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„Kankerbos“ – „Krebsbusch“ Traditionelle und moderne Wissensproduktion PETER HORN Johannesburg, University of the Witwatersrand In unserem Garten in Kapstadt wuchs ein Unkraut, Sutherlandia frutescens, das die Buren “Kankerbos”, die Xhosas “Unwele” nannten, und von dem ein einheimischer Heiler, Credo Mutwa, behauptet, es strahle Energie und Wohlsein aus, es reinige das Blut und sei ein Tonikum, es bekämpfe die Symptome der Grippe und kann benutzt werden um Krebs zu bekämpfen, denn seine Früchte seien krebsartig. “Es gibt keine Ähnlichkeit ohne Signatur”, so beschreibt Foucault (1974:57) das Wissenssystem des 16. Jahrhunderts. Das Gesicht der Welt ist mit “Hieroglyphen” überdeckt. Alle Pflanzen sind ebenso viele Bücher und magische Zeichen. Die magische Form war der Erkenntnisweise inhärent. Giovanni Battista della Porta (1545-1615) untersuchte in seiner Phytognomica (1588) ein gesamtes Pflanzensystem nach der Signaturenlehre, also nach äußeren, morphologischen Kennzeichen, die die verborgenen Heilkräfte verraten. 1 Greift Credo Mutwa also hier auf eine altertümliche Magie der Ähnlichkeiten zurück, oder hat das Kraut tatsächlich eine heilende Wirkung? Das magische Denken nämlich ist durch die Vorstellung gekennzeichnet, daß Dinge, die einander ähnlich sind, in einer Weise, die wissenschaftlich nicht getestet werden kann, auch ursächlich miteinander verbunden sind. 1 Ilse Jahn, Grundzüge der Biologiegeschichte. Jena 1990:181

2006"Kankerbos" - "Krebsbusch". Traditionelle und moderne Wissensproduktion. English: "Kankerbos" - "Cancer bush". Traditional and modern knowledge production. IRICS Innovationen und

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„Kankerbos“ – „Krebsbusch“

Traditionelle und moderne Wissensproduktion

PETER HORN Johannesburg, University of the Witwatersrand

In unserem Garten in Kapstadt wuchs ein Unkraut, Sutherlandiafrutescens, das die Buren “Kankerbos”, die Xhosas “Unwele”nannten, und von dem ein einheimischer Heiler, Credo Mutwa,behauptet, es strahle Energie und Wohlsein aus, es reinigedas Blut und sei ein Tonikum, es bekämpfe die Symptome derGrippe und kann benutzt werden um Krebs zu bekämpfen, dennseine Früchte seien krebsartig. “Es gibt keine Ähnlichkeit ohne Signatur”, so beschreibt

Foucault (1974:57) das Wissenssystem des 16. Jahrhunderts.Das Gesicht der Welt ist mit “Hieroglyphen” überdeckt. AllePflanzen sind ebenso viele Bücher und magische Zeichen. Diemagische Form war der Erkenntnisweise inhärent. GiovanniBattista della Porta (1545-1615) untersuchte in seinerPhytognomica (1588) ein gesamtes Pflanzensystem nach derSignaturenlehre, also nach äußeren, morphologischenKennzeichen, die die verborgenen Heilkräfte verraten.1

Greift Credo Mutwa also hier auf eine altertümliche Magieder Ähnlichkeiten zurück, oder hat das Kraut tatsächlicheine heilende Wirkung? Das magische Denken nämlich istdurch die Vorstellung gekennzeichnet, daß Dinge, dieeinander ähnlich sind, in einer Weise, die wissenschaftlichnicht getestet werden kann, auch ursächlich miteinanderverbunden sind.

1 Ilse Jahn, Grundzüge der Biologiegeschichte. Jena 1990:181

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Einerseits, auf der Ebene der Naturwissenschaft, hatunser Denken aufgehört, sich in dem Element der Ähnlichkeitzu bewegen. Was vor allem an der Wende vom 18. zum 19.Jahrhundert sich ändert, und noch unsere heutige Form desWissens bestimmt, ist die Auffassung, das Wissen selbst seieine im voraus bestehende Seinsweise zwischen demerkennenden Subjekt und dem Gegenstand der Erkenntnis.2 Vondem Denken Mutwas trennen uns zwei Diskontinuitäten in derepisteme der abendländishen Kultur. “Das heißt nicht, daßdie Vernunft Fortschritte gemacht hat.”3 Und das heißtnicht, daß die afrikanischen Heiler nichts wußten.“Gefunden” haben die Wirkung dieses Unkrauts (falls es denneine Wirkung hat) die afrikanischen Naturheiler. Zwei Operationen trennen ihr Verständnis aber von dem was

heute Wissen heißt: die Analyse der Wirkstoffe und dieAnalyse ihrer Wirkung im Körper - also die Überprüfung derWirksamkeit in klinischen Tests. Theorie das eine, Praxisdas zweite. Alte Volksweisheit, auch wenn siewiederentdeckt wird und neu verpackt wird, hat wenigChancen gegen die Produkte, die aus modernenwissenschaftlichen Laboratorien kommen. Wissenschaftler in Südafrika sind dabei etwa 10

verschiedene Pflanzen zu testen, die potentiell Krankheitenwie Malaria, Tuberculose und Diabetes heilen könnten, odersich als Immunmodulatoren fürLebertransplantationspatienten eignen könnten. SüdafrikasBiodiversität ist längst noch nicht völlig erforscht, undeinheimische Wissenssyssteme können uns weiterhelfen,mögliche Heilkräfte zu entdecken. Ähnliches gilt füreinheimisches Wissen um Lebensmittel und ihre Verarbeitung.Es geht nicht nur um Technologien sondern auch um

kulturelle Systeme. Einheimische Wissenssysteme haben abernicht nur mögliche industrielle Produkte zu bieten, sondernauch gesellschaftliches und kulturelles Wissen, das bei derBewältigung der Probleme der Globalisierung und deerModernisierung in traditioneller Gesellschaften hilfreichsein könnte. Ethische und Rechtssysteme, Erziehungslehren,Konfliktlösungsstrategien, religiöse Vorstellungen,kognitive Funktionen einheimischer Sprachen, Wissenschaften

