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Standortporträt Oberkirch 04/2012

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Standortporträt aus dem econo Wirtschaftsmagazin

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Page 1: Standortporträt Oberkirch 04/2012

Standortporträtecon

o.de

OberkirchStandortporträt

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012 Foto: Jigal Fichtner

66 Politik • Standort Oberkirch

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

Die Fahrt mit dem Auto imFrühling nach Oberkirch istbesonders schön. Links

und rechts der Bundesstraße ste-hen Tausende Obstbäume in Reihund Glied. Wenn der Frühling ein-zieht, hier am Übergang zwischenRheintal und Renchtal, blickt manauf ein rosa-weißes Blütenmeer.

Es sollte aber schon die Fahrtmit dem Auto sein, auch wennOberkirch mit der Bahn gut zuerreichen ist. Aber nur mit demAuto bekommt man dieses beson-dere Gefühl für Oberkirch. Weilviele kleine Teile aus den Pkwsdieser Welt von den hiesigen Un-ternehmen stammen. Oberkirchist ein Cluster der Autozulieferer.

Wer kurz vor Oberkirch von derStraße nach links abbiegt, kanndas ganz genau sehen. Der Wegführt in den Ortsteil Stadelhofen,an dessen Eingang rechts das Be-triebsgelände von PWO liegt. Ge-schätzt ein Drittel des kleinenDorfes nimmt das Unternehmenein, das Oberkirch in seinem Na-men trägt. PWO steht für ProgressWerk Oberkirch. Mit Zeitarbeiternbeschäftigt PWO hier knapp 1500Mitarbeiter, weltweit sind es rund2400. 2011 erwirtschaften sie 331Millionen Euro Umsatz.

Ein ganzes Stück entfernt, ineinem Hochhaus in der Frankfur-ter Innenstadt, steht PWO-Finanz-chef Bernd Bartmann und blickt indie Runde. Vor ihm sitzen Analys-ten mehrerer Banken und Fondsund hören seinem Bericht zu.PWO ist börsennotiert, die Aktiehat jüngst die 40-Euro-Markedurchbrochen und damit eineMarktkapitalisierung von 100 Mil-lionen Euro erreicht. Eine magi-sche Marke. Diese Anleger ver-trauen auf die Stärke der Firma.

„Wir sehen uns an der Spitze desMarktes für Metall- und Edelstahl-umformung“, sagt Bartmannselbstbewusst. Die Firma hat gera-de mit Querträgern ein richtig er-folgreiches Produkt am Markt.

Aber PWO stellt sich breit auf,bei Produkten wie auch bei Kun-den. So wird das Unternehmenunabhängig von Markttrends oderdem Erfolg einzelner Automodel-le: „Ob dieses Jahr der 3er gutläuft und nächstes Jahr die C-Klas-se, ist uns egal.“ Bei nahezu allenMarken steckt PWO drin.

Wenige Hundert Meter weiterkönnten Matthias Ernst und Her-bert Gieringer von ihrem Unter-nehmen das Gleiche behaupten.Die beiden Geschäftsführer von

Ernst Umformtechnik sitzen ne-beneinander an einem großenKonferenztisch, eingerahmt vonSchaukästen, in denen die Firmaihre Produkte präsentiert. Dortlagern Teile von Antrieben, Fahr-werken, Bordelektronik oder derKlimatisierung von Autos. Ernstliefert aber auch an Hausgeräte-hersteller wie Miele oder Produ-

zenten von Elektromotoren. Rund560 Mitarbeiter zählt das Unter-nehmen, 2011 beträgt der Umsatz83 Millionen Euro.

Nun folgt der nächste Schritt inder Wachstumsstrategie: Ernstbaut ein neues Werk im chinesi-schen Wujiang auf. Im Sommersollen die Bagger rollen, im erstenQuartal 2013 will Ernst die Pro-duktion starten.

„Wir gehen mit den Märkten,weil wir überall mit unserem ge-hobenen Anspruch herangehenwollen“, erklärt Herbert Gieringer.

„Das müssen wir auch“, ergänztMatthias Ernst, „unsere Kun-

Oberkirch floriert.

Autos ohne Teile aus

Oberkirch gibt es

kaum. Aber das ist

längst nicht alles

In voller

Ein Drittel des kleinen Ortsteils nimmt dasUnternehmen PWO ein

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Blüte

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012

den erwarten das.“ Ob Ernst-Produkte aus den Werken inDeutschland, Frankreich, den USAoder China kommen, überallsteckt die gleiche Technologie undQualität dahinter. Das ist die Fir-menphilosophie. Anders als PWOsetzt Ernst dabei nicht auf fremdeGeldgeber. Trotz der internationa-len Ausrichtung bleibt die Unab-hängigkeit des Familienunterneh-mens das übergeordnete Ziel.

Bei Jogerst Stein-Technologiedeutet von außen wenig daraufhin, dass auch dieses Unterneh-men in der Automobilbranchemitmischt. Vor dem Firmengebäu-de präsentiert das Unternehmenseine Grabmale.

