3
720 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 18. JAHRGANG. Nr. 20 2o, MAI 1939 geschfittet wfirde. Das Blur kann dann auf Anforderung van diesem Zentrum aus in verschiedene Stadtteile versandt wer- den oder auch anderswohin, ja auch in weitentfernte Gegen- den, mit den schnellsten (Flugzeug) Mitteln. Jeder Arzt mfiBte das yon ihm gewfinschte Blut wie ein anderes Medi- kament anfordern k6nnen. Der groBe Nutzen des konservierten ]3lutes ist auch in Kriegszeiten klar erwiesen worden. Der Krieg in Spanien hat die Unersetzlichkeit des konservierten Blutes gezeigt, hat seine Verwendung endgtiltig eingeffihrt (JAxNx~'~Y u. a.). Es ist viel praktischer, das Btut ein paar Tage vorher in Ruhe und in rtickw~rtiger Stellung zu sammeln, und zwar van verschiedenen Spendern, anch yon der Zivilbev61kerung, undes dann an die Front zu senden und dort je naeh ]3e- dfirfnis an die einzelnen Abschnitte zu verteilen. Ftir diesen Zweek sind die Brauchbarkeit unserer L6sung, ihre Vorzfige, die Einfachheit und das Praktische dieser Blut- konservierungsmef~ode so einleuchtend, dab ich nichts wMter dazu zu. sagen brauche. Ihre Uberlegenheit fiber andere Kon- servierungsmethoden und andere Anfikoagulantien liegt eben- fails Mar zutage. Es wird nun dartiber hinaus erlaubt sein, die bisher leider nur spgrlich getibte wcthre und eigentliehe H~motherapie auf viele Leiden auszudehnen. Zusctmmen]assung. Es wird eine neue Methode zur Blnt- konser~erung beschrieben. Ausgehend yon der Beabachtung, dab das mit Thiosulfat vermischte Blur viele ];age lang in bestem Konservierungs- zustande bleibt, und auf Grund der Minischen Erfahrung, dab das in der Therapie viel gebrauchte Thiosulfat ein de- sensibilisieren~tes antiallergisches l~'Iittel ist, wird eine neue antikoagulierende L6sung (Novotrans) angewandt. Sie ist besser und geeigneter Ms frtiher h~tufig gebrauchte L6sungen. Mit dieser L6sung wird die Transfusion vereinfacht und ausgezeichnet vertragen. 7,5 ccm der L6sung k6nnen Ion ccm Blur fiber einen Mortar lang konservieren. ]3el unmittelbarer Verwendung oder einem Zeitraum yon wenigen Stunden stabilisieren 7,5 ccm der L6sung auch 125--15 ~ ccm Blur. Es wurden 45 ~ Transfusionen -- einzeln oder wiederholt mit Blutmengen yon lOO--5oo ccm -- bet versehiedenen internen, chirurgisehen, geburtshilflichen F~llen mit Blur ausgeftihrt, das meist seit 1--2 Wochen konserviert war. Die ~Iethode ergab vollkommene Vertr~glichkeit und biologische \u Es wurden auch Transfusionen mit 6a--62 Tage altem Blute ausgeffihrt. Die Technik der Blut- entnahme, Konservierung und Transfusion ist sehr einfach und dadurch auf eine gew6hnliche intraven6se Einspritzung zurtickgefiihrt. tn 92 % der F~lle hatten wir nicht die geringste %V~rme- reaktion. -- Die 8 % W~rmereaktionen waren meist leicht. -- Bis heute sind etwa hundertsechzig Liter ]Nut konserxdert wor- den, davon 12o bereits transfundiert. -- 3/lit dieser Methode sind auch h~ufig ambulanterweise Transfusionen gemacht worden. Zur Vorbeugung yon Zwischenf~tllen wird emp- fohlen : I. Blur nfichtern zu sammeln, 2. die Transfusion beim Ntichternen auszuffihren, 3. Transfusion mit Blur derselben Gruppe, 4- evtl. Gebrauch yon Ephetonin, Sympathol oder Adrenalin-Coffein u. ~. Ftir Friedens- und Kriegsdienst wird die Einrichtnng yon ,,H~motheken" angeregt, die nach der beschriebenen i VIethode konserviertes Btut enthalten. Literatur: 1 CORgLLI, Policlinico Sez. Prat. Nr 38 (1938). -- LUMI~RE ]~ SONNXRY, C. r. Soc. Biol. Paris ~II, 39t (1932). VERSUCHE LtBER DIE BACTERICIDIE DES VETRENS. Won HERIvIANN ]~HLERT, Assistent der Klinik. .~us der ChirurgisehenUniversit~ts-Kti~k Mfinchen (Direktor: ProL Dr. MAGNUS). Im Jahre 1918 entdeckte HOWELL in der inenschlichen Leber einen Stoff, den er Heparin nannte und dessert hervor- ragendste Eigenschaft es ist, das Blur ftir mehrere Stunden ungerinnbar zu machen. Diese Substanz wurde in gereinigtem Zustand yon der Firma Promonta, Hamburg, unter dem Namen ,,Vetren" in den Handel gebracht. Auch Hirudin hat gut das Blur dieselbe \Virkung, nur konnte es wegen des verh~Itnism~Big hohen Preises nicht in die Allgemeinpraxis eindringen. So zog man es vielfach var, bet Erkrankungen, bet denen es angebracht erschien die Ge- rinnbarkeit zu verlangsamen, Blutegel anzusetzen, was je- doch wiederum vieten Kranken auBerordentlich unangenehm war. Um Blur ftir Transfusionen ungerinnbar zu machen, hat man sich der verschiedensten L6sungen bedient, ohne zu einem eindeutigen Erfolg zu gelangen. Das Hirudin mugte auch bier wegen seines hohen Preises ausscheiden. Lira so mehr wurde das Erscheinen des Heparinpr~parates be- grtiBt. Anch an unserer Klinik wurden Transfusionen mit Zusatz yon Vetren gemacht, tiber deren Erfolge an anderer Stelle ausffihrlich berichtet werden wird. Meine Aufgabe war es nun zu prtifen, ob dureh den Zu- satz dieses Mittels eine Ver~nderung der bactericiden Wirkung des Normalblutes eintritt und wie stark diese Ver~nde- rung ist. ~r verwendeten zu diesen Versuchen einen Stature yon Sta- phylococcus haemolyticus, der uns freundlicherweise yore Bakterio- logischen Institut zur Verffigung gestellt wurde und impiten t~glich in frisch bereitete Traubenzuckerbouillon fiber. Verwendet wurde framer die 24 Stnnden alte Kultur. Bet den ersten Versuchen wurde in physiologischer Kochsalz- 16sung eine geringe Menge, n~flich o,2 ccm Kultur in 3 ccm eln- gebracht und dazu die verschieden vorbehandelten Blutarten, die framer in einem Versuch vom selben Menschen stammten, hinzu- gesetzt. ]~s wurden zu 5 ccm frisch entnommenem Btut o,5 cem Ventren, zu 5 ccm Blur o,5 ccm Natrium citricum hinzugeffigt und bei der 3. Reihe etwa io ccm Blut defibriniert und davon 5 ccm einwandfrei fli~ssiges Blur verwendet. Die drei sterilen Get,Be ,,V" : Vetren, ,,Nc": Natrium citricum und ,,D": defibriniert, wurden zun~chst 2 Stunden in den Brutschrank yon 37 ~ gebracht. Nach dieser Zeit wurden dann die verschiedenen L6sungen mit flflssigem Traubenzuckeragax vermiseht, der eine Temperatur yon 49 ~ hatte, und Platten gegossen. Bet dieser Technik fiel zun~chst auf, dab die mit Vetren und die mit Natrium citricum versetzten Blutproben dunkelrot waren, w~hrend das defibrinierte Blur v6tlig hellrot blieb. Auch w~hrend der Einwirkungszeit der Blutproben auf das Bakteriengemisch, ver~nderte sich die Farbe nicht. Alle 3 Proben blieben flfissig. 24 Stunden nach dem Giet3en waxen alle 3 Platten vollkommen fiber~achert, wobei a11erdings die PIatte, die mit dem defibrinierten Blur hergestellt worden war, dunkelbraun, die beiden anderen hellrot geblieben waxen. Daxaus ergab sich, dab die Bakterienmenge zu groB war. In- folgedessen wurde die 13akterienmenge auf o,o 5 ccm herabgesetzt. Zu jeden o,o 5 ccm Bakterienmenge kamen Mederum 3 ccm physio- logische Kochsalzi6sung und zu jeder dieser L6sungen wurden 5 ccm ]31ut, das wie oben behandelt worden war, hinzugefiigt. Auch hier betrug die Einwirkungszeit des Blutes auf die Bakterien ira Brut- schrank 2 Stunden, nach welcher Zeit die Platten hergestellt wurden. Nach 24 Stunden waxen die Platten mit Yetrenzusatz und mit Zusatz yon Natri~m citricum noch v611ig steril, w~hrend sich auf der Platte mit defibriniertem Blur 25 ~ Kolonien zeigten. Nach 48 Stunden jedoch waren alle Platten gleichm~13ig stark be- wachsen, und zwar sehr stark. Nach verschiedentlicher Wieder- holung dieser Versuchsanordnung zogen wir den Schlul3, dab der Vetren- oder Natrium citricum-Zusatz die Entwicklung des Wachs- turns der Staphylokokken hemmt. Darauf wurde die Methode so abgewandelt, dab die Dauer der Einwirkung im Brutschrazlk auf nurt Stunde herab- gesetzt wurde. Dabei ergab sieh, dab nach 2 4 Stunden alle Platten stark tiberwuchert waren. %Vir verdfinnten dann die zu verwendende 13akterienl6sung noch st~trker. Es wurden zu 5 ccm physiologiseher KochsalzI6sung eine Platin6se der 2 4 Stunden Mten Bouillonkultur geimpft und yon dieser L6sung wurde nut je ein Tropfen den einzelnen BlutsehNehen zugesetzt. Sodann verarbeiteten wit die L6sungen nach der Ein- wirkungszeit im Brutschrank geteilt, d.h. wit vermischten jeden SchXtcheninhalt mit so viel Traubenzuckeragax, dab wit yon jeden 5 ccm Blur zwei Platten gieBen konnten, muBten natfirlich nachher im Resultat die Anzahl der Kolonien dieser beiden Platten addieren.

