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1 1 MAGAZIN MUSEUM.DE Ausgabe 13 6 | 2013 http://www.museum.de Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Magazin Museum.de Nr.13

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MAGAZINMUSEUM.DE

Ausgabe 13 6 | 2013 http://www.museum.de

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

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Der kostenlose Audioguidefür alle Museen und Besucher

- kann auch Ihr Museum beim Start überregional in den Focus bringen- wird von Ihnen via Datenpflege bei museum.de eigenen Tonspuren bespielt- mit Bildergalerie, Titel und Langtext und ggf. Geodaten für jede Tonspur- läuft immer und überall auf der Hardware Ihrer Besucher. Auch Offline.- Ihre vorhandene Vitrinen- Nummerierung kann übernommen werden- vollautomatische Mehrsprachigkeit- Verknüpfung Besuchermagazin- für iOS und Android- wartungsfrei

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Ausgabe Nr. 13 Herausgeber Kurfürstenstr. 9 Telefon 02801-9882072 [email protected] Download:

Juni 2013 Uwe Strauch, Dipl.-Inf TU 46509 Xanten Telefax 02801-9882072 www.museum.de www.museum.de/magazine-pro

MAGAZIN MUSEUM.DE

useen kooperieren oft mit Sponsoren und Förderern aus der Wirtschaft und Industrie.

Bei der Eröffnung der z.Zt. laufenden Sonderausstellung „Kohle Global - eine Reise in die Reviere der anderen“ im Ruhr Museum Essen zeigte die Firma Cater-pillar ihr Engagement mit einer riesigen Baggerschaufel. Auch wenn sie in Essen vielleicht auf keiner Baustelle zum Einsatz kommt: Sie ist ein Symbol für Bewegung und Veränderung. Das Ruhrgebiet hat den Strukturwandel nach dem Bergbau und Stahlindustrie über technische In-novationskraft gemeistert. Anerkannte Bergbauexperten aus Essen sind gefragte Sachverständige weltweit.

Diese Aufgeschlossenheit gegenüber In-novationen bestätigt sich auch beim Ruhr Museum. Herr Bänfer (Leiter Presseabtei-lung) nahm direkt nach der Ankündigung des Audioguides Kontakt mit uns auf und besuchte museum.de in Xanten. Neben dem StiftsMuseum und dem Siegfried-Museum Xanten haben wir damit schon

ein drittes Museum, das den kostenlosen Audioguide einsetzt, noch bevor wir offi-ziell an den Start gegangen sind. Das Ruhr Museum kann seinen Gästen jetzt an der Außenstelle „Kulturland-schaft Deilbachtal“ in Essen- Kettwig einen kostenlosen Audioguide zur Verfü-gung stellen. Bei dem Tal handelt sich um ein einzig-artiges Ensemble erhaltener Boden-, Geschichts- und Technikmäler, das über einen elf Kilometer langen Wanderweg erkundet werden kann.Alle Tonspuren inclusive Bildergalerie können mit einem einzigen Ladevorgang über museum.de direkt auf das Smart-phone der Besucher kopiert werden. Museen mit einem Beitrag im neuen Be-suchermagazin erscheinen übrigens über-regional mit ihrem Bild auf der Startseite der App. Damit haben wir ein intelligen-tes und zielgerichtetes Medium geschaf-fen, mit dem alle Museen überregional zu einen Besuch einladen können.

Sonnige Grüße aus XantenIhr Uwe Strauch

In diesem Heft:

Markus Hilgert wird 2014 neuer Direktor des Vorderasiatischen Museums 8

Neubau: Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München 12

Pfahlbaum. Unteruhldingen 38

Historische Do 17 geborgen 58

Neueröffnung: Das Paläon 72

Luigi-Micheletti-Mus.-Award 78

Bischofsburg Xanten, Teil III 84

SASSO SAN GOTTARDO 90

Kohle Global 114

Museum Angewandte Kunst 126

Draußen im Dunkel.Weiterma-chen nach der Mode 136

Beileger 147

Ulrike Stottrop (Leiterin geologische Abteilung Ruhr Museum), Uwe Strauch (museum.de), Heinrich Theodor Grütter (Direktor Ruhr Museum)

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Ausstellungsbeleuchtung erfordert präzise Lichtlenkung. Das Geheimnis dahinter ist ein differenziertes Lichtkonzept, das erst durch die überragende Präzision der LED-Leuchten möglich ist. Diese Technologie kam auf dem Leica-Messestand auf der Pho-tokina 2012 zum Einsatz. Je nach Art und Hängung und Grö-ße der Fotografien wurden unterschiedliche Lichtwerkzeuge gewählt. Durch die sorgfältige Inszenierung werden Momente, Situationen und Konflikte emotional interpretiert.

Leica, Photokina 2012

Faszination Licht

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Projiziertes Licht

Das Nebelbild zeigt diese neue Technik, die wir „projiziertes Licht“ nennen: Das Licht aus der LED-Platine wird durch eine hocheffiziente Kollimatoroptik parallel gerichtet. Die eigentliche präzise Lichtverteilung wird dann durch eine Spherolitlinse er-zeugt. Diese Spherolitlinsen sind werkzeuglos wechselbar, man kann daher mit einem LED-Strahler ganz verschiedene Ausstrah-lungswinkel erzeugen: Von Narrow Spot (<10 Grad) zur Akzen-

tuierung kleiner Objekte bis Wide Flood (>45 Grad) zur flexiblen, flu-tenden Beleuch-tung von Flächen und Raumzonen, sowie asymme-trische Lichtver-teilungen (Oval Flood) und Wand-fluter-Linsen.

Dank dieser werkzeuglos wechselbaren Spherolitlinsen konnte aus den sechs verschiedenen Lichtverteilungen immer die pas-sende gewählt werden. Auch wirtschaftliche und konservatori-sche Aspekte wurden berücksichtigt. Im Vergleich zu früheren Ausstellungskonzepten sank die elek-trische Anschlussleistung beträchtlich. Der Grund dafür ist die Energieeffizienz der LED-Leuchten und die neuen Möglichkeiten der präzisen Lichtplanung.

Projektionsstrahler

Projektionsstrahler mit einem Konturenschieber erzeugen einen scharf begrenzten Lichtkegel. So lässt sich beispielsweise der Ef-fekt erzielen, dass randscharf beleuchtete Bilder aus sich selbst heraus zu leuchten scheinen. Bei den LED-Projektionsstrahlern ermöglichen die Konturenschieber auch im Betrieb ein beque-mes Einrichten der Projektionsfläche. Das Verschieben der Abbil-dungslinse reguliert die Schärfe des Verlaufs.

El Greco und die Moderne

Das Düsseldorfer Museum Kunst Palast zeigte rund 40 Werke El Grecos aus wichtigen europäischen und amerikanischen Samm-lungen. Diesen Werken stellten die Kuratoren rund 100 Arbeiten moderner Künstler gegenüber, die sich mit der Bildwelt El Gre-cos auseinandersetzten: Cézanne, Picasso, Delaunay, aber auch Beckmann, Kokoschka und Franz Marc berichteten von der gro-ßen Faszination, die der Maler auf sie ausübte. Diese Faszination wird mit Licht umgesetzt: Zur konzentrierten dramatischen Prä-sentation der Kunstwerke trugen ERCO Logotec-Strahler bei, die Nachhaltigkeit und Lichtschutz für die Beleuchtung von Kunst verbinden.

Dr.-Ing.Wolfgang RoddewigLeiter Segment MuseumReichenberger Str. 113a10999 Berlin

Tel. 030 – 769 967 14email [email protected]

El Greco und die Moderne, Museum Kunst Palast

LED-Technologie: Präzise LichtlenkungQuelle: Broschüre Beleuchtung mit LED, S. 8

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tune the light

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100% LED Optec Projektionsstrahler mit LEDPremiere für den ersten Optec Projektionsstrahler mit LED: Seine kompakte und hochef-fiziente Projektionsoptik mit Konturenschiebern erzeugt randscharfe Lichtkegel für eindrucksvolle Lichteffekte. Er ist das technische Glanzstück

der Strahlerserie Optec, die Lichtkonzepte mit 100% LED in Shops, Galerien oder Museen bringt. Die neue Optec LED-Generation bietet mehr Output aus kompakteren Gehäusen. Das warmweiße oder neutral-weiße Licht der Hochleistungs-LEDs ist frei von IR- oder UV-Anteilen. Nur bei ERCO gibt

es die innovative LED-Licht-technik mit Kollimatoren und wechselbaren Spherolitlinsen – der einfache Weg zu effizi-entem Sehkomfort.

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Einstimmig hat am 19. Juni der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz den 1969 geborenen Altorien-talisten Professor Dr. Markus Hilgert zum neuen Direktor des Vorderasiatischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin bestimmt. Er folgt damit Professor Dr. Beate Salje nach, die Ende Februar 2014 in den Ruhestand geht.

Markus Hilgert ist seit 2007 Professor für Assyriologie mit Schwerpunkt Sumerologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Zudem ist er designierter Direktor des „Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe“ an der Universität Heidelberg, die über eine bedeutende archäologische Sammlung verfügt. Er ist korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und seit 2009 Wissenschaftlicher Leiter der Uruk-War-ka-Sammlung des Deutschen Archäologischen Instituts an der Universität Heidelberg. Darüber hinaus ist er Ordentliches Mit-glied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Küns-te und Vorsitzender der Deutschen Orient-Gesellschaft.

Markus Hilgert studierte von 1990 bis 1996 Altorientalistik, Vorderasiatische Archäologie, Semitistik sowie Vergleichende Religionswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg, der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Oriental In-

stitute der University of Chicago. 1999 wurde er mit der Arbeit „Akkadisch in der Ur III-Zeit“ promoviert. Er habilitierte 2004 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo er auch als Assistent tätig war. Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt Hilgert zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendi-en. Bereichert wurde sein wissenschaftlicher Werdegang durch mehrere Gast- und Vertretungsprofessuren in Chicago, Leipzig, Moskau und Freiburg. Er ist durch zahlreiche interdisziplinäre Forschungsprojekte hervorragend in der Wissenschaftswelt ver-netzt.

An der Konzeption der aktuellen Ausstellung „Uruk - 5000 Jahre Megacity“ (Pergamonmuseum, Museumsinsel Berlin, bis 8.9.2013) war er maßgeblich beteiligt. Er sieht das Museum auch als Ort der Vermittlung neuester Forschungsergebnissen und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt stehen für ihn die reichhaltigen Sammlungsbestände, deren digitale Erschließung und wissenschaftliche Erarbeitung zentrale Aufga-ben des Museums sind. Eine Herausforderung seiner Amtszeit wird es sein, das Vorderasiatische Museum auch in der entspre-chenden Bauphase des Pergamonmuseums (2019 bis 2025/26) im öffentlichen Bewusstsein zu halten und die Neupräsentation der Sammlung zu konzipieren. Er setzt dabei auch auf die Einbe-ziehung neuer Medien.

Markus Hilgert wird 2014 neuer Direktor des Vorderasiatischen Museums

Markus Hilgert bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Uruk. 5000 Jahre Megacity“© Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum / Olaf M. TeßmerLinks: Pergamonmuseum (Eingang) Museumsinsel Berlin-Mitte © Staatliche Museen zu Berlin. Foto: F. Friedrich

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Markus Hilgert wird 2014 neuer Direktor des Vorderasiatischen Museums

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Wir kümmern uns um beste Materialien, präzises Handwerk, perfekte Montage. Und darüber hinaus koordinieren und organisieren wir den gesamten Innenausbau.Zum Beispiel die Sonder- und Ganzglas- vitrinen für die Ausstellungsarchitekten Die Werft im Staatlichen Museum Ägypti-scher Kunst in München.

Der Kern der Dinge

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Foto: Die Werft, München

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Wir kümmern uns um beste Materialien, präzises Handwerk, perfekte Montage. Und darüber hinaus koordinieren und organisieren wir den gesamten Innenausbau.Zum Beispiel die Sonder- und Ganzglas- vitrinen für die Ausstellungsarchitekten Die Werft im Staatlichen Museum Ägypti-scher Kunst in München.

Der Kern der Dinge

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Foto: Die Werft, München

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Portal des Museums in der Gabelsbergerstraße Foto: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst überrascht durch seine weitgehende Unsichtbarkeit im Stadtbild des Kunstareals in der Maxvorstadt. Eine monumentale Portalwand weist den Weg zum ver-borgenen Eingang in eine lichtdurchflutete Welt unter der Oberfläche. Unter den Top Ten der ägyptischen Museen nimmt München mit seinem Schwerpunkt ägyptische Kunst eine Sonderstellung ein.Als eigenes Haus für eine außereuropäische Kultur bildet das Museum Ägyptischer Kunst eine Erweiterung des Ho-rizonts des Kunstareals und steht für die Offenheit eines aktuellen Kulturbegriffs.

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ie Planung für ein neues Ägyptisches Museum bot die Gelegenheit, den besonderen Charakter der Sammlung in der Ausstellung herauszuarbei-ten. Der Name „Staatliches Museum Ägyptischer Kunst“ ist Programm. Das Ägyptische Museum ist ein Kunstmuseum, nicht eine mit Kunstwerken

illustrierte Kulturund Religionsgeschichte Seinem Sammlungs-schwerpunkt Skulptur sind zwei große Säle gewidmet. „Kunst und Form“ ordnet die Statuen nach formalen, ikonographischen und stilistischen Kriterien. „Kunst und Zeit“ zeigt die Evolution der ägyptischen Kunst über einen Zeitraum von fünf Jahrtau-senden.Es folgen die Themenräume „Pharao“, „Fünf Jahrtausende“, „Jenseitsglaube“, „Religion“, „Ägypten in Rom“, „Nach den Pharaonen“, „Schrift und Text“, „Kunst-Handwerk“„Nubien und Sudan“ und „Alter Orient“- Der Raum „Ägypten (er)fas-sen“ ist für Sehbehinderte konzipiert. Fotos: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Durch die Integrierung der frühchristlichen Kunst, des antiken Sudan und der römischen Ägyptomanie bietet die Ausstellung einen historisch und regional außergewöhnlich breiten Über-blick und gibt dem Museum ein unverwechselbares Profil..Jeder Saal hat seine spezifische themenbezogene Atmosphäre. Der Rundgang vermittelt eine Abfolge wechselnder Raumein-drücke. Eine optisch deutlich markierte Führungslinie am Fußbo-den bietet eine klare Orientierung im Labyrinth der miteinander kommunizierenden Säle. Zur Gewährleistung eines geschlosse-nen Erscheinungsbildes des ganzen Museums wurden alle Ob-jekte restauriert und neu gesockelt.

Die Einbindung des Ägyptischen Museums ins Kunstareal und die Weltkunstgeschichte wird programmatisch unterstrichen durch die Neon-Installation von Maurizio Nannucci im ersten Skulpturensaal: ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY.

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Raum Kunst und FormFoto: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

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Raum Kunst und ZeitFoto: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

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Raum Kunst und ZeitFoto: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Das von Die Werft entwickelte Materialkonzept zeigt sich von der al-tägyptischen Monumentalästhetik inspiriert, ohne dabei selbst ägyp-tisierend zu wirken. Neben dem durch die Gebäudehülle vorgegebe-nen Sichtbeton reduziert sich der Materialeinsatz auf schwarzen Stahl, Muschelkalk, Glas und brünierten Tombak, authentische Baustoffe, die wie die ausgestellten Objekte selbst zwar sichtbar altern, aber nicht unansehnlich werden.In ihrem Verhältnis untereinander und zu den Exponaten folgen die Materialien dabei dem Grundsatz „Von rohen Ursprüngen zum raf-finierten Objekt“: So sind die Innenwände des Museums bewusst in einer sehr groben Betonqualität ausgeführt, zu der sich der Boden aus Muschelkalkplatten schon deutlich präziser ausnimmt. Diese Tendenz zunehmender Raffinesse und Exaktheit setzt sich fort, je näher man dem antiken Objekt kommt. So bestehen die Objektsockel wieder aus Sichtbeton, der nun allerdings in der höchsten Sichtbeton-Güteklasse ausgeführt ist, die sich durch extreme Ebenmäßigkeit in der Oberfläche und Struktur auszeichnet. Abgeschlossen werden die Objektsockel von einer Platte aus schwarzem Stahl mit einem präzise auf das jeweilige Exponat gefertigten Objekthalter, der dann – als Krönung handwerk-lichen und künstlerischen Geschicks – das Objekt selbst trägt. Eine besondere Funktion innerhalb des Materialkonzepts hat das brünierte Tombak: Die bereits in der Antike bekannte, edel schimmernde Kup-fer-Zinn-Legierung wird überall dort eingesetzt, wo der Besucher auf Informationen trifft: Angefangen bei den Infopanelen und der Infothe-ke im Eingangsbereich über die Wegeleitelemente wie Bodenleitlinien und Rundgangspfeile bis hin zu den Raumbeschriftungen, Texttafeln und Medienstationen.

