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Page 1: Impressionismus – dieser einzigartige Moment · Kultur 26 Dienstag, 17. Mai 2016 Eßlinger Zeitung Impressionismus – dieser einzigartige Moment DieStuttgarterStaatsgaleriezeigtauseigenenBeständendieAusstellung

KulturDienstag, 17. Mai 2016 Eßlinger Zeitung26

Impressionismus – dieser einzigartige MomentDie Stuttgarter Staatsgalerie zeigt aus eigenen Beständen die Ausstellung „Augen. Blicke. Impressionen.“

Von Christian Marquart

Stuttgart – lange ist es nicht her,dass die größeren unserer Kunstmu-seen mehr oder minder diskret von-seiten der Kulturpolitik aufgefordertwurden, ihren Ausstellungsbetriebgefälligst etwas kostengünstiger zuorganisieren – nämlich auf der Basiseigener Bestände. und jetzt? Jetzterfahren wir aus berufenem Munde,dass auch das seine Schwierigkeitenhat, selbst oder gerade dann, wenndie bedeutenderen Häuser mit ihrengleichermaßen bedeutenden Samm-lungen in einen regen internationalenleihverkehr der Kunstobjekte ein-gebunden sind, der seine ganz eige-nen rhythmen und Zwänge entwi-ckelt. Denn man kann sich ja als Mu-seumsmensch den ständigen Bittender Kollegen um kostbare leihgabenum so weniger entziehen, je mehrdas eigene Institut auf die Koopera-tionsbereitschaft anderer Häuser an-gewiesen ist. Immer dann nämlich,wenn es um die Vorbereitung ehr-geiziger Ausstellungsprojekte geht,die man „Blockbuster“ nennt. Zwei,drei Blockbuster pro Jahr – na gut,wenigstens einer – gehören einfachzum Markenprofil eines Museums,welches auf sich hält. Was dann aberheißt: Je reger der wechselseitigeAustausch von leihgaben sich voll-zieht, desto mehr Spitzenwerke ausdem eigenen Bestand befinden sichschon im ganz normalen Museums-alltag auf tournee. Der eigene Aus-stellungskalender erweist sich so alswesentlich fremdgesteuert.

Komplett aus eigenen BeständenSo konnte, ja musste Christofer

Conrad, der Kurator jener neuenSchau in der Staatsgalerie Stuttgartmit dem auch diesmal wieder ne-ckisch gewählten titel „Augen. Bli-cke. Impressionen.“, geradezu pa-thetisch auf einen „gnadenvollen,kurzen Moment zwischen den Aus-leihzyklen“ hinweisen, der dieseskomplett aus eigenen Beständen ge-nerierte Projekt zum französischenImpressionismus überhaupt möglichmachte. Immer diese terminprob-leme! Kaum einem international ver-netzten Museum von rang ist esheute noch vergönnt, Atem zuschöpfen und Kräfte zu sammeln –für das ehrenwerte Ziel, eigeneKunst nach Gutdünken in den eige-nen Schauräumen zu versammelnund sie ohne prunkende leihgabenuntereinander ins Gespräch zu brin-gen. Solche raffinesse muss immer-hin sein, gerade dann, wenn es umden Dauerbrenner und Publikums-magneten „Impressionismus“ geht.Das thema ist unglaublich abgedro-schen – aber sind uns diese Bildernicht durch den verbreiteten Ge-schenkartikel „Kunstkalender“längst zur Alltagsdroge geworden?Sie wirken als Suchtmittel umso tü-ckischer, je mehr zeitgenössischeAvantgardekunst mit ihren kantigen,spröden, rauhen Benutzeroberflä-

chen sich der Kunstfreund pflicht-schuldigst auferlegt. Denn auf köst-lich ungenaue, sogar im Wortsinnunscharfe Weise erzeugen die gutproportionierten, nie überdimensio-nierten oder grellen Werke der Im-pressionisten mit ihren gefälligenMotiven und in ihrer scheinbar spon-tan und frisch hingetupften Farbig-keit nichts weniger als gute laune,man könnte auch sagen: entspannteurlaubsstimmung. Für die Netzhaut.Für den Geist.

Aber es reicht nicht, im Muse-umsdepot nach Kunstwerken zukramen, die lange der Öffentlichkeitentzogen waren und nun – aufge-merkt: vielleicht „erstmalig seitJahrzehnten (aber aus konservato-rischen Gründen leider nur fürkurze Zeit)“ – wieder die Schau-räume zieren dürfen. Alle Kunst ausdem Depot dämmert im Schattendes Generalverdachts vor sich hin,sie sei dies- und jenseits konserva-

torischer Vorsichtsmaßnahmen min-der bedeutend. Warum sonst würdesie von den Konservatoren der Öf-fentlichkeit vorenthalten?

