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Ute Hammerschmidt Janine Koch (Hrsg.) physiotherapiewelt.de Leitfaden Physiotherapie in der Pädiatrie

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Ute Hammerschmidt Janine Koch (Hrsg.)

physiotherapiewelt.de

LeitfadenPhysiotherapiein der Pädiatrie

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2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2.1 AnamneseNina Nemcová, Katrin Schürholz 44

2.2 Erster EindruckNina Nemcová, Katrin Schürholz 44

2.3 InspektionNina Nemcová, Katrin Schürholz 45

2.4 Beurteilung der SpontanmotorikNina Nemcová, Katrin Schürholz 45

2.4.1 Spontanmotorik in Rückenlage 46

2.4.2 Spontanmotorik in Bauchlage 46

2.5 Manuelle DiagnostikIrmgard Seifert 47

2.5.1 Differenzialdiagnostik 482.5.2 Allgemeiner

Untersuchungsablauf 482.5.3 Spezielle manuelle Untersu-

chung 492.5.4 Schlüsselregionen 522.6 Untersuchung von Funktion

und StrukturNina Nemcová, Katrin Schürholz 52

2.7 Assessments/Klassifi kationenNina Nemcová, Katrin Schürholz 54

2.8 Ärztliche DiagnostikJens Tücke 58

2.8.1 Refl exe (Reaktionen) 582.8.2 Lagereaktionen 622.8.3 Vorsorgeuntersuchungen 672.8.4 APGAR 682.8.5 Münchener Funktionelle

Entwicklungsdiagnostik 692.8.6 General Movements nach

Prechtl 702.9 Beispiel eines Befundbogens

André Molitor 712.10 Behandlungsplanung

Nina Nemcová, Katrin Schürholz 74

2.10.1 Therapieziele 752.10.2 Internationale Klassifi kation

der Funktionsfähigkeit, Behin-derung und Gesundheit (ICF)Stefan Steinebach 75

2.11 Interaktion in der PhysiotherapieSabine Nantke, Danielle Thieme 80

2.11.1 Interaktion in der Behandlung 81

2.11.2 Eltern – Kind – Interaktion 82

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44 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

Nina Nemcová, Katrin Schürholz

Die Befunderhebung beginnt beim ersten Kontakt mit dem Patienten. Wichtig ist dabei der erste Eindruck (▶ 2.2), der bereits über die Gesamtsituation des Patienten viel aussagen kann (z. B. Wer begleitet das Kind? Welche Charaktereigenschaft en zeigt das Kind? Sind Hilfsmittel vorhanden? Usw.). Diesen ersten Eindruck sollte man während der gesamten Befunderhebung im Hinterkopf behalten. Dazu gehört auch ein anamnestischer Teil (▶ 2.1), der bei Kindern oft von den Eltern übernom-men wird. Wenn möglich, sollte/n der Patient/die Eltern nach dem subjektiven Hauptproblem gefragt werden (▶ 2.10). Darauf folgt eine spezifi sche Untersuchung des Kindes je nach Krankheitsbild. Zur Verlaufsdokumentation können bestimmte Assessments bzw. Funktionsuntersuchungen hinzugezogen werden (▶ 2.4). Beim Säugling steht die Analyse der Spontanmotorik im Vordergrund.

2.1 AnamneseNina Nemcová, Katrin Schürholz

• Name, Geburtsdatum, Alter, Geschlecht des Kindes• Schwangerschaft sverlauf, Lage des Kindes im Mutterleib (z. B. Beckenendla-

ge), Geburt (spontan, geplanter oder notfallmäßiger Kaiserschnitt, nach Ein-leitung, Vakuumextraktion, Forceps)

• Beatmung• APGAR• Diagnose, Diff erenzialdiagnose, bisherige Arztkontakte (ärztliche Zielset-

zung)/Th erapien/bisherige Befunde/Bildgebungen• U-Untersuchungen, Hörscreening/Augenuntersuchung, Hüft sonografi e• Perzentile: Größe, Gewicht, Kopfumfang• Operationen• Schmerzen (wo, wann, wie), bei Säuglingen: Blähungen, Zahnen• Medikamente, Hilfsmittel z. B. Orthesen, Einlagen, Rollstuhl, Unterarmgeh-

stützen, Hüft schiene• Ess-/Trinkverhalten des Kindes, d. h. wie wird das Kind ernährt: Stillen, Fla-

sche, Becher, Löff el, Dauer der Nahrungsaufnahme• Ernährungssituation: Nahrungskonsistenz, evtl. Spucken, Perzentile (adipös,

hypotroph)• Urin, Verdauungssituation (Konsistenz, Häufi gkeit)• Schlaf-/Wachrhythmus, Erregungszustand (z. B. „Schreikind“)• Familiäres/soziales Umfeld des Kindes• Vorerkrankungen in der Familie, Geschwister• Pädagogische Einrichtung (z. B. Kita, Schule)• Kommunikation/Sprache, Hobbys

2.2 Erster EindruckNina Nemcová, Katrin Schürholz

Der erste Eindruck entsteht bereits beim ersten Kontakt mit dem Patienten und gibt Informationen über seine Gesamtsituation. Dieser Eindruck wird während der Befundanalyse im Hinterkopf behalten.• Wachheitszustand (z. B. interessiert, aufmerksam, schlafend)• Haltung (z. B. asymmetrisch, schlaff )• Mimik

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45 2.4 Beurteilung der Spontanmotorik

2

• Begleitperson(en): Kommt das Kind mit einem Elternteil oder mit beiden, evtl. mit Großeltern

• Orientierung/Interaktion/Kontaktaufnahme optisch, akustisch, taktil• Stereotypes Verhalten• Markante äußere Erscheinung (z. B. Dysproportionen oder typisches syndro-

males Aussehen)

2.3 InspektionNina Nemcová, Katrin Schürholz

Bei der Inspektion werden off ensichtliche strukturelle und funktionelle Verände-rungen des Patienten erfasst. Sie erfolgt zunächst beim bekleideten Patienten, spä-ter beim unbekleideten Patienten, um Details beurteilen zu können.• Konstitution (Proportionen in Länge, Breite, Tiefe; z. B. Mikrozephalie,

Kleinwuchs)• Auff ällige Physiognomie z. B. bei bestimmten Syndromen; Deformitäten• Ernährungszustand• Körperstatus (bei Kindern/Jugendlichen) von ventral, dorsal, lateral• Muskelrelief• Fortbewegung• Hilfsmittel (z. B. Brille, Tracheostoma, Gehhilfen)• Hautkolorit (Farbe: blass, gerötet, livide); Hautbeschaff enheit (z. B. trocken,

schuppig)• Atmung (Atemweg, Frequenz, Rhythmus, Geräusche, Sekret)• Narben (z. B. Shunt, PEG)• Schwellungen (immer im Seitenvergleich beurteilen)• Alltagsbewegungen (An-/Ausziehen, Bewegungsübergänge)

2.4 Beurteilung der SpontanmotorikNina Nemcová, Katrin Schürholz

Die Beurteilung der Spontanmotorik erfolgt vor dem Hintergrund der Ontogene-se der Aufrichtungsmechanismen (▶ 1.1). Die Aufrichtungsmechanismen stehen dem Kind je nach Reifezustand des ZNS von Geburt an zur Verfügung und dienen der Orientierung sowie der Kommunikation, bzw. Kontaktaufnahme (▶ 1.1).Kenntnisse der motorischen Ontogenese sind notwendig für das Erkennen der globalen Bewegungsmuster, für den kinesiologischen Befund, die Zielsetzung in der Th erapie und für die Beurteilung des Th erapieergebnisses.Bei Blockierung der motorischen Ontogenese oder in der pathologischen Ent-wicklung ist das Kind auf abnorme Haltungsmuster angewiesen (Ersatzmuster). Diese spiegeln sich in einer Reduzierung der motorischen Bewegungsinhalte (ki-nesiologische Inhalte) wider.Bei der Analyse der Spontanmotorik wird zum einen die Quantität beurteilt (höchste motorische Leistung bezogen auf das am weitesten entwickelte Teilmus-ter) und zum anderen die Qualität (kinesiologische Inhalte).! Die Beurteilung fi ndet immer in Bezug zur posturalen Steuerung (Haltungs-

steuerung) statt.Das Entwicklungsalter des Kindes lässt sich anhand der motorischen Leistung (= Quantität) feststellen. Es muss nicht dem Kalenderalter entsprechen, sondern spiegelt den Reifezustand des ZNS wider.