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Raum JenseitsglaubenFoto: © Die Werft

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Raum JenseitsglaubenFoto: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

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Raum ReligionFoto: © Die Werft

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Raum ReligionFoto: © Die Werft

Auch das Vermittlungskonzept wurde von den Ausstellungsgestaltern des Büros Die Werft entwickelt.Während der kunsthistorische Teil des Mu-seums in drei großen Räumen ägyptische Kunst aus fünf Jahrtausenden vorstellt, be-handelt der kulturhistorische Teil in zehn kleineren Räumen Themen wie die Persondes Pharao, Religion, Schrifttum und kul-turelle Beziehungen.Das Vermittlungskonzept ist dabei be-wusst mehrschichtig und erlaubt sowohl den linearen Rundgang als auch themen-basierte Rundgänge, sowohl frei als auch geführt durch Wissenschaftler.In jedem Raum wird dabei ein Exponat als Leitobjekt inszeniert, welches das drama-turgische Raumbild bestimmt. Im Raum Religion ist dies zum Beispiel ein silberner Falke als Sinnbild der Gottheit Horus, der einst im innersten Heiligtum eines Tempels zu finden war. Um dieses Objekt herum gruppieren sich sparsam weitere Origina-lexponate und Objekte; die alle zur Ge-samtwirkung des Raums beitragen – im genannten Beispiel eine sakrale, tempe-lähnliche Atmosphäre, in deren Zentrum der silberne Falke thront.

Die Vermittlung der Inhalte erfolgt auf mehreren Ebenen: Neben dem in me-tallenen Lettern an der Wand prangen-den Raumtitel befindet sich zunächst der Haupttext, der eine allgemeine Einführung in das Thema des Raumes gibt. An den Ex-ponaten selbst ist dann jeweils ein kurzer Text angebracht, der das Objekt an sich behandelt. Will der Besucher mehr über die Exponate ¬– insbesondere ihre Bezie-hung zueinander – erfahren, kann er sich an einen in das Raumkonzept integrierten Medienkubus begeben, der interaktiv und nach spezifischem Interesse das Abrufen weiterer Informationen ermöglicht. Im Sinne eines barrierefreien Museums sind außerdem Texte in Brailleschrift (Blinden-schrift) integriert.

Darüber hinaus bieten Multimediaguides die Möglichkeit individueller Rundgänge. Hierfür konzipierten die Ausstellungsge-stalter von Die Werft eine Software, diees den Museumsmitarbeitern ermöglicht, jederzeit selbst neue Inhalte zusammenzu-stellen und auf die Multimediaguides auf-zuspielen. So können zukünftig etwa mul-timedial geführte Museumsbesuche nach der zur Verfügung stehenden Zeit oder auch nach übergeordneten Themen ge-bucht werden – etwa zu „Jenseitsglaube“,„Religion“ oder auch zum Thema „Bärte im alten Ägypten“.

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Herr Raißle, Herr Sieber, was waren für Sie die größten Be-sonderheiten bei der Gestaltung des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst?

Christian Raißle: Die größte Besonderheit für uns war, dass es sich um ein Kunstmuseum handelt. Das bedeutet zuallererst, dass das Objekt an sich stärker im Vordergrund steht. In vielen Ausstellungen haben die Exponate ja eher dienenden Charakter, sollen also einen bestimmten Sachverhalt oder ein bestimmtes Thema illustrieren. Hier im Kunstmuseum steht das Exponat für sich selbst, ist selbst Thema. Und alle anderen Elemente der In-szenierung haben die Aufgabe, dem Besucher das Wesen des Exponats begreiflich zu machen.

Das ist ja generell Ihr Anspruch: „Das Wesen der Dinge be-greifbar machen“. Was verstehen Sie darunter?

Christian Raißle: Als Ausstellungsgestalter glauben wir an die authentische Ausstrahlungskraft des Objekts. Wir glauben aber auch, dass es diese nur entfalten kann, wenn die Inszenierung dem Besucher einen intuitiven Zugang zum Wesen dieses Ob-jekts verschafft. Unter dem Begriff „Wesen“ verstehen wir dabei die Summe der Eigenschaften, die das Objekt in seiner Relation zur Welt konstituieren.

Und wie stellen Sie das an?

Swen Sieber: Durch ganz unterschiedliche Mittel. Das Schlüs-selwort lautet dabei „intuitiv“ – der Besucher muss unmittelbar spüren, was er vor sich sieht, noch bevor er es verstandesmä-ßig begriffen hat. Dieses intuitive Gespür für das Wesen einer Sache versuchen wir durch entsprechende bauliche Maßnah-men, Lichtführung, Materialien, Klanginstallationen etc. in den Besuchern zu erzeugen. Es gibt hier kein Patentrezept – letzt-lich erschließen wir uns die richtigen Mittel durch die intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Objekt, kombiniert mit un-serem Wissen um die Erwartungen und Verhaltensweisen der Besucher.

Welchen Einfluss hatte die Architektur des Gebäudes auf Ihre Arbeit?

Swen Sieber: Aufgrund der sehr ausdrucksstarken Architek-tur des Museums bestand die größte Herausforderung für die Gestaltung dabei darin, mit minimalen Mitteln dem jeweiligen Thema und Exponat entsprechende Wirkungen zu erzielen. So haben wir zum Beispiel im Raum „Religion“ durch subtile Bo-denlinien, eine extrem hohe und schlanke Glasvitrine und eine die Zentralperspektive betonende Wand aus schwarzem Stahl eine optische Entsprechung für das innerste Heiligtum eines ägyptischen Tempels geschaffen.Die so erzeugte, sakrale Raumwirkung lässt den Besucher intui-tiv spüren, welche Bedeutung der hier ausgestellte Silberfalke – eine Abbildung der Gottheit Horus – für die alten Ägypter hatte.

Die Ausstellungsgestalter Christian Raißle und Swen Sieber im Interview

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Konnten Sie Einfluss auf die Architektur nehmen, etwaim Sinne der Raumaufteilung?

Christian Raißle: Einfluss ist sicher das falsche Wort: Die Hoch-bauarchitektur ist der Entwurf von Peter Böhm. Da wir aber zueinem sehr frühen Zeitpunkt in das Projekt involviert waren, hatten Matthias Kammermeier und ich schon die Möglichkeit, unsere Wünsche und Anforderungen bezüglich der räumlichen Ausbildung bestimmter Themenbereiche zu äußern. Und das wurde dann auch in aller Regel berücksichtigt – anders hätte sich auch keine so stimmige Ausstellung realisieren lassen.

Swen Sieber: Als Ausstellungsgestalter haben wir eben auch eine ganz andere Perspektive auf die Architektur. Auf dereinen Seite sehen wir dabei natürlich immer die Szenografie,also die räumliche Inszenierung, gleichzeitig müssen wir aber auch logistische Anforderungen mit bedenken – zum Beispiel den Standort des Kassenbereichs oder die Besucherführung durch die Ausstellung.Die Raumstruktur des Ägyptischen Museums hat ja in Anleh-nung an die ägyptische Grabarchitektur durchaus etwas von einem Labyrinth – da ist es unsere Aufgabe, geeignete Maßnah-men zu entwickeln, damit die Besucher nicht verloren gehen. Und das hat dann selbstverständlich auch bauliche Auswirkun-gen.

Für welche Art von Besucher haben Sie die Ausstellunggestaltet?

Christian Raißle: Für die bayerische Bevölkerung, denn die hat’s gezahlt (lacht). Nein, im Ernst: Das Staatliche Museum Ägypti-scher Kunst zieht natürlich weit über die Landesgrenzenhinaus Besucher an. Aber letztlich war es tatsächlich unser An-spruch, ein Museum zu gestalten, das jeden anspricht. Von der Schulklasse bis hin zum studierten Ägyptologen.

Und wie spiegelt sich das in der Ausstellung wider?

Christian Raißle: Durch das Vermittlungskonzept. Wie eingangs erwähnt, werden die ausgestellten Objekte durchaus als für sich selbst sprechende Kunstwerke präsentiert.Gleichzeitig findet aber auch eine Kontextualisierung statt, und zwar auf verschiedenen Ebenen: Zum einen erläutern wir die Entstehungsbedingungen, also den historischen Kontext und damit die Kultur des Alten Ägypten; gleichzeitig stellen wir aber auch Bezüge der Objekte untereinander her oder schaffen Quer-verbindungen ins Hier und Jetzt.

Welche Rolle spielen dabei Medien?

Swen Sieber: Eine sehr wichtige, wobei wir gleichzeitig sehr darauf geachtet haben, dass die audiovisuellen Medien dezent im Hintergrund bleiben und sich nahtlos in das Ausstellungsde-sign einfügen. So sind die Medienwürfel in allen Räumen mit horizontalen Touchscreens ausgerüstet. Für die Raumwirkung bedeutet das, dass man zunächst nur die Objekte wahrnimmt, es findet keine Ablenkung durch Medien statt. Erst wenn der Besucher weitere Informationen sucht, kann er sich dem Me-dienwürfel zuwenden, und sich dort interaktiv weitere Inhalte erschließen.

Christian Raißle: Außerdem haben wir einen Multimediaguide geschaffen, bei dem die Besucher via Tablet-Computer nach individuellen Interessen vertiefen können. Auch das kommt letztlich der Inszenierung zu Gute: Der Gebrauch von Tablets ist inzwischen ja so normal geworden, dass man sie gar nicht mehr als Ablenkung wahrnimmt. Schon zur Eröffnung steht so zum Beispiel ein Rundgang anhand der persönlichen Highlights derMuseumsdirektorin, Frau Dr. Schoske, zur Verfügung.Zukünftig wird es außerdem Führungen nach übergeordnetenThemen geben: Man kann die Ausstellung dann zum Beispiel unter den Leitthemen „Jenseitsglaube“, „Literatur“ oder auch „Bärte im Alten Ägypten“ immer wieder neu entdecken. Der Besucher wird schnell merken: Wiederkommen lohnt sich!

Die Ausstellungsgestalter Christian Raißle und Swen Sieber im Interview

„DAS WESEN DER DINGE BEGREIFBAR MACHEN.“

Unter diesem Credo konzipieren und realisieren wir seit 1998 Museen, Ausstellungen, dreidimensionale Markeninszenierun-gen und öffentliche Bauten.

Christian Raißle, GL Die WerftInnenarchitekt Dipl. Ing. (FH)

Swen Sieber, GL Die WerftInnenarchitekt Dipl. Ing. (FH)

Für kulturelle Institutionen, für wissenschaftliche Einrichtungen und für privatwirtschaftliche Unternehmen. Von Weltfirmen wie BMW oder Knorr-Bremse über Forschungseinrichtungen wie das Max-Planck-Institut bis hin zum Staatlichen Museum Ägypti-scher Kunst, dem Naturkundemuseum in Bordeaux oder dem Deutschen Museum in München. Als interdisziplinäres, in Mün-chen und Paris situiertes Planungsbüro von Architekten, Desig-nern und Geisteswisssenschaftlern sind wir dabei in der Lage, unseren Kunden integrative Gesamtlösungen anzubieten – von der inhaltlichen Konzeption über Innenarchitektur und Szeno-grafie bis hin zur Hochbauarchitektur.

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Medienstation Totenbuch

Meroitischer Goldschatz Interaktive Nubienkarte

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Die Ausstellung setzt auf die Sprache der Originalwerke. Durch ihre Gruppierung im Raum, ihre Abfolge und ihre Ausleuchtung sind die Objekte optimal in Szene gesetzt und laden zum Zwiegespräch ein. Die knappe, gegenüber den Originalen zurücktretende deutsche und englische Beschriftung ist in drei Ebenen gegliedert. Raumtexte (auch in Braille-Blindenschrift), Vitrinentexte und Objektbeschriftun-gen.Ein Mobile Guide, die neuste Generation von Audioführungen, informiert auf ei-nem kleinen Touch-Screen über die aktuelle Position, lädt zur Auswahl von Bild- und Sprachinformationen über Einzelobjekte ein und bietet verschiedene Rund-gänge an, u. a. „Highlights“, „VIPs“, „Director’s Choice“.Medienstationen mit interaktiven Tischplatten bieten frei wählbare Hintergrund-informationen zum jeweiligen Raumthema. Eine „Übersetzungsmaschine“ er-laubt das Lesen eines acht Meter langen Totenbuchpapyrus. Eine wandfüllende Projektion erläutert graphisch 12000 Jahre Geschichte und Kultur des sudane-sisch-ägyptischen Niltals.

All diese Informationssysteme sind so zurückhaltend in die Räume integriert, dass sie die Ausstrahlung der Originalobjekte nicht behindern oder gar überlagern.Eine Klanginstallation vermittelt zu besonderen Zeitpunkten durch eine für das Museum erarbeitete Komposition von Mark Polscher einen außergewöhnlichen atmosphärischen Eindruck.

Medienwuerfel im Raum Jenseits, Fotos: © Die Werft

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Uschebtis und KanopenFoto: © Die Werft

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Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Gabelsbergerstr. 3580333 München

http://[email protected].: +49 89 / 28927 - 630

Öffnungszeiten und Preise

Dienstag 10 bis 20 UhrMittwoch bis Sonntag 10 bis 18 UhrMontags geschlossen

Eintritt: 7 €, 5 € ermäßigt, Sonntags 1 €, Kinder bis 16 Jahre freiMultimediaguide im Eintrittspreis enthal-ten (für Kinder 1 €, Sonntags 1 €)Fo

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Die Attraktivität eines Museums steht und fällt natürlich mit seinen Ausstellungen. Dabei ist die Präsen -tation mindestens genauso wichtig wie die Exponate selbst. Deshalb haben wir mila-wall entwickelt – die Stellwände

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Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee –Versunkenes Weltkulturerbe im ARCHAEORAMA sichtbar gemacht

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Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee –Versunkenes Weltkulturerbe im ARCHAEORAMA sichtbar gemacht

Foto: © Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

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Die Bodenseeregion birgt eine Vielzahl interessanter und eindrucksvoller Sehenswürdigkeiten – eine der beliebtes-ten Attraktionen davon ist das Pfahlbaumuseum in Unte-ruhldingen. Direkt am See gelegen, gehören die Uhldinger Pfahlbauten seit Jahren zu den kulturellen Höhepunkten der Region. Es ist mit 23 rekonstruierten Häusern inzwi-schen eines der größten Freilichtmuseen Europas. Zwi-schen Überlingen und Meersburg, direkt neben dem äl-testen Naturschutzgebiet am Bodensee, wird in 6 Dörfern die Geschichte der frühen Bauern, Händler und Fischer im Voralpenland gezeigt. Auf hölzernen Stegen über den See gelangt der Besucher in die Welt der Jungsteinzeit und Bronzezeit vor 6000 und vor 3000 Jahren. Beim Rundgang durch die eingerichteten Häuser erfahren Sie alles Wich-tige über Alltag, Technik und Kultur einer versunkenen Welt.

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Foto: © Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

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Foto: © Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

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Das UNESCO Weltkulturerbe-Komi-tee hat am 27. Juni 2011 die „Prähis-torischen Pfahlbauten rund um die Alpen“ zum Weltkulturerbe ernannt, darunter auch das 300 m südlich des Pfahlbaumuseums gelegene Pfahl-baufeld Unteruhldingen-Stollenwie-sen. Insgesamt sind es 111 ausge-wählte Fundstellen in sechs Ländern, die auf der Liste aufgenommen worden sind. Die untergegangenen, unter Wasser und im Moor befind-lichen ehemaligen Siedlungen sind ein wertvolles und von der Zerstö-rung bedrohtes Archiv der Mensch-heit. Doch das neue Weltkulturerbe hat ein grundsätzliches Problem: Es ist unsichtbar unter Wasser und kann nicht besichtigt und gesehen wer-den. Das Pfahlbaumuseum Unteruhldin-gen versucht, diese bedrohte Lebens-welt der Stein- und Bronzezeit am Bodensee sichtbar und begreifbar zu machen. Mehr als 13 Millionen Besu-cher haben das zwischen Überlingen und Meersburg gelegene Museum seit der Gründung im Jahr 1922 be-sichtigt.

Foto: © Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

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Das UNESCO Weltkulturerbe-Komitee hat am 27. Juni 2011 die „Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen“ zum Weltkulturerbe ernannt, darunter auch das 300 m südlich des Pfahlbaumuseums gelegene Pfahlbaufeld Unteruhl-dingen-Stollenwiesen. Insgesamt sind es 111 ausgewählte Fundstellen in sechs Ländern, die auf der Liste aufgenom-men worden sind. Die untergegangenen, unter Wasser und im Moor befindlichen ehemaligen Siedlungen sind ein wertvolles und von der Zerstörung bedrohtes Archiv der Menschheit.

Problem: Es ist unsichtbar unter Wasser

Doch das neue Weltkulturerbe hat ein grundsätzliches Problem: Es ist unsichtbar unter Wasser und kann nicht besichtigt und gesehen werden.

Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen versucht, diese be-drohte Lebenswelt der Stein- und Bronzezeit am Bodensee sichtbar und begreifbar zu machen. Mehr als 13 Millionen Besucher haben das zwischen Überlingen und Meersburg gelegene Museum seit der Gründung im Jahr 1922 besich-tigt.