Hinter der Fassade steckt aberHochtechnologie. Gemeinsam mitDaimler – damals noch im Ver-bund mit Chrysler – entwickeltdas Unternehmen ein Verfahren,um aus Stein eine Folie zu machenund sie in Edelkarossen als Design-accessoire einzusetzen. Dabeiwird der Stein so dünn geschnit-ten, dass er schließlich als Furniereingesetzt werden kann. Bislanggreift Daimler für die S-Klasse da-rauf zurück.

Ruch Novaplast könnte manebenfalls zu diesem Auto-Clusterzählen. Das Unternehmen liefertFormteile aus Partikelschäumenan die Autoindustrie. Diese Schäu-me sehen ähnlich aus wie Styropor,mit dem Ruch Novaplast groß ge-

Foto: Ernst Umformtechnik

Einwohner 20 034davon weiblich 10 116Ausländer 1310unter 18 Jahren 4493Kaufkraftkennziffer 112

BeschäftigungArbeitsplätze 7137Produz. Gewerbe 4421Handel/Gastgewerbe/Verkehr 1116

Land- und Forstwirtschaft,Dienstleistungen und Sonstige 1600

Einpendler 3806Auspendler 4210Arbeitslosenquote 2,7 Prozent

SteuernGewerbesteuer 350 v. H.Grundsteuer A 300 v. H.

Grundsteuer B 320 v. H.Steuerkraftmesszahl/Einwohner 846 Euro

GewerbeflächenGewerbeflächen insgesamt 27,95 Hektardavon frei 295,61 Ar

VerkehrsinfrastrukturAutobahn A 5, 11 KilometerBundesstraßen B 28, am Ort

Bahnhof am Ort, mit GüterbahnFlughafen Straßburg, 28 Kilometer

Söllingen, 30 KilometerLahr, 40 Kilometer

Hafen Kehl, 25 Kilometer

Größte ArbeitgeberProgress Werk Oberkirch 1000Papierfabrik August Koehler 900Ernst Umformtechnik 450

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Marschieren bei Ernst Umformtechnik gemeinsam voran:Matthias Ernst und Herbert Gieringer

geworden ist. Die Styropor-Nach-folger sind jedoch formstabil, lang-lebiger und eignen sich für vieletechnische Anwendungen.

Deswegen macht der Autosek-tor nur einen kleinen Teil der Pro-duktionsleistung beim 200-Mann-Unternehmen aus. „Einer unserergroßen Wachstumsmärkte ist dieEnergieeffizienz bei Gebäuden“,erzählt Geschäftsführer WinfriedMantwill. Bei der modernen Hei-zungs- und Klimatechnik sind dieFormteile aus Oberkirch ein wich-tiger Bestandteil. Ebenso greifenKunden beim Auskleiden von

Chassis auf die Partikelschäumezurück oder wenn es darum geht,Empfindliches zu schützen: zumBeispiel die Köpfe von Formel-1-Piloten und Motorradfahrern.

Am anderen Ende der Stadterstreckt sich erneut ein großesFirmengelände, das mit einer Fuß-gängerbrücke über die Bundes-straße Verwaltung und Produktionverbindet. Hier sitzt die Papier-fabrik August Koehler.

Die aktuelle Krise der Papier-industrie geht an Koehler vorüber,das Unternehmen besetzt erfolg-reich die Nische der Spezialpapie-

re wie Thermo-, Selbstdurchschrei-be- oder Dekorpapiere. Das Unter-nehmen strotzt vor Kraft undinvestiert kräftig in seine vier deut-schen Standorte. In den kommen-den drei Jahren werden alleinnach Oberkirch 35 Millionen Euroan Investitionen fließen.

Zeitgleich will Koehler stärkerins Geschäft mit erneuerbarenEnergien einsteigen und gründetedafür eigens eine neue Tochterge-sellschaft. So will das energieinten-sive Unternehmen nicht nur dieeigene Versorgung sicherstellen,sondern auch darüber hinausStrom aus erneuerbaren Energienerzeugen. Die Kompetenz dafür istvorhanden, denn Koehler betreibtan seinen Standorten bereits jetztmehrere Kraftwerke.

Ruch Novaplast und Koehlerzeigen: Oberkirch ist noch vielmehr als nur Autostandort. Linckist Europas größter Hersteller vonSägewerksanlagen, Helia ein Spe-zialist für Ladenbau und mankönnte noch viele weitere Firmenaufzählen. Der Standort Oberkirchsteht eben nicht nur im Frühlingin voller Blüte.

Ingo Schorlemmer

www.progress-werk.dewww.ernst.dewww.koehlerpaper.com

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

Die Papierfabrik August Koehler AG hat eine lange Tradition. Jetzt investiert

der Konzern an seinem Stammsitz noch einmal kräftig in seine Zukunft

Papierfabrik August Koehler AGHauptstraße 277704 [email protected]: 0 78 02/81-0Telefax: 0 78 02/81-43 30

ProdukteDie Koehler Paper Group stehtfür hochwertige Spezialpapiere,die uns oft begegnen: Thermo-papiere werden für Kassenbele-ge oder Eintrittskarten verwen-det, Feinpapiere kennt man alsKarteikarton oder Buchungspa-pier. Im Büro trifft man auf Hefteroder Versandtaschen. Kreativebedienen sich der farbigen Re-cyclingpapiere, die Möbelbran-che setzt auf Dekorpapiere undder Bierdeckel kommt von derKoehler-Tochter Katz.

