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g. OKTOBER I93z KLINISCHE \VOCHENSCHRIFT. IO. JAHRGANG. Nr. 4o 1863 ZUR METHODIK DER MIKROBESTIMMUNG DER SENKUNGSGESCHWlNDIGKEIT DER ROTEN BLUTKORPERCHEN. Von Dr. A. KOWARSKI, Berlin. Nachdem der Wert der Blutsenkungsreaktion ffir die klinische Praxis allgemein anerkannt, wurde, hatdie Be- strebung, eine brauchbare Mikromethode auszuarbeiten, sofort eingesetzt. Es ist eine ganze Reihe von derartigen Methoden angegeben worden. Es bat sich aber keine dieser Mikro- methoden durchgesetzt. Der Grund daffir liegt darin, daB ein Teil dieser Methoden technisch unzul~nglich ist, diejenigen aber, die leicht und einwandfrei durchzuffihren sind, stimmen in ihren Ergebnissen mit den Makromethoden schlecht fiberein, weil bei ihrer Ausarbeitung der Unterschied zwischen der Zu- aammensetzung des Venen- und Capillarblutes nicht be- rticksichtigt wurde. Von einer Besprechung der bisher angegebenen Mikro- methoden soll wegen Raummangels hier abgesehen werden. Ich m6chte nur kurz diejenigen Gesichtspunkte, die ffir die Ausarbeitung einer brauchbaren Mikromethode ma/3gebend .sein mfissen, kurz oe Als erste und wichtigste Bedingung fiir die praktische Ver- ~vendung einer Mikromethode mu/3 die Ubereinstimmung ihrer Ergebnisse mit denjenigen einer allgemein anerkannten Makromethode gestellt werden. Als Methode der Wahl wird zur Zeit das Westergrensche Verfahren anerkannt. Bei den meisten bisher angegebenen Mikromethoden ,werden zu kleine Blutmengen angewandt. Dieser Umstand bedingt zwei Nachteile: entweder mfissen zu enge Senkungs- .capillare benutzt werden, oder, wenn man etwas weitere benutzt, muB die H6he der Bluts~Lule stark herabgesetzt werden. In beiden FXllen werden die Resultate ungfinstig be- .einfluBt; zu enge Capillare (I mm und darunter) verursachen .nnregelmXl3ige Resultate; bel zu niedrigen Bluts~ulen sind die Ergebnisse, wenn es sich um beschleunigte Senkungen handelt, schwer mit den Ergebnissen der Westergrenschen Methode zu vergleichen. Ich habe daher vorgezogen, ffir die Mikro- methode o,2 ccm Blut, eine Senkungss/~ule von 15o mm H6he ~nd 1, 3 mm Weite zu verwenden. Der oben schon erw~hnte Unterschied in der Zusammen- setzung von Venen- und Capillarblut beeinflul3t die Senkungs- geschwindigkeit der roten BlutkSrperchen in dem Sinne, daB Fingerbeerenblut sehr oit eine bedeutend beschleunigtere Senkung als Venenblut zeigt. Dieser Unterschied kann durch ~oEnderung der Mengenverh~ltnisse von Citratl6sung und Blut .ausgeglichen werden. BURGXR 1 hat n~mlich gezeigt, daB eine :gr6Bere Verdfinnung des Blutes mit Citlatl6sung die Sen- kungsgeschwindigkeit herabsetzt; er bat bei der von ihm ,angegebenen Mikromethode eine Verdfinnung von o,33 ccm .Citrat auf z ccm Gemisch benutzt (d. h. eine Verdfinnung I : 3 statt I : 4 bei WESr~RGRE~). Ffir die von mir ausgearbeitete Methodik hat sich eine Verdfinmmg x :2,5 als geeignetste gezeigt. Was die Art der Abmessung und Mischung der Citrat- 16sung und des Blutes anbelangt, so haben sich in der Praxis .diejenigen Verfahren, bei denen die Senkung und die Messung in derselben Pipette geschieht, als wenig geeignet erwiesen, ,da dabei Beimischung von kleinen Luftblasen und datait Teilur~g der Bluts~ule schwer zu vermeiden sind. Ich habe d a h e r d a s v o n ~~/~ULLER-SCHEVEN 2 zuerst angewandte Verfahren der Mischung der Citratl6sung und des Blutes in einem kleinen Gef~tBe vorgezogen und die Senkung in einer anderen geeichten Pipette vorgenommen. Die von den Autoren erw~hnten Gerinnungen werden h6chst wahrscheinlich durch Spuren von Alkohol, die bel der