Versuche über die Bactericidie des Vetrens

Embed Size (px)

Citation preview

720 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 20 2o, MAI 1939

geschf i t t e t wfirde. Das Blu r k a n n d a n n auf A n f o r d e r u n g v a n d i e sem Z e n t r u m aus in v e r s c h i e d e n e S t a d t t e i l e v e r s a n d t wer- d e n ode r a u c h ande r s w oh i n , ja a u c h in w e i t e n t f e r n t e Gegen- den, m i t den s chne l l s t en (Flugzeug) Mi t te ln . J e d e r A r z t mfiBte da s y o n i h m gewf insch te B l u t wie e in a n d e r e s Medi- k a m e n t a n f o r d e r n k 6 n n e n .

De r groBe N u t z e n des k o n s e r v i e r t e n ]3lutes i s t a u c h in Kr iegsze i t en k la r e rwiesen worden . D e r Kr i eg in S p a n i e n h a t die U n e r s e t z l i c h k e i t des k o n s e r v i e r t e n Blu tes gezeigt, h a t se ine V e r w e n d u n g endgt i l t ig e ingef f ihr t (JAxNx~'~Y u. a.).

Es i s t v ie l p r ak t i s che r , das B t u t ein p a a r Tage v o r h e r in R u h e und in r t i ckw~r t ige r S te l lung zu s a m m e l n , u n d zwar v a n v e r s c h i e d e n e n Spende rn , a n c h y o n d e r Ziv i lbev61kerung, u n d e s d a n n a n die F r o n t zu s e n d e n u n d d o r t je n a e h ]3e- dfirfnis a n d ie e inze lnen A b s c h n i t t e zu ve r t e i l en .

Ft i r d iesen Zweek s ind die B r a u c h b a r k e i t u n s e r e r L6sung , ih re Vorzfige, die E i n f a c h h e i t u n d das P r a k t i s c h e d ieser B lu t - k o n s e r v i e r u n g s m e f ~ o d e so e in l euch tend , d a b ich n i c h t s wMter dazu zu. sagen b rauche . I h r e U b e r l e g e n h e i t f iber a n d e r e Kon- s e r v i e r u n g s m e t h o d e n u n d a n d e r e A n f i k o a g u l a n t i e n l iegt eben- fails Mar zu tage .

Es wi rd n u n d a r t i b e r h i n a u s e r l a u b t sein, die b i she r le ider n u r spgr l i ch ge t ib te wcthre und eigentliehe H~motherapie auf viele Le iden a u s z u d e h n e n .

Zusctmmen]assung. Es wird eine neue M e t h o d e zu r B l n t - k o n s e r ~ e r u n g besch r i eben .