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Foto: © Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

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Einleitung

Die Fundstätte der stein- und bronzezeit-lichen Pfahlbauten des Weltkulturerbes Pfahlbauten liegt nur wenige hundert Meter von dem Pfahlbaumuseum Unte-ruhldingen entfernt. Die originalen Pfahl-stümpfe bleiben als Zeugnis der Siedlung aus einer längst vergangenen Zeit dem überwiegenden Teil der Besucher verbor-gen: Sie liegen unter Wasser. Die Rekon-struktionen dieser Pfahlbauten im Pfahl-baumuseum Unteruhldingen sind eine lebendige Erinnerung, die nicht nur zu se-hen sind. Sie sind aktiv erfahrbar. Die Er-zählmaschine Pfahlbaumuseum Unteruhl-dingen stellt sich der Aufgabe zwischendem Weltkulturerbe unter Wasser und den Rekonstruktionen der Pfahlbauten einen Spannungsbogen zu schlagen, die Neugier der Besucher zu wecken und in einer Zeitreise einen noch emotionaleren Zugang zu den Pfahlbauten zu schaffen. Die Inszenierung wird schon deshalb viel-schichtig sein, um der Vielfalt der Besu-cher und ihrem Vorwissen gerecht zu werden. Die Erzählmaschine ist aber nicht die Hauptattraktion. Sie ist der Anfang und die Ouvertüre zu einem unvergessli-chen Erlebnis.

Archaeorama - Die Erzählmaschine und ihr Konzept

Das Archaeorma ist eine in drei Räume unterteilte, rund 10-minütige, getaktete Show. Die Erzählung beginnt heute, im Hier und Jetzt. Um der anschliessenden Führung durch einen Guide ein noch grösseres Verständnis zu schaffen, werfen wir in der Erzählmaschine Fragen auf, die zusätzlich zu den Informationen der Füh-rung dem Besucher erlauben, selbst Ant-worten zu finden. Der Besucher schlüpftalso nicht nur in die Rolle des Forschers und Entdeckers, er fühlt sich durch ein tieferes Verständnis mit dem Leben der Pfahlbauer zu der großen Familie dieser historischen Siedlung zugehörig. Der Be-sucher versteht das Weltkulturerbe von der Rekonstruktion zu unterscheiden und lernt die Arbeit der Unterwasser- und Ex-perimentalarchäologen zu würdigen. In einer Zeitreise führt uns die Erzählma-schine in die Epoche der Pfahlbauer zu-rück. Es ist eine Reise, welche die Eiszeit mit der Stein - und Bronzezeit verbindet und uns in eine Welt zurückversetzt, in der die Bewohner der Pfahlbauten lebten. Mit diesem geschichtlichen und emoti-onalen Proviant können wir uns auf die

Reise machen und aus der Erzählmaschi-ne heraus, über einen Steg, die Pfahlbau-ten direkt betreten. Das Konzept „Vom Weltkulturerbe zu den Pfahlbauten - Ein Spaziergang auf dem Boden des Sees“ ist aus einem Paradoxon entstanden: Das Weltkulturerbe liegt unter Wasser und ist nicht zu sehen. Wenn man die Pfahl-stümpfeaber sehen würde, so wäre kaum vorstell-bar, wofür sie zeugen: Eine Siedlung auf der Menschen gelebt, geliebt, gearbeitet und gewohnt haben. Das Pfahlbaumuse-um zeigt Rekonstruktionen dieser Sied-lung. Diese Pfahlbauten sind noch ziem-lich jung und symbolisieren eine Zeit, die 3000 - 6000 Jahre zurückliegt.

Es gilt also diese scheinbaren Widersprü-che zu überwinden und einen Bogen von dem Weltkulturerbe zu den Pfahlbauten zu schlagen. Ein Spaziergang über den Boden des Sees führt den Besucher in einer medialen panoramatischen Apper-zeption gewissermassen trockenen Fusses hinab auf den Seegrund zu den Fundstät-ten, um die historischen Pfahlbaustümpfe ganz aus der Nähe zu bestaunen. In einem weiteren Raum führt eine Zeitreise zu der Epoche in der die Pfahlbauten entstanden sind. Die Projektion der Pfahlbauten wird lebendig, indem wir über einen Steg aus der Erzählmaschine heraus, die Rekonst-ruktion der Pfahlbauten erreichen.Im Mittelpunkt steht der Mensch. Wissen-schaftler arbeiten ständig daran, durch Auswertung der Quellen mehr von der damaligen Zeit zu erfahren. Es interes-siert uns vor allem der Pfahlbauer selbst. Wie hat er gelebt? Wie war er gekleidet? Was für eine Sprache sprach er? Die Frage nach seinem Ursprung ist auch immer die Frage nach uns selbst.

Architektur/Verortung

Die neue Erzählmaschine ist im Herzen der bestehenden Gebäudestrukturen platziert. Das bisher für Ausstellungen und als Wartebereich genutzte Volumen wurde durch bauliche Veränderungen und eine Erweiterung des Gebäudes auf die Bedürfnisse der Erzählmaschine hin optimiert. Rund 190 m² stehen fürdie Inszenierung der drei aufeinander folgenden Räume im Inneren des Gebäu-des zur Verfügung, welche den Kern der neuen Erzählmaschine bilden. Weitere ca. 100 m² im Aussenbereich bilden den neuen Sammelbereich am nördlichen, dem See zugewandten Ende der Erzähl-maschine. Dort werden die Besucher,

welche die Erzählmaschine erlebt haben, von ihrem Guide in Empfang genommen und starten auf den Rundgang im Frei-lichtmuseum. Ankommende Besucher sammeln sich, nachdem sie die Kasse passiert haben, zunächst vor dem Zugang zur Erzählmaschine. Ein automatisches Zugangskontrollsystem am Übergang zur Erzählmaschine wird den Einlass der Besucher und somit die maximale Perso-nenzahl pro Einlass regeln. Besucher, wel-che die Erzählmaschine nicht durchlaufen möchten, haben die Möglichkeit, den bis-her genutzten nördlichen Hauptausgang des Museumsgebäudes zu nutzen, um zum Sammelplatz am See zu gelangen.

Die Taucherkammer - Raum 1

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Das Archaeorama ist der erste Teil eines mehrstufigen Masterplans für das Pfahl-baumuseum, der nun von Oktober 2012 bis Mai 2013 umgesetzt wurde. In dieser ersten Bauphase wurden die Verlänge-rung der Gebäudehülle für die Erzählma-schine, ein neuer Steg mit integrierter Pa-noramainsel sowie grosszügige Sitzstufen an der nördlichen Ufermauer - die einen herrlichen Blick auf die rekonstruierten Pfahlbauten ermöglichen - realisiert.

Die Taucherkammer – Raum 1

Der erste Raum ist eine Taucherkammer. Hier bereiten sich ein Unterwasserarchäo-

loge und sein Begleiter auf ihren Tauch-gang vor. Hier lagert ihre Ausrüstung: Neoprenanzüge für unterschiedliche Was-sertemperaturen, Masken, Handschuhe, Stiefel, Sauerstoffflaschen usw. Aber auch Geräte und Werkzeuge, die der Archäolo-ge für seine Forschung braucht. Das Licht ist zurückhaltend, einzelne Spots akzen-tuieren die Exponate. Die Stimmen der beiden Personen ertönen aus zwei insze-nierten Umkleidekabinen.Sie machen sich für einen Tauchgang be-reit. Es ist das Ritual der Vorbereitung, die Anspannung und die Nervosität vor dem Tauchgang. Aber auch die Lust auf Aben-teuer, die Sehnsucht und Hoffnung, das

entscheidende Puzzlestück zu finden, um unsere Urahnen noch besser zu verste-hen. Was erhoffen sich die Unterwasse-rarchäologen zu finden? Was ist zu be-achten? Welchen Wert im Kontext des Wissens um die Pfahlbauer hätte das ge-suchte Fundstück? Welche Gefahren und Komplikationen sind vorausschauend zu bewerten? Die Stimmen der Taucher sind keineswegs belehrend oder wissenschaftlich distan-ziert. Es ist eher so, als ob uns ein Freund an die Hand nimmt. Die Vorbereitungen für den Tauchgang sind jetzt abgeschlos-sen. Die Tür zum nächsten Raum öffnet sich. Das Abenteuer beginnt.

Die Taucherkammer - Raum 1 Foto: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Die Unterwasserwelt - Raum 2Foto: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Die Unterwasserwelt – Raum 2

Der Raum ist in türkisfarbenes Licht ge-taucht. Wir sind unter Wasser. Wir sind unter Wasser und können atmen! Schwe-relosigkeit. Schweben. Der Alltag ist so weit weg. Ein Gefühl der Freiheit ent-steht. Der Boden fühlt sich weich an. So läuft es sich in Schlick. Wir entdecken die Pfähle des Weltkulturerbes im Wasser. Man kann durch sie hindurchgehen, sie aus der Nähe bestaunen, sie berühren. Wir hören einen Bootsmotor aus der Fer-ne, der rasch näher kommt. Über unsere Köpfe gleitet jetzt mit viel Lärm ein Mo-torboot. Unwillkürlich ducken wir uns weg. Die Schiffsschraube quirlt das Was-ser mit Luftblasen und weisser Gischt. Das Motorboot stoppt ausserhalb der Decken-projektion. Die Taucher lassen sich guthörbar ins Wasser fallen und tauchen auf der seitlichen Projektion jetzt auf. Die Atemgeräusche setzen ein. Wir be-kommen sie immer deutlicher zu sehen. Sie tauchen zwischen den Pfahlstümpfen und suchen im Schlick. Einer findet etwas. Was ist es? Wir folgen den Bewegungen und Stimmen, Licht und Ton. Die Tür zum letzten Raum öffnet sich.

Die Unterwasserwelt - Raum 2Foto: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Die Zeitreise – Raum 3

Gletschereis. Wir sind in einer Höhle im Eis. Die Ton- und Klangkollage verstärkt den Eindruck schon beim Betreten des Raumes. Das Eis knirscht und knackt, un-terbrochen von völliger Stille. Uns fröstelt es, obwohl die Temperatur im Raum an-genehm ist. Die Zeitreise hat begonnen. Wir haben das Heute verlassen und sind jetzt in der Eiszeit! Das Eis schmilzt, bricht auf, wird zu Wasser. Wir sind immer nochunter Wasser. Fische und Wasserpflanzen sind jetzt auf den Projektionen an den Wänden zu sehen. Über unseren Köpfen taucht ein schlankes Holzboot auf. Dieser Einbaum wird mit kräftigen Paddelschlä-

gen über unsere Köpfe hinweg bewegt, bis kurz vor seinem Verschwinden eine Harpune ins Wasser geschleudert wird. Hast du es gesehen? Hat sie einen Fisch getroffen? Der Einbaum entfernt sich unddicke Holzpfähle werden in den Schlick gestossen.Jetzt tauchen wir auf und auch der Holz-steg auf dem wir stehen ist nun sicht-bar. Er ist Teil des Pfahlbaudorfs, das uns ringsherum umgibt und in dessen Mitte wir nun stehen (Projektion). Eine typische Pfahlbausiedlung der Spätbronzezeit ist dort zu sehen. Die Bewohner sind bei der Zubereitung von Nahrung (Korn mahlen),

der Herstellung und Wartung von Waffen, Werkzeug und Haushaltsgegenständenoder beim Nähen von Kleidung. Auch die Kinder sind bereits geschickte Handwer-ker.Das Fundstück, welches in den ersten bei-den Räumen thematisiert wird, taucht in der raumgreifenden 360°-Projektion wie-der auf. Der Kreis der Geschichte schliesst sich, als die Kamera in einen Pfahlbau ein-taucht und schlussendlich die Projektion verblasst, um den Blick durch das sich öff-nende Ausgangsportal auf die „echten“ Pfahlbauten freizugeben.

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Fotos: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Der Rundgang beginnt

Die Wand, eben noch Projektionsfläche, öffnet sich und der wunderbare Blick auf die Pfahlbauten wird frei. Wir verlassen den dritten und letzten Raum. Der Steg, auf dem wir die Zeit bereist haben, setzt sich physisch über das Wasser fort, hin zu den Rekonstruktionen. Ein freundlicher Guide erwartet uns und führt uns auf die Pfahlbauten. Er zeigt und erklärt in den einzelnen Häusern wie und aus welchemMaterial die in der Erzählmaschine vorge-stellten Fundstücke hergestellt wurden. Wie ihre Funktion entdeckt und erforscht wird (Experimentalarchäologie). Dieser Guide präsentiert nicht nur die neuestenForschungsergebnisse, sondern weist auch auf die bisher ungelösten Rätsel der Pfahlbauten Unteruhldingen hin.

Das Pfahlbaumuseum versucht durch speziell abgestimmte Angebote für alle Besucher- und Altersgruppen spannend zu sein. Schwerpunktangebote und Pro-jekte nach dem aktuellen Bildungsplan sind neben der bewährten Standardfüh-rung im Programm. Ein neuer Steinzeit-parcours mit Wagenbahn, Bohlenweg, Kräuterschnecke und Tastweg für Fami-lien und Gruppenevents ist vorhanden,

die 2012 eröffnete Sonderausstellung „Das Erbe der Pfahlbauer“ haben bereits 300000 Gäste besucht. Tage der Experi-mentellen Archäologie, Museumsfeste und Einbaumfahrtage werden angebo-ten. Vorführungen durch Experimental-archäologen, die „Uhldi“-Sonntage des Steinzeitmenschen im Dorf und andere Ereignisse gliedern das Jahr. Den Ab-schluss macht traditionell im Oktober das „Steinzeit-Apfelfest“.

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Pfahlbaumuseum UnteruhldingenStrandpromenade 688690 Uhldingen-Mühlhofen (Unteruhldingen)http://[email protected]: 07556/928900

Fotos: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Fotos: © Pfahlbaumuseum/Milan Rohrer, Zürich

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Historische Do 17 aus der Nordsee geborgenDas Dornier Museum gratuliert dem Royal Air Force-Museum zum Erfolg

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Über 70 Jahre hat das Flugzeug des Typs Dornier Do 17 in der Nordsee vor der Küs-te Englands in 15 Meter Tiefe gelegen – nun hat das Royal Air Force Museum die Maschine geborgen, wird sie restaurieren und danach ausstellen. Das Dornier Mu-seum Friedrichshafen gratuliert und wird sich weiter aktiv an den Arbeiten für das Exponat beteiligen.

Am späten Abend des 10. Juni war es ge-schafft: Die vom britischen Royal Air Force Museum unternommene Bergung des einzigen noch existierenden Flugzeugs des Typs Dornier Do 17! Berthold Porath, Direktor des Dornier Museums Friedrichs-hafen, sagte dazu:„Mit der Bergung dieses Unikats wurde und wird Geschichte geschrieben! Den Kollegen ist es gelungen, ein über 70 Jahre am Meeresgrund liegendes Flug-zeug relativ unversehrt zu heben – und darüber hinaus werden sie es in ihrer Aus-stellung, wenn es restauriert ist, in den geschichtlichen Rahmen der „Battle of Britain“ stellen. Auch für die Dornier-Fir-mengeschichte ist die Bergung der letzten

existierenden Do 17 ein herausragendes Ereignis. Wir gratulieren unseren Kol-legen und sind ebenfalls froh, dass das Flugzeugwrack nahezu unversehrt vom Meeresgrund geborgen werden konnte!“

Am 26. August 1940 hatte ein Bomber des Typs Dornier Do 17 nach einem An-griff auf England und Beschuss durch Flugabwehrkanonen eine Notwasserung vor der Küste von Kent versucht. Zwei der vier Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben, die anderen beiden wurden Kriegsgefangene. In 15 Meter Tiefe war das Flugzeug auch jetzt noch relativ gut erhalten – es handelt sich um die einzi-ge verbliebene Maschine einer Flugzeug-familie, die zwischen 1934 und 1944 in einer Anzahl von immerhin 2055 Maschi-nen gebaut wurde. Von Claude Dornier als Schnellverkehrsflugzeug konzipiert, wurde die Do 17 dann für den Kriegsein-satz als Bomber umgerüstet und kam so auch bei der Luftschlacht um England („Battle of Britain“) zum Einsatz.

Das Royal Air Force Museum hat nun

mit der schwierigen Bergung ein Meis-terstück vollbracht: Flugzeugbergungen aus der Tiefe können, vor allem, wenn sie zu schnell erfolgen, zum Abbrechen

Archivaufnahme Do 17, Foto: © Dornier Museum Friedrichshafen (EADS / Dornier GmbH)

Foto: © Royal Air Force Museum London

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von Teilen wie besonders den Flügeln oder gar zum Auseinanderbrechen des Rumpfes führen: so geschehen 1999 bei der Bergung eines Flugzeugs vom Typ Focke-Wulf Fw 200 „Condor“ aus dem Trondheimsfjord in Norwegen – aus aller-dings 60 Meter Tiefe. Hier waren große Teile des Wracks durch Korrosion doch so schwer beschädigt, dass sie den Belastun-gen der Bergung nicht standhielten.Das alles konnte bei der Bergung der Do 17 vermieden werden. Natürlich handelt es sich – nach über 70 Jahren am Meeres-grund – um ein Flugzeugwrack, aber um eine so gut erhaltene Flugzeugstruktur (was natürlich auch für die Qualität des Herstellers spricht), die eine Restaurierung in relativ kurzer Zeit ermöglichen wird.