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46 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

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Klinischer HinweisIst die Diff erenz zwischen Entwicklungsalter und Kalenderalter größer als 3 Monate, spricht man von motorischer Retardierung.

Die Analyse konstanter Abweichungen von der idealen motorischen Bewegung (▶ 1.1) gibt Aufschluss über das motorische Hauptproblem. Dieses beschreibt das am deutlichsten abweichende Teilmuster von der idealen motorischen Entwicklung und steht immer im Zusammenhang mit der Funktion in Bezug zur Körperhal-tungssteuerung. Auf dieser Basis lässt sich das Th erapieziel formulieren (▶ 2.10.1).

MerkeBei Blockierung der motorischen Ontogenese oder in der pathologischen Entwicklung ist das Kind auf abnorme Haltungsmuster angewiesen = Er-satzmuster.

2.4.1 Spontanmotorik in RückenlageIn Rückenlage wird die Qualität der Greiff unktion im globalen Muster beurteilt (▶ 1.1.1). Dazu kann z. B. ein Gegenstand – je nach Alter des Kindes – in der Körpermitte oder von der Seite in Reichweite des Kindes angeboten werden. Wäh-rend des Greifens wird nicht nur die Funktion der Arme bzw. Hände analysiert, sondern beobachtet, wie sich Kopf, Rumpf, Becken und Beine dazu verhalten (= globales Muster). Wichtig ist, immer beide Seiten zu prüfen, um mögliche Asym-metrien aufzudecken. Zur Rückenlage gehören folgende motorische Meilensteine:• Fechterstellung (Fixieren)• Hand-Hand-Koordination• Hand-Mund-Augen-Koordination (Phantomgreifen)• Laterales Greifen• Greifen über die Mitte• Drehen von Rückenlage in Bauchlage

MerkeDie Greiff unktion entwickelt sich von einer Massenbewegung (Greifen mit dem ganzen Körper – Augen, Hände, Füße) zu isolierten, zielgerichteten Be-wegungen (laterales Greifen) und diff erenziert sich weiter in der feinmotori-schen Funktion des Pinzetten-, bzw. Zangengriff s (▶ 1.1).

2.4.2 Spontanmotorik in BauchlageIn Bauchlage wird die Qualität der Stützfunktion im globalen Muster beurteilt (▶ 1.1.1). Das Kind richtet sich im Rahmen der Orientierung bzw. Kontaktaufnah-me auf. Dabei wird die Stützfunktion der Arme im Kontext mit Rumpf, Becken, Kopf und Beinen im globalen Muster beurteilt. Zur Bauchlage gehören folgende motorische Meilensteine:• Unterarmstütz• Symmetrischer Ellenbogenstütz• Einzelellenbogenstütz• Handstütz• Schräger Sitz

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47 2.5 Manuelle Diagnostik

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Aus dem schrägen Sitz gelangt das Kind ins Krabbeln und in den Langsitz. Das Krabbeln geschieht wie auch das Hochziehen in den Stand und das seitliche Ge-hen im kreuzkoordinierten Muster (▶ 1.1.2 und ▶ 1.1.3).„Wann das Kind selbständige Schritte in der sagittalen Richtung produzieren wird, hängt nun vollkommen vom motorischen Antrieb des Kindes und auch von seiner Umgebung ab, wieder nach dem Motto:

Die Fortbewegung, auch die bipedale, ist nichts anderes als ein Kommunikationsmittel.“ (Prof. Dr. V. Vojta)

Zur vollständigen Befunderhebung nach Vojta gehören neben der Beurteilung der Spontanmotorik auch die Dynamik der frühkindlichen Refl exe (▶ 2.8.1) und Be-stimmung der Lagereaktionen (▶ 2.8.2)

MerkeBei spezifi schen Krankheitsbildern ist gegebenenfalls eine entsprechend weiterführende Befundanalyse notwendig.

LiteraturVojta V. Die zerebralen Bewegungsstörungen im Säuglingsalter. Frühdiagnose und

Frühtherapie. 10. A. Siegen: Internationale Vojta Gesellschaft e. V., 2018.Schulz P, Jakobeit M. Videokompendium kinderneurologischer Untersuchungen. Ana-

lyse motorischer Funktionen bei Klein- und Schulkindern nach Vojta. Stuttgart: Thieme, 2013.

2.5 Manuelle DiagnostikIrmgard Seifert

Nicht alle Krankheiten oder Beschwerdebilder beruhen auf strukturellen Verän-derungen, oft sind es funktionelle Störungen, die zugrunde liegen. Die Manuelle Medizin beschäft igt sich mit diesen funktionellen Störungen im Bereich des pari-etalen Systems (Gelenke, Muskeln, Faszien), des viszeralen Systems (Th orax-, Bauch-, Halsorgane) und außerdem mit der sensomotorischen Steuerung. Es gibt viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen mit den Methoden der Osteopa-thischen Medizin, die sich mit der Manuellen Medizin ergänzt. Besonders bei der Untersuchung und Behandlung von Kindern lassen sich die Methoden gut mitei-nander kombinieren. Beide Disziplinen stellen ein interdisziplinäres Aufgabenge-biet für Pädiater, Orthopäden, Neuropädiater, Physiotherapeuten und Kieferor-thopäden dar.Voraussetzung für die Einschätzung eines Krankheitsbildes und die Festlegung der Indikation für die Manuelle Th erapie ist die gründliche Befunderhebung und Diagnostik. Physiotherapeuten benötigen für die Ausübung der Manualtherapie eine spezielle Ausbildung in der Manualmedizin und/oder der Osteopathischen Medizin. Prinzipiell stehen Überlegungen zur Diff erenzialdiagnostik im Vorder-grund:• Liegt eine strukturelle Erkrankung vor?• Liegt eine rein funktionelle Störung vor?• Bestehen sowohl strukturelle als auch funktionelle Störungen?

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48 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

MerkeIm Laufe einer Behandlungsserie können Zweifel an der Grunddiagnose auf-treten. Im Sinne eines verantwortungsvollen Handelns ist es daher ratsam, ggf. einen weiteren Experten zu Rate zu ziehen.

2.5.1 DifferenzialdiagnostikZur Klärung der Frage, ob eine strukturelle oder eine vorwiegend funktionelle Ur-sache des Krankheitsbildes vorliegt, zeigt ▶ Tab. 2.1 einige praktische Hinweise.

MerkeJeder therapeutischen Maßnahme muss eine Diagnose vorweg gehen. Dabei sollten strukturelle Störungen ausgeschlossen werden.

2.5.2 Allgemeiner UntersuchungsablaufDas Vorgehen im Untersuchungsablauf ist rational, systematisch, zügig und exakt.

Vorgehensweise bei der Untersuchung eines Kindes• Anamnese im Gespräch mit der begleitenden Bezugsperson, dabei ist das

Kind je nach Alter einzubeziehen• Übersichtsuntersuchung des Kindes mit Betrachtung im Stand, Palpation,

Ganganalyse• Orientierende Untersuchung der Regionen Kopf-Hals, Th orax, Abdomen,

Lenden und Becken (Betrachtung, Palpation, Bewegungsuntersuchung)• Spezielle manualmedizinische Untersuchung der Region, die bei der vorange-

gangenen Übersichtsuntersuchung auff ällig war

Tab. 2.1 Manuelle Medizin: Differenzialdiagnostik funktioneller und struktu-reller Störungen

Hinweise auf vorwiegend strukturelle Ursache (z. B. Entzündung, Tumor, Ver-letzungsfolgen u. a.)

