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Research Collection Doctoral Thesis Mercaptale und Xanthogenate der Kohlenhydrate und Derivate der 6-Thioglucose Author(s): El Heweihi, Zaki Publication Date: 1950 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000101327 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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Research Collection

Doctoral Thesis

Mercaptale und Xanthogenate der Kohlenhydrate und Derivateder 6-Thioglucose

Author(s): El Heweihi, Zaki

Publication Date: 1950

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000101327

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A. Mercaptale und Xanthogenateder Kohlenhydrate und Derivate

der 6-Thioglucose

B. Herstellung und Hydrogenolysevon Benzhydrylestern

VON DER

EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE

IN ZÜRICH

ZUR ERLANGUNG DER WÜRDE EINES

DOKTORS DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN

GENEHMIGTE

PROMOTIONSARBEIT

VORGELEGT VON

Zaki el Heweihi

B. Sc. (Chem.) 1" Class Honours

aus Tanta/Aegypten

Referent : Herr Prof. Dr. V. Prelog

Korreferent : Herr Prof. Dr. L. Ruzicka

ZÜRICH 1950

DISSERTATIONSDRUCKEREI LEEMANN AG.

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*

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DEM ÄGYPTISCHEN VOLK GEWIDMET

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Ich danke

Herrn Prof. Dr. L. Ruzicka

ergebenst für die Förderung dieser Arbeit.

Herrn P.-D. Dr. E. Hardegger,

unter dessen Leitung die vorliegende Arbeit ausgeführt

wurde, möchte ich für seine Ratschläge, die er mir in

freundhcher Weise erteilte, bestens danken.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung (Teü A und B) 9

A. Mereaptale und Xanthogenate der Kohlenhydrate und Derivate

der 6-Thioglucose

Mereaptale13

Allgemeines13

Herstellung und Spaltung der Mereaptale von Kohlenhydraten . .18

Verwendung der Mereaptale in der Zuckerehemie 23

Verschiedene Umsetzungen der Zuckermercaptale 36

Tabellarische Zusammenstellung der Zuckermercaptale 41

Xanthogenate der Kohlenhydrate 50

Allgemeines über Xanthogenate 50

Herstellung, Eigenschaften und Reaktionen von Alkyl- und Aryl-

xanthogenaten51

Anwendung der Alkylxanthogenate 59

Polysaccharid-xanthogenate60

Xanthogenate vonmehrwertigenAlkoholenundvon Monosacchariden 74

Xanthogenate der Di- und Trisaccharide 92

Derivate der 6-Thioglucose 95

Experimenteller Teil 104

Mereaptale104

Xanthogenate117

Derivate der 6-Thioglucose124

B. Herstellung und Hydrogenolyse von Benzhydrylestern

Herstellung und Eigenschaften des Diphenyldiazomethans und der

Benzhydrylester128

Hydrogenolyse der Benzhydrylester 132

Experimenteller Teil 136

Zusammenfassung (Teil A und B) 146

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Einleitung (Teil A und B)

Teil A. Meine Arbeiten über Mercaptale, Xanthogenate und

Derivate der 6-Thioglucose betreffen schwefelhaltige Verbindungender Zuckerreihe, was in der experimentellen Durchführung der

verschieden gearteten Untersuchungen als gemeinsames Merkmal

eine gewisse Erleichterung bedeutete.

Zwischen den Untersuchungen über Mercaptale und jenen über

Xanthogenate und Derivate der 6-Thioglucose besteht inhaltlich

kein näherer Zusammenhang als das gemeinsame Ziel, die gewon¬

nenen Erkenntnisse zur Erforschung von Naturstoffen zu ver¬

wenden.

Mit der Untersuchung der Mercaptale wurden vorerst

analytische Ziele verfolgt, nämlich die Abtrennung reduzierender

Zucker aus Gemischen, wie sie beispielsweise bei der Hydrolyse von

Glykosiden und Polysacchariden anfallen. Die Aufteilung derartigerZuckergemische bildet auch heute noch ein ungelöstes Problem.

Die älteren Methoden, nach denen aus den Zuckergemischen die

reduzierenden Zucker als Hydrazone bzw. Osazone isoliert werden,

verlaufen bisweilen nicht quantitativ und erlauben (besonders wegen

Schwierigkeiten in der Aufarbeitung) oft nur vage Rückschlüsse

auf die ursprünglich vorliegende Zusammensetzung der Mischung.Die chromatographische Trennung von Zuckern in Form ihrer

Acetyl- bzw. Isopropyliden-Derivate ist infolge des nicht einheit¬

lichen Verlaufs der Acetylierung bzw. der Umsetzung mit Aceton

kaum mit Erfolg abwendbar.

Die neuerdings empfohlene Chromatographie der freien Zucker

ist vielversprechend, hat sich aber noch nicht durchgesetzt; das¬

selbe gilt für die Papierchromatographie freier Zucker.

Die Herstellung der Mercaptale verläuft in der Reihe der Aldo-

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sen leicht und in guten Ausbeuten. Zur Charakterisierung von

Aldosen wurden ihre Mercaptale erst kürzlich wieder empfohlen.Zuckermercaptale sind meist gut kristallisiert und schwer löslich,

wodurch ihre Abscheidung aus Gemischen erleichtert wird. Da

zudem bei der Umwandlung von Zuckern in die Mercaptale weder

ein neues Asymmetrie-Zentrum entsteht, noch Eingriffe an den

asymmetrischen Kohlenstoff-Atomen der Zucker vorgenommen

werden, ist der jedem Mercaptal zugrunde hegende Zucker eindeutigbestimmt. Zuckermercaptale zeigen keine Mutaratation; sie sind zur

Bildung zahlreicher Additionsverbindungen geeignet, was ihre ana¬

lytische Anwendung weiter erhöht. Von präparativer Bedeutungist die Spaltbarkeit der Mercaptale unter Rückgewinnung der zu¬

grunde hegenden Zucker, ferner ihre Anwendung zur Herstellungvon a-Glykosiden.

Zur Bereitung der Mercaptale ist es nicht nötig die freien Aldosen

mit Mercaptanen umzusetzen. In vielen Fällen gelingt die Herstel¬

lung der Mercaptale aus acetylierten Zuckern und aus Glykosidendurch Einwirkung von überschüssigem Mercaptan in Gegenwartvon Salzsäure. Diese, als Mercaptanolyse bezeichnete Spaltungzusammengesetzter Zucker, wobei als Spaltstücke Zuckermercap¬tale gefasst werden können, hat sich in den letzten Jahren besonders

in der Konstitutionsaufklärung von Streptomycin bewährt; sie wird

in folgendem Kapitel ausführlicher diskutiert.

Trotz der grossen technischen Bedeutung des Cellulose-xantho-

genats in der Kunstseide-Industrie ist über die Xanthogenate der

freien Zucker bzw. einfacher Glykoside nicht viel Sicheres bekannt.

Auf Grund der wenigen Untersuchungen scheint festzustehen, dass

bei der Xanthogenierung von Monosacchariden in einheitlich ver¬

laufender Reaktion nur ein Xanthogenat-Rest ins Zucker-Molekül

eintritt. Als Haftstelle des Xanthogenat-Restes wird in Zuckern

und Kohlenhydraten, bzw. ihren Derivaten das Hydroxyl an C-2

angenommen. Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme wurden

bisher nicht erbracht. Abgesehen von dieser Unsicherheit scheinen

die Zuckerxanthogenate für selektive Umsetzungen einer Oxy-gruppe im Zuckermolekül gut geeignet. So wird z.B. von Lieser

die Umsetzung von Cellulose-xanthogenat mit Nitrosomethylure-

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than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendungdieser Reaktion auf Monosaccharide sollte in einfacher Weise die

Herstellung von 2-Methoxy-zuckern erlauben.

Die von mir an a-Methylglucosid-xanthogensaurem Natrium mit

Nitrosomethylurethan und -harnstoff durchgeführte Umsetzungnahm jedoch nicht den erwarteten Verlauf, sondern führte ohne

Methylierung der Zucker unter Abspaltung von Schwefelkohlenstoff

wieder zu a-Methylglucosid, bzw. unter milderen Bedingungen zu

a-Methylglucosid-xanthogensäure-methylester.Die von Freudenberg an Di-isopropyliden-glucofuranose-3-xan-

thogensäure-methylester beobachtete thermische Umlagerung die

zu einem Derivat der 3-Desoxy-3-thiol-glucose führt, öffnet einen

Weg (z. B. mittels der Entschwefelung durch Raney-Nickel) zu

den in der Natur aufgefundenen Desoxy-Zuckern, z. B. Digitoxose,Cymarose, Oleandrose und 2-Desoxy-ribose.

'

Die von Freudenberg beobachtete Umlagerung Hess sich mit

a-Methylglucosid-xanthogensäure-methylester nicht durchführen.

Als Folge der thermischen Zersetzung trat hier anscheinend eine

Tschugaeff'8che Reaktion ein.

Zur Herstellung von Derivaten der ß-Thioglucose stand in

grösseren Mengen /3-Tetraacetyl-glucose-6-thiuroniumjodid zur Ver¬

fügung. Dieses Thiuroniumjodid konnte mit Natrium-nitrit bzw.

Ammoniak in Octaacetyl-diglucosyl-6, 6'-disulfid umgewandelt wer¬

den, welches mit nascierendem Wasserstoff zu ß-Tetraacetyl-6-mercaptoglucose reduziert und mit Wasserstoffperoxyd zu /5-Tetra-acetyl-glucose-6-sulfonsäure oxydiert werden konnte. Die Versuche

sollen als Grundlage für die Synthese von 5-Thiomethylribose die¬

nen, welche an Adenin gebunden, in Hefe vorkommen soll.

Teil B. Herstellung und Hydrogenolyse von B'enzhydryl-estern. In zahlreichen synthetischen und analytischen Unter¬

suchungen ist es notwendig bei der Durchführung bestimmter

Reaktionen, die in den Substanzen allfällig enthaltene Carboxyl-gruppe durch Veresterung zu schützen und nach vollzogener Reak¬

tion die Ester wieder zu den Säuren zu verseifen. Die Veresterungder Carbonsäuren (z. B. mit Diazomethan) bietet im allgemeinen

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keine Schwierigkeiten, während die zu Verseifung der Ester not¬

wendige Einwirkung von Säure oder Alkali bei empfindlichenSubstanzen unerwünschte Nebenreaktionen zur Folge hat. Diese

Schwierigkeiten konnten bei den Benzhydrylestern (welche durch

Umsetzung von Carbonsäuren mit Diphenyldiazomethan hergestelltwerden können) überwunden werden, da durch Hydrogenolyse der

Benzhydrylester mit Wasserstoff in Gegenwart von Palladium¬

kohle die freien Carboxylgruppen wieder regeneriert werden. Nach

dieser Methode wurden die Benzhydrylester einfacher aliphatischerSäuren, Aldonsäuren, aromatischer Säuren, Triterpensäuren und

Säuren der Steroid-Reihe hergestellt und durch Hydrogenolysewieder gespalten.

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A. Mercaptale und Xanthogenate der Kohlenhydrateund Derivate der 6-Thioglucose

Mercaptale

Allgemeines

Die leicht verlaufende Umsetzung von Monosacchariden und

Alkoholen zu Glykosiden legte schon früh den Gedanken nahe,

analog gebaute Zucker-Derivate der Mercaptane aufzusuchen.

Mercaptane verbinden sich unter dem Einfluss vonWasserabspal¬tenden Mitteln, z. B. 60-proz. Bromwasserstoffsäure, 50-proz.

Schwefelsäure, konz. Zinkchlorid-Lösung, oder am besten konz.

Salzsäure (D = 1,19) sehr leicht mit Glucose und anderenAldosen1)2).Ketosen reagieren nicht unter den hier angegebenen Versuchsbedin¬

gungen mit Mercaptanen unter Bildung von Mercaptalen, sondern

es erfolgt eine weitgehende Zersetzung der Säure-empfindlichenKeto-Zucker.

Die Reaktionsprodukte der Aldosen enthalten 2 Mol Mercaptanauf 1 Mol Zucker3), statt 1 Mol Mercaptan auf 1 Mol Zucker, wie

eine der Glucosidifizierung analog verlaufende Umsetzung erwarten

liesse. Die Reaktionsprodukte entsprechen in ihrer Struktur den

unten formuUerten, aus Aldehyden mit Mercaptanen erhaltenen

Umsetzungsprodukten, die Baumann*) Mercaptale nannte:

HH0

H/SR'R—C=0 + 2 R'SH > R—C (

\SR'

Längere Einwirkung von Mercaptanen auf Zucker-mercaptalekann zur Einführung eines dritten Mercaptal-Rests durch Ersatz

einer Oxy-gruppe führen. So gibt z. B. Äthylmercaptan in Gegen¬

wart von konz. Salzsäure mit 3, 4, 5, 6-Tetrabenzoyl-glucosediäthyl-

mercaptal den 2-Thioäthyläther des Tetrabenzoyl-glucose-diäthyl-

mercaptals5) wie aus folgender Formulierung ersichtlich ist:

1) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

2) Über die Herstellung von Fructose-mercaptal vgl. S. 22.

3) Über die Einführung von 3 R.S-Resten in Monosaccharide vgl. S. 37.

4) E. Baumann, B. 18, 884 (1885).

6) P. Brigl und R. Schinle, B. 66, 325 (1933); vgl. B. 65, 1890 (1932).

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y SC2H5y SC2HB

HC' HC(\SC2H6

cHgH |XSC2HSH-C—OH — -»• H-C—SC,H5

i konz. Salzsäure i

(CHOBz)3 (CHOBz)4

CH2OBz CH2OBz.

Mercaptale der Zucker-Reihe haben ein ausgesprochenes Kristal¬

lisationsvermögen. Nur wenige Mercaptale, nämlich: d-Ribose-

äthyl-6), phenyl 6)-mercaptale, d-Xylose-äthylen-7), trimethylen-7),amyl 8)-mercaptale, d-Glucose-dodecylmercaptal9), d-Galactose-tri-

methyl-mercaptal7), d-Gluco-d-guloheptose-äthylmercaptal10) und

Maltose-diäthylmercaptalu) konnten bisher nicht in kristallisierter

Form erhalten werden.

Maltose-diäthylmercaptal ist das einzige mit Sicherheit bekannte

Mercaptal eines Disaccharids. Es wurde von Wolfrom als Octaacetat

kristalhn erhalten11). Die Angaben von Uyeda und Kamon12) über

die Herstellung der n-Butyl-mercaptale von Lactose, Maltose und

Saccharose (!), von Maeda und Uyeda13) über die Herstellung der

n-Propylmercaptale von Maltose und Saccharose (!) und später von

Uyeda u) über die Herstellung der Isobutylmercaptale von Maltoseund Saccharose (!) sind zweifelhaft.

Zuckermercaptale sind leicht löslich in Pyridin, Anilin, Dioxan,Methyl-cellosolve, weniger löslich in heissem Wasser, Alkohol,schwer löslich in Chloroform, Aceton, Äther, unlöslich in Benzol,Petroläther und, mit Ausnahme von d-Galactose-äthylen-mercaptal,d-Xylose-, d-Lyxose- und d-Fructose-diäthylmercaptal in kaltem

Wasser.

Die Löslichkeit der Zuckermercaptale in Lipoid-Lösungsmit-

*) Eigene Versuche.

') W. T. Lawrence, B. 29, 547 (1896).8) E. Fischer, B. 27, 673 (1894).9) E. Schirm, C 42 I, 2210.

10) M. L. Wolfrom und F. B. Moody, Am. Soc. 62, 2343 (1940).u) M. L. Wolfrom und M. B. Newlin, Am. Soc. 53, 4379 (1931).12) Y. Uyeda und J. Kamon, Bull. jap. 1, 179 (1926).13) Y. Maeda und Y. Uyeda, Bull. jap. 1, 181 (1926).M) Y. Uyeda, Bull. jap. 4, 264 (1929).

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teln, bzw. in Wasser kann durch Änderung der Thioalkyl-Resteweitgehend variiert werden, z. B. sinkt die Löslichkeit der Glucose-

mercaptale in kaltem Wasser in der Reihenfolge: Glucose-äthylen-,trimethylen-, dimethyl-, dibenzyl-, diisoamyl-mercaptal.

Die optischen Drehungen der Zuckermercaptale in Pyridin liegenmeist zwischen -40° und +40°.

Bei höheren Temperaturen destillieren die Zuckermercaptale in

kleinen Mengen, der grösste Teil aber zersetzt sich und liefert als

Destillat ein mit Wasserdampf flüchtiges, nach gebratenen Zwiebeln

riechendes, in Äther lösliches Öl, das nichtweiteruntersucht wurde16).

Mercaptale sind schwache Säuren15). Sie lösen sich in wässrigenAlkalien, indem der Wasserstoff am C-l des Zucker-Moleküls durch

Alkalimetall ersetzt wird16).Aus diesen Lösungen werden die Mercaptale von Mineralsäuren

wieder abgeschieden17). Das Natriumsalz von d-Glucose-diäthyl-mercaptal wird in sehr feinen Nadeln von der Bruttoformel

C10H21O5S2Na erhalten, wenn man das Mercaptal in der fünffachen

Menge Methanol oder Äthanol, das einen Überschuss Natrium als

Alkoholat enthält, in gelinder Wärme auflöst und dann die Lösungabkühlt. Von Wasser wird das Natriumsalz des Mercaptals teil¬

weise18) zerlegt unter Rückbildung von Mercaptal.

Mercaptale lassen sich über ihre Acetate19), Benzoate20), p-Nitro-benzoate 21) reinigen. Diese meist gut kristallisierten Derivate lassen

sich mit Ammoniak verseifen und auf diese Weise wieder leicht in

die freien Mercaptale überführen. d-Galactose-dibenzyl-mercaptal-

penta-phenylurethan konnte, wie eigene Versuche zeigten, durch

Umsetzung des Mercaptals mit Phenyl-isocyanat kristallin erhalten

werden.

Verdünnte Mineralsäuren hydrolysieren die Zuckermercaptale

") E. Fischer, B. 27, 673 (1894).

16) E. Potel, Bull. Pharm. 30, 453 (1923).

") E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

18) Unklare, von E. Fischer, B. 27, 679, gebrauchte Formulierung.

19) W. Schneider und J. Sepp, B. 51, 225 (1918); M. L. Wolfrom und

A. Thomson, Am. Soc. 56, 880 (1934); E. Montgomery und 0. Hudson, Am.

Soc. 56, 2463 (1934).

20) P. Brigl und R. Schinle, B. 66, 325 (1933).

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langsam21). Erhitzt man z.B. d-Glucose-diäthylmercaptal mit

5-proz. Salzsäure auf dem Wasserbade, so macht sich sehr bald der

Geruch des Mercaptans bemerkbar und nach etwa 1/2 Stunde zeigtdie Lösung-die Reaktionen der Glucose22). Äthylen- und Trimethy-len-mercaptale zeichnen sich durch grössere Beständigkeit gegen¬über warmen Mineralsäuren aus, als die aus einwertigen Mercap-tanen hergestellte Mercaptale23).

In den eigenen Untersuchungen über die Mercaptale war u.a.

beabsichtigt, eis- oder trans-Cyclohexan-l,2-dithiol24) mit reduzie¬

renden Zuckern zu Mercaptalen umzusetzen; es gelang jedoch nicht

das zu diesem Zwecke benötigte, noch unbekannte Cyclohexan-dithiol herzustellen.

In rauchender Salzsäure löst sich d-Glucose-diäthylmercaptal bei

gewöhnlicher Temperatur rasch auf; die Lösung färbt sich rot und

riecht nach Mercaptan; ein Öl scheidet sich ab. Die Zersetzung ist

erst nach einigen Tagen beendet. Als Zersetzungsprodukt entsteht

ein in Wasser und Alkohol leicht lösliches schwefelhaltiges Produkt,das Fehling'sche Lösung nicht reduziert25) und seither nicht weiter

untersucht wurde.

21) In eigenen Versuchen festgestellt.22) Die Hydrolyse von Zucker-mercaptalen mit Mineralsäuren hat wegen

des wenig glatten Verlaufs der Reaktion keine präparative Bedeutung.23) W. T. Lawrence, B. 29, 547 (1896).

24) Die Umsetzung (vgl. experimentellen Teil S. 116) von Cyclohexen-dibromid mit 2 Mol Thioharnstoff führte zwar zu einer Verbindung der auf

Grund der CH-Bestimmung die erwartete Bruttozusammensetzung C8 H18 N4S2 Br2-H20 des bis-Iso-thioharnstoff-Derivats von Cyclohexan zukommt. In

dem bei 147° schmelzenden Präparat scheint jedoch eher eine lockere Addi¬

tionsverbindung (vgl. dazu die Umsetzung von Äthyljodid mit Thioharn¬

stoff A. Claus, B. 8, 40 (1875)), von 1 Mol Cyclohexandibromid, 2 Mol Thio¬

harnstoff und 1 Mol Wasser vorzuliegen, da schon bei längerem Trocknen

im Hochvakuum bei 70° langsame Zersetzung erfolgte, welche endlich zum

reinen Thioharnstoff führte. Auch beim Versuche, die bei 147° schmelzende

Additionsverbindung aus Wasser umzukristallisieren erfolgte Zersetzungunter Abscheidung von Cyclohexen-dibromid ; aus der wässerigen Lösungkonnten reichliche Mengen Thioharnstoff isoliert werden. Einwirkung von

verdünnter Natronlauge auf die Additions-Verbindung führte zu einem

schwefelhaltigen Öle, dessen Analyse mit derjenigen von Cyclohexan 1,2-dithiol nicht übereinstimmt.

25) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

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Die Spaltung der Mercaptale in Mercaptan und Aldose wird durch

Quecksilber (Il)-chlorid oder Silber-nitrat schon bei gewöhnlicherTemperatur bewirkt25). Präparativ wird die Spaltung in wässrigerAceton-Quecksilber(II)-chlorid-Lösung in Gegenwart von über¬

schüssigem Cadmium-carbonat durchgeführt. In eigenen Versuchenwurde festgestellt, dass die Zuckermercaptale mit Quecksilber(II)-chlorid in alkoholischer Lösung gut kristallisierte Doppelverbin¬dungen von konstantem Schmelzpunkt geben26); die Doppelver¬bindungen enthalten 1 Mol Quecksilber(II)-chlorid auf 1 Mol Mer-

captal27).Brom oder salpetrige Säure wirken in wässriger Lösung auf

d-Glucose-diäthylmercaptal zersetzend ein28); mit beiden Reagen¬zien entsteht neben Glucose ein schwefelhaltiges Öl, das nicht weiter

untersucht wurde.

50-proz. Salpetersäure, bzw. 30-proz. Wasserstoffsuperoxyd in

Gegenwart von Ferri-ion, wirken ebenfalls bei gewöhnlicher Tem¬

peratur zersetzend29) auf Zuckermercaptale.Von Kaliumpermanganat wird d-Glucose-diäthylmercaptal in

alkoholischer Lösung rasch oxydiert. Verwendet man dabei 4 Atome

Sauerstoff auf 1 Mol Mercaptal so entsteht nach E. Fischer w) „eine

schwefelhaltige Säure, welche ein Derivat der Glucose ist" und ein

in Alkohol leicht lösliches Kaliumsalz bildet.

w)A.Loir [Cr. 36,1095] beobachtete, dass Alkyl-sulfide mit HgCl2 kristalli¬

sierte Doppelverbindungen bilden. Ähnliche Doppelverbindungen mit PtCl4wurden von C. W. Blomstrand [J. pr. (2) 38, 353 (1888)] und F. C. Phillips[Am. Soe. 23, 254 (1901)] hergestellt. V. N. Ipatieff [Am..Soc. 61, 684 (1939)]beschreibt Doppelverbindungen aus Phenyl-alkylsulfiden mit PdCl2, die

ebenfalls kristallin sind und scharf schmelzen. In eigenen Versuchen wurde

festgestellt, dass d-Glucose und d-Galactose-dibenzyl-mercaptale mit PdCl2in verd. alkoholischer Lösung kristallisierte orangenfarbige Doppelverbin¬dungen bilden, die nicht weiter untersucht wurden. Mit AuCl3 in alkoholischer

Lösung ergaben d-Glucose, d-Galactose- und d-Lyxose-dibenzylmercaptalegelbe Niederschläge während d-Ribose-äthylenmercaptal einen orangen¬

farbigen Niederschlag lieferte. Diese Niederschläge konnten wegen ihrer

Unlöslichkeit nicht durch Kristallisation gereinigt werden.

27) Die Additionsverbindung von d-Ribose-äthylenmercaptal mit Queck-silber(II)-chlorid enthält 2 Mol Quecksilber(II)-chlorid auf ein Mol Mercaptal.

28) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

29) In eigenen Versuchen.

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d-Glucose-diäthylmereaptal ist nicht giftig. Da der Harn der mit

ihm reichlich gefütterten Kaninchenund Hunde nach hnks dreht und

nach dem Kochen mit Säuren reduziert, so scheint die Substanz

unverändert durch den Körper zu gehen30).Die Mercaptale sind von erheblicher Bedeutung für analy¬

tische31), wie synthetische32) Untersuchungen von Kohlenhydra¬ten. d-Glucose-di-dodecylmercaptal dient als Emulgiermittel33).

Herstellung und Spaltung der Mercaptalevon Kohlenhydraten

A. Herstellung nach E. Fischer u)

Die Umsetzung reduzierender Zucker zu Mercaptalen ist mit

Aldosen, Aldose-2-methyl-äthern, acetyherten Aldosen mit freier

Aldehydgruppe, acetylierten Ketosen mit freier Ketogruppe und

Galacturonsäure-estern durchgeführt worden.

Mit Ketosen, 2-Desoxy-aldosen, Glucosamin, Glucuron- und

Galacturon-säure versagten die nachfolgend beschriebenen Metho¬

den zur Herstllung von Mercaptalen.Zur Herstellung der Mercaptale haben einwertige Mercaptane

wie: Methyl-, Äthyl-, n-Propyl-, Isopropyl-, n-Butyl-, Isobutyl-,Amyl-, Isoamyl-, n-Heptyl-, Dodecyl- und Benzyl-mercaptan Ver¬

wendung gefunden.Von den zweiwertigen Mercaptanen sind Äthylen- und Trimethy-

len-mercaptan zur Herstellung von Mercaptalen der Kohlenhydrategeeignet. Mit Thiophenol konnten keine Aldose-phenylmercaptaleerhalten werden35). Um Glucose-diäthyl-mercaptal zu bereiten, löst

man z.B. 10g fein gepulverte d-Glucose in 10 cm3 konz. Salzsäure

(D = 1,19) bei Zimmertemperatur unter Schütteln. Zur gekühlten36)

30) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

31) Vgl. S. 23.

32) Vgl. S. 29.

33) E. Schirm, DRP. 715365 (1941).

34) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

35) Vgl. dagegen Experiment. Teil S. 110.

3e) Die Kühlung erfolgt wegen des exothermen Verlaufs der Mercaptal-Bildung; vgl. W. Schneider und J. Sepp, B. 51, 224 (1918); P. Levene und

O. Meyer, J. Biol. Chem. 74, 695 (1927).

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Lösung werden 10 g Äthylmercaptan unter kräftigem Umschütteln

gefügt. Das Mercaptan, das anfangs als Öl auf der Lösung schwimmt,

wird bei anhaltendem Schütteln gelöst. Nach 10-20 Minuten Stehen

erstarrt die homogene Lösung, wobei sich der Kolbeninhalt röthch

färbt. Kristallisation kann beschleunigt werden, wenn man eine

Probe der homogenen Lösung durch Verdunsten auf einem Uhrglas

zum Erstarren bringt, und dann der Hauptmasse wieder zufügt. Der

dicke Kristallbrei wird nach 4 Stunden auf der Pumpe scharf abge¬

saugt, mit wenig kaltem Alkohol und schliesslich mit Äther gewa¬

schen. Die Ausbeute an Mercaptal beträgt 65—70 % d. Th.

Die zur Herstellung der Mercaptale erforderliche Reaktionszeit

variiert von 10 Minuten bis zu mehreren Stunden. d-Galactose-

mercaptale bilden sich im allgemeinen leichter als die entsprechen¬

den d-Glucose-mercaptale. Ausserdem sind d-Galactose-mercaptale

leichter zu reinigen. Sie kristallisieren bereitwilliger als diejenigen

der d-Glucose.

Mit Methylmercaptan erfolgt die Umsetzung von Aldosen zu

Mercaptalen leichter als mit höheren Alkylmercaptanen, wie z.B.

Heptylmercaptan.Bei den anderen Zuckern variieren die Ausbeuten an Mercaptal

von 30 bis 80 %.

B. Modifikation nach Wolfrom31)

Der Zucker wird wie vorstehend beschrieben mit Mercaptan und

konz. Salzsäure in der Kälte versetzt und die Mischung auf der

Maschine geschüttelt bis die zwei Schichten verschwinden und ein

homogener Sirup entsteht. Das Reaktionsprodukt wird nun in der

Kälte mit konz. Ammoniak (ca. 15-n.) neutralisiert und im Vakuum

zur Trockene eingedampft.Der Eindampf-Rückstand wird mit Pyridin (1 Vol.) und Acetan-

hydrid (2 Vol.) durch Stehenlassen über Nacht bei Zimmertempe¬

ratur acetyliert. Das acetylierte Produkt wird in Wasser gegossen

und mit Chloroform ausgeschüttelt. Die Chloroform-Lösung wird

mit Kalium-hydrogen-carbonat-Lösung und mit Wasser gewaschen

und zur Trockene eingedampft.

37) M. L. Wolfrom. und M. L. Newlin, Am. Soc. 53, 4379 (1931); M. L.

Wolfrom und J. V. Karabinos, Am. Soc. 67, 500 (1945).

19

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Die acetylierten Zuckerniercaptale wurden im allgemeinen aus

Methanol durch die Zugabe von Wasser kristallin erhalten.

Entacetylierung erfolgt entweder mittels Ammoniak in Metha¬

nol — aus d-Fructose-diäthylmercaptal-pentaacetat wird das freie

Mercaptal in 78-proz. Ausbeute erhalten38) — oder noch besser in

Gegenwart von wenig Bariummethylat39), indem man die Acetate

in absolutem Methanol löst, dazu etwa 15% des Acetat-Gewichtes

0,033-n. Barium-methylat-Lösung in Methanol (erhalten durch

Kochen von Barium-oxyd mit abs. Methanol am Rückfluss) gibtund die Lösung 15—20 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lässt.

Aus der Lösung wird das Barium-ion mit Kohlen-dioxyd als Car-

bonat ausgefällt. Das Filtrat wird zur Trockene eingedampft und

das aus dem Rückstand mit Äthanol extrahierte Mercaptal umkri¬

stallisiert. Nach dieser Modifikation schwanken die Ausbeuten an

Mercaptal zwischen 50% und 70%.

C. Eigene Versuche

Mit den eigenen Untersuchungen wurde bezweckt, die Ausfüh¬

rungsform in der Herstellung von Mercaptalen weiter zu ver¬

einfachen und gleichzeitig die Ausbeuten an Mercaptal zu erhö¬

hen. Nach mehreren Versuchen mit Bromwasserstoff und Zinkchlo¬

rid wurde eine einfache und elegante Methode zur Herstellung von

Zuckermercaptalen gefunden. Danach werden Zucker und Mercap-tan in abs. Dioxan gelöst und durch die gekühlte Lösung gasför¬mige Salzsäure bis zum Auftreten einer violetten Färbung geleitet.Die Lösung wird 12 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen,bei vermindertem Druck zur Trockene eingedampft und der Rück¬

stand umkristallisiert. Die Ausbeuten an d-Galactose-dibenzyl-mercaptal und d-Ribose-äthylen-mercaptal liegen zwischen 85%und 90% d. Th.

Versuche Aldose-mercaptale aus Aldosen und Mercaptanen in

Dioxan-Lösung, in Gegenwart von p-Toluolsulfonsäure-chlorid als

Katalysator, durch azeotrope Destillation40) herzustellen, scheiterten.

38) M. L. Wolfrom und A. Thomson, Am. Soc. 56, 80 (1934).39) E. Pacsu, Am. Soo. 61, 1671 (1939).

20

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D. Herstellung von d-Fructose-diäthylmercaptal

Als Ausgangsmaterial dient jS-1, 3, 4, 6-Tetraacetyl-fructofura-nose, die in 30-proz. Ausbeute durch die Umsetzung von d-Fructose

mit Acetanhydrid in Gegenwart von Zink-chlorid bei 0° hergestelltwird41).

Acetylierung der jS-Tetraacetyl-fructofuranose in Gegenwart von

Zink-chlorid und überschüssigem Acetanhydrid führt zur Penta-

acetyl-keto-fructose, die mit Äthylmercaptan in Gegenwart von

Zink-chlorid und Natriumsulfat in d-Fructose-diäthylmercaptal42)umgewandelt wird. Der Ablauf der Reaktionen wird durch die

Formeln auf Seite 22 veranschaulicht.

E. Herstellung von d-Galacturonsäure-methyl*3)**),bzw. äthylester-u)diäthylmercaptai

d-Galacturonsäure wird in 1-n methanolischer bzw. äthanoli¬

scher Salzsäure gelöst, mit Äthylmercaptan versetzt und nach

mehrstündigem Stehen am Rückfluss gekocht. Die Lösung wird

dann im Vakuum eingeengt. Nach dem Erkalten erstarrt der Rück¬

stand zu einem Kristallbrei. Das Mercaptal wird durch Umkristal¬

lisieren gereinigt. Die Ausbeute beträgt 57%.

F. Spaltung der Mercaptale

Die Regenerierung der Zucker aus den Mercaptalen wird präpa-rativ in folgender Weise durchgeführt:

Das Mercaptan wird in Aceton gelöst, die Lösung mit Wasser

verdünnt, dann mit überschüssigem fein pulverisiertem Alkali-freiemCadmium-carbonat versetzt und dazu eine Aceton-Lösung von

Quecksilber (Il)-chlorid gegeben. Die Mischung wird mehrere Stun¬

den bei Zimmertemperatur gerührt, dann am Rückfluss gekocht,nach dem Erkalten filtriert und das Filtrat im Vakuum zur Trok-

kene eingedampft. Der Rückstand wird umkristallisiert.

40) Vgl. E. J. Salmi, B. 71, 1803 (1938); M. Kühn, J. pr. 156, 103 (1940),«) C. S. Hudson und D. H. Brauns, Am. Soc. 37, 2736 (1915).42) M. L. Wolfrom und A. Thomson, Am. Soc. 56, 880 (1934).43) H. A. Campbell und K. P. Unk, J. Biol. Chem. 120, All (1937).44) B. J. Dimler und K. P. Link, Am. Soc. 62, 1216 (1940).

21

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CH„OCOCH

HO

AcjO CH3COOd-Fructose >

ZnCl2,0° H-

H

CH2OCOCH3

CH3COO-

Wenig CH,COO-O AcaO

V XT

ZnCl,

-H

-OCOCH,

O

CH2OCOCH3

^-1,3,4,6-Tetraacetyl-fructofuranose /8-1,2,3,4,6-Pentaacetyl-fructofuranose

CH2OCOCH3

z SC«HB

'4,>o

CH8COO-

H-

H-

HgCl2 + CdCOs

-H

-OCOCH3

-OCOCH,

wässr. Aceton

C8H5SH Kühlen

<ZnCl2 + Na2S04

* CH3COO-

H-

H-

C = 0

-H

-OCOCH3

-OCOCH,

1,3,4,5,6-Pentaacetyl-fructose-diathylmercaptal

NHj in Methanol

V %

1,3,4,5,6-Pentaacetyl-keto-fructose

- SCoH6

Ba(OCH„)a in Methanol

->. Beinahe jjq.

quantitativ

H

H--OH

H—OH

CH2OH

d-Fructose-diäthylmercaptal

22

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Um aus den Aldose- und Ketose-mercaptalen Zucker-Derivate

der Aldehydo- oder Keto-form zu gewinnen, werden zunächst alle

freien Oxy-Gruppen des Mercaptals durch Acetylieren, Benzoylieren

oder Methylieren verschlossen. Werden jetzt die Thioalkyl-Gruppen

abgespalten, ohne dass die Ester- oder Äther-Gruppen angegriffen

werden, so erhält man die Acetate, Benzoate oder Methyläther der

Carbonyl-form, da ein Ringschluss zu Pyranose oder Furanose-

Derivaten infolge Fehlens einer freien Oxy-Gruppe im Zuckergerüst

unmöglich ist. Die Abspaltung der Thioalkyl-Reste wird wie oben

beschrieben in wässrigem Aceton in Gegenwart von Quecksilber

(Il)-chlorid und Cadmium-carbonat ausgeführt45)46).

Bei Benzoaten gelingt die Abspaltung der Thioalkyl-Reste auch

mit wasserfreier Ameisensäure.

Verwendung der Mercaptale in der Zuckerchemie

A. Analytische Anwendungen:

Identifizierung von Aldosen

Schwerlöslichkeit in Wasser und das grosse Kristallisationsver¬

mögen der Aldose-mercaptale lassen sich analytisch verwenden in

der präparativen Isolierung der Aldosen aus Lösungen.

Über die Trennung verschiedener Aldosen voneinander durch

fraktionierte Kristallisation47) oder chromatographische Trennung

der Mercaptale liegen nur wenig Erfahrungen vor.

Die Mercaptale weisen gegenüber anderen analytisch verwen¬

deten Zucker-Derivaten (z.B. Hydrazonen oder Osazonen) erheb¬

liche Vorteile auf, welche sie zur Identifizierung der Aldosen48)

geeignet erscheinen lassen:

Mercaptale sind charakteristisch für einen einzigen Zucker und

nicht für mehrere, wie es mit den Osazonen der Fall ist; sie können

in guten Ausbeuten (30—95%) hergestellt werden; sie schmelzen

«) P. A. Levene und O. M. Meyer, J. Biol. Chem. 69, 175 (1926).

46) M. L. Wolfrom und M. B. Newlin, Am. Soc. 51, 3620 (1930); vgl.

M. L. Wolfrom, Am. Soc. 51, 2189 (1929).

*') E. Votocek und V. Vesely, B. 47, 1519 (1914).

48) Vgl. M. L. Wolfrom und J. V. Kambinos, Am. Soc. 67, 500 (1945).

