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Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5 Sonderdruck aus: Diagnostica, 53, Heft 2, 83–96 © Hogrefe Verlag Göttingen 2007 Teststatistische Prüfung und Normie- rung der deutschen Versionen des EUROHIS-QOL Lebensqualität-Index und des WHO-5 Wohlbefindens-Index Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt DOI: 10.1026/0012-1924.53.2.83 Zusammenfassung. Der Beitrag berichtet über die teststatistische Prüfung und Normierung der deutschen Versionen des EUROHIS-QOL 8 Item Index (EUROHIS-QOL) zur Erfassung der generischen Lebensqualität und des Wohlbefindens-Index der WHO (WHO-5) zur Erfassung der Wohlbefindens aus Sicht der Befragten. Datengrundlage bildet eine repräsentative Stichprobe der bundesdeutschen Bevölkerung aus dem Jahr 2004. Die teststatistische Prüfung verweist auf gute psychometri- sche Eigenschaften des EUROHIS-QOL Index. Obgleich Modifikationsmöglichkeiten bestehen, wird die Selektion von Items ausgeschlossen, weil dies den komzeptuellen Vorgaben der Indexkonstruktion widersprechen würde. Die Ergebnisse der teststa- tistischen Prüfung des WHO-5 sind hinsichtlich der psychometrischen Eigenschaften als ausgezeichnet einzuschätzen. Erstmals werden geschlechts- und altersgruppenspezifische Normwerte für die deutschsprachigen Versionen der beiden Instru- mente vorgelegt. Schlüsselwörter: EUROHIS, WHO-5, Lebensqualität, Wohlbefinden, Index Testing and standardization of the German version of the EUROHIS-QOL and WHO-5 quality-of life-indices Abstract. This paper reports the psychometric validation and standardisation of the German versions of the EUROHIS- QOL 8 item index and the WHO-5 well-being index. The EUROHIS-QOL index is a self-assessment instrument of generic quality of life, the WHO-5 index is a self-assessment measure of general well-being. Analyses were based on data from a representative sample of the German population from 2004. Statistical examinations revealed good psychometric properties for the EUROHIS-QOL index. Although the performance of the instrument could be further improved such a modification would not be consistent with the conceptual requirements of this index. For the WHO-5 statistical analyses yielded excellent psychometric characteristics. Gender and age group-specific norm standard values for the German-language versions of both instruments are presented for the first time. Key words: EUROHIS, WHO-5, quality of life, well-being, index Die noch junge Geschichte der Entwicklung von Instru- menten zur Erfassung der subjektiven gesundheitsbezo- genen Lebensqualität ist nach Steinbüchel et al. (2005) in drei wesentlichen Etappen rekonstruierbar: Zunächst (a) eine Phase, in der sich insbesondere der Konstruktion generischer und krankheitsübergreifender Instrumente Ende der 80er Jahre und deren Validierung am Anfang der 90er Jahre angenommen wurde. In (b) einer daran anschlie- ßenden, zum Beginn der 90er Jahre einsetzenden Phase, wurde vornehmlich auf die Entwicklung und Validierung krankheitsspezifischer Instrumente abgestellt. Schließ- lich (c) richten sich seit Mitte der 90er Jahre viele For- schungsbemühungen darauf, verschiedene Messansätze in einem Modell zu integrieren. Ergänzend zu dieser Diag- nose lassen sich weitere allgemeine Trends ausmachen. Während die Ökonomie eines Messinstruments i. S. der Klassischen Testtheorie (vgl. Lienert & Raatz, 1994) als ein Nebengütekriterium in der Testkonstruktion relevant war bzw. ist und in der Entwicklung von Kurzformen auch als ein Pseudo-Hauptgütekriterium betrachtet werden kann (Smith et a., 2000), ist in den vergangenen Jahren deutlich ein Trend zur Ökonomisierung von diagnosti- schen Verfahren zu verzeichnen, wie er sich in der Kon- struktion von Kurzformen, Indizes, Single-Item-Indikato- ren oder computer-adaptiven Testverfahren dokumen- tiert. Indikativ dafür ist der Trend zur Entwicklung von Test-Kurzformen, wie er sich z.B. an Publikationen zu deutschsprachigen Kurzformen der SCL-90 in den vergan- genen Jahren illustrieren lässt (SCL-9: Klaghofer & Bräh- ler, 2000; SCL-14: Harfst et al., 2002; SCL-27: Hardt et al., 2004). Darüber hinaus wird auch der interkulturellen Äquivalenz der Instrumente eine immer größere Bedeu- tung beigemessen (Bullinger, 1994; Schmidt & Bullinger, 2003). Die Ökonomisierung und die interkulturelle Äqui- valenz von Instrumenten zur Diagnostik der Lebensquali- tät, des Gesundheitsstatus und des Wohlbefindens aus

Teststatistische Prüfung und Normierung der deutschen Versionen des EUROHIS-QOL Lebensqualität-Index und des WHO-5 Wohlbefindens-Index

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83Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5Sonderdruck aus: Diagnostica, 53, Heft 2, 83–96 © Hogrefe Verlag Göttingen 2007

Teststatistische Prüfung und Normie-rung der deutschen Versionen des

EUROHIS-QOL Lebensqualität-Indexund des WHO-5 Wohlbefindens-Index

Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

DOI: 10.1026/0012-1924.53.2.83

Zusammenfassung. Der Beitrag berichtet über die teststatistische Prüfung und Normierung der deutschen Versionen desEUROHIS-QOL 8 Item Index (EUROHIS-QOL) zur Erfassung der generischen Lebensqualität und des Wohlbefindens-Indexder WHO (WHO-5) zur Erfassung der Wohlbefindens aus Sicht der Befragten. Datengrundlage bildet eine repräsentativeStichprobe der bundesdeutschen Bevölkerung aus dem Jahr 2004. Die teststatistische Prüfung verweist auf gute psychometri-sche Eigenschaften des EUROHIS-QOL Index. Obgleich Modifikationsmöglichkeiten bestehen, wird die Selektion von Itemsausgeschlossen, weil dies den komzeptuellen Vorgaben der Indexkonstruktion widersprechen würde. Die Ergebnisse der teststa-tistischen Prüfung des WHO-5 sind hinsichtlich der psychometrischen Eigenschaften als ausgezeichnet einzuschätzen.Erstmals werden geschlechts- und altersgruppenspezifische Normwerte für die deutschsprachigen Versionen der beiden Instru-mente vorgelegt.Schlüsselwörter: EUROHIS, WHO-5, Lebensqualität, Wohlbefinden, Index

Testing and standardization of the German version of the EUROHIS-QOL and WHO-5 quality-of life-indices

Abstract. This paper reports the psychometric validation and standardisation of the German versions of the EUROHIS-QOL 8 item index and the WHO-5 well-being index. The EUROHIS-QOL index is a self-assessment instrument of genericquality of life, the WHO-5 index is a self-assessment measure of general well-being. Analyses were based on data from arepresentative sample of the German population from 2004. Statistical examinations revealed good psychometric propertiesfor the EUROHIS-QOL index. Although the performance of the instrument could be further improved such a modificationwould not be consistent with the conceptual requirements of this index. For the WHO-5 statistical analyses yielded excellentpsychometric characteristics. Gender and age group-specific norm standard values for the German-language versions of bothinstruments are presented for the first time.Key words: EUROHIS, WHO-5, quality of life, well-being, index

