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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 214, S. 83--92 (1951). Aus der I. Mediz. Universit~ts-Klinik, Frankfurt a. M. (Kom.-Leiter: Prof. Dr. W. H. HAvss). Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversueh. Von W. H. HAUSS~ H. KREUZIGER und L. LAMMERSo Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 21. Mai 1951.) ~nderungen der Gesamt-Leukozytenzahl im peripheren Blut sowie Verschiebungen des Differentialblutbildes durch verschiedenartige, unter anderem aueh zentrale Reize (HEILMEYER 1, HOFF 2) sind bekannt. Be- sonders markant erseheinen die Sehwankungen der Eosinophilen (Eos), die seit den Arbeiten von SEL¥~ z erneut in den Blickpunkt des Interesses getreten sind. THOR]q 4, ])OUGItER'rY 5 sowie HERBERTe haben auf den Zusammenhang zwisehen der Funktionstfiehtigkeit der Nebennieren- rinde und der Zahl der Eos hingewiesen und den bekannten Test aus- gearbeitet. Xachdem wir (HAuss 7) vor Jahren die Blutver~nderungen (Leuko- zytenzahl, Blutzueker, Rest-X, BSG.), die wir nicht nur beim Herzinfarkt sondern auch bei anderen Formen des Kreislaufkollapses fanden, als humorales Kollapssyndrom bezeiehnet hatten, konnten wir (HAuss 8) aueh eine Verminderung der eosinophilen Zellen nach Herzinfarkten nachweisen. Die letzte Reaktion gab uns Veranlassung, das Verhalten der Eos und der Gesamtleukozyten unter verschiedenen Versuehsbedingungen zu beobaehten. Methodik. Die Z~hlung der Eos erfolgte nach der von RANDOLPH 9 angegebenen Methode, die gegeniiber der DV~G~Rschen 1° erhebliehe Vorteile bietet. Unter anderem ermSglicht sic die gleichzeitige Bestimmung yon Gesamt- Leukozyten und Eos-Zahl. Die von uns mitgeteilten Werte sind jeweils Mittelwerte aus mindestens 5 voll ausgez~hlten B~RK]~R-Kammern. Da- bei machten wir die Erfahrung, dab die Eos sich besser anf~rbten, wenn man die aufgezogene Pipette w~hrend der F~rbezeit (30--45 min) bei -~ 30 ° C h~lt. Unsere Versuche wurden an im Stoffwechselk~fig gehaltenen Hunden durchgefiihrt. Das Einbringen in den K~ifig kann bereits ein Absinken der Eos zur Folge haben (vgl. Versueh: Tab. 3, 10/51, Tab. 4, 13/51). 6*

Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversuch

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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 214, S. 83--92 (1951).

Aus der I. Mediz. Universit~ts-Klinik, Frankfurt a. M. (Kom.-Leiter: Prof. Dr. W. H. HAvss).

Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversueh. Von

W. H. HAUSS~ H. KREUZIGER und L. LAMMERSo

Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 21. Mai 1951.)

~nderungen der Gesamt-Leukozytenzahl im peripheren Blut sowie Verschiebungen des Differentialblutbildes durch verschiedenartige, unter anderem aueh zentrale Reize (HEILMEYER 1, HOFF 2) sind bekannt. Be- sonders markant erseheinen die Sehwankungen der Eosinophilen (Eos), die seit den Arbeiten von SEL¥~ z erneut in den Blickpunkt des Interesses getreten sind. THOR]q 4, ])OUGItER'rY 5 sowie HERBERT e haben auf den Zusammenhang zwisehen der Funktionstfiehtigkeit der Nebennieren- rinde und der Zahl der Eos hingewiesen und den bekannten Test aus- gearbeitet.

Xachdem wir (HAuss 7) vor Jahren die Blutver~nderungen (Leuko- zytenzahl, Blutzueker, Rest-X, BSG.), die wir nicht nur beim Herzinfarkt sondern auch bei anderen Formen des Kreislaufkollapses fanden, als humorales Kollapssyndrom bezeiehnet hatten, konnten wir (HAuss 8) aueh eine Verminderung der eosinophilen Zellen nach Herzinfarkten nachweisen.

