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Studien am Glaskörper. VI

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Page 1: Studien am Glaskörper. VI

(Aus der Universit~tsaugenldinik Leiden [Vorstand: Prof. Dr. J. van der Hoeve] und aus dem Bioehemischen Institut der Reichsuniversit~t Leiden

[Direktor: Prof. Dr. H. G. Bungenberg de Jong].)

Studien am Glaskiirper. VI. t~ber die Beziehung des Mucoproteins zum Glaskiirpergeriist.

Von Dr. J. Goedbloed.

Mit 3 Textabbildungen.

In den Studien am GlaskSrper III wurde seinerzeit eine eingehende Daxstellung von dem Mechanismus gegeben, demzufolge meines Er- achtens der Glask6rper bei Spfilen in destilliertem Wasser an Volumen zunimmt. Diese Auffassung sei bier nochmals kurz zusammengefaBt.

Durch st~ndiges Spiilen in Wasser verliert der G]askSrper alim~hlich die in ihm enthaltenen Salze. Demzufolge nimmt die capillarelektrische Aktivit~t des aus EiweiG aufgebauten GlaskSrperf~dengerfistes zu. Dutch die erhShte gegenseitige AbstoBung der GlaskSrperfi~den entsteht eine Erweiterung der interfibrilliiren Waben unter gleichzeitiger ]~lfissig- keitsaufnahme aus dem umgebenden Milieu.

In dieser Vorstellung wurde der Nachdruck auf das FadeneiweiB gelegt. Als solches kam seinerzeit nur das Restprotein oder Vitrein in Betracht und zwar auf Grund der Tatsache, dab dieses im PreBsaft des GlaskSrpers nicht nachzuweisen war, somit also kein Bestandteil der Glasflfissigkeit, sondern des Fadengerfistes sein muB. Andere Bestand- teile des Glask6rpers, z.B. das Mucoprotein, wurden bei der Volumen- zunahme des GtaskSrpers noch nicht berficksichtigt.

Neue Experimente fiber die Eigenschaften des PreBsaftes des Glas- k6rpers (in der Folge ,,Glasfliissigkeit" genannt) ergaben jedoch die Notwendigkeit, den ProzeB der Vohmenvergr6Berung des Glask6rpers in reinem Wasser neuerdings zu studieren.

Bekanntlich enthiilt die Glasflfissigkeit dieselben Sa]ze wie das Kammerwasser in ann£hernd gleichen Konzentrationen. AuBerdem ent- h/~lt sie EiweiB in koltoider L6sung. Serumalbumin und Serumglobulin befinden sich in der Glasflfissigkeit in gleicher Menge wie in dem Kammer- wasser. V~Teiter konnte im Pre~saft des Glask6rpers als t.ypischer Be- standteil Mucoprotein, das im Kammerwasser nicht anwesend ist, nach- gewiesen worden. Nach Duke Elder (1929) enth/~lt, die Glasflfissigkeit 0,2°/o0 ~ucoprotein. Nach Krause (1934) soil der Mucoproteingehalt des Glask6rpers hSher sein, da naeh dem Auspressen ein betr~ehtlicher Tefl an den F~den haften bleibt.

Uber die kolloidchemischen Eigenschaften der Glasflfissigkeit gibt es bis jetzt in der Literatur nut wenige Angaben. Es konnte nachgewiesen

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werden (1934), dug die Glasfliissigkeit naeb Dialyse gegen reines Wasser im p~-Bereich 1---5 eine Triibung zeigt, die dureh Hinzuffigen von NeutrMsMzen aufgehoben ~drd. Friedenwaldund Stiehler (1935) haben Viseosit£tsmessungen an der Glasflfissigkeit vorgenommen. In dem p~-Bereich, wo ich die Trfibung fend, haben sie damit ~ibereinstimmend eine deutliehe Abnahme der Viseosit£t festgestellt. Es mug jedoeh erw~hnt werden, dab sich die Glasfliissigkeit zu Viseosit~tsmessungen eigentlieh nicht sehr eignet, da sie, wieFriedenwald und Stiehl~r bereits betonten, den] Poiseuilleschen Gesetz nieht vollkommen gehoreht. Der Grund ist darin zu suchen, dat~ die Glasfliissigkeit als leicht fadenziehend, langgedehnte Micellen enth~lt (Mucoprotein). Die Glasflfissigkeit hat dadureh nieht nur eine gewisse Viseosit~t, sondern aueh eine gewisse Plastizit~t. Viscosimetriert man nun die Glas~fissigkeit unter ver- schiedenen Druekverh~ltnissen, so bIeibt wohl die Viseosit£t dieselbe, die Plastizit~t £ndert sich jedoeh mit dem angewandten Druck, wodureh die Ergebnisse eine Abweichung yon dem Poiseuillesehen Gesetz zeigen werden.