Kontakt

Bekenntnis zu Oberkirch

Tradition verpflichtet. Sie verpflichtet auch zurZukunft. Ganz besonders gilt das für die KoehlerPaper Group. Immer wieder erfindet das Fami-

lienunternehmen sich und seine Produkte völlig neu.Investitionen in die hochmodernen Standorte sind beiKoehler die Regel, nicht die Ausnahme. Das Unter-nehmen steht an der Spitze bei Qualität, Kundenori-entierung und Innovation.

In den vergangenen Jahren unterstützte Koehlerbesonders seine drei Standorte außerhalb des Haupt-sitzes, in den kommenden Jahren ist wieder Oberkirchselbst an der Reihe. 35 Millionen Euro fließen in dasdortige Werk und sichern die 900 Arbeitsplätze.

Koehler schafft die Basis, in der ersten Liga derSpezialpapier-Hersteller weiter ganz vorne mitzumi-schen. „Diese Investition wird es uns auch in denkommenden Jahren ermöglichen, mit hoher Effizienz160000 Tonnen Spezialpapiere in Oberkirch zu pro-duzieren und neue Lösungen für unsere Märkte zuentwickeln“, sagt Kai Furler, Nachfahre des Unterneh-mensgründers und Vorstandsvorsitzender der Gruppe.

„Dies unterstreicht unsere Zuversicht, dass wir in Ober-kirch unsere Dekorpapiere, Fein- und technische Pa-piere sowie Selbstdurchschreibepapiere langfristigprofitabel und wettbewerbsfähig herstellen werden.“Das ist die Tradition bei Koehler. Und das ist ganz si-cher auch die Zukunft der Gruppe.

Keimzelle der Gruppe: Koehlers Standort in Oberkirch

Foto

:Koe

hler

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Mit innovativen Produkten und modernster Technologie erreicht die Koehler Paper Group imWirtschaftsjahr 2011 einenUmsatz von ca. 700 Millionen Euro bei einem Absatz von rund 500.000 Tonnen Papier. An vier Standorten in Deutschlandsetzten sich 1.800 engagierte Mitarbeiter für den Erfolg dieses Familienunternehmens ein. So gelingt es Koehler auchweiterhin, erfolgreich und nachhaltig im weltweiten Markt voranzuschreiten.Unternehmenmit Zukunft – papers for the future

www.koehlerpaper.com

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Foto: Jigal Fichtner

Oberbürgermeister Matthias Braun vertraut

der Konjunktur und will die Stadt weiter

voranbringen. Investoren könnten dabei helfen

„Angst?Nein!“

Auf das Gespräch hat sichMatthias Braun gut vorbe-reitet. Zahlen liegen immer

griffbereit, alles Weitere hat dererfahrene Kommunalpolitiker imKopf. Im Interview mit Econo-Redakteur Ingo Schorlemmer er-klärt Oberkirchs OB, wie er denWirtschaftsstandort aufgestelltsieht, welche Projekte er alsNächstes anpacken will und war-um er dabei auch auf Privatinves-toren setzen könnte.Viele Firmen in Oberkirch ha-ben sich auch auf den Automo-bilsektor ausgerichtet. HabenSie Angst vor der nächsten Dellein der Autokonjunktur?➤ Matthias Braun: Wir haben7100 Arbeitsplätze, Tendenz seitJahren steigend. Davon sind 2000

unmittelbar mit dem Automobil-sektor verbunden. Wenn wir eineweltweite Krise haben, dann spü-ren wir das natürlich auch. Aberwie die Krise 2009 von Arbeitge-bern, Arbeitnehmern und der Re-gierung gemeistert wurde, das hatVertrauen geschaffen. Angst habeich also keine, sie ist auch einschlechter Ratgeber.Eine der größeren Herausforde-rungen ist die Entwicklung derEinwohnerzahl. Wie will Ober-kirch dem Rückgang begegnen?➤ Braun: Natürlich spüren wirdie demografische Entwicklungauch in Oberkirch, auch wenn wirgar nicht schlecht dastehen. Seit2000 hatten wir nur zweimal einDefizit beim Saldo aus Geburtenund Sterbefällen. Was wir uns aber

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genau anschauen müssen, ist derWanderungssaldo. Wir verlierenbesonders die Altergruppe zwi-schen 20 und 30. Jedes Jahr ver-abschieden wir 70 Abiturienten.Haben Sie die Hoffnung, dieseGruppe später nach Oberkirchzurückholen zu können?➤ Braun: Das geht eben nur überArbeitsplätze. Daher ist es auch sowichtig, dass die Firmen in Ober-kirch bleiben und hier erfolgreichsind, dass die Wirtschaftsstrukturstimmt, genauso das Kultur- undFreizeitangebot. Und wir müssensicherstellen, dass sich Beruf undFamilie gut vereinbaren lassen.Hier haben wir kräftig investiert:Bei der Betreuungsquote liegenwir deutlich über dem Schnitt vonKreis und Land.

