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9. APRIL ~927 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 15 699 wirksam wird, n/tmlich auf dem Wege fiber bestimmte Zell- systeme (Reticulo-Endothel) und auf humoralem Wege. In diesem ,,Teerplasma" wurde Mihgewebe eines i8t/~- gigen Hfihnerembryos gezfichtet. Die Kulturen verflfissigten sehr stark das Plasma, auch bet Zusatz yon normalen Fibro- blasten, wie wir das yon den Sarkomkulturen her kennen. Zwei dieser Kulturen wurden nach 7t~giger Zfichtung (3. Passage) einem Huhn subcutan eingeimpft. 18 Tage nach der Einimpfung war ein kastaniengroBer infiltrierender Tumor entstanden. Nach 26 Tagen starb das Tier. Die Sektion ergab eine gewaltige Metastasenaussaat in Herz, Lunge, Leber und ausgedehnte Mihmetastasen. Die Weiteriiberimpfung auf gesunde Hfihner fiel positiv aus. Das histologische Bild zeigt vorwiegend den Charakter eines Spindelzellensarkoms (Abb. I). ( A us dem Kaiser Wilhelm- Jnstitut Ji~r Biologic, Gastabt. Dr. A. Fischer aus Kopenhagen, Berlin-Dahlem. ) 0BER DEN VERWENDUNGSSTOFFWECHSEL DER DIPHTHERIEBACILLEN. Yon H. BRAUN und K. HOFMEIER. , Wir m6chten im Iolgenden kurz unsere Erfahrungen fiber den VerwendungsstoHwechsel der Diphtheriebacillen mit- teilen. Die ausffihrliche Arbeit mit eingehender Berficksichti- gung der Literatur erscheint in der Zeitschrift ffir Hygiene und Infekfionskrankheiten. Frisch vom kranken Menschen gezfichtete virulente Diphtheriebacillen zeigen in einfachen kfinstlichen Nb, hrb6den, wie sie zur Zfichtung yon Typhus- bacillen, Paratyphusbacillen oder Tuberkelbacillen genfigen, kein W/~chstum. Es gelang uns aber die Zfichtung einer gr6Beren Anzahl yon Diphtheriest~mmen in folgender NXhrfltissigkeit: Na2SO4 .......... o,5 g MgSO~ ........... o,oo5 g KHePO~ .......... o,o 5 g K2HPO a .......... o,i 5 g Asparaginsaures Natrium . . o,5 g Cystin ........... o,o125 g Essigsaures Natrium ..... o, 5 g Aqua bidestillata ...... ad ioo,o g In dieser Ig~hrflfissigkeit kann das asparaginsaure Na- trium durch glutaminsaures Natrium ersetzt werden. Das Cystln ist unbedingt zum Leben der Diphtheriebacillen not- wendig. Es mag hier auf die groBe Bedeutung des Cystins ffir die Oxydations- und Reduktionsprozesse der tierischen und pflanzlichen Zelle erinnert werden (HOPKINS U. a.). Die im kfinstlichen N/~hrboden gezfichteten St~mme haben nach 4o--5 ~ Passagen ihre Tiervirulenz beibehalten. Nicht alle frisch vom Menschen gewonnenen St~mme lassen sich im kfinstlichen N~hrboden zfichten. Es gelang uns auch nicht, die jahrelang im Laboratorium gehaltenen, ffir die Toxinherstellung benutzten Diphtheriest~mme im kfinst- lichen Nahrboden zum Anwachsen zu bringen. Wie wir das frfiher ffir Typhus-, Ruhr- und andere Bakterien beschrieben haben, gibt es auch unter den Diphtheriebacillen anspruchs- volle und anspruchslose St~mme. In dem oben angegebenen N~hrboden kann das Natrium- salz der Essigs~ure durch ein Salz der Milchs~ure, Bernstein- sXure, Apfels~ure oder durch Traubenzucker ersetzt werden. ~ber den speziellen Stickstoff- und Kohlenstoffverwendungs- stoffwechsel und fiber den Mineralstoffwechsel der Diphtherie- bacillefl werden wir in unserer ausffihrlichen Arbeit berichten. (Aus der bakteriologisch-hygienisehen Abteilung des St(idt. Hygienischen Unixersit~'tslnstituts in Frank/urt a. M.) ST~RUNGEN DER INNERVATION DES MAGENS BEI PARKINS ONISMUS. Von LEo HEss