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Working Capital Studie 2018

Kapitalbindung und Liquidität

Analyse des Working Capital im

deutschen Mittelstand

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Inhaltsverzeichnis

MANAGEMENT SUMMARY 4

ENTWICKLUNG DER LIQUIDITÄT 7

ENTWICKLUNG WORKING CAPITAL 8

BRANCHENVERGLEICH 9

EINZELHANDELSUNTERNEHMEN 10

KONSUMGÜTERHERSTELLER 11

NAHRUNGSMITTELHERSTELLER 12

MASCHINENBAUUNTERNEHMEN 13

METHODIK UND VORGEHENSWEISE 14

IHR ANSPRECHPARTNER 15

IMPRESSUM 16

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Abbildungsverzeichnis

ABBILDUNG 1: ENTWICKLUNG DER WORKING

CAPITAL KENNZAHLEN 2013 – 2016 (IN TAGEN) 5

ABBILDUNG 2: VERÄNDERUNG DES WORKING

CAPITAL (IN TAGEN) 2013 VS. 2016 6

ABBILDUNG 3: VERTEILUNG DER

LIQUIDITÄTSREICHWEITE NACH BRANCHE (IN

TAGEN) 7

ABBILDUNG 4: ENTWICKLUNG DES

LIQUIDITÄTSBESTANDES (IN MIO. EUR) 7

ABBILDUNG 5: ENTWICKLUNG RELATIVE LIQUIDITÄT

7 ABBILDUNG 6: ENTWICKLUNG VON

FINANZVERBINDLICHKEITEN, KASSENBESTAND UND

NETTOVERSCHULDUNG 8

ABBILDUNG 7: ENTWICKLUNG DES WORKING

CAPITAL (IN TAGEN) 2013 – 2016 NACH BRANCHEN

9 ABBILDUNG 8: ENTWICKLUNG DER WORKING

CAPITAL KENNZAHLEN IM EINZELHANDEL (IN

TAGEN) 10

ABBILDUNG 9: WORKING CAPITAL KENNZAHLEN

2016 (IN TAGEN) AUF EBENE DER ANALYSIERTEN

EINZELHANDELSUNTERNEHMEN 10

ABBILDUNG 10: ENTWICKLUNG DER WORKING

CAPITAL KENNZAHLEN DER

KONSUMGÜTERHERSTELLER (IN TAGEN) 11

ABBILDUNG 11: WORKING CAPITAL KENNZAHLEN

2016 (IN TAGEN) AUF EBENE DER ANALYSIERTEN

KONSUMGÜTERHERSTELLER 11

ABBILDUNG 12: ENTWICKLUNG DER WORKING

CAPITAL KENNZAHLEN IN DER

NAHRUNGSMITTELINDUSTRIE (IN TAGEN) 12

ABBILDUNG 13: WORKING CAPITAL KENNZAHLEN

2016 (IN TAGEN) AUF EBENE DER ANALYSIERTEN

NAHRUNGSMITTELUNTERNEHMEN 12

ABBILDUNG 14: ENTWICKLUNG DER WORKING

CAPITAL KENNZAHLEN IN DER

MASCHINENBAUINDUSTRIE (IN TAGEN) 13

ABBILDUNG 15: WORKING CAPITAL KENNZAHLEN

2016 (IN TAGEN) AUF EBENE DER ANALYSIERTEN

MASCHINENBAUNTERNEHMEN 13

ABBILDUNG 16: GRÖßENCLUSTER NACH UMSATZ IN

MIO. EUR 14

ABBILDUNG 17: GRÖßENCLUSTER NACH BRANCHE

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Management Summary

Das Thema Working Capital Management steht

auf der Prioritätenliste mittelständischer Unter-

nehmen zunehmend im Fokus, wenngleich ge-

rade die familiengeführten, mittelständischen

Unternehmen im Rahmen der Unternehmens-

steuerung die Priorität weniger auf kapital-

markt- und cashflow-orientierte Kennzahlen le-

gen.

Zudem verändert sich die Priorität des Themas

Working Capital Management gegenläufig zur

konjunkturellen Entwicklung. Unterstützt von

günstigen Finanzierungsbedingungen ist dies

zunächst einmal verständlich.