Die noch junge Geschichte der Entwicklung von Instru-menten zur Erfassung der subjektiven gesundheitsbezo-genen Lebensqualität ist nach Steinbüchel et al. (2005) indrei wesentlichen Etappen rekonstruierbar: Zunächst (a)eine Phase, in der sich insbesondere der Konstruktiongenerischer und krankheitsübergreifender InstrumenteEnde der 80er Jahre und deren Validierung am Anfang der90er Jahre angenommen wurde. In (b) einer daran anschlie-ßenden, zum Beginn der 90er Jahre einsetzenden Phase,wurde vornehmlich auf die Entwicklung und Validierungkrankheitsspezifischer Instrumente abgestellt. Schließ-lich (c) richten sich seit Mitte der 90er Jahre viele For-schungsbemühungen darauf, verschiedene Messansätzein einem Modell zu integrieren. Ergänzend zu dieser Diag-nose lassen sich weitere allgemeine Trends ausmachen.Während die Ökonomie eines Messinstruments i.S. derKlassischen Testtheorie (vgl. Lienert & Raatz, 1994) alsein Nebengütekriterium in der Testkonstruktion relevant

war bzw. ist und in der Entwicklung von Kurzformen auchals ein Pseudo-Hauptgütekriterium betrachtet werdenkann (Smith et a., 2000), ist in den vergangenen Jahrendeutlich ein Trend zur Ökonomisierung von diagnosti-schen Verfahren zu verzeichnen, wie er sich in der Kon-struktion von Kurzformen, Indizes, Single-Item-Indikato-ren oder computer-adaptiven Testverfahren dokumen-tiert. Indikativ dafür ist der Trend zur Entwicklung vonTest-Kurzformen, wie er sich z.B. an Publikationen zudeutschsprachigen Kurzformen der SCL-90 in den vergan-genen Jahren illustrieren lässt (SCL-9: Klaghofer & Bräh-ler, 2000; SCL-14: Harfst et al., 2002; SCL-27: Hardt et al.,2004). Darüber hinaus wird auch der interkulturellenÄquivalenz der Instrumente eine immer größere Bedeu-tung beigemessen (Bullinger, 1994; Schmidt & Bullinger,2003). Die Ökonomisierung und die interkulturelle Äqui-valenz von Instrumenten zur Diagnostik der Lebensquali-tät, des Gesundheitsstatus und des Wohlbefindens aus

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Sicht der Betroffenen können somit als zwei der zentralenZielkriterien der gegenwärtigen Praxis der Testkonstruk-tion in diesem Forschungsbereich angesehen werden. Sowurde der Optimierung der interkulturellen Äquivalenzzunehmend auch durch die Förderung unterschiedlicherProjekte im Bereich der internationalen Lebensqualitäts-forschung Vorschub geleistet, in denen diese Forderungnicht erst durch eine anschließende, von einer Original-version ausgehende, interkulturelle Adaptation realisiertwerden sollte, sondern bereits im Entwicklungsstadiumder Instrumente durch eine simultane Konstruktion undTestung (vgl. z.B. DISABKIDS: Schmidt et al., 2006;KIDSCREEN: Ravens-Sieberer et al., 2001; WHOQOL:Skevington et al., 2004b). Für die in diesen Projekten ent-wickelten Instrumente zur interkulturell vergleichbaren Er-fassung der Lebensqualität, wurden wiederum auch Kurz-formen konstruiert (z.B. DCGM-12: Mühlan et al., in prep.)und z.T. bereits unabhängig validiert und dokumentiert(z.B. WHOQOL-BREF: Skevington et al. 2004a; TheWHOQOL Group, 1998b).

Ziel der Studie

Das Ziel der vorliegenden Studie ist die teststatistischePrüfung und Normierung der deutschen Versionen desEUROHIS-QOL und des WHO-5 auf Grundlage einer re-präsentativen Stichprobe der bundesdeutschen Bevölke-rung aus dem Herbst 2004.

Instrumente

Der EUROHIS-QOL 8 Item Index(EUROHIS-QOL) zur Erfassung derallgemeinen bereichsübergreifendenLebensqualität

Der EUROHIS-QOL ist ein Selbstbeurteilungsverfahrenzur Erfassung der allgemeinen und bereichsübergreifen-den Lebensqualität, dessen Items aus dem WHOQOL-100(Power et al., 1998; The WHOQOL Group, 1994, 1998a)und dem WHOQOL-BREF (Skevington et al., 2004a; TheWHOQOL Group, 1998b) selegiert wurden. Der Index bil-det einen Indikator für die bereichsübergreifende Lebens-qualität, in dem sowohl die psychologische, die physi-sche, die soziale und die umweltbezogene Facette der Le-bensqualität durch jeweils zwei Items repräsentiert sind.Der Indexwert wird durch einfache Summierung der 8 Item-werte gebildet, wobei jeweils höhere Werte eine bessereLebensqualität anzeigen. Der Index enthält keine gegen-läufigen Itemformulierungen. Die Antwortvorgaben füralle Items sind fünfstufig im Likert-Format (von „über-haupt nicht“ bis „vollständig“) und beziehen sich auf dasZeitfenster der vergangenen 2 Wochen. Die Ergebnisseder internationalen EUROHIS-Pilotstudie 2000 zur Test-konstruktion und der EUROHIS-Feldstudie 2001 zur Test-validierung (Power, 2003; Schmidt et al., 2005a) sowieeiner weiteren teststatistischen Prüfung auf Grundlage

einer interkulturellen Studie (Schmidt et al., 2005b), ver-weisen auf gute psychometrische Eigenschaften des In-dex, auch im Speziellen für die deutsche Version (z.B.Schmidt et al., 2005b: = .80).

Der WHO-5 Wohlbefindens-Index(Version II)

Der WHO-5 Index (Bech et al., 2003; Bech, 2004) ist einSelbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung des Wohlbe-findens, der in zwei verschiedenen Versionen vorliegt undin 20 Sprachen erhältlich ist. Version I stellt eine Vorgän-gerversion von Version II dar. Die (Original-)Version I desWHO-5 Index weicht von der in dieser Studie eingesetzten(Alternativ-)Version II dadurch ab, dass das erste Itemnegativ formuliert ist und nur vier Antwortkategorien vor-gegeben werden (0–3). In der vorliegenden Repräsenta-tiverhebung kam die Version II zum Einsatz. Der Indexwertwird durch einfache Summierung der 5 Itemwerte gebildet,wobei jeweils höhere Werte ein besseres Wohlbefindenanzeigen. Der Index enthält in dieser Version ausschließ-lich positive Itemformulierungen, alle Items sind gleichge-richtet. Die Antwortvorgaben für alle Items sind sechsstu-fig im Likert-Format (von 0 = „Zu keinem Zeitpunkt“ bis 5 =„Die ganze Zeit“) und beziehen sich auf das Zeitfensterder vergangenen 2 Wochen. Die Version II des WHO-5Index kann z.B. als Screening-Instrument eingesetzt wer-den, wobei ein Indexwert unter 13 ein geringes bzw.schlechtes Wohlbefinden anzeigt und auch als eine Indi-kation zur spezifizierten Diagnostik einer Majoren Depres-sion i.S. des ICD-10 interpretiert werden sollte. Der WHO-5 Index kann darüber hinaus auch als Outcome-Instrumentparallel zum SF-36 (Bullinger & Kirchberger, 1998) einge-setzt werden, für diesen Fall wird eine Transformation destheoretisch möglichen Wertebereichs (0 –25) in eineSpanne von 0–100 empfohlen, um die Vergleichbarkeit derWerte zu erleichtern. Beide Versionen des WHO-5 Indexwurden bereits an einer Stichprobe älterer Menschen vali-diert (n = 367; Bonsignore et al., 2001). Die Ergebnissedieser Studie verwiesen insgesamt beurteilt auf eine bes-sere psychometrische Performanz der Version II gegen-über der Version I des WHO-5 Index.

Stichprobe und Methoden

Normierungsstichprobe

Die Datengrundlage der Normierung beruht auf einer re-präsentativen Befragung der bundesdeutschen Bevölke-rung durch das Meinungsforschungsinstitut USUMA imAuftrag der Universität Leipzig aus dem Herbst 2004.