Der kuratorische Kniff der Schatz-suche im Depot ist die Kunst, ver-räumte Fundstücke produktiv undunmittelbar einleuchtend mit jenenbedeutenden Klassikern zu verknüp-fen, die problemlos ihre Stammplätzein den Schauräumen des Museumsverteidigen können. So werden dieersteren durch letztere nachhaltigaufgewertet, und letztere erhaltendurch neue Kontexte wieder eine Artvirtueller „Marktfrische“. So funk-tioniert die launische Ökonomie derAufmerksamkeit; und dies um soeher, als Christofer Conrad esschaffte, in seiner Ausstellung denfranzösischen Impressionismus „en-zyklopädisch fast vollständig“ abzu-bilden, inklusive der epochalen Über-gänge zu Vorläufern (prominentesStichwort: John Constable) und

Nachfolgern aus dem weiten Feld des„Postimpressionismus“ (etwa die Na-bis, Symbolisten, Pointillisten odersinguläre Gestalten wie Cézanne, vonGogh, Gauguin und manch andere).Das Publikum darf jedenfalls applau-dieren: Hier glänzt er wieder neu,unser guter alter Impressionismus –die populärste, delikateste „unschär-ferelation“ des Abendlands, geschaf-fen schon Jahrzehnte vor Heisen-bergs wenig anschaulicher, bizarrerquantenphysikalischer Pioniertat!

Christofer Conrad durfte seineImpressionisten-Ausstellung quasidoppelt kuratieren, indem er näm-lich eine Vielzahl lichtempfindlichs-ter Arbeiten auf Papier aus dem De-pot holte, die einen langen Ausstel-lungszyklus kaum schadlos überste-hen würden: Pastelle, Aquarelle,Bleistiftskizzen, Druckgrafik. Dieseillustrieren, was man angesichts derflirrenden, farbtrunkenen Gemäldeübergroßer Großmeister wie Monet,

renoir, Degas oder Pissarro etc. gernvergisst: dass auch die Impressionis-ten nicht ausschließlich unter freiemHimmel drauflos pinselten und dabeiauf Anhieb unsterbliche Meister-werke schufen; sondern dass selbstsie herumprobieren und bei man-chem Motiv oft neu ansetzen – odereben dieses verwerfen mussten.

Zurück ins Dunkel –mit AusnahmenEtwa zur Halbzeit der Ausstellung

werden die empfindlichsten Expo-nate zurück ins Dunkel geschickt undausgetauscht gegen andere: durch-weg „gleichwertige“ Arbeiten undkeine zweite Wahl, wie Conrad be-tont. Es lohnt sich allemal. Nichtetwa weil mit dieser Schau neue,steile Hypothesen formuliert oderbestätigt würden – der französischeImpressionismus ist bis in seine Ver-ästelungen ganz gut „ausgeforscht“–, sondern unter kulinarischen Ge-sichtspunkten. Museumsbesuche sinddurch das Betrachten von Kalender-blättern beim schnellen Vesper in derKüche nicht zu ersetzen. Die spezi-fische Qualität der Ausstellung in derAlten Staatsgalerie ergibt sich ausden zahllosen Spannungsbögen, diedas Auge des Betrachters selbst er-zeugt; nämlich beim Flanieren durchdie einzelnen „Abteilungen“ derAusstellung, deren Gliederung sichan an die „klassischen“ Gattungenlandschafts-, und Porträtmalerei,Akt, Interieur und Stilleben anlehnt.Da hängen dann Hauptwerke derSammlung neben eher unscheinba-ren Arbeiten, „große“ Namen neben„kleinen“, prachtvolle Ölgemälde inprotziger rahmung (noch aus Zeitenstammend, als sie im Besitz reicherPrivatsammler waren) neben genia-len Skizzen in sachlichster rahmung,die oft genau das repräsentieren, wasden Impressionismus kennzeichnet:den (ersten) Impuls, ein Motiv fest-zuhalten.

Kennen Sie den Maler ArmandGuillaumin? Ein Glückspilz, dermal bei einer lotterie einen Haupt-treffer landete und fortan ohneGeldsorgen die Gegend rund umseine Wahlheimat im limousin por-trätieren konnte. Seine Pastell-skizze „Flusslandschaft bei Cro-zant“ aus dem Jahr 1896 hält inder Qualität ihres Formats durch-aus vergleichbaren Arbeiten „grö-ßerer“ Kollegen stand.

