Bericht i]ber die FebruarsRzung 1907. 311

v. L u c a n u s und v. Qu i s to rp fiber Fluggeschwindigkeit und Ortssinn. Herr v. Q u i s t o r p beobachtete ffir Kr~ihen eine Ge- schwindigkeit yon lS/~--2 km ftir die Minute, Herr RSr ig erwiihnt ein selbstbeobachtetes Beispiel, woraus hervorgeht, dafs $~iuge- tiere einen ausgesprochenen Ortssinn haben, der bei VSgeln wohl mehr dutch die Gesichtsorientierung ersetzt wird. Herr v. Lu- c a n u s glaubt nach seinen Beobachtungen, das selbst Schwalben sich bei ihren Jagdflfigen nur wenige hundert Meter yore Neste zu entfernen pfiegen, sie finden sich daher, gewaltsam welter entfernt, nur schwer wieder nach Hause. Die husstellung weiterer exakter Experimente ist sehr erwfinscht. He in ro th .

Bericht iiber die Februarsitzung 1907. Verhandelt Berlin, Montag, den 4. Februar, abends 8 Uhr

im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die tIerren He ck, Re ichenow, Ded i t iu s , RSrig ,

E h m c k e , v. Treskow~ P a e s k e , Se lmons , Jung , H a a s e , G r u n a c k , Neunz ig , Sch i l l e r , v. L u c a n u s , Scha low , O. N e u m a n n , He in ro th .

Als Gaste die Herren P. und K. K o t h e und Frau H e i n r o t h . Vorsitzender Herr H e c k , Schriftfiihrer Herr He in ro th . Herr R e i che n o w bespricht die eingegangene Literatur und

weist besonders bin auf eine Abhandlung yon W. B e e b e im Auk, betreffend das biologische Verhalten soeben dem Ei entschlfipfter Urinator imber. Es geht aus dem Bericht hervor, dafs diese Tiere, wie die fibrigen Nestfliichter, eine grofse Zahl yon Instinkt- handlungen mit auf die Welt bringen. Gelegentlich dieser Be- sprechung wird die Frage aufgeworfen, weshalb wohl die Podicipes stets ihrem Magen Federn einverleiben und ob die Dunenjungen diese yon ihren Eltern mit dem Futter vorgelegt bekommen. Die Herren H e c k , H e i n r o t h , O. N e u m a n n und S c h a l o w beteiligen sieh an tier Diskussion.

Herr O. N e u m a n n bespricht hierauf die kurzschw~tnzigen Glanzstare, .Lamprocolius, und ihre Formenkreise, wobei er das entsprechende Material vorlegt, huffallend ist dabei, dafs bei der Chloropterus-Gruppe sich vor der Mauser siimtliche Federn in der Weise ver~ndern, dafs sie den Glanz vSllig verlieren und bleifarbig, ja bei einigen Formen sogar gelb werden. Bei den Chalybaeus-Formen erleidet dagegen nur das Grofsgefieder diese Veriinderung. Der Vortragende bespricht die Zugehiirigkeit ver- schiedener Glanzstararten zu diesen beiden Gruppen beztiglich Formenkreisen. Die Herren R e i e h e n o w , Heck und S c h a l o w beteiligen sich an der anschliefsenden Diskussion und weisen darauf hin, dafs eine mikroskopische Untersuchung am besten fiber diese eigenartige Federver~tnderung hufschlufs geben kSnne. Herr H e i n r o t h erinnert an das leichtzubeobachtende Braun-

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,w:erden: des:gl~n.zenden Grossgefieflers bei Cairina mosvhata :vo~" dot Mauser,

Herr:Reichen o w legt hierauf europ~iisch-sibirische Kleiber- arten :vet und bespricht diesetben: : Insbesondere weist der :Vor: tragende :an einer griifseren Reihe yon :B~tlgen darauf hin, dafs die Kleiber des: uSrdlichen Deutschlands sich yon stideurop~tischen und anscheinend a u c h westdeutschen durch blasseren und un:, reineren :Ton der Unterseite, d e r bei den stidlichen reiner dn~l; lebhafter ockergelb, ist, unterscheiden. Die erstgenannte Form'~ die a ls var. Sordida zubezeichnen ist, liegt dem Redner aus der Mark, Mecklenburg, Pommern, Schlesien, West- und O.s.tpreussen vor, die lebhafter und reiner gef~irbte Form aus Nieder-Osterreich, Ungarn, Rum~nien und Kurhessen. - - In einer yon Herrn C. Wache im Altai-Gebiet: (Telezky,See)zusammengebrachten Sammhng, di.e Herr. Dr. B i e d e r m a n u - I m h o o f in Eutin dem zoologischen MuseUm in Berlin zum Geschenk gemacht, konnte der Vortragende einen zierlichen Kleiber feststellen, d e r anscheinend einer:noch unbeschriebenen" Form angehiirt. Sirra biedermanni,wie derV0gel benannt wird, steht aUgenscheinlich: der B. albifrons .Tacz..am fiitchsteu;: hatbreites weifses Stirnband, deutlich.en 'weifsen Augen: brauenstrich und nur wenig Rotbraun auf den Weichen, ist aber we'sefitHdh kieiner :und hat nament!ich ~viel zierlicheren Schnabel. Flilgel~ 76~.-80, Schnabel 15 ram.

. . . . Herr H e i n r o t h l eg t den Schwanz des Wolthais-Storches v:or:und 'zeigt an ihm die merkwiiMige Erscheinung, dafs die mittleren ~teuerfedern stark verkiirzt sind und funktionell an [hre: Stelle die verliingerten und harten Unterschwanzdecken ti'eten: ~ . . . . . . . '

-Herr S:ch al o w legt eine Anzahl Exemplare yon Sa~icola pleschanka ~Leuech.) vor, welche yon Dr. Merzbacher im Tii!n~schan gesammelt wurden. Darunter befindet sich ein im ,Septem~r erlegtes M~innchen, welches vollkommen dem ::V0gel gleicht, t ier yon Allan O. Hume -(Lahore t o .Yarkand, .1873; p.: 206i, Taf. 13) ais Saxicola hendersoni beschrieben und abgebildet wurtle, ,Die mehrfach angezweifelte Synonymie tier beiden vor- genanuten.Arten ist dadurch endgiiltig Sichergestellt. Ob die yon Dr. Abbott beiKargil, Kaschmir, gesammelten Steinschm~itzer, welche~ v0n Richmond (Pr. U. St. Nat. Mus, 1896 p. 480) als 8axicola, pleschanba, aber, mit einem Fragezeichen, aufgeftihrt werden, zu dieser genanuten Art gehSren,:ist sehr zweifelhaft: Jedenf~lls s ind es nach den 1. c. gegebenen Messungen"viei kleinere VSgel. Vielleicht ist die Kaschmir-Form abzutrennen a n d das: Vorkommen yon S. pleschanka i n Indien: auf Gilgit, we die .Art zm" Brutzeit gesammelt wurde, beschrRnkt:

Herr Re ichenow teilt mit, dafs neuerdings ~axicola leu: eorhoa auf Helgoland erlegt sei. Heinroth .

Druck yon Otto Dornblilth in Bernburg.