Ich habe weitere Experimente fiber die kolloidchemisehen Eigen- schaften der Glasflfiss~gkeit angestellt und besonders den kolloidosmo- tischen Druek der diMysierten Glusflfissigkeit und den Einflug yon Neutralsalzen auf diesen untersueht.

Als AusgangsmateriM dienten etwa 600 ecru Glasflfissigkeit yon frischen l~inderaugen. Der nieht gereinigte Pregsaft wurde erst w~hrend einer hMben Stunde bei 3000 Umdrehungen pro Minute zentrifugiert; die fiberstehende klare Fliissigkeit wurde einmM durch grebes Filtrier- papier filtriert, nnd die erhaltene klare, leieht fadenziehende Flfissigkeit w~hrend 3 Tagen bei 2 o C gegen destilHertes Wasser dialysiprt. Die gewonnene Flfissigkeit wurde im Eisschrank aufbewahrt. Das colo- rimetriseh bestimmte P~t betrug nuch einiger Zeit ungef/~hr 6,5--7; kurz nach der Dialyse war der pE-V(ert meist etwas niedriger.

Ich habe nun den kolloidosmotischen Druck der dialysierten Glas- fliissigkeit bestimmt. Fiir diese Messungen diente der in der vorigen (V.) Mitteilung ngher beschriebene Oncometer. Die Kollodiumhiilse des Apparates wurde an Stelle der Glask6rper mit der dialysierten Glas- flfissigkeit geffillt und in destilliertes Wasser verbraeht. Ieh konnte nun beobachten, dug der Meniscus im Manometerrohr langsam stieg. Nuch 12 24 Stunden wurde ein Maximum erreicht, dub 49 mm h6her lag und sich w/~hrend mehrerer Tage konstant erhielt. Daraus lieg sich folgeren, dug der kolloidosmotisehe Druek der dialysierten Glasflfissigkeit 49 mm ~Vasser (oder 3,6 mm Hg) betl~dg. Bekunntlich steht der osmotisehe Druck in direktem Verh/iltnis zu der Konzentration. Auch bei dem osmo- tischen Druck der dialysierten Glasfliissigkeit war dies der Fall. Bei Verdiinnen mit destiltiertem }Vasser nuhm der kolloidosmotische Druck praportionut ab. Abb. 1 gibt die gemessenen ~vVerte als Kurve wieder.

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Es wurde dann untersucht, wie sioh der kolloidosmotisehe Druek unter dem EinfluB yon Neutralsalzen bekarmter Konzentration &ndert. Zu diesem Zweck wurden der dialysierten Glasfliissigkeit in der Hiilse und dem diese umgebenden Wasser Neutralsalze hinzugefiigt, so dab die Konzentrationen auf beiden Seiten der Kollodiummembran gleieh groB waren. Naeh einiger Zeit, sobald der Meniscus im Manometerrohr auf konstanter HShe blieb (meistens ~5o nach 24 Stunden), wurde der Druck ~qo abgelesen.