23

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scharf und ohne Zersetzung; sie geben gut kristallisierte Additions¬verbindungen mit 1 Mol Quecksilber (Il)-chlorid in alkoholischerLösung. Die Quecksilberchlorid-Additionsverbindungen lassen sichaus Dioxan Umkristallisieren49); sie schmelzen ebenfalls scharf,jedoch unter Zersetzung.

Die Zuckermercaptale zeigen keine Mutaratation, ihre spezifi¬schen Drehungen liegen meist zwischen —40° und +40°. Die meistgut kristallisierten Acetate der Mercaptale lassen sich durch Destil¬lation im Hochvakuum49) reinigen. Auch Benzoate und p-Nitro-benzoate49) eignen sich zur weiteren Charakterisierung der Mer¬captale.

Zur Identifizierung von Aldosen werden die Amylmercaptalewegen ihrer geringen Löslichkeit besonders empfohlen50).

Als Beispiel für die Isolierung und Identifizierung der Aldosensei die Isolierung von Harnpentose als Diamylmercaptal erwähnt,welches mit dem Diamylmercaptal von d, 1-Arabinose identifiziertwerden konnte51).

In der Aufklärung der Struktur des Cori-Esters52) (a-d-Gluco-pyranose-1-phosphat) wurde die Phosphorsäure durch saure Hydro¬lyse abgespalten, die Zucker-Komponente als Diäthylmercaptalisoliert und mit d-Glucose-diäthylmercaptal identifiziert.

Die reduzierenden Hydrolyse-Produkte des Melibiotits53) unddes Gentiobiotits54) wurden identifiziert indem man sie der Mercap-tal-Bildung unterwarf und die Mercaptale isolierte und identifizierte.

Mercaptal-Bildung kann auch dazu dienen, racemische Zucker¬arten zu spalten55). Als Beispiel dafür sei die Spaltung der d, 1-Ara¬binose mit d-Amylmercaptan erwähnt 1,4 g d, 1-Arabinosewurden in 2 cm3 rauchender Salzsäure gelöst, dazu 1,8 g des optisch¬aktiven d-Amylmercaptans vom Sdp. 119—121055) gefügt und

49) In eigenen Versuchen.

60) E. Votocek und V. Vesely, B. 47, 1519 (1914).51) C. Neuberg, B. 33, 225 (1900).52) M. L. Wolfrom und D. E. Fletcher, Am. Soc. 63, 1050 (1941); vgl.C. S. Hemes, Proe. B. 128, 421 (1940).53) M. L. Wolfrom und T. 8. Gardner, Am. Soc. 62, 2553 (1940).54) M. L. Wolfrom und T. S. Gardner, Am. Soc. 65, 750 (1943).55) E. Votocek und V. Vesely, B. 47, 1519 (1914).

24

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unter Erwärmen auf ca. 30—35° so lange geschüttelt, bis eine homo¬

gene Lösung entstand, die 3 Stunden bei Zimmertemperatur stehen

gelassen wurde. Dann wurde die Mischung mit Wasser verdünnt,wobei sich das Mercaptal-Gemisch als schneeweisse Kristallmasse

ausschied.

Dieses Gemisch, das unscharf bei 106—110°, schmolz wurde einer

fraktionierten Kristallisation aus Alkohol unterworfen. Nach 5-ma-

ligem Umkristallisieren zeigte der schwerer lösliche Teil den Schmelz¬

punkt 118—120° und bestand aus reinem d-Arabinose-d-amylmer-captal. In den Mutterlaugen befanden sich das 1-Arabinose-d-amyl-mercaptal, dessen Schmelzpunkt bei 114—116° liegt.

Mercaptanolyse

Unter Mercaptanolyse versteht man die vollständige oder parti¬elle Spaltung von Glykosiden, Disacchariden, Oligosacchariden,Polysacchariden und anderen Zuckerderivaten unter dem Einfluss

von Säure und in Gegenwart von Mercaptan, wobei aus den im

Reaktionsgemische vorhandenen Aldosen Mercaptale entstehen.

Wenn andere Methoden zur Konstitutionsaufklärung versagen,kann sich die Mercaptanolyse als sehr nützlich erweisen, wie sich

erst kürzlich am Beispiel des Streptomycins56) zeigte.Die Mercaptanolyse von Streptomycinwurde durchgeführt, indem

man das Hydrochlorid (I) mit Äthylmercaptan, welches mit gas¬

förmiger Salzsäure gesättigt war, versetzte und die Suspension über

Nacht auf der Maschine schütteln Hess. DieLösung wurde imVakuumzur Trockene eingedampft und der Rückstand in wenig Wasser

gelöst. Aus der wässrigen Lösung schieden sich die Kristalle des

Äthyl - thiostreptobiosaminid - diäthylmercaptal - hydrochlorids (II)aus. Streptidin (III) blieb in der Mutterlauge.

Die Mercaptanolyse des Streptomycin-hydrochlorids (I) ermög¬lichte die Konstitutionsaufklärung des Stre.ptobiosamins (IV—V),und demnach die Identifizierung des in Streptomycin enthal-

66) F. A. Kühl und K. Folkers, Am. Soc. 68, 2096 (1946); /. R. Hooperund M. L. Wolfrom, Am. Soc. 68, 2120 (1946); M. L. Wolfrom, Am. Soc. 69,1052 (1947); B. V. Lemieux und M. L. Wolfrom, Am. Soc. 68. 2748 (1946).

25

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HCl

CH,—HN—CH

CH-O-

-CH-

ICH

-O- CH

NH H0/ "eil CHOH NH

OHO—Ç—CHO C—HN—HC CH •NH • C • NH2

• HCl

O H—C—OH

HO—C—H

IC—H

-CH

ICH,

NHo.HCl CHOH

IV V VI

80%

-CH O-

-CHSC»H5I

-CH

CHOH

CH,

HN—CH

/SC2HBNH OHHC CHOH

O H- -OH

HO—CH

ICH

CH,OH

OHO-C-CffI II CH

!CH3

II

+ C—HN—HC CH •NH • C//

NH

k Raney-NiNickel->

Tetraaoetylderivat

sSC2HBNH, CHOH

III

XNH,

O

ÇH3NH-

AcO-

-CH—O-

AcÖ

IO-

CH—OAc

ICH

IC

CH2OAc

-CH

I'

CH

IC—

I-CH

CH,

HCl

-CHOH

CH,

HN—CH

r(TTam

l^ilg RückfluBS

VII

> Ô H—C—OH

IHO—CH

ICH

IHC2OH

VIII

26

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tenen Hexosamins mit N-Methyl-1-glucosamin (VIII) und deu¬

tete darauf hin, dass das Hexosamin an Streptose (V) durch C-l

gebunden ist.

Die Konstitution von natürlicher57) und synthetischer58) Stärke

und von Cellulose59) konnte ebenfalls durch Mercaptanolyse weit¬

gehend aufgeklärt werden.

Mercaptanolyse dient auch zur Bestimmung der Molekular¬

gewichte von Polysacchariden, wie z. B. Stärke, Cellulose und ande¬

ren glykosidischen Zuckerderivaten, oder um den Verlauf der Hydro¬

lyse dieser Verbindungen zu verfolgen.Um den Abbau der Cellulose, bzw. die Zunahme der reduzieren¬

den Endgruppen zu verfolgen, nimmt man zu verschiedenen Zeiten

eine Probe der Mercaptanolyse-Mischung, giesst sie zur Neutrali¬

sation der überschüssigen Säure in Natriumhydrogen-carbonat-

Lösung, dampft im Vakuum bei 40° zur Trockene ein, acetyliert

und bestimmt in den Chloroform-löslichen Anteilen den Schwefel¬

gehalt. Die mercaptalisierten Cellulose-Spaltstücke, ausgenommen

d-Glucose-diäthylmercaptal, werden als amorphe Gemische erhalten.

Das kristalüsierte d-Glucose-diäthylmercaptal tritt erst auf nach

Ablauf von zwei Drittel der Zeit, die für Beendigung der Mercap¬

tanolyse notwendig ist.

Die Anzahl der reduzierenden Endgruppen bzw. das Molekular¬

gewicht, bzw. der Polymerisationsgrad (DP)60) der Cellulose ist aus

dem Schwefelgehalt mittels folgender Gleichung zu rechnen;

m =,,

/ 6412 \ /014H19O8 + C2H5S\

\ % s + c12h16o8 ; v c12h16o8 ;

wobei C14H1909 das Molekulargewicht der Endgruppen und C12H1608

das Molekulargewicht der dazwischen liegenden Einheiten bedeutet.

Durch Extrapolieren auf Nullzeit lässt sich die Anzahl der End¬

gruppen des nativen Polysaccharids bestimmen.

«) M. L. Wolfrom und D. B. Myers, Am. Soc. 61, 2172 (1939); vgl. 63,

1336 (1941).

58) M. L. Wolfrom und C. S. Smith, Am. Soc. 65, 255 (1943).

59) M. L. Wolfrom und L. W. Georges, Am. Soc. 60, 1026, 3009 (1938);

vgl. Am. Soc. 59, 282 (1937).

60) Der Polymerisationsgrad gibt die Anzahl der Glucose-Einheiten in den

nativen Polysacchariden.

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Mercaptanolyse des a-Methylmannopyranosids ergab Mannose-

diäthyl-mercaptal61). In eigenen Versuchen wurde die Mercaptano¬lyse des a-Methylglucopyranosids und der Kartoffelstärke mit Ben-

zyl-mercaptan in Gegenwart von konz. Salzsäure und wasserfreiemZinkchlorid durchgeführt und ergab ausschliesslich d-Glucose-diben-

zyl-mercaptal in 42-proz., bzw. 35-proz. Ausbeute.

Mercaptanolyse der Cellulose62), in der gleichen Weise durch¬

geführt, oder mit 60-proz. Bromwasserstoffsäure anstelle von konz.

Salzsäure, lieferte einen Teer, der nicht weiter untersucht wurde.In der Hoffnung, d-Galacturonsäure-dibenzylmercaptal durch

Mercaptanolyse von Pektin62) zu erhalten, wurde Pektin in konz.Salzsäure gelöst und mit Benzylmercaptal bei Gegenwart von Zink¬chlorid versetzt. Das Reaktionsprodukt bestand jedoch aus einemin organischen Lösungsmitteln unlöslichen, in Alkali schwer lös¬lichen rötlichen Produkt, das nicht weiter untersucht wurde.

Die Beobachtung von Brigl63), dass Pyranoside mit Mercaptanennicht reagieren, wurde von Wolfrom64) als irrig befunden. ß-Penta-acetyl-fructopyranose reagiert nach Wolfrom mit Äthylmercaptanin Gegenwart von wasserfreiem Zink-chlorid, wobei allerdings kein

Mercaptal, sondern ein Thioglycosid entsteht, wie die folgendenFormeln zeigen:

CH,OAc CH„OAc

AcO-

AcO-

H-

H-

OAc O

OAc

C,H5SH»

ZnCl,

C2H5S-

AcO-

H-

H-

-H

-OAoO

-OAc

CH2—

Verseifimg

C2H6S-

HO-

H-

H-

-H

-OHO

-OH

CH2—

/8-Pentaacetyl-fructopyranosid /3-Äthyl-thio-fructopyranosid

Auf ähnliche Weise wurden die Methyl-, Äthyl-, n-Propyl- und

Benzyl-thioglucopyranoside64) in kristallisierter Form erhalten.

61) A. Scattergood und E. Pacsu, Am. Soc. 62, 903 (1940).62) In eigenen Versuchen.

63) P. Brigl und R. Schinle, B. 66, 325 (1933); vgl. B. 65, 1896 (1932).64) M. L. Wolfrom und A. Thomson, Am. Soc. 56, 880, 1804 (1934).

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B. Synthetische Anwendung der Zuckermercaptale

1. Herstellung von Aldehydo- und Keto-Zucker

Aus den Zuckermercaptalen können leicht und in guten Aus¬

beuten (35—50%) die Acetate65), Benzoate66), Methyläther67) der

Aldehydo- und Keto-monosaccharide erhalten werden, worauf

schon bei der Spaltung der Mercaptale in die freien Zucker (S. 21)hingewiesen wurde.

Als Beispiel dafür sei die Herstellung von 1-Aldehydo-arabinose-tetraacetat68) erwähnt :

25 g 1-Arabinose-diäthylmercaptal-tetraacetat wurden in 90 cm3

H- -OH

H-

HO-

-OH

O

-H

HO- -H

H-

CaHsSII>

ZnCl,

83-proz.

HC.

H

HO

HO-

H

XSC2H5

-OH

-H

H

OH

AcsO + Pyridin>

über

95-proz.

hc;

H

AcO-

AcO

H

/SCaH5

VSC2H5

-OAc

H

H

OAc

.OAc

HC

CH2OTs

II

HC=0

CH2OTs

III

xOAoH- -OAc

H- -OAç

Ac20AcO- -H

AcO— -H y\

ZnCl^lOOo AcO- -HAcO- -H

4 H- -OAcH- -OAc Stunden

CH2OTsCHaOAc

52-proz.V r

65) M. L. Wolfrom, Am. Soc. 51, 2189 (1929).

66) P. Brigl und R. Schinle, B. 63, 2885 (1930).

•') P. A. Levene und G. M. Meyer, J. Biol. Chem. 69, 175 (1926).

68) M. L. Wolfrom und M. R. Newlin, Am. Soc. 51, 3620 (1930).

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Aceton gelöst, dazu 15 cm3 Wasser gefügt und die Lösung mit 50 g

Cadmium-carbonat versetzt. Zur Mischung wurde dann eine Lösungvon 59 g Quecksilber(II)-chlorid in 75 cm3 Aceton gegeben, 12 Stun¬

den bei Zimmertemperatur gerührt, dann am Rücknuss 15 Minuten

gekocht, nach dem Erkalten filtriert und das Filtrat im Vakuum

bei 30—35° zur Trockene eingedampft.Der Rückstand wurde mit warmem Chloroform extrahiert und

der Extrakt umkristallisiert. Die Ausbeute an reiner 2, 3, 4, 5-Tetra-

acetyl-1-arabinose betrug 37,5 %.Derivate der Carbonyl-Form können auch aus den cyclischen

Derivaten der Aldosen hergestellt werden. Als Beispiel dafür sei die

S. 29 skizzierte Herstellung vonTetraacetyl-6-tosyl-aldehydo-galac-tose (IV) und d,l-Heptaacetyl-galactose (V) aus 6-Tosyl-galacto-

pyranose (I)69) erwähnt.

d-Galactose-Derivate mit einem 1,6- (Heptanosid-) Ring wurden

von Micheel) aus dem Mercaptal-Jodid (I) wie die folgenden Glei¬

chungen zeigen hergestellt.

/S C2HS ^OH

HC

H-C-OAc

AcO-C-H

IAcO-C-H

IH-C-OAc

HC=0

H5 I5

H-C-OAc

IHgCU + CdCOa

Ac° 9 H

> IAceton AcO-C-H

H-C-OAc

ICH„OH

HC-

!H-C-OAc

I -

Kochen AcO-ÇHmit AcO-CH

Pyridin I

H-C-OAc

ICH,—

/OAcHC-

H-C-OAc

IAc2o

AcO-CH

AcO-CH

IH-C-OAc

ICH,

O

I II III IV

(III) a- und ß- 2, 3, 4, 5-Tetraacetyl-galacto-heptanosid

(IV) 1, 2, 3, 4, 5-Pentaacetyl-galacto-heptanosid.

Als das geeignetste Ausgangsmaterial für Heptanosid-Ring-Syn-thesen71) erwies sich Tetraacetyl-6-trityl-d-galactose-diäthyl-mer-captal.

69) F. Michel und H. Ruhkopf, B. 70, 850 (1937).

70) F. Michelxmd F. Sückfull,B. 66, 1957(1933); vgl. A. 507, 138(1933);A. 502, 85 (1933).

71) M. L. Wolfrom und S. W. Waisbrot, Am. Soc. 66, 2063 (1944); vgl.

30

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HCT

/SC,Hs

VSC2H5 (C„H6)aCCl

/SC2H5 /SCoH.

hc; HCX

Bisessig

(CHOH)4 Ao20 +Pyridin (CHOAo)4 am Eückfluss (CHOAc)4•|

CH2OH CH2OC(C6H6

d-Galactose-diäthylmercaptal

IHC—OAc

(CHOAo)4

CH2

HC=0

AoaO0 < (CHOAc)4

Pentaaceryl-d-Galactoheptanose

Offene Acetohalogen-aldosen können über die Mercaptale erhal¬

ten werden, z.B. wurde 1-Brom-aldehydo-d-mannose-hexaacetat72)nach folgendem Schema hergestellt.

HC/

HC = 0

AcO-

AcO-

H

H

-H

HC;

AcO-

HgCl2 + CdCOs ACsO-H — > (CHOAc)4 »- AcO-

Aceton

65-proz.

-OAc

-OAc

CH2OAc

Pentaacetyl-mannose-diäthylmercaptal

H-

H-

/OAc

xOAc

-H

-H

-OAc

-OAc

HC.

AcO

CHsCOBr> AcO-

H-

H-

/BT

\OAc

-H

-H

-OAc

-OAc

CH2OAc

1-Bromo-aldehydo-d-mannose-hexaacetat

Als Derivate der Carbonyl-Form können Zucker-acetale73) aus

den Mercaptalen erhalten werden, wobei als Zwischenprodukte

M. L. Wolfrom und J. L. Quinn, Am. Soc. 57, 713 (1935); F. Micheel und

W. Spruch, B. 67, 1665 (1934).

,2) E. Pacsu, Am. Soc. 61, 1671 (1939); vgl. Am. Soc. 60, 2288 (1938).

73) P. A. Levene und G. M. Meyer, J. Biol. Chem. 69, 175 (1926).

31

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gemischte Acetale entstehen74), wie aus den folgenden Teilformeln

ersichtlich wird.

XSR

HC

XSR

Mercaptal

HgCla

R'OH

/OR'

hc:

XSR

gemischtes Acetal

HgCl2

R"OH'

,OR'

hc;V)R"

Acetal

Um Acetale zu erhalten und das Entstehen von Glykosiden zu ver¬

meiden muss ein Ringschluss durch Acetylierung, Benzoylierungoder Methylierung der freien Oxy-gruppen verhindert werden.

/SR /OCH, /OCH,hc; HC HCX

SR

(CHOAc)4lCHpOAc

HgClj + HgO + CdCO,>

CH3OH • Kochen

^OCH3

(CHOAc)4

CH,OAc

BaCOCjHs), OCH3

(CHOH)4

CHaOH

Hexose-dimethylacetal

Von Wolfrom und Mitarbeitern75) wurde an Galactose- und Glucose-

mercaptalen ein Verfahren ausgearbeitet, welches zu gemischtenMercaptal-a,cetalen führt.

,SR /SR ,SR

HC' HCX HC' HC/SR

Nsr \ci \oCH3 \0CHH- -OAc H- -OAc H- -OAc H- -OH

AcO-POCl»

-H >- AcO-CH.COCl

AgaCO,-H > AcO-

Metnanol

CHsONa-H > HO--H

AcO- -H AcO- -H AcO- -H HO- -H

H- -OAc H- -OAc H- -OAc H- -OH

CH2OAc CH2OAc CH2OAc CH2OH

d-Galactose-mercaptal-pentaacetat d-Galactose-methyl-thioa' kyl-acet

- 7i) E. Pacsu, Am. Soc. 61, 1671 (1939); vgl. Am. Soc. 60, 2288 (1938).75) M. L. Wolfrom und D. I. Weisblat, Am. Soc. 66, 2065 (1944); vgl.

Am. Soc. 62, 878, 3246 (1940).

32

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Gemischte Acetale sind auch aus den Hemimercaptalen75) erhältlich,die aus acetyliertem Aldehydo-zucker mit Mercaptanen hergestelltwerden können, wie die folgenden Gleichungen zeigen.

C2H5SH + Pyridin + AcaO

HC = 0

(CHOAc)4

HCT

G2H5SH

/SCoHs

X)H

». (CHOAc)4

Aldehydo-d-galactose -

pentaacetat

HCT

Hemiacetal

i

HCT

/SC2H5

^X

(CHOAc)4 CH3COBV (CHOAc)4

CH9OAc

Pentaacetyl-galactose -

diäthylmercaptal

X=Br oder Cl

HCT

Acs0

^OAc

Pyridin> (CHOAc)4

CH,OAc

HX

CHsOH

AgsCO.

HCT

\OCH3

.»- (CHOAc)4

CHsONa

XSC„HK

HCT

xOCH3

(CHOH)4

2. Herstellung von Thioglykosiden und Glykosiden

Wie schon auf Seite 17 erwähnt wurde, spalten Zuckermercap-tale bei der Einwirkung von Schwermetallsalzen wie Silbernitrat

oder Quecksilber(II)-chlorid leicht die Thioalkyl-Reste ab, unter

Bildung von Metall-mercaptid und Zucker78).

76) E. Fischer, B. 27, 679 (1894).

33

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In dieser Umwandlung treten als Zwischenprodukte Thioglyco-side auf77), die unter geeigneten Bedingungen isoliert werden kön¬

nen. Die entstehenden Thioglycoside sind immer rechtsdrehende

a-Thioglykoside. Zur Herstellung der a-Thiofuranoside werden die

Mercaptale mit genau äquimolekularen Mengen Quecksilber (II)-chlorid versetzt.

Die Möglichkeit der Isolierung der Thiofuranoside bei der Spal¬tung von Mercaptalen hängt von der relativen Reaktionsgeschwin¬digkeit der Mercaptale und der Thioglykoside gegenüber Queck¬silber (Il)-chlorid ab.

In der d-Glucose-Reihe reagieren die Thioglykoside mit Queck¬silber (Il)-chlorid ausnahmslos langsamer als die Mercaptale, so dass

die Thioalkylglucofuranoside in guter Ausbeute leicht isoliert wer¬

den können.

In der d-Galactose-Reihe reagieren die Thioglykoside und die

Mercaptale mit Quecksilber (Il)-chlorid etwa gleich schnell.

Wohl aus diesem Grunde ist die Isolierung von a-Äthyl-thio-galactofuranosid bisher78)79) noch nicht geglückt.Wenn ein Thioalkyl-Rest aus Mercaptalen, welche freie Oxy-

gruppen enthalten, abgespalten wird, so erfolgt Ringschluss unter

Bildung eines a-Thiofuranosids, das in Gegenwart von Spuren Säure

die Ringform wechselt und ein Gemisch von a- und /S-Thiopyrano-side80) ergibt.Wenn die Abspaltung des Thioalkyl-Restes mit Quecksilber

(Il)-chlorid in Alkohol bei Gegenwart von Quecksilber-oxyd (umdie Neutralität zu erhalten) durchgeführt wird, so können, je nachden experimentellen Bedingungen, Glykoside (nicht Thioglykoside)und zwar sowohl a- wie /J-Glykofuranoside erhalten werden, währendin Abwesenheit von Quecksilber-oxyd Glykopyranoside entstehen,wie in folgendem Schema gezeigt wird.

") W. Schneider und J. Sepp, B. 49, 2054 (1916).78) M. L. Wolfrom, Am. Soc. 60, 132, (1938).79) Das erste /i-Aryl-thioglykosid wurde von E. Fischer und K. Delbrück,

B. 42, 1476 (1909) durch die Umsetzung von Thiophenol-Natrium mit ß-Acetobrom-glucose erhalten. In ähnlicher Weise gelang es W. Schneider und

J. Sepp, B. 51, 220 (1918), das erste /i-Alkyl-thioglykosid durch Umsetzungvon Kalium-äthylmercaptid mit /?-Acetobrom-glucose herzustellen.

80) E. Pacsu und E. J. Wilson, jr., Am. Soc. 61, 1930, 1950 (1939).

34

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en

CH2OH

)0

O

H

/

l

\H

'H

,OH

H,

H\|

\/

OC2H5

O.H.OH,

70»

HO

HgCla

HOH

a-Äthyl-galactopyranosid

H-Os

OHH

H

H

O

H

C

MIII

HOH2C

HOH

a-Àthyl-galacto-furanosid8

H

HO

HO-

H

NSC2H5

-OH

-H

-H

-OH

70%

H,Os

OC2H5

HgCla

+HgO

CaHsOH

CH2OH

d

-Galactose-

diäthylmercaptal

HgCla

+HgO

H

OHH

H

O

H

C

\l

VH

35%

HOH2C

HOH

jS-Äthyl-galacto-furanosid

,0.

\H

HgCla

+HgO

CaHs0H,

70»

Wasser0-20°

OHH

H

O

H

C

\l

\/

SC2H5

II

HOH2C

HOH a-Äthyl-thiogalactofur

anosid82)81)

Vgl.

J.W.

Green

und

E.

Pacsu,

Am.

S

o

c

.59,

1205,2

5

6

9

(1937).

82)

a-Äthyl-thiogalactofuranosidi

st

unbekannt,a

b

e

r

das

entsprechendeGlucose-Derivatw

urde

n

a

c

h

diesem

Verfahren

in

55-proz.Ausbeuteerhalten.

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Diese Methode ist von allgemeiner Anwendbarkeit zur Herstel¬

lung von Furanosiden und Pyranosiden aus Mercaptalen ; so wurden

z.B. aus d-Mannose-diäthylmercaptal a-Äthyl-, a-n-Propyl-, a-Iso-

propyl-d-mannofuranoside hergestellt.Aus der Mutterlauge des a-Methyl-d-mannofuranosids konnte

• das ß-Isomere als kristallisierte Additionsverbindung mit 1 Mol

Calcium-chlorid und 3 Mol Wasser erhalten werden83). Aus der

Additionsverbindung kann das /3-Methyl-d-mannofuranosid durch

Schütteln mit Silber-oxalat in Wasser regeneriert werden.

Verschiedene Umsetzungen der Zuckermercaptale

Reduktion der Zuckermercaptale mit neutralem Raney-Nickel84)

in verdünntem Alkohol ergibt Desoxozucker85).

Aldose-mercaptale (I) liefern 1-Desoxozucker (II). während Ke-

tose-mercaptale (Ia) zu 2-Desoxozucker (IIa) führen.

Il R

(ySC2H5

XSC2H5

Raney-Nickel>-

AlkoholCH2

I R =H II R=H

Ia R=CH2OH IIa R=CH2

So wird z. B. von Raney-Nickel d-Galactose-diäthylmereaptal

zum 1-Desoxo-l-fucit in 24-proz. Ausbeute reduziert. Bessere Aus¬

beuten (66% d. Th) können mit Pentaacetyl-d-Galactose-diäthyl-

mercaptal erzielt werden.

Die Reduktion von Pentaacetyl - d - fructose - diäthylmercaptal

führt zum 2-Desoxo-d-mannit in 20-proz. Ausbeute.

2-Thioäthyläther des Tetrabenzoyl-glucose-diäthylmereaptalswurde durch längere Einwirkung von Athylmercaptan auf das

Tetrabenzoat erhalten86).

83) A. Scattergood und E. Pacsu, Am. Soc. 62, 903 (1940).

84) B. Mozingo, H. Adkins und L. Richards, Org. Synth. 21, 15 (1941).

85) M. L. Wolfrom und J. V. Karabinos, Am. Soc. 66, 910 (1944).

86) P. Brigl und R. Schinle, B. 65, 1890 (1932); vgl. B. 64, 2932 (1931).

36

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Die Vermutung Brigls, Pyranosen und Furanosen unterscheiden

zu können, denn sie sollten Produkte geben, die den dritten Thio-

alkyl-Rest in den verschiedenen Positionen 4 oder 5 enthalten, hat

sich nicht erfüllt.

Pentabenzoyl-a- oder jS-glucofuranose reagiert mit Äthylmercap-tan und konz. Salzsäure unter Ringöffnung und ergibt ein Produkt

mit 3 Thioäthyl-Resten.Aus 2, 3, 4, 6-Tetrabenzoyl-glucopyranose (I) entstehen 3 Pro¬

dukte: eines davon besitzt 3 Thioäthyl-Reste und ist mit demjenigen

aus Pentabenzoyl-glucofuranose identisch (II), während die 2 ande¬

ren Produkte je 2 Thioäthyl-Reste enthalten und als 3, 4, 5, 6-Tetra-

benzoyl-glucose-mercaptal (III)87) und ein Chlorhydrin, das durch

die Reaktion zwischen der freien Oxy-Gruppe und der vorhandenen

Salzsäure gebildet ist (IV oder V) zu bezeichnen sind.

/SC2H5HC7

/SC2H5HC.

H- -OH XSC2H5 XSC2H5

H-

BzO-

-OBz

(

-H

CaH5SH

konz. HCl

H-

H-

-SC2H5

-OBz

H-

H-

-OH

-OBz

H- -OBz BzO- -H BzO- -H

H-

C

H-

(

-OBz

3H2OBz

H-

(

-OBz

m2OBz!H2OBz

][ II III

/SC2H5hc;

/SC2H5HC7

XSC2H5 XSC2H5

H- -Cl H- -OBz

-ioder

H- -OBz H- -OBz

BzO- -H BzO- -H

H- -OBz H- -Cl

CH2OBz CH2OBz

I1V V

7) P. Brigl und H. Mühlschlegel, B. 63, 1551 (1930).

37

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Um die 2-Stellung des dritten Thioäthyl-Restes zu beweisen,wurde88) das Mercaptal I auf übliche Weise in den Aldehyd III

umgewandelt.

HC/SC2H5

\SC2H5HC

ySC2H5

XSC2H5HC = 0

H- -SC2H5 H- -SC2H5 H- -SC2H6

ïO- Ti Verseifuug HO- -H HgCl2 + CdCO„ HO--H

H- -OBz H- -OHAceton

H- -OH

H- -OBz H- -OH H- -OH

CH2OBz CH2OH CHaOHr EI III

2-Thioäthyl-glucose (III) reagiert mit Phenylhydrazin zum Phenyl-hydrazon, unter drastischen Bedingungen entstehen Glucosazon und

Äthylmercaptan. Der Thioalkyl-Rest ist also in gleicher Weise aus

der 2-Stellung verdrängbar wie die Methoxyl-Gruppe in der 2-

Methylglucose.In eigenen Versuchen wurde aus den Mutterlaugen des d-Galac-

tose-dibenzylmercaptals ein in Benzol löslicher, färb- und geruch¬loser Sirup erhalten, dessen Analyse auf d-Galactose-dibenzylmer-captal-thiobenzyläther stimmt, der aber nicht weiter untersucht

wurde.

Versuche das Glucose-diäthylmercaptal mittels Benzoyl-chloridund Natronlauge 89) zu benzoylieren weisen auf das von den übrigenOxy-Gruppen der Glucose abweichende Verhalten der 2-ständigenOxy-Gruppe, denn es führt zu einem 3, 4, 5, 6-Tetrabenzoyl-glucose-diäthylmercaptai.

Bei der Suche nach anderen Reaktionen, die das abweichendeVerhalten der 2-ständigen Oxy-Gruppe dartun, unterzog Lieser90)das Glucose-diäthylmercaptal Xanthogenierungsversuchen, aber

merkwürdigerweise liefert das Mercaptal kein Xanthogenat.

88) P. Brigl und R. Schinle, B. 65, 1890 (1932).89) P. Brigl und H. Mühlschlegel, B. 63, 1551 (1930).90) Th. Lieser und E. Leckzyck, A. Sil, 137 (1934).

38

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In der Methylierung des Glucose-diäthylmercaptal-natriums91)

zeigt sich die 2-ständige Oxy-Gruppe sehr reaktionsfähig; unter

optimalen Bedingungen entstand als einziges fassbares Reaktions¬

produkt der 2-Methyläther des Mercaptals90).Die Reaktionsfähigkeit der Oxygruppe am C-2 des Glucose-mer-

captals steigert sich beim Übergang vom Äthyl- zum Benzyl-mer-

captal.

Lieser90) arbeitete mit Jodmethyl als Lösungsmittel und erzielte

bei d-Glucose-diäthylmercaptal bis 52% Ausbeute an 2-Methyl-

glucose-diäthylmercaptal. Methylierungsversuche in anderen Lö¬

sungsmitteln waren erfolglos.Die Methylierung des d-Glucose-dibenzylmercaptals verläuft

nach folgendem Schema:

,SCH2C6H5 ^SCH2C6H5HC. HCT

H-

HO-

H-

H-

CHaJ + Ag,0

A1J*" 22-proz.

TT

-OH Chloroformr

H-

-H HO-

-OH CH3J + AgaO H->- 52-proz.

Methanol—Oxi H—

OCH3

-H

OH

OH

CH2OH

d-Glucose-dibenzyl-mercaptal 2-Methyl-glucose-dibenzyl-mercaptal

Versuche die Mercaptale anderer Hexosen und Pentosen in gleicher

Weise zu methylieren, verliefen negativ.Bei der Umsetzung von d-Glucose-92), d-Galactose-93), d-Man-

nose-94), d-Lyxose 95)-dibenzylmercaptal und d-Ribose-äthylenmer-

captal9B) mit Aceton und wasserfreiem Kupfer-sulfat92) entstanden

jeweils in beinahe theoretischer Ausbeute Gemische von kristalli¬

sierten Monoaceton-Derivaten96) nebst sirupösen Diaceton-Deri-

91) Vgl. S. 15.

92) E. Pacsu, B. 57, 849 (1924); vgl. B. 58, 1455 (1925.

93) E. Pacsu und A. Lob, B. 62, 3104 (1929).

94) E. Pacsu und C. von Kary, B. 62, 2813 (1929).95 ) In eigenen Versuchen.

96) Z. B. 4,5- und 5,6-Mono-isopropyliden-galactose-dibenzylmercaptale

39

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vaten, während die Anwendung von konz. Schwefelsäure als Kataly¬sator ausschliesslich zu Diaceton-Derivaten führt.

Die optischen Drehungen der Isopropyliden-zucker-mercaptale97)variieren von +70° bis —20°.

Ähnliche Kondensationsprodukte wurden mit Methyl-äthyl-keton erhalten98).

C-l alkylierte Pentite konnten über Diaceton-mercaptale erhal¬

ten werden ") wie aus folgendem Schema ersichtlich ist.

hc;

H-

HO-

HO-

H-

/SCoHs

N3CH.

/SC,HS

hc; HC=0

-OH

-H

-H

-OH

Aceton

konz. HjSO,

H-

-O-

-O-

XSC2H5

-O-

-H

-H

CH20-

HgCls + CdCO,}-

2 X Wasser

H-

-O-

-0-

-O-

H

H

CH,0

2X

H

1-Arabinose-diäthyl-mercaptal

R OH

Diaceton-aldehydo-1-arabinose

RMgCl

am Rückfluss

O

CHOH—C—C—C—CH2OH ^Jrz- ua'wtt

R—CHOH—C—C—C—CHaOH | | 4 Std. kochen H | I

OH OH O O

C—1 substit. Pentit

x .CHa

2X

C—1 substit. Diaceton-pentitX=

XCH3

In der nachstehenden Tabelle befinden sich die bekannten

Zuckermercaptale zusammengestellt.

die voneinander durch fraktionierte Kristallisation getrennt werden konnten,vgl. E. Pacsu, Am. Soc. 62, 2301 (1940).

97) R. Sutra, C. r. 204, 283 (1937).98) E. Pacsu, B. 58, 1455 (1925).") J. English, jr., Am. Soc. 67, 2039 (1945).

40

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Tabellarische Zusammenstellungd

er

Zuckermercaptale

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungenD

erivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

1

d-RiboseÄthyl-

Sirup

.

TetraacetatSirup

EigeneVersuche

2

d-RiboseÄthylen-

1

0

8

°

=

-17,7°

(Py-)

Nadeln

aus

A+Ä

Doppelver¬bindungm

it

HgCl2

Di-

aceton-Ver-

bindung

HgCl2

1

0

8

°

Sirup

EigeneVersuche

EigeneVersuche

3

d-RibosePhenyl-

Sirup

--

TetraacetatSirup

-

EigeneVersuche

4

d-ArabinoseÄthyl-

125-126°

=

0°(Py.)löslich

in

heis-

sem

H20

Acetat

80°

=

+

3

0

°

(Chi.)

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

63,201

(1941)

5

d-Arabinosed-Amyl-

118-120°

Schuppen

aus

A—

——

Votoôeku

.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

6

d-ArabinoseIsoamyl-121-124°

.

Kristalle

aus

A—

——

Votoceku

nd

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

7

1-ArabinoseÄthyl-

124-126°

Nadeln

aus

A

bitter

Acetat

79-80°

=

-

3

0

°

(Chi.)l.E.Fischer,B.27,

673,

(1894)

2.

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

52,3619(1930)

8

1-Arabinose Äthylen-

1

5

4

°

Kristalle

aus

A—

——

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

9

1-Arabinosen-Propyl-

1

2

8

°

=+29°

(Py-)

Kristalle

aus

verd.

A

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.

Jap.

/,

181

(1926)

10

1-ArabinoseTrimethy-l

e

n

-

1

5

0

°

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

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Nr.

Zucker

Mercaptan

S

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

11

1-Arabinosen-Butyl-

111,5°

=

+

1

4

°

(Py-)

Kristalle

aus

verd.

A-

--

Uyeda

u.

Kamon,

Bull.

Jap.

1,

179

(1926)

12

1-ArabinoseIsobutyl-

1

2

3

°

=

+

2

0

°

(Py-)

——

——

Uyeda,Bull.

J

a

p

.

4,264

(1929)

13

1-Arabinosed-Amyl-

114-116°

=

+0,55°

(A)

Kristalleau

s

A—

——

Votoceku

.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

14

1-ArabinoseIsoamyl-121-124°

——

~—

Votocek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

15

1-ArabinoseBenzyl-

1

4

4

°

18,86°

(Py-)

Kristalleau

s

A'

1.

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

2.

Pacsu,

B.

62,

3

0

0

8

(1929)

16

d,

1-Arabi¬

n

o

s

e

d-Amyl-

106-110°

——

——

Votocek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

17

d,

1-Arabi¬

n

o

s

e

Isoamyl-113-115°

——

——

Votocek

u.

Vesely,

B.

46,

1

5

1

9

(1914)

18

d-XyloseÄthyl-

63-65°

=

-31,2°

(H20)

löslichi

nH20

Acetat

46-48°

=

+

1

3

°

(Chi.)

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

53,

4

3

7

9

(1931)

19

d-XyloseÄthylen-

Sirup

——

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

20

d-XyloseTrimethylen-

Sirup

——

——

——

21

d-XyloseAmyl-

Sirup

——

——

—E.

Fischer,

B.