Hinweise auf vorwiegend funktionelle Ursache (z. B. Gelenkblockierung, Mus-kelverspannung, Faszienstörung, visze-rale Funktionsstörung)

Schmerzbeobachtung: permanent beste-hende Schmerzäußerung des Kindes

Schmerz abhängig von der Körperhal-tung und Bewegung

Therapieresistenz und Progredienz:Das Kind ist aus seiner Situation nicht ablenkbar und spielt nicht, der Säugling trinkt schlecht

Phasen der Schmerzremission, in denen das Kind ablenkbar spielt und fröhlich ist. Der Säugling schreit nicht mehr und trinkt gut

Zeichen der Entzündung, ggf. Fieber, Druck-, Klopf-, Stauchungsschmerz

Nicht vorhanden

Nachweis refl ektorisch algetischer Krankheitszeichen plurisegmentaler (z. B. Dermographismus, Bindegewebsbefun-de, Piloarrektorenrefl ex)

Refl ektorisch algetische Krankheitszei-chen mono- bis bisegmental

Ärztliche Diagnostik: Labor, bildgebende Verfahren

Labor, bildgebende Verfahren ohne pa-thologischen Befund

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49 2.5 Manuelle Diagnostik

2

• Ggf. Untersuchung von Spannungszeichen der inneren Organe (manuell oder osteopathisch)

• Überlegungen zur Relevanz der Störungen und Festlegen der Behandlungs-strategie

Vorgehensweise bei der Säuglingsuntersuchung• Anamnese mit der Bezugsperson durchführen• Übersichtsuntersuchung mit Beobachtung, Palpation, Ermittlung des Ent-

wicklungsstandes (▶ 2.1–2.4)• Orientierend werden die einzelnen Regionen untersucht (Inspektion, Palpation)• Orientierende viszerale Untersuchung• Genaue manualmedizinische Untersuchung der Region, in der eine Störung

vermutet wird, spezielle Ausbildung in Manueller und/oder Osteopathischer Medizin erforderlich

• Überlegungen zur Relevanz der Störungen und Festlegen einer Behandlungs-strategie

2.5.3 Spezielle manuelle UntersuchungIm Vordergrund steht die Palpation . Sie erfordert einen vertrauensvollen Um-gang mit dem Kind, Körperkontakt, besonderes Einfühlungsvermögen und hapti-sche Fähigkeiten. Versuche, diese gefühlsabhängige Untersuchung und deren Er-gebnisse zu objektivieren, sind in vollem Gang.

GelenkuntersuchungDer Untersucher geht systematisch vor:• Untersuchung auf Palpations- und Bewegungsschmerz (positiv bei Struktur-

störung)• Untersuchung des Joint play (Gelenkspiel ): minimal kleine translatorische

(gleitende) Bewegungen außerhalb der Bewegungsachse des Gelenks unter leichtem Zug. Das ungestörte Gelenkspiel ist die Voraussetzung für die Nor-malfunktion des Gelenks. Im Normalfall ist ein Gelenkspiel in allen Bewe-gungsachsen ohne fühlbaren Widerstand möglich.

Klinischer HinweisGestörtes Joint Play:Das translatorische Gleiten ist gestört, wenn man am Bewegungsende einen harten Widerstand spürt. Dies wird als hartes End- oder Endegefühl be-zeichnet.

Das gestörte Joint Play ist ein Zeichen für die gestörte Gelenkfunktion (Blockie-rung). Die Defi nition der Gelenkblockierung lautet im deutschen Sprachge-brauch: „reversible hypomobile artikuläre Dysfunktion“.Die Gelenkuntersuchung an den Wirbelgelenken erfordert ein sehr behutsames Vorgehen: Hier ist die Gelenkuntersuchung eines einzelnen Segments nur unter genau defi nierten Einstellungen möglich, da es sonst nur zu komplexen Bewegun-gen kommen kann. Manualtherapeuten verwenden bei der segmentalen Bewe-gungsuntersuchung sogenannte Verriegelungseinstellungen und achten bei der Befunderhebung einer Funktionsstörung auf das harte Endgefühl.

Messung des Bewegungsausmaßes von GelenkenBeim Säugling ist die Messung des Bewegungsausmaßes von Gelenken infolge des physiologischen Beugetonus nur im Seitenvergleich möglich. Mit weiterem Her-

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50 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

anwachsen des Kindes werden die Winkelmaße dem des Erwachsenen immer ähnlicher (s. a. Bewegungsausmaße auf letzter Buchseite). Durchschnittswerte lie-gen für die einzelnen Wachstumsabschnitte nicht vollständig vor. Zu bedenken ist, dass individuelle Unterschiede (eher hyper- oder hypomobile Kinder) genaue Normangaben nicht gestatten. Deshalb ist ein Seitenvergleich wichtig.

Klinischer HinweisDie Bewegungseinschränkung eines Gelenks muss nicht zwingend seine Ur-sache im Gelenk haben, sie kann unter anderem auch durch störende Mus-kelverspannung bedingt sein.

MuskeluntersuchungVoraussetzung für die Behandlungsplanung und -durchführung ist die Orientie-rung über den Zustand der Muskulatur. Im Anschluss an die Übersichtsuntersu-chung werden einzelne Muskeln untersucht. Die Muskeln, die vorwiegend zur Verkürzung neigen (posturale Muskulatur) werden auf Hypertonus und Verkür-zung hin untersucht. Zu palpieren ist:• die vermehrte Spannung im ruhenden Muskel• die Spannungserhöhung einzelner Faserbündel (Triggerpunkte)• der Muskel in seiner verlängerten Endstellung. Liegt eine mangelnde Verlän-

gerungsfähigkeit vor, ist das „Endgefühl“ ein Zeichen der Störung.Phasische Muskeln werden auf ihre Muskelkraft untersucht. Man unterscheidet 6 Stadien der Muskelkraft nach Janda (▶ Tab. 2.2).

Klinischer HinweisTriggerpunkte sind bei vielen Funktionsstörungen der Auslöser für Schmer-zen und werden sowohl in der posturalen als auch in der phasischen Musku-latur lokalisiert. Zu ihren Eigenschaft en gehören:• Spontan oder latent schmerzhaft • Palpationsschmerz mit Ausstrahlung in entfernte Körperregionen („re-

ferred pain“)• Schmerzprovokation durch isometrische Anspannung gegen Untersu-

cherwiderstand

Tab. 2.2 Bewertung der Muskelkraft nach Janda

Stufe 5 100 % normale Muskelkraft. Der Muskel überwindet einen kräftigen Widerstand.

Stufe 4 75 % der normalen Muskelkraft. Der Muskel überwindet einen mittleren Widerstand.

Stufe 3 50 % der normalen Muskelkraft. Der Muskel überwindet die Schwerkraft, jedoch keinen Widerstand durch den Untersucher.

Stufe 2 25 % der normalen Muskelkraft. Der Muskel überwindet keinen geringen Widerstand.

Stufe 1 10 % der normalen Muskelkraft. Lediglich eine Anspannung ist möglich.

Stufe 0 Eine Muskelanspannung ist nicht sichtbar und nicht palpabel.

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51 2.5 Manuelle Diagnostik

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In diesem Zusammenhang wird nur am Rande auf das mögliche Vorhandensein von Tenderpunkten (schmerzhaft e Areale auch außerhalb der Muskulatur) hin-gewiesen. Sie sind beim Säugling und Kleinkind bisher nicht sicher nachgewiesen.

Faszienuntersuchung Der dafür speziell ausgebildete Th erapeut untersucht das Gewebe dreidimensional in allen Schichten. Er spürt zwischen seinen beiden Händen den relativen Balan-cezustand des Gewebes von Gespanntheit bis Lockerheit (tightness and looseness). Spannungsänderungen werden als Barriere wahrgenommen. Der Th erapeut nimmt auch eine Eigenbewegung wahr (sogenanntes unwinding).

Myofasziale Techniken bei der Übersichtsuntersuchung• General listening: Erspüren einer Spannungsregion am stehenden Kind. Der

Untersucher legt seine Hand auf den Scheitel des Kindes.• Ten steps: Der Untersucher induziert am liegenden Kind minimale Bewegun-

gen in 10 Regionen des Körpers und erspürt den Widerstand des Gewebes. Er fi ndet so die Region der stärksten Spannung (wichtig für die anschließende Behandlungsplanung).