70 Politik • Standort Oberkirch

Stichwort Investitionen: Wassind denn die nächsten großenProjekte der Stadtentwicklung?➤ Braun: Allen voran die Umge-staltung der Hauptstraße. Die Um-fahrung ist Ende 2013 fertig, jetztwerden wir entscheiden, wie dieVerkehrsberuhigung in der Kern-stadt aussehen soll. Andere größe-re Projekte sind die Sanierungsge-biete, etwa in der südlichen Kern-

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

Matthias Braun ist ein erfahrenerMann. 1999 kam er als Bürger-meister nach Oberkirch, seit 2004sitzt er auf dem Sessel des OB.Zuvor war er stellvertretenderReferatsleiter im Staatsministeri-um Baden-Württembergs. Der53-Jährige startete seine Karriereals Diplom-Ingenieur und Regie-rungsbaumeister.

stadt. Ein weiteres Projekt ist dieErwin-Braun-Halle. Wir haben ge-rade eine große Machbarkeitsstu-die in Auftrag gegeben, um ent-scheiden zu können, ob wir sanie-ren oder komplett neu bauen.Ist das finanziell darstellbar?➤ Braun: Wir sind finanziell gutaufgestellt und investieren mitMaß. Es gibt auch Investitionen,mit denen wir Geld sparen kön-

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nen. Denken Sie nur an die ener-getische Sanierung von Gebäuden,die nachhaltig Energiekosten senkt.Hierfür halte ich eine gewisse Ver-schuldung für vertretbar.Sie lassen derzeit prüfen, ob Siekünftig auch auf Public-Private-Partnership-Projekte (PPP), alsodie Zusammenarbeit von Priva-ten und der öffentlichen Hand,setzen. Warum?

➤ Braun: Wir haben am Hans-Furler-Gymnasium einen Investiti-onsstau von mehreren MillionenEuro und überlegen schon, ob dasnicht ein Projekt ist, das über PPPangegangen werden kann.Aber was kann ein Privatinves-tor denn besser als die Stadt?➤ Braun: Die Kommunen in Ba-den-Württemberg müssten jährlichsechs Milliarden Euro in die In-standhaltung ihrer Gebäude inves-tieren. Tatsächlich sind es aber nur2,5 Milliarden. Vieles kann alsonur häppchenweise passieren. DerInvestor macht das nicht. Er führtPlanen, Bauen und Betreiben fürdas gesamte Objekt zusammen.Dadurch kann der Investor bereitsin der Planungsphase die Folgekos-ten für Instandhaltung und Bewirt-

schaftung minimieren. Wir wissen,dass etwa 70 Prozent der Gesamt-kosten im Lebenszyklus einer In-frastruktureinrichtung eben aufdiese Folgekosten entfallen. PPP-Projekte in Deutschland habendurch diese frühzeitige Einbin-dung Einsparungen von bis zu 15Prozent gebracht. Klar ist aberauch, dass PPP für die öffentlicheHand kein Bauen ohne Geld ist. Esgilt, PPP kritisch zu prüfen.Was sind Ihre persönlichen Zieleals Oberbürgermeister?➤ Braun: Marie von Ebner-Eschenbach hat gesagt: „Was wirheute tun oder nicht tun, entschei-det darüber, wie die Welt morgenaussieht.“ Ich will zu einer gutenund nachhaltigen Entwicklung inOberkirch beitragen.

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012

ArchitekturEine zeitgenössische, hochwerti-ge Architektur mit wirtschaftli-cher Rentabilität verbinden – dasist das Ziel des ArchitekturbürosMüller + Huber. Im Zentrum allerPlanungen stehen hier immerEffizienzüberlegungen sowie derMehrwert für alle Beteiligten.

Die intelligente Methodik gut

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Der fähige Komponist versteht es,die einzelnen Instrumente seinerhochdekorierten Solisten zu einemharmonischen Ganzen zu verbin­den, die volle Leistungsfähigkeitdes Orchesters zu entfalten und sodas harmonischste Klangerlebniszu erreichen.“ Wie ähnlich sichdie Musik und die Architektur indiesem Punkt sind, zeigt das Bei­spiel am Haus der Ingenieure(HDI) in Oberkirch.

Unter einem Dach präsentiertsich ein perfekt abgestimmtes Part­nernetzwerk, das selbst komple­xeste Bauvorhaben umzusetzenversteht. Kurze Abstimmungs­wege und optimierte Abläufe erhö­hen die Wirtschaftlichkeit undentlasten den Bauherren.

Effizienz ist nicht nur wegenknapper werdenden Ressourcen

eine Maxime, nach der die einzel­nen Gewerke im HDI denken undplanen. Komplexe Bauvorhabenund die damit verbundene, alltäg­liche Verknüpfung von Routinenund intelligent organisierten Ab­läufen ist ein Prozess, den dasHaus der Ingenieure höchst flexi­bel und mit maximalem Abstrak­tionsgrad gestaltet, ohne dabei daskonkrete Ziel jemals aus den Au­gen zu verlieren.

Ein Bauvorhaben kostentranspa­rent, termintreu, höchst wirtschaft­lich, mit hoher Planungssicherheitund unter Berücksichtigung derIdentität des Lebensumfelds zu rea­lisieren, ist im Haus der Ingenieurenicht etwa die Zukunft, sondernunter der „Leitung“ eines sehr leis­tungsstarken Architekturbüros ausSüddeutschland längst Gegenwart.