27,

673

(1894)

Th.

Lieser,A

.

511,

22

d-XyloseBenzyl-

77,5-78°

_

Kristalleau

s

Tetraben-

1

7

0

°

_

Essigester

z

o

a

t

137

(1934)

23

d-LyxoseÄthyl-

103-104°

=

+

4

1

°

(H20)

Acetat

36-37°

=+

40,5°

(Chi.)

Wolfrorn,Am

.

S

o

c

.

62,

3

4

6

5

(1940)

24

d-LyxoseBenzyl-

1

0

8

°

=

-

1

5

°

(Py-)

Prismena

us

Methanol

Monoaceton-

Derivat,

HgCl2-Dop-

pelverbindg.

98°

1

6

4

°

-

EigeneVersuche

EigeneVersuche

Page 44: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

Mercaptan

S

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

Snip.

OptischeDrehung

Literatur

25

1-Arabo-

methylose

Äthyl-

108-109°

-

Nadeln

--

-

Buff,

B.

35,

2

3

6

5

(1902)

26

d-AltroseBenzyl-

121-122°

=

+39,4°

(Py.)

Ausbeute

35%

1.

Bichtmyer,

Am.

S

o

c

.

57,1716(1935)

2.

Chandler,Am

.

S

o

c

.

66,627

(1944)

27

1-AltroseBenzyl-

121-122°

=

-39,2°

(Py.)

——

——

Bichtmyer,

Am.

S

o

c

.

57,1716(1935)

28

d-GlucoseMethyl-

1

6

1

°

=-

20,8°

(1-n.NaOH)

loslichi

nH20

Acetat

83°

=+38,7°

(C2H2C14)Schn

eider,B

.51,

224(1916)

29

d-GlucoseÄthyl-

127-128°

=

-29,8°

(Py.)

Nadeln

aus

A

Acetat

45-47°

=

+11,2°

(Chi.)

1.E.

Fischer,B

.27,

637

(1894)

2.

Levene,

J.

Biol.

Chem.

69,

175

(1926)

3.

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

51,2188(1936)

30

d-GlucoseÄthylen-

1

4

3

°

=-

10,8°

(H.O)

Nadeln

aus

A—

——

Lawrence,B

.29,

550

(1896)

31

d-Glucosen-Propyl-

1

4

7

°

=

+

4

1

°

(Py.)

Nadeln

aus

A-

--

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.

Jap.

I,

181

(1926)

32

d-GlucoseTrimethy-l

e

n

-

1

3

0

°

Nadeln

aus

A—

——

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

33

d-Glucosen-Butyl-124-125°

=

+

2

7

°

(Py.)

Kristalle

aus

verd.A

1.

Potel,

C23

II,

1

5

5

5

2.

Uyedau.Kamon,

Bull.

Jap.

I,

179

(1926)

Page 45: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

34

d-GlucoseIsobutyl-

1

3

0

°

=

+

4

0

°

(Py-)

--

--

Uyeda,Bull.Jap.

4,

264

(1929)

35

d-Glucosed-Amyl-

138-139°

——

——

Votocek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

36

d-GlucoseIsoamyl-142-144°

Nadeln

aus

A1.E.

Fischer,B

.27,

673

(1894)

2.

Votoceku

.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

37

d-Glucosen-Heptyl-116-118°

——

—_

Potel,

C23

II,

1

5

5

5

38

d-GlucoseDodecyl-

——

Emulgiermittel

——

Schirm,

C.

42

I,

2

2

1

0

39

d-GlucoseBenzyl-

1

3

9

°

=

-98,4°Nadeln

aus

A

Acetat3)

64°

=+31,75°

1.

Lawrence,B

.29,

(Py-)

Penta-p-ni-

trobenzoat4)

HgCl2-Dop-

pel

Verbin¬

dung4)

1

3

7

°

1

5

5

°

(C2H2C14)5

47

(1896)

2.

Pacsu,

B.

57,849

(1924)

3.

Schneider,

B.

51,

220

(1918)

4.

EigeneVersuche

40

2-Methyl-d-glucose

Benzyl-

190-191°=-109,02°(Py-)

Nadeln

aus

A—

——

Pacsu,

B.

57,

849

(1924)

41

Monoaceton-

glucose

Benzyl-

94°

=

-16,4°

(C2H2C14)Na

deln

——

Pacsu,

B.

57,

849

(1924)

42

Diaceton-

glucose

Benzyl-

Sirup

destilliertni

cht

6-p-Tosylat

1

1

4

°

=

-51,9°

(C2H2C14)Pa

csu,

B.

57,

849

(1924)

43

2,3-Methyl-

äthylketon-glucose

Benzyl-

90-91°

=

-117,6°

(A)

Nadelnaus

Benzol

Pacsu,

B.

58,

1

4

5

5

(1925)

44

d-MannoseÄthyl-

1

3

4

°

=

-2,8°

(Py-)

Acetat

52,5-53°

=

+

3

2

°

(Chi.)

1.

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

2.

Pirie,Biochem.

J.

30,

347

(1936)

Page 46: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

45

Penta-

methyl-

d-mannose

Äthyl-

Sirup

=+

19,2°

(Py-)

-

46

2,3-Mono-.

aceton-man-

n

o

s

e

Äthyl-

94°

=

-11,3°

(C2H2C14)Na

deln

47

2,3,5,6-Di-aceton-man-

n

o

s

e

Äthyl-

Sirup

48

d-MannoseÄthylen-153-154°

=

+12,9°

(H20)

=

+

3

1

°

(Py-)

-

49

d-Mannose

n-

Propyl

-

1

2

5

°

-

50

d-Mannosen-Butyl-

1

1

7

°

=+

16,4°

(Py-)

-

51

d-MannoseIsobutyl-

1

1

1

°

=+

16,4°

(Py.)

-

52

d-MannoseBenzyl-

1

2

6

°

=

-32,9°

(py-)

53

4-Methyl-d-mannose

Benzyl-

1

8

8

°

=

-106,6°

(Py-)

Nadeln

aus

A

54

2,3,5,6- Diac

eton-d-

mannose

Benzyl-

Sirup

=

+66,3°

(C2HäCl4)—

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

Levene,J

.Biol.

Ch.

69,

175

(1926)

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.Jap.

I,181

(1926)

Uyeda

u.

Kamon,'

Bull.J

a

p

.

/,179

(1926)

Uyeda,Bull.Jap.

4,

264

(1929)

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

Page 47: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

'Smp.

OptischeDrehung

Literatur

55

2,3,5,6-Di-aceton-4-

methyl-d-Mannose

Benzyl-

Sirup

--

--

-

Pacsu,

B.

62,

2

8

1

1

(1929)

56

d-GalactoseÄthyl-

140-142°

=

ca.-10°

(Py.)

Nadeln,bitter

Acetat(Tri-

morph)

76,5-77°

80,5-81°

90,5-91°

=+

1

1

°

(Chi.)l.E.Fischer,B.27,

673

(1894)

2.

Wolfrom,A

m.

S

o

c

.

52,2446(1930)

3.

Welsh,

Am.

S

o

c

.

64,183

(1942)

57

d-GalactoseÄthylen-

1

4

9

°

löslichi

nHaO

——

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

58

d-Galactosen-Propyl-130-131°

=

+27,5°

(Py.)

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.

Jap.

I,181

(1926)

59

d-GalactoseTrimethylen-

Sirup

——

——

Lawrence,B

.29,

547

(1896)

60

d-Galactosen-Butyl

122-123°

=

+12,7°

(Py.)

1.

Potel,Bull.

Pharm.

30,453

(1923)

2.

Uyedau.Kamon,

Bull.

Jap.

I,

179

(1926)

61

d-GalactoseIsobutyl-

1

2

9

°

=

+41,2°

(Py.)

——

——

Uyeda,Bull.Jap.

4,264

(1929)

62

d-Galactosed-Amyl-

123-124°

——

——

Votocek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

63

d-GalactoseIsoamyl-122-123°

Votocek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

Page 48: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

64

d-Galactosen-Heptyl-113-115°

--

--

-

Potel,Bull.Pharm.

30,453(1923)

65

d-GalactoseBenzyl-

144,5°

=

-26,4°schneeweissePenta-p-nitro-

2

0

9

°

—1.

Lawrence,B

.29,

(Py-)

Kristalle

benzoat

Pentaphenyl-uretban

HgCVDoppel-

verbindung3)

2

4

5

°

1

6

7

°

-

552

(1896)

2.

Pacsu,

B.

62,

3

0

0

8

(1929)

3.

EigeneVersuche

66

4-Methyl-d-galactose

Benzyl-

130-131°

=

-27,55°

(Py.)

Nadeln

aus

A—

——

Pacsu,

B.

62,

3

1

0

4

(1929)

67

4,5-Mono-

aceton-ga-lactose

Benzyl-

1

0

3

°

=

+31,0°

(Chi.)

kristallin

Pacsu,

Am.

S

o

c

.

61.

24:4:4: (1939)

'

68

5,6-Mono-

aceton-ga-lactose

Benzyl-

112,5°

=

+17,4°

(Chi.)

kristallin

Pacsu,

Am.

S

o

c

.

62,

2

3

0

1

(1940)

69

Diaceton-ga-lactose

Benzyl-

Sirup

——

——

Pacsu,

B.

62,

3

1

0

4

(1929)

70

d-FructoseÄthyl-

65-67°

=

+35,8°

(Metha¬nol)

löslichi

nH20

Acetat

83°

=

+

2

0

°

(Chi.)

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

56,880

(1934)

71

1-ChinovoseÄthyl-

97-98°

rötlicheNadeln

E.

Fischer,

B.

29,

1

9

6

6

(1896)

72

1-Rhamnose Äthyl-

135-137°

Nadeln

Acetat

59-61°

=

+

4

2

°

(Chi.)

Pirie,Biochem.

J.

SO,347

(1936)

73

1-Rhamnose Äthylen-

1

6

9

°

——

——

Lawrence,B

.29,

550

(1896)

74

1-Rhamnose n-Propyl-

1

3

0

°

=+

10°

(Py-)

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.J

a

p

.

I,181

(1926)

75

1-Rhamnose n-Butyl-

1

1

9

°

=

+16,5°

(Py-)

Uyeda

u.

Kamon,

Bull.

Jap.

/,

179

(1926)

Page 49: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

Mercapl

76

1-Rhamnose Isobutyl

77

1-Rhamnose Isoamyl-

78

1-Rhamnose Benzyl-

79

d-Fucose

Äthyl-

80

d-FucoseÄthylen-

81

d-Fucose

d-Amyl-

82

d-FucoseIsoamyl-

83

d,l-FucoseIsoamyl-

84

d-Galactu-

ronsäure

Äthyl-

85

Natrium-Ga-

lacturonat

Äthyl-

86

Methyl-Ga-laoturonat

Äthyl-

87

Äthyl-Ga-lacturonat

Äthyl-

88

d-Gluco-d-

guloheptoseÄt

hyl-

89

d-Gala-'l-glu-ooheptose

Äthyl-

S

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

1

1

2

°

=+

14°

(

P

y

O

--

--

Uyeda,Bull.Jap.

4,

264

(1929)

108-110,5°

——

——

Votooek

u.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

1

2

5

°

=

+35,3°

(

P

y

O

Tafeln

——

Lawrence,B

.29,

550

(1896)

167-168,5°

Aoetat

99-100°

=+5°

(Chi.)

1.

VotocekvL. Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

2.

Wolfram,

Am.

S

o

o

.

56,985

(1934)

191-191,5°

——

——

Votoceku

.

Vesely,

B.

47,

1

5

1

9

(1914)

140-142°

--

--

-

do.

151-152,5°

—-

--

-

do.

160-162°

—-

-—

-

do.

132,5°

=

+

1

7

°

(M.)

Campbell,J

.

Biol.

Chem.

1

2

0

,

471

(1937)

—=-

13,6°

(M.)

——

——

do.

133-134°

=+

17,8°

(A)

Aoetat

112,5-113,5°

=+

20,5°

(Chi.)

do.

128-129°

=

+15,7°57-proz.

A

u

s

¬

Aoetat

80-81°

=

+

1

1

°

Link,

Am.

S

o

c

.

62,

(A)

beute

(Chi.)1

2

1

6

(1940)

Sirup

——

Aoetat

99-100°

=

-

1

2

°

(Chi.)

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

62,

2

3

4

8

(1940)

1

3

3

°

=

+37,8°47-proz.

A

u

s

¬

Aoetat

1

0

5

°

=

+26,6°Hann,

Am.

S

o

c

.

56,

(HaO)

beute

(Chi.)2

0

8

0

(1934)

Page 50: Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ... · than zu Cellulose-2-methyl-äther beschrieben. Die Anwendung dieser Reaktion aufMonosaccharide sollte in einfacher

Nr.

Zucker

MercaptanS

m

p

.

OptischeDrehungBemerkungen

Derivate

S

m

p

.

OptischeDrehung

Literatur

90

d-Gala-1-Äthyl-

204-205°

=

-9,7°

94-proz.

A

u

s

¬

Acetat

145-146°

=

+5,6°Hann,

Am.

S

o

c

.

59,

mannohep-

(Py.)

beute

(Chi.)1

8

9

8

(1937)

t

o

s

e

91

d-Manno-d-Äthyl-

188-190°

=

-9,2°

80-proz.

A

u

s

¬

Acetat

77°

=

-2,2°

Montgomery,A

m.

galaheptose

(Py-)

beute

(Chi.)S

o

c

.

56,2463(1934)

92

d-Gala-1-ga-laoctose

Äthyl-

2

1

4

°

=

-3,2°

(Py.)

Acetat

1

0

6

°

=

+29,9°

(Chi.)

Hann,

Am.

S

o

c

.

61,

1

2

7

0

(1939)

93

Maltose

Äthyl-

Sirup

——

Acetat

122-122,5°

=

+87,5°

(Chi.)

Wolfrom,

Am.

S

o

c

.

53,

4

3

7

9

(1931)

94

Maltose

n-Propyl-

1

4

6

°

=

+

2

5

°

(Py.)

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.

Jap.

I,

181

(1926)

95

Maltose

n-Butyl-

1

2

6

°

=

+

1

2

°

(Py.)

Uyeda

u.

Kamon,

Bull.

Jap.

I,

179

(1926)

96

Maltose

Isobutyl-

1

4

0

°

=+

13,2°

(Py.)

——

——

Uyeda,Bull.Jap.

4,

264

(1929)

97

Lactose

n-Butyl-

1

0

6

°

=

+23,5°

(Py.)

Uyeda

u.

Kamon,

Bull.

Jap.

/,

179

(1926)

98

Saccharose?

n-Propyl-

1

4

6

°

=

+13,5°

(Py.)

Maeda

u.

Uyeda,

Bull.

Jap.

I,

181

(1926)

99

Saccharose?

n-Butyl-

1

2

3

°

=

+3,7°

(Py.)

Uyeda

u.

Kamon,

Bull.

Jap.

I,

179

(1926)

100

Saccharose?

Isobutyl-

1

3

8

°

=

+9,6°

(Py.)

Uyeda,Bull.Jap.

4,

264

(1929)

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Xanthogenate der Kohlenhydrate

Allgemeines über Xanthogenate

Cellulose-xanthogenat erlangte für die Herstellung von Viscose-

Kunstseide eine grosse technische Bedeutung und wurde, soweit es

für die Viscose-Seide-Industrie von Bedeutung schien, von verschie¬

denen Fofschern chemisch untersucht. Über die Xanthogenate von

Mono-, Di- und Trisacchariden und ihren Derivaten ist nur wenig

publiziert. Die Ergebnisse sind hier meist aus Analogieschlüssenvon Beobachtungen an Cellulose-xanthogenat abgeleitet und daher

wenig beweiskräftig und unsicher.

Aus den gesamten bisher vorliegenden experimentellen Tat¬

sachen über die Xanthogenierung von Kohlenhydraten und ihren

Derivaten scheint mit einiger Wahrscheinlichkeit hervorzugehen,dass:

1. Unter den üblichen experimentellen Bedingungen nur ein Xan-

thogenat-Rest pro Monosaccharid-Einheit, in das Kohlenhydrat-Molekül eingeführt werden kann.

2. Der Xanthogenat-Rest stets in Stellung 2 des Monosaccharid¬

gerüstes angeordnet ist.

Dieser selektiven Reaktionsweise der Xanthogenierung kann,

sofern sie sich bestätigt, eine ausserordentliche Bedeutung für die

Zuckerchemie zukommen, da bisher ähnlich selektive Umsetzungenvon Zuckern und ihren Derivaten nur mit den funktionellen Grup¬

pen an C-l und C-6 bekannt sind100).Als Beispiele für selektive Umsetzungen an C-l seien die Um¬

wandlung reduzierender Zucker in Hydrazone und Glykoside, die

Herstellung von Acetohalogenosen, die Oxydation zu Aldonsäure-

lactonen und an C-6 die Herstellung von Trityläthern und Tosyl-estern und die Oxydation zur Carboxylgruppe mit Stickstoffdioxyd,erwähnt.

Selektive Umsetzung von Zuckern und ihren Derivaten an C-2

10°) Zusätzlich sei die Regel von O. Bertrand, Bull. (3) 19, 340 502 (1898);A. Ch. (8) 3, 207, 246 (1904) erwähnt, nach der in gewissen Zuckern durch

Bakterien und Schimmelpilze das der primären Oxygruppe benachbarte,

sekundäre Hydroxyl zum Carbonyl dehydriert werden kann.

50

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durch Xanthogenierung würde einfache allgemein anwendbare

Methoden zur Herstellung von Naturprodukten, beispielsweise

2-Desoxy-zuckern101), ermöglichen und auch für andere synthetischewie analytische Untersuchungen in der Zuckerchemie von grossem

Interesse sein. Eine eingehendere Untersuchung der Zucker-xantho-

genate schien deshalb durchaus gerechtfertigt.Um eigene Erfahrungen über Herstellung, Eigenschaften und

Handhabung der Xanthogenate zu sammeln, wurden zunächst

einige z.T. schon bekannte aliphatische und aromatische Xantho¬

genate untersucht.

In der vorliegenden Zusammenfassung über Kohlenhydrat-xan-

thogenate werden zuerst Herstellung, Eigenschaften und Umsetzun¬

gen einiger aliphatischen Xanthogenate besprochen. Anschliessend

folgt eine gedrängte Übersicht der Untersuchungen an Cellulose-

xanthogenat und Xanthogenaten anderer Polysaccharide. Zum

Schluss folgt etwas ausführlicher die Besprechung eigener und in

der Literatur verzeichneten Arbeiten über Xanthogenate von Mono-,

Di- und Trisacchariden.

Herstellung, Eigenschaften und Reaktionen von Alkyl-und Arylxanthogenaten

Bei der Einwirkung von Natronlauge, aber auch anderen Basen

wie Kalilauge, Bariumhydroxyd, Tetraalkylammonium-hydroxydund Schwefelkohlenstoff auf eine Oxyverbindung entstehen Salze

der Alkyl- oder Aryl-xanthogensäure und als Nebenprodukt Trithio-

carbonate wie die folgenden Gleichungen zeigen:

ROH + CS2 + NaOH -> RO • SC—SNa + H20

ROCS2Na + 2 NaOH -> NaO • CS • ONa + ROH + NaSH

ROCS2Na + NaSH -» NaS • CS • SNa + ROH

Zudem löst sich in wässrigem Alkali Schwefelkohlenstoff langsamunter Bildung von Carbonat und Trithiocarbonat nach folgender

Gleichung:6 KOH + 3 CS2 -> K2C03 + 2 K2CS3 + 3 H20

101) Z. B. Digitoxose, Cymarose, Oleandrose und 2-Desoxy-d-ribose.

51

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Primäre Alkohole sind leicht xanthogenierbar, sekundäre wenigerleicht, während tertiäre Alkohole nur bei höheren Temperaturenreagieren.

Mehrwertige Alkohole wie z.B. Glykol und Glycerin konnten

ebenfalls umgesetzt werden unter Bildung von Monoxanthogenaten.Phenylxanthogensaures Kalium wurde durch Umsetzung von

Kaliumphenolat mit Schwefelkohlenstoff bei 80° erhalten werden102).In eigenen Versuchen wurde a-Naphthyl-xanthogensaures Na¬

trium auf ähnliche Weise gewonnen.

Methoden zur präparativen Herstellung der Xanthogenate

A. Mit Alkali:

Durch Umsetzung von Natrium- oder Kalium-alkoholat mit

überschüssigem Schwefelkohlenstoff wurden von Mylius103) das

Natrium- und Kalium-n-butylxanthogenat, von Frerich10i) das

Natrium-benzylxanthogenat und von Ragg105) die Methyl-, Äthyl-,n-Propyl-, Isobutyl-, Amyl- und Benzyl-xanthogenate hergestellt.

Zur Herstellung von Natrium-n-butylxanthogenat105) werden

z. B. 2,4 g Natriumschnitzel in 25 cm3 n-Butanol unter Erwärmen

gelöst und dazu 4 cm3 Schwefelkohlenstoff gefügt. Nach Ablauf der

exothermen Reaktion entsteht ein homogener oranggelber Sirup,der in wenig heissem Methanol gelöst und mit Isopropanol gefälltwird. Das ausgeschiedene scharf schmelzende n-Butyl-xanthogen-saure Natrium wird aus Methanol umkristallisiert. Die Ausbeute an

Xanthogenat ist nahezu theoretisch.

Nach einer anderen Vorschrift106) werden z.B. 6 g Kalilauge mit

4,5 cm3 n-Butanol am Rückfluss gekocht bis eine homogene Lösungentsteht, die mit 10 cm3 Schwefelkohlenstoff bis zum Erstarren am

Rückfluss gekocht wird. Der entstandene Kristallbrei wird in wenigheissem Methanol gelöst und dann mit Isopropanol bis zur Trübung

102) Q. Daccomo, A. eh. (4) 16, 129.

103) E. Mylius, B. 5, 974 (1872).104) H. Frerich, Ar. 244, 79 (1906).105) M. Ragg, Ch. Z. 34, 82 (1910; vgl. Ch. Z. 32, 630, 654, 677 (1908).1M) Eigene Versuche; vgl. W. C. Zeise, A. 62, 375 (1847).

52t

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versetzt. Das als gelbliche Nadeln ausgeschiedene n-Butylxantho-gensaure Kalium wird aus Methanol umkristallisiert. Die Ausbeute

an reinem Kalium-n-butylxanthogenat beträgt 25 % d. Th.

B. Mit Bariumhydroxyd:

Eine besondere Schwierigkeit in der Reinigung der Xanthogenatebesteht in der Abtrennung der stets vorhandenen Trithiocarbonate

und in der Entfernung von überschüssigem Alkali. Diese Schwierig¬keit wurde erfolgreich von Lieser W1) durch die Anwendung von

Bariumhydroxyd beseitigt. Seine Methode hat 2 Vorteile: Barium-

trithiocarbonat wird (noch schneller als Alkali-trithiocarbonat)durch Kohlendioxyd zersetzt, wobei das Bariumion infolge der

Unlöslichkeit des Bariumcarbonats jeweils aus dem Reaktions¬

gemisch ausscheidet, ferner wird auch das überschüssige Barium¬

hydroxyd durch Kohlendioxyd in gleicher Weise entfernt.

Nach Lieser löst man den Alkohol in einem Überschuss an

Barium-hydroxyd-Lösung, zu der überschüssiger Schwefelkohlen¬

stoff gefügt wird. Das Gemisch wird 4—8 Stunden bei Zimmertem¬

peratur geschüttelt. Nach kurzer Zeit tritt eine gelbe Färbung auf,die schliesslich in eine orangrote Färbung übergeht, die Farbe des

gebildeten Trithiocarbonats. Zur Zerstörung des Trithiocarbonats

wird in die Lösung Kohlendioxyd solange eingeleitet bis kein Schwe¬

felwasserstoff mehr wahrzunehmen ist, was im allgemeinen nach

10—30 Minuten der Fall ist. Von ausgeschiedenem Bariumcarbonat

wird abfiltriert und die gelbe, charakteristisch riechende Lösung zur

Isolierung des Xanthogenats entweder mit Alkyl-Jodid verestert

oder mit der Lösung eines Schwermetall-salzes gefällt.Von einwertigen Alkoholen wurden die Kupfer(I)-xanthogenate

von Methyl-, Äthyl-, Isopropyl-, Allyl- und Benzyl-alkohol sowie

das Silbersalz der Methylxanthogensäure nach dieser Methode her¬

gestellt.Die Ausbeute an Alkylxanthogensäure-estern beträgt 50-70%

d. Th.

10') Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 242 (1932).

53

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Eigenschaften der Xanthogenate und ihrer Derivate

Die freien Alkyl-xanthogensäuren erhält man aus den Alkali-

xanthogenaten durch Zerlegen mit verdünnter Schwefelsäure bei

00108). Sie sind meistens unangenehm riechende, sehr unbeständigeÖle. Bei gewöhnlicher Temperatur zerfallen sie in Alkohol und

Schwefelkohlenstoff. Xanthogensäuren sind in Wasser löslich. Sie

sind stärker als Kohlensäure und zersetzen daher Carbonate.

Beständiger als die freien Säuren sind die Alkali-xanthogenate,die im allgemeinen gut kristallisieren109) und scharf schmelzen. Sie

sind in Wasser, Alkohol und Methanol leicht löslich, wenig löslich

in Äther, Isopropanol und unlöslich in Benzol und Petroläther.

Die Löslichkeit der Alkali-xanthogenate in Wasser nimmt mit

zunehmendem Molekulargewicht des Alkohols ab. Die Alkali-xan¬

thogenate sind befähigt mit Molybdänsäure-anhydrid kristallisierte

Komplex-Verbindungen zu bilden110).Mit mehrwertigen Metallen bilden Alkyl-xanthogensäuren in

Äther lösliche, in Wasser schwerlösliche Salze z. B. Quecksilber (II)-xanthogenate.

Unter den Xanthogenaten zweiwertiger Metalle sind die Barium-

xanthogenate am besten untersucht.

Xanthogensäuren werden zur Isolierung öfters als amorphe un¬

lösliche Kupfersalze gefällt. Neben Kupfer(I)-xanthogenat entsteht

dabei auch Dixanthogenin) wie die folgende Formulierung zeigt:

4ROCSaNa + 2CuS04 -> (ROCS)2Cu2 + (ROCS2)2 + 2 Na2S04

Der zu Anfang der Umsetzung von Natrium-xanthogenat mit

Kupfersulfat gebildete dunkel-gefärbte Niederschlag ist ein Gemisch

von Thiocarbonaten, Sulfiden und Mercaptiden des Kupfers. Umderartige Zersetzungen zu vermeiden und die Ausbeute an Kupfer(I)-xanthogenat und Dixanthogen zu erhöhen, muss die Xantho-

genat-Lösung durch Umsetzung von Natrium-alkoholat (nicht wäss-rig-alkoholischer Natronlauge) mit Schwefelkohlenstoff hergestellt

108) W. G. Zeise, A. 35, 501.

109) Cetylxanthogensaures Kalium bildet fettige Kristalle.

n0) L. Malatesta, Gazz. chim. Ital. 69, 408 (1939).1U) M. Ragg, Chem. Z. 34, 82 (1910).

54

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werden. Die entstandenen gut haltbaren Lösungen können dann

mit wässriger Kupfer-sulfat-Lösung gefällt werden. Um das ent¬

standene Dixanthogen vom Kupfer(I)-xanthogenat zu trennen wird

der grünbraune Niederschlag mit Tetrachlorkohlenstoff ausgezogen.

Dixanthogen kann durch Eindampfen der Auszüge im Vakuum ge¬

wonnen werden. Kupfer(I)-xanthogenat bleibt nach der Extraktion

als unlöslicher Rückstand.

Die Ausbeuten an Kupfer(I)-xanthogenat und Dixanthogen sind

quantitativ.In letzter Zeit erlangten Gold(I)xanthogenate112) grössere Be¬

deutung, da sie im Gegensatz zu den Kupfer(I)-xanthogenaten

kristallin sind und scharf schmelzen.

Umsetzungen der Alkyl-xanthogenate

Durch die Einwirkung von verdünnten Mineralsäuren auf die

Xanthogenate bei tiefer Temperatur entstehen die freien Xantho-

gensäuren, bei gewöhnlicher Temperatur entstehen unter Zersetzung

der letzteren die entsprechenden Alkohole und Schwefelkohlenstoff.

Durch länger andauernde Einwirkung von wässrigen Alkalien

auf die Xanthogenate entstehen Trithiocarbonate und Monothio-

carbonate.

Die Oxydation von Alkali-xanthogenaten mit Chlor oder Jod

liefert Dixanthogenella). Als Beispiel dafür sei die Herstellung von

Äthyl-dixanthogen113) erwähnt.

Eine frisch bereitete wässrige Lösung von Äthyl-xanthogen-

saurem Kalium wird mit wenig Kalium-jodid als Indikator versetzt

und solange Chlor durch die Lösung geleitet, bis diese sich von aus¬

geschiedenem Jod zu bräunen beginnt. Das als Öl ausgeschiedene

Dixanthogen wird mit Wasser gewaschen und erstarrt nach kurzer

Zeit kristallin.

Dixanthogene sind schwere gelbliche Öle, welche in absolutem

Alkohol, Äther und Tetrachlorkohlenstoff löslich, in Wasser unlös¬

lich sind. Sie destillieren unzersetzt im Hochvakuum114).

112) C. W. Denko und A. K. Anderson, Am. Soc. 67, 224 (1945).

113) Desains, A. Gh., (3) 20, 498; H. Debus, A. 72, 4; vgl. A. 82, 261 (1852).

114) In eigenen Versuchen festgestellt.

55

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Bei Gegenwart einer Spur Alkohol verbinden sich Dixanthogenemit Alkali-metall zu Xanthogenaten115).

In der Hoffnung n-Butyl-methyläther zu erhalten wurde in eige¬nen Versuchen die Entschwefelung von n-Butyl-xanthogensauremKalium mit Raney-Nickel in Feinsprit durchgeführt. Als Reaktions¬

produkt entstand jedoch nicht der erwartete n-Butyl-methyläther,sondern ein gelbliches schwefelhaltiges Öl vom Sdp. 90° welches,nicht weiter untersucht wurde. Ferner wurde versucht n-Butylmethyläther aus n-Butyl-dixanthogen durch Entschwefelung mit

Raney-Nickel-zu gewinnen. Die Reaktion führte zu einem farblosenschwefelfreien Ol von angenehmen Geruch, welches bei 175° unzer-

setzt destillierte und auf Grund der Tetranitromethan-Probe, min¬destens eine Doppelbindung enthielt. Die geringe Substanzmengeerlaubte keine weitere Untersuchung des Präparates, doch stand

infolge des hohen Siedepunktes mit Sicherheit fest, dass ebenfallskein n-Butyl-methyläther vorlag.

Alkyl- und Aryl-xanthogensäure-ester werden im allgemeinendurch Kochen der Kalium-xanthogenate mit den Alkyl-jodiden unterRückfluss erhalten. Die Ester sind flüssig und von knoblauchartigemGeruch. Von Kalium-äthylat werden sie in Mercaptan und Mono-thiolcarbonat „Benders Salz"116) gespalten, wie die folgende Glei¬

chung zeigt:s

h„o SK

C2H50—C—SC2H5 + C2H5OK y C2H50—C= 0 + C2H5SH + C2H5OH

Weitere Umsetzungen der Äthylxanthogensäure bzw. ihres Kalium-Salzes sind aus dem Schema auf Seite 57 ersichtlich.

115) Drechsel, Z. 583 (1865).116) F. Salomon, J. pr. (2) 8, 117 (1874).

Anmerkungen von Seite 57:

!) H. Weide, J. pr. (2) 15, 50, vgl. C. 38 I, 568.

2) R. Lewkert, J. pr. (2) 41, 179, 186.

3) O. W. Willcox, Am. Soc. 28, 1032 (1906).4) G. S. Jamieson, Am. Soc. 26, 177 (1904).6) C. W. Denko und A. K. Anderson, Am. Soc. 67, 224 (1945).6) E. Biilmann, A. 339, 351 (1905).7) L. Malatesta, Gazz. chim. ital. 69, 408 (1939).8) J. Troeger und F. Volkmer, J. pr. (2) 70, 448.

56

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C2H,—O—C—S—COCH,

S

C2H5—O—C—SCH2

C2H5—O—C-S-CH2

S

T

\

°

^

c^

„tf-G^f C6H5—C—N(C6H5—C-OC2H5)2

Kalium

+

S

p

u

r

Alkohol

verd.HaSO,

0"

C„HrO—C—SK

AuCl,')

S II

->

C2H5—O—C—S•

Au

C2H50—C—SCHoCOCH,

C2H5—O—C—SCH,COOH

C2H5—O—C—s/

II S

Mo=0-^Mo/

-8—C—O—H5C2

C2H50—C

en-3

(Anmerkungens

iehe

Seite

56)

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Von grossem Interesse ist die thermische Zersetzung der Alkyl-

xanthogensäure-ester. Destilhert man Xanthogensäure-ester von der

\ ! s

allgemeinen Formel CH—C—OC—SR worin R irgendeine Alkyl-

gruppe bedeutet, bei gewöhnlichem oder schwach vermindertem

Druck, so erfolgt Zersetzung unter Bildung von Olefin, Mercaptanund Kohlenoxysulfid117) nach der Gleichung:

\ I \ I

XCH—C—OCS2R -* xC=C+COS + RSH

/ I / I

Die Zersetzung verläuft leicht schon bei verhältnismässig niedriger

Temperatur. Die Ausbeuten an Olefin bzw. Mercaptan sind im all¬

gemeinen befriedigend. Als Beispiel für die Tschugaeff'sehe Reak¬

tion sei der Übergang von Menthol zu Menthen117) erwähnt:

Zur Herstellung von Menthylxanthogensaurem Natrium118) trägt

man allmählich Natrium in eine siedende Lösung von Menthol in

Toluol. Die erkaltete Lösung wird dann mit Äther und etwas mehr

als der berechneten Menge Schwefelkohlenstoff unter Kühlung ver¬

setzt. Aus der entstandenen hellbraunen Lösung des Menthyl-xan-

thogensaurem Natriums wird der Methylester hergestellt indem man

die obige Lösung in der Kälte mit der theoretischen Menge Methyl-

jodid versetzt und nach Beendigung der energischen Reaktion auf

dem Wasserbade erwärmt. Darauf wird Wasser zugefügt, die obere

Schicht von Menthol-xanthogensäure-methylester-Toluol-Äther ab¬

gehoben, der Äther und das Toluol abdestilhert und der Rückstand

in Alkohol gegossen.

Nach kurzer Zeit erstarrt die Lösung zu einem Kristallbrei der

aus Alkohol umkristallisiert wird.

Bei trockener Destillation des Mentylxanthogensäure-methylestesrzerfällt er in Menthen und Methylmercaptan als Hauptprodukte.Man sammelt die übergehende, gelbliche und übelriechende Flüs¬

sigkeit in einer gekühlten Vorlage und treibt das Methylmercaptandurch Destillation ab.

Die Reaktion von Tschugaeff ist von allgemeiner Anwendbarkeit

für die Herstellung ungesättigter Kohlenwasserstoffe aus Alkoholen.

117) L. À. Tschugaeff, B. 32, 3332 (1899); vgl. W. Klyne und R. Robinson,

Soc. 1938, 1991; W. J. Tischtschenko und A. F. Kosternaja, C. 38 I, 568.

118) E. Bamberger, B. 23, 213 (1890).

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Anwendung der Alkylxanthogenate

Von den recht verschieden gearteten Anwendungsgebieten für

Xanthogenate sollen zur Ergänzung der vorstehenden Ausführun¬

gen ohne Kommentar die folgenden erwähnt werden.

Natrium-äthyl-xanthogenat und Kalium-isoamyl-xanthogenatsollen zur Herstellung von Impfstoffen verwendet werden119). Die

Virulenz von Vaccine, das aus den Lungen von mit epidemischem

Typhus infizierten Mäusen gewonnen war, soll nach Behandlungmit den vorerwähnten Xanthogenaten ohne Verlust des Immunisie¬

rungsvermögens stark abgeschwächt werden. Auch an Menschen 12°)

wurde eine ausgezeichnete Immunität nach Injektion des Xantho-

genat-Impfstoffes festgestellt.

Äthyl- und Isoamyl-xanthogensaures Kupfer wurden als Fungi¬cide und Phytocide vorgeschlagen121).

Dixanthogene und verschiedene xanthogensaure Salze sollen die

Übertragung von Läusen verhindern122).

Kalium-hexyl-xanthogenat und Kalium-octyl-xanthogenat er¬

wiesen sich verwendbar als Vulkanisationsbeschleuniger und Schäd¬

lingsbekämpfungsmittel m).Durch Zusatz von geringen Mengen Propyl-dixanthogen und

höheren Homologen sollen die Eigenschaften von Schmierölen und

-fetten verbessert werden124).Wenn in der galvanischen Versilberung dem Bade Kalium-äthyl-

xanthogenat beigefügt wird, so sollen stets spiegelglänzende Silber-

Abscheidungen erhalten werden125).In Halogensilber enthaltenden photographischen Emulsionen

wurden starke Desensibilisierungseffekte durch Zusatz von Methyl-,

119) P. Durand, C. r. 215, 41—43 (1942).

12°) Diese Versuche wurden an der eingeborenen Bevölkerung Nordafrikas

durchgeführt und dadurch eine Typhusepidemie zum Stillstand gebracht.

m) M. C. Galsworthy, R. H. Garter, Phytopathology 32, 497—504 (1942).

122) W. Reiohmuth, Z. hyg. Zool. 35, 73 (1943).

123) G. de Witt Graves, A. P. 2037717 (1936).

124) E. P. 522191 (1939).

126) J. Fischer und E. Pühl, DRP. 731961, Kl. 48a (1943).

126) H. Borst, Photographische Industrie, 34, 940 (1936).

'12') W. Hentrich, DRP. 719542, Kl. 30h (1942).

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Äthyl-, Butyl-, Amyl- und Methylcyclohexylxanthogen-sauren Sal¬

zen erzielt126).ZurHerstellung vonEnthaarungscremenwurdeNatrium-dodecyl-

xanthogenat verwendet127).

Polysaccharid-xanthogenate

Gellulose-xanthogenat

Als erste haben Cross und Bevan128) die Xanthogenierung von

Cellulose untersucht.