Reinigung der Pipetten in diesen verbleiben, hervorgerufen: seitdš ich bel dem Reinigen der Pipetten und Senkungs- rShfchen nur dest. Wasser anwende, habe ieh derartige Ge- dnnungen nicht beobachtet. Die von mit ausgearbeitete Mikromethode wird wie folgt ~usgeffihrt : Notwendige Apparatur*. Die Blutentnahme wird mittels eiaer mit Gummisehlauch versehenen Pipette ausgeftlhrt, die zwei Mar- ken entsprechend o,o8 und 0,2 ccm tragt. Bis zur Marke o,o8 wird eine 3,8proz. Natriumcitratl6sung aufgesaugt und in ein Ideines Spitzgl~schen entleert. Bis zur Marke o,2 wird das Blut aufgesaugt und in dasselbe Gl~sehen entleert. Als Senkungsr6hre wird ein 25 cm hohes R6hrchen von 1,3 mm lichter Weite, das Millimeter- teilungen bis zut H6he von i5o mm tr~gt, verwendet. Zur Sedi- mentierung wird dieses R6hrchen in ein Gestell eingeklemmt, das ffir 5 solcher R6hrchen Platz bat. Aus/'ghrung. Man bringt zun~chst o,o8 ccm Citratl6sung in das SpitzgI~sehen; die Fingerbeere wird hierauf mit Ather ab- gerieben; der Einstich wird mit der Frankschen Nadel ausgeffihrt. Durch leichten Druck gelingt es immer, grol3e Tropfen zu erzielen und die Pipette bis zut Marke o,2 schnell zu fflllen. Um das Zurfick- flieBen des Blutes aus der Pipette zu verhindern, muB man beim Aufsaugen des Blutes die Pipette m6glichst horizontal halten. Das Blut wird in das Spitzgl~Lschen entleert und durch wiederholtes Aufsaugen und Ausblasen mit der Citratl6sung gut vermischt. Hierauf wird das Blutgemisch in das Senkungsr6hrchen bis zut Marke o aufgezogen und in das Gestell eingeklemmt. Das Ab- lesen und die Berechnung geschieht in derselben Weise wie bel der Westergrenschen Methode: man notiert die Senkung nach I und 2 Stunden und berechnet die Durchschnittszahl (S.M.R.) nach der Formel: bi + h~ 2 X -- 2 h 1 bedeutet die Millimeterzahl naeh I Stunde, hz nach 2 Stunden. Beispiel: Senkung nach I Stunde xoEE mm, nach 2 Stunden 3~ mm S.M.R. i2 + 30 2 - - = I3,5 2 Um Gerinnungen zu verhfiten, soll bei der I~einigung der Pipetten Alkohol nieht angewandt werden; man spfllt die Pipetten mittels Wasserstrahlpumpe mit dest. Wasser gut durch und trock- net sie darauf im Luftstrom. Steht eine Wasserstrahlpumpe nicht zut Verffigung, so trocknet man die Pipetten nach Durchspfilung mit dest. Wasser ara Herde oder Ofen. Sind Blutreste in der Pipette haftengeblieben, so bringt man sie bis zur Aufl6sung des Blutes in eine I proz. Natriumhydratl6sung. Darauf Spfilung zuerst mit Leitungswasser, dann mit dest. Wasser. Um die bakterielle Verunreinigung der Citratl6sung zu verhflten, empfiehlt es sich, soIort nach der Herstellung der L6sung (3,8 %) die Flasche 3 ~ Minu- ten in kochendem Wasser zu erhitzen; ferner soll man, um die Infizierung der L6sung durch die Pipetten zu vermeiden, frit jede Untersuchung i--2 ccm in ein Gl~schen bringen und die notwendige Menge aus diesem mit der Pipette entnehmen. Bei gesunden Menschen ergibt die Methode Werte von 3--8 mm. Werte fiber Io mm mfissen als pathologisch be- zeichnet werden. Die Brauehbarkeit der angegebenen Mikromethode wurde in der Weise geprfiIt, daB gleichzeitig von derselben Person die Tabelte 1. IO II 12 13 14 I5 I6 t7 I8 I9 20 * Von Makromethode Mikromethode nach I 13 2 17 3 6,5 4 3, ~ 5 19 6 3,0 7 3, ~ 8 5,0 9 3, ~ 3,0 .5,o 7, ~ II 19 19 34 3,5 3,0 25 3,5 Leitz-Bergmalm, Beriin, zu z Std. nach 2 Std. 2S 4 ~ 22 8,0 4 ~ II 8,0 I5 II 8,0 I5 i6 25 44 50 7 r I2 8,O . 60 I2 b™ - nach x Std. I2 17 6,o 2,0 i8 2,5 2,5 5,o 2,5 2,5 5,0 6,5 Io x8,5 I7,5 33 3,o 3,o 23 3,0 nach ~ Std. 24 4 ~ , 20 6,0 38 IO 7,5 I4, Io 7;5 I5 I4 23 4 x ' 44 60 9,0 7,0 5 I IO

