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L. e~cubitor rapao~ Brehmund dessen Vorkommen in Brandenburg. 885 Verzeichnis (1. c. 209) des yon ihm flit seine Arbeit benutzten Materials stammen die yon ihm ffir L. b. sibiricus aufgefiihrten Stticke sKmtlich aus Sibirien. Nur eins yon den genannten Individuen, am 25. April bei Jakutsk gesammelt, stammt vielleicht aus der Brutheimat. Unter den von.ihm als L. b. europaeus auf- gefiihrten V~geln, die ich zu L. ezcubitor rapax ziehen mSchte, befinden sich zwei junge Stiicke, welche yon Pleske am 12. August im Kreise Wyschnewolozk, Gouv. Twer, erbeutet wurden. Viel- leicht |iegt hier bereits die Brutheimat. Die tibrigen Individuen, s~mtlich alte VSgel, stammen aus der Petersburger Umgebung, yon der Wolga und der Krim, sind also alles WinterstrichvSgel, wie auch einzelne Daten ergeben. Ein ,:on Bogdanow als L. b. europaeus bezeichnetes im Jugendkleide befindliches, aus Siid- frankreich stammendes Exemplar, im Besitz des Museums der K. Akademie in Petersburg, vermag ich nicbt zu deuten. Nach den vorstehenden Ausfiihrungen darf nun wohl an- genommen werden, das der typische gewellte, einspiegelige graue Wiirger seine BrutplKtze nicht in Deutschland habe. Vermutlich liegen dieselben im Osten bezw. Nordosten Europas. Die westlichen europiiischen Grenzgebiete seiner Brutheimat werden nur w~hrend der Strichzeit vom Herbst bis Frtihjahr yon ihm besucht. Hierfilr scheint auch die Tatsache zu sprechen, das ,,Lanius ma~or" bei uns meist in geringerer Menge als unser Standvogel Lanius ex~cubitor ezcubitor L. im Winter und in der anschliefsenden Jahreszeit in Deutschland gefunden wurde. Viel- leicht haben wir im Osten eine eigene Brutform; vielleicht aber dehnt auch eine dem weit tiber Sibirien verbreiteten Lanius ~cubit~ molZis Eversm. nahestehende Form ihre Strichziige im Winter nach Westen hin aus. Weitere Beobachtungen milssen hieriiber Klarheit bringen. Jedenfalls glaube ich aber bereits jetzt mit einer an Gewifsheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sagen zu dilrfen, dafs der einspiegelige Grauwiirger mit dem deutschen Brutvogel L. exvubitor eacubitor L. nicht zu vereinen ist, wie dies. Hartert in seinen VSgeln der Palaearktischen Fauna tut. Deutsche Ornithologische Gesellschafl. Bericht Uber die M&rzsiizung1918. Verhande]t am Montag, den 4. M~rz 1918, abends 7 Uhr im Blauen Saale des ,,Rheingold", Potsdamerstr. 3. Anwesend die Herren Grafvon Schwerin, Steinm etz, Neunzig, v. Stralendorff, Beck, v. Lucanus, Graf v. Zedlitz, Schalow, Heifer und Heinroth. Als Giiste die Herren Otto Bock, Fr. Bock, Strahl, Florstedt, P. Kothe, G. Schu]z, Schn~ckel,

Bericht über die Märzsitzung 1918

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Page 1: Bericht über die Märzsitzung 1918

L. e~cubitor rapao~ Brehm und dessen Vorkommen in Brandenburg. 885

Verzeichnis (1. c. 209) des yon ihm flit seine Arbeit benutzten Materials stammen die yon ihm ffir L. b. sibiricus aufgefiihrten Stticke sKmtlich aus Sibirien. Nur eins yon den genannten Individuen, am 25. April bei Jakutsk gesammelt, stammt vielleicht aus der Brutheimat. Unter den von.ihm als L. b. europaeus auf- gefiihrten V~geln, die ich zu L. ezcubitor rapax ziehen mSchte, befinden sich zwei junge Stiicke, welche yon Pleske am 12. August im Kreise Wyschnewolozk, Gouv. Twer, erbeutet wurden. Viel- leicht |iegt hier bereits die Brutheimat. Die tibrigen Individuen, s~mtlich alte VSgel, stammen aus der Petersburger Umgebung, yon der Wolga und der Krim, sind also alles WinterstrichvSgel, wie auch einzelne Daten ergeben. Ein ,:on Bogdanow als L. b. europaeus bezeichnetes im Jugendkleide befindliches, aus Siid- frankreich stammendes Exemplar, im Besitz des Museums der K. Akademie in Petersburg, vermag ich nicbt zu deuten.