2 vgl. FOUCAULT, MICHEL 1974. Die Ordnung der Dinge. Frankfurt am Main: Suhrkamp: 3093 FOUCAULT, MICHEL 1974. Die Ordnung der Dinge. Frankfurt am Main: Suhrkamp:

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und Technologien – all das muß daraufhin untersucht werden,wie es das Leben der Menschen in einer Region bestimmt underleichtert. Dabei gilt die Maxime, daß die Erforschungdieses Wissens unter Mitwirkung der lokalen Gemeinschaftenund zu ihrem Vorteil geschehen sollte. EinheimischeWissenssysteme sind aus bestimmten lokalen Gegebenheitenentstanden und werden auch dort immer noch ganz oderteilweise tradiert, wo einheimische Gemeinschaftenkolonisiert und unterdrückt wurden. Die Frage, die mich interessiert ist: was ist das für ein

Wissen, das z.B. Naturheiler haben, und wie unterscheidetes sich von dem Wissen, das z.B. an europäischenUniversitäten gelehrt und erforscht wird? Diese Frage hateinen wesentlichen Einfluß darauf, wie einheimisches(afrikanisches) Wissen in Europa und Amerika wahrgenommenwird, aber auch, wie europäisches und amerikanisches Wissenin Afrika verwendet wird. So ist es z.B. wichtig zuverstehen, wie sich einheimische afrikanische Menschen zueiner globalisierten Ökonomie verhalten, die ihre eigeneProduktion von Mitteln zum Überleben oft völlig zerstörthat. Das äußerst verarmte Volk in vielen afrikanischenStaaten glaubt z.B., dass sich der Wohlstand irgendwieherbeizaubern lasse – und handelt danach. Die AnthropologenJean und John Comaroff haben dafür den Begriff »okkulteÖkonomie« geprägt: Er umschreibt die Anwendung magischerMittel zur Erzeugung materieller Reichtümer, Mittel, dierational nicht erklärbar sind und oft auf der Vernichtunganderer Menschen beruhen. 4

Fred Khumalo beschreibt wie er als junger Mann mit einer„Medizin“ bekannt gemacht wurde, mit der man einenArbeitsplatz bekommen konnte, oder Mädchen anziehenkonnte.5 Während Khumalo und seine gebildeten Freundedarüber lachen konnten, sind solche „Medizinen“ für die4 Bartholomäus Grill, Die Macht der Hexen Die Zeit 15.09.2005 Nr.38: “Jeden Tag fragen sich Millionen von Afrikanern: Wie können die WeißenRaketen ins All schießen und Computer bauen? Warum sind sie so reich und wir so arm? Und jeden Tag antworten sich Millionen: weil sie mit übernatürlichen Mächten im Bunde sind und die besseren Hexen haben.”5 In Zulu heißt diese “Medizin” velabahleke, das ist “a foulsmelling ointmentthat you applied to your face so that wherever you appeared the girls would fall for you. Not only that, but if you went looking for a job, you applied the stuff to your face, and the groot baas would love you tobits and give you a job on the spot, promote you to an induna within a few weeks.”

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meisten, die in ihrer Verzweiflung fast alles glauben,nicht zum Lachen. Und wenn ein inyanga (Heiler) ihnen dannnoch sagt, sie müßten z.B. ein Kind töten, um gesund zuwerden oder daß sie das Opfer eines Zaubers (muti) ihresNachbarn sind.6 Die Zahl der mutmaßlichen penis shrinkers, dieder Mob in Ghana totgeschlagen hat, ist unbekannt. Man weißauch nicht, wie viele Frauen, die in Südafrika als witchesverfolgt wurden, in so genannte Schutzdörfer geflohen sind.Das kontinentale Ausmaß lässt sich nur ahnen, wenn man sicheine Statistik aus Tansania vor Augen hält. Dort sind nachSchätzungen des Familienministeriums allein zwischen 1994und 1998 über 5000 »Hexen« umgebracht worden.7 So wird derHexenglaube zu einem Instrument der sozialen Kontrolle, ja,des Terrors, das die Macht- und Besitzverhältnissezementiert, gesellschaftlichen Aufstieg verhindert, dieTüchtigen bestraft, die Menschen mental lähmt, dieEntwicklung zum modernen homo oeconomicus blockiert.8

Natürlich gibt es überall, auch in Europa, in dieserGleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Spannungen:Wunderheilungen in Fatimah, wenn die moderne Chemotherapieversagt, afrikanische Heilungsriten gegen die Hoffnungslo-sigkeit der AIDS-Kranken; das eine bestreitet dem anderenseine Gültigkeit und Legitimität. Klinische Testreihenverdrängen Althergebrachtes, das sich auf Traditionenberuft, die älter sind als die Entschlüsselung des Genoms.9

Zwar, so kritisierten Adorno und Horkheimer die aufgeklärteund moderne Praxis: „Natur soll nicht mehr durchAngleichung beeinflußt, sondern durch Arbeit beherrschtwerden.“10 Und: „Der Animismus hatte die Sache beseelt, derIndustrialismus versachlicht die Seelen.“11 Aber ob der„beseelte“ Krebsbusch besser (oder überhaupt) heilte alsder versachlichte, ist noch sehr die Frage. In der Moderne fühlen die Menschen sich gar nicht zu

Hause, - da haben “in der Helle der vorurteilslosen6 Fred Khumalo, Pedlars of false hope mustn't profit from our freedom. Sunday Times (Johannesburg) 9.10.2005: p.357 Bartholomäus Grill, Die Macht der Hexen Die Zeit 15.09.2005 Nr.388 Bartholomäus Grill, Die Macht der Hexen Die Zeit 15.09.2005 Nr.38. Vgl auch David Signer, Die Ökonomie der Hexerei. Oder warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt (Peter Hammer Verlag, Wuppertal)9 Bartholomäus Grill, Die Macht der Hexen Die Zeit 15.09.2005 Nr.3810 HORKHEIMER, MAX, ADORNO, THEODOR W. 1971.Dialektik der Aufklärung. Frankfurt

am Main: Fischer: 2011 HORKHEIMER, MAX, ADORNO, THEODOR W. 1971.Dialektik der Aufklärung. Frankfurt