• Viszerales Listening: Der Untersucher legt seine tastenden Finger fl ach auf den Bauch des liegenden Kindes und folgt dem Spannungszug in Richtung eines gestörten Organs.

Untersuchung des motorischen muskulären StereotypsUnter einem motorischen muskulären Stereotyp wird das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln bei einem Bewegungsablauf verstanden. Während dieses Be-wegungsablaufs werden Muskeln oder Muskelgruppen in einer bestimmten Rei-henfolge aktiviert. Der motorische muskuläre Stereotyp sollte harmonisch und ökonomisch sein, ohne dass einzelne Muskeln überlastet und andere aus der Komplexbewegung herausfallen (motorische Steuerung).

Klinischer HinweisBeispieluntersuchung der Abduktion des BeinesEin idealer Stereotyp mit ökonomischem Einsatz der Gluteusmuskulatur ist Voraussetzung für die Stabilisierung des Beckens im Stand und im Gehen.Ausgangsstellung des Kindes:In der Seitlage ist das untere Bein ist gebeugt, das obere gestreckt. Der Un-tersucher korrigiert die exakte Lagerung des Kindes: Jede Rotationsstellung des oben gelegenen Beines sowie die Lendenlordose sind zu vermeiden.Bewegungsausführung:Das Kind wird angewiesen, das obere Bein gestreckt in die Abduktion zu heben.Bewegungsbeurteilung:Beobachtet wird die Reihenfolge der Anspannung, die im Idealfall wie folgt aussieht:1. M. gluteus medius2. M. tensor fasciae latae3. M. quadratus lumborum4. M. iliopsoas, M. rectus femoris, BauchmuskulaturBewegungsbeurteilung im pathologischen Fall:• M. quadratus lumborum und paravertebrale Rückenstrecker werden zu

früh aktiviert, sichtbare Lendenlordose und Anheben der oben gelege-nen Beckenseite

• M. tensor fasciae latae wird zu früh aktiviert, sichtbare Außenrotation des oben gelegenen Beines

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52 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

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Es sind zwar Varianten möglich, für den Untersucher steht die Aktivierung des M. gluteus medius jedoch im Vordergrund: Ideal ist die Anspannung zu Beginn der Bewegung und ohne Ausweichbewegungen.Aus dem Befund zieht der Untersucher Rückschlüsse auf die Behandlungs-planung und -ausführung.

2.5.4 SchlüsselregionenDie Kenntnis der Schlüsselregionen erleichtert die Beurteilung der Einzelbefunde und die Festlegung der Behandlungsstrategie. Unter Schlüsselregionen werden bestimmte Regionen des Körpers verstanden, die im Falle einer Störung einen be-sonderen Einfl uss auf die Ausbreitung eines Krankheitssyndroms ausüben kön-nen (Pathogenität der Schlüsselregionen). Die Ausbreitung der Störung ist über verschiedene Wege möglich (z. B. über Faszienketten, sog. Verkettungen).

Klinischer HinweisDie Sonderstellung der Schlüsselregionen bei Säuglingen und Kindern ent-steht durch ihren Einfl uss auf die weitere motorische Entwicklung. Dieser ist besonders groß, wenn die Störung besonders stark ist (hohe Aff erenz).Die Pathogenität verändert sich in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des Kindes:• Bis zum 4./5. Lebensmonat spielt die Region der Kopfgelenke eine ent-

scheidende Rolle.• Im Laufe der weiteren Vertikalisierung kommen der zervikothorakale

Übergang hinzu, später die Brustwirbelsäule und das Becken.• Erst mit der Aufrechthaltung des Kindes spielt die Schlüsselregion der

Fußsohlen eine Rolle in der Verkettung von Störungen.

LiteraturLewit K. Manuelle Medizin im Rahmen der medizinischen Rehabilitation. 7. A. Heidel-

berg, Leipzig: Barth, 1997.Lewit K, Liebenson C- Palpation – Problems and Implications. J Manip Physiol Thera-

peutics. 1993; 16(9): 586–590.Sachse J, Harke G, Linz W. Extremitätengelenke – Manuelle Untersuchung und Mobili-

sationsbehandlung für Ärzte und Physiotherapeuten. 8. A. München: Urban & Fi-scher, 2012.

Seifert I, Schnellbacher T, Buchmann J. Praxis der Manuellen Medizin bei Säuglingen und Kindern, Technik der manualmedizinisch-osteopathischen Untersuchung und Behandlung. Berlin: Springer, 2017.

Von Heymann W. „Tonusasymmetriesyndrom“ und „sensomotorische Dyskybernese“. Manuelle Medizin. 2012; 50(4): 285–288.

2.6 Untersuchung von Funktion und StrukturNina Nemcová, Katrin Schürholz

Im Folgenden sind Beispiele von möglichen Funktionsuntersuchungen aufgelistet (▶ Tab. 2.3), die je nach Krankheitsbild und Altersgruppe eingesetzt werden kön-nen.

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53 2.6 Untersuchung von Funktion und Struktur

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Tab. 2.3 Untersuchung von Funktion und Struktur in der Pädiatrie

Untersuchung Durchführung/Hinweise

Ganganalyse z. B. nach Jacquelin Perry

Einbeinstand Kommando: „Heb ein Bein zum Bauch“

Armhebung Kommando: „Streck den/die Arm(e) zur Decke“

Vorneigetest Aktives Vorbeugen des Rumpfes aus dem Stand mit gestreckten Kniegelen-ken, Arme hängen locker

Finger-Nase-Versuch Kommando: „Führe den Zeigefi nger zur Nasenspitze“,zunächst mit offenen – dann mit ge-schlossenen Augen

Diadochokinese Wiederholende schnell aufeinanderfol-gende antagonistische Bewegungen, z. B. Pronation – Supination

Finger-Daumen-Opposition Finger einer Hand berühren nacheinan-der den Daumen (beginnend mit Zeige-fi nger, Sequenz: 2345432345 etc.), getes-teter Arm ist frei, der andere hängt ent-spannt

Ott-Zeichen ▶ Abb. 2.1 Im Stand Dornfortsätze C7 markieren, auf der WS 30 cm nach kaudal messen und markieren, anschließend Distanz bei max. Vorbeugung messen (Norm: 30 cm bis 38 cm).

Schober-Zeichen ▶ Abb. 2.1 Im Stand Dornfortsatz S1 markieren, auf der Wirbelsäule 10 cm nach kranial mes-sen und markieren, anschließend Messen der Distanz bei max. Vorbeugung (Norm: 10 cm bis 15 cm).

Finger-Boden-Abstand ▶ Abb. 2.1 Max. Vorbeugen bei getreckten Kniege-lenken, Messen des Abstands zwischen Fingerspitzen und Fußboden (Norm: 0 cm bis 10 cm).

Bewegungsausmaße ▶ s. hintere innere UmschlagseiteDie Neutral-Null-Methode ist gut auf Kinder übertragbar.

Manuelle Messung der Muskelkraft (Pa-reseskala der Medical Research Council – MRC)

▶ Tab. 2.2Die Messung der Muskelkraft ist immer im Seitenvergleich vor zu nehmen.

Längenmessungen Regelmäßige Längenmessungen dienen der objektiven Überprüfung, z. B. bei Kindern mit einer Plexusparese ▶ 6.2.1, unilateraler CP ▶ 6.1.4, AMC ▶ 5.7.1. Im-mer im Seitenvergleich messen.

Umfangmessungen Immer an der gleichen Stelle im Seiten-vergleich messen, z. B. bei Kindern mit Muskeldystrophien ▶ 6.3.2.