Der Direktor des Royal Air Force Muse-ums, der RAF Vice-Marshal a.D. Peter Dye, hat nun zur gelungenen Bergung erklärt:„Das Royal Air Force Museum freut sich, die erfolgreiche Bergung der einzigen noch existierenden Maschine vom Typ Dornier Do 17 aus der Tiefe der Good-win Sandbank bekannt zu geben. Diese unglaublich komplexe und schwierige Operation wurde ermöglicht durch ein hierfür spezialisiertes Team des Museums und durch die Unterstützung einer gro-ßen Gruppe von Partnern und Beteiligten, die ihre Zeit, ihr Geld und ihr Wissen zur Verfügung stellten und uns halfen, unser Ziel zu erreichen.Wir möchten allen Beteiligten danken, während wir nun in die zweite Phase des Projekts eintreten und das Flugzeug in un-sere Werkstätten (Conversation Centre) in Cosford überführen. Die interessierte Öffentlichkeit, die das Dornier-Flugzeug während der Restaurierung sehen will, ist dazu ab kommendem Wochenende dort-hin eingeladen.Die Bergung und Wiederaufarbeitung der Dornier Do 17 sind, zusammen mit der im nächsten Jahr startenden großen Ausstel-lung zum „Grossen Luftkrieg“ (The Great War in the Air), die ersten Schritte, die das Museum unternimmt, um im Jahr 2018 das hundertjährige Jubiläum der Royal Air Force national und international gebüh-rend zu würdigen.“

Die Dornier Do 17 lag auf der Goodwin Sandbank (Goodwin Sands; vor der Küs-te Kents am Südostzipfel Englands in 15 Meter Tiefe. Das Dornier Museum Fried-richshafen hat gemeinsam mit der EADS bereits die Vorarbeiten zur Bergung durch Lieferung von Konstruktionszeichnungen

aus dem Archiv der Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt unterstützt. „Die waren insofern wichtig,“ so Museums-direktor Berthold Porath, „da die Ber-gungs-Spezialisten so wussten, an wel-chen Punkten sie ansetzen konnten, um die Statik von Rumpf und Flügeln auszu-

tarieren und das Flugzeug nicht etwa aus-einander brechen zu lassen.“Das Dornier Museum Friedrichshafen be-gleitet und unterstützt die Restaurierung der Do 17 auch weiterhin mit seiner fach-lichen Expertise und wird zeitnah über die weiteren Fortschritte berichten.

Foto: © Royal Air Force Museum London

Vorbereitung zum Tauchgang, Foto: © Royal Air Force Museum London

Kontrolle der Tauch- Monitore, Foto: © Royal Air Force Museum London

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Foto: © Royal Air Force Museum London

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Bergung der Do 17Foto: © Royal Air Force Museum London

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Bergung der Do 17Foto: © Royal Air Force Museum London

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Pinnwände mit Klebezetteln sind GeschichteSchloss Benrath vereint Historie und IT für professionellen Besucherservice

Die Stiftung Schloss und Park Benrath betreibt in der Düs-seldorfer Schlossanlage das Museum Corps de Logis, das Museum für Europäische Gartenkunst und ein Naturkun-demuseum. Ziel der Stiftung ist es, Schloss und Park als Ge-samtkunstwerk zu erhalten, in denkmalgerechter Weise zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als kaufmännischer Vorstand ist der Jurist Nicolas Maas auch für das Besuchermanagement und die Ressourcenplanung verantwortlich.

Was macht die Faszination von Schloss und Park Benrath aus?

Nicolas Maas: Unser großes Plus im Vergleich zu anderen Häu-sern ist das wunderschöne historische Ambiente und die Kom-bination von Kultur und Erholung. Nirgendwo sonst erlebt man eine solche Dichte aus historischen Gebäuden, Museen und ei-nem Naherholungsgebiet mit beinahe 61ha Parkfläche. Hinzu kommen unsere besonderen Veranstaltungen und Feste, wie das Düsseldorfer Barockfest, das in diesem Sommer Premiere haben wird.

Pro Jahr begrüßen Sie etwa 100.000 Besucher und bieten rund 2.500 Führungen an. Was kann man denn hier erle-ben?

Maas: Wir bieten pro Tag mindestens 4 Führungen an, in vielen Sprachen und zu vielen Themenbereichen rund um Schloss und Park. Wir legen großen Wert auf Angebote für alle Alters- und

Nicolas Maas, kaufmännischer Vorstand Stiftung Schloss und Park Benrath

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Pinnwände mit Klebezetteln sind Geschichte

Bildungsklassen: Kindergartenkinder werden genauso informiert und unterhalten wie Senioren, Laien genauso wie Fachbesucher. Dazu kommen unsere speziellen Angebote für Schulen und Familien sowie die Buchungen aus den Vermietungen unserer Räumlichkeiten sowie aus Veranstaltungen wie Kindergeburts-tage oder Ferienkurse.

Und dieses breite Angebot organisieren Sie jetzt mit einer Besuchermanagement-Lösung?

Maas: Genau. Durch die große Anzahl der Buchungsvorgänge und der damit verbundenen Organisationsarbeit wurde die Pla-nung von Führungen und die Personalplanung immer unüber-sichtlicher und langwieriger. Der administrative Aufwand wurde so groß, dass unsere eigentliche Serviceleistung stark gelitten hat. Deshalb haben wir Anfang des Jahres die Software einge-führt.

Was hat sich seit Nutzungsbeginn bereits verändert?

Maas: Die Verbesserung ist sogar sichtbar: Von großen Pinnwän-den mit Klebezetteln und händisch geführten Listen haben wir uns zu einem professionell arbeitenden kundenorientierten Be-sucherservice entwickelt. Mit den optimierten Abläufen bleibt uns jetzt mehr Zeit unsere Kunden schneller, besser, gezielter und individueller zu beraten und zu betreuen.

Sie setzen die ProSuite-K aus dem Hause EITCO ein. Wo sehen Sie die Vorteile gerade dieser Software?

Maas: ProSuite-K gestaltet die tägliche Arbeit für uns einfach wesentlich angenehmer und effizienter. Als Cloud-Lösung ist sie immer erreichbar und an jedem Arbeitsplatz flexibel einsetzbar. Die automatisierten Prozesse sind eine große Arbeitserleichte-rung für unser Team und durch die kompetente und individuelle Beratung von EITCO konnten wir auch die Fehlerquote drastisch senken.

Wie geht es künftig weiter in Ihrem Besuchermanage-ment?

Maas: Für die Zukunft streben wir eine weitere Senkung der Bearbeitungszeit für administrative und wiederkehrende Aufga-ben an. Die freiwerdenden Ressourcen wollen wir zur Auswei-tung und Verbesserung unseres Serviceangebots nutzen, gerade wenn es um unsere zukünftigen Ausstellungsprojekte und Ver-anstaltungen geht. In Kürze schließen wir die Umsetzung eines Reservierungsmodules ab, so dass unsere Besucher in Zukunft unser Angebot auch bequem online buchen können. Der nächs-te Schritt ist dann die Einrichtung eines Webshops. Es gibt also noch einiges zu tun!

Foto: © Stiftung Schloss u. Park Benrath

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Die European IT Consultancy EITCO GmbH ist ein erfahrener Anbieter von Softwarelösun-gen im Kulturbereich und stellt bereits seit 2010 Museums-Dienstleistungen in der Cloud bereit. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die EITCO in großen Projekten wie der dOCU-MENTA(13) oder im Museum Ludwig sammelt, fließen kontinuierlich in die Weiterent-wicklung der Lösung ein, die nun in einem Standardprodukt Kulturbetrieben aller Größen zugänglich gemacht wird. Denn durch die fachliche und technische Skalierbarkeit profitie-ren gerade auch kleine und mittlere Häuser mit Budgetrestriktionen und überschaubaren Besucherzahlen von Besuchermanagement aus der Cloud.

Mit erfahrenem Dienstleister zu mehr Besucherfreundlichkeit

Besucher und Mitarbeiter auf Wolke 7

Die Arbeitserleichterung ist beispielsweise in der Stiftung Schloss und Park Benrath zu erleben. Die Non-Profit-Organisation betreut die denkmalgeschützte Schlossanlage im südlichen Düsseldorf und betreibt in den Gebäuden drei Museen. Die Anlage gilt als eines der bedeutsamsten architektonischen Gesamtkunstwerke der Region und ist Ausflugsziel vieler Touristen. Anfang des Jahres 2013 führte sie die Besuchermanagement-Software ProSuite-K der Firma EITCO ein. Der IT-Dienstleister übernahm dabei die Einrichtung der Lösung und stellt den Dienst in der Cloud im sogenannten Software as a Service-Modell zur Verfügung. Die Anwendung läuft erfolgreich und sorgte sofort nach Inbetriebnahme für einen verbesserten Besucherservice und optimierte Abläufe.

Komfortabler Service - zufriedene Cloud-Kunden

Auch andere Ausstellungshäuser wie das Brüder Grimm Museum in Kassel, die DASA Ar-beitswelt Ausstellung in Dortmund und nicht zuletzt die dOCUMENTA (13) im vergangenen Jahr haben die Cloud-Anwendung bereit eingeführt. Unterschiedliche Anforderungen an den Leistungsumfang werden über mehrstufige Lösungen einfach realisiert und flexibel an-gepasst. Die Ablösung existierender Excellisten und Papierordner ist ebenso möglich wie das „Rundum-Sorglos-Paket“ mit Warenwirtschaft und vollumfänglichen Shop-System. Auch finanziell bieten Cloud-Lösungen Vorteile, denn die Service-Gebühren liegen in der Regel unterhalb von Vergabeschwellen und vermeiden die Notwendigkeit einer Ausschreibung.

Eine skalierbare Lösung unterhalb von Vergabeschwellen

Museen und Kulturbetriebe reibungslos und effizient zu verwalten, ist eine Kunst für sich. Spezielle Softwarelösungen für das Besuchermanagement und die Res-sourcensteuerung schaffen Abhilfe – doch viele Einrichtungen schreckten bisher vor dem technischen und finanziellen Aufwand zurück. Was kaum jemand weiß: Längst gibt es für diese anspruchsvollen Anforderungen einfach handhabbare Lösungen in der Cloud. Durch den Betrieb in einem speziellen Rechenzentrum reduzieren sich die Administrationsaufwände im eigenen Haus. Bei Sicherheit, Leistungsumfang und Bedienerkomfort der Softwarelösung müssen dabei keine Abstriche gemacht werden.

Softwarelösungen aus der Cloud verbessern Service und Planung

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Besuchermanagement ist eine Kunst für sich!

Verstärken Sie Ihr Organisationstalent mit der Software für Kultureinrichtungen

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Auch andere Ausstellungshäuser wie das Brüder Grimm Museum in Kassel, die DASA Ar-beitswelt Ausstellung in Dortmund und nicht zuletzt die dOCUMENTA (13) im vergangenen Jahr haben die Cloud-Anwendung bereit eingeführt. Unterschiedliche Anforderungen an den Leistungsumfang werden über mehrstufige Lösungen einfach realisiert und flexibel an-gepasst. Die Ablösung existierender Excellisten und Papierordner ist ebenso möglich wie das „Rundum-Sorglos-Paket“ mit Warenwirtschaft und vollumfänglichen Shop-System. Auch finanziell bieten Cloud-Lösungen Vorteile, denn die Service-Gebühren liegen in der Regel unterhalb von Vergabeschwellen und vermeiden die Notwendigkeit einer Ausschreibung.

Eine skalierbare Lösung unterhalb von Vergabeschwellen

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Neueröffnung: Das Paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere

Mit dem paläon – Forschungs- und Erlebniszentrum Schö-ninger Speere öffnet am 24. Juni 2013 eines der faszinie-rendsten archäologischen Erlebniszentren der Welt. Das Konzept des paläon fußt auf drei Säulen: dem Abenteuer Spitzenforschung, dem Erlebnis Steinzeit und dem Zusam-menspiel von moderner Architektur und altsteinzeitlicher Natur. Das paläon führt die Besucher auf einer spannen-den Reise in die Lebenswelt der ersten Bewohner Nord-deutschlands zurück. Im gläsernen Labor und im Besucher-labor verbinden sich Forschung und Erlebnis. In der durch Künstler inszenierten Ausstellung erzählt das paläon in lebendigen Geschichten die sensationellen wissenschaft-lichen Erkenntnisse rund um die Schöninger Speere und den weiteren Funden. Schon jetzt ist das paläon vom Nie-dersächsischen Kultusministerium als außerschulischer Lernort anerkannt und wird als Ausflugsz iel für Familien und Schulen empfohlen. Insgesamt wurde das Projekt vom Land Niedersachsen mit 15 Millionen Euro aus dem Aufsto-ckungsprogramm des Landes zum Konjunkturpaket II un-terstützt. Nur im Schöninger paläon werden die Besucher künftig die archäologische Weltsensation, die originalen Schöninger Speere, in unmittelbarer Nähe zu ihrem Fund-ort bewundern können.

Fotos: © SHolzer Kobler Architekturen, Foto: Jan Bitter

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Neueröffnung: Das Paläon

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Architektur

Das paläon-Gebäude schiebt sich aus der leicht hügeligen Topo-grafie heraus und schneidet sich in die Wald- und Weideland-schaft. Das Volumen des dreigeschossigen Baukörpers und die davon ausgehenden Wegverbindungen formen Sichtachsen undteilen mit ihren Vektoren die Landschaft auf. Ein zweites ge-schwungenes Wegesystem schließt synapsenartig den umge-benden Landschaftsraums daran an. Der Bau ist eine Camoufla-ge, eine hyperrealistische Abstraktion der Landschaft.

In der reflektierenden Außenhaut des paläons werden die um-gebende Wiesen- und Waldlandschaft sowie die Bewegungen der Wolken am Himmel nahtlos in der Spiegelung fortgeführt. Durch seine bildhafte Form wird das Forschungs- und Erlebnis-zentrum eins mit seiner Umgebung. Mit großformatigen, schar-fen Einschnitten in die Gebäudehülle werden weitläufige, fas-zinierende Ausblicke zur Fundstelle der Speere und zur Grube des Braunkohletagebaus, zu der nahen Waldlandschaft und zu den weidenden Przewalski-Pferden inszeniert. Die expressiven Öffnungen schneiden sich in den Baukörper wie Speere in die Haut der Pferde und nehmen deren Dynamik in ihrer Architek-tursprache auf. Das Gebäude nimmt aber auch die abstrakten Einschnitte des angrenzenden Tagebaus formal auf. Die daraus entstanden ausdrucksstarke Architektur vermittelt zwischen künstlicher und natürlicher Landschaft und formt ein Wahrzei-chen für den Ort.

Landschaft

Für die Gestaltung der Außenanlagen des neuen Forschungs- und Erlebniszentrums werden zwei komplementäre Formen-sprachen in die Landschaft eingeführt. Sie unterscheidenfunktional und formal in eine landschaftlich ausformulierte neu geschaffene Parklandschaft eines warmzeitlichen Zyklus der Urzeit und in die durch das Gebäude stark architektonisch ge-prägten Zugangs- und Aufenthaltsflächen. Im Osten bedeckt ein geschlossener Wald bald die Hälfte der Fläche des Geländes. Im Westen und das paläon umgebend erstrecken sich offene lichte Wälder, Wiesen und ein See, welche zudem das Gehege für die Przewalski-Pferde aufnehmen. Ein geschwungenes Wegenetzführt den Besucher an besondere Aussichtspunkte, leitet ihn an Attraktionen vorbei und stellt notwendige Verbindungen her. Im Bereich des Sees erhält der Besucher von einem leicht erhöhten Standort aus einen idealen Einblick in den Aufenthaltsort derWildpferde. Die Gestaltung des Spielplatzes wurde von ausge-storbenen Urzeittieren inspiriert.

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Kinder im BesucherlaborFoto: © Paläon GmbH

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Foto: © SHolzer Kobler Architekturen, Foto: Jan Bitter

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Ausstellung

Die Erlebnis-Ausstellung mit der Präsentation der Originalfunde aus Schöningen formt das Herzstück des Projekts. Einprägsame Bilder sprechen den Besucher auf sinnliche und emotionale Wei-se an. Vermittelt werden neue Erkenntnisse über unseren Urah-nen, den Homo erectus, seinen Alltag und wie die Fauna und Flora damals vor rund 300.000 Jahren ausgesehen hat, ebenso wie Bezüge zu aktuellen Themen wie Klimawandel und Nach-haltigkeit. Den Auftakt zum Rundgang formt das dreigeschossige Foyer in der Mitte des Gebäudes, das alle Sichtachsen nach außen miteinander verbindet. Der hohe Raum schafft Blickbeziehun-gen zu den Forschungs- und Ausstellungsbereichen im 1. und 2. Obergeschoss und Ausblicke in das Braunkohleabbaugebiet. Hier starten und enden alle Wege die sämtliche Funktionen, wie Ausstellung, Pädagogik, Verwaltung, Restaurant oder Shop ver-binden. Das Foyer führt mit den Lackprofilen der geologischen und archäologischen Schichten der Grube in die Urgeschichte ein.