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Kenntnis Dinge und Menschen“ eine „dämonenhaft verzerrteGestalt“ angenommen. In Europa gibt es einerseits dieModerne und ihre Wissenschaftler, aber auch viel magischesDenken, das zwei Ereignisse miteinander verknüpft, ohnesich um eine wirkliche Kausalität zu bekümmern;12 es gibtParapsychologie13 und Homeopathie.14 Aber gleichzeitig sehenmoderne Menschen in den “Zauberern und Medizinmännern“ nur„Blendwerk“, das auf „die Herrschaft zurück weist, auf dasPrinzip, das schon die Spezifikation des Mana in dieGeister und Gottheiten bewirkte“.15 Wie in Europa herrschen auch in Afrika gewisse

irrationale Diskurse, die sich auf Traditionen berufen, dieallerdings meist in dieser Form gar nicht bestanden. Derbelgische Kulturforscher Filip de Boeck hat denHexendiskurs im Kongo untersucht. Dort grassiert einekrankhafte Furcht vor hübschen kleinen Mädchen. Sie werdenkamoke sukali genannt, Zuckerpüppchen, und verwandeln sichangeblich in Femmes fatales, um ihre Väter zu verführen und12 vgl. James Alcock http://www.csicop.org/si/9505/belief.html13 Dean Radin (1997), a foremost apologist for parapsychology, notes that “the concept that mind is primary over matter is deeply rooted inEastern philosophy and ancient beliefs about magic.” However, instead of saying that it is now time to move forward and give up the magical thinking of childhood, he rebuffs “Western science” for rejecting suchbeliefs as “mere superstition.” Radin, Dean (1997). The Conscious Universe - The Scientific Truth of Psychic Phenomena. HarperCollins 14 Fallacies in homeopathic claims have been discussed by many, including Barrett (1987) and Gardner (1989) in this journal; but it iscurious that this healing system has not been more widely recognized as based in magical thinking.3 The fundamental principle of its founder, Samuel Hahnemann (1755-1843), similia similibus curentur ("let likes cure likes"), is an explicit expression of a magical principle. The allegedly active ingredients in homeopathic medications were "proved" effective against a particular disease when they produced in healthy people symptoms similar to those caused by the disease. According to asurvey about alternative medicine in the November 11, 1998, Journal ofthe American Medical Association, Americans' use of homeopathic preparations more than doubled between 1990 and 1997 (Eisenberg et al.1998). Eisenberg et al. (1998) found that "alternative" or "complementary" medicine use was significantly more common among people with some college education (50.6 percent) than with no collegeeducation (36.4 percent), among people aged 35-49 than older or younger, and among people with annual incomes above $50,000.15 HORKHEIMER, MAX, ADORNO, THEODOR W. 1971.Dialektik der Aufklärung. Frankfurt

am Main: Fischer: 29

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ihnen die Hoden abzureißen. Häufig werden Aids-Waisen,Streetkids oder Kindersoldaten der Schwarzen Magiebezichtigt. In Kinshasa verfolgt der Mob die »Kinder vonLunda« als Hexen; sie haben es beim Diamantensuchen imKriegsland Angola zu Geld gebracht und erwecken dieMissgunst ihrer verarmten, arbeitslosen Väter. Der Erfolgder Jungen gefährdet die gerontokratische Ordnung, dieÄlteren sehen ihre Autorität erodieren. Deshalb machen siedie Heimkehrer verantwortlich für Armut, Siechtum und allesunbegreifliche Unglück. Und gerade jene Bewegungen, dievoller Bekehrungswut gegen diese Phänomene ankämpfen, diechristlich-fundamentalistischen Freikirchen und Sekten,verstärken durch endzeitliches Geschrei die Angst vorTeufeln und Hexen. 16

Der nigerianisch-südafrikanische Wissenschaftler, KoleOmotoso, hat darauf hingewiesen, daß viele afrikanischeIntellektuelle alles, was aus Europa kommt, alseurozentrisch boykottieren, daß aber die meisten Afrikanersich mit den Folgen der Begegnung zwischen Europa undAfrika abgefunden haben. Afrikaner können nicht umhin,meint er, ein Teil dessen zu werden, was Europa in der Weltzustandegebracht hat, ohne aber zu vergessen, daß sie demaus ihrer Kultur und ihrem Wissen auch etwas hinzuzufügenhätten. Statt diesen Politikern und Intellektuellen zufolgen, die ständig eine afrozentrische Position forderten,die aber in Afrika eine Minderheit seien, müsse man zueiner neuen Verbindung des einheimischen Wissens mit demder restlichen Welt kommen. Es ginge nicht an, einfach eineAfrikanisierung der Armut zu propagieren.17 Sikhumbuzo Mngadi hat es als einen neuen Exotismus und

als naiv ahistorisch bezeichnet, zu glauben, man könntezwischen „europäischen“ und „afrikanischen“ Vorstellungenvon Universitäten unterscheiden, auch wenn dieseeuropäischen Institutionen mehr oder weniger von denKulturen außerhalb von Europa verändert wurden, die sieübernahmen.18

Was die europäische Wissenschaften auszeichent, ist dieSystematik. Oder wie Kant sagt: „Ihre Vorschriften sind die

16 Bartholomäus Grill, Die Macht der Hexen Die Zeit 15.09.2005 Nr.3817 Kole Omotoso, The Africanization of poverty. Scrutiny2 - issues in english studies in southern africa vol 2 no 1: 13f18 SIKHUMBUZO MNGADI (1997), "Africanization", or, the new exoticism. Scrutiny2 - issues in english studies in southern africa vol 2 no 1:17-23

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Anweisungen zum hierarchischen Aufbau der Begriffe.“ ...„Das »Systematische« der Erkenntnis ist »der Zusammenhangderselben aus einem Prinzip«“ (Kant). Insgesamt wird dieVernunft von der Wissenschaft unterrichtet. Die Vernunftmuß der Wissenschaft gehorchen, und zwar der am weitestenentwickelten Wissenschaft, der am stärksten sichentwickelnden. Die Vernunft hat nicht das Recht, eineunmittelbare Erfahrung überzubewerten; sie muß sich imGegenteil mit der Erfahrung ins Gleichgewicht setzen, mitder am reichsten strukturierten. Unter allen Umständen mußdas Unmittelbare vor dem Konstruierten zurücktreten.19