Die letzte Reaktion gab uns Veranlassung, das Verhalten der Eos und der Gesamtleukozyten unter verschiedenen Versuehsbedingungen zu beobaehten.

Methodik.

Die Z~hlung der Eos erfolgte nach der von RANDOLPH 9 angegebenen Methode, die gegeniiber der DV~G~Rschen 1° erhebliehe Vorteile bietet. Unter anderem ermSglicht sic die gleichzeitige Bestimmung yon Gesamt- Leukozyten und Eos-Zahl. Die von uns mitgeteilten Werte sind jeweils Mittelwerte aus mindestens 5 voll ausgez~hlten B~RK]~R-Kammern. Da- bei machten wir die Erfahrung, dab die Eos sich besser anf~rbten, wenn man die aufgezogene Pipette w~hrend der F~rbezeit (30--45 min) bei -~ 30 ° C h~lt.

Unsere Versuche wurden an im Stoffwechselk~fig gehaltenen Hunden durchgefiihrt. Das Einbringen in den K~ifig kann bereits ein Absinken der Eos zur Folge haben (vgl. Versueh: Tab. 3, 10/51, Tab. 4, 13/51).

6*

84 W. H , ttAVSS, H. KRECZm~R und L. L.~I~ERS :

W i r d d a s T i e r b e s o n d e r s gere iz t , z. B. d u r c h K o n f r o n t i e r u n g m i t e i n e r

K a t z e , so k a n n es z u m vS l l i gen V e r s c h w i n d e n d e r E o s k o m m e n (s iehe

5~ten Zei t : z s ~ s 6 ~, 8 9 ~o 11 lZ Is I¢ is 16 17 la 19 2o ~ 22 25 z~.

Lympho EOs, Leu ko.

% 15ooo

90 9 0 0 130O0 ! . . ~ 80 800 1ZOO0 70 7 0 0 11000 60 6 0 0 10000

............ / . . . . . . . . . . . . . . . ....... ,I: 2 0 2 0 0 6 0 0 0 i ~ 10 100 5000 ,.,-'-~,/" ~'" 0 0 ~ 0 0 0 %, \.rr("~/

. . . . . ~osinophile ~,~ . . . . . . . . . . Lyrnphozyten

Abb. 1. ~{und Bobby, 31/51, 17 kg, zeigt das Verhalten der Gesamtleukozyten und Eosinophilen, sowie der Lymphozyten w~hrend zweier Erregungszust~nde.

Tabelle 1. Die Wirkung einer J4"ther-Narkose bei 4 Versuchstieren au/ die Zahl der Gesamtleukozyten und Eosinophilen im peripheren Blut.

1/51 Albert Zeit:

Leuko I Eos.

VorNarkose: 24 Std 18 Std 2 Std 1 S t d

NachNark.: Sofort

1 Std 2 Std 3 Std 4 Std 5 Std 6 Std 7 Std 8 Std 9 Std

10 Std 1 1 S t d 12 Std 24 Std 30 Sdt

7100 700 7000 670 7400 720 7100 670

7600 7300 7700 84O0 9000 9200 9600 8100 8000 5050 8000 8500 8700 8000 84O0

720 660 580 500 410 480 600 620 64O 570 580 62O 650 610 660

2/51 Kai

Leuko Eos.

6400 6200 5800 6400

6200 6700 7100 7600 7600 8400 7300 7400 65O0 6400 6700 6400 6300 7000 6700

3/51 Nora

Leuko Eos.

7900 780 8500 750 8200 740 8600 740

8500 750 9200 680

10100 530 10900 410 10200 520 11100 510 10000 630

8700 620 8800 580 8400 640 7600 630 8400 690 8900 650 7700 700 8500 650

4/51 Bella

Leuko Eos.

7300 530 7600 600 7400 450 7800 520

7200 500 6700 450 8500 510 8400 400 9900 390

10300 300 8300 270 7100 350 7200 400 7500 510 6700 450 7400 470 7700 560 7300 460 7400 450

Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversuch. 85

Abb. 1). U m diese Effekte tunl ichs t auszuschalten, erfolgte die E inb r in - gung in den Kiifig bereits 24 Std vor Versuchsbeginn, und es wurde Wer t da rauf gelegt, dab w£hrend des Versuches ein mSglichst gleichmiiBiges Milieu (Fernha l ten fremder Personen und Tiere, F i i t t e rung usw.) bei- beha l ten wurde.