In diesen Versuchen zeigte sich nun, ~3o dab bereits kleine Mengen Neutralsalze eine bedeutende Herabsetzung des kol- ~zo loidosmotisehen Druckes zur Folge u hatten. Es wurde der EinfluB von NaC1, Na2SO4, BaC12 und LaCt 3 in Ken- o zentrationen yon 0---5 Milli~quivalen- ten untersucht. Die Daten sind in den Kurven der Abb. 2 graphiseh wieder-

/ - o,s 1,0

Verd~nnung Abb. ]. ner koHoidosmotische Druck der Glasfltissigkeit nach Verdfinnen.

gegeben. Wie sieh aus diesen Kurven entnehmen l£Bt, nahm die druek- erniedrigende Wirkung der Salze mit der Wertigkeit des Kations zu (Schulze-Hardysche Regel ffir die Kationen). LaCl3~wirkt st/~rker als BaC12, diese wiederum sti~rker als NaC1. NaCI und Na~SO 4 mit ungleieh- wertigem Anion hatten etwa den gleichen EinfluB. Die Wirkung der oben- genannten Salze auf den kolloidosmotisehen Druck der Glasfliissigkeitl~Bt sich wie folgt erkl£ren:

Nach der Entsalzung bfldet die Glasflfissigkeit ein sehr verdiinntes Sol, dessenEiweiBteilchen stark geladen sind. Bei Betrach-

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Abb. 2. Einflul3 yon Neu t ra l sa lzen auf den kolloid- osmot i schen Druck des GlaskSrperprel3saftes.

tung der Eiweil3teilehen als greBe Molekiile kann man/ibereinstimmend damit sagen, dab die Molekiile bei Abwesenheit yon Salzen stark disso- ziiert oder ionisiert sind. Nun bestimmt die Zahl (Konzentration) der freibeweg]ichen Teilehen (Molektile und Ionen) die GrSBe des osmotischen Druekes. Mit anderen Worten: Je grSBer die capillarelektrische Ladung der EiweiBteflehen, d. h. je stgrker die Dissoziation der Eiweii~molekiile, desto hSher muB auch der kolloidosmotische Druck der Glasfltissigkeit sein. Fiigt man nun Neutralsalze hinzu, so vermindert man damit die Ladung der Solteilchen, d. h. die Dissaziation der EiweiBmo]ekiile wird zuriiekgedrgngt. Dies bedeutet aber eine Verminderung der Z~hl der

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fl'eibeweglichen Teilchen und mu$ notwendigerweise eine Herabsetzung des kolloidosmotisehen Druekes des Sols, wie aus Abb. 2 ersiehtlieh, zur Folge haben. Die Experimente wurden nile in dem pg-Bereieh zwisehen PI~ 6,5 und PIt 7 ausgefiihrt, wobei die Glask6rpereiweiBe also negativ geladen waren. Demzufolge muft die dnlckherabsetzende Wirkung der untersuchten Neutralsalze dutch die Wirkung des Kations bedingt sein. Daft dies in meinen Experimenten aneh tats/~ehlieh der Fall war, zeigte sieh an Hand der Gfiltigkeit der Sehulze-Hardysehen Regel fiir die Ka- tionen und das Fehlen dieser Beziehung ffir die Anionen.

Merkwiirdig an diesem Ergebnisse war, dai~ die Eigensehaften des GlaskSrpers als Ganzes und die Eigenschaften der Glasfliissigkeit an sich so weitgehende ~bereinstimmung zeigten. Nachfolgend sind die Eigen- sehaften des Glask6rpers mid der Glasfliissigkeit, als Resultat der Unter- suchungen anderer und der eigenen noch einmal, vergleiehend, kurz zusammengefaftt.

Glask&'per. 1. Starke, bis milchweii~e Trtibung im

p~-Bereich 1--4; Maximum etwa bei p~ 1,8.

2. Attfhebung der Triibung dutch Neu- tralsatze.

3. Starke Volumenabnahme im Trii- bungsgebiet.

4. Volumenzunahme dutch En~salzung.

5. Verminderung der Volumenzunahme durch Neutralsalze in kleinen Kon- zentrationen (Wirkung der Kationen).

1. Glas/li~sigkeit (dialysiert).

Triibung im p~-Bereich 1,,--5; Maxi- mum bei PH 2.