Denken ist im Sinn der Aufklärung die Herstellung voneinheitlicher, wissenschaftlicher Ordnung und die Ableitungvon Tatsachenerkenntnis aus Prinzipien, mögen diese alswillkürlich gesetzte Axiome, eingeborene Ideen. oderhöchste Abstraktionen gedeutet werden. Die logischenGesetze stellen die allgemeinsten Beziehungen innerhalbder Ordnung her, sie definieren sie. Die Einheit liegt inder Einstimmigkeit. Der Satz vom Widerspruch ist das Systemin nuce.20 „Denken, das System und Anschauung nicht inEinklang hält, verstößt gegen mehr als gegen isolierteGesichtseindrücke, es kommt mit der realen Praxis inKonflikt. Nicht allein bleibt das erwartete Ereignis aus,sondern das unerwartete geschieht: die Brücke stürzt, dieSaat verkümmert, die Medizin macht krank.“21

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Alle übrige Sätze der Ausübung, an welche Wissenschaftsie sich auch immer anschließen mögen, können, wenn manetwa Zweideutigkeit besorgt, statt praktischer technischeSätze heißen. Denn sie gehören zur Kunst, das zu stande zubringen, wovon man will, daß es sein soll, die, bei einervollständigen Theorie, jederzeit eine bloße Folgerung undkein für sich bestehender Teil irgend einer Art vonAnweisung ist. Auf solche Weise gehören alle Vorschriften19 BACHELARD Epistemologie 13020 Adorno/ Horkheimer 1971:7421 Adorno/Horkheimer 1971:75

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8 Peter Horn

der Geschicklichkeit zur Technik2 und mithin zurtheoretischen Kenntnis der Natur als Folgerungenderselben.22 Es muß also ein wirklicher Bruch zwischen der sinnlichen

und der wissenschaftlichen Erkenntnis angenommen werden.Wir glauben wirklich, im Lauf unserer Kritiken gezeigt zuhaben, daß die normalen Tendenzen der sinnlichenErkenntnis, ganz vom unmittelbaren Pragmatismus undRealismus beseelt wie sie sind, nichts anderes bedingen alseinen falschen Ausgangspunkt, eine falsche Richtung.(BACHELARD Epistemologie 133) Anders gesagt, einnaturwissenschaftliches Problem stellt sich von einerKorrelation von Gesetzen aus. Wenn es kein vorläufigesProtokoll von Gesetzen gibt, läuft ein Faktum, das auf seineFeststellung beschränkt ist, Gefahr, schlecht verstanden zuwerden. Genauer: Ein Faktum, das dogmatisch von einem sichan die Feststellung kettenden Empirismus behauptet wird,gliedert sich in Verstehenstypen ein, die ohne Zusammenhangmit der aktuellen Wissenschaft sind. Daraus entstehenIrrtümer, die von wissenschaftlichen Gemeinwesen ohne Mühebeurteilt werden können. (BACHELARD Epistemologie 135)Die menschliche Geschichte mag wohl in ihren

Leidenschaften, ihren Vorurteilen, in allem, was vonunmittelbaren Antrieben abhängt, eine ewige Wiederkehrsein; aber es gibt Gedanken, die nicht wiederkehren; diessind die Gedanken, die berichtigt, erweitert undvervollständigt wurden. Sie kommen nicht in ihr beengtesoder schwankendes Nest zurück. Nun ist aber derszientifische Geist wesentlich eine Berichtigung desWissens, eine Erweiterung des Rahmens der Erkenntnis. Erbeurteilt seine Vergangenheit, indem er sie verurteilt.(BACHELARD Epistemologie 129)Weit entfernt davon, zu bewundern, muß der objektive

Gedanke ironisieren. Ohne solche übelwollende Wachsamkeitwerden wir niemals eine wirklich objektive Haltungeinnehmen. Wenn es darum geht, Menschen zu erforschen,Gleiche, Brüder, dann ist die Sympathie die Grundlage derMethode. Doch vor dieser trägen Welt, die nicht unser Lebenlebt, auch nicht einen unserer Schmerzen leidet und nichtvon irgendeiner unserer Freuden erhoben wird, müssen wiralles Überströmen anhalten, müssen wir unserePersönlichkeit schikanieren. Die Achsen der Poesie und der

22 vgl. Kant-W Bd. 10, S. 13-14; 1. Fassung

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Naturwissenschaft sind zunächst invers. Alles, was diePhilosophie erhoffen kann, ist, die Poesie und dieNaturwissenschaft zu Komplementen zu machen, sie als zweiwohlgestaltete Gegenteile zu vereinen. Es muß daher derüberströmende poetische Geist dem stummenwissenschaftlichen Geist entgegengesetzt werden, fürwelchen vorgängige Antipathie eine gesundeVorsichtsmaßnahme ist. (Psychoanalyse, Kap. 1, S. 9-10)(BACHELARD Epistemologie 135)

4. Evidence for a discovery is anecdotal. If modernscience has learned anything in the past century, it is todistrust anecdotal evidence. Because anecdotes have a verystrong emotional impact, they serve to keep superstitiousbeliefs alive in an age of science. The most importantdiscovery of modern medicine is not vaccines orantibiotics, it is the randomized double-blind test, bymeans of which we know what works and what doesn't.Contrary to the saying, "data" is not the plural of"anecdote."

5. The discoverer says a belief is credible because it hasendured for centuries. There is a persistent myth thathundreds or even thousands of years ago, long before anyoneknew that blood circulates throughout the body, or thatgerms cause disease, our ancestors possessed miraculousremedies that modern science cannot understand. Much ofwhat is termed "alternative medicine" is part of that myth.