Tränkt man nach diesen Autoren Cellulose mit Natronlauge vomspez. Gewicht 1,2, presst ab, so dass auf 1 Mol C6H10O5 etwa 2,5 Mol

Natronlauge in der Cellulose verbleiben, so entsteht Alkali-cellu¬

lose, welche mechanisch aufgelockert, mit Schwefelkohlenstoff

übergössen und bei Zimmertemperatur aufbewahrt wird. Nach

1—2 Stunden beginnen die Fasern gelb zu werden und zu verschlei¬

men; nach 24 Stunden sind sie zu einer schwarzbraunen Gallerte

zusammengefallen. Da sich diese kompakte Gallerte nur schwer in

Wasser löst, wartet man das völlige Zusammenfallen nicht ab, son¬

dern verrührt schon nach 8—10 Stunden mit viel Wasser oder besser

mit Natronlauge129), wobei das Cellulose-Xanthogenat inLösung geht.Die kolloidale zähflüssige Lösung von Cellulose-xanthogenat in

Wasser wird Viscose genannt. Sie hält sich bei Zimmertemperaturnur 4—6 Tage, worauf sie unter Ausscheidung von Cellulose-Gallerte

fest wird.

Das Auflösen des hoch kolloidalen, sehr stark quellenden Cellu-

lose-xanthogenats zu Viscose130) muss unter Rühren, Zerreiben und

Quetschen erfolgen, um homogene Lösungen zu erzielen. Die beim

Auflösen des Cellulose-xanthogenats entstandene Quellungswärmemuss durch Kühlung abgeleitet werden. Zum Auflösen dient 4-proz.

128) O. F. Cross und E. J. Bevan, E. P. 8700 (1892); vgl. B. 260, 1090

(1893); B. 34, 1513 (1910); A. 382, 1340 (1911).129) Die Haltbarkeit der Cellulose-xanthogenat-Lösung steigt mit der

Alkali-Konzentration bis zu einer Konzentration von 7-proz. um von da abwieder zu fallen.

130) yg^ dazu K. Oötze, Kunstseide und Zellwolle nach dem Viscose-

Verfahren. Berlin 1940, vgl. P. Houwinh, Chemie und Technologie der Kunst¬stoffe. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1942.

60

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Natronlauge. Die Lauge begünstigt die Quellung des Xanthogenatsund macht die Viscose haltbarer. Die Viscose wird filtriert, entlüf¬

tet und in temperierten Kesseln längere Zeit gelagert.Beim Reifen ändert sich nicht nur die Zusammensetzung der

Lösung, sondern auch die Eigenschaften der aus der Viscose rege¬

nerierten Cellulose erleiden eine grosse Veränderung. Auch das Ver¬

halten der Viscose gegenüber Fällungsmitteln hängt von ihrem

Reifezustand ab. Ältere Viscose lässt sich leichter ausscheiden als

frisch hergestellte.Der Reifeprozess dauert solange bis die meisten Cellulose-Mole-

küle von ihren Xanthogenat-Resten befreit werden, was nach 2—7

Tagen der Fall ist. Die schwebenden kolloidalen Cellulose-Teilchen

ballen sich zusammen, wobei die Viscose koaguliert. Die gereifteViscose wird durch Spinndüsen ins Fällbad hineingepresst. Die Fäll¬

bäder bezwecken die Ausfällung des Gels aus der Viscose und seine

völlige Zerlegung zur Cellulose. Diese Wirkung könnte durch Säuren

ausgelöst werden. Die Praxis zeigte jedoch, dass Säuren eine rasche

Koagulation' und Zersetzung der übrig gebliebenen Cellulose-xan-

thogenat-Moleküle herbeiführen. Die dabei aus Xanthogenat ent¬

stehenden gasförmigen Reaktionsprodukte bewirken einen matten

Faden von wenig dichtem Gefüge.Man ist daher dazu übergegangen, die Viscose in Salz-Lösungen

hineinzupressen und die Fäden, die immer noch etwas Cellulose-

xanthogenat enthalten, nachträglich durch ein Säurebad zu zer¬

setzen.

Als Salze haben Ammoniumsulfat und Ammonchlorid praktische

Anwendung gefunden, da diese die Quellung des frischen Fadens

stark zurückdrängen. Nach dem Auswaschen der Fäden mit Wasser

bis sie von Säure frei sind, Entschwefeln mit Natriumsulfid, Blei¬

chen mit Bleichlauge und wiederum Waschen mit Wasser, Seifen

oder Ölen und Trocknen, ist das Verfahren abgeschlossen.

Konstitution des Cellulose-xanthogenats

Um reines Cellulose-xanthogensaures Natrium zu isolieren, wird

Cellulose mit 18-proz. Natronlauge versetzt, nach 2 Stunden abge-

nutscht, abgepresst, dann mit Schwefelkohlenstoff behandelt und

61

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über Nacht bei Zimmertemperatur stehen gelassen133). Am folgen¬den Tag giesst man die orangefarbene Masse in 96-proz. Methanol.

Die ganze Lösung koaguliert nach einer Stunde. Um das Xantho-

genat in gut filtrierbarer Form abscheiden zu können, gibt man vor •

der Koagulation der Xanthogenat-Lösung wenig Äther zu134).Der Niederschlag wird abfiltriert, in ein Tuch eingepackt und

ausgepresst. Nachher lässt man den Niederschlag von neuem in

Methanol quellen und presst ihn wieder aus. Dann wäscht man

noch mit Äther und trocknet das Xanthogenat über Phosphorpent-oxyd in Vakuum.

Die Analyse des Xanthogenats stimmt auf die Formel C6H10O5s

C6H904OC—SNa. Diese Formel sagt keineswegs aus, dass jederCellobiose-Rest im Cellulose-Molekül einen Xanthogenat-Rest trägt.Man nimmt vielmehr an, dass im Innern der Micellen135) keine

Xanthogenat-Reste enthalten sind, während an deren Oberfläche

und in den ungeordneten Bereichen135) die Cellulose-Moleküle auf

jeder Glucose-Einheit eine Xanthogenat-Gruppe enthalten sollen.

SchrameJc und Jtüttner136) konnten zeigen, dass sich im Röntgen-diagramm des Cellulose-xanthogenats die Interferenzen der Alkali-

cellulose wiederfinden.

Eigenschaften des Cellulose-xanthogenats

Festes Cellulose-xanthogensaures Natrium zersetzt sich mit der

Zeit. Es wird gelb und ist dann nicht mehr löslich in Wasser und

Alkohol und enthält etwas Natrium-trithiocarbonat, viel Natrium-

carbonat und Cellulose.

Beim Auflösen von Cellulose-xanthogenat in Wasser wurde beob¬

achtet, dass die Viskosität dieser Lösung kurz nach dem Auflösen

133) Th. Lieser, A. 464, 43 (1928).

134) E. Geiger, Helv. 13, 301 (1930).135 ) Die Cellulosefaser besitzt eine micellare Struktur ; sie besteht aus vielen

kleinen stäbchenförmigen Kristalliten, die alle mit ihrer Längeachse parallelder Faserachse orientiert sind. Diese Stäbchen werden Micellen genannt.Die Micellen sind durch einzelne Celluloseketten untereinander verbunden

(ungeordnete Bereiche). Die Faser besteht somit aus geordneten kristal¬

linen Bereichen (Micellen) und ungeordneten nicht kristallinen Bereichen.

136) Koll. Beihefte 42, 331 (1935).

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schnell abfiel, später stieg sie wieder an, zunächst langsam, dann

rasch bis zur Koagulation der Lösung. Die unten gezeichnete

Figur137) gibt ein Beispiel für den Viskositätsverlauf einer 2-proz.

Cellulose-xanthogenat-Lösung.Die Hydrolyse der Xanthogenat-Gruppen in wässriger Lösung

hat die Regenerierung von Cellulose zur Folge, die mit zunehmender

Menge wegen ihrer Unlöslichkeit die Viscose koaguliert und die Vis¬

kosität zuerst allmählich, dann plötzlich erhöht. Cellulose scheidet

sich schliesslich als steife Gallerte ab138).

Olivenöl

£Ù^e-xanrhogenar

,Wasser

0 I 2 3 IS S 7 8 9 10 11 12 IS 11 IS le 77 18 19 20 21 22 23 21 ZJ 26

Alter in Tagen >

Zeitliche Änderung der Viskosität von Cellulose- und Stärke-xanthogenat-

Lösungen.

Der starke primäre Viskositätsabfall wird auf eine gewisse Träg¬

heit, mit der das Cellulose-xanthogenat sich in Lösung verteilt

zurückgeführt139). Die Auflösung des Cellulose-xanthogenats in

Wasser erfolgt zunächst mit einer Teilchengrösse, die annähernd den

137) E. Heuser und M. Schuster, Cell. Chem. 7, 45 (1926); H. Ost und F.

Westhoff, A. 282, 340 (1911).

138) Koll. Z. 42, 79, 180 (1927).

139) E. Heuser und M. Schuster, Cell. Chem. 7, 45 (1926).

63

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ursprünglichen Fasermicellen entspricht; diese Teilchen werden in

der Folge durch das Lösungsmittel unter Viskositätsabfall der

Lösung weiter verkleinert140).

Umsetzungen von Ceüulose-xanthogensaurem Natrium

Methylierungsversuche an Cellulose-xanthogensaurem Natrium

hatten meistens die Abspaltung der Xanthogenat-Gruppen zur

Folge141).Es gelang jedoch Cellulose-xanthogensäure-methylester durch

Methylierung des Natrium-Salzes mit Methyljodid in Alkohol141)oder Dimethylsulfat142) herzustellen.

Zur Herstellung von Cellulose-xanthogensäure-methylester wer¬

den nach Geiger142) 50 g Cellulosexanthogenat in 800 cm3 3-proz.

Natronlauge gelöst; in diese Lösung giesst man 30 g Dimethyl¬sulfat und schüttelt kräftig um.

Nach 10 Sekunden färbt sich die Lösung grün und zugleich fällt

ein grüner Niederschlag aus. Nach 10 Minuten wird abfiltriert und

der Niederschlag mit Wasser, dann mit Alkohol und schliesslich mit

Äther gewaschen. Der reine Ester ist ein weisses geruchloses Pulver.

Wegen seiner leichten Hydrolisierbarkeit ist Cellulose-xantho-

gensaures Natrium zur Analyse nicht geeignet, daher wurde versucht

das Xanthogenat in ein unlösliches unhydrolysierbares Derivat

überzuführen, welches eine analytisch leicht zu bestimmende Gruppeenthalten sollte. Für diesen Zweck erwies sich Diäthylchloracet-amid143) als geeignetes Reagens.

Das entstandene Derivat hat die Zusammensetzung:

/C2H5

C6H10O5 • C6H904OCS2 • CH2 • CON^C2H5

uo) Auch in Kupferammin-Lösung löst sich Cellulose zunächst mit der

Teilchengrösse, die ihrem festen Zustand entspricht. Erst im Laufe der

Zeit verändern sich diese innerhalb der Lösung, was sich ebenfalls in mit

der Zeit abfallenden Viskositätskurven äussert.

141) Th. Lieser, A. 464, 47 (1928).

142) E. Geiger, Helv. IS, 302 (1930).

143) H. Fink, R. Stahn und A. Matthes, Ang. 47, 602 (1934).

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Zur Herstellung dieses Derivats werden 100 g Cellulose-xantho-

gensaures Natrium mit 500 cm3 Wasser verdünnt, unter Rühren

mit 0,5 Essigsäure neutralisiert und mit 25 cm3 Diäthylchloracet-

amid versetzt. Nach der Ausflockung wird der Niederschlag abfil-

triert, mit Wasser, Methanol und schliesslich mit Äther gewaschenund getrocknet.

Cellulose-xanthogenat wird leicht von Jod in essigsaurer Lösung

oxydiert, wobei bis-Cellulose-xanthogen144) entsteht. Die Reaktion

ist umkehrbar, denn durch Reduktion von bis-Cellulose-xanthogen

mit Natrium-amalgam wird Cellulose-xanthogensaures Natrium

wieder erhalten, wie aus der folgenden Formulierung ersichtlich wird.

/OC,H,O1-C6H10O)1 Jod /OOC6H8O4-C6H10O5C6H1„O5-C6H9O4-O

2C= S~ > C= S S =C/ + 2Na

^SNa NaHg \s S-7

bis-Cellulose-xanthogen ist gelblich und zeichnet sich durch grosse

Beständigkeit und Unlöslichkeit in allen Lösungsmitteln aus.

Um die Lage der xanthogenierbaren Oxygruppe im unbeständi¬

gen Cellulose-xanthogenat festzustellen, wurden Versuche unter¬

nommen den unbeständigen Xanthogenat-Rest durch eine stabilere

Gruppe zu ersetzen145).

Methyljodid und Dimethylsulfat schieden zu diesem Zwecke aus,

weil sie auch bei vorsichtiger Handhabung Abspaltung der Xantho-

genat-Gruppe und Verätherung der freien Oyxgruppen herbeiführen.

Es blieb Diazomefchan, das auf die freien Oxygruppen der Cellu¬

lose kaum einwirkt146). Um die Xanthogenat-Gruppe des Cellulose-

xanthogenats durh eine Methylgruppe zu ersetzen, wird das mit

absolutem Methanol gereinigte Cellulose-xanthogenat in kaltem

Methanol aufgeschwemmt und unter Rühren und Kühlen ein grosser

Uberschuss an N-Nitroso-N-methylurethan147) zugetropft.

144) Th. Lieser, A. 464, 43 (1928); 0. Faust und E. Fischer, Cell. Chem. 7,

165 (1926).

145) Th. Lieser, A. 470, 104 (1929); vgl. A. 483, 132 (1930).

146) M. Nierenstein, B. 58, 2616 (1925); vgl. H. 92, 150 (1914).

147) Herstellung: Neuere Methoden der präparativen organischen Che¬

mie I, 396; Verlag Chemie GmbH. Berlin 1943; vgl. H. von Pechmann,

B. 28, 856 (1895); E. Bamberger, B. 30, 372, 618 (1897).

65

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Nach Lieser soll Cellulose-xanthogenat bei mehrstündiger Ein¬

wirkung von absolutem Methanol der Methanolyse unterliegen.Das entstehende Natrium-methylat kann dann aus N-Nitroso-N-

methylurethan Diazomethan freimachen146), welches im Entste¬

hungszustande auf die Cellulose-Moleküle methylierend einwirkt.

Die Methylierung verläuft fast quantitativ; es entsteht ein Pro¬

dukt von der Zusammensetzung C6H10O5. C6H904. OCH3.Um die Lage des Methoxyls in dieser Verbindung zu ermitteln

wurde sie mit Schwefelsäure hydrolysiert. Aus der dabei entstehen¬

den Mischung von Glucose und Monomethylglucose Hess sich Glucose

durch Hefegärung quantitativ entfernen. Die zurückbleibende

Monomethylglucose gibt unter den üblichen Bedingungen kein Osa-

zon. Sie ist demnach als Glucose-2-methyläthers anzusprechen.Das kristallisierte Phenylhydrazon dieses 2-Methyläthers zeigte mit

autenischem Glucose-2-methyläther-phenylhydrazon in der Misch¬

probe keine Schmelzpunkterniedrigung.Lieser glaubt aus der von ihm gefundenen Reaktionsfolge und der

Isolierung des Glucose-2-methyläther den Schluss ziehen zu dürfen,dass im Cellulose-xanthogensauren Natrium ursprünglich die Xan-

thogenat-Gruppe in Stellung 2 der Glucose-Einheiten angeordnet sei.

Die Interpretation der Reaktion und ihre Folgerungen scheint

mir weder beweiskräftig noch à priori wahrscheinlich. Es ist bekannt

und konnte in eigenen Versuchen bestätigt werden, dass schon

Natrium-carbonat in Methanol Nitrosomethylurethan unter Bildungvon Diazomethan zersetzt; für das Cellulose-xanthogensaure Na¬

trium ist die gleichartig verlaufende Umsetzung mit Nitrosomethyl¬urethan keineswegs überraschend. Methanolyse und Bildung von

Natrium-methylat braucht deswegen nicht unbedingt in dieser

Stufe einzutreten.

Ferner ist nicht einzusehen, weshalb das „naszierende Diazo¬

methan" im Cellulose-Molekül gerade an jener Stelle in Reaktion

treten soll, an der vorher der Xanthogenatrest haftete. Dass in

Stellung 2 der Glucose-Einheiten ein Methyläther entsteht, ist nicht

überraschend, da bekanntlich in anderen Glucose-Derivaten (z.B.Mercaptalen) die sekundäre Oxygruppe an C-2 besonders leicht und

vor der primären Oxy-Gruppe an C-6 unter Ätherbildung zu reagie¬ren vermag.

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Das Natrium in Cellulose-xanthogensaurem Natrium kann durch

andere Metalle ersetzt werden. Durch die Umsetzung von reinem

Cellulose-xanthogenat mit neutralen konzentrierten Metallsalz-

Lösungen bilden sich nach wenigen Minuten die entsprechenden

Metall-cellulosexanthogenate.Die Schwermetall - Salze der Cellulose - xanthogensäure sind

schwach gelb. Ganz anders wie die übrigen Schwermetalle verhält

sich Quecksilber148). Lässt man gesättigte Quecksilber(II)-chlorid-

Lösung auf das reine Cellulose-xanthogenat einwirken, so entsteht

eine Additionsverbindung Quecksilber(II)-xanthogenat mit Queck-

silber(II)-chlorid von der Formel: (C6H10O5 • C6H904OCS2)2 Hg •

2HgCl2.

Polyxanthogenate der Cellulose

Die Aufnahmefähigkeit der Cellulose für Schwefelkohlenstoff ist

mit der Bildung von C6H10O5. C6H904OCSSNa keineswegs erschöpft.Bringt man Alkali-cellulose in stark verteiltem Zustande zur Reak¬

tion mit Schwefelkohlenstoff, so erhält man Produkte, die über 1 Mol

Schwefelkohlenstoff auf einen Glucose-Rest enthalten149).

Geiger150) gelang es, durch weiteres Xanthogenieren des Cellulose-

xanthogenats bis zu anderthalb Xanthogenatreste pro Glucose-

Einheit einzuführen.

Die Umsetzung von Trinatrium-cellulosat151) mit Schwefelkoh¬

lenstoff liefert Cellulose-tri-xanthogensaures Natrium152)Die Anwendung von Tetraäthylammonium-hydroxyd anstelle

von Natronlauge in der Herstellung von Cellulose-xanthogenatführt zu Polyxanthogenaten153). Die Reaktion verläuft ausseror¬

dentlich schnell und ist bei 0° nach einer halben Stunde beendet.

148) Th. Lieser, A. 464, 47 (1928).

149) E. Heuser und M. Schuster, Cell. Chem. 7, 45 (1926).

15°) E. Geiger, Helv. 13, 281 (1930); vgl. P. C. Scherer, Rayon Textile

Monthly, 19, 478 (1938).

151) P. C. Scherer, jr. und R. E. Hussey, Am. Soc. S3, 2344 (1931); P.

Schorogin und N. N. Makarowa-Semljanskaja, B. 69, 1713 (1936).

152) P. C. Scherer, Bull. Virginia Polytech. Inst. 39, 3 (1939).

153) Th. Lieser und R. Schweizer, A. 519, 279 (1935).

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Zur Isolierung des gebildeten Polyxanthogenats wird das Cellu-

lose-polyxanthogensaure-tetraäthylammonium-Salz durch Oxyda¬tion mit Jod in das entsprechende Disulfid übergeführt.

Stärke-xanthogenat

Wurde erstmals von Cross und Bevanlbi) beschrieben und von

Ost15i) genauer untersucht. Zur Herstellung des Stärke-xanthoge-nats wird Stärke in Schwefelkohlenstoff suspendiert und dazu unter

Rühren wenigstens zweimal Natronlauge als 10—20-proz. Lösungauf einmal gefügt. „Es entsteht ein Kleister mit fein verteilten

Schwefelkohlenstofftröpfchen, welcher nach einigen Stunden bei

Zimmertemperatur in gelbes fadenziehendes Xanthogenat über¬

geht155)". Dieser löst sich beim Durchkneten mit Wasser zu einer

viscosen Lösung auf. Beim Stehen wird Stärke-xanthogenat-Lösungdünner, sie reift, aber nach Monaten tritt keine Koagulation ein

und zum Verspinnen scheint sie sich nicht zu eignen.Zur Isolierung des festen Xanthogenats155) wird das gelbe faden¬

ziehende Produkt mit Alkohol durchgeknetet. Das Xanthogenatwickelt sich fadenförmig um den Pistill und lässt sich herausheben.

Dem Produkt ist Natrium-trithiocarbonat beigemengt, weswegen es

immer noch gelb gefärbt ist. Um das Xanthogenat zu reinigen, wird

es 4 mal aus Wasser durch Zusatz von Alkohol gefällt bis es farblos

wird. Das Trocknen des Xanthogenats gelingt durch Kneten mit

Alkohol und dann mit Äther. Im Vakuum blähen die entweichen¬

den Ätherdämpfe das Produkt zu einer voluminösen Masse auf, die

sich pulverisieren lässt.

Beim Reifen weicht Stärke-xanthogenat wesentlich von Cellulose-

xanthogenat ab156). Während das letztere an Viskosität anfangs

verliert, dann wieder gewinnt und nach einigen Tagen bei Zimmer¬

temperatur koaguliert, wird das Stärke-xanthogenat immer dünn¬

flüssiger, die Viskosität sinkt von einem anfänglichen Wert von 130

bis auf 19 Centipoisen nach 25 Tagen und bleibt dann konstant.

Die Lösung koaguliert auch nach Monaten nicht. Das Dünnwerden

154) C. F. Cross und E. J. Bevan, Soc. 91, 612 (1907).

155) H. Ost, A. 382, 340 (1911).

156) Vgl. die Figur auf Seite 65.

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der Stärke-xanthogenat-Lösung ist lediglich eine Folge der Ein¬

wirkung der Natronlauge auf Stärke157).Das grosse Stärke-Molekül soll nämlich durch Natronlauge eine

Verkleinerung erleiden, welche durch chemische Reaktionen z. B.

Endgruppenbestimmung nicht nachweisbar ist157).

Bruttozusammensetzung des Stärke-xanthogenats

Um die Bruttozusammensetzung des Stärke-xanthogenats auf¬

zuklären158), wurde die wie üblich hergestellte, alkalische Xantho-

genat-Lösung mit 2-proz. Essigsäure bis zur schwach sauren Reaktion

abgestumpft und dann mit überschüssiger Kupferacetat-Lösungversetzt. Stärke-xanthogensaures Kupfer fiel in Form von orange-

bis braun-gefärbten Flocken aus. Diese wurden mit Wasser ge¬

waschen, abflltriert,das Wasser wurde durch absolutes Methanols

verdrängt und diese endlich durch Äther. Nach dem Trocknen über

Phosphor-pentoxyd im Vakuum erhielt man ein braunes Präparat,dessen Analyse auf die folgende Zusammensetzung hinweist:

C6H10O5 • C6H904OCSSCu.

Umsetzungen des Stärke-xanthogenats

Stärke-xanthogenat reagiert mit Jod unter Bildung von einem

Disulfid von der Bruttoformel (C6H10O5.C6H9O4OCSS)2.Stärke-metallxanthogenate lassen sich aus konzentrierten Lösun¬

gen ausscheiden, wenn man das Stärke-xanthogenat mit wässrigen

Metallsalz-Lösungen versetzt.

Magnesium-, Calcium- und Barium-stärke-xanthogenat sind

ziemlich löslich in Wasser.

Charakteristisch ist das Verhalten der Schwermetallsalze. Hier

bildet sich in erster Phase das Metallxanthogenat, welches aber in

Gegenwart von Alkali sich zu Hydrosolen des betreffenden Oxydsund Stärke-alkalixanthogenat umsetzen soll. Das Stärke-alkali-

xanthogenat verhindert die Ausscheidung des Oxyds und wirkt als

Schutzkolloid169).

l«) E. Stern, J. pr. (2) 101, 308 (1921).

158) Th. Lieser und A. Hackl, A. 511, 128 (1934); vgl. H. Ost, A. 328,

340 (1911).

169) E. Stern, J. pr. (2) 101, 308 (1921).

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Mit Silbernitrat-Lösung erhält man z. B. eine braunschwarze

Lösung von kolloidalem Silberoxyd.

Verwendung von Stärke-xanthogenat

Die Fugenfestigkeit des Stärke-xanthogenats ist sehr günstig,weshalb vorgeschlagen wurde das Präparat als Kleister in der Textil¬

industrie 160) und als Klebestoff159) zu verwenden.

Xanthogenate anderer Polysaccharide

Die Xanthogenierung von Glykogen, Lichenen, Mannan, Inulin

und Xylan wurde von Lieser161) untersucht.

Bei diesen Polysacchariden reicht eine kurze, beispielsweise2-stündige Einwirkung von Natronlauge und Schwefelkohlenstoff

zur Xanthogenierung aus. Es wurde beobachtet, dass Xanthogenat-Bildung von Lichenen, Inulin, Mannan und Xylan, nicht aber von

Glykogen, mit zunehmender Alkali-Konzentration bis zu einem

Optimum ansteigt, um dann wieder zu fallen. Der höchste Schwefel¬

gehalt der Xanthogenate, mit Ausnahme des Glykogens, deutet wie

bei der Cellulose auf ein Verhältnis 2C6H10O6: 1CS2 hin. Daraus

ist zu folgern dass auch diese Polysaccharide, mit Ausnahme des

Glykogens, aus Micellen162) aufgebaut sind.

Glyhogen-xanthogenat

Zur Herstellung des Glykogen-xanthogenats wird Glykogen in

soviel Alkali gelöst, dass neben der zur Xanthogenierung je eines

Glucose-Restes nötigen Menge noch ein kleiner Überschuss vorhan-

handen ist. Die Lösung wird nun mit einem grossen Überschuss an

Schwefelkohlenstoff versetzt und 2 Stunden bei Zimmertemperaturgeschüttelt. Dann wird mit Wasser verdünnt und die gelbe Lösungvon überschüssigem Schwefelkohlenstoff getrennt. Da man einen

Überschuss an Alkali verwendet, wird die Alkalität der Lösung mit

2-proz. Essigsäure bis zur schwach alkalischen Reaktion abge-

160) R. Elsmer, USP. 2000887 (1933).

m) Th. Lieser und A. HacM, A. 511, 128 (1934).

162) Vgl. Seite 64.

70

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stumpft, dann mit überschüssiger Kupfer-acetat-Lösung bis zur

schwach sauren Reaktion versetzt. Das Kupfersalz der Glykogen-

xanthogensäure fällt in Form von orange bis braun gefärbten Flok-

ken aus. Diese werden mit Wasser gewaschen, abfiltriert, das Wasser

wird durch Methanol verdrängt und dieses durch Äther. Nach dem

Trocknen im Vakuum bei gewöhnlicher Temperatur erhält man ein

braunes Präparat von Glykogen-xanthogensaurem Kupfer, dessen

Kupfer- und Schwefelgehalt bestimmt werden können163)164).

In einer Modifikation dieser Methode165) wird die Xanthogenie-

rung des Glykogens durch Schütteln über Nacht durchgeführt und

die überschüssige Lauge mit Kohlendioxyd abgestumpft, d. h. Koh¬

lendioxyd solange durch die Lösung geleitet bis kein Schwefelwasser¬

stoff mehr nachzuweisen ist, was nach 20—30 Minuten der Fall ist.

Dabei wird die orange-gefärbte Lösung entfärbt. Die neutrale

Lösung wird filtriert, mit überschüssiger Kupfer-acetat-Lösung ver¬

setzt und wie oben aufgearbeitet.Während bei den anderen Polysacchariden, nämlich Lichenen,

Mannan, Inulin und Xylan, bei einer mittleren Alkali-Konzentration

die höchsten Kupfer- und Schwefelwerte erzielt werden, verhält sich

Glykogen anders, denn mit steigender Alkalität steigen hier auch

die Kupfer- und Schwefelwerte an wie die folgende Tabelle zeigt.

NaOH %Cu %s

0,5-n.

1-n.

2-n.

6,80

7,14

10,72

7,68

9,85

14,15

169) Bei der Fällung von Glykogen- und anderer Polysaccharid-xantho-

genaten mit Kupfersalz-Lösung entsteht stets neben Kupfer(I)-xanthogenat

auch ein Äquivalent Bis-Polysaecharid-xanthogen, welches in Wasser,

Alkohol unslöslich und daher von denKupfer(I)-xanthogenaten nicht abtrenn¬

bar ist. Beide Verbindungen gelangen zusammen zur Analyse, was in der

Auswertung der Analysen-Ergebnisse zu berücksichtigen ist.

161) In gleicher Weise werden die Kupfersalze der Lichenen-, Mannan-,

Inulin- und Xylanxanthogensäure hergestellt.

165) Th. Lieser und A. Hackl, A. 511, 128 (1934).

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Das gegenüber anderen Polysacchariden verschiedene Verhalten

des Glykogens wird dahin ausgelegt, dass Glykogen nicht aus Micel-

len aufgebaut sein soll.

Lichenen-xanthogensaures Kupfer165)

Das aus Cetraria islandica gewonnene Polysaccharid verhält sich

bei der Xanthogenierung wie Stärke.

Mannan-xanthogensaures Kupfer165)

Höchste Kupfer- und Schwefelwerte werden schon mit Laugenvon sehr geringer Konzentration erzielt.

Inulin-xanthogensaures Kupfer165)

Der micellare Bau des Inulins in bezug auf die Verteilung der

Fructose-Reste soll dem der Glucosane ähnlich sein.

Xylan-xanthogensaures Kupfer165)166)

Der Xanthogenierungsverlauf dieses Pentosans, der bei Verwen¬

dung von 0,2-n. Natronlauge schon deuthch wird, soll klar erkennen

lassen, dass die intramicellare Anordnung der Xylose-Reste ähnlich

jener der Hexosane ist.

Xanthogenate von mehrwertigen Alkoholen und von

Monosacchariden

Glykol- und Glycerin-xanthogenate

Von den einfachen mehrwertigen Alkoholen wurden die Kupfer-(I)-xanthogenate von Glykol und Glycerin hergestellt.

Löbisch und Loos161) gelang es aus Natrium-glycerin und Schwe¬

felkohlenstoff unter Druck bei 60° ein Glycerinxanthogenat zu

erhalten.

Glykol-monomethyläther und Glycerin-a, a'-dimethyläther168)bilden mit Natronlauge und Schwefelkohlenstoff glatt Monoxan-

16S) Heuser und Sciwrsch, Cell, Chem. 9, 39, 109 (1928).167)M. 2, 373(1881).

168) Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 242 (1932).

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thogenate; Glykol und Glycerin-monomethyläther reagieren nur

langsam169).

Glykol- und Glycerinxanthogensaures Kupfer konnten nach der

früher beschriebenen Bariumhydroxyd-Kohlendioxyd-Methode her¬

gestellt werden168).

Glykosid-xanthogenate

Zur Herstellung von Natriumxanthogenat-a-methylglucosid168)170)werden 10 g a-Methylglucosid (1/20 Mol) mit 100 cm3 1-n. Natron¬

lauge und 2,5 cm3 Schwefelkohlenstoff (1/25 Mol) über Nacht ge¬

schüttelt. In die eisgekühlte Lösung wird 1/4 Stunde ein kräftiger

Kohlendioxyd-Strom eingeleitet, worauf kein Schwefelwasserstoff

mehr wahrzunehmen ist; die Lösung von Natriumxanthogenat-a-

methylglucosid wird dann mit Kupferacetat gefällt.Nach einer anderen Vorschrift werden 10 g a-Methylglucosid

(1/20 Mol) in 25 cm3 einer 2-n. Natriumäthylat-Lösung (1,15 g Na¬

trium in 25 cm3 absolutem Alkohol) warm gelöst und nach dem

Erkalten mit einem Überschuss an Schwefelkohlenstoff (6 cm3 =

1/10 Mol) versetzt.

Die dicke Flüssigkeit erstarrt sofort zu einer leicht gelblichenMasse, die aber nach wenigen Minuten wieder flüssig wird und sich

stark gelb färbt.

Auf Zusatz von Äther scheidet sich ein schwach gelb gefärbter

gallertartiger Niederschlag ab, der durch heftiges Schütteln mit

absolutem Äther in ein fast farbloses Pulver übergeführt werden

kann m). In eigenen Versuchen gelang es, das Natrium-xanthogenat-

a-methylglucosid kristallin zu erhalten.

Herstellung von Silberxanthogenat-a-methylglucosid

Während die Herstellung von reinen Kupfer (I)-xanthoge-

genaten172)173) stets glatt verläuft und einfach durchzuführen ist,

"•) E. Berl und J. Bitter, Cell. Chem. 7, 137 (1926).

"O) Th. Lieser und R. Thiel, A. 522, 418 (1936).

*") Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 242 (1932).

"a) Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 235 (1932).

173) o-Methylgalactosid ergibt glatt ein Kupfer(I)-xanthogenat.

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bereitet die Darstellung der Silberxanthogenate oft Schwierigkei¬ten, weil die Xanthogenat-Gruppe in Gegenwart von Silbersalzen174)leicht abspalten wird. Die Bereitung des Silber-xanthogenats von

a-Methylglucosid soll nach folgender Vorschrift gelingen:6 g a-Methylglucosid werden mit Bariumhydroxyd und Schwefel¬

kohlenstoff xanthogeniert175) und unter kräftigem Schütteln zur

reinen Bariumxanthogenat-a-methylglucosid-Lösung eine 0,05-n.

Silbernitrat-Lösung zugegeben. Dabei scheidet sich das Silberxan-

thogenat in Form eines zitronengelben Niederschlages aus, der

abfiltriert wird. Das Filtrat wird nochmals mit der gleichen MengeSilbernitrat-Lösung versetzt. Das als zweite Fraktion ausfallende

Silberxanthogenat ist flockig und beinahe farblos. Nach demWaschen

mit Wasser, Alkohol und Äther wird es im Vakuum über Phos-

phorpentoxyd getrocknet.Die Oxydation des Silberxanthogenats mit Jod führt wie zu

erwarten zum bis-a-Methylglucosid-xanthogen175). Diese Reaktion

wird durchgeführt, indem man das reine Silberxanthogenat mit

methanolischer Jod-Lösung in geringem Unterschuss versetzt, die

Lösung vom SilberJodid abfiltriert und das Filtrat im Vakuum-

exikkator über Calciumchlorid einengt. Es hinterbleiben schwach-

gelbliche Kristalle, die in Methanol löslich, in Äther unlöslich sind.

Herstellungsmethoden von Methylxanthogenat-a-meihylglucosid

Nach Lieser176) wird Silberxanthogenat-a-methylglucosid mit

einem Überschuss an Methyljodid 1—2 Tage bei Zimmertemperaturstehen gelassen. Nun wird vom Silberjodid abfiltriert und das Filtrat

bei Zimmertemperatur über Calciumchlorid eindunsten gelassen.Nach völligem Verdunsten des Methanols bilden sich weisse Nädel-

chen von Methylxanthogenat-a-methylglucosid.Die Ausbeute an Methylxanthogenat-a-methylglucosid beträgt

12%d.Th.In eigenen Versuchen wurde das Methylxanthogenat-a-methyl-

glucosid direkt aus dem Bariumxanthogenat hergestellt:

"*) Vgl. Seite 78.

175) Th. Lieser und A. Haclcl, A. 511, 121 (1934).

17e) Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 235 (1932).

74

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a-Methylglucosid wurde mit einer wässrigen Bariumhydroxyd-Lösung und Schwefelkohlenstoff versetzt und die Mischung wäh¬

rend 17 Stunden bei Zimmertemperatur geschüttelt. In die gelb

gefärbte Lösung wurde unter Eiskühlung während 1/2 Stunde ein

kräftiger Kohlendioxyd-Strom eingeleitet bis kein Schwefelwasser¬

stoff mehr entwich. Vom Bariumcarbonat wurde abfiltriert und das

mit überschüssigem Methyljodid versetzte Filtrat 15 Stunden bei

Zimmertemperatur geschüttelt. Die gelbliche Lösung wurde mit

Kochsalz gesättigt und mit Essigester mehrmals extrahiert. Die

Auszüge wurden nun mit wasserfreiem Natriumsulfat getrocknetund der Essigester unter vermindertem Druck auf dem Wasser¬

bade entfernt. Das zurückbleibende Öl wurde am Aluminiumoxyd(Aktivität II-III) chromatographiert.

Durch Zerreiben mit Äther kristallisierte das gallertartige Chloro-

form-Methanol-Eluat, welches aus Äther-Petroläther umkristalli¬

siert wurde.

Die Ausbeute an reinem Methylxanthogenat-a-methylglucosid

betrug 35 % d. Th.

In einem zweiten Versuche wurde das Methylxanthogenat-a-

methyl-glucosid in 41-proz. Ausbeute erhalten, indem man das

Natriumxanthogenat-a-methylglucosid in absolutem Methanol mit

überschüssigemN-Nitroso-N-methyl-harnstoffin derKälte versetzte.

Das Präparat ist sehr beständig, auch in der Wärme und beim

Kochen mit verd. Salzsäure. Mit Spuren Alkali tritt Spaltung ein

unter Rückbildung des a-Methylglucosids177).Das Methylxanthogenat-a-methylglucosid ist dimorph178), von

den zwei Modifikationen ist die tiefer schmelzende Form die stabilere.

Acetylierung des Methylxanthogenat-a-methylglucosids mitAcet-

anhydrid oder Acetylchlorid führte in 50-proz. Ausbeute zu einem

Triacetyl-Derivat. Benzoylierung unter energischen Bedingungenlieferte das Tribenzoat; unter milden Bedingungen entstand ein

Monobenzoat, in welchem die Stellung der Benzoylgruppe noch

nicht festgestellt ist177).

177) Th. Lieser und A. Hackl, A. 511, 121 (1934).

178) In eigenen Versuchen festgestellt.

75

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Spaltung der Xanthogenate mit Silbersalzen

Die Abspaltung der Xanthogenat-Gruppe aus Methylxantho-

genat-a-methylglucosid und dessen Derivaten erfolgt bei der Be¬

handlung mit Silbercarbonat oder Quecksilberacetat in Wasser,

wobei a-Methylglucosid bzw. dessen Derivate in über 50-proz. Aus¬

beute entstehen.