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54 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

2.7 Assessments/Klassifi kationenNina Nemcová, Katrin Schürholz

Assessments und Klassifi kationen werden angewendet, um die Fähigkeiten eines Patienten objektiv zu prüfen, vergleichen und einzuteilen. Vor allem im Hinblick auf das Th erapieziel und die Th erapieplanung ist eine Klassifi kation mit Hilfe ei-nes Assessments sinnvoll. Mögliche Assessments und Klassifi kationen sind z. B. ▶ Tab. 2.4, ▶ Tab. 2.5, ▶ Tab. 2.6.

Abb. 2.1 Untersuchung der Wirbelsäule (Ott-Zeichen, Schober-Zeichen, Finger-Boden-Abstand) [L190]

Tab. 2.4 Assessments in der Pädiatrie

Assessment Alter Zielgruppe Beschreibung

Lagereaktionen nach Vojta Ab 32. SSW Alle Säuglinge ▶ Abb. 2.4

GM – General Movements (Prechtl)

Ab Geburt bis 6. LM

Alle Säuglinge ▶ 2.8.6.

NAPI – Neurobehavioral Assessment of the Preterm Infanthttp://med.stanford.edu/NAPI/

32. SSW bis Geburtster-min

Frühgeborene Misst die differenzierte Reifung der Frühgebo-renen, überwacht den Entwicklungsfortschritt um persistierende Ent-wicklungslücken zu er-kennen

TIMP – Test of Infant Mo-tor Performancewww.thetimp.com

34. SSW bis 4 Monate

Säuglinge mit motorischen Auffälligkei-ten

Bewertet die posturale und selektive Bewe-gungskontrolle

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55 2.7 Assessments/Klassifikationen

2

Tab. 2.4 Assessments in der Pädiatrie (Forts.)

Assessment Alter Zielgruppe Beschreibung

GMFM – Gross motor func-tion measurewww.canchild.ca

5 Monate bis 18 Jahre

Zerebralparese (CP), Down Syndrom, Schädel-Hirn-Trauma

Untersucht Veränderun-gen der grobmotori-schen Fähigkeit, 5 Di-mensionen mit insge-samt 88 Items, kompri-mierte Version mit 66 Items mit gleicher Aus-sagekraft

Quality FM Ab 5 Jahren mit GMFCS 1–3

CP Erfasst die Qualität der Bewegung der Ebenen „Stehen und Gehen/Rennen/Springen“ im GMFM 66

AHA – assistant hand as-sessment www.ahanet-work.se

18 Monate bis 12 Jahre

Kinder mit Funktionsstö-rungen der oberen Extre-mität

Testet die Handfunkti-on bei Kindern mit Schwierigkeiten in bi-manualen Leistungen. Beobachtung der Spon-tanmotorik in einer vor-gegebenen spieleri-schen Situation.

PEDI – The Pediatric Evalu-ation of Disability Invento-ryPediatric Evaluation of Disability Inventory adapti-ve test (the PEDI-CAT)http://www.pedicat.com

6 Monate bis 6/7 Jah-reSkalierte Werte für ältere Kin-dern

Kinder mit eingeschränk-ten oder sich verzögernd entwickelnden Fertigkeiten

Assessment zur Bewer-tung der tatsächlichen Leistung bei der Aus-führung von Activities of Daily Living und Be-wertung der Leistungs-fähigkeit, die das Kind in den Bereichen Selbst-versorgung, Mobilität und soziale Kompeten-zen besitzt.

TUG – Timed up & go Patienten mit vertika-ler Loko-motion in sagittaler Ebene, auch mit Hilfsmitteln

CP, orthopädi-sche Patien-ten, Patienten mit einge-schränkter Gleichge-wichtsfähig-keit

Beurteilung von Mobili-tät, Körpergleichge-wicht, Geschwindigkeit und Sturzrisiko

10-Meter-Geh-Test Patienten mit vertika-ler Loko-motion in sagittaler Ebene, auch mit Hilfsmitteln

CP, orthopädi-sche Patienten

Beurteilung der Ge-schwindigkeit auf einer Strecke von 10 Metern

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56 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

Tab. 2.5 Klassifi kationen in der Pädiatrie

Klassifi kation Alter Zielgruppe Beschreibung

GMFCS-Gross Motor Function Classifi cation Systemwww.canchild.ca

< 2 bis 18 Jahre

CP 5-Stufen Klassifi kation, basiert auf selbstinitiierten Bewegungen unter besonderer Beachtung der Sitzfähig-keit, des Transfers und der Mobilität.

Lokomotionsstadien nach Vojta

Ab 0 Jah-ren

CP Siehe ▶ Tab. 2.6 Lokomotionsstadien nach Vojta

MACS – Manual Ability Classifi cation Systemhttp://www.macs.nu/fi les/MACS_Ger-man_2010.pdf

4–18 Jahre

CP 5-Stufen Klassifi kation, die be-schreibt, wie Kinder mit CP ihre Hän-de bei der Manipulation von Objek-ten im Rahmen von Aktivitäten des täglichen Lebens benutzen.

BFMF – Bimanual Fine Motor Function Scalehttps://www.siv.no/seks-jon/CP-registeret_/Docu-ments/Klassifi kasjons-verktoy/Bimanual%20Fine%20Motor%20Function%202.0.pdf

3–18 Jahre

CP 5-Stufen Klassifi kation zur Beschrei-bung der motorischen Beeinträchti-gung der oberen Extremitäten.

Bayley Scales of Infant and Toddlers Develop-ment

1 LM bis 3,5 Jahre

Patienten mit erhöh-tem Risiko für Ent-wicklungs-störungen (z. B. Früh-geborene)

Erfassung des kognitiven, sprachli-chen und motorischen Entwicklungs-standes, rechtzeitige Diagnostik von Entwicklungsverzögerungen, Identi-fi zierung von Risikokindern

Münchner Funktionelle Entwicklungsdiagnostik

1.–3. LJ

Alle ▶ 2.8.5

Peabody Developmen-tal Motor Scales

0 bis 5 Jahre

Umfasst 6 Untertests, die zusammen-hängende Fähigkeiten in früher mo-torischer Entwicklung bewerten, um grob- und feinmotorische Fähigkei-ten bei Kindern zu testen

Tab. 2.6 Lokomotionsstadien nach Vojta

Stadium Globales pathologisches Muster Analogie zur idealen motorischen Entwicklung

0 Kind wendet sich nicht zum Ob-jekt, greift nicht pathologische holokinetische Motorik

Holokinetische Phase des Neugebo-renen

1 Kind wendet sich zum Objekt, be-tastet/greift, ist apedal patholo-gische Zuwendung mit ganzem Körper

Kind mit 3–4 Monaten: laterales Greifen

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57 2.7 Assessments/Klassifikationen

2

LiteraturPfeffer A. Assessment: Muskelfunktionsprüfung. Manuell Muskelkraft messen. Physio-

praxis. 2007; (7): 34–35.Schulz P., Jakobeit M. Videokompendium kinderneurologischer Untersuchungen.

Analyse motorischer Funktionen bei Klein- und Schulkindern nach Vojta. Stuttgart: Thieme, 2013.

Vojta V. Zur Prognose der spät behandelten cerebralparetischen Kinder für die freie Fortbewegung bei Behandlung mit Mustern der Refl exfortbewegung. Z.: Kinder-arzt. 1987; 18(9), Seiten 1161–1172.

Vojta V. Die zerebralen Bewegungsstörungen im Säuglingsalter. Frühdiagnose und Frühtherapie. 10. A. Siegen: Internationale Vojta Gesellschaft e. V., 2018.

InternetadressenNAPI: http://med.stanford.edu/NAPI/TIMP: www.thetimp.comCanChild: www.canchild.caAssisting Hand Assessment: www.ahanetwork.sePediatric Evaluation of Disability Inventory Computer Adaptive Test: http://www.pedi-

cat.comKlassifi kation der manuellen Fähigkeiten für Kinder mit Cerebralparese: http://www.

macs.nu/fi les/MACS_German_2010.pdfBimanual Fine Motor Function: https://www.siv.no/seksjon/CP-registeret_/Documents/

Klassifi kasjonsverktoy/Bimanual%20Fine%20Motor%20Function%202.0.pdfPeabody Developmental Motor Scales: https://www.acer.edu.au/fi les/PDMS-2detail.

pdf

Tab. 2.6 Lokomotionsstadien nach Vojta (Forts.)