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Aristoteles: Metyphysik:Bewußte Kunst entsteht, wo auf Grund wiederholter

erfahrungsmäßiger Eindrücke sich eine Auffassunggleichartiger Fälle unter dem Gesichtspunkte der All-gemeinheit bildet. Indem wir feststellen, daß dem Kallias,als er an dieser Krankheit litt, dieses be- stimmte Mittelzuträglich war, und dem Sokrates auch, und ebenso mehrerenanderen einzelnen, [Aristoteles: Metaphysik, S. 13.

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10 Peter Horn

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 4091 (vgl.Arist.-Metaph., S. 6-7)] machen wir eine Erfahrung. DerSatz aber, daß allen unter diese Bestimmung Fallenden undbegrifflich zu einer Gattung Gehörigen, die an dieserbestimmten Krankheit, etwa an Verschleimung oder anGallensucht oder an hitzigem Fieber litten, eben dasselbezuträglich gewesen ist, - dieser Satz bildet dann eineTheorie.Wo es sich nun um praktische Zwecke handelt, tritt der

Unterschied von Erfahrung und Theorie nicht so hervor; wirsehen nur, daß die Erfahrenen eher noch häufiger dasRichtige treffen, als diejenigen, die zwar im Besitze derTheorie sind, aber keine praktische Er- fahrung besitzen.Der Grund ist der, daß die Erfah- rung Kenntnis derEinzelheit, die Theorie Kenntnis des Allgemeinen ist, daspraktische Verhalten und das Hervorbringen aber sich immerin der Einzelheit be- wegen. Denn nicht einen Menschenüberhaupt kuriert der Arzt, oder doch nur gemäß einer derBestimmun- gen, die dem Patienten zukommen, sondern denKal- lias oder den Sokrates oder ein anderes Individuum,dem das gleiche Prädikat, die Bestimmung Mensch zu sein,zukommt. Wenn also einer die Theorie besitzt ohne dieErfahrung, und das Allgemeine kennt, aber das darunterfallende Einzelne nicht kennt, so wird er in der Praxisoftmals fehlgreifen. Denn Gegenstand der Praxis ist dasEinzelne.Gleichwohl nimmt man an, daß der Theorie die

[Aristoteles: Metaphysik, S. 14. Digitale Bibliothek Band2: Philosophie, S. 4092 (vgl. Arist.-Metaph., S. 7)]Erkenntnis und das praktische Verständnis in höhe- remGrade innewohne als der Erfahrung, und man hält denTheoretiker für einsichtsvoller als den Praktiker, sofernEinsicht jedem in um so höherem Maße eignet, als der Gradseiner Erkenntnis ein höherer ist, und zwar weil der einedie ursächlichen Zusammenhänge versteht, der andere nicht.Denn der Praktiker weiß wohl das Daß, aber nicht dasWarum; der Theoretiker aber weiß das Warum und denKausalzusammenhang. So stellen wir denn den Arbeitsleiterhöher und trauen ihm eine höhere Erkenntnis auch desEinzelnen zu als dem einfachen Arbeiter, weil jener dieGründe des Verfahrens durchschaut, dieser aber denunbeseelten Wesen gleicht, die tätig sind, ohne zu wissen,was sie tun, gleich dem Feuer, welches brennt, ohne es zuwissen. Die nicht mit Verstand begabten Wesen sind jedes

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nach seiner Art tätig auf Grund natürlicher An- lage; jeneArbeiter sind tätig auf Grund ihrer Gewöh- nung und Übung;die Arbeitsleiter aber haben die hö- here Einsicht nicht indem Maße als sie mehr prakti- sche Übung besitzen, sondernin dem Maße, als sie die Theorie bemeistert haben und dieursächlichen Zu- sammenhänge kennen. Schließlich ist diesdas Kenn- zeichen des Wissenden, daß er andere zuunterweisen vermag, und aus diesem Grunde nennen wir dieTheo- rie in höherem Grade wissenschaftlich als die bloßeErfahrung. Denn jene vermag andere zu unterweisen,(Aristoteles: Metaphysik, (vgl. Arist.-Metaph., S. 7-8)Sie setzt Denken und Mathematik in eins. Dadurch wird

diese gleichsam losgelassen, zur absoluten Instanz gemacht.»Eine unendliche Welt, hier eine Welt von Idealitäten, istkonzipiert als eine solche, deren Objekte nicht einzelweiseunvollkommen und wie zufällig unserer Erkenntnis zugänglichwerden, sondern eine rationale, systematisch einheitlicheMethode erreicht - im unendlichen Fortschreiten -schließlich jedes Objekt nach seinem vollen Ansichsein ...In der Galileischen Mathematisierung der Natur wird nun dieseselbst unter der Leitung der neuen Mathematik idealisiert, siewird - modern ausgedrückt - selbst zu einer mathematischenMannigfaltigkeit.«3023 Denken verdinglicht sich zu einemselbsttätig ablaufenden, automatischen Prozeß, der Maschinenacheifernd, die er selber hervorbringt, damit sie ihnschließlich ersetzen kann. Aufklärung3124 hat dieklassische Forderung, das Denken zu denken - FichtesPhilosophie ist ihre radikale Entfaltung -beiseitegeschoben, weil sie vom Gebot, der Praxis zugebieten, ablenke, das doch Fichte selbst vollstreckenwollte. (Adorno/Horkheimer 1971:26)Diesem in den Sparten der Wissenschaft vor den Träumen

eines Geistersehers gesicherten Denken aber wird dieRechnung präsentiert: die Weltherrschaft über die Naturwendet sich gegen das denkende Subjekt selbst, nichts wirdvon ihm übriggelassen, als eben jenes ewig gleiche ichdenke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können.Subjekt und Objekt werden beide nichtig. Das abstrakteSelbst, der Rechtstitel aufs Protokollieren und23 30 Edmund Husserl, »Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie«, in: Philosophia. Belgrad 1936. S.95 ff.24 Vgl. Schopenhauer, Parerga und Paralipomena. Band ii. § 356. Werke. Ed. Deussen. Band v. S. 671