2. Aufhebung der Triibung durch Neu- tralsalze.

3. Herabsetzung der Viscositgt im Trii- bungsbereich.

4. Viscosit~tszunahme durch Dialyse gegen destiUiertes Wasser.

5. Herabsetzung des koBoidosmotisehen Druckes dureh Neutra],salze in kteinen Konzentrationen (Wirkung der Ka- tionen).

Ein Vergleich dieser Gegeniiberstellung zeigt ohne weiteres , dab die Eigenschaften des G]ask6rpers und !ener bestimmten Bestandteile seines Preftsaftes im wesentlichen identisch sind. Welcher Stoff ist jedoch fiir die in der zweiten Spalte zus~mmengefaftten Eigenschaften der G]as- fliissigkeit verantwortlich zu maehen ? Dieser Stoff muft zweifellos ein typiseher GlaskSrperbestandteil sein. Serumalbumin und Serumglobuliu kommen hierfiir auf Grund des niedrigen isoelektrischen Punktes nicht in Betracht. Ebensoweuig das Restprotein oder Vitrein, da dieser Stoff nicht als Bestandteil der Glasflfissigkeit vorgefunden wurde. Per exch- sionem kommt das Mucoprotein in Betracht. Diese Annahme vertr/~gt sich gut mit der Tatsache, dab Mucoproteine einen niedrigen isoelek- trischen P.unkt ha.ben, bei dem sie ausftocken, durch Zusatz von Neu- tralsalzen jedoch wieder in L6sung gehen. Das Vorhandensein anderer, besonders viseositgtserhShender Stoffe (Meyer und Palmer; Frieden- wald und Stiehler) scheint vortgufig noch nicht bewiesen. Mit grofter Wahrscheinliehkeit dfirfte das Mueoprotein fiir die oben aufgezghlten Eigenschaften altein verantworflich zu maehen sein.

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Diese Annahme maeht es nun aber notwendig, auf meine friiher beschriebene Vorsteltung fiber die Volumenzunahme des GlaskSrpers nochmals n/~her einzugehen. Wie ieh zu Beginn dieser Mitteilung erw/~hnte, war die Volumenzunahme in destilliertem Wasser haupts/~ehlieh auf eine aktive Expansion des GlaskSrpergeriistes zuriiekzufiihren. Man konnte nun auf Grund des oben Mitgeteilten vielleicht annehmen, daft es n/~her liege, die VolumenvergrSSerung einer osmotischen Wirkung des Muco- proteins zuzuschreiben, wobei dem GlaskSrpergerfist eine mehr passive start aktive Rolle zukommen wiirde. ~bereinstimmend damit wiirde man den GlaskSrper und die ihn umsehlieBende hyaloide Grenzsehieht mit einer osmotischen Zelle vergleichen , die nach Entsalzung dureh er- hShte kolloidosmotische Wirkung des gelSsten Mucoproteins Ftiissigkei~ aus der Umgebung aufn£hme. Wie einleuchtend eine solche Betraehtung auch sein mag, so muft sie doch als sehr unwahrscheinlich zurfickgestellt werden. Der GlaskSrper w/~re demnach nur als osmotische Zelle, falls er eine intakte Grenzmembran h/~tte, aufzufassen. Dies traf in meinen Experimenten sicher nieht zu. Trotz grOftter Sorgfalt ge!ang es nieht (oder selten), den GtaskSrper ohne Seh~digung seiner Grenzschicht heraus- zupr/~par%rem Man k6nnte da.gegen einwenden, dal3, wenn es nicht gelingt, die auf~ere Grenzschieht intakt zu erhatten, vielleieht etwas mehr zentral gelegene Lamellen in dem GlaskSrper (wie diese yon Friedenwald und Stiehler und auch yon Lindner angenommen werden) dann die intakte Begrenzung des GlaskSrpers bilden ~ d e n . Damit zusammenh~ngend muft aber auf die Tatsache hingewiesen werden, daft ganz durchseh~fittene GlaskSrper, wobei alle eventuell anwesenden Lamellen also zerschnitten waren, in gleiehem Mafte eine Volumenzunahme zeigten wie ganze, fast unversehrte Glask6rper. Damit ~ r d der Vergteieh des GlaskSrpers mit einer osmotischen Zelle wohl unhaltbar.

