Die klitischen Personalpronomina im Französischen und Portugiesischen : eine synchronische und...

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Kaiser Die klitiscben Personalpronomina im

Französicben und Portugiesiscben

Editionen der lberoamericana Reihern

Monographien und Aufsätze

Herausgegeben von Walther L. Bemecker, Frauke Gewecke, Jürgen M. Meisel, Klaus Meyer-Minnemann

Band 44

Georg Kaiser

Die klitischen

Personalpronomina

im Französischen und

Portugiesischen

Eine synchronische und diachronische Analyse

Vervuert Verlag· Frankfurt am Main

1992

Die Deutsche Bibliothek: - CIP-Einheitsaufnahme

Kaiser, Georx: Die klitischen Personalpronomina im Französischen Wld Portugiesischen: eine synchronische Wld diachronische Analyse I Gcorg Kaiser. -Frankfurt sm Main : Vervuert, 1992

(Editionen der lberoamericana : Reibe 3, Monographien und Aufsitze; Ud. 44) ISBN 3-89354-844-0 NE: Editionen der lberoamericana I 03

C Vcrvucrt Verlag, Frankfurt sm Main 1992 Alle Rechte vorbehalten Printcd in Gennany

7

O.

1.

1.1

1.2

1.3

2.

2.1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ....................................................................................................... 9

Einleitung ........ .......... ....................... ............... ................. ..................... ..... 11

Eigenschaften und typische Verhaltensweisen klitisch gebundener Elemente ...................................................................................................... 15