Zentral für die Inszenierung der Ausstellung steht der skulptura-le in weiß gehaltenen Ausstellungskörper, dessen Form sich an die Struktur von Pferdeknochen anlehnt. Durch Vergrößerung und Abstraktion entsteht ein Raum ergreifendes Element mit aneinander gereihten Themen-Kabinetten und Blickachsen im Wechselspiel mit großformatigen künstlerischen Arbeiten. Hö-hepunkt des Ausstellungsrundgangs ist die „Speerekapelle“, die die weltweit einzigartigen steinzeitlichen Holzspeere von Schö-ningen präsentiert. Zum Abschluss werden die dramatischen Jagdereignisse am Schöninger See vor 300.000 Jahren im Pano-ramakino emotional erlebbar gemacht.Nach dem Hauptausstellungsraum und dem Queren des Foyers in luftiger Höhe können die laufenden archäologischen Ausgra-bungs- und Forschungsarbeiten in Schöningen im Forschungs-bereich miterlebt werden. Im Besucherlabor wird von den Besu-chern mit modernen archäologischen Methoden ein kniffliger archäologischer Fall gelöst.Die professionellen Labor- und Arbeitsräume der vor Ort for-schenden Archäologen sind entlang des fortgesetzten Ausstel-lungsrundganges aufgereiht und können von den Besuchern eingesehen werden. Das „Abenteuer Forschung“, das hier tag-täglich passiert, wird für Laien, Kinder und Fachpublikum nach-vollziehbar und hautnah erfahrbar gemacht werden – im paläon selber und auf der Ausgrabungsstelle im Außenraum.

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Architektur:Holzer Kobler Architekturen (Zürich/Berlin), in Zusammenarbeit mit pbr AG, Generalplaner (Braunschweig)

Landschaftsarchitektur: Topotek 1 (Berlin)

Ausstellungsgestaltung: Holzer Kobler Architekturen (Zürich/Berlin)

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Militärhistorisches Museum Dresden gewinnt den Luigi-Micheletti-Museum-Award

Mit Auszeichnung: Oberst Priv. Doz. Dr. Matthias Rogg (mitte) und Dr. Gorch Pieken (links) mit EMA Chairman Wim van der Weiden

Das Militärhistorische Museum der Bun-deswehr (MHM) in Dresden wurde am Samstag, den 27. April mit dem Luigi Micheletti Award 2013 der Europäischen Museumsakademie ausgezeichnet. Im Rahmen einer Gala im türkischen Bursa nahm Museumsdirektor Oberst Priv. Doz.

Dr. Matthias Rogg den Preis entgegen.„Dies ist ein Museum, das die Prinzipien der EU zusammenfasst, Einigkeit in der Vielfalt und im Frieden“, urteilte die inter-national besetzte Jury. Der Luigi Michelet-ti Award 2013 wird von der EUROPEAN MUSEUM ACADEMY (EMA) und der LU-

IGI MICHELETTI FOUNDATION ausgelobt. Der Preis fokussiert auf die europäische Gegenwartsgeschichte und ihr wissen-schaftliches, industrielles und soziales Erbe. Er wird vergeben für innovative und kreative Präsentation und Interpretation sowie „Public Quality“.

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Offenbar sind die Chancen deutscher Museen bei diesem Wettbewerb nicht schlecht: Denn soeben gewann das neue Militärhistorische Museum der Bundes-wehr in Dresden diesen begehrten Preis, der im April diesmal in Bursa/TU verliehen wurde, und vor zwei Jahren war das Textilindustriemuseum in Augsburg glücklicher Gewinner.

Bewerbung für den Luigi-Micheletti-Museum-Award 2014

Seit fast zwei Jahrzehnten schreibt die in Brescia/Italien ansässige Fondazione Mi-cheletti den Preis aus, und zwar gemeinsam mit der European Museum Academy (EMA), einer Stiftung nach niederländischem Recht. Letztere hat ein europaweites Netzwerk mit Museumsspezialisten in fast allen Ländern des Kontinents.

Für 2014 wendet die Ausschreibung sich vor allem an Museen in Europa mit zeit-geschichtlichen Schwerpunkten (20. Jh.) und solche, die sich mit unserem (natur)wissenschaflichen, industriellen und sozialen Erbe beschäftigen.

Hier gilt das Olympische Prinzip: Mitmachen ist wichtiger als Gewinnen!

Bewerbungen werden auf einem (englischsprachigen) Formblatt erbeten an [email protected] oder an ann.nicholls1493@btinternet. Hier werden gerne auch eventuelle Fragen von Interessenten beantwortet. Bewerbungsfrist ist der 1. Juli 2013, jedoch können die Bewerbungsunterlagen auch noch danach eingereicht werden. Wichtig ist in einem ersten Schritt die bal-dige Mitteilung an EMA, dass Interesse an einer Teilnahme besteht und die Anmel-dung. Die Bewerbungsgebühr beträgt (bis 1. Juli) 200 €, danach 250 €.

Als Bewerbungsunterlagen werden erbeten zwei Exemplare einer CD mit• einer Beschreibung (max. 2 Seiten) des Museums, seiner Organisation, Finan-

zierung, seiner europäischen und innovativen Aspekte sowie seiner thema-tisch-musealen Arbeit zur Industrie-, Technik-, Wissenschaftsgeschichte bzw. zur Politik-, Gesellschafts- und/oder Militärgeschichte;

• bis zu 20 Digitalfotos (300 dpi in JPEG-Format, Copyrightfrei zur Nutzung im Rahmen des Wettbewerbs, mit einer entsprechenden Erklärung) die einen gu-ten visuellen Eindruck von Gebäude und vor allem Ausstellungen vermitteln;

• Scans von Broschüren, Faltblättern oder anderem überzeugendem Material;• eine Kopie des Überweisungsbelegs der Teilnahmegebühr.

Weitere Informationen über die bisherigen Gewinner, über die Jury und ihre Kriteri-en, zum Ablauf des Verfahren und überhaupt über die Aktivitäten der Europäischen Museums Akademie (EMA) unter www.europeanmuseumacademy.eu. Hier findet sich auch das – unkomplizierte – Bewerbungsformular.

Übrigens schreibt die EMA gemeinsam mit HandsOnInternational auch den inter-nationalen Children and Museums Award aus (Bewerbungen voraussichtlich bis 1. Oktober 2013) und verleiht einen EMA-Prize sowie gemeinsam mit der DASA Dortmund den DASA-Award (für beide letzteren sind Bewerbungen nicht möglich).

Der erste Schritt auf’s „Treppchen“ beginnt mit einer Mail zur Bewerbung.Viel Erfolg !

Militärhistorisches Museum Dresden gewinnt den Luigi-Micheletti-Museum-Award

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VIKING im Dänischen Nationalmuseum KopenhagenATELIER BRÜCKNER setzt das weltgrößte Wikingerschiff in Szene

Das National Museum of Denmark zeigt vom 22. Juni bis 17. November VIKING, eine groß angelegte Sonderausstellung über die Kulturgeschichte der Wikinger. Herausragende Exponate, darunter Leihgaben aus zwölf verschiedenen Ländern, doku-mentieren die Bedeutung der Wikinger aus europäischer Sicht. Kernstück der Ausstellung ist ein Schiffswrack, das im Jahr 1997 bei Roskilde, nahe Kopenhagen gefunden wurde. Mit 37 Me-tern Länge ist es das größte derzeit bekannte Wikingerschiff. Eine Medieninstallation von ATELIER BRÜCKNER setzt es in Szene.

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VIKING im Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen

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Die Stuttgarter Ausstellungsgestalter entwickelten ein „liquid screen concept“, das das Exponat auf einzigartige Weise neu erlebbar macht. Die geborgenen Originalteile, eingebunden in ein Metallskelett, das deren ehemalige Position und die über-raschende Größe des Wracks veranschaulicht, werden „um-flossen“ von einer Animation. Filmischen Sequenzen entfalten sich zwischen einer semitransparenten Vordergrundfläche und einem breiten Hintergrundpanorama.Der Besucher erlebt direkt und unmittelbar, wie das ehemalige

Kriegsschiff, das bis zu 100 Personen tragen konnte, langsam durch einen majestätischen Fjord zieht; er taucht ein in die Er-zählung, wenn das Schiff auf hoher See den Naturgewalten ei-nes Sturmes ausgesetzt ist, wenn die Besatzung eine Hafenstadt erstürmt und plündert, und begleitet schließlich die Krieger auf ihrer Rückreise bis sie erneut in ihrer Heimat anlanden.

Der Film verzichtet dabei bewusst auf fotorealistische, compu-tergenerierte 3D-Animationen. Stattdessen wurde die Anima-tion vollständig in „Handarbeit“ mit traditionellen Zeichentrick-techniken produziert. Der daraus entstandene Duktus verleiht der Arbeit eine poetische Dimension.

Die Ausstellung VIKING wurde entwickelt vom National Muse-um of Denmark in Kooperation mit dem British Museum in Lon-don und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin. Sie wandert im Frühling 2014 nach London und ist danach, vom 10. September 2014 bis 4. Januar 2015, im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.

Nationalmuseet (National Museum)www.natmus.dk

ATELIER BRÜCKNER GmbHwww.atelier-brueckner.com

VIKING. Weltgrößtes Wikingerschiff in Szene gesetzt. Eröffnung mit der Dänischen Königin. Foto: National Museum of Denmark

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Weitere Produktdaten und IES Dateien erhalten Sie auf Anfrage oder finden Sie diese auf www.roblonlighting.com

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Fertig: Die Rekonstruktion der Bischofsburg zum 750. Domjubiläum in Xanten

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Fertig: Die Rekonstruktion der Bischofsburg zum 750. Domjubiläum in Xanten

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Alle Bilder: © PUPPETEERS GmbH

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Uwe Stauch, museum.de

Ein großer Teil der umliegenden Häuser wurde für das Modell grob digitalisiert

Links: Bischofsburg, Mitte: Michaelskapelle, Im Hintergrund der Xantener Dom, Bilder: PUPPETEERS GmbH

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Bei den Entwicklungsschritten zur Rekonstruktion der Xantener Bischofsburg konnten Sie uns in den letzten Ausgaben auf den Spuren der Xantener Geschichte begleiten.Die Idee zur Rekonstruktion entstand durch die Frage, wie die Bischofsburg wohl aussah, die über einen Fluchtweg mit dem Meerturm – dem Sitz von museum.de – verbunden war.

Ende Mai und pünktlich zur Premiere im SiegfriedMuseum Xan-ten wurde die Vision zur Wirklichkeit. Aus monatelanger histori-scher Detektivarbeit entstand aus einem Puzzle von Informatio-nen aus verschiedensten Quellen ein digitales Modell. Wir haben damit ein Stück Geschichte visualisiert, von der die Xantener Bürger bisher keine bildliche Vorstellung hatten.Auch die lokale Presse berichtete über die Zwischenschritte un-serer digitalen Baustelle. Durch einen Zeitungsartikel wurde der WDR auf das Projekt aufmerksam und es entstand ein Film zum Making-of, den wir Ihnen unter http://youtu.be/8xe3yNQ_0lI bereit gestellt haben.

Ein Gemeinschaftsprojekt vonmuseum.de, www.museum.dePUPPETEERS GmbH www.puppeteers.de

Ergebnisse der Rekonstruktion

Grundlage für die Visualisierungen ist ein Modell.

Aus dem Modell entstand eine Videoanimation: http://bischofsburg.museum.de

Der Film zum Projekt, das Making-of:http://youtu.be/8xe3yNQ_0lI

Bild links: Im SiegfriedMuseum Xanten wird die Bischofs-burg auch auf einem Dreamoc gezeigt. Dabei handelt es sich um eine Video- Projektion, bei der ein räumlicher Ein-druck von dem Gebäude entsteht.

Uwe Stauch, museum.de Martin Becker, PUPPETEERS GmbH

Detailarbeit bei der Dachkonstruktion

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Foto: © Jan Bitter

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SASSOSANGOTTARDO

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Foto: © Jan Bitter

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Der Gotthard ist ein Ort der Mythen und Sagen, der Legen-den und des nationalen Selbstverständnisses, wo die Men-schen den Teufel Brücken bauen lassen und sich natürliche Urgewalt zeigt. Es ist ein Ort, der Norden und Süden verbindet und Gren-zen überwindet, ein Symbol für den Aufbruch in die Mo-derne, für technischen Fortschritt und nationale Ingenieur-skunst. Hier zeigen sich auch die Grenzen des Fortschritts, kilometerlange Staus und die Veränderung des Alpen-raums durch den Menschen. Der Gotthard, ein Bergmassiv, ist ein Ort der Ambivalenzen, wo sich Natur und Technik, Ökologie und Ökonomie, Öffnung und Festung, Vergan-genheit und Zukunft treffen.

Hier, mittendrin und trotzdem fernab, denken wir über die Zukunft nach. In den eindrücklichen Stollen und Felskavernen der ehe-maligen Festungsanlage „Sasso da Pigna“ im Inneren des Berges thematisieren wir die Herausforderungen im Um-gang mit unseren Ressourcen – poetisch, spielerisch oder interaktiv.

Die Themenwelt „Sasso San Gottardo“ inszeniert in fünf Räumen „Wasser“, „Klima“, „Mobilität und Lebensraum“, „Energie“ und „Sicherheit“. Es stellt sich die Frage nach Produktion, Gewinnung und Gebrauch der Ressourcen, nicht bloss in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer, sozialer, ethischer oder ökologischer Hinsicht. Die Frage-stellungen werden auf verschiedenen Erzählebenen an-gegangen, so dass die Ausstellung ein breites Publikum anspricht.

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Foto: © Jan Bitter

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E1

SE2

EX

5 m 25 m 50 m

Mst 1:500

Wechsel-ausstellung

Wasser

Wetter und Klima

Auditorium

Sicherheit

Modell Mobili tät undLebensraum

VIP /Kristalle

Energie

Shop

Univers thématiqueSasso San Gotthardo

Secteur historiqueSasso da Pigna

Sasso San Gottardo besteht aus zwei Bereichen. Der erste untere Bereich, die Themenwelt, beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit in fünf thematischen Räumen. Hier sind auch ein Café, ein Ver-sammlungsraum und ein Raum mit einmaligen Riesenkristallen des Planggenstocks untergebracht. Der obere, denkmalgeschüt-ze Teil des geheimen Artilleriewerks „Sasso da Pigna“ (1943 bis 1999 in Betrieb) wurde im ursprünglichen Zustand belassen. Als wäre die Zeit stehen geblieben, kann der Besucher dort Einblick in den soldatischen Alltag gewinnen.

Raumabfolge

Durch das kaum sichtbare, getarnte Tor betreten die Besucher die ehemalige unterirdische Festungsanlage. Der lange Weg durch die in den Granit gehauenen Stollen stimmt mit Zitaten zum Gotthard auf die Themenräume ein. Der Gotthard als Faus-tpfand, steinerne Seele der Schweiz, Dach Europas, Gotthard als Ort der Mythen und Geschichten.

Empfangen werden die Besucher mit einem Kaffee, gestärkt mit Espresso und ausgerüstet mit Audioguides beginnt der Gang durch die Themenwelt. Der erste Raum (46°33‘32.59‘‘N 8°34‘13.78‘‘E 2103 m ü.M ) verschafft mit einem Modell Über-sicht über die weitläufigen Räumlichkeiten der früheren Artille-rieanlage. Hier zeigen zudem zehn Tafeln aus Cortenstahl zehn Gebote zur Nachhaltigkeit.

Eröffnung: Sommer 2012Gesamtfläche: 7550m2Fläche Themenwelt: 3440 m2Fläche Hist. Festung: 3140 m2Gesamtlänge Stollen: 1789 mEingangshöhe: 2096 m. ü. M.Höchster Punkt: 2217 m. ü. M.

Besuchsdauer: Themenwelt: ca. 1.5 StundeHistorische Festung: ca. 1.5 Stunde

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E1

SE2

EX

5 m 25 m 50 m

Mst 1:500

Wechsel-ausstellung

Wasser

Wetter und Klima

Auditorium

Sicherheit

Modell Mobili tät undLebensraum

VIP /Kristalle

Energie

Shop

Von hier aus sind die thematischen Räume wie Perlen an einer Kette entlang des Querstollens aufgereiht. Die Räume sind teils in die bestehenden Steinräume und in die umgebauten Beton-bauten eingebettet. Die rohen Granitwände verleihen den aus dem Berg ausgehöhlten Räumen eine archaische Kraft. Die Spuren der früheren Nutzung werden mit den neuen Themen ergänzt. Exponate, Bauten und Grafik basieren auf dem Prinzip des Palimpsests, der Überschreibung des ehemaligen Textes mit der neuen Nutzung und Inhalten. Die Geschichte bleibt Teil des Ortes, wird aber mit der neuen Schicht und den neuen Themen als Spuren der vorherigen Nutzung im Hintergrund spürbar. Die Themen werden sinnlich, assoziativ und undidaktisch inszeniert und vermittelt. Klang, Licht und Materialität des Raumes ver-schmelzen gleichwertig mit den Themen, um einen Ort der Re-flektion und des Nachdenkens zu schaffen. Abgeschnitten von der Aussenwelt werden neue Bezugssysteme etabliert, die das Gefühl für Zeit und Orientierung beeinflussen.

