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22. Mai 2011 ISSN 1436-607X Kirchentag in Dresden: Was unsere Gemeinden beitragen Legendenbildung n Was auf der »Titanic« zuletzt gespielt wurde. Seite 12 Herzensbildung n Wie die Crottendorfer Gemeinde ausbildet. Seite 14 Gruppenbildung n Wo im Internet Pfarrer bewertet werden. Seite 21 11/2011 Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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Das Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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22. Mai 2011ISSN 1436-607X

Kirchentag in Dresden: Was unsere Gemeinden beitragen

Legendenbildungn Was auf der »Titanic«

zuletzt gespielt wurde. Seite 12

Herzensbildungn Wie die Crottendorfer

Gemeinde ausbildet. Seite 14

Gruppenbildungn Wo im Internet Pfarrer

bewertet werden. Seite 21

11/2011Magazin der Evangelisch-methodistischen KircheMagazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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::: Editorial2

kurz gesagt

So ErrEicHEn SiE unS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0 TI

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AnDrEAS crAmEr ist für weitere sechs Jahre zum Direktor

des Diakonie-werkes Mar-tha-Maria ge-wählt worden. Cramer, Jahr-gang 1953, Diplom-Ver-waltungswirt,

Theologe und Pastor der EmK, ist seit 2000 Direktor. Als Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerkes Mar-tha-Maria ist er Aufsichts-ratsvorsitzender der Mar-tha-Maria-Gesellschaften. Das Diakoniewerk Martha-Maria führt Krankenhäuser, Seniorenzentren und andere soziale Einrichtungen mit insgesamt mehr als 3.400 Mitarbeitenden.

AnGESicHtS nEuEr DrAmAti-ScHEr ZAHLEn zum Alkohol-missbrauch vermisst das Blaue Kreuz in Deutschland ein Erschrecken in der Ge-sellschaft. Das erklärte der Bundessekretär Reinhard Lahme nach Erscheinen des »Jahrbuchs Sucht 2011«. Danach wird zwar weniger geraucht, aber weiterhin viel getrunken. Die Zahl der Alkoholvergiftungen zwi-schen den Jahren 2000 und 2009 stieg um fast 112 Pro-zent. 9,5 Millionen Bürger trinken Alkohol in riskanter Weise, so das Jahrbuch.

FrAnK ScHAEFEr, Ex-Trainer des 1. FC Köln, ist vom Sportdirektor des Clubs dif-famiert worden. Das hat der Vorsitzende der Kölner ACK, der katholische De-chant Rainer Fischer, in ei-nem offenen Brief erklärt. Der Sportdirektor und heu-

tige Trainer des Bundesliga-Fußballclubs, Volker Finke, hatte sich vor Schaefers Rücktritt gegenüber Journa-listen zu dessen christlichem Glauben geäußert. Die Baptistengemeinde, zu der Schae fer gehört, sei eine Ge-meinde »mit Missionsauf-trag und Erwachsenentaufe, das ganze Programm«, wird Finke im »Kölner Stadtan-zeiger« zitiert. Dagegen be-tonte Fischer, der Missions-auftrag gehöre zur Identität und zum Auftrag jeder Kir-che. Zudem werde nicht nur in den Baptistengemein-den die Erwachsenentaufe gespendet, sondern auch in den Großkirchen.

EinE »ÜbErAnpASSunG An DiE moDErnE« hat der Medien-theoretiker Norbert Bolz der evangelischen Kirche vorgeworfen. »Das ist eine Anbiederung, die gnadenlos ist und keine Grenzen mehr kennt – das bringt die Kir-che um«, sagte der Protes-tant auf einem Kolloquium über Christliche Medien-präsenz in Deutschland in Bonn. Als Beispiel für die kirchliche Anpassung nann-te Bolz das Streben nach »politischer Korrektheit«.

DiE VErmöGEnSStEuEr sollte wieder eingeführt werden. Das hat der Vorstandsvor-sitzende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-schung, Gert G. Wagner, angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland vor-geschlagen. Zudem sollten Einkommenssteuern im oberen Bereich angehoben werden. kie/epd/idea

Bald ist es soweit:

Der Kirchentag in Dresden beginnt am 1. Juni. In der Elbestadt werden rund 100.000 Menschen erwartet. Es ist schon eine gute Tradition, dass wir als als Evangelisch-methodisti-sche Kirche mit Personen und Wer-ken sowohl in der Vorbereitung als auch beim Kirchentag selbst vertre-ten sind. Ist das selbstverständlich? Ja – und zwar aus mehreren Grün-den.Zwar wird die auch als »Protestan-tentreffen« bezeichnete Veranstal-tung evangelisch-landeskirchlich do-miniert, organisatorisch ist der Kir-chentag unabhängig von der Amts-kirche. Der Kirchentag ist eine große Laienbewegung und hat sich immer auch kritisch mit der Amtskirche auseinandergesetzt. In unserer frei-kirchlichen Tradition steht uns der Kirchentag also sehr nahe.Auch organisatorisch und inhaltlich sind wir mit dem Kirchentag verwo-ben: Die EmK ist nicht nur in den Gremien vertreten, es gibt zahlreiche Einzelpersonen, die sich in unter-schiedlicher Weise beteiligen. Dabei stehen sie immer auch für die EmK. Und nicht zuletzt ist es für alle evan-gelischen Freikirchen wichtig, dass sie die Deutungshoheit über »evan-gelisch« nicht den Landeskirchen überlassen. Dazu müssen wir keine Opposition bilden. Es genügt schon, deutlich zu machen, wofür wir ste-hen. Und dazu bietet der Kirchentag eine Plattform.

Ihr Volker Kiemle Redaktionsleiter

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Donnerstagrock und Pop, Emmauskirche, Katharinenstraße 17:10.30 bis 11.20 Uhr „ Glaube, Kritik, Hoffnung, Kritische rocksongs und lieder voller Freude und hoffnung, geprägt vom Glauben an Jesus, mit »hope!«, Weißbach 12.30 bis 13.30 Uhr „ Für immer, rock-musik aus Mittelhessen, mit »KIM« (keep in mind), linden. 14 bis 15.30 Uhr „ Glaube in die Welt tragen, Praise und Worship von ruhig bis rockig mit »BBlessed«, Witten. 16 bis 18 Uhr „ rocken für den Glauben, mit »Frame-less«, Karlsruhe.

21 bis 24 Uhr „ Gute-nacht-café, Friedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3.21 bis 24 Uhr „ Gute-nacht-café, Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

Freitag rock und Pop in der Emmauskirche, Katharinenstraße 17:10.30 bis 11.30 Uhr „ Stephan H. Gosch und Band12 bis 13 Uhr: „ You’ve Got to Decide, Folk-, rock- und Bluesballaden, mit »Just-4-Fun«, Bochum.14 bis 15.30 Uhr „ rockiger Lobpreis aus Berlin, mit »BConnected-Band«, Berlin.17 bis 18 Uhr „ come to Where the Worship is, mit »route 77«, Zwickau.

19.30 bis 22 Uhr „ Feierabendmahl, Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

21 bis 24 Uhr „ Gute-nacht-café, Friedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3.21 bis 24 Uhr „ Gute-nacht-café, Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

Samstag 10.30 bis 11. 30 Uhr „ new Life Worship , mit »City of hope Music«, Falkenstein.12.30 bis 14.30 „ Für immer, rockmusik aus Mittelhessen, mit »KIM«, linden.15 bis 16 Uhr „ Glaube in die Welt tra-gen, Praise und Worship von ruhig bis rockig mit »BBlessed«, Witten.16.30 bis 17.30 Uhr „ Glaube, Kritik, Hoffnung, Kritische rocksongs und lieder voller Freude und hoffnung, geprägt vom Glauben an Jesus, mit »hope!«, Weißbach18.30 bis 20.30 Uhr „ Zeitgemäße Lob-preismusik mit viel Spaß und Tief-gang, mit Stephan h. Gosch, hidden-hausen.