Die Vorstellung fiber die Rolle des Mucoproteins bei der Volumen- vergrSl~erung des GlaskSrpers mu$ meines Erachtens eine an@re sein. Um zu dieser zu gelangen, mSehte ich an die sehon l~nger bekannte Tatsache erinnern, daft die Glasfliissigkeit und das Kammerwasser Albumin und Globulin in gleiehen Konzentrationen enthalten, daft aber Mueoprotein in dem Kammerwasser nicht vorgefunden wird. Mueo- protein wird offensiehtlieh in dem Glask6rper festgehalten. Ich glaube, die Erkl/~rung in einer engen Beziehung des Mucoproteins zu dem Glas- kSrperf/~dengerfist suehen zu miissen. Auf eine mSgtiehe Beziehung dieser beiden haben vor kurzem aueh Duke Elder und Davson (1935) hingewiesen, obgleieh sic fiber die Art der Beziehung noeh keine pr/izise Vorstellung geben konnten. Mir seheint eine klarere Vorstellung fiber diesen Zu- sammenhang auf Grund der oben mitgeteilten Experimen~e jedoeh m5g- lieh. Essei daran erinnert, dab die kolloideu Teilchen eines Sols immer die Neigung haben, um kleine, im Sol sehwebende Partikel herum feine H/~utehen oder Filme zu bilden. So ist es nicht sehwierig zu vermuten,

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dab die langgedehnten Mueoproteinmicellen eine groBe Neigung haben werden, sich den GlaskSrperf/~den anzuschlieBen und um diese herum H~utchen zu bitden. Nur wird dabei die Vorstellung fiber den Bau tier GlaskSrperfaden eine kompliziertere sein als in meiner ersten Mitteilung (1934) angegeben wurde. Man wird nun den GlaskSrperfaden als einen axial gelegenen, yon einem Mucoprote!nfilm umgebenen, Vitreinfaden betrachten mtissen. Diese Muc0proteinschicht soll sich ohne scharfe Grenzen in der interfibrill/~ren Fliissigkeit verlieren. Es ist dann ohne weiteres klar, dab das Mucoprotein, als Grenzsehicht der F£den, die kolloidchemisehen Eigenschaften derselben bestimmt, d.h., dab die Eigenschaften der F~den in WirMiehkeit die des ]V[ueoproteins sind. Mit dieser Vorstellung gelangt man eigentlieh zu der Auffassung, dab das Mucoprotein mehr ein Bestandteit der F/~den als der Glasf]fissigkeit ist. DaB der GlaskSrperpreftsaft, der bisher stets als Glasfliissigkeit bezeichnet wurde, aueh Mucoprotein enth/~lt, erkl~rt sieh daraus, dab bei dem tIerauspressen der GlaskSrper die /~uBere Mucoproteiuschicht teilweise yon den F~den verdr/~ngt wird und so in den PreBsaft gelangt, w/~hrend das iibrige Mucoprotein mit den F/~den auf dem Sieb der Presse verbleibt. Glasftfissigkeit (Humor vitreus) und GlaskSrper sind also, genau genommen, nicht identisch; erstere stellt die eigentliehe in dem Glask'6rper zirkulierende Flfissigkeit dar und enth~lt wahrseheinlieh kein Mueoprotein, wedureh dieser Stoff auch in dem Kammerwasser vermigt wird. Die Verbindung zwisehen dem a,xialen Vitreinfaden und dem Mucopr0~ein wird, jedenfalls ffir die ~ul~eren Schiehten des Films, eine lockere sein, nur die inhere Mucoproteinschichten werden sich schwer yon den F/£den abtrennen lassen. In dem Experiment ist unter bestimmten Bedingungen ein progessives Absto[ten des Mucoproteins yon den F£den zu erreichen. Dies muB z. B. bei langdauerndem Spfiten tier GlaskSrper in destitliertem ~rasser der Fall sein. Dureh Zunahme der Ladung des Mueoproteins und gegenseitige AbstoBung der F/~den tritt eine Volumenzunahme ein. Mit der ErhShung tier Ladung aber werden die Bedingungen zur Filmbildung ungfinstiger, da sich glelchzeitig der Mucoproteinfilm vom Vitreinfaden 15sen wird. Das Mucoprotein 15st sich dabei in der Glasflfissigkeit und verliert sich sehlieBlieh in dem um- gebenden Milieu. Dadurch komm$ die Volumenzunahme nach einiger Zeit zum Stillstand, das Volumen bleibt w~hrend einigen Tagen konstant, um ansehlieBend wieder mit einem weiteren Mucoproteinverlust einer langsamen aber progressiven und irreversibten Volumenabnahme Platz zu machen.

