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BIO-FIBEL ZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 1/2010 Johannes Gutmann – Toröffner für Sonne und Tee Sortenzüchtung – die reine Saat geht auf Wildbienen – Marchfelder Erstaufnahmezentrum Krainer Steinschafe – vom Aufessen bedroht

Bio-Fibel #06

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Zeitschrift für Bio-Wissen 01/2010

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BIO-FIBELZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 1/2010

Johannes Gutmann – Toröffner für Sonne und Tee

Sortenzüchtung – die reine Saat geht auf

Wildbienen – Marchfelder Erstaufnahmezentrum

Krainer Steinschafe – vom Aufessen bedroht

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Bio-Fibel 1/2010 — 2 —

EDITORIAL

Reinhard Geßl, HerausgeberINHALT

In 80 Tassen um die Welt 3Bio-Bauern, die auf Schafe starren 9Mit allen Sinnen 11Majas „wilde“ Schwestern 13Nach uns die Sintflut? 15Im Jahr der Vielfalt 16BRANDaktuell 18Die Entdeckung der Langsamkeit 20Shortcuts 21

VON PERLEN, UNTERSCHRIFTEN UND EINKAUFSKÖRBEN

Wie wär’s einmal mit einer Kette aus Mühlviertler Perlen? Was vor 100 Jahren selbstverständlich war, ist heute unmöglich, denn der europäischen Fluss-perlmuschel wurden einerseits durch landwirtschaftliche Einträge die Nähr-stoffe im Wasser zu viel und andererseits die Bachforellen, die sie als Zwischenwirt unbedingt zum Gedeihen braucht, zu wenig. Nachdem auch das Anpassungsrepertoire einer Muschel beschränkt ist, sind die heimischen Muschelbestände praktisch ausgestorben.Weltweit sind heute knapp 1,8 Millionen Tier- und Pflanzenarten beschrieben, die Gesamtzahl schätzen Experten auf 15 Millionen, rechnet man Einzeller und Pilze dazu, bis hundert Millionen Arten. Viele Arten verschwinden, bevor wir

Menschen sie entdeckt haben. Täglich sterben etwa 150 Arten aus, und aussterben bedeutet: weg für immer! Während Pandas, Tiger und Schwarzstorch uns emotional rühren, sind uns aussterbende Käfer-, Pilz- und Bakterienarten völlig egal. Eine ökologische Katastrophe ist es jedes Mal.Es gibt viele Gründe für den rasanten Verlust an Biodiversität. Die Hauptgründe, z. B. die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Überfischung, Abholzung, Ausräumen von Landschaften, Überdüngen und Totspritzen, sind aber immer menschengemacht. Das Jahr 2010 haben die Vereinten Nationen deshalb zum Internationalen Jahr der Artenvielfalt erklärt. Ob’s was nutzen wird, darf bezweifelt werden, schlussendlich haben die planetaren Entscheidungsträger bereits 1992 am Erdgipfel in Rio ein „Abkommen zum Schutz der Wälder, des Klimas und der Artenvielfalt zum Schutz und Wiederherstellung der Artenvielfalt“ und 2002 beim Gipfel in Johannesburg das konkrete Ziel „Untergang der Biodiversität bis 2010 zu stoppen“ unterschrieben. Geholfen und erreicht haben diese Unterschriften praktisch nichts.Unbeholfen mit den Schultern zucken ist nun eine denkbar schlechte Maßnahme. Österreich ist auf-grund seiner geologischen, klimatischen und strukturellen Vielfalt mit einer reichen Biodiversität beschenkt. Zudem ist Österreich mit unvergleichlichen Nationalparken, Biosphärenreservaten und ande-ren Naturschutzgebieten gesegnet. Der größte Segen sind allerdings die über 20.000 Bio-Bauern, die mit dem Verzicht auf chemisch-synthetische Spritzmittel täglich die Artenvielfalt fördern und dabei qualitativ höchstwertige Lebensmittel erzeugen. Nur zur Erinnerung: In einer handvoll guten Bio-Bodens leben deut-lich mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. Meine ganz persönlichen Empfehlungen für Ihren Beitrag zum Jahr der Biodiversität: einerseits die aktuelle Bio-Fibel mit dem Biodiversitätsschwerpunkt lesen und andererseits statt mit dem Flieger im Dschungel Artenvielfalt zu suchen, lieber täglich mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln die heimische Artenvielfalt fördern!

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IM GESPRÄCH

Eine runde, rote Brille und eine über 80 Jahre alte

Lederhose sind die Markenzeichen von Johannes

Gutmann. Bunt wie sein Auftreten sind auch

seine Marketingstrategien, mit denen er es in 20

Jahren geschafft hat, mit österreichischen Bio-

Kräutern die Welt zu erobern.

„Geht nicht, gibt’s nicht“ ist ein Lebensmotto von Hannes Gutmann. Das kann man durchaus nachvollziehen, wenn man seiner Erfolgsgeschichte lauscht. Gerade einmal drei unerschrockene Bio-Bauern glaubten 1988 an seine Vision und füllten die ersten Kräuter in Teesackerln mit lustigen Namen. Heute leben mehr als 150 Familien in Österreich, Tschechien, Albanien und Rumänien vom Bio-Kräuteranbau.

Im kleinen Sprögnitz nahe Zwettl werden heuer 600 Sorten Tees und Gewürze im Wert von über 20 Millionen Euro in 45 Länder der Welt verschickt. 150 Mitarbeiter im Waldviertel und 60 Mitarbeiter in Tschechien sind lebendiger Teil von Sonnentor – vielfach mit Arbeiten, die normalerweise aus Kostengründen outgesourct von Maschinen erledigt werden.Am Rosenmontag ließen wir Wiener uns im Sonnentor-Kaffeehaus „Wiener Verführung“ von Hannes Gutmann ein wenig verführen und plauderten übers Missionieren, über die Qualität von Handarbeit, über Fairness, über gute Partner, aber auch über Atomstrom und manch einen Sinneswandel. Dass ein Indianer am Nebentisch saß, war fast ganz normal.

IN 80 TASSEN UM DIE WELT

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Bio-Fibel 1/2010

IM GESPRÄCH

Herr Gutmann, wir würden gerne Ihre Lederhose für die

Aktion „Nachbar in Not“ versteigern. Einverstanden?

Puh … schwierig … Ist das schon die erste Frage?

Ja! Und noch dazu eine Bitte.

Ich gebe viel, wirklich! Aber diese Lederhose, nein! Da bitte ich um Verständnis! Die kann ich nicht hergeben. Das ist eines meiner letzten Andenken an meinen Vater. Ich habe schon gespendet. Falls Sie sammeln, dann bekommen Sie gerne den materiellen Wert davon. Mir geht es ja um den immateriellen Wert, meine Wurzeln, und auch um die ganze Symbolik – diese Hose hat mit dem Marktaufbau und Markenauftritt von Sonnentor sehr viel zu tun.

Dank der Lederhose und der roten Brille gelten Sie als der

erste Bio-Entertainer.

Ich hab’ vielleicht ein bisschen die Frechheit und die Freizügigkeit in der Bio-Szene eingeführt. Wer als Mensch etwas am Markt anbietet, muss sich erst einmal selbst ver-kaufen. Dann musst du dich mit deiner „Pappn“ und irgend-einem spinnerten Kleidungsstück präsentieren. Und falls das zusammenpasst, hören dir die Leute zu und kaufen dir was ab. Vielleicht kannst du sie sogar begeistern und sie bleiben dir als Stammkunden. Was gibt es Schöneres?

Auf unserer Suche nach Persönlichkeiten im Biolandbau

landen wir immer wieder im Waldviertel. Können Sie uns

das erklären?

Das Waldviertel hat eine ganz starke Bäuerlichkeit. Wenn Sie sich erinnern, vor dem EU-Beitritt haben im Waldviertel 40 % der Leute von der Landwirtschaft gelebt. Heute sind es zwar

weniger, aber immer noch über 20 %. Im EU-Durchschnitt sind es nur 2 %. Also die bäuerliche Wurzel ist im Waldviertel sehr lebendig. Mit dem Bäuerlichen kommen auch die Ideen, das Kreative.

So wie bei Ihnen mit Sonnentor, vor zweiundzwanzig

Jahren?