und J. FALTITSCHEK. Die Lokalisation des encephalitischen Destruktions- prozesses im Mittel- und Zwischenhirn, d.i. in Gebieten, wo wichtige vegetative Zentren supponiert werden, hat uns die Anregung gegeben, in systematischen Studien die Funktion der Leber, der visceralen Nerven, der Atmung beim Par- kinsonismus zu untersuchen. Uber die Ergebnisse dieser Studien wurde in frfiheren Mitteilungen berichteti). Betre{fend die Funktion des Magens lieB sich feststellen, dab in ether Reihe yon F~tllen Hyperacidit~t, in allen besehleunigte Entleerung und HypermotilitXt besteht. Die exquisite L~hmbarkeit dieser Erscheinungen durch Atropin wurde aui eine Verst/~r- kung parasympathischer Impulse zurfickgefiihrt, im Einklang mit den pharmakodynamisehen Funktionsprfifungen [HEss und GOLDSTEIN~)]. Im Gegensatz zur sog. duodenalen Moti- lit~tssteigerungen des Magens, die den Beginn der Austreibungs- zeit betrifft und dann dem sog. Tardivpylorospasmus weicht, erstreckt sich die neurogene ,,cerebrale" Hypermotilit~t gleich- m~13ig auf die ganze Dauer der Austreibungszeit bis zur rest- losen Entleerung des Magens. W'~hrend lokale Magen- oder Duodenalerkrankungen, wenn sie mit Hyperacidit/~t gepaart sind, Spasmen, Einziehungen, Ulcusriegel usw., d. h. lokale Motilit~tsst6rungen in ihrem Gefolge haben, ist die mit Hyper- acidit~t verbundene ,,cerebrale" Hypermotilitgt eine allge- meine MotilitXtssteigerung, d. h. sie betrifft die gesamte Magenwandung yore Fornix bis zum Pylorus, so dab der Meringsche Schlul3reflex des Pylorus ausgeschaltet erscheint. Bet normalen Personen erfolgt gesetzm~13ig nach paraverte- braler Injektion yon Novocain an der yon LAEWEN ange- gebenen Stelle Anstieg der S~urewerte, insbesondere in hypa- ciden F~llen und Besehleunigung der MagenentleerungS). Beide Effekte fallen beim Parkinsonismus aus. Die Erkl~rung dieses Verhaltens ist schwierig. Auf Grund der systematischen Untersuchungen wird der Schlug gezogen, dab der Parkinsonismus nicht bloB das cerebrospinale, sondern auch das vegetative Nervensystem in seinen Bereich zieht. Die ausffihrliche Mitteilung erfolgt an anderer Stelle. (Aus der III. reed. Klinik den Universitdt in Wien.) Literatur: 1) L. HESS und J. GOLDSTEI~, Ober viscerale Innervationsstbrungen bet Parkinsonismus. Wien. klin. Wochen- schrift I926, Nr. 41-43; L. HESS, lJber St6rungen der Atmung bet Parkinsonismus. Wien. klin. Wochenschr. 1927 im Druck. -- 2) L. HEss und J. GOLDSTEIN, 1. C. -- a) L. HESS und J. FALTIT- SCHEK, Wien. klin. Wochenschr. i924, Nr. 44 und 45. KASUISTISCHE MITTEILUNG. ZUR KENNTNIS DER MYOSITIS OSSIFICANS TRAUMATICA. Von Dr. M. STRAUSS, Facharzt ffir Chirurgie in N0rnberg. Die im Titel genannte Erkrankungsform ist self der Er- weiterung unserer Kenntnisse durch die R6ntgenuntersuchung eine nicht allzu seltene Verletzungsfolge, die vor allem nach der Luxation des Ellenbogengelenks nach hinten beobachtet wird. Daneben kommt die Erkrankung verh/~ltnismXl3ig h~ufig am Oberschenkel, besonders im Bereiche der Abduetoren (Reitknocben) und des Quadriceps (nach Hufschlag und FuBballverletzungen) zur Beobachtung. Auch in der Baueh- muskulatur (nach Laparotomien) wird die Knochenbildung haufiger beobachtet, so dab yon diesen FXllen allein in der Literatur schon einige 3~ FXtle bekannt sind. Es ist selbstverst~ndlich, dab die M, o. tr., entsprechend ihrer Entstehung naeh Bindegewebstraumen, die mit starker