Univers thématiqueSasso San Gotthardo

Secteur historiqueSasso da Pigna

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Raum EnergieFoto: © Jan Bitter

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Energie lässt sich nicht produzieren, sie wird nur von einer Form in eine andere umgewandelt. Schon in naher Zukunft muss der wachsende weltweite Energiehunger durch die Nutzung erneu-erbarer Energien gestillt werden.

Energie

Gewaltige Kräfte aus dem Erdinneren und die Erosion haben das Bergmassiv des Gotthards geformt. Immense Anstrengun-gen und neue Ansätze werden auch zur Nutzung erneuerbarer Energien erforderlich sein.

Der erste Themenraum wurde weitgehend im Originalzustand der 40er Jahre belassen und um wenige Exponate ergänzt. Herz-stück bilden zwei Dieselgeneratoren der früheren Notstromver-sorgung. Im historischen Raum eingeschrieben sind aktuelle Fragestellungen zum Energiehaushalt und regenerativen Ener-gieformen. Interaktive Stationen wie beispielsweise zwei Fahr-räder, auf denen der Besucher testen kann, wie viel Strom er mit eigener Muskelkraft produzieren kann, ergänzen den Ma-schinensaal.

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Mobilität und LebensraumFotos: © Jan Bitter

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Mobilität und Lebensraum

Brausen, Stocken, Stehen: Herausforderungen der Mobilität und wie wir ihnen begegnen.Die Wände der Felsenkaverne werden mit Mash-up Filmen zum Thema Mobilität bespielt. Die Stimmung im Raum pendelt zwi-schen schnell, wild, hektisch und langsam, ruhig oder kontem-plativ. Brausende Autos, hupende Lastwagen und pfeifende Lokomotiven sowie aktuelle Verkehrsmeldungen untermalen das Raumerlebnis akustisch. Die Komposition zeigt die facetten-reiche Geschichte der Mobilität und die Art, wie diese unseren Lebensraum und Siedlungsstruktur formt. Ebenso thematisiert sie deren Bedeutung für den Gotthard, die Schweiz und Europa.

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SicherheitFotos: © Jan Bitter

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Sicherheit

oder wenn Sicherheit an Unsicherheit grenzt.

Die ehemalige Festungsanlage des Militärs steht für den „si-chersten“ Ort der Welt. Sie wurde errichtet, um den damaligen wirklichen und virtuellen Gefahren mit einem starken Zeichen zu begegnen. Die Anlage ist geradezu sinnbildlich für die Debat-te um Sicherheit. Der Gotthard als militärisch und baulich hoch gesicherter Transitraum mit seinen Güter- und Personenströmen kann ausserdem als Analogie zu den digitalen Datenströmen verstanden werden.

Exponate wie ein Feuerwehranzug oder Rettungsring weisen darauf hin, dass herkömmliche Schutzmethoden nicht vor neu-en Gefahren bewahren. In der globalisierten Welt verschieben sich diese real von der physischen in eine virtuelle Welt. Diese Entwicklung wird in eine Rauminszenierung übersetzt, die an ein Computerspiel, aber auch an Filmszenen in Tresorräumen erinnert. Der Raum ist von grünen Laserstrahlen durchzogen, die es zu überwinden gilt. Sie stehen für positive und negative Überraschungen der virtuellen Welt. Raumkapseln in die sich der Besucher setzen kann, formen Sicherheitsinseln frei von Bedro-hungen.

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Wasser, Wetter und KlimaFoto: © Jan Bitter

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Wasser, Wetter und KlimaFoto: © Jan Bitter

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Wasser, Wetter und KlimaFotos: © Jan Bitter

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Wasser, Wetter und Klima

Diese zwei Themen sind eng miteinander verbunden und wer-den in einem Raum thematisiert. Zentral im Raum steht der „Nullmeridian“ des Wassers, die Was-serscheide Europas: Die auf eine Fläche fallenden Wassertropfen fliessen in die vier Himmelsrichtungen. Eine Animationsfilmpro-jektion an die rohe Felswand zeigt die Reise des einzelnen Trop-fens vom Gotthard bis ins Meer.

Eine grosse, begehbare Wasserfläche, ein Wassergarten, domi-niert die Kaverne. In einem der Petrischale nachempfundenen riesigen Rondell, wird das mikroskopisch kleine, von blossem Auge unsichtbare Leben in einem Wassertropfen als Vergrösse-rung filmisch gezeigt. Das Fehlen des Wassers wird durch eine „Trockenheitsinsel“ sichtbar gemacht. Was bedeutet es, wenn der „letzte Gletscher“, hier ausgestellt, verschwindet und mit ihm das Wasserreservoir Europas? Was geschieht, wenn der Meeresspiegel steigt? Eine künstlerische Interpretation, die Chaosmaschine, thematisiert die Anstren-gungen der Menschen, Klima und Wetter zu kontrollieren. Die ganze Kaverne wird mit Filmen, Licht und Klang bespielt.

Die Themenwelt ist erlebnisorientiert, sinnlich, assoziativ und at-mosphärisch gestaltet. Aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung des angegliederten Forums San Gottardo werden auch zukünf-tig in die Ausstellung mit einfliessen als Wechselausstellungen dargestellt.

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Bauherrin: Fondazione Sasso San Gottardo

Konzept und Szenografie: Holzer Kobler Architekturen GmbH

Kuratorium: Lisa Humbert-Droz

Kuratorium hist. FestungMartin Immenhauser

Totalunternehmerin: Nüssli (Schweiz) AG

Betrieb: Sasso San Gottardo SA

Hauptpartnerin: Swisscom AG

Partner: AET Azienda Elettrica TicineseAndermatt Swiss Alps AGCredit Suisse FoundationDie Schweizerische PostDie Securitas GruppeSchweizerische Bundesbahnen SBBSchweizerische EidgenossenschaftKantone Tessin, Uri, Graubünden und Wallis

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RS-7 bis RS-18 EB-Downlights schwenkbar.Leistungsstufen von 6W bis 30WDA=75mm bis DA=150mm ersetzt 2 x 32W TC-DEL

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Foto: Ruhr Museum, Rainer Rothenberg

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Kohle Global - eine Reise in die Reviere der anderenEine Sonderausstellung des Ruhr Museums auf dem Welterbe Zollverein vom 15. April bis zum 24. November 2013

Im Ruhrgebiet geht ein Zeitalter zu Ende. 200 Jahre lang hat die Förderung von Kohle die Wirtschaft, die Arbeit und den Alltag der Menschen bestimmt. Der Bergbau prägte die Form der In-dustrie und die Infrastruktur des Ruhrgebietes, die gesellschaft-lichen Verhältnisse und das soziale Zusammenleben. Und er hat die Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet stark beeinflusst. Insofern stellt das Ende des aktiven Bergbaus im Jahre 2018 im lang anhaltenden Strukturwandel des Ruhrgebietes noch einmal eine bedeutende Zäsur dar.Das Ruhr Museum auf Zollverein nimmt dies zum Anlass für eine

große Ausstellung über die weltweite Bedeutung der Kohle. „Kohle.Global“ ist keine Ausstellung über die Geschichte des Bergbaus oder die Vergangenheit der Kohle, sondern die erste Ausstellung zur Gegenwart und Zukunft der Kohle. Sie zeigt ihre Entstehung im Zuge der Erdgeschichte, die Kohle-lagerstätten der Welt, die gigantischen technischen Dimensio-nen der Kohleförderung, die Menschen, die diese fördern, und die Folgen des Bergbaus für Mensch und Umwelt. Und sie wirft einen Blick auf die Zukunft der Kohle.Dabei kommt sie zu verblüffenden Ergebnissen. Sie zeigt, dass im globalen Maßstab die Kohleförderung und ihr Verbrauch nicht zu Ende ist, sondern noch nicht einmal ihren Höhepunkt erreicht hat und uns noch lange begleiten wird.

Ulrike Stottrop bei Ihrer Eröffnungsrede im Ruhr Museum Essen (Leiterin geologische Abteilung Ruhr Museum Foto: Ruhr Museum, Rainer Rothenberg

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Kohle Global - eine Reise in die Reviere der anderen

Nie zuvor wurde so viel Kohle abgebaut, befördert und ver-braucht wie heute.

Nahezu jedes dritte Land der Erde ist Kohleproduzent, fast alle Staaten sind Kohleverbraucher. Und sie zeigt, dass die Bundes-republik und vor allem das Land Nordrhein-Westfalen mit seiner Braunkohle-Förderung weiterhin zu den zehn großen Kohlepro-duzenten der Welt gehört.

Der Ausstellungsort könnte passender kaum sein: Eine Ausstel-lung über die weltweite Lagerung und Förderung von Kohle auf der ehemals größten und förderstärksten Tiefbauzeche der Welt, die zum Welterbe der Menschheit erklärt worden ist.

Insofern ist die Ausstellung des Ruhr Museums das ideale The-ma für den Standort Zollverein, rückt sie doch die Kohle in viel weitere und größere Zusammenhänge als das Ruhrgebiet und unterstreicht damit noch einmal die überregionale Bedeutung von Zollverein.

Die Ausstellung „Kohle.Global“ ist von der Geologischen Abtei-lung des Ruhr Museums unter Leitung von Ulrike Stottrop kon-zipiert worden.

Gestaltet wurde sie von Ursula Gillmann, die schon Dauer- und Sonderausstellungen für das Ruhrlandmuseum Essen, dem Vor-gänger des Ruhr Museums, gestaltet hat.

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Blick in die Ausstellung, Foto: © Ruhr Museum; Foto: Rainer Rothenberg

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Urwelt Energie

Die Geschichte der Kohle beginnt vor etwa 350 Millionen Jahren. In allen folgenden Erdzeitaltern bildeten sich bei extrem wandeln-den klimatischen Verhältnissen Moore, in denen aus unvollständig zersetzter Biomasse Torf, Braunkohle oder Steinkohle wurde. Be-sonders tiefe und dicke Moorschichten konnten entstehen, wenn der Boden nur langsam absinkt und das Pflanzenwachstum sowie der Wasserstand über längere Zeit konstant bleiben.Die Senkungsraten müssen dabei mit dem Moorwachstum in ei-nem Gleichgewicht stehen. In kühlen Klimazonen beträgt das Moorwachstum heute etwa einen halben Millimeter pro Jahr, in den immer feuchten Tropen dagegen bis zu 4 mm, in Ausnahmen sogar 10 mm.

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Illegaler Kohletransport mit dem Fahrrad in Jharkhand, Indien© Ruhr Museum; Foto: Hartwig Gielisch

Blick in die Ausstellung© Ruhr Museum; Foto: Rainer Rothenberg

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Energie mit Nebenwirkungen

Als Energieträger spielt Kohle eine Hauptrolle in der Industrialisie-rung. Bis heute setzen viele Staaten auf sozialen Fortschritt durch wirtschaftliche Entwicklung – trotz starker Nebenwirkungen: Bei Kohleverbrennung wird zuvor gebundenes Kohlendioxid freige-setzt, die Erderwärmung wird verstärkt.Auch andere Kohle-Inhaltsstoffe sind gefährlich: Um Kohlekraft-werke, in denen die Flugasche nicht aufgefangen wird, wurden erhöhte Krebsraten und vergiftete Pflanzen nachgewiesen. In Pe-king und dem Norden Chinas ist die Luftverschmutzung durch die vom Wind verwehten Emissionen der Kohleindustrie ein großes Gesundheitsproblem. Wird Kohle im Tagebau gefördert, müssen Natur und Mensch weichen. Bewohner werden oft mit Gewalt vertrieben, indigene Völker verlieren traditionelle Siedlungsgebiete,Regenwälder gehen verloren.

links: Blick in die Ausstellung© Ruhr Museum; Foto: Rainer Rothenberg

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Leben und arbeiten mit der Kohle

Kohle ist eine Zeitfrage – jedes Revier hat einen Anfang und absehbares Ende. Das Leben und die Arbeit mit der Kohle sind von unterschiedlichsten geologischen, klima-tischen und sozialen Bedingungen geprägt. Gemeinsam sind der Umgang mit Kohle, mit Umweltbelastungen und die Hoffnung der Arbeiter auf ein gutes Leben für ihre Familien. Untertage nimmt der Bergmann viel Risi-ko auf sich, versucht mit Mut, Ausdauer und Kraft die

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Familie zu versorgen. Es ist eine Welt in Gruppenarbeit, im Kollektiv – nicht nur Untertage. Auch die Reviere bilden Schicksalsgemeinschaften – so lange die Kohle reicht. Aufstieg und Niedergang der Kohleindustrie, die Kämpfe der Kumpel um ihre Arbeit und das Leben im Revier sind Teil der Kultur in vielen Ländern. Dort wo die Zechen aufgegeben wurden, ist es eine Folklore der Wehmut.

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Museum Angewandte Kunst: „es geht um die Schaffung eines neuen Typus von Museum“Nach fünf Monaten Umbau öffnete das Museum Angewandte Kunst wieder für Besucher

Knapp fünf Monate nach Beginn waren die Umbauarbeiten im Museum Angewandte Kunst abgeschlossen. Sämtliche Verbau-ungen der letzten 27 Jahre wurden entfernt, Sichtachsen und Ausblicke wieder geöffnet, die Transparenz von Richard Meiers Frankfurter Museumsbau ist wiederhergestellt. Mit vier großen Ausstellungen öffnete das Haus am 26. April 2013 wieder für Besucher.

Das neue Präsentations- und Raumkonzept

Unter der Direktion von Matthias Wagner K, der das Museum Angewandte Kunst seit 2012 leitet, vollzieht das Museum einen grundlegenden Paradigmenwechsel, indem es sich vom Konzept des klassischen Gegen-satzpaares Dauerausstel-lung : Sonderausstellung löst und stattdessen mit thematischen Ausstellun-gen von unterschiedlich langer Dauer Beziehun-gen geschaffen werden, zwischen dem was war, was ist und dem, was sein wird.

Mit der Neukonzeption reagiert das Museum auf Fragestellungen, mit de-nen sich aktuell zahlrei-che Museen beschäftigen: Welche Perspektiven, Zu-gangsweisen und Strategi-en im Umgang mit existie-renden Sammlungen gibt es, damit die Objekte, die einst den Weg ins Muse-um fanden und damit ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, vor dem Hintergrund gesellschaftli-cher Veränderungen dem Betrachter wieder nahe gebracht werden? Dem Direktor geht es dabei um nichts Geringeres als „um die Schaffung eines neu-en Typus von Museum, was da besteht aus sich immer wieder verändernden Wahrneh-mungsräumen, die dem Besucher ein Erfassen von etwas mit den Sinnen und dem Verstand ermöglichen.“

Frankfurts Kulturdezernenten Prof. Dr. Felix Semmelroth über-zeugt die Umsetzung des neuen Museumskonzepts: „Die Neu-

konzeption und Sanierung des Museums sind eine Investition in die Zukunft. Das Museum erlebt mit Matthias Wagner K einen Aufbruch, dessen Strahlkraft Auswirkungen auf das gesamte Ensemble Frankfurter Museumsufer haben wird.Das Raumkonzept vollendet die Maßstäbe des Richard-Meier-Baus und erfüllt die Voraussetzungen für eine herausragende architektonische Weiterentwicklung. Aufgabe, Wirkung und Bedeutung eines Ausstellungshauses für angewandte Künste werden durch die erfolgten Anpassungsprozesse erfüllt“, so der Dezernent.

Die Neuausrichtung des Museums In immer neuen Konstellati-onen der hauseigenen Sammlungsbestände und externen Leih-gaben gilt es, den Exponaten ihre Geschichte zu entlocken, das

Fremde, Ungewöhnliche und Wieder-zu-Entdeckende an ihnen aufzuzeigen und Zusammenhänge herzustellen im Sinne einer Wahrnehmung von gesellschaftlich relevanten Fragestellungen. „Es geht um das Anwenden einer Sammlung in einem Museum für Angewandte Kunst. Es geht darum, Museum als einen Mög-lichkeitsraum zu begreifen, als Plattform für sinnliche Denk- und

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Museum Angewandte Kunst: „es geht um die Schaffung eines neuen Typus von Museum“

Erfahrungsräume, für Prozesse, Lehre, Forschung, Aus- und Ver-handlungen, für Gespräche, Diskussionen und Partizipation“, so Matthias Wagner K.