Defmitions- und Beschreibungsversuche von klitisch gebundenen Elementen ..................................................................................................... 15

~~~~~~~~~i~~~~~.~~.~~:.~~.~~.~~~.~~~~~~.:~.~~~~~~... 19

Unterschiede zwischen klitisch gebundenen Elementen und Afftxen ......... 23

Klitik- und AtTIXStatus der klitischen Personalpronomina im Fran-zösischen und Portugiesischen .................................................................. 29

Die klitischen Personalpronomina im Französischen ................................... 29

2.1.1 Die ~ti.schen Eigenschaften der gebundenen Personalpronomina im Franzoslschen ............................................................................................... 30

2.1.2 Die AffIXeigenschaften der klitischen Personalpronomina im Franzö-sischen ................................................................................... ::::.:;;;;;............ 38

2.2 Die klitischen Personalpronomina im Portugiesischen ................................ 39

2.2.1 Die klitischen Eigenschaften der gebundenen Personalpronomina im Portugiesischen ...... ........... .................................. .................... .............. ........ 41

2.2.2 Die AffIXeigenschaften der klitischen Personalpronomina im Portu-. giesischen ............................................................ ..... ............................ ..... ... 45

3. Generative Analysen zur Grammatik der klitischen Personalpro-nomina in den romanischen Sprachen ..................................................... 48

3.1 Die Kombinationsmöglichkeiten und -beschränkungen der klitischen Objektspronomina ........................................................................................ 49

3.2 Morphologie und Syntax der klitischen Objektspronomina ......................... 52

3.2.1 Die ''klassische'' Analyse: Die Klitikbewegung ........................................... 52

3.2.2 Die Basisgenerierung der Objektsklitika ...................................................... 56

3.2.3 Klitikbewegung versus Basisgenerierung .................................................... 60

3.2.4 Klitikbewegung und Basisgenerierung ......................................................... 69

3.2.5 Struktur und kategorialer Status der Klitikposition ................•..................... 72

8

3.2.6' Die Beziehung zwischen Objektsklitikon und der Komplementsposition 78

3.3 Morphologie und Syntax der klitischen Subjektspronomina ....................... 88

3.3.1 Die klitischen Subjektspronomina in der Subjektsposition .......................... 89

3.3.2 Die klitischen Subjektspronomina als Merkmal von INFL .......................... 97

4.

4.1

4.2

Klitische Personalpronomina als Flexions- und Kon.lruenzmarkierer. Empirische Evidenzen aus dem Französischen und Portugiesischen ... 104

Vorbe!llerk~gen zu einer Analyse gesprochener Sprache im Rahmen 104 der PrinzipIen- und Parametertlieone ................................................ , ........ .

Status und Funktion der klitischen Subjektspronomina im Französi- 106 sehen ..............................................•.. ;;;;";.;~:~ .................................................. .

4.2.1 Empirische Belege ....................................................................................... 108

4.2.2 Die klitischen Subjektspronomina des Französischen als Flexions- 113 affIxe ........................................................................................................... .

4.3 Status und f~on der klitischen O"jektspronomina im Französischen 117 und PortugIeslschen .................................................................................... .

4.3.1 Die klitischen Objektspronomina des Französischen als Flexions- 124 affIxe ........................................................................................................... .

4.3.2 Die klitischen Objektspronomina des Portugiesischen als Flexions- 131 affIxe ........................................................................................................... .

4.4 ~:~h~:~~~=~rsg~~~i~~~~~~.:~.~~~~~~.~~.~.~.:.~~~~ ........... 139

s. ~~ Grammatik der Iditisc!ten Personalpronomina im Altfran-' 145 zoslSchen und AltportugiesISchen ............................................................ .

5.1 Die klitischen Personalpronomina im Frühromanischen ............................ 146

5.2 Die klitischen Personalpronomina im Altfranzösischen

5.2.1 Die klitischen Subjektspronomina im Altfranzösischen

............................. 151

............................. 152

, 5.2.2 Die klitischen Objektspronomina im Altfranzösischen ................................ 159

5.3 Die klitischen Objektspronomina im Altportugiesischen ............................ 162

6. Schlußbemerkung ...................................................................................... 168

7. Quellen- und Literaturverzeichnis ........................................................... 170

7.1 Verzeichnis der Quellen und Korpora ......................................................... 170

7.2 Literaturverzeichnis ................ ..... .................................................... ............ 172

9

Vorwort

Das vorliegende Buch ist eine geringfügig überarbeitete Version meiner Dissertation, die ich im Januar 1992 beim Fachbereich Sprachwissenschaften der Universität Hamburg eingereicht habe.

Ich möchte allen danken, die mir bei der Erstellung dieser Arbeit geholfen haben. Mein Dank gilt zuallererst und ganz besonders meinem "Doktorvater" Jürgen M.

Meisel, der die verschiedenen Phasen der Entstehung dieser Arbeit stets kritisch, aber auch anspornend begleitet hat. Auch dem zweiten Gutachter der Arbeit, Helmut Lüdtke, möchte ich für seine fruchtbaren und kritischen Hinweise danken.

Mein ganz herzlicher Dank geht an Axel Mahlau, mit dem ich in vielen langen Gesprächen und Diskussionen eine Reihe von Punkten meiner Arbeit vertiefen und einige Mängel beseitigen konnte. Auch in den Diskussionen mit den Mitarbeitern des Forschungsprojekts DUFDE und des Lehrstuhls von Herrn Meisel habe ich wertvolle Anregungen bekommen.

Sehr verbunden bin ich Heinz Wemer, Mary A. Kato und Wolfgang J. Meyer für viele nützliche Ratschläge und Kritikpunkte. Ausdrücklich erwähnen möchte ich Femando Tarallo, der leider im Frühjahr dieses Jahres verstorben ist. Während seines letzten Aufenthaltes in Deutschland im vergangenen Jahr habe ich mit ihm ausführliche Gespräche über das Thema meiner Arbeit geführt.

Besonders danken möchte ich meinen Informanten, vor allem Vania Kahrsch und Fran-roise Hasenclever, sowie denen, die mir bei der Erstellung und Durchführung meiner "Fragebogenaktion" behilflich waren. Erwähnen möchte ich auch Ant6nia Mota vom Centro de Lingulstica der Universität Lissabon, die mich beim Beschaffen des Korpus für das Portugiesische tatkräftig unterstützt hat.

Schließlich möchte ich allen Freunden und Bekannten danken, die durch Korrek­turlesen und praktische (Computer-)Tips zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen haben. Besonders meiner Frau Barbara sei diesbezüglich herzlich gedankt.

Hamburg, im Oktober 1992

Georg Kaiser

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o. Einleitung

Pronomina sind im Unterschied zu nominalen Ausdrücken dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht unabhängig vom sprachlichen Kontext oder der jeweiligen außer­sprachlichen Wirklichkeit auf Objekte und Sachverhalte Bezug nehmen. Thre Refe­renz ist nur dadurch bestimmbar, daß sie in einer bestimmten pragmatischen, seman­tischen und/oder syntaktischen Beziehung zu einem Bezugselement (Antezedent) ste­hen (cf. Bußmann 1990:82,615). Der Bestimmung dieser Beziehung liegen grund­sätzlich zwei Betrachtungsweisen von Pronomina zugrunde (cf. Bosch 1983). Die eine orientiert sich an deren anaphorischem Charakter, während die andere darauf ba­siert, daß Pronomina Pro-Formen sind, d.h. Elemente, die als "Stellvertreter" ihres Antezedenten im Satz auftreten. Diese unterschiedliche Auffassung darüber, wie Pro­nomina auf ihren Antezedenten Bezug nehmen, führt zu einer unterschiedlichen KlassifIzierung der Pronomina. So ordn~t beispielsweise die Duden-Grammatik (1984:321ff) die sogenannten Possessivpronomina, wie z.B. mein, dein etc., zur Wortart der Pronomina, während bei Grevisse (1986:947-954) die entsprechenden Wärter als "determinants possessifs" bezeichnet werden und unter der Gruppe der Determinanten zu fmden sind.

Bei der Einteilung der Personalpronomina kann zwischen den Pronomina der 1. und 2. Person und denen der 3. Person unterschieden werden. Erstere dienen dazu, den Sprecher oder den Angesprochenen in einer Redesituation zu benennen, wobei sich die Referenz des Pronomens im Verlauf eines Gespräches stets in Abhängigkeit vom jeweiligen Sprecher oder Angesprochenen ändert.1 Demgegenüber referieren die Personalpronomina der 3. Person nicht auf eine in das Gespräch miteinbezogene Per­son. Die Funktion der Pronomina der 3. Person wird häufig darin gesehen, daß da­durch "celui qui est absent", d.h. die "non-personne", bezeichnet wird (cf. Benveniste 1946:228, Moignet 1972). Joly (1973:14) spricht präziser von der "non-personne interlocutive" .

Den frühen generativen Arbeiten über Pronomina liegt die Auffassung zugrunde, daß Pronomina eine Stellvertreter-Funktion wahrnehmen (cf. z.B. Lees & Klima 1963). Diese Sichtweise tritt allerdings bald in den Hintergrund bzw. wird ganz auf­gegeben. In der neueren generativen Pronominadiskussion geht es nicht mehr um die Frage, wie Pronomina referieren können, sondern vielmehr darum, welchen Be-

1 Aus diesem Gnmd wetden die ~ '* 1. und 2. Person aucl1 als 'Wetbselwörtet' (eogl. "sbift prooouns") bczeidmet (cf.1akobaon 1957:2).

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schränkungen die Beziehung zwischen einem Pronomen und seinem Antezedenten innerhalb eines Satzes unterliegt (cf. z.B. Posta! 1966:202,Fn.3, Chomsky 1973).2 Aufgrund dieser Beschränkungen, die durch die Prinzipien der Bindungstheorie fest­gelegt sind, werden die Pronomina in Reflexivpronomina und reziproke Pronomina ("anaphors") einerseits und nicht-reflexivische Personalpronomina ("pronouns")

andererseits unterteilt (cf. Chomsky 1981, 1982b). Allen Personalpronomina gemeinsam ist, daß sie eine grammatische Funktion aus­

üben können. Sie können Subjekt oder Objekt eines Satzes sein. Diese Funktion ist keine inhärente Eigenschaft eines Pronomens.3 Nach Auffassung der generativen Sprachwissenschaft wird sie durch die phrasenstrukturelle Konfiguration, in der sich das Pronomen befindet, festgelegt (cf. Chomsky 1965:68-74, 1986b:161).4

Ein auffallendes Merkmal von Pronomina ist außerdem, daß sie große Ähnlich­keiten zu Kongruenzmerkmalen aufweisen (cf. C. Lehmann 1982:202). Pronomina stehen zu ihrem Antezedenten in einer Kongruenzbeziehung, die in vielen Sprachen morphologisch markiert wird. fu diachronischer Hinsicht besteht ein Zusammenhang zwischen Pronomina und Kongruenzmerkmalen insofern, als sich in vielen Sprachen die verbalen Flexionsmorpheme aus ursprünglich ungebundenen Personal- bzw. Demonstrativpronomina entwickelt haben (cf. HaIe 1973:340, W. Lehmann 1974, Giv6n 1976, C. Lehmann 1982:251f). Personalpronomina sind vielfach auch dadurch gekennzeichnet, daß sie die Tendenz haben, sich - ähnlich wie Kongruenzafftxe - an ein anderes Element im Satz anzulehnen oder zu binden (cf. Giv6n 1976).

Ein solches Verhalten ist sehr deutlich bei den Personalpronomina in den romani­schen Sprachen zu beobachten. Alle romanischen Sprachen besitzen Pronomina, die sich kUtisch an ein anderes Element binden und Ähnlichkeiten zu Affixen aufweisen.

fu der vorliegenden Arbeit sollen die besonderen und charakteristischen Eigen­schaften dieser Pronomina erfaßt und analysiert werden. Dabei werden die Prono­mina des Französischen und (iberischen) Portugiesischen eingehend untersucht. Beide Sprachen sind für eine Untersuchung der klitischen Pronomina in den romani­schen Sprachen von besonderem Interesse. Sie weisen nicht nur viele Gemeinsam­keiten mit den anderen romanischen Sprachen hinsichtlich der klitischen Pronomina

2 Für einen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick der Behandlung von Pronomina cf. Bosch (1983:1-31). Eine Zu­sammenfassung der generativen Pronominadiskussion geben Wasow (1979) und - auf das Französische bezogen -Meisel (1973:44-74).

3 Die Begriffe 'Subjektspronomen' oder 'Objektspronomen' bezeichnen daher nicht immer in korrekter Weise die grammatische Funktion eines Pronomens. In der Regel ist zwar eine bestimmte Form eines Pronomens mit einer bestimmten grammatischen Funktion verbunden, d.h. ein Objektspronomen beispielsweise fungiert meist als grammatisches Objekt. Es kann aber auch in Kontexten erscheinen, in denen es diese grammatische Funktion nicht wahrnimmt. Dies ist etwa in Ad-Konstruktionen wie in (ia) der Fall, in denen das Objektspronomen SubjeJa des eingebetteten Satzes ist, oder in Sätzen wie (ib), in denen es lediglich Teil einer PrIIpositionalphrase ist und keine grammatische Funktion im Satz ausübt:

(i) (a) Ich böre [ihn singen] (b) Ich singe für ihn.

4 Zur Problematik dieser Art der Bestimmung grammatischer Funktionen und zu alternativen ModeUen cf. Marantz (1984).

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auf, sondern auch einige Besonderheiten, die sie von den anderen romanischen Spra­chen unterscheiden.

Das Französische besitzt das reichhaltigste Formeninventar an klitischen Personal­pronomina innerhalb der romanischen Sprachen. Neben den in allen romanischen Sprachen vorkommenden klitischen Objektspronomina verfügt es über eine vollstän­dige Klasse von klitischen Subjektspronomina. Zudem gibt es im Französischen kli­tisch gebundene Pronominaladverbien.5 Außer dem Französischen besitzen auch das Rätoromanische und einige norditalienische Dialekte klitische Subjektspronomina (cf. Renzi & Vanelli 1983, Haiman 1988:385f, Vanelli, Renzi & Beninca 1985, Rigau 1990). Allerdings enthält in diesen Sprachen die Klasse der Subjektsklitika einige Lücken, d.h. es existiert nicht für jede Person und Numerus eine entsprechende Form. Alle anderen romanischen Sprachen kennen keine eigenen Formen der klitischen Subjektspronomina.6

Das iberische Portugiesische weist im Vergleich zu den anderen romanischen Sprachen einige Besonderheiten hinsichtlich der Stellung der klitischen Pronomina auf. Die klitischen Pronomina des Portugiesischen können sowohl vor als auch nach einem fmiten Verb stehen. In den meisten anderen romanischen Sprachen hingegen erscheinen die klitischen Pronomina ausschließlich vor dem finiten Verb, die post­verbale Stellung ist i.d.R. nur im affirmativen Imperativ oder bei infiniten Verben möglich.

In der folgenden Untersuchung, die sich auf die Auswertung empirischer Daten des gesprochenen Französisch und Portugiesisch stützt, wird gezeigt, daß sich die kliti­schen Personalpronomina beider Sprachen weitgehend wie Affixe verhalten.? Die These lautet, daß sie in beiden Sprachen als Kongruenzmarkierer fungieren und in ei­ner Kongruenzbeziehung zum Subjekt bzw. Objekt des Satzes stehen.

Im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie (cf. Chomsky 1981, Chomsky 1989), die als theoretische Grundlage dieser Arbeit dient, können diese Beobachtun­gen dahingehend interpretiert werden, daß im Französischen der Nullsubjekt-Para­meter positiv festgelegt ist, d.h. daß das Französische eine Sprache ist, die - ebenso wie die anderen romanischen Sprachen - leere Kategorien in der Subjektsposition erlaubt. Das Besondere am Französischen ist dabei, daß diese leeren Subjekte durch die affigierten Subjektspronomina identifiziert werden können. Aus der Beobachtung, daß die klitischen Objektspronomina als Kongruenzmarkierer fungieren, folgt, daß

5 Die besonderen Merkmale und Eigenschaften der k1itischen PronominaJadverbien (en und y) werden allerdings im Rahmen dieser Albeit nicht berllcksichtigt (cf. dazu z.B. Sandfeld 1928: 134-168. Ruwet 1972. J. Pincbon 1972).

6 In diesen Sprachen. wie z.B. dem Italienischen. Spanischen oder Portugiesischen, gibt es lediglich eine Form der klitischen Pronomina, nlmlich die des Reflexivpronomens der 3. Person. die in der Subjeklsfunklion verwendet werden kann. In dieser AIbeit werde ich auf die Besonderheiten dieses Pronomens allerdings nicht näher eingehen (cf. dazu z.B. S~ 1976. Burzio 1986. Manzini 1986. Wehrli 1986. Nunes 1990).

7 Angesichts der Kcxnp1exbeit der ProbIemaIiIt bescbrInke icb mich bei meiner Analyse der klilischen Pronomina auf Sätze mit einfaI:hen VerIlelpIuasen. Das beißt, ich werde nicht auf das besondere Verhalten der k1itischen Pr0-nomina in SIlzeo mit infiniten VerbfCilen einphen.

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sowohl im Französischen als auch im Portugiesischen leere Objekte möglich sind, die durch die affigierten Objektspronomina identifiziert werden können.

Die Analyse diachronischer Daten wird zeigen, daß die Objektsklitika bereits im Altfranzösischen und im Altportugiesischen über affixartige Eigenschaften verfügten und möglicherweise schon als Kongruenzmarkierer fungierten. Die Subjektsklitika des Altfranzösischen hingegen verhielten sich wie freie, unabhängige Wörter und sind erst im Laufe der Entwicklung zum Neufranzösischen zu Kongruenzmarlderem geworden.

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1. Eigenschaften und typische Verhaltensweisen klitisch gebundener Elemente

Die klitisch gebundenen Pronomina der romanischen Sprachen werden sehr häufig als "prototypische Klitika" angesehen (Jeffers & Zwicky 1980:222). Nicht selten wird die Bezeichnung 'Klitika' ausschließlich auf pronominale Klitika bezogen. Dabei wird übersehen, daß auch nicht-pronominale Elemente klitisch gebunden sein können. Sie sind allerdings seltener anzutreffen als pronominale Klitika. Jeffers & Zwicky (1980:222) beobachten, daß eine Sprache, die Klitika besitzt, stets pronominale Kli­tika, nicht aber nicht-pronominale Klitika besitzen muß. Sie stellen fest, daß es zum einen Sprachen gibt, die nur pronominale Klitika kennen, wozu ihrer Ansicht z.B. das Spanische gehört, und zum anderen Sprachen, die neben pronominalen noch andere Klitika, wie z.B. klitische Kopulaverben, besitzen (wie etwa die meisten slawischen Sprachen) oder andere klitische Partikeln aufweisen (wie z.B. Tagalog).

Obwohl die romanischen Sprachen und damit auch das Französische und Portugie­sische zu den Sprachen gehören, die ausschließlich pronominale Klitika kennen, wer­den im folgenden zunächst die besonderen Eigenschaften und Verhaltensweisen be­trachtet, durch die pronominale und nicht-pronominale Klitika gekennzeichnet sind.

1.1 Definitions- und Beschreibungsversuche von klitisch gebundenen Elementen

Die Suche nach einer Definition oder Erklärung für den Begriff 'klitisch' und die da­mit verbundenen Ausdrücke 'Klitikon' oder 'Klitisierung' erweist sich als relativ schwierig. Obwohl diese Begriffe allenthalben in der modemen Sprachwissenschaft verwendet werden, fmdet sich hierfür nur selten eine Defmition. Selbst in vielen Ar­beiten, die sich intensiv mit der Problematik von Klitika auseinandersetzen oder gar explizit den Anspruch erbeben, eine Theorie der Klitika zu entwerfen, wird eine Erklärung für das, was ein Klitikon ist bzw. was unter einem Klitikon verstanden wird, nicht gegeben (cf. z.B. Rivas 1977, Borer 1984, Busch 1985). Auch die meisten sprachwissenschaftlichen Lexika oder Wörterbücher geben darüber keinen Auf­schluß. In fast allen von mir konsultierten linguistischen sowie allgemeinen Wör­terbüchern und Lexika gibt es weder unter dem Stichwort 'klitisch' noch unter

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'Klitikon' oder 'Klitisierung' einen Eintrag. Die gleiche Beobachtung macht auch

Wanner (1987:23):

"A check through some currently used linguistic lexica [ ... ] confums the absence of entries under the generic linguistic lemma clitic/cliticnesslcliti­

cization."

Erst beim Nachschlagen unter den Begriffen 'enklitisch' und 'proklitisch' bzw. unter 'Enklitisierung' und 'Proklitisierung' oder 'Enklitikon' und 'Proklitikon' wird man in den meisten Lexika fündig. Die einzige Ausnahme ist die Neuauflage von H. Buß­manns Lexikon der Sprachwissenschaft von 1990. Dort wird unter dem Stichwort 'Klitisierung' auf die Begriffe 'Proklise' und 'Enklise' verwiesen (cf. Bußmann

1990:385). Diese Tatsache. daß erst in so junger Zeit der Begriff 'Klitisierung' in einem Lexi­

kon Erwähnung fmdet, deutet darauf hin, daß dessen Verwendung noch nicht sehr alt ist. Die Begriffe 'Enklise' oder 'Proklise' hingegen scheinen schon eine längere Tradi­tion zu haben. Ein Überblick über die Literatur zeigt, daß eine Beschäftigung mit kli­tischen Elementen als einheitliche Gruppe und den damit zusammenhängenden Pro­zessen der Klitisierung erst - wenn auch zunächst nur sehr vereinzelt - seit dem Struk­turalismus existiert (cf. Wanner 1987:23). Frühestens seit Ende der 70er Jahre bzw. Anfang der 80er Jahre ist es möglich, von einer regelrechten Theorie der Klitika zu sprechen. .

Der Begriff Klitikon stammt aus dem (Alt->Griechischen und leitet sich von dem Verb egklfnein ('(sich) neigen') ab (cf. Gemoll 1965:238). Die griechischen Gram­matiker bezeichneten ein Element als 'enklitisch', das sich hin zu einem anderen Ele­ment "neigt" und mit diesem - auf unterschiedlich starke und enge Art und Weise -verbunden ist. Hierzu werden die partikelartigen Wörter wie z.B. ge (etwa 'zuletzt'), gar ('für, 'weil'), de ('aber') und oun ('folglich') gerechnet (cf. Laum 1928:235-326. Carstairs 1981:7). In den lateinischen Grammatiken wurde die griechische Termino­logie übernommen und die lateinischen Partikeln que. ve. ne. ce sowie einige andere Elemente als 'Inclinativa' bezeichnet. Ebenso wie die griechischen Enklitika zeichneten sich diese 'Inc1inativa' durch eine Reihe besonderer Verhaltensweisen aus. Sie waren unbetont bzw. schwachtonig und stets an ein vorangehendes Wort ge­bunden (cf. Wanner 1987:24).

Auf eine weitere besondere Eigenschaft dieser Partikeln des Klassischen Grie­chisch und Latein weist Wackemagel (1892) hin. In seinem berühmt gewordenen Aufsatz "Über ein Gesetz der indogermanischen Wortstellung" greift er eine bereits von Bergaigne (1878) u.a. gemachte Beobachtung auf. daß diese schwachtonigen Elemente eine "Vorliebe [ ... ] für die zweite Stelle im Satz" hätten (Wackernagel 1892:342). Er überprüft Bergaignes These anband umfangreichen Datenmaterials v.a. des Altgriechischen und Lateinischen sowie anderer indoeuropäischer Sprachen (z.B. des Altindischen oder Keltischen) und kommt dabei zu dem gleichen Ergebnis wi~

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Bergaigne, nämlich dem, daß in den indoeuropäischen Sprachen eine starke Tendenz dazu besteht, schwachtonige Wörter und Partikeln in die zweite Position im Satz zu stellen.

Bei der im XIX. Jhdt. einsetzenden intensiven Beschäftigung mit den romanischen Sprachen wird beobachtet, daß diese von Wackernagel festgestellte Gesetzmäßigkeit, die auch Wackernagels Gesetz' genannt wird, in den modernen romanischen Spra­chen offenbar nur noch sehr eingeschränkte Gültigkeit hat. Im Laufe der Entstehung und Entwicklung dieser Sprachen aus dem Lateinischen scheint sich das Verhalten der unbetonten Pronomina verändert zu haben. Sie stehen nicht mehr - wie es im La­teinischen die Regel war - in der zweiten Position und sind nicht mehr an das vor­angehende Element, sondern i.d.R. an das ihnen unmittelbar folgende Verb gebun­den. Diese Art von klitischer Bindung wird als 'Proklise' bezeichnet (griech. pro 'vom, voran; vorher'), im Unterschied zur 'Enklise', der Bindung an ein vorangehen­des Element (cf. z.B. Meyer-Lübke 1897, Lerch 1940).1 Zusätzlich kann noch eine dritte Art der klitischen Bindung ausgemacht werden: Die Bindung von klitischen Elementen innerhalb eines Elements, wie sie etwa in portugiesischen Verbfonnen des Futurs oder Konditionals auftreten kann. In diesem Fall spricht man von 'Mesoklise' oder 'Endoklise' (cf. All 1965:204, Zwicky 1977:7, Cunha & Cintra 1984:281). Als zusammenfassender Begriff für diese verschiedenen Arten von klitischer Bindung hat sich in der heutigen Sprachwissenschaft der Begriff 'Klitisierung' eingebürgert (cf. Bußmann 1990:385, Prinz 1991:1).2 Ein Klitikon ist dementsprechend ein Element, das sich an ein anderes anlehnt, unabhängig davon, ob es sich vor oder nach diesem Element bermdet. Es ist an dieses Element gebunden, d.h. es kann nicht isoliert undX unabhängig davon auftreten) Folglich ist ein Klitikon kein freies, unabhängiges Wort. Gleichzeitig ist es aber offensichtlich auch kein affigiertes Element, sondern scheint eine Art Sonderstellung zwischen freien Wörtern und AffIXen einzunehmen. Nach Auffassung von Pike (1947:165) ist ein Klitikon ein "SEMI-FREE word". In ei­nem der wenigen Definitionsversuche von Klitika bezeichnet er diese als "[ ... ] inter­mediate between words and affIxes, when these morphemes are grammatically loosely bound, but phonologically tightly bound to a free word to which they are ad­jacent" (pike 1947:165). Ähnlich wie Pike spricht auch P. Matthews (1974:168) von Klitika als einer "intennediate class", die weder "full words" noch "merely prefIxes or parts of a word" sind (cf. auch Klavans 1982, Zwicky 1985, Borer 1986).

I K1avans (1982:7) weist darauf hin, daS die UnlelsCheidung zwischen Pro- und Enklise möglicherweise auf den GramJDatika G. Hmman zu Beginn des 18Jhdts. zurOckgebL Laut J. Ven~ (Trahl d'occentuation greque, Pa­ris: KIincksieck 1904, p.63) verwendet Hennan beide Begriffe zur Beschreibung von Klilika im Allgrieclliscben (zitiert nach K1avans 1982:7).

2 Bisweilen wird auch der Ausdruct 'SyntIise' gebraucht (cf. lld 1967. PeInlCk 1989: 14,Fn.36).

3 In der c:ogliscIIspndIgen LiImIur wird ein Element, an das sich ein KIiIiton lebnt bzw. bindet, meist als "hosl" (d. Zwick.y 1977). bisweilen anch als "ancbor" bezeichnet (d. CarsIaiIs 1981). Prinz (1991:43) verwendet den

. • Begriff 'ParIDer', den ich hier Obemdune.

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Aufgrund dieses Zwischenstatus, den Klitika einnehmen, sind die Versuche, die Abgrenzungen von Klitika zu freien Wörtern einerseits und den Affixen andererseits exakt festzulegen und konkret zu formulieren, bislang ohne ein befriedigendes Ergeb­nis geblieben. Trotz der häufig erhobenen Forderung nach einer "constrained characterization" von Klitika (cf. Klavans 1985: 117) bestehen die Beschreibungen und Defmitionsversuche von Klitika stets nur aus einer Aufzählung ihrer typischen

Eigenschaften:

"In spite of all fruitful activity, the study of clitics has not yet reached a stage where a notion could be seen as secured through a delimination or defmition, allowing for a stable area of reference." (Wanner 1987:26)

Einen der ersten Darstellungsversuche der typischen Eigenschaften und Verhaltens­weisen klitischer Elemente unternimmt Kayne (1975). Er zeigt anband von Gram­matikalitätsproben auf, daß die sogenannten schwachen Pronomina.und Pronominal­adverbien im Französischen typische gemeinsame Eigenschaften und Verhaltenswei­sen haben und sich dadurch deutlich von freien, unabhängigen Nomina und Prono­mina unterscheiden. Die von Kayne (1975:81-92) entworfenen Tests sowie einige zu­sätzliche Probeverfabren (cf. z.B. Lambrecht 1981) dienen in vielen Arbeiten über klitische Pronomina der romanischen Sprachen als Grundlage zur Bestimmung von deren Klitikstatus (cf. z.B. Strozer 1976:106-113, Jaeggli 1982:89-92, Lambrecht 1981:Kap.2, Borer 1986, Wanner 1987:28ff, Kaiser & MeiseI1991).

Parallel zu diesen - vorwiegend auf der Theorie der Generativen (Transforma­tions-)Grammatik basierenden - Untersuchungen pronominaler Klitika entwickelt sich - ausgelöst durch die Arbeit von Zwicky (1977) - eine Diskussion über die uni­versalen Verhaltensweisen von pronominalen sowie nicht-pronominalen Klitika. Der Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeiten liegt darin, (theorie)unabhängige Kri­terien zu finden, die es erlauben, Klitika von unabhängigen Wörtern einerseits und von Affixen andererseits zu unterscheiden (cf. Zwicky & Pullum 1983, Zwicky 1985 sowie Klavans 1982, 1985, Kaisse 1985 und Carstairs 1981). Diese Kriterien basieren auf allgemeinen Beobachtungen über die Besonderheiten und typischen Verhaltens­weisen von Klitika und über die typischen Unterschiede von Klitika und Nicht-Kli­tika in verschiedenen Sprachen.4 Sie sind ebenso wie bei Kayne (1975) in Form von Tests formuliert, die es - "in favorable circurnstances" (Zwicky 1985:286) - ermögli­chen sollen, den relativen Grad der Unabhängigkeit bzw. Abhängigkeit eines Elemen­tes und damit dessen Status als freies Wort, als Klitikon oder als Affix festzustellen.

4 Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang neben den bereits aufgefllhrten Arbeiten UntersuChungen über Klitika in verschiedenen Einzelsprachen. wie ~B. im Luisc:IIo. einer in Slidkalifomien aesprochenen a.ztddschen Sprache (cf. z.B. Akmajian. Steele '" W8SIlW 1979. Kaisse 1981). und in weiteren amerikaniscb-indianilIchen Sprachen (cf. z.B. Stecle 1977. Longacre 1976. Muyskcn 1981) oder im Pasbto. eina in AfgbanisIaD lIlld PakisIaA gesprochenen iranischen Sprache (cf. ~B. Tegey 1975). Zum Deutscken gibt es erst in.jUngster zeit eaesprecbende UntetSU­cbungen (cf. Dedenbacb 1987. Wiese 1987 und insbIIsondete Prinz 1991).

19

Im folgenden werde ich die von Kayne und Zwicky sowie in den daran anknüpfen­den Arbeiten formulierten Kriterien kritisch miteinander vergleichen und dabei ver­suchen, eine möglichst vollständige und adäquate "list of tendencies, general characteristic and typical features" von Klitika und Affixen zu erstellen (Klavans 1985:117).5 Eine solche Liste kann als Grundlage dafür dienen, den Klitikstatus und den Grad der Gebundenheit der französischen und portugiesischen Personal­pronomina zu erfassen und zu bestimmen.

1.2 Gemeinsame Eigenschaften und Charakteristika von klitisch gebundenen Elementen und Affixen

Die grundlegende, charakteristische Eigenschaft klitischer Elemente ist die, daß sie sich stets an ein anderes Element anlehnen müssen. Sie sind ebenso wie Affixe not­wendigerweise an ein anderes Element gebunden. Klitika und Affixe werden daher­in Anlehnung an Bloomfield (1933) - auch als 'gebundene Formen' oder 'gebundene Morpheme' bezeichnet (cf. Nida 1949:81, P. Matthews 1974:160, Zwicky 1977:2, Carstairs 1981:4). Carstairs (1981:3) gebraucht den Begriff "appendage" ('Anhäng­sel') "as a neutral tenn to cover both inflexional affixes and clitics".

Diese gemeinsame charakteristische Eigenschaft von Klitika und Affixen, stets an ein anderes Element gebunden sein zu müssen, bedeutet, daß sie niemals isoliert auf­treten können. Einwortäußerungen mit Klitika oder Affixen sind immer ausgeschlos­sen. Darüber hinaus verfügen Klitika und Affixe über weitere typische Gemeinsam­keiten, durch die sie sich von ungebundenen Wörtern unterscheiden.

Klitika und Affixe stehen unmittelbar adjazent zu dem Element, an das sie gebun­den sind. Lediglich andere gebundene Elemente können dazwischenstehen. Klitika und Affixe können jedoch nicht durch nicht-gebundene, freie Elemente von ihrem Partner getrennt sein (cf. Carstairs 1981:4, Wanner 1987:28, Prinz 1991:42).

Klitika und Affixe tendieren dazu, mit einem unabhängigen Wort eine phonologi­sche Einheit einzugehen und dabei ein phonologisches Wort zu bilden (cf. Kaisse 1981;429, Zwicky 1985:286). Diese Beobachtung geht v.a. auf die Annahmen von Chomsky & Halle (1968:366-371) über Wortgrenzen ("word boundariestt

) innerhalb phonologischer Einheiten zurück. Demnach bilden Klitika (und auch Affixe) mit dem Element, an das sie sich binden, ein phonologisches Wort, da sie höchstens durch eine Wortgrenze von ihrem Partner getrennt sind. Freie Wörter hingegen, die ebenfalls in

5 Es genügt keinesfalls, sich einzig auf die Arbeiten von Zwicky zu stIltzen, obwohl er den bisher umfangreichsten Kriterienkatalog zusammengestellt hat. Bei seiner Formulierung und Darstellung der Kriterien zur Erfassung des Klitikstatus 1IIId Affixstatus von Elementen III8IIgelt es nicht selten an Explizilbeit und Klarheit (cf. auch die Kritik von KJavans 1982:26tl). Es Ist hllufig nicht klar. WlW genau mit den Kriterien gemeint ist und wie die Tests an­gewendet w«den lcCnDen. VielflIch febll es an Beispielen. die die fomluliene Eigenschaft belegen bzw. ldarstellen wtInIen - zuma1 Hinweise auf lIIIIIae Arbeiten. iD denen IIhnIicbe Krlt«ien bereits ErwIImung gefunden haben. nur lIuBerst selten gegeben werden (cf. auch Dedenbach 1987: 170).

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der Lage sind, miteinander eine phonologische Einheit zu bilden (z.B. im Englischen Präpositionen mit nachfolgender NP; cf. Zwicky 1985:286), sind mindestens durch zwei Wortgrenzen voneinander getrennt und können daher kein phonologisches Wort miteinander bilden (cf. Kaisse 1981:429, auch Sommerstein 1977:143-151). Die Un­terschiede zwischen diesen heiden Arten der phonologischen Bindung können nach Ansicht von Zwicky (198S:286f) in verschiedenen Bereichen der Wirkungsweise

phonologischer Regeln festgestellt und überprüft werden:6

a) Bei der Bildung einer phonologischen Einheit treten systematische phono­logische Veränderungen auf. Handelt es sich dabei um ein Zusammentreffen zweier Morpheme innerhalb eines Wortes, unterliegen diese Veränderungen den sogenann­ten internen Sandhi-Regeln.7 Dies sind z.B. Assimilations- und Fusionsvorgänge, die beim Auf-einandertreffen zweier Vokale innerhalb eines Wortes auftreten. So wird etwa im Französischen das Wort pot ([po]) als [p:>t] ausgesprochen, wenn in einer ab­geleiteten Form ein vokalisches SuffIX folgt (cf. z.B. potee ([p:>te])). Ist der folgende Vokal allerdings Teil eines anderen Wortes, erhält pot keinen konsonantischen Aus­laut (cf. z.B. pot a fleurs ([poafloe:r]), pot a biere ([poabje:r]))(cf. P. Matthews 1974:111f).8 Unterliegt das Zusammentreffen zweier Elemente solchen internen Sandhi-Regeln, so ist anzunehmen, daß es sich bei der phonologischen Einheit dieser

beiden Elemente um ein phonologisches Wort handelt. b) Die Elemente eines phonologischen Wortes verhalten sich bzgl. der prosodi­

schen Regeln, dh. in Bezug auf Akzentzuweisung, Intonation und Quantität, einheit­lich. Sie bilden zusammen eine "unite accentuelle" (Garde 1968:16) oder einen "grupo de intensidad", wobei sie einem "mismo acento espiratorio principal" unter­liegen (Navarro 1921:28, cf. auch Römer 1980:115).

Klitika und Affixe tragen oft keine Betonung, sondern sind meist von der Betonung des Elements abhängig, mit dem sie eine phonologische Einheit bilden (cf. Zwicky 1985:287, Carstairs 1981:4, Klavans 1982:19). Klitika sind jedoch nicht notwendi­gerweise unbetont. In vielen Sprachen (wie etwa im Griechischen oder Französi­schen) ist es möglich, daß Klitika aufgrund einzelsprachlicher Wort- bzw. Satzintona-

6 Insbesondere bei der Darstellung dieser untenchiedlichen Wirkungsbereiche wird das Manko von Zwickys Arbeit deutlich. Er macht fast. überhaupt keine Angaben dartlbet, wie aufgrund dieser Regeln zwischen phOnOl~hen Wörtern und phonologischen Phrasen unterschieden wenIen kann. Er stellt lediglich fest, tkIß ein phonologlSChe.S

Wort anderen phonologischen Regeln unterliegt als eine phonologische Phrast!. Dabei IllBt er aber völlig offen. WIe

diese Unterschiede aussehen. Erst aufgrund von Darstellungen und ErkIlIrungen in Untersuchungen anderer Auto­ren (z.B. P. Matthews 1974, Hezslund 1986) lassen sich diese definieren.

7 Im Gegensatz zu den externen Sandhi-Regeln, die au8erbalb VOll Wönem. also beim Aufeinanderueffen zweier Wörter, operieren (cf. Allen 1962: 15). Der Begriff 'Sandhi' geht auf die altindischen Grammatiker zurück und ~ deutet wörtlich übenetzt 'zusammensetzen' (cf. BuBmann 1990:656). Zu den exakten Funktionsweisen der Sandhi' Regeln cf. v.a. Allen (1962) und P. Matthews (1974) sowie die Adleiten in Andmen (ed.XI986). HlIufig sind di.e externen und internen Sandhi-Regeln alletdings kaum voneinander zu unterscbeiden, da sie llicht selten zu 1Ihnli­ehen bzw. identischen Ergebnissen führen (cf, AJlen 1962:1', P. Matthews 1974:111. HersIund 1986:5(6).

8 Die Aussprache (Jot] in pot ci lait «(p:)taleJ) odec pot-OJl-feu «(JPtof0J) zeiat demAen~. daß es sich bei diesen Wönem nicht um zwei Wöttez, sondern um jew. ein ~ Wort J,andeh (c;f. P. Mll\lhews 1974:112). .

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tionsmuster Betonung erhalten können (cf. Klavans 1982:9lff, Zwicky 1985:287, auch Garde 1968:71-74). Eine eigenständige Betonung, d.h. eine Betonung aus semantischen Gründen wie etwa zum Ausdruck einer Emphase oder zur Hervor­hebung eines Gegensatzes, ist bei Klitika nur sehr selten anzutreffen.9

Abgesehen davon, daß Klitika betont sein können, spricht außerdem die Tatsache, daß auch viele unabhängige Wörter (wie z.B. im Englischen Präpositionen, Deter­minanten, Auxiliare etc.) nonnalerweise keinen Akzent tragen, dagegen, mit Hilfe von Betonungstests über den Klitikstatus eines Elementes zu entscheiden (cf. Zwicky 1985). Trotzdem wird das Kriterium der Betonung bzw. Betonbarkeit sehr häufig als das entscheidende, vielfach sogar alleinige Kriterium herangezogen, um Klitika zu bestimmen.10 Die Beobachtung, daß ein Element unbetonbar bzw. betonbar ist, kann jedoch allenfalls als zusätzliche Bestätigung für Klassifizierung eines Elementes als gebunden bzw. nicht gebunden herangezogen werden:

"This accentual test is probably the most popular rule-of-thumb for distinguishing clitics from independent words, but it is most unreliable; it should never, I think, be used as the sole (or even major) criterion for a classification, though it can support a classification established on other cri­teria." (Zwicky 1985:287)

Was das Betonungsverhalten von Mfixen betrifft, so zeigt sich, daß auch sie sowohl aufgrund bestimmter Intonationsmuster betont sein können als auch eine eigen­ständige Betonung tragen können. Letzteres scheint bei den Affixen wesentlich häu­figer vorzukommen als bei Klitika. 11

Klitika und AffIXe weisen Ld.R. sowohl untereinander als auch in bezug auf das Element, an das sie gebunden sind, eine streng festgelegte Stellung auf (cf. Zwicky

1985:288, Carstairs 1981:4, Klavans 1982:19). Einige Sprachen erlauben allerdings bestimmten Klitika eine gewisse Freiheit bezüglich ihrer Stellung untereinander, nicht aber in bezug auf ihren Partner (cf. Zwicky 1985:288). Die Stellung von freien Wörtern hingegen ist normalerweise weniger rigide festgelegt. Nach Ansicht von Zwicky (1985:288) steht dieses Kriterium damit im Zusammenhang, daß Verände­rungen der Stellung von Elementen innerhalb eines Wortes meist eine Änderung der

9 Nach Ansicht von K1avans (1982:110ff) ist dies z.B. im Türkischen oder Altspanischen möglich. Unter Hinweis auf Menendez Pidal fI1hrt K1a\'3DS (1982: 113) an, daß in altspanischen Imperativen die klitischen ObjektsproDO­mina emphatisch beIont wmlen konnten:

(i) (a) Ledntete. (b) Enti6ndemt.

10 Als Beleg ftIr die weire Verbreilung der Auffassung. daß unbetont gleichbedeutend mit klitisch und betont gleich­bedeutend mit nicbt-lditisch ist, verweise ich auf Römer (1980) und die dort zitierten DefmitioDen und Beschrei­bungen von klitischen Pronomina.

11 Cf. dazu u.a. die Bemedamgen von Jaeggli (1982:54f,Fn.lO) zu den Unrerschieden zwischen K1itika und Affixen im Spanischen. WIhrend die spauischen Objektsklitika keinen Einfluß auf das Betonungsmuster des Verbs haben. an das sie gebunden aind, köImen die spenischen Flexionsaffixe die Betonung des Verbs. an das sie sich binden. bestimmen.

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Bedeutung, des "cognitive meaning" des ganzen Wortes zur Folge haben, während Stellungsänderungen von Elementen innerhalb von Phrasen oder Sätzen meist nur

"stilistischer" Natur sind. Klitika und AffIxe sind Ld.R. morphologisch nicht sehr komplex und bestehen nur

selten aus mehr als einem Morphem. Sie gehören außerdem oft einer Klasse von Elementen mit einem fmiten, nicht erweiterbaren Inventar an. Freie und unabhängige Wörter hingegen sind häufig morphologisch komplex und setzen sich meist aus min­destens zwei oder mehreren Morphemen zusammen (cf. Zwicky 1985:288, carstairs 1981:4, Klavans 1982:19).

Klitika und AffIxe bilden - im Gegensatz zu ungebundenen Wörtern - Ld.R. keine eigene syntaktische Konstituente. Sie können keine syntaktischen Prozesse eingehen, die Konstituenten vorbehalten sind, da sie nur "a proper part of a word-like construct" sind (cf. Zwicky 1985:288). Sie erfüllen daher normalerweise nicht die Kriterien, durch die Konstituenten gekennzeichnet sind (cf. Stechow & Sternefeld 1988:107ff):

a) Sie können i.d.R. nicht durch eine Pro-Form ersetzt werden. b) Sie sind normalerweise nicht "verschiebbar"; d.h. sie können z.B. nicht topikali­

siert oder disloziert werden, also nicht in eine satzexterne Position bewegt werden. c) Sie können nicht mit anderen freien oder gebundenen Wörtern durch eine Kon­

junktion verbunden werden. d) Sie sind nicht modiflzierbar, d.h. sie können nicht durch Modifikatoren ergänZt

oder erweitert werden. Aus der Tatsache, daß Klitika und Affixe keine eigene Konstituente bilden, folgt,

daß sie auch keine Phrasen sein können (cf. Stechow & Sternefeld 1988:107). Dies zeigt sich auch darin, daß Klitika und Afflxe weder einen Speziflzierer noch Kom­plemente haben können (Borer 1986:2).

Die hier aufgelisteten und dargestellten Kriterien zeigen, daß Klitika und AffIXe sich deutlich von ungebundenen Wörtern unterscheiden und neben der gemeinsaßlen

Eigenschaft des Gebundenseins durch eine Reihe anderer Charakteristika gekenn­zeichnet sind.

Zusätzlich zu diesen Kriterien sind in der Literatur vereinzelt noch weitere vorge­schlagen worden. Sie sind jedoch weniger gut geeignet, gebundene Elemente von freien zu unterscheiden, da sie meist nur sehr vage formuliert und häufig durch viele Gegenbelege widerlegbar sind. Zwicky (1985:287) beispielsweise führt als weitere mögliche typische Eigenschaft von Klitika und Affixen an, daß sie sich nur mit einfa­chen Wörtern ("single words") bzw. Wortstämmen verbinden. Klavans (1985) weist demgegenüber darauf hin, daß Klitika sich durchaus an (Mehrwort-)Phrasen binden können und sich in dieser Beziehung eher wie freie Wörter verhalten, so daß dieses Kriterium der Bindung an einfache Wörter nicht als Test zur Unterscheidung zwi­schen Wörtern und Klitika herangezogen werden kann. Auch. die vielfach gemachte Beobachtung, wonach Klitika und Affixe oft eine anaphorische Funktion haben (cf.

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Carstairs 1981:4), kann nicht als Kriterium bei der Bestimmung dieser Wörter dienen, da klitische Elemente und vor allem Affixe sehr häufig auch nicht-anaphorisch sind. Ebenfalls nur bedingt brauchbar ist das Distributionskriterium von Zwicky (1985). Demnach soll die Distribution von Klitika und Affixen "sehr einfach" sein und mit Hilfe eines einzigen Prinzips beschrieben werden können (wie z.B. "Binde das Ele­ment an das Hauptverb des Satzes" oder "Binde das Element an die erste Konsti­tuente des Satzes" etc.). Unabhängige Wörter hingegen weisen nach Auffassung von Zwicky (1985:288) eine eher "komplexe" Distribution auf. Unklar bleibt hierbei, wie ein derartiges Prinzip in ein Syntaxmodell integriert werden kann. Außerdem wäre es durchaus denkbar, daß auch die Distribution ungebundener Wörter (z.B. von Präposi­tionen oder Nominalphrasen) mittels eines derartigen Prinzips formuliert werden kann (z.B. "Setze die Präposition stets unmittelbar vor eine NP").

1.3 Unterschiede zwischen klitisch gebundenen Elementen und Affixen

Neben diesen Gemeinsamkeiten von klitischen Elementen und Affixen weisen die gebundenen Elemente untereinander eine Reihe von Unterschieden auf. Auch bei der Feststellung dieser Unterschiede gilt das, was für die Differenzierung zwischen freien und gebundenen Wärtern zutrifft, nämlich daß es keine allgemein gültigen Kriterien gibt:

"There are no universally agreed criteria for distinguishing affixes from cli­tics synchronically [ ... 1." (Carstairs 1987:256)

Es scheint sogar so zu sein, daß die Unterschiede zwischen Affixen und Klitika noch schwieriger zu erfassen sind als zwischen freien und gebundenen Wörtern. Die Ab­grenzungen voneinander sind noch unklarer und die Übergänge fließender. Die Über­lappungen der Eigenschaften von Klitika und Affixen sind nicht nur in synchroni­scher Hinsicht sehr stark. Es bestehen auch deutliche diachronische Zusammenhänge zwischen beiden Wortgruppen. Sehr häufig sind Affixe aus ursprünglich klitischen Elementen entstanden, die wiederum aus freien Wärtern abgeleitet sind (cf. z.B. Giv6n 1971, Hale 1973, W. Lehrnann 1974, Steele 1977, Jeffers & Zwicky 1980).

Die Unterschiede zwischen Klitika und AffIxen liegen u.a. darin begründet, daß das gemeinsame Gebundensein an ein anderes Element unterschiedlich stark und durch unterschiedliche Regeln unterschiedlich streng festgelegt sein kann (cf. z.B. Carstairs 1987:256). Klitika sind i.d.R. "weniger stark" an ihren Partner gebunden und unterliegen in bezug auf diese Bindung weniger strengen Beschränkungen.

Der grundlegende Unterschied zwischen Klitika und Affixen besteht darin, daß Affixe sich ausschließlich an Wortwurzeln oder -stämme binden und dadurch ein VOllständiges Wort bilden (cf. Klavans 1982:18). Klitika hingegen binden sich nur an

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bereits geformte, d.h. morphologisch vollständige Wörter. Klitika sind "extra-in­flectional", sie sind dadurch charakterisiert, daß sie sich nur an die "rightmost or leftmost side ofthe word" binden (Klavans 1982:18). Sie können sich auch an Wörter binden, die bereits Klitika enthalten (cf. Zwicky & Pullum 1983:507). So können im Deutschen beispielsweise einem enklitisch gebundenen Akkusativklitikon andere

schwachtonige Pronomina vorangehen (cf. Prinz 1991:117):

(1) Vielleicht kann se'n sehen. Vielleicht kann'r's ja doch.

MfIXe hingegen können nicht an Wörter gebunden werden, an die Klitika gebunden sind (cf. Zwicky & Pullum 1983:507). Sie unterscheiden sich von Klitika dadurch, daß die Bindung an ihren Stamm morphologischer und/oder lexikalischer Natur ist (cf. Kaisse 1983, Klavans 1985, Carstairs 1987:256, Borer 1986). Bei einer Klitisie­rung, d.h. bei einer Verbindung zwischen einem Wort und einem Klitikon, handelt es sich hingegen sowohl um einen syntaktischen als auch morphologischen Prozeß.

Ausgehend von diesem grundlegenden Unterschied zwischen Klitika und Affixen lassen sich noch weitere (tendenzielle) Unterschiede ausmachen. Klitika sind weniger "wählerisch" als Affixe, was die Art des Elementes betrifft, an das sie sich binden. Mit anderen Worten, sie haben eine größere distributionelle Freiheit als Affixe bzw. einen geringeren Selektionsgrad in bezug auf die Kategorie ihres Partners (cf. Nida 1949:103, Zwicky & Pullum 1983:504, Klavans 1985:97). So kann sich etwa das deutsche klitische Pronomen 's an Kategorien verschiedener Art binden (cf. Prinz 1991:116f):

(2) Ich hab's gesehen (Verb + Klitikon) ... weU ico's gesehen hab(e) (Pronomen + Klitikon) Wie heU's heute ist (Adjektiv + Klitikon) ... weU's schön ist (Konjunktion + Klitikon)

Affixe haben demgegenüber einen hohen Selektionsgrad bei der Wahl ihres partners (oder Stamms). Sie unterliegen hierbei wesentlich strengeren Distributionsbedingun­gen und binden sich Ld.R. nur an eine bestimmte Kategorie (cf. Zwicky & Pullum 1983:503). Sie sind nach den Worten von Carstairs (1981:4) "sensitive" in bezug auf ihren Partner und tragen häufig die der Kategorie ihres Partners bzw. StammS ent­sprechenden grammatischen Merkmale (etwa Markierung von Numerus, Genus bei einem nominalen Stamm oder der Markierung des Konjugationstyps bei einem ver­balen Stamm).

Klitika sind nicht notwendigerweise phonologisch an das Element gebunden, an das sie syntaktisch gebunden sind (cf. Nida 1949:103, Klavans 1982, 1985). Mit an­deren Worten, der syntaktische und der phonologische Partner eines Klitikons müs­sen nicht identisch sein. Klavans (1985) beobachtet diese Diskrepanz u.a. in einer australischen Sprache, dem Nganhcara. Dort ist der klitische Dativmarkierer ngu strukturell stets an eine Verbalphrase gebunden. Das Klitikon ist mit dem Verb je-

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doch nur dann auch phonologisch verbunden, wenn es unmittelbar hinter dem Verb steht (cf. (3a»; andernfalls ist es enklitisch an jede beliebige unmittelbar voran­gehende Konstituente gebunden (cf. (3b)-(3c»(cf. Klavans 1985:104):12

(3) (a) nhila pama-ng nhingu pukRe-wu ku?a wa:=ngu. er.NOM Mann.ERG ihm KinO.DAT Hund geben=DAT.3sg 'Der Mann gab dem Kind den Hund' nhila pama-ng nhingu pukpe-wu ku?a=ngu wa: nhila pama-ng ku?a ruungu pukpe-wu=ngu wa:

Auch im Deutschen kann man beobachten, daß der syntaktische Partner nicht mit dem phonologischen Partner identisch sein muß. Prinz (1991: 140f) weist darauf hin, daß z.B. die klitische Form des Indefmitartikels zwar stets vor der NP stehen muß, an die der Artikel syntaktisch gebunden ist, daß sie jedoch enklitisch an das ihm voran­gehende Element gebunden ist:

(4) (a) erhat'n Bonbon (b) ermag'n Bonbon

Affixe hingegen sind dadurch gekennzeichnet, daß ihr syntaktischer und phonologi­scher Partner immer miteinander übereinstimmen (cf. Klavans 1985).

Ein Klitikon kann stets eine Kombination mit einem Partner eingehen, wenn er ei­ner Wortkategorie angehört, die für dieses Klitikon ein erlaubter Partner ist (cf. Zwicky & Pullum 1983:505). Mit anderen Worten, wenn sich ein Klitikon beispiels­weise an Verben binden kann, so ist für dieses Klitikon die Bindung an jede verbale Kategorie möglich (cf. auch Prinz 1991: 117). Bei Affixen ist dies hingegen nicht im­mer der Fall. Hier treten arbiträre Lücken ("arbitrary gaps") im Paradigma auf. So ist die Bindung eines Affixes an einen Partner häufig ausgeschlossen und kann zu Wortbildungen führen, in denen das Affix verschwunden ist. Zwicky & Pullum (1983:505) nennen hierfür als Beispiel das Fehlen des Flexionsaffixes bei der

Partizipbildung des englischen Verbs stride. Bei der Bindung eines Klitikons an seinen Partner kommt es Ld.R. nicht zu Verän­

derungen der phonologischen oder morphologischen Form des Partners. In den obi­gen Beispielen in (1)-(4) bleibt die morphophonologische Form des Wortes, an das sich das Klitikon bindet, stets erhalten. Durch die Anbindung eines Affixes an seinen Stamm wird hingegen häufig die morphophonologische Form des Stammes sowie die des Mfixes verändert, d.h. es kommt zu morphophonologischen Idiosynkrasien (cf. Zwicky & Pullum 1983:505). Sie sind z.B. bei der Pluralbildung von Nomina im Englischen (z.B. dice, oxen, feet), der Diminuitivbildung deutscher Nomina (Väter­chen) oder der Perfektbildung englischer Verben (z.B. sie pt, thought, went) zu beob­

achten. Auch die Verbindungen, die der englische Negationsmarkierer n't mit Verben wie z.B. will oder shall eingehen kann, führen zu morphophonologischen Verände­

rungen. Anstatt der auf grund der Verbformen zu erwartenden Verbindungen [du:nt]

12 K1avans (1985) vuwendet das leichen "=" zur Kennzeichnung der phonologischen Bindung.

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bzw. [wilnt] kommt es zur Bildung von [ddunt] bzw. [waunt]. Dies ist nach Ansicht von Zwicky & Pullum (1983:508) ein mdiz dafür, daß n't Affixstatus hat.

m Verbindungen zwischen einem Klitikon und einem anderen Element gibt es keine semantischen Idiosynkrasien. Die Bedeutung einer solchen Verbindung setzt sich aus der Bedeutung beider Einzelteile zusammen. Klitika ändern nicht die Seman­tik ihres Partners. Affixe hingegen können bisweilen bei ihrer Bindung an einen Stamm eine semantische Veränderung hervorrufen. Die Bedeutung einer Verbindung zwischen MfIX und Stamm muß nicht notwendigerweise die Summe der Bedeutun­gen der beiden Einzelteile sein. Als Beispiel führen Zwicky & Pullum (1983:505) das englische Wort last an, das syntaktisch zwar eine Superlativform ist, aber "an idio­syncratic range of meaning" besitzt.

Ein weiteres Kriterium, das ebenfalls von Zwicky & Pullum (1983) angeführt wird, basiert auf der Beobachtung, daß beispielsweise im Englischen die Modalverb-Klitik­verbindung could've nicht den Prozeß der sogenannten 'Subjekt-Verb-mversion' eingehen kann: 13

(5) (a) You could've been there. (b) *Could've you been there?

Demgegenüber können flektierte Verben, d.h. Verbindungen aus Stamm und Affix, invertiert werden. Dies ist beispielsweise auch im Deutschen zu beobachten:

(6) (a) Du kannst mich mitnehmen. (b) Kannst du mich mitnehmen?

Zwicky & Pullum (1983:506) folgern daher, daß AffIxe - im Gegensatz zu Klitika -mit ihrem Partner Einheiten für syntaktische Operationen bilden.14 Allerdings kann dieses Kriterium nur in eingeschränktem Maße zur Unterscheidung zwischen Klitika und Affixen herangezogen werden. Im Deutschen besteht nämlich auch die Möglich­keit, daß ein Klitikon, wie z.B. 's, in Fällen der Subjekt-Verb-Inversion an das prä­verbal stehende flektierte Verb gebunden ist: 15

(7) (a) Kann's der Peter nicht machen? (b) Habt's ihr schon gehört? .

Die Beispiele in (7) zeigen, daß dieses Unterscheidungskriterium von Zwicky & Pullum (1983) keine universelle, sondern allenfalls einzelsprachliche Gültigkeit zu

13 Zum Klitikstatus des Auxiliars 'lle cf. Kaisse (1983).

14 Zwicky & Pullum (1983:506) sehen darin eine Evidenz fflr ihre Annahme, daß das englische Negationselement n't sich wie ein Affix verhälL In Verbindung mit dem Auxiliar h4ve kann es eine syntaktische Operation eingehen und invertiert werden:

(i) (a) Yoo h4ven't been there. (b) Haven't you been there?

15 In süddeutschen Dialekten, z.B. im Fränkischen, ist dies auch mit anderen klitisch gebundenen Pronomina, z.B. na ('ihm'), möglich:

(i) (a) Du Ictmnst na net helfen? (b) KOIIIISt na du net helfen?

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haben scheint. Die Beobachtung, daß ein gebundenes Element gemeinsam mit seinem Partner syntaktische Operationen eingeht, kann somit nur eine zusätzliche Evidenz für seinen Affixstatus bilden.

Ein ebenfalls zusätzliches Kriterium zur Unterscheidung von Affixen und Klitika wird von Klavans (1985:98) angeführt. Sie weist darauf hin, daß Klitika die Richtung, in der sie sich an ihren Partner binden, ändern können. Demgegenüber binden sich ihrer Beobachtung nach Affixe normalerweise nur in einer Richtung an ihren Partner.

Prinz (1991:101) führt ein Kriterium an, das nur für die Schriftsprache Gültigkeit hat. Seiner Ansicht nach ist die Existenz von Wortzwischenräumen (Spatien) in Verbindungen zwischen zwei Elementen ein Hinweis darauf, daß es sich nicht um eine Verbindung zwischen einem Stamm und einem Affix handelt. Ist allerdings ein gebundenes Element mit seinem Partner durch ein schriftliches Zeichen, wie z.B. durch einen Apostroph oder einen Bindestrich, oder ohne einen Wortzwischenraum verbunden, so deutet dies auf seinen Affixstatus hin.

Neben diesen Unterschieden zwischen Klitika und Affixen können innerhalb der Gruppe der Klitika selbst beträchtliche Unterschiede bzgl. ihrer besonderen Eigen­schaften und Verhaltensweisen ausgemacht werden. Einige Klitika sind nämlich da­durch gekennzeichnet, daß sie lediglich die morphophonologisch reduzierte Variante eines freien, unabhängigen Wortes sind.I6 Sie erscheinen stets in der gleichen Posi­tion, in der auch das freie Wort stehen würde. Typisch für sie ist auch, daß sie bei der Auswahl ihres Partners einen sehr geringen Selektions grad aufweisen (cf. Carstairs 1981). Zwicky (1977:6) bezeichnet diese Art von Klitika als 'einfache Klitika' ("simple clitics"). Darunter fallen im Englischen z.B. die klitischen Kurzformen 's oder 've der Auxiliare is, has oder have.n Andere Klitika hingegen stehen häufig in keinem (transparenten) morphophonologischen Zusammenhang mit einer freien Form. Sie zeichnen sich vielmehr durch eine "opake Phonologie" aus, d.h. sie können nicht mittels phonologischen Regeln aus einer vollen Form abgeleitet werden (cf. auch Prinz 1991:70). Dies trifft z.B. für die serbokroatischen Enklitika im ('ihnen') und ti ('dir') zu, die nicht durch eine phonologische Regel aus den entsprechenden vollen Formen njima und lebi ableitbar sind. Ebenso scheint in den romanischen Sprachen zwischen den klitischen Objektspronomina und den entsprechenden starken Formen kein transparenter phonologischer Zusammenhang zu bestehen (cf. Zwicky 1977:4). Hinzu kommt, daß diese Art von Klitika i.d.R. in einer völlig anderen Posi­tion als die ihnen entsprechenden Vollformen erscheinen und daher nach den Worten von Zwicky (1977:4) über eine "special syntax" verfügen. Zwicky bezeichnet diese

16 Hierbei muß stteng zwischen Klitika unterschieden werden, die lediglich beim schnellen Sprechen ("fast speech" , cf. Kaisse 1985) vorlc:ommen und solchen, die auch bei normalem Sprechtempo akzeptabel sind (cf. Prinz 1991:1.89).

11 Zu den ldilischen Pronomina des Doutschen, bei denen es sich llberwiegend um einfache Klitika bandelt, cf. Prinz (1991:82).

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Art der Klitika - im Unterschied zu den einfachen Klitika - demnach als 'spezielle Klitika' ("special clitics"»)8

Im folgenden Kapitel wird anband der hier aufgestellten Kriterien überpruft, wel­che der Pronomina des Französischen und Portugiesischen als 'klitisch' bezeichnet werden können und welcher Art von Klitika sie zugerechnet werden können, Es wird des weiteren zu prufen sein, ob sie möglicherweise auch Eigenschaften besitzen, die typischerweise nur Affixe aufweisen.

18 Obwohl die Bezeichnungen 'einfache Klitika' und 'spezielle Klitika' auf Zwicky (19TI) zurückgehen, ist die Unter­scheidung zwischen diesen beiden Arten von Klitika nicht neu, Bereits Nida (1949:106) trennt zwischen "[c}litics which are bound alternates offree fonns" und "[c}litics which are notrelalable to free altemates",

2. Klitik- und Affixstatus der klitischen Personalpronomina im Französischen und

Portugiesischen

2.1 Die klitischen Personalpronomina im Französischen

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In allen traditionellen Granunatiken des Französischen werden die Personal­pronomina - abgesehen von der Unterscheidung nach Person, Numerus und Genus -nach ihrer Distribution, d.h. "suivant la place qu'ils occupent" (Martinon 1927:251), unterteilt. Dabei werden prinzipeIl zwei Arten von Personalpronomina unterschieden, die in der Literatur verschiedenartig bezeichnet werden. Le Bidois & Le Bidois (1935:126) beispielsweise trennen zwischen 'schwachen' und 'starken' Formen ("formes faibles" und "formes fortes"), Wagner & Pinchon (1962:164) sprechen von 'vollen' und 'reduzierten' Formen ("formes pleines" und "formes reduites"). Sehr häu­fig werden zur Unterscheidung der Personalpronomina die Begriffe 'gebundene' und 'ungebundene' Formen ("formes conjointes" und "formes disjointes") gebraucht (cf. Sandfeld 1928:1, Grevisse 1986:1006). Die gebundenen Formen der Personalprono­mina, von denen im folgenden die Rede sein wird, werden außerdem in bezug auf ihre grammatische Funktion in Subjekts- und Objektspronomina ("pronoms sujets" und "pronoms objets") unterschieden. Somit ergibt sich die folgende Einteilung der Personalpronomina im Französischen (cf. Grevisse 1986:1007):

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(1) Formen der französischen Personalpronomina

Gebundene Fonnen Ungebundene Fonnen

Subjek~- Objektspronomina nicht- reflexiv pronomma direkt indirekt reflexiv reflexiv

mas./fem. mas./fem. mas./fem.

l.P.Sg. je me me me moi moi

2.P.Sg. tu te te te toi toi

3.P.Sg. ilIelle le/la lui se lui/elle soi

l.P.Pl. nous nous nous nous nous nous

2.P.Pl. vous vous vous vous vous vous

3.P.Pl. ils/elles les leur se eux/elles soi

2.1.1 Die klitischen Eigenschaften der gebundenen Personalpronomina im Französischen

Evidenz dafür, daß es sich bei den 'gebundenen' Pronomina tatsächlich um gebundene Elemente handelt, liefert die Tatsache, daß sie nicht isolierbar sind. Sie können keine Einwortäußerung bilden, sondern müssen stets in Verbindung mit einem anderen Element auftreten (cf. Kayne 1975:83,85,Fn.13):

) (2) (a) Qui est venu? - */1.

(b) Qui as-tu vu? - *Le.

KaYne (1983:129) weist - in Anlehnung an Sandfeld (1928:2) - allerdings daraufhin, daß ein gebundenes Subjektspronomen in isolierter Stellung möglich ist, wenn es "metalinguistisch" gebraucht wird:

(3) TI ne vous arien dit? - Qui ~a, il?

Diese Verwendung von il in (3) ist einer Umfrage von Kayne (1983) zufolge zumin­dest für einige Sprecher akzeptabel, der Gebrauch eines gebundenen Objektsprono­mens in einer entsprechenden Verwendung wird hingegen von allen Befragten abge­lehnt:

(4) Tu les as vus hier? - *Qui ~a, les?

Für Kayne (1983:129) ist dieser Unterschied ein Indiz dafür, daß die Gebundenheit der gebundenen Subjektspronomina möglicherweise "weniger vollkommen" ("less thoroughly") ist als die der gebundenen Objektspronomina. Kaynes Schlußfolgerung, daß die gebundenen Pronomina auf grund dieses Unterschieds unterschiedlich analy­siert werden müssen, ist allerdings stark in Frage gestellt worden. Viele Autoren kön­

nen keinen Akzeptabilitätsunterschied zwischen den Sätzen (3) und (4) begbachten

31

und lehnen eine unterschiedliche Analyse der gebundenen Pronomina ab (cf. Cl. Muller 1984, Hulk 1991, auch Lapointe 1980:24ff).

Die Überprüfung der gebundenen Pronomina anband der im vorangehenden Kapi­tel zusammengestellten Tests zur Erfassung des Klitikstatus zeigt, daß eine Unter­scheidung der gebundenen Pronomina des Französischen aufgrund einer unterschied­lich starken Gebundenheit nicht gerechtfertigt werden kann. Sowohl Subjekts- als auch Objektsklitika verhalten sich vollkommen identisch. was ihre Gebundenheit be­trifft. Sie weisen alle Eigenschaften auf, durch die typischerweise gebundene Ele­mentecharakterisiert sind.

Die gebundenen Pronomina des Französischen stehen stets adjazent zu dem Ele­ment, an das sie gebunden sind; es können allenfalls andere, ebenfalls klitisch gebun­dene Elemente dazwischentreten. Zwischen den gebundenen Objektspronomina und dem Verb, an das sie sich binden, dürfen nur andere gebundene Objektspronomina oder die gebundenen Pronominaladverben y und en auftreten. Andere intervenierende Elemente sind ausgeschlossen:

(5) ~c} Paulle lui donne. Paullui en donne. *Paulle lui maintenant donne.

Zwischen einem gebundenen Subjektspronomen und dem Verb, an das es sich bindet, kann zusätzlich noch die Negationspartikel ne treten, die ebenfalls gebunden ist (cf. Morin 1979b:8).1 Andere Elemente können nicht dazwischen gestellt werden (cf. (6c»(cf. auch Kayne 1975:84):2

/

I (6) ~} Je ne le lui ai pas encore dito Je ~ lui en parle pas.

e *Je, souvent, vais au einerna.

Stehen die gebundenen Pronomina hinter dem Verb, an das sie gebunden sind, ist ebenfalls ein intervenierendes Element jeder Art ausgeschlossen (cf. Kayne 1975:90f):

(7) Viens-tu? *Viens-demain-tu? Lave-la Oleii! *Lave-bien-la!

Die gebundenen Pronomina bilden mit dem Verb, an das sie sich binden, eine pho­nologische Einheit. Es ist allerdings kaum feststellbar, ob es sich bei dieser Einheit um ein phonologisches Wort handelt, da im Französischen nur wenige Unterschiede

1 In der gesprochenen Umgangssprache wird ne nur sehr selten verwendel Morin (l979b:8) betont zwar, daß "[l]a ~gation ne, contrairement l ce qui est souvent affinn~. s'observe dans le ~ais populaire spontan~". Eine Aus­zlIhIung des Korpus von ~ (1974) duIch Ashby (1977:62) belegt jedoch den seltenen Gebmuch von ne:

"[ .•. ] in tbe ~ois corpus. ne is absent from 96,8% from its potential occurences." 2 Die einzige Ausnahme stellt derfeststchende Ausdruck Je ~. Jean Dupoot, die/are que ... dar. der als

Übtnest aus einem friIberen Sprachgebraucb allerdings nur in der Schriftsptaehe vorkommt (cf. Grevisse 1986:1021).

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zwischen den internen und externen Sandhi-Regeln beobachtet werden können. Die gebundenen Pronomina sind durch Elision und der Liaison mit dem Verb, an das sie sich binden, verbunden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um spezifische pho­netische Prozesse, die nur innerhalb von Wortgrenzen operieren, sondern um allge­meine phonetische Prozesse des Französischen, denen auch Determinanten, Adjektive und i.d.R. auch Nominalphrasen beim Zusamentreffen mit anderen Wörter unterlie­gen (cf. u.a. Schane 1968). Aus diesem Grund sagt diese phonetische Bindung nur wenig über die besondere Gebundenheit der Pronomina aus (cf. Cl. Muller 1984:336).