Mit dieser Abl6sung des Mucoproteins yon den F/~den, w/~hrend des Spiilens in Wasser, mul~ bei der Beurteilung der Ergebnisse meiner Experimente fiber den Expansionsdruck des Glask6rpers (V. Mitteilung) Rechnung getragen werden. Bei diesen Experimenten wurden, wie bereits erw~hnt, eigentlieh zwei Faktoren gemeinsam gemessen: Die wirkliche

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Expansionsneigung des ]~adengerfistes und welter der kolloidosmotische Druek der freigetSsten Kolloide der interfibrill/~ren Flfissigkeit. Der wirkliche Expansionsdruck war also geringer als der total gemessene ])tuck. Zur Orientierung fiber die Frage, wie grol~ der Anteil des kolloid- osmotischen Druckes des freigelSsten Mueoproteins an dem total gemes- senen Druek war, ~ r d e n im Volumen zugenommene GlaskSrper, deren Totaldruck bekannt war, ausgepreSt und der osmotische Druck des PreBsaftes bestimmt. Das Resultat war entsprechend der oben gegebenen Auseinandersetzung wie zu erwarten. Bei rigorosem Auspressen der Glas- kSrper war der Druek ziemlich hoch, h~ufig fast genau so hoch wie der der ursprfinglichen Glas- kSrper. Wurden sie jedoch ~ langsam und vorsiehtig aus- ~3 gepreSt, so war der kol- loidosmotische Druek viel ~z niedriger. In Abb. 3 sind die gemessenen Werte in der Dar- stellung der GlaskSrperdruek- knrve aufgenommen; sie g liegen in dieser regellos ver- streut. Bei lcr/fftigem Aus- pressen yon schon l~nger in Wasser gespfilten GlaskSrpern

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0 i 10g 110 7Zg ~ ~'~0 150 "IGg 17g IBg lgD [g0%

l/o/amen Abb. 3. T o t a l d r u c k des d ~ r c h E n t s a l z u n g vergrSl~er- t e n GtaskSrpe r s (o) v ~ 4 k o l t o i d o s m o t i s c h e r D r u c k

se ines Pre l~saf tes ( * ) . .

wird fast alles noeh anwesende Mucoprotein in den Pre6saft gelangen und demzufolge der osmotische Druek hoeh sein. Bei vorsichtigem Auspressen dagegen wird der Mucoproteingehalt der ausgepref~ten Flfissigkeit relativ geringer und dementspreehend der osmotische Druck niedriger sein.

Ieh bin mir bewu$t, da$ diese Vorstellung tiber die Beziehung des Mucoproteins zum GlaskSrpergerfist, in mancher Hinsieht noeh hypo- thetisch ist. Doch scheint es mir bereehtigt, sie bier bekanntzugeben, besonders deshalb, weft auf Grund der Experiments die Rolle des Muco- proteins etwas mehr pr/~zisiert werden konnte. Weiter well diese Hypo- these MSgliehkeiten erschlie$t, bis heute experimentell unklare Befunde zu erl~utern. Der Weft einer Hypothese liegt wohl vorziiglieh in deren Erld/~rungsvermSgen, und in dieser Hinsicht nehme ieh an, mit meinen Ausffibrungen fiber den Bau der GlaskSrpeff/~den eine Erg~nzung frfi. beret Auffassungen gegeben zu haben, fdber die Rolle des Mueoproteins bestehen, soweit mir bekannt, in der Literatur noeh keine Angaben. Wohlglauben Duke Elder und Davson, dab es in naher Beziehung zu der GlaskSrperstruktur stehen miisse, was noch als eine sehr allgemeine Fassung des Problems bezeichnet werden ma$. Die hier gegebene Hypo- these bemfiht sieh, in dieser Riehtung weitere Klarheit zu schaffen. D~/$ sie imstande ist, Ergebnisse einiger Experimente anderer Untersueher

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besser verst£ndlich zu machen, mSchte ich als Beweis ffir die Braueh- barkeit der Hypothese noch erw~hnen.