Ich war damals arbeitslos. Ich habe Arbeit gebraucht, sonst hätte ich aussiedeln müssen, wie es vielen anderen im Waldviertel gegangen ist, fleißige, ehrliche Leute, die ein gutes Handwerk gelernt haben. Die sind dann weggezogen, weil die Region sie nicht ernähren konnte. Aber die Landwirtschaft ist ja nach wie vor da. Nur, es denkt sich keiner, dass man mit der Landwirtschaft erfolgreich sein kann. Schon gar nicht mit einer spinnerten Idee. Da sagen zwei „Des wird nix!“ und der Dritte glaubt es schon.

Ihnen haben Bauern geglaubt. Wie konnten Sie sie für den

Kräuteranbau begeistern?

Mit dem Ertrag! Ich habe zu den Bauern gesagt: „Ich bin kein Lagerhaus. Ich kann euch keine Ernte abnehmen. Aber was ich euch geben kann, ist die Sicherheit, dass ihr Eure Ernte am Dachboden lagert und selbst verpackt. Ihr kriegt von mir das Verpackungsmaterial, ihr kriegt von mir Ideen, ihr kriegt von mir eine Marke, eine Identität – und damit verdient ihr viel mehr als vorher.“ Wir haben bei Sonnentor bewiesen, dass wir einen Bauernhof mit zwei Hektar Kräuteranbau lebens-fähig machen können – und nicht nur mit Brot und Wasser, sondern mit zwei wertvollen Arbeitsplätzen. Dafür war viel, viel Missionsarbeit notwendig. Ein Drittel meiner Arbeitszeit war missionieren.

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IM GESPRÄCH

Sie sind also auch ein Bauernmissionar?

Die Missionsphase hat bei mir aber 1992/93 aufgehört. Weil ich gemerkt habe, wenn ich den Leuten nachrenne, dann sagen sie „Der braucht mich ja“. Jedes Bröserl, jeder Fehler am Feld, war dann mein Fehler. Jeder ist heute herzlich bei Sonnentor willkommen, aber ohne Mission.

Wie viele Bauern von damals liefern heute noch Kräuter für

Sonnentor?

Die meisten sind schon in der nächsten Generation. Von denen, die ich missioniert habe, sind es noch gut 50 %. Und die, die ich nicht missioniert habe, sind noch alle dabei.

Ein guter Tipp für die Katholische Kirche?

Ja! Missionieren ist ein „Schaß“. Noch dazu nicht authentisch missionieren. Wer nicht authentisch missioniert, ist verloren.

Zurück auf den Boden der Bio-Landwirtschaft: Warum

gibt es in Österreich nur wenige starke Bio-Marken wie

Sonnentor?

Die Österreicher haben es speziell in der Landwirtschaft nicht verstanden, Marken aufzubauen. Wer keine Marke, kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal aufbaut, schafft es langfristig nicht in der Vermarktung erfolgreich zu sein. Der Rohstoff ist rasch produziert, aber ohne Marke hilft das nichts. Da nützen die besten Qualitäten nichts! Das ist eine meiner Kernerfahrungen. Ich will Ihnen gar nicht erzählen, an wie vielen Wochenenden, auf wie vielen Messen ich gestanden bin und künftig noch stehen werde. Da erfahre ich am meisten von den Kunden. Da spüre ich, passt das, was ich tue? Und wenn nicht, ist das der beste Auftrag etwas zu ändern.

Heute bewegt sich der Sonnentor-Jahresumsatz in zweistel-

liger Millionenhöhe. Ist Geldmachen mit Bio nicht böse?

Nein. Das ist etwas ganz Normales. Viele Leute, die sich im Biobereich betätigen, haben allerdings nur die eine Vision – schnell reich zu werden. Was aber nicht funktioniert – nicht im normalen Handel und nicht in der Wirtschaftswelt.

Vor Kurzem haben Sie der Konkurrenz auch noch gedroht,

Sonnentor habe erst 20 % des Potentials ausgeschöpft.

Sehen Sie – genau so ist die österreichische Seele! Genau so! Da muss man unsere Visionen und nicht das Geld im Hintergrund sehen. Ich möchte nicht fünfmal so reich wer-den. Nein! Da geht es um ganz andere Potentiale – um die Bäuerlichkeit, unsere Natur. Ich sehe die Möglichkeit, dass wir noch fünfmal so viele Arbeitsplätze schaffen können. Nicht nur im Waldviertel, in ganz Österreich!

Wie viele Kräuter kommen derzeit noch aus der Sonnentor-

Heimat, dem Waldviertel?

15 % kommen aus dem Waldviertel, 50 % aus dem Weinviertel, Mostviertel und anderen Bundesländern – und die restlichen 35 % beziehen wir aus dem Ausland. In diesen 35 % sind aller-dings die ganzen Gewürze dabei, wie Rooibos, Kaffee, Grüntee oder Pfeffer.

Sie haben wichtige Anbaupartner in Tschechien, Albanien

und Rumänien. Wie gestaltet man bei so unterschiedlichen

Ländern faire Erzeugerpreise?

Fairness ist für uns etwas ganz Wichtiges. Als ich nach Tschechien gegangen bin, nahe an der Grenze, waren für mich die Marktpreise dort ausschlaggebend. Was bekommen dort die Leute für den Kräuteranbau normal? Und was kann ich ihnen geben, damit die betriebswirtschaftliche Rechnung passt und ich sie motiviere? Vom jeweiligen Marktpreis ausgehend zahlt Sonnentor das Zwei- bis Dreifache, das ist für mich fair.

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IM GESPRÄCH

Gedeiht in diesen Ländern nicht insgeheim Ihre

Gewinnspanne mit den Kräutern?

Nein! Ich habe in Tschechien oder Rumänien oder Albanien nicht begonnen, um billig einzukaufen. Unser Ziel ist es, in diesen Ländern Märkte aufzubauen. Wir sind heute schon eine der bekanntesten Bio-Marken in Tschechien – in Rumänien sind wir die erste Bio-Marke geworden und in Albanien wird das genauso passieren. Ich habe tschechische Erzeugerpreise für den tschechischen Markt und rumänische für Rumänien. Freilich fragen uns viele, wie geht denn das? Ganz einfach, indem ich vor Ort bin, indem ich mit den Leuten fair umgehe und den Leuten nicht irgendwo was abreiße oder sage „ihr dürft nur das und das verlangen“.

Trotzdem vermisst man das Fairtrade-Zeichen auf den

Sonnentor-Produkten?

Wir unterstützen ja die Fairtrade-Organisation. Wir haben auch einen Fairtrade-Kaffee in unserem Sortiment. Aber Fairtrade orientiert sich ausschließlich am Weltmarktpreis und nicht an landesspezifischen Marktpreisen. Wenn der Weltmarktpreis sehr schlecht ist, dann gibt es eine Aufbesserung. Falls der Weltmarktpreis dann wieder ein bestimmtes Level erreicht, heißt es: „Die Preise sind gut, es passt – wir brauchen nichts mehr zu zahlen“. Sonnentor ist die Marke, die sich selbst einen Fairtradelevel macht und auferlegt, fair zu unseren Bauern ist und sie daher gut bezahlt.

Fairness heißt im Biolandbau auch fair zur Natur zu sein.

Was sind die gravierenden Unterschiede zwischen konven-

tionellen und biologischen Kräutern?

Das beginnt beim Anbau. Der konventionelle Bauer hat beim Kräuteranbau seine Spritze, und jedes Mal wenn er irgend-etwas sieht, fährt er damit drüber. Wenn irgendein Unkraut oder Pilz kommt, gibt es die Spritze – und fertig. Das ist im Biolandbau völlig anders. Wir müssen bei jeder Kleinigkeit schauen, dass wir mit der Hand reagieren. Wir haben Betriebe mit bis zu zehnmal mehr Arbeitsaufwand.

Nach der Ernte müssen die Kräuter getrocknet werden. Ist

das nicht mit einem enormen Energieaufwand verbunden?

Ja, der Energieaufwand zum Trocknen der Kräuter ist groß. Bei uns hat jeder Bauer die Aufgabe und die Möglichkeit sich das auf seinem Betrieb selbst zu organisieren. Nach den eige-nen Gegebenheiten. Es gibt Leute, die nehmen nichts anderes als sogenannte Umlüfter – die saugen im Sommer von draußen die warme Luft an und blasen diese durch die Kräuter. Und es gibt auch Betriebe, die haben sich große oder kleinere Hackschnitzelanlagen dazugebaut und können damit auch zu

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IM GESPRÄCH

Zeiten, wo die Sonne nicht so stark scheint, gut die Kräuter trocknen.