Allerdings ist bemerkenswert, dass das Netto-

umlaufvermögen in der Mehrzahl der analysier-

ten Unternehmen deutlich überproportional

zum Umsatz angestiegen ist. Unter Berücksich-

tigung des Umsatzanstiegs mussten die analy-

sierten Unternehmen in den vergangenen 3

Jahren zusätzliches Working Capital von über 9

Mrd. EUR finanzieren.

Dabei lassen sich zwischen den Branchen

durchaus unterschiedliche Entwicklungen be-

obachten. So zeigen die Branchen mit einem

hohen durchschnittlichen Working Capital, wie

z.B. der Maschinenbau, die Nahrungsmittel-

und Elektrotechnikindustrie einen weiter stei-

genden Trend, während die Unternehmen des

Anlagenbaus ihre Working Capital Bindung von

Jahr zu Jahr verbessern und damit Liquidität

freisetzen konnten.

Die Forderungen stellen in vielen Branchen da-

bei einen wesentlichen Treiber der Entwicklung

dar.

Dies obwohl die Nutzung von verschiedenen In-

strumenten der Forderungsfinanzierung, sei es

durch Factoring oder plattform- bzw. kartenba-

sierte Finanzierungslösungen zuletzt auch im

Mittelstand weiter Verbreitung finden.

Die positive Seite der Betrachtung: Das Poten-

zial für eine Optimierung hat sich weiter erhöht.

So könnten die Unternehmen der Studie, bei

Wiedererreichung des Wertes aus dem Jahr

2015 eine Liquiditätsverbesserung von 1 Mrd.

EUR erzielen.

Da die Umsetzung von nachhaltig wirksamen

Working Capital Maßnahmen - anders als ad-

hoc Maßnahmen, deren Effekte schnell wieder

verloren gehen - sowohl eine inhaltliche Vorbe-

reitungszeit als auch einer Veränderung der

Cash-Kultur bedürfen, sollten die Unternehmen

mit der Initiierung entsprechender Maßnahmen

nicht zu lange warten.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und

stehe Ihnen für Fragen zur Studie oder auch

vertiefende Einblicke in die Kennzahlen einzel-

ner Branchen gerne zur Verfügung

Carsten Lehberg

Partner

ECONUM Unternehmensberatung GmbH

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Die durchschnittliche Umlaufvermögensbindung mittelständischer Un-

ternehmen beträgt mehr als 2 Monate

Die durchschnittliche Nettoumlaufvermögens-

bindung mittelständischer Unternehmen ist im

Geschäftsjahr 2016 weiter angestiegen. Mit

über 64 Tagen beträgt die Vorfinanzierung da-

mit mehr als 2 Monate. Im Vergleich zum vorhe-

rigen Geschäftsjahr ist dies ein Anstieg um 2

Tage oder 0,6% bezogen auf den Umsatz.

Im Vergleich zu den Zahlen des Geschäftsjahres

2013 – dem ersten Jahr, welches der Analyse

zugrunde liegt – beträgt der Anstieg 7 Tage

oder annähernd 2% des Umsatzes.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich hier-

bei um Kennzahlen relativ zum Umsatz handelt.

Aufgrund der anhaltend positiven konjunkturel-

len Entwicklung und des damit einhergehenden

Umsatzanstiegs der betrachteten Unternehmen

erhöhte sich das absolute Nettoumlaufvermö-

gen im Jahr 2016 von 73 Mrd. EUR auf 75,5

Mrd. EUR (ca. 3,4%). D.h., dass die betrachte-

ten Unternehmen einen zusätzlichen Finanzie-

rungsbedarf durch das Working Capital von 2,5

Mrd. EUR decken mussten.

Forderungen sind Treiber des

Working Capital Anstiegs

Betrachtet man die Entwicklung der einzelnen

Working Capital Kennzahlen, zeigt sich, dass

insbesondere der Anstieg der Forderungen zur

Erhöhung der Kapitalbindung im Umlaufvermö-

gen beigetragen hat. Diese erhöhten sich ge-

genüber dem Vorjahr 2015 um 3,3 Tage. Ge-

genüber dem Jahr 2013 ergibt sich sogar ein

Anstieg von 8,3 Tagen. Dies ist bemerkenswert,

da in den vergangenen Jahren das Angebot und

die Nutzung von Instrumenten der Forderungsfi-

nanzierung deutlich angestiegen ist. Offenbar

kann diese Entwicklung jedoch die gegenläufi-

gen Effekte aus verlängerten Zahlungszielen ge-

genüber den Kunden nicht vollständig kompen-

sieren.