21 bis 24 Uhr „ Gute-nacht-café, Friedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3.21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

vom 1. bis 5. Juni steht Dresden im Zeichen des Kirchentags. auch die Dresdener EmK-Gemeinden sind dabei: am abend der Begegnung werden sich die vier Gemeinden mit einem gemeinsamen Stand beteiligen. In der Emmaus- und in der Friedenskirche gibt es angebote. Folgende Programmpunkte stehen fest:

Die perlenketteWie eine Perlenkette ziehen sich die veranstaltungsorte des Kirchentages an der Elbe entlang. Sie reicht von der Messe bis zum Großen Garten. Insgesamt umfasst sie 104 Gebäude, Standorte für Zeltaufbauten und 17 open-air-Gelände.

Weit geöffnete Türen

EmK-mitWirKEnDE

Donnerstag 14 bis 15 Uhr „ ökumenischer Gottesdienst zu Christi himmelfahrt, mit Bischöfin rosemarie Wenner, rudolf-harbig-Stadion, lennéstraße 12.

Freitag morgen-, mittag-, Abend- und nachtgebet, mit Pastor hartmut handt, Bühne am Gymnasium Dreikönigschule. louisenstraße 42.13.30 bis 14.30 Uhr „ offenes Singen mit dem liederbuch, mit Pastor hartmut handt und Martin heider, Kirche des Diakonissenkrankenhauses, Bautzner Straße 70.14.45 Uhr „ buchvorstellung »Jesu tod und unser Leben«, mit Bischof i.r. Walter Klaiber, Messehalle 2, Bühne der Kirchentagsbuchhandlung. 18 Uhr „ Feierabendmahl für Kranke und Gesunde, mit Pastor hartmut handt, Kirche des Diakonissen-krankenhauses, Bautzner Straße 70.

Der Verein »projekt LEbEn« wird ein café im Diakonie-quartier direkt vor der Semperoper betreiben. Dieses Café wird auch stark von Mitgliedern der EmK-Gemeinde Cran-zahl unterstützt. Es gibt eine enge verbindung zwischen EmK Cranzahl und dem verein zum Beispiel auch durch hilfsprojekte. Der gesamte Erlös des Cafébetriebes ist für den Kauf des Backofens in Sacele bestimmt.

Emmauskirche

Friedenskirche

www.kirchentag.de

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»Das Interesse an Spiritualität hat beim Kirchentag eher zugenommen.«

Wofür braucht es eigentlich einen Kirchentag?GörinG-EcKArDt: Es wäre extrem schade, wenn es den Kirchentag nicht gäbe. Wenn alle zwei Jahre mehr als 100.000 Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt zusammenkommen, zeigt allein das: Es ist gut, dass es ihn gibt. Und diese 100.000 sind ja auch anders zusammengesetzt als bei sonstigen Großveranstaltun-gen: Woanders gehen die einen zum Rockkonzert und die anderen zum Musikantenstadel. Nur beim Kir-chentag kommen alte und besonders viele junge Men-schen unterschiedlicher Milieus zur selben Veranstal-tung. Wir haben eine bunte Mischung – und in Dres-den eine besondere Begegnung von Ost und West.

Interessiert sich denn die typische Kirchentags-besucherin wirklich für ihren Glauben – oder geht es nicht vielmehr um Politik?GörinG-EcKArDt: Mal ehrlich: Wa-rum kommt man sonst zum Kirchen-tag? Ich glaube, dass das Interesse an Spiritualität beim Kirchentag eher zu- als abgenommen hat. Es ist ja vergangenen Kirchentagen vorge-worfen worden, dass wir nicht mehr so zugespitzt gesellschaftliche The-men behandeln, wie wir es früher getan hätten. Aber die Besucherinnen und Besucher wollen auf der einen Seite vor allem differenziert dis-kutieren und wenden sich auf der anderen Seite stärker spirituellen Angeboten zu. Dazu kommt, dass wir in Dresden die Aufgabe haben, diejenigen, die »einfach so« vorbeikommen, mit unseren Inhalten besonders anzusprechen. Deswegen freue ich mich über die Ini-tiative der Kirchenmusikstudierenden, die Kirchen-bänke auf die Straße tragen, Grundbegriffe des Glau-bens erklären und mit den Menschen ins Gespräch über den Glauben kommen wollen.

Hatten die letzten Kirchentage gesellschaftlich bedeutsame Schwerpunktthemen?GörinG-EcKArDt: Der Kirchentag ist und hat eine klas-sische Zeitansage. Man merkt immer wieder, dass die Themen, die in der Zeit wichtig sind, beim Kirchentag einen Ort haben. Manchmal wird ein Thema dann

wichtiger, als man es erahnt hat – und dann wird es auf diese Weise auch größer, aber da ist es meist schon. Also: Im Moment haben wir eine Atomkatastrophe, den Militäreinsatz in Libyen, die Nordafrikanischen Revolutionen, die Eurokrise. Natürlich denken wir genau darüber nach, wie wir die brisanten Themen aufnehmen und sind froh, dass vieles schon im Pro-gramm angelegt ist.

Riskiert man da nicht, dass der Besucher da hingeht, wo er immer hingeht?GörinG-EcKArDt: Nein, der Besucher geht zu dem The-ma, das ihn persönlich gerade am meisten bewegt. Und das ist oft das Besondere. Und für Dresden haben wir in der Tat einen Schwerpunkt bei Spiritualität und Glauben, weil wir sagen, dass dies in einer glaubens-

fernen Region ein beson-deres Thema ist. Wir ha-ben als zweites großes Thema die Freiheit – das bietet sich in der Mitte Eu-ropas mit der Erinnerung an die friedlichen Revolu-tionen geradezu an, aber es ist durch die Ereignisse in Nordafrika natürlich et-

was, das uns ganz neu beschäftigt. Und das dritte gro-ße Thema, das wir uns vorgenommen haben, ist im weitesten Sinne die Nachhaltigkeit, die Wachstums-frage und die Bewahrung der Schöpfung. Das ist durch Fukushima jetzt mit einem weiteren, sehr aktuellen Beispiel unterlegt. Die Frage, was wir uns als Men-schen zutrauen, mit welcher Hybris wir mit unserer Natur umgehen – diese Frage stellt sich nicht neu, aber sie stellt sich noch einmal mit neuer Kraft.

Aber diese Frage haben Sie auch schon bei anderen Kirchentagen gestellt ...GörinG-EcKArDt: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, der konziliare Prozess – das ist sicher-lich etwas, was bei Kirchentagen immer wieder vor-kommt. Und trotzdem stellen wir diese Frage immer wieder neu, mit aktuellen Akzenten: Wir haben bei je-dem Kirchentag geschaut, welches Thema zu dieser

rund 100.000 Protestanten werden in Dresden zum 33. Evangelischen Kirchentag erwartet. aber gehen von der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Bewegung wirklich noch gesellschaftliche Impulse aus? Benjamin lassiwe sprach dazu mit Katrin Göring-Eckardt, Präsidentin des Dresdener Kirchentags, Präses der EKD-Synode und vizepräsidentin des Deutschen Bundestags.