Von den insgesamt 2.552 befragten Personen gaben 79(3.10%) an, eine andere als die deutsche Staatsangehörig-keit zu besitzen. Diese Gruppe wurde aus der weiterenAnalyse ausgeschlossen. Somit ergab sich als Daten-grundlage ein Sample von insgesamt 2.473 Personen, imAlter zwischen 14 und 99 Jahren (M = 48.13 Jahre). Davon

85Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

Tabelle 1. Soziodemografische und sozioökonomische Merkmale der Normierungsstichprobe (N total = 2.473)

Männer Frauen Gesamt

N (%) 1.171 1.302 2.473(47.35) (52.65)

Alter M 47.94 48.31 48.13SD 17.75 18.17 17.97Spanne 14– 88 14–99 14–99

N % N % N %

Altersgruppen I (� 40 Jahre) 433 36.98 499 38.33 932 37.69II (41– 60 Jahre) 374 31.94 423 32.49 797 32.23III (� 61 Jahre) 364 31.08 380 29.19 744 30.08

Wohnsitz West (Alte Bundesländer) 895 76.43 1.005 77.19 1.900 76.83Ost (Neue Bundesländer) 276 23.57 297 22.81 573 23.17

Familien- Verheiratet/zusammen lebend 654 55.85 645 49.54 1.299 52.53stand Verheiratet/getrennt lebend 10 0.85 16 1.23 26 1.05

Ledig 307 26.22 280 21.51 587 23.74Geschieden 130 11.10 128 9.83 258 10.43Verwitwet 70 5.98 233 17.90 303 12.25

Leben mit Partner zusammen 733 62.60 719 55.22 1.452 58.71Leben nicht mit Partner zusammen 438 37.40 583 44.78 1.021 41.29

Bildungs- Ohne Haupt-/Volksschulabschluss 10 0.85 26 2.00 36 1.46grad Haupt-/Volksschulabschluss 533 45.52 579 44.47 1.112 44.97

Mittlere Reife/ Realschule 298 25.45 380 29.19 678 27.42Abschluss der POS (10. Klasse) 69 5.89 93 7.14 162 6.55FS-Abschluss (ohne FHS-Abschluss) 42 3.59 28 2.15 70 2.83Hochschulreife/Abitur ohne abgeschlossenes Studium 87 7.43 90 6.91 177 7.16Abgeschlossenes Uni-/Hoch- bzw. FHS-Studium 99 8.45 72 5.53 171 6.91Schüler(in) einer allgemeinen Schule 33 2.82 34 2.61 67 2.71

Beruf Noch nie berufstätig 9 0.84 36 2.98 45 1.97Arbeiter 78 7.28 159 13.15 237 10.39Facharbeiter 507 47.29 126 10.42 633 27.75Landwirt 6 0.56 8 0.66 14 0.61Freie Berufe 17 1.59 11 0.91 28 1.23Selbständige 61 5.69 36 2.98 97 4.25Angestellte 329 30.69 793 65.59 1.122 49.19Beamte 65 6.06 40 3.31 105 4.60

Erwerbs- Vollzeit-erwerbstätig (ab 35 h) 584 49.87 315 24.19 899 36.35tätigkeit Teilzeit-erwerbstätig (15 bis 34 h) 13 1.11 176 13.52 189 7.64

Stundenweise erwerbstätig 4 0.34 45 3.46 49 1.98Wehr-/Zivildienst; Mutterschafts-/Erziehungs-Urlaub- 7 0.60 30 2.30 37 1.50Zur Zeit arbeitslos/0-Kurzarbeit 80 6.83 88 6.76 168 6.79Rentner/Pensionär/Vorruhe 378 32.28 376 28.88 754 30.49Nicht berufstätig 6 0.51 179 13.75 185 7.48Berufsausbildung (auch FS für gewerbliche Berufe) 25 2.13 10 0.77 35 1.42Schulausbildung (auch Uni HS) 74 6.32 83 6.37 157 6.35

Haushalts- Weniger als 750 Euro/Monat 46 4.09 59 4.77 105 4.45einkommen 750 bis < 1250 Euro/Monat 189 16.81 318 25.71 507 21.47

1250 bis < 2000 Euro/Monat 464 41.28 447 36.14 911 38.59Ab 2000 Euro/Monat 425 37.81 413 33.39 838 35.49

Kirchen- Nein 310 26.54 273 21.05 583 23.65Zugehörigkeit Ja 858 73.46 1.024 78.95 1.882 76.35

Anmerkungen: N = Stichprobengröße (gültige Fälle); M = Mittelwert; SD = Standardabweichung.

86 Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

gaben 1.171 Personen (47.35%) an, männlichen Ge-schlechts und 1.302 Personen (52.65%), weiblichen Ge-schlechts zu sein. Über drei Viertel der Befragten (76.83 %,n = 1.900) hatte zum Erhebungszeitpunkt den Wohnsitz inden alten Bundesländern (Westdeutschland), knapp einViertel (23.17 %, n = 573) in den neuen Bundesländern(Ostdeutschland). Weitere Angaben zu zentralen sozio-demografischen und sozioökonomischen Merkmalen derStichprobe sind der Tabelle 1 zu entnehmen.

Methoden

Die soziodemografische Basisdokumentation erfasste Ge-schlecht, Alter, Wohnsitz, Familienstand, Bildungsab-schluss, Berufsstand, Erwerbstätigkeit, Haushaltseinkom-men und Kirchenzugehörigkeit der Befragten. Darüber hi-naus wurden in einem zweiten, kürzeren soziodemografi-schen Teil ausgewählte weitere Aspekte berücksichtigt.

Außer den beiden Indizes EUROHIS-QOL und WHO-5 wurden noch weitere Instrumente in der Repräsentativ-befragung eingesetzt. Von diesen sind für Validierungs-zwecke – neben soziodemografischen und -ökonomi-schen Kennwerten – insbesondere jene Instrumente vonRelevanz, die mit der Lebensqualität und dem Wohlbefin-den positiv und negativ assoziierte Konstrukte erfassen.Dafür kommen u.A. die drei folgenden Selbstbeurtei-lungsverfahren in Betracht, die i.w.S. der Erfassung dessubjektiven physischen und psychosozialen Wohlbefin-dens sowohl hinsichtlich negativer Facetten (z.B. soma-toforme Störungen, chronische Belastungen) als auchpositiver Facetten (z. B. Belastbarkeit, Vitalität) dienen.

„Screening Somatoforme Störungen“(SOMS; Rief et al., 1997)

Der SOMS dient dem Screening der Kriterien für Somati-sierungssyndrome nach ICD-10 und DSM-IV. Die 53 Itemswerden für den Erhebungszeitraum der vergangenen 7Tage auf einer 5-stufigen Skala (1 = „gar nicht, 2 = „leicht“,3 = „mittelmäßig“, 4 = „stark“, 5 = „sehr stark“) erhobenund bilden 4 Skalen. In der vorliegenden Untersuchungbeschränken wir uns auf den „Beschwerdeindex Somati-sierung“, der aus der Summe der Symptome gebildet wird,wobei mindestens 35 Items vorhanden sein müssen.

„Trierer Inventar zur Erfassung vonchronischem Stress“(TICS; Schulz et al., 2004)

Das TICS erfasst anhand von 57 Items neun Aspekte vonchronischem Stress: Arbeitsüberlastung, Soziale Überlas-tung, Erfolgsdruck, Unzufriedenheit mit der Arbeit, Über-forderung bei der Arbeit, Mangel an sozialer Anerken-nung, Soziale Spannungen, Soziale Isolation und Chroni-sche Besorgnis. 12 Items bilden eine Screening-Skala zumChronischen Stress, die chronische Stressbelastung glo-bal und unspezifisch erfassen soll. Die Items werden auf

einer fünfstufigen Ratingskala (0 = „nie“ bis 4 = „sehr häu-fig“) erhoben. Es werden zufrieden stellende Reliabilitäts-koeffizienten (Schulz & Schlotz, 1999) und Validitätshin-weise für den Fragebogen berichtet – z.B. korrelativeZusammenhänge zwischen der Skala „Arbeitsbelastung“und Kortisolwerten (Schulz & Schlotz, 1999). Anhandeiner repräsentativen Stichprobe liegen Normwerte vor(Albani et al., in Vorbereitung).

