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Landesschulamt und Lehrkräfteakademie Staatliches Schulamt für den Landkreis Offenbach und die Stadt Offenbach am Main
Vorschläge zur Erstellung eines schulischen
Förderkonzepts bei Schwierigkeiten im
Rechtschreiben
nach Maßgabe der
Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses vom 19. August
2011
2
Impressum
Herausgeber: Landesschulamt und Lehrkräfteakademie, Staatliches Schulamt für den
Landkreis Offenbach und die Stadt Offenbach am Main (SSA OF)
Autorinnen: A. Hansen-Wille (Leitung), J. Hanauer, J. Heichen, J. Eberl, S. Schmitt, C.
Sigloch, A. Müller, M. Rohowski
Redaktion: M. Loos, Dr. G. Bachmann, G. Heyder
Stand: Mai 2013
3
Vorbemerkung:
Das vorliegende Konzept möchte interessierten Grundschulen als Arbeitshilfe
dienen und ist offen für seine Weiterentwicklung. Es wurde 2011/12 erstellt im
Auftrag von Martina Kollmeyer-Winter, Dezernentin für Pädagogische
Unterstützung des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Offenbach und den
Landkreis Offenbach.
4
Inhaltsverzeichnis
1. ZIELSETZUNG DES KONZEPTS 5
2. GRUNDSÄTZE DES RECHTSCHREIBUNTERRICHTS 6
3. ENTWICKLUNGSSTUFEN DES SCHRIFTSPRACHERWERBS 6
4. LEHR-LERN-PROZESS-MODELL ALS GRUNDLAGE DER FÖRDERUNG 9
5. GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN DES FÖRDERUNTERRICHTS 20
6. ANSPRECHPARTNER/INNEN 21
7. LITERATURTIPPS 22
8. BEZUG ZUM RECHTLICHEN RAHMEN 25
9. LITERATURVERZEICHNIS 25
10. ANHANG 27
5
Lesen und Schreiben sind wichtige Schlüsselqualifikationen und deren Förderung ist eine
zentrale Aufgabe der Grundschule. Nach Scheerer-Neumann ist Lesenlernen wie
Laufenlernen. Auch das Hinfallen schadet nicht. Wichtig ist das wieder Aufstehen. Auch
spielen eigendynamische Entwicklungsprozesse beim Schriftspracherwerb eine wichtige
Rolle. Dieses Konzept beschäftigt sich spezifisch mit dem Rechtschreiberwerb. Es gibt
gezielte Hinweise zum Diagnostizieren und zeigt Fördervorschläge für Schülerinnen und
Schüler mit Rechtschreibschwierigkeiten auf. Wie dieses Vorgehen auf der individuellen
Ebene auf einer schulischen Ebene verankert werden kann, wird ebenfalls exemplarisch
dargestellt. Die Verankerung der Förderung des Rechtschreibens auf schulischer Ebene soll
Lehrkräften einen Rahmen geben, der eine Orientierung gibt und handlungsleitend ist.
Bereiche, die ein schulisches Förderkonzept beinhalten sollte:
1) Diagnostisches Vorgehen (Zeitpunkte, Diagnoseverfahren usw.)
2) Dokumentation (Ergebnisse der Diagnostik, Förderplan, Gespräche … )
3) Aufgaben und Zuständigkeiten der AnsprechpartnerInnen
4) Einbeziehen der Eltern
5) Gestaltung der Förderung (Langfristige Unterstützung und differenzierte
Begleitung der SchülerInnen, individuelle Fördermaßnahmen, durch Schule
angeschaffte (Förder-)Materialien, Gelder, Stunden, …)
Die genaue Ausgestaltung der einzelnen Punkte kann nur durch die Schule erfolgen, da nur
so die schulinternen Ressourcen und Besonderheiten ausreichend berücksichtigt werden
können.
Die vorliegende Handreichung ist für Schulleitungen, AnsprechpartnerInnen für den
Förderbereich und Lehrkräfte. Zuerst werden allgemein die Grundsätze des
Rechtschreibunterrichts (Seite 6) dargestellt, um dann auf die Entwicklungsstufen des
Schriftspracherwerbs (Seite 6) einzugehen. Diese Grundlagen sind wichtig, um dann das
allgemeine Lehr-Lern-Prozessmodell auf die spezifische Förderung des Rechtschreibens
beziehen zu können (Seite 9). In diesem Abschnitt werden tabellarisch konkrete
Fördermaßnahmen auf individueller Ebene und exemplarisch ein Förderkonzept dargestellt.
Im 5. Abschnitt (Seite 20) werden Gestaltungsmöglichkeiten des Förderunterrichts dargelegt.
Im Anschluss werden Vorschläge für die Aufgaben der schulischen AnsprechpartnerInnen
(Seite 22) gegeben. Die Literaturempfehlungen zum Weiterlesen findet man ab Seite 22 und
der Bezug zu den rechtlichen Grundlagen auf Seite 25.
1. ZIELSETZUNG DES KONZEPTS
6
Der Rechtschreibunterricht ist Teil des Kompetenzbereichs Schreiben im Deutschunterricht,
der integrativ unterrichtet werden sollte. Er setzt an den Kompetenzen der Kinder an und
baut darauf auf. Der Rechtschreibunterricht zielt unter anderem auf den Erwerb von
Rechtschreibstrategien und deren sinnvoller Anwendung ab. Die Kinder werden angeleitet,
zwischen lautgetreuen, regelgeleiteten und nicht ableitbaren Wortschreibungen
(Merkwörter) zu unterscheiden (Kerncurriculum Deutsch, S.19, HKM).
Diese Ziele werden angestrebt durch:
Fächerübergreifende Förderung von Sprache und Schrift
Individuelle Förderplanung in Anlehnung an das schuleigene Förderkonzept
Aufbau eines Klassenwortschatzes und Förderung des individuellen Wortschatzes
Untersuchen von Sprache durch kreativ-spielerische Elemente
Üben und Anwenden von Rechtschreibstrategien
Stetige Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen durch kontinuierliche
Diagnostik
Im Folgenden werden die Entwicklungsstufen des Schriftspracherwerbs dargestellt. Auch
wenn die Entwicklung des Schriftspracherwerbs nicht kontinuierlich und ausschließlich
diesem Stufenmodell folgt, bietet es eine Struktur und somit Orientierung für den
diagnostischen Prozess und die anschließende Erstellung des Förderplans für SchülerInnen
mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben.
In jedem Stadium der Rechtschreibentwicklung erweitert das Kind seine
Rechtschreibstrategien. Das Kind kann also bei einem geglückten Rechtschreib-
Kompetenzerwerb gezielt und variabel alphabetische, morphematische und/oder
orthografische Strategien einsetzen. (vgl. die Bildungsstandards der
Rechtschreibkompetenzen, Hess. Kerncurriculum Deutsch Primarstufe).
Bevor die Entwicklungsstufen des Schriftspracherwerbs nach Valtin (1997) und Scheerer-
Neumann (2004) dargestellt werden ist es wichtig, auf die folgenden Punkte hinzuweisen:
Eine eindeutige Zuordnung ist nicht immer möglich, da die Entwicklung nicht nur
linear verläuft. Ein Kind kann sich gleichzeitig auf unterschiedlichen
Entwicklungsstufen befinden („Entwicklungsprofil“). Auch die Übergänge von einer
Entwicklungsstufe zur nächsten erfolgt nicht „plötzlich“, sondern über einen längeren
Zeitraum. So kann auch ein Hin- und Herwechseln zwischen zwei Stufen beobachtbar
sein.
2. GRUNDSÄTZE DES RECHTSCHREIBUNTERRICHTS
3. ENTWICKLUNGSSTUFEN DES SCHRIFTSPRACHERWERBS
7
Die jeweilige Verweildauer der Kinder auf den einzelnen Stufen ist individuell
verschieden. Gerade dieser Aspekt macht eine genaue Diagnostik des Lernstandes
eines Kindes so wichtig. Die Förderung des Kindes sollte dann auf der festgestellten
Entwicklungsstufe ansetzen.
Fehler zeigen die Lernentwicklung des Kindes; ist über längere Zeit keine
Weiterentwicklung zu beobachten, wird eine spezifische Diagnostik notwendig.
Scheerer-Neumann (2004) unterscheidet die folgenden Entwicklungsstufen:
1. Logographemisches Stadium 2. Entfaltetes logographemisches Stadium
3. Beginnendes alphabetisches Stadium
4. entfaltetes alphabetisches Stadium
5. Orthographisches Stadium
6. Weiterentwickeltes orthographisches Stadium
Diese werden in den nächsten Abschnitten kurz, teils zusammengefasst dargestellt und mit
exemplarischen Förderansätzen in Verbindung gebracht.
LOGOGRAPHEMISCHES STADIUM UND ENTFALTETES LOGOGRAPHEMISCHES
STADIUM
Das logographemische Stadium wird als Vorstufe des Schreibens gesehen. Viele Kinder
wissen schon vor der Schulzeit, dass Zeichen für etwas stehen (z.B. P für Parkplatz), etwas
anderes repräsentieren. In dem entfalteten logographemischen Stadium haben Kinder
Kenntnis über einzelne Buchstaben. Auch können die Kinder (Firmen-)Logos und Schriftzüge
erkennen anhand visueller Merkmale
Die Schreibung auf dieser Stufe erfolgt unabhängig von der Artikulation als gemerktes
Muster. Es liegt ein als „Als-Ob“-Schreiben (Spuren und Kritzelbriefe) vor. Auf der Stufe des
entfalteten logographemischen Stadiums schreibt das Kind beispielsweise seinen Namen.