Zur Methodik der Mikrobestimmung der Senkungsgeschwindigkeit der Roten Blutkörperchen

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g. OKTOBER I93z K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . N r . 4o 1863

ZUR METHODIK DER MIKROBESTIMMUNG DER SENKUNGSGESCHWlNDIGKEIT DER

ROTEN BLUTKORPERCHEN. V o n

Dr . A. KOWARSKI, B e r l i n .

N a c h d e m der W e r t der B l u t s e n k u n g s r e a k t i o n ffir die k l in i sche P r a x i s a l lgeme in a n e r k a n n t , wurde , h a t d i e Be- s t r e b u n g , eine b r a u c h b a r e M i k r o m e t h o d e auszua rbe i t en , so for t e ingese tz t . Es i s t eine ganze Re ihe v o n d e r a r t i g e n M e t h o d e n a n g e g e b e n worden . Es b a t sich a b e r ke ine dieser Mikro- m e t h o d e n du rchgese t z t . D e r G r u n d daff i r l ieg t da r in , daB ein Teil dieser M e t h o d e n t e c h n i s c h unzu l~ng l i ch ist, d i e j en igen aber , die l e i ch t u n d e inwandf re i du r chzu f f i h r en sind, s t i m m e n in i h r e n E r g e b n i s s e n m i t den M a k r o m e t h o d e n sch lech t fiberein, wei l bei i h r e r A u s a r b e i t u n g de r U n t e r s c h i e d zwischen de r Zu- a a m m e n s e t z u n g des Venen- u n d Cap i l l a rb lu t e s n i c h t be- r t i cks i ch t ig t wurde .

Von e iner B e s p r e c h u n g de r b i s h e r a n g e g e b e n e n Mikro- m e t h o d e n soll wegen R a u m m a n g e l s h ie r a b g e s e h e n werden . I c h m 6 c h t e n u r ku rz d ie j en igen G es i ch t s punk t e , die ffir die A u s a r b e i t u n g e iner b r a u c h b a r e n M i k r o m e t h o d e ma/3gebend .sein mfissen, k u r z œ

Als e rs te u n d wich t ig s t e B e d i n g u n g fiir die p r a k t i s c h e Ver- ~vendung e iner M i k r o m e t h o d e mu/3 die U b e r e i n s t i m m u n g ih re r E r g e b n i s s e m i t d e n j e n i g e n e iner a l lgeme in a n e r k a n n t e n M a k r o m e t h o d e ges te l l t werden . Als M e t h o d e de r W a h l wi rd zu r Ze i t das W e s t e r g r e n s c h e V e r f a h r e n a n e r k a n n t .