„Fragebogen zur Erfassung körperlichenWohlbefindens“(FEW; Kolip & Schmidt, 1999)

Der Fragebogen dient der Erfassung des habituellen kör-perlichen Wohlbefindens Erwachsener, das nicht als dieAbwesenheit von Krankheit, Schmerzen oder Funktions-einschränkungen definiert, sondern in Form positiv for-mulierter Items erfasst wird. Dabei werden folgende Berei-che unterschieden: „Belastbarkeit“ (z.B. „Ich bin körper-lich belastbar.“), „Vitalität“ (z.B. „Ich wache morgens en-ergiegeladen auf.“), „Genussfähigkeit“ (z.B. „Ich nehmemir Zeit, meinem Körper Gutes zu tun.“) und „Innere Ruhe“(„Ich fühle mich innerlich im Gleichgewicht.“). Jeder Skalasind jeweils 4 Items zugeordnet, die auf einer 6-stufigenSkala (0 = „trifft überhaupt nicht zu“, 1 = „trifft kaum zu“,2 = „trifft eher nicht zu“, 3 = „trifft eher zu“, 4 = „trifftüberwiegend zu“, 5 = „trifft voll und ganz zu“) beantwortetwerden sollen. Es kann eine Gesamtskala (Mittelwert aller16 Items, Wertebereich 1 – 5) gebildet werden.

Analyse der Daten

Die psychometrische Prüfung der deutschen Versionendes EUROHIS-QOL und des WHO-5 umfasste mehrereSchritte und die Anwendungen verschiedener statisti-scher Verfahren und orientierte sich u. a. an der interkul-turellen Validierung des EUROHIS-QOL (Schmidt et al.,2005a). Zunächst wurden die zentralen deskriptiven undpsychometrischen Kennwerte für die Items und die Index-werte berechnet. Die unterstellte einfaktorielle Struktur derIndizes wurde mit explorativen Faktorenanalysen unter-sucht und mit konfirmatorischen Faktorenanalysen ge-prüft. Zur Testung der konvergenten und diskriminativenValidität wurden verschiedene bi- und multivariate Analy-sen eingesetzt.

Die deskriptiven und allgemeinen psychometrischenAnalysen der Daten wurde mit dem Programmpaket SPSS12.01 und dem Programm MAP (Hays et al., 1988) durch-geführt. Für die Berechung der konfirmatorischen Fakto-renanalyse wurde das Programm AMOS 4.01 verwendet(Arbuckle, 1999).

Ergebnisse

Deskriptive und psychometrische Item- und Skalenkenn-werte EUROHIS-QOL: Die Quote fehlender Werte lag für

87Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

alle acht Items des EUROHIS-QOL niedrig (0.20 – 0.49%),damit kann die Antwortrate als konsistent hoch beurteiltwerden. Die Mittelwerte der Items variierten nur leicht, derMittelwert für das Item 7 weicht leicht nach unten, für dasItem 8 dagegen leicht nach oben ab. Insgesamt berichtendie Befragten (mit der Einschränkung im finanziellen Be-reich) im Durchschnitt eine nahezu „gute“ bzw. im Bereich„Wohnverhältnisse“ eine mehr als „gute“ Lebensqualität.

Die Items 1 bis 5 des EUROHIS-QOL korrelieren unter-einander moderat bis hoch (Tab. 3), mit Item 6, 7 und 8jedoch deutlich niedriger. Die auf Grundlage der Itemkor-relationsmatrix berechneten psychometrischen Eigen-

schaften der EUROHIS-QOL-Items – mit Ausnahme desItems 8 („Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Wohnverhält-nissen?“) – lassen sich als insgesamt gut bis sehr gutbeurteilen: Für das Item 8 beträgt die Trennschärfe (part-whole korrigierte Item-Total-Korrelation) .29, die Trenn-schärfen der anderen 7 Items sind größer als .40 (rIT = .43 –.72). Entsprechend suprimiert der Einschluss des Items8 die interne Konsistenz des Gesamtindex ( -I (8) = .86,

= .85). Die interne Konsistenz des EUROHIS-QOL istdennoch als gut bis sehr gut zu beurteilen, auch die Test-halbierungsreliabilität nach Guttman weist einen gutenWert auf (rTT = .77). Die Werte des Index sind nicht normalverteilt (z KST = 5.51, p (z) = .000). Die empirischen Perso-

Tabelle 2. Deskriptive Itemkennwerte für die deutschen Versionen des EUROHIS-QOL und des WHO-5 (Ntotal = 2.473)

NVC MV M SD 0 1 2 3 4 5

EUROHIS-QOL N (%) N N N N N N(%) (%) (%) (%) (%) (%)

– sehr schlecht weder/ gut sehrschlecht noch gut

Wie würden Sie Ihre Lebensqualität beschreiben? 2.467 6 3.84 .73 9 91 555 1.432 380(0.24) (0.36) (3.69) (22.50) (58.05) (15.40)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem 2.467 6 3.81 .95 71 193 398 1.279 526Gesundheitszustand? (0.24) (2.88) (7.82) (16.13) (51.84) (21.32)

Haben Sie genug Energie für das tägliche Leben? 2.466 7 3.93 .82 15 100 529 1.213 609 mm mm mm (0.28) (0.61) (4.06) (21.45) (49.19) (24.70)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung 2.466 7 3.95 .82 23 135 349 1.386 573bei Alltagsverrichtungen? mmm mm (0.28) (0.93) (5.47) (14.15) (56.20) (23.24)

Wie zufrieden sind Sie mit sich selbst? 2.468 5 3.92 .79 23 131 356 1.476 482(0.20) (0.93) (5.31) (14.42) (59.81) (19.53)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren persönlichen 2.464 9 3.93 .90 48 147 374 1.263 632Beziehungen? mmm mm (0.36) (1.95) (5.97) (15.18) (51.26) (25.65)

Haben Sie genügend Geld zum Leben? 2.465 8 3.51 .89 46 220 927 966 306(0.32) (1.87) (8.92) (37.61) (39.19) (12.41)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Wohnverhältnissen? 2.461 12 4.09 .90 64 89 252 1.223 833mm mm (0.49) (2.60) (3.62) (10.24) (49.70) (33.85)

WHO-5

In den letzten zwei Wochen ... zu kn. Ab ...weniger ...mehr meis- dieZeit- und als als tens ganzepunkt zu Hälfte Hälfte Zeit

... war ich froh und guter Laune. 2.464 9 3.60 1.03 12 167 144 449 1.392 300(0.36) (0.49) (6.78) (5.84) (18.22) (56.49) (12.18)

... habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt. 2.464 9 3.58 1.07 22 150 172 512 1.255 353(0.36) (0.89) (6.09) (6.98) (20.78) (50.93) (14.33)

... habe ich mich energisch und aktiv gefühlt. 2.461 12 3.45 1.21 57 178 227 525 1.091 383(0.49) (2.32) (7.23) (9.22) (21.33) (44.33) (15.56)

... habe ich mich beim Aufwachen frisch und 2.464 9 3.48 1.25 77 179 182 511 1.077 438ausgeruht gefühlt. (0.36) (3.13) (7.26) (7.39) (20.74) (43.71) (17.78)

... war mein Alltag voller Dinge, die mich 2.465 8 3.47 1.17 25 207 210 559 1.074 390interessieren. (0.32) (1.01) (8.40) (8.52) (22.68) (43.57) (15.82)

Anmerkungen: NVC = Stichprobengröße (gültige Fälle); MV = Anteil fehlender Werte; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung.

88 Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

nenwerte schöpfen nicht vollständig den Bereich der theo-retisch möglichen Indexwerte aus (rangeemp = 10– 40, ran-gemod = 8 – 40). Der Mittelwert der Gesamtstichprobe fürden EUROHIS-QOL beträgt 30.99 (SD = 17.58), bei einemSkalierungsmittelpunkt von 24.00 (rangemod = 8– 40). DieQuote fallweise fehlender Werte lag für den EUROHIS-QOL mit 1.18% im akzeptablen Bereich, womit sie noch alsgut eingeschätzt werden kann (Tab. 4).

WHO-5: Die Quote fehlender Werte lag für alle fünfItems des WHO-5 relativ niedrig (0.32 – 0.49%). Die sechsvorgegebenen Antwortkategorien wurden alle genutzt, amseltensten die Antwortkategorie 0 „Zu keinem Zeitpunkt“(0.5–3.1%). Damit berichten die Befragten für die zweiWochen vor der Befragung überwiegend (weit „mehr alsdie Hälfte der Zeit“, jedoch nicht die „meiste“ Zeit) überein allgemein positives Befinden.