Bei allen gebundenen Pronomina, die auf einem nicht-geschlossenen Vokal enden (je, me, te, le, la; se), wird dieser elidiert, wenn das folgende Wort, an das das Pro­nomen gebunden ist, mit einem Vokal beginnt (cf. Schane 1967:123, Morin 1979b:4):

(8) Je + arrivais Je lella + ouvre Tu +teen vas

-> -> ->

J'arrivais. Je l'ouvre. Tut'en vas.

In der Umgangssprache ist außerdem sehr häufig die Elision des Vokals in tu zu be­obachten (cf. Schane 1967:123,Fn.9, Morin 1979b:21, Grevisse 1986:1008):

(9) (a) Taimes pas la musique? (b) T'y arriveras pas.

Hat das gebundene Pronomen einen Schwa-Auslaut, ist dessen Tilgung auch dann möglich, wenn ein Konsonant folgt. In der Regel kann der Schwa-Laut allerdings nur dann verstummen, wenn ihm nicht mehr als ein Konsonant vorausgeht. Bei zwei vorangehenden Konsonanten ist die Tilgung des Schwa-Lautes meist ausgeschlossen (cf. P. Uon 1966:68-72, Morin 1979b:5, auch Grevisse 1986:39):3

(10) (a) Je travaille = [~travj] oder [Zatravaj]

(b) Il me detestait = [ilmddeteste] oder [imdetESte] nicht *[ilmdeteste]

Gebundene Pronomina bilden auch aufgrund von Liaison einen "phonological unit" mit dem Verb (Lambrecht 1981:17). Wenn sie auf einem Plural-s auslauten, müssen sie mit einem darauffolgenden Wort, dessen Anlaut ein Vokal ist, durch Liaison ver­bunden sein:

(11) (a)

(b)

lls iront a Paris = [i(l)zirö ... ] statt *[ilirö ... ] Ils les envoyent a Paris [i(1)lezävwa ... ] statt *[i(1)leäwa ... ]

3 Für eine ausführliche Darstellung und kritische Bettachtung dieses sogenannten 'Drei-Konsonanten-Gesetzes' cf. Weinrich (1958:Kap.xI) sowie Baldinger (1958:471-476).

33

Hierbei unterscheiden sich die gebundenen Pronomina von Nominalphrasen. Eine auf das Plural-s endende Nominalphrase kann nicht mit dem Verb durch Liaison verbun­den sein (cf. auch Kayne 1975:85):

(12) Mes amis iront a Paris = [mesamiirö ... ] statt *[mesamizirö ... ]

Ein weiterer Unterschied phonologischer Art zwischen gebundenen Pronomina und Nominalphrasen ist dann zu beobachten, wenn sie postverbal auftreten. Hier wird deutlich, daß die Verbindung zwischen Verb und Pronomen den internen, während die Verb-NP-Sequenz den externen Sandhi-Regeln unterliegt. Treffen ein vokalisch auslautendes Verb und ein Pronomen mit einem vokalischen Anlaut aufeinander, werden beide Vokale durch einen Verschlußlaut verbunden. Sie bilden ein phonolo­gisches Wort (cf. auch Kayne 1975:90):

(13) ~~ Quand partira-t-i!? Qu'a-t-elle dit?

Folgt hingegen eine vokalisch anlautende NP dem Verb, können die internen Sandhi­Regeln nicht operieren:4

(14) (a) Quand partira Yves? (b) *Quand partira-t-Yves?

Weitere Evidenz dafür, daß ein gebundenes Pronomen mit dem Verb, an das es sich bindet, ein phonologisches Wort bildt, liefert die Tatsache, daß beide als "groupe ver­bale syntactique" einem einzigen "accent d'intensite" unterliegen (Schane 1967:120, cf. auch Garde 1968:19).

Die gebundenen Pronomina des Französischen können keine eigenständige Beto­nung tragen, d.h. sie können nicht zum Zweck der Hervorhebung oder zur Markie­rung eines Gegensatzes betont werden (cf. Kayne 1975:82):

(15) ~} *IL partira le premier. *Jean LA prerere. *Je LUI parlerai.

In bestimmten Kontexten können die gebundenen Pronomina allerdings durchaus eine Betonung erhalten. Dies ist dann der Fall sein, wenn sie postverbal am Satzende stehen und daher im Französischen den Satzakzent zugewiesen bekommen (cf. M. Leon 1972:82, Kayne 1975:8S,Fn.13, Lambrecht 1981:2lf, Klavans 1982:10Sf):5

4 Eine lIImIiche Beobachtung kann auch bezüglich des Pronominaladverbs y gemacht werden. Es bildet ebenfalls mit dem vorangehenden VeIb ein phonologisches Wort, wohingegen eine Nominalphrase nicht mit dem VeIb veIbun­den sein kann (cf. Kayne 1975:91):

(i) (a) Vas-y! (b) "Va-yl

(ü) (a) Va ttParis! (b) ·Vas 11 Paris!

5 Einzige AlISI18hme bildet das Subjelttspronomen je. das auch in postverba!er Position nicht betont sein kann (cf. Schaue 1967:125):

(i) Que sais-je.

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(16) ~} Quand vient-il? Prends-Ie. Donne-Ie-Iui.

Die Betonung der postverbalen gebundenen Pronomina wird oft als Indiz dafür gese­hen, daß sie in diesen Kontexten nicht klitisch gebunden sind. Bemerkenswerterweise wird diese Annahme allerdings nur auf die postverbalen Objektspronomina der 3. Person, nicht jedoch auf die postverbalen Subjektspronomina bezogen; cf. z.B.

Lemieux (1988:135):

"A l'imperatif, les pronoms de forme faible de la troisieme personne peuvent recevoir un accent [ ... ]. Dans ce cas, ils ne sont pas clitiques; [ ... ]."

Für die postverbalen Subjektspronomina wird demgegenüber in vielen Arbeiten sogar angenommen, daß sie einen stärkeren Klitik-Charakter aufweisen und enger an das Verb gebunden sind als andere Klitika (cf. z.B. Kayne 1983, Rizzi & Roberts 1989).

Für keine dieser beiden sich widersprechenden Annahmen gibt es allerdings aus­reichende Evidenz. Abgesehen von der Möglichkeit, betont zu werden, verhalten sich die postverbalen Pronomina genauso wie die präverbal stehenden gebundenen Pro­nomina. Sie haben den gleichen Klitikstatus und sind daher in der postverbalen Posi­tion ebenso klitisch an das Verb gebunden wie die präverbalen gebundenen Pro­nomina.6 Das Auftreten der gebundenen Pronomina in einer betonten Position zeigt daher, daß das Kriterium der Betonbarkeit lediglich als zusätzliche Evidenz für bzw. gegen den Klitikstatus eines Elementes herangezogen werden kann (siehe dazu Kapi­tell).?

Die Stellung der gebundenen Pronomina untereinander und in bezug auf das Ele­ment, an das sie sich binden, ist streng festgelegt (cf. Perlmutter 1971, Kayne 1975:83):

(17) ~ Je le lui donne. *Je lui le donne. Tu me le donne. *Tu le me donne.

Die Formen der gebundenen Pronomina des Französischen sind morphologisch nicht sehr komplex. Sie bestehen nur aus einem Morphem und stellen außerdem eine kleine, abgeschlossene Gruppe von Wörtern dar (cf. Tabelle (1».

6 Diese klitische Gebundenheit gilt im übrigen auch für die ungebundenen Formen der Objektspronomina der 1. und 2. Person in afflIDlativen Imperativsätzen. Sie müssen stets unmittelbar adjazent zum Verl> stehen und können nicht· im Gegensatz zu unabhängigen Nomina· durch ein Adverb vom Verb getrennt sein (cf. Morin 1979a:303):

(i) (a) Regarde lIlm.c.la flelD'! (b) Regarde-moi lIlml;! (c) *Regarde lIlmk moi!

Cf. auch Kayne (l975:91,Fn.24): U[ ... ] me and le appear as moi, loi strong forms. The fact their morphological form overlaps with that of of the strong form (cf. MUS, VOUS) does not affect their clitic properties: (v) ·Parlez-donc-moi."

7 Im übrigen trifft ebensowenig zu, daß die ungebundenen Pronomina stets betont sein müssen. In Äußerungen wie moi seu/ oder eux deux verlieren sie ihren Akzent zugunsten des nachfolgenden Wortes (cf. Grevisse 1986:1007, auch M. Lean 19n).

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Das französische gebundene Pronomen bildet keine eigene syntaktische Konsti­tuente. Es erfüllt Ld.R. keines der Kriterien der Konstituententests:

a) Die gebundenen Pronomina sind häufig nicht pronominalisierbar:

(18) (a) Je travaille -> *Moi travaille. (b) Je te connais -> *Je eonnais toi.

Unter bestimmten Voraussetzungen können die gebundenen Pronomina allerdings dureh eine andere Proform ersetzt werden. Statt des Subjektspronomens der 3. Person kann die entsprechende ungebundene Form verwendet werden (cf. (19a»(cf. eh. Muller 1972). Für die Objektspronomina ist eine Pronominalisierung nur dann mög­lich, wenn dessen Antezedent durch den diskursiven Kontext oder die Sprechaktsi­tuation "präsent" ist (cf. Ronat 1979:118, auch Sandfeld 1928:72), wobei die Proform allerdings nicht in der präverbalen Position stehen kann (cf. (19b»:

(19) ~~ fl travaille -> Lui travaille. Je le reeonnais -> Je reeonnais lui (Ut-bas dans le fond).

*Je lui connais.

b) Die gebundenen Pronomina sind weder topikalisierbar noch können sie dislo­ziert werden:

(20) (a) *Il, (il) a termine son travail. (b) *Le, je (ne)(le) connais pas.

e) Die gebundenen Pronomina können weder mit freien noch mit anderen gebun­denen Wörtern mittels einer Konjunktion verbunden werden (cf. Kayne 1975:85):

(21) (a) *Jean et il p'artiront bientÖt. (b) *Jean Ia et le voit.

d) Die gebundenen Pronomina können nicht modifiziert, d.h. durch einen unmittel­bar adjazent stehenden Modifikator oder einen Relativsatz näher bestimmt werden (cf. Kayne 1975:84,90):8

(22) ~~l *Elles toutes partiront bientöt. * fIs d~x partlfont bientÖt. *Vien ez-vous autres? *Je les tous connars:-

(23) ~~ *fl qui a~e ya est parti. *Prends-es gui sont sur la table.

Die Überprüfung der im Kapitel 1 zusammengetragenen Kriterien zur Bestimmung des Klitikstatus von Elementen belegt somit zweifelsfrei, daß es sich bei den gebun-

8 Sie sind nur darin modifizierbar. wenn sie mit dem ModifIkator keiM Konstituente bilden (cf. Kayne 1975:90,Fn.23):

(i) (a) Elles partiront l.WI1ä bientöt. (b) le les connais lmII. (c) Prends-lts lmII!

Cf. dazu Kayne (l975:91,Fn.25): "The 8eDtence (i) Prends-les tous is not *Prends lies IDUS] but IPrends-les] tous like (ii) Je les prendrai tous."

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denen Subjekts- wie Objektspronomina des Französischen um kUtisch gebundene Pronomina handelt.

Außer den in der Tabelle (1) unter der Gruppe der gebundenen Pronomina aufge­führten Formen kennt das Französische noch weitere Pronomina, die ebenfalls kli­tisch gebunden sind. Hierzu gehört das Pronomen on, das sowohl als Indefinit­pronomen als auch als Personalpronomen der 1. Person Plural fungieren kann. Es er­füllt alle hier aufgeführten Kriterien für den Klitikstatus eines Elementes.9

Auch die traditionell als Demonstrativpronomina klassifizierten Pronomina ce und ~a besitzen - in ihrer Funktion als Subjekt - alle typischen Eigenschaften klitisch ge­bundener Elemente. Im Unterschied zu den bisher betrachteten Klitika ist das Auf­treten von ce lediglich durch die zusätzliche Bedingung eingeschränkt, daß es - zu­mindest in der gesprochenen Sprache - nur mit etre verwendet werden kann (cf. Morin 1979b:22f, Jaeggli 1982:104):

(24) ~ C'etait vrai. Ce n'est pas possible. *Ce correspond tres bien a ce qu'il a dito *Ce devient insupportable.

Morin (1979b:23) weist darauf hin, daß im gesprochenen Französisch ce sehr häufig durch das Pronomen qa ersetzt wird (cf. auch Lambrecht 1981:20):

(25) ~} ga n'est pas si important. a m'est egal. a sera difficile.

Bei diesem als Subjekt fungierenden Pronomen ~a, dessen Auftreten nicht nur in Verbindung mit etre möglich ist (cf. (26», handelt es sich ebenfalls um ein Klitikon. Der (offene) Vokal von ~a unterliegt der Elision, wenn das nachfolgende Verb, an das es gebunden ist, mit einem Vokal beginnt. Das Pronomen ~a bildet demnach mit dem Verb eine phonologische Einheit:

(26) ~a ~a avance = [sa saavas] jedoch *[sa sa?avas]

Wie das Beispiel (26) außerdem zeigt, kann ~a allerdings ebenso wie elle oder vous auch als ungebundenes Pronomen verwendet werden, d.h. die gebundene und unge­bundene Form sind homophon (cf. Morin 1979b:23f, Lambrecht 1981:20).10 Ist das

9 In der Funktion als Personalpronomen der 1. Person Plural hat on in der französischen Umgangssprache nahezu vollständig das klitische Subjektspronomen nous ersetzt Nous hingegen wird im gesprochenen Französisch fast ausschließlich als Pronomen der ungebundenen Form verwendet (cf. Grafström 1969, Hausmann 1979, Söll 1980: 135m.

10 Diese Feststellung gilt auch - was in allen Klitik-Analysen des Französischen stets übersehen wird - für das Pr0-nomen ce. Es kann sowohl als Subjekts- als auch als Objektspronomen durch Relativsätze modifIZiert und folglich als nicht-kIitisches Pronomen verwendet werden (cf. Fran~is 1974:446f, Grevisse 1986:1070f):

(i) (a) Ce qui me fait peur dans elle, c'est ... (b) Ce qu'OII gagne par jour ... (c) Fais ce que tu veux.

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Pronomen ~a ungebunden, kann dessen Vokal nicht elidiert werden. Außerdem ist in diesem Fall ein "optional glottal stop" möglich (cf. Lambrecht 1981:20):11

(27) ~a onaime = [sa önem] oder [sa?önem]

Aufgrund dieser Beobachtungen muß die Anzahl der klitisch gebundenen Pronomina im Französischen erweitert werden. Die folgende Übersicht faßt alle klitisch gebun­denen Pronomina des Französischen zusammen:

(28) Die klitischen Personalpronomina des Französischen:

Subjektsklitika Objektsklitika

je me tu te

il,elle le, la, lu;; se on,nous nous

vous vous ils, elles les,leur

ce qa

Diese klitischen Personalpronomina sind sämtlich dadurch gekennzeichnet, daß sie alle typischen Eigenschaften von klitisch gebundenen Elementen besitzen. Dies gilt für die Subjektsklitika im gleichen Maße wie für die Objektsklitika. Bei allen kliti­sehen Pronomina handelt es sich ausnahmslos um spezielle KUtika. Sie verfügen über eine spezielle Syntax, d.h. sie weisen besondere syntaktische Verhaltensweisen auf und erscheinen in der Oberflächenstruktur häufig in einer anderen Position als andere pronominale oder nominale Subjekte bzw. Objekte. Außerdem kennen alle klitischen Personalpronomina entsprechende nicht-klitische Formen, aus denen sie - abgesehen von nous, vous, elle(s) und ~a. die mit einem nicht-klitischen Pronomen homophon sind - i.d.R. nicht durch "phonological rules of any generality" abgeleitet werden können (Zwicky 1977:4).12

11 Marin (1981) argumentiert dahingehend, daß auch das als Objekt fungierende '0 als Klitikon angesehen werden muß. Seiner Ansicht nach wird es normalerweise "without contrastive stress" in einem Satz wie (i) verwendet:

(i) Le fromage, j'aime pas .0. Marin (l981:105,Fn.14) nimmt an, daß es sich bei dem Objektspronomen '0 um ein "regular clitic" handelt, das im Gegensatz zu den anderen Objektslditika keine "spezielle Syntax" hat.

Das als Objekt fungierende .0 zeichnet sich jedoch aufgrund vieler anderer Eigenschaften als nicht-klitisches Element aus. Es kann beispielsweise vom Verb durch Adverbien getrennt stehen (cf. (iia» oder topikalisiert wer­den (cf. (üb)(cf. auch Auger 199Ob:ll):

(ü) (a) Des pommes, j'aime ~ ,0. (b) f;aje (ne) connais pas.

Aus diesem Grund kann das Objcktspronomen fa nicht zu den lditischen Pronomina des Französischen gerechnet werden.

12 Prinz (1991:10) weist zwar darauf hin, daß die Klitika me [mal und /e [la] aus moi [mwa] und lui [lui] durch eine phonologische Regel ableitbar sind, "die die vollen Vokale zu [al reduziert und die Gleitlaute [w] und [q] tilgt". AlIerdinas bandeh es sich bieIbei ausschließlich um Objektsklitika, die ausnahmslos durch eine spezielle Sylllax ausgezeicbnet sind, da sie ·steU in einer anderen Oberflllchenposition auftreten als nicht-klitische Objekts­pronomina.

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Im folgenden Abschnitt wird zu prüfen sein, inwieweit diese speziellen Klitika auch Eigenschaften aufweisen, durch die typischerweise nur Affixe charakterisiert

sind.

2.1.2 Die Affixeigenschaften der klitischen Personalpronomina im Französischen

Eine Übetprüfung des AffIXstatus der klitischen Pronomina des Französischen an­hand der in Kapitell aufgestellten Kriterien belegt deutlich, daß diese Pronomina auch Eigenschaften besitzen, die typisch für Affixe sind. Sie weisen zwar nicht alle, zumindest jedoch einige dieser typischen Eigenschaften auf.

Die klitischen Personalpronomina des Französischen haben einen sehr hohen Se­lektionsgrad, da sie ausschließlich ein Verb als Partner haben. Die Bindung an ein Element einer anderen Kategorie ist nicht möglich. Sie stehen - zumindest in Sätzen mit nicht-komplexen Verbalphrasen - stets adjazent zu dem Verb, an das sie syntak­tisch gebunden sind und bilden mit diesem eine phonologische Einheit, d.h. der syn­taktische Partner der klitischen Pronomina dient auch als phonologischer Partner.

In bezug auf das Kriterium der Bildung einer Einheit für syntaktische Operationen scheinen sich dieklitischen Pronomina des Französischen ebenfalls wie Affixe 'Zu verhalten. Anders als die englischen Klitika bleiben die französischen Objektsklitika bei der sogenannten Subjekt-Verb-Inversion am Verb gebunden (cf. Kayne 1975:92-95):

(29) ~} Le feras-tu? Leur parleras-tu? Me le donneras-tu?

Auch was die Bindungsrichtung betrifft, so weisen die klitischen Pronomina des Französischen große Ähnlichkeiten mit AffIXen auf. Sie treten in fast allen Kontexten unmittelbar vor dem Verb auf, an das sie sich binden, und sind proklitisch gebun­den. 13 Lediglich in zwei Kontexten ändern sie ihre Bindungsrichtung. Dies ist in den affirmativen Imperativsätzen und in den Sätzen der sogenannten Subjektsklitikon-In­version bzw. der Komplexen Inversion der Fall (siehe dazu Kapitel 3). In diesen bei­den Fällen stehen die klitischen Pronomina enklitisch zum Verb. Hierbei müssen sie im übrigen in der Schriftsprache stets durch einen Bindestrich mit dem Verb verbun­den sein. Das heißt, die postverbal gebundenen Pronomina sind nicht durch Spatien

13 Diese Feststellung gilt auch für Sätze, die eine infinite Verbfonn enthalten. Obwohl diese Sätze in dieser Arbeit unberücksichtigt bleiben, sei darauf hingewiesen, daß auch in Infinitivkonstruktionen das Klitikon stets proklitisch gebunden ist In Sätzen mit einem Auxiliar oder Kausativverb bindet es sich an das fmite (cf. (i», in Modalsätzen an das infinite Verb des Satzes (cf. (ii»:

(i) (a) Je rai fait (b) Elle s'est lavoo. (c) Je lw fais taper la lettre.

(ü) (a) Elle ne doit Dill renvoyer. (b) "'Elle ne doit la Dill envoyer.

39

von ihrem Partner getrennt und besitzen daher eine weitere Eigenschaft, die als ty­pisch für Affixe angesehen wird.

Die Bindunjj>ostverbal auftretenden Subjektsklitika kann außerdem zu morpho­phonologischJ Veränderungen am Verb führen. Endet das Verb mit einem Konso­nanten, verstummt dieser nicht, sondern wird als [t] realisiert, wenn das folgende Subjektsklitikon mit einem Vokal beginnt (cf. Grevisse 1986:641):14

(30) ~~ Que savait-i/? [kiJsavetil] Que prend-on? [kilprätöJ

In bezug auf die übrigen im vorangehenden Kapitel aufgeführten Kriterien zur Fest­stellung des Affixstatus eines Elementes verhalten sich die französischen Klitika nicht wie typische Mfixe.

In den Kombinationsmöglichkeiten zwischen klitischen Pronomina und Verben gibt es im Französischen keine arbiträren Lücken. Die Bindung eines Klitikon an ein Verb führt meines Wissens in keinem Fall zur Bildung einer besonderen Form und dem Verschwinden der Klitik-Form. Ebenso ruft die Verbindung von einem kliti­sehen Pronomen mit einem Verb im Französischen keine semantischen Ver­änderungen am Verb hervor.

Auch hinsichtlich der grundlegenden Unterscheidung zwischen AffIXen und Kli­tika scheinen sich die klitischen Personalpronomina des Französischen wie Klitika zu verhalten. Sie binden sich offensichtlich nicht an Verbstämme, sondern an flektierte Verben oder an infmite Verbformen.

Als Ergebnis der Überprüfung des Klitik- und AffIXstatus der gebundenen Perso­nalpronomina des Französischen läßt sich allerdings festhalten, daß sie neben allen Eigenschaften gebundener Elemente auch eine Reihe von Eigenschaften besitzen, die für AffIXe typisch sind Bemerkenswert ist, daß die Subjekts- und die Objektsklitika gleichermaßen diese Eigenschaften aufweisen.

In der hier vorgelegten Analyse wird gezeigt werden, daß alle klitischen Perso­nalpronomina des Französischen über ihre hier konstatierten Affix-Eigenschaften hinaus auch die grundlegende charakteristische Eigenschaft von Affixen besitzen, sich an Verbstämme zu binden.

2.2 Die klitischen Personalpronomina im Portugiesischen

Ebenso wie die französischen werden die portugiesischen Personalpronomina in den Grammatiken in bezug auf Numerus, Genus und Person sowie in bezug auf ihre granunmische Funktion unterteilt Hinsichtlich der grammatischen Funktion wird

14 Grevisse (1986:640) weist auBerdem darauf hin. daß der Schwa-Auslaut eiDes Vedls als Ce] ausgesprochenen wird. wenn ibm das KIi$:on je folst:

(i) (a) Aim6-je? [emd) (b) QuvrO.je? [uvrd)

40

zwischen Subjekts- und Objektspronomina unterschieden, die in vielen Grammatiken Pronomina des 'Casus Rectus' bzw. des 'Casus Obliquus' genannt werden (cf. Ali 1965:61, Cunha & Cintra 1984:279). Im Gegensatz zum Französischen kennt das Portugiesische nur für die Objektspronomina die Unterscheidung zwischen gebun­denen und ungebundenen Formen, die meist als 'unbetonte' und 'betonte' Pronomina ("pronornes atonos" und "pronomes t6nicos") bezeichnet werden (cf. All 1965:61, Cunha & Cintra 1984:278f, Alvarez et al. 1986:158). Viele Grammatiken nehmen außerdem die gleiche Unterscheidung vor, indem sie die Objektspronomina danach unterteilen, ob sie mit oder ohne Präposition verwendet werden (nforrnas de comple­mento com preposili!äo" und "formas de complemento sem preposi~äon) (cf. All 1965:61, Vazquez Cuesta & Mendes da Luz 1971:392, Hundertmark-Santos Martins 1982:114). Die folgende Übersicht zeigt die Formen und Einteilung der portu­giesischen Personalpronomina (cf. Ali 1965:62, Vazquez Cuesta & Mendes da Luz 1971:392, Cunha & Cintra 1984:279):

(31) Formen der portugiesischen Personalpronomina

Subjekt~- ~bundene unrbundene pronomma Obje tspronomina Obje tspronomina 15

. direkt indirekt reflexiv nicht-reflexiv reflexiv

mas./fem. mas./fem. mas./fem.

l.Ps.Sg. eu me me me mim mim

2.Ps.Sg. tu te te te ti ti

3.Ps.Sg. ele/ela o/a Ihe se ele/ela si

I.Ps.PI. nos nos nos nos nos nos

2.Ps.PI. vos vos vos vos vos vos

3.Ps.PI. eles/elas os/as Ihes se eleslelas si

Diese Formen der Personalpronomina sowie deren Einteilung sind für das Portugiesi­sche Portugals sowie Brasiliens zutreffend.16 In beiden Varianten ist der Gebrau~h der Pluralform der 2. Person in der Umgangssprache ausgeschlossen (cf. Cunha & Cintra 1984:287). Ansonsten gibt es hinsichtlich des Gebrauchs der Pronominalfor­men große Unterschiede zwischen den beiden Varianten. Im brasilianischen Portugie­sisch besteht eine Tendenz dazu, die gebundenen Pronomina zunehmend seltener zu verwenden. Insbesondere die gebundenen Akkusativpronomina der 3. Person sind in

15 Nach der Präposition com kontrahieren die ungebundenen Pronomina der 1. und 2. Person sowie das ungebundene Reflexivpronomen mit der Präposition zu folgenden Formen: comigo. contigo, consigo, con(n)osco, C01lVOSCO.

16 1m Galizischen gibt es zusätzlich noch die Form ehe (lee)), die statt der Form te als Dativpronomen der 2. Person Plural verwendet wird (cf. Alvarez et al. 1986: 163).

41

der brasilianischen Umgangssprache fast völlig verschwunden. In Sätzen mit einem finiten Verb werden sie entweder ganz ausgelassen (cf. (32a» oder durch ungebun­dene Pronominalformen ersetzt (cf. (32b»:17

(32) ~~ Eu vi. Eu vi eie.

Beim Gebrauch der Objektsklitika unterscheidet sich das Portugiesische Brasiliens außerdem hinsichtlich der Stellung. Anders als im iberischen Portugiesisch stehen die gebundenen Objektspronomina in Sätzen mit einem fmiten Verb fast immer unmit­telbar vor dem Verb (cf. (33»:

(33) ~~ Eu te vi. Meviu.

In der folgenden Darstellung der Klitik- und AffIXeigenschaften der gebundenen Pro­nomina des Portugiesischen beziehe ich mich primär auf die des iberischen Portugie­sisch. An den entsprechenden Stellen werde ich auch auf die Besonderheiten der Pro­nomina im brasilianischen Portugiesisch hinweisen. 18

2.2.1 Die klitischen Eigenschaften der gebundenen Personalpronomina im Portugiesischen

Ebenso wie die gebundenen Pronomina des Französischen sind auch die des Portu­giesischen nicht völlig isolierbar. Sie können nicht allein stehen, d.h. Einwortsätze mit gebundenen Pronomina sind im Portugiesischen ausgeschlossen:

(34) Quem e que tu viste? - *0.

Eine Überprüfung anhand der Kriterien zur Unterscheidung der Klitika von freien Wörtern belegt zweifelsfrei den klitischen Charakter der gebundenen Pronomina des Portugiesischen.

Die gebundenen Pronomina des Portugiesischen stehen i.d.R. adjazent zu dem Element, an das sie strukturell gebunden sind. Für die postverbal stehenden gebun­denen Pronomina ist diese Adjazenz obligatorisch; d.h. es können sich keine anderen Elemente zwischen dem Verb und dem Pronomen befmden:

(35) ~~ Eu vi-o ontem. *Eu vi ontem o.

17 Hierzu existiert eine umfangreiche Literatur. Neben zahlreichen traditionellen Arbeiten (cf. z.B. Spitzer 1940, Camara Ir. 1957, Meier 1969) gibt es eine Reihe neuerer UntelSUChungen, in denen sowohl in diachronischer wie auch in synchronischer Hinsicht Daten des bcasilianischen Portugiesisch ausgewertet worden sind (cf. M. Duarte 1989, Cyrino 1991). ln den Arbeiten im Rahmen des Prinzipien- undPanlmelermodells wird dabei vor al1em dis­kutiert, ob und wie das bnIsilianisdIc Portugiesisch als NIIII-Objekt-Spraclte analysiert werden kann (cf. Galves 1988, 1989, Farrelll990, Kalo 1991Ksiebe _ IUpitel4).

18 Soweit nicht anden angegeben, meine ich lIlil 'PorIugicsiscII' sters die in Ponup1 gesprochene Variante.

42

Auch in den Fällen, in denen das gebundene Pronomen präverbal erscheint, steht es meist adjazent zum Verb. Das Pronomen kann Ld.R. nicht durch ein dazwischen ste­hendes Element vom Verb getrennt auftreten:

(36) (a) Eu MO 0 vejo agora. (b) *Eu näo 0 agora vejo.

Allerdings kann die Negationspartikel nao auch zwischen präverbalem Pronomen und dem Verb erscheinen. Diese Stellungsmöglichkeit der Negationspartikel wird als 'Interpolatipn' bezeichnet und ist weitgehend auf eingeleitete Neben- oder In­terrogativsätze beschränkt (cf. z.B. Wanner 1982:195, Cunha & Cintra 1984:314):19

(37) (a) Disse que te näo viu. (b) Porque me naoralas?

Die unbetonten Pronomina des Portugiesischen bilden mit ihrem Partner eine phono­logische Einheit. Ähnlich wie im Französischen ist auch im Portugiesischen kaum feststellbar, ob diese Einheit durch interne Sandhi-Phänomene gekennzeichnet ist. Im Portugiesischen - wie in der Romania insgesamt - handelt es sich bei den meisten phonologischen und morphophonologischen Regeln (Vokalkontraktion, Elision, Gleitlautbildung etc.) sowohl um interne wie auch um externe Sandhi-Regeln (cf. Herslund 1986:5060.20 So kommt es z.B. zu einer Vielzahl von "rather intricate and complicated sandhi phenomena" (Herslund 1986:507), wenn einem Wort, das auf einen unbetonten Vokal auslautet, ein Wort mit Anlautvokal folgt. Diese Sandhi-Phä­nomene sind auch in Verb-Klitik-Verbindungen zu beobachten. Hierbei kontrahiert der Vokal eines gebundenen Pronomens mit dem Auslautvokal des vorangehenden Verbs (cf. insbesondere Viana 1883:6Off, auch Herslund 1986:507 sowie Stolz 1990:316):

(38) ~~

Steht ein vokalisches Klitikon präverbal, so kommt es zur Bildung eines Gleitlautes, wenn beispielsweise die Präposition de vorangeht (cf. Herslund 1986:514):

19 Wie das Beispiel (i) von Alvarez et al. (1986:206) belegt, scheint diese Beschränkung nicht für das Galizische zu gelten: :

(i) Iso xa /Ielo llIlll dicia a meus pais. Außerdem kÖRnen im Galizischen neben dem Negationselement auch andere Elemente (z.B. ein Sub­jektspronomen oder ein Adverb) zwischen das Klitikon und dem Verb gestellt werden (cf. Alvarez et al. 1986:205.1):

(ü) (a) Fai 0 que ehe llIl digo. (b) Quen WIe aIi pillara.

Im brasilianischen Por1ugiesisch ist die Interpolation völlig ausgeschlossen.

20 Cf. auch Vianna (1883:67), der zwar nicht von Sandhi-PbInomenen spricht, aber eine lIhnliche Beobachtung für das Zusammentreffen von Vokalen innerhalb und außerbalb von Wortgrenzen macht:

"Nous venons de voir que dIIIIs 1a relICOIlue de vO)'elles d'un mot ~ I'autre on observe eR g~ral les m&nes regles que Iorsque ceue relICOIllIe a lieu dIIIIs Je corps du mot.·

(39) (a)

(b)

deo corner [dju ku'mer] teilho vontaae de 0 fazer [ ... dju fa'zer]

43

Die postverbal stehenden vokalischen Objektspronomina passen sich außerdem in ihrer morphophonologischen Fonn an das Verb an, wenn es auf einen Nasaldiph­thong auslautet (cf. Cunha & Cintra 1984:280, auch Herslund 1986:515):

(40) ~ Däo-no. pöe-no. Tem-nos. Trouxeram-nas.

In der Umgangssprache ist auch zu beobachten, daß sich präverbal stehende Ob­jektspronomina an ein vorangehendes, nicht-verbales Element, das auf einen Nasal­diphthong endet, anpassen:21

(41) (a) E assim pedia, num d6 tamanho, Näo no urassem la donde estava.

(b) Neto sou de quem no sou! (c) Eu näo no quero.

Die gebundenen Pronomina des Portugiesischen können nicht betont werden. Sie können weder eine eigenständige Betonung tragen, d.h. Betonung zum Zweck der Hervorhebung oder zur Kennzeichnung eines Gegensatzes (cf. (41», noch den Wort­oder Satzakzent erhalten:

(42) ~~ *Eu näo A vi (mas vi-O). *0 Paulo LHE deu 0 livro.

Die Stellung der gebundenen Pronomina ist streng festgelegt. In Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext stehen sie entweder vor oder nach dem fIniten Verb des Satzes (siehe dazu Kap.4, Abschn.4):

(43) ~~ Calei-me. Näo me calei.

Treten zwei Pronomina gleichzeitig auf, erscheinen sie untereinander in einer festen Reihenfolge. Die Formen verschmelzen dabei miteineinander:22

(44) ~} Eu näo lho dou. EIe da-mo. o norne nao vo-Io direi.

Die Formen der gebundenen Pronomina des Portugiesischen sind morphologisch nicht sehr komplex, da sie nur jeweils aus einem Morphem bestehen. Sie bilden außerdem eine kleine, abgeschlossene Gruppe von Wörtern.

21 Die Beispiele (41a)-(41b) sind VOll Cunba &. Cintta (1984:280) und stammen von AntOnio Noble (S6, Lisboa: Guillard &. Aillaud 1898, 2.' ed.. p.77) und Jos! R~gio (Fado, Lisboa: Portuplia 1957,2.' cd., p.13). Das Beispiel (41c) ist von Juca (Filbo) (1967:163). Cf. auch die Beispiele in Williams (1938: 151).

22 Zu den verschiedenen Konh8k&iouronnen ... portuSiesischen 0bjek1spr0n0m.i cf. z.B. Cunba &. Cintta (1984:309). Im lnsilianiscbeII P\lrtugiesisch sind solche Formen allenfalls in da" Schriftsprache mOglic;b.

44

Das gebundene Pronomen des Portugiesischen bildet keine eigene syntaktische Konstituente. Dies belegen die entsprechenden Tests:

a) Es kann nicht durch eine andere Proform ersetzt werden:

(45) Eu conhe~o-a -> *Eu conhe~o ela.23

b) Es kann weder disloziert noch topikalisiert werden:

(46) (a) *0 (eu näo) conhe~o. (b) *A (eu näo) conhe~o.

c) Es kann auch nicht mit anderen freien oder gebundenen Wörtern durch eine Konjunktion verbunden werden:

(47) (a) *Eu vi Paulo e 0 na feira. (b) *Eu näo a e 0 conhe~o.

d) Es ist i.d.R. nicht modifizierbar, d.h. es kann nicht durch Modiflkatoren, die unmittelbar nach ihm stehen, näher bestimmt werden:24

(48) (a) *Eu näo os todos conhe~o. (b) *Eu conhe~o-os ambos.

(49) *Eu conhe~o-os <aue estäo aqui.

Diese Konstituententests sowie alle übrigen Kriterien zur Feststellung der typischen Eigenschaften gebundener Elemente belegen, daß es sich bei den sogenannten unbe­tonten Pronomina des Portugiesischen um gebundene Elemente handelt. Sie weisen alle typischen Eigenschaften gebundener Elemente auf und sind - ebenso wie die ge­bundenen Pronomina des Französischen - kUtisch gebunden.

Alle weiteren Personalpronomina des Portugiesischen weisen eindeutig keine kliti­schen Eigenschaften auf. Dies gilt sowohl für die Subjektspronomina als auch für die sogenannten betonten Objektspronomina. Beide Arten von Pronomina sind in der Tat betonbar (cf. (50» und können auch isoliert auftreten (cf. (51». Außerdem stehen sie nicht notwendigerweise in unmittelbarer Adjazenz zu dem Verb, von dem sie struktu­rell abhängig sind (cf. (52», und sie können auch topikalisiert werden (cf. (53»:

(50) ~~ ELE näo vem mas ELA. vem. Nunca vou com ELA. mas s6 com ELE.

23 Im gesprochenen brasilianischen Portugiesisch ist der Satz eu conhe,o ela völlig akzeptabel (cf. (33b». Dies ist dennoch kein Beleg dafür, daß das gebundene Pronomen a in eu conheW·1I durch eine Proform ersetzt werden kann, denn im gesprochenen brasilianischen Portugiesisch ist der Satz eu conhe,o-a ausgeschlossen.

24 Ebenso wie im Französischen kann ein gebundenes Pronomen nur dann modiflZien werden, wenn es mit dem ModifIkator keine Konstituente bildet (cf. Kayne 1975:91,Fn.25):

(i) (a) Eu [conh~s]~. (b) *Euconh~[os~.

Eine Ausnahme stellt das Prononten ° dar, das durch einen Relativsatz modifizien werden kann: (ii) (a) Eu nao sei 0 que fazer.

(b) 0 que 6 importante 6 que ..•

Hierbei scheint es sich - ähnlich wie im Französischen - um ein ungebundenes Pronomen zu handeln, das mit dem gebundenen Pronomen ° homophon ist.

45

(51) (a) Quem foi que fez isso? - Eie. (b) Quem e que tu amas? - Ela.

(52) Eu ~ vi isso. (53) A ela eu vou dar 0 presente.

Die Liste der klitischen Personalpronomina des Portugiesischen entspricht somit den in den traditionellen Grammatiken als unbetonte Pronomina bezeichneten Fonnen. Lediglich das Pronomen vos fehlt in der folgenden Tabelle, da es in der gesprochenen Sprache nicht vorkommt:

(54) Die kUtischen Personalpronomina des Portugiesischen:

me te

0, a; Ihe; se nos

os, as; lhes,· se

Bei allen klitischen Pronomina des Portugiesischen handelt es sich um spezielle Kli­tika. Sie zeichnen sie sich durch eine spezielle Syntax aus, da sie in einer anderen Oberflächenposition auftreten können als die ungebundenen Pronomina. Außerdem haben sie i.d.R. keine opake Phonologie, d.h. sie lassen sich nicht mittels pho­nologischer Regeln aus den entsprechenden ungebundenen Fonnen ableiten.

Im folgenden werde ich anhand der Unterscheidungskriterien zwischen Klitika und Affixen überprüfen, ob die klitisch gebundenen Pronomina des Portugiesischen ähn­lich wie die des Französischen charakteristische Eigenschaften von Affixen besitzen.

2.2.2 Die Affixeigenschaften der klitischen Personalpronomina im Portugiesischen

In bezug auf die grundlegende Eigenschaft der Affixe, nämlich die Bindung an einen Stamm, scheinen sich die portugiesischen Klitika ähnlich wie die französischen zu verhalten. Anders als Affixe binden sie sich offensichtlich entweder an ein flektiertes Verb oder an eine infmite Verbfonn. Allerdings trifft dies nicht für alle Klitikverbin­dungen zu. In bestimmten Kontexten können klitische Pronomina im Portugiesischen zwischen dem Stamm und den Flexionsaffixen des Verbs erscheinen. Dies ist in af­fumativen Matrixsätzen der Fall, wenn das Verb im Futur oder Konditional steht (cf.

Cunha & Cintra 1984:31ot):

(55) ~~ Calar-me-ei. Calar-me-ia.

Mit anderen Worten, die klitischen Pronomina sind in diesen Fällen nicht "extra­inflectional" (Klavans 1982:18), wie es für Klitika zu erwarten wäre. Sie verhalten sich vielmehr wie typische AffIXe, indem sie sich - zusammen mit anderen AffIXen -an einen Verbstamm binden und dadurch ein vollständiges Wort bilden.

46

Eine weitere Eigenschaft der klitischen Personalpronomina im Portugiesischen, die auf ihren Afftxstatus hindeutet, ist die, daß die Bindung postverbaler klitischer Pro­nomina morphophonologische Veränderungen am Verb hervorrufen kann. Bei allen auf -r, -s oder -z endenden Verbformen wird dieser Konsonant durch -1 ersetzt, sobald das Akkusativpronomen der 3. Person hinzutritt (cf. Hundertmark-Santos Martins 1982:120ff, Cunha & Cintra 1984:280, auch Rothe 1966:536f):

(56) ~ Eu fi-lo = Tu faze-lo = EIe fa-lo = Nos fazemo-lo = Eu quero faze-lo =

Eu fiz + 0 Tu fazes + 0 EIe faz+o Nos fazemos + 0 Eu quero fazer + 0

Anders als in typischen MfIXverbindungen kommt es in diesen portugiesischen Verb­Klitikverbindungen allerdings zu keinen semantischen Veränderungen des Verbs. Ebensowenig scheint es arbiträre Lücken in den Kombinationsmöglichen zwischen dem Klitikon und seinen möglichen Partnern zu geben.

Erscheint das Klitikonpräverbal, bleibt das Verb auch in seiner morphophonologi­schen Form stets unverändert. Abgesehen von dieser Beobachtung deutet einiges dar­auf hin, daß das Klitikon in präverbaler Position nicht - wie meist angenommen wird (cf. z.B. Cunha & Cintra 1984:310) - proklitisch an das Verb gebunden ist. Dies trifft zumindest in den Fällen zu, in denen das präverbale Klitikon durch die Interpolation eines Negationselementes vom Verb getrennt steht (cf. (37». Hier kann keine prokli­tische Bindung des Klitikons an das Verb angenommen werden. Es muß vielmehr entweder proklitisch an das Negationselement näo oder enklitisch an das vorange­hende Element gebunden sein. Evidenz für die Enklise-Erklärung fmdet sich in den phonologischen Eigenschaften präverbal stehender Klitika. Wie die Beispiele in (39) und (41) belegen, können sie phonologisch mit dem vorangehenden Element verbun­den sein. Außerdem deuten Rhythmus- und Betonungsfaktoren des Portugiesischen darauf hin, daß die präverbal stehenden Klitika enklitisch gebunden sind (cf. Car­valho 1989).

Dies bedeutet, daß sich die portugiesischen Klitika auch an nicht-verbale Katego­rien binden können. Sie besitzen daher einen geringeren Selektionsgrad bei der Wahl ihres Partners als typische Affixe. Außerdem sind der syntaktische und der phonolo­gische Partner eines portugiesischen Objektsklitikons nicht notwendigerweise iden­tisch, da es nicht immer phonologisch an das Verb gebunden ist. Nur bei den post­verbal auftretenden Klitika besteht eine solche Übereinstimmung zwischen syntakti­schem und phonologischem Partner, die für Affixe charakteristisch ist.

Stimmt allerdings die Annahme, daß sich auch präverbale Klitika enklitisch bin­den, so weisen die portugiesischen Klitika eine Tendenz zur Bindung an ihren Partner in einer einheitlichen Richtung auf, d.h. sie verhalten sich in dieser Beziehung ähnlich wie Affixe.

47

Einen zusätzlichen Hinweis auf den Affixcharakter der klitischen Pronomina des Portugiesischen liefert das Kriterium von Zwicky & Pullum (1983), wonach nur Affixe eine Einheit für syntaktische Operationen bilden. Im Falle der Anhebung eines Verbs oder Auxiliars muß das Klitikon zusammen mit dem Verb angehoben werden (cf. I. Duarte 1983:175,Fn.13):

(57) Ca) 0 que lhe disse 0 Paulo? (b) *0 que disse 0 Paulo lhe?

Eine weitere Beobachtung liefert zusätzliche Evidenz für den Affixcharakter der portugiesischen Objektsklitika. In der Schriftsprache sind die postverbalen Klitika stets durch einen Bindestrich mit dem Verb, an das sie sich binden, verbunden. Das heißt, es fehlen die eher für Klitikverbindungen typischen Spatien.

Die Überprüfung des AffIXstatus der klitischen Personalpronomina des Portugiesi­schen zeigt somit deutlich, daß sie eine Reihe charakteristischer Eigenschaften von AffIXen besitzen. Insbesondere können sich die klitischen Pronomina des Portu­giesischen an Verbstämme binden und weisen damit die grundlegende Eigenschaft von Affixen auf.

Im Kapitel 4 wird in einer detaillierten empirischen Analyse des Portugiesischen gezeigt werden, daß die portugiesischen Objektsklitika tatsächlich als Affixe zu ana­

lysieren sind.

48

3. Generative Analysen zur Grammatik der klitischen Personalpronomina in den romanischen

Sprachen

Die Überprüfung der Klitik- und Afflxeigenschaften der gebundenen Personalprono­mina des Französischen und Portugiesischen hat deutlich gemacht, daß diese Prono­mina im Unterschied zu ungebundenen Nomina bzw. Pronomina eine Reihe syntakti­scher und morphologischer Besonderheiten aufweisen. Sie sind stets klitisch gebun­den, besitzen eine spezielle Syntax und außerdem Eigenschaften, die für AffIxe cha­rakteristisch sind.

Gebundene Pronomina dieser Art kommen in allen romanischen Sprachen vor. Sie stellen eines der markantesten gemeinsamen Merkmale dieser Sprachengruppe dar.1

Aufgrund ihrer besonderen Verhaltensweisen waren und sind sie sehr häuflg Gegen­stand eigener linguistischer Untersuchungen.

Im Rahmen der generativen Grammatiktheorie sind die klitischen Pronomina der romanischen Sprachen ursprünglich vor allem unter zwei Gesichtspunkten untersucht worden, aus denen sich zwei separate Forschungsgebiete entwickelten. Ausgehend von den Arbeiten Perlmutters (cf. Perlmutter 1971) wurde versucht, Regeln zu erarbeiten, durch die die Stellung mehrerer gleichzeitig auftretender klitischer Ob­jektspronomina beschrieben werden kann. Hierbei wurde diskutiert, ob durch so­genannte 'Oberflächenstrukturbeschränkungen' die Kombinationsmöglichkeiten von klitischen Pronomina erfaßt werden können. In einem zweiten Untersuchungsschwer­punkt ging es darum, die spezielle Syntax der klitischen Pronomina in. den romani­schen Sprachen zu beschreiben. Dabei wurde vor allem die Frage erörtert, ob die klitischen Pronomina in der gleichen Position wie nicht-klitische Pronomina generiert werden.

Mit der Ablösung des Modells der Generativen Transfonnationsgrammatik durch das Prinzipien- und Parameter-Modell verlagert sich die Diskussion der klitischen Pronomina auf andere Schwerpunkte. Diskutiert wird dabei unter anderem die Frage nach deren Status und der Art der Position, in der das Klitikon generiert wird bzw. in die es bewegt wird. Eine weitere Frage ist die nach dem Verhältnis zwischen dem

Nicht selten wird die PronominalsynlaX als eine der kompliziertesten Bereiche der romanischen Sprachen angese­hen. So ist beispielsweise nach Ansicht von Bello (1910:236) der Gebrauch der klitischen Pronomina des Spani­schen "una de las materias de m3s dificuitad y complicaci6n que ofrece la lengua".

49

Klitikon und dem in der Komplementsposition befmdlichen leeren bzw. lexikalischen Element. Damit im Zusammenhang steht die Frage nach der Art der leeren Kategorie, die in der Komplementsposition stehen kann bzw. muß.

Im folgenden soll die sehr umfangreiche generative Literatur über die klitischen Personalpronomina in den romanischen Sprachen dargestellt und kritisch begutachtet werden. Dabei werden zunächst die Analysen der klitischen Objektspronomina be­sprochen, die einen breiten Raum in der generativen Klitikdiskussion einnehmen.2 Die Arbeiten von Perlmutter (1971) und die daran anknüpfenden Analysen der Kombinationsmöglichkeiten mehrerer gleichzeitig auftretender Objektsklitika werde ich nur knapp darsteJilen, da ich in meiner eigenen Analyse nicht auf diese Problema­tik eingehen werde. Aus dem gleichen Grund werde ich mich ebensowenig einge­hender mit Untersuchungen zum Verhalten der klitische Objektspronomina in Sätzen mit komplexen VemJuphrasen befassen. In einem gesonderten Abschnitt werde ich die Arbeiten zu den Subjektsklitika betrachten.

3.1 Die Kombinationsmöglichkeiten und -beschränkungen der klitischen Objektspronomina

Das von Chomsky (1965) entwickelte Standardmodell der Generativen Transforma­tionsgrammatik erlaubt prinzipiell, daß mit Hilfe von Phrasenstrukturregeln Sätze ge­neriert werden können, die bei ihrer "Aktualisierung" ungrammatisch sind. Um dies auszuschließen, sieht Chomsky (1965:138t) Blockierungsmechanismen ("Filter") vor, die die Anwendung bestimmter Transformationsregeln verhindem sollen. Die Oberflächenstruktur eines Satzes kann denmach nur dann aus einer Tiefenstruktur abgeleitet werden, wenn die (obligatorischen) Transformationen nicht blockiert sind.

In seiner Untersuchung der Kombinationsmöglichkeiten spanischer und - in einge­schränkterem Maße auch - französischer Objektsklitika beobachtet Perlmutter (1971), daß bei der Anwendung der Transformation der Klitikbewegung3 Probleme auftreten, die durch Chomskys Blockierungsmechanismus nicht gelöst werden können. So kann z.B. die Ungrammatikalität von Satz (la) nicht dadurch erklärt werden, daß die An­wendung der Transformation der Klitikbewegung blockiert worden ist, da die gleiche Transformation durchaus zu einem grammatischen Ergebnis führen kann (lb):

(1) *TI le me donnera. TI me le donnera.

2 In sehr vielen generaliveu Arbeiten Ober Klitika - auch in denen. die explizit den Anspruch erbeben. eine Theorie da- K1itika zu entwerfen - werden die kIitischen Subjelttspronomina implizit ausgeschlossen. Mit dem Begriff 'KJitikon' wird sich in da- ,encmtiven Qrammalik i.d.R. nur auf die kIitischen ObjektsprOnomina, einschließlich dec kIitischen ReflexivplOllOlDiDa. UDd die tIitischen Pronominaladverbien bezogen (cf. u.a. Chomsky 1981:275). Subjektsklitika sind mit dem Bqriff im aIlgomeinen nicht erfa8t.

3 Damit ist die ADIlebun& des IClitikDIIs ..... postvedlalen Objektsposition in die präverbale Posilion gemeint (sielte dazu den fDlsenden A.bIcbnitt 3.2).

50

Zur Lösung dieses Problems schlägt Perlmutter (1971) die Einführung von 'Oberflä­chenstrukturbeschränkungen' ("surface structure constraints" bzw. "output con­ditions") vor, die die Bildung ungrammatischer Klitiksequenzen nach der Anwen­dung der Bewegungstransformation verhindern sollen:

"In all languages in which clitics move to a particular place in the sentence, there are surface structure constraints on the relative order of c1itics." (perlmutter 1971 :48)

Das Ergebnis ("output") einer Klitikbewegungstransformation wird durch eine "Liste" ("chart, table, template") überprüft, in der die grammatischen Kombinations­möglichkeiten der Klitika festgelegt sind. Stimmt die Reihenfolge der in ihre Oberflächenposition bewegten Klitika nicht mit den Festlegungen in der Liste über­ein, wird der Satz als ungrammatisch ausgeschlossen.

Nach Perlmutter (1971) sieht eine Oberflächenstrukturbeschränkung für die spani­schen bzw. französischen Objektsklitika jeweils folgendermaßen aus:

(2) Obeif/ächenstrukturbeschränkung für spanische Objektsklitika (Perlinutter 1971 :45):

(3)

se 2.Ps. I.Ps. 3.Ps.

Obeif/ächenstrukturbeschränkung für französische Objektsklitika (perlinutter 1971:57):

me ne te 3.Ps.Akk

nous vous se

3.Ps·Dat y en

In Anlehnung an die von Perlmutter vorgeschlagenen Oberflächenstrukturbeschrän­kungen wurde versucht, auch für andere, meist romanische Sprachen in ähnlicher Weise Beschränkungen für die Reihenfolge der Klitika zu formulieren.4 Perlmutters Vorschläge wurden in der Folge allerdings auch heftig kritisiert und als inadäquat zurückgewiesen (cf. Seuren 1976, Hetzron 1977).5 Einer der Einwände gegen Perl­mutters Oberflächenstrukturbeschränkungen ist der, daß sie im Grunde nichts anderes seien als eine Beschreibung dessen, was bereits in vielen traditionellen Grammatiken über die Stellung klitischer Pronomina zu froden ist (cf. Hetzron 1977:194, Herschen­sohn 1980a:195). Nach Ansicht von Seuren (1976:16) ist die Arbeit von Perlmutter letzten Endes nur "an incorporation of traditional gramrnatical views on clitics into a

4 Cf. für das Italienische z.B. Seuren (1974) und Wanner (1977). Für die Untersuchung von K1itiksequenzen in einer nicht-romanischen Sprache sei auf die Arbeit von Tegey (1975) über die Klitika im PashIO verwiesen.

5 Für eine Kritik an Perlmuuers OberfIächenbeschdlnkungen für das Spanische cf. z.B. Contreras &. Rojas (19n), Dinnsen (19n), Szabo (1974) und Suller (1974) und für das Französische z.B. Ernonds (1975) und MonviUe­Burston (1985).

51

transfonnational frame".6 Einer der Hauptkritikpunkte an der Analyse Perlmutters betrifft dessen Annahme, daß in allen Sprachen, die klitische Pronomina besitzen, de­ren Reihenfolge durch Oberflächenstrukturbeschränkungen strikt festgelegt ist (cf. Perlmutter 1971 :46). Hetzron (1977: 194ft) und Seuren (1976: 12ft) weisen darauf hin, daß eine solche strenge Festlegung der Klitika-Reihenfolge Stellungsvariationen nicht gerecht wird, die es innerhalb von Einzelsprachen geben kann (cf. z.B. auch Wanner 1974). Abgesehen von innersprachlichen Variationen können durch die Oberflächenbeschränkungen bestimmte Klitiksequenzen nicht ausgeschlossen wer­den, die mit bestimmten Verben nicht möglich sind. Während beispielsweise die Kli­tikreihenfolge in (4a) durch die Beschränkung in (3) ausgeschlossen ist, läßt sich die Ungrammatikalität der Klitiksequenz in (4b) nicht aus (3) ableiten:

(4) *n me vous presentera. *Je vous Lui presentera.

Perlmutter führt aus diesem Grund sogenannte "nonglobal constraints on clitics" ein, die nur für bestimmte Klitiksequenzen bestimmter Verben (z.B. recomendar bzw. re­commander oder presentar bzw. presenter) Gültigkeit haben. Seuren (1976) kritisiert diese zusätzlichen Beschränkungen als ad hoc-Lösungen, da sie nicht erklären, warum diese Beschränkungen für mehrere Sprachen Gültigkeit haben. Emonds (1975), der die von Perlmutter postulierten Beschränkungen ebenfalls zurückweist, nimmt an, daß die Ungramrnatikalität der Sätze in (4) auf ein allgemeines Strukturerhaltungsprinzip zurückgeführt werden kann, dem alle Transfonna­tionsregeln unterliegen. Seinem Transfonnationsmode1l7 zufolge stehen den Klitika in diesen Sätzen nur eine Landeposition vor dem Verb zur Verfügung. Da - wie er zeigt - die Klitika weder durch eine lokale noch durch eine Wurzeltransfonnation vor das Verb bewegt werden können, ist die Anhebung von zwei Klitika in (4) auf grund des Strukturerhaltungsprinzips nicht möglich. Der Vorteil dieser Analyse ist der, daß im Rahmen dieses Transfonnationsmodells die Reihenfolge der Klitika ohne die An­nahme zusätzlicher Beschränkungen erklärt werden kann (siehe auch Abschnitt 3.2.4).

In der neueren generativen Klitikdiskussion wird auf die Problematik der Kombinationsbeschränkungen beim Auftreten mehrerer klitischer Pronomina kaum mehr eingegangen. Es werden vor allem Fragen diskutiert, die die spezielle Syntax der Objektsklitika betreffen. Die Frage, wie im Rahmen der Prinzipien- und Parame­tertheorie das Stellungsverhalten mehrerer gleichzeitig auftretender Klitika beschrie-

6 Perlmutters OberillIcbcnbesclullnltung für die franz(lsischen Klitika unterscheidet sich in da Tat kaum von den in vielen Schulgrammatiken des FranzOsischen IlllZUlreffenden "Fllhnchen·. die die Reihenfolge der K1itika veran­schaulicben unddieLemer sich einpdlgen sollen (cf. z.B. Klein &. Strohmeyer 1970:149. Confais 1981:153).

7 Emonds Klitiktheorie ist eingebcUel in seine Typologie da Transfonnatione (cf. Emonds 1976). Demnach gibt es drei mögliche ~ Trlnsfonnatiollell. die den höchsten S-Knoten eines Satzes betreffen (Wurzel­trtmsformaliollOl). 8tr11k1J1rerlr4lte_ T~OTrIISIionell. bei denen die dun;h die PhrasenslrukllUTegeln vorgege­bendea StrukIun:n nicht va1Iadcn werden und lokale TrfJ1lS/ormotionen. die nur zwei adjazente Knoten betreffen.

52

ben werden kann, ist bisher weitgehend undiskutiert - und damit ungeklärt - geblie­

ben.

3.2 Morphologie und Syntax der kUtischen Objektspronomina

3.2.1 Die "klassische" Analyse: Die Klitikbewegung

Eine der wichtigsten Untersuchungen für die generative Diskussion der klitischen Pronomina in den romanischen - und nicht-romanischen - Sprachen ist zweifelsohne die Arbeit von Kayne (1975).8 Kaynes Verdienst ist es unter anderem, zum ersten Mal die zahlreichen in den traditionellen Grammatiken und anderen Arbeiten zum Französischen niedergelegten Beobachtungen zu den französischen Pronomina (z.B. Sandfeld 1928, Martinon 1927) systematisch zusammengefaßt und im Rahmen einer Syntaxtheorie abgehandelt zu haben. Anhand von Vergleichen mit den sogenannten 'starken' Pronomina und 'vollen' Nomina macht Kayne (1975:8195) die typischen klitischen Eigenschaften der sogenannten 'schwachen' Pronomina deutlich.

Den Schwerpunkt der Arbeit von Kayne (1975) bildet der Versuch, die besonderen syntaktischen Verhaltensweisen der klitischen Objektspronomina zu erklären. Eine der Hauptfragen ist dabei, ob diese Pronomina bereits in der Basis in ihrer Oberflä­chenposition generiert werden oder durch eine Transformation dorthin bewegt wer­den. Kayne (1975) nimmt an, daß die letztere Annahme die zutreffende sei, d.h. er vertritt die Auffassung, daß die klitischen Objektspronomina durch eine Transforma­tion aus der Komplementsposition des Verbs in ihre Oberflächenposition bewegt werden. Seiner Ansicht werden die Objektsklitika in der Objektsposition nicht bereits in ihrer Fonn als Klitika, sondern als "'bare' pronouns" generiert. Diese "bloßen" Pronomina werden je nach Kontext entweder als nicht-klitische oder klitische Pro­nomina realisiert (cf. Kayne 1975:102).9 Mit anderen Worten, alle Formen der

8 Kaynes AIbeit ist immer wieder als "bahnbrechend" bezeichnet worden (cf. Jaeggli 1982:11). Für Strozer (1976:34) beispielsweise stellt sie "[olne of the most thorough studies to date of the grammar of the clitics for any Romance Ianguage [ ... l" dar.

9 Wer unterscheidet sich Kayne von den ursprünglichen Annahmen zur Pronominalisierung (z.B. Lees & Klima 1963) und auch von Gross (1%8). da er nicht davon ausgeht, daß Pronomina aus basisgenerierten Nomma abge­leitet werden. Er nimmt an. daß die "bare pronouns" direkt - mit den entsprechenden Indizes - basisgeneriert wer­den. Kayne (1971) folgert dies aus der Beobachtung. daß es bei der üblichen Anwendung der Prono­minalisierungsregel vor einer Klitikbewegungsregel zur Erzeugung ungrammatischer Sätze kommen kann. wie z.B. Satz (i):

(i) ·Je luij enleverai Ja pe!ite amie de Jeani. Eine Umkehrung der Anwendunpfolge der beiden Transformationsregeln würde zwar den Satz (i) korrekterweise ausscbliellen. gleichzeitig wäre jedoch nicht mehr die Ableitung von (H) möglich:

(Ii) La pedte amie de Jean; Je; d6tcste. Zur Lösung dieses Pn1blems. das in det Literatur auch 'Kaynesches Paradoxon' genannt wird. schlIIgt Kayne (1971:240) vor. die PronomiDa iII der Basis zu generieren. In diesem Fall führt die Anwendung der KlitikbeWC­gung va- der Pronominalisierwla zu korrekten Ergellnissen: Die PronominaIisierung, die nunmehr als eine Regel verstanden wird. "which 6_ oBtf ... l certain COIIfigoratioßs of anaphoric pronouns" (Kayne 1971:24O),lIIBt nacl1

53

Objektspronomina werden "from a single lexical item that is spelled out differently depending on its position in the sentence (and on case marking)" abgeleitet (Kayne 1975:69). Evidenz für diese Annahme sieht Kayne in der Beobachtung, daß klitische und nicht-klitische Objektspronomina bzw. Nomina in komplementärer Distribution stehen (cf. Kayne 1975:66ff):

(5)

(6)

(7)

(8)

Maria ne connait que mes amis. Marie ne connait qu'eux. *Marie ne connait que [es. Marie [es connait. *Marie mes amis connait. *Marie eux connait. Marie ne parle qu'a mes amis. Marie ne parle qu'a eux. *Marie ne parle qu'a [euro

Marie [eur parle. *Marie mes amis parle. *Marie eux parle. *Marie a eux parle.

Die klitischen Objektspronomina gelangen nach Ansicht Kaynes durch die Transfor­mation der Klitikbewegung ("Clitic Placement") in ihre Oberflächenposition. Sie werden dadurch in die Position unter den V-Knoten bewegt und dort an das Verb kIi­tisiert (cf. Kayne 1975:76).10 Demnach kann die Klitikbewegung wie folgt beschrie­ben werden (cf. auch Gross 1968:22ff):

(9) Klitikbewegung ("Clitic Placement"): 1 1

X V Y Pro Z -> 1 4+2 3 5 12 3 4 5

Kayne (1975) nimmt an, daß diese Regel postzyklisch ist, d.h. daß sie erst nach Ab­schluß des Transformationszyklus zur Anwendung kommt. Lediglich die Subjektskli­tika werden noch später bewegt, da sie erst nach der Bewegung der Objektsklitika an V adjungiert werden. Dadurch kann erklärt werden, daß die Subjektsklitika i.d.R. vor den Objektsklitika auftreten und daß deren Stellung keinen Oberflächenbeschrän­kungen unterliegt (cf. Kayne 1972, 1975:87,Fn.18).

Kayne (1975) sieht den Vorteil seiner Analyse der Objektsklitika darin, daß hierbei die wenigsten Zusatzannahmen für die Theorie benötigt werden. Bei der Annahme

deI' Anwendung deI' Klitikbewegung nur die Eneugung von SalZ (ü). niebt aber die von SalZ (i) zu (cf. u.a. auch HeISChensohn 198Ob).

10 Die Bezeichnung 'KIitikbewegung' ist im Grunde genommen niebt korrekt; denn nicht das KIitikon wird bewegt, sondel'n ein Pronomen, das fUlCh der Bewegung in ein Klitikon "umgewandelt" wird (cf. auch Kayne 1975:105). Außerdem wird deI' Begriff 'KIitikon' in diesem Faß ausschließlich auf Objektslditilca bewgen.

11 Ein Sondedall deI' Kli&ikbewegung ist die sogenannte se-Bewegl/llg (cf. Kayne 1975:375): (i) Se-Bewegung ("Se Placement"):

XNPiVY~Z -> 12S(+Rj+346 123456

Sie wird dann aogewerKie&, WClIIß das Pronomen mit dem vorangehenden Nomen koreferent islln diesem Fall er­hIlt das bewegte P.ronomea das Merkmal [+R(eflexiv»).

54

einer Basisgenerierung der Objektsklitika in ihrer Oberflächenposition müßten die Phrasenstrukturregeln erweitert werden. Zudem müßte mit Hilfe einer lexikalischen Redundanzregel festgelegt werden, daß jede subkategorisierte Objekt-NP auch als entsprechendes präverbales Klitikon realisiert werden kann. Kayne zeigt auf, daß eine solche Zusatzregel eine Reihe von Problemen für eine Analyse im Rahmen der gene­rativen Transformationsgrammatik aufwirft. In Sätzen, in denen die Subkategori­sierung eines Komplements beispielsweise durch ein Adjektiv und nicht durch das Verb bestimmt wird, würde die lexikalische Redundanzregel dem Adjektiv und nicht dem Verb das (redundante) Merkmal "Klitikon __ " zuweisen. Die gemäß der Re­dundanzregel korrekte Zuweisung dieses Merkmals an das Adjektiv hätte den un­grammatischen Satz (lOb) zur Folge. Die richtige Stellung des Klitikons vor dem Auxiliar in Satz (lOc) hingegen könnte nicht erklärt werden (cf. Kayne 1975:70f):

(10) ~~ Jean est fidele a ses parents. *Jean est leur fidele. Jean leur est fidele.

Als weitere Alternative zur Bewegungstransformation diskutiert Kayne (1975:760 die Annahme, daß sowohl in der Klitikposition als auch in der Komplementsposition ein Pronomen basis generiert wird. Mittels einer Tilgungsregel ("Pronoun Deletion rule") könnte dann das von der NP dominierte Pronomen getilgt werden:

(11) Pronomentilgung ("Pronoun Deletion"): X Proj + V Y Proj Z -> 1 2 3 4 (() 6 1 2 3 4 5 6

Diese Annahme würde nach Kayne (1975:760 zwar korrekt die Subkategorisierungs­eigenschaften erfassen, es wären allerdings eine Reihe zusätzlicher Annahmen notwendig: Die Phrasenstrukturregeln müßten beträchtlich erweitert werden, und es müßten zusätzliche Filtermechanismen eingebaut werden, um zu verhindern, daß nicht identische Pronomina gleichzeitig generiert werden. Für Kayne (1975) ist dies eine Bestätigung dafür, daß im Rahmen der generativen Transformationsgrammatik die Bewegungsanalyse das Verhalten der französischen Objektsklitika am adä­quatesten erklärt. Allerdings weist er auch auf einige Probleme hin, mit der die Bewe­gungsanalyse konfrontiert wird.

Für einige Objektsklitika scheint eine transformationelle Ableitung "unnatürlich", da für sie keine "convenient postverbal NP source" existiert (Kayne 1975:3850. Hierzu zählt u.a. das bestimmten Verben 'inhärente' Klitikon se (wie z.B. in s'eva­nouir, s'en aller oder s'imaginer quelque chose). Kayne (1975:385-395) plädiert den­noch für die Generierung dieses Klitikons in der Komplementsposition. Er begründet dies damit, daß es sich in vieler Hinsicht ähnlich wie ein "gewöhnliches" klitisches Reflexivpronomen verhält Kayne (1975:387ff) weist darauf hin, daß die Partizipial­form des Verbs ebenso wie mit einem Reflexivpronomen auch mit dem 'inhärenten' se kongruieren kann. Außerdem beobachtet er, daß ein 'inhärentes' se nur mit Verben.

55

nicht aber mit Adjektiven vorkommen kann. Die gleiche Beschränkung trifft auch für Reflexivpronomina zu. Kayne (1975:391) folgert daraus, daß "the absence of inherent adjectival se might be reducible to the at best marginal applicability of Se-PI with adjectives in the case of ordinary reflexives". Ein weiteres Argument für die transfor­mationelle Ableitung des 'inhärenten' se sieht Kayne (1975:391f) darin, daß es nur dann vor einem Verb auftreten kann, wenn das Verb nicht noch gleichzeitig sowohl ein direktes als auch indirektes Objekt besitzt. Der Grund hierfür liegt seiner Ansicht nach darin, daß se aus einer dieser Objektspositionen herausbewegt werden muß.

Kayne folgert daraus, daß auch den 'inhärenten' Klitika Objektstatus zugewiesen werden muß. Mit anderen Worten, auch Objektsklitika, die semantisch nicht aus einer Objekt-NP ableitbar sind, können nach Ansicht von Kayne in einer Objektsposition generiert und durch die Transformation se-Bewegung abgeleitet werden.

Zusätzliche Evidenz dafür, daß die Objektsklitika im Französischen aus einer Ob­jektsposition in ihre Oberflächenposition bewegt werden, findet Kayne im Verhalten der Klitika in sogenannten Kausativkonstruktionen. Dabei handelt es sich um Sätze mit komplexen Verbalphrasen, die das Verb faire als finites Verb enthalten (Kayne 1975:KapA). Kayne stellt fest, daß in solchen Sätzen (wie z.B. in (12a» nur das di­rekte Objekt (cf. (12b», nicht aber das Präpositionalobjekt des infinten Verbs pro­

nominalisiert werden kann (cf.(12c»(cf. Kayne 1975:288):

(12) ~} Cela rvp' fera 16lephoner [s ce gar~on a ses parents]] Cela le fera 16lephoner a ses parents. *Cela leur fera telephoner ce gar~on.

Kaynes Analyse zufo1ge kann die Ungrammatikalität des Satzes (12c) mit Hilfe der Beschränkung des Spezifizierten Subjekts erklärt werden. Diese von Chomsky (1973) formulierte Beschränkung legt fest, daß in der Struktur ... X .. , [s ... Z ... -WYV ".] keine grammatische Beziehung zwischen X und Y bestehen kann, falls Z das Subjekt von WYV ist.12 Für die Klitikbewegung bedeutet dies, daß ein Pronomen nicht aus einem eingebetteten Satz herausbewegt werden kann, wenn es dabei über das Subjekt des Satzes hinwegbewegt wird (cf. Kayne 1975:287). Nach Ansicht von Kayne ist folglich Satz (12c) ausgeschlossen, weil die Bewegung des Präpositionalobjekts nicht

möglich ist. Das Akkusativobjekt in (12b) hingegen kann an das finite Verb des Ma­trixsatzes klitisiert werden, ohne die Beschränkung des Spezifizierten Subjekts zu verletzen (cf. auch Borer 1986:3f). Der Grammatikalitätsunterschied zwischen den Sätzen (l2b) und (12c) bestätigt somit Kaynes Annahme der Klitikbewegung, da das Erscheinen der Objektsklitika in ihrer präverbalen Oberflächenposition auf eine Bewegung aus einer Komplementsposition in der Tiefenstruktur zurückgeführt wer­

den muß.

12 ZusaIZIich wird durch diese BescIutnIwng festaelegt, da8 X nicht in der COMP-Position von S steht odet der ein­gebeuetc Satz nicht finit sein dIrf (cf. Qomsky 1973:257).

56

Kayne liefert damit eine Vielzahl von Argumenten, die für eine Generierung der französischen Objektsklitika in der Objektsposition bzw. gegen eine Basisgenerie­rung in deren Oberflächenposition sprechen. Er weist außerdem in überzeugender Weise nach, daß die Objektsklitika eng an das Verb gebunden sind und aus diesem Grund in eine Position unterhalb von VO bewegt werden müssen. In der Folgediskus­sion von Kaynes Arbeit werden allerdings eine Reihe von Argumenten gegen seine Analyse der Klitikbewegung gebracht. Vor allen Dingen zeigt sich, daß diese Ana­lyse auf andere romanische Sprachen, die ebenfalls Objektsklitika kennen, nicht übertragbar ist. Aber auch was Kaynes Analyse des Französischen betrifft, bleiben einige Fragen ungeklärt, auf die im folgenden Abschnitt eingegangen werden soll. Als Alternative zu Kaynes Analyse wird deshalb vorgeschlagen, die Klitika direkt in ihrer Oberflächenposition basiszugenerieren.

3.2.2 Die Basisgenerierung der Objektsklitika13

Angeregt durch die Arbeit von Kayne (1975) entwickelte sich in der Folgezeit inner­halb der generativen Grammatik eine intensive Debatte über die Beschreibung kliti­scher Pronomina in den romanischen Sprachen. Die Diskussion konzentrierte sich dabei in erster Linie auf die klitischen Objektspronomina (einschließlich der Refle­xivpronomina). Wie auch bei der Diskussion um die Oberflächenbeschränkungen von Klitiksequenzen im Anschluß an die Arbeit von Perlmutter (1971) stand zunächst insbesondere die Untersuchung der klitischen Pronomina des Spanischen im Mittel­punkt der Forschungsarbeit. Als "Pionierarbeiten" können hier die beiden Dis­sertationen von Strozer (1976) und Rivas (1977) gelten. Beide Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß die Kaynesche Bewegungsanalyse für die spanischen Klitika nicht übernommen werden kann. Sie stellen demgegenüber die These auf, daß im Spani­schen die klitischen Pronomina in ihrer Oberflächenposition basisgeneriert werden, und schlagen aus diesem Grund eine Erweiterung der Phrasenstrukturregeln vor (cf. Rivas 1977:36 und - in etwas modifizierter Form - Strozer 1976:120):

(13) V' -> Kl'V

Hauptargument für diese Annahme ist die Beobachtung, daß im Spanischen klitische Objektspronomina und nicht-klitische Objekte nicht bzw. nicht immer komplementär distribuiert sind:

"This being tbe case, tbe complementary distribution argument (tbe prime motivation for a movement transformation of CI[itic]-Pl[acement]) has no

13 Unter 'Basisgenerierung' der Objektsklitika wird hier versranden, daß sie bereits in der Basis in ihrer Oberflllchen­position generiert werden. Es sei darauf hingewiesen: daß damit bisweilen auch gemeint sein kann, daß Objelclsldi­tika bereits in der Basis als k1itische Pronomina (in der NP-Position) generien und nicht aus Nomina b2:w. Prooo­mina abgeleitet werden (cf. Herschensohn 1980b).

force in Spanish. Moreover, a movement rule which derives the clitics from pronominal NPs cannot account for the Spanish data." (Strozer 1976:46)

57

Strozer (1976:46-54) und Rivas (1977:30-33) weisen darauf hin, daß in einer Reihe von Kontexten im Spanischen Klitika und mit ihnen koreferente nicht-klitische No­mina bzw. Pronomina gleichzeitig verwendet werden (cf. auch Garcia 1975:Kap.5). Handelt es sich bei dem Komplement des Verbs um eine indirekte Objekt-NP, ist das Auftreten des Dativklitikons stets obligatorisch:

(14) (a) Pablo le habla a Marfa. (b) *Pablo habla a Marta.

Im Falle eines nicht-klitischen pronominalen Objektskomplements besteht ebenfalls keine komplementäre Distribution von Klitikon und nicht-klitischem Element. Das nicht-klitische Pronomen kann nur zusammen mit einem koreferenten Klitikon ver­wendet werden. Dies ist unabhängig davon, ob das Pronomen als direktes oder indi­rektes Objekt fungiert:

(15)

(16)

Pablo la conoce. Pablo la conoce a ella. *Pablo conoce a ella. Pablo le habla. Pablo le habla a ella. *Pablo habla a ella.

Steht nach dem Verb ein 'volles' direktes Objekt, sind Klitikon und Nominalphrase komplementär verteilt:

(17) ~ Pablo conoce esta poesta. Pablo conoce a Marta. Pablo la conoce. *Pablo 1a conoce esta poesta. *Pablo La conoce a Marta.

In einigen Varianten des Spanischen, insbesondere des in der Region des Rio de la Plata in Argentinien und Uruguay gesprochenen Spanisch, scheint das Objektskliti­kon auch dann möglich bzw. sogar obligatorisch zu sein, wenn die koreferente direkte Objekt-NP das Merkmal [+belebt] trägt und daher mit der Präposition a verbunden ist

(cf. auch Jaeggli 1982:14):

(18) Pablo la conoce a Maria.

Nach Ansicht von Strozer (1976) und Rivas (1977) ist die Existenz solcher soge­nannter 'Klitikverdoppelungen' ein eindeutiger Beleg gegen die Annahme einer Kli­tikbewegung. In Sätzen wie (l4a), (l5b), (16b) oder (18) kann das Klitikon nicht aus der Komplementsposition herausbewegt worden sein, da diese Position besetzt ist.14

14 Sttozer (1976:47) weist darauf bin, daß auch die Annahme einer Klitikbewegung unter Zurllcklassung einer pro­nomina/oa Kopie die BeweJUogslbeori nidU JeUeo kann. Eine solche Annahme kOnnte zwar die FIlIe atilIren. in denen ein Klitikon und ein nicbt-ldiliscbcs Pronomen gleichzeitig auftreten (cf. (15b) und (l6b». sie scheitert aber

58

Threr Ansicht nach kann die Distribution der spanischen Klitika nur dadurch erklärt werden, daß sie bereits aufgrund der Phrasenstrukturregeln in einer Klitikposition generiert werden. Beide Autoren nehmen daher an, daß für jeden Satz in der Basis ein Klitikon und eine Objekt-NP generiert werden, wobei mittels einer Regel der "Kl/NP­Kongruenz" (Rivas 1977:650 oder einer Regel zur "Interpretation der Oberflächen­objektsklitika" (Strozer 1976:379) die Kongruenz zwischen dem Klitikon und Objekt überprüft bzw. hergestellt wird. Strozer (1976:124;553,Fn.14) und Rivas (1977:105) gehen beide von der Annahme aus, daß die gleichzeitige Generierung von Klitikon und entsprechender Objekt-NP in der Basis für alle - zumindest für alle romanischen - Sprachen gilt. Erst am Ende der syntaktischen Ableitung eines Satzes wird - falls notwendig - entweder das Klitikon oder die Objekt-NP durch eine Tilgungsregel, de­ren Funktionsweise einzelsprachlich festgelegt ist, getilgt:

"At the end of the syntactic derivation, both coreferential CLs and NPs are present. A rule of CL/NP Deletion applies then and deletes either the CL, or the NP, or none of them. This rule is sensitive to the case of CL/NP pair, to whether the NP is a N[on]pr[onominal]NP or a F[ull]Pron[oun], and in certain situations, to the animacy of the NprNP. This rule is language-and­dialect dependent." (Rivas 1977:105)15

In ihrer im Vergleich zu Rivas (1977) wesentlich faktenreicheren und theoretisch fundierteren Arbeit weist Strozer (1976) darauf hin, daß nicht nur im Spanischen, sondern auch in anderen romanischen und nicht-romanischen Sprachen Klitika und Pronomina nicht komplementär distribuiert sein müssen:

"[ ... ] in severallanguages the clitics are not in complementary distribution with pronominal NPs, as appears to be the case in French. Rather, the clitic form and the stressed form may both oco-ocur in the same clause, without any intonational break [ ... ]." (Strozer 1976:43)

Unter anderem führt sie hierfür als Beleg Beispiele aus anderen romanischen Spra­chen, wie z.B. dem Portugiesischen oder Rumänischen an (cf. Strozer 1976:43-44):16

(19)

(20)

~ que me importam a mim esse 6dio impotente, essa lmguagem vergonhosa?

Profesorull' a chemat pe el, nu pe dänsa. Lehrer-der ihn hat gerufen PRÄP ihn, nicht PRÄP sie 'Der Lehrer hat ihn gerufen, nicht sie'

bei der Erklärung von Sätzen mit einem Klitikon und einem koreferenten nicht-pronominalen Objekt (cf. (14a) und (18».

15 Strozer (1976:126) nimmt eine Regel der Objelctspronomenrilgung an, die das Objektspronomen dann tilgt, wenn es nicht emphatisch oder nicht durch das Merkmal [+menschlich] gekennzeichnet ist Die Bedingungen für die Tilgung folgert Strozer aus der Annahme. daß ein Objektspronomen nur dann gleichzeitig mit einem koreferenten Klitikon gebraucht werden kann, wenn dieses eine emphatische Funktion hat und das Merkmal [+menschlich] trägt (cf. Strozer 1976:1l2ft).

16 Das portugiesische Beispiel hat Strozer aus Dias (1918:66t) entnommen, der es wiederum von HercuIano zitierl; das rumänische Beispiel stammt aus Seiver (1953: 116).

59

Strozer (1976:45) folgert daraus, daß in diesen Sprachen nur eine Basisgenerierung der Klitika in ihrer Oberflächenposition als adäquate Analyse in Frage kommt. Das gleiche nimmt sie auch für das Französische an, obwohl dessen Datenlage dagegen zu sprechen scheint. Strozer (1976:54) räumt zwar ein, daß es durchaus möglich wäre, daß sich das Französische hinsichtlich bestimmter (Transformations-)Regeln von den anderen romanischen Sprachen unterscheidet. Im Falle der klitischen Pronomina hält Strozer dies jedoch aufgrund der sehr großen Ähnlichkeiten, die zwischen den Kli­tika-Systemen der einzelnen romanischen Sprachen bestehen, für sehr unwahrschein­lich.

Außerdem ist nach Ansicht von Strozer (1976:68ff) die Tatsache des gleichzeitigen Auftretens eines Klitikons mit einem koreferenten nicht-klitischen Pronomen bzw. Nomen nicht das einzige Argument, das für die Basisgenerierung des Klitikons in seiner Oberflächenposition spricht. Sie führt· ein zusätzliches Argument an, das nicht nur für das Spanische, sondern auch für das Französische Gültigkeit hat. Basierend auf der Annahme, daß die präverbale Stellung der Objektsklitika in den romanischen Sprachen als Relikt einer früheren SOV-SteHung anzusehen ist (cf. z.B. Givon 1971, Otero 1975, Sasse 1977), merkt Strozer (1976:69) an, daß in diachronischer Hinsicht eine Bewegungsanalyse sehr unwahrscheinlich ist:

"[ ... ] this could very weH mean that the objects [Le. the object clitics, G.K.] are still in the base position they occupied almost two thousand years ago, that is, that they have never been 'placed' (diacronieally at least) in postverbal position (cf. HaIe 1973, esp. 340). If such is the case, it would make little sense, in the absense of s~ng synchronie arguments, to generate them in postverbal position and 'place' them in preverbal position in the course of the derivation be it by a movement transformation or by a copying rule. "

Einen weiteren Vorteil der Basisgenerierung sieht Strozer (1976:70) darin, daß die Klitika automatisch in der korrekten Reihenfolge generiert werden und somit keine Oberflächenbeschränkungen notwendig sind. Außerdem bietet die Basisgenerierung einen einheitlichen Ansatz, da bei Annahme einer Klitikbewegung zumindest 'inhärente' Klitika in der Basis generiert werden müßten (cf. Strozer 1976:700. Anders als Kayne (1975) sind weder Strozer (1976) noch Rivas (1977) der Auf­fassung, daß die Bewegungsanalyse die wenigsten Zusatzannahmen erfordere und daher anderen Lösungen vorzuziehen sei. Nach Ansicht von Strozer (1976:57) müs­sen für die Klitikbewegung zwei "not altogether natural rules" (Klitikbewegung und se-Bewegung) eingeführt werden, wodurch der Transformationsapparat verkompli­ziert wird (cf. auch Rivas 1977:36). Die Generierung der Klitika in ihrer Oberflächen­position hingegen erfordert nur die Einführung einer zusätzlichen Phrasenstruktur­regel, während gleichzeitig der Transformationsapparat vereinfacht wird. Nicht zu­letzt aus diesem Grund folgern Strozer (1976) und Rivas (1977), daß die Basisgene­rierung der Klitikbewegung vorzuziehen ist.

60

Diese Schlußfolgerung von Strozer und Rivas ist allerdings nicht ohne Wider­spruch aufnommen worden. Trotz einer intensiven Diskussion innerhalb der generati­ven Grammatik, die bis heute noch andauert, ist letztendlich jedoch die entscheidende Frage einer generativen Analyse von Klitika, nämlich "whether clitics are moved or base-generated" (Burzio 1986:221), bis heute noch nicht geklärt. Auch in neuesten Arbeiten über Klitika werden beide Analysen immer wieder aufgegriffen und disku­tiert, und es fmden sich auch heute noch beide Vorschläge zur Generierung der Kli­

tika.l7

3.23 Klitikbewegung versus Basisgenerierung

In der Einleitung zu ihrem Sammelband über die Syntax pronominaler Klitika stellt Borer (1986) knapp einige Vor- und Nachteile von Klitikbewegung und Basisgenerie­rung gegenüber. Dabei sieht sie den entscheidenden Vorteil der Bewegungsanalyse darin, daß dadurch beriicksichtigt wird, daß Klitika gleichzeitig morphologische und syntaktische Eigenschaften besitzen (siehe Kapitell). Durch die Generierung der kli­tischen Pronomina in der Komplementsposition eines Verbs wird nach Ansicht von Borer (1986:5) den NP-artigen Eigenschaften klitischer Pronomina Rechnung ge­tragen und damit in einer "natürlichen Weise" auch der Tatsache, "that they satisfy the subcategorization frame of the head and are assigned the thematic (0) role by that head (and obey the selectional restrictions imposed by it) [ ... ]". Die anschließende Anhebung der Klitika in eine vom V -Knoten dominierte Position erklärt die mor­phologischen Eigenschaften der Klitika, da sie mit dem Verb ein Wort bilden. Der Vorteil der Basisgenerierung besteht demgegenüber nach Meinung Borers (1986:40 darin, daß dadurch Klitikverdoppelungskonstruktionen, d.h. Sätze, in denen ein kliti­sches Pronomen parallel mit einer koreferenten NP erscheint, erklärt werden können.

Als weiteres, bereits im vorangegangenen Abschnitt angesprochenes Argument für eine Basisgenerierung von Objektsklitika, das Borer (1986) allerdings unerwähnt läßt, wird häufig angeführt, daß dadurch Sätze mit sogenannten 'inhärenten' Klitika wesentlich adäquater als durch die Bewegungsanalyse erklärt werden können. Jaeggli (1982:18) verwirft Kaynes Versuch einer Bewegungsanalyse für das 'inhärente' Kliti­kon se, indem er betont, daß zwischen dem Klitikon se und einem inhärent re­flexivischen Verb keine semantische Beziehung besteht:

"For example, the inherently reflexive verb s'en prendre bears no simple semantic relation to prendre. It is hard to see how this change in meaning can be coded into the effect of a transformational operation, without enormously increasing the functional range of structural changes of transformations. In a

17 Cf. beispielsweise Barer (1984). die dafür argumentiert, daß die Klitika der romaniscben Spracben in mrer Klitikposition basisgeneriert werden. Haegemann (1991:Kap.12.Abscbn.2) plädien hingegen in Anlehnung an Kayne (1975) fiir eine Klitikbewegung der romanischen Klitika.

base analysis, on the other hand, this infonnation would be easy to encode in the lexicon."

61

Jaeggli (1982) weist außerdem darauf hin, daß sich Klitika in Konstruktionen des so­genannten freien, erweiterten oder nicht-lexikalischen Dativs ähnlich wie 'inhärente' Klitika verhalten. Diese Konstruktionen sind im Unterschied zu denen des lexikali­schen Dativs unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß das Dativelement nicht durch den Subkategorisierungsrahmen eines Verbs gefordert wird. Zum nicht-lexika­lischen Dativ werden neben dem am häufigsten in der Literatur erwähnten ethischen Dativ (z.B.(21a» im allgemeinen u.a. der Pertinenzdativ (z.B.(21b» oder der Dativ des Interesses (z.B. (21c» gerechnet (cf. z.B. Abraham 1973, Lec1ere 1976, Bußmann 1983:80, Barnes 1980:247, 1985:163ff):18

(21) ~} Au Mont Saint Michel, la mer te monte a une de ces vitesses! Ils m'ont casse la jambe. Elle lui avait defalt son pull.

Jaeggli (1982) zeigt auf, daß die Bewegungsanalyse für Sätze mit einem nicht­lexikalischen Dativklitikon nicht nur aus semantischen Gründen "unnatürlich" ist, sondern auch aus syntaktischen Gründen ausgeschlossen werden muß. Er greift dabei ein Argument von Kayne (1975:391f) auf. Nach dessen Ansicht spricht für eine Be­wegungsanalyse der 'inhärenten' Klitika, daß sie nie gleichzeitig mit zwei weiteren Objekten auftreten können (siehe Abschnitt 3.2.1). Jaeggli (1982:18) hingegen zeigt anband von Beispielen aus dem Spanischen, daß ein nicht-lexikalisches Klitikon (des ethischen Dativs) gleichzeitig mit zwei Objekten, einem indirekten und einem direk­ten Objekt, auftreten kann (cf. auch Perlmutter 1971:77):

Me le arruiruiron la vida ami hijo. No me le compliques la vida ami chiquita. Te le comiste el pan a Miguel, pero a mi no te me 10 comas.

(22) ~}

Jaeggli (1982:18f) betont, daß in solchen Fällen nicht von einer Bewegungsanalyse für die Klitika ausgegangen werden kann, da die Positionen, aus denen herausbewegt werden müßte, besetzt sind.

Sätze mit einem nicht-lexikalischem Dativ sind außerdem - ähnlich wie Sätze mit einem 'inhärenten' Klitikon - häufig nur mit Klitikon und nicht mit einer Dativ-a-NP möglich. Leclere (1976:88) weist auch darauf hin, daß z.B. in Satz (21a) kein mit dem Klitikon te koreferentes Pronomen möglich ist (cf. (23a»; in einem Satz mit ei­nem lexikalischen Dativ hingegen kann ein entsprechendes disloziertes Dativprono­

men auftreten (cf. (23b»:

18 In bezug auf die Unterteilung des nicht-Iexikalischen Dativs bestehen in der LiteralUr sehr unterschiedliche und auch widenprOchliche AuffaSS'mgeD, auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden kann (cf. U.a. Bames 1980oderMoriD 1981:102).

62

(23) (a)

(b)

*Ici, au Mont Saint Michel, la mer te monte a une de ces vitesses, a loi! Paul te raconte de ses idioties, a toi!

Lec1ere (1976:88) erklärt die Ungrammatikalität von Satz (23a) dadurch, daß ein ethi­scher Dativ nicht die Position einer a-NP einnehmen kann und demzufolge nicht disloziert werden kann. Das Klitikon in (21a) kann folglich nicht aus einer a-NP ab­geleitet sein.

Auch Kayne (1975) erörtert einige Schwierigkeiten, die mit einer Bewegungs­analyse für Sätze mit nicht-lexikalischen Dativklitika verbunden sind. Er führt dabei auch Sätze mit possessivischen Dativklitika an, deren Ersetzung durch eine entspre­chende a-NP nur für einige wenige Sprecher akzeptabel zu sein scheint (cf. (24b».19

Steht· anstatt der a-NP eine de-NP ist der Satz vollkommen grammatisch (cf. (24c»(cf. Kayne 1975:142f):

(24) ~} On lui a tire dans le ventre. ??On a tire dans le ventre a ce gan;on. On a tire dans le ventre de ce gar~on.

Kayne (1975:143) argumentiert dennoch dahingehend, daß das Klitikon in (24a) aus einer a-NP abgeleitet werden kann, da es in vielen ähnlichen Kontexten nicht nur durch eine de-NP, sondern auch durch ein a-Komplement ersetzt werden kann:

(25) ~c} On Lui a casse le bras. On a casse le bras a ce gar~on. On a casse le bras de ce gar~on.

Obwohl Satz (25b) nach Angaben von Kayne (1975:143) "perhaps slightly less natural" als Satz (25c) ist, gibt es seiner Ansicht nach Evidenz dafür, daß "the dative c1itic in these constructions is derived from an a complement and, more generally , that there are no instances of pronouns moved by CI[itic]-PI[acement] from the environment Prep _ unless Prep equals a" (Kayne 1975:145). Er zeigt, daß bei ähnlichen Konstruktionen mit dem Verb casser das Komplement mit der Präposition a grammatisch ist, während ein de-Komplement ausgeschlossen bzw. zumindest weniger akzeptabel ist. Dies ist z.B. bei einer Hervorhebung durch c'est (cf. z.B.(26» der Fall sowie im Falle einer Pronominalisierung (cf. z.B. (27» oder in ne ... que­Konstruktionen (cf. z.B.(28»(cf. Kayne 1975:143ff):

(26) (a) C'est le bras qu'on a casse a ce gar~on. (b) *C'est le bras qu'on a casse de ce gar~on.

(27) (a) On le cassera a ce gar~on. (b) *On le cassera de ce gar~on.

(28) (a) On ne cassera le bras qu'a ce gar~on. (b) *?On ne cassera le bras que de ce gar~on.

19 Marin (1981:103) weist hingegen darauf hin, daß alle von ihm befragten Sprecher SalZ (24b) als grammatisch beurteilten.

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Die Grammatikalitätsunterschiede in den Sätzen (26)-(28) bestätigen für Kayne (1975:1590 die Annahme, daß das Klitikon in (25a) aus einem a-NP-Komplement abgeleitet werden kann. Er räumt allerdings ein, daß in einigen anderen Fällen eine solche Ableitung eines nicht-lexikalischen Dativklitikons schwieriger zu belegen ist. Dennoch hält er letztendlich an der Bewegungsanalyse fest.

Einige Vertreter der Bewegungsanalyse versuchen, das Problem mit den nicht-le­xikalischen Dativklitika einzuschränken, indem sie darauf hinweisen, daß Konstruk­tionen mit einem ethischen Dativ in der gesprochenen Sprache relativ selten anzu­treffen seien (cf. z.B. Perlmutter 1971:64, Herschensohn 1980a:217, Fiengo & Gitter­man 1978:144).20 Herschensohn (1980a:217f) schließt daraus, daß es sich bei solchen Konstruktionen um syntaktisch markierte Äußerungen handelt, die durch eine Reihe von Diskursbedingungen beschränkt sind und nur periphere Verletzungen der Klitikbewegungsregel hervorrufen können.2l Für Fiengo & Gitterman (1978:144) las­sen sich - wie ebenfalls für Kayne (1975) - diese ihrer Ansicht nach nur für wenige Sprecher akzeptablen Sätze mit ethischen Dativklitika per Bewegungsanalyse erklä­ren. Sie schlagen vor, daß das Klitikon in (29a) aus einer zugrundeliegenden pour­Präpositionalphrase abgeleitet wird (29b):

(29) (a) Tu vas me lui casser la figure. (b) Tu vas [s tu casser la figure a luipour moi]

Mit dieser Annahme befmden sich Fiengo & Gitterman (1978) allerdings im krassen Widerspruch zu Kayne (1975:Kap.2, Teil 3), der explizit die Ableitung von Objekts­klitika aus pour-Komplementen - sowie aus anderen Präpositionalphrasen abgesehen von a-NPs - ausschließt. Auf die Argumente Kaynes gegen eine solche Analyse ge­hen sie jedoch nicht ein und liefern auch selbst keinerlei Evidenz für ihre Annahme, deren sie sich auch nicht sicher sind.22 Morin (1979a:297) weist auf ein weiteres Pro­blem bei der Analyse von Sätzen mit einem ethischen Dativklitikon durch Fiengo & Gittennan (1978) hin. Er zeigt auf, daß ein Satz wie (30), der ein ethisches Klitikon enthält, nicht aufgrund der von Fiengo & Gitterman vorgeschlagenen Regeln abge­

leitet werden kann:

(30) Je te lui en donnerais (moi, des claques a c't anima!).

Nach der Analyse von Fiengo & Gittennan (1978) kann angenommen werden, daß der Satz (31a) die zugrundeliegende Struktur von (30) darstellt. Gemäß der von ihnen - in Analogie zu Chomskys A-über-A-Bedingung (cf. Chomsky 1973) - postulierten A-vor-A-Bedingung kann nur das in (31a) adjazent zum Verb stehende Adverbialkli-

20 Andere Autoren (z.B. Marin 1981:104) hingegen beobachten genau das Gegenteil, nämlich eine relativ häufige VerwendWlg dieses Dativs gmIde in der Umgangspracbc.

21 Morin (1981:103) betont allerdings c1emgegenllber ZIRCht. daß ein seltener Gebrauch einer Konstruktion noch lange kein Arpnenl fIIr deren sylltDktische Martiertheit sei.

22 Cf. FJengo &: Giuennan (1978:144): "Concerning the iderllity oe the preposition JRCeding 1I'1f)i, which we have posIlIiaIed to be PO"', _ cannot be cenain.·

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tikon en durch die Klitisierungsregel bewegt werden (cf.(31b». Anschließend ist durch die Regel "Hopping" nur noch die Bewegung von lui vor das Verb möglich (cf.

(31c»:

(31) ~c~ Je donnerais en a lui pour toi. Je en donnerais a lui pour toi. Je lui en donnerais pour toi.

Abgesehen von diesen Mängeln weist die Arbeit von Fiengo & Gitterman (1978) noch eine Vielzahl von Problemen und Inadäquatheiten auf, so daß deren Thesen letztendlich sowohl hinsichtlich der Beschreibungs- wie auch Erklärungsadäquatheit aIs völlig verfehlt betrachtet werden müssen.23

Rouveret & Vergnaud (1980) versuchen die Schwierigkeiten der Bewegungsanaly­se mit den nicht-lexikalischen Dativklitika durch die Annahme zu lösen, daß sie eine besondere semantische Interpretation erhalten. Threr Ansicht nach werden diese Kli­tika wie alle anderen klitischen Dativpronomina im Französischen aus einem postver­baIen, präpositionslosen Dativpronomen abgeleitet, das durch die folgende Phrasen­strukturregel erzeugt wird (cf. Rouveret & Vergnaud 1980:168):

(32) V' -> V (NP)(S)(Dativpronomen)

Demzufolge hat ein Satz wie z.B. (33a) die zugrundeliegende Struktur (33b) (cf. Rouveret & Vergnaud 1980:168):

(33) (a) Jean lui parle. (b) Jean parlelluii Prepl Np·

(Prepl und NPj sind leer)

Gemäß der Analyse von Rouveret & Vergnaud vollzieht sich die Ableitung von (33a) in drei Schritten: Zunächst wird das Pronomen bewegt (Klitikbewegung) (cf. (34a), danach werden alle Argumente des Verbs mit einem Index versehen ("Argument

23 Cf. hierzu auch Morin (1979a), Herschensolm (1980a). Viele der von Fiengo & Gitterman (1978) vorgeschlagenen Regeln werden ad Me formuliert und bleiben unmotiviert. Nach Ansicht von Fiengo & Gitterman (1978) werden alle klitischen Pronomina aus in der Tiefenstruktur eingeführten nicht -klitischen Pronominalformen abgeleitet und aufgrund von Klitisierungsregeln in die zweite Position des Satzes bewegt, wo sie aufgrund von Regeln zur Beta­nungsabschwächung "geschwächt" werden. Diese Annahme, wonach Klitika im Französischen steLS in die zweite Position des Satzes bewegt werden, wird lediglich mit einem Hinweis auf Zwicky (1977) unterstützt (cf. Hersehensohn 1980a:211). Zwickys Diskussion der Frage, wie in den verschiedenen Sprachen die "zweite Posi­tion" unterschiedlich zu definieren ist. bleibt dabei unberücksichtigt. Es bleibt völlig offen. was Fiengo & Gitter­man unter dem Begriff der zweiten Position verstehen. Eine Definition wird nicht gegeben. Auch unabhängig da· von, wie eine solche Position definiert würde, ist eine derartige Klitisierungsregel empirisch unhaltbar, wie die folgenden Beispielsätze belegen (cf. Morin 1979a:294f):

(i) (a) Me voila. (b) Le veux-tu?

Die französischen Objektsklitika können durchaus auch in einer satzinitialen Position erscheinen. Das gleiche gilt im übrigen auch für die Stellung der Subjektsklitika, die allerdings von Fiengo & Gittennan gar nicht zur KenntniS genommen. werden. Sie müßten ebenfalls einer solchen Klitisierungsregel unterliegen. Folglich wären zusätzliche Erweiterungen der Regel notwendig, um die Stellung der Klitika, die nicht in der zweiten Position stehen. zu 01' möglichen (cf. auch Herschensohn 198Oa:214).

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Indexing Convention"24) (cf. (34b» und schließlich wird die präpositionale NP mit dem Dativ-NP-Komplement koindiziert (Dativbindung )( cf. (34c»:

(34) (a) Jean luij parle1 NPj Prepl Np· (b) Jean luP parle1 Np.l Prepl NP.l

1 1 J (c) Jean luij1 parlei NPjl Prepl NPjl

Nach der Analyse von Rouveret & Vergnaud ist die Anwendung der letzten Regel, d.h. der Dativbindung, für alle Sätze mit präverbalen Dativklitika obligatorisch. Vor­

aussetzung dafür ist, daß sowohl die Präposition wie auch die nachfolgende NP lexi­kalisch leer sind:

"[ ... ] we will assume that in a sentence of the form ... dative + V ... the dative clitic must bind an empty NP position inside a PP for a well-formed output to be produced." (Rouveret & Vergnaud 1980:168)

Demnach müßte der Satz (35) ungrammatisch sein, da die NP innerhalb der PP nicht lexikalisch leer ist:

(35) Illui a parle a sa fille pendant trois heures.

Rouveret & Vergnaud nehmen an, daß in solchen Sätzen das Dativklitikon als 'benefaktivisch' interpretiert werden kann. Das heißt, das Klitikon erhält eine Inter­pretation, die von dem a-NP-Komplement unabhängig ist. Dies hat zur Folge, daß in diesem Fall die Dativ-NP eine PP außerhalb von V' kontrollieren kann und der Satz (35) dadurch wohlgeformt ist (cf. Rouveret & Vergnaud 1980:170).

Neben diesen Arbeiten von Fiengo & Gitterman (1978) und Rouveret & Vergnaud (1980) sind insbesondere die Arbeiten von Quicoli (1976,1980) zu nennen, in denen die Kaynesche Bewegungsanalyse für klitische Objektspronomina weiterentwickelt worden ist. Quicoli (1976) übernimmt die auf dem Französischen basierende An­nahme Kaynes, daß die Klitikbewegungstransformation eine Variable zwischen dem Verb-Term und dem Pronomen-Term enthalten muß (cf. (9», die er durch Daten aus dem Portugiesischen bestätigt sieht. Seiner Ansicht nach zeigen die Sätze in (36), daß ein Objektspronomen über eine prinzipiell unendliche Anzahl von V-Knoten (cf. (36a» oder über eine NP oder Adverbialphrase hinwegbewegt werden kann (cf.(36b)­

(36c»(cf. Quicoli 1976:200f,Fn.2):

(36) ~} o medico näo nos queria vir ver 0. Jose nos deu um livro 0. EIe lhes quer bem 0.

Ebenso wie Rouveret & Vergnaud (1980) befaßt sich Quicoli vorwiegend mit der Stellung der Klitika in Kausativkonstruktionen und anderen Sätzen mit komplexen Verbalphrasen. Er übernimmt dabei weitgehend Kaynes Analyse der Klitikbewegung und dessen Annahme, daß die Möglichkeit der Klitikanhebung in solchen Sätzen

24 Durcb diese Regel Wt:Ideu alle Argumente des Verbs mit einem Superskript versehen (cf. dazu Rouveret & Vergnaud 1980: 160ft).

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durch die Beschränkung des Spezifizierten Subjekt festgelegt ist.25 Ein Problem die­ser Analyse ergibt sich allerdings durch die notwendige Annahme, daß die Spur des getilgten Subjektes im eingebetteten Satz (Equi-NP-Tilgung) in einigen Fällen getilgt werden, in anderen Fällen erhalten bleiben muß. Nur so kann erklärt werden, warum in (37b) kein spezifiziertes Subjekt die Anhebung des Klitikons verhindert. Für an­dere Sätze hingegen muß angenommen werden, daß die leere Spur des eingebetteten Subjekts vorhanden ist und somit die Anhebung des Klitikons ausschließt (cf.38b) (cf. Pizzini 1982:49ff):

(37) ~)

(38) ~)

Iuan guiere construirlo. Iuan [0 quiere construir. Juan le enseM a Marta a dibujarlo. *Iuan se 10 enseM a Marta a dibujar.

Ein zusätzliches Problem dieser Analyse entsteht nach Ansicht von Pizzini (1982:50f) durch die Tatsache, daß einige Sprecher die Anhebung des Klitikons in (38) durchaus akzeptieren, wenn die Objekt-NP rechts vom infmiten Verb des Ne­bensatzes erscheint:

(38) (c) Juan se 10 enseM a dibujar a Marta.

Pizzini (1982) folgert daraus, daß die Beschränkungen für die Klitikanhebung in Sätzen mit komplexen Verbalphrasen nicht auf die Beschränkung des Spezifizierten Subjekts zurückgeführt werden können. Seiner Ansicht nach läßt sich das Verhalten der klitischen Pronomina im Portugiesischen und Spanischen besser durch die An­nahme erklären, daß Klitika durch eine Phrasenstrukturregel basis generiert werden. Dies hat zwar eine Erweiterung der Phrasenstrukturregeln zur Folge, reduziert aber gleichzeitig die Anzahl der notwendigen Transformationen. Die von ihm vorgeschla­genen Transformationsregeln betreffen nur benachbarte Knoten, so daß die Beschrän­kung des Spezifizierten Subjekts irrelevant ist.

25 Da ich bei meiner Analyse der Klitilca deren Syntax und Verhalten in komplexen Verhalphrasen unberücksichtigt lassen werde, gehe ich in meinem Literaturüberblick nicht ausführlicher auf diese Diskussion ein.

Für eine kritische Beurteilung von Quicolis Analyse der Klitikanhebungsphlinomene im Portugiesischen ver­weise ich auf die Arbeiten von Pizzini (1981,1982) und Comrie (1982). Die Kritik richtet sich v.a. gegen Quicolis Klassifizierung der Verhen, wodurch die Grammatikalitätsunterschiede bei der Klitikanhebung erfaßt werden sol­len. Nach Ansicht von Quicoli (1976) ist die Anhebung des Klitikons ausgeschlossen, wenn es sich bei dem finiten VeIb des Matrixsatzes um ein Verb handelt, das die obligatorische Kontrolle des Subjekts des eingebetteten Satzes verlangt Hierzu rechnet er die Verhen persuadir und prOIneIer. Verhen hingegen, bei denen das Subjekt des ein­gebetteten Satzes nicht obligatorisch, sondern nur optional kontrolliert ist (z.B. querer), erlauben nach Ansicht von Quicoli die Anhebung des Klitikons an das finite VeIb. Pizzini (1981:416) weist demgegenüber darauf hin. daß auch bei Verben der obligatorischen Kontrolle die Klitikanhebung möglich ist (z.B. mit procurar). Comrie (1982) betont, daß im brasilianischen Portugiesisch die Klitilcanhebung bei querer praktisch ausgeschlossen ist In einer Auswertung des Romans Te"Q do sem fim des brasilianischen Autors ]orge Arnado beobachtet Comrie. daß Klitikanhebung in komplexen Verbalphrasen des brasilianischen Portugiesisch nur mit einigen wenigen Verben möglich ist Comrie (1982:260) kommt - anders als Quicoli (1976) - zu dem Ergebnis, daß "the specification of the set of veIbs allowing Clitic-Climbing in Brazi\ian Portuguese is not dependent on syntactic structural differenceS, but rather on lexical Slructure and semantics." Außerdem fmdet Comrie, daß auch die Merkmale. die ein K1itikon trägt, eine Rolle bei der K1itikanhebung spielen. da fast ausschließlich nur Akkusativklitika der 3. Person vor das fmite Verb angehoben werden.

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Zu dem gleichen Ergebnis wie Pizzini, nämlich daß die klitischen Objektsprono­mina in den romanischen Sprachen basisgeneriert sind, kommt auch Burzio (1982), der ebenfalls das Verhalten dieser Pronomina in Sätzen mit komplexen Ver­balphrasen untersucht. Anders als Pizzini arbeitet Burzio allerdings bereits im Rah­men der Prinzipien- und Parametertheorie, so daß sich die Diskussion über die Aus­wirkungen seiner Theorie auf die Phrasenstrukturgrammatik erübrigt.

Burzio befaßt sich auch kurz mit Sätzen mit einfachen Verbalphrasen im Italieni­schen. Hierbei nimmt er an, daß sowohl das klitische Reflexivpronomen wie auch das klitische Objektspronomen bereits in der Tiefenstruktur in präverbaler Klitikposition stehen und dort durch Koindizierung mit einem leeren Element in der Komplements­position des Verbs verbunden sind (cf. Burzio 1982:35 sowie 1986:37):

(39) (a) Maria si guarda Ce]. I I

(b) Maria 10 guarda [e]. I I

Einzig für die 'inhärenten' Klitika (cf. (40a» und die von Burzio (1986:37) als "ergati­visch" bezeichneten Klitika (cf. (40b» postuliert Burzio (1986:36-42) eine andere Analyse. Diese Klitika sind seiner Ansicht nach nicht in einer präverbalen Klitikpo­sition generiert, sondern als Affixe ohne jegliche syntaktische Funktion direkt an das Verb gebunden (cf. Burzio 1986:36-42):

(40) ~~ Giovanni si sbaglia. n vetro si rompe.

Die unterschiedliche Analyse von 'inhärenten' bzw. 'ergativ ischen' Klitika und von "normalen" Objekts- bzw. Reflexivpronomina ist nicht neu. Bereits Jaeggli (1982:19) fordert in seiner Untersuchung der spanischen und französischen Objektsklitika eine besondere Behandlung der 'inhärenten' und nicht-lexikalischen Klitika:

"A minimal conclusion given these cases seems to be that at least some clitics must be generated in clitic position. With benefactives it appears that nothing at all is accounted for by positing a transformational derivation. And the grammar would have to be complicated to force cliticization of some very abstract (impossible surface) complement, if we were to maintain a classical analysis. (In this respect, notice that Kayne has to force cliticization of inherent se (cf. Kayne (1975),p.392». It is not entirely clear how this should be done."

Letztendlich kommt Jaeggli (1982:21) aber zu dem Ergebnis, daß nicht nur die 'inhärenten' und nicht-lexikalischen Klitika, sondern alle Objektsklitika in ihrer Oberflächenposition basisgeneriert werden müssen. Seiner Ansicht nach können sie in dieser Klitikposition als Objekt des Verbs identifiziert werden, und sie besitzen außerdem einen eigenen Subkategorisierungsrahmen, der etwa folgendermaßen aus­sieht: L V] (cf. Jaeggli 1986:17). Somit kann die Beobachtung Kaynes, daß sich das

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'inhärente' se genauso wie ein "nonnales" Objektsklitikon verhält, ohne Bewegungs­

regel erklärt werden (cf. Jaeggli 1982:21). Allerdings weist Jaeggli (1982:19f) auf einige Mängel der Basisgenerierung hin,

die es noch zu beseitigen gilt.26 Die Basisgenerierung wird seiner Ansicht nach zwar der Existenz sogenannter Klitikverdoppelungskonstruktionen gerecht, erklärt aber nicht, warum bestimmte Verdoppelungen ausgeschlossen sind. Mit anderen Worten, durch die Basisgenerierung können zwar Sätze wie (4la) erklärt werden, gleichzeitig bleibt aber unerklärt, warum ein Satz wie (41b) nicht möglich ist. Bei der Annahme einer Basisgenerierung wäre jedoch zu erwarten, daß Satz (41 b) ebenso grammatisch

wie (41a) ist:

(41) (a) Miguelito le regal6 un cararnelo a Mafalda. (b) *Lii vimos La casa de MafaLda.

Ein zweiter Nachteil der Basisanalyse ist nach Ansicht von Jaeggli (1982:20) der, daß der markierte Fall als Nonnalfall angenommmen wird. Jaeggli vermutet, daß inner­halb der romanischen Sprachen Klitikverdoppelungen ein "marked phenomenon" zu sein scheinen, während die komplementäre Distribution das Normale sei. Die Basis­analyse geht jedoch genau von der entgegengesetzten Annahme aus. Sie nimmt an, daß "the more common construction should be one in which both the clitic and the NP lexical object cooccur" (Jaeggli 1982:20).

Hiennit fonnuliert Jaeggli (1982) einen der arn häufigsten vorgetragenen Ein­wände gegen die Basisgenerierung der romanischen Klitika. Dieser Einwand basiert auf der Annahme, daß die gleichzeitige Verwendung von einem Klitikon und einer koreferenten NP in den romanischen Sprachen ausgeschlossen bzw. i.d.R. nur dann möglich sei, wenn die NP in einer dislozierten Position steht. Diese Annahme dient sehr häufig als Beleg sowohl für die Generierung der Objektsklitika in der Objekts­position als auch für die Generierung der Subjektsklitika in der Subjektsposition. Auch Kayne (1975) stützt hierauf seine Analyse der Klitikbewegung.

Von den Kritikern der Klitikbewegung wird allerdings gerade dieses Argument immer wieder in Frage gestellt. Bereits die Arbeiten von Strozer (1976) und Rivas (1977) zeigen, daß eine auf dieser Annahme basierende Analyse zumindest für das Spanische nicht aufrechterhalten werden kann. Strozer weist zudem darauf hin, daß auch in anderen romanischen Sprachen, wie z.B. dem Portugiesischen oder Rumäni­schen, keineswegs stets eine komplementäre Distribution von Klitika und korefer­enten nicht-klitischen Nomina anzutreffen ist. Dies wird in vielen anderen Arbeiten bestätigt. Es zeigt sich, daß auch im Französischen - wie an anderer Stelle dieser Ar­beit noch deutlich gemacht werden wird - Klitikverdoppelungen keineswegs ausge­schlossen sind.

26 Zu den Lösungsvorschlllgen JaeggIis hierzu siehe weiter unten in den Abschnitten 3.2.5 Wld 3.2.6.

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Des weiteren wird in der Diskussion der Klitikbewegung deutlich, daß die Frage der Generierung von nicht-lexikalischen Dativklitika im Rahmen einer Analyse der Klitikbewegung nicht zufriedenstellend gelöst werden kann. Diese Beobachtung wird auch von Emonds (1975) aufgegriffen. Entsprechend der oben erwähnten Forderung Jaegglis schlägt er deshalb in seiner Analyse der französischen Objektsklitika vor, die 'inhärenten' Klitika in ihrer präverbalen Position basiszugenerieren, da sie nicht aus einer Komplementsposition abgeleitet werden könnten. Die übrigen Klitika hingegen unterliegen nach Ansicht von Emonds einer Bewegungstransformation, so daß dessen Klitikanalyse als eine Art "Kompromiß" zwischen der Klitikbewegung und der Basis­generierung angesehen werden kann.

3.2.4 Klitikbewegung und Basisgenerierung

Bei seinen Vorschlägen zur Basisgenerierung der 'inhärenten' Klitika beruft sich Emonds (1975) auf Kaynes Analyse von Verben wie z.B. s'evanouir oder s'en aller. Er nimmt an, "that a large class of French verbs which must have reflexive pronoun objetcs (s'evanouir, s'en aller, ete.) are sub-categorized in deep structure to take a preceding clitic form" (Emonds 1975:15).27 Aus diesem Grund schlägt er die fol­gende Phrasenstrukturregel für das Französische vor:

(42) V' -> {

V'

(PRO) - (CL) - TENSE } -v

Nach Ansicht von Emonds (1975:150 ist der (präverbale) Knoten PRO nur dann in der Tiefenstruktur lexikalisch gefüllt,28 wenn das Verb "intrinsisch pronominal" ist, andernfalls ist PRO in der Tiefenstruktur als leerer Knoten generiert. Die Klitika aller sonstigen Verben werden nicht in PRO basis generiert, sondern gelangen aufgrund von Transformationen postverbaler 'starker' Objektspronominalformen in ihre präver­bale Position. Hierbei unterscheidet Emonds zwischen zwei Transformationen.29 Die in der postverbalen Position basisgenerierten nicht-klitischen Pronorninalformen lui, eux, elle und elles werden durch eine lokale Transformationsregel über den adjazen­ten V'-Knoten bewegt und in die Formen des defmiten Artikel/e, la und les transfor­

miert (cf. Emonds 1975:17):30

27 Emonds (1975) stUtzt sich offensichtlich auf Kaynes Bemerkung, daß es für das 'inhärente' se keine "convenient postverbal NP source" gäbe (cf. Kayne 1975:386). Er ignoriert dabei allerdings Kaynes - oben dargestellte - Ar­gumente für eine Bewegungsanalyse der 'inhllrenten' Klitika.

28 Der Knoten CL steht ftlr die adveroialen KIitika y und elt als Landeplatz bzw. zu deren Basisgenerierung zur Ver­fügung (cf. Emonds 1975:8ft).

29 Zur Transformalionstheorie VOll Emonds siehe Abschnitt 3.1. 30 Emonds (1975:16) begrOndet die Annahme unterschiedlichez Transfoonationsregeln für die Klitika le, la und /es

als ftlr alle übrigen Objekt.sklitika dadurch, indem er auf eine Reihe von Besonderheiten der Klitika le, la und /es hinweise a) Sie weisen in KIitlk-Kombinatiollen eine besondere Wortstellung auf (cf. Perlmutter 1971); b) sie un­terscheiden sich in ihrer Form "radikaler" von den entsprechenden nicht-klitischen Pronominalformen; c) sie mar-

70

(43) le,la,les-Regel ("Ie,la,ies role"):

[~R~ ~EF ] X - V' - a PLUR - Y --> 1 - a PLUR + 2 - 0 - 4 ßFEM ßFEM

1 2 NP3 4

Alle anderen Objektslditika hingegen werden in den durch die Phrasenstrukturregel in (42) generierten PRO-Knoten bewegt. Sie werden ebenfalls aus postverbalen, nicht­lditischen Pronominalfonnen abgeleitet und gelangen aufgrund der Regel der prono­minalen Klitikbewegung dorthin (cf. Emonds 1975:18):

(44) Pronominale Klitikbewegung ("Pronominal clitic placement"):

X - [V'[PRO A] - Y] + Z - [NP (a)-PRO] - W => 1 2 3 4 5 6

1-[5 ]-3-0-0-6 -FEM

Im Unterschied zur le,la.les-Regel kann die Regel (44) nicht lokal sein, da hierbei das Klitikon über V' und über V'-NP-Sequenzen hinwegbewegt werden muß. Nach Emonds' Transformationstheorie muß es sich folglich um eine strukturerhaltende Transformation handeln)1 Diese Forderung wird durch das Vorhandensein des leeren PRO-Knotens erfüllt, in den die Objektspronomina bewegt werden können. Somit fmdet Emonds (1975:22) im Rahmen seiner Transfonnationstheorie eine un­abhängige Evidenz für die Regel (42), d.h. für die Erzeugung eines eigenen Klitik­Knotens durch die Phrasenstrukturregeln für 'inhärente' Klitika:

"We have seen that the local transformation which moves (nonreflexive third person) direct objects over the verb does not require that a clitic node be generated in preverbal position in French by base rules. However, the full­blown clitic placement role, which moves both direct and indirect object pro­nouns over a variable, does require such a base rule, and I have required that such base nodes can be generated only if there is a productive c1ass of con­structions for which they are filled in the deep structure. This means that the full clitic-placement rule can exist in French only by virtue of the fact that there is a lexical class of intrinsically reflexive (more neutra1ly 'intrinsically pronominal') verbs."

Entsprechend der Analyse von Emonds gibt es - abgesehen von dem CL-Knoten -zwei Positionen, in denen klitische Pronomina auftreten können. Zum einen die durch die Phrasenstrukturregeln generierte PRO-Position als Ort der Generierung für

kielen das gIlIIlIlIlaIisc Genus; cl) sie markieren eine Unterscheidung des gnunmatischen Kasus (vgl. lui und lew).

31 Der driue Transfonnatioostyp, nlImlich eine Wurzeltransformation, kommt nicht in Frage, da die Klitikbewegung nicht den hOchstell S-Knoten eines Salzes betrifft.

71

"intrinsische" Klitika und Landeplatz für bewegte Objektsklitika und zum anderen die Position, die bei der lokalen Transfonnation von le, la und les entsteht.

Emonds gelingt es somit im Rahmen seines Transfonnationsmodells die Basisge­nerierung der 'in}lärenten' Klitika und gleichzeitig die Bewegung der anderen Klitika zu erklären. AIJ1erdings muß gefragt werden, ob eine solche unterschiedliche Analyse der klitischen Pronomina empirisch gerechtfertigt werden kann. Wie die Überprüfung des Klitik- und Affixstatus dieser Pronomina gezeigt hat, weisen sie keinerlei unter­schiedlichen syntaktischen Verhaltensweisen auf. Daher bleibt offen, warum nicht alle Klitika in einer präverbalen Position basisgeneriert werden. Außerdem können durch Emonds' Klitikanalyse ebensowenig wie durch die Analyse der Klitikbewe­gung Klitikverdoppelungskonstruktionen erklären werden. Mit anderen Worten, auch der "Kompromißversuch" von Emonds kann nicht als eine adäquate Analyse für die Klitika der romanischen Sprachen angesehen werden.

Trotz der Mängel der von Kayne (1975) entwickelten Analyse der Klitikbewegung darf die Bedeutung der Arbeit von Kayne nicht herabgesetzt werden. Sie besteht nicht nur darin, eine der ersten generativen Analysen der klitischen Pronomina der romani­schen Sprachen zu sein und damit die generative Klitikdiskussion erst in Gang ge­setzt zu haben. Kaynes Arbeit zeichnet sich auch durch eine gründliche und dif­ferenzierte Darstellung der sprachlichen Fakten aus und lie!ert eine - im Rahmen der damaligen Theorie - schlüssige Analyse der französischen Klitika. Sie muß aus die­sem Grund für jede Untersuchung klitischer Pronomina in den romanischen Sprachen die Grundlage bilden und bleibt bis heute unverzichtbar.

Eine ebenso umfangreiche und gründliche Arbeit wie die von Kayne ist die Klitik­analyse von Strozer (1976). Sie stellt ausführlich die sehr komplizierte Datenlage dar, die im Spanischen bzgl. des Gebrauchs der Objektsklitika besteht, und weist auch darauf hin, daß die Akzeptabilitätsurteile bzgl. einiger Klitikkonstruktionen bisweilen von Sprecher zu Sprecher stark schwanken können. Thre Analyse basiert auf einem von ihr als repräsentativ ausgewählten Datenkorpus, wobei sie sich durchaus bewußt ist, daß eine solche Auswahl "a very direct impact on the construction of the theory" haben kann (Strozer 1976:24). Derartige Überlegungen gibt es hingegen bei Rivas (1977) nicht. Auf Akzeptabilitätsunterschiede geht Rivas überhaupt nicht ein. Nicht zuletzt deshalb muß seine Arbeit als deskriptiv unzureichend angesehen werden. Hinzu kommt, daß Rivas, obwohl er neben dem Spanischen auch das Französische analysiert, die Subjektsklitika völlig unberücksichtigt läßt. Dies ist umso erstaun­licher, als Rivas im Titel seiner Arbeit den Anspruch erhebt, eine Theorie der Klitika zu erstellen. Er gibt in seiner Arbeit weder eine Defmition des Begriffs 'Klitikon' noch - anders als bei Kayne oder Strozer - Kriterien für die von ihm vorgenommene Bestimmung und Einteilung der Klitika an. Rivas (1977:24) unterteilt die Klitika lediglich "acording to case into accusative (ace) CLs, dative (dat) CLs, reflexive (refl) CLs and prepositional (prep) CLs".

72

Für die heutige generative Diskussion der Klitika, die im folgenden dargestellt werden soll, stellt sich die Frage, wie (und ob) die sprachlichen Fakten im Modell der Prinzipen- und Parametertheorie adäquater erfaßt werden können und ob die Klitik­theorien der generativen Transfonnationsgrammatik in dieses Modell integriert wer­den können. Im Mittelpunkt der modemen generativen Klitikanalysen steht insbeson­dere der Versuch, das besondere Stellungsverhalten der Klitika im Rahmen der X'-Theorie zu erfassen.

3.2.5 Struktur und kategorialer Status der Klitikposition

Unabhängig davon, ob von einer Klitikbewegung oder einer Basisgenerierung des Klitikons in einer präverbalen Klitikposition ausgegangen wird, muß geklärt werden, an welcher Stelle im Phrasenstrukturbaum die Klitikpositionen anzuordnen sind. In den meisten fruhen generativen Arbeiten über die Objektsklitika wird angenommen, daß die Klitikposition(en) zusätzlich an die VP oder an V' angehängt werden. So schlägt beispielsweise Strozer (1976) etwa folgenden Strukturbaum für die spani­schen Klitika vor (cf. Strozer 1976:120,136 u.a.):

(45) VP __ ------~--~=--.T-_______ Kl Kl Kl V' [+Ref] (-dir] (+dir] ~

V NP NP [+dir] [-dir]

Im Rahmen der Theorie der X'-Syntax und der damit verbundenen Annahme, daß alle Phrasen nach einem einheitlichen Muster mit binären Knoten aufgebaut sind, sind derartige Strukturen nicht mehr zu rechtfertigen (cf. Chomsky 1981:17-55, 1986a:I60f, Kayne 1984). In den meisten Klitikanalysen wird die folgende Struktur angenommen (cf. Borer 1986:5, Di Sciullo 1990:221):

(46) Vn

---------Kl V

Die einzelnen Analysen unterscheiden sich letztendlich nur darin, welcher Wert der Variablen n zugewiesen wird. Rivas (1977) und JaeggIi (1982) ordnen der Variablen in der Struktur in (46) den Wert 1 zu.32 Kayne (1975:81t) hingegen postuliert, daß aufgrund der engen Bindung, die zwischen Klitikon und Verb besteht, ein Klitikon -anders als ein nicht-klitisches Pronomen - unmittelbar von VO dominiert sein muß. Klitisierung wird demzufolge als ein Prozeß verstanden, der in der morphologischen Komponente angeordnet ist (cf. z.B. auch Lapointe 1980:245). Borer (1984) y/eist darauf hin, daß eine solche Analyse auf grund der affixartigen Eigenschaften, durch

32 In der Analyse von Rivas (1977:34) wird der K1itikknoten als ·Superclitic node !hat dominates the individual clitics· aufgefaßt, d.h. als K1itikknoten. von dem aus die einzelnen K1itika dominiert werden.

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die Klitika gekennzeichnet sind, gerechtfertigt ist (cf. auch Borer 1986:5). Demge­genüber liegt die Annahme der Generierung der Klitika unter V' darin begründet, daß Klitika nicht nur Eigenschaften von Affixen besitzen, sondem auch - ebenso wie nicht-gebundene Wörter - syntaktische Eigenschaften haben. Sie können aus diesem Grund auch als 'syntaktische Affixe' bezeichnet werden (cf. Jaeggli 1986:17):33

"[ ... ] on the one hand, clitics have syntactic functions, and as such must enter some syntactic representation, but on the other hand, they are affixal in nature, rendering their existence as independent syntactic categories problematic." (Borer 1986:8)

Eine der syntaktischen Eigenschaften von Klitika ist nach Ansicht von Borer (1984), daß sie streng regieren können, da sie Spuren lizenzieren.34 Borer (1984) beobachtet, daß im Hebräischen in Klitikverdoppelungskonstruktionen die mit dem Klitikon koindizierte Objekt-NP bewegt werden kann (cf. (47a». Wird bei diesen Extraktionen das Klitikon weggelassen, so ist der Satz ungrammatisch (cf. (47b»(cf. Borer

1986:6):

(47) (a)

(b)

mi· k-hikarti 'et 'axot-o· e·. de} den-kannte-ich OM Schwe~ter-seine35 1

'der, von dem ich seine Schwester kannte' *mii ~e-hikarti 'et 'axot ei' der den-kannte-ich OM Schwester 'der, von dem ich die Schwester kannte'

Nach Ansicht von Borer kann die NP in (47a) deshalb extrahiert werden, weil die Spur der Bewegung vom koindizierten Klitikon streng regiert wird. In (47b) hingegen fehlt das Klitikon und damit ein strenges Regens für die leere Spur, so daß der Satz aufgrund des ECPs ausgeschlossen ist (cf. Borer 1984:8Off, 1986:6»)6

33 Diese Bezeichnung geht auf Nigel Fabb zurück, dessen Dissertation mir leider nicht zugänglich war. Cf. Jaeggli (1986) für die Literaturangabe: Nigel A. Fabb, Syntactic Affixes, Cambridge: MIT 1984.

34 Spuren, die bei der Bewegung von Elementen zurückbleiben, müssen aufgrund des Empty Category-Prirrzips (ECP) streng, d.h. durch ein XlI, regiert sein (cf. Chomsky 1981)(siehe v.a. auch Abschnitt 3.2.6 in diesem Kapi­tel).

35 Die Abkürzung 'OM' steht ftlr 'Objektsmarkierer'. Zu Status und Funktion VOll Objektsmarkierem im Hebräischen wie auch im Ruml!nischen cf. Borer (1984).

36 Barer (1984) nimmt an, daß auch im RumlInischen die Objekts1ditika streng regieren kOnnen. Sie beobachtet, daß genau in den Kontexten, in denen auch KIitikverdoppelungen möglich bzw. obligatOrisch sind, die Objekt-r-:w - bei gleichzeitigem Auftreten eines K1itikons - exttahiert werden kann (cf. Barer 1984:127ft). Anders als 1m He­bräischen kann im Rumänischen die Objekt-NP auch in anderen Kontexten angehoben werden (cf. (ii». In diesen Fällen kann jedoch kein Klitikon stehen (cf. (üb»:

(i) pe CBret credeai cl am vizut-o; ei? welche[+fem] gIaubtest-du daß babe-ich gesehen-sie 'wen hast du geglaubt, daß ich gesehen habe?'

(ü) (a) ce; credeai cl am vhut ei? was gIaubtest-du daß habe-ich gesehen 'was hast du geglaubt, daß ich gesehen habe?'

(b) -ce; credeai cl am vizut~i ei? was gIaubtest-du daß babe-ich gesehen-es 'was hast du geglaubt, daß ich gesehen habe'r

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Aoun (1985) erklärt den Grammatikalitätsunterschied zwischen den Sätzen (47a) und (47b) durch die Annahme, daß Klitika als A'-Binder fungieren. In (47a) A'-bindet das Klitikon die koreferente leere Spur der wh-Bewegung, wodurch die Bin­dungsbedingung für die Variable erfüllt ist. In (47b) hingegen gibt es keinen A'-Bin­der für die Variable (cf. Aoun 1985:37ff). Aoun nimmt folglich an, daß Klitika in einer A'-Position stehen (cf. Aoun 1985:35). Was den strukturellen Aufbau dieser Po­sition betrifft, so weist Aoun (1985:39) daraufhin, daß A'-Positionen - ebenso wie A­Positionen - in der Regel XP-Positionen sind. Demnach müßten Klitika als maximale Projektionen analysiert werden.37

Jaeggli (1986:17) betont demgegenüber in Anlehnung an Sportiche38, daß Klitika weder in A-Positionen noch in A'-Positionen stehen können, da es sich dabei um eine kleine, ftnite Gruppe nominaler Elemente mit stark eingeschränkten syntaktischen Eigenschaften handelt. Sie können aus diesem Grund keine maximalen Projektionen haben, so daß die einzigen Positionen, die ihnen zur Verfügung stehen, Kopf-Positio­nen sind (cf. auch Aoun 1985:39).

In vielen Klitikanalysen wird dennoch die Annahme vertreten, daß Klitika maxi­male Projektionen sind. Chomsky (1989) beispielsweise nimmt an, daß die pronomi­nalen Klitika in einer eigenen AGR-Phrase erscheinen. Er übernimmt dabei die von Pollock (1989) vorgeschlagene Trennung zwischen einer Tempus/Finitheits-Phrase und einer AGR-Phrase. Nach Ansicht von Chomsky muß dabei die Tempus-Phrase von AGR dominiert sein - und nicht umgekehrt, wie von Pollock angenommen wird.39 Um jedoch den Konflikt mit Pollocks Analyse der Verbbewegung im Engli­schen und Französischen, die Chomsky für richtig ansieht und daher aufrechterhalten möchte, zu venneiden, schlägt Chomsky (1989) zwei AGR-Phrasen vor. Neben einer Subjekt-AGR-Phrase, die der INFL-Phrase entspricht und von der aus das Subjekt in einem fmiten Satz regiert werden kann, postuliert er eine Objekt-AGR-Phrase, die die Verbalphrase dominiert (cf. Chomsky 1989:16):

Borer (1984: 131) folgert aus dieser Beobachtung, daß im Rumänischen sowohl Klitika als auch Verben ordentlich regieren können. Sie räumt aber gleichzeitig ein, daß das Rumänische keine direkte Evidenz für die ordentliche Rektion durch Klilika liefert.

37 Aus den AusiUbnmgen Aouns geht leider nicht hervm-, ob seiner Auffassung nach die A'-Position der Klitika eine Ausnahme dieser Regel darstellen soll.

38 Cf. Jaeggli (1986) für den Literaturhinweis: D. Sportiche, SlnlClurallnvariance and Asymmetry Cambride: MIT 19n '

39 Diese Annahme ist nach Ansicht von Chomsky notwendig, damit das Subjekt in einem finiten SalZ von AGR re­gien werden und dadurch die Metkmale Kasus, Numerus. Genus etC. erhalten kann (cf. auch Crysmann & See­mann 1991). AußcnIem führt Chomsky (1989:15) morphologische Evidenz dafür an, daß das Tempus-Element von AGR dominien sein muß:

~[ ... l.in ,a number of lan~es where it is possible to obtain relevant evidence, the agreement element is outsIde the tense element m the verbal morpho\ogy. as wouId follow from successive adjunetion if AGR dominates t.he tense element. •

(48) AGR-S" (=IP) ~

NP AGR-S' ~

AGR-So FP ~

F (NegP) ~

Neg AGR-P ------­SpezAGR-O ~'

AGR-Oo VP ~

(ADV) VP

v0 ..

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Chomsky (1989:15) nimmt an, daß die Speziflkatorposition der AGR-O-Phrase in (48) als Zwischenlandeplatz für Objektsklitika zur Verfügung steht. Evidenz für diese Annahme sieht Chomsky in Kongruenzphänomenen in französischen und italieni­schen Partizipialkonstruktionen. Er beruft sich hierbei auf eine Analyse dieser Kon­struktionen von Kayne (1989), der aufzeigt, daß in diesen Konstruktionen eine Ob­jektkongruenz mit dem Partizip nur dann möglich ist, wenn das Objekt über eine Zwischenspur angehoben worden ist:

(49) (a) Combien de chaisesi Paul a [e)j repeintes [e)j? (b) Paullesj a [e)j repeintes [e)i.

Der Analyse von Kayne (1989) und Chomsky (1989) zufolge können die wh-Phrase bzw. das Objektsklitikon deshalb mit dem Partizip kongruieren, weil ihre Zwischen­spuren sich in einer Rektionsbeziehung mit AGR-O befinden.40 In (50) hingegen ist nach Ansicht von Chomsky (1989) keine Kongruenz zwischen AGR und der Objekt­NP möglich, da das unter VO generierte Partizip eine Barriere für die Rektionsbezie­hung bildet (cf. auch Chomsky 1986b:42):

(50) (a) Paul a repeint les chaises. (b) *Paul a repeintes les chaises.

Das Auftreten der Objekt-NP in einer Position wie in (51) ist nach Auffassung von Kayne (1989:89) deshalb ungrammatisch, weil sie dort weder basisgeneriert sein kann noch dorthin bewegt werden kann:

(51) *Paul ales chaises repeintes.

Eine Basisgenerierung der Objekt-NP schließt Kayne aus, da er annimmt, daß die Theta-Markierung im Französischen nach rechts bzw. innerhalb der Projektion des Theta-markierenden Kopfes erfolgen muß. Die Unmöglichkeit einer Bewegung des

40 0I0msky (1989) nimmt an. daS die ZwiscbeDspur der wh-Pbrase an die AGR·O-Pbrase adjungiert ist und sicb damit in einer A' ·Position befindeL Die Spur des KIitikons ist nach Ansicht von Chomsky (1989: 19) vennudich in der Spezifibtorposilion von AGR-O.

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nicht-klitischen Objekts begründet Kayne damit, daß seiner Ansicht nach das Partizip im Französischen den Kasus an das Objekt - bereits in der Basis - weist. Aus diesem Grund kommt aufgrund der Kettenbedingung (cf. Chomsky 1981, siehe auch Ab­schnitt 3.2.6) nur eine A'.Position als mögliche Landeposition in Frage. Nach Ansicht von Kayne (1989:89) befmdet sich die Objekt-NP in (51) jedoch nicht in einer A'-Po-

sition, so daß der Satz ungrammatisch ist. Unerklärt bleibt allerdings in der Analyse von Kayne (1989), der sich Chomsky

(1989) anschließt, warum die Stellung der Objekt-NP vor dem Auxiliar, d.h. in der

Oberflächenposition des Klitikons, ebenfalls ungrammatisch ist:

(52) *Paulles chaises a repeintes.

Nach Ansicht von Kayne (1989:89) ist das Auftreten des Klitikons in dieser Position deshalb möglich (cf. 49b), weil es sich seiner Ansicht nach dabei um eine A'·position handelt. Demnach kann das Klitikon dorthin bewegt werden, ohne die Kettenbe­dingung zu verletzen. Kayne (1989) und ebenso Chomsky (1989) erklären jedoch nicht, warum das Klitikon in der SpezAGR-Position, die nach Ansicht von Kayne eine A-Position sein soll, zwischenlanden kann. Außerdem wird in beiden Analysen nicht klar, warum nicht auch die Objekt-NP in die gleiche Oberflächenposition wie

das Klitikon bewegt werden kann. Der Analyse von Kayne und Chomsky zufolge handelt es sich hierbei nicht nur um

eine A-Position, sondern zudem um eine Position, in die maximale Projektionen be­

wegt werden können. Letzteres folgt aus der Annahme Chomskys, wonach Klitika maximale Projektionen sind, die in die SpezAGR-Position bewegt werden bzw. dort zwischenlanden. Dies führt zu einem weiteren Problem der Analyse Chomskys; denn aufgrund der besonderen Eigenschaften von Klitika muß vielmehr angenommen wer­den, daß es sich bei klitischen Pronomina um bloße Köpfe und nicht um maximale Projektionen handelt (cf. Jaeggli 1986:17).

Aus den genannten Gründen kann Chomskys Analyse der französischen Klitika nicht aufrechterhalten werden. Dennoch glaube ich, daß diese Lösung in die richtige Richtung geht, nämlich insofern, als Klitika als Kongruenzmarkierer angesehen wer­den. In meiner Analyse der französischen und portugiesischen Klitika werde ich zei­

gen, daß gerade diese Idee Chomskys das Verhalten dieser klitischen Pronomina adäquat erfaßt.

Die Annahme, daß die klitischen Pronomina in den romanischen Sprachen als Kongruenzmerlanale fungieren, ist bisher nur in wenigen Arbeiten vertreten worden (cf. 1. Duarte 1983, Saltarelli 1989). In einer Analyse der klitischen Objektspro­nomina des Portugiesischen nimmt 1. Duarte (1983) an, daß in Nullsubjekt-Sprachen die klitischen Pronomina in INFL generiert sein können, da in diesen Sprachen INFL

pronominal sein kann. In Anlehnung an Rizzi (1982) weist sie darauf hin, daß offen­

sichtlich eine Parallelität zwischen der Beziehung zwischen einem leeren Subjekt und

den Flexionsmerkmalen einerseits und zwischen einem leeren Objekt und den kUti-

77

sehen Objektspronomina anderseits besteht (cf.!. Duarte 1983:167). Dies wird bei­spielsweise anband eines Satzes wie (53) deutlich (cf. Rizzi 1982:130):

(53) [NJ>l?] ti conosco [NJ>l?]

Hierbei ennöglicht die Verbflexion, daß die Subjektsposition leer sein kann, und das Objektsklitikon, daß die Komplementsposition ein leeres Objekt enthalten kann. Rizzi (1982:130f) nimmt aus diesem Grund an, daß der INFL-Knoten in Nullsubjekt­Sprachen (abgekürzt NSLs) als pronominal interpretiert werden kann:

"The most direct way of capturing [this] parallelism [ ... ] would consist in suggesting that the characteristic property of NSL's is that their verbal inflections have (clitic-like) pronominal properties. This intuition can be straightforwardly implemented by assuming that INFL in NSL's is specified with the feature [+ pronoun]: i.e., like a clitic, it is a verbal affix with (pro-)nominal properties, specified with respect to such grammatical features as person and number; and, like a clitic, it is interpreted as adefinite pronoun [ ... ], and binds and properly govems an empty NP position."

Dieser Annahme zufolge schlägt I. Duarte (1983:166) für Sprachen, die sowohl Null­subjekte erlauben als auch Objektsklitika besitzen, folgende Struktur vor:

(54) NP [INFL ... KI][yp V NP]

Sie nimmt an, daß sowohl im iberischen als auch im brasilianischen Portugiesisch die klitischen Pronomina in einem pronominalen INFL-Knoten generiert werden. Ihrer Analyse zufolge können hingegen in Sprachen, die keine Nullsubjekte erlauben, pro­nominale Klitika nicht in INFL generiert werden, da der INFL-Knoten nicht prono­minal ist.

Ähnlich wie 1. Duarte (1983) vertritt auch Saltarelli (1989) die Ansicht, daß die klitischen Pronomina in den romanischen Sprachen in INFL generiert werden. In einer diachronischen Analyse der Personalpronomina dieser Sprachen, auf die in Ka­pitel 5 noch ausführlicher eingegangen wird, stellt er einen Funktionswandel dieser Pronomina fest. Er nimmt an, daß im Laufe der Entwicklung aus dem Lateinischen die ursprünglich freien Pronomina zu gebundenen Kongruenzmorphemen geworden sind. Dieser Übergang erklärt sich für Saltarelli durch eine Veränderung bzw. Erwei­

terung des INFL-Parameters des Lateinischen. Seiner Ansicht nach sind im Laufe der Entwicklung der romanischen Sprachen dem INFL-Knoten die Merkmale Genus und Kasus hinzugefügt worden. was die Integration der klitischen Pronomina in INFL zur

Folge hat (cf. Saltarelli 1989:358). Die klitischen Objektspronomina sind gemäß dieser Analyse von Saltarelli und

Duarte folglich ein Teil von INFL. Sie stehen mit dem Objekt in der Komplements­position in einer Kongruenzbeziehung. Allerdings diskutieren weder Duarte noch

Saltarelli, auf welche Weise diese Beziehung zwischen Objekt und Klitikon herge-

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stellt werden kann, obwohl gerade die Frage nach der "Interaktion" der klitischen Objektspronomina mit der bzw. den Komplementsposition(en) des Verbs in der generativen Klitikdiskussion einen Schwerpunkt bildet (cf. auch Borer 1986:7).

3.2.6 Die Beziehung zwischen Objektsklitikon und der Komplementsposition

Unabhängig davon, ob die Komplementsposition des Verbs lexikalisch besetzt oder leer ist, besteht zwischen einem Klitikon in der präverbalen Klitikposition und der Komplementsposition des Verbs eine enge Beziehung. Für Klitikverdoppelungs­konstruktionen, also Sätzen, in denen in der Komplementsposition eine mit dem Ob­jektsklitikon koreferente Objekt-NP auftritt, muß dabei die Frage geklärt werden, wie (und ob) in solchen Sätzen diesen beiden miteinander koreferenten Elementen 9-Rol­le und Kasus zugewiesen werden können. Dabei muß berücksichtigt werden, daß auf­grund des 9-Kriteriums jede 9-Rolle nur einmal an ein Argument vergeben werden kann. Außerdem kann ein Kasusmerkmal jeweils nur einem nominalen Element zu­gewiesen werden (cf. Chomsky 1981). Aber auch für Sätze, in denen ein Objektskli­tikon bzw. mehrere Objektsklitika ohne koreferente Objekt-NP vorkommen, muß diese Frage nach der 9-Rollen- und Kasuszuweisung gestellt werden. Dies folgt aus dem Projektionsprinzip, gemäß dem die thematischen Selektionseigenschaften eines Elements auf allen syntaktischen Ebenen erhalten bleiben müssen (cf. Chomsky 1981). Demnach muß die subkategorisierte Komplementsposition des Verbs auch dann vorhanden sein, wenn sie kein lexikalisches Element enthält. Chomsky nimmt an, daß in diesem Fall die lexikalisch leere Position durch eine leere Kategorie reprä­sentiert sein muß. Bei einer Bewegung des Klitikons aus der Objektsposition in eine präverbale Position muß deshalb in der Komplementsposition des Verbs eine Spur zurückbleiben, die mit dem Klitikon verbunden ist. Aber auch bei der Annahme, daß Klitika in der präverbalen Position basis generiert sind, muß die leere Objektsposition eine leere Kategorie enthalten, die mit dem Klitikon in einer bestimmten Weise mit­einander verbunden ist (cf. z.B. Burzio 1982:35, 1986:37, Borer 1984:252).41

In einer Untersuchung der klitischen Objektspronomina muß daher erklärt werden, welcher Art die leere Kategorie ist, die in der Objektsposition steht, falls diese Posi­tion nicht lexikalisch besetzt ist, und auf welche Weise das Objektsklitikon und die lexikalische bzw.leere Kategorie in der Objektsposition miteinander "interagieren".

In der von Chomsky (1981) entworfenen Theorie der leeren Kategori;n werden -in Anlehnung an die im Rahmen der Bindungstheorie vorgenommene Einteilung der lexikalischen nominalen Kategorien in Anaphern, Pronomina und R-Ausdrücke - drei

41 t:Iach Ansicht v~ B~o (l986:~) liegt der Unterschied zwischen Klitikbewegung und Basisgenerie.rung ledig­lich darin, ob diese Beziehung ZWISChen dem Klitikon in der prtverbaJen Position und der leeren Kategorie in der ~je~tion berei!S auf der D-SIrUktur oder erst auf der S·SIrUktur besteht Im Falle der Basisgenerierung ist diese BeZIehung bereItS auf der D·StruIctur vorbanden, während sie bei einer Bewegung des Klitikons erst auf der S-Struktur erzeugt wird.

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leere Kategorien unterschieden (cf. Chomsky 1981:55ff sowie Kap.6, auch Bouchard 1984). Chomsky differenziert dabei primär zwischen der leeren Kategorie PRO einer­seits und zwei Typen von Spuren andererseits, den NP-Spuren sowie den Variablen (wh-Spuren), die jeweils durch ein Bündel ("cluster") von Eigenschaften gekenn­zeichnet sind.42 Spuren sind leere Kategorien, die aufgrund der Anwendung einer Bewegungsregel in einer 9-markierten Ausgangsposition eines bewegten Elementes "zurückbleiben". Sie unterscheiden sich voneinander hinsichtlich der Art und Weise dieser Bewegung. Ist die Landeposition des bewegten Elements eine A-Position, so ist die zurückgebliebene Spur eine NP-Spur, die von ihrem Antezedens A-gebunden wird. Landet das bewegte Element hingegen in einer A'-Position, handelt es sich bei der Spur um eine Variable. Eine NP-Spur verhält sich demnach bezüglich der Bindungstheorie wie eine lexikalische Anapher, d.h. sie unterliegt dem Bindungsprin­zip A. Demgegenüber trifft für Variablen das Bindungsprinzip C zu, da sie sich ähn­lich wie referentielle Ausdrücke verhalten. Sie müssen demnach A-frei sein, jedoch -im Unterschied zu R-Ausdrücken - stets von einem Operator A'-gebunden sein.

Außerdem sind Variablen dadurch gekennzeichnet, daß sie stets Kasus haben müssen, NP-Spuren hingegen bekommen keinen Kasus zugewiesen (cf. Chomsky 1981:Kap.6).