Stadium Globales pathologisches Muster Analogie zur idealen motorischen Entwicklung

2 Pathologischer Stütz in Bauchlage, evtl. Greifen, Bemühen sich Ob-jekt zu nähern, weiterhin apedal

Einzelellenbogenstütz: 4,5–6 Monate

3 Pathologisches Robben oder Krie-chen von Zimmer zu Zimmer

Robben: 7–8 Monate

4 Homologes „Hüpfen“ (Bunny Hopping) aus dem abnormalen Vierfüßlerstand

Keine Analogie zur idealen motori-schen Entwicklung, einzustufen in etwa 9. Monat

5 Pathologisches alternierendes Krabbeln von Zimmer zu Zimmer

Kreuzkoordiniertes Krabbeln: 8–10 Monate

6 Vertikale Hilfslokomotion im pa-thologischen Muster

Seitliches Gehen an Gegenständen und von Gegenstand zu Gegenstand laufen („Küstenschifffahrt“): 12–13 Monate

7 Pathologisches freies Laufen ohne Hilfsmittel

Sicheres freies Laufen = Anhalten und Richtungswechsel: ab 14 Monate

8 Pathologischer Einbeinstand („Knie zum Bauch“) rechts oder links, mindestens 3 Sekunden

Einbeinstand rechts oder links, min-destens 3 Sekunden: 3. LJ

9 Pathologischer Einbeinstand („Knie zum Bauch“) rechts und links, länger als 3 Sekunden

Einbeinstand rechts und links, länger als 3 Sekunden: 4. LJ

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58 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

2.8 Ärztliche DiagnostikJens Tücke

Die ärztliche Diagnostik in der Pädiatrie besteht aus verschiedenen Elementen, die in den folgenden Kapiteln ausführlich dargestellt werden. Die Kenntnis der nor-malen motorischen Entwicklung und ihrer Variabilität ist eine notwendige Vor-aussetzung für die Beurteilung der Entwicklung des Gehirns (Diff erenzierung/Myelinisierung) und seiner Funktionen (Kognition, Steuerung kortikaler Aufga-ben). Grundsätzlich ist die normale motorische Entwicklung sehr variabel.Der Reihenfolge des Erwerbs motorischer Fertigkeiten kommt eine wichtigere Be-deutung zu als der Geschwindigkeit.Die Entwicklungsschritte verlaufen in kraniokaudaler Richtung: Die motorische Entwicklung beginnt mit dem Erwerb der optischen Orientierung (der Kopfk ont-rolle) und endet mit dem freien Laufen. Sie ist abhängig von der Motivation/dem Antrieb des Kindes (▶ 1.1).Der Erwerb und die Entwicklung motorischer Fertigkeiten werden als sogenannte motorische Meilensteine bezeichnet.• Das freie Gehen (zwischen 9. und 18. Lebensmonat) gilt als Spiegelbild der

Entwicklung des Haltungs- und Bewegungskontrollsystems (▶ 1.1).• Aus der globalen reziproken Diff erenzierung von Streck- und Beugemuskel-

ketten entsteht eine optimierte aufrechte Fortbewegung.• Die Reifung dieser Haltungs- und Bewegungsmuster ist um das etwa 4. Le-

bensjahr mit Erwerb des beidseitigen Einbeinstandes über 3 Sekunden abge-schlossen.

• Die sogenannten primitiven Entwicklungsschablonen, welche ungerichtete Bewegungen und primitive Refl exe beinhalten, verschwinden im Entwick-lungsverlauf des 1. Lebensjahres.

2.8.1 Refl exe (Reaktionen)Im Wesentlichen werden Eigen- von Fremdrefl exe n unterschieden. Sie werden von stereotypen und komplexen Reaktionen ergänzt.• Monosynaptische Refl exe – Eigen-

refl exe (▶ Abb. 2.2)Plötzlicher Dehnungsreiz auf die Muskelsehne bewirkt neurale Erre-gung; Leitung über aff erente, sen-sible, periphere Nervenfaser (Ia-Fa-sern) über das Spinalganglion in die Hinterwurzel des Rückenmarks (RM); dort synaptische Umschal-tung auf motorische Vorderhorn-zelle; Antwort an der motorischen Endplatte mit Kontraktion des vor-her gereizten Muskels über eff eren-ten, motorischen Bogen des Refl e-xe s; gleichzeitig Hemmung der An-tagonisten über Zwischenneurone im RM und mehrere Segmente zu den Vorderhornzellen

Abb. 2.2 Eigenrefl ex [L231]

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59 2.8 Ärztliche Diagnostik

2

Klinischer HinweisPseudoklonus:Anstelle einer einfachen Reaktion bei Auslösung des Muskeleigenrefl exes kommt es zu 2 bis 3 Zuckungen im Sinne eines gesteigerten Eigenrefl exes.

• Polysynaptische Refl exe – Fremd-refl exe (▶ Abb. 2.3) erfassen immer polysynaptisch mehrere Segmente und Muskelgruppen.

• Stereotype Reaktionen/Automatis-men

• Refl exartige, mehr oder weniger komplexe Reaktionen, die auf einer Reizung mehrerer Systeme beruhen (Galant; suprapubischer Streckre-fl ex)

• Exterozeptive Refl exe/Reaktionen (ausgelöst durch Oberfl ächenreiz an der Haut)

• Propriozeptive Refl exe/Reaktionen (ausgelöst über Gelenkfl ächen, Pe-riost, Sehnen oder Muskeln)

• Interozeptive Refl exe/Reaktionen (ausgelöst über Peritoneum oder Pleura)

• Telerezeptive Refl exe/Reaktionen (ausgelöst über Sehen oder Hören)

Exterozeptive Refl exe/Reaktionen• Greifrefl exe

– der Hand: Finger des Untersuchers oder Gegenstand wird von der ulna-ren Seite in die Hand gelegt. Im 1. Trimenon fi ndet im Sinne der norma-len Antwort der Greifrefl ex statt. Das refl ektorische Greifen über diesen Zeitpunkt hinaus ist als pathologisch zu bewerten.

– des Fußes: Auslösen durch Aufl egen/Berührung der 1.–3. Metatarsenbal-len mit plantarer Beugung der Zehen aus Neutral-Nullstellung im OSG; bei spastischer Zerebralparese (CP, von engl. cerebral palsy) schon im 1. Trimenon schwach oder verzögert auslösbar.

• Plantarrefl ex: Bestreichen des lateralen plantaren Randes der Fußsohle von der Ferse zum Vorfuß mit Plantarfl exion der Zehen ohne Dig. I und Vorfuß als normale Antwort; unreife Antwort mit Spreizung der Zehen, Pronation des Fußes z. B. bei spastischer CP; fehlende Antwort bei gestörter Sensibilität (Meningomyelozele, MMC)

• Babinski: Bestreichen des lateralen plantaren Randes der Fußsohle von der Ferse zum Vorfuß mit Dorsalfl exion der Großzehe und Spreizung der übri-gen Zehen; bei vollständiger Ausprägung einhergehend mit Kniegelenksstre-ckung, Innenrotation, Adduktion und Pes equinus; erscheint nur bei Schädi-gung des bereits ausgereift en ZNS; ist in den ersten 6 Lebensmonaten physio-logisch

Abb. 2.3 Fremdrefl ex [L231]

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60 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

• Fremdrefl exe– Bauchdeckenrefl exe (BDR): epi-, meso-, hypogastrisch; Bestreichen von

lateral nach medial beginnend mesogastrisch mit Kontraktion der Mus-keln im gereizten Dermatom; auch bei Kindern mit infantiler spastischer CP immer erhalten; gestört bei MMC, Fehlbildungssyndromen und Kom-pressionen des Rückenmarks

– Cremasterrefl ex: Auslösen durch Bestreichen des proximalen Drittels des Oberschenkels in Richtung des Hodensacks; normal mit Anstieg des Ho-dens in Richtung des Leistenkanals und homolaterale Kontraktion der Bauchwand; gestört bei MMC, Fehlbildungssyndromen und Kompressio-nen des Rückenmarks

