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Kultur LANDkompass Pfalz Rheinhessen Eifel/Ahr – Westerwald/Lahn Hunsrück/Nahe – Mosel/Saar Rheintal Inhalt HIGHLIGHTS 26 THEATER CHAWWERUSCH 28 POESIE DER NACHBARN 29 AUTORENPORTRÄT 30 GEWINNSPIEL 32 INTERVIEW 34 TICKER 38 Frühjahr 2009 Das hambacher Musikfest lädt in der Fronleichnamwoche namhafte in- und ausländische Künstler zum Kammermu- sik-Festival ein. Die intime atmosphä- re des frisch renovierten hambacher Schlosses, hambach mit seinen idylli- schen Winzerhöfen und der schmucken Barockkirche St. Jakobus bieten ideale Veranstaltungsorte für Kammermusik. Das gastgebende Mandelring Quartett (Initiatoren und seit 1997 künstlerische Leiter des Hambacher Musikfestes) würdigt 2009 den 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy mit einem Zyklus, der die wichtigsten Werke aus dem umfangreichen kammermu- sikalischen Œuvre des Komponisten beinhaltet. So erklingen im Verlauf des Festivals unter anderem seine sechs Streichquartette, beide Streichquintette und das großartige Oktett. Dazu hat das Ensemble – in Anlehnung an das Motto des Kultursommers Rheinland Pfalz „Cool Britannia“ – mit dem Emperor String Quartet (gewann als erstes britisches Ensemble den internationalen Streich- quartett-Wettbewerb Evian) und dem renommierten Pianisten Ian Fountain (gewann als 19-Jähriger den Arthur-Ru- binstein-Wettbewerb in Tel Aviv) sowie Gästen aus England eingeladen, die mit Werken der englischen Komponisten Benjamin Britten, Edward Elgar und Frank Bridge einen weiteren Akzent setzen. Im „Podium junger Künstler“ präsentiert sich das Notos Quartett (Sindri Lederer, Violine; Liisa Randalu, Viola; Florian Streich, Violoncello; Antonia Köster, Klavier) mit Klavierquartetten von Turina, Brahms und Walton. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY UND PFÄLZER WEIN 13. HAMBACHER MUSIKFEST 10. BIS 14. JuNI 13. haMBacher MuSIKFeSt Weitere Informationen unter: www.hambachermusikfest.de Emperor Quartet www.kulturland.rlp.de 25 www.kulturland.rlp.de www.mandelringquartett.de eMperor StrIng Quartet www.emperorquartet.com

KulturLANDkompass Pfalz Nr. 1

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KulturLANDkompass Pfalz Nr. 1 vom 27. April 2009

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Page 1: KulturLANDkompass Pfalz Nr. 1

KulturLANDkompassPfalzRheinhessen Eifel/Ahr – Westerwald/LahnHunsrück/Nahe – Mosel/SaarRheintal

Inhalt

HIGHLIGHTS 26

THEATER CHAWWERUSCH 28

POESIE DER NACHBARN 29

AUTORENPORTRÄT 30

GEWINNSPIEL 32

INTERVIEW 34

TICKER 38

Frühjahr 2009

Das hambacher Musikfest lädt in der Fronleichnamwoche namhafte in- und ausländische Künstler zum Kammermu-sik-Festival ein. Die intime atmosphä-re des frisch renovierten hambacher Schlosses, hambach mit seinen idylli-schen Winzerhöfen und der schmucken Barockkirche St. Jakobus bieten ideale Veranstaltungsorte für Kammermusik.

Das gastgebende Mandelring Quartett (Initiatoren und seit 1997 künstlerische Leiter des Hambacher Musikfestes) würdigt 2009 den 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy mit einem Zyklus, der die wichtigsten Werke aus dem umfangreichen kammermu-sikalischen Œuvre des Komponisten beinhaltet. So erklingen im Verlauf des Festivals unter anderem seine sechs Streichquartette, beide Streichquintette

und das großartige Oktett. Dazu hat das Ensemble – in Anlehnung an das Motto des Kultursommers Rheinland Pfalz „Cool Britannia“ – mit dem Emperor String Quartet (gewann als erstes britisches Ensemble den internationalen Streich-quartett-Wettbewerb Evian) und dem renommierten Pianisten Ian Fountain (gewann als 19-Jähriger den Arthur-Ru-binstein-Wettbewerb in Tel Aviv) sowie Gästen aus England eingeladen, die mit Werken der englischen Komponisten Benjamin Britten, Edward Elgar und Frank Bridge einen weiteren Akzent setzen. Im „Podium junger Künstler“ präsentiert sich das Notos Quartett (Sindri Lederer, Violine; Liisa Randalu, Viola; Florian Streich, Violoncello; Antonia Köster, Klavier) mit Klavierquartetten von Turina, Brahms und Walton.

FELIx MENDELSSOHN BARTHOLDy UND PFÄLzER WEIN13. HAMBACHER MUSIKFEST

10. BIS 14. JuNI13. haMBacher MuSIKFeSt

Weitere Informationen unter: www.hambachermusikfest.de

Emperor Quartet

www.kulturland.rlp.de 25www.kulturland.rlp.de

www.mandelringquartett.de

eMperor StrIng Quartetwww.emperorquartet.com

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Kulturland Highlights

KAMMGARN INTERNATIONAL JAzzFESTIVAL 1. BIS 3. MaI, KaISerSlautern

Zum nunmehr vierzehnten Mal stehen beim Kammgarn International Jazzfes-tival in Kaiserslautern bekannte Künst-ler auf den Brettern. Längst hat sich die Veranstaltungsreihe als eines der renommiertesten Festivals seiner Art in Deutschland etabliert. Eine Grande Dame aus Paris eröffnet das diesjährige Festival: Jane Birkin, Schauspielerin und Sängerin, präsentiert mit Ihrem Programm „Enfants d‘Hiver“ erstmals eigene Chansons. Prominent geht es weiter mit Andreas Vollenweider, dem Herrn der Harfe, und einer Rhein-land-Pfalz-uraufführung seines neues-ten Werkes „Air“. Mit OneNightFriends präsentieren sich sechs Top-Musiker der jungen Garde. Die Barrelhouse Jazzband feat. Harriet Lewis und Angela Brown bringen eine Melange aus klassischem Jazz, Swing, Blues, Soul und Gospel nach Kaiserslautern. Den Abschluss bildet die Rittersberg Big Band mit einer CD-Re-lease: „Live at Kammgarn“.www.kammgarn.de Kk