Die Items des WHO-5 korrelieren untereinander höherals die des EUROHIS-Index (Tab. 3), die quadrierten mul-tiplen Korrelationen der Items erreichen alle deutlich Wer-te über .50. Sowohl die Werte für die Item-Interkorrelatio-

nen, die korrigierten Item-Total-Korrelationen als auch fürdie quadrierten multiplen Korrelationen der fünf WHO-5Items variieren nur sehr gering. Die Gesamt-Reliabilität desIndex im Sinne der internen Konsistenz wird durch keinesder eingeschlossenen Items unterdrückt ( -I =.89– .91, =.92) und ist – wie die Testhalbierungsreliabilität nach Gutt-man (rtt = .87) – als sehr gut zu beurteilen. Die Werte desIndex sind nicht normal verteilt (zKST = 7.97, p (z) = .000).Die empirische Werteverteilung schöpft die gesamteSpanne der theoretisch möglichen Werte aus (rangeemp/mod = 6.00– 30.00). Der Bodeneffekt ist als sehr gering undder Deckeneffekt als mäßig einzuschätzen. Der einfache(summierte und untransformierte) Roh-Mittelwert desWHO-5 beträgt 4.73 (SD = 4.97), bei einem Skalierungsmit-telpunkt von 12.50 (rangemod = 0.00–25.00). Die Quote feh-lender Werte lag für den Gesamtindex mit 0.69% im niedri-gen Bereich, damit kann die Akzeptanz auch als sehr gutbeurteilt werden.

Die Inter-Korrelation der beiden Instrumente erreichteinen Wert von r = .60. Die zentralen deskriptiven undpsychometrischen Item- und Skalenkennwerte für den

Tabelle 3. Psychometrische Itemkennwerte und Iteminterkorrelationen für die deutschen Versionen des EUROHIS-QOLund des WHO-5 (Ntotal = 2.473)

–I rIT r2 rII

EUROHIS-QOL (NVC = 2.455) ( = .85) 1 2 3 4 5 6 7 8

(Zeitfenster: Zwei Wochen)

Wie würden Sie Ihre Lebensqualität beschreiben? .81 .70 .50 –

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Gesundheits-zustand? .82 .63 .52 .55 –

Haben Sie genug Energie für das tägliche Leben? .81 .69 .57 .56 .64 –

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistungbei Alltagsverrichtungen? .81 .71 .60 .55 .63 .68 –

Wie zufrieden sind Sie mit sich selbst? .81 .72 .57 .57 .56 .59 .67 –

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren persönlichenBeziehungen? .83 .56 .35 .45 .37 .43 .43 .55 –

Haben Sie genügend Geld zum Leben? .85 .43 .25 .45 .24 .30 .28 .33 .31 –

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Wohnverhältnissen? .86 .29 .13 .27 .14 .16 .21 .21 .23 .29 –

WHO-5 (NVC = 2.456) ( = .92)

„In den letzten zwei Wochen ...“ 1 2 3 4 5

... war ich froh und guter Laune. .90 .79 .67 –

... habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt. .89 .82 .71 .79 –

... habe ich mich energisch und aktiv gefühlt. .89 .81 .65 .70 .73 –

... habe ich mich beim Aufwachen frisch undausgeruht gefühlt. .90 .78 .62 .65 .71 .71 –

... war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren. .91 .75 .58 .65 .64 .69 .69 –

Anmerkungen: NVC = Stichprobengröße (gültige Fälle); -I = Cronbach’s Alpha des Index bei Ausschluss des Items; rIT = Item-Total-Korrelation(part-whole korrigiert); r2 = Quadrierte multiple Korrelation; rII = Inter-Item-Korrelation; = Cronbach’s Alpha des Index.

89Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

EURO-HIS-QOL und den WHO-5 sind in den Tabellen 2, 3und 4 wiedergegeben.

Faktorielle Validität

EUROHIS-QOL: Die explorative Faktorenanalyse(Hauptkomponentenanalyse mit orthogonaler Varimax-Rotation) zeigte in der unrotierten und in der rotierten Fak-torladungsmatrix eine vergleichbare Zwei-Faktoren-Lö-sung für die 8 Items des EUROHIS-QOL Index, mit einerkumulierten Gesamt-Varianzaufklärung von 64.42%. Die-se zweifaktorielle Struktur widerspricht der konzeptuell un-terstellten Eindimensionalität des Index. In der Zwei-Fak-toren-Lösung wird ein Faktor aus den Items 1 bis 6 konsti-tuiert und umfasst somit die physischen, psychischen undsozialen Aspekte der Lebensqualität, die mit jeweils 2Items repräsentiert sind. Dieser erste Faktor klärt mit44.58% den deutlich größeren Teil der Gesamtvarianz auf,wobei die Faktorladungen der 6 Items zwischen .56 und .84variieren. Ein zweiter Faktor setzt sich aus den beidenItems 7 („Geld“) und 8 („Wohnverhältnisse“) zusammenund erfasst somit exklusiv die umweltbezogenen Aspekteder Lebensqualität, wobei die Faktorladungen .73 (Item 7)bzw. .82 (Item 8) betragen. Die Varianzaufklärung von19.83% entspricht etwas weniger als einem Drittel der auf-geklärten Gesamtvarianz, dieser Anteil sollte bei der Beur-teilung jedoch auch an dem Verhältnis der jeweils faktor-konstituierenden Items relativiert werden. Die beiden Fak-toren lassen sich inhaltlich durch die jeweils spezifischeZurechnung der Facetten der Lebensqualität unterschei-den: Faktor I berücksichtigt im Allgemeinen die perso-nalen Aspekte bzw. endogenen Ressourcen, Faktor II dieexternalen Aspekte bzw. exogenen Ressourcen der Le-bensqualität.

Auf Grund der Verletzung des hypothetisch unterstell-ten einfaktoriellen Modells wurde eine weitere Faktoren-analyse unter Vorgabe eines zu extrahierenden Faktorsdurchgeführt. Die Gesamtvarianzaufklärung des Faktorsbetrug 50.80%. Die Faktorladungen variierten dabei zwi-schen .36 und .82, im Speziellen für die Items 1–6 (die Items,die den ersten Faktor der Zwei-Faktoren-Lösung konstitu-ieren) zwischen .67 und .82. Für die beiden Items zur Erfas-sung der umweltbezogenen Lebensqualität, die den ande-ren Faktor der zweifaktoriellen Lösung konstituieren, er-geben sich Faktorladungen von .52 (Item 7) und .36 (Item8), was bei einem kritischen Niveau von .40 als akzeptabel(Item 7) bzw. knapp unzureichend (Item 8) zu bewerten ist.Damit liegen die Faktorladungen der Items 7 und 8 im ein-faktoriellen Modell erwartungsgemäß deutlich unter denFaktorladungen der zweifaktoriellen Lösung, entspre-chend substanziell ist auch das Defizit an Gesamtvarianz-aufklärung. Hinsichtlich der Faktorladungen ist im einfak-toriellen Modell des Item 8 (Wohnverhältnisse) mit einerFaktorladung von .36 als problematisch zu beurteilen.

Als Basismodell für die konfirmatorische Faktoren-analyse diente das konzeptuell unterstellte einfaktorielleModell. In diesem basalen einfaktoriellen Modell fungie-ren alle acht manifesten Variablen (Items) als Indikatoreneiner latenten Variable (Faktor) „Lebensqualität“. Der Tu- Ta

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90 Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

cker-Lewis Fit Index (TLI) erreicht einen Wert von 0.89,der Komparative Fit Index (CFI) zeigt einen Wert von 0.92bei einem RMR .04 und einem von RMSEA von .11 (CI-95% = .11–.12), weitere ausgewählte Indizes der Fitstatis-tik für die Modellprüfung sind in Tabelle 6 wiedergege-ben. Die standardisierten Ladungszahlen variieren zwi-schen .27 und .82 (Tab. 5).

