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Finaler Feinschliff MBA | Der Master of Business Administration gilt als Karriereturbo. Wie deutsche Top-Manager von dem Abschluss profitierten. 80 Nr. 5 31.1.2011 WirtschaftsWoche W er im Alter von 24 Jahren sein BWL-Studium mit Bestnoten ab- schließt, bekommt im Regelfall problemlos eine Festanstellung – erst recht, wenn er sein Diplom an einer Eli- teuniversität wie im schweizerischen St. Gallen erlangt hat, schon während der Ausbildung erfolgreiche Startups gegrün- det hat und mehrere Sprachen fließend spricht. Insofern standen Peer Schatz im Jahr 1990 eigentlich alle Türen offen. Unterneh- mensberatungen, Wirtschafts- prüfungsgesellschaften und Investmentbanken stellen Absolventen wie ihn mit der viel zitierten Kusshand ein. Bloß: Schatz wollte nicht. „Mir fehlte Praxiswissen“, sagt er heute. Also entschied sich Schatz für ein Zweit- studium und bewarb sich 1990 für einen Master of Business Administration (MBA) an der renommierten Business School der Universität von Chicago. Bereut hat er es nie, seine Karriere ist seit dem Abschluss nur in eine Richtung verlaufen: aufwärts. Nicht trotz, sondern wegen der Weiterbildung. 1993 wurde er Finanzvorstand beim Biotech-Unterneh- men Qiagen, das damals noch Diagen hieß, seit 1996 ist er Vorstandschef des im TecDax gelisteten Unternehmens. CHEFETAGE IM BLICK Schatz’ Werdegang ist ein Vorbild für viele angehende Manager: Wer es bis in die Vor- standsebene schaffen will, wählt nicht selten den Weg über den MBA. Der Abschluss gilt schon seit Jahrzehnten als Grundstein für eine Laufbahn als Führungskraft. Neben Schatz legten auch andere Top- Manager wie Douglas-Chef Henning Kre- ke oder Stefan Groß-Selbeck, Vorstands- vorsitzender des sozialen Netzwerks Xing, mit dem MBA die Basis für ihre Karriere. Sie lernten während ihrer Zeit an der Business School strategisches Denken, so- ziales Interagieren und selbstreflektiertes Handeln. Und sie sind auch heute noch fest davon überzeugt: Diese Erfahrungen an einer der besten Hochschulen prägen Absolventen ein Leben lang. Vorbildliche Karriere Qiagen-Chef Peer Schatz formte aus der 20-Mann-Bude einen Konzern mit 500 Millionen Euro »Das Studium vermittelte mir Selbstbewusstsein und Risikobereit- schaft« Management &Erfolg FOTO: ULLSTEIN BILD/SEPP SPIEGL Zwar hat das Image der Weiterbildung im Zuge der Finanzkrise gelitten: Zahlrei- che Skandalmanager hatten einen MBA in der Tasche – etwa Richard Fuld, ehemali- ger CEO der insolventen Investmentbank Lehman Brothers, der seinen Abschluss einst an der Stern School of Business in New York ergatterte. John Thain, Alumnus der Harvard Business School, konnte die Investmentbank Merrill Lynch nur durch eine Fusion mit der Bank of America vor dem Untergang retten. Und Vikram Pan- dit, Chef der Citigroup, führte die einst größte Bank der Welt in Milliardenverlus- te. Er erlangte seinen MBA einst an der Co- lumbia Business School. Doch trotz dieser schwarzen Schafe, die das Ansehen des MBA vorübergehend be- schädigten, gilt noch immer: Die Investiti- on in die teure Ausbildung lohnt durchaus. Von einem MBA profitiert im Regelfall nicht nur der Student selbst – sondern auch das Unternehmen, das ihn einstellt. Das bestätigt eine aktuelle Unter- suchung der beiden Professoren Morten Hansen von der Business School der Uni- versität von Kalifornien und Herminia Ibarra, Professorin an der französischen Eliteschmiede Insead. Die beiden Wissenschaftler analysierten die Leistung von 1100 Vorstandsvorsitzen- den aus den USA, Deutschland, Großbri- tannien und Frankreich – gemessen daran, wie sich der Börsenkurs des Unterneh- mens während der Amtszeit der Manager entwickelte. Das Ergebnis: 32 Prozent aller bewerte- ten Führungskräfte hatten einen MBA. Und im Schnitt landeten sie in der Ranglis- te 40 Plätze vor ihren Amtskollegen ohne diesen Abschluss. Allein unter den zehn Besten landeten vier Manager mit MBA. Die Studie beweise, dass Vorstandschefs mit MBA unter dem Strich „keine Werte zerstören“, resümierte Wissenschaftler Bereits seit Jahrzehnten genießt sie vor allem im Bereich Finanzwesen einen her- vorragenden Ruf. In allen weltweiten Ranglisten landet die Hochschule regel- mäßig auf den ersten Plätzen. Sowohl im aktuellen Ranking des britischen Wirt- schaftsmagazins „Economist“ als auch in der Rangliste der US-Zeitschrift „Busi- ness Week“ steht Chicago unangefochten auf Platz eins. In Erinnerung geblieben sind Schatz je- doch nicht nur die Vorlesungen bei Nobel- preisträgern, sondern vor allem die Atmo- sphäre der Hochschule. Die Dozenten leg- ten Wert darauf, den Studenten nicht nur intime Kenntnisse im Bereich Finanzwe- sen zu vermitteln, sondern auch unter- nehmerisches Denken. Ständig sei betont worden, wie wichtig es sei, „Neues zu wa- gen und auch mal andere Wege auszupro- bieren“, sagt Schatz. Genau das konnte er zwei Jahre nach seinem Abschluss in die Tat umsetzen. Im Jahr 1993 wurde Schatz Finanzchef bei einem damals völlig unbekannten Un- ternehmen namens Diagen. Im Alter von 27 Jahren. Dennoch hatte er nicht das Ge- fühl, ins kalte Wasser geworfen zu wer- den: „Der MBA vermittelte mir Selbst- bewusstsein und Risikobereitschaft.“ Tu- genden, die er in seinem ersten Job allzu gut brauchen konnte. Diagen war damals, rückblickend be- trachtet, ein Hühnerhaufen. Entstanden war die Firma mit Sitz im rheinischen Hil- den bereits im Jahr 1984, als Wissenschaft- ler der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni- versität ihre Arbeit in ein Unternehmen » Hansen. Vielmehr seien sie in der Mehr- zahl der Fälle für eine Wertsteigerung ver- antwortlich. Ein Rückblick auf die bisheri- ge Karriere von Peer Schatz bestätigt diese Einschätzung. ANDERE WEGE WAGEN Anfang der Neunzigerjahre brannte das Top-Talent darauf, von renommierten Dozenten mehr über Finanzwesen zu ler- nen. Deshalb entschied er sich nach sei- nem Studium in St. Gallen für die MBA- Ausbildung an der Business School der Universität von Chicago, Heimat welt- berühmter Ökonomen wie Gary Becker oder Ronald Coase. Die Wirtschaftshoch- schule ist die zweitälteste ihrer Art in den USA, gegründet wurde sie im Jahr 1898. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].

