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Jg. 2I, Heft 45 HEINRICH und VOEO~, Saftfastenkuren. 995 7- November 1942 in Anlehnung an die Feststellungen HABELMANNS tiber die allergischen Markreaktionen zur Vorstellung kommen, dab im vorliegenden Fall durch die merkwiirdigerweise ein- getretene Agglutination K6rper Irei wurden, die eine schwere allergische Reaktion der Knochenmarkst/itigkeit auslSsen konnten. Die Reizbeantwortung brachte zun/ichst ein plStz- liches Absinken des H~imoglobingehaltes und der Erythro- cytenzahl im peripheren Blur, ftihrte abet dann unmittelbar zum Ausgleich dieses Schadens, zur hochgradigen Regeneration des Knochenmarkes. Untersttitzt wird diese Deutung nament- lich durch die daftir willkommene Beobachtung, dab nach der 2. r]bertragung mtitterlichen Blutes auf das schon yon der An~imie genesene Kind die klinischen und hgmatologischen Erscheinungen der Lederer-Angmie wieder auftraten, doch in abgeschw/ichter und vor allem langsamerer ~Veise, da vielleieht zu diesem Zeitpunkte im kindlichen Organismus noch ein Restzustand im Sinne einer Antianaphylaxie vorlag. Letz- teres kann man um so mehr annehmen, da es sich doeh bei 30 g5 $D r 5 t~ nopmules ~.~ _~ ~ <~ ~ ~ ~" ~" ~ ~ ~ ~ ~ .~ ~ ~ ~ f'l schwereallerg/sche ~~ Cs/.~ idhr~er Jsage rnir Zederer Aa/imle Ji a]. Abb. 2. Der nach HABELMANN normalen und schwer allergischen ReaktionsIage des Knochenmarkswird das Markbild bei der Lederer-An~hniegegentibergestellt. der I. Reaktion auf die Mutterbluttibertragung um einen Vorgang gehandelt hat, der mit einem anaphylaktischen Shock vergleichbar war. Wir sehen also die Auffassung der akuten h~im01ytischen An/imie vom Typ Lederer als allergisehe Erkrankung durch unsere geschilderte Beobachtung bekr~tftigt. Zudem verhiilt sich das Knochenmark zusammen mit dem klinischen Bild in nahezu tibereinstimmender Weise wie beim sog. Favismus, einer Erkrankung, die nach typisch allergischer Art durch den GenuI3 von Irischen Saubohnen oder ledigliches Einatmen des Bltitenstaubes der betreffenden Pflanze ausbrieht, Doch auch die wenigen bisher durchgeftihrten Knochenmarks- untersuchungen bei Scharlach und croup6ser Pneumonie deuten auf eine dort stattfindende bedeutsame allergische Reaktion hin. Betrachten wit noch dazu einige der wesent- tichsten Symptome aller hier zur Aussprache stehenden Krankheiten, wie schlagartiger Beginn, Fieber, erhebliche Leukocytose, Lebervergr613erung, Subikterus und positive Urobilinogenprobe im Ham, so erscheint es nicht ganz un- berechtigt, gewisse Parallelen auch zum pathogenetischen Geschehen bei der Scharlachinfektion sowie bei der croup6sen Pneumonie zu ziehen, die wir in unserer IZlinik dem allergi- schen Krankheitsgeschehen zurechnen. Z*esam,men/assun~7: Bei einem i1/2j~ihr. Kinde kam es 2mal nach jeweiliger 13bertragung mtitterlichen Blutes zur Ent- stehung einer akuten h/imolytischen An~imie yore Typ Lederer. J~tiologisch ist dabei die Einwirkung eines gewissen Spender- blutes auf ein bestimmtes Empfiingerblut erwiesen. Hilisicht- lich der Pathogenese werden allergische Vorg~nge in den Vor- dergrund des Geschehens gestellt. Aus dem Verhalten des Knochenmarks und Vergleich recht ~ihnlieher auf allergischer Grundlage beruhe~ader Krankheitsbilder, wie Favismus, Scharlach und croup6ser Pneumon!e, erscheint die allergische Komponente bei der Genese dieser akuten hfimolytischen An~tmie ebenfalls beleuchtet.. TONUS~NDERUNGEN IM VEGETATIVEN NERVEN- SYSTEM BEI SAFTFASTENKUREN. Von K. HEINRIC• und