Exemplarische Förderansätze
Training der phonologischen Bewusstheit
Sprachförderung
Sprechübungen: Training des Sprachgedächtnisses durch Nachsprechen von
Sätzen, Wörter heraushören (Wie viele Wörter hast du gehört?), Silben
heraushören (durch Klatschspiele)
Sprechübungen zu Wörtern, Mundstellung im Spiegel beobachten, Stellung
der Laute im Wort heraushören (Anfang, Mitte, Ende)
Exemplarische Literaturtipps
Küspert/Schneider „Hören, lauschen, lernen“ (Vandenhoeck und Ruprecht)
Brinkmann, Erika: Lernlandschaften. Lausch-Heft. VPM/Klett Verlag.
8
Das beginnende alphabetische Stadium ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kind einige
Buchstaben und deren Lautzuordnung (Graphem-Phonem-Korrespondenz) kennt und
anwendet. Dies gilt vor allem für die Anfangsbuchstaben und Signalbuchstaben von Wörtern
(z.B. PP für Puppe oder MT für Mutter). Die Schreibung der Kinder wird auch als
Skelettschreibung bezeichnet. Mit der Zeit und der Schreiberfahrung werden mehr Laute
richtig durch Buchstaben abgebildet (z.B. MTA für Mutter). Das beginnende alphabetische
Stadium kann zeitlich von Einschulung bis Weihnachten grob einsortiert werden.
Mit fortschreitender Entfaltung der alphabetischen Rechtschreibstrategie („Achte auf die
eigenen Aussprache und schreibe für jeden Laut einen Buchstaben“ May (2010), S. 29) wird
aus dem beginnenden alphabetischen Stadium das entfaltete. Zeitlich kann es von
Weihnachten bis Ostern der ersten Jahrgangsstufe verortet werden. Die Fähigkeit und das
Wissen der Kinder über die Laut-Buchstaben-Zuordnung wird umfangreicher und das Kind
kann mehrere Laute den Buchstaben richtig zuordnen. Die Wörter werden lautlich
abgebildet, z.B. MUTA (Mutter), ROLA (Roller), Fäät (Pferd)
Exemplarische Förderansätze:
Lautierendes Schreiben
Training der Laut-Buchstaben-Kompetenz
Für das entfaltete alphabetische Stadium: Wörterbingo und Der rasante
Rechschreibspaß (ALS-Verlag)
Exemplarische Literaturtipps:
Reuter-Liehr: Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung Bände 1 und 2 (Verlag
Dr. Winkler, Bochum)
Reuter-Liehr: Die Spielspirale – Lernspiele für rhythmisch-silbierendes Lese-
und Sprechtraining (Verlag Dr. Winkler, Bochum)
Rechtschreiben 1 (jandorfverlag)
Das orthographische Stadium beginnt etwa Ende der 1. Jahrgangsstufe bis Mitte der 2.
Jahrgangsstufe. Das Kind verwendet die ihm bekannten orthographischen Muster (Beispiele
siehe Tabelle 1).
BEGINNENDES UND ENTFALTETES ALPHABETISCHES STADIUM
ORTHOGRAPHISCHES UND WEITERENTWICKELTES ORTHOGRAPHISCHES
STADIUM
9
Tabelle 1: Beispiele für orthographische Schreibungen
Strategie Beispiel
Erkennen der Bausteine er, en, el am Silbenende
Omer (Übergeneralisierung von „Oma“)
Erkennen morphematischer Zusammenhänge (Auslautverhärtung)
Mond statt Mont
Erkennen morphematischer Zusammenhänge (Umlautschreibung, Ableitung)
Hände statt Hende
Großschreibung von konkreten Nomen Fuß statt fuß Vokallängenmarkierung Mitlautverdopplung, ie, Dehnungs-h
Beim weiterentwickelten orthographischem Stadium erweitert das Kind seine Kompetenzen
durch Erkennen von Morphemen in flektierten Formen und Komposita (z.B. Vorsilben: ver,
vor, … und Endungen: heit, keit, ung), die Großschreibung von abstrakten Nomen (Glück
statt glück) und die Kommasetzung wird erlernt.
Exemplarische Förderansätze:
Rechtschreiben 2 (jandorfverlag)
Siehe Literaturtips zur Förderung orthographischen Strategie (S. 23)
Das Grundmodell zur Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen mit Hinblick auf
kompetenzorientiertes Unterrichten (Abbildung 1) gilt auch für die Förderung von
SchülerInnen mit besonderen Schwierigkeiten bei der Rechtschreibung. Die Bestandteile des
Lehr-Lern-Prozess-Modell Lernen vorbereiten und initiieren – Lernen eröffnen und
gestalten – Orientierung geben und erhalten - Kompetenzen stärken und erweitern –
Lernen bilanzieren und reflektieren kann als Orientierung zur Erstellung eines
Förderfahrplans dienen.
4. LEHR-LERN-PROZESS-MODELL ALS GRUNDLAGE DER FÖRDERUNG
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Abbildung 1: Lehr-Lernprozesse gestalten (AfL, 2011)
Die individuelle Förderung ist eingebettet in das schulische Förderkonzept, das wiederum im
Gesamtkontext des Kerncurriculums Deutsch zu sehen ist. Im Folgenden wird der Weg zu
einem individuellen Förderplan beschrieben, wobei auch die schulische Ebene mit einfließt.
Es werden Aspekte angesprochen, bei denen es empfehlenswert ist, ein möglichst
einheitliches und verbindliches (oder zumindest ansatzweise ähnliches) Vorgehen in einer
Schule zu erreichen (siehe z.B. Tabellen zur Rechtschreibdiagnostik ab Seite 14)
1) DIAGNOSTIK
Die Feststellung der besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und Rechnen
gehört zu den Aufgaben der Schule. Die Diagnostik ist nicht mit einer einmaligen Erhebung
des Lernstandes beendet, sondern bezieht sich auf die Entwicklung der Rechtschreibung.
Die Diagnostik ist die Grundlage für die weiteren Maßnahmen und die Basis für einen
Förderplan. Diagnostik umfasst Unterrichtsbeobachtungen, Schreibproben und bei Bedarf
auch den Einsatz standardisierter Tests (z.B. Hamburger Schreib-Probe (May, 2010),
Diagnostischer Rechtschreibt-Test (Müller et al (2003)). Die Lernausgangslage, beherrschte
Rechtschreibstrategien, individuellen Stärken und Schwächen des Kindes müssen erhoben
werden. Hierdurch werden die Förderschwerpunkte identifiziert und auch gleichzeitig die
Stärken des Kindes, an denen die Förderung anknüpfen kann. Bereits in dieser Phase können
WEG ZU EINEM INDIVIDUELLEN FÖRDERPLAN
11
beratend außerschulische Partner (Beratungs- und Förderzentren, Schulpsychologischer
Dienst) hinzugezogen werden (vgl. Handlungsfelder „Lernen bilanzieren und reflektieren“,
„Lernen vorbereiten und Initiieren“ und „Orientierung geben und erhalten“).
Die Zeitpunkte der Lernstandserhebungen, eventuell auch der Umfang und die Art der
Dokumentation sollten in einer Schule einheitlich gehandhabt werden.
2) FÖRDERPLANUNG
Die Ergebnisse der Diagnostik werden genutzt, um eine Förderplanung zu gestalten, die bei
dem Bedarf des Kindes ansetzt. Die Förderschwerpunkte und auch die spezifischen
Entwicklungsziele werden definiert. Dabei sollten realistische und herausfordernde Ziele
gesetzt werden. Eine Fokussierung auf wenige Ziele ist hilfreich, um eine Überforderung der
Beteiligten zu vermeiden. Nachdem die Ziele klar sind, stellt sich die Frage, welche
Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele sinnvoll sind. Dies ist der Kern der Förderplanung.
Laut Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses sind die Eltern über die
Schwierigkeiten ihres Kindes und über den individuellen Förderplan zu informieren und zu
beraten (VOGeschVe §38 (3)). Die Eltern werden in die Planung der Fördermaßnahmen
durch Anhörung mit einbezogen. Es empfiehlt sich, die Eltern so früh wie möglich als
Kooperationspartner zu gewinnen, beispielsweise in einem Planungsgespräch. Ein
Miteinbeziehen der Eltern und der Kinder in die Planungsphase erhöht die Bereitschaft zur
Mitarbeit, gerade wenn ein Teil der Förderung auch außerschulisch (z.B. spezfische
Arbeitsblätter statt Hausaufgaben) erfolgen soll. Wird das Kind auch außerschulisch
gefördert, so sollten diese Partner ebenfalls in der Förderplanung berücksichtigt werden.
Die Struktur des Förderplans wird schulintern vereinbart, weiterhin empfiehlt sich ein
schulintern einheitliches Vorgehen im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Eltern.
3) DURCHFÜHRUNG DER FÖRDERUNG
Voraussetzung für eine gelingende Umsetzung individueller Fördermaßnahmen ist dabei
eine grundlegende Verständigung im Kollegium über die Haltung und das Verständnis von
Förderung als Kernauftrag des Unterrichtens.
Elementar hierbei ist die Erkenntnis, Fördern als integrativen Bestandteil des gemeinsamen
Unterrichtes zu verstehen, der die aktive Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler
ermöglichen soll.
Die hier aufgeführten Fragestellungen (vgl. Bartnitzky u.a. 2012), sollen beispielhaft zeigen,
welche Verständigungs- und Absprachebedarfe sich im Rahmen der Implementierung eines
schulinternen Förderkonzepts auf Schulebene ergeben:
Was genau soll gefördert werden?
Förderfokus- Abgrenzung/Ineinandergreifen „verwandter“ Bereiche:
Inwieweit ist eine strikte Trennung oder Überschneidung der Angebote in
den Bereichen „Rechtschreibung“, „DAZ“ und „Sprache und Sprachgebrauch
untersuchen und reflektieren“ (z.B. Grammatik) sinnvoll?
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Wie geschieht die Koordination der verschiedenen Förderbedarfe (z.B.