A u s g e h e n d y o n de r B e a b a c h t u n g , d a b das m i t T h i o s u l f a t v e r m i s c h t e B l u r v ie le ] ;age l ang in b e s t e m K o n s e r v i e r u n g s - z u s t a n d e b le ib t , u n d au f G r u n d de r Min i schen E r f a h r u n g , d a b das in d e r T h e r a p i e viel g e b r a u c h t e T h i o s u l f a t ein de- sensibil isieren~tes an t ia l l e rg i sches l~'Iittel ist, wi rd e ine n e u e a n t i k o a g u l i e r e n d e L 6 s u n g (Novo t rans ) a n g e w a n d t . Sie i s t besse r und gee igne te r Ms f r t iher h~tufig g e b r a u c h t e L6sungen .

Mi t d ieser L 6 s u n g wird die T r a n s f u s i o n v e r e i n f a c h t und ausgeze i chne t v e r t r a g e n . 7,5 ccm de r L 6 s u n g k 6 n n e n Ion ccm B lu r f iber e inen Mortar l ang konse rv i e r en . ]3el u n m i t t e l b a r e r V e r w e n d u n g oder e inem Z e i t r a u m y o n wenigen S t u n d e n s t ab i l i s i e r en 7,5 ccm d e r L 6 s u n g a u c h 125- -15 ~ ccm Blur .

E s w u r d e n 45 ~ T r a n s f u s i o n e n - - e inzeln ode r w i e d e r h o l t m i t B l u t m e n g e n y o n lOO--5oo ccm - - bet v e r s e h i e d e n e n i n t e r n e n , ch i ru rg i sehen , gebu r t sh i l f l i chen F~l len m i t B l u r ausgef t ihr t , das m e i s t sei t 1 - -2 W o c h e n k o n s e r v i e r t war .

Die ~ Ie thode e rgab v o l l k o m m e n e Ver t r~g l i chke i t u n d b io logische \ u Es w u r d e n a u c h T r a n s f u s i o n e n mi t 6 a - - 6 2 Tage a l t e m B l u t e ausgef f ihr t . Die T e c h n i k de r B lu t - e n t n a h m e , K o n s e r v i e r u n g u n d T r a n s f u s i o n i s t s eh r e infach u n d d a d u r c h au f eine gew6hn l i che i n t r a v e n 6 s e E i n s p r i t z u n g zur t ickgef i ihr t .

t n 92 % d e r F~l le h a t t e n wir n i c h t die ge r ings t e %V~rme- r e a k t i o n . - - Die 8 % W ~ r m e r e a k t i o n e n w a r e n m e i s t le icht . - - Bis h e u t e s ind e t w a hundertsechzig L i t e r ]Nut konserxder t wor- den, d a v o n 12o be re i t s t r a n s f u n d i e r t . - - 3/lit d iese r M e t h o d e s ind a u c h h~uf ig a m b u l a n t e r w e i s e T r a n s f u s i o n e n g e m a c h t worden . Zu r V o r b e u g u n g y o n Zwischenf~tllen wi rd emp- foh len : I. B lu r n f i c h t e r n zu s ammeln , 2. die T r a n s f u s i o n b e i m N t i c h t e r n e n auszuff ihren , 3. T r a n s f u s i o n m i t B l u r de r se lben Gruppe , 4- evt l . G e b r a u c h y o n E p h e t o n i n , S y m p a t h o l ode r Adrena l in -Cof fe in u. ~.

F t i r F r i e d e n s - u n d K r i e g s d i e n s t wi rd die E i n r i c h t n n g y o n , , H ~ m o t h e k e n " angereg t , die n a c h de r b e s c h r i e b e n e n i VIethode k o n s e r v i e r t e s B t u t e n t h a l t e n .

L i t e r a t u r : 1 CORgLLI, Policlinico Sez. Prat . Nr 38 (1938). - - LUMI~RE ]~ SONNXRY, C. r. Soc. Biol. Paris ~II, 39t (1932).

VERSUCHE LtBER DIE BACTERICIDIE DES VETRENS.

W o n

HERIvIANN ]~HLERT, Assistent der Klinik.

.~us der Chirurgisehen Universit~ts-Kti~k Mfinchen (Direktor: ProL Dr. MAGNUS).

I m J a h r e 1918 e n t d e c k t e HOWELL in de r i nensch l i chen Lebe r e inen Stoff, d en er H e p a r i n n a n n t e u n d dessert h e r v o r -

r a g e n d s t e E i g e n s c h a f t es ist, das B l u r ftir meh re r e S t u n d e n u n g e r i n n b a r zu m a c h e n . Diese S u b s t a n z wurde in ge re in ig t em Z u s t a n d yon de r F i r m a P r o m o n t a , H a m b u r g , u n t e r d e m N a m e n , , V e t r e n " in d e n H a n d e l geb rach t .

A u c h H i r u d i n h a t g u t das B l u r d ieselbe \Vi rkung , n u r k o n n t e es wegen des verh~I tn i sm~Big h o h e n Preises n i c h t in die Al lgemeinprax i s e indr ingen . So zog m a n es v ie l fach va r , bet E r k r a n k u n g e n , bet d e n e n es a n g e b r a c h t e rschien die Ge- r i n n b a r k e i t zu v e r l a n g s a m e n , B lu tege l anzuse tzen , was je- doch w i e d e r u m v ie ten K r a n k e n auBero rden t l i ch u n a n g e n e h m w a r .

U m B l u r ftir T r a n s f u s i o n e n u n g e r i n n b a r zu machen , h a t m a n s ich de r v e r s c h i e d e n s t e n L 6 s u n g e n bed ien t , o h n e zu e inem e indeu t igen Er fo lg zu gelangen. Das H i r u d i n m u g t e auch bier wegen seines hohen Preises ausscheiden. Lira so mehr wurde das Erscheinen des Heparinpr~parates be- grtiBt.

A n c h a n unse r e r K l in ik w u r d e n T r a n s f u s i o n e n m i t Z u s a t z yon V e t r e n gemach t , t iber de ren Erfo lge an ande re r Stel le ausf f ihr l ich b e r i c h t e t werden wird.

Meine A u f g a b e wa r es n u n zu prt i fen, ob d u r e h d e n Zu- sa t z dieses Mit te ls eine V e r ~ n d e r u n g der bac t e r i c i den W i r k u n g des N o r m a l b l u t e s e i n t r i t t u n d wie s t a r k diese Ver~nde- r u n g ist .

~r verwendeten zu diesen Versuchen einen Stature yon Sta- phylococcus haemolyticus, der uns freundlicherweise yore Bakterio- logischen Ins t i tu t zur Verffigung gestellt wurde und impi ten t~glich in frisch bereitete Traubenzuckerbouillon fiber. Verwendet wurde framer die 24 Stnnden alte Kultur.