»Keine fertigen antworten«

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Zeit und an diesem Ort von besonderer Bedeutung ist. Das Freiheitsthema ist beispielsweise eines, das wir nicht bei jedem Kirchentag haben. Und wir haben auch nicht bei jedem Kirchentag das 25-jährige Ge-denken an Tschernobyl wie jetzt in Dresden. Insofern kann man nicht sagen, dass wir nur das machen, was wir sowieso immer machen.

Welche Antworten hat die Kirchentagsbewegung bisher auf ihre Fragen bekommen?GörinG-EcKArDt: Es wäre das Gegenteil von Kirchen-tag, wenn es plötzlich fertige Antworten geben würde. Was die Kirchentagsbewegung tut, und das ist sicher-lich verstärkt der Fall: Sie diskutiert differenziert. Sie versucht, sich kundig zu machen über Konflikte in der Welt, über die Großthemen. Und vom Kirchentag sind Menschen auch immer wieder mit neuen Ideen nach Hause gegangen. Ein Beispiel vom Kirchentag in Bre-men 2009: Wir hatten dort eine »CO2-Spar-Wand« mit Hinweisen für viele, teils überraschende Möglich-keiten, im Alltag klimafreundlich zu handeln. Dort konnte man sich Klebezettel mitnehmen, auf denen solche Sachen standen wie: »Auf jeden Topf passt ein Deckel.« Denn wer auf seinen Kochtopf einen Deckel setzt, spart beim Kochen Energie. Wenn ich heute durch das Land fahre und für den Kirchentag in Dresden Werbung mache, sprechen mich immer wieder Menschen darauf an, dass sie sich damals einen solchen Zettel genommen haben und seine Ratschläge bis heute befolgen.

Geht es jetzt also um das Kleine vor Ort statt um die großen Demonstrationen?GörinG-EcKArDt: Es ist beides. Mit der Indivi-dualisierung und der individuellen Gottesbe-gegnung bekommt das Persönliche einen stär-keren Akzent – und auf der anderen Seite wird man nie behaupten können, dass die Weltpolitik jetzt vor der Tür bleibt. Man hat als normaler Christenmensch, als normaler Kirchentagsbesucher selten die Gelegenheit, so viele nationale und internationale Gäste beiei-nander zu haben und mitzubekommen, wie auf einem anderen Kontinent dieselbe Frage diskutiert wird, die wir hier disku-tieren.

Aber sind es nicht zum großen Teil immer dieselben Gäste? Agnes Aboum aus Kenia etwa ist bislang in jedem Kirchentagsprogramm gewesen, an das ich mich erinnern kann ...GörinG-EcKArDt: Und das ist auch gut so. Gleichzeitig haben wir in Dresden osteuropäische Gäste, die mit-nichten immer beim Kirchentag waren. Es ist weder verboten noch besonders schwierig, bestimmte Men-schen, die etwas zu sagen haben, mehr als einmal ein-zuladen – und gleichzeitig sagen wir auch: Wir schauen nach neuen Podiumsteilnehmern, gerade auch nach jüngeren. Ein interessantes Phänomen ist allerdings, dass die jüngeren Besucher und Besucherinnen sehr oft zu den ganz alten Rednern gehen. Die wollen im Zwei-felsfall die Weisheit der Menschen mit den weißen Haaren sehen, hören, von ihnen lernen.

Katrin Göring-Eckardt wurde am 3. Mai 1966 in Friedrichroda (Thüringen) geboren. Nach dem abitur studierte sie evangelische Theologie und war Mitglied im »Demokratischen aufbruch«. 1990 wurde sie Mitglied im Bündnis 90 und Bündnis 90/Die Grünen. Seit 1998 ist sie Mitglied, seit 2005 vizepräsidentin des Bundestags.Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Zur pErSon

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Frauenwerk

Die Frauen des Frauenwerks greifen bei ihrer diesjährigen Präsenz das Motto des Kirchentags auf und zeigen, »wo (bei ihnen) das herz schlägt«. Nach vielen Jahren wird das Frauenwerk wieder einen eigenen Stand bei einem Kirchentag haben. Der Mut dazu resultiert aus den guten Erfahrungen beim ökumenischen Kir-chentag in München. Dort war das Frauenwerk als Mitgliedsorganisation des Christinnenrats innerhalb des großen gemeinsamen Stands präsent.Dort zeigten die Besucher auch für die vergleichsweise kleinen Werke ein hohes Interesse und es war eine gute Gelegenheit, das Engagement des Frauenwerks zu präsentieren. In Dresden sollen die Besucherinnen und Besucher mit verschiedenen Mit-machaktionen und einer Überra-schung zum Mitnehmen zum verwei-len eingeladen werden. Neben der regionalen vorsitzenden (oJK), der ZK-vorsitzenden und der referentin sowie der leiterin des redaktions-teams »FrauenWege« werden weitere Frauen aus dem arbeitsausschuss oJK für Gespräche und Begegnung bereit-stehen. Darüber hinaus wird die akti-ve Teilnahme an dem Ökumenischen Frauengottesdienst ein besonderes Erlebnis wird sein. nMarktbereich 1: »Christsein im alltag« angesiedelt sein, F10 D04n»Da wohnt ein Sehnen tief in uns«, Gottesdienst, 2.Juni, 19 Uhr, Christuskirche Strehlen.

radio m

Breit aufgestellt ist der Stand von radio m beim Kirchentag in Dresden im wörtlichen Sinne. Weil Standnach-barn unverhofft abgesprungen sind, haben wir die Chance ergriffen und nach dem Motto »2 für 1« nun eine doppelt so große Standfläche wie geplant. Den zusätzlichen raum nutzen wir für drei »hörstationen« – drei bequeme Sessel, in denen sich die Kirchentagsbesucher nicht nur entspannen, sondern auch in unser hörfunkangebot reinhören können. außerdem stellen wir unser zweites wichtiges Standbein vor: unsere Internetseite www.radio-m.de. Natürlich steht in jedem Fall die medien-missionarische arbeit von radio m im Mittelpunkt. Übrigens: Besonders schön ist, dass zum Stand-Team leute aus der oJK und NJK gehören, die als engagierte Freunde von radio m die arbeit mit präsentie-ren. Breit aufgestellt sind wir also im doppelten Sinne!nMarktbereich 1: Theologie und Glaube, Großzelt, F8 D09

theologische Hochschule reutlingen

Die Theologische hochschule reutlin-gen hatte 2010 beim Ökumenischen Kirchentag in München einen Stand auf der agora. Die Erfahrungen waren so gut, dass es auch in Dresden auf dem Markt der Möglichkeiten einen Stand geben wird. Insgesamt waren 2010 etwa 20 Stu-dierende zum Standmanagement eingeteilt, so dass zu jeder Zeit min-destens zwei Personen vor ort sein konnten. Schnell entwickelte sich der Stand zu einem Treffpunkt und einer Kommunikationsplattform für Studie-rende, deren Freunde, allerlei EmK-ler und andere leute. Und Interessierte kamen in einer Bandbreite, wie sie sich nur auf einem großen Markt fin-den lässt: Menschen, die nichts mehr als einen Sitzplatz oder einen Schluck Wasser brauchten; Menschen, die für sich selbst, ihre Kinder oder Enkelkin-der auf der Suche nach einem guten Studienplatz an einer vertrauenswür-digen Institution waren; oder Men-schen, die das intensive intellektuelle oder geistliche Gespräch suchten. Der Stand bot Informationen über das Studium, die hochschule und die Evangelisch-methodistische Kirche, vielerlei Publikationen konnten ein-gesehen werden. Jetzt freuen wir uns auf den Kirchentag in Dresden!

nMarktbereich 1: Theologie und Glaube, Zelt F7: ausbildungsstätten, Platz C04

Kirchentag: Wo sich Werke unserer Kirche vorstellen

Das

»netzwerk

ökumene« präsen-

tiert sich beim Markt

der Möglichkeiten am

Stand F1 A03

Die EmK präsentiert sich beim Markt der Möglichkeiten

am F5 b09

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– nah bei Gott. Wer also Schätze im Himmel sammelt, der kreist um mehr als sich selbst. Er will mehr, er will anderes und stellt sich so selbst vor Gott. Keine ganz kleine Herausforderung für uns. Aber verbunden mit der großen Zusage, an irdischen Dingen nicht verzwei-feln zu müssen.