Neben dem Basismodell mit unkorrelierten Residuenund einem gemeinsamen latenten Faktor („Lebensquali-tät“) wurde für den EUROHIS-QOL auch ein Alternativ-modell berechnet. Dieses orientierte sich gegenüber demBasismodell an dem der Konstruktion des EUROHIS-QOL8 Item Index zu Grunde gelegten „Repräsentationsmodell“(je 2 Items für insgesamt 4 inkludierte Facetten der Le-bensqualität, die nicht als eigenständige Faktoren behan-delt werden). Dafür wurde das Basismodell um die modell-orientierte Spezifikation von zugelassenen Residualkorre-lationen (der zwei jeweils eine Facette repräsentierendenItems) erweitert. Der Tucker-Lewis Fit Index (TLI) erreichteinen Wert von 0.91, der Komparative Fit Index (CFI) zeigteinen Wert von 0.95 bei einem RMR von .03 und einemRMSEA von .10 (CI-95% = .09–.11), weitere ausgewählteIndizes der Fitstatistik für die Modellprüfung sind in Ta-belle 6 wiedergegeben. Die standardisierten Ladungszah-len variieren zwischen .26 und .81 (Tab. 6).

WHO-5: In der explorativen Faktorenanalyse zeigtesich, dass die 5 Items des WHO-5 alle auf einem Faktorladen, der mit einem Eigenwert von 3.78 insgesamt 75.53%der Gesamtvarianz aufklärt. Die Faktorladungen der Itemsvariieren zwischen .84 und .89 (Tab. 5).

Die konfirmatorische Faktorenanalyse weist einegute Fitstatistik für das Modell auf, mit einem Tucker-Le-wis Fit Index Wert von 0.94, einem Komparativen Fit Index(CFI) von .97, bei einem RMR von .03 und einem RMSEAvon .14 (CI-95% = .13–.16). Die standardisierten Ladungs-zahlen variieren zwischen .78 und .87 (Tab. 6).

Konstruktvalidität

Tabelle 7 dokumentiert die Ergebnisse der Korrelations-analysen für den EUROHIS-QOL-Index und den WHO-5-Index mit anderen Instrumenten zur Erfassung von körper-lichen und psychosozialen Beschwerden bzw. Belastun-gen sowie des subjektiven körperlichen Wohlbefindens(SOMS, TICS, FEW; vgl. oben).

Danach ergibt sich für den EUROHIS-QOL-Index einemittlere negative Korrelation mit der SOMS-Screening-Skala für somatoforme Störungen (r = –.53), ebenso fürden WHO-5-Index (r = –.47). Deutlich geringer fallen dieKorrelationskoeffizienten der beiden Lebensqualitätsver-fahren mit der Gesamtskala des TICS aus, die chronischenStress erfasst: Hier liegt der Wert für den EUROHIS-QOL-Index bei –.31 und für den WHO-5-Index bei –.30. Hin-sichtlich der Unterskalen des TICS variieren die Korrela-tionen in bedeutsamer Weise: Danach zeigen sich nahezukeine Zusammenhänge zwischen den TICS-Skalen „Ar-beits-“ bzw. „Soziale Überlastung“, „Erfolgsdruck“ unddem EUROHIS-QOL-Index (– .04 < r < .01) bzw. dem WHO-5-Index (–.08 < r < .01); schwache bis mäßige negativeZusammenhänge ergeben sich für die TICS-Skalen „Unzu-

Tabelle 5. Ergebnisse explorativer Faktorenanalysen für die deutschen Versionen des EUROHIS-QOL und des WHO-5(Ntotal = 2.473)

EUROHIS-QOL WHO-5

Modell EFA* Restringierte EFA EFA(1-Faktor-Lösung)

NVC = 2.455 NVC = 2.455 NVC = 2.456

Faktor I Faktor II Faktor Faktor

1 .68 .41 .79 1 .872 .83 .04 .77 2 .893 .84 .10 .81 3 .884 .84 .14 .82 4 .865 .80 .23 .82 5 .846 .56 .38 .677 .24 .73 .528 .03 .82 .36

Eigenwert 3.57 1.59 4.06 3.78Varianz (%) 44.58 19.83 50.80 75.53Gesamtvarianz (%) 64.42 50.80 75.53

Anmerkungen: * Werte der Zwei-Faktoren-Lösung werden für das rotierte Modell angegeben. EFA = Explorative Faktorenanalyse. NVC =Stichprobengröße (gültige Fälle).

91Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

Tabelle 6. Ausgewählte Indizes für die Fitstatistik und standardisierte Regressionsgewichte der konfirmatorischen Fakto-renanalysen der deutschen Versionen des EUROHIS-QOL (Basismodell und Alternativmodel) und des WHO-5(N total = 2.473)

EUROHIS-QOL WHO-5

Modell Basismodell Alternativmodell

Fitstatistik NVC = 2.455 NVC = 2.455 NVC = 2.456

Parameter 16 20 10Chi-Square (CMIN) 635.800 414.51 248.99df 20 16 5p .000 .000 .000CMIN/df 31.790 25.91 49.80RMR .04 .03 .03GFI .93 .96 .96TLI .89 .91 .94CFI .92 .95 .97RMSEA .11 .10 .14RMSEA (CI -95%) (.11–.12) (.09–.11) (.13–.16)p .000 .000 .000

(Standardisierte Regressionsgewichte)

1 .72 .73 1 .852 .75 .76 2 .873 .79 .79 3 .854 .82 .81 4 .825 .79 .78 5 .786 .58 .567 .41 .418 .27 .26

Tabelle 7. Korrelationen des EUROHIS-QOL und des WHO-5 mit anderen Skalen zur Erfassung des subjektiven Wohlbe-findens bzw. körperlicher und psychosozialer Beschwerden (SOMS, TICS, FEW; 2.425 � N � 2.453) *

EUROHIS-QOL WHO-5

SOMS Beschwerdeindex Somatisierung – .47 – .53TICS Arbeitsüberlastung – .08 – .04

Soziale Überlastung – .04 – .02Erfolgsdruck .01 .01Unzufriedenheit mit der Arbeit – .25 – .29Überforderung bei der Arbeit – .27 – .34Mangel an sozialer Anerkennung – .18 – .24Soziale Spannungen – .16 – .20Soziale Isolation – .38 – .43Chronische Besorgnis – .41 – .39Gesamtskala – .30 – .31

FEW Belastbarkeit .62 .62Vitalität .66 .58Genussfähigkeit .58 .59Innere Ruhe .61 .56Gesamtwert .68 .65

Anmerkungen: * Pearson-Korrelationskoeffizient; SOMS = „Screening Somatoforme Störungen (Rief et al., 1997); TICS = „Trierer Inventarzur Erfassung von chronischem Stress“ (Schulz et al., 2004); FEW = „Fragebogen zur Erfassung des körperlichen Wohlbefindens“ (Kolip &Schmidt, 1999).

92 Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

friedenheit“ mit bzw. „Überforderung“ durch die Arbeit,„Mangel an sozialer Anerkennung“, „Soziale Spannun-gen“ und dem EUROHIS-QOL-Index (– .20 < r < – .34) bzw.dem WHO-5-Index (–.16 < r < –.27); moderate Korrela-tionskoeffizienten schließlich weisen die Zusammenhän-ge der beiden TICS-Skalen „Soziale Bedürfnisse“ bzw.„Chronische Besorgnis“ mit dem EUROHIS-QOL-Index(– .38 < r – .41) bzw. dem WHO-5-Index (–.39 < r –.43) auf.Deutlich höhere Korrelationskoeffizienten zeigen sich fürdie beiden Instrumente bzgl. der Zusammenhänge mit demFEW, der das körperliche Wohlbefinden erfasst: Hier va-riieren für die Einzelskalen die Korrelationskoeffizientenzwischen .56 und .62 beim EUROHIS-QOL-Index und zwi-schen .58 und .68 für den WHO-5-Index. Noch deutlichersind die Korrelationen des FEW-Gesamtwertes mit demEUROHIS-QOL -Wert (r = .65) und dem WHO-5-Wert (r =.68).