Störungen der Innervation des Magens bei Parkinsonismus

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Page 1: Störungen der Innervation des Magens bei Parkinsonismus

9. APRIL ~927 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr. 15 699

wirksam wird, n/tmlich auf dem Wege fiber bestimmte Zell- systeme (Reticulo-Endothel) und auf humoralem Wege.

In diesem , ,Teerplasma" wurde Mihgewebe eines i8t/~- gigen Hfihnerembryos gezfichtet. Die Kul turen verflfissigten sehr stark das Plasma, auch bet Zusatz yon normalen Fibro- blasten, wie wir das yon den Sarkomkulturen her kennen.

Zwei dieser Kulturen wurden nach 7t~giger Zfichtung (3. Passage) einem Huhn subcutan eingeimpft. 18 Tage nach der Einimpfung war ein kastaniengroBer infiltrierender Tumor entstanden. Nach 26 Tagen starb das Tier. Die Sektion ergab eine gewaltige Metastasenaussaat in Herz, Lunge, Leber und ausgedehnte Mihmetastasen.

Die Weiteriiberimpfung auf gesunde Hfihner fiel positiv a u s .

Das histologische Bild zeigt vorwiegend den Charakter eines Spindelzellensarkoms (Abb. I). ( A us dem Kaiser Wilhelm- Jnstitut Ji~r Biologic, Gastabt. Dr. A. Fischer aus Kopenhagen, Berlin-Dahlem. )

0BER DEN VERWENDUNGSSTOFFWECHSEL DER DIPHTHERIEBACILLEN.

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H. BRAUN und K. HOFMEIER.

, Wir m6chten im Iolgenden kurz unsere Erfahrungen fiber den VerwendungsstoHwechsel der Diphtheriebacillen mit- teilen. Die ausffihrliche Arbeit mit eingehender Berficksichti- gung der Literatur erscheint in der Zeitschrift ffir Hygiene und Infekfionskrankheiten. Frisch vom kranken Menschen gezfichtete virulente Diphtheriebacillen zeigen in einfachen kfinstlichen Nb, hrb6den, wie sie zur Zfichtung yon Typhus- bacillen, Paratyphusbacillen oder Tuberkelbacillen genfigen, kein W/~chstum.

Es gelang uns aber die Zfichtung einer gr6Beren Anzahl yon Diphtheriest~mmen in folgender NXhrfltissigkeit:

Na2SO 4 . . . . . . . . . . o,5 g MgSO~ . . . . . . . . . . . o,oo 5 g KHePO ~ . . . . . . . . . . o,o 5 g K2HPO a . . . . . . . . . . o,i 5 g Asparaginsaures Natrium . . o, 5 g Cystin . . . . . . . . . . . o,o125 g Essigsaures Natrium . . . . . o, 5 g Aqua bidestillata . . . . . . ad ioo,o g

In dieser Ig~hrflfissigkeit kann das asparaginsaure Na- t r ium durch glutaminsaures Natr ium ersetzt werden. Das Cystln ist unbedingt zum Leben der Diphtheriebacillen not- wendig. Es mag hier auf die groBe Bedeutung des Cystins ffir die Oxydations- und Reduktionsprozesse der tierischen und pflanzlichen Zelle erinnert werden (HOPKINS U. a.).

Die im kfinstlichen N/~hrboden gezfichteten St~mme haben nach 4o--5 ~ Passagen ihre Tiervirulenz beibehalten.

Nicht alle frisch vom Menschen gewonnenen St~mme lassen sich im kfinstlichen N~hrboden zfichten. Es gelang uns auch nicht, die jahrelang im Laboratorium gehaltenen, ffir die Toxinherstellung benutzten Diphtheriest~mme im kfinst- lichen Nahrboden zum Anwachsen zu bringen. Wie wir das frfiher ffir Typhus-, Ruhr- und andere Bakterien beschrieben haben, gibt es auch unter den Diphtheriebacillen anspruchs- volle und anspruchslose St~mme.

In dem oben angegebenen N~hrboden kann das Natrium- salz der Essigs~ure durch ein Salz der Milchs~ure, Bernstein- sXure, Apfels~ure oder durch Traubenzucker ersetzt werden. ~ber den speziellen Stickstoff- und Kohlenstoffverwendungs- stoffwechsel und fiber den Mineralstoffwechsel der Diphtherie- bacillefl werden wir in unserer ausffihrlichen Arbeit berichten. (Aus der bakteriologisch-hygienisehen Abteilung des St(idt. Hygienischen Unixersit~'tslnstituts in Frank/urt a. M.)

ST~RUNGEN DER INNERVATION DES MAGENS BEI PARKINS ONISMUS.