H. VOEGT, Assistenten der IZlinik. Aus der MedizinischenUniversitatsklinikBreslau (Direktor: Prof.Dr. K. GUTZEIT). GROTE beschrieb als wesentlichen Faktor der Saftfasten- wirkung das Schwinden der bei Dekompensierten bestehenden Sympathicotonie und das st~rkere Hervortreten der Vagus- impulse. In einer Irtiheren Arbeit haben wir gezeigt, dab sich unter einer Saftfastenkur elektrokardiographische Ver/inde- rungen einstellen k6nnen, die zum Tell durch Vagnswirkung zu erkl/iren sind. Ats solche fanden sich: Frequenzabnahme, VerlS.ngerung der PQ-Distanz, Verktirzung der QT-Zeit, Ab- flachung yon positiven T-Zacken und -- unter Umst/inden -- Verst~trkung pathologischer Nachschwankungsver~inderungen. Um eine weitere Sttitze ftir die Annahme einer unter der Saft- fastenbehandlung einsetzenden Vagotonie zu erhalten, wurde auf andere Zeichen geachtet, aus denen auf eine Tonus- /inderung im vegetativen Nervensystem geschlossen werden konnte. Dazu haben wir die vergleichende Beobachtung der Pupillenweite und der dermographisehen Latenzzeit (DLZ.) herangezogen. Die AbhS~ngigkeit der Pupillenweite vom vegetativen Nervensysteln darf als bekannt vorausgesetzt werden. Die PupillengrSl3e wurde mit dem Keratometer nach ~vVEssELY unter gleichen Bedingungen (Tageszeit und Beleuchtung) in 2- bis 3t~igigen Abst~inden gemessen. Die Bestimmung der dermographi- schen Latenzzeit geschah mit der yon NOTHAAS angegebenen Apparatur, die es erm6glicht, e{nen stets gleichbleibenden Druck (15o g) auf die Haut auszufiben. Die Messungen wurden ebenfalls alle 2--3 Tage an symmetrischen Stellen auf der linken und rechten Seite der Brust und des Riickens vorgenommen_ Bei diesen Untersuchungen kam es nicht darauf an, ab- solute Werte zu gewinnen> sondern unter gleichartigen Be- dingungen Vergleiehsmessungen zu erhalten. So liegen z. B. viele unserer Latenzzeitwerte mit 2o--4o Sekunden wesentlich h6her als die von NOTHAAS angegebenen Latenzzeiten (6 bis 8 Sekunden). L. R. Mi)LLZR rechnet hingegen Latenzzeiten yon 3o Sekunden noeh in den Normbereich. l~ber das Wesen des Dermographismus besteht noch keine ein- heitliche Anschauung. Folgende, fi~r unsere Fragestellung wichtige Beobachtungen sind jedoch bekannt: Die DLZ. wird verkiirzt durch Acetylcholin, Doryl, ttistamin und Coffein, verl~ingert durch Adrenalin und Atropin (RI~INACKER, ESSEN und I~APPEL). SZONELL stellte lest, dab die DLZ. in der ersten sympathicotonischen Phase akuter fieberhafter Erkrankungen verlgngert, in der zweiten para- sympathicotonischen Phase dagegen verk/irzt ist. Wichtig ist f~ir unsere Untersuchung weiter die Beobachtung SPICKMANNS, der bei Rohkost mit dem Sinken des systolischen und diastolischen Blut- drucks eine Verkt~rzung der DLZ. nachwies. Auch die Temperatur stellt einen Faktor dar, der die DLZ. beeinflussen kann und daher ber/icksichtigt wurde. So wissen wit dutch EBBXCX~, dab W~rme den roten Dermographismus verst~irkt und seinen Ablauf beschleu- nigt, K~tlte das Gegenteil bewirkt. Die DLZ. soll nach LIPPERT bei Hypertonie verlXngert sein, w~hrend DICKER keine Abhlingig- keit yon der HShe des ]31utdrucks nachweisen konnte. Die Beeinflussung der DLZ. dureh das Alter, das Zentral- nervensystem und die Schilddrtisenfunktion (HoFF, NOTHAAS und DICI~R) dtirfte bei unseren Untersuehungen keinen nennenswerten Schwankungen unterliegen und daher eine wesentliche Rolle nicht spielen. Unsere Untersuchungen haben wir an 14 Patienten vor- genommen, bei denen im Rahmen der klinischen Behandlung