Und was ist mit einem Atomstrom-Verbot?

Das muss der Bauer mit seinem Gewissen vereinbaren. Ich kann ja nicht bei jedem im Haus sein und in die Steckdose schauen, was da raus kommt. Wenn jetzt ein Bauer sagt, er will unbedingt mit Atomstrom trocknen, dann ist es seine Entscheidung. Aber wer solche Entscheidungen trifft, ist kein nachhaltiger Betrieb. Wir können den Bauern nur sinnvolle Lösungen empfehlen.

Sonnentor ist bekannt für hochwertige Kräuterqualität. Wie

sieht da die Qualitätssicherung aus?

Die erste Qualitätskontrolle wird am Hof gemacht. Wenn die Kräuter getrocknet sind, dann schreiten wir zur Tat und nehmen Proben und schicken diese in ein österreichisches und ein deutsches Labor. Wir machen z. B. Analysen auf 400 Spritzmittel. Und erst wenn die Proben in Ordnung sind, kommt der lose Tee direkt beim Bauern in die Packungen. Und der liefert es dann zu Sonnentor. Also alle losen Kräutertees werden direkt mit der Hand verpackt, hundertprozentige Handarbeit. Bei diesen Tees sieht man ja auch die groben Blätter – das kann eine Maschine nicht. Die Handarbeit ist ein echtes Qualitätskriterium.

Und wie kommt der Tee in die kleinen Beutel?

Das ist wiederum hundertprozentige Maschinenarbeit.

Jede Menge Tees gibt es ja auch in Apotheken – warum

sollen Konsumenten ausgerechnet zu Sonnentor-Produkten

greifen?

Jeder soll hingehen wo er will. Das ist doch selbstverständlich. Als ich am Anfang mit meinem Bauchladen den klassischen Lebensmittelhandel besucht habe, da haben sie zu mir gesagt: „Ich brauch’ deine Sachen nicht! Schau, mein Regal ist voll. Deine Gschichterln, die du mir von deinen Bauern da erzählst, die interessieren mich nicht.“ Und das Gleiche war auch bei den Apotheken der Fall – nur anders argumentiert: „Wir haben in unserem Studium gelernt, Kräuter, die wir als Arzneimittel verkaufen wollen, müssen etwas Besonderes sein, eine spezi-elle Qualität haben und wachsen bestimmt nicht in Österreich. Also kommt das auch nicht in unsere Regale.“Aber mittlerweile hat diese Überheblichkeit ab- und die Offenheit zugenommen. Einige sind jetzt vom Saulus zum Paulus geworden oder zumindest bildungswillig. Das freut mich – die Apotheken sind endlich im wahrsten Sinn des Wortes für Sonnentor offen.

Produkte wie „Kutz-Kutz Tee“, „Frauen Tee“ oder „Energie

ist überall“ hören sich verdächtig nach Heiltees an. Ist das

nicht verboten?

Wenn ich mich nur an das gehalten hätte, was der Gesetzgeber definiert, würde es Sonnentor nicht geben. Ich habe immer versucht, schneller zu springen als mir die Leute Prügel vor die Beine werfen konnten. Und wer springen lernt, der ist kreativ. Ja, es gibt einen „Gute Laune Tee“ oder es gibt einen „Kutz-Kutz Tee“, woanders ist das der Hustentee. Die Apotheker dür-fen Husten draufschreiben, ich muss kreativ sein und daraus eine Marke machen.

Seit zwei Jahrzehnten gestalten Sie nun den Biolandbau in

Österreich mit – was brauchen die Biobauern, um auch in

den nächsten zehn Jahren erfolgreich zu sein?

Ich bin auch im Biolandbau von Anfang an ein totaler Spinner gewesen. Da haben mich sozusagen die Spinner zum Spinner deklariert. Ja, was braucht der Biolandbau? Unbedingt Sehnsucht nach der Ferne! Sehnsucht nach den fernen Märkten oder nach fernen Zukunftsperspektiven. Ferne heißt jetzt nicht in Kilometern, sondern das fängt bei unse-rer Haustür an. Wir haben in Österreich mit Bio erst 6 % Marktanteil erreicht. Was es da noch für Möglichkeiten gibt, da müssen wir gar nicht nach Japan, Taiwan oder Amerika. Das sage ich aus eigener Erfahrung: Alleine im letzten Jahr haben wir mit unseren Franchisepartnern mit sieben Geschäften den Absatz in Österreich um 50 % erhöht.

Spielen die Bioläden für Sie überhaupt noch eine Rolle?

Ja! Obwohl ich mich schon frag’, wann die Bioläden endlich aufwachen und draufkommen, dass der Supermarkt ums Eck eigentlich dreimal schlechter gemacht ist, als sie selbst. Die Bioläden sind die Spezialisten, die sind authentisch. Die könnten viel schneller sein, als eine von oben gesteuerte Supermarktkette. Und nicht der Große überholt den Kleinen, der Schnelle überholt den Langsamen.

Dann auch schnell zum Interviewende: Strahlt in Ihrem

Kühlschrank die Bio-Sonne?

Ich sage immer: Leute, wenn ihr Bio predigt und ihr habt nicht Bio im Kühlschrank, wer soll es dann haben. Wer denn? Auch in unserer Betriebsküche gibt es, so weit wie möglich, Bio-Produkte. Das ist klar! Wir sind Vorturner – wir müssen vorturnen, damit die anderen nachturnen können.

Danke für das Gespräch!

Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

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Barbara Soritz unter weiß getarnten Krainer Steinschafen.

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BIO-WISSENSCHAFT

BIO-BAUERN, DIE AUF SCHAFE STARRENBarbara Soritz hat eine Leidenschaft: Schafe!

Seit sie vor etwa sieben Jahren mit den vom

Aussterben bedrohten Krainer Steinschafen zu

arbeiten begonnen hat, setzt sie sehr professi-

onell einen Stein auf den anderen. Mit ihrem

Engagement will sie über außergewöhnliche

Fleischqualität ein Zukunftsfeld für Bio-Bauen

bestellen.

Die Frage, ob mit oder ohne Schneeketten, erübrigte sich am Besuchstag bei den sich im weststeirischen Schwanberg auftür-menden Schneemassen schon am Hauptplatz. Schlussendlich geht’s zum auf der Koralm gelegenen Tabakscheucherhof von Barbara Soritz in vielen Kehren steil hinauf. Bei Schönwetter ist die Lage des kleinen Gehöfts mit nur 15 ha Grund wie im Bilderbuch: ein kleines Haus mit Stall auf einer am Südhang gelegenen Waldlichtung mit beeindruckender Sicht bis weit ins Slowenische. „Schön ist es schon hier“, schwärmt Barbara Soritz gleich bei der Begrüßung, während ihre drei wichtigsten Border Collies im tiefen Schnee staubend hin und her düsen. Aber! „Auf 1000 m Seehöhe ist die Vegetationsperiode schon sehr kurz. Akzeptable Leistungen in Kombination mit guter Gesundheit und Fruchtbarkeit sind unter diesen Bedingungen nur mit extensiven Tieren möglich.“ Dass es Schafe sein müssen, sagt Soritz gar nicht mehr dazu, das ist für sie seit 1991, seit sie ihre Bio-Landwirtschaft betreibt, selbstver-ständlich. Allerdings erst seit 2003 züchtet sie gezielt Krainer Steinschafe, eine wunderschöne, feingliedrige, besonders robuste Schafrasse mit hervorragenden Muttereigenschaften. Die Tiere werden nur etwa 50-60 kg schwer und die Lämmer wachsen, bis sie etwa 20 kg schwer sind, nicht wie in der kon-ventionellen Lämmermast übliche drei Monate, sondern meist etwa zwölf Monate. Während dieser Zeit weiden die Lämmer mit ihrer Mutter, statt im Stall mit Getreide gemästet zu wer-den. Die Kleinheit und das langsame Wachstum sind wohl hauptsächlich dafür verantwortlich, dass Krainer Steinschafe heute vom Aussterben bedroht sind.Obwohl Barbara Soritz ihr gesamtes Lammfleisch ab Hof ver-marktet, engagiert sie sich mit großer Energie für den Aufbau einer professionellen Vermarktung dieses ganz besonderen Bio-Fleisches. Karl Schirnhofer, den visionären Fleischbaron aus der Oststeiermark, konnte sie ganz leicht von der außer-

