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Zur Frage des Zusammenhangs zwischen Blutgruppe und psychischer Erkrankung. Von Dr. reed. B. Chominskij, und Dr. reed. L. Schustova, Assistent am ~ev~enko-Hospital fiir Leiterin der bakteriologischen Abteilung des psychisch Kranke zu Kiew. zentralen Sanit~ts-HygienischenLaborato- riums der Stadt und des Bezirkes Kiew. (Eingegangen am 9. Mitrz 1928.) Der genotypische Charakter der isoh~magglutinierenden Eigenschaf- ten des Blutes daft wohl gegenw~rtig als sicher festgestellt betrachtet werden. Wenn im Laufe des individuellen Lebens die Isoagglutinine des Blutes gewisse quantitative Ver~nderungen im Sinne yon Schwan- kungen des Agglutinationstiters aufweisen (Ruba~kin und Derman), so bleiben sie qualitativ, d. h. was Unver~,nderlichkeit der Rezeptoren betrifft, best~ndig. Es lag auf tier Hand, nach einem Zusammenhang zwischen Blut- struktur und anderen K6rpereigenschaften zu suchen. Die Versuche aber, eine Beziehung der serologischen Blutstruktur zu anderen konsti- tutionellen Merkmalen, z. B. K6rperbau, K6rpergr61~e, Haut und Haar- farbe u. dgl. zu finden, ergaben kein positives Resultat (L. und H. Hirsz- /eld, Weszeczki und Verzdr, Dossena und Lanzara). Die Frage der Beziehung zwischen Blutgruppenzugeh6rigkeit und Krankheit wurde ebenfalls vielfach erforscht. Dabei ist zu bemerken, dab nach unseren gegenw~rtigen Vorstellungen die Krankheit an und ffir sich (bzw. das t]berstehen einer Krankheit) die Zugeh6rigkeit zu dieser oder jener Gruppe nicht beeinflussen kann. Das lJberwiegen der Vertreter dieser oder jener Blutgruppe unter den an einer bestimmten Krankheit Leidenden bedeutet also so viel als eine erh6hte Disposition, eine besondere Empfi~nglichkeit dieser Gruppe fiir die betreffende Er- krankung, ist abet nicht an den pathologischen Proze~ als solchen ge- bunden. Die in dieser Richtung durchgefiihrten Untersuchungen basieren aber zum Teil auf einem zahlenm~l~ig ungeniigenden Material, zum Teil sind die Ergebnisse verschiedener Autoren sogar fiir dasselbe Land wider- sprechend, so dal~ also das Bestehen eines sicheren Unterschiedes in der Blutgruppenverteilung vorl~ufig nicht behauptet werden kann.

Zur Frage des Zusammenhangs zwischen Blutgruppe und psychischer Erkrankung

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Zur Frage des Zusammenhangs zwischen Blutgruppe und psychischer Erkrankung.

Von Dr. reed. B. Chominskij, und Dr. reed. L. Schustova,

Assistent am ~ev~enko-Hospital fiir Leiterin der bakteriologischen Abteilung des psychisch Kranke zu Kiew. zentralen Sanit~ts-Hygienischen Laborato-

riums der Stadt und des Bezirkes Kiew.

(Eingegangen am 9. Mitrz 1928.)

Der genotypische Charakter der isoh~magglutinierenden Eigenschaf- ten des Blutes daft wohl gegenw~rtig als sicher festgestellt betrachtet werden. Wenn im Laufe des individuellen Lebens die Isoagglutinine des Blutes gewisse quantitative Ver~nderungen im Sinne yon Schwan- kungen des Agglutinationstiters aufweisen (Ruba~kin und Derman), so bleiben sie qualitativ, d. h. was Unver~,nderlichkeit der Rezeptoren betrifft, best~ndig.

Es lag auf tier Hand, nach einem Zusammenhang zwischen Blut- struktur und anderen K6rpereigenschaften zu suchen. Die Versuche aber, eine Beziehung der serologischen Blutstruktur zu anderen konsti- tutionellen Merkmalen, z. B. K6rperbau, K6rpergr61~e, Haut und Haar- farbe u. dgl. zu finden, ergaben kein positives Resultat (L. und H. Hirsz- /eld, Weszeczki und Verzdr, Dossena und Lanzara).