So kann sich glücklich schätzen, wem Gott zur Seite steht, glücklich, wer sich aufgehoben weiß bei ihm, glücklich, wer seinen Schatz im Himmel hat. Und zu-

gleich ist klar: Das alles ist nicht zu haben, ohne selbst daran mitzutun, dass Recht geschieht denen, die Ge-walt leiden, dass Hungrige gespeist werden, dass die aufgerichtet werden, die niedergeschlagen sind. Sich dafür mit ganzem Herzen einzusetzen, das ist an uns.

Was ist wirklich wichtig im Leben, woran hänge ich mein Herz, für wen schlägt es und wofür will ich mich einsetzen? Das werden sich beim Kirchentag in Dres-den Christinnen und Christen, Evangelische und Ka-tholische, Orthodoxe und Muslime, Menschen ohne oder mit ganz anderem Glauben fragen. Und sie wer-den nicht zuletzt Antworten in der Bergpredigt finden.

Alle, die sich davon leiten lassen, sind nicht bereit, den Traum von einer anderen, gerechteren Welt aufzu-geben. Und wenn die Hunderttausend, die in Dresden zusammenkommen, ihr Herz öffnen für die Not eines anderen, der Stimme ihres Herzens einmal mehr folgen als der Logik der Ökonomie und aus dem Herzen he-raus handeln ohne Kalkül, dann wird das unser Mitei-nander verändern, ja dann verändert das die Welt.

Da wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6,21) Das ist das Leitwort des 33. Deutschen Evan-gelischen Kirchentags, zu dem in der ersten Ju-

niwoche mehr als hunderttausend Menschen nach Dresden kommen werden. »… da wird auch dein Herz sein.« Ein Halbsatz nur, ganz bewusst so gewählt, um Raum zu lassen, selbst zu überlegen und zu benennen, wo das eigene Herz ist, wofür es schlägt. Dort nämlich, wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Das, woran du dein Herz hängst, wird dein Leben bestimmen und dich als Men-schen ausmachen. Und zur Entschei-dung steht: Sammeln wir Schätze auf Erden, häufen wir mehr Besitz an, als wir wirklich brauchen und halten da-ran egoistisch fest? Oder tun wir das sprichwörtlich Gute, gerade mit dem, was wir haben, und teilen es? Sammeln wir Schätze des Himmels, indem wir danach streben, was Gerechtigkeit und Frieden bringt für mehr als uns selbst?

Auf Gottes Zusagen setzenWie die Schätze des Himmels zu sammeln sind, das sagt Jesus Christus sehr klar in der Bergpredigt, aus der das Kirchentagsmotto stammt: Selig, die Leid tra-gen, selig, die hungert und dürstet nach der Gerechtig-keit, selig die Sanftmütigen, Barmherzigen und Fried-fertigen … denn ihnen gehört das Himmelreich. Wer hier und heute so handelt, dass ihm das Himmelreich gehört: Wer Frieden stiftet, wer auch dann nach Ge-rechtigkeit strebt, obwohl er fürchten muss, dafür ver-folgt zu werden, der sammelt Schätze im Himmel, die weder Motten noch Rost zerfressen und die kein Dieb stehlen kann.

Es werden ja nicht die selig gepriesen, die Hunger leiden müssen, sondern die, die etwas dagegen tun, dass Menschen hungern. Wo so gehandelt wird, da ist das Himmelreich schon angebrochen. Und wer solches tut, dessen Herz ist schon heute da, wo sein Schatz ist

Wort auf den Weg ::: 7»Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein« Matthäus 6,21

Sich glücklich schätzen

KaTrIN GÖrING-ECKarDT sitzt im Deutschen Bundestag für »Bündnis 90/Die Grünen«,

ist Bundestags-vizepräsidentin und Präsidentin des

Evangelischen Kirchentags in Dresden.

»Wir halten am Traum von einer

gerechten Welt fest.«

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9unterwegsinfounterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Statt Urlaub hat Monika Gelder-blom eine Woche am Kurs »Laien in der Verkündigung« teilgenom-men. Eine lohnende Alternative – wie ihr Bericht zeigt.

Wie war der Urlaub?«, wurde ich von meinen Kollegen ge-

fragt. »Anstrengend, aber sehr schön!« habe ich geantwortet. Wie ich das erklärt habe? Ich werde Laienpredigerin unserer Kirche und war eine Woche beim dreistufi-gen Kurs in Braunfels.

Ich war eine der 13 Teilnehme-rinnen und Teilnehmer aus drei Konferenzen am Kurs »Laien in der Verkündigung«. Die Dozenten Klaus Abraham, Knut Neumann und Hans-Christof Lubahn haben uns das Wissen für Laienpredige-rinnen in anschaulicher Weise ver-mittelt.

Von 9 bis 18 Uhr waren wir ge-meinsam in den Bereichen Dog-matik, Methodismus, Altes Testa-ment und Kirchengeschichte un-terwegs. Viele Gruppenarbeiten und praktische Übungen erleich-terten nicht nur das Aufnehmen des Stoffes, sondern halfen auch schnell zu einer guten Gemein-schaft. Nach dem Abendessen

schlossen sich die Übungspredig-ten der Teilnehmer an. Bei meiner Predigt waren mir die Rückmel-dungen der anderen Teilnehmer eine Hilfe und Ermutigung. Da-nach saßen wir in geselliger Runde zusammen. Manches Mal war der Mittagsschlaf am nächsten Tag nötig, um den Schlafmangel aus-zugleichen und die Aufnahmeka-pazität wieder herzustellen.

Wir wurden in der ganzen Wo-che auf unterschiedlichen Wegen durch Gottes Wort angesprochen. Mir ist in der Beschäftigung mit der Urgeschichte (1. Mose 1–12)

noch mal aufgegangen, wie dicht diese an unserem Leben dran ist. Die von den Teilnehmern gestalte-ten Morgen- und Abendandachten gaben uns in den verschiedenen Formen von Liedandacht bis litur-gischer Andacht neue Impulse zum Gotteslob. Die Woche endete mit einem gemeinsam gestalteten Got-tesdienst, in dem wir an unsere Taufe und unser neues Leben mit Christus erinnert wurden. nDer dreistufige Kurs »laien in der verkün-digung« ist eine Möglichkeit, um laienpredi-ger der EmK zu werden. Informationen bei Pastor Klaus abraham, Telefon 0441 25437

kurz &bündig100 JAHrE HotEL tEucHELWALD werden am 28. und 29. Mai in Freudenstadt gefeiert. Beginn ist am 28. Mai mit einem Fest-akt um 17 Uhr. Am 29. Mai gibt es ab 10 Uhr einen Fest-gottesdienst, um 11 Uhr wird eine Ausstellung mit Werken der Schweizer Künstlerin Cor-nelia Mumenthaler eröffnet. Ab 12 Uhr werden die Gäste kulinarisch im Restaurant und auf der Sonnenterasse ver-wöhnt. Ab 14 Uhr gibt es ver-schiedene Angebote im ganzen Haus: Führungen, eine kleine Wanderung über den Kienberg

zur Goldenen Kugel, einen Rundgang durch das histori-sche Freudenstadt und eine kleine Schwarzwald-Rundfahrt mit dem Nostalgiebus. Um 17 Uhr ist ein musikalischer Abschluss geplant.nInformationen unter Telefon 07441 532-0

www.hotel-teuchelwald.de

ALLES ÜbEr DiE GEmEinDEDiAKoniE in der EmK findet sich jetzt im Internet unter www.emk-diako-nie.de. In vier Rubriken sind dort Informationen über die vielfältigen Formen der Diako-

nie in der EmK, Veranstal-tungshinweise und Arbeitshil-fen zusammengeführt. Die Fachgruppe »Gemeindediako-nie und Gemeinwesenarbeit« will dieses Angebot in den nächsten Jahren gemeinsam mit den Diakonie-Ausschüssen bzw. - Kommissionen der Jähr-lichen Konferenz weiter aus-bauen. Damit soll das diakoni-sche Engagement in Gemeinden gefördert werden.