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Systematisieren hat nichts sich gegenüber als das abstrakteMaterial, das keine andere Eigenschaft besitzt als solchemBesitz Substrat zu sein. Die Gleichung von Geist und Weltgeht am Ende auf, aber nur so, daß ihre beiden Seitengegeneinander gekürzt werden. In der Reduktion des Denkensauf mathematische Apparatur ist die Sanktion der Welt alsihres eigenen Maßes beschlossen. Was als Triumphsubjektiver Rationalität erscheint, die Unterwerfung allesSeienden unter den logischen Formalismus, wird mit dergehorsamen Unterordnung der Vernunft unters unmittelbarVorfindliche erkauft. (Adorno/Horkheimer 1971:26)

"But It Is Above All Not True": Derrida, Relativity, andthe "Science Wars" by Arkady Plotnitsky © 1997 Und darum: Hoch die Physik! Und höher noch das, was uns

zu ihr zwingt, -- unsre Redlichkeit! --Nietzsche

Anschrift: Name, Grad: Ph.D., Titel z.B. Associate Professor ofGerman, Dept. of Modern and Classical Languages, University, Adresse.E-Mail

10563 Zeichen And Dr Jack Midiwo, head of Kenya's National Products

Research Network for East and Central Africa, has indicateda special interest as his country starts ethno-botanicaland chemistry research on as many as 100 plants with arecord of having pharmacology applications. Bhagwandin,executive manager at the South African Medical ResearchCouncil, addressed delegates on advancements in the fieldin South Africa. He said the original aim was to develop anational research and development platform rather thanclaiming major breakthroughs, but that promising leads hadalready presented themselves. I n fact, a trust deed iscurrently being registered with the South African RevenueService ahead of trials to assure "benefit sharing" forlocal communities involved. "If any benefit that comes outof the project can be pointed to a specific community, thatcommunity will certainly have a 50% share in the benefitswith the consortium," Bhagwandin said. I n Kenya, Midiwosaid, plans were advanced to create a platform to formulatemedicinal plants into medicines, "so they can be marketedin a restricted market". They are kicking off with work on

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malaria treatment, an "acute problem" in Kenya, and about100 plants believed to have anti-malarial properties wouldbe screened in the pro- 44

THE AFRICA GENOME EDUCATION INSTITUTE IS GRATEFUL TOTHE INTERNATIONAL CENTRE OF INSECT PHYSIOLOGY AND ECOLOGYFOR CO-HOSTING THE TIME TO HEAL CONFERENCE

ject's first phase. Scientists from Kenya, Tanzania andUganda would be involved in the multi-national, multi-disciplinary project, along with botanists, chemists,pharmacologists and pharmacists. "Our first phase ofresearch and chemistry will take about three years, afterwhich we will move on to the formulation and packagingphase," Midiwo said. In South Africa, Bhagwandin said, theproject involved about 135 scientists and students, and hadR18 million fundi ng for three years, from 2004 to 2006."Our mandate is to develop an infrastructure of people andfacilities so that any claims can be put through theplatform to test whether there is any scientific basis. "Inthe bid to go from plant to drug, we also have had caseswhere we've gone backwards; there are a lot of claims ofdrugs that work, especially in the field of traditionalmedicines, and if we put them through the platform we canlook at the scientific basis, especially in relation totoxicity and safety," he told the attentive delegates. Drugdevelopment, he said, was not a single discipline andneeded botanists, chemists, biochemists, microbiologistsand pharmacists. He viewed the programme as an "incubator"that was currently a national programme but which could beextended beyond South Africa's borders to become an Africa-wide project. The work, Bhagwandin said, was positioningSouth Africa as an international factor in the developmentof plantderived medicines, and creating new agriculturalopportunities. The drugs will be tested by the Universityof Limpopo, which has experience with phase one and twoclinical trials, and the Medical Research Council'sIndigenous Knowledge lead programme. - Di Taylor

Literatur oder Works Cited

BACHELARD, GASTON Epistemologie Ullstein 3099 FOUCAULT, MICHEL 1974. Die Ordnung der Dinge. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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14 Peter Horn

BACHELARD, GASTON, the poetics of space. Boston: Beacon 1969. 211. 16. SHERIDAN, A, Michel Focault. New York: Travistock. 1980. 162. 19. FOUCAULT, MICHEL Madness and Civilization. London: Tavistock 1967. FOUCAULT, MICHEL The birth of the clinic. London: Travistock 1973 FOUCAULT, MICHEL Discipline and punish. New York: Pantheon 1977. FOUCAULT, MICHEL The history of sexuality. New York:Pantheon 1978 20.

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Equally notable is research into local herbs that have

been used from time immemorial to cure certain illnesses,some of which have stood the test of scientific and medicalscrutiny. I suppose that some of our scholars requireaffirmation from the West before they can value theproduction of their own communities.It was not so long ago when our traditional music wasfrowned upon by the alleged elite, then Paul Simon camealong ... 25

then it is hard to maintain the seriousness of ananalysis of a text whose author cannot read his ownwriting. In my view Seepe is one of the "detractors ofAfricanization", otherwise why would he himself measureAfrican "achievements" by invoking "intrigued Westernscholars". Or, alternatively, one may ask: whose "test ofscientific and medical scrutiny" have these curing localherbs stood? And I seriously think that Seepe is reallyscraping the bottom of the barrel to produce what to me isinfantilising evidence of African intelligence! Africansare more advanced than this kindergarten drivel aboutcircles and intriguing mud-hut patterns. At any rate, ifthere is an example of a circle in China or in Babanango,why all the fanfare? Also, he must know better than most ofus who are not trained in mathematics that mathematics hasincreasing levels of abstraction - that it will beridiculous to always go back to the founding theorem ofPythagoras to solve more complex and abstract applicationsrelating to it. 26

SIKHUMBUZO MNGADI (1997), "Africanization", or, the newexoticism. Scrutiny2 - issues in english studies in southern africavol 2 no 1:17-23

Hoffmann: Doge und Dogaresse

Von Kindheit auf machte mich mein Vater, ein Wundarzt, demman nachsagte, er treibe nebenher verbotene Wissenschaften,bekannt mit den geheimen Heilkräften der Natur. Von ihmlernte ich, durch Wald und Flur streifend, die Abzeichen25 SIKHUMBUZO MNGADI (1997), "Africanization", or, the new exoticism. Scrutiny2 - issues in english studies in southern africa vol 2 no 1:17-2326 SIKHUMBUZO MNGADI (1997), "Africanization", or, the new exoticism. Scrutiny2 - issues in english studies in southern africa vol 2 no 1:17-23

