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Grundlagen der empirischen SozialforschungSitzung 2
Jan Finsel
Lehrstuhl für empirische SozialforschungProf. Dr. Petra Stein
27. Oktober 2008
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Online-Materialien
I Die Materialien zur Vorlesung finden Sie auf der Homepagehttp://www.uni-due.de/soziologie/stein_lehre.php
I Die ganze Vorlesung ist auch als Stream verfügbarI Es gibt eine Übung von Dawid Bekalarczyk um 12 bis 14 Uhr
am MontagI Im Sekretariat von Frau Werner in Raum R12 R06 A30
können CDs bzw. DVDs erstanden werdenI Meine Materialien werden wahrscheinlich auf meiner Seite
abgelegt werdenI Mail: [email protected]
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Der Plan für heute1 Wissenschaftstheorie
Aufgaben von WissenschaftstheorieWiderlegungs- statt Verifikationsbestrebungen
2 Struktur des Vorlesungsblockes DatenerhebungVorlesungsblock Datenerhebung - sechs SitzungenPhasen des ForschungsprozessesEmpirischer Teil des Forschungsprozesses
3 DefinitionenArten von DefinitionenKomponenten der Nominaldefinition
4 Definition grundlegender BegriffeVariablenHypothesen
5 Wissenschaftliche Erklärungen6 Ausblick
Der Plan für nächstes Mal3 / 22
Aufgaben von Wissenschaftstheorie I
WissenschaftstheorieLehre von der Vorgehensweise bei der wissenschaftlichen Tätigkeit(Methodologie)
Entdeckungs- und BegründungszusammenhangDie Gültigkeit einer Begründung durch wissenschaftlicherMethoden soll unabhängig von den subjektiven Interessen desForschers der Fall sein.
WissenschaftstheorieSammelbegriff für alle metawissenschaftlichen Erörterungen überWissenschaft, zu denen insbesondere die logische Analyse derBegriffe, die wissenschaftlichen Methoden, Theoriebildung undTheorieprüfung gehört
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Widerlegungs- statt Verifikationsbestrebungen
I Die schwarzen SchwäneI Wissensakkumulation (in der Soziologie?)
Kritischer RationalismusEs gibt kein absolut sicheres Wissen - nur bewährte Hypothesen
ImmunisierungsstrategienTheorien müssen empirisch überprüfbar sein
Geltungsbereich von TheorienTheorien mittlerer Reichweite
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Vorlesungsblock Datenerhebung - sechs Sitzungen
Ablauf1. Grundlagen der empirischen Sozialforschung - Der
Forschungsprozess2. Definitionen und Hypothesen in der Wissenschaft3. Messen und Skalieren4. Forschungsdesigns und Untersuchungsformen5. Auswahlverfahren und Stichprobendesigns6. Das Datenerhebungsverfahren der Befragung
Abweichung vom Online-MaterialDie Datenerhebungsverfahren Beobachtung und Inhaltsanalysefallen raus
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Phasen des ForschungsprozessesEntdeckungszusammenhang // Theoretischer Teil
I Auswahl eines ForschungsproblemsI Formulierung und Präzisierung des ForschungsproblemsI Theoriebildung
Begründungszusammenhang // Empirischer Teil
I Konzeptspezifikation und OperationalisierungI ForschungsdesignI Auswahl der UntersuchungsobjekteI DatenerhebungI DatenerfassungI Datenanalyse
Verwertungszusammenhang // Praktische PhasePublikation
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Empirischer Teil des Forschungsprozesses
KonzeptspezifikationI Begriffliche Präzisierung
BegriffsartenI Logische Begriffe (z.B. und / oder)I Empirische Begriffe (z.B. Migrationshintergrund)
Empirische Begriffe sind Begriffe, die (mit Hilfe einer Definition) inund für die Forschung zu präzisieren sind
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Definitionen
Verfahren, mit dem Vorstellungsinhalte von Worten festgelegtwerden
Arten von DefinitionenI RealdefinitionI Nominaldefinition
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Arten von Definitionen
RealdefinitionVersuch, das Wesen oder die Natur von irgendwelchenTatbeständen zu beschreiben
NominaldefinitionI Festsetzung darüber, dass ein bestimmter Ausdruck A1
gleichbedeutend mit einem anderen Ausdruck A2 sein soll,wobei die Bedeutung des Ausdrucks A2 als bekanntvorausgesetzt wird und A1 die Bedeutung von A2 annehmensoll
I Beispiel: Ausdruck „Ausländerfeindlichkeit“ istgleichbedeutend mit dem Ausdruck „Diskriminierung amArbeitsplatz und Wohnungsmarkt“, wobei die Bedeutung desAusdrucks „Diskriminierung am Arbeitsplatz undWohnungsmarkt“ als bekannt vorausgesetzt wird
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Die zwei Komponenten der Nominaldefinition
Definiendumjener neue Begriff, dessen Bedeutung festgelegt wird, also das zudefinierende Wort
Definiensjene Begriffe, die den Inhalt des Definiendums darstellen; also denVorstellungsinhalt, der ein Wort definiert.