Rechtschreibung, mathematische Kompetenzen, Verhaltensauffälligkeiten)
eines Schülers (Priorisierung/Parallelisierung)?
Wie soll gefördert werden?
Übung isolierter Teilfähigkeiten (z.B. Rechtschreibphänomene),
systematischer Aufbau von Lernstrategien und Arbeitstechniken (z.B.
methodisch sinnvolles Abschreiben, silbengegliedertes Sprechschreiben,
Aufbau und flexible Anwendung von Rechtschreibstrategien, etc.)
lehrerzentriert
schülerzentriert (z.B. in kooperativen Lernformen, in Helfersystemen,
natürliche Differenzierung durch sogenannte „Gute Aufgaben“ etc.)
Wann und in welchem organisatorischen Rahmen soll gefördert werden?
nach diagnostischer Feststellung des Förderbedarfs (kompensatorisch)
durch didaktische Beachtung möglicher „Stolperstellen“ des Erwerbsprozess
im gemeinsamen Unterricht (präventiv)
Extern:
z.B. wöchentlich in ausgegliederten Förderkursen,
jahrgangsgemischt oder -homogen nach inhaltlichen Themenschwerpunkten
bzw. Schwierigkeiten/Stagnation in bestimmten Erwerbsstadien (z.B.
alphabetische Strategie)
im Rahmen der Nachmittagsbetreuung
als Frühförderunterricht (Themenfestlegung nach individuellem Bedarf, z.B. 3-
4 mal wöchentlich vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn, während
gleitender Anfangszeiten)
Förderband „Rechtschreibung“:
In allen Parallelklassen einer Klassenstufe wird für eine festgelegte
Unterrichtsstunde pro Woche ein Förderband „Rechtschreibung“ eingerichtet.
Schüler mit Förderbedarf in diesem Bereich nehmen klassenübergreifend teil.
Lernstudios
Intern:
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Doppelbesetzungen im gemeinsamen Unterricht
einzelne SuS werden im Klassenraum unterstützt (Teamteaching)
eine Kleingruppe von SuS wird außerhalb des Klassenraums zieldifferent
unterrichtet (terminierte Förderschleifen im Rahmen des gemeinsamen
Unterrichts)
4) EVALUATION DES FÖRDERPLANS
Ziel der Förderung ist es, die Schwierigkeiten des Schülers abzubauen. Hierfür ist eine
regelmäßige Überprüfung des Förderplans notwendig. Wünschenswert ist eine
kontinuierliche Evaluation der Wirkung der Förderung. Dies ist insbesondere im Hinblick auf
die konkreten Fördermaßnahmen sinnvoll. Auch gerade wenn die Förderung erfolgreich ist,
muss eine Anpassung der Fördermaßnahmen und auch der Förderziele erfolgen. Die
individuelle Lernentwicklung wird mindestens einmal im Schulhalbjahr in einer
Klassenkonferenz erörtert (VOGeschVe §40, (3)). Die übergeordnete Frage hierbei ist: Wie
muss der Förderplan angepasst werden (neue Ziele, neue Maßnahmen)? Des Weiteren
können die folgenden Fragen hilfreich sein: Welche Förderziele wurden erreicht? Welche
Fördermaßnahmen waren dafür hilfreich? Welche Fördermaßnahmen müssen fortgesetzt
werden? Welche Fördermaßnahmen können beendet werden?
Die Auswertung kann auch wieder mit den Eltern und dem Schüler erfolgen, um Transparenz
und Effektivität der Förderung zu erhöhen.
Am Ende der Überprüfung steht entweder die Fortführung der Förderung mit einem
angepassten Förderplan oder die Beendigung der Förderung, da die Schwächen ausgeglichen
sind.
(vgl. Handlungsfelder: „Kompetenzen stärken und erweitern“, „Lernen bilanzieren und
reflektieren“, „Lernwege eröffnen und gestalten“)
Ein Vorschlag für einen schulischen Diagnoseplan mit konkreten Fördermöglichkeiten ist in
der folgenden Tabelle dargestellt. Danach folgt eine zweite Übersicht, in der spezifische
Rechtschreibschwierigkeiten auf den Entwicklungsstufen in Bezug zu spezifischen
Fördermöglichkeiten gesetzt werden.
Auf den ersten Blick wird ersichtlich, dass das Förderkonzept und somit auch die Diagnose
und Förderung im ersten Schuljahr beginnen muss. Dadurch verringert sich die Gefahr, dass
sich spezifische Schwierigkeiten verfestigen. Hierdurch wird auch eine Ausbreitung
(Generalisierung) auf die Selbstwirksamkeit, Motivation und das Selbstkonzept verhindert.
Tabelle 2: Rechtschreibdiagnostik Klasse 1
Rechtschreibdiagnostik - Jahrgangsstufe 1
Zeitpunkt Beobachtbare Fähigkeiten Was wird getan? Wie? Wer führt durch?
Schulbeginn
(spätestens ab
Herbst)
schriftsprachliche Vorerfahrungen
phonologische Bewusstheit
mündliche Sprachfähigkeit
(Sprachstrukturen, Satzbildung)
erforderliche Kompetenzen in Wahr-
nehmung (auditiv und visuell) und Motorik
Früherkennung
Schreibproblemen
Eventuell erneute
Prüfung Schulreife
„Das leere Blatt“
(Füssenich-Löffler)
Zu
Bildergeschichten
oder Bilderbüchern
erzählen lassen
Deutschlehrer(in)
Beratungslehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Eltern informieren
und einbeziehen
Schulbeginn
(November)
Zugang zur alphabetischen Strategie Informelle
Schreibproben
Freies/Kreatives Schreiben (Schreibergebnisse der Kinder)
Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Dez./Jan.
Stand der Rechtschreibkompetenz,
vorhandene Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung
(mit allen oder nur mit
den auffälligen
Kindern)
HSP/DRT1 Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Ende Klasse 1
Stand der Rechtschreibkompetenz,
vorhandene Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung
(mit allen oder nur mit
den auffälligen
Kindern)
HSP/DRT1 Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
kontinuierlich Stand der Rechtschreib-kompetenz,
vorhandene Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung Detaillierte Fehleranalyse der Kindertexte
Deutschlehrer(in)
Gespräche mit
Eltern
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VOGeschVe:
§38 (1): Die Feststellung der besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und Rechnen gehört zu den Aufgaben der Schule.
Voraussetzung für das Erkennen dieser Lernschwierigkeiten ist die Erhebung der Lernausgangslage. Dies soll in der Grundschule schon bei der
Anmeldung, spätestens jedoch zu Beginn der Jahrgangsstufe 1, unter Berücksichtigung der Entwicklungsstufen beim Schriftspracherwerb und beim
Rechnenlernen erfolgen
§39 (3): Frühest möglich, spätestens aber am Ende des 2. Halbjahres der Jahrgangsstufe 1 ist zu prüfen, ob die Leistungen einer Schülerin oder eines
Schülers im Unterricht voraussichtlich ausreichen, um ohne Schwierigkeiten darauf die weiteren Inhalte und Ziele des Deutsch-, Fremdsprachen-
oder Mathematikunterrichts aufbauen zu können oder ob Fördermaßnahmen nach Abs. 2 zu ergreifen sind.
Tabelle 3: Rechtschreibdiagnostik Klasse 2 - 4
Rechtschreibdiagnostik - Jahrgangsstufe 2
Zeitpunkt Beobachtbare Fähigkeiten Was wird getan? Wie? Wer führt durch?
Mitte
Jahrgangsstufe 2
Rechtschreibkompetenz,
vorhandene
Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung HSP 1 +/DRT2
20-Wörter-Schreibtest
Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Ende
Jahrgangsstufe 2
Rechtschreibkompetenz,
vorhandene
Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung HSP2/DRT2 Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Rechtschreibdiagnostik - Jahrgangsstufe 3
Zeitpunkt Beobachtbare Fähigkeiten Was wird getan? Wie? Wer führt durch?
Mitte und Ende
Jahrgang 3
Rechtschreibkompetenz,
vorhandene
Rechtschreibstrategien
Lernstandserhebung HSP3/DRT3 Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
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Rechtschreibdiagnostik - Jahrgangsstufe 4
Mitte
Jahrgangsstufe 4
Lernstandserhebung HSP 4/5 Deutschlehrer(in)
(evtl. LRS-Ansprech-
partnerInnen)
Ende Jahrgangsstufe Übergabe weiterführende Schule
Exemplarische Förderansätze
Die folgenden Tabellen enthält eine Zuordnung von Schwierigkeiten beim Rechtschreiberwerb und möglichen Förderansätzen. Hierbei wird
zwischen der alphabetischen und der orthographischen Stufe unterschieden.
Tabelle 4: Schwierigkeiten und Förderansätze auf der alphabetischen Stufe
Schwierigkeit Förderansätze
SchülerInnen schreiben nur die Buchstaben von sehr prägnant klingenden Lauten auf (z.B. *S für Maus, *TON für Telefon)
Sicherstellen, dass alle Laut-Buchstaben-Beziehungen bekannt sind, z. B.durch häufiges freies Schreiben mithilfe der Anlauttabelle, evtl. spezielle Vermittlung und Einübung einzelner Phonem-Graphem-Korrespondenzen
Sicherstellen, dass das Kind beim Schreiben leise mitspricht (Pilotsprache) und dabei den Laut benutzt – also [h], nicht den Buchstabennamen [ha:]
Auf die eigene Aussprache achten. „Schreibe für jeden Laut einen Buchstaben!“
Intensive Übungen zum Durchgliedern von Wörtern in Silben, um die oft langen Lautströme in überschaubare Einheiten aufteilen zu können
Übungen zum bewussten Hören aller Laute, Dehnsprechen anhand von kurzen lautgetreuen Wörtern üben: das Kind nennt gehörte Laute und legt für jeden Laut den entsprechenden Buchstaben.
