1
2152 KLINISCHE WOCIIENSCH salt durch die Versuchsanordnung verhindert wird. Anderer- seits seheint sie einen gewissen diagnostischen Wert zu haben, dell wir z. Zt. zu prfifen bestrebt sind, indem n~mlich, so vim wir bis jetzt sahen, bei Steingallen eine Wirkung nicht zu er- zielen ist. Es ist selbstverst~ndlich, dab bei totalem Chole- dochus- oder CysticusverschluB eine Wirkung aueh nicht ein- treten kann. Auch eine therapeutische Wirkung bei Cholangi- tis, Cholecystitis, Empyem halten wir flit m6glieh. Die Er- klarung dieser bisher offenbar nicht beschriebenen Hypo- physenwirkung macht keine Sehwierigkeiten. Vom schwange- ren Uterus her ist der gewaltige EinfluB der Hypophyse auf die glatte Muskulatur yon Hohlorganen gel~iufig, ihre Wirkung auf die Peristaltik des Darmes, des Magens, den Tonus der GefiiBe vielfach beschrieben, so dab es nur eine verstandliche Ergan- zung der bisher gemachten Beobachtungen ist, dab auch die Gallenblase durch Hypophysenextrakte zu starken Kon- traktionen angeregt wird. (Aus der Medizinischen Univemi- t~its-Klinilc Franlc/urt a. M., Dir. : Pro/essor Dr. G. yon Berg- 0BER DIE SOGENANNTE ABDERHALDENSCHE REAKTI0~*). Von M. SEREJSKI. Die Lehre yon der Abderhaldenschen Reaktion besteht bereits seit fiber io Jahren und ist bei weitem noch nicht all- gemein ~nerkannt. Die neue, yon PREGL und CRINIS vorge- schlagene refraktometrische Mikromethode ist im Gegensatz zum Dialysierverfahren so pr~zis, die yon diesen Autoren erhaltenen praktischen Ergebnisse so eindeutig, dab es schien, wir seien zur Anerkennung der in letzten Jahren selbst yore Autor schwach verteidigten Ideen zuriickgekehrt. Die Zahl der tier Priifung der Mikromethode gewidmeten Arbeiten ist allerdingS nicht groB (CRINIS und MAI~NERT, MEYER, GL0CK- LER). Da die genannten Arbeiten nicht mit der yon der Enzym0!ogie geforderten Genauigkeit ausgeffihrt worden sind .(Fehlen yon entsprechenden Kontrollen) und da diese wenigen Arbeiten in ihren Schliissen Widersprfiche enthalten, da ferner das yon den Autore n benutzte Material entweder quantitativ ungenfigend oder zur Beurteilung der A. R. un- ist, untersu'chten wir aufs neue die Frage der An- wendung der Mikromethode bei Schwangerschaft. Dabei wurde allen Forderungen der modernen Enzymologie Rech- nung getragen. Die Versuche wurden an 33 Schwangeren und 33 Nichtschwangeren vorgenommen. In jedem der F~lle wurde der Versueh mit ,,aktivem Serum" und ,,aktivem Serum + Organ", mit ,,inaktivem Serum" und ,,inaktivem Serum + Organ" angestellt. Bei Beurteilung unserer Resultate stoBen wir auf groBe Sehwierigkeiten. Es sfellte sich namlich heraus, dab sowohl aktives wie inaktives Serum ohne Substrat eine bedeutende Ver~nderung des Brechungsindex beim Aufbewahren auf- weisen. Diese Ver~inderung, welche o,4--o,6 der Refrakto- RIFT. 3. JAHRGANG. Nr. 47 18. NOVEMBER 1924 meterskala erreicht, h~Lngt sowohl von autolytischen Pro- zessen, die sogar unter sterilen ]3edingungen stattfinden, wie auch yon unkontrollierbaren Verschiedenheiten der Ver- suchsbedingungen ab. In den Versuchen mit Substrat kom- men noch Adsorbtionserscheinungen hinzu. Diese mannig- faltige Natur der Fehlerquellen verhindert stark eine rich• Beurteilung des Reaktionsausfalls. Verschiedene Verff. geben versehiedene Fehlergrenzen an (yon o,3--o,8 der Refrakto- meterskala). Wir haben die yon uns erhaltenen ]~rgebnisse unter Zugrundelegung dieser verschiedenen Voraussetzungen summiert und erhielten folgende ziemlich lehrreiche Zahlen: Positive und negative Er Als untere Grenze angesehelle o,3 Brechungswerte: % Schwangere, ~ A. R. + : 72,9 33 F~lle ~ A. R.