gewöhnlichen Fleischqualität überzeugen, denn in mehreren Blindverkostungen ging jedes Mal das Fleisch der Krainer Steinschafe als klarer Sieger hervor. Seither werden noch keine großen Mengen, aber immerhin 150 Steinschafe pro Jahr als regionales Premium-Bioprodukt an die Spitzengastronomie verkauft. Da die beste Vermarktung nichts bringt, wenn nicht ganzjährig genügend Lämmer in bester Bio-Qualität da sind, sucht Barbara Soritz laufend engagierte Bio-Bauern, die ihre Zukunft in der extensiven Lämmermast sehen. „Es ist ein Wagnis“, ist Soritz überzeugt, „denn so ein Aufbau einer ganz neuen Vermarktungsschiene ist äußerst zeitaufwendig und mühsam. Manches Wissen ist noch gar nicht da und manches Wissen ist bei den einzelnen Projektpartnern noch nicht da. Das heißt, es braucht einen intensiven Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis, aber auch innerhalb der Praxis – das ist eine echte Herausforderung! Neue Wege zu beschreiten, das ist schon was Schönes.“Am Ende unseres Besuches sehen wir die Steinschafe im dichten Schneefall stehen, und auch die schwarzen Schafe schauen ganz weiß aus. Wer weiß, vielleicht sind auch die schwarzen Schafe (unserer Gesellschaft) in Wirklichkeit weiß? Bei Krainer Steinschafen macht die Wollfarbe jedenfalls keinen Unterschied.

Reinhard Geßl

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt:Projekt: Bio-Weidelamm Krainer Steinschafe

Projektkoordinatorin: Projektkoordinatorin: Barbara Soritz, Bio-Bäuerin

Projektbeginn:Projektbeginn: 2008

Info: Info: - Auf der Welt gibt es etwa eine Milliarde Schafe, ca. 40 % davon

leben in Asien, weitere 20 % in Afrika, 15 % in Australien und

Neuseeland. In Österreich leben ca. 400.000 Schafe.

- Es gibt saisonale Schafrassen, die lammen nur im Frühjahr, und

asaisonale Rassen – wie das Krainer Steinschaf – die das ganze

Jahr über Lämmer bekommen können.

- Ein Milchschaf gibt je nach Rasse ca. 300-600 kg Milch/Jahr.

Der Wollertrag liegt bei ca. 5 kg.

- Schafmilch unterscheidet sich durch einen höheren Fett-,

Eiweiß- und Vitamin C-Gehalt deutlich von Kuhmilch und lässt

sich daher besonders effizient verkäsen (z. B. Roquefort, Feta,

Pecorino).

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Bei samenfesten Sorten hat sie den Durchblick: Reinhild Frech-Emmelmann

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— 11 — Bio-Fibel 1/2010

BIO-WISSENSCHAFT

MIT ALLEN SINNENGeschäftiges Treiben im tiefsten Waldviertel. Die

Biofach, die größte Biomesse in Nürnberg, steht

unmittelbar bevor, die Vorbereitungen laufen auf

Hochtouren. Eigentlich kein optimaler Zeitpunkt

für einen Besuch. Doch wenn es darum geht,

über Saatgut, Sortenzüchtung und die Vielfalt

samenfester Sorten zu plaudern, gibt es nur

passende Gelegenheiten – findet Reinhild Frech-

Emmelmann. Seit der Gründung von Reinsaat

vor zwölf Jahren sind sie und ihr Team wesentli-

cher Teil der samenfesten „Bio-Saatgut-Szene“.

Es geht Frech-Emmelmann aber nicht nur darum, neue Sorten zu entwickeln, sondern auch alte, bewährte Sorten zu erhalten. „Wir sehen unsere Arbeit als Beitrag, Sorten zu bewahren, die bereits unsere Urgroßeltern ernährt haben und sie auch als Zeichen von Achtung und Wertschätzung an zukünftige Generationen weiterzugeben“, meint Frech-Emmelmann. Eine Art Mehrgenerationenprojekt, wenn man so will.Daneben wird der Blick in die Zukunft natürlich nicht außer Acht gelassen: Aus Tradiertem ständig Neues zu entwickeln, das ist das Ziel von Reinsaat. Aussehen, Geschmack und Ertragssicherheit auf höchstem Qualitätsniveau zu verbinden lautet die Devise und zahlreiche Paprika-, Pfefferoni-, Karotten-, Kraut-, Bohnen-, Salat-, Rote Rüben- und Kürbissorten sind nur einige Vertreter aus der breiten Reinsaat-Gemüse-Palette, die diesen hohen Ansprüchen gerecht werden.Beinahe ebenso vielfältig wie die gezüchteten Sorten sind auch die Methoden, die Frech-Emmelmann in Zukunft noch stärker in die Qualitätssicherung einfließen lassen möchte. Zusätzlich zu den, für eine Sortenanmeldung notwen-digen Voraussetzungen, setzt sie dabei auf ganzheitli-che Untersuchungsmethoden. Sortenprüfung mit allen Sinnen sozusagen. So werden z. B. Karotten auch mittels Geschmacksselektion charakterisiert. Die schönsten Exemplare werden eingelagert und im darauffolgenden Frühjahr verkos-tet. Dabei wird das untere Karottendrittel abgeschnitten und anhand eines bestimmten Schemas nach äußerer Form, Farbe des Frucht fleisches und Geschmack bewertet. Die restlichen zwei Drittel mit dem Trieb werden eingesetzt, wurzeln wieder und sorgen so für die Samen der nächsten Generation, die die gewünschten Merkmale bereits in verstärkter Weise trägt.

Mehr sehen als das Gewohnte ist das Ziel der Rationalen Bildekräfte-Methode und passt auch gut ins Konzept von Reinhild Frech-Emmelmann. Mit dieser ganzheitlichen Methode, die derzeit vor allem in der bio-dynamischen Pflanzenzüchtung und in der Qualitätsbeurteilung von Lebensmitteln zum Einsatz kommt, können jene Kräfte wahrgenommen wer-den, die lebenden Organismen ihre Struktur geben und ihre Stoffzusammensetzung beeinflussen. Diese Kräfte wirken auch auf den menschlichen Organismus. Bei geschulten Testern lässt der Genuss unterschiedlicher Lebensmittel Bilder im Bewusstsein entstehen, die sich mit einiger Übung auch syste-matisieren lassen. Klingt ein bisschen abstrakt und esoterisch, doch diejenigen, die es versucht haben, sprechen von verblüf-fenden Ergebnissen.Apropos verblüffend: Kühe, die Mozart hören, sind ja fast schon ein alter Hut, aber „musikalische“ Pflanzen? Deutsche Wissenschafter untersuchten die Auswirkungen verschiede-ner Klangintervalle auf Löwenzahn und Salat. Und siehe da, unterschiedliche Klangberieselung wirkte sich deutlich auf Blattform, –stellung und Blütenbildung aus. Man muss nicht betonen, dass Frech-Emmelmann plant, sich auch diesem spannenden Thema zuzuwenden.Es ist wohl unter anderem diese Züchtungsarbeit mit allen Sinnen, die man beim biologischen Reinsaatgemüse schmeckt – auch eine Art von Geschmacksselektion …

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Betrieb: Betrieb: ReinSaat KG, Geschäftsführung:Geschäftsführung: Reinhild Frech-Emmelmann

Betriebsdaten:Betriebsdaten: ca. 10 ha davon 0,5 ha unter Folie, ab 2010 zusätzlich

2000 m² Sichtungsanbau in Gars/Kamp um verschiedenste Sorten zu

prüfen, ca. 460 Gemüse-, Blumen- und Kräutersorten, nähere Infos:

www.reinsaat.at

Info:Info: - Reinsaat kooperiert mit zahlreichen Vermehrungsbetrieben,

die in den verschiedenen Klimazonen Österreichs liegen und

so zur Weiterentwicklung vielfältiger, regional angepasster,

samenfester Sorten beitragen.

- Bei der Hybridzucht werden zwei, auf bestimmte Eigenschaften

selektierte Inzuchtlinien gekreuzt. Die „ hybriden Nachkommen“

vereinen die gewünschten Merkmale beider Elternlinien. Bei

einer Weitervermehrung gehen diese Eigenschaften aber verlo-

ren, weshalb – im Gegensatz zu samenfesten Sorten – aus den

Hybriden kein Saatgut gewonnen werden kann.