Die Frage der Beziehung zwischen Blutgruppenzugeh6rigkeit und Krankheit wurde ebenfalls vielfach erforscht. Dabei ist zu bemerken, dab nach unseren gegenw~rtigen Vorstellungen die Krankheit an und ffir sich (bzw. das t]berstehen einer Krankheit) die Zugeh6rigkeit zu dieser oder jener Gruppe nicht beeinflussen kann. Das lJberwiegen der Vertreter dieser oder jener Blutgruppe unter den an einer bestimmten Krankheit Leidenden bedeutet also so viel als eine erh6hte Disposition, eine besondere Empfi~nglichkeit dieser Gruppe fiir die betreffende Er- krankung, ist abet nicht an den pathologischen Proze~ als solchen ge- bunden.

Die in dieser Richtung durchgefiihrten Untersuchungen basieren aber zum Teil auf einem zahlenm~l~ig ungeniigenden Material, zum Teil sind die Ergebnisse verschiedener Autoren sogar fiir dasselbe Land wider- sprechend, so dal~ also das Bestehen eines sicheren Unterschiedes in der Blutgruppenverteilung vorl~ufig nicht behauptet werden kann.

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Um nur einige Beispiele anzuftihren, erinnern wir daran, dab fiir Tuberkulose z. B. Avdeeva und Grizevi6 aus dem Institut yon Prof. Kolzov an 250 F~llen ein relatives Abnehmen der Gruppe I (0) und eine Zunahme der Gruppe I I I (B) ge- funden haben; denselben Befund haben Pan6enkov und Ahte an 28I Kranken er- hoben. Dagegen hat Alperin ein ~berwiegen der Gruppe II (A) und IV (AB), Brewdo eine Zunahme der Gruppe III (B) (222 F~lle) und Halban und Lenard keinen Unterschied zwischen TuberkulSsen und Gesunden gefunden. Ftir das Wechselfieber hat Lachoviezkij an 300 Malariakranken ein (~berwiegen der Gruppe IV (AB) und einen viel schwereren I~'ankheitsverlauf bei ihnen beobachtet. Analoge Angaben stammen von Gordon (100 MalariafMle). In bezug auf die Pr~- disposition zu Neubildungen sind die Angaben widersprechend. Alexander, Jo- hannsen, Hirsch/eldt und Hittmair, Geza Weitzner, Buchanan und Higley, Hoche und Moritsch haben keinen Unterschied in der Blutgruppenverteitung zwischen Gesunden, Kranken und speziell Tumorkranken finden kSnnen.

Beim Scharlach hat Sitnikov an 532 Kranken keine Abweichungen in der GruppenzugehSrigkeit gefunden.

HSchst bemerkenswert sind die Hinweise auf den Zusammenhang zwischen den isoh~magglutinierenden und den tibrigen serologisch nachweisbaren Eigen- schaften des Blutes. Amsel und Halber haben zuerst festgestellt, daB, obwohl die Luesempf~nglichkeit bei allen Gruppen gleich ist, die Vertreter der Gruppe I (0) bei spezifischer Behandlung am leichtesten WaR.-negativ werden. Diese Be- obachtung wurde yon Straszynski an 3000 Fgllen besti~tigt. In ~hnlicher Weise spricht sich auch Gundel aus, der einen rascheren Erfolg der Luestherapie (beurteilt nach WaR. und S.G.R.) bei Individuen der Gruppe II (A) und I (0) feststellen konnte.

Noch wichtiger im Sinne der serologischen Konstitutionsforschung ist die yon L. und H. Hirsz/eld und Brokmann auf Grund von serologischen Familien- und Erblichkeitsforschungen festgestellte Tatsache, dab die Empf~nglichkeit ffir Diphtherie (Schick-~) in der Mehrzahl der F~lle mit der Gruppe vererbt wird, d.h. dab ein Kind in bezug auf Diphtherieempf~tnglichkeit dasselbe Verhalten aufweist wie derjenige von den Eltern dessen Gruppe es ererbt hat.

Was die psychische und nervSse Konstitution betrifft, so entnehmen wir aus den Untersuchungen yon Schlitz und WShlisch, dab bei Akademikern ein Hervor- treten der Gruppe II (A) und bei Gefgngnisinsassen der Gruppe I I I (B) zu be- obachten ist. In roller ~bereinstimmung damit stehen die Beobachtungen yon Gundel, welcher fiber ein starkes l~berwiegen der Vertreter der Gruppe III (B) gerade bei Schwerverbrechern, Rezidivisten u. dgl. berichtet. Im AnschluB daran erscheint die ebenfalls von Gundel gemachte Feststellung hoch interessant, dab unter den Patienten der Nervenklinik die Gruppe III (B) stark fiberwiegt (25,1% pro 402 Fi~lle gegen 10--12% bei Patienten anderer Kliniken), was auf eine ge- wisse leiehtere Verletzbarkeit des Nervensystems bei Vertretern des Rezeptors B hinweist.