Bet den ersten Versuchen wurde in physiologischer Kochsalz- 16sung eine geringe Menge, n ~ f l i c h o,2 ccm Kul tu r in 3 ccm eln- gebracht und dazu die verschieden vorbehandel ten Blutar ten, die framer in einem Versuch vom selben Menschen stammten, hinzu- gesetzt. ]~s wurden zu 5 ccm frisch en tnommenem Btut o,5 cem Ventren, zu 5 ccm Blur o,5 ccm Natr ium citricum hinzugeffigt und bei der 3. Reihe etwa io ccm Blut defibriniert und davon 5 ccm einwandfrei fli~ssiges Blur verwendet. Die drei sterilen Get,Be ,,V" : Vetren, , ,Nc": Nat r ium citricum und ,,D": defibriniert, wurden zun~chst 2 Stunden in den Brutschrank yon 37 ~ gebracht. Nach dieser Zeit wurden dann die verschiedenen L6sungen mi t flflssigem Traubenzuckeragax vermiseht, der eine Temperatur yon 49 ~ hat te , und P la t t en gegossen.

Bet dieser Technik fiel zun~chst auf, dab die mi t Vetren und die mi t Nat r ium citricum versetzten Blutproben dunkelrot waren, w~hrend das defibrinierte Blur v6tlig hellrot blieb. Auch w~hrend der Einwirkungszeit der Blutproben auf das Bakteriengemisch, ver~nderte sich die Farbe nicht. Alle 3 Proben blieben flfissig.

24 Stunden nach dem Giet3en waxen alle 3 P la t t en vollkommen fiber~achert , wobei a11erdings die PIatte, die mi t dem defibrinierten Blur hergestellt worden war, dunkelbraun, die b e i d e n anderen hellrot geblieben waxen.

Daxaus ergab sich, dab die Bakter ienmenge zu groB war. In- folgedessen wurde die 13akterienmenge auf o,o 5 ccm herabgesetzt. Zu jeden o,o 5 ccm Bakterienmenge kamen Mederum 3 ccm physio- logische Kochsalzi6sung und zu jeder dieser L6sungen wurden 5 ccm ]31ut, das wie oben behandel t worden war, hinzugefiigt. Auch hier betrug die Einwirkungszeit des Blutes auf die Bakter ien ira Brut- schrank 2 Stunden, nach welcher Zeit die P la t t en hergestellt wurden. Nach 24 Stunden waxen die P la t t en mit Yetrenzusatz und mi t Zusatz yon Nat r i~m citricum noch v611ig steril, w~hrend sich auf der P la t te mi t defibriniertem Blur 25 ~ Kolonien zeigten. Nach 48 Stunden jedoch waren alle P la t t en gleichm~13ig s tark be- wachsen, und zwar sehr stark. Nach verschiedentlicher Wieder- holung dieser Versuchsanordnung zogen wir den Schlul3, dab der Vetren- oder Nat r ium citricum-Zusatz die Entwicklung des Wachs- turns der Staphylokokken hemmt.

D a r a u f wurde die M e t h o d e so abgewande l t , d a b die D a u e r de r E i n w i r k u n g i m B r u t s c h r a z l k au f n u r t S t u n d e h e r a b - gese tz t wurde . Dabe i e r g a b sieh, d a b n a c h 2 4 S t u n d e n alle P l a t t e n s t a r k t i b e r w u c h e r t waren .

%Vir verdfinnten dann die zu verwendende 13akterienl6sung noch st~trker. Es wurden zu 5 ccm physiologiseher KochsalzI6sung eine Platin6se der 2 4 Stunden Mten Bouil lonkultur geimpft und yon dieser L6sung wurde nu t je ein Tropfen den einzelnen BlutsehNehen zugesetzt. Sodann verarbei te ten wit die L6sungen nach der Ein- wirkungszeit im Brutschrank geteilt, d .h . wit vermischten jeden SchXtcheninhalt mi t so viel Traubenzuckeragax, dab wit yon jeden 5 ccm Blur zwei P la t ten gieBen konnten, muBten natfirlich nachher im Resul ta t die Anzahl der Kolonien dieser beiden P la t t en addieren.

20. MAI ~939 I i L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 20 721

Bei der Versuchsre ihe , die m i t dieser s t a r k e n V e r d f i n n u n g her- ges te l l t wurde , b le iben die ve r sch ieden vo rbe re i t e t en B l u t m e n g e n zun i~chs t w i e d e r u m 2 S t u n d e n i m B r u t s c h r a n k s tehen , u m d a n n a u s g e g o s s e n zu werden . N a c h 24 S t u n d e n wa r da s R e s u l t a t wie au f u n t e n s t e h e n d e r Tabe l te e r s ich t t i ch :

V (Vetren) . . . . . . 48 Ko l on i en 43 Ko lon ien Nc (Na. citric.) . . . . 316 284 ,, D (Defibriniert) . . . 22 ,, 32 , ,

Als wir j edoch zu den i m m e r ve lavende ten 3 c c m B a k t e r i e n l 6 s u n g je 5 c cm B lu r h inzuse t z t en , d e m wir 0,6 Ve t r en bzw. 0,6 N a t r i u m c i t r i cum h inzugef f ig t h a t t e n , e rh ie l ten wir fo lgende Resu l t a t e , n a c h 2s t f ind iger E i n w i r k u n g s z e i t i m B r u t s c h r a n k u n d 24s t f ind ige r P l a t t e n b e b r f i t u n g :

I. Serie I I . Serie

V e t r e n . . . . . . . . 46 Kolon ien 29 I4olonien Na . ci tr ic . . . . . . . 152 ,, I17 ,, Def ibr in ie r t . . . . . . 29 ,, 84 ,,

D a b e i f ie l f e r n e r au f , d~B d ie h ~ m o l y s i e r e n d e E i g e n s c h a f t a u f d e n m i t V e t r e n b l u t v e r s e t z t e n P t a t t e n g e s c h w u n d e n w a r , w ~ h r e n d g a n z b e s o n d e r s d i e m i t N a . c i t r i c , b e h a n d e l t e n ]g iu t - a g a r p l a t t e n e ine s t a r k e H o f b i l d u n g z e i g t e n .

&hnt i ch waxen die Zah lenve rhMtn i s se , die bei den K o n t r o l l e n erzie l t w n r d e n .