Diese Zersetzbarkeit der Xanthogenate durch Silbersalze er¬

klärt die schlechte Ausbeute an einheitlichem Silberxanthogenat-a-

methyl-glucosid179).Bei der Umsetzung dès Monobenzoyl-methylxanthogenat-a-

methylglucosids(I) mit Silbernitrat in wässriger Lösung wird eine

H-

H-

HO-

H-

H-

-OCH,

-O

-H

-OH

-OCH, O

O O

CH,OBz

S H-

-C-SCH3^ 65%

H-

Wasser HO-

H-

H-

CH2OBz

Methanolische Salzsäure

-o—

-H

-OH

-C-SCH,+ 10%

II

10%

H-

H-

HO-

H-

H-

-OCHj

-O

-H

-O

H-

H-

HO-

H-

H-

6-Benzoyl-methylglucosid

-OCH,

-OH

-H

-OH

O

O /OCH,

^OCH,

Methanolische Salzsäure

)erwärmen

H-

H-

HO-

H-

H-

-OCH,

-OH

-H

-OH

O

CH2OH

III a-Methylglucosid

9) Vgl. Seite 75.

76

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Verbindung erhalten deren Analyse auf das Vorliegen des Mono-

benzoyl-monothio-kohlensäure-methylesters des a-Methylglucosids

(II) hinweist. Wird das Monobenzoyl-methylxanthogenat-a-methyl-

glucosid in absoluter methanolischen Lösung mit Silbercarbonat um¬

gesetzt, so entsteht der Monobenzoyl-ortho-kohlensäure-dimethyl-ester des a-Methylglucosids(III) 18°) wie das nebenstehendes Schema

zeigt.Zur Umwandlung von Methylxanthogenat-a-methylglucosid (IV)

zu a-Methylglucosid180) wird (IV) in warmem Wasser gelöst und

die auf 0° abgekühlte Lösung mit Silbercarbonat versetzt. Die dun¬

kel gewordene Mischung wird eine Stunde geschüttelt, filtriert, mit

Tierkohle entfärbt, im Vakuum eingeengt, erneut filtriert und mit

Äther versetzt. Auf diese Weise wird kristallines a-Methylglucosidin etwa 55-proz. Ausbeute erhalten.

Zur Herstellung von Monobenzoyl-monothiokohlensäure-methyl-

ester-a-methylglucosid (II)180) wird Monobenzoyl-methylxantho -

genat-a-methylglucosid(I) mit konz. Silbernitrat-Lösung bei Zim¬

mertemperatur geschüttelt. Schon nach einer Stunde wird sich ein

voluminöser brauner Körper bilden. Nach 18 Stunden wird vom

Niederschlag abfiltriert und das Filtrat mit viel Äther ausgeschüt¬telt. Die Äther-Auszüge werden mit Calciumchlorid getrocknet und

mit Petroläther gefällt.Das anfänglich ausgefallene Öl kristallisiert nach einigen Stun¬

den. Die Ausbeute an Monobenzoyl-monothiokohlensäure-methyl-

ester-a-methylglucosid beträgt 65% d.Th.

Spaltung der Xanthogenate mit Raney-Nickel

In der Hoffnung 2-Methyl-a-methylglucosid durch Entschwefeln

von Methylxanthogenat-a-methylglucosid zu erhalten, wurde in

eigenen Versuchen das Methylxanthogenat-a-methylglucosid mit

neutralem Raney-Nickel in Feinsprit versetzt und das Gemisch am

Rückfluss gekocht; anstelle des erwarteten 2-Methyläthers wurde

a-Methylglucosid in 60-proz. Ausbeute isoliert. Wurde dieselbe Um¬

setzung in absolutem Dioxan statt in Feinsprit vorgenommen, so

entstand a-Methylglucosid in 90-proz. Ausbeute.

180) Th. Lieser und E. Leckzyck, A. 519, 279 (1935).

77

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Thermische Zersetzung des Methylxanthogenat-a-methylglucosids161)

Versuche182) aus Methylxanthogenat-a-methylglucosid (I) nach

dem Verfahren von L. A. Tschugaeff den Xanthogenat-Rest ther¬

misch abzuspalten, wobei als Spaltstücke a-Methyl-2,3-glucoseenid

(II), Kohlenoxy-sulfid und Methylmercaptan (vgl. Formeln I und II)zu erwarten sind, führten nicht zu dem gewünschten Ergebnis.

H-

H-

HO-

H-

H-

-OCH3

O-CS

H

OH

—SCH,0

H-C-OCHjICH

IIC-OH

1H-C-OH

HC

O

+ COS + CH.SH

CH2OH

II

Das beim zersetzenden Destillieren des Methylxanthogenat-a-

methylglucosids bei 250° im Hochvakuum erhaltene gelbliche vis¬

cose Destillat konnte beim Zerreiben mit Aceton kristallisiert wer¬

den. Das aus Alkohol-Äther umkristallisierte Präparat war frei von

Schwefel. Die Verbrennungswerte standen nicht in Übereinstim¬

mung mit jenen von a-Methyl-2,3-Glucoseenid, stimmen aber auf

Glucose-2-methyläther oder a-Methylglucosid.Der Schmelzpunkt und die optische Drehung (in Wasser) des

Präparates sind mit den analogen Werten des Glucose-2-methyl-äthers identisch. Wegen ungenügender Substanzmenge wurde das

Präparat nicht weiter untersucht.

Umsetzungen des Methylxanihogenat-ß-methylglucosids183)

Acetylierung von Methylxanthogenat-ß-methylglucosid mitAcet-

anhydrid und Pyridin liefert das Triacetyl-Derivat in 92-proz.Ausbeute. Ein Monobenzoyl-Derivat ist in 30-proz. Ausbeute her-

181) B. 32, 3332 (1899).

182) Eigene Versuche.

183) Th. Lieser und E. Leckzyck, A. 519, 279 (1935).

78

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stellbar. Die Abspaltung der Xanthogenat-Gruppe aus Monoben-

zoyl-methylxanthogenat-j8-methylglucosid gelang durch Umsetzungmit Silbercarbonat in absolutem Methanol und führte zum Mono-

benzoyl-methylcarbonat des ß-Methylglucosids wie aus der folgen¬den Formulierung ersichtlich wird:

CH30-

H-

HO-

-H 8

II_o-c—

O

-H

H- -OH

H-

-SCH, AgaCO,

Methènol bei 0°

CH,OBz

CH30-

H-

HO-

-H C

II-0-C—

0

-H

H- -OH

H-

OCH,

CH,OBz

ß-Phenylglucosid-xanthogensäure und deren Derivate

jß-Phenylglucosid-xanthogensäure wurde als Glykolsäure-diäthyl-amid-thiol-ester184) (I) isohert:

C6HäO

H

HO

H-

H

-H S

II0-C—

H

OH

-S-CH2CON(C2H5)2O

Zur Herstellung dieses Derivats wird /?-Phenylglucosid in üblicher

Weise mit Bariumhydroxyd und Schwefelkohlenstoffxanthogeniert,dazu die theoretische Menge Diäthylchloracetamid185) gefügt und

die Mischung 2 Stunden stehen gelassen. Vom, absetzenden gelben

184) Vgl. Seite 66.

185) Th. Lieser und E. Leckzyck, A. 519, 279 (1935).

79

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Öl wird dekantiert, das Öl in Chloroform gelöst, mit Wasser gewa¬

schen und die Chloroform-Lösung mit wasserfreiem Natriumsulfat

getrocknet, im Vakuum eingeengt und mit Petroläther bis zur Trü-

bund versetzt. Die Ausbeute an kristallinem /3-Phenylglucosid-

xanthogensäure-glykolsäure-diäthyl-amid-thiolester beträgt 53 %d. Th.

bis-j8-Phenylglucosid-xanthogen185) wird aus der Bariumxantho-

genat-j3-phenylglucosid-Lösung durch Ansäuren mit verd. Essigsäureund Behandlung mit eiskalter 0,2-n. Jodlösung in Überschuss erhal¬

ten. Zur Entfernung des überschüssigen Jods wird mit 0,1-n. Na-

triumthiosulfat-Lösung bis zur Entfärbung versetzt. Der entste¬

hende Niederschlag wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und über

Phosphorpentoxyd getrocknet.Die Ausbeute an bis-Xanthogen beträgt 43% d.Th.

Die Herstellung von Methylxanthogenat-/5-phenylglucosid gelingtdurch Umsetzung vom Silberxanthogenat-ß-phenylglucosid186) mit

Methyljodid in 37-proz. Ausbeute, oder direkt durch Umsetzungvon gereinigter Barium-xanthogenat-ß-phenylglucosid-Lösung mit

Methyljodid185).Diese zweite Herstellungsmethode scheint wegen ihrer einfachen

Durchführung und der besseren Ausbeuten (66% d.Th.) die Vor¬

teilhaftere zu sein.

Die Abspaltung der Xanthogenat - Gruppe aus Methylxantho-

genat-/3-phenylglucosid mit Silbercarbonat in eisgekühltem Metha¬

nol führt in 43-proz. Ausbeute zum 2-Methylkohlensauren-ß-phenyl-

glucosid185).

Xanthogenate der Aldpsen und Ketosen

Die Carbonylgruppe der Glucose wird von Barium-hydroxyd in

der Kälte nur sehr langsam, in der Hitze fast momentan angegriffen.Glucose lässt sich wohl deshalb in der Kälte ebenfalls in ein Xantho¬

genat umwandeln wobei stets die sekundäre Oxygruppe an C-2

reagieren soll187).

186) Vgl. Seite 75.

187) Die 2-ständige Oxygruppe der Glucose zeichnet sich gegenüber den

anderen Oxygruppen durch ihre grössere Reaktionsfähigkeit aus: z. B.

80

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Herstellung von Olucose-xantkogensaurem Kupfer

Nach Liese/-188) wird Glucose mit 0,3-n. Bariumhydroxyd-Lösungund Schwefelkohlenstoff durch 4-stündiges Schütteln xanthogeniert.Nach Zerstörung des Trithiocarbonats durch Einleiten von Kohlen¬

dioxyd während 20 Minuten wird mit Kupferacetat-Lösung gefällt.Der Niederschlag wird abfiltriert und vom bis-Glucose-xanthogendurch Waschen mit Alkohol und Äther befreit.

Herstellung von Glucose-phenylhydrazon-xanthogensaurem Kupfer188)

Glucose-phenylhydrazon wird mit Bariumhydroxyd und Schwe¬

felkohlenstoff über Nacht geschüttelt und die Lösung durch Ein¬

leiten von Kohlendioxyd gereinigt. Beim Zusatz eines geringenÜberschusses von Kupfer-acetat-Lösung fällt ein brauner Nieder¬

schlag aus, welcher nach einigen Minuten schmutzig gelb wird. In

- überschüssigem Kupferacetat ist das Präparat wieder löslich.

Man wäscht den Niederschlag mit Wasser aus und dann, da er

in Alkohol löslich ist, gleich mit Äther.

Herstellung von Fructose-xanthogensaurem Kupfer188)

3,2 g Fructose werden mit 60 cm3 0,4-n. Bariumhydroxyd-Lösungund 2,4 cm3 Schwefelkohlenstoff über Nacht geschüttelt und die

Barium-xanthogenat-Lösung durch Einleiten von Kohlendioxydgereinigt. Die reine Lösung wird mit dem gleichen Volumen Metha¬

nol versetzt, mit 5 cm3 2-proz. Essigsäure angesäuert und mit einem

geringen Überschuss an Kupferacetat versetzt, wobei sich die Lösungschnell dunkelrot bis braun färbt und allmählich ein dunkelbrauner

Niederschlag sich absetzt. Nach dem Zusatz der gleichen MengeMethanol d. h. ca. 60 cm3, fällt eine grössere Menge Fructose-xantho-

gensaures Kupfer aus, welches mit absolutem Methanol gewaschenwird.

ergibt Methylierung der Glucose-mercaptale ausschliesslich 2-Methyl-äther der Glucose-mercaptale.

188) Th. Lieser und A. Hackl, A. 511, 121 (1934).

81

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Die Analyse des Präparates weist auf die Formel C7H10O6S2Cu2,

welche besagt, dass neben der Xanthogenatgruppe noch ein zweites

Kupferatom in das Molekül eintritt.

Polyxanthogenate der Monosaccharide

Da mit Natronlauge oder Bariumhydroxyd als Base nur Mono-

xanthogenate der Monosaccharide darzustellen sind, wurden Ver¬

suche unternommen, mit stärkeren Basen weitere Oxygruppen der

Monosaccharide der Xanthogenierung zugänglich zu machen.

Wegen des amorphen Charakters der unlöslichen Schwermetall-

xanthogenate, welche die Reinigung dieser Verbindungen durch

Kristallisation verunmöglicht, verwandelt man die Poly-xantho-

genate durch Oxydation mit Jod in die reinen, kristallinen Poly-

xanthogene.

Oxydation von unreinem Silberxanthogenat-a-methylglucosidmit Jod189) führte zu einem uneinheitlichen Produkt aus dem durch

fraktionierte Kristallisation bis-a-Methylglucosid-dixanthogen (I),

neben viel bis-a-Methyl-glucosid-mono-xanthogen190)(II), wenig

bis-a-Methylglucosid-tri-xanthogen (III) und bis-a-Methylglucosid-

tetra-xanthogen (IV) isoliert werden konnten191).

I

II

III

IV

189) Vgl. Seite 76.

19°) Auch als bis-a-Methylglucosid-xanthogen bezeichnet.

191) Th. Lieser und R. Thiel, A. 522, 48 (1936).

82

S S

Il IIC7H1204(—O—C—S—S—C—O—)2C7H1204

S s

Il IIC,H1306(—O—C—S—S—C—O—)C,H1305

S s

Il II

C,HU03(—O—C—S—S—C—O—)3C7Hn03

S s

Il IIC7H10O2(—O—C—S—S—C—O—)4C7H10O2

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In der Herstellung von Mono-xanthogenaten der Monosaccharide

entsteht als Nebenprodukt stets wenig Di-xanthogenat 191); welches

auf folgende Weisen isoliert werden kann:

A. Wenn die eisgekühlte Bariumxanthogenat-a-methylglucosid-Lö-

sung mit verd. Cadmiumacetat-Lösung in Überschuss versetzt

wird, so entsteht ein weisser Niederschlag, welcher nach Abfil¬

trieren, Waschen mit Wasser, Methanol und Äther die Zusam¬

mensetzung von Cadmium-dixanthogenat-a-methylglucosid auf¬

weist.

Im Filtrat befindet sich das wasserlösliche Cadmium-mono-

xanthogenat-a-methylglucosid.

B. Wenn die reine Barium-xanthogenat-a-methylglucosid-Lösungmit Methyljodid oder Dimethylsulfat umgesetzt wird, so kann

chen kristallinen a-Methylglucosid-monoxanthogensäure-methyl-das ölig ausgeschiedene Reaktionsprodukt in den wasserlösli-

ester192) und in wenig eines wasserunlöslichen amorphen Teils,

der die Zusammensetzung von a-Methylglucosid-dixanthogen-

säure-dimethylester besitzt, zerlegt werden.

Zur Herstellung von a-Methylglucosid-dixanthogensäure-dime-

thylester193) werden 5,8 g a-Methylglucosid mit 240 cm3 0,3-n.

Barium-hydroxyd-Lösung und 9 cm3 Schwefelkohlenstoffwie üblich

xanthogeniert und die Lösung durch Einleiten von Kohlendioxyd

gereinigt. Zur reinen Barium-xanthogenat-Lösung werden 1,5 cm3

Methyljodid gegeben und das nach 10-stündigem Schütteln am

Boden und den Wänden des Gefässes sich absetzende schwere Öl

getrennt. Das Öl wird in Äther gelöst, die Äther-Lösung mit Wasser

gewaschen, getrocknet, eingeengt und über Phosphorpentoxyd auf¬

bewahrt. Nach dem Verdunsten des Äthers hinterbleibt ein Pulver,

das an der Luft langsam zusammensintert.

Aus dem Waschwasser der Äther-Lösung wird Monomethyl-

xanthogenat-a-methyl-glucosid isoliert.

In den Monosacchariden scheint die funktionelle Gruppe an C-l

eine dirigierende Rolle in der Xanthogenierung zu spielen. So ver¬

läuft beispielsweise bei j8-Phenylglucosid die Xanthogenierung ein-

"2) Vgl. Seite 76.

83

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heitlicher als bei a-Methylglucosid. In /3-Phenylglucosid konnten bis

zu vier Xanthogenat-Gruppeneingeführtwerden, während a-Methyl¬glucosid unter denselben Bedingungen höchstens 2 Xanthogenat-Gruppen aufnahm.

In der Polyxanthogenierung von Monosacchariden erweisen sich

die anorganischen Basen als unzureichend, dagegen sind starke

organische Basen, beispielsweise Tetraäthylammoniumhydroxyd,für diesen Zweck sehr geeignet.

Herstellung von ß-Phenylglucosid-tetraxanthogensäure-tetramethylester

Nach Lieser193) werden 2,5 g ß-Phenylglucosid mit 12 cm3 3,5-n.

Tetraäthyl-ammoniumhydroxyd-Lösung und 5 cm3 Schwefelkohlen¬

stoff xanthogeniert. Die Lösung wird dann unter Kühlung mit 1-n.

Essigsäure neutralisiert, Kohlendioxyd bis zum Verschwinden des

Schwefelwasserstoffes eingeleitet und mit Methyljodid im Über-schuss geschüttelt. Das sich absetzende Öl wird mit Wasser gewa¬schen und mit Methanol extrahiert. Der bröcklig gewordene Rück¬

stand wird aus warmem Äther umkristallisiert.

Die Ausbeute an jS-Phenylglucosid-tetraxanthogensäure-tetra-methylester beträgt 26% d.Th.

Zur Herstellung von bis-j8-Phenylglucosid-tri-xanthogen von der

Formel

S S

Il IIC12H1303(—O-C—S—S-C-0-)303H13C12

wird j8-Phenylglucosid mit 3,8-n. Tetraäthylammoniumhydroxyd -

Lösung wie oben beschrieben xanthogeniert. Zur gekühlten Lösungwird 0,1-n. Jodlösung gefügt. Der ausfallende Niederschlag wird

abfiltriert und mit Wasser, Methanol und Äther gewaschen.In der eigenen Arbeit wurde ohne Erfolg versucht, Polyxantho-

genate durch die Umsetzung der Doppelverbindung N(CH3)3 • CS2194)mit Glykosiden herzustellen.

193) Th. Lieser und R. Thiel, A. 522, 418 (1936).

194) M. A. Bleunard, Bl. (2) 33, 13 (1880).

84

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3-Glucose-Xanthogensäure und deren Derivate

Durch Wasser-Abspaltung nach demVerfahren von Tschugaeff1*5)hofften Freudenberg und Wolf196) aus Di-isopropyliden-glucose (I)ungesättigte Verbindungen zu erhalten. Für diesen Zweck wurde

das 3-Natrium-xanthogenat(III) und aus diesem der Methylester(IV)hergestellt. Der 3-Xanthogensäure-methylester (IV) sollte beim Er¬

hitzen in Kohlenoxysulfid, Methylmercaptan und eine 2,3 bzw. 3,4-

ungesättigte Verbindung zerfallen wie aus den Formeln ersichtlich

wird:

H-

S H-

CH3S-C-0-

H-

H-

-O^CH,-0< ! XCH3

O

-H

HC-CK /CH3I )<C-CK

O> COS + CH3SH + CH

HC—

—C\

jy

/CH,

HaC-O/ ^CH3

1,2,5, 6-Di-isopropyliden-glucofuranose-3-xanthogensaure-methylester.

HC-C\ /CH3i TT

H^-O/ XCH3

Die Reaktion nahm einen unerwarteten Verlauf; beim Versuch

(IV) thermisch zu zersetzen ^entstand eine Verbindung von der glei¬chen Zusammensetzung wie das Ausgangsmaterial V, welche mit

Ammoniak in Methylmercaptan, Harnstoff und das Di-isopropyli-denderivat der 3-Thioglucose (VI) zerfiel. Die sehr leicht oxydier¬bare 3-Thioglucose kristallisierte nicht, dagegen bildet sie ein sehr

schön kristallines Disulfid (VII), sowie einen gleichfalls kristaUinen

S-Methyl-äther (VIII).Die 3 Verbindungen (VI), (VII) und (VIII) verlieren beim Erwär¬

men mit verd. Säuren die Isopropyliden-Gruppen und liefern die

wasserlösliche 3-Thioglucose (XI) bzw. deren Derivate (IX) und (X).Die Konfiguration der Thiol-gruppe in der 3-Thioglucose (XI) ist

unbekannt, der Thiol-Zucker (VI) ist jedoch einheitlich, denn sonst

müssten bei der Oxydation von (VI) 3 verschiedene Disulfide statt

des einen (VII) entstehen (siehe Schema Seite 88/89).

19ä) L. A. Tschugaeff, B. 32, 3332 (1899); vgl. S. 58.

196) K, Freudenb6rg und A. Wolf, B. 60, 232 (1927).

85

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87

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Bei Di-isopropyliden-galactose und -mannose misslangen alle

Versuche die Reaktion im Sinne von Tschugaeff durchzuführen oder

eine der Umwandlung von (IV) in (V) analoge Umlagerung zu

erzwingen]1 m).

1 -Xanthogen-aldosen

Die als 1-Xanthogen-aldosen beschriebenen Verbindungen sind

als Aldose-S-xanthogensäure-ester zu bezeichnen. Im Gegensatz zu

den vorstehend beschriebenen Kohlenhydrat-xanthogeriaten in wel¬

chen der Xanthogensäure- bzw. Thiol-thionkohlensäure-Rest über

das Sauerstoffatom esterartig mit dem Kohlenhydrat verbunden ist,

H-

H-

AcO-

H-

H-

-Br

-OAo

-H

-OAc

O

CH3OAc

I

CjH.OCSSK>

kochen mit

Alkohol 90o

H-

H-

AcO-

H-

H-

-S-CS

-OAc

-H

-OAc

OC3H5

O

HCl in

Methanol

H- -S-C.

H-

HO-

-OH

0

-H

H- -OH

H-

SOCA

II

CH2OH

III

H-

H-

AcO

H-

H

-s-cs

-OAc

-H

-OAc

O

NH, in

Methanol

CH2OAc

II

HS- -H

H-

HO-

-OH

0

-H

H- -OH

H-

CH2OH

IV (amorph)

Na

NaS- -H

H-

HO-

-OH

0

-H

H- -tOH

H-

Ag-acetat>

in NH,-Methanol

V (Kristallin)

AgS-

H-

HO-

H-

H-

-H

-OH

-H

-OH

O

CH»OF

VI

197) K. Freudenberg und A. Wolf, B. 60, 232 (1927).

88

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sind die 1-Xanthogen-aldosen als Derivate der 1-Thioglucose aufzu¬

fassen. Die Bindung der Xanthogensäure wird in den 1-Xanthogen-aldosen demnach durch das Schwefelatom der Thiolgruppe der

Xanthogen- bzw. Thiolthionkohlensäure vermittelt.

Zur Herstellung von 1-Xanthogenglucose wird a-Acetobrom-

glucose (I) mit Äthyl-xanthogensaurem Kalium zu „Acetoxantho-

gen-glucose" (II) umgesetzt198). Bei der Einwirkung von metha¬

nolischem Ammoniak auf (II) lässt sich die freie 1-Xanthogen-glucose (III) nicht fassen, sondern es entsteht unter gleichzeitigerSpaltung des Xanthogenats zwischen der Thion- und der als Thio-

ester vorliegenden Thiolgruppe, l-/}-Thioglucose (IV). Aus (IV) kanndurch Behandlung mit metallischem Natrium das Natriumsalz (V)und aus diesem durch Umsetzung mit ammoniakakischem Silber-

acetat das Silbermercaptid (VI) hergestellt werden.

Aus (II) können die Acetylgruppen mit Hilfe von Säuren wie z. B.

methanolischer Salzsäure selektiv unter Beibehaltung des Xantho-

genat-Restes an C-l abgespalten werden, wobei die gut kristalli¬

sierte, beständige ,,1-Xanthogen-glucose" (III) entsteht.

Umsetzung der 1-Xanthogen-aldosen mit Raney-Nickel führte zu

1,5-Anhydro-zuckeraIkoholen. Als Beispiel sei die Herstellung von

1,5-Anhydro-d-arabit199) aus 2,3,4-Triacetyl-j8-d-arabinopyranosyl-xanthogenat (II) beschrieben.

Das als Ausgangsmaterial benutzte 2,3,4-Triacetyl-jß-d-arabino-pyranosyl-xanthogenat (II) wird durch die Umsetzung von Tri-

acetyl-/3-d-arabinopyranosylbromid (I) mit ÄthylxanthogensauremKalium als Sirup erhalten. Durch Kochen von (II) in absolutem

Alkohol mit Raney-Nickel am Rückfluss entsteht der sirupöse Tri-

acetyl-l,5-anhydro-d-arabit (III) welcher sich durch Destillieren bei

105° im Hochvakuum reinigen lässt.

Entacetylierung des Triacetyl-l,5-anhydro-d-arabit mit Natri-

um-äthylat in Methanol liefert den kristallinen 1,5-Anhydro-d-arabit (IV) in 24-proz. Ausbeute.

Die obigen Reaktionen sind aus folgenden Formeln ersichtlich.

198) W. Schneider und R. Oille, B. 61, 1244 (1928).

199) H. G. Fletscher, jr., Am. Soc. 69, 1673 (1947); vgl. Am. Soe. 69,706 (1947).

89

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Br

AcO-

H

H

H2C

I

-H

-H

-OAc

-OAc

O

H2C-

HO

H

H-

-H

-OH O

-OH

C2H50CSSK>

kochen

in Alkohol

CHsONa

C2H60-CS-

AcO-

H-

H-

H2i

II

-H

-H

-OAc

OAc

O

.o

%

H-

AcO

H

H

H9C

-H

-H

-OAc

-OAc

0

IV III

Xanthogenate der Di- und Trisaccharide

Die Disaccharide Maltose, Lactose, Cellobiose und Saccharose

und das Trisaccharid Raffinose konnten mit Hilfe der Bariumhydro¬

xyd-Kohlendioxyd-Methode200) leicht xanthogeniert werden201).

Die daraus hergestellten Kupferxanthogenate der Maltose, Lactose

und Cellobiose sind im Gegensatz zu den Kupferxanthogenaten der

Monosaccharide und ihrer Derivate in Wasser löslich und lassen

sich aus ihren wässrigen Lösungen durch Fällen mit Methanol isolie¬

ren; sie sind von rotbrauner bis dunkelbrauner Farbe.

Die Analysen der Kupferxanthogenate der Maltose, Lactose und

Cellobiose lassen darauf schliessen, dass jedes Molekül Disaccharid

zwei Xanthogenat-Gruppen enthält.

20°) Vgl. Seite 53.

90

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Obwohl auch bei Saccharose-xanthogenat 2 Xanthogenat-Grup-

pen im Molekül zu erwarten sind, gelang es Lieser201) nur eine ein¬

zige Xanthogenat-Gruppe in Saccharose einzuführen.

In eigenen Versuchen wurde auch unter normalen Bedingungenaus Saccharose stets ein Dixanthogenat erhalten während die Lie-

ser 'sehen Ergebnisse von mir nicht reproduziert werden konnten.

In dem einzigen der Xanthogenierung unterworfenen Trisaccha-

rid liessen sich nur 2 Xanthogenat-Gruppen einführen201).Als Beispiel für die Herstellung eines Disaccharid-dixanthogenats

sei die Überführung von Maltose in Maltose-xanthogensaures Kup¬

fer201) beschrieben: Maltose wird mit 0,4-n. Bariumhydroxyd-Lö¬

sung und Schwefelkohlenstoff über Nacht geschüttelt und die

Lösung durch Einleiten von Kohlendioxyd vom Trithiocarbonat

befreit. Die alkalische Lösung wird durch den Zusatz von 2-proz.

Essigsäure abgestumpft, die neutrale Lösung mit einem geringenÜberschuss Kupfer-acetat-Lösung versetzt und das wasserlösliche

Kupfer-xanthogenat mit dem doppelten Volumen Methanol unter

Schütteln als flockig brauner Niederschlag gefällt, welcher mit

50-proz., dann mit absolutem Methanol und Äther gewaschen

wird202).Die gefundenen Verbrennungswerte des Maltose-xanthogensau-

ren Kupfers stehen in Übereinstimmung mit jenen, welche aus der

Formel C14H20O11S4Cu2 berechnet sind; die Analysen-Resultate von

Lactose-201) und Cellobiose-201)xanthogensaurem Kupfer stimmen

mit derselben Bruttoformel überein.

Saccharose- und Baffinose-Xanthogenate

Das von Lieser201) beschriebene Kupfersalz der Saccharose-xan-

thogensäure ist ein gelbrotes Pulver von der Zusammensetzung

C13H21O11S2CU.

Eigene Versuche zur Methylierung von Saccharose-xanthogen-

saurem Barium mit Methyljodid führten zu einem amorphen Pro-

201) Th. Lieser und A. Hackl, A. 511, 121 (1934).

202) Zur Entfernung der scheinbar Äther löslichen Disulfide, welche bei

der Umsetzung von Barium-xanthogenaten mit Kupfersalzen neben Kupfer-

xanthogenat gleichzeitig entstehen.

91

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dukt, welches auf Grund von C,H>S-Bestimmun genals Saccharose-

dixanthogensäure-dimethylester anzusprechen ist.

Zur Herstellung von Raffinose-xanthogensaurem Kupfer201) wird

Raffinose mit 0,4-n. Bariumhydroxyd-Lösung und Schwefelkohlen¬

stoff 24 Stunden geschüttelt. Da das Kupfer-xanthogenat in über¬

schüssigem Kupferacetat löslich ist, wird reine Barium-xanthogenat-Lösung mit Kupferacetat in Unterschuss gefällt.

Raffinose-xanthogensaures Kupfer hat die ZusammensetzungC2oH30016S4Cu2.

92

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Derivate der 6-Thioglucose

Unter den in der Natur vorkommenden Glykosiden sind mehrere

Verbindungen bekannt z.B. Sinigrin, Sinaibin u.a., in denen die

Bindung von Zucker-Rest mit Aglucon durch ein Schwefelatom ver¬

mittelt wird, und welche demzufolge als Thioglykoside bezeichnet

werden.

Die Spaltung der Thioglykoside, z.B. von Sinigrin, kann wohl

allgemein auf 2 verschiedene Arten erfolgen: entweder (z.B. enzy-

matisch) zwischen dem Zucker-Rest und dem Schwefelatom oder

(z.B. durch Methanolyse203) zwischen Aglucon und Schwefelatom;im ersten Fall entsteht ein normaler reduzierender Zucker, im zwei¬

ten Falle ein Thiozucker, dessen Halbacetolform in Stellung 1 statt

eines Hydroxyls eine Mercapto-Gruppe enthält.

MyrosinC10H16O9S2NK > C6HI206 + C3H5NCS + KHS04

(in Senfsamen)

Sinigrin Glucose Allylsenföl

abs. CH.OH> C6H1205S + C5H902N + CH3KS04—

1-Thioglucose Allylurethan

Synthetisch wurden 1-Thioglucose und Derivate davon besonders

von E. Fischer, F. Wrede, W. Schneider und B. Helferich in den

Jahren 1914—1926 untersucht.

Durch Umsetzung von a-Acetobromglucose (I) mit Dikaliumdi-

sulfid in Alkohol gelangte E. Fischer204) zum kristallinen Octaacetyl-

diglucosyl-l,l'-disulfid(II), aus dem er mit Ammoniak in Methanol

erstmals das freie Diglucosyl-l,l'-disulfid in amorpher Form her¬

stellte.

Die Versuche Fischers wurden in der Folge von F. Wrede205) mit

demselben Ergebnis wiederholt; ferner gelang es Wrede das Disul-

fid II mit Aluminiumamalgam zu 1-Thioglucose, welche ebenfalls

203) jp. Wrede, H. 126, 210 (1922); J. Gadamer, Ar. 235, 47 (1897).

204) E. Fischer, B. 47, 218 (1914).

205) Fi Wrede, H. 119, 46 (1922).

93

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nur amorph erhalten wurde, aufzuspalten. Aus der amorphen 1-Thio-

glucose, für die auf Grund der Mutarotation die /3-Konfigurationwahrscheinlich gemacht wurde, gelangte Wrede206) durch Acetylie-

rung und nachfolgende Einwirkung von Dischwefeldichlorid zu

einem höher geschwefelten kristallisierten Derivat, dem er die

Formel (III) zuschrieb.

Wird a-Acetobromglucose mit KaHumhydrogensulfid207) anstelle

von Dikaliumdisulnd umgesetzt, so entsteht ein weiteres kristallines

Derivat der l-Thioglucose(IV), das in seiner Struktur der Treha¬

lose 208) analog gebaut ist.

H-

H-

AcO

H-

H-

-S

-OAc H-

O

-H

-OAc

CH.OAc

AcO-

H-

H-

IV

-H

-OAc

-H

-OAc

O <-

KHS

H-

H-

AcO-

H-

H-

-OAc

"4

H-

O

-H AcO-

-OAc H-

H-

CH2OAc CH2OAc

III

-H

-OAc

-H

-OAc

O

H-

H-

AcO-

H-

H-

-Br

-OAc

-H

-OAc

O

H-

K,Sa H-

AcO-

H-

H-

CH2OAc

-S—

-OAc

-H

-OAc

O Ö

-S-

H-

AcO-

H-

H-

CH2OAc CH,OAc

II

-H

-OAc

-H

-OAc

a) Acetylierung<

b) SsCU

-H

-OH

-H

-OH

O

HS

H

HO-

H

H

CH2OH

1-Thioglucose

206) Fm Wrede, H. 177, 298 (1928).

207) Fm Wrede, B. 52, 1756 (1919).

208) Der Vergleich bezieht sich nicht auf die Konfiguration an C-l, die

in dem der Trehalose analog gebauten Thioderivat nicht bekannt ist.

94

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Einen anderen Weg zur Herstellung von 1-Thioglucose schlug

Helferich209) ein, der a-Acetobromglucose mit Thioharnstoff in

37-proz. Ausbeute zum kristallinen Tetraacetyl-glucose-1-thiuro-nium-bromid (I) umsetzte. Das Thiuroniumsalz wurde von Ammo¬

niak in Methanol zur sirupösen 1-Thioglucose (II) gespalten. Inte¬

ressanterweise reagiert das Thiuroniumbromid (I) mit Natrium-hy-

drogencarbonat nicht unter Zersetzung, sondern unter Bildung eines

kristallinen, in Wasser unlöslichen Thiuronium-bicarbonats (III).

H-

H-

AcO-

H-

H-

-Br

-OAc

-H

-OAc

O + SC(NH2)2

CH2OAc

H- -S

H-

AcO-

-OAc

0

-H

H- -OAc

H

NH

II-C-NH,HBr

NaHCO, NH, in Methanol

H- -S

H-

AcO-

-OAc

0

-H

H- -OAc

jj

NH

\

CH2OAc

III

HS- -H

H-

HO-

-OH

0

-H

H- -OH

H-

CH2OH

II

Im Zusammenhang mit der Herstellung der 1-Thioglucose und

ihrer Derivate verdienen noch zwei weiter Umsetzungen Beachtung.

Nach Schneider210) lässt sich Galactose mit überschüssigem

Schwefelwasserstoff in Pyridin unter Kühlung in eine Trithio-di-

209) B. Helferich und W. Kosche, B. 59, 71 (1926); vgl. E. Fischer, B. 74,

1383 (1914).

210) W. Schneider, B. 52, 2144 (1919).

95

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galactose umwandeln, die in Form eines kristallinen Dodecaace-

tats (I) isoliert werden konnte.

CHO

H

2 HO¬

HO

H

-OH

-H

-H

-OH

H-C-OH]

t

H

+ 3H2S

Pyridin

SH

IHC S-

SH

I-CH

SAo

1HC— -S-

SAo

I-CH

H-

HO-

HO-

H-

-OH H-

-H HO-

-H HO-

-OH H-

-OH H-

AcsO-H + 2H.0 zr^>~ AoO-

Pyridin

-H

-OH

AcO-

H-

OAc H-

H AcO-

H AcO-

-OAc H

CH2OH CH2OH CH2OAc

-OAc

-H

-H

OAc

CH2OAe

Schubert211) kondenlierte Aldosen, z.B. d-Arabinose, d-Xylose,d-Galactose, d-Mannose bzw. Lactose mit Cystein in wässrigemPyridin unter Zusatz von Alkohol. Den kristallisierten, in Wasser

löslichen, in guten Ausbeuten anfallenden Kondensationsproduktenwird in Analogie (aber ohne experimentelle Begründung) zu den

Kondensationsprodukten einfacher Aldehyde mit Cystein die Struk¬

tur von Thiozolidinen zugeschrieben.

HC=0

I(CHOH) + HS • CH2—CH—COOH

CH,OH NH„

ß—CH2/ \

HCX .CH—COOHSNH/

(CHOH)

CH.OH

Während nun die 1-Thioglucose und ihre Derivate wegen des

Vorkommens in den oben erwähnten Naturstoffen und als Umwand¬

lungsprodukte von Mercaptalen212) besonders gut untersucht sind,weiss man nur wenig über Zuckerderivate, in denen ein anderes

Hydroxyl213) durch die Mercapto-Gruppe ersetzt ist214). In der

211) M. P. Schubert, J. Biol. Chem. 130, 601 (1939); ibid 114, 341 (1936).212) Vgl. Mercaptale S. 33.

213) Nicht das reduzierende Hydroxyl an C-l.

214) Vgl.z.B. Derivate der 2-Thioglucose S. 13 und Herstellung der 3-Thio-

glucose nach Freudenberg S. 89.

96

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Natur scheinen diese letzteren Verbindungen viel weniger häufigaufzutreten. In der Literatur ist lediglich ein in Hefe vorkommendes,

schwefelhaltiges Adenylglykosid215) erwähnt, dessen Zuckerteil

wahrscheinlich 5- bzw. 4-Thiomethyl-d-ribose darstellt. Diese Thio-

methyl-pentose ist in Stellung 9 des Adenins216) glykosidisch ge¬

bunden.

N=C—NH,

I IHC C—N^.