Tonusänderungen im Vegetativen Nervenswystem bei Saftfastenkuren

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Jg. 2I, Heft 45 HEINRICH und VOEO~, Saftfastenkuren. 995 7- November 1942

in A n l e h n u n g an die Fe s t s t e l l ungen HABELMANNS t iber die a l le rg ischen M a r k r e a k t i o n e n zur Vors te l lung k o m m e n , dab i m vo r l i egenden Fal l d u r c h die merkwi i rd igerweise ein- g e t r e t e n e A g g l u t i n a t i o n K 6 r p e r Irei wurden , die eine schwere al lergische R e a k t i o n de r K n o c h e n m a r k s t / i t i g k e i t aus lSsen k o n n t e n . Die R e i z b e a n t w o r t u n g b r a c h t e zun / ichs t ein p lStz- l iches A b s i n k e n des H~imoglobingehal tes u n d de r E r y t h r o - c y t e n z a h l im p e r i p h e r e n Blur, f t ihr te a b e t d a n n u n m i t t e l b a r z u m Ausgleich dieses Schadens , zur hochg r ad i gen R e g e n e r a t i o n des K n o c h e n m a r k e s . U n t e r s t t i t z t wird diese D e u t u n g n a m e n t - l ich d u r c h die daf t i r w i l l kommene B e o b a c h t u n g , d a b n a c h de r 2. r ] b e r t r a g u n g m t i t t e r l i c h e n Blu tes auf das schon yon de r An~imie genesene K i n d die k l in i schen u n d h g m a t o l o g i s c h e n E r s c h e i n u n g e n der L e d e r e r - A n g m i e wieder a u f t r a t e n , doch in abgeschw/ i ch t e r u n d vor a l lem l a n g s a m e r e r ~Veise, da v ie l le ieh t zu d iesem Z e i t p u n k t e im k ind l i chen O r g a n i s m u s noch e in R e s t z u s t a n d im Sinne e iner A n t i a n a p h y l a x i e vor lag. Le tz - teres k a n n m a n um so m e h r a n n e h m e n , da es sich doeh bei

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Ji a].

Abb. 2. Der nach HABELMANN normalen und schwer allergischen ReaktionsIage des Knochenmarks wird das Markbild bei der Lederer-An~hnie gegentibergestellt.

de r I. R e a k t i o n auf die M u t t e r b l u t t i b e r t r a g u n g u m e inen V o r g a n g g e h a n d e l t ha t , der m i t e inem a n a p h y l a k t i s c h e n Shock v e r g l e i c h b a r war .