WirtschaftsWoche MBA Thema

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Sonderthema MBA

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Page 1: WirtschaftsWoche MBA Thema

Finaler FeinschliffMBA | DerMaster of Business Administration gilt als Karriereturbo.Wie deutsche Top-Manager vondemAbschluss profitierten.

80 Nr. 5 31.1.2011 WirtschaftsWoche

W er im Alter von 24 Jahren seinBWL-Studiummit Bestnoten ab-schließt, bekommt im Regelfall

problemlos eine Festanstellung – erstrecht, wenn er sein Diplom an einer Eli-teuniversität wie im schweizerischen St.Gallen erlangt hat, schon während derAusbildung erfolgreiche Startups gegrün-det hat und mehrere Sprachen fließendspricht.Insofern standen Peer

Schatz im Jahr 1990 eigentlichalle Türen offen. Unterneh-mensberatungen,Wirtschafts-prüfungsgesellschaften undInvestmentbanken stellen Absolventenwie ihnmitderviel zitiertenKusshandein.Bloß: Schatzwollte nicht.„Mir fehlte Praxiswissen“, sagt er heute.

Also entschied sich Schatz für ein Zweit-studium und bewarb sich 1990 für einenMaster of Business Administration (MBA)an der renommierten Business School derUniversität vonChicago.Bereut hat er es nie, seine Karriere ist

seit dem Abschluss nur in eine Richtungverlaufen: aufwärts. Nicht trotz, sondern

wegen der Weiterbildung. 1993 wurde erFinanzvorstand beim Biotech-Unterneh-men Qiagen, das damals noch Diagenhieß, seit 1996 ist er Vorstandschef des imTecDax gelistetenUnternehmens.