Das HDI-Konzept

Von einer Feuerwehr wünschtman sich Dynamik und Schnellig-keit. Natürlich muss ein Gebäude,in diesem Fall die Erweiterung desFeuerwehrgebäudes in Oberkirch,die Nutzer bestmöglich dabei un-terstützen, ihre Aufgabe zu erfül-len. Zu großer Architektur wird esdann, wenn das Gebäude dieseAufgabe so konsequent nach au-ßen abbildet, dass es beinahe aus-geschlossen erscheint, dass diesesHaus etwas anderes als ein Feuer-wehrhaus sein kann. Die StadtOberkirch setzt mit dem Neubauein charakteristisches Highlight,das sensibel mit der bestehendenSituation umgeht, die räumlichenAnforderungen und Abläufe idealerfüllt und kostengünstig undschnell realisiert wird.

Eine ähnliche Methodik, aber einevöllig andere Aufgabe war die Er-weiterung des Produktionsstand-ortes und Hauptsitzes der FirmaOtto Graf GmbH in Teningen. DerMarktführer im Bereich der Regen-wasserrückhaltesysteme wächstmit beeindruckender Geschwin-digkeit. So sind auch die neuenProduktionsgebäude der Firmakonsequent auf effiziente, hoch-moderne Produktionslinien aus-gerichtet, die modular erweitertwerden können. Auch dieses Ge-bäudeensemble bildet das Unter-nehmen in idealer Weise ab. Esunterstützt konsequent die Pro-duktionsabläufe, wächst mit demUnternehmen und den Mitarbei-tern und repräsentiert die FirmaGraf in idealer Weise.

Das Headquarter der SpellboundEntertainment AG, eines führen-den Herstellers von Computer-spielen, ist ganz ohne Frage einerder außergewöhnlichsten Arbeits-plätze. Um die Gratwanderungzwischen virtueller Spielwelt undrealem Arbeitsumfeld abzubilden,windet sich eine quietschgrüneFreiform zweigeschossig durchdas ehemalige Postgebäude amBahnhof Offenburg, grenzt dieArbeitsflächen ab und dient alsBewegungsraum. Mit Bahnabtei-len als Besprechungsräumen, Rut-schen statt Treppen und einemBasketballplatz auf dem Dach bil-det dieses Gebäude die spieleri-sche Kreativität und die Wande-rung zwischen realen und virtuel-len Welten ab.

ElektroplanungDas Planungsbüro für Elektro-technik Alexander Müller küm-mert sich neutral und unabhän-gig von der Planung über dieAusschreibung und Bauleitungbis hin zur Rechnungsprüfungum die gesamte Stark- undSchwachstromtechnik.

Statik25 Jahre Erfahrung und Kompe-tenz gerade in der Tragwerks-planung zeichnen das Bauinge-nieurbüro Jürgen Knösel aus.Statische Berechnungen basie-ren hier auf modernster Soft-ware und den neuesten Er-kenntnissen und Regeln.

VermessungDas Ingenieurbüro Ortmann,namhaft und leistungsstark, be-arbeitet vielfältige Projekte ausdem Bereich der Vermessung,Geoinformation und des Facili-ty Management. QualifiziertesPersonal und moderne Ausstat-tung zeichnen die Firma aus.

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

Architektur sollte nie Selbst-zweck sein. Vielmehr bildetgute Architektur die erfahr-

bare Konkretion menschlicherWünsche & Bedürfnisse und schaffteine lebenswerte Umwelt, die unsMenschen prägt, bewusst und un-bewusst, viel intensiver als Musikoder Literatur das jemals könnten.

Unsere Visionen verbindentechnische, wirtschaftliche, sozio-logische und ästhetische Faktorenund schaffen eine direkte Verbin-dung von Mensch und Architektur.Gerade deshalb ist es für uns Ar-

chitekten Pflicht und Anspruchzugleich, durch das Planen hoch-wertiger Gebäude und das Prägenunserer Umwelt durch zeitgenös-sische und moderne Architektur,unserer sozialen Verantwortungnachzukommen. Denn zunächstgilt es immer, die Identität des Le-bensumfelds zu verstehen, bevorman darauf, aber vor allem auf denMenschen darin durch ein neuesBauwerk maßgeblichen Einflussnimmt.

Die positive Wechselwirkungdes Lebens und der Architektur ist

ein Kreislauf und ein kognitiverProzess, der unsere Denkweiseprägt und dessen Gestaltung mangleichzeitig als unseren innerstenAntrieb bezeichnen kann.

Auch für die Zukunft haben wiruns viel vorgenommen!

Authentizität, die hohe Leistungs-fähigkeit unserer Mitarbeiter undunser ausgeprägter Qualitätsan-spruch bestimmen unsere täglicheArbeit und machen uns zu einemsehr erfolgreichen Architekturbüroim süddeutschen Raum – und daswollen wir auch bleiben!

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012 Foto: Jigal Fichtner

74 Politik • Standort Oberkirch

Vor ziemlich genau einemJahr kommt Matthias Grei-lach nach Oberkirch. Zum

1. Mai 2011 tritt der erfahrendeTourismus-Manager seinen Job alsGeschäftsführer der Renchtal Tou-rismus an. Die Gesellschaft ist einneuer Zusammenschluss derRenchtalgemeinden mit Oberkirchan der Spitze. Ihr Ziel: Die Regionsoll ihre touristische Stärke künftiggemeinsam vermarkten.