Demgegenüber ist das Vorratsvermögen der

analysierten Unternehmen im letzten Geschäfts-

jahr nur um einen Tag angestiegen. In der Be-

trachtung der letzten Jahre betrug der Anstieg

der Vorratsreichweite 5,7 Tage.

Auf der Passivseite konnten die Unternehmen

durch die Ausweitung von Lieferantenzahlungs-

zielen den Anstieg der Umlaufvermögensbin-

dung kompensieren. So wurde im letzten Ge-

schäftsjahr die Reichweite der Lieferantenzah-

lungsziele um 2,2 Tage erhöht. In der Betrach-

tung der letzten vier Jahre betrug die Erhöhung

der Verbindlichkeitenreichweite sogar 5,8 Tage.

Damit konnten die mittelständischen Unterneh-

men die Finanzierung durch Lieferanten deutlich

ausweiten und realisieren im Durchschnitt Liefe-

rantenzahlungsziele, welche das Niveau der

Großkonzerne annähernd erreicht haben.

Abbildung 1: Entwicklung der Working Capital Kennzahlen

2013 – 2016 (in Tagen)

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Betrachtet man die Veränderung des Working

Capital im Zeitraum 2013 bis 2016 auf Ebene

der einzelnen Unternehmen, dann zeigt sich,

dass 65% der Unternehmen einen Anstieg ver-

zeichnen.

2/3 der Unternehmen verzeichnen

einen Anstieg des Working Capital

Demgegenüber konnten nur 35% der Unterneh-

men ihr Nettoumlaufvermögen verbessern.

Im Vergleich der Geschäftsjahre 2016 und 2015

ergibt sich bei 58% der Unternehmen ein Anstieg

des Working Capital. Immerhin rund 40% der Un-

ternehmen konnten die absolute Kapitalbindung

im Umlaufvermögen reduzieren, bei den übrigen

2% zeigte sich nahezu keine Veränderung des

Working Capital.

Abbildung 2: Veränderung des Working Capital (in Tagen) 2013 vs. 2016

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Entwicklung der Liquidität

Die mittelständischen Unternehmen konnten im

Geschäftsjahr 2016 ihren Liquiditätsbestand

nur noch geringfügig erhöhen. Während in den

Vorjahren der Liquiditätsbestand um 2,7 Mrd.

EUR (2014) bzw. 4,6 Mrd. EUR (2015) erhöht

wurde, betrug der Anstieg im vergangenen Jahr

nur noch 0,7 Mrd. EUR.

Unternehmen verfügen über einen

durchschnittlichen Liquiditätsbestand

von 30 Tagen

In Relation zum Umsatz beträgt der Kassenbe-

stand aller analysierten Unternehmen damit ca.

9% (oder 30 Tage), während er im Vorjahr noch

bei ca. 10% gelegen hat.

Im Verhältnis zur Bilanzsumme beträgt der Li-

quiditätsbestand 10,6%. Diese Kennzahl ist da-

mit in den vergangenen 4 Jahren nahezu unver-

ändert geblieben.

Abbildung 3: Verteilung der Liquiditätsreichweite nach

Branche (in Tagen)

Abbildung 4: Entwicklung des Liquiditätsbestandes (in

Mio. EUR)

Abbildung 5: Entwicklung relative Liquidität

Betrachtet man die Reichweite der Liquidität

(Kassenbestand/Umsatz*365 Tage) und clus-

tert die analysierten Unternehmen nach Bran-

chen, so zeigt sich ein recht deutlicher Unter-

schied zwischen den Branchen: Während Unter-

nehmen der Elektrotechnik und des Anlagen-

baus über eine Liquiditätsreichweite von bis zu

2 Monaten verfügen, beträgt diese bei Unter-

nehmen des Groß- und Einzelhandels „ledig-

lich“ 22 bzw. 23 Tage. Bei Unternehmen der Ag-

rarwirtschaft liegt die Reichweite bei 11 Tagen.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese

Auswertung eventuell vorhandene Finanzie-

rungslinien nicht berücksichtigt.