INSELSOMMER LUDWIGSHAFEN3. BIS 12. JulI, parKInSel

Das Kulturfestival auf der Parkinsel hat sich von ersten improvisierten Konzerten zu einem festen Bestandteil des Kul-tursommers entwickelt. Im lauschigen Schatten der Bäume und in Sichtweite des Rheins warten die große Bühne, ein Theaterzelt und die Festivalwiese auf die kleinen und großen Besucher mit abwechslungsreichen Attraktionen. Musikalische Highlights bieten in diesem Jahr Sunday Driver mit ihrer ganz eige-nen Definition der Worldmusic und Santi-no de Bartolo, der mit seinen Balladen an Italien erinnert.Die KinderInsel wird 2009 international: Das mobile Kinder- und Jugendtheater KiT’Z hat sich mit den „Jumping Jelly-beans“ aus Kuala Lumpur, dem „Kanoon-Theater“ aus Teheran und „Sparrow in the Room“ aus Toronto Verstärkung einge-laden. Wer nicht bis Juli warten möchte: KiT’Z ist bereits in der letzten Maiwoche mit der Fliegenden KinderInsel in Duden-hofen zu Gast. www.inselsommer.info Kk

INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN30. JulI BIS 1. auguSt, InnenStaDt

Skurrile Gestalten auf Stelzen, mobile Ak-tionen im Trubel der Einkaufsstraße und atemberaubende Spektakel mit Seiltanz, Akrobatik und Fackelzauber – das Inter-nationale Straßentheaterfestival verwan-delt die Ludwigshafener Innenstadt drei Tage lang in eine riesige Bühne. Künstler und Gruppen aus der ganzen Welt prä-sentieren einzigartige Open-Air-Aktionen und beweisen, dass Straßentheater heute viel mehr ist als Feuerspucker, Einradfah-rer und Jongleure. Das Spektrum reicht dabei von improvisierten Solodarbietun-gen bis hin zu aufwendigen Bühnenins-zenierungen. Der öffentliche Raum wird zum Theater, das jeder genießen kann – unverbindlich und kostenlos.2009 feiert das Internationale Straßen-theaterfestival sein zehnjähriges Jubilä-um. Zu diesem Anlass werden nicht nur Neuentdeckungen zu sehen sein – es gibt auch ein Wiedersehen mit Highlights der Festivalgeschichte.www.ludwigshafen.de Kk

Maria João Sunday Driver Theater Anu

www.kulturland.rlp.de26 www.kulturland.rlp.de

Jane BIrKInwww.janebirkin.net

KAMMGARN INTERNATIONAL JAzzFESTIVAL

anDreaS VollenWeIDerwww.vollenweider.com

onenIghtFrIenDSmyspace.com/onenightfriends

BarrelhouSe JazzBanDwww.barrelhouse-jazzband.de

angela BroWnwww.barrelhouse-jazzband.de

rItterSBerg BIg BanDwww.bigband.rittersberg.de

MarIa Joãowww.mariajoao.org

SunDay DrIVerwww.sundaydriver.co.uk

INSELSOMMERLUDWIGSHAFEN

SantIno De Bartolowww.santinodebartolo.de

KIt‘z KInDerInSelwww.theaterkumpanei.de

SparroW In the rooMwww.sparrowintheroom.org

theater anuwww.theater-anu.de

INTERNATIONALES STRASSENTHEATER-FESTIVAL LUDWIGSHAFEN

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DAHNER SOMMERSPIELE9. MaI BIS 25. SepteMBer

Es ist schon Tradition, dass das Pfalztheater Kaiserslautern die Dahner Sommerspiele eröffnet – dieses Jahr mit einem Festkon-zert zum 200. Geburtstag von Felix Men-delssohn Bartholdy. Weitere Höhepunkte sind das Konzert des Vokalensembles „Singphoniker“ und Jazz der hr-Bigband. Kabarettistisch wird es mit Arnim Töpel und seinem Programm „Mach doch de Babbe net struwwelisch“ oder Hennes Bender mit „Egal gibt’s nicht!“. Die Shakespeare Com-pany Bremen wird Macbeth auf die Bühne der Burg Altdahn bringen, eine Aufführung von „Verwandte sind auch Menschen“ wird im Otfried-von-Weißenberg-Theater zu sehen sein.www.dahn.de/sommerspiele.htm Kk

LANDESMUSIKFEST NEUSTADT29. MaI BIS 1. JunI

Neustadt an der Weinstraße wird über Pfingsten zur musikalischen Hauptstadt des Landes: 120 Musikgruppen – Blasor-chester, Jazzensembles, Rock- und Big Bands, Chöre und Musikschulensembles – nahezu 5.000 aktive Musikern präsen-tieren auf drei großen Bühnen in der Innenstadt die Vielfalt der musikalischen Szene des Landes. Galakonzerte im Saalbau – unter anderem mit dem Musikkorps der Bundeswehr, einer Aufführung von Carmi-na Burana oder dem JugendBlasOrchester – setzen weitere Glanzpunkte. Im Orches-terwettbewerb und bei den Wertungsspie-len werden 41 Musikgruppen ihr hohes musikalisches Niveau dokumentieren.www.landesmusikfest2009.de Kk

SOMMERFESTIVAL KULTURBEUTEL 6. BIS 21. JunI DoMgarten Speyer

Ein Ort, der die Menschen anzieht, an dem man Freunde treffen und in der Sonne sitzen kann; ein Ort, an dem gelacht, geweint, geklatscht, geträumt, geschmunzelt, geschäkert und auch nachgedacht werden kann. Zwei Wochen lang verwandelt ein großes, buntes Zirkuszelt den Domgarten Speyer wieder in diesen ganz besonderen Ort. In der schönen Atmosphäre des Theater-zelts finden bis zu 500 Zuschauer Platz. Feuertanztheater, Jazz-Ensembles, Figurentheater, Kinderlesungen, Kaba-rett... Der „Kulturbeutel“ ist auch 2009 mit etwa fünfzig Veranstaltungen aller Sparten vollgepackt.www.theater-speyer.de Kk

BRITANNIEN HEUTE – DRAMATISCH!1. MaI BIS 3. oKtoBer, theaDer FreInSheIM

Auch das „vielleicht kleinste Theater der Welt“, das Theader Freinsheim, leistet unter dem Motto „Britannien Heute – dramatisch!“ einen Beitrag zum Kultur-sommer. Das Stück „Messer in Hennen“ von David Harrower für Erwachsene und „Die Wanze“ nach dem Kinderbuch von Paul Shipton stehen ab dem 7. Juni auf dem Programm. www.theader.de Kk