Es schien uns, dab ein Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Konsti tut ion am anschaulichsten wohl bei Vertretern einer ausgespro- chenen pathologischen Konsti tut ion hervortreten wfirde.

Auf Grund der Arbei ten von Kretschmer, Kehrer, Ho/ /mann u n d einer Reihe anderer Autoren daf t m a n wohl gegenw~rtig das Bestehen eines

zweifellosen Zusammenhanges zwischen den wichtigsten endogenen Psychosen u n d einer ganz bes t immten gut abgrenzbaren somatischen

u n d psychischen Kons t i t u t i on als festgestellt annehmen. Solche K r a n k e

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des Zusammenhangs zwisehen Blutgruppe und psychiseher Erkrankung. 305

kSnnen als mi t ganz bes t immten psychischen und somatischen geno- typischen Merkmalen behaftete Indiv iduen bet rachte t werden. Es w~re wohl denkbar, dal~ auch das Merkmal , ,Bluts t ruktur" sie von der ge- sunden Bev61kerung abgrenzt.

Leidcr ist die Literatur in dieser Beziehung nicht sehr reich. Soweit uns be- kannt ist, behandelt eine ~ltere Arbeit yon Jansky diese Prage. Auf Grund seiner Untersuehungen an 99 F~llen, wobei er die ,,Regeln" der Agglutination der Blut- k6rperchen durch Sera anderer Mensehen (d. h. die 4 Blutgruppen) aufstellt, kommt er zu dem SchluB, dab die psyehische Erkrankung weder mit der Aggluti- nativit~t der entsprechenden Sera noeh mit der Agglutinabilit~t der entspreehenden Blutk6rperchen in einem urs~chlichen Zusammenhang steht. Seine Untersuohungen beziehen sich haupts~ohlieh auf Epileptiker und Paralytiker.

Des weitern sind uns aus einer Zusammenstellung yon Prof. Sachs die Arbeiten von D~Iter und Heimann bekannt. Die Autoren fanden zunachst bei der Unter- suehung yon Psyehosen ein relatives Hervortreten der Gruppe I I I (B) und IV (AB), d.h. des Rezeptors B, bei weiteren Untersuehungen glich sieh aber dieser Unterschied gegentiber der normalen Bev61kerung wieder aus.

Endiieh fand Wilczkowski bei der Untersuchung von 227 Schizophrenen keinen wesentliehen Unterschied im Vergleieh mit normalen, ebensowenig Jacobsen bei der Untersuchung yon 100 Paralytikern.

Wir haben die Blu tgruppenbes t immung bei 500 psychisch Kranken, vorwiegend bei solchen mit endogenen Psychosen (Schizophrenic und maniakalisch depressives Irresein), im ~ev6enko-Hospital fiir Geistes- kranke zu Kiew ausgefiihrt.

Technlk: Die Blutgruppenbestimmung erfolgte in der Weise, dal~ wir auf einen Objekttr~ger eincn Tropfen physiologischer NaC1-LSsung und je einen Tropfen der Testsera I I (A) und I I I (B) auftrugen. Dann wurde mit einer Pranke- schen Nadel die vorher gereinigte Fingerbeere gestochen, das hervorquellende Blur mit einer Platin6se aufgefangen; in den NaC1-Tropfen iibertragcn und mit diesem gut vermischt. Ein Teil von dieser Blutk6rperchensuspension wurde mit derselben Platin6se in den Tropfen Testserum II iibertragen und wiederum gut vermischt; mit einer 2. Platin6se wurde ein wenig yon der NaC1-Blutaufsehwem- mung in den Tropfen Testserum I I I iibertragen und vermischt. Auf diese Weise erhielten wir immer eine ziemlich dtinne Aufschwemmung der fraglichen Blut- k6rperehen in den Testseris, was die Diagnosestellung sehr erleichterte. Die Er- gebnisse wurden nach 3--5 Minuten abgelesen (inzwischen Anfertigung yon ca. 10 derartigen Pr~paraten auf Objekttr~gern) selbstverst~ndlich wurde die gr613te Peinlichkeit in bezug auf Ausgliihen der Platin6sen und der Frankeschen Nadeln, Sauberkeit der Objekttr~ger u. dgl. m. eingehalten.