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Nettoverschuldung steigt wieder an

Die Nettoverschuldung (zinstragende Verbind-

lichkeiten abzgl. der liquiden Mittel) hat sich im

Geschäftsjahr 2016 wieder erhöht. Treiber war

hierbei die Erhöhung der Finanzschulden der

analysierten Unternehmen um insgesamt 5

Mrd. EUR. Dem stand im vergangenen Jahr nur

eine leichte Erhöhung der liquiden Mittel von

0,7 Mrd. EUR gegenüber. Somit erhöhte sich

die Nettoverschuldung auf ca. 30 Mrd. EUR

nach ca. 26 Mrd. EUR im Geschäftsjahr 2015.

Fremdkapitalquote mit 17% in den

letzten Jahren unverändert

Im Vergleich zur Bilanzsumme liegen sowohl die

Fremdkapitalquote mit ca. 17% als auch die

Nettoverschuldungsquote mit ca. 7% im gesam-

ten Betrachtungszeitraum auf einem konstan-

ten Niveau. Hierin mag auch einer der Gründe

liegen, warum das Nettoumlaufvermögen wei-

terhin eine steigende Tendenz aufzeigt: Auf Ba-

sis einer soliden Finanzierungsstruktur und an-

gesichts recht solider Kassenbestände fehlen

die wirtschaftlichen Anreize für ein aktiveres

Management des Working Capital.

Abbildung 6: Entwicklung von Finanzverbindlichkeiten,

Kassenbestand und Nettoverschuldung

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Branchenvergleich

Branchenbezogene Faktoren stellen einen we-

sentlichen Treiber des Finanzierungsbedarfs im

Umlaufvermögen dar. Die folgende Grafik zeigt

die Entwicklung des durchschnittlichen Netto-

umlaufvermögens für einige Branchen auf (die

detaillierte Darstellung für einige Branchen fin-

det sich auf den folgenden Seiten):

Die Branchen “Reise- und Transport“ sowie Ein-

zelhandel zählen zu den Branchen mit der ge-

ringsten Umlaufvermögensbindung.

Nahrungsmittelindustrie und Bau-

und Rohstoffindustrie mit deutlichem

Anstieg des Working Capital

Während es den Einzelhandelsunternehmen al-

lerdings gelang ihr Working Capital weiter zu re-

duzieren, verzeichnet die Branche „Reise- und

Transport“ einen Anstieg des durchschnittlichen

Working Capital.

Im Mittelfeld befinden sich die Branchen „Auto-

mobilindustrie (ohne OEM)“ und „Konsumgü-

ter“, wobei beide Branchen in der 4 Jahresbe-

trachtung ein vergleichsweise konstantes Work-

ing Capital von rund 60 Tagen aufweisen.

Eine positive Entwicklung zeigen die Unterneh-

men des Anlagenbaus, die zwar weiterhin ein

überdurchschnittliches Working Capital aufwei-

sen, aber in den vergangenen Jahren eine ste-

tige Verbesserung erzielen konnten.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnen die Bran-

chen „Nahrungsmittel“, „Bau- und Rohstoffe“

und „Maschinenbau“. Letztere zählen seit Jah-

ren zu den Unternehmen mit der höchsten Um-

laufvermögensbindung und weisen eine Kapital-

bindung von 3,5 Monaten auf. Anders als bei

den Unternehmen des Anlagebaus zeigt sich

hier allerdings ein weiter steigender Trend. Bei

den Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie

ist die Working Capital Entwicklung stark von

der Entwicklung der Rohstoffpreise geprägt.