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Barbara Prochazka im Zwiegespräch mit ihren Schützlingen

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— 13 — Bio-Fibel 1/2010

BIO-WISSENSCHAFT

MAJAS „WILDE“ SCHWESTERNFlach ist das Marchfeld, und auch ein bisschen

fad. Riesige, landwirtschaftlich intensiv genutzte

Flächen, die von ein paar Straßen durchschnit-

ten werden, dominieren das Bild. Es gibt wenig,

worauf man den Blick rasten lassen könnte. Doch

Ausnahmen bestätigen die Regel …

In Rutzendorf zum Beispiel, da ist das Marchfeld seit einigen Jahren wieder ein bisschen vielfältiger: 140 Hektar wurden hier im Jahr 2001 auf Bio umgestellt, um, in dem vom Institut für Ökologischen Landbau (BOKU) koordinierten Projekt MUBIL („Monitoring der Auswirkungen einer Umstellung auf Biologischen Landbau“; siehe Bio-Fibel 01/09), die langfristige Auswirkung biologischer Bewirtschaftung auf Pflanzenertrag, Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt etc. zu untersuchen.Um die Biodiversität der Marchfelder Agrarlandschaft zu erhö-hen, wurden im Rahmen des Projekts zahlreiche Ökostreifen und Hecken angelegt, viele blütenreiche Wildpflanzenarten zusätzlich eingesät und die Auswirkungen dieser vielseitigen Landschafts- und Strukturelemente auf die Artenvielfalt im Allgemeinen und Wildbienen im Besonderen beobachtet.Wildbienen besitzen für viele Ökosysteme eine Schlüsselfunktion und sind wichtige Bestäuber für Wild- und Kulturpflanzen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft verlieren sie aber – neben zahlreichen anderen Pflanzen- und Tierarten – ihren ursprünglichen Lebensraum, viele Arten stehen bereits auf der Roten Liste. Auf den Rutzendorfer Bio-Flächen ist davon allerdings nichts zu spüren. Das vielfältige Nahrungs- und Rückzugsangebot hat sich unter den Wildbienen ziemlich schnell herumgesprochen. Das freut besonders Barbara Prochazka vom Zentrum für Umwelt und Naturschutz (BOKU), die sich im Rahmen des Projekts voll und ganz den Wildbienen widmet. Von April bis September ist sie regelmäßig mit dem Käscher unterwegs, um die bestehende Bienenpopulation zu kontrollieren bzw. neu zugewanderte Arten zu erfassen.„Die Ausstattung von Ökostreifen und anderen Land-schaftselementen mit vielfältigen Pollenfutterpflanzen und Nist möglichkeiten ist von besonderer Bedeutung“, erklärt sie.Denn die Weibchen spezialisierter Wildbienenarten sam-meln den, für die Aufzucht der Brut benötigten Pollen, oft ausschließlich von einer Pflanzenart. Und auch was die

Nistplätze betrifft sind Wildbienen, die im Gegensatz zur Honigbiene meist als Einzelgänger leben, eher wählerisch. Manche der „Spezialistinnen“ bevorzugen den Boden, wieder andere beziehen Pflanzenstängel, Holzritzen, Steine oder leere Schneckenhäuser. „Während zu Beginn der Umstellung nur wenige, vor allem anspruchslose und für eine intensiv genutzte Agrarlandschaft charakteristische Arten anzutreffen waren, haben sich die Rutzendorfer Bio-Flächen im Lauf der Jahre zu einem wah-ren Bienenparadies entwickelt“, erzählt Barbara Prochazka sichtlich stolz. Von den eher genügsamen Sandbienen und Furchenbienen bis hin zu anspruchsvollen Vertretern wie Scheren- oder Langhornbienen ist alles vertreten. 139 verschie-dene Arten lautet das Ergebnis der letzten Bestandsaufnahme – Tendenz steigend. Fast wie auf der berühmten Klatschmohnwiese haben hier auf den Bio-Flächen im Marchfeld zahlreiche Insekten- und Pflanzenarten eine neue Heimat gefunden. Setzt man sich in einen dieser bunten Ökostreifen, übertönt das vielstimmige Surren und Brummen der Bienen sogar die vorbeifahrenden Autos. Klingt idyllisch, ist es auch.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt:Projekt: Monitoring der Auswirkungen einer Umstellung auf den biolo-

gischen Landbau (MUBIL II); www.dafne.at

Projektkoordination:Projektkoordination: DI Andreas Surböck, DI Markus Heinzinger

(BOKU), ProjektbetreuungProjektbetreuung Teilprojekt Naturschutzbiologie/Wild-

bienen: Dr. Bärbel Pachinger, DI Barbara Prochazka (BOKU)

Info:Info: - Auf Bio-Betrieben finden sich 30 bis 300 % mehr Pflanzen- und

Tierarten und bis zu drei Mal mehr Wildbienen-, Honigbienen-

und Hummelarten

- Bis zu 90 verschiedene Obst- und Gemüsearten sowie

Feldfrüchte sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen,

fast 50 % der Bestäubungsleistung erfolgt durch Hautflügler

(Bienen, Hummeln, etc.)

- Weltweit erwirtschaften Insekten durch die Bestäubung land-

wirtschaftlicher Nutzpflanzen einen ökonomischen Wert von

150 Milliarden Euro jährlich

- Statt selbst zu nisten, schummelt die Kuckucksbiene ihre eige-

ne Brut unter die einer ganz bestimmten anderen Bienenart

Page 14: Bio-Fibel #06

Beate Koller in der Samenbank der Arche Noah

Page 15: Bio-Fibel #06

— 15 — Bio-Fibel 1/2010

BIO-WIRTSCHAFT

NACH UNS DIE SINTFLUT?75 % der landwirtschaftlichen Vielfalt ist in

den vergangenen 100 Jahren unwiederbringlich

verloren gegangen – schätzt die FAO. Nur noch

30 Pflanzenarten decken heute 95 % des weltweiten

Energiebedarfs der Menschheit. Um 1900 wuch-

sen in Österreich noch bis zu 5000 Apfelsorten

– heute sind es nur mehr 400 bis 500 und nur

eine ganz kleine Auswahl gelangt bis in die

Supermarktregale.

Doch glücklicherweise gibt es die Arche Noah, die „Gesell-schaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung“. Der Name ist Programm: Seit 20 Jahren küm-mert sich der Verein erfolgreich darum, das Kulturerbe der Sortenvielfalt zu erhalten, weiterzuentwickeln und so ganz wesentlich dazu beizutragen, dass die bunte Palette regionaler und lokaler Obst- und Gemüsevielfalt nicht in einem Meer von Hybridsorten verschwindet. 1995 hat die Arche Noah mitten im idyllischen Schiltern ange-legt und einen sicheren Hafen für ihre Arbeit gefunden. Hier befindet sich neben dem Schaugarten, der jedes Jahr tausende Besucher anlockt und Gärtnerherzen höher schlagen lässt, auch die „Seele“ der Arche Noah – das Sortenarchiv. Beate Koller, die Geschäftsführerin, lässt uns ins „Allerheiligste“ vor. Auf ihr Anraten haben wir unsere dicken Jacken und Rucksäcke bereits vor der Tür abgelegt, um nicht versehentlich eines der wertvollen Gläschen aus den Regalen zu schleudern. Das Saatgut von mehr als 6000 Gemüse- und Getreidesorten in allen nur vorstellbaren Farben, Formen und Größen lagert hier kühl und gut verschlossen – die geballte Vielfalt auf kleinstem Raum lässt uns fast andächtig werden. Hier spürt man die lange Geschichte der Kulturpflanzenvielfalt, die mit der Sesshaftwerdung der Menschen und der Inkulturnahme von Wildpflanzen begann. Die Arche Noah und viele andere Saatgutinitiativen arbeiten daran, diese Vielfalt und das damit verbundene Wissen zu sammeln, zu erhalten und weiter auszubauen. Nach dem Motto „Erhaltung durch Nutzung“ wird die Kulturpflanzenvielfalt auf Felder und in Gärten gebracht. „In früheren Zeiten war Saatgut Gemeingut, wurde getauscht und weitergegeben, nachgebaut, selektiert und neuen Standortbedingungen und Anforderungen ange-passt. Dies war und ist die Grundlage von Erhaltung und