Greilach freut sich auf seineneue Aufgabe: „Es ist spannend,eine Destination wie das Renchtalvon null auf 100 zu bringen.“Zwei Monate widmet er sich denStärken und Schwächen des klei-nen Schwarzwald-Tals. Ein Jahrspäter hat der Neue an der Spitzelängst eine klare Vorstellung da-von, wohin die Reise gehen soll.

„Das Urlaubsverhalten hat sichgeändert“, analysiert Greilach zu-nächst. Die Touristen bleiben nichtmehr sechs Nächte, wie noch von20 Jahren, sondern nur noch zweibis drei. Der einzelne Urlaub wirdzwar kürzer, dafür wird häufigerweggefahren.

Für Greilach liegt hier die Chan-ce für das Renchtal. Drei Themen-säulen hat der Tourismus-Managerausgemacht, mit denen das Talpunktet: „der Genuss, das Schwarz-wald-Gefühl, die Aktivitäten.“

Der Genuss, das sind ganz klardas Wetter, der badische Wein, diemehr als 1000 Brennlizenzen inder Gegend, die vielen Sternekö-che und das Obst. Das Schwarz-wald-Gefühl spricht vor allem jene

an, die den hektischen Alltag hin-ter sich lassen wollen. „Hier kannman sich erholen, denn die Ge-gend ist nicht nur subjektiv, son-dern auch objektiv schön.“ Oben-drein gibt es Wellness-Anlagenzum Ausspannen zur Genüge.

Und wer nicht etwa leisetretenmag, kann aktiv werden: wandern,mountainbiken oder Gleitschirmfliegen. Bei Oberkirchs Nachbar-stadt Oppenau liegt das einzigeGleitschirm-Areal in deutschenMittelgebirgen, von dem aus inalle Windrichtungen gestartet wer-den kann.

Greilach hat einen klaren Mas-terplan, wie er diese Stärken ge-winnbringend vermarkten will.Große Reiseveranstalter wie Reweoder Tui sind bereits neugierig ge-worden und schicken demnächstihre Delegationen ins Renchtal.

Die Vorzüge des Renchtals undseiner Umgebung sollen helfen,neue Zielgruppen zu erschließen.Zwar funktioniert der Schwarz-wald als Marke sehr gut, sprichtbislang aber vor allem „Best Ager“an. Greilach hat aber auch die 35-bis 60-Jährigen und junge Familienim Blick. Neben die Tradition stellter deshalb Chill-out-Zonen und einKinderprogramm. „Dann kannman den Schwarzwald ganz an-ders inszenieren und die Markeneu aufladen“, sagt Greilach.

Ein hipper Urlaub, da ist sichder Tourismus-Chef sicher, ist imRenchtal allemal möglich. Und mitStraßburg liegt eine große Metro-pole direkt vor der Haustür. is

Seit einem Jahr ist Matthias Greilach Tourismus-Manager im Renchtal,

mit klaren Vorstellungen, wie er die Region voranbringen kann

Der Aufbrecher

Seit knapp einem Jahr stehtMatthias Greilach an der Spitzeder Renchtal Tourismus GmbH

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

Foto

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Ernst Umformtechnik wächst kontinuierlich und sucht dafür Menschen, die

mit anpacken möchten. Ausbildung und Förderung werden großgeschrieben

Zukunft ist formbar

Oberkirch ist weltweit ein Begriff für Präzisionin der Werkzeugtechnik“, sagt Herbert Gierin-ger. In der Stimme des Geschäftsführers von

Ernst Umformtechnik schwingt ein gewisser Stolzmit. Präzision, Qualität, Know-how, Innovation – dassind die Säulen, die das Unternehmen in Oberkirchtragen. Seit Jahrzehnten ist Ernst Umformtechnik inder Automobil-Zulieferindustrie fest etabliert, produ-ziert Gehäuse für Airbags, Elektromotoren, Elektro-nikkomponenten sowie Elemente für Getriebe, Küh-lung oder Fahrwerk. Undauch die wachsende Geräte-industrie setzt auf die Um-formteile von Ernst.

Der Erfolg gibt dem Unter-nehmen recht. Ernst wächstkontinuierlich, auch im Ausland. Weil das Unterneh-men längst international denkt, ist man immer offenfür Wünsche von Mitarbeitern, die im Laufe ihrer Kar-riere einmal ins Ausland gehen möchten. Bei entspre-chender Eignung bietet Ernst attraktive Möglichkeiten,an den Standorten in Frankreich, den USA und in Chi-na wertvolle Erfahrungen zu sammeln und privat wieberuflich den eigenen Horizont zu erweitern.

Doch das Wachstum braucht Leute, die es tragen.Händeringend sucht der Mittelständler deshalb erfah-rene Mitarbeiter. „Der Markt ist leer gefegt“, berichtetMatthias Ernst, Sohn des Firmengründers und nebenHerbert Gieringer Geschäftsführer. Dabei sind die Per-

spektiven bei Ernst besonders gut: „Die richtig gutenLeute entwickeln wir gezielt und unterstützen sieauch bei der Weiterbildung“, sagt Ernst. Das Unter-nehmen investiert jedes Jahr kräftig in die Schulungseiner Mitarbeiter und bietet darüber hinaus eine um-fangreiche Sportförderung, die von Mountainbikingüber Spinning bis hin zum Walking reicht. Alles kos-tenlos für die Mitarbeiter.