Abbildung 7: Entwicklung des Working Capital (in Tagen) 2013 – 2016 nach Branchen

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2013 2014 2015 2016

DSO 8,3 8,1 7,2 7,5

DIO 49,3 47,5 55,1 45,1

DPO -35,9 -35,9 -37,4 -35,8

C2C 21,6 19,6 24,8 16,8

Einzelhandelsunternehmen

Die Unternehmen des Einzelhandels gehören

traditionell zu den Branchen mit geringer Um-

laufvermögensbindung. Durch einen üblicher-

weise hohen Anteil von Barzahlungen der Kun-

den, liegen die DSO-Werte zumeist im niedrigen

einstelligen Bereich. Das Vorratsvermögen stellt

hier den größten Treiber des Working Capital

auf der Aktivseite dar. Allerdings gelingt es zahl-

reichen Handelsunternehmen durch entspre-

chend lange Zahlungsziele bei ihren Lieferanten

den Warenbestand teilweise oder vollständig

vorzufinanzieren.

Abbildung 8: Entwicklung der Working Capital Kennzahlen

im Einzelhandel (in Tagen)

Den analysierten Einzelhandelsunternehmen ist

es im Betrachtungszeitraum gelungen, die

durchschnittliche Umlaufvermögensbindung

von 21,6 Tagen auf 16,8 Tage zu reduzieren.

Das Jahr 2015 sticht dabei als Ausreißer her-

vor; jedoch ist diese Entwicklung im Kern auf

ein Unternehmen zurückzuführen, welches auf-

grund eines Rumpfgeschäftsjahres außerhalb

der klassischen Saisonspitze zum Jahresende,

für dieses Geschäftsjahr deutlich abweichende

Werte aufweist.

Betrachtet man die Kennzahlen der Unterneh-

men im Detail, dann bestätigt sich für zahlrei-

che Unternehmen der geringe DSO-Wert. Hö-

here Werte treten bei Unternehmen auf, die im

Versand- und Onlinehandel tätig sind und ihren

Kunden Zahlungen per Rechnung oder Kunden-

karte gewähren.

Bei den Vorratsreichweiten weisen die Unter-

nehmen eine Bandbreite von ca. 20 bis ca. 70

Tagen auf. Die Unternehmen des reinen Le-

bensmittelhandels liegen hier im unteren Be-

reich, Unternehmen des Textilhandels liegen

mit ca. 60 Tagen im oberen Bereich. Auch die

Spannbreite bei den Lieferantenzahlungszielen

ist recht groß. Im Mittelwert liegt sie bei 36 Ta-

gen (Hinweis: Im Rahmen der Studie wurde der

DPO in Bezug auf den Umsatz ermittelt) und er-

reicht in der Spitze 92 Tage.

Abbildung 9: Working Capital Kennzahlen 2016 (in Tagen) auf Ebene der analysierten Einzelhandelsunternehmen

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2013 2014 2015 2016

DSO 55,8 56,0 57,2 55,5

DIO 45,7 47,7 48,9 48,3

DPO -36,7 -38,7 -37,8 -36,9

C2C 64,8 65,0 68,3 66,9

Konsumgüterhersteller

Die Unternehmen der Konsumgüterindustrie ge-

hören Reichweite von 67 Tagen zu den Unter-

nehmen mit einer überdurchschnittlichen Kapi-

talbindung im Umlaufvermögen. Während die

Forderungsreichweite mit ca. 56 Tagen in den

vergangenen Jahren nahezu unverändert ge-

blieben ist, ergibt sich bei der Vorratsvermö-

gensreichweite ein leichter Anstieg, welcher

auch die Ursache für die im Betrachtungszeit-

raum um 2 Tage gestiegene Umlaufvermögens-

bindung ist.

Abbildung 10: Entwicklung der Working Capital Kennzah-

len der Konsumgüterhersteller (in Tagen)

Mit einer Umlaufvermögensreichweite von 43

bis 83 Tagen ist die Bandbreite deutlich gerin-

ger als in anderen Branchen. Diese deutlichen

Unterschiede finden sich auch bei den einzel-

nen Kennzahlen wieder: Die Forderungsreich-

weite weist eine Bandbreite von 11 bis 67 Ta-

gen auf, die deutliche Mehrzahl der Unterneh-

men liegt aber im Bereich von ca. 40 bis 50 Ta-

gen. Ebenso reicht die Spanne bei der Vorrats-

reichweite von 29 bis 77 Tagen. Unternehmen

mit hoher Mittelbindung auf der Aktivseite ge-

lingt es tendenziell besser, die Finanzierungser-

fordernisse durch Ausnutzung von längeren Lie-

ferantenzahlungszielen zu kompensieren.