Nach Ansicht von Chomsky (1986a:17) muß zwischen einer Spur und ihrem Regens "a certain kind of connection" bestehen. Diese Beziehung ist durch das be­reits erwähnte Empty Category Prinzip (ECP) festgelegt, wonach Spuren streng (bzw. ordentlich oder strikt) regiert sein müssen. Das heißt, das Regens der Spur muß ein . XO oder mit ihr koindiziert sein (cf. Chomsky 1981:250).43

Die leere Kategorie PRO hingegen unterliegt nicht dem ECP. Im Gegensatz zu Spuren ist sie basisgeneriert und erscheint typischerweise in der Subjektsposition in­finiter Satzteile, wo es vom Subjekt oder einem Komplement des Matrixsatzes kontrolliert sein kann (Chomsky 1981:68). Sie weist neben den typischen Eigen­schaften von Pronomina auch Eigenschaften auf, die für Anaphern typisch sind (cf. Chomsky 1981:71). Dies hat zur Folge, daß PRO nicht nur dem Bindungsprinzip B, das für pronominale Elemente relevant ist, sondern gleichzeitig auch dem Bindungs­prinzip A unterliegen müßte. Mit anderen Worten, PRO müßte in seiner Rek­tionskategorie gleichzeitig sowohl gebunden als auch frei sein. Um diesen Wider­spruch auszuschließen, muß angenommen werden, daß PRO keine Rektionskategorie

hat und fot glich unregiert sein muß (cf. Chomsky 1981).

42 Genaugenommen versucht Owmsky alle drei leeren Kategorien aus einer rugrundeliegenden leeren Kategorie ab­ruleiten. wobei letztendlich aufgrund des Koorextes festgelegt wird. welche der drei leeren Kategorien eingesetzt wird (cf. Chomsky 1981:321ff).

43 Das ECP und damit die Definition von Strengu Rektion sind immer wieder umformuIiert wa'llen. Für eine aus­fiIhrliche Diskussion dieses zentra\en Prinzips der Prinzipien- und Parametertheorie und des Begriffs der Strengen Rektion cf. Lasnik &: Saito (1984) sowie Chomsky (1986a:Kap.5).

80

Chomsky (1982b) ergänzt die Gruppe dieser leeren Kategorien um eine weite~e Kategorie. Dabei handelt es sich um ein "pure pronominal" (pro), d.h. um em pronominales Element ohne phonetische Matrix, das typischerweise in der leeren Subjektsposition von Nullsubjekt-Sprachen erscheint.44 Er unterscheidet somit a~f der Grundlage der durch die Bindungsprinzipien A und B vorgenommenen UnterteI­lung in anaphorische und pronominale Ausdrücke vier mögliche nominale Katego­rien, die sowohl lexikalisch als auch leer sein können. Einzig eine Kategorie mit den Merkmalen [+anaphorisch, +pronominal] kann nicht lexikalisch realisiert werden, da sie als unregierte Kategorie keinen Kasus erhalten kann. Somit gelangt Chomsky (1982b:78) zu folgender Einteilung lexikalischer und leerer Kategorien:

(55) Typologie der nominalen Ausdrücke

lexikalisch leer

l+anal?hO~SCh' -pronom!na~ -anapl1onsch, +pronommal +ana horisch, +pronomin ] -anap~orisch, -pronominal]

Anapher Pronomen

R-Ausdruck

NP-Spur pro PRO Variable

In Anlehnung an die ursprüngliche Version des Chomskyschen Modells der leeren Kategorien nimmt Jaeggli (1982) in seiner Diskussion der romanischen Objektskli­tika an, daß das leere Element in der Komplementsposition in Sätzen mit einem Ob­jektsklitikon PRO sein muß. PRO wird als ein Pronomen ohne phonetischen Inhalt angesehen, das die Merkmale für Person, Numerus und Genus enthält. Aufgrund des PRO-Theorems, wonach PRO unregiert sein muß, darf die Komplementsposition des Verbs in Sätzen wie (56) nicht regiert sein (cf. Jaeggli 1982:26):

(56) (a) Le pegue PRO. (b) Lo puse PRO sobre la mesa.

Nach Ansicht von Jaeggli (1982) ist dies dadurch gewährleistet, daß das Klitikon in diesen Sätzen jeweils die Rektion von PRO durch das Verb absorbiert. Für diese An­nahme, daß Klitika die Fähigkeit besitzen, die Rektion der Komplementsposition durch das Verb zu absorbieren, fmdet Jaeggli Evidenz in der Ungrammatikalität der folgenden Sätze:

(57) ~~ (58)

*Pegue (a) PRO. *Puse (a) PRO sobre la mesa. *La vimos la casa de Malfalda.

44 Die Einführung dec leeren Kategorie pro durch Chomslcy (l982b) geht u.a auf eine Kritik von T orrego zuriIck. Sie weist - in einem unverOffentlichen MIT -Arbeitspapier • darauf hin, daß in spanischen wh-Konstruktionen die Ieere Su~je~~ regiert ist, ~ ~ finite Verb vorangestellt ist. So kann z.B. die Subjektsposition in (i) sowohl lexikalisch (mttJ_> als auch mtt emer leeren Kategorie besetzt sein (cf. auch Torrego 1984):

Ci) Ca) Con qui6n pOdrUuan ir a Nueva Yod; (b) Con qui6n podr6 e ir a Nueva York

Die Subjektsposition ist in beiden Sitzen (streng) repen; folglich kann e in (ib) nicht PRO sein (cf. ChomskY 1982b:82).

81

Die Beispiele in (57) zeigen nach Jaeggli (l982:26), daß ein leeres pronominales Ele­ment, also PRO, nur dann in der Objektsposition stehen kann, wenn gleichzeitig ein Element vorhanden ist, das in der Lage ist, die Rektion der Komplementsposition durch das Verb aufzuheben. Satz (58) belegt für Jaeggli (1982:22), daß Klitika diese Eigenschaft besitzen. Seiner Ansicht nach ist dieser Satz deshalb ausgeschlossen, weil das Klitikon die Rektion der Objektsposition durch das Verb absorbiert hat. Folglich ist die Objektsposition unregiert und das lexikalische Objekt kann keinen Kasus - der unter Rektion vergeben wird - erhalten (cf. Jaeggli 1982:22). Jaeggli (1982:22) vermutet darüber hinaus, daß Klitika die Rektion des Objekts selektiv ab­sorbieren; d.h. ein Akkusativklitikon absorbiert ausschließlich die Rektion eines di­rekten und ein Dativklitikon ausschließlich die eines indirekten Objekts. Dadurch er­klärt er die Grammj;itikalität von Satz (59), wo die Rektion des direkten Objekts durch das Verb vom Dativklitikon nicht absorbiert wird:

(59) Les entregaron las notas.

Gegen diese Analyse der Rektionsabsorption scheint jedoch die Beobachtung zu sprechen, daß im Spanischen - und insbesondere im Spanischen des Rio de la Plata -kasusidentische Klitika und Objekts(pro}nomina gleichzeitig auftreten können bzw.

müssen:

(60) (a) Mi~elito le regal6 un caramelo a Mafalda. (b) Lo vimos a Guüle.

Die Grammatikalität dieser Sätze führt Jaeggli (1982) auf das Vorhandensein der Präposition a zurück. Er beruft sich hierbei auf eine von Kayne gemachte Beobach­tung, wonach eine Objekt-NP nur dann durch ein Klitikon verdoppelt werden kann, wenn der NP eine Präposition vorangeht.45 Gemäß der Analyse von Jaeggli sind die Sätze in (60) im Spanischen bzw. in bestimmten Varianten des Spanischen deshalb möglich, weil die Präposition a als Kasuszuweiser fungieren kann. Im Französischen hingegen sind seiner Ansicht nach solche Klitikverdoppelungskonstruktionen ausge­schlossen, da das Französische keine unabhängigen Kasuszuweiser besitzt. Die indi­rekten Objekte im Französischen analysiert Jaeggli als NPs, die somit keine Präposi­tion enthalten, die an das indirekte Objekt Kasus zuweisen könnte.

Zur Erklärung der Theta-Rollen-Zuweisung an die Objekt-NP in einem Satz wie (60b) formuliert Jaeggli (1982:350 einen besonderen Theta-Rollen-Zuweisungsme­chanismus. Da ein Verb seine Theta-Rolle nur an das Argument zuweisen kann, das es regiert (cf. Chomsky 1981:276), kann die Objekt-NP in Satz (60b) keine Theta­Rolle erhalten. Folglich müßte aufgrund des Theta-Kriteriums dieser Satz ausge­schlossen sein. Jaeggli (1982) nimmt daher an - und ebenso Chomsky (1981:275ft), der mit dessen Analyse der Klitika weitgehend übereinstimmt -, daß die an das Kliti-

4S Diese Beobachtung ist in die Lita'aIur unt« dec Bezeic:hnung 'Kaynes Qenetalisierung' eingegangen (cf. Jaeggli 1982:20).

82

kon zugewiesene Theta-Rolle dem Objekt "vererbt" bzw. "übertragen" werden kann, da beide miteinander superkoindiziert sind.46 Das Theta-Kriterium bleibt daher un­

verletzt, Satz (60b) ist nicht ausgeschlossen. In der Kritik dieser Klitikanalyse von Jaeggli und Chomsky werden einige Schwä­

chen deutlich, die zeigen, daß diese Analyse - v.a. die Annahme der Rektionsabsorp­tion - nicht aufrechterhalten werden kann. So schließt z.B. Burzio (1986:166,Fn.lO)

die Möglichkeit einer solchen Absorption mit der Begründung aus, daß Rektion kein Merkmal, sondern eine konfigurationelle Beziehung ist:

"Govemment absorption, unlike Case absorption, seems suspicious because, whereas Case can reasonably be regarded as a feature, which can thus be absorbed, govemment is a certain type of configurational relation, which we expect to change only when the configuration changes."

Abgesehen von diesen konzeptuellen Schwierigkeiten weist die Annahme der Rek­tionsabsorption auch einige empirische Probleme auf. Burzio (1986:166,Fn.l0) zeigt an einem Beispiel aus dem Italienischen, daß trotz des Vorhandenseins eines Kliti­kons die leere Objektsposition auch dann regiert wäre, wenn das Klitikon die Rektion durch das Verb absorbiert hätte:

(61) Giovanni gli butta l'acqua [addosso [e]]

Die leere Kategorie in Satz (61) wird nämlich von der Präposition addosso regiert und kann folglich nicht PRO sein.

Ein weiterer Einwand gegen Jaegglis Analyse resultiert aus der häufig gemachten Beobachtung, daß Kaynes Generalisierung keinesfalls universale Gültigkeit hat. In vielen Sprachen sind Klitikverdoppelungen auch dann möglich, wenn keine zu­

sätzliche Präposition - oder sonstige "dummy case marker" - vor der "gedoppelten" Objekt-NP steht (cf. Borer 1984:89,Fn.5, Sufier 1988:401,Fn.13). Sufier (1988:399)

zeigt zudem, daß auch im Spanischen Kaynes Generalisierung nicht zutrifft, da auch dort Sätze mit Klitika und koreferenten Objekt-NPs, denen keine Präposition voraus­geht, möglich sind:

(62) (a) Yo la tenfa prevista esta muerte. (b) Lo Ultimo gue escuche, claro que La encontre pesada La

audici6n, füe el reportaje.

Im Rahmen der Analyse von Jaeggli (1982) könnte für solche Beispiele nicht erklärt werden, wie die (unregierte) Objekt-NP Kasus erhalten kann. Sufier weist außerdem

darauf hin, daß Jaeggli keine Erklärung dafür liefert, warum in den spanischen Dia­lekten, die Klitikverdoppelungen mit direkten Objekten erlauben, die kasus­zuweisende Präposition a auch dann vor der Objekt-NP erscheint, wenn das Klitikon

46 0I0msky (1981) fIIIut dieae Art cl« Koindizierung ein. um die lKIgeIIa\lIIIe 'Freie Inversion' von Subjekloo in Null­subjekt-Sprachen zu eItIIren. Dadurch aoJI ausgescblossen werden, daß ein fIIr die Bindungsprinzipien sichtbareS Verhlltnis zwischen zwei nominalen Elementen bestehL

83

fehlt. In Sätzen, in denen das Objekt durch die Merkmale [-spezifiziert, +belebt] cha­rakterisiert ist, ist das Fehlen des Klitikons sogar obligatorisch (cf. Sufier 1988:396):

(63) (a) No (*10) oyeron a ning11n ladr6n. (b) (*La) buscaban a algUlen que los ayudara.

Nach Jaegglis Analyse wäre in den Sätzen unter (63) das Auftreten von a vor der je­weiligen Objekt-NP nicht notwendig, da kein Klitikon vorhanden ist, das deren Rek­tion absorbiert. Folglich kann die Objekt-NP den Kasus direkt vom Verb, d.h. ohne daß ein besonderer Kasuszuweiser vorhanden sein muß, erhalten. Suner (1988:400) folgert daher, daß die Präposition a kein "dummy Case marker" ist, sondern vielmehr u.a. dazu dient, Belebtheit zu kennzeichnen. Sie stellt fest, daß Auftreten und Fehlen von a mit dem Merkmal [±belebt] korrelieren (cf. Sufier 1988:401):47

(64) ~~ Ya las lave todas Ce]. f-be1ebtl Ya las lave a todas [e . [+belebt]

Aufgrund der Modifizierung von Chomskys Modell der leeren Kategorien von 1981, d.h. durch die Postulierung von pro als Pronomen ohne phonetische Matrix, das die Merkmale für Person, Numerus und Genus enthält, revidieren sowohl Jaeggli als auch Chomsky in ihre Annahme, daß die romanischen Objektsklitika als Rektionsab­sorbierer fungieren kÖIlllen. Im Rahmen des Modells der leeren Kategorien nach Chomsky (1982b) kaIUl PRO nicht mehr als die leere pronominale Kategorie in der Objektsposition in Sätzen wie (56) angesehen werden. Folglich gibt es auch keine Notwendigkeit für die Annahme, daß die Komplementsposition des Verbs in einem Satz mit einem Klitikon unregiert sein muß und die Rektion durch das Klitikon absor­biert werden muß. Jaeggli (1986) und Chomsky (1982b) halten weiter an der An­nahme fest, daß den Objektsklitika Kasus zugewiesen wird bzw. werden kann. Die Zuweisung des Kasus an ein Klitikon wird im allgemeinen als 'Kasusabsorption' be­zeichnet. Damit ist gemeint, daß das Verb den Kasus einem Morphem zuweist, das an das Verb gebunden ist (cf. Jaeggli 1986:19). Jaeggli geht davon aus, daß die an das Verb gebundenen klitischen Pronomina nicht notwendigerweise Kasus erhalten. Er ist vielmehr der Ansicht, daß Kasusabsorption parametrisch festgelegt ist. Mit anderen Worten, er nimmt an, daß in bestimmten Sprachen alle klitischen Pronomina Kasus absorbieren, während in anderen Sprachen die Kasusabsorption durch Klitika nur optional oder ausgeschlossen ist.48 Im Französischen beispielsweise müssen gemäß Jaegglis Analyse alle Klitika Kasus absorbieren. Dadurch erklärt sich für Jaeggli, daß

47 Suller (1988:401) erwähnt noch eine weitere Unadliquatheit der Jaegglischen Analyse. Zur ErkIlIrung der Unter· schiede zwischen dem "River PIate Spanish" und dem ·Standard Spanish" stellt Jaeggli (1982:25) die Hypolhese auf, daß nur in der slldameribnischen Variante des Spanischen "[ ... ] Ibis inserted a is capable of assigning accusative Case to the complement NP. while in the Iatter [i.e. in Standard Spanish. G.K.] is not so·. Gleichzeitig muß Jaeggli jedoch annehmen. daß auch im sogenannten Standardspanischen a als Kasuszuweiser ~on ~n Objekten fungiert, da in allen Varianten des Spanischen K1itikverdoppeIungen mit PersonaiprOllOmma obligaw-

rischsind. 48 Eine lIhnliche Auffassung vertiu Roberge (1986a. 1986b) bei seiner Analyse der Subjektsklitika.

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in einer Sprache wie dem Französischen (direkte sowie indirekte) Objekt-NPs und Objektsklitika komplementär verteilt sind. Klitikverdoppelungskonstruktionen sind in diesen Sprachen demnach deshalb nicht möglich, weil die Klitika stets den Kasus ab­sorbieren und den Objekt-NPs dadurch kein Kasus zugewiesen werden kann. Für das Spanische, das Klitikverdoppelungen erlaubt bzw. fordert, nimmt Jaeggli an, daß die Dativklitika nicht immer in der Lage sind, Kasus zu absorbieren. Seiner Ansicht nach erhalten sie nur dann Kasus, wenn die Komplementsposition des indirekten Objekts lexikalisch nicht besetzt ist. Andernfalls wird der Dativkasus an die Objekt-NP zuge­wiesen und das koreferente Klitikon bleibt ohne Kasus (cf. Jaeggli 1986:20f):

(65) Le entregue ellibro al professor.

Die Annahme, daß die spanischen Dativklitika nicht notwendigerweise Kasus absor­bieren, sieht Jaeggli (1986:22) durch die Beobachtung bestätigt, daß im Spanischen auch andere Klitika keinen Kasus absorbieren. Dies ist nach Ansicht von Jaeggli in

Sätzen mit bestimmten reflexivischen Verben der Fall:

(66) ~ Me voy al eine. Te vas de este pais. Maria se ri6 de Pedro. Te quedaste calladito.

Die Klitika in diesen Sätzen können keinen Kasus absorbieren, da die Verben, an die sie klitisiert sind, intransitiv sind und keinen Kasus zuweisen.

Gemäß der Analyse von Jaeggli (1986) sind die spanischen Akkusativklitika - an­ders als die Dativklitika - obligatorische Kasusabsorbierer. Damit erklärt er die komplementäre Distribution von Akkusativklitikon und direkter Objekt-NP. Es bleibt aber die Frage, wie die im südamerikanischen Spanischen möglichen Klitikverdop­

pelungen der direkten Objekt-NPs Kasus erhalten können:49

(67) Lo vimos a Juan.

Im Gegensatz zu seiner früheren Analyse geht Jaeggli (1986:37f) nicht von der An­nahme aus, daß die Präposition a Kasus zuweisen kann, sondern er nimmt an, daß sie in der Lage ist, eine "Kasusbrucke" herzustellen. Dadurch wird ermöglicht, daß der Akkusativkasus, den das Verb vergibt, an das direkte Objekt "übertragen" wird. Dies ist nach Ansicht von Jaeggli allerdings nur in den Varianten des Spanischen möglich, die Klitikverdoppelungen mit Akkusativobjekten erlauben. Nach dieser Analyse exi­stieren in einem Satz wie (67) mehrere Kasuspaare, die den gleichen Kasus besitzen. Jaeggli (1986:38) nimmt an, daß in Satz (67) das Verb den Kasus an das Klitikon zuweist und dadurch mit dem Klitikon ein Kasuspaar bildet. Gleichzeitig kann das Verb die Kasusmerkmale mit der Präposition "in Einklang bringen" ("match"), da es

49 Diese Frage muß aber auch für das nicht in Slldanterika gesprochene Spanisch gestellt werden nanilich dänn. wenn es sich bei dein Akkusativobjekt um ein Pronomen bandelL Hienu macht Jaeggli (1986) ~rdings keine Angaben. Cf. auch die diesbezllgliche Kritik Sullers (1988:401) an Jaegglis Analyse (siehe Fußnote 47).

85

sie regiert. Es bildet somit zusammen mit der Präposition ein zweites Kasuspaar. Dies ist allerdings nur möglich, da es sich bei der Präposition um ein nicht-nominales Element handelt. Dadurch ist die Bedingung erfüllt, daß "the Case feature of the verb is rnatched with only one nominal element" (Jaeggli 1986:38). Die Präposition bildet außerdem mit der Objekt-NP ein weiteres Kasuspaar. Somit erhält diese NP Kasus, und der Kasusfilter wird nicht verletzt.

Auch diese Analyse der Objektsklitika von Jaeggli (1986) wirft eine Reihe von Fragen auf. So wird z.B. nicht klar, warum a nicht auch in Konstruktionen mit einem indirekten Objekt als "Kasusbrucke" fungieren kann - zumal Jaeggli (1982) explizit davon ausgeht, daß indirekte Objekte im Spanischen Präpositionalphrasen, also nicht­nominale Elemente sind, deren Präpositionen als Kasusbrucke fungieren könnten. Jaegglis Analyse erklärt auch nicht, warum in den spanischen Varianten, die Klitik­verdoppelungen mit direkten Objekten erlauben, Sätze mit direkten Objekten ohne Klitikon möglich bzw. obligatorisch sind (cf. (63». Gemäß der Analyse von Jaeggli (1986) müßten solche Sätze im südamerikanischen Spanisch ausgeschlossen sein, da kein nominales Element vorhanden ist, an das der Akkusativkasus gewiesen werden könnte. so Schließlich ist Jaegglis Annahme problematisch, daß klitische Pronomina des Spanischen keinen Kasus erhalten sollen und folglich auch nicht realisieren kön­nen. Dies scheint meiner Ansicht nach unvereinbar mit der Tatsache, daß diese Ele­mente - als einzige Elemente im Spanischen - morphologischen Kasus realisieren.

In allen anderen Analysen der romanischen Klitika wird diesem Faktum dadurch Rechnung getragen, daß entweder angenommen wird, daß die Klitika Kasus zugewie­sen bekommen bzw. absorbieren. oder daß sie als morphologische Realisierung der Kasusmerkmale des Verbs, d.h. als "spell-out of the Case-marking features of the verb" aufgefaßt werden (cf. Burzio 1985:38, Borer 1984:37. Di Sciullo 1990:225).

Was die leere Kategorie in der Objektsposition in Klitikkonstruktionen ohne "gedoppelte" Objekt-NP betrifft, hält Jaeggli (1986) die Annahme aufrecht, daß es sich dabei um ein pronominales Element handelt. Auf der Grundlage der Chomsky­sehen Typologie der leeren Kategorien kommt hierfür einzig das leere Pronominal pro in Frage. Die Bedingungen zur Identifizierung von pro sind nach Ansicht von Jaeggli (1986:29) dadurch erfüllt, daß pro von einem Klitikon regiert ist, das einen "set of pronominal features" enthält. Außerdem ist pro mit dem Klitikon koindiziert und bildet daher mit dem Klitikon zusammen eine Kette ("chain")(cf. Jaeggli 1986:30):

(68) NP I

Juan

so "Im Spanischen au8erbaIb Slidamerikas hingegen ist diese Kasuszuweisung nach Ansicht von Jaeggli deshalb möglich, weil die PrIposiIion fI und die Objekt-NP eine NP bilden. Für diese Unterscheidung liefert c:l allerdings keinerlei Evidenz.

86

Der Grund für diese - in allen generativen Analysen von Klitikkonstruktionen vertre­tene _ Annahme, daß das Klitikon und das Element in der Komplementsposition mit­

einander koindiziert sind und eine Kette bilden, hängt mit dem Theta-Kriterium zu­

sammen:

"Recall that all clitics, with the sole exception of ethical clitics, must be linked to a thematic role in the 9 grid of the verb. This linking is expressed in

terms of co-indexing." (Jaeggli 1986:28)51

Jaeggli (1986) beruft sich bei seiner Annahme auf die Complement Matching-For­derung von Borer (1984), wonach ein Komplement eines Verbs mit dem entspre­

chenden Klitikon koindiziert sein muß. Diese Forderung basiert auf der Annahme, daß Klitika referentielle Eigenschaften haben (cf. Barer 1984:38, auch Jaeggli 1986:23). Somit müssen sie aufgrund des Theta-Kriteriums eine Theta-Rolle zuge­wiesen bekommen. Befmdet sich ein Klitikon aber nicht in einer Position, an die eine Theta-Rolle gewiesen wird, muß es in irgendeiner Weise mit einer Position verbun­den sein, die eine Theta-Rolle erhält oder mit einem Element verbunden sein, das die

Theta-Rolle zuweist:

.. As an element which contains a referential index, the clitic must be

associated with a 9-role." (Borer 1984:38)

In den meisten Arbeiten über Klitika, insbesondere in denen, die sich mit roma­nischen Sprachen befassen, wird dieses von Chomsky entwickelte "Kettenmodell" übernommen, d.h. auf Klitikstrukturen übertragen (cf. Borer 1984, Aoun 1985, BUTZio 1986 etc.). Nach Ansicht von Roberge (1988:364) ist die Bildung einer sol­chen Kette Bestandteil einer "well-formedness condition on the occurence of clitics" .52

Di Sciullo (1990) weist allerdings darauf hin, daß die Annahme einer Kettenbil­dung und die damit vernundene Theta-Rallen-Übertragung an ein Klitikon nicht mit der Annahme zu vereinbaren ist, daß ein Klitikon an das Verb in der morpho­logischen Komponente gebunden ist. Sie kritisiert damit die Annahme, daß Klitika

51 In da ursprünglichen Konzeption des Keuenbegriffs wurde angenommen, daß dieses "linking" zwischen einer Theta-Positioo und einem Element in einer Nicht-Theta-Position auf eine Bewegung zurückzuführen ist (cf. Chomsky 1981, 1982a). Nach Chomsky (1981:331) ist eine Kette "a sequence of categories at S-structure coindexed by Move-a, each member except the first being a trace of the frrst member, which we will caIl the Mall of the chain". Dadurch wird erldllrt, wie ein lexlkalischer Argumentsausdruck in eine Nicht-Theta-Position bewegt werden ~, ohne daß dabei das Theta-Kriterium verletzt wird. Er erhält die notwendige Theta-Rolle dadurch. daß er mIt emer leeren Spur in einer Thela-Position durch die Kette der Bewegung verbunden ist Somit kann die Theta-Rolle der leeren Spur an das angehobene Argument "vererbt" bzw. "weitergeleitet" werden.

In neueren Analysen wird davon ausgegangen, daß eine Kette nicht notwendigerweise aus mehreren Teilgliedetn besteht Sie kann auch nur eingliedrig sein, d.h. nur aus einer einzigen NP bestehen. Daraus ergibt sich, daß eine Kette nicht unbedingt aus einer Bewegung entstanden sein muß. Dies gilt aber auch für mehrgliedrige Ketten. Sie können ebenfalls bereits durch Koindizierung in der Basis, und damit ohne Bewegung entstanden sein (cf. Rizzi 1986b und Chomsty 1986b:95ft).

52 Roberge (1988) mferiert hierbei auf ein - hliufig zitiertes - Manuskript von A. Hurtado ("On clitic chains". sUnon Ftaser Univmity, 1985), das mir leider nicht zuglIngüch war.

87

am besten "as part of a head constituent" (Borer 1984:35) beschrieben werden kön­nen und als solches mit der thematischen Matrix des Verbs verbunden sind. Demnach müssen Klitikstrukturen als [V KlJ- bzw. [KI VJ-Komposita angesehen werden, in denen bereits in der Morphologie die Theta-Rolle des Verbs gesättigt wird. Nach An­sicht von Di Sciullo (1990:216) hat dies zur Folge, daß in der Syntax keine Theta­Rolle an das interne Argument des Verbs vergeben werden kann. Somit käme es zu einer Verletzung des Projektionsprinzips, das in der Syntax und nicht in der Mor­phologie zur Anwendung kommt. Di Sciullo (1990) schließt daraus, daß ein Klitikon nicht bereits in der morphologischen Komponente gebunden sein kann, da es in die­sem Fall durch keine syntaktische Regel bzw. kein syntaktisches Prinzip mit einer anderen syntaktischen Position in Verbindung gebracht werden könnte. Mit anderen Worten, ein Klitikon kann aufgrund der "syntactic opacity of words" in Satz (69) keine Beziehung zur Komplementsposition eingehen, wenn es an das Verb affigiert ist und daher mit diesem ein Kompositum bildet (cf. Di Sciullo 1990:219):

(69) (a) *Jean [y lei regardeJ ei (b) *Giannl [y yuole incontrar IOi] ei

Als weiteres Argument gegen eine Analyse, wonach Objektsklitika an VO gebunden sind und folglich mit dem Verb ein Kompositum bilden, führt Di Sciullo (l990:215t) an, daß das Objektsklitikon nicht notwendigerweise morphophonologisch an das Verb gebunden ist, mit dem es semantisch verbunden ist. In Sätzen mit Auxiliaren muß das Klitikon stets vor dem Auxiliar erscheinen und darf nicht adjazent zum se­

mantischen Hauptverb des Satzes stehen:

(70) ~~ Pierre lui a ecrit. *Pierre a lui ecrit.

Di Sciullo (1990:216) betont, daß eine solche Bindung des Klitikons durch eine Komposita-Analyse nicht erklärt werden kann. Satz (70) müßte ausgeschlossen sein, da ein Teil des Kompositums die Argumentsposition eines Prädikates einnimmt, die

sich außerhalb des Kompositums befmdet. Nach Auffassung von Di Sciullo (1990) ist das Verhalten des Klitikons in (70) nur

erklärbar, wenn angenommen wird, daß das Klitikon in einer syntaktischen Position generiert worden ist. Die gleiche Annahme muß ihrer Ansicht nach auch gemacht werden, um die Beziehung, die zwischen dem Klitikon und der leeren Objekt-NP in den Sätzen (69) auf der syntaktischen Komponente besteht, zu erklären. Sie nimmt daher an, daß das Klitikon an V' adjungiert ist (cf. auch Carroll1982b, Jaeggli 1986). Diese Position ist ihrer Ansicht nach eine A'-Position, von der aus das Klitikon die

leere Kategorie (Variable) in der Argumentsposition des Verbs bindet. Wie bereits erwähnt, ist das Manko einer solchen syntaktischen Analyse, wie sie

von Di Sciul10 vorgeschlagen wird, daß dadurch der Tatsache, daß zwischen dem ' Objektsklitikon und dem Verb eine enge Bindung besteht, nicht Rechnung getragen wird. Die klitischen Pronomina der romanischen Sprachen weisen eine Reihe afflx-

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ähnlicher Eigenschaften auf, so daß angenommen werden muß, daß die Verbindung

zwischen Klitikon und Verb morphologischer Natur ist:

"There thus seems to be a wealth of facts which strongly suggests not only that clitic+V sequences themselves fonn wOlds but moreover, that c1itics behave like other affixes which one would naturally assume are generated by morphological mIes in the lexicon [ ... ]." (Lapointe 1980:245)

In meiner Analyse der französischen und portugiesischen Pronominalklitika wird ge­zeigt werden, daß die Einwände, die gegen eine Generierung unter VO sprechen, aus dem Weg geräumt werden können. Die Daten aus dem Französischen ebenso wie die aus dem Portugiesischen liefern Evidenzen für die Annahme, daß es sich bei den französischen und portugiesischen Objektsklitika um Morpheme handelt, die als Kongruenzmarkierer fungieren. Sie unterliegen daher keinem syntaktischen Prinzip, wie z.B. dem Theta-Kriterium oder dem Kasusfilter.

Eine ähnliche Analyse kann auch für die klitischen Subjektspronomina des Franzö­sischen vorgeschlagen werden. Bevor ich jedoch meine eigene Analyse darstelle. gebe ich einen Überblick über die generative Diskussion der klitischen Subjektspro­nomina in den romanischen Sprachen.

3.3 Morphologie und Syntax der klitischen Subjekts-pronomina

Die Diskussion um den syntaktischen Status und die Funktion der klitischen Sub­jektspronomina des Französischen hat eine lange Tradition. Die Kernfrage war dabei zunächst die, ob die Subjektsklitika wie nicht-klitische Nomina bzw. Pronomina als nominale Elemente, die die grammatische Funktion des Subjekts erfüllen, interpre­tiert werden müssen oder ob es sich bei diesen Klitika nicht vielmehr um "durch den Gebrauch fast zu bloßen Fonnwörtem herabgekommene Nominative" handelt (Diez 1882:798). Viele Romanisten gehen dabei sogar noch weiter als Diez und sehen die französischen Subjektsklitika als Präfixe des Verbs an, so daß ihrer Meinung nach "z.B. ze in ie sat für das nicht grammatisch geschulte Sprachbewußtsein des Fran­zosen nicht mehr bedeutet als -0 in amo für den Römer oder Spanier" (Meyer-Lübke 1894:97).53 Gegen diese häufig auch als 'Präfixtheorie' bezeichnete Annahme wird allerdings immer wieder eingewandt, daß in vielen Kontexten die obligatorische Setzung des Subjektspronomens nicht gegeben bzw. sogar ausgeschlossen sei und somit nicht von einem präfigierten Klitikon gesprochen werden könne (cf. z.B. Sand­feld 1928:18ff, E. Pinchon 1937, Hunnius 1991).54

53 a. u.a. auch DamIesteter {1877:3Q, Wardlurg (1934:256) oder Baldinger (1968:89t).

54 Für einen - leidet sehr polemisch gebaJIeneD - 0berbIick dieser teüweise sehr konlrovers gefiIhrten DiskuSSiOD cf. Hunnius (1977)(d. auch Kaiser 1988:12-19 und x:.-. &: Meise! 1991:116).

89

In den generativen Arbeiten zu den französischen Subjektspronomina wird diese traditionelle Diskussion zwar weitgehend ignoriert, die Fragestellung bleibt aber die gleiche. Es geht darum, ob die Subjektsklitika einen NP-Status einnehmen und daher in der Subjektsposition generiert werden oder ob sie als Teil von INFL unter dem INFL-Knoten generiert werden. Eine Schlüsselrolle bei diesen Untersuchungen spielt hier wiederum die Arbeit von Kayne (1975). Er vergleicht anband der gleichen Tests und Kriterien, die er zuvor bei den Objektspronomina angewandt hat, die französi­schen Subjektspronomina mit den Subjektsnomina. Dabei zeigt er - unter Bezug­nahme auf Beobachtungen in verschiedenen traditionellen Arbeiten (u.a. Sandfeld 1928, Martinon 1927) - den Klitikstatus der sogenannten schwachen Subjekts­pronomina auf (cf. Kayne 1975:84). In einem weiteren Artikel (Kayne 1972) widmet er sich v.a. der Problematik der postverbalen Subjektsklitika im Französischen und setzt damit eine Diskussion über die französischen Subjektinversionsstrukturen in Gang (cf. z.B. Langacker 1972, Obenauer 1977, Kayne & Pollock 1978). Durch die Untersuchungen der Subjektspronomina einiger in Norditalien gesprochener Varian­ten des Italienischen von Brandi & Cordin (1981) und Renzi & Vanelli (1983) wird erstmals die Aufmerksamkeit in der generativen Diskussion auf andere Subjektskli­tika als die des Französischen gelenkt.55 In vielen Arbeiten werden die französischen Subjektsklitika mit denen der norditalienischen Dialekte verglichen (cf. Rizzi 1986c, Safrr 1985, 1986). Hierbei wird meist festgestellt, daß die Subjektsklitika der nordita­lienischen Dialekte nicht als Subjekt-NPs analysiert werden können, sondern als Teil von INFL interpretiert werden müssen (cf. auch Rigau 1990, Brandi & Cordin 1989). Die Frage, ob diese Analyse auch für die französischen Subjektsklitika zutrifft, wird kontrovers beantwortet.

3.3.1 Die kUtischen Subjekts pronomina in der Subjektsposition

Anders als die Objektsklitika des Französischen und der anderen romanischen Spra­chen scheinen die französischen Subjektsklitika auf den ersten Blick auf der Oberflächenstruktur die gleiche Position wie nicht-klitisch gebundene Pronomina

oder Nomina einzunehmen (cf. Kayne 1975:84):

(71) ~} J ean partira bientöt. Lui partira bientöt. 11 partira bientöt.

Die klitischen Subjektspronomina weisen jedoch - wie bereits in Kapitel 2 gezeigt wurde - alle typischen Eigenschaften klitischer Elemente auf. Kayne (1975:86) fol­gert daher, daß sie - wie er es auch für die Objektsklitika annimmt - zumindest auf der Oberflächenstruktur nicht wie nicht-klitische Subjekte behandelt werden können:

90

"In various ways, then, the subjects clitics behave much more like object clitics than like subject NPs. This suggests that, at least in surface structure, they are not in the configuration s[NP[subject clitic] ... ] but are syntactically more closely bound to the verb."

Abgesehen von ihrem klitischen Verhalten beobachtet Kayne (1975:86) noch weitere Gemeinsamkeiten von Subjekts- und Objektsklitika, durch die sie sich von nicht-kli­tischen Pronomina bzw. Nomina unterscheiden. So können etwa die klitischen Pro­nomina auf nicht-belebte Nomina referieren (cf. (72», während für die meisten von Kayne befragten Sprecher die Möglichkeit einer ~olchen Referenz mit nicht-kliti­sehen Pronomina ausgeschlossen ist (cf. (73»(cf. Kayne 1975:86):

(72)

(73)

11 n'est pas mal, ton bouqin. On le 11t partout, ton bouquin. ?Ses livres, il ne pense plus a eux. ?Ce livre-la, elle ne lit plus que lui.

Als weitere Gemeinsamkeit der klitischen Pronomina führt Kayne (1975:87) an, daß sie als einzige nominale Elemente im Französischen den Kasus morphologisch unter­scheiden:

(74) ~} Ils sont partis. Cet enfant les voit. Sa mere leur parlera.

Bei den nicht-klitischen Pronomina und Nomina hingegen werden im Französischen keine morphologischen Kasusunterscheidungen gemacht. 56

Bezüglich der klitischen Subjektspronomina beobachtet Kayne (1975:88ff) schließlich, daß sie in Subjektinversionsstrukturen in komplementärer Distribution zu Subjekt-NPs auftreten. Subjektsklitika können ausschließlich in direkten Interrogativ­sätzen hinter das Verb treten (cf. (75)-(76», während für Nomina dies Ld.R. nur in mit einem Interrogativpronomen eingeleiteten Nebensätzen möglich ist (cf. (77)­(78):57

(75) (a) *PartiraJean? (b) Partira-t-il?

56 Obwohl dies für Kaynes Argumentation irrelevant ist, sei darauf hingewiesen, daß außer den klitischen Persona!. pronomina im FllIIIZÖSischen auch die Relativpronomina eine Kasusunterscheidung kennen.

57 Interessanterweise steht in diesen Kontexten das Subjektsklitikon nur in komplementärer Distribution zu 'vollen' Nomina. Nicht-klitische Pronomina sind in beiden Kontexten ausgeschlossen, d.h. sowohl bei der Subjektskli. tikon·Inversion als auch bei der Stilistischen Inversion (cf. Kayne 1972:1l2,Fn.22):

(i) (a) *Panira IIIi1 (b) *Quand es! lui pani?

(ü) (a) *Ce que dirai /Mi, c'est ceci. (b) *Je sais tres bien quand reviendront eux.

Kayne hat für dieses VerlIalten der nicht-klitischen Pronomina keine ErIcJlIrung. Seiner Ansicht nach wäre zu er­warten, daß sich die nicht-klitischen Pronomina wie 'volle' Nomina verllalten müßten da sie auch als 'volle' Sub-jekte fungieren können (cf. Kayne 1972: 112,Fn.22): '

(üi) (a) Tot lICUl aimes Marie. (b) JeOllSeuI Birne Marie.

(76) ~~

(77) ~~

(78) ~~

*Quand est Jean parti? Quand est-il parti'? Ce que disaitJean, c'est ceci. *Ce que disait-il, c'est ceci. Je sais tres bien quand reviendront ses enfants. *Je sais tres bien quand reviendront-ils.

91

Diese Distribution erklärt Kayne mit Hilfe von zwei unterschiedlichen Transforma­tionsregeln, die entweder nur auf Subjektsklitika ('Subjektsklitikon-Inversion') oder nur auf Nomina ('Stilistische Inversion') angewendet werden können (cf. auch Kayne 1972:79).

Abgesehen von diesen beiden Inversionsstrukturen kennt das Französische noch eine weitere besondere Konstruktionsmöglichkeit der Inversion des Subjekts­klitikons. In den Konstruktionen, die Kayne (1972:80) als 'Komplexe Inversionen' be­zeichnet, tritt gleichzeitig zu dem postverbal stehenden Subjektsklitikon eine korefe­rente Subjekt-NP in der präverbalen Position auf. Diese Möglichkeit besteht in Entscheidungsfragen (cf. (79a», in mit Interrogativpronomina eingeleiteten Interro­gativsätzen (cf. (79b» und in Sätzen, die durch bestimmte Adverbiale eingeleitet werden (cf. (79c»:

(79) ~} Cela est-il vrai? Pourquoi cette jille a-t-elle fait cela? Sans Goute cettejille reviendra-t-elle.

Aufgrund der Distribution von Subjektsklitika und Subjektsnomina in den Sätzen der Komplexen Inversionen kommt Kayne (1972:90) - anders als bei seiner Analyse der Objektsklitika - zu dem Ergebnis, daß die klitischen Subjektspronomina direkt in der Basis generiert werden:

"All NP's in French will be introduced in the base along with a subject clitic. Rather than having, for example, a phrase structure rule: NP -> Det - N -COMP, we would have instead: NP -> NP'- SCL, NP' -> Det - NP - COMP,

where SCL = subject clitic."

Nach der Analyse von Kayne (1972) unterliegt die Realisierung eines Subjektskliti­kons auf der Oberflächenstruktur allerdings einer Reihe von Beschränkungen. Es kann nur in Interrogativsätzen durch die Transformationsregel der Inversion des Sub­jektsklitikons unmittelbar hinter das fmite Verb bewegt werden (wie z.B. in (75b),(76b) oder in (77»(cf. Kayne 1972:97ff). In Aussagesätzen kann diese Regel nicht angewendet werden. In diesem Fall kann das präverbal stehende Subjektskliti­kon nur dann realisiert werden, wenn ihm keine Subjekt-NP vorausgeht. Steht vor dem Klitikon eine Subjekt-NP, muß das Klitikon durch eine besondere Regel getilgt werden (cf. Kayne 1972:90):

(80) &~ Cela + il est vrai -> Cela 0 est vrai.

92

Für die Ableitung eines Satzes mit einem lexikalisch realisierten Subjektsklitikon in präverbaler Position (wie z.B. (8Ib» nimmt Kayne (1972:90) an, daß vor der Regel zur Tilgung des Subjektsklitikons eine Regel zur Tilgung der starken (Subjektspro­nomen)-Form zur Anwendung kommt. In diesem Fall ist die Tilgung des Subjektskli­tikons nicht mehr möglich, da dem Klitikon kein Subjekt mehr vorausgeht:

(81) (a) Lui T il est m~in -> (b) 0 + 11 est malm.

Im Anschluß an diese Tilgung der starken Form des Subjektspronomens wird nach der Analyse von Kayne (1972:91) das Klitikon mittels der Regel der Adjunktion des Subjektsklitikons an das Verb gebunden:

(82) 0 il + est malin.

Ebenso wie bei der Analyse der Objektsklitika geht Kayne demnach davon aus, daß die Subjektsklitika erst im Laufe der Ableitung des Satzes aus der Tiefenstruktur an das Verb gebunden werden. Sie werden allerdings nicht wie die Objektsklitika aus "reinen" Pronomina abgeleitet, sondern bereits direkt in der Basis eingeführt. Anders als bei seiner Analyse der Objektsklitika kommt Kayne hier nicht umhin, eine zusätz­liche Phrasenstrukturregel anzunehmen (cf. Kayne 1972:90):

(83) &~ NP -> NP' ->

NP' - SKl Det - NP - COMP

Problematisch bei einer solchen Regel scheint mir allerdings, daß dadurch der Begriff der grammatischen Funktion in die Phrasenstrukturregeln miteinbezogen wird. Die rekursive Anwendung dieser Regeln kann zur Bildung ungrammatischer Strukturen führen, wie z.B. (84c):

(84) ~} NP -> VP -> VP ->

Auch Langacker (1972) weist auf einige Probleme der Analyse von Kayne hin. Unter anderem kritisiert er die von Kayne vorgeschlagenen unterschiedlichen Transforma­tionstypen und die Reihenfolge bei deren Anwendung. Als Alternative schlägt er eine Analyse mit "fewer elementary transformational operations" vor (Langacker 1972:64).

Für die heutige generative Diskussion hat Kaynes Analyse sowie Langackers Kri­tik allerdings keine Relevanz mehr, da sie auf der Annahme von Phrasenstruktur- und Transformationsregeln basieren. Durch die Einführung der X'-Syntax haben sich die Phrasenstrukturregeln als redundant erwiesen, so daß sich die Disk~ssion dieser Re­geln hier erübrigt. Das gleiche gilt auch für Langackers Vorschlag, die von Kayne angenommenen Transformationsregeln umzuformulieren und umzuordnen, da im Grammatikmodell der Prinzipien- und Parametertheorie der Transformationsapparat auf eine Transformation zurückgeführt worden ist (cf. Chomsky 1981).

93

Die Analyse der Subjektsklitika von Kayne und Langacker ist allerdings besonders in einer Hinsicht für die heutige Klitikdiskussion noch relevant. Es betrifft die An­nahme, daß ein präverbales Klitikon nur dann realisiert werden kann, wenn ihm keine Subjekt-NP vorausgeht. Dadurch schließt Kayne die Bildung von Sätzen, wie z.B. (85), aus, die seiner Ansicht nach nur als Linksverschiebungen möglich sind (cf. Kayne 1972:118,Fn.46):

(85) ~~ Celui-Ja, il est bete. Jean, il est venu. Marie, elle mange du fromage.

Auch Langacker ist derselben Ansicht, weist aber darauf hin, daß einige Sprecher solche Sätze auch "with no special intonation" akzeptieren, die typisch für eine Dis­lokation sei (Langacker 1972:44). Trotz dieser - immer wieder gemachten - Be­obachtung (cf. z.B. Ronat 1979) wird in vielen Analysen der französischen Subjekts­klitika die Auffassung vertreten, daß Sätze wie (85) nur als "instances of Left Dislocations, with a pause between the initial NP and the following subject clitic" möglich seien (Jaeggli 1982:95). Interessanterweise gehen dieselben Autoren, die diese Dislokationsannahme vertreten, gleichzeitig davon aus, daß es sich bei Sätzen wie in (86), in denen das Subjektslditikon postverbal erscheint, nicht um eine Dislo­kation handelt (cf. Jaeggli 1982:95, Safir 1985, Rizzi 1986c, Rizzi & Roberts 1989):58

(86) (a) Jean est-il venu? (b) Marie a-t-elle mange?

Eine Begründung für die unterschiedliche Behandlung der Sätze in (85) und in (86) wird meist nicht gegeben. Nur Langacker (1972:44) weist darauf hin, daß in Sätzen mit Komplexer Inversion keine für Dislokationen typische Intonationspause zwischen der Subjekt-NP und dem Verb möglich sei. Für die Sätze in (85) wird demgegenüber meist angenommen, daß sie nur für einige Sprecher ohne Pause möglich seien und daher als Dislokation analysiert werden müßten (cf. Langacker 1972:44f, Rizzi 1986c:40l). Allerdings wird für diese Annahme keinerlei empirische Evidenz gelie­fert:

"Toutefois, peu d'etudes sur la dislocation precisent si ces observations sont basees sur des etudes acoustiques ou l'observation infonnelle, et si la pause est presente dans tous les registres Oll on emploie la dislocation ou si elle

caract6rise un style precis." (CarroIl1982b:296)

Die wenigen diesbezüglichen empirischen Analysen des gesprochenen Französischen belegen vielmehr, daß die Sätze wie (85) für alle Specher auch ohne Pause akzeptabel sind (cf. M. Leon 1972. Ronat 1979). Auch in der traditionellen Literatur wird häufig darauf hingewiesen. daß solche Sätze in zunehmendem Maße "sans pause mediane"

58 Cf. auch CI. Muller (1984) lIIId Hulk (1991:506), die auf diesen Widerspruch hinweisen.

94

ausgesprochen werden (cf. Bally 1932:307). In einer empirischen Untersuchung der Betonung der französischen Personalpronomina registriert M. Leon (1972) in Sätzen wie (85) nur dann eine Pause, wenn die Subjekts-NP betont werden soll. In vielen neueren empirischen Arbeiten wird die Frage nach der Notwendigkeit einer solchen Pause gar nicht mehr gesondert erörtert, da für die Autoren zweifelsfrei belegt ist, daß die Subjekt-NP in (85) nicht durch eine Pause vom übrigen Satzteil getrennt stehen muß (cf. Ashby 1977, Larsson 1979, Ronat 1979, S. Matthews 1988).

Trotz dieser eindeutigen Gegenevidenz dient die Annahme, daß es sich bei Sätzen wie (85) um Dislokationen handelt, als grundlegendes Argument dafür, daß im Fran­zösischen Subjektsnomina bzw. Subjektspronomina und (präverbale) Subjektsklitika komplementär distribuiert sind. Diese Annahme wird dann zur Begründung für die These herangezogen, daß die französischen Subjektsklitika in der gleichen Position wie nicht-klitische Subjektspronomina bzw. Nomina generiert werden. So schlägt Rizzi (1986c:400f) beispielsweise vor, daß Subjekt-NP und Subjektsklitikon alterna­tiv in der SpezIP-Position generiert werden:

(87) ~

SpezIP INFL'

I INFL---------VP Marie/elle m:kge

Zusätzliche Evidenz für seine Analyse sieht Rizzi (1986c) darin, daß für alle Spre­cher des Französischen Sätze wie (88) unakzeptabel sind, in denen ein Indefinitpro­nomen gleichzeitig mit einem präverbal stehenden Subjektsklitikon auftritt:

(88) *Personne il n'est venu?

Demgegenüber ist das gleichzeitige Auftreten von Indefmitpronomen und Klitikon dann möglich, wenn das Klitikon "invertiert" worden ist, also postverbal steht:

(89) Personne n'est-il venu?

Wie bereits erwähnt, wird für diese Sätze der Komplexen Inversion nicht angenom­men, daß es sich um Dislokationen handelt Somit stellt sich für Rizzi das Problem, wie im Rahmen seiner Analyse der Subjektsklitika das gleichzeitige Auftreten zweier Subjekte innerhalb eines Satzes erklärt werden kann. Dazu greift er - in einem neue­ren Aufsatz 1989 zusammen mit I. Roberts - auf einen Vorschlag von Kuroda (1988) u.a. zurück, wonach Subjekte in der SpezifIkatorposition der VP basisgeneriert wer­den. Rizzi & Roberts (1989) nehmen an, daß in Sätzen mit Komplexer Inversion das Klitikon in der SpezIP-Position und das Subjekt in der SpezVP-Position basis­generiert werden. In der Oberflächenstruktur erscheint die Subjekt-NP in der SpezCP-Position, während 'das Klitikon an das Auxiliar, das zuvor von 10 nach CO bewegt worden ist. klitisiert wird:

(90) CP ------SpezComp C'

CO-----IP ------SpezIP I'

IO-----YP spe~V' I yo

Mariek ~(-t-)ellej ; ~ tk mange

95

Klitisierung wird in Anlehnung an Baker, Johnson & Roberts (1989) als eine Va­riante der Inkorporation verstanden (cf. auch Baker 1988, Baker & Hale 1990). Nach Ansicht von Rizzi & Roberts (1989:5f) kann sich das Klitikon durch die Inkorpora­tion in das Auxiliar mit dessen Kasusmerkmalen "verbinden". Dadurch kann dem an­gehobenen Subjekt der notwendige Kasus vom Auxiliar zugewiesen werden. Das Problem der Theta-Rollenvergabe lösen Rizzi & Roberts (1989), indem sie anneh­men, daß das Subjektsklitikon ein expletives Pronomen ist und daher keine Theta­Rolle erhält. Das lexikalische Subjekt Marie hingegen bekommt die entsprechende Theta-Rolle zugewiesen.

Die Annahme, daß das postverbale Subjektsklitikon in Sätzen mit Komplexer In­version keinen Argumentstatus besitzt, sondern ein Expletivum ist, wird in vielen Analysen der französischen Klitika vertreten (cf. z.B. Kayne 1983, Couquaux 1986). Dies wirft meiner Ansicht nach jedoch eine Reihe von Problemen auf. So bleibt zum einen unerklärt, daß die invertierten Subjektsklitika auch morphologische Genus- und Numerus- und auch Personenunterscheidungen aufweisen können. Im Französischen kann jedoch nur das Pronomen il nicht-referentielle Funktion haben (cf. Melis 1991:501). Zum anderen muß gefragt werden, welchen Status das Subjektsklitikon in Sätzen mit einer einfachen Subjektsklitikon-Inversion, wie etwa in (91), hat:

(91) A-t-il parle?

Wird davon ausgegangen, daß das Klitikon in einem solchen Satz ebenfalls ein Ex­pletivum ist, muß angenommen werden, daß die Theta-Rolle des Verbs einem leeren Subjekt zugewiesen wird. Dies hätte allerdings die von Rizzi & Roberts (1989) nicht gewünschte Konsequenz, daß das Französische Nullsubjekte erlaubt. Bei der An­nahme hingegen, daß das Klitikon in diesen Sätzen eine Theta-Rolle zugew~sen be­kommt, bedarf es einer Erklärung, warum das Klitikon diesen Argumentstatus in Sätzen mit Komplexer Inversion verliert.

Das generelle Problem dieser Analysen von Rizzi & Roberts (1989) sowie von Kayne (1983) oder Couquaux (1986) besteht in der unterschiedlichen Behandlung von prä- und postverbalen Klitika. In keiner dieser Arbeiten wird eine Begründung

96

dafür gegeben, warum das Klitikon in einem Satz wie A-t-elle mange le fromage Nicht-Argument, in einem Satz wie elle mange le fromage jedoch Argument sein soll. Außerdem wird nicht klar, warum das Klitikon in diesen beiden Sätzen einen unterschiedlichen Klitikstatus besitzen soll. Genau dies folgt jedoch aus der in diesen Analysen vertretenen Annahme, daß präverbale Klitika im Französischen auf der phonologischen Ebene klitisieren, während dies bei postverbalen Klitika bereits auf der syntaktischen Ebene der Fall sein soll. Wie die Überprüfung der Klitikeigen­schaften jedoch gezeigt hat (siehe Kapitel 2), weisen die französischen Subjektskli­tika keinen unterschiedlichen Klitikstatus auf und müssen folglich gleich analysiert werden (cf. auch Melis 1991, Hulk 1991).

Zu einer im Ergebnis ähnlichen Analyse der romanischen Klitika wie Rizzi gelangt Burzio (1986). Auch er kommt zu dem Schluß, daß die präverbalen Subjektsklitika des Französischen in der gleichen Position wie nicht-klitische Subjekte generiert werden.59 In Anlehnung an Kayne (1983) nimmt er an, daß diese Klitika nicht auf der syntaktischen Ebene, sondern erst auf der phonologischen Ebene an das Verb kliti­siert werden. Abgesehen von dem bereits diskutierten Argument, daß Sätze wie J ean il mange du fromage im Französischen ausgeschlossen seien, sieht Burzio (1986:135f) in der Stellung der Negationspartikel ne einen Beleg für seine Analyse. Er folgert aus der Tatsache, daß das Subjektsklitikon vor, die Objektsklitika sowie die Klitika se und y nach der Negationspartikel stehen, daß das Subjektsklitikon ebenso wie ein nicht-klitisches Subjekt nicht in einer Klitikposition auftritt:60

(92) (a) Il ne ~ construit pas d'immeubles. (b) Il rry. a pas du parn.

Gegen die Interpretation von il als syntaktisches Klitikon spricht nach Ansicht von Burzio außerdem, daß es gleichzeitig mit den Klitika se und y auftritt. Seiner Analyse zufolge sind die klitischen Pronomina se und y in (92) Subjektsklitika, was er mit deren syntaktischem Verhalten begründet, das dem der italienischen Subjektsklitika si und ci ähnelt (cf. Burzio 1986:129f). Er folgert daraus, daß es sich bei il in den Sätzen (92) nicht um ein Subjektsklitikon handeln kann, da bereits ein solches vor­handen iSt.61

59 Für die postverbaJ stehenden Klitika liefert BUIzio (1986) keine Analyse.

60 BUIZio greift hier ein Argument von Couquaux (1981:35) auf, der darauf hinweist, daß in negierten französischen Sätzen nur das k1itische Pronomina1adverb IIn, nicht jedoch das entsprechende nicht-kIitische NP-Komplement nach der Negationspartikel stehen können:

(i) (a) La pate du garagIl /I'etait pas ouverte. (b) *La porte /Ie du garage 6tait pas ouverte.

(ü) (a) *La porte IIn /I'etait pas ouverte. (b) La porte /I'lIn etait pas ouverte.

61 Des weiteren bestätigt sich für BUIZio (1986:135f) der NP-Status VOll iI durch dessen Verhalten in Konstruktionen tnit Anhebungsverben. Während il in (ia) angehoben werden kann, ist eine solche Anhebung für SII, das von Burzio als "se moyen" bezeichnet wird, nicht möglich (cf. (ib):

(i) (a) /1 semble se construire beaucoup d'immeubles. (b) *ll SII semble construire beaucoup d'immeubles.

97

Die Analyse Burzios ist allerdings unvereinbar mit den Beobachtungen über den KIitikstatus der französischen Subjektspronomina. Denn ebenso wie bei den Klitika se und y handelt es sich auch bei il zweifellos um ein klitisch gebundenes Pronomen (cf. auch Melis 1991:499). Aus diesem Grund ist vielfach vorgeschlagen worden, daß die klitischen Subjektspronomina nicht in der Subjektsposition, sondern unter dem INFL-Knoten generiert werden.

3.3.2 Die kUtischen Subjektspronomina als Merkmal von INFL62

Eine der ersten generativen Arbeiten, in der die Rolle und Funktion der klitischen Subjektspronomina ähnlich analysiert wird wie von den Vertretern der traditionellen Prätixtheorie, ist die Arbeit von Jaeggli (1982). Aufgrund der besonderen Eigen­schaften dieser Pronomina folgert Jaeggli (1982:92), "that such weak forms are gene­rated as apart of the node INFL'(ection)". Er schlägt daher eine Erweiterung des INFL'-Knotens vor, der neben den INFL-Merkmalen für Tempus und Kongruenz außerdem ein (nicht obligatorisches) Subjektsklitikon (SKI) enthält, das nach der

S-Struktur an das Verb klitisiert wird (cf. Jaeggli 1982:92f):

(93) (a) INFL' -> (SKI) INFL (b) X SKI VY=>XSKI+VY

Diese Erweiterung des INFL'-Knoten hat zur Folge, daß INFL die [NP,S]-Position nicht mehr c-kommandieren kann. Folglich ist diese Position, die normalerweise von INFL regiert wird, unregiert.63 Das heißt, daß in einem finiten französischen Satz, der ein Subjektsklitikon enthält, eine lexikalische NP in der Subjektsposition ausge­schlossen ist, da ihr kein Kasus zugewiesen werden kann. Stattdessen muß die leere (und unregierte) Kategorie PRO erscheinen (siehe auch Abschnitt 3.2.6). Enthält ein Satz kein Subjektsklitikon, bleibt der JNFL'-Knoten unverzweigt, und die [NP,S]-Po­sition von INFL ist somit regiert. In diesem Fall ist PRO dort ausgeschlossen, und

Dieser Unterschied in (i) ist fUr BUlZio ein Beleg dafür, daß sich il wie eine Subjekt-NP verhält Wld daher - anders als das KIitikon se - in der Subjektsposition generiert werden muß.

62 Ein AltemativvorschIag, der vereinzelt diskutiert worden ist, besteht darin, das SubjektsIditikon innerhalb der VP zu generieren (cf. Safir 1985, Brandi & Cordin 1981). Gemäß der Analyse von Safll (1985) kann das Klitikon dann lexilcalisch realisiert werden, wenn es Kasus zugewiesen bekommt. Diesen erhält das Klitikon allerdings nur dann, wenn die Subjektsposition des Satzes lexikalisch leer isL Für Sätze mit Komplexer Inversion nimmt Safir (1985:209) an, daß das mit dem Merktnal [+NOM(inativ)] spezifIZierte INFL rechts an das Verb adjungiert wird, wobei es eine mit [+NOM] lIIlUtierte Spur im INFL-Knoten hinterIäßl Aus diesem Grund können sowohl die nominale Subjekt-NP in der SubjektspOSition als auch das innerhalb der VP generierte KIitikon Kasus erhalten Wld lexilcaliscb realisiert werden.

63 laegg1i gebt dabei VOll der AnnaJune aus, daß das C-Kommando sich auf den ersten verzweigenden Knoten be­

zieht, und nimmt die folgende Struktur an: (i) S

~ ............ SCL INFL

Wenn der INFL'-Knoten ein Subjektsklitikcll eDIbIlt. kann INFL die [NP ,sl-Position nicht mehr regieren, da nicht S, sondern INFL' den ersten verzweigenden Knoten bildct.

98

eine lexikalische NP kann Kasus eIhalten. Folglich gibt es nach dieser Analyse zwei mögliche Strukturen für einen französischen Matrixsatz:

(94) (a) PRO [INFI.:..~I+INFL] VP (b) NP [JNFL' lNt'L] VP

Ebenso wie etwa Rizzi oder Burzio schließt Jaeggli (1982) damit das gleichzeitige Auftreten eines Subjektsklitikons und einer Subjekt-NP in der Subjektsposition aus. Durch seine Annahme, daß die Subjektsposition von INFL nur dann regiert sein kann, wenn kein Subjektsklitikon vorhanden ist, sind auch für ihn solche Sätze im Französischen ausgeschlossen bzw. nur möglich, wenn das Subjekt in einer dislo­zierten Position steht.

Zu einer anderen Interpretation von Sätzen mit einer Subjekt-NP und einem gleichzeitig auftretenden Subjektsklitikon gelangen die meisten Vertreter dieser "Dis­lokationsthese" allerdings bei der Analyse norditalienischer Dialekte. In zwei Unter­suchungen dieser Dialekte von Brandi & Cordin (1981) und Renzi & Vanelli (1983) ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß diese Varietäten des Italienischen eben­falls über klitische Subjektspronomina verfügen. Brandi & Cordin (1981) sowie Renzi & Vanelli (1983) weisen darauf hin, daß in diesen Sprachen die phonetische Realisierung der vorhandenen Subjektsklitika in bestimmten Kontexten obligatorisch ist, und zwar auch dann, wenn eine Subjekt-NP oder ein Subjektspronomen dem Verb voranstehen. So muß z.B. im Trentinischen das Subjektsklitikon in der 3. Person Sin­gular und Plural (und auch in der 2. Person Singular) stets vorhanden sein (cf. Brandi & Cordin 1981:36f):

(95) ~ Elma~ EI Gianni el magna Luelmagna *Gianni magna *Lumagna *magna

Aufgrund dieser Verhaltensweisen der klitischen Subjektspronomina wird in den meisten generativen Analysen dieser Dialekte das Klitikon unter INFL generiert (cf. Brandi & Cordin 1981, Burzio 1986, Rizzi 1986c, Roberge 1986b, Roberge & Vinet 1989). Rizzi (1986c:393) interpretiert das trentinische Subjektsklitikon als "[phonetic] spell-out of AGR under INFL". Seiner Ansicht nach ist das Trentinische­im Unterschied zum Standarditalienischen - dadurch gek~nnzeichnet, daß auf der Ebene der Phonetischen Form die AGR-Merkmale nicht nur am Verbstamm, sondern auch in ihrer "abstrakten syntaktischen Position" realisiert werden.64 Er schlägt daher

64 Das Trentinische besilZt neben den unter JNFL generierten Subjektsklitika eine "reiche" Verbflexioo, d.h. die AGR-Merkmale werden auch am Verbslamm pbonetisch realisiert - Wie beispielsweise das Konjugauonsparll­digma des Verbs parIare zeigt (cf. Brandi &; CIlIdin 1981:33):

(i) l.Ps.Sg. pad-o 1.Ps.Pl. pad-em 2.Ps.Sg. 14 pad-i 2.Ps.Pl. parl-l 3.Ps.8g. cl/la pad...a 3.Ps.Pl. i/le parl-a

99

folgende strukturelle Repräsentation für das Trentinische vor (cf. Rizzi 1986c:393, auch Brandi & Cordin 1981:45t):

(96) IP

SpezYP----INFL'

I IN~P G· i/ 'I I lann e magna pro

Die SpezIP-Position ist gemäß dieser Analyse durch das unter INFL angeordnete Klitikon regiert. Diese Position kann dabei entweder mit einer NP belegt oder lexika­lisch leer sein. Bei dem lexikalisch leeren Subjekt handelt es sich um ein leeres pro­nominales Element, also nach Chomskys Theorie der leeren Kategorien um pro (cf. Chomsky 1982b).65 Allgemein wird davon ausgegangen, daß das Auftreten von pro zwei Bedingungen unterliegt (cf. Rizzi 1986a, Jaeggli & Safir 1989). Die leere Kate­gorie pro muß lizenziert und ihr Inhalt ("content") identiJizierbar, d.h. "wiederauffindbar" sein. Als Lizenzierungsbedingung für pro wird meist angenom­men, daß pro streng regiert sein muß (cf. Chomsky 1981, Rizzi 1986a).66 Dies ist nach Ansicht von Rizzi im Trentinischen dadurch gewährleistet, daß INFL lexika­lisch bzw. ein XO-Element ist und demnach als strenges Regens des leeren Subjekts fungieren kann. Der Inhalt von pro kann im Trentinischen dadurch identifiziert wer­den, daß das Trentinische eine "reiche" Verbflexion besitzt (cf. Rizzi 1986c:402).

Evidenz für die von ihm vorgeschlagene Analyse des Trentinischen sieht Rizzi (l986b:402) darin, daß im Trentinischen die AGR-Merkmale in ihrer "abstrakten syn­taktischen Position" nur dann sichtbar werden, wenn das finite Verb für die 2. Per­son Singular oder die 3. Person Singular bzw. 3. Person Plural spezifiziert ist. Für alle anderen Kontexte kennt das Trentinische - wie dem Paradigma in Fußnote 64 zu ent­nehmen ist - keine Klitikformen. Ein besonderes Merkmal des Trentinischen ist es daher, daß es "gaps in the clitic paradigm" aufweist (Rizzi 1986c:403). Die Reali­sierung eines Subjektsklitikons unter INFL ist im Trentinischen abhängig von der Spezifizierung von Person und Numerus. Sie ist entweder obligatorisch oder ausge­schlossen, bzw. in einigen Dialekten in bestimmten Fällen auch optional. Für das Italienische fällt diese Möglichkeit weg, da es keine Subjektsklitika besitzt. Im Fran­zösischen ist die Realisierung der Subjektsklitika unter INFL nach Ansicht von Rizzi

65 Die Tilgung eines lexikalischen Subjekts ist nur dann möglich, wenn es pronominal isL In Nu1Isubjekt-Sprachen wird in diesem Fall die Nullsubjekt-Option vorgezogen. Gemäß dem von Chomsky (1981:65) fonnulierten Avoid Pronoun-Prinzip wird ein lexikalisches Subjekrspronomen nur dann realisiert, wenn es notwendig ist, d.h.

a) wenn das Subjekt betont ist und hervorgehoben werden soll (Emphase) b) wenn die Interpretation des Subjekts nicht eindeutig gewährleistet ist, dh. möglicherweise ambig isL

66 Obwohl Chomsky (1981, 1986&:16) explizit annimmt, daß nur nicht-pronominaIe leere Kategooen, dh. \eelen Spuren, streng regien sein müssen, wird in vielen Analysen von NuII-Subjekt-Sprachen (z.B. Rizzi 1982, auch Chomsky 1981) die Annahtne vertteten, daß auch pro dem sogenannten Empty Category-Prinzip (ECP) unterliegt und folglich streng regiert sein muß.

JOO

auch nicht möglich, und zwar deshalb, weil es dort für alle Personen und Numeri Klitikaformen gibt. Dieses Fehlen der "Lücken" im Klitik-Paradigma erklärt sich für Rizzi dadurch, daß die Subjektsklitika im Französischen eben nicht unter INFL, son­dern in der Subjekts position generiert werden. Diese Annahme bestätigt mich Ansicht von Rizzi (1986c:402) die "usual assumption", wonach das Französische keine Null­Subjekt-Sprache sei. Eine Analyse, wonach das Subjektsklitikon im Französischen unter INFL generiert werden würde, hätte zur Folge, daß im Französischen Null­

Subjekte in der Subjektsposition möglich wären. Diese Argumentation Rizzis tür eine solche unterschiedliche Analyse des Franzö­

sischen und Trentinischen ist jedoch wenig überzeugend. Vielmehr sprechen eine Reihe von Argumenten dafür, die französischen Subjektsklitika ähnlich wie die des Trentinischen zu analysieren. Zum Beispiel gibt Rizzi (1986c) keinen überzeugenden Grund dafür an, warum "Lücken" im Paradigma der Subjektsklitika einer Sprache notwendig sein sollen, damit diese unter INFL generiert werden können.67 Es spricht vielmehr einiges dafür, daß gerade eine Sprache, die für alle Personen- und Numerus­Spezifizierungen Subjektsklitika kennt, ein noch weitaus besserer Kandidat für eine Nullsubjekt-Sprache ist, deren Subjektsklitika als "spell-out" in INFL realisiert wer­den, als die norditalienischen Dialekte (cf. auch Kaiser & MeiseI1991:121).

Hinzu kommt, daß in einigen neueren empirischen Arbeiten nachgewiesen werden konnte, daß im gesprochenen Französischen das Auftreten der klitischen Sub­jektspronomina in einem sehr hohen Grad obligatorisch ist (cf. hierzu z.B. Sankoff 1982, Ashby 1977, Lambrecht 1981). In der von mir durchgeführten Untersuchung wird ebenfalls gezeigt werden, daß es nur sehr wenige Kontexte gibt, in denen im ge­sprochenen Französischen fInite Verben ohne Subjektsklitikon auftreten. Auch nomi­nale Subjekte treten i.d.R. zusammen mit einem Subjektsklitikon auf (siehe Kapitel 4). Unter anderem aus diesem Grund wird in einer Reihe neuerer generativer Arbei­ten zum Französischen vorgeschlagen, die französischen Subjektsklitika unter INFL

zu generieren (cf. z.B. Roberge 1986a,1986b, Auger 1990b, Hulk 1991, Melis 1991 und auch Kaiser & Meisell991). So nimmt beispielsweise Roberge (1986a:391) an, daß im Französischen das Subjektsklitikon innerhalb von INFL unter AGR ba­sisgeneriert ist, und schlägt folgenden Strukturbaum für das Französische vor (cf. auch Roberge 1986b:66, Roberge & Vinet 1989):

67 Rizzis Hinweis auf die "usual assumption" bzgl. der Nicbt-Nullsubjelct-Eigenscbaften des Französischen ist nicbt bal~. Abgesehen IilI:V<lI\: daß.eine "~ assumption" nicht notwendigerweise richtig sein muß, belegt die mitt­lerweile Ilber hlJlldertjllbrig diesbeziigliche kontroverse Diskussion innerhalb der Romanistik, daß bier keines­wegs allgemeine Übereinstimmung herrscht Für eine weitere Diskussion und Kritik der Analyse von Rizzi (1986c) cf. auch Kaiser (1988:15-79) und Kaiser &. Meise! (1991:1200.

101

(97) IP =------S~zIP INFL' -------INFL VP ~

AGR TPS I

SKI-I 1

Jeanj il mange pro

Der Analyse von Roberge (1986b) zufolge kann das unter AGR basisgenerierte Subjektsklitikon ein lexikalisch leeres Element in der Subjektsposition identifizieren. Das Auftreten einer lexikalischen NP in der Subjektsposition hängt seiner Ansicht nach davon ab, ob die NP in der Subjektsposition den Kasus erhalten kann. Dies wie­derum wird durch die parametrisch festgelegte Eigenschaft der Kasusabsorbierung durch das Subjektsklitikon bestimmt. Roberge (1986b:67) nimmt an, daß im soge­nannten 'Standardfranzösischen' ein Subjektsklitikon stets Kasus erhalten muß. Die Folge ist, daß eine Subjekt-NP nicht gleichzeitig mit einem Subjektsklitikon auftreten kann, da das Subjektsklitikon den Kasus absorbiert und somit die Subjekt-NP keinen Kasus erhalten kann. Im umgangssprachlichen Französisch hingegen -sind nach An­sicht von Roberge (1986b:67) die Subjektsklitika optionale Kasusabsorbierer. Mit anderen Worten, im gesprochenen Französisch kann eine lexikalische Subjekt-NP auch dann Kasus erhalten, wenn ein Subjektsklitikon gleichzeitig auftritt, da das Kli­tikon den Kasus nicht benötigt. Die Zuweisung der notwendigen Theta-Rolle an die Subjekt-NP und an das Klitikon ist durch die Annahme gewährleistet, daß das Kliti­kon und die Subjekt-NP eine gemeinsame Kette bilden und somit die gleiche Theta­Rolle erhalten können.

Ähnliche Analysen des Französischen schlagen auch Auger (1990b), Hulk (1991) oder Melis (1991) vor. Die Konsequenz dieser Analysen der Generierung des Sub­jektsklitikons in INFL ist die, daß das Französische als Nullsubjekt-Sprache (bzw. Nullargument-Sprache; cf. Roberge 1986a,b) angesehen werden muß. Es erlaubt, daß ebenso wie in den anderen romanischen Sprachen in der Subjektsposition die leere

Kategorie pro auftreten kann. Im Anschluß an diese Beobachtung stellt sich die Frage, ob das Französische

außerdem noch weitere Eigenschaften besitzt, die für Nullsubjekt-Sprachen charak­teristisch sind. Nach Ansicht von Chomsky (1981:255) verfügen Nullsubjekt-Spra­chen - abgesehen von der Nullsubjekt-Eigenschaft - über mindestens vier weitere, voneinander unabhängige Eigenschaften, wobei er annimmt, daß das Vorhandensein

dieser Eigenschaften parametrisch festgelegt ist:68

68 FUr den kindlichen Spracberwerb bedeutet diese Annahme. daß die Kinder diese Eigenschaften nicht separat ~­Werilen müssen, sondern lediglich eIkennen mÜSSCII. ob es sich bei der VOll ihnen zu erwezbenden S~ um eme NuIlsub,iekt-5pracbe handelL Dwch diese Theorie der ParameIelfIXiC1'Ullg soU CIkIlIrt WCIden. daß Kinder - trotz

102

(98) (a)

(b)

(c)

(d)

Freie Inversion in einfachen Sätzen: Ha mangi~to Giovanni "Lange Wh-Bewegung" des Subjekts: L'uomo [che ~ domando [e.hi 8:bbia visto]] . Leere Resumptlypronomen m emgebetteten Sätzen: Ecco la ragazza [che mi domando [chi crede [ehe possa VP]]] Scheinbare Verletzung des *[that-t]-Filters: Chi credi [che partiraJ