Bei d e n m e i s t e n b i she r a n g e g e b e n e n M i k r o m e t h o d e n ,werden zu kle ine B l u t m e n g e n a n g e w a n d t . Dieser U m s t a n d b e d i n g t zwei N a c h t e i l e : e n t w e d e r mfissen zu enge Senkungs - .capillare b e n u t z t werden , oder, w e n n m a n e twas wei tere b e n u t z t , muB die H 6 h e de r Bluts~Lule s t a r k h e r a b g e s e t z t werden . I n b e i d e n FXllen w e r d e n die R e s u l t a t e ungf ins t ig be- .einfluBt; zu enge Capi l lare (I m m u n d d a r u n t e r ) v e r u r s a c h e n .nnregelmXl3ige R e s u l t a t e ; bel zu n ied r igen B l u t s ~ u l e n s ind die Ergebnisse , w e n n es s ich u m besch leun ig t e S e n k u n g e n h a n d e l t , s c h w e r m i t den E r g e b n i s s e n de r W e s t e r g r e n s c h e n M e t h o d e zu ve rg le ichen . I ch h a b e d a h e r vorgezogen , ffir die Mikro- m e t h o d e o,2 ccm Blu t , eine Senkungss/~ule v o n 15o m m H 6 h e ~ n d 1, 3 m m W e i t e zu ve rwenden .

De r o b e n schon e r w ~ h n t e U n t e r s c h i e d in de r Z u s a m m e n - s e t z u n g v o n Venen- u n d C ap i l l a r b l u t beeinflul3t die Senkungs - ge schwind igke i t der r o t e n B l u t k S r p e r c h e n in d e m Sinne, daB F i n g e r b e e r e n b l u t seh r o i t eine b e d e u t e n d besch l eun ig t e r e S e n k u n g als V e n e n b l u t zeigt. Dieser U n t e r s c h i e d k a n n d u r c h ~oEnderung de r Mengenve r h~ l t n i s s e v o n C i t r a t l 6 sung u n d B l u t .ausgeglichen werden . BURGXR 1 h a t n~m l i ch gezeigt , daB eine :gr6Bere V e r d f i n n u n g des B lu tes m i t C i t l a t l 6 s u n g die Sen- k u n g s g e s c h w i n d i g k e i t h e r a b s e t z t ; er b a t bei de r v o n i h m ,angegebenen M i k r o m e t h o d e eine V e r d f i n n u n g v o n o,33 ccm .Citrat au f z ccm G em i s ch b e n u t z t (d. h. eine V e r d f i n n u n g I : 3 s t a t t I : 4 bei WESr~RGRE~). Ff i r die v o n m i r a u s g e a r b e i t e t e M e t h o d i k h a t s ich eine V e r d f i n m m g x : 2 , 5 als gee igne t s te gezeigt .

W a s die A r t de r A b m e s s u n g u n d M i s c h u n g der C i t r a t - 16sung und des B lu tes a n b e l a n g t , so h a b e n s ich in de r P rax i s .d ie jenigen Ver f ah ren , bei d e n e n die S e n k u n g u n d die Messung in de r se lben P i p e t t e geschieht , als wen ig gee ignet erwiesen, ,da d a b e i B e i m i s c h u n g v o n k le inen L u f t b l a s e n u n d d a t a i t Teilur~g de r B lu t s~u le schwer zu v e r m e i d e n s ind. I ch h a b e d a h e r das v o n ~~/~ULLER-SCHEVEN 2 zue r s t a n g e w a n d t e V e r f a h r e n d e r M i s c h u n g de r C i t r a t l 6 s u n g u n d des B lu t e s in e inem k le inen Gef~tBe vo rgezogen und die S e n k u n g in e iner a n d e r e n g e e i c h t e n P i p e t t e v o r g e n o m m e n .

