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Wolfgang Rosenthal "~ Am 10. 6. 1971 versehied im 87. Lebensjahr Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rosenthal. In Berlin geboren,-verbraehte Rosenthal seine Kindheit in Weil~enfels. Er war Schiller der Thomas-Sehule in Leipzig und studierte zun~ehst Jura in Miin- ehen. Nach einer 1/~ngeren Auslandsreise begann er in Leipzig mit dem Studium yon Medizin und Musik, gleichzeitig geh6rte er ats Solist dem Thomaner~Chor an, mit dem ihn als gefeierten Bariton Konzertreisen dutch die ganze Welt fiihrten. Seine medizinischen Interessen gatten schon frfihzeitig der RSntgenologie und der Chirurgie. So leitete lg o s e n th a l wghrend des 1. Weltkrieges die Chirurgische Poliklinik, wobei er sich insbesondere der Chirurgie der 5[il3bi]dungen des Gesichts und operativen Korrektur yon Nervenseh~digungen widmete. Nach der Habili- ration (1918) wandte sieh Rosenthal in zunehmendem Mage der chirurgisehen Versorgung yon Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zu, indem er insbesondere sprach- verbessernde Operationsmethoden, die aueh als ,,SCHON-BORN-ROSENTHAL" in die Literatur eingingen, weiterentwiekelte. Nach der Ernennung zum a.o. Professor fiir Chirurgie (1930) und der Appro- bation als Zahnarzt in Erlangen wurde Rosenthal 1932 auf den Lehrstuhl fiir Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere Kieferehirurgie, der Universitat Hamburg berufen. Diese Lehrt~tigkeit mugte er 1936 aus politischen Gr/inden aufgeben, und er ging daraufhin wieder naeh Leipzig zuriick. ~Z/ihrend des 2. ~reltkrieges baute R osenthal in dem JagdsehloB Thalhvitz, das ihm Fiirst Reug-GeragroBztigigerweise zur Verf/igung stellte, aus kteinsten Anfgngen das interna~ionale Zentrum ffir die Behandlung yon Spalten-Patienten auf. 1950 folgte er dann einem gufauf das Ordinariat ffir Zahn-, )/fund- und Kiefer- ehirurgie der Humboldt-Universitgt Berlin, und 1951 ~bernahm er als Direktor aueh die Leitung der Berliner Zahn-, Mund- und KieferMinik. Die wigsensehaftliehe T~tigkeit von g o s e nt ixa I war augerordentlieh fruehtbar; zahlreiche wissensehaftliehe Publikationen und mehrere Lehrbiieher entstammen seiner Feder, so dal3 ihm ungez/~hlte Ehrungen zuteil wurden. Er wurde 1952 als verdienter Arzt des Volkes, 1955 mit dem Nationalpreis der DDR und 1962 als hervorragender Wissenschaftler des Volkes ausgezeiehnet. Augerdem wurde er yon zahlreiehen wissensehaftIiehen Gesellsehai~en zu ihrem Ehrenmitglied be- rufen und ill die Akademie der Naturforseher Leopoldina als ordentliehes MRglied gewghlt.

Wolfgang Rosenthal †

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Wolfgang Rosenthal "~

Am 10. 6. 1971 versehied im 87. Lebensjahr Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Wolfgang R o s e n t h a l .

In Berlin geboren,-verbraehte R o s e n t h a l seine Kindheit in Weil~enfels. Er war Schiller der Thomas-Sehule in Leipzig und studierte zun~ehst Jura in Miin- ehen. Nach einer 1/~ngeren Auslandsreise begann er in Leipzig mit dem Studium yon Medizin und Musik, gleichzeitig geh6rte er ats Solist dem Thomaner~Chor an, mit dem ihn als gefeierten Bariton Konzertreisen dutch die ganze Welt fiihrten.

Seine medizinischen Interessen gatten schon frfihzeitig der RSntgenologie und der Chirurgie. So leitete lg o s e n t h a l wghrend des 1. Weltkrieges die Chirurgische Poliklinik, wobei er sich insbesondere der Chirurgie der 5[il3bi]dungen des Gesichts und operativen Korrektur yon Nervenseh~digungen widmete. Nach der Habili- ration (1918) wandte sieh R o s e n t h a l in zunehmendem Mage der chirurgisehen Versorgung yon Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zu, indem er insbesondere sprach- verbessernde Operationsmethoden, die aueh als ,,SCHON-BORN-ROSENTHAL" in die Literatur eingingen, weiterentwiekelte.

Nach der Ernennung zum a.o. Professor fiir Chirurgie (1930) und der Appro- bation als Zahnarzt in Erlangen wurde R o s e n t h a l 1932 auf den Lehrstuhl fiir Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere Kieferehirurgie, der Universitat Hamburg berufen. Diese Lehrt~tigkeit mugte er 1936 aus politischen Gr/inden aufgeben, und er ging daraufhin wieder naeh Leipzig zuriick.

~Z/ihrend des 2. ~reltkrieges baute R o s e n t h a l in dem JagdsehloB Thalhvitz,

das ihm Fiirst Reug-GeragroBztigigerweise zur Verf/igung stellte, aus kteinsten Anfgngen das interna~ionale Zentrum ffir die Behandlung yon Spalten-Patienten auf. 1950 folgte er dann einem g u f a u f das Ordinariat ffir Zahn-, )/fund- und Kiefer- ehirurgie der Humboldt-Universi tgt Berlin, und 1951 ~bernahm er als Direktor aueh die Leitung der Berliner Zahn-, Mund- und KieferMinik.

Die wigsensehaftliehe T~tigkeit von g o s e n t ix a I war augerordentlieh fruehtbar; zahlreiche wissensehaftliehe Publikationen und mehrere Lehrbiieher ents tammen seiner Feder, so dal3 ihm ungez/~hlte Ehrungen zuteil wurden. Er wurde 1952 als verdienter Arzt des Volkes, 1955 mit dem Nationalpreis der DDR und 1962 als hervorragender Wissenschaftler des Volkes ausgezeiehnet. Augerdem wurde er yon zahlreiehen wissensehaftIiehen Gesellsehai~en zu ihrem Ehrenmitglied be- rufen und ill die Akademie der Naturforseher Leopoldina als ordentliehes MRglied gewghlt.

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512 J~ortsehritte der Kieferorthopgdie Bd. 32 (1971) Heft 3/4

1~ o s e n t h a 1 war ein begnadeter Kieferchirurg, der besonders mit seinen Spalten- Patienten aneh stets engen Kontak t zur Kieferolghop~die pflegte; er hat~e sehon friihzeit4g auf die zwingende Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit beider Faehgebiete zur optimalen Versorgung dieser Patient, en t~ngewiesen und hat te daher aueh stets einen Kieferolghopaden als Mitarbeiter in seiner Thallwitzer Klinik. Die Kieferehirurgie verdankt R, o s e n ~ h a l viele wiohtige Erkenntnisse nlld Weiterentwieklungen, wobei, er insbesondere beJ der Behandlung der Mig- bildungen im Gesiehtsbereich st~e~s auch die Belange der Kieferorthop~idie in hervorragender Weise zu wahren suehte. Die deutsche Kieferorthopgdie sehulde~ ihm dafiir besonderen Dank.

E. t I a u s s e r , 1. Vorsitzender