16. GERMERSHEIMER KULTURSOMMER19. JunI BIS 30. JulI, KulturzentruM huFeISen

Theaterstücke, Lesungen und Konzerte bringen britische Kultur ins Kulturzentrum Hufeisen. Samuel Becketts „Endspiel“ und „Walk! Don’t Walk!“, ein unterirdisches Ro-tationsereignis, versprechen anspruchsvol-les Theater, „Das Fest“ musikalische, litera-rische und kulinarische Genüsse. Der „Cool Britannia“-Themenabend präsentiert The Beatles & Pink Floyd, und zum Abschluss ist der World Youth Choir mit 100 Sängerinnen und Sängern aus 30 Ländern zu Gast. www.kultursommer-germersheim.de Kk

NEUSTADT UNTERM HIMMELSzELT1. BIS 5. JulI neuStaDt

Das Open-Air-Kultur-Ereignis verwandelt ganz Neustadt in ein riesiges „Festzelt” mit hochkarätigen Performances. Schatten-theater, Nachwuchsbühne, Open-Air-Kino und musikalische Abende – die Plätze und Innenhöfe der Altstadt und das am Wald-rand gelegene Leibniz-Gymnasium bieten eine ideale Bühne für Künstler, Gaukler und Musikanten. www.kulturverein-wespennest.de Kk

Arnim Töpel Landesmusikkorps der Bundeswehr

www.kulturland.rlp.de 27www.kulturland.rlp.de

DIe SIngphonIKerwww.singphoniker.de

DAHNER SOMMERSPIELE

hr-BIgBanDwww.hr-online.de

arnIM töpelwww.toepel-online.de

ShaKeSpeare coMpanyshakespeare-company.com

MuSIKKorpS Der BunDeSWehrmilitaermusik.bundeswehr.de

LANDESMUSIKFESTNEUSTADT

JugenDBlaSorcheSterrheInlanD-pFalzwww.jbo-rlp.de

WorlD youth choIrwww.worldyouthchoir.org

GERMERSHEIMERKULTURSOMMER

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Theater Chawwerusch

Der ungewöhnliche Name Chawwerusch stammt aus dem Rotwelsch und heißt Bande. Ein treffender Begriff, denn die so getaufte Theatergruppe aus Herxheim ist in der Tat eine Bande von quirligen, kreativen Theatermachern, die je nach Projekt in die unterschiedlichen Aufga-ben und Rollen schlüpfen. Chawwerusch lebt genau durch und mit dieser Flexibi-lität, nicht auf etwas festgelegt zu sein, sondern sowohl als Autorin als auch Regisseur, Schauspielerin oder Dramaturg zu wirken. Daraus entsteht Theater mit einer unverwechselbaren Handschrift. Dieses Jahr feiert Chawwerusch sein 25-jähriges Bestehen und blickt auf stattliche 65 Eigenproduktionen sowie zahlreiche Großprojekte mit Amateur-schauspielern zurück.

Der Weg nach hambachDie Stücke und Projekte setzen sich im-mer mit den Menschen und ihrem Alltag, mit Gesellschaft und Politik auseinander. Es werden Geschichten von Leuten für Leute erzählt und sowohl anspruchsvoll und kritisch als auch unterhaltsam auf die Bühne gebracht. Die Situationsko-mik, die menschlichen Tragödien und die Wortakrobatik der Akteure bringen die Zuschauer zum Weinen, Lachen

und Nachdenken. Dabei entwickelte das Chawwerusch Theater ganz eigene künstlerische Ausdrucksformen. Seit der Gründung des Theaters 1984 bildet eine intensive Recherchearbeit die Grundlage für die meisten Stücke: Spuren werden gesucht und gesichert, Quellen studiert, Geschichten gesammelt und in Bezug zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen und menschlichen Problemen gesetzt. Aus diesem Material entwickelt Chaw-werusch seine Stücke. Danach erfolgt die künstlerische umsetzung für die Bühne. Genau so ist auch das Stück entstanden, das in diesem Sommer zum 20. Jahres-tag des Mauerfalls auf dem Hambacher Schloss uraufgeführt wird: „Trabi auf Touren“.

Deutschland trifft DeutschlandDie deutsch-deutsche Sommerkomödie erzählt die Geschichte der Lemkes, die sich pünktlich zur Wende mit frischen Westmark in ihrem Trabi in Richtung Costa Brava begeben. unterwegs macht die DDR-Familie Halt in einem kleinen süddeutschen Dorf, um die Winzerfamilie Zimmermann zu besuchen, die sie einst am Plattensee kennengelernt hat. Am nächsten Morgen streikt der Trabi. Das Ersatzteil muss erst beschafft werden.

Nun heißt es zusammenrücken und zeigen, dass eine Wiedervereinigung im Kleinen schon jetzt möglich ist. Lemkes und Zimmermanns wollen sich von ihrer besten Seite zeigen und keinen Vorurteilen aufsitzen, was jedoch nicht einfach ist. Schnell treten beide Parteien in Fettnäpfchen. Nach einer turbulenten Woche feiern Familie Ost und Familie West schließlich am 8. Juli 1990 vereint den deutschen Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft. So zeigt die auf eine Woche im Juli 1990 begrenzte Geschichte die Begegnung zweier Familien aus Ost und West. In einem Freilichttheaterstück mit viel Musik werden die Chancen und Probleme der deutschen Einheit auf amüsante und unterhaltsame Weise erzählt. Kk

WIE DER TRABI AUFS HAMBACHER SCHLOSS KOMMT. 25. JAHRE THEATER CHAWWERUSCH

AuF EINEN BLICKTRABI AuF TOuRENHAMBACHER SCHLOSS25. bis 29. Juni, anschließend auf Tournee

Infos und Tickets: www.chawwerusch.de

Aufgebrochen aus Ruinen

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www.kulturland.rlp.de28 www.kulturland.rlp.de

haMBacher SchloSSwww.hambacher-schloss.de

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Eine Pfalz-Balkan-Connection

Poesie der Nachbarn

Noch vor einer Weile war Kroatien Schauplatz eines furchtbaren Krieges, von dessen Schäden es sich zu erholen galt, als die Barbarei in den späten 90er Jahren endlich ein Ende genommen hatte. Inzwi-schen ist das Land, das wie ein geschmei-diges Damenbein seinen unterschenkel im Westen des Balkans ans Mittelmeer schmiegt, wieder ein Ort, den seine idyl-lischen Küstenstädte, die bezaubernden Adriainseln und die südlich-charmanten Landschaften prägen. Längst ist Kroatien wieder ein beliebtes Reiseziel und erfüllt auch kulturell seine Rolle in einem immer dichter zusammenwachsenden Europa.