W i r sehen also die Auf fa s sung de r a k u t e n h~im01ytischen An/ imie v o m T y p L ede r e r als a l lergisehe E r k r a n k u n g d u r c h unse re geschi lder te B e o b a c h t u n g bekr~tft igt . Z u d e m verh i i l t s ich das K n o c h e n m a r k z u s a m m e n m i t d e m k l in i schen Bi ld in n a h e z u t i b e r e i n s t i m m e n d e r Weise wie b e i m sog. Fav i smus , e ine r E r k r a n k u n g , die n a c h t y p i s c h a l lergischer A r t d u r c h den GenuI3 von I r i schen S a u b o h n e n oder ledigl iches E i n a t m e n des B l t i t e n s t a u b e s de r b e t r e f f e n d e n Pf l anze ausb r i eh t , Doch a u c h die wen igen b i she r d u r c h g e f t i h r t e n K n o c h e n m a r k s - u n t e r s u c h u n g e n bei Scha r l ach u n d c roup6se r P n e u m o n i e d e u t e n auf e ine do r t s t a t t f i n d e n d e b e d e u t s a m e al lergische R e a k t i o n hin . B e t r a c h t e n wi t noch dazu einige de r wesen t - t i chs t en S y m p t o m e al ler h i e r zur Aussp rache s t e h e n d e n K r a n k h e i t e n , wie sch laga r t ige r Beginn , F ieber , e rheb l iche Leukocytose , Lebervergr613erung, S u b i k t e r u s u n d pos i t i ve U r o b i l i n o g e n p r o b e im H a m , so e r s che in t es n i c h t ganz un- be rech t ig t , gewisse Pa ra l l e l en a u c h z u m p a t h o g e n e t i s c h e n Geschehen bei de r Scha r l ach i n f ek t i on sowie bei de r c roup6sen P n e u m o n i e zu ziehen, die wir in unse re r IZlinik d e m allergi- s chen K r a n k h e i t s g e s c h e h e n zu rechnen .

Z*esam,men/assun~7: Bei e inem i1/2j~ihr. K i n d e k a m es 2 m a l n a c h jeweil iger 13ber t ragung m t i t t e r l i c h e n B lu t e s zu r E n t - s t e h u n g e iner a k u t e n h / imoly t i schen An~imie yore T y p Ledere r . J~tiologisch is t dabe i die E i n w i r k u n g eines gewissen Spende r -

b lu t e s au f ein b e s t i m m t e s E m p f i i n g e r b l u t erwiesen. Hi l i s ich t - l ich de r P a t h o g e n e s e w e r d e n al lergische Vorg~nge in den Vor- d e r g r u n d des Geschehens gestel l t . Aus d e m V e r h a l t e n des K n o c h e n m a r k s u n d Vergle ich r e c h t ~ihnlieher auf a l le rg ischer G r u n d l a g e beruhe~ader K r a n k h e i t s b i l d e r , wie F a v i s m u s , Scha r l ach u n d c roup6se r P n e u m o n ! e , e r s che in t die a l lergische K o m p o n e n t e bei de r Genese dieser a k u t e n h f imoly t i schen An~tmie ebenfa l l s be leuch te t . .

T O N U S ~ N D E R U N G E N IM VEGETATIVEN NERVEN- SYSTEM BEI SAFTFASTENKUREN.

Von K. HEINRIC• u n d H. VOEGT,

Assistenten der IZlinik. Aus der Medizinischen Universitatsklinik Breslau (Direktor: Prof. Dr. K. GUTZEIT).

GROTE beschr i eb als wesen t l i chen F a k t o r de r Sa f t f a s t en - w i rkung das Schwinden de r bei D e k o m p e n s i e r t e n b e s t e h e n d e n S y m p a t h i c o t o n i e und das s t~rkere H e r v o r t r e t e n de r Vagus- impulse . I n e iner I r t iheren A r b e i t h a b e n wir gezeigt, d ab sich u n t e r e iner S a f t f a s t e n k u r e l e k t r o k a r d i o g r a p h i s c h e Ver / inde- r u n g e n e ins te l l en k 6 n n e n , die zum Tell du rch V a g n s w i r k u n g zu erkl / i ren sind. Ats solche f a n d e n s ich: F r e q u e n z a b n a h m e , VerlS.ngerung de r P Q - D i s t a n z , Ve rk t i r zung de r QT-Zei t , Ab- f l a chung yon pos i t i ven T - Z a c k e n u n d - - u n t e r U m s t / i n d e n - - Vers t~trkung pa tho log i sche r N a c h s c h w a n k u n g s v e r ~ i n d e r u n g e n . U m eine wei tere St t i tze ftir die A n n a h m e e iner u n t e r de r Saf t - f a s t e n b e h a n d l u n g e i n s e t z e n d e n Vago ton ie zu e rha l t en , wurde au f a n d e r e Zeichen geach te t , aus d e n e n auf eine Tonus - / i nde rung im v e g e t a t i v e n N e r v e n s y s t e m geschlossen w e r d e n konn t e . Dazu h a b e n wir die ve rg le i chende B e o b a c h t u n g de r Pup i l l enwe i t e und de r d e r m o g r a p h i s e h e n L a t e n z z e i t (DLZ.) he rangezogen . Die AbhS~ngigkeit de r Pup i l l enwei t e v o m v e g e t a t i v e n N e r v e n s y s t e l n da r f als b e k a n n t vo rausgese t z t werden .