U m die A b h ~ n g i g k e i t der Zah l de r a n g e g a n g e n e n K u t t u r e n y o n der E i n w i r k u n g s z e i t zu s tud ie ren , b r a c h t e n wi t bei der n a c h s t e n Ver suchs re ihe die B a k t e r i e n g e m i s c h e m i t Blutzusi~tzen f i be rhaup t n i c h t in den B r u t s c h r a n k , sonde rn gossen sofor t die P l a t t e n aus . W i t e rwar fen dabei , dab a u l a l ien P l a t t e n dieselbe Menge y o n Kolo- n i en a n g e g a n g e n sein werden. A b e t a u c h bier b e s t a n d noch ein Un te r sch i ed .

V e t r e n . . . . ; . . . . 80o Ko l on i en 700 Ko lon ien Na. ci t r ic . . . . . . . 12oo ,, I3oo ,, Def ib r in ie r t . . . . . 7oo ,, 7o0 ,,

Bei den Versucben , die ebenfa l l s so v o r g e n o m m e n w u r d e n u n d bei d e n e n abe r n o c h d a z a f r isches B l u r v e r w e n d e t wurde , d e m eben n i ch t s zugese t z t w o r d e n war , das a b e t a u c h n i ch t def ibr in ier t wurde , l a n d sich, dab die N a t i v b l u t p l a t t e n a u c h e twa 6o0 bis 800 Ko lon i en zeigten. Dies tiel3 sich j a m i t l~ngeren E i n w i r k u n g s - ze i ten n i c h t durchf f ih ren , da d a n n alas u n v o r b e h a n d e l t e B l u r ge rann .

Al le rd ings waxen e in igemal die Zah len der a n g e g a n g e n e n Kolon ien in al ien 4 B l u t p r o b e n p r a k t i s c h gleich. ~gesonders als wi t die Bak- te r ien16sung n o c h s t a rke r verdt~nnten, ~Lrat e ine A n g l e i c h u n g der V?erte u n t e r e i n a n d e r auL D a s sch ien u n s tier Beweis, dab da s geron- n e n e B l u t a n t den P l a t t e n seine bac te r i c iden E i g e n s c h a f t e n ver loren ha t , dab es eben n i ch t m e h r wie eine lebeudige S u b s t a n z reagier t .

Se tz te m a n d a g e g e n bei d ieser s t~ rke ren Bak te r i enve rd t~nnung die Gemische y o n B lu r u n d B a k t e r i e n n u t e ine S t u n d e in den B r u t - s ch rank , so b e o b a c h t e t e m a n a u c h hier., dab die U n t e r s c h i e d e in den K u l t u r z a h l e n n i ch t e indeu t ig waxen, z. t3.

V e t r e n . . . . . . . . 72 Ko lon ien 95 I io lon ien Na. ci t r ic . . . . . . . . 82 ,, 99 , , Def ibr in ie r t . . . . . 67 ,, 88 , ,

W u r d e n dagegen m i t de r se lben V e r d f i n n u n g u n d de rse lben we i t e ren A n o r d n u n g die Gemi sche 2 S t u n d e n i m B r u t s c h r a n k gelassen, bevo r sie zu P l a t t e n ve r a rbe i t e t wurden , so f a n d sich

Ve t r en . . . . . . . . 80 Ko lon ien 74 Kolon ien Na. ci t r ic . . . . . . . 212 ,, 264 , ,

Def ib r in ie r t . . . . . 64 ,, 73 ,, J e d o c h i s t da s n i ch t ad l i b i t um Ior tzuse tzen . Bei der Reihe,

die wir d a r a u f h i n m i t dense lben Verd t~nnungen 19 S t u n d e n im B r u t s c h r a n k a u f e i n a n d e r e imvi rken liel3en, f and sich, dab 24 S t u n d e n n a c h P l a t t e n g u B sf~mtIiche P l a t t e n i ibe rwucher t waren , wobei m a n Mlerdings zugeben muB, dab a u c h bier die m i t V e t r e n b l u t b e h a n - de l t en a m wen igs t en f ibe rwucher t e rschienen .

Bei e iner E i n w i r k u n g s z e i t y o n 5 S t u n d e n dagegen s p r a c h e n die R e s u l t a t e f a r die bac te r ic ide W i r k u n g des Ve t rens . H ie r waxen j edoch die Zah len a u c h schon so groB, dab m a n n u t kleine Bezi rke ausz~h l en konn te , die d a n n m i t der A n z a h l der u n a u s g e z ~ h l t e n Bezi rke mul t ip l i z i e r t we rden muB t en . D a s R e s u l t a t :

V e t r e n . . . . . . . . 46o 512 Na. citr ic . . . . . . . 44oo 40oo Def ibr in ie r t . . . . . . 42oo 4ooo

Bei e iner E i n w i r k u n g s z e i t y o n 6 S t u n d e n w a r da s E rgebn i s ebenfa l l s so. D a r a u s wa r in fo lgedessen der SchluB zu ziehen, dab das V e t r e n genau wie das def ibr in ie r te B l u t eine zeit l ich begrenz te W a c h s t u m s h e m m u n g e n t f a l t e t i m Vergle ich zu der W i r k u n g des N a t r i n m c i t r i cum-Zusa tzes .

W i r g i n g e n d a n n d a z u f iber , u n g e r i n n b a r g e m a c h t e B l u t - p r o b e n , d i e w i t ffir e i n i g e S t u n d e n i m B r u t s c h r a n k be l i eBen ,

a m s ie e r s t d a n n i l l i t B a k ~ e r i e n z u v e r m e n g e n , m i t f r i s c h v e r - s e t z t e n B l u t - B a k t e r i e n - G e m i s c h e n z u v e r g l e i c h e n .

31/~ S t u n d e wurde m i t Ve t r en u n d Na. citric., ve r se t z t e s sowie def ibr in ier tes B lu r im B r u t s c h r a n k gelassen, d a n n e rs t b e i m p f t u n d sofor t n a c h dieser V e r m e n g u n g yore se lben K r a n k e n B lu r en t - n o m m e n u n d fr isch m i t derse lben B a k t e r i e n m e n g e verse tz t , wo rau f alle 6 P r o b e n 3 S t u n d e n im B r u t s c h r a n k ge las sen wurden . Dabe i f a n d s ich f o l g e n d e s .