Lautgebärden einsetzen
SchülerInnen lassen die Vokale weg und schreiben in der sogenannten „Skelettschreibweise“ (z. B. *FRT für <Fahrrad>).
Silbenregel beachten: In jeder Silbe ist ein Vokal oder Diphtong (au, ei, eu).
Dazu vielfältige Übungen, z. B. fehlende Selbstlaute in spielerischer Form bestimmen (Memorix, Lotto, Bild-Wort-Karten, bei denen die Vokale im Wort fehlen)
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Darauf achten, dass Wörter beim Schreiben daraufhin überprüft werden, ob in jeder Silbe ein Vokal steht, z. B. durch farbige Kennzeichnung.
Sicherstellen, dass das Kind beim Schreiben leise mitspricht (Pilotsprache) und dabei den Laut benutzt – also [h], nicht den Buchstabennamen [ha:]
An Modellwörtern den Unterschied zwischen leicht verwechselbaren Vokalen(z. B. /u/ und /o/; /i/ und /e/) erarbeiten: z. B. Mund – Gold. Dabei mit dem Spiegel die Mundstellungen vergleichen und die Lautgebärde benutzen
SchülerInnen lassen bei Wörtern mit Konsonantenhäufungen mindestens ein Graphem aus (z. B. *Bot statt <Brot>,*Woke statt <Wolke>,*Mod statt <Mond>).
In vorgegebenen Wörtern die Konsonantenhäufungen farbig einkreisen
Stabreimwörter (Blatt, blau etc.) sammeln und aufschreiben
SchülerInnen haben Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von stimm-haften (b/d/g) und stimmlosen (p/t/k) Plosivlauten
Bei auditivem Differenzierungsproblem: Übungen zur deutlichen Artikulation, unterstützt durch Schriftbild und Handzeichen
Unterstützung der Artikulation durch mundmotorische Übungen (Laute am Mund, am Gaumen, an den Zähnen oder am Hals fühlen, Unterschiede benennen)
Bei visuellem Differenzierungsproblem aufgrund der Symmetrie z.B. von <b> und <d>: „Spickzettel“ mit eigenen Anlautwörtern bzw. -bildern erstellen, den die Kinder nutzen dürfen, z. B. b bei Ball, d bei Dose
Tabelle 5: Schwierigkeiten und Förderansätze auf der orthografischen Stufe
Schwierigkeit Förderansätze
SchülerInnen können sich seltener vorkommende Buchstaben/Buch-stabenkombinationen nicht merken (sp, st, Vv, qu)
Wörter mit diesen Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen als besondere Schreibweise herausstellen
Wörter sammeln, besondere Stelle markieren, in einer Lernbox üben und in ein „Heft für merkwürdige Wörter“ schreiben
SchülerInnen sind unsicher bei der Verschriftung des lang gesprochenen „i“ (z. B. *Bine oder *Maschiene).
Sammeln von Wörtern mit lang gesprochenem „i“
Herausstellen, dass das lang gesprochene i meistens mit <ie> geschrieben wird (in ca. 80 % aller Wörter)
Die anderen Wörter mit lang gesprochenem „i“, die mit <i> oder <ih> geschrieben werden, als Merkwörter lernen (Apfelsine, ihr)
SchülerInnen sind unsicher bei der Hinweis darauf, dass im Normalfall nach lang gesprochenem Vokal kein Dehnungs-h benutzt wird
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Verwendung des Dehnungs- h (Er *kahm, *Stul).
Wörter mit Dehnungs-h als Lernwörter üben
SchülerInnen sind unsicher bei der Konsonantenverdopplung (einschließlich ck, tz) nach kurz gesprochenem Vokal.
Hörübungen zur Unterscheidung von lang und kurz gesprochenen Vokalen: Beispielwörter für lang gesprochene Vokale vorstellen (z. B. Hase, Sofa etc.), an denen die Kinder vergleichen können, ob sie genauso klingen. Klingen sie anders, sind es kurz gesprochene Vokale.
Faustregel üben und anwenden: In betonter Silbe folgen nach kurzem Vokal fast immer zwei Konsonanten. Sind sie verschieden, hört man beide (Lampe), sind sie gleich, hört man nur einen (Brille) Ausnahmen lernen: am, an, hat, im, in, um, Bus, Hexe, Taxi
Häufig vorkommende Wörter werden immer wieder neu konstruiert.
Diverse Übungen zur Sicherung der 100 häufigsten Wörtern: Wortlisten, Bingo-Spiele, Memorix, Lotto, Schnipp-Schnapp* etc.
SchülerInnen sind unsicher beim Erkennen von Nomen.
Im Gespräch erarbeiten, dass fast alle Wörter klein geschrieben werden und nur Satzanfänge und Nomen einen großen Anfangsbuchstaben haben
Zum Erkennen der Nomen erst einfache Regeln (z. B. Namen von Lebewesen, die man sehen und anfassen kann) erarbeiten und dann komplexe Regeln (z. B. Artikelprobe, Attribuierung) einführen
Tabelle 6: Schwierigkeiten und Förderansätze auf der entfalteten orthographischen Stufe
Schwierigkeit Förderansätze
Die konsonantische Ableitung von Wörtern (Auslautverhärtung) wird nicht vorgenommen.
Verdeutlichen: Die Wörter mit den Endungen -d/t, -b/p, -g/k werden jeweils am Ende gleich gesprochen. „Trick“: Verlängerung, z. B. der Hund – viele Hunde, wild – wilder bzw. Bilden der Grundform: er schreibt – schreiben
Das Vorgehen bei der Ableitung Schritt für Schritt einüben: Anhand von Strategiekarten
Die vokalische Ableitung wird nicht vorgenommen: *leuft, *Welder, andererseits *länken..
Grundregel vermitteln: Ä/ä oder Äu/äu nur schreiben, wenn es auf ein Wort mit A/a oder Au/au zurückführbar ist. Ausnahmen (z. B. Käse, Mädchen) als Merkwörter lernen
In spielerischer Form – Dominos, Memorix oder Paarkarten etc. – die Herleitung verwandter Wörter (<Bäume> wegen <Baum> usw.) üben
Wortfamilien zusammenstellen
Strategie vermitteln: Wörter in ihre Bausteine gliedern, verwandte Wortstämme suchen und die Schreibung von diesen ableiten.
Die Konstantschreibung von Wortstämmen wird nicht beachtet (Er *nam).
Vorgegebene Wörter passenden Wortfamilien zuordnen, Wortstamm markieren, Wortfamilienposter entwickeln, um die Konstanz von Wortstämmen zu erkennen
„Eselsbrücken“ entwickeln, z. B. „ Einmal „h“, immer „h“ (h-Tick)
Lange Wörter (meist Komposita) werden Wörter zusammensetzen: Haus + Tür; immer längere Wörter spielerisch bilden
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nicht vollständig oder falsch geschrieben, weil der morphematische Aufbau unserer Schrift nicht klar ist.
(Apfelbaumleitersprosse).
Wörter sammeln, bei denen die Vorsilbe mit dem gleichen Buchstaben endet, mit dem das sich anschließende Wort der Zusammensetzung beginnt: Fahrrad, abbrechen
Besonderheiten wie das Fugen-s durch Gliederung des Wortes in seine Bestandteile (z. B. mit Hilfe unterschiedlicher Farben) erkennen: Geburt s tag, Weihnacht s mann
Häufig vorkommende Vorsilben ver-, vor- werden nicht erkannt (*ferkaufen, aber *vertig).
Verben zunächst spielerisch auf ihre Bedeutungsänderung durch Vorsilben untersuchen, wie z. B. „Der Arzt (unter)sucht die Patientin.“ Später dann vor allem bei ver- und vor (laufen/ verlaufen/vorlaufen, spielen/ verspielen/vorspielen);
Wörter sammeln, diese kurz überprüfen: Handelt es sich um eine Vorsilbe? Anschließend Regel reflektieren: Vorsilbe „ ver“-, also schreibe ich mit „v“
<fertig> als Merkwort üben Die Endungen -er, -en, -el werden unvollständig oder falsch aufgeschrieben, z. B. *Mutta, *laufn, *Pudl.
Sammel- und Sortierübungen von Wortkarten mit den entsprechenden Endungen
Erstellen einer eigenen Wörtersammlung mithilfe des Wörterbuchs oder anhand von Texten
20
Die Gestaltung des Förderunterrichts erfolgt wieder nach dem allgemeinen Lehr-Lern-
Prozess-Modell. Beim Unterricht in besonderen Lerngruppen kann die Unterrichtsgestaltung
spezifisch auf die Rechtschreibförderung fokussieren. Förderkurse können von der
Schulleiterin/dem Schulleiter eingerichtet werden. Die Förderung in diesen Lerngruppen
wird mit der Deutschlehrkraft abgestimmt. Diese Abstimmung erfolgt in einer
Klassenkonferenz. Wird im Förderplan der Besuch des Förderkurses festgeschrieben, so ist
die Teilnahme daran für die SchülerInnen verpflichtend. Die Feststellung erfolgt durch die
Klassenkonferenz, wobei der Deutschlehrkraft eine besondere Rolle zufällt. Sie ist ExpertIn
für die Lernausgangslage/Lernstand und leitet darauf aufbauend die Fördermaßnahmen ein.
Die Gründe für die Teilnahme und vor allem die Ziele des Förderunterrichts sollten für die
SchülerInnen transparent sein. Dabei müssen die im Förderplan vorgesehen Ziele im
Unterricht nicht nur mit didaktisch geeigneten Methoden umgesetzt, sondern auch für die
SchülerInnen während des Unterrichts sichtbar und herausfordernd sein. Hierdurch werden
Rückmeldungen über die Annäherung zum Ziel und dann die Zielerreichung überhaupt erst
möglich (dies gilt natürlich nicht nur für den Förderunterricht). Rückmeldungen über den
erreichen Lernzuwachs, die Strategien zur Zielerreichung und was noch getan werden muss,
um das bestehende Ziel zu erreichen, sind wichtig für erfolgreiches Lernen (Hattie, 2009).