II II CH

N—C—N/

IS03HnC6

Versuche in der Glucose Mercapto-, bzw. Thioalkyl-Reste in

Stellung 2 einzuführen wurden schon früher217) erwähnt; ebenso die

Herstellung der 3-Thio-, bzw. 3-Thioalkyl-glucose218) durch Freu¬

denberg.Um die endständige, primäre Oxygruppe in Monosacchariden

durch die Mercapto-Gruppe bzw. andere schwefelhaltige Substituen-

ten zu ersetzen, behandelte Wrede219) j8-Methylglucosid-6-bromhy-drin (I) mit Kalium-hydrogensulfid. Als einziges kristallines Reak¬

tionsprodukt konnte das Sulfid (II) isoliert werden. Einwirkung von

CH30- -H

H-

AcO-

-OAc

(

-H

KHS

) >

H- -OAc

H-

CH2Br

I

CH30-

H-

AcO-

H-

H-

-H

-OAc

-H

-OAc

O

CH2

CH30

H

AcO

H

H-

-S—

-H

OAc

H

OAc

CH,

ver. Säure

o >-

11

CHO CHO

-OH

-H

-OH

H-|-OH H--OH

I

CH2—S—CH2

m

H- -OH H-

[O- -H HO-

H- -OH H-

215) G. Wendt, H. 272, 152 (1942); U. Suzuki, Biochem. Z. 154, 278 (1924);U. Suzuki, Biochem. Z. 162, 413 (1925).

2.16) R. Falconer und J. M. Gulland, Soc. 1937, 1912.

21') Vgl. Seite 37.

218) Vgl. Seite 89.

2i9) p. Wrede, H. 115, 284 (1921).

97

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verd. Säure auf den 6,6'-thioäther (II) führte unter Hydrolyse der

glykosidisch gebundenen Methyl-Gruppe zum amorphen 6-Desoxy-

glucose-6-thioäther (III).Um Sulfidbildung zwischen C-6 und C-6' zu vermeiden und zur

6-Mercapto-Vefbindung zu gelangen, liess Müller220) Kalium-thio-

cyanat auf 6-Tosyl-Derivate einwirken. Aus den Thiocyanaten wer¬

den die Disulfide durch Behandlung mit Natriummethylat erhalten

wie die folgende Formulierung zeigt:

/OHHC- O

I(CHOH)3

HC

xOH /OH .OH

HC- HC£ HC-

KSCN I | CH.ONa | | | |> (CHOH)30 »- (CHOH)30 (CHOH)30

H2COTs

HC-

H2C—SCN

HC- HC-

Ein weiteres Verfahren, welches den Ersatz der primären Oxy-

Gruppe in C-6 durch Thioalkyl-Reste erlaubt, besteht in der Ein¬

wirkung von Kaliumalkylmercaptid in Aceton auf Zuckerderivate,in denen das endständige Hydroxyl als Tosylat vorliegt221). Als

Beispiel dafür sei die Umwandlung von l,2-Isopropyliden-6-tosyl-

xylofuranosid (I) zur 5-Thioäthyl- oder 5-Thiomethylxylose (II)erwähnt.

H-

H-

HO-

H-

-Ox|/CH3

-O^I^CHaO

-H

a) C.H.SK>

b) Verseifung

H-

HO-

H-

CHO

OH

H

-OH

CH2OTs

II

22°) A. Müller und A. Wilhelms, B. 74, 698 (1941); der Thiooyanat-Restkann auch an C-l durch Umsetzung von Acetobromglucose mit Kalium-

thiocyanat angeheftet werden.

m) A. L. Raymond, J. Biol. Chem. 107, 85 (1934).

98

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Nach Ohle und Mitarbeitern m) reagiert Schwefelwasserstoff mit

l,2-Mono-isopropyliden-5,6-anhydroglucose-furanose (I) in Gegen¬wart von wässrigem Bariumhydroxyd unter Bildung von 1,2-Mono-

isopropyliden-6-mercapto-glucose(II). Die Oxydation von (II) mitJod in alkalischer Lösung oder mit Wasserstoffperoxyd in Gegen¬wart von Alkali Hess das l,2,r,2'-Di-isopropyliden-6,6'-diglucosyl-disulfid (III) in quantitativer Ausbeute entstehen.

Die Oxydation von (II) mit alkalischem Kaliumpermanganatführte zur Monoisopropyliden-d-glucomethylose-6-sulfonsäure (IV),deren gut kristallisiertes Kaliumsalz ohne Schwierigkeit in reiner

Form isoliert werden kann.

Kondensiert man das Oxyd (I) mit dem Mercaptan (II), so ent¬

steht l,2,l',2'-Di-isopropyHden-6,6'-diglucosylsulfid(V) wie aus fol¬

gendem Schema (Seite 102) ersichtlich ist.

Diese Reaktion, welche in der Umsetzung der 5,6-Oxidoverbin-

dung der Zuckerreihe mit einem Mercaptan besteht, ist nicht auf

das von Ohle gegebene Beispiel beschränkt, sondern lässt sich auch

wie Reichstem223) zeigte zur Herstellung von 2-Desoxyzucker ver¬

wenden.

Im Zusammenhang mit den experimentellen Untersuchungenüber die Herstellung schwefelhaltiger Zucker und ihrer Derivate ist

die direkte Einwirkung von Schwefel auf Fructose und Glucose von

Interesse224), welche offenbar unter Dehydrierung der Ketose ver¬

läuft, und ein analytisch brauchbares Hilfsmittel zur Unterschei-'

dung von Aldosen und Ketosen darstellt. Die Reaktion wird derart

durchgeführt, dass man Schwefel in Pulver-Form mit dem Zucker,Glycerin und einigen Tropfen Bleiacetat-Lösung versetzt und die

Mischung einige Sekunden über freier Flamme erhitzt. Falls eine

Ketose vorhanden ist, färbt sich die Mischung durch das entstehende

Bleisulfid schwarz.

Eigene Untersuchungen über die 6-Thioglucose und einige ihrer

Derivate wurden aufgenommen, da aus früheren in unserem Labo-

222) H. Ohle und W. Mertens, B. 68, 2176 (1935) ; H. Ohle und L. v. Vargha,B. 62, 2440 (1929).

223) T. Reichstein, Helv. 29, 371 (1946); vgl. J. Bougault, E. Cattelain,Bl. (5) 6, 34 (1939).

224) E. V. Zamcinskij, C. 39 I, 198.

99

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ratorium durchgeführten Arbeiten eine beträchtliche Menge ß-Tetra-

acetyl-glucose-6-thiuroniumjodid zur Verfügung stand.

H

H-

HO

H

H

-On|/CH,TT

o

-H

-OH

CH2-

H-

H-

HO-

H-

H-

-Ox/CH3XT

-0/|\CH3O

-H

-OH

H

H-

HO-

H

H

CH,

-0N|/CH, H-

-0/|xCH3 H-

O

-H HO-

H

HOH

CH,— -S—S^

-Ox XCH3

-0/ \CH3O

-H

OH

CH,

III

Das als HydroJodid vorhegende Isothioharnstoff-Derivat wurde

zuerst mit Silberchlorid in Wasser ins noch unbekannte j3-Tetra-acetyl-glucose-5-thiuronium-chlorid umgewandelt, da dieses für die

physiologische Prüfung besser geeignet erschien als das Thiuro-

nium-jodid.

100

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Einwirkung von Natriumnitrat auf das ThiuroniumJodid (sum¬

marisch, aber ohne reproduzierbares Resultat von R. Montavon 225)

beschrieben), führte in 12-proz. Ausbeute zum Octaacetyl-digluco-

syl-6,6'-disulfid. Durch Reduktion dieses Disulfids mit Aluminium-

amalgam gelangte ich zur /3-Tetraacetyl-6-mercapto-glucose, welche

durch einen merkwürdig hohen Schmelzpunkt ausgezeichnet ist.

Die Oxydation dieser jS-Tetraacetyl-6-mercapto-glucose mit Jod

führte wieder zum Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid, womit die

Struktur der als /9-Tetraacetyl-6-mercapto-glucose bezeichneten Ver¬

bindung an Wahrscheinlichkeit gewinnt.Durch Einwirkung von 30-proz. Wasserstoffperoxyd auf Octa-

acetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid entstand |8-Tetraacetyl-6-glucose-sul-fonsäure, welche als Brucinsalz kristallisiert und analysiert wurde.

Die Oxydation vom Disulfid mit Kaliumpermanganat in Eis¬

essig führte offenbar zum Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfon, wel¬

ches aber wegen Zeitmangel nicht weiter untersucht wurde.

) Dissertation erscheint demnächst.

101

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Experimenteller Teil226)

MERCAPTALE

d-Galactose-dibenzylmerca'ptal

a) Herstellung mit konz. Salzsäure und Zinkchlorid 227)

50 g d-Galactose und 25 g frisch geschmolzenes Zinkchlorid wur¬

den in 50 cm3 konz. HCl (D = 1,19) unter Schütteln gelöst und

dazu 50 g Benzylmercaptan gegeben.Nach 20 Minuten schütteln auf der Maschine verschwanden die

beiden Schichten und nach weiterem 20-minütigem Stehen bei

Zimmertemperatur erstarrte der Sirup zu einer tief violett gefärbtenMasse.

Durch Zugabe von wenig Wasser zum Reaktionsprodukt ver¬

schwand die Färbung. Die äusserst schwer filtrierbare Masse wurde

von der Mutterlauge möglichst vollständig befreit. Um das Mercap-tal von einer anhaftenden, übelriechenden, öligen Verunreinigung,die wie das Mercaptal in heissem Alkohol gut, in kaltem aber nicht

löslich ist, zu befreien, wurde das Präparat fünfmal mit Benzol

durchgeknetet, dann auf der Nutsche gut abgepresst und erst aus

3 Liter siedendem Wasser, dann aus 500 cm3 kochendem Alkohol

umkristallisiert. Die schneeweissen, geruchlosen, bitter schmecken¬

den Blättchen schmolzen bei 144°.

Die Ausbeute an Mercaptal betrug 85 g (75% d.Th., berechnet

auf die eingesetzte d-Galactose).Das Analysen-Präparat wurde 2 Tage bei 80° im Hochvakuum

getrocknet.

3,814 mg Subst. gaben 8,133 mg C02 und 2,227 mg H20

C20H26O6S2 Ber, O 58,51 H 6,38%Gef. C 58,19 H 6,54%

d-Galactose-dibenzylmercaptal ist unlöslich in Benzol, Petrol-

äther, kaltem Alkohol, sehr schwer löslich in kaltem Wasser, gut

22e) Alle Schmelzpunkte sind korrigiert.227) Vgl. W. T. Lawrence, B. 29, 551 (1896); E. Pacsu, B. 57, 849 (1924).

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löslich in der Wärme, in Alkohol, Essigester, Formamid, Methyl-

cellosolve, Dioxan und Anilin. In Pyridin ist es in der Kälte sehr

leicht löslich.

[a]D = —26,4° in Pyridin.

d-Galactose-dibenzylmercaptal-2(?)-thiobenzyläther:DieBenzol-Auszüge, die durchKneten des rohen Galactose-dibenzyl-

mercaptals erhalten wurden (vgl. oben), dampfte man im Vakuum

zur Trockene ein. Der Rückstand wurde an A1203 (Akt. II-III)

chromatographiert.Die letzten Chloroform- und die ersten Chloroform-Methanol-

Eluate wurden zusammengenommen, bei 260° im Hochvakuum

destilliert und zur Analyse gegeben.

3,820 mg Subst. gaben 8,815 mg C02 und 1,935 mg HaO

C27H3204S3 Ber. C 62,79 H 6,20%

Gef. C 62,97 H 5,68%

b) Herstellung mit gasförmigem Chlorwasserstoff ohne Lösungsmittel

1,8 g fein pulverisierte d-Galactose wurden mit 5 cm3 Benzyl-

mercaptan versetzt und durch die Suspension während 3 Stunden

HCl-Gas geleitet. Nach 16 Stunden war die Mischung erstarrt. Sie

wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft und der Rückstand

von anhaftenden Verunreinigungen durchWaschen mit wenig Was¬

ser und Benzol befreit.

Das Mercaptal wurde aus heissem Essigester umkristallisiert.

Die Ausbeute an Mercaptal betrug 2,3 g (55% d.Th., berechnet auf

die eingesetzte .d-Galactose).

c) Herstellung in Dioxan mit gasförmigem Chlorwasserstoff

1,8 g Galactose wurden in 40 cm3 Dioxan und 5 cm3 Benzyl-

mercaptan suspendiert und in die Suspension gasförmige Salzsäure

solange eingeleitet bis sich die Suspension nach 3/4 Stunden dunkel¬

violett färbte.

Nach eintägigem Schütteln wurde die nun homogene Lösung im

Vakuum zur Trockene eingedampft und der orangefarbige Rück-

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stand — um die Benzol löslichen Verunreinigungen zu entfernen —

mit Benzol gewaschen.Das aus Alkohol umkristallisierte Präparat wog 4,2 g (85% d. Th.

berechnet auf die eingesetzte d-Galactose).

Doppelverbindung mit Quecksilber (Il)-chlorid: 0,4gd-Galactose-dibenzylmercaptal wurden in 15 cm3 heissem Alkohol

gelöst und 0,3 g HgCl2, gelöst in 20 cm3 heissem Alkohol, hinzu¬

gefügt. Nach dem Erkalten schieden sich die Kristalle der Doppel¬verbindung ab. Sie wurden mit heissem Alkohol, dann mit heissem

Essigester gewaschen und aus Dioxan umkristallisiert.

Zur Analyse wurde das bei 167° (u. Zers.) schmelzende Präparat40 Stunden bei 70° im Hochvakuum getrocknet.

2,959 mg Subst. verbrauchten 0,891 cm3 KJ03

C20H29O5S2.HgCl2 Ber. S 9,40%Gef. S 9,65%

Doppelverbindung mit Palladium (Il)-chlorid: 0,4 gd-Galactose-dibenzylmercaptal wurden in 20 cm3 heissem Alkohol

gelöst und dazu eine Lösung von 0,5 g PdCl2 in 20 cm3 Wasser

gegeben. Nach 15 Minuten erstarrte die ganze Mischung. Die orange¬rote Additionsverbindung wurde abfiltriert und aus Aceton durch

Zugabe von Petroäther umkristallisiert.

Wegen Zeitmangel wurde das Präparat nicht weiter untersucht.

Doppelverbindung mit Gold (Ill)-chlorid: Die Umset¬

zung einer heissen alkoholischen Lösung des d-Galactose-dibenzyl-mercaptals mit AuCl3 in alkoholischer Lösung ergab sofort einen

gelben Niederschlag. Die in Wasser und in organischen Lösungs¬mitteln unlösliche amorphe Additionsverbindung zersetzte sich sehrleicht in der Wärme. Sie wurde nicht analysiert.

d-Galactose-dibenzylmercaptal-pent a-phenylurethan:1 g d-Galactose-dibenzylmercaptal wurde in 10 cm3 heissem Dioxan

gelöst und'zu der auf 10° gekühlten Lösung 1,5 g Phenylisocyanatund ein Stecknadelkopf grosses Stückchen Natrium gegeben. Die

Mischung wurde eine Stunde am Rückfiuss gekocht, wobei sich die

Lösung trübte und sich weisse Kristalle ausschieden. Das im Va-

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kuum zur Trockene eingedampfte Reaktionsprodukt wurde aus

heissem Pyridin umkristallisiert. Die mit Petroläther gewaschenenKristalle schmolzen bei 239° (u. Zers.). Nach dreimaligem Umkri¬

stallisieren aus Pyridin-Methanol lag der Schmelzpunkt konstant

bei 246° (u. Zers.). Das Analysenpräparat wurde 36 Stunden bei

70° im Hochvakuum getrocknet.

3,842 mg Subst. gaben 9,221 mg C02 und 1,788 mg H20

C65H51O10S2N5 Ber. C 65,65 H 5,11%Gef. C 65,50 H 5,21%

Das Penta-phenylurethan ist unlöslich in Äther, Aceton, Benzol,

Chloroform, Essigester und Dioxan.

d-Galactose-dibenzylm ercaptai-penta-p-nitroben-zoat: Zu einer auf 0° gekühlten Lösung von 1 g d-Galactose-diben-

zylmercaptal in Pyridin wurden 2,5 g p-Nitrobenzoylchlorid gefügt.Die Mischung wurde 15 Minuten bei 0° und 6 Stunden bei Zimmer¬

temperatur gehalten, dann 10 Minuten auf 100° erwärmt und unter

Rühren in 500 cm3 Eis-Wasser gegossen. Der ausgeschiedene weisse

Niederschlag wurde abfiltriert, in Chloroform aufgenommen, mit

verd. HCl, H20, verd. KHC03-Lösung und zuletzt nochmals mit

Wasser gewaschen, über wasserfreiem Na2S04 getrocknet und fil¬

triert. Das Filtrat wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft undder gelbe Rückstand von der in Aceton löslichen gelben Verunrei¬

nigung befreit.

Das Penta-p-nitrobenzoat schmolz nach dem Umkristallisieren

aus Chloroform bei 209°.

Die Ausbeute betrug 2,1 g (75% d.Th.).Zur Analyse wurde das Präparat 24 Stunden bei 70° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

4,146 mg Subst. gaben 8,704 mg C02 und 1,284 mg H20

C55H41O20S2N5 Ber. C 57,12 H 3,57%Gef. C 57,29 H 3,47%

Das Präparat liess sich auch aus heissem Methylcellosolve kri¬

stallisieren. Es ist unlöslich in Äther, schwer löslich in Alkohol,

Methanol, CC14 und Aceton.

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d-Glucose'dibenzylmercaptal

Das Präparat wurde mit Zinkchlorid und konz. Salzsäure228) in

derselben Weise erhalten wie d-Galactose-dibenzylmercaptal.Die Reaktion verläuft etwas träger und das Reaktionsgemisch

muss bis zum Erstarren etwa 12 Stunden geschüttelt werden.

d-Glucose-dibenzylmercaptal ist schwieriger zu reinigen als d-Galac¬

tose-dibenzylmercaptal.Das mehrmals aus Wasser und aus Alkohol umkristallisierte

d-Glucose-mercaptal schmolz scharf bei 139°.

Die Ausbeute an d-Glucose-dibenzylmercaptal beträgt 72% d. Th.

Das Analysenpräparat wurde 48 Stunden bei 70° im Hochvakuum

getrocknet.

3,611 mg Subst. gaben 7,718 mg C02 und 2,099 mg H20

C20H26O6S2 Ber. C 58,51 H 6,38%Gef. C 58,33 H 6,50%

[a]D =—98,4° in Pyridin

d-Glucose-dibenzylmercaptal ist unlöslich in Benzol und Petrol-

äther, schwer löslich in Äther und Chloroform, gut löslich in der

Wärme in Methylcellosolve, Pyridin, Anilin und Dioxan. Das Mer-

captal kann aus den zuletzt genannten Lösungsmitteln gut umkri-

stalhsiert werden.

Die Herstellung von d-Glucose-dibenzylmercaptal in Gegenwartvon ZnCl2 und konz. Bromwasserstoffsäure vom Spez. Gewicht 1,49

führte nicht zu besseren Ausbeuten.

Aus a-Methylglucosid und aus Stärke229) konnte d-Glucose-

dibenzylmercaptal nach der oben beschriebenen Methode in 42-proz.

Ausbeute bzw. 35-proz. Ausbeute hergestellt werden.

Doppelverbindung mit Quecksilber(Il)-chlorid: 0,4g

d-Glucose-dibenzylmercaptal wurden in 20 cm3 heissem Alkohol ge¬

löst und dazu eine heisse Lösung von 0,3 g HgCl2 in 20 cm3 Alkohol

gegeben. Nach dem Erkalten schied sich die Doppelverbindung in

228) Vgl. W. T. Lawrence, B. 29, 551 (1896); E. Pacsu, B. 57, 849 (1924).

229) Stärke braucht die doppelte Menge an Salzsäure bevor sie in Lösung

geht.

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grossen Nadeln ab. Diese wurden abfiltriert, mit heissem Alkohol

und heissem Essigester gewaschen und aus Dioxan-Alkohol umkri¬

stallisiert. Die in quantitativer Ausbeute erhaltene Doppelverbin¬dung kristallisierte in Nadeln, welche bei 155° schmolzen.

Zur Analyse wurde das Präparat 24 Stunden bei 50° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

5,386 mg Subst. verbrauchten 1,479 cm3 0,02 -n. KJ03

C20H26O5S2.HgCl2.C2H5OH Ber. S 8,80%Gef. S 8,80%

Doppelverbindung mit Palladium(II)-chlorid: 0,4g

d-Glucose-dibenzylmercaptal wurden in 20 cm3 heissem Alkohol

gelöst und dazu eine Lösung von 0,5 g PdCl2 in 20 cm3 Wasser gege¬

ben. Nach lö Minuten erstarrte die Lösung zu einer orangefarbigenMasse. Die aus Aceton-Petroläther umkristallisierten orangefarbigenNadeln wurden nicht weiter untersucht.

Doppelverbindung mit Gold(III)-chlorid: Durch Zu¬

gabe einer alkohohschen Lösung von AuCl3 zu dem in heissem

Alkohol gelösten d-Glucose-dibenzylmercaptal, entstand sofort ein

gelber, in H20 und in organischen Lösungsmitteln unlöslicher,

amorpher Niederschlag, welcher nicht analysiert wurde.

d - Glucose -dibenzylmercaptai -penta-p-nitrobenzoat:0,8 g d-Glucose-dibenzylmercaptal wurden in 10 cm3 Pyridin gelöstund bei 0° mit 2 g p-Nitrobenzoylchlorid versetzt. Die Mischungwurde noch 10 Minuten bei 0°, über Nacht bei 20° und 10 Minuten

bei 100° gehalten und nach dem Erkalten in 500 cm3 Eis-Wasser

gegossen.

Der gelbliche Niederschlag wurde abfiltriert, auf dem Filter mit

Wasser gewaschen, in Chloroform gelöst, mit 0,5-n. HCl, Wasser,

verd. KHC03-Lösung, endlich nochmals mit Wasser gewaschen und

das Chloroform abdestilliert.

Das Penta-p-nitrobenzoat kristallisierte aus Essigester und

Methanol in Nadeln vom Smp. 137°. Die Ausbeute betrug 1,4 g

(63,6% d. Th.).Die Verbindung wurde zur Analyse 24 Stunden bei 100° im

Hochvakuum getrocknet.

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3,882 mg Subst. gaben 8,136 mg C02 und 1,290 mg H20

C55H41O20S2N5 Ber. C 57,14 H 3,57%Gef. C 57,20 H 3,72%

d-Ribose-diäthylmercaptal-tetra-acetat: 2 g d-Ribose

wurden in 2,5 cm3 konz. HCl vom Spez. Gewicht 1,19 gelöst, die

hell violette Lösung mit 3 cm3 Äthylmercaptal versetzt und 15 Stun¬

den geschüttelt. Der entstandene homogene Sirup wurde in Äther

gelöst, mit Wasser ausgeschüttelt, über wasserfreiem Natrium¬

sulfat getrocknet und der Äther abdestilliert. Das zurückblei¬

bende Öl wurde in 7 cm3 Pyridin gelöst und die auf 0° gekühlte

Lösung mit 7 cm3 Acetanhydrid versetzt. Nach halbstündigemStehen bei 0° und über Nacht bei Zimmertemperatur wurde die

Lösung in Eis-Wasser gegossen. Der am Boden und den Wänden

des Gefässes sich absetzende schwere Teer wurde abgetrennt, in

Äther gelöst, die Äther-Lösung mit 0,5-n. HCl, Wasser, KHC03-Lösung und zuletzt nochmals mit Wasser gewaschen, mit wasser¬

freiem Natriumsulfat getrocknet und die Lösung im Vakuum zur

Trockene eingedampft.Das zurückbleibende Öl wurde im Hochvakuum destilliert und

die sirupöse Fraktion vom Sdp. 110—130° zur Analyse gegeben.

3,928 mg Subst. gaben 6,962 mg C02 und 2,507 mg H20

Ci7H280882 Ber. C 48,09 H 6,65%Gef. C 48,33 H 7,09%

d-Ribose-diphenylmercaptal-tetraacetat230). 2 g d-Ri¬

bose und 1 g frisch geschmolzenes Zink-chlorid wurden in 3 cm3

konz. Salzsäure vom spez. Gewicht 1,2 gelöst, mit 3 cm3 Thiophenolversetzt und die grüne Emulsion 20 Stunden geschüttelt bis ein

homogener braun gefärbter Sirup entstand, welcher in 7 cm3 Pyridingelöst wurde. Zur auf 0° gekühlten Lösung wurden 7 cm3 Acetan¬

hydrid gegeben, das Gemisch 30 Minuten bei 0°, dann über Nacht

bei Zimmertemperatur gehalten, in Eis-Wasser gegossen und mit

Äther extrahiert. Die Äther-Auszüge wurden mit 0,5-n. HCl, Was-

230 ) Meines Wissens ist diese Verbindung das erste bekannte Zucker-

phenylmercaptal.

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ser, KHCOg-Lösung und nochmals mit Wasser ausgeschüttelt, über

wasserfreiem Na2S04 getrocknet und im Vakuum zur Trockene

eingedampft.Beim Destillieren des Rückstandes im Hochvakuum wurden

2 Fraktionen erhalten:

Die erste Fraktion vom Sdp. 120—130° war ein viskoses Öl,welches auf Grund der Verbrennungswerte als d-Ribose-thiophenyl-glykosid-triacetat anzusprechen ist.

3,848 mg Subst. gaben 7,910 mg C02 und 1,925 mg H20

C17H20O7S Ber. C 55,42 H 5,47%Gef. C 56.03 H 5,60%

Die als gelbes Öl erhaltene Fraktion vom Sdp. 140—150° ist

nach der Analyse als d-Ribose-diphenylmercaptal-tetraacetat zu

bezeichnen.

3,842 mg Subst. gaben 8,102 mg C02 und 1,900 mg H20

C25H2808S2 Ber. C 57,69 H 5,39%Gef. C 57,55 H 5,53%

»d-Ribose-äthylenmercaptal-di-thioäthylen-äther (?):2 g d-Ribose und 1 g frisch geschmolzenes Zinkchlorid wurden in

2 cm3 konz. Salzsäure von spez. Gewicht 1,2 gelöst und mit 3 cm3

Äthylenmercaptan versetzt. Nach 60-stündigem Schütteln erstarrte

die Lösung zu einem Kristallbrei, welcher mit wenig Eis-Wasser

versetzt und auf der Nutsche abgepresst wurde. Die mit Wasser

und mit kaltem Alkohol gewaschenen Kristalle schmolzen nach

mehrmaligem Umkristallisieren aus heissem Alkohol bei 151°.

Zur Analyse wurde das Präparat 24 Stunden bei 80° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,800 mg Subst. gaben 5,263 mg C02 und 2,005 mg H20

C9H1602S4 Ber. C 38,00 H 5,63%Gef. C 37,80 H 5,90%

d-Ribose-äthylenmercaptal: 3 g d-Ribose wurden in 20 cm3

Dioxan gelöst, mit 2 cm3 Äthylenmercaptan versetzt und durch die

Lösung gasförmige Salzsäure so lange geleitet bis die Mischung sich

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dunkeMolett färbte. Das nach dem Eindampfen zur Trockene erhal¬

tene Öl wurde in Alkohol gelöst, Äther bis zur Trübung zugegebenund die Mischung in Eis gekühlt. Die ausgeschiedenen Kristalle

wurden durch Waschen mit Benzol gereinigt. Nach mehrmaligemUmkristallisieren aus Alkohol-Äther schmolz das in Nadeln kri¬

stallisierte Mercaptal bei 108°.

Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 70° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,978 mg Subst. gaben 5,434 mg C02 und 2,236 mg H20

C7H1404S2 Ber. C 37,15 H 6,24%Gef. C 37,28 H 6,29%

[a]D = —17,7° (c= 1 in Pyridin)

Mono-isopropyliden-d-ribose-äthylenmercaptai: Eine

Suspension von 0,25 g d-Ribose-äthylenmercaptal in 5 cm3 abso¬

lutem Aceton wurde mit 0,25 g wasserfreiem Kupfersulfat versetzt

und das Gemisch über Nacht auf der Maschine geschüttelt. Vom

Kupfersulfat wurde abfiltriert, der Rückstand mit Aceton und mit

Chloroform gewaschen und das Filtrat zur Trockene eingedampft.Der zurückbleibende farblose Sirup kristallisierte nach einigen Tagennur zum Teil231). Die Kristalle wurden vom öligen Anteil getrennt,aus Methanol-Petroläther umkristallisiert. Das in Prismen kristalli¬

sierte Präparat schmolz bei 94°. Es wurde wegen Zeitmangel nicht

weiter untersucht.

Doppelverbindung mit Quecksilber (Il)-chlorid: Aus

einer heissen Mischung von• 0,2 g d-Ribose-äthylenmercaptal in

5 cm3 Alkohol und 0,5 g HgCl2 in alkoholischer Lösung schieden

sich nach dem Erkalten weisse Nadeln ab. Nach mehrmaligem Um¬kristallisieren aus Dioxan-Alkohol schmolzen die Nadeln scharf bei

108°. Die Ausbeute an der Doppelverbindung ist quantitativ.

m) Bei der Umsetzung des d-Ribose-äthylenmercaptals mit Aceton bei

Gegenwart von Kupfersulfat entstand scheinbar kristallines Mono-isopro-pyliden-d-ribose-äthylenmercaptal nebst einem öligen Di-isopropyliden-d-ribose -äthylenmercaptal.

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Zur Analyse wurde das Präparat 24 Stunden bei 30° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

5,142 mg Subst. verbrauchten 1,305 cm3 0,02 -n. KJ03

07H14O4S2.2HgCl2 Ber. S 8,33%Gef. S 8,14%

Doppelverbindung mit Gold(III)-chlorid: Durch Um¬

setzung einer warmen alkoholischen Lösung von d-Ribose-äthylen-

mercaptal mit AuCl3 in Alkohol fiel sofort ein orangefarbiger, amor¬

pher Niederschlag aus, welcher sich durch seine UnlösHchkeit in

organischen Lösungsmitteln auszeichnete und nicht weiter unter¬

sucht wurde.

d-Lyxose-dibenzylmercaptal

Herstellung von d-Lyxose aus d-Galactose:

Die Herstellung von d-Lyxose erfolgte durch Oxydation der

d-Galactose zu d-Galactonsäure, deren Abbau zur d-Lyxose führt.

1. d-Galactonsäure aus d-Galactose232): 200g d-Galac¬

tose wurden in 1,5 Liter Wasser gelöst und mit 200 g CaC03 ver¬

setzt. Nun wurden allmählich 90 cm3 Brom hinzugetröpfelt, wel¬

ches sich beim Schütteln löste. Um den exothermen Verlauf der

unter C02-Entwicklung verlaufenden Reaktion zu massigen, wurde

das Reaktionsgemisch mit in Eis-Wasser gekühlt.Nach 12 Stunden wurde der Brom-Überschuss durch Einleiten

eines Luftstroms in das Gemisch entfernt, das Gemisch filtriert und

das Filtrat im Vakuum zum dünnen Sirup eingeengt. Durch Zusatz

von Alkohol fiel das galactonsaure Calcium aus, während Calcium-

bromid in Lösung bleibt. Das abfiltrierte körnige galactonsaureCalcium wurde durch dreimaliges Auflösen in warmem Wasser,

Ausfällen mit Alkohol, Entfärben mit Norit und Umkristallisieren

aus Wasser-Alkohol gereinigt. Die Ausbeute an galactonsaurem Cal¬

cium betrug 182 g (63% d. Th.).

232) G. Clowes und B. Tollem, A. 310, 166.

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2. d-Lyxose aus galactonsaurem Calcium233): Eine Lö¬

sung von 10,4 g Bariumacetat-monohydrat in 30 cm3 Wasser und

eine zweite Lösung von 5,1g Eisen(III)-sulfat in 30 cm3 Wasser

wurden mit einem Liter Wasser verdünnt, dazu 77 g Calcium-galac-

tonat-penta-hydrat gegeben, die Lösung unter Rühren gekocht,

abgekühlt und durch Celit filtriert. Das bernsteinfarbige Filtrat

wurde mit 1/2 Liter Wasser verdünnt, bei 35° gehalten und mit

60 cm3 30-proz. H202 versetzt. Nach einigen Minuten fand C02-

Entwicklung statt und die Temperatur stieg bis ungefähr 55°; nach

40 Minuten ging die Reaktion zu Ende was durch eine dunkelviolette

Färbung angezeigt wurde. Nach dem Abkühlen auf 40° wurden

nochmals 60 cm3 30-proz. H202 zugeführt, worauf die Reaktion

erneut einsetzte. Die dunkle trübe Lösung wurde mit Norit ent¬

färbt, im Vakuum auf 125 cm3 eingeengt, mit 750 cm3 Methanol

unter Schütteln versetzt und vom körnigen Niederschlag abfiltriert.

Das Filtrat wurde mit 100 cm3 Äther versetzt, nach 5-minütigemStehen durch Norit filtriert und das Filtrat im Vakuum zum Sirup

eingeengt. Der Sirup wurde von anhaftenden Lösungsmitteln im

Hochvakuum befreit. Aus dem getrockneten Rückstand kristalli¬

sierte nach Zugabe von einigen Tropfen Methanol die d-Lyxose in

28-proz. Ausbeute (15 g).

d-Lyxose-dibenzylmercaptal: 3 g d-Lyxose wurden in

7 cm3 konz. HCl vom spez. Gewicht 1,2 gelöst, mit 3 cm3 Benzyl-

mercaptan versetzt und das Gemisch über Nacht bei Zimmertem¬

peratur geschüttelt. Das entstandene braune Produkt wurde im

Vakuum zur Trockene eingedampft, der Rückstand in Chloroform

gelöst, mit 0,5-n. HCl, Wasser, KHC03-Lösung und nochmals mit

Wasser gewaschen, über wasserfreiem Na2S04 getrocknet und das

Chloroform abdestilliert. Der zurückbleibende Sirup erstarrte nach

einigen Stunden zu einem Kristallbrei. Die nach mehrmaligemUmkristallisieren aus Methanol erhaltenen Prismen234) schmolzen

konstant bei 108°.

233) O. Ruff und G. Ollendorf, B. 33, 1798 (1900); E. P. Clark, J. Biol.

Chem. 31, 605 (1917).

234) d-Lyxose-dibenzylmercaptal kristallisiert aus Alkohol-Wasser in

Blättchen.

112

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Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 70° im Hochva¬

kuum getrocknet.

3,830 mg Subst. gaben 8,400 mg C02 und 2,156 mg H20

C19H2404S2 Ber. C 59,97 H 6,36%Gef. C 59,85 H 6,30%

[a]D = —15° (o = 2 in Pyridin)

Mono - isopropyliden - d - lyxose - dibenzylmercaptal:0,35 g d-Lyxose-dibenzylmercaptal wurden in 2 cm3 absolutem Ace¬

ton gelöst, mit 0,35 g wasserfreiem Kupfersulfat versetzt und über

Nacht bei Zimmertemperatur geschüttelt. Vom CuS04 wurde abfil-

triert und das Filtrat zur Trockene eingedampft. Der zurückblei¬

bende Sirup erwies sich als uneinheitlich235), da er nach einigenStunden nur zum Teil kristallisierte. Um die verschiedenen Anteile

voneinander zu trennen, wurde der Sirup in Chloroform gelöst, mit

der doppelten Menge Petroläther versetzt und die Lösung über

Nacht bei — 10° gehalten. Die ausgeschiedenen Kristalle schmolzen

nach zweimaligem Umkristallisieren aus Chloroform-Petroläther

konstant bei 98°. Zur Analyse wurde das Produkt 24 Stunden bei

50° im Hochvakuum getrocknet.

4,912 mg Subst. verbrauchten 2,259 cm3 0,02 -n. KJ03

C22H2804S2 Ber. S 15,25%Gef. S 14,74%

Doppelverbindung mit Quecksilber(II)-chlorid: 0,19gd-Lyxose-dibenzylmercaptal wurden in 5 cm3 heissem Alkohol ge¬löst und dazu eine warme Lösung von 0,13 g HgCl2 in 5 cm3 Alkohol

gefügt. Nach dem Erkalten schieden sich weisse Nadeln ab, welche

mit heissem Alkohol und mit heissem Methanol gewaschen und aus

heissem Dioxan umkristallisiert wurden. Nach mehrmaligem Umkri¬

stallisieren schmolz das Präparat bei 164°.

Zur Analyse wurde die Doppelverbindung 24 Stunden bei 70°

im Hochvakuum getrocknet.

C19H2404S2.HgCl2.C2H5OH Ber. S 9,18%Gef. S 8,85%

235) Im sirupösen Anteil scheint das Di-isopropyliden-Derivat des d-

Lyxose-dibenzylmercaptals vorzuliegen.

113

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Doppelverbindung mit Gold(III)-chlorid: Durch Um¬

setzung von d-Lyxose-dibenzylmercaptal mit AuCl3 in alkoholischer

Lösung schied sich erst nach 24 Stunden ein gelber amorpher Nie¬

derschlag aus, welcher in organischen Lösungsmitteln löslich ist und

nicht weiter untersucht wurde.

Umsetzungen von Mercaptanen mit Mono- und Poly¬

sacchariden. Wegen der Unlöslichkeit von d-Glucosamin in konz.

HCl wurde versucht d-Glucosamin-mercaptal in der Weise herzu¬

stellen, dass fein pulverisiertes d-Glucosamin in Dioxan und Benzyl-

mercaptan, suspendiert und durch die Suspension HCl-Gas geleitet

wurde. Eine Umsetzung fand nicht statt.

Versuche das Dibenzylmercaptal der Penta-acetyl-psicose nach

der Dioxan-Methode236) herzustellen, führten nicht zum Erfolg.

Mercaptanolyse der Cellulose mit Benzylmercaptan in Gegenwart

von wasserfreiem ZnCl2 und konz. HCl vom spez. Gewicht 1,19

führte zu einem Teer, welcher nicht untersucht wurde. Mit 60-proz.

HBr anstelle von HCl (spez. Gewicht 1,19) wurde ebenfalls ein

Teer gewonnen.

