut

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des Bliithenstaubes. ~ - - H i l d e b r a n d sprach fiber den Einfluss der Bas/artirung auf die Fruchtbildung. N e u b e r t bemerkte, dass die Bastartfruchtbildung nur zwischen schon hybridisirten Arten bekannt sei. K a n i t z erw'/ihnte einer Bastartfruchtbildung zwischen Lycopersicum esculentum und Cap:icum annuum. -- Hild eb r and zeigte einen 15j~ihrigen yon Geisblaltranken umschlungenen und diese iiberwallenden Birkenstamm vor. Der untere Theil des tiberwallten Stammstiickes vom Geisblatte hatte 9, der mittlere 4 und der obere 6 Jahresringe. F l e i s c h e r erwahnte ein fihnliches Vorkommen an Eschen. - - - H i l d e b r a n d sprach fiber die Pollinien der Asclepia- deen. Die Pollenscht~iuche entwickeln sich nur aus bestimmten Re- gionen, am scharfen Winkel dos am Triiger haftenden Polliniums. Das am Fusse eines Insektes hiingende Pollinium wird spiiter so gewendet, dass diese Stellen der NarbenflLiehe beim Abstreifen yore Insektenfusse zugekehrt werden, Derselbe besprach ferner Achhja racemosa Hild., Syzygites ampelinos Hild. und S. echi- nocarpus H i l d . - Ba i l besprach den Zusammenhang zwischen Empusa I~luscae und ~Iucor racemosus. Im Wasser schwimmende Fliegen lassen nicht Empusa sonder Achlya entstehen. Saprolegnia und Achyla sind nicht zu trennen. Fliegen, welche auf feuchtem Moose liegen~ erzeugen neben Empusa auch Mueor racemosus. Auch Raupen werden dutch Empusa geti~dtet. Raupen von Noctua piniperda verheerten bei Danzig 22.000 Morgen yon Wfildern, sie wurden fast gfinzlich dutch Empusa wieder vernichtet. Aus der ,an den Puppen vorkommenden Pilzbildung entstand durch Cultur ein neuer Mucor (Rhi~opus), auch Zygosporenpfianzen, sowie Pfifinz- cben zweier Cephalosporiumarten wurden erzogen. - - H o f f m a n n erwiihnte~ dass es ihm gelungen sei aus Mucor zu erziehen Aehlya, indem er erstere auf Fischschuppen tibertrug. Unter Wasser bilde sich Saprolegnia, an der Luft aber Jlucor. - - W e t t e r h a n theilte mit, dass Barkhausia setosa, welche i865 bei Frankfurt an cinem einzigen Standorte nur sehr spiirlich vorgekommen sei, im nfichsten Jahre in reichlicher Menge aufgetreten sei.

In der zweiten Sitzung am 20. Sept. unter dem Vorsitze yon Prof. H o f f m a n n , theilte Thorn6 seine Untersucbungen der Reis- wassersttihle mit, in welchen er eine neue Fadenpilzform, Cylin- drotaenium, nebst Baclerien vorfand. Jener Fadenpilz unterscheidot sich yon Oidium durch die succedane Abschnfirrung der Sporen. H a l l i e r land neben dieser Form noch eine zweite Fruktifikation, eine mit Sporen erffillte Blase, welche er zu Urocystis zieht. Frische dem Epithel der Zunge entnommene Zellen werden nun, mit Bac- terien zuammengebracht, sichllich schneller desorganisirt, Solche inficirte Zellen des Epithelgewebes der Zunge gleichen in ihrem Zustande vollst;indig den in dem Darm der Cholerakranken sich vorfindenden Epitbelzellen. Die den Darmzellen anhaftenden Kiir- perchen stimmen mit den in den Reiswassersttthlen befindlichen Bacterien fiberein. Desinficirung wird durch Eisenvitriol leichter herbeigeftihrt, als durch Cblorkaik, am leichteslen aber durch Mi-

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neralsiiuren: Prof. H o f f m a n n selzte seine Bedenken fiber das Vorgetragene auseinander. Die Bacterien selbst kSnnen keine Zer- setzung hervorrufen~ sie setzen schon eine gersetzung voraus. Es gebe keine specifischen Cholerapilze, so wie keine specifischen G~ihrungspilze existiren, viehnehr allverbreitete Schimmelpilze, je nach den Bedingungen, die einzelne Gahrungsformen veranlassen. So erkl/irte er auch die vermeintlichen Cholerapilze ffir Formen yon Bactr Oidium~ Mucor, Penicillium. Prof. P e t t e n k o f e r wies darauf hin t dass Contagiositat des Cholerakeimes keine direkt wirkende set. Sie werde vielmehr bedingt yon der Mitwirkung des Bodens, in welehen die Cho]erasttihle gelangen, dann yon der Jah- reszeit. Bet botanischen Unlersuchungen fiber die Cholerakeime sind daher die Bodenverhfiltnisse zu verschiedenen Zeiten des Jahres zu beobachten.