Die neuen Servicebereiche

Diese Konzeption spiegelt sich auch in den neu geschaffenen Servicebereichen wider, die das Museum zu einem inspirieren-den Ort mit Verweilqualität machen. Das Foyer gestaltet sich nun einladender und serviceorientierter. Im Eingangsbereich fin-det sich jetzt ein Museumsshop, der ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment an nützlichen, klug gestalteten und langlebigen Din-gen anbietet, mit Schwerpunkt auf jungen Designern, kleinenManufakturen und sozial orientierten Projekten. Inmitten des Museums wurde im zweiten Obergeschoss ein Bistro geschaf-fen. Hier sitzt man mit Blick auf den Park oder bei schönemWetter auf einer der nun zugänglichen Terrassen. Ein gut sortier-ter Lesetisch mit einer sehr besonderen Auswahl von Magazinen lädt zum Lesen ein. Als Betreiber des Bistros konnte Moloko-Mit-begründer und Yachtklub-Partner Tomasz Palenicek gewonnen werden.

Die neue Raumarchitektur

Von Dezember 2012 bis März 2013 wurden die Innenräume entsprechend der Pläne des amerikanischen Architekten Richard Meier wieder in den Originalzustand versetzt, sorgfältig saniert und für diese mit dem Architekten Thibaut de Ruyter ein neues Präsentations- und Raumkonzept entwickelt. Anstelle der bis-herigen, die ursprünglich lichtdurchfluteten Räume stark frag-mentierenden Vitrinenlandschaften und Einbauten sieht dieses ein universell anwendbares Wandsystem vor, das gleichermaßen Lichtschutz, Präsentations- und Schau- Depotraum bietet, ohne die Gebäudearchitektur zu beeinträchtigen. Hergeleitet von den im Gebäude immer wiederkehrenden Proportionen, Maßen und Raumvorgaben, lassen sich unterschiedlich große, je nach Be-darf mehr oder weniger abgeschlossene Raumkonstellationen errichten, in die dann die eigentlichen Ausstellungsarchitekturenentwickelt werden können.

Im Zuge der Innensanierung wurden die mehr als 1000 De-ckenlampen auf LED-Technik umgestellt sowie der Einbau einer effizienteren Kälteanlage in Angriff genommen, was zu einer deutlichen Einsparung der Energiekosten führen wird.

Die neuen Ausstellungen

Zur Neueröffnung laden gleich vier große thematische Ausstel-lungen zum Wandel zwischen den Welten ein. Korea Power. Design und Identität stellt mit Südkorea eine der dynamischsten Regionen für Design im ostasiatischen Raum vor, in der intensiv

nach Lösungen für die Produktwelten von morgen gesucht und dabei das eigene kulturelle Erbe für ein nachhaltiges Design der Zukunft nutzbar gemacht wird. Weniger, aber besser. Designin Frankfurt von 1925 bis 1985 eröffnet eine Ausstellungsrei-he, die in Etappen spezifische Frankfurter Gestaltungshaltungen aufarbeitet. Zum Auftakt werden in einem sogenannten Frank-furter Zimmer Entwürfe von Designergrößen wie Dieter Rams und Ferdinand Kramer präsentiert. Mit der Zeit stellt die Reihe immer wieder wechselnde Protagonisten der Frankfurter Gestal-tung in den Fokus. Das pralle Leben. Ukiyoe aus den Samm-lungen J.G. Geyger und Otto Riese entführt anhand prächtiger Farbholzschnitte ins alte Japan des Kabuki-Theaters, der nächtli-chen Vergnügungen und der erhabenen Landschaften.Inszeniert als eine moderne Archäologie, lädt die Ausstellung 1607. Aus den frühen Tagen der Globalisierung anhand von rund 200 Objekten unterschiedlichster geografischer Herkunft zu einer Weltreise in eine Zeit ein, die von Umbruchstimmungen in allen Bereichen des Lebens geprägt ist.

Das neue Erscheinungsbild

Mit der Wiedereröffnung des Hauses erfährt auch die Marke des Museums Angewandte Kunst eine konzeptionelle und ge-stalterische Weiterentwicklung. Analog zu der innenarchitek-tonischen Rückbesinnung auf den Ursprungsbau von Richard Meier geht auch das Erscheinungsbild diesen Weg der Verein-fachung. Einerseits verschlankt sich die vollständige Benennung des Hauses zur einfachen und prägnanten Wortmarke Museum Angewandte Kunst. Diese durchaus selbstbewusste Bezeich-nung unterstreicht zudem den Anspruch, mit dem neuen Mu-seumskonzept eine wegbereitende Position in der Gruppe der Museen für angewandte Kunst, Kunsthandwerk und Kunstge-werbe einzunehmen. Darüber hinaus nimmt sich das Museum in der visuellen Ausprägung der Marke bewusst weitestgehend zurück und versteht sich auch in seinem grafischen Auftritt im-mer als die gestalterisch neutrale, ganz dem Inhalt verpflichtete Plattform. So erhält zum Beispiel jede Ausstellung ihren eigenen visuellen Auftritt. Auf diese Weise verfolgt das Museum Ange-wandte Kunst zukünftig in Name und Erscheinungsbild keinen Selbstzweck, sondern wird auch auf kommunikativer Ebene zum Mittler seiner Inhalte.

Die neuen ÖffnungszeitenMit der Wiedereröffnung gelten im Museum Angewandte Kunst neue Öffnungszeiten:Dienstags sowie donnerstags bis sonntags hat das Museum von 10 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs von 10 bis 20 Uhr. Der Muse-umsbesuch kostet nun 9 Euro (4,50 Euro ermäßigt),darin ist der Eintritt zu allen laufenden Ausstellungen enthalten.

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Das pralle Leben. Ukiyoe aus den Sammlungen Johann Georg Geyger und Otto Riese27. April – 27. Oktober 2013

Grell geschminkte Bühnenstars, zarte Schönheiten in den Tee-häusern oder erhabene Landschaften entlang der großen Han-delsstraßen: Die Holzschnitte des Ukiyoe zeigen ein faszinieren-des Spiegelbild des Lebens im Japan des 17. bis 19. Jahrhunderts. Die im Auftrag umtriebiger Verleger von Zeichnern entworfenen und arbeitsteilig von unterschiedlichen Spezialisten in einem aufwendigen Verfahren in Serie produzierten Drucke erfreuten sich in breiten Schichten des bürgerlich geprägten Japan der Edo-Zeit (1603-1868) großer Beliebtheit. Mit den seltenen frü-hen Ukiyoe-Drucken der Sammlung Johann Georg Geyger und den jüngst für das Museum gesicherten 180 Meisterwerken der Sammlung Otto Riese besitzt das Museum Angewandte Kunst

heute äußerst kostbare Sammlungen dieser großen japanischen Kunst in Europa.

Kurator: Dr. Stephan von der SchulenburgFörderer: Der Ankauf der Sammlung Riese wurde ermöglicht durch Kulturstiftung der Länder, Berlin, Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden, Privatbank B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA, Stadt Frankfurt am Main, Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e.V., Rudolf-August Oetker-Stiftung, Kuraray Co., Ltd., Tokyo,Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Frankfurt am Main, Georg und Franziska Speyersche Hochschulstiftung, Marga Coing-Stif-tung, Frankfurter Sparkasse, Trudel Klefisch uva.

Das pralle Leben. Ukiyoe aus den Sammlungen J.G. Geyger und Otto Riese, Foto: ©Norbert Miguletz

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Korea Power. Design und Identität27. April – 25. August 2013

Südkorea ist heute eines der führenden Industrieländer mit einer enormen Produktion von Konsumgütern. Als erste umfangreiche Ausstellung in Deutschland nimmt „Korea Power“ zeitgenössi-sches koreanisches Produkt- und Grafikdesign in den Fokus. Die Schau zielt darauf ab, eine „koreanische Identität“ herauszu-arbeiten, wie sie sich im Zuge der Entstehung eines modernen Staates nach dem Zusammenbruch der Joseon-Dynastie, derjapanischen Besatzung und dem Koreakrieg herausgebildet hat. Dazu werden u.a. Bilder des legendären koreanischen Werbe-fotografen Kim Han-Yong aus den Aufbaujahren nach dem Ko-reakrieg gezeigt, ebenso Aufnahmen des deutschen Architek-turfotografen Dieter Leistner aus Seoul und Pjöngjang, die das heutige geteilte Land eindrucksvoll porträtieren. Während der

Aufstieg Südkoreas zur wirtschaftlichen Supermacht in kurzer Zeit fast alle Spuren des traditionellen Lebensstils beseitigt hat, rücken die kulturellen Werte des alten Korea erneut ins Blickfeld. Die neue Sensibilität vieler Koreaner für traditionelle Schönheit und das Bekenntnis zu einer neuen, spezifisch koreanischen Eleganz zeigt das Beispiel der „Culture Keepers“, die in ihren praxisnahen Entwürfen für Möbel und Tafelgeschirr die Erforder-nisse des heutigen Lebens mit der Anlehnung an altkoreanische Vorbilder verbinden.

Kuratoren: Prof. Dr. Klaus Klemp und Hehn-Chu AhnFörderer: Korea Foundation, Generalkonsulat der Republik Ko-rea, Asiana Airlines, Samsung Electronics GmbH

Korea Power. Desing und Identität, Museum Angewandte Kunst 2013, Fotos: ©Norbert Miguletz

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Weniger, aber besser. Design in Frankfurt 1925 bis 1985: Das Frankfurter Zimmer27. April – 20. Oktober 2013

Frankfurt kann auf eine profilierte Gestaltungstradition zurück-blicken, die stets das Nützliche und eine eher strenge Ästhetik in den Mittelpunkt stellte. Zeitlich setzt die Ausstellungsreihe„Weniger, aber besser“ mit dem Projekt des „Neuen Frankfurt“ der 1920er Jahre ein, das nicht nur im Bereich Architektur, son-dern auch im Produktdesign und in der Typografie wegweisend war. In Frankfurt wurden in dieser Zeit zahlreiche Gegenstände für den modernen Haushalt entworfen. Die Adlerwerke waren einer der größten Automobilhersteller, die Bauer’sche Gießerei veröffentlichte mit der „Futura“ die wichtigste Reformschrift der Zeit, und das Team um Hans Leistikow gestaltete das ge-samte öffentliche Grafikdesign. Die Zeitschrift „Das Neue Frank-furt“ wurde zu einem der wichtigsten Diskursorte für die neue Gestaltung. 1955 war es dann das Frankfurter Unternehmen Braun, das bei Elektrogeräten und Radios völlig neue Wege ging und eine Designhaltung entwickelte, die sich durch visu-elle Langlebigkeit und einfache Benutzerführung auszeichnete. Braun-Chefdesigner Dieter Rams prägte dabei den Satz, der auch zum Motto der Ausstellungsreihe wurde:„Weniger, aber besser“. Aber auch das Grafikdesign der Nach-kriegszeit präsentierte sich auf höchstem Niveau, wie etwa in den Jazzplakaten von Günter Kieser oder den Theaterplakatenund Erscheinungsbildern von Gunter Rambow. Die Ausstellung bleibt während der gesamten Laufzeit im Wandel, beleuchtet aus der Fülle an Beispielen immer wieder neue Aspekte und stellt im halbjährlichen Wechsel unterschiedliche Protagonisten des „Frankfurt Design Spirit“ vor.

Kurator: Prof. Dr. Klaus KlempFörderer: Clifford Chance

Korea Power. Desing und Identität, Museum Angewandte Kunst 2013,Fotos: ©Norbert Miguletz

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1607. Aus den frühen Tagen der Globalisierung27. April 2013 – 27. April 2014

1607. Das Gestern im Heute. Eine Fundstätte: Chinesische Ming-Vasen finden sich neben venezianischen Gläsern, irani-sche Teller stehen Seite an Seite mit deutschen Humpen, neben Silberpokalen aus Nürnberg sind Lackdosen aus Japan zu sehen. Dinge aus einer anderen Zeit, teilweise tatsächlich aus dem In-neren eines gesunkenen Schiffes geborgen, werden von einer fiktiven Archäologin neu kartiert, zeitlich eingeordnet und lassenÜberlegungen zu deren Herkunft und Gebrauch zu. Es sind Din-ge, die im Heute auf ein Gestern verweisen: auf die Reisen eines imaginierten Seefahrers, eines Entdeckers, Navigators, Wissen-schaftlers, Eroberers, Diplomaten und Händlers, dessen Logbu-cheinträge uns von jener Zeit um das Jahr 1607 erzählen, einer Zeit, die von Umbruchstimmung in allen Bereichen des Lebens geprägt ist: im gesellschaftlichen wie im politischen, im religiö-sen wie im sozialen. Es ist die Zeit der Entdeckungen, der Brüche mit alten Wertesystemen und der Geburten neuer Paradigmen. Es ist die Zeit einer ersten Globalisierung der Welt.

Aus den frühen Tagen der Gobalisierung, Museum Angewandte Kunst 2013, Fotos: ©Norbert Miguletz

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Leandro Cano, Kleid aus der Kollektion Buffet Foto: © 2012, Leandro Cano

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Draußen im Dunkel.Weitermachen nach der Mode13. Juni - 15. September im Museum Angewandte Kunst

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Mit der Ausstellung Draußen im Dunkel. Weitermachen nach der Mode versucht sich das Museum Angewandte Kunst, Frank-furt am Main, vom 13. Juni bis 15. September 2013 an derBeantwortung der Frage: WAS IST MODE JETZT?

Immer wieder vermochten Visionen von Modedesignern Aus-kunft über gesellschaftliche Zustände zu geben. Seien es die Entwürfe einer Coco Chanel, die zu Beginn des 20. Jahrhun-derts die sich emanzipierende Frau in praktisch elegante Twee-dkostüme kleidete, sei es der New Look eines Christian Dior, der das Ende wirtschaftlicher Verknappung nach dem Zweiten Weltkrieg in der Mode einläutete oder die Erfindung des Mi-nirocks zu Zeiten sexueller Revolution: Es ging immer um die Idee, das angemessene Kleid für den beispielhaften Menschen dieser Epoche zu schaffen.

Wenn die Mode, liebstes Kind der Warenwirtschaft, als Grad-messer des Prozesses der Moderne betrachtet wird, wie sieht dann eine Mode aus, die in Zeiten der großen Infragestellungen entsteht? Es heißt, in ihr spiegle sich die Eigenart unserer Gegen-wart, sie sei Ausdruck des sozialen Lebens. Der Glücksforscher Wilhelm Schmid kürte unlängst die Melancholie zur zeitgemä-ßen Haltung. Doch wie kleidet sich der Melancholiker, wie ist dieMode beschaffen, die dieser Zeit ihren Ausdruck zu geben ver-mag?Die Versuchsanordnung beginnt in der Frankfurter Ausstellung mit der Vorstellung einer Zeit, die gemeinhin als Geburtsstunde der Anti-Mode bezeichnet wird. In den 90er Jahren definierten junge Designer wie Ann Demeulemeester, Martin Margiela, Al-exander McQueen und Helmut Lang oder Yohji Yamamoto und

Rei Kawakubo eine Mode nach der Mode. Ihre Visionen bra-chen mit der bunten Welt der 80er Jahre mit ihren Powerfrauen und dicken Schulterpolstern, dem Glamour und dem Überfluss, indem sie nicht länger die Ausstattung für diesen Lebensstil be-reitstellten, sondern begannen, mit dessen Schattenseiten zu arbeiten und daraus ihre je eigene Ästhetik entwickelten. Dem luxusgewohnten Modepublikum wurden zuvor nie gesehene Kreationen präsentiert, die später unter Begriffen wie Heroino-der Hiroshima-Chic, Grunge, Dekonstruktivismus oder Minima-lismus in die Modegeschichte eingingen.

Diese Vorstellungen von einer zeitgemäßen Mode wurden für zahlreiche Designer der folgenden Generation zum Gradmes-ser für eigene Entwürfe. Längst ging es nicht mehr darum, den (post)modernen Menschen zu kleiden, sondern vielmehr um die Infragestellung allgemeingültiger Lebenskonzepte. Ohne selbst Teil eines theoretischen Diskurses zu werden, begannen diese Designer, bei sich selbst anzusetzen. Statt an einer allgemeinenIdee des Lebens zu arbeiten, erforschten sie die Idee ihres eige-nen Lebens. In der Abkehr von den großen Utopien der Post/Moderne wählten sie den Rückzug, den Weg der Kontemplation und Melancholie, auf der Suche nach einem eigenen Kern, den es zu kleiden galt.

Die Ausstellung Draußen im Dunkel wird den Besucher zu den Schattenseiten des Glücks begleiten, ihn mit auf eine Reise ins Dunkle nehmen, auf einen nötigen Gang ins Ungewisse, zu dem, was bleibt, wenn wir unsere Rollen abstreifen. Er wird sich in einer vielschichtigen, multimedialen Installation verlaufen, er-spüren und wiederfinden und letztlich wird er auch erahnen, dass es keine greifbare Antwort auf die eingangs gestellte Frage geben kann. Denn Mode ist sehr viel mehr als bloß ein bestimm-ter Schnitt, eine Farbe oder eine gewisse Rocklänge, die sich in Hochglanzmagazinen als Must-Haves der kommenden Saisonabbilden lassen. Sie ist dünne Membran, diffusionsoffene Schicht zwischen unserer Alltagswelt und jener anderen Seite, auf der die ModemacherInnen die Grenzen des menschlichen Seins, der Gefühle und des Verlangens ausloten – in einem Weitermachennach der Mode.