Entwicklung biologischer und kultureller Vielfalt und für eine langfristige Ernährungssicherung unentbehrlich,“ erzählt Beate Koller und leitet gleich zu einem Thema über, das aktuell ihres besonderen Engagements bedarf:Die EU-Kommission plant das EU-Saatgutverkehrsrecht zu überarbeiten und zu vereinheitlichen. Saatgutkonzerne schei-nen die Gunst der Stunde zu nutzen, um ihren Einfluss am Saatgutmarkt noch auszuweiten. Vertreter europäischer Saatgutinitiativen befürchten nun, dass dadurch regionale, samenfeste Sorten noch stärker von Hybridsorten verdrängt werden könnten und setzen sich gemeinsam gegen eine weitere Monopolisierung des Saatgutes durch internationa-le Konzerne ein. Zu ihren Grundforderungen zählen gen-technikfreie Saatgut- und Sortenvielfalt, die Sicherung des bäuerlichen Rechts, Saatgut aus eigener Ernte auszusäen, zu züchten und weiterzugeben und dadurch auch langfristig Ernährungssouveränität sicherzustellen.Kulturpflanzenvielfalt ist nicht im Supermarkt oder in einem der großen Saatgutkonzerne entstanden. Die Vielfalt auf Äckern, in Gärten und auf Märkten spiegelt die lange Geschichte des Saatguts als Kulturerbe bäuerlichen Wirtschaftens wider. Zahlreiche Biobauern und Initiativen wie die Arche Noah sorgen dafür, dass diese Vielfalt erhalten bleibt und sichern dadurch uns und zukünftigen Generationen nicht zuletzt auch geschmackliche Vielfalt auf unseren Tellern.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Betrieb: Betrieb: Arche Noah, Geschäftsführung: Geschäftsführung: DI Beate Koller

Betriebsdaten: Betriebsdaten: Gründung der Arche Noah 1990, 6500 alte Handels-,

Lokal- und Landsorten werden erhalten, zyklisch vermehrt und

getauscht; nähere Infos: www.arche-noah.at

Info: Info: - Die zehn größten Saatgut-Konzerne kontrollieren knapp 70 %

des weltweiten Saatgutmarktes.

- Von 80.000 potentiellen Nutzpflanzenarten wurden in den

vergangenen Jahrtausenden ca. 5000 Arten genutzt, 150 Arten

werden heute intensiver kultiviert, und nur acht von ihnen sind

für den Welthandel von Bedeutung.

- Mit der Kampagne „Zukunft säen – Vielfalt ernten” und einem

internationalen Treffen Ende März in Graz wollen Arche Noah,

ÖBV-Via Campesina Austria und viele andere Organisationen

das Thema Saatgut verstärkt thematisieren.

Page 16: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010 — 16 —

BIO-WISSEN

2010 ist also das Jahr der Biodiversität. In den

letzten 20 Jahren hat der Begriff, der in den

1980ern von amerikanischen Biologen geprägt

wurde, um auf weltweiten Artenschwund, mas-

sive Zerstörung von Lebensräumen und rapiden

Verlust genetischer Vielfalt bei Pflanzen und

Tieren aufmerksam zu machen, eine beachtliche

Karriere erfahren. Die Internetsuchmaschine

spuckt bis zu 3.373.000 Biodiversitäts-

Suchergebnisse aus – also allem Anschein nach

ein wichtiges Thema.

Landwirtschaft – ob nun konventionell oder biologisch – nützt natürliche Ressourcen und greift gestalterisch in den Naturhaushalt ein, um Lebensmittel zu produzieren. Die Agrobiodiversität, die alle Komponenten der biologischen Vielfalt umfasst, welche für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Funktionieren von Agrarökosystemen von wesent-

licher Bedeutung sind, hängt somit vor allem von der Bewirtschaftungsintensität ab.Um die, mit der Landnutzung einhergehenden, vielseiti-gen Spannungsverhältnisse abzupuffern und negative Aus-wirkungen auf (Agrar)Ökosysteme zu minimieren, bietet die Biologische Landwirtschaft zahlreiche Strategien. Ver-schiedenste Untersuchungen bestätigen, dass ihr das auch gelingt:

BIO FÖRDERT NÜTZLINGEAuf und unter Bio-Feldern wuselt und summt es gewaltig: mik-roskopisch kleine Einzeller, Lauf- und Marienkäfer, Wanzen, Spinnen, Asseln, Schmetterlinge, Bienen und die heimlichen Stars – die Regenwürmer – geben sich äußerst bio-affin.Der Verzicht auf Pestizide, schonende Bodenbearbeitung, vielseitige Fruchtfolgen, Buntbrachen oder die Anlage von

IM JAHR DER VIELFALT

Page 17: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010

BIO-WISSEN

Hecken sind nur einige der Faktoren, die dazu beitragen, dass auf Bio-Flächen 50-80 % mehr Regenwürmer, doppelt so viele Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen und deutlich mehr Bienen anzutreffen sind, als auf konventionellen Flächen. Und nicht nur die Individuenzahl ist deutlich größer, auch die Anzahl unterschiedlicher Arten übersteigt die konventioneller Betriebe um 30 %. Und das ist gut so, denn die Aufgaben der Nützlinge sind viel-fältig: Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und Erosionsschutz zäh-len ebenso dazu wie Schädlingsbekämpfung, Bestäubung von Nutz- und Kulturpflanzen und in weiterer Folge die Sicherung des ökologischen Gleichgewichts.

BIO BLÜHT BUNTIn einem Langzeitversuch wurden auf Bio-Feldern 9 bis 11 verschiedene Beikrautarten gefunden, auf konventionellen Parzellen hingegen nur eine. Während in der konventionellen Landwirtschaft Beikräutern mit regelmäßigem Pestizideinsatz begegnet wird, sieht man die Sache im Biolandbau deutlich differenzierter: Beikräuter konkurrieren nicht nur mit den Kulturpflanzen, sondern auch untereinander. Je vielseitiger die Beikrautarten, desto geringer die Gefahr, dass sich eine Art zu stark entwickelt und den Kulturpflanzenbestand gefährdet. Außerdem erfüllen Beikräuter wichtige Funktionen: so sind etwa 25-50 Insektenarten von einer Beikrautart abhängig. Auch viele seltene Pflanzenarten finden auf Bio-Feldern eine Heimat: Während der Anteil gefährdeter Pflanzenarten auf Bio-Flächen innerhalb von 27 Jahren von 81 % auf 79 % abnahm, sich also kaum veränderte, reduzierten sich gefähr-dete Pflanzenarten auf konventionellen Vergleichsflächen von 61 % auf 29 %.

VÖGEL FLIEGEN AUF BIOVogelarten wie die Feldlerche oder das Rebhuhn verschwin-den immer mehr aus unserer Kulturlandschaft – seit 1980 haben die europäischen Bestände früher häufig vorkommen-der Feldvögel um durchschnittlich 50 % abgenommen. Doch auf Bio-Flächen scheint die Welt noch in Ordnung: Verglichen mit konventionell bewirtschafteten Feldern werden auf Bio-Äckern bis zu 25 % mehr Vögel beobachtet und schon ein Jahr nach der Umstellung einer Versuchsfläche verdoppel-te sich die Zahl brütender Feldlerchen. Auch schützenswerte Rote-Liste-Arten sind auf Bio-Flächen häufiger anzutreffen.

VIELFÄLTIG GENIESSENBio-Bauern fördern aber nicht nur die Diversität von Wildpflanzen und Nützlingen, ihnen ist auch die Vielfalt am Feld und im Stall ein großes Anliegen. Aus diesem Grund fin-den sich auf Bio-Betrieben immer mehr alte, teilweise schon vergessene Gemüse- und Obstsorten und Tierrassen. Es geht dabei nicht darum, diese Vielfalt nur ihrer Selbst willen zu erhalten, sondern durch eine Vielzahl verschiedener Tier- und Pflanzenarten ökologisches Gleichgewicht zu sichern, eine Kulturlandschaft zu schaffen, in der wir uns wohlfühlen und mit Bio-Lebensmitteln zu vielfältigem Genuss, Lebensfreude und Esskultur beizutragen.

Elisabeth Klingbacher

QUELLEN

El-Hage Scialabba, N.; Hattam, C. (2002): Organic agriculture, environ-

ment and food security. FAO.

FiBL (2009): Biolandbau und Biodiversität

FiBL (2007): 90 Argumente für den Biolandbau

FiBL Dossier (2000): Bio fördert Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt.