B a u r m a n n (1934) hat frische GlaskSrper ausgepregt und das Gerfist der GlaskSrper mit destilliertem Wasser mehrmals gespfilt. Danach zeigte sich, dab nach etwa 24stfindigem Verbleib in destilliertem Wasser das Gerfist sich wieder entfaltete, an Volumen zunahm, jedoeh nur bls auI 50% des ursprfinglichen. B a u r m a n n erkl~rte dies u .a . mit der Annahme einer Besch~digung des Gerfistes durch die vorausgehende Behandlung. Ich glaube, auf Grund meiner Theorie annehmen zu dfirfen, dab die Sch~digung darin bestand, daft durch die Vorbehandlung die F£den einen bedeutendenTeil ihrer ~¢[ucoproteinschieht verloren und damit einen betr~chtlichen Teil ihres Expansionsverm6gens eingebfiBt hatten.

Ein weiteres Beispiel kann der Arbeit yon Fried~nwald und Stiehler

(1935) entnommen werden. Diese Untersucher haben GlaskSrper w~hrend 6 Monaten in einer 2qaCl-LSsung bewahrt. Anschliel~end wurde die Volumenreaktion dieser Glask6rper gegenfiber L6sungen yon verschie- denen p~ bestimmt. Die Volumenverminderung in dem sauren PH" Bereich war viel geringer als die analoge mit frischen Gla skSrpern. Dies verwundert nicht, da durch die genannte langdauernde ¥orbehandlung der GlaskSrper zweifellos ein Tefl des Mucoproteins yon den F~den ab- getrenut wurde. Da aber, wie ich schon frfiher feststellte (1934), die Volumenabnahme in dem sauren p~-Bereich auf einer Ausflockung des Mucoproteins beruht, mug selbstversti~ndlich diese Erseheinung nach vorausgehendem Spiilen der GlaskSrper viel weniger ausgeprggt sein.

Ieh habe diese Beispiele nur erw~hut, um die Aufstellung der Hypo- these, die zum Zweck eines tie~eren Verstiindnisses der inneren Struktur des GlaskSrpers gegeben wurde, zu rechtfertigeu.

Z u s a m m e n / a s s u n g .

Ein Vergleich der Eigensehaften des Mucoproteins und des Glask6r- pers ffihrte zu der Schlugfolgerung, dal3 die Eigenschaften des letzteren in mancher Hinsieht darch die des Mucoproteins bestimmt werden. Gestfitzt auf experimente]le Befunde und angewandt au~ einige Arbeitsbeispiele anderer Autoren, wurde eine neue Vorstellung fiber die wahrscheinliche Beziehung des Mucoproteins zu dem GlaskSrpergerfist gegeben.

Literaturverzeichnis. Baurmann, M.: Gra~fes Arch. 132 (1934). - - Dulce Elder, W. S.: J. of Physiol.

68 (1929). - - Brit. J. Ophthalm. Suppl. 1930. - - Duke Elder, W. S. u. H. Davson: Biochemie. J. 29 (1935). - - Duke Elder, W. S., E. B. Robertson u. H. Davson: Biochemic. J. 29 (1935). --Friedenwald, J. S. u. R. D. Stiehler: Arch. of Ophthalm. 14 (1935). - - Goedbloed, J.: Graefes Arch. 132 u. 133 (1934); 134 (1935). - - Krause, A. C.: Biochemistry of the eye. Baltimore: John Hopkins Press 1934. - - Lindner, K. : Bet. dtsch, ophthalm. Ges. Heidelberg 1934. - - Meyer, R. u. J. W. Palmer: J. of biol. Chem. 107 (1934).