Kriegsnachhall in der DichtungKroatien ist 2009 auch Zentrum der „Po-esie der Nachbarn – Dichter übersetzen Dichter“. Das Künstlerhaus Edenkoben bringt seit mehr als zwei Jahrzehnten schon ausländische und einheimische Dichter zusammen, die im Gegenüber zweier Sprachen Nachdichtungen ihrer Werke erarbeiten. In diesem Jahr gastie-ren kroatische Dichter in der Pfalz. Der Balkankrieg und seine anschließende Aufarbeitung sind an keinem der Lyriker spurlos vorübergegangen. Entstanden ist daraus eine neue Literatur, die zwischen dem Witzigen und dem Makabren chan-

giert, und die nun erstmals von namhaf-ten deutschsprachigen Poeten übersetzt wird. Die Ergebnisse werden dabei vertieft durch Einblicke in die kulturlite-rarischen Traditionen und gegenwärtigen Tendenzen der jeweiligen Länder. In zweisprachigen Lesungen im Künstler-haus Edenkoben und im Südwestrund-funk Mainz werden die lyrischen Stücke dem Publikum dargeboten, zudem als Radiosendung aufgezeichnet und sogar im Rahmen einer Lesereise vorgestellt. Auch wird es wieder eine zweisprachige Anthologie geben.

Seit der Premiere des Übersetzungspro-jektes 1988 ist Kroatien nach Bulgarien, Griechenland und Slowenien das vierte poetische Nachbarland aus dem balkani-schen Raum.

etablierte und aufstrebendeunter den kroatischen Dichtern finden sich mit Delimir Resicki und Branko Cegec auch solche, von deren Werken bereits diverse Übersetzungen ins Deutsche vorliegen. Viele der eingeladenen Poeten waren oder sind darüber hinaus publi-zistisch tätig, sind Redakteure, Heraus-geber, sind Essayisten und neben ihrem lyrischen Schaffen auch Prosaisten. unter

den zum Teil bedeutendsten kroatischen Dichtern tauchen zudem junge Stim-men wie die der 1982 geborenen Ivana Bodrozic Simic auf.

Auf deutscher Seite ist die Besetzung ebenso vielfältig. Zu erfahrenen und namhaften Künstlern wie dem „Poesie der Nachbarn“-Übersetzungswerkstatt-leiter Hans Thill, der Berlinerin Karin Kiwus oder dem mehrfach ausgezeich-neten Kurt Drawert gesellt sich frisches Dichterblut etwa in Gestalt einer Ann Cotten. Kk

DAS RENOMMIERTE ÜBERSETzUNGSPROJEKT „POESIE DER NACHBARN“ KROATISCHE DICHTER IN EDENKOBEN

AuF EINEN BLICKPOESIE DER NACHBARN: KROATIENKÜNSTLERHAuS EDENKOBEN23. bis 29. Juni

Infos und Tickets:www.poesie-der-nachbarn.de

Künstlerhaus Edenkoben

www.kulturland.rlp.de 29www.kulturland.rlp.de

KünStlerhauS eDenKoBenwww.kuenstlerhaus-edenkoben.de

SWrwww.swr.de

BranKo cegecwww.brankocegec.com

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Mehr zeit für die Berge

DIE AUTORIN MONIKA RINCK HAT IN DEN LETzTEN JAHREN EINIGE PREISE VERLIEHEN BEKOMMEN. DIE WERKE DER GEBÜRTIGEN PFÄLzERIN REICHEN HÄUFIG ÜBER DIE LITERATUR HINAUS IN WEITERE BEREICHE DES KÜNSTLERISCHEN.

Sie ist Gastdozentin am Deutschen Lite-ratur Institut in Leipzig, arbeitet halb-tags beim rbb und lebt in Berlin – doch Monika Rincks pfälzische Wurzeln sind mitunter nicht zu überhören, so beispiels-weise auf dem Hörbuch „Pass auf, Pony“. Dort antwortet das Pony auf Fragen der Erzählerin in einem Dialekt, der auch pfälzische Züge trägt. Geboren wurde die Autorin 1969 in Zweibrücken. Sie studier-te Vergleichende Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft und Germanistik in Bochum, Berlin und in New Haven an der Yale university. Erste Gedichte ent-standen während ihres uSA-Aufenthalts

1999, im fremden Sprachraum, in dem die eigenen Sprache anders, fast fremd zu klingen beginnt. Bereits 1994 begann ihre Mitarbeit an einem zehnjährigen Filmprojekt, einer Doku-Soap im Stil der Nouvelle Vague mit dem Titel „Le Ping-pong d‘Amour“. Sie arbeitet nach wie vor mit Performance-Künstlern (Edit Kaldor, Siegmar Zacharias), Musikern (Franz Tröger, Bruno Franceschini) und bilden-den Künstlern zusammen. So auch für die nächste geplante Veröffentlichung: Ein Künstlerbuch mit dem Titel „Elf kleine Dressuren“ mit Papierschnitten des Künstlers Max Marek, das im Herbst in

kleiner Auflage in der edition sutstein er-scheinen wird. Wenn sie mehr Zeit hätte, würde sie diese gerne in den Bergen ver-bringen, vorzugsweise in Südtirol. In der näheren Zukunft ist in Ko-Autorenschaft mit Christian Filips ein pfälzisches Mund-artstück geplant, für das Carl Zuckmayer Pate steht. Zuletzt erschien im kookbooks Verlag das Doppelalbum „Helle Verwir-rung / Rincks Ding- und Tierleben“. Ein Buch, das zur einen Hälfte aus Gedichten, zur anderen Hälfte aus kurzen Prosatex-ten zu Zeichnungen besteht. Kk

preISeErnst-Meister-Preis 2008Förderpreis zum Heimrad-Bäcker-Preis 2008Alfred-Gruber-Preis 2008Fördergabe für Literatur des Bezirksverbandes Pfalz 2007Förderpreis zum Kunstpreis Rheinland-Pfalz 2006Förderpreis zum Hans-Erich-Nossack-Preis des BDI 2006Georg-K.-Glaser-Förderpreis 2004