Durch ACTH-Gaben (25 mg ACTH = Armour -S tandard) kam es bei 4 Versuchshunden zu dem typischen Eos-Sturz mi t Leukozytenans t ieg (THoR•-Effekt).

Durch ~4"ther-Narkose sanken die absoluten Werte der Eos bei 4 Ver- suchstieren innerha lb yon 4 - - 6 Std auf einen Tiefpunkt , der aber ober- halb 50 ~ des Ausgangswertes lag, wohingegen die Gesamt-Leukozyten nur unwesent l iche Schwankungen zeigten (Tab. 1).

I n der Pernolcton-Nar]cose (4 Versuchstiere, 2 cm3/kg KSrpergewicht, davon 2/a langsam in t raven6s und 1/[l in t ramuskul~r injiziert) f anden wir eine Narkoseart , die keine wesentl ichen Xnderungen der Eos- u n d der Gesamt leukozyten-Zahlen hervorruf t (Tab. 2). Diese Narkose wurde da- her bei unseren Versuchen benutz t .

Dutch Anlage eines Pneumoper i toneums w~hrend einer solchen/~'ar- kose fiberzeugten wir uns, dab durch zusi~tzliche Belastungen, auch

Tabelle 2. Die Wirkung einer Pernokton-Narkose bei d Versuchstieren au/ die Zahl der Gesamtleukozyten und Eosinophilen im peripheren Blut.

Zeit:

VorNarkose: 24 Std 18 Std 2 Std 1 S t d

Narkose: Sofort 1 Std 2 Std 3 Std 4 Std 5 Std 6 Std 7 Std 8 Std 9 Std

10 Std I 1 S t d 12 Std 24 Std 30 Std

5/51 Albert

Leuko Eos.

640 63O 68O 6OO

60O 620 57O 610 53O 510 5OO 59O 620 59O 6OO 58O 6OO 650 6OO

6/51Kai

Leuko Eos.

6000 500 6600 550 6600 550 6100 580

6300 530 6400 570 6500 550 7000 510 7700 530 7600 420 6900 500 6900 540 6850 510 6200 590 65OO 540 6600 530 7000 620 7050 490 7000 630

7/51 Nora

Leuko ]~os.

8100 700 7600 750 8100 700 7500 740

7700 700 7600 730 8100 700 7800 680 8000 650 8900 660 8000 730 7800 660 7700 680 8200 810 8000 840 7900 830 8000 7500 780 7700 820

8/51 Bella

Leuko Eos.

7400 550 7700 530 7300 590 7600 610

7500 590 7300 550 7900 510 83OO 57O 7600 590 7800 650 7400 600 7200 590 7600 630 7600 590 7050 580 7500 620 7900 620 7300 590 8200 580

86 W. H. HAvss, H. KREUZIOER und L. LAMMERS :

Tabelle 3. Die Wi@ung einer Pernokton.Narkose und eines Pneumoperitoneum~ bei 4 Versuchstieren au/ die Zahl der Gesamtleukozyten und EosinophiIen im peripheren

Blut.

• 9/51 Albert Zeit :

Leuko Eos.

Vor Narkose: i

24 Std 18 Std 3 Std 2 Std 1 Std

Nach Narko. se u. Pneumo. peritoneum:

1 Std 2 Std 3 Std 4 Std 5 Std 6 Std 7 Std 8 Std 9 Std

10 Std 11 Std 12 Std 24 Std 30 Std

w~hrend

(Tab. 3).

5000 5300 5000 5000 5400

48OO 5300 6400 7700 7400 9400

10300 9600 9800 8000 9300 9000 6400 66O0

630 650 610 570 620

580 520 400 400 360 400 500 590 610 600 570 600 670 660

lO/51 Kai

Leuko Eos.

7000 480 7500 530 6000 610 7100 610 6900 630

6000 550 8O00 56O 8900 400 8200 3OO 9500 420 8700 540 9100 480

103OO 6OO 9200 570 9300 630 8100 600 8300 610 7000 510 6500 540

11/51 Nora

Leuko Eos.