Abbildung 11: Working Capital Kennzahlen 2016 (in Tagen) auf Ebene der analysierten Konsumgüterhersteller

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2013 2014 2015 2016

DSO 40,5 39,9 38,0 42,6

DIO 49,7 60,2 54,7 60,2

DPO -27,0 -28,4 -26,6 -29,9

C2C 63,2 71,8 66,0 72,9

Nahrungsmittelhersteller

Die Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie

verzeichnen im 4-Jahresvergleich einen deutli-

chen Anstieg des Nettoumlaufvermögens um

durchschnittlich 9,7 Tage. Die durchschnittliche

Umlaufvermögensbindung liegt bei ca. 102 Ta-

gen.

Abbildung 12: Entwicklung der Working Capital Kennzah-

len in der Nahrungsmittelindustrie (in Tagen)

Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die

Entwicklung des Vorratsvermögens. Hier spie-

gelt sich die Entwicklung einzelner Roh- und

Grundstoffe (z.B. Milch, Zucker, Kakao) wider.

Wenngleich die zugrundeliegende Darstellungs-

weise von Forderungen / Umsatz einen Preisan-

stieg in den Absatzpreisen tendenziell ausglei-

chen würde, zeigt sich aufgrund der Stichtags-

betrachtung (Forderungen zum Bilanzwert dar-

gestellt; Umsatz als kumulierter Jahreswert)

ebenfalls ein Anstieg bei den Forderungen. Den

Unternehmen gelang es nur zum Teil, diese Ent-

wicklung durch Ausweitung der Lieferantenzah-

lungsziele zu kompensieren.

Die Einzelbetrachtung der Unternehmen zeigt

eine sehr große Spannbreite. Am oberen Ende

liegen die Unternehmen, deren Geschäftsmo-

dell eine saisonale Bevorratung erforderlich

macht (z.B. Zuckerindustrie, Aromen, Säfte). Am

unteren Ende der Skala liegen Unternehmen

der Fleisch- und Milchindustrie.

Abbildung 13: Working Capital Kennzahlen 2016 (in Tagen) auf Ebene der analysierten Nahrungsmittelunternehmen

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2013 2014 2015 2016

DSO 55,8 58,8 59,7 62,6

DIO 76,6 85,5 81,0 81,9

DPO -27,3 -31,3 -32,4 -34,3

C2C 105,1 113,0 108,3 110,2

Maschinenbauunternehmen

Der Maschinenbau stellt mit einer Umlaufver-

mögensbindung von 110 Tagen die Branche mit

der längsten Umlaufvermögensbindung dar. In

der Betrachtung der Entwicklung der letzten 4

Jahre hat sich dieser Wert um 5 Tage erhöht

und auch gegenüber dem Vorjahr ergibt sich

ein, wenn auch nur geringer, Anstieg von zwei

Tagen.

Abbildung 14: Entwicklung der Working Capital Kennzah-

len in der Maschinenbauindustrie (in Tagen)

Wesentlicher Treiber ist hierbei das Umlaufver-

mögen (für diese Studie wurde das Umlaufver-

mögen brutto ausgewiesen und Anzahlungen

auf der Passivseite erfasst). Hier beträgt die

durchschnittliche Vorratsreichweite 82 Tage mit

steigender Tendenz.

Lediglich gegenüber dem Höchstwert im Jahr

2014 zeigt sich eine Verbesserung. Auch die

Forderungsreichweite liegt mit ca. 63 Tagen

über dem Durchschnitt der Studie.

Auf der Verbindlichkeitenseite können die Un-

ternehmen des Maschinenbaus durch erhal-

tene Anzahlungen den Kapitalbedarf des Um-

laufvermögens gegenfinanzieren.

In der Einzelbetrachtung der Unternehmen zeigt

sich eine recht große Bandbreite von 26 bis

177 Tagen, wobei letzteres Unternehmen einen

deutlichen Ausreißer darstellt. Auch bezogen

auf die einzelnen Working Capital Kennzahlen

zeigt sich eine große Spanne, die sicherlich ne-

ben einer unterschiedlichen Bedeutung des

Working Capital Management in den einzelnen

Unternehmen auch auf die Unterschiedlichkeit

der Geschäftsmodelle zurückzuführen ist (Wert-

schöpfungstiefe, Klein- vs. Großserienfertigung,

etc.).