Die P l a t t e n m i t d e m 31/~ S t n n d e n a l t en B l u t zeigten:

Ve t r en . . . . . . . . 24 23 Na. citr ic . . . . . . . 46o R a s e n Def ibr in ie r t . . . . . 260 I53

wogegen sich a u f den P l a t t e n m i t d e m ~rischen B l u t fo lgende Kolo- n i enzah l en ze ig ten:

V e t r e n . . . . . . . . 7 I5 Na. ci tr ic . . . . . . . 28 36 Def ibr in ier t . . . . . 22 23 Ko lon ien

W e n n a u c h b i e r s c h o n e i n d e u t l i c h e r U n t e r s c h i e d z w i s c h e n a u f b e w a h r t e m B l u r u n d f r i s c h e m B l u t z u t a g e t r i t t , o b w o h I d a s B l u r n u r k u r z e Z e i t u n t e r g f i n s t i g e n B e d i n g u n g e n k o n - s e r v i e r t w u r d e , so k o m m t d e r E i n f l u B d e s B l u t a l t e r s i n d e r f o l g e n d e n A n o r d n u n g n o c h d e u t l i c h e r z u m A u s d r u c k .

!Oas u n g e r i n n b a r g e m a c h t e B l u r w u r d e u n t e r s t e r i l e n K a u t e l e n f iber 48 S t u n d e n i m E i s s c h r a n k a n f b e w a h r t . E s b l i e b i n a l i en 3 P r o b e n ( V e t r e n , N a t r i u m c i t r i e u m n n d d e - f i b r i n i e r t ) v o l l k o m m e n f l f iss ig . N a c h d i e s e r Z e i t ~ m r d e n so - d a n n d i e e i n z e l n e n B l u t p r o b e n m i t g l e i c h e n B a k t e r i e n m e n g e n v e r s e t z t . G l e i c h z e i t i g w u r d e B l u r v o m g l e i c h e n P a t i e n t e n e n t n o m m e n u n d f r i s c h m i t Z u s a t z y o n d e n g e r i n n u n g s h e m m e n - d e n M i t t e l n u n d B a k t e r i e n i n d e n B r u t s c h r a n k g e s t e l l t .

Die E inwi rkungsze i t aller 6 P r o b e n i m B r u t s c h r a n k b e t r u g 5 S tunden . D a n n w u r d e n die P l a t t e n gegossen, u n d n a c h 24 S t u n - den zeigte es sich, dab die P l a t t en , die m i t d e m u l ten B l u t he rges te l l t worden waxen, alle t i e f b r a u n ve r f~ rb t waxen, w~hre n d die P l a t t e n v o m f r i schen Blu r ihr tadel loses ro tes A u s s e h e n n i ch t ver loren h a t t e n . Die Kolon ienzah len :

A l t e s V e t r e n b l u t . . . . . . . e twa 8oo Ko lon ien 800 Kolon ien Al tes Na. c i t r i c u m - B l u t . . . . e twa I3oo ,, 18oo ,, AlOes def ibr in ier tes B lu r . . . . e twa 3ooo ,, 4ooo ,, F r i sches V e t r e n b l u t . . . . . . . . 97 , , 8 2 , ,

Fr i sches Na. c i t r i c u m - B l u t . . . . . 257 , , 316 ,, F r i sches def ibr in ier tes B l u t . . . . . I56 ,, 174 ,,

A u s d i e s e n Z a h l e n s c h e i n t m i r d e u t l i c h t l e r v o r z u g e h e n , d a b d a s B l u r be i d e r A u f b e w a h r u n g g a n z b e t r ~ c h t l i c h a n W i d e r s t a n d s k r a f t B a k t e r i e n g e g e n f i b e r v e r l i e r t , w a s a l s A u s - d r u c k e i n e r s t a r k e n V e r m i n d e r u n g s e i n e r l e b e n d i g e n F ~ h i g - k e i t e n a n z u s e h e n i s t .

Bei der Kont ro l le , bei der w i e d e r u m das u n g e r i n n b a x g e m a c h t e B lu r 48 S t u n d e n i m E i s s c h r a n k ge lassen wurde n n d wo w i e d e r u m fr isch e n t n o m m e n e s B l u t z u m Vergle ich ve raxbe i t e t wurde ,_waren die R e s u l t a t e ~hnl ich, obwohl die E i n w i r k u n g s z e i t 3 S t u n d e n 3oetrug.

Al tes V e t r e n b l u t . . . . . . . e twa Iooo iKolonien t:io K01onien Al tes Na. c i t r i c u m - B l u t . . . . e twa 15oo '.,, 1 4 0 o . ,, A l t e s def ibr in ier tes B l u t . . . . e twa 80o ,, 86o , ,

Fr i sches Vetrenblu~c . . . . . . . . I9 ,, 24 ,, F r i sches Na. c i t r i c u m - B l u t . . . . . 400 ,, 380 ,. F r i sches def ibr in ier tes ]glut . . . . . 158 ,, 136 ,,

H i e r h a t t e s o g a r d a s a u f b e w a h r t e V e t r e n b t u t d e u t l i c h s c h t e c h t e r e E i g e n s c h a f t e n a l s d a s a u t b e . w a h r t e d e f i b r i n l e r t e B l u t . D a s e r s c h e i n t d e s w e g e n m 6 g l i c h , d a clas d e f i b r i n i e r t e B l u r s i ch a l s N ~ h r b o d e n s i c h e r l i c h n i c h t s o g u t e i g n e t w ie d i e andere r~ B l u t g e m i s c h e , d a i h m w e r t v o l l e T e i l e d u t c h d e n A u s s c h f i t t e - l u n g s p r o z e B be i d e r D e f i b r i n i e r u n g v e r l o r e n g e g a n g e n s i n d .

Bei d e m Versuch , die b l u t g e r i n n u n g s h e m m e n d e n Mi t te l d i r ek t zu prfifen, g ingen wir so vor, dab wir zu je e inem B a k t e r i e n g e m i s c h 0,6 Vet ren , o,6 N a t r i u m c i t r i cum u n d in E r m u n g e l u n N der defibri- n i e renden W i r k u n g o,6 phys io log ische Kochsa l z l6 sung h inzuse t z t en . Diese Gemische w u r d e n s o d a n n w i e d e r u m 5 S t u n d e n i m B r u t s c h r a n k gelassen, u m sie d a n n in A g a x p l a t t e n zu ve ra rbe i t en . N a c h 18 S~cun- den w a r e n alle P l a t t e n steril. N a c h 24 S t u n d e n waxen n u r 6 IKolonien auf einer P la t t e , die m i t N a t r i u m c i t r i cum v e r s e t z t worden war , zu beobach ten , w~hrend alle f ibrigen noch ster i l w a x e n . N a c h 42 S t u n d e n j edoch b e s t a n d s chon e in W a c h s t u m .

u . . . . . . . . 16 Ko lon i en 22 Ko lon ien Na. citr ic . . . . . . . 35 ,, 250 ,, NaC1 . . . . . . . . . I , , o , ,

7 2 2 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Uln diese differenten VVerte deutlicher zu machen, veri inderten wit die Methodik so, dab wit nach Einwirkung des reinen Vetrens sowie des reinen Nat r ium citricums und der physiologischen Koch- saIzl6sung ant die Bakter ien beim GieBen der P ta t t en erst defibri- niertes Blur zusetzten. Und zwar wurde nu t ffir jede Fta t te I ccm frisch defibriniertes Blur hinzugefi~gt. Eine Einwirkung des Blutes auf die Zahl der angehenden Kolonien war, wie aus den oben an- gegebenen Versuchen hervorgeht, n icht zu erwarten. Es smite somit nur ein besserer N~hrboden geschaffen werden, der alien gleiehm~Big zukam. Das Wachs tum war infolgedessen auch be- tr~chtl ich schneller. Nach 18 S tnnden bereits fanden wir auf den

Vetrenpla t ten . . . . . 2 Kolonien i Kolonie Na. citric . . . . . . . 257 ,, 312 IKolonien NaC1-Platten . . . . . o ,, o ,.