Die PupillengrSl3e wurde mit dem Keratometer nach ~vVEssELY unter gleichen Bedingungen (Tageszeit und Beleuchtung) in 2- bis 3t~igigen Abst~inden gemessen. Die Best immung der dermographi- schen Latenzzeit geschah mit der yon NOTHAAS angegebenen Apparatur , die es erm6glicht, e{nen stets gleichbleibenden Druck (15o g) auf die Haut auszufiben. Die Messungen wurden ebenfalls alle 2--3 Tage an symmetrischen Stellen auf der linken und rechten Seite der Brust und des Riickens vorgenommen_

Bei diesen U n t e r s u c h u n g e n k a m es n i c h t d a r a u f an, ab- so lu te W e r t e zu gewinnen> s o n d e r n u n t e r g le ichar t igen Be- d i n g u n g e n Verg l e i ehsmessungen zu e r h a l t e n . So l iegen z. B. viele unse re r L a t e n z z e i t w e r t e m i t 2 o - - 4 o S e k u n d e n wesen t l i ch h 6 h e r als die von NOTHAAS a n g e g e b e n e n L a t e n z z e i t e n (6 bis 8 Sekunden) . L. R. Mi)LLZR r e c h n e t h ingegen L a t e n z z e i t e n yon 3o S e k u n d e n noeh in den Normbe re i ch .

l~ber das Wesen des Dermographismus besteht noch keine ein- heitliche Anschauung. Folgende, fi~r unsere Fragestellung wichtige Beobachtungen sind jedoch bekannt : Die DLZ. wird verkiirzt durch Acetylcholin, Doryl, t t i s tamin und Coffein, verl~ingert durch Adrenalin und Atropin (RI~INACKER, ESSEN und I~APPEL). SZONELL stellte lest, dab die DLZ. in der ersten sympathicotonischen Phase akuter fieberhafter Erkrankungen verlgngert, in der zweiten para- sympathicotonischen Phase dagegen verk/irzt ist. Wichtig ist f~ir unsere Untersuchung weiter die Beobachtung SPICKMANNS, der bei Rohkost mit dem Sinken des systolischen und diastolischen Blut- drucks eine Verkt~rzung der DLZ. nachwies. Auch die Tempera tur stellt einen Faktor dar, der die DLZ. beeinflussen kann und daher ber/icksichtigt wurde. So wissen wit dutch EBBXCX~, dab W~rme den roten Dermographismus verst~irkt und seinen Ablauf beschleu- nigt, K~tlte das Gegenteil bewirkt. Die DLZ. soll nach LIPPERT bei Hypertonie verlXngert sein, w~hrend DICKER keine Abhlingig- keit yon der HShe des ]31utdrucks nachweisen konnte.

Die Bee in f lus sung de r DLZ. d u r e h das Alter , das Zen t r a l - n e r v e n s y s t e m u n d die Sch i ldd r t i s en funk t ion (HoFF, NOTHAAS u n d DICI~R) dt i r f te bei u n s e r e n U n t e r s u e h u n g e n k e i n e n n e n n e n s w e r t e n S c h w a n k u n g e n un t e r l i egen u n d d a h e r e ine wesen t l i che Rolle n i c h t spielen.