CHEFETAGE IMBLICKSchatz’Werdegang ist ein Vorbild für vieleangehendeManager:Weresbis indieVor-

standsebene schaffen will,wählt nicht selten den Wegüber denMBA. Der Abschlussgilt schon seit Jahrzehnten alsGrundstein für eine Laufbahnals Führungskraft.

Neben Schatz legten auch andere Top-Manager wie Douglas-Chef Henning Kre-ke oder Stefan Groß-Selbeck, Vorstands-vorsitzender des sozialen Netzwerks Xing,mit demMBAdie Basis für ihre Karriere.Sie lernten während ihrer Zeit an der

Business School strategischesDenken, so-ziales Interagieren und selbstreflektiertesHandeln. Und sie sind auch heute nochfest davon überzeugt: Diese Erfahrungenan einer der besten Hochschulen prägenAbsolventen ein Leben lang.

Vorbildliche KarriereQiagen-Chef PeerSchatz formte ausder 20-Mann-Budeeinen Konzernmit500Millionen Euro

»Das Studiumvermittelte mirSelbstbewusstseinund Risikobereit-schaft«

Management&Erfolg

FOTO:ULLSTEINBILD/SEPPSPIEGL

Zwar hat das Image der Weiterbildungim Zuge der Finanzkrise gelitten: Zahlrei-che Skandalmanager hatten einenMBA inder Tasche – etwa Richard Fuld, ehemali-ger CEO der insolventen InvestmentbankLehman Brothers, der seinen Abschlusseinst an der Stern School of Business inNew York ergatterte. John Thain, Alumnusder Harvard Business School, konnte dieInvestmentbank Merrill Lynch nur durcheine Fusion mit der Bank of America vordem Untergang retten. Und Vikram Pan-dit, Chef der Citigroup, führte die einstgrößte Bank der Welt in Milliardenverlus-te. Er erlangte seinenMBAeinst an der Co-lumbia Business School.Doch trotz dieser schwarzen Schafe, die

das Ansehen des MBA vorübergehend be-schädigten, gilt noch immer: Die Investiti-on indie teureAusbildung lohntdurchaus.Von einem MBA profitiert im Regelfallnicht nur der Student selbst – sondernauchdasUnternehmen, das ihn einstellt.Das bestätigt eine aktuelle Unter-

suchung der beiden Professoren MortenHansen von der Business School der Uni-versität von Kalifornien und HerminiaIbarra, Professorin an der französischenEliteschmiede Insead.Die beidenWissenschaftler analysierten

die Leistung von 1100 Vorstandsvorsitzen-den aus den USA, Deutschland, Großbri-tannienundFrankreich – gemessendaran,wie sich der Börsenkurs des Unterneh-mens während der Amtszeit der Managerentwickelte.Das Ergebnis: 32 Prozent aller bewerte-

ten Führungskräfte hatten einen MBA.

Und imSchnitt landeten sie in der Ranglis-te 40 Plätze vor ihren Amtskollegen ohnediesen Abschluss. Allein unter den zehnBesten landeten vierManagermitMBA.Die Studie beweise, dass Vorstandschefs

mit MBA unter dem Strich „keine Wertezerstören“, resümierte Wissenschaftler

Bereits seit Jahrzehnten genießt sie vorallem im Bereich Finanzwesen einen her-vorragenden Ruf. In allen weltweitenRanglisten landet die Hochschule regel-mäßig auf den ersten Plätzen. Sowohl imaktuellen Ranking des britischen Wirt-schaftsmagazins „Economist“ als auch inder Rangliste der US-Zeitschrift „Busi-ness Week“ steht Chicago unangefochtenauf Platz eins.In Erinnerung geblieben sind Schatz je-

dochnichtnurdieVorlesungenbeiNobel-preisträgern, sondern vor allem die Atmo-sphärederHochschule.DieDozenten leg-ten Wert darauf, den Studenten nicht nurintime Kenntnisse im Bereich Finanzwe-sen zu vermitteln, sondern auch unter-nehmerisches Denken. Ständig sei betontworden, wie wichtig es sei, „Neues zu wa-gen und auchmal andereWege auszupro-bieren“, sagt Schatz. Genau das konnte erzwei Jahre nach seinem Abschluss in dieTat umsetzen.Im Jahr 1993 wurde Schatz Finanzchef