--: 27,I Nichtschwangere, ~ A. R. + : 75,7 33 FMle j A. R. -- 24, 3 ebnisse in Prozenten. o,4 o,5 0,6 0,7 % % % % 66,6 57,6 54,6 48,4 33,4 42,4 45,4 51, 6 54, 6 57,5 48,4 45,4 45,4 42,5 51,6 54,6 o,8 % 33,3 66,7 39,4 60,6 Je tiefer man die als positives Resultat zu betrachtende Grenze des Refraktometerausschlages w~hlt (wobei man nattirlich immer mehr ins Bereich der Fehlergrenzen gelangt), desto h~ufiger bek9mmt man eine positive Reaktion. Jedoch auch in diesen Grenzen ist sie keineswegs spezifisch: welche auch die gew~hlte Grenze sein mag, ist eine Differenz zwi- schen dem Ausfall der A. R. bei Schwangeren und Nicht- schwangeren zu beobachten. Da, wie unsere Versuehe zeigen, aus den Ausschl~gen des refrakfometrischen Brechungsindex nieht ohne weiteres auf eine Proteolyse geschlossen werden kann (es handelt sieh eher um Ver~Lnderungen des physi- kalisch-chemischen Zustandes des Serums), da bei dell op- fischen Methoden eine v6llige Inaktivierung durch Kochen unm6glich ist und deshalb der fermentative Charakter der beobachteten Brechungsver~nderungen unbewiesen bleibt und da endlich die Niehtschwangere einen bedeutenden Pro- zentsatz positiver Reaktionen zeigten, so wurde yon uns gleichzeitig mit der refraktometrischen eine rein chemische Methode yon BACH herangezogen, welche gestattet, die Ei- weiBabbaupr0dukte neben unver~ndertem EiweiB zu be- stimmen. Dureh diese Methode werden nur die EiweiBabbau- produkte, welche auf fermentativem Wege entstehen, in An- spruch genommen, was gerade bei der A. R. zu erzielen ge- sucht wird. Wichfig ist ferner, dab hier die Kontrolle mit zum Kochen erhitztem Serum durchgeffihrt werden kann. Die erw~hnte Methode beruht ant der Eigenschaft des reduzieren- den Miichferments, in Anwesenheit yon Aldehyden oder EiweiB- abbauprodukten Nitrate in Nitrite umzuwandeln. Den Er- gebnissen dieser rein chemischen Methode zufo]ge sind s~mt- liche Reaktionen in unseren Versuchen als negafiv ar~zusehen, Auch die Anwendung dieser ehemisehen Methode ergab keinen Anhaltspunk% ffir die Annahme des fermentativen Charakters der bei der A. R. sich abspielenden Prozesse. (Aus dem bio- chemischen Institut des Volkskommissariats /~r Gesundheits- wesen in Moskau. Direlctor: A. Bach.) KASUISTISCHE PLEURITIS COSTOMEDIASTINALIS POSTERIOR**). Yon Dr. OTTO LAUFER, Facharzt far iunere Krankheifen, Prag. Das I~rankheitsbild der mediastinalen Pleuritis in ihren ver- schiedenen Unterarten ist in einer Reihe franz6sischer Arbeifen bereits seit Jahrzehnten klinisch ersch6pfend umschrieben worden. In SAVYS aufschluBreicher Zusammenfassung (191o) finden sich die bis dahin ermittelten Resultate abschlief3end dargestellt, mit kurzen r6ntgenologischen Hinweisen. Die Mitteilungen der deut- schen Literatur fiber diese Erkrankung dafieren erst aus den *) Erscheint ausffihrlich in dee Biochem. Zeitscl~. **) Nach einer Demonstratio~a im Verein de~tsche~ Arzte i~ prag, 27. Juni 1924. MITTEILUNGEN. letzten Jahren; sie sind recht sp~rlich und gehen fast durchweg yon rSntgenologischen Feststellungen aus, die zum Tell zuf~llig erhoben wurden; daher komm• vielleicht abgesehen yon einer Mitteilung yon REHBERG, das Klinische sehr kfimmerlich weg, In der Tat ist ja die Diagnose fast stets r6ntgenologisch gestellt worden; die klinische und damit auch das Krankheitsbild als solches gelten ffir so selten, dab MATTHES schreibt, er k6nne sich nicht erinnern, einen Fall gesehen zu haben, in dem man zur Stellung der Diagnose berechtig* gewesen w~re. Vom R6ntgenstandpunkte ist das Bild der mediastinalen Pleuritiden, sowohl der Ergflsse als der restierenden Sehwarten, ausffihrlich yon ASSMANN geschildert worden, neben Einzelrnit- teilungen von GROEDEL und LOREY. Eine Erweiterung erfuhren unsere Kenntnisse fiber die in Rede stehenden Prozesse durch die