Abbildung 15: Working Capital Kennzahlen 2016 (in Tagen) auf Ebene der analysierten Maschinenbaunternehmen

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Methodik und Vorgehensweise

Die Studie beruht auf den veröffentlichten Ge-

schäftsberichten von 199 Unternehmen mit Sitz

in Deutschland, die dem sog. Gehobenen Mittel-

stand zugerechnet werden können. Dabei

wurde, sofern verfügbar, auf konsolidierte Kon-

zernabschlusszahlen abgestellt. Die Auswahl

der Unternehmen erfolgte auf Basis von Um-

satzranglisten verschiedener Quellen.

Abbildung 16: Größencluster nach Umsatz in Mio. EUR

Bei der Erstellung der Datenbasis wurden die

veröffentlichten Zahlen unverändert übernom-

men, d.h. es wurden keine Bereinigungen oder

Anpassungen vorgenommen.

Abbildung 17: Größencluster nach Branche

Da es sich bei den verwendeten Daten um

Stichtagswerte handelt kann nicht ausgeschlos-

sen werden, dass die Analyse durch bilanzpoliti-

sche Maßnahmen oder saisonale Schwankun-

gen zum Geschäftsjahresende beeinflusst ist.

Das bedeutet, dass sich bei unterjähriger Be-

trachtung abweichende Ergebnisse ergeben

könnten. Um eine höhere Konsistenz bei der

Datenermittlung zu ermöglichen und um die

einzelnen Kennzahlen miteinander zu verknüp-

fen, wurden die Kennzahlen DIO und DPO im

Verhältnis zum Umsatz ermittelt. Aus darstel-

lungstechnischen Gründen wurden erhaltene

Anzahlungen einheitlich der Finanzierung zuge-

rechnet und unter der Kennzahl DPO ausgewie-

sen.

Folgende Berechnungsgrundlagen liegen den

Kennzahlen zu Grunde:

DSO (Days Sales Outstanding) = Forderungen

aus Lieferungen und Leistungen / Umsatzerlöse

* 365 Tage

DIO (Days Inventory Outstanding) = Vorratsver-

mögen (ggf. abzüglich erhaltener Anzahlungen)

/ Umsatzerlöse * 365 Tage

DPO (Days Payable Outstanding) = Verbindlich-

keiten aus Lieferungen und Leistungen / Um-

satzerlöse * 365 Tage.

Unter dieser Kennzahl wurden auch, sofern re-

levant, erhaltene Anzahlungen ausgewiesen.

Sofern erhaltene Anzahlungen aktivisch von

den Vorräten abgesetzt wurden erfolgte keine

Umgliederung.

C2C (Cash-to-Cash Cycle) = DSO+DIO-DPO

Die Begriffe Working Capital, Nettoumlaufver-

mögen und Umlaufvermögensbindung sowie

C2C und Umlaufvermögensreichweite werden in

dieser Studie jeweils synonym verwendet.

Liquiditätsreichweite = Liquide Mittel / Umsatz-

erlöse * 365 Tage

Nettoverschuldung = Zinstragende Verbindlich-

keiten (Finanzverbindlichkeiten und Anleihen)

abzgl. Kassenbestand

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Impressum

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte einschließlich der Übersetzung,

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halten. Die Zahlenangaben und Informatio-

nen stützen sich auf Datenauswertung aus

der Primärdatenerhebung sowie aus der

sorgfältigen Sekundärdatenrecherche von

relevanten Unternehmen. Die in diesem

Werk wiedergegebenen Einschätzungen

folgen nicht dem Anspruch auf Allgemein-

gültigkeit und Vollständigkeit. Für die Anga-

ben wird keine Haftung übernommen.

Working Capital Studie 2018

Kapitalbindung und Liquidität

Analyse des Working Capital im

deutschen Mittelstand

Mai 2018

Eine Studie von

ECONUM Unternehmensberatung GmbH

Martin-Luther-Straße 69

71636 Ludwigsburg

[email protected]

http://www.econum.de


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