In der Diskussion des von Chomsky formulierten Pro-drop- bzw. Nullsubjekt-Para­meters konnte allerdings nachgewiesen werden, daß dieses "clustering of properties" (Chomsky 1981:240) nicht aufrecht erhalten werden kann. Die meisten dieser Eigen­schaften erwiesen sich entweder als nicht für Nullsubjekt-Sprachen spezifisch oder konnten durch Ableitung aus anderen Eigenschaften erklärt werden (cf. Rizzi 1982). Die meisten Arbeiten stimmen allerdings darin überein, daß die Eigenschaft der Freien Inversion neben der Nullsubjekt-Eigenschaft als eine spezifische Eigenschaft der Nullsubjekt-Sprachen angesehen werden kann.69 Bei der Freien Inversion handelt

! es sich um die Eigenschaft einer Sprache, die es ihr erlaubt, grundsätzlich das Subjekt eines finiten Satzes sowohl in der präverbalen Subjektsposition als auch postverbal zu realisieren, ohne daß sich dadurch der propositionale Gehalt des Satzes ändert. So sind etwa die beiden italienischen Sätze in (99) miteinander weitgehend bedeutungs­gleich ("roughly synonymous"; Safir 1985:172):

(99) (a) Giovanni ha mangiato. (b) Ha mangiato Giovanni.

Diese Möglichkeit der Subjektsnachstellung als spezifische Eigenschaft von Null­subjekt-Sprachen ist allerdings auch in Frage gestellt worden. So ist z.B. Safir (1985:234ff) der Ansicht, daß das Portugiesische eine Nullsprache sei, das keine Freie Inversion besitzt (cf. auch Saftr 1986:340ff).70

In den meisten Untersuchungen, in denen das Französische als Nullsubjekt-Spra­ehe analysiert wird, gelangt man zu dem gleichen Ergebnis (cf. z.B. Roberge 1986b, Hulk 1991). Gemäß diesen Analysen, kann im Französischen das Subjekt nur in

unzureichender, fehlerhafter und (fast) ausschließlich positiver Evidenz - in einem relativ kunen Zeittaum ein sehr komplexes grammatisches System erwerben (cf. Homstein & Lightfoot 1981, Chomsky 1986b sowie die Arbeiten in Roepez & Williams ed. 1987).

69 Auch Chomsky (1981:255) selbst geht davon aus, daß die Nullsubjekt-Eigenschaft und die Möglichkeit der Freien Inversion die "essential properties of the pro-drop languages" sind.

70 Meiner Ansicht nach bestätigen allerdings Safirs Einwände eher die Annahme einer Verknüpfung der Null-Sub­jekt-Eigenschaft und der Mög1ichkeit zur Freien Inversion als sie zu widerlegen. Saflr weist zurecht darauf hin. daß im Portugiesischen die Möglichkeit der SubjelasinversiOll so stark eingeschrankt ist. daß hier nicht mehr von einer Freien Inversion gesprochen werden kann (cf. z.B. Tarallo & Kalo 1989). Saflr übersieht jedoch, daß die Null-Subjekt-Eigenschaft im Portugiesischen (vor allem in dem Brasiliens) llIngst nicht (mehr) so ausgeprllgt ist wie in anderen Null-Subjekt-Sprachen. Im brasilianischen Portugiesisch wird das Subjektspronomen nicht nur dann phonetisch realisiert. wenn es betont oder ambig ist. sondern sehr MufIg auch in anderen Kontexten. Mit anderen Worten. im brasilianischen Portugiesisch - und in eingeschränkterem Maße auch im europäischen - unter-1iegt die phooetische Realisienmg des Subjekts nicht (mehr) den Bedingungen, die für eine typische Nullsubjekt­Sprache gelten (cf. Tarallo 1985, Zubizarrela 1982). In einigen Varianten des Portugiesischen (u.a. im Galizischen) finden sich sogar expIctive Subjektspronomina, die in Nullsubjekt-Sprachen kategorisch ausgeschlossen sind (cf. Cunba &. Cintra 1984:284, Alvarez &. al. 1986: 169).

103

Äußerungen mit "unpersönlichen" Verben postverbal stehen. Demnach ist die Nach­stellung eines Subjekts im Französischen nur unter zwei Bedingungen möglich. Er­stens muß dem Verb ein expletives Subjektspronomen vorangehen und zweitens muß das Subjekt indefmit sein (Definitheitseffekt)(cf. auch Rizzi 1982, Saflr 1985):

(100) ~~ TI arrive un bateau. *n arrive Le bateau.

Für beide Bedingungen lassen sich allerdings empirische Gegenbelege liefern. Die beiden Sätze von F. Jacob71 in (101) zeigen beispielsweise, daß zum einen soiche Sätze auch ohne Expletivum vollkommen akzeptabel sind und daß zum anderen Sätze dieses Typs auch definite Subjekte haben können (cf. auch Melis 1991:498):

(101) (a)

(b)

Un ete, 0 arriva pour quelques jours un Lointain cousin de Lorraine (p.57) A mesure que nous grimpions, 0 s'abaissait La mer et 0 s'eloignait le claquement des vagues contre la falaise (p.81)

Abgesehen von diesen Belegen gegen die Annahme, daß die Subjektsnachstellung im Französischen den oben genannten Beschränkungen unterliegt, gibt es empirische Evidenz dafür, daß im Französischen Subjekte frei invertiert werden können. Es kann gezeigt werden, daß das Französische eine Nullsubjekt-Sprache ist, in der sowohl

leere Subjekte als auch frei invertierte Subjekte möglich sind.

71 ~s Jacob. Lo sllJtue illtlrielue. Paris: Seuill987.

104

4. Klitische Personalpronomina als Flexions- und Kongruenzmarkierer. Empirische Evidenzen aus

dem Französischen und Portugiesischen

4.1 Vorbemerkungen zu einer Analyse gesprochener Sprache im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie

Grundlage für die folgende synchronische Analyse der klitischen Personalpronomina des Französischen und Portugiesischen sind in erster Linie Grammatikalitätsurteile von Muttersprachlem. l Dies entspricht der Arbeitsweise der generativen Grammatik, die auf der Annahme des kompetenten Sprechers basiert (cf. Chomsky 1965:3-15).

In vielen generativen Untersuchungen gerade zum Französischen wird allerdings häufig davon ausgegangen, daß diese Sprache in mehrere Subsysteme unterteilt wer­den muß, denen unterschiedliche Grammatiken zugrundeliegen. Dabei wird meist zwischen einer 'Standard'- und einer 'Nicht-Standard'-Form der Sprache unterschie­den (cf. z.B. Carro1l1982b, S. Matthews 1988, Roberge 1986b). Mit anderen Worten, es wird implizit angenommen, daß der kompetente Sprecher - ähnlich wie der Bilin­guale - Zugriff auf mehrere grammatische Kompetenzen hat. Die Entscheidung des Sprechers, welches grammatische Wissen er aktiviert, hängt von der jeweiligen Gesprächssituation ab. Ausschlaggebend ist dabei eine Vielzahl von Faktoren, wie z.B. "Öffentlichkeit der Kommunikationsstruktur" und "Sozialstruktur der Gespräch­spartner". Auch regionale Unterschiede spielen eine Rolle. Genauere Auskunft über die Art dieser Faktoren und der Varietäten, die einem Sprecher in einer gegebenen Situation zur Verfügung stehen, kann nur eine soziolinguistische Untersuchung lei­sten.2

Für die vorliegende Arbeit muß es genügen, zwischen dem sogenannten 'Standardfranzösischen' bzw. 'Standardportugiesischen' einerseits und dem 'Umgangs-

Hierbei stütze ich mich auf die Urteile und Beobachtungen in entsprechenden sprachwissenschaftlichen UnterSu­chungen sowie auf die Urteile von mir selbst befragter Muttersprachler. In einigen Zweifelsfällen habe ich per Fragebogen jeweils ca. 50 - 100 Sprecher um Grammatikalitäts- bzw. Akzeptabilitätsurteile gebeten. Die befragten Personen waren unterschiedlicher sozialer Herkunft und hatten eine verschiedene Schulbildung.

2 Hierfilr gibt es hinsichtlich des Gebrauchs von Pronomina eine Reihe von Untersuchungen zum Französischen (cf. z.D. Ch. Muller 1979, Al 1987) und zum Portugiesischen (cf. z.B. A. Matthews 1978, Kiester 1989, Petruck 1989).

105

französischen' bzw. 'Umgangsportugiesischen' andererseits zu unterscheiden. Mir ist dabei bewußt, daß diese Unterscheidung stark vereinfachend ist und aus diesem Grund der in einer Sprache tatsächlich vorhandenen Vielfalt an Varietäten, die dem einzelnen Sprecher zur Verfügung stehen, nur unzureichend Rechnung getragen wird. Mit der Bezeichnung 'Standard' beziehe ich mich auf die Varietäten des öffentlichen Sprachgebrauchs. Dies entspricht etwa dem von Stourdze (1969) oder Söll (1980) als "langue elaboree" bezeichneten Sprachregister. Unter 'Umgangssprache' oder 'kolloquialer Sprache' verstehe ich Varietäten der Sprache, die vor allem im privaten und im halböffentlichen Gespräch anzutreffen sind. Sie können aber auch in der Schriftsprache (etwa in Briefen) Anwendung froden.

Im folgenden geht es mir darum, die als 'UmglPlgssprache' bezeichnete Sprachva­rietät zu untersuchen. Zu diesem Zweck habe ich bei meiner Analyse auch Daten aus Korpora des gesprochenen Französisch und Portugiesisch untersucht. Die Aus­wertung dieser Daten soll als zusätzliche Unterstützung der hier vorgelegten Analy­sen und Thesen dienen.

Die Daten für das von mir erstellte Korpus des Französischen stammen zum über­wiegenden Teil aus dem Forschungsprojekt DUFDE (Qeutsch llnd Eranzösisch Dop­pelter Erstspracherwerb)(abgekürzt duf» Hierfür wurden die Äußerungen von fünf französischen Mitarbeiterinnen aus insgesamt zwölf Aufnahmesequenzen ausge­wertet. Außerdem habe ich große Teile der Korpora von Scherer (1984) (abgekürzt sch) und Ludwig (1988) (abgekürzt lud) verwendet.4 Die Daten von Scherer sind kurze - versteckt aufgenommene - Gespräche zwischen mehreren erwachsenen Per­sonen. Bei den Korpora von Ludwig handelt es sich jeweils um Gespräche in einer Familie.

Für das von mir erstellte Korpus des Portugiesischen sind die Daten dem "corpus de Hngua falada" aus dem von M.F. Bacelar do Nascimento et al. (1987) herausgege­benen Portugues fundamental (abgekürzt pI> entnommen.5 Hierbei handelt es sich um "entrevistas" erwachsener Portugiesen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher sozialer und regionaler Herkunft. Obwohl ich in dieser Arbeit nur am Rande auf das brasilianische Portugiesisch eingehen werde, habe ich auch einige Daten des gespro-

3 Hierbei handelt es sich um ein von der Deutschen FOTschungsgemeinschaft gefördertes Projekt, das am Romani­schen Seminar der Universilllt Hamburg angesiedelt ist und das von J.M. Meisel geleitet wird. Ziel des Projekts ist die Untersuchung und Erforschung des Spracherwerbs bilingual französisch-deutsch aufwachsender Kinder. Zu diesem Zweck wurden im Zeitraum von 1980 bis 1991 insgesamt 13 Kinder alle zwei Wochen per Video aufge­nommen. Während der Aufnahmen spielten abwechselnd ein franzOsisch- bzw. deutschsprachiger Projekt­mitarbeiter mit dem jeweiligen Kind (cf. SchIyter 1990).

4 Mittlerweile existiert ("Ur das FranzOsische eine relativ groBe Anzahl verschiedener Korpora der gesprochenen Sprache (cf. BIanche-Benveniste & Ieanjean 1987 und Koch & Oesterreicher 1990 für einen kritischen Überblick). Nach Ansicht VOll Koch & Oesterreicher (1990:35) gehören die Korpora VOll Scherer und Ludwig zu den "besten COJpOra des gesprochenen Fl1IIIZOsisch".

5 Anders als für das Franzosische existieren fIIr das Portugiesische bisher kaum KOIpOfI spontaner Sprachdaten. Die wenigen vorhandenen Korpora - wie etwa die portugiesischen Daten der Breie/eider T ut-corpora TomOllischer Sprachen VOll Meyer-Hermann - sind bis1ang nicht verOffentlicht (cf. Kiesler 1989:X).

106

chenen Portugiesisch Brasiliens ausgewertet. Die Daten hierfür stammen aus dem Projekt NURClSP (Projeto de Estudo da lfprma Lingüfstiea Urbana Culta de Silo Paulo)(abgekürzt nure). Es sind Interviews und Gespräche von Angehörigen der ge­

hobeneren Bevölkerungsschicht in Säo Paulo.6 Ich beginne mit der Analyse der klitischen Subjektspronomina des Französischen.

Im Anschluß daran befasse ich mich mit den klitischen Objektspronomina des Fran­

zösischen und des Portugiesischen.

4.2 Status und Funktion der klitischen Subjektspronomina im Französischen7

Wie bereits im vorangegangenen Literaturüberblick in Kapitel 3 aufgezeigt wurde, dreht sich die generative Diskussion der klitischen Subjektspronomina des Französi­schen und auch der anderen romanischen Sprachen, die solche Klitika kennen, vor allem um die Frage, ob ihnen der Status einer NP zugeordnet werden kann oder ob sie vielmehr als Flexive interpretiert werden müssen. Damit verbunden ist die Frage, ob diese Sprachen als Nullsubjekt-Sprachen zu beschreiben sind, d.h. als Sprachen, die

leere Subjekte erlauben. In der folgenden Analyse werde ich Belege für die zweite Annahme liefern. Ich

vermute, daß die französischen Subjektsklitika in INFL generiert werden und daß demzufolge das Französische als eine Nullsubjekt-Sprache angesehen werden kann.

Die Überprüfung des Status der französischen Subjektsklitika mit Hilfe der Kri­terien zur Bestimmung des Klitik- bzw. Afflxstatus eines Elementes in Kapitel 2 hat gezeigt, daß sie alle gemeinsamen typischen Eigenschaften aufweisen, durch die sich Klitika und Affixe auszeichnen. Sie sind stets klitisch und zwar i.d.R. proklitisch an das fmite VeIb des Satzes (oder an eine infmite Verbform) gebunden. Sie unterschei­den sich aufgrund dieser klitischen Eigenschaften deutlich von nicht-klitischen Sub­jekten. Eine Analyse, bei der Klitika als Nominalphrasen interpretiert und als Sub­jekte in der SpezifIkatorposition von INFL (bzw. der VP) generiert werden (wie z.B. Couquaux 1986, Rizzi 1986c, Rizzi & Roherts 1989), wird dieser Beobachtung nicht gerecht und muß allein aus diesem Grund als inadäquat zurückgewiesen werden. Die klitischen Subjektspronomina haben große Ähnlichkeiten mit AffIxen und besitzen eine Reihe von Eigenschaften, die als typische Charakteristika von AffIxen angese-

6 Ziel dieses Projektes, das auch in anderen Stlidten Brasiliens und Südamerikas durchgefflhrt wird, ist es, den ·'dialeto social praticado pela classe de prestlgio" zu erfassen und zu beschreiben (Teixeita &. Preti 1987:3 (=nurc».

7 Die folgende Analyse der fnmzösischen Subjektsklitika basiert im wesent1ichen auf den Ergebnissen mein<'J' MagisteraJ:beit (Kaiser 1988) und der daran anknüpfenden UnlelSUchung von Kaiser &. Meisel (1991). Im Rahmen dieser Arbeit wurden zuslltzlich weitere Daten untersucht Aus diesem Grund gibt es leichte Verschiebungen bei den Zahlen- und Prozentangaben im Vergleich zu Kaiser (1988) und Kaiser &. Meise! (1991). Hinzu kommen ei­nige neue Beobachtungen. Insgesamt bestlItigt die Auswertung des quantitativ gr08eren ~ die Ergeb­nisse der früheren Arbeiten und der clon aufgestellten Thesen.

107

hen werden. Sie haben einen sehr hohen Selektionsgrad bei der Wahl ihres Partners, da sie sich ausschließlich an verbale Elemente binden. Thr syntaktischer und phonolo­gischer Partner sind stets identisch, und sie binden sich Ld.R. nur von einer Richtung aus an ihren Partner (siehe Kapitel 2).

Ein weiteres Argument, das als Hinweis auf die affixartigen Eigenschaften der Subjektsklitika für deren Intetpretation als Affixe angeführt werden kann, basiert auf der Beobachtung, daß im gesprochenen Französisch in nahezu allen Äußerungen mit einem finiten Verb ein Subjektsklitikon realisiert wird. Die Verwendung des Sub­jektsklitikons ist insbesondere auch dann zu beobachten, wenn ein koreferentes Sub­jektsnomen bzw. Subjektspronomen im Satz erscheint. Zu diesem Ergebnis kommen viele neuere empirische Untersuchungen zum Französischen (cf. z.B. Ashby 1977, Lambrecht 1981, Sankoff 1982, Barnes 1986, S. Matthews 1988).

Von besonderem Interesse ist die Untersuchung von Sankoff (1982). Anband der Analyse des Gebrauchs von Subjektsklitika im Französischen übetprüft Sankoff (1982) die These, wonach syntaktische Veränderungen und neue Ausdrucks­möglichkeiten in einer Sprache auf spezifische Kommunikationsbedürfnisse zu­rückzuführen sind. Sie vermutet, daß es sich bei den französischen Sätzen, in denen eine Subjekt-NP und ein Klitikon gleichzeitig auftreten, um eine solche Neuerung handelt. Threr Ansicht nach diente die "Wiederaufnahme" ("reprise") der Subjekt-NP durch ein Klitikon ursprünglich dazu, das Subjekt zu betonen oder emphatisch her­vorzuheben. Im Laufe der Sprachentwicklung hat diese "Wiederaufnahme" jedoch, so die Annahme Sankoffs, ihre ursprüngliche Funktion verloren. Während das Klitikon zunächst nur bei hervorgehobenen Subjektsnomina ("[Ies] SN les plus 'saillaints"') verwendet wurde, tritt es später in zunehmenden Maße auch bei geringer betonten

Subjekten ("des SN moins 'saillaints"') auf (cf. Sankoff 1982:83). Eine deutliche Bestätigung für ihre These liefert die von ihr durchgeführte Analyse

von Daten französischsprachiger Kanadierinnen aus Montreal und von Französinnen aus Marseille. Sankoff stellt fest, daß die kanadischen Sprecherinnen in ca. 55% aller Sätze, die eine Subjekt-NP enthalten, dieses durch ein Klitikon "wiederaufnehmen" . Bei den Französinnen liegt der Prozentsatz der "Wiederaufnahme" noch weitaus hö­her, nämlich bei über 80%. Geht man davon aus, daß sich das kanadische Französisch eher konservativer verhält und alte Sprachstrukturen wesentlich langsamer aufgibt, als dies in Frankreich der Fall ist, bestätigen diese Ergebnisse die von Sankoff ver­mutete Tendenz, daß "la repetition du SN sujet par une clitique sujet ne change pas l'information qui est vehiculee, a la seule difference que cette information est foumie deux fois" (Sankoff 1982:82). Aufgrund der fast kategorischen "Wiederaufnahme" des Subjekts durch ein Klitikon kann die ursprüngliche diskursive Funktion dieser syntaktischen Operation nicht mehr ausgedrückt werden. Folglich hat eine solche Konstruktion nur noch eine motphosyntaktische Funktion, d.h. sie ist "grammatisiert"

worden:

108

"Celui qui utilise la reprise avec la quasi-totalite de ses SN perd necessairement la possibilite de l'employer pour les differencier, ce qui montre la recuperation par la grammaire d'un processus a l'origine discursif, bref, la grammaticalisation." (Sankoff 1982:85)

4.2.1 Empirische Belege

Die Auswertung der von mir analysierten Daten bzgl. des Gebrauchs von klitischen Subjektspronomina belegt eindeutig deren besondere Rolle und Funktion und bestä­tigt die Ergebnisse der Sankoffschen Untersuchung. Ais Ergebnis läßt sich festhalten, daß in über 93% Prozent aller fmiten Sätze, d.h. in nahezu allen Äußerungen mit ei­nem fmiten Verb, ein Subjektsklitikon vorhanden ist. In fast 74% aller Sätze, die eine Subjekt-NP oder ein nicht-klitisches Subjektspronomen aufweisen, erscheint auch ein Klitikon.

Eine detaillierte Analyse der Daten macht deutlich, daß die Auslassungen von Subjektsklitika nur auf wenige Kontexte beschränkt sind. Für die Erfassung dieser Kontexte müssen grundsätzlich zwei Unterscheidungen vorgenommen werden. Zum einen müssen die Sätze, die eine Subjekt-NP oder ein nicht-klitisches Subjektspro­nomen enthalten, von den Sätzen unterschieden werden, in denen solche lexikali­schen Sujekte nicht vorkommen. Zum anderen müssen die Äußerungen mit Verben der 1. und 2. Person von solchen Äußerungen getrennt betrachtet werden, die ein fi­nites Verb der 3. Person enthalten.

Äußerungen ohne ein nicht-klitisches Subjektspronomen oder eine Subjekt-NP sind durch einen fast kategorischen Gebrauch des Subjektsklitikons gekennzeichnet. Das Fehlen der Subjektsklitika ist vorwiegend auf Imperativsätze beschränkt. Diese Sätze, die nur mit Verben der 2. Person Singular und Plural bzw. der 1. Person Plural vorkommen, werden im Französischen ausschließlich ohne Subjektsklitikon ge­braucht.8 Abgesehen von den Imperativen kann im gesprochenen Französisch noch in einigen Redewendungen, die eher einen formelhaften Charakter haben, das Sub­jektsklitikon der 1. Person fehlen, wie z.B. in connais pas, sais pas.9 Ferner kann das Subjektsklitikons in Sätzen mit sogenannten 'unpersönlichen' Verben, die ein expleti­ves Subjekt fordern, ausgelassen werden. Hierzu gehören Konstruktionen wie z.B. il faut, il semble, il paratt, il y a oder il s'agit. Ähnlich wie bei den Imperativsätzen. handelt es sich hier um Konstruktionen, die auf einen sehr eingegrenzten Kontext - in diesem Fall auf die 3. Person - beschränkt sind. Die Auslassung des Klitikons in die­sen Sätzen ist in der gesprochenen Sprache häufig zu beobachten. In den von mir un­tersuchten Daten fehlt in 12% solcher Konstruktionen das Klitikon:

8 Den ImperarivsllU.en kann aufgrund dieser Bescbrllnkungen eine Sonderrol1e zugewiesen werden. Aus diesem Grunde wurden Imperative bei der Auswertung meiner Daten nicht berücksichtigt.

9 Hierfllr gibt es in den von mir untersuchten Daten allerdings keinen Beleg.

(1) o faut qu'on regarde ensemble (duf440:47) mais 0 Taut plus le taper quand meme (duf446: 108a) Ia regarde 0 y a une couverture ici (duf820:148) o y arien a manger (duf868:32)

109

Was das Auftreten der Subjektsklitika zusammen mit nicht-klitischen Pronomina der 1. und 2. Person betrifft, sind die Ergebnisse eindeutig. Unabhängig davon, ob das nicht-klitische Subjektspronomen präverbal (cf. (2a)-(2b» oder postverbal (cf. (2c)­(2d» auftritt, ist der Gebrauch der Subjektsklitika stets obligatorisch:

(2) et moi je suis venue expresMour louer avec toi (duf737: 1) et puis nous on va ranger? duf436:135a) tu veux aller aussi toir (du 37:77) je vais l'habiller moi parce que t'es vraiment trop lente (duf436:120)

Bei der Analyse von Sätzen, die ein nicht-klitisches Subjektspronomen der 3. Person enthalten, muß bezüglich der Art des Pronomens unterschieden werden.

Handelt es sich dabei um ein Personalpronomen, so ist zu beobachten, daß es nur selten in den Daten vorkommt und dabei meistens zusammen mit einem klitischen

Pronomen gebraucht wird:

(3) ~~ et lui qu'est-ce qu'il va faire? (duf868:17l) Lui il conduit (ouf868:249)

In zwei Fällen kommt das ungebundene Personalpronomen Lui allerdings ohne das entsprechende Klitikon vor:

(4) (a) lui est sorcier (duf896:183) (b) je croyais que Lui etait le sorcier (duf896:20l)

Auf diese Möglichkeit des Gebrauchs von Lui (und eux) wird in der Literatur immer wieder hingewiesen (cf. z.B. Ch. Muller 1972, Grevisse 1986:1011, Hunnius 1991:121, Melis 1991:500). Sätze wie (4) scheinen allerdings eher in literarischen und anderen schriftsprachlichen Texten als in der gesprochenen Sprache vorzukom­men (cf. Ch. Muller 1972:67»)0 Wie die Beispiele in (4) zeigen, sind solche Äuße­rungen aber auch im gesprochenen Umgangsfranzösischen möglich. Dies bestätigen auch die Untersuchungen von Ch. Muller (1972) sowie von mir - in Anlehnung an

Muller - durchgeführte Befragungen. I I Steht das nicht-klitische Subjektspersonalpronomen postverbal, so muß das Sub-

jektsklitikon stets realisiert sein:

"(5) (a) mais il n'a pas de bäton magique Lui (duf868:133) (b) elle les avus elle-meme les cars (lud2:3,5)

10 Cf. z.B. die beiden folgenden Beispiele: (i) (a) Lui piIotait Ia d6c&ra1ion de I'inflation [ ... ] (Le Monde vom 31Juli 1987, p.6)

(b) Lui s'occupait de moi avec atTection. (Camus, La pestII. Paris: Gallimard 1947,p.49)

11 Bei einer Analyse von SII1ZeII wie (4) kommt erschwerend hinzu, daß aufgrund der möglichen Reduktion des K1i­tikons il zu i häufig kaum bewteilt werden kann. ob das K1i1ikon realisiert wurde oder nicbL

110

In Äußerungen, die ein Demonstrativpronomen als Subjekt enthalten, wird in den Daten meines Korpus das Subjektsklitikon ebenfalls ausnahmslos verwendet. Abge­sehen von dem Demonstrativpronomen ~a, das als Subjektspronomen vor allem in der formelhaften ~a e'est-Konstruktionen vorkommt, treten auch alle anderen Demon­strativpronomina stets in Verbindung mit einem koreferenten Subjektsklitikon auf.12

Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie präverbal oder postverbal stehen:

(6) eelle-la elle doit aller (duf436:75) celui-la il a pas d'oreille (duf822:46) elle est trop grande celle-la (duf436:70) il est casse eelui-lQ (duf143:119)

Eine andere Situation ergibt sich, wenn es sich bei dem nicht-klitischen Subjektspro­nomen um ein IndefInit- oder ein Frage- bzw. Relativpronomen handelt. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel dargestellt, werden die indefinitpronomina im Französi­schen in aller Regel ohne Subjektsklitikon verwendet: 13

(7) (a) tout le monde dort (duf446:114) (b) rien n'est trop gros pourun sorcler (duf868:206)

Ebenfalls ohne Klitikon werden Sätze realisiert, die durch das Interrogativ- oder Re­lativpronomen qui eingeleitet werden. In den in meinem Korpus vorkommenden Äußerungen dieser Art fmdet sich kein Subjektsklitikon:

(8) ~* qui habite dans la maison? (duf143:8) qui va dans l'eau? (duf144:98) c'est un animal qui va dans le desert? (duf440:51) je crois qu'll y a quelqu'un qui est venu (duf438:192)

In einer Reihe von Untersuchungen des gesprochenen Französischen wird allerdings gezeigt, daß in Nebensätzen, die durch das als Subjekt fungierende Relativpronomen

qui eingeleitet werden, der Gebrauch eines Subjektklitikons möglich ist. Lambrecht (1981:290 weist beispielsweise darauf hin, daß das Relativpronomen qui im gespro­chenen Französischen durch que ersetzt werden kann, was zur Folge hat, daß das Sujektsklitikon verwendet werden muß. Nach Lambrechts Angaben ist dies vor allem in e'est-Konstruktionen zu beobachten (cf. (9a)-(9b». Bauche (1920:102) liefert in seiner Untersuchung der Pariser Umgangssprache aber auch Belege für die Verwen­dung des Subjektsklitikons in anderen Relativsatzkonstruktionen (cf. (9c)-(9d»(cf. auch Frei 1929:188, Ashby 1977:60, Cl. Muller 1984:356f, Auger 1990a:9):

12 Das Pronomen ,a kann auch - wie ich bereits in Kapile12 gezeigt habe - unmittelbar vor dem Verb stehen und da­bei lditisch gebunden sein (cf. Marin 1979b. Lambrecht 1981:19). Für dieaen Gebrauch von ,a gibt es sehr viele Belege in meinen Daten:

(i) (a) mais ,a fait rien (duf868:178) (b) ~vientdujardind'enfants~ (duf436:120)

13 Das K1itikon ist nur in postverbala- Position mOg1ich, was in der gesprochenen SlKlIChe jedoch relativ selten zu beobachren ist In meinen Daten gibt es hierfür keinen Beleg.

(9) c'est moi ~je pars c'est nous gy on conduit le vase SIy)1 est sur le piano l'enveloppe gy'elle est sur la table

111

Lambrecht (1981:29) sieht in der Tatsache, daß solche Äußerungen in vielen Dialek­ten des Französischen regelmäßig vorkommen, eine "good evidence [ ... ] for the rein­terpretation of clitic pronouns as obligatory grammatical markers".

Obwohl es in den von mir analysierten Daten keinen Beleg für den Gebrauch eines Subjektsklitikons wie in (9) gibt, liefert die Auswertung meines Korpus ebenfalls eine "gute Evidenz" für eine "Reinterpretation" der Subjektsklitika als Kongru­enzmarkierer. In immerhin insgesamt 63% aller Sätze, die ein nicht-klitisches Pro­nomen der 3. Person enthalten, ist ein koreferentes Subjektsklitikon vorhanden. Die Äußerungen, in denen das Klitikon fehlt, sind fast ausschließlich Interrogativ- oder Relativsätze mit dem Pronomen qui.14 Mit anderen Worten, abgesehen von diesen Sätzen wird in fast allen Äußerungen mit einem nicht-klitischen Pronomen der 3. Person ein Klitikon verwendet.

In Sätzen mit nicht-pronominalen Subjekt-NPs ist in den von mir untersuchten Daten ebenfalls ein hoher Anteil von koreferenten Subjektsklitika zu beobachten. Es zeigt sich, daß 57% aller Subjekt-NPs, die einem fIniten Verb vorangehen, zusammen mit einem Subjektsklitikon auftreten:

(10) (a) Le nounours il a une jolie robe (duf820:54) (b) La pauvre elle va s'enrhumer (duf438:150)

Die Sätze in (11) sind Beispiele für Äußerungen, in denen die präverbale Subjekt-NP ohne entsprechendes Klitikon auftritt. Bemerkenswert ist bei diesen Äußerungen, daß die Subjekte sehr häufIg Eigennamen sind (cf. (11c)-(11d»:15

(11) ~l La grosse poupee est habillee (duf438:185) La voiture peut p~s sortir (dufl44:46) Jens a soif (duf820:214) ... quoique CLaire s'en doutait un peu (lud2:6,2)

Der Anteil an Subjektsklitika ist noch wesentlich höher in Äußerungen mit einer postverbalen Subjekt-NP. Hier ist eine fast kategorische Verwendung des Klitikons zu beobachten:

(12) ~ il est plus dur Le ventre de caroline (duf438:51) tu crOlS qu'il aime bien le lait Le crocodile? (duf444:35) elle est trop grand~ la robe P9ur le n9unours (duf820:62) qu'est-ce qu'elle falt La poupee demam? (duf442:37)

14 LieBe man die Sitze mit dem Pronomen qui unberücksichtigt, so würde sich der Anteil des Gebrauchs eines Sub­jdctskIitikons in diesen Äußerungen auf fast 96% erhöhen.

15 Möglicherweise können Eigennamen einem besonderen Typ der Subjekt-NPs zugerec~t w~ (cf. Sankoff 1982:83). Behandelt man daher die Kons1ruktionen mit Eigennamen gesondert, so ergibt Slch eme AuftretensblIu­figkeit VOll 81 % fIIr Subjektsklitika in Äußerungen mit einer prIIverllal stehenden Subjekt-NP.

112

Das Fehlen des Subjektsklitikons ist in Äußerungen mit nachgestelltem Subjekt le­diglich in Fragesätzen möglich. Aber auch hierbei wird das Klitikon sehr selten aus­gelassen. Dies belegt die Beobachtung, daß sich in meinem Korpus dafür nur ein Bei­spiel fmdet (cf. 13a). Ansonsten wird der gleiche Satztyp ausnahmslos mit einem

Subjektsklitikon geäußert (cf. (13b)-(13c)):

(13) ~} Oll est le pantalon? (duf438:80) Oll il est Je Retitpantzn? (duf737:5) elle est partie ou ta valise? (duf737:63)

Eine Überprüfung der Satzintonation zeigt, daß in Sätzen wie (12) und (13) die post­verbale Subjekt-NP meist ohne eine intonatorische Pause angeschlossen ist. Somit entfallt ein wesentliches Argument dafür, daß diese Äußerungen als Rechts­dislokationen anzusehen sind. Bereits Sandfeld (1928) kommt zu der Feststellung, daß in Äußerungen wie Elle etait jolie, sa femme meist keine Pause vor dem postver­

balen Subjekt gemacht wird:

"La tournure est devenue coutumiere dans la langue de tous les jours chez beaucoup de personnes et se trouve meme souvent dans la langue ecrite. Aussi la courte pause qu'il y a a l'origine devant l'explication ajouree apres coup, se trouve-t-elle souvent supprimee [ ... ]." (Sandfeld 1928:43)

Auch in allen neueren Untersuchung zur Intonation von Sätzen wie (9) wird diese Beobachtung bestätigt. Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß in diesen Äuße­rungen die postverbalen Subjekte integraler Bestandteil des Satzes sind (cf. z.B. Harris 1978:119, Larsson 1979:17, Lambrecht 1981:86).

Als Ergebnis der von mir durchgeführten Untersuchung kann festgehalten werden, daß die wenigen Kontexte, in denen das Klitikon ausgelassen wird, sich im wesentli -chen auf Äußerungen mit einem präverbalem Subjekt beschränken. Doch auch in

diesen Fällen wird sehr häufig ein Subjektsklitikon verwendet. Ausgeschlossen ist das Auftreten des Klitikons nur dann, wenn die Subjekt-NP indefmit ist. 16 Solche Äußerungen mit präverbalem indefmiten Subjekt sind im gesprochenen Französi­schen jedoch kaum anzutreffen. Indefmite Subjekte werden meist mit der (il) y-Kon­struktion eingeleitet (cf. auch Lambrecht 1981:61):

(14) ~~ il y a un cheval sur la maison (duf436:24) il y a un petit courant d'air la qui passe (duf438:149)

Die folgende Übersicht zeigt, daß im gesprochenen Französisch in nahezu allen Äußerungen, die ein fmites Verb enthalten, ein Subjektsklitikon auftritt. In Sätzen mit

16 Die Verwendung eines klitischen Subjektspronomens ist in diesem Fall nur dann möglich, wenn das indefinite Subjektsnomen generisch verwendet wird, wie das Beispiel von Sankoff (1982:84) belegt:

(i) /UI bricoleur, tu sais, ü est toujours mieux qu'uo homme du m6ticr. Jeanjean (1986:2420 weist darauf hin. daß in Slilzen mit eiI!em generischen Subjekt meist das klitiscbe Pronomen r;a als dessen Antezedent cllent

(ü) (a) tu sais une coiffeuse ,a gagne de l'argenL (b) r;a se fait PlS le the parfume.

113

Verben der I. und 2. Person wird es ausnahmslos verwendet und auch in Sätzen mit Verben der 3. Person nur sehr selten ausgelassen, wobei diese Auslassungen auf we­nige - eben dargestellte - Kontexte beschränkt sind:

(15) Auftretenshäufigkeit des Subjektsklitikons

Verbform koreferentes Auftretenshäu~keit Subjekt des Subjekskli .. ons

1.+2. kein koreferentes Subj. 100%11 Person Subjektspronomen 100%

3. Per- kein koreferentes Subj. 98% son Subjektswonomen 62%

SubJekt- P 80%

alle Kontexte 93%

Die in meiner Datenauswertung ermittelten Häufigkeiten der Verwendung des Sub­jektsklitikons bestätigen somit die Ergebnisse der Untersuchung von Sankoff (1982). Ein Subjektsklitikon erfüllt durch sein Auftreten nicht die Funktion der Hervorhe­bung einer Subjekt-NP. Es kann diese Funktion nicht wahrnehmen, da eine Subjekt­NP fast ausschließlich mit einem Klitikon verwendet wird. Das Klitikon ist "grammatisiert", d.h. es kann nicht als Nominalphrase analysiert werden, sondern fungiert vielmehr als Kongruenzmarkierer für die Subjekt-Verb-Kongruenz.

4.2.2 Die klitischen Subjekts pronomina des Französischen als Flexionsaffixe

Aufgrund der emprischen Evidenz kann meiner Ansicht nach in Anlehnung an die von Rizzi (1986c) für das Trentinische vorgeschlagene Analyse auch für das Franzö­sische angenommen werden, daß die Subjektsklitika ein morphologisch realisiertes Merkmal von AGR sind. Demnach kann die D-Struktur eines französischen Aussa­gesatzes folgendermaßen dargestellt werden (cf. auch Roberge 1986a, 1986b):

(16) IP

Spe~INFL' ---------INFL VP

AhR Spez~V' I yo

Jean/ il mange lui/ pro

11 Imperativsätze sind bei dieser Zllhhmg nicht mitberllcksichtigt

114

Für die Analyse eines Satzes wie in (16) kann die erstmals von Emonds (1978) vor­geschlagene Annahme übernommen werden, wonach das fmite Verb im Französi­schen - anders als im Englischen - nach INFL angehoben wird, um dort die Finitheits­und Kongruenzmerkmale zu erhalten (cf. auch Pollock 1989, Chomsky 1989, Belletti 1990). Die AGR-Merkmale werden auf der Ebene der Phonetischen Form als Präfixe an das Verb gebunden. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es in der ge~rocheften Sprache dazu, daß das Klitikon an das Verb suffigiert wird. In den Dillen meines Korpus gibt es hierfür kein einziges Beispiel. Dies liefert einen zusätzlichen Beleg für die Analyse der Subjektsklitika als Flexionsaffixe. Sie weisen dadurch eine weitere typische Eigenschaft der Affixe auf, da sie sich stets von links und folglich nur von

einer Richtung an ihren Partner binden. Die Generierung des Subjektsklitikons unter INFL hat zur Folge, daß die SpezIP­

Position im Französischen entweder leer oder mit einer lexikalischen, nicht-klitischen NP besetzt sein kann. Das Auftreten einer lexikalischen NP in dieser Position ist da­durch gewährleistet, daß AGR als der Kopf der IP dem Element in der SpezIP-Posi­tion den Kasus zuweist. Auch das für Nullsubjekt-Sprachen typische leere Pronomen pro kann in der SpezIP-Position erscheinen. In Anlehnung an die Standardanalysen von Nullsubjekt-Sprachen kann angenommen werden, daß INFL in diesen Sprachen ein strenges Regens ist (Chomsky 1982b, Rizzi 1982). Demzufolge ist das Auftreten von pro lizenziert. Auch die von Jaeggli & Safu (1989) geforderte morphologische Uniformität für die Lizenzierung von pro ist im Französischen erfüllt. Unter der An­nahme, daß die Subjektsklitika im Französischen als Kongruenzmarkierer fungieren, kann die Verbflexion des Französischen als morphologisch uniform angesehen wer­den. Für jede Person im Flexionsparadigma eines französischen Verbs ist ein präfi­giertes Flexionselement vorhanden.18

Die Identifizierung des leeren Subjekts ist durch·die in AGR generierten und dort realisierten klitischen Pronomina gewährleistet. Die AGR-Merkmale sind dadurch

. ausreichend, um den Inhalt der leeren Kategorie zu identifizieren. Damit liefert die

hier vorgeschlagene Analyse eine empirische Evidenz für die von Pollock (1989:385) postulierte und vielfach übernommene Annahme, daß AGR im Französischen morphologisch "reicher" als im Englischen ist (cf. auch Chomsky 1989, Iatridou 1990).19 Sie erklärt außerdem, weshalb das Subjektsklitikon im gesprochenen Fran­zösisch bei 'unpersönlichen' Verben fehlen kann. Bei dem in solchen Äußerungen auftretenden Nullsubjekt handelt es sich um ein Expletivum, das nicht der Identifi­zierungsbedingung unterliegt, sondern lediglich lizenziert sein muß. Mit anderen Worten, in Konstruktionen mit (il) faut etc. (cf. (1» muß der Inhalt von pro nicht

18 Das Trentinische weist demgegenüber keine solche morphologische Unifonnitllt auf - zumindest nicht hinsichtlich der Jrifigierten Klilika.

19 Aufgnmd dieser "reichen" Morphologie ist AGR im Französischen "transparent" für die Theta-Rollen-Zuweisung, bzw. es besitzt die Fähigkeit, das Verb anzuziehen (cf. Pollack 1989).

115

notwendigerweise durch ein "reiches" AGR, d.h. durch ein Klitikon unter !NFL, identifiziert sein (cf. auch Jaeggli & Safir 1989:31).

Die Beobachtung, daß indefinite Subjekte i.d.R. nicht zusammen mit einem Sub­jektsklitikon auftreten können, kann möglicherweise dadurch erklärt werden, daß das Französische eine Eigenschaft besitzt, die auch in einigen anderen Sprachen an­zutreffen ist. So wird z.B. im Ungarischen die Objektskongruenz nur dann morpholo­gisch realisiert, wenn die Objekt-NP definit ist (cf. z.B. Stolz 1991:15). Analog dazu könnte angenommen werden, daß die als AGR-Merkmale fungierenden Subjektskli­tika im Französischen - ähnlich wie die Merkmale für die Objektskongruenz im Un­garischen - neben den Merkmalen für Person, Genus, Numerus sowie Kasus mit dem

Merkmal [+defmit] spezifiziert sind.20

Eine Konsequenz aus der hier vorgeschlagenen Analyse ist die, daß das Französi­sche - wie alle anderen romanischen Sprachen - als Sprache angesehen werden muß, die Nullsubjekte erlaubt. Das heißt, daß der hierfür verantwortliche Nullsubjekt-Para­meter im (kolloquialen) Französischen positiv festgelegt ist (siehe Kapitel 3).

Zusätzliche Evidenz für diese Annahme liefert die Beobachtung, daß das Französi­sche neben der Möglichkeit, Subjekte auszulassen, noch eine weitere typische Eigen­schaft von Null-Subjekt-Sprachen besitzt. Meine Analyse zeigt, daß das Französische über die Eigenschaft der Freien Inversion verfügt. Postverbale Subjekte sind sowohl syntaktisch als auch intonatorisch in den Satz integriert (cf. v.a. auch Lambrecht 1981:86). Bei der Interpretation eines Satzes mit präverbalem Subjekt gibt es kaum Unterschiede zu der eines Satzes mit nachgestelltem Subjekt. In jedem Fall sind - legt man Safrrs Definition von Freier Inversion zugrunde21 - die Sätze in (17) zumindest in gleichem Maße bedeutungs gleich wie die beiden vergleichbaren italienischen

Sätze in (18):

(17)

(18)

J ean il mange. Il mange J ean. Gianni mangia. Mangia Gianni.

Diese Beobachtung liefert damit einen Beleg für die Annahme, daß eine Korrelation zwischen der Null-Subjekt-Eigenschaft und der Fähigkeit der Freien Inversion be­steht. Der Unterschied des Französischen zu einer "prototypischen" Null-Subjekt­Sprache wie dem Italienischen, besteht darin, daß im Französischen die Inversion des

20 Auger (1990b:14t) schlägt eine llhnliche Analyse des FranzOsischen vor. Sie weist dabei ~uf .hin. daß im Französischen auch zwischen einem K1itikon und einer indefmiten Subjekt-NP Kongruenz möglICh 1St, und zwar dann. wenn das Subjekt generisch ist (siehe auch Fußnote 16). In diesem Fall muß ~ ~cht nach ~tt ~ klitischen Personalpronomens der 3. Person das K1itikon ,ale' verwendet werden. Sie rummt an, daß mdefmtte Subjekt-NPs nur mit diesem K1itikon "wiederaufgenommen" werden können:

(i) (a) Un chien c'est le mei11eur ami de l'homme (b) ·Un chien. il es! le mei11eur ami de l'homme

21 Auch die von Rizzi (l982:173,Fn.l) aufgeführten Bedingungen für die Freie Inversion werden erfüllt: "The inver­sion rule of NSLs [ .. null subject Ianguages. G.K.] does not involve the presence of a special marlter or structura1 propeny of the cIause. "

116

Subjekts nur dann möglich ist, wenn dem finiten Verb ein Subjektsklitikon voran­geht. Damit unterscheidet sich das Französische von anderen Null-Subjekt-Sprachen, die Subjektsklitika besitzen (wie z.B. dem Trentinischen). Während im Trentinischen das Auftreten des Klitikons bei nachgestelltem Subjekt ungrammatisch ist (cf. (19»22, ist es in diesem Fall im Französischen obligatorisch (cf. (20)):

(19) ~~

(20) ~~

*El ma~ Gianni. Magna Gianni. Il mange Jean. *mange Jean.

Es ist bemerkenswert, daß in allen mir bekannten Arbeiten, die das Französische als Nullsubjekt-Sprache analysieren, dieser Unterschied zwischen dem Französischen und dem Trentinischen keine Berücksichtigung fmdet (cf. Roberge 1986a, 1986b, Melis 1991, Hulk 1991). Es wird völlig übersehen, daß im Französischen Subjekte auch mit anderen als den 'unpersönlichen' Verben postverbal auftreten können. Bei dem präverbalen Klitikon handelt es sich nicht um ein Expletivum, sondern um ein Präfix, das mit dem Subjekt des Satzes kongruiert.

Das Französische erweist sich damit als ein weitaus besserer Kandidat für eine Nullsubjekt-Sprache als das Trentinische, deren Subjektsklitika als Kongruenzmor-pheme fungieren. Im Gegensatz zum Trentinischen kennt es keine "Lücken" im Pa­radigma der Subjektsklitika, sondern besitzt für alle Personen- und Numerus-Spezifi­zierungen Subjektsklitikformen. Sie werden auch dann morphologisch realisiert, wenn das Subjekt postverbal erscheint.

Außerdem sind die klitischen Subjektspronomina im Französischen fast immer an eine Verbform gebunden, die keine weiteren Morpheme zur Markierung der Subjekt­Verb-Kongruenz enthält. Die Flexionsendungen des Verbs sind im gesprochenen Französischen lediglich in der 2. und 3. Person Plural hörbar. Bei den Verben der er­Konjugation ist sogar nur in der 2. Person Plural eine hörbare Flexionsendung vor­handen:

je mang-e tu mang-es iVelle mang-e

(21)

on mang-e vous mang-ez ils/elles mang-ent

Im Trentinischen werden demgegenüber für alle Personen Flexionsendungen mor­phologisch - und phonetisch - realisiert. Die Subjektsklitika werden nur in einigen Fällen zusätzlich verwendet (cf. Brandi & Cordin 1981:34; siehe Kapitel 3). Im Fran­zösischen hingegen sind die Subjektsklitika meist die einzigen Morpheme, die die Subjekt-Verb-Kongruenz morphologisch markieren. Sie binden sich an den Stamm

22 Im Unterschied zum Trentinischen kann im Florentinischen ein explelives Subjekt in Konstruktionen mit einem postverbalen Subjekt phonetisch realisiert werden (cf. Brandi & Cordin 1981:51).

117

eines Verbs und bilden dadurch ein vollständig geformtes Verb. Die französischen Subjektsklitika verfügen daher über die grundlegende charakteristische Eigenschaft von Affixen, sich an Stanunfonnen zu binden, und müssen nicht zuletzt aus diesem Grund als Affixe analysiert werden.

4.3 Status und Funktion der klitischen Objektspronomina im Französischen und Portugiesischen

In der Darstellung der generativen Klitikdiskussion in Kapitel 3 ist deutlich gewor­den, daß das Verhalten der klitischen Objektspronomina der romanischen Sprachen nicht mit der Analyse der Klitikbewegung erfaßt werden kann. Die romanischen Ob­jektsklitika können nicht in der gleichen Position wie Objekt-NPs generiert werden, da sie sich völlig anders als 'volle' NPs verhalten. Sie sind klitisch gebunden und er­scheinen i.d.R. in einer anderen Position als die Objekt-NPs. Außerdem liefert die Klitikbewegung keine plausible Erklärung für Sätze mit nicht-lexikalischen oder 'inhärenten' Objektsklitika. In diesen Sätzen stehen die Objektsklitika in keiner se­mantischen Beziehung zu einer Komplementsposition. Hinzu kommt, daß durch die Klitikbewegung Kli~erdoppelungen nicht erklärt werden können. Es wird vielmehr implizit angenommen, daß solche Verdoppelungen nicht möglich sind. Somit kommt die Analyse der Klitikbewegung zumindest für die Beschreibung einiger romanischer Sprachen, wie z.B. dem Spanischen und dem Rumänischen, nicht in Frage, da in die­sen Sprachen Verdoppelungen von Objektsklitika möglich und in bestimmten Fällen sogar obligatorisch sind. Sie scheitert aber auch diesbezüglich bei der Beschreibung des Französischen und Portugiesischen. Wie im folgenden gezeigt werden wird, sind auch in diesen beiden Sprachen - wenn auch in eingeschränkterem Maße­Verdoppelungen von Objektsklitika möglich. Für eine Analyse der Klitika in den ro­manischen Sprachen kann daher keine Generierung der Klitika in der postverbalen Komplementsposition angenommen werden. Es muß vielmehr von deren Basisgene­rierung in einer präverbalen Position ausgegangen werden.

Unabhängig davon, ob die Klitikbewegung oder die Basisgenerierung die adäqua­tere Analyse ist, bleibt ein Kemproblem der Analyse der romanischen Klitika die Be­stimmung der Position, in der das Klitikon generiert bzw. in die es bewegt wird. Hier­für sind vor allem zwei Vorschläge gemacht worden (siehe Kapitel 3). Es wird ange­nommen, daß das Objektsklitikon als Teil der Kopfkonstituente VO generiert (cf. Kayne 1975, Borer 1984) oder daß es an V' adjungiert wird (cf. Jaeggli 1982, earroll 1982b).

Beide Analysen weisen jedoch einige Inadäquatheiten auf (siehe Kapitel 3). Der letztere Vorschlag, also die "syntaktische" Lösung läßt außer acht, daß zwischen dem Verb und dem Klitikon eine sehr enge Beziehung besteht, die quasi-morphologischen

118

Charakter hat (cf. Lapointe 1980, Borer 1986). Die "morphologische" Analyse, d.h. die Generierung des Klitikons unter Va, erweist sich dann als nicht haltbar, wenn an­genommen wird, daß die klitischen Pronomina syntaktischen Prinzipien, wie z.B. dem Theta-Kriterium oder dem Kasusfilter, unterliegen (cf. Di Sciullo 1990).

Die Analyse, die ich im folgenden vorschlagen werde, vermeidet die Probleme die­ser beiden Klitikanalysen. Ich nehme an, daß die klitischen Pronomina des Französi­schen und Portugiesischen als Flexionsaffixe des Verbs realisiert werden. Dadurch wird die enge, morphologische Beziehung, die zwischen Klitikon und Verb besteht, erklärt. Gleichzeitig kommt es bei dieser Analyse zu keiner Verletzung syntaktischer Prinzipien. Die klitischen Objektspronomina bekommen als Flexionsaffixe keinen Kasus zugewiesen und bilden keine Kette mit dem leeren bzw. lexikalischen Element in der Komplementsposition, sondem stehen mit diesem Element in einer Kon­gruenzbeziehung.

Diese Integration der Objektspronomina in das verbale Flexionssystem wird in der romanistischen Sprachwissenschaft häufig als 'Objektskonjugation' angesehen (cf. Bossong 1980:11). Dadurch wird auf andere - meist nicht-indoeuropäische - Spra­chen Bezug genommen, die als 'objektkonjugierend' bezeichnet werden, da sie die Präsenz eines Objektes im Satz morphologisch am Verb markieren (können). Eine der ersten Untersuchungen objektkonjugierender Sprachen stammt von Grasserie (1889) (cf. LlOl'ente & Mond6jar 1974:1, Bossong 1980:1,Fn.l). Darin werden die unterschiedlichen Formen der Objektskonjugation in verschiedenen amerikanischen Indianersprachen und in Uralsprachen sowie u.a. im Ungarischen und Baskischen verglichen. hn Anschluß an die Behandlung der genannten Sprachen geht Grasserie (1889:299) auch kurz auf das Französische ein. Er nimmt an, daß das Französische ursprünglich eine Objektskonjugation besessen hat. Im modemen Französischen hin­gegen gibt es seiner Ansicht nach eine solche Objektskonjugation nicht mehr, da es schon vor langer Zeit die entsprechenden Objektskongruenzmorpheme verloren hat.23

Auf dem ersten Blick scheint in der Tat nur wenig dafür zu sprechen, daß das Französische eine Objektskonjugation besitzt. Es ist keine eigene empirische Unter­suchung notwendig, um die Aussage machen zu können, daß im Französischen nur in relativ wenig Äußerungen lexikalische Objekte mit koreferenten Objrktsklitika inner­halb eines Satzes kongruieren.24 Die gleiche Feststellung gilt auch für das Portugiesi­sche (cf. Kiesler 1989:242,245). Für eine Analyse der klitischen Objektspronomina als Kongruenzmarkierer wäre jedoch zu erwarten, daß sie regelmäßig auftreten, wenn ein Objekt vomanden ist. Nimmt man die Häufigkeit des Auftretens von Objekts-

23 Grasserie vermutet, daß die meisten Sprachen ursprünglich objektkongruierend gewesen sind (cf. auch Kretschmer 1947, der diese Annahme für die indo-eumpäischen Sprachen vertritt). Nach Ansicht von Grasserie (1889:268f) hat die Objektskonjugation ihren Ursprung in den "id6es COllCretes primitives de l'esprit humain" und ist vor allen noch in solchen Sprachen vorhanden, in denen die "dispositions psychologiques qui I'ont fait naitte" am ausge­prtIgtestenwaren.

24 Alle empirischen Arbeiten f1ber das gesprochene Französische bestätigen dies. Hulk (1991:505) spricht von einem Anteil von lediglich 6 % an Objektsverdoppe1ungen im Fran.zllsischen.

119

klitika in Sätzen mit Objekt-NPs als alleiniges oder zumindest entscheidendes Krite­rium für eine solche Analyse des Französischen oder Portugiesischen an, so läßt sich diese Analyse kaum aufrechterhalten.

Trotz dieser scheinbaren Gegenevidenz gibt es eine Vielzahl von Belegen, die die Annahme rechtfertigen, daß im Französischen und Portugiesischen die Objektsklitika unter dem INFL-Knoten generiert werden und es sich somit - um zunächst bei der Terminologie der traditionellen Linguistik zu bleiben - um Sprachen handelt, die eine

Objektskonjugation besitzen. Für eine Überprüfung dieser These muß erörtert werden, ob im Französischen oder

Portugiesischen Objektsklitikverdoppelungen überhaupt möglich sind. Hierfür liefern die beiden Pionierarbeiten in der Diskussion um eine mögliche Objektskonjugation in den romanischen Sprachen, nämlich Heger (1966) und Rothe (1966), sowie daran an­knüpfende Arbeiten (z.B. Llorente & Mondejar 1972, Bossong 1980, Körner 1983) eine Reihe von Argumenten.25 Von besonderem Interesse ist im Rahmen meiner Un­tersuchung die Arbeit von Rothe (1966), da er sich insbesondere mit den beiden hier untersuchten Sprachen, also dem Französischen und dem Portugiesischen, befaßt. Für beide Sprachen postuliert er, daß sie charakteristische Züge einer typischen objekt­

konjugierenden Sprache aufweisen. Rothe (1966) erörtert - ähnlich wie Heger (1966) - diese Frage für das Französi­

sche exemplarisch anhand des von Tesniere (1959:175) diskutierten berühmten Bei­

spielsatzes (cf. auch Martinet 1958:390):

(22) Illa lui a donnee, a Jean, son pere, sa moto.

Nach Ansicht von Rothe (1966) spiegeln die in der Schriftsprache gesetzten Kom­mata in Satz (22) lediglich die Tradition der Normgrammatik, nicht aber den tatsäch­lichen Sprachgebrauch wider. Rothe (1966:545) vermutet, daß "überall da, wo der aufzeichnende Linguist seine Kommata setzt", der französische Sprecher in aller Re­gel keine hörbare Pause macht. Er bedauert allerdings, daß es bisher keine diesbezüg­lichen Untersuchungen "mit modemen technischen Hilfsmitteln (Bandaufnahme)" gibt, um diese Frage deftnitiv klären zu können (cf. Rothe 1966:545,Fn.30).

Mittlerweile existiert zwar eine große Anzahl solcher Bandaufnahmen, entspre­chende intonatorische Untersuchungen sind jedoch sehr rar (cf. auch Carroll 1982b:296). Die wenigen Analysen dieser Art bestätigen Rothes Vermutung. So kOmmt z.B. Ronat (1979) in ihren Untersuchungen zur Intonation von ähnlichen Sätzen wie (22) zu dem Ergebnis, daß die rechts stehenden NPs bzw. PPs in einem

solchen Satz nicht durch eine Pause vom übrigen Satzteil getrennt sein müssen. Sie

25 Vereinzelt ist diese Frage schon in einigen älteren Arbeiten angeschnitten worden. wie z.B. für das Italienische von Meriggi (1938) sowie für das Spanische von Meyn (1928). . . . .

Von den späteren Untersuchungen zur Objektskonjugation in romanischen E~hen smd insbesondere Kis (1970) für das Rumänische, LIorente &. MOIIdtjar (1974) und Rini (1990) für das Spanische. Aguado &. Lehmann (1989) für das Katalanische sowie SlOlz (1991) für das Portugiesische zu erwAhnen.

120

stellt fest, daß Sätze wie (23) die gleiche Intonation haben können wie ein "normaler" Aussagesatz (cf. auch Harris 1976:44, Larsson 1979:17, Lambrecht 1981:86, Carroll

1982b:309):

(23) (a) n l'a inviti ellepour son anniversaire. (b) Je lui ai donne fe disque a elle hier.

Carroll (1982b:308f) weist darauf hin, daß in den Sätzen in (23) die reguläre Wort­stellung der Komplemente erhalten ist. Die Objektspronomina stehen nicht am Satzende, sondern in der Komplementsposition des Verbs, d.h. vor dem Adverb oder der Präpositionalphrase. Bei Äußerungen hingegen, in denen das Objekt nicht in sei­ner üblichen Position erscheint, ist anzunehmen, daß es disloziert worden ist. Carroll (1986b:309) stellt fest, daß sich die Intonation der Äußerungen in (23) ändert, wenn das Objektspronomen hinter dem Adverb bzw. der Präpositionalphrase erscheint. Sie sieht darin eine Evidenz dafür, daß es sich bei Äußerungen wie (23) um Klitikverdoppelungen handelt:

"[ ... ] si 1'on place le PP devant le NP de [(23a)], il faut changer 1'intonation. On voit donc que l'intonation confirme l'hypothese que les complements NP et pp en [(23)] sont attacMs a VP et font partie integrante de la proposition exprimee." (Carroll1982b:309)

Für das Portugiesische sind mir keine Untersuchungen der Satzintonation bekannt. Es gibt außerdem nur sehr. wenige Arbeiten, in denen Äußerungen mit "gedoppelten" bzw. dislozierten postverbalen Objekten im Portugiesischen überhaupt Erwähnung fmden (cf. Kiesler 1989:245). Dies liegt möglicherweise daran, daß solche Äußerun­gen - wie z.B. Satz (24) - im Portugiesischen äußerst selten anzutreffen sind (cf. Kiesler 1989:245):

(24) Vejo-o, 0 meu amigo.

Es besteht in der Literatur Einigkeit darüber, daß eine Äußerung wie (24) allenfalls als Dislokation möglich ist, bei der die Objekt-NP durch eine Pause vom übrigen Satz getrennt sein muß (cf. Rothe 1966:537, Llorente & Mondejar 1972:21, Bossong 1980:12, Kiesler 1989:245, Stolz 1991:11).

Anders verhält es sich allerdings, wenn das postverbale Objekt ein Pronomen der 1. und 2. Person ist. Bossong (1980:11f) nimmt an, daß in diesem Fall im portugie­sischen - ebenso wie im Spanischen, Sardischen und Rumänischen - die klitischen Objektspronomina "gemeinsam mit den selbständigen Aktantialforrnen auftreten":

(25) Vejo-te a ti.u,

Nach Ansicht von Bossong (1980:10) sind im Portugiesischen sowie im Spanischen, Sardischen und R~ischen die ursprünglich freien Objektspronomina der 1. und 2.

U, Dieser Beispie1satz stammt VOll Bassong (1980:11). Allerdings steht dort statt ti ftUscblicbetweise tim (cf. auch KOmet 1983: 122, der den Satz von Bassong Ubernimmt).

121

Person des Lateinischen zu "verbalgebundenen Grammemen" geworden. Er geht da­von aus, daß das Klitikon in Satz (25) als Kongruenzmarkierer fungiert und das post­verbale Pronomen nicht disloziert worden ist (cf. auch Körner 1983).

Die gleiche Annahme vertritt Rothe (1966) für Sätze, in denen eine Objekt-NP satzinitial steht und durch ein Klitikon "wiederaufgenommen" wird. Er nimmt an, daß sowohl im Französischen als auch im Portugiesischen solche Sätze als Klitik­verdoppelungen angesehen werden können:

(26) (a) Mon ami, je le vois tous les jours. (b) 0 meu amzgo, vejo-o todos os dias.

Für Rothe (1966:544) steht fest, daß das vorangestellte Objekt in diesen Sätzen nicht

unbedingt durch eine Pause vom übrigen Satz getrennt sein muß:

"Die normative Grammatik tut [ ... ] so, als handele es sich hier um zwei ge­trennte Konstruktionen; das wird durch die obligate Setzung des Kommas eindringlich kundgetan. Das Komma insinuiert eine Pause. Dennoch dürfte eine solche Äußerung ohne Pause gesprochen werden. Man könnte hier bestenfalls eine potentielle Pause ansetzen; [ ... ]"

Rothe (1966:544f) folgert aus dieser Beobachtung, daß es sich bei der französischen sowie der portugiesischen Äußerung in (25) nicht notwendigerweise um "zwei ge­trennte Konstruktionen [ ... ], eine 'vollständige' und eine Art 'Ellipse"', handelt.

Was das Französische betrifft, widerspricht Harris (1976, 1978) allerdings der Auf­fassung Rothes (cf. auch Körner 1983:131f). Er betont, daß Äußerungen wie (26a) für französische Muttersprachler "instances of dislocation" seien, "with the 'split' in­tonation pattern - marked orthographically by the comma - indicating a clause boundary which the relevant NP has been moved" (Harris 1976:43).

Auch in vielen generativen Untersuchungen solcher Strukturen wird Harris unter­stützt (cf. z.B. Hirschbühler 1975, Cinque 1977, Ronat1979, Larsson 1979, Carroll 1982a). Diesen Analysen zufolge sprechen nicht nur intonatorische Gründe, sondern auch syntaktische Faktoren für eine Dislokationsanalyse. Ronat (1979:109) zeigt bei­spielsweise auf, daß eine Objekt-NP ohne "limites a la distance structurale" links von dem koreferenten Klitikon auftreten kann (cf. auch Lambrecht 1981:57):

(27) Pierre, le fait que tu lui parles ennuie Marie.

Ronat (1979:109) analysiert folglich Äußerungen wie (26a) als "detachements a gauche", wobei sich die Objekt-NP "totalement a l'exrerieur de la phrase" befmdet. Den Beleg für diese Annahme liefern Äußerungen wie (28), in denen gleichzeitig zwei substantivische Objekte mit der gleichen Referenz auftreten (cf. Hirschbühler

1975:159):27

27 Nach der Analyse von Cinque (1977) ist das Objekt in SlIIzen wie (200) oder (27) d~ eine Beweg~gsregel.an den Satzanfang bewegt worden. wobei eine proflOminale Kopie zurückgelassen worden 1St. In SIiIZen WIe (28) hin-

122

(28) La chasse a l'etudiant, je pense que la police a toujours con-sidere cette activite comme un sport tres agreable.

Ein weiterer Beleg dafür, daß es sich in (26a) um eine Dislokation handelt, kann darin gesehen werden, daß links auftretende Objekt-NPs im Französischen auch ohne kore­ferentes Klitikon verwendet werden können (cf. Körner 1983:128f). Dies belegen beispielsweise die beiden folgenden Beispiele (cf. Pohl 1976:506 und Kaiser

1988:95,Fn.ll):28

(29) (a) Une vespa d'occasion vous ne trouvez pas. (b) La rentree j'attaque bien.

Nach Ansicht von Körner (1983:128) zeigt diese Möglichkeit des Nicht-Gebrauchs der Objektsklitika, daß "la position obligatoire de l'element pronominal de la con­jugaison n'est justement pas typique en fran'rais pour l'objet [ ... ]". Für eine solche Annahme wäre zu erwarten, daß - wie es Rothe (1966:544) formuliert - die Stellung eines Objekts n[ ... ] in Anfangsposition [ ... ] automatisch die Realisierung der Objekt­konjugationsfonn des in dieser Abfolge als Prädikat fungierenden Verbs her­vor[ruft)" .

Auch im Portugiesischen liegt bei der Voranstellung eines Objekts keine Obligat­heit der Klitikonrealisierung vor, d.h. vorangestellte Objekte müssen nicht durch ein Klitikon "wiederaufgenommen" werden (cf. Casteleiro 1975:73, I. Duarte 1989):29

(30) (a) Esse livro 0 Paulo ja leu. (b) Ao PauIo nunca ofereci esse livro.

Handelt es sich bei dem vorangestellten Objekt allerdings um ein Pronomen der 1. oder 2. Person, so wird sowohl im Französischen als auch im Portugiesischen stets ein Klitikon verwendet:

(31) ~~ Moi, le passe me laissait de glace. ' A mim, 0 passado deixava-me indiferente.

Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen dem Französischen und Portugiesischen ist dabei allerdings bezüglich der Kasusmarkierung des Pronomens zu beobachten (cf. Körner 1983:123). Im Portugiesischen muß das vorangestellte Objekt stets mit der Präposition a verbunden sein (cf. Hundertmark-Santos Martins 1982:572f). Im Französischen hingegen wird nur dann eine Präposition verwendet, wenn es sich um

gegen. in denen die links SIehende Objekt-NP keine pronominale Kopie hat, ist sie nach Ansicht von Cinque (1977:405) in ihrer "lefthand position" basisgeneriett (cf. auch Hirschbühler 1975).

28 Auf die ExislenZ solcher Sitte im Französischen ist in der Literatur verschiedentlich hingewiesen worden (cf. Pohl 1976, Frei 1979, Stempel 1981). Poh! (1976) belegt anband von zahlreichen Beispielen, daß solche Konstruktionen - anders als Frei (1979) oder KOmer (1983) vermuten - im modernen Französischen weit verbreitet sind (cf. auch Grevisse 1986:475ft).

29 Anders als im iberischen Portugiesisch werden im (heutigen) Portugiesisch Brasiliens VOO\IIgestellte Objekte (JUS­

nahmslos ohne koreferentes Klitikon verwendet (cf. Pontes 1987, Decat 1989): (i) (a) Esse, mudci de lugar.

(b) A Belina, 0 HSio levou PB oflcina.

123

ein Dativobjekt handelt. Allerdings kann sie in diesem Fall - wie z.B. Satz (27) belegt - auch ausgelassen werden (cf. auch Grevisse 1986:477).

Dieser Unterschied zwischen dem Französischen und Portugiesischen ist für Kör­ner (1983:123) ein Beleg für seine Annahme, daß "[le] redoublement pronominal d'un objet, donc l'emploi simultane d'un pronom lie et d'un pronom non lie," im Portugie­sischen "natürlicher" sei als im Französischen. Seiner Ansicht nach sind Klitikver­doppelungen im Französischen weniger häufig als im Portugiesischen und daher auch weniger akzeptiert.30

Als Ergebnis der Diskussion von Verdoppelungsstrukturen in diesen Sprachen kann festgehalten werden, daß Klitikverdoppelungen in beiden Sprachen sehr selten sind. Tatsache ist allerdings, daß beide Sprachen die Möglichkeit der Verdoppelung von Objektsklitika kennen. Dies kann zumindest als Indiz dafür angesehen werden, daß die Objektsklitika beider Sprachen - zumindest in solchen Verdoppelungskon­struktionen - als Flexionsaffixe fungieren, die der Kongruenzmarkierung dienen.

Als Argument gegen eine solche Analyse der romanischen Objektsklitika als Affixe wird häufig angeführt, daß Klitika und Flexionsaffixe nicht über die gleiche Distribution verfügen. So verweist z.B. Carroll (1982b:324) am Beispiel des Franzö­sischen, daß Kongruenzmerkmale ausschließlich an finite Verben gebunden sind, während Objektsklitika dieser Beschränkung nicht unterliegen. Sie können auch an Partizip- und Infmitivformen gebunden sein. Ein Blick auf das Portugiesische zeigt jedoch, daß sich kongruenzmarkierende Flexionsmerkmale nicht notwendigerweise nur an finite Verben binden. Im Fall des sogenannten persönlichen Infinitivs können die Kongruenzmerkmale für Person und Numerus an einer infiniten Verbform mor­phologisch realisiert sein (cf. Hundertmark-Santos Martins 1982:487, Raposo 1987:87, MeiseI1991):

(32) (a) E impossivel chegarmos atempo. (b) Eu lamento os deputados terem trabalhado pouco.

Diese Sätze belegen, daß die Kongruenz und die Tempusmorpheme nicht notwendi­gerweise gleichzeitig auftreten, sondern unterschiedlich distribuiert sein können. Dies bedeutet, daß die klitischen Objektspronomina durchaus als kongruenzmarkierende Elemente fungieren können, die sowohl an finite als auch an infinite Verbformen ge­bunden sein können.

Die Möglichkeit der getrennten morphologischen Realisierung von Kongruenz­merkmalen einerseits und Tempusmerkmalen andererseits wird häufig als Evidenz dafür gesehen, daß diese Merkmale separat in eigenen Kongruenz- und Tempusphra­sen generiert werden (cf. Chomsky 1989). Ein weiterer Grund für die Annahme ge­trennter Kongruenz- und Tempusphrasen ist der, daß dadurch zusätzliche Landeposi­tionen zur Verfügung stehen, die als notwendig für bestimmte Bewegungsprozesse

30 Die Auswenung der von mir untersuchlen Daten belegt allerdings das Gegenteil

124

angesehen werden. So postuliert Pollock (1989) die Existenz einer eigenen AGR­Phrase u.a. deshalb, um dadurch die Verbanhebung im Französischen erklären zu können. Ohne eine Möglichkeit der (Zwischen-)Landung des Verbs in dieser AGR­Phrase wären nach Ansicht von Pollock viele Stellungen von Verben und Adverbien im Französischen nicht erklärbar (cf. auch Chomsky 1989). In einer Kritik an dieser Analyse lehnt Iatridou (1990) demgegenüber die Annahme einer solchen zusätzlichen Landeposition ab. Sie zeigt auf, daß die Stellung bestimmter Adverbien nicht mit Verbbewegung zusammenhängt, sondern unabhängig davon erklärt werden muß.31

Diese Gegenargumente und Einwände zeigen, daß Zweifel hinsichtlich der An­nahme einer oder mehrerer AGR-Phrasen zusätzlich zu einer Finitheitsphrase ange­bracht sind. Vieles scheint eher dafür zu sprechen, daß Kongruenz- und Tempus­merkmale nicht in getrennten verbalen funktionalen Kategorie angeordnet sind (cf. auch Kuroda 1988, Meisel1991»)2

Auf der Grundlage dieser Annahme werde ich im folgenden zeigen, daß die fran­zösischen und portugiesischen Objektsklitika als Kongruenzrnarkierer fungieren.

43.1 Die kUtischen Objektspronomina des Französischen als Flexionsaffixe

Im Französischen sind - wie ich bereits erwähnt habe - Äußerungen, in denen eine Objekt-NP zusammen mit einem koreferenten Objektsklitikon verwendet wird, rela­tiv selten. Dies wird auch durch die Auswertung der von mir untersuchten Daten be­stätigt. Lediglich 10,4% aller in den Daten vorkommenden Objekte werden gleich­zeitig mit einem Objektsklitikon gebraucht. Während für die Subjektsklitika des Französischen angenommen werden kann, daß durch ihren zunehmenden, fast obli­gatorischen Gebrauch ihre Funktion zur Hervorhebung von Subjekten verlorengegan­gen ist, ist eine analoge These für die Objektsklitika empirisch nicht haltbar.33 Dem­zufolge scheint das Objektsklitikon im Französisch keine "Grammatisierung" erfah­ren zu haben. Mit anderen Worten, die Objektsklitika des Französischen scheinen -im Gegensatz zu den Subjektsklitika - nicht als Kongruenzrnarkierer zu fungieren.

Im folgenden wird aber gezeigt werden können, daß diese Schlußfolgerung nicht zwingend ist. Es gibt vielmehr eine Reihe von Evidenzen, die deutlich belegen, daß die klitischen Objektspronomina kongruenzmarkierende Affixe sind.

Die von mir untersuchten Daten belegen, daß Klitikverdoppelungen im Französi­schen durchaus möglich sind:

31 Für einen Überblick über die aktuelle Debatte zur Generierung funktionaler verbaler Kategorien verweise ich auf Meisel (1991) und Müller (1992).

32 Meise! (1991:18) nimmt an. daß heide Merkmale zusammen die Finitheit des Verbs bestimmen: "Both AGR and T[ense] are best explained as a set of features defming fmiteness. In other words, one onlyneedsone typeofcategory whichprojeclS X ..... : (Meisell991:18)

33 Ashby (1974:89) vertritt zwar diese Annahme, liefen jedoch keine empirische Evidenz: "[ .. ,] in non-standard lmIge the construction with both object pronoun and noun phrase object has. by virtue of its overuse. lost much of its emphatic and expressive quality."