Die v o n d e n A u t o r e n e r w ~ h n t e n G e r i n n u n g e n w e r d e n h 6 c h s t wah r sche i n l i ch d u r c h S p u r e n v o n Alkohol , die bel de r R e i n i g u n g de r P i p e t t e n in d iesen ve rb le iben , h e r v o r g e r u f e n : s e i t d š ich bel d e m R e i n i g e n de r P i p e t t e n u n d Senkungs - r S h f c h e n n u r dest . W a s s e r anwende , h a b e i eh de ra r t i ge Ge- d n n u n g e n n i c h t b e o b a c h t e t .

Die v o n m i t a u s g e a r b e i t e t e M i k r o m e t h o d e wird wie folgt ~usgef f ih r t :

Notwendige Apparatur*. Die Blu ten tnahme wird mittels eiaer mit Gummisehlauch versehenen Pipet te ausgeftlhrt, die zwei Mar- ken entsprechend o,o8 und 0,2 ccm tragt . Bis zur Marke o,o8 wird eine 3,8proz. Natr iumci t ra t l6sung aufgesaugt und in ein Ideines Spitzgl~schen entleert. Bis zur Marke o,2 wird das Blut aufgesaugt und in dasselbe Gl~sehen entleert. Als Senkungsr6hre wird ein 25 cm hohes R6hrchen von 1,3 mm lichter Weite, das Millimeter- teilungen bis zut H6he von i5o mm tr~gt, verwendet. Zur Sedi- mentierung wird dieses R6hrchen in ein Gestell eingeklemmt, das ffir 5 solcher R6hrchen Platz bat .

Aus/'ghrung. Man bringt zun~chst o,o8 ccm Citratl6sung in das SpitzgI~sehen; die Fingerbeere wird hierauf mit Ather ab- gerieben; der Einst ich wird mi t der Frankschen Nadel ausgeffihrt. Durch leichten Druck gelingt es immer, grol3e Tropfen zu erzielen und die Pipet te bis zut Marke o,2 schnell zu fflllen. Um das Zurfick- flieBen des Blutes aus der Pipet te zu verhindern, muB man beim Aufsaugen des Blutes die Pipet te m6glichst horizontal halten. Das Blut wird in das Spitzgl~Lschen entleert und durch wiederholtes Aufsaugen und Ausblasen mi t der Citratl6sung gut vermischt. Hierauf wird das Blutgemisch in das Senkungsr6hrchen bis zut Marke o aufgezogen und in das Gestell eingeklemmt. Das Ab- lesen und die Berechnung geschieht in derselben Weise wie bel der Westergrenschen Methode: man not ier t die Senkung nach I und 2 Stunden und berechnet die Durchschni t tszahl (S.M.R.) nach der Formel:

bi + h~ 2

X - - 2

h 1 bedeutet die Millimeterzahl naeh I Stunde, hz nach 2 Stunden. Beispiel: Senkung nach I Stunde xoEE mm, nach 2 Stunden 3 ~ mm S.M.R.

i2 + 30 2

- - = I3,5 �9 2

Um Gerinnungen zu verhfiten, soll bei der I~einigung der Pipet ten Alkohol nieht angewandt werden; man spfllt die Pipet ten mittels Wassers t rahlpumpe mit dest. Wasser gut durch und trock- net sie darauf im Luftstrom. Steht eine Wassers t rahlpumpe nicht zut Verffigung, so t rocknet man die Pipet ten nach Durchspfilung mi t dest. Wasser ara Herde oder Ofen. Sind Blutreste in der Pipet te haftengeblieben, so br ingt man sie bis zur Aufl6sung des Blutes in eine I proz. Natr iumhydrat l6sung. Darauf Spfilung zuerst mi t Leitungswasser, dann mi t dest. Wasser. Um die bakterielle Verunreinigung der Citratl6sung zu verhflten, empfiehlt es sich, soIort nach der Herstellung der L6sung (3,8 %) die Flasche 3 ~ Minu- ten in kochendem Wasser zu erhi tzen; ferner soll man, um die Infizierung der L6sung durch die Pipet ten zu vermeiden, frit jede Untersuchung i - - 2 ccm in ein Gl~schen bringen und die notwendige Menge aus diesem mi t der Pipet te en tnehmen.