Einfluss soziodemografischer Faktoren

Zur Überprüfung des Einflusses zentraler soziodemografi-scher Faktoren (Altersgruppe, Geschlecht, Wohnort) wur-den dreifaktorielle Varianzanalysen berechnet. Für die Be-urteilung eines bedeutsamen Einflusses wurde das kriti-sche Signifikanz-Niveau auf 1% gesetzt, um dem durchdie Größe der Stichprobe bedingten Problem der poten-ziellen Überidentifikation von „signifikanten Ergebnis-sen“ zu begegnen. Darüber hinaus wurden Schätzer der

Tabelle 8 . Lebensqualität (EUROHIS-QOL) und Wohlbefinden (WHO-5) in Abhängigkeit von Alter(sgruppe), Geschlechtund Wohnsitz (Ntotal = 2.473)

Faktor Faktorstufe N MR SDR MT SDT Dreifaktorielle Varianzanalyse

EUROHIS Effekt F p (F) Effekt-stärke+

Alter (A) I (� 40 Jahre) 921 32.21 4.43 75.66 13.85 A 60.08 *** (.000) .26II (41-60 Jahre) 787 31.10 4.73 72.19 14.79 G 11.03 *** (.001) .13III (� 61 Jahre) 737 29.34 4.60 66.70 14.38 W 6.00 ** (.014) .12

Geschlecht (G) Männlich 1.166 31.31 4.83 72.83 15.09 A * G 0.63 (.531)Weiblich 1.279 30.71 4.62 70.94 14.43 A * W 3.24 * (.039)

Wohnsitz (W) West 1.879 31.12 4.73 72.26 14.58 G * W 0.20 (.653)Ost 566 30.54 4.91 70.45 15.34 A * G * W 1.71 (.181)

WHO-5

Alter (A) I (� 40 Jahre) 929 18.36 4.80 73.44 19.19 A 21.51 *** (.000) .14II (41–60 Jahre) 793 17.49 4.88 69.95 19.51 G 23.22 *** (.000) .22III (� 61 Jahre) 734 16.70 5.13 66.81 20.52 W 1.22 (.270) .06

Geschlecht (G) Männlich 1.164 18.15 4.90 72.62 19.61 A * G 3.19 * (.041)Weiblich 1.292 17.07 4.98 68.27 19.90 A * W 1.18 (.309)

Wohnsitz (W) West 1.890 17.52 4.86 70.07 19.45 G * W 0.16 (.690)Ost 566 17.80 5.31 71.17 21.26 A * G *W 1.07 (.344)

Anmerkungen: NVC = Stichprobengröße (gültige Fälle); MR = Mittelwert des Index-Rohwertes; SDR = Standardabweichung des Index-Rohwerts;MT = Mittelwert des linear transformierten Indexwerts (0–100); SDT = Standardabweichung des linear transformierten Indexwerts (0 – 100); F= F-Wert der dreifaktoriellen Varianzanalyse; p = p-Wert für Signifikanztest: * p (F) < .05, ** p (F) < .01, *** p (F) < .001; A = Alter; G =Geschlecht; W = Wohnort; + Cohens d für G und W; Cohens f für A.

Effektgröße der drei Haupteffekte (Cohens d, Cohens) be-rechnet, um eine zuverlässigere Beurteilung der Einfluss-stärke vornehmen zu können. Die Analysen wiesen fürbeide Instrumente eine mäßige Abhängigkeit der Lebens-qualität vom Alter (EUROHIS-QOL: F = 60.08, p (F) � .000,f = .26; WHO-5: F = 21.51, p (F) � .000, f = .14) und vomGeschlecht (EUROHIS-QOL: F = 11.03, p (F) � .001, d =.13; WHO-5: F = 23.22, p (F) � .000, d = .22) aus. DerWohnsitz hat einen noch geringeren bzw. keinen nen-nenswerten Einfluss auf die allgemeine Lebensqualitätbzw. das Wohlbefinden (EUROHIS-QOL: F = 6.00, p (F) �.014, d = .12; WHO-5: F = 1.22, p (F) � .270, d = .06) auf. Eskönnen keine bedeutsamen Interaktionseffekte berichtetwerden.

Normierung

Auf Grund der leichten Alters- und Geschlechtsabhängig-keit der mit dem EUROHIS-QOL- bzw. dem WHO-5-Indexerfassten Lebensqualität (vgl. Tab. 8) werden die Norm-werte für die beiden Indizes getrennt nach Altersgruppen(� 40 Jahre, 41–60 Jahre, > 60 Jahre) und Geschlecht do-kumentiert. Da beide Werteverteilungen von der Normal-verteilung abweichen (vgl. Tab. 4) werden die Normwerteals (normal-)verteilungsungebundenen Prozentrangnor-men wiedergegeben (vgl. Tab. 9a und 9b).

93Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

Diskussion

Die dargestellte Validierungs- und Normierungsstudie derdeutschsprachigen Versionen des EUROHIS-QOL-Indexund des WHO-5-Index verweist insgesamt auf gute psy-chometrische Eigenschaften beider Summenscores zur Le-bensqualität, wie in Vorstudien bereits belegt wurden(Beck et al., 2003; Power, 2003). Die Indices weisen beidebefriedigende psychometrische Eigenschaften auf, so-wohl hinsichtlich der Reliabilität (z.B. interne Konsistenz),Konstruktvalidität (z.B. Korrelationen mit Skalen zur Er-fassung des körperlichen Wohlbefindens) oder beispiels-weise hinsichtlich der Ausschöpfung der Skalenbreite.

Insbesondere für den WHO-5-Index lassen die vorliegen-den Ergebnisse auf eine sehr gute psychometrische Per-formanz schließen. Hier ist jedoch anzufügen, dass beideInstrumente – wie auch andere in diesem Bereich – eineSchiefverteilung aufweisen.

Für den EUROHIS-QOL-Index sind allerdings hin-sichtlich der Annahme der strukturellen Unidimensionali-tät Einschränkungen i.S. einer mangelnden faktoriellenValidität vorzunehmen: Insgesamt 2 der 8 Items des Index(„Geld“ und „Wohnverhältnisse“) bilden in der explorati-ven Faktorenanalyse einen gesonderten Faktor, womit dieAnnahme der Unidimensionalität verletzt ist und von derpotenziellen Existenz zweier Dimensionen ausgegangen

Tabelle 9a. Normwerte (Prozentränge) – getrennt nach Geschlecht und Altersgruppen – für die deutsche Version desEUROHIS-QOL 8 Item Index zur Erfassung der allgemeinen bereichsübergreifenden Lebensqualität (Ntotal =2.473)

Männer Frauen Gesamt

Alter � 40 41–60 � 61 � 40 41–60 � 61 � 40 41–60 � 61

Rohwert N = 433 N = 370 N = 363 N = 488 N = 417 N = 374 N = 921 N = 787 N = 737 Rohwert(8–40) (8–40)

Prozentrang

< 14 0 0 0 0 0 0 0 0 0 < 1415 0 1 0 0 0 0 0 1 0 1516 0 1 1 0 0 1 0 1 1 1617 0 1 1 0 0 1 0 1 1 1718 1 3 1 1 1 4 1 2 2 1819 1 3 2 1 1 4 1 2 3 1920 1 5 4 2 2 6 2 3 5 2021 2 8 5 3 3 7 2 5 6 2122 2 9 7 4 4 10 3 6 9 2223 2 10 10 4 7 14 4 8 12 2324 4 11 14 6 9 20 5 10 17 2425 7 12 19 8 12 23 8 12 21 2526 8 16 22 12 16 27 10 16 24 2627 11 19 26 15 18 34 13 19 30 2728 15 23 32 20 22 40 17 22 36 2829 20 28 38 26 28 48 23 28 43 2930 28 35 46 34 37 57 32 36 52 3031 37 46 59 43 47 68 40 47 64 3132 48 60 71 57 63 82 53 62 77 3233 61 68 83 65 73 90 63 71 86 3334 65 74 88 72 82 94 68 78 91 3435 73 82 93 78 88 96 76 85 94 3536 80 87 95 85 92 97 82 90 96 3637 87 92 96 91 94 98 89 93 97 3738 90 94 98 95 97 99 92 96 99 3839 93 97 99 98 98 100 95 98 99 3940 100 100 100 100 100 100 100 100 100 40