corinna Sipple, Dornhan: Das Schöne an der Woche ist, dass vertrauen wachsen kann, wir das Gelernte in Gesprächen vertiefen und so viel von-einander lernen können.

Ein etwas anderer Urlaub

pastor Hans-christof Lubahn, pforzheim: Diese lerngemeinschaft ist mir ein geistig-geistlicher Genuss und eine intensive, aber lohnende arbeit.

irmi ufer, Zittau: Für mich ist der Kurs ein großer Gewinn. Ich bin dankbar, dass es diese (auch familienfreundliche) Möglichkeit der laienpredi-gerausbildung gibt!

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Seit 100 Jahren gibt es eine metho-distische Gemeinde in Grießbach (Sachsen). Am 1. Mai versammelte sich eine große Festgemeinde, um Gott zu loben und ihm zu danken für sein Wirken in dieser Zeit.

Mit der Verbreitung der me-thodistischen Erweckungs-

bewegung machten sich auch Auf-geschlossene aus Grießbach in die umliegenden Orte Venusberg, Dre-bach, Herold und Weißbach auf, um an den dortigen Versammlun-gen teilzunehmen. Die Gute Nach-

Grießbach: Methodisten seit 100 Jahrenschwistern besonders die Kinder am Herzen und es entstand eine große Sonntagsschule. Es bildete sich ein kleiner Chor, Jugendliche trafen sich mit ihresgleichen der umliegenden Orte.

18 Jahre später war es soweit: Die Erlöserkirche mit Wohnung unterm Dach konnte in der Orts-mitte, unweit des Gemeindeamtes, gebaut werden. Nach nur fünf Mo-naten Bauzeit feierte die Gemeinde am 20. Oktober 1929 die Ein-weihung unter Leitung von Prediger Hermann Ott. In den Jahren 1967 und 1968 wurde ein An- und Umbau nötig. Für das Logo »Der gute Hirte« an der Frontseite zur Straße ließ sich der be-kannte Graphiker Wer-ner Knauer aus Aue ge-winnen.

Am 1. Mai predigte Al-brecht Weiß-bach (Foto rechts), der von 1995 bis 2003 als Pastor für die Gemein-de zuständig war, über die Freiheit eines Christenmenschen und sprach allen Mut zu, die Frei-heit, die uns in Jesus Christus ge-schenkt ist, im Dienste Jesu zu le-ben. Glückwünsche überbrachten Pfarrer Karl-Heinz Kluge im Na-men der Lutherischen Kirche, Bür-germeister Jens Hausstein sowie schriftlich Superintendent Fried-bert Fröhlich. Erfreut wurden wir besonders auch durch den Witzschdorfer Chor, der Gottes Liebe bezeugte. Christin Eibisch

nEine kurze Chronik ist gegen eine Spende erhältlich bei Pastorin Christin Eibisch, Telefon 0371 70087 611.

richt sprach sie an, sie kamen zu einem aktiven Glauben und wie andere wollten sie eine verbindli-che Gemeinschaft bilden.

In der Osterwoche 1911 kam es unter Leitung von Prediger Hugo Georgi zur Mitgliederaufnahme in die Bischöfliche Methodistenkirche und damit zur Gründung einer Ge-meinde, die ab 1913 zum Bezirk Zschopau gehörte. In den ersten Jahren öffnete Familie Berndt ihr Haus für die regelmäßigen Ver-sammlungen und Gottesdienste. Wie anderswo auch lagen den Ge-

Eine große Festgemeinde feierte 100 Jah-re Methodisten in Grießbach.

Ein großes Signet »Der gute hirte« des Graphikers Werner Knauer aus aue ziert die Erlöserkirche in Grießbach.

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unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

12 ::: Geschichte

Zum Schluss ist es noch einmal ganz still. Nur von fern dringen die Klänge übers Wasser. »Nä-her, mein Gott, zu dir« spielt die Bordkapel-

le der »Titanic«. Es ist das letzte Stück, ehe sich das stolze Schiff mit gewaltigem Ächzen ein letztes Mal aufrichtet. Dann wird das da-mals größte Schiff der Welt vom eisigen Meer verschlungen – und mit ihm fast 1.500 Menschen.

Der 15. April 1912 markiert eine der größten Katastrophen der Seefahrt, die die Fantasie von Filmemachern immer wieder angeregt hat. Zehn Spielfilme und sechs Dokumentarfilme sind seither ent-standen, am bekanntesten dürften »Der Untergang der Titanic« (1953) und »Tita-nic« mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet sein. In beiden Filmen spielte die Ka-pelle »Näher, mein Gott, zu dir«.

Doch so gut das Lied passt: Es dürfte sich um eine dramaturgische Zurechtbiegung der Wirklichkeit han-deln. Das schreibt der Musikjournalist Steve Turner in seinem neuen Buch »The Band That Played On« (Die Kapelle, die weiterspielte). Gesichert ist dagegen, dass zwei Mitglieder der berühmten Titanic-Kapelle Me-thodisten waren. Der Leiter und Geiger Wallace Hart-ley und der Cellist John Wesley Woodward.

Turner stellt auch Vermutungen darüber an, inwie-weit der Glaube die Entscheidung der Musiker beein-flusst hat, bis zuletzt zu spielen. Hartleys moralischer Charakter und seine persönliche Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, müsse die Musiker bewegt ha-ben. »Zusammen als Kapelle unter Hartleys Leitung haben sie ihre persönlichen Grenzen überwunden«, schreibt Turner.

Wallace Hartley wuchs in Colne, England, auf. Sein Vater, Albion Hartley, war Chorleiter und Sonntag-schulleiter der »Bethel Independent Methodist Cha-pel«. Vielleicht war es eine Vorahnung der kommen-den Dinge, dass es Chorleiter Hartley war, der das Lied »Näher, mein Gott, zu dir« in der Gemeinde einführte.

Colne hatte starke Beziehungen zum Methodismus, auch wenn seine Einführung in die Bewegung nicht die

besten Eindrücke hinterließ. Mehrere Male besuch-te John Wesley die Textilstadt. Ihm begegneten

stets Widerstand und manchmal Gewalt. Während eines Besuchs stand er einer wü-tenden Menge gegenüber, und einer seiner Helfer wurde von einer Brücke zu Tode gestürzt. Aber der Methodismus wurde schließlich in Colne akzeptiert, zehn me-thodistische Kapellen wurden gegründet.