Bei ge sunden M e n s c h e n e r g i b t die M e t h o d e W e r t e v o n 3 - - 8 m m . W e r t e fiber Io m m mfissen als pa tho log i sch be- ze i chne t werden .

Die B r a u e h b a r k e i t de r a n g e g e b e n e n M i k r o m e t h o d e w u r d e in de r Weise geprfiIt , daB gle ichzei t ig v o n de r se lben P e r s o n die

Tabelte 1.

IO

II

12

13 14 I5 I6 t7 I 8

I9 2 0

* Von

Makromethode Mikromethode

nach

I 13

2 17

3 6,5 4 3, ~ 5 19 6 3,0 7 3, ~ 8 5,0 9 3, ~

3,0 .5,o

7, ~ II 19 19 34

3,5 3,0

25 3,5

Leitz-Bergmalm, Beriin, zu

z Std. nach 2 Std.

2S 4 ~ 2 2

8 , 0

4 ~ I I

8 , 0

I5 I I

8 , 0

I5 i6 25 44 50 7 r I 2

8,O .

60 I 2

b™ -

nach x Std.

I 2

17 6 , o

2,0 i8 2,5 2,5 5,o 2,5 2,5 5,0 6,5

I o

x8,5 I7,5 33

3 , o

3 , o

23 3,0

nach ~ Std.

24 4 ~

, 2 0

6 , 0

38 IO

7,5 I 4 , I o

7;5 I5 I 4

23 4 x '

44 60

9,0 7,0

5 I IO

Page 2: Zur Methodik der Mikrobestimmung der Senkungsgeschwindigkeit der Roten Blutkörperchen

!864 KLINISCIIE \VOCHENSCH

Makromethode nach WESTERaRZN (Venenblut) und meine Mikromethode (Fingerbeerenblut) ausgefiihrt wurde. Die Ergebrdsse waren folgende: Bei gesunden Mensehen stimmten die Senkungswerte entweder vollst~tndig fiberein, oder die Mikromethode zeigte Unterschiede um i mm, h6chstens um 2 mm, aber immer in derselben Richtung: sie waren stets geringer Ms bel der Makromethode, was Ms Folge der geringeren Bluts~iule zu erkl~iren ist. Ein entsprechendes Verhalten be- obachtet man auch bel Patienten mit beschleunigter Senkung; selbstvers• ist hier zuweilen entsprechend der h6heren Zahlen auch der Unterschied in den Ergebnissen gr6Ber, aber stets in derselben Richtung. Niemals war der Unterschied so grol3, dal3 er ffir die klinische ]3eurteilung des Falles von Belang sein k6nnte. Zur Erl~uterung seien hier von den vielen K o n t r o l l u n t e r s u c h u n g e n n u r e in ger inger Tei l angef f ihr t .

Zusammen]assung: Es wird eine M i k r o s e n k u n g s m e t h o d e angegeben , die so a u s g e a r b e i t e t ist , daB die e rz ie l ten W e r t e seh r g u t m i t de r a l l geme in a n e r k a n n t e n W e s t e r g r e n s c h e n M e t h o d e f ibe re ins t immen . Sie i s t d a h e r gee ignet die Makro - m e t h o d e n zu erse tzen , w o d u r c h die V e n e n p u n k t i o n , d e r e n Aus f f ih rung bel k l e inen K i n d e r n u n d F e t t l e i b i g e n h/~ufig u n d u r c h f i i h r b a r ist, v e r m i e d e n wird. Es ge l ingt s te ts , ans d e m s e l b e n F i n g e r b e e r e n e i n s t i c h gle ichzei t ig die Senkungs - g e s c h w i n d i g k e i t s b e s t i m m u n g u n d d e n S t a t u s auszuff ihren .

L i t e r a t n r : 1 Nederl. Tijdschr. Geneesk. x93o II, 3419 bis 3424 ̀ _ 2 Dtsch. med. Wschr. I9e6 , 1896.

EINE SPRECHSTUNDENPRfJFUNG DES ZEITSINNES.

Von

Prof. I. H. SCHULTZ, Berl in .