bei einemdamals völlig unbekanntenUn-ternehmen namens Diagen. Im Alter von27 Jahren. Dennoch hatte er nicht das Ge-fühl, ins kalte Wasser geworfen zu wer-den: „Der MBA vermittelte mir Selbst-bewusstsein und Risikobereitschaft.“ Tu-genden, die er in seinem ersten Job allzugut brauchen konnte.Diagen war damals, rückblickend be-

trachtet, ein Hühnerhaufen. Entstandenwar die Firmamit Sitz im rheinischen Hil-denbereits im Jahr 1984, alsWissenschaft-ler der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni-versität ihre Arbeit in ein Unternehmen»

Hansen. Vielmehr seien sie in der Mehr-zahl der Fälle für eine Wertsteigerung ver-antwortlich. Ein Rückblick auf die bisheri-ge Karriere von Peer Schatz bestätigt dieseEinschätzung.

ANDEREWEGEWAGENAnfang der Neunzigerjahre brannte dasTop-Talent darauf, von renommiertenDozenten mehr über Finanzwesen zu ler-nen. Deshalb entschied er sich nach sei-nem Studium in St. Gallen für die MBA-Ausbildung an der Business School derUniversität von Chicago, Heimat welt-berühmter Ökonomen wie Gary Beckeroder Ronald Coase. Die Wirtschaftshoch-schule ist die zweitälteste ihrer Art in denUSA, gegründetwurde sie im Jahr 1898.

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» auslagerten. Schatzmusste zunächst das

Firmenwirrwarr ent-flechten und sich auf die wichtigsten Ge-schäftsbereiche konzentrieren.Mit Erfolg.Bereits drei Jahre später ging der Konzernmit demneuenNamenQiagenandieNewYorker Börse.

HOHERPREISSchatz ist stolz darauf, den MBA aus eige-ner Tasche bezahlt zu haben. Allein dasSchulgeld lag damals bei immerhin50 000 US-Dollar. Heute sind die Preisenoch viel höher. Der Imageschaden durchdie Finanzkrise hat die Weiterbildungnicht verbilligt. ImGegenteil.Die Columbia Business School in New

York rät ihren Studenten, für den zwei-jährigen MBA schon mal 168 000 Dollarbeiseite zu legen, die London BusinessSchool rechnet für ihr 21-monatiges Pro-grammmit Kosten in Höhe von immerhin134 000Dollar.

Management&Erfolg

Aber diese Investition lohnt sich.Im Schnitt dauert es etwa sechs Jahre, bisAbsolventen die Schulgebühren durchGehaltssteigerungen wieder reingeholthaben, vermeldete vor wenigen Wochendie „BusinessWeek“.Am schnellsten amortisieren sich die

Kosten an fünf europäischenSchulen.Dasliegt vor allem daran, dass die Programmein Europa meist nur ein Jahr dauern stattzwei, wie in denUSAüblich.Am besten ist das Preis-Leistungs-Ver-

hältnis an der SDA Bocconi in Mailand,aber auch an französischen Schulen sindAbsolventen den Berechnungen zufolgeschnell wieder in den schwarzen Zahlen,ergab die Studie. Stefan Groß-Selbeck hatsomit alles richtig gemacht.Für den heutigen Vorstandsvorsitzen-

den des Internet-Netzwerks Xing spieltebei der Auswahl der Hochschule dieDauer der Weiterbildung eine entschei-dendeRolle.Nach Jura-Studium und Promotion

arbeitete er zunächst als Referendar in derAnwaltskanzlei Freshfields BruckhausDeringer – eine Stelle, von der viele ange-hende Juristen nicht mal zu träumenwagen. Doch irgendwann stellte sich beiGroß-Selbeck Ernüchterung ein. „Die Ar-beit der Mandanten aus der Wirtschaftfand ich viel spannender“, sagt er. Alsobeschlossder Jurist, ebenfalls insManage-ment zu gehen –undentschied,mit einemMBA die dafür notwendigen Grundlagenzu erwerben.Doch fest stand für ihn auch: Er wollte

maximal ein Jahr fürdenAbschluss opfern–unddeshalbkamendie zweijährigenUS-Programme nicht infrage. Groß-SelbeckhattebereitswährenddesStudiumsZeit inFrankreich verbracht, daher immatriku-lierte er sich für den einjährigen MBA amInsead in Fontainebleau, etwa 50 Kilo-meter vonParis entfernt.Was Groß-Selbeck so sehr am MBA zu