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manches heilbringenden Krauts, manches unscheinbarenMooses, die Stunde, wenn es gepflückt, gelesen werdenmußte, die verschiedene Mischung der Säfte kennen. Aberdieser Wissenschaft gesellte sich eine besondere Gabe bei,die der Himmel mir verlieh in unerforschlicher Absicht. -Wie in einem fernen dunklen Spiegel erschaue ich oftkünftige Ereignisse, und beinahe ohne eignen Willen, in miroft selbst unverständlichen Redensarten das, was icherschaut, auszusprechen, zwingt mich dann die unbekannteMacht, der ich nicht zu widerstehen vermag. – [Hoffmann: Die Serapionsbrüder. (vgl. Hoffmann-PW Bd. 3, S.471-472)]Kam nun noch hinzu, daß meine Erscheinung auf die Kranken

wohltuend wirkte, daß oft das sanfte Bestreichen mit meinerHand in wenigen Augenblicken die Krisis löste, so könnt' esnicht fehlen, daß mein Ruf bald die Stadt durchdrang undmir die Fülle des Geldes zufloß. Da erwachte der Neid derÄrzte, der Ciarlatani, die auf dem Markusplatz, auf demRialto, auf der Zecca ihre Pillen, ihre Essenzen verkauftenund die Kranken vergifteten, statt sie zu heilen. Ich stehemit dem leidigen Satan im Bündnis, das sprengten sie ausund fanden Glauben bei dem abergläubischen Volk. Bald wurdeich verhaftet und vor das geistliche Gericht gestellt. Omein Tonino, mit welchen gräßlichen Martern suchte man mirdas Geständnis des abscheulichsten Bündnisses zu erpressen.Ich blieb standhaft. Meine Haare verbleichten, mein Körperschrumpfte ein zur Mumie - Füße und Hände erlahmten. - Dieentsetzlichste Folter, die sinnreichste Erfindung deshöllischen Geistes, war noch übrig, die entlockte mir einGeständnis, vor dem ich noch jetzt zusammenschaudre. [Hoffmann: Die Serapionsbrüder. (vgl. Hoffmann-PW Bd. 3,

S. 472)]

Die größte Förderung verdankt das menschliche Geschlecht der Technik,d.h. der Kunst, Körper und ihre Bewegungen zu messen, schwere Lasten zu bewegen, zu bauen, Schiffahrt zu treiben, Werkzeuge zu jeglichem Gebrauch herzustellen, die Bewegungen am Himmel, die Bahnen der Gestirne, den Kalender und so weiter zu berechnen. Welch außerordentlichen Nutzen die Menschen von diesen Wissenschaften haben, läßt sich leichter einsehen als sagen.27

27 Hobbes: Grundzüge der Philosophie. (vgl. Hobbes-G1, S. 9-10)

Krebsbusch

SCIENCE A TECHNOLOGY The New York Times Sunday Times (Johannesburg) 9.10.2005: p.9

Secrets of the Mummy's Medicine ChestAncient Egyptians knew honey could help healwounds NEW YORK- What researchers call the world's oldest knownmedical treatise, an Egyptian papyrus offering 4,000-year-old wisdom, has long dwelled in the rare books vault at theNew York Academy of Medicine. It is an extraordinaryremnant of a culture that was already ancient when Rome wasnew and Athens was a still a small town. Egypt's stonemonuments endure, but the scrolls made of pulped reeds havemostly been lost. One expert, James H. Breasted, whotranslated the papyrus in the 1920's, called it "the oldestnucleus of really scientific knowledge in the world."

Yet relatively few people know of it, and fewer have seenit. It is about to become much better known. The papyrus ison public display at the Metropolitan Museum of Art,probably for the first time, as part of the Met'sexhibition "The Art of Medicine in Ancient Egypt." The showalso includes items like a CAT scan of a mummy, surgicalneedles and other medical artifacts. "What they knew aboutthe body is quite striking, though they did not alwaysunderstand it," said James Allen, curator of Egyptian artat the Met, whose new translation of the papyrus appears inthe exhibition catalog. The papyrus shows that ancientmedics had a pretty good idea that blood, pumped by theheart, flows around the body - a notion that was not firmlyestablished until the 17th century - and knew how to stitchcuts closed.

It includes the oldest known descriptions of the effects ofbrain injuries, and the meninges, the membrane that coversthe brain. It also advises using honey - a natural bacteriakiller - on open wounds, and giving patients a concoctionof willow bark, which contains a natural painkiller that ischemically similar to aspirin. Mr. Allen said another

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ancient Egyptian text recommends putting moldy bread onwounds, suggesting that doctors had stumbled onto theprinciple behind penicillin. "They didn't know whatbacteria was, but they were already fighting infections,"Mr. Allen said. Though pressant. Egypt had metal tools, itsdoctors used stone knives, because "They could make flintknives much sharper, and a freshly sharpened flint knife issterile." Preparing bodies for mummification gave theEgyptians detailed knowledge of anatomy and bandaging. Theyunderstood that a wound to one side of the head could causeparalysis on the opposite side of the body. The papyrusadvises doctors to insert fingers into head wounds to feelwhat kinds of skull fractures along with this scroll thatdescribed surgery. The mummy of Nesiamun and its CAT scan are displayed in NewYork Academy of Medicine; photographs by MetropolitanMuseum of Art, left

and brain penetration are involved, and it differentiatesbetween bones that are fractures, splintered or snapped intwo. Ever since an American, Edwin Smith, bought andtranslated the papyrus in the 19th century, it has struckreaders as surprisingly modern. It includes magicalincantations, but most of the text takes a methodical,empirical approach to diagnosis and treatment. Perhaps moststriking is its restraint - the author's approach iscautious, and in some cases, the text counsels doingnothing but waiting to see if the body will heal itself.The papyrus dates to the 17th century B.C. - about ninecenturies after the great pyramids were built, but about acentury before the time Moses is believed to have lived.