In der drilten Silzung ant 21. Sept. unter dem Vorsitze des Dr. H a s s k a r l besprach W o r o n i n eine eigenthfimliche Entwicke- lungsweise ether neuen Pyrenomyceten-Gattung Sordaria~ welche 3 Fruktifikationsformen besitzt. - - Bai l bespraeh seine neuere Arbeiten fiber Gfihrungspilze. Die Here stelle keinen eigenthfim- ichen Pilz dar t sondern sie entstehe durch Keimunff der Sporen

bekannter Pilze in der Maische. - - N f l l n e r gedaehte der Ent- wickelung grfinen organischen Schlammes unter Umstfinden~ die ibm ffir eine Generatio spontanea zu sprechen seheinen; ferner seiner Untersuchungen fiber den Einfiuss farbigen, besonders griincn Lichtes auf die En|wickelung der Laubmonse: ferner der Bestim- mung der Moosspecies nach den Bliittern vermittelst des polari- sirten Lichles, endlich der Bildung des Salpeters, seiner Aufnahme aus dam Bodcn und seines Wiederzerfalls in der Pflanze. Letzterer set der Einwirkung des Sonnenlichtes zuzuschreiben, da Salpeterkry- stalle sich besonders in dem Lichte nicht ausgesetzten Pflanzentheilen finden. - - Oh le r zeigte St0cke yon Cissus discolor mit sich vom Lichte abwendenden Ranken; ein Beispiel yon negativem Heliotropismus.

In der vierten Sitzung, den 23. Sept. unter dem Vorsitze yon Prof. W i g a n d besprach W e t t e r h a n eine abnorme Bildung yon Salvia pratznsis~ welche sich seit 5 Jahren sowohl im Freien als in den Garten versetzt konstant erhfilt. - - H a s s k a r l theilte eine Untersuchung der Grasblfithe yon Dr. S c h e n k mit. Letzlerem ist es gelungen, in ether Grasbltithe neben den 2 bekanaten Lodiculae noch 2 kleinere derartige Bildungen aufzufiaden. Ibm scheint die Grasblfithe aus einer Anzahl alternirender, auf ungleicher H0he um den Fruchtknoten stehender, zweigliederiger Virtel zusammenge- setzt, mimlich: 1. Kreis glumae, 2. paleae, 3. und 4. Lodiculae und 5. Kreis Staubblatter. Die I)reizahl der Staubf~iden entsteht nach ihm dadurch, dass bet einem 2 gliederigen Kreise 3 nerviger

Bl~itter yon dem einen Blatte nur die Miltelrippe, yon dent andern aber die 2 Seitennerven zur Antherenbildung kommen. Bet Bam- busa gelangen alle 6 Nerven der 2 Blatter des Staubblatlkreises zur Entwiekelung. Prof. W i g a n d bemerkt% dass er die palea in-

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ferior far ein Deckblatt, die palea superior fiir ein am Bltithensliel befindliches Vorblatt halte. Nach ihm ist die Blfithe nackt, die Vir- telbildung beginnt erst mit den Staubfiiden. Die Entwickelungsge- schichte l~isst die Lodicnlae nur als Anhiingsel der palea superior erkennen.

Personalnotizen. - - D r . 51"itschke ist zum ausserordentlichen Professor der

Botanik an der philosophischen Akademie zu Miinster ernannt worden. - - Dr. A. M. Z u m a g l i g n i starb am i4, November in Biella

in P i e m o n t . Dora. B i l i m e k hat sich nach Miramare begeben, um dorten

als Direktor die kais. Mexik. naturhistorischen Sammlungen zu bewahren.

Vereine, Gesellschaften, Anstalten.

- - In der Sitzung der z o o l . bo t . G e s e l l s c h a f t am 4. De- cember berichtct Prof. S i m o n y fiber eine bei Hallstadt auf der Klausalpe in der Hi, he yon 2000' vorkommende H~inge- oder Scbnfirl- fichte, Pinus abies ~. viminalis W h lnb g. Diese im mittleren Schweden an einzelnen Orten ,r und dort schon fiber iO0 Jahre bekannte Fichte unlerscheidet sich yon den Verwandten dutch die verhiiltnissmiissig dfinnen, hfingenden, nackten und nur an den Spitzen belaubten Aeste und Zweige, und durch den tetragonalen Quer- schnitt der Nadeln. In Milteleuropa sind bisher nur wenige Standorte bekannt. Ein solcher ist in der NiChe des Badeortes S c h m e k s in Oberungarn; im Wiener botan. Garten befindet sich ein etwa iO Jahre altes Exemplar. E. H a c k e l bemerkt, dass eine H~ingefichtc auch in der sfichsischen Schweiz, und R. v. F r a u e n f e l d , dass eine solche im Parke yon Lilienfcld vorkomme. - - Dr. R e u s s

jun. berichtet tiber die Ergebnisse seiner im verfiossenen Frfihjahre un!ernommenen Exkursion in Istrien und auf den quarnerischen Inseln. - - R. v. F r a u e n f e l d theilt mit, dass in Folge der in der letzten Sitzung mitgelheilten Forschungen des Custos Dr. H. W. R e i - c h a r d t fiber das Haus, in walchem K. C l u s i u s wfihrend seines Aufenthaltes in Wien wohnte, der Aussehuss beschlossen babe, auf dem Hause Nr. 10 in der Wollzeile eine Gedenktafel zu errichteh, deren Kosten dutch eine Subskription unter den Geselischaftsmit- gliedern gedeckt warden soIlen. - - Dr. H. W. R ei c h ar d t berichtet fiber einen zweiten Standort des Scolopet, drium vulgare auf dem Geisberge bei Wien~ und tiber das Vorkommen yon Szmpervivum