Geboren 1878, lernte der junge Wal-lace an der Colne Methodist Tagesschule, sang im Gemeindechor und lernte das Violine-Spiel von einem Gemeindemit-

glied. Weniger ist bekannt über das Kapel-lenmitglied mit dem »methodistischsten«

Namen: John Wesley Woodward. Aber der Cellist wurde in methodistischer Tradition erzo-

gen, sein Vater war ein Vorstandsmitglied der »Hill Top Methodist Chapel« in West Bromwich, England.

Die schicksalhafte nachtDie Titanic fuhr von Southampton in England ab. Die Kapelle wurde in Liverpool angeheuert. Hartley ge-hörte zu den drei Musikern, die im Sommer 1912 hei-raten wollten. Diese Reise sollte seine letzte Seereise sein; er wollte zu Hause seine Konzerttätigkeit fort-setzen. Laut Vertrag waren die Musiker Passagiere der zweiten Klasse, nicht Teil der Crew. Somit standen sie nicht unter dem Kommando des Kapitäns. Als das Schiff am 14. April gegen 23.40 Uhr den Eisberg rammte, war das Konzert der Kapelle an diesem Abend fast zu Ende. Irgendetwas veranlasste sie, ihre Instru-mente zusammenzupacken und in den Aufenthalts-raum der ersten Klasse zu gehen. Eine Überlebende behauptete später, dass einer der Männer, als sie an ihm vorüberging, zu ihr sagte, dass sie »den Leuten durch Musik ein bisschen Mut machen wollten«.

»Niemand weiß mit Sicherheit, warum die Kapelle spielte«, erklärt Turner. »Doch wir wissen, dass Wal-

»Titanic«: Spielte ein Methodist das letzte lied?Es war eine Szene, wie fürs Kino gemacht: Kurz bevor die »Titanic« im Meer versank, spielte die Bordkapelle den Choral »Näher, mein Gott, zu dir«. ob es wirklich so war, ist aber zweifelhaft. Klar ist dagegen, dass zwei Musiker Methodisten waren – darunter der Kopf der Band, dessen lieblingschoral eben »Näher, mein Gott, zu dir« war.

Spielte der Geiger Wallace hartley (Bild Mitte) noch »Näher,mein Gott, zu dir«, bevor die Titanic sank?

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unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Titelthema: Der Kirchentag und die EmK ::: 13

lace Hartley einst einem Freund gesagt hatte, dass Musik die Macht besäße, Panik zu verhindern. Mein Gefühl sagt mir, dass er ein Mensch mit großer mora-lischer Autorität und eine geborene Führungspersön-lichkeit war und dass deshalb sein Wunsch zu dieser Zeit auf alle anderen Männer übergegangen war.«

Nur drei Leichen der Musiker wurden gefunden und identifiziert. Darunter war die Hartleys. Seine Lei-che war die einzige, die nach Hause gebracht wurde. Ihm wurde die Ehre eines Helden zuteil: Zu seinem Begräbnis kamen rund 40.000 Menschen – fast zwei-mal so viel wie Colne zu dieser Zeit Einwohner hatte. Mehrere Denkmale wurden zu seiner Ehre und der seiner Kollegen geschaffen.

Die beiden am meisten verbreiteten Meinungen über die Kapelle der Titanic sind, dass sie spielte, bis das Schiff unterging, und dass das letzte Lied »Näher, mein Gott, zu dir« war. Allerdings gibt es dazu keine zuver-lässigen Augenzeugenberichte. Außerdem: Wenn die Kapelle an Deck spielte (sie begann ihre letzte Auffüh-rung im Aufenthaltsraum der ersten Klasse), ist es un-klar, wie die zwei Pianisten daran hätten teilnehmen können – an Deck gab es keine Klaviere. Und als das Schiff begann, sehr schief zu fahren, wäre es für die Cel-listen schwierig gewesen, ihr Spiel sitzend fortzusetzen.

Aber Philip Gowan, Mitglied der EmK und Titanic-Geschichtsforscher, glaubt, dass die Kapelle tatsäch-

lich weiterspielte. »Alle Erzählungen, die ich las oder von Leuten hörte, die dabei waren, deuten für mich darauf hin, dass die Kapelle bis zum Ende spielte«, er-klärt Gowan. »Die meisten der Überlebenden, die an einer Stelle des Schiffes waren, an der sie die Musik gehört haben könnten, behaupteten tatsächlich, dass sie die Kapelle spielen hörten.« Autor Turner erklärt dazu: »Sie spielten sicher, solange sie konnten.«

Ein Walzer zum Schluss?Was aber war das letzte Lied? Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Da es ihr Ziel war, dass die Men-schen ihren Mut nicht verlieren und die Passagiere ru-hig blieben, mag ein Lied, das typischerweise bei Be-erdigungen gesungen wird, nicht die beste Wahl gewe-sen sein. »Es ist wahrscheinlicher, dass sie einen fran-zösischen Walzer gespielt haben. Die verlässlichsten Berichte, die ich gehört habe, erwähnen das Stück ›Songe d‘Automne‹«, sagt Gowan. »Wallace Hartley sagte einmal zu einem Freund, dass, wenn er sich auf einem sinkenden Schiff befände, es am besten sei, ein Lied wie ›Näher, mein Gott, zu dir‹ zu spielen«, sagt Turner. »In einem der überzeugendsten Berichte, die ich las – von einem der Seeleute –, spielte am Schluss ein einzelner Geiger ›Näher, mein Gott, zu dir‹. Ich ver-mute, das war Wallace Hartley.«

UMNS / Übersetzung: Reinhold Parrinello / kieFoTo

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Der Untergang der Titanic im Jahr 1912 hat die Fantasie vieler Maler angeregt – so auch den Briten Willy Stoewer (1864–1931).

Die »titanic«nwar bei ihrer Jungfernfahrt am

10. april 1912 das größte Schiff der Welt (269,04 Meter lang, 28,19 Meter breit, 53,33 Meter hoch, hatte 10,54 Meter Tiefgang, 46.329 Bruttoregistertonnen rauminhalt);

nstieß am 14. april 1912 um 23.40 Uhr mit einem Eisberg zusammen;

nsank nach 2 Stunden und 40 Minuten mit rund 1.500 Passagieren an Bord;

nist für viele ein Symbol für menschliche Selbstüberschätzung.

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20 ::: Aus briefen an die redaktion

»nicht resignieren«Zu: »Wie eine gerechte Gesell-schaft aussehen kann« (9/2011)In »Unterwegs« konnten in der Vergangenheit schon viele gute Bei-träge zu gesellschaftlich relevanten Fragen gelesen werden. Nach mei-nem Dafürhalten ist jedoch der Ar-tikel von Albrecht Müller einer der

besten Publika-tionen zu diesem brisanten The-ma, die ich in den letzten Jah-ren hier und an anderer Stelle gelesen habe. Seine Aufzäh-

lung der beunruhigenden, ja trauri-gen, Fakten lässt an Klarheit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Selbstverständlich kann ich mich fragen, was ich als Einzelne überhaupt tun kann; ist nicht die Lobby in der Wirtschaft und die der »Superreichen« viel zu stark? Das mag stimmen, entlässt uns je-doch keinesfalls aus der Verant-wortung. Gerade wir als Christen sollten weder resignieren, noch uns einschüchtern lassen. Es wäre viel zu einfach, würden wir uns hin-stellen und sagen: »Ich kann ja doch nichts tun, die ›da oben‹ ma-chen sowieso was sie wollen.« Nein, wir haben als (christliches!) Wahlvolk bei jeder Wahl aufs Neue die Möglichkeit, ja die Pflicht, uns einzumischen. Das kann in der Pra-xis durchaus bedeuten, dass wir unser Kreuzchen an einer anderen Stelle machen, als bei Wahlen zu-vor. Herr Müller schreibt vollkom-men richtig: »Die vollendete Ge-rechtigkeit wird es nie geben, aber es gibt Schritte in die richtige Rich-tung.« Gehen wir diese Schritte

Tag für Tag, informieren wir uns, um dann in »christlicher Verant-wortung« zu handeln und uns ein-zumischen.