Bei der Zusammensetzung der Lerngruppe sollte der individuelle Entwicklungsstand
berücksichtigt werden. Hilfreich für die Organisation des Förderunterrichts könnte es sein,
homogene Gruppen hinsichtlich des Entwicklungsstandes zu bilden. Die Lerngruppen sollten
zwischen 6 und höchstens 10 SchülerInnen groß sein.
Die Förderkurse müssen bei der Gestaltung des Stundenplans berücksichtigt werden.
Wünschenswerte ist ein Zeitfenster, in dem die SchülerInnen konzentriert arbeiten können,
z.B. am frühen Vormittag.
Förderkurse sollten kontinuierlich angeboten werden und auch eine gewisse Offenheit
haben, so dass SchülerInnen in die Förderung im laufenden Schuljahr einsteigen und auch
aussteigen können, falls die Förderziele erreicht wurden und somit eine Teilnahme am
Förderunterricht nicht mehr notwendig ist.
Didaktisch-Methodische Elemente:
Nach Möglichkeit ein Spiel zur Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsförderung,
evtl. auch zur Einstimmung in das Rechtschreibtraining; allerdings sollte dadurch
nicht die begrenzte Aufmerksamkeitsspanne „aufgebraucht“ werden.
Beim Training der Förderschwerpunkte müssen die SchülerInnen motivierende
Könnenserfahrungen machen. Hierfür muss die Aufgabenschwierigkeit zur
Fähigkeit der/des SchülerIn passen. Hier geht es dann darum, ein Niveau der
Aufgaben zu wählen, die für eine SchülerIn herausfordernd sind oder Aufgaben,
5. GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN DES FÖRDERUNTERRICHTS
21
die sich nach Wygotsky (1978) in der Zone der proximalen Entwicklung des
Kindes befinden.
Lernen mit allen Sinnen ermöglichen.
Unterschiedliche Sozialformen (Einzel-, Partner-,Gruppenarbeit), z.B. auch durch
Lernpaten, bei denen ausgebildete SchülerInnen Hilfestellungen einem
Lernpartner geben.
Selbstständiges Lernen fördern (Training im Umgang mit Arbeitsmaterialien und
sinnvollen Arbeitstechniken), auch durch selbsterklärende Materialien und dich
die Möglichkeit zur Selbstkontrolle des Lernergebnisses und Lernerfolges
Die Bereiche Rechtschreibstrategien, Merkwörter, Arbeiten mit Wortmaterial,
Erlernen von Lernstrategien und Arbeitstechniken müssen in ein sinnvolles
Verhältnis gebracht werden.
Jede Schule benennt eine fachlich qualifizierte Lehrkraft als AnsprechparnterIn für diese
Schwierigketien. Dies wird durch die VoGeschVe in den Grundsätzen gefordert.
Allerdings sind die Aufgaben, Zuständigkeiten und Freistellungsmöglichkeiten dieser
AnsprechpartnerInnen nicht weiter vorgegeben.
Schon alleine die Frage, wofür diese AnsprechpartnerInnen qualifiziert sein sollen kann
sehr unterschiedlich beantwortet werden: Diagnostik, Förderplanung, Beratung von
KollegInnen ((Förder-)Unterricht, Förderung im Deutschunterricht und Förderplangest-
altung), Durchführungsspezialistin für die Förderung, Beratung von Eltern usw. Insofern
ist hier ein Bereich, der in einem schulischen Förderkonzept definiert werden sollte.
Mögliche Aufgaben dieser AnsprechpartnerInnen können sein:
Funktion als AnsprechpartnerIn für Fragen von KollegInnen zum
Rechtschreibunterricht mit SchülerInnen mit besonderen Schwierigkeiten beim
Rechtschreiblernen
Schulische Koordination formeller Testverfahren (und dann auch Bestellung,
Verwaltung, Auswertung) und deren Zeitpunkte
Kooperation mit den Deutsch unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen bei der
individuellen Testung von Kindern, bei denen ein Förderbedarf vermutet wird
Inhaltliche und organisatorische Koordination der – je nach Stunden-Ressourcen –
eingerichteten Förderkurse
Kooperation mit dem Beratungs- und Förderzentrum und dem schulpsychologischen
Dienst, Beratungsangebot für Eltern
Die Aufgaben der AnsprechpartnerInnen sollten im schulischen Förderkonzept benannt und
beschrieben sein.
6. ANSPRECHPARTNER/INNEN
22
Bartnitzky, Horst: Sprachunterricht heute
Bremerich-Vos/Granzer/Behrens/Köller (Hrsg.) (2009): Bildungsstandards für die
Grundschule: Deutsch konkret. Cornelsen Scriptor, Berlin.
Kleinmann, K. (2006): Verstehen, Beobachten und gezieltes Fördern von LRS-
Schülern. Ein Leitfaden für die Praxis. Dortmund: borgmann
Brügelmann, H./Brinkmann, E. (1994): Stufen des Schriftspracherwerbs und Ansätze
zu seiner Förderung. In: Brügelmann, H./Richter, S. (Hrsg.): Wie wir recht schreiben
lernen. Lengwil: Libelle Verlag
Papiertiger 1: Lernbeobachtung und Fördermaterial
Füssenich-Löffler: Schriftspracherwerb im 1. und 2. Schuljahr, Standardwerk. Darin:
Neun-Wörter-Diktat
Elgner/Huppenbauer/Janson/Merlau/Weigand (2006): Damit LRS kein Problem wird!
Diagnose- und Fördermaterial Klasse 1 und 2. Verlag an der Ruhr.
Valtin/Naegele: Kriterien zur Beurteilung von Rechtschreibmaterialien und
Lernsoftware. In: Beiträge zur Reform der Grundschule (2000): Rechtschreiben lernen
in den Klassen 1 – 6, Arbeitskreis Grundschule.
May, P. (2002): HSP 1-9. Manual. Diagnose orthografischer Kompetenz. Hamburg:
verlag für pädagogische medien.
o Erhältlich für die Klassenstufen 1 bis 9
Müller/Hasselhorn/Marx/Schneider (2003): Diagnostischer Rechtschreibtest.
Göttingen: Hogrefe.
o Erhältlich für die Klassenstufen 1 bis 5
Scheerer-Neumann, G. u. a. (2008a): ILeA 1-4. Individuelle Lernstandsanalysen
Rechtschreiben. Lehrerheft. Ludwigsfelde: Landesinstitut für Schule und Medien
Berlin-Brandenburg.
Bartnitzky/Hecker/Lassek (Hg) (2011): Individuell fördern – Kompetenzen stärken.
Beiträge zur Reform der Grundschule.
Ganser (Hrsg.) (2008): Rechtschreibklippen überwinden. Auer-Verlag, Donauwörth.
Fisgus/Kraft (2004): „Morgen wird es wieder schön“. Auer-Verlag, Donauwörth.
Ganser (Hrsg.) (2005): „Damit hab ich es gelernt!“. Auer-Verlag, Donauwörth.
7. LITERATURTIPPS
ALLGEMEINE LITERATUR ZUM THEMA
LITERATUR ZUR RECHTSCHREIBDIAGNOSTIK
LITERATUR ZUR RECHTSCHREIBFÖRDERUNG - ALLGEMEIN
23
Rinderle, Bettina (2010): Übungen und Strategien für LRS-Kinder, Band 1 und 2. AOL-
Verlag, Buxtehude.
Sasse, A./Valtin, R. (2008): Planvolles Arbeiten und Üben im Rechtschreibunterricht.
In: Deutsch differenziert, Heft 3/08, Seite 39ff. Braunschweig: Westermann
von Wedel-Wolff, A./Valtin, R. (2008): Übungen für Kinder mit Leseschwierigkeiten.
In: Deutsch differenziert, Heft 3/08, Seiten 21–25
Valtin, R./Naegele, I. (2008): Das schaffe ich! Lese- und Rechtschreib-Schwierigkeiten
überwinden. Handreichung zu den Heften A+B. Hannover: Schroedel Verlag
Valtin, R./Naegele, I. (2006): Lese-Rechtschreibschwierigkeiten vermeiden. In:
Deutsch differenziert 3/06: Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im Anfangsunterricht,
Seite 10ff.
Scheerer-Neumann, G. (2008c): Rechtschreibregeln effektiv nutzen. Übungen zur
konsonantischen Ableitung. In: Deutsch differenziert, Heft 3/08: Lese-Rechtschreib-
Schwierigkeiten im weiterführenden Unterricht, Seite 34−38. Braunschweig:
Westermann
Naegele, I. M. (2006): Kinder brauchen effektive Lern- und Arbeitstechniken. In:
Deutsch differenziert, Heft 3/06: Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im
Anfangsunterricht, Seite 37-41. Braunschweig: Westermann
Küspert/Schneider „Hören, lauschen, lernen“ (Vandenhoeck und Ruprecht)
Brinkmann, Erika: Lernlandschaften. Lausch-Heft. VPM/Klett Verlag.
Papiertiger 1: Lernbeobachtung und Fördermaterial
Wemmer, Katrin (2010): Übungen zur phonologischen Bewusstheit Hefte 1 – 3.
Persen, Buxtehude.
Wachendorf, Debbrecht (2010): Rechtschreiben 1. Jandorf Verlag, Brühl.
Rechtschreiben 1 (jandorfverlag)
Berger, N. Küspert, P., Lenard, W., Marx, P. Schneider, W. & Weber, J. (2009).