Porträt

MONIKA RINCK

www.kulturland.rlp.de30 www.kulturland.rlp.de

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BIBLIOGRAFIE: „Helle Verwirrung / Rincks Ding- und Tierleben“, Doppelband, kookbooks, erscheint im Frühjahr „ Pass auf, Pony“, edition sutstein, 2008 „Zum Fernbleiben der umarmung“, Gedichte, kookbooks, 2007 „Ah, das Love-Ding!“, Essay, kookbooks, 2006

„Fumbling with matches. Herumfingern an Gleichgesinnten.“ Ein Leseheft. SuKuLTur, 2005 „Verzückte Distanzen“, Lyrikband, zu Klampen Verlag, 2004 „Begriffsstudio 1996-2001“, edition sutstein, 2001 (Siehe auch www.begriffsstudio.de)

„Neues von der Phasenfront. Über unproduktive Phasen. Ein Theoriecomic.“, b_books Verlag, 1998

Zahlreiche Veröffentlichungen und Übersetzungen in Anthologien und Zeitschriften

IMMER NIEwarums eigentlich immer nie post da, wenn ich heimkomm, warum??? warum liegt nicht die nächste frage aus wie eine leier, die ich mein lebtag spielen darf? warum? warum ists so, dass die wohnung mich umhegt wie ein tüchlein, das reißt, sobald ich es betret? warum ist meine weisheit groß, so groß, dass ... egal!!! warum fällt und steigt? warum ein mensch in seiner not und niemand, der ihm hilft? warum stehn meine wünsche mir entgegen als klippen eines größeren? ich im übrigen weiß jetzt, warum die jünger schliefen und was mit dem kelch es auf sich hat. zudem: ich weiß, welche silhouetten da vorbeigezogen sind, an dem der scheibe zugewandten kopf, als der taxometer tickte, ich hab sie all benannt. allbenannt. und sie warn wunderschön und sie warn da, am straßenrand. man nennt es: bäume. ihre schatten. ich hab schatten uffgelesn. ich hab daheimdie heizung mir zum willen werden lassen, mit eim handgriff! ich war nett zu allen menschen und bin auch jetzt nicht müde. es dienen mir geräte und prozente. ich werde hingenommen. ach, das kommt dir nur so vor. ich werde hingenommen. es ist ein teilchen und es wird beschleunigt! es ist mein wundes herz. aus rundem erz. ich bin ein prosit auf das mütchen, das gekühlte. ich weiß nicht ein noch aus. ich bin so lieb als wie ein veilchen und meine klage dauert nur ein weilchen. aber diese klage ist real, wie ein werkzeug, das man nur sehr selten braucht, doch wenns nicht da ist, gibt es keinn ersatz und alle bretter bleibn liegn. und ja, die klage ist gefertigt, doch nicht ganz gerecht, bin ich nicht menschenmöglich, wie der rest der gattung auch?und warums eigentlich immer nie post da, wenn ich heim-komm, warum?? das hat doch alles einen grund. ich steh auf einem abhang und komme gar ins rollen. nein, ich stehe sehr stabil. ich will doch nur, was alle andern wollen, nein. ich lüge, ich will, bin ich ehrlich, viel mehr. und das ist nicht ident mit dem, was alle wollen. nein. zum beispiel einen gruß zu später stund. und bestünd er nur aus einem wort, und wär das eine wort nur: und.

STuRM OHNE WINDwo sie hingesperrt, dahin so sehr ich wünschte gehen.entlang an ihren gattern. es machte aber der tag sein dunkel.wie jeden tag. du dummer tag. und ich, winterkrücke,die so sehr streicheln wünschte, irgendwas, es herz erweitertals ein regencape, das flatterte und auseinanderriss,wo gar kein wind es traf und nichts es blähte, machte dasschon selbst. bedenke nur: novemberdunkel und gehege!doch stumm und stark war so mein wollen, wie flattrigwar doch auch das cape. an seinen fetzen gipsgesäumt,genau wie auch die wangen der passanten. gips. wunsch warwassernasse augen sehen, unbedingt, wunsch war felle fassenund die schläge, die darunter, wunsch wollt vor und weit, so weit zurück.dass ruhsam, dunkel auf mich zutrat ein sehr großes, dunkles huftier, das mich gar nicht meint. denn ich vertrete nur, was in dem reduzierten raum figürlich wird, arrgh, all das raus, das raus und rausgerissene, dann das huftier aber, für einen zeitschlag nah genug, dass ich mit meiner hand auf seiner kruppe leben rasen beben fühlen konnte unter seinem fell, pendelnd ich ver-sprengte, fühlte und das tier ging weg. ich schrie: ich habe! ich habe diese liebe. das tier ging zu seiner tränke und ich, ich weiß nicht mehr wohin.

(Beide Gedichte aus: Helle Verwirrungkookbooks Verlag, 2009.). Kk

üBerSetzungen: Bálint Harcos: Naive Pflanze. Roman. Aus dem ungarischen von Orsolay Kalász und Monika Rinck. Edition Solitude, 2008János Térey: KaltWasserKult. Gedichte. Aus dem ungarischen von Orsolya Kalász, Gerhard Falkner, Monika Rinck. Edition Solitude, 2007 Istvàn Kemény: Nützliche Ruinen. ungarisch – Deutsch. Übersetzt von Orsolya Kalálsz und Monika Rinck. Mit einem Nachwort von Monika Rinck. Gutleut Verlag, 2007

MONIKA RINCK

www.kulturland.rlp.de 31www.kulturland.rlp.de

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WEB-LINKS

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www.kulturland-magazin.de/wundertuete

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www.kulturland-magazin.de

zahlreiche z i u D b h –

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Interview

Sein erstes programm hat den titel „Man(n) sieht sich! – ein endzwanziger in Wort und lied“. tobias Mann zeigt darin humorvoll selbstkritisch und exemp-larisch an seiner Biografie, wie „eine generation durch elterliche abschirmung an der Basis aufweicht und schon allein das Verschwinden eines laubfrosches zu schwerwiegenden traumata führen kann“. Sein aktuelles Bühnenprogramm hat den titel „Man(n)tra – Der Sinn des lebens in zwei Stunden“.