6800 600 6400 580 6300 620 7000 590 6200 640

6000 610 6600 400 6300 360 8000 440 7600 440 8600 530 7800 340 9900 430 8000 450 8000 450 7700 560 7300 570 7000 500 7000 480

12/51 Bella

Leuko Eos.

5600 530 5700 580 5000 500 6050 520 5600 500

6300 570 5400 410 6000 260 6000 300 8000 300 6900 440 6900 400 8300 570 7000 600 7000 600 6000 670 7000 550 5000 500 5600 520

dieser Narkose Eos- und Leukozy ten -~nde rungen auf t re ten (GABmLOW 11).

Auch Gaben yon A C T H rufen be im mi t Pe rnok ton narkot is ie r ten

t I u n d einen pos i t iven THoR~-Effekt hervor .

Ergebnisse.

I .

Nach S~LYE s ist die Hi~morrhagie ein Stressor, der das General-

A d a p t a t i o n - S y n d r o m in Gang setzt.

Wir haben an 10 Versuchst ieren in Pernokton-I~arkose E n t b l u t u n g e n bis zu 65 °/o der Gesamtb lu tmenge (berechnet nach den bei TIGERSTEDT 12

angegebenen Indizes) durch Ar ter io tomie in ktirzester Zeit vorgenom-

men. Bei allen H u n d e n k a m es, wie aus Tab. 4 zu en tnehmen ist, inner-

halb der ersten 3 Std zu einem ex t r emen Sturz der Eos. Bei 8 Tieren konn ten wir zeitweise i iberhaupt keine Eos im per ipheren Blur naeh-

weisen. Der Wiederanst ieg erfolgte bei den verschiedenen Tieren zeitlich ungleichm~l~ig. Die Gesamt leukozyten st iegen an. 2 Versuchstiere (18151,

Zur Reaktion der Eosinophilen im Tiorversuch. 87

Tabelle 4. Die Wirkung einer Pernokton-Narkose und zusdtzlicher Entblutung bel 10 Versuchstieren au[ die Gesamtzahl der Leukozyten und Eosinophilen im peripheren

Blur; (EB = entzogene Blutmenge) : *Leukozytose durch intest. In/ela. beclingt.

Zeit: 13/51 Isabelle [ 14/51 Emil

E B = EB = 58% Leuko. 55% I Leuko. Eos Eos.

I 15/51 Paul EB = 6 5 %

Leuko. Eos.

16/51 Bello 17/51 Brutus EB = 50% EB = 45%

Leuko. I Eos. Leuko. Eos.

1 Tag vor Entblutg. Kurz vor Entblutg. 1 S t d nach Entblutg. 2 Std nach Entblutg.

3 Std 4 Std 5 Std 6 Std 7 Std

24 Std 48 Std 72 Std 96 Std

7200

7400

125001

8700 7100 6700 7000

000 4600

200 4900

- - 5000

- - 5300 000 5900

- - 9200 10100

(~0 8400 550 8000 350 830O 250 8100

400 6300

500 6200

300 6700

100 6900 030 7100

- - 7900 000 8300 000 9000

9100 250 8700 35O 83OO 400 8100 450 7200

750 5300

750 5700

O30 5650

000 6100 003 6800 000 7000 000 - -

50 6700

120 65000 250 300 11900* 350 14000 300 ]1o3oo /

I 600

75O

600

3OO 150 000

100

200 000 2OO 100

5200

5400

5100

6100

9300

10000

7300 6800 5300 6250

I00

120

I00

000

000

000

500 550 4OO 350

Zeit:

1 Tag vor Entblutg. Kurz vor Entblutg. 1 S t d nach Entblutg. 2 Std nach Entblutg.

3 Std 4 Std 5 Std 6 Std 7 Std

24 Std 48 Std 72 Std 96 Std

18/51 Harry EB = 6 0 %

Leuko. Eos.

300 500

I00 650

300 150

300 500 t

19/51 Orock EB = 60%

Leuko. I Eos.

6300 600

6000 600

6800 100

8000 000 8500 250

t t

20/51Nero EB = 38%

Leuko. Eos.