Würzburger orthografisches Training. Band 1: 1-4 Schuljahr. Verschriften
lautgetreuer Wörter. Göttingen: Hogrefe.
Berger, N. Küspert, P., Lenard, W., Marx, P. Schneider, W. & Weber, J. (2009).
Würzburger orthografisches Training. Band 1: 1-4 Schuljahr. Verschriften
lautgetreuer Wörter. Göttingen: Hogrefe.
LITERATUR ZUR FÖRDERUNG DER VORLÄUFERFÄHIGKEITEN DES SCHRIFT-
SPRACHERWERBS
LITERATUR ZUR FÖRDERUNG DER ALPHABETISCHEN STRATEGIE
LITERATUR ZUR FÖRDERUNG DER ORTHOGRAPHISCHEN STRATEGIE
24
Berger, N. Küspert, P., Lenard, W., Marx, P. Schneider, W. & Weber, J. (2009).
Würzburger orthografisches Training. Band 2: 2-4 Schuljahr.
Rechtschreibregeln befolgen. Göttingen: Hogrefe.
Rechtschreiben 2 (jandorfverlag)
Wachendorf, Debbrecht (2010): Rechtschreiben 2 und 3. Jandorf Verlag,
Brühl.
Winzen/Stachuletz (2006): Orthografikus. Finken Verlag, Oberursel. Mit
Diagnosebegleitheft – Vortests zu Förderkursen mit Erfolgskontrollen)
Band 1: Ableiten
Band 2: Schärfung und Dehnung,
Band 3: Großschreibung, Getrenntschreibung, Wortbausteine,
Silbentrennung, dass/das
Duden Patec: So schreibe ich fehlerfrei. Duden-Verlag, Mannheim/Leipzig.
25
Relevant ist vor allem die Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses (VOGeSchV)
vom 19. August 2011. Hier insbesondere der sechste Teil, der SchülerInnen mit besonderen
Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen gewidmet ist. In diesem
Abschnitt wird der gesetzliche Rahmen für folgende Bereiche abgesteckt:
§ 37 Grundsätze § 38 Förderdiagnostik § 39 Fördermaßnahmen § 40 Individuelle Förderpläne § 41 Unterricht in besonderen Lerngruppen § 42 Nachteilsausgleich, Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung bei Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen § 43 Besondere Regelungen für die Zeugniserteilung § 44 Abschlüsse
Zusätzlich ist der §6 Individuelle Förderpläne relevant. Hier werden die wichtigsten Inhalte
für einen Förderplan festgelegt. Im §7 wird das Thema Nachteilsausgleich in allgemeiner
Form geregelt.
Die aufgelisteten Paragraphen der Verordnung finden sich im Anhang ab Seite 30.
In der Dienstordnung §9 (2) wird geregelt, dass die Zuständigkeit für das Führen der
Förderpläne bei der Klassenlehrkraft liegt.
AfL (2011): Auf dem Weg zum kompetenzorientierten Unterricht –Lehr- und
Lernprozessegestalten. Ein Prozessmodell zur Unterstützung der Unterrichtsentwicklung.
Bartnitzky, Horst; Hecker, Ullrich; Lassek, Marei (Hrsg.) (2012): Individuell fördern-
Kompetenzen stärken in der Eingangsstufe. Beiträge zur Reform der Grundschule. Band 134.
Grundschulverband, Frankfurt am Main.
Dienstordnung für Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter und sozialpädagogische
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom 04.11.2011.
Hattie, J. (2009). Visible learning: a synthesis of over 800 meta-analyses relating to
achievement. New York: Routledge.
May, Peter (2010): HSP Handbuch 1-9: Hamburger Schreib-Probe. Diagnose orthografischer
Kompetenzzur Erfassung der grundlegenden Rechtschreibstrategien. Kempten: VPM.
8. BEZUG ZUM RECHTLICHEN RAHMEN
9. LITERATURVERZEICHNIS
26
Müller, R., Hasselhorn, M. Marx, H. & Schneider, W. (2003): Diagnostischer Rechtschreibtest.
Göttingen: Hogrefe.
Scheerer-Neumann, G. (2004). Lese-Rechtschreib-Schwäche: Wo stehen wir heute. Lese-
Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) und Legasthenie. Eine grundlegendene Einführung.
Weinheim, Basel: Beltz.
Valtin, R. (1997) Stufen des Lesen- und Schreibenlernens. Schriftspracherwerb als Entwick-
lungsprozeß. In: Haarmann, D. (Hrsg.). Handbuch Grundschule. Weinheim u. Basel: Beltz.
Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses vom 19. August 2011
27
Exemplarischer Förderplan auf der Basis der VOGeschVe §6 Tabelle 7: Beispiel für die Struktur eines Förderplans
Förderplan Name der Schülerin / des Schüler:
Klasse:
KlassenlehrerIn:
Gültig von: bis:
1. Entwicklungsstand und Lernausgangslage im Bereich Rechtschreibung
Bereich Beschreibung
a) Aktueller Lern- und Leistungsstand
b) Arbeits- und Lernverhalten
c) Sozialverhalten/ emotionales Verhalten
d) Lernumfeld
10. ANHANG
28
e)
2. Individuelle Stärken und Schwächen
Beschreibung
Stärken
Schwächen
3. Förderchancen und Förderbedarf
Förderbereich
Priorität (Rangfolge eintragen)
Förderschwerpunkte für den Planungszeitraum
Alphabetische Stufe
Orthografische Stufe
29
4. Förderziele1
1)
2)
3)
5. Fördermaßnahmen zur Zielerreichung
Was? Wie? Wer? Mit wem? Bis wann?
Kontrolle/ Feedback
1 Ein Ziel soll sein:
Positiv formuliert und beobachtbar
Konkret und deutlich beschrieben
Realistisch und erreichbar, d.h. keine Über- oder Unterforderung (Voraussetzung: genaue
Stärken- und Schwächenanalyse, Lernstand!)
Kleinschrittig: wenige und kleine Ziele für einen kurzen Zeitraum festlegen
Transparent und von Bedeutung für alle Beteiligten
30
Übersicht über die rechtlichen Grundlagen Auszug aus der Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses
SECHSTER TEIL Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen § 37 Grundsätze (1) Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben
oder beim Rechnen haben in allen Schulformen Anspruch auf individuelle Förderung.
Förderziel ist, die Schwierigkeiten so weit wie möglich zu überwinden. Die Schulen sind
verpflichtet, Fördermaßnahmen im Sinne dieses Abschnittes der Verordnung durchzuführen.
(2) Die besonderen Regelungen zur individuellen Förderung von Schülerinnen und Schüler
mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung bleiben unberührt.
(3) Bei Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Herkunftssprache sowie Schülerinnen
und Schülern deutscher Herkunftssprache, deren Sprachentwicklung nicht altersgemäß ist,
ist zu prüfen, ob deren Schwierigkeiten aus zu geringer Kenntnis der deutschen Sprache
herrühren.
(4) Jede Schule entwickelt ein schulbezogenes Förderkonzept für Schülerinnen und Schüler
mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben sowie beim Rechnen und
benennt eine fachlich qualifizierte Lehrkraft als Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner für
diese Schwierigkeiten.
(5) Besondere Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechtschreiben oder beim
Rechnen in der Grundschule sind allein kein hinreichender Grund für die Feststellung eines
Anspruches auf sonderpädagogische Förderung oder die Verweigerung des Übergangs in
eine weiterführende Schule.
§ 38 Förderdiagnostik (1) Die Feststellung der besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und
Rechnen gehört zu den Aufgaben der Schule. Voraussetzung für das Erkennen dieser
Lernschwierigkeiten ist die Erhebung der Lernausgangslage. Dies soll in der Grundschule
schon bei der Anmeldung, spätestens jedoch zu Beginn der Jahrgangsstufe 1, unter
Berücksichtigung der Entwicklungsstufen beim Schriftspracherwerb und beim
Rechnenlernen erfolgen. Weitere Beobachtungskriterien sind der sprachliche, kognitive,
emotional-soziale und motorische Entwicklungsstand, die Lernmotivation sowie das
individuelle Lernverhalten und Lerntempo. Der Unterricht muss sich dabei an den
unterschiedlichen Lernvoraussetzungen wie zum Beispiel den Sprach-, Sprech- und
Artikulationsfähigkeiten, auch bezogen auf einen eventuellen Migrationshintergrund,
orientieren. Die vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sind systematisch weiter zu
entwickeln.
(2) Im Einzelfall haben die Lehrkräfte die Möglichkeit der unterstützenden Beratung
insbesondere durch Schulpsychologinnen und Schulpsychologen oder andere in der Lese-,
Rechtschreib- oder Rechendiagnostik ausgebildete Lehrkräfte wie zum Beispiel des
31
sonderpädagogischen Beratungs- und Förderzentrums. Bei konkreten Hinweisen auf
organische Ursachen sind die Eltern auf die Schulärztin oder den Schularzt hinzuweisen oder
fachärztliche Untersuchungen zu empfehlen.
(3) Die Eltern sind über die besonderen Schwierigkeiten ihres Kindes im Bereich des Lesens,
Rechtschreibens oder Rechnens und über den individuellen Förderplan zu informieren und
zu beraten. Sie werden in die Planung pädagogischer Maßnahmen durch Anhörung
einbezogen. Durch die Klassenlehrerin, den Klassenlehrer oder die Fachlehrkraft erhalten sie
Informationen über die jeweils angewandte Lese-, Rechtschreib- oder Rechenmethode. Auf
besondere Lehr- und Lernmittel, häusliche Unterstützungsmöglichkeiten, geeignete
Fördermaterialien und Motivationshilfen ist hinzuweisen.