While there are fragments of medical writing that aresomewhat older, experts say, none are nearly as extensive.The papyrus uses words that were already archaic then, andthe writer explains them, evidence that it is a copy of adocument that was a few hundred years older. Writing withblack and red ink, the ancient scribe used hieratic, a sortof cursive writing that is more abstract than the familiarpicture-writing of hieroglyphics. The author documented 48medical cases, starting at the top. of the head andworking steadily down as far as the upper arm and chest.There, the papyrus stops mid-case, so experts assume thatoriginally it continued to the feet. It deals mostly withtraumatic injuries like punctures and broken bones, so it

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may have been a manual for battle wounds, but one caseaddresses surgical removal of a growth - a cyst or tumor-on the chest.

There is one lighter bit among all that gravity- someoneadded to the original text a recipe for an ointment to makethe user look younger. Miriam Mandelbaum, curator of rarebooks and manuscripts at the academy of medicine, said:"When you think about some of the aggressive treatmentsrecommended by later authorities, the things done in theMiddle Ages that would make your skin crawl and weresometimes harmful, the papyrus is often much more in linewith our current thinking."

SCIENCE A TECHNOLOGY The New York Times Sunday Times (Johannesburg) 9.10.2005: p.9

Advancing Medical Care to Include Folk RemediesBy BEN DAITZ, M.D. ALBUQUERQUE, New MexicoOur patient seemed to be dying, and we did not know why.The medical students, residents and I had all examined her,probing for hidden masses, for swollen lymph nodes. We X-rayed and scanned her but she continued to waste away, topush her food aside, to refuse visits from her family. Ihad met her at our clinic, months before. Her daughterbrought her in from a rural village. She was concernedabout her mother's abrupt transformation from a cheerful,doting grandmother to someone the family no longerrecognized. A worn woman in her mid-50's, she sat staringat her lap, mumbling answers to my questions. She had lostweight, but her exam was normal. I ordered lab tests andXrays, and started her on an antide-pressant.

When she returned to the clinic, it was clear she needed tobe hospitalized. She was thinner. The antidepressant hadmade little difference. I asked Pancho Fernandez to seeher. Mr. Fernandez, a social worker, was raised in northernNew Mexico, and he understood the cultural nuance andcustoms of the isolated villagers whose conquistadorancestors settled here 400 years ago. Mr. Fernandez

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suggested calling in a curandera. "She thinks she'sbewitched, hexed," he said. "She thinks someone put a curseon her." Think exorcism. Or as curanderos, traditionalMexican folk healers, call it, a "limpia," a spiritualcleansing.

The next day after her limpia, our patient had a smile onher face. She had eaten her breakfast. She wanted to gohome, and did. The discharge diagnosis on her chart wasdepression. The real diagnosis, according to Cheo Torres,was "susto pasado," a loss of spirit. Dr. Eliseo Torres,known as Cheo, is vice president for student affairs at theUniversity of New Mexico. He is a scholar, an author and ateacher, and his passion is the study and practice ofcuranderismo, the ancient art of Mexican folk healing. "Igrew up with it," Mr. Torres said. "When I was 10, Istarted working in a pharmacy in south Texas, and I wasfascinated watching the pharmacist make tinctures andpotions for the Mexican-American population." "My peoplecouldn't afford to go to a physician, much less buymainstream pharmaceuticals," he said. "They still can't.Hispanic immigrants to this country have limited access toaffordable health care. My goal is to study a new model forbringing primary care services to the growing Hispanicpopulation."

That is why Dr. Torres has brought 40 curanderos from theMexican state of Morelos to Albuquerque and to theUniversity of New Mexico campus for a twoautnor's approacnis cautious, anti Poor Hispanics often mix traditionalcures, like this spiritual water, with more modernmedicine. week course, "Traditional Medicine WithoutBorders." The program in Morelos crosstrains curanderoswith medical practitioners, creating an integrativeapproach that results in official certification ofcuranderos. It is a model that Dr. Torres wants tointroduce here. "Our emergency rooms are filled with poor,uninsured people, many with minor complaints," Dr. Torressaid. "They could be seen by a cross-trained curanderousing traditional medicines and massage to treat minorproblems, referring the more serious cases to conventionalpractitioners."

Watching the curanderos, I was reminded of whatanthropologists call grooming behavior, the innate sense

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that all primates and most other animals have to touch andnurture one another. Perhaps the reason so many people areturning to so-called alternative healers is thatphysicians, whether because of the press of time or theloss of touch, are not doing the grooming job as well.

Fred Khumalo, Pedlars of false hope mustn't profitfrom our freedom. Sunday Times (Johannesburg) 9.10.2005: p.35

Now, there's nothing wrong with being entrepreneurial,which our Nigerian brothers are good at. It's just that itdoes rankle when you debase a widely known name such asFrank Talk by associating it with a rag that not onlyinsults people's intelligence but gives them false hopethrough the shady "cures" it peddles. Like the othertabloids, it also carries ads bringing more false hope:medicines that will help you get work. Now, the latterconcoction - in Zulu we call it velabahleke - has been partof our landscape of ignorance from a long time ago. I wasintroduced to velabahleke as a young man when I wasstruggling to attract people of the opposite sex. To be ahit with girls, mind you, you have to be handsome or well-built. I can't be accused of either. Friends who weresuffering from the same affliction recommended velabahleke, afoulsmelling ointment that you applied to your face so thatwherever you appeared the girls would fall for you. Notonly that, but if you went looking for a job, you appliedthe stuff to your face, and the groot baas would love you tobits and give you a job on the spot, promote you to aninduna within a few weeks. We used to laugh about thewonders of velabahleke because we knew it was bunkum. But thedanger is that this is no laughing matter for some peoplewho, in their desperation, believe anything, and can evenkill if told by an inyanga that they are victims of aneighbour's bad muti. Which is why I say that theseliberties that we are enjoying do need to be tempered sothat these rags and other irresponsible individuals andfalse doctors do not capitalise on the desperation and

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ignorance of our people. We need some controls over whatcan be advertised as a real cure.28

28 Fred Khumalo, Pedlars of false hope mustn't profit from ourfreedom. Sunday Times (Johannesburg) 9.10.2005: p.35