schätzen weiß: Er hat durch dieWeiterbil-dunggelernt, inSimulationenundFallstu-dien reale Firmenprobleme zu lösen undAufgaben in Teamarbeit anzugehen.Durch diese Herangehensweise sollen

die Studenten konkrete Handlungsplänefür die Arbeitswelt bekommen, und zwarfür alle wichtigen Managementbereiche:Finanzen und Marketing, aber auch Per-sonal- undUnternehmensführung.Groß-Selbeck ist sich darüber im Kla-

ren, dass genau diese Lehrmethode derBusiness Schools häufig kritisiert wird.Aber er selbst fand sie extrem lehrreich.

Beruf: NetzwerkerAls Vorstandschef vonXing profitiert StefanGroß-Selbeck nochheute von den InhaltendesMBA

»GelungeneMischung ausTheorie und Praxis«

»Der Praxisschocknach demWechselinsManagement fieldurch das Studiumgeringer aus«

Allzeit bereitDouglas-CEOHenning Krekeübernahmden Job von seinemVater FO

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Dadurch sei man gezwungen, Entschei-dungen zu treffen, selbst wenn nicht allevollständigen Informationen verfügbarseien – wie im wahren Leben als Füh-rungskraft auch.Der MBA habe ihm beigebracht, mit

dieser ständigen Unsicherheit gelassenerumzugehen. „Der Praxisschock nach demWechsel ins Management fiel geringeraus“, sagt Groß-Selbeck.Auch Henning Kreke erarbeitete sich

durch das Studium den finalen Feinschlifffür den Posten des Vorstandschefs. Über30 Jahre hatte sein Vater Jörn dieDouglas-Gruppe geführt und in dieser Zeit vomSüßwaren-Filialisten zum Lifestyle-Un-ternehmen umgebaut, mit Parfümerien,Buchhandlungen und Schmuckgeschäf-ten. 1993 stieg Kreke Junior als Vorstands-assistent in den Konzern ein, zuvor hatteer seinen MBA an der Universität von Te-xas absolviert.Seit Juni 2001 ist er Vorstandsvorsitzen-

der von Douglas. Die Fußstapfen seinesVaters waren ihm nie zu groß, und auchder MBA-Abschluss hat ihn für die He-rausforderungen einer Führungskraft gutvorbereitet – vor allem von der „gelun-genen Mischung aus Theorie und Praxis“hat er nachhaltig profitiert, sagt Kreke imRückblick.

BESSERE CHANCENDarauf bauen auch die derzeitigen MBA-Studenten. Die Chancen stehen gut, dasssie von Unternehmen wieder stärkernachgefragt werden. Die Lage auf demAr-beitsmarkt bessert sich.

Zu diesem Ergebnis kam vor einigenMonaten das internationale Beratungs-unternehmen Quacquarelli Symonds(QS). 2145Personaler ausüber 50Ländernmachten in einer Umfrage Angaben zu ih-ren Einstellungsplänen. In den USA wur-den im Jahresvergleich neun ProzentmehrMBA-Absolventen unter Vertrag ge-nommen, und auch inWesteuropa gibt esAnlass zu vorsichtigem Optimismus: Dortstieg die Zahl immerhin umdrei Prozent.Allerdings beobachtete QS-Geschäfts-

führer Nunzio Quacquarelli, dass die Per-sonalabteilungen nach der Finanzkrise

durchaus wählerischer sind. Vorher hät-ten sie MBA-Absolventen häufig mit nurdrei Jahren Berufserfahrung eingestellt,jetzt verlangten sie von Bewerbern meistfünf bis acht Jahre.Ginge es danach, hätte Peer Schatz sei-

nen Job bei Qiagen vielleicht nie bekom-men. Er erhielt bereits zwei Jahrenach sei-nem MBA-Abschluss das Angebot, Fi-nanzchef beim Qiagen-Vorgänger Diagenzu werden. Bereut hat er den Schritt nie.Und an seiner Expertise als Finanzexperteund Führungspersönlichkeit zweifelt in-zwischen niemand mehr – dafür sprichtvor allem die Entwicklung des Konzernsunter seiner Ägide.Als Schatz seinen Dienst antrat, machte

das Unternehmen mit einigen DutzendMitarbeitern umgerechnet eine MillionEuro Umsatz pro Jahr. 2009 waren es etwa500Millionen. ■

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