U n s e r e U n t e r s u c h u n g e n h a b e n wir a n 14 P a t i e n t e n vor- g e n o m m e n , bei d e n e n im R a h m e n de r k l in i schen B e h a n d l u n g

996 ~r AR, Sternalpunktion. Klinisehe Woehenschrift

eine S a f t f a s t e n k u r du rchge f f ih r t wurde . Bei 7 K r a n k e l l be- s t a n d e n die Ze ichen e ine r Herzinsuff iz ie l lz m i t S t a u u n g s - o r g a n e n ; v o n diesen h a t t e n 4 P a t i e n t e n eine Coronarsklerose , I l i t t a n d e k o m p e n s i e r t e m H y p e r t o n u s , 2 wei te re a n de- k o m p e n s i e r t e n Mi t ra lv i t i en . Bei den f ibr igen 7 K r a n k e n wurde die S a f t k u r wegen E m p h y s e m b r o n c h i t i s , A s t h m a bronchia le , p r im/ i r ch ron i sche r Po lya r th r i t i s , E n d o k a r d i t i s m i t b e g i n l l e n d e m Mi t r a lv i t i um, Aor t i t i s luica, essent ie l le r H y p e r t o n i e a n d I sch ias (je I Fall) durchgef f ihr t .

Die e i n d e u t i g s t e n ~ n d e r u n g e n in de r Pup i l l enwe i t e u n d de r DLZ. s a h e n wir u n t e r de r S a f t f a s t e n k u r bei dell K r a n k e l l m i t Herz insuf f iz ienz . Als Beispiel sei Fal l 3 angef f ih r t* :

J. Nr. 2181/41. 44j~hr. Mann. MuskulXre Herzinsuffizienz bei Adipositas. KSrpergewicht bei Klinikaufnahme 133,9 kg; erhebliche Dyspnoe bei k6rperlicher Anstrengung; starke Unterschenkel6deme, Stauungslunge; Herz r0ntgenologisch quer gelagert, nach links ver- breitert , angedeutet aortenkonfiguriert ; Blutdruck I5O/8O mm Hg. Im Elektrokardiogramm die Zeichen intraventrikul~.rer Reizaus- breitungsst6rung, QRS o, i i Sekunden.

Nach 15 Tagen Saftfastenkur Gewichtsabnahme um 12,3 kg; Blutdruck 145/7 ~ mm Hg, ausgesprochene Sinusbradykardie, Ekg. sonst unverAndert; keine Stauungserscheinungen mehr.

~ b e r die Anderungen der DLZ. und Pupillenweite vgl. Tabelle i.

Tabelle i . J.-Nr. 2181/41. 44J~.hr. M a n n . M u s k u l ~ r e H e r z - i n s u f f i z i e n z b e i A d i p o s i t a s .

DLZ . . . . . . . . KSrperseite . . . . Brust . Zeit in Sek. Rticken ,, ,, ,, Pupillenweite mm

Saftkur I Kostaufbau

2.Tg. [ 6.Tg. [ 8. Tg. I ;o,Tg. ] 13. Tg, I 15, Tg.I ~. T~ ~ - g .

_ L . . . . . I _ _ !

L R L R L R L I l L R L RIL IR L R 62 45 27 27 28 26 22 23 21 23 16 23118 20 15 23 32 28 22 26 33 23 16 18 15 I3119]I712o116122122

4,5 3,5 I 3 ,25 3 ,0 2'75 3, ~ ]3,75 3,25 L = linksseitig, R -- rechtsseitig.

Die bei K u r b e g i n n , w~r a l lem a n der B r u s t h a u t gemes- senen, r e c h t h o h e n W e r t e ftir die DLZ. g ingen u n t e r de r Be- h a n d l u n g u m m e h r als die H~l f te zurfick u n d s t i egen n a c h K o s t a u t b a u wieder an.- Die Pup i l l enwei t e dieses P a t i e n t e n n a h m k o n t i n u i e r l i c h w m 4,5 m m auf 2,75 m m a b u n d wurde n a c h K o s t a u f b a u e r n e u t grSl3er.