Seine autobiografischen Ausflüge in die Vergangenheit hinter sich lassend, stürzt sich Toby nun „voll und ganz auf das Hier und Jetzt, um dem alltäglichen Wahnsinn

einen Sinn abzuringen – und sei es auch nur unsinn“. „Digitalisieren wir uns zu Tode? und lohnt sich das Leben im up-date 2.0 noch? Viel dringender die Frage: Reicht die Hardware unseres Körpers noch aus, um die aktuelle Alltagssoftware laufen zu lassen?“ Mit Mundwerk, Gitarre und Klavier im Anschlag zieht er alle komödiantischen Register und bemäch-tigt sich verschiedener Schattierungen des Humors – Satire und Ironie garniert mit einer gehörigen Portion frechem Zynismus und hanebüchenem Nonsens. Ob Politik, Religion, Zeitgeist oder Alltäg-lichkeiten – ebenso wie seine Themen wechseln sich Stand-ups und witzig-hin-tersinnige Lieder ab, die in Kombination

mit Manns unstillbarem Bewegungstrieb und seiner einzigartigen Mimik einmal mehr einen erstklassigen Kabarettabend garantieren. Oder wie es die Jury des Deutschen Kleinkunstpreises 2008 in ihrer Laudatio beschrieben hat: „Den För-derpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis 2008 erhält Tobias Mann. Damit zeichnet die Jury einen lausbubenhaften Charmeur aus, der mit kritischem Blick souverän ei-nen Bogen schlägt zwischen Kabarett und Comedy, zwischen Politik und Philosophie, zwischen Wissenschaft und WorldWide-Web. Davon erzählt und singt er facetten-reich und mit großer Musikalität. Das quirlige Allroundtalent verbindet spielend Genres und Generationen.“ Kk

Tobias Mann„Ich bin, der ich bin“ Im Interview mit Albert Hoehner

RHEINLAND-PFALz HAT EINEN NEUEN STAR IN SACHEN GEHALTVOLLER HUMOR. DER MAINzER KABARETTIST, COMEDIAN UND MUSIKER TOBIAS MANN, BUNDES-WEIT AUCH SOLO UND MIT ACA & PELLA AUS DER TV-FASTNACHT BEKANNT, EROBERT DERzEIT IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM DIE (KLEINKUNST-) BÜHNEN.

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Für den entertainer Knacki Deuser ist comedy weitaus politischer als Kabarett, weil es den alltag mit einbezieht, für den literaten heinz Strunk sind comedians nur schlechte retortenclowns, zwischen Dieter hildebrandt und Mathias richling ist jetzt gerade wieder die alte come-dy-Kabarett-Diskussion entfacht. Wo verortest du dich da?Ich halte diese unterscheidung für über-flüssig. Was mich vor allem an der Dis-kussion stört, ist, dass jahrelang Comedy gleichgesetzt wurde mit Blödsinn und minderwertigem Schrott und Kabarett grundsätzlich als hochwertig und klasse galt. Das gefällt mir nicht, weil es einfach nicht stimmt. Wir sollten endlich dahin kommen, jemanden danach zu beurtei-len, ob er lustig ist und etwas zu sagen hat oder eben nicht lustig ist und keine Aussage hat. Wir sollten das Lager- und Schubladendenken von Comedy und Kabarett endlich überwinden.

hat nicht der comedy-Boom auch dem Kabarett mehr Freiheiten via tV ge-bracht?Ja, auf jeden Fall. Der Boom lustiger Formate hat auch für Kabarettisten mehr Entfaltungsmöglichkeiten im TV gebracht – natürlich auch, weil es die unterscheidung zwischen Kabarett und Comedy eigentlich nicht gibt. Es ist ein Boom für alle Farben des Humors.

Jetzt bist du als teil der Spaßgeneration in der Vergangenheit immer wieder kri-tisiert worden, ist denn vieles „spaßiger“ geworden?

Was meine Biografie angeht, kann ich nur sagen, dass sich das Befinden meiner Generation nicht auf Spaß reduzieren lässt. Man muss sich ja nur anschauen, wie dieser Kampf stattfindet, einen Ar-beitsplatz zu finden, zu behalten und sich auch ansonsten in dieser Gesellschaft zu bewähren. Ich habe das Gefühl, man muss heute dauernd im roten Bereich des Drehzahlmessers laufen, um etwas zu er-reichen. Daher ist es eher eine Katharsis, eine seelische Reinigung, wenn man mal ablacht oder feiert.

Beim Begriff der Spaßgeneration schwingt ja auch der Vorwurf einer unpo-litischen haltung mit…Im Gegenteil. Ich beobachte in meiner Generation, übrigens auch unter Künst-lerkollegen, dass sich viele darum be-mühen, die Grenzen des bisher politisch Korrekten aufzuheben. Das ist vielleicht die Rebellion – die Rebellion gegen diese festgefahrenen Schwarz-Weiß-Malereien, die einfach die Generation vorher in die Sackgasse geführt haben. Man lacht auch wieder mehr über sich selbst, man zieht sich selbst in den Fokus. Das mache ich auch ausführlich in meinem Programm. Dabei rede ich allerdings nur vordergrün-dig über mich, während ich eigentlich über die Befindlichkeiten einer gesamten Generation spreche und dabei vieles hu-moristisch hinterfrage, ja auch zum Teil der Lächerlichkeit preisgebe.

Vor nicht allzu langer zeit hat bei deinen auftritten ein Johanniter-Bus zum trans-port ausgereicht, bei deiner DVD-pro-

duktion im März war die halbe Mainzer altstadt durch drei Sattelschlepper mit equipment blockiert. ein großer Sprung …Ich war selbst etwas schockiert. Erstmal, weil eine riesige Verantwortung auf einem lastet. Man ist der Protagonist an diesem Abend. Alles, was da ange-karrt wird, hat den Zweck, die eigene Performance einzufangen. und wenn die schlecht ist, wird dieser ganze Apparat null und nichtig. Es hängt alles von dem Typ ab, der auf der Bühne steht – das ist schon beängstigend, denn der war ja ich.

zUR PERSONSeit September 2005 ist Tobias Mann als Solokabarettist auf den Bühnen der Nation unterwegs. Zuerst mit seinem Programm „Man(n) sieht sich“ und nun auch mit „Man(n)tra“. unter anderem bespielt er Schmidts Tivoli (Hamburg), das Theater Wühlmäuse (Berlin), den Quatsch Comedy Club (Berlin und Ham-burg), das unterhaus und den Frankfur-ter Hof (Mainz), die Lach- und Schießge-sellschaft (München), das Senftöpfchen (Köln) und das Kom(m)ödchen in Düsseldorf. Zahlreiche renommierte Co-medy- und Kabarettpreise wie der Trierer Constantin Comedy Preis 2006/2007,

der Münchner Förderpreis „Goldene Weißwurscht 2007“, der Münchner „Kabarett Kaktus 2006“ und der Publi-kumspreis des Kleinkunstfestivals 2007 der Berliner Wühlmäuse wurden ihm verliehen. 2008 gewann Toby Mann den Hamburger Comedy Pokal und den Bonner Prix Pantheon. Zuletzt überreich-te man ihm für sein Programm „Man(n) sieht sich! – Ein Endzwanziger in Wort und Lied“ den Kabarettpreis „Memmin-ger Maul 2009“. Darüber hinaus wurde er mit dem Deut-schen Kleinkunstpreis 2008 (Förderpreis der Stadt Mainz) ausgezeichnet.