Nach den vorstehenden Ausfiihrungen darf nun wohl an- genommen werden, das der typische gewellte, einspiegelige graue Wiirger seine BrutplKtze nicht in Deutschland habe. Vermutlich liegen dieselben im Osten bezw. Nordosten Europas. Die westlichen europiiischen Grenzgebiete seiner Brutheimat werden nur w~hrend der Strichzeit vom Herbst bis Frtihjahr yon ihm besucht. Hierfilr scheint auch die Tatsache zu sprechen, das ,,Lanius ma~or" bei uns meist in geringerer Menge als unser Standvogel Lanius ex~cubitor ezcubitor L. im Winter und in der anschliefsenden Jahreszeit in Deutschland gefunden wurde. Viel- leicht haben wir im Osten eine eigene Brutform; vielleicht aber dehnt auch eine dem weit tiber Sibirien verbreiteten Lanius ~cubi t~ molZis Eversm. nahestehende Form ihre Strichziige im Winter nach Westen hin aus. Weitere Beobachtungen milssen hieriiber Klarheit bringen. Jedenfalls glaube ich aber bereits jetzt mit einer an Gewifsheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sagen zu dilrfen, dafs der einspiegelige Grauwiirger mit dem deutschen Brutvogel L. exvubitor eacubitor L. nicht zu vereinen ist, wie dies. Hartert in seinen VSgeln der Palaearktischen Fauna tut.

Deutsche Ornithologische Gesellschafl.

Bericht Uber die M&rzsiizung 1918. Verhande]t am Montag, den 4. M~rz 1918, abends 7 Uhr im

Blauen Saale des ,,Rheingold", Potsdamerstr. 3. Anwesend die Herren Grafvon S c h w e r i n , S t e i n m etz ,

N e u n z i g , v. S t r a l e n d o r f f , B e c k , v. L u c a n u s , Graf v. Z e d l i t z , S c h a l o w , H e i f e r und H e i n r o t h .

Als Giiste die Herren O t t o B o c k , Fr. Bock , S t r a h l , F l o r s t e d t , P. K o t h e , G. S c h u ] z , S c h n ~ c k e l ,

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88(; Bericht 11ber die Marzsitzung 1918.

G o t t s c h l a g , A l b r e c h t , v. S c h u c k m a n n , M o e w e s , S e i l k o p f , sowie Frau H e i n r o t h uud Frl. B e e l e .

Vorsitzender Herr Schalo w, Schriftfiihrer Herr H e i n r o t h . Herr Graf v. Z e d I i t z bemerkt zu dem Bericht der Februar-

Sitzung, dafs seitens des Herrn 0. N e u m a n n ein Irrtum inso- fern untergelaufen sei, dais er, Graf v. Z e d I i t z, die Nebelkr~he ffir das Sumpfgebiet der oberon Schara, nicht aber ffir ganz Polen als verh~ltnismiifsig selten bezeichnet habe.

Herr S c h a 1 o w legt die eingegangenen Bticher und Zeit- schriften vor und tibermittelt Griifse yon den Herren R t i d i g o r , S t r e s e m a n n und Freiherrn G e y r v. S c h w e p p e n b u r g .

Herr Graf v. Z e d l i t z halt darauf einen Vortrag ,,Ober den Einfiufs des russischen Winters auf die Vogelwelt; Biologische Beobaehtungen aus dem Scharagebiet" (wird besonders abgedruckt).

Herr H e i n r o t h bemerkt hierzu, dafs der Rauhreif, der in diesem Winter lange angehaltea hat, don Meisen, Spechten, Baum- l~iufern und Kleibern anscheinend nichts habe anhaben kSnnen, denn es wurden bald darauf alle diese Arten in der ortstiblichen Anzahl in ihren Gebieten bemerkt. Zur Feststellung des KSrper- zustandes empfiehlt er dringend, Viigel zu wiegen. Man hat so unter Vergleich mit dem Normalgewicht sofort einen genauen Anhaltspunkt far die KSrperbeschaffenheit. Was den Zug der Spechte angeht, so bemerkt or, dais es sich im aUgemeinen wohl um StandvSgel handelt; doch trifft man z. B. in Ascania-Nova in Stidrufsland in dem Park des Herrn Friedrich Falz-Fein unter den ziehenden Meisenschwarmen stets Grofse Buntspechte, trotz- dem der dortige kleine Baumbestand auf hunderte yon Kilometern nur yon Steppen und Feldern umgeben ist. Zwei durch Loos in BShmen im Nest beringte Schwarzspechte wurden im darauf- folgenden Herbst in sehr weiter Entfernung (der eine am Rhein) erlegt. Die Bekassine macht auch bei uns immer mehrere Bruten. Man trifft die VSgel auch im Sommer stets noeh meckernd an und erh~lt Eier im Juli. Ferner fragt Herr H e i n r o t h , ob Herr Graf v. Z e d I i t z die Beobachtuug gemacht hat, das die Stockenten, wie friiher einmal behauptet worden ist, bei grofser K~lte vermeiden, l~ngere Strecken zu fliegen, weft dann angeblich die Fltigel unter dem Frost leiden sollen. An sich ist es ja iiberhaupt kaum verstKndlich, warum einem fliegenden Vogel, dessen doch sehr diinne und von Federn nur wenig bedeckte Fl~gel der K~Ite ungemein ausgesetzt sind, die H~nde und Arme nicht abfrieren. Bei Neuweltsgeiern tritt schon bei wenigen Kaltegraden eine vSllige Amputation der Hande ein, wenn man sie im Herbst zu lange im Freien liffst.