– Femoroabdominaler Refl ex: Auslösen durch Bestreichen des proximalen Drittels des Oberschenkels in Richtung medial; normal mit homolateraler Kontraktion der Bauchwand; gestört bei MMC, Fehlbildungssyndromen und Kompressionen des Rückenmarks

• Phasische Streckreaktionen– Handwurzel: Auslösen bei maximaler Dorsalextension im Handgelenk

und maximal 90° Flexion im Ellenbogengelenk mit Beklopfen der Hand-wurzel in Richtung Ellenbogen; bei gesundem Kind nicht existent; patho-logisch bei phasischer Streckung aller Armgelenke und Fingerfl exion bei spastischer CP

– Fersenrefl ex: Auslösen bei maximaler Dorsalextension im oberen Sprung-gelenk und maximal 90° Flexion im Kniegelenk mit Beklopfen der Fuß-wurzel in Richtung Kniegelenk; bei gesundem Säugling nur 4 Wochen existent; pathologisch bei phasischer Streckung des Hüft -, Knie- und Sprunggelenks, ggf. Zehenfl exion bei spastischer CP

• Tonische Streckreaktionen– Asymmetrischer Tonischer Nackenrefl ex (ATNR ): langsames Drehen

dann Halten des Kopfes aus der Neutralstellung um 90° nach links oder rechts; auf Gesichtsseite steife Armstreckung und Adduktion an den Kör-per, Innenrotation im Schultergelenk und Fausten; auf der Hinterhaupts-seite steife Beugung von Arm und Bein; bei passiver Streckung des Hin-terhauptsarms aktive Hinwendung des Kopfesmit Streckung eines oder beider Beine aus passiver, unvollständiger Streckhaltung der Beine, Kopf dabei in Mittelposition; physiologisch ma-ximal 3 Monate, Persistenz bei spastischer CP

Klinischer HinweisFechterstellung:Reize können optisch, olfaktorisch, taktil, akustisch sein. Auf der Gesichts-seite Armstreckung und Abduktion im Schultergelenk. Hand ist off en. Das Knie ist locker gestreckt. Auf der Hinterhauptsseite sind Arm und Bein lo-cker gebeugt.Muster dient der optischen Orientierung, wenn sich das Kind zu einer Quel-le/Mutter orientiert.! Nicht zu verwechseln mit dem ATNR ▶ 1.1.1 und ▶ Abb. 1.7.

– Gekreuzter Streckrefl ex: Auslösen durch Druckreiz in die Hüft pfanne aus der Flexionshaltung von Hüft - und Kniegelenk des untersuchten Beines mit nachfolgender Streckung des kontralateralen Beins; physiologisch in den ersten 3 Monaten, Persistenz bei spastischer CP

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61 2.8 Ärztliche Diagnostik

2

Klinischer HinweisPhasische Reaktionen unterscheiden sich von tonischen Reaktionen durch eine kurz andauernde, einmalige Reaktion auf einen Reiz.

In der Tabelle ▶ Tab. 2.7 werden die Primitivrefl exe und ihre Waltezeit sowie Pa-thologie dargestellt.

Propriozeptive Refl exe/ReaktionenBei pathologisch verstärkter Antwort sind diese Refl exe Hinweis auf eine zentrale Enthemmung (z. B. spastische CP ▶ 6.1.3).Bei Fehlen des Refl exes liegt eine aff erente oder eff erente Erregungsleitungsstö-rung (z. B. spinale Muskelatrophie [▶6.3.1]) oder eine gestörte Kontraktionsfähig-keit des Erfolgsmuskels vor:An den Armen• Bizepssehnenrefl ex (BSR): kurze Unterarmbeugung als Reaktion auf Beklop-

fen der Bizepssehne• Radiusperiostrefl ex (RPR): kurze Radialabduktion als Reaktion auf Beklopfen

des Radiusperiost

Tab. 2.7 Waltezeit und Pathologie wichtiger Primitivrefl exe/neonataler Reak-tionen

Primitivrefl ex/neonatale Reaktion

Waltezeit Pathologie

Babkin-ReaktionRooting Refl exeMundwinkelrefl exSaugrefl ex

Bis 4 WochenBis 3 MonateBis 3 MonateBis 3 Monate

> 6 Wochen> 6 Monate> 6 Monate> 6 Monate

Handwurzelrefl exFersenrefl ex

KeineBis 4 Wochen

Bei Nachweis> 3 Monate

Suprapubischer Streckrefl exGekreuzter Streckrefl ex

Bis 4 WochenBis 6 Wochen

> 3 Monate> 3 Monate

Extensorenstoß der BeineExtensorenstoß der Arme

Bis 4 WochenKeine

> 3 MonateBei Nachweis

Neonataler Gehautomatis-mus

Bis 4 Wochen > 3 Monate

Galant-Refl ex Bis 4 Monate Schwach auslösbar oder fehlend im 1. Trimenon bei spastischer Entwicklung;Verstärkt auslösbar ab dem 2. Trime-non bei dyskinetischer Entwicklung

Handgreifrefl exFußgreifrefl ex

Bis zur Ent-wicklung der Handgreif-funktion und der Fußstütz-funktion

Herabgesetzt oder nicht auslösbar in 2. Trimenon bei dyskinetischer Ent-wicklung;Verstärkt im 2. Trimenon oder später bei spastischer Entwicklung;Herabgesetzt oder nicht auslösbar in 2.–3. Trimenon oder später bei spasti-scher Entwicklung;Verstärkt im 2.–3. Trimenon oder spä-ter bei dyskinetischer Entwicklung

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62 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

2

An den Beinen• Patellarsehnenrefl ex (PSR): kurze Unterschenkelextension als Reaktion auf

Beklopfen der Patellarsehne unterhalb der Kniescheibe• Adduktorenrefl ex: homolaterale Adduktion des Oberschenkels als Reaktion

auf Beklopfen der Adduktoren; pathologisch bei gekreuzter Adduktion• Achillessehnenrefl ex (ASR): einmalige Plantarfl exion als Reaktion auf Be-

klopfen der Achillessehne• Rossolimo: plantare Beugung der Zehengrundgelenke bei Streckung der übri-

gen Zehengelenke als Reaktion auf kurzes, schnelles Schlagen der Zehen in Extensionsrichtung; wenn auslösbar, immer als pathologisch zu werten

• Fußklonus: dosierte, rhythmische Dorsalfl exion des Fußes am Metatarsenbal-len durch die Hand des Untersuchers bei im Kniegelenk fl ektiertem Bein mit Auslösen eines Klonus (Frequenz 6/s über mindestens 3 Sekunden); wenn auslösbar, immer als pathologisch zu werten

2.8.2 LagereaktionenDie Lagereaktionen sind Instrumente zur Beurteilung der Dynamik des Reifungs-prozesses des ZNS und somit geeignet zur Frühdiagnostik zerebraler Bewegungs-störungen.Sie beschreiben provozierte Haltungen und Bewegungen als Reaktion auf defi nier-te Änderungen der Körperlage. Sie sind kinesiologisch defi niert als globale Mus-ter, Teilmuster und alterstypische Bewegungsmuster.Dabei zeigen die Lagereaktionen nicht nur die erreichte Entwicklungsstufe, son-dern in ihrer Art der Abweichung auch das Ausmaß der Abnormalität und der pathologischen Entwicklung.

Spezielles zur Durchführung• Auslösung von Reizen propriozeptiven Charakters (Aff erenzen): exterozeptiv,

interozeptiv, telerezeptiv• Standardisierte Durchführung erforderlich• Die jeweilige Reaktion des Kindes auf die Lage im Raum ist die Antwort auf

defi nierte Aff erenzen.• Diese Aff erenzen sind je nach Lagereaktion verschieden, dabei klar defi niert

(siehe Durchführung).• Gleich sind dagegen die Teilmuster der globalen Reaktionen in den Lagereak-

tionen.• Die motorische Reaktion/Eff erenz ist je nach Entwicklungsalter verschieden

(▶ Tab. 2.8).