~V/~hrend b i e r also die \ u des V e t r e n s i m S inne de r Bac te r i c id ie d e m N a t r i u m c i t r i c u m gegenf iber s eh r deu t l i ch z u m A u s d r u c k k o m m t , l e h r t diese A n o r d n u n g , d a b die phys io - logische Kochsa l z lSsung die B a k t e r i e n in e inem a u c h s o n s t s c h l e c h t e n N /~h r subs t r a t t6 t e t . In fo lgedessen k a m e n wir dazu , auch fiit die zu v e r w e n d e n d e n B a k t e r i e n l 6 s u n g e n die K o c h - sa lz l6sung zu v e r m e i d e n . Als E r s a t z daff ir b e d i e n t e n wir uns de r Boui l lon.

Diese V e r ~ n d e r u n g im N ~ h r b o d e n ftir die Ke ime w i r k t e s ich zun~chs t so aus, d a b wi t e r k a n n t e n , d a b die E i n w i r k u n g s - zei t d a n n e rheb l i ch kfirzer gew~hl t w e r d e n mfisse.

Bei dem :Belassen der Gemische im Bru tschrank yon 3--5 Stun- den waren die P la t t en alle v611ig yon KoIonien durchsetzt. Ers t als wit die giinstige Vermehrungsm6gliehkeit du tch eine Verkiirzung des Brutschrankaufentha l tes verringerten, gelang es Resul ta te zu bekommen. 5 ~ Minuten nur wurden die Gemische yon Bakterien- bouillon und Vetren bzw, Nat r ium citricum bzw. reiner Bouillon im Bru t sehrank gelassen, dann die P la t t en gegossen nnd nach 24 Stunden die Kolonien gez~hlt.

Vetren . . . . . . . . 162 Kolonien 149 Kolonien Nat r ium citr ieum. �9 �9 215 ,, 475 ,, Reine Bouillon . . . . 21o ,, 354 ,,

Diese Verh~itniszahlen wurden auch in den durchgeffihrten Kontrollen best~tigt. Am wenigsten waren immer die Vetren- p la t ten bewachsen, am st~trksten die Natr ium citr icum-Platten.

Al le rd ings t r a t s eh r h~uf ig eine f a s t gleichm~iBig s t a r k e B e w a e h s u n g de r P l a t t e n , f/ir die re ine Boui l lon v e r w e n d e t waren , u n d der , die m i t N a t r i u m c i t r i c u m - Z u s a t z he rge s t e l l t w o r d e n waren , auf.

H ie r muB n o c h h inzugef f ig t werden , d a b bei a l len d iesen V e r s u c h e n da s B l u t i m m e r als de f ib r in i e r t e s e r s t bei de r M_ischung m i t d e m A g a r h i n z u g e s e t z t wurde , d a b es sich also u m eine m 6 g l i c h s t re ine V e t r e n - bzw, N a t r i u m c i t r i c u m - ~Wirkung h a n d e l t .

Schliel31ich muB n o c h b e m e r k t werden , d a b da s en t - n o m m e n e B l u r i m m e r yon K r a n k e n s t a m m t e , die frei yon T e m p e r a t u r e n w a r e n u n d die a u c h in den l e t z t en M o n a t e n keiner le i I n f e k t i o n e n d u r c h g e m a c h t b a t t e n . Das e r s c h e i n t uns w ich t ig zu bexch ten , d a u. a. I4~ESTERMANN u n d W~SE- ~IEIER nachgewiesen h a b e n , d a b die Bac te r i e id ie des B lu t e s bei u n d n a c h I n f e k t i o n sich wesen t l i ch s te iger t , d a b die Ver - w e n d u n g so lchen ]3Iutes a lso bei unse re r A n o r d n u n g zu f a n s chen R e s u t t a t e n gef t ih r t h ~ t t e .

~ n l i c h e Ver suche w u r d e n meines \Vissens n u t y o n ~.~AI-IORNER u n d OCHSNER g e m a c h t . Diese b e i d e n F o r s c h e r h a b e n d e n b a c t e r i c i d e n E f f e k t in v i t r o u n d v i v o s t u d i e r t u n d s ind dabe i zu a n d e r e n R e s u l t a t e n g e k o m m e n . Bei r e i n e n P l a t t e n v e r s u c h e n e rz ie l ten sie ein gleichm~LBiges W a c h s t u m bei Z u s a t z yon H e p a r i n , H i r u d i n und N a t r i u m c i t r i cum. A u c h sie h a b e n die B a k t e r i e n l 6 s u n g e n in phys io log i scher Kochsa lz - 16sung v e r w e n d e t , was ungee igne t e r sche in t , d a die W a e h s - t u m s h e m m u n g d u r e h diese , ,unphys io log ische L 6 s u n g " , wie STRAUB b e h a u p t e t , sehr s t a r k zu sein sche in t . I n de r Mfinch. reed. Wsehr . I92o, 249 s ag t STRA.UB: ,,Die phys io log i sche Koehsa tz I6sung i s t n i c h t phys io logisch , s o n d e r n a n a t o m i s c h , sie tXhmt j e d e n L e b e n s v o r g a n g . " JederdMls s c h e i n t es uns so zu sein, d a b die E i n w i r k u n g s z M t de r B a k t e r i e n a u f die B l u t p r o b e n s eh r wich t ig i s t u n d d a b MAHRO~RNER u n d OCHSNER diese Ze i t zu I ang b e m e s s e n h a b e n . Die y o n i h n e n d u r c h g e f f i h r t e n Ve r suche a n t t u n d e n , d e n e n sie diese Mitre1 i n t r a v e n 6 s e in sp r i t z t en , n a c h d e m sie e x p e r i m e n t e l l e ine

R I F T . I8. J A H R G A N G . N r . 20 20. MAI t939

B a k t e r i ~ m i e gese tz t h a t t e n , zeigten, d a b die Tiere n a c h G a b e n yon H e p a r i n l i tnger de r I n f ek f ion w i d e r s t a n d e n als sons t . N a t r i u m c i t r i c u m w u r d e v o n i h n e n n i c h t gespr i t z t . Die yon i h n e n e r h a l t e n e n P r o z e n t z a h l e n e r sche inen uns n i c h t s t i eh- ha l t ig , d a das u n t e r s u c h t e Ma te r i a l zu wenig i s t u n d da i n t e r - k u r r e n t e E r s c h e i n u n g e n die P r o z e n t z a h l e n sehr wesen t l i ch ~ n d e r n k 6 n n e n .