Die vollständige Präsentation vonOdilon redons Grafikmappe (1890)zu Baudelaires Gedichtszyklus „leFleurs du Mal“ ist eine Premiere.und sehr lange mussten wir auf De-gas‘ Pastellbild jener Dame warten,die sich gerade in einem Wannenbadstehend abtrocknet: Jetzt sehen wirsie endlich wieder, neu (und teuer)verglast. Diese beiden letzterenWerke bleiben übrigens während derganzen Ausstellung über zu sehen –sie werden nicht ausgetauscht!

Die Ausstellung ist bis zum 13. No-vember in der Staatsgalerie zu sehen.

Nach langen Jahren im Depot erstmals wieder zu sehen: Edgar Degas’ um 1889 entstandene Pastellzeichnung „DasWannenbad, sich abtrocknende Frau“. Foto: Staatsgalerie, Graphische Sammlung

„Im IS steckt jede Menge Westen“Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Wie wir leben können: Terror, Texte, Wirklichkeiten“ mit Nicolas Hénin und Sabine Damir-Geilsdorf im Literaturhaus Stuttgart

Von Verena Grosskreutz

Stuttgart – Großer Andrang im li-teraturhaus Stuttgart. Es geht an die-sem Abend um die Propaganda-Stra-tegien des sogenannten IslamischenStaats, der mit Videos von Geisel-Enthauptungen weltweit Angs t undSchrecken verbreitet, andererseitsüber die sozialen Netzwerke Bilderverbreitet, auf denen sich Dschi-hadisten als coole Kerle zeigen: mitjungen Kätzchen, die sich auf denGewehrläufen räkeln. „Propaganda:Sprache, text und Poesie“ war dasthema der Auftaktveranstaltung ei-ner reihe zu terroristischer und krie-gerischer Gewalt. Zu Gast auf demPodium: Nicolas Hénin, französi-scher Nahostjournalist, der im Juni2013 für zehn Monate Geisel des ISund dann von Frankreich freigekauftwurde, und Sabine Damir-Geilsdorf,Kölner Professorin für Islamwissen-schaft, die sich mit der der Bedeutungvon Frauen in der IS-Propaganda-Maschinerie beschäftigt.

Moderator Jörg Armbruster, bis2012 ArD-Nahost-Korrespondent,befragte Hénin nach seinen Erleb-nissen im IS-Geisel-lager in Syrien.Die Zeit habe ihn stark gemacht, sagtHénin. Wie man aus solchem HorrorStärke gewinnen könne? Die Gräuel,die er erlebt habe, erklärt der Fran-zose, seien „verhältnismäßig nichts“im Vergleich zu jenen der Syrer in

den Nebenzellen, die vom Abend-bis zum Morgengebet gefoltert wor-den seien. Für ihn sei der tagesablaufweniger von Angst als von lange-weile geprägt gewesen. „Man schläft,man schlägt die Zeit tot, man hat ein-fach nichts zu tun.“ Seine Bewacherkamen aus verschiedenen westlichenländern. Alle typen seien dort ver-treten, vom draufgängerischen Cow-boy bis zum ganz Schüchternen.

Unterschätzte Frauen beim ISWarum er in seinem aktuellen

Buch „Der IS und die Fehler desWestens“ nichts über seine Geisel-haft berichtet habe, wird Nicolas Hé-nin (Foto) gefragt. Zum einen wolleer nicht die Erwartungen des IS er-füllen, über den Schrecken zu be-richten und damit die Propagandafortzuführen, so Hénin. Außerdemwolle er keine Opferhaltung einneh-men. Mit Blick auf das Pariser At-tentat im vergangenen Novembermit 130 toten meinte der französi-sche Journalist: Das sei furchtbar ge-wesen, doch wir sollten nicht beses-sen sein vom eigenen leid. „Dasfinde ich kontraproduktiv. In Syriensterben jeden tag 130 Menschen“.Die Bevölkerung dort bettle um einMinimum an Sicherheit, und selbstdas verweigere man ihr.