Über die Sogenannte Abderhaldensche Reaktion

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über die Sogenannte Abderhaldensche Reaktion

2152 K L I N I S C H E W O C I I E N S C H

salt durch die Versuchsanordnung verhindert wird. Anderer- seits seheint sie einen gewissen diagnostischen Wert zu haben, dell wir z. Zt. zu prfifen bestrebt sind, indem n~mlich, so vim wir bis jetzt sahen, bei Steingallen eine Wirkung nicht zu er- zielen ist. Es ist selbstverst~ndlich, dab bei totalem Chole- dochus- oder CysticusverschluB eine Wirkung aueh nicht ein- treten kann. Auch eine therapeutische Wirkung bei Cholangi- tis, Cholecystitis, Empyem halten wir flit m6glieh. Die Er- klarung dieser bisher offenbar nicht beschriebenen Hypo- physenwirkung macht keine Sehwierigkeiten. Vom schwange- ren Uterus her ist der gewaltige EinfluB der Hypophyse auf die glatte Muskulatur yon Hohlorganen gel~iufig, ihre Wirkung auf die Peristaltik des Darmes, des Magens, den Tonus der GefiiBe vielfach beschrieben, so dab es nur eine verstandliche Ergan- zung der bisher gemachten Beobachtungen ist, dab auch die Gallenblase durch Hypophysenextrakte zu starken Kon- traktionen angeregt wird. (Aus der Medizinischen Univemi- t~its-Klinilc Franlc/urt a. M., Dir. : Pro/essor Dr. G. yon Berg-

0BER DIE SOGENANNTE ABDERHALDENSCHE REAKTI0~*).

Von

M. SEREJSKI.

Die Lehre yon der Abderhaldenschen Reaktion besteht bereits seit fiber io Jahren und ist bei weitem noch nicht all- gemein ~nerkannt. Die neue, yon PREGL und CRINIS vorge- schlagene refraktometrische Mikromethode ist im Gegensatz zum Dialysierverfahren so pr~zis, d i e yon diesen Autoren erhaltenen praktischen Ergebnisse so eindeutig, dab es schien, wir seien zur Anerkennung der in letzten Jahren selbst yore Autor schwach verteidigten Ideen zuriickgekehrt. Die Zahl der tier Priifung der Mikromethode gewidmeten Arbeiten ist allerdingS nicht groB (CRINIS und MAI~NERT, MEYER, GL0CK- LER). Da die genannten Arbeiten nicht mit der yon der Enzym0!ogie geforderten Genauigkeit ausgeffihrt worden sind .(Fehlen yon entsprechenden Kontrollen) und da diese wenigen Arbeiten in ihren Schliissen Widersprfiche enthalten, da ferner das yon den Autore n benutzte Material entweder quan t i t a t iv ungenfigend oder zur Beurteilung der A. R. un- • ist, untersu'chten wir aufs neue die Frage der An- wendung der Mikromethode bei Schwangerschaft. Dabei wurde allen Forderungen der modernen Enzymologie Rech- nung getragen. Die Versuche wurden an 33 Schwangeren und 33 Nichtschwangeren vorgenommen. In jedem der F~lle wurde der Versueh mit , ,aktivem Serum" und , ,aktivem Serum + Organ", mit , , inaktivem Serum" und , , inaktivem Serum + Organ" angestellt.

Bei Beurteilung unserer Resultate stoBen wir auf groBe Sehwierigkeiten. Es sfellte sich namlich heraus, dab sowohl aktives wie inaktives Serum ohne Substrat eine bedeutende Ver~nderung des Brechungsindex beim Aufbewahren auf- weisen. Diese Ver~inderung, welche o,4--o,6 der Refrakto-

R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 47 18. NOVEMBER 1924

meterskala erreicht, h~Lngt sowohl von autolytischen Pro- zessen, die sogar unter sterilen ]3edingungen stattfinden, wie auch yon unkontrollierbaren Verschiedenheiten der Ver- suchsbedingungen ab. In den Versuchen mit Substrat kom- men noch Adsorbtionserscheinungen hinzu. Diese mannig- faltige Natur der Fehlerquellen verhindert stark eine rich• Beurteilung des Reaktionsausfalls. Verschiedene Verff. geben versehiedene Fehlergrenzen an (yon o,3--o,8 der Refrakto- meterskala). Wir haben die yon uns erhaltenen ]~rgebnisse unter Zugrundelegung dieser verschiedenen Voraussetzungen summiert und erhielten folgende ziemlich lehrreiche Zahlen:

Positive und negative Er

Als untere Grenze angesehelle o,3 Brechungswerte: %

Schwangere, ~ A. R. + : 72,9 33 F~lle ~ A. R . - - : 27,I

Nichtschwangere, ~ A. R. + : 75,7 33 FMle j A. R. -- 24, 3

ebnisse in Prozenten.