Z u s a m m e n / a s s e n d k o m m e n wir zu d e m Schlul3, d a b das V e t r e n gee ignet ist , das W a c h s t u m yon S t a p h y l o k o k k e n zu h e m m e n in e i n e m s t ~ r k e r e n AusmaB, Ms es h e l m N a t r i u m c i t r i c u m - Z u s a t z gesch ieh t . AUI die w a c h s t u m s h e m m e n d e ~Virkung de r phys io log i schen Kochsa lz lSsung w u r d e e r n e u t a u f m e r k s a m g e m a c h t .

VERSUCH DER BEHANDLUNG EINES FALLES VON SPRUE MIT NICOTINS~URE.

Von

HEINRICH FUCHS, u n d ARNOLD WISSELINCK, Assistent am Physiologisch-Chemischen Facharzt fflr Inhere Krankheiten,

Institut Wfirzburg Gumbinnen. Aus dem Physiologisch-Chemischen Insfitut der Universitat Wiirzburg

(Vorstand: Prof. Dr. reed. D. ACKERMANN).

Die v o r k u r z e m im h ies igen I n s t i t u t g e m a c h t e F e s t s t e l l u n g des V o r k o m m e n s n i c h t u n e r h e b l i c h e r Mengen y o n Nico t in - s~ure in d e r S~uge t ie r leber 1 h a t t e d ie A n r e g u n g gegeben, uns a u c h m i t de r k l in i schen V e r w e r t b a r k e i t dieses IK6rpers zu bescha f t igen . Vor a l l em d u r c h die U n t e r s u c h n n g y o n ELVEHJE.~.~ w a r die N ico t i n s~u re bzw. ih r A m i d Ms A n t i - p e l l a g r a v i t a m i n s icherges te l l t , u n d d e r G e d a n k e lag nahe , zu pri i fen, ob n i c h t a u c h v e r w a n d t e K r a n k h e i t s z u s t ~ n d e ~thnlich gf inst ig d u t c h N ico t i n s~u re bee inf luBt wt i rden, wie dies ftir die Pe l l ag ra f e s t s t eh t . W i r k o n n t e n d e n n auch be re i t s f iber e inen Fal l yon An~tmie bei H i a t u s h e r n i e 2 be r i ch t en , de r d u r c h N ico t in sgu re e iner wesen t l i chen B e s s e r n n g zugeff ihr t wurde . Der Pe l l ag ra v e r w a n d t s che in t die e inhe imische Sprue zu sein, wie z. ]3. aus d e r Z u s a m m e n s t e l l u n g h e r v o r g e h t , d ie se inerze i t t I A N s E ~ gegeben ha t .

E s w u r d e d e s h a l b a u c h bei d e r Sprue ein V e r s u c h m i t d i e s e r B e h a n d l u n g durchgef f ih r t , de r b i she r gf inst ig v e r l a u f e n ist . \ u w i t d i e sen e inen ]3efund be r e i t s j e t z t ve r6 f f en t - l ichen, ge sch i eh t dies, w e i I e s n i c h t l e i ch t ist , e ine gr61?ere ZahI s i che re r F~lle v o n Sp rue zu b e k o m m e n , ande re r s e i t s a b e r doch , u m we l t e r zu r P r f i fung dieses in n i c h t zu groflen D o s e n h a r m l o s e n Mi t te l s in F~l len y o n Sprue zu e r m u n t e r n .

Krankengeschichte: Pat . A. W. erkrankte im 31. Lebensjahr, bereits November 1931, an DurchfXllen ohne besondere Ur- sache und sein Zustand wurde derartig, dab er seit dieser Zeit an verschiedenen grogen Kliniken unter widersprechenden Dia- gnosen behandel t wurde (Ulcus duodeni, Magen-Colonfistel, oftener Pylorus, Duodenitis usw.).

1935 Probelaparatomie ohne wesentlichen Befund, nur LSsung yon Verwachsungen einer al ten Appendektomienarbe. Enorm rasche Passage des Mageninhaltes festgestellt. Nach voriiber- gehender Besserung 1937 Darmkatar rh , Stomati t is aphthosa und Unterschenkel6deme nicht kardialen Ursprungs. Gelegentlich Zungenbrennen, das ant Campolon verschwand, Haarausfall.

Bei der Aufnahme in die Klinik am 15. XI . I937 land sich brXunliche Hautfarbe, leichte Atrophie der Zunge an Spitze und R~ndern, Finger- und Zehenn~geI waren briichig, lordotischer Riicken, Hb. 6o%, Ery. 2,58Mii1., Leuko. 580o, BSG. 13/26, RR. 95/55, Gewicht 57,8 kg, GrOBe 185 cm, Stuhlbefund Fettstfihle.

Seitdem noch 2matige klinische Behandlung am 13. II. und 27. XI. I938. Als wesentlich heben wir nur hervor: br~unlich- graue Hautfarbe, 0deme beiderseits an den Unterschenkeln bei v611ig normalem Ekg., Fet ts t t ihle bis zu 7real t~glich, Kyphose, eingebeugter Brustkorb, aufgetriebener Leib, angedeutete Trom- melschlegeIfinger, deutliche Kalkverarmung der Knochen and Osteoporose im R6ntgenbild. HeiBhunger speziell nach Kohle- hydraten. An~mie.

Dies alles ft~hrte dazu, dab yon maBgebender Miniseher Seite (Prof. HANSBN, Lfibeck, dem wir fflr die Eins ichtsnahme in die Krankenbl~t ter darken) die Diagnose , ,Echte Sprue" gestellt wurde. Die Behandlung war di~tetisch, auch wurden Versuche mi t Campolon, Vi tamin ]31, Vi tamin C und Vigantol gemach% doch ohne wesentlichen Erfotg. Schon frt~her einmal war eine