Mit: A Magazine curated by Rodarte, Leandro Cano, Garland Coo, Erik Madigan Heck, Barbara íGongini, Julia Heuse, Maison Martin Margiela, Alexander Mc-Queen, Boris Bidjan Saberi, Augustin Teboul und Yohji Yama-moto for Y-3

KuratorenMahret Kupka und Matthias Wagner K

AusstellungsgestaltungZana Bosnjak

ÖffnungszeitenDi, Do bis So 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 20 UhrEintritt: 9 Euro, 4,50 Euro ermäßigt

Museum Angewandte KunstSchaumainkai 1760594 Frankfurt am Mainwww.museumangewandtekunst.de

Fotos: © Augustin Teboul, Somewhen, Herbst/Winter 2013, Foto: Rosa Merk

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Draußen im Dunkel.Weitermachen nach der ModeLeandro Cano, Strickanzug aus der Kollektion Buffet Foto: © 2012, Leandro Cano

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Draußen im Dunkel.Weitermachen nach der ModeAugustin Teboul, Les Fleurs du Mal, Frühjahr/Sommer 2013Foto: © Stefan Milev

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ANHANG / BEILEGER:

- VISITATE Info

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Nach dem Besuch ist vor dem BesuchWie Sie mit Besucherdaten weiterarbeiten können.

Das Magazin für Museen und Aussteller

Ausgabe 2/2013

E D I T O R I A L

Prof. Dr. Matthias Groß Wolfgang Barthels

Über die Vorteile von Besuchersoftware haben wir in VISITATE Info schon berichtet. Die Öffnung diverser Vertriebskanäle für Museumsartikel durch E- und M-Commerce und die effiziente Verwaltung von Besucherservices stand dabei im Vordergrund. Damit sind aber die Mehrwerte nur zu einem Teil beschrieben. In einem System mit einer zentralen Datenbank erzeugt jeder Vorgang Informationen, die zentral ausgewertet und weiter genutzt werden können.

Die zentrale Datenbank fungiert gewissermaßen als Data Warehouse. Sie enthält alle Daten, die beim Ticketverkauf, beim Buchen von Führungen oder im Rahmen anderer Vorgänge in das System einfließen. Diese Daten können anschließend durch Marketingmaßnahmen im Rahmen des After Sales weiter angereichert und für statistische Auswertungen weiterverwendet werden.

Benutzerdaten optimieren das Museumsmarketing

After Sales ist ein wichtiges Teilgebiet des Museumsmarketings. After Sales- Maßnahmen sollen die Besucher an das Museum binden und ihnen Anreize geben, auch in Zukunft Angebote in Anspruch zu nehmen. Voraussetzung ist, dass der Besucher ausdrücklich der Nutzung seiner Daten zustimmt, was während des Ticketkaufs im Webshop sehr einfach durch eine Einverständnis-erklärung per Klick erreicht werden kann. So kann er zum Beispiel den E-Mail- Newsletter des Museums abonnieren oder sich durch Angabe seiner Mobil-nummer über Ausstellungen oder andere Veranstaltungen per SMS informie-ren lassen.

Liebe Leserinnen und Leser,

nach dem Besuch ist vor dem Besuch! Dieser lapidare Satz beschreibt ein Hauptanliegen des Museumsmarketings: Benutzer an das Museum zu binden und für dessen Aktivitäten zu begeistern. Diverse After Sales-Maßnahmen, wie Museums-Newsletter, SMS- Nachrichten und Freundeskreise sind wirksame Instrumente, um dieses Ziel zu erreichen. Auf Seite 1 unseres Newsletters berichten wir darüber; durch die Inanspruch-nahme solcher Angebote erhalten Sie übrigens wertvolle Daten für die Museums-Statistik.

Auf den Seiten 2 und 3 besuchen wir mit Ihnen die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, die einer der Haupt-veranstaltungsorte der Quadrien- nale 2014 ist. In einem Interview berichtet uns der kaufmännische Direktor Dr. Hagen Lippe-Weißenfeld über die Planungen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre von VISITATE Info und einen erfolgreichen Start in den Sommer 2013.

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M U S E U M S P O R T R A I T

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Drei Häuser unter einem Dach

K21 Ständehaus – Foto: Ralph Richter © Kunstsammlung NRW

D I E G E S I C H T E R V O N V I S I TAT E

Robert Blumberg Leiter Produktmanagement bei VISITATE

Die Optimierung von Produkten ist ein iterativer Prozess, bei dem die Softwareentwickler auf die Rückmel-dung von Kunden und potenziellen Nutzern angewiesen sind. Diese Schnittstelle füllt bei VISITATE Robert Blumberg aus, der als Leiter des Produktmanagement engen Kontakt zu Museen und Ausstellern hält.

Seit seiner Ausbildung ist Robert Blumberg mit den Gedächtnisorga-nisationen verbunden. Allerdings begann er nicht als Fachmann für Museen, sondern als Bibliothekar:

2002 schloss er erfolgreich sein Stu- dium als Diplombibliothekar ab. Erste Erfahrungen als Projektmanager sammelte er dann als wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Instituts für Bibliothekswesen in einem E-Learning- Projekt. Danach wechselte er in die IT-Branche und arbeitete mehrere Jahre als Projektmanager bei einem Kölner IT-Dienstleister. Währenddes-sen absolvierte er den Master- Studiengang Business Administration an der Fachhochschule für Ökono-mie und Management, den er erfolg- reich abschloss.Robert Blumberg ist VISITATE Mitarbei-ter der ersten Stunde: „Mit VISITATE bin ich zu den Gedächtnisorganisa- tionen zurückgekehrt. Jetzt sind es die Museen, mit denen ich es zu tun

habe. Aber die Verbindung von IT mit Kunst und Kultur kommt meinen Interessen und Vorlieben entge-gen.“ Als Produktmanager ist Robert Blumberg maßgeblich an der vielen Projekten mit VS (Visitor Solution) beteiligt. Wenn Sie mehr über VS erfahren wollen, schreiben Sie an [email protected]

Weitere Möglichkeiten zur Besucherbindung sind Mitgliedschaften in Freun-deskreisen oder Fördervereinen, deren Veranstaltungen ebenfalls online angeboten und gepflegt werden können. Darüber hinaus kann das Museum online Feedbackeingaben vorsehen, die dem Besucher die Möglichkeit geben, über seine Erfahrungen zu berichten oder Verbesserungsvorschläge an das Museum zu senden. Man sieht: Webshops oder mobile Shops eignen sich deshalb besonders gut als Distributionskanäle des Museumsmarketings, weil die Mehrwerte direkt beim Kauf angeboten und akzeptiert werden können.

Besucherstatistik

Alle Daten, die über den Webshop und die genannten Marketingangebote entstehen, fließen sofort in die zentrale Datenbank ein und dienen als Grund- lage für die Besucherstatistik. Über eine ausgefeilte Statistikfunktion können

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf vereint drei markante Ausstellungsorte: das K20 am Grabbeplatz, das benachbarte Schmela-Haus sowie das K21 im Ständehaus. Sie wurde 1961 von der NRW-Landesregierung gegründet. Vorausgegangen war der Erwerb von 88 Werken Paul Klees. Mit der Gründung, die sich ganz auf die Kunst seit der Klassischen Moderne konzentriert, sollte die durch das NS-Regime verfemte Kunst der Moderne wieder ihre öffentliche Anerkennung finden.

In ihrer nun mehr als 50-jährigen Geschichte hat die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ein internationales Profil als Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts gewonnen. Doch längst reicht das Spektrum der landeseige-nen Galerie bis in die unmittelbare Gegenwart. Der Bau am Grabbeplatz (K20) mit seiner charakteristischen schwarzen Granitfassade feierte 1986 Eröffnung. Im Jahr 2010 wurde ein Erweiterungsbau vollendet.

Als weiterer Standort der Kunstsammlung wurde im Frühjahr 2002 das Stände-haus am Kaiserteich, ehemals Sitz des nordrhein-westfälischen Landtages, eröffnet (K21). Das Schmela-Haus bereichert seit 2009 als „Probebühne“ und Vortragsort die Landessammlung. Als ein Haus an drei Orten verfügt die Kunstsammlung des Bundeslandes über insgesamt mehr als 10.000 Quadrat-meter Ausstellungsfläche.

die Museen dann den Erfolg ihrer Ausstellungen und Dienstleistungen überprüfen. Insbesondere für die Argumentationen gegenüber Trä- gern und Sponsoren bieten diese Daten eine aussagekräftige Grund-lage.

Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren wollen, berät Sie unser Mitarbeiter Markus Ruh gerne. Senden Sie einfach eine E-Mail an [email protected]

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Dr. Hagen Lippe-Weißenfeld ist Kaufmännischer Direktor der Kunst-sammlung Nordhein-Westfalen. Wir sprachen mit ihm über die Planungen für 2013 und über die Quadriennale 2014 in Düsseldorf.

VISITATE: Herr Dr. Lippe-Weißenfeld, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wird weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus sehr geschätzt. Können Sie uns in wenigen Sätzen etwas über Ihre Aufgaben und ihr Angebot sagen?

DR. LIPPE-WEIßENFELD: Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln sind die klassischen Aufgaben eines jeden seriösen Museums. Natürlich nimmt jeder, der sich unserem Haus nähert, vor allem seinen eigenen Schwerpunkt wahr. In Fachkreisen werden sicherlich eher die Ankaufspolitik und wissen-schaftliche Aspekte diskutiert, für unsere Besucher stehen eher unsere weltberühmte, ständige Sammlung und unsere Sonderausstellungen im Vordergrund.

Für uns ist aber auch die Vermittlung eine ganz bedeutende Aufgabe, deren Gewicht ständig wächst: Die Begegnung mit dem Publikum über Social Media gehört für uns zur Gesamtpalette einer modernen Museumskommuni-kation dazu. Wir schaffen Zugänglichkeit für alle Altersgruppen durch ein breites inhaltliches Angebot mit Führungen, Lesungen oder auch praktischen Kursen. Darüber hinaus laden wir erfolgreich zu Jugend-Previews ein, bei denen das jüngere Publikum von den Künstlern persönlich in ihre jeweiligen Ausstellungen eingeführt wird. Das ist natürlich für alle Beteiligten, auch den Künstlern selbst, ein besonderes Erlebnis. Und dann gibt es für die, die noch in Windeln ins Museum kommen, die bundesweit erste frühpädagogische Werk-statt, die sprichwörtlich „Kunst für Kurze“ vermittelt. Wer ein wenig älter ist, der kann in unserer gut ausgestatteten Medienwerkstatt, in dieser Form eine Einmaligkeit in einem Kunstmuseum, selbst zum Video-Künstler werden.

VISITATE: Was macht eine gute Museums-Marke aus?

DR. LIPPE-WEIßENFELD: Das Erste ist, dass die Museums-Marke eine hohe Strahlkraft und ein klares Profil braucht, und ein klares Profil hat sie in unserem Fall erst dann, wenn die Menschen nicht nur wissen, wo die Kunstsammlung ist, wie sie dorthin kommen und was sie dort erwartet. Diese drei Fragen sollten sich sofort beantworten, wenn unser Name fällt. Es muss zudem klar sein, wofür die Kunstsammlung inhaltlich steht. Das Zweite ist, dass eine Marke einen hohen Emotionalisierungseffekt braucht. Sie sollte die Menschen inner-lich packen, dann sind sie auch bereit, sich dauerhaft mit ihr zu verbinden. Dann werden sie wie von selbst zu Multiplikatoren und empfehlen sie ihren Freunden und Kollegen weiter.

VISITATE: Wie sehen die Planungen für 2013 aus? Können sich die Besucher über einen abwechslungsreichen Veranstaltungskalender freuen?

DR. LIPPE-WEIßENFELD: Nach Abschluss der Fotoausstellung von Wolfgang Tillmans werden wir Ende Juni im K21 Ständehaus unter der großen Glaskup-pel eine spektakuläre Installation des deutsch-argentinischen Künstlers Tomás Saraceno eröffnen: Das Werk „in orbit“ kann von mutigen Besuchern betre-ten werden, die in einer Netzkonstruktion aus drei Lagen in schwindelnder Höhe über der Museums-Piazza eine ganz eigene Art scheinbaren Fliegens erleben werden. Wer 25 Meter tiefer auf der Piazza steht, erlebt die Men-schen über sich wie schwerelose Schwimmer am Himmel. Auf diese eindrucksvollen Bilder sind wir sehr gespannt.

Ab September (bis 12.1.2014) ist dann in unserem anderen großen Haus (K20) eine Werkschau des amerikanischen Künstlers Alexander Calder zu sehen, der in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Kunstszene in Paris gehörte. Als Schöpfer wunderschöner Mobiles und Stabiles wird er ebenso zu bewundern sein wie von einer bisher eher unbekannten Seite: Er war ein Pionier der Bildhauerei, der sich in seinen Werken mit Bewegung ebenso wie mit Musik auseinandergesetzt hat. In unserem dritten Haus ist bis Mitte September eine Ausstellung zu sehen, die sich künstlerisch mit dem Thema

I N T E RV I E W

Spielplatz beschäftigt. Ausgangs-punkt sind hier die Planungen Aldo van Eycks, der als bedeutender niederländischer Architekt in den 70er Jahren unser Schmela Haus erbaut hat.

VISITATE: 2014 findet wieder die Quadriennale Düsseldorf statt. Welchen Part wird die Kunstsamm-lung diesmal bei dieser renommier-ten Veranstaltung übernehmen?

DR. LIPPE-WEIßENFELD: Zur Quadri-ennale warten wir ab dem 5.4.2014 mit zwei Ausstellungen auf, die sich beide im weiteren Sinne mit dem Leitthema der Utopie und Anti- Utopie beschäftigen. „Unter der Erde“ heißt es im K21, wo namhafte Gegenwartskünstler die Verlage-rung des Lebensraumes unter die Erde untersuchen. Das Thema des Unterirdischen spannt sich – von einem Text Franz Kafkas ausge-hend – über den fast schon legen-dären Martin Kippenberger bis zu heute arbeitenden Künstlern.

Im K20 untersuchen wir mit Werken von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian den „weißen Abgrund Unendlichkeit“, wie die Ausstellung mit ihrem Untertitel heißt. Verbun-den mit der „Nichtfarbe Weiß“ sind bei allen drei Avantgardekünstlern Raum- und Zeitutopien im Span-nungsfeld von Kunst, Naturwissen-schaft, Philosophie, Literatur und Populärkultur. Ich denke, auf diese beiden anspruchsvollen Ausstellun-gen, die sich in gewissem Sinn ergänzen, darf das Quadriennale-Publikum sehr gespannt sein.

VISITATE: Herr Dr. Lippe-Weißenfeld, vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Lippe-Weißenfeld – Foto: © Sebastian Drüen, 2011 © Kunstsammlung NRW

Page 156: Magazin Museum.de Nr.13

Herausgeber:VISITATE GmbH & Co. KGMaarweg 231 • 50825 KölnTelefon: 0221 940501-80www.visitate.de

Verantwortlicher Redakteur:Dirk Weisbrod

Druck: Häuser KG, Köln

Gestaltung:achimarx.design, Glessen

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I M P R E S S U M

Die VISITATE Webseite wird international

Seit Anfang Juni gibt es die VISITATE Web-seite in englischer und bald auch franzö-sischer Sprache. Damit unternehmen wir einen Schritt in den europäischen Markt.

VISITATE Geschäftsführer Wolfgang Barthels: „Der europäische Markt ist für uns deshalb attraktiv, weil sich E- und M-Commerce weiter entwickeln. Wir sind sicher, dass er in den nächsten Jahren rasant wächst.“

Die beiden Sprachversionen unserer Webseiten erreichen Sie unter:

www.visitate.de/enwww.visitate.de/fr

N E W S

Victor spricht jetzt englisch und bald auch französisch

hasan.ko

cbay@gm

ail.com

Auf dem Weg zu unserem Urlaubsziel Rügen haben wir Station in Berlin gemacht und die Ausstellung „Im Licht von Amarna“ besucht. Mein Sohn Lukas ist ein großer Ägypten-Fan und auch meine Frau Victoria war ganz begeistert. Jetzt brauchen wir eine Strand-Lektüre. Schnell surfe ich zum Museumsshop der Staatlichen Museenund bestelle den Ausstellungs-Katalog. Ich bezahle bequem per PayPal.

Der Katalog soll direkt an meinen Urlaubsort geliefert werden und zwar innerhalb von 24 Stunden. Vor kurzem habe ich in der Zeitung gelesen wie das funktioniert: Die Bestellung wird in den Systemen des Museums verbucht und gleichzeitig an einen Dienstleister weitergeleitet, der den Versand durchführt. Das alles geschieht voll automatisch innerhalb einer Museums-Lösung. Ohne Computer und Internet wäre das nicht möglich.

Tatsächlich! Heute Morgen wurde der Katalog an meine Urlaubsadresse geliefert. Das alles hat weniger als 24 Stunden gedauert. Das ist Kundenservice! Und das Museum freut sich über einen neuen Vertriebskanal und noch bessere Verkaufsstatistiken.

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