Auch an der Ausbildung junger Menschen spartErnst nicht. Konstant sind rund 40 Auszubildende im

Unternehmen beschäftigt, et-wa als Werkzeugmechaniker,Maschinen- und Anlagenfüh-rer, als Technische Produktde-signer oder Industriekauf-männer und -frauen.

Mit mehreren Schulen aus dem näheren Umkreisarbeitet Ernst seit Jahren eng zusammen, um die Schü-ler auf das Erwerbsleben vorzubereiten und bei derWahl des richtigen Ausbildungsplatzes zu unterstützen.Offiziell wurde diese Zusammenarbeit zuletzt auch inForm von Bildungspartnerschaften besiegelt.

In Zusammenarbeit mit der Dualen HochschuleBaden-Württemberg in Karlsruhe bietet das Unterneh-men das duale Studium zum Bachelor of Engineering(Maschinenbau) an und unterstützt eine Stiftungspro-fessur an der Hochschule Offenburg. Ebenso könnenPraxissemester absolviert und Bachelor- und Master-Arbeiten im Unternehmen geschrieben werden.

Ernst Umformtechnik GmbHAm Wiesenbach 177704 [email protected]: 0 78 05/40 60Telefax: 0 78 05/40 61 00

UnternehmenDer Startschuss fiel am 1. De-zember 1970 in einer umge-bauten ehemaligen Schreinereiin Oberkirch-Zusenhofen. Hiergründeten Egon Ernst und sei-ne Frau Klara das UnternehmenErnst Umformtechnik. Was folgt,ist eine Erfolgsgeschichte. Heu-te macht die rund um den Glo-bus agierende Firmengruppe83 Millionen Euro Umsatz undbeschäftigt weltweit insgesamt560 Mitarbeiter.

InternationalNeben dem Stammsitz in Ober-kirch ist Ernst Umformtechnikweltweit an drei weiterenStandorten zu finden. 1997 er-öffnete das Unternehmen seineerste Tochterfirma im Elsass na-he Hagenau. Seit 2005 bedientErnst von Moraine nahe Daytonim US-Bundesstaat Ohio ausdie amerikanischen Märkte. Imvergangenen Jahr gründete dieFirma schließlich Ernst MetalTechnologies im chinesischenWujiang.

EngagementSoziales Engagement und Ver-antwortung für andere wird beiErnst großgeschrieben. Ein So-zialpraktikum ist für die Azubisder Werkzeugmechanik Pflicht,zudem stellt das Unternehmeneinen Praktikumsplatz für Men-schen aus den Werkstätten derLebenshilfe zur Verfügung. All-jährlich vor Weihnachten sam-meln die Auszubildenden auchSpenden für soziale Zwecke.

Mitarbeiter können wertvolleErfahrung im Ausland sammeln

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Teamgeist zeichnet dieZusammenarbeit bei

Ernst Umformtechnik aus

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012

Foto: OGM

Die Wintersaison dauert beiRaphael Sackmann unge­fähr bis Ende April. Trotz

des milden, fast schon mediterra­nen Klimas in Oberkirch oder ge­nauer gesagt: genau deswegen.Sonst würde sie vermutlich sogarnoch länger dauern.

Äpfel bestimmen in diesen Mo­naten das Bild im OberkircherObstgroßmarkt Mittelbaden(OGM), dessen GeschäftsführerSackmann ist. 12000 Tonnen derrotbackigen Frucht lagern in den

Der Obstgroßmarkt Oberkirch ist der größte

seiner Art in Mittelbaden. Jährlich vertreibt der

OGM rund 50 000 Tonnen Obst an den

Lebensmittelhandel. Alle Großen sind Kunden

Oberkirchs Obsthändler76 Politik • Standort Oberkirch

mehr als 50 Kühlräumen desMarktes. Dort wird ihnen der Sau­erstoff entzogen und sie werdenauf ein bis drei Grad herunterge­kühlt. Dieses Verfahren versetztdie Äpfel in eine Ruhephase. Dannschlummern sie so lange, bis sieschließlich an den Lebensmittel­handel weiterverteilt werden.

Die Äpfel stammen von denObstplantagen, die sich rund umOberkirch in der Landschaft erstre­cken. Die Bäume prägen das Orts­bild ebenso wie der Wein und dieIndustrie. Obst ist hier ein ernst­zunehmender Wirtschaftsfaktor.

2011 verzeichnet der Obstgroß­markt Mittelbaden das umsatz­stärkste Jahr seit seiner Gründungim Jahr 1996. „Wir haben 50000Tonnen Obst vermarkten können“,berichtet Sackmann zufrieden.Nur beim Kernobst hatten sich

Hagelschäden bemerkbar gemacht.Dennoch bezeichnet Sackmanndie Ernte als „akzeptabel“.

In großen Holzkisten kommendie Äpfel beim Großmarkt an. EineMaschine befördert diese Kisten ineine Art Aufzug und senkt sieschließlich in ein Wasserbad ab.Die Äpfel schwimmen aus der Kis­te heraus und werden, immernoch im Wasserbad, auf einemlangen Förderband weitertranspor­tiert. Diese Methode soll Druck­stellen an den Äpfeln erheblichminimieren.