7500 800

7600 750

1 0 ~ 0 0 - - 650 10600 1 1060 12000 1 1000 10200[ 850

21/51 Cato EB = 60°/o

L~uko. Eos.

6400 600

6200 560

6600 320

6900 100 7000 000 8200 000 9700 000

10100 000 9900 000 9100 8400 7900 7500

22/51 Omar EB = 65%

Leuko. [ Eos.

7100 700

6900 730

7200 520

7500 210 8000 000 8750 000 9200 000

10350 000 10050 50

100 9100 270 150 8700 430 350 7400 570 400 7300 670

19/51) k a m e n i n n e r h a l b 4 S t d n a c h der E n t b l u t u n g ad f inem. E s is t be-

m e r k e n s w e r t , d a b ku rz v o r d e m T o d e die E o s w iede r ans t i egen .

Be i e iner H ~ m o r r h a g i e sche in t uns de r B l u t d r u c k a b f a l l e in wesen t -

l i cher B e s t a n d t e i l des K r a n k h e i t s g e s c h e h e n s zu sein. W i r h a b e n uns

88 W. I t . HAIISS~ H. KREUZlOER und L. LAYIMERS:

dafiir interessiert, wie sich die Leukozyten- und Eos-Verh~ltnisse bei Blutdruckschwankungen gestalten. Zu diesem Zweck haben wir in Per- nokton-:Narkose (7 Versuchstiere) beide Sinus carotici, unter sorgfifltiger Schonung der Nerven und der Nervi vagi, freigelegt. Durch Abklemmung beider Sinus wurden die bekannten Blutdruckschwankungen ausgel6st, die je nach Abklemmungsdauer in unseren Versuchen 15--120 rain be- trugen. W/~hrend, die Gesamtdauer des Yersuches betrachtet, die Eos einen unwesentlichen Abfall und die Leukozyten einen Anstieg zeigen, tr i t t jeweils so]oft nach LSsung der Klemmen (die mit einem Blutdruek-

ZeiT: 15 '10 2.0 30 ~0 50 "lb 10 20 ~;0 ~0 50 17 '~0 ZO 30 ~.0 50 18 10 20 30 'K:, SO

1 Eo~ LaJk~

"-. - - " ~ / " ~ A / - " " ~ _ % / V ~ .

, o o ,/',.../ \ / 2.00 7000 ~ . ~ " ' " / "

. ~ . / - ~ . / ' " "

~ l Leukozyren . . . . . Eo~rv~Je

Abb. 2. Hund Lupus, 26/51, 9,5 kg, Pernokton-Narkose, zeigt das Verhalten der Gesamtleukozyten und Eosinophilen nach 2maligem Abklemmen beider Sinus carotici.

abfall des Versuchstieres einhergeht) eine prompte und deutliche Ab- nahme der Eos ein. Nach 10--30 min ist der Ausgangswert wieder fast erreicht. Dieser Effekt ist (Abb. 2) wiederholbar.

II .

Es interessiert natiirlich zu erkennen, wie dieser Eos-Sturz zustande kommt. In der Literatur konnten wir dariiber keinerlei konkrete Angaben finden.

Theoretisch besteht die M6glichkeit, dab die Eos in einem Organ re- tiniert werden, oder da$ sie irgendwo im Organismus vSllig zerstSrt wer- den oder lediglich ihren Charakter verlieren. Diesbezfigliche Organunter- suchungen fiihrten zu keinem Ergebnis.

~unmehr wurden an drei Versuchshunden in Pernokton-Narkose bei er6ffnetem Abdomen und nach Art. carotis-Abklemmung bzw. Ab- nahme der Klemme die Eos im Blur verschiedener Gefi~Be gez~hlt. In der

Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversuch. 89

schematischen Darstellung des einen Versuches (Abb. 3) sind die Zell- zahlen, die in dem jeweils punktierten Gef~l~ gefunden wurden, ein- getragen. Man findet, wie auch bei obigen Versuchen (Abb. 2), nach Btut- drucksturz die schon geschilderte Abnahme der Eos in allen untersuchten Gef~Bgebieten. Jedoch f~llt auf, dal~ die Eosinophilenwerte in der Vena