In der Propaganda-Maschineriedes IS spielen Frauen eine besondere,

eine wichtige rolle. Sabine Damir-Geilsdorf untersuchte Blogs, Face-book-Seiten, twitter-Accounts jun-ger Dschihadistinnen. Sie hat derenGedichte und verklärenden Erfah-rungsberichte gesammelt und ausge-wertet. Die meisten stammen vonausgereisten Europäerinnen. In denBlogs herrsche ein subkultereller Jar-gon, der gespicktsei mit arabischenPhrasen undSchlüsselworten.Was treibe Frauenin die Arme desIS? „Gehirnwä-sche oder Sprungin der Schüssel?“,fragt Armbruster.Es sei die Auffas-sung, sich heldischfür Gott zu op-fern, alles als Prü-fung anzusehen,das Diesseits nurals unwichtige Zwischenstation aufdem Weg ins Jenseits zu verstehen,meint Damir-Geilsdorf.

Die Syrerin Ahlam al-Nasr ist soetwas wie eine IS-Hofpoetin. In ei-nem Gedicht verklärt sie den Opfer-tod : „Nein! Sagt nicht: Wir brauchenkeinen Dschihad (...). Der Dschihadist unser leben und unser Heil.“ Sy-rien diene Männern wie Frauen alsKulisse für ihre „Hidschra“, die Aus-wanderung nach dem Vorbild Mo-

hammeds, der 622 von Mekka nachMedina zog, so Damir-Geilsdorf.Selbst bei Zwangsverheiratungen mitDschihadisten hätten die Frauen dasGefühl, wirkmächtige Akteurinnenbeim geschichtsträchtigen Aufbaueines Staates sein, wie er zur Zeit desPropheten Mohamed gewesen sei.Andere freilich trieben schlichtAbenteuerlust oder Heldenvereh-rung nach Syrien, romantische Phan-tasmen vom sexuell attraktiven, wil-den Kerl. Auch gebe es das Phäno-men der Popkultur: Dschihadismuswürde als cool empfunden, dieneaber auch oft der rebellion gegendie schockierten Eltern.

Hénin berichtet von einem Ge-spräch mit dem späteren BrüsselerAttentäter Najim laachraoui, dergeäußert habe, Marine le Pen habevöllig recht mit ihrer Parole „Frank-reich den Franzosen!“. „Die brau-chen einander“, folgert Hénin, „dersogenannte IS und die sogenannteIslamophobie“. Daraus entstehe dieBereitschaft zu Attentaten.

Hénin vergleicht die rolle derFrauen im IS mit den tupperwaren-Vertriebstechniken, bei der eineFrau als Verkäuferin anfängt unddann neue Verkäuferinnen an-werbe. Die weiblichen Dschihadis-ten würden im Westen grenzenlosunterschätzt, da man Frauen prin-zipiell in der Opferrolle des IS sehe.Wenn eine Dschihadistin in

Deutschland einreise, werde sie sogut wie nicht gefilzt. Werde sie auf-fällig, drohten ihr lediglich ein paarWochen Hausarrest, während Män-ner im gleichen Fall jahrelang hin-ter Gitter kämen.

Ausdruck einer Krise des IslamÜberhaupt lasse sich das Phäno-

men des IS-terrorismus nicht auf einpaar typen reduzieren, die Bombenlegen, gibt Hénin zu bedenken. Erbestehe zu 95 Prozent aus Propa-ganda und höchstens zu fünf Prozentaus militärischer Gewalt. Das zeigesich schon bei den Videos mit Ent-hauptungen von Geiseln, die vor al-lem eines belegten: den sadistischenErfindungsreichtum der terroristen,die ihre Geiseln auch auf unspekta-kulärere Weise töten k önnten.

„Wieviel Westen steckt im IS?“,fragt Armbruster. „Jede Menge“,sagt Hénin, er sei ein Multikulti-Ge-bilde, ein Auffangbecken. Wer beiuns „zum Abfall der Gesellschaft“geworden sei, könne dort mit An-erkennung rechnen. Im gegenwärti-gen Dschihadismus sieht Hénin vorallem den Ausdruck einer Krise desIslam. Wer bei diesem asymmetri-schen Krieg etwas gewinnen wolle,werde dies nicht auf dem Schlacht-welt erreichen. Nur der sei am Endeerfolgreich, dem es gelingt, die Be-völkerung des Gegners zu gewinnen.

Foto: H. Wittmann

Psalmen Davidsin der Stiftskirche

Von Dietholf Zerweck

Stuttgart – Einige Stücke, die Hein-rich Schütz zu politischen Anlässenwie dem Besuch des Kaisers Mat-thias oder zur Feier des 100. Jah-restags der reformation geschaffenhatte, zeugen von repräsentativerFestlichkeit, wie die zweite Verto-nung des Psalms 136 „Danket demHerren, denn er ist freundlich“ mitfünfstimmigem Bläserchor undPauke. Hans-Christoph rademannstellte sie in seiner Auswahl mitdem Dresdner Kammerchor undBarockorchester an den Schluss ei-nes großartigen Konzerts in derStuttgarter Stiftskirche.