Dann klicken die Fotos. 20 Farb­und Schwarzweiß­Kameras ma­chen von jedem einzelnen Apfel40 bis 50 Aufnahmen, bevor ersortiert wird. Größe und Farban­teil werden so erfasst.

Besonders die Farbe ist wichtig,denn in Deutschland gilt noch im­

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4/2012 · 5. Apr i l 2012 econo

chs Obsthändler

Raphael Sackmannist Geschäftsführerdes OberkircherObstgroßmarktesMittelbaden (OGM)

mer eine einfache Faustformel: Jeroter der Apfel ist, desto besserlässt er sich verkaufen. Grüne Äp-fel sucht man deshalb hier verge-bens. Gala, Elstar oder Braeburnsind die bestimmenden Sorten.

Der Obstgroßmarkt zählt allenamhaften Einzelhandelsketten zuseinen Kunden, beliefert sie direktoder indirekt. Außerdem bedientder OGM auch die klassischenGroßmärkte, wo nachts die Pro-dukte angeliefert werden und sichHotelbetreiber, Restaurantbesitzer,oder kleine Gemüse- und Obst-händler eindecken.

Hauptabsatzgebiet des OGM istDeutschland. Zwischen 85 und 90Prozent des Obstes vermarktet derOGM zwischen Flensburg undOberammergau. Der Rest geht insAusland, nach Skandinavien, Itali-en, Spanien, Österreich oder Groß-

britannien. 2500 bis 3000 aktiveErzeuger stehen hinter der Genos-senschaft OGM.

Die genaue Zahl schwankt.Sackmanns Betrieb merkt denStrukturwandel: „Viele Kleinbe-triebe geben auf“, berichtet derOGM-Geschäftsführer. Mittlereund größere Betriebe übernehmendann meist diese Flächen.

Auch auf der Seite des Handelshat sich in den vergangenen Jah-ren einiges getan. „Es gibt starkeVeränderungen im Markt durchden Konzentrationsprozess im Ein-zelhandel.“ Hatten vor 15 oder 20Jahren die Großmärkte eine großeBedeutung, haben sie diese Positi-on mittlerweile an den Einzelhan-del verloren. Der Qualitätssiche-rung kommt eine immer größereBedeutung zu, auch weil der Kun-de kritischer wird.

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econo 4/2012 · 5. Apr i l 2012 Foto: OGM

Und die Märkte sind vola-til, die internationale Konkurrenzhat zugenommen. Zwetschgenaus Ungarn und Himbeeren ausPortugal oder Spanien drängen indie Supermärkte. „Aber wir habennoch ein paar Stellschrauben, andenen wir drehen können“, er-zählt Sackmann. „Wir versuchen,bei einigen Produkten frühzeitigam Markt zu sein“. Auf diese Wei-se kann der OGM Lücken nutzen,die sich am Markt ergeben. „DieErfahrung ist, wenn wir AnfangMai mit den Erdbeeren an denStart gehen, liegen wir zwischenSpanien und den großen norddeut-schen Anbaugebieten.“

52 Prozent seines Umsatzesmacht der OGM nämlich nicht mitKern- oder Steinobst, sondern mitBeeren. Jährlich verlassen zwi-schen Mai und Juli alleine 400Lastwagen mit Erdbeeren dasOGM-Betriebsgelände.

In der Hochsaison verstärkenbis zu 50 Aushilfskräfte die 60 Voll-und Teilzeitkräfte. Dann kümmertsich Sackmann vor allem um denVertrieb. „Es ist mir wichtig, hieram Puls zu sein.“ Er schätzt dentäglichen Diskurs mit den Erzeu-gern über die Entwicklung desMarktes und der Preise.

Nach den Erdbeeren kommtschließlich auch das restliche Bee-

renobst wie Himbeeren, Brom-beeren oder Heidelbeeren. Danndie Zwetschgen und Mitte bis En-de August steht die Apfelernte an.

So schließt sich der Kreis und esbeginnt erneut die Wintersaison.In diesen Monaten hat Sackmannwieder etwas mehr Zeit für diestrategischen Fragen sowie dieHaus- und die Fachmessen. „ImNovember wird die Saison imnächsten Jahr vorbereitet.“

Die Äpfel sind unterdessen,nach Farbe und Größe sortiert, in15 Sortierbahnen angekommen,die wie die langgezogenen Bahneneines Schwimmbeckens aussehen.Sind genügend Äpfel da, saugt ei-ne Art Tauchglocke die Äpfel einund entleert sie in eine grüne Box,die noch ein Etikett bekommt undmit einem Barcode versehen wird.Ein Roboter bringt die Kisteschließlich an den vorgesehenenLagerplatz.

Pro Stunde kann der Obstgroß-markt in Oberkirch auf diese Wei-se 14 bis 20 Tonnen Äpfel sortie-ren. Das entspricht umgerechnetetwa 85000 bis 114000 Stück.

Ingo Schorlemmer

www.ogm-oberkirch.de

Beerenobst, besondersdie Erdbeeren, macht mehr als

die Hälfte des Umsatzes aus

78 Politik • Standort Oberkirch

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