Vena hepatica

I)4~oo/3so ~ ~ i)sz~l~o I I)~ooi~ Z) !m100/300 Z) 8000/100 Z) 1500/t 50 3) BZO0/ 90 ~ 3)90001 30 )$)a5001 80

~.) 8100/ZZO ~ 8900/160 4)86001200 8SOO/Zt+O ~ I ] 5) 9;m00/250 5)9500/310

b) 9200/100 [ ~ 6) 9B00/ 20 6)9500/ 90 4) ~400/390

e------ 2) T2OO/Z~O . Venm I SlOO,,lZO J-,enalis i

6) 0300/120

Arteria 1 en~is /

.... , 0 .00 J l 217100/3S0 w?.) ~200/500 217200/3S0 2) "~100/2S0

< 3 ) 80001120 S)~-OO/tO0 ( I I t S,SO00/t,* 0 S)BZOO/IO0

) 4) 82501Z00 I. 4) B~'OO/ZfO ~)8000/190 /+)8100/190 $ ) 9 0 0 0 1 3 0 0 v ~9100/Z50 ~ 5 )9 t001290 5 ) 9 1 0 0 / 3 5 0 619000/120 6) 9100/ - 6) 91¢00/110 6) 9 5 5 0 / 1 0 0

II, 114000/~,20 1)~300/S10 [ ~I 2| 7z~00/200 2) 7S00/2"0 4 ~ I

i 3)81oo/1oo $,8ooo1~2s i ~ m

I ° ,~oo, .o . ,9 .~.oo I I

3) 80~1100

mmJ Al h 'nrnuns I I Ab~e~nmung m 5oMin ' 60 ~/lln. ~0/V~inuten 50 Min.

1 2 $ ~ 5 6

Abb. 3. Hund Kurt, 27151, 12 kg, Pernokton-STarkose, Laparotomie. Abklemmung beider freigelegten Sinus carotici, Ziihlung der Gesamtleukozyten und Eosinophilen bei: 1. vor Abklemmung; 2. nach Klemmenentfernung; 3.40 min nach Klemmenentfernung; 4. 10 rain nach erneuter Abklemmung;

5. sofort nach Klemmenentfernung; 6. weitere 50 rnin sp~iter.

lienalis bei weitem niedriger liegen als in den anderen Gef~i3gebieten [Abb. 3: 30, 20 Eos in der Vena lienalis gegeniiber 80, 90 in der Vena hepatica (die Mischblut aus der Milz(!) und dem restlichen Reflux ent- h~lt), 90--120 Eos im Blut der iibrigen Gef~l~e]. Auch bei zweimal hinter- einander durchgefiihrter Carotisabklemmung finder man dieselbe Ver- teilung.

90 W . I-I. I'IAUSS, H . KREUZIOER u n d L . LAMMERS"

Von der Erkenntnis ausgehend, dab die Milz somit als Filter ftir die Eos wirksam ist, haben wir bei 2 Hunden eine Splenektomie vorgenom- men und (nach Ausheilung bei normalen Blutzellzahlen) feststellen kSn- nen, dab nunmehr der Eos-Abfall naeh ACTH-Gaben bedeutend sparer eintritt und yon kfirzerer Dauer ist als vor der Operation.

Abb. 4 zeigt den Versuchsverlauf mit seinem deutliehen Untersehied auf. Ein in seinen zeitlichen Relationen deutlieh verminderter Eos-Abfalll ist nach der Splenektomie erkennbar.

Eos LeukO 2o' *o' 4" 2o' .o' 2 ~ 20' ~o' 3 ~ ao ~o z+~ =o +o" 5 ~ 2o ~o 6" zo' +o 7" 20' ~0' $" zo'

60o ~oooo . . . . [ 25 mg AC]-H

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- - = Leukozy'lcn ..... F_..osinophile

Abb. 4. Hund Xaver, 30151, 14 kg, zeigt das Verhalten der Gesamtleukozyten und Eosinophilen nach einmaliger Gabe yon 25 mg ACTH. Kurve A und B vor, Kurve C und D nach Splenektomie.

Schraffiert die Verweildauer der Eosinophilen unter 50 % des Ausgangswertes.