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SchMIDtS tIVolIwww.tivoli.de

DIe WühlMäuSewww.wuehlmaeuse.de

QuatSch coMeDy cluB www.quatsch-comedy-club.de

unterhauS www.unterhaus-mainz.de

FranKFurter hoF www.frankfurter-hof-mainz.de

golDene WeISSWurScht www.stustaculum.de

prIX panthoneon www.pantheon.de

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Dafür war der auftritt überraschend souverän.Ich war zwar furchtbar aufgeregt, aber ich habe es geschafft, meine Nervosität zu unterdrücken. Man sagte mir, dass ich gut gespielt habe. Dann will ich das mal glauben.

Jetzt der auftritt in „neues aus der an-stalt“ im zDF – ist das der bundesweite Durchbruch? Es ist auf jeden Fall eine ganz wichtige Sendung für mich. Ob es mein Durch-bruch ist, kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann ist, dass ich mit dem letzten Jahr und auch für dieses Jahr mit meinem Vorankommen sehr zufrieden bin. Die Kartenverkäufe ziehen überall spürbar an und ich stehe wie ein kleines Kind mit großen Augen davor. Ich kann manchmal diese Eigendynamik selbst nicht glauben, die sich in relativ kurzer Zeit entwickelt hat.

Du hast ja mal bei McDonalds hinter der theke gearbeitet, das hat dir bestimmt auch die ein oder andere entertainment-erfahrung gebracht. Wie ist das mit der Fastnacht, was hat dir die Mainzer Fast-nacht mitgegeben?Ich habe durch die Fastnacht sehr viel gelernt. Wann hast du schon mal als blutjunger Mensch die Gelegenheit, direkt vor so einem großen Auditorium zu spielen. Ich habe in dieser Hinsicht verschiedene Aggregatzustände des Künstlerdaseins erlebt. Zum einen spielte ich in einer Rockband: The Four-Funny- Five. Wir haben in Jugendzentren ge-spielt, da kamen manchmal fünf, 15, in der Spitze fünfzig Leute. und parallel hab ich dann in der Fastnacht vor 600 Leuten oder in der Rheingoldhalle gar vor 2.000 Leuten einen Auftritt gehabt. Das hat sehr geschult.

Was verbindet Fastnacht mit comedy und Kabarett? Waren nicht die Mainzer gonsbachlerchen unter herbert Bonewitz die erste comedy-truppe?Ja, klar. Die Schnittmenge ist größer, als sich die beiden Gruppen zugestehen. Beides fußt auf der gleichen Philoso-phie: auf der Bühne gegen die Obrigkeit mal Tacheles zu reden – und das mög-lichst komödiantisch. Aber man muss schon sagen, dass die Grenzen in der

Fastnacht enger gesteckt sind als im Kabarett. Das liegt natürlich zuallererst ganz einfach daran, dass du bei einer Fastnachtssitzung ein breiter gefächertes Publikum hast.

Manche haben dir ja diesen Sprung über die Fastnacht hinaus nicht zugetraut …Ach, was haben die unken gerufen: „Das schafft der nie. Der ist ein regionales Phänomen. Mehr nicht. Der wird deutsch-landweit nicht funktionieren.“ Das war für mich nur noch mehr Ansporn. und ich musste mich dazu noch nicht einmal groß verstellen. Ich bin einfach der, der ich bin. Ich babbele genauso auf der Bühne, wenn ich in Hamburg oder Zürich spiele. Die Leute verstehen mich und

TERMINE RHEINLAND-PFALz:

DI, 28. APRIL, 22.15 uHR ZDF – Neues aus der AnstaltSA,13. JuNIAlzenau Schlösschen Michelbach SA, 27. JuNI Tobias Mann & Friends 11. Mainzer Zeltfestival, Mainzer VolksparkDI, 8. SEPTEMBER TV-Aufzeichnung 3sat-Zelt-Festival, 3sat-Zelt, ZDF-Gelände

DVD: Im Juli/August erscheint bei universal: „Man(n) sieht sich!“.

Weitere Informationen unter: www.tobiasmann.de

www.kulturland.rlp.de

neueS auS Der anStaltanstalt.zdf.de

MaInzer zetFeStIVal www.frankfurter-hof-mainz.de

3Sat-zeltFeStIValwww.3sat.de/kleinkunst

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Feierlich: Am 18. Mai ist wieder Verfassungstag mit unterhaltsamem Programm. Im Landtag in Mainz kann man sich über die Arbeit des Parlaments informieren und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Im Rahmen der rhein-land-pfälzisch-burgundischen Partnerschaft hat u.a. das Haus Burgund in Mainz das Jazz-Ensemble Medium Band amsa aus Dijon eingeladen. Infos: www.landtag.rlp.de/ ++++ Mord(s)lust: criminal Sergeant paul cresper klärt auf – in der feinen und weniger feinen Gesellschaft der aufstrebenden Ludwigs-hafener Industriestadt des Jahres 1911, in den Laboratori-en chemischer unternehmen, im Hemshof. „Der Tote im Winterhafen“ des gebürtigen Pfälzers, Politologen und Arbeitswissenschaftlers carlo Feber (Romandebüt „Die leinenweiße Braut“) ist im renommierten Kölner emons-Verlag erschienen ++++ Kultur und Küche: Bereits in der römischen Antike nahm das Gastmahl, verbunden mit Gesellschaftsspielen, Thea-ter- oder Rezitationsabenden, einen besonderen Stellenwert ein. An diese Tradition knüpft das „terra Sigillata Museum“ Rheinzabern mit seinem kul-turkulinarischen Event „artes cenandi et Visitandi“ an. Auch 2009 werden erlesene Gastro-Angebote mit Wissenswertem über die Historie des früheren Tabernae, der einstmals größten Terra Sigillata-Pro-duktionsstätte nördlich der Alpen, angeboten. Infos: www.terra-sigillata-museum.de ++++ Schlagende Argu-mente: In seinem aktuellen Programm „Männer muss man schlagen!“ offenbart Ingo appelt gewohnt intel-lektuell: „Männer sind eine