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LEo HEss und J. FALTITSCHEK.

Die Lokalisation des encephalitischen Destruktions- prozesses im Mittel- und Zwischenhirn, d . i . in Gebieten, wo wichtige vegetative Zentren supponiert werden, hat uns die Anregung gegeben, in systematischen Studien die Funkt ion der Leber, der visceralen Nerven, der Atmung beim Par- kinsonismus zu untersuchen. Uber die Ergebnisse dieser Studien wurde in frfiheren Mitteilungen berichteti). Betre{fend die Funkt ion des Magens lieB sich feststellen, dab in ether Reihe yon F~tllen Hyperacidit~t, in allen besehleunigte Entleerung und HypermotilitXt besteht. Die exquisite L~hmbarkeit dieser Erscheinungen durch Atropin wurde aui eine Verst/~r- kung parasympathischer Impulse zurfickgefiihrt, im Einklang mit den pharmakodynamisehen Funktionsprfifungen [HEss und GOLDSTEIN~)]. Im Gegensatz zur sog. duodenalen Moti- lit~tssteigerungen des Magens, die den Beginn der Austreibungs- zeit betrifft und dann dem sog. Tardivpylorospasmus weicht, erstreckt sich die neurogene ,,cerebrale" Hypermotili t~t gleich- m~13ig auf die ganze Dauer der Austreibungszeit bis zur rest- losen Entleerung des Magens. W'~hrend lokale Magen- oder Duodenalerkrankungen, wenn sie mit Hyperacidit/~t gepaart sind, Spasmen, Einziehungen, Ulcusriegel usw., d. h. lokale Motilit~tsst6rungen in ihrem Gefolge haben, ist die mit Hyper- acidit~t verbundene ,,cerebrale" Hypermotil i tgt eine allge- meine MotilitXtssteigerung, d. h. sie betrifft die gesamte Magenwandung yore Fornix bis zum Pylorus, so dab der Meringsche Schlul3reflex des Pylorus ausgeschaltet erscheint. Bet normalen Personen erfolgt gesetzm~13ig nach paraverte- braler Injektion yon Novocain an der yon LAEWEN ange- gebenen Stelle Anstieg der S~urewerte, insbesondere in hypa- ciden F~llen und Besehleunigung der MagenentleerungS). Beide Effekte fallen beim Parkinsonismus aus. Die Erkl~rung dieses Verhaltens ist schwierig.

Auf Grund der systematischen Untersuchungen wird der Schlug gezogen, dab der Parkinsonismus nicht bloB das cerebrospinale, sondern auch das vegetative Nervensystem in seinen Bereich zieht.

Die ausffihrliche Mitteilung erfolgt an anderer Stelle. (Aus der I I I . reed. Kl in ik den Universitdt in Wien.)

L i t e r a t u r : 1) L. HESS und J. GOLDSTEI~, Ober viscerale Innervationsstbrungen bet Parkinsonismus. Wien. klin. Wochen- schrift I926, Nr. 41-43; L. HESS, lJber St6rungen der Atmung bet Parkinsonismus. Wien. klin. Wochenschr. 1927 im Druck. -- 2) L. HEss und J. GOLDSTEIN, 1. C. -- a) L. HESS und J. FALTIT- SCHEK, Wien. klin. Wochenschr. i924, Nr. 44 und 45.

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G . ZUR KENNTNIS DER MYOSITIS OSSIFICANS TRAUMATICA.

V o n

Dr. M. STRAUSS, Facharzt ffir Chirurgie in N0rnberg.

Die im Titel genannte Erkrankungsform ist self der Er- weiterung unserer Kenntnisse durch die R6ntgenuntersuchung eine nicht allzu seltene Verletzungsfolge, die vor allem nach der Luxation des Ellenbogengelenks nach hinten beobachtet

wird. Daneben kommt die Erkrankung verh/~ltnismXl3ig h~ufig am Oberschenkel, besonders im Bereiche der Abduetoren (Reitknocben) und des Quadriceps (nach Hufschlag und FuBballverletzungen) zur Beobachtung. Auch in der Baueh- muskulatur (nach Laparotomien) wird die Knochenbildung haufiger beobachtet, so dab yon diesen FXllen allein in der Literatur schon einige 3 ~ FXtle bekannt sind.

Es ist selbstverst~ndlich, dab die M, o. tr., entsprechend ihrer Ents tehung naeh Bindegewebstraumen, die mit starker