Da Pektin ein billiges Ausgangsmaterial für die Herstellung von

Galacturonsäure darstellt, wurde versucht Galacturonsäure-diben-

zylmercaptal durch Mercaptanolyse von Pektin mit Benzylmercap¬

tan in Gegenwart von frisch geschmolzenem ZnCl2 und konz. HCl

herzustellen. Für diesen Zweck wurden 50 g Pektin und 25 g frisch

geschmolzenes ZnCl2 in 70 cm3 konz. HCl vom spez. Gewicht 1,19

gelöst und mit 45 cm3 Benzylmercaptan versetzt. Nach mehrtägi¬

gem Schütteln erstarrte die Lösung zu einer rötlichen Masse, welche

mit wenig Wasser versetzt, auf der Nutsche gepresst und mit Benzol

durchgeknetet wurde.

Das erhaltene Produkt zeichnete sich durch seine Unlöslichkeit

in organischen Lösungsmitteln, in Wasser und in verd. Säuren aus,

doch löst es sich zum Teil in Alkalien.

Versuche zur Herstellung von Cyclohexan-1,2-bis-thiuroniumbromid: 10 cm3 l,2-Dibrom-cyclohexanund3gThio-harnstoff wurden in 50 cm3 Alkohol 2 Stunden unter Rückfluss

236) Vgl. Seite 105.

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gekocht und dann auf die Hälfte eingeengt. Nach dem Erkaltenschieden sich Kristalle aus.

Das zweimal aus Alkohol237) umkristallisierte Präparat schmolzbei 147°. Zur Analyse wurde das „Bis-thiuroniumbromid'' 2 Tagebei Zimmertemperatur im Hochvakuum getrocknet.

4,006 mg Subst. gaben 3,421 mg C02 und 1,685 mg H20

C8H18N4Br2S2.H20 Ber. C 23,41 H 7,87%Gef. C 23,30 H 7,71%

XANTHOGENATE

n-Butyl-dixanihogen238)2,4 g Natrium wurden zerstückelt und portionenweise in 25 cm3

n-Butanol eingetragen. Nach dem Abflauen der heftigen Reaktionmusste die Mischung 12 Stunden auf dem Wasserbade erwärmtwerden bis das Natrium vollkommen verschwand. Beim Abkühlenerstarrte das Alkoholat; es wurde mit 4 cm3 CS2 versetzt, woraufunter Wärmeentwicklung eine homogene orangefarbige Masse ent¬stand, die über Nacht bei 20° stehen gelassen wurde. Das Reaktions¬produkt wurde nun in wenig Wasser gelöst, und dazu eine Lösungvon 8 g CuS04-5H20 in 15 cm3 Wasser gefügt, worauf sich sofortein schmutzig-brauner Niederschlag ausschied. Der Niederschlag,der sich im Verlaufe von einigen Minuten grünlich-gelb färbte,wurde abfiltriert und mit CC14 dreimal ausgeschüttelt. Die CC14-Lösung wurde vom Kupfer(I)-butylxanthogenat abfiltriert, miteinem Überschuss Petroläther versetzt und nochmals von dem neuentstandenen gallertartigen Niederschlag abfiltriert. Das Filtratwurde im Vakuum zur Trockene eingedampft und das zurückblei¬bende hell-braune öl im Hochvakuum destilliert. Die bei 150° unzer-setzt übergehende Hauptfraktion wurde nochmals destilliert undzur Analyse gegeben.

237) Beim Lösen des Präparates in Wasser zersetzte es sich unter Ab¬scheidung von 1,2-Dibrom-cyclohexan; vgl. dazu A. Claus, B. 8, 40 (1875).

238) Vgl. M. Ragg, Ch. Z. 34, 82 (1910); ferner E. Mylius, B. 5, 974 (1872).

115

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3,829 mg Subst. gaben 5,606 mg C02 und 2,062 mg H20

C10H18O2S4 Ber. C 40,24 H 6,08%

Gef. C 39,96 H 6,03%

n-Butyldixanthogen hat einen angenehmen Geruch; es ist schwe¬

rer als Wasser. Das Präparat ist schwer löslich in Wasser, gut löslich

in Alkohol, sehr leicht löslich in Petroläther, CC14 und Äther.

Die Ausbeute an n-Butyl-dixanthogen betrug 3,85 g (80% d. Th.

berechnet auf das eingesetzte n-Butylxanthogensaure Natrium).

In der Hoffnung n-Butyl-methyläther zu erhalten wurde die

Entschwefelung von n-Butyl-dixanthogen mit Raney-Nickel in

Feinsprit durchgeführt. Das Reaktionsprodukt bestand ausschliess¬

lich aus einem farblosen schwefelfreien Öl von angenehmem Geruch,

welches bei 175° unzersetzt destillierte und auf Grund der Tetra-

nitromethan-Probe mindestens eine Doppelbindung enthielt. Wegen

ungenügender Substanzmenge wurde das Präparat nicht weiter

untersucht.

n-Butylxanthogensaures Kalium

6 g KOH wurden mit 4,5 cm3 n-Butanol x/2 Stunde am Rückfluss

gekocht, abgekühlt und mit 10 cm3 CS2 versetzt. Nach 5-stündigem

Kochen der Mischung unter Rückfluss wurde bei Zimmertemperatur

eine Woche stehen gelassen. Das feste orangefarbige Reaktionspro¬

dukt wurde darauf in heissem Methanol gelöst, die Lösung filtriert

und mit Isopropanol ausgefällt. Der mit Isopropanol gründlich

gewaschene gelbe Niederschlag wurde viermal aus heissem Methanol

durch Zugabe von Isopropanol umkristallisiert; er schmolz bei 238°

(u. Zers.). Die gelblichen Nadeln sind löslich in Wasser, Alkohol und

Methanol.

Das Analysen-Präparat wurde 24 Stunden bei 100° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,631 mg Subst. gaben 4,216 mg C02 und 1,598 mg H20

C5H9OS2K Ber. C 31,88 H 4,82%Gef. C 31,69 H 4,92%

Die Ausbeute an n-Butylxanthogensaurem Kalium betrug 30 g

(38% d.Th. berechnet auf n-Butanol).

116

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Die Entschwefelung von n-Butylxanthogensaurem Kalium mit

Raney-Nickel in Feinsprit führte nicht zum erwarteten n-Butyl-

methyläther, sondern zu einem gelblichen schwefelhaltigen Öl vom

Sdp. 90°, dessen Geruch an Trimethylamin erinnerte.

a-Napthyl-xanthogensaures Natrium

1,5 g a-Naphthol wurde mit 0,5 g NaOH und 0,8 cm3 CS2 ver¬

setzt und in einem verschlossenen Rohr 20 Stunden auf 80° erhitzt.

Das rosarote Gemisch schmolz dabei zu einer homogenen orange-

roten Flüssigkeit, welche nach dem Erkalten erstarrte. Der Kristall¬

brei wurde mit kaltem Alkohol gewaschen und aus heissem Dioxan

umkristallisiert.

Das in orangefarbigen Nadeln kristallisierte Präparat ist unlös¬

lich in Äther und Petroläther, schwer löslich in Alkohol und Aceton,

gut löslich sogar in der Kälte in Nitrobenzol und in Methylcellosolve.

Das Produkt wurde wegen Zeitmangel nicht weiter aufgearbeitet.

Methylxanthogenat-a-methylglucosid239)

18 g a-Methylglucosid wurden mit 12 cm3 CS2 und 280 cm3 einer

wässrigen Lösung von 15 g Ba(OH)2-8H20240) versetzt und das

Gemisch 15 Stunden geschüttelt. Durch die orangefarbige mit Eis

gekühlte Lösung wurde während 1/2 Stunde C02 geleitet, wobei

Entfärbung eintrat. Die Lösung wurde filtriert und das mit 2,5 g

CH3J versetzte Filtrat 2 Tage geschüttelt. Nach dem Sättigen der

Mischung mit NaCl wurde viermal mit Essigester ausgezogen und

die Auszüge zur Trockene eingedampft.Aus Benzol und aus Essigester schied sich das Methylxantho-

genat-a-methylglucosid als Gallerte ab, weshalb das Präparat an

A1203 der Aktivität II-III chromatographiert wurde.

239) ygl- Th_ Lieser^ A 4g5> 242 (1932), der das Methylxanthogenat-a-

methyl-glucosid, vom Smp. 66°, aus dem Silberxanthogenat herstellte.

240) Versuche, die Xanthogenierung mit Ammoniak, Pyridin oder Tri¬

methylamin anstelle von Bariumhydroxyd durchzuführen, gelangen nicht,

ebenso trat bei Versuchen, die Xanthogenierung von a-Methylglucosid mit

der Doppelverbindung CS2'N(CH3)3 in Pyridin auszuführen, keine Um¬

setzung ein.

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Das kristalline, bei 102° schmelzende239) Chloroform-Methanol -

Eluat bildete die Hauptfraktion, welche aus Essigester durch Zugabevon einigen Tropfen Petroläther umkristallisiert wurde.

Zur Analyse wurde das Produkt 24 Stunden bei 60° im Hoch¬vakuum getrocknet.

3,808 mg Subst. gaben 5,316 mg C02 und 1,957 mg H20

C9H1606S2 Ber. C 38,03 H 5,67%Gef. C 38,10 H 5,75%

[a]D= +122,7° in Essigester

Ein 2 Tage bei 20° im Hochvakuum getrocknetes Analysenprä¬parat enthielt noch 1/2 Mol Kristallwasser.

2,807 mg Subst. verbrauchten 1,916 cm3 0,02 -n. KJ03

C9H1606Sa.V2H20 Ber. S 21,84%Gef. S 21,88%

Die Ausbeute an reinem Methylxanthogenat-a-methylglucosidbetrug 26 g (35% d. Th. berechnet auf das eingesetzte a-Methyl-glucosid).

Methylxanthogenat-a-methylglucosid scheint in dimorphen For¬men vom Snip. 102° und 71 ° aufzutreten. Die tiefer (bei 71 °) schmel¬zende Form ist die stabilere, da die höher schmelzende sich schonbei längerem Aufbewahren in die tiefer schmelzende Form ver¬

wandelt.

a-Methylglucosid-xanthogensaures Natrium

10 g a-Methylglucosid (0,05 Mol) wurden in 25 cm3 2-n. Natrium-

äthylat-Lösung (1,15 g Natrium in 25 cm3 absolutem Alkohol) warmgelöst und nach dem Erkalten mit einem Überschuss Schwefel¬kohlenstoff (6 cm3= 0,1 Mol) versetzt. Aus der Mischung fiel soforteine weisse Masse aus, die sich alsbald löste; nach wenigen Minutenwurde die Lösung gelb. Auf Zusatz von Äther schied sich ein

schwach gelb gefärbter gelatinöser Niederschlag ab, welcher durchSchütteln mit mehrfach erneuertem absolutem Äther in ein farb¬loses Pulver übergeführt wurde. Die vom Äther rasch abfiltrierte

hygroskopische Substanz zerfloss an der Luft zu einem viskosen

118

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Sirup; das Präparat wurde deshalb über CaCl2 aufbewahrt. Die

Ausbeute an a-Methylglucosid-xanthogensauremNatrium ist nahezu

quantitativ (14,5 g).Das aus Alkohol durch Zugabe von Äther umkristallisierte Prä¬

parat schmolz bei 230°.

Lieser241) gelang es nicht, das a-Methylglucosid-xanthqgensaureNatrium kristallin zu erhalten.

Methylxanthogenat-a-methylglucosid aus a-Methylglucosid-xanthogen-saurem Natrium

5 g a-Methylglucosid-xanthogensaures Natrium wurden in 20 cm3

Methanol gelöst und dazu 2 g N-Nitroso-N-methylharnstoff242)

(1,1 Mol) gegeben. Die heftige Reaktion musste durch Kühlen ge¬

mässigt werden. Nach 2-tägigem Stehen wurde das Reaktionspro¬dukt im Äther aufgenommen und die ätherische Lösung mehrmals

mit konz. NaCl-Lösung ausgeschüttelt. Die ätherischen Auszügewurden nun über wasserfreiem Na2S04 getrocknet und im Vakuum

zur Trockene eingedampft.Der zurückbleibende Sirup kristallisierte aus Chloroform durch

Zusatz von Pentan in Nadeln. Die Ausbeute an reinem Methyl-

xanthogenat-a-methylglucosid vom Smp. 1020243) betrug 2 g (41%d. Th.).

Spaltung des Methylxanihogenats mit Raney-Nickel

In der Hoffnung den 2-Methyläther des a-Methylglucosids durch

Entschwefeln von Methylxanthogenat-a-methylglucosid zu gewin¬

nen, wurde das Methylxanthogenat-a-methylglucosid mit neutralem

Raney-Nickel in Feinsprit versetzt und das Gemisch am Rückfluss

so lange gekocht, bis die anfäglich grünliche Flüssigkeit farblos

wurde. Anstelle des erwarteten 2-0-Methyl-a-methylglucosid wurde

a-Methylglucosid vom Smp. 166°, in 60-proz. Ausbeute erhalten.

2«) Th. Lieser und W. Nagel, A. 495, 244 (1932).

242) Neuere Methoden der präparativen organischen Chemie I, 395, Ver¬

lag Chemie GmbH. Berlin 1943.

243) Das Präparat gab in der Mischprobe mit Methylxanthogenat-a-me-

thyl-glucosid anderer Herkunft keine Schmelzpunkterniedrigung.

119

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[Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 70° imHochvakuum

getrocknet.

3,776 mg Subst. gaben 5,976 mg C02 und 2,512 mg H20

C7H1406 Ber. C 43,29 H 7,21%Gef. C 43,19 H 7,44%

[a]D = + 158° (c = 1,5 in Wasser)2«)

Wurde dieselbe Umsetzung in absolutem Dioxan statt in Fein¬

sprit vorgenommen, so entstand a-Methylglucosid in 90-proz. Aus¬

beute.

Thermische Zersetzung des Methylxanthogenat-a-methylglucosids

Beim zersetzenden Destillieren des Methylxanthogenat-a-methyl-glucosids bei 250° im Hochvakuum wurden zwei Fraktionen ge¬

wonnen. Die erste Fraktion bestand aus einem flüchtigen nach Mer-

captan riechenden gelben öl. welches nicht untersucht wurde.

Die als gelblicher viskoser Sirup übergehende zweite Fraktion

kristallisierte sofort beim Anreiben mit Aceton.

Um die Kristalle von anhaftenden gelben Verunreinigungen zu

befreien, wurden sie mit kaltem Aceton gewaschen und scharf abge-presst. Die durch mehrmaliges Umkristallisieren aus Alkohol unter

Zugabe von Äther erhaltenen, bei 172° schmelzenden schwefelfreien

Nadeln wurden in 20-proz. Ausbeute gewonnen.

Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 100° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,762 mg Subst. gaben 5,972 mg C02 und 2,448 mg H20

C7H1406 Ber. C 43,29 H 7,21%Gef. C 43,32 H 7,28%

[o]D= + 19° in Wasser.

Nach Schmelzpunkt und optischer Drehung könnte der 2-Methyl-äther der Glucose vorliegen.

) Ebenfalls in Übereinstimmung mit a-Methylglucosid.

120

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Triacetyl-methylxanthogenat-a-methylglucosid

1 g Methylxanthogenat-a-methylglucosid wurde in der Wärme

in 2,5 cm3 Pyridin gelöst, mit 2,5 cm3 Acetanhydrid versetzt, die

Mischung 1 Stunde aufdem Wasserbade erwärmt, dann zurTrockene

eingedampft und das zurückbleibende braune Öl in Chloroform

aufgenommen. Die mit 0,5-n. HCl, Wasser, KHC03-Lösung und

nochmals mit Wasser ausgeschüttelte Choroform-Lösung wurde

abdestilliert und das erhaltene viskose Öl im Hochvakuum bei 225 °

destilliert. Nach einigen Tagen kristallisierte das Destillat spontan.Das mehrmals aus Alkohol umkristallisierte Präparat schmolz bei

76°. Zur Analyse wurde das Produkt im Hochvakuum sublimiert.

3,026 mg Subst. verbrauchten 1,543 cm3 0,02 -n. KJ03

C16H2209S2 Ber. S 15,62%Gef. S 16,35%

Saccharose-dixanthogensäure-dimethylester

Eine Lösung von 40 g Saccharose und 20 g Ba(OH)2-8H20 in

350 cm3 Wasser wurde mit 15 cm3 CS2 (d. h. der 2-fachen theoreti¬

schen Menge) versetzt und das Gemisch 24 Stunden geschüttelt. In

die gelbe mit Eis gekühlte Lösung wurde 40 Minuten C02 einge¬leitet, d. h. bis in der Lösung kein H2S mehr nachzuweisen war. Nach

dem Abfiltrieren des Bariumcarbonats wurden zum Filtrat 40 g

CH3J gegeben und das Gemisch 24 Stunden geschüttelt. Das mit

NaCl gesättigte Reaktionsprodukt wurde mit Äther, dann mit

Essigester und zuletzt mit Chloroform ausgezogen. Die Auszügewurden zusammengebracht und vom Lösungsmittel-Gemisch be¬

freit. Der Rückstand fiel in Form einer schaumigen Masse an, welche

an A1203 (Aktivität II-III) chromatographiert wurde.

Die mit Chloroform-Methanol (1:1) eluierte Hauptfraktion war

amorph.Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 60° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,538 mg Subst. verbrauchten 2,622 cm3 0,02 -n. KJ03

C16H26011S4.H20 Ber. S 23,70%Gef. S 23,76%

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Die Ausbeute an Saccharose-dixanthogensäure-dimethylester

betrug 5,3 g (10,5% berechnet auf die eingesetzte Saccharose). Der

Saccharose-dixanthogensäure-dimethylester ist schwer löslich in

kaltem Wasser, Petroläther, Benzol, Chloroform und massig löslich

in heissem Wasser, Methanol, Essigester, Methyloellosolve und

Aceton.

Acetylierung des Saccharose-dixanthogensäure-dimethylestersmit Pyridin und Acetanhydrid führte in 75-proz. Ausbeute zu einem

sirupösen Produkt, welches sich chromatographisch an schwach ak¬

tivem A1203 reinigen Hess und das nicht weiter untersucht wurde.

DERIVATE DER 6-THIOGLUCOSE

ß-Tetraacetyl-glucose-Q-thiuronium-chlorid

4 g j8-Tetraacetyl-glucose-6-thiuronium-jodid wurden in 40 cm3

heissem Wasser gelöst, mit 4,2 frischgefälltem AgCl versetzt und

die Mischung über Nacht geschüttelt. Nach 10-jninütigem Erwär¬

men der Mischung auf dem Wasserbade wurde vom AgJ abfiltriert

und das Filtrat im Exsiccator über CaCl2 eingedunstet.Die Ausbeute an/?-Tetraacetyl-glucose-6-thiuronium-chloridvom

Smp. 225° (u. Zers.) betrug 85% d. Th.

Zur Analyse wurde das Präparat 24 Stunden bei 70° im Hoch-

* vakuum getrocknet.

3,738 mg Subst. gaben 5,300 mg C02 und 1,856 mg H20

3,796 mg Subst. verbrauchten 0,834 cm3 0,02 -n. KJ03

C15H2309SN2C1.H20 Ber. C 39,09 H 5,42 S 6,94%Gef. C 38,69 H 5,56 S 7,04%

Bei weiterem 2-tägigem Trocknen bei 70° im Hochvakuum

scheint das Präparat das Kristallwasser zu verlieren.

5,900 mg Subst. gaben 1,974 mg AgCl

C15H2309SN2C1 Ber. Cl 8,01%Gef. Cl 8,28%

0]D= +60,2° (c = 0,l in Wasser).

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Herstellung des ß-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfids

a) 30 g ß-Tetraacetyl-glucose-6-thiuronium-Jodid wurden in

500 cm3 warmem Wasser gelöst, die Lösung im Eis abgekühlt und

langsam 7 g NaN02 in 30 cm3 Wasser zugefügt. Die Lösung wurde

noch 2 Stunden bei 0°, dann 1 Woche bei Zimmertemperatur stehen

gelassen. Im Verlaufe dieser Zeit färbte sich die Mischung dunkel¬

gelb und eine braune feste auf der Lösung schwimmende Masse

hatte sich ausgeschieden. Die festen Anteile wurden von der Lösungdurch dekantieren abgetrennt, mit Wasser gewaschen, auf der

Pumpe scharf abgesaugt, in heissem Wasser gelöst, mit Norit ent¬

färbt und dreimal aus heissem Wasser umkristallisiert. Die Aus¬

beute an reinem jS-Octaaeetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid vom Smp. 125°

betrug 12% d. Th.

Zur Analyse wurde das Produkt 48 Stunden bei 70° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,730 mg Subst. gaben 6,308 mg C02 und 1,734 mg H203,123 mg Subst. verbrauchten 0,895 cm3 0,02 -n. KJOà

C28H38018S2 Ber. C 46,27 H 5,27 S 8,82%Gef. C 46,15 H 5,19 S 9,19%

[a]D= +30,9° (c = o,6 in Chloroform).

b) 4,4 g j8-Tetraacetyl-glucose-6-thiuronium-jodid wurden in

50 cm3 Methanol gelöst, in die Lösung 1 Stunde NH3 eingeleitet undüber Nacht stehen gelassen. Nun wurde die gelblich gewordene

Lösung zur Trockene eingedampft, in 4 cm3 Pyridin gelöst und in

der Kälte mit 8 cm3 Acetanhydrid versetzt. Nach 10 Stunden wurde

die Lösung in Eis-Wasser gegossen und mit Äther-Essigester extra¬

hiert. Die Auszüge wurden mit verd. HCl, Wasser, KHC03-Lösungund nochmals mit Wasser ausgeschüttelt, mit wasserfreiem N2S04

getrocknet und im Vakuum zur Trockene eingedampft. Der Ein-

dampf-Rückstand245) wurde in Alkohol gelöst, langsam mit einer

wässrigen Lösung von Jod in KJ versetzt bis die Lösung sich von

überschüssigem Jod zu bräunen begann und die Mischung im

Vakuum zur Trockene eingedampft. Das Produkt wurde mit Äther

) Im Rückstand scheint 6-Mercapto-/3-tetraacetylglucose vorzuliegen.

123

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ausgezogen und der Äther abdestilliert. Die zurückbleibende schau¬

mige Masse wurde aus heissem Wasser umkristallisiert und zeigtesich in der Mischprobe mit authentischem /?-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid identisch. Die Ausbeute an /}-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid betrug 72% d. Th.

Brucinsalz der ß-Tetraacetyl-glucose-6-sulfonsäure

1 g /3-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid wurde in 5 cm3 10-proz.

Na2C03-Lösung suspendiert, mit 20 cm3 H202 (30%) versetzt und

das Gemisch 10 Minuten d.h. bis das Disulfid in Lösung ging, ge¬

kocht. Nach dem Erkalten wurde die Lösung zur Entfernung der

Na-ionen durch Wofatit KS filtriert und das Filtrat mit einem

Überschuss Brucin gekocht. Das nach dem Erkalten erhaltene Fil¬

trat wurde zur Trockene eingedampft, in wenig Wasser gelöst, mit

Alkohol versetzt und die Lösung im Exsiccator über CaCl2 einge¬dunstet. Der kristallene Rückstand schmolz bei 187° (u. Zers.).

Zur Analyse wurde das Brucinsalz 3 Tage bei 80° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,490 mg Subst. verbrauchten 0,450 cm' 0,02 -n. KJ03

C37H36016SN2 Ber. S 4,02%Gef. S 4,13%

[a]D= +37,4° (c = 0,l in Wasser).

ß-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfon

0,35 g j8-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid wurden in 20 cm3 war¬

mem Eisessig gelöst und die abgekühlte Lösung langsam mit 20 cm3

4-proz. KMn04-Lösung versetzt. Nach 7-stündigem Stehen bei 20°

wurde die Mischung 2 Stunden auf dem Wasserbade gekocht, wobei

sich Mn02 ausschied. Nach 3-tägigem Stehen wurde die Mischungdurch Celit filtriert und das Filtrat zur Trockene eingedampft. Der

braune Rückstand wurde mit Äther, dann mit Chloroform extra¬

hiert, die Auszüge zusammengebracht und vom Lösungsmittelbefreit. Der zurückbleibende Sirup kristallisierte spontan. Die Aus¬

beute an Rohprodukt betrug 0,33 g (87% d. Th.). Wegen Zeitman¬

gel wurde das Präparat nicht näher untersucht.

124

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6-Mercapto-ß-tetraacetylglucose

1 g j8-Octaacetyl-diglucosyl-6,6'-disulfid wurde in 20 cm3 warmem

Alkohol gelöst, die Lösung abgekühlt, dazu 1 cm3 Eisessig, 1 cm3

Wasser und 2 g Aluminiumamalgam246) gegeben, 1 Stunde geschüt¬telt und 30 Minuten stehen gelassen. Das durch Celit nitrierte Reak¬

tionsprodukt wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft, und

der Rückstand mit heissem Äther, dann mit heissem Chloroform

extrahiert. Die zusammengebrachten Auszüge wurden vom Lösungs¬mittel abdestilliert und der nun zurückbleibende Sirup a.us heissem

Essigester umkristallisiert.

Die Ausbeute an 6-Mercapto-/?-tetraacetylglucose vom Smp. 210°

betrug 95%d.Th.Das Analysenpräparat wurde 3 Tage bei 80° im Hochvakuum

getrocknet.

3,760 mg Subst. gaben 6,470 mg C02 und 1,930 mg H20

3,686 mg Subst. verbrauchten 0,960 cm3 0,02 -n. KJ03

C14H20O9S.1/aCH3COOCiiH5 Ber. C 47,06 H 5,88 S 7,84%Gef. C 46,96 H 5,74 S 7,35%

[a]D = + 43,0° (c = 2 in Chloroform).

248) 2 g Aluminiumgriess wurden mit einer Lösung von 0,5 g HgCl2 in

67 cm.3 absolutem Alkohol Übergossen, nach 1 Minute wurde vom Amalgamdekantiert und mit absolutem Alkohol nachgespült; vgl. dazu A. Wisli-

cenus, J. pr. 55, 162 (1896).

m

125

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B. Herstellung und Hydrogenolyse von Benzhydrylestern1)

Herstellung und Eigenschaften des Diphenyldiazo-methans und der Benzhydrylester

Für Versuche Glykoside von Triterpensäuren herzustellen war

es notwendig in den letzteren die sterisch stark gehinderten Carbo-

xylgruppen vorübergehend zu schützen. Die einfache Veresterungder Triterpensäuren mit Diazomethan schien wegen der sehr schwe¬

ren Verseifbarkeit der Methylester2) ungeeignet, obwohl im allge¬meinen unter nicht zu drastischen Bedingungen Glykoside von

wässrigem oder alkoholischem Alkali nicht angegriffen werden.

Im folgenden wird an zahlreichen Beispielen, auch in der Tri-

terpenreihe ein Weg zum vorübergehenden Schutz von Carboxyl-

gruppen gewiesen, der unter milden Bedingungen präparativ einfach

und mit guten Ausbeuten gangbar ist. Dabei werden die zu schüt¬

zenden Carbonsäuren mittels Diphenyldiazomethan in die Benz¬

hydrylester übergeführt und diese nach der Durchführung der beab¬

sichtigten Umsetzung, bei der die freie Carboxylgruppe gestört hätte,

durch Hydrogenolyse wieder in die Säuren und Diphenylmethan

gespalten.Die Bildung der Benzhydrylester aus Säure und Diphenyldiazo¬

methan verläuft träger als jene der Benzylester mittels Phenyl-

diazomethan. Diphenyldiazomethan weist jedoch gegen Phenyl-diazomethan den Vorteil auf, dass es kristallisiert und somit leicht

in reiner Form erhalten werden kann und dass es bei tiefer Tem¬

peratur recht stabil ist.

*) Vgl. dazu E. Hardegger, Z. el Heweihi und F. O. Robinet, Helv. 31,

439 (1948).

2) Oft ist zur vollkommenen Verseifung der Ester mit 0,5-n. methyl-'alkoholischer Lauge mehrstündiges Erhitzen auf 150° im Rohr erforderlich.

126

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Die Herstellung des Diphenyldiazomethans erfolgte nach Th. Cur¬

tius und F. Rauterberg 3) in der Ausführungsform von H. Staudinger,

E. Antes und F. Pfenninger 4) aus Benzophenon-hydrazon — dieses

ist aus Benzophenon Und Hydrazin in quantitativer Ausbeute6)erhältlich -— und käuflichem gelbem Quecksilber(II)-oxyd in Petrol-

äther. Die Oxydation des Benzophenon-hydrazons verläuft in Ben¬

zol- oder Petroläther-Lösung innert 5—6 Stunden. Sehr viel lang¬samer als in Benzol oder Petroläther verläuft die Reaktion in Äther,der aus diesem Grunde für die Herstellung von Diphenyldiazo-methan nicht geeignet erscheint.

In grösseren Ansätzen, z. B. mit 400 g Benzophenon-hydrazon,wurde zur Erzielung guter Ausbeuten die Reaktionszeit bei 0° bis

auf 130 Stunden6) ausgedehnt, ohne dass eine Zersetzung des

Diphenyldiazomethans bemerkt wurde.

Die tief dunkelrote Lösung von Diphenyldiazomethan in Petrol¬

äther wird nach beendeter Umsetzung des Hydrazons vom ausge¬

schiedenen Quecksilberschlamm abfiltriert; etwa gebildetes Ketazin

bleibt zum grössten Teil ungelöst. Der Petroläther wird dann im

Vakuum über eine mit Kohlensäureschnee gekühlte Vorlage rasch

abgedampft.Am besten verwendet man für die Herstellung von Diphenyl¬

diazomethan möglichst tiefsiedenden Petroläther vom Sdp. 30-40°,

um ihn nachher bei tiefer Temperatur und ohne Verlust des leicht

flüchtigen Diphenyldiazomethans entfernen zu können. Das in

grossen Nadeln kristallisierende Diphenyldiazomethan wird in

80—90-proz. Ausbeute und praktisch rein erhalten.

Bei der Anwendung von Benzol zur Herstellung des Diphenyl¬diazomethans nach der alten Curtius'sehen Vorschrift7) soll sich

nach Staudinger ein Teil der Diazoverbindung unter Ketazin-Bil-

dung zersetzen.

3) J. pr. 44, 142 (1891); bzw. Th. Curtius und L. Pflug, J. pr. 44, 539

(1891).

4) B. 49, 1928 (1916); vgl. dazu H. Staudinger und A. Gaule, B. 49,

1897 (1916); ferner B. 49, 1904—1911 (1916).

5) J. pr. 44, 142 (1891); bzw. Th. CurtiusundL. Pflug, J. pr. 44, 539 (1891).

6) Statt 9 Stunden bei ca. 15°; vgl. H. Staudinger und E. Antes, B. 49,

1928 (1916).

7) Th. Curtius und F. Rauterberg, J. pr. 44, 200 (1891).

127

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„Verbesserungen" der Vorschrift Staudingers zur Abkürzungder Reaktionszeit unter Verwendung von frisch gefälltem Queck-

silber(II)-oxyd8) oder durch Rühren statt Schütteln9) scheinen

keine Vorteile zu bieten.

Für die Gehaltsbestimmung der Diphenyldiazomethan-Päparateist nach H. Staudinger und A. Gaule10) zu berücksichtigen, dass bei

der Titration von reinem Diphenyldiazomethan nur 95—96% der

berechneten Menge Trichloressigsäure verbraucht werden. Das nicht

erfasste Diphenyldiazomethan setzt sich während der Titration zu

Benzophenonketazin um. Die in Organic-Synthesis angegebeneMethode zur Bestimmung der Reinheit von Diphenyldiazomethandurch Titaration mit Benzoesäure führt aus diesem Grunde zu

unrichtigen Werten, welche voraussichtlich noch kleiner sind

als jene, die bei der Titration mit Trichloressigsäure erhalten

werden.

Diphenyldiazomethan ist in organischen Lösungsmitteln wie

Äther, Benzol, Essigester leicht löslich. In Alkohol löst es sich etwas

schwerer und kann aus Methanol fast ohne Zersetzung umkristalli¬

siert werden12). Das reine Diphenyldiazomethan schmilzt bei 29-30°

zu einer tief roten Flüssigkeit, die sich bei ca. 115° unter Verpuffungzersetzt. •

Bei —10° ist trockenes Diphenyldiazomethan (Rohprodukt und

reine Präparate) jahrelang unverändert haltbar. In 5-proz. Lösungin Dibutyläther trat im Verlaufe eines Jahres bei 20° weitgehendeca. (70—80%) Zersetzung ein, die hauptsächlich zu Benzophenon¬ketazin führt.

Die Haltbarkeit des Diphenyldiazomethans scheint somit bedeu¬

tend grösser zu sein, vals von H. Staudinger und A. Gaule13) ange¬

geben wurde.

8) M. Busch und B. Knoll, B. 60, 2243 (1927).

•) G. H. Coleman, H. Qilma und C. E. Adams, J. org. Chem. 3, 104 (1938) ;

L. I. Smith und K. L. Howard, Org. Synth. 24, 53 (1944).10) B. 49, 1897 (1916).

12) Längeres Aufbewahren z. B. 24 Stunden der methanolischen Lösung,auch bei —10° führt zu weitgehender Zersetzung. Das Zersetzungsproduktscheint fast ausschliesslich Benzophenon-ketazin zu sein.

13) B. 49, 1897 (1916).

128

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Schwächere Säuren als Trichloressigsäure reagieren mit Diphenyl-diazomethan bedeutend langsamer. Oft ist es nötig, zur Herstellungvon Benzhydrylestern das Diphenyldiazomethan und die Säure in

indifferenten Lösungsmitteln (Benzin, Dibutyläther, Dioxan, Ben¬

zol, Chloroform) längere Zeit zu erhitzen14).Bei schwachen oder sterisch gehinderten Säuren ist zur Vervoll¬

ständigung der Umsetzung oft längeres Kochen am Rückfluss nötig.Das Ende der Reaktion ist am Farbenumschlag von Rot-violett

nach Gelb leicht zu erkennen. Die Isolierung der meist gut kristalli¬

sierenden Benzhydrylester bietet keine Schwierigkeit.Da bei der Herstellung der Benzhydrylester stets Benzophenon-

ketazin15) und Tetraphenyläthylen neben Spuren nicht identifizier¬

ter, flüssiger Begleitstoffe als Nebenprodukte entstanden, wurde in

den Versuchen zur Erzielung quantitativer Ausbeuten bezogen auf

die eingesetzten Säuren, meistens 70% Überschuss an Diphenyl¬diazomethan verwendet.

Die Ausbeuten an Benzhydrylester betragen bei der Umsetzung

äquivalenter Mengen Säure und Diphenyldiazomethan etwa 70%,mit 1,5 Äquivalenten Diphenydiazomethan sind sie quantitativ.

Massige Ausbeuten (30%) wurden auch unter Verwendung von

überschüssigem Diphenyldiazomethan an Chinovasäure-bis-benz-

hydrylester, wohl infolge teilweiser Zersetzung der Chinovasäure

erzielt.

In gleicher Grössenordnung (50%) bewegten sich die Ausbeuten

bei der Herstellung von Oleanolsäure-benzhydrylester und von

Gluconsäure-benzhydrylester aus gluconsaurem Cadmiun, Diphenyl¬diazomethan und Schwefelwasserstoff16).

Bei der Umsetzung von J5-3 ß-Oxycholensäure mit Diphenyl-

14) Beim Zutropfen des Diphenyldiazomethans zu einer heissen Lösungder Säure nach Massgabe der Entfärbung wird fast ausschliesslich Benzo-

phenonketazin, aber kein Benzhydrylester erhalten.

15) H. Staudinger und A. Gaule, B. 49, 1884 (1916).

16) Nach H. Staudinger und J. Siegwart, B. 49, 1919 (1916) reagiert Di¬

phenyldiazomethan mit Schwefelwasserstoff in Alkohol schon in der Kälte

unter Bildung von Thiobenzhydrol ; in anderen Lösungsmitteln tritt keine

Umsetzung ein. In eigenen Versuchen wurde festgestellt, dass Diphenyl¬diazomethan von Schwefelwasserstoff in siedendem Dioxan nicht oder nur

äusserst langsam angegriffen wird.

129

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diazomethan wurde in geringer Menge neben dem entstehendenBenz-

hydrylester ein Nebenprodukt isoliert, dass auf Grund der CH-

Bestimmung zwei Benzhydryl-Reste auf ein Mol Säure enthält. Die

geringe Substanzmenge erlaubte keine weitere Untersuchung des

Präparates, doch dürfte der 3-Benzhydryläther17) des J5-3 j8-Oxy-

cholensäure-benzhydrylestervorliegen, da sichDiphenyldiazomethannicht an isolierte Doppelbindungen addiert18).

Hydrogenolyse der Benzhydrylester

Seit längerer Zeit ist bekannt, dass fast alle Verbindungen mit

Atomgruppen wie z.B.

I I/O- | |Ar—C—O—, Ar—CT

, Ar—C—N=, Ar—C=N—

I [\0- |

bei milden Bedingungen durch Hydrogenolyse unter Abspaltung von

I l/HAr—C—H, Ar—CT

I XH

aufgesprengt werden19)20).Bei Benzyl-alkohol, Benzhydrol und Triphenylcarbinol verläuft

die Hydrogenolyse mit abnehmender Geschwindigkeit (ca. 10: 2: 1).Die Hydrogenolyse von Benzylalkohol scheint rascher zu ver¬

laufen als von Benzhydryläthern20). Es scheint deshalb zunächst

zweckmässiger, zur Synthese von Glykosiden der Triterpensäurenin den letzteren die Carboxylgruppen als Benzylester zu schützen,da diese sicher bedeutend leichter unter Regenerierung der freien

Carboxyle durch Hydrogenolyse gespalten werden 'können. Wegen

") M. Busch, Z. 38, 1145 (1925); P. Schorigin, B. 59, 2502 (1926); M.

Busch und B, Knoll, B. 60, 2243 (1927).

18) H. Staudinger, E. Antes und F. Pfenninger, B. 49, 1936 (1916).

18) Z. B. Diphenyldiazomethan, das mit Wasserstoff in Gegenwart von

Palladium in Diphenylmethan umgewandelt wird; mit Wasserstoff aus

Aluminiumamalgam entsteht Diphenylmethylamin vgl. dazu H. Staudingerund A. Gaule, Helv. 4, 212 (1921).

20) Eine bemerkenswerte Ausnahme hievon macht Benzylamin, das nicht

in Toluol gespalten wird, vgl. dazu B. Baltzly und J. S. Buck, Am. Soc. 65,

1987 (1943).