§ 39 Fördermaßnahmen (1) Die Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten
beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen haben zum Ziel
1. die Stärken von Schülerinnen und Schülern herauszufinden, sie ihnen bewusst zu
machen, sie zu ermutigen und Erfolgserlebnisse zu vermitteln,
2. Lernhemmungen und Blockaden abzubauen und Lust auf Lesen, Rechtschreiben
und Rechnen zu wecken und zu erhalten,
3. Arbeitstechniken und Lernstrategien zu vermitteln, die vorhandenen Schwächen
auszugleichen oder zu mildern sowie bestehende Lernlücken zu schließen.
(2) Als Fördermaßnahmen kommen Formen der inneren und äußeren Differenzierung in
Frage. Nach entsprechender Diagnose müssen Schülerinnen und Schüler nach § 37 gefördert
werden. Folgende Fördermaßnahmen kommen dafür in Betracht:
1. Unterricht in besonderen Lerngruppen (§ 41)
2. Binnendifferenzierung
3. Nachteilsausgleich (§§ 7, 42)
(3) Frühest möglich, spätestens aber am Ende des 2. Halbjahres der Jahrgangsstufe 1 ist zu
prüfen, ob die Leistungen einer Schülerin oder eines Schülers im Unterricht voraussichtlich
ausreichen, um ohne Schwierigkeiten darauf die weiteren Inhalte und Ziele des Deutsch-,
Fremdsprachen- oder Mathematikunterrichts aufbauen zu können oder ob
Fördermaßnahmen nach Abs. 2 zu ergreifen sind.
(4) Bei besonderen Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben sollen die Maßnahmen
nach Abs. 2 spätestens bis zum Ende der Sekundarstufe I abgeschlossen sein. In besonders
begründeten Ausnahmefällen erfolgt mit Genehmigung des Staatlichen Schulamtes eine
Fortsetzung in den Bildungsgängen der Sekundarstufe II auf Antrag der Eltern oder der
volljährigen Schülerin oder des volljährigen Schülers. Bei besonderen Schwierigkeiten beim
Rechnen sollen die besonderen Fördermaßnahmen bis zum Ende der Grundschule
abgeschlossen sein; in der Sekundarstufe I finden bei einer Rechenschwäche die §§ 7, 42 bis
44 keine Anwendung.
(5) Die Förderung ist mit dem Deutsch- oder Mathematikunterricht abzustimmen. Die
Abstimmung erfolgt in der Klassenkonferenz unter Einbeziehung der übrigen
32
Fachlehrerinnen und Fachlehrer. Eine angemessene Berücksichtigung in allen Fächern,
insbesondere in den Fremdsprachen, ist sicherzustellen.
(6) Die Klassenkonferenz ist für die Feststellung besonderer Schwierigkeiten beim Erlernen
des Lesens, Rechtschreibens oder Rechnens zuständig. Eventuell vorliegende Fachgutachten
sind in das Entscheidungsverfahren einzubeziehen. Die Deutsch- oder Mathematiklehrkraft
leitet die jeweiligen Fördermaßnahmen ein.
§ 40 Individuelle Förderpläne bei besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen (1) Die Erstellung individueller Förderpläne geschieht auf der Grundlage der
Förderdiagnostik (§ 38). Individuelle Förderpläne sind mit allen am Unterricht beteiligten
Lehrkräften, den Eltern sowie der Schülerin oder dem Schüler zu erörtern und bilden die
Grundlage für individuelle Hilfen.
(2) Der Lernstand wird von der jeweiligen Fachlehrkraft im Förderplan dokumentiert und
bietet die Grundlage für die Planung und Durchführung individueller Fördermaßnahmen.
Entscheiden sich Eltern für eine zusätzliche außerschulische Maßnahme, so ist diese in den
individuellen Förderplan einzubeziehen. Eine enge Kooperation zwischen Schule, Eltern und
außerschulischer Förderung ist im Sinne der Optimierung der Förderung erforderlich.
(3) Die individuelle Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers, die erreichten
Lernfortschritte sowie die Maßnahmen im Rahmen des Nachteilsausgleichs werden
dokumentiert und mindestens einmal im Schulhalbjahr in einer Klassenkonferenz erörtert.
Auf dieser Grundlage erfolgt die Fortschreibung des Förderplans.
§ 41 Unterricht in besonderen Lerngruppen (1) Die Förderung in besonderen Lerngruppen ist mit dem Deutsch- und
Mathematikunterricht abzustimmen. Diese Abstimmung erfolgt in einer Klassenkonferenz,
um so auch die übrigen Fachlehrerinnen und Fachlehrer einzubeziehen und eine
angemessene Berücksichtigung in allen Fächern, auch in den Fremdsprachen,
sicherzustellen.
(2) Der Besuch der Förderkurse ist für Schülerinnen und Schüler mit festgestellten
Schwierigkeiten verpflichtend.
(3) Der von der Schülerin oder dem Schüler erreichte Lernfortschritt wird halbjährlich in der
Klassenkonferenz und mit den Eltern erörtert.
(4) Die Einrichtung von Förderkursen obliegt der Schulleiterin oder dem Schulleiter. Wenn
diese Kurse schulübergreifend eingerichtet werden, obliegt die Einrichtung dem Staatlichen
Schulamt.
§ 42 Nachteilsausgleich, Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung bei Schülerinnen
und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen
Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder
Rechnen in der Regel den für alle Schülerinnen und Schüler geltenden Maßstäben der
33
Leistungsbewertung. Nachteilsausgleich und Abweichen von den Grundsätzen der
Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung nach Abs. 3 sind vor allem beim Erlernen des
Lesens, Rechtschreibens
(1) Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben
oder Rechnen unterliegen oder Rechnens in der Grundschule möglich und werden mit
andauernder Förderung in den höheren Klassen wieder abgebaut.
(2) Vorrangig vor dem Abweichen von den allgemeinen Grundsätzen der
Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung sind auf der Grundlage des individuellen
Förderplans Hilfen in Form eines Nachteilsausgleichs (§ 7) vorzusehen, können in
begründeten Einzelfällen aber auch nebeneinander gewährt werden.
(3) Abweichungen von den allgemeinen Grundsätzen der Leistungsfeststellung und -
bewertung sind:
1. stärkere Gewichtung mündlicher Leistungen, insbesondere in Deutsch und den
Fremdsprachen,
2. zeitweiser Verzicht auf eine Bewertung der Lese-, Rechtschreib- oder
Rechenleistung in allen betroffenen Unterrichtsgebieten,
3. zeitweiser Verzicht auf die Bewertung der Rechtschreib- oder Rechenleistung bei
Klassenarbeiten während der Förderphase,
4. Nutzung des pädagogischen Ermessensspielraumes bei Aussetzung der
Notengebung für ein Fach.
(4) Alle Abweichungen von den allgemeinen Grundsätzen der Leistungsfeststellung und -
bewertung müssen ihre Grundlage in den individuellen Förderplänen der Schülerinnen und
Schüler haben.
(5) Bei besonderen Schwierigkeiten beim Lesen oder Rechtschreiben werden Maßnahmen
nach Abs. 3 von der Klassenkonferenz beschlossen. In der Sekundarstufe II ist das Staatliche
Schulamt von den Konferenzbeschlüssen zu unterrichten. Bei besonderen Schwierigkeiten
beim Rechnen entscheidet die Klassenkonferenz der Grundschule über Hilfen nach Abs. 2
und 3.
§ 43 Besondere Regelungen für die Zeugniserteilung (1) In besonders begründeten Ausnahmefällen können die Lese- und Rechtschreibleistung
und in der Grundschule die Rechenkenntnisse im Fach Mathematik bei der Zeugnisnote
unberücksichtigt bleiben. Die Aussetzung einer Teilnote erfolgt jeweils für ein Schulhalbjahr.
Die Entscheidung darüber trifft unter Beachtung des individuellen Förderplans die
Klassenkonferenz. § 42 Abs. 5 Satz 2 gilt entsprechend.
(2) In den Fällen, in denen nach Abs. 1 und § 42 Abs. 3 ein Abweichen von den allgemeinen
Grundsätzen der Leistungserhebung und Leistungsbewertung gegeben ist, erfolgt eine
entsprechende verbale Aussage im Zeugnis unter „Bemerkungen“. Dies gilt entsprechend
auch in den Fällen des Nachteilsausgleichs nach § 7, wenn aufgrund entsprechender Hilfs
oder Arbeitsmittel keine Rechtschreibleistung erbracht wurde.
34
§ 44 Abschlüsse (1) In Abgangs- oder Abschlusszeugnissen gelten die Bestimmungen von § 43 auf der
Grundlage von individuellen Förderplänen und der vorausgegangenen schulischen
Förderung.
(2) Bei Abschlussprüfungen entscheidet die Prüfungskommission nach Kenntnisnahme des
jeweiligen individuellen Förderplans, ob ein Nachteilsausgleich und / oder Abweichungen
von den allgemeinen Grundsätzen der Leistungsbeurteilung und Leistungsbewertung
gewährt werden kann. In den Fällen, in denen zum Zeitpunkt des schriftlichen Abschnitts
eine Abschlussprüfung noch keine Prüfungskommission eingerichtet wurde, entscheidet die
Klassenkonferenz unter dem Vorsitz der Schulleiterin oder des Schulleiters über die
Gewährung. Über die Entscheidung ist das Staatliche Schulamt zu unterrichten.
Auszug aus der Dienstordnung für Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter und sozialpädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom 04. November 2011
§ 6 (1) Lehrkräfte sollen die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler fördern. Sie sind
verpflichtet, sich über die individuellen Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler zu
informieren, Lernvoraussetzungen der Klasse oder Kursgruppe zu beachten und eine
gerechte und umfassende Beurteilung der Schülerinnen und Schüler vorzunehmen.