Die Verteilung unserer Kranken nach Diagnose und Blutgruppe ist aus der Tab. 1 ersichtlich.

Zur Feststellung etwaiger Abweichungen in der prozentualen Ver- teilung der Geisteskranken nach den 4 Blu tgruppen gegeniiber der nor- malen Bev61kerung gingen wir von den von einer von uns (Dr. Schustova) ftir die Bev61kerung Kiews festgestellten Zahlen aus (Tab. 2).

Stellen wir die Zahlen, welche die Blutgruppenver te i lung bei psychisch Kranken und bei Gesunden charakterisieren, zusammen, so ist folgendes

Z. f. d. g. Neut. u. Psych. 115. 20

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Tabelle 1.

Diagnose

Gesamtzahlder Kranken Schizophrenie . . . . Sehizophr. Mi~nner . . Schizophr. Frauen . . Manisch-depr. Irresein. Epilepsie . . . . . . Oligophrenie . . . . . Paral. progress . . . . Psychopathie . . . . . Senile Formen . . . . Narcomanie . . . . . Ungeklart . . . . . .

500 185 186[ 84 276 791122 i 4s 156 46 / 71] 29 120 331 511 19 271 91 91 5 52 18 / 211 8 29 13 / 10 4 37 221 7 6 17 11[ 4 2 14 101 2[ 2 7 4 2 - -

41 19 9 9

Gruppenverteilung in absolut. Zahlen

! H 3) (a) (B)[(AB)

45 27 i 101 17 4 5 2 2

- - I

1 4

Gruppenverteilung in %

I (0) RBI.

37,0 28,5 29,4 27,5 33,3 34,6 44,6 59,4

II III IV (A) (B) (AB)

37,2 16,8 9,0 44,3 17,4 9,8 45,6 18,6 6,4 42,5 15 ,8 14,2

18,4 15,0 3 3 , 3 40,6 15,4 9,6 34,5 13,8 6,9

~18,9 16,3 5,4

1,79 1,99 2,08 1,89

Tabelle 2.

Gesamtzahl der Gruppe I Gruppe II Gruppe III Gruppe IV RBL

Untersuchungen (O) (A) (B) (AB)

3840 1,67 I

abs. --~ 1254 / abs. = 1492 % 32,7 I % = 3 8 , 8

abs. = 753 abs. = 341 % ----- 19,6 % ---= 8,9

zu ersehen. Die prozentualen ZaMen, welche fiir mehr oder minder groi~e Krankenkategor ien gefunden wurden, z. B. fiir die Gesamthei t der Kran- ken (500) und Schizophrenen (276), weisen keine so deutl ichen Unter- sehiede auf, dab man von tatsi~chlichen Abweichungen sprechen kOnnte. Je kleiner dagegen die Krankengruppe ist, desto schi~rfer t r i t t die Ab- weichung hervor (z. B. Schizophrene Frauen 14,2% der Gr. IV (AB); fiir senile Fo rmen h~t ten wir: 71,4% der Gr. 1 [0]).

Wenn wir unsere Angaben mit den von RubaMcin und Dermann

fiir die Bev61kerung der ganzen Sowjetunion gefundenen sog. ,,vor- l~ufigen normalen Indices" (d. h. Grenzzahlen fiir jede Gruppe) ver- gleiehen, so sehen wir, dal~ die Wer te der Gruppenzugeh6rigkeit der Geisteskranken diese nieht iiberschreiten (mit Ausnahme der Gr. 2 [A]). Als normale Indices sollen naeh den genannten Autoren vorl~ufig folgende gel ten: fiir Gr. 1 (O) = 23 - -37% ; flit Gr. 2 (A) = 36- -43% ; fiir Gr. 3 (B) = 16- -27% und fiir Gr. 4 (AB) ---- 6 - - 1 2 % .

I n bezug auf Sehizophrene ist allerdings zu bemerken, dab der Pro- zentsatz der Gr. I I (A) = 44,3 % doch h6her liegt als der Grenzwert des Index der betreffenden Gruppe (43%), w~hrend der W e r t ftir die Gr. I I I (B) = 17,4 wohl im Bereich des Gruppenindex, aber nah an dessen unteren Grenze (16%) liegt.