Solch e indeu t ige V e r e n g e r u n g e n der Pupi l le u n t e r e iner S a f t k u r u n d nach fo lgende E r w e i t e r u n g n a c h K o s t a u f b a u k o n n t e n wir m i t l lur e iner A u s n a h m e bei a l len u n s e r e n K r a n - ken, die a n e iner Herzinsuff iz ier iz l i t ten , beobach te l l . Die Be- e in f lussung de r DLZ. war dagegen n i c h t i m m e r so deu t l i ch fes tzus te l len , s o n d e r n zum Tell Schwa l lkungen u n t e r w o r f e n . Der K r a n k e , v o n d e m obel l be re i t s b e r i c h t e t wurde , dal3 er i m G e g e n s a t z zu den f ibr igen P a t i e n t e n m i t Herz insuf f iz ienz ke ine ~ l l d e r u n g der PupillengrSl3e u n t e r der S a i t k u r zeigte, be s se r t e sich auch n i c h t u n t e r de r Beha l ld lung . Die S tauul lgs- e r sche inu l lgen b l i eben w/ihrel ld e iner i2t~tgigen S a f t k u r k o n s t a n t .

E i n / i h n l i c h e s V e r h a l t e n de r Pupi l le u n d DLZ. wie bei dell d e k o m p e n s i e r t e n H e r z k r a n k e n wies auch eine 38j~hr . P a t i e n - t i n m i t e ine r essent ie l len H y p e r t o n i e ohne S tauungse r sche i - n u n g e n auf (Fall 14).

Bei a l len f ibr igen K r a n k e n ko l ln te ke ine ausgesp rochene ~ n d e r u n g de r DLZ. ul ld Pupillengr613e b e o b a c h t e t werden . Hierff i r fo lgendes Beispiel (Fall 8):

J. Nr. 22o7/41. 38j~hr. Frau. Asthma bronchiale; r6ntgeno- logisch tiberm~Big t ransparente Lungenfelder, Herz o. B.; im Ekg. T1 ,~. 2 flach, "l's isoelektrisch. 1I Tage Saftfastenbehandlung; Pat. unter dieser Kur anfallsfrei, w~hrend vorher und nach Kost- aufbau h~tufige Asthma bronchiale-Anf~lle Asthmolysin erforder- lich machten.

Beobachtungsergebnisse s. Tabelle 2.

Die W e r t e ffir DLZ. u n d Pup i l l enwe i t e lief3en bei d ieser K r a n k e n w/ ih rend de r ganzel l S a f t f a s t e n b e h a n d l u l l g n u r ge- r inge S c h w a n k u n g e n l lach b e i d e n R i c h t u n g e n h in e rkenne l l .

Abschl ie l3end k 6 n n e n wir also fes ts te l len, dab eine deu t l i che Bee in f lu s sung de r Pupi l le ul ld de r DLZ. im Sil lne e iner Ver-

* Die Untersuchungen fiber Pupillenweite und dermographisehe Latenzzeit bat bei s~imtliehen 14 Patienten eand. reed. HANS-JOACHIM JENDRALSKI ausgefiihrt und in seiner Inaug.-Diss. beschrieben.

Tabelle2. J. Nr. 2207/41. 38j/~hr. F r a u . A s t h m a b r o n c h i a l e .

Saftkur ____1Kostaufbau

LTag I 4. Tagl6.~gagl8. Tagli:t. Tag I x. Tag

DLZ . . . . . . . . I I - - - ' - - - - - - I - -

I L R I(6rperseite . . . . . . I I L I R I L I R L I R LIR LIR 15 12 Riicken . Ze i t i nSek . ] i 8 [ i712212212513o]2 i i i 4 ] i7L22 ] P u p i l l e n w e i t e . . mm 3,5 3,75 b 3,5 ] 3,5 I 3,75] 3:75

e n g e r u n g bzw. Verkf i rzung l lur bei so lchen Pa t i e l l t e l l zu b e o b a c h t e l l war, be i denel l p r im/ i r eille S y m p a t h i c o t o n i e b e s t a n d e n h a t t e . Dieses pr im/ i re l~berwiegen des S y m p a t h i c o - t o n u s is t a n z u n e h m e n bei dell 7 K r a n k e n m i t E r sche inunge l l e iner Herzinsuff iz ie l lz u n d f e rne r bei de r P a t i e n t i n , die a n eil ler essentielleI1 H y p e r t o n i e l i t t .