o,4 o,5 0,6 0,7

% % % %

66,6 57,6 54,6 48,4 33,4 42,4 45,4 51, 6 54, 6 57,5 48,4 45,4 45,4 42,5 51,6 54,6

o,8

%

33,3 66,7

39,4 60,6

Je tiefer man die als positives Resultat zu betrachtende Grenze des Refraktometerausschlages w~hlt (wobei man nattirlich immer mehr ins Bereich der Fehlergrenzen gelangt), desto h~ufiger bek9mmt man eine positive Reaktion. Jedoch auch in diesen Grenzen ist sie keineswegs spezifisch: welche auch die gew~hlte Grenze sein mag, ist eine Differenz zwi- schen dem Ausfall der A. R. bei Schwangeren und Nicht- schwangeren zu beobachten. Da, wie unsere Versuehe zeigen, aus den Ausschl~gen des refrakfometrischen Brechungsindex nieht ohne weiteres auf eine Proteolyse geschlossen werden kann (es handelt sieh eher um Ver~Lnderungen des physi- kalisch-chemischen Zustandes des Serums), da bei dell op- fischen Methoden eine v6llige Inaktivierung durch Kochen unm6glich ist und deshalb der fermentative Charakter der beobachteten Brechungsver~nderungen unbewiesen bleibt und da endlich die Niehtschwangere einen bedeutenden Pro- zentsatz positiver Reaktionen zeigten, so wurde yon uns gleichzeitig mit der refraktometrischen eine rein chemische Methode yon BACH herangezogen, welche gestattet, die Ei- weiBabbaupr0dukte neben unver~ndertem EiweiB zu be- stimmen. Dureh diese Methode werden nur die EiweiBabbau- produkte, welche auf fermentat ivem Wege entstehen, in An- spruch genommen, was gerade bei der A. R. zu erzielen ge- sucht wird. Wichfig ist ferner, dab hier die Kontrolle mit zum Kochen erhitztem Serum durchgeffihrt werden kann. Die erw~hnte Methode beruht ant der Eigenschaft des reduzieren- den Miichferments, in Anwesenheit yon Aldehyden oder EiweiB- abbauprodukten Nitrate in Nitri te umzuwandeln. Den Er- gebnissen dieser rein chemischen Methode zufo]ge sind s~mt- liche Reaktionen in unseren Versuchen als negafiv ar~zusehen, Auch die Anwendung dieser ehemisehen Methode ergab keinen Anhaltspunk% ffir die Annahme des fermentativen Charakters der bei der A. R. sich abspielenden Prozesse. (Aus dem bio- chemischen Institut des Volkskommissariats /~r Gesundheits- wesen in Moskau. Direlctor: A. Bach.)

K A S U I S T I S C H E

PLEURITIS COSTOMEDIASTINALIS POSTERIOR**). Yon

Dr. OTTO LAUFER, Facharzt far iunere Krankheifen, Prag.

Das I~rankheitsbild der mediastinalen Pleuritis in ihren ver- schiedenen Unterarten ist in einer Reihe franz6sischer Arbeifen bereits seit Jahrzehnten klinisch ersch6pfend umschrieben worden. In SAVYS aufschluBreicher Zusammenfassung (191o) finden sich die bis dahin ermittelten Resultate abschlief3end dargestellt, mit kurzen r6ntgenologischen Hinweisen. Die Mitteilungen der deut- schen Literatur fiber diese Erkrankung dafieren erst aus den

*) Erscheint ausffihrlich in dee Biochem. Zeitscl~. **) Nach einer Demonstratio~a im Verein de~tsche~ Arzte i~ prag, 27. Juni 1924.

M I T T E I L U N G E N . letzten Jahren; sie sind recht sp~rlich und gehen fast durchweg yon rSntgenologischen Feststellungen aus, die zum Tell zuf~llig erhoben wurden; daher komm• vielleicht abgesehen yon einer Mitteilung yon REHBERG, das Klinische sehr kfimmerlich weg, In der Tat ist ja die Diagnose fast stets r6ntgenologisch gestellt worden; die klinische und damit auch das Krankheitsbild als solches gelten ffir so selten, dab MATTHES schreibt, er k6nne sich nicht erinnern, einen Fall gesehen zu haben, in dem man zur Stellung der Diagnose berechtig* gewesen w~re.

Vom R6ntgenstandpunkte ist das Bild der mediastinalen Pleuritiden, sowohl der Ergflsse als der restierenden Sehwarten, ausffihrlich yon ASSMANN geschildert worden, neben Einzelrnit- teilungen von GROEDEL und LOREY. Eine Erweiterung erfuhren unsere Kenntnisse fiber die in Rede stehenden Prozesse durch die