BeispielI „Ausländerfeindlichkeit“ (Definiendum)I „Diskriminierung am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt“
(Definiens)
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Definition grundlegender BegriffeVariablen
MerkmalsträgerI Untersuchungseinheit an der Messungen vorgenommen werdenI Hat die Eigenschaft X in der Ausprägung Y
VariableI Merkmal oder Eigenschaft von Personen, Gruppen,
Organisationen (z.B. Geschlecht, Bildungsgrad, Einkommen)I Merkmal variiert von Untersuchungseinheit zu
UntersuchungseinheitI Hat mindestens zwei Ausprägungen
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Definition grundlegender BegriffeVariablen
Variablen können hinsichtlich ihrer Merkmalsträgerunterschieden werden in
I Individuelle MerkmaleI Kollektivmerkmale
Variablen können hinsichtlich ihrer Ausprägungenunterschieden werden in
I Diskrete (z.B. Anzahl Kinder in einem Haushalt)I Kontinuierliche = stetige (z.B. Alter, Körpergröße)
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Definition grundlegender BegriffeVariablen
Variablen können hinsichtlich ihrer Stellung in der Erklärungunterschieden werden in
I Abhängige VariablenI Unabhängige Variablen
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Definition grundlegender BegriffeHypothesen
HypothesenVermutung über einen bestimmten Sachverhalt
Nomologische HypothesenGesetzesmäßige Aussagen über Zusammenhänge
Hypothesen können hinsichtlich ihres Aussagefeldesunterschieden werden in
I Entwicklungshypothese (Trendhypothese)I IndividualhypotheseI KollektivhypotheseI Kontexthypothese
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Definition grundlegender BegriffeHypothesen
Entwicklungshypothese (Trendhypothese)
I Hypothese über Zusammenhänge, in denen die Zeit den Platzder unabhängigen Variablen einnimmt
I Beispiel: Trend der zunehmenden Individualisierung(Individualisierungsthese nach Beck 1994)
IndividualhypotheseI Sowohl unabhängige als auch abhängige Variable sind
IndividualmerkmaleI Beispiel: Je höher der Bildungsabschluss einer Person, desto
weniger Kinder bekommt die Person
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Definition grundlegender BegriffeHypothesen
KollektivhypotheseI Zusammenhänge zwischen KollektivmerkmalenI Beispiel: Bei wachsenden Mobilitätschancen steigt die
Zufriedenheit der Arbeitnehmer
KontexthypotheseI Unabhängige Variable ist ein Kollektiv, die abhängige Variable
ist ein IndividualmerkmalI Beispiel: Je höher die soziale Integration in einer sozialen
Gruppe (Kollektivmerkmal), desto geringer ist dieWahrscheinlichkeit, dass sich eine Person, die Mitglied dersozialen Gruppe ist, abweichend verhält (Individualmerkmal)
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Wissenschaftliche ErklärungenDeduktiv-nomologisches Erklärungsmodell (DN-Erklärung)
KollektivhypotheseI Zusammenhänge zwischen KollektivmerkmalenI Beispiel: Bei wachsenden Mobilitätschancen steigt die
Zufriedenheit der Arbeitnehmer
KontexthypotheseI Unabhängige Variable ist ein Kollektiv, die abhängige Variable
ist ein IndividualmerkmalI Beispiel: Je höher die soziale Integration in einer sozialen
Gruppe (Kollektivmerkmal), desto geringer ist dieWahrscheinlichkeit, dass sich eine Person, die Mitglied dersozialen Gruppe ist, abweichend verhält (Individualmerkmal)
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Wissenschaftliche ErklärungenFormale Struktur des Deduktiv-nomologischen Erklärungsmodells (DN-Erklärung)
Struktur der Erklärung Formales Beispiel
ExplanansNomologische Hypothese A⇒ BRandbedingung(en) A gilt
Explanandum B(≡ Das zu erklärende)
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Wissenschaftliche ErklärungenDeduktiv-nomologisches Erklärungsmodell (DN-Erklärung)
Struktur der Erklärung Beispiel
ExplanansNomologische Hypothese Begabte Kinder sind gut in MatheRandbedingung(en) Dieses Kind ist begabt
ExplanandumSinguläre Aussage Dieses Kind ist gut in Mathe
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Erklärung, Prognose und Planung
Frage Bekannt Gesucht
Erklärung Warum B? Explanandum (B) Explanans(Randbedingung A,Hypothese)
Prognose Welches Ereignis Explanans Explanandumwird infolge Aeintreten?
Planung Mit welcher Maß- Explanandum Explanansnahme kann dasZiel B realisiertwerden?
Quelle: Diekmann 2007: Empirische Sozialforschung. S. 172
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