Herr v. L u c a n u s berichtet zu der Frage des Meisen- zuges, dais nach Ergebnis der Beringungen die alten Brut- vSgel Sommer und Winter in ihrem Gebiet verbleiben, dafs jedoch die Jungen stets spurlos verschwinden. JedenfaUs setzen

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sich also die streichenden MeisenschwS.rme aus JungvSgeln zu- sammen. ~.hnlich scheint es sich auch mit der Amsel, den Finken und auch bis zu einem gewissen Gerade mit dem Star zu verhalten. Herr M o e w e s fragt, ob die Mistel in dem yon Herrn Graf v, Z e d I i t z geschilderten Oebiet h/iufig vorkommt, was der letztere verneint. Herr G. S c h ulz ist der Ansicht, dafs die Bekassine wohl bis zu 3 real im Jahre bei uns briit~. Er hat die Gelege bis Ende August, merkwtirdigerweise abet hie im Friihjahr gefunden. Auch in Lappland stellte er Bruten im Juli lest. Herr O. B o c It bemerkt hierzu, dars in der Umgebung Berlins im Mai die Eier der Bekassine namentlich an binsen- bewachsenen Stellen gefunden werden kSnnen. Zum Goldammer- zug/iufsert sich Herr S c h a ! o w dahin, dafs die Form erythrogenys regelm/ifsig zu ziehen scheine. Zur Frage der ~rtlichen Formen des Buchfinken erwiihnt er, dafs es in den deutschen Museen sehr an Vergleichsst~icken aus Schweden feh[e; diese mtifsten beschafft werden, um zu wissen, welche V{~gel Linnd seiner Zeit gemeint hat. Ferner bemerkt Herr S c h a I o w, dafs die Angabe im Neueu iNaumann tiber das ein- oder mehrmalige Brilten der Bekassine sich auf ein Werk Homeyers stiitze, das vollkommen verschollen ist, aber doch wohl seiner Zeit erschienen sein mufs. Die Frage des Herrn H e i n r o t h tiber das Fliegen der Enten beantwortet Herr Graf v. Z e d I i t z dahin, dafs er Stockenten am Vormittag bei sehr niederer Temperatur, auch ohne dafs sie auf- gescheucht waren, umherkreisen sah. we tn ro t l~

Bericht fiber die Aprilsitzung 1918.

Verhandelt Berlin, Montag, den 8. April, abends 7 Uhr im Blauen Saale des ,,Rheingold", Potsdamerstr. 3.

Anwesend die Herren S t r a h l , , N e u n z i g , H a a s e , v. B o e t t i c h e r , O . N e u m a n u , F . v . L u c a n u s , S c h a l o w , R e i c h e n o w und H e i n r o t h .

Als Giiste die Herren R. N e u n z i g , S e i l k o p f , H. v. L u c a n u s , O t t o B e c k , F r i t z B e c k , sowie Frau H e i n - r o t h , Frl. B e e l e und Frl. 0 s t e r r e i c h .

Vorsitzender Herr S c h a 1 o w, Schriftftihrer Herr H e i n r o t h.

Der Vorsitzende begriifst Herrn v. B o e t t i c h e r , der nach langem Aufenthalt in Bulgarien sich jetzt auf Urlaub hier befindet. Der Genannte hat ftir das Berliner Museum als Geschenk Seiner Majestiit des K 6 n i g s F e r d i n a n d Vogelb~lge mitgebracht, worunter sich auch ein paar Uhus befinden, die sich als die fiir Ungarn beschriebene Form hungaricus erwiesen haben. Herr Dr. F e h r i n g e r hat dagegen aus Mazedonien einen auffallend dunklen Vogel geschickt, der dem Uhu aus Norwegen und den Hochlalpen, Form norvegicus, gleicht~