Aus d e m yon uns e r h o b e n e n B e f u n d k a n n der SchluB ge- zogen werden , dal3 es u n t e r e iner S a f t f a s t e n k u r zu ei l lem S c h w i n d e n de r S y m p a t h i c o t o n i e u n d d a d u r c h zu ei l lem ~lber- wiegen de r v a g a l e n Einflf isse k o m m t . Diese B e o b a c h t u n g e l l s t i m m e n also m i t den yon uns ill e iner f r f iheren A r b e i t er- h o b e n e n e l e k t r o k a r d i o g r a p h i s c h e n B e f u n d e n fibereill.

In de r a n d e r e n K r a n k h e i t s g r u p p e , bei der wir ke ine ein- d e u t i g e n ~ n d e r u n g e n de r Pupillengr613e u n d de r DLZ. l i n d e n k o n n t e n , h a t t e n wir d u r c h w e g E r k r a l l k u n g e n vor uns, die n i c h t in e ine r Sympa th ico to l l i e , sonder l l zum Tell sogar m i t e iner ausgesprochene l l p r im/ i r en Vago ton ie (z. B. A s t h m a bronchia le ) e inherg ingen . Es k a m be i diesell K r a n k e n auch n i c h t zu e iner e r k e n n b a r e n Vers t / i rkung des Vaguseinf lusses . W i t g laube l l d a r a u s den Schlul3 z iehen zu k 6 n n e n , d a b u n t e r e iner S a f t f a s t e n k u r vor a l lem eine pr im/ire S y m p a t h i c o t o n i e zu r f i ck t r i t t und d a d u r c h die Vagus impu l se die O b e r h a n d gewinnen .

ZusammenJassung: Bei 14 P a t i e n t e l l wurde m i t e r e iner S a f t f a s t e n b e h a n d l u n g das V e r h a l t e n de r Pup i l l en u n d der d e r m o g r a p h i s c h e n L a t e n z z e i t geprf i f t u n d d a r a u s Schlfisse au f ~ r r d e r u n g e n de r v e g e t a t i v e n Tonus lage gezogen.

E ine pr im/ i re S y m p a t h i c o t o n i e (z. B. bei Herzi l lsuff ienz) s c h w i n d e t u n t e r de r Sa f t f a s t enku r , so d a b die vaga l en Im- pulse das l~lbergewicht e rha l t en .

E in e pr im/ i re Vago ton ie (z. B. bei A s t h m a bronchia le ) wird n i c h t e r k e n n b a r vers t / i rk t .

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DIE ERKENNTNIS VON ERKRANKUNGEN MIT HILFE DER STERNALPUNKTION.

Von IMRE MAGYAR.

Aus dem Institut ffir hmere Krallkheiten in der Stefaniastra/3e Budapest.

Se i tdem die S t e r n a l p u n k t i o n ohne besonde re Schwierig- k e i t e n du rchge f f ih r t w e r d e n k a n n ulld ein d iagnos t i sches t l i l f smi t t e l b i ldet , welches den P a t i e n t e n k a u m bel/ is t igt , h a t ihre B e d e u t u n g in groBem MaBe z u g e n o m m e n . Sie g ib t uns bei e ine r g a n z e n Re ihe von K r a n k h e i t e n des B lu tes u n d de r b l u t b i l d e n d e n Organe wicht ige Aufkl~trungen. Auf G r u n d der u n m i t t e l b a r e n U n t e r s u c h u n g des K n o c h e n m a r k e s ka l ln die Bes t / i t i gung de r Diagnose bei de r a leuk~ln i schen F o r m der WeiBblf i t igkei t , die D i f i e r e n z i e r u n g e inze lner t~ormen de r B l u t a r m u t , die genaue re Pr~z i s ie rung der m i t B lu tp l / i t t - c h e n m a n g e l e i n h e r g e h e n d e n E r k r a n k u n g e n , die Aufkl / i rung ungewisser , m i t e ine r V e r r i n g e r u n g de r weiBen B l u t k 6 r p e r c h e n e i n h e r g e h e n d e r K r a n k h e i t e n , auch of tmals die Progl lose- s te l lung m i t gr6Berer S icherhe i t u n d r a sche r v o r g e n o m m e n