Erkenntnisse aus 21 Jahren DOK-Versuch

www.fibl.org/de/themen/biodiversitaet, 2010

www.soel.de September 2008

Page 18: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010

GUTER GESCHMACK

BRANDaktuellBIO-BASIS-SPIRITUOSEN AUS ÖSTERREICH UND DER WELT

Gleich beim ersten Termin des neuen FiBL

Tasting_forums gingen wir ans Eingemachte:

Bio-Basissprituosen, also jene Gruppe der här-

teren Abteilung, die sowohl in den großen und

legendären Drinks der Welt das alkoholische

Fundament bilden, als auch für sich alleine für

Legenden gut sind. Die österreichischen Bio-

Destillate hinterließen in jedem Fall einen blei-

benden Eindruck.

Es gibt Dinge, die man einfach haben muss. Will man in seiner Hausbar ein wenig mehr Vielfalt als „das Schnapserl“ nach dem zu schweren Essen, dann kommt man an den sechs Basisspirituosen nicht vorbei. Die Rede ist von Rum, Whisk(e)y, Vodka, Gin, Teqilla und Brandy. Das Angebot an Spirituosen ist fast unüberschaubar. Entscheidend ist jedoch nicht die Menge an Flaschen in einer Hausbar, sondern deren Qualität. Erfreulicherweise wird zwischenzeitlich jedes dieser Edeldestillate von international führenden Marken auch in Bio-

Qualität angeboten. Überraschenderweise gibt es aber auch Bio-Whisky, Bio-Vodka, Bio-Gin, Bio-Weinbrand und Bio-Rum aus Österreich. Nachfolgend haben wir ein paar Eindrücke des hochgeistigen Abends destilliert.

NORDERD PURE POTATO VODKA (WWW.NORDERD.COM)Ein ganz neuer Bio-Kartoffelvodka aus dem Waldviertel von Hans Ackerl (siehe Bio-Fibel 5-09) eröffnete den Verkostungsreigen. Die zahlreich vertretenen Experten waren sich rasch einig: die Entdeckung des Abends. Kristallklar, sauber, jugendlich, enorm ausgepräg-tes und expressives Aroma nach Kartoffelstärke, süßlichem Marzipan mit zarten Graphitnoten. Insgesamt barock und opulent, am Gaumen strei-chelweich mit mildem Druck.

Page 19: Bio-Fibel #06

— 19 — Bio-Fibel 1/2010

GUTER GESCHMACK

UTKINS UK 5 ORGANIC VODKA (WWW.DWERSTEG.DE)

Das internationale Pendant dazu stürzte im direkten Vergleich ein wenig ab, auch wenn es für sich ein hervorragender Getreide-Vodka – dem Vernehmen nach mit Bio-Roggen aus dem Weinviertel – mit hoher „Bareignung“ ist. Klar, sauber, leicht zitro-nig, in jedem Fall unglaublich helle Töne, zestig und feingliedrig, am Gaumen etwas schärfer mit insgesamt neutralerem Eindruck.

O.GIN (WWW.BIOSCHNAPS.AT)Josef Farthofer wollte auch auf dringendes Nachfragen von seiner Bio-Ginproduktion nicht mehr verraten, als eigent-

lich eh klar war: bester Bio-Getreidealkohol aromatisiert mit Wacholderbeere, Zitronenschalen und ein wenig Piment. Sauber, klar, hocharomatisch und frisch, asiati-scher Touch, Anflüge von Ingwer und Zitronengras. Ein sehr individueller, hochgradig verführerischer Gin.

JUNIPER GREEN – ORGANIC LONDON DRY GIN (WWW.DWERSTEG.DE)Im Vergleich dazu ein internationaler Klassiker. Ein blitzsauberer, typischer Dry-Gin mit braver (klassischer) Gewürzmischung: Wacholder, Zeste, Pfeffer, eventuell Paradiesapfelkerne. Enorme Ausdruckskraft.

SINGLE MALT WHISKY (WWW.MALZNERHOF.AT)Ein sehr eigenwilliges Destillat. Sepp Hochmair – sonst über

jeden Zweifel erhabener Obstbrenner – nennt es auch ein „interessantes Nischenprodukt“. Stark ausgeprägt,

jugendlich und trotzdem tiefgehend malzig. Anklänge von dunkler Schokolade und Malzkaffee. Am Gaumen ruppig und rau. Nichts für Malt-Manics!

BENROMACH ORGANIC SINGLE MALT (WWW.BENROMACH.COM)

Als Herausforderer trat der erste kommerziell bedeutsame schottische Bio-Whiskey an. Sauber gemachter, braver Single Malt, weich, leicht torfig, erinnert an alte Sherryfässer und getoastetes Brot.

GOLD RUM (WWW.MALZNERHOF.AT)

Wieder eine Innovation vom Malznerhof. Importierte Melasse, oberösterreichische Brenntechnik, Reifung in Mühlviertler Eichenfässern. Klar schokoladige Noten, weich, Rum- Kokos, etwas gebrannte Mandeln. Am Gaumen wieder kühl und … oberösterreichisch eben.

PAPAGAYO GOLDEN RUM (WWW.DWERSTEG.DE)

Punktesieg für den Internationalen, obwohl auch dieser Rum nicht zu den Überfliegern gehört. Malzige Noten,

Kakaobohne, leicht tabakig, eher breites, ausladendes Aroma. Am Gaumen nicht mehr ganz so filigran.

EISWEINBRAND PINOT NOIR (WWW.MEINKLANG.AT)„Nur nicht zu viel erwarten, der Brand ist kaum mit einem Cognac vergleichbar und ist mehr ein Hobby“ dämpfte Werner Michlits die hohen Erwartungen. Allerdings: Ein toller Weinbrand mit rauchig, tres-tigen Noten, sogar noch ein wenig hefig, am Gaumen dann Gerbstoff und Druck pur und un–heimlich lang anhaltend.

BIO ATTITUDE-COGNAC (WWW.LEOPOLD-GOURMEL.COM)Leider kommt der Bio-Cognac nicht annähernd an die sehr guten konventionellen Gourmel-Pendants heran: Plumpe Süße, Karamellnoten – aber nicht fein integriert – irgendwie künstlich. Dazu deutlich grüne Holznoten. Das geht sicher noch besser.

Am Schluss des Abends stand jedenfalls fest: Bio ist auch bei den pur genossenen Basisdestillaten ein Geschmacksfest für den Gaumen!

Reinhard Geßl und Jürgen Schmücking

Bio-Brandexperte Jürgen Schmücking

Page 20: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010 — 20 —

BIO-HOTEL

LASSEN SIE SICH VERWÖHNEN!

DIE ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT

Gewinnen Sie 2 Nächte

für 2 Personen im

Naturhotel Grafenast!

Füllen Sie das Gewinnformular aus auf: www.freiland.or.at

Einsendeschluss: 30.4.2010Verlosung unter Ausschluss des Rechtsweges. Gewinn kann nicht in bar abgelöst werden.

Gewinner wird auf www.freiland.or.atbekannt gegeben und von www.biohotels.at verständigt!

Unbeschreibbar schön ist die Lage des Tiroler

Naturhotels Grafenast auf 1330 m, über allem

drüber, mit viel Weitblick und Sonne. Sehr pri-

vat ist die kuschelige Größe des biologischen

Holzhauses mit 41 Betten.

Die Jurte ist eine traditionelle mongolische Behausung. Zwei der wichtigsten Merkmale einer Jurte – die runde Bauweise und die Lichtkuppel – hat man im Naturhotel Grafenast zum Vorbild genommen, um das Wohlfühlangebot für die Gäste um eine attraktive Neuerung zu erweitern. Im Februar wurde die Waldsauna aus der Taufe gehoben. Aus Holz, Lehm und Glas haben die Grafenaster einen Wohlfühlort mit ganz besonderer Energie geschaffen. Der Bau ist auf spektakuläre Weise in den Baumbestand außerhalb des Hauses integriert und bietet