MR 32.64 31.13 29.90 31.83 31.07 28.81 32.21 31.10 29.34 M RSDR 4.37 5.20 4.53 4.45 4.29 4.61 4.43 4.73 4.60 SD R

MT 77.00 72.29 68.42 74.47 72.11 65.03 75.66 72.19 66.70 MTSD T 13.67 16.24 14.17 13.92 13.39 14.40 13.85 14.79 14.38 SDT

Anmerkungen: N = Stichprobengröße; PR = Prozentrang; MR = Mittelwert des Index-Rohwertes; SDR = Standardabweichung des Index-Rohwerts; MT = Mittelwert des linear transformierten Indexwerts (0–100); SDT = Standardabweichung des linear transformierten Indexwerts(0–100). mmm mmm

94 Elmar Brähler, Holger Mühlan, Cornelia Albani und Silke Schmidt

werden kann. Die Kovarianzmatrix der Items und die psy-chometrischen Kennwerte (z.B. Trennschärfe, quadriertemultiple Korrelation) verweisen auf die Möglichkeit einerRekonzeptualisierung der Skalenstruktur. Jedoch wirddurch das konzeptuelle Modell des EUROHIS-QOL-Indexin der ursprünglichen Form auch kein singulärer Faktor 1.Ordnung, sondern ein singulärer Faktor 2. Ordnung zuGrunde gelegt. Dabei fungieren jeweils zwei Items des In-dex zum einen als Indikatoren jeweils einer von insgesamtvier spezifischen Facetten der Lebensqualität des ur-sprünglichen WHOQOL-Ansatzes zur Lebensqualität desEUROHIS-QOL-Index (psychologisch, physisch, sozial,umweltbezogen) und zudem als Indikatoren der allgemei-

nen Lebensqualität. Die Ergebnisse der explorativen Fak-torenanalyse zeigen somit inhaltlich auf, dass jene zweiItems einen weiteren Faktor konstituieren, die als Indika-toren der umweltbezogenen Facette der Lebensqualität imIndex berücksichtigt sind. Dieses Ergebnis kann dahinge-hend interpretiert werden, dass die „externen“ (umweltbe-zogenen) Ressourcen der Lebensqualität gegenüber den„internen“ Ressourcen der Lebensqualität, einen bedeut-samen Eigenvarianzanteil aufweisen, so dass das konzep-tuelle Model möglicherweise diesbezüglich spezifiziertwerden sollte. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungenund mit Blick auf die Kovarianzmatrix der Items ist zudemauffällig, dass die ersten fünf Items relativ konsistent und

Tabelle 9b. Normwerte (Prozentränge) – getrennt nach Geschlecht und Altersgruppen – für die deutsche Version desWHO-5 zur Erfassung des Wohlbefindens (Ntotal = 2.473)

Männer Frauen Gesamt

Alter � 40 41–60 � 61 � 40 41–60 � 61 � 40 41–60 � 61

Rohwert N = 433 N = 372 N = 359 N = 496 N = 421 N = 375 N = 929 N = 793 N = 734 Rohwert(0–25) (0–25)

Prozentrang

0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 01 0 1 0 0 0 0 0 1 0 12 0 1 0 1 1 1 0 1 1 23 0 2 1 1 1 2 0 1 2 34 1 3 3 2 1 3 1 2 3 45 1 4 5 4 3 6 2 4 5 56 2 5 6 5 4 7 3 4 6 67 2 6 7 7 5 9 5 5 8 78 3 8 8 9 7 11 6 7 10 89 4 9 9 10 8 13 7 8 11 9

10 6 10 12 10 10 16 8 10 14 1011 7 12 14 13 11 19 10 12 16 1112 10 16 15 15 13 22 13 15 19 1213 12 18 18 17 18 26 15 18 22 1314 14 21 21 21 23 30 17 22 26 1415 18 27 28 26 29 37 22 28 32 1516 21 31 32 31 35 42 26 33 38 1617 26 36 40 38 42 50 33 39 45 1718 31 42 46 45 49 60 38 46 54 1819 39 52 58 54 58 68 47 55 63 1920 61 73 80 78 81 88 70 77 84 2021 71 83 86 84 89 92 78 86 89 2122 79 86 92 88 93 93 83 89 92 2223 84 91 94 91 95 96 88 93 95 2324 88 94 95 94 96 97 91 95 96 2425 100 100 100 100 100 100 100 100 100 25

MR 19.24 17.70 17.31 17.59 17.30 16.11 18.36 17.49 16.70 MRSDR 4.39 5.17 4.98 5.01 4.60 5.21 4.80 4.88 5.13 SDR

MT 76.95 70.81 69.26 70.38 69.19 64.44 73.44 69.95 66.80 MTSDT 17.56 20.68 19.90 20.03 18.40 20.86 19.19 19.51 20.52 SDT

Anmerkungen: N = Stichprobengröße (gültige Fälle); MR = Mittelwert des Index-Rohwertes; SDR = Standardabweichung des Index-Rohwerts;MT = Mittelwert des linear transformierten Indexwerts (0–100); SDT = Standardabweichung des linear transformierten Indexwerts (0–100).

95Prüfung und Normierung des EUROHIS-QOL und WHO-5

homogen untereinander korreliert sind. Weiterhin scheintItem 6 („Soziale Beziehungen“) strukturell ,zwischen‘ den„intern“ und den „extern“ orientierten Indikatoren der Le-bensqualität verortet zu sein: Das Item 6 bezieht sich zwarauf externe Ressourcen (Soziale Unterstützung), diese ha-ben entgegen den anderen beiden „extern“ orientiertenIndikatoren jedoch einen starken persönlichen Bezug, daes sich um das einzige „echte“ soziale Item handelt. Item 7(„Wohnverhältnisse“) und Item 8 („Geld“) dagegen erfas-sen zwar „externe“ Ressourcen der Lebensqualität, gegen-über „sozialen Beziehungen“ (Item 6) sind diese jedochgenuin nonsozialer bzw. materieller Qualität.

Dennoch verweisen die Ergebnisse der Analysen zumdeutschsprachigen EUROHIS-QOL-Index auch auf dieMöglichkeit der Zusammenfassung aller acht Items zueinem Index (Faktor), wenn auch mit den genannten Limi-tierungen. Für das ursprüngliche einfaktorielle Modell desEUROHIS-QOL-Indexes wurden für die deutschsprachigeVersion bereits vergleichbare Ladungskennwerte im Rah-men einer europäischen Studie berichtet (Schmidt et al.,2005).

Abschließend beurteilt können somit sowohl derWHO-5-Index als auch der EUROHIS-QOL-Index für denEinsatz in der deutschsprachigen Version empfohlen wer-den, auch wenn noch Bedarf an weiteren, konzeptuell in-spirierten und empirisch angelegten Studien zur Strukturdes EUROHIS-QOL-Index besteht.

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Prof. Dr. Elmar Brähler

Universitätsklinikum LeipzigAbteilung für Medizinische Psychologieund Medizinische SoziologiePh.-Rosenthal-Straße 5504103 LeipzigE-Mail: [email protected]

Dipl.-Psych., Dipl.-Soz. Holger Mühlan

Johannes-Gutenberg-Universität MainzAbteilung für Medizinische Psychologieund Medizinische SoziologieSaarstraße 2155099 Mainz

Dr. Cornelia Albani

Universitätsklinikum LeipzigKlinik für Psychosomatik und PsychotherapieKarl-Tauchnitz-Straße 2504107 Leipzig

Korrespondenzadresse:

PD Dr. Silke Schmidt

Universitätsklinikum Hamburg-EppendorfInstitut und Poliklinik für Medizinische PsychologieZentrum für Psychosoziale MedizinMartinistraße 5220246 Hamburg