Tab. 2.8 Teilmuster der motorischen Entwicklung vom Neugeborenen bis zum Ende der Säuglingszeit:

Moroartige Armmuster

Beugesynergie der Beine

Stützfunktion der Extremitäten (von kranial nach kaudal)

• In der Neu-geborenen-zeit

• Während des ersten Trimenon

• Ab etwa 4 ½ Monaten (obere proximale Extremi-täten)

• Ab dem 3. Trimenon (untere proximale Extremi-täten),

• Entfaltung der Hand im Laufe des 2. Trimenons,• Füße in Dorsalfl exion und Zehen in Mittelstel-

lung nach dem 7. Monat

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63 2.8 Ärztliche Diagnostik

2

• Abweichungen deuten auf das Unvermögen des ZNS zur Verarbeitung der Aff erenzen hin (gestörte posturale Reaktivität).

• Die sieben Lagereaktionen verlaufen von der Neugeborenzeit an gesetzmäßig bis zum Erreichen der vollendeten Vertikalisierung (▶ 1.1).

Übersicht der 7 LagereaktionenTraktionsreaktionDazu wird der Säugling aus der Rückenlage (Mittelposition von Rumpf und Kopf) an den Händen etwa 45° über die Horizontale hochgezogen. Die Daumen des Un-tersuchers werden dabei von der ulnaren Seite aus in die Hände des Kindes gelegt. Seine Finger halten den Säugling proximal der Handgelenke.Landau ReaktionWährend die fl ache Hand unter dem Bauch des Kindes liegt, wird es unvermittelt angehoben (bei strengem Verbleib in der Horizontalen). Die Hände des Kindes sind dabei off en.AxillarhängeversuchDas Kind wird in Bauchlage am Rumpf (nicht zirkulär) in der Horizontalen gehal-ten und dann unvermittelt in die Vertikale hochgenommen. Die Hände des Kin-des sind dabei off en.Vojta-Seitkipp ReaktionDas Kind wird am Rumpf (nicht zirkulär) gehalten und unvermittelt aus der ver-tikalen Ausgangsposition in die Horizontale zur Seite gekippt. Die Hände des Kin-des sind dabei off en.Horizontale Seithängereaktion nach CollisHier werden Oberarm und gleichseitiger Oberschenkel zirkulär umfasst und un-vermittelt aus der Seitenlage hochgehoben. Dabei verbleibt das Kind in der Hori-zontalen. Die untenliegende Hand ist dabei off en. Das hypotone Kind muss dabei so proximal wie möglich gegriff en werden.Vertikale Hängereaktion nach Peiper/IsbertBei Kindern im Alter vom 1.–5. Monat werden in Rückenlage die Knie gefasst (Kopf in Mittelstellung). Ab dem 5. Monat wird es aus der Bauchlage unvermittelt mit dem Kopf nach unten in die Vertikale geführt. Die Hände des Kindes sind dabei off en.Vertikale Hängereaktion nach CollisAus der Rückenlage wird ein Knies/Oberschenkel gefasst und das Kind unvermit-telt mit dem Kopf nach unten in die Vertikale geführt. Die Hände des Kindes sind dabei off en.

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64 2 Physiotherapeutische Befunderhebung und Behandlung

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Abb. 2.4 Lagereaktionen nach Vojta

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Abb. 2.4 Lagereaktionen nach Vojta (Fortsetzung)

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Abb. 2.4 Lagereaktionen nach Vojta (Fortsetzung)

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67 2.8 Ärztliche Diagnostik

2

Bewertung der zentralen Koordination nach CostiEs bestehen funktionelle und zeitliche Zusammenhänge zwischen den Teilmus-tern einzelner Lagereaktionen sowie der Entwicklung der Stützfunktion und der akralen Motorik.Die posturale Reaktivität durch Auslösen der Lagereaktionen beschreibt die be-reits ausgereift en Muster der kindlichen zentralen Koordinationsstörung (ZKS). Selbst wenn nur ein Teilmuster der globalen Lagereaktion von der Norm ab-weicht, wird diese Lagereaktion als abnorm gewertet.• Alle Lagereaktionen normal – idealer Befund (69,7 % der Säuglinge)• 1–3 Lagereaktionen abnorm – leichteste ZKS (18,8 % der Säuglinge)• 4–5 Lagereaktionen abnorm – leichte ZKS (7,2 % der Säuglinge)• 6–7 Lagereaktionen abnorm – mittelschwere ZKS (3,9 % der Säuglinge)• 6–7 Lagereaktionen abnorm und auff allend gesteigerter oder herabgesetzter

Muskeltonus – schwere ZKS (0,4 % der Säuglinge)

2.8.3 VorsorgeuntersuchungenDie Vorsorgeuntersuchungen dienen der Prävention bzw. Frühdiagnostik von Entwicklungsauff älligkeiten und Erkrankungen. Sie ermöglichen es, früh notwen-dige Diagnostik und Behandlung einzuleiten.

Allgemeines• Bei jeder Vorsorgeuntersuchung erfolgt die Erhebung der auxiologischen

Daten (Körperlänge, Kopfumfang, Körpergewicht).• Die Entwicklungsbeurteilung in U3-U9 orientiert sich an den Grenzsteinen

der verschiedenen Entwicklungsbereiche.• Bei allen Vorsorgeuntersuchungen wird ein Organstatus erhoben.

UntersuchungsverlaufNeugeborenen-Erstuntersuchung (U1): direkt nach der GeburtAPGAR ▶2.8.4, allgemeine körperliche Untersuchung; Bestimmung des Nabel-schnur-pH, 1. Vitamin K-Gabe

U2: 3.–10. LebenstagGuthrie-Test (Hormon- und Stoff wechselscreening); Screening auf Mukoviszido-se; Hörscreening; Prüfung der Augen im durchfallenden Licht (Katarakt); allge-meine körperliche Untersuchung inkl. Beobachtung der Spontanmotorik und Auslösen der Refl exe; 2. Vitamin K-Gabe; ab dem 5. Lebenstag Beginn der tägli-chen Vitamin D- und Fluorid-Gabe; u. a. Beratung zum Th ema „plötzlicher Kindstod“ und regionalen Unterstützungsangeboten

U3: 4.–6. LebenswocheAnamnese hinsichtlich Ernährung, Verdauungssituation und Schlaf; Beobach-tung der Spontanmotorik; Hüft sonografi e nach Graf; RAF-Auslösung (akustiko-fazialer Refl ex); 3. Vitamin K Gabe; Beratung im Umgang mit Schreibabys und zu regionalen Unterstützungsangeboten

U4: 3.–4. LebensmonatBeobachtung der Spontanmotorik; Traktions-Reaktion; Auge-Hand-Gegenstand Kontakt; Greiff unktion; sozialer Kontakt; 1. Routineimpfung (nach STIKO-Emp-fehlung); u. a. Beratungen zu regionalen Unterstützungsangeboten

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Leitfaden Physiotherapie in der Pädiatrie2018. 368 Seiten. ISBN 978-3-437-21161-4€ [D] 40,- / € [A] 41,20 / SFr 54,-

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8Ob in Klinik, Praxis oder Reha-Zentrum – dieser Leitfaden deckt die ganze Bandbreite der Physiotherapie in der Pädiatrie ab. Alle großen Bereiche wie Neonatologie, Orthopädie, Neurologie, Innere Medizin und auch Onkologie sowie genetische Erkrankungen werden umfassend besprochen.

Erklärt wird zunächst die Entwicklungsphysiologie des Kindes – mit umfangreichen Tabellen zum schnellen Nachschlagen.Sie erfahren alles, was Sie über eine gründliche Befunderhebung und die verschiedenen Therapiemöglichkeiten diverser Erkrankungen wissen müssen.Vorgestellt werden außerdem die verschiedenen Konzepte – von Bobath, Castillo Morales bis zu Osteopathie und Vojta.

Sehr nützlich sind zudem die umfangreichen Informationen zu Hilfsmitteln und Prävention.