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Ein derartiges Verhalten der Werte der Gr. II (A) und III (B) tritt noch deutlicher zutage bei der Bewertung des Verh~ltnisses zwischen allen Tr~gern des Rezeptors A [Gr. II (A) und Gr. IV (AB)] zu den Trg- gem des Rezeptors B [Gr. I II (B) und Gr. IV (AB)], d. h. unter Zugrunde- legung des yon L, und H. Hirsz]e~ in die Blutgruppenlehre eingeffihrten Begriffes ,,rassenbiochemischer Index" -- RBI. Insofern als der Wert des rassenbiochemischen Index durch ein Uberwiegen der Vertreter dieser oder jener Gruppe, genauer der Tr~ger dieses oder jenen Rezeptors bestimmt wird, kann er fiberhaupt zur Bewertung etwaiger Abweichungen yon der Norm in einer gewissen Kategorie der Untersuchten dienen.

Aus unserer Tabelle ergibt sich, da~ der RBI ffir die Gesamtzahl der Kranken 1,79 ist und gegeniiber dem RBI der normalen Bev61kerung Kiews (1,67) erh6ht erscheint. Der RBI ffir Sehizophrene 1,99 und spe- ziell ffir sehizophrene M~nner 2,08 weist schon auf einen ziemlieh aus- gesprochenen Unterschied zwischen Gesunden und Geisteskranken hin.

Diese Erh6hung des RBI an unserem Material, d.h. ein relatives fJberwiegen des Rezeptors A, daft nieht unbeachtet bleiben, obwohl wir noeh nicht bereehtigt sind, ihm endgfiltig eine spezifische Bedeutung zu- zumessen.

Ziehen wir Wilczkowskis Untersuchungen fiber Schizophrene in Betraeht, so finden wir auch hier einen ebenfalls erh6hten RBI (1,76 gegenfiber 1,55 der normalen Bev61kerung).

Zusammenfassend haben wir ffir Geisteskranke folgende Angaben: ffir Deutschland soll nach Dolter und Heimann zwischen Geisteskranken und Normalen in bezug auf Blutgruppenzugeh6rigkeit kein Unterschied bestehen; bei Nervenkranken dagegen fiberwiegt nach Gundel der Rezep- tor B. Ffir die slavische Bev61kerung ist aus den Untersuehungen yon Wilczkowski (Polen) und den unsrigen (Ukraine) ein gewlsses Hervor- treten des Rezeptors A zu vermerken.

An unserem Material tritt aber die ganze Bedeutung der gro~en Zahlen ffir statistisch zu beantwortende Fragen deutlich zutage, worauf fibrigens sehon frfiher vielfach hingewiesen wurde (Schi]/, Sachs, Sucker, Wiech- mann und Paal u. a.). Andererseits ist aueh die Differenz zwischen den zu vergleichenden Werten in den einzelnen Gruppen nieht hoeh genug. (Als Kriterium kann nach dem Vorgehen yon Schi[] die in der Variations-

M 1 - - M~ > 3 statistik fibliehe Formel des dreifachen mittleren Fehlers ]/~_ + m

angewendet werden.) Darum m6chten wir das an unserem Material gefundene zweifellose relative Uberwiegen des Rezeptors A bei Kranken mit endogenen Psyehosen vorl~ufig nicht als ffir dieselben charakteri- stiseh bezeiehnen. Vielmehr betrachten wir unsere Untersuehung als Material fiir eine zukfinftige umfassende Statistik und meinen, dal~ die

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3 0 8 B. Chominskij und L. Sehustova: Blutgruppe und psychisehe Erkrankung.

h S c h s t i n t e r e s s a n t e u n d p r a k t i s c h wie t h e o r e t i s c h a u B e r o r d e n t l i c h w i c h -

t i g e F r a g e d e r W e c h s e l b e z i e h u n g e n : B l u t g r u p p e - - - K o n s t i t u t i o n ~ K r a n k -

h e i t s d i s p o s i t i o n n o c h n i c h t s p r u c h r e i f i s t , spez ie l l was d ie L S s u n g d e r

F r a g e a u f e i n e r s t a t i s t i s c h e n G r u n d l a g e b e t r i f f t . H i e r s i n d w i r k l i c h

M a s s e n u n t e r s u c h u n g e n i m b u c h s t i ~ b l i c h e n S i n n e des W o r t e s nOtig, u m

Sch l i i s se zu z i ehen .

Literaturverzeichnis. 1 Alexander, zit. nach Lattes. - - ~ Avdeeva und Grlzevic, zit. nach Kolzov. - -

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