Die interessante Zusammenfassung des um die Erforschung des Zeitsinns verdienten Mitarbeiters von P™ HANS EHRENWALD (dies. Wschr. 193 z, 148 I) gibt mir Veranlassung, kurz auf Erfahrungen hin- zuweisen, die ich im Verlaufe meiner iojXhrigen Studien flber das autogene Training an tiber IOOO Normalpersonen flber diesen Punk t machen konnte. Zum normalen Training der Unterstufe geh6rt, wie in meiner demn~chst erscheinenden Monographie nXher ausgefiihrt, die Ausbildung , ,formelhMter Vorsatzbildungen", wobei das I™ uhrph~nomen als leicht kontroll ierbares Paradigma dient. Im Verlauf dieser Beobachtungen konnte ich feststellen, daB es noch eine andere, sehr einfache Methode gibt, um das Bestehen des Zeitsinns zu demonstrieren. Man k6nnte sie in Analogie zu sonst ganz anders gelagerten ~lteren medizinisch-psychologischen Er- fahrungen als ein , ,Uberrnmpelungsverfahren" charakterisieren.

Wenn bei einer Versuchsperson die Psychologie des Zeiterlebens in keiner Weise bewuBt aktualisiert ist, also Situation und Vor- si tuation keinerlei Hinweis nach dieser Seite enthalten, so sind nach meinen Erfahrungen an iiber 4ooVersuchspersonen etwa 7o%

R I F T . io. J A H R G A X G . N r . 4o 3 0K ̀ x93~

beliebiger, durchschni t t l icher Menschen in der Lage, den aktuelle~~ Zei tpunkt r icht ig anzugeben, wenn nur verhinder t wird, daB sie sich irgendwie bewuBt suchend, nachdenkend oder flberlegend ein- stellen. Anfangs stellte ich meine Versuche so an, daB ich den Versuchspersonen unter den gekennzeichnetenUmst~nden ganz unvermit te l t , am besten �9 einer auch sonst zu Spontanei t~t dis- ponierenden Einstellung, wie etwa ira Assoziationsversuche oder bei freiem Reagieren, die Ins t rukt ion gab: ,,Sagen Sie sclmell und ohne Uberlegung, wieviel Uhr es jetzt is t!" Als b rauehbarer e�9 wies sich sp~ter die Versuchsanordnung, daB die Versuchspersonen auf das Problem des ,,Ratens'" hingelenkt wurden, um kryptomne- stische Materialien zu demonstrieren; e twa, , ra ten Sie, wieviel Stufen Sie von der StraBe bis auf die Etage gegangen sind !" Schiebt man in eine solche kleine Serie in der oben gekennzeichneten Weise die Ins t rukt ion ein: , ,Raten Sie, wieviel Uhr j etzt ist!", so bekommt man 76 % Treffer, die meistens genau oder um ganz wenige Minuten exakt sind.

Die durch das autogene Training jederzeit disponible entspannte Gesamthal tung gestat te t es, diese wie viele andere , ,Primitiv- reakt ionen" zuverl~ssiger und sicherer der Selbstbestimmnng einznarbeiten.

Fiir die klinische Prflfung gestat tet der hier empfohlene t™ grill eine sehr schnelle Orientierung darflber, ob der Pat ient nach Richtung des Zeitsinns positiv reagiert, und kann so als erster diagnostischer Vorversuch empfoblen werden.

REKONVALESZENTENSERUMBEHANDLUNG DER ENCE- PHALITIS UND FRAGE IHRER ATIOLOGIE.

Nachtrag zur gleichnamigen Arbeit in Jg. 193x , S. I574 dieser Wochenschrift.

Von

P r i v a t d o z e n t J . BROCK, M a r b u r g a. d. Lahn .