Besprechung der Ergebnisse.

Aus obigen Versuchen geht zun~ehst hervor, d a l durch Blutdruek- sehwankungen

1. ein Abfall der Eos resultiert und dab 2. die Milz bei diesem Geschehen eine wesentliche Rolle spielt. Wenn man auch bei dieser klaren Situation geneigt sein kSnnte, dem

Blutdruckabfall als solchem eine ausschlaggebende Rolle fiir die Eos- Reaktion zuzuschreiben, so darf nicht fibersehen werden, dab durch die Reizung des Sinus caroticus ein recht m~nnigfaltiges Geschehen in Gang gesetzt wird (HEYr~A~S13). Kreislaufmeehanische Umstellungen, Reizung von nervSsen (auch vegetativen) Zentren und AuslSsung von hormo- nalen Regulationen sind bei Sinusreizung erwiesen. Welehem Faktor oder welchen Faktoren der Eos-Sturz zugeschrieben werden muS, ist unseres Erachtens noch nicht zu entscheiden.

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Zur Reaktion der Eosinophilen im Tierversuch. 91

Klarer umrissen erscheint uns die T/~tigkeit der Milz in diesem Ge- sehehen. Wiihrend des Blutdruckabfalles fliellen Eosinophile in sie hinein, aber es kommen nicht mehr alle heraus oder sie sind zum mindesten nach der l~ethode von RANDOLPH nicht mehr erkennbar. Aber auch hier bleibt eine aui3erordentlich wichtige und interessante Frage often: Wer- den die Eos in der Milz in toto verhaftet, oder werden sie lediglich ihres Charakters beraubt.

BEIGLB()CK 14 Z. B. weist auf die MSgliehkeit hin, dab die Aminooxydase durch Angriff auf den Spermingehalt der Eos. diese ver/~ndert. LAUDA 15 erw~hnt Beob- aehtungen yon SCHITTENHELM und EHRHARDT ls und yon KULKA 17, die naeh Splenektomie Eosinophilie beobachteten. Dieser Befund weist in demselben Sinn auf die Funktion der Milz him Die Beeinflussung der Eos. dureh Milzextrakt, wie sie MAYR und MONCOm'S zs nachgewiesen haben, sprieht in demselben Sinn.

Unsere Beobach~ung, dal3 nach Milzexstirpation noch ein Abfall der Eos, wenn auch zeitlich in geringerem Umfang, auftritt, zeigt auf, dab die Milz nicht als einziges Organ verantwortlich zeichnet. Der Schlufl liegt nahe, dab das gesamte RES Anteil nimmt. TISCHENDORF 19 erw/~hnt, dab in manchen Lymphknoten bei allergischeu Allgemeinreaktionen die Eos sehr zahlreich sind, wobei nicht zu entscheiden ist, ob sie dort ge- bildet oder nur eingeschwemmt werden. Die Kontrolle der gesamten RES- Wirksamkeit war uns mangels geeigneter Methodik, noch nicht mSglich.

Zusammenfassung.

1. In Hundeversuchen kann durch Entblutung, Narkosetrauma und ACTH-Gaben die bekannte Wirkung auf die Eosinophilen-Zahl besti~tigt werden.

2. Durch Karotiden-Abklemmung und -0ffnung bzw. die dadurch hervorgerufenen Blutdrucksehwankungen konnte Eosinopenie erzielt werden.

3. Xach unseren Versuchen mug die Milz als ein Ort angesehen wer- den, an dem eine Verminderung der Eosinophilen-Zahlen beim Blut- druckabfall bewirkt wird. Nicht entschieden wurde, ob die Eosinophilen dort arretiert oder nur entartet bzw. zerstSrt werden.

4. Versuche an milzexstirpierten Hunden best/itigen die Bedeutung der Milz ffir das Versehwinden der Eosinophilen, zeigen jedoch, dal3 die Milz nicht der einzige Ort der Wirksamkeit ist. Es liegt die Vermutung nahe, dal3 das gesamte RES beteiligt ist.

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Prof. Dr. W. H. HA~ss, Dr. med. H. KRECZmER, Dr. med. L. LAMBERS, I. Mediz. Universit~ts-Klinik, Frankfurt a. M.