Venezianische Mehrchörigkeitund musikalische Deutung deut-scher Bibeltexte sind die beidenEckpfeiler der „Psalmen Davids“.Beides kam in der differenziertenDarstellung rademanns eindrück-lich zur Geltung. Mit Orgel, Violone,Dulzian und zwei theorben als Ge-neralbass am Altar, zudem meist miteinem oder beiden Favoritchören,dazu den vokalen und instrumenta-len „Capelli-Chören“ auf Orgel-und Seitenempore verteilt, erreichteer in ständig wechselnder Besetzungfaszinierende raumwirkungen.Durch die „Wanderpausen“ zwi-schen den 14 ausgewählten Stückenwurde jedes Werk in seiner Identi-tät erfahrbar und konnte in seinemmusikalischen Ausdruck für sichnachwirken.

Ganz unterschiedlich in ihrer„musikalischen Predigt“ zum Bei-spiel die aufeinanderfolgendenPsalmen „Singet dem Herrn einneues lied“ mit dem zweigeteiltenDresdner Kammerchor und Gene-ralbassbegleitung und „Wie lieblichsind deine Wohnungen“ mit zweiSolistenquartetten – sowohl in ihrerStimmlage als auch durch die Be-gleitung mit Violinen und Gambeneinerseits, vier Posaunen anderer-seits. Sodann „Die mit tränensäen“ mit den Sopran-tenor-DuosGerlinde Sämann/Charles Daniels– samt drei Posaunen – und IsabelJantschek/tobias Mäthger – samtdrei Violen da Gamba.

Für die bildhafte Auslegung derPsalmen setzt Schütz die solisti-schen Sänger ein, die den ganzentext interpretieren, während dieChöre vielstimmig Antwort gebenwie beim litaneiartig wiederholten„Denn seine Güte währet ewiglich“in Psalm 136. Neben den Solistenbrachten auch David Erler und Ste-fan Kunath (Altus) sowie lisandroAbadie und Felix Schwandtke(Bass) die Feinheiten der Schütz-schen rhetorik hervorragend zumAusdruck, wie zum Beispiel beimprachtvollen, zusammen mit allenBläsern und Streichern als „Capell-Chören“ musizierten „Herr, unserHerrscher“. Die instrumentalenEinleitungen zu den Motetten „Diemit tränen säen“ und „Ist nichtEphrahim mein teurer Sohn“ warenvon leuchtender Expressivität, wieüberhaupt die Klangwirkung derganzen Aufführung in der Stiftskir-che immer wieder beglückte.

Ades „Toni Erdmann“begeistert in Cannes

Cannes (dpa) – Die deutsche regis-seurin Maren Ade ist für ihren Film„toni Erdmann“ am Wochenendebeim Festival Cannes gefeiert wor-den. Bei der Premiere gab es minu-tenlangen Applaus. Die tragiko-mödie gilt nun als einer der großenFavoriten für die Preisvergabe amkommenden Sonntag. Ade (39) ge-lingt es, den Spannungsbogen übermehr als zweieinhalb Stunden zuhalten und findet dabei stets dierichtige Mischung zwischen trau-rigkeit und Humor. Auch ihreHauptdarsteller sind stark: dieDeutsche Sandra Hüller als Inesund der Österreicher Peter Simo-nischek als Vater.

Mit Spannung war ebenfalls dasrassismusdrama „loving“ von JeffNichols erwartet worden: Der be-rührende Wettbewerbsbeitrag er-zählt von dem Weißen richard undder Schwarzen Mildred, die imAmerika der 1950er-Jahre verhei-ratet sind und dafür verurteilt wer-den. Nichols fokussiert dabei abernicht auf den Kampf mit der Justiz,sondern auf die Beziehung der bei-den, die nach knapp zehn Jahrenvor den Obersten Gerichtshof deruSA ziehen.

Im Wettbewerb lief auch JimJarmuschs „Paterson“. Im Mittel-punkt des ruhigen Werks steht einBusfahrer und Poet (Adam Driver),der eine Woche lang durch sein le-ben und die Stadt in New Jerseytreibt.

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Notiz
Für den erkrankten Felix Schwandtke sang an diesem Abend Ekkehard Abele.

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