Die Nachbeobachtung bel den beiden mi t R .S . behandel ten Kindern betrXgt inzwischen fiber 11/~ hzw. I Jahr. Sie erfreuen sich nach wie vor des besten Befindens, zeigen keine Charakterver~nde- rungen und sind frei von neurologischen Symptomen. Ferner wurde Anfa::g Juni i931 ein dr i t ter FMI von Economo-Encephalit is kurz nach Beginn der Erkrankung in der ]Kinderklinik aufgenommen. Nach Abklingen der toxogenen Ini t ia lsymptome (t™ Ubelkeit und Sopor) zeigte dies Iojghr. Madchen u. a. die sog. akinetische Gebundenheit des akuten Stadiums, heItige zentrale, ira l inken Auge lokalisierte Schmerzen (ohne jeden objektiven Befund), ferner anfallsweise Tenesmen sowie Nystagmus. Analog einer Erfahrung von BREMER (Dtsch. med. Wschr. I925 II, �9 ) ffihrte hier die i .m. Injekt ion von Rekonvaleszentenserum erst zu einem endgfiltigen Umschwung des Altgemeinbefindens und Ver- schwinden der neurologischen Symptome, als der Spender gewech- self wurde. Zum Schlul3 sei darauI hingewiesen, daB auch in diese~~~ sicheren ~alle von Encephalitis epidem@a der vo�9 Herr~ Pro]. Gri~ter mit dem Liquor an mehreren Kaninchen freundlicherweise an ~ gestellte Hornhautversuch negativ aus]iel.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

f~BER DEN ABBAU PARENTERAL ZUGEFUHRTEN KREATINS BEI ERWACHSENEN MIT ER-

LOSCHENER GESCHLECHTSFUNKTION. Von

LAZAR REMEN.

N a c h den U n t e r s u c h u n g e n v o n BEUMER u n d FASOLD (Klin. Wschr . I93I , Nf 2o) s che in t die V e r w e r t u n g p a r e n t e r a l zuge f i ih r t en K r e a t i n s a b h ~ n g i g zu se in davon , ob das be- t r e f fende I n d i v i d u u m gesehlechts re i f i s t oder n ich t .

Wi r h a b e n n u n i m AnschluB a n diese M i t t e i l u n g U n t e r - s u c h u n g e n fiber die A u s s c h e i d n n g v o n p a r e n t e r a l zugef f ih r ten K r e a t i n s bei 15 a l t en M/ innern anges te l l t .

N a c h i n t r a v e n 6 s e r I n j e k t i o n v o n 5oo m g Krea t in , wurde bei Mien fiber 7 ~ J a h r e a l t en P e r s o n e n eine e rheb l iche Mehr- a u s s c h e i d u n g v o n K r e a t i n gegenfiber der Vorper iode gefunden , I n e inem FMI wurde das zugeff ihr te K r e a t i n q n a n t i t a t i v aus- geschieden. Die M e h r a u s s c h e i d u n g war i m a l l geme inen n a c h

24 S t u n d e n b e e n d e t ; in e in igen F~ l l en daue r t e sie n o c h e inen zwe i t en Tag an.

I m Gegensa tz zu den P e r s o n e n m i t e r loschener Ge- s c h l e c h t s f u n k t i o n sch ieden geschlechts re i fe E r w a c h s e n e n a c h de r i n t r a v e n 6 s e n B e l a s t u n g v o n I ™ n i c h t n e n n e n s w e r t m e h r K r e a t i n aus als in der Vorpe r iode ; dagegen s t i egen die K r e a t i n i n w e r t e z u m Teil b is 5 ~ % an.

E i n 43jXhr. E u n u c h o i d zeigte Io lgendes V e r h M t e n :

I n der Vorper iode K r e a t i n a u s s c h e i d u n g v o n 187 mg, a ra Tage der B e l a s t u n g 61o mg, a m N a c h t a g 83,5 mg. R a s zu- geffihrte K r e a t i n wurde also f a s t v o l l k o m m e n ausgesch ieden , E r ve rh i e l t s ich m i t h i n g runds~ tz l i ch wie K i n d e r u n d Greise.

(Ausffihrl iche M i t t e i l u n g e r s che in t in de r Z. exper . Med.) (Au8 der I . I nneren Abte i lung des HuJeland-Hospi ta ls zu Ber l in , [Divig. Arz t : Pro]. G. Rosenow].)