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(33) ~~ tu la fais danser la police? (duf143:146) et toi tu lui parles a tonfrere non? (duf868:344)

Diese Äußerungen weisen die gleiche Satzintonation auf wie ein "nonnaler" Aussa­gesatz, d.h. die jeweilige Objekt-NP ist nicht durch eine Pause vom übrigen Satz ge­trennt. Außerdem befmdet sie sich jeweils in der Komplementsposition des Verbs, so daß davon ausgegangen werden kann, daß sie nicht disloziert worden ist (cf. Carroll 1982b:309). Im Gegensatz dazu treten in den Äußerungen in (34) die Objekte außer­halb der VP auf. Es handelt sich hierbei somit um Dislokationen:

(34) (a)

(b)

on va la monter encore dans l'ascenceur la police? (dufI43:088) tu vas l'amener aujardin d'enfants le bebe? (duf444:106)

Ebenso wie mit nicht-pronominalen Objekten sind mit pronominalen Objekten Kli­tikverdoppelungen möglich. Handelt es sich dabei um Personalpronomina, ist der Gebrauch des Objektsklitikons obligatorisch:34

(35) ~c} y. a quelque chose qui m'etonne moi (duf868:318) J'peux l'prendre Lui maintenant (duf868:366) tu veux me faire cl moi? (duf438:50)

In Äußerungen mit anderen pronominalen Objekten treten koreferente Objektsklitika nur sehr selten auf. Für den gleichzeitigen Gebrauch von einem Objektsklitikon zu­sammen mit einem Demonstrativpronomen finden sich in meinen Daten zwei Belege:

(36) (a) 9..ui est-ce qui te l'a donne ~a? (duf436:32) (b) la ~a j'l'ai encore jamais vue (duf868:066)35

Die "Wiederaufnahme" eines Relativpronomens durch ein Objektsklitikon kann durch die Daten meines Korpus nicht belegt werden. In der Literatur ist allerdings verschiedentlich auf diese Möglichkeit hingewiesen worden (cf. Bouchard 1982,

Zribi~Hertz 1984:75):

(37) ~~ Voici le courier que Marie l'a apporte. Voici l'homme que Marie lui a parle.

Indefinitpronomina hingegen können nicht mit einem koreferenten Objektsklitikon verwendet werden. Das gleiche gilt auch für indefmite, nicht-pronominale Objekte. Die klitischen Objektspronomina können nur zusammen mit einem definiten Objekt

verwendet werden (cf. CarroIlI982b:338):36

34 Der Gebrauch eines Objektspronomens ohne Klitikon ist nur in wenigen, sehr speziftschen. diskursiven Kontexten möglich, wobei meist eine zuslIIzliche Zeigegeste notwendig ist (cf. Ronat 1979)(siehe Kapitel 2).

35 Wie in der oben dargestellten Diskussion deutlich wurde, handelt es sich hei Äußerungen, in denen das Objekt am Satzanfang steht, um Dislokationen. Das gleiche gilt [Ur Äußerungen mit vorangestellten, nicht-pronominalen Objekt-NPs:

(i) (a) pourriez-vous garder Ja c16 car la witwe je rai ferm6e (schl:003) (b) etles poules je /es Jaisse I8-haut? (dufl44:138)

36 Unter bestimmten Bedingungen können indefmite Objekte allerdi~gs zusammen m~t ~ e~nfa11s kliti~h g.ebUß' denen PronominaJadverb en auftreten. Eine der Bedingungen ist die, daß en nur mit indefiniten AkkusatiIlObJekten in einer Kongruenzbeziehung stehen kann (d. earroll 1982b:338):

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*Je les ai faites des cartes pour toi. *Je lui ai dit 'Bonjour' cl quelqu'un hier.

(39) Je les ai faites [es cartes pour toi. Je lew ai dit 'Bonjour' cl tous ces gens hier.

Läßt man aufgrund dieser Beobachtung, daß die klitischen Objektspronomina nur mit defmiten Objekten kongruieren können, bei der Datenauswertung diejenigen Kon­texte unberücksichtigt, in denen die Objekt-NP indefinit ist, verdoppelt sich der An­teil der Klitikverdoppelungen bzw. des parallelen Gebrauchs von Klitikon und Objekt auf nahezu 18,4%. Auch unter dieser Einschränkung ist der Anteil dennoch sehr ge­ring und nicht annähemd so hoch wie im Fall der Verdoppelungen mit den französi­schen Subjektsklitika.

Ein Vergleich mit anderen "prototypischen" objektkongruierenden Sprachen macht deutlich, daß auch in diesen Sprachen die morphologische Objektskongruenz­markierung einer Reihe von Beschränkungen unterliegt (cf. Stolz 1991). Wie bereits erwähnt, kongruieren z.B. im Ungarischen nur defmite Objekte mit dem Verb. In an­deren objektkongruierenden Sprachen kann beispielsweise nur ein Objekt pro Verbform morphologisch marlciert werden (z.B. im Swahili) oder es kann mor­phologisch nicht immer zwischen indirektem und direktem Objekt unterschieden werden (z.B. im Georgischen). Im klassischen Aztekisch, dem "Paradebeispiel für eine objektkonjugierende Sprache" (Stolz 1991:7), gibt es ebenfalls Einschränkungen bei der Objektskongruenzmarkierung, da pro Verbform nur ein defmites Objekt an­gegeben werden kann (cf. Stolz 1991 »)7

Auch hinsichtlich der Obligatheit der Kongruenzmarlcierung scheint es eine Pa­rallelität ZllII\ Französischen zu geben. Stolz (1991:11) zeigt auf, daß beispielsweise

, "'.[

im Swahilrlnicht-emphatische~pronominale~Objekte stets am Verb morphologisch markiert werden, Bei nominalen Objekten hingegen ist die Markierung der Objekts­kongruenz fakuTtativ. Ähnlich verhält es sich im Französischen. Die Realisierung des Objektsklitikon ist lediglich dann obligatorisch, wenn das Objekt ein Perso­nalpronomen ist; bei nicht-pronominalen Objekten ist sie optional.

Wenngleich Klitikverdoppelungen im Französischen sehr selten sind, müssen sie in einer Klitikanalyse des Französischen im Rahmen der Prinzipien- und Parameter­theorie erklärt werden. Mit anderen Worten, es muß eine Erklärung für das gleichzei­tige Auftreten von zwei koreferenten Objekten innerhalb eines Satzes gefunden wer­den. Dies ist meiner Ansicht nach nur dann möglich, wenn angenommen wird, daß die klitischen Objektspronomina FlexionsaffIxe sind und daher in einer Kongruenz-

(i) (a) fell ai fait des cartes pour toi. (b) ·fell ai dit 'Bonjour' d quelques-/IIIS.

Obwohl ich in dieser Arbeit eil nicht berilcksichlige. mOchte ich betonen, daß eil auch als Kongruenzmarlrierer fungieren kann und dlllChaus in die hier vorgeschlagenc Analyse der I'r-aIW!sischen Klitika in1egriert werden kann.

37 Unter den romanischen Sprachea wird meist das Spanische als die Sprache aogeseben, in der die Objektskonjuga­tiOII am weitesten fortgescluitIeD ist. Dort ist die Möglichkeit sowie die Obligatheit der Klitikverdoppelungeo am ausgeprllgteSleD (cf. Llorente &: MI:Jod(ljar 1974, Rivero 1986c. Rini 1990). Allerdings gibt es auch hier - wie be­reits in Kapitel 3 gezeigt WUJde - eine Reihe von Bescluänkungen.

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beziehung zum "gedoppelten" Objekt stehen. Nimmt man dies nicht an, muß erklärt werden, wie beiden Objekten in diesen Sätzen Kasus und eine Theta-Rolle zugewie­sen werden kann. Eine mögliche Erklärung der Thetarollen-Zuweisung ist die, daß das Klitikon und das Objekt eine Kette bilden und somit eine gemeinsame Theta­Rolle erhalten können (cf. z.B. Chomsky 1981, 1982b, Jaeggli 1986). Die Erklärung der Kasusmarkierung ist allerdings problematischer. Da dem Französischen kein zu­sätzlicher Kasusmarkierer zur Verfügung steht, wie er aufgrund der Kayneschen Ge­neralisierung gefordert wird, müßte in Anlehnung an Jaeggli (1986) angenommen werden, daß das französische Objektsklitikon in Äußerungen wie (33) keinen Kasus absorbiert bzw. erhält, damit der Objekt-NP der notwendige Kasus zugewiesen wer­den kann. Gegen diese Analyse spricht allerdings die Tatsache, daß die klitischen Objektspronomina morphologische Kasusmerkmale tragen. Eine adäquatere Erklä­rung für Klitikverdoppelungen ist meiner Ansicht nach daher die, daß die klitischen Objektspronomina als Flexionsaffixe fungieren und mit dem Objekt - und damit auch

mit dessen Kasusmerkmalen - kongruieren. Als Beleg für diese Analyse sei zunächst noch einmal darauf hingewiesen, daß die

klitischen Objektspronomina nicht nur alle typischen Eigenschaften von klitischen Elementen besitzen, sondern darüber hinaus auch eine Reihe von Charakteristika, die typisch für Affixe sind. Sie weisen ebenso wie Affixe und auch wie die französischen Subjektsklitika einen sehr hohen Selektions grad bei der Wahl ihres Partners auf. Sie sind sowohl syntaktisch als auch phonologisch stets mit einem Verb verbunden. Außerdem binden sie sich fast ausschließlich nur in einer Richtung an das Verb, an das sie Ld.R. proklitisch gebunden sind. Lediglich in den Sätzen des affirmativen Im­perativs stehen sie enklitisch zum Verb. Hierbei sind sie in der Schriftsprache stets durch einen Bindestrich mit dem Verb verbunden. Des weiteren können die fran­zösischen Objektsklitika zusammen mit dem Verb bewegt werden, d.h. sie bilden mit

dem Verb eine Einheit für syntaktische Operationen. Die wichtigste Evidenz dafür, daß die klitischen Objektspronomina des Französi­

schen als Flexionsaffixe fungieren, folgt aus der Analyse der Subjektsklitika. Die Tatsache, daß es sich bei den französischen Subjektsklitika um Affixe handelt, legt nabe, daß auch die Objektsklitika auf diese Weise analysiert werden müssen.

Die Überprüfung des Klitik- und Affixstatus der klitischen Pronomina des Franzö­sischen hat zum einen deutlich gemacht, daß Subjekts- sowie Objektsklitika sich in dieser Hinsicht fast völlig identisch verhalten. Es wäre aus diesem Grund unplausibel, für Subjekts- und Objektsklitika unterschiedliche Analysen vorzuschlagen (cf. auch Cl. Muller 1984, Hulk 1991). Zum anderen kann die Stellung von Subjekts- und Objektsklitika nur dann erklärt werden, wenn die Objektsklitika als Affixe analysiert werden. Die Subjektsklitika können nur dann an ein Verb affigiert werden, wenn die

dazwischen tretenden Objektsklitika ebenfalls Affixe und keine Klitika sind. Wie be­reits in Kapitell gezeigt worden ist, können Affixe sich nämlich nur an einen Partner

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binden, an den keine Klitika gebunden sind. Folglich müssen die Objektsklitika Affixe sein. Sie können außerdem auch deshalb keine klitisch gebundenen Elemente sein, weil sich Klitika nur von rechts oder links an ein bereits vollständiges Wort bin­den und nicht zwischen den Stamm und ein Affix geschoben werden können. Bei der Annahme, daß es sich bei den Objektsklitika um Klitika und nicht um Affixe handelt, wäre zu erwarten, daß sie sich entweder links an das affIgierte Subjektsklitikon oder rechts an das Verb binden.

Die Stellung der französischen Pronominalklitika kann demnach nicht erklärt wer­den, wenn davon ausgegangen wird, daß die Subjektsklitika AffIxe, die Objekts­klitika hingegen Klitika sind. Es kommt nur eine solche Analyse in Frage, in der auch die Objektsklitika als Affixe analysiert werden. Sie ist die einzige Analyse, die mit der von mir vorgeschlagenen Annahme vereinbar ist, daß die Subjektsklitika im Französischen Flexionsafftxe sind.38

Ich gehe daher davon aus, daß die französischen Objektsklitika zusammen mit dem Verb direkt unter VO generiert werden. Demzufolge hat meiner Ansicht nach ein fran­zösischer Matrixsatz, in dem ein klitisches Objektspronomen vorkommt, folgende D­Struktur:

(40) IP

Spe~I' ------INFL VP -------SpezVP V' /'-----

VO NP

OK0vo I I I 1a vois Marie! pro je

elle! pro

Ich nehme an, daß die Position, in der das Objektsklitikon generiert wird, keine Ar­gumentsposition ist. Das Klitikon erhält weder eine Theta-Rolle noch bekommt es Kasus zugewiesen. Ein Objektsklitikon ist ein Kongruenzmarkierer, der einen "set of specification for the features person, gender, number, and [ ... ] case" bildet (Chomsky 1982b:86). Die Kongruenz des Klitikons zu dem Element in der Komplementsposi­tion des Verbs wird dadurch hergestellt, daß es in einer Rektionsbeziehung zum Ob­jekt steht. Dadurch ist meiner Ansicht nach die strukturelle Voraussetzung für die

38 Die ObjektsklitiJca werden demnach als spezielle Flexionsmerkmale für die Objektskongruenz zusammen mit den anderen Kon~men sowie ~ Tempusmettmalen an den Stamm eines Verbs gebunden und verfügen daher ebenfalls Ober die grundlegende Eigenschaft der AffIXe, sich an SIlImme zu binden.

Sie kOnnen außerdem - IIhnlich wie die Kongruenzmorpheme im portugiesischen Infinitv _ an ein infinites Verb gebunden werden.

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Objektskongruenz erfüllt.39 Ähnlich wie ein Subjekt des Satzes mit den Subjekts­kongruenzmerkmalen in einer SpeziJikator-KopJ-Beziehung stehen muß (cf. Chomsky 1986a), müssen die Kongruenzmerkmale für die Objektskongruenz in einer Kop/­

Komplement-Beziehung mit dem Objekt erscheinen. Diese Beziehung bleibt auch dann aufrecht erhalten, wenn das Objektsklitikon zusammen mit dem Verb nach INFL angehoben wird, da das Klitikon eine koindizierte Spur hinterläßt. In INFL wird das Objektsklitikon ebenso wie die Merkmale für die Subjektskongruenz, d.h. das Subjektsklitikon, und die Tempusmerkmale an das Verb affigiert.

Ähnlich wie die Subjektsklitika sind die französischen Objektsklitika außerdem durch das zusätzliche Merkmal [+defmit] gekennzeichnet. Das heißt, sie können nur mit definiten Objekten in einer Kongruenzbeziehung stehen. Die Realisierung des Objektsklitikons ist allerdings nur dann obligatorisch, wenn es sich bei dem lexikali­schen Objekt um ein Personalpronomen handelt. Diese Beobachtung stimmt damit überein, daß das Objektsklitikon in aller Regel auch dann vorhanden sein muß, wenn die Komplementsposition des Verbs nicht durch ein lexikalisches Objekt besetzt ist. Das in diesem Fall auftretende leere Objekt ist stets pronominal (cf. Chomsky 1982b,

Jaeggli 1986, Rizzi 1986a, Roberge 1986b):4o

(41) ~~ Je l'ai vu pro a la tele. *J'ai vu pro a la tele.

Das leere, defmite Pronomen pro in (41) unterliegt sowohl der Lizenzierungs- als auch der Identifizierungsbedingung (cf. Rizzi 1986a, Jaeggli & Safir 1989). Anders als in der Subjektsposition kann pro in der Objektsposition nicht von INFL streng re­giert sein. INFL kann nur die VP sowie deren Spezifikator, jedoch nicht deren Kom­plement regieren (cf. Chomsky 1986a, Koopmann & Sportiche 1991:228). Die Lizenzierung von pro ist dadurch gewährleistet, daß es von V regiert ist. Die Katego­rie V gehört im Französischen der XO-Klasse an (cf. Rizzi 1986c:519) und kann daher pro in seiner Komplementsposition streng regieren. Auch im Modell von Jaeggli & Safrr (1989), wonach die morphologische Uniformität für die Lizenzierung von pro ausschlaggebend ist, kann diese Bedingung als erfüllt angesehen werden. Das Flexionsparadigma für die Objektskongruenz im Französischen ist morphologisch

uniform, da es ausschließlich abgeleitete flektierte Formen besitzt:

39 Dies ist nicht der Fall. wenn angenommen wird. daß das Objekts1ditikon als F1exion~merkmal in ~ generien wird. In den Analysen. in denen dieser Vorschlag gemacht wird. bleibt offen. wie die Kongruenz ZWISChen dem Klitikon und dem Objekt hergestellt wird (cf. I. Duarte 1983. Saltarelli 1989).

40 Nicht-pronominale leere Objekte sind im Französischen - wie in vielen anderen Sprachen auch - in SlItzen wie (i) möglich (cf. Raposo 1986:375f. Rizzi 1986a:509,Fn.6):

(i) Elle mange _. . . . . . Hierbei handelt es sich um ein unspezifizierteS Objekt. dessen Realisierung opl1Onal lSl Es 1st allerdings fraglich. ob für solche SIII.7.e Oberhaupt eine leere Kategorie in der Objektsposition angenommen werden kann (cf. Raposo

1986:387,Fn.l).

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~el me + vois e te + vois e Iella + vois e nous + vois e vous + vois e les + vois

(42)

Die Identifizierungsbedingung von pro ist durch das Vorhandensein des Klitikons er­füllt. Es wird als Affix an das Verb gebunden und gewährleistet eine morphologisch "reichhaltige" Spezifizierung der Kongruenzmerkmale, die mit dem leeren Objekt koindiziert sind. Dadurch kann in Satz (41a) der Inhalt des leeren Objekts identifiziert werden. Fehlt allerdings das Klitikon, sind die morphologischen Kongruenzmerkmale hierfür nicht ausreichend (cf. auch Roberge 1991 :2990.

Das Französische ist demzufolge eine Nullobjekt-Sprache. Es unterscheidet sich von vielen anderen Sprachen, die ebenfalls Nullobjekte kennen, dadurch, daß das Nullobjekt i.d.R. durch morphologisch "reiche" Kongruenzmerkmale identifiziert sein muß. In vielen Nullobjekt-Sprachen (z.B. im Chinesischen oder im Quechua) ist diese reiche Morphologie zur Identifizierung des leeren Objekts nicht notwendig (cf. Huang 1984, eole 1987). Das leere Objekt erhält in diesen Sprachen seine Interpreta­tion durch die Bindung an einen leeren Operator in der Topikposition.

Das Französische erlaubt allerdings in einigen Fällen das Auftreten von Nullob­jekten, deren Inhalt nicht durch ein Klitikon identifiziert ist. Dies ist in Konstruk­tionen mit sogenannten 'arbiträren Nullobjekten' der Fall, die in vielen Sprachen vor­kommen können und nur mit einer kleinen Gruppe von Verben möglich sind (cf. Rizzi 1986a, Roberge 1991:301):

(43) ~} Ouesto conduce proarb a ~oncluder~ quanto seque. Eso .lleva proarb a conclUlr I!=> que Slgu~. CeCl pousse pr0arb a conclulf ce qUl SUlt.

Im allgemeinen wird das leere Objekt in diesen Konstruktionen als 'arbiträres pro' be­zeichnet, das durch die Merkmale [+menschlich, +generisch, +plural] spezifiziert ist (cf. Rizzi 1986a:520, Authier 1989, Roberge 1991). Es ist lizenziert, weil es in diesen Sprachen von VO streng regiert werden kann (cf. Rizzi 1986a:519).41 Ähnlich wie ein leeres Expletivum benötigt ein arbiträres Nullobjekt keine "reichhaltigen" Kongru­enzmerkmale zu seiner Identifizierung. Nach Ansicht von Rizzi (1986a:520f) erhält das leere Objekt die entsprechenden Merkmale für die arbiträre Interpretation auf­grund eines besonderen Zuweisungsmechanismus.42

41 Im Englischen hingegen gehört nach der Analyse von Rizzi (1986a) die Kategorie v nicht der XQKIasse an, d.h. das Vero kann nicht als strenges Regens des leeren Objekts fungieren. Dadurch erklart er, warum im Englischen Äußerungen wie (i) tmgranunatisch sind:

(i) *nus music renders _ happy.

42 Für andere Lösungsvorschläge zur Analyse der Slilze in (43) cf. Authier (1989) und Roberge (1991). Autbier (1989) analysiert die leeren Objekte in (43) als basisgenerierte freie Variablen, die auf der Ebene der

logischen Form an einen lexikalischen oder leeren adveJbialen Quantor gebunden sind. Nach der Analyse von Roberge (1991) kann pro in diesen Slilzen dadurch identifiziert werden, daß es auf der Ebene der Logischen Form an einen leeren Operator gebunden ist und somit seine arbiträre Inlerpretation erhält (cf.auch Sufler 1990).

131

Außer in Sätzen wie (43) kennt das Französische in einem weiteren Kon­struktionstyp die Möglichkeit der Objektsauslassung. Dies ist in Äußerungen mit so­genannten "prepositions orphelines" der Fall, auf die Zribi-Hertz (1984) hingeweisen hat. In diesen Äußerungen ist ein leeres Objekt dann möglich, wenn es entweder auf ein topikalisiertes Objekt (cf. (44a» oder auf ein Objekt aus dem diskursiven Kontext referiert (cf. (44b»:

(44) (a) Cette valise, je voyage toujours avec . (b) A: Ton fils a-t-il vu la Sainte-Chapelre?

B: Oui. Pendant que nous visitions Notre-Dame, Pierre est passe devant _.

Den Analysen von Zribi-Hertz (1984) sowie Tuller (1986:370-384) zufolge handelt es sich auch in diesen Sätzen bei dem leeren Objekt um pro. Es kann durch die Prä­position streng regiert werden und ist somit lizenziert. Nach Ansicht von Tuller (1986:378) ist der Inhalt von pro dadurch interpretierbar, daß pro mit einem lexikali­schen bzw. leeren Topik-Element verbunden ist (cf. auch Roberge & Vinet 1989:69ft):

(45) ~~ fTOP cette v~lisej]hp je voyage toujours avec proj] TOP eil [IP Plerre est passe devant proj]

Diese Beobachtungen und Analysen von Nullobjekt-Konstruktionen zeigen, daß das Französische mehrere Kategorien besitzt, die pro lizenzieren können,43 und verschie­dene Möglichkeiten für dessen Identifizierung kennt. Im Gegensatz zu vielen anderen NUllobjekt-Sprachen ist das Französische dadurch gekennzeichnet, daß es auch leere Objekte besitzt, die nicht aufgrund der Bindung an ein Topik-Element oder durch die Zuweisung bestimmter Merkmale identifiziert werden. Es erlaubt leere pronominale Objekte mit referentiellen Eigenschaften, die aufgrund einer ausreichenden morpho­logischen Kongruenzmarkierung identifiziert werden können. Diese Kongruenzmar­kierung ist nur dann gegeben, wenn ein Objektsklitikon vorhanden ist. Das Klitikon fungiert demzufolge als Identifizierer des leeren definiten Objekts und außerdem als (fakultativer) Kongruenzmarkierer, wenn das Objekt lexikalisch ist.

4.3.2 Die klitischen Objektspronomina des Portugiesischen als Flexionsaf[ue

Ebenso wie im vorangehenden Abschnitt soll bei der Analyse der portugiesischen Objektsklitika zunächst die Frage nach der Möglichkeit von Klitikverdoppelungen erörtert werden. Wie alle bisherigen Untersuchungen gezeigt haben, wird im Por­tugiesischen nur sehr selten ein Objekt mit einem koreferenten Klitikon innerhalb ei­ner Äußerung verwendet. Dies bestätigt auch die von mir durchgeführte Auswertung

des Datenkorpus des Portugues Fundamental (Pt).

43 Abgesehen von INFL, das wie in allen Nullsubjekt-Sprachen das leere Subjekt lizenzieren kann, dienen im Fran· ZÖSischen auch V und P als pro-Lizenzierer (cf. Rizzi 1986a:519).

132

Die gleichzeitige Verwendung von einem nicht-pronominalen Objekt und einem koreferenten Klitikon ist lediglich in einer Äußerung zu beobachten:

(46) eu, essas algas eu vi-as a boiar (pfl06:60)

In der vorangehenden Diskussion solcher Äußerungen habe ich bereits darauf hinge­wiesen, daß nicht-pronominale, präverbal stehende Objekt-NPs auch topikalisiert sein können, d.h. ohne koreferentes Klitikon auftreten können (cf. Casteleiro 1975, 1. Duarte 1989, Kiesler 1989). Dies kann als Evidenz dafür gesehen werden, daß es sich bei einer Äußerung wie (46) nicht um eine Klitikverdoppelung, sondern um eine Dislokation handelt. Diese Annahme wird dadurch gestützt, daß die Objekt-NP in (46) durch ein Subjektspronomen vom Verb getrennt steht.

Vorangestellte Objektspronomina stehen hingegen meist adjazent zum Verb. Dies zeigt sich auch in den Beispielen, die in dem von mir untersuchten Korpus vorkom­men (cf.(47». Dabei ist relativ häufig die Verwendung eher formelhafte Re­dewendung a mimparece-me zu beobachten (cf. (48»:

(48)

a mim faz-me impressäo (pf964:12) que a mim me chocam um bocado (pf523:18) pois eu, a mim parece-me (pfl243:13) embora eu, a mIm me pare~a (pf977: 103)

Das Klitikon kann in diesen Äußerungen nicht ausgelassen werden.44 Aus diesem Grund wird bisweilen angenommen, daß es sich bei Äußerungen dieser Art um Kli­tikverdoppelungen handelt (cf. Körner 1983).

Für Äußerungen mit nachgestelltem pronominalen Objekt findet sich in den von mir untersuchten Daten nur ein einziger Beleg:

(49) e um prazer que me dou a mim pr6pria (pf977:15)

Solche Äußerungen mit pronominalen Objekten sind zwar sehr selten, doch darf da­von ausgegangen werden, daß es sich dabei um Klitikverdoppelungen handelt (cf. Bossong 1980, Körner 1983). Das Objektspronomen ist nicht vorn Verb durch ein dazwischenstehendes Element getrennt, d.h. es erscheint in der Komplementsposi­tion. Außerdem ist die Verwendung des Objektsklitikons obligatorisch, wenn ein un­gebundenes Objektspronomen auftritt (cf. auch 1. Duarte 1983:176,Fn.17):

(50)

(51)

Da-me a mim. *Da a mim. Vejo-te a ti. *Vejo ati.

44 Diese Beschränkung gilt nur fI1r Personalpronomina. Bei der VoransteIlung eines als Objekt fungierenden Demonstrativpronomens - wie z.B. in (i) - ist die Verwendung eines koreferenten Klitikons hingegen stets ausge­schlossen (cf. Hundertmarlt-Santos Martins 1982:572):

(i) isso diz-se muito ca para baixo (pfl09:75) Objektsrelativpronomina werden i.d.R. ebenfalls ohne Klitikon verwendet. Wie das Beispiel (ü) belegt. ist deren "Wiederaufnahme" jedoch nicht ausgeschlossen:

(ü) e agora esta irmll tambCm que, que lhe morreu 0 marido fez a mesma coisa (pf528:23)

133

Anders als im Französischen scheinen Klitikverdoppelungen mit nicht-pronominalen Objekten im Portugiesischen völlig ausgeschlossen zu sein. In den Daten meines Korpus gibt es keinen Beleg. Postverbale, nicht-pronominale Objekte können allen­falls disloziert sein (cf. Kiesler 1989:245):

(52) Mas eu MO me importa de lhas contar, as perversoes.45

Die portugiesischen Objektsklitika können demnach nur mit pronominalen Objekten in Klitikverdoppelungen auftreten. Für die Annahme, daß sie als Kongruenzmarkierer fungieren, spricht, daß sie in diesen Äußerungen obligatorisch sind.

Außerdem gibt es eine Reihe zusätzlicher Evidenzen. Die klitischen Objektspro­nomina des Portugiesischen weisen zum einen eine Reihe von Eigenschaften auf, durch die die Flexionsaffixe typischerweise gekennzeichnet sind. Zum anderen kon­gruieren sie mit dem leeren Objekt, für dessen IdentifIzierung sie benötigt werden.

Die klitischen Objektspronomina des Portugiesischen verhalten sich nicht nur wie typische gebundene Elemente. Wie deren Überprüfung des Klitik- und Affixstatus gezeigt hat, besitzen sie darüber hinaus Eigenschaften, die ausschließlich AffIxen vorbehalten sind. Hierbei sind vor allem zwei Eigenschaften hervorzuheben, die den AffIxstatus der portugiesischen Objektsklitika deutlich werden lassen. Zum einen handelt es sich um die Fähigkeit, bei ihrer Bindung morphophonologische Verände­rungen an ihrem Partner hervorrufen, und zum anderen um die Möglichkeit der soge­nannten Mesoklise. Das Portugiesische hebt sich diesbezüglich von den anderen ro­manischen Sprachen ab, da diese beiden Eigenschaften der Objektsklitika in der übri­gen Romania gar nicht bzw. nur in sehr eingeschränkter Form zu beobachten sind (cf.

Rothe 1966:539). Auf beide Phänomene habe ich bereits in Kapitel 2 hingewiesen. Für die Möglich­

keit der morphophonologischen Veränderung des Partners, die durch das Klitikon

hervorgerufen werden, fInden sich in den Daten viele Belege:

(53) (a) e come~amo-nos a detestar todos uns aos outros (pf308:20) (b) gra~as a deus terno-nos dado optimamente (pf725:30)

Rothe (1966) zeigt auf, daß das Portugiesische hierbei sehr große Ähnlichkeiten mit dem Ungarischen aufweist. Auch in dieser Sprache kommt es zur morphophonologi­sehen Veränderung des fIniten Verbs - nämlich zur Veränderung der Sub­jektskongruenzmorpheme _, wenn das Flexionsmorphem für die Objektskongruenz

hinzutritt (cf. auch Tesniere 1959:14lff):

(54) en lat-ok -> en lat-om 'ich sehe' 'ich sehe' + Objektsmarkierer (OM) te lat-sz -> te hit-od 'du siehst' 'du siehst' + OM ö Mt -> Ö Mt-ja 'er sieht' 'er sieht'+ OM

45 Kiesler (1989:245) zitiendieses Beispiel nach Jost CardosO Pires,Balada da praia dos c/ks, 1984. p.163.

134

Der Vergleich mit dem Ungarischen macht nach Ansicht von Rothe (1966) deutlich, daß das Portugiesische als eine objektkongruierende Sprache angesehen werden muß (cf. auch Stolz 1991). Es besitzt ebenso wie das Ungarische Objektsmorpheme, die stets gebunden sein müssen und Änderungen der anderen Flexionsmorpheme hervor­rufen können. Nach Auffassung von Rothe (1966:539) zeigen sich daher im Portugie­sischen geradezu "in idealer Weise die für die Existenz einer Objektkonjugation rele­vanten Phänomene". Diese Annahme Rothes ist allerdings vielfach kritisiert worden (cf. z.B. Bossong 1980:8,Fn.26). Es wurde darauf hingewiesen, daß das Ungarische eine untypische objektkongruierende Sprache sei, da in den meisten anderen Spra­chen dieses Typs durch das Hinzufügen der Objektsmorpheme an das Verb keine morphophonologischen Veränderungen hervorgerufen werden. Trotz dieses Unter­schiedes zu den meisten objektkongruierenden Sprachen ist jedoch die Eigenschaft der portugiesischen Objektspronomina, morphophonologische Veränderungen an ihrem Partner hervorrufen zu können, ein deutlicher Beleg für ihren Affixstatus.

Einen weiteren "Eckpfeiler für die Objektkonjugationshypothese" (Stolz 1991:17) bildet die Tatsache, daß die portugiesischen Objektsklitika sich mesoklitisch binden können. Auch hierfür gibt es in den Daten einige Belege:

(55) (a) ~andO um dia tiver um filho dar-lhe-ei a maxima liberdade f218:65)

(b) -se-a que 0 Alentejo tambem e uma regiao muito agraria (pn70:21)

Trotz ihrer seltenen Verwendung46 liefert die Mesoklise eines der Hauptargumente für die Annahme, daß die klitischen Objektspronomina des Portugiesischen Afftxe sind. Anders kann nicht erklärt werden, wie die Finitheit- und Tempusmorpheme in Sätzen wie in (55) an das Verb afftgiert werden können. Dies wäre nicht möglich, wenn es sich bei den Objektsklitika um klitische Elemente handeln würde, da sich AffIxe nicht an einen Partner binden können, der ein Klitikon gebunden hat. Die mesoklitisch gebundenen Pronomina unterscheiden sich deutlich von typischen kliti­schen Elementen, die nur von links oder rechts an ein bereits vollständiges Wort ge­bunden werden können. Sie sind vielmehr "wegen folgender Postfixe gewissermaßen in den Wortkörper verortet [ ... ], statt außen als Annex hinzugefügt [. .. ]." (Stolz 1991:17).

Durch die Mesoklise wird außerdem sichtbar, daß das Klitikon unmittelbar an den Stamm des Verbs gebunden wird. Es bildet dadurch - zusammen mit den nachfolgen­den Flexionsmorphemen - ein vollständiges Wort. Dies trifft ebenfalls dann zu, wenn das Klitikon nicht mesoklitisch, sondern enklitisch an das Verb gebunden ist, d.h. das Klitikon bildet auch in diesem Fall zusammen mit den übrigen Flexionsmorphemen

46 Der Grund für das seltene Vorlrommen der Mesoklise im Portugiesischen liegt vor allem darin, daß sie nur mit den Futur- und Kondilionalfonnen des Verbs moglich ist. HlIufig werden die synthetischen Formen in der gespro­chenen Sprache außerdem durch die analytischen erseIZt, oder es wird stau dessen die Präsens- bzw. Imperfekt· form verwendet (cf. A. Matthews 1978:51).

135

ein vollständiges Wort mit dem Verb. Der einzige Unterschied zur sogenannten Me­soklise ist der, daß die Objektsklitika nach den Flexionsmerkmalen an den Verb­stamm gebunden werden (cf. auch Salvi 1990:178,Fn.3). Mit anderen Worten, sowohl bei der Mesoklise als auch bei der Enklise handelt es sich um eine Suf­jigierung der Objektsklitika - zusammen mit anderen Affixen - an das Verb. Die portugiesischen Objektsklitika verfügen somit über die grundlegende Eigenschaft der Mfixe, nämlich die, sich an Stämme zu binden.

Anders verhält es sich allerdings mit den Objektsklitika, die in präverbaler Posi­tion erscheinen. Wie ich bereits in Kapitel 2 gezeigt habe, können diese Klitika phonologisch an ein vorangehendes Element gebunden sein. Präverbale Klitika kön­nen mit diesem Element eine phonologische Einheit bilden (cf. Herslund 1986) oder sich morphophonologisch daran anpassen (cf. Cunha & Cintra 1984:280). Zusätzliche Evidenz dafür, daß sich die präverbalen Objektsklitika des Portugiesischen nicht an das Verb, sondern an das vorangehende Element enklitisch binden, liefert die in Ka­pitel 2 bereits erwähnte Beobachtung, daß sie durch nicht-klitische Elemente vom Verb getrennt stehen können. Auch in den von mir untersuchten Daten fmden sich

hierfür einige Belege:47

(56) ~} C ••• ) que as näo tinham sentido (pf93:51) guena que llie"eles desse~ trezentos escudos (pfl055:18) Porque te nunca encontrei?

Abgesehen von der Möglichkeit der Interpolation deutet auch die Tatsache, daß Ob­jektsklitika im Portugiesischen niemals in satzinitialer Position auftreten bzw. nach einem ungebundenen, schwachtonigen Element in satzinitialer Position stehen kön­nen, auf deren enklitisches Bindungverhalten hin. In beiden Fällen steht das Klitikon

stets postverbal und enklitisch zum Verb:48

(57)

(58)

chamou-me para la (pfl06:43) *me chamou para la mas diga-me uma coisa (pf837:59) *mas me diga uma coisa

Dieses Stellungsverhalten kann dadurch erklärt werden, daß klitische Pronomina

einen Partner für die enklitische Bindung benötigen (cf. Carvalho 1989:409). Meine These ist die, daß die klitischen Objektspronomina des Portugiesischen stets

enklitisch gebunden sein müssen, d.h. nicht nur in postverbaler, sondern auch in prä­verbaler Position. Dies bedeutet, daß ihr phonologischer und syntaktischer Partner nicht stets identisch sind. Diese Tatsache scheint gegen die These zu sprechen, daß

47 Bemerkenswen ist, daß in (56b) nicht die Negationspartike1 näo. sondern ein Subjektspronomeß zwischen dem K1itikon und dem Verb erscheinL .

_ Das Beispiel (5&:) stammt aus einem Fragebogen mit Sätzen. die portugiesischen Sprechern zur BeW1eilung vorgelegt wurden, und wurde von sehr vielen Befragten akzepIien.

48 Im brasilianischen Portugiesisch hingegen erscheint das K1itikon stets in präverbaler Position: (i) (a) me preocupo corn 0 humane (nurc343:1030)

(b) mas me parece que nao deve paralisar (nurc343:460)

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die portugiesischen Objektsklitika Affixcharakter haben, da bei Affixen der phonologische und syntaktische Partner in der Regel übereinstimmen. Andererseits bedeutet die Beobachtung, daß die portugiesischen Objektsklitika stets enklitisch sind, aber auch, daß sie sich stets nur in einer Richtung binden und damit eine der typischen Eigenschaften von Affixen aufweisen.

Darüber hinaus besitzen sie - wie bereits in Kapitel 2 gezeigt wurde - noch weitere Eigenschaften, die für Affixe typisch sind. So bilden sie zusammen mit dem Verb. an das sie syntaktisch gebunden sind, eine Einheit für syntaktische Operationen. Post­verbale Klitika sind außerdem stets mit Bindestrichen an das Verb gebunden, d.h. es sind keine Spatien vorhanden.

Aufgrund dieser hier dargestellten Eigenschaften der klitischen Objektspronomina des Portugiesischen ist meiner Ansicht nach die adäquateste Analyse die, daß sie als Flexionsaffixe des Verbs angesehen werden. Ich nehme an, daß sie - ebenso wie die klitischen Objektspronomina des Französischen - unter VO generiert werden. Im Un­terschied zu den französischen Objektsklitika werden die Objektsklitika des Portugie­sischen meiner Ansicht nach allerdings rechts vom Verb basisgeneriert, da sie nur enklitisch an das Verb gebunden werden. Somit kann der folgende Strukturbaum für die D-Struktur eines portugiesischen Matrixsatzes. der ein Objektsklitikon enthält, angenommen werden:

(59) IP

spezn;----r -----INFL VP

----------SpezVP V' /----..

yo NP

~Kl I I I

vejo te a til eu pro

Das Objektsklitikon ist im Portugiesischen dieser Analyse zufolge ein Kongruenz­markierer, der die Merkmale für Person, Numerus, Genus und Kasus trägt. Es ist au­ßerdem durch das Merkmal [+pronominal] gekennzeichnet, da es ausschließlich mit pronominalen Objekten kongruiert.

Ist das pronominale Objekt lexikalisch leer - d.h. daß es sich um pro handelt -, müssen die Lizenzierungs- und Identiflzierungsbedingung erfüllt sein. Ebenso wie für das Französische kann auch für das Portugiesische angenommen werden, daß Y ein Lizenzierer von pro sein kann, der die Objektsposition streng regiert. Durch die Rek­tion von yo ist auch die Kongruenzbeziehung hergestellt, die zwischen dem unter VO generierten Klitikon und dem Element in der Komplementsposition besteht. Geht man von der Annahme aus, daß die Lizenzierung von pro aufgrund morphologischer

137

Unifonnität erfolgt (cf. Jaeggli & Safir 1989), erweist sich das Portugiesische eben­falls als Sprache, in der die Lizenzierungsbedingung für pro erfüllt wird. Das Flexionsparadigma für die portugiesische Objektskongruenz ist mOlphologisch uni­fonn; es besitzt ausschließlich abgeleitete flektierte Fonnen, wenn man die Objekts­klitika als Kongruenzmorpheme ansieht:

(60)

!~~l ~~j~=E~a eu veJo-nos eu veJo-os/-as

Der Inhalt von pro kann aufgrund der "reichhaltigen" Kongruenzmerkma1e identifi­ziert werden, die dadurch gegeben sind, daß das Klitikon lexikalisch realisiert ist. Das leere Objekt bleibt über die zurückgelassene Spur auch dann weiterhin mit diesen Merkmalen koindiziert, wenn das Klitikon zusammen mit dem Verb nach INFL an­gehoben wird.

Allerdings sind im Portugiesischen leere Objekte nicht notwendigerweise durch ein Klitikon identifiziert. Ähnlich wie im Französischen und vielen anderen Sprachen gibt es im Portugiesischen Objektsauslassungen in Äußerungen, die kein Klitikon enthalten. So sind auch im Portugiesischen 'arbiträre' Nullobjekte möglich:

(61) Isso leva pr0arb a concluir 0 que segue.

Außerdem erlaubt das Portugiesische die Auslassung von Objekten in Äußerungen, die den französischen Sätzen in (41) entsprechen. Dabei ist zu beobachten, daß - im Unterschied zum Französischen - im Portugiesischen auch der Satz ohne das Klitikon möglich ist (cf. Raposo 1986:373):

(62) (a) A Joana viu-o na TV ontem. (b) A Joana viu _ na TV ontem.

Voraussetzung für das Verständnis eines Satzes wie (62b) ist, daß das leere Objekt aufgrund des sprachlichen oder pragmatischen Kontextes "wiederauffmdbar" ist. In Anlehnung Huang (1984) nimmt Raposo (1986:379f) an, daß das leere Objekt in (62b) an einen leeren Operator in der CP- bzw. S'-Position gebunden ist. Durch eine Prädikationsregel wird dieser Operator auf der Ebene der Logischen Fonn mit dem leeren Topik verbunden, der die Interpretation des leeren Objekts ennöglicht:

(63) [TOP ej][s' OPj [s a Joana viu tj na TV ontem]]

Nach Ansicht von Raposo (1986) handelt es sich bei dem leeren Objekt in (62b) nicht um pro, sondern um eine Variable. Diese Annahme sieht Raposo (1986:379) unter anderem dadurch bestätigt, daß Nullobjekte ebenso wie Variablen dem sogenannten 'Starken cross over-Effekt' unterliegen. Demnach dürfen wh-Phrasen nicht über einen

138

koreferenten Ausdruck bewegt werden (cf. Chomsky 1976).49 Die Ungrammatikalität von Satz (64) kann somit dadurch erklärt werden, daß die wh-Phrase nicht über ein koindiziertes Element hinweg nach CP angehoben werden kann:

(64) *Quemj e que elej pensa que eu recomendei tj ao professor?

Die gleiche Beschränkung scheint in Sätzen mit leeren Objekten vorzuliegen:

(65) (a) *Elej pensa que eu recomendei 0j ao professor. (b) *Elej perguntou-me se eu tinha VlstO 0j na TV.

Aufgrund dieser Gemeinsamkeiten zwischen (65) und (65) folgert Raposo (1986:379), daß die leeren Objekte in (65) Variablen sind. Die Äußerungen in (65) sind seiner Ansicht nach deshalb ausgeschlossen, weil ein leeren Operator aus der Objektsposition des eingebetteten Satzes nicht über das koreferente Subjekt des Ma­trixsatzes bewegt werden kann. Folglich kann das leere Objekt nicht an einen leeren Operator in CP bzw. an ein leeres Topikelement gebunden sein. Bemerkenswert ist, daß diese Äußerungen allerdings dann grammatisch sind, wenn sie ein Klitikon ent­halten (cf. auch Huang 1984:541):

(66) (a) Elej pensa que eu 0j recomendei proj ao professor. (b) Elej perguntou-me se eu Oj tinha visto prOj na TV.

Unter der Annahme, daß die klitischen Objektspronomina Flexionsaffixe sind, ent­halten diese Sätze ein leeres Objekt (cf. auch 1. Duarte 1983). Der Vergleich zwi­schen den Sätzen in (65) und (66) zeigt, daß ein leeres Objekt, das nicht an ein Topik­element gebunden sein kann, dann möglich ist, wenn ein Klitikon vorhanden ist. Mit anderen Worten, es handelt sich in diesem Fall nicht um eine Variable, sondern um pro, das durch das Klitikon identifiziert werden kann.

Im iberischen Portugiesisch gibt es demnach zwei Arten von Nullobjekten, die auf unterschiedliche Weise identifiziert werden. Entweder handelt es sich um eine Va­riable, die durch einen Nulloperator an ein leeres Topik gebunden sein muß oder um pro, das mit "reichhaltigen" Kongruenzmerkmalen in INFL durch Koindizierung ver­bunden sein muß. Sind beide Möglichkeiten der Identifizierung ausgeschlossen, ist die Interpretation eines leeren Objektes nicht möglich und der Satz ist ungramma­tisch. Dadurch erklärt sich die Ungrammatikalität der Sätze in (65).

Für das brasilianische Portugiesische trifft diese Unterscheidung allerdings nicht zu. Es zeigt sich nämlich, daß die Beschränkungen, denen die Nullobjekt-Sätze im iberischen Portugiesisch unterliegen, für das brasilianische Portugiesisch keine Gül­tigkeit haben (cf. z.B. Galves 1989, Farrell 1990). Das Auftreten leerer Objekte im brasilianischen Portugiesisch unterliegt nicht dem starken cross over-Effekt. So weist Farrell (1990:333) darauf hin, daß etwa in eingebetteten Sätzen des brasilianischen

49 Im Rahmen der BUuJungstMOrie ist dieses Prinzip durch das Prinzip C erklärt, wonach ein R-Ausdruck (und damit auch eine Variable) innerba1b der Domllne seines - möglichen· Operators A-frei sein muß (cf. Cbomsky 1986b:98).

139

Portugiesisch ein Subjekt des Matrixsatzes Antezedent eines leeren Objekts des ein­

gebetteten Satzes sein kann. Anders als im iberischen Portugiesisch muß das leere Objekt dabei nicht durch ein koreferentes Klitikon identifiziert sein:

(67) (a)

(b)

Aqu<:la casaj nunca foi pintada pelo caraj quej 0j comprou 0· de mIm. 1

A J6liaj sempre chora quando ponho 0j no beryo.

Aufgrund dieser Unterschiede zum iberischen Portugiesisch wird in allen Untersu­chungen über die Nullobjekte im brasilianischen Portugiesischen die Analyse von Raposo zurückgewiesen (cf. z.B. Galves 1989, Farrell 1990, Cyrino 1991, Kato 1991). Die Grammatikalität der Sätze in (67) zeigt, daß die Nullobjekte nicht als Va­riablen angesehen werden können. Stattdessen nimmt Farrell (1990:333) an, daß die leeren Objekte im brasilianischen Portugiesisch als pro's analysiert werden müssen. Seiner Analyse zufolge ist in den Sätzen in (67) die Identifizierung von pro dadurch gewährleistet, daß pro im brasilianischen Portugiesisch für die 3. Person spezifiziert ist (cf. Farrell 1990:344). Aus diesem Grund muß pro in diesen Sätzen nicht mit "reichen" Verbflexionsmerkmalen koindiziert sein, um identifiziert werden zu kön­nen.

Das iberische Portugiesisch hingegen kennt diese Spezifizierung von pro nicht. Das heißt, pro benötigt stets eine Identifizierung aufgrund "ausreichender" Kongru­enzmerkmale. Dadurch erklärt sich die Distribution der klitischen Objektspronomina im iberischen Portugiesisch. Sie müssen stets dann lexikalisch realisiert sein, wenn ein defmites, nicht-arbiträres Nullobjekt nicht an einen Topikknoten gebunden sein kann.

4.4 Das Stellungsverhalten der kUtischen Personalpronomina im Französischen und Portugiesischen

Auf die besondere Stellung, die die klitischen Personalpronomina, insbesondere die klitischen Objektspronomina, im Vergleich zu nicht-klitischen Subjekten bzw. Ob­jekten innerhalb eines Satzes einnehmen, ist in dieser Arbeit bereits mehrfach hinge­wiesen worden. Die spezielle Syntax bildet eine der markantesten Besonderheiten der klitischen Pronomina der romanischen Sprachen und liefert ein wichtiges Argument

für ihre Analyse als Affixe (siehe Kapitel 4). Bemerkenswert ist, daß die Stellung der klitischen Pronomina in bezug auf das

Verb - zumindest, was Sätze mit einfachen Verbalphrasen angeht - in den meisten romanischen Sprachen fast immer gleich ist. Sie stehen fast immer präverbal und binden sich proklitisch bzw. als Präfixe an das fmite Verb des Satzes. Die postver­baIe Stellung ist in den meisten romanischen Sprachen nur in Sätzen des affirmativen

Imperativs sowie in Sätzen mit infiniten Verben möglich. Das Portugiesische unter­Scheidet sich in dieser Hinsicht allerdings deutlich von den meisten anderen romani-

140

sehen Sprachen (einschließlich dem Portugiesischen Brasiliens), da die postverbale Stellung seiner klitischen Pronomina keineswegs nur auf einige wenige Ausnahme­fälle beschränkt ist.50 Insofern bedarf das Portugiesische einer gesonderten Betrach­

tung. Wie vennutlich für alle romanischen Sprachen kann für das Französische und

Portugiesische angenommen werden, daß das Verb nach INFL bewegt werden muß, um dort die notwendigen Tempus- und Finitheitsmerkrnale zu erhalten (cf. z.B. Emonds 1978, Pollock 1989, Belletti 1990). Die klitischen Objektspronomina werden dabei ebenfalls angehoben.

Im Französischen werden sie zusammen mit den klitischen Subjektspronomina in der Regel an das Verb präfigiert. Nur in zwei Fällen, auf die bereits hingewiesen worden ist, kommt es zu einer Suffigierung der Klitika. Dies ist zum einen bei in­versionen des Subjektsklitikons der Fall (siehe Kapitel 3).51 Zum anderen erscheinen in Sätzen des affinnativen Imperativs die Objektsklitika stets hinter dem Verb. In beiden Konstruktionstypen handelt es sich um offensichtliche Relikte aus dem Alt­französischen. Sie können daher als Ausnahmefälle angesehen werden, in denen die Klitika ursprüngliche Verhaltensweisen aus dem Altfranzösischen noch nicht aufge­geben haben, auf die in Kapitel 5 noch näher eingegangen wird. Die postverbale Stellung des Subjektsklitikons kann darauf zurückgeführt werden, daß das Französi­sche ursprünglich eine Verb-Zweit-Sprache gewesen ist (cf. Adams 1988, Rizzi 1991). Die Stellung der Klitika in Imperativsätzen resultiert aus einer in den frühro­manischen Sprachen gültigen Regel, wonach klitische Pronomina nicht in der Erstpo­sition erscheinen konnten (siehe Kapitel 5). Obwohl diese Beschränkung im moder­nen Französischen nicht mehr existiert, ist in affinnativen Imperativsätzen die postverbale Stellung der Klitika - wie in den meisten anderen romanischen Sprachen -erhalten geblieben.52

Die postverbale Stellung der Objektsklitika im iberischen Portugiesisch hingegen läßt sich nicht als Ausnahme mit dem Verweis auf einige "residual cases" (Saltarelli 1989:359) erklären.53 Anders als im Französischen erscheinen die portugiesischen Objektsklitika nicht nur im affirmativen Imperativ in postverbaler Stellung. Sie ste-

50 Eine ähnliche Stellung der Objektsklitika wie im iberischen Portugiesisch ist _ außer im Galizischen - noch im Asturianischen möglich (cf. Ferreiro 1991, Salvi 1990).

51 In der französischen Umgangssprache ist die postverbale Stellung des Subjektsklitikons allerdings kaum anzutref­fen. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, daß in den von mir untersuchten Daten keine Äußerung mit postverbalem Klitikon vorkommt

52 Im brasilianischen Portugiesisch ist dies nicht der Fall. Dort werden auch im afflnnativen Imperativ die K1itika stets präverbal reaiisien:

(i) (a) Me da 0 livro! (b) *De-me 0 livro!

53 Die Problematik der Stellung der klitischen Objektspronomina im Ponugiesischen ist bereits in vielen. traditio­nellen Arbeiten bescluieben und analysiert worden (cf. z.B. A1i 1908, Figueiredo 1909, DOOa 1959). AußerdeDl existieren mittlerweilse einige generative Untersucbungen (cf.!. Duarte 1983, Rouveret 1989, Galves 1990, SaM 1990,1991, Uriagereka 1992).

141

hen - wie bereits gezeigt - kategorisch postverbal, wenn das Verb in satzinitialer Posi­tion oder nach einer koordinierenden Konjunktion steht. Sie treten außerdem dann stets in postverbaler Stellung auf, wenn dem Verb eine Subjekt-NP vorausgeht (cf. z.B. I. Duarte 1983:159, Rouveret 1989:339, Silva 1990:180):

(68) ~} Deu-lhe esse livro ontem. Ela deu-lhe esse livro ontem. A Maria deu-lhe esse livro ontem.

Ausgehend von der Analyse, daß die Klitika Flexionsaffixe sind, kann angenommen werden, daß sie in den Sätzen in (68) als Suffixe - zusammen mit den anderen Flexionsmerkmalen - an das Verb gebunden werden, nachdem sie nach INFL ange­hoben worden sind.

Die postverbale Stellung des Klitikons ist allerdings dann ausgeschlossen, wenn der Satz durch eine subordinierende Konjunktion oder ein Interrogativ- oder Relativ­pronomen eingeleitet wird (cf. I. Duarte 1983:159, Rouveret 1989:338, Salvi 1990:181) - dies ist unabhängig davon, ob ein Subjekt lexikalisch ist und vor dem Verb erscheint:

(69)

(70)

A Maria disse que (0 Paulo) te viu no cinerna. * A Maria disse que (0 Paulo) viu-te no cinema.

o que Ihes contaste? *0 que contaste-lhes?

Die Beispiele belegen, daß das Klitikon im Portugiesischen stets dann präverbal steht, wenn der CP-Knoten mit einem lexikalischen Element besetzt ist (cf. I. Duarte 1983:160, Rouveret 1989:338, Salvi 1990:1861).54 Diese Beobachtung wird auch durch die Auswertung des von mir analysierten Datenkorpus bestätigt. Es gibt nur sehr wenige Belege für eine postverbale Stellung eines Klitikons in diesen Kontexten. Sie sind bemerkenswerterweise nur nach der nebensatzeinleitenden Konjunktion

porque zu beobachten:

(71) ~~ eIe acha muita laracha porque fa-lo ri.r um bocado (pf356:44) näo consigo vencer porque custa-me unenso ver os outros (pf832:40)

Die Konjunktion porque spielt offensichtlich eine besondere Rolle in der Syntax, was möglicherweise auf ihre Semantik zurückzuführen ist. Sie dient als einleitende Kon­junktion von Begründungssätzen und ist aus diesem Grund häufig gedehnt oder mit einer Pause verbunden, wie es z.B. in der Äußerung (72) der Fall ist. Dies hat möglicherweise zur Folge, daß der folgende Nebensatz vom Sprecher wie ein neu

54 Nach Ansicht VOll Uriagereka (1992) bIngt die praVClbale Stellung der portugiesischen Objektsklilika davon ab,

ob die - VOll ibm poslUliene - F okIu-P hras« lexikalisch beseUl ist.

142

begonnener Matrixsatz behandelt wird, wodurch die postverbale Stellung des Kliti­

kons hervorgerufen wird:55

(72) porque .. , deve-se (pf990:68)

Abgesehen von den Äußerungen, in denen die CP lexikalisch besetzt ist, steht das

klitische Pronomen im Portugiesischen auch dann kategorisch präverbal, wenn der Satz negiert ist (cf. (73» oder wenn das Subjekt des Satzes ein Quantor ist (cf. (74» (cf. I. Duarte 1983:160, Rouveret 1989:339, Salvi 1990:180):

(73) (a) 0 Paulo näo me viu. (b) *0 Paulo MO viu-me.

(74) (a) Alguem 0 avisou. (b) * Alguem avisou-o.

In diesen Fällen ist die CP-Ebene zwar nicht durch ein lexikalisches Element besetzt, in den Sätzen (73) und (74) sind aber logische Operatoren vorhanden, die auf der Ebene der Logischen Form nach CP bewegt werden müssen (cf. I. Duarte 1983:161). Ähnlich verltä1t es sich in Sätzen mit bestimmten Adverbien (z.B. ja, ainda, so, sempre, tambem), die ebenfalls die präverbale Stellung der Objektsklitika bedingen (cf. I. Duarte 1983:163, auch Salvi 1990:181):

(75) ~~ S6 0 Paulo lhe falou. "'S60 Paulo falou-Ihe.

I. Duarte (1983) nimmt an, daß diese Adverbien auf der Logischen Form nach CP an­gehoben werden. Evidenz für diese Annahme sieht sie darin, daß sich diese Adver­bien ebenso wie die Operatoren in (74) verhalten. Sie lösen die präverbale Stellung der klitischen Pronomina nur dann aus, wenn sie sich vor dem Klitikon im Satz be­fmden (cf. 1. Duarte 1983:163):

(76) (a) Os amigos telefonaram-lhe todos. (b) *Os amtgos lhe telefonaram todos.

(77) (a) 0 Paulo falou-lhe s6. (b) *0 Paulo lhe falou s6.

In Anlehnung an Riemsdijk & Williams (1981:192ff) geht I. Duarte (1983:164) davon aus, daß aufgrund einer Interpretationsregel der logische Operator bereits auf der S-Struktur durch Indizes mit der CP verbunden ist. Dadurch wird die spätere Anhebung dieser Elemente nach CP ermöglicht.

Die Stellung der Klitika steht demnach damit im Zusammenhang, ob der CP-Kno­ten bereits auf der S-Struktur "aktiviert" ist oder nicht (cf. I. Duarte 1983, Salvi 1990).56 Ist dies der Fall, wird das Klitikon nicht an das Verb suffigiert. In einem Satz

55 Im Deutschen Icann die gleiche Beobachtung gemacht werden. Bei der Verwendung der Konjunktion weil wird im gespuchenen Deutschen sehr hlIufig nicht die für den Nebensatz obligatorische Verbendstellung gemacht, sondem das Verb steht • wie in einem Matrixsatz· in der zweiten Position (cf. auch MilIler 1992).

56 Cf. auch die Analyse von Rizzi & Roberts (1989) für die Stellung der Subjektsk1itilta im Französischen.

143

wie (70) wird das Klitikon stattdessen in die CO-Position angehoben und anschließend phonologisch an das Element in der SpezCP-Position gebunden:

(78) [cpO que [c Ihesj][IPh contastei tj][ VP ti tjm

Für den Fall, daß die CO-Position lexikalisch besetzt ist (cf. (69», kann angenommen werden, daß das Klitikon in das lexikalische Element inkorporiert wird (cf. Bresnan & Mchombo 1987, Baker 1988, Rizzi & Robert 1989, Baker & HaIe 1990):57

(79) [cp[c que tej][IP pro b viui tjH yp ti tjm

Tritt ein lexikalisches Element zwischen dem Element im CP-Knoten und dem Verb auf, so ist die Anhebung des Klitikons nach CO nicht obligatorisch. Es kann in diesem Fall entweder nach CO angehoben werden (im Falle der Interpolation) oder sich en­klitisch an das links adjazent stehende Element binden.

Aus der hier vertretenen Annahme, daß nur ein aktivierter CP-Knoten die Voran­stellung des Klitikons bewirkt, folgt, daß es sich bei Äußerungen, in denen eine kore­ferente Objekt-NP in präverbaler Position steht, um Dislokationen und nicht um Kli­tikverdoppelungen handeln muß. fu diesen Fällen steht in affirmativen Matrixsätzen das Klitikon stets postverbal (cf. z.B. Salvi 1990:181):

(80) ~~ A mim causa-me d6 (pf836:64) * A mim me causa da.

Die postverbale Stellung des Klitikons in diesen Sätzen ist darauf zurückzuführen, daß sich das präverbale Objektspronomen nicht in CP, sondern in einer DislOkationsposition außerhalb der CP befmdet (cf. auch Salvi 1990).58 Der CP­Knoten ist nicht aktiviert, folglich wird keine Anhebung des Klitikons ausgelöst. ln diesem Fall bleibt das Klitikon in seiner zugrundeliegenden postverbalen Stellung

und bindet sich enklitisch bzw. suffigiert an das Verb:

(81) [DISL a mim [cp[dIP causarmed[yp ti tj d6]]]]

Es zeigt sich, daß das besondere Stellungsverhalten der klitischen Pronomina des Portugiesischen durch die hier vorgeschlagene Analyse erklärt werden kann. Die unter VO generierten portugiesischen Klitika werden je nach Kontext nach VO bzw. CO

57 Nach Ansicht von Rizzi & Roberts (1989:5) ist Inkorporierung eine besondere Art der Klitisienmg, wobei ein n0-

minaler Kopf in einen anderen Kopf hineinbewegt wird. 58 Nach der Analyse von Salvi (1990) ist dies auch die Position, in der das Subjekt in einem. ~ug~hen SalZ er­

scheint. Diese Annahme muß er machen, da er davon ausgeht. daß das modmte PortugJCSIsch eme Verb-Z~lt­Sprache ist. Dies begründet er damit, daß im Portugiesischen typische Verb-Zweit-SteUungen zu beobachten smd (cf. SaIvi 1990:205):

Ci) (a) Que tem a Maria visro? (b) Ao outro dia acordou a menina num Iindo palkio.

Gegen diese Annahme spricht allerdings, daß im Portugiesischen solche Verb-Zweit-Effekte eher ~i~ sind und häufig _ anders als in "echten" Verb-Zweit-Sprachell- ausgeschlossm bzw. allenfalls fakultativ sind (cf. z.B. GaIves 1990:2S9t):

(ü) Ca) Omem a Maria deu um ~ de bolo ao JOIo. (b) ?Ontent deu a Maria um ~ de 0010 ao Jolo.

144

bewegt, wobei sie sich jeweils enklitisch binden. Die zurückbleibende Spur gewährleistet, daß die Kongruenzbeziehung zu dem Objekt in der Komplementsposition aufrechterhalten bleibt. Offen bleibt nur die Frage, warum ein aktivierter CP-Knoten die Anhebung des Klitikons auslöst. Ein Blick auf die diachronische Entwicklung der klitischen Pronomina liefert eine Antwort auf diese Frage.

5. Zur Grammatik der klitischen Personalpronomina im Altfranzösischen und

Altportugiesischen

145

In diesem Kapitel soll ein Blick auf die Entstehung und Entwicklung der klitischen Personalpronomina des Französischen und Portugiesischen geworfen werden. Dabei steht die Frage nach der Herausbildung der speziellen Syntax sowie der Grammati­sierung der klitischen Pronomina im Mittelpunkt. Es geht vor allem darum festzu­stellen, inwiefern die in dieser Arbeit beobachteten Besonderheiten der klitischen Pronomina bereits im Altfranzösischen und Altportugiesischen anzutreffen sind.

Da im Rahmen dieser Arbeit keine umfassende diachronische Analyse der kliti­sehen Pronomina des Französischen und Portugiesischen geleistet werden kann, be­schränke ich mich hier auf die Betrachtung des Zeitraums um das XIII. Jahrhundert. Ich stütze mich hierbei auf die zahlreichen, teilweise sehr umfangreichen Untersu­chungen zu diesem Themenbereich und versuche die für meine Arbeit und Thesen relevanten Fakten herauszuarbeiten. Dabei bin ich mir der schwierigen Datenlage bewußt, die für das Altfranzösische und Altportugiesische besteht. Zum einen ist die Anzahl der vorhandenen Texte sehr begrenzt und zum anderen geben sie nur ein sehr ungenaues Bild der gesprochenen Sprache der damaligen Zeit wieder.!

Der Vergleich des Altfranzösischen bzw. des Altportugiesischen mit den modemen Sprachen wird zeigen, daß es nur wenige Veränderungen hinsichtlich der morpho­syntaktischen Eigenschaften der klitischen Pronomina gibt. Allem Anschein nach sind die entscheidenden Veränderungen, die dazu geführt haben, daß die klitischen Pronomina zu Flexionsmerkmalen geworden sind, bereits in sehr früher romanischer Zeit, vermutlich noch in lateinischer Zeit eingetreten. Lediglich bei den klitischen Subjektspronomina des Französischen ist eine deutliche Entwicklung gegenüber dem

Altfranzösischen festzustellen.

1 Eine bcschrllnktc Möglichkeit, ROc:tschlllsse auf die gesprochene Sprache der damaligen Zeit zu ziehen, ist die, die vorhandenen Texte nach ihrer Nähe zur gesprochenen Sprache einzuteilen (cf. insbesondere Wanner 1985, 1987 oder Foulet 1919).

146

5.1 Die kUtischen Personalpronomina im Frühromanischen

Im Mittelpunkt aller diachronischen Untersuchungen der Pronomina in den romani­schen Sprachen stand und steht die Beschreibung der Entwicklung ihres besonderen Stellungs- und Klitisierungsverhaltens sowie der Versuch, sie zu erklären. Ausgelöst wurde eine intensive Diskussion darüber gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts durch den von A. Tobler in mehreren Aufsätzen gemachten Hinweis, daß die schwachtonigen Pronomina im Altfranzösischen niemals in Erstposition stehen konnten (cf. Tobler 1878, 1886, 1889).2 Diese Beobachtung wurde von einigen Romanisten aufgegriffen und anhand anderer altromanischer Sprachen überprüft und bestätigt. Beispielsweise Mussafia (1896,1898) fmdet in seiner Untersuchung der gebundenen Objektspronomina des Altitalienischen hierfür Evidenz:3

"Esaminando le scritture dei primi secoli, non tardiamo ad accorgerci di questa particolaritA: che QUANDO n.. VERBO STA IN PRINCIPIO DELLA

PROPOSIZIONE PRINCIPALE, LA PROCLISI E ESCLUSA. Noi diciamo: Lo vidi; gli antichi dicevano: VidiIo. Noi: Mi pare 0, volendo, Parmi; gli antichi non adoperavano che la seconda collocazione." (Mussafia 1896:255)

Mussafia (1896) geht demnach davon aus, daß die gebundenen Pronomina im Alt­italienischen normalerweise proklitisch an das Verb gebunden waren. Diese Bindung ist nur dann ausgeschlossen, wenn das Verb satzinitial oder unmittelbar hinter einer koordinierenden Konjunktion (im Italienischen e und ma) stand.4

Zu einer anderen Schlußfolgerung gelangen demgegenüber Thumeysen (1892) und Meyer-Lübke (1897) bei ihren Untersuchungen der Stellung der Klitika in altromani­sehen Texten. Anders als Tobler oder Mussafia sehen beide die enklitische Bindung des Klitikons an das Verb nicht als Ausnahme an. Meyer-Lübke (1897) stellt die These auf, daß die klitischen Pronomina in allen romanischen Sprachen ursprünglich stets enklitisch gebunden waren und zwar unabhängig davon, ob es sich bei dem un­mittelbar vorangehenden Partner um ein Verb handelte oder nicht. Meyer-Lübke kon­statiert, daß die klitischen Objektspronomina in den frühen romanischen Sprachen i.d.R. in der zweiten Position des Satzes standen, d.h. unmittelbar hinter dem ersten betonten Element des Satzes, an das sie enklitisch gebunden waren.5 Am deutlichsten

2 Sehr gute und ausführliche ZusammenfassWlgen dieser Diskussion finden sich in Ramsden (1963: 1 -24) sowie in Kok (1985:Kap.6).

3 Cf. u.a. auch Gessner (l893:34ff) filr das Spanische. Für weitere Literaturhinweise auf Arbeiten über andere r0-

manische Sprachen sowie filr eine Darstellung dieser Arbeiten cf. Ramsden (1963:4tl) und auch Meyer-Lübke (1897:313ff).

4 Für eine eingehendere DarstellWlg und Diskussion dieser Gesetzmäßigkeit, die häufig als Tobler-Mussafiasches Gesetz' bezeichnet wird, cf. Ulleiand (1960) Wld Wanner (1987:156-160).

5 Cf. auch die Untersuchung voo Thumeysen (1892) zur Stellung von Verben und Pronomina in dem altfranzösi­schen ProsatextAUCQJ'M el Nicoleue.

Sowohl Meyer-Ulbke als auch Thumeysen stützen sich auf die von Wackernagel (1892) beobachtete GeseIZ­mlIßigkeit, wonach in den meisten indoeuropäischen Sprachen schwachlOnige Elemente regelmllßig in der zweiten Position eines SalZes erscheinen (siehe Kapitell)(cf. auch SaIvi 1991:5).

147

ist dieses Verhalten der frühromanischen Objektspronomina nach Ansicht von Meyer-Lübke (1897:318) in altportugiesischen Texten zu erkennen:

"Das Grundprinzip, das für die Stellung der tonlosen Objektspronomina im [Alt]Portugiesischen maßgebend ist, ist offenbar das folgende: Die Pro­nomina sind enklitisch, sie werden an ein schon ausgesprochenes Wort ange­hängt und zwar womöglich an das erste des Satzes."

Meyer-Lübke nimmt an, daß im Laufe des Xm.-XVL Jhdts das enklitische Bin­dungsverhalten der romanischen Objektspronomina und damit auch deren regelmäßi­ges Auftreten in der zweiten Position des Satzes aufgegeben wird.6 Er führt dies auf -vom Französischen ausgehende - allgemeine Veränderungen des Satzrhythmus in den

einzelnen romanischen Sprachen und auf die zunehmende proklitische Bindung ande­rer unbetonter Elemente - wie z.B. von Präpositionen, Artikel, Konjunktionen und Subjektspronomina - zurück. Diese Veränderungen haben nach Ansicht von Meyer­Lübke (1897:334) eine fast ausschließlich proklitische Bindung der klitischen Objektspronomina an das Verb zur Folge.

Diese - auch als 'Enklisentbeorie' bezeichnete - Analyse der frühromanischen Ob­jektspronomina sowie Meyer-Lübkes Erklärung für den Übergang von der Enklise zur Proklise war Anlaß für eine bis heute andauernde und bisweilen sehr polemisch geführte Diskussion. Unstrittig war - und ist -, daß die klitischen Pronomina der ro­manischen Sprachen ursprünglich enklitisch gebunden waren. Uneinigkeit herrscht aber bei der Frage nach dem Zeitpunkt des Übergangs von der enklitischen zur pro­klitischen Bindung der Objektsklitika in den romanischen Sprachen. Die meisten Romanisten setzen diese Entwicklung zeitlich wesentlich früher als Meyer-Lübke an. Nach Ansicht von Lerch (1934:285-347,1940) waren die französischen Objektspro­

nomina, deren Entwicklung aus dem Lateinischen er eingehend untersucht, bereits "von Anfang an" proklitisch an das Verb gebunden. Er meint damit, daß bereits bei der Entstehung des Französischen die enklitische Bindung der lateinischen Klitika zugunsten einer proklitischen aufgegeben worden war. Für Lerch hängt diese Ent­wicklung mit dem Wechsel vom fallenden Rhythmus des Lateinischen zum steigen­den des Französischen zusammen. Das "Proklitischwerden der Objektspronomina" kann damit nach Ansicht von Lerch (1934:305f) problemlos durch die allgemeine Änderung des Rhythmus beim Übergang vom Lateinischen zum Französischen und nicht durch Rhythmusänderungen innerhalb des Altfranzösischen erklärt werden:

"[ ... ] der Übergang von Pater-me amat zu Pater me-amat, oder, da sich diese

Phase erst innerhalb des Französischen abgespielt haben soll, der Übergang

von Li peres-m'aime zu Li peres m'-aime [ ... ] ist nur für die Vertreter der

6 Auch Wanner (1987:831) weist auf die enge Verbindung zwischen der enklitischen Bindung und der Stellung der Objettslditika in der zweiten Position hin:

"C ... } second position under dte operational guidance of Wacketnagel's law is intimately connected with enclisis; or belltZ stated, enclitics are in second position by nature. "

148

Enldisentheorie ein zu lösendes Problem. Für uns besteht dieses Problem nicht. da wir für das Französische von vornherein keine Enklise des Ob­jektspronomens (an ein anderes Wort als das Verbum) annehmen. Für uns sind die Objektspronomina im Französischen von Anfang an proklitisch. Daß sie es heute sind. kÖMen auch die Anhänger der Enklisentheorie nicht leug­nen. Sie stehen jedoch vor der Frage. seit wann sie es sind und warum sie es geworden sind."

Die Antwort auf diese Frage nach der zeitlichen Festlegung dieses Übergangs bleibt allerdings auch Lerch schuldig. da er keine Angaben darüber macht, wann er die Ent­stehung des Französischen ansetzt.7 Des weiteren kann Lerch mit Hilfe seiner Theo­rie die im Altfranzösischen weit verbreitete postverbale Stellung der Objektsklitika lediglich als Sonderfall erklären. Er führt sie auf die besondere "Natur" der Sätze, in denen die Klitika postverbal stehen, zurück (cf. Lerch 1940:478). Meyer-Lübkes Theorie hingegen erklärt solche Sötze durch das enklitische Bindungsverhalten der Klitika und deren Neigung. in der zweiten Position zu erscheinen (cf. Ramsden 1963:23).

Neben Melander (1935-36). der ansonsten Meyer-Lübkes Enklisentheorie vehe­ment verteidigt. kommen ebenso Ramsden (1963), Otero (1975) sowie Saltarelli (1989) zu dem Ergebnis, daß die proklitische Bindung der romanischen Objektspro­nomina sehr früh begonnen hafÄuch Wanner (1987) konstatiert in seiner Unter­suchung, die wohl als die empirisch zuverlässigste Analyse der frilhromanischen Kli­tika angesehen werden kann8• daß schon im Frilhromanischen die Objektsklitika hauptsächlich proklitisch gebunden waren, während sie im Lateinischen hingegen überwiegend noch eine Tendenz zur enklitischen Bindung und zur Stellung in der zweiten Position aufwiesen:.

"Enclisis characterizes most Latin weak forms with 2P preference for appearance." (Wanner 1987:237)