für Saunabesucher einen ebensolchen Blick übers Inntal. In der Sauna selbst finden Gäste eine neuartige Ausstattung. Geschwitzt wird nicht auf der klassischen Saunabank, sondern auf individuell angefertigten Gesundheitsliegen, was zu einem deutlichen Mehr an Entspannung und Wohlbefinden führt.Entspannung und Wohlbefinden sind überhaupt die Themen, die sich wie ein roter Faden durch das Angebot des Hauses ziehen. Grafenast ist ein Hotel mit einer Geschichte, die vor drei Generationen begonnen hat und nun an der Schwelle zur vierten steht. Peter Unterlechner, bislang Junior-Chef, ist gera-de dabei, das Hotel zu übernehmen. Auch wenn sich dadurch manches ändern wird, an den Grundfesten der Grafenaster Philosophie wird freilich nicht gerüttelt.Grafenast steht für Bio-Kulinarik auf höchstem Niveau, sowie für eine anregende Mischung aus Naturerlebnis und Kunstgenuss. Es ist ein Ort des zwanglosen Seins und guter Gespräche. Möglichkeiten für beides bieten die Teestube, der Platz am Kaminfeuer, der Skulpturengarten und viele andere Plätze mit ganz eigenem Flair. Für Gäste, die auch selbst gern mit anpacken, werden Kochworkshops angeboten und Senior-Chef Hans-Jörg Unterlechner liebt es, die Gäste durch seine Kunstsammlung zu führen.Grafenast ist ein Bio-Hotel, die Naturverbundenheit der Unterlechners geht aber weit darüber hinaus. So wurde im vergangenen Jahr der „CO2-Champion“ angeschafft, ein ext-rem sparsamer PKW, der von Gästen für Ausflüge gemietet werden kann.Die Preise für Sehnsuchtspension (eine hauseigene Kreation, angesiedelt zwischen Halb- und Vollpension mit reichlichem Frühstücksbuffet, Salatbar und Tagessuppe zu Mittag und mehrgängigem Menü am Abend) liegen – abhängig von Saison und Aufenthaltsdauer – zwischen € 75,– und € 140,– pro Person.

Jürgen Schmücking

NATURHOTEL GRAFENAST

Pillbergstraße 205

A- 6136 Pill/Schwaz

Tel. +43/5242/63209

www.bioferien.com

www.biohotels.at

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Page 21: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010

SHORTCUTS

GUTE NOTEN FÜR BIO-OBST UND BIO-GEMÜSE

Was logisch klingt, wird immer wieder auch wissenschaftlich bestätigt: Bio-Obst und Bio-Gemüse enthalten deutlich weniger Pestizidrückstände und Schadstoffe als Obst und Gemüse aus kon-ventioneller Landwirtschaft. Das ergab auch eine deutsche Studie des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dieses Lebensmittelmonitoring wird in Deutschland seit 1995 regel-mäßig durchgeführt, um die Exposition der Bevölkerung mit Schadstoffen zu bestimmen. Die aktuelle Bilanz der Lebensmittelkontrolleure: In den überprüften 350 Proben von Obst und Gemüse aus Biologischer Landwirtschaft wurden kaum/keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und keine bedenklichen Schwermetallgehalte festgestellt. Dagegen fanden sich bei-spielsweise in Birnen, Reis, Gurken, grünen Bohnen, Karotten und Pfefferminztee aus konventionellem Anbau teils erhebli-che Schadstoffmengen.

Quelle: Ökologie & Landbau 1/2010

BIO FINDET STADT

Die Magistratsabteilung 49 – Forstamt und Landwirt schafts betrieb der Stadt Wien bewirtschaftet derzeit mit dem „Bio-Zentrum Lobau“ knapp 1000 Hektar Biofläche und führt damit einen der größten Bio-Betriebe Österreichs. Die ersten Äcker wur-den bereits 1987 umgestellt, damals zählte Wien zu den Öko-Pionieren. Im Jahr 2001 wurden die beliebten „Ökoparzellen“ in Essling umgestellt, seit 2008 werden auch die Flächen am Bisamberg organisch-biologisch geführt. Der Bio-Kurs wird gehalten: das „Bio-Zentrum Lobau“ wurde zu Jahresbeginn um rund 65 Hektar Anbaufläche im Gebiet Nationalpark Donau-Auen vergrößert, weitere Bio-Flächen sollen folgen. Weitere Informationen: www.natuerlich.wien.at

EAT SLOW! – DER WEG ZUM GENUSS

Rohschinken vom Blauschimmel-Schaf, Hagebutteneis, Rosensalz, Bergziegenkäse, Orangen-Dillsenf und weitere 115 Spezialitäten aus Ostösterreich finden sich profund beschrieben und wunderschön fotografiert im ersten österreichischen Slow Foodführer. Das kompakte Büchlein stellt einen kleinen Teil jener in Österreich meist gut versteckten Lebensmittelvielfalt in die verdiente Auslage. Das Durchblättern und Gustieren ist eine echte Freude! Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass doch überra-

schend wenige Bio-Spezialitäten vorgestellt werden, am feh-lenden Angebot kann es kaum liegen.Weitere Informationen: im guten Buchhandel und unter www.faltershop.at

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Page 22: Bio-Fibel #06

Bio-Fibel 1/2010 — 22 —

SHORTCUTS

IMPRESSUMBio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband

für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20;

e-mail: [email protected]; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl, Leiterin der Redaktion:

Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher; Mitarbeit: Irene Pratsch, Wilfried Oschischnig; Redaktion: Forschungsinstitut für biologischen Landbau

(FiBL Österreich), Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck:

gugler GmbH Melk; Grafisches Grundkonzept: co2 – Werbe- und Designagentur; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich ge kennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt

der Meinung des Herausgebers entsprechen.

FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 10000 Stück.

Offenlegung: Die Bio-Fibel ist zu 100 % im Besitz des gemeinnützigen Vereins „Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung“;

Adresse s. o.; Eingetragen im Vereins register der BPD Wien zu Zl.IV-SD/2063/VVM/94; DVR-Nummer 0563943. UID-Nummer ATU 37841109. Die redaktionelle Arbeit erfolgt

in engster Zusammen arbeit mit dem gemeinnützigen Forschungs verein „Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich)“; Adresse s. o.; Grundlegende

Richtung: Förderung einer ökologisch-tiergerechten Landwirtschaft und gesunden Ernährung. Information von Konsumen tinnen und Konsumenten über die Vorzüge

und Besonderheiten von Lebensmitteln aus Biologischer Landwirtschaft in Form von Interviews, Kurz re por ta gen und Tipps zum weiten Feld der Ernährung. Die Bio-

Fibel wird vor allem über Bio-Kisten der Bio-Hauszusteller sowie über den Bio- und Natur kost fachhandel in Österreich vertrieben. Die Bio-Fibel erscheint mindestens

vier Mal im Jahr und ist kostenlos.

Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben

wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind

uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag

zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

PESTIZIDE VERSUS BIODIVERSITÄT

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sind in den letz-ten 50 Jahren viele Pflanzen- und Tierarten auf regionaler und nationaler Ebene ausgestorben. In einer groß angelegten Feldstudie haben Forscher nun europaweit die Einflüsse ver-

schiedenster Faktoren auf die Diversität von Pflanzen, Laufkäfern und boden-

brütenden Ackervögeln untersucht. Von den dreizehn Faktoren der land-wirtschaftlichen Intensivierung, die in neun Testregionen auf 1350 Weizenfeldern gemessen wurden,

hatte der Gebrauch von Insektiziden und Fungiziden durchgehend beson-

ders negative Effekte auf die Biodiversität und führte zu einer drastischen Verringerung der Artenzahlen: Die Artenvielfalt auf Feldern, die regelmäßig mit Pestiziden behandelt werden, ist um die Hälfte geringer als auf ökologisch bewirtschafteten Äckern. Dieser Effekt zeigt sich auch in der Umgebung der landwirtschaftlichen Anbauflächen. Das Fazit der Untersuchung: Die Artenvielfalt kann nur erhalten wer-den, wenn die Verwendung von Spritzmitteln auf ein Minimum beschränkt wird.

Quelle: www.soel.de, www.sciencedirect.com

NEUES EU-BIO-LOGO

Ab 1. Juli 2010 ist es soweit: Das neue EU-Bio-Logo wird von diesem Zeitpunkt an für alle verpackten Bio-lebensmittel, die in einem EU-Mitgliedstaat herge-stellt wurden, verbindlich vorgeschrieben sein. Neben dem EU-Bio-Logo können wei-terhin auch andere private, regionale oder nationale Logos abgebildet werden. Das neue Logo wurde in einem europa-weiten Wettbewerb ermittelt. Die fast 3500 – von Kunst- und Designstudenten – eingereichten Wettbewerbsbeiträge wur-den von einer internationalen Jury geprüft, 130.000 Personen stimmten schließlich via Internet ab, um das neue Bio-Logo aus den drei Entwürfen der Endausscheidung auszuwählen. Für das Logo mit dem „Euro-Blatt“ haben 63 Prozent aller Teilnehmer gestimmt.

Quelle: www.soel.de

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— 23 — Bio-Fibel 1/2010

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Page 24: Bio-Fibel #06

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