Sigrid Labitzke, Markgröningen

»musterbeispiel für interreligiöse Verständigung«Zu »Aleviten: Auf dem Weg in die Öffentlichkeit« (9/2011)Es ist beeindruckend, welche Ge-meinsamkeiten alevitischer und methodistischer Glaube aufweisen in Fragen der Ethik, das heißt des rechten Handelns, und der »Heili-gung«. Bei drei aufeinanderfolgen-den Kirchentagen habe ich zusam-men mit einer alevitischen Theolo-gin Dialog- und Diskussionsver-anstaltungen gehabt zum Thema »Gemeinsamkeiten, Vergleichbar-keiten und Andersartigkeiten bei alevitischem und evangelischem Glauben«, die viel Anklang gefun-den haben. Nach Christen und Muslimen bilden die Aleviten die zahlenmäßig drittstärkste Glau-bensgemeinschaft in Deutschland. Ihre besondere Offenheit gegen-über der evangelischen Ausprägung des christlichen Glaubens zeigt sich nicht nur darin, dass alevitische Kinder da, wo es noch keinen alevi-tischen Religionsunterricht gibt, in der Regel am evangelischen Religi-onsunterricht teilnehmen. Sondern auch darin, dass es einen Beschluss des Vorstandes der »Alevitischen Gemeinde Deutschland« als Dach-organisation der Aleviten gibt, in dem die alevitischen Ortsgemein-den aufgefordert werden, von sich aus Kontakt zu evangelischen – und besonders methodistischen! – Gemeinden zu suchen, um einan-der kennenzulernen und auszulo-

ten, was man gemeinsam machen könnte. Ein Musterbeispiel für in-terreligiöse Verständigung und Zu-sammenarbeit!«

Dr. Klaus Thimm, Bonn

»Wir haben einen klaren Auftrag«Zu »kurz gesagt« (4/2011) und Leserbriefen in »unterwegs« (6/2011 und 9/2011)Homosexualität, dazu macht die Bibel, das Wort Gottes, eindeutige Aussagen. Es freut mich, dass dies noch mehr Geschwister so sehen und ernst nehmen. Theologie, die Sünde nicht mehr als solche be-

nennt, stellt das Erlösungsopfer Jesu in Frage. Jesus hätte dann umsonst gelebt und ge-litten. Wer je-doch um Verge-bung bittet, Er-

lösung braucht und will, wird von Jesus gerettet. Frei Gewordene wollen in der Heiligung leben (be-sonderes Merkmal des Methodis-mus). Ist dies heute nicht mehr ge-fragt? Wird dies an der theologi-schen Hochschule der Evangelisch-methodistischen Kirche überhaupt noch gelehrt? Wir haben einen kla-ren Auftrag: Menschen die freima-chende Botschaft der Rettung von Schuld und Sünde durch Jesus zu verkündigen. Lehren wir etwas an-deres, werden wir an den Men-schen unserer Zeit schuldig und berauben sie der Hoffnung für Zeit und Ewigkeit.

Ilse Bernhardt, Pliezhausen

Was meinen Sie?

Diskutieren Sie mit!

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Ihre leserbriefe erreichen uns am schnellsten per E-Mail:[email protected] leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung der redaktion wieder. Wir behalten uns vor, leserbriefe zu kürzen. Ein anspruch auf veröffentli-chung von leserbriefen besteht nicht.

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Ist das gerecht?Der weltweit am meisten gesuchte Terrorist, osama Bin laden, wird gezielt von einer Spezialeinheit in seinem versteck getötet. Der amerikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack obama urteilt über den Einsatz, dass »der Gerechtigkeit Genüge getan« wurde. Bundeskanzlerin angela Merkel drückt ihre Freude über Bin ladens Tod aus. Der vatikan teilt mit, dass sich Christen nicht über die Tötung von Menschen freuen. Jesus sagt: »Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen« (Matthäus 26,52). Wie immer man die Tötung Bin ladens beurteilen mag – es stellt sich doch die Frage, um welche art von Gerechtigkeit es hier geht und welcher Friede beim »Krieg gegen den Terror« erreicht werden soll.

Wir kommen von ostern her und dürfen uns nicht nur der auferstehung Jesu gewiss sein. Wir können als Christen auch eine andere art von Frieden ermöglichen, der zwar nicht von dieser Welt ist, aber in diese Welt hineinwirken kann. Das zieht politisches Engagement nach sich, wie bei den ostermärschen deutlich wird. Doch einmal im Jahr für den Frieden auf die Straße zu gehen, reicht nicht aus. Wir haben eine Botschaft, die eine andere art von Gerechtigkeit fordert und einen echten Frieden will. Diese Botschaft kann eine Gesellschaft verändern, was John Wesley mit seinem sozialpolitischen Einsatz eindrucksvoll bewiesen hat.

Es wäre gut, wenn sich die Kirchen im ökumenischen Miteinander intensiver verständigten und sich mehr Gehör in den Medien verschafften als dies bislang der Fall ist, damit unsere Botschaft mehr Menschen erreicht. hierzu kann aber auch jeder von uns seinen ganz persönlichen, kleinen Beitrag leisten.

Was meinen Sie?Diskutieren Sie mit!

www.board.emk.de

MarKUS KoCh ist Journalist, laienprediger und laienmit-

glied für den Bezirk Baden-Baden/loffenau.

Er lebt mit seiner Familie in Baden-Baden.

Ein etwas fettes, weißes Schaf mit einem Fieberthermometer unter der Pranke begrüßt die Internetnutzer. »Hallo Schäf-

chen!«, heißt es auf der Website www.hirtenbarometer.de. »Hier kannst du die Arbeit aller Würdenträger verschiedener Religio-nen bewerten und sehen, was andere Schäfchen von der Arbeit deines Lieblings-Hirten halten.« Denn das kürzlich ans Netz ge-gangene Internetportal ist Deutschlands erste Website, die allein den Zweck hat, dass Kirchgänger die Arbeit ihres Pfarrers kri-tisch kommentieren – auf Wunsch auch anonym.

Mittels einer Suchfunktion lassen sich Geistliche nach Kon-fession, Wirkungsstätte oder Ort finden. Ist der Pfarrer gefun-den, können Nutzer Noten in den Kategorien »Gottesdienst«, »Glaubwürdigkeit«, »Am Puls der Zeit«, »Jugendarbeit« und »Seniorenarbeit« abgeben. Und sie können Kommentare zu ei-genen Erlebnissen mit dem oder der betreffenden Geistlichen hinzufügen. »Damit wollen wir den Dialog und den Informati-onsfluss zwischen Pfarrern und Kirchenmitgliedern verbessern«, sagt Fabian Ringwald. Zusammen mit drei Freunden hat er das Hirtenbarometer nach dem Vorbild von Lehrerbewertungspor-talen wie spickmich.de gestartet. »Wir sind privat alle in unter-schiedlichen Kirchen engagiert, und haben gemerkt, dass es viel Gesprächsbedarf gibt.«

Jedoch würden sich viele Gemeindemitglieder nicht trauen, ihren Pfarrer auf schlechte Leistungen anzusprechen. »Im Inter-net gibt es oft den hilfreichen Schleier, wo der Benutzer die Mög-lichkeit erhält, dem Pfarrer etwas zu sagen, was er ihm im direk-ten Kontakt nicht ins Gesicht sagen will«, sagt Ringwald. Des-wegen sei auch die Abgabe anonymer Kommentare möglich. Allerdings würden diese Kommentare von den Portalbetreibern moderiert.

Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer ist skep-tisch. »Grundsätzlich begrüßen wir die Möglichkeit, Pfarrerinnen und Pfarrern ein Feedback zu geben«, sagt Pressesprecher Christi-an Fischer. Kritik und Anregungen förderten in der Regel das Ge-meindeleben und trügen zur einer offenen und konstruktiven Be-ziehung zwischen Pfarrer und Gemeinde bei. »Dazu müssen sich aber aus unserer Sicht die Bewertenden und die Bewerteten auf einer glaubwürdigen Beziehungsebene treffen«, so Fischer. Und das sei bei anonymen Plattformen im Internet meist nicht der Fall.

Skeptisch ist auch Holger Eschmann, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule der EmK in Reut-lingen. Er halte solche Bewertungs-Instrumentarien für hilfreich, wenn Personen in Abhängigkeitssituationen seien – etwa Lehrer-Schüler oder Professoren-Studierende. »Bei Pfarrern und Pasto-rinnen sehe ich dadurch eher den Trend verstärkt, weiter von der direkten zur virtuellen Kommunikation zu wechseln.« Hier sei das direkte Ansprechen weitaus sinnvoller. »Dabei können sich auch Gelegenheiten zum seelsorglichen Gespräch ergeben.«

Benjamin Lassiwe/kie

Pfarrerkritik im InternetEine neue Website lädt zur online-Bewertung von Geistlichen ein. Die reaktionen sind gespalten.

21meine meinung :::

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unterwegsHerausgegeben von derEvangelisch-methodistischenKirche in DeutschlandLudolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainZeitschriftenredaktionim Medienwerk der EmK:Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainTelefon 069 242521-150Telefax 069 242521-159E-Mail: [email protected] • Anzeigen- undAbonnementsverwaltung:Blessings 4 you GmbHPostfach 31 11 41 · 70471 StuttgartTelefon 0711 83000-51 Telefax -50Anzeigendisposition:E-Mail: [email protected] gilt der Anzeigentarif 2011.Bezugspreise:Bei Bezug über die EmK-Gemeinde:im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten.Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der ErmsHerstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart

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::: Titelthema: Der Kirchentag und die EmK24

Es ist gar nicht so leicht, an diesem Montagmor-gen mit Alfred Mignon ein ungestörtes Gespräch zu führen. »Ich nehm’ mal inzwischen das Tele-

fon«, sagt seine Frau Eva-Maria. Seit der 61-jährige Pastor in der am Freitag zuvor ausgestrahlten Sendung »Wer wird Millionär?« 125.000 Euro gewonnen und mehr als 110.000 Euro gleich wieder verschenkt hat, reißen sich die Zeitungs- und Fernsehredaktionen um ihn. Die »Bild«-Zeitung setzte die Geschichte sogar auf die Titelseite der Samstagsausgabe, die Einladung zur Talkshow »Markus Lanz« kam noch am selben Abend. Fotografen und Reporter geben sich die Klinke in die Hand. Ein Journalist kam sogar in den Sonntag-morgengottesdienst, um den Pastor zu interviewen.

Doch das bringt Alfred Mignon nicht aus der Ruhe. Er sitzt auf der Holzbank vor dem Haus in Otterfing, genießt die Sonne und lässt die Ereignisse Revue pas-sieren. Ja, mit dem Medieninteresse hat er gerechnet – nicht zuletzt der Fernsehsender selbst habe ja ein Inte-resse daran, möglichst oft genannt zu werden. Und nicht jeden Tag verschenkt einer seinen Gewinn – auch wenn Mignon betont, dass er nicht der Erste ist, der das macht. »Aber dass die Bild-Zeitung die Geschichte auf die Titelseite gehoben hat, das hat mich erschüt-tert.« Offensichtlich sei es so etwas Exotisches, dass jemand seinen Besitz teilt. »Dabei ist das für Christen doch selbstverständlich!«

Ist es eben nicht. Für seine Großzügigkeit musste sich Mignon sogar Schmähungen anhören: Er sei wohl nicht ganz richtig im Kopf, schrieb einer per Mail. Da-rüber kann der Pastor nur den Kopf schütteln, beirren lässt er sich nicht. Er ist schon immer seinen eigenen Weg gegangen. Dabei sei er auch gescheitert, erzählt Mignon. Aber immer wieder sei er in seinem Handeln ermutigt worden – nicht zuletzt in seiner Berufung zum Dienst als Pastor.

Ermutigt haben ihn in den vergangenen Tagen auch hunderte von E-Mail-Schreibern und Telefonanrufern. Auf der Internet-Plattform »Facebook« gibt es begeis-terte Kommentare, beim Kurznachrichtendienst

»Twitter« stand Mignon kurzzeitig ganz oben. Auf der Straße wird der Pastor angesprochen, sogar mit kor-rektem Titel: »Bei einem Spaziergang am Tegernsee rief ein Passant: ›Das ist doch der Pastor von der evan-gelisch-methodistischen Kirche‹«, erzählt Mignon und lacht. »Und das im tiefsten Oberbayern, wo Evangeli-sche sehr selten sind.«

»in Gottes Schoß«In den Ereignissen der vergangenen Tage sieht Mignon klar Gottes Hand am Werk: »Ich habe mich bei dem Sender beworben, weil ich einen klaren Auftrag hatte: Ein guter Freund steckt in finanziellen Schwierigkei-ten. Und wir haben keinen anderen Weg gesehen, um an eine so große Summe zu kommen.« Die Chance, in die Endrunde zu kommen, sei extrem gering – umso klarer sei für ihn gewesen, dass Gott ihn dort haben wollte. Er habe sich während der Sendung in »Gottes Schoß« gefühlt. »Gott – wenn du willst, dass der Fami-lie geholfen wird, dann hilf mir jetzt!«, habe er vor der Sendung gebetet.

Beworben hat er sich schon oft, und zweimal schon war Mignon in die Vorauswahl gekommen. In die Sen-dung selbst hat er es noch nicht geschafft. »Aber ich hatte immer vor, den größten Teil des Gewinns zu ver-schenken.« Deswegen hat Mignon auch jetzt kein Pro-blem damit, den Gewinn wegzugeben. »Ich habe keine Beziehung zu dem Geld aufgebaut – das ist total abs-trakt.« Dabei zeigt er eine Postkarte, auf der steht: »Reichtum sollte nur einen Zweck haben: Armut ab-zuschaffen.« Dieses Zitat von Julius Nyerere, dem ersten Präsidenten von Tansania, habe ihn geleitet. Und natürlich der Satz John Wesleys: »Erwirb, so viel du kannst. Spare, so viel du kannst. Gib, so viel du kannst.«

Das Telefon klingelt. Eine Reporterin will noch un-bedingt vorbeikommen. Mignon seufzt. Aber nur ein bisschen. Schließlich genießt er den Rummel auch. Vor allem, weil dadurch die Kirche positiv ins Gespräch kommt. Volker Kiemle

Ein Satz machte alfred Mignon über Nacht zum Medienstar: »Das Wichtigste für mich ist, dass ich einen Freund aus den Schulden herausholen muss.« Zuvor hatte der 61-jährige Pastor 125.000 Euro gewonnen – und mehr als 110.000 Euro gleich einem Freund versprochen, der in der Klemme steckte.

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