zivilisatorische Katastrophe und gehören geschlagen.“ (7. Mai, Mutterstadt, Palatinum). ++++ Blitz-Humor: Am 26. Mai tritt wiederum im Palatinum Deutschlands Schnellsprech-Satiriker Mathias richling (Mastermind ARD Satire-Gip-fel) auf. Infos: www.palati-num-mutterstadt.de ++++ Palatia-Jazz: Beim renom-mierten palatia-Jazz-Festival treten u.a. die Fusionisten aus E- und u-Musik, Jazz, Folk und Rock, Tonalem und Atonalem, das Kronos Quartett (Gram-my, Zusammenarbeit u.a. mit David Bowie und tom Waits, Titelmusik für den Film „Re-quiem for a dream“) am 8. Mai in der Speyerer Gedächtnis-kirche auf. Weitere Higlights des Palatia-Jazz-Festivals: 1. August, Dirmstein: Silje nergaard, die charismatische Norwegerin mit der Ausnah-mestimme, einst entdeckt von pat Metheny, präsentiert ihre Melange aus Jazz, Pop und Folk. Am 20. Juni tritt der politische Ausnahme-Trompe-ter thomas Stank mit seinen jungen Wilden des nordic Quintetts in Deidesheim auf.

++++ Grünstädter Stern-stunden: Barbara Dennerlein, thomas Scheytt und Ignaz netzer trafen sich anlässlich einer 3sat-Produktion „con-certo Massimo“ beim ZDF in Mainz. Die spontane Session

der drei Musiker beeindruckte das Fernsehpublikum. Jetzt präsentiert die Münchnerin Barbara Dennerlein („Ikone des deutschen Jazz“) an der Hammond-Orgel mit zwei der wohl besten deutschen

Bluesmusiker ihre span-nende Mischung aus Jazz, Blues, Boogie Woogie und Swing. (20. Juni, grünstädter Sternstunden, Friedenskirche) Infos: www.gruenstadt.de ++++ „Super Plus! - Tanken und Beten“ heißt es bei der Münchner Kabarettistin lisa Fitz. Sie geht der Frage nach „Was ist wirklich wichtig?“ im Zeitalter der Horror-News und medialen Katastropen-Laolas. (14. Mai, Eisenberg, ev. Gemeindehaus) ++++ 1977 als ein Ensemble für vier Damen von Choreograf lou conte gegründet und ab August 2000 von Jim Vincent über-nommen, entwickelte sich hubbard Street Dance chica-go zu einer der innovativsten Compagnien des modernen Tanzes. Weltweit für ihr ausgelassenes, athletisches und ausgesuchtes Repertoire bewundert, erarbeiten die 20 Tänzer der Compagnie mit einer unvergleichlich künstle-rischen Vollkommenheit die Werke amerikanischer und internationaler Choreografen. (21. & 22. Mai, Friedrich Ebert Halle Ludwigshafen) Infos:

www.theater-im-pfalzbau.de ++++ Der Burgsommer neuleiningen 2009 präsen-tiert auf der idyllischen Burg the Queen Kings (27. Juni), die Kabarett- und Comedy-Nacht mit habekost, töpel und den twotones (4. Juli), guru guru & Sun (11. Juli), phil – a tribute to phil collins (18. Juli), Joscho Stephan trio (1. August), Infos: www.burgsommer-2008.de ++++ Wikinger mal anders und „Idole“: Die Wikinger waren nicht nur Plündererund Brandschatzer, sondern auch geniale Schiffsbauer und Seefahrer, Gründer neuer Rei-che in Ost und West, wagemu-tige Entdecker und Besiedler neuen Landes. Bis 12. Juli prä-sentiert das historische Mu-seum der pfalz in Speyer die Ausstellung „Mit Wikingern auf großer Fahrt“. Vom 16. Mai bis 17. Januar 2010 ist die Foto-Ausstellung „Idole“, „Men-schen, die zu Symbolen ihrer Zeit geworden sind“ zu sehen. Infos: www.museum.speyer.de ++++ Am 5. Juni startet die 9. Speyerer Kult(o)urnacht. In diesem Jahr öffnen wieder vom technikmuseum bis zum historischen Museum der pfalz, von der altstadt-gale-rie bis zum Werkstattladen 28 Kultureinrichtungen ihre Tore. Von 19 bis 2 uhr kann die große Bandbreite des kulturellen Lebens der Dom- und Kaiserstadt Speyer erlebt werden. ++++ Ein Land feiert: rheinland-pfalz-tag vom 3. bis 5. Juli in Bad Kreuznach. Infos: rlp-tag.de ++++Das The-ater der carl-zuckmayer-ge-sellschaft e.V. Mainz spielt in diesem Jahr u.a. Oscar Wildes „Bunbury“ – ein triviale Komödie für ernsthafte Leute. Termine: 15.05 / 16.05 / 22.05 / 23.05 / 29.05 / 30.05 Infos: www.carl-zuckmayer.de alBert hoehner

Ticker

Barbara Dennerlein

Silje Nergaard

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palatIa Jazz FeStIValwww.palatiajazz.de

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SIlJe nergaarDwww.siljenergaard.com

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huBBarD Street Dance chIcagowww.hubbardstreetdance.com

the Queen KIngSwww.thequeenkings.de

SpEyErEr KuLT(o)urnAchT www.speyer.de

arD SatIre-gIpFelwww.daserste.de/satiregipfel

eMonS-Verlagwww.emons-verlag.de

palatInuM MutterStaDtwww.palatinum-mutterstadt.de

chrIStIan haBeKoStwww.chako.de

arnIM töpelwww.toepel-online.de

tWotoneSwww.twotones.de

phIl – a trIBute to phIl collInS www.phil-online.de

JoScho Stephan trIowww.joscho-stephan.de

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Mathias RichlingLisa Fitz

Ingo Appelt

Die Wikinger

Ingo appeltwww.ingo-appelt.de

MathIaS rIchlIngwww.mathias-richling.de

lISa FItzwww.lisa-fitz.de

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Kultursommer

Worms

8.-10. Mai2009

Historienspiel

Straßentheater

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Eröffnung

Musik

Fotos:

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