Unbeschadet der Pflicht zur Verschwiegenheit über Beratungen im Rahmen von
Konferenzen haben die Lehrkräfte die von ihnen erteilten Zeugnisnoten den Eltern
minderjähriger Schülerinnen und Schüler sowie den Schülerinnen und Schülern auf deren
Wunsch näher zu erläutern; sie sollen zur Festsetzung der Zeugnisnoten die Schülerinnen
und Schüler über die vorgesehenen Noten unterrichten und diese im Gespräch mit ihnen
begründen.
§9 (2) Die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer steht in besonderem Maße den Eltern zur
Beratung zur Verfügung und ist für die Führung der den Unterricht betreffenden Unterlagen
verantwortlich. Sie oder er kann aus wichtigen Gründen Schülerinnen und Schülern der
Klasse Urlaub bis zu zwei Tagen gewähren; besondere Regelungen bleiben unberührt.
35
Kurzübersicht über Testverfahren
SLRT - II: Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (2010)
Moll, K. & Landerl, K. (2010). SLRT – II Lese- und Rechtschreibtest. Weiterentwicklung des
Salzburger Lese- und Rechtschreibtests (SLRT). Göttingen: Hogrefe.
Der SLRT – II ist zur differenzierten Diagnostik von Schwächen beim Erwerb des Lesens und
Rechtschreibens geeignet. Es liegt ein Leseflüssigkeitstest und ein Schreibtest vor, mit denen
Teilleistungen beim Lesen und Rechtschreiben überprüft werden können.
Die Beurteilung der Leseleistung ist von der ersten Klasse bis ins Erwachsenenalter möglich,
der Rechtschreibtest kann von der zweiten bis zum Beginn der fünften Klasse eingesetzt
werden.
Der Ein-Minuten-Leseflüssigkeitstest erfasst die Lesekomponenten
synthetisches/Lautierendes Lesen und automatische Worterkennung. Die
Durchführungsdauer beträgt fünf Minuten, auch die Auswertung ist sehr schnell machbar.
Der Test kann nur im Einzelsetting durchgeführt werden. Die Zuverlässigkeit (Reliabilität) des
Tests ist gegeben.
Der Schreibtest erfasst Schwächen in der lauttreuen Schreibung, der orthografisch korrekten
Schreibung und der Groß- /Kleinschreibung. Die folgenden Bereiche werden getestet:
1) Schreibung von Vokallängen,
2) Schreibung von Kurzvokalen durch Konsonantenverdoppelung,
3) Schreibungen, bei denen Ableitungsregeln berücksichtigt werden müssen,
4) Schreibungen von Lauten, Silben und Morphemen, die in der Umgangssprache
verschluckt werden und
5) Schreibungen von Lauten, die durch zwei Grapheme verschriftlicht werden können.
Der Schreibtest kann sowohl im Einzelsetting als auch im Gruppensetting durchgeführt
werden. Die Durchführungsdauer beträgt zwischen 20 und 30 Minuten. Für die Auswertung
werden zwischen fünf und zehn Minuten benötigt. Auch hier ist die Zuverlässigkeit
(Reliabilität) des Tests gegeben.
Für den Lesetest liegen Normen für die Klassenstufe 1 bis 6 Haupt-/Realschule vor. Für die
Beurteilung der Rechtschreibleistung sind die Normen der 2. Klasse für das erste und zweite
Halbjahr getrennt angegeben. Für die dritte und vierte Klasse wird diese zeitliche
Unterteilung nicht mehr getroffen.
Das Handbuch enthält Richtlinien zur Erstellung eines Förderprogramms, falls Defizite in der
Rechtschreibung oder des Lesens festgestellt wurden.
Besonderheiten
Testung der Rechtschreibung und des Lesens
Lesetest durchgängig einsetzbar von erster Klasse bis Erwachsenenalter
Rechtschreibtest einsetzbar von 2. bis Beginn der 5. Klasse
36
HSP: Hamburger Schreibprobe
May, P. (2012). Hamburger Schreib-Probe 1-9. Diagnose orthografischer Kompetenz (6.
neustandardisierte Auflage). Dortmund: VPM.
Die Hamburger Schreibprobe gibt es für die Klassenstufen 1 bis 9. Es gibt ein Handbuch für
alle Jahrgangsstufen und für jede Jahrgansstufe separate Hinweise zur Durchführung und
Auswertung. Die Testzeitpunkte beziehen sich in auf die Mitte und das Ende einer
Jahrgangsstufe. In der 5. Klasse gibt es zusätzlich Vergleichswerte für den Anfang des
Schuljahres. Es werden sowohl einzelne Wörter diktiert, als auch ganze Sätze. Als
Unterstützung sind zu den Wörtern passende Bilder enthalten.
Die Testung ist als Einzel- und Gruppentestung möglich. Ausgewertet werden die
Graphemtreffer durch die dann eine Einschätzung des Rechtschreibkönnens erfolgt. Die
Testwörter wurden so ausgewählt, dass sie sogenannte Lupenstellen enthalten, die eine
Diagnose von Rechtschreibstrategien ermöglichen. So kann die Beherrschung der
alphabetischen Strategie, der orthografische Strategie, der morphematische Strategie und
durch die Sätze auch wortübergreifende Strategien bestimmt werden. Zusätzlich werden
überflüssige orthografische Elemente und Oberzeichenfehler ausgewertet.
Für die HSP1+ liegt ein weiter differenzierter Auswertungsschlüssel vor, der eine
Einschätzung ermöglicht, ob der Schüler/die Schülerin Wörter willkürlich, unvollständig oder
vollständig schreibt.
Als Vergleich zur Einschätzung der individuellen Leistungen liegen Normtabellen
(Prozentrang und T-Wert-Normen) vor. Auf eine Differenzierung der Vergleichsnormen nach
Geschlecht und Muttersprache wurde verzichtet.
Die Auswertungsobjektivität ist gegeben. Auch die Zuverlässigkeit (interne Konsistenz) des
Messinstruments ist hoch für die Graphemtreffer (unabhängig von Jahrgangsstufe und
Messzeitpunkt) und nur etwas geringer für die Erfassung der Rechtschreibstrategien. Die
Validität des Verfahrens ist gegeben, ebenso ist die HSP ökologisch valide.
Das Handbuch enthält Gesichtspunkte, ob und wann eine individuelle Förderung notwendig
erscheint, ebenso Ansatzpunkte und Hinweise für eine Förderung.
Besonderheiten
Einfache Durchführung und Auswertung
Durchgängig einsetzbar von 1 bis 9 Klasse
Hinweise auf fehlende Rechtschreibstrategien als Grundlage für den Erwerb der
Rechtschreibung
WRT: Weingartner Grundwortschatz Rechtschreib-Test
Birkel, P. (2007). WRT 1+ Weingartner Grundwortschatz Rechtschreib-Test für erste und
zweite Klassen. Göttingen: Hogrefe.
Die WRT gibt es für die Jahrgangsstufen 1 bis Mitte der 5. Klasse Hauptschule (WRT 1+,
WRT2+, WRT3+, WRT4+). Die Normen für einen Leistungsvergleich beziehen sich immer auf
die letzten drei Monate eines Schuljahrs, die ersten drei Monate und die Mitte des nächsten
Schuljahrs.
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Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf das Manual des WRT1+:
Die Grundlage für den WRT1+ bildet der Rechtschreib-Grundwortschatz der 1.
Grundschulklasse. Geprüft wird, inwieweit die Schüler der 1 Klasse und Schüler der zweiten
Klasse (ersten drei Monate oder Mitte des Schuljahres), eine sorgfältig ausgewählte
Stichprobe an Wörtern aus dem Rechtschreib-Grundwortschatz richtig schreiben können.
Verwendet wird ein Lückendiktat, die zu ergänzenden Wörter sind in eine Geschichte
eingekleidet. Ermöglicht wird eine Analyse der Fehler (in Anlehnung an die Fehlertypologie
von Knapp, 2004) und die Auszählung der richtig geschriebenen Grapheme.
Die Durchführung kann in den letzten drei Monaten der ersten Klasse, den ersten drei
Monaten der zweiten Klasse und Mitte der zweiten Klasse erfolgen. Die Durchführung
dauert etwa 45 Minuten und ist als Gruppentest möglich. Der Test beantwortet die
folgenden Fragestellungen:
1) Welche individuellen, gruppen-, oder klassenspezifischen
Rechtschreibschwierigkeiten liegen vor?
2) Wie hoch ist die Sicherheit der Phonem-Graphem-Zuordnung
3) Für welche Schüler kommt die Teilnahme an einem Programm zur
Rechtschreibförderung in Frage?
Aus den Testergebnissen können Hinweise abgeleitet werden, in welchen Bereichen der
Rechtschreibung eine Förderung stattfinden sollte.
Die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität ist gegeben. Der Test ist reliabel und misst
zuverlässig. Die Inhaltsvalidität wurde durch Expertenurteile festgestellt. Die
Übereinstimmung mit anderen Rechtschreibtests ist hoch und auch die Überprüfung der
Validität anhand von Außenkriterien (Rechtschreibnoten) ist gegeben. Es liegen Prozentrang-
und T-Wert-Normen vor, um die individuellen Leistung in Bezug zu einer repräsentativen
Stichprobe setzen zu können. Diese Normen gelten für Ende der ersten Klasse, die ersten
drei Monate der zweiten Klasse und für Mitte der zweiten Klasse. Für SchülerInnen, deren
Muttersprache nicht deutsch ist, liegen eigene Normen vor. Auch werden im Handbuch
Notenvorschläge für die Leistungen gegeben.
Die Auswertung der Graphemtreffer ist für den Einzelfall anwendbar. Allerdings liegen keine
Normen für einen Vergleich mit einer Stichprobe vor.
Besonderheiten
Normen für SchülerInnen mit nicht deutscher Muttersprache
Durchgängig einsetzbar von Klasse 1 bis Mitte 5. Klasse