Wanner (1987) beobachtet bereits in Texten ab dem II. Jhdt. eine klare Tendenz zu einer verbbasierten Bindung ("verb based cUtic placement") der klitischen Prono­mina. Dies bedeutet. daß die präverbal stehenden Objektspronomina in zunehmenden Maße proklitisch an das Verb gebunden werden, von dem sie nur noch selten durch dazwischen tretende Elemente getrennt sind (cf. Wanner 1987:236). Die noch sehr häufig anzutreffenden postverbalen Klitika bleiben weiterhin enklitisch an das Verb gebunden (cf. Wanner 1987:Kap.5, auch 1985).

7 Obwohl Lcn:h dies implizit aUmmt. es ist nicbt möglich, einen fUkll ZCiIpUllkt ftJr das Ende des LalA::ins und den Beginn der einzelDeo romaniscben Spracben anzugeben, da es sich hierbei um eine kotUiIIlIierliche Entwicklung handelt (cf. LiIdIke 1989: 10).

8 Die Arbeit VOll W_ (1987) ist nicht nur die umfangreichste Untersuchung. was die Anzahl der anaIysierten Tute beUifft, S<lIIdem auch die qualilllliv ~ Er unlerteilt die VOll ihm unlCl'SUCbten Texte bezilglich ihrer Tex1llOr1C CIIlSpedleDd der (vermutllchen) NlIhc bzw. Ferne zur gesprocbcnen Spracho und differenziert diesbezüglich die AuswetIIm&en aciner Aaalyac (cf. WanDel" 1987:139·145. a.x:h WanDel" 1985).

149

Als Ursache für das veränderte morphosyntaktische Verhalten sieht Wanner (1985,1987) allerdings nicht allgemeine prosodische Veränderungen als ausschlagge­bend an, wie sie in den meisten vorangegangenen Untersuchungen angeführt wer­den.9 Er streitet nicht ab, daß prosodische Faktoren hierbei durchaus eine Rolle ge­spielt haben. Sie haben seiner Ansicht nach jedoch vor allem nur Auswirkungen auf die morphophonologische Form der Pronomina. Die Entwicklung ihres Stellungs­und Klitisierungsverhaltens erklärt Wanner (1987) mit den syntaktischen Verände­rungen beim Übergang vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen. Anders als im Lateinischen steht das Verb in den frühromanischen Sprachen nicht mehr vorwie­gend in der Endposition. Kennzeichnend für die frühen romanischen Sprachen ist vielmehr die häufige Stellung des finiten Verbs in der ersten oder in der zweiten Po­sition. Dies hat nach Ansicht von Wanner (1987:423) eine "frequently accidental, i.e. non-teleological, juxtaposition between clitic and verb" zur Folge. Begünstigt wird diese Annäherung von Klitikon und Verb und schließliche proklitische Bindung des Klitikons an das Verb nach Meinung von Wanner (1987:424) durch die Kürzung der Satzlänge aufgrund pragmatischer Notwendigkeiten der gesprochenen Sprache:

"The approximation of the verb and the proto-clitic pronoun through re­duction in clause length is a pragmatic necessity of spontaneous speech si­tuations. Grammaticalization of verb initial clauses is an expressive device extended to become partially automatized in spontaneous speech. These two forces, aided by functionally bound and rather frequent medialization of the verb through D [=defmalized verb position, G.K.], produce the conditions necessary for the eventual reanalysis of pronoun pertinence and of verb po­sition: The pronoun becomes a syntactic dependent of the verb because it is syntagmatically linear with it [ ... ]."

Wanner (1987) betont, daß diese Entwicklung der verbbasierten, proklitischen Bin­dung der romanischen Objektspronomina erst zu einem Zeitpunkt einsetzt, als der typologische Wechsel vom SOV- zum SVO-Stellungsmuster in den romanischen Sprachen bereits abgeschlossen ist. Er weist darauf hin, daß insbesondere die Über­gangszeit vom Lateinischen zum Romanischen durch häufige enklitische Bindung der Klitika an das Verb gekennzeichnet ist. Die proklitische Bindung an das Verb ist so­mit erst eine spätere Entwicklung (cf. Wanner 1987 :238, auch Wandruszka 1980:69). Mit anderen Worten, die häufig vertretene These, daß die präverbale Stellung der ro-

9 Ebenso wie Meyer-Lübke oder I...en:h sieht auch Ramsden (1963) den Auslöser der proklitischen Bindung in all­gemeinen rhythmischen Veränderungen. Seiner Ansicht nach ~ der Übergang vom fallenden zum steigenden Rhythmus zur Folge. daß die in einigen wenigen SalZlypen - insbesondere in eingeleiteten Nebenslllzen - vornan­dene prlverbale Stellung des Klitikons schließlich PfS Analogie auf die anderen Satzl.ypell übertragen wurde:

"C ... ] I suggest !hat the change began in certain limited conditions where the pronoun anteposition was stiU lIeqlJeRt despite a genenll evolution IOwards posaposition. and that for rhythmic reasons fJISt, and afterwards for analogicaI RlIISOOS. this change Ihrived because it was in hannony with the changing rhytlun ofthe language." (Ramsden 1963:118)

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manischen Objektslditika ein Relikt der ursprünglichen SOV -Stellung des Lateini­schen sei (cf. z.B. Giv6n 1971:396, Otero 1975:155, Sasse 1977:124), erweist sich als empirisch nicht haltbar.

Unstrittig ist in der Literatur, daß der Übergang von der enklitischen zur prokliti­schen Bindung - und damit zur Bindung an das Verb - in den verschiedenen romani­schen Sprachen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingetreten ist. Im Spanischen ist er wesentlich später erfolgt als etwa im Französischen. Evidenzen dafür liefern "tbe two most notable characteristics of early Romance pronoun collocation" (Ramsden 1963:16), nämlich das Fehlen der lditischen Pronomina in der Anfangsposition und die Möglichkeit der Interpolation nicht-klitischer Elemente zwischen präverbalem Klitikon und fmitem Verb. Diese beiden Charakteristika sind im Altspanischen be­sonders ausgeprägt (cf. Olenery 1905, Ramsden 1963 sowie Rivero 1986a, 1986b, 1986c und Barry 1987) und bleiben bis in das XVll. Jhdt. hinein im Spanischen er­halten (cf. Rini 1990). Mit anderen Worten, erst ab diesem Zeitpunkt scheint sich im Spanischen die proklitische Bindung an das Verb endgültig durchgesetzt zu haben.

Aber selbst im modernen Spanischen ist die proklitische Bindung der klitischen Pronomina an das Verb keineswegs kategorisch. Wie in vielen anderen romanischen Sprachen gibt es zumindest noch Relikte der urspIiinglichen enklitischen Bindung (beim affirmativen Imperativ sowie in Sätzen mit infmiten Verben). Einzig das in Brasilien gesprochene Ponugiesisch hat die enklitische Bindung fast völlig aufgege­ben.

Im iberischen Ponugiesisch hingegen ist die enklitische Bindung der klitischen Pronomina bis heute weiterhin kategorisch erhalten geblieben. Das Portugiesische be­sitzt immer noch beide charakteristischen Merlcrnale der frühromanischen Pronomen­stellung (siehe Kapitel 4). Präverbale Klitika können vom Verb durch interpolierende Elemente getrennt stehen, und die postverbale Stellung der Klitika ist obligatorisch, wenn das Verb satzinitial auftritt. Die portugiesiSChen Klitika erscheinen darüber hin­aus auch dann stets enklitisch zum Verb. wenn der Satz mit einem Subjekt eingeleitet wird. Der Vergleich mit dem Altportugiesischen wird zeigen, daß hierbei die enkliti­sche Bindung am Verb im Neuportugiesischen sogar zugenommen und nicht abge­nommen hat, wie im Falle einer Tendenz hinzu einer proklitischen Bindung zu er­warten gewesen wäre.

Diese Tatsache wird in der Diskussion um die Entstehung der proklitischen Bin­dung in den romanischen Sprachen stets übersehen. Dies ist besonders erstaunlich bei der Arbei.t von Meyer-Lübke (1897). Denn obwohl er sich bei seiner Enldisentbeorie und seiner Theorie vorn Übergang von der Enklise zur Proklise insbesondere auf das Altportugiesische beruft, fehlt jeglicher Hinweis darauf, daß das moderne Portu~ giesisch die enklitische Bindung weiterhin kennt.

Im folgenden wird es mir nicht darum gehen, die hier knapp dargestellte Diskus­sion neu aufzugreifen und - zumindest für das Französische - die Frage nach dem

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Zeitpunkt des Übergangs von der Enklise zur Proklise neu zu erörtern. Angestrebt ist viehnehr eine Bestandsaufnahme der Eigenschaften und Verhaltensweisen der kliti­sehen Pronomina des Altfranzösischen bzw. Altportugiesischen (etwa des XIII. Jhdts.). Auf dieser Grundlage will ich in einem Vergleich mit dem modemen Franzö­sischen und Portugiesischen feststellen, welche Veränderungen bei den klitischen Pronomina eingetreten sind und wie diese möglichen Veränderungen im Rahmen der von mir vorgeschlagenen Analyse erklärt werden können. Ich werde zeigen, daß auch die Daten des Altfranzösischen und Altportugiesischen durch diese Analyse be­schrieben werden und zudem zusätzliche Evidenz für diese Analyse liefern.

5.2 Die kUtischen Personalpronomina im Altfranzösischen

Die Morphologie und Syntax der Personalpronomina im Altfranzösischen sind Ge­genstand vieler diachronischer Arbeiten. In allen historischen Grammatiken des Fran­zösischen nimmt die Darstellung der Personalpronomina einen breiten Raum ein (cf. z.B. Foulet 1919, Moignet 1973). Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl von Einzeluntersuchungen, die speziell der Morphosyntax der altfranzösischen Personal­pronomina gewidmet sind. Neben den bereits erwähnten Arbeiten von Meyer-Lübke, Melander oder Lerch sind hier vor allen die Arbeiten von Foulet (1924, 1935-36) so­wie von Franzen (1939), Moignet (1965) oder Harris (1978) hervorzuheben. Eine der wenigen generativen diachronischen Analysen der französischen Personalpronomina ist die Arbeit von Kok (1985).10

Ebenso wie im modemen Französischen können die Personalpronomina des Alt­französischen in gebundene und ungebundene Formen unterteilt werden. Traditionell werden diese Formen als 'schwache Formen' ('formes faibles') und 'starke Formen' ('formes fortes' oder 'pleines') bezeichnet. Diese Unterscheidung gilt im Altfranzösi­schen jedoch nur für die Objektspronomina, für die Subjektspronomina kennt das Altfranzösische zunächst nur eine Form. Somit ergibt sich folgende Tabelle für die Formen der altfranzösischen Personalpronomina des Xli. Jhdts. (cf. Foulet 1919:107, Moignet 1965:49, Kok 1985:18ff):

10 Vaa besonderem Inreresse sind außerdem die BeiIIlge in dem von P. HirschbOhler u. A. Rochette hemusgegebe­lIeQ Baod 7 (I988) der Zeitscluict Revue quibicoise de Iinguistique thiorique et appliquie (cf. z.B. Hirschbühler cl Junbr 1988. Lemieux 1988).

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(l) Die Formen der Personalpronomina im Altfranzösischen

Subjek~- ~bundene un!fcebundene pronomma Obje tspronomina Obje tspronomina

direkt indirekt reflexiv nicht-reflexiv reflexiv

masJfem. mas./fem. mas./fem.

I.Ps.Sg. je (jo, me jou,gie)

me me moi (mi) moi (mi)

2.Ps.Sg. tu le le le lOi (li) loi (ti)

3.Ps.Sg. il/ele le/la (le) Ii se lui/Ii soi (sei)

I.Ps.Pt. nos nos nos nos nos nos

2.Ps.PI. vos vos vos vos vos vos

3.Ps.Pl ilIeles les lor se eus/eles soi (sei)

5.2.1 Die Iditischen SubjekJspronomina im Altfranzösischen

Anders als im modemen Französisch sind die altfranzösischen Subjektspronomina, aus denen sich die klitischen Subjektspronomina des Neufranzösischen ableiten, nicht notwendigerweise klitisch gebunden. Obwohl sich bereits im Altfranzösischen Ver­änderungen andeuten, behalten sie ihren unabhängigen, nicht-klitischen Status "pendant toute la periode de rancien franyais" bei (Moignet 1973:127). Mit anderen Worten. jedes Subjektsklitikon des Neufranzösischen ist "une forme du cas sujet qui, aux origines de la langue, astatut de mot plein, predicatif, disjoint du verbe" (Moignet 1973:127).

Die altfranzösischen Subjektspronomina verhalten sich wie unabhängige Wörter (cf. Moignet 1965:87ff, 1973:127ff, Foulet 1919:149f,329ff). Sie können alleine auf­treten. d.h. sie benötigen keinen Partner, an den sie gebunden sein müssen (cf. Moignet 1973: 128):

(2) Et ce voilje que vos me tenes. - Jo? fait li peres. (Auc.:X,51)

Sie können vom Verb durch unabhängige, nicht-klitische Wörter getrennt sein (cf. (3» oder in elliptischen Äußerungen ohne Verb auftreten (cf. (4»(cf. Foulet 1919:150, Moignet 1965:98):

(3) ~~ Vait par !es rues dunt il ~ fut cointe (Alexius:212) n me semble que ce sero'1fOoiiiages trop granz, se il par ceste ayenture morOlt. (Queste:30,24)

(4) (a)

(b)

153

Nos en avromes le gaaing, e ill~ pe~ et le maaing. (per.:49Q?) Mes Je VOI que nus ne vos savrOit SI govemer et si maistrer con ge, qui votre sire suL (Villeh.:65)

Sie können außerdem zum Ausdruck eines Gegensatzes kontrastiv betont werden (cf. (5» oder mit einem anderen Pronomen oder Nomen durch eine Konjunktion verbun­den sein (cf. (6»(cf. Moignet 1973:127):

(5) Os! fait eil, por le euer que eil Sires eut en sen ventre! que vC!s plorastes_por un cien punat! ... Mais je doi plorer et dol frure. (Auc.:XXIV,42)

(6) (a)

(b)

Kar ja e la maignee mun ~re n'avum deservid vers tei si la mort nun. (QLR:96.XIX;28) Or poons nos bien dire que Je et vos ravons perdu. (Artu:36,30)

Des weiteren können die altfranzösischen Subjektspronomina durch ein Adverbial oder eine Apposition (cf. (7» oder durch einen Relativsatz (cf. (8» näher bestimmt werden. Dabei müssen Subjektspronomen und der Relativsatz nicht unmittelbar adja­zent zueinander stehen (cf. (8b»(cf. Foulet 1919:331, Moignet 1973:128):

(7) (a)

(b)

(8) ~~

( ... ) et donerent lor chevals amengier, et iI '9JJmes mengierent ce que il porent trover. (Villeh.: car il, ses cors, la comen~a et je apres (Artu: 1 ,57) J~mll en~i paroil a toi. (Narc.:473) Dltes mOl se vous savez ore se je vous ai m'amor donee mu sui haute dame honoree. (Ch.:784)

Im Gegensatz zu den gebundenen Objektspronomina können die Subjektspronomina außerdem in der Erstposition eines Satzes stehen (cf. Moignet 1973:127):

(9) (a) Dist Oliver: «Jo nel sai cument quere.» (Rol.:17(0) (b) Il est si fieble qu'il ne poet en avant. (Rol.:2228)

Eine weitere Besonderheit der altfranzösischen Subjektspronomina im Unterschied zu denen des modemen Französisch ist die, daß sie normalerweise nur zum Zwecke der Hervorhebung oder zum Ausdruck eines Gegensatzes realisiert wurden (cf. Richter 1903:51). Anderfalls wurden sie ausgelassen (cf. Foulet 1919:319, Moignet 1973:128):

(10) Li long penser, li grief sospir, les grans dolours,li fort complaint, li durs tourmens el euer lor maint. Dementent soi et nuit et jour; toute lor vie est en dolour; plorent, giement chascuns en soi. (pir.:128)

Das Altfranzösische war folglich eine Sprache, die Nullsubjekte erlaubte, und sie be­saß auch weitere typische Eigenschaften von Nullsubjekt-Sprachen. Es kannte keine expletiven Subjekte und verfügte über die Möglichkeit, das lexikalische Subjekt frei ZU iIlvertieren.

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Allerdings zeichnen sich bereits im XII. Jhdt. Veränderungen bzgl. dieser Null­subjekt-Eigenschaften ab. In einer Auswertung von Texten des XII. und XIII. Jhdts. beobachtet Moignet (1965:88ff) ab der zweiten Hälfte des XII. Jhdts. und ab dem be­ginnenden XIII. Jhdt. "une evolution rapide par laquelle l'usage du pronom sujet tend ase developper, de fa~on variable, certes, selon le niveau social du langage, mais de fa~on irresistible". Gemäß den Auszählungen Moignets, die mit den Ergebnissen zahlreicher anderer empirischer Untersuchungen zum Gebrauch der altfranzösischen Subjektspronomina übereinstimmen (cf. Foulet 1919:326f, Franzen 1939, Hermann 1964), nimmt im XIII. Jhdt. die Auslassung der Subjektspronomina immer mehr ab und ihre Verwendung wird - anders als in einer prototypischen Nullsubjekt-Sprache -zum Regelfall:

"Si, en ~s ancien fran~ais, l'emploi du pronom reste rare et generalement expressif\ repondant a une intention d'insistance ou d'opposition,)il devient par la suite plus frequent, puis courant et nonnal, sans qu'aucune nuance d'insistance stylistique se laisse percevoir. 11 devient la marque de la personne sujet. Dans la prose du debut du XIIIe siecle, c'est l'absence du pronom sujet qui devient relativement rare." (Moignet 1973:128)

Ab dem XIII. Jhdt. ist auch ein verstärlcter Gebrauch expletiver Subjekte zu beob­achten. Die ersten Belege fmden sich bereits früher, wie z.B. im Rolandslied und im Alexiuslied (cf. Garnillscheg 1957:118, Moignet 1965:96):

(11) (a) Dient Franceis: «Il nus i cuvent garde!» (Rol.:192) (b) Quant li jurz passet ed il fut anUltiet (Alexius:51)

Eine zunehmende Verwendung expletiver Subjektspronomina ist vor allem in der postverbalen Position zu beobachten. Regelmäßig erscheinen sie aber erst ab dem XV.-XVI. Jhdt. (cf. Gamillscheg 1957:118, Seefranz-Montag 1983:220f). In präverbaler Stellung bleibt ihre Auslassung allerdings bis in das modeme Französisch möglich (siehe Kapitel 4).

Nicht immer übereinstimmende Ergebnisse gibt es in den Untersuchungen über die altfranzösischen Subjektspronomina bzgl. der Frage, in welchen Kontexten sie zunächst verstärkt verwendet werden. Moignet (1965:95) und Foulet (1919:315) kommen bei ihren Auszählungen in altfranzösischen Texten zu dem Ergebnis, daß sich die Verwendung von Subjektspronomina zunächst in den Nebensätzen durch­setzt und dort ab dem XIII. Jhdt. die Regel darstellt. Foulet (1919:315) führt die Mög­lichkeit der Subjektsauslassung in Matrixsätzen darauf zurück, daß in diesen Sätzen die "Subjektsinversion" möglich ist.

Diese Beobachtungen werden auch in neueren Untersuchungen bestätigt. Adams (1987) und Vanelli et al. (1985) stellen sogar fest, daß Subjektsauslassungen im Alt­französischen ausschließlich in Matrixsätzen möglich sind und in Nebensätzen ausge­schlossen sind. Hirschbühler (1989) weist allerdings darauf hin, daß diese Annahme

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empirisch nicht haltbar ist. Auch in altfranzösischen Nebensätzen sind Nullsubjekte möglich. Thr Auftreten ist - ebenso wie in den Matrixsätzen - v.a. in Inversionsstruk­turen zu beobachten, die auch in altfranzösischen Nebensätzen vorkommen können (cf. auch Franzen 1939, Price 1966, 1973, Hirschbühler & Junker 1988).1l Damit wird der von Foulet beobachtete Zusammenhang zwischen Subjektsinversion und der Möglichkeit der Subjektsauslassung bestätigt. In diesen Kontexten der "Inversion" stellt Foulet (1919:319ff) einen hohen Anteil an Subjektsauslassungen fest. In Kon­texten hingegen, in denen das Subjekt präverbal steht, wird es in den von ihm untersuchten Texten in weitaus mehr als 90% der Äußerungen realisiert. Foulet (1919:326f) stellt außerdem in einem Vergleich verschiedener Textsorten fest, daß in Texten, die der gesprochenen Sprache am nächsten stehen (z.B. in dem Theaterstück Jeu de la FeuilIee), die Auslassung des Subjekts am seltensten zu beobachten ist. Er folgert daraus, daß "en par/ant on employait plus de pronoms personneis qu'en ecrivant" (Foulet 1919:327).

Obwohl sich demnach die regelmäßige Verwendung des Subjektpronomens schon ab dem XIII. Jhdt. im gesprochenen Altfranzösisch durchgesetzt zu haben scheint, bleibt die Auslassung des Subjekts bis ins XVI. Jhdt. hinein möglich. In Texten des XV. und XVI. Jhdt. ist sogar eine Zunahme der Subjekts auslassung zu beobachten (cf. Ernst 1901, Vance 1988). Dies ist vor allem wohl auf den latinisierenden Einfluß der Humanisten zurückzuführen und dürfte auf die gesprochene Sprache nur wenig Auswirkungen gehabt haben (cf. Gamillscheg 1957:117). Ab dem XVII. Jhdt. schließlich kann der Gebrauch der französischen Subjektspronomina als obligatorisch bezeichnet werden, er wird nun auch von den Granunatikem verlangt.

Parallel zu dieser Entwicklung der Zunahme der Subjektsverwendung ist eine An­näherung des Subjektspronomens an das Verb und damit eine Klitisierung an das Verb festzustellen. Bereits im frühen Altfranzösischen konnte das Subjektspronomen an das Verb gebunden sein. Dies war stets dann der Fall, wenn es postverbal stand:

"On notera pourtant que le pronom ne peut ainsi se separer de son verbe qu'a condition d'etre place avant ce verbe. S'il est place apres, il doit au contraire suivre immediatement le verbe; bien mieux, il fait corps avec lui et porte l'accent du groupe ainsi fonne." (Foulet 1919:150)

Es besteht demnach kein Zweifel, daß die postverbalen Subjektspronomina im Alt­französischen klitisch an das Verb gebunden waren. Moignet (1965,1973) betont, daß auch präverbale Subjektspronomina bereits an das Verb gebunden sein können. Er weist darauf hin, daß sie ab dem XIII. Jhdt. nur noch selten durch das Dazwischen­treten eines nicht-klitischen Elementes vom Verb getrennt sind. In aller Regel können nur "quelques mots grammaticaux atones", wie die Objektsklitika, die Adverbien i

11 Far einen Überbliek iiber die vmchiedenen UnlelSUChungen zum Subjeltlsgebrauch im Altfranzösischen cf. HirscbbUhler (1989).

156

und eil, die Negationspartikellle und das "adverbe intensif par", zwischen präverba­lem SubjeJctspronomen und dem finiten Verb stehen (cf. Moignet 1973: 120).

Unterstützt wird die Annahme. daß die Subjektspronomina bereits im Altfranzösi­schen klitisch gebunden sein konnten, durch die Beobachtung, daß sie auch mehrfach in einern Satz auftreten konnten (cf. Foulet 1935-36.1:302ff):

(12) (a) Et jo" je cuit si bien feries

(b) gue vos au 19f1g n'i ~ri~sja. (Cour.:596) Et tu. as Iu nens. Mari on , (Rob.:559)

Solche VerdoppelWlgen belegen. daß die Subjektspronomina unterschiedliche Funk­tionen im Satz besitzen, Mit anderen Worten, bereits im Altfranzösischen existierte eine UnterscheidWlg zwischen gebundenen und ungebundenen Subjektspronomina. Dabei gab es zunächst i.d.R. allerdings keine morphologische Unterscheidung, d.h. die in Tabelle (1) aufgelisteten Subjektspronomina konnten als 'schwache' und 'starke' Pronomina gebraucht werden: 12

"[ ... ) nous voyons les ~mes mots fonctionner tantöt comme noms pre­dicatifs de la personne - c'cst I'emploi dil 'tonique' du mOl personnel -, tantöt comrne signes purernent formeIs de 1a personne de reference du verbe -ernploi dit'atone', (Moignet 1965:106)

Bereits ab dem xm. JhdL ~ten außerdem in zunehmendem Maße die ungebundenen ObjeJctspronomina in der Funktion als Subjekt auf (cf. BfWlot 1905:415. Foulet 1935-36):

(13) Et lors en irons mci el vos apres le chevalier (Queste: 51,12)

Dieses Ersetzen der Subjektspronomina durch Formen der Objektspronomina. ist ein klarer Hinweis darauf. daß die eigentlichen Subjektspronomina nicht mehr eindeutig als Subjekte angesehen werden können und in zunehmendem Maße diese Funktion verlieren: Il

"Quand on se demande pourquoi je est remplace a I'occasion par moi, on est arnene a supposer que je etait devenu incapable, ou plutat devenait moins capable. de jouer le r6le d'un pronom accentue. Le fait esl si evident qu'il ne serail sans doute conteste par personne." (Foulet 1935-36J:266)

Für die von mir vorgeschlagene Analyse der klitischen Subjektspronomina im mo­demen Französischen im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie stellt sich an­gesichts dieser Beobachtungen die Frage, ob die unbetonbar und klitisch gewordenen Subjektsprooomina möglicherweise bereits im Altfranzösischen in INFL integriert

12 Die eanzige AunIIme büdel .. ~ der 1.PtrIao sinpIIr ,ii." i..d.It nur als 'startes· PronoIPCII veI' wcafIct wurde (d. FouJa 193'-36,1:304. Moipet 196$:S3. Rhcinfdder 1967:92).

I) lu1I diele EIItwictJuna der ~ ~ lOS den ObjebsponominaIormca wade ic:II ja dito - MIeilIlidlt lIIIw ..... ldI YCiI'WIiIe biazu v ... ., den ~ cIrdIIciIi&Ca Aufsm "IlII Foulet (193S-36) lIOWie., die ~ in Hanis (1978:11111).

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waren. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, daß schon im Altfranzösischen ein Sub­jektspronomen gleichzeitig mit einem Subjekt auftreten kann (cf. Ewert 1933:158, Raynaud de Lage 1962:50):

(14) (a) Mais saives hom, iJ deit faire message (Rol.:294) (b) Il ne set qu'iJ fait /i varJes (Jeu:542)

Außerdem zeigt die Überprüfung der Affixeigenschaften der Subjektspronomina, daß sie mindestens zwei der charakteristischen Eigenschaften von Affixen aufweisen. Sie haben einen sehr hohen Selektionsgrad bei der Wahl ihres Partners, da sie sich aus­schließlich an Verben binden. Außerdem dient das Verb als syntaktischer sowie als phonologischer Partner des Subjektspronomens.

Diese Beobachtungen deuten darauf hin, daß die Subjektspronomina bereits im Laufe der altfranzösischen Epoche zu Affixen geworden sind. Diese Entwicklung der altfranzösischen Subjektspronomina kann damit erklärt werden, daß sie "rcanalysiert" worden sind (cf. Lightfoot 1979, Adams 1987).14 Saltarelli (1989) nimmt an, daß diese Reanalyse darin besteht, daß dem I-Parameter zusätzlich die Merkmale für Ge­nus und Kasus hinzugefügt worden sind (siehe Kapitel 3). Dies hat seiner Ansicht nach zur Folge, daß die klitischen Subjekts- wie auch Objektspronomina als Markie­rer für Subjekt- und Objektskongruenz bzw. als Lizenzierer leerer Kategorien fungie­ren können. Gemäß der Analyse Saltarellis ist diese Erweiterung des I-Parameters auch ausschlaggebend für den Übergang von der Enklise zur Proklise. Subjekt- und Objektkongruenz schließt nach Ansicht von Saltarelli (1989:359) die enklitische Bin­dung der Pronomina aus, so daß durch die Erweiterung des I-Parameters die prokliti­sche Bindung obligatorisch geworden ist.

Saltarelli (1989) nimmt an, daß durch die Integrierung der klitischen Subjekts pro­nomina in INFL der Verlust der Verbflexionsendungen im gesprochenen Französi­schen ausgeglichen wird. Er schließt sich damit der häufig vertretenen Ansicht an, wonach der zunehmende Gebrauch der klitisch gewordenen Subjektspronomina im Zusammenhang mit dem Abbau der Verbflexion steht. Er nimmt an, daß als Folge der SchWächung der Flexionssuffixeis die Subjektspronomina klitisch an das Verb gebunden wurden und deren Funktion übernahmen (cf. auch z.B. Ewert 1933:157f). Den umgekehrter Schluß zieht Moignet (1965). Er vertritt die Annahme, daß die zu­nehmende Verwendung der Subjektspronomina zum Verlust der Verbendungen führte (cf. Moignet 1965:109).

14 Eine lOIcbe Reanalyse kam beim kiJIdIidIeII sprac:berwerb erfolgt lICin (cf. Lightfoot 1979, Adams 1981). Das bei8t. da8 Kinder beim Sprac:berwerb des AIdranzllsiscbeo die Subjeklspronomina • abweichend VOll der Gram­lIIIIik der ErwacblellenlpllChe - als AGR-MerkmaIe interpretiert haben. Sie 10sen dadurch einen Sprachwandel ... der die voIbdncIip Jmccricrun, der Subjckuprooomina in INFL zum Ergebnis hat.

J5 Foulet (l935-36,I:292) WCIIl~hin. daS bereill ab dem XIl Jhdt. die pboneIiscbe Realisicrwl, der Flexions-matierungea ftIr l'a1oo UIId N in da' gesprocbcncII Sprache fast vOUig aufgegeben war und schon der Reübit:ruaa Im beuIi&m . eoISpI'IICIl.

158

Eine andere, von Harris (1918) und Adams (1981) vorgeschlagene Erklärung rur den runetunenden Gebrauch der Subjektsklitika basiert auf der Tatsache, daß das Altfranzösische typische Eigenschaften einer Verb-Zweit-Sprache besitzt.16 Es ist -wie die meisten anderen frtihromanischen Sprachen im übrigen auch - dadurch ge­kennzeichnet, daß in Matrixsätzen das fmite Verb stets in der zweiten Position - un­abhängig von der Kategorie und grammatischen Funktion des Elementes, das in der ersten Position steht - auftritt (cf. Foulet 1919:307ff, Price 1971:146f). Adams (1987) sowie Hanis (1978) sehen einen Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Ge­brauch der Subjektsklitika und dem allmählichen Verlust des Verb-Zweit-Effekts. Er besteht ihrer Ansicht nach darin, daß im Altfranzösischen vor allem in Matrixsätzen leere Subjekte möglich waten. Adams (1987) nimmt an, daß nur in diesen Sätzen das leere Subjekt (pro) in der Subjektsposition lizenziert sein kann, da es vom fwten Verb, das nach CO angehoben tvorden ist, Iumonisch regiert wird. Dies ist Ansicht von Adams im Französischen nur von links nach rechts möglich ist. Der Verlust des Verb-Zweit-Effekts, d.h. der Möglichkeit, das Verb in Matrixsätzen nach CO zu be­wegen, hat demnach zur Folge, daß pro in der Subjektsposition nicht mehr vom flek­tierten Verb regiert sein kann und daher nicht mehr lizenziert ist. Somit bedeutet das Verschwinden der Verb-Zweit-Effekte den Verlust der Nullsubjekt-Eigenschaft und damit die Notwendigkeit. lexikalische Subjektspronomina zu verwenden.t7

Bei dieser Analyse wird jedoch übersehen, daß der runehmende Gebrauch der Subjektspronomina mit einer Klitisierung und Affigierung dieser Pronomina an das Verb einhergeht. Dies hat zur Folge, daß diese Pronomina nicht mehr als lexikalische Subjekte angesehen werden können, sondern vielmehr als Lizensierer leerer Subjekte.

d.h. daß das Französische weiterhin als eine Nullsubjekt-Sprache angesehen werden muß:

"FlOm a diachronie perspective. the development from Old French to modem

French maintains unchanged the syntactic composition of the I parameters, with its attendant null subject effect. The overt change is in the morphopho­nologica1 representation of the syntactic I-parameters." (Saltarelli 1989:36Of)

Die Umstrukturierung des französischen Pronominalsystems betraf im wesentlichen

die Subjektspronomina bzw. die Formen, die als Subjekte fungieren konnten. Die zu

16 Andere VoncbIIae leielI hi« IIUI' Imrz awIbnL ßruDOt (1966:226) siehl einen Grund fiIr die Verbreitung der Sub­jcklSpcnDina dIrin. dllllie .. SttIIzc rnr die prlYa'bII ~ Objetlstlitika dienen. Ftatubl (1939:145) fllbrt hinacgcu dea zundwncodco Gdxauch der SubjelaskJitiIIa auf die Tmdenz zurOck. das Agens vor der Hand· Imlg _ucIril.cbm. ßisweüeD wa1ien lUCb das frlnkische Substrat als AuslOeer bzw. FOrderet der SubjcklS..er­wendung anadIIIut (cf. Hilty 197'. Kucn 19S11111d dlgep arpmenIiemld Hunnius 1975).

11 Ilat Verlust des V2·Effebea ßIbn AdIIms (1987) auf eine Reanalyse im Verlauf des Spracbel'werbs Z\U'OCk. Im A11franzOsisc11cu babaI K.iIIcIcr die im Input immer hllufl,lCt WMIcncJcD Subjet1-Verb-Objett-5alze nicht mebr wie Etwacbsene 1IIIlysicn. Millrldl:n:o Wonea, wIhIaJd in der Erwacbsenalgramllllfik ein SVO-Salz auf die BeWe-8IlIII des Subjebes lIOWie des Verbs lIII:b SpezCP bzw. CO zlll'lk:kpRlhrt werden mu8le. findeo in der Kin· detgrImmaIit diele ßewe&unFa nic:bt SIIIl (d. AdIms 1987:25):

(i) ~"'~ R$NIlysede KiNIN !a~ Vjm.t;ljOn hpSVO}

159

AffIxen gewordenen Subjektspronomina wurden in INFL integriert, wodurch das Auftreten und die Interpretation von pro trotz des Verschwindens der verbalen Flexionssuffixe weiterhin gewährleistet blieb (cf. auch Kaiser & Meisel 1991: 132). Die Objektsklitika haben hingegen im Laufe der Entwicklung aus dem Altfranzösi­schen nur wenige Änderungen erfahren. Dies deutet darauf hin, daß sie bereits im Altfranzösischen an VO adjungiert waren.

5.2.2 Die klitischen Objekts pronomina im Altfranzösischen

Anders als die Subjektspronomina müssen die 'gebundenen' Objektspronomina des Altfranzösischen (siehe Tabelle (1» stets klitisch gebunden sein:

"Les formes faibles s'appuient sur un mot precedent ou un mot suivant avec lequel elles font un corps [ ... ]." (Foulet 1919:107)

Im Gegensatz zu den starken Formen können die schwachen Objektspronomina we­der allein auftreten (cf. (15» noch mit anderen Elementen mittels einer Konjunktion verbunden (cf. (16» oder in Kombination mit einem Adverbial, wie z.B. mesme, tuz oder seuLement, verwendet werden (cf. (17»(cf. Kok 1985:19,570f,Fn.3):

(15) (a)

(b) (a) (16)

Et bien sache Hector, se jamais le .J>uis trover en leuc, ou il ocira moi, ou je lui. (Troie:114,2Z) *n ocira moi, ou je le. et prioient Nostre Seignor qu'il venist quierre eis et loi. ~Oueste:137,5)

(b) 'Ellit Le et la dame portez. (c) *Ellit Le et La portez.

(17) (a) Adonfas, le fIz A~ft ...... se eslevad e sei me'ime eshalchad, si dist

(b) ~ue il renereit. ( LK:ll0,I,5) e se ~ esM chad.

Die Stellung der klitisch gebundenen Objektspronomina ist im Altfranzösischen sowohl vor als auch nach dem fIniten Verb im Satz möglich. Präverbal steht das Ob­jektsklitikon im Altfranzösischen stets dann, wenn sich vor dem Verb ein oder meh­rere lexikalische Elemente befanden. Die präverbalen klitischen Objektspronomina waren in der Regel stets proklitisch an das fmite Verb gebunden. Ebenso wie im heu­tigen Französischen kommt es im Altfranzösischen bei den Objektspronomina me, te, se, le und La zur Elision des Endvokals, wenn dem Pronomen ein vokalisch anlauten­des Verb folgt. Auch der Vokal des gebundenen Dativpronomens Li wird elidiert (cf. Foulet 1919:154, Kok 1985:68, Moignet 1973:37):18

18 Moignet (Im:37) betont. daß die E1ision bei den meisten prlvezbalen klitiscben Objektspronomina im gespro­ebenen AItfnmzösisch SIelS obligatOrisch war. auch wenn dies dwcl1 die Schreibweise bisweilen nicht zum Aus­drucIt kommt

"Les formes /Pfe. U!. se s'~1ident clevant voyelle. m!me si leur graphie ne le signale pas, • Dun:h Silbenauszlhlllll' in altfnulzOsischen Venen kann dieser Rllckschluß auf die altli:anzösische Aussprache &ezogieII wadt.o. DedutdI wiJd deudidl. daß die gebundenen Pronomina nicht als eigene Silbe gerechnet werden (cf. Moipct 1965:S4).

160

(18) (a)

(b) (19) (a)

(b)

(c)

E Deus m'en deliurt de tutes anguisses. (QLR:54,XXVI,24 ) Sll'amad un des fiz le rei, Amon par num. (QLR:80,XIII,I) Quist de nostre Seignur cunseil, mais respuns null'en fist ne

~ar sunJte ne p~pruveire ne par prophete. QLR:55 IXXVlII,6) . . , ,. , t quant 11 ot reconte son songe, SI pne le preudome qu 111 en

die la senefiance. (Queste:101,17) Et ill'en dist la vente; (Queste:53,126)

Abgesehen von anderen ebenfalls klitisch gebundenen Objektspronomina oder Pro­nominaladverbien können im Altfranzösischen in aller Regel keine weiteren Ele­mente zwischen präverbalem Objektsklitikon und dem Verb erscheinen. Es gibt nur wenige Belege für das Auftreten ungebundener Elemente zwischen Objektsklitikon und Verb (cf. Moignet 1965:62). Meist handelt es sich hierbei um das Adverb par (cf. (20», und nur in ganz seltenen Fällen können auch andere Adverbien dazwischen­treten (cf. (21):

(20) (21)

Qur mot Li mu: somes mesfait. (Ber.:2091) Ker je ne woil mes 9ue Sathan Oe toi face eschar n emgam, Ke il te ~ face aorer Ses idoles ne cultiver. (Eust.:335)

Trotz ihrer Seltenheit sind diese Beispiele der Interpolation ein möglicher Hinweis darauf, daß die präverbalen Klitika ursprünglich nicht proklitisch zum Verb, sondern enklitisch zu einem vorangehenden Element gebunden waren. Darauf deutet auch die Schreibweise in frühen altfranzösischen Texten hin, in der das Klitikon mit einem vorangehenden Wort zusammengeschrieben werden konnte (cf. Foulet 1919:158ff, Kok 1985:66f):

(22) ~~ Purguei nel me descuvres? (QLR:81,Xm,4) Mais, paTDiu le fil Marie, lon~ement n'i serait mie se];.1 puis fare. (Auc.:V,23-5)

Spätestens ab dem XII. Jhdt. wird von dieser Möglichkeit des Zusarnmenschreibens jedoch nur noch selten Gebrauch gernacht.19 In den Texten des XIII. Jhdt. fmdet Kok (1985) nur noch Kontraktionen des Klitikons mit dem Negationselement neo

Ein weiterer Beleg für die ursprüngliche enklitische Bindung der französischen ge­bundenen Objektspronomina ist die Tatsache. daß sie im Altfranzösischen sehr häufig postverbal auftreten. Zu einer solchen postverbalen Stellung kommt es, wenn sich das finite Verb in der Erstposition eines Satzes oder Satzteiles befmdet.2o Dies ist dann der Fall, wenn in Imperativsätzen (cf. (23» oder - was seltener vorkommt - in Aussa-

19 Für eine Zusammenstellung der im XII. Jhdl gebräuchlichsten Kontraktionsformen dieser An cf. Einhorn (1974: 145,App.B).

20 Steht vor dem Verb am Satzanfang die Konjunktion e(t). so muß das ObjektsJditikon ebenfalls postverbal erschei­nen (cf. z.B. Kok 1985:171):

(i) t mist la allit David. (QLR:38,xIX,13)

161

g.~sätzen das präverbale Subjekt nicht realisiert ist «cf. (124» oder wenn in Frage­satzen das Verb vor dem Subjekt steht (cf. (25»(cf. Foulet 1919:115ff, Foulet 1924 Moignet 1965:66ff, Kok 1985:171f) ,

(23) (a) n:tenes leI (S~lly:9~,65) (b) Sire, tu me balllas eIDe besanz: voiz {es ci. (Queste:63,30)

(24)

(25)

(a)

(b)

~~

Cil s'en revient lance levee au ya!let et ~eIl!ande li: '" (Per.: 1454) Falt lz sun 11t 0 11 pot reposer (Alexius:232) Si dist: Sire ai le je bien fait? (Per.: 1471) Conois la tu? {Queste:112,17-?18)

Ebenso wie die präverbalen Objektsklitika sind die postverbal auftretenden stets kli­tisch, und zwar i.d.R. enklitisch gebunden. Sie treten stets unmittelbar hinter dem Verb auf und können nicht - anders als nicht-klitische Objektspronomina - durch da­zwischenstehende Elemente vom Verb getrennt sein. Auch die Tatsache, daß sie in postverbaler Stellung betont sein können, ändert nichts an ihrem Status als Klitika (siehe Kapitel 1).21

Das Stellungsverhalten der klitischen Objektspronomina im Altfranzösischen zeigt, daß das Tobler-Mussafia Gesetz noch Gültigkeit hat. Demnach sind schwachtonige Elemente in der Erstposition eines Satzes stets ausgeschlossen. Satzinitial stehende Objektspronomina sind im frühen Altfranzösisch nur in der starken Form möglich (cf. Moignet 1965:65):

(26) (a) Tei cuvenist heIme e bronie a porter (Alexius:411) (b) Et moi doit eIe ami clamer?22 (Yvain: 1454)

Allerdings gibt es bereits ab dem Xll. Jhdt. Belege für die satzinitiale Stellung kliti­scher Objektspronomina. Dies ist zunächst nur in Interrogativsätzen zu beobachten (cf. Foulet 1919:118):

(27) (a) Me voIes vous tuer? (Jeu:392) (b) Ba! me connissies vos? fait Aucassins. (Auc.:XXIV,34)

21 Die Annahme von Kok (1985:171), daß postverbal stehende gebundene Objektspronomina nicht klitisch sind, ba­siert nur auf der Tatsache, daß sie in dieser Position betont sein können. Wie ich bereits in Kapitel 1 gezeigt habe, reicht jedoch das Betonungskriterium allein nicht aus, um klitische und nicht-klitische Elemente voneinander zu unterscheiden. Die postverbalen Objektspronomina, die keinen Akzent erhalten, sind nach Ansicht von Kok (1985) proklitisch gebunden. Die meisten der von ihr vorgelegten Beispiele deuten jedoch eher auf eine enklitische Bindung hin (cf. Kok 1985:174):

(i) (a) vel'stes le vos onques mes? (Artu:44,61) (b) sez /e tu? (Artu:40,7)

Aufgrund der Tatsache, daß die postverbalen Subjektspronomina im Altfranzösisc~n bereits klitisch gebunden waren, können die Objektspronomina in (i) nur enklitisch - zusammen mit dem Subjektspronomen - an das Verb gebunden sein, da die klitischen Subjektsprooomina nicht als Partner fungieren können.

22 Das unterschiedliche Stellungsverbalten der k1itischen und nicht-kIitischen Objektspronomina im Allfranzösische~ wird sehr schön deutlich, wenn man die von mir nach Förster zitierte Stelle mit der von Moignet (1973:132) ZI­

tierten Ausgabe vergleiche (i) Et clon 1M ele ami cJamer?

Statt der ungebundenen Form erscheint in der von Moignet zitierten Ausgabe (hrsg. v. M. Roques, CFMA, 1960) die gebundene Form des ProIJooleDS, die dann auch in der postverbalen Position stebL

162

In Aussagesätzen hingegen treten die klitischen Objektspronomina nur selten satz­initial auf. Dies hängt vor allem mit dem immer häufigeren Gebrauch der Sub­jektspronomina zusammen.23 Aus diesem Grund erscheint das Verb immer seltener in Erstposition, was hat zur Folge hat, daß die Objektspronomina in zunehmenden Maße in präverbaler Position stehen.

Das Ergebnis dieser Entwicklung ist letztendlich, daß die Objektsklitika fast kate­gorisch präverbal auftreten und proklitisch an das Verb gebunden sind. Eine Aus­nahme bilden nur die affinnativen Imperative, in denen die Objektsklitika ihre ur­sprüngliche enklitische Bindungsweise bis in das modeme Französisch erhalten ha­ben.

Unabhängig davon, ob sie prä- oder postverbal stehen, sind die klitischen Ob­jektspronomina i.d.R. eng mit dem Verb verbunden. Sie weisen allerdings noch nicht alle Affixeigenschaften auf, die die klitischen Objektspronomina im Neufran­zösischen besitzen. Der syntaktische und phonetische Partner können unterschiedlich sein (cf. (22)). Die Bindungsrichtung ist nicht einheitlich, und meist steht das Kliti­kon von seinem Partner durch Spatien getrennt. Fest steht jedoch, daß sich die kliti­sehen Objektspronomina des Altfranzösischen nicht wie 'volle' Nominalphrasen ver­halten. Aus diesem Grund kann nicht angenommen werden, daß sie in der Komplementsposition generiert waren, sondern es muß vielmehr angenommen wer­den, daß die klitischen Objektspronomina bereits im Altfranzösischen als Teil des Verbs unter VO generiert waren.

5.3 Die klitischen Objektspronomina im Altportugiesischen

In vielen historischen Grammatiken des Portugiesischen wird die Morphologie und Syntax der altportugiesischen Personalpronomina sehr ausführlich behandelt (cf. Pereira 1915, Dias 1918, Huber 1933 u.a.). Einen besonderen Schwerpunkt nimmt dabei vielfach die Beschreibung der Wortstellung ein. Hierzu gibt es auch einige Ein­zeluntersuchungen. Abgesehen von der Arbeit von Meyer-Lübke (1897), in der auf die Wortstellung der altportugiesischen Objektspronomina ausführlich eingegangen wird, ist hierbei vor allem auf Juca (1967) und auf zwei neuere umfangreiche, empiri­sche Untersuchungen, nämlich Ogando (1980) und Mattos e Silva (1989:838-859), hinzuweisen. Die einzigen, mir bekannten diachronischen Analysen der por-

23 Ernst (190 I) beobachtet zwar eine relativ häufIge Erststellung klitischer Objektspronomina in Aussagesätzen in Texten des XVI. Jhdts. Dies gilt vor allem aber für 'gehobene' Textsorten, in denen sich die auf den Einfluß des Humanismus zurückzuführende Tendenz widerspiegelt. Subjekte auszulassen; cf. die nach Ernst (190I:II0t) zi­tie~n Beispielsätze von Rabelais (OEuvres Ik Rah/ais, publ. par Burgaud des Marets et Rathery. seconde edition, Paris 1870/1873) und J. du Bellay (La de/lence et illustration Ik la langue {rancoyse. pub!. par Em. Persson. Paris 1892):

(i) (a) Me suffit vous avoir dit veritt (Rablais m, 52) (b) Vous souvienne de vostre ancienne Marseille (du Bellay DH 207.6)

163

tugiesischen Objektspronomina im Rahmen der generativen Grammatiktheorie stammen von Salvi (1990,1991).

Die Formen der Personalpronomina des Altportugiesischen können ebenso wie die des modemen Portugiesischen in Subjekts- und Objektspronomina unterteilt werden. Sie werden traditionell in 'betonte' und 'unbetonte' Pronomina unterschieden. Als 'unbetonte' Pronomina werden die gebundenen Objektspronomina bezeichnet, die ei­gene Dativ- und Akkusativformen aufweisen. Die ungebundenen Objektspronomina sowie die Subjektspronomina werden als 'betonte' Pronomina bezeichnet. Somit er­gibt sich die folgende Zusammenstellung der Personalpronomina des Altportu­giesischen (und des Altgalizischen)(cf. Huber 1933:148ff, Mattos e Silva 1989:212):

(28) Formen der Personalpronomina im Altportugiesischen

Subjekt~- ~bundene unrbundene pronomma Obje tspronomina Obje tspronomina

direkt indirekt reflexiv nicht-reflexiv reflexiv

mas./fem. mas./fem. mas./fem.

l.Ps.Sg. eu me mi,me me mi,mim mi,mim

2.Ps.Sg. tu te ti,te; te ti ti chi,che

3.Ps.Sg. el(W,ell ola !i,lhi, se el(WI si el( )a lhe el( )a

l.Ps.PI. nos nos nos nos nos nos

2.Ps.PI. vos vos vos vos vos vos

3.Ps.PI. eIes/etas os (us)las !is,lhis, se el(Ws/ si lhes,lhe el( jas

Es besteht kein Zweifel, daß die sogenannten unbetonten Pronomina des Altportugie­sischen klitisch, und zwar stets enklitisch, gebunden waren.

Die gebundenen Pronomina sind morphophonologisch eng mit dem vorangehen­den Element verbunden, wobei die gleichen phonologischen Regeln gelten wie im modemen Portugiesischen (siehe Kapitel 2). Sie verändern ihre e~gene sowie di~ m?r­phophonologische Form ihres Partners. Dies geschieht unabhängIg davon, o~ s~e SI~~ in postverbaler Stellung befinden und an ein Verb binden (cf. (29» oder ob SIe m pra­verbaler Stellung an ein vorangehendes Element gebunden sind (cf. (30»(cf. Meyer­LUbke 1897, Huber 1933:151, Williams 1938:151, Ali 1964:47, Ogando 1980,

Mattos e Silva 1989:838-859):

(29) (a) E deu lhes hüu filho e babtizaro no (Aleixo:1,19) (b) Matou-ho e come'-o (Esopo:lO)

164

(30) (a) Eu non na vi. (Amor:XXI.ll) (b) 0 bon rei en seu pode-la ten (Ajuda:10195)

Auch die altportugiesische Schreibweise deutet auf die enklitische Bindung der ge­bundenen Objektskpronomina hin. Sehr häufig waren sie durch einen Bindestrich oder durch Zusammenschreiben mit dem vorangehenden Element verbunden:

(31) (a) tomou-ha e meteo-ha no seo. (Esopo:26) (32) (a) per~toulhe e disselhe (Eufr.:359)

(b) e pedio aNosso Ssenhor quelhe desse fruyto (Eufr.:357)

Für Meyer-Lübke (1897:318) ist diese Schreibweise eine klare Evidenz für die enkli­

tische Bindung dieser Pronomina:

"Wenn schon geschrieben wird eute leixey ja [=Traite:389,17], eu cuidava quete deixado [=Traire: 389,18], efoi peralhe chagar [=Traite:389,26], [ ... ] so kann das doch nicht Zufall sein, sondern zeigt deutlich, daß für das alte Sprachgefühl die Pronomina Enklitika waren."

Des weiteren deutet die Tatsache, daß die gebundenen Objektspronomina des Alt­portugiesischen weder in der Erstposition noch hinter den schwachtonigen Konjunk­tionen e, ma(i)s sowie pero auftreten können, auf deren enklitische Eigenschaften hin (cf. Mattos e Silva 1989:847):

(33) Tanto que chegou ao Ryo de Jordarn, braadoulhe hüa voz e levouo aaquel moesteiro ( ... ) (Egip.:367)

Während die Nachstellung der Pronomina in (33) auch "aus einer Abneigung gegen tonlose Wörter arn Satzanfange" (Meyer-Lübke 1897:318) erklärt werden kann. kommt diese Erldärung für die Sätze in (34) nicht in Frage. Anders als im Altfran­zösischen können im Altportugiesischen die gebundenen Objektspronomina auch in Sätzen, in denen das Verb nicht satzinitial steht, postverbal auftreten. Sie stehen sehr

häufig dann enklitisch zum Verb, wenn der Satz durch ein lexikalisches Subjekt ein­geleitet wird (cf. Ogando 1980:260f).

(34) (a) e el escreveos (Traite:383,28) (b) Et el rrey dom Rrarniro espertouse. (PCG:3,28)

Eine weitere deutliche Evidenz für das enklitische Bindungsverhalten der gebun­denen Objektspronomina liefert die Beobachtung, daß sie in präverbaler Position vom Verb durch dazwischentretende nicht-klitische Elemente getrennt sein können.24

Diese Möglichkeit der Interpolation ist im Altportugiesischen - sowie im Altspanischen - sehr ausgeprägt (cf. Meyer-Lübke 1897, Chenery 1905, Ramsden 1963, Rini 1990). In den meisten Fällen handelt es sich um die Negationspartikel

24 Verwirrend ist, daß in der Literatur sehr häufig die Begriffe 'Enklise' und 'Proklise' mit 'Vor'· und 'Nachstellung' gleichgesetzt werden. Besonders irritierend ist dies vor allem dann, wenn bei Äußerungen mit präverbalem K1itikon, das entweder dweh ein inlelpOlierendes Element vom Verb getrennt steht oder an das vorangehende Ele­ment in der Schriftsprache durch Bindestrich oder Zusammenscbreibung verbunden ist, von Proklise gesprochen wird (cf. z.B. Manos e Silva 1989:840ff).

165

mio,. die zwischen dem Klitikon und dem Verb erscheint. Allerdings können auch nommale Elemente oder Adverbiale dazwischentreten (cf. Mattos e Silva 1989:840, Ogando 1980:277-282, auch Meyer-Lübke 1897:316):

(35) ~a} g~e ° nö sey dizer (Traite:382,22) nuu fom~ ondeo ell mandara meter (Traite:382,15) e~ que 1hz 0 Nosso Senhor e nosso meestre lesu Cristo dissera. (Greg.:1.5.76)

(d) de seu cavalo de que ° primeiramente derribaron. (Greg.:1.2.44)

~ie ~reits aufgezeigt worden ist, gibt es auch im modemen Portugiesisch die Mög­lichkeit der Interpolation. Es scheint zwar weniger häufig von ihr Gebrauch gemacht zu werden, dennoch zeigt sich, daß damit eine der charakteristischen Besonderheiten der altromanischen Objektspronomina (insbesondere des iberoromanischen Sprach­~ebiets) im modemen Portugiesischen noch erhalten geblieben ist.25 Außerdem gilt lID modemen Portugiesischen weiterhin die in allen altromanischen Sprachen gültige Beschränkung, daß gebundene Pronomina nicht in der Erstposition erscheinen kön­nen. Mit anderen Worten, die besonderen Eigenschaften, durch die sich die klitischen

Pronomina des moderenen Portugiesisch von denen der übrigen romanischen Sprachen . unterscheidet, waren bereits im Altportugiesischen vorhanden. Im Gegensatz zu den übrigen romanischen Sprachen hat das Portugiesische diese Eigen­

schaften bisher nicht verloren. Im Anschluß daran stellt sich die Frage nach dem Affixstatus klitischer Ob­

jektspronomina im Altportugiesischen bzw. nach den diesbezüglichen Gemeinsam­keiten zwischen alt- und neuportugiesischen Objektsklitika. Ebenso wie im modemen Portugiesischen weisen die Klitika im Altportugiesischen zwar einen relativ geringen Selektionsgrad bei der Wahl ihres Partners auf, da sie sich an Elemente verschiedener Kategorien binden können. Sie verhalten sich jedoch aufgrund der ausschließlichen enklitischen Bindungsweise einheitlich hinsichtlich ihrer Bindungsrichtung. Außer­dem sind sie in der Schriftsprache häufig per Bindestrich oder durch Zusammen­schreiben mit ihrem Partner verbunden (cf. (31)-(32». Daruber hinaus kann die Bin­dung an ihren Partner zu morphophonologischen Veränderungen an dessen Form füh­ren. Im Unterschied zum modemen Portugiesisch kann im Altportugiesischen auch die morphophonologische Form von einem nicht-verbalen Partner eines Objektskli­

tikon verändert werden (cf. (30b». Eine unabhängige Evidenz für die Annahme, daß die altportugiesischen Objekts­

klitika bereits Affixe waren, kann in der Entwicklung der Flexionsendungen zur Mar­kierung des Futurs und des Konditionals gesehen werden. Hierbei handelt es sich um die Fonnen des Auxiliars haver, die ursprünglich unabhängig vom Verb auftraten (cf. 36a) und später als Affixe suffigiert wurden (36b) (cf. Ogando 1980:262, auch Sten

1944:55-58):

25 Im Spanischen ist diese MOg1icbIceiI der JntelpOlation spIIIeStens im xvn. Jhdt verIoren gegangen (cf. Rini 1990).

166

(36) (a) Fazello er. (PCG:29,12) (b) e vos sabe-lo-edes (Escamho:66,34)

Die Tatsache, daß das Klitikon auch dann zwischen dem Verb und dem Auxiliar auf­treten konnte, nachdem das Auxiliar zum Affix geworden war, bedeutet, daß das Kli­tikon ebenfalls zu einem Affix geworden ist. Somit liefert die Affigierung des Auxi­liars haver Evidenz dafür, daß auch die Objektsklitika zu Affixen geworden sind (cf.

Ogando 1980:262): Es zeigt sich also, daß die portugiesischen Objektspronomina bereits in frühroma­

nischer Zeit Mfixstatus aufwiesen. Sie waren außerdem - ebenso wie die Objektspro­nomina des heutigen Portugiesisch - stets enklitisch gebunden. Lediglich hinsichtlich des Stellungsverhaltens kann ein Unterschied zwischen dem Alt- und dem Neuportu­giesischen ausgemacht werden. Während im modemen Portugiesisch das Klitikon kategorisch postverbal erscheint, wenn der Satz durch ein Subjekt eingeleitet wird (siehe Kapitel 4), kann es im Altportugiesischen sowohl vor als auch nach dem Verb stehen (cf. Huber 1933:154, Ogando 1980:26Of, Mattos e Silva 1989:844, Salvi 1990:178):

(37) ~~

(38) ~~

o seu hornen lhi disse. (Greg.:1.8.25) o enmiigo a atonnentava (Greg.:1.24.19) E el perdoo-lhis logo. (Greg.:2.12.14) E eIe espantou-se muito daquela petiyon. (Greg.:1.4.7)

Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß das Altportugiesische eine Verb-Zweit-Spra­ehe gewesen ist (cf. Ribeiro 1991), kann meiner Ansicht nach diese Stellungsvaria­tion der altportugiesischen Objektsklitika erklärt werden. Sie kann darauf zurück­geführt werden, daß das Altportugiesische sich in einem "momento de transici6n da lingua" befand, "e por iso dous contextos similares poden oferecernos duas soluci6ns diferentes" (Ogando 1980:253). Das Altportugiesische verfügte einerseits über den Verb-Zweit-Effekt und damit über die Möglichkeit, in einem Matrixsatz das Verb

nach CO und das Subjekt nach SpezCP zu bewegen. Andererseits war diese Anhebung - anders als es bei einer typischen Verb-Zweit-Sprache der Fall ist - nicht obligato­risch. Für die Stellung der Klitika bedeutet dies, daß es nur bei der Verbanhebung nach CO - und damit verbunden der Subjektsanhebung nach SpezCP - präverbal er­scheint. In diesem Fall wird es zusammen mit dem Verb nach CO angehoben unden­klitisch an das vorangehende Subjekt gebunden. Wird das Verb nicht angehoben werden, verbleibt auch das Klitikon innerhalb der IP und bindet sich enklitisch an das Verb.

Der allmähliche Verlust der Verb-Zweit-Effekte erklärt somit die in vielen hi­storischen Grammatiken des Portugiesischen gestellte Frage, "warum das Pronomen

das eine Mal nach dem Subjekt, das andere Mal nach dem Prädikat steht" (Huber 1933:154). Gleichzeitig liefert die diachronische Analyse auch eine Erklärung für das

Stellungsverhalten der Klitika im heutigen Portugiesisch. Die präverbale Stellung der portugiesischen Objektsklitika resultiert daraus, daß es zusammen mit dem Verb nach

167

CO angehoben wurde und danach an das vorangehende Element in der SpezCP-Posi­tion klitisierte. Dies war ursprünglich stets dann der Fall, wenn der CP-Knoten ent­sprechend "aktiviert" war. Während das portugiesische Verb jedoch in zunehmenden Maße diese Fähigkeit verloren hat, sich nach CO zu bewegen, haben die Klitika of­fensichtlich diese Eigenschaft beibehalten. Das heißt, sie werden stets dann - unab­hängig vom Verb - nach CO angehoben, wenn der CP-Knoten lexikalisch belegt oder "aktiviert" ist. Im Gegensatz zu Verben weisen sie dabei die zusätzliche Besonderheit auf, daß sie auch dann nach CO bewegt werden, wenn diese Position lexikalisch belegt

ist. In diesem Fall kommt es zur Inkorporierung.

168

6. Schlußbemerkung

Die hier vorgelegte Untersuchung der klitischen Personalpronomina im Französi­schen und Portugiesischen hat deutlich gemacht, daß sowohl die klitischen Sub­jektspronomina des Französischen als auch die klitischen Objektspronomina des Französischen und Portugiesischen als Flexionsaffixe analysiert werden können. Die klitischen Personalpronomina bei der Sprachen besitzen nicht nur alle Eigenschaften von klitisch gebundenen Elementen, sondern weisen darüber hinaus eine Vielzahl von Charakteristika auf, durch die typischerweise Affixe gekennzeichnet sind. Auf­grund dieser Beobachtung wird die These vertreten, daß die klitischen Pronomina in beiden Sprachen als Kongruenzmarkierer fungieren.

Zusätzliche Unterstützung erfährt diese Anahme durch die Analyse von Datenkor­pora der gesprochenen Sprache. Dabei konnte festgestellt werden, daß in beiden Sprachen Klitikverdoppelungen, d.h. Äußerungen mit einem nicht-dislozierten Sub­jekt bzw. Objekt und einem koreferenten Klitikon, vorkommen. Solche Klitikverdop­pelungen sind insbesondere mit französischen Subjektsklitika zu beobachten. Die Auswertung der Daten zeigt, daß die überwiegende Anzahl der nicht-klitischen Sub­jekte zusammen mit einem koreferenten Subjektsklitikon verwendet werden. Dies be­stätigt die Annahme, daß die französischen Subjektsklitika nicht als pragmatisches Mittel zur Hervorhebung von Subjekten eingesetzt werden, sondern lediglich der Markierung der Subjekt-Verb-Kongruenz dienen und folglich grammatisiert sind.

Auch die klitischen Objektspronomina sowohl des Französischen als auch des Portugiesischen können innerhalb einer Äußerung in einer Kongruenzbeziehung zu einem nicht-klitischen Objekt stehen. Obwohl solche Äußerungen weitaus seltener anzutreffen und in einem eingeschränkteren Maße möglich sind, als dies im Französi­schen mit einem Subjekt und einem Subjektsklitikon der Fall ist, liefert allein die Tatsache, daß solche Äußerungen überhaupt vorkommen, eine zusätzliche Evidenz für eine Analyse der Objektsklitika als Kongruenzaffixe.

Ein Blick auf die diachronische Entwicklung macht deutlich, daß die klitischen Objektspronomina diese Funktion offensichtlich bereits im Altfranzösischen bzw. im Altportugiesischen ausübten. Die französischen Subjektsklitika hingegen konnten -zumindest im frühen Altfranzösisch - auch als ungebundene Pronomina verwendet werden. Gleichzeitig mit dem zunehmenden Wegfall der morphologisch realisierten Verbflexionsendungen ist eine immer enger werdende Bindung der altfranzösischen

169

Subjektspronomina an das Verb zu beobachten, die schließlich zur Klitisierung bzw. Mfigierung geführt hat.

Für eine Analyse im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie folgt daraus, daß das Französische - ebenso wie das Portugiesische und alle anderen romanischen Sprachen - parametrisch als Nullsubjekt-Sprache festgelegt ist. Mit den affigierten Subjektspronomina verfügt es über Mittel, die die Identifizierung lexikalisch leerer Subjekte erlauben. Zusätzliche Evidenz für diese Annahme liefert die Beobachtung, daß im Französischen Subjekte auch frei invertiert werden können. Somit verfügt das Französische über eine weitere typische Eigenschaft von Nullsubjekt-Sprachen. Des weiteren folgt aus der Analyse der klitischen Personalpronomina als Kongruenz­affixe, daß im Französischen vnd Portugiesischen auch leere Objekte identifiziert werden können und in beiden Sprachen ein möglicher Nullobjekt-Parameter positiv fixiert sein muß.

170

7.1

Alexius:

Artu:

Aue.:

Ber.:

Ch.:

Cour.: Eust.:

Jeu:

Narc.:

Per.:

Pir.:

QLR:

Queste:

Rob.: Ro!.:

Sully:

Troie:

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

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Index

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Bauche, H. 110 Belletti, A. 114, 140 Bello, D.A. 48 Beninca, P. 13 Benveniste, E. 11 Bergaigne, A. 16f Blanche-Benveniste, C. 105 Bloomfield, L. 19 Borer, H. 15, 17f, 22, 24, 55, 60,72-74,78,

82, 85ff, 117f Bosch, P. I1f Bossong, G. 118ff, 132, 134 Bouchard, D. 79,125 Brandi, L. 89,97ff, 116 Bresnan, J. 143 Brunot, F. 156, 158 Burzio, L. 13,60,67,78,82, 85f, 96ff Busch, U. 15 Bußmann, H. 11, 16f, 20, 61 Camara Jr., 1. Mattoso 41 Carroll, S. 87,93,104,117, 119ff, 123, 125 Carstairs, A. 16-24,27 Carvalho, J. Brandäo 46, 135 Casteleiro, J. Malaca 122, 132 Chenery, W.H. 150,164 Chomsky, N. 12f,19,49, 55, 63, 72-76, 78-

83, 85f, 92, 99, 101f, 104,114, 123f, 127ft, 138

Cinque, G. 121 Cintra, L.F.L. 17,40, 42f,45f, 102, 135 Cole,P. 130 Comrie, B. 66 Confais, J.-P. 51 Contreras, H. 50 Cordin, P. 89, 97ff, 116 Couquaux. D. 95f, 106 Crysmann, B. 74 Cunha, C. 17, 40, 42f, 45f, 102, 135 Cyrino, S.M. Lazzarini 41, 139 Darmesteter, A. 88 Decat, M.B. 122 Dedenbach, B. 18f Defmitheitseffekt 103 Dias, A.E. da Silva 58, 162 Diez, F. 88 Dinnsen, D.A. 50 Di Sciullo, A.-M. 72, 85ff, 118 Dislokation 93f, 98, 112, 12Off, 125, 132,

143

187

D6ria, A. de Sampaio 140 Duarte, I. Silva 47,76f, 122, 129, 132, 138,

l40ff Duarte, M.E. Lamoglia 41 Einhorn, E. 160 Emonds, J. 5Of, 69ff, 114, 140 Endoklise 17 Enklise 16f,46, 135, 147f, 15Of, 157, 164 Enklisentheorie 147f,150 Ernst, G. 155, 162 Ewert, A. 157 Fabb, N.A. 73 Farren. P. 41, 138f Fem:iro, X.X. 140 Fiengo, R. 63ff Figueiredo, C. de 140 Foulet, L. 145,151-159, l60f Fran~ois, D. 31,36 Franzen, T. 151, 154f, 158 Frei, H. 110,122 GaIves, C.M. Chambelland 41, 138ff, 143 Gamillscheg, E. 154f Garc{a, E.C. 57 Garde, P. 20ft 33 Gemoll, W. 16 Gessner, E. 146 Gitterman, M.R. 63ff GivOn. T. 12,23,59, 150

188

Grafström, A. 36 Grasserie, R. de Ia 118 Grevisse, M. 11,29, 31f, 34, 36,39, 109,

122f Gross, M. 52f Haegeman, L. 60 Haiman, J. 13 HaIe, K. 12, 23, 59, 95, 143 Halle, M. 19 Harris, M. 112, 120f, 151, 156, 158 Hausmann, F.J. 36 Hurtado, A. 86 Heger, K. 119 Herman, G. 17 Hermann, J. 154 Herschensohn, J. 50,53,56, 63f Herslund, M. 20, 42f, 135 Hetzron, R. 50f Hilty, G. 158 Hirschbühler, P. 122, 151, 154f Homstein, N. 101 Huang, C.-TJ. 130, 137f Huber, J. 162f, 166 Hulk, A. 31,93,96, l00ff, 116, 118, 127 Hundertrnark-Santos Martins, M.T. 40, 46,

122f,132 Hunnius, K. 88, 109, 158 Iauidou,S. 114,124 Inkorporation 95 Interpolation 42,46, 135, 143, 150, 160, 164f Inversion

Freie Inversion 82,102, 115 Komplexe Inversion 38,91, 93ff, 97 Stilistische Inversion 91 Subjektsklitikon-Inversion 38, 9Of, 95,

130 Subjekt(-Verb)-Inversion 26,38, 89f, 154f

Jaeggli, O. 18,21,36,52,57, 6Of, 67ff, nff, 76,80-87,93,97ff, 114f, 117, 127, 129, 137

Jakobson, R. 11 Jeanjean, C. 105, 112 Jeffers, RJ. 15 Johnson, K. 95 Joly, A. 11 Juca (Filho), C. 17,43,162 Junker, M.-O. 155 Kaiser, G. 18, 88, 100, 106, 122, 159 Kaisse, E.M. 18ff, 24, 26f Kasusabsorption 83 KalO, M.A. 41,102,139

Kayne, R.S. 18f, 3Of, 33ff, 38,44,52-56.59-63,65, 67ff, 71f, 75f, 81f, 89-93, 95f, 117, 127

Kaynes Generalisierung 81f, 127 Kaynesches Paradoxon 52 Kette 76, 85f, 101, 118, 127 Kiesler, R. 104f, 118, 120, 132f Kis, E. 119 Klavans, J.L. 17-25,27,33,45, Klein, H.-W. 51 Klima, E.S. 11,52 Klitika

einfache Klitika 27f inhärente Klitika 54f, 59ff, 67-71,117 spezielle Klitika 28, 37f, 45

Klitikbewegung 49-53, 55ff, 59f, 63ff, 68-72, 78,117

Klitikverdoppelung 57,60,68,71,73,78, 81-85,117, 119ff, 123-127, 131ff, 143, 168

Klitisierung 15ff, 24, 64, 72, 95, 143, 146, 149, 155, 158, 169

Koch,P. 105 Kok, A. de 146, 151, 159ff Koopman, H. 129 Körner, K.-H. 119, 120-123, 132 Kretschmer, P. 118 Kuen, H. 89, 158 Kuroda, S.-Y. 94, 124 Lambrecht, K. 18, 32f, 36f, 100, 107, 11D-

113, 115, 120f Langacker, R.W. 89,92f Lapointe, S.G. 31, n, 88,118 Larsson, E. 94, 112, 120f Lasnik, H. 79 Laum,B. 16 Le Bidois, G. 29 Le Bidois, R. 29 Leclere, C. 6lf Lees, R.B. 11,52 Lehmann, C. 12,23, 119 Lehmann, W.P. 12 Lemieux, M. 34,151 Uon, M. 33f, 93f Uon,P.R.32 Lerch, E. 17, 147ff. 151 Lightfoot, D. 101, 157 Llorente, A. 118ff,126 Longacre, R.E. 18 LUdtke, H. 148 Manzini, M.R. 13 Marantz, A. 12

Martinet, A. 119 Martinon,P. 19,52,89 Mattos eSilva, R.V. 162-166 Matthews, A. 104, l34 Matthews, P.H. 17,19f Matthews, S.I. 94,104,107 Mchambo, S.A. 143 Meier, H. 41 Meisel, I.M. 12,18,88, 100, 105f, 123f, 159 Melander, J. 148,151 Melis, L. 95ff, l00f, 103, 109, 116 Mendes da Luz, M.A. 40 Meriggi, L. 119 Mesoklise 17, l33ff Meyer-Hennann, R. 105 Meyer-Lübke, W. 17,88, 146-151, 162-165 Meyn,L. 119 Moignet, G. 11,151-157, 159ff Monctejar, J. 118ff, 126 Monville-Burston, M.A. 50 Morin, Y.-C. 3lf, 34, 36f, 61-64,110 Morphologische Unifonnität 114, 129, 137 Muller, Ch. 35, 104, 109 MuHer, Cl. 3lf, 93,110, 127 Müller, N. 124, 142 Mussafia, A. 146 Muysken, P. 18 Navarra Tomas, T. 20 Nida, E.A. 19,24,28 Nunes, I.M. 13 Obenauer, H.-G. 89 Objektskonjugation 118f, 126 Objektskongruenz 115, 118, 126, 128f, 133,

137,157 Oesterreicher, W. 105 Ogando, V. 162-166 Otero, C.-P. 59, 148, 150 Parameter

Nullobjekt-Parameter 169 Nullsubjekt-Parameter 13, 102, 115 I(NfL)-Parameter 77, 157f

Pereira, E.C. 162 Perlmutter, D.M. 34,48-51,56,61,63,69 Petruck,C. 17,104 Pike, K.L. 17 Pinchon, E. 88 Pinchon, J. 13, 29 Pizzini, Q.A. 66f Pohl,J. 122 Pollock, J.-Y. 74,89,114, 124, 140 Pontes, E. 122 Posta!, P.M. 12

Präfixtheorie 88, 97 Price, G. 155, 158 Prinz, M. 17ff, 24f, 27, 37 Proklise 16f, 147, 15Of, 157, 164 Pullum, G.K. 18, 24ff, 47 Quicoli, C.A. 65f Ramsden, H. 146, 148f, 150, 164 Raposo, E. 123, 129, 137ff Raynaud de Lage, G. 157 Renzi, L. 13,89,98 Rheinfelder, H. 156 Ribeiro, I. 166 Richter, E. 153 Riemsdijk, H.v. 142,163 Rigau, G. 13, 89 Rini, I. 119, 126, 150, 164f Rivas, A.M. 15,56-60,68, 71f Rivero, M.-L. 126, 150

189

Rizzi, L. 34, 76f, 86, 89,93-96, 98ff, 102f, 106, 113ff, 129-131, 140, 142f

Roberge, Y. 83,86,98, l00ff, 104, 113, 116,

129ff Roberts, I. 34,93ff, 106, 142f Rochette, A. 151 Roeper, T. 101 Rojas, J.N. 50 Römer, R.G. 20f Ronat, M. 35,93f, 119, 121, 125 Rothe, W. 46,119-122, 133f Rouveret, A. 64f,l4Off Ruwet, N. 13 SafU", KJ. 89,93,97,99, 102f, 114f, 129,

137 SOOto, M. 79 Saltarelli, M. 76f, 129, 140, 148, 157f Salvi, G. 135,140-143,146,163,166 Sandfeld, K. 13, 29f, 35,52, 88f, 112 Sandhi-Regeln 20, 32f, 42 Sankoff, G. 100, l07f, 111ff Sasse, H.-I. 59 Schane, S.A. 32f, Schlyter, S. 105 Seefranz-Montag, A.v. 154 Seemann,G.74 Sei ver, G.O. 58 Seuren, P.A.M. 50f Söll, L. 36, 105 Sommerstein, A.H. 20 Spitzer, L. 41 Sportichc, D. 74, 129 Sprachen

Asturlanisch 140

190

Aztekisch 18, 126 Baskisch 118 Deutsch 18,24-27, lOS, 142 Florentinisch 116 Fränkisch 26, 158 Galiz~ch 40,42,102,140,163 Georgisch 126 Griechisch 16f, 20 Hebräisch 73 Italienisch 13,50,67,75, 82, 89, 96, 98ff,

92, 115, 119, 146 Katalanisch 119 Lateinisch 16f, 77,121,145,147-150 Luiseiio 18 N ganhcara 24 Pashto 18,50 Rätoromanisch 13 Rumänisch 58.68.73.117. 119f Sardisch 120 Setbokroatisch 27 Spanisch 13,21. 48ff, 56-59, 61, 66ff, 71f,

80-85. 117, 119f. 126, 146, 150, 164f Tagalog 15 Trentinisch 98ff, 113f, 116 Ungarisch 115,118,126, 133f

Stechow, A.v. 22 Steele, S. 18,23 Stempel, W.-D. 122 Sten, H. 165 Stemefeld, W. 22 Stolz, T. 42, 115, 119f, 126, 134 Stourdze, C. 105 Strohmeyer, F. 51 Strozer, J.R. 13, 18, 52,56-60,68, 71f Suffigierung 135, 140 Suiier, M. 50, 82ft', 130 Swahili 126 Szabo, R.K. 50 Tarallo, F. 102 Tegey, H. 18,50 Tesniere, L. 119, 133 Thumeysen, R. 146 Tobler, A. 146 Tobler-Mussafiasche Gesetz 146,161 Torrego, E. 80 Tuller, L.A. 131 Ulleland, M. 146 Uriagereka, J. l40f Vance, B. 155 Vanelli, L. 13, 89,98 Vazquez Cuesta. P. 40 Vendryes, J. 17

Verb-Zweit-Effekt 143, 158, 166 Vergnaud, J.-R. 64f Vianna, A.R. Gon~alves 42 Vinet, M.-T. 98,100,131 Wackernagel, J. 16,146f Wackernagels Gesetz 17 Wandruszka, U. 150 Wanner, D. 16, 18f, 42, 50f, 145-148ff Wartburg, W.v. 88 Wasow, T. 12, 18 Wehrli, E. 13 Weinrich, H. 32 Wiese, R. 18 Williams, E. 101,142,163 Williams, E.B. 43 Zribi-Hertz, A. 125, 131 Zubizarreta, M.-L. 102 Zwicky, A. 15,17-28,37,47,64

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