130

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der schon auf Seite 128 erwähnten Unbeständigkeit des Phenyl-diazomethans ist diese Methode nicht bequem zur Herstellung der

Benzylester; sie wurde deshalb nicht in Betracht gezogen.Unter den zur Hydrogenolyse verwendeten Katalysatoren steht

das Palladium21)22) an erster Stelle23). Es wird entweder in der

Form von Palladium-Mohr24)26)26) oder -rtohle27) angewandt.Bei der Anwendung von Palladium-Katalysatoren zur Hydro¬

genolyse ist zu beachten, dass auch Phenoläther zu 50% gespaltenwerden28).

Hydrogenolyse kann auch mit Natrium und Alkohol bei 100° 28)oder elektrolytisch29) durchgeführt werden.

Die nachfolgend beschriebene Hydrogenolyse von Benzhydryl-estern wird meist bei Zimmertemperatur und Normaldruck durch¬

geführt.Als Lösungsmittel eignen sich Feinsprit23), Methanol23)25)26)

oder Mischungen von Feinsprit mit Essigester, eventuell unter Zu¬

satz von Essigsäure25)30) oder Essigester.Bei höherer Temperatur kann die Reaktion auch in Toluol oder

Xylol durchgeführt werden.

Die katalytische Wirkung der Palladium-Katalysatoren scheint

von Eisessig gefördert zu werden. Als Konkurrenzreaktion tritt

jedoch dabei Hydrierung aromatischer Ringe ein.

21) Palladium ist viel besser geeignet als Platin; mit Platin-Katalysatorenwird die Hydrierung des aromatischen Systems in neutraler Lösung zur

Hauptreaktion während Hydrogenolyse nur in untergeordnetem Ausmass

eintritt. Mit Platin-Katalysatoren in Eisessig oder Essigsäure-Methanol oder

wässriger Salzsäure (iV. K. Richtmeyer, Am. Soc. 56, 1633 (1934), scheint

Hydrogenolyse bevorzugt, vgl. dazu H. King und T. S. Work, Soe. 1940, 1307.

22) Mit Raney-Nickel erscheint neben der Hydrogenolyse eine bereits

geringe Hydrierung des aromatischen Systems, vgl. dazu E. M. van Duzee

und H. Adkins, Am. Soc. 57, 147 (1935).23) R. Baltzly und J. S. Buck, Am. Soc. 65, 1989 (1943).u) K. Kindler, B. 74, 315 (1941).

25) M. Bergmann und L. Zenas, B. 65, 1192 (1932).26) B. F. Daubert, Am. Soc. 62, 1713 (1940).

27) E. Ott und R. Schröter, B. 60, 633 (1927).

2S) N. K. Richtmyer, Am. Soc. 56, 1633 (1934).

29) E. Späth und F. Kuffner, B. 72, 1108 (1939).

30) K. Kindler, B. 74, 315 (1941); vgl. Ar. 269, 70 (1931).

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Die katalytische Wirkung der Palladium-Katalysatoren in Eis¬

essig kann durch Zusatz von ca. 5% starker Mineralsäure wie Brom¬

wasserstoffsäure, Perchlorsäure, Schwefelsäure, Zinkchlorwasser¬

stoffsäure oder Ammoniumchlorid so gemildert werden, dass nur

Hydrogenolyse und keine Hydrierung aromatischer Ringe eintritt31).Die durch die vorstehend erwähnten Zusätze modifizierten Palla¬

dium-Katalysatoren wirken somit in Eisessig ebenso mild wie ohne

Zusätze in neutralen Lösungsmitteln (z.B. Feinsprit).Die Hydrogenolyse der Benzhydrylester wurde in den eigenen

Untersuchungen katalytisch in Gegenwart von 5-proz. Palladium¬

kohle in Feinsprit bzw. Feinsprit-Essigester als Lösungsmittel durch¬

geführt. Die zur vollständigen Spaltung der Ester bei normalem

Druck und Zimmertemperatur erforderliche Zeitdauer variierte von

20 Minuten bis zu mehreren Tagen. Die Anwendung von Wasser¬

stoff-Überdruck erlaubte es, wie am Beispiel des Chinovasäure-bis-

benzhydrylesters gezeigt wird, die Reaktionsdauer auf einige Stun¬

den zu reduzieren.

Dass die aus den Hydrierungsprodukten isolierten Säuren zum

Teil in weniger als 90-proz. Ausbeute erhalten wurden (z.B. Penta-

acetyl-gluconsäure, Triacetyl-cholsäure) lag in der Schwierigkeitder Aufarbeitung der sauren Reaktionsprodukte und ist nicht als

unvollständiger Verlauf der Hydrogenolyse zu werten.

Die mehrmals durchgeführte Hydrogenolyse des /l5-/3-Oxycholen-säure-benzhydrylesters führte unter Abspaltung des Benzhydryl-Restes und Erhaltung der Doppelbindung im Steroid-Gerüst zu

zl5-3j8-Oxycholensäure; bei der Hydrogenolyse von Zimtsäure-benz-

hydrylester entstand erwartungsgemäss Hydrozimtsäure.Die aus dem Benzhydrylester in analysenreiner Form erhaltene

Triacetyl-cholsäure — die Herstellung reiner Triacetyl-cholsäurescheint auf anderem Wege bisher nicht geglückt zu sein32) — kri¬

stallisierte nicht.

31) K. Kindler und D. Kwok, A. 554, 9 (1943); K. Kindler, B. 74, 315

(1941); K. Kindler, B. 68, 2241 (1935); K. Kindler und W. Peschke, A. 519,

291 1935); K. Kindler und E. Gehlhaar, A. 511, 209 (1934); K. Kindler,

Ar. 269, 70 (1931).

32) vgl W. S. Knowles, J. Fried und R. C. Eldefield, J. org. ehem. 7, 383

(1942); T. Kazuno, H. 266, 27 (1940).

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Ob das zur Herstellung von Penta-acetyl-gluconsäure (über das

Cadmium-gluconatund der nicht isolierten Gluconsäure-benzhydryl-ester) angegebene Verfahren sich auf andere „On-Säuren" anwenden

lässt und daher präparative Bedeutung besitzt, kann auf Grund des

einen Versuches nicht beurteilt werden.

Am Trichloressigsäure-benzhydrylester ist eine selektive Abspal¬

tung des Benzhydryl-Restes bisher nicht gelungen33); ob sie durch

Änderung des Lösungsmittels oder des Katalysators durchführbar

ist, wurde nicht untersucht.

In der Literatur ist als einziges Beispiel34) die Hydrogenolysedes Benzoesäure-benzhydrylesters beschrieben. Sie wurde in sieden¬

dem Xylol mit Palladium-Bariumsulfat-Katalysator durchgeführtund gab nach 6 Stunden in 94-proz. Ausbeute Benzoesäure und

Diphenylmethan.In siedendem Toluol verlief die Hydrogenolyse sehr langsam; in

Chinolin trat keine Hydrogenolyse ein.

33) Gleichzeitig werden die Chlor-Atome herausreduziert.

34) K. W. Rosenmund, F. Heise und F. Zetsche, B. 54, 2038 (1921).

133

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Experimenteller Teil35)

Trichloressigsäure-benzhydrylester

Trichloressigsäure wurde in absolutem Benzol gelöst und dazu

Diphenyldiazomethan gefügt. Die Umsetzung ist bei Zimmertem¬

peratur nach wenigen Sekunden beendet. Die Lösung wurde im

Vakuum zur Trockene eingedampft. Der Rückstand wurde in Äther

aufgenommen, mit KHC03-Lösung und Wasser gewaschen, mit

Na2S04 getrocknet und der Äther abdestilliert. Das aus Petroläther

umkristallisierte Präparat schmolz bei 47—48°. Zur Analyse wurde

der Ester bei 120° im Hochvakuum destilliert.

3,710 mg Subst. gaben 7,428 mg C02 und 1,131 mg H20

CisHuOjCä, Ber. C 54,66 H 3,36%Gef. C 54,64 H 3,41%

Adipinsäure-bis-benzhydrylester

Adipinsäure und Diphenyldiazomethan wurden in Dibutyläther4 Stunden auf 70—80° erwärmt. Der aus Aceton-Alkohol umkri¬

stallisierte Ester schmolz bei 81—82°.

Das Analysenpräparat wurde 16 Stunden bei 40° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,782 mg Subst. gaben 11,132 mg C02 und 2,114 mg H20

C3aH30O4 Ber. C 80,31 H 6,32%Gef. C 80,33 H 6,26%

ß-Methyladipinsäure-bis-benzhydrylester

1,5 g ß-Methyladipinsäure und 2 g Diphenyldiazomethan wurdenin 30 cm3 Benzol eine Viertelstunde auf dem Wasserbade unter

Rückfluss gekocht. Die entfärbte Lösung wurde wie üblich aufge¬arbeitet.

Der Ester wurde aus Alkohol umkristallisiert. Das bei 77° schmel¬

zende Analysenpräparat wurde bei 260° im Hochvakuum destilliert.

35) Alle Schmelzpunkte sind korrigiert. Von den im folgenden beschriebe¬

nen Verbindungen habe ich die Benzhydrylester der j8-Methyladipinsäure,der Phenylessigsäure und der Acetylsalicylsäure erstmals in analysenreinerForm hergestellt.

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3,814 mg Subst. gaben 11,225 mg C02 und 2,201 mg H20

C33H3204 Ber. C 80,46 H 6,55%Gef. C 80,32 H 6,46%

Benzoesäure-benzhydrylester

Die 20-proz. ätherische Lösung von Benzoesäure und Diphenyl-diazomethan entfärbte sich bei 20° im Verlaufe von 3 Tagen.

Der bei 87° schmelzende Ester zeigte in der Mischprobe mit

einem aus Benzoesäure und Benzhydrol hergestellten Präparat36)keine Schmelzpunkterniedrigung.

Phenylessigsäure-benzhydrylester

1 g Phenylessigsäure und 2 g Diphenyldiazomethan wurden in

30 cm3 Benzol eine Stunde unter Rückfluss gekocht.Nach der Entfärbung wude die Lösung zurTrockene eingedampft,

der Rückstand in Äther aufgenommen, mit KHCOs-Lösung und

Wasser ausgeschüttelt, mit Na2S04 getrocknet und der Äther

abdestilliert.

Das zurückbleibende Öl wurde an Ala03 (Aktivität I-II) chro-

matographiert. Das aus Petroläther umkristallisierte Petroläther-

Benzol-Eluat schmolz bei 45°. Das Analysenpräparat wurde bei

200° im Hochvakuum destilliert.

3,814 mg Subst. gaben 11,636 mg COa und 2,055 mg H20

C21H1802 Ber. C 83,42 H 6,00%Gef. C 83,26 H 6,03%

Acetylsalicylsäure-benzhydrylester

2 g Acetylsalicylsäure wurden mit 2 g Diphenyldiazomethan in

35 cm3 Benzol gelöst und die Lösung auf dem Wasserbade unter

Rückfluss gekocht. Nach 20 Minuten wurde die entfärbte Lösung im

Vakuum zur Trockene eingedampft und wie üblich aufgearbeitet.Der Benzhydrylester schmolz nach dem Umkristallisieren aus

Alkohol bei 107°. Zur Analyse wurde er bei 205° im Hochvakuum

destilliert.

36) E. Linnemann, A. 133, 20 (1864).

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3,912 mg Subst. gaben 10,920 mg C02 und 1,851 mg H20

C22H1804 Ber. C 76,28 H 5,24%Gef. C 76,18 H 5,29%

Anissäure-benzhydrylester

Der in Dibutyläther hergestellte Ester schmolz nach dem Umkri¬

stallisieren aus Petroläther bei 96°. Das Analysenpräparat wurde

bei 180° im Hochvakuum destilliert.

3,691 mg Subst. gaben 10,676 mg C02 und 1,876 mg H20

C21H1803 Ber. C 79,22 H 5,70%'

Gef. C 78,93 H 5,68%

Zimtsäure-benzhydrylester

Das in Benzol hergestellte und aus Benzol umkristallisierte Prä¬

parat schmolz bei 80—81°. Es wurde zur Analyse im Hochvakuum

bei 180° destilliert.

3,700 mg Subst. gaben 11,370 mg C02 und 1,865 mg H20

C22H1802 Ber. C 84,05 H 5,77%Gef. C 83,86 H 5,64%

Pentaacetyl-gluconsäure-benzhydrylester

a) Aus Pentaacetyl-gluconsäure

6 g Pentaacetylgluconsäure wurden in 10 cm3 Chloroform gelöst,dazu 3,5 g Diphenyldiazomethan in 20 cm3 Chloroform gefügt und

die Lösung 1/2 Stunde unter Rückfluss gekocht. Die mit KHC03-Lösung und Wasser gewaschene Chloroform-Lösung wurde mit

Na2S04 getrocknet und das Chloroform abdestilliert.

Der aus Essigester-Petroläther umkristallisierte Ester schmolz

bei 118°. Aus der Mutterlauge wurde Benzophenonketazin isoliert.

Zur Analyse wurde der in Prismen kristallisierende Ester bei 150°

im Hochvakuum destilliert.

3,840 mg Subst. gaben 8,519 mg C02 und 1,887 mg H20

C29H32012 Ber. C 60,83 H 5,63%Gef. C 60,54 H 5,50%

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b) Aus Cadmium-gluconat

5 g fein pulverisiertes, trockenes Cadmium-gluconat und 4,5 g

Diphenyldiazomethan wurden in 30 cm3 Dioxan suspendiert, die

Suspension unter Durchleiten von Schwefelwasserstoff am Rück-

fluss gekocht. Nach x/2 Stunde war die Lösung entfärbt. Die unlös¬

lichen Anteile wurden abfiltriert und das Filtrat im Vakuum zur

Trockene eingedampft. Der Rückstand (6,3 g) wurde mit Acetan-

hydrid und Pyridin acetyliert und das neutral gewaschene Acetylie-

rungsprodukt aus Essigester-Petroläther kristallisiert. Nach zwei¬

maligem Umkristallisieren stieg der Schmelzpunkt von 107° auf 116°.

Die Mischprobe mit dem aus Pentaacetylgluconsäure hergestell¬

ten Benzhydrylester gab keine Schmelzpunkterniedrigung.Das Analysenpräparat wurde 16 Stunden bei 70° im Hochvakuum

getrocknet.

3,775 mg Subst. gaben 8,387 mg C02 und 1,870 mg H20

C29H32012 Ber. C 60,83 H 5,63%

Gef. C 60,63 H 5,54%

A5-3 jS- Oxy-cholensäure-benzhydrylester

5 g 3 j8-Oxy-cholensäure und 2 g Diphenyldiazomethan wurden

in 50 cm3 Dioxan über Nacht unter Rückfluss gekocht. Die gelb¬

liche Lösung wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft und der

Rückstand (6,2 g) in Äther gelöst, neutral gewaschen, erneut ein¬

gedampft und an A1203 der Aktivität I-II ohromatographiert. Die

Petroläther-Benzol-Eluate schmolzen nach dem Umkristallisieren

aus Benzol bei 165° und gaben in der Mischprobe mit Benzophenon-

ketazin eine starke Schmelzpunkterniedrigung. Der Benzhydrylester

wurde zur Analyse 24 Stunden bei 70° im Hochvakuum getrocknet.

3,632 mg Subst. gaben 11,300 mg C02 und 2,729 mg H20

C50H58O3 Ber. C 84,94 H 8,27%

Gef. C 84,91 H 8,41%

Die Chloroform-Eluate schmolzen nach dem Umkristallisieren

aus Essigester bei 132°. Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden

bei 70° im Hochvakuum getrocknet.

137

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3,731 mg Subst. gaben 11,218 mg C02 und 2,951 mg H20

C37H48Os Ber. C 82,18 H 8,95%Gef. C 82,05 H 8,85%

Cholsäure-benzhydrylester

5 g Cholsäure (Smp. 190°) wurden mit 2 g Diphenyldiazomethanin 50 cm3 Dioxan 2 Stunden unter Rückfluss gekocht. Nach der

Entfärbung wurde die Lösung im Vakuum zur Trockene einge¬dampft, der Rückstand in Essigester aufgenommen, mit wässrig-alkoholischer (1:1) 2-n. NaOH, dann mit Wasser ausgeschüttelt,mit Na2S04 getrocknet und der Essigester abdestilliert.

Der Benzhydrylester wurde chromatographisch gereinigt.Das amorphe Chloroform-Methanol-Eluat wurde zur Analyse

2 Tage bei 100° in Hochvakuum getrocknet.

3,600 mg Subst. gaben 10,175 mg C02 und 2,773 mg H20

C37H50O6 Ber. C 77,31 H 8,77%Gef. C 77,13 H 8,62%

Die Ausbeute an Benzhydrylester betrug auf die eingesetzteCholsäure berechnet 88% d. Th.

Der Ester wurde mit Pyridin und Acetanhydrid 2 Stunden am

Rückfluss gekocht. Das acetylierte Produkt wurde in Äther auf¬

genommen, neutral gewaschen, mit Na2S04 getrocknet und der

Äther abdestilliert. Der zurückbleibende Sirup wurde im Hoch¬

vakuum bei 160—200° destilliert, chromatographiert und das Petrol-

äther-Benzol-Eluat bei 200° nochmals im Hochvakuum destilliert.

3,808 mg Subst. gaben 10,267 mg C02 und 2,741 mg H20

C43H6608 Ber. C 73,68 H 8,05%Gef. C 73,58 H 8,05%

Der Triacetyl-cholsäure-benzhydrylester konnte nicht kristallin

erhalten werden.

Oleanolsäure-benzhydrylester

2 g Oleanolsäure und 1,5 g Diphenyldiazomethan wurden in

30 cm3 Dioxan x/a Stunde am Rückfluss gekocht, dann im Vakuum

zur Trockene eingedampft. Der in Äther aufgenommene Rückstand

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wurde mit wässrig-alkoholischer (1:1) 2-n. NaOH, dann mit Wasser

gewaschen, zur Trockene eingedampft und chromatographischgereinigt.

Der aus A1203 (Aktivität I-II) mit Benzol-Äther (1:1) eluierte

Ester wurde aus Aceton-Methanol umkristallisiert. Er schmolz bei

146°. Das Analysenpräparat wurde bei 270° im Hochvakuum

destilliert.

3,622 mg Subst. gaben 10,997 mg 0Oa und 3,041 mg HaO

C43H6803 Ber. C 82,91 H 9,39%Gef. C 82,93 H 9,40%

Der Oleanolsäure-benzhydrylester wurde von 0,5-n. alkoholischer

KOH bei 20-stündigem Kochen nicht verseift.

Chinovasäure-bis-benzhydrylester

5 g Chinovasäure und 3 g Diphenyldiazomethan wurden in 50 cm3

Benzol suspendiert und die Suspension 16 Stunden am Rückfluss

gekocht. Dann wurde in gleicher Weise wie beim Oleanolsäure-benz¬

hydrylester aufgearbeitet. Die Ausbeute betrug 85% berechnet auf

die eingesetzte Chinovasäure. Aus dem an A1203 der Aktivität I

adsorbierten Präparat wurde mit Äther-Chloroform (1:1) der

amorphe Ester eluiert.

Das Analysenpräparat wurde 4 Tage bei 70° im Hochvakuum

getrocknet.

3,718 mg Subst. gaben 11,155 mg C02 und 2,747 mg HaO12,546 mg Subst. gaben 0,390 cm3 CH4 (19,5°; 714 mm)

C56H6605 Ber. C 82,11 H 8,12 H aktiv 0,12%Gef. C 81,88 H 8,27 H aktiv 0,12%

Das mit Acetanhydrid und Pyridin hergestellte, chromatogra¬

phisch gereinigte Chinovasäure-bis-benzhydrylester-acetat war ein

amorphes Pulver, das unscharf zwischen 122—126° schmolz.

3,648 mg Subst. gaben 10,794 mg C02 und 2,623 mg HaO

C58H6806 Ber. C 80,89 H 7,96%Gef. C 80,75 H 8,05%

139

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Hydrogenolyse der Benzhydrylester Z9)

Je 1 Millimol Benzhydrylester wurde in 6 cm3 Feinsprit gelöstund nach Zugabe von 150 mg 5-proz. Palladium-Kohle bei Zimmer¬

temperatur unter Wasserstoff geschüttelt40). Nach 20—25 Minuten

war die H2-Aufnahme beendet, worauf die Ansätze vom Kataly¬sator abfiltriert und zur Trockene eingedampft wurden.

Der Rückstand wurde in Äther aufgenommen und in saure und

neutrale Anteile zerlegt. Der neutrale Anteil bestand stets aus der

fast theoretischen Menge Diphenylmethan, das am charakteristi¬

schen Geruch erkannt und durch den Schmelzpunkt (26—27°) und

die Mischprobe mit Diphenylmethan anderer Herkunft identifiziert

wurde. Die sauren Anteile wurden ebenfalls durch Schmelzpunktund Mischprobe identifiziert.

Benzhydrylestervon

Ein¬

waage

mg

Wasserstoff¬

aufnahme

in cm3

Saure Spaltprodukte

ge¬messen

be¬

rechnetgef- ber>

Säure

mg mgoauie

Anissäure

Phenylessigsäure

AcetylsalicylsäureZimtsäure

318

302

346

314

29

29,3

31

58

30

30

30

59

150 152

135 136

180 180

140 150

Anissäure

PhenylessigsäureAcetylsalicylsäure

Hydrozimtsäure

Pentaacetyl-gluconsäure-benzhydrylester

1,2 g Benzhydrylester (ca. 2 Millimol), in einer Mischung von

10 cm3 Essigester und 10 cm3 Feinsprit gelöst, und 300 mg 5-proz.Pd-Kohle nahmen in 60 Minuten 59,5 cm3 (ber. 63 cm3 H2) auf. Die

vom Katalysator abfiltrierte Lösung wurde zur Trockene einge¬dampft, in Äther aufgenommen, mit KHC03-LÖsung ausgeschütteltund zur Trockene eingedampft. Der Rückstand bestand ausschliess¬

lich aus Diphenylmethan.

39) Die exptl. Durchführung erfolgte gemeinsam mit F. G. Robinet, dessen

Dissertation demnächst erscheint.

40) Bei 18° und 720 mm verbrauchten 150 mg Katalysator 5 cm3 Wasser¬

stoff.

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Der wässrige Anteil wurde mit verd. Salzsäure angesäuert und

mit Äther extrahiert. Die mit Na2S04 getrocknete ätherische Lösungwurde zur Trockene eingedampft.

Das aus Toluol umkristallisierte Produkt wog 700 mg (82% d.

Th.), schmolz bei 114° und gab in der Mischprobe mit authentischer

Pentaacetyl-gluconsäure keine und mit Pentaacetyl-gluconsäure-benzhydrylester eine starke Schmelzpunkterniedrigung.

Das Analysenpräparat wurde 5 Tage bei 80° im Hochvakuum

getrocknet.

3,760 mg Subst. gaben 6,493 mg C02 und 1,884 mg H20

C16H22012 Ber. C 47,29 H 5,46%Gef. C 47,13 H 5,61%

A 5-3 ß- Oxycholensäure-benzhydrylester

1 g in 25 cm3 Feinsprit gelöster Benzhydrylester (2 Millimol)wurde in Gegenwart von 0,4 g 5-proz. Pd-Kohle in 45 Minuten

gespalten. Die Wasserstoff-Aufnahme betrug 70 cm3 (berechnet67 cm3 H2). Die sauren Spaltstücke wogen 600 mg (= 97%). Das

aus Alkohol umkristallisierte Produkt schmolz bei 235°, und erwies

sich nach Schmelzpunkt und Mischprobe mit J5-3 /3-Oxy-cholen-säure identisch.

Das Analysenpräparat wurde 2 Tage bei 80° im Hochvakuum

getrocknet.

3,648 mg Subst. gaben 10,270 mg C02 und 3,294 mg H20

C24H3803 Ber. C 76,96 H 10,23%Gef. C 76,83 H 10,10%

Cholsäure-benzhydrylester

600 mg Benzhydrylester wurden in 20 cm3 Feinsprit gelöst und

nach Zugabe von 150 mg 5-proz. Pd-Kohle hydriert. Die Wasser¬

stoff-Aufnahme kam nach 24 Stunden mit 35,5 cm3 (ber. 31,5 cm3)zum Stillstand. Als saures, aus Essigester umkristallisiertes Spalt¬stück wurde Cholsäure vom Smp. 200° isoliert und durch die Misch¬

probe mit Cholsäure anderer Herkunft identifiziert.

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Triacetyl-cholsäure-benzhydrylester

700 mg Benzhydrylester und 200 mg 5-proz. Pd-Kohle in 30 cm3

Feinsprit verbrauchten in 4 Tagen 33 cm3 Wasserstoff (ber. 32,5 cm3).Das saure Spaltprodukt konnte nicht kristallin erhalten werden.

Das Analysenpräparat wurde bei 170—190° im Hochvakuum

destilliert.

. 3,756 mg Subst. gaben 9,245 mg C02 und 2,938 mg H20

CsoH4e08 Ber. C 67,39 H 8,67%Gef. C 67,17 H 8,75%

Auf Grund der Analyse ist das Produkt als Triacetylcholsäurezu bezeichnen.

Triacetyl-cholsäure-methylester

75 mg amorphe Triacetyl-cholsäure aus der oben beschriebenen

Hydrogenolyse wurden in 5 cm3 Äther gelöst und mit 2 cm3 2-proz.ätherischer Diazomethan-Lösung versetzt. Nach 5 Minuten wurde

die Lösung zur Trockene eingedampft. Der Triacetyl-cholsäure-methylester wurde aus Benzol-Ligroin umkristallisiert. Er schmolz

bei 90° und gab in der Mischprobe mit Triacetyl-cholsäure-methyl-ester anderer Herkunft und vom Smp. 92° keine Schmelzpunkternie¬

drigung.

Oleanolsäure-benzhydrylester

Die Hydrogenolyse von 600 mg Benzhydrylester in 50 cm3 Fein¬

sprit mit 300 mg 5-proz. Pd-Kohle war erst nach einer Woche voll¬

ständig. Das in Äther gelöste Reaktionsprodukt wurde mit konz.

KHC03-Lösung ausgeschüttelt.Die ätherische Fraktion bestand aus Diphenylmethan. Noch¬

maliges Ausschütteln der wässrigen Lösung mit Äther zeigte, dass

das oleanolsaure Kalium in Äther ziemlich gut löslich ist. Das mit

Äther ausgeschüttelte Kalium-Salz wurde in Alkohol gelöst, mit

verd. Salzsäure angesäuert und auf dem Wasserbade bis zur Trü¬

bung gekocht. Die trübe Suspension wurde mit Chloroform extra¬

hiert, mit Wasser gewaschen und zur Trockene eingedampft. Die

Säure wurde aus Alkohol umkristallisiert.

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Nach Schmelzpunkt (302°) und Mischprobe erwies sich das Pro¬

dukt mit Oleanolsäure identisch.

Zur Analyse wurde die Säure 24 Stunden bei 80° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,664 mg Subst. gaben 10,558 mg C02 und 3,455 mg H20

C30H48O3 Ber. C 78,89 H 10,60%Gef. C 78,64 H 10,55%

Chinovasäure-bis-benzhydrylester

200 mg Benzhydrylester in 70 cm3 Feinsprit wurden mit 200 mg

5-proz. Pd-Kohle in 3 Stunden bei 60 atü Wasserstoff-Druck und

Zimmertemperatur gespalten.Das in Äther unlösliche saure Spaltstück wurde aus Alkohol

umkristallisiert und bei 250° im Hochvakuum sublimiert.

Das Sublimat schmolz bei 315° und gab in der Mischprobe mit

Chinovasäure keine Schmelzpunkterniedrigung.

143

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Zusammenfassung (Teil  und B)

Im ersten Teil (A) der vorliegenden Arbeit werden schwefelhal¬

tige Zückerderivate, nämlich Zuckermercaptale, Kohlenhydrat-

xanthogenate und Derivate der 6-Thioglucose besprochen.

Die Mercaptale der Mono- und Disaccharide werden bekannt¬

lich durch Umsetzung der reduzierenden Zucker mit Mercaptanen

in Gegenwart von Mineralsäuren hergestellt. Die Mercaptale sind

die einzigen Derivate der Aldosen, denen ausnahmslos und mit

Sicherheit die offene, d.h. die Kettenform zugeschrieben werden

kann.

Die Bedeutung der Zuckermercaptale hegt vor allem auf ana¬

lytischem Gebiet, weil sie in guten Ausbeuten herstellbar, beständig,

gut kristallisiert und schwer löslich sind, keine Mutarotation zeigen,

durch Acetylierung kristalline Derivate liefern und — wie in eige¬

nen Versuchen gefunden wurde — mit Schwermetallsalzen Additi¬

onsverbindungen bilden.

Diese Eigenschaften erlauben die Abtrennung reduzierender

Zucker in Form von Mercaptalen aus Mischungen, wie sie beispiels¬

weise bei der Hydrolyse von Glykosiden und anderen Naturstoffen

anfallen.

Ein besonders elegantes Verfahren zur Spaltung derartiger Natur¬

stoffe unter gleichzeitiger Umwandlung der abgespalteten Zucker

in Mercaptale besteht in der sogenannten Mercaptanolyse, welche

neuerdings am Beispiel des Streptomycins erfolgreich durchgeführt

wurde und erhebliche Fortschritte zur Aufklärung seiner Konsti¬

tution beitrug.Alle bisher bekannten Mercaptale der Zuckerreihe sowie ihre

analytischen Anwendungen und Umsetzungen — letzteren kommt

für die Herstellung von Glykosiden und Thioglykosiden einige Be¬

deutung zu — werden anhand der Literatur eingehend besprochen.

In einer Tabelle sind die Schmelzpunkte, optischen Drehungen

und Derivate der Mercaptale übersichtlich angeordnet.

144

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In den eigenen Untersuchungen über Mercaptale gelang es, ihre

Herstellung aus reduzierenden Zuckern durch Anwendung indiffe¬

renter Lösungsmittel (Dioxan) und gasförmiger Salzsäure bedeutend

zu vereinfachen und die Ausbeute an Mercaptalen zu verbessern;ferner konnte gezeigt werden, dass Mercaptale unter geeigneten

Reaktionsbedingungen mit Schwermetallsalzen kristalline Additi¬

onsVerbindungen, welche zur Charakterisierung der Mercaptaledienen können, eingehen ohne dass, wie bisher allgemein angenom¬

men wurde, eine Zersetzung der Mercaptale eintritt.

Während bisher noch keine Mercaptale der Ribose bekannt

waren, konnte ich erstmals nach der neuen Methode das gut kri¬

stallisierte d-Ribose-äthylenmercaptal herstellen; erwähnenswert

sind ferner das daraus gewonnene, ebenfalls gut kristallisierte Mono-

isopropyliden-Derivat und die Doppelverbindung des Ribose-äthy-lenmercaptals mit Quecksilber(II)-chlorid; ferner Lyxose-dibenzyl-mercaptal, Mono-isopropyliden-lyxose-dibenzylmercaptal, Doppel¬verbindung von Lyxose-, Glucose- und Galactose-dibenzylmercap-tal mit Quecksilber(II)-chlorid, die Penta-phenylurethan und

Penta-p-nitrobenzoyl-Derivate von Glucose -und Galactose-diben-

zylmercaptal.Versuche zur Mercaptanolyse von a-Methylglucosid, Stärke, Cel¬

lulose und Pektin führten nur mit a-Methylglucosid und Stärke in

erträglicher Ausbeute zum d-Glucose-dibenzylmercaptal.

Die Untersuchungen über Kohlenhydrat-xanthogenatewurden in der Hoffnung aufgenommen, einfache, allgemein anwend¬

bare Methoden aufzufinden, welche die präparative Herstellung von

2-Methoxy-zuckern und wichtiger Naturstoffe wie der 2-Desoxy-zucker ermöglichen sollten.

Eine Zusammenfassung über die gesamte Literatur auf dem

Gebiet der Kohlenhydrat-xanthogenate gibt über die Herstellung,

Eigenschaften und Umsetzungen dieser Verbindungen Aufschluss.

Die ausnahmslos mangelhaften und unzuverlässigen Literatur¬

angaben über Mono- und Disaccharid-xanthogenate erforderten

notwendigerweise eine genauere experimentelle Untersuchung der

bisher publizierten Resultate. Dabei wurde festgestellt, dass die

Umsetzungen von Mono- bzw. Disacchariden mit Alkali und Schwe-

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felkohlenstoff zweifellos eine selektive Reaktion darstellt, die aber

nicht derart einheitlich und ausschliesslich verläuft wie in der

Literatur beschrieben wurde.

Die Umwandlung von a-Methylglucosid in den kristallinen

a-Methyl-glucosid-xanthogensäure-methylester 41) gelang nach eige¬

nen Versuchen höchstens in 41-proz. Ausbeute, trotzdem sowohl

die Herstellung durch Veresterung mit Methyljodid in wässrig-alkalischer Lösung wie die Isolierung des a-Methylglucosid-xantho-

gensäure-methylesters unter Anwendung der chromatographischenMethode bedeutend verbessert wurden.

Im Widerspruch zu den Angaben der Literatur führte die Xan-

thogenierung von Saccharose nicht zu einem Mono-xanthogenat,

sondern unter Aufnahme von 2 Mol Schwefelkohlenstoff stets zu

Saccharose-di-xanthogenat.Da sich entgegen den Erwartungen a-Methylglucosid-xanthogen-

saures Natrium mit Nitrosomethyl-urethan und -harnstoff nicht

zum 2-0-Methyl-a-methylglucosid umsetzen liess42), konnte das Ziel

der Untersuchung über Xanthogenate, d.h. die Herstellung von

2-Desoxy- und 2-Methoxyzucker nicht erreicht werden.

Die Untersuchungen über Derivate der 6-Thioglucose stellen eine

Ergänzung der von R. Montavon43) in Zusammenhang mit der Syn¬these der Chinovose durchgeführten Arbeiten dar. Das in grösserer

Menge zur Verfügung stehende /3-Tetraacetyl-glucose-6-thiuronium-

jodid wurde zunächst mit Silberchlorid in das noch unbekannte

ß-Tetraacetyl-glucose-e-thiuronium-chlorid umgewandelt, da die

letztere Verbindung für die physiologische Prüfung besser geeignet

erschien als das Thiuronium-jodid.

Einwirkung von Natriumnitrit bzw. von Ammoniak auf ß-Tetra-

acetyl-glucose-thiuronium-Jodid führte zum Octaacetyl-diglucosyl-

6,6'-disulfid, welches durch Reduktion mit Aluminiumamalgam in

/3-Tetraacetyl-6-mercaptoglucose umgewandelt werden konnte. Das

41) Thermische Zersetzung des a-Methylglucosid-xanthogensäure-methyl-esters führte zu einem kristallisierten schwefelfreien Produkt, welches aus

Zeitmangel nicht weiter untersucht werden konnte.

4a) Die lebhaft verlaufende Umsetzung führte in der Kälte zu a-Methyl-

glucosid-xanthogensäure-methylester, in der Wärme zu a-Methylglucosid.

43) Diss. -R. Montavon, die demnächst erscheint.

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letztere Derivat wurde von Jod wieder zum Octaacetyl-diglucosyl-6-6'-disulfid oxydiert, welches mit Wasserstoffperoxyd zu /3-Tetra-

acetyl-glucose-6-sulfonsäure oxydiert wurde. Alle in diesen Um¬

wandlungen erwähnten Derivate der 6-Thioglucose wurden in kri¬

stallisierter Form isoliert; sie sind in der Literatur noch nicht

beschrieben.

Im zweiten Teil (B) dieser Arbeit werden Herstellung und Hydro-

genolyse von Benzhydrylestern besprochen.Die Herstellung der Benzhydrylester wurde mit der Absicht

"unternommen, den für den Ablauf chemischer Reaktionen öfters

störenden Einfluss freier Carboxylgruppen vorübergehend auszu¬

schalten und nach Durchführung der beabsichtigten Reaktion die

Carboxylgruppen durch Hydrogenolyse der Benzhydrylester wieder

zu regenerieren.Zur Herstellung der Benzhydrylester wurden Diphenyldiazo-

methan und Carbonsäuren in indifferenten Lösungsmitteln, bei¬

spielsweise Benzol oder Dioxan zusammengegeben und nach Bedarf

erwärmt.

Nach dieser Methode wurden die Benzhydrylester einfacher ali¬

phatischer Säuren, Aldonsäuren, aromatischer Säuren, Triterpen-säuren und Säuren der Steroid-Reihe hergestellt.

Bei den einfachen aliphatischen und aromatischen Säuren verlief

die Veresterung glatt und beinahe quantitativ, während bei den

sterisch gehinderten Triterpensäuren zur Vervollständigung der Um¬

setzung, d.h. zur Erzielung guter Ausbeuten oft längeres Kochen

am Rückfluss nötig ist.

Die Isolierung der meist gut kristallisierten Benzhydrylester bie¬

tet keine Schwierigkeit.Aus den Benzhydrylestern Hessen sich von wenigen Ausnahmen44)

abgesehen, die ursprünglichen Säuren durch Hydrogenolyse mit

Wasserstoff in Gegenwart von Palladium-Kohle in Feinsprit bzw.

Feinsprit-Essigester quantitativ regenerieren.

44) Die Hydrogenolyse von Zimtsäure-benzhydrylester führte zur Di-

hydro-zimtsäure, während die Hydrogenolyse von Trichloressigsäure-benz-

hydrylester bisher nicht gelang.

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Lebenslauf

Ich wurde am 10. April 1925 in Tanta (Ägypten) geboren. Nach

Absolvierung der Primär- und Sekundärschule dieser Stadt, be -

suchte ich die „Faculty of Science" der Universität Fouad I in

Kairo und beendete an derselben ein vierjähriges Studium der

Chemie. Im Mai 1945 erhielt ich den Grad eines „B. Sc. (Chem.)1st Class Honours" und arbeitete daraufhin einige Zeit als Assi¬

stent unter Professor A. Schönberg. Gleichzeitig wurde mir ein

Stipendium verliehen, das mich zur Weiterführung meines chemi¬

schen Studiums an einer ausländischen Hochschule verpflichtete.An der E.T.H. begann ich im Mai 1946 unter der Leitung von

Professor L. Ruzicka mit der vorhegenden Promotionsarbeit, die

ich im Mai 1949 nach dreijährigem Studium beendete.

Mai 1949. Z. el Heweihi.